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authorRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:32:46 -0700
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+The Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts, by
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
+other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
+whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
+the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
+www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have
+to check the laws of the country where you are located before using this ebook.
+
+Title: Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Posting Date: October 12, 2014 [EBook #9160]
+Release Date: October, 2005
+First Posted: September 9, 2003
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
+
+
+
+
+Produced by Delphine Lettau, from files obtained from
+Gutenberg Projekt-DE.
+
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+
+
+Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Haec omnia inde esse quibusdam vera,
+ unde in quibusdam falsa sunt.
+Augustinus.
+
+
+
+
+Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing
+Berlin, 1780
+
+
+
+
+Vorbericht des Herausgebers.
+
+Ich habe die erste Hälfte dieses Aufsatzes in meinen Beyträgen bekannt
+gemacht. Itzt bin ich im Stande, das Uebrige nachfolgen zu lassen.
+
+Der Verfasser hat sich darum auf einen Hügel gestellt, von welchem er
+etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg seines heutigen Tages zu
+übersehen glaubt.
+
+Aber er ruft keinen eilfertigen Wanderer, der nur das Nachtlager bald
+zu erreichen wünscht, von seinem Pfade. Er verlangt nicht, daß die
+Aussicht, die ihn entzücket, auch jedes andere Auge entzücken müsse.
+
+Und so, dächte ich, könnte man ihn ja wohl stehen und staunen lassen,
+wo er steht und staunt!
+
+Wenn er aus der unermeßlichen Ferne, die ein sanftes Abendroth seinem
+Blicke weder ganz verhüllt noch ganz entdeckt, nun gar einen
+Fingerzeig mitbrachte, um den ich oft verlegen gewesen!
+
+Ich meyne diesen.--Warum wollen wir in allen positiven Religionen
+nicht lieber weiter nichts, als den Gang erblicken, nach welchem sich
+der menschliche Verstand jedes Orts einzig und allein entwickeln
+können, und noch ferner entwickeln soll; als über eine derselben
+entweder lächeln, oder zürnen? Diesen unsern Hohn, diesen unsern
+Unwillen, verdiente in der besten Welt nichts: und nur die Religionen
+sollten ihn verdienen? Gott hätte seine Hand bey allem im Spiele: nur
+bey unsern Irrthümern nicht?
+
+
+
+
+
+§. 1.
+
+Was die Erziehung bey dem einzeln Menschen ist, ist die Offenbarung
+bey dem ganzen Menschengeschlechte.
+
+§. 2.
+
+Erziehung ist Offenbarung, die dem einzeln Menschen geschieht: und
+Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist,
+und noch geschieht.
+
+§. 3.
+
+Ob die Erziehung aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, in der
+Pädagogik Nutzen haben kann, will ich hier nicht untersuchen. Aber in
+der Theologie kann es gewiß sehr großen Nutzen haben, und viele
+Schwierigkeiten heben, wenn man sich die Offenbarung als eine
+Erziehung des Menschengeschlechts vorstellet.
+
+§. 4.
+
+Erziehung giebt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst
+haben könnte: sie giebt ihm das, was er aus sich selber haben könnte,
+nur geschwinder und leichter. Also giebt auch die Offenbarung dem
+Menschengeschlechte nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich
+selbst überlassen, nicht auch kommen würde: sondern sie gab und giebt
+ihm die wichtigsten dieser Dinge nur früher.
+
+§ 5.
+
+Und so wie es der Erziehung nicht gleichgültig ist, in welcher Ordnung
+sie die Kräfte des Menschen entwickelt; wie sie dem Menschen nicht
+alles auf einmal beibringen kann: eben so hat auch Gott bey seiner
+Offenbarung eine gewisse Ordnung, ein gewisses Maaß halten müssen.
+
+§. 6.
+
+Wenn auch der erste Mensch mit einem Begriffe von einem Einigen Gotte
+sofort ausgestattet wurde: so konnte doch dieser mitgetheilte, und
+nicht erworbene Begriff, unmöglich lange in seiner Lauterkeit bestehen.
+Sobald ihn die sich selbst überlassene menschliche Vernunft zu
+bearbeiten anfing, zerlegte sie den Einzigen Unermeßlichen in mehrere
+Ermeßlichere, und gab jedem dieser Theile ein Merkzeichen.
+
+§. 7.
+
+So entstand natürlicher Weise Vielgötterey und Abgötterey. Und wer
+weiß, wie viele Millionen Jahre sich die menschliche Vernunft noch in
+diesen Irrwegen würde herumgetrieben haben; ohngeachtet überall und zu
+allen Zeiten einzelne Menschen erkannten, daß es Irrwege waren: wenn
+es Gott nicht gefallen hätte, ihr durch einen neuen Stoß eine bessere
+Richtung zu geben.
+
+§. 8.
+
+Da er aber einem jeden einzeln Menschen sich nicht mehr offenbaren
+konnte, noch wollte: so wählte er sich ein einzelnes Volk zu seiner
+besondern Erziehung; und eben das ungeschliffenste, das verwildertste,
+um mit ihm ganz von vorne anfangen zu können.
+
+§. 9.
+
+Dieß war das Israelitische Volk, von welchem man gar nicht einmal weiß,
+was es für einen Gottesdienst in Aegypten hatte. Denn an dem
+Gottesdienste der Aegyptier durften so verachtete Sklaven nicht Theil
+nehmen: und der Gott seiner Väter war ihm gänzlich unbekannt geworden.
+
+§. 10.
+
+Vielleicht, daß ihm die Aegyptier allen Gott, alle Götter ausdrücklich
+untersagt hatten; es in den Glauben gestürzt hatten, es habe gar
+keinen Gott, gar keine Götter; Gott, Götter haben, sey nur ein
+Vorrecht der bessern Aegyptier: und das, um es mit so viel größerm
+Anscheine von Billigkeit tyrannisiren zu dürfen.--Machen Christen es
+mit ihren Sklaven noch itzt viel anders?--
+
+§. 11.
+
+Diesem rohen Volke also ließ sich Gott anfangs blos als den Gott
+seiner Väter ankündigen, um es nur erst mit der Idee eines auch ihm
+zustehenden Gottes bekannt und vertraut zu machen.
+
+§. 12.
+
+Durch die Wunder, mit welchen er es aus Aegypten führte, und in Kanaan
+einsetzte, bezeugte er sich ihm gleich darauf als einen Gott, der
+mächtiger sey, als irgend ein andrer Gott.
+
+§. 13.
+
+Und indem er fortfuhr, sich ihm als den Mächtigsten von allen zu
+bezeugen--welches doch nur einer seyn kann,--gewöhnte er es allmälig
+zu dem Begriffe des Einigen.
+
+§. 14.
+
+Aber wie weit war dieser Begriff des Einigen, noch unter dem wahren
+transcendentalen Begriffe des Einigen, welchen die Vernunft so spät
+erst aus dem Begriffe des Unendlichen mit Sicherheit schließen lernen!
+
+§. 15.
+
+Zu dem wahren Begriffe des Einigen--wenn sich ihm auch schon die
+Besserern des Volks mehr oder weniger näherten--konnte sich doch das
+Volk lange nicht erheben: und dieses war die einzige wahre Ursache,
+warum es so oft seinen Einigen Gott verließ, und den Einigen, d. i.
+Mächtigsten, in irgend einem andern Gotte eines andern Volks zu finden
+glaubte.
+
+§. 16.
+
+Ein Volk aber, das so roh, so ungeschickt zu abgezognen Gedanken war,
+noch so völlig in seiner Kindheit war, was war es für einer
+moralischen Erziehung fähig? Keiner andern, als die dem Alter der
+Kindheit entspricht. Der Erziehung durch unmittelbare sinnliche
+Strafen und Belohnungen.
+
+§. 17.
+
+Auch hier also treffen Erziehung und Offenbarung zusammen. Noch konnte
+Gott seinem Volke keine andere Religion, kein anders Gesetz geben, als
+eines, durch dessen Beobachtung oder Nichtbeobachtung es hier auf
+Erden glücklich oder unglücklich zu werden hoffte oder fürchtete. Denn
+weiter als auf dieses Leben gingen noch seine Blicke nicht. Es wußte
+von keiner Unsterblichkeit der Seele; es sehnte sich nach keinem
+künftigen Leben. Ihm aber nun schon diese Dinge zu offenbaren, welchen
+seine Vernunft noch so wenig gewachsen war: was würde es bey Gott
+anders gewesen seyn, als der Fehler des eiteln Pädagogen, der sein
+Kind lieber übereilen und mit ihm prahlen, als gründlich unterrichten
+will.
+
+§. 18.
+
+Allein wozu, wird man fragen, diese Erziehung eines so rohen Volkes,
+eines Volkes, mit welchem Gott so ganz von vorne anfangen mußte? Ich
+antworte: um in der Folge der Zeit einzelne Glieder desselben so viel
+sichrer zu Erziehern aller übrigen Völker brauchen zu können. Er erzog
+in ihm die künftigen Erzieher des Menschengeschlechts. Das wurden
+Juden, das konnten nur Juden werden, nur Männer aus einem so erzogenen
+Volke.
+
+§. 19.
+
+Denn weiter. Als das Kind unter Schlägen und Liebkosungen aufgewachsen
+und nun zu Jahren des Verstandes gekommen war, stieß es der Vater auf
+einmal in die Fremde; und hier erkannte es auf einmal das Gute, das es
+in seines Vaters Hause gehabt und nicht erkannt hatte.
+
+§. 20.
+
+Während daß Gott sein erwähltes Volk durch alle Staffeln einer
+kindischen Erziehung führte: waren die andern Völker des Erdbodens bey
+dem Lichte der Vernunft ihren Weg fortgegangen. Die meisten derselben
+waren weit hinter dem erwählten Volke zurückgeblieben: nur einige
+waren ihm zuvorgekommen. Und auch das geschieht bey Kindern, die man
+für sich aufwachsen läßt; viele bleiben ganz roh; einige bilden sich
+zum Erstaunen selbst.
+
+§. 21.
+
+Wie aber diese glücklichern Einige nichts gegen den Nutzen und die
+Nothwendigkeit der Erziehung beweisen: so beweisen die wenigen
+heidnischen Völker, die selbst in der Erkenntniß Gottes vor dem
+erwählten Volke noch bis itzt einen Vorsprung zu haben schienen,
+nichts gegen die Offenbarung. Das Kind der Erziehung fängt mit
+langsamen aber sichern Schritten an; es hohlt manches glücklicher
+organisirte Kind der Natur spät ein; aber es hohlt es doch ein, und
+ist alsdann nie wieder von ihm einzuholen.
+
+§. 22.
+
+Auf gleiche Weise. Daß,--die Lehre von der Einheit Gottes bey Seite
+gesetzt, welche in den Büchern des Alten Testaments sich findet, und
+sich nicht findet--daß, sage ich, wenigstens die Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, und die damit verbundene Lehre von Strafe
+und Belohnung in einem künftigen Leben, darum völlig fremd sind:
+beweiset eben so wenig wider den göttlichen Ursprung dieser Bücher. Es
+kann dem ohngeachtet mit allen darinn enthaltenen Wundern und
+Prophezeyungen seine gute Richtigkeit haben. Denn laßt uns setzen,
+jene Lehren würden nicht allein darinn vermißt, jene Lehren wären auch
+sogar nicht einmal wahr, laßt uns setzen, es wäre wirklich für die
+Menschen in diesem Leben alles aus: wäre darum das Daseyn Gottes
+minder erwiesen? stünde es darum Gotte minder frey, würde es darum
+Gotte minder ziemen, sich der zeitlichen Schicksale irgend eines Volks
+aus diesem vergänglichen Geschlechte unmittelbar anzunehmen? Die
+Wunder, die er für die Juden that, die Prophezeyungen, die er durch
+sie aufzeichnen ließ, waren ja nicht blos für die wenigen sterblichen
+Juden, zu deren Zeiten sie geschahen und aufgezeichnet wurden: er
+hatte seine Absichten damit auf das ganze jüdische Volk, auf das ganze
+Menschengeschlecht, die hier auf Erden vielleicht ewig dauern sollen,
+wenn schon jeder einzelne Jude, jeder einzelne Mensch auf immer dahin
+stirbt.
+
+§. 23.
+
+Noch einmal. Der Mangel jener Lehren in den Schriften des Alten
+Testaments beweiset wider ihre Göttlichkeit nichts. Moses war doch von
+Gott gesandt, obschon die Sanktion seines Gesetzes sich nur auf dieses
+Leben erstreckte. Denn warum weiter? Er war ja nur an das
+Israelitische Volk, an das damalige Israelitische Volk gesandt: und
+sein Auftrag war den Kenntnissen, den Fähigkeiten, den Neigungen
+dieses damaligen israelitischen Volks, so wie der Bestimmung des
+künftigen, vollkommen angemessen. Das ist genug.
+
+§. 24.
+
+So weit hätte Warburton auch nur gehen müssen, und nicht weiter. Aber
+der gelehrte Mann überspannte den Bogen. Nicht zufrieden, daß der
+Mangel jener Lehren der göttlichen Sendung Mosis nichts schade: er
+sollte ihm die göttliche Sendung Mosis sogar beweisen. Und wenn er
+diesen Beweis noch aus der Schicklichkeit eines solchen Gesetzes für
+ein solches Volk zu führen gesucht hätte! Aber er nahm seine Zuflucht
+zu einem von Mose bis auf Christum ununterbrochen fortdaurenden Wunder,
+nach welchem Gott einen jeden einzeln Juden gerade so glücklich oder
+unglücklich gemacht habe, als es dessen Gehorsam oder Ungehorsam gegen
+das Gesetz verdiente. Dieses Wunder habe den Mangel jener Lehren, ohne
+welche kein Staat bestehen könne, ersetzt; und eine solche Ersetzung
+eben beweise, was jener Mangel, auf den ersten Anblick, zu verneinen
+scheine.
+
+§. 25.
+
+Wie gut war es, daß Warburton dieses anhaltende Wunder, in welches er
+das Wesentliche der Israelitischen Theokratie setzte, durch nichts
+erhärten, durch nichts wahrscheinlich machen konnte. Denn hätte er das
+gekonnt; wahrlich--alsdenn erst hätte er die Schwierigkeit
+unauflöslich gemacht.--Mir wenigstens.--Denn was die Göttlichkeit
+der Sendung Mosis wieder herstellen sollte, würde an der Sache selbst
+zweifelhaft gemacht haben, die Gott zwar damals nicht mittheilen, aber
+doch gewiß auch nicht erschweren wollte.
+
+§. 26.
+
+Ich erkläre mich an dem Gegenbilde der Offenbarung. Ein Elementarbuch
+für Kinder, darf gar wohl dieses oder jenes wichtige Stück der
+Wissenschaft oder Kunst, die es vorträgt, mit Stillschweigen übergehen,
+von dem der Pädagog urtheilte, daß es den Fähigkeiten der Kinder, für
+die er schrieb, noch nicht angemessen sey. Aber es darf
+schlechterdings nichts enthalten, was den Kindern den Weg zu den
+zurückbehaltnen wichtigen Stücken versperre oder verlege. Vielmehr
+müssen ihnen alle Zugänge zu denselben sorgfältig offen gelassen
+werden: und sie nur von einem einzigen dieser Zugänge ableiten, oder
+verursachen, daß sie denselben später betreten, würde allein die
+Unvollständigkeit des Elementarbuchs zu einem wesentlichen Fehler
+desselben machen.
+
+§ 27.
+
+Also auch konnten in den Schriften des Alten Testaments, in diesen
+Elementarbüchern für das rohe und im Denken ungeübte Israelitische
+Volk, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und künftigen
+Vergeltung gar wohl mangeln: aber enthalten durften sie
+schlechterdings nichts, was das Volk, für das sie geschrieben waren,
+auf dem Wege zu dieser großen Wahrheit auch nur verspätet hätte. Und
+was hätte es, wenig zu sagen, mehr dahin verspätet, als wenn jene
+wunderbare Vergeltung in diesem Leben darinn wäre versprochen, und von
+dem wäre versprochen worden, der nichts verspricht, was er nicht hält?
+
+§. 28.
+
+Denn wenn schon aus der ungleichen Austheilung der Güter dieses Lebens,
+bey der auf Tugend und Laster so wenig Rücksicht genommen zu seyn
+scheinet, eben nicht der strengste Beweis für die Unsterblichkeit der
+Seele und für ein anders Leben, in welchem jener Knoten sich auflöse,
+zu führen: so ist doch wohl gewiß, daß der menschliche Verstand ohne
+jenem Knoten noch lange nicht--und vielleicht auch nie--auf bessere
+und strengere Beweise gekommen wäre. Denn was sollte ihn antreiben
+können, diese bessern Beweise zu suchen? Die blosse Neugierde?
+
+§. 29.
+
+Der und jener Israelite mochte freylich wohl die göttlichen
+Versprechungen und Androhungen, die sich auf den gesammten Staat
+bezogen, auf jedes einzelne Glied desselben erstrecken, und in dem
+festen Glauben stehen, daß wer fromm sey auch glücklich seyn müsse,
+und wer unglücklich sey, oder werde, die Strafe seiner Missethat trage,
+welche sich sofort wieder in Segen verkehre, sobald er von seiner
+Missethat ablasse.--Ein solcher scheinet den Hiob geschrieben zu
+haben; denn der Plan desselben ist ganz in diesem Geiste.--
+
+§. 30.
+
+Aber unmöglich durfte die tägliche Erfahrung diesen Glauben bestärken:
+oder es war auf immer bey dem Volke, das diese Erfahrung hatte, auf
+immer um die Erkennung und Aufnahme der ihm noch ungeläufigen Wahrheit
+geschehen. Denn wenn der Fromme schlechterdings glücklich war, und es
+zu seinem Glücke doch wohl auch mit gehörte, daß seine Zufriedenheit
+keine schrecklichen Gedanken des Todes unterbrachen, daß er alt und
+lebenssatt starb: wie konnte er sich nach einem andern Leben sehnen?
+wie konnte er über etwas nachdenken, wornach er sich nicht sehnte?
+Wenn aber der Fromme darüber nicht nachdachte: wer sollte es denn? Der
+Bösewicht? der die Strafe seiner Missethat fühlte, und wenn er dieses
+Leben verwünschte, so gern auf jedes andere Leben Verzicht that?
+
+§. 31.
+
+Weit weniger verschlug es, daß der und jener Israelite die
+Unsterblichkeit der Seele und künftige Vergeltung, weil sich das
+Gesetz nicht darauf bezog, gerade zu und ausdrücklich leugnete. Das
+Leugnen eines Einzeln--wäre es auch ein Salomo gewesen,--hielt den
+Fortgang des gemeinen Verstandes nicht auf, und war an und für sich
+selbst schon ein Beweis, daß das Volk nun einen großen Schritt der
+Wahrheit näher gekommen war. Denn Einzelne leugnen nur, was Mehrere in
+Ueberlegung ziehen; und in Ueberlegung ziehen, warum man sich vorher
+ganz und gar nicht bekümmerte, ist der halbe Weg zur Erkenntniß.
+
+§. 32.
+
+Laßt uns auch bekennen, daß es ein heroischer Gehorsam ist, die
+Gesetze Gottes beobachten, blos weil es Gottes Gesetze sind, und nicht,
+weil er die Beobachter derselben hier und dort zu belohnen verheissen
+hat; sie beobachten, ob man schon an der künftigen Belohnung ganz
+verzweifelt, und der zeitlichen auch nicht so ganz gewiß ist.
+
+§. 33.
+
+Ein Volk, in diesem heroischen Gehorsame gegen Gott erzogen, sollte es
+nicht bestimmt, sollte es nicht vor allen andern fähig seyn, ganz
+besondere göttliche Absichten auszuführen?--Laßt den Soldaten, der
+seinem Führer blinden Gehorsam leistet, nun auch von der Klugheit
+seines Führers überzeugt werden, und sagt, was dieser Führer mit ihm
+auszuführen sich nicht unterstehen darf?--
+
+§. 34.
+
+Noch hatte das jüdische Volk in seinem Jehova mehr den Mächtigsten,
+als den Weisesten aller Götter verehrt; noch hatte es ihn als einen
+eifrigen Gott mehr gefürchtet, als geliebt: auch dieses zum Beweise,
+daß die Begriffe, die es von seinem höchsten einigen Gott hatte, nicht
+eben die rechten Begriffe waren, die wir von Gott haben müssen. Doch
+nun war die Zeit da, daß diese seine Begriffe erweitert, veredelt,
+berichtiget werden sollten, wozu sich Gott eines ganz natürlichen
+Mittels bediente; eines bessern richtigern Maaßstabes, nach welchem es
+ihn zu schätzen Gelegenheit bekam.
+
+§. 35.
+
+Anstatt daß es ihn bisher nur gegen die armseligen Götzen der kleinen
+benachbarten rohen Völkerschaften geschützt hatte, mit welchen es in
+beständiger Eifersucht lebte: fing es in der Gefangenschaft unter dem
+weisen Perser an, ihn gegen das Wesen aller Wesen zu messen, wie das
+eine geübtere Vernunft erkannte und verehrte.
+
+§. 36.
+
+Die Offenbarung hatte seine Vernunft geleitet, und nun erhellte die
+Vernunft auf einmal seine Offenbarung.
+
+§. 37.
+
+Das war der erste wechselseitige Dienst, den beyde einander leisteten;
+und dem Urheber beyder ist ein solcher gegenseitiger Einfluß so wenig
+unanständig, daß ohne ihm eines von beyden überflüssig seyn würde.
+
+§. 38.
+
+Das in die Fremde geschickte Kind sahe andere Kinder, die mehr wußten;
+die anständiger lebten, und fragte sich beschämt: warum weiß ich das
+nicht auch? warum lebe ich nicht auch so? Hätte in meines Vaters Hause
+man mir das nicht auch beibringen; dazu mich nicht auch anhalten
+sollen? Da sucht es seine Elementarbücher wieder vor, die ihm längst
+zum Ekel geworden, um die Schuld auf die Elementarbücher zu schieben.
+Aber siehe! es erkennet, daß die Schuld nicht an den Büchern liege,
+daß die Schuld ledig sein eigen sey, warum es nicht längst eben das
+wisse, eben so lebe.
+
+§. 39.
+
+Da die Juden nunmehr, auf Veranlassung der reinern Persischen Lehre,
+in ihrem Jehova nicht blos den größten aller Nationalgötter, sondern
+Gott erkannten; da sie ihn als solchen in ihren wieder hervorgesuchten
+heiligen Schriften um so eher finden und andern zeigen konnten, als er
+wirklich darinn war; da sie vor allen sinnlichen Vorstellungen
+desselben einen eben so großen Abscheu bezeugten, oder doch in diesen
+Schriften zu haben angewiesen wurden, als die Perser nur immer hatten:
+was Wunder, daß sie vor den Augen des Cyrus mit einem Gottesdienste
+Gnade fanden, den er zwar noch weit unter dem reinen Sabeismus, aber
+doch auch weit über die groben Abgöttereyen zu seyn erkannte, die sich
+dafür des verlaßnen Landes der Juden bemächtiget hatten?
+
+§. 40.
+
+So erleuchtet über ihre eignen unerkannten Schätze kamen sie zurück,
+und wurden ein ganz andres Volk, dessen erste Sorge es war, diese
+Erleuchtung unter sich dauerhaft zu machen. Bald war an Abfall und
+Abgötterey unter ihm nicht mehr zu denken. Denn man kann einem
+Nationalgott wohl untreu werden, aber nie Gott, so bald man ihn einmal
+erkannt hat.
+
+§. 41.
+
+Die Gottesgelehrten haben diese gänzliche Veränderung des jüdischen
+Volks verschiedentlich zu erklären gesucht; und Einer, der die
+Unzulänglichkeit aller dieser verschiednen Erklärungen sehr wohl
+gezeigt hat, wollte endlich "die augenscheinliche Erfüllung der über
+die Babylonische Gefangenschaft und die Wiederherstellung aus
+derselben ausgesprochnen und aufgeschriebnen Weissagungen," für die
+wahre Ursache derselben angeben. Aber auch diese Ursache kann nur in
+so fern die wahre seyn, als sie die nun erst vereitelten Begriffe von
+Gott voraus setzt. Die Juden mußten nun erst erkannt haben, daß
+Wunderthun und das Künftige vorhersagen, nur Gott zukomme; welches
+beydes sie sonst auch den falschen Götzen beygeleget hatten, wodurch
+eben Wunder und Weissagungen bisher nur einen so schwachen,
+vergänglichen Eindruck auf sie gemacht hatten.
+
+§. 42.
+
+Ohne Zweifel waren die Juden unter den Chaldäern und Persern auch mit
+der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele bekannter geworden.
+Vertrauter mit ihr wurden sie in den Schulen der Griechischen
+Philosophen in Aegypten.
+
+§. 43.
+
+Doch da es mit dieser Lehre, in Ansehung ihrer heiligen Schriften, die
+Bewandniß nicht hatte, die es mit der Lehre von der Einheit und den
+Eigenschaften Gottes gehabt hatte; da jene von dem sinnlichen Volke
+darum war gröblich übersehen worden, diese aber gesucht seyn wollte;
+da auf diese noch Vorübungen nöthig gewesen waren, und also nur
+Anspielungen und Fingerzeige Statt gehabt hatten: so konnte der Glaube
+an die Unsterblichkeit der Seele natürlicher Weise nie der Glaube des
+gesammten Volks werden. Er war und blieb nur der Glaube einer gewissen
+Sekte desselben.
+
+§. 44.
+
+Eine Vorübung auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, nenne
+ich z. E. die göttliche Androhung, die Missethat des Vaters an seinen
+Kindern bis ins dritte und vierte Glied zu strafen. Dieß gewöhnte die
+Väter in Gedanken mit ihren spätesten Nachkommen zu leben, und das
+Unglück, welches sie über diese Unschuldige gebracht hatten, voraus zu
+fühlen.
+
+§. 45.
+
+Eine Anspielung nenne ich, was blos die Neugierde reizen und eine
+Frage veranlassen sollte. Als die oft vorkommende Redensart, zu seinen
+Vätern versammlet werden, für sterben.
+
+§. 46.
+
+Einen Fingerzeig nenne ich, was schon irgend einen Keim enthält, aus
+welchem sich die noch zurückgehaltne Wahrheit entwickeln läßt.
+Dergleichen war Christi Schluß aus der Benennung Gott Abrahams, Isaacs
+und Jacobs. Dieser Fingerzeig scheint mir allerdings in einen strengen
+Beweis ausgebildet werden zu können.
+
+§. 47.
+
+In solchen Vorübungen, Anspielungen, Fingerzeigen besteht die positive
+Vollkommenheit eines Elementarbuchs; so wie die oben erwähnte
+Eigenschaft, daß es den Weg zu den noch zurückgehaltenen Wahrheiten
+nicht erschwere, oder versperre, die negative Vollkommenheit desselben
+war.
+
+§. 48.
+
+Setzt hierzu noch die Einkleidung und den Stil--1) die Einkleidung
+der nicht wohl zu übergehenden abstrakten Wahrheiten in Allegorieen
+und lehrreiche einzelne Fälle, die als wirklich geschehen erzählet
+werden. Dergleichen sind die Schöpfung, unter dem Bilde des werdenden
+Tages; die Quelle des moralischen Bösen, in der Erzählung vom
+verbotnen Baume; der Ursprung der mancherlei Sprachen, in der
+Geschichte vom Thurmbaue zu Babel, u. s. w.
+
+§. 49.
+
+2) den Stil--bald plan und einfältig, bald poetisch, durchaus voll
+Tavtologieen, aber solchen, die den Scharfsinn üben, indem sie bald
+etwas anders zu sagen scheinen, und doch das nehmliche sagen, bald das
+nehmliche zu sagen scheinen, und im Grunde etwas anders bedeuten oder
+bedeuten können:--
+
+§. 50.
+
+Und ihr habt alle gute Eigenschaften eines Elementarbuchs sowol für
+Kinder, als für ein kindisches Volk.
+
+§. 51.
+
+Aber jedes Elementarbuch ist nur für ein gewisses Alter. Das ihm
+entwachsene Kind länger, als die Meinung gewesen, dabey zu verweilen,
+ist schädlich. Denn um dieses auf eine nur einigermaassen nützliche
+Art thun zu können, muß man mehr hineinlegen, als darum liegt; mehr
+hineintragen, als es fassen kann. Man muß der Anspielungen und
+Fingerzeige zu viel suchen und machen, die Allegorieen zu genau
+ausschütteln, die Beyspiele zu umständlich deuten, die Worte zu stark
+pressen. Das giebt dem Kinde einen kleinlichen, schiefen,
+spitzfindigen Verstand; das macht es geheimnißreich, abergläubisch,
+voll Verachtung gegen alles Faßliche und Leichte.
+
+§. 52.
+
+Die nehmliche Weise, wie die Rabbinen ihre heiligen Bücher behandelten!
+Der nehmliche Charakter, den sie dem Geiste ihres Volks dadurch
+ertheilten!
+
+§. 53.
+
+Ein bessrer Pädagog muß kommen, und dem Kinde das erschöpfte
+Elementarbuch aus den Händen reißen.--Christus kam.
+
+§. 54.
+
+Der Theil des Menschengeschlechts, den Gott in Einen Erziehungsplan
+hatte fassen wollen--Er hatte aber nur denjenigen in Einen fassen
+wollen, der durch Sprache, durch Handlung, durch Regierung, durch
+andere natürliche und politische Verhältnisse in sich bereits
+verbunden war--war zu dem zweyten großen Schritte der Erziehung reif.
+
+§. 55.
+
+Das ist: dieser Theil des Menschengeschlechts war in der Ausübung
+seiner Vernunft so weit gekommen, daß er zu seinen moralischen
+Handlungen edlere, würdigere Bewegungsgründe bedurfte und brauchen
+konnte, als zeitliche Belohnung und Strafen waren, die ihn bisher
+geleitet hatten. Das Kind wird Knabe. Leckerey und Spielwerk weicht
+der aufkeimenden Begierde, eben so frey, eben so geehrt, eben so
+glücklich zu werden, als es sein älteres Geschwister sieht.
+
+§. 56.
+
+Schon längst waren die Bessern von jenem Theile des
+Menschengeschlechts gewohnt, sich durch einen Schatten solcher edlern
+Bewegungsgründe regieren zu lassen. Um nach diesem Leben auch nur in
+dem Andenken seiner Mitbürger fortzuleben, that der Grieche und Römer
+alles.
+
+§. 57.
+
+Es war Zeit, daß ein andres wahres nach diesem Leben zu gewärtigendes
+Leben Einfluß auf seine Handlungen gewönne.
+
+§. 58.
+
+Und so ward Christus der erste zuverlässige, praktische Lehrer der
+Unsterblichkeit der Seele.
+
+§. 59.
+
+Der erste zuverlässige Lehrer.--Zuverlässig durch die Weissagungen,
+die in ihm erfüllt schienen; zuverlässig durch die Wunder, die er
+verrichtete; zuverlässig durch seine eigene Wiederbelebung nach einem
+Tode, durch den er seine Lehre versiegelt hatte. Ob wir noch itzt
+diese Wiederbelebung, diese Wunder beweisen können: das lasse ich
+dahin gestellt seyn. So, wie ich es dahin gestellt seyn lasse, wer die
+Person dieses Christus gewesen. Alles das kann damals zur Annehmung
+seiner Lehre wichtig gewesen seyn: itzt ist es zur Erkennung der
+Wahrheit dieser Lehre so wichtig nicht mehr.
+
+§. 60.
+
+Der erste praktische Lehrer.--Denn ein anders ist die Unsterblichkeit
+der Seele, als eine philosophische Speculation, vermuthen, wünschen,
+glauben: ein anders, seine innern und äussern Handlungen darnach
+einrichten.
+
+§. 61.
+
+Und dieses wenigstens lehrte Christus zuerst. Denn ob es gleich bey
+manchen Völkern auch schon vor ihm eingeführter Glaube war, daß böse
+Handlungen noch in jenem Leben bestraft würden: so waren es doch nur
+solche, die der bürgerlichen Gesellschaft Nachtheil brachten, und
+daher auch schon in der bürgerlichen Gesellschaft ihre Strafe hatten.
+Eine innere Reinigkeit des Herzens in Hinsicht auf ein andres Leben zu
+empfehlen, war ihm allein vorbehalten.
+
+§. 62.
+
+Seine Jünger haben diese Lehre getreulich fortgepflanzt. Und wenn sie
+auch kein ander Verdienst hätten, als daß sie einer Wahrheit, die
+Christus nur allein für die Juden bestimmt zu haben schien, einen
+allgemeinem Umlauf unter mehrern Völkern verschaft hätten: so wären
+sie schon darum unter die Pfleger und Wohlthäter des
+Menschengeschlechts zu rechnen.
+
+§. 63.
+
+Daß sie aber diese Eine große Lehre noch mit andern Lehren versetzten,
+deren Wahrheit weniger einleuchtend, deren Nutzen weniger erheblich
+war: wie konnte das anders seyn? Laßt uns sie darum nicht schelten,
+sondern vielmehr mit Ernst untersuchen: ob nicht selbst diese
+beygemischten Lehren ein neuer Richtungsstoß für die menschliche
+Vernunft geworden.
+
+§. 64.
+
+Wenigstens ist es schon aus der Erfahrung klar, daß die
+Neutestamentlichen Schriften, in welchen sich diese Lehren nach
+einiger Zeit aufbewahret fanden, das zweyte beßre Elementarbuch für
+das Menschengeschlecht abgegeben haben, und noch abgeben.
+
+§. 65.
+
+Sie haben seit siebzehnhundert Jahren den menschlichen Verstand mehr
+als alle andere Bücher beschäftiget; mehr als alle andere Bücher
+erleuchtet, sollte es auch nur das Licht seyn, welches der menschliche
+Verstand selbst hineintrug.
+
+§. 66.
+
+Unmöglich hätte irgend ein ander Buch unter so verschiednen Völkern so
+allgemein bekannt werden können: und unstreitig hat das, daß so ganz
+ungleiche Denkungsarten sich mit diesem nehmlichen Buche beschäftigten,
+den menschlichen Verstand mehr fortgeholfen, als wenn jedes Volk für
+sich besonders sein eignes Elementarbuch gehabt hätte.
+
+§. 67.
+
+Auch war es höchst nöthig, daß jedes Volk dieses Buch eine Zeit lang
+für das Non plus ultra seiner Erkenntnisse halten mußte. Denn dafür
+muß auch der Knabe sein Elementarbuch vors erste ansehen; damit die
+Ungeduld, nur fertig zu werden, ihn nicht zu Dingen fortreißt, zu
+welchen er noch keinen Grund gelegt hat.
+
+§. 68.
+
+Und was noch itzt höchst wichtig ist:--Hüte dich, du fähigeres
+Individuum, der du an dem letzten Blatte dieses Elementarbuches
+stampfest und glühest, hüte dich, es deine schwächere Mitschüler
+merken zu lassen, was du witterst, oder schon zu sehn beginnest.
+
+§. 69.
+
+Bis sie dir nach sind, diese schwächere Mitschüler;--kehre lieber
+noch einmal selbst in dieses Elementarbuch zurück, und untersuche, ob
+das, was du nur für Wendungen der Methode, für Lückenbüsser der
+Didaktik hältst, auch wohl nicht etwas Mehrers ist.
+
+§. 70.
+
+Du hast in der Kindheit des Menschengeschlechts an der Lehre von der
+Einheit Gottes gesehen, daß Gott auch bloße Vernunftswahrheiten
+unmittelbar offenbaret; oder verstattet und einleitet, daß bloße
+Vernunftswahrheiten als unmittelbar geoffenbarte Wahrheiten eine Zeit
+lang gelehret werden: um sie geschwinder zu verbreiten, und sie fester
+zu gründen.
+
+§. 71.
+
+Du erfährst, in dem Knabenalter des Menschengeschlechts, an der Lehre
+von der Unsterblichkeit der Seele, das Nehmliche. Sie wird in dem
+zweyten bessern Elementarbuche als Offenbarung geprediget, nicht als
+Resultat menschlicher Schlüsse gelehret.
+
+§. 72.
+
+So wie wir zur Lehre von der Einheit Gottes nunmehr des Alten
+Testaments entbehren können; so wie wir allmälig, zur Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, auch des Neuen Testaments entbehren zu
+können anfangen: könnten in diesem nicht noch mehr dergleichen
+Wahrheiten vorgespiegelt werden, die wir als Offenbarungen so lange
+anstaunen sollen, bis sie die Vernunft aus ihren andern ausgemachten
+Wahrheiten herleiten und mit ihnen verbinden lernen?
+
+§. 73.
+
+Z. E. die Lehre von der Dreyeinigkeit.--Wie, wenn diese Lehre den
+menschlichen Verstand, nach unendlichen Verirrungen rechts und links,
+nur endlich auf den Weg bringen sollte, zu erkennen, daß Gott in dem
+Verstande, in welchem endliche Dinge eins sind, unmöglich eins seyn
+könne; daß auch seine Einheit eine transcendentale Einheit seyn müsse,
+welche eine Art von Mehrheit nicht ausschließt?--Muß Gott wenigstens
+nicht die vollständigste Vorstellung von sich selbst haben? d. i. eine
+Vorstellung, in der sich alles befindet, was in ihm selbst ist. Würde
+sich aber alles in ihr finden, was in ihm selbst ist, wenn auch von
+seiner nothwendigen Wirklichkeit, so wie von seinen übrigen
+Eigenschaften, sich blos eine Vorstellung, sich blos eine Möglichkeit
+fände? Diese Möglichkeit erschöpft das Wesen seiner übrigen
+Eigenschaften: aber auch seiner nothwendigen Wirklichkeit? Mich dünkt
+nicht.--Folglich kann entweder Gott gar keine vollständige
+Vorstellung von sich selbst haben: oder diese vollständige Vorstellung
+ist eben so nothwendig wirklich, als er es selbst ist & c.--Freylich
+ist das Bild von mir im Spiegel nichts als eine leere Vorstellung von
+mir, weil es nur das von mir hat, wovon Lichtstrahlen auf seine Fläche
+fallen. Aber wenn denn nun dieses Bild alles, alles ohne Ausnahme
+hätte, was ich selbst habe: würde es sodann auch noch eine leere
+Vorstellung, oder nicht vielmehr eine wahre Verdopplung meines Selbst
+seyn?--Wenn ich eine ähnliche Verdopplung in Gott zu erkennen glaube:
+so irre ich mich vielleicht nicht so wohl, als daß die Sprache meinen
+Begriffen unterliegt; und so viel bleibt doch immer unwidersprechlich,
+daß diejenigen, welche die Idee davon populär machen wollen, sich
+schwerlich faßlicher und schicklicher hätten ausdrücken können, als
+durch die Benennung eines Sohnes, den Gott von Ewigkeit zeugt.
+
+§. 74.
+
+Und die Lehre von der Erbsünde.--Wie, wenn uns endlich alles
+überführte, daß der Mensch auf der ersten und niedrigsten Stufe seiner
+Menschheit, schlechterdings so Herr seiner Handlungen nicht sey, daß
+er moralischen Gesetzen folgen könne?
+
+§. 75.
+
+Und die Lehre von der Genugthuung des Sohnes.--Wie, wenn uns endlich
+alles nöthigte, anzunehmen: daß Gott, ungeachtet jener ursprünglichen
+Unvermögenheit des Menschen, ihm dennoch moralische Gesetze lieber
+geben, und ihm alle Uebertretungen, in Rücksicht auf seinen Sohn, d. i.
+in Rücksicht auf den selbstständigen Umfang aller seiner
+Vollkommenheiten, gegen den und in dem jede Unvollkommenheit des
+Einzeln verschwindet, lieber verzeihen wollen; als daß er sie ihm
+nicht geben, und ihn von aller moralischen Glückseligkeit
+ausschliessen wollen, die sich ohne moralische Gesetze nicht denken
+läßt?
+
+§. 76.
+
+Man wende nicht ein, daß dergleichen Vernünfteleyen über die
+Geheimnisse der Religion untersagt sind.--Das Wort Geheimniß
+bedeutete, in den ersten Zeiten des Christenthums, ganz etwas anders,
+als wir itzt darunter verstehen; und die Ausbildung geoffenbarter
+Wahrheiten in Vernunftswahrheiten ist schlechterdings nothwendig, wenn
+dem menschlichen Geschlechte damit geholfen seyn soll. Als sie
+geoffenbaret wurden, waren sie freylich noch keine Vernunftswahrheiten;
+aber sie wurden geoffenbaret, um es zu werden. Sie waren gleichsam
+das Facit, welches der Rechenmeister seinen Schülern voraus sagt,
+damit sie sich im Rechnen einigermaassen darnach richten können.
+Wollten sich die Schüler an dem voraus gesagten Facit begnügen: so
+würden sie nie rechnen lernen, und die Absicht, in welcher der gute
+Meister ihnen bey ihrer Arbeit einen Leitfaden gab, schlecht erfüllen.
+
+§. 77.
+
+Und warum sollten wir nicht auch durch eine Religion, mit deren
+historischen Wahrheit, wenn man will, es so mißlich aussieht,
+gleichwohl auf nähere und bessere Begriffe vom göttlichen Wesen, von
+unsrer Natur, von unsern Verhältnissen zu Gott, geleitet werden können,
+auf welche die menschliche Vernunft von selbst nimmermehr gekommen
+wäre?
+
+§. 78.
+
+Es ist nicht wahr, daß Speculationen über diese Dinge jemals Unheil
+gestiftet, und der bürgerlichen Gesellschaft nachtheilig geworden.--
+Nicht den Speculationen: dem Unsinne, der Tyranney, diesen
+Speculationen zu steuern; Menschen, die ihre eigenen hatten, nicht
+ihre eigenen zu gönnen, ist dieser Vorwurf zu machen.
+
+§. 79.
+
+Vielmehr sind dergleichen Speculationen--mögen sie im Einzeln doch
+ausfallen, wie sie wollen--unstreitig die schicklichsten Uebungen des
+menschlichen Verstandes überhaupt, so lange das menschliche Herz
+überhaupt, höchstens nur vermögend ist, die Tugend wegen ihrer ewigen
+glückseligen Folgen zu lieben.
+
+§. 80.
+
+Denn bey dieser Eigennützigkeit des menschlichen Herzens, auch den
+Verstand nur allein an dem üben wollen, was unsere körperlichen
+Bedürfnisse betrift, würde ihn mehr stumpfen, als wetzen heissen. Er
+will schlechterdings an geistigen Gegenständen geübt seyn, wenn er zu
+seiner völligen Aufklärung gelangen, und diejenige Reinigkeit des
+Herzens hervorbringen soll, die uns, die Tugend um ihrer selbst willen
+zu lieben, fähig macht.
+
+§. 81.
+
+Oder soll das menschliche Geschlecht auf diese höchste Stufen der
+Aufklärung und Reinigkeit nie kommen? Nie?
+
+§. 82.
+
+Nie?--Laß mich diese Lästerung nicht denken, Allgütiger!--Die
+Erziehung hat ihr Ziel; bey dem Geschlechte nicht weniger als bey dem
+Einzeln. Was erzogen wird, wird zu Etwas erzogen.
+
+§. 83.
+
+Die schmeichelnden Aussichten, die man dem Jünglinge eröfnet; die Ehre,
+der Wohlstand, die man ihm vorspiegelt: was sind sie mehr, als Mittel,
+ihn zum Manne zu erziehen, der auch dann, wenn diese Aussichten der
+Ehre und des Wohlstandes wegfallen, seine Pflicht zu thun vermögend
+sey.
+
+§. 84.
+
+Darauf zwecke die menschliche Erziehung ab: und die göttliche reiche
+dahin nicht? Was der Kunst mit dem Einzeln gelingt, sollte der Natur
+nicht auch mit dem Ganzen gelingen? Lästerung! Lästerung!
+
+§. 85.
+
+Nein; sie wird kommen, sie wird gewiß kommen, die Zeit der Vollendung,
+da der Mensch, je überzeugter sein Verstand einer immer bessern
+Zukunft sich fühlet, von dieser Zukunft gleichwohl Bewegungsgründe zu
+seinen Handlungen zu erborgen, nicht nöthig haben wird; da er das Gute
+thun wird, weil es das Gute ist, nicht weil willkührliche Belohnungen
+darauf gesetzt sind, die seinen flatterhaften Blick ehedem blos heften
+und stärken sollten, die innern bessern Belohnungen desselben zu
+erkennen.
+
+§. 86.
+
+Sie wird gewiß kommen, die Zeit eines neuen ewigen Evangeliums, die
+uns selbst in den Elementarbüchern des Neuen Bundes versprochen wird.
+
+§. 87.
+
+Vielleicht, daß selbst gewisse Schwärmer des dreizehnten und
+vierzehnten Jahrhunderts einen Strahl dieses neuen ewigen Evangeliums
+aufgefangen hatten; und nur darum irrten, daß sie den Ausbruch
+desselben so nahe verkündigten.
+
+§. 88.
+
+Vielleicht war ihr dreyfaches Alter der Welt keine so leere Grille;
+und gewiß hatten sie keine schlimme Absichten, wenn sie lehrten, daß
+der Neue Bund eben so wohl antiquiret werden müsse, als es der Alte
+geworden. Es blieb auch bey ihnen immer die nehmliche Oekonomie des
+nehmlichen Gottes. Immer--sie meine Sprache sprechen zu lassen--der
+nehmliche Plan der allgemeinen Erziehung des Menschengeschlechts.
+
+§. 89.
+
+Nur daß sie ihn übereilten; nur daß sie ihre Zeitgenossen, die noch
+kaum der Kindheit entwachsen waren, ohne Aufklärung, ohne Vorbereitung,
+mit Eins zu Männern machen zu können glaubten, die ihres dritten
+Zeitalters würdig wären.
+
+§. 90.
+
+Und eben das machte sie zu Schwärmern. Der Schwärmer thut oft sehr
+richtige Blicke in die Zukunft: aber er kann diese Zukunft nur nicht
+erwarten. Er wünscht diese Zukunft beschleuniget; und wünscht, daß sie
+durch ihn beschleuniget werde. Wozu sich die Natur Jahrtausende Zeit
+nimmt, soll in dem Augenblicke seines Daseyns reifen. Denn was hat er
+davon, wenn das, was er für das Bessere erkennt, nicht noch bey seinen
+Lebzeiten das Bessere wird? Kömmt er wieder? Glaubt er wieder zu
+kommen?--Sonderbar, daß diese Schwärmerey allein unter den Schwärmern
+nicht mehr Mode werden will!
+
+§.91.
+
+Geh deinen unmerklichen Schritt, ewige Vorsehung! Nur laß mich dieser
+Unmerklichkeit wegen an dir nicht verzweifeln.--Laß mich an dir nicht
+verzweifeln, wenn selbst deine Schritte mir scheinen sollten, zurück
+zu gehen!--Es ist nicht wahr, daß die kürzeste Linie immer die gerade
+ist.
+
+§. 92.
+
+Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel
+Seitenschritte zu thun!--Und wie? wenn es nun gar so gut als
+ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht
+seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere
+Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin
+liefert?
+
+§. 93.
+
+Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner
+Vollkommenheit gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der
+später) erst durchlaufen haben.--"In einem und eben demselben Leben
+durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben ein sinnlicher Jude
+und ein geistiger Christ gewesen seyn? Kann er in eben demselben Leben
+beyde überhohlet haben?"
+
+§. 94.
+
+Das wohl nun nicht!--Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch
+nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen seyn?
+
+§. 95.
+
+Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist?
+weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterey der Schule
+zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?
+
+§. 96.
+
+Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu
+meiner Vervollkommung gethan haben, welche blos zeitliche Strafen und
+Belohnungen den Menschen bringen können?
+
+§. 97.
+
+Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu thun, uns die
+Aussichten in ewige Belohnungen, so mächtig helfen?
+
+§. 98.
+
+Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse,
+neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so
+viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?
+
+§. 99.
+
+Darum nicht?--Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen?
+Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände,
+würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen
+erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich denn das auf
+ewig vergessen?
+
+§. 100.
+
+Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde?--Verloren?
+--Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit
+mein?
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Erziehung des
+Menschengeschlechts, von Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts, by
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
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+The Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts
+by Gotthold Ephraim Lessing
+#9 in our series by Gotthold Ephraim Lessing
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+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
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+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9160]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 9, 2003]
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+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ASCII
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
+
+
+
+
+Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously
+contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+
+
+
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Haec omnia inde esse quibusdam vera,
+ unde in quibusdam falsa sunt.
+Augustinus.
+
+
+
+
+Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing
+Berlin, 1780
+
+
+
+
+Vorbericht des Herausgebers.
+
+Ich habe die erste Haelfte dieses Aufsatzes in meinen Beytraegen bekannt
+gemacht. Itzt bin ich im Stande, das Uebrige nachfolgen zu lassen.
+
+Der Verfasser hat sich darum auf einen Huegel gestellt, von welchem er
+etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg seines heutigen Tages zu
+uebersehen glaubt.
+
+Aber er ruft keinen eilfertigen Wanderer, der nur das Nachtlager bald
+zu erreichen wuenscht, von seinem Pfade. Er verlangt nicht, dass die
+Aussicht, die ihn entzuecket, auch jedes andere Auge entzuecken muesse.
+
+Und so, daechte ich, koennte man ihn ja wohl stehen und staunen lassen,
+wo er steht und staunt!
+
+Wenn er aus der unermesslichen Ferne, die ein sanftes Abendroth seinem
+Blicke weder ganz verhuellt noch ganz entdeckt, nun gar einen
+Fingerzeig mitbrachte, um den ich oft verlegen gewesen!
+
+Ich meyne diesen.--Warum wollen wir in allen positiven Religionen
+nicht lieber weiter nichts, als den Gang erblicken, nach welchem sich
+der menschliche Verstand jedes Orts einzig und allein entwickeln
+koennen, und noch ferner entwickeln soll; als ueber eine derselben
+entweder laecheln, oder zuernen? Diesen unsern Hohn, diesen unsern
+Unwillen, verdiente in der besten Welt nichts: und nur die Religionen
+sollten ihn verdienen? Gott haette seine Hand bey allem im Spiele: nur
+bey unsern Irrthuemern nicht?
+
+
+
+
+
+Sec.. 1.
+
+Was die Erziehung bey dem einzeln Menschen ist, ist die Offenbarung
+bey dem ganzen Menschengeschlechte.
+
+Sec.. 2.
+
+Erziehung ist Offenbarung, die dem einzeln Menschen geschieht: und
+Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist,
+und noch geschieht.
+
+Sec.. 3.
+
+Ob die Erziehung aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, in der
+Paedagogik Nutzen haben kann, will ich hier nicht untersuchen. Aber in
+der Theologie kann es gewiss sehr grossen Nutzen haben, und viele
+Schwierigkeiten heben, wenn man sich die Offenbarung als eine
+Erziehung des Menschengeschlechts vorstellet.
+
+Sec.. 4.
+
+Erziehung giebt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst
+haben koennte: sie giebt ihm das, was er aus sich selber haben koennte,
+nur geschwinder und leichter. Also giebt auch die Offenbarung dem
+Menschengeschlechte nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich
+selbst ueberlassen, nicht auch kommen wuerde: sondern sie gab und giebt
+ihm die wichtigsten dieser Dinge nur frueher.
+
+Sec. 5.
+
+Und so wie es der Erziehung nicht gleichgueltig ist, in welcher Ordnung
+sie die Kraefte des Menschen entwickelt; wie sie dem Menschen nicht
+alles auf einmal beibringen kann: eben so hat auch Gott bey seiner
+Offenbarung eine gewisse Ordnung, ein gewisses Maass halten muessen.
+
+Sec.. 6.
+
+Wenn auch der erste Mensch mit einem Begriffe von einem Einigen Gotte
+sofort ausgestattet wurde: so konnte doch dieser mitgetheilte, und
+nicht erworbene Begriff, unmoeglich lange in seiner Lauterkeit bestehen.
+Sobald ihn die sich selbst ueberlassene menschliche Vernunft zu
+bearbeiten anfing, zerlegte sie den Einzigen Unermesslichen in mehrere
+Ermesslichere, und gab jedem dieser Theile ein Merkzeichen.
+
+Sec.. 7.
+
+So entstand natuerlicher Weise Vielgoetterey und Abgoetterey. Und wer
+weiss, wie viele Millionen Jahre sich die menschliche Vernunft noch in
+diesen Irrwegen wuerde herumgetrieben haben; ohngeachtet ueberall und zu
+allen Zeiten einzelne Menschen erkannten, dass es Irrwege waren: wenn
+es Gott nicht gefallen haette, ihr durch einen neuen Stoss eine bessere
+Richtung zu geben.
+
+Sec.. 8.
+
+Da er aber einem jeden einzeln Menschen sich nicht mehr offenbaren
+konnte, noch wollte: so waehlte er sich ein einzelnes Volk zu seiner
+besondern Erziehung; und eben das ungeschliffenste, das verwildertste,
+um mit ihm ganz von vorne anfangen zu koennen.
+
+Sec.. 9.
+
+Diess war das Israelitische Volk, von welchem man gar nicht einmal weiss,
+was es fuer einen Gottesdienst in Aegypten hatte. Denn an dem
+Gottesdienste der Aegyptier durften so verachtete Sklaven nicht Theil
+nehmen: und der Gott seiner Vaeter war ihm gaenzlich unbekannt geworden.
+
+Sec.. 10.
+
+Vielleicht, dass ihm die Aegyptier allen Gott, alle Goetter ausdruecklich
+untersagt hatten; es in den Glauben gestuerzt hatten, es habe gar
+keinen Gott, gar keine Goetter; Gott, Goetter haben, sey nur ein
+Vorrecht der bessern Aegyptier: und das, um es mit so viel groesserm
+Anscheine von Billigkeit tyrannisiren zu duerfen.--Machen Christen es
+mit ihren Sklaven noch itzt viel anders?--
+
+Sec.. 11.
+
+Diesem rohen Volke also liess sich Gott anfangs blos als den Gott
+seiner Vaeter ankuendigen, um es nur erst mit der Idee eines auch ihm
+zustehenden Gottes bekannt und vertraut zu machen.
+
+Sec.. 12.
+
+Durch die Wunder, mit welchen er es aus Aegypten fuehrte, und in Kanaan
+einsetzte, bezeugte er sich ihm gleich darauf als einen Gott, der
+maechtiger sey, als irgend ein andrer Gott.
+
+Sec.. 13.
+
+Und indem er fortfuhr, sich ihm als den Maechtigsten von allen zu
+bezeugen--welches doch nur einer seyn kann,--gewoehnte er es allmaelig
+zu dem Begriffe des Einigen.
+
+Sec.. 14.
+
+Aber wie weit war dieser Begriff des Einigen, noch unter dem wahren
+transcendentalen Begriffe des Einigen, welchen die Vernunft so spaet
+erst aus dem Begriffe des Unendlichen mit Sicherheit schliessen lernen!
+
+Sec.. 15.
+
+Zu dem wahren Begriffe des Einigen--wenn sich ihm auch schon die
+Besserern des Volks mehr oder weniger naeherten--konnte sich doch das
+Volk lange nicht erheben: und dieses war die einzige wahre Ursache,
+warum es so oft seinen Einigen Gott verliess, und den Einigen, d. i.
+Maechtigsten, in irgend einem andern Gotte eines andern Volks zu finden
+glaubte.
+
+Sec.. 16.
+
+Ein Volk aber, das so roh, so ungeschickt zu abgezognen Gedanken war,
+noch so voellig in seiner Kindheit war, was war es fuer einer
+moralischen Erziehung faehig? Keiner andern, als die dem Alter der
+Kindheit entspricht. Der Erziehung durch unmittelbare sinnliche
+Strafen und Belohnungen.
+
+Sec.. 17.
+
+Auch hier also treffen Erziehung und Offenbarung zusammen. Noch konnte
+Gott seinem Volke keine andere Religion, kein anders Gesetz geben, als
+eines, durch dessen Beobachtung oder Nichtbeobachtung es hier auf
+Erden gluecklich oder ungluecklich zu werden hoffte oder fuerchtete. Denn
+weiter als auf dieses Leben gingen noch seine Blicke nicht. Es wusste
+von keiner Unsterblichkeit der Seele; es sehnte sich nach keinem
+kuenftigen Leben. Ihm aber nun schon diese Dinge zu offenbaren, welchen
+seine Vernunft noch so wenig gewachsen war: was wuerde es bey Gott
+anders gewesen seyn, als der Fehler des eiteln Paedagogen, der sein
+Kind lieber uebereilen und mit ihm prahlen, als gruendlich unterrichten
+will.
+
+Sec.. 18.
+
+Allein wozu, wird man fragen, diese Erziehung eines so rohen Volkes,
+eines Volkes, mit welchem Gott so ganz von vorne anfangen musste? Ich
+antworte: um in der Folge der Zeit einzelne Glieder desselben so viel
+sichrer zu Erziehern aller uebrigen Voelker brauchen zu koennen. Er erzog
+in ihm die kuenftigen Erzieher des Menschengeschlechts. Das wurden
+Juden, das konnten nur Juden werden, nur Maenner aus einem so erzogenen
+Volke.
+
+Sec.. 19.
+
+Denn weiter. Als das Kind unter Schlaegen und Liebkosungen aufgewachsen
+und nun zu Jahren des Verstandes gekommen war, stiess es der Vater auf
+einmal in die Fremde; und hier erkannte es auf einmal das Gute, das es
+in seines Vaters Hause gehabt und nicht erkannt hatte.
+
+Sec.. 20.
+
+Waehrend dass Gott sein erwaehltes Volk durch alle Staffeln einer
+kindischen Erziehung fuehrte: waren die andern Voelker des Erdbodens bey
+dem Lichte der Vernunft ihren Weg fortgegangen. Die meisten derselben
+waren weit hinter dem erwaehlten Volke zurueckgeblieben: nur einige
+waren ihm zuvorgekommen. Und auch das geschieht bey Kindern, die man
+fuer sich aufwachsen laesst; viele bleiben ganz roh; einige bilden sich
+zum Erstaunen selbst.
+
+Sec.. 21.
+
+Wie aber diese gluecklichern Einige nichts gegen den Nutzen und die
+Nothwendigkeit der Erziehung beweisen: so beweisen die wenigen
+heidnischen Voelker, die selbst in der Erkenntniss Gottes vor dem
+erwaehlten Volke noch bis itzt einen Vorsprung zu haben schienen,
+nichts gegen die Offenbarung. Das Kind der Erziehung faengt mit
+langsamen aber sichern Schritten an; es hohlt manches gluecklicher
+organisirte Kind der Natur spaet ein; aber es hohlt es doch ein, und
+ist alsdann nie wieder von ihm einzuholen.
+
+Sec.. 22.
+
+Auf gleiche Weise. Dass,--die Lehre von der Einheit Gottes bey Seite
+gesetzt, welche in den Buechern des Alten Testaments sich findet, und
+sich nicht findet--dass, sage ich, wenigstens die Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, und die damit verbundene Lehre von Strafe
+und Belohnung in einem kuenftigen Leben, darum voellig fremd sind:
+beweiset eben so wenig wider den goettlichen Ursprung dieser Buecher. Es
+kann dem ohngeachtet mit allen darinn enthaltenen Wundern und
+Prophezeyungen seine gute Richtigkeit haben. Denn lasst uns setzen,
+jene Lehren wuerden nicht allein darinn vermisst, jene Lehren waeren auch
+sogar nicht einmal wahr, lasst uns setzen, es waere wirklich fuer die
+Menschen in diesem Leben alles aus: waere darum das Daseyn Gottes
+minder erwiesen? stuende es darum Gotte minder frey, wuerde es darum
+Gotte minder ziemen, sich der zeitlichen Schicksale irgend eines Volks
+aus diesem vergaenglichen Geschlechte unmittelbar anzunehmen? Die
+Wunder, die er fuer die Juden that, die Prophezeyungen, die er durch
+sie aufzeichnen liess, waren ja nicht blos fuer die wenigen sterblichen
+Juden, zu deren Zeiten sie geschahen und aufgezeichnet wurden: er
+hatte seine Absichten damit auf das ganze juedische Volk, auf das ganze
+Menschengeschlecht, die hier auf Erden vielleicht ewig dauern sollen,
+wenn schon jeder einzelne Jude, jeder einzelne Mensch auf immer dahin
+stirbt.
+
+Sec.. 23.
+
+Noch einmal. Der Mangel jener Lehren in den Schriften des Alten
+Testaments beweiset wider ihre Goettlichkeit nichts. Moses war doch von
+Gott gesandt, obschon die Sanktion seines Gesetzes sich nur auf dieses
+Leben erstreckte. Denn warum weiter? Er war ja nur an das
+Israelitische Volk, an das damalige Israelitische Volk gesandt: und
+sein Auftrag war den Kenntnissen, den Faehigkeiten, den Neigungen
+dieses damaligen israelitischen Volks, so wie der Bestimmung des
+kuenftigen, vollkommen angemessen. Das ist genug.
+
+Sec.. 24.
+
+So weit haette Warburton auch nur gehen muessen, und nicht weiter. Aber
+der gelehrte Mann ueberspannte den Bogen. Nicht zufrieden, dass der
+Mangel jener Lehren der goettlichen Sendung Mosis nichts schade: er
+sollte ihm die goettliche Sendung Mosis sogar beweisen. Und wenn er
+diesen Beweis noch aus der Schicklichkeit eines solchen Gesetzes fuer
+ein solches Volk zu fuehren gesucht haette! Aber er nahm seine Zuflucht
+zu einem von Mose bis auf Christum ununterbrochen fortdaurenden Wunder,
+nach welchem Gott einen jeden einzeln Juden gerade so gluecklich oder
+ungluecklich gemacht habe, als es dessen Gehorsam oder Ungehorsam gegen
+das Gesetz verdiente. Dieses Wunder habe den Mangel jener Lehren, ohne
+welche kein Staat bestehen koenne, ersetzt; und eine solche Ersetzung
+eben beweise, was jener Mangel, auf den ersten Anblick, zu verneinen
+scheine.
+
+Sec.. 25.
+
+Wie gut war es, dass Warburton dieses anhaltende Wunder, in welches er
+das Wesentliche der Israelitischen Theokratie setzte, durch nichts
+erhaerten, durch nichts wahrscheinlich machen konnte. Denn haette er das
+gekonnt; wahrlich--alsdenn erst haette er die Schwierigkeit
+unaufloeslich gemacht.--Mir wenigstens.--Denn was die Goettlichkeit
+der Sendung Mosis wieder herstellen sollte, wuerde an der Sache selbst
+zweifelhaft gemacht haben, die Gott zwar damals nicht mittheilen, aber
+doch gewiss auch nicht erschweren wollte.
+
+Sec.. 26.
+
+Ich erklaere mich an dem Gegenbilde der Offenbarung. Ein Elementarbuch
+fuer Kinder, darf gar wohl dieses oder jenes wichtige Stueck der
+Wissenschaft oder Kunst, die es vortraegt, mit Stillschweigen uebergehen,
+von dem der Paedagog urtheilte, dass es den Faehigkeiten der Kinder, fuer
+die er schrieb, noch nicht angemessen sey. Aber es darf
+schlechterdings nichts enthalten, was den Kindern den Weg zu den
+zurueckbehaltnen wichtigen Stuecken versperre oder verlege. Vielmehr
+muessen ihnen alle Zugaenge zu denselben sorgfaeltig offen gelassen
+werden: und sie nur von einem einzigen dieser Zugaenge ableiten, oder
+verursachen, dass sie denselben spaeter betreten, wuerde allein die
+Unvollstaendigkeit des Elementarbuchs zu einem wesentlichen Fehler
+desselben machen.
+
+Sec. 27.
+
+Also auch konnten in den Schriften des Alten Testaments, in diesen
+Elementarbuechern fuer das rohe und im Denken ungeuebte Israelitische
+Volk, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und kuenftigen
+Vergeltung gar wohl mangeln: aber enthalten durften sie
+schlechterdings nichts, was das Volk, fuer das sie geschrieben waren,
+auf dem Wege zu dieser grossen Wahrheit auch nur verspaetet haette. Und
+was haette es, wenig zu sagen, mehr dahin verspaetet, als wenn jene
+wunderbare Vergeltung in diesem Leben darinn waere versprochen, und von
+dem waere versprochen worden, der nichts verspricht, was er nicht haelt?
+
+Sec.. 28.
+
+Denn wenn schon aus der ungleichen Austheilung der Gueter dieses Lebens,
+bey der auf Tugend und Laster so wenig Ruecksicht genommen zu seyn
+scheinet, eben nicht der strengste Beweis fuer die Unsterblichkeit der
+Seele und fuer ein anders Leben, in welchem jener Knoten sich aufloese,
+zu fuehren: so ist doch wohl gewiss, dass der menschliche Verstand ohne
+jenem Knoten noch lange nicht--und vielleicht auch nie--auf bessere
+und strengere Beweise gekommen waere. Denn was sollte ihn antreiben
+koennen, diese bessern Beweise zu suchen? Die blosse Neugierde?
+
+Sec.. 29.
+
+Der und jener Israelite mochte freylich wohl die goettlichen
+Versprechungen und Androhungen, die sich auf den gesammten Staat
+bezogen, auf jedes einzelne Glied desselben erstrecken, und in dem
+festen Glauben stehen, dass wer fromm sey auch gluecklich seyn muesse,
+und wer ungluecklich sey, oder werde, die Strafe seiner Missethat trage,
+welche sich sofort wieder in Segen verkehre, sobald er von seiner
+Missethat ablasse.--Ein solcher scheinet den Hiob geschrieben zu
+haben; denn der Plan desselben ist ganz in diesem Geiste.--
+
+Sec.. 30.
+
+Aber unmoeglich durfte die taegliche Erfahrung diesen Glauben bestaerken:
+oder es war auf immer bey dem Volke, das diese Erfahrung hatte, auf
+immer um die Erkennung und Aufnahme der ihm noch ungelaeufigen Wahrheit
+geschehen. Denn wenn der Fromme schlechterdings gluecklich war, und es
+zu seinem Gluecke doch wohl auch mit gehoerte, dass seine Zufriedenheit
+keine schrecklichen Gedanken des Todes unterbrachen, dass er alt und
+lebenssatt starb: wie konnte er sich nach einem andern Leben sehnen?
+wie konnte er ueber etwas nachdenken, wornach er sich nicht sehnte?
+Wenn aber der Fromme darueber nicht nachdachte: wer sollte es denn? Der
+Boesewicht? der die Strafe seiner Missethat fuehlte, und wenn er dieses
+Leben verwuenschte, so gern auf jedes andere Leben Verzicht that?
+
+Sec.. 31.
+
+Weit weniger verschlug es, dass der und jener Israelite die
+Unsterblichkeit der Seele und kuenftige Vergeltung, weil sich das
+Gesetz nicht darauf bezog, gerade zu und ausdruecklich leugnete. Das
+Leugnen eines Einzeln--waere es auch ein Salomo gewesen,--hielt den
+Fortgang des gemeinen Verstandes nicht auf, und war an und fuer sich
+selbst schon ein Beweis, dass das Volk nun einen grossen Schritt der
+Wahrheit naeher gekommen war. Denn Einzelne leugnen nur, was Mehrere in
+Ueberlegung ziehen; und in Ueberlegung ziehen, warum man sich vorher
+ganz und gar nicht bekuemmerte, ist der halbe Weg zur Erkenntniss.
+
+Sec.. 32.
+
+Lasst uns auch bekennen, dass es ein heroischer Gehorsam ist, die
+Gesetze Gottes beobachten, blos weil es Gottes Gesetze sind, und nicht,
+weil er die Beobachter derselben hier und dort zu belohnen verheissen
+hat; sie beobachten, ob man schon an der kuenftigen Belohnung ganz
+verzweifelt, und der zeitlichen auch nicht so ganz gewiss ist.
+
+Sec.. 33.
+
+Ein Volk, in diesem heroischen Gehorsame gegen Gott erzogen, sollte es
+nicht bestimmt, sollte es nicht vor allen andern faehig seyn, ganz
+besondere goettliche Absichten auszufuehren?--Lasst den Soldaten, der
+seinem Fuehrer blinden Gehorsam leistet, nun auch von der Klugheit
+seines Fuehrers ueberzeugt werden, und sagt, was dieser Fuehrer mit ihm
+auszufuehren sich nicht unterstehen darf?--
+
+Sec.. 34.
+
+Noch hatte das juedische Volk in seinem Jehova mehr den Maechtigsten,
+als den Weisesten aller Goetter verehrt; noch hatte es ihn als einen
+eifrigen Gott mehr gefuerchtet, als geliebt: auch dieses zum Beweise,
+dass die Begriffe, die es von seinem hoechsten einigen Gott hatte, nicht
+eben die rechten Begriffe waren, die wir von Gott haben muessen. Doch
+nun war die Zeit da, dass diese seine Begriffe erweitert, veredelt,
+berichtiget werden sollten, wozu sich Gott eines ganz natuerlichen
+Mittels bediente; eines bessern richtigern Maassstabes, nach welchem es
+ihn zu schaetzen Gelegenheit bekam.
+
+Sec.. 35.
+
+Anstatt dass es ihn bisher nur gegen die armseligen Goetzen der kleinen
+benachbarten rohen Voelkerschaften geschuetzt hatte, mit welchen es in
+bestaendiger Eifersucht lebte: fing es in der Gefangenschaft unter dem
+weisen Perser an, ihn gegen das Wesen aller Wesen zu messen, wie das
+eine geuebtere Vernunft erkannte und verehrte.
+
+Sec.. 36.
+
+Die Offenbarung hatte seine Vernunft geleitet, und nun erhellte die
+Vernunft auf einmal seine Offenbarung.
+
+Sec.. 37.
+
+Das war der erste wechselseitige Dienst, den beyde einander leisteten;
+und dem Urheber beyder ist ein solcher gegenseitiger Einfluss so wenig
+unanstaendig, dass ohne ihm eines von beyden ueberfluessig seyn wuerde.
+
+Sec.. 38.
+
+Das in die Fremde geschickte Kind sahe andere Kinder, die mehr wussten;
+die anstaendiger lebten, und fragte sich beschaemt: warum weiss ich das
+nicht auch? warum lebe ich nicht auch so? Haette in meines Vaters Hause
+man mir das nicht auch beibringen; dazu mich nicht auch anhalten
+sollen? Da sucht es seine Elementarbuecher wieder vor, die ihm laengst
+zum Ekel geworden, um die Schuld auf die Elementarbuecher zu schieben.
+Aber siehe! es erkennet, dass die Schuld nicht an den Buechern liege,
+dass die Schuld ledig sein eigen sey, warum es nicht laengst eben das
+wisse, eben so lebe.
+
+Sec.. 39.
+
+Da die Juden nunmehr, auf Veranlassung der reinern Persischen Lehre,
+in ihrem Jehova nicht blos den groessten aller Nationalgoetter, sondern
+Gott erkannten; da sie ihn als solchen in ihren wieder hervorgesuchten
+heiligen Schriften um so eher finden und andern zeigen konnten, als er
+wirklich darinn war; da sie vor allen sinnlichen Vorstellungen
+desselben einen eben so grossen Abscheu bezeugten, oder doch in diesen
+Schriften zu haben angewiesen wurden, als die Perser nur immer hatten:
+was Wunder, dass sie vor den Augen des Cyrus mit einem Gottesdienste
+Gnade fanden, den er zwar noch weit unter dem reinen Sabeismus, aber
+doch auch weit ueber die groben Abgoettereyen zu seyn erkannte, die sich
+dafuer des verlassnen Landes der Juden bemaechtiget hatten?
+
+Sec.. 40.
+
+So erleuchtet ueber ihre eignen unerkannten Schaetze kamen sie zurueck,
+und wurden ein ganz andres Volk, dessen erste Sorge es war, diese
+Erleuchtung unter sich dauerhaft zu machen. Bald war an Abfall und
+Abgoetterey unter ihm nicht mehr zu denken. Denn man kann einem
+Nationalgott wohl untreu werden, aber nie Gott, so bald man ihn einmal
+erkannt hat.
+
+Sec.. 41.
+
+Die Gottesgelehrten haben diese gaenzliche Veraenderung des juedischen
+Volks verschiedentlich zu erklaeren gesucht; und Einer, der die
+Unzulaenglichkeit aller dieser verschiednen Erklaerungen sehr wohl
+gezeigt hat, wollte endlich "die augenscheinliche Erfuellung der ueber
+die Babylonische Gefangenschaft und die Wiederherstellung aus
+derselben ausgesprochnen und aufgeschriebnen Weissagungen," fuer die
+wahre Ursache derselben angeben. Aber auch diese Ursache kann nur in
+so fern die wahre seyn, als sie die nun erst vereitelten Begriffe von
+Gott voraus setzt. Die Juden mussten nun erst erkannt haben, dass
+Wunderthun und das Kuenftige vorhersagen, nur Gott zukomme; welches
+beydes sie sonst auch den falschen Goetzen beygeleget hatten, wodurch
+eben Wunder und Weissagungen bisher nur einen so schwachen,
+vergaenglichen Eindruck auf sie gemacht hatten.
+
+Sec.. 42.
+
+Ohne Zweifel waren die Juden unter den Chaldaeern und Persern auch mit
+der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele bekannter geworden.
+Vertrauter mit ihr wurden sie in den Schulen der Griechischen
+Philosophen in Aegypten.
+
+Sec.. 43.
+
+Doch da es mit dieser Lehre, in Ansehung ihrer heiligen Schriften, die
+Bewandniss nicht hatte, die es mit der Lehre von der Einheit und den
+Eigenschaften Gottes gehabt hatte; da jene von dem sinnlichen Volke
+darum war groeblich uebersehen worden, diese aber gesucht seyn wollte;
+da auf diese noch Voruebungen noethig gewesen waren, und also nur
+Anspielungen und Fingerzeige Statt gehabt hatten: so konnte der Glaube
+an die Unsterblichkeit der Seele natuerlicher Weise nie der Glaube des
+gesammten Volks werden. Er war und blieb nur der Glaube einer gewissen
+Sekte desselben.
+
+Sec.. 44.
+
+Eine Voruebung auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, nenne
+ich z. E. die goettliche Androhung, die Missethat des Vaters an seinen
+Kindern bis ins dritte und vierte Glied zu strafen. Diess gewoehnte die
+Vaeter in Gedanken mit ihren spaetesten Nachkommen zu leben, und das
+Unglueck, welches sie ueber diese Unschuldige gebracht hatten, voraus zu
+fuehlen.
+
+Sec.. 45.
+
+Eine Anspielung nenne ich, was blos die Neugierde reizen und eine
+Frage veranlassen sollte. Als die oft vorkommende Redensart, zu seinen
+Vaetern versammlet werden, fuer sterben.
+
+Sec.. 46.
+
+Einen Fingerzeig nenne ich, was schon irgend einen Keim enthaelt, aus
+welchem sich die noch zurueckgehaltne Wahrheit entwickeln laesst.
+Dergleichen war Christi Schluss aus der Benennung Gott Abrahams, Isaacs
+und Jacobs. Dieser Fingerzeig scheint mir allerdings in einen strengen
+Beweis ausgebildet werden zu koennen.
+
+Sec.. 47.
+
+In solchen Voruebungen, Anspielungen, Fingerzeigen besteht die positive
+Vollkommenheit eines Elementarbuchs; so wie die oben erwaehnte
+Eigenschaft, dass es den Weg zu den noch zurueckgehaltenen Wahrheiten
+nicht erschwere, oder versperre, die negative Vollkommenheit desselben
+war.
+
+Sec.. 48.
+
+Setzt hierzu noch die Einkleidung und den Stil--1) die Einkleidung
+der nicht wohl zu uebergehenden abstrakten Wahrheiten in Allegorieen
+und lehrreiche einzelne Faelle, die als wirklich geschehen erzaehlet
+werden. Dergleichen sind die Schoepfung, unter dem Bilde des werdenden
+Tages; die Quelle des moralischen Boesen, in der Erzaehlung vom
+verbotnen Baume; der Ursprung der mancherlei Sprachen, in der
+Geschichte vom Thurmbaue zu Babel, u. s. w.
+
+Sec.. 49.
+
+2) den Stil--bald plan und einfaeltig, bald poetisch, durchaus voll
+Tavtologieen, aber solchen, die den Scharfsinn ueben, indem sie bald
+etwas anders zu sagen scheinen, und doch das nehmliche sagen, bald das
+nehmliche zu sagen scheinen, und im Grunde etwas anders bedeuten oder
+bedeuten koennen:--
+
+Sec.. 50.
+
+Und ihr habt alle gute Eigenschaften eines Elementarbuchs sowol fuer
+Kinder, als fuer ein kindisches Volk.
+
+Sec.. 51.
+
+Aber jedes Elementarbuch ist nur fuer ein gewisses Alter. Das ihm
+entwachsene Kind laenger, als die Meinung gewesen, dabey zu verweilen,
+ist schaedlich. Denn um dieses auf eine nur einigermaassen nuetzliche
+Art thun zu koennen, muss man mehr hineinlegen, als darum liegt; mehr
+hineintragen, als es fassen kann. Man muss der Anspielungen und
+Fingerzeige zu viel suchen und machen, die Allegorieen zu genau
+ausschuetteln, die Beyspiele zu umstaendlich deuten, die Worte zu stark
+pressen. Das giebt dem Kinde einen kleinlichen, schiefen,
+spitzfindigen Verstand; das macht es geheimnissreich, aberglaeubisch,
+voll Verachtung gegen alles Fassliche und Leichte.
+
+Sec.. 52.
+
+Die nehmliche Weise, wie die Rabbinen ihre heiligen Buecher behandelten!
+Der nehmliche Charakter, den sie dem Geiste ihres Volks dadurch
+ertheilten!
+
+Sec.. 53.
+
+Ein bessrer Paedagog muss kommen, und dem Kinde das erschoepfte
+Elementarbuch aus den Haenden reissen.--Christus kam.
+
+Sec.. 54.
+
+Der Theil des Menschengeschlechts, den Gott in Einen Erziehungsplan
+hatte fassen wollen--Er hatte aber nur denjenigen in Einen fassen
+wollen, der durch Sprache, durch Handlung, durch Regierung, durch
+andere natuerliche und politische Verhaeltnisse in sich bereits
+verbunden war--war zu dem zweyten grossen Schritte der Erziehung reif.
+
+Sec.. 55.
+
+Das ist: dieser Theil des Menschengeschlechts war in der Ausuebung
+seiner Vernunft so weit gekommen, dass er zu seinen moralischen
+Handlungen edlere, wuerdigere Bewegungsgruende bedurfte und brauchen
+konnte, als zeitliche Belohnung und Strafen waren, die ihn bisher
+geleitet hatten. Das Kind wird Knabe. Leckerey und Spielwerk weicht
+der aufkeimenden Begierde, eben so frey, eben so geehrt, eben so
+gluecklich zu werden, als es sein aelteres Geschwister sieht.
+
+Sec.. 56.
+
+Schon laengst waren die Bessern von jenem Theile des
+Menschengeschlechts gewohnt, sich durch einen Schatten solcher edlern
+Bewegungsgruende regieren zu lassen. Um nach diesem Leben auch nur in
+dem Andenken seiner Mitbuerger fortzuleben, that der Grieche und Roemer
+alles.
+
+Sec.. 57.
+
+Es war Zeit, dass ein andres wahres nach diesem Leben zu gewaertigendes
+Leben Einfluss auf seine Handlungen gewoenne.
+
+Sec.. 58.
+
+Und so ward Christus der erste zuverlaessige, praktische Lehrer der
+Unsterblichkeit der Seele.
+
+Sec.. 59.
+
+Der erste zuverlaessige Lehrer.--Zuverlaessig durch die Weissagungen,
+die in ihm erfuellt schienen; zuverlaessig durch die Wunder, die er
+verrichtete; zuverlaessig durch seine eigene Wiederbelebung nach einem
+Tode, durch den er seine Lehre versiegelt hatte. Ob wir noch itzt
+diese Wiederbelebung, diese Wunder beweisen koennen: das lasse ich
+dahin gestellt seyn. So, wie ich es dahin gestellt seyn lasse, wer die
+Person dieses Christus gewesen. Alles das kann damals zur Annehmung
+seiner Lehre wichtig gewesen seyn: itzt ist es zur Erkennung der
+Wahrheit dieser Lehre so wichtig nicht mehr.
+
+Sec.. 60.
+
+Der erste praktische Lehrer.--Denn ein anders ist die Unsterblichkeit
+der Seele, als eine philosophische Speculation, vermuthen, wuenschen,
+glauben: ein anders, seine innern und aeussern Handlungen darnach
+einrichten.
+
+Sec.. 61.
+
+Und dieses wenigstens lehrte Christus zuerst. Denn ob es gleich bey
+manchen Voelkern auch schon vor ihm eingefuehrter Glaube war, dass boese
+Handlungen noch in jenem Leben bestraft wuerden: so waren es doch nur
+solche, die der buergerlichen Gesellschaft Nachtheil brachten, und
+daher auch schon in der buergerlichen Gesellschaft ihre Strafe hatten.
+Eine innere Reinigkeit des Herzens in Hinsicht auf ein andres Leben zu
+empfehlen, war ihm allein vorbehalten.
+
+Sec.. 62.
+
+Seine Juenger haben diese Lehre getreulich fortgepflanzt. Und wenn sie
+auch kein ander Verdienst haetten, als dass sie einer Wahrheit, die
+Christus nur allein fuer die Juden bestimmt zu haben schien, einen
+allgemeinem Umlauf unter mehrern Voelkern verschaft haetten: so waeren
+sie schon darum unter die Pfleger und Wohlthaeter des
+Menschengeschlechts zu rechnen.
+
+Sec.. 63.
+
+Dass sie aber diese Eine grosse Lehre noch mit andern Lehren versetzten,
+deren Wahrheit weniger einleuchtend, deren Nutzen weniger erheblich
+war: wie konnte das anders seyn? Lasst uns sie darum nicht schelten,
+sondern vielmehr mit Ernst untersuchen: ob nicht selbst diese
+beygemischten Lehren ein neuer Richtungsstoss fuer die menschliche
+Vernunft geworden.
+
+Sec.. 64.
+
+Wenigstens ist es schon aus der Erfahrung klar, dass die
+Neutestamentlichen Schriften, in welchen sich diese Lehren nach
+einiger Zeit aufbewahret fanden, das zweyte bessre Elementarbuch fuer
+das Menschengeschlecht abgegeben haben, und noch abgeben.
+
+Sec.. 65.
+
+Sie haben seit siebzehnhundert Jahren den menschlichen Verstand mehr
+als alle andere Buecher beschaeftiget; mehr als alle andere Buecher
+erleuchtet, sollte es auch nur das Licht seyn, welches der menschliche
+Verstand selbst hineintrug.
+
+Sec.. 66.
+
+Unmoeglich haette irgend ein ander Buch unter so verschiednen Voelkern so
+allgemein bekannt werden koennen: und unstreitig hat das, dass so ganz
+ungleiche Denkungsarten sich mit diesem nehmlichen Buche beschaeftigten,
+den menschlichen Verstand mehr fortgeholfen, als wenn jedes Volk fuer
+sich besonders sein eignes Elementarbuch gehabt haette.
+
+Sec.. 67.
+
+Auch war es hoechst noethig, dass jedes Volk dieses Buch eine Zeit lang
+fuer das Non plus ultra seiner Erkenntnisse halten musste. Denn dafuer
+muss auch der Knabe sein Elementarbuch vors erste ansehen; damit die
+Ungeduld, nur fertig zu werden, ihn nicht zu Dingen fortreisst, zu
+welchen er noch keinen Grund gelegt hat.
+
+Sec.. 68.
+
+Und was noch itzt hoechst wichtig ist:--Huete dich, du faehigeres
+Individuum, der du an dem letzten Blatte dieses Elementarbuches
+stampfest und gluehest, huete dich, es deine schwaechere Mitschueler
+merken zu lassen, was du witterst, oder schon zu sehn beginnest.
+
+Sec.. 69.
+
+Bis sie dir nach sind, diese schwaechere Mitschueler;--kehre lieber
+noch einmal selbst in dieses Elementarbuch zurueck, und untersuche, ob
+das, was du nur fuer Wendungen der Methode, fuer Lueckenbuesser der
+Didaktik haeltst, auch wohl nicht etwas Mehrers ist.
+
+Sec.. 70.
+
+Du hast in der Kindheit des Menschengeschlechts an der Lehre von der
+Einheit Gottes gesehen, dass Gott auch blosse Vernunftswahrheiten
+unmittelbar offenbaret; oder verstattet und einleitet, dass blosse
+Vernunftswahrheiten als unmittelbar geoffenbarte Wahrheiten eine Zeit
+lang gelehret werden: um sie geschwinder zu verbreiten, und sie fester
+zu gruenden.
+
+Sec.. 71.
+
+Du erfaehrst, in dem Knabenalter des Menschengeschlechts, an der Lehre
+von der Unsterblichkeit der Seele, das Nehmliche. Sie wird in dem
+zweyten bessern Elementarbuche als Offenbarung geprediget, nicht als
+Resultat menschlicher Schluesse gelehret.
+
+Sec.. 72.
+
+So wie wir zur Lehre von der Einheit Gottes nunmehr des Alten
+Testaments entbehren koennen; so wie wir allmaelig, zur Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, auch des Neuen Testaments entbehren zu
+koennen anfangen: koennten in diesem nicht noch mehr dergleichen
+Wahrheiten vorgespiegelt werden, die wir als Offenbarungen so lange
+anstaunen sollen, bis sie die Vernunft aus ihren andern ausgemachten
+Wahrheiten herleiten und mit ihnen verbinden lernen?
+
+Sec.. 73.
+
+Z. E. die Lehre von der Dreyeinigkeit.--Wie, wenn diese Lehre den
+menschlichen Verstand, nach unendlichen Verirrungen rechts und links,
+nur endlich auf den Weg bringen sollte, zu erkennen, dass Gott in dem
+Verstande, in welchem endliche Dinge eins sind, unmoeglich eins seyn
+koenne; dass auch seine Einheit eine transcendentale Einheit seyn muesse,
+welche eine Art von Mehrheit nicht ausschliesst?--Muss Gott wenigstens
+nicht die vollstaendigste Vorstellung von sich selbst haben? d. i. eine
+Vorstellung, in der sich alles befindet, was in ihm selbst ist. Wuerde
+sich aber alles in ihr finden, was in ihm selbst ist, wenn auch von
+seiner nothwendigen Wirklichkeit, so wie von seinen uebrigen
+Eigenschaften, sich blos eine Vorstellung, sich blos eine Moeglichkeit
+faende? Diese Moeglichkeit erschoepft das Wesen seiner uebrigen
+Eigenschaften: aber auch seiner nothwendigen Wirklichkeit? Mich duenkt
+nicht.--Folglich kann entweder Gott gar keine vollstaendige
+Vorstellung von sich selbst haben: oder diese vollstaendige Vorstellung
+ist eben so nothwendig wirklich, als er es selbst ist & c.--Freylich
+ist das Bild von mir im Spiegel nichts als eine leere Vorstellung von
+mir, weil es nur das von mir hat, wovon Lichtstrahlen auf seine Flaeche
+fallen. Aber wenn denn nun dieses Bild alles, alles ohne Ausnahme
+haette, was ich selbst habe: wuerde es sodann auch noch eine leere
+Vorstellung, oder nicht vielmehr eine wahre Verdopplung meines Selbst
+seyn?--Wenn ich eine aehnliche Verdopplung in Gott zu erkennen glaube:
+so irre ich mich vielleicht nicht so wohl, als dass die Sprache meinen
+Begriffen unterliegt; und so viel bleibt doch immer unwidersprechlich,
+dass diejenigen, welche die Idee davon populaer machen wollen, sich
+schwerlich fasslicher und schicklicher haetten ausdruecken koennen, als
+durch die Benennung eines Sohnes, den Gott von Ewigkeit zeugt.
+
+Sec.. 74.
+
+Und die Lehre von der Erbsuende.--Wie, wenn uns endlich alles
+ueberfuehrte, dass der Mensch auf der ersten und niedrigsten Stufe seiner
+Menschheit, schlechterdings so Herr seiner Handlungen nicht sey, dass
+er moralischen Gesetzen folgen koenne?
+
+Sec.. 75.
+
+Und die Lehre von der Genugthuung des Sohnes.--Wie, wenn uns endlich
+alles noethigte, anzunehmen: dass Gott, ungeachtet jener urspruenglichen
+Unvermoegenheit des Menschen, ihm dennoch moralische Gesetze lieber
+geben, und ihm alle Uebertretungen, in Ruecksicht auf seinen Sohn, d. i.
+in Ruecksicht auf den selbststaendigen Umfang aller seiner
+Vollkommenheiten, gegen den und in dem jede Unvollkommenheit des
+Einzeln verschwindet, lieber verzeihen wollen; als dass er sie ihm
+nicht geben, und ihn von aller moralischen Glueckseligkeit
+ausschliessen wollen, die sich ohne moralische Gesetze nicht denken
+laesst?
+
+Sec.. 76.
+
+Man wende nicht ein, dass dergleichen Vernuenfteleyen ueber die
+Geheimnisse der Religion untersagt sind.--Das Wort Geheimniss
+bedeutete, in den ersten Zeiten des Christenthums, ganz etwas anders,
+als wir itzt darunter verstehen; und die Ausbildung geoffenbarter
+Wahrheiten in Vernunftswahrheiten ist schlechterdings nothwendig, wenn
+dem menschlichen Geschlechte damit geholfen seyn soll. Als sie
+geoffenbaret wurden, waren sie freylich noch keine Vernunftswahrheiten;
+aber sie wurden geoffenbaret, um es zu werden. Sie waren gleichsam
+das Facit, welches der Rechenmeister seinen Schuelern voraus sagt,
+damit sie sich im Rechnen einigermaassen darnach richten koennen.
+Wollten sich die Schueler an dem voraus gesagten Facit begnuegen: so
+wuerden sie nie rechnen lernen, und die Absicht, in welcher der gute
+Meister ihnen bey ihrer Arbeit einen Leitfaden gab, schlecht erfuellen.
+
+Sec.. 77.
+
+Und warum sollten wir nicht auch durch eine Religion, mit deren
+historischen Wahrheit, wenn man will, es so misslich aussieht,
+gleichwohl auf naehere und bessere Begriffe vom goettlichen Wesen, von
+unsrer Natur, von unsern Verhaeltnissen zu Gott, geleitet werden koennen,
+auf welche die menschliche Vernunft von selbst nimmermehr gekommen
+waere?
+
+Sec.. 78.
+
+Es ist nicht wahr, dass Speculationen ueber diese Dinge jemals Unheil
+gestiftet, und der buergerlichen Gesellschaft nachtheilig geworden.--
+Nicht den Speculationen: dem Unsinne, der Tyranney, diesen
+Speculationen zu steuern; Menschen, die ihre eigenen hatten, nicht
+ihre eigenen zu goennen, ist dieser Vorwurf zu machen.
+
+Sec.. 79.
+
+Vielmehr sind dergleichen Speculationen--moegen sie im Einzeln doch
+ausfallen, wie sie wollen--unstreitig die schicklichsten Uebungen des
+menschlichen Verstandes ueberhaupt, so lange das menschliche Herz
+ueberhaupt, hoechstens nur vermoegend ist, die Tugend wegen ihrer ewigen
+glueckseligen Folgen zu lieben.
+
+Sec.. 80.
+
+Denn bey dieser Eigennuetzigkeit des menschlichen Herzens, auch den
+Verstand nur allein an dem ueben wollen, was unsere koerperlichen
+Beduerfnisse betrift, wuerde ihn mehr stumpfen, als wetzen heissen. Er
+will schlechterdings an geistigen Gegenstaenden geuebt seyn, wenn er zu
+seiner voelligen Aufklaerung gelangen, und diejenige Reinigkeit des
+Herzens hervorbringen soll, die uns, die Tugend um ihrer selbst willen
+zu lieben, faehig macht.
+
+Sec.. 81.
+
+Oder soll das menschliche Geschlecht auf diese hoechste Stufen der
+Aufklaerung und Reinigkeit nie kommen? Nie?
+
+Sec.. 82.
+
+Nie?--Lass mich diese Laesterung nicht denken, Allguetiger!--Die
+Erziehung hat ihr Ziel; bey dem Geschlechte nicht weniger als bey dem
+Einzeln. Was erzogen wird, wird zu Etwas erzogen.
+
+Sec.. 83.
+
+Die schmeichelnden Aussichten, die man dem Juenglinge eroefnet; die Ehre,
+der Wohlstand, die man ihm vorspiegelt: was sind sie mehr, als Mittel,
+ihn zum Manne zu erziehen, der auch dann, wenn diese Aussichten der
+Ehre und des Wohlstandes wegfallen, seine Pflicht zu thun vermoegend
+sey.
+
+Sec.. 84.
+
+Darauf zwecke die menschliche Erziehung ab: und die goettliche reiche
+dahin nicht? Was der Kunst mit dem Einzeln gelingt, sollte der Natur
+nicht auch mit dem Ganzen gelingen? Laesterung! Laesterung!
+
+Sec.. 85.
+
+Nein; sie wird kommen, sie wird gewiss kommen, die Zeit der Vollendung,
+da der Mensch, je ueberzeugter sein Verstand einer immer bessern
+Zukunft sich fuehlet, von dieser Zukunft gleichwohl Bewegungsgruende zu
+seinen Handlungen zu erborgen, nicht noethig haben wird; da er das Gute
+thun wird, weil es das Gute ist, nicht weil willkuehrliche Belohnungen
+darauf gesetzt sind, die seinen flatterhaften Blick ehedem blos heften
+und staerken sollten, die innern bessern Belohnungen desselben zu
+erkennen.
+
+Sec.. 86.
+
+Sie wird gewiss kommen, die Zeit eines neuen ewigen Evangeliums, die
+uns selbst in den Elementarbuechern des Neuen Bundes versprochen wird.
+
+Sec.. 87.
+
+Vielleicht, dass selbst gewisse Schwaermer des dreizehnten und
+vierzehnten Jahrhunderts einen Strahl dieses neuen ewigen Evangeliums
+aufgefangen hatten; und nur darum irrten, dass sie den Ausbruch
+desselben so nahe verkuendigten.
+
+Sec.. 88.
+
+Vielleicht war ihr dreyfaches Alter der Welt keine so leere Grille;
+und gewiss hatten sie keine schlimme Absichten, wenn sie lehrten, dass
+der Neue Bund eben so wohl antiquiret werden muesse, als es der Alte
+geworden. Es blieb auch bey ihnen immer die nehmliche Oekonomie des
+nehmlichen Gottes. Immer--sie meine Sprache sprechen zu lassen--der
+nehmliche Plan der allgemeinen Erziehung des Menschengeschlechts.
+
+Sec.. 89.
+
+Nur dass sie ihn uebereilten; nur dass sie ihre Zeitgenossen, die noch
+kaum der Kindheit entwachsen waren, ohne Aufklaerung, ohne Vorbereitung,
+mit Eins zu Maennern machen zu koennen glaubten, die ihres dritten
+Zeitalters wuerdig waeren.
+
+Sec.. 90.
+
+Und eben das machte sie zu Schwaermern. Der Schwaermer thut oft sehr
+richtige Blicke in die Zukunft: aber er kann diese Zukunft nur nicht
+erwarten. Er wuenscht diese Zukunft beschleuniget; und wuenscht, dass sie
+durch ihn beschleuniget werde. Wozu sich die Natur Jahrtausende Zeit
+nimmt, soll in dem Augenblicke seines Daseyns reifen. Denn was hat er
+davon, wenn das, was er fuer das Bessere erkennt, nicht noch bey seinen
+Lebzeiten das Bessere wird? Koemmt er wieder? Glaubt er wieder zu
+kommen?--Sonderbar, dass diese Schwaermerey allein unter den Schwaermern
+nicht mehr Mode werden will!
+
+Sec..91.
+
+Geh deinen unmerklichen Schritt, ewige Vorsehung! Nur lass mich dieser
+Unmerklichkeit wegen an dir nicht verzweifeln.--Lass mich an dir nicht
+verzweifeln, wenn selbst deine Schritte mir scheinen sollten, zurueck
+zu gehen!--Es ist nicht wahr, dass die kuerzeste Linie immer die gerade
+ist.
+
+Sec.. 92.
+
+Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel
+Seitenschritte zu thun!--Und wie? wenn es nun gar so gut als
+ausgemacht waere, dass das grosse langsame Rad, welches das Geschlecht
+seiner Vollkommenheit naeher bringt, nur durch kleinere schnellere
+Raeder in Bewegung gesetzt wuerde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin
+liefert?
+
+Sec.. 93.
+
+Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner
+Vollkommenheit gelangt, muss jeder einzelne Mensch (der frueher, der
+spaeter) erst durchlaufen haben.--"In einem und eben demselben Leben
+durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben ein sinnlicher Jude
+und ein geistiger Christ gewesen seyn? Kann er in eben demselben Leben
+beyde ueberhohlet haben?"
+
+Sec.. 94.
+
+Das wohl nun nicht!--Aber warum koennte jeder einzelne Mensch auch
+nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen seyn?
+
+Sec.. 95.
+
+Ist diese Hypothese darum so laecherlich, weil sie die aelteste ist?
+weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterey der Schule
+zerstreut und geschwaecht hatte, sogleich darauf verfiel?
+
+Sec.. 96.
+
+Warum koennte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu
+meiner Vervollkommung gethan haben, welche blos zeitliche Strafen und
+Belohnungen den Menschen bringen koennen?
+
+Sec.. 97.
+
+Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu thun, uns die
+Aussichten in ewige Belohnungen, so maechtig helfen?
+
+Sec.. 98.
+
+Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse,
+neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so
+viel weg, dass es der Muehe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?
+
+Sec.. 99.
+
+Darum nicht?--Oder, weil ich es vergesse, dass ich schon da gewesen?
+Wohl mir, dass ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustaende,
+wuerde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwaertigen zu machen
+erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muss, habe ich denn das auf
+ewig vergessen?
+
+Sec.. 100.
+
+Oder, weil so zu viel Zeit fuer mich verloren gehen wuerde?--Verloren?
+--Und was habe ich denn zu versaeumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit
+mein?
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Erziehung des
+Menschengeschlechts, von Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts
+by Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
+
+This file should be named 7mens10.txt or 7mens10.zip
+Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7mens11.txt
+VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7mens10a.txt
+
+Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously
+contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
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+Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
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+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
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+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
+
+We need your donations more than ever!
+
+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
+and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
+Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
+Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
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+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
+
+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
+
+As the requirements for other states are met, additions to this list
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+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
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+not yet registered, we know of no prohibition against accepting
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+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
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+requirements for other states are met, additions to this list will be
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+(Three Pages)
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+Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
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+
+*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*
+
diff --git a/old/7mens10.zip b/old/7mens10.zip
new file mode 100644
index 0000000..bb96062
--- /dev/null
+++ b/old/7mens10.zip
Binary files differ
diff --git a/old/8mens10.txt b/old/8mens10.txt
new file mode 100644
index 0000000..05d1c84
--- /dev/null
+++ b/old/8mens10.txt
@@ -0,0 +1,1343 @@
+The Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts
+by Gotthold Ephraim Lessing
+#9 in our series by Gotthold Ephraim Lessing
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
+
+This header should be the first thing seen when viewing this Project
+Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
+header without written permission.
+
+Please read the "legal small print," and other information about the
+eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
+important information about your specific rights and restrictions in
+how the file may be used. You can also find out about how to make a
+donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
+
+
+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9160]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 9, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
+
+
+
+
+Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously
+contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+
+
+
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Die Erziehung des Menschengeschlechts
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Haec omnia inde esse quibusdam vera,
+ unde in quibusdam falsa sunt.
+Augustinus.
+
+
+
+
+Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing
+Berlin, 1780
+
+
+
+
+Vorbericht des Herausgebers.
+
+Ich habe die erste Hälfte dieses Aufsatzes in meinen Beyträgen bekannt
+gemacht. Itzt bin ich im Stande, das Uebrige nachfolgen zu lassen.
+
+Der Verfasser hat sich darum auf einen Hügel gestellt, von welchem er
+etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg seines heutigen Tages zu
+übersehen glaubt.
+
+Aber er ruft keinen eilfertigen Wanderer, der nur das Nachtlager bald
+zu erreichen wünscht, von seinem Pfade. Er verlangt nicht, daß die
+Aussicht, die ihn entzücket, auch jedes andere Auge entzücken müsse.
+
+Und so, dächte ich, könnte man ihn ja wohl stehen und staunen lassen,
+wo er steht und staunt!
+
+Wenn er aus der unermeßlichen Ferne, die ein sanftes Abendroth seinem
+Blicke weder ganz verhüllt noch ganz entdeckt, nun gar einen
+Fingerzeig mitbrachte, um den ich oft verlegen gewesen!
+
+Ich meyne diesen.--Warum wollen wir in allen positiven Religionen
+nicht lieber weiter nichts, als den Gang erblicken, nach welchem sich
+der menschliche Verstand jedes Orts einzig und allein entwickeln
+können, und noch ferner entwickeln soll; als über eine derselben
+entweder lächeln, oder zürnen? Diesen unsern Hohn, diesen unsern
+Unwillen, verdiente in der besten Welt nichts: und nur die Religionen
+sollten ihn verdienen? Gott hätte seine Hand bey allem im Spiele: nur
+bey unsern Irrthümern nicht?
+
+
+
+
+
+§. 1.
+
+Was die Erziehung bey dem einzeln Menschen ist, ist die Offenbarung
+bey dem ganzen Menschengeschlechte.
+
+§. 2.
+
+Erziehung ist Offenbarung, die dem einzeln Menschen geschieht: und
+Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist,
+und noch geschieht.
+
+§. 3.
+
+Ob die Erziehung aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, in der
+Pädagogik Nutzen haben kann, will ich hier nicht untersuchen. Aber in
+der Theologie kann es gewiß sehr großen Nutzen haben, und viele
+Schwierigkeiten heben, wenn man sich die Offenbarung als eine
+Erziehung des Menschengeschlechts vorstellet.
+
+§. 4.
+
+Erziehung giebt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst
+haben könnte: sie giebt ihm das, was er aus sich selber haben könnte,
+nur geschwinder und leichter. Also giebt auch die Offenbarung dem
+Menschengeschlechte nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich
+selbst überlassen, nicht auch kommen würde: sondern sie gab und giebt
+ihm die wichtigsten dieser Dinge nur früher.
+
+§ 5.
+
+Und so wie es der Erziehung nicht gleichgültig ist, in welcher Ordnung
+sie die Kräfte des Menschen entwickelt; wie sie dem Menschen nicht
+alles auf einmal beibringen kann: eben so hat auch Gott bey seiner
+Offenbarung eine gewisse Ordnung, ein gewisses Maaß halten müssen.
+
+§. 6.
+
+Wenn auch der erste Mensch mit einem Begriffe von einem Einigen Gotte
+sofort ausgestattet wurde: so konnte doch dieser mitgetheilte, und
+nicht erworbene Begriff, unmöglich lange in seiner Lauterkeit bestehen.
+Sobald ihn die sich selbst überlassene menschliche Vernunft zu
+bearbeiten anfing, zerlegte sie den Einzigen Unermeßlichen in mehrere
+Ermeßlichere, und gab jedem dieser Theile ein Merkzeichen.
+
+§. 7.
+
+So entstand natürlicher Weise Vielgötterey und Abgötterey. Und wer
+weiß, wie viele Millionen Jahre sich die menschliche Vernunft noch in
+diesen Irrwegen würde herumgetrieben haben; ohngeachtet überall und zu
+allen Zeiten einzelne Menschen erkannten, daß es Irrwege waren: wenn
+es Gott nicht gefallen hätte, ihr durch einen neuen Stoß eine bessere
+Richtung zu geben.
+
+§. 8.
+
+Da er aber einem jeden einzeln Menschen sich nicht mehr offenbaren
+konnte, noch wollte: so wählte er sich ein einzelnes Volk zu seiner
+besondern Erziehung; und eben das ungeschliffenste, das verwildertste,
+um mit ihm ganz von vorne anfangen zu können.
+
+§. 9.
+
+Dieß war das Israelitische Volk, von welchem man gar nicht einmal weiß,
+was es für einen Gottesdienst in Aegypten hatte. Denn an dem
+Gottesdienste der Aegyptier durften so verachtete Sklaven nicht Theil
+nehmen: und der Gott seiner Väter war ihm gänzlich unbekannt geworden.
+
+§. 10.
+
+Vielleicht, daß ihm die Aegyptier allen Gott, alle Götter ausdrücklich
+untersagt hatten; es in den Glauben gestürzt hatten, es habe gar
+keinen Gott, gar keine Götter; Gott, Götter haben, sey nur ein
+Vorrecht der bessern Aegyptier: und das, um es mit so viel größerm
+Anscheine von Billigkeit tyrannisiren zu dürfen.--Machen Christen es
+mit ihren Sklaven noch itzt viel anders?--
+
+§. 11.
+
+Diesem rohen Volke also ließ sich Gott anfangs blos als den Gott
+seiner Väter ankündigen, um es nur erst mit der Idee eines auch ihm
+zustehenden Gottes bekannt und vertraut zu machen.
+
+§. 12.
+
+Durch die Wunder, mit welchen er es aus Aegypten führte, und in Kanaan
+einsetzte, bezeugte er sich ihm gleich darauf als einen Gott, der
+mächtiger sey, als irgend ein andrer Gott.
+
+§. 13.
+
+Und indem er fortfuhr, sich ihm als den Mächtigsten von allen zu
+bezeugen--welches doch nur einer seyn kann,--gewöhnte er es allmälig
+zu dem Begriffe des Einigen.
+
+§. 14.
+
+Aber wie weit war dieser Begriff des Einigen, noch unter dem wahren
+transcendentalen Begriffe des Einigen, welchen die Vernunft so spät
+erst aus dem Begriffe des Unendlichen mit Sicherheit schließen lernen!
+
+§. 15.
+
+Zu dem wahren Begriffe des Einigen--wenn sich ihm auch schon die
+Besserern des Volks mehr oder weniger näherten--konnte sich doch das
+Volk lange nicht erheben: und dieses war die einzige wahre Ursache,
+warum es so oft seinen Einigen Gott verließ, und den Einigen, d. i.
+Mächtigsten, in irgend einem andern Gotte eines andern Volks zu finden
+glaubte.
+
+§. 16.
+
+Ein Volk aber, das so roh, so ungeschickt zu abgezognen Gedanken war,
+noch so völlig in seiner Kindheit war, was war es für einer
+moralischen Erziehung fähig? Keiner andern, als die dem Alter der
+Kindheit entspricht. Der Erziehung durch unmittelbare sinnliche
+Strafen und Belohnungen.
+
+§. 17.
+
+Auch hier also treffen Erziehung und Offenbarung zusammen. Noch konnte
+Gott seinem Volke keine andere Religion, kein anders Gesetz geben, als
+eines, durch dessen Beobachtung oder Nichtbeobachtung es hier auf
+Erden glücklich oder unglücklich zu werden hoffte oder fürchtete. Denn
+weiter als auf dieses Leben gingen noch seine Blicke nicht. Es wußte
+von keiner Unsterblichkeit der Seele; es sehnte sich nach keinem
+künftigen Leben. Ihm aber nun schon diese Dinge zu offenbaren, welchen
+seine Vernunft noch so wenig gewachsen war: was würde es bey Gott
+anders gewesen seyn, als der Fehler des eiteln Pädagogen, der sein
+Kind lieber übereilen und mit ihm prahlen, als gründlich unterrichten
+will.
+
+§. 18.
+
+Allein wozu, wird man fragen, diese Erziehung eines so rohen Volkes,
+eines Volkes, mit welchem Gott so ganz von vorne anfangen mußte? Ich
+antworte: um in der Folge der Zeit einzelne Glieder desselben so viel
+sichrer zu Erziehern aller übrigen Völker brauchen zu können. Er erzog
+in ihm die künftigen Erzieher des Menschengeschlechts. Das wurden
+Juden, das konnten nur Juden werden, nur Männer aus einem so erzogenen
+Volke.
+
+§. 19.
+
+Denn weiter. Als das Kind unter Schlägen und Liebkosungen aufgewachsen
+und nun zu Jahren des Verstandes gekommen war, stieß es der Vater auf
+einmal in die Fremde; und hier erkannte es auf einmal das Gute, das es
+in seines Vaters Hause gehabt und nicht erkannt hatte.
+
+§. 20.
+
+Während daß Gott sein erwähltes Volk durch alle Staffeln einer
+kindischen Erziehung führte: waren die andern Völker des Erdbodens bey
+dem Lichte der Vernunft ihren Weg fortgegangen. Die meisten derselben
+waren weit hinter dem erwählten Volke zurückgeblieben: nur einige
+waren ihm zuvorgekommen. Und auch das geschieht bey Kindern, die man
+für sich aufwachsen läßt; viele bleiben ganz roh; einige bilden sich
+zum Erstaunen selbst.
+
+§. 21.
+
+Wie aber diese glücklichern Einige nichts gegen den Nutzen und die
+Nothwendigkeit der Erziehung beweisen: so beweisen die wenigen
+heidnischen Völker, die selbst in der Erkenntniß Gottes vor dem
+erwählten Volke noch bis itzt einen Vorsprung zu haben schienen,
+nichts gegen die Offenbarung. Das Kind der Erziehung fängt mit
+langsamen aber sichern Schritten an; es hohlt manches glücklicher
+organisirte Kind der Natur spät ein; aber es hohlt es doch ein, und
+ist alsdann nie wieder von ihm einzuholen.
+
+§. 22.
+
+Auf gleiche Weise. Daß,--die Lehre von der Einheit Gottes bey Seite
+gesetzt, welche in den Büchern des Alten Testaments sich findet, und
+sich nicht findet--daß, sage ich, wenigstens die Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, und die damit verbundene Lehre von Strafe
+und Belohnung in einem künftigen Leben, darum völlig fremd sind:
+beweiset eben so wenig wider den göttlichen Ursprung dieser Bücher. Es
+kann dem ohngeachtet mit allen darinn enthaltenen Wundern und
+Prophezeyungen seine gute Richtigkeit haben. Denn laßt uns setzen,
+jene Lehren würden nicht allein darinn vermißt, jene Lehren wären auch
+sogar nicht einmal wahr, laßt uns setzen, es wäre wirklich für die
+Menschen in diesem Leben alles aus: wäre darum das Daseyn Gottes
+minder erwiesen? stünde es darum Gotte minder frey, würde es darum
+Gotte minder ziemen, sich der zeitlichen Schicksale irgend eines Volks
+aus diesem vergänglichen Geschlechte unmittelbar anzunehmen? Die
+Wunder, die er für die Juden that, die Prophezeyungen, die er durch
+sie aufzeichnen ließ, waren ja nicht blos für die wenigen sterblichen
+Juden, zu deren Zeiten sie geschahen und aufgezeichnet wurden: er
+hatte seine Absichten damit auf das ganze jüdische Volk, auf das ganze
+Menschengeschlecht, die hier auf Erden vielleicht ewig dauern sollen,
+wenn schon jeder einzelne Jude, jeder einzelne Mensch auf immer dahin
+stirbt.
+
+§. 23.
+
+Noch einmal. Der Mangel jener Lehren in den Schriften des Alten
+Testaments beweiset wider ihre Göttlichkeit nichts. Moses war doch von
+Gott gesandt, obschon die Sanktion seines Gesetzes sich nur auf dieses
+Leben erstreckte. Denn warum weiter? Er war ja nur an das
+Israelitische Volk, an das damalige Israelitische Volk gesandt: und
+sein Auftrag war den Kenntnissen, den Fähigkeiten, den Neigungen
+dieses damaligen israelitischen Volks, so wie der Bestimmung des
+künftigen, vollkommen angemessen. Das ist genug.
+
+§. 24.
+
+So weit hätte Warburton auch nur gehen müssen, und nicht weiter. Aber
+der gelehrte Mann überspannte den Bogen. Nicht zufrieden, daß der
+Mangel jener Lehren der göttlichen Sendung Mosis nichts schade: er
+sollte ihm die göttliche Sendung Mosis sogar beweisen. Und wenn er
+diesen Beweis noch aus der Schicklichkeit eines solchen Gesetzes für
+ein solches Volk zu führen gesucht hätte! Aber er nahm seine Zuflucht
+zu einem von Mose bis auf Christum ununterbrochen fortdaurenden Wunder,
+nach welchem Gott einen jeden einzeln Juden gerade so glücklich oder
+unglücklich gemacht habe, als es dessen Gehorsam oder Ungehorsam gegen
+das Gesetz verdiente. Dieses Wunder habe den Mangel jener Lehren, ohne
+welche kein Staat bestehen könne, ersetzt; und eine solche Ersetzung
+eben beweise, was jener Mangel, auf den ersten Anblick, zu verneinen
+scheine.
+
+§. 25.
+
+Wie gut war es, daß Warburton dieses anhaltende Wunder, in welches er
+das Wesentliche der Israelitischen Theokratie setzte, durch nichts
+erhärten, durch nichts wahrscheinlich machen konnte. Denn hätte er das
+gekonnt; wahrlich--alsdenn erst hätte er die Schwierigkeit
+unauflöslich gemacht.--Mir wenigstens.--Denn was die Göttlichkeit
+der Sendung Mosis wieder herstellen sollte, würde an der Sache selbst
+zweifelhaft gemacht haben, die Gott zwar damals nicht mittheilen, aber
+doch gewiß auch nicht erschweren wollte.
+
+§. 26.
+
+Ich erkläre mich an dem Gegenbilde der Offenbarung. Ein Elementarbuch
+für Kinder, darf gar wohl dieses oder jenes wichtige Stück der
+Wissenschaft oder Kunst, die es vorträgt, mit Stillschweigen übergehen,
+von dem der Pädagog urtheilte, daß es den Fähigkeiten der Kinder, für
+die er schrieb, noch nicht angemessen sey. Aber es darf
+schlechterdings nichts enthalten, was den Kindern den Weg zu den
+zurückbehaltnen wichtigen Stücken versperre oder verlege. Vielmehr
+müssen ihnen alle Zugänge zu denselben sorgfältig offen gelassen
+werden: und sie nur von einem einzigen dieser Zugänge ableiten, oder
+verursachen, daß sie denselben später betreten, würde allein die
+Unvollständigkeit des Elementarbuchs zu einem wesentlichen Fehler
+desselben machen.
+
+§ 27.
+
+Also auch konnten in den Schriften des Alten Testaments, in diesen
+Elementarbüchern für das rohe und im Denken ungeübte Israelitische
+Volk, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und künftigen
+Vergeltung gar wohl mangeln: aber enthalten durften sie
+schlechterdings nichts, was das Volk, für das sie geschrieben waren,
+auf dem Wege zu dieser großen Wahrheit auch nur verspätet hätte. Und
+was hätte es, wenig zu sagen, mehr dahin verspätet, als wenn jene
+wunderbare Vergeltung in diesem Leben darinn wäre versprochen, und von
+dem wäre versprochen worden, der nichts verspricht, was er nicht hält?
+
+§. 28.
+
+Denn wenn schon aus der ungleichen Austheilung der Güter dieses Lebens,
+bey der auf Tugend und Laster so wenig Rücksicht genommen zu seyn
+scheinet, eben nicht der strengste Beweis für die Unsterblichkeit der
+Seele und für ein anders Leben, in welchem jener Knoten sich auflöse,
+zu führen: so ist doch wohl gewiß, daß der menschliche Verstand ohne
+jenem Knoten noch lange nicht--und vielleicht auch nie--auf bessere
+und strengere Beweise gekommen wäre. Denn was sollte ihn antreiben
+können, diese bessern Beweise zu suchen? Die blosse Neugierde?
+
+§. 29.
+
+Der und jener Israelite mochte freylich wohl die göttlichen
+Versprechungen und Androhungen, die sich auf den gesammten Staat
+bezogen, auf jedes einzelne Glied desselben erstrecken, und in dem
+festen Glauben stehen, daß wer fromm sey auch glücklich seyn müsse,
+und wer unglücklich sey, oder werde, die Strafe seiner Missethat trage,
+welche sich sofort wieder in Segen verkehre, sobald er von seiner
+Missethat ablasse.--Ein solcher scheinet den Hiob geschrieben zu
+haben; denn der Plan desselben ist ganz in diesem Geiste.--
+
+§. 30.
+
+Aber unmöglich durfte die tägliche Erfahrung diesen Glauben bestärken:
+oder es war auf immer bey dem Volke, das diese Erfahrung hatte, auf
+immer um die Erkennung und Aufnahme der ihm noch ungeläufigen Wahrheit
+geschehen. Denn wenn der Fromme schlechterdings glücklich war, und es
+zu seinem Glücke doch wohl auch mit gehörte, daß seine Zufriedenheit
+keine schrecklichen Gedanken des Todes unterbrachen, daß er alt und
+lebenssatt starb: wie konnte er sich nach einem andern Leben sehnen?
+wie konnte er über etwas nachdenken, wornach er sich nicht sehnte?
+Wenn aber der Fromme darüber nicht nachdachte: wer sollte es denn? Der
+Bösewicht? der die Strafe seiner Missethat fühlte, und wenn er dieses
+Leben verwünschte, so gern auf jedes andere Leben Verzicht that?
+
+§. 31.
+
+Weit weniger verschlug es, daß der und jener Israelite die
+Unsterblichkeit der Seele und künftige Vergeltung, weil sich das
+Gesetz nicht darauf bezog, gerade zu und ausdrücklich leugnete. Das
+Leugnen eines Einzeln--wäre es auch ein Salomo gewesen,--hielt den
+Fortgang des gemeinen Verstandes nicht auf, und war an und für sich
+selbst schon ein Beweis, daß das Volk nun einen großen Schritt der
+Wahrheit näher gekommen war. Denn Einzelne leugnen nur, was Mehrere in
+Ueberlegung ziehen; und in Ueberlegung ziehen, warum man sich vorher
+ganz und gar nicht bekümmerte, ist der halbe Weg zur Erkenntniß.
+
+§. 32.
+
+Laßt uns auch bekennen, daß es ein heroischer Gehorsam ist, die
+Gesetze Gottes beobachten, blos weil es Gottes Gesetze sind, und nicht,
+weil er die Beobachter derselben hier und dort zu belohnen verheissen
+hat; sie beobachten, ob man schon an der künftigen Belohnung ganz
+verzweifelt, und der zeitlichen auch nicht so ganz gewiß ist.
+
+§. 33.
+
+Ein Volk, in diesem heroischen Gehorsame gegen Gott erzogen, sollte es
+nicht bestimmt, sollte es nicht vor allen andern fähig seyn, ganz
+besondere göttliche Absichten auszuführen?--Laßt den Soldaten, der
+seinem Führer blinden Gehorsam leistet, nun auch von der Klugheit
+seines Führers überzeugt werden, und sagt, was dieser Führer mit ihm
+auszuführen sich nicht unterstehen darf?--
+
+§. 34.
+
+Noch hatte das jüdische Volk in seinem Jehova mehr den Mächtigsten,
+als den Weisesten aller Götter verehrt; noch hatte es ihn als einen
+eifrigen Gott mehr gefürchtet, als geliebt: auch dieses zum Beweise,
+daß die Begriffe, die es von seinem höchsten einigen Gott hatte, nicht
+eben die rechten Begriffe waren, die wir von Gott haben müssen. Doch
+nun war die Zeit da, daß diese seine Begriffe erweitert, veredelt,
+berichtiget werden sollten, wozu sich Gott eines ganz natürlichen
+Mittels bediente; eines bessern richtigern Maaßstabes, nach welchem es
+ihn zu schätzen Gelegenheit bekam.
+
+§. 35.
+
+Anstatt daß es ihn bisher nur gegen die armseligen Götzen der kleinen
+benachbarten rohen Völkerschaften geschützt hatte, mit welchen es in
+beständiger Eifersucht lebte: fing es in der Gefangenschaft unter dem
+weisen Perser an, ihn gegen das Wesen aller Wesen zu messen, wie das
+eine geübtere Vernunft erkannte und verehrte.
+
+§. 36.
+
+Die Offenbarung hatte seine Vernunft geleitet, und nun erhellte die
+Vernunft auf einmal seine Offenbarung.
+
+§. 37.
+
+Das war der erste wechselseitige Dienst, den beyde einander leisteten;
+und dem Urheber beyder ist ein solcher gegenseitiger Einfluß so wenig
+unanständig, daß ohne ihm eines von beyden überflüssig seyn würde.
+
+§. 38.
+
+Das in die Fremde geschickte Kind sahe andere Kinder, die mehr wußten;
+die anständiger lebten, und fragte sich beschämt: warum weiß ich das
+nicht auch? warum lebe ich nicht auch so? Hätte in meines Vaters Hause
+man mir das nicht auch beibringen; dazu mich nicht auch anhalten
+sollen? Da sucht es seine Elementarbücher wieder vor, die ihm längst
+zum Ekel geworden, um die Schuld auf die Elementarbücher zu schieben.
+Aber siehe! es erkennet, daß die Schuld nicht an den Büchern liege,
+daß die Schuld ledig sein eigen sey, warum es nicht längst eben das
+wisse, eben so lebe.
+
+§. 39.
+
+Da die Juden nunmehr, auf Veranlassung der reinern Persischen Lehre,
+in ihrem Jehova nicht blos den größten aller Nationalgötter, sondern
+Gott erkannten; da sie ihn als solchen in ihren wieder hervorgesuchten
+heiligen Schriften um so eher finden und andern zeigen konnten, als er
+wirklich darinn war; da sie vor allen sinnlichen Vorstellungen
+desselben einen eben so großen Abscheu bezeugten, oder doch in diesen
+Schriften zu haben angewiesen wurden, als die Perser nur immer hatten:
+was Wunder, daß sie vor den Augen des Cyrus mit einem Gottesdienste
+Gnade fanden, den er zwar noch weit unter dem reinen Sabeismus, aber
+doch auch weit über die groben Abgöttereyen zu seyn erkannte, die sich
+dafür des verlaßnen Landes der Juden bemächtiget hatten?
+
+§. 40.
+
+So erleuchtet über ihre eignen unerkannten Schätze kamen sie zurück,
+und wurden ein ganz andres Volk, dessen erste Sorge es war, diese
+Erleuchtung unter sich dauerhaft zu machen. Bald war an Abfall und
+Abgötterey unter ihm nicht mehr zu denken. Denn man kann einem
+Nationalgott wohl untreu werden, aber nie Gott, so bald man ihn einmal
+erkannt hat.
+
+§. 41.
+
+Die Gottesgelehrten haben diese gänzliche Veränderung des jüdischen
+Volks verschiedentlich zu erklären gesucht; und Einer, der die
+Unzulänglichkeit aller dieser verschiednen Erklärungen sehr wohl
+gezeigt hat, wollte endlich "die augenscheinliche Erfüllung der über
+die Babylonische Gefangenschaft und die Wiederherstellung aus
+derselben ausgesprochnen und aufgeschriebnen Weissagungen," für die
+wahre Ursache derselben angeben. Aber auch diese Ursache kann nur in
+so fern die wahre seyn, als sie die nun erst vereitelten Begriffe von
+Gott voraus setzt. Die Juden mußten nun erst erkannt haben, daß
+Wunderthun und das Künftige vorhersagen, nur Gott zukomme; welches
+beydes sie sonst auch den falschen Götzen beygeleget hatten, wodurch
+eben Wunder und Weissagungen bisher nur einen so schwachen,
+vergänglichen Eindruck auf sie gemacht hatten.
+
+§. 42.
+
+Ohne Zweifel waren die Juden unter den Chaldäern und Persern auch mit
+der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele bekannter geworden.
+Vertrauter mit ihr wurden sie in den Schulen der Griechischen
+Philosophen in Aegypten.
+
+§. 43.
+
+Doch da es mit dieser Lehre, in Ansehung ihrer heiligen Schriften, die
+Bewandniß nicht hatte, die es mit der Lehre von der Einheit und den
+Eigenschaften Gottes gehabt hatte; da jene von dem sinnlichen Volke
+darum war gröblich übersehen worden, diese aber gesucht seyn wollte;
+da auf diese noch Vorübungen nöthig gewesen waren, und also nur
+Anspielungen und Fingerzeige Statt gehabt hatten: so konnte der Glaube
+an die Unsterblichkeit der Seele natürlicher Weise nie der Glaube des
+gesammten Volks werden. Er war und blieb nur der Glaube einer gewissen
+Sekte desselben.
+
+§. 44.
+
+Eine Vorübung auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, nenne
+ich z. E. die göttliche Androhung, die Missethat des Vaters an seinen
+Kindern bis ins dritte und vierte Glied zu strafen. Dieß gewöhnte die
+Väter in Gedanken mit ihren spätesten Nachkommen zu leben, und das
+Unglück, welches sie über diese Unschuldige gebracht hatten, voraus zu
+fühlen.
+
+§. 45.
+
+Eine Anspielung nenne ich, was blos die Neugierde reizen und eine
+Frage veranlassen sollte. Als die oft vorkommende Redensart, zu seinen
+Vätern versammlet werden, für sterben.
+
+§. 46.
+
+Einen Fingerzeig nenne ich, was schon irgend einen Keim enthält, aus
+welchem sich die noch zurückgehaltne Wahrheit entwickeln läßt.
+Dergleichen war Christi Schluß aus der Benennung Gott Abrahams, Isaacs
+und Jacobs. Dieser Fingerzeig scheint mir allerdings in einen strengen
+Beweis ausgebildet werden zu können.
+
+§. 47.
+
+In solchen Vorübungen, Anspielungen, Fingerzeigen besteht die positive
+Vollkommenheit eines Elementarbuchs; so wie die oben erwähnte
+Eigenschaft, daß es den Weg zu den noch zurückgehaltenen Wahrheiten
+nicht erschwere, oder versperre, die negative Vollkommenheit desselben
+war.
+
+§. 48.
+
+Setzt hierzu noch die Einkleidung und den Stil--1) die Einkleidung
+der nicht wohl zu übergehenden abstrakten Wahrheiten in Allegorieen
+und lehrreiche einzelne Fälle, die als wirklich geschehen erzählet
+werden. Dergleichen sind die Schöpfung, unter dem Bilde des werdenden
+Tages; die Quelle des moralischen Bösen, in der Erzählung vom
+verbotnen Baume; der Ursprung der mancherlei Sprachen, in der
+Geschichte vom Thurmbaue zu Babel, u. s. w.
+
+§. 49.
+
+2) den Stil--bald plan und einfältig, bald poetisch, durchaus voll
+Tavtologieen, aber solchen, die den Scharfsinn üben, indem sie bald
+etwas anders zu sagen scheinen, und doch das nehmliche sagen, bald das
+nehmliche zu sagen scheinen, und im Grunde etwas anders bedeuten oder
+bedeuten können:--
+
+§. 50.
+
+Und ihr habt alle gute Eigenschaften eines Elementarbuchs sowol für
+Kinder, als für ein kindisches Volk.
+
+§. 51.
+
+Aber jedes Elementarbuch ist nur für ein gewisses Alter. Das ihm
+entwachsene Kind länger, als die Meinung gewesen, dabey zu verweilen,
+ist schädlich. Denn um dieses auf eine nur einigermaassen nützliche
+Art thun zu können, muß man mehr hineinlegen, als darum liegt; mehr
+hineintragen, als es fassen kann. Man muß der Anspielungen und
+Fingerzeige zu viel suchen und machen, die Allegorieen zu genau
+ausschütteln, die Beyspiele zu umständlich deuten, die Worte zu stark
+pressen. Das giebt dem Kinde einen kleinlichen, schiefen,
+spitzfindigen Verstand; das macht es geheimnißreich, abergläubisch,
+voll Verachtung gegen alles Faßliche und Leichte.
+
+§. 52.
+
+Die nehmliche Weise, wie die Rabbinen ihre heiligen Bücher behandelten!
+Der nehmliche Charakter, den sie dem Geiste ihres Volks dadurch
+ertheilten!
+
+§. 53.
+
+Ein bessrer Pädagog muß kommen, und dem Kinde das erschöpfte
+Elementarbuch aus den Händen reißen.--Christus kam.
+
+§. 54.
+
+Der Theil des Menschengeschlechts, den Gott in Einen Erziehungsplan
+hatte fassen wollen--Er hatte aber nur denjenigen in Einen fassen
+wollen, der durch Sprache, durch Handlung, durch Regierung, durch
+andere natürliche und politische Verhältnisse in sich bereits
+verbunden war--war zu dem zweyten großen Schritte der Erziehung reif.
+
+§. 55.
+
+Das ist: dieser Theil des Menschengeschlechts war in der Ausübung
+seiner Vernunft so weit gekommen, daß er zu seinen moralischen
+Handlungen edlere, würdigere Bewegungsgründe bedurfte und brauchen
+konnte, als zeitliche Belohnung und Strafen waren, die ihn bisher
+geleitet hatten. Das Kind wird Knabe. Leckerey und Spielwerk weicht
+der aufkeimenden Begierde, eben so frey, eben so geehrt, eben so
+glücklich zu werden, als es sein älteres Geschwister sieht.
+
+§. 56.
+
+Schon längst waren die Bessern von jenem Theile des
+Menschengeschlechts gewohnt, sich durch einen Schatten solcher edlern
+Bewegungsgründe regieren zu lassen. Um nach diesem Leben auch nur in
+dem Andenken seiner Mitbürger fortzuleben, that der Grieche und Römer
+alles.
+
+§. 57.
+
+Es war Zeit, daß ein andres wahres nach diesem Leben zu gewärtigendes
+Leben Einfluß auf seine Handlungen gewönne.
+
+§. 58.
+
+Und so ward Christus der erste zuverlässige, praktische Lehrer der
+Unsterblichkeit der Seele.
+
+§. 59.
+
+Der erste zuverlässige Lehrer.--Zuverlässig durch die Weissagungen,
+die in ihm erfüllt schienen; zuverlässig durch die Wunder, die er
+verrichtete; zuverlässig durch seine eigene Wiederbelebung nach einem
+Tode, durch den er seine Lehre versiegelt hatte. Ob wir noch itzt
+diese Wiederbelebung, diese Wunder beweisen können: das lasse ich
+dahin gestellt seyn. So, wie ich es dahin gestellt seyn lasse, wer die
+Person dieses Christus gewesen. Alles das kann damals zur Annehmung
+seiner Lehre wichtig gewesen seyn: itzt ist es zur Erkennung der
+Wahrheit dieser Lehre so wichtig nicht mehr.
+
+§. 60.
+
+Der erste praktische Lehrer.--Denn ein anders ist die Unsterblichkeit
+der Seele, als eine philosophische Speculation, vermuthen, wünschen,
+glauben: ein anders, seine innern und äussern Handlungen darnach
+einrichten.
+
+§. 61.
+
+Und dieses wenigstens lehrte Christus zuerst. Denn ob es gleich bey
+manchen Völkern auch schon vor ihm eingeführter Glaube war, daß böse
+Handlungen noch in jenem Leben bestraft würden: so waren es doch nur
+solche, die der bürgerlichen Gesellschaft Nachtheil brachten, und
+daher auch schon in der bürgerlichen Gesellschaft ihre Strafe hatten.
+Eine innere Reinigkeit des Herzens in Hinsicht auf ein andres Leben zu
+empfehlen, war ihm allein vorbehalten.
+
+§. 62.
+
+Seine Jünger haben diese Lehre getreulich fortgepflanzt. Und wenn sie
+auch kein ander Verdienst hätten, als daß sie einer Wahrheit, die
+Christus nur allein für die Juden bestimmt zu haben schien, einen
+allgemeinem Umlauf unter mehrern Völkern verschaft hätten: so wären
+sie schon darum unter die Pfleger und Wohlthäter des
+Menschengeschlechts zu rechnen.
+
+§. 63.
+
+Daß sie aber diese Eine große Lehre noch mit andern Lehren versetzten,
+deren Wahrheit weniger einleuchtend, deren Nutzen weniger erheblich
+war: wie konnte das anders seyn? Laßt uns sie darum nicht schelten,
+sondern vielmehr mit Ernst untersuchen: ob nicht selbst diese
+beygemischten Lehren ein neuer Richtungsstoß für die menschliche
+Vernunft geworden.
+
+§. 64.
+
+Wenigstens ist es schon aus der Erfahrung klar, daß die
+Neutestamentlichen Schriften, in welchen sich diese Lehren nach
+einiger Zeit aufbewahret fanden, das zweyte beßre Elementarbuch für
+das Menschengeschlecht abgegeben haben, und noch abgeben.
+
+§. 65.
+
+Sie haben seit siebzehnhundert Jahren den menschlichen Verstand mehr
+als alle andere Bücher beschäftiget; mehr als alle andere Bücher
+erleuchtet, sollte es auch nur das Licht seyn, welches der menschliche
+Verstand selbst hineintrug.
+
+§. 66.
+
+Unmöglich hätte irgend ein ander Buch unter so verschiednen Völkern so
+allgemein bekannt werden können: und unstreitig hat das, daß so ganz
+ungleiche Denkungsarten sich mit diesem nehmlichen Buche beschäftigten,
+den menschlichen Verstand mehr fortgeholfen, als wenn jedes Volk für
+sich besonders sein eignes Elementarbuch gehabt hätte.
+
+§. 67.
+
+Auch war es höchst nöthig, daß jedes Volk dieses Buch eine Zeit lang
+für das Non plus ultra seiner Erkenntnisse halten mußte. Denn dafür
+muß auch der Knabe sein Elementarbuch vors erste ansehen; damit die
+Ungeduld, nur fertig zu werden, ihn nicht zu Dingen fortreißt, zu
+welchen er noch keinen Grund gelegt hat.
+
+§. 68.
+
+Und was noch itzt höchst wichtig ist:--Hüte dich, du fähigeres
+Individuum, der du an dem letzten Blatte dieses Elementarbuches
+stampfest und glühest, hüte dich, es deine schwächere Mitschüler
+merken zu lassen, was du witterst, oder schon zu sehn beginnest.
+
+§. 69.
+
+Bis sie dir nach sind, diese schwächere Mitschüler;--kehre lieber
+noch einmal selbst in dieses Elementarbuch zurück, und untersuche, ob
+das, was du nur für Wendungen der Methode, für Lückenbüsser der
+Didaktik hältst, auch wohl nicht etwas Mehrers ist.
+
+§. 70.
+
+Du hast in der Kindheit des Menschengeschlechts an der Lehre von der
+Einheit Gottes gesehen, daß Gott auch bloße Vernunftswahrheiten
+unmittelbar offenbaret; oder verstattet und einleitet, daß bloße
+Vernunftswahrheiten als unmittelbar geoffenbarte Wahrheiten eine Zeit
+lang gelehret werden: um sie geschwinder zu verbreiten, und sie fester
+zu gründen.
+
+§. 71.
+
+Du erfährst, in dem Knabenalter des Menschengeschlechts, an der Lehre
+von der Unsterblichkeit der Seele, das Nehmliche. Sie wird in dem
+zweyten bessern Elementarbuche als Offenbarung geprediget, nicht als
+Resultat menschlicher Schlüsse gelehret.
+
+§. 72.
+
+So wie wir zur Lehre von der Einheit Gottes nunmehr des Alten
+Testaments entbehren können; so wie wir allmälig, zur Lehre von der
+Unsterblichkeit der Seele, auch des Neuen Testaments entbehren zu
+können anfangen: könnten in diesem nicht noch mehr dergleichen
+Wahrheiten vorgespiegelt werden, die wir als Offenbarungen so lange
+anstaunen sollen, bis sie die Vernunft aus ihren andern ausgemachten
+Wahrheiten herleiten und mit ihnen verbinden lernen?
+
+§. 73.
+
+Z. E. die Lehre von der Dreyeinigkeit.--Wie, wenn diese Lehre den
+menschlichen Verstand, nach unendlichen Verirrungen rechts und links,
+nur endlich auf den Weg bringen sollte, zu erkennen, daß Gott in dem
+Verstande, in welchem endliche Dinge eins sind, unmöglich eins seyn
+könne; daß auch seine Einheit eine transcendentale Einheit seyn müsse,
+welche eine Art von Mehrheit nicht ausschließt?--Muß Gott wenigstens
+nicht die vollständigste Vorstellung von sich selbst haben? d. i. eine
+Vorstellung, in der sich alles befindet, was in ihm selbst ist. Würde
+sich aber alles in ihr finden, was in ihm selbst ist, wenn auch von
+seiner nothwendigen Wirklichkeit, so wie von seinen übrigen
+Eigenschaften, sich blos eine Vorstellung, sich blos eine Möglichkeit
+fände? Diese Möglichkeit erschöpft das Wesen seiner übrigen
+Eigenschaften: aber auch seiner nothwendigen Wirklichkeit? Mich dünkt
+nicht.--Folglich kann entweder Gott gar keine vollständige
+Vorstellung von sich selbst haben: oder diese vollständige Vorstellung
+ist eben so nothwendig wirklich, als er es selbst ist & c.--Freylich
+ist das Bild von mir im Spiegel nichts als eine leere Vorstellung von
+mir, weil es nur das von mir hat, wovon Lichtstrahlen auf seine Fläche
+fallen. Aber wenn denn nun dieses Bild alles, alles ohne Ausnahme
+hätte, was ich selbst habe: würde es sodann auch noch eine leere
+Vorstellung, oder nicht vielmehr eine wahre Verdopplung meines Selbst
+seyn?--Wenn ich eine ähnliche Verdopplung in Gott zu erkennen glaube:
+so irre ich mich vielleicht nicht so wohl, als daß die Sprache meinen
+Begriffen unterliegt; und so viel bleibt doch immer unwidersprechlich,
+daß diejenigen, welche die Idee davon populär machen wollen, sich
+schwerlich faßlicher und schicklicher hätten ausdrücken können, als
+durch die Benennung eines Sohnes, den Gott von Ewigkeit zeugt.
+
+§. 74.
+
+Und die Lehre von der Erbsünde.--Wie, wenn uns endlich alles
+überführte, daß der Mensch auf der ersten und niedrigsten Stufe seiner
+Menschheit, schlechterdings so Herr seiner Handlungen nicht sey, daß
+er moralischen Gesetzen folgen könne?
+
+§. 75.
+
+Und die Lehre von der Genugthuung des Sohnes.--Wie, wenn uns endlich
+alles nöthigte, anzunehmen: daß Gott, ungeachtet jener ursprünglichen
+Unvermögenheit des Menschen, ihm dennoch moralische Gesetze lieber
+geben, und ihm alle Uebertretungen, in Rücksicht auf seinen Sohn, d. i.
+in Rücksicht auf den selbstständigen Umfang aller seiner
+Vollkommenheiten, gegen den und in dem jede Unvollkommenheit des
+Einzeln verschwindet, lieber verzeihen wollen; als daß er sie ihm
+nicht geben, und ihn von aller moralischen Glückseligkeit
+ausschliessen wollen, die sich ohne moralische Gesetze nicht denken
+läßt?
+
+§. 76.
+
+Man wende nicht ein, daß dergleichen Vernünfteleyen über die
+Geheimnisse der Religion untersagt sind.--Das Wort Geheimniß
+bedeutete, in den ersten Zeiten des Christenthums, ganz etwas anders,
+als wir itzt darunter verstehen; und die Ausbildung geoffenbarter
+Wahrheiten in Vernunftswahrheiten ist schlechterdings nothwendig, wenn
+dem menschlichen Geschlechte damit geholfen seyn soll. Als sie
+geoffenbaret wurden, waren sie freylich noch keine Vernunftswahrheiten;
+aber sie wurden geoffenbaret, um es zu werden. Sie waren gleichsam
+das Facit, welches der Rechenmeister seinen Schülern voraus sagt,
+damit sie sich im Rechnen einigermaassen darnach richten können.
+Wollten sich die Schüler an dem voraus gesagten Facit begnügen: so
+würden sie nie rechnen lernen, und die Absicht, in welcher der gute
+Meister ihnen bey ihrer Arbeit einen Leitfaden gab, schlecht erfüllen.
+
+§. 77.
+
+Und warum sollten wir nicht auch durch eine Religion, mit deren
+historischen Wahrheit, wenn man will, es so mißlich aussieht,
+gleichwohl auf nähere und bessere Begriffe vom göttlichen Wesen, von
+unsrer Natur, von unsern Verhältnissen zu Gott, geleitet werden können,
+auf welche die menschliche Vernunft von selbst nimmermehr gekommen
+wäre?
+
+§. 78.
+
+Es ist nicht wahr, daß Speculationen über diese Dinge jemals Unheil
+gestiftet, und der bürgerlichen Gesellschaft nachtheilig geworden.--
+Nicht den Speculationen: dem Unsinne, der Tyranney, diesen
+Speculationen zu steuern; Menschen, die ihre eigenen hatten, nicht
+ihre eigenen zu gönnen, ist dieser Vorwurf zu machen.
+
+§. 79.
+
+Vielmehr sind dergleichen Speculationen--mögen sie im Einzeln doch
+ausfallen, wie sie wollen--unstreitig die schicklichsten Uebungen des
+menschlichen Verstandes überhaupt, so lange das menschliche Herz
+überhaupt, höchstens nur vermögend ist, die Tugend wegen ihrer ewigen
+glückseligen Folgen zu lieben.
+
+§. 80.
+
+Denn bey dieser Eigennützigkeit des menschlichen Herzens, auch den
+Verstand nur allein an dem üben wollen, was unsere körperlichen
+Bedürfnisse betrift, würde ihn mehr stumpfen, als wetzen heissen. Er
+will schlechterdings an geistigen Gegenständen geübt seyn, wenn er zu
+seiner völligen Aufklärung gelangen, und diejenige Reinigkeit des
+Herzens hervorbringen soll, die uns, die Tugend um ihrer selbst willen
+zu lieben, fähig macht.
+
+§. 81.
+
+Oder soll das menschliche Geschlecht auf diese höchste Stufen der
+Aufklärung und Reinigkeit nie kommen? Nie?
+
+§. 82.
+
+Nie?--Laß mich diese Lästerung nicht denken, Allgütiger!--Die
+Erziehung hat ihr Ziel; bey dem Geschlechte nicht weniger als bey dem
+Einzeln. Was erzogen wird, wird zu Etwas erzogen.
+
+§. 83.
+
+Die schmeichelnden Aussichten, die man dem Jünglinge eröfnet; die Ehre,
+der Wohlstand, die man ihm vorspiegelt: was sind sie mehr, als Mittel,
+ihn zum Manne zu erziehen, der auch dann, wenn diese Aussichten der
+Ehre und des Wohlstandes wegfallen, seine Pflicht zu thun vermögend
+sey.
+
+§. 84.
+
+Darauf zwecke die menschliche Erziehung ab: und die göttliche reiche
+dahin nicht? Was der Kunst mit dem Einzeln gelingt, sollte der Natur
+nicht auch mit dem Ganzen gelingen? Lästerung! Lästerung!
+
+§. 85.
+
+Nein; sie wird kommen, sie wird gewiß kommen, die Zeit der Vollendung,
+da der Mensch, je überzeugter sein Verstand einer immer bessern
+Zukunft sich fühlet, von dieser Zukunft gleichwohl Bewegungsgründe zu
+seinen Handlungen zu erborgen, nicht nöthig haben wird; da er das Gute
+thun wird, weil es das Gute ist, nicht weil willkührliche Belohnungen
+darauf gesetzt sind, die seinen flatterhaften Blick ehedem blos heften
+und stärken sollten, die innern bessern Belohnungen desselben zu
+erkennen.
+
+§. 86.
+
+Sie wird gewiß kommen, die Zeit eines neuen ewigen Evangeliums, die
+uns selbst in den Elementarbüchern des Neuen Bundes versprochen wird.
+
+§. 87.
+
+Vielleicht, daß selbst gewisse Schwärmer des dreizehnten und
+vierzehnten Jahrhunderts einen Strahl dieses neuen ewigen Evangeliums
+aufgefangen hatten; und nur darum irrten, daß sie den Ausbruch
+desselben so nahe verkündigten.
+
+§. 88.
+
+Vielleicht war ihr dreyfaches Alter der Welt keine so leere Grille;
+und gewiß hatten sie keine schlimme Absichten, wenn sie lehrten, daß
+der Neue Bund eben so wohl antiquiret werden müsse, als es der Alte
+geworden. Es blieb auch bey ihnen immer die nehmliche Oekonomie des
+nehmlichen Gottes. Immer--sie meine Sprache sprechen zu lassen--der
+nehmliche Plan der allgemeinen Erziehung des Menschengeschlechts.
+
+§. 89.
+
+Nur daß sie ihn übereilten; nur daß sie ihre Zeitgenossen, die noch
+kaum der Kindheit entwachsen waren, ohne Aufklärung, ohne Vorbereitung,
+mit Eins zu Männern machen zu können glaubten, die ihres dritten
+Zeitalters würdig wären.
+
+§. 90.
+
+Und eben das machte sie zu Schwärmern. Der Schwärmer thut oft sehr
+richtige Blicke in die Zukunft: aber er kann diese Zukunft nur nicht
+erwarten. Er wünscht diese Zukunft beschleuniget; und wünscht, daß sie
+durch ihn beschleuniget werde. Wozu sich die Natur Jahrtausende Zeit
+nimmt, soll in dem Augenblicke seines Daseyns reifen. Denn was hat er
+davon, wenn das, was er für das Bessere erkennt, nicht noch bey seinen
+Lebzeiten das Bessere wird? Kömmt er wieder? Glaubt er wieder zu
+kommen?--Sonderbar, daß diese Schwärmerey allein unter den Schwärmern
+nicht mehr Mode werden will!
+
+§.91.
+
+Geh deinen unmerklichen Schritt, ewige Vorsehung! Nur laß mich dieser
+Unmerklichkeit wegen an dir nicht verzweifeln.--Laß mich an dir nicht
+verzweifeln, wenn selbst deine Schritte mir scheinen sollten, zurück
+zu gehen!--Es ist nicht wahr, daß die kürzeste Linie immer die gerade
+ist.
+
+§. 92.
+
+Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel
+Seitenschritte zu thun!--Und wie? wenn es nun gar so gut als
+ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht
+seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere
+Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin
+liefert?
+
+§. 93.
+
+Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner
+Vollkommenheit gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der
+später) erst durchlaufen haben.--"In einem und eben demselben Leben
+durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben ein sinnlicher Jude
+und ein geistiger Christ gewesen seyn? Kann er in eben demselben Leben
+beyde überhohlet haben?"
+
+§. 94.
+
+Das wohl nun nicht!--Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch
+nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen seyn?
+
+§. 95.
+
+Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist?
+weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterey der Schule
+zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?
+
+§. 96.
+
+Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu
+meiner Vervollkommung gethan haben, welche blos zeitliche Strafen und
+Belohnungen den Menschen bringen können?
+
+§. 97.
+
+Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu thun, uns die
+Aussichten in ewige Belohnungen, so mächtig helfen?
+
+§. 98.
+
+Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse,
+neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so
+viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?
+
+§. 99.
+
+Darum nicht?--Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen?
+Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände,
+würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen
+erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich denn das auf
+ewig vergessen?
+
+§. 100.
+
+Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde?--Verloren?
+--Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit
+mein?
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Erziehung des
+Menschengeschlechts, von Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Die Erziehung des Menschengeschlechts
+by Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ERZIEHUNG DES ***
+
+This file should be named 8mens10.txt or 8mens10.zip
+Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8mens11.txt
+VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8mens10a.txt
+
+Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously
+contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
+
+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
+Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A
+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
+
+Most people start at our Web sites at:
+http://gutenberg.net or
+http://promo.net/pg
+
+These Web sites include award-winning information about Project
+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
+
+
+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
+announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.
+
+http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or
+ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03
+
+Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
+
+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
+
+
+Information about Project Gutenberg (one page)
+
+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
+
+We need your donations more than ever!
+
+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
+and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
+Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
+Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
+Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
+
+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
+
+As the requirements for other states are met, additions to this list
+will be made and fund raising will begin in the additional states.
+Please feel free to ask to check the status of your state.
+
+In answer to various questions we have received on this:
+
+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
+
+While we cannot solicit donations from people in states where we are
+not yet registered, we know of no prohibition against accepting
+donations from donors in these states who approach us with an offer to
+donate.
+
+International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
+
+Donations by check or money order may be sent to:
+
+Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+PMB 113
+1739 University Ave.
+Oxford, MS 38655-4109
+
+Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
+method other than by check or money order.
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
+the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
+[Employee Identification Number] 64-622154. Donations are
+tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising
+requirements for other states are met, additions to this list will be
+made and fund-raising will begin in the additional states.
+
+We need your donations more than ever!
+
+You can get up to date donation information online at:
+
+http://www.gutenberg.net/donation.html
+
+
+***
+
+If you can't reach Project Gutenberg,
+you can always email directly to:
+
+Michael S. Hart <hart@pobox.com>
+
+Prof. Hart will answer or forward your message.
+
+We would prefer to send you information by email.
+
+
+**The Legal Small Print**
+
+
+(Three Pages)
+
+***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
+Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
+They tell us you might sue us if there is something wrong with
+your copy of this eBook, even if you got it for free from
+someone other than us, and even if what's wrong is not our
+fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
+disclaims most of our liability to you. It also tells you how
+you may distribute copies of this eBook if you want to.
+
+*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
+By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
+eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
+this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
+a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
+sending a request within 30 days of receiving it to the person
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+ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS
+This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
+is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
+through the Project Gutenberg Association (the "Project").
+Among other things, this means that no one owns a United States copyright
+on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
+distribute it in the United States without permission and
+without paying copyright royalties. Special rules, set forth
+below, apply if you wish to copy and distribute this eBook
+under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.
+
+Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market
+any commercial products without permission.
+
+To create these eBooks, the Project expends considerable
+efforts to identify, transcribe and proofread public domain
+works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any
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+things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other
+intellectual property infringement, a defective or damaged
+disk or other eBook medium, a computer virus, or computer
+codes that damage or cannot be read by your equipment.
+
+LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES
+But for the "Right of Replacement or Refund" described below,
+[1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may
+receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims
+all liability to you for damages, costs and expenses, including
+legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR
+UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT,
+INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE
+OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE
+POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES.
+
+If you discover a Defect in this eBook within 90 days of
+receiving it, you can receive a refund of the money (if any)
+you paid for it by sending an explanatory note within that
+time to the person you received it from. If you received it
+on a physical medium, you must return it with your note, and
+such person may choose to alternatively give you a replacement
+copy. If you received it electronically, such person may
+choose to alternatively give you a second opportunity to
+receive it electronically.
+
+THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS
+TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT
+LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A
+PARTICULAR PURPOSE.
+
+Some states do not allow disclaimers of implied warranties or
+the exclusion or limitation of consequential damages, so the
+above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you
+may have other legal rights.
+
+INDEMNITY
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+and its trustees and agents, and any volunteers associated
+with the production and distribution of Project Gutenberg-tm
+texts harmless, from all liability, cost and expense, including
+legal fees, that arise directly or indirectly from any of the
+following that you do or cause: [1] distribution of this eBook,
+[2] alteration, modification, or addition to the eBook,
+or [3] any Defect.
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+DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm"
+You may distribute copies of this eBook electronically, or by
+disk, book or any other medium if you either delete this
+"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
+or:
+
+[1] Only give exact copies of it. Among other things, this
+ requires that you do not remove, alter or modify the
+ eBook or this "small print!" statement. You may however,
+ if you wish, distribute this eBook in machine readable
+ binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
+ including any form resulting from conversion by word
+ processing or hypertext software, but only so long as
+ *EITHER*:
+
+ [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and
+ does *not* contain characters other than those
+ intended by the author of the work, although tilde
+ (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
+ be used to convey punctuation intended by the
+ author, and additional characters may be used to
+ indicate hypertext links; OR
+
+ [*] The eBook may be readily converted by the reader at
+ no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
+ form by the program that displays the eBook (as is
+ the case, for instance, with most word processors);
+ OR
+
+ [*] You provide, or agree to also provide on request at
+ no additional cost, fee or expense, a copy of the
+ eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
+ or other equivalent proprietary form).
+
+[2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this
+ "Small Print!" statement.
+
+[3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
+ gross profits you derive calculated using the method you
+ already use to calculate your applicable taxes. If you
+ don't derive profits, no royalty is due. Royalties are
+ payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
+ the 60 days following each date you prepare (or were
+ legally required to prepare) your annual (or equivalent
+ periodic) tax return. Please contact us beforehand to
+ let us know your plans and to work out the details.
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+WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
+Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
+public domain and licensed works that can be freely distributed
+in machine readable form.
+
+The Project gratefully accepts contributions of money, time,
+public domain materials, or royalty free copyright licenses.
+Money should be paid to the:
+"Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+If you are interested in contributing scanning equipment or
+software or other items, please contact Michael Hart at:
+hart@pobox.com
+
+[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only
+when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by
+Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
+used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be
+they hardware or software or any other related product without
+express permission.]
+
+*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*
+
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