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+The Project Gutenberg EBook of Der Zweyte Theil von Koenig Heinrich dem
+vierten, by William Shakespeare
+#21 in our series by William Shakespeare
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+Title: Der Zweyte Theil von Koenig Heinrich dem vierten
+ King Henry IV, Part II
+
+Author: William Shakespeare
+
+Release Date: April, 2005 [EBook #7934]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on June 2, 2003]
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+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: iso-8859-1
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, II ***
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+Delphine Lettau and Mike Pullen
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+This Etext is in German.
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+We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format,
+known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email--
+and one in 8-bit format, which includes higher order characters--
+which requires a binary transfer, or sent as email attachment and
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+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Der Zweyte Theil von König Heinrich dem vierten
+
+der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält.
+
+William Shakespeare
+
+Übersetzt von Christoph Martin Wieland
+
+
+Personen.
+
+König Heinrich der vierte.
+Prinz Heinrich, nachmals König Heinrich der fünfte.
+Prinz John von Lancaster, Humphrey von Glocester und Thomas von
+Clarence, Söhne König Heinrichs des vierten.
+Northumberland, der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings, Lord
+Bardolph, Travers, Morton (nd Coleville, Gegner von König
+Heinrich.
+Marwik, Westmorland, Surrey, Gower, Harcourt und Lord Ober-
+Richter, von der Königlichen Parthey.
+Falstaff, Poins, Bardolph, Pistol, Peto und ein kleiner Lakey,
+zügellose Humoristen.
+Schallow und Silence, zween Friedens-Richter vom Lande.
+Davy, Schallows Bedienter.
+Fang und Schlinge, zween Häscher.
+Schimlich, Schatten, Warze, Schwächlich und Bulkalb, Recruten
+von der Land-Miliz.
+Lady Northumberland.
+Lady Percy.
+Wirthin Quikly.
+Dortchen Tear-Scheat.
+Bediente, Büttel, und andre stumme Personen.
+
+Die Scene ist in England.
+
+
+
+Erster Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Northumberlands Burg.)
+(Der Lord Bardolph tritt auf; der Pförtner an der Pforte.)
+
+
+Bardolph.
+Wer ist hier bey der Pforte, he? Wo ist der Graf?
+
+Pförtner.
+Wie soll ich euch anmelden?
+
+Bardolph.
+Sag dem Grafen, der Lord Bardolph warte hier auf ihn.
+
+Pförtner.
+Er ist in den Garten gegangen; wenn Eu. Gnaden nur an die Thüre
+klopfen will, so wird er selbst antworten. (Northumberland zu den
+Vorigen.)
+
+Bardolph.
+Hier ist der Graf.
+
+Northumberland.
+Was bringt ihr Neues, Lord Bardolph? jede Minute sollte izt die
+Mutter einer grossen Handlung seyn; die Zeiten sind wild;
+einheimische Zwietracht, ist, wie ein zu wol gefüttertes Pferd,
+toller Weise ausgebrochen, und sprengt alles nieder, was ihr im
+Wege ligt.
+
+Bardolph.
+Edler Graf, ich bring euch zuverläßige Zeitungen von Schrewsbury.
+
+Northumberland.
+Gute, wenn Gott will!
+
+Bardolph.
+So gute als man nur wünschen kan. Der König ist auf den Tod
+verwundet, und der Prinz Heinrich von euers Sohns, und beyde Blunts
+von Dowglassens Hand erschlagen; der junge Prinz John, Westmorland
+und Stafford haben die Flucht ergriffen--Kurz, ein solcher Tag, so
+erfochten, und von so herrlichen Folgen ist seit Cäsars Zeiten
+nicht gesehen worden.
+
+Northumberland.
+Woher habt ihr die Nachricht? Wart ihr selbst auf dem Plaz? Kommt
+ihr von Schrewsbury?
+
+Bardolph.
+Ich sprach mit einem der von dort herkam, Milord, einem Edelmann
+von Erziehung und gutem Namen, der mir diese Zeitung für zuverläßig
+gab.
+
+Northumberland.
+Hier kommt Travers, mein Diener, den ich lezten Dienstag abschikte,
+um zu sehen wie es ablauffen werde.
+
+Bardolph.
+Milord, ich ließ ihn unterwegs hinter mir; er bringt nichts
+gewissers noch umständlichers, als was ich euch schon gemeldet habe.
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Travers zu den Vorigen.)
+
+
+Northumberland.
+Nun, Travers, was für gute Zeitungen bringt ihr mit?
+
+Travers.
+Gnädiger Herr, Sir John Umfrevil bewog mich durch die erfreulichen
+Neuigkeiten die er ankündigte, zurük zu kehren, und weil er besser
+beritten war, kam er mir zuvor. Allein nach ihm kam ein andrer
+Ritter in vollem Galopp angerennt, der, selbst ganz ausser Athem,
+bey mir still hielt, sein blutendes Pferd verschnauben zu lassen;
+er fragte mich, wo der Weg nach Chester gienge; ich erkundigte mich
+bey ihm nach Neuigkeiten von Schrewsbury, und da sagt' er mir, es
+sey unglüklich für die Rebellion ausgefallen, und der junge Hot-
+Spur sey erschlagen; und mit diesem stieß er seinen armen
+keuchenden Klepper in die Rippen, und rannte, ohne auf meine
+fernere Fragen zu warten, so hastig davon, daß er den Weg zu
+verschlingen schien.
+
+Northumberland.
+He! Sag es noch einmal! Sagte er, es sey unglüklich für die
+Rebellion ausgefallen, und der junge Hot-Spur sey erschlagen?
+
+Bardolph.
+Milord, ich sag' euch, wenn euer Sohn den Sieg nicht erhalten hat,
+so will ich, auf meine Ehre, meine Baronie für einen seidenen Spiz
+geben. Verlaßt euch darauf.
+
+Northumberland.
+Warum sagte dann der Edelmann, der bey Travers vorbey ritt, gerad
+das Gegentheil?
+
+Bardolph.
+Er? Das war irgend ein elender Kerl, der das Pferd gestohlen hatte,
+worauf er ritt, und, bey meinem Leben, es nur so auf Gerathwohl
+hinsagte. Seht, hier kommen mehr Zeitungen.
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Morton zu den Vorigen.)
+
+
+Northumberland.
+O dieses Manns Stirne kündigt wie ein Titelblatt einen tragischen
+Inhalt an; so sieht der Strand aus, auf dem die gewaltthätige Fluth
+Zeugnisse ihrer zerstörenden Wuth gelassen hat. Sprich, Morton,
+kommst du von Schrewsbury?
+
+Morton.
+Ich bin von Schrewsbury hieher gerennt, Milord, wo der verhaßte Tod
+seine scheußlichste Maske umgethan hat, unsre Parthey zu schreken.
+
+Northumberland.
+Was macht mein Sohn und mein Bruder?--Du zitterst? Die Blässe
+deiner Wangen verkündigt, was deine Zunge nicht aussprechen kan.
+Eben so ein Mann, so bebend, so athemlos, so bestürzt, so todt in
+seinem Blik, so trostlos, zog in der Todesstille der Nacht den
+Vorhang von Priams Bette, und wollt' ihm sagen, sein halbes Troja
+lige schon in Asche; aber Priam fand das Feuer, eh der Mann seine
+Zunge fand, und ich meines Percy Tod, eh du ihn ankündigst. Du
+wolltest sagen: Euer Sohn that diß und das, euer Bruder, diß; so
+focht der edle Dowglas; aber wenn du mein gieriges Ohr mit ihren
+kühnen Thaten vollgestopft gehabt hättest, dann würdest du alles
+dieses Lob mit einem einzigen Seufzer weggeblasen und damit
+beschlossen haben, daß mein Bruder, mein Sohn und alle geblieben
+seyen.
+
+Morton.
+Dowglas lebt, und euer Bruder auch noch; aber Milord euer Sohn--
+
+
+Northumberland.
+Nun, er ist todt. Sieh, was für eine fertige Zunge der Argwohn hat!
+Wer das fürchtet, was er nicht wissen will, ließt, wie durch
+Instinct, in andrer Augen, daß was er fürchtet geschehen ist. Aber,
+rede Morton; sag dem Grafen von Northumberland, seine Ahnung lüge,
+und ich will dich reich für eine so angenehme Beleidigung machen.
+
+Morton.
+Eure Ahnung ist nur allzurichtig.
+
+Northumberland.
+Und mit alle dem sagst du doch nicht, daß Percy todt sey. Du
+schüttelst den Kopf, als ob du läugnen wollest, was dein düstrer
+Blik bekennet; du hältst es für Gefahr oder Sünde eine Wahrheit zu
+sagen. Wenn er erschlagen ist, so sag es; die Zunge begeht kein
+Verbrechen, die seinen Tod berichtet; der sündigt, der den Todten
+belügt, nicht der, welcher sagt, der Todte lebe nicht mehr. Und
+doch hat der Ueberbringer unwillkommner Zeitungen eine undankbare
+Mühe; seine Zunge tönt uns nachher immer wie eine Todten-Gloke, die
+uns erinnert, daß sie einem geliebten Freund zu Grabe gelidten hat.
+
+Bardolph.
+Ich kan es nicht glauben, Milord, daß euer Sohn todt seyn soll.
+
+Morton.
+Es ist mir leid, daß ich euch nöthigen muß, etwas zu glauben, daß
+ich nicht gesehen zu haben wünschte. Aber diese meine Augen sahen
+ihn in seinem Blute sich wälzen, sahen ihn, in dem Augenblik, da er
+langsamathmend und mit schwachem Ton die lezten Worte gegen
+Heinrich von Monmouth aushauchte, dessen feuriger Grimm den nie
+zuvor besiegten Percy zur Erde niedergeschlagen hatte. Mit einem
+Wort, wie vorher sein Geist selbst dem plumpesten Fußknecht in
+seinem Lager Feuer geliehen hatte, so blies izt sein Tod, sobald er
+ruchtbar wurde, alle Hize in den Herzhaftesten aus; seine
+scheidende Seele, gleich als wäre sie die allgemeine Seele seiner
+Parthey gewesen, ließ lauter leblose Klöze zurük, die izt von der
+Furcht allein fortgeschleudert wurden; und wie die schwersten
+Körper, wenn sie durch eine fremde Gewalt in Bewegung gesezt werden,
+desto schneller fliegen, so fliegt kein Pfeil vom Bogen abgedrükt
+schneller seinem Ziele zu, als unsre Soldaten vom Felde ihrer
+Rettung zu flohen. In diesem Tumult wurde allzufrüh der edle
+Worcester gefangen, und dieser feuerathmende Schotte, dieser
+blutige Dowglas, dessen unermüdetes Schwerdt dreymal die vermeynte
+Gestalt des Königs erschlagen hatte; selbst er begann seinen Muth
+zu verhüllen, und verminderte durch seine Flucht die Schmach derer
+die den Rüken gewendet hatten, gerieth aber durch einen Fall vom
+Pferd in die feindlichen Hände. Kurz, die Summe von allem ist, daß
+der König gewonnen, und bereits ein eilfertiges Heer, unter
+Anführung des jungen Lancasters und Westmorlands gegen euch
+abgeschickt hat.
+
+Northumberland.
+Diese Neuigkeiten zu betrauren, werd' ich immer Zeit genug haben.
+Gift kan manchmal zur Arzney werden; und diese Zeitungen, die mich,
+wär' ich gesund gewesen, krank gemacht hätten, haben izt, da ich
+krank bin, mich in gewisser Maasse gesund gemacht. Und wie der
+Elende, dessen vom Fieber geschwächte Gelenke, wie losgerißne
+Angeln, unter der Gewalt des Lebens wanken, in einem ungeduldigen
+Anstoß von Hize, wie ein Feuer aus seines Hüters Armen ausbricht;
+so sind meine von Gram geschwächte Glieder, nun vom Gram zur Wuth
+getrieben, dreymal stärker als sonst. Weg also, du schwache Krüke,
+ein beschupter Handschuh mit Gelenken von Stahl soll hinfort diese
+Hand umgeben. Und weg mit dir, du sieche Kopf-Hülle, du bist ein
+zu schwacher Schirm für einen Kopf, nach welchem siegende Könige
+zielen. Nun gürtet meine Stirne mit Eisen, und dann laßt das
+Aergste kommen, was Zeit und Verhängniß gegen den wüthenden
+Northumberland vermögen! Laßt den Himmel die Erde küssen! Halte
+nicht länger, o Natur, die wilden Fluthen eingekerkert; laß die
+Ordnung sterben, und diese Welt nicht länger einen Schauplaz seyn,
+wo die Zwietracht genährt wird, um durch langsame Qualen
+aufgerieben zu werden; sondern laß einen mördrischen Geist, den
+Geist des erstgebohrnen Cains, in jedem Busen herrschen; laß in
+einer wüthenden Stunde, die blutdurstenden Menschen, alle in einen
+Hauffen getrieben, sich würgen, bis mit der allgemeinen Niederlage
+die Scene sich schließt, und ewige Finsterniß begrabe dann die
+Todten!
+
+Bardolph.
+Diese heftige Leidenschaft thut euch Schaden, Milord; liebster Graf,
+gestattet keine Scheidung zwischen eurer Klugheit und eurer Ehre.
+
+Morton.
+Die Leben von allen euern getreuen Anhängern hangen an den eurigen,
+und dieses muß nothwendig unterligen, wenn ihr euch diesem Sturm
+der Leidenschaft überlaßt. Ihr überlegtet ja ohne Zweifel die
+Zufälle und den ungewissen Ausgang des Kriegs, Milord, eh ihr
+sagtet, wir wollen einen Aufstand erregen; ihr konntet leicht
+vorhersehen, daß ein hiziges Gefecht euerm Sohn das Leben kosten
+könne; ihr wußtet daß er, so zu sagen, auf der Schneide eines
+Messers über einen gefährlichen Abgrund gieng, wo es
+wahrscheinlicher war, daß er hineinfallen, als daß er hinüber
+kommen werde: ihr wußtet daß sein Fleisch verwundbar war, und daß
+ihn sein ungestümer Geist mitten in die grösten Gefahren treiben
+würde; und doch sagtet ihr: Ziehe hin, und keine von diesen
+Betrachtungen, so stark sie euch rühren müßten, konnte euern
+gefaßten Entschluß wanken machen. Und was ist nun begegnet, oder
+was hat diese kühne Unternehmung hervorgebracht, als was
+wahrscheinlicher Weise erfolgen mußte?
+
+Bardolph.
+Wir alle, die an diesem Verlust Theil haben, wußten, daß wir uns
+auf ein so gefährliches Meer wagten, daß kaum einer unter zehen das
+Leben davon bringen werde; und doch wagten wir's für den
+vorgestekten Preis, sezten die Betrachtung einer augenscheinlichen
+Gefahr bey Seite, und sind nun, da wir hinüber gekommen sind,
+bereit noch mehr zu wagen. Kommt, wir wollen alles dran sezen,
+Vermögen und Leben.
+
+Morton.
+Es ist die höchste Zeit, Milord; und was unsern Muth erhöhen soll,
+ist eine Nachricht, die ich euch für gewiß geben kan. Der beliebte
+Erzbischoff von York ist mit einer ansehnlichen und wolgerüsteten
+Macht auf. Er ist ein Mann, der seine Anhänger mit einer doppelten
+Sicherheit gürtet. Milord, euer Sohn, hatte nur Leiber unter
+seiner Anführung, nur Schatten und Gestalten von Männern, welche
+fechten sollten; denn das Wort Rebellion schied die Würksamkeit
+ihrer Seelen und ihrer Leiber von einander, sie fochten mit Grauen
+und Widerwillen, ihre Waffen allein waren auf unsrer Seite, denn
+ihre Geister und Seelen hatte das Wort Rebellion so frostig gemacht,
+wie die Fische in einem Teiche. Aber nun verwandelt der Bischoff
+den Aufruhr in Rebellion; das Vorurtheil, daß er ein rechtschaffner
+und heiliger Mann sey, macht, daß man ihm mit Leib und Seele folgt,
+krazt das Blut Königs Richards von den Steinen von Pomfret, um
+seinem Aufstand eine Farbe zu geben, leitet seine Sache vom Himmel
+ab, sagt ihnen, er eile einem blutenden Lande zu Hülfe, das unter
+dem tyrannischen Bolingbroke in lezten Zügen lige; und so treibt es
+ihm schaarenweis Anhänger und Freunde zu.
+
+Northumberland.
+Ich wußte diß bereits; aber die Wahrheit zu sagen, dieser
+gegenwärtige Schmerz hat es aus meinem Gemüth gewischt. Kommt mit
+mir hinein, und ein jeder eröffne das beste, was er zu unsrer
+gemeinschaftlichen Erhaltung und Rache rathen kan. Schiket
+Couriers, schreibet Briefe, macht Freunde so schnell als möglich;
+noch nie waren unsrer so wenig, und noch nie hätten wir Viele so
+nöthig.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Verwandelt sich in eine Strasse von London.)
+(Sir John Falstaff* tritt mit einem kleinen Lakayen auf, der ihm
+sein Schwerdt und seinen Schild nachträgt.)
+
+{ed. * Die Falstaffischen Scenen machen einen grossen Theil dieser
+gegenwärtigen Haupt- und Staats-Action aus, ob sie gleich als
+blosse Zwischen-Spiele, die dem Pöbel für seine sechs Pfennige was
+zu lachen geben sollen, mit dem Stük selbst keinen nothwendigen
+Zusammenhang haben. Wir werden fortfahren, uns damit die nemliche
+Freyheit zu nehmen, wie in dem vorigen Stüke; und wir sind
+destomehr hiezu genöthiget, da der Humor und das Lächerliche, so
+darinn herrscht, gröstentheils in sehr pöbelhaften Schwänken, Zoten,
+Wortspielen, und einer ekelhaften Art von falschem und schmuzigem
+Wiz besteht, und wir vermuthlich keine Leser von derjenigen Classe
+haben werden, zu der die Zuhörer gehörten, die man damit belustigen
+wollte.}
+
+
+Falstaff.
+Holla, du, Riese! was sagt der Doctor zu meinem Wasser?
+
+Lakay.
+Er sagt, Herr, das Wasser an sich selbst sey ein gutes gesundes
+Wasser; aber was die Person anlange, von der es komme, die möchte
+wohl mehr Krankheiten an sich haben, als sie sich einbilde.
+
+Falstaff.
+Alle Arten von Leute bilden sich was drauf ein, auf mich zu
+sticheln. Das Hirn dieser närrischen Composition von Erdschollen,
+die man Mensch heißt, ist nicht fähig mehr Lächerliches zu erfinden
+als ich erfinde, oder wozu ich den Stoff hergebe. Ich bin nicht
+nur für mich selbst wizig, sondern auch die Ursach, daß andre Leute
+wizig sind. Ich geh hier vor dir her, wie ein Mutterschwein, das
+alle seine Jungen, bis auf eins, aufgefressen hat. Wenn der Prinz
+eine andre Ursach, warum er dich in meine Dienste gethan, gehabt
+hat, als mich lächerlich zu machen, so weiß ich nicht was rechts
+und links ist. Du H**sohn von einem Alraun, du taugtest besser daß
+ich dich an meiner Müze trüge, als daß du hinter mir drein gehen
+sollst. Ich habe noch nie kein Agtstein-Männchen zum Diener gehabt
+bis izt, aber ich will dich weder in Gold noch Silber einfassen
+lassen, darauf verlaß dich; in Bley sollst du mir gefaßt werden,
+und so will ich dich deinem Herrn wieder zurük schiken, damit er
+dich für ein Kleinod tragen kan. Dieser Juvenal, der Prinz dein
+Herr, dessen Kinn noch nicht einmal Gauchfedern hat; es soll mir
+eher ein Bart in meiner flachen Hand wachsen, eh er einen im
+Gesicht kriegen wird; und doch ist er unverschämt genug, und
+behauptet, sein Gesicht sey ein königliches Gesicht. Der Himmel
+mag es völlig ausmachen wenn er will, izt ist noch kein Haar daran
+auszusezen; er kan es immer als ein königliches Gesicht inne haben,
+denn ein Barbier wird sein Lebtag nicht sechs Pfenninge daraus
+ziehen, und doch kräht er immer, als ob er schon ein Mann gewesen
+sey, wie sein Vater noch ein Junggeselle war. Er mag seine Gnade
+für sich selbst sparen, denn die meinige hat er ziemlich verlohren,
+das kan ich ihn versichern. Was sagt Herr Dombledon, wegen des
+Atlas zu meinem kurzen Mantel und zu meinen Pluder-Hosen?
+
+Lakay.
+Er sagt, Herr, ihr müßtet ihm einen bessern Bürgen stellen als
+Bardolph; er verlange nicht mit eurer und seiner Handschrift zu
+thun zu haben, die Versicherung sey ihm nicht hinlänglich.
+
+Falstaff.
+Möcht' er verdammt werden wie der reiche Schlemmer, und seine Zunge
+noch heisser seyn! Der H**sohn von einem Ahitophel, der Schurke,
+der den Handschlag eines Edelmanns hat, und noch Versicherung
+fordert! Die H*ds-f*tische Kahlköpfe tragen heutigs Tags nichts
+als hohe Absäze, und ein Gebund Schlüssel an ihrem Gürtel; und wenn
+ein Bidermann so höflich ist und bey ihnen borgen will, so
+verlangen sie Sicherheit! Es wäre mir eben so lieb gewesen, wenn
+er mir das Maul mit Mausgift gestopft hätte, als mit dieser
+unverschämten Versicherung, die er verlangt. Ich erwartete, der
+Flegel würde mir zween und zwanzig Stab Atlas schiken, so wahr ich
+ein rechtschaffner Ritter bin, und er schikt mir Versicherung. Gut,
+er mag in Sicherheit schlaffen, denn er hat das Horn des
+Ueberflusses.** Seiner Frauen Galanterie*** scheint daraus hervor,
+und doch sieht er nichts, ob er gleich seine Laterne an der Stirne
+trägt.--Wo ist Bardolph?
+
+{ed. ** Dieser Spaß scheint augenscheinlich von einem
+Plautinischen entlehnt zu seyn: (Quo ambulas tu, qui Vulcanum in
+cornu conclusum geris? Amph. Act. L Sc. 1.) Daß Plautus hier
+eine scherzhafte Anspielung im Sinne gehabt habe, daran dürfen wir
+nicht zweifeln, da die Proverbial-Redensart, Hörner für
+Hahnreyschaft zu sagen, sehr alt ist, wie aus einer Stelle des
+Artemidorus erhellet, welcher sagt: Proseipein autv oti h gunh sou
+porneusei, kai to legomenon, KERATA AUTW POIHSEI--Oneirocr. L. II.
+c. 12. Warburton.}
+
+{ed. *** Im Englischen ist hier ein Wortspiel mit
+dem Wort (Lightness), dessen Doppelsinn schon anderswo bemerkt
+worden. Weil es sich im Deutschen nicht ausdrüken läßt, so geht
+der ganze Spaß verlohren. Auf schweizerisch, wo Licht und leicht
+beydes liecht ausgesprochen wird, gieng es vielleicht an.}
+
+Lakay.
+Er ist nach Schmidtfield gegangen, Eu. Herrlichkeit ein Pferd zu
+kauffen.
+
+Falstaff.
+Ich kaufte ihn in Paul's, und er kauft mir izt dafür ein Pferd in
+Smithfield. Wenn ich izt nur noch ein Weib aus einem B**l kriegen
+könnte, so wär' ich bemannt, begault und beweibt!
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Der Lord Ober-Richter und seine Bediente zu den Vorigen.) (Wir
+müssen diese Scene gänzlich weglassen. Der gröste Spaß darinn
+besteht in dem Einfall, den Falstaff hat, sich zu stellen als ob er
+nicht wohl höre; und in den unverschämten Antworten die er, auf das
+Privilegium der Taubheit hin dem Lord Ober-Richter giebt, der ihn
+wegen seiner heillosen Lebensart beschilt.)
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von York.)
+(Der Erz-Bischoff Hastings, Thomas Mowbray und Lord Bardolph
+treten auf.)
+
+
+York.
+Ihr habt nun die Beschaffenheit unsrer Sache vernommen, und kennet
+unsre Mittel. Entdeket uns izt, meine edlen Freunde, ich bitte
+euch alle, entdeket ungescheut, was ihr von unsern Hoffnungen
+denket. Was saget ihr dazu, Lord Marschall?
+
+Mowbray.
+Ich billige gänzlich die Sache unsrer Waffen, aber ich wünschte
+besser überzeugt zu seyn, wie wir mit den Mitteln die wir haben
+einer so furchtbaren Macht als des Königs, die Stirne bieten können.
+
+Hastings.
+Unsre dermalige Stärke ist auf fünf und zwanzig tausend Mann
+auserlesener Leute angewachsen; und der grosse Northumberland,
+dessen Brust von gerechtester Rache glüht, giebt uns die
+zuverläßige Hoffnung einer mächtigen Unterstüzung.
+
+Bardolph.
+Die Frage, Lord Hastings, ist also diese: Ob wir mit diesen fünf
+und zwanzig tausend Mann, die wir haben, ohne Northumberland, eine
+Unternehmung wagen können?
+
+Hastings.
+Mit ihm können wir's.
+
+Bardolph.
+Gut, das ist also der Umstand auf den alles ankommt. Wenn wir ohne
+ihn zu schwach sind, so ist meine Meynung, wir sollen uns nicht zu
+tief einlassen, bis wir seinen Beystand haben. Bey einem so
+blutigen Vorhaben wie das unsrige, können Vermuthungen, Wünsche,
+Erwartungen einer ungewissen Unterstüzung, nicht in die Rechnung
+gebracht werden.
+
+York.
+Diß ist sehr richtig, Lord Bardolph; des jungen Hot-Spurs Fall zu
+Schrewsbury giebt uns diese Lection.
+
+Bardolph.
+In der That, Milord, was verursachte seinen Fall, als daß er seine
+kleine Anzahl durch die Hoffnung versprochner Hülfe doppelte; daß
+er sich selbst mit Ausrechnungen einer eingebildeten Macht täuschte,
+die in der That kleiner war, als der kleinste seiner Gedanken; daß
+er in der Schwärmerey einer erhizten Einbildungskraft seine Leute
+zum Tod führte, und taumelnd in sein Verderben sprang.
+
+Hastings.
+Es kan, dem ungeachtet, mit eurer Erlaubniß, nicht schaden, die
+Vortheile, auf die man sich mit der grösten Wahrscheinlichkeit
+Rechnung machen kan, in den Ueberschlag unsrer Unternehmung zu
+bringen.
+
+Bardolph.
+Ja, wenn uns die Umstände nicht zu einer augenbliklichen
+Entschliessung nöthigten. Eine auf blosse Hoffnung hin würklich
+angefangne Sache gleicht den Trag-Knospen eines zu frühzeitigen
+Frühlings, von denen man gleichviel Ursache hat zu hoffen, daß sie
+Früchte geben, als zu fürchten, daß Fröste sie verderben werden.
+Wenn wir bauen wollen, so überlegen wir zuerst wie wir es angelegt
+haben wollen; hernach machen wir den Riß davon, und dann müssen wir
+nothwendig die Unkosten der Aufführung berechnen. Finden wir, daß
+sie unsre Kräfte übersteigen, was thun wir dann? Wir ziehen unsern
+Plan zusammen, wir machen ein kleineres Modell, oder wir geben den
+Bau gar auf. Sollten wir bey einem so grossen Werk, als das
+Vorhaben ein Königreich niederzureissen, und ein anders
+aufzurichten, weniger Vorsichtigkeit gebrauchen? Um wie viel
+nöthiger ist es, daß wir eines wolüberlegten Entwurfs einig seyen,
+daß wir des Fundaments versichert seyen, worauf wir bauen wollen;
+daß wir unsre Mittel überrechnen und genau erkundigen, wie weit sie
+zu einem solchen Werke zureichen, und ob sie die entgegenstehende
+Schwierigkeiten überwiegen? Denn sonst bauen wir auf Papier,
+zählen blosse Namen von Männern für die Männer selbst, und befinden
+uns am Ende im Fall desjenigen der einen Bau angefangen hat, der
+sein Vermögen übersteigt, und wenn er's zur Hälfte gebracht hat,
+genöthigt ist es ligen zu lassen, und als einen nakten Gegenstand
+weinender Wolken, den Stürmen und dem verwüstenden Winter preis zu
+geben.
+
+Hastings.
+Gesezt auch, unsre Hoffnungen sollten wider allen Anschein in der
+Geburt erstiken, und wir hätten nicht einen einzigen Mann mehr als
+wir schon haben zu erwarten, so denke ich doch, wir sind, so wie
+wir sind, stark genug, uns mit dem König zu messen.
+
+Bardolph.
+Wie? hat er etwann nur fünf und zwanzig tausend Mann?
+
+Hastings.
+Gegen uns, nicht mehr; nicht einmal so viel, Lord Bardolph; Er ist
+genöthiget, seine Macht in drey Heere zu theilen; eines gegen die
+Franzosen, eines gegen Glendower, und ein drittes gegen uns; diese
+Theilung muß den König desto schwächer machen, da sein Schaz
+erschöpft und seine Kisten leer sind.
+
+York.
+Daß er seine verschiedne Schaaren zusammenziehen, und uns mit
+gesammter Macht angreiffen sollte, haben wir nicht zu besorgen.
+
+Hastings.
+Wenn er das thun wollte, so ließ' er seinen Rüken unbeschüzt, und
+er sezte sich in die unvermeidliche Gefahr, von allen Seiten
+eingeschlossen zu werden; das ist nimmermehr zu besorgen.
+
+Bardolph.
+Wem wird er wohl die Anführung seiner Truppen gegen uns geben?
+
+Hastings.
+Dem Herzog von Lancaster und Westmorland; er selbst und Harry
+Monmouth ziehen gegen die Welschen, aber wer gegen die Franzosen
+commandieren wird, ist noch nicht bekannt.
+
+York.
+Wolan dann, laßt uns Hand ans Werk legen, und die Ursachen bekannt
+machen, warum wir die Waffen ergreiffen--Die Gemeinen sind ihrer
+eignen Wahl überdrüssig, ihre heißhungrige Liebe hat sie überfüllt.
+Der hat eine wankende und unsichre Wohnung, der auf das Herz des
+Pöbels baut. O du schwärmerischer Hauffe! Mit was für einem
+lauten Zujauchzen, mit welchem Getümmel von Segnungen schlugst du
+den Himmel, eh Bolingbroke war, was du wolltest daß er seyn sollte?
+Und nun, da er zugerichtet ist, wie du ihn wünschtest, nun bist du
+so voll von ihm, daß du dich selber reizest, ihn wieder von dir zu
+geben. So, so entludest du, du gemeiner Gassen-Hund, deinen
+gefräßigen Busen des königlichen Richards; und izt wolltest du
+gerne wieder essen was du gespien hast, und heulst, es zu finden.
+Was für Vertrauen darf man auf die Menschen sezen! Diejenige, die
+Richards Tod wollten, da er lebte, sind nun in sein Grab verliebt;
+du, der Staub und Auskehricht auf sein schönes Haupt herab
+schüttete, als er seufzend hinter dem bewunderten Bolingbroke durch
+das stolze London geführt wurde, schreyst izt: o Erde, gieb uns
+jenen König wieder, und nimm diesen!--[*Verfluchte Unbeständigkeit
+der menschlichen Gedanken! Das Vergangne und Künftige scheint
+ihnen immer das beste, das Gegenwärtige immer das schlimmste.
+
+{ed. * Reime im Original.}
+
+Mowbray.
+Sollen wir unsre Leute mustern, und ausrüken?
+
+Hastings.
+Wir hangen nun von der Zeit ab, und die Zeit befiehlt uns, zu gehen.]
+
+
+
+
+Zweyter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Eine Strasse in London.)
+(Die Wirthin tritt mit den zween Häschern, Fang und Schlinge auf.)
+
+
+Wirthin.
+Herr Fang, habt ihr die Klage anhängig gemacht?
+
+Fang.
+Sie ist anhängig gemacht.
+
+Wirthin.
+Wo ist euer Scherge? Ist es ein braver Scherge? Ist er ein Mann,
+zum Anpaken?
+
+Fang.
+Holla, wo ist Schlinge?
+
+Wirthin.
+O Jemini! Ah, guter Herr Schlinge!
+
+Schlinge.
+Hier, hier.
+
+Fang.
+Schlinge, wir müssen Sir John Falstaffen in Verhaft nehmen.
+
+Wirthin.
+Ach ja, guter Herr Schlinge, ich hab ihn verklagt, und alle.
+
+Schlinge.
+Das mag einigen von uns das Leben kosten; er wird vom Leder ziehen.
+
+Wirthin.
+Das ist doch ein Elend! Nehmt euch ja vor ihm in Acht; er erstach
+mich neulich in meinem eignen Hause, und das nur auf eine recht
+bestialische Art; er bekümmert sich nichts darum, was für Unheil er
+anrichtet, wenn er mit seiner Fuchtel heraus ist. Er wird
+zustossen wie ein Teufel; er schont euch weder Mann, noch Weib,
+noch Kind.
+
+Fang.
+Wenn ich ihn nur einmal zu paken kriegen kan, so frag ich nichts
+nach seinem Pochen.
+
+Wirthin.
+Nein, ich auch nicht; ich will euch schon an der Hand seyn.
+
+Fang.
+Wenn ich ihm nur einmal mit der Faust beykommen kan--
+
+Wirthin.
+Ich bin verlohren, wenn er entgeht; ich versichre euch, die Zechen
+nehmen kein Ende, die er mir schuldig ist. Guter Herr Fang, haltet
+ihn ja fest; guter Herr Schlinge, laßt ihn ja nicht entwischen; er
+kommt immer in Pie-Corner, mit Verlaub vor euer Ehren zu reden,
+einen Sattel zu kauffen, und er ist heute zum Mönchs-Kopf in der
+Lombard-Strasse zu Hrn. Smooth, dem Seidenhändler, zum Mittagessen
+eingeladen. Ich bitte euch, weil meine Klage einmal anhängig ist,
+und die Sache so weit gekommen ist, daß es die ganze Welt weiß,
+macht doch ja, daß er sich zur Verantwortung stellen muß. Hundert
+Mark ist eine grosse Summe für eine arme verlassene Wittfrau; ich
+hab immer gewartet, und gewartet, und gewartet, und er hat mich
+immer gefoppt, und gefoppt, und wieder gefoppt, daß es eine Schande
+ist, nur daran zu denken.--
+(Falstaff, sein kleiner Lakay, und Bardolph zu den Vorigen.) Dort
+kommt er eben, und der ausgemachte malvasiernasichte Spizbube
+Bardolph mit ihm. Thut euer Amt, thut euer Amt, Herr Fang und Herr
+Schlinge, thut mir, thut mir, thut mir euer Amt.
+
+Falstaff.
+Wie? wie? Wessen Mähre ist todt? Was giebt's hier?
+
+Fang.
+Sir John, ich arretire euch, auf Ansuchen der Frau Quikly.
+
+Falstaff.
+Weg, ihr Lümmel; zieh, Bardolph: Hau mir dem Raker den Kopf
+herunter: Wirf den Sausödel in den Bach.
+
+Wirthin.
+Was? Mich in den Bach werfen? Ich will dich in den Bach werfen.
+Willt du? willt du? Du--Mörder! Mörder!--
+
+Falstaff.
+Bardolph, halt sie zurük.
+
+Fang.
+Succurs! Succurs!
+
+Wirthin.
+Liebe Leute, holt noch einen Mann oder zwey; du willt, willt du?
+Du willt, willt du? Thu's, thu's, du Raker, du, du Hanfsaamen!
+
+Falstaff.
+--
+
+(Dumme Schimpfwörter.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Der Lord Ober-Richter mit seinem Gefolge.)
+
+
+Ober-Richter.
+Was giebts hier? Haltet Frieden hier, he!
+
+Wirthin.
+O mein lieber Gnädiger Herr, haltet zu mir; ich bitte euch, nehmt
+euch meiner an.
+
+Ober-Richter.
+Wie, Sir John? Was für saubre Händel habt ihr hier? Schikt sich
+das für eure Bedienung, und für das Geschäfte, so euch aufgetragen
+ist? Ihr solltet schon weit auf der Landstrasse nach York seyn.
+Laß ihn gehen, Bursche; was hängst du dich an ihn an?
+
+Wirthin.
+O allergnädigster Herr Lord, ich bin mit Euer Gestreng Erlaubniß
+eine arme Wittfrau von East-Cheap, und er wird auf mein Ansuchen in
+Verhaft genommen.
+
+Ober-Richter.
+Für was für eine Summe?
+
+Wirthin.
+Für alles, Gnädiger Herr, für alles was ich habe. Er hat mich von
+Haus und Hof gefressen, er hat mein ganzes Vermögen in seinen diken
+Bauch da hinein gestopft; aber ich will doch nicht alles verlohren
+haben, ich will wieder was herauskriegen, oder ich will dich des
+Nachts reiten wie eine Hexe.
+
+Falstaff (Eine Zote.)
+--
+
+Ober-Richter.
+Wie kommt das, Sir John? Fie! welcher ehrliche Mann wollte sich
+dergleichen nachreden lassen? Schämt ihr euch nicht, eine arme
+Wittfrau zu solchen Mitteln zu treiben, um zum Ihrigen zu gelangen?
+
+Falstaff.
+Wie viel bin ich dir dann schuldig?
+
+Wirthin.
+Meiner Six! Wenn du ein Bidermann wär'st, dich selbst und das Geld
+dazu; du schwur'st mir auf einen verguldten Becher, es war in der
+Delphin-Stube, du sassest an der runden Tafel, bey einem See-Kohlen-
+Feuer, am Dienstag in der Pfingst-Woche, war es, wie dir der Prinz
+ein Loch in den Kopf schlug, daß du ihn mit einem Bänkel-Singer von
+Windsor verglichen hattest, schwur'st du mir nicht, indem ich deine
+Wunde wusch, du wollst mich heurathen, und mich zu Milady deiner
+Frau zu machen? Kanst du's läugnen? Kam nicht eben Frau Cathrine,
+die Mezgerin, in die Stube, und nannte mich Gevatterin Quikly? Sie
+kam, und wollte eine Maaß Eßich bey mir entlehnen, und da sagte sie,
+sie hätte eine gute Schüssel voll gebakne Pflaumen, und da sagtest
+du, du habest Lust etliche davon zu essen, und da sagt' ich dir,
+sie taugten nicht zu einer frischen Wunde; und batest du mich nicht
+damals, wie sie wieder die Stiege hinunter war, ich sollte mit
+solchem armem Volk nicht mehr so gemein thun, und sagtest, es solle
+nicht mehr lang währen, so würden sie mich Madam heissen müssen?
+Und gabst du mir nicht einen Kuß, und batest mich, ich sollte dir
+dreyßig Schillinge holen? Ich treib dich izt auf deinen Eid;
+läugn' es, wenn du kanst.*
+
+{ed. * So viel mag zur Probe von dieser und der folgenden Scene
+genug seyn, worinn Falstaff und die Wirthin, indeß daß Gower dem
+Lord Ober-Richter die Zeitung von Yorks und Northumberlands Empörung
+bringt, sich unter der Hand wieder mit einander aussöhnen.}
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Eine andre Strasse in London.)
+(Prinz Heinrich und Poins.)
+
+
+Prinz Heinrich.
+Du kanst mirs glauben, ich bin entsezlich müde.
+
+Poins.
+Wie, ist es dazu gekommen? Ich dachte, die Müdigkeit dürfte keinen
+Königssohn angreiffen.
+
+Prinz Heinrich.
+Es ist doch so, ob meine Hoheit sich gleich entfärbt, es zu
+gestehen. Kommt es nicht pöbelhaft an mir heraus, daß ich einen
+Gelust nach Schmahl-Bier habe?
+
+Poins.
+In der That, ein Prinz sollte sich nie so sehr vergessen, an eine
+so schwache Composition nur zu denken.
+
+Prinz Heinrich.
+Mein Appetit ist also vermuthlich nicht von königlicher Abkunft;
+denn, in gutem Ernst, ich denke izt an die arme Creatur, Schmahl-
+Bier. Aber in der That, diese gedemüthigen Gedanken erleiden mir
+meine Hoheit gewaltig. Was für eine Unanständigkeit, daß ich mich
+deines Namens erinnere? Oder daß ich morgen dein Gesicht noch
+kenne? Oder daß ich weiß, wie viele paar seidene Strümpfe du hast,
+(z. Ex. diese hier, und deine Pfersich-Blüth farbene;) oder daß
+ich ein Inventarium über deine Hemder bey mir trage, z. Ex. eines
+für die Noth, und eins zum Ueberfluß, usw.
+
+Poins.
+Wie übel das zusammenhängt, daß ihr izt so alberne Dinge sagt,
+nachdem ihr kaum so grosse Dinge gethan habt! Sagt mir einmal, wie
+viele wakre junge Prinzen sind in der Welt die es so machen würden
+wie ihr, wenn ihr Vater so krank läge, als der eurige izt ist?
+
+Prinz Heinrich.
+Sol ich dir was sagen, Poins?
+
+Poins.
+Ja, aber einmal etwas recht gutes.
+
+Prinz Heinrich.
+Es soll für wizige Köpfe von so edler Geburt wie du, gut genug seyn.
+
+Poins.
+So sagt es denn, ich kan alles anhören.
+
+Prinz Heinrich.
+Ich sage dir, es schikt sich nicht, daß ich izt traurig aussehe,
+weil mein Vater krank ist; und doch könnt' ich dir sagen, (als
+einem, den mir's beliebt, aus Mangel eines bessern, meinen Freund
+zu nennen,) daß ich traurig seyn könnte, im Ernst traurig.
+
+Poins (spöttisch.)
+In der That, die Ursache ist auch darnach.
+
+Prinz Heinrich.
+Bey dieser Hand, du denkst ich sey ein so verstokter Bube, als du
+und Falstaff. Laß das Ende den Mann bewähren. Aber ich sage dir,
+mein Herz blutet innwendig, daß mein Vater so krank ist, wenn mir
+gleich der Umgang mit so schlimmer Gesellschaft als du bist, die
+Freyheit benimmt, äusserliche Zeichen von Schmerz an mir sehen zu
+lassen.
+
+Poins.
+Und warum das?
+
+Prinz Heinrich.
+Was würdest du von mir denken, wenn ich weinte?
+
+Poins.
+Ich dächte, du seyest ein so durchlauchtiger Heuchler, als ein Cron-
+Prinz je gewesen ist.
+
+Prinz Heinrich.
+So würde jedermann denken, und du bist ein glüklicher Geselle, daß
+du immer denkst wie jedermann denkt. Keines Menschen in der Welt
+seine Gedanken bleiben besser in der allgemeinen Landstrasse als
+die deinigen. Jedermann würde denken, ich sey ein Heuchler, so ist
+es. Und was bewegt eure hochzuverehrende Gedanken, so zu denken?
+
+Poins.
+Was? Weil ihr so lüderlich zu seyn geschienen habt, und mit
+Falstaffen in so vertrauter Freundschaft gelebt habt.
+
+Prinz Heinrich.
+Und mit dir.
+
+Poins.
+Nein, bey diesem Tageslicht! Ich bin in keinem schlimmen Ruf, ich
+darf zuhören, wenn von mir gesprochen wird. Das ärgste was die
+Leute von mir sagen können, ist, daß ich ein jüngerer Bruder bin,
+und daß ich flinke Hände habe; und für diese zwey Dinge, ich muß es
+gestehen, kan ich nichts. Seht, seht, da kommt Bardolph--
+
+Prinz Heinrich.
+Und der Junge, den ich Falstaffen gab; der Junge sah doch wie ein
+Christenmensch aus, da er ihn von mir bekam, und sieh, ob ihn der
+feiste Spizbube nicht in einen ausgemachten Affen verwandelt hat?
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Bardolph mit dem kleinen Lakeyen zu den Vorigen.) (Bardolph
+bringt dem Prinzen einen abgeschmakten Brief von Falstaffen; der
+kleine Lakey berichtet, daß sein Herr im Bärenkopf in East-Cheap
+mit der Frau Quikly und Jgfr. Dortchen Tear-Scheet zu Nacht essen
+werde, und der Prinz verabredet sich mit Poins, sie beym Nacht-
+Essen zu überraschen. Es ist eine Art von Wiz und Humor in dieser
+Scene; aber auch das, was nach Abzug der Wortspiele und platten
+oder schmuzigen Einfälle übrig bleibt, verdient keine Uebersezung;
+ein paar Einfälle des Prinzen ausgenommen, um deren willen das
+übrige von folgender Stelle mitgehen mag.)
+
+
+Prinz Heinrich.
+Aber ist es wahr, Ned, daß ihr so vertraut mit mir thut? Muß ich
+eure Schwester heurathen?
+
+Poins.
+Mag das Mensch keinen schlechtem Anstand haben! Aber das hab' ich
+nie gesagt.
+
+Prinz Heinrich.
+Wol--so treiben wir den Narren mit der Zeit, und die Geister der
+Weisen sizen in den Wolken und spotten unser--Ist euer Herr hier in
+London?
+
+Bardolph.
+Ja, Milord.
+
+Prinz Heinrich.
+Wo ißt er zu Nacht?
+
+Bardolph.
+Am alten Ort, Milord, in East-Cheap.
+
+Prinz Heinrich.
+In was für Gesellschaft?
+
+Page.
+Mit Ephesiern, Milord, von der alten Kirche.
+
+Prinz Heinrich.
+Wird er Weibsleute beym Essen haben?
+
+Page.
+Niemand, als die alte Frau Quikly, und Jungfer Dortchen Tear-Scheet.
+
+Prinz Heinrich.
+Was für eine Heidin mag das seyn?
+
+Page.
+Es ist ein ganz hübsches Frauenzimmer, Milord, und eine Base zu
+meinem Herrn.
+
+Prinz Heinrich.
+Von der Art Basen, wie die Pfarr-Kühe zum Stadt-Bullen sind.
+Wollen wir sie beym Nacht-Essen überraschen, Ned?
+
+Poins.
+In bin euer Schatten, Milord.
+
+Prinz Heinrich.
+Aber holla, ihr Junge, und Bardolph, sagt euerm Herrn kein Wort
+davon, daß ich in der Stadt bin--Da ist was für eure
+Verschwiegenheit.
+
+Bardolph.
+Ich habe keine Zunge, Milord.
+
+Page.
+Und ich will schon Meister über meine seyn.
+
+Prinz Heinrich.
+Fahrt ihr wohl, geht--
+
+(Zu Poins.)
+
+Diese Dortchen Tear-Scheet wird vermuthlich was Allgemeines seyn?
+
+Poins.
+Ich stehe euch davor, so gemein, wie die Landstrasse zwischen hier
+und St. Albans.
+
+Prinz Heinrich.
+Wie müßten wir's machen, wenn wir Falstaffen heute Nacht (in
+naturalibus) sehen wollten, ohne daß er uns sähe?
+
+Poins.
+Wir müßten lederne Brust-Tücher anthun, und Schürze, und ihm bey
+Tisch aufwarten.
+
+Prinz Heinrich.
+Von einem Gott zu einem Stier? Eine tieffe Herablassung! Es war
+Jupiters Fall. Aus einem Prinzen ein Keller-Junge? Eine unedle
+Verwandlung! Das soll mein Fall seyn. Wenn man eine Narrheit
+machen will, so muß man sie ganz machen. Folge mir, Ned.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Northumberlands-Burg.)
+(Northumberland, Lady Northumberland, und Lady Percy.)
+
+
+Northumberland.
+Ich bitte dich, mein liebes Weib, und euch, meine werthe Tochter,
+laßt den Entschliessungen ihren Lauff, wozu die Zeit mich nöthigt.
+Beunruhigt mich nicht länger durch Vorstellungen, welchen Gehör zu
+geben nicht mehr in meiner Macht ist.
+
+Lady Northumberland.
+Ich hab es aufgegeben, ich will nichts mehr sagen: thut was ihr
+wollt; eure Klugheit sey eure Rathgeberin.
+
+Northumberland.
+Ich habe meine Ehre zum Pfand gegeben, liebstes Weib; und nichts
+kan sie wieder einlösen, als wenn ich gehe.
+
+Lady Percy.
+O, um des Himmels willen, bleibet dem ungeachtet zurük. Es war
+eine Zeit, Vater, da ihr euer Wort brachet, obgleich weit mehr
+daran gelegen war es zu halten, als izt. Wie manchen Blik schikte
+euer Percy, euer Sohn, mein liebster Harry, nordwärts, dem Beystand
+entgegen, den ihm sein Vater zuführen sollte? aber er wartete
+umsonst. Wer beredete euch damals daheim zu bleiben? In einem so
+entscheidenden Zeitpunct, und da durch euer Zurükbleiben eure und
+euers Sohnes Ehre verlohren gieng? Was die eurige betrift, möge
+himmlische Glorie sie umglänzen! Die seinige stand über ihm wie
+die Sonne im arzurnen Gewölbe des Himmels: Und die ganze
+Ritterschaft von England bewegte sich bey seinem Licht, in der
+Laufbahn ruhmwürdiger Thaten. Er war der Spiegel, vor dem die edle
+Jugend ihre Gestalt untersuchte. Er sah keine Füsse, die nicht
+seinen Gang nachahmten; und mit der Zunge anstossen, welches bey
+ihm ein Natur-Fehler war, wurde der allgemeine Accent der Tapfern;
+so groß war die Begierde, ihm ähnlich zu seyn. Nicht nur seine
+kriegrischen Vorzüge, selbst seine Sprache, sein Gang, seine Art
+sich zu kleiden, seine Manieren, seine Neigungen, sogar seine Laune
+und sein Humor, waren das Muster, wornach alle andre sich bildeten;
+ein jeder schäzte sich selbst nur so viel, als er ihm ähnlich zu
+seyn glaubte. Und diesen Mann, o! dieses Wunder von einem Mann,
+ihn, der an Verdiensten niemand über sich hatte, ihn ließt ihr
+allein, mit einer Hand voll Leute, die ganze Gewalt des Kriegs-
+Gottes auszuhalten; verließt ihn, in Umständen, wo nichts als der
+Schall von Hot-Spurs Namen fähig war Widerstand zu thun--O! nimmer,
+nimmer beleidigt seinen abgeschiednen Geist so sehr, daß ihr euer
+Wort andern besser haltet als ihm! Laßt sie allein: Der Marschall
+und der Erzbischoff sind stark genug. Hätte mein liebster Harry
+nur die Hälfte ihrer Anzahl gehabt, so würd' ich diesen Augenblik,
+an Hot-Spurs Naken hangend, von Monmouths Grabe reden können.
+
+Northumberland.
+Uebel mög' es euch bekommen, schöne Tochter, daß ihr durch frische
+Klagen eine alte Wunde wieder aufreisset. Aber ich muß gehen, und
+mich der Gefahr dort entgegen stellen, oder sie wird mich anderswo
+selbst suchen, und mich weniger gerüstet finden.
+
+Lady Northumberland.
+Flieht nach Schottland, bis der Adel und die empörten Gemeinen ihre
+Stärke ein wenig versucht haben.
+
+Lady Percy.
+Wenn sie einen Vortheil über den König erhalten haben, dann
+vereiniget euch mit ihnen, und macht die Starken stärker. Aber, um
+unsrer Aller willen, laßt sie vorher ihre Kräfte allein versuchen.
+Das mußt euer Sohn thun, ihr ließ't es geschehen, so wurd' ich eine
+Wittwe; und nimmer werd' ich Leben genug haben, sein Andenken* aus
+meinen Augen so lange zu beregnen, bis es zum Gedächtniß meines
+edeln Gemals an den Himmel empor wachse.
+
+{ed. * Eine Anspielung auf den Rosmarin, der, weil er ein (Cephalicon)
+ist, in unsers Autors Zeiten (Remembrance), Andenken, genannt wurde.}
+
+Northumberland.
+Kommt, kommt, geht mit mir hinein; mein Gemüth ist izt wie die
+Fluth, wenn sie zu ihrer grösten Höhe hinaufgeschwollen ist; sie
+steht dann still, und fliesset weder vorwärts noch zurük. Ich
+wünschte herzlich, daß ich mit dem Erzbischoff mich vereinbaren
+könnte; aber tausend Ursachen halten mich zurük. Ich will mich
+entschliessen nach Schottland zu gehen, und dort warten, bis Zeit
+und bessere Umstände meinen Beytritt fordern.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+([Die übrigen sechs Scenen in diesem Aufzug, stellen dasjenige vor,
+was bey dem) Soupé (des Sir John Falstaff in Gesellschaft der
+liebenswürdigen Dortchen Tear-Scheet und der Frau Wirthin zum
+Bärenkopf in East-Cheap vorgegangen; die Händel zwischen Falstaff
+und Pistol, die Verwandlung des Prinzen in einen Keller-Buben, und
+den zärtlichen Abschied zwischen Dortchen Tear-Scheet und Falstaff,
+welcher mitten aus seinen Vergnügungen fortgerissen wird, um zur
+Armee abzugehen. Es sind Scenen aus Bierschenken und Bordelhäusern,
+in Ostadens Geschmak nach dem Leben gemahlt. Der Genie unsers
+Autors zeigt sich vielleicht in gewisser Maaße so groß darinn, als
+in den schönsten Scenen des Hamlet oder des Kauffmanns von Venedig;
+aber die ekelhafte Unsittlichkeit derselben verbietet uns sie zu
+übersezen, und würde auf jedem anderm Theater als dem zu London,
+auch ihre öffentliche Aufführung verbieten.])
+
+
+
+
+Dritter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Der Palast in London.)
+(König Heinrich in seinem Nachtrok, und ein Edelknabe treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Geh, ruffe die Grafen von Surrey und Warwik; aber eh sie kommen,
+sag ihnen, daß sie diese Briefe lesen, und den Inhalt wol überlegen
+sollen: Halte dich nicht auf.
+
+(Der Edelknabe geht ab.)
+
+Wie viele tausende von meinen ärmsten Unterthanen schlafen in
+dieser Stunde! O holder Schlaf, wohlthätige Amme der Natur, womit
+hab' ich dich erschrekt, daß du meine Auglieder nicht mehr
+schliessen, meine Sinnen nicht mehr in süsses Vergessen aller
+Sorgen wiegen willst? Warum ligst du lieber in rauchigen Krippen,
+auf unbequemen Strohsäken ausgestrekt, und von summenden
+Nachtfliegen in deinen Schlummer eingezischet, als in den
+parfümirten Zimmern der Grossen, unter goldnen Thronhimmeln, und
+von den angenehmsten Symphonien eingewiegt? O warum liegst du bey
+den Niedrigsten in ekelhaften Betten, und verlässest das königliche
+Lager wie ein Schilderhäuschen bey einer Sturmgloke? Kanst du, zu
+oberst auf dem wankenden Mast des Schiff-Jungens Augen versiegeln,
+und sein Gehirn in der Wiege der ungestümen Woge einwiegen, den
+Winden ausgesezt, welche die aufrührischen Wellen beym Schopf
+ergreiffen, ihre ungeheuren Häupter krümmen, und sie unter
+betäubendem Geschrey an den schlüpfrigen Mast-Tauen aufhängen--
+Kanst du, o partheyischer Schlaf, dem nassen See-Jungen in einer so
+rauhen Stunde Ruhe geben, und versagst sie in der stillesten Nacht,
+bey allen ersinnlichen Mitteln sie zu befördern, einem Könige? So
+schlummre dann sanft, glüklicher Bettler! Das Haupt ligt übel, das
+eine Crone trägt.
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Warwik und Surrey treten auf.)
+
+
+Warwik.
+Unzählbare glükliche Morgen, Gnädigster Herr!
+
+König Heinrich.
+Ist es schon Morgen, Lords?
+
+Warwik.
+Es ist schon über ein Uhr.
+
+König Heinrich.
+Nun dann, so wünsch ich euch einen guten Morgen--Gut, Milords, habt
+ihr die Briefe gelesen, die ich euch schikte?
+
+Warwik.
+Wir haben, Gnädigster Herr.
+
+König Heinrich.
+Ihr habt also daraus ersehen, in welch einem verdorbnen Zustand
+unser Staats-Körper ligt, wie sehr seine innerliche Schäden
+zunehmen, und wie nahe die Gefahr zu seinem Herzen gedrungen ist.
+
+Warwik.
+Die Krankheit ist nicht so gefährlich, daß dieser fiebrische Körper
+nicht durch gute Diät und ein wenig Medicin zu seiner vorigen
+Stärke hergestellt werden könnte; Milord von Northumberland wird
+bald abgekühlt seyn.
+
+König Heinrich.
+O Himmel, wer im Buche des Schiksals lesen könnte, was für
+Veränderungen die kommenden Zeiten mit sich bringen, wie sie
+Gebürge ebnen, und das feste Land, troz seiner unbeweglichen
+Dauerhaftigkeit, in die See zerschmelzen werden; oder wie zu einer
+andern Zeit der felsichte Gürtel des Oceans zu weit für Neptuni
+Hüften wird; wie ein Wechsel den andern verdrängt, und der Zufall
+den Becher des Glüks bald mit süssem bald mit bitterm Getränk
+anfällt! O, könnte diß gesehen werden, der glüklichste Jüngling,
+wenn er durch diese Aussicht vergangner und zukünftiger
+Widerwärtigkeiten hindurchschaute, würde das Buch zumachen, sich
+niederlegen und sterben! Es sind noch nicht zehn Jahre, daß
+Richard und Northumberland als die besten Freunde einander Bankette
+gaben, und zwey Jahre darauf lagen sie gegen einander zu Felde. Es
+ist kaum acht Jahre, daß dieser Percy meinem Herzen der nächste war,
+daß er sich mit dem Eifer eines Bruders für mich bearbeitete, und
+seine Liebe und sein Leben unter meine Füsse legte. Er gieng so
+weit, daß er um meinetwillen Richarden ins Gesicht den Gehorsam
+aufkündigte. War nicht einer von euch dabey? Ihr, Vetter Nevil,
+denke ich--als Richard, von Northumberland mit bittern Vorwürfen
+angefallen, mit thränenvollen Augen diese Worte sagte, die nun zu
+einer Propheceyung geworden sind: Northumberland, du Leiter, auf
+welcher Bolingbroke zu meinem Thron hinaufsteigt, (obgleich damals,
+der Himmel weiß es, eine solche Absicht weit von mir entfernt war,
+und in der Folge erst die Umstände des Staats mich zu Uebernehmung
+der Crone nöthigten;) die Zeit wird kommen, fuhr er fort, daß dein
+schändliches Verbrechen, wie ein reiffes Geschwür, in faulen Eiter
+ausfliessen wird; und so fuhr er fort, diesen Bruch unsrer
+Freundschaft und die Umstände worinn wir izt sind, vorher zu sagen.
+
+Warwik.
+Das menschliche Leben ist seinen hauptsächlichsten Zügen nach eine
+blosse Abbildung der vormaligen Zeiten; das künftige ligt wie ein
+Embryon in dem Gegenwärtigen eingehüllt, und wer also das Vergangne
+und Gegenwärtige wohl beobachtet hat, mag oft mit vieler
+Richtigkeit vorhersagen, was für noch ungebohrne Veränderungen die
+Zukunft ausbrüten wird. Auf diese Art konnte König Richard mit
+einer Art von gewisser Vermuthung vorhersehn, daß der mächtige
+Northumberland, der damals ihm untreu war, aus dem nemlichen Saamen
+in eine noch größre Untreue aufschiessen würde, die keinen andern
+Grund, um Wurzeln zu fassen, finden könnte als euch.
+
+König Heinrich.
+Sind denn alle diese Dinge unvermeidliche Nothwendigkeiten? Nun so
+laßt uns ihnen auch als Nothwendigkeiten entgegen gehen--Man sagt,
+der Bischoff und Northumberland seyen fünfzig tausend Mann stark.
+
+Warwik.
+Das kan nicht seyn; das Gerücht verdoppelt, wie ein Echo, die
+Anzahl der Gefürchteten. Geruhet euch zu Bette zu begeben,
+Gnädigster Herr. Bey meinem Leben, die Macht die Eu. Majestät
+ihnen bereits entgegen gestellt hat, ist hinlänglich, den Sieg
+davon zu tragen. Zu eurer noch grössern Beruhigung bring' ich die
+gewisse Nachricht, daß Glendower todt ist. Eu. Majestät hat sich
+diese vierzehn Tage her übel befunden, und dieses unzeitige Wachen
+muß eure Unpäßlichkeit nothwendig vermehren.
+
+König Heinrich.
+Ich will euerm Rath folgen, und wären wir nur einmal dieser
+einheimischen Unruhen los, so wollten wir bedacht seyn, liebste
+Lords, unsern beschloßnen Zug ins gelobte Land auszuführen.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Verwandelt sich in den Ritter-Siz des Friedens-Richters Schallow
+in Glocesterschire.)
+(Schallow und Silence, mit Schimmel, Schatten, Warze, Schwächlich,
+und Bullkalb treten auf.)
+
+
+Schallow.
+Kommt herein, kommt, kommt; gebt mir eure Hand, Sir; ihr seyd früh
+auf, früh auf, wahrhaftig! Und was lebt denn meine werthe Frau
+Base Silence?
+
+Silence.
+Guten Morgen, lieber Vetter Schallow.
+
+Schallow.
+Was macht meine Base, eure Bettgesellin? und eure hübsche Tochter,
+und die meinige, meine Pathe Elschen?
+
+Silence.
+O das Mädel wird so schwarz wie eine Kohl-Amsel, Vetter Schallow.
+
+Schallow.
+Auf mein Wort, Sir, ich sag es nicht, weil ihr's hört, aber mein
+Vetter Williams ist ein guter Student worden; ist er noch immer zu
+Oxford? Ist er nicht?
+
+Silence.
+Ja, Sir, mein Beutel empfindt es wol.
+
+Schallow.
+So müßt ihr eben machen, daß ihr ihn bald ins Juristen-Stipendium
+bringt; ich war ehmals in Clements-Inn; ich denke, man wird noch
+vom närrischen Schallow drinn zu sagen wissen.
+
+Silence.
+Man nannte euch den lustigen Schallow, Vetter.
+
+Schallow.
+Man nannte mich was man wollte, und ich machte auch alles mit was
+man wollte, mein Seel! und das frisch weg, dazu. Es waren da, ich,
+und der kleine John Deut von Staffordshire, und der schwarze Georg
+Bare, und Franz Pik-Bone und William Squele von Cotes-Wold
+
+(in Glocesterschire)
+
+, vier grössere Rauffer waren nicht im ganzen Collegio, das
+versichr' ich euch; ich kan's euch sagen, wir wußten wo die Bona-
+Roba's waren, und wir hatten immer die hübschesten davon zu unsern
+Diensten. Hänschen Falstaff, (izt Sir John) war damals noch ein
+junger Bursche, und Edelknabe von Thomas Mowbray, Herzogen von
+Norfolk.
+
+Silence.
+Ist das der Sir John, Vetter, der heute mit Soldaten hieher kommen
+soll?
+
+Schallow.
+Eben der Sir John, eben der; ich erinnre mich noch, wie er vor der
+Thür des Collegii dem Schoggan ein Loch in den Kopf schlug, da er
+nur noch eine kleine Krabbe war, kaum so hoch, was ich sage; und
+noch am nemlichen Tag schlug er sich hinter Grays-Inn mit einem
+gewissen Samson Stokfisch einem Obst-Händler herum, daß die Fezen
+davon flogen. O das närrische Zeug das wir angegeben haben! Und
+wenn ich denke, wie viele von meinen alten Bekannten schon todt
+sind!
+
+Silence.
+Die Reyhe wird an uns auch kommen, Vetter.
+
+Schallow.
+Gewiß, o das ist gewiß, wahrhaftig, wahrhaftig; der Tod ist, wie
+der Psalmist sagt, allen gewiß; alle Menschen müssen sterben. Habt
+ihr ein hübsches Joch Ochsen auf dem Stamforder Markt verkauft?
+
+Silence.
+Meiner Treu, Vetter, ich war nicht dort.
+
+Schallow.
+Alle Menschen müssen sterben, ja wol! Ey, lebt auch der alte
+Double noch in eurer Stadt?
+
+Silence.
+Er ist todt, Sir.
+
+Schallow.
+Ist er todt? Seht doch, seht doch; er spannte einen guten Bogen;
+und ist er todt? Er war ein guter Bogenschüze. John von Gaunt
+mochte ihn wol leiden, und wettete viel Geld auf seinen Kopf. Todt!
+Er schoß euch auf zweyhundert und vierzig Schritte das Centrum
+heraus, daß es eine Lust war zuzusehen--Was gilt izt die Mandel
+Schaafe?
+
+Silence.
+Darnach sie sind; eine Mandel gute Schaafe mag izt sieben bis acht
+Pfund werth seyn.
+
+Schallow.
+So ist der alte Double todt!
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Bardolph und der kleine Lakay zu den Vorigen.)
+
+
+Silence.
+Hier kommen zween von Sir John Falstaffs Leuten, denk' ich.
+
+Schallow.
+Guten Morgen, mein werther Herr.
+
+Bardolph.
+Ich bitte euch, wer ist Junker Schallow, der Friedens-Richter?
+
+Schallow.
+Ich bin Robert Schallow, Sir, ein armer Land-Edelmann in dieser
+Gegend, und einer von Sr. Majestät Friedens-Richtern; worinn kan
+ich zu euern Diensten seyn?
+
+Bardolph.
+Mein Hauptmann, Sir, empfiehlt sich euch; mein Hauptmann Sir John
+Falstaff; ein ansehnlicher Edelmann, beym Himmel! und ein braver
+Officier.
+
+Schallow.
+Er empfiehlt sich seinem Diener; ich weiß daß er ein Mann ist, der
+seinen Degen versteht. Was lebt der gute Ritter? Darf ich fragen,
+wie sich Milady, seine Gemalin, befindt?
+
+Bardolph.
+Um Vergebung, Sir, ein Soldat ist besser accommodirt als mit einer
+Frau.
+
+Schallow.
+Das ist wol gegeben, Sir; und recht wol gegeben, dazu, in der That--
+Besser accommodirt--es ist gut, ja in der That ist es; gute Phrases,
+sicher, sind, und waren immer in grossem Werth, accommodirt--es
+kommt von (accommodo;) recht gut, eine recht gute Phrasis.
+
+Bardolph.
+Um Vergebung, Sir, ich habe das Wort so gehört. Phrases nennt
+ihr's? Beym Element, ich weiß nicht was Phrases ist; aber was
+dieses Wort betrift, da will ich mit meinem Degen behaupten, daß es
+ein gutes soldatenmässiges Wort ist, und ein Wort das einem
+unvergleichliche Dienste thun kan. Accommodirt, das ist, wenn
+einer--wie sie's nennen--accomodirt ist; oder wenn einer, es mag
+nun seyn was es will, wovon man denken kan, es accommodire ihn; ihr
+versteht mich schon, es ist ein vortreffliches Ding darum.
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Falstaff zu den Vorigen.)
+
+
+Schallow.
+Ihr habt vollkommen recht. Seht, hier kommt der gute Sir John.
+Gebt mir eure gute Hand: gebt mir Eurer Herrlichkeit gute Hand: Bey
+meiner Treu, ihr seht recht gut aus, recht gut für einen Mann von
+euern Jahren. Willkommen, guter Sir John.
+
+Falstaff.
+Es erfreut mich, euch zu sehen, mein lieber Herr Robert Schallow:
+das ist Herr Sure-Card, wo mir recht ist--
+
+
+Schallow.
+Nein, Sir John, es ist mein Vetter Silence; Mein College in der
+königlichen Commißion.
+
+Falstaff.
+Mein guter Herr Silence, es ist nicht mehr als billig daß ihr des
+Friedens wegen da seyd.
+
+Silence.
+Eu. Herrlichkeit ist willkommen.
+
+Falstaff.
+Ey, das ist heisses Wetter, meine Herren; habt ihr mir um ein halb
+Duzend wakre Kerle gesehen?
+
+Schallow.
+Sapperment, das haben wir, Sir: Wollt ihr euch nicht sezen?
+
+Falstaff.
+So laßt mich sie sehen, wenn ich bitten darf.
+
+Schallow.
+Wo ist der Rodel? wo ist der Rodel? wo ist der Rodel? Laßt sehen,
+laßt sehen, laßt sehen; so, so, so, So; ja, meiner Six, Sir Ralph
+Schimmlich; sie sollen herbey kommen, so wie ich sie aufruffe; sie
+sollen auftreten wie ich sie aufruffe, das sollen sie. Laßt sehen,
+wo ist Schimmlicht?
+
+Schimmlich.
+Hier, mit Verlaub.
+
+Schallow.
+Was sagt ihr zu diesem da, Sir John? Ein guter grobgliediger
+Geselle; jung, stark, und aus einer guten Freundschaft.
+
+Falstaff.
+Ist dein Name Schimmlich?
+
+Schimmlich.
+Ja, mit Eurer Erlaubniß.
+
+Falstaff.
+So ist es die höchste Zeit, daß man dich brauche.
+
+Schallow.
+Ha, ha, ha, ein vortrefflicher Einfall, mein Treu! Ein Ding wird
+schimmlicht, wenn man's nicht braucht; unvergleichlich gut. Ein
+guter Einfall, Sir John, ein guter Einfall!
+
+Falstaff.
+Zeichnet ihn auf.
+
+Schimmlich.
+Ich bin gezeichnet genug, wenn ihr mich meines Wegs gehen lassen
+wolltet; meine Großmutter wird ihre liebe Noth haben jemand zu
+finden, der ihr ihre Haushaltung versieht; ihr brauchtet mich gar
+nicht zu zeichnen, daß ihr's wißt; es sind Leute genug die gehen
+können, ohne mich.
+
+Falstaff.
+Geh, geh; nur ruhig, Schimmlich, du must gehen, Schimmlich; es ist
+Zeit, daß du gebraucht wirst.
+
+Schimmlich.
+Gebraucht?
+
+Schallow.
+Still, Bursche, still; auf die Seite! wißt ihr, wo ihr seyd? Zu
+den andern, Sir John--Laßt mich sehen; Simon Schatten.
+
+Falstaff.
+Sapperment, den muß ich haben, der ist gut zum Untersizen; er wird
+ein ziemlich kühler Kriegsheld seyn.
+
+Schallow.
+Wo ist Schatten?
+
+Schatten.
+Hier, Sir.
+
+Falstaff.
+Schatten, wessen Sohn bist du?
+
+Schatten.
+Meiner Mutter Sohn, Sir.
+
+Falstaff.
+Deiner Mutter Sohn! Das ist sehr wahrscheinlich; und deines Vaters
+Schatten, aber nicht von deines Vaters Körper; das begegnet oft
+genug, in der That.
+
+Schallow.
+Gefällt er euch, Sir John?
+
+Falstaff.
+Schatten wird im Sommer gute Dienste thun; schreibt ihn auf; wir
+haben schon eine Menge solcher Schatten im Muster-Buch; sie sind
+immer gut, die Lüken auszufüllen.
+
+Schallow.
+Thomas Warze!
+
+Falstaff.
+Wo ist er?
+
+Warwik.
+Hier, Sir.
+
+Falstaff.
+Heißt du Warze?
+
+Warwik.
+Ja, Sir.
+
+Falstaff.
+Du siehst so ziemlich zerlumpt aus, Warze.
+
+Schallow.
+Soll ich ihn aufschreiben?*
+
+{ed. * Das Sinnreiche der Antwort, welche Falstaff hierauf giebt, ligt
+in dem Doppelsinn des Worts prick, welches eigentlich stechen
+bedeutet; und wie das französische Wort (piquer) auch so viel heißt,
+als jemands Namen zu einem gewissen Dienst, wozu man einen
+gebrauchen will, auszeichnen.}
+
+Falstaff.
+Das wäre sehr überflüßig; alle seine Habschaft ist auf seinen Rüken
+gebaut, und das ganze Werk steht auf Stek-Nadeln; stecht ihn nicht
+noch mehr.
+
+Schallow.
+Ha, ha, ha, was ihr für gute Einfälle habt, Sir! ha ha! das muß
+man euch lassen, darinn seyd ihr ein Meister, das muß man euch
+lassen.--Franz Schwächlich--
+**--------------
+
+{ed. ** So sehr Hr. Schallow die wizigen
+Einfälle bewundert, welche Falstaff aus Gelegenheit der Namen und
+Profeßionen dieser Recruten hat, so ekelhaft fangen sie an, dem
+Uebersezer, und vermuthlich auch dem Leser zu werden. Wir
+überschlagen also den Aufruf des Franz Schwächlich, Frauenzimmer-
+Schneiders, und Peter Bulkalbs, nebst anderm frostigem und zum
+Theil völlig unübersezlichem Zeug, so in dieser Scene vorkommt.}
+
+Falstaff.
+Sind das nun alle?
+
+Schallow.
+Man hat noch zween mehr ruffen lassen, aber ihr braucht nur viere
+von hier; kommt also mit mir herein, Sir, und nehmt bey mir auf den
+Mittag vorlieb.
+
+Falstaff.
+Kommt, ich will eins mit euch trinken, aber bis über Mittag kan ich
+mich nicht aufhalten. Es freut mich euch zu sehen; aufrichtig, es
+freut mich, Herr Schallow.
+
+Schallow.
+O Sir John erinnert ihr euch noch daran, wie wir die ganze Nacht in
+der Windmühl in Sanct Georgen-Feld lagen?
+
+Falstaff.
+Nichts mehr davon, Herr Schallow, nichts mehr davon.
+
+Schallow.
+Ha! es war eine lustige Nacht. Und lebt Hannchen Nacht-Werk auch
+noch?
+
+Falstaff.
+Sie lebt noch, Herr Schallow.
+
+Schallow.
+Sie konnte nie von mir wegkommen.
+
+Falstaff.
+Nie, nie; sie sagte immer: Man kan doch nicht ohne Hrn. Schallow
+seyn!
+
+Schallow.
+Sapperment, ich konnte ihr recht im Herzen weh machen; Sie war
+damals eine (Bona-roba.) Stehen ihre Sachen noch gut?
+
+Falstaff.
+Sie ist eben alt, Herr Schallow, alt.
+
+Schallow.
+Sie muß alt seyn, das ist wahr; sie kan nicht anders als alt seyn;
+ganz gewiß, alt ist sie, sie hatte schon Robin Nachtwerk von dem
+alten Nachtwerk, eh ich noch in Clements-Inn kam.
+
+Silence.
+Das war schon vor fünf und fünfzig Jahren.
+
+Schallow.
+Ha, Vetter Silence, du solltest gesehen haben, was dieser Ritter
+und ich gesehen haben!--Ha, Sir John, hab' ich nicht recht?
+
+Falstaff.
+Wir haben des Nachts manchmal die Gloken auf allen Thürmen schlagen
+gehört.
+
+Schallow.
+Das haben wir, das haben wir, meiner Treu, Sir John, das haben wir;
+unsere Wach-Parole war, hem, Jungens!--Kommt, wir wollen zum Mittag-
+Essen; o was wir für Zeiten gesehen haben! Kommt, kommt!
+
+Bulkalb.
+Lieber Herr Corporal Bardolph, seyd mein guter Freund, hier habt
+ihr vier Harry-Zehnschilling-Stüke in französischen Cronen. In
+gutem Ernst, seht ihr, ich wollte eben so gern gehangen seyn, Sir,
+als gehen; und doch für meinen Theil, Sir, fragt' ich nichts
+darnach, es ist eben bloß daß ich keine Lust dazu habe, seht ihr,
+und für meinen Theil blieb ich halter eben lieber bey meinen
+Freunden; sonst, Herr, fragt ich eben für meinen Theil nicht viel
+darnach.
+
+Bardolph.
+Schon gut; steh nur auf die Seite.
+
+Schimmlich.
+Und lieber Herr Corporal-Hauptmann, meiner alten Großmutter zu lieb,
+seyd mein guter Freund; wenn ich fort bin, hat sie keinen Menschen,
+der ihr ihre Sachen thut, und sie ist alt und kan selbst nicht
+mehr fortkommen; es soll mir auf vierzig Schilling nicht ankommen.
+
+Bardolph.
+Gut, gut, steh' auf die Seite.
+
+Schwächlich.
+Ich bekümmre mich nichts drum, ein Mensch kan nur einmal sterben;
+und gestorben muß es seyn, ich will mich herzhaft darein ergeben;
+ist es mein Schiksal, wohl und gut; wo nicht, so ist's nichts desto
+schlimmer. Niemand ist zu gut dazu, seinem Fürsten zu dienen; und
+es mag gehen wie es will, wer in diesem Jahr stirbt, ist quitt für
+das nächste.
+
+Bardolph.
+Das heißt wie ein braver Kerl gesprochen.
+
+Falstaff.
+Kommt, Sir, welche von diesen Leuten soll ich haben?
+
+Schallow.
+Die viere, die euch am besten gefallen.
+
+Bardolph (zu Falstaff leise.)
+Sir, ein Wort mit euch--Schimmlicht und Bulkalb bieten drey Pfund
+an, wenn ihr sie freylassen wollt.
+
+Falstaff.
+Gut, gut.
+
+Schallow.
+Nun, Sir John, welche viere wollt ihr haben?
+
+Falstaff.
+Wählt ihr für mich.
+
+Schallow.
+Nun so sey es dann, Schimmlich, Bulkalb, Schwächlich und Schatten.
+
+Falstaff.
+Schimmlich und Bulkalb--Was euch betrift, Schimmlich, bleibt ihr da,
+bis ihr aufgebraucht seyd, und ihr, Bulkalb, wachßt bis man euch
+brauchen kan; ich will keinen von euch.
+
+Schallow.
+Sir John, Sir John, ihr thut euch ja selbst Unrecht, sie sind ja
+gerade die zween ansehnlichsten, und ich wollte euch gerne mit den
+besten bedient wissen.
+
+Falstaff.
+Herr Schallow, wollt ihr mich lehren, wie ich meine Leute auswählen
+soll? Bekümmre ich mich was darum, wie groß, wie dik oder wie
+stark die Leute sind, was für breite Schultern sie haben, oder wie
+dik ihre Beine sind? Ich sehe auf Herz, Herr Schallow. Seht mir
+diesen Warze hier, ich steh euch davor, so zerlumpt er aussieht, so
+soll er mir drauf zuschlagen, wie ein Zinngiessers-Hammer; der Kerl
+ist flink, das kan ich euch sagen. Und dieser schindeldürre
+Geselle, Schatten, hier, das ist ein Mann für mich; das ist ein
+Mann, dem der Feind nicht beikommen kan; der Feind könnte eben so
+leicht nach der Schärfe eines Federmessers zielen als nach ihm; und
+wenn es um eine Retirade zu thun ist, wie behend wird dieser
+Schwächlich, der Frauenzimmer-Schneider, davon lauffen? O, gebt
+mir die unansehnlichen Leute, und behaltet diese grossen Kerle für
+euch. Gebt mir Warzen eine Flinte in die Hand Bardolph---
+-------------Diese Bursche werden ihre Sachen nicht übel machen.
+Herr Schallow, Gott behüte euch; lebt wohl, Herr Silence. Ich
+mache wie ihr seht, nicht viel Complimente; lebt wohl, meine Herren,
+beiderseits. Ich danke euch; ich muß noch ein duzend Meilen
+machen, eh es Nacht ist. Bardolph, gieb den Soldaten Uniformen.
+
+Schallow.
+Sir John, der Himmel geleite euch, und benedeye eure Waffen, und
+geb' uns bald Frieden. Besucht mein Haus, wenn ihr zurükkommt; wir
+wollen die alte Bekanntschaft wieder erneuern; vielleicht geh ich
+dann mit euch nach Hofe.
+
+Falstaff.
+Es sollte mir angenehm seyn, Herr Schallow.
+
+Schallow.
+Gut, gut, es bleibt dabey, ein Mann ein Wort. Lebt wohl.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Vierter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Ein Wald in Yorkschire.)
+(Der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings und Coleville treten
+auf.)
+
+
+York.
+Wie nennt man diesen Wald?
+
+Hastings.
+Es ist Gaultree-Wald, Milord.
+
+York.
+Hier wollen wir Halte machen, Milords, und Kundschafter ausschiken,
+um die Stärke des Feinds zu erkundigen.
+
+Hastings.
+Es ist schon geschehen.
+
+York.
+Ihr habt wol gethan. Nun, meine Freunde und Brüder in dieser
+grossen Angelegenheit, muß ich euch entdeken, daß ich kürzlich
+Briefe von Northumberland erhalten habe, deren kalter Inhalt dieser
+ist: Er wünschte in Person, und mit einer Macht, die seinem Stande
+proportioniert wäre, bey uns zu seyn; da es ihm aber unmöglich sey,
+eine solche aufzubringen, so habe er sich nach Schottland
+zurükgezogen, bis Zeit und Vermögen ihm erlauben würden, mehr zu
+thun. Den Beschluß macht er mit herzlichen Wünschen, daß unsre
+Unternehmung die Gefahr eines so mächtigen Widerstands überleben
+möge.
+
+Mowbray.
+So stürzt also das ganze Gebäude von Hoffnungen ein, das wir auf
+ihn gegründet hatten. (Ein Bote zu den Vorigen.)
+
+Hastings.
+Nun, was bringt ihr Neues?
+
+Bote.
+Von der Westseite dieses Waldes, und kaum noch eine Meile entfernt,
+rükt der Feind in stolzer Schlachtordnung an; und soviel aus dem
+Grund den sie deken, abzunehmen ist, schäze ich ihre Anzahl
+höchstens auf dreyßig tausend Mann.
+
+Mowbray.
+Das ist gerade soviel als wir vermutheten. Laßt uns aufbrechen, um
+ihnen ins Gefild entgegen zu rüken.
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Westmorland zu den Vorigen.)
+
+
+York.
+Was für ein stattlicher Kriegs-Oberster kommt hier auf uns zu?
+
+Mowbray.
+Ich denke, es ist Milord von Westmorland.
+
+Westmorland.
+Heil und geneigten Gruß von unserm Feld-Herrn, dem Prinzen John von
+Lancaster.
+
+York.
+Saget an, Milord von Westmorland, was ist der Beweggrund eurer
+Anherkunft?
+
+Westmorland.
+An euch, Milord, soll dann vornehmlich der Inhalt meiner Rede
+gerichtet seyn. Käme die Empörung in ihrer eignen Gestalt, in
+verächtlichen, pöbelhaften Rotten, von blutigen Jünglingen
+angeführt, von wilder Raubsucht gespornt, und von Lotterbuben und
+Bettlern unterstüzt; wenn der Aufruhr, sage ich, in dieser seiner
+wahren, natürlichen und eigenthümlichen Gestalt erschiene, so
+würdet ihr, ehrwürdiger Vater, und diese edeln Lords nicht hier
+seyn, seine verabscheute Häßlichkeit mit euerm ehrenvollen Ansehn
+aufzuschmüken. Ihr, Milord Erzbischoff, dessen Siz durch
+einheimischen Frieden beschüzt wird, dessen Bart die Silber-Hand
+des Friedens berührt, dessen Gelahrtheit und Wissenschaft der
+Friede begünstiget hat, und dessen weisser Priester-Schmuk die
+Unschuld, die Sanftmuth und jede gesegnete Eigenschaft des Friedens
+abbildet; warum übersezt ihr euch selbst aus der Sprache des
+Friedens, die so viel Anmuth hat, in die harte und rauhtönende
+Sprache des Kriegs? Warum, warum verwandelt ihr eure Bücher in
+Hellebarden, eure Dinte in Blut, eure Federn in Lanzen, und eure
+göttliche Zunge in eine kriegrische Trompete?
+
+York.
+Warum thue ich diß? Das ist die Frage; und darauf antworte ich
+kürzlich: Wir sind alle krank, und haben uns selbst durch
+Ueppigkeit und Schwelgerey ein brennendes Fieber zugezogen, um
+dessen willen wir izt bluten müssen; es ist die nemliche Krankheit,
+an der unser voriger König Richard starb. Doch, mein sehr edler
+Lord von Westmorland, meine Absicht ist hier nicht den Arzt zu
+spielen; auch ist es weit von mir entfernt, als ein Feind des
+Friedens, mich unter die Hauffen kriegrischer Männer einzumengen;
+diese mir sonst fremde Gestalt ist nur auf eine Weile angenommen,
+um ausschweiffende üppige Gemüther, die das Uebermaaß ihres Glüks
+krank gemacht hat, wieder in Ordnung zu bringen, und die
+Verstopfungen zu reinigen, die den natürlichen Lauf unsers Lebens-
+Blutes selbst zu hemmen angefangen haben. Ich will mich deutlicher
+erklären: Ich habe das Uebel so unsre Waffen thun können, und
+dasjenige so wir leiden, genau gegen einander abgewogen, und finde
+unsre Beschwerden schwerer als unsre Verschuldungen. Wir sehen,
+welchen Weg der Strom der Zeit läuft, und werden von der gewaltsam
+daherstürmenden Gelegenheit aus unsrer friedsamen Sphäre
+weggerissen. Wir werden den Inhalt aller unsrer Klagen, sobald es
+die Zeit erheischen wird, Punct für Punct bekannt machen; Klagen,
+die wir dem König schon vor langer Zeit vorgelegt haben, ohne daß
+wir durch unser inständiges Bitten erhalten konnten, nur angehört
+zu werden. Wenn wir beleidiget werden, und unsre Beschwerungen
+entfalten wollen, so wird uns der Zutritt zu seiner Person von eben
+denjenigen abgeschlagen, die uns am meisten beleidiget haben. Die
+Gefahr jener neulichen Tage, deren Andenken mit noch sichtbarem
+Blut auf die Erde geschrieben ist; und die gegenwärtigen Beyspiele
+die uns jede Minute darstellt, haben uns in diese übelanständige
+Waffen-Rüstung gezwungen; nicht den Frieden oder irgend einen Zweig
+desselben zu brechen, sondern vielmehr einen wahren und dauerhaften
+Frieden, einen Frieden der den Namen mit der That führe, zu
+erzielen.
+
+Westmorland.
+Wenn ist euch jemals eine rechtliche Klage abgeschlagen worden?
+Worinn seyd ihr von dem Könige zum Unmuth gereizt worden? Welcher
+Peer ist heimlich aufgestiftet worden, euch anzutasten; daß ihr
+dieses gesezwidrige blutige Patent der meuterischen Empörung mit
+einem göttlichen Sigel gültig zu machen, und das Schwerdt des
+Bürger-Kriegs einzusegnen berechtiget seyn solltet?
+
+York.
+Mein Bruder General, das gemeine Wesen, ist durch eine ungerechte
+Partheylichkeit gegen einige von seinen Kindern zum Nachtheil der
+andern, in eine häusliche Tyrannie ausgeartet, welche der besondere
+Gegenstand meiner Klagen ist.
+
+Westmorland.
+Es ist in diesem Stük noch nirgends keine Noth einer Staats-
+Verbesserung vorhanden; und wann es wäre, so kommt sie euch nicht
+zu.
+
+Mowbray.
+Warum nicht ihm, für seinen Theil, und uns allen, die noch die
+Schmerzen der Wunden der vorigen Zeiten, und die ungerechte und
+drükende Hand der gegenwärtigen fühlen?
+
+Westmorland.
+O Milord Mowbray, betrachtet die Zeiten in der natürlichen
+Verknüpfung mit ihren Ursachen und Umständen, und ihr werdet
+bekennen müssen, daß es in der That die Zeit und nicht der König
+ist, worüber ihr euch zu beklagen habt. Und dennoch kan ich, was
+eure eigne Person betrift, nicht absehen, wie ihr, weder vorn König,
+noch der dermaligen Zeit, nur einen Zoll breit Grund hernehmen
+könnt, Beschwerden darauf zu bauen. Wurdet ihr nicht in alle
+Herrschaften und Güther des Herzogs von Norfolk, eures edeln und
+ruhmwürdigen Vaters, wieder eingesezt?
+
+Mowbray.
+Womit hatte mein Vater verdient ihrer entsezt zu werden, wenn ich
+diese Wieder-Einsezung für etwas mehr halten soll, als was man mir
+schuldig war? Wider seinen Willen und sein Herz, wurde der König,
+der ihn liebte, durch die damalige Verfassung des Staats gezwungen,
+ihn zu verbannen. Und o! damals, da Harry Bolingbroke und er sich
+in ihre Sättel geschwungen hatten, da ihre schnaubenden Rosse
+ungeduldig dem Sporn zum Angriff entgegenwieherten, da sie ihre
+Lanzen eingelegt, ihre Visiere herabgezogen hatten, da ihre
+feurigen Augen aus stählernen Oeffnungen hervor funkelten, und die
+laute Trompete sie zum Kampf zusammenblies; damals, damals, (da
+nichts anders meinen Vater von Bolingbroks Brust hätte zurükhalten
+können) als der König seinen Stab hinwarf, warf er sein eigen Leben
+hin, warf er sich selbst hin, und das Leben aller derjenigen, die
+durch Anklage oder durch die Wuth des Schwerdts unter Bolingbroke
+gefallen sind.
+
+Westmorland.
+Ihr redet hier, Lord Mowbray, und wißt nicht was ihr redet. Der
+Graf von Hereford wurde damals für den tapfersten Ritter von ganz
+England gehalten. Wer weiß, auf wen das Glük gelächelt hätte? Und
+hätt' auch euer Vater den Sieg erhalten, so würde er ihn gewiß
+nimmermehr aus Coventry hinausgetragen haben. Das ganze Land haßte
+ihn, und schrie ihm mit einer allgemeinen Stimme Flüche zu; alle
+ihre Liebe, alle ihre Wünsche, waren für Hereford, den Gegenstand
+ihrer brünstigen Zuneigung, dem sie, in der That, mehr Segnungen
+zurieffen, mehr Beyfall zujauchzten, als dem König selbst--Doch diß
+führt mich nur von meinem Vorhaben ab: Ich komme hier von dem
+Prinzen unserm Feldherrn, euern Beschwerden nachzufragen, und euch
+in seiner Durchlaucht Namen zu sagen, daß er euch Gehör geben will,
+und daß euch alle billige Forderungen, die ihr machen könnt,
+zugestanden werden sollen, ohne daß auch nur der blosse Gedanke,
+daß ihr Feinde gewesen seyd, dagegen in Betracht kommen solle.
+
+Mowbray.
+Er hat uns gezwungen, ihm dieses Anerbieten abzudringen, welches
+aus blosser Politik, nicht aus guter Meynung gemacht wird.
+
+Westmorland.
+Mowbray, ihr treibet die Einbildung zu weit, wenn ihr es so
+aufnehmt. Dieses Anerbieten kommt aus Gnade, nicht aus Furcht.
+Denn seht, dort, nah genug, um von euern Bliken erreicht zu werden,
+ligt unser Heer, und, bey meiner Ehre! keine Seele in ihm, die
+nicht den blossen Gedanken der Furcht verschmähe. Unsre Schlacht-
+Ordnung hat mehr Männer von Namen als die eurige, unsre Leute sind
+geübter in den Waffen, unsre Munition ist zum wenigsten eben so
+stark, und unsre Sache die bessere. Wie könnte, bey solchen
+Umständen, unser Herz schlechter seyn? Sagt also nicht, unser
+Anerbieten sey abgedrungen.
+
+Mowbray.
+Gut, mit meinem Willen wird man sich in keine Unterhandlungen
+einlassen.
+
+Westmorland.
+Das beweist nur die Schändlichkeit euers Vergehens; ein böser
+Schade leidet kein Anrühren.
+
+Hastings.
+Hat der Prinz John Vollmacht von seinem Vater, sich auf alle
+Bedingungen, worauf wir schlechterdings bestehen mögen, einzulassen,
+und den Vergleich einzurichten, wie es ihm und uns gefallen mag?
+
+Westmorland.
+Das ligt in dem Namen unsers Generals; mich wundert, wie ihr eine
+so überflüßige Frage thun möget.
+
+York.
+Wenn dieses ist, Milord von Westmorland, so nehmt dieses Papier; es
+enthält alle unsre Beschwerungen: Wird allen hierinn erwähnten
+Puncten abgeholfen, uns und allen unsern Anhängern, gegenwärtigen
+und abwesenden, der Pardon in gehöriger Form ertheilt, und eine
+vollständige Sicherheit unsrer Freyheit und unsers Eigenthums für's
+Künftige gewähret werden; so sind wir bereit die Waffen
+niederzulegen, und in unsre gesezmäßige Ordnung wieder einzutreten.
+
+Westmorland.
+Ich will es dem Feldherrn überbringen. Gefällt es euch, Milords,
+so wollen wir im Gesicht unsrer beydseitigen Armeen wieder zusammen
+kommen, um entweder die Sache gütlich zu enden, (welches der Himmel
+geben wolle!) oder die Schwerdter sogleich herbeyzuruffen, die den
+Ausschlag geben müssen.
+
+York.
+Wir sind es zufrieden, Milord.
+
+(Westmorland geht ab.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+
+
+Mowbray.
+Es ist etwas in meinem Busen, das mir sagt, unser Friede werde
+unter keinerley Bedingungen Bestand haben.
+
+Hastings.
+Besorget das nicht; wenn wir unsern Frieden unter so ausgedehnten
+und vortheilhaften Bedingungen erhalten, als diejenige, worauf wir
+schlechterdings bestehen wollen; so wird er so feste stehen, als
+ein felsichtes Gebürge.
+
+Mowbray.
+Gut; aber alle diese Bedingungen werden uns doch nie das Zutrauen
+des Königs geben; wir werden immer mit einem Auge beobachtet werden,
+das voraus geneigt ist, uns schuldig zu finden; und die
+schlechteste Ursache, der eitelste Schatten eines Verdachts wird
+das Andenken dieser That wieder aufweken. Unsre künftige Treue mag
+den flammenden Eifer der Märtyrer haben, sie wird doch immer zu
+kalt befunden werden; und das argwöhnische Auge des Vorurtheils
+wird in unsern Verdiensten selbst Entwürfe neuer Verbrechen sehen.
+
+York.
+Nein, nein Milord; glaubt mir, der König ist dieser allzugrossen
+Schärfe und dieser nagenden Besorgnisse selbst überdrüßig; er hat
+gefunden daß jeder Argwohn, dem er durch den Tod ein Ende macht,
+zween Grössere in den Ueberlebenden erwekt. Er wird also seine
+Schreibtafel rein auswischen, und, um seiner gegenwärtigen Ruhe
+willen, die Erinnrung vergangner Unruhen von sich entfernt halten.
+Denn er weiß allzuwol, daß er dieses Land nicht so genau ausjäten
+kan, als seine argwöhnische Gemüthsart es wünschte. Seine Feinde
+sind so sehr mit seinen Freunden zusammengewurzelt, daß er keinen
+Feind ausreuten kan, ohne zugleich einen Freund zu entkräften. So
+daß dieses Land, wie ein böses Weib, das seinen Mann so sehr
+aufgebracht hat, ihr Schläge anzubieten, indem er schlagen will,
+ihm sein Kind entgegen strekt, und dadurch die beschloßne
+Züchtigung in seinem aufgehobnen Arm zurük hält.
+
+Hastings.
+Ueberdem hat der König an den neulichen Verbrechern alle seine
+Ruthen abgenuzt, so daß es ihm izt sogar an Werkzeugen zur
+Züchtigung fehlt; und seine Macht, wie ein Löwe dem die Klauen
+benommen sind, zwar drohen, aber nicht fassen kan.
+
+York.
+Es ist in der That so; seyd also versichert, mein lieber Lord
+Marschall, daß wenn wir mit dem König nur erst recht ausgesöhnt
+sind, unser Frieden, wie ein gebrochnes Glied das wieder
+eingerichtet worden, nur desto stärker werden soll.
+
+Mowbray.
+Ich wünsch' es. Hier kommt Milord von Westmorland zurük.
+(Westmorland zu den Vorigen.)
+
+Westmorland.
+Der Prinz ist nicht weit von hier; gefällt es euch, Milords, mit
+seiner Durchlaucht, in gleicher Entfernung von beyden Armeen
+zusammen zu kommen?
+
+Mowbray.
+Milord von York, so gehet dann in Gottes Namen voran.
+
+York.
+Gehet ihr voran, und grüsset seine Durchlaucht: Milord, wir kommen.
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Prinz John von Lancaster tritt auf.)
+
+
+Lancaster.
+Mir ist angenehm, mein Vetter Mowbray, euch hier anzutreffen; guten
+Tag, mein lieber Lord Erzbischoff, und so euch, Lord Hastings, und
+allen. Milord von York, ihr hattet ein weit bessers Ansehen, wenn
+euch eure Heerde, von der Gloke versammelt, umzirkelte, voller
+Ehrfurcht eure Erklärung des heiligen Texts anzuhören, als izt in
+dieser Gestalt eines eisernen Mannes, in der ihr eine Rotte von
+Aufrührern mit der Trummel aufreizet, um das Wort in Schwerdt, und
+Leben in Tod zu verwandeln. Der Mann, der das Herz eines Monarchen
+hat, und im Sonnenschein seiner Gewogenheit reift, wie viel Böses,
+wenn er die Macht des Königs mißbrauchen wollte, wie viel Unheil
+könnte er im Schatten eines solchen Ansehens anrichten? So ist es
+mit euch bewandt, Lord Bischoff. Wer hat nicht davon gehört, wie
+tief eure Einsicht in die Bücher des Himmels ist? In unsern Augen
+seyd ihr der Sprecher in seinem Parlament; wir glauben die Stimme
+des Himmels selbst zu hören, wenn wir euch hören; wir sehen euch
+als den Canal an, durch den die Gnaden des Himmels zu uns fliessen,
+und durch den wir ihm unsre Bitten vortragen. O! wer muß nicht
+glauben, daß ihr das ehrwürdige Ansehen euers Amts mißbraucht, und
+gleich einem treulosen Günstling, den Namen euers Fürsten zu
+Ausübung böser Thaten gelten macht? Ihr habt unter einem
+verstellten Eifer für die Sache Gottes, die Unterthanen seines
+Statthalters, meines Vaters, aufgewigelt, und sie, beydes gegen den
+Himmel und gegen ihn, in diesen Schwarm hier zusammen getrieben.
+
+York.
+Gnädigster Herr, ich bin nicht gegen euern Vater hier; sondern, wie
+ich bereits dem Lord von Westmorland sagte, die Verwirrung dieser
+Zeiten treibt uns zusammen, und gruppiert uns in diese ungeheure
+Form, um unsre Sicherheit zu erhalten. Ich sandte Eu. Durchlaucht
+die besondern Puncte, worinn wir uns beschwert befinden, und womit
+wir bey Hofe mit Verachtung abgewiesen worden sind. Daher dieser
+Aufstand, der durch Gewährung unsrer gerechten Forderungen
+augenbliklich wieder gestillet werden kan, um zahm und unterwürfig
+sich zu den Füssen der Majestät hinzulegen.
+
+Mowbray.
+Wo nicht, so sind wir bereit, unser Glük bis auf den lezten Mann zu
+versuchen.
+
+Westmorland.
+Gefällt es Euer Durchlaucht, ihnen darauf zu antworten, in wie fern
+ihr ihre Artikel genehmiget?
+
+Lancaster.
+Ich genehmige sie alle, und gestehe sie alle zu; und hier schwör
+ich, bey dem ehrenvollen Blut von dem ich stamme, meines Vaters
+Absichten sind mißgedeutet worden, und es sind einige um ihn, die
+seinen Willen und seine Autorität mit einer übertriebnen Schärfe
+gelten gemacht haben. Milord, diese Beschwerden sollen schleunig
+gehoben werden, bey meinem Leben! sie sollen. Wenn ihr hiemit
+zufrieden seyd, so entlaßt eure Truppen, wie wir mit den unsrigen
+thun werden; und laßt uns hier zwischen beyden Heeren uns umarmen,
+und auf unsre wiederhergestellte Freundschaft trinken, damit ihrer
+allen Augen diese Pfänder unsrer Aussöhnung mit nach Hause tragen
+mögen.
+
+York.
+Ich nehme euer Fürstliches Wort für die Abstellung dieser
+Beschwerden.
+
+Lancaster.
+Ich geb' es euch, und will es behaupten; und hiemit trink ich Eu.
+Gnaden zu.
+
+Hastings (zu Coleville.)
+Geh, Hauptmann, und kündige der Armee diese Friedens-Zeitung an;
+laß sie ihren Sold haben und gehen; ich weiß, es wird ihnen
+angenehm seyn. Beschleunige dich, Hauptmann.
+
+(Coleville geht ab.)
+
+York.
+Auf euer Wohlseyn, Milord von Westmorland.
+
+Westmorland.
+Ich werde Eu. Gnaden Bescheid thun, und wenn ihr wißtet, wie viele
+Mühe ich angewandt habe, diesen Frieden zu Stande zu bringen, ihr
+würdet desto muntrer trinken; aber ich werde künftig Anlas haben,
+euch meine Freundschaft deutlicher zu zeigen.
+
+York.
+Ich seze keine Zweifel in sie.
+
+Westmorland.
+Es erfreut mich. Auf eure Gesundheit, Milord und Vetter Mowbray.
+
+Mowbray.
+Die Gesundheit die ihr mir wünscht, käme sehr gelegen, denn es wird
+mir plözlich etwas übel.
+
+York.
+Vor schlimmen Zufällen sind die Menschen gemeiniglich munter, und
+Bangigkeit ist oft der Vorbote einer glüklichen Begebenheit.
+
+Westmorland.
+Seyd also munter, Vetter, weil diese plözlichen Anstösse von
+Bangigkeit von so glüklicher Bedeutung sind.
+
+York.
+Glaubt mir, es ist mir ungemein leicht ums Herz.
+
+Mowbray.
+Desto schlimmer, wenn eure eigne Regel wahr ist.
+
+(Man hört ein Freuden-Geschrey.)
+
+Lancaster.
+Der Friede ist angekündigt; horcht! wie sie froloken.
+
+Mowbray.
+Nach einem Sieg würde das angenehm getönt haben.
+
+York.
+Ein Frieden ist die glüklichste Art von Erobrung; beyde Theile sind
+dann überwunden, und keiner verliehrt.
+
+Lancaster (zu Westmorland.)
+Geht, Milord, und entlaßt auch unsre Armee.
+
+(Westmorland geht ab.)
+
+Und wenn es euch gefällt, mein lieber Lord, so wollen wir die
+Truppen bey uns vorbeyziehen lassen, damit wir sehen, mit was für
+Leuten wir uns hätten messen sollen.
+
+York.
+Geht, Lord Hastings, und laßt sie hier vorbey ziehen, eh sie
+auseinander gehen.
+
+(Hastings geht ab.)
+
+Lancaster.
+Ich hoffe, Milords, wir werden diese Nacht beysammen ligen.
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Westmorland kommt zurük.)
+
+
+Lancaster.
+Nun, Vetter, warum bleibt unsre Armee stehen?
+
+Westmorland.
+Die Officiers, welche den Befehl, Stand zu halten, aus Eu.
+Durchlaucht Mund haben, wollen nicht gehen, bis sie den Befehl dazu
+von Euch selbst bekommen würden.
+
+Lancaster.
+Sie kennen ihre Schuldigkeit. (Hastings kommt zurük.)
+
+Hastings.
+Milord, unsre Armee ist bereits zerstreut: Gleich jungen noch
+unbejochten Stieren rennten sie gegen Ost, West, Süd und Nord davon;
+oder wie, wenn die Schule aus ist, die Schul-Jungens in wimmelndem
+Gedräng hervor stürmen, und jeder seinem Haus oder seinem Spielplaz
+zuspringt.
+
+Westmorland.
+Eine gute Zeitung, Milord Hastings, für welche ich dich, Verräther,
+und euch, Lord Erzbischoff, und euch, Lord Mowbray, sämtlich als
+des Hochverraths schuldig in Verhaft nehme.
+
+Mowbray.
+Ist das ein erlaubtes und rechtschaffnes Verfahren?
+
+Westmorland.
+War es euer Aufstand?
+
+York.
+Brecht ihr eure Treue so?
+
+Lancaster.
+Ich versprach euch keine; ich versprach euch, daß diesen
+Beschwerden abgeholfen werden sollte, worüber ihr klagtet, und bey
+meiner Ehre, ich will es mit der christlichen Sorgfalt halten. Ihr
+aber, Empörer, empfangt den Lohn eurer Thaten. Der Ausgang eurer
+thörichten Unternehmung entspricht der Unbesonnenheit ihres Anfangs--
+Laßt unsre Trummeln rühren, verfolgt die zerstreuten Flüchtlinge,
+der Himmel, nicht wir, hat an diesem Tag einen unblutigen Sieg für
+uns erfochten--Man sorge davor, daß diese Verräther bis zu ihrem
+Todes-Urtheil wol verwahret werden.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Ein Kriegs-Getümmel. Excursionen. Falstaff und Coleville treten
+auf.)
+
+
+Falstaff.
+Wie ist euer Name, Sir? Von welchem Stand seyd ihr? Und von
+welchem Plaz, wenn ich bitten darf?
+
+Coleville.
+Ich bin ein Ritter, Sir, und mein Nam ist Coleville vom Thal.
+
+Falstaff.
+Gut, Coleville ist also euer Nam', ein Ritter ist euer Stand, und
+euer Plaz das Thal. Coleville soll immer euer Name bleiben, ein
+Verräther euer Stand, und ein Loch im Gefängniß euer Plaz; ein Ort
+das tief genug ist, damit ihr immer Coleville vom Thal bleibet.
+
+Coleville.
+Seyd ihr nicht Sir John Falstaff?
+
+Falstaff.
+Ein so braver Mann, Sir, als er, ich mag seyn wer ich will; wollt
+ihr euch ergeben, Sir, oder soll ich um euertwillen schwizen? Muß
+ich schwizen, so sind meine Schweiß-Tropfen die Thränen deiner
+Freunde, die deinen Tod beweinen. Zittre also so gut du kanst, und
+bitte um Gnade.
+
+Coleville.
+Ich denke, ihr seyd Sir John Falstaff, und in dieser Meynung geb
+ich mich zu euerm Gefangnen.
+
+Falstaff.
+Ich hab' eine ganze Schule voll Zungen in diesem Bauch und nicht
+eine einzige davon redt was anders als meinen Namen: Hätt' ich nur
+einen Bauch von etwas indifferenterm Umfang, ich wäre ohne weiters
+der activste Kerl in ganz Europa; mein Wanst, mein Wanst, mein
+Wanst ist mein Unglük--Hier kommt unser General. (Der Prinz John
+von Lancaster, und Westmorland treten auf.)
+
+Lancaster.
+Die Hize ist vorbey, folgt ihnen nicht weiter, ruft die Unsrigen
+zurük, mein lieber Vetter Westmorland.
+
+(Westmorland geht ab.)
+
+Nun, Falstaff, wo seyd ihr diese ganze Zeit über gewesen? Wenn
+alles und jedes vorbey ist, dann kommt ihr. Diese Langsamkeit
+schikt sich nicht gut zu euerm Handwerk; bey meinem Leben, sie wird
+über lang oder kurz noch einmal einem Galgen den Rüken brechen.
+
+Falstaff.
+Es solte mir leid thun, Milord, wenn es nicht so wäre; ich habe nie
+anders gehört, als daß Verweise und Demüthigungen der Lohn der
+Tapferkeit sind. Denkt ihr, ich sey eine Schwalbe, ein Pfeil oder
+eine Kugel? Kan ich armer alter Mann die Geschwindigkeit eines
+Gedankens haben? Ich eilte mit dem äussersten Punct des äussersten
+Grads der Möglichkeit hieher. Ich habe hundert und etlich und
+achtzig Postpferde zu Schanden geritten; und kaum war ich
+abgestiegen, so nahm' ich, so matt ich von der Reise war, in meiner
+reinen und immaculirten Tapferkeit diesen Sir John Coleville vom
+Thal, einen ganz furiosen Ritter und höchst furchtbaren Feind,
+gefangen: Doch was sag ich? Er sah mich, und ergab sich; so daß
+ich in Wahrheit mit jenem Haaken-nasichten Gesellen aus Rom da, dem
+Cäsar, sagen kan: ich kam, sah und siegte.
+
+Lancaster.
+Das war eine blosse Höflichkeit von ihm daß er sich ergab, und ihr
+könnt euch kein Verdienst daraus machen.
+
+Falstaff.
+Ich weiß nicht; hier ist er, und hier liefr' ich ihn aus, und bitte
+Eu. Durchlaucht, daß es mit den übrigen Thaten dieses Tages
+aufgeschrieben werden möge; oder bey G*** ich will eine eigne
+Ballade darauf machen lassen, und oben drüber mein Bild in
+Holzschnitt, und Colevillen wie er mir die Füsse küßt; wenn ich
+genöthiget werde, so was zu thun, und wenn ihr nicht alle wie
+verguldte Doppel-Pfennige gegen mich aussehen sollt, und ich am
+hellen Himmel des Ruhms euch nicht eben so weit überglänzen werde,
+als der Vollmond die Funken in einer heissen Asche, die nur wie
+Steknadel-Köpfe gegen ihn aussehen, so glaubt keinem Edelmann auf
+sein Wort. Laßt mir also mein Recht wiederfahren; laßt das
+Verdienst steigen.
+
+Lancaster.
+Zum Steigen ist das deine zu schwer.
+
+Falstaff.
+So laßt es scheinen.
+
+Lancaster.
+Dazu ist es zu dicht.
+
+Falstaff.
+Laßt es nur etwas thun, mein gütiger Lord, das mir wohl thut, und
+nennt es wie ihr wollt.
+
+Lancaster.
+Ist dein Name Coleville?
+
+Coleville.
+Ja, Milord.
+
+Lancaster.
+Du bist ein berüchtigter Rebell, Coleville.
+
+Coleville.
+Ich bin, Milord, was bessere als ich sind, die mich hieher führten;
+hätt' ich ihnen rathen sollen, ihr solltet sie theurer bezahlt
+haben, als ihr habt.
+
+Falstaff.
+Ich weiß nicht, wie theuer sie sich selbst verkauften, aber du
+warst ein so gutherziger Geselle, und gabst dich gratis weg; und
+ich danke dir davor.
+
+
+
+Siebende Scene.
+(Westmorland zu den Vorigen.)
+
+
+Lancaster.
+Nun, habt ihr das Nachsezen gehemmet?
+
+Westmorland.
+Unsre Leute sind wieder zurük, und warten nur auf Befehl, wegen der
+Gefangnen.
+
+Lancaster.
+Sendet also Colevillen mit seinen Consorten nach York, ihr Urtheil
+unverzüglich zu empfangen. Blunt, führe sie ab, und sorge daß sie
+wol bewacht werden.
+
+(Blunt geht mit Coleville ab.)
+
+Und nun, Milords, will ich nach Hofe; ich höre, der König mein
+Vater ist krank; unsre Zeitungen sollen uns zuvorkommen, und ihr,
+Vetter, sollet sie seiner Majestät überbringen; vielleicht werden
+sie von beßrer Würkung seyn, als alle andre Arzneyen. Wir werden
+euch sobald als möglich folgen.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Achte Scene.
+(Verwandelt sich in den Palast zu Westmünster.)
+(König Heinrich, Warwik, Clarence und Glocester treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Nun, Milords, wenn der Himmel diesem Streit, der vor unsrer Thüre
+blutet, ein glükliches Ende macht, so wollen wir unsre Jugend in
+höhere Gefilde führen, und hinfort keine andre als geheiligte
+Schwerdter ziehen. Unsre Flotte ist ausgerüstet, unsre Macht
+beysammen, die Regierung in unsrer Abwesenheit ist bestellt, und
+alles ist so wie wir's wünschen; ausser daß wir uns ein wenig
+besser befinden sollten, und noch verziehen müssen, bis diese
+Rebellen zu paaren getrieben sind.
+
+Warwik.
+Beydes, Gnädigster Herr, wird, wie wir nicht zweifeln, in kurzem
+nach Wunsch erfolgen.
+
+König Heinrich.
+Humphrey, mein Sohn von Glocester, wo ist der Prinz euer Bruder?
+
+Glocester.
+Gnädigster Herr, ich denke, er ist nach Windsor auf die Jagd
+gegangen.
+
+König Heinrich.
+Mit was für Gesellschaft?
+
+Glocester.
+Ich weiß es nicht, Milord.
+
+König Heinrich.
+Ist nicht sein Bruder, Thomas von Clarence, bey ihm?
+
+Glocester.
+Nein, Gnädigster Herr, er ist hier gegenwärtig.
+
+Clarence.
+Was wünscht mein Gebietender Herr und Vater?
+
+König Heinrich.
+Nichts als Gutes für dich, Thomas von Clarence. Wie kommt es, daß
+du nicht bey dem Prinzen deinem Bruder bist? Er liebt dich, und du
+sezest ihn bey Seite, Thomas; du hast einen bessern Plaz in seinem
+Herzen als deine Brüder, trage Sorge dazu, mein Sohn, du kanst
+dereinst nach meinem Tod die Mittels-Person zwischen ihm und deinen
+Brüdern seyn, und ihnen wichtige Dienste thun. Verabsäume ihn also
+ja nicht; und verscherze den Vortheil seiner Liebe nicht, durch den
+Schein der Kaltsinnigkeit, oder, als wenn du dich nichts um ihn
+bekümmertest. Er ist gütig und freundschaftlich gegen diejenige,
+die er ihm ergeben sieht; er hat Thränen für andrer Leiden, und
+eine immer offne Hand zur Wohlthätigkeit. Allein, wenn er gereizt
+wird, ist er lauter Feuer, launig wie der Winter, und gäh wie ein
+Windsstoß an einem kühlen Morgen. Man muß sich daher nach seiner
+Gemüthsart richten lernen. Tadelt ihn wegen seiner Fehler, jedoch
+mit Ehrerbietung, wenn ihr sehet daß er bey guter Laune ist; aber
+wenn er aufgebracht ist, so gebt ihm Plaz, bis seine Leidenschaft,
+wie ein zu Grund sinkender Wallfisch, durch ihre eigne heftige
+Bewegungen sich entkräftet hat. Lerne diß, Thomas, und du wirst
+ein Schirm deiner Brüder seyn, ein goldner Reiff, der sie
+zusammenbinden wird, damit das vereinigte Gefäß ihres Bluts, wenn
+es, wie vielleicht begegnen kan, durch den Gift heimlicher
+Aufstiftungen in Gährung gesezt wird, nicht lek werde, und sollt'
+es gleich stärker würken als Aconitum oder rasches Schieß-Pulver.
+
+Clarence.
+Ich werde mir angelegen seyn lassen, seine Liebe zu verdienen.
+
+König Heinrich.
+Warum bist du nicht zu Windsor bey ihm, Thomas?
+
+Clarence.
+Er ist nicht zu Windsor; er speißt in London zu Mittag.
+
+König Heinrich.
+Und wer ist bey ihm? Kanst du mir's sagen?
+
+Clarence.
+Poins, und seine andern gewöhnlichen Begleiter.
+
+König Heinrich.
+Der fetteste Boden trägt das meiste Unkraut, und er das edle Bild
+meiner Jugend, ist ganz damit überwachsen; Ursache zu einem Kummer,
+der sich über mein Leben hinaus erstrekt. Das Blut weint aus
+meinem Herzen, wenn ich mir die regellosen Tage, die verderbten
+Zeiten vorstelle, die ihr sehen werdet, wenn ich einst bey meinen
+Voreltern schlafe: Denn wenn seine wilde Schwelgerey keinen Zügel
+mehr hat, wenn Wuth und schäumendes Blut seine Räthe sind, wenn
+Macht und schlimme Sitten sich vereinbaren; oh, mit was für
+stürmenden Schwingen wird er seinem Fall und Verderben entgegen
+stürzen.
+
+Warwik.
+Mein Gnädigster Herr, ihr mißkennt ihn in diesem Augenblik. Der
+Prinz studiert nur seine Gesellschafter, wie eine fremde Sprache;
+will man die Sprache besizen, so ist nöthig daß man auch das
+unanständigste Wort ansehe und lerne; wenn man's aber einmal
+versteht, so weiß Eu. Majestät, daß es zu keinem andern Gebrauch
+kommt, als daß man es kennt und verabscheut. So wird es der Prinz,
+zu seiner Zeit, mit seinen Gesellschaftern halten, und die Kenntniß
+die er von ihnen hat, wird eine Art von Modell oder Maasstab seyn,
+woran er den Werth beßrer Leute messen wird.
+
+König Heinrich.
+Selten macht die Biene ihren Waben in ein Todten-Aaß.--Wer kommt
+hier? Westmorland?
+
+
+
+Neunte Scene.
+(Westmorland tritt auf.)
+
+
+Westmorland.
+Heil, Gnädigster Herr, und neues Glük, zu demjenigen, so ich
+anzukündigen komme! Prinz John, euer Sohn küßt eure königliche
+Hand; Mowbray, der Bischoff Scroop, Hastings und die übrigen haben
+die Straffe eurer Geseze erfahren, kein einziges aufrührisches
+Schwerdt ist mehr entblößt, und der Friede treibt seine Oliven
+allenthalben hervor. Die Art und Weise und den ganzen Zusammenhang
+der Umstände, wie alles dieses geschehen ist, geruhe Euer Majestät
+mit beßrer Musse aus dieser Relation zu ersehen.
+
+(Er übergiebt ein Papier.)
+
+König Heinrich.
+O Westmorland, du bist ein Sommer-Vogel, der mitten im Winter den
+aufgehenden Tag ansingt. (Harcourt zu den Vorigen.) Seht, noch
+mehr Neuigkeiten.
+
+Harcourt.
+Der Himmel bewahre Eure Majestät vor Feinden, und stehen Feinde
+gegen euch auf, so mögen sie fallen wie diejenige, von denen ich
+komme, euch Nachricht zu geben. Der Graf von Northumberland, und
+der Lord Bardolph, mit einer ansehnlichen Macht von Engländern und
+Schotten, sind von dem Scheriff von Yorkschire aufs Haupt
+geschlagen worden. Die nähere Umstände und Folgen dieser Action
+enthält dieses Paquet.
+
+König Heinrich.
+Und warum müssen diese guten Zeitungen mich kränker machen? Kan
+das Glük keine unvermengte Gunst gewähren, und muß, wenn sie uns
+nichts als Gutes zu sagen hat, der angenehme Inhalt wenigstens in
+häßlichen Lettern geschrieben seyn? Entweder giebt sie einen guten
+Magen und nichts zu essen; oder sie stellt uns ein Banquet auf, und
+nimmt den Appetit hinweg. Ich sollte mich über diese gute
+Zeitungen erfreuen, und nun vergeht mir mein Gesicht, und mein Kopf
+wird mir ganz taumlicht. O! o! kommt näher--mir wird ganz übel--
+
+
+Glocester.
+Der Himmel stärke Eu. Majestät.
+
+Clarence.
+O mein königlicher Vater!
+
+Westmorland.
+Mein Gnädigster Gebieter, richtet euch auf, ermuntert euch!
+
+Warwik.
+Geduld, meine Prinzen; ihr wißt, diese Anstösse sind bey Sr.
+Majestät nicht ungewöhnlich. Tretet weiter zurük, gebt ihm Luft,
+er wird gleich besser werden.
+
+Clarence.
+Nein, nein, er kan diese Bangigkeiten nicht mehr lange aushalten.
+Der langwierige Kummer, und die Unruhe seiner Seele haben die Mauer
+welche sie einschliessen soll, durchgearbeitet; und das Leben
+scheint allenthalben durch, und kan alle Augenblike ausbrechen.
+
+Glocester.
+Das Volk erschrekt mich: Man spricht von allerley unnatürlichen
+Wunderzeichen und vaterlosen Mißgeburten; die Jahrszeiten haben
+ihre Sitten geändert, und es ist, als ob das Jahr einige Monate
+schlafend gefunden und sie übersprungen habe.
+
+Clarence.
+Der Fluß ist dreymal ohne Ebbe angeschwollen, und alte Leute (die
+waschhaften Chroniken der Zeit) sagen, er habe eben das gethan, da
+unser grosser Anherr Eduard starb.
+
+Warwik.
+Redet nicht so laut, Prinzen, der König erholt sich wieder.
+
+Glocester.
+Dieser Schlag wird ganz gewiß sein Ende seyn.
+
+König Heinrich.
+Ich bitte euch, hebt mich auf, und tragt mich in ein anders Zimmer:
+Sachte, ich bitte euch; sorget davor, daß kein Getöse gemacht werde,
+meine werthen Freunde, ausser irgend eine mitleidige, tröstende
+Hand, wollte Musik meinem schmachtenden Geiste zuflüstern.
+
+Warwik.
+Ruft Musik in das Nebenzimmer--
+
+
+König Heinrich.
+Sezt mir die Crone auf dieses Küssen hier.
+
+Clarence (bey Seite.)
+Seine Augen sind hohl, und er verändert sich ungemein.
+
+Warwik.
+Nicht so laut, nicht so laut.
+
+
+
+Zehnte Scene.
+(Der Prinz Heinrich tritt auf.)
+
+
+Prinz Heinrich.
+Wo ist der Herzog von Clarence?
+
+Clarence.
+Hier bin ich, Bruder, voller Kummer.
+
+Prinz Heinrich.
+Warum das? Warum habt ihr alle Thränen in den Augen? Wie stehts
+mit dem König?
+
+Glocester.
+Sehr schlecht.
+
+Prinz Heinrich.
+Weiß er die guten Zeitungen? Sagt sie ihm.
+
+Glocester.
+Er alterirte sich ungemein, da er sie hörte.
+
+Prinz Heinrich.
+Wenn er vor Freuden krank wurde, so wird er ohne Arzney gesund
+werden.
+
+Warwik.
+Nicht so laut, Milords; liebster Prinz, redet leise; der König,
+euer Vater, hat einen Ansaz zum Schlaffen.
+
+Clarence.
+Wir wollen in ein andres Zimmer gehen.
+
+Warwik.
+Gefällt es Eu. Hoheit, mit uns zu kommen?
+
+Prinz Heinrich.
+Nein; ich will mich hier sezen, und dem König wachen.
+
+(Alle gehen ab, bis auf Prinz Heinrich.)
+
+Warum ligt die Crone hier auf diesem Küssen, sie, die ein so
+unruhige Bettgesellin ist? O du goldne Sorge! die so manche
+durchwachte Nacht die Thüren des Schlummers weit offen hält, izt
+lässest du ihn doch schlaffen! Aber nicht so gesund, nicht halb so
+tief und süß als der schläft, der mit einem groben Tuch um seine
+Schläffe, die lange Nacht hinweg schnarcht. O Majestät! du ligst
+auf dem der dich trägt, wie eine goldne Rüstung, an einem heissen
+Mittag.--Hier ligt eine Pflaumfeder auf seinen Lippen, die sich
+nicht bewegt; wenn er athmete, so müßte dieser leichte Pflaum
+nothwendig erregt werden. Ach! Mein Herr! Mein Vater! was für
+ein Schlaf ist das? Das ist der Schlaf, der so manche Englische
+Könige von diesem goldnen Reiff geschieden hat. Was dir nun von
+mir gebührt, sind Thränen und herzliche Trauer, und die soll dir
+Natur, Liebe und kindliche Zärtlichkeit in vollem Maaß bezahlen.
+Was mir von dir gebührt, ist diese Königs-Crone, die von dir auf
+mich, als den nächsten an dir, unmittelbar herabsinkt. Nun, hier
+sizt sie;
+
+(Er sezt sie auf.)
+
+der Himmel soll sie schüzen; und legt in eines Riesen Arm die
+Stärke der ganzen Welt, nimmer soll er diese angestammte Ehre von
+meiner Stirne reissen. Ich will sie den meinigen verlassen, wie du
+sie mir verlassen hast.
+
+
+
+Eilfte Scene.
+(Warwik, Glocester und Clarence kommen wieder.)
+
+
+König Heinrich.
+Warwik! Glocester! Clarence!
+
+Clarence.
+Ruft der König?
+
+Warwik.
+Was befiehlt Eu. Majestät? wie befindet Sie sich?
+
+König Heinrich.
+Warum ließt ihr mich so allein, Milords?
+
+Clarence.
+Gnädigster Herr, wir liessen den Prinzen meinen Bruder hier,
+welcher sich sezen, und neben Eu. Majestät wachen wollte.
+
+König Heinrich.
+Den Prinzen von Wales? Wo ist er? laßt mich ihn sehen.
+
+Warwik.
+Hier ist eine Thür offen, er muß da hinausgegangen seyn.
+
+Glocester.
+Er gieng nicht durch das Zimmer, wo wir warteten.
+
+König Heinrich.
+Wo ist die Crone? Wer nahm sie von meinem Küssen.
+
+Warwik.
+Wie wir uns weg begaben, Gnädigster Herr, war sie noch da.
+
+König Heinrich.
+Der Prinz hat sie also weggenommen? Geht, sucht ihn auf. Ist er
+so ungeduldig, daß er meinen Schlaf für meinen Tod ansieht? Sucht
+ihn, Milord von Warwik, und schmählt ihn unverzüglich her.
+
+(Warwik geht ab.)
+
+Dieser Zug seiner Gemüthsart vollendet die Würkung meines Uebels,
+und beschleunigt meinen lezten Augenblik. Seht, Söhne, was für
+Dinge ihr seyd! Wie leicht sich die Natur zum Abfall bringen läßt,
+wenn Gold der Versucher ist! Für diß haben närrische sorgenvolle
+Väter ihren Schlaf mit Nachsinnen unterbrochen, ihr Gehirn mit
+Sorgen erschöpft, ihre Gebeine mit Arbeit entkräftet; für diß, für
+diesen Dank haben sie Tag und Nacht darauf gedacht, ihre Söhne
+durch Künste und martialische Uebungen zu bilden, für diß haben sie
+mit so vieler Mühe Gold auf Gold gehäuft. Gleich der Biene
+flattern wir von Blume zu Blume, saugen ihre besten Düfte aus, und
+wenn unsre Beine mit Wachs und unsre Lippen mit Honig beladen sind,
+tragen wir's in den Stok; und wie Bienen, werden wir für unsre Müh
+getödtet. Bittrer Gedanke für einen sterbenden Vater!--
+(Warwik kommt zurück.) Nun, wo ist er? er, der nicht warten kan,
+bis sein Freund, Krankheit, mit mir fertig ist?
+
+Warwik.
+Gnädigster Herr, ich fand den Prinzen in dem nächsten Zimmer, mit
+Thränen der zärtlichsten Wehmuth seine Wangen badend, und in seiner
+Mine und Stellung eine so tiefe, so rührende Bekümmerniß ausgedrükt,
+daß die Grausamkeit selbst, bey seinem Anblik, ihren blutigen
+Dolch mit milden Thränen gewaschen hätte.
+
+König Heinrich.
+Aber warum nahm er dann die Crone weg? (Der Prinz Heinrich zu den
+Vorigen.) Seht, hier kommt er. Komm hieher zu mir, Harry; verlaßt
+das Zimmer, laßt uns allein.
+
+(Die Lords gehen ab.)
+
+
+
+Prinz Heinrich.
+Ich dachte nicht, daß ich Eu. Majestät wieder reden hören würde.
+
+König Heinrich.
+Dein Wunsch, Harry, war Vater zu diesem Gedanken. Ich lebe zu
+lange für dich, du wirst es müde. Ist deine Begierde nach meinem
+leeren Thron so heftig, daß du dich meiner Vorrechte schon
+anmassest, eh deine Stunde reif ist? O thörichter Jüngling! Du
+suchst eine Hoheit, die dich zu Grunde richten wird. Warte nur
+noch ein wenig; die Wolke meiner Würde wird von einem so schwachen
+Wind noch emporgehalten, daß sie bald zertrieffen wird. Du hast
+etwas gestohlen, das in wenigen Stunden ohne Verbrechen dein
+gewesen wäre; in meiner Todesstunde selbst hast du noch das Siegel
+auf meine Erwartung gedrükt; dein Leben bewies, wie wenig du mich
+liebest; und du willt, daß ich mit der völligen Ueberzeugung davon
+sterben soll. Du verbirgst tausend Dolche in deinen Gedanken, die
+du an deinem steinernen Herzen gewezt hast, eine halbe Stunde zu
+ermorden, die ich noch zu leben gehabt hätte. Wie? kanst du mich
+nicht noch eine halbe Stunde ertragen? So geh' dann, und grabe
+selbst mein Grab, und laß die frölichen Gloken in dein Ohr tönen,
+daß du gekrönt bist, nicht daß ich todt bin. Mögen alle die
+Tropfen, die meine Leiche bethauen sollten, zu Balsam-Tropfen
+werden, dein Haupt zu heiligen; nur bedeke mich vorher mit ein
+wenig faulem Staub, und gieb den der dir das Leben gab, den Würmern.
+Stürze meine Staats-Bediente, vernichte meine Verordnungen; denn
+nun ist eine Zeit gekommen, die aller gesezlichen Ordnung spottet.
+Heinrich der fünfte ist gekrönt: Auf, Thorheit! Herab, königliches
+Ansehn! Alle ihr weisen Räthe, hinweg! Und nun versammelt euch
+aus allen Enden an den Englischen Hof, ihr müßigen Affen; nun,
+angrenzende Nachbarn, reinigt euch von euerm Unrath! Habt ihr
+einen Lotterbuben, der schwört? säuft? tanzt? die Nächte
+durchschwärmt? raubt? mordet? und die ältesten Sünden nach der
+neuesten Mode begeht? Freut euch, er wird euch nicht länger
+beunruhigen, in England wird er Dienste, Ehre und Gewalt bekommen;
+denn Heinrich der fünfte nimmt der gekrümmten Ausgelassenheit den
+Maulkorb des Zwangs ab, und der rasende Hund hat nun Freyheit,
+seine Zähne in jeden Unschuldigen einzuhauen. O! mein armes Land!
+von bürgerlichen Wunden entkräftet! Wenn meine Sorgfalt deine
+Ausschweiffungen nicht dämmen konnte, was wird aus dir werden, wenn
+die Ausschweiffung deine Fürsorge ist? O du wirst wieder eine
+Wildniß werden, von Wölfen, deinen alten Einwohnern, bewohnt!
+
+Prinz Heinrich (kniend.)
+O! vergebet mir, mein Gnädigster Oberherr! Wenn ich vor
+Beklemmung und Thränen hätte reden können, so würde ich diese harte
+und schmerzliche Bescheltung eher unterbrochen haben. Hier ist
+eure Crone, und derjenige, der die Crone der Unsterblichkeit trägt,
+möge sie euch noch lang' erhalten. Wenn ich sie mehr liebe als
+euer Leben, und eure Ehre, so mög' ich nimmer von diesem Boden
+aufstehen, auf den mein getreues und von seiner Pflicht
+durchdrungnes Herz meine Knie niedergeworfen hat. Der Himmel ist
+mein Zeuge, was für ein kalter Schauer mich befiel, da ich herein
+kam, und keinen Athem mehr an Eurer Majestät spürte. Wenn diß
+Verstellung ist, o! so mög' ich in meiner gegenwärtigen Wildheit
+sterben, und die Zeit nicht erleben, daß ich der ungläubigen Welt
+die Veränderung zeigen könne, die ich bey mir selbst beschlossen
+habe. Ich war gekommen euch zu besuchen, und in der Meynung daß
+ihr todt seyd, und von dem Gedanken daß ihr es seyd, selbst beynahe
+todt, redte ich die Crone an, als ob sie mich verstehen könnte, und
+machte ihr diese Vorwürfe: Die Sorgen, die du machst, haben das
+Leben meines Vaters aufgezehrt, und also bist du, obgleich das
+feinste, das schlimmste Gold; anders Gold, obgleich minder fein,
+ist kostbarer, da es, in eine trinkbare Arzney aufgelößt, ein
+Mittel zu Erhaltung des Lebens ist; du hingegen, das feinste, das
+hochgeschäzteste, das glorreicheste, hast den der dich trug des
+Lebens beraubt. Indem ich sie so beschalt, mein Königlicher Herr,
+sezte ich sie auf mein Haupt, um mit ihr, wie mit einem Feind, der
+meinen Vater vor meinen Augen ermordet hatte, die Sache eines
+rechtschaffnen Erben auszufechten. Wenn sie aber mein Blut mit
+Freude anstekte, oder mit irgend einem stolzen Gedanken meine Seele
+schwellte, wenn ein rebellischer oder hochstrebender Geist in mir,
+auch nur mit dem schwächsten Grad von Vergnügen, ihre Macht
+willkommen hieß; so verhindre der Himmel, daß sie nie auf mein
+Haupt komme, und mache mich dem Aermsten unter allen gleich, die
+mit zitternder Ehrfurcht vor ihr knien!
+
+König Heinrich.
+O! Mein Sohn, der Himmel gab dir ein, sie von hinnen zu nehmen, um
+zu dieser Erklärung Anlaß zu machen, die dir deines Vaters Liebe in
+desto vollerm Maaß wieder giebt. Komm näher, Harry, seze dich zu
+meinem Bette, und höre, ich denke den lezten Rath, den ich dir
+jemals geben werde. Der Himmel weiß, mein Sohn, durch was für
+Seiten-Wege und krumme Pfade ich zu dieser Crone gekommen bin, und
+ich selbst weiß am besten, wie unruhig sie auf meinem Haupte saß.
+Zu dir wird sie in beßrer Ruhe, mit bessrer Meynung und mit einem
+bessern Titel herabsteigen: Denn alle Vorwürfe, die der Gelangung
+dazu gemacht werden können, gehen mit mir zu Grabe. Diese Crone
+schien an mir nur eine gewaltthätig an mich gerissene Zierde, und
+es lebten ihrer viele die mir vorrüken konnten, daß sie mir dazu
+verholfen hätten; und daraus mußte täglich Zank und Blutvergiessen
+entstehen; der Friede, dessen ich genoß, war unsicher, und alle
+Augenblike von Unternehmungen unterbrochen, die meine Crone und
+mein Leben in Gefahr sezten. Meine ganze Regierung war wie ein
+Schauspiel, wovon Empörung und Selbstvertheidigung der Inhalt war.
+Aber nun ändert mein Tod die Scene; was bey mir erobert war, fällt
+unter einem schönern Titel auf dich, denn du trägst die Crone durch
+das Recht der Erbfolge. Allein ob du gleich sichrer stehst als ich,
+so stehst du doch nicht fest genug, da die Beschwerden noch so
+frisch sind, und allen denen, die du nun zu deinen Freunden machen
+must, der Stachel erst so kürzlich ausgezogen worden ist. Ich rede
+von den Erben und Freunden dererjenigen, durch deren
+verbrecherische Künste ich emporgestiegen, durch deren Macht ich
+besorgen mußte, wieder gestürzt zu werden, und denen ich deßwegen
+zuvor kam. Meine Absicht war, sie in das heilige Land zu führen,
+damit nicht Ruhe und Musse sie veranlassen möchte, zu tief in
+unsern Staat hinein zu schauen. Laß es also deine vornehmste
+Maxime seyn, mein Sohn Harry, schwindlichte Köpfe mit auswärtigen
+Angelegenheiten zu beschäftigen; damit sie ihr Feuer in entfernten
+Provinzen ausarbeiten, und unter dieser Arbeit das Andenken der
+vorigen Tage verliehren. Ich wollte noch mehr mit dir reden, aber
+meine Lunge ist so schwach, daß ich es nicht länger aushalten kan.
+Wie ich zu dieser Crone kam, o Gott, vergieb mir! und laß sie
+ruhig und glüklich auf meines Sohnes Haupte sizen!
+
+Prinz Heinrich.
+Mein Gnädigster Herr, ihr habt sie gewonnen, getragen, erhalten,
+und auf mich gebracht; mein Besiz ist also klar und rechtmäßig; und
+rechtmäßig will ich ihn auch, so viele Müh es kosten mag, gegen die
+ganze Welt behaupten. (Lord John von Lancaster und Warwik, treten
+auf.)
+
+König Heinrich.
+Sieh, sieh, hier kommt mein Sohn Lancaster.
+
+Lancaster.
+Gesundheit, Frieden und Glük, meinem Königlichen Vater.
+
+König Heinrich.
+Du bringst mir Glük und Frieden, Sohn John; aber die Gesundheit ist
+mit jugendlichen Schwingen aus diesem kahlen verdorrten Stamm
+weggeflohen. Nachdem ich nun auch dich gesehen habe, so sind meine
+zeitlichen Geschäfte vorbey--Wo ist Milord von Warwik?
+
+Prinz Heinrich.
+Milord von Warwik!--
+
+König Heinrich.
+Hat das Zimmer, wo ich die erste Ohnmacht bekam, nicht irgend einen
+besondern Nahmen?
+
+Warwik.
+Man nennt es Jerusalem, Gnädigster Herr.
+
+König Heinrich.
+Gott sey gelobt! Dort muß ich mein Leben enden. Es ist mir vor
+vielen Jahren propheceyet worden, ich könnte nirgends als in
+Jerusalem sterben: und ich bildete mir fälschlich ein, es müßte im
+gelobten Lande seyn. Aber bringet mich in dieses Zimmer, das ist
+das Jerusalem, wo ich sterben will.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Fünfter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Schallow's Siz in Glosterschire.)
+(Schallow, Silence, Falstaff, Bardolph, und der kleine Lakay
+treten auf.)
+
+
+Schallow.
+Beym Sappermost, Sir, ich laß euch diese Nacht nicht fort! He!
+Davy, sag ich--
+
+Falstaff.
+Ihr werdet mich entschuldigen, Herr Robert Schallow.
+
+Schallow.
+Ich werd' euch nicht entschuldigen; ihr sollt nicht entschuldiget
+werden; ich nehme keine Entschuldigung an; es hilft keine
+Entschuldigung; ich lasse keine Entschuldigung gelten--He! Davy--
+(Davy tritt auf.)
+
+Davy.
+Hier, Sir.
+
+Schallow.
+Davy, Davy, Davy, laß mich seh'n, Davy, laß mich sehen; ja,
+Sapperment! der Koch William, sagt ihm, er soll herkommen--Sir
+John, ich laß keine Entschuldigung gelten.
+
+Davy.
+Ja, Herr; aber diese Regeln können nicht gehalten werden; und noch
+eins, Sir, sollen wir das Ek mit Weizen ansäen?
+
+Schallow.
+Mit rothem Weizen, Davy--Aber auf William Koch zu kommen--sind
+keine jungen Dauben da?
+
+Davy.
+Ja, Sir--Hier ist des Schmidts Conto, für Schuhe, und Pflug-
+Eisenwerk.
+
+Schallow.
+Laß ihn bezahlt und quittirt werden--Sir John, ich nehme keine
+Entschuldigung an.
+
+Davy.
+Izt, Sir, brauchte man nothwendig einen neuen Ring an den Wasser-
+Eymer. Und, Sir, ist nicht eure Meynung, dem William den Betrag
+von dem Sak, den er neulich auf dem Hinkley-Markt verlohr', an
+seinem Lohn abzuziehen?
+
+Schallow.
+Er muß es vergüten. Etliche Dauben, Davy, ein Paar kurz-beinichte
+Hennen, eine Schöps-Keule, und etliche artige kleine Beyessen:
+Sag's dem Koch Willhelm.
+
+Davy.
+Bleibt der Mann im rothen Rok die ganze Nacht da, Sir?
+
+Schallow.
+Ja, Davy. Ich will ihm eine Ehre anthun. Ein Freund bey Hofe, ist
+besser als ein Pfenning im Beutel. Mach' daß seine Leute ihre
+Sachen recht bekommen, Davy; denn es sind Erzschelme, sie würden
+uns durchhecheln, daß es eine Art hätte. Geh izt an deine Arbeit,
+Davy.
+
+Davy.
+Ich bitte euch, Herr, helfet doch dem William Visor von Woncot
+gegen Clement Perkes vom Bühel.
+
+Schallow.
+Es gehen grosse Klagen, Davy, über diesen Visor; dieser Visor ist
+ein Erz-Schelm, so viel ich weiß.
+
+Davy.
+Ich gesteh es Eu. Herrlichkeit ein, daß er ein Schelm ist; aber
+behüt uns G**, Sir, daß ein Schelm keine Gunst sollte finden können,
+wenn ein guter Freund für ihn bittet. Ein ehrlicher Mann, Sir,
+ist im Stand für sich selbst zu reden, das ist ein Schelm nicht.
+Ich hab' Euer Herrlichkeit treulich gedient, diese acht Jahr' her;
+und wenn ich nicht auch ein oder zweymal in einem Quartal einem
+Schelmen gegen einen Bidermann hinaushelfen kan, so ist wahrlich
+mein Credit bey Eu. Herrlichkeit nicht groß. Der Schelm ist mein
+guter Freund, Sir, und ich bitte Euer Herrlichkeit also, laßt ihn
+durchwischen.
+
+Schallow.
+Geh, geh, sag' ich, es soll ihm nichts gethan werden: Sieh' zu den
+Sachen, Davy.--Wo seyd ihr, Sir John? Kommt, herab mit euern
+Stiefeln! Gebt mir eure Hand, Herr Bardolph.
+
+Bardolph.
+Es freut mich, Eu. Herrlichkeit wohl zu sehen.
+
+Schallow.
+Ich danke dir von Herzen, mein wakrer Herr Bardolph;
+
+(zum kleinen Lakayen)
+
+ha, willkommen, mein hübscher Bursche--Kommt, Sir John.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Verwandelt sich in den Hof zu London.)
+(Der Graf von Warwik, und der Lord Ober-Richter treten auf.)
+
+
+Warwik.
+Wie steht es, Milord Ober-Richter, wohin?
+
+Ober-Richter.
+Wie befindt sich der König?
+
+Warwik.
+Vollkommen wohl; seine Sorgen sind nun alle geendigt.
+
+Ober-Richter.
+Ich hoffe, er ist nicht todt?
+
+Warwik.
+Er ist den Weg der Natur gegangen, und für uns lebt er nicht mehr.
+
+Ober-Richter.
+Ich wünschte, Se. Majestät hätte mich mit sich genommen. Die
+getreuen Dienste, die ich ihm in seinem Leben geleistet, haben mich
+allen Kränkungen ausgesezt gelassen.
+
+Warwik.
+In der That, ich denke der junge König ist nicht euer Freund.
+
+Ober-Richter.
+Ich weiß, daß er's nicht ist; und ich rüste mich auf alles was
+begegnen kan; es kan nicht schlimmer seyn, als ich's erwarte.
+(Lord John von Lancaster, Glocester und Clarence zu den Vorigen.)
+
+Warwik.
+Hier kommen die betrübten Söhne des todten Heinrichs. O hätte der
+lebende nur die Gemüthsart des schlechtesten unter diesen drey
+Prinzen, wie viele Männer von Stand und Verdienst würden dann ihre
+Pläze behalten, die izt vor Leuten von der verächtlichsten Classe
+die Segel streichen müssen.
+
+Ober-Richter.
+Ich besorge, leider! es werde alles zu unterst zu oberst gekehrt
+werden.
+
+Lancaster.
+Guten Morgen, Vetter Warwik.
+
+Glocester. Clarence.
+Guten Morgen, Vetter.
+
+Lancaster.
+Wir kommen zusammen, wie Leute die das Reden vergessen haben.
+
+Warwik.
+Wir erinnern uns noch wol, aber der Inhalt unsrer Gedanken ist zu
+schwer, als daß ihn Worte sollten tragen können.
+
+Lancaster.
+Nun, Friede sey mit dem, der uns diese Schwermuth verursacht hat.
+
+Ober-Richter.
+Friede sey mit uns, oder wir werden noch schwermüthiger werden.
+
+Glocester.
+O, mein lieber Lord, ihr habt in der That einen Freund verlohren,
+und ich darf schwören, ihr borgtet dieses kummervolle Gesicht nicht;
+es ist ganz gewiß euer eignes.
+
+Lancaster.
+Obgleich niemand gewiß weiß, wie es ihm ergehen wird, so habt ihr
+doch am wenigsten gutes zu erwarten; diß vermehrt meinen Kummer,
+ich wollt' es wär' anders.
+
+Clarence.
+Gut, ihr müßt izt Sir John Falstaffen gute Worte geben; seine Gunst
+vermag izt mehr als eure Verdienste.
+
+Ober-Richter.
+Liebste Prinzen, was ich that, that ich als ein rechtschafner Mann,
+nach der Vorschrift meines Gewissens und meiner Pflicht; und
+niemals sollt ihr mich eine niederträchtige Verzeihung erbetteln
+sehen. Wenn Wahrheit und aufrichtige Unschuld meinen Fall
+verursachen, so will ich zu dem König meinem abgelebten Herrn, und
+ihm sagen, wer mich ihm nachgeschikt hat.
+
+Warwik.
+Hier kommt der Prinz.
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Der Prinz Heinrich, nunmehr König Heinrich der fünfte, zu den
+Vorigen.)
+
+
+Ober-Richter.
+Gott erhalte Eu. Majestät.
+
+König Heinrich.
+Dieses ungewohnte und strozende Kleid, Majestät, sizt mir lange
+nicht so leicht als ihr euch einbildet. Brüder, eure Traurigkeit
+ist, wie mich däucht, mit Furcht vermischt; diß ist der Englische,
+nicht der Türkische Hof; kein Amurath folgt auf einen Amurath,
+sondern Heinrich auf Heinrich. Und doch seyd immerhin traurig,
+meine Brüder; aber, da die Ursache dazu uns allen gemein ist, so
+betrachtet sie auch nicht anders als wie eine Last, die uns
+gemeinschaftlich zu tragen auferlegt ist. Von mir seyd versichert,
+daß ich euer Vater sowol als euer Bruder seyn will: Schenket mir
+nur eure Liebe, und überlaßt mir eure Sorgen. Weint, daß Heinrich
+todt ist, ich thue es auch; aber ein Heinrich lebt, der alle diese
+Thränen, soviel ihrer sind, in eben so viele glükselige Stunden
+verwandeln wird.
+
+Lancaster. Glocester. Clarence.
+Wir hoffen nichts anders von Eu. Majestät.
+
+König Heinrich.
+Ihr seht mich alle mit seltsamen Gesichtern an, sonderlich ihr.
+
+(Zum Lord Ober-Richter.)
+
+Ich denke, ihr seyd versichert, daß ich euch nicht liebe.
+
+Ober-Richter.
+Ich bin versichert, daß, wenn ich nach Biligkeit beurtheilt werde,
+Eu. Majestät keine Ursache hat mich zu hassen.
+
+König Heinrich.
+Keine? Soll ein Prinz von meinen Hoffnungen so grosse
+Beleidigungen vergessen können, als mir von euch wiederfahren sind?
+Wie? den Cron-Erben von England auszuschalten, öffentlich zu
+beschimpfen und ins Gefängniß zu schiken? War das eine
+Kleinigkeit? Kan das in Lethe gewaschen, und vergessen werden?
+
+Ober-Richter.
+Ich stellte damals die Person euers Vaters vor, nicht die meinige.
+Ich war mit der Handhabung seines Gesezes, und der öffentlichen
+Gerechtigkeit beschäftiget, als es Euer Hoheit beliebte, mein Amt,
+die Majestät und Gewalt des Gesezes, und des Königs, den ich
+vorstellte, zu vergessen, und in meinem Richter-Stuhl gewaltsame
+Hand an mich zu legen. Als einen Verbrecher gegen die Person euers
+Vaters, ließ ich euch, kraft der Autorität die mir anvertraut war,
+in Verhaft nehmen; und wenn ich daran unrecht that, so laßt es euch
+immerhin gefallen, einen Sohn zu bekommen, der eurer Verordnungen
+spotte, der die Gerechtigkeit von euern ehrwürdigen Bänken
+herabreisse, den Lauf der Geseze hemme, und das Schwerdt stumpf
+mache, das eure eigne Person und die allgemeine Sicherheit beschüzt;
+ja der euer königliches Ebenbild schmählich antaste, und eure
+Handlungen in der Person euers Repräsentanten verspotte. Fraget
+eure königlichen Gedanken, macht den Fall zum eurigen, seyd nun der
+Vater, und stellt euch einen Sohn vor, von dem euer Ansehn so sehr
+angegriffen werde; und dann bildet euch ein, daß ich eure Parthey
+nehme, und in euerm Namen und durch eure Macht euern Sohn so zur
+Gebühr weise. Nach dieser kalten Ueberlegung sprecht mein Urtheil,
+und saget nun, da ihr ein König seyd, was ich gethan habe, das
+meinem Amt, meiner Person, und der Majestät meines Königs nicht
+gemäß war?
+
+König Heinrich.
+Ihr habt vollkommnes Recht, Milord, und wäget diese Sache richtig
+ab; fahret also fort, die Wage und das Schwerdt zu tragen; und
+möchtet ihr, mit immersteigenden verdienten Ehren, so lange leben,
+biß ihr einen Sohn von mir sehet, der, wenn er euch so beleidigt
+hätte, euch so gehorche wie ich that: So würd ich's erleben, wie
+damals mein Vater sagen zu können: Glüklich bin ich, daß ich einen
+Mann habe, der Muth genug hat, die Justiz gegen meinen eignen Sohn
+auszuüben; und nicht weniger glüklich, daß ich einen Sohn habe, der
+seine Grösse so willig in die Hände der Gerechtigkeit überliefert--
+Zum Beweiß also, daß ich eure Tugend ehre, übertrag' ich euch
+ferner das unbeflekte Schwerdt, das ihr bißher getragen habt, mit
+der Erinnerung, daß ihr eben diesen gerechten, kühnen und
+unpartheyischen Geist, den ihr damals gegen mich gezeigt habet,
+über alle eure Handlungen herrschen lasset. Hier habt ihr meine
+Hand, daß ihr bey meiner Jugend die Stelle eines Vaters vertreten
+sollt; meine Stimme soll tönen, was ihr meinem Ohr eingebet, und
+Eure Weisheit und wohlgeübte Erfahrenheit soll in allen meinen
+Entschliessungen mich leiten. Und, ihr Prinzen alle, glaubet mir,
+ich bitte euch, mein Vater hat den besten Theil meines Herzens mit
+sich ins Grab genommen; und ich lebe nur mit seinem Geist, die
+Erwartungen der Welt zu beschämen, voreilige Weissagungen zu
+vereiteln, und die schlimme Meynung auszulöschen, die man nach
+meinem äusserlichen Schein von mir gefaßt hat. Die Fluth meines
+Bluts, die bisher von vielen Ausschweiffungen aufgeschwollen
+daherströmte, soll nun zum Meer zurük ebben, und daselbst mit dem
+allgemeinen Staat der Wasser vermengt, hinfort in festlicher
+Majestät einherfliessen. Wir sind nun im Begriff unser Parlament
+zusammen zu beruffen, und wir werden vor allen Dingen darauf
+bedacht seyn, unsern edeln Staatsrath, in welchem ihr, mein Vater,
+
+(zum Lord Ober-Richter,)
+
+den Vorsiz haben sollt, mit würdigen Gliedern zu verstärken; damit
+der grosse Körper unsers Staats mit den bestregierten Nationen in
+gleicher Linie stehe, und Krieg oder Frieden oder beydes zugleich,
+uns bekannte und vertraute Sachen seyn mögen. Sobald unsre Crönung
+vorbey seyn wird, werden wir, wie ich schon erinnert, unsern ganzen
+Staat zusammen beruffen, und, wenn der Himmel meine guten Absichten
+bekräftiget, so soll kein Prinz noch Pair eine gerechte Ursache
+finden zu wünschen, daß der Himmel Heinrichs glükliches Leben um
+einen einzigen Tag verkürzen möge.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Diese Scene stellt das Gastmahl vor, das der Junker Schallow dem
+Sir John Falstaff giebt; es ist ein vortreffliches Gemählde in
+seiner Art, aber man muß nach London reisen um es zu sehen; denn
+nichts als die würkliche theatralische Vorstellung kan ihm das
+Leben und den Grad von Abgeschmaktheit geben, worinn der ganze
+Werth davon besteht. Das was bey der Vorstellung den besten Effect
+machen muß, ist der gute ehrliche Junker Silence, der aus dem mehr
+als Pythagoräischen Stillschweigen, das er nüchtern zu halten
+pflegt, in das andre Extremum fällt, und in trunknem Muth ein
+dummes Liedlein nach dem andern singt.)
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Während daß Herr Silence und Sir John im Streit begriffen sind,
+wer den andern zu Boden trinken könne, kommt Pistol von London an,
+und unterbricht das Landjunkerische Bacchanal durch frohe Zeitungen
+vom Hofe, die er ankündiget, ohne gleich zu sagen, worinn sie
+bestehen. Dieses giebt unserm Autor Anlas zu einer kleinen
+spöttischen Parodie eines abgeschmakten Schauspiels vom König
+Cophetua, so vermuthlich damals noch von Marionetten-Spielern oder
+andern Comödianten von dieser Art gespielt wurde; endlich macht die
+Weisheit des Hrn. Schallow dem Mißverständniß auf folgende Art ein
+Ende:)
+
+
+Schallow.
+Um Vergebung, Sir: Wenn ihr mit neuen Zeitungen vom Hofe kommt, Sir,
+so sind, wie ich's begreiffe, nur zwey Wege; entweder ihr müßt sie
+sagen, oder ihr müßt verschweigen. Ich bin unter dem König in
+einiger Autorität, Herr.
+
+Pistol.
+Unter welchem König? Nichtswürdiger, sprich oder stirb!*
+
+{ed. * Dieser Vers scheint wieder eine Parodie zu seyn.}
+
+Schallow.
+Unterm König Heinrich!
+
+Pistol.
+Heinrich dem vierten oder dem fünften?
+
+Schallow.
+Heinrich dem vierten.
+
+Pistol.
+So geb' ich dir einen T** für dein Amt. Sir John, dein zartes
+Lämmchen ist nun König. Heinrich der fünfte ist der Mann. Was ich
+sag' muß wahr seyn. Wenn Pistol lügt, so thut das, und prellt mich
+wie den prahlenden Spanier.
+
+Falstaff.
+Was, ist der alte König todt?
+
+Pistol.
+Wie ein Nagel in der Thür; das muß wahr seyn.
+
+Falstaff.
+Auf, Bardolph, sattle mir mein Pferd. Herr Robert Schallow, such'
+dir ein Amt im Königreich aus, was für eins du willt, es ist dein;
+Pistol, ich will dich doppelt mit Ehrenstellen beladen.
+
+Bardolph.
+O freundenvoller Tag! Ich wollte kein Ritter-Gut um mein Glük
+nehmen.
+
+Pistol.
+Gelt! Ich bringe gute Zeitungen?
+
+Falstaff.
+Tragt Herrn Silence zu Bette: Herr Schallow, Milord Schallow, sag
+nur was du seyn willst, ich bin Fortuna's Haushofmeister--Zieh
+deine Stiefel an, wir wollen die ganze Nacht durch reiten. O!
+süsser Pistol, sag mir noch mehr, und vergiß mit allem dem nicht,
+dich zu besinnen, was du gern hättest. Stiefel, Stiefel an, Herr
+Schallow. Ich weiß, der junge König schmachtet nach mir. Wir
+wollen Pferde nehmen, wo wir sie finden, die Geseze von England
+stehen izt zu meinem Befehl. Glüklich sind die, die sich meine
+Freunde nennen können; und weh dem Milord Ober-Richter!
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Verwandelt sich in eine Strasse von London.)
+(Die Wirthin und Dortchen Tear-Scheet, von Zween Bütteln geführt,
+treten auf.) (Eine kleine Scene, von der pöbelhaftesten und
+unanständigsten Art, die sich nicht übersezen läßt.)
+
+
+
+Siebende Scene.
+(Ein öffentlicher Plaz nicht weit von der Westmünster-Abbtey.)
+(Zween Bediente von Hof die den Boden mit Binsen bestreuen.)
+
+
+1. Bedienter.
+Mehr Binsen, mehr Binsen!
+
+2. Bedienter.
+Die Trompeten haben schon zum zweytenmal geblasen.
+
+1. Bedienter.
+Es wird zwey Uhr seyn, eh sie von der Crönung zurük kommen.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+(Falstaff, Schallow, Pistol, Bardolph und der kleine Lakey treten
+auf.)
+
+Falstaff.
+Steht hier, neben mich, Herr Robert Schallow, ich will machen, daß
+der König euch eine Gnade erweisen soll: Ich will ihn von der Seite
+anschielen, wenn er kommt, und gebt nur acht, was er mir für ein
+Gesicht machen wird--Komm hieher, Pistol, steh' hinter mich. O!
+wenn ich nur Zeit gehabt hätte, neue Livreen machen zu lassen, ich
+wollte die tausend Pfund dazu angewandt haben, die ich von euch
+borgte. Aber es hat nichts zu bedeuten, dieser schlechte Aufzug
+ist besser; er zeigt an, wie groß mein Verlangen war ihn zu sehen.
+
+Schallow.
+Das thut es.
+
+Falstaff.
+Es zeigt die Heftigkeit meiner Liebe an.
+
+Schallow.
+Das thut es.
+
+Falstaff.
+Meine Devotion.
+
+Pistol.
+Das thut es, das thut es, das thut es.
+
+Falstaff.
+Tag und Nacht zu reiten, und sich nicht einmal so viel Zeit zu
+nehmen, sich nicht einmal zu besinnen noch Geduld zu haben, ein
+weisses Hemd anzuziehen.
+
+Schallow.
+Das ist gewiß!
+
+Falstaff.
+Sondern so beschmuzt, wie man von der Reise kommt, dazustehen, und
+vor Begierde ihn zu sehen schwizen, an nichts anders denken, alles
+andre vergessen, als ob sonst nichts in der Welt zu thun wäre, als
+ihn zu sehen.
+
+Schallow.
+So ist es, in der That.
+
+Pistol.
+Mein Ritter, ich muß dir was sagen, daß deine edle Leber in Flammen
+sezen wird: Dein Dortchen, die Helena deiner edeln Gedanken ligt in
+tiefer Noth und in anstekendem Gefängniß, von schmuzigen
+mechanischen Händen weggeschleppt. Laß die Rache mit Alectos
+Schlangen-Haaren aus ihrer düstern Höhle hervorstürmen, Dortchen
+ist eingestekt. Was Pistol sagt, muß wahr seyn.
+
+Falstaff.
+Ich will sie in Freyheit sezen.
+
+Pistol.
+Da heulte die See; die Trompeten schallen.
+
+
+
+Achte Scene.
+(Der König tritt mit seinem ganzen Gefolge auf.)
+
+
+Falstaff.
+Heil dir, König Hal; Heil, mein königlicher Hal.
+
+Pistol.
+Der Himmel schüze dich, du ruhmvolles Reis von königlichem Stamm!
+
+Falstaff.
+Gott grüß dich, mein süsser Junge!
+
+König Heinrich.
+Milord Ober-Richter, sprecht zu diesem thörichten Mann.
+
+Lord Ober-Richter.
+Seyd ihr bey Sinnen? Wißt ihr auch was ihr redt?
+
+Falstaff.
+Mein König, mein Jupiter; ich rede mit dir, mein Herz.
+
+König Heinrich.
+Ich kenne dich nicht, alter Mann; bereite dich zu deinem Tode: Wie
+übel stehen graue Haare einem Narren und Pikelhäring an! Ich habe
+lange von einem solchen Mann geträumt, der so von Schwelgerey
+aufgeschwollen, so alt und so ruchlos war; aber da ich erwacht bin,
+verschmäh' ich meinen Traum. Sorge daß dein Bauch kleiner--zurük!--
+und dein Werth grösser werde; laß dein Schwelgen; bedenke, daß das
+Grab seinen Rachen dreymal weiter gegen dich aufsperrt, als gegen
+andre Leute--Antworte mir keinen abgeschmakten Spaß auf diß; bilde
+dir nicht ein, daß ich das Ding bin das ich war; der Himmel weiß,
+und die Welt soll es gewahr werden, daß ich mein vormaliges Selbst
+von mir geworffen habe, und so will ich's auch mit meiner
+Gesellschaft machen. Wenn du hören wirst, ich sey wie ich war,
+dann komm zu mir, und du sollt seyn was du warst, der Vormünder und
+Pfleger meiner Auschweiffungen. Bis dahin verbann' ich dich, bey
+Straffe des Todes, dich und den Rest meiner Verführer, euch niemals
+unter zehn Meilen meiner Person zu nähern. Ich will euch den
+nöthigen Unterhalt reichen lassen, damit euch Dürftigkeit nicht
+nöthige böses zu thun; und so wie wir hören werden, daß ihr euch
+bessert, wollen wir euch, euerm Stand und eurer Tüchtigkeit nach,
+Befördrung geben--Sorget dafür, Milord, daß diesem unserm Willen
+nachgelebt werde. Weiter fort!--
+
+(Der König und sein Gefolge gehen ab.)
+
+
+
+Neunte Scene.
+
+
+Falstaff.
+Herr Schallow, ich bin euch tausend Pfund schuldig.
+
+Schallow.
+Ja, mein Seel, Sir John, und ich bitte euch, gebt sie mir wieder
+mit heim.
+
+Falstaff.
+Das kan schwerlich seyn, Herr Schallow. Macht euch keine Gedanken
+hierüber; er wird in Geheim nach mir schiken; seht ihr, er mußte
+vor den Leuten so dergleichen thun. Seyd ohne Sorge wegen eurer
+Beförderung, ich will doch der Mann seyn, der euch groß machen soll.
+
+Schallow.
+Ich kan nicht begreiffen wie das zugehen müßte, ausser wenn ihr mir
+euer Wamms gebt, und mich mit Stroh ausstopft. Ich bitte euch,
+guter Sir John, gebt mir nur wenigstens fünfhundert Pfund.
+
+Falstaff.
+Sir, mein Wort ist eben so viel. Was ihr das hörtet, war nur
+Verstellung, ein Kunstgriff, wie ich sage; kommt mit mir zum Mittag-
+Essen; kommt, Lieutenant Pistol: kommt, Bardolph. Er wird heute
+Nacht bald nach mir schiken. (Der Lord Ober-Richter und Lancaster
+treten auf.)
+
+Lord Ober-Richter (zu seinem Gefolge.)
+Geht, bringt Sir John Falstaffen in den Fleet. Nehmt seine ganze
+Gesellschaft mit.
+
+Falstaff.
+Milord, Milord,--
+
+
+Ober-Richter.
+Ich kan izt nicht reden; ich will bald mehr von euch hören. Führt
+sie fort.
+
+Pistol (singt.)
+Si fortuna me tormenta, il sperare me contenta.)
+
+(Sie gehen ab.)
+
+(Lancaster und Lord Ober-Richter bleiben.)
+
+Lancaster.
+Dieses Verfahren des Königs gefällt mir, es ist edel. Er will, daß
+seine gewohnten Gesellschafter mit allem Nöthigen versorgt seyn
+sollen; aber sie sind verbannt, bis eine bessere Aufführung sie mit
+der Welt ausgesöhnt haben wird.
+
+Lord Ober-Richter.
+Das sind sie.
+
+Lancaster.
+Der König hat sein Parlament zusammen beruffen Milord.
+
+Lord Ober-Richter.
+Er hat.
+
+Lancaster.
+Ich wollte wetten, daß wir, eh diß Jahr zu Ende ist, unsre
+bürgerlichen Schwerdter nach Frankreich tragen werden. Ich hörte
+einen Vogel so singen, dessen Musik, wie mich däuchte, dem König
+wol gefiel. Kommt, wollen wir gehen?
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Zweyte Theil von König
+Heinrich dem vierten, der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich
+dem fünften enthält, von William Shakespeare.
+
+Übersetzt von Christoph Martin Wieland.
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Der Zweyte Theil von Koenig Heinrich
+dem vierten, by William Shakespeare
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, II ***
+
+This file should be named 7934-8.txt or 7934-8.zip
+
+Delphine Lettau and Mike Pullen
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
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+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
+
+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
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+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
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+Most people start at our Web sites at:
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+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
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+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
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+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
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+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
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+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
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+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
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