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| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-14 18:48:15 -0700 |
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Es lag uns aber daran, den zu verarbeitenden +Stoff, in übersichtlicher Weise zusammengestellt, den Kindern in +die Hände zu geben, um dem Lehrer dadurch das zeitraubende Dictiren +abzunehmen. Wir dürfen kaum befürchten, in Betreff der Anwendung des +Heftchens mißverstanden zu werden. Die einzelnen §§. enthalten das _in +den Unterrichtsstunden gewonnene_ Resultat und müssen Eigenthum des +Schülers werden. -- *Es soll aber ihr Inhalt, so wie überhaupt jede +sprachliche Form, aus dem lebendigen Organismus der Sprache heraus +entwickelt und nicht gegeben, der Unterricht also an das Lesebuch oder +die Bildertafel geknüpft werden.* In dieser Weise angewendet, soll das +Heft dem Schüler bei Wiederholungen so wie zur Uebung und Befestigung +in den Formen der Muttersprache dienlich sein. Was im Rechnen das +Einmaleins ist, das sind in der Sprache die einzelnen Formen derselben; +sie müssen dem Schüler ebenso geläufig sein wie jenes. Daher nach der +_Erkenntniß_ *vielfache Uebung!* + +Obgleich wir der Ansicht sind, daß der Unterricht in der Orthographie +mit dem ersten Leseunterricht beginnen und fortschreiten, und das +Meiste durch das Auge erreicht werden müsse, so hielten wir es doch +für nöthig, diejenigen Regeln aufzustellen, welche durchgreifend +sind, und namentlich *den* Schülern von Nutzen sein werden, die einen +zusammenhangenden Unterricht nicht haben genießen können. + +Die erste Veranlassung zur Herausgabe dieser Zusammenstellung ward uns +durch die wissenschaftlichen Sitzungen des Geselligen Lehrer-Vereins. + +Indem wir für diese Anregung hiermit danken, erlauben wir uns zugleich, +_Demselben_ diese Arbeit zu geneigter Beurtheilung zu überreichen. + +_Berlin_, den 30. April 1851. *D. V.* + + + + + Vorwort + zur einunddreißigsten Auflage. + + +Diese Auflage ist im Wesentlichen mit den vorangegangenen gleichlautend. +Nur in betreff der Orthographie sind mit leiser Hand wiederum einige +Aenderungen vorgenommen worden. So schwankend auch Einzelnes auf diesem +Gebiete bereits geworden ist, und so dringend auch eine bestimmte +Regelung erscheint, so darf doch in einer Sprachlehre für die +Volksschule nur mit äußerster Vorsicht nach dieser Richtung hin +vorgegangen werden. Neue Formen zu lehren, ist, -- nach unserer +Ansicht -- der Volksschule erst dann gestattet, wenn dieselben in den +meisten Volks Schul-Lesebüchern zu finden und von der Tagespresse +aufgenommen worden sind. + +Außerdem ist der in früheren Auflagen auf der letzten Seite befindliche +zu §§ 5 und 6 gehörende Zusatz über die Biegung der Hauptwörter an der +richtigen Stelle auf Seite 7 eingefügt worden. + + _Berlin_, im April 1879. + *H. Bohm.* + + + + + Wortlehre. + + +§. 1. Es giebt 10 Wörterklassen: + + 1. Geschlechtsw. 2. Hauptw. 3. Eigenschaftsw. 4. Zahlw. + Artikel. Substantiv. Adjectiv. Numerale. + + 5. Fürw. 6. Verhältnißw. 7. Zeitw. 8. Umstandsw. + Pronomen. Präposition. Verbum. Adverbium. + + 9. Bindew. 10. Empfindungsw. + Conjunction. Interjection. + + + I. Geschlechtswörter. + +§. 2. 1. Die _Geschlechtsw._ kündigen die Wörter, zu denen sie gehören, +als Hauptw. an, und sagen, welches Geschlecht dieselben haben. + +2. Die _Geschlechtsw._ sind: + + _männlich_ _weiblich_ _sächlich_ + Masculinum Femininum Neutrum + + _bestimmte_: der die das + _unbestimmte_: ein eine ein + +3. Die _Geschlechtsw._ werden nie betont und nur zu Anfange eines + Satzes groß geschrieben; ihre Biegung siehe beim Hauptw. + + + II. Hauptwörter. + +§. 3. 1. Die _Hauptw._ sind Namen für _Gegenstände_. + +a. Man kann die Wörtchen _der_, _die_, _das_ vor sie setzen. + +b. Sie werden _groß geschrieben_. + +2. Die _Hauptw._ können sein: + + a. Namen für _wirkliche_ Gegenstände (Concreta -- Wesennamen) z. B. + für Personen, Thiere, Pflanzen, Steine, Städte, Dörfer, Berge, + Flüsse, Geräthe, Kleider etc. + + b. Namen für Gegenstände, die als _wirklich gedacht_ werden (Abstracta + -- Begriffsnamen) z. B. die meisten Wörter auf: _heit_, _keit_, + _ung_, _thum_, _muth_ (_mut_), _schaft_, _niß_ (_nis_). + +3. Die _Hauptw._ unter a. zerfallen in: + + 1. _Eigennamen_ (Nomina propria): Marie, Karl, Berlin etc. + 2. _Gattungsnamen_ (N. appellativa): Hund, Apfel, Zimmer etc. + 3. _Stoffnamen_ (N. materialia): Milch, Wasser, Zucker, Blei etc. + 4. _Sammelnamen_ (N. collectiva): Heer, Christenheit, Waldung. + +§. 4. 1. Die _Hauptw._ haben ein _dreifaches Geschlecht_ (Genus): + + _Männlich_: der Mann ein Spiegel. + _Weiblich_: die Frau eine Wand. + _Sächlich_: das Kind ein Buch. + + Anm. _Doppeltes Geschlecht_ haben: Band, Bund, Erbe, Erkenntnis, + Flur, Gehalt, Harz, Heide, Hut, Kiefer, Kunde, Leiter, Mast, + Messer, Schild, See, Sprosse, Thor, Steuer etc. + +2. Die _Hauptw._ können in _zweifacher_ Zahl (Numerus) stehen: + _Einzahl_ (Singularis), _Mehrzahl_ (Pluralis). + + E. Fenster Hund Kleid Knabe + M. Fenster Hund_e Kleid_er Knab_e_n + + E. Bett Vater Wand Dach + M. Bett_e_n Väter Wänd_e Däch_e_r. + + Anm. Es haben: + 1. _keine Einz._: Eltern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten etc. + 2. _keine Mehrz._: Gold, Silber, Blei, Milch, Mehl, Haß etc. + 3. _doppelte Einz._: Friede -- Frieden, Funke, Same, Buchstabe, + Fels, Gedanke, Glaube, Haufe, Schade, Wille etc. + 4. _Doppelte Mehrz._: Bande, Bänder; Bänke, Banken; Gesichte, + Gesichter; Lichte, Lichter; Tuche, Tücher; Worte, Wörter etc. + +3. Die _Hauptw._ können in der E. u. M. in _vier verschiedenen Fällen_ + (Casus) stehen: 1. F. = Nominativ, 2. F. = Genitiv, 3. F. = Dativ, + 4. F. = Accusativ. + +4. Die _Hauptw._ unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und + _gemischten Biegung_ (Declination). + + I. Starke Biegung. + +§. 5. Die _Hauptw._ dieser Bieg. erhalten im 2. F. der E. _s oder _e_s +und im 1. F. der M. _e oder _e_r. Sie lauten oft um. Die weibl. Wörter +bleiben in der E. unverändert. + +E. 1. F. wer? a. der Baum b. das Haus c. die Gans + 2. F. wessen? des Baum_e_s des Haus_e_s der Gans + 3. F. wem? dem Baum_e dem Haus_e der Gans + 4. F. wen? den Baum das Haus die Gans +M. 1. F. wer? die Bäum_e die Häus_e_r die Gäns_e + 2. F. wessen? der Bäum_e der Häus_e_r der Gäns_e + 3. F. wem? den Bäum_e_n den Häus_e_r_n den Gäns_e_n + 4. F. wen? die Bäum_e die Häus_e_r die Gäns_e + +a. Hahn, Sohn, Werk, Kreuz; b. Schloß, Gras, Leib, Geist; +c. Magd, Stadt, Heinrich, Ludwig. + + Anm. Die männl. und sächl. Wörter auf *el* und *er* nehmen + nur an: im 2. Fall der E. s und im 3. Fall der M. n. + Z. B. Apfel, Mantel, Pudel, Räthsel, Müller, Vater, + Bruder, Messer. Die weibl. Wörter auf *r* nehmen aber im + 3. F. der M. *n* an: Mutter, Tochter. + +§. 6. Die Hauptw. der _schwachen Biegung_ bleiben entweder in der E. +unverändert, oder nehmen im 2. und den übrigen F. der E. und M. _n +oder _e_n an. Hauptw. der _gemischten Biegung_ gehen in der E. nach +der starken, in der M. nach der schwachen Biegung. + + II. Schwache Biegung. III. Gem. Bieg. + + E. 1. F. wer? a. ein Held b. eine Frau c. ein Bett + 2. F. wessen? eines Held_e_n einer Frau eines Bett_e_s + 3. F. wem? einem Held_e_n einer Frau einem Bett_e + 4. F. wen? einen Held_e_n eine Frau ein Bett + M. 1. F. wer? Held_e_n Frau_e_n Bett_e_n + +Der 2., 3. u. 4. F. der M. sind mit dem ersten gleichlautend. + + a. Herr, Hase, das Kleine. b. Schule, Person, Marie, Amalie. + c. Ohr, See, Auge, Dorn, Ende, Gevatter, Hemde. + + Anm. 1. Die Wörter auf *en*, *chen*, *lein* gehen nach der gem. Bieg. + und nehmen demnach im 2. F. der E. s an, können dieses s aber nie + in der M. behalten, also: des Mädchens, aber nicht: die Mädchens. + _Herz_ und _Schmerz_ gehören auch hierher, jedoch hat Schmerz auch -- + Schmerzes. + + Anm. 2. Die männl. Wörter auf *e* gehen nach der schw. B.; einzelne + derselben, welche neben dem 1. F. auf *e* noch eine veraltete Form + auf *en* haben, bilden den 2. F. der E. auf *ens*. S. § 4, 2. 3. + + Anm. 3. a. Die _männl. Eigennamen_ biegen mit dem Geschlechtsw. + wie die weibl. Hauptw. der st. B.; die _weibl._ dagegen wie die + weibl. Hauptw. der schw. Bieg. -- Stehen die Eigennamen _ohne_ + Geschlechtsw., so nehmen sie im 2. F. _s_, _*n*s_ oder _*en*s_ und + in den übrigen F. _*n*_ oder _*en*_ an. 1. F. Marie, 2. F. Mariens, + 3. F. Marien, 4. F. Marien. -- Fritz, Max, Hans; Ottilie, Emilie, + Louise; Heinrichs, Berthas. + + b. Folgen _mehrere Eigennamen_ auf einander, so erhält nur der letzte + die Fall-Endung. Christian Fürchtegott Gellerts Fabeln. + + c. 1. F. Jesus Christus, 2. F. Jesu Christi, 3. F. Jesu Christo, 4. + F. Jesum Christum. + + Zusatz-Regel: _Schwach_ biegen alle diejenigen Hauptwörter, die + in der Mehrzahl ein „n“ oder „en“ annehmen; stark biegen die, + welche in der M. kein „n“ oder „en“ erhalten: der Knabe -- die + Knabe*n*, folglich _schwach_, und daher der 2. Fall der Einzahl: + „des Knaben“; aber: der Garten -- die Gärten, folglich, weil kein + „n“ hinzugekommen _stark_ und deshalb der 2. Fall der Einz. „des + Gartens.“ + + III. Eigenschaftswörter. + +§. 7. 1. _Eigenschaftsw._ bezeichnen die Eigenschaften der Gegenstände. +Sie bestimmen also das Hauptw. und stehen: + +a) _beifügend_ (attributiv) auf die Frage: Was für _ein_, _eine_, + _ein_? (Welcher, e, es?) + +b) _aussagend_ (prädicativ) auf die Frage: Wie ist der, die, das? + Das _große_ Haus. -- Das Haus ist _groß_. + +2. Die _Eigenschaftsw._ endigen oft auf: _ig_, _isch_, _icht_, _ern_, + _bar_, _sam_, _lich_, _haft_. + +3. Die _Eigenschaftsw._ werden _klein geschrieben_. Bestimmen sie + jedoch das Hauptw. nicht, sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, + so werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. + Der _kranke_ Mann ißt Suppe. -- Der _Kranke_ ißt Suppe. + +4. Die _Eigenschaftsw._ stehen mit ihrem _Hauptw._ in _gleichem + Geschlecht_, _gleicher Zahl_ und _gleichem Falle_. + +5. Die _Eigenschaftsw._ unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und + _gemischten Biegung_. + +§. 8. Steht das _Eigenschaftsw._ mit seinem Hauptw. _allein_, so nimm +es die Endungen des _best. Geschlechtsw._ an und hat also: + + I. Die starke Biegung. + + E. 1. F. gut_e_r Sohn schön_e Beere klein_e_s Kind + 2. F. gut_e_s Sohnes schön_e_r Beere klein_e_s Kindes + 3. F. gut_e_m Sohne schön_e_r Beere klein_e_m Kinde + 4. F. gut_e_n Sohn schön_e Beere klein_e_s Kind + M. 1. F. gut_e Söhne schön_e Beeren klein_e Kinder + 2. F. gut_e_r Söhne schön_e_r Beeren klein_e_r Kinder + 3. F. gut_e_n Söhnen schön_e_n Beeren klein_e_n Kindern + 4. F. gut_e Söhne schön_e Beeren klein_e Kinder + +_Beisp._ hoher Baum, großer Mann; feine Arbeit, zarte Hand; plattes + Dach, blaues Auge. + +§. 9. Tritt zu dem _Eigenschaftsw._ und _Hauptw._ noch ein _best. +Geschlechtsw._, oder ein Für- oder Zahlwort, das wie das best. +Geschlechtsw. biegt, so hat dasselbe: + + II. Die schwache Biegung. + + E. 1. F. der gut_e Sohn die schön_e Beere + 2. F. unseres gut_e_n Sohnes unserer schön_e_n Beere + 3. F. diesem gut_e_n Sohne dieser schön_e_n Beere + 4. F. jenen gut_e_n Sohn jene schön_e Beere + M. 1. F. manche gut_e_n Söhne manche schön_e_n Beeren + + E. 1. F. das klein_e Kind + 2. F. manches klein_e_n Kindes + 3. F. diesem klein_e_n Kinde + 4. F. jenes klein_e Kind + M. 1. F. manche klein_e_n Kinder + +§. 10. Tritt zu dem Eigenschaftsw. ein unbest. Geschlechtsw., oder ein +Für- oder Zahlw., das wie _dies_ Geschlechtsw. biegt, so nimmt dasselbe +im 1. F. des männlichen _e_r und im 1. und 4. F. des sächl. Geschl. +_e_s an. In den übrigen Fällen geht es nach der schw. Biegung. Man hat +dann: + + III. Die gemischte Biegung. + + E. 1. F. ein gut_e_r Sohn kein baar_e_s Geld + 2. F. eines gut_e_n Sohnes keines baar_e_n Geldes + 3. F. einem gut_e_n Sohne keinem baar_e_n Gelde + 4. F. einen gut_e_n Sohn kein baar_e_s Geld + + Anm. 1. Stehen _zwei_ oder _mehrere Eigenschaftsw._ ohne + Geschlechtsw., Für- oder Zahlw. vor einem Hauptw., so biegen sie + im 1. F. der E. u. M. wie das best. Geschlechtsw.; in den + _übrigen_ F. biegt nur das erste in dieser Weise; die andern + biegen schwach; 1. F. _guter, braver_ Mann; 2. F. _guten, braven_ + Mannes; 3. F. _gutem, braven_ Manne; 4. F. _guten, braven_ Mann etc. + + Anm. 2. Steht ein _Umstandsw._ vor einem _Eigenschaftsw._ so darf + Ersteres nicht biegen. Man darf also nicht sagen: ein _ganzer + braver_ Mann, sondern ein _ganz braver_ Mann. + +§. 11. Die _Eigenschaftsw._ können _gesteigert_ werden. Es giebt +3 _Stufen der Steigerung_ (Gradbiegung -- Comparation). 1. Stufe +(Positiv), 2. Stufe (Comparativ), 3. Stufe (Superlativ). + + 1. 2. 3. + schön schöner schönst -- am schönsten + nahe näher nächst -- am nächsten + hoch höher höchst -- am höchsten + viel mehr meist -- am meisten + gut besser best -- am besten + +_Beisp._: lang, niedrig, scharf, klug, stolz, faul, süß, kalt, warm, +arm, stark, krumm, breit. + + Anm. 1. Todt, mündlich, ganz, recht, bleiern, wahr, leer etc. + haben keine Steigerung. + + Anm. 2. Die 2. u. 3. Stufe biegen in derselben Weise wie die + erste Stufe. + + Anm. 3. Wie = 1. Stufe; als = 2. Stufe. Karl ist so schnell _wie_ + Fritz. Anton ist schneller _als_ Julius. + + Anm. 4. Oft wird die Steigerung durch die Wörter: äußerst, + höchst, sehr, vorzüglich etc. ausgedrückt. + +§. 12. Die _Eigenschaftsw._ erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben: + +1. Den 2. Fall: + +ansichtig, bedürftig, beflissen, benöthigt, bewußt, eingedenk, fähig, +froh, geständig, gewärtig, gewahr, gewiß, gewohnt, habhaft, kundig, +ledig, los, mächtig, müde, satt, schuldig, sicher, theilhaftig, +überdrüssig, verdächtig, verlustig, voll, werth, würdig. + +Man wurde _des Verfolgten_ nicht ansichtig. Der Arme ist _der +Unterstützung_ bedürftig. Bist _du deiner_ Sache gewiß? Dies ist nicht +_der Rede_ werth. Sie ist _eines seltenen Glückes_ theilhaftig geworden. + +2. Den 4. Fall: + +alt, breit, dick, groß, hoch, reich, lang, schwer, tief, werth -- wenn +ihnen die Angabe des Alters, Gewichtes, Preises etc. beigefügt wird. + +Der Stein ist _einen_ und _einen halben_ Centner schwer. + +3. Die übrigen Eigenschaftsw. haben entweder keinen oder in Verbindung +mit den Hülfszeitw. _sein_ oder _werden_ + + den 3. Fall bei sich: + +abtrünnig, abgeneigt, angenehm, anstößig, anständig, angeboren, +ähnlich, ängstlich, ärgerlich, bange, behülflich, bedenklich, bewußt, +bekannt, beschieden, beschwerlich, bequem, dienlich, dankbar, dunkel, +eigen, einleuchtend, ekelhaft, empfindlich, ergeben, erlaubt, +erinnerlich, erwünscht, fremd, gefällig, gefährlich, gehorsam, +geläufig, gewogen, gewachsen, gleich, gut, heilsam, heiß, hold, +klar, kostbar, lästig, lieb, nahe, nützlich, rathsam, schädlich, +unausstehlich, unbegreiflich, überlegen, verantwortlich, verbindlich, +verderblich, verhaßt, verwandt, werth, willkommen, zugethan. + +Du bist _dem Vereine_ abtrünnig geworden. -- Ich bin _Deinem_ Vorhaben +nicht abgeneigt. -- Dein Besuch ist _mir_ angenehm. + + + IV. Zahlwörter. + +§. 13. Die _Zahlw._ zählen die Gegenstände. Sie sind: + +A. _bestimmte_ und zwar: + +1. Namen für _Grundzahlen_ (Cardinalia) auf die Frage: Wie viel? + eins, vier, fünf, sechs, _funfzehn_ (fünfzehn), _sechzehn_ + (sechszehn), _siebzehn_ (siebenzehn), zwanzig, ein und + zwanzig, dreißig, _funfzig_ (fünfzig), _sechzig_ (sechszig), + _siebzig_ (siebenzig), Hundert, Tausend, Million, Billion etc. + +2. Namen für _Ordnungszahlen_ (Ordinalia) auf die Frage: Der wie + vielste? erste, zweite, dritte etc. + +B. _unbestimmte_ oder Namen für _allgemeine_ Zahlen auf die + Frage. Wie viel? keine, etliche, manche, wenige, einige, + viele, mehrere, alle, etwas, genug, nichts etc. + +1. Von den _Grundzahlw._ bildet man andere Zahlw. auf: _lei_, + _fach_, _fältig_, _mal_; z. B. zweierlei, dreifach, + hundertfältig, einmal etc.; von den _Ordnungszahlw._ auf: + _halb_, _tel_, _ens_; z. B. drittehalb, viertel, drittens etc. + +2. Die _Zahlw._ werden _klein geschrieben_. Bestimmen sie jedoch + kein Hauptw., sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so + werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. + +Der Kutscher fährt mit _sechs_ Pferden -- der Kutscher fährt mit +_Sechsen_. + + + V. Fürwörter. + +§. 14. Die _Fürw._ stehen entweder für Namen von Gegenständen oder +deuten auf dieselben hin. Sie können sein: + +1. _Persönliche Fürw._ (Pronomina personalia): + + 1. Person. 2. Person. 3. Person. + E. 1. F. ich du M. er W. sie S. es + 2. F. meiner(mein) deiner(dein) seiner(sein) ihrer seiner(sein) + 3. F. mir dir ihm ihr ihm + 4. F. mich dich ihn sie es + M. 1. F. wir ihr sie sie sie + 2. F. unser euer ihrer ihrer ihrer + 3. F. uns euch ihnen ihnen ihnen + 4. F. uns euch sie sie sie + + Anm. 1. Für den 3. und 4. Fall der E. und M. der 3. Person steht + oft „sich“. + + Anm. 2. Die erste Person ist die _sprechende_, die 2. die + _angesprochene_ und die 3. die _besprochene_. + +2. _Besitzanzeigende Fürw._ (Pron. possessiva): mein, dein, sein, + unser, euer, ihr. _Sie biegen_ wie die unbestimmten Geschlechtsw. + +3. _Hinweisende Fürw._ (Pron. demonstrativa): dieser, e, es; jener, + e, es, und das _betonte_ der, die, das. Sie _biegen_ wie die best. + Geschlechtsw. + +4. _Bestimmende_ (vorbestimmende) _Fürw._ (Pron. determinativa): + derselbe, dieselbe, dasselbe; derjenige, diejenige, dasjenige; + solcher, e, es; der, die, das. + + 1. derselbe Mann, 2. desselben Mannes, 3. demselben Manne etc. + 1. diejenige Frau, 2. derjenigen Frau, 3. derjenigen Frau etc. + +§. 15. 5. _Zurückbeziehende Fürw._ (Pron. relativa): welcher, e, es; +der, die, das; wer, was. + + E. der, dessen, dem, den; die, deren, der, die; das, dessen, dem, + das; M. die, deren, denen, die. -- Ebenso biegt das bestimmende + Fürw. „der, die, das“, nur, daß der 2. F. der M. _„derer“_ heißt. + +6. _Fragende Fürw._ (Pron. interrogativa): wer, was, was für ein, eine, + ein? welcher, e, es? + + E. wer, wessen (weß), wem, wen; was, wessen (weß), wem, was + +7. _Allgem. (unbestimmte) Fürw._ (Pr. indefinita): man, jeder, + jeglicher; selbst, selber; jemand, niemand, jedermann. + + Anm. 1. Die 3 letzten Fürw. werden auch groß geschrieben; die + übrigen nur, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden; das + Meinige, das Deinige; das Mein, das Dein etc. + + Anm. 2. Die persönl. und besitzanz. Fürw., die sich in Briefen + auf die angesprochene Person beziehen, werden ebenfalls groß + geschrieben. Bald werde ich bei _Dir_ sein. In _Deinem_ Hause + möchte ich weilen. Lassen _Sie Sich_ nicht abhalten! + + + VI. Verhältnißwörter (Verhältniswörter). + +§. 16. Die _Verhältnißw._ zeigen an, wie sich Gegenstände zu +Gegenständen verhalten. Sie erfordern bestimmte Fälle. Es haben: + +Den 2. Fall: + +unweit, mittelst, kraft und während, laut, vermöge, ungeachtet, +oberhalb u. unterhalb, innerhalb u. außerhalb, diesseit, jenseit, +halben (r), wegen, statt, anstatt, längs, zufolge, trotz, um -- willen. + + Anm. Bei _längs_, _zufolge_, _trotz_ kann auch der 3. F. stehen. -- + Steht _zufolge_ vor dem Hauptw., so hat es den 2. Fall; steht es + hinter demselben, so hat es den 3. Fall. -- _Halben_ steht immer + dem Hauptw. nach; _wegen_ und _ungeachtet_ stehen bald vor, bald + nach dem Hauptw. -- _Wegen_, _halben_, _um -- willen_ bilden: + meinetwegen, deinetwegen, um seinetwillen etc. -- + + _Unweit_ des Thurmes, _mittelst_ der Säge, _kraft_ des Amtes, + _während_ der Spiele, _laut_ eines Vertrages, _vermöge_ einer + Erbschaft, _ungeachtet_ eines Verbrechens, _oberhalb_ Berlins, + _unterhalb_ Charlottenburgs, _innerhalb_ des Hauses, _außerhalb_ + meiner Ställe, _diesseit_ deiner Lauben, ihrer Lüge _halben_ (r), + dieses Baumes _wegen_, _statt_ dieser Eiche, _anstatt_ dieses + Buches, -- _längs_ jenes Stromes, _zufolge_ jenes Befehls, _trotz_ + jenes Verbots -- längs_ jenem Strome, jenem Befehle _zufolge_, + _trotz_ jenem Verbote -- _um_ seines Eigensinns _willen_. + +§. 17. Den 3. Fall: + +aus, außer, bei, binnen, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, nächst, +nebst, sammt, seit, von, zu, zuwider, (ob). + + Anm. 1. Entgegen und zuwider stehen stets nach dem Hauptwort, + gemäß bald vor, bald nach demselben. + + _Aus_ mir, dir, ihm, ihr, ihm; _außer_ uns, euch, ihnen, _bei_ mir, + dir, ihm, ihr, ihm; _binnen_ einigen Tagen, _dir entgegen_, ihm + _gegenüber_, _gemäß_ dieser Verordnung -- dieser Verordnung _gemäß_, + _mit_ meinen Freunden, _nach_ dem Manne, _nächst_ der Frau, _nebst_ + dieser Frau, _sammt_ dem Kinde, _seit_ einem Monat, _von_ einer + Tante, _zu_ einem Kinde, mir _zuwider_, _ob_ dieser Sache. + + Anm. 2. Ich gehe _zu_ dir, nicht: _bei_ dir. Ich gehe _nach_ Hause, + nicht: _zu_ Hause. Komm _zu_ mir. Ich bin _zu_ Hause. + +§. 18. Den 4. Fall: + +durch, für, ohne, um, sonder, gegen, wider, entlang. + +_Durch_ mich, dich, ihn, sie, es; _für_ uns, euch, sie; _ohne_ deinen +Herrn, _um_ seine Mütze, _sonder_ Furcht und Grauen, _gegen_ dein Kind, +_wider_ deine Feinde. + + Anm. 1. Steht *entlang* nach dem Hauptw., so erfordert es den + 4. F., steht es aber vor dem Hauptw., so hat es den 2. F. nach + sich. Z. B. Rausche, Fluß, das _Thal_ entlang! Entlang des + _Gebirges_ tobte die Jagd. *Gegen* = gen; z. B. _gen_ Himmel. + + Anm. 2. „_Für_“ und nicht „_vor_“ wird gebraucht: a. wenn man fragen + kann: Wem zum Nutzen oder zum Schaden? Der Mann kämpft _für_ das + Vaterland; b. wenn es das Gegentheil von „_wider_“ ist. Er sprach + für die gerechte Sache; c. wenn man es mit „_um_“ verwechseln kann. + Er arbeitet _für_ Geld. + +§. 19. 1. Folgende 9 Verhältnißwörter (Verhältnisw.): + +an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, erfordern auf +die Frage: Wo? den 3. Fall -- Ruhe, bereits am Ziel -- und auf die +Frage: Wohin? den 4. Fall -- Bewegung, noch nicht am Ziel. + +Der Mann sitzt -- _wo?_ _an_ dem Baume, der Quelle, dem Hause. Der Mann +setzt sich -- _wohin?_ _an_ den Baum, die Quelle, das Haus. Die Frau +steht -- _wo?_ _auf_ einem Stuhl, einer Wiese, einem Fasse Die Frau +stellt sich -- _wohin?_ _auf_ einen Stuhl, eine Wiese, ein Faß Das Kind +liegt -- _wo?_ _hinter_ mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen. Das +Kind legt sich -- _wohin?_ _hinter_ mich, dich, ihn, sie, es, uns, +euch, sie. Es spielte ein Knabe -- _wo?_ _zwischen_ jenem Flusse und +dieser Linde, _zwischen_ jener Tonne und diesem Teiche, _zwischen_ +jenem Dorfe und dieser Wiese. Es sprang ein Knabe _wohin_? _zwischen_ +mich und deinen Bruder, _zwischen_ dich und deine Schwester, _zwischen_ +ihn und uns. + +2. _Hiernach_ muß man auch sagen: + Ich schreibe an dich. Der Brief kommt an dich. Ich denke an dich. + In dich setze ich mein Vertrauen. Ich glaube an dich, an deine + Treue. (Wohin richtet sich d. Glaube, d. Vertrauen?) + +3. Kann man aber weder: „wo?“ noch „wohin?“ fragen, so erfordern diese + Verhältnißw. immer den 3. F.; ausgenommen _auf_ und _über_, welche + alsdann den 4. F. erfordern. + +Arm _an_ Freuden; _in_ dieser Rücksicht; _unter_ diesen Umständen; +_vor_ allen Dingen; es liegt _an_ dir; _auf_ diese Weise; _über_ alle +Erwartungen; ich berufe mich _auf_ dich; es ist _auf_ eine Täuschung +abgesehen; ich versichere es _auf_ meine Ehre. + +4. Als Ausnahme hiervon sind anzunehmen: + + a) Ich halte mich _an_ die Wahrheit; Europa grenzt im Süden _an_ + das mittelländische Meer; sei _über_ Wenigem getreu; ich bestehe + _auf_ meinem Willen. + + b) Bei den Zeitw. „_lehnen_, _stützen_, _binden_“ erfordern diese + Verhältnißw. stets den 4. F.: _Auf_ seinen Stab gelehnt; ich + mußte mich _auf_ ihn stützen; _an_ die Worte binde ich mich + nicht. + + Anm. 1. Ich freue mich auf _das_ Fest, -- ich freue mich auf _dem_ + Feste. Ich schreibe an _dich_, -- ich schreibe an _dir_ (auf deinem + Rücken). Ich schreibe in _das_ Buch (ein), -- ich schreibe in _dem_ + Buche. Er setzt sich über _mich_; aber: er sitzt über _mir_. + + Anm. 2. Am = an dem; zur = zu der; über's = über das; durch's = + durch das; in's = in das u. s. w. + + + VII. Zeitwörter. + +§. 20. 1. Die _Zeitw._ sagen aus, was Gegenstände _thun_ oder was mit +ihnen _gethan_ wird. Sie antworten auf die Frage: Was _thut_ ein +Gegenstand? oder: Was wird mit einem Gegenstande _gethan_? Der Knabe +schreibt. Was thut der Knabe? _schreibt_ = Zeitw. -- Der Hund wird +geschlagen. Was wird mit dem Hunde gethan? wird _geschlagen_ = Zeitw. + +2. _Aeußerlich_ erkennt man die Zeitw. daran, daß die Wörtchen _ich_, + _du_, _er_ vor dieselben gesetzt werden können. + +§. 21. Es _giebt_: + +1. _Hülfszeitw._ der Zeit: _sein_, _haben_, _werden_. Sie dienen zur + Bildung der zusammengesetzten Zeiten der Zeitw. + +2. _Hülfszeitw._ der _Aussageweise_: _können_, _dürfen_, _mögen_ + (Möglichkeit); _müssen_, _sollen_, _wollen_ (Nothwendigkeit) + und _lassen_ (Möglichkeit und Nothwendigkeit). + + Anm. Ich _kann_, wozu ich _Kraft habe_. Ich _darf_, wozu ich + _Erlaubniß habe_. Ich _mag_, wozu ich _Lust habe_. Ich _muß_, + wozu ich _gezwungen bin_. Ich _soll_, wozu ich _Befehl habe_. + Ich _will_, wozu ich den _Entschluß habe_. + +3. _Zielende_ (regierende) Zeitw. (V. transitiva). Sie haben eine + _That-_ und _Leideform_ (Activ und Passiv): ich _lobe_ und ich + _werde gelobt_. + +4. _Ziellose_ (nicht regierende) Zeitw. (V. intransitiva). Sie haben + keine Leideform: ich _belle_, aber nicht: ich _werde gebellt_. + +5. Außer den genannten Zeitw. giebt es noch folgende: + _zurückzielende_ (V. reflexiva): sich grämen, sich wundern etc., + _wechselweiszielende_ (V. reciproca): sich schlagen, lieben etc. + und _unpersönliche_ (V. impersonalia): es regnet, es donnert etc. + +§. 22. 1. Die Zeitw. können in der _Ein-_ und _Mehrzahl_ in drei +verschiedenen _Personen_ stehen: ich lobe, du lobst, er lobt, wir +loben, ihr lobt, sie loben. + +2. Die Zeitw. haben 3 _Aussageweisen_ (Modi): die _Wirklichkeit_, + _Möglichkeit_ und die _Nothwendigkeit_ oder den _Befehl_ + (Indicativ, Conjunctiv und Imperativ). + +3. die Zeitw. treten in drei _Haupt-_ und drei _Nebenzeiten_ (Tempora) + auf. Mit den Hauptzeiten verbindet sich der Begriff der _Dauer_, + mit den Nebenzeiten der Begriff der _Vollendung_. + +A. _Hauptzeiten_. + +1. _Gegenwart_ (Praesens). + +2. _Vergangenheit_ (Imperfectum) (Mitvergangenheit). + +3. _Zukunft_ (Futurum I.). + +B. _Nebenzeiten_: + +1. _Vollendete Gegenw._ (Perfectum) (Vergangenheit). + +2. _Vollendete Vergangenheit_ (Plusquamperfectum). + +3. _Vollendete Zukunft_ (Futurum II) (Vorzukunft). + + Anm. Die _Grundform_ (Infinitiv) des Zeitworts wird auch als + _Hauptwort_, das _Mittelwort_ (Participium) auch als + _Eigenschaftswort_ gebraucht: _Geben_ ist seliger als _Nehmen_. + _Zürnende_ Worte sind _brennende_ Pfeile. _Getheilte_ Freude ist + doppelte Freude. + +4. Die Zeitw. unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und _gemischten_ + Biegung (Conjugation). Die _Hülfszeitw._ _sein_, _haben_ und + _werden_ biegen abweichend. + +§. 23. Biegung der Hülfszeitw. _sein_, _haben_, _werden_. + + + A. *Sein.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich bin E. ich sei + du bist du seiest + er, sie, es ist er sei + M. wir sind M. wir seien + ihr seid ihr seiet + sie sind sie seien + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin gewesen E. ich sei gewesen + du bist gewesen du seist gewesen + + Vergangenheit. + + E. ich war E. ich wäre (würde sein) + du warst du wärest (würdest sein) + er war er wäre (würde sein) + M. wir waren M. wir wären (würden sein) + ihr waret ihr wäret (würdet sein) + sie waren sie wären (würden sein) + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war gewesen E. ich wäre gewesen (würde + gewesen sein) + du warst gewesen du wärest gewesen (würdest + gewesen sein) + + Zukunft. + + E. ich werde sein E. ich werde sein + du wirst sein du werdest sein + er wird sein er werde sein + M. wir werden sein M. wir werden sein + ihr werdet sein ihr werdet sein + sie werden sein sie werden sein + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gewesen sein E. ich werde gewesen sein + du wirst gewesen sein du werdest gewesen sein + + Befehl. + + E. sei! M. seid! + + Mittelwort. + + 1. G. seiend 2. V. G. gewesen + + Grundform. + + 1. G. sein 2. V. G. gewesen sein + + + B. *Haben.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich habe E. ich habe + du hast du habest + er hat er habe + M. wir haben M. wir haben + ihr habt ihr habet + sie haben sie haben + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich habe gehabt E. ich habe gehabt + du hast gehabt du habest gehabt + + Vergangenheit. + + E. ich hatte E. ich hätte (würde haben) + du hattest du hättest + er hatte er hätte + M. wir hatten M. wir hätten + ihr hattet ihr hättet + sie hatten sie hätten + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich hatte gehabt E. ich hätte gehabt (würde gehabt + haben) + du hattest gehabt du hättest gehabt + + Zukunft. + + E. ich werde haben E. ich werde haben + du wirst haben du werdest haben + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gehabt haben E. ich werde gehabt haben + du wirst gehabt haben du werdest gehabt haben + + Befehl. + + E. habe! M. habt! + + Mittelwort. + + 1. G. habend 2. V. G. gehabt + + Grundform. + + 1. G. haben 2. V. G. gehabt haben + + + C. *Werden.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich werde E. ich werde + du wirst du werdest + er wird er werde + M. wir werden M. wir werden + ihr werdet ihr werdet + sie werden sie werden + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin geworden E. ich sei geworden + du bist geworden du seist geworden + + Vergangenheit. + + E. ich wurde (ward) E. ich würde + du wurdest du würdest + er wurde er würde + M. wir wurden M. wir würden + ihr wurdet ihr würdet + sie wurden sie würden + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war geworden E. ich wäre geworden (würde + geworden sein) + du warst geworden du wärest geworden + + Zukunft. + + E. ich werde werden E. ich werde werden + du wirst werden du werdest werden + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde geworden sein E. ich werde geworden sein + du wirst geworden sein du werdest geworden sein + + Befehl. + + E. werde! M. werdet! + + Mittelwort. + + 1. G. werdend 2. V. G. geworden (worden) + + Grundform. + + 1. G. werden 2. V. G. geworden sein + +§. 24. I. _Schwache Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung lauten nicht ab: sie haben fast immer in +der Vergangenheit 2 Silben, deren letzte auf _te_ endigt, und bilden +das 2. Mittelwort auf _t_ oder _et_. + + *Loben*. + + A. Thatform. + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich lobe E. ich lobe + du lobst du lobest + er lobt er lobe + M. wir loben M. wir loben + ihr lobt ihr lobet + sie loben sie loben + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich habe gelobt E. ich habe gelobt + du hast gelobt du habest gelobt + + Vergangenheit. + + E. ich lobte E. ich lobete (würde loben) + du lobtest du lobetest + er lobte er lobete + M. wir lobten M. wir lobeten + ihr lobtet ihr lobetet + sie lobten sie lobeten + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich hatte gelobt E. ich hätte gelobt (würde gelobt + haben) + du hattest gelobt du hättest gelobt + + Zukunft. + + E. ich werde loben E. ich werde loben + du wirst loben du werdest loben + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gelobt haben E. ich werde gelobt haben + du wirst gelobt haben du werdest gelobt haben + + Befehl. + + E. lobe! M. lobt! lobet! + + Mittelwort. + + 1. G. lobend 2. V. G. gelobt + + Grundform. + + 1. G. loben 2. V. G. gelobt haben + + + *Loben*. + + B. Leideform. + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich werde gelobt E. ich werde gelobt + du wirst gelobt du werdest gelobt + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin gelobt worden E. ich sei gelobt worden + du bist gelobt worden du seist gelobt worden + + Vergangenheit. + + E. ich wurde gelobt E. ich würde gelobt + du wurdest gelobt du würdest gelobt + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war gelobt worden E. ich wäre gelobt worden (würde + du warst gelobt worden gelobt worden sein) + + Zukunft. + + E. ich werde gelobt werden E. ich werde gelobt werden + du wirst gelobt werden du werdest gelobt werden + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gelobt worden sein E. ich werde gelobt worden sein + du wirst gelobt worden sein du werdest gelobt worden sein + + Befehl. + + E. werde gelobt! M. werdet gelobt! + + Mittelwort. + + gelobt + + Grundform. + + 1. G. gelobt werden 2. V. G. gelobt worden sein. + +_Beisp._: ermahnen, suchen, zählen, drücken, schicken, lieben, leben, +hören, herrschen, entbehren, übereilen, wiederholen, unterstützen, +urtheilen. + +§. 25. II. _Starke Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung lauten in der Vergangenheit und dem +zweiten Mittelwort ab; ihre Vergangenheit ist einsilbig -- ausgenommen +sind die Wörter mit Vorsilben; -- ihr zweites Mittelwort hat _en_. + +_Binden_ -- _band_ -- _gebunden_: dringen, finden, klingen, ringen, +schlingen, schwinden, singen, sinken, springen. + +_Schelten_ -- _schalt_ -- _gescholten_: bergen, brechen, gelten, +helfen, kommen, nehmen, rinnen, schwimmen. + +_Bitten_ -- _bat_ -- _gebeten_: essen, fressen, geben, lesen, liegen, +messen, sehen, sitzen, stehen, treten. + +_Biegen_ -- _bog_ -- _gebogen_: bieten, dreschen, flechten, fliegen, +fliehen, fließen, frieren, gießen, heben, kriechen. + +_Greifen_ -- _griff_ -- _gegriffen_: kneifen, leiden, reißen, +schleichen, schleifen, schneiden, streiten. + +_Bleiben_ -- _blieb_ -- _geblieben_: leihen, meiden, preisen, reiben, +scheinen, schreiben, schreien, treiben, weisen. + +_Blasen_ -- _blies_ -- _geblasen_: braten, fallen, halten, hauen, +heißen, laufen, rufen. + +_Fahren_ -- _fuhr_ -- _gefahren_: backen, graben, schaffen, schlagen, +tragen, wachsen, waschen etc. + +§. 26. III. _Gemischte Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung haben Ablautung und Umendung: + + _Brennen_ -- _brannte_ -- _gebrannt_: kennen, nennen, rennen. + _Senden_ -- _sandte_ -- _gesandt_: wenden. + _Denken_ -- _dachte_ -- _gedacht_: bringen. + _Dürfen_: ich darf, dürfe, durfte, gedurft. + _Können_: ich kann, könne, konnte, gekonnt. + _Mögen_: ich mag, möge, mochte, gemocht. + _Sollen_: ich soll, solle, sollte, gesollt. + _Wollen_: ich will, wolle, wollte, gewollt. + _Müssen_: ich muß, müsse, mußte, gemußt. + _Wissen_: ich weiß, wisse, wußte, gewußt. + + _Bemerkungen._ + +1. Die _zielenden Zeitw._ werden mit haben verbunden. Die _ziellosen + Zeitw._ werden theils mit sein, theils mit haben verbunden. Einige + Zeitw. haben _sein_ und _haben_: ich bin gefahren; ich habe + gefahren. Die Zeitw. _begegnen_, _folgen_, _weichen_, _gehen_, + _kommen_, _fliehen_, _fliegen_, _wachsen_, _sterben_ etc. werden + mit _sein_ verbunden. + +2. Die _Vergangenheit_ (Imperf.), _vollendete Vergang._ (Plusq.) und + _vollendete Zukunft_ (Fut. II.) werden auch _bezügliche Zeiten_ + (relative) genannt, weil der Sprechende seine Aussage auf eine + andere Aussage bezieht: Die Knaben spielten, als der Lehrer kam. + Johann der muntre Seifensieder hatte oft gesungen, ehe ihn der + Reiche störte. Der Winter wird vergangen sein, ehe du es ahnst. Die + _Vergangenheit_ (Imperf.) ist die Zeit, in welcher in der Regel + erzählt wird: Die Schlacht blieb lange unentschieden. In diesem + Falle wird sie auch unbezüglich gebraucht. + +3. a. Sprechen wir ein Urtheil als bestimmt, als unabhängig, als + Thatsache aus, so gebrauchen wir die _Wirklichkeitsform_: Er + lobt den Schüler. + + b. Führen wir aber an, was Jemand sagt, glaubt, oder sprechen wir + einen Zweifel, eine Vermuthung, einen Wunsch oder eine Bedingung + aus, so gebrauchen wir die _Möglichkeitsform_: Man weiß nicht, + daß er den Schüler lobe. Ich glaube, daß er kommen werde. Sehe + Jeder, wie er's treibe! Wen da dürstet, der komme zu mir und + trinke! Er wünschte, daß er genese. Er arbeitet, damit er esse. + Ginge er doch fort! Wenn er fleißiger wäre (sein würde), könnte + er vorwärts kommen. + + c. Fordern wir Jemanden auf, daß er etwas thue, gebieten wir ihm + etwas, so gebrauchen wir die _Befehlsform_: Geh' fort! Hole + Wasser! + + _Anm._ Da die sogenannte Bedingungsform (Conditionalis) auch eine + Möglichkeit ausdrückt, so hielten wir es nicht für angemessen, + die Möglichkeitsform zu zerstückeln und die in dieser Beziehung + herrschende Sprachverwirrung in die Volksschule zu bringen. Auch + hätten wir, bei Aufnahme des Conditionalis, den Optativ, + überhaupt eine strengere Eintheilung des Conjunctiv, nicht + vergessen dürfen. + +§. 27. _Die Zeitw. erfordern oft bestimmte Fälle._ Es haben den 2. Fall: + +1. achten, bedürfen, begehren, entbehren, ermangeln, erwähnen, gedenken, +harren, lachen, leben, pflegen, schonen, spotten, vergessen, warten. + +Bei den meisten dieser Zeitw. setzt man auch den 4. Fall mit oder ohne +Verhältnißw. + +Der Mann achtet _der Gefahr_ nicht, und der Mann achtet _die Gefahr_ +nicht. Der Kranke bedarf _des Arztes_, und der Kranke bedarf _den +Arzt_. Die Anklage entbehrt _jeder Begründung_. + +2. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, enthalten, +entledigen, entschlagen, entsinnen, erbarmen, erinnern, erwehren, +freuen, rühmen, schämen, wehren. + +Ein _guter Christ_ nimmt sich des _Nothleidenden_ an. Bediene dich _des +Ausdrucks_ nicht! Er wehrte sich _seiner Haut_. + +§. 28. Den 3. Fall erfordern: + +1. Auf die Frage: _wem ist worden?_ die Zeitw., die eine _Leideform +mit dem 3. Fall bilden_; z. B. mir, dir, ihm etc. ist geantwortet +worden: aufwarten, antworten, begegnen, befehlen, bestehen, beistimmen, +beiwohnen, drohen, danken, dienen, fluchen, folgen, fröhnen, gehorchen, +genügen, glauben, helfen (mit allen Zusammensetzungen), huldigen, +lohnen, nachgehen, nützen, rathen, schaden, schmeicheln, steuern, +trotzen, vorstehen, weichen, widerstehen, widersprechen, winken, +zustehen. + +Womit kann ich _Ihnen_ aufwarten? Danke _dem Vater_! + +Hierher gehören noch viele Zeitwörter, die mit den Verhältnißwörtern +_an_, _auf_, _bei_, _entgegen_, _nach_, _unter_, _vor_ und _zu_ +zusammengesetzt sind. + +2. Folgende Zeitwörter ohne Leideform mit dem 3. Fall: ähneln, +anstehen, belieben, behagen, bekommen, blühen, einleuchten, entgehen, +entfallen, entfliehen, entsagen, erliegen, erscheinen, fehlen, +gebühren, gefallen, gelingen, gerathen, gereichen, gleichen, mangeln, +munden, nahen, passen, scheinen, schmecken, widerfahren, ziemen, +zuhören. + +Der Sohn ähnelt _dem Vater_. Der Vorschlag steht _ihm_ nicht an. + +3. Die _unpersönlichen_ Zeitwörter: + +es ahnt, ekelt, gebricht, graut, liegt daran, schaudert, schwindelt, +träumt. + +Es ahnt _mir_, daß er kommen werde. Es ekelt _mir_ vor der Speise. + +4. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich anmaßen, ausbedingen, denken, einbilden, erbitten, getrauen, +vornehmen, vorstellen, merken. + +Du maßest _dir_ zuviel an. Ich bedinge _mir_ die Benutzung des Gartens +aus. + +§. 29. Den 4. Fall erfordern: + +1. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich ängstigen, ärgern, betrüben, bekümmern, besinnen, erholen, +erinnern, freuen, grämen, irren, schämen, täuschen. + +Hast _du dich_ meinetwegen geängstigt? + +2. Die _unpersönlichen_ Zeitwörter: + +es befremdet, befällt, betrifft, dauert, dürstet, dünkt, däucht, +friert, gelüstet, geht mich an, hungert, jammert, juckt, kümmert, +reut, schläfert, schmerzt, sticht, schwitzt, verdrießt, verlangt, +wundert. + +Es befremdet _mich_, daß du jetzt zurückgezogen lebst. + +3. Alle _Zeitwörter_, bei denen man auf die Frage: _Wem ist worden?_ +keine -- wohl aber auf die Frage: _Wer ist worden?_ eine Antwort geben +kann. Der im 4. Fall stehende Gegenstand, der geworden ist, heißt der +_leidende (regierte) Gegenstand_ (Object). + +Steht noch ein zweiter Gegenstand (_betheiligter Gegenstand_) +(Terminativ) bei ihnen, dem etwas geworden ist, so steht dieser auf die +Frage: _Wem ist geworden?_ oder: _Für wen?_ -- _Wem zum Nutzen? wem zum +Schaden_ ist etwas geworden? im 3. Fall. + +Der Vater besucht _den_ Freund. + +Wer ist besucht worden? der Freund, folglich: den Freund besuchen. + +Der Vater schenkt _dem_ Knaben das Buch. + +Was ist geschenkt worden? das Buch. Wem ist es geschenkt worden? dem +Knaben. Für wen ist es geschenkt worden? für den Knaben = dem Knaben. +Wem zum Nutzen ist es geschenkt worden? dem Knaben zum Nutzen ist es +geschenkt worden. Bezeichnet der 4. F. eine Sache, der 3. F. eine +Person, so sagt man: Bei dem Zeitworte steht der 4. Fall der Sache und +der 3. Fall der Person. + +_Zielende_ Zeitwörter sind: + +loben, lieben, schlagen, stoßen, finden, sehen, bitten, necken, +tadeln, bestrafen, verehren, kennen, retten, ziehen, beneiden, +abholen, erfreuen, verachten, führen, fragen, ertappen, fangen, +unterstützen, verlassen, tödten, betrügen, auffordern, belohnen, +wecken, heilen, umstürzen, plagen, tragen, vorstellen etc. + +abbitten, abdringen, abgewöhnen, abschlagen, auftragen, aufbinden, +borgen, geben, geloben, gönnen, glauben, leihen, leisten, liefern, +melden, nehmen, rauben, reichen, senden, schlachten, schenken, +wünschen, vorlegen, vorziehen, vorsagen, verkaufen, bringen, +aufbewahren, überbringen, erzählen, mittheilen, erlauben etc. + +§. 30. 1. Den 4. Fall _der Person_ und den 2. Fall _der Sache_ +erfordern: + +anklagen, belehren, berauben, beschuldigen, entlassen, entsetzen, +überführen, verweisen, würdigen, zeihen. + +Man klagt _ihn des Verraths_ an. Er _belehrt mich eines Bessern_. Er +wurde _des Landes_ verwiesen. + +2. Einen doppelten 4. Fall erfordern: + +nennen, heißen, schimpfen, schelten, taufen, lehren. + +Er nannte _ihn einen Narren_. Er lehrt mich _die deutsche Sprache_. + + _Anm._ Bei „_lehren_“ wird auch der 3. Fall der Person gebraucht: + Er lehrt _mir_ die deutsche Sprache. Folgt aber ein Zeitwort in der + Grundform, so darf nur der 4. Fall stehen: Er lehrt _mich_ lesen. + +§. 31. Einige Bemerkungen: + +1. _Lassen_ hat den 4. F. bei sich, wenn die Person (sprechende Person) +selbst die handelnde ist, z. B. Laß _mich_ das Buch vorlesen; d. h. ich +will es vorlesen. Der 3. Fall steht, wenn ein Anderer der Handelnde +sein soll, z. B. Laß _mir_ das Buch vorlesen; d. h. ein Anderer soll es +mir vorlesen. + +2. _Kosten_ hat stets den 3. Fall der Person. Das Buch kostet _mir_ +einen Thaler. + +3. Steht _heißen_ für „befehlen,“ so hat es den 3. Fall: Kein Mensch +hat _ihm_ diese Thorheit geheißen. Folgt aber ein Zeitw. in der +Grundform (Infinitiv), so steht der 4. F. Wer hieß _dich_ weggehen? -- + +4. _Gelten_ hat den 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „werth +sein“: Mir gilt _die ganze Welt_ Nichts. Die Rede gilt _dir_. Steht es +aber für „erfordern“ und „kosten“, so hat es den 4. Fall: Hier gilt es +_Entschlossenheit_. Der Stock gilt _einen Thaler_. + +5. Er schlägt mir die Hand roth. Es friert mir der Finger. Ich wasche +mir die Hände. -- Er tritt mir auf das Kleid. Es regnet mir in's +Gesicht. Die Thränen treten ihm in die Augen. Er tritt mir auf den +Fuß. Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in's Maul. Gebratene Tauben +fliegen Einem nirgends in den Mund. Der Regen schlägt mir in's Gesicht. + +6. Bei _versichern_ steht entweder der 4. Fall der Person und der +2. F. der Sache, oder der 3. F. der Person und der 4. F. der Sache: +Ich versichere _sie meiner Freundschaft_. Ich versichere _ihnen die +Wahrheit_ -- oder: ich versichere _ihnen_, daß es wahr ist. + +7. Bei _trauen_ steht der 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit +„Glauben schenken“, der 4. Fall, wenn von der priesterlichen Trauung +die Rede ist: Ich kann _ihm_ nicht mehr trauen (Glauben schenken). Der +Prediger traute _das Brautpaar_. + +8. Mit _gratuliren_ und _condoliren_ wird der 3. Fall verbunden: Ich +gratulire _dir_ = Ich wünsche _dir_ Glück. Ich condolire _Ihnen_ = Ich +bedaure Sie, bezeige Ihnen mein Beileid. + +9. Dieses Bild ist schön _gemalt_. Das Mehl ist fein _gemahlen_. + +10. Der Lehrer _lehrt_ die Schüler. Die Schüler _lernen_ vom Lehrer. + + + VIII. Umstandswörter. + +§. 32. Die _Umstandswörter_ bestimmen die _Zeit-_ und _Eigenschaftsw._ +näher. Sie können sein: + +1. Umstandsw. des _Ortes_. Wo? Wohin? -- da, dort, draußen, drinnen, +droben, drüben, hier, her, hin, überall, vorn, hinten, rechts, links, +oben, unten, hinaus, hinein, vorwärts etc. + +2. Umstandsw. der _Zeit_. Wann? -- bald, immer, häufig, oft, dann, +einst, selten, nie, niemals, jetzt, nun, eben, neulich, kürzlich, +ehemals, sonst, sofort, heute, morgen, gestern, schon etc. + +3. Umstandsw. der _Weise_. Wie? -- gern, sehr, recht, ungemein, +besonders, vorzüglich, fast, beinahe, kaum, genug, zu sehr, ganz, +merklich, ziemlich etc. + + _Anm._ Die meisten Eigenschaftsw. können Umstandsw. der Weise + sein, und als solche können sie gesteigert werden. Z. B. Dieser + Knabe geht langsam, jener geht langsamer, du gehst am + langsamsten. + +4. Umstandsw. der _Bejahung_ und _Verneinung_ auf die Frage: +Geschieht Etwas oder geschieht es nicht? -- ja, freilich, allerdings, +vermuthlich, vielleicht, allenfalls, gewiß, wirklich, wohl, -- nein, +nicht, keineswegs etc. + +5. Umstandsw. der _Frage_: wie? wo? wohin? wozu? womit? etc. + + Anm. 1. Er ist den ganzen Tag _umher_ gelaufen. Der Becher ging + bei dem Mahle _herum_. + + Anm. 2. Komm doch _herein_! Soll ich zu dir _hinaus_ kommen? Er ist + eben _hinunter_ gegangen. + + Anm. 3. Eine _doppelte Verneinung_ darf nicht angewendet werden, + weil dadurch die Behauptung wieder bejaht wird. Man darf also + nicht sagen: Ich habe _kein_ Geld _nicht_. + + + IX. Bindewörter. + +§. 33. Die Bindew. verbinden theils Wörter, theils Sätze mit einander. +Sie können sein: + +A. _Bindewort der Beiordnung_ (coordinirende). + +1. Der _Anreihung_ (copulative): und, auch, nun, sowohl -- als auch, +nicht nur -- sondern auch, theils -- theils, je -- desto, zuletzt, +erstlich, erstens, ferner, nicht allein -- sondern auch, endlich, dann, +nicht bloß -- sondern auch, außerdem, dazu. + +2. Der _Entgegnung_ (adversative): aber, allein, doch, dennoch, jedoch, +oder, entweder -- oder, dagegen, vielmehr, indessen, dessenungeachtet, +weder -- noch, nicht -- sondern, wenn -- so, hingegen, gleichwohl, +sonst, bald -- bald. + +3. Des _Grundes_ (causale): denn, deßwegen, darum, dann, daher, +folglich, somit, mithin, demnach, also, nämlich, als, deshalb. + +B. _Bindew. der Unterordnung_ (subordinirende): daß, damit, weil, da, +als, indem, nachdem, indeß, während, ehe, bevor, seit, seitdem, bis, +so lange als, so, so wie, gleichwie, als ob, so daß, ohne daß, auf daß, +wenn, falls, obgleich, wenngleich, wiewohl, wie sehr auch, seitdem daß, +darum, als wenn, obschon, unterdeß, wenn schon, sobald, wofern, dahin +-- wohin, daher -- woher, da -- wo, je -- desto. + + + X. Empfindungswörter. + +§. 34. Die Empfindungsw. bezeichnen laute Ausbrüche der Freude, des +Schmerzes, der Furcht, des Verlangens etc. + +ach! ei! heißa! juchhei! o! holla! husch! pfui! o weh! knacks! piff! +paff! plumps! he! heda! + + + + + Satzlehre. + + +§. 35. Die Menschen können _denken_; sie haben _Gedanken_. Ein +ausgesprochener oder niedergeschriebener Gedanke heißt ein Satz. Ein +Satz kann enthalten: + +1. Eine _Behauptung_, ein Urtheil, eine Erzählung: + +Müßiggang ist aller _Laster_ Anfang. Uebermuth thut selten gut. Hans +nährte sich vom Schiebekarren. + +Nach solchen Sätzen steht ein Punkt. + +2. Eine _Frage_: + +Wie geht es Euch? Wie fangt ihr's an? Hört ihr's wimmern hoch vom +Thurm? + +Nach einem Fragesatz steht ein Fragezeichen; ist die Frage aber nicht +bestimmt ausgesprochen, so steht ein Punkt. + +Er fragte, wie es ihm gehe. + +3. Einen _Wunsch_, Rath, eine Bitte, Aufforderung, Ermahnung, +Ermunterung: + +Nur unterlaßt mir den Gesang! Friede sei ihr erst Geläute! + +4. Einen _Befehl_ -- Gebot oder Verbot: + +Fahr zu, Johann! Setzt euer Licht hierher! + +5. Einen _Ausruf_ -- der Bewunderung, des Unwillens, Bedauerns, +Schmerzes, Schreckes, der Freude, Behauptung etc. + +Gevatter! ihr seid nicht gescheidt! O, welch ein Mensch! + +Nach einem Wunsche, Befehle und Ausrufe steht ein Ausrufungszeichen. + +§. 36. Es giebt: + +a. _einfache_ Sätze: + +Der Vater schreibt. + +b. _erweiterte_ (ausgebildete oder ergänzte) Sätze: + +Der Vater schreibt den Brief. + +c. _zusammengesetzte_ Sätze: + +Der Vater schreibt den Brief, und die Mutter liest die Zeitung. + +Die Glieder (Theile) des einfachen und erweiterten Satzes sind immer +nur Wörter, die Glieder des zusammengesetzten Satzes sind aber Sätze. + + + I. Der einfache Satz. + +§. 37. Jeder _einfache_ Satz besteht nur aus _Gegenstand_ und _Aussage_ +(Subject und Prädicat). + +Den _Gegenstand_ des Satzes finde ich dadurch, daß ich mit dem +Zeitworte die Frage: _Wer?_ oder _Was?_ verbinde. Er steht immer im 1. +Falle und wird durch ein _Hauptwort_ oder durch einen _Stellvertreter_ +desselben bezeichnet. + +Der _Baum_ blüht. _Du_ bist ein Kind. _Malen_ ist eine Kunst. _Aber_ +ist ein Bindewort. _Schwarz_ ist die Trauerfarbe. + +Wie heißt im 1. Satz das Zeitwort? blüht. Wer blüht? der Baum = +Gegenstand des Satzes. + + _Anm._ Zuweilen kündigt man den Gegenstand durch das Wörtchen „es“ + an, giebt ihn aber später bestimmter. Z. B. Es reden und träumen + die Menschen viel etc. + +§. 38. Die _Aussage_ findet man auf die Frage: + +a. Was _thut_ ein Gegenstand oder was _wird_ mit einem Gegenstande +_gethan_? + +b. _Wie_ ist ein Gegenstand? + +c. _Was_ ist ein Gegenstand? + +Sie kann ausgedrückt werden: + +a. durch ein _Zeitwort_ in der That- und Leideform; + +b. durch ein _Eigenschaftswort_, einen Umstand mit dem Hülfszeitwort; + +c. durch ein _Hauptwort_ und _Hülfszeitwort_. + +Der Lehrer _lobt_. Der Schüler _wird gelobt_. Der Sommer ist _heiß_. +Der Sturm ist _vorüber_. Mit unsrer Freundschaft ist es _aus_. Du bist +_im Irrthum_. Der Knabe ist (befindet sich) _auf der Wiese_. Gott ist +_ein Geist_. Der Soldat wird _ein Held_. Der Bruder bleibt (ist) _mein +Nachbar_. + +§. 39. 1. Der _Gegenstand_ kann stehen: + +a. in der _Einzahl_ und _Mehrzahl_; + +b. in drei _verschiedenen Personen_: + + Ich schreibe, du schreibst, er schreibt, wir schreiben etc. + +2. Die _Aussage_ kann stehen: + +a. in der _Gegenwart_, _Vergangenheit_ u. _Zukunft_; + +b. in der _Wirklichkeits-_, _Möglichkeits-_ und _Befehlsweise_. + +3. _Gegenstand_ und _Aussage_ stehen immer in _gleicher_ Zahl und +Person. + +Der Vater geht. Die Väter gehen. + +4. _Zwei_ und _mehrere Gegenstände_ erfordern die Aussage in der +_Mehrzahl_. + +Der Vater und die Mutter gehen aus. + +5. Bei der Frage nach dem Gegenstande hat man auf Person und Zahl, bei +der Frage nach der Aussage auf Zeit und Aussageweise zu achten: + +Wer blüht? Wer hat geblüht? Wer wird blühen? -- Was thut der Baum? Was +hat der Baum gethan? Was kann der Baum thun? + + + II. Der erweiterte Satz. + +§. 40. Werden _Gegenstand_ oder _Aussage_ des einfachen Satzes, oder +beide zugleich _näher bestimmt_ (erweitert, ergänzt, ausgebildet) so +erhält man den _erweiterten_ Satz. + +A. _Nähere Bestimmungen des Gegenstandes._ + +Sie antworten auf die Frage: welcher, e, es, und sind somit +_eigenschaftlichen_ Characters. + +Der _Gegenstand des Satzes_ kann näher bestimmt werden: + +1. Durch ein _Fürwort_: + +_Dieser_ (jener, dein) Baum blüht. _Derselbe_ Mann war es. + +2. Durch ein _Eigenschaftswort_: + +Der _große_ Baum blüht. Ein _gutes_ Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. + +3. Durch ein _Zahlwort_: + +Der _dritte_ Baum blüht. _Drei_ Bäume blühen. _Aller_ Anfang ist schwer. + +4. Durch ein _Hauptwort_ im 1. Fall: + +Kaiser _Karl_ lebte zur Zeit Luthers. Friedrich der _Große_ erbaute +Sanssouci. Sechs Loth _Zucker_ kosten einen Silbergroschen. Bruder +_Fritz_ ist verreist. Doctor _Mai_ ist angekommen. + +5. Durch ein _Hauptwort_ im 2. Fall: + +Der Baum _meines Bruders_ blüht. Die Furcht _des Herrn_ ist der Weisheit +Anfang. + +6. Durch einen _Umstand_, der auch durch ein Verhältnißwort mit seinem +Fall ausgedrückt werden kann: + +Der Garten _dort so hübsch_ etc. Der Baum _in der Stube_ blüht. Ketten +_von Gold_ drücken oft schwer. Ein Sperling _in der Hand_ ist besser, +als eine Taube _auf dem Dache_. + +7. Durch ein _Zeitwort_ in der _Grundform_: + +Die Lust zu _sterben_ ist selten. + + _Anm._ Das Eigenschaftswort kann stets durch ein Umstandswort oder + ein Verhältnißwort mit seinem Falle näher bestimmt werden. Z. B. + Die _mit Anlagen_ begabten Schüler. Die _recht_ gute Schrift. + +B. _Nähere Bestimmungen der Aussage._ + +§. 41. a. _Die Aussage_ kann, wenn sie durch ein _Hauptwort mit dem +Hülfszeitwort sein_ ausgedrückt wird, durch die Bestimmungen des +Gegenstandes erweitert werden. + +Ueberhaupt können Hauptwörter, die in einem Satze vorkommen, die 7 +Bestimmungen des Gegenstandes annehmen. + +Hunger ist der _beste Koch_. Müßiggang ist _aller_ Laster Anfang. +Dienstjahre sind _keine_ Herrenjahre. Thorheit ist _eine Schwester_ der +Dummheit. + +§. 42. b. Besteht die Aussage aus einem Zeitwort oder Eigenschaftswort, +so kann sie _näher bestimmt_ werden: + +a) Durch Bestimmungen _gegenständlichen_ Charakters. + +1. Durch den 4. Fall (_regierter_ oder _leidender Gegenstand_ = +_Object_): + +Ein faules Ei verdirbt _den ganzen Brei_. Böse Gesellschaft verdirbt +gut' _Sitte_. Uebung macht _den Meister_. S. §. 29. + +2. Durch den 4. u. 3. Fall. (3. Fall = _betheiligter Gegenstand_): + +Der Mann schenkt _dem Knaben_ eine Birne. Die Mutter verbietet _dem +Kinde_ das Naschen. Der Krieg nimmt _dem Lande_ seine Söhne. S. §. 29. + +3. Durch den 4. u. 2. Fall. (2. Fall = bewirkender Gegenstand): + +Der Dieb beraubt _mich meines Geldes_. S. §. 30. 1. + +4. Durch zwei 4. Fälle: + +Er nannte _ihn einen Narren_. Herr, lehre _mich deine Steige_! Wer +lehrt _das Auge seine Pflicht_? Herr, lehrt _mich bess're Sachen_! S. +§. 30. 2. + +5. Durch den 3. Fall: + +Der Schüler antwortet _mir_. Der Knabe ist _ihm_ ähnlich. _Peter dem +Großen_ wurde die Bildung seines Volkes sehr schwer. S. §. 28. + +6. Durch den 2. Fall: + +Ich bedarf _seiner_ nicht. Ich bin _meiner Sache_ gewiß. Eigner Herd +ist _Goldes_ werth. Tugend bedarf _keines Ausrufers_. S. §. 27. + +b. Durch Bestimmungen _umständlichen_ Charakters. + +7. Durch einen _Umstand des Ortes_: + +Der Fisch lebt _im Wasser_. Treue Hand geht _durch's ganze Land_. +Der Knabe spielt _hier_, _dort_ etc. Man suchte ihn _aller Orten_. +S. §. 32. 1. + +8. Durch einen _Umstand der Zeit_: + +Die Bäume blühen _im Frühling_. Die Bäume blühen _jetzt_. _Des Morgens_ +schläft er und _des Abends_ ist er munter. Rom ist nicht _in einem +Tage_ erbaut. S. §. 32. 2. + +9. Durch den _Umstand der Weise_: + +Ich singe dir _mit Herz und Mund_. Der Schüler singt _rein_ und +_richtig_. Zwei harte Steine mahlen _nicht_ gut. Er mußte _stehenden +Fußes_ umkehren. S. §. 32. 3. + +10. Durch einen _Umstand des Grundes_: + +Der Knabe weint _vor Schmerz_. _Gesundheitshalber_ giebt er die Arbeit +auf. + + _Anm._ Die Umstände des Ortes, der Zeit und der Weise können + ausgedrückt werden durch: + + a. Verhältnißwörter mit ihren Fällen; + + b. Umstandswörter; + + c. Fälle der Hauptwörter. + + Der Umstand des Grundes kann nur durch ein Verhältnißwort mit + seinem Falle ausgedrückt werden. + +11. Durch ein Zeitwort in der _Grundform_: + +Ich höre ihn _kommen_. Er hat mich _gehen_ heißen. Der Freund hat ihm +_schreiben_ helfen. + + Mehrere Bestimmungen. + +§. 43. _Gegenstand und Aussage_ können durch mehrere _verschiedene_ +Bestimmungen (Ergänzungen) zu gleicher Zeit ausgebildet werden. +Zwischen ihnen steht kein Zeichen. + +Dieser freundliche Sohn meiner vielgeliebten Tante schenkte jenem armen +Knaben am ersten Weihnachtstage auf dem Weihnachtsmarkte diesen recht +warmen Anzug. Der fleißige Knabe aus dem benachbarten Dorfe schreibt +morgen früh um acht Uhr in der obern Schule seinem Vetter in der Stadt +einen sehr langen Brief zum nächsten Geburtstage. + +Werden sie jedoch durch _gleichartige_ Bestimmungen erweitert, so steht +zwischen diesen ein Komma, wenn sie nicht durch „_und_“ verbunden sind: + +Marie war eine klare, heitere, thätige und wackere Schülerin. + + + III. Der zusammengesetzte Satz. + +§. 44. Jeder _zusammengesetzte Satz_ besteht aus einfachen oder +erweiterten Sätzen oder aus beiden zugleich. Sind diese Sätze von +einander unabhängig -- ist jeder einzelne für sich verständlich, -- so +nennt man sie beigeordnet (coordinirt): + +Friede ernährt; Unfriede verzehrt. + +Sind sie aber von einander _abhängig_ -- kann der eine ohne den andern +nicht verstanden werden, -- so sind sie einander _über_- und +_untergeordnet_: + +Wer Gutes thut, hat frohen Muth. + +Die übergeordneten (superordinirten) Sätze heißen -- sind sie +unabhängig -- _Hauptsätze_, die untergeordneten (subordinirten) heißen +_Nebensätze_. + +1. Hauptsätze sind Hauptsätzen beigeordnet: + +Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; der Knecht wär' selber ein +Ritter gern. Mit Vielem hält man Haus; mit Wenigem kommt man aus. + +2. Nebensätze sind Nebensätzen beigeordnet: + +Wenn du deinen Beruf treu erfüllst; wenn du den Gesetzen des Landes +gehorchst: so soll Niemand dir ein Leid zufügen. + +3. Hauptsätze sind Nebensätzen übergeordnet. + +4. Nebensätze sind Hauptsätzen untergeordnet: + +Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schleudert's ihn wild in den +Strom hinab. + +5. Nebensätze können Nebensätzen über- und untergeordnet sein. Es giebt +also Nebensätze ersten, zweiten u. s. w. Ranges: + +Den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er +vollbringt. + + A. Beigeordnete Sätze. + +§. 45. 1. _Beigeordnete Sätze_ werden gar nicht oder durch Bindewörter +der Beiordnung verbunden. S. §. 33. A. + +2. Zwischen beigeordneten Sätzen -- sind sie nicht sehr kurz -- steht +ein Semikolon (;), ausgenommen vor „_und_“ und „_oder_“, vor diesen +steht ein Komma. + +Sie können sein: + +1. _Anreihend_: + +Redlich sei des Herzens Grund; redlich spreche stets der Mund. Jede +Stund' ist wichtig; Müßiggang ist nichtig. Töne entlockt er der Flöte +_und_ das Echo des Berges wird wach. Im Herbste werden die Tage kürzer; +_auch_ kühlt sich die Luft immer mehr ab. Dort nahet der Feind; _nun_ +laßt uns wacker kämpfen! Zuerst beginnt der Tag zu dämmern; _dann_ +verlieren die Sternlein ihren Glanz; _zuletzt_ erscheint die Sonne in +ihrer Purpurpracht. _Nicht nur_ suchte ich ihn im Felde; _sondern_ mein +Bruder durchlief auch den Wald. + +2. _Entgegenstellend_: + +Heute wird _entweder_ jenes Gras gemäht, _oder_ dieses Holz wird +eingefahren. Schönheit verläßt uns bald; _aber_ ein getreues Herz +bleibt uns. Die Biene ist zwar ein kleines Thier; _allein_ sie kann +große Schmerzen verursachen. + +3. _Begründend_: + +Wo ihr wohnet, da verschönet jedes gute Herz den Ort; _drum_ verweilet +froh und eilet nur so bald nicht wieder fort. Das Glas ist spröde; +_daher_ läßt es sich nicht biegen. Der Mensch kann das Gute thun und +das Böse lassen; _denn_ er hat freien Willen. Ich hatte schon einem +Andern mein Wort gegeben; _deßhalb_ konnte ich deinem Wunsche nicht +nachkommen. + + Zusammengezogene Sätze. + +§. 46. Gehören in _beigeordneten_ Sätzen _mehrere_ Gegenstände (Subj.) +zu _einer_ Aussage (Praed.), oder _mehrere_ Aussagen zu _einem_ +Gegenstande, so hat man _zusammengezogene Sätze_: + +Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Hoffen und Harren macht +Manchen zum Narren. Bewegung, Mäßigkeit und Ruh' schließt dem Arzt +die Thüre zu. Einige Blumen blühen im Sommer, andere blühen im +Herbste. Der Fuchs ist schlau, listig und raubgierig. Er kam, sah' und +siegte. Nadelhölzer sind: Tannen, Fichten, Kiefern etc. Fleiß bringt +Brod, Faulheit Noth. Roggen wird entweder geschnitten oder gemäht. +Verschlossener Mund und offene Augen haben noch Niemandem geschadet. +Sammet und Seide löschen das Feuer in der Küche aus. + + Anm. In den zusammengezogenen Sätzen steht vor „_und_“ und „_oder_“ + kein Komma. + + B. Nebensätze. + +§. 47. Der _Nebensatz_ steht immer an der Stelle eines Satzgliedes und +kann in ein solches verwandelt werden. + +Die Nebensätze werden durch die Bindewörter der Unterordnung mit den +Hauptsätzen verbunden. S. §. 33. B. + +Da es dreierlei nähere Bestimmungen giebt, so giebt es auch dreierlei +Nebensätze. + + 1. Eigenschaftssätze. + +Die Nebensätze können stehen für _eigenschaftliche Bestimmungen_ = +_Eigenschaftssätze_ (Adjectiv-, Relativ-Sätze). Sie werden mit dem +Hauptsatze in der Regel durch die zurückbeziehenden Fürwörter: welcher, +e, es; der, die, das, auch wohl durch: _wo_, _wann_, _wie_, verbunden: + +Nichts ist so elend, als ein Mann, der Alles will, und der Nichts kann. += Nichts ist so elend, als ein Alles _wollender_ und _Nichts könnender_ +Mann. Die Sterne, welche ihr eigenes Licht haben, heißen Fixsterne. + + 2. Gegenstandssätze. + +§. 48. Die Nebens. können stehen für gegenständliche Bestimmungen = +_Gegenstandssätze_ (Substantiv-Sätze) und werden mit dem Hauptsatze in +der Regel durch: _daß_, _ob_, _wer_, _was_, _wo_, _wann_, _wie_ etc. +verbunden. Als solche können sie sein: + +a. _Gegenstandssätze_ für den 4. Fall (Object-Sätze). + +Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, was du werth +bist. = Sage mir _deinen Umgang_, und ich will dir _deinen Werth +sagen_. Wer läuft, den jagt man. Wer _hoch_ steht, den sieht man. + +1. Hierher gehören auch die Sätze, die angeben, was Jemand sagt, meint, +behauptet etc. + +Solon sagte: Niemand ist vor seinem Tode glücklich. + +2. Vor der wörtlich angeführten (directen) Rede steht ein Doppelpunkt. +Häufig folgen diesem Doppelpunkt auch noch Anführungsstriche: + +Solon sagte. „Niemand ist vor seinem Tode glücklich.“ + +3. Tritt der Einführungssatz zwischen den Ergänzungssatz, so sind die +Zeichen in folgender Weise zu setzen: + +„Niemand“, sagte Solon, „ist vor seinem Tode glücklich“. -- „Komm mit“, +sprach neulich der Klaus zu mir, „vor dem Thore etc.“ + +4. Führt man die Rede nicht wörtlich (indirect) an, so werden die Sätze +durch ein Komma getrennt: + +Solon sagte, daß Niemand vor seinem Tode glücklich sei. + +b. _Gegenstandssätze_ für den 2. Fall (Genitiv-Sätze): + +Der Gedanke, daß Gott gerecht sei, giebt allein dem Menschen Ruhe = der +Gedanke _der Gerechtigkeit_ Gottes giebt allein etc. Er erinnerte sich, +daß er ihn gesehen = seines Anblicks. + +c. _Gegenstandssätze_ für den 3. Fall (Dativ-Sätze): + +Verkündige die Nachricht, wem du zuerst begegnest = _dem dir zuerst +Begegnenden_. Wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen. Wer +zürnet, dem reiche kein Messer. + +§. 49. d. Auch das Subject kann durch einen Nebensatz ausgedrückt +werden = (Subject-Sätze): + +Wer Pech angreift, besudelt sich = der Pech _Angreifende_ besudelt +sich. Wer antwortet auf unnütz Geschrei, der macht aus einem Unglück +zwei. Wer nicht hören will, muß fühlen. + + 3. Umstandssätze. + +§. 50. Die _Nebensätze_ können stehen für _umständliche Bestimmungen_ +(Umstands-, Adverbial-Sätze). Sie können sein: + +a. _Umstandssätze des Ortes:_ + +Er starb, wo er geboren war = _an dem Orte_ seiner Geburt. + +b. _Umstandssätze der Zeit:_ + +Wenn die Sonne scheint, ist unser Zimmer hell = beim Schein der Sonne. + +c. _Umstandssätze der Art und Weise:_ + +Wie der Mensch säet, so wird er ernten = _seiner Saat gemäß_. + +d. _Umstandssätze des Grundes:_ + +Der Christ liebt und ehrt die Tugend, weil sie Gott gebietet = _um des +göttlichen Gebotes_ willen. + + Satzkürze. Beisatz. Anrede. + +§. 51. 1. Fehlen in den _Nebensätzen_ Satztheile, so hat man _verkürzte +Sätze_ (Satzkürzen). Die fehlenden Theile lassen sich leicht ergänzen: + +Es ist ein großes Glück, gute Eltern zu haben = wenn man gute Eltern +hat. Des Weges unkundig, verirrte ich mich = da ich des Weges unkundig +etc. Allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen = der Bogen zerspringt, +wenn er etc. Das Recht spricht: Jedem das Seine! Die Liebe: Jedem das +Deine! Johann, der muntere Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder = +Johann, welcher ein munterer Seifensieder war, erlernte etc. + +2. Ist im verkürzten Nebensatze, wie in dem letztgenannten Beispiele, +die Aussage durch ein Hauptwort ausgedrückt, so hat man einen _Beisatz_ +(Gleichstand, Apposition). Der Beisatz muß mit dem Hauptworte, zu dem +er gehört, in gleicher Zahl und im gleichen Falle stehen: + +Hans Gutgenug, _der bequeme Knecht_, macht seine Sache nur halb und +schlecht. Vor der Stimme des Löwen, _des Königs_ der Wälder, fürchten +sich alle Thiere. + +3. Auch die Anrede ist ein verkürzter Satz: + +Gott grüß dich, _Alter_, schmeckt etc. Gott sieht dich, _Kind_, d'rum +scheu die Sünd'! _Kind_, wirst du roth, so warnt dich Gott. + + Stellung der Nebensätze. + +§. 52. 1. Stehen _Nebensätze vor dem Hauptsatze_, so heißen sie +_Vordersätze_; der _Hauptsatz_ aber heißt _Nachsatz_: + +Wer Gutes thut, hat frohen Muth. + +2. Stehen sie _zwischen den Theilen des Hauptsatzes_, so heißen sie +_Zwischensätze_: + +Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand, log auf die +unverschämteste Weise. + +3. Stehen sie _nach_ dem Hauptsatze, so heißen sie _Nachsätze_: + +Es helfen weder Licht noch Brill', wenn das Aug' nicht sehen will. + +§. 53. _Nebensätze_ werden durch ein _Komma_ vom Hauptsatze getrennt; +_Zwischensätze_ stehen zwischen 2 Komma. Für die verkürzten Nebensätze +gilt dasselbe. Es steht also auch der _Beisatz_ und die _Anrede_ +zwischen 2 Komma. Steht die Anrede zu Anfang des Satzes, so folgt ihr +ein Komma: Johann, bring' Holz! In Briefen folgt der Anrede auch ein +Ausrufungszeichen: Lieber Freund! + + + + + Bemerkungen. + + +1. _Unvollständige Hauptsätze_ (elliptische Sätze) sind: + +Guten Morgen! Nein! Ja! Feuer! Herein! Achtung geben! + +2. Enthalten Sätze nicht nothwendig zum Zusammenhange der Rede +gehörende Bemerkungen, so heißen diese _eingeschobene_ Sätze und +werden zwischen Klammern, Parenthesen oder Gedankenstriche gesetzt: + +Der Schelm -- ich will ihn zwar nicht schimpfen -- der etc. + +Auch benutzt man die Parenthese () zur Einschaltung einzelner Wörter. + +3. Es giebt auch _abgebrochene_ Sätze: + +Wenn du nicht gehst, so .... + + + Die Periode. + +§. 54. Mehrere Sätze können eine _Periode_ bilden. Es giebt _zwei-_ +und _mehrgliedrige Perioden_. + +Vorder- und Nachsatz werden in einer zweigliedrigen Periode durch ein +Semikolon getrennt: + +Weil der Westwind über den atlantischen Ocean weht und die Ausdünstungen +desselben mit sich führt; so pflegt er uns Regenwetter zu bringen. + +Vorder- und Nachsatz werden in einer mehrgliedrigen Periode durch ein +Kolon, unter sich aber durch ein Semikolon getrennt: + +Wenn du wahrhaft und auf die Dauer glücklich zu sein wünschest; so +befleißige dich eines rechtschaffenen Lebens: denn nur der +Rechtschaffene vermag in Wahrheit glücklich zu sein. + + Satzzeichen. + +§. 55. Deutlichkeit in Schrift und Rede erfordern es, daß man +Zusammengehöriges nicht auseinander reiße, Verschiedenes aber +andererseits aus einander halte. Um dieses zu können, bedient man sich +der *Satzzeichen* (Interpunction). Diese sind: + + A. Satzpausenzeichen. + +1. Der *Strich* oder das *Komma* (,); + +2. der *Strichpunkt* oder das *Semikolon* (;); + +3. der *Doppelpunkt* oder das *Kolon* (:); + +4. der *Punkt* (.); + +5. der *Gedankenstrich* (--). + +Ueber den Gebrauch der Nr. 1-4 ist bereits bei der Satzlehre gesprochen. +Der Gedankenstrich steht, um eine größere Pause als den Punkt +anzuzeigen, oder um die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen. + +§. 56. B. Satztonzeichen. + +1. Das *Fragezeichen* (?); + +2. das *Ausrufungszeichen* (!). + +Schließen die Satztonzeichen einen Satz, so schreibt man nach ihnen +einen großen Anfangsbuchstaben. Weiteres über diese Zeichen findet sich +ebenfalls in der Satzlehre. + + C. Hülfszeichen. + +1. Die *Klammer* oder *Parenthese* [] (); + +2. das *Bindezeichen* (-) ("); + +3. der *Apostroph* oder das *Häkchen* (') steht für ein ausgelassenes + e, ei, i. + +Mich dünk't, ich mein', ich glaub', ich dacht' hat manchen guten +Gesellen in's Verderben gebracht. Ein blut'ger Kampf! Ich hab' 'nen +schweren Stand gehabt. + +4. die *Anführungszeichen*, *Gänsefüßchen* („ “); + +5. das *Zeichen der abgebrochenen Rede* (...) (-- --); + +6. das *Zeichen des Abschnittes* oder *Paragraphen* (§). + +§. 57. Wortbildung. + + *Stamm.* *Ableitung.* *Zusammensetzung.* + Band Bändchen Bandeisen. + +A. Ableitungen. + +*1. Hauptwörter* durch: er, in, chen, lein, ling, en, ung, niß, muth, +sal, ei, e, keit, heit, schaft, thum (tum), ge. + +*2. Eigenschaftswörter* durch: ig, isch, bar, sam, en, ern, lich, haft, +icht. + +*3. Zeitwörter* durch: chen, ken, chten, eln, ern, igen, zen; durch die +Vorsilben: be, er, ver, ent, zer, ge, miß, ur. + +*4. Umstandswörter* durch: lich, haft, icht, lings. + +B. §. 58. Zusammensetzungen: 1. Bestimmungsw. 2. Grundw. + +*1. Hauptwörter.* + + a) Hauptwörter und Hauptwörter (Schulhaus). + b) Hauptwörter und Eigenschaftswörter (Jungfrau). + c) Hauptwörter und Zeitwörter (Wohnhaus). + +*2. Eigenschaftswörter.* + + a) Eigenschaftswörter u. Eigenschaftsw. (hellgrün). + b) Hauptwörter u. Eigenschaftswörter (naseweis). + c) Eigenschaftswörter u. Zeitwörter (lernbegierig). + +*3. Zeitwörter* mit: an, auf, aus, bei, durch, ein, mit, nach, um, + unter, über, vor, ab, voll, wieder, dar, fort, heim, hin, her, weg. + +*4. Zusammengesetzte Umstandswörter.* + + Ebendaselbst, himmelwärts etc. + + Eine Wörterfamilie: _Ziehen_. + +Der _Zug_, der Truppenzug, der Zugvogel, der Gesichtszug, die +Ziehung; die _Zucht_, die Kinderzucht, der Zögling, die Bienenzucht; +_züchtigen_, die Züchtigung, der Züchtling, die Züchtlingsarbeit, das +Zuchthaus, die Zuchthausarbeit, der Zuchtmeister, die Zuchtruthe, +züchtig, züchtiglich; _abziehen_, der Abzug; _anziehen_, der Anzug, die +Anziehung, die Anzüglichkeit; _aufziehen_, der Aufzug, die Aufzieherei; +_ausziehen_, der Auszug, der Auszieher; _beziehen_, der Bezug, die +Beziehung, beziehlich, bezüglich; _durchziehen_, der Durchzug; +_einziehen_, der Einzug, die Einziehung; _entziehen_; _erziehen_, +die Erziehung, der Erzieher, die Erziehungsschule, erziehungskundig; +_nachziehen_, der Nachzug, der Nachzügler; _umziehen_, der Umzug; +_verziehen_, der Verzug; _vorziehen_, der Vorzug, vorzüglich, die +Vorzüglichkeit; _überziehen_, der Ueberzug etc. + + + + + Rechtschreibung -- Orthographie. + + +§. 59. 1. Ein *Wort* hat eine oder mehrere *Silben*. *Eine Silbe* +besteht aus *Lauten*. Die *Laute* sind entweder *Selbstlaute* oder +*Mitlaute* (Vocale oder Consonanten). + +2. Die Selbstlaute können sein: + + a. Grundlaute: *a*, *e*, *i*, *o*, *u* -- *y*; + b. Umlaute: *ä*, *ö*, *ü*; + c. Doppellaute: *au*, *äu*, *eu*, *ei*, *ai*. + Die Mitlaute heißen: b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, Å¿, s, + t, v, w, x, z, j, ch, sch, ß. + +3. Steht der Mitlaut vor dem Selbstlaute, so heißt er _Vorlaut_; steht + er nach dem Selbstlaute, so heißt er _Nachlaut_. Ein Wort hat soviel + Silben, als es Selbstlaute hat. Die Zeichen für die Laute heißen + Buchstaben. Die Gesammtheit der einfachen Buchstaben nennt man das + A-be-ce oder Alphabet. + +§. 60. 1. Löse jeden Satz in seine Wörter, jedes _Wort_ in seine Silben +und jede _Silbe_ in ihre Laute auf; setze für jeden Laut den +entsprechenden _Buchstaben_; sieh auf die _Ableitung_, beachte die +_Verlängerung_, und richte dich nach dem _Sprachgebrauch_. + +2. Hat ein Wort a, o, u oder au, so erhält das abgeleitete ä, ö, ü oder + äu. + +Bach -- Bäche; Sohn -- Söhne; Tuch -- Tücher; Baum -- Bäume. + +3. Weißt du nicht, ob du zum Schlusse eines Wortes *b* oder *p*, *d* + oder *t*, *g*, *ch* oder *k*, *s*, *ß* oder *z* setzen sollst, so + verlängere das Wort. + +Korb -- Körbe; plump -- plumper; Wald -- Wälder; kalt -- kälter; Gang -- +Gänge; Storch -- Störche; Bank -- Bänke; Gans -- Gänse; Fuß -- Füße; +Kranz -- Kränze. + +4. Zu Anfang einer Silbe steht das lange „ſ“; zum Schluß einer Silbe + steht das „s“. Folgt „t“ auf „s“, so wird in der Regel auch als + Nachlaut „ſt“ geschrieben. + +Mäu-Å¿e, Mäus-chen, Aus-Å¿icht, KunÅ¿t, daſſelbe, deßhalb. + +§. 61. Die _Dehnung_ der Selbstlaute *a*, *e*, *o* wird oft durch *aa*, +*ee*, *oo* bezeichnet. Geht der Selbstlaut in den Umlaut über, so +schwindet die Verdoppelung. + +*aa*: Aal, Aar, Aas, baar, Haar, Maal, Paar, Saal, Saat, Staat, Waare, +Härchen, Pärchen, Säle. + +*ee*: Allee, Armee, Beere, Beet, Fee, Heer, Heerde, Idee, Kameel, +Kaffee, Klee, leer, Livree, Meer, Moschee, Portepee, Schnee, See, +Seele, Speer, Spree, Theer, -- des See's, die Seen, des Schnee's. + +*oo*: Boot, Loos, Moor, Moos, Böte, Loose, Moore, Moose. + +§. 62. 1. Die Dehnung der Selbst- und Umlaute wird oft durch +Hinzufügung des *„h“* bezeichnet. Siehe auf die Grundform der +Zeitwörter und beachte die Ableitung: Mehl, Lehm, Huhn, Ohr, zählen, +fühlen, dröhnen; sah -- sehen, ruht -- ruhen, fröhlich -- froh -- +froher. + +2. Bei dem *„i“* bezeichnet man die Dehnung, indem man ein *„e“*, ein +*„h“* oder ein *„eh“* hinzufügt. + +*ie*: die, dies, hier, nie, sie, viel, vier, wie, Harmonie, Kopie, +Melodie, Paradies; -- deklamiren, speculiren, illuminiren -- *iren*; +aber: regieren, spazieren; Quartier, einquartieren. + +*ih:* ihm, ihn, ihr, ihnen, ihres, ihrem, ihren. + +*ieh:* stiehlt, -- stehlen; befiehlt, sieh, lieh, zieh, gedieh, Vieh, +Viehes. + +§. 63. 1. Mit *„th“* werden geschrieben: + +Thal, Thaler, That, Thau, Theil, Theater, Thema, Theodor, Therese, +Thermometer, theuer, Thier, Thür, Thon, aber: Ton (eines Instruments), +Thor, Thron, Thräne, Apotheke, Aether, Armuth, Arithmetik, Athem, +Dorothea, Elisabeth, Gemüth, Katheder, Katholik, Koth, Loth, Lazareth, +Mathilde, Methode, Myrthe, Muth, Noth, Pathe, Räthsel, Röthe, Ruthe, +Sabbath, Urtheil; -- Draht, -- drehen; Naht, nähen. + +Merke: Abenteuer, Bart, Etat, Gebet, Geburt, Monat, Partei, Partie, +Rhein, Rhede, Rhin, Rhone; -- Whist, Katarrh, Rheumatismus, Rhinoceros. +-- Parasol, Diarium, egal, Fibel, Bibel, Lineal, Habit, Fabrik, +Terrine, Garderobe. + +2. Zu den Doppellauten tritt nur ein „h“ hinzu, wenn die Ableitung ein +solches erfordert: Weihnachten, rauh. + +§. 64. 1. _Die Schärfung_ der Selbst- und Umlaute wird oft _durch +Verdoppelung_ der darauf folgenden Mitlaute bezeichnet. + +Mann, kennen, retten, hoffen, treffen, ertappen, wollen, können, +Roggen, Egge, Widder, Robbe, Ball, Puppe, kämmen, karren, Narr, +denn, wenn, dann, Sammet, Zimmet, majorenn, Rabatt, Duett, minorenn, +Protocoll, Duell. + +2. Für zwei „k“ schreibe „ck“. Also Rock, nicht Rokk, Stock, locken, +necken, stricken, erblicken, backen, Druck, Stück. + +Für zwei „z“ schreibe „tz“. Also Netz nicht Nezz. + +Besatz, Schatz, Metze, Netz, sitzen, Klotz, Mütze, verletzen, Schutz. + +Für zwei „ß“ schreibe „ss“, wenn du „ß“ als Vor- u. Nachlaut hörst; +hörst du es aber nur als Nachlaut, so schreibe „ß“. Also lassen -- laß +und nicht laßßen -- laßß. + +lassen, wissen, Nuß -- Nüsse, Riß -- Risse, Fluß -- Flüsse, ißt -- +essen, müßte -- müssen, Kuß -- küssen. + +3. Nach gedehnten Selbst- und Umlauten, so wie nach Doppellauten und +Mitlauten folgt keine Verdoppelung: + +Ekel, Haken, buk, Laken, kam, Geiz, Kreuz, Wein, Franz, Herz, Salz, +Bank, Kalk, Werk, Helm, Amt, Fuß, büßen etc. + +4. Zwei auf einander folgende Mitlaute können niemals _beide_ +verdoppelt werden; der erste von ihnen aber wird verdoppelt, wenn +es die Ableitung verlangt: + +wollte -- wollen, kannte -- kennen, Gewinnst -- gewinnen, kommst -- +kommen. + +5. Die Buchstaben „ch“, „sch“ und „ß“ werden _nie_ verdoppelt: + +Brüche, Flasche, Flüße, u. nicht Flüßße, Flaschsche, Brüchche. + +6. In Wörtern aus fremden Sprachen steht _nie_ „ck“: + +Rector, Doctor etc. + +§. 65. 1. Es werden geschrieben mit „dt“: + +beredt, beredet; gesandt, Gesandter; verwandt, Verwandter; Stadt, +todt = Eigenschaftsw.; der Tod = Hauptw., Ernte, Schwert. + +2. Mit „ai“: + +Hain, Kaiser, Laie, laichen, Mai, Maid, Maier, Main, Mainz, Mais, Rain, +Saite = Instrument, die Waise. + +3. Mit „chs“ für „cks“: + +Achse, Achsel, Büchse, Dachs, Deichsel, Drechsler, Eidechse, Flachs, +Fuchs, Gewächs, Lachs, Luchs, Sachsen, sechs, Sechser, Sechste, Wachs, +Weichsel, Wichse, Wuchs, wachsen -- flugs Häcksel etc. + +4. Mit „x“ für „cks“: + +Alexander, Axt, Buxbaum, Crucifix, Examen, Exempel, Exemplar, Felix, +Fixstern, Hexe, Max, Mexiko, Mixtur, Nix, Oxhoft, Taxe, Texas, Texel, +Text, Xanthippe, Xerxes, perplex, Luxus, Exceß, extrafein, Exekution, +Extrem, Experiment. + +§. 66. 1. Mit „Qu, qu“ für „Kw, kw“: + +Quacksalber, Quaderstein, Quadrant, Quadrat, quaken, Quäker, Qual, +Qualität, Quantität, Quantum, Quart, Quartal, Quartett, Quarz, Quaste, +Quecke, Quecksilber, Quelle, Quentchen, quer, Querkopf, quetschen, +quiken, Quinte, Quirl, quitt, Quitte, Quittung, Quotient, Aequator, +bequem, erquicken, Quodlibet. + +2. Mit „Pf und pf“: + +Pfad, Pfahl, Pfand, Pfanne, Pfarre, Pfarrer, Pfau, Pfeffer, Pfeife, +Pfeil, Pfeifer, Pfennig, Pferd, pfiffig, Pfingsten, Pfirsich, Pflanze, +Pflaster, Pflaumen, Pflege, Pflicht, Pflock, pflücken, Pflug, Pforte, +Pfoste, Pfote, Pfriem, Pfropfen, Pfründe, Pfuhl, pfui, Pfund, pfuschen, +Pfütze. + +3. Mit „Ph, ph“: + +Phantasie, Pharao, Pharisäer, Philosoph, Philipp, Philister, Phosphor, +Physik, Physikus, Amphibien, Atmosphäre, Christoph, Kaiphas, +Kalligraphie, Kolophonium, Elephant, Epheu, Joseph, Geographie, +Orthographie, Peripherie, Physiognomie, Philologie, Phrase, Prophet, +Sopha, Sophie, Stenographie, Stephan, Strophe. + +4. Mit „V, v“ theils für „f“ theils für „w“: + +_ver_, vertragen, Vertrag; _vor_, vortragen, Vortrag; _voll_, vollenden, +Vollendung; _von_, davon, wovon; _viel_, vielleicht, vielästig; _vier_, +vierfüßig, vierzig, Viertel; Vater, Vetter, Veilchen, Veit, Veitstanz, +Velten, Vesper, vexiren, Vieh, Vogel, Vogt, Vogtei, Volk, activ, brav, +Eva, David, Frevel, Gevatter, Gustav, Larve, massiv, Nerv, Motiv, naiv, +octav, passiv, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Indicativ, +Conjunctiv. -- Vagabond, Vase, Vegetabilien, Ventil, Vicewirth, +Victualien, vidimiren, violett, Violine, Virtuos, visiren, Visite, +Vitriol, Vocal, Vocativ, Votum, Vulkan, Division, Evangelium, Lava, +Locomotive, Malve, November, Pulver, Proviant, Provinz, Serviette, +Universität, Revisor, Individuum, Invalide, Inventarium. + +§. 67. 1. Steht „C, c“ vor a, o, u, au, l, r, oder als Nachlaut, so +lautet es wie „k“ und kann auch „k“ geschrieben werden: + +Canal -- Kanal, Cantor, Cocarde, Collecte, Cur, Cultur, Classe, Client, +Creatur, Credit, accurat, October, Sclave, Scorpion, Microscop, Product. + +2. Steht „C, c“ vor e, i, y, ei, ä, so lautet es wie „z“ und kann auch +„z“ geschrieben werden: + +Cäcilie, Censor, Centner, Cichorien, Circular, certiren, citiren, +Facit, Cylinder, Ceilon, Cäsar, Accent, Accise, December, Service. + +3. Mit „Ch, ch“ für „K, k“ werden geschrieben: + +Charakter, Charte, Charfreitag, Cholera, Chor, Choral, Christ, +christlich, Chronik. + +4. Mit „Ch, ch“ für „Sch, sch“: + +Champagner, Charlatan, charmant, Charlotte, Charpie, Manchette, Chef, +Chikane, Chocolade, tranchiren, revanchiren. Viele dieser Wörter +schreibt man mit „sch“. + +5. Mit „y“ werden geschrieben: + +Anonym, Cypresse, Gymnasium, Hyäne, Syrup, System, Pyramide, Symbol. + +6. Steht „t“ _vor_ ia, ie, io, iu, iö, so wird es wie „z“ gelesen: + +Patient, gratial, Addition, Ambition, Auction, Condition, Caution, +Confirmation, Constitution, Deputation, Expedition, Lection, Motion, +Nation, Ration, Revolution, Portion, Pontius, Subtraction, Exercitium. + +§. 68. 1. Freund, Freundin, Freundinnen; heran; herein, hinan, hinein; +wir sind, ihr seid = Zeitw.; seit = Verhältnißw.; wieder, wiederum = +Umstandsw.; wider, gegen = Verhältnißw.; ich war -- es ist wahr; der +Mann ist ausgegangen -- man (irgend Jemand) ist ausgegangen; er sticht +mich mit der Nadel -- das Tuch steckt in der Tasche; morgen -- Morgen. + +2. „ich“ und „lich“. Schreibe „ig“, wenn das „l“ zum Stamme gehört. +Schreibe „lich“, wenn das „l“ nicht zum Stamme gehört: heil-ig, sel-ig; +wirk-lich, glück-lich, freund-lich, schwäch-lich. + +3. Einmal, jemals; ein Mal, zwei Mal. Ein paar (mehrere) Groschen -- +ein Paar (zwei) Strümpfe. + +4. „_das_, _daß_“. Kann man „das“ mit „dieses“ oder „welches“ +verwechseln, so wird es „das“ geschrieben, kann dies nicht geschehen, +so wird es „daß“ geschrieben: + +Das Kleid, das das Mädchen trägt, ist zerrissen. Niemand zweifelt +daran, daß Geld Vieles möglich macht. + +5. _Zu laufen_ -- zulaufen; anzufangen, anfangen, hinaufzusteigen. + +§. 69. _Aehnlich klingende Wörter: + +Aas, aß; Allee, Alle; Armee, Arme; Beile, Beule; bezeigen, bezeugen; +berichtigt, berüchtigt; Dauben, Tauben; dingen, düngen; dir, Thier, +Thür, dürr; Drang, Trank, trank; erdig, erdicht; erhält, erhellt; +erzeigen, erzeugen; fast, faßt; Fäule, Feile, Pfeile; Feilchen, +Veilchen; Vetter, fetter; Feuer, Feier; Feld, fällt; Felle Fälle; fiel, +viel, fühl; Fliege, Flüge, Pflüge; flicken, pflücken; Fluch, Flug, +Pflug; Fund, Pfund; für, vier; ganz, Gans; gar, ja, Jahr; Gericht, +Gerücht; hast, haßt; heilen, heulen; heute, Häute; heiser, heißer, +Häuser; Kante, kannte; Körner, Kärrner; Kiste, Küste, küßte; Last, +laßt, las't; leiten, läuten, Leuten; Magd, Macht; magst, machst; Mine, +Miene; Mus, muß; Muse, Muße; Namen, nahmen; nein, neun; ölig, ölicht; +Rad, Rath; Räuber, Reiber; Recht, rächt, regt; Rind, rinnt; reißen, +reisen; sachte, sagte; sang, sank; sind, sinnt; singt, sinkt; Stelle, +Ställe; Strenge, Stränge; Teich, Teig, Deich; Thon, Ton; Trift, trifft, +währen, wären, wehren; Waise, Weise; wegen, wägen; Zähren, zehren; +Zeugen, Zeug, zeuch; Ziegel, Zügel; Zaum, Zaun. + + _Trennung der Wörter._ + +§. 70. Ein _jedes Wort_ hat so viel Silben, als es Selbstlaute hat. +Mußt du beim Schreiben Wörter trennen, so _trenne_ sie nach ihren +*Sprechsilben*. _Einsilbige_ Wörter können nicht getrennt werden. _Ein_ +Mitlaut zwischen zwei Selbstlauten gehört zur nachfolgenden Silbe. +Stehen zwischen zwei Selbstlauten zwei Mitlaute, so gehört der eine zur +ersten, der andere zur zweiten Silbe. Zusammengesetzte und abgeleitete +Wörter trennt man oft nach ihrer Zusammensetzung und Ableitung. + +ck, tz, st, sch, ch werden nicht getrennt, sondern zur folgenden Silbe +gezogen. + +§. 71. _Einen großen Anfangsbuchstaben_ giebt man + +1. zu Anfange eines Satzes; + +2. nach einem Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, wenn diese einen + Satz schließen; + +3. nach einem Doppelpunkt, wenn die Rede wörtlich angeführt wird; + +4. jedem Hauptwort, sowie allen Wörtern, die als Hauptwort gebraucht + werden (der Mann, der das _Wenn_ und das _Aber_ erdacht etc. Ein + Juchhei ist besser als ein Oweh!); + +5. jedem Eigenschaftswort, das zu einem Titel gehört; + +6. in Briefen den Fürwörtern, die sich auf die angeredete Person + beziehen; + +7. zu Anfang einer jeden Strophe in Gedichten. + +§. 72. _Abkürzungen_: gest. = gestorben; geb. = geboren; Dr. = Doctor; +St. = Sanct; Sr. = Seiner; Ew. = Euer; z. B. = zum Beispiel; d. h. = das +heißt; d. i. = das ist; u. s. w. = und so weiter; p. p. = und so weiter; +d. J. = dieses Jahres; d. M. = dieses Monats; v. M. = vorigen Monats; +Anm. = Anmerkung; N. S. = Nachschrift; u. a. m. = und andere mehr; +i. J. = im Jahre; v. Ch.= vor Christi Geburt. + + + + + Zusatz. + + +§. 73. Es werden gesprochen: + +1. g = sch, + +Agio, Adagio, engagiren, arrangiren, Eugen, Gage, Gelee, Genie, +geniren, Loge, Logis, Page, Orange, rangiren, Sergeant, Gensd'arm. + +2. j = sch, + +jaloux, Jalousie, Journal. + +3. qu = k, + +Bouquet, moquiren, Maroquin, Piquet. + +4. cu = kw, + +Biscuit. + +5. gne = nje, + +Champagne, Champagner, Compagnon. + +6. ai, ais = ä, + +Affaire, Chaise, Domaine, Fontaine, Palais, Plaisir, Portrait, Raison, +raisonniren, Souverain. + +7. ail, aill = alj; eil = elj, + +Bataille, Canaille, Detail, Medaille, Serail, Taille, Oreiller. + +8. au, eau, eaux = o, + +Chaussee, echauffiren, Epaulette, Sauce, Büreau, Bureaux. + +9. ei = ä, + +Seine. + +10. em, en, an, ent = ang, + +Entree, Pension, Provence-Oel, Assemblee, emballiren, avanciren, +Balance, Departement, Avertissement. + +11. er, et = e, + +Banquier, Diner, Souper, Filet, Metier, Rentier, Premier. + +12. eu = o, + +Neveu, Queu, Liqueur, Collecteur, Deserteur, Friseur. + +13. eint = ang, + +Teint. + +14. ai = ä, + +Anglaise, Polonaise. + + oi = oa, + +Loire, Toilette, Comtoir (jedoch meist Comtor gesprochen). + +15. ou, out, ous = u, + +Bravour, Bouteille, doubliren, Gouverneur, Cour, Louis, Redoute, +Rouleaux, Ressource, Tour, retour, Ouvertüre, Coulisse, Courant, +Courier, Cours, Cousine, Couvert, Ragout, Rendezvous. + +16. ill = ilj, + +Billard, Billet, Brillant, Postillon, Pavillon, Quadrille, Guillotine. +-- Bouillon, Patrouille. + + + + +Buchdruckerei von _Eugen Grosser_, Berlin SW., Zimmerstr. 91. + + + + + Anmerkungen zur Transkription + + + Text, der im Original fett gedruckt ist, wurde *so* markiert. Text, + der im Original gesperrt gesetzt ist, wurde _so_ markiert, soweit es + sich um eine Hervorhebung mindestens eines ganzen Wortes handelt. + Dort, wo im Original Endungen durch gesperrte Setzung hervorgehoben + sind, wurde vor jeden einzelnen Buchstaben ein _ gesetzt, also _s_o. + Wechsel in der Schriftart, die im Original für lateinische Begriffe + verwendet werden, wurden nicht markiert. + + Das Frakturzeichen für etc wurde durch die Buchstabenfolge etc + ersetzt. + + In den Paragraphen 59 und 60 wird die Verwendung des „langen s“ + erklärt. Hier wurde das Zeichen Å¿ verwendet. An allen anderen + Stellen wurde das „runde s“ verwendet, so auch in §. 65 (3), + wo im Original die Buchstabenfolgen chs und cks jeweils mit + langem und rundem s aufgeführt sind. + + Markierungen wurden dort korrigiert, wo sie (insbesondere in + Tabellen) nicht einheitlich waren. Ebenso wurden fehlende oder + falsche Satzzeichen und Abkürzungspunkte ergänzt bzw. korrigiert. + + Folgende Korrekturen für Nummerierungen wurden vorgenommen: + + Seite 13, §. 19 Nummerierung 1. ergänzt. + Seite 31, §. 40 Nummerierung korrigiert: 7. statt 8. + Seite 45, §. 67 Nummerierung 5. ergänzt. + + Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert: + + Seite 3, Vorwort + ubersichtlich ersetzt durch übersichtlich, + geknupft ersetzt durch geknüpft, + gelaufig ersetzt durch geläufig. + + Seite 5, §. 1 + Praposition ersetzt durch Präposition. + + Seite 16, §. 23 + gegewesen ersetzt durch gewesen. + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by +H. Bohm and W. Steinert + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44642 *** diff --git a/44642-h/44642-h.htm b/44642-h/44642-h.htm new file mode 100644 index 0000000..c48d355 --- /dev/null +++ b/44642-h/44642-h.htm @@ -0,0 +1,2923 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> + <head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=UTF-8" /> + <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> + <title> + The Project Gutenberg eBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by B. Bohm und W. Steinert. + </title> + <link rel="coverpage" href="images/cover.jpg" /> + <style type="text/css"> + +body { + margin-left: 5%; + margin-right: 5%; + max-width:40em; +} + +h1,h2,h3 { + text-align: center; /* all headings centered */ + clear: both; +} + +h1,h2 { +margin-top:4em; +} + +h2 { + page-break-before:always; +} + +p { + margin-top: .51em; + text-align: justify; + margin-bottom: .49em; +} +.noindent {text-indent:0em;} + +hr { + margin-top: 2em; + margin-bottom: 2em; + clear: both; +} + +hr.tb { + margin-left: 27.5%; + margin-right: 27.5%; + width: 45%; +} + +hr.r10 { + margin-left: 45%; + margin-right: 45%; + width: 10%; +} + +li { margin-left:-1em;} + +table { + table-layout:auto; + width:100%; +} + +.auto-width { + width:auto; +} + +td { + padding-left:1em; + text-indent:-1em; + margin-left:1em; + vertical-align:top; +} + +td.small { + padding-left:0em; + text-indent:0em; + margin-left:0em; + text-align:right +} + +td.small-left { + padding-left:0em; + text-indent:0em; + margin-left:0em; + text-align:left +} + +td.wide { + padding-left:2em; + padding-right:2em; + text-align:center; +} + +td.hanging { + text-indent:-1.5em; +} + +td.left-spaced { + text-indent:0; + text-align:left; + padding-left:0.5em; + padding-right:0.5em; +} + +td.para-heading { + width:20%; + padding-left:0em; + text-indent:0em; +} + +td.half { + width:50%; +} + +td.w60 { + width:60%; +} + +td.w20 { + width:20%; +} + +.listitem{ + text-indent:-1em; + margin-left:1em; + text-align: justify; +} + +.listitem2{ + text-indent:-2em; + margin-left:2em; +} + +.indented { +margin-left:1em; +} + +.indented2 { +margin-left:2em; +} + +.superindent { +text-indent:3em; +} + +.blockquot { + font-size: 90%; +} + +.center { + text-align: center; +} + +.right { + text-align:right; + margin-right:10%; +} + +.left { + text-align:left; +} + +.gesperrt +{ + letter-spacing: 0.1em; + margin-right: -0.1em; +} + +em.gesperrt +{ + font-style: normal; +} + +/* Transcriber's notes */ +.transnote {background-color: #E6E6FA; + color: black; + font-size:smaller; + padding:0.5em; + margin-bottom:5em; + margin-top:5em; + font-family:sans-serif, serif; } + +.tn-header { + text-align:center; + margin-bottom:1em; + font-size:1.2em; + font-weight:bold; +} + +.big { + font-size:larger; + line-height:200% +} + +.new-page { + page-break-before:always; + margin-top:4em; +} + +.covernote {visibility: hidden; display: none;} + +@media handheld { +.covernote {visibility: visible; display: block;} +} + + </style> + </head> +<body> +<div>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44642 ***</div> + +<h1>Kleine<br /> +<span class="big">deutsche Sprachlehre</span> +</h1> + +<p class="center"><b>von</b></p> + +<p class="center" style="margin-top:2em"><b><big>H. Bohm</big></b> und <b><big>W. Steinert</big></b>.</p> + +<hr class="r10" /> + +<p class="center"><b>Einunddreißigste Auflage.</b></p> + +<hr class="r10" /> + +<p class="center">Preis 25 Pfge.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p class="center" style="font-size:1.5em">Berlin, 1879.</p> + +<p class="center gesperrt">Verlag von Theodor Kampffmeyer</p> + +<p class="center"><b>Friedrichstr. 52/53.</b></p> + +<p class="center">(Zwischen Krausen- u. Schützenstr.) +</p> + +<div> +<h2><a name="Vorwort" id="Vorwort">Vorwort.</a></h2> + +<p>Das vorliegende Heft giebt eine gedrängte Zusammenstellung Alles dessen, +was der Schüler wissen muß, wenn er dahin gelangen soll, seiner +Muttersprache in Rede und Schrift mächtig zu sein.</p> + +<p>Daß wir durch die befolgte Anordnung keinen Lehrgang geben wollten, ist +leicht ersichtlich. Es lag uns aber daran, den zu verarbeitenden Stoff, +in <a id="uebersichtlicher"></a>übersichtlicher Weise zusammengestellt, den Kindern in die Hände zu +geben, um dem Lehrer dadurch das zeitraubende Dictiren abzunehmen. Wir +dürfen kaum befürchten, in Betreff der Anwendung des Heftchens +mißverstanden zu werden. Die einzelnen §§. enthalten das <em class="gesperrt">in den +Unterrichtsstunden gewonnene</em> Resultat und müssen Eigenthum des Schülers +werden. — <b>Es soll aber ihr Inhalt, so wie überhaupt jede sprachliche +Form, aus dem lebendigen Organismus der Sprache heraus entwickelt und +nicht gegeben, der Unterricht also an das Lesebuch oder die Bildertafel +<a id="geknuepft"></a>geknüpft werden.</b> In dieser Weise angewendet, soll das Heft dem Schüler +bei Wiederholungen so wie zur Uebung und Befestigung in den Formen der +Muttersprache dienlich sein. Was im Rechnen das Einmaleins ist, das sind +in der Sprache die einzelnen Formen derselben; sie müssen dem Schüler +ebenso <a id="gelaeufig"></a>geläufig sein wie jenes. Daher nach der <em class="gesperrt">Erkenntniß</em> <b>vielfache +Uebung!</b></p> + +<p>Obgleich wir der Ansicht sind, daß der Unterricht in der Orthographie +mit dem ersten Leseunterricht beginnen und fortschreiten, und das Meiste +durch das Auge erreicht werden müsse, so hielten wir es doch für nöthig, +diejenigen Regeln aufzustellen, welche durchgreifend sind, und +namentlich <b>den</b> Schülern von Nutzen sein werden, die einen +zusammenhangenden Unterricht nicht haben genießen können.</p> + +<p>Die erste Veranlassung zur Herausgabe dieser Zusammenstellung ward uns +durch die wissenschaftlichen Sitzungen des Geselligen Lehrer-Vereins.</p> + +<p>Indem wir für diese Anregung hiermit danken, erlauben wir uns zugleich, +<em class="gesperrt">Demselben</em> diese Arbeit zu geneigter Beurtheilung zu überreichen.</p> + +<table style="margin:auto; width:90%" summary="Signatur"> +<tr> +<td align="left"><span style="margin-left:5%"><em class="gesperrt">Berlin</em>, den 30. April 1851.</span></td> +<td align="right"><span style="margin-right:5%"><b>D. V.</b></span></td> +</tr> +</table> +</div> + +<div> +<h2><a name="Vorwort2" id="Vorwort2">Vorwort<br /> +zur einunddreißigsten Auflage.</a></h2> + +<p>Diese Auflage ist im Wesentlichen mit den vorangegangenen gleichlautend. +Nur in betreff der Orthographie sind mit leiser Hand wiederum einige +Aenderungen vorgenommen worden. So schwankend auch Einzelnes auf diesem +Gebiete bereits geworden ist, und so dringend auch eine bestimmte +Regelung erscheint, so darf doch in einer Sprachlehre für die +Volksschule nur mit äußerster Vorsicht nach dieser Richtung hin +vorgegangen werden. Neue Formen zu lehren, ist, — nach unserer Ansicht +— der Volksschule erst dann gestattet, wenn dieselben in den meisten +Volks Schul-Lesebüchern zu finden und von der Tagespresse aufgenommen +worden sind.</p> + +<p>Außerdem ist der in früheren Auflagen auf der letzten Seite befindliche +zu §§ 5 und 6 gehörende Zusatz über die Biegung der Hauptwörter an der +richtigen Stelle auf Seite 7 eingefügt worden.</p> + +<p> +<em class="gesperrt">Berlin</em>, im April 1879. +</p> +<p class ="right" style="margin-right:10%"> +<b>H. Bohm.</b> +</p> +</div> + +<div> +<h2><a name="Wortlehre" id="Wortlehre">Wortlehre.</a></h2> + +<p>§. 1. Es giebt 10 Wörterklassen:</p> + +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Wörterklassen"> +<tr> +<td align="left">1. Ge­schlechtsw.<br />Artikel.</td> +<td align="left">2. Hauptw. <br />Substantiv.</td> +<td align="left">3. Eigen­schaftsw. <br />Adjectiv.</td> +<td align="left">4. Zahlw. <br />Numerale.</td> +</tr> +<tr> +<td align="left">5. Fürw. <br />Pronomen.</td> +<td align="left">6. Ver­hältnißw. <br /><a id="Praeposition"></a>Prä­position.</td> +<td align="left">7. Zeitw. <br />Verbum.</td> +<td align="left">8. Umstandsw. <br />Adverbium.</td> +</tr> +<tr> +<td align="left">9. Bindew. <br />Conjunction.</td> +<td align="left" colspan="2" class="hanging">10. Emp­findungsw. <br />Interjection.</td> +<td></td> +</tr> +</table> + +</div> + +<div> +<h3>I. Geschlechtswörter.</h3> + +<p>§. 2. 1. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> kündigen die Wörter, zu denen sie gehören, +als Hauptw. an, und sagen, welches Geschlecht dieselben haben.</p> + +<p class="listitem"> +2. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> sind: +</p> + +<div class="indented"> +<table style="display:inline" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Geschlechtswörter"> +<tr> + <td /> + <td align="center"><em class="gesperrt">männlich</em></td> + <td align="center" ><em class="gesperrt">weiblich</em></td> + <td align="center"><em class="gesperrt">sächlich</em></td> +</tr> +<tr> + <td /> + <td align="center">Masculinum</td> + <td align="center">Femininum</td> + <td align="center">Neutrum</td> +</tr> +<tr><td align="left"><em class="gesperrt">bestimmte:</em></td><td align="center">der</td><td align="center">die</td><td align="center">das</td></tr> +<tr><td align="left"><em class="gesperrt">unbestimmte:</em></td><td align="center">ein</td><td align="center">eine</td><td align="center">ein</td></tr> +</table> +</div> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> werden nie betont und nur zu Anfange eines Satzes +groß geschrieben; ihre Biegung siehe beim Hauptw.</p> + +</div> + +<div> +<h3>II. Hauptwörter.</h3> + +<p>§. 3. 1. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> sind Namen für <em class="gesperrt">Gegenstände</em>.</p> +<div class="indented"> + <p class="listitem">a. Man kann die Wörtchen <em class="gesperrt">der</em>, <em class="gesperrt">die</em>, <em class="gesperrt">das</em> vor sie setzen. + </p> + <p class="listitem">b. Sie werden <em class="gesperrt">groß geschrieben</em>. + </p> +</div> +<p class="listitem"> +2. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können sein:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> + a. Namen für <em class="gesperrt">wirkliche</em> Gegenstände (Concreta — Wesennamen) z. B. für + Personen, Thiere, Pflanzen, Steine, Städte, Dörfer, Berge, Flüsse, + Geräthe, Kleider etc. +</p> +<p class="listitem"> + b. Namen für Gegenstände, die als <em class="gesperrt">wirklich gedacht</em> werden (Abstracta — + Begriffsnamen) z. B. die meisten Wörter auf: <em class="gesperrt">heit</em>, <em class="gesperrt">keit</em>, <em class="gesperrt">ung</em>, <em class="gesperrt">thum</em>, + <em class="gesperrt">muth</em> (<em class="gesperrt">mut</em>), <em class="gesperrt">schaft</em>, <em class="gesperrt">niß</em> (<em class="gesperrt">nis</em>). +</p> +</div> + <p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> unter a. zerfallen in:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> + 1. <em class="gesperrt">Eigennamen</em> (Nomina propria): Marie, Karl, Berlin etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 2. <em class="gesperrt">Gattungsnamen</em> (N. appellativa): Hund, Apfel, Zimmer etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 3. <em class="gesperrt">Stoffnamen</em> (N. materialia): Milch, Wasser, Zucker, Blei etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 4. <em class="gesperrt">Sammelnamen</em> (N. collectiva): Heer, Christenheit, Waldung.<br /> +</p> +</div> +<p>§. 4. 1. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> haben ein <em class="gesperrt">dreifaches Geschlecht</em> (Genus):</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Geschlechter"> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Männlich</em>:</td><td class="left-spaced">der Mann</td><td class="left-spaced">ein Spiegel.</td></tr> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Weiblich</em>:</td><td class="left-spaced">die Frau</td><td class="left-spaced">eine Wand.</td></tr> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Sächlich</em>:</td><td class="left-spaced">das Kind</td><td class="left-spaced">ein Buch.</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. <em class="gesperrt">Doppeltes Geschlecht</em> haben: Band, Bund, Erbe, Erkenntnis, +Flur, Gehalt, Harz, Heide, Hut, Kiefer, Kunde, Leiter, Mast, +Messer, Schild, See, Sprosse, Thor, Steuer etc.</p></div> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können in <em class="gesperrt">zweifacher</em> Zahl (Numerus) stehen: <em class="gesperrt">Einzahl</em> +(Singularis), <em class="gesperrt">Mehrzahl</em> (Pluralis).</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Hauptw.-Zahl"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">Fenster</td><td align="left">Hund</td><td align="left">Kleid</td><td align="left">Knabe</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">Fenster</td><td align="left">Hund e</td><td align="left">Kleid e r</td><td align="left">Knab e n</td></tr> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">Bett</td><td align="left">Vater</td><td align="left">Wand</td><td align="left">Dach</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">Bett e n</td><td align="left">Väter</td><td align="left">Wänd e</td><td align="left">Däch e r.</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot indented"> + +<p>Anm. Es haben:</p> + +<p class="listitem">1. <em class="gesperrt">keine Einz.</em>: Eltern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten etc.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">keine Mehrz.</em>: Gold, Silber, Blei, Milch, Mehl, Haß etc.</p> + +<p class="listitem"><a id="Ref-4-2-3"></a>3. <em class="gesperrt">doppelte Einz.</em>: Friede — Frieden, Funke, Same, Buchstabe, +Fels, Gedanke, Glaube, Haufe, Schade, Wille etc.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Doppelte Mehrz.</em>: Bande, Bänder; Bänke, Banken; Gesichte, +Gesichter; Lichte, Lichter; Tuche, Tücher; Worte, Wörter etc.</p> +</div> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können in der E. u. M. in <em class="gesperrt">vier verschiedenen Fällen</em> +(Casus) stehen: 1. F. = Nominativ, 2. F. = Genitiv, 3. F. = Dativ, 4. F. += Accusativ.</p> + +<p class="listitem">4. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und <em class="gesperrt">gemischten +Biegung</em> (Declination).</p> + +<p class="center">I. Starke Biegung.</p> + +<p>§. 5. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> dieser Bieg. erhalten im 2. F. der E. s oder e s und +im 1. F. der M. e oder e r. Sie lauten oft um. Die weibl. Wörter +bleiben in der E. unverändert.</p> +<table cellpadding="2" cellspacing="0" summary="Hauptw. Starke Biegung"> +<tr><td>E.</td><td>1. F wer?</td> <td>a.</td><td>der Baum</td><td>b.</td><td>das Haus</td><td>c.</td><td>die Gans.</td></tr> +<tr><td></td> <td>2. F. wessen?</td><td></td> <td> des Baum e s</td><td></td> <td> des Haus e s</td><td></td> <td> der Gans</td></tr> +<tr><td></td> <td>3. F. wem?</td> <td></td> <td>dem Baum e</td><td></td> <td> dem Haus e</td><td></td> <td> der Gans</td></tr> +<tr><td></td> <td>4. F. wen?</td> <td></td> <td>den Baum</td><td></td> <td> das Haus</td><td></td> <td> die Gans</td></tr> +<tr><td>M.</td><td>1. F. wer?</td> <td></td> <td>die Bäum e</td><td></td> <td>die Häus e r</td><td></td> <td>die Gäns e</td></tr> +<tr><td></td> <td>2. F. wessen?</td><td></td> <td>der Bäum e</td><td></td> <td> der Häus e r</td><td></td> <td> der Gäns e</td></tr> +<tr><td></td> <td>3. F. wem?</td> <td></td> <td> den Bäum e n</td><td></td> <td> den Häus e r n</td><td></td> <td> den Gäns e n</td></tr> +<tr><td></td> <td>4. F. wen?</td> <td></td> <td> die Bäum e</td><td></td> <td> die Häus e r</td><td></td> <td> die Gäns e</td></tr> +</table> +<p> +a. Hahn, Sohn, Werk, Kreuz; b. Schloß, Gras, Leib, Geist; +c. Magd, Stadt, Heinrich, Ludwig. +</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Die männl. und sächl. Wörter auf <b>el</b> und <b>er</b> nehmen +nur an: im 2. Fall der E. s und im 3. Fall der M. n. +Z. B. Apfel, Mantel, Pudel, Räthsel, Müller, Vater, +Bruder, Messer. Die weibl. Wörter auf <b>r</b> nehmen aber im +3. F. der M. <b>n</b> an: Mutter, Tochter.</p></div> + +<p>§. 6. Die Hauptw. der <em class="gesperrt">schwachen Biegung</em> bleiben entweder in der E. +unverändert, oder nehmen im 2. und den übrigen F. der E. und M. n oder +e n an. Hauptw. der <em class="gesperrt">gemischten Biegung</em> gehen in der E. nach der +starken, in der M. nach der schwachen Biegung.</p> + +<div class="left"> + <table border="0" cellpadding="2" cellspacing="0" summary="Hauptw. Schwache Biegung"> + <tr align="center"> + <td colspan="3"></td> + <td colspan="6">II. Schwache Biegung.</td> + <td colspan="3">III. Gem. Bieg.</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">E.</td> + <td>1. F.</td> + <td>wer?</td> + <td class="small">a.</td> + <td class="small">ein</td> + <td>Held</td> + <td class="small">b.</td> + <td class="small">eine</td> + <td>Frau</td> + <td class="small">c.</td> + <td class="small">ein</td> + <td>Bett</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small"></td> + <td>2. F.</td> + <td>wessen?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eines</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einer</td> + <td>Frau</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eines</td> + <td>Bett e s</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small"></td> + <td>3. F.</td> + <td>wem?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einem</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einer</td> + <td>Frau</td><td class="small"></td> + <td class="small">einem</td> + <td>Bett e</td> + </tr> + + <tr><td class="small"></td> + <td>4. F.</td> + <td>wen?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einen</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eine</td> + <td>Frau</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">ein</td> + <td>Bett</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small">M.</td> + <td>1. F.</td> + <td>wer?</td> + <td class="small"></td> + <td></td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small"></td> + <td>Frau e n</td> + <td class="small"></td> + <td></td> + <td>Bett e n</td> + </tr> + </table> +</div> + +<p>Der 2., 3. u. 4. F. der M. sind mit dem ersten gleichlautend.</p> +<div class="blockquot"> +<p> +a. Herr, +Hase, das Kleine. b. Schule, Person, Marie, Amalie. c. Ohr, See, Auge, +Dorn, Ende, Gevatter, Hemde. +</p> + +<p>Anm. 1. Die Wörter auf <b>en</b>, <b>chen</b>, <b>lein</b> gehen nach der gem. Bieg. +und nehmen demnach im 2. F. der E. s an, können dieses s aber +nie in der M. behalten, also: des Mädchens, aber nicht: die +Mädchens. <em class="gesperrt">Herz</em> und <em class="gesperrt">Schmerz</em> gehören auch hierher, jedoch hat +Schmerz auch — Schmerzes.</p> + +<p>Anm. 2. Die männl. Wörter auf <b>e</b> gehen nach der schw. B.; +einzelne derselben, welche neben dem 1. F. auf <b>e</b> noch eine +veraltete Form auf <b>en</b> haben, bilden den 2. F. der E. auf <b>ens</b>. <a href="#Ref-4-2-3">S. +§ 4, 2. 3</a>.</p> + +<p>Anm. 3. a. Die <em class="gesperrt">männl. Eigennamen</em> biegen mit dem Geschlechtsw. +wie die weibl. Hauptw. der st. B.; die <em class="gesperrt">weibl.</em> dagegen wie die +weibl. Hauptw. der schw. Bieg. — Stehen die Eigennamen <em class="gesperrt">ohne</em> +Geschlechtsw., so nehmen sie im 2. F. <em class="gesperrt">s</em>, <em class="gesperrt"><b>n</b>s</em> oder <em class="gesperrt"><b>en</b>s</em> und in den +übrigen F. <em class="gesperrt"><b>n</b></em> oder <em class="gesperrt"><b>en</b></em> an. 1. F. Marie, 2. F. Mariens, 3. F. +Marien, 4. F. Marien. — Fritz, Max, Hans; Ottilie, Emilie, +Louise; Heinrichs, Berthas.</p> + +<p>b. Folgen <em class="gesperrt">mehrere Eigennamen</em> auf einander, so erhält nur der +letzte die Fall-Endung. Christian Fürchtegott Gellerts Fabeln.</p> + +<p>c. 1. F. Jesus Christus, 2. F. Jesu Christi, 3. F. Jesu Christo, +4. F. Jesum Christum.</p> + +<p>Zusatz-Regel: <em class="gesperrt">Schwach</em> biegen alle diejenigen Hauptwörter, die in +der Mehrzahl ein „n“ oder „en“ annehmen; stark biegen die, welche +in der M. kein „n“ oder „en“ erhalten: der Knabe — die Knabe<b>n</b>, +folglich <em class="gesperrt">schwach</em>, und daher der 2. Fall der Einzahl: „des +Knaben“; aber: der Garten — die Gärten, folglich, weil kein „n“ +hinzugekommen <em class="gesperrt">stark</em> und deshalb der 2. Fall der Einz. „des +Gartens.“</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>III. Eigenschaftswörter.</h3> + +<p>§. 7. 1. <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> bezeichnen die Eigenschaften der Gegenstände. +Sie bestimmen also das Hauptw. und stehen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">a) <em class="gesperrt">beifügend</em> (attributiv) auf die Frage: Was für <em class="gesperrt">ein</em>, <em class="gesperrt">eine</em>, <em class="gesperrt">ein</em>? +(Welcher, e, es?)</p> + +<p class="listitem">b) <em class="gesperrt">aussagend</em> (prädicativ) auf die Frage: Wie ist der, die, das? Das +<em class="gesperrt">große</em> Haus. — Das Haus ist <em class="gesperrt">groß</em>.</p> +</div> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> endigen oft auf: <em class="gesperrt">ig</em>, <em class="gesperrt">isch</em>, <em class="gesperrt">icht</em>, <em class="gesperrt">ern</em>, <em class="gesperrt">bar</em>, <em class="gesperrt">sam</em>, +<em class="gesperrt">lich</em>, <em class="gesperrt">haft</em>.</p> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> werden <em class="gesperrt">klein geschrieben.</em> Bestimmen sie jedoch das +Hauptw. nicht, sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie +selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. Der <em class="gesperrt">kranke</em> Mann ißt +Suppe. — Der <em class="gesperrt">Kranke</em> ißt Suppe.</p> + +<p class="listitem">4. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> stehen mit ihrem <em class="gesperrt">Hauptw.</em> in <em class="gesperrt">gleichem Geschlecht</em>, +<em class="gesperrt">gleicher Zahl</em> und <em class="gesperrt">gleichem Falle</em>.</p> + +<p class="listitem">5. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und +<em class="gesperrt">gemischten Biegung</em>.</p> + +<p>§. 8. Steht das <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> mit seinem Hauptw. <em class="gesperrt">allein</em>, so nimmt es +die Endungen des <em class="gesperrt">best. Geschlechtsw.</em> an und hat also:</p> + +<p class="center">I. Die starke Biegung.</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. starke Biegung"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">gut e r Sohn</td><td align="left">schön e Beere</td><td align="left">klein e s Kind</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">gut e s Sohnes</td><td align="left">schön e r Beere</td><td align="left">klein e s Kindes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">gut e m Sohne</td><td align="left">schön e r Beere</td><td align="left">klein e m Kinde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">gut e n Sohn</td><td align="left">schön e Beere</td><td align="left">klein e s Kind</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">gut e Söhne</td><td align="left">schön e Beeren</td><td align="left">klein e Kinder</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">gut e r Söhne</td><td align="left">schön e r Beeren</td><td align="left">klein e r Kinder</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">gut e n Söhnen</td><td align="left">schön e n Beeren</td><td align="left">klein e n Kindern</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">gut e Söhne</td><td align="left">schön e Beeren</td><td align="left">klein e Kinder</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em> hoher Baum, großer Mann; feine Arbeit, zarte Hand; plattes Dach, +blaues Auge.</p> + +<p>§. 9. Tritt zu dem <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> und <em class="gesperrt">Hauptw.</em> noch ein <em class="gesperrt">best. +Geschlechtsw.</em>, oder ein Für- oder Zahlwort, das wie das best. +Geschlechtsw. biegt, so hat dasselbe:</p> + +<p class="center">II. Die schwache Biegung.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. schwache Biegung, männl., weibl."> +<tr><td>E.</td><td> 1. F.</td><td>der gut e Sohn</td><td>die schön e Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>2. F.</td><td>unseres gut e n Sohnes</td><td>unserer schön e n Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>3. F.</td><td>diesem gut e n Sohne</td><td>dieser schön e n Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>4. F.</td><td>jenen gut e n Sohn</td><td>jene schön e Beere</td></tr> +<tr><td>M.</td><td> 1. F.</td><td>manche gut e n Söhne</td><td>manche schön e n Beeren</td></tr> +</table></div> + +<div class="center"> +<table style="display:inline" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. schwache Biegung, sächl." > +<tr><td align="right" >E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">das klein e Kind</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">manches klein e n Kindes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">diesem klein e n Kinde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">jenes klein e Kind</td></tr> +<tr><td align="right">M.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">manche klein e n Kinder</td></tr> +</table></div> + +<p>§. 10. Tritt zu dem Eigenschaftsw. ein unbest. Geschlechtsw., oder ein +Für- oder Zahlw., das wie <em class="gesperrt">dies</em> Geschlechtsw. biegt, so nimmt dasselbe im +1. F. des männlichen e r und im 1. und 4. F. des sächl. Geschl. e s an. In +den übrigen Fällen geht es nach der schw. Biegung. Man hat dann:</p> + +<p class="center">III. Die gemischte Biegung.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. gemischte Biegung"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">ein gut e r Sohn</td><td align="left">kein baar e s Geld</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">eines gut e n Sohnes</td><td align="left">keines baar e n Geldes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">einem gut e n Sohne</td><td align="left">keinem baar e n Gelde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">einen gut e n Sohn</td><td align="left">kein baar e s Geld</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Stehen <em class="gesperrt">zwei</em> oder <em class="gesperrt">mehrere Eigenschaftsw.</em> ohne +Geschlechtsw., Für- oder Zahlw. vor einem Hauptw., so biegen sie +im 1. F. der E. u. M. wie das best. Geschlechtsw.; in den +<em class="gesperrt">übrigen</em> F. biegt nur das erste in dieser Weise; die andern +biegen schwach; 1. F. <em class="gesperrt">guter, braver</em> Mann; 2. F. <em class="gesperrt">guten, braven</em> +Mannes; 3. F. <em class="gesperrt">gutem, braven</em> Manne; 4. F. <em class="gesperrt">guten, braven</em> Mann etc.</p></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 2. Steht ein <em class="gesperrt">Umstandsw.</em> vor einem <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> so darf +Ersteres nicht biegen. Man darf also nicht sagen: ein <em class="gesperrt">ganzer +braver</em> Mann, sondern ein <em class="gesperrt">ganz braver</em> Mann.</p></div> + +<p>§. 11. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> können <em class="gesperrt">gesteigert</em> werden. Es giebt 3 <em class="gesperrt">Stufen +der Steigerung</em> (Gradbiegung — Comparation). 1. Stufe (Positiv), 2. +Stufe (Comparativ), 3. Stufe (Superlativ).</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. Steigerung"> +<tr><td align="center" style="width:1em;">1.</td><td class="small" /><td align="center" style="width:1em;">2.</td><td class="small" /><td align="center" style="width:10em;">3.</td></tr> +<tr><td align="left">schön</td><td class="small" /><td align="left">schöner</td><td class="small" /><td align="left">schönst — am schönsten</td></tr> +<tr><td align="left">nahe</td><td class="small" /><td align="left">näher</td><td class="small" /><td align="left">nächst — am nächsten</td></tr> +<tr><td align="left">hoch</td><td class="small" /><td align="left">höher</td><td class="small" /><td align="left">höchst — am höchsten</td></tr> +<tr><td align="left">viel</td><td class="small" /><td align="left">mehr</td><td class="small" /><td align="left">meist — am meisten</td></tr> +<tr><td align="left">gut</td><td class="small" /><td align="left">besser</td><td class="small" /><td align="left">best — am besten</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em>: lang, niedrig, scharf, klug, stolz, faul, süß, kalt, warm, arm, +stark, krumm, breit.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Todt, mündlich, ganz, recht, bleiern, wahr, leer etc. +haben keine Steigerung.</p> + +<p>Anm. 2. Die 2. u. 3. Stufe biegen in derselben Weise wie die +erste Stufe.</p> + +<p>Anm. 3. Wie = 1. Stufe; als = 2. Stufe. Karl ist so schnell <em class="gesperrt">wie</em> +Fritz. Anton ist schneller <em class="gesperrt">als</em> Julius.</p> + +<p>Anm. 4. Oft wird die Steigerung durch die Wörter: äußerst, +höchst, sehr, vorzüglich etc. ausgedrückt.</p></div> + +<p>§. 12. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben:</p> + +<p>1. Den 2. Fall:<br /> +ansichtig, bedürftig, beflissen, benöthigt, bewußt, eingedenk, fähig, +froh, geständig, gewärtig, gewahr, gewiß, gewohnt, habhaft, kundig, +ledig, los, mächtig, müde, satt, schuldig, sicher, theilhaftig, +überdrüssig, verdächtig, verlustig, voll, werth, würdig.</p> + +<p>Man wurde <em class="gesperrt">des Verfolgten</em> nicht ansichtig. Der Arme ist <em class="gesperrt">der Unterstützung</em> +bedürftig. Bist <em class="gesperrt">du deiner</em> Sache gewiß? Dies ist nicht <em class="gesperrt">der Rede</em> werth. +Sie ist <em class="gesperrt">eines seltenen Glückes</em> theilhaftig geworden.</p> + +<p>2. Den 4. Fall:<br /> +alt, breit, dick, groß, hoch, reich, lang, schwer, tief, werth — wenn +ihnen die Angabe des Alters, Gewichtes, Preises etc. beigefügt wird.</p> + +<p>Der Stein ist <em class="gesperrt">einen</em> und <em class="gesperrt">einen halben</em> Centner schwer.</p> + +<p>3. Die übrigen Eigenschaftsw. haben entweder keinen oder in Verbindung +mit den Hülfszeitw. <em class="gesperrt">sein</em> oder <em class="gesperrt">werden</em></p> +<p class="superindent"> +den 3. Fall bei sich:<br /> +abtrünnig, abgeneigt, angenehm, anstößig, anständig, angeboren, ähnlich, +ängstlich, ärgerlich, bange, behülflich, bedenklich, bewußt, bekannt, +beschieden, beschwerlich, bequem, dienlich, dankbar, dunkel, eigen, +einleuchtend, ekelhaft, empfindlich, ergeben, erlaubt, erinnerlich, +erwünscht, fremd, gefällig, gefährlich, gehorsam, geläufig, gewogen, +gewachsen, gleich, gut, heilsam, heiß, hold, klar, kostbar, lästig, +lieb, nahe, nützlich, rathsam, schädlich, unausstehlich, unbegreiflich, +überlegen, verantwortlich, verbindlich, verderblich, verhaßt, verwandt, +werth, willkommen, zugethan.</p> + +<p>Du bist <em class="gesperrt">dem Vereine</em> abtrünnig geworden. — Ich bin <em class="gesperrt">Deinem</em> Vorhaben nicht +abgeneigt. — Dein Besuch ist <em class="gesperrt">mir</em> angenehm.</p> + +</div> + +<div> +<h3>IV. Zahlwörter.</h3> + +<p>§. 13. Die <em class="gesperrt">Zahlw.</em> zählen die Gegenstände. Sie sind:</p> +<p class="listitem">A. <em class="gesperrt">bestimmte</em> und +zwar:</p> + +<p class="listitem">1. Namen für <em class="gesperrt">Grundzahlen</em> (Cardinalia) auf die Frage: Wie viel? eins, +vier, fünf, sechs, <em class="gesperrt">funfzehn</em> (fünfzehn), <em class="gesperrt">sechzehn</em> (sechszehn), <em class="gesperrt">siebzehn</em> +(siebenzehn), zwanzig, ein und zwanzig, dreißig, <em class="gesperrt">funfzig</em> (fünfzig), +<em class="gesperrt">sechzig</em> (sechszig), <em class="gesperrt">siebzig</em> (siebenzig), Hundert, Tausend, Million, +Billion etc.</p> + +<p class="listitem">2. Namen für <em class="gesperrt">Ordnungszahlen</em> (Ordinalia) auf die Frage: Der wie vielste? +erste, zweite, dritte etc.</p> + +<p class="listitem">B. <em class="gesperrt">unbestimmte</em> oder Namen für <em class="gesperrt">allgemeine</em> Zahlen auf die Frage. Wie viel? +keine, etliche, manche, wenige, einige, viele, mehrere, alle, etwas, +genug, nichts etc.</p> + +<p class="listitem">1. Von den <em class="gesperrt">Grundzahlw.</em> bildet man andere Zahlw. auf: <em class="gesperrt">lei</em>, <em class="gesperrt">fach</em>, <em class="gesperrt">fältig</em>, +<em class="gesperrt">mal</em>; z. B. zweierlei, dreifach, hundertfältig, einmal etc.; von den +<em class="gesperrt">Ordnungszahlw.</em> auf: <em class="gesperrt">halb</em>, <em class="gesperrt">tel</em>, <em class="gesperrt">ens</em>; z. B. drittehalb, viertel, drittens +etc.</p> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Zahlw.</em> werden <em class="gesperrt">klein geschrieben</em>. Bestimmen sie jedoch kein +Hauptw., sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie selbst +zum Hauptw. und also auch groß geschrieben.</p> + +<p>Der Kutscher fährt mit <em class="gesperrt">sechs</em> Pferden — der Kutscher fährt mit <em class="gesperrt">Sechsen</em>.</p> + +</div> + +<div> +<h3>V. Fürwörter.</h3> + +<p>§. 14. Die <em class="gesperrt">Fürw.</em> stehen entweder für Namen von Gegenständen oder deuten +auf dieselben hin. Sie können sein:</p> + +<p class ="listitem">1. <em class="gesperrt">Persönliche Fürw.</em> (Pronomina personalia):</p> + +<div class="left"> + <table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" width="100%" summary="Pers. Fürw."> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small"></td> + <td class="small-left">1. Person.</td> + <td class="small-left">2. Person.</td> + <td align="center" colspan="6">3. Person.</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">E.</td> + <td class="small">1. F.</td> + <td class="small-left">ich</td> + <td class="small-left">du</td> + <td class="small-left hanging">M. er</td> + <td class="small-left hanging">W. sie</td> + <td class="small-left">S. es</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">2. F.</td> + <td class="small-left">meiner (mein)</td> + <td class="small-left">deiner (dein)</td> + <td class="small-left">seiner (sein)</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">seiner (sein)</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">3. F.</td> + <td class="small-left">mir</td> + <td class="small-left">dir</td> + <td class="small-left">ihm</td> + <td class="small-left">ihr</td> + <td class="small-left">ihm</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">4. F.</td> + <td class="small-left">mich</td> + <td class="small-left">dich</td> + <td class="small-left">ihn</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">es</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">M.</td> + <td class="small">1. F.</td> + <td class="small-left">wir</td> + <td class="small-left">ihr</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">2. F.</td> + <td class="small-left">unser</td> + <td class="small-left">euer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">3. F.</td> + <td class="small-left">uns</td> + <td class="small-left">euch</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">4. F.</td> + <td class="small-left">uns</td> + <td class="small-left">euch</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + </tr> + </table> +</div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Für den 3. und 4. Fall der E. und M. der 3. Person steht +oft „sich“.</p> + +<p>Anm. 2. Die erste Person ist die <em class="gesperrt">sprechende</em>, die 2. die +<em class="gesperrt">angesprochene</em> und die 3. die <em class="gesperrt">besprochene</em>.</p></div> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Besitzanzeigende Fürw.</em> (Pron. possessiva): mein, dein, sein, unser, +euer, ihr. <em class="gesperrt">Sie biegen</em> wie die unbestimmten Geschlechtsw.</p> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Hinweisende Fürw.</em> (Pron. demonstrativa): dieser, e, es; jener, e, es, +und das <em class="gesperrt">betonte</em> der, die, das. Sie <em class="gesperrt">biegen</em> wie die best. Geschlechtsw.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Bestimmende</em> (vorbestimmende) <em class="gesperrt">Fürw.</em> (Pron. determinativa): derselbe, +dieselbe, dasselbe; derjenige, diejenige, dasjenige; solcher, e, es; +der, die, das.</p> + +<p class="indented"> +1. derselbe Mann, 2. desselben Mannes, 3. demselben Manne etc.<br /> +1. diejenige Frau, 2. derjenigen Frau, 3. derjenigen Frau etc. +</p> + +<p>§. 15. 5. <em class="gesperrt">Zurückbeziehende Fürw.</em> (Pron. relativa): welcher, e, es; der, +die, das; wer, was.</p> + +<p class="indented"> +E. der, dessen, dem, den; die, deren, der, die; das, dessen, dem, das; +M. die, deren, denen, die. — Ebenso biegt das bestimmende Fürw. „der, +die, das“, nur, daß der 2. F. der M. <em class="gesperrt">„derer“</em> heißt. +</p> + +<p class="listitem">6. <em class="gesperrt">Fragende Fürw.</em> (Pron. interrogativa): wer, was, was für ein, eine, +ein? welcher, e, es?</p> + +<p class="indented">E. wer, wessen (weß), wem, wen; was, wessen (weß), wem, was</p> + +<p class="listitem">7. <em class="gesperrt">Allgem. (unbestimmte) Fürw.</em> (Pr. indefinita): man, jeder, jeglicher; +selbst, selber; jemand, niemand, jedermann.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Die 3 letzten Fürw. werden auch groß geschrieben; die +übrigen nur, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden; das +Meinige, das Deinige; das Mein, das Dein etc.</p> + +<p>Anm. 2. Die persönl. und besitzanz. Fürw., die sich in Briefen +auf die angesprochene Person beziehen, werden ebenfalls groß +geschrieben. Bald werde ich bei <em class="gesperrt">Dir</em> sein. In <em class="gesperrt">Deinem</em> Hause möchte +ich weilen. Lassen <em class="gesperrt">Sie Sich</em> nicht abhalten!</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>VI. Verhältnißwörter (Verhältniswörter).</h3> + +<p>§. 16. Die <em class="gesperrt">Verhältnißw.</em> zeigen an, wie sich Gegenstände zu Gegenständen +verhalten. Sie erfordern bestimmte Fälle. Es haben:</p> + +<p>Den 2. Fall:<br /> + +unweit, mittelst, kraft und während, laut, vermöge, ungeachtet, oberhalb +u. unterhalb, innerhalb u. außerhalb, diesseit, jenseit, halben (r), +wegen, statt, anstatt, längs, zufolge, trotz, um — willen.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Bei <em class="gesperrt">längs</em>, <em class="gesperrt">zufolge</em>, <em class="gesperrt">trotz</em> kann auch der 3. F. stehen. — +Steht <em class="gesperrt">zufolge</em> vor dem Hauptw., so hat es den 2. Fall; steht es +hinter demselben, so hat es den 3. Fall. — <em class="gesperrt">Halben</em> steht immer +dem Hauptw. nach; <em class="gesperrt">wegen</em> und <em class="gesperrt">ungeachtet</em> stehen bald vor, bald +nach dem Hauptw. — <em class="gesperrt">Wegen</em>, <em class="gesperrt">halben</em>, <em class="gesperrt">um — willen</em> bilden: +meinetwegen, deinetwegen, um seinetwillen etc. —</p> + +<p><em class="gesperrt">Unweit</em> des Thurmes, <em class="gesperrt">mittelst</em> der Säge, <em class="gesperrt">kraft</em> des Amtes, <em class="gesperrt">während</em> +der Spiele, <em class="gesperrt">laut</em> eines Vertrages, <em class="gesperrt">vermöge</em> einer Erbschaft, +<em class="gesperrt">ungeachtet</em> eines Verbrechens, <em class="gesperrt">oberhalb</em> Berlins, <em class="gesperrt">unterhalb</em> +Charlottenburgs, <em class="gesperrt">innerhalb</em> des Hauses, <em class="gesperrt">außerhalb</em> meiner Ställe, +<em class="gesperrt">diesseit</em> deiner Lauben, ihrer Lüge <em class="gesperrt">halben</em> (r), dieses Baumes +<em class="gesperrt">wegen</em>, <em class="gesperrt">statt</em> dieser Eiche, <em class="gesperrt">anstatt</em> dieses Buches, — <em class="gesperrt">längs</em> jenes +Stromes, <em class="gesperrt">zufolge</em> jenes Befehls, <em class="gesperrt">trotz</em> jenes Verbots — <em class="gesperrt">längs</em> +jenem Strome, jenem Befehle <em class="gesperrt">zufolge</em>, <em class="gesperrt">trotz</em> jenem Verbote — <em class="gesperrt">um</em> +seines Eigensinns <em class="gesperrt">willen</em>.</p></div> + +<p>§. 17. Den 3. Fall:<br /> +aus, außer, bei, binnen, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, nächst, +nebst, sammt, seit, von, zu, zuwider, (ob).</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Entgegen und zuwider stehen stets nach dem Hauptwort, +gemäß bald vor, bald nach demselben.</p> + +<p><em class="gesperrt">Aus</em> mir, dir, ihm, ihr, ihm; <em class="gesperrt">außer</em> uns, euch, ihnen, <em class="gesperrt">bei</em> mir, +dir, ihm, ihr, ihm; <em class="gesperrt">binnen</em> einigen Tagen, <em class="gesperrt">dir entgegen</em>, ihm +<em class="gesperrt">gegenüber</em>, <em class="gesperrt">gemäß</em> dieser Verordnung — dieser Verordnung <em class="gesperrt">gemäß</em>, +<em class="gesperrt">mit</em> meinen Freunden, <em class="gesperrt">nach</em> dem Manne, <em class="gesperrt">nächst</em> der Frau, <em class="gesperrt">nebst</em> +dieser Frau, <em class="gesperrt">sammt</em> dem Kinde, <em class="gesperrt">seit</em> einem Monat, <em class="gesperrt">von</em> einer Tante, +<em class="gesperrt">zu</em> einem Kinde, mir <em class="gesperrt">zuwider</em>, <em class="gesperrt">ob</em> dieser Sache.</p> + +<p>Anm. 2. Ich gehe <em class="gesperrt">zu</em> dir, nicht: <em class="gesperrt">bei</em> dir. Ich gehe <em class="gesperrt">nach</em> Hause, +nicht: <em class="gesperrt">zu</em> Hause. Komm <em class="gesperrt">zu</em> mir. Ich bin <em class="gesperrt">zu</em> Hause.</p></div> + +<p>§. 18. Den 4. Fall:<br /> +durch, für, ohne, um, sonder, gegen, wider, entlang.</p> + +<p><em class="gesperrt">Durch</em> mich, dich, ihn, sie, es; <em class="gesperrt">für</em> uns, euch, sie; <em class="gesperrt">ohne</em> deinen Herrn, +<em class="gesperrt">um</em> seine Mütze, <em class="gesperrt">sonder</em> Furcht und Grauen, <em class="gesperrt">gegen</em> dein Kind, <em class="gesperrt">wider</em> deine +Feinde.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Steht <b>entlang</b> nach dem Hauptw., so erfordert es den 4. +F., steht es aber vor dem Hauptw., so hat es den 2. F. nach +sich. Z. B. Rausche, Fluß, das <em class="gesperrt">Thal</em> entlang! Entlang des +<em class="gesperrt">Gebirges</em> tobte die Jagd. <b>Gegen</b> = gen; z. B. <em class="gesperrt">gen</em> Himmel.</p> + +<p>Anm. 2. „<em class="gesperrt">Für</em>“ und nicht „<em class="gesperrt">vor</em>“ wird gebraucht: a. wenn man fragen +kann: Wem zum Nutzen oder zum Schaden? Der Mann kämpft <em class="gesperrt">für</em> das +Vaterland; b. wenn es das Gegentheil von „<em class="gesperrt">wider</em>“ ist. Er sprach +für die gerechte Sache; c. wenn man es mit „<em class="gesperrt">um</em>“ verwechseln kann. +Er arbeitet <em class="gesperrt">für</em> Geld.</p></div> + +<p>§. 19.<a id="Num1"></a> 1. Folgende 9 Verhältnißwörter (Verhältnisw.):</p> + +<p>an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, erfordern auf +die Frage: Wo? den 3. Fall — Ruhe, bereits am Ziel — und auf die +Frage: Wohin? den 4. Fall — Bewegung, noch nicht am Ziel.</p> + +<p>Der Mann sitzt — <em class="gesperrt">wo?</em> an dem Baume, der Quelle, dem Hause. Der Mann +setzt sich — <em class="gesperrt">wohin?</em> an den Baum, die Quelle, das Haus. Die Frau steht +— <em class="gesperrt">wo?</em> <em class="gesperrt">auf</em> einem Stuhl, einer Wiese, einem Fasse. Die Frau stellt sich +— <em class="gesperrt">wohin?</em> auf einen Stuhl, eine Wiese, ein Faß. Das Kind liegt — <em class="gesperrt">wo?</em> +<em class="gesperrt">hinter</em> mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen. Das Kind legt sich — +<em class="gesperrt">wohin?</em> <em class="gesperrt">hinter</em> mich, dich, ihn, sie, es, uns, euch, sie. Es spielte ein +Knabe — <em class="gesperrt">wo?</em> <em class="gesperrt">zwischen</em> jenem Flusse und dieser Linde, <em class="gesperrt">zwischen</em> jener +Tonne und diesem Teiche, <em class="gesperrt">zwischen</em> jenem Dorfe und dieser Wiese. Es +sprang ein Knabe <em class="gesperrt">wohin?</em> <em class="gesperrt">zwischen</em> mich und deinen Bruder, <em class="gesperrt">zwischen</em> dich +und deine Schwester, <em class="gesperrt">zwischen</em> ihn und uns.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Hiernach</em> muß man auch sagen:<br /> +Ich schreibe an dich. Der Brief kommt an dich. Ich denke an dich. In +dich setze ich mein Vertrauen. Ich glaube an dich, an deine Treue. +(Wohin richtet sich d. Glaube, d. Vertrauen?)</p> + +<p class="listitem">3. Kann man aber weder: „wo?“ noch „wohin?“ fragen, so erfordern diese +Verhältnißw. immer den 3. F.; ausgenommen <em class="gesperrt">auf</em> und <em class="gesperrt">über</em>, welche alsdann +den 4. F. erfordern.</p> + +<p>Arm <em class="gesperrt">an</em> Freuden; <em class="gesperrt">in</em> dieser Rücksicht; <em class="gesperrt">unter</em> diesen Umständen; <em class="gesperrt">vor</em> allen +Dingen; es liegt <em class="gesperrt">an</em> dir; <em class="gesperrt">auf</em> diese Weise; <em class="gesperrt">über</em> alle Erwartungen; ich +berufe mich <em class="gesperrt">auf</em> dich; es ist <em class="gesperrt">auf</em> eine Täuschung abgesehen; ich +versichere es <em class="gesperrt">auf</em> meine Ehre.</p> + +<p class="listitem">4. Als Ausnahme hiervon sind anzunehmen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">a) Ich halte mich <em class="gesperrt">an</em> die Wahrheit; Europa grenzt im Süden <em class="gesperrt">an</em> das +mittelländische Meer; sei <em class="gesperrt">über</em> Wenigem getreu; ich bestehe <em class="gesperrt">auf</em> meinem +Willen.</p> + +<p class="listitem">b) Bei den Zeitw. „<em class="gesperrt">lehnen</em>, <em class="gesperrt">stützen</em>, <em class="gesperrt">binden</em>“ erfordern diese Verhältnißw. +stets den 4. F.: <em class="gesperrt">Auf</em> seinen Stab gelehnt; ich mußte mich <em class="gesperrt">auf</em> ihn +stützen; <em class="gesperrt">an</em> die Worte binde ich mich nicht.</p> +</div> +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Ich freue mich auf <em class="gesperrt">das</em> Fest, — ich freue mich auf <em class="gesperrt">dem</em> +Feste. Ich schreibe an <em class="gesperrt">dich</em>, — ich schreibe an <em class="gesperrt">dir</em> (auf deinem +Rücken). Ich schreibe in <em class="gesperrt">das</em> Buch (ein), — ich schreibe in <em class="gesperrt">dem</em> +Buche. Er setzt sich über <em class="gesperrt">mich</em>; aber: er sitzt über <em class="gesperrt">mir</em>.</p> + +<p>Anm. 2. Am = an dem; zur = zu der; über’s = über das; durch’s = +durch das; in’s = in das u. s. w.</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>VII. Zeitwörter.</h3> + +<p>§. 20. 1. Die <em class="gesperrt">Zeitw.</em> sagen aus, was Gegenstände <em class="gesperrt">thun</em> oder was mit ihnen +<em class="gesperrt">gethan</em> wird. Sie antworten auf die Frage: Was <em class="gesperrt">thut</em> ein Gegenstand? oder: +Was wird mit einem Gegenstande <em class="gesperrt">gethan</em>? Der Knabe schreibt. Was thut der +Knabe? <em class="gesperrt">schreibt</em> = Zeitw. — Der Hund wird geschlagen. Was wird mit dem +Hunde gethan? wird <em class="gesperrt">geschlagen</em> = Zeitw.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Aeußerlich</em> erkennt man die Zeitw. daran, daß die Wörtchen <em class="gesperrt">ich</em>, <em class="gesperrt">du</em>, <em class="gesperrt">er</em> +vor dieselben gesetzt werden können.</p> + +<p>§. 21. Es <em class="gesperrt">giebt</em>:</p> + +<p class="listitem">1. <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> der Zeit: <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em>, <em class="gesperrt">werden</em>. Sie dienen zur Bildung der +zusammengesetzten Zeiten der Zeitw.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> der <em class="gesperrt">Aussageweise</em>: <em class="gesperrt">können</em>, <em class="gesperrt">dürfen</em>, <em class="gesperrt">mögen</em> (Möglichkeit); +<em class="gesperrt">müssen</em>, <em class="gesperrt">sollen</em>, <em class="gesperrt">wollen</em> (Nothwendigkeit) und <em class="gesperrt">lassen</em> (Möglichkeit und +Nothwendigkeit).</p> + +<div class="blockquot"> +<p>Anm. Ich <em class="gesperrt">kann</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Kraft habe</em>. Ich <em class="gesperrt">darf</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Erlaubniß +habe</em>. Ich <em class="gesperrt">mag</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Lust habe</em>. Ich <em class="gesperrt">muß</em>, wozu ich <em class="gesperrt">gezwungen +bin</em>. Ich <em class="gesperrt">soll</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Befehl habe</em>. Ich <em class="gesperrt">will</em>, wozu ich den +<em class="gesperrt">Entschluß habe</em>.</p></div> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Zielende</em> (regierende) Zeitw. (V. transitiva). Sie haben eine <em class="gesperrt">That-</em> +und <em class="gesperrt">Leideform</em> (Activ und Passiv): ich <em class="gesperrt">lobe</em> und ich <em class="gesperrt">werde gelobt</em>.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Ziellose</em> (nicht regierende) Zeitw. (V. intransitiva). Sie haben keine +Leideform: ich <em class="gesperrt">belle</em>, aber nicht: ich <em class="gesperrt">werde gebellt</em>.</p> + +<p class="listitem">5. Außer den genannten Zeitw. giebt es noch folgende: <em class="gesperrt">zurückzielende</em> (V. +reflexiva): sich grämen, sich wundern etc., <em class="gesperrt">wechselweiszielende</em> (V. +reciproca): sich schlagen, lieben etc. und <em class="gesperrt">unpersönliche</em> (V. +impersonalia): es regnet, es donnert etc.</p> + +<p>§. 22. 1. Die Zeitw. können in der <em class="gesperrt">Ein-</em> und <em class="gesperrt">Mehrzahl</em> in drei +verschiedenen <em class="gesperrt">Personen</em> stehen: ich lobe, du lobst, er lobt, wir loben, +ihr lobt, sie loben.</p> + +<p class="listitem">2. Die Zeitw. haben 3 <em class="gesperrt">Aussageweisen</em> (Modi): die <em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>, +<em class="gesperrt">Möglichkeit</em> und die <em class="gesperrt">Nothwendigkeit</em> oder den <em class="gesperrt">Befehl</em> (Indicativ, +Conjunctiv und Imperativ).</p> + +<p class="listitem">3. die Zeitw. treten in drei <em class="gesperrt">Haupt-</em> und drei <em class="gesperrt">Nebenzeiten</em> (Tempora) auf. +Mit den Hauptzeiten verbindet sich der Begriff der <em class="gesperrt">Dauer</em>, mit den +Nebenzeiten der Begriff der <em class="gesperrt">Vollendung</em>.</p> + +<p class="listitem">A. <em class="gesperrt">Hauptzeiten</em>.<br /> +1. <em class="gesperrt">Gegenwart</em> (Praesens).<br /> +2. <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperfectum) (Mitvergangenheit).<br /> +3. <em class="gesperrt">Zukunft</em> (Futurum I.). +</p> +<p class="listitem">B. <em class="gesperrt">Nebenzeiten</em>:<br /> +1. <em class="gesperrt">Vollendete Gegenw.</em> (Perfectum) (Vergangenheit).<br /> +2. <em class="gesperrt">Vollendete Vergangenheit</em> (Plusquamperfectum).<br /> +3. <em class="gesperrt">Vollendete Zukunft</em> (Futurum II) (Vorzukunft). +</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Die <em class="gesperrt">Grundform</em> (Infinitiv) des Zeitworts wird auch als +<em class="gesperrt">Hauptwort</em>, das <em class="gesperrt">Mittelwort</em> (Participium) auch als +<em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em> gebraucht: <em class="gesperrt">Geben</em> ist seliger als <em class="gesperrt">Nehmen</em>. +<em class="gesperrt">Zürnende</em> Worte sind <em class="gesperrt">brennende</em> Pfeile. <em class="gesperrt">Getheilte</em> Freude ist +doppelte Freude.</p></div> + +<div class="indented"> +<p class="listitem">4. Die Zeitw. unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und <em class="gesperrt">gemischten</em> +Biegung (Conjugation). Die <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em> und <em class="gesperrt">werden</em> biegen +abweichend.</p> +</div> + +<p class="new-page">§. 23. Biegung der Hülfszeitw. <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em>, <em class="gesperrt">werden</em>.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Sein"> +<tr><td colspan="5" align="center">A. <b>Sein.</b></td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> + <td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich bin</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich sei</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist</td><td></td><td class="small"></td><td>du seiest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er, sie, es ist</td><td></td><td class="small"></td><td>er sei</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir sind</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir seien</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr seid</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr seiet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie sind</td><td></td><td class="small"></td><td>sie seien</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin gewesen</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei gewesen</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist gewesen</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist gewesen</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre (würde sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest (würdest sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er war</td><td></td><td class="small"></td><td>er wäre (würde sein)</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir waren</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir wären (würden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr waret</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr wäret (würdet sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie waren</td><td></td><td class="small"></td><td>sie wären (würden sein)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war gewesen</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre gewesen (würde <a id="gewesen"></a>gewesen sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst gewesen</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest gewesen (würdest gewesen sein)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wird sein</td><td></td><td class="small"></td><td>er werde sein</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir werden sein</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir werden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr werdet sein</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr werdet sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie werden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>sie werden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gewesen sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gewesen sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gewesen sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gewesen sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. sei!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. seid!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. seiend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gewesen</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. sein</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gewesen sein</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Haben"> +<tr><td colspan="5" align="center">B. <b>Haben.</b></td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich habe</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich habe</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er hat</td><td></td><td class="small"></td><td>er habe</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir haben</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr habt</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr habet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie haben</td><td></td><td class="small"></td><td>sie haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich habe gehabt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich habe gehabt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast gehabt</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte (würde haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er hatte</td><td></td><td class="small"></td><td>er hätte</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir hatten</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir hätten</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr hattet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr hättet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie hatten</td><td></td><td class="small"></td><td>sie hätten</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte gehabt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte gehabt (würde gehabt haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest gehabt</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gehabt haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gehabt haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gehabt haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gehabt haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. habe!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. habt!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. habend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. haben</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gehabt haben</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Werden"> +<tr><td colspan="5" align="center">C. <b>Werden.</b></td></tr> + +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> +<td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich werde</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich werde</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wird</td><td></td><td class="small"></td><td>er werde</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir werden</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr werdet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr werdet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie werden</td><td></td><td class="small"></td><td>sie werden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin geworden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei geworden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist geworden</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist geworden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich wurde (ward)</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich würde</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wurdest</td><td></td><td class="small"></td><td>du würdest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wurde</td><td></td><td class="small"></td><td>er würde</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir wurden</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir würden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr wurdet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr würdet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie wurden</td><td></td><td class="small"></td><td>sie würden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war geworden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre geworden (würde geworden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst geworden</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest geworden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde werden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst werden</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest werden</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde geworden sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde geworden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst geworden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest geworden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. werde!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. werdet!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. werdend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. geworden (worden)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. werden</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. geworden sein</td></tr> +</table> +</div> + +<p class="new-page">§. 24. I. <em class="gesperrt">Schwache Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung lauten nicht ab: sie haben fast immer in +der Vergangenheit 2 Silben, deren letzte auf <em class="gesperrt">te</em> endigt, und bilden das +2. Mittelwort auf <em class="gesperrt">t</em> oder <em class="gesperrt">et</em>.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Loben Thatform"> +<tr><td colspan="5" align="center"><b>Loben.</b></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">A. Thatform</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> +<td class="small"></td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich lobe</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich lobe</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du lobst</td><td></td><td class="small"></td><td>du lobest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er lobt</td><td></td><td class="small"></td><td>er lobe</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir loben</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir loben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr lobt</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr lobet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie loben</td><td></td><td class="small"></td><td>sie loben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich habe gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich habe gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich lobte</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich lobete (würde loben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du lobtest</td><td></td><td class="small"></td><td>du lobetest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er lobte</td><td></td><td class="small"></td><td>er lobete</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir lobten</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir lobeten</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr lobtet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr lobetet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie lobten</td><td></td><td class="small"></td><td>sie lobeten</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte gelobt (würde gelobt haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde loben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde loben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst loben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest loben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. lobe!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. lobt! lobet!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. lobend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. loben</td><td></td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt haben</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Loben Leideform"> +<tr><td colspan="5" align="center"><b>Loben.</b></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">B. Leideform</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich werde gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich werde gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin gelobt worden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei gelobt worden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist gelobt worden</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist gelobt worden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich wurde gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich würde gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wurdest gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du würdest gelobt</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war gelobt worden</td><td></td><td class="small">E.</td><td rowspan="2">ich wäre gelobt worden (würde gelobt worden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst gelobt worden</td><td></td><td class="small"></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt werden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt werden</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt werden</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt worden sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt worden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt worden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt worden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. werde gelobt!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. werdet gelobt!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. gelobt werden</td><td></td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt worden sein</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em>: ermahnen, suchen, zählen, drücken, schicken, lieben, leben, +hören, herrschen, entbehren, übereilen, wiederholen, unterstützen, +urtheilen.</p> + +<p>§. 25. II. <em class="gesperrt">Starke Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung lauten in der Vergangenheit und dem +zweiten Mittelwort ab; ihre Vergangenheit ist einsilbig — ausgenommen +sind die Wörter mit Vorsilben; — ihr zweites Mittelwort hat <em class="gesperrt">en</em>.</p> + +<p><em class="gesperrt">Binden</em> — <em class="gesperrt">band</em> — <em class="gesperrt">gebunden</em>: dringen, finden, klingen, ringen, schlingen, +schwinden, singen, sinken, springen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Schelten</em> — <em class="gesperrt">schalt</em> — <em class="gesperrt">gescholten</em>: bergen, brechen, gelten, helfen, +kommen, nehmen, rinnen, schwimmen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Bitten</em> — <em class="gesperrt">bat</em> — <em class="gesperrt">gebeten</em>: essen, fressen, geben, lesen, liegen, messen, +sehen, sitzen, stehen, treten.</p> + +<p><em class="gesperrt">Biegen</em> — <em class="gesperrt">bog</em> — <em class="gesperrt">gebogen</em>: bieten, dreschen, flechten, fliegen, fliehen, +fließen, frieren, gießen, heben, kriechen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Greifen</em> — <em class="gesperrt">griff</em> — <em class="gesperrt">gegriffen</em>: kneifen, leiden, reißen, schleichen, +schleifen, schneiden, streiten.</p> + +<p><em class="gesperrt">Bleiben</em> — <em class="gesperrt">blieb</em> — <em class="gesperrt">geblieben</em>: leihen, meiden, preisen, reiben, +scheinen, schreiben, schreien, treiben, weisen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Blasen</em> — <em class="gesperrt">blies</em> — <em class="gesperrt">geblasen</em>: braten, fallen, halten, hauen, heißen, +laufen, rufen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Fahren</em> — <em class="gesperrt">fuhr</em> — <em class="gesperrt">gefahren</em>: backen, graben, schaffen, schlagen, tragen, +wachsen, waschen etc.</p> + +<p>§. 26. III. <em class="gesperrt">Gemischte Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung haben Ablautung und Umendung:<br /> +<em class="gesperrt">Brennen</em> — <em class="gesperrt">brannte</em> — <em class="gesperrt">gebrannt</em>: kennen, nennen, rennen.<br /> +<em class="gesperrt">Senden</em> — <em class="gesperrt">sandte</em> — <em class="gesperrt">gesandt</em>: wenden.<br /> +<em class="gesperrt">Denken</em> — <em class="gesperrt">dachte</em> — <em class="gesperrt">gedacht</em>: bringen.<br /> +<em class="gesperrt">Dürfen</em>: ich darf, dürfe, durfte, gedurft.<br /> +<em class="gesperrt">Können</em>: ich kann, könne, konnte, gekonnt.<br /> +<em class="gesperrt">Mögen</em>: ich mag, möge, mochte, gemocht.<br /> +<em class="gesperrt">Sollen</em>: ich soll, solle, sollte, gesollt.<br /> +<em class="gesperrt">Wollen</em>: ich will, wolle, wollte, gewollt.<br /> +<em class="gesperrt">Müssen</em>: ich muß, müsse, mußte, gemußt.<br /> +<em class="gesperrt">Wissen</em>: ich weiß, wisse, wußte, gewußt.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p class="center"><em class="gesperrt">Bemerkungen.</em></p> + +<p class="listitem">1. Die <em class="gesperrt">zielenden Zeitw.</em> werden mit haben verbunden. Die <em class="gesperrt">ziellosen Zeitw.</em> +werden theils mit sein, theils mit haben verbunden. Einige Zeitw. haben +<em class="gesperrt">sein</em> und <em class="gesperrt">haben</em>: ich bin gefahren; ich habe gefahren. Die Zeitw. +<em class="gesperrt">begegnen</em>, <em class="gesperrt">folgen</em>, <em class="gesperrt">weichen</em>, <em class="gesperrt">gehen</em>, <em class="gesperrt">kommen</em>, <em class="gesperrt">fliehen</em>, <em class="gesperrt">fliegen</em>, <em class="gesperrt">wachsen</em>, +<em class="gesperrt">sterben</em> etc. werden mit <em class="gesperrt">sein</em> verbunden.</p> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperf.), <em class="gesperrt">vollendete Vergang.</em> (Plusq.) und +<em class="gesperrt">vollendete Zukunft</em> (Fut. II.) werden auch <em class="gesperrt">bezügliche Zeiten</em> (relative) +genannt, weil der Sprechende seine Aussage auf eine andere Aussage +bezieht: Die Knaben spielten, als der Lehrer kam. Johann der muntre +Seifensieder hatte oft gesungen, ehe ihn der Reiche störte. Der Winter +wird vergangen sein, ehe du es ahnst. Die <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperf.) ist +die Zeit, in welcher in der Regel erzählt wird: Die Schlacht blieb lange +unentschieden. In diesem Falle wird sie auch unbezüglich gebraucht.</p> + +<p class="listitem2">3. a. Sprechen wir ein Urtheil als bestimmt, als unabhängig, als +Thatsache aus, so gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Wirklichkeitsform</em>: Er lobt den +Schüler.</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">b. Führen wir aber an, was Jemand sagt, glaubt, oder sprechen wir einen +Zweifel, eine Vermuthung, einen Wunsch oder eine Bedingung aus, so +gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Möglichkeitsform</em>: Man weiß nicht, daß er den Schüler +lobe. Ich glaube, daß er kommen werde. Sehe Jeder, wie er’s treibe! Wen +da dürstet, der komme zu mir und trinke! Er wünschte, daß er genese. Er +arbeitet, damit er esse. Ginge er doch fort! Wenn er fleißiger wäre +(sein würde), könnte er vorwärts kommen.</p> + +<p class="listitem">c. Fordern wir Jemanden auf, daß er etwas thue, gebieten wir ihm etwas, +so gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Befehlsform</em>: Geh’ fort! Hole Wasser!</p> +</div> +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Da die sogenannte Bedingungsform (Conditionalis) auch eine +Möglichkeit ausdrückt, so hielten wir es nicht für angemessen, +die Möglichkeitsform zu zerstückeln und die in dieser Beziehung +herrschende Sprachverwirrung in die Volksschule zu bringen. Auch +hätten wir, bei Aufnahme des Conditionalis, den Optativ, +überhaupt eine strengere Eintheilung des Conjunctiv, nicht +vergessen dürfen.</p></div> + +<p><a id="Ref-27"></a>§. 27. <em class="gesperrt">Die Zeitw. erfordern oft bestimmte Fälle.</em> Es haben den 2. Fall:</p> + +<p>1. achten, bedürfen, begehren, entbehren, ermangeln, erwähnen, gedenken, +harren, lachen, leben, pflegen, schonen, spotten, vergessen, warten.</p> + +<p>Bei den meisten dieser Zeitw. setzt man auch den 4. Fall mit oder ohne +Verhältnißw.</p> + +<p>Der Mann achtet <em class="gesperrt">der Gefahr</em> nicht, und der Mann achtet <em class="gesperrt">die Gefahr</em> nicht. +Der Kranke bedarf <em class="gesperrt">des Arztes</em>, und der Kranke bedarf <em class="gesperrt">den Arzt</em>. Die +Anklage entbehrt <em class="gesperrt">jeder Begründung</em>.</p> + +<p>2. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, enthalten, +entledigen, entschlagen, entsinnen, erbarmen, erinnern, erwehren, +freuen, rühmen, schämen, wehren.</p> + +<p>Ein <em class="gesperrt">guter Christ</em> nimmt sich des <em class="gesperrt">Nothleidenden</em> an. Bediene dich <em class="gesperrt">des +Ausdrucks</em> nicht! Er wehrte sich <em class="gesperrt">seiner Haut</em>.</p> + +<p><a id="Ref-28"></a>§. 28. Den 3. Fall erfordern:</p> + +<p>1. Auf die Frage: <em class="gesperrt">wem ist worden?</em> die Zeitw., die eine <em class="gesperrt">Leideform mit dem +3. Fall bilden</em>; z. B. mir, dir, ihm etc. ist geantwortet worden:<br /> +aufwarten, antworten, begegnen, befehlen, bestehen, beistimmen, +beiwohnen, drohen, danken, dienen, fluchen, folgen, fröhnen, gehorchen, +genügen, glauben, helfen (mit allen Zusammensetzungen), huldigen, +lohnen, nachgehen, nützen, rathen, schaden, schmeicheln, steuern, +trotzen, vorstehen, weichen, widerstehen, widersprechen, winken, +zustehen.</p> + +<p>Womit kann ich <em class="gesperrt">Ihnen</em> aufwarten? Danke <em class="gesperrt">dem Vater</em>!</p> + +<p>Hierher gehören noch viele Zeitwörter, die mit den Verhältnißwörtern <em class="gesperrt">an</em>, +<em class="gesperrt">auf</em>, <em class="gesperrt">bei</em>, <em class="gesperrt">entgegen</em>, <em class="gesperrt">nach</em>, <em class="gesperrt">unter</em>, <em class="gesperrt">vor</em> und <em class="gesperrt">zu</em> zusammengesetzt sind.</p> + +<p>2. Folgende Zeitwörter ohne Leideform mit dem 3. Fall:<br /> +ähneln, anstehen, belieben, behagen, bekommen, blühen, einleuchten, +entgehen, entfallen, entfliehen, entsagen, erliegen, erscheinen, fehlen, +gebühren, gefallen, gelingen, gerathen, gereichen, gleichen, mangeln, +munden, nahen, passen, scheinen, schmecken, widerfahren, ziemen, +zuhören.</p> + +<p>Der Sohn ähnelt <em class="gesperrt">dem Vater</em>. Der Vorschlag steht <em class="gesperrt">ihm</em> nicht an.</p> + +<p>3. Die <em class="gesperrt">unpersönlichen</em> Zeitwörter:<br /> +es ahnt, ekelt, gebricht, graut, liegt daran, schaudert, schwindelt, +träumt.</p> + +<p>Es ahnt <em class="gesperrt">mir</em>, daß er kommen werde. Es ekelt <em class="gesperrt">mir</em> vor der Speise.</p> + +<p>4. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich anmaßen, ausbedingen, denken, einbilden, erbitten, getrauen, +vornehmen, vorstellen, merken.</p> + +<p>Du maßest <em class="gesperrt">dir</em> zuviel an. Ich bedinge <em class="gesperrt">mir</em> die Benutzung des Gartens aus.</p> + +<p><a id="Ref-29"></a>§. 29. Den 4. Fall erfordern:</p> + +<p>1. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich ängstigen, ärgern, betrüben, bekümmern, besinnen, erholen, +erinnern, freuen, grämen, irren, schämen, täuschen.</p> + +<p>Hast <em class="gesperrt">du dich</em> meinetwegen geängstigt?</p> + +<p>2. Die <em class="gesperrt">unpersönlichen</em> Zeitwörter:<br /> +es befremdet, befällt, betrifft, dauert, dürstet, dünkt, däucht, friert, +gelüstet, geht mich an, hungert, jammert, juckt, kümmert, reut, +schläfert, schmerzt, sticht, schwitzt, verdrießt, verlangt, wundert.</p> + +<p>Es befremdet <em class="gesperrt">mich</em>, daß du jetzt zurückgezogen lebst.</p> + +<p>3. Alle <em class="gesperrt">Zeitwörter</em>, bei denen man auf die Frage: <em class="gesperrt">Wem ist worden?</em> keine +— wohl aber auf die Frage: <em class="gesperrt">Wer ist worden?</em> eine Antwort geben kann. Der +im 4. Fall stehende Gegenstand, der geworden ist, heißt der <em class="gesperrt">leidende +(regierte) Gegenstand</em> (Object).</p> + +<p>Steht noch ein zweiter Gegenstand (<em class="gesperrt">betheiligter Gegenstand</em>) (Terminativ) +bei ihnen, dem etwas geworden ist, so steht dieser auf die Frage: <em class="gesperrt">Wem +ist geworden?</em> oder: <em class="gesperrt">Für wen?</em> — <em class="gesperrt">Wem zum Nutzen? wem zum Schaden</em> ist +etwas geworden? im 3. Fall.</p> + +<p>Der Vater besucht <em class="gesperrt">den</em> Freund.<br /> +Wer ist besucht worden? der Freund, folglich: den Freund besuchen.</p> + +<p>Der Vater schenkt <em class="gesperrt">dem</em> Knaben das Buch.<br /> +Was ist geschenkt worden? das Buch. Wem ist es geschenkt worden? dem +Knaben. Für wen ist es geschenkt worden? für den Knaben = dem Knaben. +Wem zum Nutzen ist es geschenkt worden? dem Knaben zum Nutzen ist es +geschenkt worden. Bezeichnet der 4. F. eine Sache, der 3. F. eine +Person, so sagt man: Bei dem Zeitworte steht der 4. Fall der Sache und +der 3. Fall der Person.</p> + +<p><em class="gesperrt">Zielende</em> Zeitwörter sind:<br /> +loben, lieben, schlagen, stoßen, finden, sehen, bitten, necken, tadeln, +bestrafen, verehren, kennen, retten, ziehen, beneiden, abholen, +erfreuen, verachten, führen, fragen, ertappen, fangen, unterstützen, +verlassen, tödten, betrügen, auffordern, belohnen, wecken, heilen, +umstürzen, plagen, tragen, vorstellen etc.<br /> +abbitten, abdringen, abgewöhnen, abschlagen, auftragen, aufbinden, +borgen, geben, geloben, gönnen, glauben, leihen, leisten, liefern, +melden, nehmen, rauben, reichen, senden, schlachten, schenken, wünschen, +vorlegen, vorziehen, vorsagen, verkaufen, bringen, aufbewahren, +überbringen, erzählen, mittheilen, erlauben etc.</p> + +<p><a id="Ref-30-1"></a>§. 30. 1. Den 4. Fall <em class="gesperrt">der Person</em> und den 2. Fall <em class="gesperrt">der Sache</em> erfordern:</p> + +<p>anklagen, belehren, berauben, beschuldigen, entlassen, entsetzen, +überführen, verweisen, würdigen, zeihen.</p> + +<p>Man klagt <em class="gesperrt">ihn des Verraths</em> an. Er <em class="gesperrt">belehrt mich eines Bessern</em>. Er wurde +<em class="gesperrt">des Landes</em> verwiesen.</p> + +<p><a id="Ref-30-2"></a>2. Einen doppelten 4. Fall erfordern:</p> + +<p>nennen, heißen, schimpfen, schelten, taufen, lehren.</p> + +<p>Er nannte <em class="gesperrt">ihn einen Narren</em>. Er lehrt mich <em class="gesperrt">die deutsche Sprache</em>.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Bei „<em class="gesperrt">lehren</em>“ wird auch der 3. Fall der Person gebraucht: Er +lehrt <em class="gesperrt">mir</em> die deutsche Sprache. Folgt aber ein Zeitwort in der +Grundform, so darf nur der 4. Fall stehen: Er lehrt <em class="gesperrt">mich</em> lesen.</p></div> + +<p>§. 31. Einige Bemerkungen:</p> + +<p>1. <em class="gesperrt">Lassen</em> hat den 4. F. bei sich, wenn die Person (sprechende Person) +selbst die handelnde ist, z. B. Laß <em class="gesperrt">mich</em> das Buch vorlesen; d. h. ich +will es vorlesen. Der 3. Fall steht, wenn ein Anderer der Handelnde sein +soll, z. B. Laß <em class="gesperrt">mir</em> das Buch vorlesen; d. h. ein Anderer soll es mir +vorlesen.</p> + +<p>2. <em class="gesperrt">Kosten</em> hat stets den 3. Fall der Person. Das Buch kostet <em class="gesperrt">mir</em> einen +Thaler.</p> + +<p>3. Steht <em class="gesperrt">heißen</em> für „befehlen,“ so hat es den 3. Fall: Kein Mensch hat +<em class="gesperrt">ihm</em> diese Thorheit geheißen. Folgt aber ein Zeitw. in der Grundform +(Infinitiv), so steht der 4. F. Wer hieß <em class="gesperrt">dich</em> weggehen? —</p> + +<p>4. <em class="gesperrt">Gelten</em> hat den 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „werth sein“: +Mir gilt <em class="gesperrt">die ganze Welt</em> Nichts. Die Rede gilt <em class="gesperrt">dir</em>. Steht es aber für +„erfordern“ und „kosten“, so hat es den 4. Fall: Hier gilt es +<em class="gesperrt">Entschlossenheit</em>. Der Stock gilt <em class="gesperrt">einen Thaler</em>.</p> + +<p>5. Er schlägt mir die Hand roth. Es friert mir der Finger. Ich wasche +mir die Hände. — Er tritt mir auf das Kleid. Es regnet mir in’s +Gesicht. Die Thränen treten ihm in die Augen. Er tritt mir auf den Fuß. +Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in’s Maul. Gebratene Tauben fliegen +Einem nirgends in den Mund. Der Regen schlägt mir in’s Gesicht.</p> + +<p>6. Bei <em class="gesperrt">versichern</em> steht entweder der 4. Fall der Person und der 2. F. +der Sache, oder der 3. F. der Person und der 4. F. der Sache: Ich +versichere <em class="gesperrt">sie meiner Freundschaft</em>. Ich versichere <em class="gesperrt">ihnen die Wahrheit</em> — +oder: ich versichere <em class="gesperrt">ihnen</em>, daß es wahr ist.</p> + +<p>7. Bei <em class="gesperrt">trauen</em> steht der 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit +„Glauben schenken“, der 4. Fall, wenn von der priesterlichen Trauung die +Rede ist: Ich kann <em class="gesperrt">ihm</em> nicht mehr trauen (Glauben schenken). Der +Prediger traute <em class="gesperrt">das Brautpaar</em>.</p> + +<p>8. Mit <em class="gesperrt">gratuliren</em> und <em class="gesperrt">condoliren</em> wird der 3. Fall verbunden: Ich +gratulire <em class="gesperrt">dir</em> = Ich wünsche <em class="gesperrt">dir</em> Glück. Ich condolire <em class="gesperrt">Ihnen</em> = Ich bedaure +Sie, bezeige Ihnen mein Beileid.</p> + +<p>9. Dieses Bild ist schön <em class="gesperrt">gemalt</em>. Das Mehl ist fein <em class="gesperrt">gemahlen</em>.</p> + +<p>10. Der Lehrer <em class="gesperrt">lehrt</em> die Schüler. Die Schüler <em class="gesperrt">lernen</em> vom Lehrer.</p> + +</div> + +<div> +<h3>VIII. Umstandswörter.</h3> + +<p>§. 32. Die <em class="gesperrt">Umstandswörter</em> bestimmen die <em class="gesperrt">Zeit-</em> und <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> näher. +Sie können sein:</p> + +<p><a id="Ref-32-1"></a>1. Umstandsw. des <em class="gesperrt">Ortes</em>. Wo? Wohin? — da, dort, draußen, drinnen, +droben, drüben, hier, her, hin, überall, vorn, hinten, rechts, links, +oben, unten, hinaus, hinein, vorwärts etc.</p> + +<p><a id="Ref-32-2"></a>2. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Zeit</em>. Wann? — bald, immer, häufig, oft, dann, einst, +selten, nie, niemals, jetzt, nun, eben, neulich, kürzlich, ehemals, +sonst, sofort, heute, morgen, gestern, schon etc.</p> + +<p><a id="Ref-32-3"></a>3. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Weise</em>. Wie? — gern, sehr, recht, ungemein, besonders, +vorzüglich, fast, beinahe, kaum, genug, zu sehr, ganz, merklich, +ziemlich etc.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Die meisten Eigenschaftsw. können Umstandsw. der Weise +sein, und als solche können sie gesteigert werden. Z. B. Dieser +Knabe geht langsam, jener geht langsamer, du gehst am +langsamsten.</p></div> + +<p>4. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Bejahung</em> und <em class="gesperrt">Verneinung</em> auf die Frage: Geschieht Etwas +oder geschieht es nicht? — ja, freilich, allerdings, vermuthlich, +vielleicht, allenfalls, gewiß, wirklich, wohl, — nein, nicht, +keineswegs etc.</p> + +<p>5. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Frage</em>: wie? wo? wohin? wozu? womit? etc.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Er ist den ganzen Tag <em class="gesperrt">umher</em> gelaufen. Der Becher ging +bei dem Mahle <em class="gesperrt">herum</em>.</p> + +<p>Anm. 2. Komm doch <em class="gesperrt">herein</em>! Soll ich zu dir <em class="gesperrt">hinaus</em> kommen? Er ist +eben <em class="gesperrt">hinunter</em> gegangen.</p> + +<p>Anm. 3. Eine <em class="gesperrt">doppelte Verneinung</em> darf nicht angewendet werden, +weil dadurch die Behauptung wieder bejaht wird. Man darf also +nicht sagen: Ich habe <em class="gesperrt">kein</em> Geld <em class="gesperrt">nicht</em>.</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>IX. Bindewörter.</h3> + +<p>§. 33. Die Bindew. verbinden theils Wörter, theils Sätze mit einander. +Sie können sein:</p> + +<p><a id="Ref-33-A"></a>A. <em class="gesperrt">Bindewort der Beiordnung</em> (coordinirende).</p> + +<p>1. Der <em class="gesperrt">Anreihung</em> (copulative): und, auch, nun, sowohl — als auch, nicht +nur — sondern auch, theils — theils, je — desto, zuletzt, erstlich, +erstens, ferner, nicht allein — sondern auch, endlich, dann, nicht bloß +— sondern auch, außerdem, dazu.</p> + +<p>2. Der <em class="gesperrt">Entgegnung</em> (adversative): aber, allein, doch, dennoch, jedoch, +oder, entweder — oder, dagegen, vielmehr, indessen, dessenungeachtet, +weder — noch, nicht — sondern, wenn — so, hingegen, gleichwohl, +sonst, bald — bald.</p> + +<p>3. Des <em class="gesperrt">Grundes</em> (causale): denn, deßwegen, darum, dann, daher, folglich, +somit, minb, demnach, also, nämlich, als, deshalb.</p> + +<p><a id="Ref-33-B"></a>B. <em class="gesperrt">Bindew. der Unterordnung</em> (subordinirende): daß, damit, weil, da, als, +indem, nachdem, indeß, während, ehe, bevor, seit, seitdem, bis, so lange +als, so, so wie, gleichwie, als ob, so daß, ohne daß, auf daß, wenn, +falls, obgleich, wenngleich, wiewohl, wie sehr auch, seitdem daß, darum, +als wenn, obschon, unterdeß, wenn schon, sobald, wofern, dahin — wohin, +daher — woher, da — wo, je — desto.</p> + +</div> + +<div> +<h3>X. Empfindungswörter.</h3> + +<p>§. 34. Die Empfindungsw. bezeichnen laute Ausbrüche der Freude, des +Schmerzes, der Furcht, des Verlangens etc.</p> + +<p>ach! ei! heißa! juchhei! o! holla! husch! pfui! o weh! knacks! piff! +paff! plumps! he! heda!</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Satzlehre" id="Satzlehre">Satzlehre.</a></h2> + +<p>§. 35. Die Menschen können <em class="gesperrt">denken</em>; sie haben <em class="gesperrt">Gedanken</em>. Ein +ausgesprochener oder niedergeschriebener Gedanke heißt ein Satz. Ein +Satz kann enthalten:</p> + +<p>1. Eine <em class="gesperrt">Behauptung</em>, ein Urtheil, eine Erzählung:</p> + +<p>Müßiggang ist aller <em class="gesperrt">Laster</em> Anfang. Uebermuth thut selten gut. Hans +nährte sich vom Schiebekarren.</p> + +<p>Nach solchen Sätzen steht ein Punkt.</p> + +<p>2. Eine <em class="gesperrt">Frage</em>:</p> + +<p>Wie geht es Euch? Wie fangt ihr’s an? Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm?</p> + +<p>Nach einem Fragesatz steht ein Fragezeichen; ist die Frage aber nicht +bestimmt ausgesprochen, so steht ein Punkt.</p> + +<p>Er fragte, wie es ihm gehe.</p> + +<p>3. Einen <em class="gesperrt">Wunsch</em>, Rath, eine Bitte, Aufforderung, Ermahnung, Ermunterung:</p> + +<p>Nur unterlaßt mir den Gesang! Friede sei ihr erst Geläute!</p> + +<p>4. Einen <em class="gesperrt">Befehl</em> — Gebot oder Verbot:</p> + +<p>Fahr zu, Johann! Setzt euer Licht hierher!</p> + +<p>5. Einen <em class="gesperrt">Ausruf</em> — der Bewunderung, des Unwillens, Bedauerns, Schmerzes, +Schreckes, der Freude, Behauptung etc.</p> + +<p>Gevatter! ihr seid nicht gescheidt! O, welch ein Mensch!</p> + +<p>Nach einem Wunsche, Befehle und Ausrufe steht ein Ausrufungszeichen.</p> + +<p>§. 36. Es giebt:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">einfache</em> Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">erweiterte</em> (ausgebildete oder ergänzte) Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt den Brief.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">zusammengesetzte</em> Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt den Brief, und die Mutter liest die Zeitung.</p> + +<p>Die Glieder (Theile) des einfachen und erweiterten Satzes sind immer nur +Wörter, die Glieder des zusammengesetzten Satzes sind aber Sätze.</p> + +</div> + +<div> +<h3>I. Der einfache Satz.</h3> + +<p>§. 37. Jeder <em class="gesperrt">einfache</em> Satz besteht nur aus <em class="gesperrt">Gegenstand</em> und <em class="gesperrt">Aussage</em> +(Subject und Prädicat).</p> + +<p>Den <em class="gesperrt">Gegenstand</em> des Satzes finde ich dadurch, daß ich mit dem Zeitworte +die Frage: <em class="gesperrt">Wer?</em> oder <em class="gesperrt">Was?</em> verbinde. Er steht immer im 1. Falle und wird +durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> oder durch einen <em class="gesperrt">Stellvertreter</em> desselben +bezeichnet.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Baum</em> blüht. <em class="gesperrt">Du</em> bist ein Kind. <em class="gesperrt">Malen</em> ist eine Kunst. <em class="gesperrt">Aber</em> ist ein +Bindewort. <em class="gesperrt">Schwarz</em> ist die Trauerfarbe.</p> + +<p>Wie heißt im 1. Satz das Zeitwort? blüht. Wer blüht? der Baum = +Gegenstand des Satzes.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Zuweilen kündigt man den Gegenstand durch das Wörtchen „es“ +an, giebt ihn aber später bestimmter. Z. B. Es reden und träumen +die Menschen viel etc.</p></div> + +<p>§. 38. Die <em class="gesperrt">Aussage</em> findet man auf die Frage:</p> +<p> +a.Was <em class="gesperrt">thut</em> ein Gegenstand oder was <em class="gesperrt">wird</em> mit einem Gegenstande <em class="gesperrt">gethan</em>? +</p> +<p> +b. <em class="gesperrt">Wie</em> ist ein Gegenstand? +</p> +<p> +c. <em class="gesperrt">Was</em> ist ein Gegenstand? +</p> + +<p class="noindent">Sie kann ausgedrückt werden:</p> +<p> +a. durch ein <em class="gesperrt">Zeitwort</em> in der That- und Leideform;<br /> +</p> +<p> +b. durch ein <em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em>, einen Umstand mit dem Hülfszeitwort;<br /> +</p> +<p> +c. durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> und <em class="gesperrt">Hülfszeitwort</em>.<br /> +</p> +<p>Der Lehrer <em class="gesperrt">lobt</em>. Der Schüler <em class="gesperrt">wird gelobt</em>. Der Sommer ist <em class="gesperrt">heiß</em>. Der Sturm +ist <em class="gesperrt">vorüber</em>. Mit unsrer Freundschaft ist es <em class="gesperrt">aus</em>. Du bist <em class="gesperrt">im Irrthum</em>. Der +Knabe ist (befindet sich) <em class="gesperrt">auf der Wiese</em>. Gott ist <em class="gesperrt">ein Geist</em>. Der Soldat +wird <em class="gesperrt">ein Held</em>. Der Bruder bleibt (ist) <em class="gesperrt">mein Nachbar</em>.</p> + +<p>§. 39. 1. Der <em class="gesperrt">Gegenstand</em> kann stehen:</p> +<div class="indented2"> +<p class="listitem"> +a. in der <em class="gesperrt">Einzahl</em> und <em class="gesperrt">Mehrzahl</em>; +</p> +<p class="listitem"> +b. in drei <em class="gesperrt">verschiedenen Personen</em>:<br /> +Ich schreibe, du schreibst, er schreibt, wir schreiben etc.<br /> +</p> +</div> +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Aussage</em> kann stehen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> +a. in der <em class="gesperrt">Gegenwart</em>, <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> u. <em class="gesperrt">Zukunft</em>; +</p> +<p class="listitem"> +b. in der <em class="gesperrt">Wirklichkeits-</em>, <em class="gesperrt">Möglichkeits-</em> und <em class="gesperrt">Befehlsweise</em>.<br /> +</p> +</div> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Gegenstand</em> und <em class="gesperrt">Aussage</em> stehen immer in <em class="gesperrt">gleicher</em> Zahl und Person.</p> + +<p>Der Vater geht. Die Väter gehen.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Zwei</em> und <em class="gesperrt">mehrere Gegenstände</em> erfordern die Aussage in der <em class="gesperrt">Mehrzahl</em>.</p> + +<p>Der Vater und die Mutter gehen aus.</p> + +<p class="listitem">5. Bei der Frage nach dem Gegenstande hat man auf Person und Zahl, bei +der Frage nach der Aussage auf Zeit und Aussageweise zu achten:</p> + +<p>Wer blüht? Wer hat geblüht? Wer wird blühen? — Was thut der Baum? Was +hat der Baum gethan? Was kann der Baum thun?</p> + +</div> + +<div> +<h3>II. Der erweiterte Satz.</h3> + +<p>§. 40. Werden <em class="gesperrt">Gegenstand</em> oder <em class="gesperrt">Aussage</em> des einfachen Satzes, oder beide +zugleich <em class="gesperrt">näher bestimmt</em> (erweitert, ergänzt, ausgebildet) so erhält man +den <em class="gesperrt">erweiterten</em> Satz.</p> + +<p>A. <em class="gesperrt">Nähere Bestimmungen des Gegenstandes.</em></p> + +<p>Sie antworten auf die Frage: welcher, e, es, und sind somit +<em class="gesperrt">eigenschaftlichen</em> Characters.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Gegenstand des Satzes</em> kann näher bestimmt werden:</p> + +<p>1. Durch ein <em class="gesperrt">Fürwort</em>:</p> + +<p><em class="gesperrt">Dieser</em> (jener, dein) Baum blüht. <em class="gesperrt">Derselbe</em> Mann war es.</p> + +<p>2. Durch ein <em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em>:</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">große</em> Baum blüht. Ein <em class="gesperrt">gutes</em> Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.</p> + +<p>3. Durch ein <em class="gesperrt">Zahlwort</em>:</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">dritte</em> Baum blüht. <em class="gesperrt">Drei</em> Bäume blühen. <em class="gesperrt">Aller</em> Anfang ist schwer.</p> + +<p>4. Durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> im 1. Fall:</p> + +<p>Kaiser <em class="gesperrt">Karl</em> lebte zur Zeit Luthers. Friedrich der <em class="gesperrt">Große</em> erbaute +Sanssouci. Sechs Loth <em class="gesperrt">Zucker</em> kosten einen Silbergroschen. Bruder <em class="gesperrt">Fritz</em> +ist verreist. Doctor <em class="gesperrt">Mai</em> ist angekommen.</p> + +<p>5. Durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> im 2. Fall:</p> + +<p>Der Baum <em class="gesperrt">meines Bruders</em> blüht. Die Furcht <em class="gesperrt">des Herrn</em> ist der Weisheit +Anfang.</p> + +<p>6. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand</em>, der auch durch ein Verhältnißwort mit seinem +Fall ausgedrückt werden kann:</p> + +<p>Der Garten <em class="gesperrt">dort so hübsch</em> etc. Der Baum <em class="gesperrt">in der Stube</em> blüht. Ketten <em class="gesperrt">von +Gold</em> drücken oft schwer. Ein Sperling <em class="gesperrt">in der Hand</em> ist besser, als eine +Taube <em class="gesperrt">auf dem Dache</em>.</p> + +<p><a id="Num7"></a>7. Durch ein <em class="gesperrt">Zeitwort</em> in der <em class="gesperrt">Grundform</em>:</p> + +<p>Die Lust zu <em class="gesperrt">sterben</em> ist selten.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Das Eigenschaftswort kann stets durch ein Umstandswort oder +ein Verhältnißwort mit seinem Falle näher bestimmt werden. Z. B. +Die <em class="gesperrt">mit Anlagen</em> begabten Schüler. Die <em class="gesperrt">recht</em> gute Schrift.</p></div> + +<p class="center">B. <em class="gesperrt">Nähere Bestimmungen der Aussage.</em></p> + +<p>§. 41. a. <em class="gesperrt">Die Aussage</em> kann, wenn sie durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort mit dem +Hülfszeitwort sein</em> ausgedrückt wird, durch die Bestimmungen des +Gegenstandes erweitert werden.</p> + +<p>Ueberhaupt können Hauptwörter, die in einem Satze vorkommen, die 7 +Bestimmungen des Gegenstandes annehmen.</p> + +<p>Hunger ist der <em class="gesperrt">beste Koch</em>. Müßiggang ist <em class="gesperrt">aller</em> Laster Anfang. +Dienstjahre sind <em class="gesperrt">keine</em> Herrenjahre. Thorheit ist <em class="gesperrt">eine Schwester</em> der +Dummheit.</p> + +<p>§. 42. b. Besteht die Aussage aus einem Zeitwort oder Eigenschaftswort, +so kann sie <em class="gesperrt">näher bestimmt</em> werden:</p> + +<p>a) Durch Bestimmungen <em class="gesperrt">gegenständlichen</em> Charakters.</p> + +<p>1. Durch den 4. Fall (<em class="gesperrt">regierter</em> oder <em class="gesperrt">leidender Gegenstand</em> = <em class="gesperrt">Object</em>):</p> + +<p>Ein faules Ei verdirbt <em class="gesperrt">den ganzen Brei</em>. Böse Gesellschaft verdirbt gut’ +<em class="gesperrt">Sitte</em>. Uebung macht <em class="gesperrt">den Meister</em>.<a href="#Ref-29"> S. §. 29</a>.</p> + +<p>2. Durch den 4. u. 3. Fall. (3. Fall = <em class="gesperrt">betheiligter Gegenstand</em>):</p> + +<p>Der Mann schenkt <em class="gesperrt">dem Knaben</em> eine Birne. Die Mutter verbietet <em class="gesperrt">dem Kinde</em> +das Naschen. Der Krieg nimmt <em class="gesperrt">dem Lande</em> seine Söhne. <a href="#Ref-29">S. §. 29</a>.</p> + +<p>3. Durch den 4. u. 2. Fall. (2. Fall = bewirkender Gegenstand):</p> + +<p>Der Dieb beraubt <em class="gesperrt">mich meines Geldes</em>. <a href="#Ref-30-1">S. §. 30. 1</a>.</p> + +<p>4. Durch zwei 4. Fälle:</p> + +<p>Er nannte <em class="gesperrt">ihn einen Narren</em>. Herr, lehre <em class="gesperrt">mich deine Steige</em>! Wer lehrt <em class="gesperrt">das +Auge seine Pflicht</em>? Herr, lehrt <em class="gesperrt">mich bess’re Sachen</em>! <a href="#Ref-30-2">S. §. 30. 2</a>.</p> + +<p>5. Durch den 3. Fall:</p> + +<p>Der Schüler antwortet <em class="gesperrt">mir</em>. Der Knabe ist <em class="gesperrt">ihm</em> ähnlich. <em class="gesperrt">Peter dem Großen</em> +wurde die Bildung seines Volkes sehr schwer. <a href="#Ref-28">S. §. 28</a>.</p> + +<p>6. Durch den 2. Fall:</p> + +<p>Ich bedarf <em class="gesperrt">seiner</em> nicht. Ich bin <em class="gesperrt">meiner Sache</em> gewiß. Eigner Herd ist +<em class="gesperrt">Goldes</em> werth. Tugend bedarf <em class="gesperrt">keines Ausrufers</em>. <a href="#Ref-27">S. §. 27</a>.</p> + +<p>b. Durch Bestimmungen <em class="gesperrt">umständlichen</em> Charakters.</p> + +<p>7. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand des Ortes</em>:</p> + +<p>Der Fisch lebt <em class="gesperrt">im Wasser</em>. Treue Hand geht <em class="gesperrt">durch’s ganze Land</em>. Der Knabe +spielt <em class="gesperrt">hier</em>, <em class="gesperrt">dort</em> etc. Man suchte ihn <em class="gesperrt">aller Orten</em>. <a href="#Ref-32-1">S. §. 32. 1</a>.</p> + +<p>8. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand der Zeit</em>:</p> + +<p>Die Bäume blühen <em class="gesperrt">im Frühling</em>. Die Bäume blühen <em class="gesperrt">jetzt</em>. <em class="gesperrt">Des Morgens</em> +schläft er und <em class="gesperrt">des Abends</em> ist er munter. Rom ist nicht <em class="gesperrt">in einem Tage</em> +erbaut. <a href="#Ref-32-2">S. §. 32. 2</a>.</p> +<p>9. Durch den <em class="gesperrt">Umstand der Weise</em>:</p> + +<p>Ich singe dir <em class="gesperrt">mit Herz und Mund</em>. Der Schüler singt <em class="gesperrt">rein</em> und <em class="gesperrt">richtig</em>. +Zwei harte Steine mahlen <em class="gesperrt">nicht</em> gut. Er mußte <em class="gesperrt">stehenden Fußes</em> umkehren. +<a href="#Ref-32-3">S. §. 32. 3</a>.</p> + +<p>10. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand des Grundes</em>:</p> + +<p>Der Knabe weint <em class="gesperrt">vor Schmerz</em>. <em class="gesperrt">Gesundheitshalber</em> giebt er die Arbeit auf.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Die Umstände des Ortes, der Zeit und der Weise können +ausgedrückt werden durch:</p> + +<p>a. Verhältnißwörter mit ihren Fällen;</p> + +<p>b. Umstandswörter;</p> + +<p>c. Fälle der Hauptwörter.</p> + +<p>Der Umstand des Grundes kann nur durch ein Verhältnißwort mit +seinem Falle ausgedrückt werden.</p></div> + +<p>11. Durch ein Zeitwort in der <em class="gesperrt">Grundform</em>:</p> + +<p>Ich höre ihn <em class="gesperrt">kommen</em>. Er hat mich <em class="gesperrt">gehen</em> heißen. Der Freund hat ihm +<em class="gesperrt">schreiben</em> helfen.</p> + +<p class="center">Mehrere Bestimmungen.</p> + +<p>§. 43. <em class="gesperrt">Gegenstand und Aussage</em> können durch mehrere <em class="gesperrt">verschiedene</em> +Bestimmungen (Ergänzungen) zu gleicher Zeit ausgebildet werden. Zwischen +ihnen steht kein Zeichen.</p> + +<p>Dieser freundliche Sohn meiner vielgeliebten Tante schenkte jenem armen +Knaben am ersten Weihnachtstage auf dem Weihnachtsmarkte diesen recht +warmen Anzug. Der fleißige Knabe aus dem benachbarten Dorfe schreibt +morgen früh um acht Uhr in der obern Schule seinem Vetter in der Stadt +einen sehr langen Brief zum nächsten Geburtstage.</p> + +<p>Werden sie jedoch durch <em class="gesperrt">gleichartige</em> Bestimmungen erweitert, so steht +zwischen diesen ein Komma, wenn sie nicht durch „<em class="gesperrt">und</em>“ verbunden sind:</p> + +<p>Marie war eine klare, heitere, thätige und wackere Schülerin.</p> + +</div> + +<div> +<h3>III. Der zusammengesetzte Satz.</h3> + +<p>§. 44. Jeder <em class="gesperrt">zusammengesetzte Satz</em> besteht aus einfachen oder +erweiterten Sätzen oder aus beiden zugleich. Sind diese Sätze von +einander unabhängig — ist jeder einzelne für sich verständlich, — so +nennt man sie beigeordnet (coordinirt):</p> + +<p>Friede ernährt; Unfriede verzehrt.</p> + +<p>Sind sie aber von einander <em class="gesperrt">abhängig</em> — kann der eine ohne den andern +nicht verstanden werden, — so sind sie einander <em class="gesperrt">über</em>- und +<em class="gesperrt">untergeordnet</em>:</p> + +<p>Wer Gutes thut, hat frohen Muth.</p> + +<p>Die übergeordneten (superordinirten) Sätze heißen — sind sie unabhängig +— <em class="gesperrt">Hauptsätze</em>, die untergeordneten (subordinirten) heißen <em class="gesperrt">Nebensätze</em>.</p> + +<p>1. Hauptsätze sind Hauptsätzen beigeordnet:</p> + +<p>Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; der Knecht wär’ selber ein +Ritter gern. Mit Vielem hält man Haus; mit Wenigem kommt man aus.</p> + +<p>2. Nebensätze sind Nebensätzen beigeordnet:</p> + +<p>Wenn du deinen Beruf treu erfüllst; wenn du den Gesetzen des Landes +gehorchst: so soll Niemand dir ein Leid zufügen.</p> + +<p>3. Hauptsätze sind Nebensätzen übergeordnet.</p> + +<p>4. Nebensätze sind Hauptsätzen untergeordnet:</p> + +<p>Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schleudert’s ihn wild in den +Strom hinab.</p> + +<p>5. Nebensätze können Nebensätzen über- und untergeordnet sein. Es giebt +also Nebensätze ersten, zweiten u. s. w. Ranges:</p> + +<p>Den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er +vollbringt.</p> + +<p class="center">A. Beigeordnete Sätze.</p> + +<p>§. 45. 1. <em class="gesperrt">Beigeordnete Sätze</em> werden gar nicht oder durch Bindewörter der +Beiordnung verbunden. <a href="#Ref-33-A">S. §. 33. A</a>.</p> + +<p>2. Zwischen beigeordneten Sätzen — sind sie nicht sehr kurz — steht +ein Semikolon (;), ausgenommen vor „<em class="gesperrt">und</em>“ und „<em class="gesperrt">oder</em>“, vor diesen steht +ein Komma.</p> + +<p>Sie können sein:</p> + +<p class="indented2">1. <em class="gesperrt">Anreihend</em>:</p> + +<p>Redlich sei des Herzens Grund; redlich spreche stets der Mund. Jede +Stund’ ist wichtig; Müßiggang ist nichtig. Töne entlockt er der Flöte +<em class="gesperrt">und</em> das Echo des Berges wird wach. Im Herbste werden die Tage kürzer; +<em class="gesperrt">auch</em> kühlt sich die Luft immer mehr ab. Dort nahet der Feind; <em class="gesperrt">nun</em> laßt +uns wacker kämpfen! Zuerst beginnt der Tag zu dämmern; <em class="gesperrt">dann</em> verlieren +die Sternlein ihren Glanz; <em class="gesperrt">zuletzt</em> erscheint die Sonne in ihrer +Purpurpracht. <em class="gesperrt">Nicht nur</em> suchte ich ihn im Felde; <em class="gesperrt">sondern</em> mein Bruder +durchlief auch den Wald.</p> + +<p class="indented2">2. <em class="gesperrt">Entgegenstellend</em>:</p> + +<p>Heute wird <em class="gesperrt">entweder</em> jenes Gras gemäht, <em class="gesperrt">oder</em> dieses Holz wird +eingefahren. Schönheit verläßt uns bald; <em class="gesperrt">aber</em> ein getreues Herz bleibt +uns. Die Biene ist zwar ein kleines Thier; <em class="gesperrt">allein</em> sie kann große +Schmerzen verursachen.</p> + +<p class="indented2">3. <em class="gesperrt">Begründend</em>:</p> + +<p>Wo ihr wohnet, da verschönet jedes gute Herz den Ort; <em class="gesperrt">drum</em> verweilet +froh und eilet nur so bald nicht wieder fort. Das Glas ist spröde; <em class="gesperrt">daher</em> +läßt es sich nicht biegen. Der Mensch kann das Gute thun und das Böse +lassen; <em class="gesperrt">denn</em> er hat freien Willen. Ich hatte schon einem Andern mein +Wort gegeben; <em class="gesperrt">deßhalb</em> konnte ich deinem Wunsche nicht nachkommen.</p> + +<p class="center">Zusammengezogene Sätze.</p> + +<p>§. 46. Gehören in <em class="gesperrt">beigeordneten</em> Sätzen <em class="gesperrt">mehrere</em> Gegenstände (Subj.) zu +<em class="gesperrt">einer</em> Aussage (Praed.), oder <em class="gesperrt">mehrere</em> Aussagen zu <em class="gesperrt">einem</em> Gegenstande, so +hat man <em class="gesperrt">zusammengezogene Sätze</em>:</p> + +<p>Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Hoffen und Harren macht +Manchen zum Narren. Bewegung, Mäßigkeit und Ruh’ schließt dem Arzt die +Thüre zu. Einige Blumen blühen im Sommer, andere blühen im Herbste. Der +Fuchs ist schlau, listig und raubgierig. Er kam, sah’ und siegte. +Nadelhölzer sind: Tannen, Fichten, Kiefern etc. Fleiß bringt Brod, +Faulheit Noth. Roggen wird entweder geschnitten oder gemäht. +Verschlossener Mund und offene Augen haben noch Niemandem geschadet. +Sammet und Seide löschen das Feuer in der Küche aus.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. In den zusammengezogenen Sätzen steht vor „<em class="gesperrt">und</em>“ und „<em class="gesperrt">oder</em>“ +kein Komma.</p></div> + +<p class="center">B. Nebensätze.</p> + +<p>§. 47. Der <em class="gesperrt">Nebensatz</em> steht immer an der Stelle eines Satzgliedes und +kann in ein solches verwandelt werden.</p> + +<p>Die Nebensätze werden durch die Bindewörter der Unterordnung mit den +Hauptsätzen verbunden. <a href="#Ref-33-B">S. §. 33. B</a>.</p> + +<p>Da es dreierlei nähere Bestimmungen giebt, so giebt es auch dreierlei +Nebensätze.</p> + +<p class="center">1. Eigenschaftssätze.</p> + +<p>Die Nebensätze können stehen für <em class="gesperrt">eigenschaftliche Bestimmungen</em> = +<em class="gesperrt">Eigenschaftssätze</em> (Adjectiv-, Relativ-Sätze). Sie werden mit dem +Hauptsatze in der Regel durch die zurückbeziehenden Fürwörter: welcher, +e, es; der, die, das, auch wohl durch: <em class="gesperrt">wo</em>, <em class="gesperrt">wann</em>, <em class="gesperrt">wie</em>, verbunden:</p> + +<p>Nichts ist so elend, als ein Mann, der Alles will, und der Nichts kann. += Nichts ist so elend, als ein Alles <em class="gesperrt">wollender</em> und <em class="gesperrt">Nichts könnender</em> +Mann. Die Sterne, welche ihr eigenes Licht haben, heißen Fixsterne.</p> + +<p class="center">2. Gegenstandssätze.</p> + +<p>§. 48. Die Nebens. können stehen für gegenständliche Bestimmungen = +<em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> (Substantiv-Sätze) und werden mit dem Hauptsatze in der +Regel durch: <em class="gesperrt">daß</em>, <em class="gesperrt">ob</em>, <em class="gesperrt">wer</em>, <em class="gesperrt">was</em>, <em class="gesperrt">wo</em>, <em class="gesperrt">wann</em>, <em class="gesperrt">wie</em> etc. verbunden. Als solche +können sie sein:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 4. Fall (Object-Sätze).</p> + +<p>Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, was du werth bist. += Sage mir <em class="gesperrt">deinen Umgang</em>, und ich will dir <em class="gesperrt">deinen Werth sagen</em>. Wer +läuft, den jagt man. Wer <em class="gesperrt">hoch</em> steht, den sieht man.</p> + +<p>1. Hierher gehören auch die Sätze, die angeben, was Jemand sagt, meint, +behauptet etc.</p> + +<p>Solon sagte: Niemand ist vor seinem Tode glücklich.</p> + +<p>2. Vor der wörtlich angeführten (directen) Rede steht ein Doppelpunkt. +Häufig folgen diesem Doppelpunkt auch noch Anführungsstriche:</p> + +<p>Solon sagte. „Niemand ist vor seinem Tode glücklich.“</p> + +<p>3. Tritt der Einführungssatz zwischen den Ergänzungssatz, so sind die +Zeichen in folgender Weise zu setzen:</p> + +<p>„Niemand“, sagte Solon, „ist vor seinem Tode glücklich“. — „Komm mit“, +sprach neulich der Klaus zu mir, „vor dem Thore etc.“</p> + +<p>4. Führt man die Rede nicht wörtlich (indirect) an, so werden die Sätze +durch ein Komma getrennt:</p> + +<p>Solon sagte, daß Niemand vor seinem Tode glücklich sei.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 2. Fall (Genitiv-Sätze):</p> + +<p>Der Gedanke, daß Gott gerecht sei, giebt allein dem Menschen Ruhe = der +Gedanke <em class="gesperrt">der Gerechtigkeit</em> Gottes giebt allein etc. Er erinnerte sich, +daß er ihn gesehen = seines Anblicks.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 3. Fall (Dativ-Sätze):</p> + +<p>Verkündige die Nachricht, wem du zuerst begegnest = <em class="gesperrt">dem dir zuerst +Begegnenden</em>. Wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen. Wer +zürnet, dem reiche kein Messer.</p> + +<p>§. 49. d. Auch das Subject kann durch einen Nebensatz ausgedrückt werden += (Subject-Sätze):</p> + +<p>Wer Pech angreift, besudelt sich = der Pech <em class="gesperrt">Angreifende</em> besudelt sich. +Wer antwortet auf unnütz Geschrei, der macht aus einem Unglück zwei. Wer +nicht hören will, muß fühlen.</p> + +<p class="center">3. Umstandssätze.</p> + +<p>§. 50. Die <em class="gesperrt">Nebensätze</em> können stehen für <em class="gesperrt">umständliche Bestimmungen</em> +(Umstands-, Adverbial-Sätze). Sie können sein:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">Umstandssätze des Ortes:</em></p> + +<p>Er starb, wo er geboren war = <em class="gesperrt">an dem Orte</em> seiner Geburt.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">Umstandssätze der Zeit:</em></p> + +<p>Wenn die Sonne scheint, ist unser Zimmer hell = beim Schein der Sonne.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">Umstandssätze der Art und Weise:</em></p> + +<p>Wie der Mensch säet, so wird er ernten = <em class="gesperrt">seiner Saat gemäß</em>.</p> + +<p>d. <em class="gesperrt">Umstandssätze des Grundes:</em></p> + +<p>Der Christ liebt und ehrt die Tugend, weil sie Gott gebietet = <em class="gesperrt">um des +göttlichen Gebotes</em> willen.</p> + +<p class="center">Satzkürze. Beisatz. Anrede.</p> + +<p>§. 51. 1. Fehlen in den <em class="gesperrt">Nebensätzen</em> Satztheile, so hat man <em class="gesperrt">verkürzte +Sätze</em> (Satzkürzen). Die fehlenden Theile lassen sich leicht ergänzen:</p> + +<p>Es ist ein großes Glück, gute Eltern zu haben = wenn man gute Eltern +hat. Des Weges unkundig, verirrte ich mich = da ich des Weges unkundig +etc. Allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen = der Bogen zerspringt, +wenn er etc. Das Recht spricht: Jedem das Seine! Die Liebe: Jedem das +Deine! Johann, der muntere Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder = +Johann, welcher ein munterer Seifensieder war, erlernte etc.</p> + +<p>2. Ist im verkürzten Nebensatze, wie in dem letztgenannten Beispiele, +die Aussage durch ein Hauptwort ausgedrückt, so hat man einen <em class="gesperrt">Beisatz</em> +(Gleichstand, Apposition). Der Beisatz muß mit dem Hauptworte, zu dem er +gehört, in gleicher Zahl und im gleichen Falle stehen:</p> + +<p>Hans Gutgenug, <em class="gesperrt">der bequeme Knecht</em>, macht seine Sache nur halb und +schlecht. Vor der Stimme des Löwen, <em class="gesperrt">des Königs</em> der Wälder, fürchten sich +alle Thiere.</p> + +<p>3. Auch die Anrede ist ein verkürzter Satz:</p> + +<p>Gott grüß dich, <em class="gesperrt">Alter</em>, schmeckt etc. Gott sieht dich, <em class="gesperrt">Kind</em>, d’rum scheu +die Sünd’! <em class="gesperrt">Kind</em>, wirst du roth, so warnt dich Gott.</p> + +<p class="center">Stellung der Nebensätze.</p> + +<p>§. 52. 1. Stehen <em class="gesperrt">Nebensätze vor dem Hauptsatze</em>, so heißen sie +<em class="gesperrt">Vordersätze</em>; der <em class="gesperrt">Hauptsatz</em> aber heißt <em class="gesperrt">Nachsatz</em>:</p> + +<p>Wer Gutes thut, hat frohen Muth.</p> + +<p>2. Stehen sie <em class="gesperrt">zwischen den Theilen des Hauptsatzes</em>, so heißen sie +<em class="gesperrt">Zwischensätze</em>:</p> + +<p>Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand, log auf die +unverschämteste Weise.</p> + +<p>3. Stehen sie <em class="gesperrt">nach</em> dem Hauptsatze, so heißen sie <em class="gesperrt">Nachsätze</em>:</p> + +<p>Es helfen weder Licht noch Brill’, wenn das Aug’ nicht sehen will.</p> + +<p>§. 53. <em class="gesperrt">Nebensätze</em> werden durch ein <em class="gesperrt">Komma</em> vom Hauptsatze getrennt; +<em class="gesperrt">Zwischensätze</em> stehen zwischen 2 Komma. Für die verkürzten Nebensätze +gilt dasselbe. Es steht also auch der <em class="gesperrt">Beisatz</em> und die <em class="gesperrt">Anrede</em> zwischen 2 +Komma. Steht die Anrede zu Anfang des Satzes, so folgt ihr ein Komma: +Johann, bring’ Holz! In Briefen folgt der Anrede auch ein +Ausrufungszeichen: Lieber Freund!</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Bemerkungen" id="Bemerkungen">Bemerkungen.</a></h2> + +<p>1. <em class="gesperrt">Unvollständige Hauptsätze</em> (elliptische Sätze) sind:</p> + +<p>Guten Morgen! Nein! Ja! Feuer! Herein! Achtung geben!</p> + +<p>2. Enthalten Sätze nicht nothwendig zum Zusammenhange der Rede gehörende +Bemerkungen, so heißen diese <em class="gesperrt">eingeschobene</em> Sätze und werden zwischen +Klammern, Parenthesen oder Gedankenstriche gesetzt:</p> + +<p>Der Schelm — ich will ihn zwar nicht schimpfen — der etc.</p> + +<p>Auch benutzt man die Parenthese () zur Einschaltung einzelner Wörter.</p> + +<p>3. Es giebt auch <em class="gesperrt">abgebrochene</em> Sätze:</p> + +<p>Wenn du nicht gehst, so ….</p> + +<p class="center">Die Periode.</p> + +<p>§. 54. Mehrere Sätze können eine <em class="gesperrt">Periode</em> bilden. Es giebt <em class="gesperrt">zwei-</em> und +<em class="gesperrt">mehrgliedrige Perioden</em>.</p> + +<p>Vorder- und Nachsatz werden in einer zweigliedrigen Periode durch ein +Semikolon getrennt:</p> + +<p>Weil der Westwind über den atlantischen Ocean weht und die Ausdünstungen +desselben mit sich führt; so pflegt er uns Regenwetter zu bringen.</p> + +<p>Vorder- und Nachsatz werden in einer mehrgliedrigen Periode durch ein +Kolon, unter sich aber durch ein Semikolon getrennt:</p> + +<p>Wenn du wahrhaft und auf die Dauer glücklich zu sein wünschest; so +befleißige dich eines rechtschaffenen Lebens: denn nur der +Rechtschaffene vermag in Wahrheit glücklich zu sein.</p> + +<p class="center">Satzzeichen.</p> + +<p>§. 55. Deutlichkeit in Schrift und Rede erfordern es, daß man +Zusammengehöriges nicht auseinander reiße, Verschiedenes aber +andererseits aus einander halte. Um dieses zu können, bedient man sich +der <b>Satzzeichen</b> (Interpunction). Diese sind:</p> + +<p class="center">A. Satzpausenzeichen.</p> + +<p> +1. Der <b>Strich</b> oder das <b>Komma</b> (,); +</p> +<p> +2. der <b>Strichpunkt</b> oder das <b>Semikolon</b> (;); +</p> +<p> +3. der <b>Doppelpunkt</b> oder das <b>Kolon</b> (:); +</p> +<p> +4. der <b>Punkt</b> (.); +</p> +<p> +5. der <b>Gedankenstrich</b> (—). +</p> + +<p class="noindent">Ueber den Gebrauch der Nr. 1–4 ist bereits bei der Satzlehre gesprochen. +Der Gedankenstrich steht, um eine größere Pause als den Punkt +anzuzeigen, oder um die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen.</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Überschrift Satztonzeichen"> +<tr> +<td class="para-heading"><p>§. 56.</p></td> +<td class="w60"><p class="center">B. Satztonzeichen.</p></td> +<td align="left" class="w20"></td> +</tr> +</table></div> + +<p> +1. Das <b>Fragezeichen</b> (?); +</p> +<p> +2. das <b>Ausrufungszeichen</b> (!).<br /> +</p> + +<p class="noindent">Schließen die Satztonzeichen einen Satz, so schreibt man nach ihnen +einen großen Anfangsbuchstaben. Weiteres über diese Zeichen findet sich +ebenfalls in der Satzlehre.</p> + +<p class="center">C. Hülfszeichen.</p> + +<p> +1. Die <b>Klammer</b> oder <b>Parenthese</b> [] (); +</p> +<p> +2. das <b>Bindezeichen</b> (-) (⸗);<br /> +</p> +<p> +3. der <b>Apostroph</b> oder das <b>Häkchen</b> (’) steht für ein ausgelassenes e, ei, i.<br /> +</p> + +<p>Mich dünk’t, ich mein’, ich glaub’, ich dacht’ hat manchen guten +Gesellen in’s Verderben gebracht. Ein blut’ger Kampf! Ich hab’ ’nen +schweren Stand gehabt.</p> + +<p> +4. die <b>Anführungszeichen</b>, <b>Gänsefüßchen</b> („ “); +</p> +<p> +5. das <b>Zeichen der abgebrochenen Rede</b> (…) (— —); +</p> +<p> +6. das <b>Zeichen des Abschnittes</b> oder <b>Paragraphen</b> (§). +</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Überschrift Wortbildung"> +<tr> +<td class="para-heading"><p>§. 57.</p></td> +<td class="w60"><p class="center">Wortbildung.</p></td> +<td align="left" class="w20"></td> +</tr> +</table></div> + +<div class="center indented2"> + <table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Wortbildung"> + <tr> + <td class="wide"><b>Stamm.</b></td> + <td class="wide"><b>Ableitung.</b></td> + <td class="wide"><b>Zusammensetzung.</b></td> + </tr> + <tr> + <td class="wide">Band</td> + <td class="wide">Bändchen</td> + <td class="wide">Bandeisen.</td> + </tr> + </table> +</div> + +<p class="listitem">A. Ableitungen.</p> + +<p><b>1. Hauptwörter</b> durch: er, in, chen, lein, ling, en, ung, niß, muth, sal, +ei, e, keit, heit, schaft, thum (tum), ge.</p> + +<p><b>2. Eigenschaftswörter</b> durch: ig, isch, bar, sam, en, ern, lich, haft, +icht.</p> + +<p><b>3. Zeitwörter</b> durch: chen, ken, chten, eln, ern, igen, zen; durch die +Vorsilben: be, er, ver, ent, zer, ge, miß, ur.</p> + +<p><b>4. Umstandswörter</b> durch: lich, haft, icht, lings.</p> + +<p class="listitem">B. §. 58. Zusammensetzungen: 1. Bestimmungsw. 2. Grundw.</p> + +<p><b>1. Hauptwörter.</b></p> + +<p class="indented2">a) Hauptwörter und Hauptwörter (Schulhaus).</p> + +<p class="indented2">b) Hauptwörter und Eigenschaftswörter (Jungfrau).</p> + +<p class="indented2">c) Hauptwörter und Zeitwörter (Wohnhaus).</p> + +<p><b>2. Eigenschaftswörter.</b></p> + +<p class="indented2">a) Eigenschaftswörter <b>u.</b> Eigenschaftsw. (hellgrün).</p> + +<p class="indented2">b) Hauptwörter <b>u.</b> Eigenschaftswörter (naseweis).</p> + +<p class="indented2">c) Eigenschaftswörter <b>u.</b> Zeitwörter (lernbegierig).</p> +<p class="listitem"><b>3. Zeitwörter</b> mit: an, auf, aus, bei, durch, ein, mit, nach, um, unter, +über, vor, ab, voll, wieder, dar, fort, heim, hin, her, weg.</p> +<p class="listitem"><b>4. Zusammengesetzte Umstandswörter.</b><br /> +Ebendaselbst, himmelwärts etc.</p> + +<p class="center">Eine Wörterfamilie: <em class="gesperrt">Ziehen</em>.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Zug</em>, der Truppenzug, der Zugvogel, der Gesichtszug, die Ziehung; die +<em class="gesperrt">Zucht</em>, die Kinderzucht, der Zögling, die Bienenzucht; <em class="gesperrt">züchtigen</em>, die +Züchtigung, der Züchtling, die Züchtlingsarbeit, das Zuchthaus, die +Zuchthausarbeit, der Zuchtmeister, die Zuchtruthe, züchtig, züchtiglich; +<em class="gesperrt">abziehen</em>, der Abzug; <em class="gesperrt">anziehen</em>, der Anzug, die Anziehung, die +Anzüglichkeit; <em class="gesperrt">aufziehen</em>, der Aufzug, die Aufzieherei; <em class="gesperrt">ausziehen</em>, der +Auszug, der Auszieher; <em class="gesperrt">beziehen</em>, der Bezug, die Beziehung, beziehlich, +bezüglich; <em class="gesperrt">durchziehen</em>, der Durchzug; <em class="gesperrt">einziehen</em>, der Einzug, die +Einziehung; <em class="gesperrt">entziehen</em>; <em class="gesperrt">erziehen</em>, die Erziehung, der Erzieher, die +Erziehungsschule, erziehungskundig; <em class="gesperrt">nachziehen</em>, der Nachzug, der +Nachzügler; <em class="gesperrt">umziehen</em>, der Umzug; <em class="gesperrt">verziehen</em>, der Verzug; <em class="gesperrt">vorziehen</em>, der +Vorzug, vorzüglich, die Vorzüglichkeit; <em class="gesperrt">überziehen</em>, der Ueberzug etc.</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Rechtschreibung_Orthographie" id="Rechtschreibung_Orthographie">Rechtschreibung — Orthographie.</a></h2> + +<p>§. 59. 1. Ein <b>Wort</b> hat eine oder mehrere <b>Silben</b>. <b>Eine Silbe</b> besteht aus +<b>Lauten</b>. Die <b>Laute</b> sind entweder <b>Selbstlaute</b> oder <b>Mitlaute</b> (Vocale oder +Consonanten).</p> + +<p class="listitem">2. Die Selbstlaute können sein:</p> +<!-- table to align umlaut with base vowel --> +<div class="indented"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Selbstlaute" class="auto-width"> +<tr><td align="left">a. Grundlaute:</td><td class="small-left"><b>a</b>, <b>e</b>, <b>i</b>,</td><td class="small-left"><b>o</b>,</td><td class="small-left"><b>u — y</b>;</td></tr> +<tr><td align="left">b. Umlaute:</td><td class="small-left"><b>ä</b>,</td><td class="small-left"><b>ö</b>,</td><td class="small-left"><b>ü</b>;</td></tr> +<tr><td align="left">c. Doppellaute:</td><td class="small-left" colspan="4"><b>au</b>, <b>äu</b>, <b>eu</b>, <b>ei</b>, <b>ai</b>.</td></tr> +</table></div> +<div class="indented"> +<!-- avoid additional indentation --> +<p class="noindent"> +Die Mitlaute heißen: b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, ſ, s, +t, v, w, x, z, j, ch, sch, ß.<br /> +</p> +</div> + +<p class="listitem">3. Steht der Mitlaut vor dem Selbstlaute, so heißt er <em class="gesperrt">Vorlaut</em>; steht er +nach dem Selbstlaute, so heißt er <em class="gesperrt">Nachlaut</em>. Ein Wort hat soviel Silben, +als es Selbstlaute hat. Die Zeichen für die Laute heißen Buchstaben. Die +Gesammtheit der einfachen Buchstaben nennt man das A-be-ce oder +Alphabet.</p> + +<p>§. 60. 1 Löse jeden Satz in seine Wörter, jedes <em class="gesperrt">Wort</em> in seine Silben +und jede <em class="gesperrt">Silbe</em> in ihre Laute auf; setze für jeden Laut den +entsprechenden <em class="gesperrt">Buchstaben</em>; sieh auf die <em class="gesperrt">Ableitung</em>, beachte die +<em class="gesperrt">Verlängerung</em>, und richte dich nach dem <em class="gesperrt">Sprachgebrauch</em>.</p> + +<p class="listitem">2. Hat ein Wort a, o, u oder au, so erhält das abgeleitete ä, ö, ü oder +äu.</p> + +<p class="noindent">Bach — Bäche; Sohn — Söhne; Tuch — Tücher; Baum — Bäume.</p> + +<p class="listitem">3. Weißt du nicht, ob du zum Schlusse eines Wortes <b>b</b> oder <b>p</b>, <b>d</b> oder <b>t</b>, +<b>g</b>, <b>ch</b> oder <b>k</b>, <b>s</b>, <b>ß</b> oder <b>z</b> setzen sollst, so verlängere das Wort.</p> + +<p class="noindent">Korb — Körbe; plump — plumper; Wald — Wälder; kalt — kälter; Gang — +Gänge; Storch — Störche; Bank — Bänke; Gans — Gänse; Fuß — Füße; +Kranz — Kränze.</p> + +<p class="listitem">4. Zu Anfang einer Silbe steht das lange „ſ“; zum Schluß einer Silbe +steht das „s“. Folgt „t“ auf „s“, so wird in der Regel auch als Nachlaut +„ſt“ geschrieben.</p> + +<p class="noindent">Mäu-ſe, Mäus-chen, Aus-ſicht, Kunſt, daſſelbe, deßhalb.</p> + +<p>§. 61. Die <em class="gesperrt">Dehnung</em> der Selbstlaute <b>a</b>, <b>e</b>, <b>o</b> wird oft durch <b>aa</b>, <b>ee</b>, <b>oo</b> +bezeichnet. Geht der Selbstlaut in den Umlaut über, so schwindet die +Verdoppelung.</p> + +<p><b>aa</b>: Aal, Aar, Aas, baar, Haar, Maal, Paar, Saal, Saat, Staat, Waare, +Härchen, Pärchen, Säle.</p> + +<p><b>ee</b>: Allee, Armee, Beere, Beet, Fee, Heer, Heerde, Idee, Kameel, Kaffee, +Klee, leer, Livree, Meer, Moschee, Portepee, Schnee, See, Seele, Speer, +Spree, Theer, — des See’s, die Seen, des Schnee’s.</p> + +<p><b>oo</b>: Boot, Loos, Moor, Moos, Böte, Loose, Moore, Moose.</p> + +<p>§. 62. 1. Die Dehnung der Selbst- und Umlaute wird oft durch Hinzufügung +des <b>„h“</b> bezeichnet. Siehe auf die Grundform der Zeitwörter und beachte +die Ableitung: Mehl, Lehm, Huhn, Ohr, zählen, fühlen, dröhnen; sah — +sehen, ruht — ruhen, fröhlich — froh — froher.</p> + +<p class="listitem">2. Bei dem <b>„i“</b> bezeichnet man die Dehnung, indem man ein <b>„e“</b>, ein <b>„h“</b> +oder ein <b>„eh“</b> hinzufügt.</p> + +<p><b>ie</b>: die, dies, hier, nie, sie, viel, vier, wie, Harmonie, Kopie, +Melodie, Paradies; — deklamiren, speculiren, illuminiren — <b>iren</b>; aber: +regieren, spazieren; Quartier, einquartieren.</p> + +<p><b>ih:</b> ihm, ihn, ihr, ihnen, ihres, ihrem, ihren.</p> + +<p><b>ieh:</b> stiehlt, — stehlen; befiehlt, sieh, lieh, zieh, gedieh, Vieh, +Viehes.</p> + +<p>§. 63. 1 Mit <b>„th“</b> werden geschrieben:<br /> +Thal, Thaler, That, Thau, Theil, +Theater, Thema, Theodor, Therese, Thermometer, theuer, Thier, Thür, +Thon, aber: Ton (eines Instruments), Thor, Thron, Thräne, Apotheke, +Aether, Armuth, Arithmetik, Athem, Dorothea, Elisabeth, Gemüth, +Katheder, Katholik, Koth, Loth, Lazareth, Mathilde, Methode, Myrthe, +Muth, Noth, Pathe, Räthsel, Röthe, Ruthe, Sabbath, Urtheil; — Draht, — +drehen; Naht, nähen.</p> + +<p class="listitem">Merke: Abenteuer, Bart, Etat, Gebet, Geburt, Monat, Partei, Partie, +Rhein, Rhede, Rhin, Rhone; — Whist, Katarrh, Rheumatismus, Rhinoceros. +— Parasol, Diarium, egal, Fibel, Bibel, Lineal, Habit, Fabrik, Terrine, +Garderobe.</p> + +<p class="listitem">2. Zu den Doppellauten tritt nur ein „h“ hinzu, wenn die Ableitung ein +solches erfordert: Weihnachten, rauh.</p> + +<p>§. 64. 1. <em class="gesperrt">Die Schärfung</em> der Selbst- und Umlaute wird oft <em class="gesperrt">durch +Verdoppelung</em> der darauf folgenden Mitlaute bezeichnet.</p> + +<p>Mann, kennen, retten, hoffen, treffen, ertappen, wollen, können, Roggen, +Egge, Widder, Robbe, Ball, Puppe, kämmen, karren, Narr, denn, wenn, +dann, Sammet, Zimmet, majorenn, Rabatt, Duett, minorenn, Protocoll, +Duell.</p> + +<p class="listitem">2. Für zwei „k“ schreibe „ck“. Also Rock, nicht Rokk, Stock, locken, +necken, stricken, erblicken, backen, Druck, Stück.</p> + +<p>Für zwei „z“ schreibe „tz“. Also Netz nicht Nezz.</p> + +<p>Besatz, Schatz, Metze, Netz, sitzen, Klotz, Mütze, verletzen, Schutz.</p> + +<p>Für zwei „ß“ schreibe „ss“, wenn du „ß“ als Vor- u. Nachlaut hörst; +hörst du es aber nur als Nachlaut, so schreibe „ß“. Also lassen — laß +und nicht laßßen — laßß.</p> + +<p class="listitem">lassen, wissen, Nuß — Nüsse, Riß — Risse, Fluß — Flüsse, ißt — +essen, müßte — müssen, Kuß — küssen.</p> + +<p class="listitem">3. Nach gedehnten Selbst- und Umlauten, so wie nach Doppellauten und +Mitlauten folgt keine Verdoppelung:</p> + +<p>Ekel, Haken, buk, Laken, kam, Geiz, Kreuz, Wein, Franz, Herz, Salz, +Bank, Kalk, Werk, Helm, Amt, Fuß, büßen etc.</p> + +<p class="listitem">4. Zwei auf einander folgende Mitlaute können niemals <em class="gesperrt">beide</em> verdoppelt +werden; der erste von ihnen aber wird verdoppelt, wenn es die Ableitung +verlangt:</p> + +<p>wollte — wollen, kannte — kennen, Gewinnst — gewinnen, kommst — +kommen.</p> + +<p class="listitem">5. Die Buchstaben „ch“, „sch“ und „ß“ werden <em class="gesperrt">nie</em> verdoppelt:</p> + +<p>Brüche, Flasche, Flüße, u. nicht Flüßße, Flaschsche, Brüchche.</p> + +<p class="listitem">6. In Wörtern aus fremden Sprachen steht <em class="gesperrt">nie</em> „ck“:</p> + +<p>Rector, Doctor etc.</p> + +<p>§. 65. 1. Es werden geschrieben mit „dt“:</p> + +<p>beredt, beredet; gesandt, Gesandter; verwandt, Verwandter; Stadt, todt = +Eigenschaftsw.; der Tod = Hauptw., Ernte, Schwert.</p> + +<p class="listitem">2. Mit „ai“:</p> + +<p>Hain, Kaiser, Laie, laichen, Mai, Maid, Maier, Main, Mainz, Mais, Rain, +Saite = Instrument, die Waise.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „chs“ für „cks“:</p> + +<p>Achse, Achsel, Büchse, Dachs, Deichsel, Drechsler, Eidechse, Flachs, +Fuchs, Gewächs, Lachs, Luchs, Sachsen, sechs, Sechser, Sechste, Wachs, +Weichsel, Wichse, Wuchs, wachsen — flugs Häcksel etc.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „x“ für „cks“:</p> + +<p>Alexander, Axt, Buxbaum, Crucifix, Examen, Exempel, Exemplar, Felix, +Fixstern, Hexe, Max, Mexiko, Mixtur, Nix, Oxhoft, Taxe, Texas, Texel, +Text, Xanthippe, Xerxes, perplex, Luxus, Exceß, extrafein, Exekution, +Extrem, Experiment.</p> + +<p>§. 66. 1. Mit „Qu, qu“ für „Kw, kw“:</p> + +<p>Quacksalber, Quaderstein, Quadrant, Quadrat, quaken, Quäker, Qual, +Qualität, Quantität, Quantum, Quart, Quartal, Quartett, Quarz, Quaste, +Quecke, Quecksilber, Quelle, Quentchen, quer, Querkopf, quetschen, +quiken, Quinte, Quirl, quitt, Quitte, Quittung, Quotient, Aequator, +bequem, erquicken, Quodlibet.</p> + +<p class="listitem">2. Mit „Pf und pf“:</p> + +<p>Pfad, Pfahl, Pfand, Pfanne, Pfarre, Pfarrer, Pfau, Pfeffer, Pfeife, +Pfeil, Pfeifer, Pfennig, Pferd, pfiffig, Pfingsten, Pfirsich, Pflanze, +Pflaster, Pflaumen, Pflege, Pflicht, Pflock, pflücken, Pflug, Pforte, +Pfoste, Pfote, Pfriem, Pfropfen, Pfründe, Pfuhl, pfui, Pfund, pfuschen, +Pfütze.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „Ph, ph“:</p> + +<p>Phantasie, Pharao, Pharisäer, Philosoph, Philipp, Philister, Phosphor, +Physik, Physikus, Amphibien, Atmosphäre, Christoph, Kaiphas, +Kalligraphie, Kolophonium, Elephant, Epheu, Joseph, Geographie, +Orthographie, Peripherie, Physiognomie, Philologie, Phrase, Prophet, +Sopha, Sophie, Stenographie, Stephan, Strophe.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „V, v“ theils für „f“ theils für „w“:</p> + +<p><em class="gesperrt">ver</em>, vertragen, Vertrag; <em class="gesperrt">vor</em>, vortragen, Vortrag; <em class="gesperrt">voll</em>, vollenden, +Vollendung; <em class="gesperrt">von</em>, davon, wovon; <em class="gesperrt">viel</em>, vielleicht, vielästig; <em class="gesperrt">vier</em>, +vierfüßig, vierzig, Viertel; Vater, Vetter, Veilchen, Veit, Veitstanz, +Velten, Vesper, vexiren, Vieh, Vogel, Vogt, Vogtei, Volk, activ, brav, +Eva, David, Frevel, Gevatter, Gustav, Larve, massiv, Nerv, Motiv, naiv, +octav, passiv, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Indicativ, +Conjunctiv. — Vagabond, Vase, Vegetabilien, Ventil, Vicewirth, +Victualien, vidimiren, violett, Violine, Virtuos, visiren, Visite, +Vitriol, Vocal, Vocativ, Votum, Vulkan, Division, Evangelium, Lava, +Locomotive, Malve, November, Pulver, Proviant, Provinz, Serviette, +Universität, Revisor, Individuum, Invalide, Inventarium.</p> + +<p>§. 67. 1. Steht „C, c“ vor a, o, u, au, l, r, oder als Nachlaut, so +lautet es wie „k“ und kann auch „k“ geschrieben werden:</p> + +<p>Canal — Kanal, Cantor, Cocarde, Collecte, Cur, Cultur, Classe, Client, +Creatur, Credit, accurat, October, Sclave, Scorpion, Microscop, Product.</p> + +<p class="listitem">2. Steht „C, c“ vor e, i, y, ei, ä, so lautet es wie „z“ und kann auch +„z“ geschrieben werden:</p> + +<p>Cäcilie, Censor, Centner, Cichorien, Circular, certiren, citiren, Facit, +Cylinder, Ceilon, Cäsar, Accent, Accise, December, Service.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „Ch, ch“ für „K, k“ werden geschrieben:</p> + +<p>Charakter, Charte, Charfreitag, Cholera, Chor, Choral, Christ, +christlich, Chronik.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „Ch, ch“ für „Sch, sch“:</p> + +<p>Champagner, Charlatan, charmant, Charlotte, Charpie, Manchette, Chef, +Chikane, Chocolade, tranchiren, revanchiren. Viele dieser Wörter +schreibt man mit „sch“.</p> + +<p class="listitem"><a id="Num5"></a>5. Mit „y“ werden geschrieben:</p> + +<p>Anonym, Cypresse, Gymnasium, Hyäne, Syrup, System, Pyramide, Symbol.</p> + +<p class="listitem">6. Steht „t“ <em class="gesperrt">vor</em> ia, ie, io, iu, iö, so wird es wie „z“ gelesen:</p> + +<p>Patient, gratial, Addition, Ambition, Auction, Condition, Caution, +Confirmation, Constitution, Deputation, Expedition, Lection, Motion, +Nation, Ration, Revolution, Portion, Pontius, Subtraction, Exercitium.</p> + +<p>§. 68. 1. Freund, Freundin, Freundinnen; heran; herein, hinan, hinein; +wir sind, ihr seid = Zeitw.; seit = Verhältnißw.; wieder, wiederum = +Umstandsw.; wider, gegen = Verhältnißw.; ich war — es ist wahr; der +Mann ist ausgegangen — man (irgend Jemand) ist ausgegangen; er sticht +mich mit der Nadel — das Tuch steckt in der Tasche; morgen — Morgen.</p> + +<p class="listitem">2. „ich“ und „lich“. Schreibe „ig“, wenn das „l“ zum Stamme gehört. +Schreibe „lich“, wenn das „l“ nicht zum Stamme gehört: heil-ig, sel-ig; +wirk-lich, glück-lich, freund-lich, schwäch-lich.</p> + +<p class="listitem">3. Einmal, jemals; ein Mal, zwei Mal. Ein paar (mehrere) Groschen — ein +Paar (zwei) Strümpfe.</p> + +<p class="listitem">4. „<em class="gesperrt">das</em>, <em class="gesperrt">daß</em>“. Kann man „das“ mit „dieses“ oder „welches“ verwechseln, +so wird es „das“ geschrieben, kann dies nicht geschehen, so wird es +„daß“ geschrieben:</p> + +<p>Das Kleid, das das Mädchen trägt, ist zerrissen. Niemand zweifelt daran, +daß Geld Vieles möglich macht.</p> + +<p class="listitem">5. <em class="gesperrt">Zu laufen</em> — zulaufen; anzufangen, anfangen, hinaufzusteigen.</p> + +<p>§. 69. <em class="gesperrt">Aehnlich klingende Wörter:</em> <br /> +Aas, aß; Allee, Alle; Armee, Arme; Beile, Beule; bezeigen, bezeugen; +berichtigt, berüchtigt; Dauben, Tauben; dingen, düngen; dir, Thier, +Thür, dürr; Drang, Trank, trank; erdig, erdicht; erhält, erhellt; +erzeigen, erzeugen; fast, faßt; Fäule, Feile, Pfeile; Feilchen, +Veilchen; Vetter, fetter; Feuer, Feier; Feld, fällt; Felle Fälle; fiel, +viel, fühl; Fliege, Flüge, Pflüge; flicken, pflücken; Fluch, Flug, +Pflug; Fund, Pfund; für, vier; ganz, Gans; gar, ja, Jahr; Gericht, +Gerücht; hast, haßt; heilen, heulen; heute, Häute; heiser, heißer, +Häuser; Kante, kannte; Körner, Kärrner; Kiste, Küste, küßte; Last, laßt, +las’t; leiten, läuten, Leuten; Magd, Macht; magst, machst; Mine, Miene; +Mus, muß; Muse, Muße; Namen, nahmen; nein, neun; ölig, ölicht; Rad, +Rath; Räuber, Reiber; Recht, rächt, regt; Rind, rinnt; reißen, reisen; +sachte, sagte; sang, sank; sind, sinnt; singt, sinkt; Stelle, Ställe; +Strenge, Stränge; Teich, Teig, Deich; Thon, Ton; Trift, trifft, währen, +wären, wehren; Waise, Weise; wegen, wägen; Zähren, zehren; Zeugen, Zeug, +zeuch; Ziegel, Zügel; Zaum, Zaun.</p> + +<p class="center"><em class="gesperrt">Trennung der Wörter.</em></p> + +<p>§. 70. Ein <em class="gesperrt">jedes Wort</em> hat so viel Silben, als es Selbstlaute hat. Mußt +du beim Schreiben Wörter trennen, so <em class="gesperrt">trenne</em> sie nach ihren <b>Sprechsilben</b>. +<em class="gesperrt">Einsilbige</em> Wörter können nicht getrennt werden. <em class="gesperrt">Ein</em> Mitlaut zwischen +zwei Selbstlauten gehört zur nachfolgenden Silbe. Stehen zwischen zwei +Selbstlauten zwei Mitlaute, so gehört der eine zur ersten, der andere +zur zweiten Silbe. Zusammengesetzte und abgeleitete Wörter trennt man +oft nach ihrer Zusammensetzung und Ableitung.</p> + +<p>ck, tz, st, sch, ch werden nicht getrennt, sondern zur folgenden Silbe +gezogen.</p> + +<p>§. 71. <em class="gesperrt">Einen großen Anfangsbuchstaben</em> giebt man</p> + +<p class="listitem">1. zu Anfange eines Satzes;</p> + +<p class="listitem">2.  nach einem Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, wenn diese einen Satz +schließen;</p> + +<p class="listitem">3. nach einem Doppelpunkt, wenn die Rede wörtlich angeführt wird;</p> + +<p class="listitem">4. jedem Hauptwort, sowie allen Wörtern, die als Hauptwort gebraucht +werden (der Mann, der das <em class="gesperrt">Wenn</em> und das <em class="gesperrt">Aber</em> erdacht etc. Ein Juchhei ist +besser als ein Oweh!);</p> + +<p class="listitem">5. jedem Eigenschaftswort, das zu einem Titel gehört;</p> + +<p class="listitem">6. in Briefen den Fürwörtern, die sich auf die angeredete Person + 1beziehen;</p> + +<p class="listitem">7. zu Anfang einer jeden Strophe in Gedichten.</p> + +<p>§. 72. <em class="gesperrt">Abkürzungen</em>: gest. = gestorben; geb. = geboren; Dr. = Doctor; St. += Sanct; Sr. = Seiner; Ew. = Euer; z. B. = zum Beispiel; d. h. = das +heißt; d. i. = das ist; u. s. w. = und so weiter; p. p. = und so weiter; +d. J. = dieses Jahres; d. M. = dieses Monats; v. M. = vorigen Monats; +Anm. = Anmerkung; N. S. = Nachschrift; u. a. m. = und andere mehr; i. J. += im Jahre; v. Ch.= vor Christi Geburt.</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Zusatz" id="Zusatz"><em class="gesperrt">Zusatz.</em></a></h2> + +<p>§. 73. Es werden gesprochen:</p> + +<p>1. g = sch,</p> + +<p class="noindent">Agio, Adagio, engagiren, arrangiren, Eugen, Gage, Gelee, Genie, geniren, +Loge, Logis, Page, Orange, rangiren, Sergeant, Gensd’arm.</p> + +<p>2. j = sch,</p> + +<p class="noindent">jaloux, Jalousie, Journal.</p> + +<p>3. qu = k,</p> + +<p class="noindent">Bouquet, moquiren, Maroquin, Piquet.</p> + +<p>4. cu = kw,</p> + +<p class="noindent">Biscuit.</p> + +<p>5. gne = nje,</p> + +<p class="noindent">Champagne, Champagner, Compagnon.</p> + +<p>6. ai, ais = ä,</p> + +<p class="noindent">Affaire, Chaise, Domaine, Fontaine, Palais, Plaisir, Portrait, Raison, +raisonniren, Souverain.</p> + +<p>7. ail, aill = alj; eil = elj,</p> + +<p class="noindent">Bataille, Canaille, Detail, Medaille, Serail, Taille, Oreiller.</p> + +<p>8. au, eau, eaux = o,</p> + +<p class="noindent">Chaussee, echauffiren, Epaulette, Sauce, Büreau, Bureaux.</p> + +<p>9. ei = ä,</p> + +<p class="noindent">Seine.</p> + +<p>10. em, en, an, ent = ang,</p> + +<p class="noindent">Entree, Pension, Provence-Oel, Assemblee, emballiren, avanciren, +Balance, Departement, Avertissement.</p> + +<p>11. er, et = e,</p> + +<p class="noindent">Banquier, Diner, Souper, Filet, Metier, Rentier, Premier.</p> + +<p>12. eu = o,</p> + +<p class="noindent">Neveu, Queu, Liqueur, Collecteur, Deserteur, Friseur.</p> + +<p>13. eint = ang,</p> + +<p class="noindent">Teint.</p> + +<p>14. ai = ä,</p> + +<p class="noindent">Anglaise, Polonaise.</p> + +<p class="indented">oi = oa,</p> + +<p class="noindent">Loire, Toilette, Comtoir (jedoch meist Comtor gesprochen).</p> + +<p>15. ou, out, ous = u,</p> + +<p class="noindent">Bravour, Bouteille, doubliren, Gouverneur, Cour, Louis, Redoute, +Rouleaux, Ressource, Tour, retour, Ouvertüre, Coulisse, Courant, +Courier, Cours, Cousine, Couvert, Ragout, Rendezvous.</p> + +<p>16. ill = ilj,</p> + +<p class="noindent">Billard, Billet, Brillant, Postillon, Pavillon, Quadrille, Guillotine. +— Bouillon, Patrouille.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p style="margin-top:10em">Buchdruckerei von <em class="gesperrt">Eugen Grosser</em>, Berlin SW., Zimmerstr. 91.</p> +</div> + +<div class="transnote"> + +<p class="tn-header">Anmerkungen zur Transkription</p> + +<p class="noindent"> +Wechsel in der Schriftart, die im Original für lateinische Begriffe +verwendet werden, wurden nicht markiert.</p> + +<p class="noindent">Das Frakturzeichen für etc wurde durch die Buchstabenfolge etc +ersetzt.</p> + +<p class="noindent"> +In den Paragraphen 59 und 60 wird die Verwendung des „langen s“ +erklärt. Hier wurde das Zeichen ſ verwendet. An allen anderen +Stellen wurde das „runde s“ verwendet, so auch in §. 65 (3), wo +im Original die Buchstabenfolgen chs und cks jeweils mit langem +und rundem s aufgeführt sind. + +</p> + +<p class="noindent">Markierungen wurden dort korrigiert, wo sie +(insbesondere in Tabellen) nicht einheitlich waren. Ebenso wurden +fehlende oder falsche Satzzeichen und Abkürzungspunkte ergänzt +bzw. korrigiert.</p> + +<p class="noindent">Folgende Korrekturen für Nummerierungen wurden vorgenommen:</p> +<ul> +<li>Seite 13, §. 19 <a href="#Num1">Nummerierung 1. ergänzt</a>.</li> +<li>Seite 31, §. 40 <a href="#Num7">Nummerierung korrigiert</a>: 7. statt 8.</li> +<li>Seite 45, §. 67 <a href="#Num5">Nummerierung 5. ergänzt</a>.</li> +</ul> +<p class="noindent">Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:</p> +<ul> +<li> +Seite 3, Vorwort +<ul> +<li>ubersichtlicher ersetzt durch <a href="#uebersichtlicher">übersichtlicher</a>,</li> +<li>geknupft ersetzt durch<a href="#geknuepft"> geknüpft</a>,</li> +<li>gelaufig ersetzt durch <a href="#gelaeufig">geläufig</a>.</li> +</ul> +</li> + +<li> +Seite 5, §. 1 +<ul> +<li>Praposition ersetzt durch <a href="#Praeposition">Präposition</a>.</li> +</ul> +</li> + +<li> +Seite 16, §. 23<br /> +<ul> +<li>gegewesen ersetzt durch <a href="#gewesen">gewesen</a>.</li> +</ul> +</li> + +</ul> + +<p class="covernote"> +The cover image was created by the transcriber and is placed in the public domain. +</p> +</div> + +<div>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44642 ***</div> +</body> +</html> diff --git a/44642-h/images/cover.jpg b/44642-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e68db85 --- /dev/null +++ b/44642-h/images/cover.jpg diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize +this eBook outside of the United States should confirm copyright +status under the laws that apply to them. diff --git a/README.md b/README.md new file mode 100644 index 0000000..878346d --- /dev/null +++ b/README.md @@ -0,0 +1,2 @@ +Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for +eBook #44642 (https://www.gutenberg.org/ebooks/44642) diff --git a/old/44642-0.txt b/old/44642-0.txt new file mode 100644 index 0000000..14015fe --- /dev/null +++ b/old/44642-0.txt @@ -0,0 +1,2867 @@ +Project Gutenberg's Kleine deutsche Sprachlehre, by H. Bohm and W. Steinert + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org/license + + +Title: Kleine deutsche Sprachlehre + +Author: H. Bohm + W. Steinert + +Release Date: January 11, 2014 [EBook #44642] + +Language: German + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KLEINE DEUTSCHE SPRACHLEHRE *** + + + + +Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the +Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + + + + + + + + + Kleine + deutsche Sprachlehre + + von + + H. Bohm und W. Steinert. + + + Einunddreißigste Auflage. + + + + + Preis 25 Pfge. + + + Berlin, 1879. + + Verlag von Theodor Kampffmeyer + Friedrichstr. 52/53. + (Zwischen Krausen- u. Schützenstr.) + + + + + Vorwort. + + +Das vorliegende Heft giebt eine gedrängte Zusammenstellung Alles +dessen, was der Schüler wissen muß, wenn er dahin gelangen soll, +seiner Muttersprache in Rede und Schrift mächtig zu sein. + +Daß wir durch die befolgte Anordnung keinen Lehrgang geben wollten, +ist leicht ersichtlich. Es lag uns aber daran, den zu verarbeitenden +Stoff, in übersichtlicher Weise zusammengestellt, den Kindern in +die Hände zu geben, um dem Lehrer dadurch das zeitraubende Dictiren +abzunehmen. Wir dürfen kaum befürchten, in Betreff der Anwendung des +Heftchens mißverstanden zu werden. Die einzelnen §§. enthalten das _in +den Unterrichtsstunden gewonnene_ Resultat und müssen Eigenthum des +Schülers werden. -- *Es soll aber ihr Inhalt, so wie überhaupt jede +sprachliche Form, aus dem lebendigen Organismus der Sprache heraus +entwickelt und nicht gegeben, der Unterricht also an das Lesebuch oder +die Bildertafel geknüpft werden.* In dieser Weise angewendet, soll das +Heft dem Schüler bei Wiederholungen so wie zur Uebung und Befestigung +in den Formen der Muttersprache dienlich sein. Was im Rechnen das +Einmaleins ist, das sind in der Sprache die einzelnen Formen derselben; +sie müssen dem Schüler ebenso geläufig sein wie jenes. Daher nach der +_Erkenntniß_ *vielfache Uebung!* + +Obgleich wir der Ansicht sind, daß der Unterricht in der Orthographie +mit dem ersten Leseunterricht beginnen und fortschreiten, und das +Meiste durch das Auge erreicht werden müsse, so hielten wir es doch +für nöthig, diejenigen Regeln aufzustellen, welche durchgreifend +sind, und namentlich *den* Schülern von Nutzen sein werden, die einen +zusammenhangenden Unterricht nicht haben genießen können. + +Die erste Veranlassung zur Herausgabe dieser Zusammenstellung ward uns +durch die wissenschaftlichen Sitzungen des Geselligen Lehrer-Vereins. + +Indem wir für diese Anregung hiermit danken, erlauben wir uns zugleich, +_Demselben_ diese Arbeit zu geneigter Beurtheilung zu überreichen. + +_Berlin_, den 30. April 1851. *D. V.* + + + + + Vorwort + zur einunddreißigsten Auflage. + + +Diese Auflage ist im Wesentlichen mit den vorangegangenen gleichlautend. +Nur in betreff der Orthographie sind mit leiser Hand wiederum einige +Aenderungen vorgenommen worden. So schwankend auch Einzelnes auf diesem +Gebiete bereits geworden ist, und so dringend auch eine bestimmte +Regelung erscheint, so darf doch in einer Sprachlehre für die +Volksschule nur mit äußerster Vorsicht nach dieser Richtung hin +vorgegangen werden. Neue Formen zu lehren, ist, -- nach unserer +Ansicht -- der Volksschule erst dann gestattet, wenn dieselben in den +meisten Volks Schul-Lesebüchern zu finden und von der Tagespresse +aufgenommen worden sind. + +Außerdem ist der in früheren Auflagen auf der letzten Seite befindliche +zu §§ 5 und 6 gehörende Zusatz über die Biegung der Hauptwörter an der +richtigen Stelle auf Seite 7 eingefügt worden. + + _Berlin_, im April 1879. + *H. Bohm.* + + + + + Wortlehre. + + +§. 1. Es giebt 10 Wörterklassen: + + 1. Geschlechtsw. 2. Hauptw. 3. Eigenschaftsw. 4. Zahlw. + Artikel. Substantiv. Adjectiv. Numerale. + + 5. Fürw. 6. Verhältnißw. 7. Zeitw. 8. Umstandsw. + Pronomen. Präposition. Verbum. Adverbium. + + 9. Bindew. 10. Empfindungsw. + Conjunction. Interjection. + + + I. Geschlechtswörter. + +§. 2. 1. Die _Geschlechtsw._ kündigen die Wörter, zu denen sie gehören, +als Hauptw. an, und sagen, welches Geschlecht dieselben haben. + +2. Die _Geschlechtsw._ sind: + + _männlich_ _weiblich_ _sächlich_ + Masculinum Femininum Neutrum + + _bestimmte_: der die das + _unbestimmte_: ein eine ein + +3. Die _Geschlechtsw._ werden nie betont und nur zu Anfange eines + Satzes groß geschrieben; ihre Biegung siehe beim Hauptw. + + + II. Hauptwörter. + +§. 3. 1. Die _Hauptw._ sind Namen für _Gegenstände_. + +a. Man kann die Wörtchen _der_, _die_, _das_ vor sie setzen. + +b. Sie werden _groß geschrieben_. + +2. Die _Hauptw._ können sein: + + a. Namen für _wirkliche_ Gegenstände (Concreta -- Wesennamen) z. B. + für Personen, Thiere, Pflanzen, Steine, Städte, Dörfer, Berge, + Flüsse, Geräthe, Kleider etc. + + b. Namen für Gegenstände, die als _wirklich gedacht_ werden (Abstracta + -- Begriffsnamen) z. B. die meisten Wörter auf: _heit_, _keit_, + _ung_, _thum_, _muth_ (_mut_), _schaft_, _niß_ (_nis_). + +3. Die _Hauptw._ unter a. zerfallen in: + + 1. _Eigennamen_ (Nomina propria): Marie, Karl, Berlin etc. + 2. _Gattungsnamen_ (N. appellativa): Hund, Apfel, Zimmer etc. + 3. _Stoffnamen_ (N. materialia): Milch, Wasser, Zucker, Blei etc. + 4. _Sammelnamen_ (N. collectiva): Heer, Christenheit, Waldung. + +§. 4. 1. Die _Hauptw._ haben ein _dreifaches Geschlecht_ (Genus): + + _Männlich_: der Mann ein Spiegel. + _Weiblich_: die Frau eine Wand. + _Sächlich_: das Kind ein Buch. + + Anm. _Doppeltes Geschlecht_ haben: Band, Bund, Erbe, Erkenntnis, + Flur, Gehalt, Harz, Heide, Hut, Kiefer, Kunde, Leiter, Mast, + Messer, Schild, See, Sprosse, Thor, Steuer etc. + +2. Die _Hauptw._ können in _zweifacher_ Zahl (Numerus) stehen: + _Einzahl_ (Singularis), _Mehrzahl_ (Pluralis). + + E. Fenster Hund Kleid Knabe + M. Fenster Hund_e Kleid_er Knab_e_n + + E. Bett Vater Wand Dach + M. Bett_e_n Väter Wänd_e Däch_e_r. + + Anm. Es haben: + 1. _keine Einz._: Eltern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten etc. + 2. _keine Mehrz._: Gold, Silber, Blei, Milch, Mehl, Haß etc. + 3. _doppelte Einz._: Friede -- Frieden, Funke, Same, Buchstabe, + Fels, Gedanke, Glaube, Haufe, Schade, Wille etc. + 4. _Doppelte Mehrz._: Bande, Bänder; Bänke, Banken; Gesichte, + Gesichter; Lichte, Lichter; Tuche, Tücher; Worte, Wörter etc. + +3. Die _Hauptw._ können in der E. u. M. in _vier verschiedenen Fällen_ + (Casus) stehen: 1. F. = Nominativ, 2. F. = Genitiv, 3. F. = Dativ, + 4. F. = Accusativ. + +4. Die _Hauptw._ unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und + _gemischten Biegung_ (Declination). + + I. Starke Biegung. + +§. 5. Die _Hauptw._ dieser Bieg. erhalten im 2. F. der E. _s oder _e_s +und im 1. F. der M. _e oder _e_r. Sie lauten oft um. Die weibl. Wörter +bleiben in der E. unverändert. + +E. 1. F. wer? a. der Baum b. das Haus c. die Gans + 2. F. wessen? des Baum_e_s des Haus_e_s der Gans + 3. F. wem? dem Baum_e dem Haus_e der Gans + 4. F. wen? den Baum das Haus die Gans +M. 1. F. wer? die Bäum_e die Häus_e_r die Gäns_e + 2. F. wessen? der Bäum_e der Häus_e_r der Gäns_e + 3. F. wem? den Bäum_e_n den Häus_e_r_n den Gäns_e_n + 4. F. wen? die Bäum_e die Häus_e_r die Gäns_e + +a. Hahn, Sohn, Werk, Kreuz; b. Schloß, Gras, Leib, Geist; +c. Magd, Stadt, Heinrich, Ludwig. + + Anm. Die männl. und sächl. Wörter auf *el* und *er* nehmen + nur an: im 2. Fall der E. s und im 3. Fall der M. n. + Z. B. Apfel, Mantel, Pudel, Räthsel, Müller, Vater, + Bruder, Messer. Die weibl. Wörter auf *r* nehmen aber im + 3. F. der M. *n* an: Mutter, Tochter. + +§. 6. Die Hauptw. der _schwachen Biegung_ bleiben entweder in der E. +unverändert, oder nehmen im 2. und den übrigen F. der E. und M. _n +oder _e_n an. Hauptw. der _gemischten Biegung_ gehen in der E. nach +der starken, in der M. nach der schwachen Biegung. + + II. Schwache Biegung. III. Gem. Bieg. + + E. 1. F. wer? a. ein Held b. eine Frau c. ein Bett + 2. F. wessen? eines Held_e_n einer Frau eines Bett_e_s + 3. F. wem? einem Held_e_n einer Frau einem Bett_e + 4. F. wen? einen Held_e_n eine Frau ein Bett + M. 1. F. wer? Held_e_n Frau_e_n Bett_e_n + +Der 2., 3. u. 4. F. der M. sind mit dem ersten gleichlautend. + + a. Herr, Hase, das Kleine. b. Schule, Person, Marie, Amalie. + c. Ohr, See, Auge, Dorn, Ende, Gevatter, Hemde. + + Anm. 1. Die Wörter auf *en*, *chen*, *lein* gehen nach der gem. Bieg. + und nehmen demnach im 2. F. der E. s an, können dieses s aber nie + in der M. behalten, also: des Mädchens, aber nicht: die Mädchens. + _Herz_ und _Schmerz_ gehören auch hierher, jedoch hat Schmerz auch -- + Schmerzes. + + Anm. 2. Die männl. Wörter auf *e* gehen nach der schw. B.; einzelne + derselben, welche neben dem 1. F. auf *e* noch eine veraltete Form + auf *en* haben, bilden den 2. F. der E. auf *ens*. S. § 4, 2. 3. + + Anm. 3. a. Die _männl. Eigennamen_ biegen mit dem Geschlechtsw. + wie die weibl. Hauptw. der st. B.; die _weibl._ dagegen wie die + weibl. Hauptw. der schw. Bieg. -- Stehen die Eigennamen _ohne_ + Geschlechtsw., so nehmen sie im 2. F. _s_, _*n*s_ oder _*en*s_ und + in den übrigen F. _*n*_ oder _*en*_ an. 1. F. Marie, 2. F. Mariens, + 3. F. Marien, 4. F. Marien. -- Fritz, Max, Hans; Ottilie, Emilie, + Louise; Heinrichs, Berthas. + + b. Folgen _mehrere Eigennamen_ auf einander, so erhält nur der letzte + die Fall-Endung. Christian Fürchtegott Gellerts Fabeln. + + c. 1. F. Jesus Christus, 2. F. Jesu Christi, 3. F. Jesu Christo, 4. + F. Jesum Christum. + + Zusatz-Regel: _Schwach_ biegen alle diejenigen Hauptwörter, die + in der Mehrzahl ein „n“ oder „en“ annehmen; stark biegen die, + welche in der M. kein „n“ oder „en“ erhalten: der Knabe -- die + Knabe*n*, folglich _schwach_, und daher der 2. Fall der Einzahl: + „des Knaben“; aber: der Garten -- die Gärten, folglich, weil kein + „n“ hinzugekommen _stark_ und deshalb der 2. Fall der Einz. „des + Gartens.“ + + III. Eigenschaftswörter. + +§. 7. 1. _Eigenschaftsw._ bezeichnen die Eigenschaften der Gegenstände. +Sie bestimmen also das Hauptw. und stehen: + +a) _beifügend_ (attributiv) auf die Frage: Was für _ein_, _eine_, + _ein_? (Welcher, e, es?) + +b) _aussagend_ (prädicativ) auf die Frage: Wie ist der, die, das? + Das _große_ Haus. -- Das Haus ist _groß_. + +2. Die _Eigenschaftsw._ endigen oft auf: _ig_, _isch_, _icht_, _ern_, + _bar_, _sam_, _lich_, _haft_. + +3. Die _Eigenschaftsw._ werden _klein geschrieben_. Bestimmen sie + jedoch das Hauptw. nicht, sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, + so werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. + Der _kranke_ Mann ißt Suppe. -- Der _Kranke_ ißt Suppe. + +4. Die _Eigenschaftsw._ stehen mit ihrem _Hauptw._ in _gleichem + Geschlecht_, _gleicher Zahl_ und _gleichem Falle_. + +5. Die _Eigenschaftsw._ unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und + _gemischten Biegung_. + +§. 8. Steht das _Eigenschaftsw._ mit seinem Hauptw. _allein_, so nimm +es die Endungen des _best. Geschlechtsw._ an und hat also: + + I. Die starke Biegung. + + E. 1. F. gut_e_r Sohn schön_e Beere klein_e_s Kind + 2. F. gut_e_s Sohnes schön_e_r Beere klein_e_s Kindes + 3. F. gut_e_m Sohne schön_e_r Beere klein_e_m Kinde + 4. F. gut_e_n Sohn schön_e Beere klein_e_s Kind + M. 1. F. gut_e Söhne schön_e Beeren klein_e Kinder + 2. F. gut_e_r Söhne schön_e_r Beeren klein_e_r Kinder + 3. F. gut_e_n Söhnen schön_e_n Beeren klein_e_n Kindern + 4. F. gut_e Söhne schön_e Beeren klein_e Kinder + +_Beisp._ hoher Baum, großer Mann; feine Arbeit, zarte Hand; plattes + Dach, blaues Auge. + +§. 9. Tritt zu dem _Eigenschaftsw._ und _Hauptw._ noch ein _best. +Geschlechtsw._, oder ein Für- oder Zahlwort, das wie das best. +Geschlechtsw. biegt, so hat dasselbe: + + II. Die schwache Biegung. + + E. 1. F. der gut_e Sohn die schön_e Beere + 2. F. unseres gut_e_n Sohnes unserer schön_e_n Beere + 3. F. diesem gut_e_n Sohne dieser schön_e_n Beere + 4. F. jenen gut_e_n Sohn jene schön_e Beere + M. 1. F. manche gut_e_n Söhne manche schön_e_n Beeren + + E. 1. F. das klein_e Kind + 2. F. manches klein_e_n Kindes + 3. F. diesem klein_e_n Kinde + 4. F. jenes klein_e Kind + M. 1. F. manche klein_e_n Kinder + +§. 10. Tritt zu dem Eigenschaftsw. ein unbest. Geschlechtsw., oder ein +Für- oder Zahlw., das wie _dies_ Geschlechtsw. biegt, so nimmt dasselbe +im 1. F. des männlichen _e_r und im 1. und 4. F. des sächl. Geschl. +_e_s an. In den übrigen Fällen geht es nach der schw. Biegung. Man hat +dann: + + III. Die gemischte Biegung. + + E. 1. F. ein gut_e_r Sohn kein baar_e_s Geld + 2. F. eines gut_e_n Sohnes keines baar_e_n Geldes + 3. F. einem gut_e_n Sohne keinem baar_e_n Gelde + 4. F. einen gut_e_n Sohn kein baar_e_s Geld + + Anm. 1. Stehen _zwei_ oder _mehrere Eigenschaftsw._ ohne + Geschlechtsw., Für- oder Zahlw. vor einem Hauptw., so biegen sie + im 1. F. der E. u. M. wie das best. Geschlechtsw.; in den + _übrigen_ F. biegt nur das erste in dieser Weise; die andern + biegen schwach; 1. F. _guter, braver_ Mann; 2. F. _guten, braven_ + Mannes; 3. F. _gutem, braven_ Manne; 4. F. _guten, braven_ Mann etc. + + Anm. 2. Steht ein _Umstandsw._ vor einem _Eigenschaftsw._ so darf + Ersteres nicht biegen. Man darf also nicht sagen: ein _ganzer + braver_ Mann, sondern ein _ganz braver_ Mann. + +§. 11. Die _Eigenschaftsw._ können _gesteigert_ werden. Es giebt +3 _Stufen der Steigerung_ (Gradbiegung -- Comparation). 1. Stufe +(Positiv), 2. Stufe (Comparativ), 3. Stufe (Superlativ). + + 1. 2. 3. + schön schöner schönst -- am schönsten + nahe näher nächst -- am nächsten + hoch höher höchst -- am höchsten + viel mehr meist -- am meisten + gut besser best -- am besten + +_Beisp._: lang, niedrig, scharf, klug, stolz, faul, süß, kalt, warm, +arm, stark, krumm, breit. + + Anm. 1. Todt, mündlich, ganz, recht, bleiern, wahr, leer etc. + haben keine Steigerung. + + Anm. 2. Die 2. u. 3. Stufe biegen in derselben Weise wie die + erste Stufe. + + Anm. 3. Wie = 1. Stufe; als = 2. Stufe. Karl ist so schnell _wie_ + Fritz. Anton ist schneller _als_ Julius. + + Anm. 4. Oft wird die Steigerung durch die Wörter: äußerst, + höchst, sehr, vorzüglich etc. ausgedrückt. + +§. 12. Die _Eigenschaftsw._ erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben: + +1. Den 2. Fall: + +ansichtig, bedürftig, beflissen, benöthigt, bewußt, eingedenk, fähig, +froh, geständig, gewärtig, gewahr, gewiß, gewohnt, habhaft, kundig, +ledig, los, mächtig, müde, satt, schuldig, sicher, theilhaftig, +überdrüssig, verdächtig, verlustig, voll, werth, würdig. + +Man wurde _des Verfolgten_ nicht ansichtig. Der Arme ist _der +Unterstützung_ bedürftig. Bist _du deiner_ Sache gewiß? Dies ist nicht +_der Rede_ werth. Sie ist _eines seltenen Glückes_ theilhaftig geworden. + +2. Den 4. Fall: + +alt, breit, dick, groß, hoch, reich, lang, schwer, tief, werth -- wenn +ihnen die Angabe des Alters, Gewichtes, Preises etc. beigefügt wird. + +Der Stein ist _einen_ und _einen halben_ Centner schwer. + +3. Die übrigen Eigenschaftsw. haben entweder keinen oder in Verbindung +mit den Hülfszeitw. _sein_ oder _werden_ + + den 3. Fall bei sich: + +abtrünnig, abgeneigt, angenehm, anstößig, anständig, angeboren, +ähnlich, ängstlich, ärgerlich, bange, behülflich, bedenklich, bewußt, +bekannt, beschieden, beschwerlich, bequem, dienlich, dankbar, dunkel, +eigen, einleuchtend, ekelhaft, empfindlich, ergeben, erlaubt, +erinnerlich, erwünscht, fremd, gefällig, gefährlich, gehorsam, +geläufig, gewogen, gewachsen, gleich, gut, heilsam, heiß, hold, +klar, kostbar, lästig, lieb, nahe, nützlich, rathsam, schädlich, +unausstehlich, unbegreiflich, überlegen, verantwortlich, verbindlich, +verderblich, verhaßt, verwandt, werth, willkommen, zugethan. + +Du bist _dem Vereine_ abtrünnig geworden. -- Ich bin _Deinem_ Vorhaben +nicht abgeneigt. -- Dein Besuch ist _mir_ angenehm. + + + IV. Zahlwörter. + +§. 13. Die _Zahlw._ zählen die Gegenstände. Sie sind: + +A. _bestimmte_ und zwar: + +1. Namen für _Grundzahlen_ (Cardinalia) auf die Frage: Wie viel? + eins, vier, fünf, sechs, _funfzehn_ (fünfzehn), _sechzehn_ + (sechszehn), _siebzehn_ (siebenzehn), zwanzig, ein und + zwanzig, dreißig, _funfzig_ (fünfzig), _sechzig_ (sechszig), + _siebzig_ (siebenzig), Hundert, Tausend, Million, Billion etc. + +2. Namen für _Ordnungszahlen_ (Ordinalia) auf die Frage: Der wie + vielste? erste, zweite, dritte etc. + +B. _unbestimmte_ oder Namen für _allgemeine_ Zahlen auf die + Frage. Wie viel? keine, etliche, manche, wenige, einige, + viele, mehrere, alle, etwas, genug, nichts etc. + +1. Von den _Grundzahlw._ bildet man andere Zahlw. auf: _lei_, + _fach_, _fältig_, _mal_; z. B. zweierlei, dreifach, + hundertfältig, einmal etc.; von den _Ordnungszahlw._ auf: + _halb_, _tel_, _ens_; z. B. drittehalb, viertel, drittens etc. + +2. Die _Zahlw._ werden _klein geschrieben_. Bestimmen sie jedoch + kein Hauptw., sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so + werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. + +Der Kutscher fährt mit _sechs_ Pferden -- der Kutscher fährt mit +_Sechsen_. + + + V. Fürwörter. + +§. 14. Die _Fürw._ stehen entweder für Namen von Gegenständen oder +deuten auf dieselben hin. Sie können sein: + +1. _Persönliche Fürw._ (Pronomina personalia): + + 1. Person. 2. Person. 3. Person. + E. 1. F. ich du M. er W. sie S. es + 2. F. meiner(mein) deiner(dein) seiner(sein) ihrer seiner(sein) + 3. F. mir dir ihm ihr ihm + 4. F. mich dich ihn sie es + M. 1. F. wir ihr sie sie sie + 2. F. unser euer ihrer ihrer ihrer + 3. F. uns euch ihnen ihnen ihnen + 4. F. uns euch sie sie sie + + Anm. 1. Für den 3. und 4. Fall der E. und M. der 3. Person steht + oft „sich“. + + Anm. 2. Die erste Person ist die _sprechende_, die 2. die + _angesprochene_ und die 3. die _besprochene_. + +2. _Besitzanzeigende Fürw._ (Pron. possessiva): mein, dein, sein, + unser, euer, ihr. _Sie biegen_ wie die unbestimmten Geschlechtsw. + +3. _Hinweisende Fürw._ (Pron. demonstrativa): dieser, e, es; jener, + e, es, und das _betonte_ der, die, das. Sie _biegen_ wie die best. + Geschlechtsw. + +4. _Bestimmende_ (vorbestimmende) _Fürw._ (Pron. determinativa): + derselbe, dieselbe, dasselbe; derjenige, diejenige, dasjenige; + solcher, e, es; der, die, das. + + 1. derselbe Mann, 2. desselben Mannes, 3. demselben Manne etc. + 1. diejenige Frau, 2. derjenigen Frau, 3. derjenigen Frau etc. + +§. 15. 5. _Zurückbeziehende Fürw._ (Pron. relativa): welcher, e, es; +der, die, das; wer, was. + + E. der, dessen, dem, den; die, deren, der, die; das, dessen, dem, + das; M. die, deren, denen, die. -- Ebenso biegt das bestimmende + Fürw. „der, die, das“, nur, daß der 2. F. der M. _„derer“_ heißt. + +6. _Fragende Fürw._ (Pron. interrogativa): wer, was, was für ein, eine, + ein? welcher, e, es? + + E. wer, wessen (weß), wem, wen; was, wessen (weß), wem, was + +7. _Allgem. (unbestimmte) Fürw._ (Pr. indefinita): man, jeder, + jeglicher; selbst, selber; jemand, niemand, jedermann. + + Anm. 1. Die 3 letzten Fürw. werden auch groß geschrieben; die + übrigen nur, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden; das + Meinige, das Deinige; das Mein, das Dein etc. + + Anm. 2. Die persönl. und besitzanz. Fürw., die sich in Briefen + auf die angesprochene Person beziehen, werden ebenfalls groß + geschrieben. Bald werde ich bei _Dir_ sein. In _Deinem_ Hause + möchte ich weilen. Lassen _Sie Sich_ nicht abhalten! + + + VI. Verhältnißwörter (Verhältniswörter). + +§. 16. Die _Verhältnißw._ zeigen an, wie sich Gegenstände zu +Gegenständen verhalten. Sie erfordern bestimmte Fälle. Es haben: + +Den 2. Fall: + +unweit, mittelst, kraft und während, laut, vermöge, ungeachtet, +oberhalb u. unterhalb, innerhalb u. außerhalb, diesseit, jenseit, +halben (r), wegen, statt, anstatt, längs, zufolge, trotz, um -- willen. + + Anm. Bei _längs_, _zufolge_, _trotz_ kann auch der 3. F. stehen. -- + Steht _zufolge_ vor dem Hauptw., so hat es den 2. Fall; steht es + hinter demselben, so hat es den 3. Fall. -- _Halben_ steht immer + dem Hauptw. nach; _wegen_ und _ungeachtet_ stehen bald vor, bald + nach dem Hauptw. -- _Wegen_, _halben_, _um -- willen_ bilden: + meinetwegen, deinetwegen, um seinetwillen etc. -- + + _Unweit_ des Thurmes, _mittelst_ der Säge, _kraft_ des Amtes, + _während_ der Spiele, _laut_ eines Vertrages, _vermöge_ einer + Erbschaft, _ungeachtet_ eines Verbrechens, _oberhalb_ Berlins, + _unterhalb_ Charlottenburgs, _innerhalb_ des Hauses, _außerhalb_ + meiner Ställe, _diesseit_ deiner Lauben, ihrer Lüge _halben_ (r), + dieses Baumes _wegen_, _statt_ dieser Eiche, _anstatt_ dieses + Buches, -- _längs_ jenes Stromes, _zufolge_ jenes Befehls, _trotz_ + jenes Verbots -- längs_ jenem Strome, jenem Befehle _zufolge_, + _trotz_ jenem Verbote -- _um_ seines Eigensinns _willen_. + +§. 17. Den 3. Fall: + +aus, außer, bei, binnen, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, nächst, +nebst, sammt, seit, von, zu, zuwider, (ob). + + Anm. 1. Entgegen und zuwider stehen stets nach dem Hauptwort, + gemäß bald vor, bald nach demselben. + + _Aus_ mir, dir, ihm, ihr, ihm; _außer_ uns, euch, ihnen, _bei_ mir, + dir, ihm, ihr, ihm; _binnen_ einigen Tagen, _dir entgegen_, ihm + _gegenüber_, _gemäß_ dieser Verordnung -- dieser Verordnung _gemäß_, + _mit_ meinen Freunden, _nach_ dem Manne, _nächst_ der Frau, _nebst_ + dieser Frau, _sammt_ dem Kinde, _seit_ einem Monat, _von_ einer + Tante, _zu_ einem Kinde, mir _zuwider_, _ob_ dieser Sache. + + Anm. 2. Ich gehe _zu_ dir, nicht: _bei_ dir. Ich gehe _nach_ Hause, + nicht: _zu_ Hause. Komm _zu_ mir. Ich bin _zu_ Hause. + +§. 18. Den 4. Fall: + +durch, für, ohne, um, sonder, gegen, wider, entlang. + +_Durch_ mich, dich, ihn, sie, es; _für_ uns, euch, sie; _ohne_ deinen +Herrn, _um_ seine Mütze, _sonder_ Furcht und Grauen, _gegen_ dein Kind, +_wider_ deine Feinde. + + Anm. 1. Steht *entlang* nach dem Hauptw., so erfordert es den + 4. F., steht es aber vor dem Hauptw., so hat es den 2. F. nach + sich. Z. B. Rausche, Fluß, das _Thal_ entlang! Entlang des + _Gebirges_ tobte die Jagd. *Gegen* = gen; z. B. _gen_ Himmel. + + Anm. 2. „_Für_“ und nicht „_vor_“ wird gebraucht: a. wenn man fragen + kann: Wem zum Nutzen oder zum Schaden? Der Mann kämpft _für_ das + Vaterland; b. wenn es das Gegentheil von „_wider_“ ist. Er sprach + für die gerechte Sache; c. wenn man es mit „_um_“ verwechseln kann. + Er arbeitet _für_ Geld. + +§. 19. 1. Folgende 9 Verhältnißwörter (Verhältnisw.): + +an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, erfordern auf +die Frage: Wo? den 3. Fall -- Ruhe, bereits am Ziel -- und auf die +Frage: Wohin? den 4. Fall -- Bewegung, noch nicht am Ziel. + +Der Mann sitzt -- _wo?_ _an_ dem Baume, der Quelle, dem Hause. Der Mann +setzt sich -- _wohin?_ _an_ den Baum, die Quelle, das Haus. Die Frau +steht -- _wo?_ _auf_ einem Stuhl, einer Wiese, einem Fasse Die Frau +stellt sich -- _wohin?_ _auf_ einen Stuhl, eine Wiese, ein Faß Das Kind +liegt -- _wo?_ _hinter_ mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen. Das +Kind legt sich -- _wohin?_ _hinter_ mich, dich, ihn, sie, es, uns, +euch, sie. Es spielte ein Knabe -- _wo?_ _zwischen_ jenem Flusse und +dieser Linde, _zwischen_ jener Tonne und diesem Teiche, _zwischen_ +jenem Dorfe und dieser Wiese. Es sprang ein Knabe _wohin_? _zwischen_ +mich und deinen Bruder, _zwischen_ dich und deine Schwester, _zwischen_ +ihn und uns. + +2. _Hiernach_ muß man auch sagen: + Ich schreibe an dich. Der Brief kommt an dich. Ich denke an dich. + In dich setze ich mein Vertrauen. Ich glaube an dich, an deine + Treue. (Wohin richtet sich d. Glaube, d. Vertrauen?) + +3. Kann man aber weder: „wo?“ noch „wohin?“ fragen, so erfordern diese + Verhältnißw. immer den 3. F.; ausgenommen _auf_ und _über_, welche + alsdann den 4. F. erfordern. + +Arm _an_ Freuden; _in_ dieser Rücksicht; _unter_ diesen Umständen; +_vor_ allen Dingen; es liegt _an_ dir; _auf_ diese Weise; _über_ alle +Erwartungen; ich berufe mich _auf_ dich; es ist _auf_ eine Täuschung +abgesehen; ich versichere es _auf_ meine Ehre. + +4. Als Ausnahme hiervon sind anzunehmen: + + a) Ich halte mich _an_ die Wahrheit; Europa grenzt im Süden _an_ + das mittelländische Meer; sei _über_ Wenigem getreu; ich bestehe + _auf_ meinem Willen. + + b) Bei den Zeitw. „_lehnen_, _stützen_, _binden_“ erfordern diese + Verhältnißw. stets den 4. F.: _Auf_ seinen Stab gelehnt; ich + mußte mich _auf_ ihn stützen; _an_ die Worte binde ich mich + nicht. + + Anm. 1. Ich freue mich auf _das_ Fest, -- ich freue mich auf _dem_ + Feste. Ich schreibe an _dich_, -- ich schreibe an _dir_ (auf deinem + Rücken). Ich schreibe in _das_ Buch (ein), -- ich schreibe in _dem_ + Buche. Er setzt sich über _mich_; aber: er sitzt über _mir_. + + Anm. 2. Am = an dem; zur = zu der; über's = über das; durch's = + durch das; in's = in das u. s. w. + + + VII. Zeitwörter. + +§. 20. 1. Die _Zeitw._ sagen aus, was Gegenstände _thun_ oder was mit +ihnen _gethan_ wird. Sie antworten auf die Frage: Was _thut_ ein +Gegenstand? oder: Was wird mit einem Gegenstande _gethan_? Der Knabe +schreibt. Was thut der Knabe? _schreibt_ = Zeitw. -- Der Hund wird +geschlagen. Was wird mit dem Hunde gethan? wird _geschlagen_ = Zeitw. + +2. _Aeußerlich_ erkennt man die Zeitw. daran, daß die Wörtchen _ich_, + _du_, _er_ vor dieselben gesetzt werden können. + +§. 21. Es _giebt_: + +1. _Hülfszeitw._ der Zeit: _sein_, _haben_, _werden_. Sie dienen zur + Bildung der zusammengesetzten Zeiten der Zeitw. + +2. _Hülfszeitw._ der _Aussageweise_: _können_, _dürfen_, _mögen_ + (Möglichkeit); _müssen_, _sollen_, _wollen_ (Nothwendigkeit) + und _lassen_ (Möglichkeit und Nothwendigkeit). + + Anm. Ich _kann_, wozu ich _Kraft habe_. Ich _darf_, wozu ich + _Erlaubniß habe_. Ich _mag_, wozu ich _Lust habe_. Ich _muß_, + wozu ich _gezwungen bin_. Ich _soll_, wozu ich _Befehl habe_. + Ich _will_, wozu ich den _Entschluß habe_. + +3. _Zielende_ (regierende) Zeitw. (V. transitiva). Sie haben eine + _That-_ und _Leideform_ (Activ und Passiv): ich _lobe_ und ich + _werde gelobt_. + +4. _Ziellose_ (nicht regierende) Zeitw. (V. intransitiva). Sie haben + keine Leideform: ich _belle_, aber nicht: ich _werde gebellt_. + +5. Außer den genannten Zeitw. giebt es noch folgende: + _zurückzielende_ (V. reflexiva): sich grämen, sich wundern etc., + _wechselweiszielende_ (V. reciproca): sich schlagen, lieben etc. + und _unpersönliche_ (V. impersonalia): es regnet, es donnert etc. + +§. 22. 1. Die Zeitw. können in der _Ein-_ und _Mehrzahl_ in drei +verschiedenen _Personen_ stehen: ich lobe, du lobst, er lobt, wir +loben, ihr lobt, sie loben. + +2. Die Zeitw. haben 3 _Aussageweisen_ (Modi): die _Wirklichkeit_, + _Möglichkeit_ und die _Nothwendigkeit_ oder den _Befehl_ + (Indicativ, Conjunctiv und Imperativ). + +3. die Zeitw. treten in drei _Haupt-_ und drei _Nebenzeiten_ (Tempora) + auf. Mit den Hauptzeiten verbindet sich der Begriff der _Dauer_, + mit den Nebenzeiten der Begriff der _Vollendung_. + +A. _Hauptzeiten_. + +1. _Gegenwart_ (Praesens). + +2. _Vergangenheit_ (Imperfectum) (Mitvergangenheit). + +3. _Zukunft_ (Futurum I.). + +B. _Nebenzeiten_: + +1. _Vollendete Gegenw._ (Perfectum) (Vergangenheit). + +2. _Vollendete Vergangenheit_ (Plusquamperfectum). + +3. _Vollendete Zukunft_ (Futurum II) (Vorzukunft). + + Anm. Die _Grundform_ (Infinitiv) des Zeitworts wird auch als + _Hauptwort_, das _Mittelwort_ (Participium) auch als + _Eigenschaftswort_ gebraucht: _Geben_ ist seliger als _Nehmen_. + _Zürnende_ Worte sind _brennende_ Pfeile. _Getheilte_ Freude ist + doppelte Freude. + +4. Die Zeitw. unterliegen einer _starken_, _schwachen_ und _gemischten_ + Biegung (Conjugation). Die _Hülfszeitw._ _sein_, _haben_ und + _werden_ biegen abweichend. + +§. 23. Biegung der Hülfszeitw. _sein_, _haben_, _werden_. + + + A. *Sein.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich bin E. ich sei + du bist du seiest + er, sie, es ist er sei + M. wir sind M. wir seien + ihr seid ihr seiet + sie sind sie seien + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin gewesen E. ich sei gewesen + du bist gewesen du seist gewesen + + Vergangenheit. + + E. ich war E. ich wäre (würde sein) + du warst du wärest (würdest sein) + er war er wäre (würde sein) + M. wir waren M. wir wären (würden sein) + ihr waret ihr wäret (würdet sein) + sie waren sie wären (würden sein) + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war gewesen E. ich wäre gewesen (würde + gewesen sein) + du warst gewesen du wärest gewesen (würdest + gewesen sein) + + Zukunft. + + E. ich werde sein E. ich werde sein + du wirst sein du werdest sein + er wird sein er werde sein + M. wir werden sein M. wir werden sein + ihr werdet sein ihr werdet sein + sie werden sein sie werden sein + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gewesen sein E. ich werde gewesen sein + du wirst gewesen sein du werdest gewesen sein + + Befehl. + + E. sei! M. seid! + + Mittelwort. + + 1. G. seiend 2. V. G. gewesen + + Grundform. + + 1. G. sein 2. V. G. gewesen sein + + + B. *Haben.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich habe E. ich habe + du hast du habest + er hat er habe + M. wir haben M. wir haben + ihr habt ihr habet + sie haben sie haben + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich habe gehabt E. ich habe gehabt + du hast gehabt du habest gehabt + + Vergangenheit. + + E. ich hatte E. ich hätte (würde haben) + du hattest du hättest + er hatte er hätte + M. wir hatten M. wir hätten + ihr hattet ihr hättet + sie hatten sie hätten + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich hatte gehabt E. ich hätte gehabt (würde gehabt + haben) + du hattest gehabt du hättest gehabt + + Zukunft. + + E. ich werde haben E. ich werde haben + du wirst haben du werdest haben + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gehabt haben E. ich werde gehabt haben + du wirst gehabt haben du werdest gehabt haben + + Befehl. + + E. habe! M. habt! + + Mittelwort. + + 1. G. habend 2. V. G. gehabt + + Grundform. + + 1. G. haben 2. V. G. gehabt haben + + + C. *Werden.* + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich werde E. ich werde + du wirst du werdest + er wird er werde + M. wir werden M. wir werden + ihr werdet ihr werdet + sie werden sie werden + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin geworden E. ich sei geworden + du bist geworden du seist geworden + + Vergangenheit. + + E. ich wurde (ward) E. ich würde + du wurdest du würdest + er wurde er würde + M. wir wurden M. wir würden + ihr wurdet ihr würdet + sie wurden sie würden + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war geworden E. ich wäre geworden (würde + geworden sein) + du warst geworden du wärest geworden + + Zukunft. + + E. ich werde werden E. ich werde werden + du wirst werden du werdest werden + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde geworden sein E. ich werde geworden sein + du wirst geworden sein du werdest geworden sein + + Befehl. + + E. werde! M. werdet! + + Mittelwort. + + 1. G. werdend 2. V. G. geworden (worden) + + Grundform. + + 1. G. werden 2. V. G. geworden sein + +§. 24. I. _Schwache Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung lauten nicht ab: sie haben fast immer in +der Vergangenheit 2 Silben, deren letzte auf _te_ endigt, und bilden +das 2. Mittelwort auf _t_ oder _et_. + + *Loben*. + + A. Thatform. + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich lobe E. ich lobe + du lobst du lobest + er lobt er lobe + M. wir loben M. wir loben + ihr lobt ihr lobet + sie loben sie loben + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich habe gelobt E. ich habe gelobt + du hast gelobt du habest gelobt + + Vergangenheit. + + E. ich lobte E. ich lobete (würde loben) + du lobtest du lobetest + er lobte er lobete + M. wir lobten M. wir lobeten + ihr lobtet ihr lobetet + sie lobten sie lobeten + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich hatte gelobt E. ich hätte gelobt (würde gelobt + haben) + du hattest gelobt du hättest gelobt + + Zukunft. + + E. ich werde loben E. ich werde loben + du wirst loben du werdest loben + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gelobt haben E. ich werde gelobt haben + du wirst gelobt haben du werdest gelobt haben + + Befehl. + + E. lobe! M. lobt! lobet! + + Mittelwort. + + 1. G. lobend 2. V. G. gelobt + + Grundform. + + 1. G. loben 2. V. G. gelobt haben + + + *Loben*. + + B. Leideform. + + _Wirklichkeit._ _Möglichkeit._ + + Gegenwart. + + E. ich werde gelobt E. ich werde gelobt + du wirst gelobt du werdest gelobt + + Vollendete Gegenwart. + + E. ich bin gelobt worden E. ich sei gelobt worden + du bist gelobt worden du seist gelobt worden + + Vergangenheit. + + E. ich wurde gelobt E. ich würde gelobt + du wurdest gelobt du würdest gelobt + + Vollendete Vergangenheit. + + E. ich war gelobt worden E. ich wäre gelobt worden (würde + du warst gelobt worden gelobt worden sein) + + Zukunft. + + E. ich werde gelobt werden E. ich werde gelobt werden + du wirst gelobt werden du werdest gelobt werden + + Vollendete Zukunft. + + E. ich werde gelobt worden sein E. ich werde gelobt worden sein + du wirst gelobt worden sein du werdest gelobt worden sein + + Befehl. + + E. werde gelobt! M. werdet gelobt! + + Mittelwort. + + gelobt + + Grundform. + + 1. G. gelobt werden 2. V. G. gelobt worden sein. + +_Beisp._: ermahnen, suchen, zählen, drücken, schicken, lieben, leben, +hören, herrschen, entbehren, übereilen, wiederholen, unterstützen, +urtheilen. + +§. 25. II. _Starke Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung lauten in der Vergangenheit und dem +zweiten Mittelwort ab; ihre Vergangenheit ist einsilbig -- ausgenommen +sind die Wörter mit Vorsilben; -- ihr zweites Mittelwort hat _en_. + +_Binden_ -- _band_ -- _gebunden_: dringen, finden, klingen, ringen, +schlingen, schwinden, singen, sinken, springen. + +_Schelten_ -- _schalt_ -- _gescholten_: bergen, brechen, gelten, +helfen, kommen, nehmen, rinnen, schwimmen. + +_Bitten_ -- _bat_ -- _gebeten_: essen, fressen, geben, lesen, liegen, +messen, sehen, sitzen, stehen, treten. + +_Biegen_ -- _bog_ -- _gebogen_: bieten, dreschen, flechten, fliegen, +fliehen, fließen, frieren, gießen, heben, kriechen. + +_Greifen_ -- _griff_ -- _gegriffen_: kneifen, leiden, reißen, +schleichen, schleifen, schneiden, streiten. + +_Bleiben_ -- _blieb_ -- _geblieben_: leihen, meiden, preisen, reiben, +scheinen, schreiben, schreien, treiben, weisen. + +_Blasen_ -- _blies_ -- _geblasen_: braten, fallen, halten, hauen, +heißen, laufen, rufen. + +_Fahren_ -- _fuhr_ -- _gefahren_: backen, graben, schaffen, schlagen, +tragen, wachsen, waschen etc. + +§. 26. III. _Gemischte Biegung der Zeitwörter._ + +Die Zeitwörter dieser Biegung haben Ablautung und Umendung: + + _Brennen_ -- _brannte_ -- _gebrannt_: kennen, nennen, rennen. + _Senden_ -- _sandte_ -- _gesandt_: wenden. + _Denken_ -- _dachte_ -- _gedacht_: bringen. + _Dürfen_: ich darf, dürfe, durfte, gedurft. + _Können_: ich kann, könne, konnte, gekonnt. + _Mögen_: ich mag, möge, mochte, gemocht. + _Sollen_: ich soll, solle, sollte, gesollt. + _Wollen_: ich will, wolle, wollte, gewollt. + _Müssen_: ich muß, müsse, mußte, gemußt. + _Wissen_: ich weiß, wisse, wußte, gewußt. + + _Bemerkungen._ + +1. Die _zielenden Zeitw._ werden mit haben verbunden. Die _ziellosen + Zeitw._ werden theils mit sein, theils mit haben verbunden. Einige + Zeitw. haben _sein_ und _haben_: ich bin gefahren; ich habe + gefahren. Die Zeitw. _begegnen_, _folgen_, _weichen_, _gehen_, + _kommen_, _fliehen_, _fliegen_, _wachsen_, _sterben_ etc. werden + mit _sein_ verbunden. + +2. Die _Vergangenheit_ (Imperf.), _vollendete Vergang._ (Plusq.) und + _vollendete Zukunft_ (Fut. II.) werden auch _bezügliche Zeiten_ + (relative) genannt, weil der Sprechende seine Aussage auf eine + andere Aussage bezieht: Die Knaben spielten, als der Lehrer kam. + Johann der muntre Seifensieder hatte oft gesungen, ehe ihn der + Reiche störte. Der Winter wird vergangen sein, ehe du es ahnst. Die + _Vergangenheit_ (Imperf.) ist die Zeit, in welcher in der Regel + erzählt wird: Die Schlacht blieb lange unentschieden. In diesem + Falle wird sie auch unbezüglich gebraucht. + +3. a. Sprechen wir ein Urtheil als bestimmt, als unabhängig, als + Thatsache aus, so gebrauchen wir die _Wirklichkeitsform_: Er + lobt den Schüler. + + b. Führen wir aber an, was Jemand sagt, glaubt, oder sprechen wir + einen Zweifel, eine Vermuthung, einen Wunsch oder eine Bedingung + aus, so gebrauchen wir die _Möglichkeitsform_: Man weiß nicht, + daß er den Schüler lobe. Ich glaube, daß er kommen werde. Sehe + Jeder, wie er's treibe! Wen da dürstet, der komme zu mir und + trinke! Er wünschte, daß er genese. Er arbeitet, damit er esse. + Ginge er doch fort! Wenn er fleißiger wäre (sein würde), könnte + er vorwärts kommen. + + c. Fordern wir Jemanden auf, daß er etwas thue, gebieten wir ihm + etwas, so gebrauchen wir die _Befehlsform_: Geh' fort! Hole + Wasser! + + _Anm._ Da die sogenannte Bedingungsform (Conditionalis) auch eine + Möglichkeit ausdrückt, so hielten wir es nicht für angemessen, + die Möglichkeitsform zu zerstückeln und die in dieser Beziehung + herrschende Sprachverwirrung in die Volksschule zu bringen. Auch + hätten wir, bei Aufnahme des Conditionalis, den Optativ, + überhaupt eine strengere Eintheilung des Conjunctiv, nicht + vergessen dürfen. + +§. 27. _Die Zeitw. erfordern oft bestimmte Fälle._ Es haben den 2. Fall: + +1. achten, bedürfen, begehren, entbehren, ermangeln, erwähnen, gedenken, +harren, lachen, leben, pflegen, schonen, spotten, vergessen, warten. + +Bei den meisten dieser Zeitw. setzt man auch den 4. Fall mit oder ohne +Verhältnißw. + +Der Mann achtet _der Gefahr_ nicht, und der Mann achtet _die Gefahr_ +nicht. Der Kranke bedarf _des Arztes_, und der Kranke bedarf _den +Arzt_. Die Anklage entbehrt _jeder Begründung_. + +2. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, enthalten, +entledigen, entschlagen, entsinnen, erbarmen, erinnern, erwehren, +freuen, rühmen, schämen, wehren. + +Ein _guter Christ_ nimmt sich des _Nothleidenden_ an. Bediene dich _des +Ausdrucks_ nicht! Er wehrte sich _seiner Haut_. + +§. 28. Den 3. Fall erfordern: + +1. Auf die Frage: _wem ist worden?_ die Zeitw., die eine _Leideform +mit dem 3. Fall bilden_; z. B. mir, dir, ihm etc. ist geantwortet +worden: aufwarten, antworten, begegnen, befehlen, bestehen, beistimmen, +beiwohnen, drohen, danken, dienen, fluchen, folgen, fröhnen, gehorchen, +genügen, glauben, helfen (mit allen Zusammensetzungen), huldigen, +lohnen, nachgehen, nützen, rathen, schaden, schmeicheln, steuern, +trotzen, vorstehen, weichen, widerstehen, widersprechen, winken, +zustehen. + +Womit kann ich _Ihnen_ aufwarten? Danke _dem Vater_! + +Hierher gehören noch viele Zeitwörter, die mit den Verhältnißwörtern +_an_, _auf_, _bei_, _entgegen_, _nach_, _unter_, _vor_ und _zu_ +zusammengesetzt sind. + +2. Folgende Zeitwörter ohne Leideform mit dem 3. Fall: ähneln, +anstehen, belieben, behagen, bekommen, blühen, einleuchten, entgehen, +entfallen, entfliehen, entsagen, erliegen, erscheinen, fehlen, +gebühren, gefallen, gelingen, gerathen, gereichen, gleichen, mangeln, +munden, nahen, passen, scheinen, schmecken, widerfahren, ziemen, +zuhören. + +Der Sohn ähnelt _dem Vater_. Der Vorschlag steht _ihm_ nicht an. + +3. Die _unpersönlichen_ Zeitwörter: + +es ahnt, ekelt, gebricht, graut, liegt daran, schaudert, schwindelt, +träumt. + +Es ahnt _mir_, daß er kommen werde. Es ekelt _mir_ vor der Speise. + +4. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich anmaßen, ausbedingen, denken, einbilden, erbitten, getrauen, +vornehmen, vorstellen, merken. + +Du maßest _dir_ zuviel an. Ich bedinge _mir_ die Benutzung des Gartens +aus. + +§. 29. Den 4. Fall erfordern: + +1. Die _zurückzielenden_ Zeitwörter: + +sich ängstigen, ärgern, betrüben, bekümmern, besinnen, erholen, +erinnern, freuen, grämen, irren, schämen, täuschen. + +Hast _du dich_ meinetwegen geängstigt? + +2. Die _unpersönlichen_ Zeitwörter: + +es befremdet, befällt, betrifft, dauert, dürstet, dünkt, däucht, +friert, gelüstet, geht mich an, hungert, jammert, juckt, kümmert, +reut, schläfert, schmerzt, sticht, schwitzt, verdrießt, verlangt, +wundert. + +Es befremdet _mich_, daß du jetzt zurückgezogen lebst. + +3. Alle _Zeitwörter_, bei denen man auf die Frage: _Wem ist worden?_ +keine -- wohl aber auf die Frage: _Wer ist worden?_ eine Antwort geben +kann. Der im 4. Fall stehende Gegenstand, der geworden ist, heißt der +_leidende (regierte) Gegenstand_ (Object). + +Steht noch ein zweiter Gegenstand (_betheiligter Gegenstand_) +(Terminativ) bei ihnen, dem etwas geworden ist, so steht dieser auf die +Frage: _Wem ist geworden?_ oder: _Für wen?_ -- _Wem zum Nutzen? wem zum +Schaden_ ist etwas geworden? im 3. Fall. + +Der Vater besucht _den_ Freund. + +Wer ist besucht worden? der Freund, folglich: den Freund besuchen. + +Der Vater schenkt _dem_ Knaben das Buch. + +Was ist geschenkt worden? das Buch. Wem ist es geschenkt worden? dem +Knaben. Für wen ist es geschenkt worden? für den Knaben = dem Knaben. +Wem zum Nutzen ist es geschenkt worden? dem Knaben zum Nutzen ist es +geschenkt worden. Bezeichnet der 4. F. eine Sache, der 3. F. eine +Person, so sagt man: Bei dem Zeitworte steht der 4. Fall der Sache und +der 3. Fall der Person. + +_Zielende_ Zeitwörter sind: + +loben, lieben, schlagen, stoßen, finden, sehen, bitten, necken, +tadeln, bestrafen, verehren, kennen, retten, ziehen, beneiden, +abholen, erfreuen, verachten, führen, fragen, ertappen, fangen, +unterstützen, verlassen, tödten, betrügen, auffordern, belohnen, +wecken, heilen, umstürzen, plagen, tragen, vorstellen etc. + +abbitten, abdringen, abgewöhnen, abschlagen, auftragen, aufbinden, +borgen, geben, geloben, gönnen, glauben, leihen, leisten, liefern, +melden, nehmen, rauben, reichen, senden, schlachten, schenken, +wünschen, vorlegen, vorziehen, vorsagen, verkaufen, bringen, +aufbewahren, überbringen, erzählen, mittheilen, erlauben etc. + +§. 30. 1. Den 4. Fall _der Person_ und den 2. Fall _der Sache_ +erfordern: + +anklagen, belehren, berauben, beschuldigen, entlassen, entsetzen, +überführen, verweisen, würdigen, zeihen. + +Man klagt _ihn des Verraths_ an. Er _belehrt mich eines Bessern_. Er +wurde _des Landes_ verwiesen. + +2. Einen doppelten 4. Fall erfordern: + +nennen, heißen, schimpfen, schelten, taufen, lehren. + +Er nannte _ihn einen Narren_. Er lehrt mich _die deutsche Sprache_. + + _Anm._ Bei „_lehren_“ wird auch der 3. Fall der Person gebraucht: + Er lehrt _mir_ die deutsche Sprache. Folgt aber ein Zeitwort in der + Grundform, so darf nur der 4. Fall stehen: Er lehrt _mich_ lesen. + +§. 31. Einige Bemerkungen: + +1. _Lassen_ hat den 4. F. bei sich, wenn die Person (sprechende Person) +selbst die handelnde ist, z. B. Laß _mich_ das Buch vorlesen; d. h. ich +will es vorlesen. Der 3. Fall steht, wenn ein Anderer der Handelnde +sein soll, z. B. Laß _mir_ das Buch vorlesen; d. h. ein Anderer soll es +mir vorlesen. + +2. _Kosten_ hat stets den 3. Fall der Person. Das Buch kostet _mir_ +einen Thaler. + +3. Steht _heißen_ für „befehlen,“ so hat es den 3. Fall: Kein Mensch +hat _ihm_ diese Thorheit geheißen. Folgt aber ein Zeitw. in der +Grundform (Infinitiv), so steht der 4. F. Wer hieß _dich_ weggehen? -- + +4. _Gelten_ hat den 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „werth +sein“: Mir gilt _die ganze Welt_ Nichts. Die Rede gilt _dir_. Steht es +aber für „erfordern“ und „kosten“, so hat es den 4. Fall: Hier gilt es +_Entschlossenheit_. Der Stock gilt _einen Thaler_. + +5. Er schlägt mir die Hand roth. Es friert mir der Finger. Ich wasche +mir die Hände. -- Er tritt mir auf das Kleid. Es regnet mir in's +Gesicht. Die Thränen treten ihm in die Augen. Er tritt mir auf den +Fuß. Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in's Maul. Gebratene Tauben +fliegen Einem nirgends in den Mund. Der Regen schlägt mir in's Gesicht. + +6. Bei _versichern_ steht entweder der 4. Fall der Person und der +2. F. der Sache, oder der 3. F. der Person und der 4. F. der Sache: +Ich versichere _sie meiner Freundschaft_. Ich versichere _ihnen die +Wahrheit_ -- oder: ich versichere _ihnen_, daß es wahr ist. + +7. Bei _trauen_ steht der 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit +„Glauben schenken“, der 4. Fall, wenn von der priesterlichen Trauung +die Rede ist: Ich kann _ihm_ nicht mehr trauen (Glauben schenken). Der +Prediger traute _das Brautpaar_. + +8. Mit _gratuliren_ und _condoliren_ wird der 3. Fall verbunden: Ich +gratulire _dir_ = Ich wünsche _dir_ Glück. Ich condolire _Ihnen_ = Ich +bedaure Sie, bezeige Ihnen mein Beileid. + +9. Dieses Bild ist schön _gemalt_. Das Mehl ist fein _gemahlen_. + +10. Der Lehrer _lehrt_ die Schüler. Die Schüler _lernen_ vom Lehrer. + + + VIII. Umstandswörter. + +§. 32. Die _Umstandswörter_ bestimmen die _Zeit-_ und _Eigenschaftsw._ +näher. Sie können sein: + +1. Umstandsw. des _Ortes_. Wo? Wohin? -- da, dort, draußen, drinnen, +droben, drüben, hier, her, hin, überall, vorn, hinten, rechts, links, +oben, unten, hinaus, hinein, vorwärts etc. + +2. Umstandsw. der _Zeit_. Wann? -- bald, immer, häufig, oft, dann, +einst, selten, nie, niemals, jetzt, nun, eben, neulich, kürzlich, +ehemals, sonst, sofort, heute, morgen, gestern, schon etc. + +3. Umstandsw. der _Weise_. Wie? -- gern, sehr, recht, ungemein, +besonders, vorzüglich, fast, beinahe, kaum, genug, zu sehr, ganz, +merklich, ziemlich etc. + + _Anm._ Die meisten Eigenschaftsw. können Umstandsw. der Weise + sein, und als solche können sie gesteigert werden. Z. B. Dieser + Knabe geht langsam, jener geht langsamer, du gehst am + langsamsten. + +4. Umstandsw. der _Bejahung_ und _Verneinung_ auf die Frage: +Geschieht Etwas oder geschieht es nicht? -- ja, freilich, allerdings, +vermuthlich, vielleicht, allenfalls, gewiß, wirklich, wohl, -- nein, +nicht, keineswegs etc. + +5. Umstandsw. der _Frage_: wie? wo? wohin? wozu? womit? etc. + + Anm. 1. Er ist den ganzen Tag _umher_ gelaufen. Der Becher ging + bei dem Mahle _herum_. + + Anm. 2. Komm doch _herein_! Soll ich zu dir _hinaus_ kommen? Er ist + eben _hinunter_ gegangen. + + Anm. 3. Eine _doppelte Verneinung_ darf nicht angewendet werden, + weil dadurch die Behauptung wieder bejaht wird. Man darf also + nicht sagen: Ich habe _kein_ Geld _nicht_. + + + IX. Bindewörter. + +§. 33. Die Bindew. verbinden theils Wörter, theils Sätze mit einander. +Sie können sein: + +A. _Bindewort der Beiordnung_ (coordinirende). + +1. Der _Anreihung_ (copulative): und, auch, nun, sowohl -- als auch, +nicht nur -- sondern auch, theils -- theils, je -- desto, zuletzt, +erstlich, erstens, ferner, nicht allein -- sondern auch, endlich, dann, +nicht bloß -- sondern auch, außerdem, dazu. + +2. Der _Entgegnung_ (adversative): aber, allein, doch, dennoch, jedoch, +oder, entweder -- oder, dagegen, vielmehr, indessen, dessenungeachtet, +weder -- noch, nicht -- sondern, wenn -- so, hingegen, gleichwohl, +sonst, bald -- bald. + +3. Des _Grundes_ (causale): denn, deßwegen, darum, dann, daher, +folglich, somit, mithin, demnach, also, nämlich, als, deshalb. + +B. _Bindew. der Unterordnung_ (subordinirende): daß, damit, weil, da, +als, indem, nachdem, indeß, während, ehe, bevor, seit, seitdem, bis, +so lange als, so, so wie, gleichwie, als ob, so daß, ohne daß, auf daß, +wenn, falls, obgleich, wenngleich, wiewohl, wie sehr auch, seitdem daß, +darum, als wenn, obschon, unterdeß, wenn schon, sobald, wofern, dahin +-- wohin, daher -- woher, da -- wo, je -- desto. + + + X. Empfindungswörter. + +§. 34. Die Empfindungsw. bezeichnen laute Ausbrüche der Freude, des +Schmerzes, der Furcht, des Verlangens etc. + +ach! ei! heißa! juchhei! o! holla! husch! pfui! o weh! knacks! piff! +paff! plumps! he! heda! + + + + + Satzlehre. + + +§. 35. Die Menschen können _denken_; sie haben _Gedanken_. Ein +ausgesprochener oder niedergeschriebener Gedanke heißt ein Satz. Ein +Satz kann enthalten: + +1. Eine _Behauptung_, ein Urtheil, eine Erzählung: + +Müßiggang ist aller _Laster_ Anfang. Uebermuth thut selten gut. Hans +nährte sich vom Schiebekarren. + +Nach solchen Sätzen steht ein Punkt. + +2. Eine _Frage_: + +Wie geht es Euch? Wie fangt ihr's an? Hört ihr's wimmern hoch vom +Thurm? + +Nach einem Fragesatz steht ein Fragezeichen; ist die Frage aber nicht +bestimmt ausgesprochen, so steht ein Punkt. + +Er fragte, wie es ihm gehe. + +3. Einen _Wunsch_, Rath, eine Bitte, Aufforderung, Ermahnung, +Ermunterung: + +Nur unterlaßt mir den Gesang! Friede sei ihr erst Geläute! + +4. Einen _Befehl_ -- Gebot oder Verbot: + +Fahr zu, Johann! Setzt euer Licht hierher! + +5. Einen _Ausruf_ -- der Bewunderung, des Unwillens, Bedauerns, +Schmerzes, Schreckes, der Freude, Behauptung etc. + +Gevatter! ihr seid nicht gescheidt! O, welch ein Mensch! + +Nach einem Wunsche, Befehle und Ausrufe steht ein Ausrufungszeichen. + +§. 36. Es giebt: + +a. _einfache_ Sätze: + +Der Vater schreibt. + +b. _erweiterte_ (ausgebildete oder ergänzte) Sätze: + +Der Vater schreibt den Brief. + +c. _zusammengesetzte_ Sätze: + +Der Vater schreibt den Brief, und die Mutter liest die Zeitung. + +Die Glieder (Theile) des einfachen und erweiterten Satzes sind immer +nur Wörter, die Glieder des zusammengesetzten Satzes sind aber Sätze. + + + I. Der einfache Satz. + +§. 37. Jeder _einfache_ Satz besteht nur aus _Gegenstand_ und _Aussage_ +(Subject und Prädicat). + +Den _Gegenstand_ des Satzes finde ich dadurch, daß ich mit dem +Zeitworte die Frage: _Wer?_ oder _Was?_ verbinde. Er steht immer im 1. +Falle und wird durch ein _Hauptwort_ oder durch einen _Stellvertreter_ +desselben bezeichnet. + +Der _Baum_ blüht. _Du_ bist ein Kind. _Malen_ ist eine Kunst. _Aber_ +ist ein Bindewort. _Schwarz_ ist die Trauerfarbe. + +Wie heißt im 1. Satz das Zeitwort? blüht. Wer blüht? der Baum = +Gegenstand des Satzes. + + _Anm._ Zuweilen kündigt man den Gegenstand durch das Wörtchen „es“ + an, giebt ihn aber später bestimmter. Z. B. Es reden und träumen + die Menschen viel etc. + +§. 38. Die _Aussage_ findet man auf die Frage: + +a. Was _thut_ ein Gegenstand oder was _wird_ mit einem Gegenstande +_gethan_? + +b. _Wie_ ist ein Gegenstand? + +c. _Was_ ist ein Gegenstand? + +Sie kann ausgedrückt werden: + +a. durch ein _Zeitwort_ in der That- und Leideform; + +b. durch ein _Eigenschaftswort_, einen Umstand mit dem Hülfszeitwort; + +c. durch ein _Hauptwort_ und _Hülfszeitwort_. + +Der Lehrer _lobt_. Der Schüler _wird gelobt_. Der Sommer ist _heiß_. +Der Sturm ist _vorüber_. Mit unsrer Freundschaft ist es _aus_. Du bist +_im Irrthum_. Der Knabe ist (befindet sich) _auf der Wiese_. Gott ist +_ein Geist_. Der Soldat wird _ein Held_. Der Bruder bleibt (ist) _mein +Nachbar_. + +§. 39. 1. Der _Gegenstand_ kann stehen: + +a. in der _Einzahl_ und _Mehrzahl_; + +b. in drei _verschiedenen Personen_: + + Ich schreibe, du schreibst, er schreibt, wir schreiben etc. + +2. Die _Aussage_ kann stehen: + +a. in der _Gegenwart_, _Vergangenheit_ u. _Zukunft_; + +b. in der _Wirklichkeits-_, _Möglichkeits-_ und _Befehlsweise_. + +3. _Gegenstand_ und _Aussage_ stehen immer in _gleicher_ Zahl und +Person. + +Der Vater geht. Die Väter gehen. + +4. _Zwei_ und _mehrere Gegenstände_ erfordern die Aussage in der +_Mehrzahl_. + +Der Vater und die Mutter gehen aus. + +5. Bei der Frage nach dem Gegenstande hat man auf Person und Zahl, bei +der Frage nach der Aussage auf Zeit und Aussageweise zu achten: + +Wer blüht? Wer hat geblüht? Wer wird blühen? -- Was thut der Baum? Was +hat der Baum gethan? Was kann der Baum thun? + + + II. Der erweiterte Satz. + +§. 40. Werden _Gegenstand_ oder _Aussage_ des einfachen Satzes, oder +beide zugleich _näher bestimmt_ (erweitert, ergänzt, ausgebildet) so +erhält man den _erweiterten_ Satz. + +A. _Nähere Bestimmungen des Gegenstandes._ + +Sie antworten auf die Frage: welcher, e, es, und sind somit +_eigenschaftlichen_ Characters. + +Der _Gegenstand des Satzes_ kann näher bestimmt werden: + +1. Durch ein _Fürwort_: + +_Dieser_ (jener, dein) Baum blüht. _Derselbe_ Mann war es. + +2. Durch ein _Eigenschaftswort_: + +Der _große_ Baum blüht. Ein _gutes_ Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. + +3. Durch ein _Zahlwort_: + +Der _dritte_ Baum blüht. _Drei_ Bäume blühen. _Aller_ Anfang ist schwer. + +4. Durch ein _Hauptwort_ im 1. Fall: + +Kaiser _Karl_ lebte zur Zeit Luthers. Friedrich der _Große_ erbaute +Sanssouci. Sechs Loth _Zucker_ kosten einen Silbergroschen. Bruder +_Fritz_ ist verreist. Doctor _Mai_ ist angekommen. + +5. Durch ein _Hauptwort_ im 2. Fall: + +Der Baum _meines Bruders_ blüht. Die Furcht _des Herrn_ ist der Weisheit +Anfang. + +6. Durch einen _Umstand_, der auch durch ein Verhältnißwort mit seinem +Fall ausgedrückt werden kann: + +Der Garten _dort so hübsch_ etc. Der Baum _in der Stube_ blüht. Ketten +_von Gold_ drücken oft schwer. Ein Sperling _in der Hand_ ist besser, +als eine Taube _auf dem Dache_. + +7. Durch ein _Zeitwort_ in der _Grundform_: + +Die Lust zu _sterben_ ist selten. + + _Anm._ Das Eigenschaftswort kann stets durch ein Umstandswort oder + ein Verhältnißwort mit seinem Falle näher bestimmt werden. Z. B. + Die _mit Anlagen_ begabten Schüler. Die _recht_ gute Schrift. + +B. _Nähere Bestimmungen der Aussage._ + +§. 41. a. _Die Aussage_ kann, wenn sie durch ein _Hauptwort mit dem +Hülfszeitwort sein_ ausgedrückt wird, durch die Bestimmungen des +Gegenstandes erweitert werden. + +Ueberhaupt können Hauptwörter, die in einem Satze vorkommen, die 7 +Bestimmungen des Gegenstandes annehmen. + +Hunger ist der _beste Koch_. Müßiggang ist _aller_ Laster Anfang. +Dienstjahre sind _keine_ Herrenjahre. Thorheit ist _eine Schwester_ der +Dummheit. + +§. 42. b. Besteht die Aussage aus einem Zeitwort oder Eigenschaftswort, +so kann sie _näher bestimmt_ werden: + +a) Durch Bestimmungen _gegenständlichen_ Charakters. + +1. Durch den 4. Fall (_regierter_ oder _leidender Gegenstand_ = +_Object_): + +Ein faules Ei verdirbt _den ganzen Brei_. Böse Gesellschaft verdirbt +gut' _Sitte_. Uebung macht _den Meister_. S. §. 29. + +2. Durch den 4. u. 3. Fall. (3. Fall = _betheiligter Gegenstand_): + +Der Mann schenkt _dem Knaben_ eine Birne. Die Mutter verbietet _dem +Kinde_ das Naschen. Der Krieg nimmt _dem Lande_ seine Söhne. S. §. 29. + +3. Durch den 4. u. 2. Fall. (2. Fall = bewirkender Gegenstand): + +Der Dieb beraubt _mich meines Geldes_. S. §. 30. 1. + +4. Durch zwei 4. Fälle: + +Er nannte _ihn einen Narren_. Herr, lehre _mich deine Steige_! Wer +lehrt _das Auge seine Pflicht_? Herr, lehrt _mich bess're Sachen_! S. +§. 30. 2. + +5. Durch den 3. Fall: + +Der Schüler antwortet _mir_. Der Knabe ist _ihm_ ähnlich. _Peter dem +Großen_ wurde die Bildung seines Volkes sehr schwer. S. §. 28. + +6. Durch den 2. Fall: + +Ich bedarf _seiner_ nicht. Ich bin _meiner Sache_ gewiß. Eigner Herd +ist _Goldes_ werth. Tugend bedarf _keines Ausrufers_. S. §. 27. + +b. Durch Bestimmungen _umständlichen_ Charakters. + +7. Durch einen _Umstand des Ortes_: + +Der Fisch lebt _im Wasser_. Treue Hand geht _durch's ganze Land_. +Der Knabe spielt _hier_, _dort_ etc. Man suchte ihn _aller Orten_. +S. §. 32. 1. + +8. Durch einen _Umstand der Zeit_: + +Die Bäume blühen _im Frühling_. Die Bäume blühen _jetzt_. _Des Morgens_ +schläft er und _des Abends_ ist er munter. Rom ist nicht _in einem +Tage_ erbaut. S. §. 32. 2. + +9. Durch den _Umstand der Weise_: + +Ich singe dir _mit Herz und Mund_. Der Schüler singt _rein_ und +_richtig_. Zwei harte Steine mahlen _nicht_ gut. Er mußte _stehenden +Fußes_ umkehren. S. §. 32. 3. + +10. Durch einen _Umstand des Grundes_: + +Der Knabe weint _vor Schmerz_. _Gesundheitshalber_ giebt er die Arbeit +auf. + + _Anm._ Die Umstände des Ortes, der Zeit und der Weise können + ausgedrückt werden durch: + + a. Verhältnißwörter mit ihren Fällen; + + b. Umstandswörter; + + c. Fälle der Hauptwörter. + + Der Umstand des Grundes kann nur durch ein Verhältnißwort mit + seinem Falle ausgedrückt werden. + +11. Durch ein Zeitwort in der _Grundform_: + +Ich höre ihn _kommen_. Er hat mich _gehen_ heißen. Der Freund hat ihm +_schreiben_ helfen. + + Mehrere Bestimmungen. + +§. 43. _Gegenstand und Aussage_ können durch mehrere _verschiedene_ +Bestimmungen (Ergänzungen) zu gleicher Zeit ausgebildet werden. +Zwischen ihnen steht kein Zeichen. + +Dieser freundliche Sohn meiner vielgeliebten Tante schenkte jenem armen +Knaben am ersten Weihnachtstage auf dem Weihnachtsmarkte diesen recht +warmen Anzug. Der fleißige Knabe aus dem benachbarten Dorfe schreibt +morgen früh um acht Uhr in der obern Schule seinem Vetter in der Stadt +einen sehr langen Brief zum nächsten Geburtstage. + +Werden sie jedoch durch _gleichartige_ Bestimmungen erweitert, so steht +zwischen diesen ein Komma, wenn sie nicht durch „_und_“ verbunden sind: + +Marie war eine klare, heitere, thätige und wackere Schülerin. + + + III. Der zusammengesetzte Satz. + +§. 44. Jeder _zusammengesetzte Satz_ besteht aus einfachen oder +erweiterten Sätzen oder aus beiden zugleich. Sind diese Sätze von +einander unabhängig -- ist jeder einzelne für sich verständlich, -- so +nennt man sie beigeordnet (coordinirt): + +Friede ernährt; Unfriede verzehrt. + +Sind sie aber von einander _abhängig_ -- kann der eine ohne den andern +nicht verstanden werden, -- so sind sie einander _über_- und +_untergeordnet_: + +Wer Gutes thut, hat frohen Muth. + +Die übergeordneten (superordinirten) Sätze heißen -- sind sie +unabhängig -- _Hauptsätze_, die untergeordneten (subordinirten) heißen +_Nebensätze_. + +1. Hauptsätze sind Hauptsätzen beigeordnet: + +Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; der Knecht wär' selber ein +Ritter gern. Mit Vielem hält man Haus; mit Wenigem kommt man aus. + +2. Nebensätze sind Nebensätzen beigeordnet: + +Wenn du deinen Beruf treu erfüllst; wenn du den Gesetzen des Landes +gehorchst: so soll Niemand dir ein Leid zufügen. + +3. Hauptsätze sind Nebensätzen übergeordnet. + +4. Nebensätze sind Hauptsätzen untergeordnet: + +Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schleudert's ihn wild in den +Strom hinab. + +5. Nebensätze können Nebensätzen über- und untergeordnet sein. Es giebt +also Nebensätze ersten, zweiten u. s. w. Ranges: + +Den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er +vollbringt. + + A. Beigeordnete Sätze. + +§. 45. 1. _Beigeordnete Sätze_ werden gar nicht oder durch Bindewörter +der Beiordnung verbunden. S. §. 33. A. + +2. Zwischen beigeordneten Sätzen -- sind sie nicht sehr kurz -- steht +ein Semikolon (;), ausgenommen vor „_und_“ und „_oder_“, vor diesen +steht ein Komma. + +Sie können sein: + +1. _Anreihend_: + +Redlich sei des Herzens Grund; redlich spreche stets der Mund. Jede +Stund' ist wichtig; Müßiggang ist nichtig. Töne entlockt er der Flöte +_und_ das Echo des Berges wird wach. Im Herbste werden die Tage kürzer; +_auch_ kühlt sich die Luft immer mehr ab. Dort nahet der Feind; _nun_ +laßt uns wacker kämpfen! Zuerst beginnt der Tag zu dämmern; _dann_ +verlieren die Sternlein ihren Glanz; _zuletzt_ erscheint die Sonne in +ihrer Purpurpracht. _Nicht nur_ suchte ich ihn im Felde; _sondern_ mein +Bruder durchlief auch den Wald. + +2. _Entgegenstellend_: + +Heute wird _entweder_ jenes Gras gemäht, _oder_ dieses Holz wird +eingefahren. Schönheit verläßt uns bald; _aber_ ein getreues Herz +bleibt uns. Die Biene ist zwar ein kleines Thier; _allein_ sie kann +große Schmerzen verursachen. + +3. _Begründend_: + +Wo ihr wohnet, da verschönet jedes gute Herz den Ort; _drum_ verweilet +froh und eilet nur so bald nicht wieder fort. Das Glas ist spröde; +_daher_ läßt es sich nicht biegen. Der Mensch kann das Gute thun und +das Böse lassen; _denn_ er hat freien Willen. Ich hatte schon einem +Andern mein Wort gegeben; _deßhalb_ konnte ich deinem Wunsche nicht +nachkommen. + + Zusammengezogene Sätze. + +§. 46. Gehören in _beigeordneten_ Sätzen _mehrere_ Gegenstände (Subj.) +zu _einer_ Aussage (Praed.), oder _mehrere_ Aussagen zu _einem_ +Gegenstande, so hat man _zusammengezogene Sätze_: + +Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Hoffen und Harren macht +Manchen zum Narren. Bewegung, Mäßigkeit und Ruh' schließt dem Arzt +die Thüre zu. Einige Blumen blühen im Sommer, andere blühen im +Herbste. Der Fuchs ist schlau, listig und raubgierig. Er kam, sah' und +siegte. Nadelhölzer sind: Tannen, Fichten, Kiefern etc. Fleiß bringt +Brod, Faulheit Noth. Roggen wird entweder geschnitten oder gemäht. +Verschlossener Mund und offene Augen haben noch Niemandem geschadet. +Sammet und Seide löschen das Feuer in der Küche aus. + + Anm. In den zusammengezogenen Sätzen steht vor „_und_“ und „_oder_“ + kein Komma. + + B. Nebensätze. + +§. 47. Der _Nebensatz_ steht immer an der Stelle eines Satzgliedes und +kann in ein solches verwandelt werden. + +Die Nebensätze werden durch die Bindewörter der Unterordnung mit den +Hauptsätzen verbunden. S. §. 33. B. + +Da es dreierlei nähere Bestimmungen giebt, so giebt es auch dreierlei +Nebensätze. + + 1. Eigenschaftssätze. + +Die Nebensätze können stehen für _eigenschaftliche Bestimmungen_ = +_Eigenschaftssätze_ (Adjectiv-, Relativ-Sätze). Sie werden mit dem +Hauptsatze in der Regel durch die zurückbeziehenden Fürwörter: welcher, +e, es; der, die, das, auch wohl durch: _wo_, _wann_, _wie_, verbunden: + +Nichts ist so elend, als ein Mann, der Alles will, und der Nichts kann. += Nichts ist so elend, als ein Alles _wollender_ und _Nichts könnender_ +Mann. Die Sterne, welche ihr eigenes Licht haben, heißen Fixsterne. + + 2. Gegenstandssätze. + +§. 48. Die Nebens. können stehen für gegenständliche Bestimmungen = +_Gegenstandssätze_ (Substantiv-Sätze) und werden mit dem Hauptsatze in +der Regel durch: _daß_, _ob_, _wer_, _was_, _wo_, _wann_, _wie_ etc. +verbunden. Als solche können sie sein: + +a. _Gegenstandssätze_ für den 4. Fall (Object-Sätze). + +Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, was du werth +bist. = Sage mir _deinen Umgang_, und ich will dir _deinen Werth +sagen_. Wer läuft, den jagt man. Wer _hoch_ steht, den sieht man. + +1. Hierher gehören auch die Sätze, die angeben, was Jemand sagt, meint, +behauptet etc. + +Solon sagte: Niemand ist vor seinem Tode glücklich. + +2. Vor der wörtlich angeführten (directen) Rede steht ein Doppelpunkt. +Häufig folgen diesem Doppelpunkt auch noch Anführungsstriche: + +Solon sagte. „Niemand ist vor seinem Tode glücklich.“ + +3. Tritt der Einführungssatz zwischen den Ergänzungssatz, so sind die +Zeichen in folgender Weise zu setzen: + +„Niemand“, sagte Solon, „ist vor seinem Tode glücklich“. -- „Komm mit“, +sprach neulich der Klaus zu mir, „vor dem Thore etc.“ + +4. Führt man die Rede nicht wörtlich (indirect) an, so werden die Sätze +durch ein Komma getrennt: + +Solon sagte, daß Niemand vor seinem Tode glücklich sei. + +b. _Gegenstandssätze_ für den 2. Fall (Genitiv-Sätze): + +Der Gedanke, daß Gott gerecht sei, giebt allein dem Menschen Ruhe = der +Gedanke _der Gerechtigkeit_ Gottes giebt allein etc. Er erinnerte sich, +daß er ihn gesehen = seines Anblicks. + +c. _Gegenstandssätze_ für den 3. Fall (Dativ-Sätze): + +Verkündige die Nachricht, wem du zuerst begegnest = _dem dir zuerst +Begegnenden_. Wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen. Wer +zürnet, dem reiche kein Messer. + +§. 49. d. Auch das Subject kann durch einen Nebensatz ausgedrückt +werden = (Subject-Sätze): + +Wer Pech angreift, besudelt sich = der Pech _Angreifende_ besudelt +sich. Wer antwortet auf unnütz Geschrei, der macht aus einem Unglück +zwei. Wer nicht hören will, muß fühlen. + + 3. Umstandssätze. + +§. 50. Die _Nebensätze_ können stehen für _umständliche Bestimmungen_ +(Umstands-, Adverbial-Sätze). Sie können sein: + +a. _Umstandssätze des Ortes:_ + +Er starb, wo er geboren war = _an dem Orte_ seiner Geburt. + +b. _Umstandssätze der Zeit:_ + +Wenn die Sonne scheint, ist unser Zimmer hell = beim Schein der Sonne. + +c. _Umstandssätze der Art und Weise:_ + +Wie der Mensch säet, so wird er ernten = _seiner Saat gemäß_. + +d. _Umstandssätze des Grundes:_ + +Der Christ liebt und ehrt die Tugend, weil sie Gott gebietet = _um des +göttlichen Gebotes_ willen. + + Satzkürze. Beisatz. Anrede. + +§. 51. 1. Fehlen in den _Nebensätzen_ Satztheile, so hat man _verkürzte +Sätze_ (Satzkürzen). Die fehlenden Theile lassen sich leicht ergänzen: + +Es ist ein großes Glück, gute Eltern zu haben = wenn man gute Eltern +hat. Des Weges unkundig, verirrte ich mich = da ich des Weges unkundig +etc. Allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen = der Bogen zerspringt, +wenn er etc. Das Recht spricht: Jedem das Seine! Die Liebe: Jedem das +Deine! Johann, der muntere Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder = +Johann, welcher ein munterer Seifensieder war, erlernte etc. + +2. Ist im verkürzten Nebensatze, wie in dem letztgenannten Beispiele, +die Aussage durch ein Hauptwort ausgedrückt, so hat man einen _Beisatz_ +(Gleichstand, Apposition). Der Beisatz muß mit dem Hauptworte, zu dem +er gehört, in gleicher Zahl und im gleichen Falle stehen: + +Hans Gutgenug, _der bequeme Knecht_, macht seine Sache nur halb und +schlecht. Vor der Stimme des Löwen, _des Königs_ der Wälder, fürchten +sich alle Thiere. + +3. Auch die Anrede ist ein verkürzter Satz: + +Gott grüß dich, _Alter_, schmeckt etc. Gott sieht dich, _Kind_, d'rum +scheu die Sünd'! _Kind_, wirst du roth, so warnt dich Gott. + + Stellung der Nebensätze. + +§. 52. 1. Stehen _Nebensätze vor dem Hauptsatze_, so heißen sie +_Vordersätze_; der _Hauptsatz_ aber heißt _Nachsatz_: + +Wer Gutes thut, hat frohen Muth. + +2. Stehen sie _zwischen den Theilen des Hauptsatzes_, so heißen sie +_Zwischensätze_: + +Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand, log auf die +unverschämteste Weise. + +3. Stehen sie _nach_ dem Hauptsatze, so heißen sie _Nachsätze_: + +Es helfen weder Licht noch Brill', wenn das Aug' nicht sehen will. + +§. 53. _Nebensätze_ werden durch ein _Komma_ vom Hauptsatze getrennt; +_Zwischensätze_ stehen zwischen 2 Komma. Für die verkürzten Nebensätze +gilt dasselbe. Es steht also auch der _Beisatz_ und die _Anrede_ +zwischen 2 Komma. Steht die Anrede zu Anfang des Satzes, so folgt ihr +ein Komma: Johann, bring' Holz! In Briefen folgt der Anrede auch ein +Ausrufungszeichen: Lieber Freund! + + + + + Bemerkungen. + + +1. _Unvollständige Hauptsätze_ (elliptische Sätze) sind: + +Guten Morgen! Nein! Ja! Feuer! Herein! Achtung geben! + +2. Enthalten Sätze nicht nothwendig zum Zusammenhange der Rede +gehörende Bemerkungen, so heißen diese _eingeschobene_ Sätze und +werden zwischen Klammern, Parenthesen oder Gedankenstriche gesetzt: + +Der Schelm -- ich will ihn zwar nicht schimpfen -- der etc. + +Auch benutzt man die Parenthese () zur Einschaltung einzelner Wörter. + +3. Es giebt auch _abgebrochene_ Sätze: + +Wenn du nicht gehst, so .... + + + Die Periode. + +§. 54. Mehrere Sätze können eine _Periode_ bilden. Es giebt _zwei-_ +und _mehrgliedrige Perioden_. + +Vorder- und Nachsatz werden in einer zweigliedrigen Periode durch ein +Semikolon getrennt: + +Weil der Westwind über den atlantischen Ocean weht und die Ausdünstungen +desselben mit sich führt; so pflegt er uns Regenwetter zu bringen. + +Vorder- und Nachsatz werden in einer mehrgliedrigen Periode durch ein +Kolon, unter sich aber durch ein Semikolon getrennt: + +Wenn du wahrhaft und auf die Dauer glücklich zu sein wünschest; so +befleißige dich eines rechtschaffenen Lebens: denn nur der +Rechtschaffene vermag in Wahrheit glücklich zu sein. + + Satzzeichen. + +§. 55. Deutlichkeit in Schrift und Rede erfordern es, daß man +Zusammengehöriges nicht auseinander reiße, Verschiedenes aber +andererseits aus einander halte. Um dieses zu können, bedient man sich +der *Satzzeichen* (Interpunction). Diese sind: + + A. Satzpausenzeichen. + +1. Der *Strich* oder das *Komma* (,); + +2. der *Strichpunkt* oder das *Semikolon* (;); + +3. der *Doppelpunkt* oder das *Kolon* (:); + +4. der *Punkt* (.); + +5. der *Gedankenstrich* (--). + +Ueber den Gebrauch der Nr. 1-4 ist bereits bei der Satzlehre gesprochen. +Der Gedankenstrich steht, um eine größere Pause als den Punkt +anzuzeigen, oder um die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen. + +§. 56. B. Satztonzeichen. + +1. Das *Fragezeichen* (?); + +2. das *Ausrufungszeichen* (!). + +Schließen die Satztonzeichen einen Satz, so schreibt man nach ihnen +einen großen Anfangsbuchstaben. Weiteres über diese Zeichen findet sich +ebenfalls in der Satzlehre. + + C. Hülfszeichen. + +1. Die *Klammer* oder *Parenthese* [] (); + +2. das *Bindezeichen* (-) ("); + +3. der *Apostroph* oder das *Häkchen* (') steht für ein ausgelassenes + e, ei, i. + +Mich dünk't, ich mein', ich glaub', ich dacht' hat manchen guten +Gesellen in's Verderben gebracht. Ein blut'ger Kampf! Ich hab' 'nen +schweren Stand gehabt. + +4. die *Anführungszeichen*, *Gänsefüßchen* („ “); + +5. das *Zeichen der abgebrochenen Rede* (...) (-- --); + +6. das *Zeichen des Abschnittes* oder *Paragraphen* (§). + +§. 57. Wortbildung. + + *Stamm.* *Ableitung.* *Zusammensetzung.* + Band Bändchen Bandeisen. + +A. Ableitungen. + +*1. Hauptwörter* durch: er, in, chen, lein, ling, en, ung, niß, muth, +sal, ei, e, keit, heit, schaft, thum (tum), ge. + +*2. Eigenschaftswörter* durch: ig, isch, bar, sam, en, ern, lich, haft, +icht. + +*3. Zeitwörter* durch: chen, ken, chten, eln, ern, igen, zen; durch die +Vorsilben: be, er, ver, ent, zer, ge, miß, ur. + +*4. Umstandswörter* durch: lich, haft, icht, lings. + +B. §. 58. Zusammensetzungen: 1. Bestimmungsw. 2. Grundw. + +*1. Hauptwörter.* + + a) Hauptwörter und Hauptwörter (Schulhaus). + b) Hauptwörter und Eigenschaftswörter (Jungfrau). + c) Hauptwörter und Zeitwörter (Wohnhaus). + +*2. Eigenschaftswörter.* + + a) Eigenschaftswörter u. Eigenschaftsw. (hellgrün). + b) Hauptwörter u. Eigenschaftswörter (naseweis). + c) Eigenschaftswörter u. Zeitwörter (lernbegierig). + +*3. Zeitwörter* mit: an, auf, aus, bei, durch, ein, mit, nach, um, + unter, über, vor, ab, voll, wieder, dar, fort, heim, hin, her, weg. + +*4. Zusammengesetzte Umstandswörter.* + + Ebendaselbst, himmelwärts etc. + + Eine Wörterfamilie: _Ziehen_. + +Der _Zug_, der Truppenzug, der Zugvogel, der Gesichtszug, die +Ziehung; die _Zucht_, die Kinderzucht, der Zögling, die Bienenzucht; +_züchtigen_, die Züchtigung, der Züchtling, die Züchtlingsarbeit, das +Zuchthaus, die Zuchthausarbeit, der Zuchtmeister, die Zuchtruthe, +züchtig, züchtiglich; _abziehen_, der Abzug; _anziehen_, der Anzug, die +Anziehung, die Anzüglichkeit; _aufziehen_, der Aufzug, die Aufzieherei; +_ausziehen_, der Auszug, der Auszieher; _beziehen_, der Bezug, die +Beziehung, beziehlich, bezüglich; _durchziehen_, der Durchzug; +_einziehen_, der Einzug, die Einziehung; _entziehen_; _erziehen_, +die Erziehung, der Erzieher, die Erziehungsschule, erziehungskundig; +_nachziehen_, der Nachzug, der Nachzügler; _umziehen_, der Umzug; +_verziehen_, der Verzug; _vorziehen_, der Vorzug, vorzüglich, die +Vorzüglichkeit; _überziehen_, der Ueberzug etc. + + + + + Rechtschreibung -- Orthographie. + + +§. 59. 1. Ein *Wort* hat eine oder mehrere *Silben*. *Eine Silbe* +besteht aus *Lauten*. Die *Laute* sind entweder *Selbstlaute* oder +*Mitlaute* (Vocale oder Consonanten). + +2. Die Selbstlaute können sein: + + a. Grundlaute: *a*, *e*, *i*, *o*, *u* -- *y*; + b. Umlaute: *ä*, *ö*, *ü*; + c. Doppellaute: *au*, *äu*, *eu*, *ei*, *ai*. + Die Mitlaute heißen: b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, Å¿, s, + t, v, w, x, z, j, ch, sch, ß. + +3. Steht der Mitlaut vor dem Selbstlaute, so heißt er _Vorlaut_; steht + er nach dem Selbstlaute, so heißt er _Nachlaut_. Ein Wort hat soviel + Silben, als es Selbstlaute hat. Die Zeichen für die Laute heißen + Buchstaben. Die Gesammtheit der einfachen Buchstaben nennt man das + A-be-ce oder Alphabet. + +§. 60. 1. Löse jeden Satz in seine Wörter, jedes _Wort_ in seine Silben +und jede _Silbe_ in ihre Laute auf; setze für jeden Laut den +entsprechenden _Buchstaben_; sieh auf die _Ableitung_, beachte die +_Verlängerung_, und richte dich nach dem _Sprachgebrauch_. + +2. Hat ein Wort a, o, u oder au, so erhält das abgeleitete ä, ö, ü oder + äu. + +Bach -- Bäche; Sohn -- Söhne; Tuch -- Tücher; Baum -- Bäume. + +3. Weißt du nicht, ob du zum Schlusse eines Wortes *b* oder *p*, *d* + oder *t*, *g*, *ch* oder *k*, *s*, *ß* oder *z* setzen sollst, so + verlängere das Wort. + +Korb -- Körbe; plump -- plumper; Wald -- Wälder; kalt -- kälter; Gang -- +Gänge; Storch -- Störche; Bank -- Bänke; Gans -- Gänse; Fuß -- Füße; +Kranz -- Kränze. + +4. Zu Anfang einer Silbe steht das lange „ſ“; zum Schluß einer Silbe + steht das „s“. Folgt „t“ auf „s“, so wird in der Regel auch als + Nachlaut „ſt“ geschrieben. + +Mäu-Å¿e, Mäus-chen, Aus-Å¿icht, KunÅ¿t, daſſelbe, deßhalb. + +§. 61. Die _Dehnung_ der Selbstlaute *a*, *e*, *o* wird oft durch *aa*, +*ee*, *oo* bezeichnet. Geht der Selbstlaut in den Umlaut über, so +schwindet die Verdoppelung. + +*aa*: Aal, Aar, Aas, baar, Haar, Maal, Paar, Saal, Saat, Staat, Waare, +Härchen, Pärchen, Säle. + +*ee*: Allee, Armee, Beere, Beet, Fee, Heer, Heerde, Idee, Kameel, +Kaffee, Klee, leer, Livree, Meer, Moschee, Portepee, Schnee, See, +Seele, Speer, Spree, Theer, -- des See's, die Seen, des Schnee's. + +*oo*: Boot, Loos, Moor, Moos, Böte, Loose, Moore, Moose. + +§. 62. 1. Die Dehnung der Selbst- und Umlaute wird oft durch +Hinzufügung des *„h“* bezeichnet. Siehe auf die Grundform der +Zeitwörter und beachte die Ableitung: Mehl, Lehm, Huhn, Ohr, zählen, +fühlen, dröhnen; sah -- sehen, ruht -- ruhen, fröhlich -- froh -- +froher. + +2. Bei dem *„i“* bezeichnet man die Dehnung, indem man ein *„e“*, ein +*„h“* oder ein *„eh“* hinzufügt. + +*ie*: die, dies, hier, nie, sie, viel, vier, wie, Harmonie, Kopie, +Melodie, Paradies; -- deklamiren, speculiren, illuminiren -- *iren*; +aber: regieren, spazieren; Quartier, einquartieren. + +*ih:* ihm, ihn, ihr, ihnen, ihres, ihrem, ihren. + +*ieh:* stiehlt, -- stehlen; befiehlt, sieh, lieh, zieh, gedieh, Vieh, +Viehes. + +§. 63. 1. Mit *„th“* werden geschrieben: + +Thal, Thaler, That, Thau, Theil, Theater, Thema, Theodor, Therese, +Thermometer, theuer, Thier, Thür, Thon, aber: Ton (eines Instruments), +Thor, Thron, Thräne, Apotheke, Aether, Armuth, Arithmetik, Athem, +Dorothea, Elisabeth, Gemüth, Katheder, Katholik, Koth, Loth, Lazareth, +Mathilde, Methode, Myrthe, Muth, Noth, Pathe, Räthsel, Röthe, Ruthe, +Sabbath, Urtheil; -- Draht, -- drehen; Naht, nähen. + +Merke: Abenteuer, Bart, Etat, Gebet, Geburt, Monat, Partei, Partie, +Rhein, Rhede, Rhin, Rhone; -- Whist, Katarrh, Rheumatismus, Rhinoceros. +-- Parasol, Diarium, egal, Fibel, Bibel, Lineal, Habit, Fabrik, +Terrine, Garderobe. + +2. Zu den Doppellauten tritt nur ein „h“ hinzu, wenn die Ableitung ein +solches erfordert: Weihnachten, rauh. + +§. 64. 1. _Die Schärfung_ der Selbst- und Umlaute wird oft _durch +Verdoppelung_ der darauf folgenden Mitlaute bezeichnet. + +Mann, kennen, retten, hoffen, treffen, ertappen, wollen, können, +Roggen, Egge, Widder, Robbe, Ball, Puppe, kämmen, karren, Narr, +denn, wenn, dann, Sammet, Zimmet, majorenn, Rabatt, Duett, minorenn, +Protocoll, Duell. + +2. Für zwei „k“ schreibe „ck“. Also Rock, nicht Rokk, Stock, locken, +necken, stricken, erblicken, backen, Druck, Stück. + +Für zwei „z“ schreibe „tz“. Also Netz nicht Nezz. + +Besatz, Schatz, Metze, Netz, sitzen, Klotz, Mütze, verletzen, Schutz. + +Für zwei „ß“ schreibe „ss“, wenn du „ß“ als Vor- u. Nachlaut hörst; +hörst du es aber nur als Nachlaut, so schreibe „ß“. Also lassen -- laß +und nicht laßßen -- laßß. + +lassen, wissen, Nuß -- Nüsse, Riß -- Risse, Fluß -- Flüsse, ißt -- +essen, müßte -- müssen, Kuß -- küssen. + +3. Nach gedehnten Selbst- und Umlauten, so wie nach Doppellauten und +Mitlauten folgt keine Verdoppelung: + +Ekel, Haken, buk, Laken, kam, Geiz, Kreuz, Wein, Franz, Herz, Salz, +Bank, Kalk, Werk, Helm, Amt, Fuß, büßen etc. + +4. Zwei auf einander folgende Mitlaute können niemals _beide_ +verdoppelt werden; der erste von ihnen aber wird verdoppelt, wenn +es die Ableitung verlangt: + +wollte -- wollen, kannte -- kennen, Gewinnst -- gewinnen, kommst -- +kommen. + +5. Die Buchstaben „ch“, „sch“ und „ß“ werden _nie_ verdoppelt: + +Brüche, Flasche, Flüße, u. nicht Flüßße, Flaschsche, Brüchche. + +6. In Wörtern aus fremden Sprachen steht _nie_ „ck“: + +Rector, Doctor etc. + +§. 65. 1. Es werden geschrieben mit „dt“: + +beredt, beredet; gesandt, Gesandter; verwandt, Verwandter; Stadt, +todt = Eigenschaftsw.; der Tod = Hauptw., Ernte, Schwert. + +2. Mit „ai“: + +Hain, Kaiser, Laie, laichen, Mai, Maid, Maier, Main, Mainz, Mais, Rain, +Saite = Instrument, die Waise. + +3. Mit „chs“ für „cks“: + +Achse, Achsel, Büchse, Dachs, Deichsel, Drechsler, Eidechse, Flachs, +Fuchs, Gewächs, Lachs, Luchs, Sachsen, sechs, Sechser, Sechste, Wachs, +Weichsel, Wichse, Wuchs, wachsen -- flugs Häcksel etc. + +4. Mit „x“ für „cks“: + +Alexander, Axt, Buxbaum, Crucifix, Examen, Exempel, Exemplar, Felix, +Fixstern, Hexe, Max, Mexiko, Mixtur, Nix, Oxhoft, Taxe, Texas, Texel, +Text, Xanthippe, Xerxes, perplex, Luxus, Exceß, extrafein, Exekution, +Extrem, Experiment. + +§. 66. 1. Mit „Qu, qu“ für „Kw, kw“: + +Quacksalber, Quaderstein, Quadrant, Quadrat, quaken, Quäker, Qual, +Qualität, Quantität, Quantum, Quart, Quartal, Quartett, Quarz, Quaste, +Quecke, Quecksilber, Quelle, Quentchen, quer, Querkopf, quetschen, +quiken, Quinte, Quirl, quitt, Quitte, Quittung, Quotient, Aequator, +bequem, erquicken, Quodlibet. + +2. Mit „Pf und pf“: + +Pfad, Pfahl, Pfand, Pfanne, Pfarre, Pfarrer, Pfau, Pfeffer, Pfeife, +Pfeil, Pfeifer, Pfennig, Pferd, pfiffig, Pfingsten, Pfirsich, Pflanze, +Pflaster, Pflaumen, Pflege, Pflicht, Pflock, pflücken, Pflug, Pforte, +Pfoste, Pfote, Pfriem, Pfropfen, Pfründe, Pfuhl, pfui, Pfund, pfuschen, +Pfütze. + +3. Mit „Ph, ph“: + +Phantasie, Pharao, Pharisäer, Philosoph, Philipp, Philister, Phosphor, +Physik, Physikus, Amphibien, Atmosphäre, Christoph, Kaiphas, +Kalligraphie, Kolophonium, Elephant, Epheu, Joseph, Geographie, +Orthographie, Peripherie, Physiognomie, Philologie, Phrase, Prophet, +Sopha, Sophie, Stenographie, Stephan, Strophe. + +4. Mit „V, v“ theils für „f“ theils für „w“: + +_ver_, vertragen, Vertrag; _vor_, vortragen, Vortrag; _voll_, vollenden, +Vollendung; _von_, davon, wovon; _viel_, vielleicht, vielästig; _vier_, +vierfüßig, vierzig, Viertel; Vater, Vetter, Veilchen, Veit, Veitstanz, +Velten, Vesper, vexiren, Vieh, Vogel, Vogt, Vogtei, Volk, activ, brav, +Eva, David, Frevel, Gevatter, Gustav, Larve, massiv, Nerv, Motiv, naiv, +octav, passiv, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Indicativ, +Conjunctiv. -- Vagabond, Vase, Vegetabilien, Ventil, Vicewirth, +Victualien, vidimiren, violett, Violine, Virtuos, visiren, Visite, +Vitriol, Vocal, Vocativ, Votum, Vulkan, Division, Evangelium, Lava, +Locomotive, Malve, November, Pulver, Proviant, Provinz, Serviette, +Universität, Revisor, Individuum, Invalide, Inventarium. + +§. 67. 1. Steht „C, c“ vor a, o, u, au, l, r, oder als Nachlaut, so +lautet es wie „k“ und kann auch „k“ geschrieben werden: + +Canal -- Kanal, Cantor, Cocarde, Collecte, Cur, Cultur, Classe, Client, +Creatur, Credit, accurat, October, Sclave, Scorpion, Microscop, Product. + +2. Steht „C, c“ vor e, i, y, ei, ä, so lautet es wie „z“ und kann auch +„z“ geschrieben werden: + +Cäcilie, Censor, Centner, Cichorien, Circular, certiren, citiren, +Facit, Cylinder, Ceilon, Cäsar, Accent, Accise, December, Service. + +3. Mit „Ch, ch“ für „K, k“ werden geschrieben: + +Charakter, Charte, Charfreitag, Cholera, Chor, Choral, Christ, +christlich, Chronik. + +4. Mit „Ch, ch“ für „Sch, sch“: + +Champagner, Charlatan, charmant, Charlotte, Charpie, Manchette, Chef, +Chikane, Chocolade, tranchiren, revanchiren. Viele dieser Wörter +schreibt man mit „sch“. + +5. Mit „y“ werden geschrieben: + +Anonym, Cypresse, Gymnasium, Hyäne, Syrup, System, Pyramide, Symbol. + +6. Steht „t“ _vor_ ia, ie, io, iu, iö, so wird es wie „z“ gelesen: + +Patient, gratial, Addition, Ambition, Auction, Condition, Caution, +Confirmation, Constitution, Deputation, Expedition, Lection, Motion, +Nation, Ration, Revolution, Portion, Pontius, Subtraction, Exercitium. + +§. 68. 1. Freund, Freundin, Freundinnen; heran; herein, hinan, hinein; +wir sind, ihr seid = Zeitw.; seit = Verhältnißw.; wieder, wiederum = +Umstandsw.; wider, gegen = Verhältnißw.; ich war -- es ist wahr; der +Mann ist ausgegangen -- man (irgend Jemand) ist ausgegangen; er sticht +mich mit der Nadel -- das Tuch steckt in der Tasche; morgen -- Morgen. + +2. „ich“ und „lich“. Schreibe „ig“, wenn das „l“ zum Stamme gehört. +Schreibe „lich“, wenn das „l“ nicht zum Stamme gehört: heil-ig, sel-ig; +wirk-lich, glück-lich, freund-lich, schwäch-lich. + +3. Einmal, jemals; ein Mal, zwei Mal. Ein paar (mehrere) Groschen -- +ein Paar (zwei) Strümpfe. + +4. „_das_, _daß_“. Kann man „das“ mit „dieses“ oder „welches“ +verwechseln, so wird es „das“ geschrieben, kann dies nicht geschehen, +so wird es „daß“ geschrieben: + +Das Kleid, das das Mädchen trägt, ist zerrissen. Niemand zweifelt +daran, daß Geld Vieles möglich macht. + +5. _Zu laufen_ -- zulaufen; anzufangen, anfangen, hinaufzusteigen. + +§. 69. _Aehnlich klingende Wörter: + +Aas, aß; Allee, Alle; Armee, Arme; Beile, Beule; bezeigen, bezeugen; +berichtigt, berüchtigt; Dauben, Tauben; dingen, düngen; dir, Thier, +Thür, dürr; Drang, Trank, trank; erdig, erdicht; erhält, erhellt; +erzeigen, erzeugen; fast, faßt; Fäule, Feile, Pfeile; Feilchen, +Veilchen; Vetter, fetter; Feuer, Feier; Feld, fällt; Felle Fälle; fiel, +viel, fühl; Fliege, Flüge, Pflüge; flicken, pflücken; Fluch, Flug, +Pflug; Fund, Pfund; für, vier; ganz, Gans; gar, ja, Jahr; Gericht, +Gerücht; hast, haßt; heilen, heulen; heute, Häute; heiser, heißer, +Häuser; Kante, kannte; Körner, Kärrner; Kiste, Küste, küßte; Last, +laßt, las't; leiten, läuten, Leuten; Magd, Macht; magst, machst; Mine, +Miene; Mus, muß; Muse, Muße; Namen, nahmen; nein, neun; ölig, ölicht; +Rad, Rath; Räuber, Reiber; Recht, rächt, regt; Rind, rinnt; reißen, +reisen; sachte, sagte; sang, sank; sind, sinnt; singt, sinkt; Stelle, +Ställe; Strenge, Stränge; Teich, Teig, Deich; Thon, Ton; Trift, trifft, +währen, wären, wehren; Waise, Weise; wegen, wägen; Zähren, zehren; +Zeugen, Zeug, zeuch; Ziegel, Zügel; Zaum, Zaun. + + _Trennung der Wörter._ + +§. 70. Ein _jedes Wort_ hat so viel Silben, als es Selbstlaute hat. +Mußt du beim Schreiben Wörter trennen, so _trenne_ sie nach ihren +*Sprechsilben*. _Einsilbige_ Wörter können nicht getrennt werden. _Ein_ +Mitlaut zwischen zwei Selbstlauten gehört zur nachfolgenden Silbe. +Stehen zwischen zwei Selbstlauten zwei Mitlaute, so gehört der eine zur +ersten, der andere zur zweiten Silbe. Zusammengesetzte und abgeleitete +Wörter trennt man oft nach ihrer Zusammensetzung und Ableitung. + +ck, tz, st, sch, ch werden nicht getrennt, sondern zur folgenden Silbe +gezogen. + +§. 71. _Einen großen Anfangsbuchstaben_ giebt man + +1. zu Anfange eines Satzes; + +2. nach einem Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, wenn diese einen + Satz schließen; + +3. nach einem Doppelpunkt, wenn die Rede wörtlich angeführt wird; + +4. jedem Hauptwort, sowie allen Wörtern, die als Hauptwort gebraucht + werden (der Mann, der das _Wenn_ und das _Aber_ erdacht etc. Ein + Juchhei ist besser als ein Oweh!); + +5. jedem Eigenschaftswort, das zu einem Titel gehört; + +6. in Briefen den Fürwörtern, die sich auf die angeredete Person + beziehen; + +7. zu Anfang einer jeden Strophe in Gedichten. + +§. 72. _Abkürzungen_: gest. = gestorben; geb. = geboren; Dr. = Doctor; +St. = Sanct; Sr. = Seiner; Ew. = Euer; z. B. = zum Beispiel; d. h. = das +heißt; d. i. = das ist; u. s. w. = und so weiter; p. p. = und so weiter; +d. J. = dieses Jahres; d. M. = dieses Monats; v. M. = vorigen Monats; +Anm. = Anmerkung; N. S. = Nachschrift; u. a. m. = und andere mehr; +i. J. = im Jahre; v. Ch.= vor Christi Geburt. + + + + + Zusatz. + + +§. 73. Es werden gesprochen: + +1. g = sch, + +Agio, Adagio, engagiren, arrangiren, Eugen, Gage, Gelee, Genie, +geniren, Loge, Logis, Page, Orange, rangiren, Sergeant, Gensd'arm. + +2. j = sch, + +jaloux, Jalousie, Journal. + +3. qu = k, + +Bouquet, moquiren, Maroquin, Piquet. + +4. cu = kw, + +Biscuit. + +5. gne = nje, + +Champagne, Champagner, Compagnon. + +6. ai, ais = ä, + +Affaire, Chaise, Domaine, Fontaine, Palais, Plaisir, Portrait, Raison, +raisonniren, Souverain. + +7. ail, aill = alj; eil = elj, + +Bataille, Canaille, Detail, Medaille, Serail, Taille, Oreiller. + +8. au, eau, eaux = o, + +Chaussee, echauffiren, Epaulette, Sauce, Büreau, Bureaux. + +9. ei = ä, + +Seine. + +10. em, en, an, ent = ang, + +Entree, Pension, Provence-Oel, Assemblee, emballiren, avanciren, +Balance, Departement, Avertissement. + +11. er, et = e, + +Banquier, Diner, Souper, Filet, Metier, Rentier, Premier. + +12. eu = o, + +Neveu, Queu, Liqueur, Collecteur, Deserteur, Friseur. + +13. eint = ang, + +Teint. + +14. ai = ä, + +Anglaise, Polonaise. + + oi = oa, + +Loire, Toilette, Comtoir (jedoch meist Comtor gesprochen). + +15. ou, out, ous = u, + +Bravour, Bouteille, doubliren, Gouverneur, Cour, Louis, Redoute, +Rouleaux, Ressource, Tour, retour, Ouvertüre, Coulisse, Courant, +Courier, Cours, Cousine, Couvert, Ragout, Rendezvous. + +16. ill = ilj, + +Billard, Billet, Brillant, Postillon, Pavillon, Quadrille, Guillotine. +-- Bouillon, Patrouille. + + + + +Buchdruckerei von _Eugen Grosser_, Berlin SW., Zimmerstr. 91. + + + + + Anmerkungen zur Transkription + + + Text, der im Original fett gedruckt ist, wurde *so* markiert. Text, + der im Original gesperrt gesetzt ist, wurde _so_ markiert, soweit es + sich um eine Hervorhebung mindestens eines ganzen Wortes handelt. + Dort, wo im Original Endungen durch gesperrte Setzung hervorgehoben + sind, wurde vor jeden einzelnen Buchstaben ein _ gesetzt, also _s_o. + Wechsel in der Schriftart, die im Original für lateinische Begriffe + verwendet werden, wurden nicht markiert. + + Das Frakturzeichen für etc wurde durch die Buchstabenfolge etc + ersetzt. + + In den Paragraphen 59 und 60 wird die Verwendung des „langen s“ + erklärt. Hier wurde das Zeichen Å¿ verwendet. An allen anderen + Stellen wurde das „runde s“ verwendet, so auch in §. 65 (3), + wo im Original die Buchstabenfolgen chs und cks jeweils mit + langem und rundem s aufgeführt sind. + + Markierungen wurden dort korrigiert, wo sie (insbesondere in + Tabellen) nicht einheitlich waren. Ebenso wurden fehlende oder + falsche Satzzeichen und Abkürzungspunkte ergänzt bzw. korrigiert. + + Folgende Korrekturen für Nummerierungen wurden vorgenommen: + + Seite 13, §. 19 Nummerierung 1. ergänzt. + Seite 31, §. 40 Nummerierung korrigiert: 7. statt 8. + Seite 45, §. 67 Nummerierung 5. ergänzt. + + Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert: + + Seite 3, Vorwort + ubersichtlich ersetzt durch übersichtlich, + geknupft ersetzt durch geknüpft, + gelaufig ersetzt durch geläufig. + + Seite 5, §. 1 + Praposition ersetzt durch Präposition. + + Seite 16, §. 23 + gegewesen ersetzt durch gewesen. + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by +H. Bohm and W. Steinert + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KLEINE DEUTSCHE SPRACHLEHRE *** + +***** This file should be named 44642-0.txt or 44642-0.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/4/4/6/4/44642/ + +Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the +Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. 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By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy +all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. +If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project +Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the +terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or +entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. 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It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at http://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To +SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any +particular state visit http://pglaf.org + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including checks, online payments and credit card donations. +To donate, please visit: http://pglaf.org/donate + + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic +works. + +Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + + http://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. diff --git a/old/44642-0.zip b/old/44642-0.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e035dc9 --- /dev/null +++ b/old/44642-0.zip diff --git a/old/44642-h.zip b/old/44642-h.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a0dd77e --- /dev/null +++ b/old/44642-h.zip diff --git a/old/44642-h/44642-h.htm b/old/44642-h/44642-h.htm new file mode 100644 index 0000000..175fd69 --- /dev/null +++ b/old/44642-h/44642-h.htm @@ -0,0 +1,3340 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> + <head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=iso-8859-1" /> + <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> + <title> + The Project Gutenberg eBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by B. Bohm und W. 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Steinert</big></b>.</p> + +<hr class="r10" /> + +<p class="center"><b>Einunddreißigste Auflage.</b></p> + +<hr class="r10" /> + +<p class="center">Preis 25 Pfge.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p class="center" style="font-size:1.5em">Berlin, 1879.</p> + +<p class="center gesperrt">Verlag von Theodor Kampffmeyer</p> + +<p class="center"><b>Friedrichstr. 52/53.</b></p> + +<p class="center">(Zwischen Krausen- u. Schützenstr.) +</p> + +<div> +<h2><a name="Vorwort" id="Vorwort">Vorwort.</a></h2> + +<p>Das vorliegende Heft giebt eine gedrängte Zusammenstellung Alles dessen, +was der Schüler wissen muß, wenn er dahin gelangen soll, seiner +Muttersprache in Rede und Schrift mächtig zu sein.</p> + +<p>Daß wir durch die befolgte Anordnung keinen Lehrgang geben wollten, ist +leicht ersichtlich. Es lag uns aber daran, den zu verarbeitenden Stoff, +in <a id="uebersichtlicher"></a>übersichtlicher Weise zusammengestellt, den Kindern in die Hände zu +geben, um dem Lehrer dadurch das zeitraubende Dictiren abzunehmen. Wir +dürfen kaum befürchten, in Betreff der Anwendung des Heftchens +mißverstanden zu werden. Die einzelnen §§. enthalten das <em class="gesperrt">in den +Unterrichtsstunden gewonnene</em> Resultat und müssen Eigenthum des Schülers +werden. — <b>Es soll aber ihr Inhalt, so wie überhaupt jede sprachliche +Form, aus dem lebendigen Organismus der Sprache heraus entwickelt und +nicht gegeben, der Unterricht also an das Lesebuch oder die Bildertafel +<a id="geknuepft"></a>geknüpft werden.</b> In dieser Weise angewendet, soll das Heft dem Schüler +bei Wiederholungen so wie zur Uebung und Befestigung in den Formen der +Muttersprache dienlich sein. Was im Rechnen das Einmaleins ist, das sind +in der Sprache die einzelnen Formen derselben; sie müssen dem Schüler +ebenso <a id="gelaeufig"></a>geläufig sein wie jenes. Daher nach der <em class="gesperrt">Erkenntniß</em> <b>vielfache +Uebung!</b></p> + +<p>Obgleich wir der Ansicht sind, daß der Unterricht in der Orthographie +mit dem ersten Leseunterricht beginnen und fortschreiten, und das Meiste +durch das Auge erreicht werden müsse, so hielten wir es doch für nöthig, +diejenigen Regeln aufzustellen, welche durchgreifend sind, und +namentlich <b>den</b> Schülern von Nutzen sein werden, die einen +zusammenhangenden Unterricht nicht haben genießen können.</p> + +<p>Die erste Veranlassung zur Herausgabe dieser Zusammenstellung ward uns +durch die wissenschaftlichen Sitzungen des Geselligen Lehrer-Vereins.</p> + +<p>Indem wir für diese Anregung hiermit danken, erlauben wir uns zugleich, +<em class="gesperrt">Demselben</em> diese Arbeit zu geneigter Beurtheilung zu überreichen.</p> + +<table style="margin:auto; width:90%" summary="Signatur"> +<tr> +<td align="left"><span style="margin-left:5%"><em class="gesperrt">Berlin</em>, den 30. April 1851.</span></td> +<td align="right"><span style="margin-right:5%"><b>D. V.</b></span></td> +</tr> +</table> +</div> + +<div> +<h2><a name="Vorwort2" id="Vorwort2">Vorwort<br /> +zur einunddreißigsten Auflage.</a></h2> + +<p>Diese Auflage ist im Wesentlichen mit den vorangegangenen gleichlautend. +Nur in betreff der Orthographie sind mit leiser Hand wiederum einige +Aenderungen vorgenommen worden. So schwankend auch Einzelnes auf diesem +Gebiete bereits geworden ist, und so dringend auch eine bestimmte +Regelung erscheint, so darf doch in einer Sprachlehre für die +Volksschule nur mit äußerster Vorsicht nach dieser Richtung hin +vorgegangen werden. Neue Formen zu lehren, ist, — nach unserer Ansicht +— der Volksschule erst dann gestattet, wenn dieselben in den meisten +Volks Schul-Lesebüchern zu finden und von der Tagespresse aufgenommen +worden sind.</p> + +<p>Außerdem ist der in früheren Auflagen auf der letzten Seite befindliche +zu §§ 5 und 6 gehörende Zusatz über die Biegung der Hauptwörter an der +richtigen Stelle auf Seite 7 eingefügt worden.</p> + +<p> +<em class="gesperrt">Berlin</em>, im April 1879. +</p> +<p class ="right" style="margin-right:10%"> +<b>H. Bohm.</b> +</p> +</div> + +<div> +<h2><a name="Wortlehre" id="Wortlehre">Wortlehre.</a></h2> + +<p>§. 1. Es giebt 10 Wörterklassen:</p> + +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Wörterklassen"> +<tr> +<td align="left">1. Ge­schlechtsw.<br />Artikel.</td> +<td align="left">2. Hauptw. <br />Substantiv.</td> +<td align="left">3. Eigen­schaftsw. <br />Adjectiv.</td> +<td align="left">4. Zahlw. <br />Numerale.</td> +</tr> +<tr> +<td align="left">5. Fürw. <br />Pronomen.</td> +<td align="left">6. Ver­hältnißw. <br /><a id="Praeposition"></a>Prä­position.</td> +<td align="left">7. Zeitw. <br />Verbum.</td> +<td align="left">8. Umstandsw. <br />Adverbium.</td> +</tr> +<tr> +<td align="left">9. Bindew. <br />Conjunction.</td> +<td align="left" colspan="2" class="hanging">10. Emp­findungsw. <br />Interjection.</td> +<td></td> +</tr> +</table> + +</div> + +<div> +<h3>I. Geschlechtswörter.</h3> + +<p>§. 2. 1. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> kündigen die Wörter, zu denen sie gehören, +als Hauptw. an, und sagen, welches Geschlecht dieselben haben.</p> + +<p class="listitem"> +2. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> sind: +</p> + +<div class="indented"> +<table style="display:inline" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Geschlechtswörter"> +<tr> + <td /> + <td align="center"><em class="gesperrt">männlich</em></td> + <td align="center" ><em class="gesperrt">weiblich</em></td> + <td align="center"><em class="gesperrt">sächlich</em></td> +</tr> +<tr> + <td /> + <td align="center">Masculinum</td> + <td align="center">Femininum</td> + <td align="center">Neutrum</td> +</tr> +<tr><td align="left"><em class="gesperrt">bestimmte:</em></td><td align="center">der</td><td align="center">die</td><td align="center">das</td></tr> +<tr><td align="left"><em class="gesperrt">unbestimmte:</em></td><td align="center">ein</td><td align="center">eine</td><td align="center">ein</td></tr> +</table> +</div> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Geschlechtsw.</em> werden nie betont und nur zu Anfange eines Satzes +groß geschrieben; ihre Biegung siehe beim Hauptw.</p> + +</div> + +<div> +<h3>II. Hauptwörter.</h3> + +<p>§. 3. 1. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> sind Namen für <em class="gesperrt">Gegenstände</em>.</p> +<div class="indented"> + <p class="listitem">a. Man kann die Wörtchen <em class="gesperrt">der</em>, <em class="gesperrt">die</em>, <em class="gesperrt">das</em> vor sie setzen. + </p> + <p class="listitem">b. Sie werden <em class="gesperrt">groß geschrieben</em>. + </p> +</div> +<p class="listitem"> +2. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können sein:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> + a. Namen für <em class="gesperrt">wirkliche</em> Gegenstände (Concreta — Wesennamen) z. B. für + Personen, Thiere, Pflanzen, Steine, Städte, Dörfer, Berge, Flüsse, + Geräthe, Kleider etc. +</p> +<p class="listitem"> + b. Namen für Gegenstände, die als <em class="gesperrt">wirklich gedacht</em> werden (Abstracta — + Begriffsnamen) z. B. die meisten Wörter auf: <em class="gesperrt">heit</em>, <em class="gesperrt">keit</em>, <em class="gesperrt">ung</em>, <em class="gesperrt">thum</em>, + <em class="gesperrt">muth</em> (<em class="gesperrt">mut</em>), <em class="gesperrt">schaft</em>, <em class="gesperrt">niß</em> (<em class="gesperrt">nis</em>). +</p> +</div> + <p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> unter a. zerfallen in:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> + 1. <em class="gesperrt">Eigennamen</em> (Nomina propria): Marie, Karl, Berlin etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 2. <em class="gesperrt">Gattungsnamen</em> (N. appellativa): Hund, Apfel, Zimmer etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 3. <em class="gesperrt">Stoffnamen</em> (N. materialia): Milch, Wasser, Zucker, Blei etc.<br /> +</p> +<p class="listitem"> + 4. <em class="gesperrt">Sammelnamen</em> (N. collectiva): Heer, Christenheit, Waldung.<br /> +</p> +</div> +<p>§. 4. 1. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> haben ein <em class="gesperrt">dreifaches Geschlecht</em> (Genus):</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Geschlechter"> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Männlich</em>:</td><td class="left-spaced">der Mann</td><td class="left-spaced">ein Spiegel.</td></tr> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Weiblich</em>:</td><td class="left-spaced">die Frau</td><td class="left-spaced">eine Wand.</td></tr> +<tr><td class="left-spaced"><em class="gesperrt">Sächlich</em>:</td><td class="left-spaced">das Kind</td><td class="left-spaced">ein Buch.</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. <em class="gesperrt">Doppeltes Geschlecht</em> haben: Band, Bund, Erbe, Erkenntnis, +Flur, Gehalt, Harz, Heide, Hut, Kiefer, Kunde, Leiter, Mast, +Messer, Schild, See, Sprosse, Thor, Steuer etc.</p></div> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können in <em class="gesperrt">zweifacher</em> Zahl (Numerus) stehen: <em class="gesperrt">Einzahl</em> +(Singularis), <em class="gesperrt">Mehrzahl</em> (Pluralis).</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Hauptw.-Zahl"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">Fenster</td><td align="left">Hund</td><td align="left">Kleid</td><td align="left">Knabe</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">Fenster</td><td align="left">Hund e</td><td align="left">Kleid e r</td><td align="left">Knab e n</td></tr> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">Bett</td><td align="left">Vater</td><td align="left">Wand</td><td align="left">Dach</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">Bett e n</td><td align="left">Väter</td><td align="left">Wänd e</td><td align="left">Däch e r.</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot indented"> + +<p>Anm. Es haben:</p> + +<p class="listitem">1. <em class="gesperrt">keine Einz.</em>: Eltern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten etc.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">keine Mehrz.</em>: Gold, Silber, Blei, Milch, Mehl, Haß etc.</p> + +<p class="listitem"><a id="Ref-4-2-3"></a>3. <em class="gesperrt">doppelte Einz.</em>: Friede — Frieden, Funke, Same, Buchstabe, +Fels, Gedanke, Glaube, Haufe, Schade, Wille etc.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Doppelte Mehrz.</em>: Bande, Bänder; Bänke, Banken; Gesichte, +Gesichter; Lichte, Lichter; Tuche, Tücher; Worte, Wörter etc.</p> +</div> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> können in der E. u. M. in <em class="gesperrt">vier verschiedenen Fällen</em> +(Casus) stehen: 1. F. = Nominativ, 2. F. = Genitiv, 3. F. = Dativ, 4. F. += Accusativ.</p> + +<p class="listitem">4. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und <em class="gesperrt">gemischten +Biegung</em> (Declination).</p> + +<p class="center">I. Starke Biegung.</p> + +<p>§. 5. Die <em class="gesperrt">Hauptw.</em> dieser Bieg. erhalten im 2. F. der E. s oder e s und +im 1. F. der M. e oder e r. Sie lauten oft um. Die weibl. Wörter +bleiben in der E. unverändert.</p> +<table cellpadding="2" cellspacing="0" summary="Hauptw. Starke Biegung"> +<tr><td>E.</td><td>1. F wer?</td> <td>a.</td><td>der Baum</td><td>b.</td><td>das Haus</td><td>c.</td><td>die Gans.</td></tr> +<tr><td></td> <td>2. F. wessen?</td><td></td> <td> des Baum e s</td><td></td> <td> des Haus e s</td><td></td> <td> der Gans</td></tr> +<tr><td></td> <td>3. F. wem?</td> <td></td> <td>dem Baum e</td><td></td> <td> dem Haus e</td><td></td> <td> der Gans</td></tr> +<tr><td></td> <td>4. F. wen?</td> <td></td> <td>den Baum</td><td></td> <td> das Haus</td><td></td> <td> die Gans</td></tr> +<tr><td>M.</td><td>1. F. wer?</td> <td></td> <td>die Bäum e</td><td></td> <td>die Häus e r</td><td></td> <td>die Gäns e</td></tr> +<tr><td></td> <td>2. F. wessen?</td><td></td> <td>der Bäum e</td><td></td> <td> der Häus e r</td><td></td> <td> der Gäns e</td></tr> +<tr><td></td> <td>3. F. wem?</td> <td></td> <td> den Bäum e n</td><td></td> <td> den Häus e r n</td><td></td> <td> den Gäns e n</td></tr> +<tr><td></td> <td>4. F. wen?</td> <td></td> <td> die Bäum e</td><td></td> <td> die Häus e r</td><td></td> <td> die Gäns e</td></tr> +</table> +<p> +a. Hahn, Sohn, Werk, Kreuz; b. Schloß, Gras, Leib, Geist; +c. Magd, Stadt, Heinrich, Ludwig. +</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Die männl. und sächl. Wörter auf <b>el</b> und <b>er</b> nehmen +nur an: im 2. Fall der E. s und im 3. Fall der M. n. +Z. B. Apfel, Mantel, Pudel, Räthsel, Müller, Vater, +Bruder, Messer. Die weibl. Wörter auf <b>r</b> nehmen aber im +3. F. der M. <b>n</b> an: Mutter, Tochter.</p></div> + +<p>§. 6. Die Hauptw. der <em class="gesperrt">schwachen Biegung</em> bleiben entweder in der E. +unverändert, oder nehmen im 2. und den übrigen F. der E. und M. n oder +e n an. Hauptw. der <em class="gesperrt">gemischten Biegung</em> gehen in der E. nach der +starken, in der M. nach der schwachen Biegung.</p> + +<div class="left"> + <table border="0" cellpadding="2" cellspacing="0" summary="Hauptw. Schwache Biegung"> + <tr align="center"> + <td colspan="3"></td> + <td colspan="6">II. Schwache Biegung.</td> + <td colspan="3">III. Gem. Bieg.</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">E.</td> + <td>1. F.</td> + <td>wer?</td> + <td class="small">a.</td> + <td class="small">ein</td> + <td>Held</td> + <td class="small">b.</td> + <td class="small">eine</td> + <td>Frau</td> + <td class="small">c.</td> + <td class="small">ein</td> + <td>Bett</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small"></td> + <td>2. F.</td> + <td>wessen?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eines</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einer</td> + <td>Frau</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eines</td> + <td>Bett e s</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small"></td> + <td>3. F.</td> + <td>wem?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einem</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einer</td> + <td>Frau</td><td class="small"></td> + <td class="small">einem</td> + <td>Bett e</td> + </tr> + + <tr><td class="small"></td> + <td>4. F.</td> + <td>wen?</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">einen</td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">eine</td> + <td>Frau</td> + <td class="small"></td> + <td class="small">ein</td> + <td>Bett</td> + </tr> + + <tr> + <td class="small">M.</td> + <td>1. F.</td> + <td>wer?</td> + <td class="small"></td> + <td></td> + <td>Held e n</td> + <td class="small"></td> + <td class="small"></td> + <td>Frau e n</td> + <td class="small"></td> + <td></td> + <td>Bett e n</td> + </tr> + </table> +</div> + +<p>Der 2., 3. u. 4. F. der M. sind mit dem ersten gleichlautend.</p> +<div class="blockquot"> +<p> +a. Herr, +Hase, das Kleine. b. Schule, Person, Marie, Amalie. c. Ohr, See, Auge, +Dorn, Ende, Gevatter, Hemde. +</p> + +<p>Anm. 1. Die Wörter auf <b>en</b>, <b>chen</b>, <b>lein</b> gehen nach der gem. Bieg. +und nehmen demnach im 2. F. der E. s an, können dieses s aber +nie in der M. behalten, also: des Mädchens, aber nicht: die +Mädchens. <em class="gesperrt">Herz</em> und <em class="gesperrt">Schmerz</em> gehören auch hierher, jedoch hat +Schmerz auch — Schmerzes.</p> + +<p>Anm. 2. Die männl. Wörter auf <b>e</b> gehen nach der schw. B.; +einzelne derselben, welche neben dem 1. F. auf <b>e</b> noch eine +veraltete Form auf <b>en</b> haben, bilden den 2. F. der E. auf <b>ens</b>. <a href="#Ref-4-2-3">S. +§ 4, 2. 3</a>.</p> + +<p>Anm. 3. a. Die <em class="gesperrt">männl. Eigennamen</em> biegen mit dem Geschlechtsw. +wie die weibl. Hauptw. der st. B.; die <em class="gesperrt">weibl.</em> dagegen wie die +weibl. Hauptw. der schw. Bieg. — Stehen die Eigennamen <em class="gesperrt">ohne</em> +Geschlechtsw., so nehmen sie im 2. F. <em class="gesperrt">s</em>, <em class="gesperrt"><b>n</b>s</em> oder <em class="gesperrt"><b>en</b>s</em> und in den +übrigen F. <em class="gesperrt"><b>n</b></em> oder <em class="gesperrt"><b>en</b></em> an. 1. F. Marie, 2. F. Mariens, 3. F. +Marien, 4. F. Marien. — Fritz, Max, Hans; Ottilie, Emilie, +Louise; Heinrichs, Berthas.</p> + +<p>b. Folgen <em class="gesperrt">mehrere Eigennamen</em> auf einander, so erhält nur der +letzte die Fall-Endung. Christian Fürchtegott Gellerts Fabeln.</p> + +<p>c. 1. F. Jesus Christus, 2. F. Jesu Christi, 3. F. Jesu Christo, +4. F. Jesum Christum.</p> + +<p>Zusatz-Regel: <em class="gesperrt">Schwach</em> biegen alle diejenigen Hauptwörter, die in +der Mehrzahl ein „n“ oder „en“ annehmen; stark biegen die, welche +in der M. kein „n“ oder „en“ erhalten: der Knabe — die Knabe<b>n</b>, +folglich <em class="gesperrt">schwach</em>, und daher der 2. Fall der Einzahl: „des +Knaben“; aber: der Garten — die Gärten, folglich, weil kein „n“ +hinzugekommen <em class="gesperrt">stark</em> und deshalb der 2. Fall der Einz. „des +Gartens.“</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>III. Eigenschaftswörter.</h3> + +<p>§. 7. 1. <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> bezeichnen die Eigenschaften der Gegenstände. +Sie bestimmen also das Hauptw. und stehen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">a) <em class="gesperrt">beifügend</em> (attributiv) auf die Frage: Was für <em class="gesperrt">ein</em>, <em class="gesperrt">eine</em>, <em class="gesperrt">ein</em>? +(Welcher, e, es?)</p> + +<p class="listitem">b) <em class="gesperrt">aussagend</em> (prädicativ) auf die Frage: Wie ist der, die, das? Das +<em class="gesperrt">große</em> Haus. — Das Haus ist <em class="gesperrt">groß</em>.</p> +</div> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> endigen oft auf: <em class="gesperrt">ig</em>, <em class="gesperrt">isch</em>, <em class="gesperrt">icht</em>, <em class="gesperrt">ern</em>, <em class="gesperrt">bar</em>, <em class="gesperrt">sam</em>, +<em class="gesperrt">lich</em>, <em class="gesperrt">haft</em>.</p> + +<p class="listitem">3. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> werden <em class="gesperrt">klein geschrieben.</em> Bestimmen sie jedoch das +Hauptw. nicht, sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie +selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. Der <em class="gesperrt">kranke</em> Mann ißt +Suppe. — Der <em class="gesperrt">Kranke</em> ißt Suppe.</p> + +<p class="listitem">4. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> stehen mit ihrem <em class="gesperrt">Hauptw.</em> in <em class="gesperrt">gleichem Geschlecht</em>, +<em class="gesperrt">gleicher Zahl</em> und <em class="gesperrt">gleichem Falle</em>.</p> + +<p class="listitem">5. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und +<em class="gesperrt">gemischten Biegung</em>.</p> + +<p>§. 8. Steht das <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> mit seinem Hauptw. <em class="gesperrt">allein</em>, so nimmt es +die Endungen des <em class="gesperrt">best. Geschlechtsw.</em> an und hat also:</p> + +<p class="center">I. Die starke Biegung.</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. starke Biegung"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">gut e r Sohn</td><td align="left">schön e Beere</td><td align="left">klein e s Kind</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">gut e s Sohnes</td><td align="left">schön e r Beere</td><td align="left">klein e s Kindes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">gut e m Sohne</td><td align="left">schön e r Beere</td><td align="left">klein e m Kinde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">gut e n Sohn</td><td align="left">schön e Beere</td><td align="left">klein e s Kind</td></tr> +<tr><td align="left">M.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">gut e Söhne</td><td align="left">schön e Beeren</td><td align="left">klein e Kinder</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">gut e r Söhne</td><td align="left">schön e r Beeren</td><td align="left">klein e r Kinder</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">gut e n Söhnen</td><td align="left">schön e n Beeren</td><td align="left">klein e n Kindern</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">gut e Söhne</td><td align="left">schön e Beeren</td><td align="left">klein e Kinder</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em> hoher Baum, großer Mann; feine Arbeit, zarte Hand; plattes Dach, +blaues Auge.</p> + +<p>§. 9. Tritt zu dem <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> und <em class="gesperrt">Hauptw.</em> noch ein <em class="gesperrt">best. +Geschlechtsw.</em>, oder ein Für- oder Zahlwort, das wie das best. +Geschlechtsw. biegt, so hat dasselbe:</p> + +<p class="center">II. Die schwache Biegung.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. schwache Biegung, männl., weibl."> +<tr><td>E.</td><td> 1. F.</td><td>der gut e Sohn</td><td>die schön e Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>2. F.</td><td>unseres gut e n Sohnes</td><td>unserer schön e n Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>3. F.</td><td>diesem gut e n Sohne</td><td>dieser schön e n Beere</td></tr> +<tr><td></td><td>4. F.</td><td>jenen gut e n Sohn</td><td>jene schön e Beere</td></tr> +<tr><td>M.</td><td> 1. F.</td><td>manche gut e n Söhne</td><td>manche schön e n Beeren</td></tr> +</table></div> + +<div class="center"> +<table style="display:inline" border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. schwache Biegung, sächl." > +<tr><td align="right" >E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">das klein e Kind</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">manches klein e n Kindes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">diesem klein e n Kinde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">jenes klein e Kind</td></tr> +<tr><td align="right">M.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">manche klein e n Kinder</td></tr> +</table></div> + +<p>§. 10. Tritt zu dem Eigenschaftsw. ein unbest. Geschlechtsw., oder ein +Für- oder Zahlw., das wie <em class="gesperrt">dies</em> Geschlechtsw. biegt, so nimmt dasselbe im +1. F. des männlichen e r und im 1. und 4. F. des sächl. Geschl. e s an. In +den übrigen Fällen geht es nach der schw. Biegung. Man hat dann:</p> + +<p class="center">III. Die gemischte Biegung.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. gemischte Biegung"> +<tr><td align="left">E.</td><td align="left">1. F.</td><td align="left">ein gut e r Sohn</td><td align="left">kein baar e s Geld</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">2. F.</td><td align="left">eines gut e n Sohnes</td><td align="left">keines baar e n Geldes</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">3. F.</td><td align="left">einem gut e n Sohne</td><td align="left">keinem baar e n Gelde</td></tr> +<tr><td align="left"></td><td align="left">4. F.</td><td align="left">einen gut e n Sohn</td><td align="left">kein baar e s Geld</td></tr> +</table></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Stehen <em class="gesperrt">zwei</em> oder <em class="gesperrt">mehrere Eigenschaftsw.</em> ohne +Geschlechtsw., Für- oder Zahlw. vor einem Hauptw., so biegen sie +im 1. F. der E. u. M. wie das best. Geschlechtsw.; in den +<em class="gesperrt">übrigen</em> F. biegt nur das erste in dieser Weise; die andern +biegen schwach; 1. F. <em class="gesperrt">guter, braver</em> Mann; 2. F. <em class="gesperrt">guten, braven</em> +Mannes; 3. F. <em class="gesperrt">gutem, braven</em> Manne; 4. F. <em class="gesperrt">guten, braven</em> Mann etc.</p></div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 2. Steht ein <em class="gesperrt">Umstandsw.</em> vor einem <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> so darf +Ersteres nicht biegen. Man darf also nicht sagen: ein <em class="gesperrt">ganzer +braver</em> Mann, sondern ein <em class="gesperrt">ganz braver</em> Mann.</p></div> + +<p>§. 11. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> können <em class="gesperrt">gesteigert</em> werden. Es giebt 3 <em class="gesperrt">Stufen +der Steigerung</em> (Gradbiegung — Comparation). 1. Stufe (Positiv), 2. +Stufe (Comparativ), 3. Stufe (Superlativ).</p> + +<div class="center indented2"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Eigenschaftsw. Steigerung"> +<tr><td align="center" style="width:1em;">1.</td><td class="small" /><td align="center" style="width:1em;">2.</td><td class="small" /><td align="center" style="width:10em;">3.</td></tr> +<tr><td align="left">schön</td><td class="small" /><td align="left">schöner</td><td class="small" /><td align="left">schönst — am schönsten</td></tr> +<tr><td align="left">nahe</td><td class="small" /><td align="left">näher</td><td class="small" /><td align="left">nächst — am nächsten</td></tr> +<tr><td align="left">hoch</td><td class="small" /><td align="left">höher</td><td class="small" /><td align="left">höchst — am höchsten</td></tr> +<tr><td align="left">viel</td><td class="small" /><td align="left">mehr</td><td class="small" /><td align="left">meist — am meisten</td></tr> +<tr><td align="left">gut</td><td class="small" /><td align="left">besser</td><td class="small" /><td align="left">best — am besten</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em>: lang, niedrig, scharf, klug, stolz, faul, süß, kalt, warm, arm, +stark, krumm, breit.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Todt, mündlich, ganz, recht, bleiern, wahr, leer etc. +haben keine Steigerung.</p> + +<p>Anm. 2. Die 2. u. 3. Stufe biegen in derselben Weise wie die +erste Stufe.</p> + +<p>Anm. 3. Wie = 1. Stufe; als = 2. Stufe. Karl ist so schnell <em class="gesperrt">wie</em> +Fritz. Anton ist schneller <em class="gesperrt">als</em> Julius.</p> + +<p>Anm. 4. Oft wird die Steigerung durch die Wörter: äußerst, +höchst, sehr, vorzüglich etc. ausgedrückt.</p></div> + +<p>§. 12. Die <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben:</p> + +<p>1. Den 2. Fall:<br /> +ansichtig, bedürftig, beflissen, benöthigt, bewußt, eingedenk, fähig, +froh, geständig, gewärtig, gewahr, gewiß, gewohnt, habhaft, kundig, +ledig, los, mächtig, müde, satt, schuldig, sicher, theilhaftig, +überdrüssig, verdächtig, verlustig, voll, werth, würdig.</p> + +<p>Man wurde <em class="gesperrt">des Verfolgten</em> nicht ansichtig. Der Arme ist <em class="gesperrt">der Unterstützung</em> +bedürftig. Bist <em class="gesperrt">du deiner</em> Sache gewiß? Dies ist nicht <em class="gesperrt">der Rede</em> werth. +Sie ist <em class="gesperrt">eines seltenen Glückes</em> theilhaftig geworden.</p> + +<p>2. Den 4. Fall:<br /> +alt, breit, dick, groß, hoch, reich, lang, schwer, tief, werth — wenn +ihnen die Angabe des Alters, Gewichtes, Preises etc. beigefügt wird.</p> + +<p>Der Stein ist <em class="gesperrt">einen</em> und <em class="gesperrt">einen halben</em> Centner schwer.</p> + +<p>3. Die übrigen Eigenschaftsw. haben entweder keinen oder in Verbindung +mit den Hülfszeitw. <em class="gesperrt">sein</em> oder <em class="gesperrt">werden</em></p> +<p class="superindent"> +den 3. Fall bei sich:<br /> +abtrünnig, abgeneigt, angenehm, anstößig, anständig, angeboren, ähnlich, +ängstlich, ärgerlich, bange, behülflich, bedenklich, bewußt, bekannt, +beschieden, beschwerlich, bequem, dienlich, dankbar, dunkel, eigen, +einleuchtend, ekelhaft, empfindlich, ergeben, erlaubt, erinnerlich, +erwünscht, fremd, gefällig, gefährlich, gehorsam, geläufig, gewogen, +gewachsen, gleich, gut, heilsam, heiß, hold, klar, kostbar, lästig, +lieb, nahe, nützlich, rathsam, schädlich, unausstehlich, unbegreiflich, +überlegen, verantwortlich, verbindlich, verderblich, verhaßt, verwandt, +werth, willkommen, zugethan.</p> + +<p>Du bist <em class="gesperrt">dem Vereine</em> abtrünnig geworden. — Ich bin <em class="gesperrt">Deinem</em> Vorhaben nicht +abgeneigt. — Dein Besuch ist <em class="gesperrt">mir</em> angenehm.</p> + +</div> + +<div> +<h3>IV. Zahlwörter.</h3> + +<p>§. 13. Die <em class="gesperrt">Zahlw.</em> zählen die Gegenstände. Sie sind:</p> +<p class="listitem">A. <em class="gesperrt">bestimmte</em> und +zwar:</p> + +<p class="listitem">1. Namen für <em class="gesperrt">Grundzahlen</em> (Cardinalia) auf die Frage: Wie viel? eins, +vier, fünf, sechs, <em class="gesperrt">funfzehn</em> (fünfzehn), <em class="gesperrt">sechzehn</em> (sechszehn), <em class="gesperrt">siebzehn</em> +(siebenzehn), zwanzig, ein und zwanzig, dreißig, <em class="gesperrt">funfzig</em> (fünfzig), +<em class="gesperrt">sechzig</em> (sechszig), <em class="gesperrt">siebzig</em> (siebenzig), Hundert, Tausend, Million, +Billion etc.</p> + +<p class="listitem">2. Namen für <em class="gesperrt">Ordnungszahlen</em> (Ordinalia) auf die Frage: Der wie vielste? +erste, zweite, dritte etc.</p> + +<p class="listitem">B. <em class="gesperrt">unbestimmte</em> oder Namen für <em class="gesperrt">allgemeine</em> Zahlen auf die Frage. Wie viel? +keine, etliche, manche, wenige, einige, viele, mehrere, alle, etwas, +genug, nichts etc.</p> + +<p class="listitem">1. Von den <em class="gesperrt">Grundzahlw.</em> bildet man andere Zahlw. auf: <em class="gesperrt">lei</em>, <em class="gesperrt">fach</em>, <em class="gesperrt">fältig</em>, +<em class="gesperrt">mal</em>; z. B. zweierlei, dreifach, hundertfältig, einmal etc.; von den +<em class="gesperrt">Ordnungszahlw.</em> auf: <em class="gesperrt">halb</em>, <em class="gesperrt">tel</em>, <em class="gesperrt">ens</em>; z. B. drittehalb, viertel, drittens +etc.</p> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Zahlw.</em> werden <em class="gesperrt">klein geschrieben</em>. Bestimmen sie jedoch kein +Hauptw., sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie selbst +zum Hauptw. und also auch groß geschrieben.</p> + +<p>Der Kutscher fährt mit <em class="gesperrt">sechs</em> Pferden — der Kutscher fährt mit <em class="gesperrt">Sechsen</em>.</p> + +</div> + +<div> +<h3>V. Fürwörter.</h3> + +<p>§. 14. Die <em class="gesperrt">Fürw.</em> stehen entweder für Namen von Gegenständen oder deuten +auf dieselben hin. Sie können sein:</p> + +<p class ="listitem">1. <em class="gesperrt">Persönliche Fürw.</em> (Pronomina personalia):</p> + +<div class="left"> + <table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" width="100%" summary="Pers. Fürw."> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small"></td> + <td class="small-left">1. Person.</td> + <td class="small-left">2. Person.</td> + <td align="center" colspan="6">3. Person.</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">E.</td> + <td class="small">1. F.</td> + <td class="small-left">ich</td> + <td class="small-left">du</td> + <td class="small-left hanging">M. er</td> + <td class="small-left hanging">W. sie</td> + <td class="small-left">S. es</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">2. F.</td> + <td class="small-left">meiner (mein)</td> + <td class="small-left">deiner (dein)</td> + <td class="small-left">seiner (sein)</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">seiner (sein)</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">3. F.</td> + <td class="small-left">mir</td> + <td class="small-left">dir</td> + <td class="small-left">ihm</td> + <td class="small-left">ihr</td> + <td class="small-left">ihm</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">4. F.</td> + <td class="small-left">mich</td> + <td class="small-left">dich</td> + <td class="small-left">ihn</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">es</td> + </tr> + <tr> + <td class="small">M.</td> + <td class="small">1. F.</td> + <td class="small-left">wir</td> + <td class="small-left">ihr</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">2. F.</td> + <td class="small-left">unser</td> + <td class="small-left">euer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + <td class="small-left">ihrer</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">3. F.</td> + <td class="small-left">uns</td> + <td class="small-left">euch</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + <td class="small-left">ihnen</td> + </tr> + <tr> + <td class="small"></td> + <td class="small">4. F.</td> + <td class="small-left">uns</td> + <td class="small-left">euch</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + <td class="small-left">sie</td> + </tr> + </table> +</div> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Für den 3. und 4. Fall der E. und M. der 3. Person steht +oft „sich“.</p> + +<p>Anm. 2. Die erste Person ist die <em class="gesperrt">sprechende</em>, die 2. die +<em class="gesperrt">angesprochene</em> und die 3. die <em class="gesperrt">besprochene</em>.</p></div> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Besitzanzeigende Fürw.</em> (Pron. possessiva): mein, dein, sein, unser, +euer, ihr. <em class="gesperrt">Sie biegen</em> wie die unbestimmten Geschlechtsw.</p> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Hinweisende Fürw.</em> (Pron. demonstrativa): dieser, e, es; jener, e, es, +und das <em class="gesperrt">betonte</em> der, die, das. Sie <em class="gesperrt">biegen</em> wie die best. Geschlechtsw.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Bestimmende</em> (vorbestimmende) <em class="gesperrt">Fürw.</em> (Pron. determinativa): derselbe, +dieselbe, dasselbe; derjenige, diejenige, dasjenige; solcher, e, es; +der, die, das.</p> + +<p class="indented"> +1. derselbe Mann, 2. desselben Mannes, 3. demselben Manne etc.<br /> +1. diejenige Frau, 2. derjenigen Frau, 3. derjenigen Frau etc. +</p> + +<p>§. 15. 5. <em class="gesperrt">Zurückbeziehende Fürw.</em> (Pron. relativa): welcher, e, es; der, +die, das; wer, was.</p> + +<p class="indented"> +E. der, dessen, dem, den; die, deren, der, die; das, dessen, dem, das; +M. die, deren, denen, die. — Ebenso biegt das bestimmende Fürw. „der, +die, das“, nur, daß der 2. F. der M. <em class="gesperrt">„derer“</em> heißt. +</p> + +<p class="listitem">6. <em class="gesperrt">Fragende Fürw.</em> (Pron. interrogativa): wer, was, was für ein, eine, +ein? welcher, e, es?</p> + +<p class="indented">E. wer, wessen (weß), wem, wen; was, wessen (weß), wem, was</p> + +<p class="listitem">7. <em class="gesperrt">Allgem. (unbestimmte) Fürw.</em> (Pr. indefinita): man, jeder, jeglicher; +selbst, selber; jemand, niemand, jedermann.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Die 3 letzten Fürw. werden auch groß geschrieben; die +übrigen nur, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden; das +Meinige, das Deinige; das Mein, das Dein etc.</p> + +<p>Anm. 2. Die persönl. und besitzanz. Fürw., die sich in Briefen +auf die angesprochene Person beziehen, werden ebenfalls groß +geschrieben. Bald werde ich bei <em class="gesperrt">Dir</em> sein. In <em class="gesperrt">Deinem</em> Hause möchte +ich weilen. Lassen <em class="gesperrt">Sie Sich</em> nicht abhalten!</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>VI. Verhältnißwörter (Verhältniswörter).</h3> + +<p>§. 16. Die <em class="gesperrt">Verhältnißw.</em> zeigen an, wie sich Gegenstände zu Gegenständen +verhalten. Sie erfordern bestimmte Fälle. Es haben:</p> + +<p>Den 2. Fall:<br /> + +unweit, mittelst, kraft und während, laut, vermöge, ungeachtet, oberhalb +u. unterhalb, innerhalb u. außerhalb, diesseit, jenseit, halben (r), +wegen, statt, anstatt, längs, zufolge, trotz, um — willen.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Bei <em class="gesperrt">längs</em>, <em class="gesperrt">zufolge</em>, <em class="gesperrt">trotz</em> kann auch der 3. F. stehen. — +Steht <em class="gesperrt">zufolge</em> vor dem Hauptw., so hat es den 2. Fall; steht es +hinter demselben, so hat es den 3. Fall. — <em class="gesperrt">Halben</em> steht immer +dem Hauptw. nach; <em class="gesperrt">wegen</em> und <em class="gesperrt">ungeachtet</em> stehen bald vor, bald +nach dem Hauptw. — <em class="gesperrt">Wegen</em>, <em class="gesperrt">halben</em>, <em class="gesperrt">um — willen</em> bilden: +meinetwegen, deinetwegen, um seinetwillen etc. —</p> + +<p><em class="gesperrt">Unweit</em> des Thurmes, <em class="gesperrt">mittelst</em> der Säge, <em class="gesperrt">kraft</em> des Amtes, <em class="gesperrt">während</em> +der Spiele, <em class="gesperrt">laut</em> eines Vertrages, <em class="gesperrt">vermöge</em> einer Erbschaft, +<em class="gesperrt">ungeachtet</em> eines Verbrechens, <em class="gesperrt">oberhalb</em> Berlins, <em class="gesperrt">unterhalb</em> +Charlottenburgs, <em class="gesperrt">innerhalb</em> des Hauses, <em class="gesperrt">außerhalb</em> meiner Ställe, +<em class="gesperrt">diesseit</em> deiner Lauben, ihrer Lüge <em class="gesperrt">halben</em> (r), dieses Baumes +<em class="gesperrt">wegen</em>, <em class="gesperrt">statt</em> dieser Eiche, <em class="gesperrt">anstatt</em> dieses Buches, — <em class="gesperrt">längs</em> jenes +Stromes, <em class="gesperrt">zufolge</em> jenes Befehls, <em class="gesperrt">trotz</em> jenes Verbots — <em class="gesperrt">längs</em> +jenem Strome, jenem Befehle <em class="gesperrt">zufolge</em>, <em class="gesperrt">trotz</em> jenem Verbote — <em class="gesperrt">um</em> +seines Eigensinns <em class="gesperrt">willen</em>.</p></div> + +<p>§. 17. Den 3. Fall:<br /> +aus, außer, bei, binnen, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, nächst, +nebst, sammt, seit, von, zu, zuwider, (ob).</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Entgegen und zuwider stehen stets nach dem Hauptwort, +gemäß bald vor, bald nach demselben.</p> + +<p><em class="gesperrt">Aus</em> mir, dir, ihm, ihr, ihm; <em class="gesperrt">außer</em> uns, euch, ihnen, <em class="gesperrt">bei</em> mir, +dir, ihm, ihr, ihm; <em class="gesperrt">binnen</em> einigen Tagen, <em class="gesperrt">dir entgegen</em>, ihm +<em class="gesperrt">gegenüber</em>, <em class="gesperrt">gemäß</em> dieser Verordnung — dieser Verordnung <em class="gesperrt">gemäß</em>, +<em class="gesperrt">mit</em> meinen Freunden, <em class="gesperrt">nach</em> dem Manne, <em class="gesperrt">nächst</em> der Frau, <em class="gesperrt">nebst</em> +dieser Frau, <em class="gesperrt">sammt</em> dem Kinde, <em class="gesperrt">seit</em> einem Monat, <em class="gesperrt">von</em> einer Tante, +<em class="gesperrt">zu</em> einem Kinde, mir <em class="gesperrt">zuwider</em>, <em class="gesperrt">ob</em> dieser Sache.</p> + +<p>Anm. 2. Ich gehe <em class="gesperrt">zu</em> dir, nicht: <em class="gesperrt">bei</em> dir. Ich gehe <em class="gesperrt">nach</em> Hause, +nicht: <em class="gesperrt">zu</em> Hause. Komm <em class="gesperrt">zu</em> mir. Ich bin <em class="gesperrt">zu</em> Hause.</p></div> + +<p>§. 18. Den 4. Fall:<br /> +durch, für, ohne, um, sonder, gegen, wider, entlang.</p> + +<p><em class="gesperrt">Durch</em> mich, dich, ihn, sie, es; <em class="gesperrt">für</em> uns, euch, sie; <em class="gesperrt">ohne</em> deinen Herrn, +<em class="gesperrt">um</em> seine Mütze, <em class="gesperrt">sonder</em> Furcht und Grauen, <em class="gesperrt">gegen</em> dein Kind, <em class="gesperrt">wider</em> deine +Feinde.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Steht <b>entlang</b> nach dem Hauptw., so erfordert es den 4. +F., steht es aber vor dem Hauptw., so hat es den 2. F. nach +sich. Z. B. Rausche, Fluß, das <em class="gesperrt">Thal</em> entlang! Entlang des +<em class="gesperrt">Gebirges</em> tobte die Jagd. <b>Gegen</b> = gen; z. B. <em class="gesperrt">gen</em> Himmel.</p> + +<p>Anm. 2. „<em class="gesperrt">Für</em>“ und nicht „<em class="gesperrt">vor</em>“ wird gebraucht: a. wenn man fragen +kann: Wem zum Nutzen oder zum Schaden? Der Mann kämpft <em class="gesperrt">für</em> das +Vaterland; b. wenn es das Gegentheil von „<em class="gesperrt">wider</em>“ ist. Er sprach +für die gerechte Sache; c. wenn man es mit „<em class="gesperrt">um</em>“ verwechseln kann. +Er arbeitet <em class="gesperrt">für</em> Geld.</p></div> + +<p>§. 19.<a id="Num1"></a> 1. Folgende 9 Verhältnißwörter (Verhältnisw.):</p> + +<p>an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, erfordern auf +die Frage: Wo? den 3. Fall — Ruhe, bereits am Ziel — und auf die +Frage: Wohin? den 4. Fall — Bewegung, noch nicht am Ziel.</p> + +<p>Der Mann sitzt — <em class="gesperrt">wo?</em> an dem Baume, der Quelle, dem Hause. Der Mann +setzt sich — <em class="gesperrt">wohin?</em> an den Baum, die Quelle, das Haus. Die Frau steht +— <em class="gesperrt">wo?</em> <em class="gesperrt">auf</em> einem Stuhl, einer Wiese, einem Fasse. Die Frau stellt sich +— <em class="gesperrt">wohin?</em> auf einen Stuhl, eine Wiese, ein Faß. Das Kind liegt — <em class="gesperrt">wo?</em> +<em class="gesperrt">hinter</em> mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen. Das Kind legt sich — +<em class="gesperrt">wohin?</em> <em class="gesperrt">hinter</em> mich, dich, ihn, sie, es, uns, euch, sie. Es spielte ein +Knabe — <em class="gesperrt">wo?</em> <em class="gesperrt">zwischen</em> jenem Flusse und dieser Linde, <em class="gesperrt">zwischen</em> jener +Tonne und diesem Teiche, <em class="gesperrt">zwischen</em> jenem Dorfe und dieser Wiese. Es +sprang ein Knabe <em class="gesperrt">wohin?</em> <em class="gesperrt">zwischen</em> mich und deinen Bruder, <em class="gesperrt">zwischen</em> dich +und deine Schwester, <em class="gesperrt">zwischen</em> ihn und uns.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Hiernach</em> muß man auch sagen:<br /> +Ich schreibe an dich. Der Brief kommt an dich. Ich denke an dich. In +dich setze ich mein Vertrauen. Ich glaube an dich, an deine Treue. +(Wohin richtet sich d. Glaube, d. Vertrauen?)</p> + +<p class="listitem">3. Kann man aber weder: „wo?“ noch „wohin?“ fragen, so erfordern diese +Verhältnißw. immer den 3. F.; ausgenommen <em class="gesperrt">auf</em> und <em class="gesperrt">über</em>, welche alsdann +den 4. F. erfordern.</p> + +<p>Arm <em class="gesperrt">an</em> Freuden; <em class="gesperrt">in</em> dieser Rücksicht; <em class="gesperrt">unter</em> diesen Umständen; <em class="gesperrt">vor</em> allen +Dingen; es liegt <em class="gesperrt">an</em> dir; <em class="gesperrt">auf</em> diese Weise; <em class="gesperrt">über</em> alle Erwartungen; ich +berufe mich <em class="gesperrt">auf</em> dich; es ist <em class="gesperrt">auf</em> eine Täuschung abgesehen; ich +versichere es <em class="gesperrt">auf</em> meine Ehre.</p> + +<p class="listitem">4. Als Ausnahme hiervon sind anzunehmen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">a) Ich halte mich <em class="gesperrt">an</em> die Wahrheit; Europa grenzt im Süden <em class="gesperrt">an</em> das +mittelländische Meer; sei <em class="gesperrt">über</em> Wenigem getreu; ich bestehe <em class="gesperrt">auf</em> meinem +Willen.</p> + +<p class="listitem">b) Bei den Zeitw. „<em class="gesperrt">lehnen</em>, <em class="gesperrt">stützen</em>, <em class="gesperrt">binden</em>“ erfordern diese Verhältnißw. +stets den 4. F.: <em class="gesperrt">Auf</em> seinen Stab gelehnt; ich mußte mich <em class="gesperrt">auf</em> ihn +stützen; <em class="gesperrt">an</em> die Worte binde ich mich nicht.</p> +</div> +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Ich freue mich auf <em class="gesperrt">das</em> Fest, — ich freue mich auf <em class="gesperrt">dem</em> +Feste. Ich schreibe an <em class="gesperrt">dich</em>, — ich schreibe an <em class="gesperrt">dir</em> (auf deinem +Rücken). Ich schreibe in <em class="gesperrt">das</em> Buch (ein), — ich schreibe in <em class="gesperrt">dem</em> +Buche. Er setzt sich über <em class="gesperrt">mich</em>; aber: er sitzt über <em class="gesperrt">mir</em>.</p> + +<p>Anm. 2. Am = an dem; zur = zu der; über’s = über das; durch’s = +durch das; in’s = in das u. s. w.</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>VII. Zeitwörter.</h3> + +<p>§. 20. 1. Die <em class="gesperrt">Zeitw.</em> sagen aus, was Gegenstände <em class="gesperrt">thun</em> oder was mit ihnen +<em class="gesperrt">gethan</em> wird. Sie antworten auf die Frage: Was <em class="gesperrt">thut</em> ein Gegenstand? oder: +Was wird mit einem Gegenstande <em class="gesperrt">gethan</em>? Der Knabe schreibt. Was thut der +Knabe? <em class="gesperrt">schreibt</em> = Zeitw. — Der Hund wird geschlagen. Was wird mit dem +Hunde gethan? wird <em class="gesperrt">geschlagen</em> = Zeitw.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Aeußerlich</em> erkennt man die Zeitw. daran, daß die Wörtchen <em class="gesperrt">ich</em>, <em class="gesperrt">du</em>, <em class="gesperrt">er</em> +vor dieselben gesetzt werden können.</p> + +<p>§. 21. Es <em class="gesperrt">giebt</em>:</p> + +<p class="listitem">1. <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> der Zeit: <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em>, <em class="gesperrt">werden</em>. Sie dienen zur Bildung der +zusammengesetzten Zeiten der Zeitw.</p> + +<p class="listitem">2. <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> der <em class="gesperrt">Aussageweise</em>: <em class="gesperrt">können</em>, <em class="gesperrt">dürfen</em>, <em class="gesperrt">mögen</em> (Möglichkeit); +<em class="gesperrt">müssen</em>, <em class="gesperrt">sollen</em>, <em class="gesperrt">wollen</em> (Nothwendigkeit) und <em class="gesperrt">lassen</em> (Möglichkeit und +Nothwendigkeit).</p> + +<div class="blockquot"> +<p>Anm. Ich <em class="gesperrt">kann</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Kraft habe</em>. Ich <em class="gesperrt">darf</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Erlaubniß +habe</em>. Ich <em class="gesperrt">mag</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Lust habe</em>. Ich <em class="gesperrt">muß</em>, wozu ich <em class="gesperrt">gezwungen +bin</em>. Ich <em class="gesperrt">soll</em>, wozu ich <em class="gesperrt">Befehl habe</em>. Ich <em class="gesperrt">will</em>, wozu ich den +<em class="gesperrt">Entschluß habe</em>.</p></div> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Zielende</em> (regierende) Zeitw. (V. transitiva). Sie haben eine <em class="gesperrt">That-</em> +und <em class="gesperrt">Leideform</em> (Activ und Passiv): ich <em class="gesperrt">lobe</em> und ich <em class="gesperrt">werde gelobt</em>.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Ziellose</em> (nicht regierende) Zeitw. (V. intransitiva). Sie haben keine +Leideform: ich <em class="gesperrt">belle</em>, aber nicht: ich <em class="gesperrt">werde gebellt</em>.</p> + +<p class="listitem">5. Außer den genannten Zeitw. giebt es noch folgende: <em class="gesperrt">zurückzielende</em> (V. +reflexiva): sich grämen, sich wundern etc., <em class="gesperrt">wechselweiszielende</em> (V. +reciproca): sich schlagen, lieben etc. und <em class="gesperrt">unpersönliche</em> (V. +impersonalia): es regnet, es donnert etc.</p> + +<p>§. 22. 1. Die Zeitw. können in der <em class="gesperrt">Ein-</em> und <em class="gesperrt">Mehrzahl</em> in drei +verschiedenen <em class="gesperrt">Personen</em> stehen: ich lobe, du lobst, er lobt, wir loben, +ihr lobt, sie loben.</p> + +<p class="listitem">2. Die Zeitw. haben 3 <em class="gesperrt">Aussageweisen</em> (Modi): die <em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>, +<em class="gesperrt">Möglichkeit</em> und die <em class="gesperrt">Nothwendigkeit</em> oder den <em class="gesperrt">Befehl</em> (Indicativ, +Conjunctiv und Imperativ).</p> + +<p class="listitem">3. die Zeitw. treten in drei <em class="gesperrt">Haupt-</em> und drei <em class="gesperrt">Nebenzeiten</em> (Tempora) auf. +Mit den Hauptzeiten verbindet sich der Begriff der <em class="gesperrt">Dauer</em>, mit den +Nebenzeiten der Begriff der <em class="gesperrt">Vollendung</em>.</p> + +<p class="listitem">A. <em class="gesperrt">Hauptzeiten</em>.<br /> +1. <em class="gesperrt">Gegenwart</em> (Praesens).<br /> +2. <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperfectum) (Mitvergangenheit).<br /> +3. <em class="gesperrt">Zukunft</em> (Futurum I.). +</p> +<p class="listitem">B. <em class="gesperrt">Nebenzeiten</em>:<br /> +1. <em class="gesperrt">Vollendete Gegenw.</em> (Perfectum) (Vergangenheit).<br /> +2. <em class="gesperrt">Vollendete Vergangenheit</em> (Plusquamperfectum).<br /> +3. <em class="gesperrt">Vollendete Zukunft</em> (Futurum II) (Vorzukunft). +</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. Die <em class="gesperrt">Grundform</em> (Infinitiv) des Zeitworts wird auch als +<em class="gesperrt">Hauptwort</em>, das <em class="gesperrt">Mittelwort</em> (Participium) auch als +<em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em> gebraucht: <em class="gesperrt">Geben</em> ist seliger als <em class="gesperrt">Nehmen</em>. +<em class="gesperrt">Zürnende</em> Worte sind <em class="gesperrt">brennende</em> Pfeile. <em class="gesperrt">Getheilte</em> Freude ist +doppelte Freude.</p></div> + +<div class="indented"> +<p class="listitem">4. Die Zeitw. unterliegen einer <em class="gesperrt">starken</em>, <em class="gesperrt">schwachen</em> und <em class="gesperrt">gemischten</em> +Biegung (Conjugation). Die <em class="gesperrt">Hülfszeitw.</em> <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em> und <em class="gesperrt">werden</em> biegen +abweichend.</p> +</div> + +<p class="new-page">§. 23. Biegung der Hülfszeitw. <em class="gesperrt">sein</em>, <em class="gesperrt">haben</em>, <em class="gesperrt">werden</em>.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Sein"> +<tr><td colspan="5" align="center">A. <b>Sein.</b></td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> + <td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich bin</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich sei</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist</td><td></td><td class="small"></td><td>du seiest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er, sie, es ist</td><td></td><td class="small"></td><td>er sei</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir sind</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir seien</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr seid</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr seiet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie sind</td><td></td><td class="small"></td><td>sie seien</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin gewesen</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei gewesen</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist gewesen</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist gewesen</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre (würde sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest (würdest sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er war</td><td></td><td class="small"></td><td>er wäre (würde sein)</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir waren</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir wären (würden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr waret</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr wäret (würdet sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie waren</td><td></td><td class="small"></td><td>sie wären (würden sein)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war gewesen</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre gewesen (würde <a id="gewesen"></a>gewesen sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst gewesen</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest gewesen (würdest gewesen sein)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wird sein</td><td></td><td class="small"></td><td>er werde sein</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir werden sein</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir werden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr werdet sein</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr werdet sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie werden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>sie werden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gewesen sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gewesen sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gewesen sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gewesen sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. sei!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. seid!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. seiend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gewesen</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. sein</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gewesen sein</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Haben"> +<tr><td colspan="5" align="center">B. <b>Haben.</b></td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich habe</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich habe</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er hat</td><td></td><td class="small"></td><td>er habe</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir haben</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr habt</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr habet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie haben</td><td></td><td class="small"></td><td>sie haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich habe gehabt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich habe gehabt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast gehabt</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte (würde haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er hatte</td><td></td><td class="small"></td><td>er hätte</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir hatten</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir hätten</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr hattet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr hättet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie hatten</td><td></td><td class="small"></td><td>sie hätten</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte gehabt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte gehabt (würde gehabt haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest gehabt</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gehabt haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gehabt haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gehabt haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gehabt haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. habe!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. habt!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. habend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gehabt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. haben</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gehabt haben</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Werden"> +<tr><td colspan="5" align="center">C. <b>Werden.</b></td></tr> + +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> +<td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich werde</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich werde</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wird</td><td></td><td class="small"></td><td>er werde</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir werden</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr werdet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr werdet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie werden</td><td></td><td class="small"></td><td>sie werden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin geworden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei geworden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist geworden</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist geworden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich wurde (ward)</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich würde</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wurdest</td><td></td><td class="small"></td><td>du würdest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er wurde</td><td></td><td class="small"></td><td>er würde</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir wurden</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir würden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr wurdet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr würdet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie wurden</td><td></td><td class="small"></td><td>sie würden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war geworden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich wäre geworden (würde geworden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst geworden</td><td></td><td class="small"></td><td>du wärest geworden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde werden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst werden</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest werden</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde geworden sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde geworden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst geworden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest geworden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. werde!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. werdet!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. werdend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. geworden (worden)</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. werden</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. geworden sein</td></tr> +</table> +</div> + +<p class="new-page">§. 24. I. <em class="gesperrt">Schwache Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung lauten nicht ab: sie haben fast immer in +der Vergangenheit 2 Silben, deren letzte auf <em class="gesperrt">te</em> endigt, und bilden das +2. Mittelwort auf <em class="gesperrt">t</em> oder <em class="gesperrt">et</em>.</p> + +<div class="left"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Loben Thatform"> +<tr><td colspan="5" align="center"><b>Loben.</b></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">A. Thatform</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td> +<td class="small"></td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich lobe</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich lobe</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du lobst</td><td></td><td class="small"></td><td>du lobest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er lobt</td><td></td><td class="small"></td><td>er lobe</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir loben</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir loben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr lobt</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr lobet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie loben</td><td></td><td class="small"></td><td>sie loben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich habe gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich habe gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hast gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du habest gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich lobte</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich lobete (würde loben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du lobtest</td><td></td><td class="small"></td><td>du lobetest</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>er lobte</td><td></td><td class="small"></td><td>er lobete</td></tr> +<tr><td class="small">M.</td><td>wir lobten</td><td></td><td class="small">M.</td><td>wir lobeten</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>ihr lobtet</td><td></td><td class="small"></td><td>ihr lobetet</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>sie lobten</td><td></td><td class="small"></td><td>sie lobeten</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich hatte gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich hätte gelobt (würde gelobt haben)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du hattest gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du hättest gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde loben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde loben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst loben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest loben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt haben</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt haben</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt haben</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt haben</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. lobe!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. lobt! lobet!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. lobend</td><td>.</td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. loben</td><td></td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt haben</td></tr> +</table></div> + +<div class="left new-page"> +<table border="0" cellpadding="1" cellspacing="0" summary="Biegung Loben Leideform"> +<tr><td colspan="5" align="center"><b>Loben.</b></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">B. Leideform</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td colspan="2" align="center"><em class="gesperrt">Wirklichkeit</em>.</td><td class="center" colspan="2"><em class="gesperrt">Möglichkeit</em>.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td class="half" align="left">ich werde gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td class="half">ich werde gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Gegenwart.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich bin gelobt worden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich sei gelobt worden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du bist gelobt worden</td><td></td><td class="small"></td><td>du seist gelobt worden</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich wurde gelobt</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich würde gelobt</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wurdest gelobt</td><td></td><td class="small"></td><td>du würdest gelobt</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Vergangenheit.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich war gelobt worden</td><td></td><td class="small">E.</td><td rowspan="2">ich wäre gelobt worden (würde gelobt worden sein)</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du warst gelobt worden</td><td></td><td class="small"></td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt werden</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt werden</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt werden</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt werden</td></tr> + +<tr><td colspan="5" align="center">Vollendete Zukunft.</td></tr> +<tr><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt worden sein</td><td></td><td class="small">E.</td><td>ich werde gelobt worden sein</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td>du wirst gelobt worden sein</td><td></td><td class="small"></td><td>du werdest gelobt worden sein</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Befehl.</td></tr> +<tr><td class="small"></td><td align="center">E. werde gelobt!</td><td></td><td class="small"></td><td align="center">M. werdet gelobt!</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Mittelwort.</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">gelobt</td></tr> +<tr><td colspan="5" align="center">Grundform.</td></tr> +<tr><td class="small">1.</td><td>G. gelobt werden</td><td></td><td class="small">2.</td><td>V. G. gelobt worden sein</td></tr> +</table></div> + +<p><em class="gesperrt">Beisp.</em>: ermahnen, suchen, zählen, drücken, schicken, lieben, leben, +hören, herrschen, entbehren, übereilen, wiederholen, unterstützen, +urtheilen.</p> + +<p>§. 25. II. <em class="gesperrt">Starke Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung lauten in der Vergangenheit und dem +zweiten Mittelwort ab; ihre Vergangenheit ist einsilbig — ausgenommen +sind die Wörter mit Vorsilben; — ihr zweites Mittelwort hat <em class="gesperrt">en</em>.</p> + +<p><em class="gesperrt">Binden</em> — <em class="gesperrt">band</em> — <em class="gesperrt">gebunden</em>: dringen, finden, klingen, ringen, schlingen, +schwinden, singen, sinken, springen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Schelten</em> — <em class="gesperrt">schalt</em> — <em class="gesperrt">gescholten</em>: bergen, brechen, gelten, helfen, +kommen, nehmen, rinnen, schwimmen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Bitten</em> — <em class="gesperrt">bat</em> — <em class="gesperrt">gebeten</em>: essen, fressen, geben, lesen, liegen, messen, +sehen, sitzen, stehen, treten.</p> + +<p><em class="gesperrt">Biegen</em> — <em class="gesperrt">bog</em> — <em class="gesperrt">gebogen</em>: bieten, dreschen, flechten, fliegen, fliehen, +fließen, frieren, gießen, heben, kriechen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Greifen</em> — <em class="gesperrt">griff</em> — <em class="gesperrt">gegriffen</em>: kneifen, leiden, reißen, schleichen, +schleifen, schneiden, streiten.</p> + +<p><em class="gesperrt">Bleiben</em> — <em class="gesperrt">blieb</em> — <em class="gesperrt">geblieben</em>: leihen, meiden, preisen, reiben, +scheinen, schreiben, schreien, treiben, weisen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Blasen</em> — <em class="gesperrt">blies</em> — <em class="gesperrt">geblasen</em>: braten, fallen, halten, hauen, heißen, +laufen, rufen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Fahren</em> — <em class="gesperrt">fuhr</em> — <em class="gesperrt">gefahren</em>: backen, graben, schaffen, schlagen, tragen, +wachsen, waschen etc.</p> + +<p>§. 26. III. <em class="gesperrt">Gemischte Biegung der Zeitwörter.</em></p> + +<p>Die Zeitwörter dieser Biegung haben Ablautung und Umendung:<br /> +<em class="gesperrt">Brennen</em> — <em class="gesperrt">brannte</em> — <em class="gesperrt">gebrannt</em>: kennen, nennen, rennen.<br /> +<em class="gesperrt">Senden</em> — <em class="gesperrt">sandte</em> — <em class="gesperrt">gesandt</em>: wenden.<br /> +<em class="gesperrt">Denken</em> — <em class="gesperrt">dachte</em> — <em class="gesperrt">gedacht</em>: bringen.<br /> +<em class="gesperrt">Dürfen</em>: ich darf, dürfe, durfte, gedurft.<br /> +<em class="gesperrt">Können</em>: ich kann, könne, konnte, gekonnt.<br /> +<em class="gesperrt">Mögen</em>: ich mag, möge, mochte, gemocht.<br /> +<em class="gesperrt">Sollen</em>: ich soll, solle, sollte, gesollt.<br /> +<em class="gesperrt">Wollen</em>: ich will, wolle, wollte, gewollt.<br /> +<em class="gesperrt">Müssen</em>: ich muß, müsse, mußte, gemußt.<br /> +<em class="gesperrt">Wissen</em>: ich weiß, wisse, wußte, gewußt.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p class="center"><em class="gesperrt">Bemerkungen.</em></p> + +<p class="listitem">1. Die <em class="gesperrt">zielenden Zeitw.</em> werden mit haben verbunden. Die <em class="gesperrt">ziellosen Zeitw.</em> +werden theils mit sein, theils mit haben verbunden. Einige Zeitw. haben +<em class="gesperrt">sein</em> und <em class="gesperrt">haben</em>: ich bin gefahren; ich habe gefahren. Die Zeitw. +<em class="gesperrt">begegnen</em>, <em class="gesperrt">folgen</em>, <em class="gesperrt">weichen</em>, <em class="gesperrt">gehen</em>, <em class="gesperrt">kommen</em>, <em class="gesperrt">fliehen</em>, <em class="gesperrt">fliegen</em>, <em class="gesperrt">wachsen</em>, +<em class="gesperrt">sterben</em> etc. werden mit <em class="gesperrt">sein</em> verbunden.</p> + +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperf.), <em class="gesperrt">vollendete Vergang.</em> (Plusq.) und +<em class="gesperrt">vollendete Zukunft</em> (Fut. II.) werden auch <em class="gesperrt">bezügliche Zeiten</em> (relative) +genannt, weil der Sprechende seine Aussage auf eine andere Aussage +bezieht: Die Knaben spielten, als der Lehrer kam. Johann der muntre +Seifensieder hatte oft gesungen, ehe ihn der Reiche störte. Der Winter +wird vergangen sein, ehe du es ahnst. Die <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> (Imperf.) ist +die Zeit, in welcher in der Regel erzählt wird: Die Schlacht blieb lange +unentschieden. In diesem Falle wird sie auch unbezüglich gebraucht.</p> + +<p class="listitem2">3. a. Sprechen wir ein Urtheil als bestimmt, als unabhängig, als +Thatsache aus, so gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Wirklichkeitsform</em>: Er lobt den +Schüler.</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem">b. Führen wir aber an, was Jemand sagt, glaubt, oder sprechen wir einen +Zweifel, eine Vermuthung, einen Wunsch oder eine Bedingung aus, so +gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Möglichkeitsform</em>: Man weiß nicht, daß er den Schüler +lobe. Ich glaube, daß er kommen werde. Sehe Jeder, wie er’s treibe! Wen +da dürstet, der komme zu mir und trinke! Er wünschte, daß er genese. Er +arbeitet, damit er esse. Ginge er doch fort! Wenn er fleißiger wäre +(sein würde), könnte er vorwärts kommen.</p> + +<p class="listitem">c. Fordern wir Jemanden auf, daß er etwas thue, gebieten wir ihm etwas, +so gebrauchen wir die <em class="gesperrt">Befehlsform</em>: Geh’ fort! Hole Wasser!</p> +</div> +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Da die sogenannte Bedingungsform (Conditionalis) auch eine +Möglichkeit ausdrückt, so hielten wir es nicht für angemessen, +die Möglichkeitsform zu zerstückeln und die in dieser Beziehung +herrschende Sprachverwirrung in die Volksschule zu bringen. Auch +hätten wir, bei Aufnahme des Conditionalis, den Optativ, +überhaupt eine strengere Eintheilung des Conjunctiv, nicht +vergessen dürfen.</p></div> + +<p><a id="Ref-27"></a>§. 27. <em class="gesperrt">Die Zeitw. erfordern oft bestimmte Fälle.</em> Es haben den 2. Fall:</p> + +<p>1. achten, bedürfen, begehren, entbehren, ermangeln, erwähnen, gedenken, +harren, lachen, leben, pflegen, schonen, spotten, vergessen, warten.</p> + +<p>Bei den meisten dieser Zeitw. setzt man auch den 4. Fall mit oder ohne +Verhältnißw.</p> + +<p>Der Mann achtet <em class="gesperrt">der Gefahr</em> nicht, und der Mann achtet <em class="gesperrt">die Gefahr</em> nicht. +Der Kranke bedarf <em class="gesperrt">des Arztes</em>, und der Kranke bedarf <em class="gesperrt">den Arzt</em>. Die +Anklage entbehrt <em class="gesperrt">jeder Begründung</em>.</p> + +<p>2. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, enthalten, +entledigen, entschlagen, entsinnen, erbarmen, erinnern, erwehren, +freuen, rühmen, schämen, wehren.</p> + +<p>Ein <em class="gesperrt">guter Christ</em> nimmt sich des <em class="gesperrt">Nothleidenden</em> an. Bediene dich <em class="gesperrt">des +Ausdrucks</em> nicht! Er wehrte sich <em class="gesperrt">seiner Haut</em>.</p> + +<p><a id="Ref-28"></a>§. 28. Den 3. Fall erfordern:</p> + +<p>1. Auf die Frage: <em class="gesperrt">wem ist worden?</em> die Zeitw., die eine <em class="gesperrt">Leideform mit dem +3. Fall bilden</em>; z. B. mir, dir, ihm etc. ist geantwortet worden:<br /> +aufwarten, antworten, begegnen, befehlen, bestehen, beistimmen, +beiwohnen, drohen, danken, dienen, fluchen, folgen, fröhnen, gehorchen, +genügen, glauben, helfen (mit allen Zusammensetzungen), huldigen, +lohnen, nachgehen, nützen, rathen, schaden, schmeicheln, steuern, +trotzen, vorstehen, weichen, widerstehen, widersprechen, winken, +zustehen.</p> + +<p>Womit kann ich <em class="gesperrt">Ihnen</em> aufwarten? Danke <em class="gesperrt">dem Vater</em>!</p> + +<p>Hierher gehören noch viele Zeitwörter, die mit den Verhältnißwörtern <em class="gesperrt">an</em>, +<em class="gesperrt">auf</em>, <em class="gesperrt">bei</em>, <em class="gesperrt">entgegen</em>, <em class="gesperrt">nach</em>, <em class="gesperrt">unter</em>, <em class="gesperrt">vor</em> und <em class="gesperrt">zu</em> zusammengesetzt sind.</p> + +<p>2. Folgende Zeitwörter ohne Leideform mit dem 3. Fall:<br /> +ähneln, anstehen, belieben, behagen, bekommen, blühen, einleuchten, +entgehen, entfallen, entfliehen, entsagen, erliegen, erscheinen, fehlen, +gebühren, gefallen, gelingen, gerathen, gereichen, gleichen, mangeln, +munden, nahen, passen, scheinen, schmecken, widerfahren, ziemen, +zuhören.</p> + +<p>Der Sohn ähnelt <em class="gesperrt">dem Vater</em>. Der Vorschlag steht <em class="gesperrt">ihm</em> nicht an.</p> + +<p>3. Die <em class="gesperrt">unpersönlichen</em> Zeitwörter:<br /> +es ahnt, ekelt, gebricht, graut, liegt daran, schaudert, schwindelt, +träumt.</p> + +<p>Es ahnt <em class="gesperrt">mir</em>, daß er kommen werde. Es ekelt <em class="gesperrt">mir</em> vor der Speise.</p> + +<p>4. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich anmaßen, ausbedingen, denken, einbilden, erbitten, getrauen, +vornehmen, vorstellen, merken.</p> + +<p>Du maßest <em class="gesperrt">dir</em> zuviel an. Ich bedinge <em class="gesperrt">mir</em> die Benutzung des Gartens aus.</p> + +<p><a id="Ref-29"></a>§. 29. Den 4. Fall erfordern:</p> + +<p>1. Die <em class="gesperrt">zurückzielenden</em> Zeitwörter:<br /> +sich ängstigen, ärgern, betrüben, bekümmern, besinnen, erholen, +erinnern, freuen, grämen, irren, schämen, täuschen.</p> + +<p>Hast <em class="gesperrt">du dich</em> meinetwegen geängstigt?</p> + +<p>2. Die <em class="gesperrt">unpersönlichen</em> Zeitwörter:<br /> +es befremdet, befällt, betrifft, dauert, dürstet, dünkt, däucht, friert, +gelüstet, geht mich an, hungert, jammert, juckt, kümmert, reut, +schläfert, schmerzt, sticht, schwitzt, verdrießt, verlangt, wundert.</p> + +<p>Es befremdet <em class="gesperrt">mich</em>, daß du jetzt zurückgezogen lebst.</p> + +<p>3. Alle <em class="gesperrt">Zeitwörter</em>, bei denen man auf die Frage: <em class="gesperrt">Wem ist worden?</em> keine +— wohl aber auf die Frage: <em class="gesperrt">Wer ist worden?</em> eine Antwort geben kann. Der +im 4. Fall stehende Gegenstand, der geworden ist, heißt der <em class="gesperrt">leidende +(regierte) Gegenstand</em> (Object).</p> + +<p>Steht noch ein zweiter Gegenstand (<em class="gesperrt">betheiligter Gegenstand</em>) (Terminativ) +bei ihnen, dem etwas geworden ist, so steht dieser auf die Frage: <em class="gesperrt">Wem +ist geworden?</em> oder: <em class="gesperrt">Für wen?</em> — <em class="gesperrt">Wem zum Nutzen? wem zum Schaden</em> ist +etwas geworden? im 3. Fall.</p> + +<p>Der Vater besucht <em class="gesperrt">den</em> Freund.<br /> +Wer ist besucht worden? der Freund, folglich: den Freund besuchen.</p> + +<p>Der Vater schenkt <em class="gesperrt">dem</em> Knaben das Buch.<br /> +Was ist geschenkt worden? das Buch. Wem ist es geschenkt worden? dem +Knaben. Für wen ist es geschenkt worden? für den Knaben = dem Knaben. +Wem zum Nutzen ist es geschenkt worden? dem Knaben zum Nutzen ist es +geschenkt worden. Bezeichnet der 4. F. eine Sache, der 3. F. eine +Person, so sagt man: Bei dem Zeitworte steht der 4. Fall der Sache und +der 3. Fall der Person.</p> + +<p><em class="gesperrt">Zielende</em> Zeitwörter sind:<br /> +loben, lieben, schlagen, stoßen, finden, sehen, bitten, necken, tadeln, +bestrafen, verehren, kennen, retten, ziehen, beneiden, abholen, +erfreuen, verachten, führen, fragen, ertappen, fangen, unterstützen, +verlassen, tödten, betrügen, auffordern, belohnen, wecken, heilen, +umstürzen, plagen, tragen, vorstellen etc.<br /> +abbitten, abdringen, abgewöhnen, abschlagen, auftragen, aufbinden, +borgen, geben, geloben, gönnen, glauben, leihen, leisten, liefern, +melden, nehmen, rauben, reichen, senden, schlachten, schenken, wünschen, +vorlegen, vorziehen, vorsagen, verkaufen, bringen, aufbewahren, +überbringen, erzählen, mittheilen, erlauben etc.</p> + +<p><a id="Ref-30-1"></a>§. 30. 1. Den 4. Fall <em class="gesperrt">der Person</em> und den 2. Fall <em class="gesperrt">der Sache</em> erfordern:</p> + +<p>anklagen, belehren, berauben, beschuldigen, entlassen, entsetzen, +überführen, verweisen, würdigen, zeihen.</p> + +<p>Man klagt <em class="gesperrt">ihn des Verraths</em> an. Er <em class="gesperrt">belehrt mich eines Bessern</em>. Er wurde +<em class="gesperrt">des Landes</em> verwiesen.</p> + +<p><a id="Ref-30-2"></a>2. Einen doppelten 4. Fall erfordern:</p> + +<p>nennen, heißen, schimpfen, schelten, taufen, lehren.</p> + +<p>Er nannte <em class="gesperrt">ihn einen Narren</em>. Er lehrt mich <em class="gesperrt">die deutsche Sprache</em>.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Bei „<em class="gesperrt">lehren</em>“ wird auch der 3. Fall der Person gebraucht: Er +lehrt <em class="gesperrt">mir</em> die deutsche Sprache. Folgt aber ein Zeitwort in der +Grundform, so darf nur der 4. Fall stehen: Er lehrt <em class="gesperrt">mich</em> lesen.</p></div> + +<p>§. 31. Einige Bemerkungen:</p> + +<p>1. <em class="gesperrt">Lassen</em> hat den 4. F. bei sich, wenn die Person (sprechende Person) +selbst die handelnde ist, z. B. Laß <em class="gesperrt">mich</em> das Buch vorlesen; d. h. ich +will es vorlesen. Der 3. Fall steht, wenn ein Anderer der Handelnde sein +soll, z. B. Laß <em class="gesperrt">mir</em> das Buch vorlesen; d. h. ein Anderer soll es mir +vorlesen.</p> + +<p>2. <em class="gesperrt">Kosten</em> hat stets den 3. Fall der Person. Das Buch kostet <em class="gesperrt">mir</em> einen +Thaler.</p> + +<p>3. Steht <em class="gesperrt">heißen</em> für „befehlen,“ so hat es den 3. Fall: Kein Mensch hat +<em class="gesperrt">ihm</em> diese Thorheit geheißen. Folgt aber ein Zeitw. in der Grundform +(Infinitiv), so steht der 4. F. Wer hieß <em class="gesperrt">dich</em> weggehen? —</p> + +<p>4. <em class="gesperrt">Gelten</em> hat den 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „werth sein“: +Mir gilt <em class="gesperrt">die ganze Welt</em> Nichts. Die Rede gilt <em class="gesperrt">dir</em>. Steht es aber für +„erfordern“ und „kosten“, so hat es den 4. Fall: Hier gilt es +<em class="gesperrt">Entschlossenheit</em>. Der Stock gilt <em class="gesperrt">einen Thaler</em>.</p> + +<p>5. Er schlägt mir die Hand roth. Es friert mir der Finger. Ich wasche +mir die Hände. — Er tritt mir auf das Kleid. Es regnet mir in’s +Gesicht. Die Thränen treten ihm in die Augen. Er tritt mir auf den Fuß. +Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in’s Maul. Gebratene Tauben fliegen +Einem nirgends in den Mund. Der Regen schlägt mir in’s Gesicht.</p> + +<p>6. Bei <em class="gesperrt">versichern</em> steht entweder der 4. Fall der Person und der 2. F. +der Sache, oder der 3. F. der Person und der 4. F. der Sache: Ich +versichere <em class="gesperrt">sie meiner Freundschaft</em>. Ich versichere <em class="gesperrt">ihnen die Wahrheit</em> — +oder: ich versichere <em class="gesperrt">ihnen</em>, daß es wahr ist.</p> + +<p>7. Bei <em class="gesperrt">trauen</em> steht der 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit +„Glauben schenken“, der 4. Fall, wenn von der priesterlichen Trauung die +Rede ist: Ich kann <em class="gesperrt">ihm</em> nicht mehr trauen (Glauben schenken). Der +Prediger traute <em class="gesperrt">das Brautpaar</em>.</p> + +<p>8. Mit <em class="gesperrt">gratuliren</em> und <em class="gesperrt">condoliren</em> wird der 3. Fall verbunden: Ich +gratulire <em class="gesperrt">dir</em> = Ich wünsche <em class="gesperrt">dir</em> Glück. Ich condolire <em class="gesperrt">Ihnen</em> = Ich bedaure +Sie, bezeige Ihnen mein Beileid.</p> + +<p>9. Dieses Bild ist schön <em class="gesperrt">gemalt</em>. Das Mehl ist fein <em class="gesperrt">gemahlen</em>.</p> + +<p>10. Der Lehrer <em class="gesperrt">lehrt</em> die Schüler. Die Schüler <em class="gesperrt">lernen</em> vom Lehrer.</p> + +</div> + +<div> +<h3>VIII. Umstandswörter.</h3> + +<p>§. 32. Die <em class="gesperrt">Umstandswörter</em> bestimmen die <em class="gesperrt">Zeit-</em> und <em class="gesperrt">Eigenschaftsw.</em> näher. +Sie können sein:</p> + +<p><a id="Ref-32-1"></a>1. Umstandsw. des <em class="gesperrt">Ortes</em>. Wo? Wohin? — da, dort, draußen, drinnen, +droben, drüben, hier, her, hin, überall, vorn, hinten, rechts, links, +oben, unten, hinaus, hinein, vorwärts etc.</p> + +<p><a id="Ref-32-2"></a>2. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Zeit</em>. Wann? — bald, immer, häufig, oft, dann, einst, +selten, nie, niemals, jetzt, nun, eben, neulich, kürzlich, ehemals, +sonst, sofort, heute, morgen, gestern, schon etc.</p> + +<p><a id="Ref-32-3"></a>3. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Weise</em>. Wie? — gern, sehr, recht, ungemein, besonders, +vorzüglich, fast, beinahe, kaum, genug, zu sehr, ganz, merklich, +ziemlich etc.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Die meisten Eigenschaftsw. können Umstandsw. der Weise +sein, und als solche können sie gesteigert werden. Z. B. Dieser +Knabe geht langsam, jener geht langsamer, du gehst am +langsamsten.</p></div> + +<p>4. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Bejahung</em> und <em class="gesperrt">Verneinung</em> auf die Frage: Geschieht Etwas +oder geschieht es nicht? — ja, freilich, allerdings, vermuthlich, +vielleicht, allenfalls, gewiß, wirklich, wohl, — nein, nicht, +keineswegs etc.</p> + +<p>5. Umstandsw. der <em class="gesperrt">Frage</em>: wie? wo? wohin? wozu? womit? etc.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. 1. Er ist den ganzen Tag <em class="gesperrt">umher</em> gelaufen. Der Becher ging +bei dem Mahle <em class="gesperrt">herum</em>.</p> + +<p>Anm. 2. Komm doch <em class="gesperrt">herein</em>! Soll ich zu dir <em class="gesperrt">hinaus</em> kommen? Er ist +eben <em class="gesperrt">hinunter</em> gegangen.</p> + +<p>Anm. 3. Eine <em class="gesperrt">doppelte Verneinung</em> darf nicht angewendet werden, +weil dadurch die Behauptung wieder bejaht wird. Man darf also +nicht sagen: Ich habe <em class="gesperrt">kein</em> Geld <em class="gesperrt">nicht</em>.</p></div> + +</div> + +<div> +<h3>IX. Bindewörter.</h3> + +<p>§. 33. Die Bindew. verbinden theils Wörter, theils Sätze mit einander. +Sie können sein:</p> + +<p><a id="Ref-33-A"></a>A. <em class="gesperrt">Bindewort der Beiordnung</em> (coordinirende).</p> + +<p>1. Der <em class="gesperrt">Anreihung</em> (copulative): und, auch, nun, sowohl — als auch, nicht +nur — sondern auch, theils — theils, je — desto, zuletzt, erstlich, +erstens, ferner, nicht allein — sondern auch, endlich, dann, nicht bloß +— sondern auch, außerdem, dazu.</p> + +<p>2. Der <em class="gesperrt">Entgegnung</em> (adversative): aber, allein, doch, dennoch, jedoch, +oder, entweder — oder, dagegen, vielmehr, indessen, dessenungeachtet, +weder — noch, nicht — sondern, wenn — so, hingegen, gleichwohl, +sonst, bald — bald.</p> + +<p>3. Des <em class="gesperrt">Grundes</em> (causale): denn, deßwegen, darum, dann, daher, folglich, +somit, minb, demnach, also, nämlich, als, deshalb.</p> + +<p><a id="Ref-33-B"></a>B. <em class="gesperrt">Bindew. der Unterordnung</em> (subordinirende): daß, damit, weil, da, als, +indem, nachdem, indeß, während, ehe, bevor, seit, seitdem, bis, so lange +als, so, so wie, gleichwie, als ob, so daß, ohne daß, auf daß, wenn, +falls, obgleich, wenngleich, wiewohl, wie sehr auch, seitdem daß, darum, +als wenn, obschon, unterdeß, wenn schon, sobald, wofern, dahin — wohin, +daher — woher, da — wo, je — desto.</p> + +</div> + +<div> +<h3>X. Empfindungswörter.</h3> + +<p>§. 34. Die Empfindungsw. bezeichnen laute Ausbrüche der Freude, des +Schmerzes, der Furcht, des Verlangens etc.</p> + +<p>ach! ei! heißa! juchhei! o! holla! husch! pfui! o weh! knacks! piff! +paff! plumps! he! heda!</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Satzlehre" id="Satzlehre">Satzlehre.</a></h2> + +<p>§. 35. Die Menschen können <em class="gesperrt">denken</em>; sie haben <em class="gesperrt">Gedanken</em>. Ein +ausgesprochener oder niedergeschriebener Gedanke heißt ein Satz. Ein +Satz kann enthalten:</p> + +<p>1. Eine <em class="gesperrt">Behauptung</em>, ein Urtheil, eine Erzählung:</p> + +<p>Müßiggang ist aller <em class="gesperrt">Laster</em> Anfang. Uebermuth thut selten gut. Hans +nährte sich vom Schiebekarren.</p> + +<p>Nach solchen Sätzen steht ein Punkt.</p> + +<p>2. Eine <em class="gesperrt">Frage</em>:</p> + +<p>Wie geht es Euch? Wie fangt ihr’s an? Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm?</p> + +<p>Nach einem Fragesatz steht ein Fragezeichen; ist die Frage aber nicht +bestimmt ausgesprochen, so steht ein Punkt.</p> + +<p>Er fragte, wie es ihm gehe.</p> + +<p>3. Einen <em class="gesperrt">Wunsch</em>, Rath, eine Bitte, Aufforderung, Ermahnung, Ermunterung:</p> + +<p>Nur unterlaßt mir den Gesang! Friede sei ihr erst Geläute!</p> + +<p>4. Einen <em class="gesperrt">Befehl</em> — Gebot oder Verbot:</p> + +<p>Fahr zu, Johann! Setzt euer Licht hierher!</p> + +<p>5. Einen <em class="gesperrt">Ausruf</em> — der Bewunderung, des Unwillens, Bedauerns, Schmerzes, +Schreckes, der Freude, Behauptung etc.</p> + +<p>Gevatter! ihr seid nicht gescheidt! O, welch ein Mensch!</p> + +<p>Nach einem Wunsche, Befehle und Ausrufe steht ein Ausrufungszeichen.</p> + +<p>§. 36. Es giebt:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">einfache</em> Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">erweiterte</em> (ausgebildete oder ergänzte) Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt den Brief.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">zusammengesetzte</em> Sätze:</p> + +<p>Der Vater schreibt den Brief, und die Mutter liest die Zeitung.</p> + +<p>Die Glieder (Theile) des einfachen und erweiterten Satzes sind immer nur +Wörter, die Glieder des zusammengesetzten Satzes sind aber Sätze.</p> + +</div> + +<div> +<h3>I. Der einfache Satz.</h3> + +<p>§. 37. Jeder <em class="gesperrt">einfache</em> Satz besteht nur aus <em class="gesperrt">Gegenstand</em> und <em class="gesperrt">Aussage</em> +(Subject und Prädicat).</p> + +<p>Den <em class="gesperrt">Gegenstand</em> des Satzes finde ich dadurch, daß ich mit dem Zeitworte +die Frage: <em class="gesperrt">Wer?</em> oder <em class="gesperrt">Was?</em> verbinde. Er steht immer im 1. Falle und wird +durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> oder durch einen <em class="gesperrt">Stellvertreter</em> desselben +bezeichnet.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Baum</em> blüht. <em class="gesperrt">Du</em> bist ein Kind. <em class="gesperrt">Malen</em> ist eine Kunst. <em class="gesperrt">Aber</em> ist ein +Bindewort. <em class="gesperrt">Schwarz</em> ist die Trauerfarbe.</p> + +<p>Wie heißt im 1. Satz das Zeitwort? blüht. Wer blüht? der Baum = +Gegenstand des Satzes.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Zuweilen kündigt man den Gegenstand durch das Wörtchen „es“ +an, giebt ihn aber später bestimmter. Z. B. Es reden und träumen +die Menschen viel etc.</p></div> + +<p>§. 38. Die <em class="gesperrt">Aussage</em> findet man auf die Frage:</p> +<p> +a.Was <em class="gesperrt">thut</em> ein Gegenstand oder was <em class="gesperrt">wird</em> mit einem Gegenstande <em class="gesperrt">gethan</em>? +</p> +<p> +b. <em class="gesperrt">Wie</em> ist ein Gegenstand? +</p> +<p> +c. <em class="gesperrt">Was</em> ist ein Gegenstand? +</p> + +<p class="noindent">Sie kann ausgedrückt werden:</p> +<p> +a. durch ein <em class="gesperrt">Zeitwort</em> in der That- und Leideform;<br /> +</p> +<p> +b. durch ein <em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em>, einen Umstand mit dem Hülfszeitwort;<br /> +</p> +<p> +c. durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> und <em class="gesperrt">Hülfszeitwort</em>.<br /> +</p> +<p>Der Lehrer <em class="gesperrt">lobt</em>. Der Schüler <em class="gesperrt">wird gelobt</em>. Der Sommer ist <em class="gesperrt">heiß</em>. Der Sturm +ist <em class="gesperrt">vorüber</em>. Mit unsrer Freundschaft ist es <em class="gesperrt">aus</em>. Du bist <em class="gesperrt">im Irrthum</em>. Der +Knabe ist (befindet sich) <em class="gesperrt">auf der Wiese</em>. Gott ist <em class="gesperrt">ein Geist</em>. Der Soldat +wird <em class="gesperrt">ein Held</em>. Der Bruder bleibt (ist) <em class="gesperrt">mein Nachbar</em>.</p> + +<p>§. 39. 1. Der <em class="gesperrt">Gegenstand</em> kann stehen:</p> +<div class="indented2"> +<p class="listitem"> +a. in der <em class="gesperrt">Einzahl</em> und <em class="gesperrt">Mehrzahl</em>; +</p> +<p class="listitem"> +b. in drei <em class="gesperrt">verschiedenen Personen</em>:<br /> +Ich schreibe, du schreibst, er schreibt, wir schreiben etc.<br /> +</p> +</div> +<p class="listitem">2. Die <em class="gesperrt">Aussage</em> kann stehen:</p> +<div class="indented"> +<p class="listitem"> +a. in der <em class="gesperrt">Gegenwart</em>, <em class="gesperrt">Vergangenheit</em> u. <em class="gesperrt">Zukunft</em>; +</p> +<p class="listitem"> +b. in der <em class="gesperrt">Wirklichkeits-</em>, <em class="gesperrt">Möglichkeits-</em> und <em class="gesperrt">Befehlsweise</em>.<br /> +</p> +</div> + +<p class="listitem">3. <em class="gesperrt">Gegenstand</em> und <em class="gesperrt">Aussage</em> stehen immer in <em class="gesperrt">gleicher</em> Zahl und Person.</p> + +<p>Der Vater geht. Die Väter gehen.</p> + +<p class="listitem">4. <em class="gesperrt">Zwei</em> und <em class="gesperrt">mehrere Gegenstände</em> erfordern die Aussage in der <em class="gesperrt">Mehrzahl</em>.</p> + +<p>Der Vater und die Mutter gehen aus.</p> + +<p class="listitem">5. Bei der Frage nach dem Gegenstande hat man auf Person und Zahl, bei +der Frage nach der Aussage auf Zeit und Aussageweise zu achten:</p> + +<p>Wer blüht? Wer hat geblüht? Wer wird blühen? — Was thut der Baum? Was +hat der Baum gethan? Was kann der Baum thun?</p> + +</div> + +<div> +<h3>II. Der erweiterte Satz.</h3> + +<p>§. 40. Werden <em class="gesperrt">Gegenstand</em> oder <em class="gesperrt">Aussage</em> des einfachen Satzes, oder beide +zugleich <em class="gesperrt">näher bestimmt</em> (erweitert, ergänzt, ausgebildet) so erhält man +den <em class="gesperrt">erweiterten</em> Satz.</p> + +<p>A. <em class="gesperrt">Nähere Bestimmungen des Gegenstandes.</em></p> + +<p>Sie antworten auf die Frage: welcher, e, es, und sind somit +<em class="gesperrt">eigenschaftlichen</em> Characters.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Gegenstand des Satzes</em> kann näher bestimmt werden:</p> + +<p>1. Durch ein <em class="gesperrt">Fürwort</em>:</p> + +<p><em class="gesperrt">Dieser</em> (jener, dein) Baum blüht. <em class="gesperrt">Derselbe</em> Mann war es.</p> + +<p>2. Durch ein <em class="gesperrt">Eigenschaftswort</em>:</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">große</em> Baum blüht. Ein <em class="gesperrt">gutes</em> Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.</p> + +<p>3. Durch ein <em class="gesperrt">Zahlwort</em>:</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">dritte</em> Baum blüht. <em class="gesperrt">Drei</em> Bäume blühen. <em class="gesperrt">Aller</em> Anfang ist schwer.</p> + +<p>4. Durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> im 1. Fall:</p> + +<p>Kaiser <em class="gesperrt">Karl</em> lebte zur Zeit Luthers. Friedrich der <em class="gesperrt">Große</em> erbaute +Sanssouci. Sechs Loth <em class="gesperrt">Zucker</em> kosten einen Silbergroschen. Bruder <em class="gesperrt">Fritz</em> +ist verreist. Doctor <em class="gesperrt">Mai</em> ist angekommen.</p> + +<p>5. Durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort</em> im 2. Fall:</p> + +<p>Der Baum <em class="gesperrt">meines Bruders</em> blüht. Die Furcht <em class="gesperrt">des Herrn</em> ist der Weisheit +Anfang.</p> + +<p>6. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand</em>, der auch durch ein Verhältnißwort mit seinem +Fall ausgedrückt werden kann:</p> + +<p>Der Garten <em class="gesperrt">dort so hübsch</em> etc. Der Baum <em class="gesperrt">in der Stube</em> blüht. Ketten <em class="gesperrt">von +Gold</em> drücken oft schwer. Ein Sperling <em class="gesperrt">in der Hand</em> ist besser, als eine +Taube <em class="gesperrt">auf dem Dache</em>.</p> + +<p><a id="Num7"></a>7. Durch ein <em class="gesperrt">Zeitwort</em> in der <em class="gesperrt">Grundform</em>:</p> + +<p>Die Lust zu <em class="gesperrt">sterben</em> ist selten.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Das Eigenschaftswort kann stets durch ein Umstandswort oder +ein Verhältnißwort mit seinem Falle näher bestimmt werden. Z. B. +Die <em class="gesperrt">mit Anlagen</em> begabten Schüler. Die <em class="gesperrt">recht</em> gute Schrift.</p></div> + +<p class="center">B. <em class="gesperrt">Nähere Bestimmungen der Aussage.</em></p> + +<p>§. 41. a. <em class="gesperrt">Die Aussage</em> kann, wenn sie durch ein <em class="gesperrt">Hauptwort mit dem +Hülfszeitwort sein</em> ausgedrückt wird, durch die Bestimmungen des +Gegenstandes erweitert werden.</p> + +<p>Ueberhaupt können Hauptwörter, die in einem Satze vorkommen, die 7 +Bestimmungen des Gegenstandes annehmen.</p> + +<p>Hunger ist der <em class="gesperrt">beste Koch</em>. Müßiggang ist <em class="gesperrt">aller</em> Laster Anfang. +Dienstjahre sind <em class="gesperrt">keine</em> Herrenjahre. Thorheit ist <em class="gesperrt">eine Schwester</em> der +Dummheit.</p> + +<p>§. 42. b. Besteht die Aussage aus einem Zeitwort oder Eigenschaftswort, +so kann sie <em class="gesperrt">näher bestimmt</em> werden:</p> + +<p>a) Durch Bestimmungen <em class="gesperrt">gegenständlichen</em> Charakters.</p> + +<p>1. Durch den 4. Fall (<em class="gesperrt">regierter</em> oder <em class="gesperrt">leidender Gegenstand</em> = <em class="gesperrt">Object</em>):</p> + +<p>Ein faules Ei verdirbt <em class="gesperrt">den ganzen Brei</em>. Böse Gesellschaft verdirbt gut’ +<em class="gesperrt">Sitte</em>. Uebung macht <em class="gesperrt">den Meister</em>.<a href="#Ref-29"> S. §. 29</a>.</p> + +<p>2. Durch den 4. u. 3. Fall. (3. Fall = <em class="gesperrt">betheiligter Gegenstand</em>):</p> + +<p>Der Mann schenkt <em class="gesperrt">dem Knaben</em> eine Birne. Die Mutter verbietet <em class="gesperrt">dem Kinde</em> +das Naschen. Der Krieg nimmt <em class="gesperrt">dem Lande</em> seine Söhne. <a href="#Ref-29">S. §. 29</a>.</p> + +<p>3. Durch den 4. u. 2. Fall. (2. Fall = bewirkender Gegenstand):</p> + +<p>Der Dieb beraubt <em class="gesperrt">mich meines Geldes</em>. <a href="#Ref-30-1">S. §. 30. 1</a>.</p> + +<p>4. Durch zwei 4. Fälle:</p> + +<p>Er nannte <em class="gesperrt">ihn einen Narren</em>. Herr, lehre <em class="gesperrt">mich deine Steige</em>! Wer lehrt <em class="gesperrt">das +Auge seine Pflicht</em>? Herr, lehrt <em class="gesperrt">mich bess’re Sachen</em>! <a href="#Ref-30-2">S. §. 30. 2</a>.</p> + +<p>5. Durch den 3. Fall:</p> + +<p>Der Schüler antwortet <em class="gesperrt">mir</em>. Der Knabe ist <em class="gesperrt">ihm</em> ähnlich. <em class="gesperrt">Peter dem Großen</em> +wurde die Bildung seines Volkes sehr schwer. <a href="#Ref-28">S. §. 28</a>.</p> + +<p>6. Durch den 2. Fall:</p> + +<p>Ich bedarf <em class="gesperrt">seiner</em> nicht. Ich bin <em class="gesperrt">meiner Sache</em> gewiß. Eigner Herd ist +<em class="gesperrt">Goldes</em> werth. Tugend bedarf <em class="gesperrt">keines Ausrufers</em>. <a href="#Ref-27">S. §. 27</a>.</p> + +<p>b. Durch Bestimmungen <em class="gesperrt">umständlichen</em> Charakters.</p> + +<p>7. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand des Ortes</em>:</p> + +<p>Der Fisch lebt <em class="gesperrt">im Wasser</em>. Treue Hand geht <em class="gesperrt">durch’s ganze Land</em>. Der Knabe +spielt <em class="gesperrt">hier</em>, <em class="gesperrt">dort</em> etc. Man suchte ihn <em class="gesperrt">aller Orten</em>. <a href="#Ref-32-1">S. §. 32. 1</a>.</p> + +<p>8. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand der Zeit</em>:</p> + +<p>Die Bäume blühen <em class="gesperrt">im Frühling</em>. Die Bäume blühen <em class="gesperrt">jetzt</em>. <em class="gesperrt">Des Morgens</em> +schläft er und <em class="gesperrt">des Abends</em> ist er munter. Rom ist nicht <em class="gesperrt">in einem Tage</em> +erbaut. <a href="#Ref-32-2">S. §. 32. 2</a>.</p> +<p>9. Durch den <em class="gesperrt">Umstand der Weise</em>:</p> + +<p>Ich singe dir <em class="gesperrt">mit Herz und Mund</em>. Der Schüler singt <em class="gesperrt">rein</em> und <em class="gesperrt">richtig</em>. +Zwei harte Steine mahlen <em class="gesperrt">nicht</em> gut. Er mußte <em class="gesperrt">stehenden Fußes</em> umkehren. +<a href="#Ref-32-3">S. §. 32. 3</a>.</p> + +<p>10. Durch einen <em class="gesperrt">Umstand des Grundes</em>:</p> + +<p>Der Knabe weint <em class="gesperrt">vor Schmerz</em>. <em class="gesperrt">Gesundheitshalber</em> giebt er die Arbeit auf.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Anm.</em> Die Umstände des Ortes, der Zeit und der Weise können +ausgedrückt werden durch:</p> + +<p>a. Verhältnißwörter mit ihren Fällen;</p> + +<p>b. Umstandswörter;</p> + +<p>c. Fälle der Hauptwörter.</p> + +<p>Der Umstand des Grundes kann nur durch ein Verhältnißwort mit +seinem Falle ausgedrückt werden.</p></div> + +<p>11. Durch ein Zeitwort in der <em class="gesperrt">Grundform</em>:</p> + +<p>Ich höre ihn <em class="gesperrt">kommen</em>. Er hat mich <em class="gesperrt">gehen</em> heißen. Der Freund hat ihm +<em class="gesperrt">schreiben</em> helfen.</p> + +<p class="center">Mehrere Bestimmungen.</p> + +<p>§. 43. <em class="gesperrt">Gegenstand und Aussage</em> können durch mehrere <em class="gesperrt">verschiedene</em> +Bestimmungen (Ergänzungen) zu gleicher Zeit ausgebildet werden. Zwischen +ihnen steht kein Zeichen.</p> + +<p>Dieser freundliche Sohn meiner vielgeliebten Tante schenkte jenem armen +Knaben am ersten Weihnachtstage auf dem Weihnachtsmarkte diesen recht +warmen Anzug. Der fleißige Knabe aus dem benachbarten Dorfe schreibt +morgen früh um acht Uhr in der obern Schule seinem Vetter in der Stadt +einen sehr langen Brief zum nächsten Geburtstage.</p> + +<p>Werden sie jedoch durch <em class="gesperrt">gleichartige</em> Bestimmungen erweitert, so steht +zwischen diesen ein Komma, wenn sie nicht durch „<em class="gesperrt">und</em>“ verbunden sind:</p> + +<p>Marie war eine klare, heitere, thätige und wackere Schülerin.</p> + +</div> + +<div> +<h3>III. Der zusammengesetzte Satz.</h3> + +<p>§. 44. Jeder <em class="gesperrt">zusammengesetzte Satz</em> besteht aus einfachen oder +erweiterten Sätzen oder aus beiden zugleich. Sind diese Sätze von +einander unabhängig — ist jeder einzelne für sich verständlich, — so +nennt man sie beigeordnet (coordinirt):</p> + +<p>Friede ernährt; Unfriede verzehrt.</p> + +<p>Sind sie aber von einander <em class="gesperrt">abhängig</em> — kann der eine ohne den andern +nicht verstanden werden, — so sind sie einander <em class="gesperrt">über</em>- und +<em class="gesperrt">untergeordnet</em>:</p> + +<p>Wer Gutes thut, hat frohen Muth.</p> + +<p>Die übergeordneten (superordinirten) Sätze heißen — sind sie unabhängig +— <em class="gesperrt">Hauptsätze</em>, die untergeordneten (subordinirten) heißen <em class="gesperrt">Nebensätze</em>.</p> + +<p>1. Hauptsätze sind Hauptsätzen beigeordnet:</p> + +<p>Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; der Knecht wär’ selber ein +Ritter gern. Mit Vielem hält man Haus; mit Wenigem kommt man aus.</p> + +<p>2. Nebensätze sind Nebensätzen beigeordnet:</p> + +<p>Wenn du deinen Beruf treu erfüllst; wenn du den Gesetzen des Landes +gehorchst: so soll Niemand dir ein Leid zufügen.</p> + +<p>3. Hauptsätze sind Nebensätzen übergeordnet.</p> + +<p>4. Nebensätze sind Hauptsätzen untergeordnet:</p> + +<p>Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schleudert’s ihn wild in den +Strom hinab.</p> + +<p>5. Nebensätze können Nebensätzen über- und untergeordnet sein. Es giebt +also Nebensätze ersten, zweiten u. s. w. Ranges:</p> + +<p>Den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er +vollbringt.</p> + +<p class="center">A. Beigeordnete Sätze.</p> + +<p>§. 45. 1. <em class="gesperrt">Beigeordnete Sätze</em> werden gar nicht oder durch Bindewörter der +Beiordnung verbunden. <a href="#Ref-33-A">S. §. 33. A</a>.</p> + +<p>2. Zwischen beigeordneten Sätzen — sind sie nicht sehr kurz — steht +ein Semikolon (;), ausgenommen vor „<em class="gesperrt">und</em>“ und „<em class="gesperrt">oder</em>“, vor diesen steht +ein Komma.</p> + +<p>Sie können sein:</p> + +<p class="indented2">1. <em class="gesperrt">Anreihend</em>:</p> + +<p>Redlich sei des Herzens Grund; redlich spreche stets der Mund. Jede +Stund’ ist wichtig; Müßiggang ist nichtig. Töne entlockt er der Flöte +<em class="gesperrt">und</em> das Echo des Berges wird wach. Im Herbste werden die Tage kürzer; +<em class="gesperrt">auch</em> kühlt sich die Luft immer mehr ab. Dort nahet der Feind; <em class="gesperrt">nun</em> laßt +uns wacker kämpfen! Zuerst beginnt der Tag zu dämmern; <em class="gesperrt">dann</em> verlieren +die Sternlein ihren Glanz; <em class="gesperrt">zuletzt</em> erscheint die Sonne in ihrer +Purpurpracht. <em class="gesperrt">Nicht nur</em> suchte ich ihn im Felde; <em class="gesperrt">sondern</em> mein Bruder +durchlief auch den Wald.</p> + +<p class="indented2">2. <em class="gesperrt">Entgegenstellend</em>:</p> + +<p>Heute wird <em class="gesperrt">entweder</em> jenes Gras gemäht, <em class="gesperrt">oder</em> dieses Holz wird +eingefahren. Schönheit verläßt uns bald; <em class="gesperrt">aber</em> ein getreues Herz bleibt +uns. Die Biene ist zwar ein kleines Thier; <em class="gesperrt">allein</em> sie kann große +Schmerzen verursachen.</p> + +<p class="indented2">3. <em class="gesperrt">Begründend</em>:</p> + +<p>Wo ihr wohnet, da verschönet jedes gute Herz den Ort; <em class="gesperrt">drum</em> verweilet +froh und eilet nur so bald nicht wieder fort. Das Glas ist spröde; <em class="gesperrt">daher</em> +läßt es sich nicht biegen. Der Mensch kann das Gute thun und das Böse +lassen; <em class="gesperrt">denn</em> er hat freien Willen. Ich hatte schon einem Andern mein +Wort gegeben; <em class="gesperrt">deßhalb</em> konnte ich deinem Wunsche nicht nachkommen.</p> + +<p class="center">Zusammengezogene Sätze.</p> + +<p>§. 46. Gehören in <em class="gesperrt">beigeordneten</em> Sätzen <em class="gesperrt">mehrere</em> Gegenstände (Subj.) zu +<em class="gesperrt">einer</em> Aussage (Praed.), oder <em class="gesperrt">mehrere</em> Aussagen zu <em class="gesperrt">einem</em> Gegenstande, so +hat man <em class="gesperrt">zusammengezogene Sätze</em>:</p> + +<p>Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Hoffen und Harren macht +Manchen zum Narren. Bewegung, Mäßigkeit und Ruh’ schließt dem Arzt die +Thüre zu. Einige Blumen blühen im Sommer, andere blühen im Herbste. Der +Fuchs ist schlau, listig und raubgierig. Er kam, sah’ und siegte. +Nadelhölzer sind: Tannen, Fichten, Kiefern etc. Fleiß bringt Brod, +Faulheit Noth. Roggen wird entweder geschnitten oder gemäht. +Verschlossener Mund und offene Augen haben noch Niemandem geschadet. +Sammet und Seide löschen das Feuer in der Küche aus.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Anm. In den zusammengezogenen Sätzen steht vor „<em class="gesperrt">und</em>“ und „<em class="gesperrt">oder</em>“ +kein Komma.</p></div> + +<p class="center">B. Nebensätze.</p> + +<p>§. 47. Der <em class="gesperrt">Nebensatz</em> steht immer an der Stelle eines Satzgliedes und +kann in ein solches verwandelt werden.</p> + +<p>Die Nebensätze werden durch die Bindewörter der Unterordnung mit den +Hauptsätzen verbunden. <a href="#Ref-33-B">S. §. 33. B</a>.</p> + +<p>Da es dreierlei nähere Bestimmungen giebt, so giebt es auch dreierlei +Nebensätze.</p> + +<p class="center">1. Eigenschaftssätze.</p> + +<p>Die Nebensätze können stehen für <em class="gesperrt">eigenschaftliche Bestimmungen</em> = +<em class="gesperrt">Eigenschaftssätze</em> (Adjectiv-, Relativ-Sätze). Sie werden mit dem +Hauptsatze in der Regel durch die zurückbeziehenden Fürwörter: welcher, +e, es; der, die, das, auch wohl durch: <em class="gesperrt">wo</em>, <em class="gesperrt">wann</em>, <em class="gesperrt">wie</em>, verbunden:</p> + +<p>Nichts ist so elend, als ein Mann, der Alles will, und der Nichts kann. += Nichts ist so elend, als ein Alles <em class="gesperrt">wollender</em> und <em class="gesperrt">Nichts könnender</em> +Mann. Die Sterne, welche ihr eigenes Licht haben, heißen Fixsterne.</p> + +<p class="center">2. Gegenstandssätze.</p> + +<p>§. 48. Die Nebens. können stehen für gegenständliche Bestimmungen = +<em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> (Substantiv-Sätze) und werden mit dem Hauptsatze in der +Regel durch: <em class="gesperrt">daß</em>, <em class="gesperrt">ob</em>, <em class="gesperrt">wer</em>, <em class="gesperrt">was</em>, <em class="gesperrt">wo</em>, <em class="gesperrt">wann</em>, <em class="gesperrt">wie</em> etc. verbunden. Als solche +können sie sein:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 4. Fall (Object-Sätze).</p> + +<p>Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, was du werth bist. += Sage mir <em class="gesperrt">deinen Umgang</em>, und ich will dir <em class="gesperrt">deinen Werth sagen</em>. Wer +läuft, den jagt man. Wer <em class="gesperrt">hoch</em> steht, den sieht man.</p> + +<p>1. Hierher gehören auch die Sätze, die angeben, was Jemand sagt, meint, +behauptet etc.</p> + +<p>Solon sagte: Niemand ist vor seinem Tode glücklich.</p> + +<p>2. Vor der wörtlich angeführten (directen) Rede steht ein Doppelpunkt. +Häufig folgen diesem Doppelpunkt auch noch Anführungsstriche:</p> + +<p>Solon sagte. „Niemand ist vor seinem Tode glücklich.“</p> + +<p>3. Tritt der Einführungssatz zwischen den Ergänzungssatz, so sind die +Zeichen in folgender Weise zu setzen:</p> + +<p>„Niemand“, sagte Solon, „ist vor seinem Tode glücklich“. — „Komm mit“, +sprach neulich der Klaus zu mir, „vor dem Thore etc.“</p> + +<p>4. Führt man die Rede nicht wörtlich (indirect) an, so werden die Sätze +durch ein Komma getrennt:</p> + +<p>Solon sagte, daß Niemand vor seinem Tode glücklich sei.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 2. Fall (Genitiv-Sätze):</p> + +<p>Der Gedanke, daß Gott gerecht sei, giebt allein dem Menschen Ruhe = der +Gedanke <em class="gesperrt">der Gerechtigkeit</em> Gottes giebt allein etc. Er erinnerte sich, +daß er ihn gesehen = seines Anblicks.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">Gegenstandssätze</em> für den 3. Fall (Dativ-Sätze):</p> + +<p>Verkündige die Nachricht, wem du zuerst begegnest = <em class="gesperrt">dem dir zuerst +Begegnenden</em>. Wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen. Wer +zürnet, dem reiche kein Messer.</p> + +<p>§. 49. d. Auch das Subject kann durch einen Nebensatz ausgedrückt werden += (Subject-Sätze):</p> + +<p>Wer Pech angreift, besudelt sich = der Pech <em class="gesperrt">Angreifende</em> besudelt sich. +Wer antwortet auf unnütz Geschrei, der macht aus einem Unglück zwei. Wer +nicht hören will, muß fühlen.</p> + +<p class="center">3. Umstandssätze.</p> + +<p>§. 50. Die <em class="gesperrt">Nebensätze</em> können stehen für <em class="gesperrt">umständliche Bestimmungen</em> +(Umstands-, Adverbial-Sätze). Sie können sein:</p> + +<p>a. <em class="gesperrt">Umstandssätze des Ortes:</em></p> + +<p>Er starb, wo er geboren war = <em class="gesperrt">an dem Orte</em> seiner Geburt.</p> + +<p>b. <em class="gesperrt">Umstandssätze der Zeit:</em></p> + +<p>Wenn die Sonne scheint, ist unser Zimmer hell = beim Schein der Sonne.</p> + +<p>c. <em class="gesperrt">Umstandssätze der Art und Weise:</em></p> + +<p>Wie der Mensch säet, so wird er ernten = <em class="gesperrt">seiner Saat gemäß</em>.</p> + +<p>d. <em class="gesperrt">Umstandssätze des Grundes:</em></p> + +<p>Der Christ liebt und ehrt die Tugend, weil sie Gott gebietet = <em class="gesperrt">um des +göttlichen Gebotes</em> willen.</p> + +<p class="center">Satzkürze. Beisatz. Anrede.</p> + +<p>§. 51. 1. Fehlen in den <em class="gesperrt">Nebensätzen</em> Satztheile, so hat man <em class="gesperrt">verkürzte +Sätze</em> (Satzkürzen). Die fehlenden Theile lassen sich leicht ergänzen:</p> + +<p>Es ist ein großes Glück, gute Eltern zu haben = wenn man gute Eltern +hat. Des Weges unkundig, verirrte ich mich = da ich des Weges unkundig +etc. Allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen = der Bogen zerspringt, +wenn er etc. Das Recht spricht: Jedem das Seine! Die Liebe: Jedem das +Deine! Johann, der muntere Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder = +Johann, welcher ein munterer Seifensieder war, erlernte etc.</p> + +<p>2. Ist im verkürzten Nebensatze, wie in dem letztgenannten Beispiele, +die Aussage durch ein Hauptwort ausgedrückt, so hat man einen <em class="gesperrt">Beisatz</em> +(Gleichstand, Apposition). Der Beisatz muß mit dem Hauptworte, zu dem er +gehört, in gleicher Zahl und im gleichen Falle stehen:</p> + +<p>Hans Gutgenug, <em class="gesperrt">der bequeme Knecht</em>, macht seine Sache nur halb und +schlecht. Vor der Stimme des Löwen, <em class="gesperrt">des Königs</em> der Wälder, fürchten sich +alle Thiere.</p> + +<p>3. Auch die Anrede ist ein verkürzter Satz:</p> + +<p>Gott grüß dich, <em class="gesperrt">Alter</em>, schmeckt etc. Gott sieht dich, <em class="gesperrt">Kind</em>, d’rum scheu +die Sünd’! <em class="gesperrt">Kind</em>, wirst du roth, so warnt dich Gott.</p> + +<p class="center">Stellung der Nebensätze.</p> + +<p>§. 52. 1. Stehen <em class="gesperrt">Nebensätze vor dem Hauptsatze</em>, so heißen sie +<em class="gesperrt">Vordersätze</em>; der <em class="gesperrt">Hauptsatz</em> aber heißt <em class="gesperrt">Nachsatz</em>:</p> + +<p>Wer Gutes thut, hat frohen Muth.</p> + +<p>2. Stehen sie <em class="gesperrt">zwischen den Theilen des Hauptsatzes</em>, so heißen sie +<em class="gesperrt">Zwischensätze</em>:</p> + +<p>Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand, log auf die +unverschämteste Weise.</p> + +<p>3. Stehen sie <em class="gesperrt">nach</em> dem Hauptsatze, so heißen sie <em class="gesperrt">Nachsätze</em>:</p> + +<p>Es helfen weder Licht noch Brill’, wenn das Aug’ nicht sehen will.</p> + +<p>§. 53. <em class="gesperrt">Nebensätze</em> werden durch ein <em class="gesperrt">Komma</em> vom Hauptsatze getrennt; +<em class="gesperrt">Zwischensätze</em> stehen zwischen 2 Komma. Für die verkürzten Nebensätze +gilt dasselbe. Es steht also auch der <em class="gesperrt">Beisatz</em> und die <em class="gesperrt">Anrede</em> zwischen 2 +Komma. Steht die Anrede zu Anfang des Satzes, so folgt ihr ein Komma: +Johann, bring’ Holz! In Briefen folgt der Anrede auch ein +Ausrufungszeichen: Lieber Freund!</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Bemerkungen" id="Bemerkungen">Bemerkungen.</a></h2> + +<p>1. <em class="gesperrt">Unvollständige Hauptsätze</em> (elliptische Sätze) sind:</p> + +<p>Guten Morgen! Nein! Ja! Feuer! Herein! Achtung geben!</p> + +<p>2. Enthalten Sätze nicht nothwendig zum Zusammenhange der Rede gehörende +Bemerkungen, so heißen diese <em class="gesperrt">eingeschobene</em> Sätze und werden zwischen +Klammern, Parenthesen oder Gedankenstriche gesetzt:</p> + +<p>Der Schelm — ich will ihn zwar nicht schimpfen — der etc.</p> + +<p>Auch benutzt man die Parenthese () zur Einschaltung einzelner Wörter.</p> + +<p>3. Es giebt auch <em class="gesperrt">abgebrochene</em> Sätze:</p> + +<p>Wenn du nicht gehst, so ….</p> + +<p class="center">Die Periode.</p> + +<p>§. 54. Mehrere Sätze können eine <em class="gesperrt">Periode</em> bilden. Es giebt <em class="gesperrt">zwei-</em> und +<em class="gesperrt">mehrgliedrige Perioden</em>.</p> + +<p>Vorder- und Nachsatz werden in einer zweigliedrigen Periode durch ein +Semikolon getrennt:</p> + +<p>Weil der Westwind über den atlantischen Ocean weht und die Ausdünstungen +desselben mit sich führt; so pflegt er uns Regenwetter zu bringen.</p> + +<p>Vorder- und Nachsatz werden in einer mehrgliedrigen Periode durch ein +Kolon, unter sich aber durch ein Semikolon getrennt:</p> + +<p>Wenn du wahrhaft und auf die Dauer glücklich zu sein wünschest; so +befleißige dich eines rechtschaffenen Lebens: denn nur der +Rechtschaffene vermag in Wahrheit glücklich zu sein.</p> + +<p class="center">Satzzeichen.</p> + +<p>§. 55. Deutlichkeit in Schrift und Rede erfordern es, daß man +Zusammengehöriges nicht auseinander reiße, Verschiedenes aber +andererseits aus einander halte. Um dieses zu können, bedient man sich +der <b>Satzzeichen</b> (Interpunction). Diese sind:</p> + +<p class="center">A. Satzpausenzeichen.</p> + +<p> +1. Der <b>Strich</b> oder das <b>Komma</b> (,); +</p> +<p> +2. der <b>Strichpunkt</b> oder das <b>Semikolon</b> (;); +</p> +<p> +3. der <b>Doppelpunkt</b> oder das <b>Kolon</b> (:); +</p> +<p> +4. der <b>Punkt</b> (.); +</p> +<p> +5. der <b>Gedankenstrich</b> (—). +</p> + +<p class="noindent">Ueber den Gebrauch der Nr. 1–4 ist bereits bei der Satzlehre gesprochen. +Der Gedankenstrich steht, um eine größere Pause als den Punkt +anzuzeigen, oder um die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen.</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Überschrift Satztonzeichen"> +<tr> +<td class="para-heading"><p>§. 56.</p></td> +<td class="w60"><p class="center">B. Satztonzeichen.</p></td> +<td align="left" class="w20"></td> +</tr> +</table></div> + +<p> +1. Das <b>Fragezeichen</b> (?); +</p> +<p> +2. das <b>Ausrufungszeichen</b> (!).<br /> +</p> + +<p class="noindent">Schließen die Satztonzeichen einen Satz, so schreibt man nach ihnen +einen großen Anfangsbuchstaben. Weiteres über diese Zeichen findet sich +ebenfalls in der Satzlehre.</p> + +<p class="center">C. Hülfszeichen.</p> + +<p> +1. Die <b>Klammer</b> oder <b>Parenthese</b> [] (); +</p> +<p> +2. das <b>Bindezeichen</b> (-) (⸗);<br /> +</p> +<p> +3. der <b>Apostroph</b> oder das <b>Häkchen</b> (’) steht für ein ausgelassenes e, ei, i.<br /> +</p> + +<p>Mich dünk’t, ich mein’, ich glaub’, ich dacht’ hat manchen guten +Gesellen in’s Verderben gebracht. Ein blut’ger Kampf! Ich hab’ ’nen +schweren Stand gehabt.</p> + +<p> +4. die <b>Anführungszeichen</b>, <b>Gänsefüßchen</b> („ “); +</p> +<p> +5. das <b>Zeichen der abgebrochenen Rede</b> (…) (— —); +</p> +<p> +6. das <b>Zeichen des Abschnittes</b> oder <b>Paragraphen</b> (§). +</p> + +<div class="center"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Überschrift Wortbildung"> +<tr> +<td class="para-heading"><p>§. 57.</p></td> +<td class="w60"><p class="center">Wortbildung.</p></td> +<td align="left" class="w20"></td> +</tr> +</table></div> + +<div class="center indented2"> + <table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Wortbildung"> + <tr> + <td class="wide"><b>Stamm.</b></td> + <td class="wide"><b>Ableitung.</b></td> + <td class="wide"><b>Zusammensetzung.</b></td> + </tr> + <tr> + <td class="wide">Band</td> + <td class="wide">Bändchen</td> + <td class="wide">Bandeisen.</td> + </tr> + </table> +</div> + +<p class="listitem">A. Ableitungen.</p> + +<p><b>1. Hauptwörter</b> durch: er, in, chen, lein, ling, en, ung, niß, muth, sal, +ei, e, keit, heit, schaft, thum (tum), ge.</p> + +<p><b>2. Eigenschaftswörter</b> durch: ig, isch, bar, sam, en, ern, lich, haft, +icht.</p> + +<p><b>3. Zeitwörter</b> durch: chen, ken, chten, eln, ern, igen, zen; durch die +Vorsilben: be, er, ver, ent, zer, ge, miß, ur.</p> + +<p><b>4. Umstandswörter</b> durch: lich, haft, icht, lings.</p> + +<p class="listitem">B. §. 58. Zusammensetzungen: 1. Bestimmungsw. 2. Grundw.</p> + +<p><b>1. Hauptwörter.</b></p> + +<p class="indented2">a) Hauptwörter und Hauptwörter (Schulhaus).</p> + +<p class="indented2">b) Hauptwörter und Eigenschaftswörter (Jungfrau).</p> + +<p class="indented2">c) Hauptwörter und Zeitwörter (Wohnhaus).</p> + +<p><b>2. Eigenschaftswörter.</b></p> + +<p class="indented2">a) Eigenschaftswörter <b>u.</b> Eigenschaftsw. (hellgrün).</p> + +<p class="indented2">b) Hauptwörter <b>u.</b> Eigenschaftswörter (naseweis).</p> + +<p class="indented2">c) Eigenschaftswörter <b>u.</b> Zeitwörter (lernbegierig).</p> +<p class="listitem"><b>3. Zeitwörter</b> mit: an, auf, aus, bei, durch, ein, mit, nach, um, unter, +über, vor, ab, voll, wieder, dar, fort, heim, hin, her, weg.</p> +<p class="listitem"><b>4. Zusammengesetzte Umstandswörter.</b><br /> +Ebendaselbst, himmelwärts etc.</p> + +<p class="center">Eine Wörterfamilie: <em class="gesperrt">Ziehen</em>.</p> + +<p>Der <em class="gesperrt">Zug</em>, der Truppenzug, der Zugvogel, der Gesichtszug, die Ziehung; die +<em class="gesperrt">Zucht</em>, die Kinderzucht, der Zögling, die Bienenzucht; <em class="gesperrt">züchtigen</em>, die +Züchtigung, der Züchtling, die Züchtlingsarbeit, das Zuchthaus, die +Zuchthausarbeit, der Zuchtmeister, die Zuchtruthe, züchtig, züchtiglich; +<em class="gesperrt">abziehen</em>, der Abzug; <em class="gesperrt">anziehen</em>, der Anzug, die Anziehung, die +Anzüglichkeit; <em class="gesperrt">aufziehen</em>, der Aufzug, die Aufzieherei; <em class="gesperrt">ausziehen</em>, der +Auszug, der Auszieher; <em class="gesperrt">beziehen</em>, der Bezug, die Beziehung, beziehlich, +bezüglich; <em class="gesperrt">durchziehen</em>, der Durchzug; <em class="gesperrt">einziehen</em>, der Einzug, die +Einziehung; <em class="gesperrt">entziehen</em>; <em class="gesperrt">erziehen</em>, die Erziehung, der Erzieher, die +Erziehungsschule, erziehungskundig; <em class="gesperrt">nachziehen</em>, der Nachzug, der +Nachzügler; <em class="gesperrt">umziehen</em>, der Umzug; <em class="gesperrt">verziehen</em>, der Verzug; <em class="gesperrt">vorziehen</em>, der +Vorzug, vorzüglich, die Vorzüglichkeit; <em class="gesperrt">überziehen</em>, der Ueberzug etc.</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Rechtschreibung_Orthographie" id="Rechtschreibung_Orthographie">Rechtschreibung — Orthographie.</a></h2> + +<p>§. 59. 1. Ein <b>Wort</b> hat eine oder mehrere <b>Silben</b>. <b>Eine Silbe</b> besteht aus +<b>Lauten</b>. Die <b>Laute</b> sind entweder <b>Selbstlaute</b> oder <b>Mitlaute</b> (Vocale oder +Consonanten).</p> + +<p class="listitem">2. Die Selbstlaute können sein:</p> +<!-- table to align umlaut with base vowel --> +<div class="indented"> +<table border="0" cellpadding="4" cellspacing="0" summary="Selbstlaute" class="auto-width"> +<tr><td align="left">a. Grundlaute:</td><td class="small-left"><b>a</b>, <b>e</b>, <b>i</b>,</td><td class="small-left"><b>o</b>,</td><td class="small-left"><b>u — y</b>;</td></tr> +<tr><td align="left">b. Umlaute:</td><td class="small-left"><b>ä</b>,</td><td class="small-left"><b>ö</b>,</td><td class="small-left"><b>ü</b>;</td></tr> +<tr><td align="left">c. Doppellaute:</td><td class="small-left" colspan="4"><b>au</b>, <b>äu</b>, <b>eu</b>, <b>ei</b>, <b>ai</b>.</td></tr> +</table></div> +<div class="indented"> +<!-- avoid additional indentation --> +<p class="noindent"> +Die Mitlaute heißen: b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, ſ, s, +t, v, w, x, z, j, ch, sch, ß.<br /> +</p> +</div> + +<p class="listitem">3. Steht der Mitlaut vor dem Selbstlaute, so heißt er <em class="gesperrt">Vorlaut</em>; steht er +nach dem Selbstlaute, so heißt er <em class="gesperrt">Nachlaut</em>. Ein Wort hat soviel Silben, +als es Selbstlaute hat. Die Zeichen für die Laute heißen Buchstaben. Die +Gesammtheit der einfachen Buchstaben nennt man das A-be-ce oder +Alphabet.</p> + +<p>§. 60. 1 Löse jeden Satz in seine Wörter, jedes <em class="gesperrt">Wort</em> in seine Silben +und jede <em class="gesperrt">Silbe</em> in ihre Laute auf; setze für jeden Laut den +entsprechenden <em class="gesperrt">Buchstaben</em>; sieh auf die <em class="gesperrt">Ableitung</em>, beachte die +<em class="gesperrt">Verlängerung</em>, und richte dich nach dem <em class="gesperrt">Sprachgebrauch</em>.</p> + +<p class="listitem">2. Hat ein Wort a, o, u oder au, so erhält das abgeleitete ä, ö, ü oder +äu.</p> + +<p class="noindent">Bach — Bäche; Sohn — Söhne; Tuch — Tücher; Baum — Bäume.</p> + +<p class="listitem">3. Weißt du nicht, ob du zum Schlusse eines Wortes <b>b</b> oder <b>p</b>, <b>d</b> oder <b>t</b>, +<b>g</b>, <b>ch</b> oder <b>k</b>, <b>s</b>, <b>ß</b> oder <b>z</b> setzen sollst, so verlängere das Wort.</p> + +<p class="noindent">Korb — Körbe; plump — plumper; Wald — Wälder; kalt — kälter; Gang — +Gänge; Storch — Störche; Bank — Bänke; Gans — Gänse; Fuß — Füße; +Kranz — Kränze.</p> + +<p class="listitem">4. Zu Anfang einer Silbe steht das lange „ſ“; zum Schluß einer Silbe +steht das „s“. Folgt „t“ auf „s“, so wird in der Regel auch als Nachlaut +„ſt“ geschrieben.</p> + +<p class="noindent">Mäu-ſe, Mäus-chen, Aus-ſicht, Kunſt, daſſelbe, deßhalb.</p> + +<p>§. 61. Die <em class="gesperrt">Dehnung</em> der Selbstlaute <b>a</b>, <b>e</b>, <b>o</b> wird oft durch <b>aa</b>, <b>ee</b>, <b>oo</b> +bezeichnet. Geht der Selbstlaut in den Umlaut über, so schwindet die +Verdoppelung.</p> + +<p><b>aa</b>: Aal, Aar, Aas, baar, Haar, Maal, Paar, Saal, Saat, Staat, Waare, +Härchen, Pärchen, Säle.</p> + +<p><b>ee</b>: Allee, Armee, Beere, Beet, Fee, Heer, Heerde, Idee, Kameel, Kaffee, +Klee, leer, Livree, Meer, Moschee, Portepee, Schnee, See, Seele, Speer, +Spree, Theer, — des See’s, die Seen, des Schnee’s.</p> + +<p><b>oo</b>: Boot, Loos, Moor, Moos, Böte, Loose, Moore, Moose.</p> + +<p>§. 62. 1. Die Dehnung der Selbst- und Umlaute wird oft durch Hinzufügung +des <b>„h“</b> bezeichnet. Siehe auf die Grundform der Zeitwörter und beachte +die Ableitung: Mehl, Lehm, Huhn, Ohr, zählen, fühlen, dröhnen; sah — +sehen, ruht — ruhen, fröhlich — froh — froher.</p> + +<p class="listitem">2. Bei dem <b>„i“</b> bezeichnet man die Dehnung, indem man ein <b>„e“</b>, ein <b>„h“</b> +oder ein <b>„eh“</b> hinzufügt.</p> + +<p><b>ie</b>: die, dies, hier, nie, sie, viel, vier, wie, Harmonie, Kopie, +Melodie, Paradies; — deklamiren, speculiren, illuminiren — <b>iren</b>; aber: +regieren, spazieren; Quartier, einquartieren.</p> + +<p><b>ih:</b> ihm, ihn, ihr, ihnen, ihres, ihrem, ihren.</p> + +<p><b>ieh:</b> stiehlt, — stehlen; befiehlt, sieh, lieh, zieh, gedieh, Vieh, +Viehes.</p> + +<p>§. 63. 1 Mit <b>„th“</b> werden geschrieben:<br /> +Thal, Thaler, That, Thau, Theil, +Theater, Thema, Theodor, Therese, Thermometer, theuer, Thier, Thür, +Thon, aber: Ton (eines Instruments), Thor, Thron, Thräne, Apotheke, +Aether, Armuth, Arithmetik, Athem, Dorothea, Elisabeth, Gemüth, +Katheder, Katholik, Koth, Loth, Lazareth, Mathilde, Methode, Myrthe, +Muth, Noth, Pathe, Räthsel, Röthe, Ruthe, Sabbath, Urtheil; — Draht, — +drehen; Naht, nähen.</p> + +<p class="listitem">Merke: Abenteuer, Bart, Etat, Gebet, Geburt, Monat, Partei, Partie, +Rhein, Rhede, Rhin, Rhone; — Whist, Katarrh, Rheumatismus, Rhinoceros. +— Parasol, Diarium, egal, Fibel, Bibel, Lineal, Habit, Fabrik, Terrine, +Garderobe.</p> + +<p class="listitem">2. Zu den Doppellauten tritt nur ein „h“ hinzu, wenn die Ableitung ein +solches erfordert: Weihnachten, rauh.</p> + +<p>§. 64. 1. <em class="gesperrt">Die Schärfung</em> der Selbst- und Umlaute wird oft <em class="gesperrt">durch +Verdoppelung</em> der darauf folgenden Mitlaute bezeichnet.</p> + +<p>Mann, kennen, retten, hoffen, treffen, ertappen, wollen, können, Roggen, +Egge, Widder, Robbe, Ball, Puppe, kämmen, karren, Narr, denn, wenn, +dann, Sammet, Zimmet, majorenn, Rabatt, Duett, minorenn, Protocoll, +Duell.</p> + +<p class="listitem">2. Für zwei „k“ schreibe „ck“. Also Rock, nicht Rokk, Stock, locken, +necken, stricken, erblicken, backen, Druck, Stück.</p> + +<p>Für zwei „z“ schreibe „tz“. Also Netz nicht Nezz.</p> + +<p>Besatz, Schatz, Metze, Netz, sitzen, Klotz, Mütze, verletzen, Schutz.</p> + +<p>Für zwei „ß“ schreibe „ss“, wenn du „ß“ als Vor- u. Nachlaut hörst; +hörst du es aber nur als Nachlaut, so schreibe „ß“. Also lassen — laß +und nicht laßßen — laßß.</p> + +<p class="listitem">lassen, wissen, Nuß — Nüsse, Riß — Risse, Fluß — Flüsse, ißt — +essen, müßte — müssen, Kuß — küssen.</p> + +<p class="listitem">3. Nach gedehnten Selbst- und Umlauten, so wie nach Doppellauten und +Mitlauten folgt keine Verdoppelung:</p> + +<p>Ekel, Haken, buk, Laken, kam, Geiz, Kreuz, Wein, Franz, Herz, Salz, +Bank, Kalk, Werk, Helm, Amt, Fuß, büßen etc.</p> + +<p class="listitem">4. Zwei auf einander folgende Mitlaute können niemals <em class="gesperrt">beide</em> verdoppelt +werden; der erste von ihnen aber wird verdoppelt, wenn es die Ableitung +verlangt:</p> + +<p>wollte — wollen, kannte — kennen, Gewinnst — gewinnen, kommst — +kommen.</p> + +<p class="listitem">5. Die Buchstaben „ch“, „sch“ und „ß“ werden <em class="gesperrt">nie</em> verdoppelt:</p> + +<p>Brüche, Flasche, Flüße, u. nicht Flüßße, Flaschsche, Brüchche.</p> + +<p class="listitem">6. In Wörtern aus fremden Sprachen steht <em class="gesperrt">nie</em> „ck“:</p> + +<p>Rector, Doctor etc.</p> + +<p>§. 65. 1. Es werden geschrieben mit „dt“:</p> + +<p>beredt, beredet; gesandt, Gesandter; verwandt, Verwandter; Stadt, todt = +Eigenschaftsw.; der Tod = Hauptw., Ernte, Schwert.</p> + +<p class="listitem">2. Mit „ai“:</p> + +<p>Hain, Kaiser, Laie, laichen, Mai, Maid, Maier, Main, Mainz, Mais, Rain, +Saite = Instrument, die Waise.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „chs“ für „cks“:</p> + +<p>Achse, Achsel, Büchse, Dachs, Deichsel, Drechsler, Eidechse, Flachs, +Fuchs, Gewächs, Lachs, Luchs, Sachsen, sechs, Sechser, Sechste, Wachs, +Weichsel, Wichse, Wuchs, wachsen — flugs Häcksel etc.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „x“ für „cks“:</p> + +<p>Alexander, Axt, Buxbaum, Crucifix, Examen, Exempel, Exemplar, Felix, +Fixstern, Hexe, Max, Mexiko, Mixtur, Nix, Oxhoft, Taxe, Texas, Texel, +Text, Xanthippe, Xerxes, perplex, Luxus, Exceß, extrafein, Exekution, +Extrem, Experiment.</p> + +<p>§. 66. 1. Mit „Qu, qu“ für „Kw, kw“:</p> + +<p>Quacksalber, Quaderstein, Quadrant, Quadrat, quaken, Quäker, Qual, +Qualität, Quantität, Quantum, Quart, Quartal, Quartett, Quarz, Quaste, +Quecke, Quecksilber, Quelle, Quentchen, quer, Querkopf, quetschen, +quiken, Quinte, Quirl, quitt, Quitte, Quittung, Quotient, Aequator, +bequem, erquicken, Quodlibet.</p> + +<p class="listitem">2. Mit „Pf und pf“:</p> + +<p>Pfad, Pfahl, Pfand, Pfanne, Pfarre, Pfarrer, Pfau, Pfeffer, Pfeife, +Pfeil, Pfeifer, Pfennig, Pferd, pfiffig, Pfingsten, Pfirsich, Pflanze, +Pflaster, Pflaumen, Pflege, Pflicht, Pflock, pflücken, Pflug, Pforte, +Pfoste, Pfote, Pfriem, Pfropfen, Pfründe, Pfuhl, pfui, Pfund, pfuschen, +Pfütze.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „Ph, ph“:</p> + +<p>Phantasie, Pharao, Pharisäer, Philosoph, Philipp, Philister, Phosphor, +Physik, Physikus, Amphibien, Atmosphäre, Christoph, Kaiphas, +Kalligraphie, Kolophonium, Elephant, Epheu, Joseph, Geographie, +Orthographie, Peripherie, Physiognomie, Philologie, Phrase, Prophet, +Sopha, Sophie, Stenographie, Stephan, Strophe.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „V, v“ theils für „f“ theils für „w“:</p> + +<p><em class="gesperrt">ver</em>, vertragen, Vertrag; <em class="gesperrt">vor</em>, vortragen, Vortrag; <em class="gesperrt">voll</em>, vollenden, +Vollendung; <em class="gesperrt">von</em>, davon, wovon; <em class="gesperrt">viel</em>, vielleicht, vielästig; <em class="gesperrt">vier</em>, +vierfüßig, vierzig, Viertel; Vater, Vetter, Veilchen, Veit, Veitstanz, +Velten, Vesper, vexiren, Vieh, Vogel, Vogt, Vogtei, Volk, activ, brav, +Eva, David, Frevel, Gevatter, Gustav, Larve, massiv, Nerv, Motiv, naiv, +octav, passiv, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Indicativ, +Conjunctiv. — Vagabond, Vase, Vegetabilien, Ventil, Vicewirth, +Victualien, vidimiren, violett, Violine, Virtuos, visiren, Visite, +Vitriol, Vocal, Vocativ, Votum, Vulkan, Division, Evangelium, Lava, +Locomotive, Malve, November, Pulver, Proviant, Provinz, Serviette, +Universität, Revisor, Individuum, Invalide, Inventarium.</p> + +<p>§. 67. 1. Steht „C, c“ vor a, o, u, au, l, r, oder als Nachlaut, so +lautet es wie „k“ und kann auch „k“ geschrieben werden:</p> + +<p>Canal — Kanal, Cantor, Cocarde, Collecte, Cur, Cultur, Classe, Client, +Creatur, Credit, accurat, October, Sclave, Scorpion, Microscop, Product.</p> + +<p class="listitem">2. Steht „C, c“ vor e, i, y, ei, ä, so lautet es wie „z“ und kann auch +„z“ geschrieben werden:</p> + +<p>Cäcilie, Censor, Centner, Cichorien, Circular, certiren, citiren, Facit, +Cylinder, Ceilon, Cäsar, Accent, Accise, December, Service.</p> + +<p class="listitem">3. Mit „Ch, ch“ für „K, k“ werden geschrieben:</p> + +<p>Charakter, Charte, Charfreitag, Cholera, Chor, Choral, Christ, +christlich, Chronik.</p> + +<p class="listitem">4. Mit „Ch, ch“ für „Sch, sch“:</p> + +<p>Champagner, Charlatan, charmant, Charlotte, Charpie, Manchette, Chef, +Chikane, Chocolade, tranchiren, revanchiren. Viele dieser Wörter +schreibt man mit „sch“.</p> + +<p class="listitem"><a id="Num5"></a>5. Mit „y“ werden geschrieben:</p> + +<p>Anonym, Cypresse, Gymnasium, Hyäne, Syrup, System, Pyramide, Symbol.</p> + +<p class="listitem">6. Steht „t“ <em class="gesperrt">vor</em> ia, ie, io, iu, iö, so wird es wie „z“ gelesen:</p> + +<p>Patient, gratial, Addition, Ambition, Auction, Condition, Caution, +Confirmation, Constitution, Deputation, Expedition, Lection, Motion, +Nation, Ration, Revolution, Portion, Pontius, Subtraction, Exercitium.</p> + +<p>§. 68. 1. Freund, Freundin, Freundinnen; heran; herein, hinan, hinein; +wir sind, ihr seid = Zeitw.; seit = Verhältnißw.; wieder, wiederum = +Umstandsw.; wider, gegen = Verhältnißw.; ich war — es ist wahr; der +Mann ist ausgegangen — man (irgend Jemand) ist ausgegangen; er sticht +mich mit der Nadel — das Tuch steckt in der Tasche; morgen — Morgen.</p> + +<p class="listitem">2. „ich“ und „lich“. Schreibe „ig“, wenn das „l“ zum Stamme gehört. +Schreibe „lich“, wenn das „l“ nicht zum Stamme gehört: heil-ig, sel-ig; +wirk-lich, glück-lich, freund-lich, schwäch-lich.</p> + +<p class="listitem">3. Einmal, jemals; ein Mal, zwei Mal. Ein paar (mehrere) Groschen — ein +Paar (zwei) Strümpfe.</p> + +<p class="listitem">4. „<em class="gesperrt">das</em>, <em class="gesperrt">daß</em>“. Kann man „das“ mit „dieses“ oder „welches“ verwechseln, +so wird es „das“ geschrieben, kann dies nicht geschehen, so wird es +„daß“ geschrieben:</p> + +<p>Das Kleid, das das Mädchen trägt, ist zerrissen. Niemand zweifelt daran, +daß Geld Vieles möglich macht.</p> + +<p class="listitem">5. <em class="gesperrt">Zu laufen</em> — zulaufen; anzufangen, anfangen, hinaufzusteigen.</p> + +<p>§. 69. <em class="gesperrt">Aehnlich klingende Wörter:</em> <br /> +Aas, aß; Allee, Alle; Armee, Arme; Beile, Beule; bezeigen, bezeugen; +berichtigt, berüchtigt; Dauben, Tauben; dingen, düngen; dir, Thier, +Thür, dürr; Drang, Trank, trank; erdig, erdicht; erhält, erhellt; +erzeigen, erzeugen; fast, faßt; Fäule, Feile, Pfeile; Feilchen, +Veilchen; Vetter, fetter; Feuer, Feier; Feld, fällt; Felle Fälle; fiel, +viel, fühl; Fliege, Flüge, Pflüge; flicken, pflücken; Fluch, Flug, +Pflug; Fund, Pfund; für, vier; ganz, Gans; gar, ja, Jahr; Gericht, +Gerücht; hast, haßt; heilen, heulen; heute, Häute; heiser, heißer, +Häuser; Kante, kannte; Körner, Kärrner; Kiste, Küste, küßte; Last, laßt, +las’t; leiten, läuten, Leuten; Magd, Macht; magst, machst; Mine, Miene; +Mus, muß; Muse, Muße; Namen, nahmen; nein, neun; ölig, ölicht; Rad, +Rath; Räuber, Reiber; Recht, rächt, regt; Rind, rinnt; reißen, reisen; +sachte, sagte; sang, sank; sind, sinnt; singt, sinkt; Stelle, Ställe; +Strenge, Stränge; Teich, Teig, Deich; Thon, Ton; Trift, trifft, währen, +wären, wehren; Waise, Weise; wegen, wägen; Zähren, zehren; Zeugen, Zeug, +zeuch; Ziegel, Zügel; Zaum, Zaun.</p> + +<p class="center"><em class="gesperrt">Trennung der Wörter.</em></p> + +<p>§. 70. Ein <em class="gesperrt">jedes Wort</em> hat so viel Silben, als es Selbstlaute hat. Mußt +du beim Schreiben Wörter trennen, so <em class="gesperrt">trenne</em> sie nach ihren <b>Sprechsilben</b>. +<em class="gesperrt">Einsilbige</em> Wörter können nicht getrennt werden. <em class="gesperrt">Ein</em> Mitlaut zwischen +zwei Selbstlauten gehört zur nachfolgenden Silbe. Stehen zwischen zwei +Selbstlauten zwei Mitlaute, so gehört der eine zur ersten, der andere +zur zweiten Silbe. Zusammengesetzte und abgeleitete Wörter trennt man +oft nach ihrer Zusammensetzung und Ableitung.</p> + +<p>ck, tz, st, sch, ch werden nicht getrennt, sondern zur folgenden Silbe +gezogen.</p> + +<p>§. 71. <em class="gesperrt">Einen großen Anfangsbuchstaben</em> giebt man</p> + +<p class="listitem">1. zu Anfange eines Satzes;</p> + +<p class="listitem">2.  nach einem Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, wenn diese einen Satz +schließen;</p> + +<p class="listitem">3. nach einem Doppelpunkt, wenn die Rede wörtlich angeführt wird;</p> + +<p class="listitem">4. jedem Hauptwort, sowie allen Wörtern, die als Hauptwort gebraucht +werden (der Mann, der das <em class="gesperrt">Wenn</em> und das <em class="gesperrt">Aber</em> erdacht etc. Ein Juchhei ist +besser als ein Oweh!);</p> + +<p class="listitem">5. jedem Eigenschaftswort, das zu einem Titel gehört;</p> + +<p class="listitem">6. in Briefen den Fürwörtern, die sich auf die angeredete Person + 1beziehen;</p> + +<p class="listitem">7. zu Anfang einer jeden Strophe in Gedichten.</p> + +<p>§. 72. <em class="gesperrt">Abkürzungen</em>: gest. = gestorben; geb. = geboren; Dr. = Doctor; St. += Sanct; Sr. = Seiner; Ew. = Euer; z. B. = zum Beispiel; d. h. = das +heißt; d. i. = das ist; u. s. w. = und so weiter; p. p. = und so weiter; +d. J. = dieses Jahres; d. M. = dieses Monats; v. M. = vorigen Monats; +Anm. = Anmerkung; N. S. = Nachschrift; u. a. m. = und andere mehr; i. J. += im Jahre; v. Ch.= vor Christi Geburt.</p> + +</div> + +<div> +<h2><a name="Zusatz" id="Zusatz"><em class="gesperrt">Zusatz.</em></a></h2> + +<p>§. 73. Es werden gesprochen:</p> + +<p>1. g = sch,</p> + +<p class="noindent">Agio, Adagio, engagiren, arrangiren, Eugen, Gage, Gelee, Genie, geniren, +Loge, Logis, Page, Orange, rangiren, Sergeant, Gensd’arm.</p> + +<p>2. j = sch,</p> + +<p class="noindent">jaloux, Jalousie, Journal.</p> + +<p>3. qu = k,</p> + +<p class="noindent">Bouquet, moquiren, Maroquin, Piquet.</p> + +<p>4. cu = kw,</p> + +<p class="noindent">Biscuit.</p> + +<p>5. gne = nje,</p> + +<p class="noindent">Champagne, Champagner, Compagnon.</p> + +<p>6. ai, ais = ä,</p> + +<p class="noindent">Affaire, Chaise, Domaine, Fontaine, Palais, Plaisir, Portrait, Raison, +raisonniren, Souverain.</p> + +<p>7. ail, aill = alj; eil = elj,</p> + +<p class="noindent">Bataille, Canaille, Detail, Medaille, Serail, Taille, Oreiller.</p> + +<p>8. au, eau, eaux = o,</p> + +<p class="noindent">Chaussee, echauffiren, Epaulette, Sauce, Büreau, Bureaux.</p> + +<p>9. ei = ä,</p> + +<p class="noindent">Seine.</p> + +<p>10. em, en, an, ent = ang,</p> + +<p class="noindent">Entree, Pension, Provence-Oel, Assemblee, emballiren, avanciren, +Balance, Departement, Avertissement.</p> + +<p>11. er, et = e,</p> + +<p class="noindent">Banquier, Diner, Souper, Filet, Metier, Rentier, Premier.</p> + +<p>12. eu = o,</p> + +<p class="noindent">Neveu, Queu, Liqueur, Collecteur, Deserteur, Friseur.</p> + +<p>13. eint = ang,</p> + +<p class="noindent">Teint.</p> + +<p>14. ai = ä,</p> + +<p class="noindent">Anglaise, Polonaise.</p> + +<p class="indented">oi = oa,</p> + +<p class="noindent">Loire, Toilette, Comtoir (jedoch meist Comtor gesprochen).</p> + +<p>15. ou, out, ous = u,</p> + +<p class="noindent">Bravour, Bouteille, doubliren, Gouverneur, Cour, Louis, Redoute, +Rouleaux, Ressource, Tour, retour, Ouvertüre, Coulisse, Courant, +Courier, Cours, Cousine, Couvert, Ragout, Rendezvous.</p> + +<p>16. ill = ilj,</p> + +<p class="noindent">Billard, Billet, Brillant, Postillon, Pavillon, Quadrille, Guillotine. +— Bouillon, Patrouille.</p> + +<hr class="tb" /> + +<p style="margin-top:10em">Buchdruckerei von <em class="gesperrt">Eugen Grosser</em>, Berlin SW., Zimmerstr. 91.</p> +</div> + +<div class="transnote"> + +<p class="tn-header">Anmerkungen zur Transkription</p> + +<p class="noindent"> +Wechsel in der Schriftart, die im Original für lateinische Begriffe +verwendet werden, wurden nicht markiert.</p> + +<p class="noindent">Das Frakturzeichen für etc wurde durch die Buchstabenfolge etc +ersetzt.</p> + +<p class="noindent"> +In den Paragraphen 59 und 60 wird die Verwendung des „langen s“ +erklärt. Hier wurde das Zeichen ſ verwendet. An allen anderen +Stellen wurde das „runde s“ verwendet, so auch in §. 65 (3), wo +im Original die Buchstabenfolgen chs und cks jeweils mit langem +und rundem s aufgeführt sind. + +</p> + +<p class="noindent">Markierungen wurden dort korrigiert, wo sie +(insbesondere in Tabellen) nicht einheitlich waren. Ebenso wurden +fehlende oder falsche Satzzeichen und Abkürzungspunkte ergänzt +bzw. korrigiert.</p> + +<p class="noindent">Folgende Korrekturen für Nummerierungen wurden vorgenommen:</p> +<ul> +<li>Seite 13, §. 19 <a href="#Num1">Nummerierung 1. ergänzt</a>.</li> +<li>Seite 31, §. 40 <a href="#Num7">Nummerierung korrigiert</a>: 7. statt 8.</li> +<li>Seite 45, §. 67 <a href="#Num5">Nummerierung 5. ergänzt</a>.</li> +</ul> +<p class="noindent">Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:</p> +<ul> +<li> +Seite 3, Vorwort +<ul> +<li>ubersichtlicher ersetzt durch <a href="#uebersichtlicher">übersichtlicher</a>,</li> +<li>geknupft ersetzt durch<a href="#geknuepft"> geknüpft</a>,</li> +<li>gelaufig ersetzt durch <a href="#gelaeufig">geläufig</a>.</li> +</ul> +</li> + +<li> +Seite 5, §. 1 +<ul> +<li>Praposition ersetzt durch <a href="#Praeposition">Präposition</a>.</li> +</ul> +</li> + +<li> +Seite 16, §. 23<br /> +<ul> +<li>gegewesen ersetzt durch <a href="#gewesen">gewesen</a>.</li> +</ul> +</li> + +</ul> + +<p class="covernote"> +The cover image was created by the transcriber and is placed in the public domain. +</p> +</div> + + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by +H. Bohm and W. Steinert + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KLEINE DEUTSCHE SPRACHLEHRE *** + +***** This file should be named 44642-h.htm or 44642-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/4/4/6/4/44642/ + +Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the +Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. 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There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement +and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic +works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" +or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project +Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the +collection are in the public domain in the United States. If an +individual work is in the public domain in the United States and you are +located in the United States, we do not claim a right to prevent you from +copying, distributing, performing, displaying or creating derivative +works based on the work as long as all references to Project Gutenberg +are removed. 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Additional terms will be linked +to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the +permission of the copyright holder found at the beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any +word processing or hypertext form. 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INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance +with this agreement, and any volunteers associated with the production, +promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, +harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, +that arise directly or indirectly from any of the following which you do +or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm +work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any +Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. + + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of computers +including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at http://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. 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Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + + http://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + + +</pre> + +</body> +</html> diff --git a/old/44642-h/images/cover.jpg b/old/44642-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e68db85 --- /dev/null +++ b/old/44642-h/images/cover.jpg |
