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| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-14 18:38:05 -0700 |
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Aber ich weiss eine Schlacht, zu der ich noch als ein Schatten +jubelnd hinstürmen würde, tagte er endlich, der grosse europäische Bruch +mit unseren Trollen, unseren Ab- und Unterarten und dem Tross der +Seelenlosen, deren Triumph das heutige Chaos besiegelt. Denn eines Tages +werden wir es vor uns herjagen, das Heer der böswilligen Toren wie der +Unterworfenen, nicht länger gewillt, ihre Übermacht zu ertragen. Von langer +Hand ist der Rache vorzuarbeiten, von jetzt ab schon und inmitten der +unerhörten Niederlage noch, welche die Kinder des Lichts von den Söhnen der +Finsternis erdulden. Ist das, was sich heute ereignet, etwas anderes als +das erweiterte Bild desjenigen Krieges, der unablässig auf der Erde wütet, +das Glück der Familien untergräbt und die Häuser niederreisst? Haben die +Knechtischen jemals aufgehört, den Besonnenen zu verfolgen? Ist je ein +Waffenstillstand zwischen ihnen gewesen? Liessen sie je ab, den Edlen zu +bedrängen, auf dass er stürze oder sein Wirken wieder vereitelt werde? Kein +Gesetz, nichts auf Erden störte sie je, das goldene Saitenspiel seines +Herzens zu zerschlagen. Wir wissen genug. Wer brennenden Auges in diese +Welt hineinsah, dem ist dieser Krieg kein Rätsel, noch die Worte +desjenigen, dessen Kommen der Engelsruf verkündete: »Friede den Menschen, +die guten Willens sind,« und der doch gesagt hat: »Ich bin nicht gekommen, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Die weit verstreuten +_Menschen_ sind heute überall die Unterlegenen, die ihre Einigung noch +nicht festlegten, um als das auserwählte Volk -- furchtbar genug -- den +Fuss auf den Nacken der Schlechten, der Unentwickelten, der Unterarten zu +setzen, nicht mehr willens, mit ihnen, die nichts so sehr scheuen wie ihre +Namen, die Herrschaft über diesen Planeten zu teilen. Durch alle Nationen, +alle ihre Schichten hindurch ist der Genius dieses Krieges, seinem +Charakter entsprechend, der Würgengel der Besten gewesen, der besten Söhne +überall, und der ungeborenen Söhne dieser Söhne. Fragt einen Arbeitgeber, +wo immer Ihr wollt: seine besten Leute sind es, die er beklagt. Rache für +sie, für alle Prediger in der Wüste, für alle jene Staatsmänner auch, die +-- hier und drüben -- mit reinen Händen in diesen Krieg gerissen wurden, +Rache für sie und ihren Gram. _Ihre_ Erhebung und _ihr_ Zusammenschluss ist +die grosse Notwendigkeit. Man sage mir nicht, dass es unmöglich sei. Ein +Ruf dringt schon durch das Getöse. Wie mit Feuerzungen ist schon die Luft +von den Stimmen der Dichter erfüllt. Inmitten welcher Drangsal, welcher +Todesnot, aus ihren Gräben, ihren Gräbern ach! haben sie nach der +Herrschaft des guten Menschen gerufen. + +»Sein ist die Kraft, das Regiment der Sterne.« + +Und es gilt nicht von Utopien zu reden. _Es gibt keine Utopien._ Er wäre +denn nur ein Utopist gewesen, der nicht gekommen ist, den Frieden zu +bringen, sondern das Schwert, und der gesagt hat: »Selig sind die +Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.« + + + + +Ausblick. + + +In einem Essay über die Markgräfin von Bayreuth schrieb ich vor einigen +Jahren, der Frau fehle es zwar nicht an literarischer Begabung, wohl aber +an literarischer Perspektive, und für die Realität des geschriebenen Wortes +wohne ihr auch nicht entfernt dasselbe scharfe Gefühl inne wie dem Manne. +Heute füge ich hinzu, ihr Interesse und ihr Verständnis für Presse wie für +Parteiwesen sei in der Regel gering, und auf jene allerletzten Endes so +gedankenlose Parole: right or wrong my country (an welche sich übrigens die +überlegteren Engländer während des Burenkrieges nicht hielten), wäre die +Frau nicht verfallen. + +So wird sie denn nur wenig von bisheriger Politik verstehen, dafür um so +mehr von der kommenden. Denn es ist ganz gewiss falsch, zu behaupten, man +dürfe Politik nicht mit dem Gefühle treiben. Wie veraltet die ohne Gefühl +betriebene sogenannte Realpolitik im Grunde schon war, hatten die zuletzt +auf dem Plan erschienenen jungslavischen Völker sehr wohl erkannt, als sie +jenen brüderlichen Balkanbund zu gründen beschlossen, welcher dann am +Widerstand der europäischen Kabinette scheiterte. So dringen Schneeglocken +verfrüht an die schneidende Luft und werden von der Härte des Winters +getötet, aber die Ahnung des Frühlings lassen sie zurück. + +Es klingt ja angesichts der Tatsachen so grotesk, dass man es kaum zu sagen +wagt, aber die Welt ist besser geworden. Denn rohe Gewaltmittel, mögen sie +sich noch so radikal durchsetzen, haben jedes Ansehen verloren. Es waren +auch in der Tat schon Ansätze vorhanden zu der Erkenntnis, dass die Politik +nicht mehr wie auf dem Schachbrett zwischen _Spielern_ betrieben werden +dürfte, und es dämmerte die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit des Satzes: +»In der Politik gibt es keine Moral.« Mit richtigem Instinkt waren die +Nationen durch überlebensgrosse Menschengestalten versinnbildlicht worden: +Marianne, John Bull, Michel, Uncle Sam . . . Von hier aus zog sich mit +vollkommener Deutlichkeit ein Weg zur Einsicht, dass den Beziehungen +zwischen hochstehenden Völkern billigerweise genau dieselben Grundsätze +unterliegen sollten wie zwischen hochstehenden Menschen. Diese, statt sich +zu überlisten und brutal zu übervorteilen, suchen sich im Gegenteil an +Schonung, Grossmut und Rücksicht _gegenseitig_ zu überbieten. Der Wetteifer +um den Rücksitz hat als Ergebnis, dass man sich darin teilt; statt einander +zu berauben, hilft man einander aus. Man gesteht sein Unrecht und wird +vernommen statt verdammt. + +Ich hätte mir vorstellen können -- ich weiss nicht, ob ich es noch kann --, +dass auf einer solchen Grundlage hin ein Dialog zustande gekommen wäre +zwischen Michel und der unversöhnlich von ihm abgewandten Marianne. Ich +könnte mir wahrhaftigen Gottes vorstellen, dass er -- nach Art der +Liebhaber -- zu ihren Füssen hingerissen, in leidenschaftlicher +Selbstanklage die elsässische Frage vor ihr zur Sprache brächte; ich könnte +mir vorstellen, dass im Laufe dieses Dialogs endlich ein Wendepunkt sich +ergäbe, von wo ab beteuert würde, was verneint worden war . . . und in +dieser Tonart lange hin und wieder so beharrlich! -- bis die wunde Frage +sich zwischen ihnen isolierte auf einen höheren Plan gehoben, langsam, über +ihren Häuptern wie eine enthüllte Morgengabe schillerte . . . + +Wem dies zu dumm ist, der begebe sich hinaus zu den vordersten Kampflinien, +wo die gehegten Söhne holder Mütter wie Tiere jämmerlich verenden, und aus +der Wut und Not ihrer Verlassenheit heraus den . . . Kriegskorrespondenten +verfluchen, dessen Bericht (o würdiger Trumpf einer realpolitischen +Presse!) mit ekler Schönfärberei ihre unnennbaren Martern unterschlägt. +Bald nach Friedensschluss wird man sich zwar an den Kopf greifen über die +heutige Welt; und dann wird vermutlich das andere Schlagwort aufkommen vom +Antagonismus der weissen und der gelben Rasse; und dann wird sich der +Himmel verfinstern von all den Schrecknissen; und dann werden die +Überlebenden nicht mehr bestreiten, dass die europäische Psyche durch die +Assimilierung der asiatischen eine unendliche Bereicherung, ja geradezu +ihre letzte Vollendung erführe. + +Und die grauenvollen Erfahrungen, die geopferten Generationen, die +vergeudeten Jahrzehnte, Jahrhunderte werden notwendig gewesen sein, um +diese Welt zu Anschauungen zu bekehren, welche sich der elementarsten +Nachdenklichkeit aufdrängen. In so verzweifelt weiten Schleifen rückt die +Menschheit ihrem Ziel entgegen. Warum? Welch ein Geheimnis! + +Aber all diese Kriege, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen zu einem +letzten Kampf, dessen Stunde zugleich mit der Stunde der Vergeltung +schlagen wird für jene Elemente, welche von jeher Kriege verursacht und die +schlechte Sache in der Welt betrieben oder die gute verdorben haben. Die +Leute also, welche auf den ewigen Krieg schwören, mögen zufrieden mit mir +sein; denn bevor jene Elemente (und es sind stets überall dieselben) nicht +gekennzeichnet und untergeordnet werden, glaube auch ich an keinen +dauernden Frieden. + + + + +Zum Aufruf an die Frauen. + + +Andreas Latzko hat einen Aufruf an die Frauen veröffentlicht, welcher +ebenso berechtigte wie unberechtigte Vorwürfe enthält. + +Ich gebe vollkommen zu, dass heute ein Plädoyer zu ihren Gunsten schwer +fiele. Nachdem in den ersten Augusttagen die Männer das Zeichen des grossen +Umfalles mit einer Promptheit gegeben haben, die man noch tags zuvor für +unmöglich hielt, wurden die Frauen von der Schwere dieses Sturzes +mitfortgerissen. + +Fast alle Zeitungen arbeiteten damals Tag und Nacht an der Herstellung +vergifteter Pfeile in Form von Lügen und Verleumdungen und sandten sie mit +fieberhafter Eile nach allen Richtungen aus. In Millionen von Aushängebogen +wurden »die Feinde« täglich neu als eine schlechtere Abart von Menschen +dahingestellt. + +Männer mit neun Gymnasialklassen und vier Universitätsjahren hinter sich, +zur Unabhängigkeit des Denkens systematisch geschulte Männer waren es, +welche solche Märchen verkündeten und kolportierten; es ist demnach +anzunehmen, dass sie sie auch glaubten. Welche Gelegenheit für die Frauen +zu beweisen, dass sie einsichtiger und besser seien, und wie gründlich +wurde sie verscherzt! + +»Anderthalb Jahrtausende, schreibt Latzko aber, haben an dem Bild der +christlichen Frau gemodelt; jedes Jahrhundert hatte das Antlitz mit neuen +Zügen vertieft, veredelt, verfeinert« . . . sehr wahr und sehr schön. Aber +der Verfasser des Aufrufs ist ein Dichter und hat als solcher Illusionen +über die Menschheit. + +Die _Norm_ der Frauen taugt nicht viel mehr und nicht viel weniger als die +Norm der Männer. Warum auch? Stammen sie nicht ebensowohl auch von ihren +Vätern wie die Söhne auch von ihren Müttern ab? Wer war es nur, der einmal +behauptete (ich glaube, ich bin es selbst gewesen!), dass wenn die Männer +so leicht bei der Hand seien, um zwischen den Frauen und einer gewissen +Abart schnatternder Vögel Vergleiche anzustellen, es ebensosehr das +Wesentliche trifft, wenn zwischen den Männern und einem gewissen +langohrigen Haustier eine Analogie gefunden wurde. Ich vermute, auf die +erstere verfiel zuerst ein Mann, auf die letztere eine Frau. In Wahrheit +sind beide Analogien sehr glücklich. + +Latzko zitiert erbitterten Gemütes eine dumme Person, welche ihren +zurückgekehrten Gatten mit unglaublich gefühlsrohen Fragen anwidert. Aber +jener selbe Mann, oder jedenfalls _sehr_ viele andere Männer waren ja zu +Anfang vor Kriegsbegeisterung ganz ausser sich und hatten sich das +Entsetzen und die Tränen ihrer Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst +und Sorge überlassen, waren diese einzig auf ihre neu eingetrichterte +Mentalität gestellt, die in der Tat in diesem Falle nichts anderes sein +konnte als eine ungeheure Verdrängung mit all ihren Folgeerscheinungen. O +der Fahnen, o der Siege, an denen die Armen sich so geschwätzig weideten, o +der entsetzlich vielen Worte, mit denen sie ihre Bangigkeit zu betäuben +suchten -- den ganzen Tag -- und als einzige Ablenkung für ihre tägliche +Ungewissheit hatten sie dabei nur die täglichen Schauergeschichten der +Zeitungen, diese Musterbilder der Roheit. + +_Also angeleitet_ und bei dem Gedanken an die Grausamkeit des Feindes und +dem Schicksal ihrer Männer erstarrten und verrohten die Gemüter der Frauen. +Heute ruft man ihnen zu: »Ach! seid wie früher! Gut und tränenreich! »Lüge, +alles Lüge.« Es ist nicht wahr! die Menschen zerfallen überall in gute, +mittelmässige und schlechte! die Welt ist überall gleich!« + +Ja, aber warum hätten die seit Jahrtausenden zur Unselbständigkeit des +Denkens systematisch angehaltenen armen Dinger glauben sollen, dass Ihr sie +belogt? Dass die Männer, zu welchen sie aufblicken sollten, Lügner waren, +die noch dazu wussten, dass sie logen, oder nicht einmal wussten, dass sie +logen? + +»Lüge, alles Lüge?« ja, aber wer hat denn gelogen? Und ist es an dem Lügner +den Belogenen abzukanzeln? Nein ihr Herren! Wenn die Frauen versagten, so +habt Ihr an ihnen die Saaten eurer Lügen geerntet. Wenn Latzko den Frauen +zuruft: »Ich weiss, Ihr seid nicht alle so. Vielleicht sind Viele, ich +glaube die meisten von Euch sind anders. Aber, wo seid ihr? Man hört Euch +nicht!« . . . so könnten sie ihm erwidern: »Wir sind da. Wo seid Ihr, dass +Ihr uns nicht vernehmt, wenn wir unsere Stimme erheben? Aber wir sind noch +ohnmächtiger wie ihr!« + +Wer hat vielen von ihnen die Pässe verweigert, als sie in Holland tagen +wollten, lang bevor Ihr an Stockholm dachtet. Wer hat vor diesem Kriege +gewarnt, ein Lebensalter hindurch nichts anderes getan und wurde dafür von +den Männern verhöhnt und zur lächerlichen Figur gestempelt? Wer hat die +»dicke Berta« der »Friedensberta« vorgezogen, wenn nicht die allmächtigen +Männer? + +Denn das grosse Verbrechen der Menschheit, das ihr durch diesen Krieg ein +Denkmal ewiger Schande setzte, bestand schon vorher. Gedankenlosigkeit, +Trägheit des Geistes wie des Herzens, Sünde wider den Geist hat uns in den +Abgrund gestürzt. + +Menschen (würdig des Namens!), ob Männer oder Frauen, verbündet Euch! +Schliesst Euch zusammen, und knechtet den geistigen Mob. Er ist es, der zur +Herrschaft gelangte und sich triumphierend behauptet. Setzt ihn ab. Er ist +der Feind. Erkenntnis ist Güte. Der Verfasser des Aufrufes gehört, seinem +Werk wie seiner Gesinnung nach, zur auserwählten Klasse derer, welche den +Kampf um die Vorherrschaft »bis zum siegreichen Ende« führen müssen. So +wenig zahlreich sie sind, wären sie, durch die ganze Welt hindurch +geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribunal zu eröffnen, das die Schlechten +unterjochen würde und alle Mittelmässigen wie alle Esel und alle Gänse an +den richtigen Platz verwiese. Gelingt es den Auserwählten nicht, durch alle +Länder und über alle Grenzpfähle hin ihre Macht durch ihre Einigung zu +sichern, so wird der Friede ohnmächtig und mit leeren Händen vorüberziehen. + + + + +Letzte Folgerungen. + + +Nicht die so brennenden und viel erörterten Probleme der Rassen und der +grossen Interessen, nicht Sieg oder Niederlage, selbst die fernerliegenden +oder die unmittelbaren Ursachen des Krieges nicht, sondern was er +_bedeutet_, das ist's, was heute die Aufmerksamkeit der Nachdenklichen in +immer steigendem Masse beschäftigt. Immer deutlicher geht für sie aus dem +ungeheuren Trugwerk dieses Krieges, seiner Einsätze und seiner Schlagworte +-- der Triumph des Sklaven über den Freien hervor, und immer drohender die +Forderung, dass dieser Triumph uns nicht nur eine Lehre und eine Warnung +sei (denn dies genügt schon lange nicht mehr!), sondern dass wir uns selbst +aus der gemachten Erfahrung jenes letzte Gericht erstehen lassen, von dem +geschrieben steht, dass es auf immer die Scheidung zwischen den Menschen, +die guten Willens sind -- und den anderen -- entscheidet, ja! nicht die +grosse Einigung, den grossen _Bruch_ gilt es, als Lohn für alle die Opfer +zu erzielen. Es muss die unlösliche, herrische und heilige Allianz der +menschenwürdigen Menschen zustande kommen, um jene »Untermenschen«, welche +schon Villiers de l'Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, +an die rechte Stelle zu weisen. + +Nicht nur Europa, die Menschheit selbst steht heute vor ihrem +gefährlichsten Wendepunkt. Ihr Niedergang ist unaufhaltsam, wenn jenen +untergeordneten, allzu lange geduldeten Elementen, dasselbe Stimmrecht wie +bisher verbleibt. Denn ihnen danken wir es, dass noch alle grossen und +bahnbrechenden Ideen in Verwirrung ausarteten, und dass eine Sache um so +sicherer verdarb, je edler sie war. Das Christentum selbst ist unter die +Räder geraten, weil _Unzulänglichkeit_, und weil _Niedertracht_ das grosse +Wort zu führen in der Lage sind. Die Welt hat nichts zu hoffen, solange +diese Gattung ihr Herrenrecht behält. Solange nicht ein neuer Korpgeist +entsteht, wird die Menschheit wie ein Kranker sein, der sein Übel zu +betäuben sucht, indem er sich auf seinem Schmerzenslager dreht und wendet, +oder, hoch aufgerichtet, nach Atem ringt, um doch nur eine illusorische +Erleichterung zu finden. -- So wird sie alle Regierungsformen, eine nach +der andern, erproben, und ob sie auch ihre Könige gegen Republiken +eintauscht -- oder umgekehrt --, es werden doch nur falsche Monarchien und +falsche Republiken sein, und auch die Anarchie wird sich als nichts anderes +herausstellen als einen Missbrauch der Macht. + +Es gibt ja Leute, ich weiss, welche ganz ehrlich der Meinung sind, dieser +Krieg sollte von Rechts wegen noch recht lange dauern. Die moralischen +Ansichten, die sich dabei geltend machen, sind auch nur deshalb so heillos +falsch, weil dieser Krieg eine auf _Zurückentwicklung_ gerichtete Zuchtwahl +ist und jede Schlacht die Zahl der Tauglichen herabsetzt zugunsten der +Untauglichen wie der Schuldigen und der Profiteure. Letztere sind ja so +fest entschlossen, dem Abgrund zu entrinnen, den sie offen halten oder +bereiteten, dass ihre Spitzfindigkeit auch die strengste Kontrolle +überlisten wird. Nichts scheuen ja diese Leute so sehr wie das Ende des +Krieges, da sie wissen, dass seine Verlängerung sehr wohl mit ihrer +Gnadenfrist zusammenfallen dürfte, und dass die Untersuchung gegen die +Verantwortlichen so lange unterbleiben wird, als das Gemetzel der +Unschuldigen anhält. Ach! Dies sollten jene Moralisten wohl bedenken, +welche diesen Krieg bis ans letzte Ende geführt sehen möchten, auf dass er +seinen endgültigen Garaus fände. Ach, was glauben sie denn? Glauben sie +wirklich an einen Rückfall in diesen Zustand? Glauben sie allen Ernstes, +dass nach einer solchen Erfahrung die Völker sich noch einmal narren +liessen? Haben sie so wenig die Geschichte der menschlichen Irrtümer +ergründet, und erkannten sie noch nicht, dass ihr normaler Verlauf (wie die +Ärzte sagen) dem der Epidemien gleichkommt und darin besteht, dass ihre +Keime anfänglich unter trügerischen Symptomen um sich greifen, um toll und +mörderisch auszubrechen und endlich zu ersticken, indem sie triumphieren. + +So erreichten die Religionskriege ihren Paroxysmus und verschwanden. + +So ist durch die eklatante Torheit und Schmach dieses rückständigen Krieges +die Rechnung der Kriege, wenigstens für die europäischen Völker, gemacht. +Ich fürchte von der Zukunft kein Dementi für diese Behauptung. Nein! Die +Welt fällt nicht zweimal in dieselben Irrtümer zurück. Aber wehe den Neuen! +Wenn die rohen und bösartigen Elemente in diesen Tagen ihre Betriebsamkeit +unendlich erhöhten und sich überall unendlich bösartiger und roher +erwiesen, so sind dafür die Guten überall unendlich besser geworden. Ihre +Einigung und infolgedessen ihre Machtstellung durch alle Länder hin hat der +Welt noch immer gefehlt. Es gilt, ihre Reihen zu schliessen und ihre +_Solidarität_ zu organisieren im Hinblick einer letzten und unerbittlichen +Fehde; -- und es gilt den Frieden, weil der Kampf um die wahre +Vorherrschaft nicht entbrennen kann, solange dieser Krieg noch besteht. + +Und die Freiheit? + +Wie aber könnte die einzig wirkliche Freiheit entstehen, wenn nicht durch +die Knechtung desjenigen Pöbels, der allerorts alle Klassen der +menschlichen Gesellschaft, von den höchsten bis zu den sogenannten +niedrigsten Schichten verheert. Hierarchien aber sind es ja gerade -- +weniger rudimentär und kindisch nur als diejenigen, welche man sich bisher +aufoktroyieren liess. _Hierarchien_ sind es, die auf neuer und +gerechtfertigter Basis zu errichten sind. Geben wir uns keinen Täuschungen +hin: die Klasse der Könige, der Fürsten und der Herren, ja der ganze Tross +der kleinen Gentry sogar, er ist vorhanden (nur so anders!) und alle wahren +Adelsbriefe, die sich in unendlichen Fluktuationen aus der menschlichen +Würde ergeben, existieren auch sie. In allen »Kreisen« aber und durch alle +Zeiten hin wurde die wahre Elite gepeinigt, geopfert oder zu wahrer +Ohnmacht verdammt, weil urteilslose oder niedrig gesinnte Elemente, die +sich weder in Gleichheit noch in Brüderlichkeit zu ihr verhalten, dasselbe +Stimmrecht geniessen. + +Echte Demokratien sind die Notwendigkeit: sie sind aber nur insofern nicht +illusorisch, als sie aristokratisch sind. Man rede also für die Zukunft +nicht von Utopien, sondern von neuen Gesetzbüchern und neuen Statuten. + + + + +»Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.« + + + »Je songe à une guerre de droit + ou de force, de logique bien imprévue. + C'est aussi simple qu'une + phrase musicale.« + +_(Rimbaud.)_ + +Jedes Innehalten ist heute vermehrte Unrast. Wir sind halbwegs Gebliebene, +sofern wir Zeit unseres Lebens stillestehen. So ist es über uns verhängt, +weil unsere Existenz mit so gewaltigen Umwälzungen zusammenfällt, dass +Fragen, die gestern noch in ihren Anfängen steckten, plötzlich zu +überhitzter Reife ans Licht gerissen wurden. Es sind aber Fragen, +Erkenntnisse und Entdeckungen so schwieriger Natur, dass der einzelne, wie +stark er immer sei, niemals imstande sein könnte, ihre Geltung +durchzusetzen. Sie wäre nur möglich durch das kollektive Wirken ganz +bestimmter, durch Erfahrungen aufmerksam gewordener Menschen, welche das +Schicksal zusammenführte, damit sie die Tabelle ihrer Erlebnisse +vergleichen. So bedurfte es der Konstellation einer Konstellation, um der +Sinnfälligkeit einer Wahrheit so vorzuarbeiten, dass sie wie ein von jeher +dagewesenes, aber noch nie vorher gesichtetes Sternbild zu voller +Deutlichkeit gelangt. + +Aber noch schwebt sie nicht über uns, diese heute schon nicht mehr +wegzudenkende Wahrheit, sondern sie harrt noch unerlöst am Wegesrand, so +alt sie ist. Von Natur aus gerät ja keiner auf sie, Erfahrung allein kann +den Menschen darauf bringen, und noch immer stürzte er, ohne sie zu +erkennen, über sie hin. Weil aber der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie +ein Gesicht erhalten soll und Augen, uns anzustarren, ergab sich eben jener +Komplex von Erfahrungen, mit dem sich das grosse 2 × 2 = 5 dieser Welt so +gründlich vornehmen lässt wie eine Haussuchung mit Hilfe richtiger +Schlüssel. + +Dass sich jene weit verstreuten paar Menschen mit den analogen +Wahrnehmungen, den analogen Erlebnissen und der analogen Geistesart eines +Tages begegneten, gehört zu den grossen sogenannten Zufällen des Lebens. +Auf jeden Fall obliegt es ihnen, die Dinge, um welche es heute geht, in +allen Tonarten und den weitausgreifendsten Steigerungen zu formulieren. + +Erkenntnismässig ist ja ihr Weg vollkommen deutlich ausgestreckt, und schon +sind alle Hochgefühle irgendwie von der Bewältigung seiner Fährnisse +abhängig. -- O Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit! wie bezeichnend ist +es, dass euer göttlicher Impuls euch nicht davor bewahren konnte, zum +Kompendium aller Irrtümer zu werden! Die Menschen sind _nicht_ gleich. Ihre +schief aufgerichtete Gleichheit wird vornüber stürzen, mit ihrer +Brüderlichkeit wird es so eine Sache sein wie bisher, und die auf krummer +Axe gehobene Welt läuft Gefahr, endgültig ihren falschen Dreh zu nehmen, +wenn nicht alle Anstrengungen geschehen, die missverstandene Brüderlichkeit +und die misshandelte Freiheit nach einer anderen Himmelsrichtung und unter +veränderten Gesichtspunkten neu aufzurichten. Wie aus einer brennenden +Stadt müssen wir heute diese Begriffe retten und aus dem zerfallenen Tor +unserer Zeit mit ihnen fliehen. Wer die menschliche Gesellschaft in allen +ihren Schichten kennen lernte, hat keine Illusionen mehr. Dass es einen +Plebs im Adel gibt, macht den Pöbel um nichts schöner! Tausendfältige +Ungleichheit ist eben das Prinzip, auf dem die Menschheit wie auf Sprossen +anhebt. Ein Feststellen, ein Unterordnen der wahren, bis in die tiefsten +Ursprünge zurückzuleitenden Ungleichheiten könnte allein die wahre +Gleichheit zu ihrem Rechte bringen und nur in Wahrung der (ach so +vorhandenen!) Distanzen könnte die Brüderlichkeit unverletzt aufleben. Hier +liegt das Problem der künftigen Jahrzehnte, Jahrhunderte. Es ist der Sinn +der Leiter, von welcher Jakob träumte, und wir leben heute wirklich nur +noch um der Erläuterungen willen, welche diese Dinge verlangen. + + + + +Wiederholungen. + + +So hätten wir heute alles von der Methode jener glücklichen Spekulanten zu +lernen, welche sich offenkundig als die weitaus schärfsten Psychologen +erwiesen, indem sie irgend ein Präparat, eine Zahntinktur oder ein Extrakt +dadurch zu allgemeinster Geltung verhelfen, dass sie deren Bezeichnungen in +grellen Riesenbuchstaben an Mauern, Säulen und Schlöten anschlagen, sich +gleichsam an die Fersen des Vorübergehenden heften, selbst auf Bergeshöhen +sich zwischen ihm und der Aussicht schieben, ja von Felswänden herab ihm +unerwartet Odol! Haarlin! oder Bovril! entgegenschreien. + +Wäre heute nicht die Beachtung gewisser Zustände mit einer so vorbildlichen +Hartnäckigkeit zu erzwingen? Durch ein ungeheures Preisausschreiben etwa, +das an alle Maler, der ältesten wie der neuesten Schule erginge, um auf +Bildern oder Plakaten, mit beliebigem Raumverbrauch die Wirklichkeit zu +illustrieren und zu illuminieren; allen Brücken und Wegen entlang sie +immerzu neu einer Allgemeinheit zu veranschaulichen, deren geistigen +Stumpfsinn nur jene Menschenkenner von Spekulanten voll ergründeten. Dass +es keine intellektuelle Notwehr, dagegen einen hemmungslosen Mangel an +Logik gibt, und dass wir lieber untergehen, als dass wir dächten, hielten +wir ja nicht für möglich, bevor wir es erlebten. Wie hätte sonst über +unsere Köpfe hinweg jene Phalanx der Niedrigen zustande kommen können, die +sich heute mit so bewundernswerter Regie über alle Grenzen hin in die Hände +arbeiten? Dass sie dabei sehr ausdrücklich in Freunde und Feinde zerfallen, +macht ihren stummen Pakt nur um so fester. Wir anderen aber, welche den +entsetzlichen Humbug dieser »Feindschaft« durchschauen, auf uns, die ihn +gewähren lassen, auf uns fällt der Fluch dieser Zeit zurück. Nicht auf die +Schlechten, deren Tun im Einklang steht mit ihrem Wollen; auf uns, nicht +auf die Knechte, welche sich zu unsern Herren machten, sondern auf uns, die +wir uns von ihnen knechten liessen! Sollte der Tag hereinbrechen, an dem es +zu spät sein wird für unser Zusammengehen, so werden wir, die guten Willens +sind, als die Schuldigen stehen, weil uns der Mut unseres besseren Wissens +gebrach, dem Genius des Krieges, die Siegermaske von der gedankenlosen +Stirn zu reissen. Ah! wir bedachten nicht den tiefen Sinn jener Sage, +welche dem Drachentöter die Sprache der Vögel verstehen liess, als er vom +Blut des erlegten Ungeheuers genoss. + +So läge es in unserer Macht, das Elend des Weltkrieges zum Segen zu wenden, +wenn wir aus den Trümmern, die er häufte, das _Weltgericht_ mit letzter +Anstrengung und letzter Entschlossenheit heben; mit ihm die grosse +reinliche Scheidung, das Ende der Verkehrtheit, der falschen +Gleichstellungen und des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarchie, nach +der wir lechzen. + +Uns aber, der kleinen, geschlagenen Avantgarde, welche der Krieg um ihre +letzte Neugier brachte, wir, die seine Verwerflichkeit und Stupidität von +jeher, lang bevor es ein Wort wie Defaitismus gab, kennzeichneten, uns +steht heute das traurige Vorrecht zu, die neue Scheidung und den neuen +Kampf hinauszurufen, bevor der Schutt der alten Zeit uns begräbt. + + + + +Schlusswort. + + +Die Heftigkeit, mit welcher wir unsere Notsignale abgeben, hindert nicht, +dass sie schon unter dem Druck einer geradezu monströs gewordenen +Langeweile aufziehen, und dass unser eigener Pathos mit der ganzen Öde +eines Frohndienstes auf uns lastet. + +Es kann jedoch sein, dass unser Gewissen oder unsere innere Stimme (wie man +es nennen will) laut und unerbittlich die Forderung an uns stellt dies oder +jenes _noch zu sagen_, bevor wir schweigen. Wer von uns wird nach dem +Kriege noch von ihm reden? heute aber will ein désintéressement von den +Dingen, die geschehen, erst erworben sein, denn unsere Zeugenschaft hat uns +zu ihren Teilhabern gemacht, und auch wir haben verspielt. + +Von allen, die heute leben, wird keiner den Bau betreten, zu dessen +Grundlegung ich Steine herbeischleppe -- so eilfertig und unter +Hohngelächter gewiss! -- denn wo fände ich Glauben? -- Das Gerüst allein +dürfte die Arbeit von Generationen sein, sein Ausbau die von Jahrhunderten +vielleicht, ja, vielleicht sind die ewig unvollendet gebliebenen +Kathedralen sein Symbol. Aber worauf es ankommt: bei allen Opfern, die er +erheischen wird, allen Kämpfen, die ihm bevorstehen, ist er _möglich_. + +Bis zum heutigen Wendepunkt unserer Geschichte gehörte es zu ihren +integralen Beständen, dass unseren vielgenannten »heiligsten Gütern« +niemals auch nur von ferne ein schützendes Patent zuteil wurde, je +erhabener eine Idee, um so grauenhafter die Verbrechen, die in ihrem Namen +geschahen, je tiefer eine Erkenntnis, desto grösser der Unsinn, der daraus +entstand. + +Die richtige Einsicht, dass es (merkwürdigerweise) niedrige und hohe +Menschen gibt, führte folgerichtig zu Rang- und Standesunterschieden. Bei +ihrer Aufrechthaltung aber gerieten jene Ungleichheiten, welche doch erst +die Berechtigung solcher Klassifikationen bilden, immer mehr ausser acht, +und bei dem Schrittmachen, das im Schwunge blieb, mischte sich in immer +gemeinerer Weise das Bestreben jene Distanzen, welche der Wert zwischen den +einzelnen liegt zu ignorieren. Das Missverständnis artete immer wilder aus: +der königliche Mozart speiste mit dem Gesinde, und ein lakaienhafter +Kavalier warf ihn mit einem Fusstritt ohne weiteres vor die Tür. In der +Tat, wir wissen alle, was wir der französischen Revolution verdanken. Doch, +als sie das falsche Spiegelbild in edler Empörung zerschlug, wurde mit +diesem drastischen Vorgehen leider erst recht nur eine halbe Massnahme +getroffen. + +Kein Missbrauch wurde an der Wurzel gefasst, vielmehr entrann der +Missetäter froh durch die Tür. So brach die französische Revolution wie das +Christentum, dem sie entsprang, in sich selber zusammen und wir sind heute +wie bankrotte Leute, die von vorn anfangen müssen. Wir stehen wieder am +Anfang aller Tage. Das heisst am Ende. Denn für das erkennende Auge sind ja +die Menschen längst in jene zwei Lager zerfallen, von welchen geschrieben +steht. Freilich ist vorläufig erst der Aufmarsch der Böcke geglückt, und +unsere Absicht, ihrem Konsortium entgegenzutreten, dürfte auch fernerhin +ein frommer Wunsch verbleiben, solange wir jene dunkle und geheimnisvolle +Tatsache nicht ergründeten, dass die von schlechten Instinkten Gemeisterten +so viel deutlicher die Hochgesinnten herausspüren, als diese sich unter +sich erkennen. Wahrlich diese dunkle und rätselvolle Tatsache birgt +Perspektiven von lockender Tiefe, und sie ziehen sich wie weite +Zimmerflüchte nach allen Richtungen, reich an Verborgenheiten, hin. -- + +Es heisst vom Himmelreich, es litte Gewalt. Indessen sehen wir zu, wie die +Hölle immer mehr das Erdreich verschlingt. Dass allerorts so und so viele +darüber jammern, ja auch vernünftig darüber raisonieren, hilft uns keinen +Schritt vorwärts. Denn wo bleibt unser Zustrom, wo insbesondere bleibt +unsere Sichtung? + +Um Machtfragen werden sich nach wie vor die Dinge drehen, und nach wie vor +wird sich herausstellen, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt. Macht +wird vor Recht gehen, denn Macht geht vor Recht. Es ist Sache des Rechts, +die Macht an sich zu reissen, eine neue Realpolitik zu ermöglichen, nicht +ausdrückbar durch Lüge, Feuer und Mord; eine Exekutive zu befestigen, +welche die aus Lüge, Feuer und Mord errungenen Vorteile verschmähen, und +Lüge, Feuer und Mord nicht ausspielen würde gegen Lüge, Feuer und Mord. +Sache des Rechts ist es, die Bahn solcher Gewalthaber zu bereiten, und was +mich angeht, so musste ich, um meiner eigenen Grabesruhe willen, diese +zukünftigen, für ein feineres Ohr heute schon ödesten Gemeinplätze noch +äussern, bevor ich schweige oder von etwas anderem rede. + + + + +INHALT. + + + Seite + Epilog zu den Briefen an einen Toten 3--4 + August 1916 »Weisse Blätter« + + Ausblick 4--6 + Mai 1917 »Friedenswarte« + + Zum Aufruf an die Frauen 6--8 + 26. August 1917 »Neue Zürcher Zeitung« + + Letzte Folgerungen 8--11 + 22. Oktober 1917 »Neue Zürcher Zeitung« + + Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit 11--12 + März 1918 »Friedenswarte« + + Wiederholungen 12--14 + Juli 1918 »Friedenswarte« + + Schlusswort 14--15 + + + + +Anmerkungen zur Transkription + + +Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt +(vorher/nachher): + + [p. 4]: + ... besitzen. ... + ... besitzen.« ... + + [p. 6]: + ... Aber all diese Kriege und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ... + ... Aber all diese Kriege, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ... + + [p. 7]: + ... ihrer Gattinen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge + überlassen, ... + ... ihrer Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge + überlassen, ... + + [p. 8]: + ... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribmal ... + ... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribunal ... + + [p. 9]: + ... l'Ile Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ... + ... l'Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ... + + [p. 12]: + ... veränderten Gesichtspunken neu aufzurichten. Wie aus einer ... + ... veränderten Gesichtspunkten neu aufzurichten. Wie aus einer ... + + [p. 13]: + ... des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarche, nach der ... + ... des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarchie, nach der ... + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Die Last, by Annette Kolb + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44258 *** diff --git a/44258-h/44258-h.htm b/44258-h/44258-h.htm new file mode 100644 index 0000000..c81ebb5 --- /dev/null +++ b/44258-h/44258-h.htm @@ -0,0 +1,954 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" +"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" lang="de" xml:lang="de"> +<head> +<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=UTF-8" /> +<title>The Project Gutenberg eBook of Die Last, by Annette Kolb</title> + <link rel="coverpage" href="images/cover-page.jpg" /> + <!-- TITLE="Die Last" --> + <!-- AUTHOR="Annette Kolb" --> + <!-- LANGUAGE="de" --> + <!-- PUBLISHER="Max Rascher, Zürich" --> + <!-- DATE="1918" --> + <!-- COVER="images/cover-page.jpg" --> + +<style type='text/css'> + +body { margin-left:15%; 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Tausend +</p> + +<p class="imp"> +Copyright by Max Rascher Verlag A. G., in Zürich 1918 +</p> + +<p class="imp"> +Buchdruckerei zur Alten Universität, Zürich +</p> + +</div> + +<h2 class="pb chapter" id="chapter-1-1"> +<a id="page-3" class="pagenum" title="3"></a> +Epilog zu den Briefen an einen Toten. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">E</span>s gibt Leute, welche die Worte: „Ich bin nicht gekommen, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ mit besonderer +Vorliebe herausgreifen, andere wieder, welche meinen, Christus +könne sich unmöglich so geäussert haben. Ich zweifle keinen +Augenblick, dass er so sprach, so wenig ich glaube, dass er dabei +an unsere heutigen Stickgase, Flatterminen und Sprengbomben +dachte. Aber ich weiss eine Schlacht, zu der ich noch als ein +Schatten jubelnd hinstürmen würde, tagte er endlich, der grosse +europäische Bruch mit unseren Trollen, unseren Ab- und Unterarten +und dem Tross der Seelenlosen, deren Triumph das heutige +Chaos besiegelt. Denn eines Tages werden wir es vor uns herjagen, +das Heer der böswilligen Toren wie der Unterworfenen, +nicht länger gewillt, ihre Übermacht zu ertragen. Von langer +Hand ist der Rache vorzuarbeiten, von jetzt ab schon und inmitten +der unerhörten Niederlage noch, welche die Kinder des +Lichts von den Söhnen der Finsternis erdulden. Ist das, was +sich heute ereignet, etwas anderes als das erweiterte Bild desjenigen +Krieges, der unablässig auf der Erde wütet, das Glück +der Familien untergräbt und die Häuser niederreisst? Haben die +Knechtischen jemals aufgehört, den Besonnenen zu verfolgen? +Ist je ein Waffenstillstand zwischen ihnen gewesen? Liessen sie +je ab, den Edlen zu bedrängen, auf dass er stürze oder sein +Wirken wieder vereitelt werde? Kein Gesetz, nichts auf Erden +störte sie je, das goldene Saitenspiel seines Herzens zu zerschlagen. +Wir wissen genug. Wer brennenden Auges in diese Welt hineinsah, +dem ist dieser Krieg kein Rätsel, noch die Worte desjenigen, +dessen Kommen der Engelsruf verkündete: „Friede den Menschen, +die guten Willens sind,“ und der doch gesagt hat: „Ich bin nicht +gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Die +weit verstreuten <em class="em">Menschen</em> sind heute überall die Unterlegenen, +die ihre Einigung noch nicht festlegten, um als das auserwählte +Volk — furchtbar genug — den Fuss auf den Nacken der +Schlechten, der Unentwickelten, der Unterarten zu setzen, nicht +mehr willens, mit ihnen, die nichts so sehr scheuen wie ihre +Namen, die Herrschaft über diesen Planeten zu teilen. Durch alle +Nationen, alle ihre Schichten hindurch ist der Genius dieses +<a id="page-4" class="pagenum" title="4"></a> +Krieges, seinem Charakter entsprechend, der Würgengel der +Besten gewesen, der besten Söhne überall, und der ungeborenen +Söhne dieser Söhne. Fragt einen Arbeitgeber, wo immer Ihr +wollt: seine besten Leute sind es, die er beklagt. Rache für sie, +für alle Prediger in der Wüste, für alle jene Staatsmänner auch, +die — hier und drüben — mit reinen Händen in diesen Krieg +gerissen wurden, Rache für sie und ihren Gram. <em class="em">Ihre</em> Erhebung +und <em class="em">ihr</em> Zusammenschluss ist die grosse Notwendigkeit. Man +sage mir nicht, dass es unmöglich sei. Ein Ruf dringt schon +durch das Getöse. Wie mit Feuerzungen ist schon die Luft von +den Stimmen der Dichter erfüllt. Inmitten welcher Drangsal, +welcher Todesnot, aus ihren Gräben, ihren Gräbern ach! haben +sie nach der Herrschaft des guten Menschen gerufen. +</p> + +<p class="center"> +„Sein ist die Kraft, das Regiment der Sterne.“ +</p> + +<p class="noindent"> +Und es gilt nicht von Utopien zu reden. <em class="em">Es gibt keine Utopien.</em> +Er wäre denn nur ein Utopist gewesen, der nicht gekommen ist, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, und der gesagt +hat: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich +besitzen.<a id="corr-0"></a>“ +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-2"> +Ausblick. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">I</span>n einem Essay über die Markgräfin von Bayreuth schrieb ich +vor einigen Jahren, der Frau fehle es zwar nicht an literarischer +Begabung, wohl aber an literarischer Perspektive, und für die +Realität des geschriebenen Wortes wohne ihr auch nicht entfernt +dasselbe scharfe Gefühl inne wie dem Manne. Heute füge ich +hinzu, ihr Interesse und ihr Verständnis für Presse wie für Parteiwesen +sei in der Regel gering, und auf jene allerletzten Endes +so gedankenlose Parole: right or wrong my country (an welche +sich übrigens die überlegteren Engländer während des Burenkrieges +nicht hielten), wäre die Frau nicht verfallen. +</p> + +<p> +So wird sie denn nur wenig von bisheriger Politik verstehen, +dafür um so mehr von der kommenden. Denn es ist ganz gewiss +falsch, zu behaupten, man dürfe Politik nicht mit dem +Gefühle treiben. Wie veraltet die ohne Gefühl betriebene sogenannte +Realpolitik im Grunde schon war, hatten die zuletzt +auf dem Plan erschienenen jungslavischen Völker sehr wohl +erkannt, als sie jenen brüderlichen Balkanbund zu gründen beschlossen, +welcher dann am Widerstand der europäischen Kabinette +scheiterte. So dringen Schneeglocken verfrüht an die +schneidende Luft und werden von der Härte des Winters getötet, +aber die Ahnung des Frühlings lassen sie zurück. +</p> + +<p> +<a id="page-5" class="pagenum" title="5"></a> +Es klingt ja angesichts der Tatsachen so grotesk, dass man +es kaum zu sagen wagt, aber die Welt ist besser geworden. +Denn rohe Gewaltmittel, mögen sie sich noch so radikal durchsetzen, +haben jedes Ansehen verloren. Es waren auch in der +Tat schon Ansätze vorhanden zu der Erkenntnis, dass die Politik +nicht mehr wie auf dem Schachbrett zwischen <em class="em">Spielern</em> betrieben +werden dürfte, und es dämmerte die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit +des Satzes: „In der Politik gibt es keine Moral.“ Mit +richtigem Instinkt waren die Nationen durch überlebensgrosse +Menschengestalten versinnbildlicht worden: Marianne, John Bull, +Michel, Uncle Sam . . . Von hier aus zog sich mit vollkommener +Deutlichkeit ein Weg zur Einsicht, dass den Beziehungen zwischen +hochstehenden Völkern billigerweise genau dieselben Grundsätze +unterliegen sollten wie zwischen hochstehenden Menschen. Diese, +statt sich zu überlisten und brutal zu übervorteilen, suchen sich im +Gegenteil an Schonung, Grossmut und Rücksicht <em class="em">gegenseitig</em> zu +überbieten. Der Wetteifer um den Rücksitz hat als Ergebnis, +dass man sich darin teilt; statt einander zu berauben, hilft man +einander aus. Man gesteht sein Unrecht und wird vernommen +statt verdammt. +</p> + +<p> +Ich hätte mir vorstellen können — ich weiss nicht, ob ich +es noch kann —, dass auf einer solchen Grundlage hin ein Dialog +zustande gekommen wäre zwischen Michel und der unversöhnlich +von ihm abgewandten Marianne. Ich könnte mir wahrhaftigen +Gottes vorstellen, dass er — nach Art der Liebhaber — zu +ihren Füssen hingerissen, in leidenschaftlicher Selbstanklage die +elsässische Frage vor ihr zur Sprache brächte; ich könnte mir +vorstellen, dass im Laufe dieses Dialogs endlich ein Wendepunkt +sich ergäbe, von wo ab beteuert würde, was verneint worden +war . . . und in dieser Tonart lange hin und wieder so beharrlich! +— bis die wunde Frage sich zwischen ihnen isolierte +auf einen höheren Plan gehoben, langsam, über ihren Häuptern +wie eine enthüllte Morgengabe schillerte . . . +</p> + +<p> +Wem dies zu dumm ist, der begebe sich hinaus zu den +vordersten Kampflinien, wo die gehegten Söhne holder Mütter +wie Tiere jämmerlich verenden, und aus der Wut und Not ihrer +Verlassenheit heraus den . . . Kriegskorrespondenten verfluchen, +dessen Bericht (o würdiger Trumpf einer realpolitischen Presse!) +mit ekler Schönfärberei ihre unnennbaren Martern unterschlägt. +Bald nach Friedensschluss wird man sich zwar an den Kopf +greifen über die heutige Welt; und dann wird vermutlich das +andere Schlagwort aufkommen vom Antagonismus der weissen +<a id="page-6" class="pagenum" title="6"></a> +und der gelben Rasse; und dann wird sich der Himmel verfinstern +von all den Schrecknissen; und dann werden die Überlebenden +nicht mehr bestreiten, dass die europäische Psyche durch +die Assimilierung der asiatischen eine unendliche Bereicherung, +ja geradezu ihre letzte Vollendung erführe. +</p> + +<p> +Und die grauenvollen Erfahrungen, die geopferten Generationen, +die vergeudeten Jahrzehnte, Jahrhunderte werden notwendig +gewesen sein, um diese Welt zu Anschauungen zu +bekehren, welche sich der elementarsten Nachdenklichkeit aufdrängen. +In so verzweifelt weiten Schleifen rückt die Menschheit +ihrem Ziel entgegen. Warum? Welch ein Geheimnis! +</p> + +<p> +Aber all diese Kriege<a id="corr-1"></a>, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen +zu einem letzten Kampf, dessen Stunde zugleich mit der +Stunde der Vergeltung schlagen wird für jene Elemente, welche +von jeher Kriege verursacht und die schlechte Sache in der Welt +betrieben oder die gute verdorben haben. Die Leute also, welche +auf den ewigen Krieg schwören, mögen zufrieden mit mir sein; +denn bevor jene Elemente (und es sind stets überall dieselben) +nicht gekennzeichnet und untergeordnet werden, glaube auch ich +an keinen dauernden Frieden. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-3"> +Zum Aufruf an die Frauen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">A</span>ndreas Latzko hat einen Aufruf an die Frauen veröffentlicht, +welcher ebenso berechtigte wie unberechtigte Vorwürfe enthält. +</p> + +<p> +Ich gebe vollkommen zu, dass heute ein Plädoyer zu ihren +Gunsten schwer fiele. Nachdem in den ersten Augusttagen die +Männer das Zeichen des grossen Umfalles mit einer Promptheit +gegeben haben, die man noch tags zuvor für unmöglich hielt, +wurden die Frauen von der Schwere dieses Sturzes mitfortgerissen. +</p> + +<p> +Fast alle Zeitungen arbeiteten damals Tag und Nacht an der +Herstellung vergifteter Pfeile in Form von Lügen und Verleumdungen +und sandten sie mit fieberhafter Eile nach allen Richtungen +aus. In Millionen von Aushängebogen wurden „die Feinde“ +täglich neu als eine schlechtere Abart von Menschen dahingestellt. +</p> + +<p> +Männer mit neun Gymnasialklassen und vier Universitätsjahren +hinter sich, zur Unabhängigkeit des Denkens systematisch geschulte +Männer waren es, welche solche Märchen verkündeten und kolportierten; +es ist demnach anzunehmen, dass sie sie auch glaubten. +Welche Gelegenheit für die Frauen zu beweisen, dass sie einsichtiger +und besser seien, und wie gründlich wurde sie verscherzt! +</p> + +<p> +„Anderthalb Jahrtausende, schreibt Latzko aber, haben an +dem Bild der christlichen Frau gemodelt; jedes Jahrhundert hatte +<a id="page-7" class="pagenum" title="7"></a> +das Antlitz mit neuen Zügen vertieft, veredelt, verfeinert“ . . . +sehr wahr und sehr schön. Aber der Verfasser des Aufrufs ist +ein Dichter und hat als solcher Illusionen über die Menschheit. +</p> + +<p> +Die <em class="em">Norm</em> der Frauen taugt nicht viel mehr und nicht viel +weniger als die Norm der Männer. Warum auch? Stammen sie +nicht ebensowohl auch von ihren Vätern wie die Söhne auch +von ihren Müttern ab? Wer war es nur, der einmal behauptete +(ich glaube, ich bin es selbst gewesen!), dass wenn die Männer +so leicht bei der Hand seien, um zwischen den Frauen und einer +gewissen Abart schnatternder Vögel Vergleiche anzustellen, es +ebensosehr das Wesentliche trifft, wenn zwischen den Männern und +einem gewissen langohrigen Haustier eine Analogie gefunden wurde. +Ich vermute, auf die erstere verfiel zuerst ein Mann, auf die letztere +eine Frau. In Wahrheit sind beide Analogien sehr glücklich. +</p> + +<p> +Latzko zitiert erbitterten Gemütes eine dumme Person, +welche ihren zurückgekehrten Gatten mit unglaublich gefühlsrohen +Fragen anwidert. Aber jener selbe Mann, oder jedenfalls <em class="em">sehr</em> +viele andere Männer waren ja zu Anfang vor Kriegsbegeisterung +ganz ausser sich und hatten sich das Entsetzen und die Tränen +ihrer <a id="corr-2"></a>Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, +waren diese einzig auf ihre neu eingetrichterte Mentalität +gestellt, die in der Tat in diesem Falle nichts anderes sein +konnte als eine ungeheure Verdrängung mit all ihren Folgeerscheinungen. +O der Fahnen, o der Siege, an denen die Armen +sich so geschwätzig weideten, o der entsetzlich vielen Worte, +mit denen sie ihre Bangigkeit zu betäuben suchten — den ganzen +Tag — und als einzige Ablenkung für ihre tägliche Ungewissheit +hatten sie dabei nur die täglichen Schauergeschichten der Zeitungen, +diese Musterbilder der Roheit. +</p> + +<p> +<em class="em">Also angeleitet</em> und bei dem Gedanken an die Grausamkeit +des Feindes und dem Schicksal ihrer Männer erstarrten und verrohten +die Gemüter der Frauen. Heute ruft man ihnen zu: „Ach! +seid wie früher! Gut und tränenreich! „Lüge, alles Lüge.“ Es ist +nicht wahr! die Menschen zerfallen überall in gute, mittelmässige +und schlechte! die Welt ist überall gleich!“ +</p> + +<p> +Ja, aber warum hätten die seit Jahrtausenden zur Unselbständigkeit +des Denkens systematisch angehaltenen armen Dinger +glauben sollen, dass Ihr sie belogt? Dass die Männer, zu welchen +sie aufblicken sollten, Lügner waren, die noch dazu wussten, +dass sie logen, oder nicht einmal wussten, dass sie logen? +</p> + +<p> +„Lüge, alles Lüge?“ ja, aber wer hat denn gelogen? Und +ist es an dem Lügner den Belogenen abzukanzeln? Nein ihr +<a id="page-8" class="pagenum" title="8"></a> +Herren! Wenn die Frauen versagten, so habt Ihr an ihnen die +Saaten eurer Lügen geerntet. Wenn Latzko den Frauen zuruft: +„Ich weiss, Ihr seid nicht alle so. Vielleicht sind Viele, ich glaube +die meisten von Euch sind anders. Aber, wo seid ihr? Man +hört Euch nicht!“ . . . so könnten sie ihm erwidern: „Wir sind +da. Wo seid Ihr, dass Ihr uns nicht vernehmt, wenn wir unsere +Stimme erheben? Aber wir sind noch ohnmächtiger wie ihr!“ +</p> + +<p> +Wer hat vielen von ihnen die Pässe verweigert, als sie in +Holland tagen wollten, lang bevor Ihr an Stockholm dachtet. +Wer hat vor diesem Kriege gewarnt, ein Lebensalter hindurch +nichts anderes getan und wurde dafür von den Männern verhöhnt +und zur lächerlichen Figur gestempelt? Wer hat die „dicke +Berta“ der „Friedensberta“ vorgezogen, wenn nicht die allmächtigen +Männer? +</p> + +<p> +Denn das grosse Verbrechen der Menschheit, das ihr durch +diesen Krieg ein Denkmal ewiger Schande setzte, bestand schon +vorher. Gedankenlosigkeit, Trägheit des Geistes wie des Herzens, +Sünde wider den Geist hat uns in den Abgrund gestürzt. +</p> + +<p> +Menschen (würdig des Namens!), ob Männer oder Frauen, +verbündet Euch! Schliesst Euch zusammen, und knechtet den +geistigen Mob. Er ist es, der zur Herrschaft gelangte und sich +triumphierend behauptet. Setzt ihn ab. Er ist der Feind. Erkenntnis +ist Güte. Der Verfasser des Aufrufes gehört, seinem Werk wie +seiner Gesinnung nach, zur auserwählten Klasse derer, welche +den Kampf um die Vorherrschaft „bis zum siegreichen Ende“ +führen müssen. So wenig zahlreich sie sind, wären sie, durch +die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <a id="corr-3"></a>Tribunal +zu eröffnen, das die Schlechten unterjochen würde und alle +Mittelmässigen wie alle Esel und alle Gänse an den richtigen +Platz verwiese. Gelingt es den Auserwählten nicht, durch alle +Länder und über alle Grenzpfähle hin ihre Macht durch ihre +Einigung zu sichern, so wird der Friede ohnmächtig und mit +leeren Händen vorüberziehen. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-4"> +Letzte Folgerungen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">N</span>icht die so brennenden und viel erörterten Probleme der +Rassen und der grossen Interessen, nicht Sieg oder Niederlage, +selbst die fernerliegenden oder die unmittelbaren Ursachen des +Krieges nicht, sondern was er <em class="em">bedeutet</em>, das ist’s, was heute die +Aufmerksamkeit der Nachdenklichen in immer steigendem Masse +beschäftigt. Immer deutlicher geht für sie aus dem ungeheuren +Trugwerk dieses Krieges, seiner Einsätze und seiner Schlagworte +<a id="page-9" class="pagenum" title="9"></a> +— der Triumph des Sklaven über den Freien hervor, und immer +drohender die Forderung, dass dieser Triumph uns nicht nur +eine Lehre und eine Warnung sei (denn dies genügt schon lange +nicht mehr!), sondern dass wir uns selbst aus der gemachten +Erfahrung jenes letzte Gericht erstehen lassen, von dem geschrieben +steht, dass es auf immer die Scheidung zwischen den Menschen, +die guten Willens sind — und den anderen — entscheidet, ja! +nicht die grosse Einigung, den grossen <em class="em">Bruch</em> gilt es, als Lohn +für alle die Opfer zu erzielen. Es muss die unlösliche, herrische +und heilige Allianz der menschenwürdigen Menschen zustande +kommen, um jene „Untermenschen“, welche schon Villiers de +l’<a id="corr-4"></a>Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an +die rechte Stelle zu weisen. +</p> + +<p> +Nicht nur Europa, die Menschheit selbst steht heute vor ihrem +gefährlichsten Wendepunkt. Ihr Niedergang ist unaufhaltsam, +wenn jenen untergeordneten, allzu lange geduldeten Elementen, +dasselbe Stimmrecht wie bisher verbleibt. Denn ihnen danken +wir es, dass noch alle grossen und bahnbrechenden Ideen in +Verwirrung ausarteten, und dass eine Sache um so sicherer verdarb, +je edler sie war. Das Christentum selbst ist unter die +Räder geraten, weil <em class="em">Unzulänglichkeit</em>, und weil <em class="em">Niedertracht</em> +das grosse Wort zu führen in der Lage sind. Die Welt hat +nichts zu hoffen, solange diese Gattung ihr Herrenrecht behält. +Solange nicht ein neuer Korpgeist entsteht, wird die Menschheit +wie ein Kranker sein, der sein Übel zu betäuben sucht, indem +er sich auf seinem Schmerzenslager dreht und wendet, oder, +hoch aufgerichtet, nach Atem ringt, um doch nur eine illusorische +Erleichterung zu finden. — So wird sie alle Regierungsformen, +eine nach der andern, erproben, und ob sie auch ihre Könige +gegen Republiken eintauscht — oder umgekehrt —, es werden +doch nur falsche Monarchien und falsche Republiken sein, und +auch die Anarchie wird sich als nichts anderes herausstellen +als einen Missbrauch der Macht. +</p> + +<p> +Es gibt ja Leute, ich weiss, welche ganz ehrlich der Meinung +sind, dieser Krieg sollte von Rechts wegen noch recht lange +dauern. Die moralischen Ansichten, die sich dabei geltend machen, +sind auch nur deshalb so heillos falsch, weil dieser Krieg eine +auf <em class="em">Zurückentwicklung</em> gerichtete Zuchtwahl ist und jede Schlacht +die Zahl der Tauglichen herabsetzt zugunsten der Untauglichen +wie der Schuldigen und der Profiteure. Letztere sind ja so fest +entschlossen, dem Abgrund zu entrinnen, den sie offen halten +oder bereiteten, dass ihre Spitzfindigkeit auch die strengste Kontrolle +<a id="page-10" class="pagenum" title="10"></a> +überlisten wird. Nichts scheuen ja diese Leute so sehr wie +das Ende des Krieges, da sie wissen, dass seine Verlängerung +sehr wohl mit ihrer Gnadenfrist zusammenfallen dürfte, und dass +die Untersuchung gegen die Verantwortlichen so lange unterbleiben +wird, als das Gemetzel der Unschuldigen anhält. Ach! +Dies sollten jene Moralisten wohl bedenken, welche diesen Krieg +bis ans letzte Ende geführt sehen möchten, auf dass er seinen +endgültigen Garaus fände. Ach, was glauben sie denn? Glauben +sie wirklich an einen Rückfall in diesen Zustand? Glauben sie +allen Ernstes, dass nach einer solchen Erfahrung die Völker sich +noch einmal narren liessen? Haben sie so wenig die Geschichte +der menschlichen Irrtümer ergründet, und erkannten sie noch +nicht, dass ihr normaler Verlauf (wie die Ärzte sagen) dem der +Epidemien gleichkommt und darin besteht, dass ihre Keime +anfänglich unter trügerischen Symptomen um sich greifen, um +toll und mörderisch auszubrechen und endlich zu ersticken, indem +sie triumphieren. +</p> + +<p> +So erreichten die Religionskriege ihren Paroxysmus und +verschwanden. +</p> + +<p> +So ist durch die eklatante Torheit und Schmach dieses rückständigen +Krieges die Rechnung der Kriege, wenigstens für die +europäischen Völker, gemacht. Ich fürchte von der Zukunft kein +Dementi für diese Behauptung. Nein! Die Welt fällt nicht zweimal +in dieselben Irrtümer zurück. Aber wehe den Neuen! Wenn +die rohen und bösartigen Elemente in diesen Tagen ihre Betriebsamkeit +unendlich erhöhten und sich überall unendlich bösartiger +und roher erwiesen, so sind dafür die Guten überall unendlich +besser geworden. Ihre Einigung und infolgedessen ihre Machtstellung +durch alle Länder hin hat der Welt noch immer gefehlt. +Es gilt, ihre Reihen zu schliessen und ihre <em class="em">Solidarität</em> zu organisieren +im Hinblick einer letzten und unerbittlichen Fehde; — +und es gilt den Frieden, weil der Kampf um die wahre Vorherrschaft +nicht entbrennen kann, solange dieser Krieg noch besteht. +</p> + +<p> +Und die Freiheit? +</p> + +<p> +Wie aber könnte die einzig wirkliche Freiheit entstehen, +wenn nicht durch die Knechtung desjenigen Pöbels, der allerorts +alle Klassen der menschlichen Gesellschaft, von den höchsten +bis zu den sogenannten niedrigsten Schichten verheert. Hierarchien +aber sind es ja gerade — weniger rudimentär und kindisch +nur als diejenigen, welche man sich bisher aufoktroyieren liess. +<em class="em">Hierarchien</em> sind es, die auf neuer und gerechtfertigter Basis +zu errichten sind. Geben wir uns keinen Täuschungen hin: die +<a id="page-11" class="pagenum" title="11"></a> +Klasse der Könige, der Fürsten und der Herren, ja der ganze +Tross der kleinen Gentry sogar, er ist vorhanden (nur so anders!) +und alle wahren Adelsbriefe, die sich in unendlichen Fluktuationen +aus der menschlichen Würde ergeben, existieren auch sie. In +allen „Kreisen“ aber und durch alle Zeiten hin wurde die wahre +Elite gepeinigt, geopfert oder zu wahrer Ohnmacht verdammt, +weil urteilslose oder niedrig gesinnte Elemente, die sich weder +in Gleichheit noch in Brüderlichkeit zu ihr verhalten, dasselbe +Stimmrecht geniessen. +</p> + +<p> +Echte Demokratien sind die Notwendigkeit: sie sind aber +nur insofern nicht illusorisch, als sie aristokratisch sind. Man +rede also für die Zukunft nicht von Utopien, sondern von neuen +Gesetzbüchern und neuen Statuten. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-5"> +„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“ +</h2> + +<p class="motto"> +„Je songe à une guerre de droit<br /> +ou de force, de logique bien imprévue.<br /> +C’est aussi simple qu’une<br /> +phrase musicale.“ +</p> + +<p class="signature"> +<em class="em">(Rimbaud.)</em> +</p> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">J</span>edes Innehalten ist heute vermehrte Unrast. Wir sind halbwegs +Gebliebene, sofern wir Zeit unseres Lebens stillestehen. +So ist es über uns verhängt, weil unsere Existenz mit so gewaltigen +Umwälzungen zusammenfällt, dass Fragen, die gestern +noch in ihren Anfängen steckten, plötzlich zu überhitzter Reife +ans Licht gerissen wurden. Es sind aber Fragen, Erkenntnisse +und Entdeckungen so schwieriger Natur, dass der einzelne, wie +stark er immer sei, niemals imstande sein könnte, ihre Geltung +durchzusetzen. Sie wäre nur möglich durch das kollektive Wirken +ganz bestimmter, durch Erfahrungen aufmerksam gewordener +Menschen, welche das Schicksal zusammenführte, damit sie die +Tabelle ihrer Erlebnisse vergleichen. So bedurfte es der Konstellation +einer Konstellation, um der Sinnfälligkeit einer Wahrheit so +vorzuarbeiten, dass sie wie ein von jeher dagewesenes, aber noch +nie vorher gesichtetes Sternbild zu voller Deutlichkeit gelangt. +</p> + +<p> +Aber noch schwebt sie nicht über uns, diese heute schon +nicht mehr wegzudenkende Wahrheit, sondern sie harrt noch +unerlöst am Wegesrand, so alt sie ist. Von Natur aus gerät ja +keiner auf sie, Erfahrung allein kann den Menschen darauf +bringen, und noch immer stürzte er, ohne sie zu erkennen, über +sie hin. Weil aber der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie ein +Gesicht erhalten soll und Augen, uns anzustarren, ergab sich +eben jener Komplex von Erfahrungen, mit dem sich das grosse +<a id="page-12" class="pagenum" title="12"></a> +2 × 2 = 5 dieser Welt so gründlich vornehmen lässt wie eine +Haussuchung mit Hilfe richtiger Schlüssel. +</p> + +<p> +Dass sich jene weit verstreuten paar Menschen mit den +analogen Wahrnehmungen, den analogen Erlebnissen und der +analogen Geistesart eines Tages begegneten, gehört zu den +grossen sogenannten Zufällen des Lebens. Auf jeden Fall obliegt +es ihnen, die Dinge, um welche es heute geht, in allen Tonarten +und den weitausgreifendsten Steigerungen zu formulieren. +</p> + +<p> +Erkenntnismässig ist ja ihr Weg vollkommen deutlich ausgestreckt, +und schon sind alle Hochgefühle irgendwie von der +Bewältigung seiner Fährnisse abhängig. — O Freiheit, Gleichheit +und Brüderlichkeit! wie bezeichnend ist es, dass euer göttlicher +Impuls euch nicht davor bewahren konnte, zum Kompendium +aller Irrtümer zu werden! Die Menschen sind <em class="em">nicht</em> gleich. +Ihre schief aufgerichtete Gleichheit wird vornüber stürzen, mit +ihrer Brüderlichkeit wird es so eine Sache sein wie bisher, und +die auf krummer Axe gehobene Welt läuft Gefahr, endgültig +ihren falschen Dreh zu nehmen, wenn nicht alle Anstrengungen +geschehen, die missverstandene Brüderlichkeit und die misshandelte +Freiheit nach einer anderen Himmelsrichtung und unter +veränderten Gesichts<a id="corr-5"></a>punkten neu aufzurichten. Wie aus einer +brennenden Stadt müssen wir heute diese Begriffe retten und +aus dem zerfallenen Tor unserer Zeit mit ihnen fliehen. Wer +die menschliche Gesellschaft in allen ihren Schichten kennen +lernte, hat keine Illusionen mehr. Dass es einen Plebs im Adel +gibt, macht den Pöbel um nichts schöner! Tausendfältige Ungleichheit +ist eben das Prinzip, auf dem die Menschheit wie auf +Sprossen anhebt. Ein Feststellen, ein Unterordnen der wahren, +bis in die tiefsten Ursprünge zurückzuleitenden Ungleichheiten +könnte allein die wahre Gleichheit zu ihrem Rechte bringen +und nur in Wahrung der (ach so vorhandenen!) Distanzen könnte +die Brüderlichkeit unverletzt aufleben. Hier liegt das Problem +der künftigen Jahrzehnte, Jahrhunderte. Es ist der Sinn der Leiter, +von welcher Jakob träumte, und wir leben heute wirklich nur +noch um der Erläuterungen willen, welche diese Dinge verlangen. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-6"> +Wiederholungen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">S</span>o hätten wir heute alles von der Methode jener glücklichen +Spekulanten zu lernen, welche sich offenkundig als die weitaus +schärfsten Psychologen erwiesen, indem sie irgend ein Präparat, +eine Zahntinktur oder ein Extrakt dadurch zu allgemeinster +Geltung verhelfen, dass sie deren Bezeichnungen in grellen +<a id="page-13" class="pagenum" title="13"></a> +Riesenbuchstaben an Mauern, Säulen und Schlöten anschlagen, +sich gleichsam an die Fersen des Vorübergehenden heften, selbst +auf Bergeshöhen sich zwischen ihm und der Aussicht schieben, +ja von Felswänden herab ihm unerwartet Odol! Haarlin! oder +Bovril! entgegenschreien. +</p> + +<p> +Wäre heute nicht die Beachtung gewisser Zustände mit +einer so vorbildlichen Hartnäckigkeit zu erzwingen? Durch ein +ungeheures Preisausschreiben etwa, das an alle Maler, der ältesten +wie der neuesten Schule erginge, um auf Bildern oder Plakaten, +mit beliebigem Raumverbrauch die Wirklichkeit zu illustrieren +und zu illuminieren; allen Brücken und Wegen entlang sie +immerzu neu einer Allgemeinheit zu veranschaulichen, deren +geistigen Stumpfsinn nur jene Menschenkenner von Spekulanten +voll ergründeten. Dass es keine intellektuelle Notwehr, dagegen +einen hemmungslosen Mangel an Logik gibt, und dass wir lieber +untergehen, als dass wir dächten, hielten wir ja nicht für möglich, +bevor wir es erlebten. Wie hätte sonst über unsere Köpfe hinweg +jene Phalanx der Niedrigen zustande kommen können, +die sich heute mit so bewundernswerter Regie über alle Grenzen +hin in die Hände arbeiten? Dass sie dabei sehr ausdrücklich +in Freunde und Feinde zerfallen, macht ihren stummen Pakt +nur um so fester. Wir anderen aber, welche den entsetzlichen +Humbug dieser „Feindschaft“ durchschauen, auf uns, die ihn +gewähren lassen, auf uns fällt der Fluch dieser Zeit zurück. +Nicht auf die Schlechten, deren Tun im Einklang steht mit ihrem +Wollen; auf uns, nicht auf die Knechte, welche sich zu unsern +Herren machten, sondern auf uns, die wir uns von ihnen knechten +liessen! Sollte der Tag hereinbrechen, an dem es zu spät sein +wird für unser Zusammengehen, so werden wir, die guten Willens +sind, als die Schuldigen stehen, weil uns der Mut unseres besseren +Wissens gebrach, dem Genius des Krieges, die Siegermaske von +der gedankenlosen Stirn zu reissen. Ah! wir bedachten nicht +den tiefen Sinn jener Sage, welche dem Drachentöter die Sprache +der Vögel verstehen liess, als er vom Blut des erlegten Ungeheuers +genoss. +</p> + +<p> +So läge es in unserer Macht, das Elend des Weltkrieges +zum Segen zu wenden, wenn wir aus den Trümmern, die er +häufte, das <em class="em">Weltgericht</em> mit letzter Anstrengung und letzter Entschlossenheit +heben; mit ihm die grosse reinliche Scheidung, +das Ende der Verkehrtheit, der falschen Gleichstellungen und +des Gewühls; den Anfang jener neuen <a id="corr-6"></a>Hierarchie, nach der +wir lechzen. +</p> + +<p> +<a id="page-14" class="pagenum" title="14"></a> +Uns aber, der kleinen, geschlagenen Avantgarde, welche +der Krieg um ihre letzte Neugier brachte, wir, die seine Verwerflichkeit +und Stupidität von jeher, lang bevor es ein Wort +wie Defaitismus gab, kennzeichneten, uns steht heute das traurige +Vorrecht zu, die neue Scheidung und den neuen Kampf hinauszurufen, +bevor der Schutt der alten Zeit uns begräbt. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-7"> +Schlusswort. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">D</span>ie Heftigkeit, mit welcher wir unsere Notsignale abgeben, +hindert nicht, dass sie schon unter dem Druck einer geradezu +monströs gewordenen Langeweile aufziehen, und dass unser +eigener Pathos mit der ganzen Öde eines Frohndienstes auf +uns lastet. +</p> + +<p> +Es kann jedoch sein, dass unser Gewissen oder unsere +innere Stimme (wie man es nennen will) laut und unerbittlich +die Forderung an uns stellt dies oder jenes <em class="em">noch zu sagen</em>, bevor +wir schweigen. Wer von uns wird nach dem Kriege noch von +ihm reden? heute aber will ein désintéressement von den Dingen, +die geschehen, erst erworben sein, denn unsere Zeugenschaft hat +uns zu ihren Teilhabern gemacht, und auch wir haben verspielt. +</p> + +<p> +Von allen, die heute leben, wird keiner den Bau betreten, +zu dessen Grundlegung ich Steine herbeischleppe — so eilfertig +und unter Hohngelächter gewiss! — denn wo fände ich Glauben? +— Das Gerüst allein dürfte die Arbeit von Generationen sein, +sein Ausbau die von Jahrhunderten vielleicht, ja, vielleicht sind +die ewig unvollendet gebliebenen Kathedralen sein Symbol. +Aber worauf es ankommt: bei allen Opfern, die er erheischen +wird, allen Kämpfen, die ihm bevorstehen, ist er <em class="em">möglich</em>. +</p> + +<p> +Bis zum heutigen Wendepunkt unserer Geschichte gehörte +es zu ihren integralen Beständen, dass unseren vielgenannten +„heiligsten Gütern“ niemals auch nur von ferne ein schützendes +Patent zuteil wurde, je erhabener eine Idee, um so grauenhafter +die Verbrechen, die in ihrem Namen geschahen, je tiefer eine +Erkenntnis, desto grösser der Unsinn, der daraus entstand. +</p> + +<p> +Die richtige Einsicht, dass es (merkwürdigerweise) niedrige +und hohe Menschen gibt, führte folgerichtig zu Rang- und Standesunterschieden. +Bei ihrer Aufrechthaltung aber gerieten jene +Ungleichheiten, welche doch erst die Berechtigung solcher Klassifikationen +bilden, immer mehr ausser acht, und bei dem Schrittmachen, +das im Schwunge blieb, mischte sich in immer gemeinerer +Weise das Bestreben jene Distanzen, welche der Wert +zwischen den einzelnen liegt zu ignorieren. Das Missverständnis +<a id="page-15" class="pagenum" title="15"></a> +artete immer wilder aus: der königliche Mozart speiste mit dem +Gesinde, und ein lakaienhafter Kavalier warf ihn mit einem Fusstritt +ohne weiteres vor die Tür. In der Tat, wir wissen alle, was +wir der französischen Revolution verdanken. Doch, als sie das +falsche Spiegelbild in edler Empörung zerschlug, wurde mit +diesem drastischen Vorgehen leider erst recht nur eine halbe +Massnahme getroffen. +</p> + +<p> +Kein Missbrauch wurde an der Wurzel gefasst, vielmehr +entrann der Missetäter froh durch die Tür. So brach die französische +Revolution wie das Christentum, dem sie entsprang, in +sich selber zusammen und wir sind heute wie bankrotte Leute, +die von vorn anfangen müssen. Wir stehen wieder am Anfang +aller Tage. Das heisst am Ende. Denn für das erkennende +Auge sind ja die Menschen längst in jene zwei Lager zerfallen, +von welchen geschrieben steht. Freilich ist vorläufig erst der +Aufmarsch der Böcke geglückt, und unsere Absicht, ihrem Konsortium +entgegenzutreten, dürfte auch fernerhin ein frommer +Wunsch verbleiben, solange wir jene dunkle und geheimnisvolle +Tatsache nicht ergründeten, dass die von schlechten Instinkten +Gemeisterten so viel deutlicher die Hochgesinnten herausspüren, +als diese sich unter sich erkennen. Wahrlich diese dunkle und +rätselvolle Tatsache birgt Perspektiven von lockender Tiefe, und +sie ziehen sich wie weite Zimmerflüchte nach allen Richtungen, +reich an Verborgenheiten, hin. — +</p> + +<p> +Es heisst vom Himmelreich, es litte Gewalt. Indessen sehen +wir zu, wie die Hölle immer mehr das Erdreich verschlingt. Dass +allerorts so und so viele darüber jammern, ja auch vernünftig +darüber raisonieren, hilft uns keinen Schritt vorwärts. Denn wo +bleibt unser Zustrom, wo insbesondere bleibt unsere Sichtung? +</p> + +<p> +Um Machtfragen werden sich nach wie vor die Dinge drehen, +und nach wie vor wird sich herausstellen, dass es nichts Neues +unter der Sonne gibt. Macht wird vor Recht gehen, denn Macht +geht vor Recht. Es ist Sache des Rechts, die Macht an sich zu +reissen, eine neue Realpolitik zu ermöglichen, nicht ausdrückbar +durch Lüge, Feuer und Mord; eine Exekutive zu befestigen, +welche die aus Lüge, Feuer und Mord errungenen Vorteile verschmähen, +und Lüge, Feuer und Mord nicht ausspielen würde +gegen Lüge, Feuer und Mord. Sache des Rechts ist es, die Bahn +solcher Gewalthaber zu bereiten, und was mich angeht, so musste +ich, um meiner eigenen Grabesruhe willen, diese zukünftigen, +für ein feineres Ohr heute schon ödesten Gemeinplätze noch +äussern, bevor ich schweige oder von etwas anderem rede. +</p> + +<h2 class="pb chapter" id="chapter-1-8"> +<a id="page-16" class="pagenum" title="16"></a> +INHALT. +</h2> + + +<table class="toc" summary="TOC"> +<tbody> +<tr><td></td><td class="right">Seite</td></tr> +<tr><td class="left">Epilog zu den Briefen an einen Toten</td><td class="right"><a href="#chapter-1-1">3—4</a></td></tr> +<tr><td class="src">August 1916 „Weisse Blätter“</td></tr> +<tr><td class="left">Ausblick</td><td class="right"><a href="#chapter-1-2">4—6</a></td></tr> +<tr><td class="src">Mai 1917 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Zum Aufruf an die Frauen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-3">6—8</a></td></tr> +<tr><td class="src">26. August 1917 „Neue Zürcher Zeitung“</td></tr> +<tr><td class="left">Letzte Folgerungen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-4">8—11</a></td></tr> +<tr><td class="src">22. Oktober 1917 „Neue Zürcher Zeitung“</td></tr> +<tr><td class="left">Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit</td><td class="right"><a href="#chapter-1-5">11—12</a></td></tr> +<tr><td class="src">März 1918 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Wiederholungen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-6">12—14</a></td></tr> +<tr><td class="src">Juli 1918 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Schlusswort</td><td class="right"><a href="#chapter-1-7">14—15</a></td></tr> +</tbody> +</table> + +<div class="titlematter"> + +<p class="vspace6"> + +</p> + +<div class="centerpic"> +<img src="images/backcover.jpg" alt="" /> +</div> + +</div> + + +<div class="trnote"> +<p id="trnote"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> + +<p> +Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt (vorher/nachher): +</p> + +<ul> + +<li> +... besitzen. ...<br /> +... besitzen.<a href="#corr-0"><span class="underline">“</span></a> ...<br /> +</li> + +<li> +... Aber all diese Kriege und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ...<br /> +... Aber all diese Kriege<a href="#corr-1"><span class="underline">,</span></a> und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ...<br /> +</li> + +<li> +... ihrer <span class="underline">Gattinen</span> ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, ...<br /> +... ihrer <a href="#corr-2"><span class="underline">Gattinnen</span></a> ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, ...<br /> +</li> + +<li> +... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <span class="underline">Tribmal</span> ...<br /> +... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <a href="#corr-3"><span class="underline">Tribunal</span></a> ...<br /> +</li> + +<li> +... l’<span class="underline">Ile</span> Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ...<br /> +... l’<a href="#corr-4"><span class="underline">Isle</span></a> Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ...<br /> +</li> + +<li> +... veränderten Gesichts<span class="underline">punken</span> neu aufzurichten. Wie aus einer ...<br /> +... veränderten Gesichts<a href="#corr-5"><span class="underline">punkten</span></a> neu aufzurichten. Wie aus einer ...<br /> +</li> + +<li> +... des Gewühls; den Anfang jener neuen <span class="underline">Hierarche</span>, nach der ...<br /> +... des Gewühls; den Anfang jener neuen <a href="#corr-6"><span class="underline">Hierarchie</span></a>, nach der ...<br /> +</li> +</ul> +</div> + +<div>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44258 ***</div> +</body> +</html> diff --git a/44258-h/images/backcover.jpg b/44258-h/images/backcover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..bd9422d --- /dev/null +++ b/44258-h/images/backcover.jpg diff --git a/44258-h/images/cover-page.jpg b/44258-h/images/cover-page.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ecbfd71 --- /dev/null +++ b/44258-h/images/cover-page.jpg diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Die Last + +Author: Annette Kolb + +Release Date: November 23, 2013 [EBook #44258] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE LAST *** + + + + +Produced by Jens Sadowski + + + + + + + + + ANNETTE KOLB + DIE LAST + + + Max Rascher Verlag A.-G. in Zürich 1918 + + 1. bis 3. Tausend + + Copyright by Max Rascher Verlag A. G., in Zürich 1918 + + Buchdruckerei zur Alten Universität, Zürich + + + + +Epilog zu den Briefen an einen Toten. + + +Es gibt Leute, welche die Worte: »Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu +bringen, sondern das Schwert« mit besonderer Vorliebe herausgreifen, andere +wieder, welche meinen, Christus könne sich unmöglich so geäussert haben. +Ich zweifle keinen Augenblick, dass er so sprach, so wenig ich glaube, dass +er dabei an unsere heutigen Stickgase, Flatterminen und Sprengbomben +dachte. Aber ich weiss eine Schlacht, zu der ich noch als ein Schatten +jubelnd hinstürmen würde, tagte er endlich, der grosse europäische Bruch +mit unseren Trollen, unseren Ab- und Unterarten und dem Tross der +Seelenlosen, deren Triumph das heutige Chaos besiegelt. Denn eines Tages +werden wir es vor uns herjagen, das Heer der böswilligen Toren wie der +Unterworfenen, nicht länger gewillt, ihre Übermacht zu ertragen. Von langer +Hand ist der Rache vorzuarbeiten, von jetzt ab schon und inmitten der +unerhörten Niederlage noch, welche die Kinder des Lichts von den Söhnen der +Finsternis erdulden. Ist das, was sich heute ereignet, etwas anderes als +das erweiterte Bild desjenigen Krieges, der unablässig auf der Erde wütet, +das Glück der Familien untergräbt und die Häuser niederreisst? Haben die +Knechtischen jemals aufgehört, den Besonnenen zu verfolgen? Ist je ein +Waffenstillstand zwischen ihnen gewesen? Liessen sie je ab, den Edlen zu +bedrängen, auf dass er stürze oder sein Wirken wieder vereitelt werde? Kein +Gesetz, nichts auf Erden störte sie je, das goldene Saitenspiel seines +Herzens zu zerschlagen. Wir wissen genug. Wer brennenden Auges in diese +Welt hineinsah, dem ist dieser Krieg kein Rätsel, noch die Worte +desjenigen, dessen Kommen der Engelsruf verkündete: »Friede den Menschen, +die guten Willens sind,« und der doch gesagt hat: »Ich bin nicht gekommen, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Die weit verstreuten +_Menschen_ sind heute überall die Unterlegenen, die ihre Einigung noch +nicht festlegten, um als das auserwählte Volk -- furchtbar genug -- den +Fuss auf den Nacken der Schlechten, der Unentwickelten, der Unterarten zu +setzen, nicht mehr willens, mit ihnen, die nichts so sehr scheuen wie ihre +Namen, die Herrschaft über diesen Planeten zu teilen. Durch alle Nationen, +alle ihre Schichten hindurch ist der Genius dieses Krieges, seinem +Charakter entsprechend, der Würgengel der Besten gewesen, der besten Söhne +überall, und der ungeborenen Söhne dieser Söhne. Fragt einen Arbeitgeber, +wo immer Ihr wollt: seine besten Leute sind es, die er beklagt. Rache für +sie, für alle Prediger in der Wüste, für alle jene Staatsmänner auch, die +-- hier und drüben -- mit reinen Händen in diesen Krieg gerissen wurden, +Rache für sie und ihren Gram. _Ihre_ Erhebung und _ihr_ Zusammenschluss ist +die grosse Notwendigkeit. Man sage mir nicht, dass es unmöglich sei. Ein +Ruf dringt schon durch das Getöse. Wie mit Feuerzungen ist schon die Luft +von den Stimmen der Dichter erfüllt. Inmitten welcher Drangsal, welcher +Todesnot, aus ihren Gräben, ihren Gräbern ach! haben sie nach der +Herrschaft des guten Menschen gerufen. + +»Sein ist die Kraft, das Regiment der Sterne.« + +Und es gilt nicht von Utopien zu reden. _Es gibt keine Utopien._ Er wäre +denn nur ein Utopist gewesen, der nicht gekommen ist, den Frieden zu +bringen, sondern das Schwert, und der gesagt hat: »Selig sind die +Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.« + + + + +Ausblick. + + +In einem Essay über die Markgräfin von Bayreuth schrieb ich vor einigen +Jahren, der Frau fehle es zwar nicht an literarischer Begabung, wohl aber +an literarischer Perspektive, und für die Realität des geschriebenen Wortes +wohne ihr auch nicht entfernt dasselbe scharfe Gefühl inne wie dem Manne. +Heute füge ich hinzu, ihr Interesse und ihr Verständnis für Presse wie für +Parteiwesen sei in der Regel gering, und auf jene allerletzten Endes so +gedankenlose Parole: right or wrong my country (an welche sich übrigens die +überlegteren Engländer während des Burenkrieges nicht hielten), wäre die +Frau nicht verfallen. + +So wird sie denn nur wenig von bisheriger Politik verstehen, dafür um so +mehr von der kommenden. Denn es ist ganz gewiss falsch, zu behaupten, man +dürfe Politik nicht mit dem Gefühle treiben. Wie veraltet die ohne Gefühl +betriebene sogenannte Realpolitik im Grunde schon war, hatten die zuletzt +auf dem Plan erschienenen jungslavischen Völker sehr wohl erkannt, als sie +jenen brüderlichen Balkanbund zu gründen beschlossen, welcher dann am +Widerstand der europäischen Kabinette scheiterte. So dringen Schneeglocken +verfrüht an die schneidende Luft und werden von der Härte des Winters +getötet, aber die Ahnung des Frühlings lassen sie zurück. + +Es klingt ja angesichts der Tatsachen so grotesk, dass man es kaum zu sagen +wagt, aber die Welt ist besser geworden. Denn rohe Gewaltmittel, mögen sie +sich noch so radikal durchsetzen, haben jedes Ansehen verloren. Es waren +auch in der Tat schon Ansätze vorhanden zu der Erkenntnis, dass die Politik +nicht mehr wie auf dem Schachbrett zwischen _Spielern_ betrieben werden +dürfte, und es dämmerte die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit des Satzes: +»In der Politik gibt es keine Moral.« Mit richtigem Instinkt waren die +Nationen durch überlebensgrosse Menschengestalten versinnbildlicht worden: +Marianne, John Bull, Michel, Uncle Sam . . . Von hier aus zog sich mit +vollkommener Deutlichkeit ein Weg zur Einsicht, dass den Beziehungen +zwischen hochstehenden Völkern billigerweise genau dieselben Grundsätze +unterliegen sollten wie zwischen hochstehenden Menschen. Diese, statt sich +zu überlisten und brutal zu übervorteilen, suchen sich im Gegenteil an +Schonung, Grossmut und Rücksicht _gegenseitig_ zu überbieten. Der Wetteifer +um den Rücksitz hat als Ergebnis, dass man sich darin teilt; statt einander +zu berauben, hilft man einander aus. Man gesteht sein Unrecht und wird +vernommen statt verdammt. + +Ich hätte mir vorstellen können -- ich weiss nicht, ob ich es noch kann --, +dass auf einer solchen Grundlage hin ein Dialog zustande gekommen wäre +zwischen Michel und der unversöhnlich von ihm abgewandten Marianne. Ich +könnte mir wahrhaftigen Gottes vorstellen, dass er -- nach Art der +Liebhaber -- zu ihren Füssen hingerissen, in leidenschaftlicher +Selbstanklage die elsässische Frage vor ihr zur Sprache brächte; ich könnte +mir vorstellen, dass im Laufe dieses Dialogs endlich ein Wendepunkt sich +ergäbe, von wo ab beteuert würde, was verneint worden war . . . und in +dieser Tonart lange hin und wieder so beharrlich! -- bis die wunde Frage +sich zwischen ihnen isolierte auf einen höheren Plan gehoben, langsam, über +ihren Häuptern wie eine enthüllte Morgengabe schillerte . . . + +Wem dies zu dumm ist, der begebe sich hinaus zu den vordersten Kampflinien, +wo die gehegten Söhne holder Mütter wie Tiere jämmerlich verenden, und aus +der Wut und Not ihrer Verlassenheit heraus den . . . Kriegskorrespondenten +verfluchen, dessen Bericht (o würdiger Trumpf einer realpolitischen +Presse!) mit ekler Schönfärberei ihre unnennbaren Martern unterschlägt. +Bald nach Friedensschluss wird man sich zwar an den Kopf greifen über die +heutige Welt; und dann wird vermutlich das andere Schlagwort aufkommen vom +Antagonismus der weissen und der gelben Rasse; und dann wird sich der +Himmel verfinstern von all den Schrecknissen; und dann werden die +Überlebenden nicht mehr bestreiten, dass die europäische Psyche durch die +Assimilierung der asiatischen eine unendliche Bereicherung, ja geradezu +ihre letzte Vollendung erführe. + +Und die grauenvollen Erfahrungen, die geopferten Generationen, die +vergeudeten Jahrzehnte, Jahrhunderte werden notwendig gewesen sein, um +diese Welt zu Anschauungen zu bekehren, welche sich der elementarsten +Nachdenklichkeit aufdrängen. In so verzweifelt weiten Schleifen rückt die +Menschheit ihrem Ziel entgegen. Warum? Welch ein Geheimnis! + +Aber all diese Kriege, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen zu einem +letzten Kampf, dessen Stunde zugleich mit der Stunde der Vergeltung +schlagen wird für jene Elemente, welche von jeher Kriege verursacht und die +schlechte Sache in der Welt betrieben oder die gute verdorben haben. Die +Leute also, welche auf den ewigen Krieg schwören, mögen zufrieden mit mir +sein; denn bevor jene Elemente (und es sind stets überall dieselben) nicht +gekennzeichnet und untergeordnet werden, glaube auch ich an keinen +dauernden Frieden. + + + + +Zum Aufruf an die Frauen. + + +Andreas Latzko hat einen Aufruf an die Frauen veröffentlicht, welcher +ebenso berechtigte wie unberechtigte Vorwürfe enthält. + +Ich gebe vollkommen zu, dass heute ein Plädoyer zu ihren Gunsten schwer +fiele. Nachdem in den ersten Augusttagen die Männer das Zeichen des grossen +Umfalles mit einer Promptheit gegeben haben, die man noch tags zuvor für +unmöglich hielt, wurden die Frauen von der Schwere dieses Sturzes +mitfortgerissen. + +Fast alle Zeitungen arbeiteten damals Tag und Nacht an der Herstellung +vergifteter Pfeile in Form von Lügen und Verleumdungen und sandten sie mit +fieberhafter Eile nach allen Richtungen aus. In Millionen von Aushängebogen +wurden »die Feinde« täglich neu als eine schlechtere Abart von Menschen +dahingestellt. + +Männer mit neun Gymnasialklassen und vier Universitätsjahren hinter sich, +zur Unabhängigkeit des Denkens systematisch geschulte Männer waren es, +welche solche Märchen verkündeten und kolportierten; es ist demnach +anzunehmen, dass sie sie auch glaubten. Welche Gelegenheit für die Frauen +zu beweisen, dass sie einsichtiger und besser seien, und wie gründlich +wurde sie verscherzt! + +»Anderthalb Jahrtausende, schreibt Latzko aber, haben an dem Bild der +christlichen Frau gemodelt; jedes Jahrhundert hatte das Antlitz mit neuen +Zügen vertieft, veredelt, verfeinert« . . . sehr wahr und sehr schön. Aber +der Verfasser des Aufrufs ist ein Dichter und hat als solcher Illusionen +über die Menschheit. + +Die _Norm_ der Frauen taugt nicht viel mehr und nicht viel weniger als die +Norm der Männer. Warum auch? Stammen sie nicht ebensowohl auch von ihren +Vätern wie die Söhne auch von ihren Müttern ab? Wer war es nur, der einmal +behauptete (ich glaube, ich bin es selbst gewesen!), dass wenn die Männer +so leicht bei der Hand seien, um zwischen den Frauen und einer gewissen +Abart schnatternder Vögel Vergleiche anzustellen, es ebensosehr das +Wesentliche trifft, wenn zwischen den Männern und einem gewissen +langohrigen Haustier eine Analogie gefunden wurde. Ich vermute, auf die +erstere verfiel zuerst ein Mann, auf die letztere eine Frau. In Wahrheit +sind beide Analogien sehr glücklich. + +Latzko zitiert erbitterten Gemütes eine dumme Person, welche ihren +zurückgekehrten Gatten mit unglaublich gefühlsrohen Fragen anwidert. Aber +jener selbe Mann, oder jedenfalls _sehr_ viele andere Männer waren ja zu +Anfang vor Kriegsbegeisterung ganz ausser sich und hatten sich das +Entsetzen und die Tränen ihrer Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst +und Sorge überlassen, waren diese einzig auf ihre neu eingetrichterte +Mentalität gestellt, die in der Tat in diesem Falle nichts anderes sein +konnte als eine ungeheure Verdrängung mit all ihren Folgeerscheinungen. O +der Fahnen, o der Siege, an denen die Armen sich so geschwätzig weideten, o +der entsetzlich vielen Worte, mit denen sie ihre Bangigkeit zu betäuben +suchten -- den ganzen Tag -- und als einzige Ablenkung für ihre tägliche +Ungewissheit hatten sie dabei nur die täglichen Schauergeschichten der +Zeitungen, diese Musterbilder der Roheit. + +_Also angeleitet_ und bei dem Gedanken an die Grausamkeit des Feindes und +dem Schicksal ihrer Männer erstarrten und verrohten die Gemüter der Frauen. +Heute ruft man ihnen zu: »Ach! seid wie früher! Gut und tränenreich! »Lüge, +alles Lüge.« Es ist nicht wahr! die Menschen zerfallen überall in gute, +mittelmässige und schlechte! die Welt ist überall gleich!« + +Ja, aber warum hätten die seit Jahrtausenden zur Unselbständigkeit des +Denkens systematisch angehaltenen armen Dinger glauben sollen, dass Ihr sie +belogt? Dass die Männer, zu welchen sie aufblicken sollten, Lügner waren, +die noch dazu wussten, dass sie logen, oder nicht einmal wussten, dass sie +logen? + +»Lüge, alles Lüge?« ja, aber wer hat denn gelogen? Und ist es an dem Lügner +den Belogenen abzukanzeln? Nein ihr Herren! Wenn die Frauen versagten, so +habt Ihr an ihnen die Saaten eurer Lügen geerntet. Wenn Latzko den Frauen +zuruft: »Ich weiss, Ihr seid nicht alle so. Vielleicht sind Viele, ich +glaube die meisten von Euch sind anders. Aber, wo seid ihr? Man hört Euch +nicht!« . . . so könnten sie ihm erwidern: »Wir sind da. Wo seid Ihr, dass +Ihr uns nicht vernehmt, wenn wir unsere Stimme erheben? Aber wir sind noch +ohnmächtiger wie ihr!« + +Wer hat vielen von ihnen die Pässe verweigert, als sie in Holland tagen +wollten, lang bevor Ihr an Stockholm dachtet. Wer hat vor diesem Kriege +gewarnt, ein Lebensalter hindurch nichts anderes getan und wurde dafür von +den Männern verhöhnt und zur lächerlichen Figur gestempelt? Wer hat die +»dicke Berta« der »Friedensberta« vorgezogen, wenn nicht die allmächtigen +Männer? + +Denn das grosse Verbrechen der Menschheit, das ihr durch diesen Krieg ein +Denkmal ewiger Schande setzte, bestand schon vorher. Gedankenlosigkeit, +Trägheit des Geistes wie des Herzens, Sünde wider den Geist hat uns in den +Abgrund gestürzt. + +Menschen (würdig des Namens!), ob Männer oder Frauen, verbündet Euch! +Schliesst Euch zusammen, und knechtet den geistigen Mob. Er ist es, der zur +Herrschaft gelangte und sich triumphierend behauptet. Setzt ihn ab. Er ist +der Feind. Erkenntnis ist Güte. Der Verfasser des Aufrufes gehört, seinem +Werk wie seiner Gesinnung nach, zur auserwählten Klasse derer, welche den +Kampf um die Vorherrschaft »bis zum siegreichen Ende« führen müssen. So +wenig zahlreich sie sind, wären sie, durch die ganze Welt hindurch +geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribunal zu eröffnen, das die Schlechten +unterjochen würde und alle Mittelmässigen wie alle Esel und alle Gänse an +den richtigen Platz verwiese. Gelingt es den Auserwählten nicht, durch alle +Länder und über alle Grenzpfähle hin ihre Macht durch ihre Einigung zu +sichern, so wird der Friede ohnmächtig und mit leeren Händen vorüberziehen. + + + + +Letzte Folgerungen. + + +Nicht die so brennenden und viel erörterten Probleme der Rassen und der +grossen Interessen, nicht Sieg oder Niederlage, selbst die fernerliegenden +oder die unmittelbaren Ursachen des Krieges nicht, sondern was er +_bedeutet_, das ist's, was heute die Aufmerksamkeit der Nachdenklichen in +immer steigendem Masse beschäftigt. Immer deutlicher geht für sie aus dem +ungeheuren Trugwerk dieses Krieges, seiner Einsätze und seiner Schlagworte +-- der Triumph des Sklaven über den Freien hervor, und immer drohender die +Forderung, dass dieser Triumph uns nicht nur eine Lehre und eine Warnung +sei (denn dies genügt schon lange nicht mehr!), sondern dass wir uns selbst +aus der gemachten Erfahrung jenes letzte Gericht erstehen lassen, von dem +geschrieben steht, dass es auf immer die Scheidung zwischen den Menschen, +die guten Willens sind -- und den anderen -- entscheidet, ja! nicht die +grosse Einigung, den grossen _Bruch_ gilt es, als Lohn für alle die Opfer +zu erzielen. Es muss die unlösliche, herrische und heilige Allianz der +menschenwürdigen Menschen zustande kommen, um jene »Untermenschen«, welche +schon Villiers de l'Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, +an die rechte Stelle zu weisen. + +Nicht nur Europa, die Menschheit selbst steht heute vor ihrem +gefährlichsten Wendepunkt. Ihr Niedergang ist unaufhaltsam, wenn jenen +untergeordneten, allzu lange geduldeten Elementen, dasselbe Stimmrecht wie +bisher verbleibt. Denn ihnen danken wir es, dass noch alle grossen und +bahnbrechenden Ideen in Verwirrung ausarteten, und dass eine Sache um so +sicherer verdarb, je edler sie war. Das Christentum selbst ist unter die +Räder geraten, weil _Unzulänglichkeit_, und weil _Niedertracht_ das grosse +Wort zu führen in der Lage sind. Die Welt hat nichts zu hoffen, solange +diese Gattung ihr Herrenrecht behält. Solange nicht ein neuer Korpgeist +entsteht, wird die Menschheit wie ein Kranker sein, der sein Übel zu +betäuben sucht, indem er sich auf seinem Schmerzenslager dreht und wendet, +oder, hoch aufgerichtet, nach Atem ringt, um doch nur eine illusorische +Erleichterung zu finden. -- So wird sie alle Regierungsformen, eine nach +der andern, erproben, und ob sie auch ihre Könige gegen Republiken +eintauscht -- oder umgekehrt --, es werden doch nur falsche Monarchien und +falsche Republiken sein, und auch die Anarchie wird sich als nichts anderes +herausstellen als einen Missbrauch der Macht. + +Es gibt ja Leute, ich weiss, welche ganz ehrlich der Meinung sind, dieser +Krieg sollte von Rechts wegen noch recht lange dauern. Die moralischen +Ansichten, die sich dabei geltend machen, sind auch nur deshalb so heillos +falsch, weil dieser Krieg eine auf _Zurückentwicklung_ gerichtete Zuchtwahl +ist und jede Schlacht die Zahl der Tauglichen herabsetzt zugunsten der +Untauglichen wie der Schuldigen und der Profiteure. Letztere sind ja so +fest entschlossen, dem Abgrund zu entrinnen, den sie offen halten oder +bereiteten, dass ihre Spitzfindigkeit auch die strengste Kontrolle +überlisten wird. Nichts scheuen ja diese Leute so sehr wie das Ende des +Krieges, da sie wissen, dass seine Verlängerung sehr wohl mit ihrer +Gnadenfrist zusammenfallen dürfte, und dass die Untersuchung gegen die +Verantwortlichen so lange unterbleiben wird, als das Gemetzel der +Unschuldigen anhält. Ach! Dies sollten jene Moralisten wohl bedenken, +welche diesen Krieg bis ans letzte Ende geführt sehen möchten, auf dass er +seinen endgültigen Garaus fände. Ach, was glauben sie denn? Glauben sie +wirklich an einen Rückfall in diesen Zustand? Glauben sie allen Ernstes, +dass nach einer solchen Erfahrung die Völker sich noch einmal narren +liessen? Haben sie so wenig die Geschichte der menschlichen Irrtümer +ergründet, und erkannten sie noch nicht, dass ihr normaler Verlauf (wie die +Ärzte sagen) dem der Epidemien gleichkommt und darin besteht, dass ihre +Keime anfänglich unter trügerischen Symptomen um sich greifen, um toll und +mörderisch auszubrechen und endlich zu ersticken, indem sie triumphieren. + +So erreichten die Religionskriege ihren Paroxysmus und verschwanden. + +So ist durch die eklatante Torheit und Schmach dieses rückständigen Krieges +die Rechnung der Kriege, wenigstens für die europäischen Völker, gemacht. +Ich fürchte von der Zukunft kein Dementi für diese Behauptung. Nein! Die +Welt fällt nicht zweimal in dieselben Irrtümer zurück. Aber wehe den Neuen! +Wenn die rohen und bösartigen Elemente in diesen Tagen ihre Betriebsamkeit +unendlich erhöhten und sich überall unendlich bösartiger und roher +erwiesen, so sind dafür die Guten überall unendlich besser geworden. Ihre +Einigung und infolgedessen ihre Machtstellung durch alle Länder hin hat der +Welt noch immer gefehlt. Es gilt, ihre Reihen zu schliessen und ihre +_Solidarität_ zu organisieren im Hinblick einer letzten und unerbittlichen +Fehde; -- und es gilt den Frieden, weil der Kampf um die wahre +Vorherrschaft nicht entbrennen kann, solange dieser Krieg noch besteht. + +Und die Freiheit? + +Wie aber könnte die einzig wirkliche Freiheit entstehen, wenn nicht durch +die Knechtung desjenigen Pöbels, der allerorts alle Klassen der +menschlichen Gesellschaft, von den höchsten bis zu den sogenannten +niedrigsten Schichten verheert. Hierarchien aber sind es ja gerade -- +weniger rudimentär und kindisch nur als diejenigen, welche man sich bisher +aufoktroyieren liess. _Hierarchien_ sind es, die auf neuer und +gerechtfertigter Basis zu errichten sind. Geben wir uns keinen Täuschungen +hin: die Klasse der Könige, der Fürsten und der Herren, ja der ganze Tross +der kleinen Gentry sogar, er ist vorhanden (nur so anders!) und alle wahren +Adelsbriefe, die sich in unendlichen Fluktuationen aus der menschlichen +Würde ergeben, existieren auch sie. In allen »Kreisen« aber und durch alle +Zeiten hin wurde die wahre Elite gepeinigt, geopfert oder zu wahrer +Ohnmacht verdammt, weil urteilslose oder niedrig gesinnte Elemente, die +sich weder in Gleichheit noch in Brüderlichkeit zu ihr verhalten, dasselbe +Stimmrecht geniessen. + +Echte Demokratien sind die Notwendigkeit: sie sind aber nur insofern nicht +illusorisch, als sie aristokratisch sind. Man rede also für die Zukunft +nicht von Utopien, sondern von neuen Gesetzbüchern und neuen Statuten. + + + + +»Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.« + + + »Je songe à une guerre de droit + ou de force, de logique bien imprévue. + C'est aussi simple qu'une + phrase musicale.« + +_(Rimbaud.)_ + +Jedes Innehalten ist heute vermehrte Unrast. Wir sind halbwegs Gebliebene, +sofern wir Zeit unseres Lebens stillestehen. So ist es über uns verhängt, +weil unsere Existenz mit so gewaltigen Umwälzungen zusammenfällt, dass +Fragen, die gestern noch in ihren Anfängen steckten, plötzlich zu +überhitzter Reife ans Licht gerissen wurden. Es sind aber Fragen, +Erkenntnisse und Entdeckungen so schwieriger Natur, dass der einzelne, wie +stark er immer sei, niemals imstande sein könnte, ihre Geltung +durchzusetzen. Sie wäre nur möglich durch das kollektive Wirken ganz +bestimmter, durch Erfahrungen aufmerksam gewordener Menschen, welche das +Schicksal zusammenführte, damit sie die Tabelle ihrer Erlebnisse +vergleichen. So bedurfte es der Konstellation einer Konstellation, um der +Sinnfälligkeit einer Wahrheit so vorzuarbeiten, dass sie wie ein von jeher +dagewesenes, aber noch nie vorher gesichtetes Sternbild zu voller +Deutlichkeit gelangt. + +Aber noch schwebt sie nicht über uns, diese heute schon nicht mehr +wegzudenkende Wahrheit, sondern sie harrt noch unerlöst am Wegesrand, so +alt sie ist. Von Natur aus gerät ja keiner auf sie, Erfahrung allein kann +den Menschen darauf bringen, und noch immer stürzte er, ohne sie zu +erkennen, über sie hin. Weil aber der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie +ein Gesicht erhalten soll und Augen, uns anzustarren, ergab sich eben jener +Komplex von Erfahrungen, mit dem sich das grosse 2 × 2 = 5 dieser Welt so +gründlich vornehmen lässt wie eine Haussuchung mit Hilfe richtiger +Schlüssel. + +Dass sich jene weit verstreuten paar Menschen mit den analogen +Wahrnehmungen, den analogen Erlebnissen und der analogen Geistesart eines +Tages begegneten, gehört zu den grossen sogenannten Zufällen des Lebens. +Auf jeden Fall obliegt es ihnen, die Dinge, um welche es heute geht, in +allen Tonarten und den weitausgreifendsten Steigerungen zu formulieren. + +Erkenntnismässig ist ja ihr Weg vollkommen deutlich ausgestreckt, und schon +sind alle Hochgefühle irgendwie von der Bewältigung seiner Fährnisse +abhängig. -- O Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit! wie bezeichnend ist +es, dass euer göttlicher Impuls euch nicht davor bewahren konnte, zum +Kompendium aller Irrtümer zu werden! Die Menschen sind _nicht_ gleich. Ihre +schief aufgerichtete Gleichheit wird vornüber stürzen, mit ihrer +Brüderlichkeit wird es so eine Sache sein wie bisher, und die auf krummer +Axe gehobene Welt läuft Gefahr, endgültig ihren falschen Dreh zu nehmen, +wenn nicht alle Anstrengungen geschehen, die missverstandene Brüderlichkeit +und die misshandelte Freiheit nach einer anderen Himmelsrichtung und unter +veränderten Gesichtspunkten neu aufzurichten. Wie aus einer brennenden +Stadt müssen wir heute diese Begriffe retten und aus dem zerfallenen Tor +unserer Zeit mit ihnen fliehen. Wer die menschliche Gesellschaft in allen +ihren Schichten kennen lernte, hat keine Illusionen mehr. Dass es einen +Plebs im Adel gibt, macht den Pöbel um nichts schöner! Tausendfältige +Ungleichheit ist eben das Prinzip, auf dem die Menschheit wie auf Sprossen +anhebt. Ein Feststellen, ein Unterordnen der wahren, bis in die tiefsten +Ursprünge zurückzuleitenden Ungleichheiten könnte allein die wahre +Gleichheit zu ihrem Rechte bringen und nur in Wahrung der (ach so +vorhandenen!) Distanzen könnte die Brüderlichkeit unverletzt aufleben. Hier +liegt das Problem der künftigen Jahrzehnte, Jahrhunderte. Es ist der Sinn +der Leiter, von welcher Jakob träumte, und wir leben heute wirklich nur +noch um der Erläuterungen willen, welche diese Dinge verlangen. + + + + +Wiederholungen. + + +So hätten wir heute alles von der Methode jener glücklichen Spekulanten zu +lernen, welche sich offenkundig als die weitaus schärfsten Psychologen +erwiesen, indem sie irgend ein Präparat, eine Zahntinktur oder ein Extrakt +dadurch zu allgemeinster Geltung verhelfen, dass sie deren Bezeichnungen in +grellen Riesenbuchstaben an Mauern, Säulen und Schlöten anschlagen, sich +gleichsam an die Fersen des Vorübergehenden heften, selbst auf Bergeshöhen +sich zwischen ihm und der Aussicht schieben, ja von Felswänden herab ihm +unerwartet Odol! Haarlin! oder Bovril! entgegenschreien. + +Wäre heute nicht die Beachtung gewisser Zustände mit einer so vorbildlichen +Hartnäckigkeit zu erzwingen? Durch ein ungeheures Preisausschreiben etwa, +das an alle Maler, der ältesten wie der neuesten Schule erginge, um auf +Bildern oder Plakaten, mit beliebigem Raumverbrauch die Wirklichkeit zu +illustrieren und zu illuminieren; allen Brücken und Wegen entlang sie +immerzu neu einer Allgemeinheit zu veranschaulichen, deren geistigen +Stumpfsinn nur jene Menschenkenner von Spekulanten voll ergründeten. Dass +es keine intellektuelle Notwehr, dagegen einen hemmungslosen Mangel an +Logik gibt, und dass wir lieber untergehen, als dass wir dächten, hielten +wir ja nicht für möglich, bevor wir es erlebten. Wie hätte sonst über +unsere Köpfe hinweg jene Phalanx der Niedrigen zustande kommen können, die +sich heute mit so bewundernswerter Regie über alle Grenzen hin in die Hände +arbeiten? Dass sie dabei sehr ausdrücklich in Freunde und Feinde zerfallen, +macht ihren stummen Pakt nur um so fester. Wir anderen aber, welche den +entsetzlichen Humbug dieser »Feindschaft« durchschauen, auf uns, die ihn +gewähren lassen, auf uns fällt der Fluch dieser Zeit zurück. Nicht auf die +Schlechten, deren Tun im Einklang steht mit ihrem Wollen; auf uns, nicht +auf die Knechte, welche sich zu unsern Herren machten, sondern auf uns, die +wir uns von ihnen knechten liessen! Sollte der Tag hereinbrechen, an dem es +zu spät sein wird für unser Zusammengehen, so werden wir, die guten Willens +sind, als die Schuldigen stehen, weil uns der Mut unseres besseren Wissens +gebrach, dem Genius des Krieges, die Siegermaske von der gedankenlosen +Stirn zu reissen. Ah! wir bedachten nicht den tiefen Sinn jener Sage, +welche dem Drachentöter die Sprache der Vögel verstehen liess, als er vom +Blut des erlegten Ungeheuers genoss. + +So läge es in unserer Macht, das Elend des Weltkrieges zum Segen zu wenden, +wenn wir aus den Trümmern, die er häufte, das _Weltgericht_ mit letzter +Anstrengung und letzter Entschlossenheit heben; mit ihm die grosse +reinliche Scheidung, das Ende der Verkehrtheit, der falschen +Gleichstellungen und des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarchie, nach +der wir lechzen. + +Uns aber, der kleinen, geschlagenen Avantgarde, welche der Krieg um ihre +letzte Neugier brachte, wir, die seine Verwerflichkeit und Stupidität von +jeher, lang bevor es ein Wort wie Defaitismus gab, kennzeichneten, uns +steht heute das traurige Vorrecht zu, die neue Scheidung und den neuen +Kampf hinauszurufen, bevor der Schutt der alten Zeit uns begräbt. + + + + +Schlusswort. + + +Die Heftigkeit, mit welcher wir unsere Notsignale abgeben, hindert nicht, +dass sie schon unter dem Druck einer geradezu monströs gewordenen +Langeweile aufziehen, und dass unser eigener Pathos mit der ganzen Öde +eines Frohndienstes auf uns lastet. + +Es kann jedoch sein, dass unser Gewissen oder unsere innere Stimme (wie man +es nennen will) laut und unerbittlich die Forderung an uns stellt dies oder +jenes _noch zu sagen_, bevor wir schweigen. Wer von uns wird nach dem +Kriege noch von ihm reden? heute aber will ein désintéressement von den +Dingen, die geschehen, erst erworben sein, denn unsere Zeugenschaft hat uns +zu ihren Teilhabern gemacht, und auch wir haben verspielt. + +Von allen, die heute leben, wird keiner den Bau betreten, zu dessen +Grundlegung ich Steine herbeischleppe -- so eilfertig und unter +Hohngelächter gewiss! -- denn wo fände ich Glauben? -- Das Gerüst allein +dürfte die Arbeit von Generationen sein, sein Ausbau die von Jahrhunderten +vielleicht, ja, vielleicht sind die ewig unvollendet gebliebenen +Kathedralen sein Symbol. Aber worauf es ankommt: bei allen Opfern, die er +erheischen wird, allen Kämpfen, die ihm bevorstehen, ist er _möglich_. + +Bis zum heutigen Wendepunkt unserer Geschichte gehörte es zu ihren +integralen Beständen, dass unseren vielgenannten »heiligsten Gütern« +niemals auch nur von ferne ein schützendes Patent zuteil wurde, je +erhabener eine Idee, um so grauenhafter die Verbrechen, die in ihrem Namen +geschahen, je tiefer eine Erkenntnis, desto grösser der Unsinn, der daraus +entstand. + +Die richtige Einsicht, dass es (merkwürdigerweise) niedrige und hohe +Menschen gibt, führte folgerichtig zu Rang- und Standesunterschieden. Bei +ihrer Aufrechthaltung aber gerieten jene Ungleichheiten, welche doch erst +die Berechtigung solcher Klassifikationen bilden, immer mehr ausser acht, +und bei dem Schrittmachen, das im Schwunge blieb, mischte sich in immer +gemeinerer Weise das Bestreben jene Distanzen, welche der Wert zwischen den +einzelnen liegt zu ignorieren. Das Missverständnis artete immer wilder aus: +der königliche Mozart speiste mit dem Gesinde, und ein lakaienhafter +Kavalier warf ihn mit einem Fusstritt ohne weiteres vor die Tür. In der +Tat, wir wissen alle, was wir der französischen Revolution verdanken. Doch, +als sie das falsche Spiegelbild in edler Empörung zerschlug, wurde mit +diesem drastischen Vorgehen leider erst recht nur eine halbe Massnahme +getroffen. + +Kein Missbrauch wurde an der Wurzel gefasst, vielmehr entrann der +Missetäter froh durch die Tür. So brach die französische Revolution wie das +Christentum, dem sie entsprang, in sich selber zusammen und wir sind heute +wie bankrotte Leute, die von vorn anfangen müssen. Wir stehen wieder am +Anfang aller Tage. Das heisst am Ende. Denn für das erkennende Auge sind ja +die Menschen längst in jene zwei Lager zerfallen, von welchen geschrieben +steht. Freilich ist vorläufig erst der Aufmarsch der Böcke geglückt, und +unsere Absicht, ihrem Konsortium entgegenzutreten, dürfte auch fernerhin +ein frommer Wunsch verbleiben, solange wir jene dunkle und geheimnisvolle +Tatsache nicht ergründeten, dass die von schlechten Instinkten Gemeisterten +so viel deutlicher die Hochgesinnten herausspüren, als diese sich unter +sich erkennen. Wahrlich diese dunkle und rätselvolle Tatsache birgt +Perspektiven von lockender Tiefe, und sie ziehen sich wie weite +Zimmerflüchte nach allen Richtungen, reich an Verborgenheiten, hin. -- + +Es heisst vom Himmelreich, es litte Gewalt. Indessen sehen wir zu, wie die +Hölle immer mehr das Erdreich verschlingt. Dass allerorts so und so viele +darüber jammern, ja auch vernünftig darüber raisonieren, hilft uns keinen +Schritt vorwärts. Denn wo bleibt unser Zustrom, wo insbesondere bleibt +unsere Sichtung? + +Um Machtfragen werden sich nach wie vor die Dinge drehen, und nach wie vor +wird sich herausstellen, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt. Macht +wird vor Recht gehen, denn Macht geht vor Recht. Es ist Sache des Rechts, +die Macht an sich zu reissen, eine neue Realpolitik zu ermöglichen, nicht +ausdrückbar durch Lüge, Feuer und Mord; eine Exekutive zu befestigen, +welche die aus Lüge, Feuer und Mord errungenen Vorteile verschmähen, und +Lüge, Feuer und Mord nicht ausspielen würde gegen Lüge, Feuer und Mord. +Sache des Rechts ist es, die Bahn solcher Gewalthaber zu bereiten, und was +mich angeht, so musste ich, um meiner eigenen Grabesruhe willen, diese +zukünftigen, für ein feineres Ohr heute schon ödesten Gemeinplätze noch +äussern, bevor ich schweige oder von etwas anderem rede. + + + + +INHALT. + + + Seite + Epilog zu den Briefen an einen Toten 3--4 + August 1916 »Weisse Blätter« + + Ausblick 4--6 + Mai 1917 »Friedenswarte« + + Zum Aufruf an die Frauen 6--8 + 26. August 1917 »Neue Zürcher Zeitung« + + Letzte Folgerungen 8--11 + 22. Oktober 1917 »Neue Zürcher Zeitung« + + Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit 11--12 + März 1918 »Friedenswarte« + + Wiederholungen 12--14 + Juli 1918 »Friedenswarte« + + Schlusswort 14--15 + + + + +Anmerkungen zur Transkription + + +Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt +(vorher/nachher): + + [p. 4]: + ... besitzen. ... + ... besitzen.« ... + + [p. 6]: + ... Aber all diese Kriege und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ... + ... Aber all diese Kriege, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ... + + [p. 7]: + ... ihrer Gattinen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge + überlassen, ... + ... ihrer Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge + überlassen, ... + + [p. 8]: + ... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribmal ... + ... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr Tribunal ... + + [p. 9]: + ... l'Ile Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ... + ... l'Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ... + + [p. 12]: + ... veränderten Gesichtspunken neu aufzurichten. Wie aus einer ... + ... veränderten Gesichtspunkten neu aufzurichten. Wie aus einer ... + + [p. 13]: + ... des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarche, nach der ... + ... des Gewühls; den Anfang jener neuen Hierarchie, nach der ... + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Die Last, by Annette Kolb + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE LAST *** + +***** This file should be named 44258-8.txt or 44258-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/4/4/2/5/44258/ + +Produced by Jens Sadowski + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. 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Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For forty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Die Last + +Author: Annette Kolb + +Release Date: November 23, 2013 [EBook #44258] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE LAST *** + + + + +Produced by Jens Sadowski + + + + + +</pre> + + +<div class="centerpic"> +<img src="images/cover-page.jpg" alt="" /> +</div> + +<div class="titlematter"> + +<h1 class="tit" id="part-1"> +<a id="page-1" class="pagenum" title="1"></a> +<span class="line1">ANNETTE KOLB</span><br /> +<span class="line2">DIE LAST</span> +</h1> + +<p class="pub"> +Max Rascher Verlag A.-G. in Zürich 1918 +</p> + +</div> + +<div class="titlematter"> + +<p class="imp"> +<a id="page-2" class="pagenum" title="2"></a> +1. bis 3. Tausend +</p> + +<p class="imp"> +Copyright by Max Rascher Verlag A. G., in Zürich 1918 +</p> + +<p class="imp"> +Buchdruckerei zur Alten Universität, Zürich +</p> + +</div> + +<h2 class="pb chapter" id="chapter-1-1"> +<a id="page-3" class="pagenum" title="3"></a> +Epilog zu den Briefen an einen Toten. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">E</span>s gibt Leute, welche die Worte: „Ich bin nicht gekommen, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ mit besonderer +Vorliebe herausgreifen, andere wieder, welche meinen, Christus +könne sich unmöglich so geäussert haben. Ich zweifle keinen +Augenblick, dass er so sprach, so wenig ich glaube, dass er dabei +an unsere heutigen Stickgase, Flatterminen und Sprengbomben +dachte. Aber ich weiss eine Schlacht, zu der ich noch als ein +Schatten jubelnd hinstürmen würde, tagte er endlich, der grosse +europäische Bruch mit unseren Trollen, unseren Ab- und Unterarten +und dem Tross der Seelenlosen, deren Triumph das heutige +Chaos besiegelt. Denn eines Tages werden wir es vor uns herjagen, +das Heer der böswilligen Toren wie der Unterworfenen, +nicht länger gewillt, ihre Übermacht zu ertragen. Von langer +Hand ist der Rache vorzuarbeiten, von jetzt ab schon und inmitten +der unerhörten Niederlage noch, welche die Kinder des +Lichts von den Söhnen der Finsternis erdulden. Ist das, was +sich heute ereignet, etwas anderes als das erweiterte Bild desjenigen +Krieges, der unablässig auf der Erde wütet, das Glück +der Familien untergräbt und die Häuser niederreisst? Haben die +Knechtischen jemals aufgehört, den Besonnenen zu verfolgen? +Ist je ein Waffenstillstand zwischen ihnen gewesen? Liessen sie +je ab, den Edlen zu bedrängen, auf dass er stürze oder sein +Wirken wieder vereitelt werde? Kein Gesetz, nichts auf Erden +störte sie je, das goldene Saitenspiel seines Herzens zu zerschlagen. +Wir wissen genug. Wer brennenden Auges in diese Welt hineinsah, +dem ist dieser Krieg kein Rätsel, noch die Worte desjenigen, +dessen Kommen der Engelsruf verkündete: „Friede den Menschen, +die guten Willens sind,“ und der doch gesagt hat: „Ich bin nicht +gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Die +weit verstreuten <em class="em">Menschen</em> sind heute überall die Unterlegenen, +die ihre Einigung noch nicht festlegten, um als das auserwählte +Volk — furchtbar genug — den Fuss auf den Nacken der +Schlechten, der Unentwickelten, der Unterarten zu setzen, nicht +mehr willens, mit ihnen, die nichts so sehr scheuen wie ihre +Namen, die Herrschaft über diesen Planeten zu teilen. Durch alle +Nationen, alle ihre Schichten hindurch ist der Genius dieses +<a id="page-4" class="pagenum" title="4"></a> +Krieges, seinem Charakter entsprechend, der Würgengel der +Besten gewesen, der besten Söhne überall, und der ungeborenen +Söhne dieser Söhne. Fragt einen Arbeitgeber, wo immer Ihr +wollt: seine besten Leute sind es, die er beklagt. Rache für sie, +für alle Prediger in der Wüste, für alle jene Staatsmänner auch, +die — hier und drüben — mit reinen Händen in diesen Krieg +gerissen wurden, Rache für sie und ihren Gram. <em class="em">Ihre</em> Erhebung +und <em class="em">ihr</em> Zusammenschluss ist die grosse Notwendigkeit. Man +sage mir nicht, dass es unmöglich sei. Ein Ruf dringt schon +durch das Getöse. Wie mit Feuerzungen ist schon die Luft von +den Stimmen der Dichter erfüllt. Inmitten welcher Drangsal, +welcher Todesnot, aus ihren Gräben, ihren Gräbern ach! haben +sie nach der Herrschaft des guten Menschen gerufen. +</p> + +<p class="center"> +„Sein ist die Kraft, das Regiment der Sterne.“ +</p> + +<p class="noindent"> +Und es gilt nicht von Utopien zu reden. <em class="em">Es gibt keine Utopien.</em> +Er wäre denn nur ein Utopist gewesen, der nicht gekommen ist, +den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, und der gesagt +hat: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich +besitzen.<a id="corr-0"></a>“ +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-2"> +Ausblick. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">I</span>n einem Essay über die Markgräfin von Bayreuth schrieb ich +vor einigen Jahren, der Frau fehle es zwar nicht an literarischer +Begabung, wohl aber an literarischer Perspektive, und für die +Realität des geschriebenen Wortes wohne ihr auch nicht entfernt +dasselbe scharfe Gefühl inne wie dem Manne. Heute füge ich +hinzu, ihr Interesse und ihr Verständnis für Presse wie für Parteiwesen +sei in der Regel gering, und auf jene allerletzten Endes +so gedankenlose Parole: right or wrong my country (an welche +sich übrigens die überlegteren Engländer während des Burenkrieges +nicht hielten), wäre die Frau nicht verfallen. +</p> + +<p> +So wird sie denn nur wenig von bisheriger Politik verstehen, +dafür um so mehr von der kommenden. Denn es ist ganz gewiss +falsch, zu behaupten, man dürfe Politik nicht mit dem +Gefühle treiben. Wie veraltet die ohne Gefühl betriebene sogenannte +Realpolitik im Grunde schon war, hatten die zuletzt +auf dem Plan erschienenen jungslavischen Völker sehr wohl +erkannt, als sie jenen brüderlichen Balkanbund zu gründen beschlossen, +welcher dann am Widerstand der europäischen Kabinette +scheiterte. So dringen Schneeglocken verfrüht an die +schneidende Luft und werden von der Härte des Winters getötet, +aber die Ahnung des Frühlings lassen sie zurück. +</p> + +<p> +<a id="page-5" class="pagenum" title="5"></a> +Es klingt ja angesichts der Tatsachen so grotesk, dass man +es kaum zu sagen wagt, aber die Welt ist besser geworden. +Denn rohe Gewaltmittel, mögen sie sich noch so radikal durchsetzen, +haben jedes Ansehen verloren. Es waren auch in der +Tat schon Ansätze vorhanden zu der Erkenntnis, dass die Politik +nicht mehr wie auf dem Schachbrett zwischen <em class="em">Spielern</em> betrieben +werden dürfte, und es dämmerte die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit +des Satzes: „In der Politik gibt es keine Moral.“ Mit +richtigem Instinkt waren die Nationen durch überlebensgrosse +Menschengestalten versinnbildlicht worden: Marianne, John Bull, +Michel, Uncle Sam . . . Von hier aus zog sich mit vollkommener +Deutlichkeit ein Weg zur Einsicht, dass den Beziehungen zwischen +hochstehenden Völkern billigerweise genau dieselben Grundsätze +unterliegen sollten wie zwischen hochstehenden Menschen. Diese, +statt sich zu überlisten und brutal zu übervorteilen, suchen sich im +Gegenteil an Schonung, Grossmut und Rücksicht <em class="em">gegenseitig</em> zu +überbieten. Der Wetteifer um den Rücksitz hat als Ergebnis, +dass man sich darin teilt; statt einander zu berauben, hilft man +einander aus. Man gesteht sein Unrecht und wird vernommen +statt verdammt. +</p> + +<p> +Ich hätte mir vorstellen können — ich weiss nicht, ob ich +es noch kann —, dass auf einer solchen Grundlage hin ein Dialog +zustande gekommen wäre zwischen Michel und der unversöhnlich +von ihm abgewandten Marianne. Ich könnte mir wahrhaftigen +Gottes vorstellen, dass er — nach Art der Liebhaber — zu +ihren Füssen hingerissen, in leidenschaftlicher Selbstanklage die +elsässische Frage vor ihr zur Sprache brächte; ich könnte mir +vorstellen, dass im Laufe dieses Dialogs endlich ein Wendepunkt +sich ergäbe, von wo ab beteuert würde, was verneint worden +war . . . und in dieser Tonart lange hin und wieder so beharrlich! +— bis die wunde Frage sich zwischen ihnen isolierte +auf einen höheren Plan gehoben, langsam, über ihren Häuptern +wie eine enthüllte Morgengabe schillerte . . . +</p> + +<p> +Wem dies zu dumm ist, der begebe sich hinaus zu den +vordersten Kampflinien, wo die gehegten Söhne holder Mütter +wie Tiere jämmerlich verenden, und aus der Wut und Not ihrer +Verlassenheit heraus den . . . Kriegskorrespondenten verfluchen, +dessen Bericht (o würdiger Trumpf einer realpolitischen Presse!) +mit ekler Schönfärberei ihre unnennbaren Martern unterschlägt. +Bald nach Friedensschluss wird man sich zwar an den Kopf +greifen über die heutige Welt; und dann wird vermutlich das +andere Schlagwort aufkommen vom Antagonismus der weissen +<a id="page-6" class="pagenum" title="6"></a> +und der gelben Rasse; und dann wird sich der Himmel verfinstern +von all den Schrecknissen; und dann werden die Überlebenden +nicht mehr bestreiten, dass die europäische Psyche durch +die Assimilierung der asiatischen eine unendliche Bereicherung, +ja geradezu ihre letzte Vollendung erführe. +</p> + +<p> +Und die grauenvollen Erfahrungen, die geopferten Generationen, +die vergeudeten Jahrzehnte, Jahrhunderte werden notwendig +gewesen sein, um diese Welt zu Anschauungen zu +bekehren, welche sich der elementarsten Nachdenklichkeit aufdrängen. +In so verzweifelt weiten Schleifen rückt die Menschheit +ihrem Ziel entgegen. Warum? Welch ein Geheimnis! +</p> + +<p> +Aber all diese Kriege<a id="corr-1"></a>, und die gewesenen sind ja nur Vorstufen +zu einem letzten Kampf, dessen Stunde zugleich mit der +Stunde der Vergeltung schlagen wird für jene Elemente, welche +von jeher Kriege verursacht und die schlechte Sache in der Welt +betrieben oder die gute verdorben haben. Die Leute also, welche +auf den ewigen Krieg schwören, mögen zufrieden mit mir sein; +denn bevor jene Elemente (und es sind stets überall dieselben) +nicht gekennzeichnet und untergeordnet werden, glaube auch ich +an keinen dauernden Frieden. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-3"> +Zum Aufruf an die Frauen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">A</span>ndreas Latzko hat einen Aufruf an die Frauen veröffentlicht, +welcher ebenso berechtigte wie unberechtigte Vorwürfe enthält. +</p> + +<p> +Ich gebe vollkommen zu, dass heute ein Plädoyer zu ihren +Gunsten schwer fiele. Nachdem in den ersten Augusttagen die +Männer das Zeichen des grossen Umfalles mit einer Promptheit +gegeben haben, die man noch tags zuvor für unmöglich hielt, +wurden die Frauen von der Schwere dieses Sturzes mitfortgerissen. +</p> + +<p> +Fast alle Zeitungen arbeiteten damals Tag und Nacht an der +Herstellung vergifteter Pfeile in Form von Lügen und Verleumdungen +und sandten sie mit fieberhafter Eile nach allen Richtungen +aus. In Millionen von Aushängebogen wurden „die Feinde“ +täglich neu als eine schlechtere Abart von Menschen dahingestellt. +</p> + +<p> +Männer mit neun Gymnasialklassen und vier Universitätsjahren +hinter sich, zur Unabhängigkeit des Denkens systematisch geschulte +Männer waren es, welche solche Märchen verkündeten und kolportierten; +es ist demnach anzunehmen, dass sie sie auch glaubten. +Welche Gelegenheit für die Frauen zu beweisen, dass sie einsichtiger +und besser seien, und wie gründlich wurde sie verscherzt! +</p> + +<p> +„Anderthalb Jahrtausende, schreibt Latzko aber, haben an +dem Bild der christlichen Frau gemodelt; jedes Jahrhundert hatte +<a id="page-7" class="pagenum" title="7"></a> +das Antlitz mit neuen Zügen vertieft, veredelt, verfeinert“ . . . +sehr wahr und sehr schön. Aber der Verfasser des Aufrufs ist +ein Dichter und hat als solcher Illusionen über die Menschheit. +</p> + +<p> +Die <em class="em">Norm</em> der Frauen taugt nicht viel mehr und nicht viel +weniger als die Norm der Männer. Warum auch? Stammen sie +nicht ebensowohl auch von ihren Vätern wie die Söhne auch +von ihren Müttern ab? Wer war es nur, der einmal behauptete +(ich glaube, ich bin es selbst gewesen!), dass wenn die Männer +so leicht bei der Hand seien, um zwischen den Frauen und einer +gewissen Abart schnatternder Vögel Vergleiche anzustellen, es +ebensosehr das Wesentliche trifft, wenn zwischen den Männern und +einem gewissen langohrigen Haustier eine Analogie gefunden wurde. +Ich vermute, auf die erstere verfiel zuerst ein Mann, auf die letztere +eine Frau. In Wahrheit sind beide Analogien sehr glücklich. +</p> + +<p> +Latzko zitiert erbitterten Gemütes eine dumme Person, +welche ihren zurückgekehrten Gatten mit unglaublich gefühlsrohen +Fragen anwidert. Aber jener selbe Mann, oder jedenfalls <em class="em">sehr</em> +viele andere Männer waren ja zu Anfang vor Kriegsbegeisterung +ganz ausser sich und hatten sich das Entsetzen und die Tränen +ihrer <a id="corr-2"></a>Gattinnen ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, +waren diese einzig auf ihre neu eingetrichterte Mentalität +gestellt, die in der Tat in diesem Falle nichts anderes sein +konnte als eine ungeheure Verdrängung mit all ihren Folgeerscheinungen. +O der Fahnen, o der Siege, an denen die Armen +sich so geschwätzig weideten, o der entsetzlich vielen Worte, +mit denen sie ihre Bangigkeit zu betäuben suchten — den ganzen +Tag — und als einzige Ablenkung für ihre tägliche Ungewissheit +hatten sie dabei nur die täglichen Schauergeschichten der Zeitungen, +diese Musterbilder der Roheit. +</p> + +<p> +<em class="em">Also angeleitet</em> und bei dem Gedanken an die Grausamkeit +des Feindes und dem Schicksal ihrer Männer erstarrten und verrohten +die Gemüter der Frauen. Heute ruft man ihnen zu: „Ach! +seid wie früher! Gut und tränenreich! „Lüge, alles Lüge.“ Es ist +nicht wahr! die Menschen zerfallen überall in gute, mittelmässige +und schlechte! die Welt ist überall gleich!“ +</p> + +<p> +Ja, aber warum hätten die seit Jahrtausenden zur Unselbständigkeit +des Denkens systematisch angehaltenen armen Dinger +glauben sollen, dass Ihr sie belogt? Dass die Männer, zu welchen +sie aufblicken sollten, Lügner waren, die noch dazu wussten, +dass sie logen, oder nicht einmal wussten, dass sie logen? +</p> + +<p> +„Lüge, alles Lüge?“ ja, aber wer hat denn gelogen? Und +ist es an dem Lügner den Belogenen abzukanzeln? Nein ihr +<a id="page-8" class="pagenum" title="8"></a> +Herren! Wenn die Frauen versagten, so habt Ihr an ihnen die +Saaten eurer Lügen geerntet. Wenn Latzko den Frauen zuruft: +„Ich weiss, Ihr seid nicht alle so. Vielleicht sind Viele, ich glaube +die meisten von Euch sind anders. Aber, wo seid ihr? Man +hört Euch nicht!“ . . . so könnten sie ihm erwidern: „Wir sind +da. Wo seid Ihr, dass Ihr uns nicht vernehmt, wenn wir unsere +Stimme erheben? Aber wir sind noch ohnmächtiger wie ihr!“ +</p> + +<p> +Wer hat vielen von ihnen die Pässe verweigert, als sie in +Holland tagen wollten, lang bevor Ihr an Stockholm dachtet. +Wer hat vor diesem Kriege gewarnt, ein Lebensalter hindurch +nichts anderes getan und wurde dafür von den Männern verhöhnt +und zur lächerlichen Figur gestempelt? Wer hat die „dicke +Berta“ der „Friedensberta“ vorgezogen, wenn nicht die allmächtigen +Männer? +</p> + +<p> +Denn das grosse Verbrechen der Menschheit, das ihr durch +diesen Krieg ein Denkmal ewiger Schande setzte, bestand schon +vorher. Gedankenlosigkeit, Trägheit des Geistes wie des Herzens, +Sünde wider den Geist hat uns in den Abgrund gestürzt. +</p> + +<p> +Menschen (würdig des Namens!), ob Männer oder Frauen, +verbündet Euch! Schliesst Euch zusammen, und knechtet den +geistigen Mob. Er ist es, der zur Herrschaft gelangte und sich +triumphierend behauptet. Setzt ihn ab. Er ist der Feind. Erkenntnis +ist Güte. Der Verfasser des Aufrufes gehört, seinem Werk wie +seiner Gesinnung nach, zur auserwählten Klasse derer, welche +den Kampf um die Vorherrschaft „bis zum siegreichen Ende“ +führen müssen. So wenig zahlreich sie sind, wären sie, durch +die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <a id="corr-3"></a>Tribunal +zu eröffnen, das die Schlechten unterjochen würde und alle +Mittelmässigen wie alle Esel und alle Gänse an den richtigen +Platz verwiese. Gelingt es den Auserwählten nicht, durch alle +Länder und über alle Grenzpfähle hin ihre Macht durch ihre +Einigung zu sichern, so wird der Friede ohnmächtig und mit +leeren Händen vorüberziehen. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-4"> +Letzte Folgerungen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">N</span>icht die so brennenden und viel erörterten Probleme der +Rassen und der grossen Interessen, nicht Sieg oder Niederlage, +selbst die fernerliegenden oder die unmittelbaren Ursachen des +Krieges nicht, sondern was er <em class="em">bedeutet</em>, das ist’s, was heute die +Aufmerksamkeit der Nachdenklichen in immer steigendem Masse +beschäftigt. Immer deutlicher geht für sie aus dem ungeheuren +Trugwerk dieses Krieges, seiner Einsätze und seiner Schlagworte +<a id="page-9" class="pagenum" title="9"></a> +— der Triumph des Sklaven über den Freien hervor, und immer +drohender die Forderung, dass dieser Triumph uns nicht nur +eine Lehre und eine Warnung sei (denn dies genügt schon lange +nicht mehr!), sondern dass wir uns selbst aus der gemachten +Erfahrung jenes letzte Gericht erstehen lassen, von dem geschrieben +steht, dass es auf immer die Scheidung zwischen den Menschen, +die guten Willens sind — und den anderen — entscheidet, ja! +nicht die grosse Einigung, den grossen <em class="em">Bruch</em> gilt es, als Lohn +für alle die Opfer zu erzielen. Es muss die unlösliche, herrische +und heilige Allianz der menschenwürdigen Menschen zustande +kommen, um jene „Untermenschen“, welche schon Villiers de +l’<a id="corr-4"></a>Isle Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an +die rechte Stelle zu weisen. +</p> + +<p> +Nicht nur Europa, die Menschheit selbst steht heute vor ihrem +gefährlichsten Wendepunkt. Ihr Niedergang ist unaufhaltsam, +wenn jenen untergeordneten, allzu lange geduldeten Elementen, +dasselbe Stimmrecht wie bisher verbleibt. Denn ihnen danken +wir es, dass noch alle grossen und bahnbrechenden Ideen in +Verwirrung ausarteten, und dass eine Sache um so sicherer verdarb, +je edler sie war. Das Christentum selbst ist unter die +Räder geraten, weil <em class="em">Unzulänglichkeit</em>, und weil <em class="em">Niedertracht</em> +das grosse Wort zu führen in der Lage sind. Die Welt hat +nichts zu hoffen, solange diese Gattung ihr Herrenrecht behält. +Solange nicht ein neuer Korpgeist entsteht, wird die Menschheit +wie ein Kranker sein, der sein Übel zu betäuben sucht, indem +er sich auf seinem Schmerzenslager dreht und wendet, oder, +hoch aufgerichtet, nach Atem ringt, um doch nur eine illusorische +Erleichterung zu finden. — So wird sie alle Regierungsformen, +eine nach der andern, erproben, und ob sie auch ihre Könige +gegen Republiken eintauscht — oder umgekehrt —, es werden +doch nur falsche Monarchien und falsche Republiken sein, und +auch die Anarchie wird sich als nichts anderes herausstellen +als einen Missbrauch der Macht. +</p> + +<p> +Es gibt ja Leute, ich weiss, welche ganz ehrlich der Meinung +sind, dieser Krieg sollte von Rechts wegen noch recht lange +dauern. Die moralischen Ansichten, die sich dabei geltend machen, +sind auch nur deshalb so heillos falsch, weil dieser Krieg eine +auf <em class="em">Zurückentwicklung</em> gerichtete Zuchtwahl ist und jede Schlacht +die Zahl der Tauglichen herabsetzt zugunsten der Untauglichen +wie der Schuldigen und der Profiteure. Letztere sind ja so fest +entschlossen, dem Abgrund zu entrinnen, den sie offen halten +oder bereiteten, dass ihre Spitzfindigkeit auch die strengste Kontrolle +<a id="page-10" class="pagenum" title="10"></a> +überlisten wird. Nichts scheuen ja diese Leute so sehr wie +das Ende des Krieges, da sie wissen, dass seine Verlängerung +sehr wohl mit ihrer Gnadenfrist zusammenfallen dürfte, und dass +die Untersuchung gegen die Verantwortlichen so lange unterbleiben +wird, als das Gemetzel der Unschuldigen anhält. Ach! +Dies sollten jene Moralisten wohl bedenken, welche diesen Krieg +bis ans letzte Ende geführt sehen möchten, auf dass er seinen +endgültigen Garaus fände. Ach, was glauben sie denn? Glauben +sie wirklich an einen Rückfall in diesen Zustand? Glauben sie +allen Ernstes, dass nach einer solchen Erfahrung die Völker sich +noch einmal narren liessen? Haben sie so wenig die Geschichte +der menschlichen Irrtümer ergründet, und erkannten sie noch +nicht, dass ihr normaler Verlauf (wie die Ärzte sagen) dem der +Epidemien gleichkommt und darin besteht, dass ihre Keime +anfänglich unter trügerischen Symptomen um sich greifen, um +toll und mörderisch auszubrechen und endlich zu ersticken, indem +sie triumphieren. +</p> + +<p> +So erreichten die Religionskriege ihren Paroxysmus und +verschwanden. +</p> + +<p> +So ist durch die eklatante Torheit und Schmach dieses rückständigen +Krieges die Rechnung der Kriege, wenigstens für die +europäischen Völker, gemacht. Ich fürchte von der Zukunft kein +Dementi für diese Behauptung. Nein! Die Welt fällt nicht zweimal +in dieselben Irrtümer zurück. Aber wehe den Neuen! Wenn +die rohen und bösartigen Elemente in diesen Tagen ihre Betriebsamkeit +unendlich erhöhten und sich überall unendlich bösartiger +und roher erwiesen, so sind dafür die Guten überall unendlich +besser geworden. Ihre Einigung und infolgedessen ihre Machtstellung +durch alle Länder hin hat der Welt noch immer gefehlt. +Es gilt, ihre Reihen zu schliessen und ihre <em class="em">Solidarität</em> zu organisieren +im Hinblick einer letzten und unerbittlichen Fehde; — +und es gilt den Frieden, weil der Kampf um die wahre Vorherrschaft +nicht entbrennen kann, solange dieser Krieg noch besteht. +</p> + +<p> +Und die Freiheit? +</p> + +<p> +Wie aber könnte die einzig wirkliche Freiheit entstehen, +wenn nicht durch die Knechtung desjenigen Pöbels, der allerorts +alle Klassen der menschlichen Gesellschaft, von den höchsten +bis zu den sogenannten niedrigsten Schichten verheert. Hierarchien +aber sind es ja gerade — weniger rudimentär und kindisch +nur als diejenigen, welche man sich bisher aufoktroyieren liess. +<em class="em">Hierarchien</em> sind es, die auf neuer und gerechtfertigter Basis +zu errichten sind. Geben wir uns keinen Täuschungen hin: die +<a id="page-11" class="pagenum" title="11"></a> +Klasse der Könige, der Fürsten und der Herren, ja der ganze +Tross der kleinen Gentry sogar, er ist vorhanden (nur so anders!) +und alle wahren Adelsbriefe, die sich in unendlichen Fluktuationen +aus der menschlichen Würde ergeben, existieren auch sie. In +allen „Kreisen“ aber und durch alle Zeiten hin wurde die wahre +Elite gepeinigt, geopfert oder zu wahrer Ohnmacht verdammt, +weil urteilslose oder niedrig gesinnte Elemente, die sich weder +in Gleichheit noch in Brüderlichkeit zu ihr verhalten, dasselbe +Stimmrecht geniessen. +</p> + +<p> +Echte Demokratien sind die Notwendigkeit: sie sind aber +nur insofern nicht illusorisch, als sie aristokratisch sind. Man +rede also für die Zukunft nicht von Utopien, sondern von neuen +Gesetzbüchern und neuen Statuten. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-5"> +„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“ +</h2> + +<p class="motto"> +„Je songe à une guerre de droit<br /> +ou de force, de logique bien imprévue.<br /> +C’est aussi simple qu’une<br /> +phrase musicale.“ +</p> + +<p class="signature"> +<em class="em">(Rimbaud.)</em> +</p> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">J</span>edes Innehalten ist heute vermehrte Unrast. Wir sind halbwegs +Gebliebene, sofern wir Zeit unseres Lebens stillestehen. +So ist es über uns verhängt, weil unsere Existenz mit so gewaltigen +Umwälzungen zusammenfällt, dass Fragen, die gestern +noch in ihren Anfängen steckten, plötzlich zu überhitzter Reife +ans Licht gerissen wurden. Es sind aber Fragen, Erkenntnisse +und Entdeckungen so schwieriger Natur, dass der einzelne, wie +stark er immer sei, niemals imstande sein könnte, ihre Geltung +durchzusetzen. Sie wäre nur möglich durch das kollektive Wirken +ganz bestimmter, durch Erfahrungen aufmerksam gewordener +Menschen, welche das Schicksal zusammenführte, damit sie die +Tabelle ihrer Erlebnisse vergleichen. So bedurfte es der Konstellation +einer Konstellation, um der Sinnfälligkeit einer Wahrheit so +vorzuarbeiten, dass sie wie ein von jeher dagewesenes, aber noch +nie vorher gesichtetes Sternbild zu voller Deutlichkeit gelangt. +</p> + +<p> +Aber noch schwebt sie nicht über uns, diese heute schon +nicht mehr wegzudenkende Wahrheit, sondern sie harrt noch +unerlöst am Wegesrand, so alt sie ist. Von Natur aus gerät ja +keiner auf sie, Erfahrung allein kann den Menschen darauf +bringen, und noch immer stürzte er, ohne sie zu erkennen, über +sie hin. Weil aber der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie ein +Gesicht erhalten soll und Augen, uns anzustarren, ergab sich +eben jener Komplex von Erfahrungen, mit dem sich das grosse +<a id="page-12" class="pagenum" title="12"></a> +2 × 2 = 5 dieser Welt so gründlich vornehmen lässt wie eine +Haussuchung mit Hilfe richtiger Schlüssel. +</p> + +<p> +Dass sich jene weit verstreuten paar Menschen mit den +analogen Wahrnehmungen, den analogen Erlebnissen und der +analogen Geistesart eines Tages begegneten, gehört zu den +grossen sogenannten Zufällen des Lebens. Auf jeden Fall obliegt +es ihnen, die Dinge, um welche es heute geht, in allen Tonarten +und den weitausgreifendsten Steigerungen zu formulieren. +</p> + +<p> +Erkenntnismässig ist ja ihr Weg vollkommen deutlich ausgestreckt, +und schon sind alle Hochgefühle irgendwie von der +Bewältigung seiner Fährnisse abhängig. — O Freiheit, Gleichheit +und Brüderlichkeit! wie bezeichnend ist es, dass euer göttlicher +Impuls euch nicht davor bewahren konnte, zum Kompendium +aller Irrtümer zu werden! Die Menschen sind <em class="em">nicht</em> gleich. +Ihre schief aufgerichtete Gleichheit wird vornüber stürzen, mit +ihrer Brüderlichkeit wird es so eine Sache sein wie bisher, und +die auf krummer Axe gehobene Welt läuft Gefahr, endgültig +ihren falschen Dreh zu nehmen, wenn nicht alle Anstrengungen +geschehen, die missverstandene Brüderlichkeit und die misshandelte +Freiheit nach einer anderen Himmelsrichtung und unter +veränderten Gesichts<a id="corr-5"></a>punkten neu aufzurichten. Wie aus einer +brennenden Stadt müssen wir heute diese Begriffe retten und +aus dem zerfallenen Tor unserer Zeit mit ihnen fliehen. Wer +die menschliche Gesellschaft in allen ihren Schichten kennen +lernte, hat keine Illusionen mehr. Dass es einen Plebs im Adel +gibt, macht den Pöbel um nichts schöner! Tausendfältige Ungleichheit +ist eben das Prinzip, auf dem die Menschheit wie auf +Sprossen anhebt. Ein Feststellen, ein Unterordnen der wahren, +bis in die tiefsten Ursprünge zurückzuleitenden Ungleichheiten +könnte allein die wahre Gleichheit zu ihrem Rechte bringen +und nur in Wahrung der (ach so vorhandenen!) Distanzen könnte +die Brüderlichkeit unverletzt aufleben. Hier liegt das Problem +der künftigen Jahrzehnte, Jahrhunderte. Es ist der Sinn der Leiter, +von welcher Jakob träumte, und wir leben heute wirklich nur +noch um der Erläuterungen willen, welche diese Dinge verlangen. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-6"> +Wiederholungen. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">S</span>o hätten wir heute alles von der Methode jener glücklichen +Spekulanten zu lernen, welche sich offenkundig als die weitaus +schärfsten Psychologen erwiesen, indem sie irgend ein Präparat, +eine Zahntinktur oder ein Extrakt dadurch zu allgemeinster +Geltung verhelfen, dass sie deren Bezeichnungen in grellen +<a id="page-13" class="pagenum" title="13"></a> +Riesenbuchstaben an Mauern, Säulen und Schlöten anschlagen, +sich gleichsam an die Fersen des Vorübergehenden heften, selbst +auf Bergeshöhen sich zwischen ihm und der Aussicht schieben, +ja von Felswänden herab ihm unerwartet Odol! Haarlin! oder +Bovril! entgegenschreien. +</p> + +<p> +Wäre heute nicht die Beachtung gewisser Zustände mit +einer so vorbildlichen Hartnäckigkeit zu erzwingen? Durch ein +ungeheures Preisausschreiben etwa, das an alle Maler, der ältesten +wie der neuesten Schule erginge, um auf Bildern oder Plakaten, +mit beliebigem Raumverbrauch die Wirklichkeit zu illustrieren +und zu illuminieren; allen Brücken und Wegen entlang sie +immerzu neu einer Allgemeinheit zu veranschaulichen, deren +geistigen Stumpfsinn nur jene Menschenkenner von Spekulanten +voll ergründeten. Dass es keine intellektuelle Notwehr, dagegen +einen hemmungslosen Mangel an Logik gibt, und dass wir lieber +untergehen, als dass wir dächten, hielten wir ja nicht für möglich, +bevor wir es erlebten. Wie hätte sonst über unsere Köpfe hinweg +jene Phalanx der Niedrigen zustande kommen können, +die sich heute mit so bewundernswerter Regie über alle Grenzen +hin in die Hände arbeiten? Dass sie dabei sehr ausdrücklich +in Freunde und Feinde zerfallen, macht ihren stummen Pakt +nur um so fester. Wir anderen aber, welche den entsetzlichen +Humbug dieser „Feindschaft“ durchschauen, auf uns, die ihn +gewähren lassen, auf uns fällt der Fluch dieser Zeit zurück. +Nicht auf die Schlechten, deren Tun im Einklang steht mit ihrem +Wollen; auf uns, nicht auf die Knechte, welche sich zu unsern +Herren machten, sondern auf uns, die wir uns von ihnen knechten +liessen! Sollte der Tag hereinbrechen, an dem es zu spät sein +wird für unser Zusammengehen, so werden wir, die guten Willens +sind, als die Schuldigen stehen, weil uns der Mut unseres besseren +Wissens gebrach, dem Genius des Krieges, die Siegermaske von +der gedankenlosen Stirn zu reissen. Ah! wir bedachten nicht +den tiefen Sinn jener Sage, welche dem Drachentöter die Sprache +der Vögel verstehen liess, als er vom Blut des erlegten Ungeheuers +genoss. +</p> + +<p> +So läge es in unserer Macht, das Elend des Weltkrieges +zum Segen zu wenden, wenn wir aus den Trümmern, die er +häufte, das <em class="em">Weltgericht</em> mit letzter Anstrengung und letzter Entschlossenheit +heben; mit ihm die grosse reinliche Scheidung, +das Ende der Verkehrtheit, der falschen Gleichstellungen und +des Gewühls; den Anfang jener neuen <a id="corr-6"></a>Hierarchie, nach der +wir lechzen. +</p> + +<p> +<a id="page-14" class="pagenum" title="14"></a> +Uns aber, der kleinen, geschlagenen Avantgarde, welche +der Krieg um ihre letzte Neugier brachte, wir, die seine Verwerflichkeit +und Stupidität von jeher, lang bevor es ein Wort +wie Defaitismus gab, kennzeichneten, uns steht heute das traurige +Vorrecht zu, die neue Scheidung und den neuen Kampf hinauszurufen, +bevor der Schutt der alten Zeit uns begräbt. +</p> + +<h2 class="chapter" id="chapter-1-7"> +Schlusswort. +</h2> + +<p class="first"> +<span class="firstchar">D</span>ie Heftigkeit, mit welcher wir unsere Notsignale abgeben, +hindert nicht, dass sie schon unter dem Druck einer geradezu +monströs gewordenen Langeweile aufziehen, und dass unser +eigener Pathos mit der ganzen Öde eines Frohndienstes auf +uns lastet. +</p> + +<p> +Es kann jedoch sein, dass unser Gewissen oder unsere +innere Stimme (wie man es nennen will) laut und unerbittlich +die Forderung an uns stellt dies oder jenes <em class="em">noch zu sagen</em>, bevor +wir schweigen. Wer von uns wird nach dem Kriege noch von +ihm reden? heute aber will ein désintéressement von den Dingen, +die geschehen, erst erworben sein, denn unsere Zeugenschaft hat +uns zu ihren Teilhabern gemacht, und auch wir haben verspielt. +</p> + +<p> +Von allen, die heute leben, wird keiner den Bau betreten, +zu dessen Grundlegung ich Steine herbeischleppe — so eilfertig +und unter Hohngelächter gewiss! — denn wo fände ich Glauben? +— Das Gerüst allein dürfte die Arbeit von Generationen sein, +sein Ausbau die von Jahrhunderten vielleicht, ja, vielleicht sind +die ewig unvollendet gebliebenen Kathedralen sein Symbol. +Aber worauf es ankommt: bei allen Opfern, die er erheischen +wird, allen Kämpfen, die ihm bevorstehen, ist er <em class="em">möglich</em>. +</p> + +<p> +Bis zum heutigen Wendepunkt unserer Geschichte gehörte +es zu ihren integralen Beständen, dass unseren vielgenannten +„heiligsten Gütern“ niemals auch nur von ferne ein schützendes +Patent zuteil wurde, je erhabener eine Idee, um so grauenhafter +die Verbrechen, die in ihrem Namen geschahen, je tiefer eine +Erkenntnis, desto grösser der Unsinn, der daraus entstand. +</p> + +<p> +Die richtige Einsicht, dass es (merkwürdigerweise) niedrige +und hohe Menschen gibt, führte folgerichtig zu Rang- und Standesunterschieden. +Bei ihrer Aufrechthaltung aber gerieten jene +Ungleichheiten, welche doch erst die Berechtigung solcher Klassifikationen +bilden, immer mehr ausser acht, und bei dem Schrittmachen, +das im Schwunge blieb, mischte sich in immer gemeinerer +Weise das Bestreben jene Distanzen, welche der Wert +zwischen den einzelnen liegt zu ignorieren. Das Missverständnis +<a id="page-15" class="pagenum" title="15"></a> +artete immer wilder aus: der königliche Mozart speiste mit dem +Gesinde, und ein lakaienhafter Kavalier warf ihn mit einem Fusstritt +ohne weiteres vor die Tür. In der Tat, wir wissen alle, was +wir der französischen Revolution verdanken. Doch, als sie das +falsche Spiegelbild in edler Empörung zerschlug, wurde mit +diesem drastischen Vorgehen leider erst recht nur eine halbe +Massnahme getroffen. +</p> + +<p> +Kein Missbrauch wurde an der Wurzel gefasst, vielmehr +entrann der Missetäter froh durch die Tür. So brach die französische +Revolution wie das Christentum, dem sie entsprang, in +sich selber zusammen und wir sind heute wie bankrotte Leute, +die von vorn anfangen müssen. Wir stehen wieder am Anfang +aller Tage. Das heisst am Ende. Denn für das erkennende +Auge sind ja die Menschen längst in jene zwei Lager zerfallen, +von welchen geschrieben steht. Freilich ist vorläufig erst der +Aufmarsch der Böcke geglückt, und unsere Absicht, ihrem Konsortium +entgegenzutreten, dürfte auch fernerhin ein frommer +Wunsch verbleiben, solange wir jene dunkle und geheimnisvolle +Tatsache nicht ergründeten, dass die von schlechten Instinkten +Gemeisterten so viel deutlicher die Hochgesinnten herausspüren, +als diese sich unter sich erkennen. Wahrlich diese dunkle und +rätselvolle Tatsache birgt Perspektiven von lockender Tiefe, und +sie ziehen sich wie weite Zimmerflüchte nach allen Richtungen, +reich an Verborgenheiten, hin. — +</p> + +<p> +Es heisst vom Himmelreich, es litte Gewalt. Indessen sehen +wir zu, wie die Hölle immer mehr das Erdreich verschlingt. Dass +allerorts so und so viele darüber jammern, ja auch vernünftig +darüber raisonieren, hilft uns keinen Schritt vorwärts. Denn wo +bleibt unser Zustrom, wo insbesondere bleibt unsere Sichtung? +</p> + +<p> +Um Machtfragen werden sich nach wie vor die Dinge drehen, +und nach wie vor wird sich herausstellen, dass es nichts Neues +unter der Sonne gibt. Macht wird vor Recht gehen, denn Macht +geht vor Recht. Es ist Sache des Rechts, die Macht an sich zu +reissen, eine neue Realpolitik zu ermöglichen, nicht ausdrückbar +durch Lüge, Feuer und Mord; eine Exekutive zu befestigen, +welche die aus Lüge, Feuer und Mord errungenen Vorteile verschmähen, +und Lüge, Feuer und Mord nicht ausspielen würde +gegen Lüge, Feuer und Mord. Sache des Rechts ist es, die Bahn +solcher Gewalthaber zu bereiten, und was mich angeht, so musste +ich, um meiner eigenen Grabesruhe willen, diese zukünftigen, +für ein feineres Ohr heute schon ödesten Gemeinplätze noch +äussern, bevor ich schweige oder von etwas anderem rede. +</p> + +<h2 class="pb chapter" id="chapter-1-8"> +<a id="page-16" class="pagenum" title="16"></a> +INHALT. +</h2> + + +<table class="toc" summary="TOC"> +<tbody> +<tr><td></td><td class="right">Seite</td></tr> +<tr><td class="left">Epilog zu den Briefen an einen Toten</td><td class="right"><a href="#chapter-1-1">3—4</a></td></tr> +<tr><td class="src">August 1916 „Weisse Blätter“</td></tr> +<tr><td class="left">Ausblick</td><td class="right"><a href="#chapter-1-2">4—6</a></td></tr> +<tr><td class="src">Mai 1917 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Zum Aufruf an die Frauen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-3">6—8</a></td></tr> +<tr><td class="src">26. August 1917 „Neue Zürcher Zeitung“</td></tr> +<tr><td class="left">Letzte Folgerungen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-4">8—11</a></td></tr> +<tr><td class="src">22. Oktober 1917 „Neue Zürcher Zeitung“</td></tr> +<tr><td class="left">Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit</td><td class="right"><a href="#chapter-1-5">11—12</a></td></tr> +<tr><td class="src">März 1918 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Wiederholungen</td><td class="right"><a href="#chapter-1-6">12—14</a></td></tr> +<tr><td class="src">Juli 1918 „Friedenswarte“</td></tr> +<tr><td class="left">Schlusswort</td><td class="right"><a href="#chapter-1-7">14—15</a></td></tr> +</tbody> +</table> + +<div class="titlematter"> + +<p class="vspace6"> + +</p> + +<div class="centerpic"> +<img src="images/backcover.jpg" alt="" /> +</div> + +</div> + + +<div class="trnote"> +<p id="trnote"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> + +<p> +Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert wie hier aufgeführt (vorher/nachher): +</p> + +<ul> + +<li> +... besitzen. ...<br /> +... besitzen.<a href="#corr-0"><span class="underline">“</span></a> ...<br /> +</li> + +<li> +... Aber all diese Kriege und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ...<br /> +... Aber all diese Kriege<a href="#corr-1"><span class="underline">,</span></a> und die gewesenen sind ja nur Vorstufen ...<br /> +</li> + +<li> +... ihrer <span class="underline">Gattinen</span> ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, ...<br /> +... ihrer <a href="#corr-2"><span class="underline">Gattinnen</span></a> ungeduldig verbeten. Ihrer Angst und Sorge überlassen, ...<br /> +</li> + +<li> +... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <span class="underline">Tribmal</span> ...<br /> +... die ganze Welt hindurch geeinigt, mächtig genug, um ihr <a href="#corr-3"><span class="underline">Tribunal</span></a> ...<br /> +</li> + +<li> +... l’<span class="underline">Ile</span> Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ...<br /> +... l’<a href="#corr-4"><span class="underline">Isle</span></a> Adam mit so grossem Nachdruck beim Namen nannte, an ...<br /> +</li> + +<li> +... veränderten Gesichts<span class="underline">punken</span> neu aufzurichten. Wie aus einer ...<br /> +... veränderten Gesichts<a href="#corr-5"><span class="underline">punkten</span></a> neu aufzurichten. Wie aus einer ...<br /> +</li> + +<li> +... des Gewühls; den Anfang jener neuen <span class="underline">Hierarche</span>, nach der ...<br /> +... des Gewühls; den Anfang jener neuen <a href="#corr-6"><span class="underline">Hierarchie</span></a>, nach der ...<br /> +</li> +</ul> +</div> + + + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Die Last, by Annette Kolb + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE LAST *** + +***** This file should be named 44258-h.htm or 44258-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/4/4/2/5/44258/ + +Produced by Jens Sadowski + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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Redistribution is +subject to the trademark license, especially commercial +redistribution. + + + +*** START: FULL LICENSE *** + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project +Gutenberg-tm License available with this file or online at + www.gutenberg.org/license. + + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm +electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. 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It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation information page at www.gutenberg.org + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at 809 +North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email +contact links and up to date contact information can be found at the +Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. 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Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For forty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. 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