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+The Project Gutenberg EBook of Streifzüge an der Riviera by Eduard
+Strasburger
+
+
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no
+restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under
+the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or
+online at http://www.gutenberg.org/license
+
+
+
+Title: Streifzüge an der Riviera
+
+Author: Eduard Strasburger
+
+Release Date: 2009-09-20 [Ebook #30042]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: UTF-8
+
+
+***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZÜGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+
+Streifzüge an der Riviera
+
+
+by Eduard Strasburger
+
+
+
+
+Project Gutenberg TEI edition , (2009-09-20)
+
+
+
+
+
+ Streifzüge
+
+ an der Riviera
+
+ Von
+
+ Eduard Strasburger.
+
+ Berlin
+
+ Verlag von Gebrüder Paetel
+
+ 1895
+
+
+
+
+
+Meiner Tochter
+
+ Anna Tobold
+
+ gewidmet
+
+
+
+
+
+INHALT
+
+
+Vorwort.
+Frühjahr 1891.
+Frühjahr 1894.
+Frühjahr 1895.
+Inhaltsübersicht.
+Anmerkungen der Korrekturleser
+
+
+
+
+
+
+VORWORT.
+
+
+Während graue Winternebel das Rheinthal füllten, schrieb ich diese Zeilen
+nieder. Welch’ ein Glück, daß auch an trüben Tagen die Phantasie uns über
+die Wolken zu erheben vermag. Oft war es mir, als leuchte die Sonne hell
+in meinem Innern, während es draußen dunkel war. Dann sah ich vor mir die
+blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in weiter Ferne
+die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee. Sie spiegelten sich in
+meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer des Mittelmeeres und zauberten
+mir goldigen Sonnenschein und würzigen Duft der Maquis in grauen Stunden
+vor. So mögen denn diese Zeilen auch in fremder Seele
+Frühlingsempfindungen wecken, während es draußen noch schneit und friert.
+
+*Bonn* 1895.
+
+
+
+
+
+FRÜHJAHR 1891.
+
+
+ I.
+
+Es war Mitte März: Wir erwarteten sonniges Frühlingswetter, und doch
+regnete es an der Riviera. Unaufhörlich schlugen die Regentropfen gegen
+die Scheiben, heftig oder gelinde, doch ohne Ende, so daß auch die Tage
+endlos erschienen.
+
+Mißmuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die Unterhaltungen
+stockten. Bittere Klagen wurden über das Wetter laut. So Mancher war über
+die Alpen geeilt in der sicheren Erwartung, jenseits derselben den viel
+gepriesenen ewig blauen Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden
+Vollmond in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
+wurde all’ sein Sehnen und Trachten zu Wasser. – Ich selbst, der ich oft
+schon den Frühling in Italien zugebracht hatte, faßte die Sachlage weit
+ruhiger auf. Wußte ich doch, daß auch in Italien die Regenzeit auf das
+Frühjahr fällt. Würden die Felder und Gärten Italiens nicht im Spätherbst
+und Frühling mit Regen getränkt, wie sollten sie Früchte tragen? Herrscht
+doch in den übrigen Jahreszeiten meist die größte Dürre. Was mich
+veranlaßt, trotz dieser scheinbar wenig günstigen Aussichten, doch immer
+wieder gerade im Frühjahr über die Alpen zu ziehen, das ist die Sehnsucht
+nach grünen Fluren und belaubten Bäumen, nach etwas Sonne und Wärme; die
+Zuversicht, am Mittelmeer doch mildere Witterung als im Norden zu finden,
+die Hoffnung, dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glück eine
+ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen, kalten
+nordischen Winter wirkt der Contrast am stärksten; man freut sich über das
+kärglichste Grün, nimmt dankbar jeden Sonnenstrahl entgegen, während schon
+Mancher zur Herbstzeit in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich
+nach den saftreichen Matten und dem üppigen Baumwuchs der Alpen
+zurücksehnte. Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schön zu sein,
+während unser März- und Aprilwetter mit Recht berüchtigt ist. So kam es
+auch in diesem Frühjahr; denn während Briefe und Zeitungen uns Kunde von
+Schnee und Kälte von jenseits der Alpen brachten, hatten wir uns am
+Mittelmeer alsbald des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz
+besonders schön wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen ihr
+Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu hüllen. Der Ostersonntag
+fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang brach ich auf, um den Monte Nero
+zu besteigen. Doch blieb ich bald gefesselt am Cap d’Ampeglio stehen und
+wartete dort den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklärt tauchte Corsica in
+weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzückte Auge der
+reichgegliederten Küste, die im weiten Bogen das Meer umfaßt, als wolle
+sie es liebevoll an sich schließen. Der Osten war stark geröthet, und
+dieser purpurne Schein färbte in glühenden Tönen die Kämme der stahlblauen
+Wellen. Kein Wölkchen trübte das Himmelsgewölbe, das aus tiefstem Blau
+durch zartes Grün sich gegen die Meeresfläche senkte. Plötzlich tauchte
+der rothe Sonnenball am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen
+über das weite Meer, als wenn er es entzünden sollte. Und tausend Lichter
+drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die dunklen Thäler der
+Küste ein, um aus denselben die Schatten der Nacht zu verscheuchen. Hell
+blitzten in weiter Ferne, wie von Feuersbrunst erfaßt, die Häuser von
+Monaco auf, und selbst das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen
+der Sonne als Morgengruß zurück. Ueberall war es wie ein Aufflammen, ein
+Erwachen, und gleich einem Jubelruf tönte es durch die ganze Natur. So
+feierten an jenem Morgen Himmel und Erde am blauen Mittelmeer das Fest der
+Auferstehung! Ich war in dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts
+von dem Schwinden der Zeit. So kam es, daß die Sonne schon hoch am Himmel
+stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die ganze Meeresfläche
+glitzerte jetzt von unzähligen Lichtern, als wäre sie mit Diamanten
+übersäet; das ferne Corsica löste sich allmälig in einem Nebelstreifen
+auf, als wäre es nur ein Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d’Ampeglio,
+lag Alt-Bordighera, schon ganz in Sonnengluth getaucht.
+
+Zwei Stunden sind nöthig, um den Monte Nero zu besteigen. Diese Angabe
+wurde mir freilich nur nach Hörensagen gemacht, denn die Wenigsten sind
+dort oben jemals gewesen. Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene
+hier selten einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
+ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort oben nur
+winzige Vögel findet, um seine Waidmannslust zu stillen.
+
+Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen Nachforschungen
+über den Monte Nero nicht gestoßen, und so geschah es, daß ich eigene
+Erfahrungen erst sammeln mußte. Es zeigte sich, daß der ganze Gipfel des
+Berges dicht bewaldet ist und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend
+welchen freien Ausblick gewährt. Reichliche Entschädigung fand ich aber
+für die Mühe an dem nördlichen, vom Meere abgekehrten Abhang des Berges.
+Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald auf einen Sattel,
+der den Monte Nero von dem höheren Monte Caggio trennt. Hier konnte, von
+einzelnen waldfreien Stellen aus, der Blick sich ungestört in die
+tiefeingeschnittenen Thäler versenken, über sanfte Hügelketten schweifen,
+den lang gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren.
+Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi trägt, tauchte im
+Osten ein Theil von San Remo hervor. Im Nordwesten wurde das Auge durch
+die schneebedeckten Häupter mächtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In
+wunderbarer Klarheit setzten die blendend weißen Schneemassen von dem
+dunklen Blau des Himmels ab, während nach abwärts das dunkle Grün der
+Föhren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch helleres Grün der
+Oliven bis zum Blau des Meeres abtönte. Nur wenige Landschaften, auch in
+Italien, gibt es, welche diese an Schönheit übertreffen. Vereinigt doch
+dieses Bild Alles, was berufen scheint, unser Auge zu entzücken, unseren
+Verstand zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der
+Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken die Richtung
+nach Norden gegeben. Jenseits dieser Berge mochte noch grimmige Kälte
+herrschen; hier, südlich von den Alpen, war der Sieg des Frühlings über
+den Winter lange schon errungen, so daß der Klang der Osterglocken, der
+aus den Thälern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu gelten
+schien.
+
+Der schöne Garten vor dem Hôtel Angst stand in voller Blüthe; die Beete
+glichen großen Blumenkörben. Ueppige Sträucher des capischen Pelargoniums
+hatten überall ihre zinnoberrothen Blüthen entfaltet. Der peruanische
+Heliotrop kletterte am Hause empor und erfüllte die Luft mit
+vanilleartigem Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die Düfte von
+Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Blätter immergrüner Bäume
+leuchteten im Garten von Licht überfluthet; sie warfen auf die Wege
+dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen saß ein junges Ehepaar, das ich bei
+der Heimkehr begrüßte. Ihm ward das Glück zu Theil, seine Flitterwochen am
+Mittelmeer zu feiern. Jener sonndurchglühte, blumenreiche Ostersonntag, an
+welchem die Natur alle ihre Schätze so verschwenderisch über die Riviera
+ausgeschüttet hatte, wird diesem Paar wohl einer der höchsten Feiertage
+des ganzen Lebens bleiben.
+
+Nicht weniger als vier Thäler münden in die schmale Ebene, die sich längs
+des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach Ventimiglia hinzieht. Daher
+lassen sich von Bordighera zahlreiche Ausflüge unternehmen, täglich fast
+mit neuer Abwechselung. Da man im Hôtel Angst zugleich vorzüglich
+aufgehoben ist, wird man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verlängern.
+Ob Bordighera auch eine geeignete Station für Brustkranke ist, vermag ich
+nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen Lage wegen ist
+der Ort den Winden stark ausgesetzt, doch streifen diese Winde ganz
+vorwiegend über das Meer, sind daher weniger kalt und trocken als an
+vielen anderen Plätzen der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die
+Seeluft vor, welche auf Reisende, die nur Erholung suchen – und deren Zahl
+wird an der Riviera alljährlich größer – sehr anregend und belebend wirkt.
+
+Keinesfalls dürfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in Bordighera es
+versäumen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen. Sasso ist ein kleines
+Dorf, auf dem Bergrücken gelegen, der die Thäler von Sasso und von
+Borghetto trennt. Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera
+entfernt, und man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das
+östlich von Bordighera mündet, als auch dem Bergrücken folgend, auf dem
+Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern: schön
+erscheint er nur aus der Entfernung. Seine hohen, zu einer Masse
+verschmolzenen, nach außen nur von wenigen Fenstern durchbrochenen Häuser
+rufen den Eindruck einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders
+malerisch ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten
+Olivenbäumen oben dem Bergrücken entlang läuft. Er überrascht uns ganz
+plötzlich an einer Straßenwendung, nachdem der steile Pfad die Höhe
+erklommen hat. Von zahlreichen Stellen des Weges überschaut der Wanderer
+alsdann die beiden Thäler von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem
+Blick auch weiter dringen bis in das Thal von Vallecrosia, während ihm
+gleichzeitig über den nahen Hügelreihen die schneebedeckten Häupter der
+Seealpen entgegenleuchten. – Wie oft habe ich mich stundenlang an diesem
+Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit den Platz verändernd, um das Bild in
+anderer Umrahmung zu bewundern. Hier war es nur ein einziger
+phantastischer Schneepalast, der in lichtes Grün der Oliven gefaßt, mir
+entgegenstarrte; dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf
+den dichtgedrängten Häusern einer buntscheckigen Ortschaft zu ruhen, oder
+es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches, der, zwischen
+Oleanderbüschen versteckt, in zahlreichen Windungen dem Meer zueilte; oder
+es war wieder Sasso, welches über Baumwipfeln, wie in einem grünen Meer,
+zu schweben schien, oder endlich die tiefeingeschnittene Küste und das
+weite Meer, auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche
+Fülle von Motiven für den Landschaftsmaler! Ich mußte mich begnügen, die
+Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie freilich auch jetzt noch
+farbig-sonnigen Widerschein finden.
+
+ II.
+
+Die Olivenhaine, durch welche man am Bergrücken entlang nach Sasso
+wandert, sind von seltener Schönheit: alte, knorrige Stämme, oft auf
+mehreren Füßen, wie auf Stelzen, in die Lüfte ragend. Man bleibt gern
+stehen, um einzelne dieser Bäume zu bewundern, erfreut sich dann auch des
+Gegensatzes, den die dunkel beschatteten Stämme gegen das leuchtende Blau
+des Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft schön ist es aber in einem
+solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der Vollmond über dem Meere
+steht. Da glänzen so eigenartig die mattgrauen Blätter der Bäume, und es
+blitzt bei jedem Windhauch wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange
+Mondstreifen im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den
+Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am Strande zu
+leuchtendem Schaum.
+
+Die Blüthezeit des Oelbaumes fällt in den Mai oder Juni. Dann ist er dicht
+bedeckt von kleinen, gelblichweißen Blüthen, die einen lieblichen Geruch
+verbreiten. Diese Blüthen erinnern an diejenigen unserer Rainweide, des
+_Ligustrum vulgare_, eines Strauches, der in Wirklichkeit auch dem Oelbaum
+nahe verwandt ist. Die Früchte des Oelbaums sind Steinfrüchte von länglich
+runder Gestalt. Die unreifen Früchte haben grüne Färbung, verschwinden
+daher im Laub; doch beim Reifen werden sie schwarzblau und treten dann
+scharf hervor. Ein alter Brauch verlangt, daß die Ernte der Oliven am
+21. November beginne; sie dauert im Dezember fort. Ungünstige
+Witterungsverhältnisse können die Ernte an der Riviera freilich sehr
+verzögern. So kam es, daß im Frühjahr 1891 die meisten Bäume um Bordighera
+noch voll Oliven hingen. Manche Bäume waren mit Früchten so stark beladen,
+daß man das Laub kaum sehen konnte. Die Olivenernte war Anfang April in
+vollem Gange. Arbeiter und Arbeiterinnen zogen mit Säcken und Körben
+bepackt in den Olivenhain. Dort sah man die Männer auf die Bäume steigen
+und mit Stangen gegen die Aeste schlagen. Frauen und Kinder hockten am
+Boden, um die Früchte aufzulesen. Von allen Seiten schallte dem Wanderer
+der trockne Ton der Schläge aus den Bäumen entgegen, und überall unter den
+Bäumen ging die mühevolle Arbeit des Sammelns von statten. Stundenlang
+verharren die Sammler in gebückter Stellung, um die Oliven einzeln
+aufzuheben, und doch wäre es so einfach, sich einen großen Theil der
+Arbeit zu sparen. Westlich von Nizza legen die Olivenbauer große Tücher
+unter die Bäume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird auch
+dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen, ungeachtet schon
+Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt vor diesem rohen
+Verfahren warnt, da es die Bäume schädigt. Gegen althergebrachte Sitte ist
+eben schwer anzukämpfen, sie setzt zähen Widerstand jeder Neuerung
+entgegen. In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven ganz
+reif sind. Ein großer Theil der Früchte ist dann schon von selbst vom Baum
+gefallen. Alles das wird zusammen von dem Boden aufgelesen und liefert ein
+entsprechend schlechtes Öl. Denn feine Tafelöle preßt man aus solchen
+Früchten, die erst zu reifen beginnen. Diese müssen auch mit der Hand vom
+Baume gepflückt werden, um weder Quetschung noch Verwundung zu erleiden.
+Aus solchen Früchten gewinnt man jene Öle, die wir als Provencer Öle
+bezeichnen. Der Provence entstammen sie freilich nur zum kleineren Theil,
+zum größeren Theil Italien. Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die
+Gegend südlich von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert
+jetzt sehr gute Öle, während in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts das
+apulische Öl noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie andere
+süditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man die Ernte der Oliven
+damals ganz lässig und verfügte nur über sehr schlechte Ölpressen.
+Charakteristisch genug, als das antike Modell einer Ölpresse in Pompeji
+aufgefunden wurde, begrüßte man es in Apulien als einen Fortschritt und
+führte es an verschiedenen Orten ein. – Von Bordighera bis zum Esterel
+wird vorwiegend nur geringwerthiges Öl gewonnen, das als Maschinenöl
+Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient; Nizza bezieht die
+feinen Öle, die es vertreibt, vorwiegend aus der Ferne.
+
+Die Früchte, die man zum Zwecke feinster Ölgewinnung sorgsam pflückte,
+breitet man zunächst in dünnen Lagen auf Horden aus. Dort trocknen sie an
+der Luft oder bei künstlicher Wärme, bis sie runzlich werden. Haben sie
+einen Theil ihres Wassers in solcher Weise eingebüßt, so kommen sie in die
+Ölmühlen. Es sind das meist steinerne Behälter, in welchen die Oliven
+durch Mühlsteine zermalmt werden. Schon bei diesem Verfahren fließt etwas
+Öl ab, das als das feinste Tafelöl gilt, kaum aber in den Handel kommt.
+Der in der Mühle hergestellte Brei wird in Bast- oder Jutesäcke gefüllt
+und in einer Kelter gepreßt. Bei schwachem Druck fließt jetzt zunächst das
+beste, dann etwas weniger gutes Speiseöl ab. Dieses Oel wird als
+Jungfernöl »_huile vierge_« bezeichnet. Dann gelangen die Trester in
+hydraulische Pressen und liefern ein Öl, das der Seifenfabrikation oder
+auch gewerblichen Zwecken dient. Dann werden die Trester mit warmem Wasser
+angerührt und nochmals gepreßt, wandern schließlich oft noch in Fabriken,
+wo man ihnen den Rest ihres Öles durch chemische Mittel entzieht.
+
+Das Speiseöl, das aus der Kelter fließt, muß sorglich geklärt werden,
+bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es in dunkle kühle Räume, wo über
+einander die nöthigen Bottiche zur Aufnahme des Öls sich befinden. Das
+unklare Öl gelangt in das oberste Gefäß, fließt aus dem Spundloch
+desselben durch einen durchlöcherten Zinkkasten, der mit Watte
+ausgekleidet ist, in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch
+Watte in einen dritten. Die Watte muß am nämlichen Tage oft mehrfach
+erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das Öl in Cisternen, die
+man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden pflegt. Hier steht das Öl
+wohl an die drei Monate, bevor es in Flaschen gefüllt und versandt wird.
+
+So überreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven, wie wir sie in
+Bordighera hatten ernten sehen, können nur ranzige Öle ergeben. Die
+kleinen Besitzer, welchen die Ölhaine hier gehören, liefern ihre Früchte
+an fremde Mühlen ab und pflegen für die Pressung in Oliven oder in Öl zu
+zahlen. Aus den Ölpressen der Mühlen floß zur Zeit unseres Besuches eine
+Flüssigkeit ab, welche alle Bäche von Bordighera in braunen Tönen färbte.
+Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die Mündungsstelle jedes Flüßchens als
+brauner Streifen ziemlich weit im Meere ab.
+
+Im Alterthum hieß es allgemein, daß der Ölbaum nur in der Nähe des Meeres
+gedeihe. Man rechnete aus, daß er sich von demselben nicht über
+dreihundert Stadien, somit nicht über 7-1/2 geographische Meilen entferne.
+Es ist nicht zu leugnen, daß der Ölbaum den Seestrand bevorzugt, doch
+hängt das nicht mit dem unmittelbaren Einfluß der großen Wasserfläche,
+vielmehr mit dem gleichmäßigen Klima zusammen, welches durch dieselbe
+gefördert wird. Denn der Ölbaum kann anhaltenden Frost nur sehr schlecht
+vertragen. Auch bevorzugt der Ölbaum den Kalkboden, den er hier an der
+Riviera reichlich vorfindet. Ein besonders günstiges Zusammenwirken von
+Klima und Boden, verbunden mit sorglichster Behandlung der Früchte, ist
+aber erforderlich, damit der Ölbaum ein so feines Öl, wie etwa in Apulien,
+erzeuge.
+
+Die Mühlen, in welchen das Öl gepreßt wird, sind fast immer alte
+malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen in den Schluchten auf, um
+die Kraft des Baches, der dort abwärts braust, zu nutzen. Wie
+Schwalbennester kleben sie an den Felsen.
+
+Wer zur Frühjahrszeit durch die Olivenwälder um Bordighera streift, muß
+darauf bedacht sein, nicht in die Schußlinie der »Cacciatori« zu gerathen.
+Denn um diese Zeit bewegen sich jene durch alle Haine, Gärten und Fluren,
+um als einziges Wild die kleinen Vögel zu erlegen. Für die italienische
+Riviera, wie für Italien überhaupt, hat dieser Sport ganz bedenkliche
+Folgen, da die Vernichtung der Vögel eine entsprechende Vermehrung der
+Insekten nach sich zieht. Nicht nur verschwinden aus Italien die heiteren
+Sänger, welche die Wälder und Gärten in anderen Ländern in so lieblicher
+Weise beleben, sondern es nimmt auch die Zahl schädlicher Insekten in
+bedenklicher Weise dort zu. Dem Ölbaum besonders nachtheilig ist _Decus
+oleae_, der sich von dem Fruchtfleisch der Oliven nährt. Er wird von den
+Franzosen _la Mouche_, von den Italienern _Macha del Olivo_ genannt. Die
+Fliege legt ihre Eier in ganz junge Fruchtanlagen, und die Maden, welche
+diesen Eiern entschlüpfen, leben dann auf Kosten der sich entwickelnden
+Frucht. Sie verpuppen sich schließlich in derselben und verlassen sie als
+fliegende Brut. Gelangen sie mit den Oliven in die Mühle, so leidet der
+Geschmack des Öls von denselben.
+
+Von einer Wanderung durch die Olivenhaine kehrt man wohl stets, mit einem
+Blüthenstrauß geschmückt, nach Hause. Denn sie sind zu verlockend, diese
+Frühlingsgaben der Flora, zu lieblich, als daß man an ihnen so flüchtig
+vorbeieilen sollte. Ueberall stehen unter den Bäumen die dunkelblauen
+Traubenhyacinthen, die bisamartigen Duft verbreiten; besonders schön ist
+die eine Art (_Muscari comosum_), die einen amethystfarbigen Schopf über
+dem sonst unscheinbaren Blüthenstande trägt. Hier und dort schaut aus dem
+Rasen eine blühende Orchidee hervor. Meist ist es eine Art der Gattung
+Ophrys, jener merkwürdigen Orchideen-Gattung, deren Blüthen ganz den
+Insekten gleichen. Bei _Ophrys aranifera_ erinnern sie an Spinnen: man
+meint die vorgestreckten Beine und den aufgedunsenen braunen Leib eines
+solchen Thieres zu sehen. Auch _Ophrys Arachnites_ ist spinnenähnlich und
+zeigt einen purpurbraunen, grün verzierten Leib. Die schönste dieser
+Ophryden scheint mir aber die _Ophrys Bertolonii_, mit dunkelrothen
+Blüthen, zu sein. Doch Ophrys-Arten hat der Nordländer vielleicht schon in
+seiner Heimath gesehen und fesselt ihn daher mehr eine andere Orchidee von
+ungewohnter Gestalt: die _Serapias Lingua_, vielleicht gar _Serapias
+longipetala_, deren rothbraune Blüthen, von rothen Deckblättern fast
+verhüllt, nur ihre Lippen nach außen vorstrecken. Mit Freuden begrüßt er
+eine wilde Tulpe (_Tulipa Celsiana_), deren hellgelbe Blüthen sich auf
+langen Stielen wiegen. Die Siegwurz (_Gladiolus segetum_) mit rosenrothen,
+einseitig aufgereihten Blüthen tritt ihm auch an zahlreichen Stellen
+entgegen. In seinem Strauß nimmt er dann noch gern das weißblüthige
+_Allium neapolitanum_ auf, denn gehört jene Pflanze auch zu den
+Laucharten, so duften doch ihre weißen Blüthenstände in angenehmer Weise.
+Hauptsächlich sind es aber die gelben Tazetten, welche dem Strauß
+Wohlgeruch verleihen, während seine Farbenpracht gehoben wird durch eine
+reiche Auswahl bunter Anemonen (_Anemone coronaria_ und _hortensis_).
+
+Ebenso alt als Kulturpflanze wie der Ölbaum ist der Weinstock, die beide
+daher von Alters her zusammen genannt werden. – »Zwei Flüssigkeiten thun
+dem menschlichen Körper besonders wohl,« heißt es in der Naturgeschichte
+des Plinius, »innerlich der Wein, äußerlich das Öl; beide stammen aus dem
+Pflanzenreiche und sind vorzüglich, doch das Öl ist das nothwendigere.«
+Das trifft für das Öl heut nicht mehr zu. Im Alterthum rieb man sich mit
+demselben nach dem Bade den Körper ein; jetzt wird es äußerlich allenfalls
+nur noch als Marseiller Ölseife angewandt. – Wie in dem Werke des Plinius
+tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben dem Ölbaum
+entgegen. Doch an der Küste selbst herrscht der Ölbaum vor. Denn im
+Gegensatz zum Ölbaum meidet der Weinstock die nächste Nähe des Meeres.
+Andererseits verträgt er viel stärkere Gegensätze der Temperatur, so daß
+seine Cultur selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten
+Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preußische Ordensland, selbst bis
+nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so viel weiter, nach Westen
+und Süden zurückgezogen hat, so geschah dies nur, weil er in nördlicheren
+Gegenden ertragsfähigeren Producten weichen mußte.
+
+Der Ölbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits muß
+angenommen werden, daß seine Cultur im Orient begann, daß Culturformen des
+Baumes sich von da aus verbreitet haben, und schon in vorhomerischer Zeit
+nach Griechenland gelangten. Den Weinstock (_Vitis vinifera_) fanden die
+Culturvölker ebenfalls als wilde Pflanze auf europäischem Boden vor. Ja
+heut noch meint man südlich und nördlich von den Alpen stellenweise die
+Pflanze im ursprünglichen Zustande anzutreffen, doch ist es meist schwer
+zu entscheiden, daß sie nicht verwildert sei. Am üppigsten gedeiht die
+wilde Weinrebe heute um das schwarze Meer, und man hat an den südlichen
+Abhängen der Krim Stämme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die
+Cultur des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien
+aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken.
+
+Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum schon die von
+Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt, zeichneten sich aber nicht
+durch ihre Haltbarkeit aus, so daß man sie räuchern mußte. Es geschah das
+in Rauchkammern nach orientalischer und griechischer Sitte. Im
+Wesentlichen war das ein ähnliches Verfahren wie das heutige
+Pasteurisiren. Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60° C.
+erwärmt, um die schädlichen Keime in demselben zu tödten und so seine
+Haltbarkeit zu erhöhen, wurde im Alterthum der Wein in wohl verschlossenen
+Gefäßen durch heißen Rauch erhitzt. Das Feuer befand sich in einem unteren
+Raume, und Rauch und Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere
+Geschoß, in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch
+angebrachte Öffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte den Geschmack des
+Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl aber mußte das geschehen bei
+Zusatz von Seewasser zum Most, wie er in Kleinasien und Griechenland
+häufig geübt wurde. Auch mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat
+man die Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich
+einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits Plinius,
+daß der bekömmlichste Wein immer derjenige sei, dessen Most ohne
+fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher noch so Gesunde, meint er, sollte
+nicht Scheu haben vor Weinen, die Marmor, Gips oder Kalk enthalten?
+Überhaupt klagt Plinius sehr über die Verfälschung der Weine; es sei damit
+so weit gekommen, daß nur der Name des Weinlagers den Preis der Weine
+bestimme und daß man den Most schon in der Kelter verfälsche. Daher seien,
+so wunderlich dies auch klinge, die am wenigsten gekannten Weine oft die
+unschädlichsten. Das Anmachen des Weines mit Seewasser wird von Plinius
+als für den Magen vorzüglich gepriesen. An eine bekannte neuere
+Heilmethode erinnert seine Mahnung, daß wer hager werden will, während der
+Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken soll. – Durch Einkochen und
+durch Hinzufügen von Kräutern suchte man im Alterthum vielfach die
+Haltbarkeit der Weine zu erhöhen, in ähnlicher Weise wie dies heute durch
+Zusatz von Alkohol geschieht. Daß die Römer Weinschmecker ersten Ranges
+waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller hervor. Die
+Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten verglich Virgil bereits mit
+derjenigen des lybischen Sandes und der Meereswellen. Man trank in Rom
+meist schon ungemischte Weine, das heißt ohne den einst üblichen Zusatz
+von Wasser; man kühlte sie mit Eis, versetzte sie öfters mit Gewürzen und
+fing an, nach alten Jahrgängen zu trachten. Guter Wein mußte acht bis zehn
+Jahre alt sein, um geschätzt zu werden, und selbst von zweihundertjährigen
+Weinen sind uns Berichte erhalten. So mundete dem Kaiser Caligula (37–41
+n. Chr.) Wein vom Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich
+Italien zu erinnern wußte. Es war Italien selbst, das zu Plinius’ Zeiten
+die geschätztesten Weinsorten producirte, so daß Plinius wohl behaupten
+durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die erste Stelle unter allen
+Ländern ein und sei nur in der Erzeugung von Wohlgerüchen von einigen
+derselben übertroffen: es gebe übrigens, fügt er hinzu, keinen Wohlgeruch,
+der denjenigen des blühenden Weinstocks übertreffe. – Auch in der
+römischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter Weise
+zugeschnitten, doch ließ man ihn je nach der Gegend in verschiedener Weise
+wachsen. In Campanien schlang er sich empor an der Pappel, umfing sie wie
+seine Gattin, streckte seine üppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen
+ihre Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer, zur
+Arbeit gemiethet, sich außer dem Lohne vom Gutsherrn einen Scheiterhaufen
+und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn bei der Weinernte ein Unfall
+treffen sollte. Anderswo waren ganze Landhäuser von den schmiegsamen
+Aesten eines einzigen Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man
+in den Säulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zwölf
+Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog man den Weinstock
+an Pfählen, in noch anderen ließ man ihn auf dem Boden kriechen, in all’
+jener Mannigfaltigkeit der Behandlung, die auch heut noch dem Wanderer in
+Italien auffällt. Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben aus
+dem grünen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem Glanz, dort
+endlich in saftigem Grün. An dem einen Orte sah man runde, an dem anderen
+längliche, hier kleine, dort große, hier harte und dickschalige, dort
+saftige und dünnschalige Beeren. Manche Trauben hing man im Zimmer an
+einem Faden auf, um sie länger zu erhalten, andere versenkte man in süßen
+Wein und ließ sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es
+Trauben, die man räucherte, ähnlich wie es mit manchen Weinen geschah.
+Plinius erzählt, daß Kaiser Tiberius geräucherte afrikanische Trauben ganz
+besonders liebte.
+
+Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien. Nachlässig
+wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und der Most lange auf den
+Trestern gelassen, damit der Wein jene dunkle Farbe erlange, wie sie im
+Lande beliebt war. Solche Weine konnten sich nicht lange halten, wurden
+von fremden Ländern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit
+beginnt sich das zu ändern; Weinbau und Weinbereitung in Italien sind in
+erfolgreichem Aufschwung begriffen.
+
+Die alte Sitte, den Wein in Schläuchen zu befördern und dann in Amphoren
+aufzubewahren, hat sich jetzt auch im Süden verloren. Hölzerne Tonnen, die
+zur Römerzeit bei den cisalpinischen Galliern und den Alpenvölkern in
+Gebrauch waren, fanden ihren Weg damals schon nach Italien.
+
+ III.
+
+Das Bild von Bordighera schwebt der Erinnerung stets umrahmt in Palmen
+vor, so wie man sich einst die alte syrische Stadt Palmyra nicht anders
+als im Palmenschmuck vorstellen konnte. In der That gedeihen nirgends an
+der Riviera die Dattelpalmen besser als in Bordighera. An der Ostseite des
+Cap d’Ampeglio sind wahre Palmenwäldchen zu sehen. Diese östliche Bucht
+ist ganz besonders gegen die Nordwestwinde geschützt. Zwischen den Mauern
+palmenreicher Gärten, über welchen schlanke Stämme ihre Krone neigen,
+empfangen wir ganz afrikanische Eindrücke und können vergessen, daß uns
+die volle Breite des Mittelmeeres von dem Lande der Oasen trennt.
+Pietätvoll wandern deutsche Reisende zu jener malerischen Palmengruppe
+hin, die in einer halben Stunde Entfernung, östlich von Bordighera, zu
+Madonna della Ruota den Meeresstrand schmückt. Es sind das die Palmen, die
+Scheffel in seinem Liede »Dem Tode nah« besang, und unter welchen er ein
+Grab sich träumte. Sie stehen, einige zwanzig an der Zahl (nicht zwölf,
+wie es in dem Liede heißt), um eine alte Cisterne und erwecken an dem
+einsamen, wilden Orte, von Meereswellen umspült, in der That poetisches
+Empfinden. Daß dieses hier nicht allein ein deutsches Gemüth ergreift,
+geht aus der Schilderung hervor, welche Charles Garnier, der Erbauer der
+Pariser Großen Oper und des Casinos in Monte Carlo, von diesem Ort in
+seinen »_motifs artistiques de Bordighera_« entwirft. Der Stil der
+Schilderung ist freilich etwas überschwänglich und erinnert an jene
+Verzierungen, welche die Garnier’schen »Prachtbauten« überreich schmücken:
+»Das ist der Ort, wohin ihr ziehen müßt, ihr Künstler; das ist die Stätte,
+die ihr sehen müßt, ihr Poeten; das ist der Erdwinkel, der euch fesseln
+muß, ihr Alle, die ihr nach lebendigen und mächtigen Eindrücken strebt,
+und die ihr findet, daß unser Herz höher schlägt im Anblick der Natur!
+Werden Erinnerungen an den Orient in euch schon wachgerufen, wenn ihr das
+alte Bordighera und seine Umgebung durchwandert, so steht ihr hier nicht
+mehr vor dem Vergleich, nicht mehr vor Ähnlichkeiten, nein, ganz Judäa
+findet sich in diesem Eindruck verkörpert. Das ist der Brunnen der
+Samariterin, der Brunnen der Rebecca; das sind die Juden, die Apostel, das
+ist Jerusalem, Nazareth, Bethlehem, die sich euch offenbaren in jenem
+bescheidenen Flecken bordigherischen Vorgebirges.« – Die sturmgepeitschten
+Palmen um diese alte Cisterne, mit dem unvergeßlichen Hintergrund des
+Meeres, haben zahlreichen Malern schon das Motiv zu stimmungsvollen
+Bildern gegeben. Es verursachte daher in Künstlerkreisen einige Aufregung,
+daß der Ort, vom deutschen Kunstgärtner Ludwig Winter angekauft, in einen
+Garten verwandelt werden sollte. Die endliche Verwerthung des Grundstückes
+in so dicht bevölkerter Gegend war aber nicht zu vermeiden; es muß noch
+als ein besonders glücklicher Zufall angesehen werden, daß dieser schöne
+Flecken Erde in kunstsinnige Hände gelangte. Herr Winter hat dem äußersten
+Vorsprung des Vorgebirges, das die Scheffel-Palmen trägt, seinen
+ursprünglichen Charakter gelassen und den Garten harmonisch zu der
+Umgebung gestimmt. – Anemonen, Reseda, Nelken und üppig blühende
+Rosensträucher decken jetzt den Abhang; große Palmen, die man hierher
+verpflanzte, entspringen dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten
+Wasserbehälter, wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola
+errichtet, zu deren Säulen die Palme den architektonischen Gedanken gab.
+
+Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen Königstöchtern
+verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den bordigherischen Gärten kommt
+aber so edle Gestalt zu. Es hängt das mit der Behandlung zusammen, welche
+die meisten Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljährig einen
+Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt schon im
+sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus V. das Privilegium, Palmenwedel
+für den Palmsonntag nach Rom zu liefern, angeblich eine Belohnung für den
+Schiffscapitän Bresca, der im Jahr 1586, während der Aufstellung des
+Obelisken auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
+drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: »Wasser auf die Taue!« dem
+Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die Familie Bresca ließ
+ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen sandig-lehmigen Boden die
+Dattelpalme besser als in dem schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So
+reicht die Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurück, und
+auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel zur Feier
+des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel hat die christliche
+Kirche, wie so viele andere Symbole, der Bildersprache des Orients, des
+Heidenthums und des Judenthums entnommen, und wie Palmenwedel bei den
+Festen des Osiris in Ägypten, bei dem feierlichen Einzuge der Könige und
+der Königshelden in Jerusalem und bei den olympischen Spielen prangten, so
+schmücken sie heute noch am Palmsonntag die Altäre katholischer Kirchen.
+
+Statt frei in den Lüften ihre Wedel zu schaukeln, müssen die meisten
+Palmen zur Herbstzeit es erdulden, daß ihre Krone im Innern
+pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese Behandlung bezweckt eine
+bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden Wedel. Nicht alle Palmstämme
+sind für diese Behandlung gleich geeignet, und unter den geeigneten werden
+noch solche unterschieden, die mehr für den katholischen und solche, die
+mehr für den jüdischen Ritus sich schicken. Denn auch die Juden brauchen
+Palmenwedel bei dem Laubhüttenfest. Der Bordighese bezeichnet kurzweg die
+eine Dattelpalme als »_Cattolica_«, die andere als »_Ebrea_«. – Die
+Blätter der katholischen Palme sind schlanker, die der jüdischen kürzer
+und gedrungener. An der katholischen Palme bindet man die mittleren Wedel
+fest zusammen, damit die neuen Wedel bei thunlichstem Lichtabschluß sich
+entwickeln und so möglichst farblos bleiben. Denn bei der Feier des
+Palmsonntags sollen sie nicht allein ein Siegeszeichen, sie sollen auch
+ein Bild himmlischer Reinheit sein. Im Dunklen werden solche Wedel auch
+schlank und lang; sie laufen spitz an ihren Enden aus und bleiben biegsam
+und weich, so daß sie leicht in beliebige Formen geflochten werden können.
+An den jüdischen Palmen werden die älteren Blätter weniger stark
+verbunden, das Licht ist somit von den jüngeren Blättern nicht ganz
+ausgeschlossen, diese können daher auch ergrünen. Sie bleiben zugleich
+kürzer, schließen mit stumpfer Spitze ab und werden härter. Mit dem
+Palmenwedel verbinden die Juden beim Laubhüttenfest die Myrte und die
+Bachweide zum Feststrauß und halten, während dieser in der rechten Hand
+geschwungen wird, einen »Paradiesapfel« in der Linken. Das Laubhüttenfest
+ist ursprünglich das Erntefest der Juden. Es verlor aber in den fremden
+Ländern diese seine Bedeutung und behielt nur die andere historische, die
+ihm ebenfalls von Alters her zukam, eine Erinnerung an den göttlichen
+Schutz während der Wüstenwanderung zu sein. Die Wahl der vier »Arten« im
+Feststrauß hat die mannigfaltigsten symbolischen Deutungen erfahren; sie
+mochte vielleicht ursprünglich die Vegetation Palästina’s versinnbildlicht
+haben. Durch religiöse Vorschriften wurden die vier »Arten« späterhin in
+starre Formen gefaßt, und wie der Palmenwedel, so müssen auch die
+Myrtenzweige und die Bachweide ganz bestimmte Gestalt besitzen. Die Myrten
+im Besonderen werden für die rechtgläubigen Juden in genau
+vorgeschriebenen Formen gezogen. Der Zweig muß eine Höhe haben, die drei
+Handbreiten gleichkommt und die Blätter in dreigliedrigen Wirteln tragen.
+Sind die Wirtel aufgelöst, d. h. die Blätter nicht zu dreien in gleicher
+Höhe befestigt, so ist der Zweig unbrauchbar. Eher geht es an, einen Zweig
+zu benutzen, der die Blätter nur zu zweien in gleicher Höhe trägt. Ein
+solcher Zweig ist im Nothfall zulässig, steht aber im Preise weit hinter
+der wahren »Hadassah« zurück.
+
+Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen, welche der
+Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In nordischen Ländern
+hat der Buchsbaum, ja selbst der kätzchentragende Weidenzweig, das
+Palmenblatt ersetzt. An der Mosel wird der Buchsbaum geradezu als »Palm«
+bezeichnet, und auch die aus Weiden gebundenen Festzweige heißen Palmen in
+slawischen Ländern.
+
+Die Palmen hatten im Winter 1890/91 eine schwere Probe an der Riviera zu
+bestehen, als das Thermometer für mehrere Stunden auf 6° C. unter 0
+gesunken war. Besonders bewährten sich bis jetzt im bordighesischen Klima,
+außer den Dattelpalmen (_Phoenix dactylifera_), die canarische _Phoenix
+canariensis_, die kalifornische _Pritchardia filifera_, die australische
+_Livistona australis_ und die chinesische _Chamaerops excelsa_. Daß
+außerdem die Zwergpalme, _Chamaerops humilis_, gut in Bordighera gedeihe,
+ist nicht wunderbar, da sie der Mittelmeerflora thatsächlich angehört; sie
+ist unsere einzige europäische Palme, in Sicilien heimisch. In Algier
+deckt sie große Flächen. Man suchte sie dort auszurotten, um den Boden für
+neue Culturpflanzen zu gewinnen, jetzt sorgt man für ihre Verbreitung. Vom
+lästigen Unkraut, als welches sie betrachtet wurde, ist sie zu einer
+wichtigen Nutzpflanze avancirt. Entsprechend zubereitet, liefern nämlich
+die Blätter der Zwergpalme sehr elastische Fasern, die gleich Pferdehaaren
+zum Ausstopfen der Möbel und Matratzen dienen können. Den Pferdehaaren
+gegenüber zeichnen sie sich nicht nur durch ihre Billigkeit, sondern auch
+dadurch aus, daß sie nicht von Motten befallen werden. Im Gegensatz zu den
+Phoenix-Arten, die gefiederte Blätter besitzen, sind die Pritchardien,
+Coryphen, Chamaerops-Arten mit fächerförmigen Blättern versehen. Ihr
+Aussehen weicht somit nicht unwesentlich von demjenigen der Dattelpalmen
+ab, so daß ihre Acclimatisation an der Riviera auch in landschaftlicher
+Beziehung als ein Gewinn betrachtet werden kann. Zu bedeutender Höhe ist
+in zahlreichen Gärten die _Chamaerops excelsa_ bereits emporgewachsen. Sie
+gehört zu den härtesten der eingeführten Arten, so daß sie ohne Bedeckung
+selbst das Klima der Insel Wight verträgt. _Pritchardia filifera_ ist der
+zahlreichen weißen Fäden wegen, die den Blatträndern entspringen, sehr
+beliebt, verbreitet sich demgemäß auch rasch an der ganzen Riviera. Zu den
+häufigsten Palmen dürfte dort auch bald die _Phoenix canariensis_ gehören,
+welche der Dattelpalme sehr ähnlich ist, sich aber vor ihr durch
+gedrängteren üppigeren Wuchs und kräftigere Blattentwickelung auszeichnet.
+– An geschützten Stellen der Riviera gedeihen auch verschiedene Arten der
+Palmengattung Cocos, so _Cocos flexuosa_, und _Romanzoffiana_ mit äußerer
+eleganter Tracht, auch die blaugrüne _Cocos australis_. Die echte
+Cocospalme (_Cocos nucifera_), welche die Cocosnüsse liefert, kommt hier
+hingegen, sowie auch an den Südrändern des Mittelmeers, nicht fort. Ihre
+Cultur ist nur innerhalb der Wendekreise möglich. In der Form ihrer
+Blätter stimmen die Cocospalmen mit den Dattelpalmen überein. Ähnliche
+Blätter haben auch die Areca-Arten (_Areca sapida_, _Baueri_), welche an
+der Riviera gut aushalten. Es sind das nahe Verwandte der Betelnußpalme
+(_Areca catechu_), welcher die Betelnüsse entstammen, jene Nüsse, die mit
+Kalkpulver bestreut, und in Blätter des Betelpfefferstrauchs (_Piper
+Betle_) gewickelt, von Jung und Alt in Südasien gekaut werden. Zu den
+Palmen mit fächerförmigen Blättern, welche die Gärten der Riviera zieren,
+gehören auch zwei Livistona-Arten, die _Livistona chinensis_ und
+_australis_, mit mächtigen Blättern, Palmen, die häufig in unseren
+Gewächshäusern anzutreffen sind. Schön macht sich unter den anderen
+Fächerpalmen der Riviera die blaugrüne _Brahea Roezli_, dann die
+stattlichen Sabal-Arten, deren zähe Fasern für Seilerwaaren, Hüte, Körbe
+und Säcke verwandt werden, auch die wichtige Carnaubapalme Brasiliens, die
+_Copernicia cerifera_. Mit den Blättern dieser Palme wird in der
+brasilianischen Provinz Ceara ein großer Theil der Hütten gedeckt, ihre
+Fasern ähnlich wie Stroh verwandt, der harte Stamm liefert Bau- und
+Tischlerholz, die Wurzeln ein Heilmittel, die bitteren Früchte dienen als
+Nahrung, aus dem Saft wird Sirup und Arrak bereitet, kurzum diese Palme
+zeigt uns so recht ein Bild von dem Nutzen, den eine einzige Art dieser
+segensreichen Pflanzenfamilie in den Tropen stiften kann. Ihren Artennamen
+_cerifera_, sowie ihren deutschen Namen dankt aber die Wachspalme ihrem
+wichtigsten Erzeugniß, dem vegetabilischen Wachs, das sie in Schuppenform
+aus ihren Blättern ausscheidet. Diese Schuppen werden von jungen,
+getrockneten Blättern abgeklopft und dann in Wasser gekocht, auf dessen
+Oberfläche das flüssige Wachs sich sammelt. Man versetzt es mit Talg und
+formt es zu Kerzen, welchen beim Brennen ein angenehmer Duft entströmt.
+
+Bordighera begnügte sich nicht damit, seine Palmwedel für Cultuszwecke zu
+ziehen, es suchte sie auch im Kunsthandwerk zu verwerthen. So entstand die
+Palmenflechterei, die in letzter Zeit Dank dem Winter’schen Einfluß, eine
+ungeahnte Entwickelung nahm. In der Winter’schen Kunstgärtnerei wird jetzt
+die Palmenflechterei im Großen betrieben. Die Dattelpalme, die
+Chamaerops-Arten, _Livistona australis_ und _Pritchardia filifera_ geben
+im Besonderen das Material dazu her. Zur Verwendung kommen Blattspreiten,
+Blattstiele und Blattscheiden dieser Pflanzen, und wo Behälter nöthig,
+helfen auch wohl Flaschenkürbisse aus. Alle Theile der Palmen werden
+entsprechend gebogen und dann getrocknet, und hierauf zu Blumenvasen,
+Ampeln, Körbchen, Fruchtschalen, Lichtschirmen und anderen zierlichen
+Gegenständen stilgerecht vereint.
+
+Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus der neuen
+Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, daß die langen großen Fäden am
+Blattrand der Pritchardien für Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie
+zwicken sie ab und tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr
+flüchtiges Heim zu flechten. –
+
+ IV.
+
+Die zahlreichen Ausflüge, die sich landeinwärts von den Stationen der
+Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandbüchern bis jetzt eine
+höchst unvollkommene Behandlung erfahren. Meist findet man in denselben
+nur eine Aufzählung der etwa zu besuchenden Orte, wobei die nächste, oft
+lohnendste Umgebung vernachlässigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht
+immer lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit der
+Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera erstreckt, die
+Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten Auskunft über den Weg
+und niemals über die Schönheit desselben zu ertheilen vermögen, so wären
+grade für jene Gegenden gut orientirende Reisebücher sehr erwünscht. Unter
+den gegebenen Umständen kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera
+denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unnütz umherzuirren, in all’
+die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen.
+
+So müßte jeder Reisende, der für Naturschönheit empfänglich ist und einige
+Mühe nicht scheut, von Mentone über Gorbio nach Roccabruna wandern. Meist
+begnügt sich aber selbst der unternehmendste Tourist mit einem Ausflug
+nach Castellar und kommt im Gorbiothal nicht über Gorbio hinaus, weil er
+nicht weiß, daß er seinen Weg dort fortsetzen sollte. Und doch entfaltet
+sich erst jenseits von Gorbio die volle Pracht der großartigen Landschaft.
+Der ganze Ausflug dürfte fünf Stunden in Anspruch nehmen; es empfiehlt
+sich, ihn am Nachmittag zu unternehmen. Bis nach Gorbio führt jetzt eine
+schöne Fahrstraße. Sie beginnt zu steigen am Alexandra-Hôtel und folgt in
+zahlreichen Windungen dem Thale. Dieses Thal ist überaus fruchtbar; ein
+ansehnlicher Bach durchströmt dasselbe. Erst ist es breit, verengt sich,
+indem es aufsteigt. Villengärten stoßen an die Straße, dann bescheidene
+Bauerngüter. Blühende Pflanzen neigen sich über die Mauern vor. Erst die
+vornehmen Pflanzen der Reichen; dann der Goldlack, die Levkoye, die
+Pelargonie und die Anemonen, die auch der Ärmere sich zieht. Einzelne
+Cypressen, oft umrankt von Rosen, ragen hier und dort aus den Gärten vor
+und mahnen nicht selten an orientalische Landschaft. Citronen- und
+Orangengärten folgen aufeinander, dann Feigenbäume. Höher hinauf beginnen
+sich vereinzelt auch unsere Obstbäume zu zeigen. Sie stehen im
+Blüthenschmuck. Eigentlich ist ihnen auch in dieser Höhe noch zu warm, sie
+gedeihen gut erst bei Sant’ Agnese, jenseits der Felsen, die das Thal im
+Norden sperren. Im Thale von Gorbio lohnt es sich, Pflanzen zu sammeln.
+Ardoino, der Verfasser der Flora der Seealpen, gibt für die Thäler, die
+bei Mentone münden, mehr als tausend verschiedene, wild wachsende Arten
+an. Man müßte fast ganz Irland und Schweden durchstreifen, um ebenso viel
+verschiedene Pflanzen zu finden, als hier auf etwa fünfzehn Quadratmeilen
+beisammen wachsen. – Ungewöhnlich reich sind die Thäler von Mentone an
+Orchideen, und diese blühen ja fast sämmtlich im Frühjahr. Viele sonst
+seltene Farne sind hier auch zu finden. Der Botaniker sucht mit Vorliebe
+nach einem kleinen Nacktfarn, der zu derselben Gattung wie die Gold- und
+Silberfarne unserer Gewächshäuser gehört, der _Gymnogramme leptophylla_.
+Der Pflanzenliebhaber freut sich mehr noch über das _Adiantum Capillus
+Veneris_, das Venushaar, das mit seinen zarten Wedeln die feuchten
+Vertiefungen der Felsen ziert. – Ein alter gepflasterter Weg kürzt oben im
+Thale die neue Straße von Gorbio ab. Er steigt in Olivenhainen empor. An
+einer seiner Windungen taucht plötzlich Gorbio auf, ganz in der Nähe. Es
+krönt einen steilen Hügel, der von Oliven bedeckt ist. Ein Amphitheater
+mächtiger zackiger Felsen umrahmt dieses Bild von seltener malerischer
+Schönheit. – Wir steigen auf zu dem Orte, durchschreiten den Platz, dem
+eine alte Ulme ihren Schatten spendet, wenden uns dann links und schlagen
+den Fußweg ein, der, an einem offenen Brunnen vorbei, der Berglehne folgt.
+Nach kaum halbstündigem Aufstieg haben wir das weit sichtbare Kreuz
+erreicht, das hoch oben, am vorspringenden Bergesrande dem Wetter trotzt.
+Bei stark wehendem Mistral ist es kaum möglich, an jener Stelle zu weilen;
+das zersplitterte Kreuz, welches nur noch einen seiner Arme gegen den
+Himmel streckt, zeugt von der Gewalt der Stürme, die dort oben hausen.
+Bereits von diesem Kreuze aus ist der Blick überwältigend schön. Er umfaßt
+die sämmtlichen Thäler, die bei Mentone münden. Auf den Höhen sieht man
+jene wilden Ortschaften thronen, Burgen der Grimaldi und der Lascaris, die
+einst diese Thäler beherrschten; man umspannt mit dem Blicke den ganzen
+Halbkreis steil aufsteigender Berge, welche die Thäler mächtig umfassen
+und eine undurchdringbare Schranke für das Auge bilden, das hingegen nach
+Süden zu unbegrenzt über dem blauen, endlosen Meere schweift. Eine weitere
+Steigerung der Eindrücke hält man nicht für möglich, man kann sich schwer
+von dieser Stelle trennen, und doch gewinnt das Bild noch an erhabener
+Größe, betrachtet von dem Bergrücken, der jetzt in südlicher Richtung nach
+Roccabruna führt. Dann verschieben sich gegen einander, wie mächtige
+Decorationen, die Felsriesen, die den Hintergrund der Thäler schließen,
+und die Umrisse des Bildes werden immer reicher, immer bewegter. Bald
+tritt im Mittelpunkte der Landschaft, am Nordabhange des mächtigsten
+dieser Berge, Sant’ Agnese hervor, ein ansehnliches Dorf, das in
+schwindelnder Höhe, wie ein Schwalbennest am Felsen, über dem Abgrund zu
+hängen scheint. Wer konnte das Dasein dieses Ortes ahnen; ist er doch
+gegen das Meer hin von dem Felsen ganz verdeckt, an den er sich klammert.
+Dieser Felsen sollte ihn auch schützen und verbergen vor den spähenden
+Blicken der Saracenen, welche einst das tyrrhenische Meer durchkreuzten.
+Und doch war es ein Saracenenhäuptling Harun, der im zehnten Jahrhundert,
+der Sage nach, die Burg erbaute, deren Ruinen den Bergesgipfel krönen.
+Doch nicht als Feind kam er hierher, sondern von der Liebe zu einer
+Christin überwältigt, die er, selbst zum Christenthum bekehrt, zu seiner
+Gattin machte.
+
+Selbst wer den schönsten Theil Süditaliens kennt, wird sicher die volle
+Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft empfinden.
+Und wie wird der Eindruck noch gesteigert, wenn gegen Sonnenuntergang sich
+die Gipfel der Berge zu röthen anfangen, lange dunkle Schlagschatten in
+die Thäler fallen und Sant’ Agnese in goldigem Licht auf dem grauen Fels
+zu glühen beginnt.
+
+Doch die Zeit drängt, denn die Sonne im Westen ist lange schon hinter der
+_Tête de chien_ verschwunden; die Nachtschatten senken sich hinab in die
+Schluchten, während ein langer steiniger Weg uns von Cabbe-Roquebrune, der
+Eisenbahnstation, noch trennt.
+
+In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein botanischer Genuß.
+Über einer hohen Mauer am Abhang stehen mächtige Judasbäume (_Cercis
+siliquastrum_) und senken abwärts ihre blüthenbeladenen, noch laubfreien
+Zweige. Die schönen, dicht gedrängten Blüthen entspringen auch dem alten
+Holze, so daß die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde
+erscheint, von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in Südeuropa zu Hause,
+sehr häufig sieht man ihn in Palästina die Gärten um Jerusalem schmücken,
+was wohl Veranlassung zu der Sage gab, Judas habe sich an demselben
+erhängt.
+
+ V.
+
+Bezaubernd schön ist Mentone, wenn man es vom Pont St. Louis aus
+betrachtet. Das Bild gehört zu den eindrucksvollsten der ganzen Riviera.
+Doch muß man es am Morgen betrachten, wenn die Sonne das alte Mentone von
+Osten her bescheint. Man folgt von Mentone aus in östlicher Richtung der
+Landstraße und wählt ihren linken Arm, dort, wo sie sich gabelt. Man
+steigt dann sanft in die Höhe, zwischen Villen und Mauern. Gibt es nicht
+zu viel Staub auf der Straße, so ist diese Wanderung ein Genuß. Denn die
+angrenzenden Gärten strotzen von üppigen Gewächsen, und überall drängt
+sich der Überfluß derselben bis auf die Straße. Die Pflanzen finden keinen
+Platz mehr in der eingeengten Umfriedung und streben hinaus ins Freie.
+Rosenrothe und feuerfarbige Pelargonien neigen sich über das Gitter, dort
+hängt ein Rosenstrauch über dasselbe hinaus und trägt unzählige Blüthen.
+Weiter ist eine ganze Mauer bis unten hinab mit einem epheublätterigen
+Kranichschnabel, dem _Pelargonium peltatum_, bedeckt, welcher so üppig
+blüht, daß die Blätter unter den blaßrothen Blüthen verschwinden. Jener
+Strauch, der im graziösen Bogen über eine andere Mauer sich beugt und
+ährenförmige Rispen gelber Blüthen trägt, ist eine chinesische Buddleia
+(_Buddleia Lindleyana_). Die ganze Straße duftet jetzt nach Heliotrop, der
+an dem Geländer emporklettert; weiter ist es wieder eine Pergola
+safrangelber Rosen, welche der Straße folgt. Mit ihren fleischig dicken
+Stengeln und Blättern und ihren großen rothen oder gelben Blüthen schmückt
+dort die Mittagsblume (_Mesembryanthemum __ acinaciforme_) eine Mauer.
+Dann schließen Citronen- und Orangenbäume sich an, die mit Früchten reich
+behangen, auch schon ihre duftigen Blüthen entfalten. Wir kommen an dem
+kleinen französischen Zollhaus vorbei und erreichen alsbald unser Ziel. In
+kühnem Bogen schwebt die Brücke San Luigi über der Schlucht, welche
+Frankreich von Italien trennt. Der Blick von hier auf Mentone ist in der
+That von ergreifender Schönheit. Die alte Stadt deckt einen schmalen Grat,
+der sich bis zum Meere senkt. Dicht gedrängt steigen die Häuser an ihm
+auf, über- und nebeneinander. Alle sind sie im italienischen Style gebaut,
+mit Loggien, Balkonen und Terrassen, trotzdem alle verschieden an Gestalt
+und Größe, scheinbar gesetzlos zu einer einzigen Masse vereint. Jedes
+zeigt eine andere Färbung; im hellen Glanz der Sonne verschmelzen aber die
+Gegensätze und die ganze Stadt leuchtet fast weiß in die Ferne. Aus der
+Häusermasse ragt die Kirche mit ihrem schlanken Glockenthurm hervor. Und
+welch eine großartige Einfassung zeigt dieses Bild! In weiter Ferne, kaum
+noch sichtbar, profilirt sich im nebeligen Umriß das zackige Esterel. Dann
+weicht die Küste vor dem Meere zurück und erst die _Tête de chien_ über
+Monaco bietet ihm wieder Trotz. Sie scheint an der Küste Wache zu halten.
+Dann folgen mächtige, majestätische Berge und rücken immer näher auf
+Mentone zu. Das Cap Martin streckt sich wie ein grünsammetnes Band vor in
+die blaue See, und hinter Mentone steigen die zackigen Felsenriesen auf
+und leuchten in der Sonne im bläulichen Grau. Dann folgen tiefer grüne
+Schluchten, wo helle Olivenhaine mit dunklen Citronengärten abwechseln und
+an den Abhängen weiße Dörfer verborgen im Laub. Kahle Bergrücken glänzen
+grell in der Nähe, von grünen Kiefernwäldern stellenweise wie von Oasen
+bedeckt. Der Vordergrund entzückt uns durch seine Farbenpracht, denn der
+untere Theil der Schlucht, über der wir schweben, ist in einen Garten
+verwandelt. In Stufen steigt er auf, und der Boden verschwindet ganz unter
+Blüthen. Hell- und dunkelrothe Geranien, dicht aneinander gedrängt,
+kugelige Chrysanthemum-Sträucher (_Chrysanthemum frutescens_) mit
+tausenden von Blüthen wie mit weißen Sternen übersäet. Dann ein Judasbaum,
+ganz in Blüthen gehüllt, der seine rosenrothen Aeste über die weißen
+Chrysanthemen neigt. Ein gelbblüthiger Rosenstrauch, der den rosenrothen
+Judasbaum erklimmt; schlanke Bambusen wie Federbüsche in die Lüfte ragend;
+daneben Fächerpalmen. Dunkelgrüne, schlanke Cypressen; ein Pfefferbaum mit
+hellgrünen, zartgefiederten Blättern an den hängenden Aesten; dunkelrothe
+Bougainvilleen an den aufsteigenden Wänden: ein wahres Kaleidoskop. Hohe
+Dattelpalmen ragen aus der Schlucht hervor und umrahmen das Bild von
+Mentone, phantastische Opuntien nächst der Brücke bilden den ersten
+Vordergrund. Und dieses ganze farbenreiche Bild taucht mit seinem Rande in
+die dunkelblaue Fluth. Eine frische Brise weht uns vom Meer entgegen, der
+Frühling blickt mit allen seinen Blumenaugen aus der Schlucht empor. Es
+stimmt so harmonisch und heiter dieses hehre Bild. Daher wir es auch
+vergessen möchten, daß dort über Mentone, wo weiße Steine und dunkle
+Cypressen zwischen grauen Mauern sich erheben, ein Ort der Trauer ist. Ein
+Schloß der Grimaldi stand einst auf dieser Höhe, zwischen seinen Trümmern
+und Umfassungsmauern ist dann der Friedhof entstanden. Er beherrscht
+diesen sonnigen Strand, wie einst die mächtige Burg ihn beherrschte: ein
+Wahrzeichen des heutigen Mentone. Ich suche die Gedanken von dieser Stelle
+abzuwenden, doch unablässig kehren sie zu derselben zurück. Denn trauriger
+hat mich ein Friedhof nie gestimmt wie dieser dort, mit seinen in Blumen
+ganz versteckten Gräbern. Kaum kann es einen mächtigeren Widerspruch geben
+zwischen der freudig sonnigen Natur und dem jähen Tode. Dieser Gegensatz
+preßt Einem das Herz zusammen. Und aus allen Theilen der Welt eilten jene
+zusammen, die auf diesem Friedhof ruhen. In der Blüthe der Jahre, fern von
+ihrer Heimath, legten sie sich unter Jasmin und Rosen zu ewigem Schlaf. Ob
+ihnen wohl die Erde leichter wird, weil die Blumen nie auf derselben
+verwelken? Die Rosen im besondern drängen sich dort überall vor: weiße,
+gelbe, blutigrothe, und sie verbreiten einen betäubenden Duft. Als ich
+einst diesen Friedhof besuchte, da strahlte die Welt in Frühlingsglanz und
+jauchzte es von Leben in den Lüften. Da war es besonders traurig zwischen
+diesen blumenreichen Gräbern. Auf einem frisch errichteten Denkmal saß ein
+junger Bildhauer, meißelte das Antlitz eines zarten Mädchens in den Stein
+und sang dazu ein fröhliches Lied. Ich blieb vor dem Grabe lange stehen:
+es war wie in einer Shakespeare’schen Tragödie.
+
+Hoch ragen über der Brücke San Luigi die zackigen Felsen empor, welche die
+Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier plötzlich auf, unvermittelt in
+romantischer Wildniß. Ein einzelner Felsenkegel erhebt sich aus ihrer
+Mitte und endet mit spitzem Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in
+den Stein. Rosmarin und Wolfsmilch, Wachholder und großblüthige Malven
+(_Lavatera maritima_) klammern sich an jeden Vorsprung der Felsen an und
+beleben ihre Eintönigkeit. Unten grünt Alles von üppigem Pflanzenwuchs.
+Ein kleiner Bach rauscht abwärts in den Felsenspalten und bildet dann
+zierliche Wasserfälle. Ein Theil des Wassers wird in einen kleinen
+Aquäduct gefaßt, der in malerischen Windungen abwärts läuft, dann mit
+gewölbtem Bogen den Bach überschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in
+diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration!
+
+An jener so überaus warmen Stelle der Riviera bildet diese Felsenschlucht
+wohl noch den wärmsten Ort. Durch hohe Berge geschützt und umfaßt, steht
+sie den südlichen Winden nur offen. In dieser Schlucht beginnen schon im
+December die Veilchen zu blühen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die
+Eidechsen sollen ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets
+Ueberfluß. Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt ihr
+Netz auch im Winter, um sie zu fangen.
+
+ VI.
+
+Niemand sollte es versäumen, von Bordighera oder von Mentone aus, einen
+Ausflug nach La Mortola, dem Garten des Herrn Thomas Hanbury, zu
+unternehmen. Der Eintritt wird Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung
+von je einem Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Unterstützung des
+Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im Garten machen
+will, erhält hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubniß. Früher Eigenthum der
+Familie Orengo in Ventimiglia, trägt auch heute noch die schöne Villa im
+Garten, welche Herr Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo.
+Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war sie von einem
+mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat sie in den feenhaften Garten
+verwandelt, der jetzt den Besucher entzückt. Der Garten deckt eine Fläche
+von ungefähr vierzig Hektaren und fällt von der Kunststraße, welche das
+Dorf Mortola in hundert Meter Höhe durchzieht, bis zum Meere ab. Die in
+dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung
+anlehnt, gewährt ihr Schutz gegen die Winde und ermöglicht die
+Entwickelung einer so üppigen Vegetation, wie sie auch an der Riviera kaum
+ihres gleichen findet. Freilich mußte durch künstliche Bewässerung
+vorgesorgt werden, daß die lange Dürre des Sommers nicht verhängnißvoll
+für die Pflanzen werde. Denn man rechnet in La Mortola über zweihundert
+Tage im Jahr, an welchen der Himmel völlig wolkenlos bleibt, und auch
+innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig Regentage.
+
+Es wäre ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle alle die
+zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten von La Mortola
+birgt. Es kommt mir nur darauf an, die Reichhaltigkeit desselben
+hervorzuheben. Was aber diesen Garten insbesondere belehrend macht, ist
+der Umstand, daß alle Pflanzen Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der
+abgekürzte Name des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die
+Familie, der sie angehören, angegeben ist. So kann jeder Besucher des
+Gartens erfahren, wie die Pflanze heißt, die ihm durch ihre Schönheit oder
+ihren Wohlgeruch auffällt, eine Pflanze, nach deren Namen er vielleicht
+vergeblich schon in manchem anderen Garten der Riviera forschte. Herr
+Hanbury ist bemüht, seinem Garten auch wissenschaftlichen Werth zu
+verleihen und sucht unaufhörlich neue, interessante, technisch wichtige
+oder durch ihre Heilkraft ausgezeichnete Gewächse für denselben zu
+erwerben. Ein kenntnißreicher deutscher Gärtner, Gustav Cronemeyer,
+stellte vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichniß aller
+Pflanzen des Gartens auf. Dieses Verzeichniß umfaßt über 3600 Arten. Es
+wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit der
+Aufforderung, aus den Schätzen des Gartens für wissenschaftliche Zwecke zu
+schöpfen. Auch die Samen und Früchte des Gartens erntet man alljährig, um
+sie wissenschaftlichen Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury
+gleichzeitig stattliche Schulgebäude in La Mortola errichtet, da er
+neuerdings auch ein schönes botanisches Institut in Genua erbauen ließ, um
+es der dortigen Universität zu schenken, so läßt sich wohl behaupten, daß
+er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von seinen Reichthümern macht.
+Leider ist der eifrige Leiter des Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem
+gestorben, und gewährt es nur einen Trost, daß sein Nachfolger, ebenfalls
+ein deutscher Gärtner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren
+tritt.
+
+Gerade im Frühjahr ist es, wo der Garten von La Mortola in vollstem
+Blüthenschmucke prangt. Besonders tragen die Akazien dazu bei, ihn um jene
+Zeit so üppig zu verzieren. Ueber neunzig Arten der Gattung _Acacia_
+stehen da in Cultur, von den fein gefiederten, mimosenartigen an, deren
+Blättchen jeder Windhauch in Bewegung setzt, bis zu jenen starrend
+stachlichen Arten, welche schon durch ihren botanischen Namen als
+»bewaffnet« (_armata_), »struppig« und »schauerlich« (_horrida_)
+hinreichend gekennzeichnet werden. Manche Akazien sind von gelben Blüthen
+so überdeckt, daß das grüne Laub unter denselben fast verschwindet, und
+die meisten verbreiten zur Blüthezeit ein liebliches Aroma. Benennungen
+wie »lieblich«, »angenehm« (_suaveolens_) zeichnen noch besonders einzelne
+Arten aus. Der höchste Preis des Wohlgeruchs gebührt aber unstreitig der
+tropisch-amerikanischen _Acacia Farnesiana_, welche ihre veilchenduftenden
+Blüthenköpfchen den ganzen Winter über treibt. Diese Blüthenköpfchen
+dienen in Grasse und in Cannes unter dem Namen »_fleurs de cassie_« in
+ausgiebiger Weise den Zwecken der Parfümerie. Den Namen »_Farnesiana_«
+erhielt diese schon lange in Südeuropa bekannte Pflanze wohl daher, daß
+sie in den farnesianischen Gärten in Rom zuerst gezüchtet wurde. – Durch
+ihr zartes, zierliches, doppeltgefiedertes Laub von bläulich grüner Farbe,
+fällt hier, wie auch an den anderen Stellen der Riviera, die _Acacia_ oder
+_Albizzia Julibrissin_ auf, ein stattlicher Baum vom Aussehen einer
+Mimose, dessen hellviolette Blüthenköpfchen aber erst im Juli zur
+Entfaltung kommen. Sie stammt von der Südküste des kaspischen Meeres, ihr
+Arten-Name ist persisch und bedeutet Seidenblume. – Von der
+südafrikanischen steifen _Acacia horrida_ stammt eine geringe Gummisorte,
+die als Capgummi bekannt ist. Das feinste Gummi arabicum tritt aus der
+Rinde der senegambisch-kordofanischen _Acacia Senegal_, ähnlich wie bei
+uns Kirschgummi aus der Rinde von Kirschbäumen, hervor.
+
+Durch ein ganz besonders feines Aroma zeichnet sich in dem Garten von La
+Mortola außer der _Acacia Farnesiana_ ein gelbblühender Strauch, die
+_Pteronia incana_ vom Cap aus, welche zu derselben Abtheilung der
+Compositen wie unsere Astern gehört, deren Blüthenköpfchen aber einen, man
+könnte fast sagen, vergeistigten Aprikosenduft verbreiten. Sehr
+wohlriechend in allen seinen Theilen ist ein anderer Strauch vom Cap, die
+Rutacee _Diosma fragrans_. Nicht umsonst hat sie, so wie ihre nächsten
+Verwandten, die bei uns viel in Gewächshäusern cultivirt und als
+Bouquetgrün benutzt werden, den Namen _Diosma_, d. h. »Götterduft«,
+erhalten. Ein chilenischer Strauch mit kleinen gelben Blüthen, die
+Flacourtiacee _Azara microphylla_, wird wegen seines vanillenartigen
+Duftes in der Heimath »Aromo« genannt. Eine krautartige Salbeiart, die
+_Salvia albocoerulea_, riecht wie feines Tafelobst. Verschiedene
+Pelargonien, so namentlich das _Pelargonium roseum_ und _odoratissimum_,
+verbreiten ein starkes rosenartiges Parfüm, wenn man ihre Blätter
+zerdrückt. Geradezu betäubt wird man an zahlreichen Stellen des Gartens
+von dem Duft, der den kleinen weißen Blüthen vom _Pittosporum Tobira_
+entströmt. Diese Blüthen decken in großer Zahl den baumartigen immergrünen
+Strauch, der im Aussehen an den lorbeerartigen Schneeball (_Viburnum
+Tinus_) unserer Gewächshäuser erinnert. Es gibt auch eine Art mit fast
+schwarzen Blüthen, die fremdartig genug auf den Zuschauer einwirkt. –
+Lieblich duftet, ähnlich wie unsere wohlriechende Platterbse, ein
+zierlicher Baum mit überhängenden Aesten, der aus der Ferne ganz weiß
+erscheint von reicher Blüthenfülle. Es ist eine west-mediterrane
+Ginsterart, _Genista monosperma_, die zu den anmuthigsten Pflanzenformen
+im Frühjahr an der Riviera gehört. Ist auch zu jener Zeit der
+Blüthenreichthum noch so groß, Jedem fällt, unter allen anderen, diese
+Pflanze auf, die den Namen Blüthenregen führen sollte. Erscheint es da
+nicht wunderbar, daß zu derselben Gattung, wie dieses so zart erscheinende
+Gewächs, auch die _Genista acanthoclada_ gehört, ein Strauch der
+griechischen Berge, der so stachelig ist, daß er für die Pflanze des
+Tartarus gelten konnte: _Aspalathus_, nach der Insel Aspalathe an der
+Küste von Lycien genannt, lieferte er, der Sage nach, jene Ruthen, mit
+denen die Gottlosen in der Unterwelt gepeitscht wurden.
+
+Eigenthümlich berühren den Besucher des Gartens die Casuarineen, die in
+großen Exemplaren gleich unterhalb der Eingangstreppe stehen. Die
+graugrünen feinen Zweige dieser Bäume hängen wie die Federn eines
+Casuarschweifes herab und verschafften dem Gewächs auch seinen Namen. Die
+Zweige sind blattlos; die Ernährung des Baumes, die sonst von den Blättern
+besorgt zu werden pflegt, fällt hier somit den Zweigen zu. Diese sind
+demgemäß auch grün gefärbt, d. h. sie führen jenen Farbstoff, das
+Chlorophyll, dessen Anwesenheit für die Bereitung von Nahrungsstoff durch
+die Pflanze nothwendig ist. Die Casuarineen bilden in Australien
+ausgedehnte Wälder von sehr eigenem Aussehen. Wie so viele andere
+australische Bäume vermögen sie dem Boden nur spärlichen Schatten zu
+spenden. Die Blüthen dieser Gewächse sind so klein und unansehnlich, daß
+nur das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das Holz der
+Casuarineen zeichnet sich durch seine Härte und seine Schwere aus und hat
+daher den Eingeborenen zur Anfertigung von Streitkolben gedient.
+
+Ein australischer Baum, der in den letzten Decennien ungemein rasche
+Verbreitung über die Riviera gefunden hat und den der Garten von La
+Mortola in nicht weniger als vierundzwanzig Arten besitzt, ist der
+Eucalyptus. Jeder, der Italien einmal besuchte, kennt die Eucalypten, wenn
+auch wohl nur die eine, überall vertretene Art derselben, den _Eucalyptus
+globulus_. Auch dieser australische Baum gibt im Verhältniß nur wenig
+Schatten; seine Blätter sind zwar von ansehnlicher Größe, sie hängen aber
+an langen Stielen von den Zweigen senkrecht herab und können daher selbst
+bei dichter Belaubung den Sonnenstrahlen nicht allen Durchgang verwehren.
+Da auch der leiseste Windhauch diese Blätter in Bewegung setzt, so
+herrscht unter den Eucalyptusbäumen ein eigenes zitterndes Zwielicht, das
+allerdings erst in Eucalyptus-Wäldern voll empfunden wird. Die Eucalypten
+gehören zu den Riesen der Pflanzenwelt, zu denjenigen Bäumen, welche
+überhaupt die bedeutendste Größe erreichen. In Australien sind Stämme von
+_Eucalyptus amygdalina_ gemessen worden, deren Höhe 156 Meter betrug und
+somit genau derjenigen der Thürme des Kölner Doms entsprach, die Pyramide
+des Cheops aber um fünf Meter, die Peterskirche in Rom sogar um mehr als
+zwanzig Meter überstieg. Die Eucalypten wachsen auch an der Riviera
+äußerst rasch und ragen schon über ihre Umgebung weit empor, ungeachtet
+ihre Anpflanzung hauptsächlich erst Ende der sechziger Jahre erfolgte. Im
+Garten von La Mortola erreichte ein _Eucalyptus globulus_ in sieben Jahren
+neunzehn Meter Höhe und fast anderthalb Meter im Umfang. Kein in Europa
+sonst bekannter Baum vermag Ähnliches zu leisten. Trotz so raschen
+Wachsthums zeichnet sich das Eucalyptusholz durch große Härte aus. An
+vielen Orten hat man Eucalypten angepflanzt, weil man der Ausdünstung
+derselben besondere heilsame Kräfte zuschrieb. Thatsächlich kommt aber den
+äußerst geringen Mengen von ätherischen Ölen, die sich um die Eucalypten
+verbreiten, kaum eine merklich desinficirende Wirkung zu. Dadurch
+hingegen, daß die Eucalypten rasch auf sumpfigem Boden wachsen und als
+immergrüne Pflanzen Sommer und Winter Wasser aus ihren Blättern
+verdunsten, tragen sie zu dessen Trockenlegung bei. Die Hoffnung, daß die
+Extracte aus Blättern und Rinde der Eucalypten das Chinin ersetzen würden,
+war gleichfalls übertrieben. Kommt auch diesen Extracten eine gewisse
+febrifuge Wirkung zu und sind dieselben auch seit undenklichen Zeiten von
+den Eingeborenen Australiens gegen Malaria verwandt worden, so stehen sie
+doch dem Chinin ganz bedeutend nach. Im April sieht man die älteren
+Eucalyptusstämme an der Riviera sich mit großen weißen Blüthen bedecken,
+welche durch ihre äußerst zahlreichen, feinen und langen Staubgefäße
+auffallen. Der Kundige erkennt an diesen Blüthen, daß der Baum zu den
+myrtenartigen Gewächsen gehört. Eine Eigenthümlichkeit der Eucalypten ist
+es, daß deren Blüthenknospen sich mit einem runden Deckel öffnen, der als
+grüne, weißbereifte Mütze abgeworfen wird. Diese Deckel sieht man im
+Frühjahr in großen Mengen unter den Eucalyptusbäumen liegen; sie
+verbreiten, wenn man sie zertritt, einen sehr durchdringenden Geruch.
+Neuerdings hat sich die Industrie auch dieser Gebilde bemächtigt, und in
+Bordighera sah ich Kreuze und Rosenkränze, die aus trockenen,
+aufgefädelten Eucalyptusblüthen-Deckeln hergestellt waren.
+
+Ganz junge Eucalyptusbäume, wie man sie auch bei uns, innerhalb der
+Gewächshäuser, sehen kann, zeigen zunächst ein von den älteren Bäumen
+durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum glaubt man dieselben Pflanzen vor
+Augen zu haben. Die Blätter sind breit, stumpf, stengelumfassend,
+wagerecht gestellt, und erst an älteren Zweigen treten an deren Stelle die
+schmalen, zugespitzten, langgestielten Blätter auf, die senkrecht abwärts
+hängen. Damit verändert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor zeigten sie
+verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt sind beide Seiten
+gleich. Beide Blattflächen werden ja an den hängenden Blättern in gleicher
+Weise von Lichtstrahlen getroffen. Sie brauchen aber gleichen Bau, um
+gleiche Arbeit zu verrichten. Aehnliche Einrichtungen treten uns bei
+vielen anderen Gewächsen Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den
+Charakter der dortigen Vegetation.
+
+Der in Italien hauptsächlich cultivirte _Eucalyptus globulus_ ist nicht
+der widerstandfähigste Vertreter seiner Gattung, wie er denn auch im
+strengen Winter 1890–91 an exponirten Stellen der Riviera gelitten hatte.
+Manche Arten trotzen besser der Kälte, und der _Eucalyptus Gunnii_ gedeiht
+selbst in Whittingham bei Edinburgh.
+
+Der hohen Schutzmauer der Seealpen, welche die kalten Nordwinde abhält,
+verdankt die Riviera di Ponente ihr mildes Klima. Diese Schutzmauer
+bedingt es auch, daß dort die Cultur der Agrumi erfolgreich betrieben
+werden kann. An zahlreichen Stellen der Küste, zwischen Nizza und Savona,
+gedeihen die Agrumi ebenso gut wie bei Neapel, während der Reisende das
+Innere von Ober- und Mittelitalien durchwandern kann, ohne sie zu
+erblicken. Unter der Bezeichnung »Agrumi« werden die Vertreter der Gattung
+_Citrus_ zusammengefaßt. Das Verzeichniß von La Mortola weist über zwanzig
+Arten oder Formen dieser Gattung auf. Man findet dort fast alle in Italien
+cultivirten Agrumi in engem Raum beisammen. Diese Pflanzen scheinen so
+fest mit dem italienischen Boden verwachsen zu sein, daß italienische
+Bilder stets der Phantasie des Nordländers vom Blüthenduft der Citrone
+durchweht und vom Glanze der Goldorange durchleuchtet erscheinen. Am
+meisten hat diese Vorstellung wohl das Mignonlied verbreitet, jenes Lied,
+das der Sehnsucht des Nordländers nach südlicheren Gestaden so unendlichen
+Ausdruck verlieh. So sehr die Agrumi aber auch in die italienische
+Landschaft zu gehören scheinen, so sind sie doch erst verhältnißmäßig spät
+in dieselbe gelangt und nur auf ganz bestimmte Theile von Italien
+beschränkt geblieben. Ihre Heimath liegt im fernen Asien, in Ostindien und
+Südchina; über den Orient schlugen sie aber zunächst ihren Weg nach Europa
+ein. Wie aus dem alten »Traité du Citrus« von Gallesio, dem Werke Victor
+Hehn’s über »Culturpflanzen und Hausthiere«, Alphonse de Candolle’s
+»Ursprung der Culturpflanzen«, endlich Flückiger’s »Pharmacognosie« – von
+älteren Quellenwerken abgesehen – zu erfahren ist, war dasjenige, was im
+Alterthum zunächst »Citrum« hieß, das Holz von _Callitris quadrivalvis_.
+Auch diese nordafrikanische Conifere ist in dem Hanbury’schen Garten in
+vortrefflicher Entwickelung zu sehen. Ihr Holz liefert das Sandarac, ein
+Harz, das in erstarrten, weißen Thränen die Stammrinde deckt und aus der
+Wunde heraustropft, wenn ein Zweig abgeschnitten wird. Das schön
+gemaserte, wohlriechende Holz dieses Baumes stand bei den Römern in hohem
+Ansehen und diente im Besonderen zur Anfertigung von Kisten, welche
+wollene Kleider vor Motten schützen sollten. Als dann die Citrone den
+Römern bekannt wurde, und es sich zeigte, daß sie in ähnlich wirksamer
+Weise die Motten abhält, wurde der Name Citrum auf dieselbe übertragen.
+Von dem Gewächse, welches diese »_mala citria_« erzeugt, drang die erste
+Kunde nach Griechenland während der Kriegszüge Alexanders des Großen.
+Letztere waren es, welche den Orient und die Tropen der griechischen
+Cultur erschlossen. Sie brachten den classischen Ländern eine solche Fülle
+neuer Naturanschauungen, wie dies zum zweiten Mal in gleichem Maße nur
+durch die Entdeckung des tropischen Amerika wieder geschah. Ueber den
+Citronenbaum wurde berichtet, daß er ein wunderbares Gewächs der
+persischen und medischen Lande sei, und voll goldener Früchte hänge. Diese
+sollten nicht nur gegen Motten schützen, sondern auch als Gegengifte
+äußerst wirksam sein. Ja, es bildete sich, wie man in einem Werke des
+Athenaeos, eines Gelehrten, der zu Naukratis in Ägypten geboren wurde und
+um 228 n. Chr. starb, lesen kann, der Aberglaube, daß, wer von diesen
+Früchten gekostet habe, den Biß giftiger Schlangen nicht zu fürchten
+brauche. Jenes durch seine Citate sehr werthvolle und merkwürdige Werk des
+Athenaeos schildert ein fingirtes Gastmahl, welches von einem römischen
+Schlemmer und Schöngeist, Künstlern, Dichtern und Gelehrten geboten wird,
+und bei welchem an die dargereichten Speisen und Getränke sich
+entsprechende Unterhaltungen knüpfen. Da erzählt ein gewisser Demokritos,
+sein Freund, der Statthalter von Ägypten, habe ihm mitgetheilt, daß zwei
+Verbrecher, die zum Tode durch giftige Schlangen verurtheilt waren, dem
+Biß derselben nicht erlagen, weil sie von einer Citrone zuvor aßen. Der
+Statthalter habe den Versuch absichtlich mit denselben Verbrechern zum
+zweiten Male wiederholt, aber nur dem einen von beiden eine Citrone
+dargereicht. Die Folge sei gewesen, daß dieser eine nur den Bissen der
+giftigen Nattern zu widerstehen vermochte, während der andere bald nach
+der Verwundung starb. Als bestes Schutzmittel gegen Gift empfiehlt der
+Erzähler eine in Honig zerkochte Citrone. Man müsse von diesem Gegengift
+früh am Morgen eine kleine Menge zu sich nehmen und sei dann den ganzen
+Tag über vor Vergiftung sicher. Dem Aberglauben, der solche Vorstellungen
+nährte, liegt wie auch sonst in ähnlichen Fällen, ein Fünkchen Wahrheit zu
+Grunde. Thatsächlich ist die Citrone durch sehr starke fäulnißwidrige
+Eigenschaften ausgezeichnet, Eigenschaften, die sie auch heute noch als
+Antisepticum sehr schätzbar machen. Schon im Alterthum hatte man richtig
+erkannt, daß der Saft der Citrone den Athem verbessere. Ein Vergnügen
+konnte es damals nicht sein, Citronen zu genießen, denn es waren
+thatsächlich nicht unsere jetzigen »Citronen«, vielmehr Cedraten oder
+Citronat-Citronen, die uns nur eingemacht schmecken. Diese Cedraten heißen
+auch heute noch »Cedro« bei den Italienern. Saftiges Fruchtfleisch ist
+ihnen nicht eigen; sie bestehen fast ausschließlich nur aus Schale, und
+diese ist es, die, in Zucker eingekocht, die Citronate liefert. Die
+Cedraten erreichen meist bedeutendere Größe als die Citronen, sind
+letzteren im Übrigen ähnlich. Ihre Form variirt aber bedeutend, und da
+viele Abänderungen durch Veredelung fixirt worden sind, so bekommt man
+neben stark in die Länge gezogenen auch fast runde Cedraten zu sehen. Das
+gab sogar Veranlassung zur Aufstellung verschiedener Arten innerhalb
+dieses Formenkreises, wie es denn überhaupt schwer fällt, zu
+unterscheiden, was Art und was nur Abart in der Gattung Citrus ist. Eine
+rundliche durch stark höckerige Schale und feinen Wohlgeruch
+ausgezeichnete Frucht, die auch zu den Cedraten gehört, wird als
+Adamsapfel oder Paradiesapfel unterschieden. Sie galt als die Frucht vom
+Baume der Erkenntniß und findet als solche beim Laubhüttenfest der Juden
+heute noch Verwendung. Die gesuchtesten Früchte zu diesem Fest werden aus
+Corsica, Corfu, Marocco und Palästina eingeführt und können bei
+vorgeschriebener Form sehr hohen Geldwerth erreichen.
+
+Der Cedratenbaum kam bei den Römern sehr in Mode, und man sah ihn, in
+Kübeln gepflanzt, die Säulenhallen der Villen und die Gärten schmücken.
+Vom dritten Jahrhundert an wird er auch, als im freien Lande gedeihend,
+beschrieben. Heut noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich
+vor allen anderen Agrumi dadurch aus, daß er das ganze Jahr hindurch
+Blüthen und Früchte trägt.
+
+Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone bezeichnen, die
+aber richtiger auch bei uns Limone heißen müßte, kam durch Vermittlung der
+Araber erst im zehnten Jahrhundert nach Süd-Europa, zunächst nach Spanien,
+dann wohl auch nach Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen
+Küste, wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer
+aus Syrien und aus Palästina brachten. Mit den Limonenbäumen zugleich
+gelangten die Pampelmusen und die bitterfrüchtigen Pomeranzenbäume an die
+Riviera, und Ligurien blieb überhaupt lange Zeit das Land, in welchem die
+Cultur der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen
+Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten
+Jahrhundert, als die Ansprüche an die Genüsse des Lebens sich zu steigern
+begannen. Sie verbreitete sich in Italien zugleich mit der Limonade, deren
+Zubereitung man von den Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war
+es, daß auch in Paris die ersten »Limonadiers« auftraten, um bald eine
+ähnliche Rolle wie heut die »Cafetiers« zu spielen. Die Limone, durch die
+nämlichen, fäulnißwidrigen Eigenschaften wie die Cedrate ausgezeichnet,
+lieferte in der That nicht nur ein erfrischendes, sondern zugleich auch
+ein antiseptisches Getränk. In den der zweiten Hälfte des sechzehnten
+Jahrhunderts angehörenden Kräuterbüchern des Tabernaemontanus, »der Arzney
+Doctoris und Chur-Fürstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen«, heißt es, daß
+der Citronensaft »nicht allein wider die innerliche Fäulung und das Gifft
+sehr gut und kräftig« sei, sondern auch »gegen alle Traurigkeit und
+Schwermüthigkeit des Hertzens und die Melancholey«. Die Rinde widerstehe
+dem Gift: »Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch ein
+Rauch damit machen.« – Der Citronensaft gilt auch heute noch als eines der
+wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die bekannte Mund- oder
+Zahnfleischfäule, der die Seefahrer besonders unterworfen sind. Daher
+jetzt die englische Marine, und nach ihrem Beispiel auch andere,
+Citronensaft in wohlverschlossenen Flaschen auf ihren Schiffen führen.
+
+Ich bemühte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich verbreitete,
+früher fast allgemeine Brauch stammt, daß die Leichenträger bei
+Begräbnissen eine Citrone in der Hand halten. Ursprünglich ist er durch
+die fäulnißwidrigen Eigenschaften und den starken Geruch der Citrone
+veranlaßt worden, dann hat er symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik
+hat sich in mannigfaltiger Weise der Citrone bemächtigt. So heißt es in
+J. B. Friedrich’s Werke: »Die Symbolik der Mythologie der Natur«: »Das
+Aromatische, Erquickende und Belebende der Citrone hat sie zum Symbole des
+Lebens und des Schutzes gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher schützt
+nach altem Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher trägt das indische
+Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen läßt, auf seinem
+Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone in der Hand als Sinnbild ihres
+zukünftigen Zusammenlebens mit dem Gatten; daher die noch übliche Sitte,
+daß bei einem Leichenbegängnisse die Leidtragenden die das neue Leben des
+Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen; daher endlich
+die Sitte des zum ersten Mal zur Communion gehenden Kindes, eine Citrone
+zu tragen, weil es durch die Communion ein neues Leben durch seinen
+erneuerten Bund mit Gott eingeht.«
+
+Der Pampelmusbaum (_Citrus decumana_) fällt durch die Größe auf, die seine
+Früchte erreichen. Dieselben haben süß-säuerlichen Geschmack und werden
+mit Wein und Zucker gegessen. Einzelne Früchte können unter Umständen bis
+sechs Kilo Gewicht erlangen.
+
+Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische Blätter und
+Blüthen ausgezeichnet. Die Früchte zeichnen sich durch ihre goldige
+Färbung aus. Sie werden frisch nicht genossen, wohl aber gelten die in
+Zucker eingemachten Schalen derselben als besonders wohlschmeckend. Auch
+dienen die Blätter, Blüthen und die unreifen Früchte zur Gewinnung
+ätherischer Öle und spielen letztere außerdem eine wichtige Rolle bei der
+Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfrüchtigen Pomeranze sich als
+besonders widerstandsfähig erwiesen hat, so verwendet man ihn auch häufig
+als Unterlage, auf welcher andere Citrus-Arten veredelt werden.
+
+Der süßfrüchtige Pomeranzenbaum gelangte wesentlich später nach Europa als
+die bisher genannten Agrumi. Man nahm ziemlich allgemein bis vor Kurzem
+an, die Portugiesen hätten ihn erst gegen Mitte des sechzehnten
+Jahrhunderts, und zwar angeblich im Jahre 1548, aus dem südlichen China
+mitgebracht; ja man zeigte im Garten des Grafen von St. Lorenzo zu
+Lissabon einen Orangenbaum, der der eingeführte Urbaum sein sollte. Aus
+den Schriften von Galesio, Targioni und Goeze scheint aber hervorzugehen,
+daß die süße Pomeranze schon wesentlich früher die Gärten Spaniens und
+Italiens schmückte; sie muß bereits im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts
+nach Europa gelangt sein. Galesio sucht es wahrscheinlich zu machen, daß
+die Cultur der süßen Orange auch an der Riviera bis ins fünfzehnte
+Jahrhundert zurückreicht, doch ist seine Beweisführung nicht überzeugend.
+So berichtet Galesio über ein aus den Acten der Stadt Savona vom Jahre
+1471 sich ergebendes Geschenk von eingemachten Citronen und Limonen und
+frischen Citruli, welches die Stadt Savona ihrem Gesandten in Mailand
+machte. Da nun die als »Citruli« bezeichneten Früchte frisch gesandt
+wurden, hält sie Galesio für *süße* Orangen, da der Gesandte in Mailand
+wohl keine *bitteren* hätte essen mögen. In dem Archiv eines Notars in
+Savona ist andererseits ein Verkaufsact vom Jahre 1472 über eine
+Schiffsladung von 15 000 Citranguli oder Cetroni aufgefunden worden, und
+Galesio frägt sich, was man wohl mit 15 000 bitteren Pomeranzen angefangen
+hätte. Auf diese Frage kann man ihm die Antwort schuldig bleiben, ohne daß
+dadurch der Nachweis, daß es sich wirklich um süße Orangen gehandelt habe,
+beigebracht sei. Ja eine solche Annahme müßte um so gewagter erscheinen,
+als thatsächlich schon Matthaeus Silvaticus in Salerno, der Verfasser des
+1317 beendigten _Opus pandectarum medicinae_ die *bittere* Pomeranze als
+_Citrangulum_ bezeichnet und diese Bezeichnung auch von den Übersetzern
+arabischer Werke von ihm benutzt wurde, um den arabischen Namen _narindj_
+wiederzugeben. Andererseits zeigt die heute noch in Italien übliche
+Anpreisung der süßen Pomeranze als »Portogallo« deutlich den Ursprung der
+jetzt dort cultivirten Früchte an. Mögen es somit auch nicht die
+Portugiesen gewesen sein, welche die süße Pomeranze in Europa einführten,
+so haben wir denselben doch die bessere, jetzt beliebte Sorte dieser
+Frucht zu danken. Die chinesische Heimath der süßen Pomeranze dagegen
+kommt in dem deutschen Namen »Apfelsine«, ursprünglich »Sinaapfel« oder
+»chinesischer Apfel«, zur Geltung. Der deutsche Name wurde von den Russen,
+den Grenznachbarn der Chinesen adoptirt; bezeichnend genug, meint Victor
+Hehn, für die Umwälzung im Weltverkehr, der seit Vasco de Gama nicht mehr
+quer durch das Gebiet von Asien, von Ost nach West, vielmehr aus dem Ocean
+in umgekehrter Richtung sich vollzog.
+
+Der Name »Orange« stammt aus dem Sanskrit und ist auf _nagarunga_ oder
+_nagrunga_ zurückzuführen. Die Araber hatten daraus _Narunj_ gebildet, die
+Italiener _Naranzi_, _Aranci_, die Franzosen schließlich Orange. Die
+mittelalterliche Bezeichnung »_poma aurantia_« Goldäpfel, ist somit nur
+dem Klange nach dem Worte »Orange« ähnlich. Aus »poma aurantia« ging dann
+aber das deutsche »Pomeranze« und das polnische »_Pomara[’n]cza_« hervor.
+
+Daß unter den goldenen Äpfeln der Hesperiden, die Herakles, der Sage nach,
+aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen gemeint sein konnten, geht aus
+der Geschichte jener Früchte genugsam hervor. Die goldenen Äpfel der
+Hesperiden waren vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht,
+dienten sie dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten
+unter den bräutlichen Gaben.
+
+Wie schön ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung werden kann, wenn
+ihn Tausende von goldenen Früchten schmücken, das läßt sich freilich kaum
+an der Riviera, ja nicht einmal in Sorrent ermessen. Völlig ausgewachsene,
+üppig entfaltete Orangenbäume von der Größe unserer Apfelbäume, sah ich
+erst am Fuße des Ätna. Theobald Fischer gibt in seinen »Beiträgen zur
+physischen Geographie der Mittelmeerländer« an, daß ein ausgewachsener,
+gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis siebenhundert, ein
+Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert Früchte liefert. Im Durchschnitt
+könne man auf den Hektar Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen,
+und was das sagen will, geht daraus hervor, daß die einträglichsten Gärten
+bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis 2700 Francs auf den
+Hektar bringen.
+
+Es gibt eine Unzahl von Apfelsinensorten, von denen zu uns aber nur einige
+wenige gelangen, darunter die jetzt immer beliebter werdende blutfarbige,
+die »Orange von Jericho«.
+
+Auch die als besondere Art der Gattung Citrus geltenden Mandarinen
+(_Citrus nobilis_) sind Gegenstand bedeutenden Exportes aus Italien
+geworden. Der Mandarinenbaum gedeiht an der Riviera sogar besser, als der
+Apfelsinenbaum. Er ist in allen Theilen kleiner, und an seinem
+buschig-runden Wuchs unschwer zu erkennen. In China und Cochinchina steht
+er seit undenklichen Zeiten schon in Cultur, in Europa hingegen tauchte er
+erst im Jahre 1828 auf.
+
+In dem Garten von La Mortola ist auch die _Citrus bergamia_ zu finden, aus
+deren Fruchtschalen das äußerst wohlriechende Bergamottöl gewonnen wird;
+desgleichen steht dort die _Citrus myrtifolia_, deren sehr kleine Früchte,
+in Zucker eingesotten, die beliebten »Chinois« liefern. Es fehlt auch
+nicht die süße Limone oder Limette, die nur eine Abart der sauren Limone
+ist und wie die süße Orange gegessen wird.
+
+Eigenartig sieht die _Citrus trifoliata_ aus, ein aus Japan stammender
+Strauch, der dreitheilige Blätter trägt und mit großen scharfen Dornen
+bewaffnet ist. An seinen Blüthen und Früchten kann man ihn als Citrus-Art
+erkennen, sonst macht er wirklich nicht diesen Eindruck. Er verträgt die
+Kälte so gut, daß man ihn selbst in Paris im Freien sieht.
+
+Besonders fällt in dem La Mortola-Garten eine monströse Orangenform auf,
+die der Katalog als »_Citrus Aurantium var. Buddhafingered_« bezeichnet.
+Die Mißbildung beruht darauf, daß die einzelnen Fruchtfächer, aus welchen
+die Orange aufgebaut ist, statt zu einer runden Frucht vereinigt zu
+bleiben, an ihren Enden frei hervorwachsen. Dadurch bekommt diese Frucht
+eine Anzahl von Fortsätzen und erinnert entfernt an eine Hand mit
+vorgestreckten Fingern. Diese Ähnlichkeit hat in Indien den Vergleich mit
+»Buddha’s Hand« veranlaßt und abergläubische Vorstellungen erweckt. Ganz
+ähnliche Mißbildungen kommen auch, in mannigfacher Verschiedenheit, bei
+den Citronen und Limonen vor und werden durch Veredlung festgehalten.
+
+Weitaus der merkwürdigste Baum in der Reihe der Agrumi ist die Bizzarria,
+welche der La Mortola-Garten ebenfalls besitzt. Schöner entwickelt sah ich
+diese Pflanze im botanischen Garten zu Neapel. Die Bizzarria trägt
+zugleich Orangen, Citronen und Limonen. Sie weist auch Früchte auf, welche
+die Mitte zwischen jenen Fruchtformen halten, endlich auch Früchte, an
+welchen einzelne Fächer das Aussehen von Orangen, andere dasjenige von
+Limonen oder Citronen besitzen. Es sind Bizzarrien beschrieben worden,
+deren Früchte die Bestandtheile von fünf verschiedenen Fruchtformen der
+Agrumi in sich vereinigten. Die Entstehung der Bizzarrien ist bis jetzt
+nicht endgültig aufgeklärt worden. Die Einen halten sie für Bastarde,
+während Andere meinen, sie seien bei der Veredelung durch zufällige
+Vermischung der Eigenschaften der Unterlage und des Edelreises entstanden.
+Letzteres wäre sehr merkwürdig, da die Erfahrung, die wir täglich bei der
+Veredelung unserer Obstbäume, der Rosen und anderer Gewächse machen, sonst
+lehrt, daß die Unterlage ohne allen Einfluß auf das Edelreis bleibt, daß
+beide ihre Eigenschaften unvermischt behalten. – Die Bizzarrien sind seit
+der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bekannt. Sie mußten ja von Alters
+her durch ihr merkwürdiges Verhalten die Aufmerksamkeit auf sich richten.
+Zum ersten Mal wird über die Bizzarria im Jahre 1644 berichtet und
+angegeben, daß sie im Garten Panciatichi in Florenz wachse. Im Jahre 1711
+beschäftigte sich die französische Academie der Wissenschaften mit
+derselben und kam zu dem eigenthümlichen Schluß, sie sei eine
+ursprüngliche Pflanzenart eben so gut wie die Orange oder die Citrone.
+
+In unserem nordischen Garten wird übrigens auch ein kleiner Baum
+cultivirt, der sich ähnlich wie die Bizzarria verhält. Es ist ein
+Goldregen, der dem Gärtner zu Ehren, der ihn in den Handel einführte,
+_Cytisus Adami_ genannt wird. Sein Ursprung ist ebenso wenig wie derjenige
+der Bizzarrien aufgeklärt. Dieser äußerst zierliche und interessante Baum,
+der sich leicht cultiviren läßt und bei keinem Gartenliebhaber fehlen
+sollte, trägt zur Blüthezeit der Hauptsache nach Blüthentrauben, die ganz
+so wie diejenigen des gewöhnlichen Goldregens (_Cytisus Laburnum_) gebaut,
+aber nicht gelb, sondern mattroth sind. An einzelnen Zweigen sind aber
+auch reingelbe Blüthentrauben, die sich dann von denjenigen des
+gewöhnlichen Goldregens gar nicht mehr unterscheiden, zu sehen. Außerdem
+trägt der Baum an besonders gestalteten kleinblätterigen Zweigen purpurne
+Einzelblüthen, welche, so wie die Zweige selbst, einer anderen
+Cytisus-Art, dem _Cytisus purpureus_ gleichen. Endlich kommen gemischte
+Blüthentrauben mit gelben und rothen Blüthen und mit Blüthen, die zum
+Theil gelb, zum Theil roth sind, vor. Nur die gelben Blüthen, die
+denjenigen des _Cytisus Laburnum_, und die purpurnen Blüthen, die
+denjenigen des _Cytisus purpureus_ gleichen, setzen Früchte an, die
+anderen verhalten sich wie häufig sonst die Blüthen der Bastardpflanzen,
+sie sind unfruchtbar. Es ist möglich, daß es sich bei _Cytisus Adami_ um
+einen eigenartigen Bastard zwischen _Cytisus Laburnum_ und _Cytisus
+purpureus_ handelt; der Gärtner Adam zu Vitry bei Paris gab seinerseits
+an, ihn durch Veredelung von _Cytisus purpureus_ auf _Cytisus Laburnum_
+erhalten zu haben.
+
+In den Gärten von der Mortola wird Jeder gern auch den Namen und die
+Heimath von zwei Pflanzen erfahren wollen, die ihm in den Gärten der
+Riviera sicher zuvor schon aufgefallen sind: nämlich der _Wigandia
+Caracasana_ und des _Echium frutescens_ Die erstere ist eine stattliche,
+aus Venezuela stammende Blattpflanze, die bis zwei Meter Höhe erreicht.
+Ihre sehr großen Blätter sind elliptisch, am Rande doppelt gezähnt,
+beiderseits behaart, an der Oberseite etwas rostfarbig. Die großen
+violetten, mit gelben Staubfäden versehenen Blüthen bilden ährenförmige
+Blüthenstände. Wie bei anderen Vertretern derselben Familie, der
+Hydrophyllaceen und der nah verwandten Familie der Boragineen oder der
+Boretsch-Gewächse, sind die Blüthenstände von Wigandia in ihrem oberen
+Theile schneckenförmig eingerollt. Der eingerollte Theil ist noch unfertig
+und rollt sich in dem Maße auf als seine Blüthenknospen reifen. Solche
+Einrichtungen gewähren den Vortheil einer sehr langen Blüthezeit. Da kann
+die blühende Pflanze schlechte Witterung, oder sonst wie ungünstige Zeiten
+überdauern, ohne daß ihre Samenbildung ganz verhindert werde. Wie diese
+verhältnißmäßig große Wigandia, so gehörte zu derselben Familie der
+Hydrophyllaceen das in unseren Gärten häufig cultivirte bescheidene
+Hainschönchen, die _Nemophila insignis_; zu den nah verwandten Boragineen
+rechnen wir von unseren Gartengewächsen unter anderen das als
+Küchengewächs wohlbekannte Gurkenkraut (_Borago_), von wildwachsenden
+Pflanzen unserer Flora den nicht minder verbreiteten Natterkopf (_Echium
+vulgare_). Das in den Gärten der Riviera so auffällige, oft bis zwei Meter
+hohe, mexikanische Echium frutescens, ist eigentlich nur eine
+Riesenausgabe dieses letzteren. Wer unseren Natterkopf kennt, wird auch
+jenes Riesen-Echium erkennen und unter den anderen Gewächsen des Gartens
+sicher herausfinden. Es trägt dieselbe blaue, kolbenförmige Blüthenähre
+wie unser Echium, nur fällt dieselbe eben durch ihre Größe auf.
+
+Doch wir wenden uns nun einem Baume zu, dessen Zweige einst wie jetzt den
+Sieger schmückten, dessen Blättern freilich auch die bescheidene Aufgabe
+zufällt, unsere Speisen zu würzen. Der edle Lorbeer, der mit italischen
+Bildern ebenso wie die Agrumi verwebt erscheint, ist in Südeuropa sicher
+heimisch gewesen, sein Cultus pflanzte sich hingegen allem Anschein nach
+von Kleinasien über das Mittelmeer fort. Er wurde dem Apoll geweiht und in
+dem Maße, wie die Zahl apollinischer Heiligthümer in Griechenland zunahm,
+breiteten sich auch die aromatisch duftenden, immergrünen Lorbeerhaine
+immer mehr über dieses Land aus. Mit den griechischen Gottheiten gelangte
+der Lorbeerbaum auf italischen Boden, und es begleitete ihn dort zugleich
+als Cultus-Gewächs die der Aphrodite geweihte Myrte.
+
+Allgemein war im Alterthum der Aberglaube, daß der Lorbeer gegen Dämonen,
+gegen Zauber und auch gegen Ansteckung schütze. So suchte, wie berichtet
+wird, der furchtsame Commodus im Lorbeerhaine Rettung, wenn die Pest im
+Anzug war. Kronen von Lorbeer legte man Wahnsinnigen um Schläfe und Hals,
+um sie zu heilen. Lorbeerfrüchte oder -Blätter genossen die Priester des
+Apollo, wenn sie weissagen sollten; Lorbeer trugen Propheten, wenn sie
+eine Stadt betraten. Der Lorbeer sühnte das vergossene Blut. Daher die
+römischen Legionen sich, ihre Feldzeichen und Waffen mit Lorbeer
+reinigten, gleich nach dem Siege. Das hatte den Lorbeer folgerecht auch
+zur Trophäe des Sieges und zum Zeichen der glücklich vollbrachten
+Waffenthat gemacht. Als eine Freude und als ein Glück verheißendes
+Augurium wurde verkündet, es sei am Tage, an welchem Augustus das Licht
+der Welt erblickte, ein Lorbeer vor dem Palatin entsprossen. Die
+reinigende Kraft des Lorbeers veranlaßte dessen Verwendung zu Aspergillen.
+Der Strenggläubige besprengte sich beim Eintritt wie beim Ausgang aus dem
+Tempel mit dem Lorbeerzweig, den er in das Weihwasser tauchte, und gern
+auch nahm er beim Herausgehen ein Lorbeerblatt vom Sprengwedel in den
+Mund. Die römisch-katholische Kirche hielt sich nicht an den Lorbeer als
+Sprengwedel, übernahm vielmehr den Ysop (_Origanum Smyrnaeum_) zu gleichem
+Zwecke von den Juden.
+
+Der Lorbeer brennt, nach Plinius, nur unwillig und zeigt dies durch sein
+Knistern an. Der feuerabwehrenden Kraft des Lorbeers wurde es
+zugeschrieben, daß bei dem großen Brande Roms unter den Consuln Spurius
+Postumius und Piso, als die Regia in Flammen stand, das Sacrarium
+unversehrt blieb, da ein Lorbeer vor demselben stand. Andererseits war es
+gerade das Lorbeerholz, das im Alterthum zur Erzeugung des Feuers diente;
+doch fing es nicht selbst Feuer, es bildete vielmehr, wie uns Theophrast
+und Plinius berichten, das Reibholz, während die Unterlage, die durch
+Reibung entzündet wurde, meist aus Wegedorn (_Rhamnus_) oder aus Epheuholz
+bestand. Ein reines Feuer zu den Sacra durfte nur der Reibung zweier
+glückbringender Hölzer entstammen, oder den Sonnenstrahlen, die man mit
+Hülfe von Brenngläsern oder von metallischen Hohlspiegeln sammelte. Der
+Lorbeer sollte auch die Blitze abwehren. Daher auch der abergläubische
+Tiberius, wie Suetonius berichtet, sich mit Lorbeer bekränzte, wenn ein
+Gewitter nahte. Gewisse Erfahrungen mögen die Vorstellung erweckt haben,
+daß dem Lorbeer bei Gewittern besondere Kräfte innewohnen. Denn es werden
+nicht alle Bäume gleich häufig vom Blitze getroffen. Auch bei uns schlägt
+der Blitz fast niemals in Wallnußbäume ein, am häufigsten aber in Eichen.
+Es hängt das mit der elektrischen Leitungsfähigkeit des Holzkörpers
+zusammen, die bei den einzelnen Baumarten eine verschiedene ist. Aus den
+angestellten Versuchen und dem statistischen Material scheint sich zu
+ergeben, daß Bäume, die zur Jahreszeit der Gewitter verhältnißmäßig viel
+fettes Oel in ihrem Holzkörper führen, dem Blitzschlag am wenigsten
+ausgesetzt sind. Abgestorbene Aeste an einem Baume erhöhen für denselben
+die Blitzgefahr. Daß die Eichen am häufigsten vom Blitze getroffen werden,
+mußte von jeher auffallen, daher die Eiche auch dem Donnergott geheiligt
+war. Von dem Lorbeer ist die gegentheilige Erfahrung weniger sicher, zum
+Mindesten ist sie in Zweifel gezogen worden.
+
+Zu den Lorbeerarten gehört auch der Campherbaum (_Laurus Camphora_), der
+im westlichen China und in Japan zu Hause ist und im La Mortola-Garten
+sehr gut gedeiht. Völlig ausgewachsen, kann er bis fünfzig Meter hoch und
+sechs Meter dick werden. Seine Blätter verbreiten beim Zerreiben einen
+merklichen Camphergeruch. Der Campher wird aber im Großen nicht aus den
+Blättern, sondern aus dem Holzkörper dieses Baumes durch Sublimation
+gewonnen.
+
+Die zu den Laurineen gehörenden Zimmetbäume sind in La Mortola ebenfalls
+zu sehen, freilich nicht die wichtigste Art derselben, das in Ceylon
+heimische _Cinnamomum ceylanicum_, sondern zwei chinesische und japanische
+Arten. Der Zimmet des Handels besteht aus der Rinde junger Schößlinge,
+welche nach starken Regengüssen geschnitten und geschält werden.
+
+Im schroffen Gegensatze zu diesen duftenden Pflanzen steht eine andere
+Laurinee, ein hier prächtig gedeihender, immergrüner Baum, dessen Name:
+_Orcodaphne californica_, zugleich die Heimath angibt. Häufig wird er in
+den Gärten als _Laurus regalis_ bezeichnet. Er gleicht in der That in
+seinem Aussehen einem Lorbeer, zerreibt man aber eines seiner Blätter
+zwischen den Fingern, so strömt ein ätherisches Öl aus, dessen geringste
+Mengen schon in hohem Grade die Schleimhaut der Geruchsorgane angreifen.
+In Californien verweilt man nicht gern in der Nähe eines solchen Baumes,
+wenn der Wind von dessen Seite weht, denn die flüchtigen Öle, mit denen er
+sich beladen. hat, reizen zum fortdauernden Niesen.
+
+Man wird sich in La Mortola auch mit einer anderen Laurinee, der _Persea
+gratissima_, bekannt machen können, welche in den Gärten der Tropen viel
+cultivirt wird und die Aguacatebirnen liefert. Die Krone dieses schönen
+Baumes breitet sich domartig aus, seine Blätter gleichen denjenigen des
+Lorbeers. Die birnförmigen, doch oft auch sehr unregelmäßig gestalteten
+Früchte sind große Steinfrüchte, mit einem Kern im Innern. Ihr Fleisch
+schmilzt wie Butter auf der Zunge und erinnert im Duft an die feinsten
+Moschusmelonen. Die Mexikaner essen die Aguacaten vornehmlich als Salat
+und suchen sich in der schmackhaften Zubereitung derselben zu überbieten.
+
+Auch noch einige andere tropische Früchte reifen gut im La Mortola-Garten,
+so die Guavas oder Guayaben, welche man von zwei Psidiumarten dort erntet.
+Die Gattung Psidium gehört zu den Myrten-Gewächsen und wird in allen
+Tropenländern cultivirt. Die Guavas vertreten dort in gewissem Sinne
+unsere Stachelbeeren, denn sie sind eben so fruchtbar, beginnen rasch
+Früchte zu tragen und lassen sich leicht vermehren. Sie wachsen zu
+Sträuchern oder kleinen Bäumen mit immergrünen Blättern empor und tragen
+Früchte, die in ihrer Größe zwischen der Wallnuß und dem Hühnerei
+schwanken. Diese Früchte werden ohne Zuthat oder mit Wein und Zucker
+gegessen. Manche erinnern an Erdbeeren, andere besitzen einen
+süßsäuerlichen Geschmack, andere noch einen so durchdringenden Duft, daß
+sie nicht Allen munden. Sehr geschätzt werden auch die Guavas-Gelées in
+den Tropen, und man beginnt dieselben auch nach Europa einzuführen.
+
+Eine andere in La Mortola cultivirte Myrtacee, die _Jambosa vulgaris_,
+liefert »Rosenäpfel«, welche den Geschmack reifer Aprikosen haben und nach
+Rosenwasser duften. Der Baum selbst ist reich verzweigt und trägt
+immergrüne Blätter, die in ihrer Gestalt den Pfirsichblättern gleichen.
+
+Wichtig sind, mehr noch ihres Holzes als ihrer Früchte wegen, die zu den
+Ebenholzbäumen gehörenden Diospyros-Arten. Der japanisch-chinesische
+_Diospyros Kaki_, den man in La Mortola zieht, liefert die Kakis. Ein
+kleiner Baum mit eirunden Blättern, gelblichweißen Blüthen und runden,
+etwa pfirsichgroßen, röthlichgelben Früchten. Diese Früchte müssen
+überreif werden, um feinen Geschmack zu gewinnen, dann halten sie die
+Mitte zwischen Pflaumen und Aprikosen. An der Riviera reifen die Kakis im
+October. In Japan benutzt man auch das Holz dieser Bäume, das dem Holz
+unserer Wallnußbäume ähnelt. Doch weit übertroffen wird das Kakiholz von
+dem Holz der südindischen und ceylonischen _Diospyros Ebenum_ und anderen
+ihm nahe verwandten Arten, welche das Ebenholz liefern. Das schwarze
+Kernholz dieser Bäume war schon im Alterthum bekannt. Es galt als das
+geschätzteste Holz jener Zeiten. Nicht nur Theophrast, sondern auch das
+alte Testament sind seines Lobes voll. Seine Dichte und seine dunkle
+Färbung verleihen ihm so hohen Werth; durch seine Schwere ist es leicht
+von anderen schwarz gebeizten Hölzern zu unterscheiden.
+
+Die zu den Anacardiaceen gehörige ostindische _Mangifera indica_, den
+Mango-Baum, der die köstlichste Frucht der Tropen liefert, gelang es bis
+jetzt nicht in La Mortola zu erhalten. Wohl aber wird man zahlreiche
+andere Anacardiaceen sehen. Zu diesen gehört auch der mit hellgrünen
+gefiederten Blättern und mit rothen Fruchttrauben versehene Baum, dem man
+so oft in den Gärten und an den Straßen der Riviera begegnet und der
+_Schinus Molle_ heißt. Dieser Baum wird als Pfefferbaum bezeichnet. Mit
+dem echten Pfeffer haben seine pfefferkorngroßen Beeren aber nichts
+gemein. Der echte Pfeffer stammt vielmehr von schlanken ostindischen
+Lianen (_Piper nigrum_), die nach Art des Epheus klettern und mit
+Luftwurzeln an der Unterlage haften. Die Fruchttrauben von _Schinus Molle_
+sind aber denjenigen des Pfeffers wirklich ähnlich und nähern sich dem
+Pfeffer auch im Geschmack. Ein Getränk, das in Peru und Brasilien aus
+diesen Beeren dargestellt wird, soll an Wein erinnern. Es liegt für uns
+nahe, auch die in La Mortola cultivirten Vertreter der Gattung Zizyphus zu
+beachten. Befindet sich doch unter denselben der in Südeuropa und an der
+nordafrikanischen Küste einheimische _Zizyphus lotus_. Im Alterthum wurden
+mehrere Pflanzen Lotus genannt, doch ist _Zizyphus lotus_ allem Anschein
+nach jener Strauch, den Theophrast als Lotus bezeichnet. Von den Früchten
+dieses Strauches wäre somit schon bei Homer die Rede. Sie bildeten ein
+wichtiges Nahrungsmittel der Armen, und die Bewohner von Tunis und
+Tripolis hießen, weil sie sich vornehmlich von diesen Früchten ernährten,
+Lotophagen. Die Pflanzengattung Zizyphus gehört zu den Kreuzdorn-Gewächsen
+(_Rhamneen_). Die Früchte von _Zizyphus lotus_ sind so groß wie Schlehen;
+ihr mehliges Gewebe, das den inneren Kern umgibt, kann zu Brod verbacken
+werden und auch ein gährendes Getränk liefern. Aus den Früchten anderer
+Arten, so vor Allem des _Zizyphus vulgaris_, eines in Syrien heimischen
+Bäumchens, und von _Zizyphus jujuba_, einem Bäumchen, das in Ostindien
+wächst, werden die früher sehr beliebten Jujubapasten dargestellt. Von
+_Zizyphus spina Christi_, einem im Thale des Jordan und am Todten Meere
+verbreiteten dornigen Strauche, dem Nebeg oder Sfidr, geht die Sage, aus
+ihm sei die Dornenkrone Christi geflochten worden. Man hat auch die in
+unseren nordischen Gärten cultivirten dornigen Gleditschien als
+Christus-Akazien bezeichnet und mit ihnen die Vorstellung von Christi
+Dornenkrone verknüpft, doch dies unter allen Umständen mit Unrecht, da die
+Gleditschien erst im achtzehnten Jahrhundert aus Nordamerika eingeführt
+wurden. Die Zizyphus-Arten werfen des Winters ihre Blätter ab, treiben
+aber zeitig im Frühjahr und bedecken sich mit sehr dunklem Laub. Da sie
+sehr dünne Zweige haben, hängen diese abwärts und gewähren mit den sich
+röthenden Früchten beladen, später ein sehr zierliches Bild.
+
+Unter den Anacardiaceen von La Mortola, die ein besonderes Interesse
+bieten, befindet sich auch der echte Pistazienbaum (_Pistacia vera_), dann
+die _Rhus succedanea_, welche das japanische Baumwachs liefert, sowie die
+_Rhus vernicifera_, aus deren Milchsaft die Japaner den berühmten
+japanischen Lack bereiten. Das Ausfließen dieses sehr giftigen Milchsaftes
+wird durch Einschnitte in die Rinde veranlaßt. Um den Lack aus ihm zu
+machen, versetzt man ihn mit dem Öle von _Bignonia tomentosa_, oder von
+_Perilla ocymoides_ und fügt auch wohl Zinnober hinzu. Die _Rhus
+vernicifera_ hält im Freien selbst in den wärmeren Theilen von Deutschland
+aus.
+
+Ein äußerst niedlicher Strauch ist _Capparis spinosa_, welcher die echten
+Kapern liefert. Im Blüthenschmuck sieht man ihn erst im Herbst, und wer
+einmal um jene Zeit, am Comer See entlang, von Cadenabbia nach Tremezzo
+wanderte, dem werden sicher vor dem Eingang in den letzten Ort die
+dunkelgrünen Kapernsträucher an der Mauer, wegen ihrer schönen Blüthen,
+aufgefallen sein. Lange violette Staubgefäße in großer Zahl strahlen aus
+der schneeweißen zarten Blüthenhülle hervor, freilich hier so hoch an der
+Mauer, daß man sie nur schwer erreichen kann. An vielen Orten der Riviera
+wird der Kapernstrauch im Großen gezogen, seine Blüthenknospen sind es und
+nicht die Früchte, die als Kapern dienen. Man pflückt sie im Sommer und
+legt sie in Weinessig ein; viel Tausende von Kilogrammen Kapern werden so
+in der Provençe bereitet.
+
+Staunend bleibt man wohl im La Mortola-Garten vor einer Nachtschattenart,
+dem baumartigen _Solanum Warszewiczii_, stehen, an welchem Früchte von
+Größe und Gestalt der Hühnereier hängen. Dann bemerkt man auch das
+krautartige _Solanum Melongena_, dessen gurkenförmige violette Früchte
+gekocht werden, und oft als Gemüse den Braten an italienischer Tafel
+garniren.
+
+Unter den krautartigen Gewächsen fallen uns auch wohl manche
+Doldenpflanzen (Umbelliferen) durch ihre Größe auf. Sie sind bei weitem
+mächtiger noch als die Meisterwurz, die _Imperatoria_, unserer Gärten
+entwickelt. Besonders imponirt _Ferula communis_, das Stecken- oder
+Ruthenkraut, das auch eine eigene Geschichte besitzt. Dieses
+Doldengewächs, das am Mittelmeer zu Hause ist, kann eine Höhe bis zu vier
+Meter erreichen. Den Stengel benutzte man im Alterthum zu Spazierstöcken
+und seiner Zähigkeit wegen auch zum Züchtigen von Sklaven und Kindern,
+wozu man ihn zuvor im Wasser einzuweichen pflegte. Davon kommt der Name
+_Ferula_, der von _ferire_ (geißeln) abgeleitet ist. Das Mark des Stengels
+ist sehr locker und wird heute noch in Sicilien als Zunder benutzt. Das
+Feuer glimmt in diesem Mark fort, und daher geht die Sage, Prometheus habe
+in einem solchen Ferulastengel das Feuer zur Erde gebracht, das er dem
+Zeus entwandte. – Der _Ferula communis_ steht sehr nah der Stink-Asand,
+die _Ferula Scorodosma_ der persischen Steppen. Sie ist eine derjenigen
+Umbelliferen, welche die _asa foetida_ liefern. Dieses Gummiharz entstammt
+vornehmlich der Wurzel dieser Pflanzen. Sein Duft hält die Mitte zwischen
+Knoblauch und Benzoë. Die Pflanze war allem Anschein nach schon den Alten
+bekannt und von ihnen als Silphium bezeichnet. Das Gummiharz hieß Laser.
+Mit dem Laser würzte man die Speisen und die Perser benutzen es heute noch
+als Gewürz. Auch gab es eine Zeit, wo _asa foetida_ in Frankreich beliebt
+war, und man mit derselben die Suppenteller einrieb, um die Suppe
+»schmackhafter« zu machen.
+
+Der graublätterige, immergrüne Baum, welcher »japanische Mispeln« trägt,
+die »_Eriobotria_« oder _Photinia japonica_ ist in den Gärten der Riviera
+so verbreitet, daß man ihn in La Mortola schon als alten Bekannten
+begrüßt. Die lichtgelben, säuerlich-süßen, pflaumengroßen Früchte hat man
+oft schon bei Mahlzeiten genossen, sie allenfalls auch schmackhaft
+gefunden, wenn sie sehr reif und frisch waren. Der Baum stammt
+ursprünglich wohl aus China. Rein’s Angaben zufolge ist er 1787 mit
+anderen Ziergewächsen und Nutzpflanzen durch Sir Joseph Banks nach England
+gebracht worden. Jetzt reicht er über ganz Italien und ist selbst am
+Genfer See zu finden.
+
+Diesem Baume nahe verwandt ist ein anderer von gleich geringer Höhe, der
+in den Gärten der Riviera sehr viel cultivirt wird und jedem
+Pflanzenfreund daher auffallen muß: die in Japan und China heimische
+_Photinia serrulata_. Ihre großen Blätter sehen lorbeerartig aus, zwischen
+denselben leuchten die flachen weißen Blüthenrispen hervor. Aus der Ferne
+sehen sie fast so wie die Blüthenstände unseres Holunders aus. Die
+Photinien gehören zu den Rosifloren. Sie zeigen manche Übereinstimmung mit
+den Weißdornarten, der Gattung _Crataegus_, und werden mit denselben zum
+Theil vereinigt. Im La Mortola-Garten ist die in der Nähe des Einganges
+stehende _Photinia serrulata_ daher auch mit ihrem Synonym als _Crataegus
+glabra_ bezeichnet.
+
+Mit einigem Interesse sieht man sich im Garten von La Mortola einen
+stattlichen, mit harten, kleinen Blättern bedeckten Baum, die _Quillaja
+Saponaria_ an, der, wie die japanische Mispel, zu den rosenblüthigen
+Gewächsen gehört, merkwürdig aber durch seine saponinreiche Rinde ist.
+Diese Rinde, die als Panamaholz aus Chile importirt wird, schäumt in
+Wasser auf wie Seife, steht als solche in Chile allgemein im Gebrauch,
+dient auch bei uns zum Waschen von Wolle und Seide und zu kosmetischen
+Zwecken.
+
+Als wohl bekannte Pflanzenform begrüßt man den Johannisbrodbaum oder
+Caroubier (_Ceratonia siliqua_). Man hat ihn schon in weit prächtigeren
+Exemplaren in der Umgebung von Mentone gesehen. Alte Stämme erinnern in
+der Form an unsere Eichen; an den paarig gefiederten lederartigen Blättern
+ist aber der Johannisbrodbaum als solcher sofort zu erkennen. Die Hülsen,
+Leckerbissen, die auf keinem Jahrmarkt fehlen, und an denen sich Kinder
+allgemein erfreuen, sind im Frühjahr noch so klein, daß man sie an den
+Zweigen suchen muß. Aus den reifen Hülsen wird ein süßer, honigähnlicher
+Saft gepreßt, der als Keratameli im Orient genossen wird. Mit diesen
+Hülsen soll, der Sage nach, Johannes der Täufer sich in der Wüste ernährt
+haben und der Baum nach dem Vorläufer des Messias seinen Namen führen. Die
+reifen Samen innerhalb der Hülsen zeichnen sich durch auffallend
+übereinstimmende Größe aus, woraus sich erklärt, daß sie einst als
+Gewichte dienten und der kleinen Einheit im Gold- und Diamantengewicht den
+Namen gaben. Denn Karat stammt von Kerateia, dem griechischen Wort für
+diese Hülse. Um gute Früchte zu tragen, muß der Baum veredelt werden, und
+es waren jedenfalls die Araber, welche die bessere Fruchtform dieses
+Baumes am Mittelmeer verbreiteten. Er ist in Süd-Arabien wohl zu Hause,
+doch an vielen Orten der Riviera jetzt verwildert.
+
+Im La Mortola-Garten werden auch der Theestrauch und Kaffeebaum im Freien
+gezogen. Der Theestrauch, der baumförmig bis zu fünfzehn Meter Höhe
+emporwachsen kann, macht den Eindruck einer Camellie, und in der That
+gehört er auch wie diese zu der Familie der Ternströmiaceen, ja er wird
+jetzt sogar als _Camellia Thea_ mit dem Camellienbaum in derselben Gattung
+vereinigt. Der Name Camellia, den diese Pflanzengattung führt, klingt so
+poetisch, vielleicht weil man an die »Camelien-Dame« bei demselben denkt;
+thatsächlich hat er aber einen viel prosaischeren Ursprung. Er entstand
+nämlich aus Kamel, dem Familiennamen eines Jesuitenpaters, der vor mehr
+als anderthalb Jahrhunderten die Camellie aus Manilla nach Spanien
+brachte. Diesem Georg Kamel zu Ehren benannte Linné die Pflanze, er fügte
+_japonica_ hinzu, da die Camellie in Japan zu Hause ist, und von dort aus
+auch nach Manilla gelangt war. – Die Blüthen des Theestrauches erinnern
+sehr an die ungefüllten Camellien und haben zahlreiche Staubfäden wie
+diese. In La Mortola blüht der Theestrauch im September. Seine
+porzellanweißen, rosa angehauchten Blüthen, die sich aus den Blattachseln
+vordrängen, verbreiten einen nur schwachen Duft. Nach den Berichten des
+Rev. B. C. Henry ist die _Camellia Thea_ wild in großen Mengen noch im
+Innern der südchinesischen Insel Hainon zu finden. Die zahlreichen
+Theesorten verdanken der verschiedenen Zeit des Einsammelns, dem
+verschiedenen Alter der eingesammelten Blätter und deren verschiedener
+Behandlung ihre besonderen Eigenschaften.
+
+Der arabische Kaffeebaum, die _Coffea arabica_, ist ein kleiner
+pyramidaler Baum, der bis zu fünf oder sechs Meter Höhe emporwächst. Er
+trägt seine immergrünen dunklen Blätter in gekreuzten Paaren. Die weißen,
+nach Orangen duftenden Blüthen stehen gehäuft in den Achseln der obersten
+Blätter. Die Früchte, die aus diesen Blüthen hervorgehen, sind
+kirschgroße, dunkelrothe Beeren, die zwei Samen, die sogenannten
+Kaffeebohnen, enthalten. Der Kaffeebaum führt seinen Namen nach dem
+Bergland Kâfa im südlichen Abyssinien. Man hat überhaupt die südlichen
+Provinzen von Hoch-Abyssinien für den Ursprungsort des arabischen
+Kaffeebaumes gehalten, doch ist derselbe in neuerer Zeit wild am
+Victoria-Nyansa und in Westafrika gefunden worden, so daß Centralafrika
+wohl die eigentliche Heimath dieser Culturpflanze sein dürfte. Afrika hat
+uns neuerdings auch noch eine zweite Art des Kaffeebaumes geliefert, die
+_Coffea liberica_. Sie wird in den tiefer gelegenen Theilen der tropischen
+Küstendistricte gefunden, ist gegen Temperaturwechsel empfindlicher als
+die _Coffea arabica_, verträgt aber besser die Seewinde. Da sie durch
+Größe der Samen und feines Aroma derselben ausgezeichnet ist, so beginnt
+ihre Cultur sich über die tropischen Länder bereits auszubreiten.
+
+In den Kaffeegärten Arabiens und Abyssiniens wird auch ein zu den
+Celastrineen gehörender Strauch cultivirt, mit gegliederten Ästchen,
+lederartigen, lanzettförmigen Blättern, den man in La Mortola sehen kann
+und der _Catha edulis_ heißt. Es ist das die Khatpflanze, deren
+getrocknete Blätter von den Arabern theils wie Tabak gekaut, theils auch
+mit Wasser aufgebrüht und als Thee genossen werden. In Südamerika dienen
+andererseits ganz allgemein der Theebereitung die Blätter des _Ilex
+paraguayenses_ einer dem Khatstrauch ziemlich nah verwandten Aquifoliacee,
+die in Paraguay und Brasilien zu Hause ist. Man bezeichnet diese Blätter
+dort als _Yerba_ oder als _Mate_. Dieser Strauch wird zwar im La
+Mortola-Garten nicht cultivirt, doch sieht man dort andere immergrüne
+Ilex-Arten, die ihm sehr ähneln. – Die vorhandenen Arten der
+Sterculiaceen-Gattung _Sterculia_ können andererseits auch das Bild der
+_Sterculia acuminata_ oder _Cola acuminata_ ersetzen, welche den
+afrikanischen Negern die »Kolanüsse« liefert. Diese Früchte sehen wie
+Kastanien aus und haben schwach bitteren Geschmack. Die Neger wissen sie
+nicht genug zu preisen, denn sie sollen den Körper stärken, schlechtes
+Wasser trinkbar machen, gegen allerlei Krankheiten helfen, den Hunger
+stillen und das Gemüth erheitern. Thatsächlich enthalten auch die
+Kolanüsse Theïn, ähnlich wie die Thee- und Kaffeepflanzen und außerdem
+Theobromin wie die Chocolade. Der Genuß dieser Früchte beginnt jetzt bis
+nach England vorzudringen.
+
+Es fällt im La Mortola-Garten wie in den anderen Gärten der Riviera wohl
+auf, daß die Camellien, Rhododendren und Azaleen so stark gegen andere
+Pflanzen zurücktreten. Man erblickt sie nur vereinzelt und bei weitem
+weniger schön und kräftig wie etwa an den italienischen Seen entwickelt.
+Das hat in der Zusammensetzung des Bodens seinen Grund. Der so überaus
+kalkreiche Boden der Riviera sagt diesen Pflanzen nicht zu, die
+ausgeprägte Humusbewohner sind, außerdem reiche Bewässerung verlangen.
+
+Einen wichtigen Handelsartikel im Alterthum und Mittelalter haben auch
+wohlriechende Balsame gebildet. Ein Bäumchen, das solchen Balsam lieferte,
+tritt uns in La Mortola in dem _Styrax officinalis_ entgegen. Dieses
+Gewächs ist in der Belaubung einem Quittenbaum äußerst ähnlich; es
+entfaltet in La Mortola im Mai und Juni auch seine weißen, mit goldgelben
+Staubfäden versehenen, wohlriechenden Blüthen. Ein Haupterzeuger solcher
+Balsame, die als Parfüm, als Räucherwerk und zu Salben dienten, war der
+Storax-Baum (_Liquidambar orientale_). Die duftende Myrrhe, die zu
+gottesdienstlichen Zwecken auch den Griechen dient, stammt andererseits
+von _Balsamodendron Myrrha_, der Weihrauch, oder das _Olibanum_, von
+Boswellia-Arten, die im äußersten Osten von Afrika und auf dem arabischen
+Küstenstriche wachsen.
+
+In dem Garten von La Mortola kann man auch die zu den Hülsengewächsen
+gehörende _Indigofera tinctoria_ sehen, eine Pflanze, die zu den
+wichtigsten der Indigo liefernden Gewächse zählt. Sie stellt einen kleinen
+Strauch vor, der in Ostindien zu Hause ist, der aber jetzt in anderen
+Ländern zwischen den Wendekreisen, ja selbst an einzelnen Stellen um
+Neapel cultivirt wird. Sie trägt unpaarig gefiederte Blätter und entsendet
+aus den Achseln derselben ihre Blüthenstände, die mit kleinen weißen oder
+rosenrothen Blüthen besetzt sind. Ihre nächste Verwandte, die man auch in
+La Mortola sehen kann, die zierliche _Indigofera Dosua_ aus dem Himalaya,
+wird auch in unseren Gärten gezogen. Wie in anderen Indigo liefernden
+Pflanzen, zu denen auch unser Waid (_Isatis tinctoria_) und der
+chinesische Färber-Knöterich (_Polygonum tinctorum_) gehören, ist in der
+_Indigofera tinctoria_ der Indigo nicht schon als solcher vorhanden. Die
+zerkleinerten Pflanzen müssen vielmehr erst einen Gährungsproceß im Wasser
+durchmachen. Dieses wird abgegossen, wenn es sich stark grüngelb färbt und
+dann gerührt und geschlagen, um mit dem Sauerstoff der Luft in möglichst
+reiche Berührung zu kommen. Dabei scheidet sich der Indigo als unlösliches
+Pulver ab. Er bildet die »echteste« und geschätzteste Pflanzenfarbe, die
+auch schon den Alten bekannt war und bei ihnen als Indicum hoch im Werthe
+stand. Wie in der Jetztzeit London, so bildete einst Bagdad den Weltmarkt
+für diesen Artikel.
+
+Aus den exotischen Pflanzenformen ragen allseitig Nadelhölzer hervor. Sie
+stechen eigenartig von denselben ab. Wir sind mit ihren Gestalten wohl
+vertraut und selbst die so regelmäßig geformten Araucarien sehen wie etwas
+gezierte Tannen aus. In den Gewächshäusern der Heimath sah auch jeder
+schon die Cycadeen, die hier in einer Anzahl von Arten unter freiem Himmel
+gedeihen. Dem Laien wird es schwer, sich vorzustellen, daß die Cycadeen
+Verwandte der Nadelhölzer sind. Scheinen sie doch mit ihrem unverzweigten
+Stamm und mit ihrer einfachen Krone aus langen gefiederten Blättern, weit
+mehr den Palmen zu gleichen. Mit diesen haben sie aber thatsächlich nur
+eine gewisse Ähnlichkeit gemein. Diese äußere Ähnlichkeit der Cycasblätter
+und der Palmenblätter hat es aber bewirkt, daß sie oft fälschlich als
+Palmenblätter bezeichnet werden und als solche bei Begräbnissen Verwendung
+finden. Thatsächlich ist das aber eine arge Verwechselung. Denn
+Palmblätter und nicht Cycaswedel sollen es, der Tradition nach, sein, die
+man den Todten auf den Sarg legt, sowie es Palmenblätter sind, die
+christliche Märtyrer in der Hand halten und die auf den Gräbern in den
+Katakomben dargestellt werden.
+
+Den Palmen werfen wir in La Mortola nur flüchtige Blicke zu, da wir sie ja
+in Bordighera schon eingehend betrachtet haben. Hingegen fesseln unsere
+Aufmerksamkeit die zahlreichen Arten von Bambusen, die hier stellenweise
+schon zu mächtiger Entwickelung gelangten. Daß diese Pflanzen, trotz ihrer
+bedeutenden Höhe, die beim gemeinen Bambus (_Bambusa arundinacea_) oft
+dreißig Meter erreicht, zu den Gräsern gehören, kann nur Denjenigen in
+Erstaunen versetzen, der sich die Gräser ausschließlich als Wiesenkräuter
+vorstellt. Thatsächlich haben wir schon in unseren Schilfrohr-Arten
+Vertreter der Gramineen-Familie vor Augen, die zu ansehnlicher Höhe
+emporwachsen. Die Bambusen sind unserem Schilfrohr in mancher Beziehung
+ähnlich. Während letzteres aber bei uns nur eine beschränkte Verwendung
+findet, gibt es in den heißen Ländern kaum eine Pflanze, die
+mannigfaltigeren Nutzen als der gemeine Bambus stiftet. Die jungen
+Wurzelsprosse dienen als Gemüse, vornehmlich verwenden sie aber die
+Chinesen zur Bereitung eines beliebten Confectes, das dem Ingwer oft
+zugesetzt wird. Aus jüngeren Halmen stellt man in den heißen Ländern
+Wände, Zäune und anderes Flechtwerk her; aus den Blättern macht man Matten
+und Hüte, verpackt auch oft den Thee in dieselben. Junge Blätter dienen
+als Viehfutter. Aus den Fasern der Halme bereiten die Chinesen ihr
+berühmtes Papier, das durch seinen Seidenglanz, seine Weichheit und seine
+geringe Dicke ausgezeichnet ist. Die hohlen Stämme sind sehr leicht,
+besitzen trotzdem einen ganz außerordentlich hohen Grad von Festigkeit und
+werden zu Bauten verwendet, die allen äußeren Angriffen trotzen. Die ganze
+Oberfläche des Stammes ist verkieselt, und so kommt es, daß dieser nicht
+allein in der Luft, sondern auch im Boden sich sehr lange hält. Daher die
+Stämme auch als Wasserleitungsröhren und Wasserrinnen dienen, nachdem man
+zuvor die Scheidewände durchbohrte, welche das Innere des hohlen Stammes
+durchsetzen. Andererseits lassen sich die einzelnen Glieder des Stammes
+als Wassereimer und als Blumentöpfe verwenden, wenn man die Scheidewände
+unversehrt läßt. Aus Bambus werden Brücken und Flösse, aus Bambus Betten,
+Stühle und Tische gefertigt, mit Bambusfasern Matratzen gefüllt und Möbel
+gepolstert. Leitern aus Bambus sind sehr beliebt. Aus Bambus stellt man
+Eß- und Trinkgefäße, chirurgische Instrumente und selbst Haarkämme her,
+und als ob gezeigt werden solle, daß der Bambus einer jeglichen Verwendung
+fähig sei, verfertigen die Bewohner von Borneo und Sumatra aus demselben
+sogar Lampen, in welchen Dammaraharz gebrannt wird, und mit Dammaraharz
+gefüllte Kerzen, deren Hülle zugleich mit der Füllung in Flamme aufgeht.
+Bambusstöcke kennen auch wir: sie werden aus den zähen, knotigen
+Wurzelausläufern fabricirt, denen eine innere Höhlung abgeht. Ebenso muß
+zu Kriegszwecken der Bambus das Material hergeben: er liefert Lanzen und
+Wurfspieße von unübertrefflicher Leichtigkeit und Härte. Zu gleicher Zeit
+ist der chinesische Soldat ausgerüstet mit einem Sonnenschirm aus Bambus,
+dessen Überzug aus gefirnißtem Maulbeerpapier besteht. Desgleichen sollen
+die hohlen Stengeltheile des Bambus als Musikinstrumente zur Verschönerung
+des Lebens beitragen. Sie werden zu Flöten und Clarinetten verarbeitet,
+auch als Resonanzböden und selbst in Gestalt von Saiten verwendet. Ja
+C. Schröter berichtet, daß die Atchinesen es sogar verstanden haben, aus
+Bambus eine Art Telephon herzustellen, durch welche sie ihre Wachtposten
+in Verbindung setzen. – Die Höhlungen junger Stammtheile enthalten meist
+klares Wasser, mit welchem in Indien und in den Bergen von Java der
+Reisende seinen Durst stillen kann. – Die Bambusen blühen selten; stellt
+sich aber ein Blüthenjahr ein, so gibt es eine große Fruchternte. Die
+Früchte werden wie Reis gegessen oder in Brot verbacken, und wiederholt
+schon, so 1812, ist durch das Blühen der Bambusen eine Hungersnoth in
+Indien abgewendet worden. Mit Recht konnte somit Wallace, einer der besten
+Kenner der Tropen, aussprechen, daß der Bambus eines ihrer herrlichsten
+Producte sei. – Am vollkommensten haben Chinesen, Japaner und die Bewohner
+Indiens und des indischen Archipels ihn auszunutzen gewußt. In China gibt
+es ganze Dörfer, die nur aus Bambus aufgebaut sind. Einen merkwürdigen
+Eindruck soll es machen, wenn ein solches Dorf in Brand geräth. Die Luft
+erhitzt sich alsdann in den abgeschlossenen Gliedern der Bambusstämme und
+sprengt dieselben mit gewaltigem Knall. Man hört aus der Ferne wie
+Kanonendonner, in welchem die Eingeborenen der Molukken deutlich den Ruf
+»Bambu, Bambu« zu vernehmen glauben.
+
+In einer Pflanze, die so viel Nutzen stiftet, lag es dem Naturmenschen
+nahe, auch nach verborgenen Heilkräften zu suchen. In China werden die
+Wurzelstöcke, die jungen Sprosse, der Saft, der Samen, bestimmte Auswüchse
+der Pflanze, als Medicamente verwendet. Zu besonderer Berühmtheit gelangte
+aber als Heilmittel ein eigenthümlicher Körper, der sich in den hohlen
+Gliedern der Stämme findet und Tabaschier genannt wird. Schon die
+Mediciner der römischen Kaiserzeit wandten denselben viel an, gestützt auf
+orientalische Traditionen. Einen Weltruf gewann der Tabaschier aber erst
+durch die arabischen Ärzte im zehnten und elften Jahrhundert, und er gilt
+immer noch als ganz hervorragendes Medicament in der ganzen orientalischen
+Welt. – Das frische, dem Bambusstengel entnommene Tabaschier bildet
+schmutzig weiße, braune bis schwarze Stücke. Beim Glühen werden diese weiß
+calcinirt und in einen Chalcedon-ähnlichen Körper verwandelt, der bald
+weiß und undurchsichtig, bald bläulich weiß, durchscheinend und
+farbenschillernd aussieht. Thatsächlich ist der Tabaschier nichts Anderes
+als gemeine Kieselerde, die, durch etwas vegetabilische Substanz
+verunreinigt, beim Glühen von derselben befreit wird. Statt kostspieligen
+Tabaschiers, den er in den Bazaren theuer bezahlen muß, könnte der Patient
+somit auch reinen Kieselsand zu sich nehmen. Den rechten Glauben
+vorausgesetzt, müßte die Wirkung dieselbe sein.
+
+Sehr belehrend ist es im Frühjahr zu verfolgen, wie die jungen Knospen
+mächtiger Bambusen als überarmdicke, mit scheidenartigen Blättern
+dichtbedeckte Kegel die Erde durchbrechen. Sie pressen Wasser zwischen
+ihren Blattscheiden hervor, befeuchten und erweichen damit den umgebenden
+Boden und wachsen mit solcher Schnelligkeit, daß sich die unmöglich
+scheinende Vorstellung Gras wachsen zu sehen, bei ihnen fast in greifbare
+Wirklichkeit verwandelt. Dieses Wachsthum kann nämlich unter günstigen
+Verhältnissen einen Meter täglich betragen und ein zwanzig Meter hoher
+Sproß in wenigen Wochen somit diese Höhe erreicht haben. – Schöne Gruppen
+von Bambuspflanzen gehören zu den zierlichsten Erscheinungen des
+Pflanzenreiches; freilich kann man diese Pflanzen in voller
+Prachtentfaltung erst in den Tropen sehen und im La-Mortola-Garten nur
+eine annähernde Vorstellung davon gewinnen, welche Bedeutung ihnen in der
+tropischen Landschaft zukommt.
+
+Aus den werthvollen Angaben des Geographen Ritter und den nicht minder
+werthvollen Untersuchungen des Botanikers Ferdinand Cohn geht wohl sicher
+hervor, daß diejenige Substanz, welche die Alten als Saccharum bezeichnet
+haben, nicht Rohrzucker, sondern Tabaschier gewesen sei. Nach Bopp
+bedeutet das Sanskrit-Stammwort »_çarkara_« nicht etwas Süßes, sondern
+etwas Zerbrechliches und Steinartiges. Im alten Indien wurde das
+Tabaschier als Sakkar Mambu oder Bambusstein bezeichnet, und erst die
+Araber haben dieses Wort auf den später dargestellten, dem Tabaschier
+ähnlichen, krystallinischen Rohrzucker übertragen. Edmund O. von Lippmann
+kommt ebenfalls in seiner überaus gründlichen und erschöpfenden
+»Geschichte des Zuckers« zu dem Ergebniß, daß der Sakcharon der antiken
+Welt nicht unser Zucker gewesen sei; er weist nach, daß der *feste* Zucker
+auch in Indien erst in der Zeit zwischen dem dritten und sechsten
+Jahrhundert n. Chr. bekannt wurde.
+
+Das Zuckerrohr (_Saccharum officinarum_) ist unserem Schilfrohr sehr
+ähnlich und wie dieses eine Grasart. Man sieht es im La Mortola-Garten in
+voller Entfaltung. Das Zuckerrohr ist eine sehr alte Culturpflanze. Da es
+ausschließlich aus Stecklingen gezogen wurde, hat es die Fähigkeit, Samen
+zu erzeugen, fast eingebüßt. Man hat bis vor Kurzem überhaupt geglaubt,
+daß das Zuckerrohr nicht fructificire; doch ergaben sorgfältige
+Beobachtungen, vornehmlich aus Java, daß diese Unfruchtbarkeit nur eine
+relative sei. Die Heimath des Zuckerrohrs ist wahrscheinlich Bengalen,
+jene Provinz, die, ihrer unerschöpflichen Fruchtbarkeit wegen, seit jeher
+als der Garten Indiens gepriesen wurde. Wohl gegen das Ende des dritten
+Jahrhunderts ist das Zuckerrohr aus Indien nach China gelangt und
+zweihundert Jahre später westlich bis Gondisapur vorgedrungen. Diese Stadt
+lag am Flusse Karon, der unweit davon sich zum Theil in den Tigris, zum
+Theil nach dem Nordrand des Persischen Meerbusens ergoß. Dorthin hatten
+sich die Nestorianer geflüchtet, als das Concil zu Ephesus 431 n. Chr.
+ihre Lehre für ketzerisch erklärte. Sie führten dem Orient die Keime
+klassisch-litterarischer und wissenschaftlich-medicinischer Bildung zu,
+namentlich auch die Anfangsgründe chemischer Kenntnisse. Die Beziehungen
+Gondisapurs zu Indien bewirkten zugleich, daß sich der Einfluß der
+indischen Arzneilehre dort geltend machte und eine Akademie erblühte, die
+nicht nur die Traditionen der griechischen Medicin und Naturwissenschaften
+in sich aufnahm, sondern dieselben auch wesentlich förderte. Hier wurde
+allem Anschein nach die Kunst der Zuckerraffinerie erfunden, daher auch
+»Kand« der persische Name für den gereinigten Zucker ist.
+
+Durch die Araber kam das Zuckerrohr im achten Jahrhundert nach Spanien, im
+neunten nach Sicilien. In Venedig lassen sich 1150 bereits Zuckerbäcker
+nachweisen. Die drei wichtigsten Productionsstellen des Zuckers im
+Mittelalter waren Syrien, Aegypten und Cypern. Ihre Bedeutung schwand, als
+Vasco de Gama 1498 den directen Weg nach Ostindien um das Cap der guten
+Hoffnung fand und der Handel mit indischem Zucker so in die Hände der
+Portugiesen fiel. Damit war der dominirende handelspolitische Einfluß
+Venedigs und seine Macht für immer gebrochen; an Stelle des Mittelmeers
+wurde der atlantische Ocean der Schauplatz des Weltverkehrs. Um 1580
+begann Sicilien seine Zuckerproduction einzustellen, da diese gegen die
+überseeische Concurrenz nicht mehr ankämpfen konnte. Denn um jene Zeit
+hatte auch schon der amerikanische Zucker, besonders der brasilianische,
+die Bedeutung eines Weltproductes gewonnen und gelangte bis nach Palermo.
+Der Zuckerverbrauch stieg ganz enorm in Europa, und im Jahre 1600 hatte
+auch Deutschland, nach v. Lippmann, schon mehrere Zuckerraffinerien
+aufzuweisen. Freilich scheinen dieselben nach dem dreißigjährigen Kriege
+sich nur noch in Hamburg gehalten zu haben. Unter Friedrich dem Großen
+entstanden zahlreiche Zuckerraffinerien in Preußen und wurden durch
+Prohibitivzölle geschützt.
+
+Die Süßigkeit des Rübensaftes hatte den Chemiker Markgraf veranlaßt,
+Zucker aus demselben darzustellen, was ihm um 1747 gelang. Doch fand das
+gewonnene Product keine Verwerthung, zum Theil schon deshalb nicht, weil
+es an genügend zuckerreichen Rüben damals noch fehlte. Diesem Mangel wußte
+erst Achard aus seinen Gütern bei Berlin um 1786 in größerem Maßstab
+abzuhelfen. Die erste wirkliche Rübenzuckerfabrik errichtete derselbe
+Achard, mit Unterstützung Friedrich Wilhelms III., zu Cunern in Schlesien.
+Es folgten alsbald andere Fabriken in Preußen und Frankreich, wo besonders
+Delessert das Darstellungsverfahren vervollkommnete. Nach Aufhebung der
+Continentalsperre gingen trotzdem die meisten Rübenzuckerfabriken sowohl
+in Deutschland als auch in Frankreich wieder ein, und erst von 1820 etwa
+an datirt der neue Aufschwung und der schließlich großartige Erfolg dieser
+Industrie.
+
+Der Palazzo Orengo wird von phantastischen Pflanzenformen: säulenförmigen
+Opuntien, candelaberförmigen Euphorbien, sowie von zahlreichen blühenden
+Aloe- und Agave-Arten umgeben. Auf der Mauer östlich vom Hause fällt eine
+kleine, mit langen weißen Dornen bewaffnete Opuntie (_Opuntia tunicata_)
+in die Augen. Ihre Dornen sind mit zarten Scheiden umhüllt und verdanken
+diesen ihre Färbung. Man kann die Scheiden von den Dornen abziehen; doch
+gilt es vorsichtig zu sein, denn die Dornen sind äußerst scharf und
+verwunden leicht die Hand: Sie schützen wirksam die Pflanze gegen den
+Angriff der Thiere. Dieser Schutz ist aber auch nöthig in den dürren
+Gegenden Mexikos, in welchen die Pflanze zu Hause ist, und wo es den
+Thieren oft an pflanzlicher Nahrung fehlt. In solchen Gegenden sind
+dornige Pflanzen sehr häufig, Pflanzen, deren Blätter sich zum besseren
+Schutz in Dornen verwandelt haben, während der Stengel sich grün färbte,
+so in die Functionen der Blätter trat, zugleich anschwoll und für die Zeit
+der Dürre mit Wasser versorgte. Durch Hunger getrieben, pflegen wohl
+Pferde mit den Hufen die Dornen von solchen Cactusgewächsen abzuschlagen,
+um zu dem saftigen Fleisch zu gelangen, während das Rindvieh sich an
+denselben schwer verwundet. Der Angriff auf diese weißdornige _Opuntia
+tunicata_ dürfte den Thieren unter allen Umständen schwer fallen, sie ist
+so stark bewaffnet, daß sie außer dem Namen _Opuntia tunicata_ auch
+denjenigen _Opuntia furiosa_ erhielt.
+
+Doch am Palazzo Orengo fesselt unseren Blick vor allem die wunderbare
+Aussicht, die sich dort entfaltet. Gewiß ein herrliches Stück Erde, fast
+zu schön, um dasselbe dauernd zu bewohnen! Denn wonach soll man sich dann
+noch sehnen, wo eine Steigerung des Eindrucks erhoffen? – Von üppigem Grün
+und buntem Blüthenschmuck sind die Bilder eingerahmt, die hier den
+Beschauer fesseln. Sein Auge folgt entzückt der zackigen Küste, oder es
+ruht träumend aus der tiefen Schlucht, in der sich der Garten aufwärts,
+ohne Ende, bis zu den Gipfeln der Berge fortzusetzen scheint. Eine hohe
+Palme neigt sich wie sinnend über diesem Bilde und gibt ihm ein
+märchenhaftes Gepräge. Nach Osten decken dunkle Baummassen die Aussicht,
+doch durch eine blumenreiche Pergola gelangt man bald bis auf den freien
+Bergrand. Der Tag geht zur Neige, und es beginnt Altbordighera im rosigen
+Abendlicht zu glühen. Welch’ ein Anblick! Ich weiß ein krankes Mädchen,
+eine zu früh aufgeblühte Knospe, das Rettung vor dem Tode in Mentone
+suchte; dem schwebte jenes goldige Bild bis zuletzt in den Fieberträumen
+vor. Es war wie die Verheißung einer glücklicheren Welt! Sehnsuchtsvoll
+streckte die Sterbende ihre Arme in der nordischen Heimath aus, um es zu
+fassen, und ein seliges Lächeln verklärte dann ihr blasses Antlitz.
+
+Die Pergola, die nach jenem Aussichtspunkt im Garten von La Mortola führt,
+ist von Banksia-Rosen und anderen Schlinggewächsen überwuchert, deren
+Blüthen in den Abendstunden süßen Duft verbreiten. Die _Rosa Banksiae_
+können wir hier in ihrer vollen Prachtentfaltung bewundern. Überall
+leuchten aus dem grünen, dornenfreien Laub die zierlichen Trugdolden ihrer
+halbgefüllten, hellgelben und weißen Blüthen hervor. Um diese schöne Rose
+ist die Riviera zu beneiden; bei uns im Freien will sie nicht gedeihen.
+Auch ist es in Gewächshäusern nicht möglich, sie zu üppiger Entwickelung
+zu bewegen, ebensowenig als dies für die _Bougainvillea_ gelingt, jene
+prächtige Liane der Tropen, die mit ihren carmoisinrothen Hochblättern
+ganze Gebäude an der Riviera deckt.
+
+Die Sonne war inzwischen untergegangen, und fahle Lichter streiften die
+Küste. Altbordighera erschien so todtenblaß, als wäre es inzwischen
+ausgestorben; der Rahmen aus weißen Rosen umschlang es fast wie ein
+Todtenkranz. Die bunten Blüthen im dunklen Laube begannen unsichtbar zu
+werden, und scharf stachen nur vom hellen Abendhimmel die uralten
+Cypressen ab, die, dicht aneinander gereiht, im unteren Theile des Gartens
+zum Meere absteigen. Hat dieser dunkelfarbige Baum, der in so feierlichem
+Ernst zum Himmel emporragt, wirklich ein trauriges Aussehen, oder weckt er
+in uns nur traurige Empfindungen, weil er von jeher ein Symbol der
+Todtentrauer war, und wir ihn so oft neben Gräbern sehen? Hier hätte er
+wohl allen Grund, düster in die Landschaft zu schauen, denn er schmückte,
+so heißt es, vor Zeiten einen Friedhof, nach welchem der Ort heute noch
+seinen Namen »La Mortola« führen soll. Blumenbeete haben seitdem die
+Gräber verdeckt, üppiger Pflanzenwuchs die Stätten verwischt, an welchen
+Menschen einst ihre Lieben beweinten, die Cypressen allein trauern noch
+über den Todten.
+
+ VII.
+
+Die Strada nazionale, die am Garten vorbei nach Mentone führt, steigt
+zunächst in der Schlucht empor und beginnt erst jenseits der Croce della
+Mortola sich langsam zu senken. Es ist ein unendlich schöner Weg, der im
+weiten Bogen, am Abhang der Berge, langsam gegen Mentone absteigt. Bald
+ist man in einen Olivenhain gedrungen, in dem sich das Dorf Grimaldi
+verbirgt; jenseits des Ortes steigt über der Straße ein alter Thurm düster
+in die Lüfte empor, neben ihm drängt ein modernes Schloß in englisch
+gothischem Geschmack sich auf. Ein schöner Garten steigt bis zum Thurm
+empor. Es war das einst die Besitzung des englischen Arztes Bennet, dessen
+Name einen ruhmvollen Klang an der Riviera besitzt. Nach dessen Tode haben
+neue Besitzer das gothische Haus erbaut. Wir erreichen das italienische
+Zollhaus. Es dunkelt schon; in Mentone, das in geringer Ferne vor unseren
+Augen aufsteigt, beginnen auf den Straßen und in den Häusern die Lichter
+sich zu entzünden. Eine lange Reihe flammender Punkte folgt bald dem
+Strande, als hätte sich das Meer mit einer Schnur feuriger Perlen
+geschmückt. Mir zogen die Strophen des Mignonliedes durch den Sinn, und
+das Rauschen des Meeres schien sie in den Tönen der Beethoven’schen Musik
+zu begleiten. Wie bezeichnend für diesen Boden mehr als
+zweitausendjähriger Cultur, daß jene Gewächse in dem Liede, welche das
+Bild Italiens uns so lebendig vor die Seele zaubern, diesem Lande nicht
+ureigen sind. Sie kamen aus dem Orient, wie alle die großen Gedanken, auf
+welchen unsere Bildung ruht, entfalteten und veredelten sich aber auf
+diesem Boden. Die Citronen und Orangen erhielten die klassischen Lande von
+den Semiten, welche dieselben ihrerseits von den Indiern übernommen
+hatten. Der Öl- und Feigenbaum, der Weinstock und die Palme standen bei
+den Semiten in Pflege, lange bevor sie als Culturpflanzen siegreich nach
+dem Westen vordrangen. Der Cultus des Lorbeers und der Myrte gelangte von
+Osten her über das Mittelmeer. Die Cypresse hat nicht ihre Heimath in
+Italien, sondern auf den griechischen Inseln und auf dem Libanon; ja,
+selbst von der schirmförmig ausgebreiteten Pinie, der die Rauchwolke des
+Vesuvs wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
+bezweifelt, daß sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als wenn
+andererseits auch der große Culturimpuls, welcher von der Entdeckung der
+neuen Welt ausging, auf italienischem Boden in typischen Pflanzenformen
+verkörpert werden sollte, brachte er diesem die Agave und die Opuntie. Die
+dornigen, blaugrünen Agaven, die stachligen, hellgrünen Opuntien, die so
+gut zu dem felsigen Strande Italiens passen, als wären sie für ihn von
+jeher bestimmt gewesen, sind thatsächlich erst im vierzehnten Jahrhundert
+von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag man sich ohne die »_Fichi
+d’India_«, deren abgeflachte Glieder sich in wunderbaren Krümmungen über
+die Mauern drängen, kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier
+eine moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn die Agaven
+und Opuntien in den Preller’schen Odysseebildern den Vordergrund der
+Landschaft schmücken. Die Schönheit jener Bilder wird dadurch nicht
+beeinträchtigt, und doch kann man sich bei der Betrachtung derselben einer
+gewissen fremdartigen Empfindung nicht erwehren. Das historische
+Rechtsgefühl fühlt sich verletzt und muß erst durch das ästhetische
+Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
+Kunstschöpfungen erwecken.
+
+Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur des Ölbaumes
+begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten und der Wohlgeruch der
+Agrumi die Luft nicht erfüllte? – Sie war bedeckt mit immergrünen
+Sträuchern, während dichter Nadelwald die Höhen krönte. Das Bild der
+Vegetation mußte ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt
+durch Gesammteffecte, während der Charakter jener Landschaft, die wir
+jetzt für die typisch italienische halten, auf dem wirksamen Hervortreten
+einzelner ausgeprägter Pflanzenformen und deren plastischer Sonderung
+beruht.
+
+Während noch in den Zeiten Alexander des Großen, also im vierten
+Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als ein Land kannten, das
+im Vergleich zu ihrem eigenen Lande und dem Orient einen ganz
+ursprünglichen Charakter trug, konnte bereits Marcus Terentius Varro im
+ersten Jahrhundert vor Christus, Italien mit einem großen Garten
+vergleichen. Plinius klagt ein Jahrhundert später über den Luxus, der auch
+im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemüse wurden so groß gezogen, daß sie
+der Tisch des Armen nicht mehr zu fassen vermochte. Er führt als Beispiel
+die Spargeln an, von denen in Ravenna oft nur drei auf das römische Pfund
+(ca. 300 Gramm) gingen.
+
+Daß in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt worden war und der
+orientalische Culturpflanzen vorwiegend barg, das römische Volk sich
+verweichlichen mußte, ist nur zu klar. Es war das die Schattenseite jener
+zu üppig entwickelten Cultur, die in dem Übermaße ihrer Entfaltung auch
+die Keime ihres Untergangs trug.
+
+Als ich Mentone näher kam, begann der Mistral zu wehen und fegte mächtige
+Staubwolken über die Straße. In Garavan, im Schutze der Altstadt, wurde es
+trotzdem fast windstill, so daß ich dort am späten Abend im anmuthigen
+Garten des Hôtel d’Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch den
+Bergrücken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die dichten
+Häusermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollständig gedeckt und mit
+Recht daher von Brustkranken bevorzugt. Seit vorigem Winter erhielt
+Garavan einen eigenen Bahnhof, der fast eine zu große Erleichterung des
+Verkehrs für diejenigen Wintergäste schafft, die in Monte Carlo durch
+schädliche Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefährden.
+
+ VIII.
+
+Fast alle wichtigen Reiz- und Genußmittel des Pflanzenreichs dankt der
+Culturmensch den wilden Völkern. Da bei ihm selbst die Cultur das
+instinctive Empfinden ganz zurückdrängte, so kann er sich kaum noch
+vorstellen, welche Eindrücke den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel
+geleitet haben. Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, daß der Thee der
+Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze der
+Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolanüsse der Neger im wesentlichen
+dieselben Stoffe enthalten. Im La Mortola-Garten, bei Betrachtung der
+Pflanzen, die jene Stoffe liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres
+Aussehens feststellen. Irgend welches äußere Abzeichen, das ihnen
+gemeinsam wäre, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
+somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er verfuhr
+nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und Flur seiner Nahrung
+nachgeht. Er war sich der Ursache seiner Wahl ebenso wenig bewußt.
+
+Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen, haben unsere Reiz- und
+Genußmittel eine interessante Geschichte aufzuweisen.
+
+In China ist der Theegenuß so alt, daß ein im zwölften Jahrhundert
+verfaßtes Buch »Rhya« von demselben als von etwas längst Bekanntem
+spricht.
+
+In Europa begann sich der Theegenuß erst um 1630 zu verbreiten, unter dem
+Einfluß der holländisch-ostindischen Gesellschaft und der Lobpreisungen,
+welche einige holländischen Ärzte diesem Getränk zu Theil werden ließen.
+Der Thee sollte die Lebenskraft steigern, das Gedächtniß stärken, alle
+seelischen Fähigkeiten erhöhen, das Blut in willkommenster Weise
+verdünnen. Gegen Fieber wurde vorgeschrieben, nicht weniger als vierzig
+bis fünfzig Tassen hintereinander zu trinken. Zu dem interessanten Werke
+von Le Grand d’Aussy, welches 1782 zuerst erschien und die Geschichte des
+Privatlebens der Franzosen (_Histoire de la vie privée des François_)
+erzählt, ist zu lesen, daß der Thee in Paris 1636 bekannt wurde und bald
+zu Ansehen gelangte, weil ihn der Chancelier Séguier unter seine
+Protection nahm. Es scheint, daß sich in Paris einzelne Personen auch auf
+das Rauchen des Thees verlegten, so wie man Tabak raucht, und der Arzt
+Bligny rühmt sich, aus dem Thee eine Conserve, ein destillirtes Wasser und
+zwei Arten von Syrup dargestellt zu haben. In England war das Theetrinken
+um 1700 schon allgemein verbreitet und der Thee besteuert. Deutschland
+verdankt die Bekanntschaft mit dem Thee den holländischen Ärzten des
+Großen Kurfürsten. Im Jahre 1662 kostete, nach den von Flückiger
+veröffentlichten Documenten, eine Hand voll Thee in den Apotheken der
+Stadt Nordhausen noch fünfzehn Gulden, doch im Jahre 1689 in Leipzig nur
+noch vier Groschen. Nach Rußland gelangte der Thee nicht über das
+westliche Europa, sondern direct mit einer asiatischen Gesandtschaft, und
+schon in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts wurde der Thee
+dort zu einem allgemein verbreiteten Getränk. Der Thee heißt demgemäß dort
+Tschai, entsprechend der Benennung wie wir sie auch bei den Arabern im
+achten Jahrhundert schon finden, während in Polen aus _herba Theae_
+»_Herbata_« gebildet worden ist.
+
+Der wichtigste Bestandtheil der Theeblätter ist das Coffeïn, derselbe
+Körper, den die Kaffeebohnen führen und der auch dem Theobromin der
+Cacaobohnen äußerst nahe steht. Ebenso ist der Paraguay-Thee oder Mate
+coffeinhaltig, und denselben Stoff führen auch die Kola-»Nüsse«.
+
+Die Kultur des Kaffeebaumes haben die Araber zuerst in großem Maßstäbe
+betrieben, während Europa, die Türkei ausgenommen, vor Mitte des
+siebzehnten Jahrhunderts nur wenig von dem Bestehen dieses Genußmittels
+wußte. Nach Constantinopel hatte Selim I. 1517 aus Aegypten den ersten
+Kaffee gebracht, und zwanzig Jahre später gab es dort bereits viele
+Kaffeehäuser. Nach dem Westen Europas gelangte der Kaffee durch die
+Venetianer. Prosper Alpinus, der als Arzt des venetianischen Consuls in
+Ägypten lebte und von 1591 bis 1593 sein Werk über ägyptische Pflanzen
+veröffentlichte, gab die erste, wenn auch wenig vollkommene botanische
+Beschreibung des Kaffeebaumes. Von Venedig aus, wo im Jahre 1645 das erste
+Kaffeehaus eröffnet wurde, verbreitete sich die Sitte des Kaffeetrinkens
+rasch über ganz Italien. Wie Le Grand d’Aussy eingehend beschreibt, war es
+Marseille, das in Frankreich im Jahre 1644 mit der Errichtung von
+Kaffeehäusern den Anfang machte. In Paris kam das Kaffeetrinken erst unter
+Ludwig XIV. auf, und zwar vornehmlich durch Soliman Aga, den Gesandten
+Mohammeds III., der, wie Le Grand d’Aussy berichtet, sich die Gunst der
+Pariserinnen in solchem Maße zu erwerben wußte, daß es Mode ward, ihm
+Besuche abzustatten. Er ließ den Damen, nach orientalischer Sitte, den
+Kaffee serviren; es reichten ihn Sklaven in glänzenden Porzellantassen auf
+goldbefranzten Servietten. Die fremdartige Einrichtung der Zimmer, das
+Sitzen auf dem Boden, die Unterhaltung, die mit Hülfe eines Dolmetschers
+geführt wurde, alles das, meint Le Grand d’Aussy, mußte den Kopf der
+Französinnen verdrehen. Überall hörte man von dem Soliman’schen Kaffee
+sprechen, und Jeder wollte davon gekostet haben. Sich Kaffeebohnen zu
+verschaffen, war bei alledem damals noch schwer: das Pfund kostete bis zu
+vierzig Thalern. Im Jahre 1672 eröffnete ein Armenier, Namens Pascal, auf
+dem Quai de l’École das erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem Getränk,
+welches in demselben geboten wurde, »Café« genannt ward. Es war eine
+»Boutique« nach Art der orientalischen und machte schlechte Geschäfte, da
+es für das feinere Publicum, welches allein den Kaffee damals trank, nicht
+geeignet war. Das erkannte richtig der Florentiner Procope, derselbe, der
+sich um Paris durch die Einführung des Gefrorenen verdient gemacht hat; er
+richtete gegenüber der alten Comédie Française ein Café ein, welches außer
+dem ursprünglichen Getränk, auch Thee, Chocolade, Eis und verschiedene
+Liqueure führte, und, geschmackvoll decorirt, sich alsbald des größten
+»Succès« erfreute. Die Zahl der Nachahmer war groß, und 1676 hatte Paris
+schon eine Unmasse Cafés aufzuweisen, deren Einfluß sich als ein sehr
+günstiger erwies, indem er der Trunksucht steuerte, und was Ludwig XIV.,
+»_ce Roi si décent_«, wie sich Le Grand d’Aussy ausdrückt, durch harte
+Strafen nicht zu erreichen vermochte, hatte man dem Florentiner Procope zu
+verdanken. Als ganz ungefährlich galt jedoch der Kaffee nicht, und die
+Marquise de Sévigné räth darum ihrer Tochter in einem Brief aus dem Jahre
+1680, dem Kaffee etwas Milch zuzusetzen, »_pour en tempérer le danger_«.
+In England wurde der Kaffee durch Baco von Verulam schon 1624 erwähnt. Das
+erste Kaffeehaus errichtete in London 1652 der Armenier Pasqua, Diener
+eines türkischen Arztes. Berlin folgte erst weit später nach, denn Volz
+gibt an, daß dort das erste Kaffeehaus im Jahre 1721 eröffnet wurde. Eine
+Anzahl deutscher Städte war in dieser Beziehung Berlin vorangeeilt; in
+Hamburg gab es schon 1679, in Nürnberg und Regensburg 1686, in Köln 1687
+Kaffeehäuser. In Wien erhielt 1683 ein gewisser Kolschitzky die Erlaubniß
+zur Eröffnung des ersten Kaffeehauses und zwar als Belohnung für den Muth,
+durch welchen er sich in dem gleichen Jahre, bei der Befreiung der Stadt
+von den Türken, ausgezeichnet hatte. Um die Mitte des achtzehnten
+Jahrhunderts war der Kaffeegenuß über ganz Deutschland verbreitet, und der
+Kaffee bildete einen wichtigen Handelsartikel für Hamburg und Bremen.
+Friedrich der Große versuchte es vergeblich, den Verbrauch einzuschränken.
+In dem Bestreben, Preußen wirthschaftlich abzuschließen und »das Geld im
+Lande zu behalten«, hatte er besonders die theueren Colonialwaaren mit
+hohen Zöllen belegt; zum Theil verbot er sogar deren Einfuhr oder suchte
+sie zum Mindesten zu monopolisiren. Markgraf und andere Chemiker wurden
+beauftragt, Surrogate an Stelle des Kaffees zu schaffen, was zur
+Entstehung von Eichelkaffee, von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst
+aus Rüben und Roßkastanien führte. Der Cichorienkaffee jedoch wurde um
+jene Zeit noch nicht hergestellt, vielmehr, wie ich den Angaben
+E. v. Lippmanns entnehme, erst gegen 1790. Die gebotenen Kaffeesurrogate
+erfreuten sich nicht des Beifalls beim Publicum, daher 1781 ein
+Kaffeemonopol eingeführt ward, das die gewöhnlichen Consumenten zwang, den
+Kaffee schon gebrannt vom Staate, vierundzwanzig Loth zu einem Thaler, zu
+kaufen, während an Adlige, Geistliche und Beamten sogenannte
+»Brennscheine« abgegeben wurden.
+
+An den Thee und den Kaffee schließt sich der Cacao fast gleichberechtigt
+an. Sein Anbau ist schwieriger als derjenige vieler anderer tropischer
+Pflanzen, da er eine sehr beständige, relativ hohe Temperatur neben einer
+großen und gleichmäßigen Feuchtigkeit verlangt. Seine Heimath dürfte in
+den Ländern um den mexikanischen Meerbusen liegen, jetzt wird er überall
+in den Tropen, soweit es die sonstigen Bedingungen gestatten, gebaut. Die
+Cacaopflanze gehört einer Unterabtheilung der Malvaceen an; fast aller
+Cacao des Handels stammt von der _Theobroma Cacao_ ab. Es ist ein
+dunkelbelaubter Baum, mit knorrigem Stamm und breiter Krone, der für
+gewöhnlich acht bis zehn Meter Höhe erreicht. Das Charakteristische für
+die Pflanze ist, daß sie ihre Blüthenstände vorwiegend am alten Holze
+trägt, so daß der Stamm und die dicken Äste sich weiterhin mit Früchten
+behangen zeigen. Die Blüthen sind weißlich bis roth und liefern je nachdem
+gelbe oder dunkelrothe Früchte. Während die Blüthen nur klein sind, können
+die cylindrischen Früchte bis fünfundzwanzig Centimeter Länge erreichen.
+Der Baum blüht und fructificirt fast ohne Unterbrechung, liefert aber im
+Jahr meist nur zwei Haupternten. Die Samen sind in einem süßsäuerlichen
+Fruchtfleisch eingebettet und bilden in der reifen Frucht fünf
+Längsreihen. Ihr bitterer Geschmack wird durch das sogenannte »Rotten«
+gemildert, einen Gährungsproceß, dem die aus der Frucht befreiten Samen
+unterworfen werden. Der Cacao war in Mexiko schon den Azteken und selbst
+den von diesen verdrängten Tolteken bekannt, und als die Spanier 1519 das
+Land eroberten, fanden sie die Cultur des Baumes vor. Ähnlich wie der
+Pfeffer einst in Europa, dienten in Mexico, ja in ganz Mittelamerika die
+Cacaobohnen als Münze. Die Spanier sollen bei der Eroberung Mexico’s im
+dortigen Staatsschatze nicht weniger als zweiundeinhalb Millionen Pfund
+solcher Bohnen vorgefunden haben. In Mexico wurden die gerösteten
+Cacaobohnen geschält und gestoßen, mit kaltem Wasser zu Brei angerührt und
+mit Maismehl oder bei Vornehmeren mit Gewürzen, Vanille, duftenden Blumen
+und Honig versetzt. Dieser Brei »_bouillie assez dégoutante_«, sagt Le
+Grand d’Aussy, hieß Chocolatl. Ob diese Bezeichnung von dem mexikanischen
+Namen der Pflanze Cacao oder Cacagnate, oder Choco (Schaum) und Atl
+(Wasser) abzuleiten sei, ist wohl unentschieden. Die Spanier, welche die
+Chocolade am Hofe des Montezuma kennen gelernt hatten, brachten sie bald
+nach Europa, und auch heute noch ist es Spanien, welches die größten
+Mengen Chocolade verzehrt. Nach Florenz brachte Carletti die Chocolade
+mit, als er 1606 von weiten Reisen, die sich bis nach Westindien
+erstreckten, heimkehrte. Das warme Getränk, das in Florenz aus Cacaomehl
+hergestellt wurde, verbreitete sich rasch über ganz Italien. Nach
+Frankreich kam die Chocolade 1615 mit Anna von Österreich, Gemahlin
+Ludwig’s XIII. Zu einiger Geltung gelangte sie aber erst 1661, unter dem
+Einfluß von Maria Theresia von Spanien, Gemahlin Ludwig’s XIV., die sich
+aber noch versteckte (wie die Duchesse de Montpensier in ihren Memoiren
+angibt), um ihre Chocolade zu trinken; der Genuß derselben mußte somit als
+etwas Ungewohntes oder gar Verpöntes angesehen werden. Indessen schon 1671
+konnte Frau von Sévigné an ihre Tochter schreiben: »_Vous ne vous portez
+pas bien, le chocolat vous remettra._« Freilich muß die Chocolade als
+Heilmittel ihre Wirkung versagt haben, denn in einem späteren Briefe wird
+sie als »_source de vapeurs et de palpitations_« angegeben. Andererseits
+vertheidigte ein Pariser Arzt, Namens Bachot, 1684 vor der Fakultät eine
+These, in welcher er gutgemachte Chocolade als eine der edelsten
+Erfindungen pries, weit mehr würdig, als Nectar und Ambrosia, die Speise
+der Götter zu sein. Derselben Ansicht muß auch Linné gewesen sein, der die
+Chocolade 1769 in den »_Amoenitates academicae_« behandelte und dem
+Cacaobaum den botanischen Namen »_Theobroma_«, d. h. »Götterspeise« gab.
+In England begann sich die Chocolade um 1625, annähernd gleichzeitig auch
+in Holland, einzubürgern. Nach Berlin brachte Bontekoe, der Leibarzt des
+Großen Kurfürsten, den Cacao mit. Friedrich der Große verbot die Einfuhr
+der Chocolade und beauftragte den Chemiker Markgraf, denselben, der
+Ähnliches für den Kaffee schon versucht, ein Surrogat aus Lindenblüthen an
+Stelle von Chocolade herzustellen, was aber nur schlecht gelang.
+
+Als die Spanier im sechzehnten Jahrhundert nach Peru kamen, war dort ein
+anderes Reizmittel in Gebrauch, das der Instinct der Eingeborenen
+herausgefunden hatte, nämlich das Cocaïn. Dieser Körper gehört ebenso wie
+das Coffeïn und das Theobromin zu den pflanzlichen Alcaloiden. Die
+Bewohner des Inkareiches kauten die Cocablätter ganz so wie die Hindus die
+Betelnuß kauen und würzten diese Blätter auch mit Asche der Quinoapflanze
+(_Chenopodium quinoa_) oder mit gelöschtem Kalk, so wie es für die
+Betelnüsse in Indien geschieht. Bei mäßigem Genuß wirken die Cocablätter
+anregend auf das Nervensystem ein, in zu großen Mengen und fortdauernd
+gebraucht, werden sie verderblich. Es stellt sich dann ein Verfall aller
+körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei dem »Coquero« ein, der zu einem
+Vergleich desselben mit unseren Alkoholikern geführt hat. Den Spaniern
+fielen zunächst nur die üblen Folgen des Cocakauens auf, sie suchten
+dasselbe durch Verordnungen und kirchliche Verbote in Peru einzuschränken.
+Daher wohl die Cocablätter nicht wie andere ähnliche Reizmittel ihren
+Einzug in die alte Welt hielten. Erst die 1884 von Koller in Wien gemachte
+Entdeckung, daß eine Auflösung von Cocaïn ohne üble Folgen die Hornhaut
+und Bindehaut der Augen eine Zeitlang unempfindlich macht, richtete die
+allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Alcaloid. Die Anwendung desselben bei
+Augenoperationen wurde allgemein; sie verbreitete sich auf andere Gebiete
+der Heilkunde als auch seine Fähigkeit, leicht zugängliche sensible Nerven
+unseres Körpers unempfindlich zu machen, erkannt wurde.
+
+Die Cocablätter gehören einem Strauche an, der unserer Schlehe ähnlich
+ist, aber bedeutendere Größe erreicht. Diese Blätter sind lebhaft grün
+gefärbt und sehr dünn; sie haben eiförmige Gestalt und laufen spitz an
+ihrem Ende aus. Die gelblich weißen Blüthen fallen wenig in die Augen, da
+sie nur geringe Größe besitzen. Die rothen, unseren Cornelkirschen nicht
+unähnlichen Früchte, leuchten hingegen aus dem Laub hervor. Der botanische
+Name der Pflanze ist _Erythroxylon coca_, sie bildet eine eigene kleine
+Pflanzenfamilie, die im Wesentlichen auf die artenreiche Gattung
+_Erythroxylon_ beschränkt ist. Die Blätter sind schwach aromatisch und
+besitzen einen angenehm bitterlichen Geschmack. Das Alcaloid, welches man
+aus denselben gewinnt, bildet farblose Krystalle, die sich nur wenig in
+Wasser, dagegen leicht in Alcohol und noch leichter in Äther lösen.
+
+Ein ganz besonderes culturhistorisches Interesse ist an den
+Gewürznelkenbaum geknüpft, da er eine äußerst markirte Rolle in der
+Geschichte des Gewürzhandels gespielt hat. Der Gewürznelkenbaum (_Eugenia
+caryophyllata_) gehört zu den Myrtaceen wie die Myrten, Eucalypten,
+Guaiaven und Rosenäpfel, die wir in La Mortola sahen. Er ist ein
+immergrüner Baum mit wohlgeformter Krone, der über zehn Meter Höhe
+erreichen kann und lederartige, glänzende, durchscheinend punctirte
+Blätter besitzt. Die Blüthen stehen an den Enden der Zweige in
+doldenförmigen Blüthenständen. Der vierkantige Blüthenstiel breitet sich
+am oberen Rande in vier dicke, kurze Kelchlappen aus. An der
+Ursprungsstelle derselben sind die Blumenkronenblätter und die Staubfäden
+befestigt. Erstere werden ähnlich wie bei Eucalyptus als Kappe abgeworfen,
+wenn sich die Blüthe öffnet. Diesen Zeitpunkt wartet man aber nicht ab,
+sammelt vielmehr kurz zuvor schon die »Gewürznelken«, indem man sie mit
+den Händen vom Baume pflückt oder mit Bambusstäben abschlägt. Sie sind
+somit noch ungeöffnete Blüthen eines myrtenartigen Gewächses und haben mit
+den nur ähnlich duftenden Blüthen unserer Gärten, die wir als Nelken
+bezeichnen, den Dianthus-Arten, sonst nichts gemein. Beim Trocknen
+verändert sich die dunkelrothe Farbe in das bekannte Braun. – Die
+Gewürznelken waren den Chinesen schon vor unserer Zeitrechnung bekannt. Im
+vierten Jahrhundert vor Christus gelangten sie nach Europa. Man glaubte
+bis zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, daß Java oder Ceylon ihre
+Heimath sei; thatsächlich aber waren diese Inseln nur Stationen auf dem
+Wege des Gewürznelkenhandels. Erst die Entdeckung der Molukken durch
+Varthema 1504 klärte Europa über den Ursprung der Gewürznelken auf. Mit
+den Molukken zugleich gelangte der Gewürzhandel jener Inseln in die Hände
+der Portugiesen, dann ein Jahrhundert später an die
+holländisch-ostindische Compagnie, welche die Production von Gewürznelken
+und Muskatnüssen auf jede Weise zu monopolisiren suchte, ja sogar
+dieselbe, um sie besser überwachen zu können, auf nur wenige Inseln
+einschränkte. Auf den übrigen Inseln ließ sie die Gewürzbäume ausrotten.
+Um die hohen Preise zu halten, brachte die Compagnie nur begrenzte Mengen
+des Gewürzes auf den Markt, und als in Folge guter Ernten der Vorrath
+einmal, im Jahre 1760, zu stark anwuchs, wurde ein Theil desselben bei der
+Admiralität in Amsterdam verbrannt. Trotz strengster Überwachung von
+Seiten der Holländer gelang es dem französischen Gouverneur von Mauritius
+und Bourbon 1769 in den Besitz von Gewürznelken- und Muskatbäumen zu
+gelangen und sie auf seiner Insel anzupflanzen. Zwischen 1795 und 1802,
+als die Engländer die Molukken besetzt hielten, sorgten sie auch dafür,
+daß die Cultur der Gewürzbäume sich über die Grenzen dieser Inseln hinaus
+verbreite. Jetzt hat sich ihre Cultur über die tropischen Länder weit
+ausgedehnt, auf den Molukken selbst ging der Anbau der Gewürznelkenbäume
+ganz zurück, und nur die Muskatbäume werden dort noch im großen Maßstab
+gepflegt.
+
+Die Muskatbäume, die mit den Gewürznelkenbäumen stets zusammen genannt
+werden, gehören zu der Gattung _Myristica_, die den Lorbeergewächsen sehr
+nahe steht. Der wichtigste Muskatbaum ist _Myristica fragrans_, der in
+seinem Aussehen an unsere Birnbäume erinnert. Er besitzt eine rundliche
+Krone und dichte Belaubung. Seine Blüthen sind weiß oder gelblich und
+gleichen auffallend denjenigen unserer Maiblumen. Da sie klein sind, so
+fallen sie freilich nicht in die Augen. Das thun hingegen die hellgelben,
+aprikosenähnlichen Früchte, die der Baum gleichzeitig trägt. Diese Früchte
+springen bei voller Reife auf und dann leuchtet ein carmoisinrother
+Samenmantel aus ihrem Innern hervor. In Gestalt einer zerschlitzten Hülle
+umgibt er den schwarzbraunen, als Muskatnuß bekannten Samen. Er selbst
+wird fälschlich als Muskatblüthe bezeichnet.
+
+Auch der Zimmet war einst ein Monopol der Portugiesen, hierauf der
+niederländisch-ostindischen Compagnie und ging auf die
+englisch-ostindische über, als England 1796 Besitz von Ceylon ergriff.
+
+Wie Zimmet, Gewürznelken und Muskatnuß in der niederländischen Geschichte,
+so spielte der ostindische Pfeffer einst eine nicht unbedeutende Rolle in
+der Geschichte Venedigs. Namentlich aus Rücksicht auf diesen Pfeffer lag
+Venedig daran, das rothe Meer und Ägypten sich offen zu halten. Unmengen
+von Pfeffer wurden in Venedig, in dem Fondaco de’ Tedeschi, an die
+Deutschen verhandelt. Im Mittelalter herrschte, wie Flückiger besonders
+hervorhebt, eine kaum mehr verständliche Gier nach Pfeffer, der
+schließlich fast die Bedeutung eines überall gangbaren Zahlmittels
+erlangte. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert nahm er entschieden
+den ersten Rang unter den Gewürzen ein; er stand so hoch im Preise, daß
+ärmere Klassen von dem regelmäßigen Gebrauch desselben absehen mußten und
+»_cher comme poivre_« sprichwörtlich wurde. Diese Sucht nach Gewürzen kam,
+wie Le Grand d’Aussy erzählt, von den vielen schwer verdaulichen Speisen,
+welche man damals zu genießen pflegte. Es gab raffinirte Gourmands, welche
+Gewürze bei sich führten, um nach eigenem Geschmack die Speisen bei Tische
+sich mundgerecht zu machen. Régnard bezeichnet solche Eßkünstler als
+»_Docteurs en Soupers_«.
+
+Aus der Geschichte des Levantehandels im Mittelalter von Wilhelm Heyd geht
+hervor, daß zu den verbreitetesten Specereien damals auch der Ingwer
+gehörte, und daß er fast eben so stark begehrt war wie der Pfeffer. Diese
+Pflanze, deren Heimath in Ostindien liegt, kann man im Garten von La
+Mortola sehen. Ihre bis zu einem Meter hohen grünen Sprosse entspringen
+dem wohlriechenden Wurzelstock, der im Boden versteckt ist. Die Sprosse
+erinnern an die in unseren Gärten cultivirten Canna-Arten und tragen wie
+diese, in zwei Reihen angeordnete, doch wesentlich schmälere Blätter. Am
+Gipfel schließen sie, falls sie zur Blüthe kommen, mit dichtgedrängten
+Hochblättern ab, aus deren Achseln gelb- und violettgefärbte Blüthen
+entspringen. In La Mortola blüht freilich der Ingwer nicht, und auch in
+Asien kommen nur selten blühbare Stengel zur Entwickelung. Stücke des
+Wurzelstockes sind es, die, geschält oder ungeschält, als Ingwer in den
+Handel gelangen. Der aus China eingeführte in Zucker gekochte Ingwer
+stammt von zarten, sorgfältig geschälten Wurzelstöcken. Eingemachter
+Ingwer wurde schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in irdenen
+Töpfen nach Italien eingeführt, doch war Marco Polo der erste Europäer,
+der auf seinen Reisen in China und Indien von 1280–1290 die Pflanzen zu
+sehen bekam. Dieser mit Recht hochberühmte Reisende des Mittelalters
+erwarb sich überhaupt sehr große Verdienste um die Erforschung von China,
+weshalb ihm der Besitzer von La Mortola, der selbst längere Zeit im »Reich
+der Mitte« lebte, in der Eingangshalle seiner Villa ein glänzendes, von
+Salviati in Venedig als Glasmosaik auf Goldgrund ausgeführtes Brustbild
+widmete. Da freilich von Marco Polo ein authentisches Bildniß nicht
+bekannt ist, blieb es der Phantasie des Künstlers überlassen, wie er sich
+ihn vorstellen wollte.
+
+ IX.
+
+Wer den Weg von Mentone nach Nizza auf der vielgerühmten Route de la
+Corniche zurücklegen will, sollte dies nur bei völlig klarem Wetter thun.
+Denn unter den großen Eindrücken dieser Bergstraße darf die Aussicht
+landeinwärts in die schneebedeckten Seealpen nicht fehlen. Im Frühjahr
+sind die Berge meist von Wolken bedeckt und so dem spähenden Auge
+verborgen. Die Route de la Corniche ist an schönen Frühlingstagen von
+unvergleichlicher Wirkung. Sie fängt an bei Roccabruna zu steigen und
+folgt dann in unzähligen Windungen dem Abhang. Das eine Mal wendet sie
+sich landeinwärts, als wolle sie den Berg durchbohren, das andere Mal
+schlägt sie die Richtung nach dem Meere ein, als stürze sie sich in die
+Fluthen. Fort und fort wechseln die Bilder. Abwärts taucht der Blick in
+die grünen Thäler und trifft immer neue Einschnitte der Küste; aufwärts
+wird er begrenzt durch die mächtigen Kuppen der Berge. Wo diese
+auseinandertreten, da tauchen, wie mit einem Zauberschlag, die
+schneebedeckten Häupter der Seealpen in der Ferne auf. – Den höchsten
+Punkt hat die Corniche bei La Tourbie, der alten _Trophea_ oder _Turris in
+via_, etwa 500 Meter über dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der alten
+römischen Straße; Napoleon I. war es, der sie im Jahre 1805, so wie sie
+heute ist, ausbauen ließ. Jetzt ist die Tourbie sogar durch eine
+Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden. Einst lief hier die Grenze, welche
+Gallien von Italien schied. Der weit sichtbare, aus mächtigen Trümmern
+aufsteigende Thurm, der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch
+immer der Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten
+Jahrhundert erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
+hervor, das hier der Senat und das römische Volk dem Octavian errichten
+ließen, als die Schlacht bei Actium ihn zum Herrn der Welt machte. Plinius
+hat uns die Inschrift bewahrt, welche das Denkmal auf seinen vier Seiten
+trug. Außer der Widmung an den _Caesar Imperator_ standen da die Namen von
+vierundvierzig Alpenvölkern verzeichnet, welche unter römisches Joch
+gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers krönte das Denkmal, das,
+alter Schilderung nach zu urtheilen, großartig gewesen sein mußte.
+Trotzdem schonten es die späteren Zeiten nicht. Die Longobarden begannen
+seine Zerstörung. Die Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schöpften
+Jahrhunderte lang die Bewohner von La Tourbie aus den Trümmern, wie aus
+einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche und ihrer Häuser. Im
+zwölften Jahrhundert holten die Genueser hier Marmor zum Schmucke ihrer
+Bauten, und was dann noch verblieb, wurde am Hochaltar in der alten
+Kathedrale von Nizza verwandt. – Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit
+all seinem Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
+An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Höhe durch alle die
+Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den Berggipfeln errichtet
+hat. Selbst der höchste Berg über Monte Carlo, der 1150 Meter hohe
+Mont-Agel, dessen Gipfel weithin das ganze Land beherrscht, hat jetzt
+einen Kranz von Redouten erhalten.
+
+Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an welcher Eza auf
+schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht. Welche gewaltige
+Kraft war nöthig, um in so schwindelnder Höhe, so unvermittelt zwischen
+Himmel und Erde, aus mächtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgründen
+umgeben, vor jeder Überraschung sicher, haben nach einander nizzardische
+und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht. Armselige
+Häuser suchten Schutz an den befestigten Mauern, und auch heut noch stehen
+sie da und drängen sich um die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht
+verschwand von dieser Stätte: das Elend ist geblieben. Von außen aber
+vergoldet es die strahlende Sonne des Südens und hebt den stolzen Felsen
+majestätisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
+
+Nizza wird immer größer, verliert den ursprünglichen, italienischen
+Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten, cosmopolitischen Stadt
+an und amüsirt sich ohne Unterbrechung. Endlos folgen im Winter Redouten,
+Blumenschlachten, Regatten, Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser
+Trieb zum Vergnügen, der sich hier auch der einheimischen Bevölkerung
+bemächtigt hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale im Laufe
+der Zeiten erlebt. Unzählige Male wurde die Stadt geplündert und verwüstet
+durch Gothen, Longobarden, Saracenen und Provençalen. Frankreich eroberte
+sie wiederholt, um sie zu verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von
+der Pest heimgesucht, durch starke Kälte ihrer Oliven- und Orangenbäume
+mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken häufig überfallen. Daher
+vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevölkerung bemächtigt hat und
+der den Grund dazu legte, daß Nizza zu einer Metropole der schalen
+Vergnügungen aufwuchs. Mein Ziel war Nizza nicht, vielmehr das Cap
+d’Antibes, ein Ort, den ich schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte.
+Ein Aufsatz von George Sand, in der »_Revue des deux mondes_« vom Jahre
+1868, machte mich mit den Schönheiten dieses Vorgebirges zuerst bekannt.
+George Sand besuchte auf demselben den schönen Garten des hervorragenden
+französischen Botanikers Thuret und war von der Aussicht ganz hingerissen,
+die man von dort genoß. Daß das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, hängt
+mit seiner exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte für
+Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das Meer weit
+vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch sieht man von demselben
+die Schneealpen, und ist demgemäß auch nicht gegen den kalten Luftstrom
+geschützt, der von denselben kommt. Auch fehlte es am Cap bis vor Kurzem
+an einem guten Unterkommen, das den Reisenden zum längeren Bleiben hätte
+einladen können. – Ich halte das Cap d’Antibes für einen der Glanzpunkte
+der Riviera. Wer dessen Herrlichkeit in ganzer Fülle gleich genießen will,
+der besteige den Hügelrücken, der die Seelaterne und das bescheidene
+Kirchlein _Notre-Dame de Bon-Port_ trägt. Der Anblick, den man dort bei
+klarem, sonnigem Wetter genießt, ist geradezu überwältigend. Das Cap
+d’Antibes setzt sich so weit fort in das offene Meer, daß man von ihm aus,
+wie von einem Schiffe, das Land überblickt. Es trennt den Golf Jouan von
+der Baie des Anges und beherrscht so gleichzeitig die beiden Buchten. Im
+Westen wird das Bild von dem Esterel-Gebirge abgeschlossen, das in reicher
+Gliederung ganz unvermittelt aus dem Meere aufsteigt. Das Esterel erinnert
+in seinen Umrissen an das Siebengebirge, den Stolz unseres Rheinlandes,
+was sich aus dem vulkanischen Ursprung beider Gebirgszüge erklärt. Das vom
+Cap d’Antibes eine Stunde weit entfernte Cannes wird durch die Landenge
+der Croisette verdeckt, frei liegt hingegen vor ihm im Meere die
+Lerinische Insel St. Marguerite. Deutlich erkennt man auf ihr das Fort, in
+welchem einst der mysteriöse »_homme au masque de fer_« und neuerdings
+Bazaine eingekerkert waren. Es folgt an der Küste ein Ort auf den andern.
+Zunächst das Städtchen Golfe Jouan, in dessen wohlgeschütztem Hafen das
+französische Mittelmeer-Geschwader liegt. Zahlreiche Villen und Gärten
+decken die grünen Hügel, die sanft gegen das Meer abfallen. Nach Südwesten
+hin streckt das Cap d’Antibes noch einen Seitenarm in die Fluthen, und
+dieser trägt ein kleines Fort und das Grand Hôtel. Gegen Süden verliert
+sich der Blick in dem weiten Meer; gegen Osten kann er der Küste bis
+jenseits Bordighera folgen, wo diese endlich in dem Blau der Ferne
+schwindet. Im Halbkreis reihen sich an der Bai des Anges die Häuser von
+Nizza aneinander und versuchen es auch, die angrenzenden Hügel zu
+erklimmen. Im Vordergrund zeichnet sich grell das alte Antipolis, noch im
+mittelalterlichen Gewande, von steilen Mauern und Laufgräben umgeben und
+von dem malerischen Fort Carré beherrscht, das es zu Vaubans Zeiten
+erhielt. Nach Norden thürmen sich Berge auf Berge, um endlich in den
+schneebedeckten Alpen ihren verklärten Abschluß zu finden. So zeigt dieses
+Bild all das Erhabenste wieder vereinigt, was die Natur uns zu bieten
+vermag. Und wie wirkungsvoll zugleich ist der Gegensatz zwischen der
+unbegrenzten Fläche des Meeres und den bewegten Umrissen der
+himmelstürmenden Bergriesen; wie zart vermittelt die azurne Farbe des
+Wassers und das matte Grün der Küste, wie schroff abgesetzt das glänzende
+Weiß der Schneefelder von dem dunkeln Blau des Himmels! Wie athmet man
+frei in dem weiten Raum, welchen der Blick hier umfaßt; wie fühlt man sich
+geläutert durch die hehren Bilder, die sich in der Seele spiegeln!
+
+Das kleine Kirchlein Notre-Dame de Bon-Port ist mit manchem _ex voto_
+geschmückt. Ringe und Ketten von Schiffen, kleine aus Holz geschnitzte
+Kähne, die an den Wänden hängen, deuten den Dank Jener an, denen es
+gelang, sich aus stürmischer See zu erretten. Am 8. Juli eines jeden
+Jahres ziehen die Schiffer von Antibes barfuß den Hügel hinauf und holen
+das Standbild der Mutter Gottes herab, um es in gleichem Aufzuge am
+nächsten Sonntag von Antibes wieder hinauf zu tragen.
+
+Über das Grand Hôtel du Cap d’Antibes bildete sich ein ganz eigener
+Mythos. Es hieß, de Villemessant, der einst so bekannte Redacteur des
+»Figaro«, hätte den Bau veranlaßt, um ein Heim für Schriftsteller und
+Künstler zu schaffen. Dieselben sollten dort vereint ihren Arbeiten
+obliegen und durch die herrliche Umgebung zu bedeutendem Schaffen angeregt
+werden. Dieser Mythos war aber nur eine »_Blague_«, durch entsprechende
+Zeitungsartikel veranlaßt und durch eine »Expedition« großgezogen, die die
+Redaction des »Figaro« in diese Gegend unternahm. Auch scheint das
+treibende Motiv nur das gewesen zu sein, eine neue Station an der Riviera
+zu entdecken, von gleicher Rentabilität wie das rasch aufblühende Cannes.
+Man wollte es Lord Brougham nachmachen, von welchem der Reisebericht des
+»Figaro« vom 25. April 1867 erzählt, daß er die Stadt Cannes entdeckt habe
+– entdeckt insofern, als er dort Grundstücke zu 5 Sous den Meter vorfand,
+die sich bald zu 60 Francs verkauften. Der »Figaro« ließ es aber bei den
+schönen Plänen bewenden, und die projectirte »Villa Soleil« kam nicht zu
+Stande; wohl aber ließ ein Russe, der das Cap d’Antibes schon bewohnte,
+sich bestimmen, das große Hôtel du Cap zu erbauen. Das Unternehmen
+mißglückte, ein Pächter folgte dem andern, bis endlich das Haus
+geschlossen wurde. Erst jetzt, wo die Zahl der Reiselustigen so bedeutend
+zugenommen hat, stellen sich günstigere Bedingungen für das Unternehmen
+ein. Das Hôtel kam in sorgsame und geschickte Hände und wird sich
+voraussichtlich weiter gut entwickeln. Seine Lage ist einzig schön. Aus
+den Fenstern der Vorderseite hat man den vollen Blick auf den Golfe Jouan
+und das Esterel-Gebirge, während die Fenster der Rückseite nach den
+schneebedeckten Alpen schauen. Ein großer Garten umgibt das Gebäude und
+reicht bis zum Meer hinab. Er verliert sich in dem duftigen mediterranen
+Gestrüpp, und wo dieses aufhört, setzen nackte, zerrissene Felsen die
+schmale Landzunge fort. Unaufhörlich wälzt das Meer seine Wogen gegen
+diese Felsen, und heftiger Sturm jagt den Schaum der Wellen über dieselben
+hinweg. In tausend Klippen sind die steilen Abhänge des Caps zerrissen,
+bilden phantastische Stufen, Grotten, Buchten und Verstecke, und zu jeder
+Tagesstunde läßt sich an dem jähen Absturz eine Stelle finden, an der man,
+vor der Sonne und meist auch vor dem Winde geschützt, mit einem Buche in
+der Hand, sich niederlassen kann. Gelesen wird freilich kaum, denn die
+blauen Wellen schlagen fort und fort gegen die Steine und stören durch ihr
+Plätschern. Einmal berühren sie den Fels nur sacht, so daß man sie kaum
+hört, dann wieder schwellen sie an und plaudern so laut, als wollten sie
+vernommen werden. Zuweilen rollt die schwellende Fluth dicht heran, dann
+flieht sie wieder, und unwillkürlich folgt das Auge ihr nach. So lassen
+sich Stunden auf Stunden verträumen an dem steinigen Strande von Antibes,
+und unbemerkt verfliegt ein Tag nach dem andern. Die Nerven ruhen aus und
+sammeln neue Spannkraft für die gesteigerten Anforderungen der Zeit. –
+Ebenso wonnig wie auf seeumspülten Felsen lagert es sich zwischen den
+duftenden Sträuchern des Strandes mit dem blauen Zeltdach des Himmels über
+dem Haupte und einem begrenzten Stücke azurnen Meeres zur Seite. Man hat
+eine Decke über Myrten oder Rosmarinsträucher ausgebreitet und ruht nun
+wie auf einem Polster. Gewiß gehört es mit zu den hohen Reizen dieses
+bevorzugten Ortes, daß man aus dem Garten unmittelbar in die volle, reine,
+unverfälschte Natur gelangen kann. Denn die wohlriechenden Sträucher, die
+hier den Strand bedecken, sind nicht von Menschenhand gepflanzt. Sie
+bilden einen Vegetationstypus, der für das Mittelmeergebiet bezeichnend
+ist und den Namen _Maquis_ führt. Immer mehr weichen diese Maquis der
+Cultur, namentlich an dieser stark bevölkerten Küste. Ueber größere
+Flächen ausgedehnt, findet man sie hier noch im Esterelgebirge. In voller
+Prachtentfaltung treten sie dem Reisenden erst auf Corsica entgegen.
+
+Der Charakter dieser Maquis wird durch immergrüne Sträucher bestimmt.
+Selbst eine Anzahl baumartiger Gewächse nimmt in den Maquis Strauchform
+an. Bei der großen Mehrzahl dieser Sträucher ist die Laubentwickelung
+eingeschränkt worden, ja zum Theil geschwunden. Das Alles befähigt diese
+Pflanzen, langanhaltende Dürre auszuhalten. Im Frühjahr, wenn die nöthige
+Bodenfeuchtigkeit zur Verfügung steht, kommen sie gleichzeitig zur Blüthe
+und zaubern dann, auf sonst dürrem Boden, üppige Gärten hervor. Es walten
+in den Maquis die aromatischen Gewächsarten vor. Aus jedem Strauch, den
+man streift, befreit man ganze Ströme von Wohlgerüchen. Dem Boden, den man
+tritt, entlockt man eine Fülle flüchtiger Essenzen: Rosmarin, Thymian,
+Lavendel, Cistusrose, Myrte und Pistacie mischen ihre Düfte und erfüllen
+mit ihnen die Luft. Die Färbung der Maquis ist eine bräunlich-grüne, und
+erst die Blüthen beleben den einförmigen Ton. Sie treten auf in
+massenhafter Fülle. Das zarte Blau der Rosmarinblüthe gesellt sich dann
+dem grellen Gelb der Ginster, die helle Farbe der Ciströschen dem dunkeln
+Violett der Lavendel. Auf Corsica scheinen die Abhänge ein einziger
+Blüthenstrauß um jene Zeit zu sein, und der Wanderer wird von dem Duft
+berauscht, der diesem Blüthenmeer entströmt. Nicht ohne Grund behaupten
+die Schiffer, daß man Corsica im offenen Meere schon aus weiter Ferne
+*riechen* könne, und nach jenem würzigen Duft seiner Heimathsinsel sehnte
+sich auch Napoleon zurück auf St. Helena, vor seinem Ende.
+
+Was noch von den Maquis am Cap d’Antibes erhalten blieb, ist freilich
+wenig, und doch kann man selbst auf jener kleinen Landzunge vor dem Garten
+des Grand Hôtel fast alle die Arten zusammenlesen, welche den Typus der
+Maquis bestimmen. Unter den strauchartigen Formen fällt zunächst der
+Rosmarin durch seinen Duft, seine blauen Lippenblüthen und seine steif
+linealen, unterseits weiß-filzigen Blätter auf. Man begegnet ihm dort
+überall. Das wohlriechende Öl verflüchtigt sich, wenn man seine Blätter
+zerreibt. Diese Pflanze zieht man auch bei uns in den Gärten, besonders
+für die Bienen, deren Honig sie ein feines Aroma verleiht. Ihre
+Verbreitung nördlich von den Alpen wurde durch das Capitulare Karl’s des
+Großen 812 gefördert, welcher die Anpflanzung des »_ros marinus_« in den
+kaiserlichen Gärten befahl. Im Alterthum hat man den Rosmarin viel zum
+Winden von Kränzen benutzt und schmückte mit diesen die Bildsäulen der
+Laren. Im Mittelalter bemächtigte sich die Symbolik dieses immergrünen,
+duftigen Gewächses, und es wurde zum Sinnbild der Liebe, der Treue und des
+Todes. Als Sinnbild der Treue gilt es auch bei Shakespeare, der die
+wahnsinnig gewordene Ophelia sagen läßt: »Da ist Vergißmeinnicht, das ist
+zum Andenken: ich bitte Euch, lieber Herr, gedenket meiner – und da ist
+Rosmarin, das ist für die Treue.«
+
+Neben dem Rosmarin steht am Strande von Antibes überall der Thymian. Er
+hält sich am Boden, über und über bedeckt mit kleinen rosafarbigen
+Blüthen. Etwas höher steigt an reich verzweigten Stämmchen ein anderer
+Lippenblüthler auf, die _Lavandula Stoechas_, und streckt ihre violetten
+Blüthenähren zwischen den schmalen, weichfilzigen Blättern empor. –
+Zahlreich drängen sich aneinander die Ciststräucher. Sie erreichen hier
+kaum über einen halben Meter Höhe und tragen an reich verzweigten Ästen
+ihre bräunlich-grünen, klebrigen Blätter. Die Art mit kleineren weißen
+Blüthen ist _Cistus monspeliensis_; die andere mit weit größeren
+rosenrothen Blüthen, _Cistus albidus_. Die weißen wie die rosenrothen
+Ciströschen sind äußerst zart, in der Knospe zusammengeknittert, mit
+zahlreichen gelben Staubfäden in der Mitte verziert. Sie welken äußerst
+rasch, wenn man sie pflückt, doch entfalten sich an Zweigen, die man in
+Wasser stellt, alsobald neue Blüthen. Die Ciststräucher tragen nicht wenig
+dazu bei, den Maquis von Antibes einen charakteristischen Geruch zu
+verleihen. Das Gummiharz, welches einige südeuropäische Cistus-Arten
+ausschwitzen, war unter dem Namen Ladanum oder Labdanum früher ein
+berühmtes, von griechischen Aerzten viel benutztes Heilmittel. Heute wird
+es nur noch zum Räuchern verwendet. – Wer aufmerksam den Boden zwischen
+den Ciströschen durchsucht, kann ein eigenthümliches Gewächs dort finden,
+einen Parasiten, der aus den Wurzeln der Ciströschen seine Nahrung zieht.
+Er fällt durch seine brennend gelb-rothe Färbung auf und heißt _Cytinus
+hypocistis_. Grüne Blätter fehlen ihm; er hat sie eingebüßt, da er sich
+nicht mehr selbständig zu ernähren braucht. Die Rafflesiaceen, zu denen
+dieser Cytinus gehört, sind im Übrigen Tropenbewohner. Sie leben
+parasitisch und entwickeln dabei zum Theil riesig große Blüthen. Die
+größte Blüthe der Welt wird von einer solchen Rafflesiacee, der _Rafflesia
+Arnoldi_, erzeugt, welche auf Sumatra den Wurzeln gewisser Cistus-Arten
+aufsitzt. Diese Blüthen können einen Meter im Durchmesser erreichen. – Den
+Ciströschen nahe verwandt sind die Sonnenröschen, Helianthemum-Arten, die
+auch unserer Flora nicht fehlen und in den Maquis hier und dort mit ihren
+zarten schwefelgelben Blüthen am Boden hervorschauen. – Wesentlich höher
+als selbst die Ciströschen wird ein stark bewaffneter Strauch mit gelben
+Schmetterlingsblüthen, die _Calycotome spinosa_. Diese verdient es wohl,
+eine nahe Verwandte der _Genista acantoclada_, jener Tartarusgeißel zu
+sein, deren wir früher erwähnten. Sie ist mit dornartigen, scharfen
+Seitenästen so dicht besetzt, daß man sie sorgfältig in den Maquis meiden
+muß. Weniger unzugänglich ist die nah verwandte Besenpfrieme (_Spartium
+junceum_), ein fast blattloser Strauch mit rutenförmigen grünen Ästen und
+großen gelben Blüthen. Aus diesen Binsenpfriemen werden Körbe, Netze, ja
+selbst Schuhe geflochten, der Bast wird zum Binden benutzt, auch eine Art
+Leinwand aus ihm dargestellt.
+
+Sehr häufig in den Maquis ist die Mastix-Pistazie (_Pistacia Lentiscus_).
+Hier tritt sie nur als Strauch auf, während sie unter anderen Bedingungen
+auch zum Baume emporwachsen kann. Einen solchen schönen Lentiskenbaum, mit
+dichter, schirmförmiger Krone, kann man unweit vom Hôtel, im Garten einer
+Villa von der Straße aus bewundern, die nach Golfe Jouan führt. Die
+dunkelgrünen, paarig gefiederten, lederartig zähen, oberseits glänzenden
+Blätter sind für _Pistacia Lentiscus_ charakteristisch; es zeichnet sie
+außerdem ein besonderer harziger Geruch aus. Die an sich sehr kleinen
+Blüthen fallen schon aus der Ferne auf, weil sie in dunkelrothen Trauben
+bei einander stehen. Dieses Gewächs liefert den altberühmten Mastix, doch
+kann derselbe nicht aus dem Strauchwerk der Maquis, sondern nur aus
+sorgsam cultivirten Mastixbäumen gewonnen werden. Diese gedeihen am Besten
+auf der Insel Chios und haben dieser Insel sogar den Namen der
+Mastix-Insel verschafft. Das Harz, welches aus künstlich ausgeführten
+Einschnitten, doch auch von selbst aus den Zweigen hervortritt, findet
+seine hauptsächliche Verwendung im Orient, wo es gekaut wird, ähnlich wie
+die Blätter des Betelpfeffers in Indien. Es heißt, daß Mastix das
+Zahnfleisch festige und den Athem parfümiere. Vornehme türkische Frauen
+bringen den ganzen Tag mit Mastixkauen zu. Bei uns wird wohl auch
+Zahnpulver aus dem Mastix bereitet, vornehmlich aber dient er zum Räuchern
+und zur Firnißbereitung.
+
+Fremdartig muthet den Nordländer das Wolfsmilchbäumchen, _Euphorbia
+dendroides_, an, da wir doch unsere Wolfsmilcharten nur zu sehr
+bescheidener Höhe emporwachsen sehen. Diese Euphorbia-Bäumchen können an
+der Riviera zwei Meter Höhe erreichen und Stämme bilden, die man mit
+beiden Händen kaum zu umfassen vermag. Die Pflanze gabelt sich fort und
+fort während ihres Wachsthums und bildet eine gewölbte Scheindolde, die
+durch ihre gelbe Färbung von Weitem schon in die Augen fällt. Sie ist eine
+der eigenartigsten Pflanzenformen der Riviera. Man findet sie in den
+Maquis und auch sonst durch das Land zerstreut. Schon Dioskorides und
+Plinius war sie aufgefallen. Zur Zeit der Sommerdürre wirft sie ihre
+Blätter ab und steht kahl da, wie unsere Gewächse im Winter. Das Volk an
+der Riviera streut diese Wolfsmilchart ins Wasser, um die Fische zu
+betäuben, und über einen ähnlichen Brauch wird auch aus Griechenland
+berichtet. – Bedeutend steht diesem Wolfsmilchbäumchen an Größe eine
+andere Wolfsmilchart nach, die in den Maquis sich als niedriger Busch am
+Boden hält, die _Euphorbia spinosa_. Sie ist gelb gefärbt, wie die große
+Art und führt den Namen nach den abgestorbenen Zweigen, die in harte
+Spitzen auslaufen. – An ihren fleischigen, kleinen, dicht gedrängten
+Blättern, ihren weißbehaarten, überhängenden Zweigen, den kleinen, gelben,
+unscheinbaren Blüthen ist eine sonst seltene Thymelaeacee, die _Passerina
+hirsuta_, kenntlich. Auch die baumartige Heide, _Erica arborea_, fehlt
+nicht in den Maquis am Cap. Sie schmückt im Frühjahr ihre Zweige so dicht
+mit den kleinen glockenförmigen Blüthen, daß sie aus der Ferne ganz weiß
+erscheint. Der Erdbeerbaum (_Arbutus Unedo_) ist hier auch, doch nicht
+zahlreich, vertreten; seine erdbeerartigen Früchte werden auf den Märkten
+der Riviera feil geboten. Im Aussehen gleicht er der Heide kaum, entstammt
+aber doch derselben Familie. Die Übereinstimmung liegt nicht im Laub, wohl
+aber in den glockenförmigen Blüthen, die im Übrigen größer sind und in
+röthlich weißen Rispen abwärts hängen. Die immergrünen Blätter sind
+eiförmig, am Rande stark gezähnt; sie sehen wie Lorbeerblätter aus. Die
+Früchte reifen sehr langsam; man findet sie oft, mit neuen Blüthen
+zusammen, noch am Baume. Sie schmecken süßsäuerlich, doch fade, daher auch
+Plinius ihren Namen »_Unedo_« von »_unum tantum edo_« (nur eine esse ich)
+ableitete. Dem römischen Volke dienten Arbutuszweige als Zaubermittel. Mit
+ihnen wurden dreimal die Pfosten und Schwellen der Thüren berührt, um
+vampyrähnlichen Geschöpfen den Eingang zu wehren, die des Nachts den
+Kindern in der Wiege das Herzblut aussaugen sollten. Ein Zweig des
+glückverheißenden Weißdorns im Fenster des Schlafgemachs hielt auch die
+Unholde ab.
+
+Überall drängt sich in die Maquis die immergrüne Steineiche, _Quercus
+Ilex_, ein. Sie bleibt dort strauchartig. Ihre eiförmigen, vorn
+zugespitzten Blätter sind an der Unterseite grau und an diesem Merkmal von
+den benachbarten Sträuchern zu unterscheiden. Die scharfe Zähnelung des
+Blattrandes kann auch fehlen. Außerhalb der Maquis ist die immergrüne
+Steineiche ein mächtiger Baum. Aus ihrem Laube wurde im alten Rom die
+Bürgerkrone geflochten, von der Plinius sagt, sie überstrahle alle anderen
+Kränze, selbst die kostbarsten, an Würde. An einzelnen Sträuchern der
+Maquis klettert eine zarte Spargelart (_Asparagus acutifolius_). Der
+holzige, biegsame Stengel, der an abstehenden blattlosen Seitenästchen
+kleine nadelförmige Zweige trägt, welche die Stelle der Blätter vertreten,
+wird viel zu Guirlanden benutzt, und öfters findet man an der Riviera
+Spiegel und Kronleuchter der Wohnräume von solchem Spargelkraut umwunden.
+Die jungen Triebe dieser Asparagus-Art genießt man wie unseren Spargel. In
+Sicilien werden in ähnlicher Weise als »Spargel« die jungen,
+wohlschmeckenden, schon im Alterthum geschätzten Triebe des stechenden
+Mäusedorns (_Ruscus aculeatus_) verzehrt.
+
+Zu den Charakterpflanzen der Maquis gehört ferner der Phillyreastrauch
+(_Phillyrea angustiflora_), daher ich ihn nicht übergehen darf. Er
+erreicht ein bis zwei Meter Höhe und ist durch seine auswärts gerichteten,
+lineal-lanzettlichen, lederartigen Blätter und die kleinen, weißlichen, in
+sehr kurzen Trauben zusammengedrängten Blüthen ausgezeichnet. Dieser
+Strauch gehört zu derselben Familie wie der Ölbaum, dem er auch ein wenig
+ähnelt. – Botanisch sehr interessant als Vertreter der Cneoraceen, ist ein
+Strauch mit glänzenden grünen, lanzettförmigen Blättern und kleinen,
+gelben Blüthen, die zu zwei bis drei an den Enden der Zweige stehen:
+_Cneorum tricoccum_. Seiner eleganten Tracht wegen wird er auch in den
+Gärten der Riviera vielfach cultivirt; man sieht ihn sogar in den so
+raffinirt gehaltenen Casinogärten von Monte Carlo einen, wenn auch
+bescheidenen, Platz einnehmen.
+
+Die mit großen, rothfarbigen Scheinbeeren beladene Wachholderart der
+Maquis ist _Juniperus oxycedrus_. Ihre Scheinbeeren werden im Orient und
+in Griechenland ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+Das Holz widersteht sehr gut der Luft und den Würmern und diente im
+Alterthum vielfach zur Darstellung von Götterbildern. – An offenen Stellen
+strebt vom Boden empor _Globularia Alypum_ und trägt an den Enden der
+Zweige schöne blaue Blüthenköpfchen. – Wird der Boden so unfruchtbar, daß
+er andere Gewächse nicht zu ernähren vermag, so deckt ihn in dichtem Rasen
+die _Caldonia alciornis_, eine graue Flechte, die auch sonst über Europa,
+über Nordafrika, Nordamerika und einen Theil von Asien verbreitet ist.
+
+Überall in den Maquis von Antibes begegnen wir der Myrte und der
+Strauchform des Ölbaums. Der Ölbaum paßte sich wie die Steineiche den
+Maquis an und wurde zum Strauch. Er veränderte sich so stark, daß ihn
+schon die Alten in dieser Form als Oleaster unterschieden. Der Oleaster
+wie die Myrte wagen sich ganz besonders weit an dem Strande vor. Sie
+trotzen dem heftigsten Seewind und werden von ihm so abgerundet, als hätte
+sie Menschenhand geformt. Ein Theil ihrer Zweige ist an der Seeseite kahl,
+zuweilen wirklich abgestorben. Die Zweige des Ölbaums, ein Sinnbild des
+Friedens, nehmen am Oleaster, in so exponirter Lage, dornartige Gestalten
+an. Sie spitzen sich zu, ragen so als scharfe Waffen an der Seeseite vor
+und machen den Strand dort unzugänglich. An der Landseite bewahrt die
+Pflanze gleichzeitig ihren friedlichen Charakter. Dieser unmittelbare
+Einfluß der Medien kommt auch in der Ausbildung der Blätter zum Ausdruck,
+die an der Seeseite sehr klein bleiben, an der Landseite weit bedeutendere
+Größe erreichen. – Bis zuletzt begleitet die Sträucher der Maquis am
+Strande die »italienische Stechwinde« (_Smilax aspera_) und findet Schutz
+zwischen ihren Zweigen. Blätter und Stengel dieser Schlingpflanze sind mit
+Stacheln besetzt, die ihr das Klettern erleichtern. Im Frühjahr ist die
+Stechwinde mit rothen Fruchttrauben geschmückt. Nach Blüthen muß man im
+Herbst suchen. Diese duften sehr lieblich; daher wurde blühende Stechwinde
+im Alterthum, mit Epheu in Kränze gewunden, oft bei Bacchusfesten
+verwendet.
+
+Diese Aufzählung mag genügen, um Denjenigen, der Freude hat an den
+Erscheinungen der Pflanzenwelt, in das Leben der Maquis einzuführen. Er
+wird bald die einzelnen Pflanzenformen unterscheiden lernen, sie beim
+Wiedersehen als alte Bekannte begrüßen und innerhalb dieser duftigen
+Umgebung sich um so heimischer fühlen.
+
+Auf dem schmalen Vorsprung, der, den Stürmen preisgegeben, hier noch
+einige hundert Meter weit das Cap fortsetzt, sieht man schließlich alles
+Pflanzenleben schwinden. Immer härter wird der Kampf, den die Gewächse in
+so exponirter Lage zu bestehen haben, und sein Einfluß macht sich in ihrem
+Aussehen kenntlich. Da alle über die Bodenfläche sich erhebenden Theile
+der Pflanze der Zerstörung ausgesetzt sind, sucht diese aus jeder
+Vertiefung des Bodens Vortheil zu ziehen. Sie breitet sich flach an der
+Erde aus, erhält knorrige, kriechende Stengel, eine ganz abenteuerliche
+Gestalt. Auffallend ähnlich wird das Aussehen solcher Gewächse demjenigen
+der Alpenpflanzen. Wir könnten, dem Vegetationsbilde nach, uns einige
+tausend Meter hoch über dem Meeresspiegel denken, reichten die blauen
+Wellen nicht fast bis an unsere Füße. Die verkrüppelten Gewächse der
+Maquis weichen allmälig den Strandpflanzen. Auch diese finden alsbald nur
+noch Schutz in Spalten oder hinter den Steinen. Dem nackten Felsen haftet
+aber noch an vielen Stellen, in Gestalt runder Flecke, eine gelbe Flechte,
+die _Lecidea_, an. Zuletzt dringt das Meer von allen Seiten zwischen die
+zerrissenen Felsen ein, und wir stehen ganz anderen Vertretern des
+Pflanzenreichs gegenüber, den form- und farbenreichen Seealgen, den
+Bewohnern des Meeres.
+
+In vollem Contrast tritt uns dann bei der Rückkehr die Fülle südlicher
+Pflanzenformen in dem Garten des Hôtels entgegen. Vor dem Hause stehen
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) von ganz seltener Schönheit.
+Sie bilden kugelige Sträucher von fast zwei Meter Höhe und sind mit
+Tausenden strahliger Blüthenköpfchen, wie mit weißen Sternen besetzt. Über
+die Mauern herab hängt mit ihren dicken, fleischigen Stengeln und Blättern
+die südafrikanische Mittagsblume (_Mesembryanthemum acinaciforme_), die
+ihre großen rothen Blüthen nur bei Sonnenschein entfaltet. In
+unmittelbarer Nähe des Hauses ist der so überaus große Garten wohl
+gepflegt, weiterhin aber sich selbst überlassen. Da entwickelt sich denn
+ein merkwürdiger Kampf um Raum, um Licht und Nahrung zwischen den
+Gewächsen aller Zonen, welche der Zufall hier zusammenführte. Die
+australischen Casuarineen werden von dem amerikanischen Pfefferbaum
+bedrängt, das japanische Pittosporum wehrt sich gegen die mediterrane
+Tamariske. Siegreich dringen aber gegen sie alle die beiden Kieferarten
+vor, denen wir überall an der Riviera begegnen, die zartnadelige
+Aleppokiefer (_Pinus halepensis_) und die derbnadelige Strandkiefer
+(_Pinus Pinaster_) und vermitteln den Übergang zu den Maquis.
+
+Zwischen den Kiefern am Cap begegnet man, wie auch sonst an der Riviera,
+nur zu häufig einer Processionsraupe, der Raupe des
+Pinien-Processionsspinners, _Cnethocampa Pityocampa_. Diese schwarzen,
+braun gestreiften Raupen ziehen im Gänsemarsch zu Hunderten über die Wege.
+Die eine berührt die andere, und sie bilden so zusammen eine lange Schnur,
+eine lebendige Kette, die sich als Ganzes vorwärts bewegt. Unterbricht man
+die Kette, so bleibt der vordere Abschnitt derselben stehen, der hintere
+Abschnitt rückt nach. Hin und her tastend sucht die erste Raupe dieses
+hinteren Abschnittes wieder nach dem Anschluß. Gelang es ihr, die hintere
+Raupe des vorderen Abschnittes zu erreichen, so setzt sich die ganze Kette
+wieder in Bewegung. Diese Raupen richten großen Schaden an Kiefern und
+auch Pinien an, sie berauben sie oft vollständig ihrer Nadeln. Des Tags
+halten sie sich in jenen großen grauen Gespinnsbeuteln auf, die an Kiefern
+und Pinien so in die Augen fallen, und in der Sonne seidig glänzen. Des
+Nachts verlassen sie das Nest, um auf Futter auszugehen. Jene Raupen,
+denen man am Boden begegnet, suchen nach einer passenden Stelle, um sich
+in der Erde zu verpuppen. Man darf weder die Raupen noch ihre Nester
+berühren, da die in die Haut eindringenden Haare derselben gefährliche
+Entzündungen veranlassen. Daher auch Leute, welche die Nester von den
+Bäumen entfernen, um sie zu verbrennen, sich gegen den Wind stellen und
+auch sonst sehr vorsichtig zu Werke gehen. Als bestes Verfahren gilt,
+Petroleum in die Nester zu gießen, ohne sie zu entfernen. – Die hängenden
+Nester dieser Raupen und ihre langen Züge sind so auffällig, daß sie wohl
+jeder Reisende an der Riviera bemerkte. Nur wenige werden hingegen
+Gelegenheit haben, die Spinner kennen zu lernen, die sich aus den
+verpuppten Raupen entwickeln. Sie sind auch weder auffällig noch schön,
+grau, mit einigen dunkleren Flecken und Streifen. Sie fliegen im
+Hochsommer, legen ihre Eier an die Unterseite der Kiefernadeln und
+bedecken sie mit dünnen silbergrauen Schuppen.
+
+ X.
+
+Ein Stück unverfälschte Maquis bietet uns auch das weite Grundstück,
+östlich neben dem Hôtel. An Sonntagen steht das Thor den ganzen Tag offen,
+um den Zugang zu der englischen Kapelle zu ermöglichen, die sich innerhalb
+dieses Grundstücks befindet. Auch sonst gestattet die Besitzerin gern den
+Besuch. Der schöne Garten, der das Wohnhaus umgibt, ist nur wenig
+ausgedehnt, der meiste Boden noch in seinem früheren Zustand. So gelangt
+man nach Eintritt in die Besitzung durch immergrüne Sträucher, üppige
+Erica-Büsche und mächtige Euphorbien, bis zum Meeresstrande. Dieser ist
+hier besonders schön gestaltet und hat schon manchem Maler als Vorwurf
+gedient: Steil aufsteigende und zerrissene Felsen, vom Meere umspült,
+vielfach an die Faraglioni von Capri erinnernd. Der Besitzer James Close
+liebte dieses Stück Erde so sehr, daß er sich hier begraben ließ. Der
+Ausblick zwischen den Felsen nach dem Esterel und ins weite Meer ist
+großartig und entzückend. Auch lauscht man gern dem Rauschen des Wassers,
+das sich in den tiefen Felsenspalten hebt und senkt und forscht dem bunten
+Leben nach, das hier im Schatten der Steine aus den Tiefen des Meeres zum
+Lichte emporsteigt.
+
+ XI.
+
+Wer am Cap d’Antibes einen Seesturm erlebte, wird den Eindruck nie
+vergessen. Für das schlechte Wetter, welches er zuvor erleiden mußte, wird
+er bald durch den Anblick des entfesselten Elements entschädigt. Ein
+starker Wind bläst zunächst vom Meere aus; das ist Scirocco. Die Luft wird
+unendlich klar, und alle Gegenstände rücken in die Nähe. Die Umrisse der
+Berge sind wie mit Bleistift am Himmel gezogen. Sucht man sich vor dem
+Wind zu decken, so empfindet man beklemmende Schwüle. Dann beginnt der
+Horizont sich in rothgrauen Dunst zu hüllen. Die Macht des Windes läßt
+nach, und es trübt sich der ganze Himmel. Bald hört man große Regentropfen
+gegen die Scheiben schlagen. Das hält wohl einige Tage an. Die Temperatur
+ist stark gesunken, die Luft bleibt trotzdem drückend. In den Zimmern
+sehnt man sich nach dem warmen Ofen seiner Häuslichkeit zurück. Doch schon
+am nächsten Morgen wacht man auf, geblendet von dem leuchtenden Blau des
+Himmels. Man eilt hinaus und athmet mit voller Brust die erquickende Luft
+ein. Noch glänzen alle Pflanzen von dem frischen Regen, und wie Diamanten
+fließen funkelnde Tropfen von den Blättern ab. Die Brandung aber stürmt
+mit Gewalt gegen die Felsen der Küste, als wenn sie dieselben
+zerschmettern wollte. Weithin vernimmt man das donnerartige Getöse des
+Angriffs. Die Spitze des Caps ist nicht zu erreichen, denn die Wellen
+fegen darüber hinweg. Fern am Horizont steigt die Welle auf wie eine
+geschlossene Mauer; auf ihrem Wege schwellend und wachsend, wälzt sie sich
+gegen das Land, um zerschmettert und von weißem Schaum ganz bedeckt wieder
+zurückzurollen. Sie trifft auf eine andere Welle, die ebenso drohend
+nahte, und beide sieht man verschwinden. Da wird es plötzlich still. Ein
+Wellenberg ist auf ein Wellenthal gestoßen, beide glichen sich aus. Doch
+wenn Wellenberge zusammentreffen, dann schwillt die stürmende Woge so
+mächtig an, daß sie ächzend sich überschlägt und mit gewölbtem Rücken auf
+die Felsen wirft. Ungeheuere Wassermengen werden dann in die Luft
+geschleudert, und See und Himmel scheinen in demselben Chaos zu
+verschmelzen. Mit dumpfem Knall, wie von schwerem Geschütz, fangen sich
+die Wellen in den Grotten, die sie selbst in den Stein sich gruben; wie
+ein Jammern und Stöhnen klingt es durch das Cap von den vielen
+Wasserfäden, die sich in den Gängen zwischen den Felsen verirrten und, in
+hastigem Lauf über die Steine stürzend, ihren Weg nach dem Meere suchen.
+Von dem anstürmenden Element allseitig umgeben, glaubt man sich fast ins
+offene Meer versetzt und ist ganz von dem Schauder des Sturmes ergriffen.
+Wie wohlthuend wirkt da zugleich der feste Boden unter den Füßen!
+
+Tage vergehen, bevor die Erregung des Meeres sich legt und die weite
+Wasserfläche wieder Ruhe und Frieden athmet. Und täglich ist es ein
+anderes, wenn auch immer das gleiche, und täglich fesselt es uns von Neuem
+und entzückt unser Auge, dieses göttliche Meer.
+
+ XII.
+
+Wer am Cap d’Antibes im Bergsteigen sich üben möchte, bleibt auf den nur
+hundert Meter hohen Bergrücken angewiesen, der die Seelaterne und die
+_Notre-Dame de Bon-Port_ trägt. Doch sind die Spaziergänge längs der
+Buchten, an den Abhängen der Hügel und zwischen den Gärten so
+mannigfaltig, daß man sie täglich ändern kann. Stets wird man durch eine
+neue Aussicht auf die Küste, das Gebirge, die Schneegipfel der Alpen,
+durch malerische Felsgruppen am Strande oder durch besonders schöne
+Vegetationsbilder überrascht. Selbst die sonst so eintönige Wanderung auf
+einer Landstraße wird hier zum Genuß. So wenigstens auf der Landstraße,
+die das Cap durchschneidet. Denn diese führt an endlosen Pflanzungen von
+Anemonen, Ranunkeln, Goldlack, Levkojen, Tazzetten und Reseda vorbei.
+Besonders fesselt das Auge die Pracht der Ranunkeln und Anemonen, die man
+schöner und farbenreicher nirgends sehen kann, während der Geruchssinn
+zugleich umfangen wird von dem Dufte, der dem übrigen Blüthenmeer
+entströmt. Zu jenen Blüthen im Felde gesellen sich hier in großer Zahl
+auch die Blüthen der Lüfte, die Schmetterlinge. Rothgefleckte Aurorafalter
+fliegen rasch vorüber; langsam wiegt sich hin und her der schwarz
+gestreifte, gelbe Segelfalter; am meisten fällt aber durch ihre Schönheit
+die Cleopatra auf, ein südeuropäischer, schwefelgelber Citronenfalter mit
+orangeroth abgetönten Vorderflügeln.
+
+Das Cap von Antibes versorgt jetzt mit seinen Blumen die nächsten Märkte
+der Riviera und versendet sie auch in großen Mengen täglich nach dem
+Norden. Wie groß der Verbrauch an Blumen an der Riviera selbst geworden
+ist, wird Jeder beurtheilen können, der die Blumenmärkte der Städte dort
+besuchte und einigen Blumenfesten beigewohnt hat. Die Blumenausfuhr nach
+dem Norden hat andererseits riesige Ausdehnung angenommen. Thatsächlich
+reicht diese Art Blumencultur an der Riviera nicht über 1850 zurück,
+früher wurden die Blüthen nur zum Zwecke der Parfümerie gezogen. In der
+nächsten Nähe von Toulon beginnen die Pflanzungen und reichen bis nach
+Genua; die französische Seite der Riviera ist in einen einzigen
+Blumengarten schon verwandelt. In Ollioules bei Toulon werden Unmengen
+römischer Hyacinthen gezogen und wandern abgeschnitten nach den nordischen
+Städten, bevor die holländische Hyacinthe dort erscheint. In Ollioules
+gibt es auch Narcissen, Jonquillen, Tazzetten, weiße und rothe Nelken. In
+der Gegend von Cannes und Grasse herrschen die Anemonen und Ranunkeln vor.
+Sie zeigen ungeahnte Größe und seltene Farbenpracht. Nicht minder staunt
+man über den Umfang, den Nelken, wie der _Dianthus Caryophyllus flore
+pleno, var. Marguerite_, hier erreichen können: manche Blüthe sieht aus,
+als wenn sie ein kleiner Blumenstrauß wäre. Zu diesen Pflanzen gesellen
+sich die Theerosen. Unter ihnen herrscht die sattgelbe _Safrano_ vor, die
+auch rauhe Witterung gut verträgt und selbst im December ihre
+Blüthenknospen treibt. Gleich genügsam sind manche Monatsrosen, die weiße
+_Bengal-Ducher_ und die rothe _Bengal-Sanglant_, die demgemäß auch
+bevorzugt werden; doch an stark besonnten Mauern und unter Glasdächern,
+die in Cannes und Antibes große Bodenflächen decken, gedeihen die
+empfindlicheren Rosen, so auch _Maréchal Niel_, _Marie van Houtte_,
+_Gloire de Dijon_, _Souvenir de la Malmaison_, _Paul Nabonnand_, _La
+France_ und wie sie sonst heißen, jene Rosen, die auch unsere Blumengärten
+im Sommer zieren. Hunderttausende solcher Blüthen entfalten sich im
+Frühjahr an einem und demselben Tage in Cannes und Antibes, oft ohne daß
+noch eine Möglichkeit vorhanden wäre, sie alle zu verwerthen. – In Cannes
+steht jetzt auch die _Acacia dealbata_ in schwungvoller Cultur und wandert
+nach dem Norden. Ihre runden Blüthenknäuel, in Traubenform vereint, und
+die zart gefiederten Blätter haben ihr im Handel den Namen Mimose
+verschafft. Der Baum wächst erstaunlich rasch, so daß er in fünf bis sechs
+Jahren wohl zehn Meter Höhe erreicht. Er ist dann schon im Januar mit
+gelben Blüthen über und über bedeckt. Nach Deutschland gelangt viel
+_Acacia retinoides_, die runde Blüthenknäuel wie die andere Art besitzt,
+doch einfache lederartige lancettförmige Blätter trägt. Eigentlich sind
+jene Blattgebilde nicht ganze Blätter, vielmehr hat der wissenschaftliche
+Vergleich gelehrt, daß die Blattfläche bei diesen Acazien schwand und der
+Blattstiel sich spreitenartig erweiterte. Wir nennen solche Gebilde
+Phyllodien. Auch _Acacia longifolia_, die man viel in nordischen
+Blumenläden sieht, ist mit solchen Phyllodien versehen. Man erkennt sie
+leicht daran, daß ihre Blüthen nicht zu runden Knäueln, sondern zu
+raupenförmigen Kätzchen vereinigt sind. Alle diese Acazien blühen gelb,
+sie folgen in der Jahreszeit auf einander, zuletzt kommt _Acacia
+cultriformis_, die erst im März an der Riviera im Blüthenschmuck prangt.
+Ihre Blüthenstände sind wiederum rund, die Phyllodien aber kurz und breit,
+zugleich rautenförmig. – Allen Blumensendungen nach dem Norden pflegt man
+die überall beliebte Reseda beizulegen. Veilchen vertragen schlecht eine
+weite Reise, werden aber an der Riviera selbst in Unmengen verbraucht,
+dort auch mit Syrup getränkt und zu Dragée’s verarbeitet. Dann versendet
+man auch blaue Kornblumen, Tuberosen, Goldlack und Levkojen, Gladiolen und
+weißblühendes Allium, Ixien und die duftenden Freesien. An der Riviera
+selbst fällt dem Fremden in den Schaufenstern der Blumenläden eine große
+graue Iris auf, die ganz fein purpurn gesprenkelt ist, eine wahre
+Trauerblume, die _Iris Susiana_. Von den großen weißen oder gelben
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) werden die Blüthen auch viel
+verwandt, besonders die gelben, die als _Étoile d’Or_ bekannt sind. Sie
+wandern vornehmlich nach England. Die Expedition dieser Blume reicht bis
+in den Juni hinein, so lange, als in London die Saison dauert. Man hat
+berechnet, daß von allen diesen Blumen Cannes und Antibes zusammen in
+einem Winter für mehr als eine Million Francs nach dem Norden versenden;
+viel mehr noch wird an der Riviera selbst verkauft.
+
+Die überaus starke Concurrenz veranlaßt strebsame Geister, nach immer
+neuen »Schöpfungen« für den Blumenmarkt zu sinnen. So erschienen plötzlich
+in den Centralhallen von Paris als »Neuheit« *grüne* Nelken. Solche hatte
+man in der That bisher nicht gesehen, es sei denn auf den Bildern der
+Impressionnisten. Es ergab sich, daß auch diese grünen Nelken nicht ganz
+unverfälschte Naturproducte waren. Man erhält sie, indem man
+abgeschnittene weiße Nelken einen ganzen Tag lang, ja selbst länger, in
+eine grüne Farbstofflösung stellt. Soll der Versuch gut gelingen, so muß
+der Stengel innerhalb der Lösung frisch durchschnitten werden. Man kann in
+gleicher Weise die eine oder die andere Färbung erlangen, nur gilt es,
+Farbstoffe zu wählen, welche gut in der Pflanze aufsteigen. Am leichtesten
+gelingen Rothfärbungen weißer Blüthen mit Eosin.
+
+Am Freitag Nachmittag beleben sich plötzlich die Straßen am Cap. Da kommen
+von allen Seiten Equipagen und bringen Besucher nach Elen Rock, dessen
+Garten an jenem Tage geöffnet ist. Dieser Garten nimmt einen Vorsprung ein
+östlich vom Cap. Er liegt zum Theil auf schroffen Felsen, die senkrecht
+gegen das Meer abfallen. Stufen und Gänge innerhalb dieser Felsen führen
+hinunter bis zur Meeresfläche. Der Garten bietet herrliche Aussichtspunkte
+und ist auch reich an schönen Pflanzen, doch macht er einen etwas
+gekünstelten Eindruck innerhalb der so großartigen Umgebung.
+
+Am Dienstag ist vom frühen Morgen an der Thuret’sche Garten geöffnet,
+derselbe, der einst George Sand so sehr entzückte. Er dient jetzt der
+französischen Regierung als Acclimatisationsgarten und enthält sehr viele
+werthvolle Pflanzen. Manche Arten, die wir in La Mortola schon bewundert
+haben, finden wir hier in noch größeren Exemplaren wieder. Die berühmte,
+von George Sand gefeierte Aussicht ist leider geschwunden, verdeckt von
+den heranwachsenden Bäumen.
+
+Von dem Thuret’schen Garten läßt sich gleich abwärts, in westlicher
+Richtung, der Weg nach dem Golfe Jouan einschlagen, und so kann man in den
+Pinienwald gelangen, der sich längs der Küste dort hinzieht. Dieser
+Pinienwald war einst der Stolz des Caps, jetzt ist er nur noch in
+Überresten vorhanden. Eine Actiengesellschaft hat die ganze Landstrecke
+angekauft, eine breite Straße, die Cannes mit dem Cap d’Antibes verbindet,
+durch den Pinienwald gelegt, diesen selbst parcellirt und mit Eisendraht
+umzogen. Doch steht manche mächtige Pinie noch da, und in ihrem Schatten
+gelingt es wohl, sich in die alte Herrlichkeit zurückzuträumen.
+
+ XIII.
+
+Die zweite Aprilhälfte war inzwischen angebrochen, und die Pflicht rief
+mich wieder heim. Ein klarer, wundervoller Frühlingstag ging zur Neige,
+und ich beschloß, vor Sonnenuntergang noch einmal den Leuchtthurm
+aufzusuchen. Die Sonne schickte sich an, hinter dem Esterelgebirge zu
+verschwinden und tauchte dessen dunkelblaue Gipfel in Gold und Purpur.
+Bald deuteten nur noch lange Lichtstreifen den Weg an, den sie genommen.
+Trotz seines hehren Glanzes konnte mich dieses Bild nur wehmüthig stimmen:
+es steigerte die Empfindung des Abschiedes. Ich wandte meine Blicke den
+Bergriesen zu, die mit phantastischem Umriß sich von dem östlichen Himmel
+abhoben. Sie begannen im Abendroth zu glühen. Es war ein Anblick, so
+erhaben, daß man sich in demselben ganz verlieren konnte, von jener
+weltumfassenden Sehnsucht ergriffen, die uns mit dem All verbindet. Jedes
+persönliche Empfinden war gewichen vor dem mächtigen Gefühl, sich Eins mit
+dieser göttlichen Natur zu fühlen. – Immer weiter und weiter dehnten sich
+die Schatten aus über das Land: sie begannen emporzusteigen an den Hügeln,
+an den Bergen, sie drangen ein in die Tiefe der Thäler und löschten die
+glühenden Lichter aus an den Hütten und Palästen. Die ganze Natur schien
+sich in tiefen Schlaf zu versenken. Bald waren es nur noch einzelne Segel
+im weiten Meere und die schneebedeckten Gipfel der Alpen, die im rosigen
+Schimmer glühten. Dann legte sich ein schwarzer Schatten auch über das
+Meer, und nur den Riesen da oben war es vergönnt, die Königin des Lichtes
+noch zu schauen. Wie von innerem Feuer entbrannt, schwebten sie jetzt in
+überirdischer Glorie.
+
+Dieses Bild wollte ich in meinem Innern festhalten als letzten Eindruck
+von der Riviera, und mit geschlossenen Augen trat ich den Rückweg an. Als
+ich mich endlich umsah, hatten die Schatten der Nacht sich bereits über
+die Hügel gelagert und die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen
+verwischt. – Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Lüfte. Vom
+Wächter entzündet, strahlte er jetzt wie ein großer Stern weit über Land
+und Meer, ein Ziel der Sehnsucht für Alle, die jenes herrliche Stück Erde
+einmal gesehen.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRÜHJAHR 1894.
+
+
+ I.
+
+Der Frühlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der Riviera verlebte,
+prägte sich meiner Erinnerung in besonders glänzenden Farben ein.
+Wochenlang blieb der Himmel ohne Wolken, so daß einzelne Regentage, wenn
+sie kamen, fast willkommen erschienen. Da es an Schnee in den Bergen
+fehlte, wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flächen der
+Alpen und Cevennen gebären. Das Meer blieb meist ruhig, und wenn die Nacht
+kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte sich so hell in der stillen
+See, als wäre in deren Tiefen eine Saat von Sternen aufgegangen.
+
+Mitte März fanden wir uns in Hyères ein mit der Absicht, unseren Weg bald
+ostwärts in die Berge der Mauren fortzusetzen. Es war uns, als hätten wir
+eine Entdeckungsreise angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil
+der Riviera. Und doch konnte Hyères, neben Montpellier und
+Aix-en-Provence, sich einst rühmen, der berühmteste Kurort des südlichen
+Frankreichs zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
+schien damals kaum möglich, und erst in diesem Jahrhundert änderten sich
+die Verhältnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone und Cannes als
+klimatische Stationen aufzublühen. In dem Wettstreit, der sich nunmehr
+entspann, mußte Hyères unterliegen, denn es ist weniger gut gegen den
+Nordwind als seine Rivalinnen geschützt. Auch steht es ihnen nach an
+Schönheit der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. – »Die Hügel sind
+hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das Meer zu fern,«
+rief einst George Sand aus, als sie Hyères besuchte. Von dem Hügel, an den
+Hyères sich lehnt, kann der Blick erst über eine weite Ebene das Meer
+erreichen. Auf dieser stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und
+unvermittelt gegen gelbe und grüne ab. Die rothbraunen Felder sind mit
+Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben. Auch danken
+diese Felder thatsächlich ihre Färbung nicht der Pracht der Blüthen,
+sondern den jungen Trieben, die ihr zartes Grün vor der Gluth der
+südlichen Sonne durch rothen Farbstoff schützen. In früheren Zeiten mag
+der Blick auf diese Ebene lieblicher gewesen sein; vermochte sie doch das
+Auge Horace Benedict de Saussure’s zu entzücken, als er 1787 nach Hyères
+kam. Dieser hervorragende Geologe, Vater des noch berühmteren
+Pflanzenphysiologen Théodore de Saussure, langte hier an einem schönen
+Aprilabend an und war von der Lage des Ortes gefesselt. Von den Fenstern
+der »Auberge du St. Esprit« blickte er hinab auf Orangengärten, deren
+Bäume mit Früchten und Blüthen beladen und durch unzählige Nachtigallen
+belebt waren. Sanft fiel, so schrieb er, das Land bis zum Meer ab, und den
+Abhang schmückten vorne Gärten, weiterhin Olivenhaine und in der Ferne
+Pappeln. Bewaldete Höhen bildeten den Rahmen zu dem schönen Bilde.
+
+Hyères ist fünf Kilometer vom Strande entfernt. An diesem selbst lag einst
+Olbia, das Hyères den Ursprung gab. Von Massiliern gegründet, ward Olbia
+von Saracenen zerstört und baute sich dann, entfernter vom Meere, an der
+Anhöhe auf, um den Angriffen der Corsaren nicht so unmittelbar ausgesetzt
+zu sein. Der Strand, der einst Olbia trug, zeigt sich jetzt in Quadrate,
+wie ein Schachbrett getheilt. Das Seewasser füllt diese Quadrate. Es wird
+in dieselben geleitet, um zur heißen Sommerzeit dort zu verdunsten und so
+der Salzgewinnung zu dienen. Dem Strand gegenüber tauchen aus dem Meere
+die Hyèrischen Inseln empor. Sie strecken sich so lang dahin, als hätten
+sie sich in die See zu ewigem Schlaf gelegt. Einst haben die Ligurer an
+diesen Inseln die rothen Korallen gefischt, mit denen sie den Hals ihrer
+Frauen und das Wehrgehänge ihrer Schwerter schmückten. Weil die Inseln in
+einer Reihe angeordnet sind, hießen sie bei den Römern Stoechaden. Diesen
+Namen vertauschten sie im Mittelalter gegen den weit vornehmeren der
+goldenen Inseln. Waren es die goldenen Äpfel der Hesperiden, welche ihnen
+die Benennung »_Iles d’or_« verschafften, oder der goldige Schimmer ihres
+glimmerreichen Bodens – das läßt sich heute nicht sagen. Zum Marquisat der
+_Iles d’or_ von Franz I. erhoben, sahen sie einst glänzende Zeiten. Heute
+werden sie nur von ärmlichen Fischern und Gärtnern bewohnt.
+
+Jene Früchte, nach welchen die goldenen Inseln ihren Namen führen sollen,
+sind jetzt hier fast völlig verschwunden. Einst aber stand die
+Orangenzucht von Hyères in hoher Blüthe. Mehr denn zweimalhunderttausend
+Orangenbäume deckten das Land und konnten die Bewunderung der Reisenden
+erwecken. Wie die Chronisten erzählen, blieb Carl IX. von Frankreich
+staunend vor dem mächtigsten dieser Bäume stehen und forderte seine beiden
+Begleiter, den König von Navarra und den Herzog von Anjou auf, mit ihm den
+Stamm zu umfassen. Doch hierzu reichten, so wird weiter berichtet, die
+sechs fürstlichen Arme nicht aus. Zur Erinnerung an diese erlauchte
+Umarmung schnitt man in die Rinde des Baumes: »_Caroli regis amplexu
+glorior_«, und jene Inschrift wuchs und vergrößerte sich mit den Jahren. –
+Liegt dieser Angabe eine wirkliche Begebenheit zu Grunde? Wer kann das
+heute wissen! Sicher aber ist, daß die provençalische Phantasie der
+Chronisten sie die Maße des Stammes übertreiben ließ. Die stärksten
+Orangenbäume, welche Europa jetzt kennt, befinden sich auf Sardinien;
+manche derselben werden auf mehr denn siebenhundert Jahre geschätzt; ein
+einzelner Mann vermag sie alsdann nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564,
+da Carl IX. in Hyères weilte, konnte er dort schwerlich selbst so starke
+Stämme sehen, da die Orangenbäume erst durch die Kreuzfahrer, gegen Ende
+des elften Jahrhunderts, nach Hyères gebracht wurden. Zunächst muß es der
+bitterfrüchtige Orangenbaum gewesen sein, der zwar kaum eßbare Früchte,
+aber sehr wohlriechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe sich
+in Hyères mit jenem »_huile de fleurs d’orange_« versorgen konnte, »das
+sich die Frauen in die Haare einreiben und mit dem sie dort den Puder
+festhalten.« Die Orangenkultur von Hyères litt sehr stark durch die
+strenge Kälte des Winters 1709 und durch ähnliche harte Winter, die um die
+Mitte des vorigen Jahrhunderts aufeinander folgten. Die Pflanzungen wurden
+von nun an eingeschränkt, die bitterfrüchtigen Orangenbäume dann durch
+süßfrüchtige ersetzt, da der Transport der Orangen von Hyères aus nach dem
+Norden sich rascher vollziehen ließ, als von südlicher gelegenen Orten.
+Das kam bei den mangelhaften Verkehrsmitteln jener Zeit wohl in Betracht.
+Die Orangen mußten damals in Hyères im Herbst gepflückt werden, sobald an
+ihrer noch grünen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten. Sorglich
+in Papier gewickelt, traten sie die Reise auf dem Landwege oder dem
+Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam nach und wurden erst nach
+vierzig Tagen genießbar. Jetzt sind die Orangenbäume fast vollständig aus
+Hyères verschwunden. Sie konnten den Mitbewerb geschützterer Orte der
+Riviera, vor Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging
+Hyères mit den Orangenbäumen nicht anders, als zuvor mit dem Zuckerrohr,
+das im fünfzehnten Jahrhundert weite Strecken des Landes deckte, dann aber
+verschwand, als der indische und der brasilianische Zucker in den
+Wettstreit eintraten.
+
+Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hyères noch immer
+_Hyères-les-Palmiers_ nennen! Zwar sind die Palmen heute über die ganze
+Riviera verbreitet, doch sieht man es den hohen Stämmen von Hyères wohl
+an, daß in diesem alten Kurorte ihre sorgsame Pflege besonders weit
+zurückreicht. Da streben in der _Avenue des Palmiers_ die schlanken Stämme
+besonders mächtig zu beiden Seiten der Straße empor, gleich einer hehren
+Säulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der blauen Luft.
+– Doch hat sich Hyères schon seit langer Zeit auch einer zwar weniger
+vornehmen, aber einträglicheren Cultur zugewandt. Wir fanden dort Mitte
+März ganze Felder von Veilchen in Blüthe. Das waren auch freilich nicht
+die bescheidenen, kleinblüthigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den
+Blättern verbergen, sondern eine großblüthige Form, das Veilchen _le
+Czar_, das an langen Stielen seine Blüthen keck über die Blätter erhebt.
+Es duftet sehr stark, und gerne ließen wir uns von den Lüften anwehen, die
+über Veilchenfelder gestreift waren. Andere Felder sind mit »_Primeurs_«
+bedeckt. Die Artischocken von Hyères standen schon zu Anfang dieses
+Jahrhunderts in hohem Ruf; jetzt sind es auch die grünen Erbsen und vor
+Allem die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird. Täglich
+geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von Hyères ab und wird
+scherzhaft als »_Train de primeurs_« bezeichnet. Doch soll man sich nicht
+etwa denken, daß unter dem Himmel von Hyères alle diese Culturen mühelos
+gedeihen. Auch hier verlangen sie viel Umsicht und angestrengten Fleiß.
+Den Furchen der Felder folgen niedrige Hecken, die deutlich anzeigen, von
+welcher Seite Gefahr droht. Denn, trotz gegentheiliger Versicherungen, ist
+Hyères nicht völlig vor dem Mistral gedeckt, und mit elementarer Gewalt
+stürzt er durch die Lücke ein, welche die Berge nach Toulon hin offen
+lassen. Anhaltende Dürre ist auch eine schwere Plage, welcher durch
+künstliche Bewässerung nicht immer abgeholfen werden kann. – Immerhin
+besteht ein großer klimatischer Unterschied zwischen Hyères und der
+übrigen Provence, ja selbst dem nahen Toulon, weil diese dem Mistral weit
+stärker ausgesetzt sind. Daher der Reisende, der von Westen kommend, hier
+in früheren Zeiten zum ersten Mal Palmen und goldfrüchtige Orangenbäume
+sah, sich an die Pforten des Paradieses versetzt wähnte. Alte Reisewerke
+sind voll des Lobes von Hyères. So das Werk von Aubin-Louis Millin,
+»_Conservateur des médailles, des pierres gravées et des antiques de la
+Bibliothèque impériale_«, der im Auftrage des Ministers Chastal 1804
+Südfrankreich bereiste. »Ich besuchte heute«, schreibt Millin, »den Garten
+des Herrn Fille. Tausende von Blumen umgeben dessen Haus. Tuberosen
+(_Polyanthes tuberosa_), Cassie (_Mimosa Farnesiana_), und Jasmin
+(_Jasminum sambac_) würzen die Luft mit himmlischen Düften. Was Sänger und
+Poeten einst gepriesen, jene Gärten der Alcine und Armide, welche der
+fruchtbare Genius des Ariost und des Tasso schuf, so glänzend sie auch
+unserer Einbildungskraft vorgeführt werden, sie treten zurück vor dem
+Garten, den wir hier vor den Augen haben. Man glaubt nicht mehr auf Erden
+zu wandeln, vielmehr in jene Laubgänge versetzt zu sein, in welchen die
+Seelen der Gerechten ein ewiges Glück genießen. Die Bäume stehen so dicht
+an einander, daß man nur auf künstlich angebrachten Pfaden zwischen
+denselben durchdringen kann. Achtzehntausend Orangenbäume, beladen mit
+Blüthen und Früchten, bergen in ihrem Laube unzählige Nachtigallen, und
+Nachtigallengesang erschallt wie ein Hymnus an die Natur, um ihre Güte zu
+preisen, ihr für einen so freudigen und duftigen Schatten zu danken.
+Andere Vogelstimmen greifen in dieses glänzende Concert ein, während die
+fleißigen Bienen summend die Blüthen umschwärmen, um reiche Nahrung zu
+schöpfen aus so verschwenderischer Fülle.«
+
+Ein ähnliches Gefühl des sinnlichen Behagens, welches ein milderes Klima
+erweckt, mag es auch gewesen sein, das einst die Massilier bestimmte, ihre
+Niederlassung an diesem Strande »Olbia«, die Glückliche, zu nennen.
+
+Mit Vorliebe schweiften wir an sonnigen Nachmittagen auf den Maurettes
+umher, jenen Höhenzügen, an welche Hyères sich anlehnt. Wir suchten uns
+dort solche Orte aus, von welchen die alte Burg von Hyères sich in schöner
+Umrahmung zeigte. Ein Stück blaues Meer bildete den Hintergrund, während
+grüne Hügel die scheckige Ebene deckten. Da lagerten wir uns auf Rosmarin,
+Myrten und Lavendel und vergaßen der fliehenden Stunden. Wir suchten im
+Geiste jene Trümmer zu beleben, die so mächtig drüben auf den Felsen
+thronen. Auch heute noch werden diese Trümmer von Wachtthürmen und Mauern
+beschützt, die in bewegtem Umriß allen Vertiefungen des Berges folgen. –
+In dem »Chastel d’Yères« herrschten seit dem zwölften Jahrhundert die
+Herren de Foz, eine Nebenlinie der Vicomtes de Marseille. Manchen blutigen
+Strauß mußten sie pflücken, um ihre Burg zu behaupten und oft rauchte aus
+den Wachtthürmen angesichts der Feinde die Lunte der Arkebusen. In
+friedlichen Zeiten, da füllten hingegen dieses Chastel die Gesänge des
+Troubadours, und es erklang in ihnen die sechsseitige Viola. War doch
+Mabille de Foz Präsidentin des Minnehofs von Pierrefeu, jenes Minnehofes,
+der mit Romani, Avignon und Signe, die vier vornehmsten »_cours d’amour_«
+der Provençe bildete! – Im Juni 1254 gab es hohen Besuch auf der Burg; da
+kam Ludwig der Heilige, den aus Palästina der Tod seiner Mutter nach
+Frankreich zurückgerufen hatte. Einige Jahrhunderte später wurde hier oben
+auch Franz I. empfangen, während Ludwig XIII. nur noch die Ruinen der
+Veste sah: Heinrich IV. hatte deren Zerstörung beschlossen. Heute ist das
+alte Gemäuer in üppiges Grün gehüllt, und bunte Frühlingsblumen erklimmen
+selbst die Zinnen der Thürme. – Scharf hebt sich der dunkle Berg vom
+hellen Abendhimmel ab, wenn die provençalische Sonne sich hinter seinen
+Trümmern zur Ruhe senkt. Dann tränkt sie mit ihrem Glanze das Land und das
+Meer, umstrahlt die dunklen Felsen und bildet um die Burg einen goldenen
+Glorienschein. – Geisterhaft aber mutheten uns die Trümmer zur Nachtzeit
+an, da zur späten Abendstunde der Vollmond uns in die Berge gelockt hatte.
+Tief drang sein Silberschein in die Fugen und Spalten des zerklüfteten
+Gesteins und warf unheimliche Lichter in die Ruinen. Da belebten sich die
+alten Mauern und Thürme, nahmen menschliche Form an, schienen ihre Glieder
+zu bewegen und stierten mit unheimlichen Augen in die Ferne. Plötzlich war
+dann Alles wieder todt; eine dunkle Wolke breitete ihre Schatten über den
+Berg aus. Doch als der Mond wieder vortrat, da war es, als hätten die
+Thürme in der Runde sich die Arme gereicht, und als führten sie um die
+Trümmer einen infernalen Reigen aus. Da ging es bergauf, bergab über die
+steilen Felsen und stöhnte und pfiff es dabei durch die Luft in
+unheildrohender Begleitung. Für Augenblicke leuchtete die Burg so auf, als
+stünde sie in Flammen, dann wieder versank sie in das Dunkel der Nacht.
+Mit Wirbelwind und Sturm, mit Blitz und Donner zog ein Gewitter von Westen
+heran: das mochte uns diese phantastischen Bilder vorgezaubert haben.
+Rasch breitete sich Finsterniß über das Land aus, nur das Meer dort hinten
+war noch in Silberglanz getaucht. Ein greller Lichtstrahl durchzuckte die
+Luft, ihm folgte ein betäubender Schlag, der die Grundvesten der Erde zu
+erschüttern schien. Wie geblendet standen wir da, während das Rollen des
+Donners sich entfernte. Dumpf tönte es noch fort in den nahen Bergen,
+prallte dort mit immer schwächerem Echo von den Felsen ab, kam dann wieder
+näher, um endlich in der Ferne zu verhallen. Hatte dieser grelle Blitz
+nicht die Burg getroffen, nicht jene schlanke Cypresse zertrümmert, die so
+stolz aus den Ruinen dem Himmel entgegenragte, als wolle sie ihm trotzen?
+– Doch dicke Regentropfen begannen zu fallen; es war hohe Zeit, den
+Rückzug anzutreten.
+
+ II.
+
+Jenes Gebirge, das sich im Osten von Hyères erhebt, bildete im neunten und
+zehnten Jahrhundert ein Bollwerk der Mauren. Nach ihnen führt es mit Recht
+den Namen; von seinen Höhen aus beherrschten sie die weite Küste. In
+orographischer Beziehung bietet das Maurengebirge ein hohes Interesse. Es
+stellt ein in sich abgeschlossenes Gebirgssystem dar, dessen Granite,
+Gneiße und Schiefer von dem umgebenden Kalkgebirge durch tiefe Thäler
+getrennt sind. Wie etwa die Alpen oder die Pyrenäen, besitzt das
+Maurengebirge sein eigenes, wenn auch nur kleines Flußsystem, seine
+eigenen Schluchten und Thäler. Es ist von der übrigen Provençe so
+geschieden, daß es auch, ferne von derselben, eine eigene Insel im Meere
+bilden könnte. Seit Kurzem folgt eine Eisenbahn (_Chemin de fer du Sud de
+la France_) der Küste, an dem Gebirge entlang. Diese Bahn mündet in
+St. Raphaël und schließt dort an die große Linie an, die Marseille mit
+Genua verbindet. Von den Stationen der Südbahn aus dringt man leicht in
+das Gebirge ein, und solche Ausflüge waren es, die uns in Hyères
+festhielten. Wir wurden nicht müde, wiederholt dieselben Strecken der
+Küste mit der Eisenbahn zu befahren; denn der Weg ist anmuthig und führt
+entweder durch schönen Wald oder am Meeresstrande entlang, mit
+fortwährendem Wechsel der Bilder. Der Anblick der Berge selbst bietet
+hingegen geringe Mannigfaltigkeit, da alle Kuppen abgerundet sind, nur
+wenig in ihrer Höhe schwanken und vierhundert Meter nicht übersteigen. Und
+doch ladet der üppige Wald auch da zu immer neuen Ausflügen ein. Wer
+Korkeichen zuvor nicht sah, wird freilich zunächst über diese Wälder
+staunen. Er erkennt wohl die immergrüne Eiche, doch ihre geschälten Stämme
+und Aeste bieten einen ungewohnten Anblick. Die Krone der Korkeiche
+gleicht derjenigen immergrüner Eichen, auch die Blätter sind wie bei
+diesen lederartig und nur durch ihre eiförmige Gestalt und geringe
+Zähnelung ausgezeichnet. Befremdend ist aber die rothbraune Farbe der
+abgeschälten Theile, die fast blutroth erscheinen, dort, wo die Sonne sie
+trifft.
+
+Die ganze Bevölkerung des Maurengebirges lebt von der Korkgewinnung. Steht
+auch der Kork, der an dieser Küste wächst, dem spanischen und algerischen
+an Güte nach, so bleibt er doch ein geschätzter Handelsartikel und bildet
+eine einträgliche Quelle des Erwerbes. Die Korkeiche muß, bevor sie
+geschält werden kann, eine bestimmte Dicke besitzen, die sie mit fünfzehn
+bis zwanzig Jahren erlangt. Der erste Kork ist rissig, spröde und wandert
+vorwiegend in die Gerbereien. Er wird, weil rauher und härter, als
+männlicher Kork bezeichnet. Dann erst bildet sich der glatte, weniger
+harte, brauchbare Kork, den man weiblichen nennt. Er wird alle acht bis
+sechzehn Jahre entfernt, je nach der Dicke, welche die Korkplatten
+erreichen sollen. Für gewöhnliche Stopfen reichen achtjährige Platten
+schon aus, während noble Champagnerpfropfen weit stärkere, bis 5
+Centimeter dicke verlangen; die Schälungen werden so lange wiederholt, bis
+der Baum ein Alter von hundertundfünfzig, ja selbst zweihundert Jahren
+erreicht hat. Dann sinkt der Werth seiner Produkte; es gilt, ihn durch
+jüngeren Nachwuchs zu ersetzen. – Hundertjährige Korkeichen sehen schon
+majestätisch aus und treten mit ihren mächtigen Kronen und knorrigen
+Stämmen eindrucksvoll aus der Umgebung hervor. Besonders gerne ruht auf
+ihnen das Auge, wenn sie am Bergesabhang stehen, oft malerisch um einzelne
+Felsblöcke gruppirt. Die Korkeiche wächst mit Vorliebe auf einem Boden,
+der aus verwittertem Granit und Schiefer entstand, während sie den
+Kalkstein meidet. Daher die Korkeichenwälder des Maurengebirges eine
+Culturinsel in der Provençe bilden, ähnlich wie das Gebirge selbst eine
+orographische Insel dort darstellt. In den umgebenden Kalkalpen wird man
+die Korkeiche nicht finden, nach ihr vergeblich in Mentone und in Nizza
+suchen, nur um Cannes trifft man sie noch stellenweise. Wie die
+Korkeichenwälder des Maurengebirges das Urgestein seiner Berge verrathen,
+so zeigen Kalkpflanzen den Kalk der angrenzenden Alpen an. Unter Umständen
+wird ganz vereinzelt eingestreutes Gestein in solcher Weise äußerlich
+durch den Pflanzenwuchs kenntlich. So fiel vor einigen Jahren dem
+Forstinspector de Saint-Venant in dem Walde von Orléans ein schmaler,
+kilometerlanger Streifen kalkholder Pflanzen auf, während die übrige Flora
+im Walde auf Kieselboden hinwies. Das regte ihn zu Ausgrabungen an, die in
+wechselnder Tiefe das Vorhandensein einer alten, mit Kalksteinen
+gepflasterten römischen Straße ergaben.
+
+Die Korkeichen werden im Maurengebirge während des Sommers geschält. Es
+geschieht das sowohl an den Stämmen wie an dicken Aesten, doch hier wie
+dort gleichzeitig nur an einzelnen Theilen; denn es gilt als schädlich,
+den ganzen Baum auf einmal zu entblößen. Besonders eigenartig sehen die
+entblößten Theile gleich nach geschehener Schälung aus; sie zeigen die
+Farbe des menschlichen Körpers. Erst allmälig dunkeln sie nach. Zur
+Vornahme der Schälung, die als »_démaclage_« bezeichnet wird, führt der
+Arbeiter zunächst zwei Schnitte rings um den Baum durch die ganze Tiefe
+der Korkschicht aus und verbindet diese Kreisschnitte durch Längsschnitte,
+deren Zahl sich nach der Dicke des Baumes richtet. Diese Operation führt
+er mit einer Axt aus, die einen keilförmig zugeschärften Stiel besitzt.
+Mit letzterem fährt er dann von den Einschnitten aus unter die Korkschicht
+und hebt sie ab. Dann beschwert er die Korkplatten mit Steinen, damit sie
+ihre Rundung verlieren, hält sie auch wohl über Feuer und kohlt ihre
+Oberfläche ein wenig an. Unter allen Umständen müssen die Korkplatten
+trocken werden, bevor man sie versendet.
+
+Der Kork ist das natürliche Schutzmittel der Pflanzen: sie schließen sich
+damit gegen die Umgebung ab. Die ältere Rinde aller unserer Sträucher und
+Bäume ist mit Kork bedeckt und dankt ihm ihre Färbung. Der Kork läßt Gase
+und Flüssigkeiten nicht durch, ist elastisch und sehr widerstandskräftig;
+das befähigt ihn nicht nur zu seiner Aufgabe an der lebenden Pflanze,
+sondern bedingt auch seine technische Brauchbarkeit. Wird eine Pflanze
+verletzt, so bildet sich Kork an der Wunde und schließt dieselbe ab: daher
+auch der neue Kork an der geschälten Korkeiche. Wie jedes andere Gewebe
+besteht der Kork aus Zellen. Ja, ein Korkstück war es, in welchem Robert
+Hooke im Jahre 1667 jene Kammern entdeckte, die er Zellen nannte, weil sie
+ihm den Zellen der Bienenwaben zu entsprechen schienen. Den Zellen eines
+fertigen Korkes fehlt freilich der lebendige Zellleib, jener Inhalt, der
+das Wesen einer Zelle ausmacht. Den büßt die Korkzelle bald nach ihrer
+Entstehung ein, um nur noch mit ihrer verkorkten Wandung als Schutzmittel
+der Pflanze zu dienen. Eine bestimmte lebendige Gewebeschicht innerhalb
+der Rinde, das sogenannte Korkcambium, bildet durch fortgesetzte
+Vermehrung ihrer Zellen den Kork. Jüngere Korkzellen folgen in geraden
+Reihen nach innen zu auf die älteren. Ihre Gestalt ist bei der Korkeiche
+annähernd würfelförmig: gegen Schluß jeder Vegetationsperiode flachen sie
+sich tafelförmig ab. Der »weibliche« Kork der Korkeiche zeichnet sich
+durch die Dünnwandigkeit seiner Zellen und große Gleichförmigkeit in
+seinem Bau aus; nur am Schluß jeder Vegetationszeit entstehen wenige Lagen
+stärker verdickter, abgeflachter Zellen. Diese letzteren sind es, welche
+die dunklen Streifen bilden, die man in jedem Flaschenstopfen erkennen
+kann. Da die dunkleren Lagen die Grenzen des jährlichen Zuwachses
+anzeigen, so kann man das Alter einer jeden Korkplatte an ihnen abzählen,
+ganz ebenso wie sich aus der Zahl der Jahresringe im Holz dessen Alter
+bestimmen läßt.
+
+Ist eine Korkeiche geschält worden, so bildet sich ein neues Korkcambium
+unter den freigelegten Flächen und hebt mit neuer Korkbildung an. Freilich
+darf die Schälung nur den Kork entfernen, nicht den Bast oder gar den
+Holzkörper erreichen, weil das schwere Wunden gibt, die sich nur langsam
+schließen und lange die Korkproduction an der beschädigten Stelle
+beeinträchtigen. Ist ein Stamm niemals geschält worden, so zeigt er gleich
+anderen Eichenarten eine rissige Rinde, deren äußerste Schichten er nach
+und nach als Borke abwirft. Auch der am geschälten Baum erzeugte Kork darf
+nicht ein gewisses Alter übersteigen, da er sonst an der Außenseite rissig
+und unbrauchbar wird.
+
+In den westlichen Theilen des Maurengebirges gibt es keinen schöneren Ort
+als Bormes, von Hyères aus mit der Bahn in einer Stunde zu erreichen. Man
+steigt dort vom Strande aus zum Hügel empor, an den das kleine Städtchen
+amphitheatralisch sich lehnt. Seine Häuser sind in verschiedener Höhe
+verstreut, hier einzeln, dort in Gruppen, als hätten sie um die Wette den
+Berg zu erklimmen versucht. Den Ort beherrscht eine alte Burg, deren graue
+Ruinen sich eindrucksvoll abheben von dem dunklen Grün des hinterliegenden
+Waldes. Der Abhang ist mit aromatischen Kräutern bewachsen, und jeder
+Schritt befreit aus ihnen duftende Oele. Ganze Flächen werden violett
+gefärbt durch die wilde Lavendel (_Lavandula Stoechas_). Sie tritt hier so
+massenhaft auf, daß ein benachbarter Ort den Namen Lavandou nach ihr
+führt. – Wir steigen weiter hinauf in den Wald, in Korkeichen, Kiefern und
+immergrüne Sträucher. Auch da steht jetzt Alles in Blüthe. Die Luft ist
+erfüllt mit Wohlgerüchen, und den Kiefern, die man berührt, werden dichte
+Wolken von Blüthenstaub entlockt. – Immer großartiger entfaltet sich die
+Aussicht auf die dunklen Ruinen, das hellglänzende Städtchen und das blaue
+Meer, in das eine Landzunge sich weit vor uns fortsetzt; gegen Osten
+blicken wir in die Rhede von Bormes hinein; gegen Westen zeigt sich die
+Rhede von Hyères, und über eine schmale Halbinsel hinweg erreicht das Auge
+auch den Golf von Giens. In glänzender Färbung leuchten uns diese Buchten
+entgegen. Die östliche Bucht tönt sich jetzt ab in hellem Blau, die Rhede
+von Hyères scheint von flüssigem Silber zu sein, während die Fluthen des
+Golfs von Giens den rothen Abendhimmel widerspiegeln. Wir sättigen uns an
+dieser Farbenpracht und lassen das geblendete Auge dann auf dem dunklen
+Grün der fernen Wälder ruhen. Sanft breitet der purpurne Schein sich aus
+über das ganze Meer, und in dem Glanz der Abendsonne schimmern jetzt die
+goldenen Inseln von Hyères wirklich so, als wären sie von Gold.
+
+In Bormes sind vor den Häusern große Mengen von Kork aufgeschichtet. Wir
+treten in ein Haus ein, in dem Kork geschnitten wird, und sehen uns,
+freundlich empfangen, die Arbeit an. Der Mann macht Stopfen mit Hülfe
+einer Drehbank. Er fügt eckige Korkstücke in dieselbe ein, versetzt sie in
+Drehung und rückt eine Art Hobel heran, der das Korkstück schneidet. Große
+Uebung verlangt das sichere und rasche Einfügen der Korkstücke in die
+Drehbank, so daß sie gleich richtig centrirt sind. Ist der Arbeiter
+geschickt, so macht er Hunderte von Stopfen in der Stunde, während er es
+früher beim Schneiden aus freier Hand kaum auf tausend Stück im ganzen Tag
+bringen konnte. Die Korkplatten müssen mit Wasser gebrüht werden, ehe man
+sie in die eckigen Stücke zerlegt. Sie schwellen dabei nicht unwesentlich
+an. Die Längsachse der Stopfen entspricht der Längsrichtung der Platten;
+man muß sich somit die Stopfen in der Rinde des Baumes aufrecht stehend
+denken.
+
+Die Abfälle beim Schneiden der Stopfen sind durchaus nicht werthlos. Sie
+können zum Polstern dienen und werden auch wohl verkohlt, um eine schwarze
+Farbe, das _nigrum hispanicum_, oder um Zahnpulver zu liefern. Gepulverter
+Kork, mit verdicktem Leinöl angerührt und auf wasserdichtes Segeltuch
+aufgetragen, gibt den als Linoleum bezeichneten Korkteppich, mit dem man
+die Fußböden deckt.
+
+Die allgemeine Verwendung des Korkes für Flaschenverschluß greift nicht
+weiter als in das siebzehnte Jahrhundert zurück. Sie fällt zusammen mit
+der Verbreitung unserer enghalsigen Glasflaschen, die man kaum vor dem
+fünfzehnten Jahrhundert herzustellen begann. Im Mittelalter wurden kleine
+Gefäße aus Holz, Thon oder Metall verfertigt und mit Zapfen von gleichem
+Stoff verschlossen oder auch nur mit Wachs verklebt. Die Fässer
+verspundete man mit Holzpflöcken. Die Alten benützten zum Verschluß ihrer
+Amphoren sowohl Holz- als auch Korkstopfen, die sie mit einem Kitt aus
+Harz, Kreide und Oel oder auch mit Pech umgaben. Häufiger noch wurde die
+Oeffnung dieser Gefäße nur mit Gyps, mit Harz, Pech oder Wachs
+zugeschmiert. Auf den Wein gossen sie Oel, so wie das heute noch in
+Italien geschieht, und suchten ihn so vor Luftzutritt zu schützen. Nach
+Plinius dienten den Römern Korkstücke auch schon als Schwimmer an den
+Fischnetzen und als Bojen an den Ankern; nicht minder wurden die
+Schuhsohlen für Frauen aus diesem Stoffe bereits hergestellt.
+
+ III.
+
+Tief in das Maurengebirge schneidet der Golf von St. Tropez, der Sinus
+Sambracitanus der Alten, ein. An seinem Ufer sieht man schon aus der Ferne
+die Häuser von St. Tropez in bunten Farben schimmern. Von dort aus
+erscheint die Meeresbucht wie ein geschlossener See. Ihre azurnen Fluthen
+haben die Klarheit und den Schmelz eines dunklen Saphirs. Man blickt über
+dieselbe ins Maurengebirge hinein. Scharf stechen seine Höhen vom
+nördlichen Himmel ab. Im Osten wird das Bild in duftiger Ferne durch die
+zackigen Gipfel des Esterels begrenzt. Ueber diesen, hoch in den Wolken,
+glänzt der Schnee der Alpen. Hier an dem blauen Golf hat einst die
+Heraclea Cacabaria gestanden. Ein Herculestempel, so heißt es, gab der
+Stadt den Namen. Das Land war von Camatullikern bewohnt. – Dann schildert
+die Sage, wie im Jahre 66 n. Chr. an jenen Strand der Körper des heiligen
+Tropez gelangte. Dieser hatte unter Nero hohe Würden bekleidet; sein
+Vetter, Salvius Otho, wurde im Jahre 69 n. Chr. zum Kaiser proclamirt. Er
+selbst legte alle seine Aemter nieder, nachdem ihn der Apostel Paulus zum
+Christenthum bekehrt hatte, und zog sich nach Pisa zurück. Dort ließ eines
+Tages Nero unter einer ehernen Himmelsdecke mit großem theatralischem Pomp
+Diana und Apollo anbeten. St. Tropez weigerte sich dessen, er wurde
+ergriffen, auf Befehl von Nero gemartert, enthauptet und sein Körper dann
+auf einem schlechten Nachen in das Meer gestoßen. Ein Hund und ein Hahn,
+die man zugleich in den Nachen setzte, sollten sich an dem Körper weiden.
+Doch weder der Hund noch der Hahn berührten den Heiligen, sie stellten
+sich als Wächter an dessen Körper auf. Ein Engel ließ sich am Steuer
+nieder und führte den Nachen sicher durch die Fluth bis nach Heraclea.
+Durch das Krähen des Hahnes gerufen, sammelten sich dort die Christen am
+Strande und nahmen den Körper des Heiligen mit hohen Ehren auf.
+
+Im neunten Jahrhundert wurde das alte Heraclea von den Saracenen zerstört,
+und nur antike Mauern und Gräber zeigen den Ort noch an, auf dem es einst
+gestanden. Das heutige St. Tropez reicht nicht weiter als bis in das
+fünfzehnte Jahrhundert zurück. Es verdankte sein Aufblühen genuesischen
+Familien, die sich hier niederließen. Zahlreiche Wachtthürme um die Stadt,
+sowie die Festungswerke über derselben zeigen an, daß St. Tropez sich oft
+noch gegen Seeräuber und andere Feinde zu vertheidigen hatte. Heute wird
+es nur noch durch Zollwächter geschützt, die von den Höhen aus den Strand
+überwachen. So verändern sich die Zeiten; früher mußte der Ort die
+Corsaren abwehren, die ihn berauben wollten, heute sich gegen die
+Schmuggler schützen, die ihn gern versorgen möchten.
+
+St. Tropez ist ein Hauptort des Korkhandels geworden; zahlreiche Schiffe
+werden mit dieser Waare beladen, die aus allen Theilen des Maurengebirges
+hier zusammenströmt.
+
+Zum klimatischen Kurort dürfte St. Tropez wohl schwerlich jemals erhoben
+werden, denn es ist zu sehr den Winden ausgesetzt. Gegen das offene Meer
+deckt das vorspringende Cap den Hafen, doch der Mistral und der Ostwind
+treiben die Fluthen des Golfes in denselben hinein. Daß bei heftigem Sturm
+die Wellen bis auf den Uferdamm vordringen, das zeigt der eigenartige Bau
+mancher dort stehender Häuser an. Sie sind unten ohne Fenster, nur mit
+kleinen, dicht schließenden Thüren versehen, zugleich ausgehöhlt, so wie
+der Fuß eines Leuchtthurmes, der dem Meere trotzt. – Von den Winden
+abgesehen, besitzt das meerumspülte Vorgebirge ein sehr mildes Klima. Der
+bekannte Geologe Elie de Baumont hat dieses Stück Land als die Provençe
+der Provençe bezeichnet. Seine Vegetation ist üppig. Kiefern und
+immergrüne Eichen decken die Höhen; die Abhänge werden von mächtigen
+Kastanienbäumen beschattet, deren Früchte in ganz Frankreich als »_Marrons
+de Lyon_« beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
+schlankes Haupt über eine Mauer hervor; doch man sieht es ihr an, daß sie
+oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern der Bäche folgen
+Oleandersträucher und Vitexbüsche. Mit den schönen Blüthen des Oleanders
+schmückten sich und schmücken sich heute noch in Griechenland auf dem
+Lande die Frauen, auch benutzt man bei uns Oleanderblätter zur Verzierung
+der Speisen, während thatsächlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
+giftig ist. Von dem schmalblätterigen Vitexstrauch hieß es einst, daß er
+die Sinnlichkeit unterdrücke, daher erhielt er seinen keuschen Namen:
+_Vitex agnus castus_. Die atheniensischen Frauen bestreuten mit
+Vitexblättern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien, jenen mysteriösen
+Festen zu Ehren der Göttin Demeter, von denen alle Männer ausgeschlossen
+waren. Heute scheint der _Vitex agnus castus_ seine früheren Kräfte
+eingebüßt zu haben; nur seine scharf gewürzhaften Steinfrüchte gebraucht
+man im Süden noch häufig als Pfeffer. Der Oleander hat sich sogar einem
+noch weniger poetischen Verlangen anbequemen müssen, denn die Landleute um
+Nizza benützen seine gepulverte Rinde, um Ratten und Mäuse zu vertreiben.
+
+Im Hôtel Continental zu St. Tropez wird noch nach alter Art gelebt. Guter
+Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung auf der Tafel. Man fragt den
+Nachbar erst, ob er zu trinken wünscht, bevor man sich selbst einschenkt.
+Das Dienstpersonal wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der
+Weinkarte verlangt. – Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit außer
+Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein europäisch gewordenen
+Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen, den ich bisher an keiner
+regelrechten »_table d’hôte_« gesehen hatte, und den ich auch gerne
+Anderen überlasse; er dient mir nur als Beweis, daß der Mensch das ärgste
+aller Raubthiere ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen,
+aufgebrochen und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den ganzen Körper
+fort und verzehrt nur das Bißchen Eierstöcke. Dabei wird eine ungezählte
+Brut zerstört. Diesen orangerothen, faden Schleimmassen konnten wir keinen
+Geschmack abgewinnen; doch darüber läßt sich ja streiten. – In wahres
+Entzücken wurden unsere Tischgenossen stets versetzt durch
+»_Bouillabaise_«. – Nach dieser Speise sehnt sich stets der Provençale,
+auch wenn er einen anderen Theil von Frankreich bewohnt. – Die Wirthin
+suchte es ihren Gästen an den Augen abzusehen, ob ihnen die _Bouillabaise_
+schmecke; kann diese doch allein das Renommée eines Hauses begründen. Wie
+sie uns servirt wurde, bestand sie aus Langusten und Seefischen. Die
+Wirthin machte aus deren Zubereitung auch kein Geheimniß. Sie habe, sagte
+sie, zunächst etwas Knoblauch, Lorbeerblätter und weißen Pfeffer in
+Olivenöl in einer Casserolle geröstet, dann ein Glas Weißwein darauf
+gegossen, die Langusten, Fische und soviel Wasser, daß sie bedeckt waren,
+dazu gethan, Alles mit Salz und Pfeffer weiter gewürzt, hierauf zwanzig
+Minuten lang kochen lassen und mit einer Messerspitze Safran den Schluß
+gemacht. Ihre _Bouillabaise_ war dann fertig. Die Langusten und Fische
+kamen in eine tiefe Terrine und wurden mit der Brühe, in welcher auch
+Weißbrodschnitte geweicht hatten, übergossen. – Die _Bouillabaise_ fand
+ungetheilten Beifall. Die Wirthin meinte, für Franzosen allein lohne es
+sich zu kochen, während Ausländer mit demselben Gleichmuth gute und
+schlechte Speisen verschlängen: Das sei für eine sorgsame Wirthin
+entmuthigend. Darauf mein Tischnachbar in längerer Rede entwickelte, daß
+er nicht einsehen könne, weswegen man ein Sinnesorgan gegen die anderen
+zurücksetzen solle. Man könne eine dumme Zunge haben, ebenso wie ein
+dummes Auge oder ein dummes Ohr. Ein Mensch, der Karpfen von Steinbutte
+nicht zu unterscheiden wisse, flöße ihm nicht mehr Ehrfurcht, als ein
+solcher ein, der Van Dyck mit Raphael oder Gounod mit Wagner verwechsle.
+
+War das Essen auch gut, der übrige Comfort des Hauses ließ doch etwas zu
+wünschen übrig, so daß wir, trotz solcher culinarischer Genüsse, uns
+zeitweise nach einem anderen Unterkommen sehnten.
+
+Eine Straßenbahn verbindet jetzt St. Tropez mit La Foux, einer Station der
+südfranzösischen Bahn. Der Weg führt an dem Schlosse von Bertaud und vor
+dessen Thoren an einer mächtigen Pinie vorbei, deren Stamm wohl sechs
+Meter im Umfang mißt. Es dürfte eine der größten Pinien sein, die jetzt
+existiren, und wohl mancher Saracene hat schon in ihrem Schatten gelagert.
+Der Baum steht mitten auf der Straße, der »_route nationale_«, und es ist
+zu loben, daß ihn die Ingenieure schonten. Die Straßenbahn setzt sich über
+La Foux nördlich bis Cogolin fort, und von da aus kann man auf der
+Chaussee La Garde Freinet erreichen. Dort hatten einst schon die Römer
+einen Militärposten errichtet, der die Verbindung zwischen dem Sinus
+Sambracitanus und der etwas nördlicher durchs Gebirge ziehenden Via
+Aureliana überwachen sollte. Der Ort liegt in einem Engpaß zwischen zwei
+Bergen, und dort setzten sich auch die Mauren im Jahre 850 fest, nachdem
+sie St. Tropez zerstört hatten. Sie sicherten sich so den Zugang zum Meere
+und beherrschten zugleich das Gebirge. Die Festung, die sie erbauten,
+wurde Fraxinetum genannt, und dieser Name dann auf alle ähnlichen
+maurischen Festungen übertragen. Hier häuften sie die geraubten Schätze
+an, um sie später übers Meer nach Afrika zu schaffen. Wilhelm I., Graf von
+Arles, unterstützt von zwei provençalischen Edelleuten, Bavon und
+Grimaldi, stürmte und eroberte im Jahre 973 die Veste. Alle Mauren, die
+dem Schwert entgingen, wurden nebst Weibern und Kindern zu Sclaven
+gemacht. Die Veste schwand von der Erde, und nur einige Mauerreste, die
+Epheu heute deckt, sowie eine tiefe, in Fels gehauene Cisterne, zeugen
+dafür, daß sie einst gewesen.
+
+Als Preis der Tapferkeit und Lohn für die erwiesenen Dienste erhielt
+Grimaldi von Wilhelm I. das ganze Land, welches die Mauren am Sinus
+Sambracitanus besaßen. Da ragen denn noch heute, als Wahrzeichen aus jener
+Zeit, auf dem Berge, der die Thalmündung beherrscht, die Trümmer der Burg
+Grimaud in den Himmel. Zwei Thürme auf steilem Abhang, durch Mauerreste
+verbunden, scheinen über dem Abgrunde zu schweben, die übrige Burg ist
+zerstört; doch unter ihr, wenn auch ihres Schutzes beraubt, in üppiges
+Grün gehüllt, klammert sich der kleine Ort Grimaud noch immer an den
+Felsen.
+
+Von La Foux aus östlich folgt die Südbahn weiter allen Ausbuchtungen der
+Küste. Jetzt eilt sie dem Meere zu, und St. Tropez am jenseitigen Ufer
+scheint immer näher zu rücken; dann wendet sie sich landwärts, und das
+Esterel taucht plötzlich am Horizonte auf. Das Maurengebirge rückt dicht
+ans Meer heran, der Wald erreicht die Küste. Immer schwelgerischer
+entwickelt sich hier seine Pracht. Aus den immergrünen Eichen und
+Seestrandkiefern leuchtet die baumartige Erica mit ihren weißen
+Blüthenmassen hervor. Ueberall sieht man den Erdbeerbaum seine
+lorbeerartigen Blätter ausbreiten. Dunkler Epheu rankt an den Stämmen in
+die Höhe, und üppige Waldreben verbinden die Baumkronen durch helle
+Laubguirlanden. Dieses herrliche Bild verlockt uns, die Fahrt zu
+unterbrechen; wir steigen in La Gaillarde aus und setzen unseren Weg zu
+Fuß fort. Wir folgen dem Ufer. Die Strandkiefer taucht ihre Wurzeln fast
+in die Wellen; oft neigt sie sich über die Fluth, als wollte sie ihr Bild
+in der spiegelnden Fläche betrachten. Das Land wird hier geschmückt von
+der See mit einem Saum silberschäumender Wogen, dafür flicht ihr das Land
+einen Kranz aus immergrünem Walde. Zerrissene Felsen springen am Strande
+vor und verlieren sich weit in den Fluthen. Das Esterel ist uns ganz nahe
+gerückt. Es zeigt denselben reich bewegten Umriß, dem wir so gerne von
+Antibes aus folgten. Dieser Gebirgszug ist so schmal, daß die nämlichen
+Höhen von Osten wie von Westen das Bild bestimmen. In Antibes sieht man am
+Abend die Sonne hinter dem Esterel verschwinden; dann hüllen sich seine
+Gipfel in dunkelblaue Schatten und stechen mit scharfen Umrissen gegen den
+Abendhimmel ab. Hier sind sie jetzt mit Licht übergossen; die schwindende
+Sonne senkt ihre Strahlen in die Thäler hinein, sie gestaltet und modelt
+die einzelnen Berge, vergoldet die Gipfel, spart blaue Schlagschatten in
+den Tiefen aus, entzündet ganze Dörfer, wirft Irrlichter in die einzelnen
+Häuser hinein und taucht schließlich Alles in purpurne Gluth. – Hier bei
+St. Aigulf am Strande ließ sich Carolus Duran nieder, und der Ort ist wohl
+angethan, eines Malers Seele mit farbigem Glanz zu erfüllen! – Plötzlich
+öffnet sich vor uns das weite, von dem Fluß Argens in zahlreichen
+Windungen durchströmte Thal, durch welches das Maurengebirge von dem
+Esterel geschieden wird. Der Teich von Villepey und die Windungen des
+Flusses glänzen wie metallene Spiegel. In Fréjus ertönen die Abendglocken;
+vom jenseitigen Ufer des Golfs sendet uns der Leuchtthurm von St. Raphaël
+einen ersten noch blassen Strahl entgegen.
+
+ IV.
+
+Wir wandern jetzt auf classischem Boden. Ist doch Fréjus das alte Forum
+Julii, dem Julius Caesar den Namen gab. Augustus vollendete den Hafen, der
+die Stelle von Lagunen einnahm, und gab dem Orte einen Pharus. Agrippa
+ließ einen Aquäduct und ein Amphitheater erbauen; siedelte hier auch
+Soldaten der achten Legion an, was zu der späteren Benennung Colonia
+Octavanorum führte. Die Stadt wuchs rasch in Größe und Bedeutung; sie maß
+fünftausend Schritte im Umfang. Der Hafen war so ausgedehnt, daß er im
+Jahre 31 v. Chr. die zweihundert Galeeren aufnehmen konnte, die Octavian
+in der Schlacht bei Actium Antonius abgenommen hatte. Was für ein
+farbenprächtiges Bild mag das gewesen sein, als die Flotte des Antonius
+diesen Hafen füllte, als mächtige römische Bauten sich in seinen Wellen
+spiegelten, und weithin sichtbar durch das Thal der Aquaeduct in kühnen
+Bögen den fernen Bergen zueilte. – Fréjus blieb unter den Kaisern die
+wichtigste Flottenstation an diesem Gestade, dann aber begannen traurige
+Zeiten. Der _Amnis argenteus_, der heutige Argens, füllte langsam den
+Hafen mit Schlamm und Erde an. Im zehnten Jahrhundert konnten nur noch
+kleine Schiffe Zuflucht in demselben finden. Dann kamen die Saracenen und
+schleiften 940 die Befestigungen der Stadt. Im fünfzehnten Jahrhundert
+wurde Fréjus von Corsaren verbrannt, dann im sechzehnten Jahrhundert
+nochmals unter Carl V. geplündert. Der Hafen schwand allmälig, und an
+seiner Stelle bildeten sich weite Sümpfe aus, welche mit tödtlichen
+Miasmen die Gegend erfüllten. Ein Bild solchen Elends fand Aubin-Louis
+Millin im Beginn dieses Jahrhunderts hier vor. Die Straßen waren leer, die
+Häuser unbewohnt, die wenigen Menschen, die man sah, gingen mit blassen
+fahlen Gesichtern, hohlen Wangen, eingefallenen Augen umher. Man meinte,
+in einem großen Krankenhaus zu sein. »Wir nahmen Wohnung«, schreibt
+Millin, »in der besten Herberge: es war ein verpestetes und ekelerregendes
+Haus, in dem man den Aufenthalt als Strafe betrachten mußte. Schrecklicher
+Schmutz herrschte in ihm. In schlecht gespülten Gefäßen wurde uns fauliges
+Wasser dargereicht; ganze Schwärme von Fliegen belagerten die mit ranzigem
+Oel bereiteten Speisen. Den Sümpfen entstiegene Mücken und Schnacken
+peinigten uns mit ihren Stichen; des Nachts wurden wir von nicht minder
+zudringlichen, aber noch ekelhafteren Thieren aufgezehrt. Unser Blut war
+in fortwährender Wallung. Es können hier wirklich nur solche Menschen
+leben, die an derartige Plagen gewöhnt sind; uns erschienen sie als das
+größte Unheil, das einem menschlichen Wesen begegnen kann. Wir bedauerten,
+daß der Wissensdrang, der uns trieb, historisch berühmte Stätten
+aufzusuchen, uns an diesen elenden Ort geführt hatte, und wir wünschten
+denselben so bald als möglich verlassen zu können.« – Seitdem haben sich
+die Zustände in Fréjus gebessert. Abzugscanäle sind entstanden, welche die
+Umgegend entwässern und dadurch gesünder machen; der Ort selbst ist zwar
+auf ein Fünftel seiner früheren Größe zusammengeschmolzen, sieht aber
+ziemlich freundlich aus. Wer freilich tieferen Eindruck von den
+Ueberresten aus der classischen Zeit erwartet, der wird enttäuscht sein.
+Es blieb nur wenig davon zurück, zu wenig, um Achtung zu gebieten oder gar
+künstlerisch anzuregen. Nur die zerrissenen Bogen des Aquäducts draußen in
+den Feldern, mit ihrem Schmuck von kletternden Pflanzen, sind ästhetisch
+wirksam. Der Argens war so fleißig bei der Arbeit, daß heute eine weite
+sandige Fläche Fréjus vom Meere trennt; die Trümmer des alten römischen
+Leuchtthurms ragen jetzt anderthalb Kilometer vom Strande entfernt aus dem
+Boden hervor. So ist der alte Glanz von Fréjus für immer geschwunden, und
+was von demselben zurückblieb, vermag solchen Eindruck wie die Denkmäler
+von Nîmes und von Arles auf uns nicht zu machen. Doch erhebt uns auch hier
+das Gefühl, classischen Boden unter den Füßen zu haben. Wir schauen dann
+hinaus in das blaue Mittelmeer, an dessen Ufern jene mächtige Cultur
+erstarkte, welche die Welt erobert hat. Wir suchen das Band mit der
+Vergangenheit enger zu knüpfen und werden uns im Geiste wieder bewußt, daß
+jene allgemein menschlichen Gedanken und Gefühle, die hier zum ersten Mal
+zur bewußten Empfindung und Gestaltung gelangten, auch heute noch unser
+Denken und Fühlen beherrschen.
+
+Römische Villen füllten jenen Strand, an dem heut St. Raphaël sich erhebt.
+Die römischen Patricier bevorzugten überhaupt dieses schöne Land. Es war
+das ihre Provincia Romana par excellence, diejenige, die sie meinten, wenn
+sie kurzweg von Provincia sprachen, und sie behielt den Namen der
+Provence. Am Strande von St. Raphaël ließen sich nach den Römern die
+Tempelritter nieder und bauten jenen viereckigen Thurm, der auch heute
+noch die alte Kirche zu schützen scheint. Im Jahre 1799 landete hier
+Bonaparte, als er von Aegypten kam, und hier auch verließ er das Land, um
+1814 nach Elba zu gehen. Es trifft somit nicht ganz zu, wenn behauptet
+wird, Alphonse Karr habe St. Raphaël entdeckt: richtig aber ist, daß er
+unter den französischen Schriftstellern der erste war, der sich hier
+niederließ, daß ihm bald andere Celebritäten der Litteratur und Kunst
+folgten, und daß der neue Aufschwung von St. Raphaël mit jener Zeit
+begann. Was aber alle jene Künstler und Schriftsteller hier suchten, das
+war der stille abgelegene Ort, an dem man Blumen, Sonne und Meer genießen
+kann, ohne von anderen Menschen gestört zu werden. Sie alle flohen den
+Lärm des großstädtischen Nizza und des übereleganten Cannes. »Wenn ich
+eine große Stadt lieben möchte,« pflegte Alphonse Karr zu sagen, »zöge ich
+zurück nach Paris.« Auch ist es im Sommer hier kühler als jenseits des
+Esterel, und der sandige Strand ladet dann zum erfrischenden Bade ein;
+daher sich St. Raphaël immer mehr zum sommerlichen Seebad entwickelt. Im
+Winter ist es zu sehr den Winden ausgesetzt. Das sollten auch wir noch
+erfahren. Schon am Abend bei unserer Ankunft begann sich Ostwind zu
+erheben, am nächsten Tage wehte er mit Macht und war von heftigem Regen
+begleitet. Gegen dieses Unwetter ließ sich im Freien nicht ankämpfen. Der
+Wind trieb die Regentropfen fast wagrecht durch die Luft. Das dauerte so
+zwei Tage. Starker Ostwind ist hier meist mit Regen gepaart, somit
+traurig. Ganz verschieden gebärdet sich sein Widersacher, der nördliche
+Mistral. Er ist trocken und daher weit heiterer. Er fegt den Himmel rein
+und pfeift bei Sonnenschein. Er bläst nicht in langen Zügen, sondern in
+abrupten Stößen, er klingt donnerartig und rüttelt an den Gebäuden. Der
+Ostwind hingegen bläst stärker oder schwächer, doch ohne Unterbrechung
+fort; seine Stimme ist mehr ein Klagen, so daß man bei Nacht langgedehnte
+Schluchzer zu hören meint. In der zweiten Nacht, die auf unsere Ankunft
+folgte, entlud sich ein polterndes Gewitter, das mit dumpfem Dröhnen die
+Thäler erfüllte und zuckende Flammen auf die Meeresfläche warf; als der
+Morgen aber kam, da strahlte die Sonne wieder hell in unser Zimmer hinein.
+Das Meer tobte weiter, und wir zogen hinaus, um seinen Anprall gegen die
+Felsen des Strandes zu sehen. – Zu den Wahrzeichen von St. Raphaël gehören
+seine beiden Löwen: »_le lion de terre_« und »_le lion de mer_«, zwei
+rothe Porphyrfelsen, die gleichsam Wache an dem Strande halten. Der
+Seelöwe hat sich weiter in das Wasser hinausgewagt, der Landlöwe dicht am
+Ufer gelagert. Sie lauern da wie apokalyptische Thiere und trotzen seit
+Ewigkeit der nagenden Kraft der Wellen. Jetzt stürmt das Meer mit Macht
+gegen diese Felsen an, wälzt seine Wogen über sie hinweg und wirft mit
+Getöse schäumenden Gischt hoch an ihnen empor. Ueber den Porphyrlöwen im
+blauen Himmelsraum, da wiegen sich aber die Möven. Wie gerne folgt ihnen
+das Auge, diesen muthigen Vögeln, wenn sie mit breitem und mächtigem
+Flügelschlag die Luft durchschneiden. Jetzt segeln sie gegen den Wind,
+jetzt wiegen sie sich an der Stelle, jetzt schießen sie herab in die
+Fluth, um ihre Beute zu fassen; mit ihr schwinden sie in der Ferne, oder
+sie lassen sich nieder auf der schaukelnden Welle, ein weißer Punkt mehr
+inmitten der weißen Kämme. Da hinten in der See taucht plötzlich eine
+Herde von Delphinen aus den Wellen hervor. Sie zeigen zuerst ihren Kopf,
+überschlagen sich fast in der Luft und schießen hinunter in die Tiefe. Sie
+bringen Humor in das großartige Schauspiel: sie sind die Clowns des
+Meeres.
+
+Die Straße, die von St. Raphaël in östlicher Richtung dem Meeresstrande
+folgt, führt an Landhäusern vorüber, die manchen bekannten Namen tragen.
+Da ist die »_maison close_«, das geschlossene Haus, welches Alphonse Karr
+sich schuf, um der aufdringlichen Welt zu entgehen. Hier in »_Oustalet dou
+Capelan_« hat Charles Gounod sich abgesondert, und über der Eingangsthür
+liest man: »_L’illustre maître, Charles Gounod composa Roméo et Juliette à
+l’Oustalet dou Capelan, au printemps de 1866_«, und Jules Barbier, sein
+Librettist, der nebenan ein Landhaus besitzt, fügte darunter hinzu: _Hic
+Divum Romeo scripsit Gounod meus 1866. Ingenio haut amicitia impar_.«
+Gounod weilte mit Vorliebe in St. Raphaël; »ich finde hier,« meinte er
+oft, »den Golf von Neapel vor, mit der Campagna von Rom im Hintergrunde.«
+
+Ist die Lage von St. Raphaël wirklich so schön, als es Gounod empfand? Ich
+kann das nicht behaupten, so wenig ich auch sonst diesem Ort den ihm
+zukommenden Reiz absprechen möchte. Mir fehlt hier der volle Blick auf das
+Esterel, und ich fühle mich nicht hinlänglich dafür entschädigt durch die
+Aussicht auf das Maurengebirge und jenes Thal des Argens, das Gounod mit
+der Campagna von Rom vergleicht. Lieber würde ich doch dem Beispiel von
+Carolus Duran folgen und mich dort drüben in St. Aigulf niederlassen, an
+dem waldigen Strande, von dem aus man am Abend das zackige Esterel in
+Purpur leuchten sieht.
+
+ V.
+
+Hingegen bildet St. Raphaël einen vorzüglichen Standort für Ausflüge in
+das Esterel-Gebirge. Und dieses Gebirge ist sicher des Besuches werth; es
+gehört zu den Juwelen der Riviera: sein malerischer Reiz wird durch die
+Porphyre bedingt, die als nackte Felsenmassen dem Boden entsteigen. Um
+diese Porphyre und anderes eruptives Gestein sind Schiefer emporgerichtet.
+Allseitig wird das Esterel durch tiefe Thäler von den Alpen und durch das
+Thal des Argens auch von dem Maurengebirge getrennt. Noch zu Anfang dieses
+Jahrhunderts wagte man sich nur mit Schrecken in das Esterel hinein, jetzt
+wandelt man in demselben sicherer als in den Anlagen mancher großen Stadt.
+– Unser erster Besuch sollte dem höchsten Punkt des Gebirges, dem Mont
+Vinaigre gelten, dessen Gipfel sich 616 Meter hoch über den Meeresspiegel
+erhebt. Wir hofften von dieser Höhe das ganze Esterel zu überblicken und
+wollten dort unseren Plan für weitere Ausflüge entwerfen. – Wir brachen
+von St. Raphaël auf, als der Morgen graute. Der Weg führte gegen Norden
+zunächst nach Valescure. Dort am Abhang der Berge, in dem kühlen Walde,
+pflegten schon römische Familien den Sommer zu verbringen, wenn die Hitze
+des Tages in Forum Julii unerträglich wurde. _Vallis curans_, das Thal,
+welches Genesung bringt, muß, wie sein Name sagt, als besonders gesunder
+Aufenthaltsort gegolten haben. Diesen alten Ruf möchte man auch heute noch
+ausnutzen und durch den verheißungsvollen Klang des Namens neue Bewohner
+hier anlocken. Man wandert in Valescure auf fertig angelegten Straßen,
+»_Grands Boulevards_« mit hochtönenden Namen; der Wald ist in Parkanlagen
+verwandelt; große Hôtels hoffen auf Gäste, Musikpavillons warten auf
+Musikanten. Doch die Besucher bleiben noch aus. Woher auch sollen sie
+kommen, diese Millionäre, um allen Grundstückspeculanten zu Gefallen die
+ganze Riviera von Toulon bis Ventimiglia mit Villen zu bedecken? Mit dem
+Augenblick, wo der Bau der Südbahn beschlossen war, bemächtigten sich
+Actiengesellschaften aller Punkte am Strande, die durch schöne Aussicht
+aller Punkte auf der Höhe, die durch gesunde Lage, Kiefernadelduft, oder
+sonst welche Vorzüge sich auszeichnen. Auch in St. Aigulf drüben im
+Maurengebirge ist der Wald schon parcellirt, laufen »_Grands Boulevards_«
+durch denselben und sind nicht allein mit schönen Namen, sondern auch mit
+Laternen versehen. Den Laternen freilich fehlen die Scheiben; gebrannt hat
+noch keine; manche warf der Sturm, manche auch Menschenhand schon um; nun
+liegen sie da und rosten, ein trauriges Bild des Todes dort, wo niemals
+Leben war. Dazwischen in möglichst auffälliger Stellung große Tafeln mit
+bunten Inschriften und Plänen, die zum Ankauf der Grundstücke verlocken
+sollen. – Wird Valescure jemals gedeihen? Es ist wohl möglich – einen
+Anfang von Erfolg hat es schon zu verzeichnen: »_La nature sévère et
+riante, l’odeur des pins agréable et salutaire_«, wie Stéphen Liegeard den
+Ort preist, hat bereits die Künstlerin der »_Comédie française_« Suzanne
+Reichemberg und die nicht minder berühmte Sängerin der Pariser komischen
+Oper Miolan Carvalho veranlaßt, sich hier anzusiedeln. Der Ort ist
+anmuthig, dicht von immergrünem Wald umhüllt, mit heiteren Ausblicken in
+das Meer und das Gebirge: trotzdem athmeten wir freier auf, als wir die
+»_Grands Boulevards_« verlassen hatten und uns in einer von der
+Speculation weniger übertünchten Natur bewegten. – Die Sonne ging in
+blaugrauem Nebel als rothe strahlenlose Scheibe auf; dann tauchte sie aus
+dem Nebel hervor und strahlte hell an wolkenlosem Himmel. Die Erde schien
+jetzt von Licht überströmt. Bald betraten wir jene ausgedehnten Wälder,
+welche das Esterel fast ganz bedecken. Einst hatten sie oft vom Feuer zu
+leiden; statt grüner Laubkronen starrten verkohlte Skelete den Wandrer an.
+Jetzt sind die Wälder Staatseigenthum geworden und erfreuen sich so
+sorgsamer Pflege, daß sie fast den Eindruck großer Parkanlagen machen. Die
+dunklen Strandkiefern (_Pinus Pinaster_) wiegen bei Weitem vor: sie
+schließen ihre Kronen oft so dicht zusammen, daß kaum ein Sonnenstrahl
+durch das Dickicht dringt. Vorzügliche Kunststraßen führen durch den Wald,
+und bis auf den Gipfel der Berge gelangt man auf gut gehaltenen Wegen.
+Auffallend genug sieht man eine weite Kunststraße oft ganz plötzlich
+enden, wenn sie die Grenzen des Gebirges erreicht. Da hört das Departement
+der Forste nämlich auf, und es beginnt dasjenige der Brücken und
+Chausseen. Die beiden Ministerien arbeiten sich, wie es scheint, nicht
+immer in die Hände. Nach Wegweisern sieht man sich leider vergebens im
+Esterel um, und wo mehrere Straßen sich schneiden, bleibt man auf seine
+Orientirungsgabe ganz angewiesen. Die besten Karten der Gegend, die wir
+uns zu verschaffen vermocht, Karten, welche das Ministerium des Inneren im
+Jahre 1889 veröffentlicht hatte, reichten eben nur aus, um uns irre zu
+führen. Der Weg zum Mont Vinaigre war übrigens nicht schwer zu entdecken.
+Zunächst sahen wir ihn vor uns, dann brauchten wir im Walde nur der
+breiten Straße zu folgen und uns nordwestlich zu halten, dort wo sich
+dieselbe mit anderen gleich breiten Straßen schnitt. Sie stieg in
+Windungen zwischen den Bergen empor. Meist war sie im Walde versteckt, und
+wir wanderten im Schatten hoher Bäume, oder sie erreichte einen steilen
+Abhang, und über den Gipfel der Bäume hinweg konnte der Blick dann über
+grüne Thäler und Berge weithin sich verlieren. Doch kein Haus war zu
+entdecken, nirgends verrieth aufsteigender Rauch eine verborgene Hütte:
+nichts als Wälder, Thäler und Berge in endloser Einsamkeit. Seitdem wir
+das Gebirge betreten hatten, war uns kein Mensch begegnet. Wir fühlten uns
+ganz allein: es war fast unheimlich. Nach zwei Stunden erreichten wir eine
+menschliche Behausung, das Forsthaus zu Malpay: »_M[=a]ou pays_«,
+schlechte Gegend, wie es provençalisch heißt, in Erinnerung an jene Zeit,
+wo es hier nicht geheuer war, zu reisen.
+
+Die Frau Försterin schien sichtlich erfreut, sich wieder einmal
+aussprechen zu können, und gab uns, während wir frühstückten, genaue
+Auskunft über die Gegend. Sie zeigte uns auch in östlicher Richtung ein
+Stück der römischen Straße, die man von hier aus auf eine längere Strecke
+hin überblicken kann. Rom mit Gallien verbindend, endete sie in Arelate,
+dem heutigen Arles, von wo die »_via Domitia_« nach Spanien führte. Zwei
+römische Straßen, die als aurelianische bezeichnet wurden, führten durch
+das Esterel. Die ältere folgte von Cannes aus der Küste und erst vor der
+südlichsten Felsengruppe des Esterel drang sie landeinwärts, in ein Thal,
+um in westlicher Richtung Fréjus zu erreichen. Später legten die Römer die
+zweite Straße an, die, in gerader Richtung über die Berge laufend,
+ungefähr der heutigen zwischen Fréjus und Cannes entspricht und von der
+wir hier ein Stück vor Augen hatten. In einer verborgenen Schlucht unfern
+derselben liegen in Malpay noch Porphyrsäulen aus alter Zeit, unvollendete
+Arbeit der Römer. Der violettrothe Stein hat sich seitdem freilich mit
+einer dicken schwarzen Kruste bedeckt. An die Benennung jener römischen
+Straßen erinnern hier noch die Namen der Ufer und Berge. Dort, wo die
+ältere der beiden Straßen das Meer verließ, heißt immer noch das Ufer
+»Plage d’Aurel«, und »Pic d’Aurel« heißen die Porphyrmassen, denen sie
+dann folgte. Dieses Gebirge war später von aller Cultur so abgeschnitten,
+neuen Einflüssen so entzogen, daß das Volk bis auf den heutigen Tag eine
+noch benutzte Strecke der älteren Straße »_lou camin Aurelian_« nennt.
+
+Man verläßt in Malpay die breite Straße und folgt in östlicher Richtung
+dem Fußweg, der in zahlreichen Windungen am südlichen Abhang des Mont
+Vinaigre aufwärts steigt. – Wie kommt der Berg zu seinem merkwürdigen
+Namen? Es heißt der saure Wein, der an seinen Flanken wuchs, hätte ihm
+denselben verschafft. Spuren einstiger Weincultur sind freilich nicht mehr
+zu entdecken, hingegen tritt man am Abhang in die herrlichsten Maquis ein.
+Baumartige Heide, Ginster, Pistacien, Euphorbien, Asphodelen, sie alle
+blühen zu gleicher Zeit und erfüllen die Luft mit würzigem Duft. Denn er
+ist kurz, der provençalische Frühling, und die Pflanzen müssen sich
+beeilen, bevor die Dürre naht; es ist als wenn die Natur ein Frühlingsfest
+hier feiern wollte, und unbewußt dringt etwas von diesem Frühling auch in
+die Seele des Wandrers ein. Er vergißt alles Vergangene, ihm ist, als
+könne er das Leben von Neuem beginnen. Warum auch nicht? Ist doch die Welt
+so alt und erwacht sie dennoch in jedem Frühjahr zu neuem Leben. – Was
+duften nur die Heiden so schön nach bittren Mandeln? Jeder Windhauch trägt
+uns ganze Fluthen dieses Aromas entgegen. Dieser Duft war uns früher kaum
+aufgefallen, doch eine gleiche Fülle von Ericablüthen hatten wir auch noch
+nie gesehen. Ein süßer Honiggeruch erfüllt jetzt die Luft: eine
+unscheinbare kleine Wolfsmilch (_Euphorbia spinosa_) ist es, die ihn
+verbreitet. Ihr fehlen auffällige Blüthen, und da muß sie sich besonders
+bemühen, um in so farbenreicher Umgebung nicht unbeachtet zu bleiben. Sie
+wird auch von zahlreichen Bienen besucht, während die bunten
+Schmetterlinge um andere prächtigere Blüthen flattern. Hier lohnt es sich,
+Biene und Schmetterling zu sein! Aus dieser Blüthenmasse ragen dunkle
+Erdbeerbäume, zwerghafte Kiefern, immergrüne Eichen, stachelige
+Wachholdersträucher (_Juniperus oxycedrus_) hervor. Und wo ein noch so
+kleiner Platz unbesetzt geblieben an dieser reichen Tafel der Natur, da
+drängen sich die Asphodelen (_Asphodelus cerasifer_) mit ihren weißen
+Blüthenrispen ein. Auch sie wollen ihren Antheil an Licht und Wärme haben,
+an jener Nahrung, die hier in solchem Uebermaß gespendet wird.
+
+Wir steigen nur langsam in die Höhe, bleiben vor jeder einzelnen Blüthe
+stehen, belauschen die Bienen bei der Arbeit. Erst nach einer Stunde sind
+wir oben; da liegt eine ganze Welt zu unseren Füßen. Vor uns das grüne
+Esterel mit seinen tief eingeschnittenen Thälern und seinen steilen Höhen,
+wo aus dem Laub der Bäume die zackigen Porphyrfelsen in den Himmel ragen.
+Im Westen die Ebene von Fréjus von ihrem Silberfluß durchströmt; über
+dieser das Maurengebirge mit seinen dunklen Wäldern, und dann alle Buchten
+der Küste, weit hin bis nach St. Tropez. Im Norden die Kalkalpen in
+perlgrauem Ton; im Osten die Seealpen mit schneebedeckten Häuptern; davor
+üppig grünes Land, mit leuchtenden Städten und Dörfern und wieder die
+Küste, erst bei Bordighera in duftigen Nebel sich hüllend. Ganz in der
+Nähe Cannes, vor ihm die Inseln von Lerins; weit vorspringend in die See
+das schmale Cap von Antibes; endlich im Süden, scheinbar dem Himmel
+entgegenstrebend, das unbegrenzte Meer.
+
+Heute war es hier oben so windstill, daß auch die einsame Korkeiche, die
+am Gipfel steht, sich in der Sonne *wärmen* konnte. Auch sie, die
+bedauernswerthe, war ihrer schützenden Korkhülle beraubt worden. Zum
+großen Theil entblößt, mußte sie an schlimmen Tagen dem Mistral hier
+trotzen. In dem friedlichen Bilde, das uns umgab, störte diese nackte
+Eiche wie ein Mißton die Harmonie.
+
+Der Weg, den wir bei Malpay verlassen hatten, setzt sich in gerader
+Richtung am Fuße des Mont Vinaigre fort und trifft bald auf die große
+Straße von Fréjus und Cannes. Folgt man ihr in östlicher Richtung, so
+gelangt man bald zu einer Häusergruppe, der Auberge des Adrets und dem
+Gensdarmerieposten. Der Name, den das Wirthshaus führt, war in Paris einst
+in Jedermanns Mund, als der berühmte Schauspieler Fréderic Lamaître im
+Ambigu-Theater die Hauptrolle in einem Schauerdrama gab, das in einer
+»Auberge des Adrets« spielte. Das war in den vierziger Jahren, und alle
+sensationsbedürftigen Besucher von Cannes machten Ausflüge ins Esterel, um
+in der »Auberge des Adrets« die Räume zu sehen, in denen ein Herr Germeuil
+ermordet oder vielmehr *nicht* ermordet worden war. Denn abgesehen davon,
+ob die ganze Geschichte sich jemals zugetragen, oder ob sie nur erfunden
+war, handelte es sich thatsächlich in dem Drama nicht um diese, sondern,
+wie das Textbuch deutlich angab, um eine Herberge gleichen Namens auf dem
+Wege von Grenoble nach Chambéry. – Unter den Besuchern, die in fröhlicher
+Laune von Cannes aus hierher gekommen waren, befand sich im Jahre 1868
+auch Georges Sand. Die Bewohner des Hauses wurden damals schon sehr
+ungehalten, wenn man sie über jenen Herrn Germeuil ausfragen wollte; sie
+glaubten, man bezichtige sie des Mordes. Richtig ist, daß vor Jahren die
+Gegend um jene »Auberge des Adrets« besonders berüchtigt war. In den
+unzugänglichen Thälern und Schluchten des Esterel suchten alle jene
+Verbrecher ihre Zuflucht, denen es gelungen war, aus den Galeeren von
+Toulon zu entfliehen. Sie pflegten die Reisenden unfern von diesem
+Wirthshaus anzufallen, an einer Stelle, wo die Straße von angrenzenden
+Höhen beherrscht ist. »Als wir vorbeifuhren,« schreibt Horace Benedict de
+Saussure, »zeigte uns der Courier von Rom, der mit uns reiste, einen
+zertrümmerten Reisekoffer, der noch am Wege lag und einem Courier gehört
+hatte, der vor einigen Tagen ausgeplündert worden war.« Als hingegen der
+Erlanger Professor der Naturwissenschaften Gotthilf Heinrich Schubert 1822
+»mit der Hausfrau, die, wie gewöhnlich, als Haushofmeister und Adjutant,
+ihren alten Träumer begleitete«, die nämliche Stelle überschritt, hatten
+sich die Zustände bereits geändert. In dem Wirthshaus war ein
+Gensdarmerieposten errichtet. Doch fand er dort nur eine alte Frau und
+zwei kleine Kinder vor. Während die Reisenden sich stärkten, kam die Alte
+auf die verschollenen Räubergeschichten zu sprechen. »Wenn sich so ein
+Räuber doch hier wieder sehen ließe,« meinte die Frau, »damit unsere
+Gensdarmen zeigen können, daß sie ihr Brot nicht umsonst essen.« – Seitdem
+die Eisenbahn Fréjus mit Cannes verbindet, ist diese Straße wie
+ausgestorben, und Räuber würden ihr Auskommen da nicht mehr finden. Das
+Wirthshaus zeigt aber noch deutlich an, daß es einst darauf eingerichtet
+war, sich zu vertheidigen. Die Mauern sind ungewöhnlich dick, die Fenster
+des unteren Stockwerks mit eisernem Gitter versehen. Durch eine Oeffnung
+in der eichenen Thür wurde der Reisende erst genau betrachtet, bevor er
+Einlaß erhielt, schräge Schießscharten in den Wänden sind gegen die Thür
+gerichtet: das Haus gleicht einer Festung, die nur durch regelrechte
+Belagerung genommen werden konnte. Jetzt steht seine Thür weit offen, und
+kleine Kinder spielen vor dem Hause.
+
+Wir kehrten nach Malpay zurück und wählten von dort einen Weg, der in
+südöstlicher Richtung uns nach Agay führte. Bald waren wir in den _Vallon
+de la Cabre_ gelangt. Dort breitete überall am Abhang der lorbeerartige
+Schneeball (_Viburnum Tinus_) seine weißen Blüthendolden aus. Bis auf die
+betretenen Wege wagten sich die blauen Schwertlilien (_Iris germanica_)
+hervor. Die Dichternarcisse (_Narcissus poëticus_) schaute uns aus dem
+Gebüsch mit ihren leuchtenden Blumenaugen an. Hochstengelige Tulpen
+(_Tulipa Celsiana_) grüßten uns aus der Ferne mit ihren gelben Blüthen.
+Die violetten Blüthenstände der doldenblüthigen Schleifenblume (_Iberis
+umbellata_) überraschten uns durch ihre Pracht; hatten wir doch dieses
+schöne Gewächs bisher nur in Gärten gesehen. Bald war in unseren Händen
+_Ophrys aranifera_, die merkwürdige Orchidee, mit ihren spinnenartigen
+Blüthen, und zu dieser konnten wir dann auch ihre bienenähnliche Schwester
+(_Ophrys apifera_) gesellen. Am meisten aber erfreute uns das seltene
+_Limodorum abortivum_, eine blattlose Orchidee, die in allen Theilen
+hellviolett gefärbt, auch hellviolette Blüthen trägt. So wandelten wir im
+Thale mit großen Blumensträußen in den Händen. Da plötzlich tauchte vor
+uns ein großer Porphyrblock auf. Er steht auf schwachen Füßen und neigt
+sich über den Bach, als wollte er stürzen. Das Volk hat ihn den
+Taubenschlag, »_Pigeonnier_«, genannt. Dann führte unser Weg weiter an
+anderen phantastischen Felsen vorbei; oft schienen sie das Thal zu
+versperren und traten erst weit im Halbkreis auseinander, als wir den Fluß
+von Agay erreichten. Dem folgten wir bis an das Meer. Zackig zerrissen, in
+rothem Lichte glühend, schaut dort das Castel d’Agay in die See hinab. Wie
+Zähne einer Riesensäge ragen in langgedehnter Reihe die steinernen Zacken
+gegen den Himmel vor. Wir rasteten an der lieblichen Bucht von Agay, die
+der rothe Porphyr in einen farbigen Rahmen faßt. Wir sind hier zehn
+Kilometer von St. Raphaël entfernt, an der Station der Mittelmeerbahn, die
+dem Seestrande folgt, um dem Gebirge auszuweichen.
+
+Unfern von Agay, am Wege nach St. Raphaël, wird blauer Porphyr gebrochen.
+Große Blöcke sprengt man aus dem Berge heraus, schneidet sie in Platten
+und Würfel und verwerthet den Rest für Straßenbau. Der ganze Strand ist
+mit blauem Porphyr bedeckt, und zahlreiche Arbeiter sind beschäftigt, ihn
+auf Schiffe zu laden. Der Porphyr des Esterel ist ein Quarzporphyr, der in
+dichter, mit bloßem Auge nicht unterscheidbarer Grundmasse, die aus Quarz
+und Feldspath besteht, Krystalle oder crystallinische Körner aus Quarz
+oder Feldspath führt. Der Feldspath ist meist fleischroth, doch wird die
+rothe Färbung des ganzen Gesteins vornehmlich durch Eisenoxyd bedingt, das
+als ein feiner Staub in der Grundmasse vertheilt ist. In den blauen und
+andern hellgefärbten Porphyren tritt das Eisenoxyd gegen
+Eisenoxydulverbindungen zurück. Der blaue Porphyr wird für Straßenbauten
+besonders geschätzt und seine Gewinnung hier in großem Maßstab betrieben.
+– Dem Steinbruch gegenüber springt eine Landzunge, »_Le Piton de
+Dramont_«, vor in die See und trägt auf steil abfallenden Felsen einen
+hohen Leuchtthurm. Er warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der
+Gefahr, die ihn an dieser felsigen Küste bedroht. Die Bucht von Agay, die
+bei ruhigem Wetter still ist und leer, füllt sich bei stürmischer See oft
+mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze der Berge, auf
+günstigeres Wetter, und schon zur römischen Zeit hat der Agathon Portus
+manches Schiff vor Untergang gerettet.
+
+ VI.
+
+Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein versteinertes
+Felsenmärchen. Eine Straße führt jetzt von Agay dahin, und drei Stunden
+Wagenfahrt genügen, um es von St. Raphaël zu erreichen. Wir ziehen die
+Fußwanderung vor und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
+einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die Schienen und
+steigen am westlichen Abhang des vor uns sich erhebenden Berges in die
+Höhe. Wir wandern in Maquis, noch üppiger als wir sie an andern Stellen
+des Esterels gesehen. Vom süßen Honigduft der Euphorbien sind wir fast
+betäubt. Weite Flächen werden gelb gefärbt von großblüthigen
+Pfriemensträuchern (_Calycotome spinosa_). Cistusrosen (_Cistus albidus_)
+beginnen eben ihre großen rothen Blüthen zu entfalten. Zunächst sind sie
+zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der Knospenhülle waren, doch
+breiten sie sich aus, verlieren bald alle Falten und locken nun die
+Schmetterlinge durch ihren zarten Farbenreiz. Wir pflücken keine dieser
+Blüthen, da sie zu vergänglich sind, der leiseste Windhauch trägt ihre
+Kronenblätter davon. – Welche Fülle bunter Schmetterlinge belebt hier den
+Abhang. Blüthen und Schmetterlinge gehören ja zusammen. Der sonst seltene
+Falter _Anthocharis Eupheno_ ist hier fast gemein. Er gleicht unserem
+Aurorafalter, ist aber schwefelgelb, nicht weiß wie jener. Dieselben
+rothen Flecken zieren seine Vorderflügel. Unruhig und rasch fliegt er
+durch die Lüfte. Ebenso behend ist der Osterluzeifalter (_Thaïs
+Polyxena_), dessen bräunlich gelbe Flügel mit schwarzen Zacken sich
+umrandet zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
+Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam schweben in allen
+Richtungen die Segelfalter an uns vorüber. – Bald haben wir einen Kamm,
+den Col Lentisque erreicht, den zahlreiche Korkeichen schmücken. Hier
+schneiden sich mehrere Wege. Wir wählen denjenigen, der zur Rechten
+abzweigt, überschreiten alsbald die Paßhöhe und beginnen in einem waldigen
+Thale, dem »Ravin« des Baches Escalle, der hier abwärts fließt, langsam
+abzusteigen. Schöne Stecheichen (_Ilex aquifolium_) ragen stellenweise aus
+dem üppigen Dickicht hervor. Es sind das hier stattliche Bäume, während
+wir sie in unseren Wäldern nur in Strauchform finden. Da fällt uns dann
+wieder auf, was einst schon Chamisso bemerkte, daß die glänzenden,
+lederartig starren Blätter nur in den unteren Theilen des Baumes mit
+scharfen Zähnen besetzt sind, an den höher entspringenden Aesten aber
+einen fast glatten Rand haben. Nur an denjenigen Blättern, die von den
+weidenden Thieren erreicht werden können, bildet zum Schutz gegen
+dieselben diese Pflanze Stacheln aus. Der Weg wendet sich plötzlich nach
+Westen, und ganz unvermittelt stehen wir am Ausgang des Malinfernet. Da
+ragen sie nun hervor aus dem dunklen Wald, alle die rothen Felsen hier in
+der Sonne glühend, dort in den Schatten der Berge getaucht. Sie
+verschieben sich gegeneinander bei jedem Schritt, den wir vorwärts
+schreiten; die einen schwinden, die andern treten hervor, fast endlos. Und
+der klare Bach, der das Thal durchströmt, rauscht entweder stark, oder
+murmelt schwach, oder donnert laut in Wasserfällen. Einmal verbirgt er
+sich ganz im grünen Laub der Bäume, dann tritt er wieder weit sichtbar vor
+und spiegelt mit hellem Glanze den Himmel. Und erst die Felsen! Hier
+glaubt man einen spitzen Thurm zu sehen, wie den Thurm eines gothischen
+Domes, mit steinernen Blumen und Thieren und allerhand Schnörkeln
+verziert; dort eine Burg mit ihren Schanzen und Zinnen, dort eine Orgel
+mit riesigen Pfeifen, hier einen schlanken Kegel, dort einen kantigen
+Crystall, hier wieder ein Standbild auf hohem Postament. Ist das nicht der
+Gott Osiris, der auf diesen Felsen thront? Er trägt zwei junge Kiefern wie
+Scepter in den Händen. Am Eingang jener Schlucht kauert eine Sphinx und
+holt aus zum Sprunge. Und dort am fernen Abhang scheint eine wilde Jagd
+den Berg hinabzurasen. Die phantastischen Thiere ragen hoch aus dem Wald
+hervor, in letztem Todeskampf zu Stein erstarrt. Da hat die Natur ihrem
+ungezügelten Gestaltungsdrang freien Lauf gelassen; sie schuf in
+übermüthiger Laune. Und als bereue sie nachträglich diesen Uebermuth,
+verbarg sie sorgsam das Thal zwischen hohen Bergen. Das Malinfernet mußte
+thatsächlich erst entdeckt werden, und noch im December 1851, nach dem
+napoleonischen Staatsstreich konnten politische Flüchtlinge sich dort
+lange Zeit verborgen halten und den Nachforschungen der Gensdarmen
+entgehen.
+
+ VII.
+
+Gegen Abend zogen wir wieder hinaus zum Strande von St. Aigulf. Wir
+wollten das Esterel noch einmal im Glanze der untergehenden Sonne glühen
+sehen. Es war ein farbenprächtiger Abend, still und mild, einer jener
+Abende, die das Gefühl des Glückes in der menschlichen Seele erwecken.
+Kein Luftzug bewegte die Blätter der Bäume. Im See von Villepey spiegelten
+sich dunkle, goldumstrahlte Wolken. Durch unser Nahen aufgeschreckte Vögel
+flohen aus dem Dickicht des Ufers empor. Sie stiegen in die Lüfte und
+schienen schwarze Furchen zu ziehen am hellen Abendhimmel. Die Wolken im
+Westen nahmen Purpurfarben an, und in ihrem Widerschein röthete sich auch
+der See. Er sah jetzt unheimlich aus, wie eine Lache von Blut; das dunkle
+Dickicht aus Rohr umfaßte ihn mit schwarzem Trauerrand. Wir setzten unsern
+Weg fort zum Strande. Bald stand der Westen in voller Gluth, und das
+Maurengebirge glich einem Riesen in der Feuersbrunst. Die Bäume des Waldes
+zeichneten sich schwarz auf hellem Grund, als wäre ihr Umriß mit Kohle
+gezogen. Allmälig verblaßte der Himmel. Auf den spiegelnden Wellen des
+Meeres begannen sich die weißen Strahlen der ersten Sterne mit dem rothen
+Abglanz der letzten Abendlichter zu mischen. Als wir den Strand
+erreichten, war es bereits so dunkel, daß wir den Umrissen des Meeres
+nicht mehr folgen konnten. Der Himmel sprühte von Sternen und schien auch
+ungezählte Lichter im Meere auszusäen. Wir lauschten dem Stöhnen und
+Rollen der Brandung und frugen uns, warum es ewig klagt und grollt, dieses
+länderumspülende Meer; ist es der Schmerz über all’ das Leid, das sich an
+seinen Ufern zugetragen? Ist doch auch dieser Ort nach jenem Heiligen
+benannt, der auf den Lerinischen Inseln gemartert ward. Manchmal glaubten
+wir nahende Schritte zu hören; doch nein, es war nur ein reifer
+Kieferzapfen, der vom Baum zu Boden fiel, oder eine größere Welle, die
+sich über das Ufer ergoß und zischend dem Meer wieder zueilte. Die
+silberne Mondsichel, ganz schmal, tauchte hinab in die Bäume. Starr
+leuchteten uns von Osten her die Leuchtthürme von St. Raphaël und von
+Drammont entgegen; der Phar von Camarat im Westen flammte auf und nieder:
+es war, als öffnete und schlösse er abwechselnd sein großes Feuerauge. Im
+Meere tauchten Barken auf in gelbem Fackelschein. Das waren Fischer,
+welche mit Feuer die Tiefen erhellten, um Fische zu erspähen. Die
+flackernden Flammen warfen lange zitternde Streifen auf die Wellen.
+Plötzlich tauchte dicht vor unseren Augen, gespensterhaft groß, eine
+riesige Barke auf, mit ausgespannten Segeln. Sie deckte uns die Sterne und
+warf einen schwarzen Fleck über den funkelnden Himmel. Eben so rasch, wie
+sie kam, war sie auch verschwunden, lautlos, unvermittelt, wie ein
+Geisterschiff.
+
+ VIII.
+
+Unfern vom Bahnhofe bei le Trayas schaut aus dem dunklen Grün der Bäume
+ein helles Häuschen hervor. Schilder an der Station preisen es als »_Hôtel
+du Trayas et restaurant de la Réserve_« an. Der Ort liegt so schön am
+Wald, zwischen rothen Felsen, daß wir den Entschluß faßten, dort einige
+Zeit zu weilen. So fanden wir uns am nächsten Tage auf der Station von le
+Trayas mit unserem Gepäck wieder ein. Wir frugen nach dem Wege zum
+»Hôtel«, und wurden auf einen Hund verwiesen, der sich in unserer Nähe
+befand. »Sie brauchen ihm nur zu folgen, er wartet auf die Gäste«. Der
+Hund hatte sich uns genähert, als wir mit Handgepäck beladen, aus dem
+Eisenbahnwagen stiegen und sah uns verständnißvoll an. Es war ein großer
+schwarzer Vorstehhund, mit langem seidigem Haar. Wir schritten zum
+Ausgang; der Hund eilte uns voran, blickte oft sich um und wedelte dann
+mit dem Schweife. Er führte uns den Weg an der Bahn entlang, hierauf in
+den Wald. Einen Augenblick war er verschwunden: es galt einen kleinen
+Pintscher im nahen Försterhause zu besuchen, vielleicht ihm mitzutheilen,
+daß Fremde angelangt seien. Der kleine Freund kam mit bis auf den Weg, um
+uns zu betrachten, dann zog er sich zurück. In einer Viertelstunde
+erreichten wir das Gasthaus, einen bescheidenen Bau, doch mit ziemlich
+weiter Glashalle. Augenscheinlich wurde die Restauration des »Hôtels« mehr
+als seine Wohnräume in Anspruch genommen und somit wohl die Glashalle am
+meisten benützt. Der Hund stellte sich vor die Eingangsthür und bellte. Es
+war das aber nicht ein gewöhnliches Bellen, er stieß vielmehr gedämpfte,
+rasch hinter einander gedehnte Töne aus, welche die Mitte zwischen Bellen
+und Heulen hielten. Da stürzte der geschäftige Wirth mit seiner ganzen
+Familie aus dem Hause und bot uns seine Dienste an. Die Zimmer im Hause
+sind zwar äußerst klein, doch erträglich, der Aufenthalt auf der Terrasse,
+bei so schönem warmem Wetter, wie wir es trafen, war aber geradezu
+entzückend. Steht doch das Haus dicht am Meere, auf einem Porphyrfelsen,
+und kann der Blick weithin der Küste folgen, an rothen Porphyrmassen, dann
+dunkelgrünen Höhen vorbei Cannes erreichen und auf den Lerinischen Inseln
+im Meere, oder dem weißen Schnee der Alpen über den Bergen, endlich ruhen.
+Vorn ist der rothe Strand in scharfe Buchten zerschnitten und zu tiefen
+Grotten ausgehöhlt; im Norden steigt, dicht über dem Hause, der Pic
+d’Aurelle empor, im Westen schließt die mächtige Felsenmasse des Cap Roux
+die Landschaft ab.
+
+Viele Fremde kommen aus Cannes hierher, verweilen aber nur wenige Stunden,
+um sich in der Glasveranda an »_Bouillabaisse_«, oder an den Austern und
+Hummern der »Reserve« zu laben. Hin und wieder findet sich zu mehrtägigem
+Aufenthalt ein leidenschaftlicher Liebhaber des Fischfangs ein. Denn das
+Meer gilt für besonders fischreich an diesem felsigen Strande, und der
+Fischer findet vollauf Gelegenheit, seine List und seine Gewandtheit zu
+üben. Als besonders spannend gilt der Fischfang des Nachts bei Feuer und
+verlangt, so wie er hier geübt wird, sehr viel Geschick. Eine solche Fahrt
+muß man einmal mitgemacht haben!
+
+Das Meer war so ruhig, so einladend, daß wir einen Fischer veranlaßten,
+uns am Abend zu solchem Fischfang mitzunehmen. Es dunkelte schon, als wir
+das Land verließen. Kein Mond am Himmel, doch unendlich viel leuchtende
+Sterne, deren Zahl noch immer zu wachsen schien. Sie spiegelten sich in
+den Wellen, die wir durchschnitten. Die Umrisse der Berge schwanden immer
+mehr; bald bildeten sie nur noch einen dunklen sternenlosen Schatten am
+Himmelssaum. Im Meere war es still; wir hörten nur den leisen Anprall der
+Wellen gegen das Boot und den regelmäßigen Schlag der Ruder ins Wasser.
+Die Brise aber, die des Nachts von den Bergen weht, trug die Stimmen des
+Landes über das Meer. Wir hörten aus der Ferne die lauten Concerte der
+Laubfroschscharen, das schrille Zirpen der Heuschrecken. Zugleich brachte
+uns diese Brise alle die Wohlgerüche, welche den harzigen Kieferwäldern
+und den würzigen Maquis entströmen. Nah und fern glänzten am Ufer, wie
+große Sterne, die Leuchtthürme uns entgegen. Wir gaben uns diesen
+Eindrücken ganz hin und athmeten mit Wonne die balsamische Luft. Der eine
+Fischer beugte sich dann über das Boot, um das Feuer zu entzünden. Vorn an
+einem Haken war der eiserne Gitterkorb befestigt, den er mit harzigem Holz
+der Aleppokiefer gefüllt hatte. Knisternd entflammte dasselbe und
+verbreitete ein grelleres Licht, wie Fackelschein. Dieses Licht drang in
+die Tiefen des Meeres ein, während der Himmel über uns jetzt fast schwarz
+erschien. Wir glitten über Felsenmassen, auf welchen Meeresalgen wahre
+Zaubergärten bilden. Da mischen und durchdringen sich alle Farben, von
+lebhaftestem Grün bis zu dunklem Braun und zu leuchtendem Roth. Hier
+breite Blätter zu Rosetten aneinander gedrängt, dort lange fluthende
+Fäden, wie aufgelöstes Haar, dort wieder rundliche Gebilde wie Muscheln.
+Dazwischen schillernde Seeanemonen mit vorgestreckten Fühlern, rothe
+Seesterne mit ausgebreiteten Armen und stachelige Seeigel, die dunkle
+Flecke in einem bunten Teppich zu bilden scheinen. Kleine Fische fliehen
+erschreckt nach allen Seiten, größere folgen in Scharen, wie durch das
+Licht fascinirt, unserem Boot. Spähend steht am Vordertheil des Schiffes
+der Fischer und schaut in die Tiefe. Er hält eine dreizinkige, an langer
+Schnur befestigte Harpune in der Hand, bereit sie abwärts zu stoßen. Jetzt
+gießt er einige Tropfen Oel auf das Wasser, um die Fluth, die der Luftzug
+kräuselt, zu glätten. Die Ruderschläge verstummen. Plötzlich fährt der
+Wurfspeer in die Tiefe, sein mit Widerhaken versehener Dreizack durchbohrt
+einen Fisch, und zappelnd wird dieser emporgezogen, um im Boote bald zu
+verenden. – Es gehört viel Uebung und Geschick zu einer solchen Jagd.
+Nicht nur gilt es beim Wurf die Bewegung des Fisches, sondern auch jene
+Lichtbrechung im Wasser zu berücksichtigen, welche den Fisch an einer
+anderen Stelle zeigt, als die, an der er sich wirklich befindet. Wir gaben
+die Jagd auf, es genügte uns dieses eine Opfer; langsam erlosch unser
+Feuer und wieder glitten wir friedlich auf der weiten See, beschienen von
+silbernen Sternen.
+
+Gegen den Mistral ist le Trayas vollständig gedeckt, der Cap Roux fängt
+ihn mit seinem breiten Rücken auf. Zu gleicher Zeit, da in Cannes und
+Nizza dichte Staubwolken von den Straßen aufsteigen, merkt man hier kaum
+einen Luftzug und kann sich behaglich im Freien vor dem Hause sonnen. Doch
+darf der Ostwind nicht kommen; der rückt hier an, mit voller Gewalt; er
+stürmt das Gebirge, das ihm Halt gebietet, prallt zurück von den hohen
+Felsen und umwirbelt sie mit wüthendem Geheul. Das geängstigte Meer
+scheint dann auf das feste Land sich flüchten zu wollen; mit Schaum
+bedeckt versuchen es seine Wellen, die Felsen zu erklimmen, doch sie
+zerschellen an dem harten Stein und sinken gebrochen zurück in die Tiefe.
+In der Höhlung der Grotten fangen sie sich aber ein, suchen dort einen
+Ausweg nach oben und schlagen mit solcher Gewalt gegen die Wölbungen an,
+daß das ganze Ufer erdröhnt. Da ist von Schlaf kaum die Rede des Nachts in
+dem kleinen Hause, – schlummert man endlich auch ein, so träumt man
+Schauergeschichten und wacht dann plötzlich auf mit Schrecken und
+Beklemmung. Staub gibt es freilich selbst dann nicht auf den
+Porphyrstraßen des Esterel, und in einem vom Strande entfernteren, mehr
+geschütztem Hause, könnte daher wohl mancher Lungenkranke im Frühjahr
+besser aufgehoben sein, als in den von Kalkstaub erfüllten Kurorten. Im
+Winter selbst wird es hier zu kalt und fehlen demgemäß auch die
+empfindlicheren Pflanzen in der Flora.
+
+ IX.
+
+Vor Allem galt es uns von hier aus den Gipfel des Cap Roux, den »Grand
+Pic« des Esterel, zu besteigen. Gleichzeitig wollten wir die Grotte Sainte
+Beaume d’Honorat besuchen und frugen nach dem Wege zu derselben. Der Wirth
+bot uns den Hund als Führer an, denselben Hund, der uns am Bahnhof
+empfangen hatte. »Castor« wurde herbeigerufen. Wir hatten schon nähere
+Bekanntschaft mit ihm geschlossen, bei den Mahlzeiten seiner gedacht und
+so seine Zuneigung gewonnen. Dieser Hund hatte merkwürdig viel Ausdruck im
+Gesicht; seine Augen blickten so klar und treu, und wenn er uns von der
+Seite ansah und das Weiß seiner Augen sichtbar wurde, da erschienen diese
+so verständig und nachdenklich, so überlegt und klug, fast wie
+Menschenaugen. Allem Anschein nach verstand Castor den Sinn vieler Worte
+und staunten wir daher auch nicht, als der Wirth den Auftrag ihm
+ertheilte, uns nach der Beaume zu führen und zu diesem Zwecke das Wort
+»Beaume« drei Mal mit Nachdruck wiederholte. Castor wedelte mit dem
+Schwanze zum Zeichen des Verständnisses, doch blieb er zunächst noch
+stehen. Ah! sagte der Wirth, ich habe den Lohn vergessen, den er gewohnt
+ist zu erhalten: die eine Hälfte hier, die andere an der Beaume. So wurden
+denn Cakes geholt, für welche Castor eine besondere Vorliebe hatte. Die
+eine Hälfte verzehrte er sogleich mit sichtlichem Behagen, die andere
+Hälfte nahmen wir mit auf den Weg. Wir brachen jetzt auf, Castor voran,
+die Schnelligkeit seines Ganges nach der unserigen richtend, häufig nach
+rückwärts schauend, ob wir ihm auch folgen. Wir streiften den
+Eisenbahndamm in westlicher Richtung und waren bald an die Mündung des
+Thales gelangt, das den Pic d’Aurelle von der Bergwand des Cap Roux
+scheidet. Das Meer dringt vor in dieses Thal, um eine der vielen Buchten
+zu bilden, die hier Calanques heißen. Eine Eisenbahnbrücke überspannt im
+Bogen die Bucht. Wir glaubten den Weg unter derselben einschlagen zu
+müssen, doch Castor führt uns aufwärts, und ohne auf die Eisendrähte zu
+achten, durchkreuzt er die Bahn. Wir glaubten seinem Beispiel folgen zu
+müssen, und in der That schließt ja auch beiderseits der Weg an den
+Bahndamm an. Die Drähte scheinen nur da zu sein, um überstiegen zu werden,
+nur um die Bahn im Falle eines Unglücks vor der Verantwortung zu schützen.
+Diese Einrichtung wiederholt sich hier längs der ganzen Bahnstrecke,
+zahlreiche Wege münden beiderseits an dieselbe, und man wird zum
+Uebersteigen der Drähte vom Bahnwärter selbst ermuthigt, wenn man ihn nach
+dem Wege frägt. – Castor führte uns am Abhang des Cap Roux in
+nordwestlicher Richtung weiter; er kehrte sich nicht an die vielen Wege,
+die steiler am Berge aufstiegen, ging ruhig und sicher in gerader Richtung
+vor sich hin. Das Thal wendet sich dann nach Westen, und wir folgten dem
+nördlichen Abhang des Berges. Ein gemauertes Schutzhaus steht am Wege, das
+den Forstbeamten als Zufluchtsstätte dient; nebenan entspringt am Berg
+eine Quelle. Hier bog Castor seitlich ab, wählte den rechts aufsteigenden
+Pfad und führte uns jetzt steil in die Höhe. Zunächst war der Weg noch
+gut, doch nach einiger Zeit gelangten wir in Geröll und Felsen. Dann
+folgten Stufen im Stein; stellenweise schwebten wir über dem Abgrund, doch
+da waren eiserne Stäbe in den Fels geschlagen, an denen wir uns stützen
+konnten. Castor war augenscheinlich nicht schwindlig; er kletterte behende
+aufwärts, schaute oft an schwierigen Stellen sich um, als wenn er unserem
+Geschicke nicht ganz traute. Vor uns auf der Felsenkante steigen die
+Trümmer eines Thurmes auf, die Reste der früheren Einsiedelei. Ein Thorweg
+durchsetzt den Thurm; wir bleiben an dessen Eingang stehen. Der Blick
+taucht hier über die steilen Felsen in das üppige Thal hinab. Grüne Berge,
+von zackigen Porphyrmassen gekrönt, steigen jenseits auf; über dem Col
+Lèveque im Osten glänzen die Schneehäupter der Alpen. Und im Westen, in
+bläulichem Dunst getaucht, begrenzt das Maurengebirge den Horizont. –
+Jenseits des Thurmes ist der Eingang zur Grotte. Castor hatte sich vor
+denselben gelagert. Nicht ohne Selbstgefühl schaute er uns an. Er hielt es
+nicht einmal für nöthig mit dem Schweife zu wedeln, als wir ihm die Cakes
+überreichten. Er hatte sie verdient; Demuth war nicht am Platze. Wir
+traten in die Grotte ein. Rechts birgt sie eine Cisterne. Im Hintergrunde
+ist ein bescheidener Altar errichtet, und noch bescheidenere Standbilder
+der Heiligen zieren die Wände. Hier soll einst als Einsiedler der heilige
+Honoratus gelebt haben, jener Heilige, der um das Jahr 408 auf den
+Lerinischen Inseln ein berühmt gewordenes Kloster gründete. Zahlreiche
+Pilger zogen Jahrhunderte lang und ziehen auch jetzt noch am ersten
+Donnerstag im Mai den steilen Berg hinauf, um den Heiligen zu verehren.
+Eine Nische in der Grotte soll des Heiligen Lager gebildet haben. Die
+Pilger betrachten mit Andacht die Vertiefungen im Stein, die sie als
+Spuren deuten, welche der Körper des Heiligen hinterließ.
+
+St. Honoratus stammte aus dem nördlichen Gallien, wie es heißt aus einer
+vornehmen Familie. Noch jung zog er sich in diese Einöde zurück. Sein
+Beispiel regte zur Nachahmung an. Es folgte ihm der heilige Eucharius, ein
+provençalischer Edelmann, Seigneur de Théol et de Mandelieu, der aber
+später als der heilige Honoratus der Welt entsagte. Er mag manchen
+bitteren Kummer und manche Enttäuschung zuvor erlebt haben. Denn, wie ich
+der Geschichte der Diöcese Fréjus, die der Abbé Disdier veröffentlicht
+hat, entnehme, war der heilige Eucharius zuvor verheirathet gewesen und
+besaß zwei Söhne und zwei Töchter. Als ihm seine Frau durch den Tod
+entrissen wurde, übergab er die Erziehung der Söhne dem heiligen Hilarius
+und zog sich zunächst auf eine der Lerinischen Inseln und dann in die
+Einsiedelei des Cap Roux zurück. Er bewohnte hier eine Grotte, die noch
+unzugänglicher, noch abgeschlossener als diejenige des heiligen Honoratus
+war. Hier »von Allen getrennt, der Ruhe und der Schweigsamkeit sich
+weihend, hatte er weder den Willen noch die Gelegenheit zu sündigen«. Hier
+verfaßte er auch einen begeisterten Tractat zum Lob der Einsamkeit. Doch
+sollte er sein Leben nicht in dieser Einöde beschließen. Abgesandte der
+Lyoner Gemeinde entführten ihn, um ihn als Erzbischof an ihre Spitze zu
+stellen. – Schwer fällt es heute, sich in den Geist jener begeisterten
+Asketen zu versetzen, denen als Ideal der Vollkommenheit nicht die
+Erfüllung der sittlichen Pflichten des Lebens, sondern der Ertödtung aller
+sinnlichen Gelüste vorschwebte. Doch damals waren die Zeiten anders, und
+es sah so traurig aus in der Welt, daß mancher an ihr verzweifeln konnte.
+Manch’ edel angelegter Mensch mochte glauben, daß sein ethisches Ideal
+innerhalb einer solchen Welt nicht zu verwirklichen sei, und suchte es
+darum in der Weltentsagung. Solches ideale Streben, das mit dem Opfer der
+eigenen Person verbunden ist, zwingt uns Bewunderung ab; menschlicher
+muthet uns ein späterer Einsiedler vom Berge des Cap Roux an, Namens
+Laurentius Bonhomme, der dort die zweite Hälfte des siebenten Jahrhunderts
+verlebte. Er betrieb allerhand kleines Gewerbe, war immer fleißig bei der
+Arbeit, züchtete Bienen, verwerthete deren Wachs und Honig, und das Geld,
+das er verdiente, vertheilte er unter die Armen. Er schloß sich von den
+Menschen nicht ab, wanderte auch nicht selten nach Fréjus, gefolgt von
+einem Reh. Der Bischof ließ sich das Reh von ihm schenken; es blieb in
+Fréjus zurück. Später nun, als Laurentius wieder einmal in Fréjus war und
+vor dem bischöflichen Palaste sich laut unterhielt, hörte das Reh seine
+Stimme, sprang aus einem Fenster des Palastes zu ihm hinab und leckte
+seine Hände. Da fühlte der Mann sich glücklich; er empfand »_le bonheur du
+parfait solitaire_«, wie es in der Erzählung heißt. So auch war seine
+Einsiedelei stets von zahlreichen Vögeln umgeben, die er zu Zeiten der
+Dürre in den Vertiefungen der Felsen mit Wasser tränkte. Eines Tages
+überraschte er Diebe, die ihm seine Bienenstöcke geraubt hatten.
+Erschrocken sahen die Missethäter ihn nahen. Er aber trug ihnen auch noch
+die übrigen Bienenstöcke zu und rief ihnen nach, sie hätten die besten
+vergessen. Solche unerschöpfliche Güte rührte das Gemüth der Missethäter:
+sie besserten sich, so heißt es, von dieser Stunde.
+
+Wir blieben nochmals vor der Grotte stehen und verloren uns im Anblick
+dieser schönen Gegend. So mag sie auch ausgesehen haben vor anderthalb
+tausend Jahren, als der heilige Honoratus in dieselbe blickte. Auch damals
+schon glänzten die rothen Porphyrfelsen so feurig im Sonnenschein, und
+damals schon leuchtete der ewige Schnee so blendend weiß dort jenseits auf
+den Alpen. Auch dasselbe Bedürfniß nach Idealen ist dem menschlichen
+Geiste geblieben, nur hat sich die Form derselben verändert.
+
+Wir stiegen hinab bis zur Quelle und schlugen einen anderen Weg dann ein,
+um von Westen her den Gipfel des Berges zu erreichen. Wir suchten Castor
+zur Heimkehr zu bewegen, doch zog er es vor, bei uns zu bleiben. Freilich
+fühlte er sich nicht mehr verpflichtet, uns den Weg zu weisen, er ging
+nicht mehr vor uns her, schweifte vielmehr ab nach allen Seiten. Oft sah
+man ihn nicht, da war er im Gebüsch, um Vögel aufzuscheuchen; er schaute
+ihnen in den Lüften nach. Einmal schien er einem größeren Thier
+nachzujagen, vielleicht einem der vielen Füchse, die das Esterel bewohnen.
+
+Auf dem Gipfel des Cap Roux, dem Grand Pic, der einst Vigie de Peyssarin
+genannt wurde, entfaltete sich vor uns ein Bild so herrlich, wie wir es
+kaum je gesehen. Der Eindruck, den wir empfingen, war erhaben und lieblich
+zugleich, malerisch und von mächtiger Wirkung. Während vom Mont Vinaigre
+aus unser Auge erst in der Ferne über grüne Berge das Meer erreichen
+konnte, hatten wir hier die blauen Fluthen zu unseren Füßen. Die grünen
+Abhänge des Cap Roux fallen langsam zum Meere ab; sie endigen in schroffen
+Felsen, die sich senkrecht in die Wellen stürzen. Dort setzen sie sich
+fort mit Zacken und Rissen, schneiden ein in das Meer mit scharfem Grat,
+fassen es in ausgehöhlte Mulden, tauchen dann wieder wie steinerne Riesen
+aus der Fluth empor. Das Wasser nimmt violette Töne an auf dem purpurnen
+Grunde: es scheint flüssiger Amethyst zu sein in einem Becken von Rosso
+antico. Um uns herum glühen die Felsen in hellem Sonnenschein. Gelbe und
+graue Anflüge, von Flechten erzeugt, tönen das satte Roth ab in unzähligen
+Schattirungen. Gegen diesen Vordergrund hebt sich die Ferne mit ganz
+eigenem Colorit ab; man wird völlig berauscht von dieser Pracht, sie
+klingt einem wie Musik in der Seele. Zunächst beachtet man kaum die Form
+der Gegenstände und läßt nur ihre Farben auf sich wirken: wie sich die
+Töne mischen und wie sie einander durchdringen, wie sie hier verschmelzen,
+dort in effectvollem Contrast von einander absetzen. Wie wunderbar glüht
+dieser braunrothe Coloß auf dem blauen Hintergrunde des Meeres, das hoch
+hinter ihm am Horizonte aufzusteigen scheint! Wie hebt sich dieser andere
+Porphyrfelsen von dem perlgrauen Grunde der Kalkalpen ab; dort springen
+wieder rothe Zacken vor gegen den leuchtenden Himmel, im Osten über Nizza
+krönt der blendend weiße Schnee der Alpen wie ein silbernes Diadem das
+grüne Vorgebirge. Ihm wenden sich immer wieder von Neuem unsere Blicke zu.
+Unten aber schillert am Strande das blaue Meer in purpurnen Tönen auf dem
+rothen Grunde; fern im Süden spiegelt es die Sonne wider und strahlt
+unermeßliches Licht zurück. Eine mächtige Felsenmasse im Westen deckt uns
+das Thal von Fréjus, hinter ihm thürmt sich das Maurengebirge in
+sammetgrünen Farben auf. Das Auge folgt der Küste bis zu den goldenen
+Inseln. Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes fast in
+greifbarer Nähe. Die Inseln von Lerin tauchen grün wie Smaragde hervor aus
+der goldigen Fluth. Wir sehen sie jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe
+vereinigt, voran die Insel St. Honorat, dann St. Marguérite, und neben
+St. Honorat im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St. Féréol;
+dahinter taucht das Cap d’Antibes seine belaubten Ufer in die Fluthen; es
+springt so weit vor in die See, als wollte es dieses eine Meer in zwei
+Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges, der breiten Engelsbucht,
+glänzt das weiße Nizza im Halbkreis an grünen Hügelketten, und dann
+erheben sich Berge hinter Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der
+Küste verschwimmen.
+
+Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnüffelt sorgsam die
+Steine, auf welchen, den Ueberresten nach zu schließen, von früheren
+Touristen manches Frühstück verzehrt worden ist. Sicherlich strengt er
+seine Einbildungskraft an, um die einzelnen »Menus« zu reconstruiren, –
+dann gähnt er zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schläft. –
+Stunden vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
+
+ X.
+
+Den Pic d’Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn, unseren
+nächsten Nachbar. Wir mußten denselben besteigen, wäre es auch nur jenem
+Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen führt. Was für ein Aurelius
+das ist, dessen Name durch jenen Fels wie durch die alte römische Straße
+verewigt wird, das läßt sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die
+Wahrscheinlichkeit spricht für Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
+dieser großen Straße entwarf und deren Bau auch, von Rom aus, im Jahre 241
+vor Christus begann. Die Straße soll er aber nur eine kurze Strecke weit
+ausgebaut haben; sie wurde dann von Aurelius Scaurus über Pisa und Savona
+fortgesetzt, von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles geführt.
+
+Wir stiegen vom Hôtel geradeaus in die Höhe, überschritten in gewohnter
+Weise den Bahnkörper und erreichten bald einen breiten Weg, der in
+westlicher Richtung den Berg umkreist. Diesem Weg mußten wir längere Zeit
+folgen, immer das grüne Thal vor Augen, das den Pic d’Aurelle vom Cap Roux
+trennt. An dem nördlichen Abhang des Cap Roux profiliren sich scharf die
+dunkelrothen Felsen, und deutlich ragt aus denselben der Thurm hervor, der
+vor der Grotte des heiligen Honoratus wacht. – Wir wählen den ersten
+Fußweg, der jetzt bergauf am Pic d’Aurelle sich wendet. Der Berg ist nur
+etwa 300 Meter hoch, läßt sich somit ohne Anstrengung besteigen. Der Blick
+von demselben ist jenem vom Gipfel des Cap Roux ähnlich, doch entsprechend
+eingeschränkt. Denn das Cap Roux deckt die ganze Küste im Westen, und nur
+das Thal an seinem nördlichen Abhang gestattet einen Durchblick bis zum
+Maurengebirge. Da sieht man im Thale des Argens auch Fréjus liegen und
+begreift es nun wohl, warum die Römer zunächst dieses Thal erwählten, um
+ihre Straße von der Küste nach Forum Julii zu führen. In östlicher
+Richtung schweift auch vom Pic d’Aurelle das Auge unbegrenzt über die
+schneebedeckten Alpen und die weite Küste. Die nackten Porphyrfelsen, die
+den Gipfel des Berges bilden, tief zerklüftet, gleichen den Ruinen einer
+Titanenburg. Mit Vorsicht nur darf man den Felsenrändern sich nähern, denn
+ganz unvermittelt fallen sie ab in die Tiefe.
+
+Jede Wanderung im Esterel bot uns neue Reize. Mit seinem gepflegten Walde
+und seinen sorgsam unterhaltenen Wegen gleicht dieses Gebirge einem großen
+Parke, in welchem mit Kunstsinn, Geschmack und unerhörter Kraft die Natur
+mächtige Felsmassen zum Schmuck vertheilt hätte.
+
+Castor ist unser Freund, und ungeachtet ihn Fernsichten nicht fesseln,
+begleitet er uns doch auf allen unseren Ausflügen; auch den Pic d’Aurelle
+hatte er mit uns bestiegen.
+
+Ein Weg führt an unserem Hôtel vorbei und setzt sich in westlicher
+Richtung fort bis nach Agay. Auf ihm pflegen wir oft zu wandern. Er folgt
+allen Windungen der Küste. Zerfallene Häuser stehen an demselben. Sie
+bargen einst die Arbeiter, die beim Bau der Bahn beschäftigt waren. Ein
+hartes Stück Arbeit, da die ganze Strecke hier aus dem Porphyr gesprengt
+werden mußte. Die verlassenen Häuser ließ man in Wind und Wetter
+zusammenstürzen. Der an das Hôtel zunächst grenzende Strand ist wiederum
+Aurelius zu Ehren, »plage d’Aurelle« benannt. Hier war es, wo die alte
+römische Straße den Strand verließ, um landeinwärts hinter dem Cap Roux im
+Thale aufzusteigen. Jenseits der Bucht, in welche dieses Thal mündet, kann
+man vom Wege aus nach Agay schon die ganze Schneekette der Alpen
+überblicken. Hier verlassen wir den betretenen Weg, um an dem Ufer selbst
+unsere Wanderung fortzusetzen. Da geht es bergauf und bergab nicht ohne
+Hindernisse. Einmal erklimmen wir einen steilen Fels, dann steigen wir
+wieder bis zum Meer hinab. Leise Wellen schlagen an das Ufer, kaum
+umfranst von leichtem Schaum. Durch die krystallhelle Fluth dringt unser
+Auge bis auf den tiefen Grund. Es sieht dort in purpurnen Mulden
+räthselhafte Dinge liegen, die in bunten Farben gleich Edelsteinen
+funkeln. Die provençalische Sonne übergießt uns mit ihrem Glanz; auch das
+Meer und die Felsen strahlen uns Licht entgegen. Die ganze Luft zittert
+über dem erhitzten Boden. Alles leuchtet und flimmert um uns her; die
+Ferne schwindet in goldigem Nebel, und der weiße Schnee der Alpen scheint
+wie über Abgründen zu schweben.
+
+Wie kommt es nur, daß sie so rein und so klar sind, diese herrlichen
+Fluthen des Mittelmeeres? tragen doch Flüsse und Bäche fort und fort
+Schlamm und Erde dem Meere zu; nagen doch seine Wellen unaufhörlich an dem
+weit ausgedehnten Ufer. Die Klarheit des Seewassers wird durch seinen
+Salzgehalt bedingt. Trübes Flußwasser, sich selbst überlassen, braucht
+sehr lange Zeit, um sich zu klären, doch genügt es, eine Spur Kochsalz
+hinzuzufügen, damit diese Klärung äußerst rasch erfolge. Je mehr Salz das
+Seewasser enthält, um so blauer pflegt es auch zu erscheinen, daher das
+salzreiche Mittelmeer durch die Intensität seiner Färbung ausgezeichnet
+ist. In vierhundert Meter Tiefe erlöschen die letzten Strahlen des
+Lichtes, welches in das Seewasser dringt. Weiter hinab herrscht ewige
+Dunkelheit. Die verschiedenartigen Strahlen, welche das weiße Sonnenlicht
+zusammensetzen, und die unser Auge als verschiedene Farben empfindet,
+werden nicht gleich schnell im Meere resorbirt. In zwei Meter Tiefe ist
+schon die Hälfte der rothen und ein Drittel der orangegelben Strahlen
+verschwunden; das Licht, das tiefer dringt, ist jetzt nicht mehr weiß, es
+ist vorherrschend grün und blau geworden. Das bedingt die Färbung des
+Meeres. Da der Salzgehalt des Wassers auf den Vorgang der
+Strahlenabsorption einen Einfluß übt, so beeinflußt er auch die
+Farbeneffecte. Die glatte Meeresfläche wirft das meiste Licht unverändert
+zurück. Spiegelt sich in ihr die Sonne, so leuchtet sie daher in deren
+Glanz, während sie der Abendhimmel in Purpurtönen färbt. Von den
+aufsteigenden Wellen der bewegten See wird dagegen nur wenig Licht
+zurückgeworfen, daher uns das Meer dann besonders dunkel erscheint.
+
+Doch es gilt Abschied von Le Trayas zu nehmen. Castor begleitet uns zur
+Bahn. Wir streicheln ihn vor der Trennung. Er sieht lange dem
+Eisenbahnzuge nach, der uns davonträgt. Sein Blick trübt sich – fast
+scheint es uns, er habe Thränen in den Augen.
+
+ XI.
+
+Bald lag das Esterelgebirge hinter uns im Westen, und wir fuhren in
+sanftem Aufstieg dem Norden zu. Der Schienenweg führte im Thal der Siagne
+an Feldern von Rosen und Jonquillen, von Veilchen und von Jasmin vorbei;
+dann folgte er wieder grauen Olivenhainen. So erreichten wir Grasse, eine
+Stadt in mittelalterlichem Gewande. Sie klettert empor an den letzten
+Ausläufern der Alpen. In Windungen führen die Straßen in die Höhe; steile
+Treppen kürzen die Wege ab, Gewölbpfeiler verbinden in engen Gassen die
+gegenüberliegenden Häuser, damit sie den steilen Abhang nicht abwärts
+gleiten. Es drängen sich in solchen Gassen die Menschen an einander
+vorbei; stellenweise stockt der Verkehr. Der moderne Inhalt der
+Schaufenster an den Läden paßt nicht zu der alten Umrahmung. Manchem
+Hausgang entweicht ein fettiger Dampf, gewürzt mit Zwiebel und Knoblauch.
+Da gibt es Fritturen, unverfälschte mediterrane Wohlgerüche. Doch mit
+jenem Oelduft mischt sich ein anderes durchdringendes Parfüm, das an
+freieren Orten allein zur Geltung gelangt; es kommt vom Santalholz, das
+aufgeschichtet in den Parfümfabriken liegt. Seine Verarbeitung hat jetzt
+begonnen.
+
+Grasse ist sehr alten Ursprungs, wurde aber zu wiederholten Malen
+vollständig zerstört. Sein Wiederaufbau im sechsten Jahrhundert soll
+eigenartiger Weise erfolgt sein durch Juden. Es waren, so heißt es,
+Nachkommen jener Juden, die Tiberius gegen das Jahr 19 unserer
+Zeitrechnung aus Rom vertrieb. Während der Judenverfolgung, die im
+sechsten Jahrhundert in der Provence ausbrach, gingen diese Juden zum
+Christenthum über und erhielten die Ruinen der alten römischen Stadt dafür
+zum Lohn. Sie sind es, die ihr den Namen »Gratia« gaben. Das Stadtwappen
+von Grasse führt ein silbernes Osterlamm in azurnem Feld; man sucht dies
+in Verbindung zu bringen mit der einstigen Bekehrung seiner Wiedererbauer.
+
+Wir finden Grasse nicht schön, und auch der Ausblick von seinen Plätzen
+und Gärten in das ferne Meer entzückt uns nicht. Bilden doch den
+Vordergrund jenseits der Hügel steife und nüchterne Kasernen, die jedes
+ästhetische Empfinden stören. Doch anmuthig ist der Blick auf Grasse
+selbst, vom Garten des Grand Hôtel, den man auf der neuen Avenue Thiers,
+oberhalb der Stadt, in zwanzig Minuten erreicht. Die Agaven und Palmen des
+Gartens rahmen da die alte Stadt in wirksamer Weise ein; sie verdecken die
+unschönen neuen Gebäude und zeigen nur die eckigen alten Thürme und
+Häuser, die sich über und durch einander an den Abhang drängen.
+
+Das, was uns nach Grasse geführt hatte, war aber auch nicht die Hoffnung,
+die zuvor empfangenen Natureindrücke zu steigern, vielmehr der Wunsch,
+einen Einblick in die hier blühende Parfümherstellung zu gewinnen. Seit
+mehr als hundertundfünfzig Jahren ist Grasse in dieser Richtung berühmt,
+und selbst weiter noch reichen seine Erfolge auf diesem Gebiete zurück.
+Man zeigt uns das Haus, in welchem ein Sieur Tombarelli aus Florenz schon
+in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ein Laboratorium für
+Parfümerien eingerichtet hatte. Heute ist Grasse zu einem der Hauptorte
+europäischer Parfümfabrikation geworden. Es stellt aber nicht die fertigen
+Parfüms her, so wie sie schließlich als sogenannte »Bouquets« zur
+Verwendung kommen, sondern die ersten Erzeugnisse für dieselben. Aus
+diesen einfachen Bestandtheilen mischen die eigentlichen Parfümisten erst
+jene verschiedenen Bouquets zusammen, wie sie eben die Mode vorschreibt
+oder der Geschmack der Zeit verlangt. Grasse entnimmt seine Wohlgerüche
+fast ausschließlich dem Pflanzenreich. Thatsächlich sind auch die meisten
+natürlichen Parfüms pflanzlichen Ursprungs, nur Moschus, Ambra, Bibergeil
+und Zibeth entstammen dem Thierreich. Neuerdings beginnt jedoch die
+chemische Industrie wirksam in das Parfümgeschäft einzugreifen, indem sie
+die wohlriechenden Stoffe in chemisch reinem Zustande darstellt. Im
+Besonderen ist es gelungen, das Cumarin, jenen Stoff, der den Geruch des
+frischen Heues bestimmt, aus Salicylaldehyd zu erzeugen. Das Verfahren ist
+ziemlich umständlich, der aromatisch riechende Körper, den man in
+farblosen, glänzenden Krystallen erhält, aber durchaus übereinstimmend mit
+demjenigen, den die Tonkabohnen, die Samen des Tonkabaumes (_Dipterix
+odorata_) von Guyana und auch die Stengel der _Liatris odoratissima_,
+einer in Florida wachsenden Composite, die zum Parfümiren des Tabaks und
+der Cigarren benutzt wird, enthalten. Mit etwa zwanzig Gramm künstlichen
+Cumarins erreicht man heute in der Parfümerie ebenso viel, wie mit einem
+Kilogramm Tonkabohnen. Ebenso verhält es sich mit dem natürlichen
+Wintergrünöl, das aus dem nordamerikanischen, zu den Heidengewächsen
+gehörenden Theebeerenstrauch (_Gaultheria procumbens_) gewonnen wird, und
+das jetzt vollständig durch künstlich erzeugten Salicylsäure-Methylester
+ersetzt ist. Nur unvollkommen gelang es hingegen bis jetzt, das in der
+Parfümerie vielbenutzte Bittermandelöl durch das künstliche Benzaldehyd zu
+verdrängen. Sehr großen Erfolg hat die Chemie mit dem Vanillin erzielt,
+das aus dem Saft des jungen, noch in Entwickelung begriffenen Holzes der
+Nadelbäume (Coniferen), doch auch aus dem im Nelkenöl enthaltenen Eugenol
+und verschiedenen anderen Körpern dargestellt wird. Da die Früchte der
+Vanille im besten Falle anderthalb bis zwei Procent Vanillin enthalten, so
+ist mit zwanzig bis fünfundzwanzig Gramm Vanillin in der Parfümerie
+reichlich derselbe Effect wie mit einem Kilo Vanille zu erreichen.
+Künstliches Heliotropin wird jetzt aus Safrol, dieses selbst aus
+japanischem Camphoröl dargestellt, außerdem aus
+Steinkohlentheer-Derivaten. Da aus den Blüthen des Heliotrops
+(_Heliotropium peruvianum_ und _grandiflorum_) nur äußerst wenig Parfüm
+sich gewinnen läßt, so ist dieser Ersatz sehr willkommen. Den Maiglöckchen
+ist ihr zarter Duft überhaupt nicht abzugewinnen, daher für die Parfümerie
+sehr wichtig, daß jetzt ein ähnlich riechender Körper sich aus dem
+Terpineol gewinnen läßt. Allgemein kommt jetzt auch krystallinisches
+Thymol, das aber nicht aus dem Thymian, sondern aus dem Samen des
+ostindischen Doldengewächses _Ptychotis Ajowan_ abdestillirt wird, zur
+Verwendung, desgleichen Menthol, welches zwar in der eigentlichen
+Parfümerie keine Rolle spielt, doch zur Darstellung von Migränestiften und
+auch von Schnupfpulver dient. Neuerdings werden zwei gleich
+zusammengesetzte Körper: das _Iron_ und _Jonon_, deren Aroma mit
+demjenigen der Veilchenblüthen fast völlig übereinstimmt, künstlich
+erzeugt. Es genügt, ein mit diesen Körpern erfülltes Proberöhrchen zu
+öffnen, damit ein ganzes Zimmer mit Veilchenduft erfüllt werde.
+Merkwürdiger Weise riechen diese Körper nicht zu allen Zeiten gleich
+stark, und ähnliche Schwankungen im Duft zeigen auch frische Veilchen. Das
+Iron gewinnt man aus der sogenannten Veilchenwurzel, das heißt aus dem
+Wurzelstock von _Iris florentina_, doch es kommt sehr theuer zu stehen, da
+100 Kilo Iris-Wurzelstock nur 8 bis 30 Gramm Iron ergeben. Um so
+werthvoller für die Parfümerie ist es, daß die Darstellung des Jonons aus
+Citral, einem im Citronenöl enthaltenen Körper gelang. – Vor Kurzem kam zu
+diesem Allen noch die künstliche Darstellung des Orangenblüthenöls hinzu.
+Auch den Moschus, der von den männlichen Moschusthieren stammt, hat man
+versucht, durch das künstlich erzeugte _Musc Baur_ oder _Tonquinol_ zu
+ersetzen, und es verbreitet sich dieses Product immer mehr.
+
+Sehr werthvolle Parfüms werden uns auch aus wärmeren Himmelsstrichen
+zugeführt, so von Alters her die Balsame und in neuerer Zeit das
+Ylang-Ylang, welches aus den Blüthen eines zu den Anonaceen gehörenden, in
+Südasien cultivirten Baumes, _Cananga odorata_, gewonnen wird. Der
+Hauptsache nach bleibt es aber Südeuropa, dem die Parfümisten ihre besten
+Wohlgerüche verdanken. – Die meisten pflanzlichen Parfüms werden als
+ätherische Oele gewonnen, Oele, die im Gegensatz zu den fetten Oelen
+flüchtig sind und auf Papier einen durchscheinenden Fleck bilden, der bald
+wieder schwindet. Aetherische Oele werden von den Thieren nicht erzeugt.
+Bei den Pflanzen sind es ganz vornehmlich die Blüthen, welche den
+Riechstoff enthalten. Dort wirken ja Wohlgeruch und Farbe zusammen, um
+jene Thiere anzulocken, die den Blüthenstaub von Blüthe zu Blüthe
+übertragen sollen. Doch kann die duftende Substanz auch in der Wurzel der
+Pflanze angesammelt sein, so das Opoponax, ein Gummiharz des
+kleinasiatischen Doldengewächses _Opoponax Chironium_, oder es ist in dem
+Wurzelstock der Pflanze vertreten, so bei der »Veilchenwurzel« und dem
+Vetiver, welches letztere den Wurzelstock des ostindischen Grases
+_Andropogon muricatus_ bildet. Auch das Holz der Stämme kann mit Parfüm
+beladen sein, so das Holz der balsamliefernden Bäume, oder das des
+ostindischen Santalbaumes (_Santalum album_). Die Stammrinde führt das
+Parfüm beim Zimmtbaum (_Cinnamomum ceylanicum_). In anderen Fällen sind es
+wieder die Blätter, die am stärksten duften, so bei unserer Pfeffermünze
+(_Mentha piperita_) oder Melisse (_Melissa officinalis_) und dem
+indisch-malayischen Patchuli (_Pogostemon Patchuly_); endlich können auch
+Früchte und Samen den Riechstoff enthalten, so bei der Vanille oder dem
+Kümmel.
+
+ XII.
+
+Wir hatten uns mit den nöthigen Empfehlungen versehen und durften einige
+der größten Parfümfabriken von Grasse besichtigen. Das angewandte
+Verfahren blieb in der Hauptsache überall dasselbe. Ist der wohlriechende
+Stoff in bedeutender Menge in einem Pflanzentheil vertreten und in
+größeren Drüsen dort eingeschlossen, so kann er durch Auspressen befreit
+werden. In anderen Fällen wird er durch Destillation aus den
+Pflanzentheilen gewonnen, vorausgesetzt freilich, daß er bei der Erwärmung
+nicht leidet. Wo er in sehr geringen Mengen vorhanden ist, wird er von
+warmen oder kalten Fetten, in denen er löslich ist, aufgenommen und dann
+mit Alkohol denselben entzogen.
+
+Als wir in Grasse eintrafen, ging dort die Veilchenernte zu Ende, während
+die Jonquillen in voller Blüthe standen. Die Veilchen enthalten nur Spuren
+des wohlriechenden Stoffes, so wenig, daß man auf die Behandlung der
+Blüthen mit Fett angewiesen ist. Im Allgemeinen wird dabei das
+Macerationsverfahren angewandt. Das Fett muß sehr rein sein, und wir
+konnten feststellen, daß die Fabriken selbst es aus frisch geschlachteten
+Thieren gewinnen. Dann wird es geschmolzen und durch entsprechende
+Behandlung mit Kochsalz und Alaun, durch Waschen, Abschäumen und Seihen
+durch feine Leinwand gereinigt. So nur bleibt es geruchlos und gewinnt
+eine Haltbarkeit, die man oft durch Zusatz von Benzoë, auch wohl von
+Borsäure zu erhöhen sucht. Für Salben kommen auch feine Oele, besonders
+Olivenöl und Mandelöl, seltener Ricinusöl, in Betracht.
+
+Die Veilchen, die für die Parfümfabrik bestimmt sind, dürfen nicht naß
+sein, wenn man sie sammelt. Diese Regel gilt auch für alle anderen
+Pflanzen, die mit Fett behandelt werden sollen. Man pflückt die Veilchen
+früh am Morgen, sobald der Thau verschwunden ist, bevor die Sonne Zeit
+hatte, stärker einzuwirken. Gleich nach dem Einsammeln gelangen sie in die
+Fabrik und werden in erwärmtes Fett geschüttet, das man flüssig bei 40–50
+Grad Celsius erhält. Nach einer entsprechend langen Einwirkung filtrirt
+man es von den Veilchen ab und versetzt es mit frischen Blumen. Das
+wiederholt man so lange, bis das Fett mit Veilchenduft gesättigt ist. So
+erhält man Veilchenpomade, deren Geruch völlig dem der Veilchen gleicht,
+und der man den duftenden Stoff durch Weingeist oder durch sehr gut
+gereinigten, geruchlosen Kornbranntwein entzieht, mit dem man sie
+schüttelt. Da sehr große Mengen Veilchen nöthig sind, um eine stark
+riechende Essenz zu gewinnen, so hat man von jeher schon nach einem Ersatz
+für Veilchen gesucht. Daher die »Veilchenwurz« statt Veilchen in Sachets
+so allgemeine Verwendung findet. Geschälte und getrocknete Stücke des
+nämlichen Wurzelstockes von Iris wurden auch, wie Plinius erzählt, schon
+zu römischen Zeiten den zahnenden Kindern um den Hals gehängt, so wie es
+noch heute geschieht.
+
+Jetzt wo das Jonon entdeckt ist, dürften aus der Gegend von Grasse die
+Veilchenfelder verschwinden.
+
+Der stark duftenden gelben Jonquille (_Narcissus Jonquilla_) wird das
+Aroma ebenfalls durch Fett entzogen, doch in anderer Weise, nach einem
+Verfahren, das man als »Enfleurage« bezeichnet. Wir fanden ganze Räume in
+den Fabriken mit aufeinander gelagerten viereckigen Holzrahmen erfüllt. In
+jeden derselben ist eine Glasscheibe gefaßt, die einseitig mit Fett
+überzogen wird, doch so, daß es nur eine ganz dünne Schicht auf dem Glase
+bildet. Auf dieses Fett legt man die Jonquillen und läßt sie so lange mit
+ihm in Berührung, bis aller Duft extrahirt ist. Das dichte
+Zusammenschließen der aufeinander gelegten Rahmen verhindert ein
+Entweichen desselben in die Umgebung. Die Blüthen werden auch hier
+wiederholt erneuert, bis schließlich die Pomade fertig ist, aus der man
+dann mit Weingeist den Jonquillen-Extract herstellt.
+
+Da die Jonquillen nicht in größeren Mengen bei Grasse angepflanzt werden,
+stockte die Arbeit mit frischen Blumen zur Zeit in den Fabriken. Die
+Orangenblüthen, die Rosen, Heliotrop und Reseda kommen erst im Mai, daher
+man jetzt das Santalholz in Angriff genommen hatte. Wir sahen große Massen
+dieses kostbaren braunen Holzes in den Lagerräumen aufgespeichert. Es
+steht hoch im Preise, denn auch in seiner ostindischen Heimath wird es
+sehr geschätzt. Man verfertigt dort kunstvoll geschnitzte Möbel, vor Allem
+aber Schreine aus Santalholz. Denn sein Duft hält die Insekten fern und
+verscheucht selbst die weiße, Alles zerstörende Ameise. Die Buddhisten
+verbrennen große Mengen Santalholz als Räucherwerk, und stellenweise sind
+die Santalbäume in Folge dessen ganz ausgerottet worden. In den Fabriken
+wird das Santalöl durch die Destillation des zerkleinerten Holzes mit
+Wasser gewonnen. Das Oel geht mit dem Wasserdampf aus der Blase des
+Destillationsapparates in den Kühler über und fließt mit dem Wasser
+zusammen in die Vorlage. Aus fünfzig Kilogramm Holz wird annähernd ein
+Kilogramm Oel gewonnen, das dementsprechend theuer ist und nur für feine
+Parfüms Verwendung findet.
+
+Im Mai füllen Orangenblüthen die Stadt Grasse mit ihrem betäubenden Dufte.
+Zwei bis dreimal hunderttausend Kilogramm Blüthen des bitterfrüchtigen
+Orangenbaumes werden hier für Parfüms verarbeitet. Die Blüthen riechen
+lieblicher und stärker als die der süßfrüchtigen Art und werden daher fast
+ausschließlich verwandt. Ein Baum von zwanzig bis dreißig Jahren liefert
+fünfzehn bis zwanzig Kilogramm Blüthen. Aus hundert Kilogramm werden durch
+Destillation etwa vierzig Kilogramm Orangenblüthenwasser und etwa hundert
+Gramm Orangenblüthenöl oder Neroliöl gewonnen. Völlig unverändert gibt die
+Orangenblüthe bei dem Macerationsverfahren oder bei der Enfleurage ihren
+Duft an das Fett ab. So erhält man die Orangenblüthenpomade und, nach
+Behandlung derselben mit Weingeist, die Orangenblüthenessenz. Das
+Orangenblüthenöl, sowie die Orangenblüthenessenz, sind immer noch theuer,
+weil ihre Herstellung große Mengen von Blüthen verlangt. Die Preise werden
+freilich jetzt auch auf diesem Gebiete, wie auf so vielen anderen, durch
+Ueberproduction gedrückt. Es stellen sich daher Zeichen der Entmuthigung
+unter den Producenten ein, welche die Parfümfabriken versorgen. Wie wird
+es jetzt erst werden, wo das künstliche Neroliöl angekündigt ist. Wohl
+möglich, daß überhaupt an manchen Orten der Riviera mit der Zeit die
+Cultur der Parfümerie-Pflanzen ganz aufgegeben wird. Doch auch die Zucht
+von Blumen für den Versand weist schon Ueberfluß der Erzeugung auf. Als
+der Bedarf nach solchen Blumen stieg, beeilten sich die Landbesitzer, ihre
+Olivenbäume zu fällen und Blüthenpflanzungen an deren Stelle anzulegen;
+jetzt wissen sie kaum, wo sie ihre Blüthen unterbringen sollen. Die hohe
+Temperatur förderte zudem im letzten Frühjahr die rasche Entwickelung der
+Pflanzen, und so kam es, daß man auf den Märkten der Städte zu einem kaum
+nennenswerthen Preise, sich mit großen Sträußen der herrlichsten Blumen
+beladen konnte.
+
+Wesentlich billiger als Neroliöl ist begreiflicher Weise das durch
+Destillation der Blätter oder unreifen Früchte des bitterfrüchtigen
+Orangenbaumes gewonnene Petitgrainöl. Es steht an Zartheit des Duftes dem
+Neroliöl aber bedeutend nach. Das aus den Blüthen der *süßen* Orange
+hergestellte Parfüm zeichnet sich wiederum durch besondere Eigenschaften
+aus und wird als Neroli-Portugalöl bezeichnet. – Das den frischen Schalen
+reifer Früchte des süßfrüchtigen Orangenbaumes entstammende Pomeranzenöl
+wird im Winter gewonnen. Wie viel ätherisches Oel in den Orangenschalen
+vorhanden ist, davon kann man sich überzeugen, wenn man eine solche Schale
+in der Nähe einer Flamme zusammendrückt. Das leicht entzündliche Oel
+sprüht dann entbrennend aus den Drüsen hervor. Die Oeldrüsen in der Schale
+erkennt man schon mit dem bloßen Auge.
+
+In der Parfümerie findet nur das Oel der süßen, nicht der bitteren
+Orangenschalen Verwendung. Das Verfahren bei der Gewinnung im Großen ist
+das der Pressung. Entweder kommt die Schwammmethode in Anwendung, wobei
+der Arbeiter die Schalen, die er langsam unter Druck zwischen den Fingern
+durchrollt, gegen einen Schwamm preßt; oder das Verfahren der sogenannten
+Ecuelle, wobei die Frucht unter beständigem Drehen gegen die Innenfläche
+eines flachen Trichters, der zahlreiche Nadeln entspringen, gedrückt wird.
+Das gewonnene Oel preßt man im ersten Falle aus dem Schwamme heraus, im
+zweiten fließt es von selbst durch die Oeffnung des Trichters ab. In ganz
+entsprechender Weise gewinnt man auch feines Bergamottöl aus den reifen
+Früchten des Bergamottcitronenbaumes (_Citrus Bergamia_). Das weniger
+feine Bergamottöl befreit man hingegen aus den Früchten durch
+Destillation. Feines Bergamottöl wird in der Parfümerie sehr geschätzt;
+die Riviera erzeugt es nur in geringer Menge; es kommt vornehmlich aus
+Reggio und Messina.
+
+Dies sind im Allgemeinen die Darstellungsarten, die bei der Gewinnung der
+Riechstoffe in Anwendung kommen. Das Verfahren wird freilich im Einzelnen
+abgeändert. So schüttet man oft die Blumen nicht unmittelbar in das
+geschmolzene Fett, hängt sie vielmehr in Drahtkörben in die Gefäße, durch
+die man warmes Fett fließen läßt. Es kann andererseits auch erwünscht
+sein, daß die Blüthen nicht unmittelbar mit dem Fett in Berührung kommen,
+weil Letzteres nicht allein den Riechstoff, sondern auch andere Substanzen
+aus den Blüthen aufnimmt. Dann werden die Glasscheiben durch verzinnte
+Drahtnetze in den Holzrahmen ersetzt. Auf ein solches Drahtnetz werden die
+Blüthen gestreut, das nächste erhält das Fett, und so immer abwechselnd.
+Das Fett wird in diesem Fall zu nudelartigen Fäden ausgearbeitet, um
+möglichst viel Oberfläche zu gewinnen. Die Rahmen schiebt man in einen
+Schrank, in welchem Blasebälge die Luft in langsamer Bewegung erhalten. So
+streicht der Duft an den feinen Fettfäden vorüber und wird von ihnen
+absorbirt. Die Blüthen auf den Rahmen ersetzt man nach Bedarf durch neue.
+– Soll der wohlriechende Stoff durch ein Oel aufgenommen werden, so wirft
+man die Pflanzentheile in dasselbe hinein oder hängt sie in Tüchern in das
+Oel, oder breitet sie endlich auf Tüchern aus, die mit Oel getränkt sind:
+so erhält man die »_huiles antiques_«. Von großer Bedeutung ist für die
+Parfümindustrie das nachträgliche Reinigen ihrer Essenzen, was meist durch
+wiederholte Destillation geschieht. Viel Umsicht und Erfahrung sind
+nöthig, damit der Duft bei der Reinigung nicht leide.
+
+Es sieht übrigens aus, als wenn der bisherigen Gewinnungsweise des Parfüms
+eine Umwandlung oder doch zum Mindesten eine Erweiterung bevorstehen
+sollte. Der Petroleumäther scheint berufen, mehr oder weniger die Fette zu
+verdrängen. Neue Fabriken werden auf dieses Verfahren bereits
+eingerichtet. Der Petroleumäther entzieht der Pflanze im Wesentlichen nur
+das Parfüm. Da er leicht siedet, läßt er sich außerdem unschwer von dem
+Parfüm dann trennen. Ein Kilo Essenz bedeutet aber mehr als hundert Kilo
+der jetzigen Pomade. Die Zukunft muß zeigen, ob die Benutzung des
+Petroleumäthers wirklich in allen Fällen zulässig ist.
+
+Die Möglichkeit, den Pflanzen ihren Wohlgeruch durch Fett zu entziehen,
+gestattet es auch im Kleinen, die feinste Pomade aus Pflanzen, die sonst
+vielleicht nutzlos im Garten verblühen würden, herzustellen. Möglichst
+reines Fett, das man auf eine Scheibe streicht, und ein gut
+verschließbarer Kasten, in den man die Scheibe legt, reichen aus, um den
+Erfolg zu sichern. Man muß die Blüthen, mit den Kronen abwärts gekehrt,
+auf das Fett lagern, den Kasten dann verschließen und die Blüthen
+erneuern, bevor sie welk geworden. Der Name Pomade oder vielmehr Pommade
+rührt von Apfel »_pomme_« her und war dadurch veranlaßt, daß man früher
+Aepfel zur Herstellung solcher duftender Fette verwandte. Ein Apfel wurde
+mit wohlriechenden Gewürzen, vornehmlich mit Nelken, gespickt und, nachdem
+er einige Tage an der Luft gelegen, in Fett eingeschmolzen. Erschien das
+Fett durch den ersten Apfel nicht ausreichend parfümirt, so ließ man ihm
+einen zweiten folgen.
+
+Man sieht um Grasse viel Rosen, die für die Parfümfabriken gezogen werden.
+Es sind das nicht solche, wie sie im Winter versandt, die Blumenläden ganz
+Europas jetzt schmücken, vielmehr Centifolien und Damascenerrosen. Man
+pflückt die im Oeffnen begriffenen Blüthen am Morgen, sobald der Thau
+verschwindet. Die Erntezeit fällt in den Mai und Juni. Jeder Rosenstock
+liefert in Grasse durchschnittlich zwei bis dreihundert Gramm Blüthen,
+doch tausend Kilogramm ergeben kaum hundertundfünfzig Gramm Rosenöl. Da
+darf man sich nicht wundern, daß ein Kilogramm Rosenöl über tausend Francs
+kostet. Das Rosenöl wird durch Destillation der Blumenblätter der Rose mit
+Wasser oder Wasserdampf gewonnen; es sammelt sich auf der Oberfläche des
+Destillates allmälig an. Das Rosenwasser ist das unmittelbare Product der
+Destillation einer bestimmten Menge von Rosenblumenblättern mit Wasser.
+Die ätherischen Oele sind zwar fast unlöslich in Wasser, immerhin nimmt
+dieses hinlänglich viel von den Oelen auf, um nach ihnen zu duften. So
+verhält es sich beim Rosenwasser, dem Orangenblüthenwasser und sonstigen
+aromatischen Wässern. Die Rosen von Grasse werden mehr zur Herstellung von
+Rosenpomade, als von Rosenöl und Rosenwasser verwandt. Die durch
+Maceration von Rosenblumenblättern in Fett erhaltene Pomade besitzt den
+unveränderten Duft der Rose, während der Wohlgeruch des Rosenöls von
+demjenigen der frischen Blumen etwas abweicht. Aus der Pomade wird mit
+Alkohol das »_Esprit de Rose_« extrahirt, wohl unstreitig eines der
+feinsten Parfüme, welche existiren. Kaum ein Wohlgeruch der Welt ist so
+beliebt wie derjenige der Rosen, und wer einmal den Orient bereiste, wird
+sich des aus Rosen und Verwesung gemischten Duftes erinnern, den die
+Straßen im Sonnenlichte aushauchen. Wer da freilich meint, in den Bazaren
+des Orients reines Rosenöl in jenen langgezogenen goldverzierten
+Fläschchen, die dort feilgeboten werden, mit nach Hause gebracht zu haben,
+der ist einer argen Täuschung unterworfen. Türkisches Rosenöl ist fast
+immer verfälscht, und zwar für gewöhnlich mit Palmarosaöl oder indischem
+Geraniumöl, das in Ostindien aus dem Geranium- oder Kusagras (_Andropogon
+Schoenanthus_) durch Destillation erhalten wird. Der indische Destillateur
+sorgt andererseits meist dafür, daß auch sein Palmarosaöl schon mit einem
+anderen Oel, besonders Cocosöl, gefälscht sei. So dürfte es in Deutschland
+zu empfehlen sein, das Fläschchen aus dem Orient daheim erst mit echtem
+Rosenöl zu füllen. Werden doch Rosen zum Zweck der Rosenölgewinnung nicht
+allein in Deutschland, sondern auch in England in großem Maßstabe gezogen.
+Die um die Darstellung ätherischer Oele und Essenzen so hoch verdienten
+Gebrüder Fritzsche, Inhaber der Leipziger Firma Schimmel & Co. hatten, wie
+Georg Bornemann in seinem Werk über die flüchtigen Oele angibt, im Jahre
+1884 zum ersten Mal aus deutschen Rosen drei Kilogramm Rosenöl gewonnen.
+Sie legten ausgedehnte Rosenpflanzungen in Groß-Miltitz bei Leipzig an,
+und diese lieferten, außer anderen Erzeugnissen, im letzten Jahre (1894)
+42 Kilogramm Rosenöl. Ich entnehme diese Angabe den Berichten, welche die
+genannte Firma alljährlich veröffentlicht und aus denen man nicht allein
+einen Begriff von der Großartigkeit des Betriebes in dieser Fabrik
+gewinnt, sondern auch über den rationellen Geist und das wissenschaftliche
+Streben, das sie bei ihren Unternehmungen leitet. Im Jahre 1893 erstreckte
+sich das Rosenfeld der Fabrik über zwanzig Hectare, an die sich weite
+Reseda- und Pfeffermünzculturen anschlossen. Zu diesen haben sich seitdem
+Estragon, Wermuth, Liebstock und Angelica gesellt. Aus je hundert
+Kilogramm frischer Rosen lassen sich zwanzig Gramm Rosenöl darstellen. Es
+wurden im letzten Jahre somit nicht weniger als 200 000 Kilogramm Rosen
+auf Rosenöl verarbeitet. Das ist für eine einzige Fabrik schon eine sehr
+erhebliche Leistung, welche freilich gegen die Gesammtproduction des
+Rosenöls noch wenig in die Wagschale fällt. Denn das Hauptland dafür,
+Bulgarien, liefert jährlich allein gegen zweitausend Kilogramm Rosenöl.
+
+Das Palmarosaöl riecht nicht rein nach Rosen, es duftet vielmehr wie ein
+Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein rosenartig ist hingegen der Duft
+des Geraniumöls, das aus den Blättern des Rosen-Geraniums gewonnen wird.
+Davon kann man sich schon überzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze,
+die auch bei uns nicht selten in Töpfen cultivirt wird, zwischen den
+Fingern zerdrückt. Streng genommen hat man es nicht mit Geranien, sondern
+mit Pelargonien dabei zu thun, und zwar mit mehreren Arten derselben,
+hauptsächlich mit _Pelargonium capitatum_, _odoratissimum_ und _radula_.
+Die Art, welche an der Riviera gezogen wird, ist _Pelargonium capitatum_.
+Gegen früher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen, da der
+Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man mäht an der Riviera die
+Pflanzen von Mitte August an bis Mitte September und liefert sie so frisch
+als möglich den Fabriken ab. Die Firma Schimmel & Co. erzielt jetzt
+bedeutende Erfolge mit Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das
+sie aus Citronella-Grasöl gewinnt, so lange über frisch gepflückten Rosen,
+bis es mit Rosenöl gesättigt ist und dann in der That dem Rosenöl fast
+entspricht.
+
+In den Gärten der Riviera begegnet man oft einer Verbene, der _Verbena
+triphylla_ oder _Lippia citriodora_, die auch als Citronelle oder
+Citronenkraut bezeichnet wird. Man findet diesen schönen Strauch schon in
+den Gärten an den italienischen Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst
+die Rispen seiner violett angehauchten kleinen Blüthen zu sehen. Zerreibt
+man seine Blätter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
+Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen hält. Dieser
+aus Persien stammende Strauch wird auch in größerem Maßstab an manchen
+Orten der Riviera gezogen und aus seinen Blättern das echte Verbenaöl
+destillirt, das die Parfümisten sehr schätzen. Echtes Verbenaöl ist
+freilich sonst schwer zu haben und wird im Allgemeinen durch das
+Citronen-Grasöl ersetzt, das wir jener Grasgattung, _Andropogon_, danken,
+deren Arten so viele wohlriechende Öle liefern. Das Citronen-Grasöl wird
+von _Andropogon citratus_ gewonnen, der jetzt besonders auf Ceylon und in
+Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter betreibt man an denselben Orten
+die Cultur des _Andropogon nardus_, von dem das melissenartig riechende
+Citronella-Grasöl abstammt. Dieses findet für das Parfümiren der Seifen
+jetzt sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des Parfüms
+der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasöl-Production geben die
+Berichte von Schimmel & Co. eine Vorstellung, da diese Firma auf einmal
+Sendungen von 10 000 Kilogramm dieses Öles aus Ceylon erhält.
+
+Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem Thymian, der
+Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der Melisse durch Destillation.
+Salbei, Thymian, Rosmarin und Lavendel werden an der Riviera kaum
+cultivirt; man pflückt sie an ihrem natürlichen Standort, besonders am
+Fuße der Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns Frauen
+auf der Straße mit großen Ladungen Thymian auf den Köpfen. Sie hatten ihn
+an den Abhängen des Esterel gesammelt. Der Wind blies in unserer Richtung
+und bildete einen Streifen von Duft, der sich über Hunderte von Schritten
+ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch vorwiegend in
+den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon im Freien, gleich beim
+Einsammeln destillirt, in Apparaten, die man von Ort zu Ort befördert.
+Viel Rosmarinöl wandert von hier aus nach Köln, um bei der Darstellung von
+Kölnischem Wasser benutzt zu werden. Das _Eau de Cologne_ enthält gelöst
+in 85 % Weinspiritus gleiche Mengen gepreßtes Orangen- und
+Citronenschalenöl, fast ebenso viel Neroliöl, dann etwa halb so viel
+Bergamottöl, endlich, nochmals um die Hälfte weniger, Rosmarinöl. Man wird
+freilich nicht sofort gutes Kölnisches Wasser erhalten, auch dann nicht,
+wenn man nach bester Vorschrift die feinsten Oele in vorzüglichem
+Weinspiritus auflöst. Der Schmelz des Duftes stellt sich erst nach
+längerer Zeit ein. Praktische Erfahrungen hatte man in dieser Richtung
+schon lange gesammelt, in wissenschaftliche Erörterung wurde die Wirkung
+der Lagerung erst in den letzten Zeiten gezogen. Am Einfachsten zeigt sie
+sich zum Beispiel bei einem Schenkbranntwein, der durch Verdünnung von
+achtzigprocentigem Spiritus auf dreißigprocentigen gewonnen wurde. Solcher
+Schenkbranntwein, frisch dargestellt, mundet dem Trinkenden nicht, selbst
+wenn dieser nicht zu den größten Feinschmeckern gehört. Auch der
+Schenkbranntwein muß erst gelagert haben. Daß der Wein durch Lagerung
+seine »Blume« erhält, ist allgemein bekannt. Es findet also sicher bei der
+Lagerung eine gegenseitige chemische Einwirkung der gelösten Bestandtheile
+auf einander statt, und es müssen neue Verbindungen entstehen. Ihre
+Bildung erfordert völlige Ruhe und kann durch anhaltende Bewegung
+verhindert werden, ja es kommt vor, daß schon erzeugte Verbindungen
+dadurch vorübergehend oder dauernd wieder zerstört werden. Nach der
+Ansicht von Prof. Knapp schließen diese Vorgänge an solche an, welche die
+organische Chemie als Addition, Substitution, Spaltung und dergleichen
+bezeichnet. Es müssen somit auch in gemischten Parfüms durch Lagerung erst
+diejenigen Verbindungen entstehen, welche das erwünschte Zusammenwirken
+der einzelnen Düfte bedingen. Der Ursprung des Kölnischen Wassers ist
+etwas fraglich; meist wird seine Erfindung Johann Maria Farina, einem
+Italiener aus Sancta Maria Maggiore bei Domo d’Ossola, zugeschrieben, der
+zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Köln einen Handel mit Parfüms und
+Colonialwaaren betrieb. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts gelangte
+das Kölnische Wasser zu allgemeiner Verbreitung und verdrängte das »_Eau
+de la reine de Hongrie_« oder Ungarwasser, welches ähnlich zusammengesetzt
+war, aber auch Rosenöl, Citronenöl, Citronellaöl und eine Spur
+Pfeffermünzöl enthielt.
+
+Bei unseren Wanderungen um Grasse sind wir Jasminpflanzungen am Häufigsten
+begegnet. Das zeigt, welche hohe Bedeutung dieser Pflanze für die dortigen
+Parfümfabriken zukommt. Meist waren die Jasminfelder an südlichen Abhängen
+terrassenförmig angelegt. Die gegen zwei Meter hohen, reich verzweigten,
+mit zusammengesetzten, immergrünen Blättern bedeckten Sträucher hatten
+auch vereinzelte Blüthen aufzuweisen und ließen sich als die aus Ostindien
+stammende Art _Jasminum grandiflorum_ bestimmen. Die Blüthen duften
+lieblich, sind ziemlich groß, rein weiß auf ihrer Innenseite, von Außen
+etwas roth angehaucht. Die eigentliche Blüthenzeit beginnt erst im Juli
+und dauert bis in den Oktober. Je tausend Stöcke liefern bis fünfzig
+Kilogramm Blüthen. Verarbeitet werden in Grasse davon bis 80 000
+Kilogramm, die einen Werth von 140 000 Francs darstellen. Man entzieht den
+Blüthen ihren Duft durch Enfleurage; die Menge des Riechstoffes, den sie
+enthalten, ist aber so gering, daß man dieselbe Fettschicht bis fünfzig
+Mal mit neuen Blüthen bestreuen muß. Aus der Jasminpomade wird mit
+feinstem Weingeist Jasminextract gewonnen. Die geschätztesten
+Taschentuchparfüms enthalten solchen Extract. Man stellt auch ein »_huile
+antique au Jasmin_« dar, indem man auf wollene, mit Olivenöl getränkte
+Zeuglappen zu wiederholten Malen frische Jasminblüthen streut und dann das
+Oel aus ihnen ausdrückt. Dieses Jasminöl ist in Frankreich sehr beliebt.
+
+Eine wichtige Rolle in der Parfümerie spielen auch die Blüthen der _Acacia
+Farnesiana_, eines Bäumchens, das zu bewundern wir im La Mortola-Garten
+schon Gelegenheit hatten. _Acacia Farnesiana_ wird in Grasse nur in
+beschränktem Maße angebaut, liefert aber immerhin 30–40 000 Kilogramm
+Blüthen im Jahre; große Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien. Die
+kugeligen, dunkelgelben Blüthenköpfchen, die »_Cassie_«, werden vom
+September bis in den December gepflückt, wozu jedoch viel Uebung und
+Geschick gehört, da die Pflanzen sehr dornig sind. Der zarte,
+veilchenartige Duft dieser Blüthen wird durch Enfleurage fixirt. Die
+gewonnene Essenz hat für die Zusammensetzung der »Bouquets« einen sehr
+hohen Werth.
+
+Endlich darf auch die Tuberose (_Polyanthes tuberosa_) nicht unerwähnt
+bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehörende Knollengewächs,
+das man bei uns wegen seines starken Duftes und seiner schönen weißen
+Blüthen so gerne auf Blumentischen und in Blumensträußen sieht. Die
+Pflanze stammt aus Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den
+gefüllten weißen Blüthen zu sehen, die besonders kräftig am Abend duften,
+wie es denn überhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, daß Blüthen
+nicht um alle Tageszeiten gleich starken Duft verbreiten. Wer wird nicht
+bemerkt haben, daß die Daturen und Nicotianen, die Nachtviolen (_Hesperis
+matronalis_), die langblumige Wunderblume (_Mirabilis longiflora_) unserer
+Gärten am Tage fast gar nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden
+Duft aushauchen. Umgekehrt duften Seerose (_Nymphaea alba_), die
+Kürbisblüthe (_Cucurbita Pepo_), die Ackerwinde (_Convolvulus arvensis_)
+nur am Tage. Ein solches Verhalten hat für diese Pflanzen Bedeutung, sie
+duften bei Nacht oder am Tage, je nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten
+zur Uebertragung ihres Blüthenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberoseblüthen
+gehören dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Duft zu sättigen; daher auch
+dieser Extract, wie so viele andere feine Parfüms, hoch im Preise steht.
+Bei uns könnte man den spanischen Flieder (_Syringa vulgaris_), statt der
+Tuberose verwenden, um ein sehr ähnliches Parfüm zu gewinnen, denn das
+Fett entzieht dem Flieder einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.
+
+Es sind nicht die als Parfüme anerkannten Pflanzendüfte allein, deren sich
+die Parfümerie zu ihren Zwecken bedient. So kommt für manche Erzeugnisse
+auffälliger Weise der Gurkengeruch in Betracht. Man stellt zu diesem
+Zwecke eine Essenz her, und zwar indem man über frisch geschnittenen
+Gurkenscheiben mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz
+wird Coldcream parfümirt und erhält durch dieselbe das frische Aroma,
+welches man an dieser Salbe schätzt.
+
+Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ein ätherisches Oel auch aus dem
+Knoblauch durch Destillation gewonnen wird. Dieses Oel dient nun freilich
+nicht zum Parfümiren, so sehr man das auch manchmal in Südeuropa oder im
+Orient glauben könnte; wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Würmer
+eingenommen. Die Firma Schimmel & Co., welche dieses, sowie überhaupt fast
+alle flüchtigen Oele, die irgend welche Anwendung gefunden haben,
+herstellt, empfiehlt das Knoblauchöl auch als Küchengewürz. Von dem
+concentrirten Duft dieses lieblichen Oeles wird man sich eine Vorstellung
+machen, wenn man sein Verhältniß zum Knoblauch selber erwägt: aus sechzehn
+Kilogramm Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
+
+Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist, und
+kohlensaures Ammoniak, trotz ihres ätzenden Geruchs in der Parfümerie eine
+nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur Herstellung der parfümirten
+Riechsalze. Auch der Geruch des Schnupftabaks rührt vornehmlich vom
+Ammoniak her, außerdem werden die Schnupftabake häufig noch mit anderen
+wohlriechenden Körpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsäure in der
+Parfümerie verwendet, und ihre Eigenschaft, ätherische Oele zu lösen,
+benutzt, um parfümirte Essige darzustellen.
+
+ XIII.
+
+Die ätherischen Oele wirken wie Gifte auf unseren Körper ein, wenn sie
+innerlich in großen Dosen oder zu häufig eingenommen werden. Daher auch
+der Mißbrauch mancher Liqueure nicht allein durch den Alcohol, den sie
+enthalten, sondern auch durch die flüchtigen Oele, mit denen sie parfümirt
+sind, nachtheilige Folgen bringt. Geradezu gefährlich kann das Kölnische
+Wasser werden, wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft nur durch Zufall
+dahinter, daß eine solche stille, geheim gehaltene Neigung bei seiner
+Patientin die Ursache der räthselhaften Krankheitserscheinungen ist. –
+Viele, doch bei Weitem nicht alle flüchtigen Oele wirken, innerlich
+verordnet, antiseptisch, und werden besser von unserem Körper als von den
+niederen Organismen ertragen, die es oft in unserem Körper zu bekämpfen
+gilt. Daher die Benutzung mancher flüchtigen Oele zu ärztlichen Zwecken. –
+Die flüchtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der Luft auf und erfahren dabei
+eine Oxydation. Bei manchen dieser Oele verläuft der Oxydationsvorgang
+sehr rasch und zwar um so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt
+werden. Licht und Feuchtigkeit fördern diesen Vorgang, bei welchem in der
+Luft das gasförmige Ozon oder das gleich wirksame flüssige
+Wasserstoffsuperoxyd entstehen. Ihnen ist der belebende Einfluß
+zuzuschreiben, den weingeistige Lösungen von flüchtigen Oelen, im Zimmer
+verstäubt auf die Athmenden ausüben. Besonders stellt sich diese Wirkung
+ein beim Verstäuben jener flüchtigen Oele, welche die Chemie als Terpene
+zusammenfaßt, weil sich diese an der Luft am schnellsten oxydiren.
+
+Physiologisch interessant ist es, an Parfüms die hohe Leistungsfähigkeit
+unseres Geruchssinns zu erproben. Einige Milligramm Moschus reichen aus,
+um einen Raum, der häufig gelüftet wird, Jahre lang mit Moschusduft zu
+erfüllen. Wir riechen diesen Moschus, und doch kann er in jener Luft, die
+uns umgibt, nur in unnennbar geringen Mengen vorhanden sein. Directe
+Versuche, die Passy mit alkoholischen Lösungen stark riechender Substanzen
+anstellte, haben ergeben, daß fünfhundert Tausendstel eines Milligramms
+Vanillin ausreichen, um ein Liter Luft merklich zu parfümiren. Derselbe
+Effect wird schon mit fünf Tausendstel Milligramm Camphor erreicht; von
+dem künstlichen Moschus reichten gar fünf Millionstel eines Tausendstels
+Milligramm aus, um wahrgenommen zu werden. Will man diese Menge in Zahlen
+ausdrücken, so ergibt das 0,000 000 000 005 Gramm. Dabei steht die
+Leistungsfähigkeit des Geruchssinns beim Menschen gegen diejenige vieler
+Thiere noch bedeutend nach.
+
+ XIV.
+
+»_Die Toiletten-Chemie_« von Heinrich Hirzel, ein Buch, dem ich auch sonst
+noch manche Belehrung verdanke, enthält die Angabe, daß Europa an
+flüssigen Parfüms allein jährlich über eine Million Liter verbraucht. An
+der Deckung dieses Bedarfs ist Grasse mit etwa 100 000 Kilogramm
+Lavendelöl, halb so viel Thymianöl, 25 000 Kilogramm Rosmarinöl, 2000
+Kilogramm Neroliöl und sehr beträchtlichen Mengen anderer Oele und
+Extracte betheiligt. Nicht wenig wird Grasse in der Parfüm-Erzeugung durch
+das benachbarte Cannes unterstützt, das mehrere Parfümfabriken besitzt und
+Hunderte von Arbeitern in ihnen beschäftigt. Der Verbrauch an Parfüms in
+Europa, wiewohl immer noch groß, ist doch beträchtlich zurückgegangen und
+wird, wenn überhaupt, nur in discretester Weise geübt. So verhält es sich
+auch in anderen kühlen Ländern, während die heißen Erdstriche noch immer
+ein hohes Bedürfniß nach persönlichem Parfüm bekunden. Obenan in dieser
+Beziehung steht der Orient, dessen Leistungen trotzdem noch gegen
+diejenigen des classischen Alterthums bedeutend zurückstehen. Bezeichnend
+für jene Zeit ist die Erzählung des Plinius, daß an Lucius Plocius der
+Duft zum Verräther geworden sei. Dieser Lucius Plocius, dessen Bruder
+Lucius Plancus zweimal das Consulat bekleidet hatte, wurde von den
+Triumvirn geächtet und mußte fliehen. Er verbarg sich im Salernitanischen,
+wo man ihn entdeckte, weil er so stark nach Salben roch. Er mußte den Tod
+erleiden, was Plinius nicht ohne einige Genugthuung erzählt, so empörte
+ihn der Mißbrauch, den man mit Parfüms damals trieb. Daß heute Jemand von
+wohlriechenden Salben und Oelen triefen sollte, wie es im Orient und in
+Griechenland zu alten Zeiten oft der Fall war, können wir uns kaum
+vorstellen. Wir empfinden eine entschiedene Abneigung selbst gegen fettige
+Hände und suchen solche möglichst rasch zu säubern. Oel oder Pomade werden
+allenfalls noch im *Haar* geduldet, sonst nur alkoholische Extracte
+benutzt. Im Alterthum parfümirte man sich hingegen ausschließlich mit
+duftenden Oelen. Das erste flüssige Parfüm, wie wir es jetzt benutzen,
+soll Mercutio Frangipani dargestellt haben, der ein von seinen Vorfahren
+erfundenes, aus Gewürzen und Moschus zusammengesetztes Riechpulver mit
+starkem Weingeist extrahirte. Dieser Frangipani gehörte einem römischen
+Adelsgeschlecht an, das sich im zwölften und dreizehnten Jahrhundert in
+den Kämpfen der Guelfen und Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Daß die
+Neigung, sich mit Wohlgerüchen zu beschäftigen, in diesem Geschlechte
+fortlebte, geht aus der Angabe hervor, daß ein späterer Nachkomme der
+Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani, Feldmarschall unter
+Ludwig XIII., eine Art parfümirter Handschuhe einführte, die »_Gants à la
+Fragipane_« genannt wurden.
+
+Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Körper mit duftenden
+Oelen einzusalben. Plinius möchte ohne Weiteres die Erfindung der
+wohlriechenden Salben den Persern zuschreiben. Ihr König Darius soll in
+seinem Trosse nicht weniger als vierzig Salbenbereiter geführt haben; sie
+geriethen in die Gewalt Alexanders. Aus der Beute, welche dieser damals
+machte, stammte, nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen
+besetzte Salbenschrein, in welchem Alexander die Werke Homers aufbewahren
+ließ, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des menschlichen Geistes
+auch die kostbarste Hülle erhalte. In Griechenland galt die Benutzung
+wohlriechender Salben immerhin als Verweichlichung; der echte Mann
+verpönte sie und rieb sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.
+
+Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzählt, wie die
+wohlriechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden. Man mischte die
+Aromata mit den Oelen und erwärmte sie zusammen. Theophrast gab schon im
+dritten Jahrhundert v. Chr. an, man solle die Operation im Wasserbade
+vornehmen, um ein Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor
+Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte, auch aus
+noch unreifen Früchten preßte, um es möglichst farblos zu erhalten.
+Außerdem wurde das Oel aus süßen und bitteren Mandeln, Sesamöl, Ricinusöl
+und Behenöl benutzt. Das letztere schätzte man ganz besonders, weil es
+geruchlos ist und nicht leicht ranzig wird. Auch heute würde man es zu
+Haarölen gern verwenden, wäre es nicht aus dem Handel so gut wie
+verschwunden. Der Baum, von dem man das Behenöl gewann, hieß im Alterthum
+_Balanos_ oder _Myrobalanon_, somit Salbeneichel. Es ist die in Arabien
+und Aegypten einheimische _Moringa aptera_, deren Früchte, die Behennüsse,
+durch Auspressen das Oel liefern.
+
+Dioscorides warnt in seiner »_Materia medica_«, einem Werk, das wohl um
+die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. erschien, vor jeder Spur Wasser,
+die im Oel zurückbleibt, und räth an, das Oel öfter umzugießen in Gefäße,
+die mit Honig und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles
+Wässerige dem Oele entzogen. – Myrrha und andere Balsame, Cardamomen,
+Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Blüthen und Früchte, wohlriechende
+Kräuter mußten ihre Aromata an die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft
+thierischer Fette, sich mit Wohlgerüchen zu beladen, schon bekannt.
+Allgemeiner Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren
+Bereitung Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben meist
+Gummi und Harz hinzu, um sie zu färben und auch, wie es hieß, ihren Duft
+zu binden. Manche Salbe färbte man mit Drachenblut, dem blutrothen Harz
+des Drachenbaumes (_Dracaena Draco_) oder mit _Anchusa_, wohl dem
+Farbstoff, den wir aus der Wurzel der _Anchusa tinctoria_, unserer
+Alkannawurzel, gewinnen. Letzterer wurde auch zum Färben des Rosenöls
+empfohlen. – Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz außerordentlich, oft
+mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen Salbe zusammen. Die
+ägyptische Salbe »_Metopium_« stellte man aus Bittermandelöl her und
+setzte »_omphalium_, _cardamomum_, _juncum_, _calamum_, _mel_, _vinum_,
+_myrrham_, _semen balsami_, _galbanum_, _resinam terebinthinam_« hinzu.
+Soweit die Bedeutung der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese
+Salbe, außer dem Bittermandelöl, das Oel unreifer Oliven, die flüchtigen
+Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases und des Kalmus,
+dann Honig, Wein, den Balsam des nordafrikanischen Baumes _Balsamodendron
+myrrha_, Balsamkörner, d. h. den Balsam der erbsengroßen Früchte des
+arabischen Balsamstrauches _Balsamodendron giliadense_, das Gummiharz
+eines persischen Doldengewächses, _Ferula galbaniflua_, endlich das
+Terpentin der _Terpentin-Pistazie_. Von dem Duft dieser Salbe kann man
+sich annähernd eine Vorstellung machen, sie muß vorwiegend nach bitteren
+Mandeln und Balsam gerochen haben. – Man bezog die Salben von den
+verschiedensten Orten, aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia,
+Rhodos, Kypros, später auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das wechselte
+je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum Theil sehr theuer und
+beschäftigten ein ganzes Heer von Verfertigern und Verkäufern. In den
+Läden der Salbenhändler hielten sich die Müßiggänger auf. Man wählte
+beschattete Orte zur Anlage solcher Läden, damit die Salben, die in Gefäße
+von Blei oder Stein eingeschlossen waren, von der Sonnengluth nicht
+litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel für diese Gefäße
+verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung _Alabastron_, wie
+Reinhold Sigismund in seinem Buch über die Aromata nachzuweisen sucht,
+sich mehr auf die Gestalt, als auf das Material der Salbengefäße bezogen
+zu haben.
+
+Bezeichnend für den Mißbrauch, der mit wohlriechenden Salben in
+Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen, uns von Athenäus
+überlieferten Berichte. Er erzählt, daß die Schwelger in Athen jeden Theil
+ihres Körpers mit einer anderen Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente
+für Füße und Schenkel, phönikische Salbe für Kinnbacken und Brust,
+_Sisymbrion_-Salbe für die Arme, _Armaracon_-Salbe für Haar und
+Augenbrauen, _Serpyllos_-Salbe für Kinn und Nacken. Man kann sich
+vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener Einsalbung
+geduftet haben mag. Denn die _Amaracon_-Salbe roch nach Majoran, die
+_Serpyllos_-Salbe nach Thymian, die _Sisymbrion_-Salbe wohl nach einer
+Minze, die ägyptische und phönikische nach Bittermandelöl und Balsamen.
+Das war ein ganzer Parfümladen! Dabei glänzte ein solcher Mensch von Fett
+an seinem ganzen Körper. – Ueber Demetrius Phalereus wird bei dem
+Symposion des Athenäus berichtet, er habe sich nicht nur den ganzen Körper
+gesalbt, sondern auch das Haupthaar noch gelb gefärbt, um verführerischer
+auszusehen. – Bei Trinkgelagen salbte man den Kopf, damit der Wein nicht
+in die Höhe steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides
+gesagt, wandern die Dünste nach oben. Dazu kamen noch die Kränze, welche
+den Rausch verhindern, den Kopf kühl erhalten und den Kopfschmerz abwehren
+sollten. Das mögen die ursprünglichen Epheukränze gethan haben, schwerlich
+die später benutzten aus duftenden Blumen. Denn diese wurden aus Rosen,
+Lilien oder Violen (Goldlack und Levkoien) gewunden und von aufwartenden
+Dienern vielfach mit duftenden Salben noch besprengt. In dem Symposion des
+Athenäus wird berichtet, daß bei den prunkvollen Aufzügen des Königs
+Antiochus Epiphanes auf Daphne zahlreiche Frauen mit goldenen Gefäßen
+einherschritten und aus diesen duftende Salben auf die Menge verspritzten.
+Derselbe König, den man später spottweise auch Epimanes, das heißt den
+Verrückten nannte, pflegte in öffentlichen Bädern zu erscheinen, wenn das
+ganze Volk dort versammelt war. Er salbte sich mit den köstlichsten Oelen.
+Da sagte denn Einer: »Wie glücklich bist Du, o König, daß Du so
+wohlriechende Parfüms benutzen und überall einen so angenehmen Duft
+verbreiten kannst.« Antiochus antwortete ihm nicht, ließ ihm aber am
+nächsten Tage nach dem Bade ein großes Gefäß mit Myrrhensalbe über den
+Kopf gießen. Nun wälzten sich auch Andere in dem verschütteten Oele, viele
+glitten aus und fielen zu Boden, sogar der König, was allgemeine
+Heiterkeit erregte. Dieser Antiochus muß allerdings recht excentrisch
+gewesen sein, denn auch die Geschenke, die er vertheilte, waren mehr als
+sonderbar. Dem Einen drückte er Knöchel, dem Anderen Datteln, noch Anderen
+Gold in die Hände.
+
+Die Lacedämonier, heißt es, hätten die Salbenhändler und die Färber aus
+Sparta verjagt, weil die Ersteren das Oel verdarben, die Letzteren die
+Wolle ihrer ursprünglichen Reinheit beraubten. Lykurg und Sokrates traten
+gegen den Mißbrauch wohlriechender Salben auf, erreichten aber eben so
+wenig, wie später in Rom die beiden Censoren Publius Licinius Crassus und
+Lucius Julius Cäsar, die, wie Plinius mittheilt, im Jahre 189 v. Chr. ein
+Edict erließen, daß Niemand »exotische« Salben verkaufen solle.
+
+Die Haare und Kleider der Römerinnen verbreiteten, nach Plinius, so starke
+Düfte, daß sie schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Daß
+sei um so thörichter, meint er, als dieser theuer erkaufte Genuß weit mehr
+Anderen zu Gute komme, als dem, der ihn bezahlt hat. Nicht minder beklagt
+auch Plutarch diese Salbenverschwendung. Er erzählt, wie bei einem
+Gastmahl, das Salvius Otto dem Nero gab, von allen Seiten her kostbare
+Salben aus goldenen und silbernen Röhren flossen und die Gäste ganz
+durchnäßten. Juvenal spottet in seinen Satiren über Crispinus, den
+Günstling Domitians, daß er schon am Morgen mehr Amomumduft als zwei
+Leichenbegängnisse von sich aushauche. – Ein besonders lebendiges Bild aus
+Neronischer Zeit, das auch den Salbenluxus und die Vorliebe für
+Wohlgerüche zeigt, hat Petronius in dem Gastmahl des Trimalchio entworfen.
+Sind die Farben auch stark aufgetragen, so entspricht die Schilderung doch
+den damaligen Sitten, wie sie bei prahlerischen Emporkömmlingen sich
+besonders geltend machten. Während des üppigen, nicht endenwollenden
+Mahles, bei welchem die seltensten Speisen in kunstvoller Zubereitung
+aufgetragen werden, folgen die mannigfaltigsten Ueberraschungen
+aufeinander. Da plötzlich senkt sich von der Decke ein gewaltiger Reifen,
+an dem rund herum goldene Kränze nebst Flaschen wohlriechender Essenzen
+hängen. Sie sind als Geschenke für die Gäste bestimmt. Gegen Ende des
+Mahles wird die Ausgelassenheit groß, bis der trunkene Trimalchio auf den
+Einfall kommt, sich die Todtenkleider bringen zu lassen, in denen er
+wünscht, daß man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes
+Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von jenem Wein, mit dem seine
+Gebeine gewaschen werden sollen. Er öffnet eine Flasche Nardenessenz,
+bestrich mit derselben seine Gäste und spricht die Hoffnung aus, dieser
+Wohlgeruch werde ihm nach dem Tode eben so gut thun, wie im Leben. –
+Petronius gehörte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts; um die
+Mitte desselben hatte das »Gastmahl des Trimalchio«, wie ich Friedländers
+Einleitung zum Petronius entnehme, schon sechs französische Uebersetzungen
+aufzuweisen. Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde es
+sogar von fürstlichen Darstellern aufgeführt. Auf Wunsch der Königin
+Sophie Charlotte von Preußen mußte Leibniz der Fürstin von
+Hohenzollern-Hechingen diese Aufführung schildern, was in einem
+französisch geschriebenen Brief vom 25. Februar 1702 geschah.
+
+Gleicher Luxus mit Parfüms wie im Alterthum ist wohl zu keiner Zeit wieder
+getrieben worden, doch kamen sie an den Höfen von Frankreich und England
+zeitweise in hohe Gunst. In Frankreich geschah das zur Zeit der
+Renaissance unter dem Einfluß der italienischen Künstler, die Franz I. und
+Katharina von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfümirten Pasten,
+Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt. Die Cosmétiques
+kamen zu jener Zeit als Schönheitsmittel auf und riefen eine besondere
+cosmetische Literatur ins Leben. Daß Diana von Poitiers bis in das hohe
+Alter sich den Reiz der Jugend zu bewahren wußte, ungeachtet sie schon mit
+dreizehn Jahren an Ludwig von Breze, Großseneschal der Normandie, vermählt
+worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln zu, die ihr Paracelsus
+verrathen habe. Der Mißbrauch, der unter den Valois mit cosmetischen
+Mitteln getrieben wurde, rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst
+unter Ludwig XIII. wußte die schöne Anna von Oesterreich sie wieder in die
+Gunst des Hofes zu bringen. Da kamen die Pâtes d’Amandes, die
+verschiedenen Crêmes und Schminken auf, welche der Haut der Damen eine
+künstliche Färbung verliehen. Ludwig XIV. liebte die Cosmétiques nicht:
+ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um unter der Régence einen besonderen
+Aufschwung zu erfahren. Jetzt blühten Geheimmittel, welche die Jugend und
+Schönheit dauernd sichern sollten. Der berüchtigte Cagliostro nahm von der
+eben so berüchtigten Dubarry und von anderen Schönen nicht geringe Summen
+für solche Geheimmittel ein. Trotzdem schminkte man sich unter Ludwig XV.
+wieder weniger als zuvor und das »_rouge de Portugal en tasse_« röthete
+nicht so stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin
+auf bedeutender Höhe, so daß im Jahre 1780 eine Gesellschaft fünf
+Millionen Francs der Regierung für das Privilegium bot, ein Roth
+besonderer Güte allein verkaufen zu dürfen. Selbst mit violetter Schminke
+versuchte man es in den Gärten des Palais Royal und hielt ganz Paris
+dadurch acht Tage lang in Aufregung. – Das hörte gegen Ende des
+Jahrhunderts, unter dem Einfluß von Marie Antoinette auf; die schreienden
+Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor sich auch der
+Geschmack an starken Wohlgerüchen; das Zarte mußte sich jetzt mit dem
+Schwermüthigen, das Keusche mit dem Gefühlvollen im Aussehen der Frauen
+paaren: so gewann die Parfümerie jenes discrete Gepräge, welches ihr auch
+heute noch geblieben ist. Nur vorübergehend machte sich ein
+entgegengesetzter Einfluß der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin
+die starken Parfüms liebte. Napoleon I. selbst bediente sich nur des
+Kölnischen Wassers, das er sich jeden Morgen über Kopf und Schultern goß.
+
+Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung in der
+Parfümerie maßgebend für die anderen Völker, im siebzehnten Jahrhundert
+gelangte sie zur Alleinherrschaft zugleich mit den französischen Moden.
+
+Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die Welt mit ihren
+Parfümerien versorgten. Nur dem Kölnischen Wasser gelang es, als
+Weltparfüm gegen die Producte dieser Länder aufzukommen. Jetzt erst
+beginnt Deutschland, wenn auch noch nicht in den »Bouquets«, so doch in
+den ungemischten Parfüms in die erste Stelle zu rücken. Die Leipziger
+Erzeugnisse haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht.
+Außerdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten, die
+heute in so entscheidender Weise in die Parfümerie eingreifen. Ebenso
+liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch wirksamen Stoffe, welche
+die Cosmétiques verdrängt haben und allein berufen sind, die Gesundheit
+des Körpers und damit auch die Schönheit des »Teint« in Zukunft zu wahren.
+
+Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Wärme auf die
+Blumenpflanzungen von Grasse zurück. Es wurde heiß in der Stadt: feiner
+Staub stieg bei jedem Windhauch in dichten Wolken auf: es roch zu stark
+nach Santalholz in den Straßen, wir fühlten uns plötzlich reisemüde und
+traten den Heimweg nach dem Norden an.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRÜHJAHR 1895.
+
+
+ I.
+
+Der Winter war so lang und so traurig im Norden gewesen, wir sehnten uns
+nach Wärme und nach Sonne. Doch auch vom Mittelmeer trafen unaufhörlich
+Hiobsposten ein: die Kälte hielt dort an, die Vegetation hatte gelitten,
+noch zu Anfang März fiel Schnee, der viele Orte der Riviera mit einem
+weißen Gewand bedeckte. Da, endlich, siegte die Frühlingssonne: wir
+erhielten günstige Nachricht, und waren einige Tage später in Cannes.
+Schon oben in den Alpen begrüßte uns der Frühling, mit leuchtendem
+Antlitz, mit einer Strahlenkrone ums Haupt. Die Fahrt in dieser sonnigen,
+zu neuem Leben erwachenden Natur, glich jetzt einem wahren Triumphzug. So
+kamen wir ans Mittelmeer.
+
+Im Norden schneit es noch immer, und dunkle Wolken decken dort den Himmel,
+hier aber glänzt die Sonne am blauen Firmament, sie spiegelt sich im
+Meere, und ihre Strahlen dringen in unser Inneres ein und lösen die grauen
+Nebel auf, die sich an dunklen Tagen dort angesammelt haben. Auch an der
+Riviera di Ponente mußten Pflanzen und Menschen von der ungewohnten
+Strenge dieses Winters leiden. Die meisten Pflanzen erholen sich wieder.
+Die gebräunten Bougainvilleen an den Häusermauern beginnen stellenweise
+auszutreiben, sie bilden carmoisinrothe Hochblätter in Büscheln an dem
+todten Laub. Der Heliotrop durchbricht mit seinen Sprossen den Boden, bald
+werden frische lebhaft grüne Blätter an den Fächerpalmen die braun
+gefleckten alten ersetzen. – Auffällig gut haben die Acacien dem Schnee
+und der Kälte getrotzt, sie sind mit gelben Blüthen über und über bedeckt,
+wahre Blumensträuße in der sonst noch blumenarmen Landschaft. Denn die
+Vegetation ist gegen sonst sehr weit zurück, die Rosenstöcke weisen nur
+geschlossene Knospen auf, während sie sonst von Mitte Winter an hier im
+Blüthenschmuck prangen. Eine Rose ist in keinem der vielen Blumenläden von
+Cannes zu erblicken; man müßte sie wohl in den Gewächshäusern des Nordens
+bestellen; Weniger gut als so viele Pflanzen erholt sich der leidende
+Mensch, der hier in diesem letzten Winter Linderung, ja Genesung suchte.
+Tage lang mußte er in Räumen verweilen, die nur dürftig zu erheizen waren.
+Wie Manchem hat dieser Aufenthalt das Leben gekürzt. Schwerkranke sollten
+hierher überhaupt nicht geschickt werden.
+
+ II.
+
+Wir wollten nicht unten am Meere wohnen in den staubigen Theilen von
+Cannes; wir zogen den Abhang hinauf, der im Osten die Stadt beherrscht,
+zur Californie. Ueber den schönen Garten des Hôtel Californien hinweg
+blicken wir auf die Croisette, jene schmale Landzunge, welche den Golfe de
+la Nopoule vom Golfe Jouan scheidet. Weiter trifft unser Auge die Ile
+St. Marguerite, und bei Morgenbeleuchtung zeichnet sich jedes Haus in dem
+Fort ab, das diese Insel krönt. Von der Ile St. Honorat ist nur die Kirche
+sichtbar, im übrigen wird sie von ihrer Schwesterinsel verdeckt. Im Osten,
+über den blühenden Acacien, steigt an einem Hügel die alte Stadt Cannes
+empor. Sie gipfelt in ihrem alten Schlosse und bietet dem Auge ein
+malerisch bewegtes Profil. In weniger schöner Linie folgen die neuen
+Stadttheile der Bucht, doch diese Linie wird, von hier oben aus
+betrachtet, durch üppige Gärten der Hügel gebrochen und belebt. Besonders
+gerne ruht aber unser Blick auf den zackigen Umrissen des Esterel. Dorthin
+wendet sich unser Auge stets zuerst am Morgen, wenn die Sonne die Gipfel
+der Berge vergoldet und jede Ortschaft sich blendend weiß am Fuße
+derselben zeichnet; dorthin schauen wir auch zuletzt am Abend, wenn die
+Sonne jenseits der langen Kette verschwindet, und ihre Strahlen sich wie
+ein leuchtender Fächer am Abendhimmel ausbreiten. Dann entzünden sich auch
+bald die Leuchtthürme längs der Küste, und schon in der Dämmerstunde
+flammt Cannes mit Tausend Lichtern auf. Dieses Schauspiel wiederholt sich
+jeden Abend, und wir wurden nicht müde, es zu betrachten.
+
+Zugleich beginnt das Concert der Laubfrösche rings um das Hôtel, jenes
+Concert, das Jeder kennt, der im Frühjahr die Riviera besuchte. In allen
+Wasserbehältern versammeln sich um diese Zeit jene Thierchen und locken
+sich aus der Ferne mit lauten Rufen an. Die auffallende Kraft des Tones
+wird dadurch ermöglicht, daß das Männchen die schwärzliche Haut seiner
+Kehle zu einer großen Schallblase auftreibt. Im Uebrigen leben diese
+zierlichen, lebhaft grün gefärbten Geschöpfe auf den Sträuchern und
+Bäumen. Es unterhielt uns, ihnen am Tage in dem Garten des Hôtels
+nachzuspüren, und dann auch festzustellen, wie sehr der Ton ihrer Färbung
+sich nach ihrer jeweiligen Umgebung richtet. Auf hellen Blättern sind sie
+hell, auf dunklen dunkel gefärbt und daher stets schwer zu erblicken. Es
+handelt sich auch thatsächlich bei diesem Farbenwechsel um eine
+Schutzvorrichtung, die sie den Augen ihrer Feinde entziehen soll.
+Andererseits werden sie auch nicht von der Beute bemerkt, auf die sie
+lauern. Es ist belustigend zu sehen, wie der Laubfrosch auf Insecten jagt,
+mit welchem Geschick er sie fängt und wie hoch er springt, um sie zu
+erfassen.
+
+Ungeachtet des Regens, der vor Kurzem reichlich gefallen war und trotz des
+täglichen Begießens, zeichnet sich die Straße, die von Cannes nach Antibes
+führt, von hier oben gesehen, meist wie ein langer Streifen von Staub
+zwischen den grünen Gärten aus. Besonders hoch steigt dieser Staub an den
+Nachmittagen auf, wenn eine Equipage der anderen folgt und neue
+Staubwolken aufwirbelt. Dieser Staub, von zermalmtem Kalkstein stammend,
+ist wie Mehl so fein. Ueberall dringt er ein, er erhebt sich zu so
+bedeutender Höhe, daß er die angrenzenden Bäume bis in ihre Gipfel grau
+färbt. Diesen Staub athmen nun tagtäglich die vornehmen Gäste von Cannes
+ein, die meist nach dem Süden reisten, um ihre Lungen zu schonen. Derselbe
+Staub herrscht nun leider an vielen Orten der Riviera, überall dort, wo
+das Kalkgebirge bis an die Küste reicht. Doch wer zwingt auch den Kranken,
+sich auf den Landstraßen zu bewegen oder an denselben zu wohnen! – Ich
+kann den Staub nicht leiden, wenn ihn auch meine Lunge verträgt;
+glücklicher Weise ermüde ich aber auch nicht leicht beim Gehen und fühle
+mich wohler zu Fuß, als im Wagen. So war das Hôtel sehr günstig für mich
+gelegen. Auf Fußwegen lassen sich von demselben schon in kurzer Zeit
+Wälder und Maquis erreichen. Dort, auf den mit Kiefern bedeckten Gipfeln
+von »_la Maure_«, 250 Meter hoch über dem Meere, eröffneten sich die
+herrlichsten, überraschendsten Blicke in üppig grüne Thäler, nach den
+schneebedeckten Alpen und über die blaue Küste. Ganz besonders großartig
+erschienen in diesem Frühjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
+denselben hinab. Man wähnte oft Bilder aus dem Berner Oberland vor Augen
+zu haben, doch leuchtender, getaucht in den Glanz der italienischen Sonne.
+So weilte ich denn mit Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den
+Höhen von »_la Maure_«; doch mied ich grundsätzlich das »_Observatoire_«,
+den officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf staubiger
+Straße, die Wagen durch müde Pferde mühsam aufwärts gezogen werden. Dort
+ist ein Aussichtsthurm errichtet, von dem aus, gegen Zahlung, man die
+Natur bewundern kann. Meist ist man im Gedränge, und die Musik aus einer
+nahen Wirthschaft trägt dazu bei, die Stimmung zu erhöhen.
+
+ III.
+
+Beim Aufstieg zum »_Observatoire_« schneidet man einen Kanal, der Cannes,
+Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt. Er führt das nämliche Wasser,
+das die Römer einst in Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse
+eine Quelle der Siagne gefaßt und führten das Wasser nach Fréjus in einem
+gedeckten Aquäduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter langen Tunnel, den
+Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen hatte. Der moderne Wasserkanal,
+der in der Richtung von Cannes läuft, steht der römischen Wasserleitung
+entschieden nach, denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit
+nicht geschützt. Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
+Richtung meilenweit folgen. Ein Fußweg führt an demselben entlang. Er
+steigt ganz unmerklich auf, so daß man fast eben zu gehen meint. In weiten
+Bogenlinien zieht er sich längs der Berge hin und bietet wechselvolle
+Ausblicke auf Cannes und das Esterel. Alsbald befindet man sich über Le
+Cannet, einem Dorfe, das nördlich von Cannes, drei Kilometer entfernt vom
+Meere liegt und durch nahe Hügel ganz besonders gut gegen Winde geschützt
+wird. Man schaut da auf große Hôtels hinab, denn Le Cannet ist Station für
+solche Kranke, die nicht am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise
+angeblich Schaden bringt. Noch weiter gen Norden krönt Mougins einen 260
+Meter hohen, isolirten Hügel; ein malerischer Ort, dessen compacte
+Häusermasse nur von spärlichen Fenstern nach außen durchbrochen wird.
+Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurückgezogen haben, als die Römer
+die Küste besetzten. Nur eine halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem
+Thurme von Castellaras, der die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
+bietet.
+
+Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Hügel ersteigen, welche Le
+Cannet von Vallauris trennen. Von da oben sieht man jenseits von Mougins,
+am Fuß der grauen Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glänzen; unten im
+Kessel, nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man Golfe
+Jouan, Antibes, Nizza, die Küste bis in neblige Fernen und oberhalb der
+Berge die Vallauris schützen, als herrlichsten Abschluß des Bildes, die
+Schneemassen um den Col di Tenda. Dort baut Italien seit Jahren eine
+Eisenbahn, welche Turin mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist
+fertig von Turin bis zum nördlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
+Unter dem Col di Tenda läuft jetzt schon ein langer Tunnel, der den
+Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das Thal der Roja, das bei
+Ventimiglia das Meer erreicht. Der mittlere Theil dieses Thales ist im
+Besitze Frankreichs. Ihn soll die Bahn umgehen, und das verursacht
+bedeutende Kosten. Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die
+Vollendung der Bahn sich noch kaum absehen läßt. Einst wird diese Bahn ein
+herrliches Stück Land dem Verkehr eröffnen; denn die Gola di Gandarena, in
+welcher die Roja zwischen himmelstürmenden Felsenmauern fließt, ist nicht
+minder großartig wie die Via mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpaß,
+einer der imposantesten der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen
+Badeort St. Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten, oder die es
+gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz, schon im Frühjahr die Fahrt
+über den Col di Tenda zu unternehmen. Das haben wir einmal gethan und
+einen unvergeßlichen Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von
+Cuneo bis Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die kürzeste
+Verbindung zwischen der südlichen Schweiz und den Kurorten der Riviera di
+Ponente. Die Straße über den Col di Tenda ist aber die älteste, die jemals
+den Gallischen Strand mit den Ebenen des nördlichen Italien verband. Sie
+existirte schon tausend Jahre vor Christus, zählt somit jetzt
+achtundzwanzig Jahrhunderte und hieß die tyrrhenische Straße.
+
+Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden, jetzt
+eine gewisse Berühmtheit zu erlangen. Er dankt sie seinem farbigen
+Halbporzellan, seinen »_Faïences d’art_«, die nicht nur an der Riviera,
+sondern in allen größeren europäischen Städten jetzt die Schaufenster der
+Läden zieren. Es sind das Thonwaaren mit Zinnglasur, die im starken Feuer
+gebrannt werden. Die Familie Massier beherrscht diese Industrie. Ueberall
+liest man diesen Namen über den Lagern und über den Fabriken. Den Fremden,
+die auf der staubigen Landstraße zwischen Cannes und Antibes umherfahren,
+fällt das große Lager im Orte Golfe Jouan am meisten in die Augen durch
+seinen mit bunter Fayence verzierten oder verunzierten Garten.
+
+Bietet Vallauris als Ort auch nur wenig, so bleiben doch die Ausflüge
+anziehend, die man über die Höhen in dieser Richtung unternehmen kann. Von
+Vallauris geht man durch eine anmuthige Schlucht hinab nach Golfe Jouan
+oder durch den Wald, am Abhang der Berge, über Cannes-Eden, unmittelbar
+nach Cannes. Vielfach begegnet man hier in den Wäldern noch Korkeichen,
+die weiter nach Osten ganz fehlen. Es hängt das mit den Bodenverhältnissen
+zusammen, da Glimmerschiefer und Gneis stellenweise bei Cannes noch an die
+Oberfläche treten und dann die gleichen Vegetationsbedingungen schaffen,
+wie sie im Maurengebirge gegeben sind.
+
+ IV.
+
+Von der äußersten Spitze der Croisette ist die Insel St. Marguerite kaum
+anderthalb Kilometer entfernt. In zwanzig Minuten kann man sie mit dem
+Boote erreichen. Zweimal am Tage verkehrt auch ein kleiner Dampfer
+zwischen dem Hafen von Cannes und den Lerinischen Inseln. Er berührt sie
+beide, und man kann den Ausflug über die Mittagsstunden ausdehnen, wenn
+man den ersten Dampfer zur Hinfahrt, den zweiten zur Rückfahrt benutzt. –
+Wir wollten die Abendbeleuchtung der Küste von den Lerinischen Inseln aus
+bewundern und nahmen am Nachmittag ein Boot an der Croisette. Voller
+Sonnenschein füllte den Himmel mit einem Uebermaß von Licht und ließ das
+glatte Meer gleich einer metallenen Platte erglänzen. Ein bläulicher Dunst
+lag auf der Wasserfläche. Die gegenüberliegende Insel rückte immer näher.
+Scharf zeichneten sich auf ihr die Mauern, die das Fort umgeben, welches
+einst Richelieu erbaute. Oestlich über den Felsen blicken aus der Mauer
+die Fenster jenes berüchtigten Gefängnisses hervor, das sonderbarer Weise
+so oft schon die Gedanken der Menschen auf sich zu lenken wußte. Da war
+der mysteriöse Gefangene eingeschlossen, der als »Mann mit der eisernen
+Maske« die Historiker und Romanschreiber oft beschäftigt hat. Man nimmt
+jetzt meist an, es sei das Hercules Anthony Matthioli gewesen, ein
+Bologneser vom alten Geschlecht, der den Haß Ludwig XIV. sich zugezogen
+hatte. Matthioli sollte bei Ferdinand Carl IV. von Mantua, dem letzten
+Herzog aus dem Hause Gonzaga, den Verkauf der Festung Casale Monferrato an
+Frankreich vermitteln. Nach der Eroberung der Festung Pinerolo
+beherrschten die Franzosen den Zugang zum Piemont; ihnen hätte der Besitz
+von Casale auch die fruchtbare Ebene von Mailand eröffnet. Matthioli, der
+Senator von Mantua war und das Vertrauen seines Fürsten besaß, ließ sich
+für den Plan gewinnen. Ludwig XIV. empfing ihn an seinem Hofe mit großen
+Ehren und zeichnete ihn durch ein kostbares Geschenk aus. Dessen
+ungeachtet verrieth Matthioli die französischen Pläne an Oesterreich und
+brachte sie so zum Scheitern. Ludwig XIV. erfüllte das mit Zorn. Es gelang
+ihm, Matthioli über die Grenzen von Turin zu locken. Er wurde dort
+überfallen, gefangen genommen und in Fesseln gelegt. Man kerkerte ihn ein,
+zunächst in Pinerolo, dann in jenem Gefängniß auf St. Marguerite. Da der
+internationale Rechtsbruch geheim bleiben mußte, war es dem Gefangenen
+unter Androhung des Todes verboten, sein Gesicht zu zeigen: er trug eine
+Maske, die thatsächlich aber nicht von Eisen, sondern von schwarzem Sammet
+war. Im Jahre 1687 kam Matthioli auf die Insel, um zehn Jahre später dem
+Gouverneur der Festung, dem berüchtigten St. Mars, nach der Bastille zu
+folgen. Dort starb er am 19. November 1703. – Es heißt, daß nach der
+Revocation des Edictes von Nantes durch Ludwig XIV. auch protestantische
+Geistliche in diesem Gefängniß geschmachtet hätten. Napoleon I. setzte
+umgekehrt einen katholischen Geistlichen, de Broglie, Bischof von Gent,
+hier ein. Dann gab es weniger vornehme Gefangene, Mamelucken und
+dergleichen, erst die Einkerkerung Bazaines an dieser Stelle zog wieder
+die Blicke der Welt auf St. Marguerite. Bazaine gelang es zu entkommen.
+Seine Frau, eine noch junge Spanierin, und sein früherer Adjutant
+Willette, der ihn nach St. Marguerite begleitet hatte, ermöglichten seine
+Flucht. Er ließ sich des Nachts am Seil längs der Felsen nieder und
+erwartete unten in zerfetzten Kleidern, mit wunden Händen und blutigem
+Gesicht, seine Frau. Das stürmende Meer verhinderte die Landung des
+Bootes, das ihn abholen sollte; er mußte sich in das Meer werfen, um es zu
+erreichen. – Heut war es an diesen Felsen so still, wie auf einem See, und
+wir landeten ohne Mühe an dem steinigen Ufer. – Der Besuch der Festung
+lohnt kaum, will man sich nicht etwa an der außerordentlichen Dicke der
+Mauern und an dem dreifachen Gitter des einzigen Gefängnißfensters
+erbauen. Durch dieses Fenster hätte Bazaine nicht entkommen können. Er
+benutzte die mangelhafte Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle
+zu verlassen. Er verbarg sich im Gefängnißhofe, während seine Zelle zur
+Nacht leer verschlossen wurde.
+
+Wir zogen in den schönen Kiefernwald, der den größten Theil der Insel
+deckt, und lagerten dort unter den Bäumen. Die Aussicht landeinwärts ist
+derjenigen ähnlich, die man von Antibes aus genießt. Nur steigt das
+Vorgebirge in größerer Nähe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die
+große Nähe von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
+fast in der Luft zu schweben, gehüllt in jenen leuchtend azurenen Nebel,
+der dem provençalischen Himmel eigen ist. Von der blauen Fläche des Meeres
+und den grünen Hügeln der Küste steigt so das Bild in Stufen, bis zu den
+schneebedeckten Riesen der Alpenwelt empor, in großartig eindrucksvollem
+Contrast.
+
+Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten Seite der
+Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt liegt dicht vor uns die Ile
+St. Honorat. Es ist nur ein enger Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch
+ein Meeresarm, erfüllt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den
+Wellen des Meeres gedeckt werden.
+
+Die Ile St. Honorat hieß bei den Römern Lerina. Der heilige Honoratus zog
+von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang des fünften Jahrhunderts nach
+dieser Insel hin. Er fand sie, so berichtet die Sage, mit giftigen
+Schlangen erfüllt, unter denen zu leben fast unmöglich schien. Doch der
+Heilige bestieg eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den großen
+Bannfluch, den er über sie aussprach. Zu St. Honoratus gesellte sich bald
+der greise Caprasius, den spätere Zeiten auch als Heiligen anerkannten. Es
+strömten von allen Seiten Anhänger herbei, und das errichtete Kloster
+hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt. Der heilige Vincenz, einer der
+hervorragendsten Mönche von Lérin, verfaßte dort das Commonitorium gegen
+die Irrlehre, ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
+Unfehlbarkeitsdogma öfters citirte, im Besonderen den Satz: »Was immer,
+was überall, was von Allen geglaubt worden ist, das ist wahrhaft
+katholisch.« Dem Kloster gehörten auch an: St. Hilarius, der wie
+St. Honoratus später Bischof von Arles wurde, ebenso St. Maximus, der den
+Bischofssitz von Fréjus bestieg, dann Faustus, Bischof von Reji, der zu
+den Heiligen zwar gezählt, dessen Rechtgläubigkeit aber vielfach
+angezweifelt wurde; dann St. Salvian, St. Valerian, auch die beiden Söhne
+des heiligen Eucharius: St. Veranius und St. Salonius und viele Andere.
+Von der kleinen Insel Lerina, die St. Honoré nach dem Begründer ihres
+Klosters benannt wurde, gingen nicht weniger als zwölf heilige
+Erzbischöfe, zwölf heilige Bischöfe, zwölf heilige Aebte und vier heilige
+Mönche hervor. »O gesegnete Einsiedelei, o dreimal glückliche Insel, die
+du so viel Sprößlinge des Himmels erzogen hast!« _Beata et felix insula
+Lyrinensis …!_ rief daher schon im Jahre 542 der Erzbischof von Arles,
+Caesarius, der Sohn des Grafen von Chalon, bei seinem Tode aus. Zu Ehren
+aller dieser Heiligen wurde am 15. Mai ein eigenes Fest, das der
+Allerheiligen von Lerina, gefeiert. Um das Jahr 690 zählte das Kloster
+über 3700 Mönche. Wie mögen sie nur alle Platz gefunden haben auf der
+kleinen Insel, die nur etwa tausend Schritte lang und vierhundert Schritte
+breit ist! Dieses rasche Aufblühen des Klosters trug die Keime des
+Verfalles auch in sich; die asketische Lebensweise schwand immer mehr. –
+Zur Zeit, da der heilige Caesarius dem Kloster als Mönch angehörte, waren
+die Ordensregeln äußerst streng. Jeder Mönch bewohnte getrennt seine
+Zelle: es gab weder ein Schlafgemach noch eine Küche. St. Caesarius
+ernährte sich von Kräutern und von Brühen, die er sich am Sonntag für den
+Bedarf der ganzen Woche kochte. Das änderte sich später, und schon zu Ende
+des siebenten Jahrhunderts mußten, wie der Abt Disdier erzählt, die Päpste
+eingreifen, um der Zügellosigkeit der Sitten unter den Mönchen zu steuern.
+– Der heilige Aigulf, hieher gesandt, um strenge Zucht im Kloster
+einzuführen und die Mönche zu besserem Lebenswandel zu bekehren, wurde von
+ihnen verstümmelt und Seeräubern übergeben. – Dann aber kamen die
+Saracenen. Sie plünderten im Jahre 732 das Kloster und mordeten alle seine
+Bewohner. Nur St. Eleutherius blieb am Leben, verborgen in einem
+unzugänglichen Felsenspalt, in dem er acht Tage lang von Wurzeln und
+Seethieren sich nährte. Das Kloster blühte noch mehrfach auf, doch die
+alte Sicherheit und Ruhe waren von der Insel geschwunden, so daß der Abt
+Adalbert im Jahre 1073 einen starken viereckigen Thurm erbauen ließ, der
+vom Strande aus gegen Afrika schaut und dauernd das Meer überwachte. Der
+Thurm war geräumig genug, um alle Mönche aufzunehmen; sie konnten die
+Klosterschätze darin bergen, dort auch sich wirksam gegen die alten
+Feinde, Seeräuber und Saracenen, vertheidigen. So kam es, daß das Kloster
+nicht nur fortbestehen, sondern auch glänzende Zeiten erleben konnte: es
+hatte noch manchen geistig hochstehenden Abt aufzuweisen. Im sechzehnten
+Jahrhundert besaß es eines der reichsten Sanctuarien, und seine Bibliothek
+war weit berühmt. Im siebzehnten Jahrhundert, unter dem Pontificat
+Gregor XV. begann es endgültig zu verfallen. Als es im Jahre 1788
+säcularisirt wurde, zählte es nur noch vier Mönche. Man vertheilte die
+Klosterschätze an die Kirchen der benachbarten Regionen. Viele
+Kostbarkeiten verschwanden während der französischen Revolution, so ein
+silberner Reliquienschrein, der die Ueberreste des heiligen Honoratus
+enthielt und nach Cannes gekommen war. Dieser kunstvoll gearbeitete
+Reliquienschrein stammte von Franz I., der nach der Schlacht von Pavia als
+Gefangener die Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1525 im Kloster zugebracht
+hatte. Im Jahre 1791 wurde das Kloster versteigert und ging, eigen genug,
+in den Besitz einer Schauspielerin über. Es war das Fräulein Alziary de
+Roquefort, die unter dem Namen Sainval an der _Comédie française_
+glänzende Triumphe gefeiert hatte.
+
+Die Insel St. Marguerite hieß bei den Römern Lero. Strabon erzählt, daß
+ein Heroentempel diese Insel schmückte und daß die Ligurischen Piraten
+dort Opfer darbrachten. Den Namen St. Marguerite, den jetzt die Insel
+führt, sucht eine Sage mit dem Namen der Schwester des heiligen Honoratus
+zu verknüpfen. Von Sehnsucht getrieben, so wird erzählt, kam Margarethe
+nach Lerina und fiel dem Bruder zu Füßen. Die Ordensregel schloß die
+Anwesenheit von Frauen auf Lerina aus. Daher St. Honoratus die Schwester
+nach der Insel Lero brachte, wo sie verblieb und Aebtissin wurde.
+Margarethe nahm unter einem blühenden Kirschbaum von dem Bruder Abschied,
+und er mußte ihr versprechen, daß er sie besuchen würde, so oft dieser
+Kirschbaum blühe. Die Heilige erwirkte dann durch ihr Gebet, daß der
+Kirschbaum allmonatlich in Blüthenschmuck prangte.
+
+Jetzt gibt es wieder Mönche im Kloster St. Honorat. Das Bisthum von Fréjus
+hat das Kloster im Jahre 1859 erworben, und zehn Jahre später zogen die
+Cistercienser hierher. Im weißen Gewande, mit schwarzer Kapuze, schwarzem
+Gurt und Scapulier schreiten sie in dem Kloster einher. Frauen ist der
+Zutritt untersagt, doch viel verlieren sie nicht durch dieses Verbot, denn
+von den älteren Theilen des Klosters blieb fast nichts erhalten, und die
+Kirche in demselben ist ganz neuen Ursprungs. Weit höheres Interesse
+beansprucht das außerhalb des Klosters am Meeresstrande aufgebaute, auch
+den Frauen zugängliche Kastell. Ein mächtiger Bau aus Quadersteinen, der
+den Angriffen der Zeit getrotzt hat. Nur von wenigen Fenstern nach außen
+durchbrochen, mit Zinnen besetzt, trägt es deutlich seine einstige
+Bestimmung zur Schau. Besonders stimmungsvoll hebt sich dieses dunkle
+Kastell von dem blauen Hintergrund des Meeres ab, wenn es aus einiger
+Entfernung betrachtet wird, und dunkelgrüne, über den Strand geneigte
+Kiefern dasselbe umrahmen. Im Innern birgt das Kastell alle jene Räume,
+die zu einem längeren Aufenthalt der Mönche nothwendig waren: zahlreiche
+Zellen und ein Refectorium, eine Capelle und eine Bibliothek, vor allem
+auch eine Cisterne. Diese Cisterne, ganz alter Construction, nimmt die
+Mitte des offenen Hofes ein; Säulengänge, in mehreren Stockwerken, steigen
+im Umkreis auf. Eingestürzte Gewölbe, halbverschüttete Räume, verborgene
+Treppen, die in unterirdische Räume führen, folgen aufeinander und
+durchschneiden sich in sinnverwirrender Weise. Die Burg ist Kloster und
+Festung zugleich, so recht ein Product jener Zeit, wo das Kreuz und das
+Schwert oft von derselben Hand geführt wurden, einer leidenschaftlich
+erregten Zeit, stark und starr in ihrer Ueberzeugungskraft, der es an
+schöpferischer That und eigenartiger Poesie nicht fehlte. Auf einer
+Wendeltreppe besteigt man den Thurm, von dem aus sich eine herrliche
+Aussicht entfaltet. Man sieht hinab auf die Lerinischen Inseln, die wie
+grüne Flöße auf dem Meere schwimmen, und überblickt die ganze weite Küste
+von St. Tropez bis zu den Bergen von Bordighera. Die Insel St. Honorat ist
+viel kleiner als ihre Schwester; daß der heilige Honoratus sie
+dessenungeachtet zur Anlage seines Klosters erwählte, war durch die Quelle
+bedingt, die sie birgt.
+
+Zerklüftete Felsen ragen in der Nähe des Kastells aus dem Meer hervor. Sie
+heißen die Mönche und bilden einen natürlichen Schutz für die Insel. An
+ihnen bricht sich die Macht der Wellen, wenn der Südsturm das Meer gegen
+die Insel treibt. Einige Capellen schmücken den Strand, Ueberreste aus
+alter Zeit; Marmorfragmente von Säulen und Capitälen sind zwischen Myrten
+und Lentisken aufzufinden und mahnen an frühere Pracht. Fünfzehn
+Jahrhunderte lang beherrschten die Mönche diese Inseln sowie auch das
+gegenüberliegende Festland, jetzt gilt ihre Fürsorge vor allem einem
+Waisenhaus, das in dem Kloster errichtet wurde und in welchem die Knaben
+verschiedene Gewerbe erlernen. In diesem Waisenhause befindet sich auch
+eine Druckerei, in welcher alte kirchliche Werke neu edirt werden. So hat
+die Druckerei von Lerin dem Papst Leo XIII. zu seinem Jubiläum ein reich
+verziertes Werk überreicht, welches das Magnificat in »hundertfünfzig«
+Sprachen enthielt.
+
+Oestlich von der Insel St. Honorat liegt die kleine Felseninsel
+St. Féréol. Während die beiden größeren Lerinischen Inseln durch Legende
+und Geschichte wie mit einem Heiligenschein umgeben werden, bildete sich
+eine seltsame, fast dämonische Mythe um St. Féréol aus. Es hieß, und heißt
+noch vielfach, daß auf St. Féréol das Grab von Paganini sich befunden
+habe. Diese Angabe ist in französischen Werken verbreitet. Sie führen an,
+Paganini sei in Nizza, im Mai 1840, an der Cholera verschieden; sein Sohn
+Achille habe die Leiche auf einem Schiffe nach Genua geführt, um den Vater
+an dessen Geburtsorte zu bestatten. Die Geistlichkeit verweigerte aber das
+Begräbniß dem Manne, von dem es hieß, er habe sich dem Satan verschrieben.
+Auch das Municipio ließ die Ausschiffung des Körpers wegen Choleragefahr
+nicht zu. So versuchte der Sohn in Marseille zu landen, doch wieder ohne
+Erfolg. Als er auch in Cannes abgewiesen wurde, entschloß er sich, den
+Sarg des Nachts auf die kleine unbewohnte Insel zu bringen und dort, von
+Stürmen oft umbraust, hat der Todte fünf Jahre lang gelegen. Erst im Mai
+1845 kehrte der Sohn wieder, nachdem es ihm gestattet worden war, den
+Vater zu begraben an der Kirche von Gajona bei Parma, unfern der Villa,
+die Paganini dort erworben hatte. Diese Erzählung kam mir schon einmal in
+den Sinn, als ich in dem herrlichen _Pallazzo Doria Tursi_, dem jetzigen
+_Palazzo del Municipio_ in Genua, die Geige Paganinis sah. Das war in den
+Tagen der Columbianischen Feste, wo die Mitglieder der wissenschaftlichen
+Congresse im Municipio durch den Sindaco empfangen wurden. Die Geige, eine
+Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne zu entlocken gewußt, bewahrt
+man wie eine Reliquie in einem kostbaren Schrein; man hatte sie zu dem
+Feste mit seidenen Bändern in den italienischen Farben geschmückt. Daran
+dachte ich jetzt, da ich die kleine Insel St. Féréol vor mir im Meere
+liegen sah. Die heitere Landschaft stimmte freilich nicht zu dem
+unheimlichen Geiste Paganinis. Wohl aber konnte es ihm behagen auf jenem
+einsamen Riff, wenn die entfesselten Elemente die brandenden Wogen über
+die Felsen trieben und der Wind klagend über der Meeresfläche pfiff. Da
+war es die Natur, welche Schaudergeschichten auf ihrer _G_-Saite spielt,
+so wie er sie einst auf jener Saite seinen erregten Zuhörern zu erzählen
+wußte. Ja, das Grab Paganinis paßt sicherlich besser in die wilde
+Brandung, als auf einen stillen Friedhof, das ist völlig klar! – Wie
+schade, daß die Geschichte nur erdichtet ist! – In Wirklichkeit starb
+Paganini in der _Via Santa Reparata_ zu Nizza an der Kehlkopfschwindsucht
+und nicht an der Cholera. Er hatte lange zuvor schon, in Folge seines
+Leidens, die Stimme eingebüßt. Da er die Sterbesacramente nicht empfangen
+hatte, verweigerte die Geistlichkeit seine kirchliche Bestattung, und
+diese konnte erst einige Jahre später erfolgen. Der Sohn Paganinis, der
+heute noch in Parma lebt, theilt mir mit, daß sein Vater dort auf dem
+großen Friedhof _della Villetta_, nachdem er, auch im Tode unstät, erst
+nach Villa-Franca, dann nach Genua gewandert, seit 1876 seine endliche
+Ruhe gefunden und er – der Sohn – ihm auf seinem Grabe ein würdiges
+Denkmal habe errichten lassen, für welches in Genua kein geeigneter Platz
+gewesen sei. Ueber Paganinis Leben hatten sich die merkwürdigsten Mythen
+ausgebildet, die durch sein ungewöhnliches Aussehen, seine fast
+gespensterhafte Magerkeit und sein blasses Gesicht, auf welchem, wie Heine
+schreibt, Kummer, Genie und Hölle ihre unverwüstlichen Zeichen eingegraben
+hatten, gefördert wurden. Paganini trug übrigens durch sein excentrisches
+Benehmen selber nicht wenig zur Verbreitung dieser Mythen bei. Nur einmal,
+in Paris, fühlte er sich veranlaßt, den Fabeln, die in den Zeitungen über
+ihn berichtet wurden, entgegenzutreten. In einem Briefe, den er in der
+»_Revue musicale_« veröffentlichen ließ, schilderte er selbst sein Leben
+und führte dort den Nachweis, daß er weder seine Geliebte ermordet noch im
+Gefängniß gesessen, noch sich dem Teufel verschrieben habe. Er schloß mit
+der Hoffnung, man werde wohl seiner Asche einst die verdiente Ruhe gönnen.
+Doch auch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen! Selbst eine
+Marmorbüste, die man Paganini in der _Villetta di Negro_ zu Genua geweiht
+hatte, verschwand spurlos von jener Stätte.
+
+Wir kehrten nach der Insel St. Marguerite zurück und verweilten dort bis
+zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand der feurige Ball hinter dem
+Esterelgebirge. An den hohen Bergen im Norden trieben sich langgedehnte
+Nebelstreifen umher. Sie deckten die Einschnitte der Thäler, stiegen dann
+empor bis zum Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
+spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer Kette
+an dem blauen Himmel. Bald rötheten sie sich auch, erglühten in Purpur,
+erloschen allmälig und wurden dann leichenblaß. Des Tages Gluth lastete
+noch auf dem Meere; seine glatte Oberfläche zeigte jene matten Reflexe,
+wie sie alten venetianischen Spiegeln eigen sind: dann begann sie die
+Farbe zu wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den Bergen
+schwand, legte sich über den Abendhimmel und überfluthete bald auch das
+Meer. Geheimnißvoll klagend schlugen seine scharlachrothen Wellen jetzt an
+die Felsen des Ufers. Der Himmel über den Alpen nahm fahlgrüne Färbung an,
+und dann wurde es dunkel. Ungezählte Sterne tauchten am Himmel auf, und
+ungezählte Lichter entflammten längs der Küste. Wir bestiegen jetzt wieder
+die Barke und glitten still über der Wasserfläche. Eine erfrischende Luft
+umfloß unseren Körper, drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes
+Gefühl inneren Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
+kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an der Croisette
+gelandet waren.
+
+ V.
+
+Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin. Sie hatten dasselbe
+im zehnten Jahrhundert von Wilhelm von Gruetta, einem Sohne von Redouard,
+Grafen von Antibes, erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die
+Burg auf dem Hügel, der jetzt die Altstadt trägt, dem heutigen Mont
+Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen Güter vor
+Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild gewesen ist. Das
+beeinflußte die Sitten und Bräuche der Uferbewohner. Während jenseits des
+Esterels, wo rohe Burgherren herrschten, die Volksbelustigungen in
+Scheinkämpfen, den sogenannten »_bravades_« bestanden, waren es in Cannes,
+Vallauris und Antibes die »_romérages_«, das heißt Tänze und ähnliche
+Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag haben sich die
+_bravades_ in St. Tropez, die _romérages_ in Vallauris erhalten.
+Wachtthürme längs der Küste waren zum Schutz gegen die Saracenen
+aufgerichtet. Feuerzeichen des Nachts, weiße Fahnen am Tage, warnten, von
+den Lerinischen Inseln aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden.
+Cannes führte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
+stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte erst
+während der Kämpfe Franz I. mit Karl V. schwere Verluste zu tragen. Im
+Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus dem Orient die schwarze Pest nach
+Cannes eingeschleppt und verbreitete sich dann über die ganze Provence.
+Dann gab es noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
+Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische Gewalt
+geriethen, dann im achtzehnten während der Invasion der Provençe durch
+österreichische und piemontesische Truppen, besonders aber im
+österreichischen Erbfolgekriege, während des mißglückten Angriffs der
+Oesterreicher auf die Provence. – Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an
+komischer Tragik in der Geschichte von Cannes. So berichten die
+Stadtarchive von einem wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit
+Schrecken erfüllte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
+Schließlich wurde eine Schar muthiger Männer bewaffnet, und es gelang
+ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier zu erlegen. Ein solches
+Thier hatte noch Niemand gesehen; man wußte es nicht zu benennen. Ein
+heftiger Streit entspann sich nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von
+Cannes, Grasse und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
+war; es drohte ein ernster Conflict, glücklicher Weise machte der Marquis
+de Caraman, commandirender General der Provence, demselben ein Ende, indem
+er das Fell für sich nahm. Nunmehr wurde festgestellt, daß dieses Fell von
+einer Hyäne stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist
+unaufgeklärt geblieben.
+
+Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer ganz unbedeutenden
+Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict de Saussure sie 1787
+besuchte, fand er nur ein paar Straßen vor, die fast ausschließlich von
+Matrosen und Fischern bewohnt waren. Die Schönheit der Lage fiel ihm auf:
+»_C’est un site vraiment délicieux_« rief er auf dem Hügel von St. Cassien
+aus, als er den blauen Golf und die grünen Inseln vor sich liegen sah,
+dann über das üppige Thal der Siagne, gegen Grasse und die grauen
+Kalkalpen schaute. Auch die Hôtels in Cannes waren damals einfacher als
+jetzt, dessen ungeachtet es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im
+Jahre 1822 in einem derselben sehr behagte. Er und »die gute Hausfrau«
+waren zu Fuß über das Esterel acht Stunden lang bis nach Cannes gewandert
+und kamen dort recht ermüdet in den heißen Mittagsstunden an. Darauf hin
+schreibt Schubert: »Wohler und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der
+guten Hausfrau, auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen
+und in keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem bürgerlichen, für
+uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war das Häuslein gleich
+eins der ersten in der Häuserreihe am Meeresstrande hin. Zwar zu der
+oberen Etage, welche fast nur aus dem Zimmer bestand, in welchem wir aßen,
+führte keine Marmorstiege, sondern eine hölzerne Treppe von außen empor,
+es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer steinernen;
+der Balcon, an dessen geöffnete Thür wir uns hinsetzten, hatte zwar weder
+eiserne noch bronzene Umzäunung, sondern nur bretterne, die Aussicht von
+ihm hinaus auf das unter uns brandende Meer war aber eben so weit und
+lieblich als von einem steinernen.« »Junge Hühnlein, seit wenigen Tagen
+erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal und auf
+dem Balcon herumliefen, pickten die Krümlein von Weißbrod zusammen, die
+ihnen die Hausfrau auf den Boden streute.« Dann aber, nachdem wir uns an
+einem trefflichen Mahl gesättigt und ausgeruht, »verließen wir –
+Strickbeutel und Pflanzenmappe unter dem Arme – unseren Balcon mit der
+lieblichen Meeresaussicht und die gutmüthigen, billigen Wirthsleute und
+zogen unter den schattigen Bäumen der Allee, neben dem anbrandenden Meere
+hinaus auf die Straße nach Antibes.«
+
+Da war es in der That anders in Cannes als jetzt! Den Anfang zu seiner
+jetzigen Größe verdankt Cannes einem Zufall. Im Jahre 1834, als die
+Cholera im ganzen Norden von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen
+dieselbe durch einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
+Küste kamen, mußten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes verweilen,
+bevor sie die Grenze am Var überschreiten durften. Unter den Reisenden
+befand sich auch Lord Brougham, der das Amt eines Lord-Kanzlers von
+England vor Kurzem niedergelegt hatte und durch den Tod seiner geliebten
+Tochter tief gebeugt, nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er
+nun unfreiwillig verweilen mußte, so sehr, daß er sich entschloß, an
+demselben zu bleiben. Er ließ sich in Cannes nieder und erbaute auf seiner
+Besitzung das Schloß Eleonore Louise, das den Namen seiner Tochter trägt.
+Seinem Beispiel folgten zahlreiche seiner Landsleute, und die vornehme
+englische Gesellschaft zog sich allmälig von Nizza nach Cannes zurück. Ihr
+folgte die französische Aristokratie, und allmälig wuchs Cannes zu einem
+der vornehmsten Kurorte der Riviera an.
+
+ VI.
+
+Den Bewohnern des westlichen Cannes können die Ausflüge auf den Höhen der
+Croix-des-Gardes diejenigen von »La Maure« zum Theil ersetzen. Die
+Aussichten sind ähnlich, doch gilt es meist so viel Staub zu schlucken,
+ehe man sie erreicht! Die Abhänge dieses 150 Meter hohen Hügels sind mit
+den ältesten Villen des neuen Cannes bedeckt; da lehnt sich auch jener
+Château d’Eleonore Louise an, der den Grund zu dem modernen Kurort legte.
+– Man darf es auch nicht unterlassen, den Garten der Villa Larochefoucauld
+zu besuchen, dessen Zutritt Fremden stets gestattet wird. Man erreicht ihn
+bald auf der Straße von Fréjus. Die Ausblicke auf das nahe Esterel
+zwischen den Palmen, Pinien und sonstigen üppigen Gewächsen des Gartens
+sind zum Theil von hoher malerischer Wirkung.
+
+Ueber alle möglichen, wenn auch nicht immer empfehlenswerthen Ausflüge an
+den Kurorten der Riviera orientiren jetzt vollständiger wie zuvor die in
+allerletzter Zeit erschienenen »_Guides Joanne_«. Es gibt jetzt solche
+»Führer« für Cannes, für Nizza, Mentone, ja selbst für das Esterel, und
+sie sind einzeln für 50 Centimes oder einen Franc zu haben. Leider sind
+aber auch in diesen Führern die Angaben über die Wege, die man bei den
+einzelnen Ausflügen einzuschlagen hat, so mangelhaft und die beigefügten
+Karten so unvollkommen, daß man sich nur selten zurechtfinden kann.
+
+Ich plante noch einen Ausflug nach dem Cap d’Antibes und stand mit
+Tagesanbruch auf, um möglichst viel Zeit vor mir zu haben. Ich trat ans
+Fenster und öffnete die Läden: Der Himmel war mit Wolken ganz bedeckt.
+Hinter denselben im Osten mußte die Sonne soeben aufgegangen sein.
+Unentschlossen blieb ich am Fenster stehen. Wird es der Sonne gelingen,
+die Wolken zu zerstreuen? Leuchtende Stellen tauchten in der Wolkenmasse
+nach einiger Zeit auf und erweckten freudige Hoffnung. Bald schwanden sie
+aber wieder, und beklommen blickte ich empor, gedrückt von dem Gefühl, daß
+es so trüb und traurig den ganzen Tag über bleiben könne. Doch wieder
+lichten sich hier und dort die Wolken, sie wogen in schweren Massen wie
+ein bewegtes Meer; plötzlich zerreißen sie an mehreren Stellen, und aus
+glühendem Rahmen blickt dort der leuchtende Himmel hervor. Es ist, als
+wäre in den Höhen eine Feuersbrunst ausgebrochen, und als drängen lange
+Feuerstrahlen aus den Oeffnungen der Wolken hervor, um die See und das
+Land zu entzünden. Jetzt sind es Stellen im Meer, welche in Flammen
+aufgehen, dann leuchten die Lerinischen Inseln im rosigen Lichte auf
+dunkler Woge, dann wieder entzünden sich die Gipfel des Esterel, dann das
+alte Cannes. Allmälig erblassen die Wolken, sie weichen vor der
+siegreichen Sonne; sie lösen sich auf im goldigen Nebel und schwinden. Der
+ganze Himmel erstrahlt in glänzendem Licht.
+
+Wir folgen der Straße von Antibes, von Licht überfluthet. Solche
+Lichtfülle stimmt den Menschen freudig, erweckt neue Hoffnungen und trägt
+so sicherlich nicht wenig zur Heilung der hier weilenden Kranken bei. Es
+ist das der suggestive Einfluß des Sonnenlichtes; andererseits kommen
+demselben thatsächlich auch antiseptische Wirkungen zu. Intensives
+Sonnenlicht tödtet die Keime jener niederen Organismen, welche Fäulniß und
+Zersetzung bewirken. Entsprechende Versuche haben gelehrt, daß eine
+Aussaat von Bacterien durch Licht sterilisirt werden kann. Setzt man eine
+solche Aussaat dem Sonnenlichte aus, hält eine andere im Schatten, so
+werden die Keime der ersteren getödtet und die der letzteren entwickeln
+sich weiter. Intensives Sonnenlicht sterilisirt demgemäß auch die Wäsche
+und die Kleider von Kranken. Es sterilisirt auch Seen und Flüsse, falls
+ihr Wasser nicht zu trüb ist und den Lichtstrahlen das Eindringen nicht
+verwährt. Die in der Luft schwebenden Keime werden meist von dem
+Sonnenlicht getödtet. Mit Recht sagt somit ein italienisches Sprüchwort:
+»_Dove non entra il sole, entra il medico._« Wäre jenes Sprüchwort nicht
+begründet, da müßten unausstehliche Miasmen manches südliche Land erfüllen
+und Infectionskrankheiten ununterbrochen es verheeren. Wie wenig geschieht
+da meist für die Desinfection. Die moderne Hygiene ist ein Kind nordischer
+Himmelsstriche, und die peinlichsten Ansprüche an Reinlichkeit und Comfort
+sind in Ländern erwachsen, in welchen der Nebel meist das Sonnenlicht
+verhüllt. Während wir unsere Wohnräume nach Möglichkeit säubern, für
+Desinfection allerorts sorgen, öffnet der Südländer weit seine Fenster und
+läßt sein ganzes Haus vom Sonnenlicht durchstrahlen. Dazu ist aber dauernd
+klarer Himmel nöthig. – Bacterienkeime, die vom intensiven Sonnenlichte
+getroffen werden, halten die Wirkung desselben nur kurze Zeit aus. Die
+Keime des _Bacillus anthracis_, jenes gefährlichen Bacteriums, das den
+Milzbrand bei Schafen und Rindern veranlaßt, sind dann schon todt nach
+wenigen Stunden. Ein englischer Botaniker, Marshall Ward, hatte den
+Einfall, diese Wirkung des Lichtes auf Bacterienkeime gewissermaßen
+photographisch zu veranschaulichen. Er breitete Gelatine, die mit
+Bacterienkeimen versetzt war, auf einer Glastafel aus, stellte vor
+dieselbe eine durchbrochene Zinnplatte und ließ letztere vom Sonnenlicht
+bescheinen. Nach wenigen Stunden wurde die Glastafel in einen dunklen,
+warmen Raum gelegt und dort längere Zeit gelassen. Ueberall da, wo das
+Sonnenlicht durch die Oeffnungen der Zinnplatte die Gelatine erreicht
+hatte, blieb letztere klar, weil die Keime in derselben getödtet waren,
+sie trübte sich an den übrigen Stellen, weil die Keime dort unversehrt
+blieben und sich zu trüben Bacterienmassen vermehrten. So war das in die
+Zinnplatte geschnittene Bild deutlich auf der Gelatineplatte zu erkennen.
+Selbst die Negative gewöhnlicher Photographien konnten benutzt werden, um
+positive Bacterienbilder zu erhalten, wenn mit besonders empfindlichen
+Keimen operirt wurde. Ein purpurfarbiges Bacterium der Themse lieferte so
+hinter den Glas-Negativen englischer Landschaften zwar nicht scharfe, aber
+doch kenntliche Bilder derselben.
+
+Die ganze Straße von Antibes war jetzt blendend hell von Licht, von jenem
+grellen Licht, in welches alle Dinge tauchen, wenn die Sonne hoch am
+Himmel steht. Auf der kreideweißen Straße wurden die Schatten immer kürzer
+und dunkler, die Halbschatten nahmen blaue Töne an. Die Palmengruppen in
+den Gärten glänzten so stark, daß sie fast wie fabelhafte Decorationen zu
+einem Zauberstück erschienen. Es war Fest der Sonne überall in der Natur,
+und diese festliche fröhliche Stimmung theilte sich uns auch mit. – Wenig
+Orte in Europa gibt es, die über eine gleich große Lichtfülle verfügen. An
+dieser goldigen Küste darf sich das Mittelmeer rühmen, Spiegel der Sonne
+zu sein. An Klarheit der Luft können mit der Gegend um Nizza sich nur
+Valencia und Alicante messen. Während von dem Eifelthurm in Paris die
+Aussicht im günstigsten Falle bis auf hundert Kilometer reicht, zeigt hier
+nicht selten Corsica dem erstaunten Auge seine zackigen Gipfel, die um
+mehr als 200 Kilometer von dieser Küste entfernt sind. Daher mit vollem
+Recht der Mont Gros bei Nizza zum Bau eines astronomischen Observatoriums
+gewählt wurde. Auch regnet es in Nizza durchschnittlich im Jahre nur an
+67 Tagen. Der Regen dauert nicht lange, ist dafür oft so heftig, wie in
+den Tropen. Auch in diesem Frühjahr hatten wir während unseres
+fünfwöchentlichen Aufenthalts, von Mitte März bis zur zweiten Hälfte des
+April, nur drei Tage mit anhaltendem Regen hier zu verzeichnen. Wir waren
+thatsächlich die ganze Zeit über wie in ein Lichtbad getaucht.
+
+Die Straße führte uns an dem Orte Golfe Jouan vorbei nach Jouan les Pins.
+Nun folgten wir unter Pinien im weiten Bogen dem Meeresstrande. Unser
+Blick verlor sich im endlosen Meer oder er ruhte auf dem Esterel und den
+Lerinischen Inseln. Es waren das die alten, liebgewonnenen Bilder in immer
+neuer Umrahmung. Bald begrüßten wir das Cap und traten in den Garten des
+Caphôtels ein. Da ist Alles noch so wie es war, derselbe üppige
+Pflanzenwuchs, derselbe Duft der Maquis. Doch fremdartig blicken uns
+merkwürdige Bauten von der äußersten Spitze der Landzunge an. Haben die
+Saracenen wieder das Land erobert und sich am Cap niedergelassen? Das sind
+doch maurische Bauten, die sich dort erheben, eine Moschee, die mit ihrer
+schlanken Kuppel in die Lüfte ragt! Eine Mauer sperrt die Spitze des Caps
+vom Hôtelgarten ab, doch glücklicherweise ist sie schon durchbrochen und
+nichts hindert uns, weiter vorzudringen.
+
+Es war nicht ein Saracene, sondern ein Pariser, der diese Bauten errichten
+ließ. Er starb ohne das Ende seiner Werke zu sehen. Sein Wunsch, hier
+begraben zu werden, konnte nicht in Erfüllung gehen. Die französische
+Regierung verbot die Bestattung am Cap; die Familie gab daher die
+Besitzung auf.
+
+So wird denn dieses Stück Orient hier wieder verschwinden, vielleicht
+Ruinen bilden, die man dermalen als saracenische deuten wird. Der Fischer
+aber, dem ein Stück Strand nach dem andern entzogen wird, hat vom Cap
+wieder Besitz ergriffen. Mit sichtlicher Schadenfreude zerstört er die
+Mauer, die ihm den Zugang zu den Felsen sperrte, auf denen er gewohnt war,
+von Kind auf zu fischen. Und auch der Fremde, der das Cap besucht, kann
+wieder ungehindert auf diesen zerrissenen Felsenklippen streifen und dem
+geheimnißvollen Rauschen der Wogen in den tiefen Spalten des Gesteines
+lauschen.
+
+ VII.
+
+Einige Tage später verließen wir Cannes und siedelten nach dem Cap Martin
+über. Eine englische Gesellschaft hat vor einiger Zeit dieses ganze Cap
+erworben und ein Hôtel auf demselben errichtet, das zu den comfortabelsten
+der ganzen Riviera gehört. Hat man es sonst zu bedauern, daß die schönsten
+Punkte dieser Küste der Speculation zum Opfer fallen, so ist dies beim Cap
+Martin nicht der Fall. Denn mit viel Geschick und Geschmack verstand es
+die englische Gesellschaft, dem Cap seinen ursprünglichen Charakter zu
+wahren und den schönen Wald von Aleppokiefern, mit dem das Cap bedeckt
+ist, in einen nicht minder schönen englischen Park zu verwandeln. Sie
+schonte jeden einzelnen Baum; die Maquis am westlichen Strande hat sie in
+ihrem ursprünglichen Zustand belassen, fremdartige Gewächse nur in
+discretester Weise angebracht. Das Hôtel steht auf der Höhe, am südlichen
+Ende des Caps, noch in den Wald eingeschlossen, von welchem man nur so
+viel entfernte, als zum Bau des Hauses durchaus nothwendig schien. Auch
+werden die Grundstücke am Cap von der Gesellschaft nur unter Bedingungen
+verkauft, die den neuen Besitzer zur Schonung des Waldes verpflichten. So
+merkt man nicht viel von den entstehenden Villen im Walde, und man muß auf
+die Höhen steigen, die das Cap beherrschen, um sie zu entdecken. Der
+Strand sollte frei bleiben, daher keines der verkauften Grundstücke bis zu
+demselben reicht. Man kann vom Hôtel aus jetzt ungehindert den Wegen
+folgen, die sich um das ganze Cap ziehen. An dem östlichen Ufer des Caps
+läuft die Landstraße, die nach Mentone führt; sie ist staubig, und sucht
+man sie daher nach Möglichkeit auf den Spaziergängen zu meiden. Das kann
+man auch, wenn man die Straßen einschlägt, die im Walde, am Rücken des
+Caps, verlaufen. Besonders anziehend und von Staub ganz frei ist aber der
+Fußweg, der in westlicher Richtung am Cap sich hinzieht. Er folgt auf
+langer Strecke zwischen Kiefern und würzigen Sträuchern dem Strande. Er
+ist so schön, bietet so mannigfaltige Ausblicke, daß man nicht müde wird,
+auf ihm zu wandern. Der Weg steigt auf und ab, immer in unmittelbarer Nähe
+des Meeres, dicht über zerrissene Felsenmassen. Myrten, Pistacien,
+Rosmarin umranden ihn, häufig wächst da außerdem der immergrüne Wegedorn
+mit dunklen Beeren, der _Rhamnus alaternus_, auch das interessante
+_Cneorum tricoccum_ mit kleinen gelben Blüthen, das uns schon aus den
+Maquis von Antibes bekannt ist, und die würzige Weinraute (_Ruta
+bracteosa_), die um diese Zeit schon ihre gelbgrünen Blüthendolden
+entfaltet. Bei jeder Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer
+hervor, immer anders geformt, in unerschöpflichem Wechsel. Ueberall die
+anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem Blau, dort von
+hellem Grün, dort wieder in violetten Tönen; dann plötzlich vorübereilende
+Fischerbarken, grell beleuchtet im lichten Schein der Sonne. Die Ruder
+tauchen wie in flüssiges Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in
+das Meer zurück. Weite Blicke öffnen sich über die Küste: hier Monte
+Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem steilen Fels,
+darüber, wie auf Wache, die riesige »Tête de Chien«. Ganz in der Nähe
+liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna, in Orangenhaine gehüllt,
+umrahmt von Cypressen und Carouben. So läßt sich hier genußreich am frühen
+Morgen wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der Bäume
+und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal dicht am Meere,
+dann über demselben, dann wieder am Strand, wo die Welle bis zu den Füßen
+rollt. Doch gilt es früh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein
+südlich, sondern südwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der
+Sonne auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
+erwünschte Schatten am östlichen Strande ein. Zwischen der staubigen
+Straße und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf dem Kiefern wachsen,
+und wo man, von Staub nicht belästigt, ruhen kann. Auch hier ist der
+Strand tief zerklüftet und bildet einen bewegten Vordergrund für das Bild,
+das sich jenseits der Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor über
+die Felsen, strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
+weiße Mentone, dort die hohen Gipfel über demselben, dort wieder La
+Mortola oder Bordighera ein in ihr grünes Laub. Oft stundenlang saßen wir
+auf diesen Felsen, ein Buch in der Hand, blickten auch häufig über
+dasselbe hinweg, hinaus in die blaue Fluth. Zeitweise waren es auch
+Fischer, die unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Sie späheten in der
+Nähe den Fischen nach. Einer saß oben über dem Felsen auf einem Gestell
+aus drei verbundenen Stangen und schaute unablässig in die Tiefe. Andere
+lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes Zeichen die Netze zu
+heben. Die Netze waren an einem leeren, quergestellten Boote befestigt und
+bildeten ein Dreieck, das an einer Seite offen stand. Erblickte der Späher
+Fische, die in das Dreieck eingeschwommen waren, so zog er an einem Seil
+und daß Netz schloß sich nun auch an der freigehaltenen Seite. Rasch
+näherte sich daß Boot dem Ufer, schnitt den Fischen jeden Rückweg ab; die
+Netze wurden emporgezogen, und meist einige nicht eben große Fische, oft
+auch nur ein einziges solches zappelndes Geschöpf erkapert. Die Geduld
+dieser Menschen erweckte in mir besondere Bewunderung. Stundenlang lagen
+sie da unbeweglich im Boote; den ganzen Tag über hockte der Späher oben
+auf seiner Stangenpyramide, und die Zeit wurde ihm, wie es schien, nicht
+lang. Was für ein Gegensatz zu solchen Menschen wie wir, die wir uns den
+ganzen Tag über hetzen und aufreiben, keine Viertelstunde unbenutzt lassen
+und nun hierher kommen müssen, damit unsere Nerven sich wieder etwas
+beruhigen. Der Mann da oben auf seiner Pyramide erinnerte mich aber
+lebhaft an einen Seeadler, den ich auf einem hohen Felsen von Antibes, an
+einer einsamen Stelle des Strandes, einst sitzen sah. Auch er blickte
+starr in das Wasser, blickte lange und geduldig, ohne auch nur den Kopf zu
+bewegen, stürzte sich dann wie ein Pfeil hinab in die Fluth und stieg auf
+in die Wolken mit einem Fisch in den Krallen.
+
+Das Hôtel am Cap Martin ragt über die Bäume des Waldes empor. Südwärts
+eröffnet es die Aussicht auf das weite Meer. Nordwärts gestattet es, über
+den gewölbten Kuppeln des Waldes, der ganzen Bergkette zu folgen, welche
+diese Küste schützt. Da reihen sie sich an einander diese gewaltigen Berge
+vom Mont Agel im Osten, bis zum Berceau im Westen; die mächtigsten
+Kalkriesen liegen in der Mitte und schneiden mit scharfem Grat in den
+blauen Himmel ein. Jeden Abend waren unsere Blicke auf sie gerichtet, wenn
+die schwindende Sonne ihre Gipfel röthete, ein Gipfel nach dem andern dann
+langsam erlosch. Oefters stiegen wir auch gegen Abend zum östlichen
+Strande hinab, um die Beleuchtung der Küste zu schauen. Während tiefer
+Schatten schon Mentone deckte, flammte im purpurnen Lichte noch
+Alt-Bordighera. Ein Liebling der Sonne an dieser goldigen Küste, empfängt
+es am Abend ihren letzten Gruß.
+
+Wenn es dann ganz dunkel war, zogen wir nochmals ans Meer. Es galt Mentone
+und Monte Carlo in ihrem Lichterschmuck zu betrachten. Monte Carlo im
+Besonderen sieht dann ganz feenhaft aus. Tausende von Lichtern drängen
+sich am Fuße des Berges zusammen, der einen dunklen Schatten auf den
+bestirnten Himmel wirft. Ich schaute oft in dieses Bild, und es war mir
+wohl, als hätte ich es lange zuvor schon gesehen. Doch wo und wann? das
+wußte ich nicht mehr zu finden. Da plötzlich, sah ich es ganz lebhaft
+wieder vor mir, das alte Bild, so wie ich es mit Kinderaugen geschaut
+hatte. Es war ein gemaltes Bild von Neapel in einem kleinen Panorama, das
+ich am Weihnachtsabend einst bekommen hatte. Hielt ich es gegen ein Licht,
+dann leuchteten unzählige Flammen in Neapel auf und erregten meine
+kindliche Phantasie. Es waren Nadelstiche, welche das Bild durchsetzten.
+Wie in jenem Bilde Camaldoli über Neapel, so ragte hier die Tête de Chien
+über Monte Carlo hervor; und wie die Lichter am Posilip, so stiegen hier
+die leuchtenden Punkte am Felsen von Monaco in die Höhe. Wie stark sind
+doch solche Eindrücke der Kindheit! Was hat nicht Alles dieses geplagte
+Hirn seitdem in sich aufnehmen müssen, und doch war das alte Bild nur
+verdeckt, nicht ausgelöscht, und tauchte wieder auf, als ein äußerer
+Anstoß es zum Bewußtsein brachte.
+
+Dort, wo das Cap Martin die breite Küste erreicht, ist es mit schönen
+alten Oelbäumen bedeckt. Da sind sie wieder da, diese phantastisch
+verschnörkelten Stämme, von denen keiner dem andern gleicht. Sie werden um
+so mächtiger und schöner an dieser Küste, je weiter man sich vom Esterel
+entfernt. Welch ein Unterschied zwischen den armseligen Bäumen der
+Rhônemündung und jenen Riesen hier, die ihre Kronen stolz in die Lüfte
+erheben. So muß man sie gesehen haben, um sie zu würdigen und sie zu
+lieben; auch ist die Lichtfülle dieser sonnigen Gegenden nöthig, damit ihr
+Laub nicht grau und traurig, sondern silbern und leuchtend erscheine.
+Daher der Olivenwald ein höchst stimmungsvolles Element dieser Landschaft
+bildet. Da die Blätter des Oelbaumes nicht groß sind und seine Belaubung
+nie dicht wird, so herrscht im Olivenwalde ein Zwielicht von ganz eigenem
+Zauber. Jeder Windhauch bewegt dieses Laub, und dann zittern die einzelnen
+Lichter auf den Bäumen, sie huschen wie Leuchtkäfer über den Boden, und es
+belebt sich plötzlich die Einsamkeit.
+
+Trotz seiner scheinbar exponirten Lage ist das Cap Martin gegen die
+Nordwinde und den Mistral sehr gut gedeckt und nur den Ostwinden
+preisgegeben. Daß die hohen Berge im Norden und im Westen das Cap
+erfolgreich gegen Kälte schützen, hat der letzte strenge Winter gelehrt.
+Es lag fast kein Schnee auf dem Cap, während er Mentone deckte, und weder
+Bougainvillea noch Heliotrop haben an dem Hôtel du Cap gelitten. Die
+Pflanzen sind aber die sichersten Weiser für das Klima. Die Bougainvilleen
+und der Heliotrop sind an den meisten Orten der Riviera im letzten Winter
+erfroren oder büßten ihr Laub doch ein. Auch die strauchartige Wolfsmilch
+(_Euphorbia dendroides_), die überall am westlichen Abhange des Cap Martin
+wächst, zeigt durch ihre kräftige Entwickelung an, wie günstig die
+klimatischen Verhältnisse hier für sie sind. Man muß nach dem südlichen
+Sardinien gehen, will man noch größere Exemplare dieser Pflanze sehen. In
+dem nahen Mentone zeugen für das milde Klima dieser Region vor allem die
+üppigen Citronenwälder. Der Citronenbaum kann Temperaturen unter -5° C.
+nicht vertragen. Seine Früchte erfrieren schon bei -3° C. Man denke sich
+die Aufregung der Leute in diesem letzten Winter, wo das Thermometer
+wiederholt unter 0° sank. Der Besitzer eines größeren Citronengartens
+erzählte mir, er habe in den kalten Nächten viele Stunden am Thermometer
+gestanden und mit Angst auf die Quecksilbersäule gestarrt, ob sie nicht
+noch weiter falle. Noch einen halben Grad tiefer und die Einnahme des
+ganzen Jahres war verloren. Thatsächlich sind an vielen Stellen bei
+Mentone im letzten Winter die Citronen, nicht die Bäume, wohl aber die
+Früchte erfroren. Es geschah das besonders am Ausgang der Thäler, wo der
+Schutz gegen Norden unvollkommen ist. Dort sollten Citronen überhaupt
+nicht gebaut werden; doch die Leute vergessen die Vorsicht, wenn viele
+aufeinander folgende Winter mild gewesen sind. Für gewöhnlich berühren ja
+die kalten Nordwinde die Küste nicht, sie erreichen erst in einigen
+Kilometern Entfernung das Meer, und ist es eine häufige Erscheinung, daß
+das Meer dort stürmisch ist, während volle Windstille an der Küste
+herrscht. – Die Orangen haben bei Mentone auch in diesem Winter nicht
+gelitten. Diese Frucht kann bei bedecktem Himmel -4° C. aushalten, und die
+Kälte muß längere Zeit -6° C. betragen, damit der Baum getödtet werde.
+Daher bei Cannes wohl Orangenbäume, nicht aber Citronenbäume zu sehen
+sind, und selbst an den Orangenbäumen war bei Golfe Jouan das Laub zum
+Theil erfroren. Auch der Johannisbrotbaum ist gegen niedere Temperaturen
+sehr empfindlich, und zeugt somit, wenn stattlich entwickelt, für ein
+mildes Klima. Schöner und üppiger kann man ihn aber an der Riviera nicht
+sehen, als auf der Strecke, die von Villefranche bis San Remo reicht.
+
+An schönen, sonnenklaren Tagen pflegt an der Riviera gegen acht Uhr
+Morgens die Seebrise sich zu erheben. Dann wird es meist kühler als zuvor.
+Nach Anbruch der Nacht fällt dann die Luft von den Bergen ab, der Landwind
+stellt sich ein. Zwischen den Zeiten der beiden Winde herrscht oft völlige
+Ruhe. Die italienischen Fischer bezeichnen sie als »_bonaccia_«, weil sie
+die wenigste Gefahr in sich birgt. – Auffällig ist es dem Fremden, wenn
+gegen das Frühjahr der sonst so heiße Scirocco an der Riviera von Schnee
+begleitet ist. Es geschieht das freilich selten, kann aber erfolgen, wenn
+auf den hohen corsicanischen Bergen sich große Schneemassen anhäuften.
+
+Auf der ganzen Strecke von Villefranche bis San Remo sieht man fast keine
+laubwerfenden Bäume. Daher man hier weit weniger an den Winter gemahnt
+wird, als weiter im Süden, ja selbst in Neapel. Dort dominirt der
+Feigenbaum und der Weinstock, so daß der Posilip uns einmal im März fast
+kahler erschien, als das Rheinthal, das wir kurz zuvor verlassen hatten.
+
+Die Nächte waren jetzt vom Mondschein erhellt, und die Berge glänzten in
+magischer Beleuchtung: Ein mächtiges Amphitheater, dessen scharf gezähnte
+Gipfel sich wie feine Spitzenarbeit vom Himmel abhoben, in welchem tief
+unten die Lichter von Mentone funkelten.
+
+Dieser Vollmond sollte uns Ostern bringen. Wir gingen des Abends an den
+Strand, um ihn zu erwarten. Es war ganz dunkel auf den Felsen am Meere,
+einsam und still. Flach ausgebreitet lag vor uns die weite See und schien
+fast zu schlafen. Oben breitete sich das Himmelsgewölbe aus, fast schwarz,
+doch besäet mit ungezählten Sternen, die sich mit silbernen Streifen auch
+im Meere spiegelten. Es schien, als sei die Natur gespannt auf ein
+Ereigniß, das da kommen sollte: so still und feierlich war es rings umher.
+Kein Grashalm erzitterte. Die Kiefern streckten aber ihre Kronen vor nach
+der See, als wollten sie weit über die Fluthen hinaus in die Ferne
+lauschen. Die würzigen Düfte der Maquis senkten sich langsam zur See
+hinab, wohl um ihr duftigen Weihrauch zu streuen. Vielleicht war aber nur
+unsere Seele von Erwartung voll, und wir trugen diese Empfindung hinaus in
+die weite Welt. – Plötzlich tauchte ein rother Streifen im Osten über dem
+Wasser empor. Er nahm an Breite zu und bald warf er den ersten leuchtenden
+Strahl über die schwarze Fluth: es war, als wolle er sie liebkosen. Die
+Fluth erzitterte unter diesem Strahl und legte sich in sanfte Wellen, wohl
+um ihn einzuwiegen. Der Mond tauchte ganz aus dem Meere hervor, mit
+geröthetem Antlitz, wie verschlafen. Quer gedehnt, mit geschwollener Backe
+sah er fast lächerlich aus. Doch rasch rundete sich sein Antlitz ab, nahm
+leuchtende Silberfarbe an und schüttete Licht in Fülle über die
+Meereswellen aus. Und während er höher stieg, erblaßten die Sterne. Nur
+die Größten vermochten ihm noch ins Antlitz zu schauen, die anderen
+verloren sich in den Tiefen des Himmelsgewölbes. Am Strand, wo sich die
+Wellen an den Felsen brachen, da funkelte und blitzte es von unendlichen
+Lichtern, als hätten alle die Sterne, die am Himmel schwanden, sich hier
+gestürzt in die Tiefe. Ein breiter silberner Fluß zog sich vom Strande bis
+an die äußersten Schranken des Meeres. Stellenweise war er von glatten
+Streifen unterbrochen, die wie Opal ihre Farbe wechselten. Vorübergehend
+tauchten düstere Barken in das Mondlicht ein, wie dunkle Silhouetten auf
+Silbergrund. Der Mond stieg immer höher über die Fluthen und setzte in
+weitem Bogen seinen Siegeszug am Himmelsgewölbe fort. Bald begann sein
+Licht auch in die tiefsten Spalten des Strandes einzudringen und die
+zerrissenen Felsen traumhaft zu beleuchten. Da sah es denn aus, als wären
+die schaumgekrönten Wellen eines erregten Meeres versteinert stehen
+geblieben, oder man meinte in einen zerklüfteten Gletscher der Alpen zu
+blicken; dort zauberten schmale Felsengrotten der Phantasie einen
+arabischen Friedhof vor, dort endlich eine Schar von Pilgern, die im
+weißen Gewande von den waldigen Höhen gegen das Meer zu wanderten. In
+allen Buchten sprüht es aber Funken, die Lichter schwimmen an der
+Oberfläche oder sie sinken unter; bald verschmelzen sie mit einander, bald
+trennen sie sich wieder, in endlosem Spiel.
+
+In den Ostertagen rückte ein Nordsturm heran. Mit ungewohnter Gewalt
+stürzte er sich auf die Felsenriesen, die Mentone schützen und suchte
+ihren Widerstand zu brechen. Da entspann sich ein gewaltiger Kampf
+zwischen diesen Titanen und den entfesselten Elementen: es heulte und
+zischte in den Lüften. Wir sahen den rauhen Winter über unseren Köpfen
+schweben, während wir uns noch im milden Frühling befanden. Der Norden
+warf seinen kalten Schnee den Felsenriesen gegen das Haupt. Sie schienen
+zeitweise zu weichen. Ein kalter Luftstrom ergoß sich über das Cap. Die
+aleppischen Kiefern schüttelten bedenklich ihre Häupter, die Wellen des
+Meeres flohen wie entsetzt mit schäumender Mähne von dem Lande. Bis in die
+Nacht hinein zitterte und bebte das Cap. Dann wurde es still, bald
+leuchteten die Sterne und am nächsten Morgen standen sie wieder da im
+goldigen Sonnenschein, die Riesen über Mentone, zwar mit Schnee noch
+bedeckt, doch siegesbewußt, stolz ihre Felsenhäupter zum Himmel erhebend.
+
+Dieser Sonnenschein sollte leider nicht dauern; das Gleichgewicht in den
+Lüften war gestört. Bald zog der Ostwind heran, und das Wetter verdarb
+sich. Das erleichterte uns die Trennung von der Riviera. Dicke
+Regentropfen fielen vom Himmel und tränkten die durstige Erde. Wir aber
+konnten von hier in dem süßen Wahne scheiden, es weine uns dieser Himmel,
+den wir so liebgewonnen, einige Thränen zum Abschied nach.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+INHALTSÜBERSICHT.
+
+
+*Vorwort **VII*
+
+*Frühjahr 1891 **1*
+
+ Bordighera 2
+
+ Monte Nero 3
+
+ Sasso 5
+
+ Oelbäume 6
+
+ Frühlingsblumen 11
+
+ Weinstock 11
+
+ Palmen 15
+
+ Gorbio 23
+
+ Pont St. Louis 26
+
+ Garten von La Mortola 30
+
+ Weg nach Mentone 69
+
+ Charakterpflanzen der italienischen Landschaft 70
+
+ Reiz- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich 72
+
+ Route de la Corniche 83
+
+ Nizza 85
+
+ Cap d’Antibes 85
+
+ Maquis 89
+
+ Garten Close 99
+
+ Seesturm am Cap 99
+
+ Blumencultur an der Riviera 101
+
+ Sonnenuntergang am Cap 105
+
+*Frühjahr 1894 **107*
+
+ Hyères 107
+
+ Maurengebirge 114
+
+ Korkeichen 115
+
+ St. Tropez 121
+
+ La Gaillarde 126
+
+ St. Aigulf 127
+
+ Fréjus 127
+
+ St. Raphaël 129
+
+ Esterel-Gebirge 132
+
+ Malinfernet 141
+
+ Abend in St. Aigulf, Le Trayas 144
+
+ Cap Roux 148
+
+ Pic d’Aurelle 154
+
+ Klarheit des Seewassers 157
+
+ Grasse 158
+
+ Ursprung der Parfüme 159
+
+ Gewinnung der Parfüme 162
+
+ Wirkungen ätherischer Oele 176
+
+ Geschichte der Parfüme 177
+
+*Frühjahr 1895 **187*
+
+ Cannes 187
+
+ La Californie 188
+
+ La Maure 191
+
+ Lerinische Inseln 193
+
+ Geschichte von Cannes 203
+
+ Ausflug nach Antibes 207
+
+ Wirkungen des Lichtes 208
+
+ Klarheit der Luft 209
+
+ Cap Martin 211
+
+
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN DER KORREKTURLESER
+
+
+Von den Korrekturlesern des _Project Gutenberg_ wurden mehrere Änderungen
+am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise Textzeilen im Original
+und in der vorliegenden geänderten Fassung.
+
+
+
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstahlen getroffen.
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen.
+
+ mit Bambusfasern Matratzen gegefüllt und Möbel gepolstert.
+ mit Bambusfasern Matratzen gefüllt und Möbel gepolstert.
+
+ ganz wie die Scheinbeeren unsers Wachholders verwandt.
+ ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+
+ Die Geige, ein Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+ Die Geige, eine Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+
+
+
+
+
+
+***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZÜGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+CREDITS
+
+
+September 29, 2009
+
+ Project Gutenberg TEI edition 1
+ Produced by _R. Stephan_ and the _Online Distributed
+ Proofreading Team_ at <http://www.pgdp.net/c>. Page-images
+ available at
+ <http://www.pgdp.net/projects/projectID47b29bf7b6cc7/>
+
+
+
+
+A WORD FROM PROJECT GUTENBERG
+
+
+This file should be named 30042-0.txt or 30042-0.zip.
+
+This and all associated files of various formats will be found in:
+
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+
+
+Updated editions will replace the previous one — the old editions will be
+renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no one
+owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and
+you!) can copy and distribute it in the United States without permission
+and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the
+General Terms of Use part of this license, apply to copying and
+distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the Project
+Gutenberg™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered
+trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you
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+for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports,
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+THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
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+
+
+Section 1.
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+General Terms of Use & Redistributing Project Gutenberg™ electronic works
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+1.A.
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+
+
+1.B.
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+Project Gutenberg is a registered trademark. It may only be used on or
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+bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can
+do with most Project Gutenberg™ electronic works even without complying
+with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are
+a lot of things you can do with Project Gutenberg™ electronic works if you
+follow the terms of this agreement and help preserve free future access to
+Project Gutenberg™ electronic works. See paragraph 1.E below.
+
+
+1.C.
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+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation (the Foundation or
+PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg™ electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an individual
+work is in the public domain in the United States and you are located in
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+course, we hope that you will support the Project Gutenberg™ mission of
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+1.E.
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+1.E.1.
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+Project Gutenberg appears, or with which the phrase Project Gutenberg is
+associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or
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+distributed to anyone in the United States without paying any fees or
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+trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9.
+
+
+1.E.3.
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+permission of the copyright holder, your use and distribution must comply
+with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed
+by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project
+Gutenberg™ License for all works posted with the permission of the
+copyright holder found at the beginning of this work.
+
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+terms from this work, or any files containing a part of this work or any
+other work associated with Project Gutenberg™.
+
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+work, or any part of this electronic work, without prominently displaying
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+refund in writing without further opportunities to fix the problem.
+
+
+1.F.4.
+
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+Except for the limited right of replacement or refund set forth in
+paragraph 1.F.3, this work is provided to you ’AS-IS,’ WITH NO OTHER
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+***FINIS***
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index 0000000..7413a26
--- /dev/null
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@@ -0,0 +1,7285 @@
+The Project Gutenberg EBook of Streifzge an der Riviera by Eduard
+Strasburger
+
+
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no
+restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under
+the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or
+online at http://www.gutenberg.org/license
+
+
+
+Title: Streifzge an der Riviera
+
+Author: Eduard Strasburger
+
+Release Date: 2009-09-20 [Ebook #30042]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO 8859-1
+
+
+***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+
+Streifzge an der Riviera
+
+
+by Eduard Strasburger
+
+
+
+
+Project Gutenberg TEI edition , (2009-09-20)
+
+
+
+
+
+ Streifzge
+
+ an der Riviera
+
+ Von
+
+ Eduard Strasburger.
+
+ Berlin
+
+ Verlag von Gebrder Paetel
+
+ 1895
+
+
+
+
+
+Meiner Tochter
+
+ Anna Tobold
+
+ gewidmet
+
+
+
+
+
+INHALT
+
+
+Vorwort.
+Frhjahr 1891.
+Frhjahr 1894.
+Frhjahr 1895.
+Inhaltsbersicht.
+Anmerkungen der Korrekturleser
+
+
+
+
+
+
+VORWORT.
+
+
+Whrend graue Winternebel das Rheinthal fllten, schrieb ich diese Zeilen
+nieder. Welch' ein Glck, da auch an trben Tagen die Phantasie uns ber
+die Wolken zu erheben vermag. Oft war es mir, als leuchte die Sonne hell
+in meinem Innern, whrend es drauen dunkel war. Dann sah ich vor mir die
+blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in weiter Ferne
+die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee. Sie spiegelten sich in
+meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer des Mittelmeeres und zauberten
+mir goldigen Sonnenschein und wrzigen Duft der Maquis in grauen Stunden
+vor. So mgen denn diese Zeilen auch in fremder Seele
+Frhlingsempfindungen wecken, whrend es drauen noch schneit und friert.
+
+*Bonn* 1895.
+
+
+
+
+
+FRHJAHR 1891.
+
+
+ I.
+
+Es war Mitte Mrz: Wir erwarteten sonniges Frhlingswetter, und doch
+regnete es an der Riviera. Unaufhrlich schlugen die Regentropfen gegen
+die Scheiben, heftig oder gelinde, doch ohne Ende, so da auch die Tage
+endlos erschienen.
+
+Mimuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die Unterhaltungen
+stockten. Bittere Klagen wurden ber das Wetter laut. So Mancher war ber
+die Alpen geeilt in der sicheren Erwartung, jenseits derselben den viel
+gepriesenen ewig blauen Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden
+Vollmond in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
+wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. - Ich selbst, der ich oft
+schon den Frhling in Italien zugebracht hatte, fate die Sachlage weit
+ruhiger auf. Wute ich doch, da auch in Italien die Regenzeit auf das
+Frhjahr fllt. Wrden die Felder und Grten Italiens nicht im Sptherbst
+und Frhling mit Regen getrnkt, wie sollten sie Frchte tragen? Herrscht
+doch in den brigen Jahreszeiten meist die grte Drre. Was mich
+veranlat, trotz dieser scheinbar wenig gnstigen Aussichten, doch immer
+wieder gerade im Frhjahr ber die Alpen zu ziehen, das ist die Sehnsucht
+nach grnen Fluren und belaubten Bumen, nach etwas Sonne und Wrme; die
+Zuversicht, am Mittelmeer doch mildere Witterung als im Norden zu finden,
+die Hoffnung, dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glck eine
+ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen, kalten
+nordischen Winter wirkt der Contrast am strksten; man freut sich ber das
+krglichste Grn, nimmt dankbar jeden Sonnenstrahl entgegen, whrend schon
+Mancher zur Herbstzeit in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich
+nach den saftreichen Matten und dem ppigen Baumwuchs der Alpen
+zurcksehnte. Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schn zu sein,
+whrend unser Mrz- und Aprilwetter mit Recht berchtigt ist. So kam es
+auch in diesem Frhjahr; denn whrend Briefe und Zeitungen uns Kunde von
+Schnee und Klte von jenseits der Alpen brachten, hatten wir uns am
+Mittelmeer alsbald des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz
+besonders schn wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen ihr
+Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu hllen. Der Ostersonntag
+fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang brach ich auf, um den Monte Nero
+zu besteigen. Doch blieb ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und
+wartete dort den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklrt tauchte Corsica in
+weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzckte Auge der
+reichgegliederten Kste, die im weiten Bogen das Meer umfat, als wolle
+sie es liebevoll an sich schlieen. Der Osten war stark gerthet, und
+dieser purpurne Schein frbte in glhenden Tnen die Kmme der stahlblauen
+Wellen. Kein Wlkchen trbte das Himmelsgewlbe, das aus tiefstem Blau
+durch zartes Grn sich gegen die Meeresflche senkte. Pltzlich tauchte
+der rothe Sonnenball am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen
+ber das weite Meer, als wenn er es entznden sollte. Und tausend Lichter
+drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die dunklen Thler der
+Kste ein, um aus denselben die Schatten der Nacht zu verscheuchen. Hell
+blitzten in weiter Ferne, wie von Feuersbrunst erfat, die Huser von
+Monaco auf, und selbst das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen
+der Sonne als Morgengru zurck. Ueberall war es wie ein Aufflammen, ein
+Erwachen, und gleich einem Jubelruf tnte es durch die ganze Natur. So
+feierten an jenem Morgen Himmel und Erde am blauen Mittelmeer das Fest der
+Auferstehung! Ich war in dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts
+von dem Schwinden der Zeit. So kam es, da die Sonne schon hoch am Himmel
+stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die ganze Meeresflche
+glitzerte jetzt von unzhligen Lichtern, als wre sie mit Diamanten
+berset; das ferne Corsica lste sich allmlig in einem Nebelstreifen
+auf, als wre es nur ein Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio,
+lag Alt-Bordighera, schon ganz in Sonnengluth getaucht.
+
+Zwei Stunden sind nthig, um den Monte Nero zu besteigen. Diese Angabe
+wurde mir freilich nur nach Hrensagen gemacht, denn die Wenigsten sind
+dort oben jemals gewesen. Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene
+hier selten einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
+ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort oben nur
+winzige Vgel findet, um seine Waidmannslust zu stillen.
+
+Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen Nachforschungen
+ber den Monte Nero nicht gestoen, und so geschah es, da ich eigene
+Erfahrungen erst sammeln mute. Es zeigte sich, da der ganze Gipfel des
+Berges dicht bewaldet ist und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend
+welchen freien Ausblick gewhrt. Reichliche Entschdigung fand ich aber
+fr die Mhe an dem nrdlichen, vom Meere abgekehrten Abhang des Berges.
+Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald auf einen Sattel,
+der den Monte Nero von dem hheren Monte Caggio trennt. Hier konnte, von
+einzelnen waldfreien Stellen aus, der Blick sich ungestrt in die
+tiefeingeschnittenen Thler versenken, ber sanfte Hgelketten schweifen,
+den lang gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren.
+Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi trgt, tauchte im
+Osten ein Theil von San Remo hervor. Im Nordwesten wurde das Auge durch
+die schneebedeckten Hupter mchtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In
+wunderbarer Klarheit setzten die blendend weien Schneemassen von dem
+dunklen Blau des Himmels ab, whrend nach abwrts das dunkle Grn der
+Fhren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch helleres Grn der
+Oliven bis zum Blau des Meeres abtnte. Nur wenige Landschaften, auch in
+Italien, gibt es, welche diese an Schnheit bertreffen. Vereinigt doch
+dieses Bild Alles, was berufen scheint, unser Auge zu entzcken, unseren
+Verstand zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der
+Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken die Richtung
+nach Norden gegeben. Jenseits dieser Berge mochte noch grimmige Klte
+herrschen; hier, sdlich von den Alpen, war der Sieg des Frhlings ber
+den Winter lange schon errungen, so da der Klang der Osterglocken, der
+aus den Thlern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu gelten
+schien.
+
+Der schne Garten vor dem Htel Angst stand in voller Blthe; die Beete
+glichen groen Blumenkrben. Ueppige Strucher des capischen Pelargoniums
+hatten berall ihre zinnoberrothen Blthen entfaltet. Der peruanische
+Heliotrop kletterte am Hause empor und erfllte die Luft mit
+vanilleartigem Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die Dfte von
+Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Bltter immergrner Bume
+leuchteten im Garten von Licht berfluthet; sie warfen auf die Wege
+dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen sa ein junges Ehepaar, das ich bei
+der Heimkehr begrte. Ihm ward das Glck zu Theil, seine Flitterwochen am
+Mittelmeer zu feiern. Jener sonndurchglhte, blumenreiche Ostersonntag, an
+welchem die Natur alle ihre Schtze so verschwenderisch ber die Riviera
+ausgeschttet hatte, wird diesem Paar wohl einer der hchsten Feiertage
+des ganzen Lebens bleiben.
+
+Nicht weniger als vier Thler mnden in die schmale Ebene, die sich lngs
+des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach Ventimiglia hinzieht. Daher
+lassen sich von Bordighera zahlreiche Ausflge unternehmen, tglich fast
+mit neuer Abwechselung. Da man im Htel Angst zugleich vorzglich
+aufgehoben ist, wird man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verlngern.
+Ob Bordighera auch eine geeignete Station fr Brustkranke ist, vermag ich
+nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen Lage wegen ist
+der Ort den Winden stark ausgesetzt, doch streifen diese Winde ganz
+vorwiegend ber das Meer, sind daher weniger kalt und trocken als an
+vielen anderen Pltzen der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die
+Seeluft vor, welche auf Reisende, die nur Erholung suchen - und deren Zahl
+wird an der Riviera alljhrlich grer - sehr anregend und belebend wirkt.
+
+Keinesfalls drfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in Bordighera es
+versumen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen. Sasso ist ein kleines
+Dorf, auf dem Bergrcken gelegen, der die Thler von Sasso und von
+Borghetto trennt. Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera
+entfernt, und man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das
+stlich von Bordighera mndet, als auch dem Bergrcken folgend, auf dem
+Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern: schn
+erscheint er nur aus der Entfernung. Seine hohen, zu einer Masse
+verschmolzenen, nach auen nur von wenigen Fenstern durchbrochenen Huser
+rufen den Eindruck einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders
+malerisch ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten
+Olivenbumen oben dem Bergrcken entlang luft. Er berrascht uns ganz
+pltzlich an einer Straenwendung, nachdem der steile Pfad die Hhe
+erklommen hat. Von zahlreichen Stellen des Weges berschaut der Wanderer
+alsdann die beiden Thler von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem
+Blick auch weiter dringen bis in das Thal von Vallecrosia, whrend ihm
+gleichzeitig ber den nahen Hgelreihen die schneebedeckten Hupter der
+Seealpen entgegenleuchten. - Wie oft habe ich mich stundenlang an diesem
+Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit den Platz verndernd, um das Bild in
+anderer Umrahmung zu bewundern. Hier war es nur ein einziger
+phantastischer Schneepalast, der in lichtes Grn der Oliven gefat, mir
+entgegenstarrte; dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf
+den dichtgedrngten Husern einer buntscheckigen Ortschaft zu ruhen, oder
+es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches, der, zwischen
+Oleanderbschen versteckt, in zahlreichen Windungen dem Meer zueilte; oder
+es war wieder Sasso, welches ber Baumwipfeln, wie in einem grnen Meer,
+zu schweben schien, oder endlich die tiefeingeschnittene Kste und das
+weite Meer, auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche
+Flle von Motiven fr den Landschaftsmaler! Ich mute mich begngen, die
+Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie freilich auch jetzt noch
+farbig-sonnigen Widerschein finden.
+
+ II.
+
+Die Olivenhaine, durch welche man am Bergrcken entlang nach Sasso
+wandert, sind von seltener Schnheit: alte, knorrige Stmme, oft auf
+mehreren Fen, wie auf Stelzen, in die Lfte ragend. Man bleibt gern
+stehen, um einzelne dieser Bume zu bewundern, erfreut sich dann auch des
+Gegensatzes, den die dunkel beschatteten Stmme gegen das leuchtende Blau
+des Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft schn ist es aber in einem
+solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der Vollmond ber dem Meere
+steht. Da glnzen so eigenartig die mattgrauen Bltter der Bume, und es
+blitzt bei jedem Windhauch wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange
+Mondstreifen im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den
+Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am Strande zu
+leuchtendem Schaum.
+
+Die Blthezeit des Oelbaumes fllt in den Mai oder Juni. Dann ist er dicht
+bedeckt von kleinen, gelblichweien Blthen, die einen lieblichen Geruch
+verbreiten. Diese Blthen erinnern an diejenigen unserer Rainweide, des
+_Ligustrum vulgare_, eines Strauches, der in Wirklichkeit auch dem Oelbaum
+nahe verwandt ist. Die Frchte des Oelbaums sind Steinfrchte von lnglich
+runder Gestalt. Die unreifen Frchte haben grne Frbung, verschwinden
+daher im Laub; doch beim Reifen werden sie schwarzblau und treten dann
+scharf hervor. Ein alter Brauch verlangt, da die Ernte der Oliven am
+21. November beginne; sie dauert im Dezember fort. Ungnstige
+Witterungsverhltnisse knnen die Ernte an der Riviera freilich sehr
+verzgern. So kam es, da im Frhjahr 1891 die meisten Bume um Bordighera
+noch voll Oliven hingen. Manche Bume waren mit Frchten so stark beladen,
+da man das Laub kaum sehen konnte. Die Olivenernte war Anfang April in
+vollem Gange. Arbeiter und Arbeiterinnen zogen mit Scken und Krben
+bepackt in den Olivenhain. Dort sah man die Mnner auf die Bume steigen
+und mit Stangen gegen die Aeste schlagen. Frauen und Kinder hockten am
+Boden, um die Frchte aufzulesen. Von allen Seiten schallte dem Wanderer
+der trockne Ton der Schlge aus den Bumen entgegen, und berall unter den
+Bumen ging die mhevolle Arbeit des Sammelns von statten. Stundenlang
+verharren die Sammler in gebckter Stellung, um die Oliven einzeln
+aufzuheben, und doch wre es so einfach, sich einen groen Theil der
+Arbeit zu sparen. Westlich von Nizza legen die Olivenbauer groe Tcher
+unter die Bume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird auch
+dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen, ungeachtet schon
+Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt vor diesem rohen
+Verfahren warnt, da es die Bume schdigt. Gegen althergebrachte Sitte ist
+eben schwer anzukmpfen, sie setzt zhen Widerstand jeder Neuerung
+entgegen. In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven ganz
+reif sind. Ein groer Theil der Frchte ist dann schon von selbst vom Baum
+gefallen. Alles das wird zusammen von dem Boden aufgelesen und liefert ein
+entsprechend schlechtes l. Denn feine Tafelle pret man aus solchen
+Frchten, die erst zu reifen beginnen. Diese mssen auch mit der Hand vom
+Baume gepflckt werden, um weder Quetschung noch Verwundung zu erleiden.
+Aus solchen Frchten gewinnt man jene le, die wir als Provencer le
+bezeichnen. Der Provence entstammen sie freilich nur zum kleineren Theil,
+zum greren Theil Italien. Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die
+Gegend sdlich von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert
+jetzt sehr gute le, whrend in der ersten Hlfte dieses Jahrhunderts das
+apulische l noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie andere
+sditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man die Ernte der Oliven
+damals ganz lssig und verfgte nur ber sehr schlechte lpressen.
+Charakteristisch genug, als das antike Modell einer lpresse in Pompeji
+aufgefunden wurde, begrte man es in Apulien als einen Fortschritt und
+fhrte es an verschiedenen Orten ein. - Von Bordighera bis zum Esterel
+wird vorwiegend nur geringwerthiges l gewonnen, das als Maschinenl
+Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient; Nizza bezieht die
+feinen le, die es vertreibt, vorwiegend aus der Ferne.
+
+Die Frchte, die man zum Zwecke feinster lgewinnung sorgsam pflckte,
+breitet man zunchst in dnnen Lagen auf Horden aus. Dort trocknen sie an
+der Luft oder bei knstlicher Wrme, bis sie runzlich werden. Haben sie
+einen Theil ihres Wassers in solcher Weise eingebt, so kommen sie in die
+lmhlen. Es sind das meist steinerne Behlter, in welchen die Oliven
+durch Mhlsteine zermalmt werden. Schon bei diesem Verfahren fliet etwas
+l ab, das als das feinste Tafell gilt, kaum aber in den Handel kommt.
+Der in der Mhle hergestellte Brei wird in Bast- oder Jutescke gefllt
+und in einer Kelter gepret. Bei schwachem Druck fliet jetzt zunchst das
+beste, dann etwas weniger gutes Speisel ab. Dieses Oel wird als
+Jungfernl _huile vierge_ bezeichnet. Dann gelangen die Trester in
+hydraulische Pressen und liefern ein l, das der Seifenfabrikation oder
+auch gewerblichen Zwecken dient. Dann werden die Trester mit warmem Wasser
+angerhrt und nochmals gepret, wandern schlielich oft noch in Fabriken,
+wo man ihnen den Rest ihres les durch chemische Mittel entzieht.
+
+Das Speisel, das aus der Kelter fliet, mu sorglich geklrt werden,
+bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es in dunkle khle Rume, wo ber
+einander die nthigen Bottiche zur Aufnahme des ls sich befinden. Das
+unklare l gelangt in das oberste Gef, fliet aus dem Spundloch
+desselben durch einen durchlcherten Zinkkasten, der mit Watte
+ausgekleidet ist, in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch
+Watte in einen dritten. Die Watte mu am nmlichen Tage oft mehrfach
+erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das l in Cisternen, die
+man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden pflegt. Hier steht das l
+wohl an die drei Monate, bevor es in Flaschen gefllt und versandt wird.
+
+So berreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven, wie wir sie in
+Bordighera hatten ernten sehen, knnen nur ranzige le ergeben. Die
+kleinen Besitzer, welchen die lhaine hier gehren, liefern ihre Frchte
+an fremde Mhlen ab und pflegen fr die Pressung in Oliven oder in l zu
+zahlen. Aus den lpressen der Mhlen flo zur Zeit unseres Besuches eine
+Flssigkeit ab, welche alle Bche von Bordighera in braunen Tnen frbte.
+Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die Mndungsstelle jedes Flchens als
+brauner Streifen ziemlich weit im Meere ab.
+
+Im Alterthum hie es allgemein, da der lbaum nur in der Nhe des Meeres
+gedeihe. Man rechnete aus, da er sich von demselben nicht ber
+dreihundert Stadien, somit nicht ber 7-1/2 geographische Meilen entferne.
+Es ist nicht zu leugnen, da der lbaum den Seestrand bevorzugt, doch
+hngt das nicht mit dem unmittelbaren Einflu der groen Wasserflche,
+vielmehr mit dem gleichmigen Klima zusammen, welches durch dieselbe
+gefrdert wird. Denn der lbaum kann anhaltenden Frost nur sehr schlecht
+vertragen. Auch bevorzugt der lbaum den Kalkboden, den er hier an der
+Riviera reichlich vorfindet. Ein besonders gnstiges Zusammenwirken von
+Klima und Boden, verbunden mit sorglichster Behandlung der Frchte, ist
+aber erforderlich, damit der lbaum ein so feines l, wie etwa in Apulien,
+erzeuge.
+
+Die Mhlen, in welchen das l gepret wird, sind fast immer alte
+malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen in den Schluchten auf, um
+die Kraft des Baches, der dort abwrts braust, zu nutzen. Wie
+Schwalbennester kleben sie an den Felsen.
+
+Wer zur Frhjahrszeit durch die Olivenwlder um Bordighera streift, mu
+darauf bedacht sein, nicht in die Schulinie der Cacciatori zu gerathen.
+Denn um diese Zeit bewegen sich jene durch alle Haine, Grten und Fluren,
+um als einziges Wild die kleinen Vgel zu erlegen. Fr die italienische
+Riviera, wie fr Italien berhaupt, hat dieser Sport ganz bedenkliche
+Folgen, da die Vernichtung der Vgel eine entsprechende Vermehrung der
+Insekten nach sich zieht. Nicht nur verschwinden aus Italien die heiteren
+Snger, welche die Wlder und Grten in anderen Lndern in so lieblicher
+Weise beleben, sondern es nimmt auch die Zahl schdlicher Insekten in
+bedenklicher Weise dort zu. Dem lbaum besonders nachtheilig ist _Decus
+oleae_, der sich von dem Fruchtfleisch der Oliven nhrt. Er wird von den
+Franzosen _la Mouche_, von den Italienern _Macha del Olivo_ genannt. Die
+Fliege legt ihre Eier in ganz junge Fruchtanlagen, und die Maden, welche
+diesen Eiern entschlpfen, leben dann auf Kosten der sich entwickelnden
+Frucht. Sie verpuppen sich schlielich in derselben und verlassen sie als
+fliegende Brut. Gelangen sie mit den Oliven in die Mhle, so leidet der
+Geschmack des ls von denselben.
+
+Von einer Wanderung durch die Olivenhaine kehrt man wohl stets, mit einem
+Blthenstrau geschmckt, nach Hause. Denn sie sind zu verlockend, diese
+Frhlingsgaben der Flora, zu lieblich, als da man an ihnen so flchtig
+vorbeieilen sollte. Ueberall stehen unter den Bumen die dunkelblauen
+Traubenhyacinthen, die bisamartigen Duft verbreiten; besonders schn ist
+die eine Art (_Muscari comosum_), die einen amethystfarbigen Schopf ber
+dem sonst unscheinbaren Blthenstande trgt. Hier und dort schaut aus dem
+Rasen eine blhende Orchidee hervor. Meist ist es eine Art der Gattung
+Ophrys, jener merkwrdigen Orchideen-Gattung, deren Blthen ganz den
+Insekten gleichen. Bei _Ophrys aranifera_ erinnern sie an Spinnen: man
+meint die vorgestreckten Beine und den aufgedunsenen braunen Leib eines
+solchen Thieres zu sehen. Auch _Ophrys Arachnites_ ist spinnenhnlich und
+zeigt einen purpurbraunen, grn verzierten Leib. Die schnste dieser
+Ophryden scheint mir aber die _Ophrys Bertolonii_, mit dunkelrothen
+Blthen, zu sein. Doch Ophrys-Arten hat der Nordlnder vielleicht schon in
+seiner Heimath gesehen und fesselt ihn daher mehr eine andere Orchidee von
+ungewohnter Gestalt: die _Serapias Lingua_, vielleicht gar _Serapias
+longipetala_, deren rothbraune Blthen, von rothen Deckblttern fast
+verhllt, nur ihre Lippen nach auen vorstrecken. Mit Freuden begrt er
+eine wilde Tulpe (_Tulipa Celsiana_), deren hellgelbe Blthen sich auf
+langen Stielen wiegen. Die Siegwurz (_Gladiolus segetum_) mit rosenrothen,
+einseitig aufgereihten Blthen tritt ihm auch an zahlreichen Stellen
+entgegen. In seinem Strau nimmt er dann noch gern das weiblthige
+_Allium neapolitanum_ auf, denn gehrt jene Pflanze auch zu den
+Laucharten, so duften doch ihre weien Blthenstnde in angenehmer Weise.
+Hauptschlich sind es aber die gelben Tazetten, welche dem Strau
+Wohlgeruch verleihen, whrend seine Farbenpracht gehoben wird durch eine
+reiche Auswahl bunter Anemonen (_Anemone coronaria_ und _hortensis_).
+
+Ebenso alt als Kulturpflanze wie der lbaum ist der Weinstock, die beide
+daher von Alters her zusammen genannt werden. - Zwei Flssigkeiten thun
+dem menschlichen Krper besonders wohl, heit es in der Naturgeschichte
+des Plinius, innerlich der Wein, uerlich das l; beide stammen aus dem
+Pflanzenreiche und sind vorzglich, doch das l ist das nothwendigere.
+Das trifft fr das l heut nicht mehr zu. Im Alterthum rieb man sich mit
+demselben nach dem Bade den Krper ein; jetzt wird es uerlich allenfalls
+nur noch als Marseiller lseife angewandt. - Wie in dem Werke des Plinius
+tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben dem lbaum
+entgegen. Doch an der Kste selbst herrscht der lbaum vor. Denn im
+Gegensatz zum lbaum meidet der Weinstock die nchste Nhe des Meeres.
+Andererseits vertrgt er viel strkere Gegenstze der Temperatur, so da
+seine Cultur selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten
+Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preuische Ordensland, selbst bis
+nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so viel weiter, nach Westen
+und Sden zurckgezogen hat, so geschah dies nur, weil er in nrdlicheren
+Gegenden ertragsfhigeren Producten weichen mute.
+
+Der lbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits mu
+angenommen werden, da seine Cultur im Orient begann, da Culturformen des
+Baumes sich von da aus verbreitet haben, und schon in vorhomerischer Zeit
+nach Griechenland gelangten. Den Weinstock (_Vitis vinifera_) fanden die
+Culturvlker ebenfalls als wilde Pflanze auf europischem Boden vor. Ja
+heut noch meint man sdlich und nrdlich von den Alpen stellenweise die
+Pflanze im ursprnglichen Zustande anzutreffen, doch ist es meist schwer
+zu entscheiden, da sie nicht verwildert sei. Am ppigsten gedeiht die
+wilde Weinrebe heute um das schwarze Meer, und man hat an den sdlichen
+Abhngen der Krim Stmme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die
+Cultur des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien
+aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken.
+
+Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum schon die von
+Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt, zeichneten sich aber nicht
+durch ihre Haltbarkeit aus, so da man sie ruchern mute. Es geschah das
+in Rauchkammern nach orientalischer und griechischer Sitte. Im
+Wesentlichen war das ein hnliches Verfahren wie das heutige
+Pasteurisiren. Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60 C.
+erwrmt, um die schdlichen Keime in demselben zu tdten und so seine
+Haltbarkeit zu erhhen, wurde im Alterthum der Wein in wohl verschlossenen
+Gefen durch heien Rauch erhitzt. Das Feuer befand sich in einem unteren
+Raume, und Rauch und Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere
+Gescho, in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch
+angebrachte ffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte den Geschmack des
+Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl aber mute das geschehen bei
+Zusatz von Seewasser zum Most, wie er in Kleinasien und Griechenland
+hufig gebt wurde. Auch mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat
+man die Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich
+einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits Plinius,
+da der bekmmlichste Wein immer derjenige sei, dessen Most ohne
+fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher noch so Gesunde, meint er, sollte
+nicht Scheu haben vor Weinen, die Marmor, Gips oder Kalk enthalten?
+berhaupt klagt Plinius sehr ber die Verflschung der Weine; es sei damit
+so weit gekommen, da nur der Name des Weinlagers den Preis der Weine
+bestimme und da man den Most schon in der Kelter verflsche. Daher seien,
+so wunderlich dies auch klinge, die am wenigsten gekannten Weine oft die
+unschdlichsten. Das Anmachen des Weines mit Seewasser wird von Plinius
+als fr den Magen vorzglich gepriesen. An eine bekannte neuere
+Heilmethode erinnert seine Mahnung, da wer hager werden will, whrend der
+Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken soll. - Durch Einkochen und
+durch Hinzufgen von Krutern suchte man im Alterthum vielfach die
+Haltbarkeit der Weine zu erhhen, in hnlicher Weise wie dies heute durch
+Zusatz von Alkohol geschieht. Da die Rmer Weinschmecker ersten Ranges
+waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller hervor. Die
+Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten verglich Virgil bereits mit
+derjenigen des lybischen Sandes und der Meereswellen. Man trank in Rom
+meist schon ungemischte Weine, das heit ohne den einst blichen Zusatz
+von Wasser; man khlte sie mit Eis, versetzte sie fters mit Gewrzen und
+fing an, nach alten Jahrgngen zu trachten. Guter Wein mute acht bis zehn
+Jahre alt sein, um geschtzt zu werden, und selbst von zweihundertjhrigen
+Weinen sind uns Berichte erhalten. So mundete dem Kaiser Caligula (37-41
+n. Chr.) Wein vom Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich
+Italien zu erinnern wute. Es war Italien selbst, das zu Plinius' Zeiten
+die geschtztesten Weinsorten producirte, so da Plinius wohl behaupten
+durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die erste Stelle unter allen
+Lndern ein und sei nur in der Erzeugung von Wohlgerchen von einigen
+derselben bertroffen: es gebe brigens, fgt er hinzu, keinen Wohlgeruch,
+der denjenigen des blhenden Weinstocks bertreffe. - Auch in der
+rmischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter Weise
+zugeschnitten, doch lie man ihn je nach der Gegend in verschiedener Weise
+wachsen. In Campanien schlang er sich empor an der Pappel, umfing sie wie
+seine Gattin, streckte seine ppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen
+ihre Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer, zur
+Arbeit gemiethet, sich auer dem Lohne vom Gutsherrn einen Scheiterhaufen
+und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn bei der Weinernte ein Unfall
+treffen sollte. Anderswo waren ganze Landhuser von den schmiegsamen
+Aesten eines einzigen Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man
+in den Sulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zwlf
+Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog man den Weinstock
+an Pfhlen, in noch anderen lie man ihn auf dem Boden kriechen, in all'
+jener Mannigfaltigkeit der Behandlung, die auch heut noch dem Wanderer in
+Italien auffllt. Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben aus
+dem grnen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem Glanz, dort
+endlich in saftigem Grn. An dem einen Orte sah man runde, an dem anderen
+lngliche, hier kleine, dort groe, hier harte und dickschalige, dort
+saftige und dnnschalige Beeren. Manche Trauben hing man im Zimmer an
+einem Faden auf, um sie lnger zu erhalten, andere versenkte man in sen
+Wein und lie sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es
+Trauben, die man rucherte, hnlich wie es mit manchen Weinen geschah.
+Plinius erzhlt, da Kaiser Tiberius gerucherte afrikanische Trauben ganz
+besonders liebte.
+
+Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien. Nachlssig
+wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und der Most lange auf den
+Trestern gelassen, damit der Wein jene dunkle Farbe erlange, wie sie im
+Lande beliebt war. Solche Weine konnten sich nicht lange halten, wurden
+von fremden Lndern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit
+beginnt sich das zu ndern; Weinbau und Weinbereitung in Italien sind in
+erfolgreichem Aufschwung begriffen.
+
+Die alte Sitte, den Wein in Schluchen zu befrdern und dann in Amphoren
+aufzubewahren, hat sich jetzt auch im Sden verloren. Hlzerne Tonnen, die
+zur Rmerzeit bei den cisalpinischen Galliern und den Alpenvlkern in
+Gebrauch waren, fanden ihren Weg damals schon nach Italien.
+
+ III.
+
+Das Bild von Bordighera schwebt der Erinnerung stets umrahmt in Palmen
+vor, so wie man sich einst die alte syrische Stadt Palmyra nicht anders
+als im Palmenschmuck vorstellen konnte. In der That gedeihen nirgends an
+der Riviera die Dattelpalmen besser als in Bordighera. An der Ostseite des
+Cap d'Ampeglio sind wahre Palmenwldchen zu sehen. Diese stliche Bucht
+ist ganz besonders gegen die Nordwestwinde geschtzt. Zwischen den Mauern
+palmenreicher Grten, ber welchen schlanke Stmme ihre Krone neigen,
+empfangen wir ganz afrikanische Eindrcke und knnen vergessen, da uns
+die volle Breite des Mittelmeeres von dem Lande der Oasen trennt.
+Piettvoll wandern deutsche Reisende zu jener malerischen Palmengruppe
+hin, die in einer halben Stunde Entfernung, stlich von Bordighera, zu
+Madonna della Ruota den Meeresstrand schmckt. Es sind das die Palmen, die
+Scheffel in seinem Liede Dem Tode nah besang, und unter welchen er ein
+Grab sich trumte. Sie stehen, einige zwanzig an der Zahl (nicht zwlf,
+wie es in dem Liede heit), um eine alte Cisterne und erwecken an dem
+einsamen, wilden Orte, von Meereswellen umsplt, in der That poetisches
+Empfinden. Da dieses hier nicht allein ein deutsches Gemth ergreift,
+geht aus der Schilderung hervor, welche Charles Garnier, der Erbauer der
+Pariser Groen Oper und des Casinos in Monte Carlo, von diesem Ort in
+seinen _motifs artistiques de Bordighera_ entwirft. Der Stil der
+Schilderung ist freilich etwas berschwnglich und erinnert an jene
+Verzierungen, welche die Garnier'schen Prachtbauten berreich schmcken:
+Das ist der Ort, wohin ihr ziehen mt, ihr Knstler; das ist die Sttte,
+die ihr sehen mt, ihr Poeten; das ist der Erdwinkel, der euch fesseln
+mu, ihr Alle, die ihr nach lebendigen und mchtigen Eindrcken strebt,
+und die ihr findet, da unser Herz hher schlgt im Anblick der Natur!
+Werden Erinnerungen an den Orient in euch schon wachgerufen, wenn ihr das
+alte Bordighera und seine Umgebung durchwandert, so steht ihr hier nicht
+mehr vor dem Vergleich, nicht mehr vor hnlichkeiten, nein, ganz Juda
+findet sich in diesem Eindruck verkrpert. Das ist der Brunnen der
+Samariterin, der Brunnen der Rebecca; das sind die Juden, die Apostel, das
+ist Jerusalem, Nazareth, Bethlehem, die sich euch offenbaren in jenem
+bescheidenen Flecken bordigherischen Vorgebirges. - Die sturmgepeitschten
+Palmen um diese alte Cisterne, mit dem unvergelichen Hintergrund des
+Meeres, haben zahlreichen Malern schon das Motiv zu stimmungsvollen
+Bildern gegeben. Es verursachte daher in Knstlerkreisen einige Aufregung,
+da der Ort, vom deutschen Kunstgrtner Ludwig Winter angekauft, in einen
+Garten verwandelt werden sollte. Die endliche Verwerthung des Grundstckes
+in so dicht bevlkerter Gegend war aber nicht zu vermeiden; es mu noch
+als ein besonders glcklicher Zufall angesehen werden, da dieser schne
+Flecken Erde in kunstsinnige Hnde gelangte. Herr Winter hat dem uersten
+Vorsprung des Vorgebirges, das die Scheffel-Palmen trgt, seinen
+ursprnglichen Charakter gelassen und den Garten harmonisch zu der
+Umgebung gestimmt. - Anemonen, Reseda, Nelken und ppig blhende
+Rosenstrucher decken jetzt den Abhang; groe Palmen, die man hierher
+verpflanzte, entspringen dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten
+Wasserbehlter, wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola
+errichtet, zu deren Sulen die Palme den architektonischen Gedanken gab.
+
+Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen Knigstchtern
+verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den bordigherischen Grten kommt
+aber so edle Gestalt zu. Es hngt das mit der Behandlung zusammen, welche
+die meisten Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljhrig einen
+Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt schon im
+sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus V. das Privilegium, Palmenwedel
+fr den Palmsonntag nach Rom zu liefern, angeblich eine Belohnung fr den
+Schiffscapitn Bresca, der im Jahr 1586, whrend der Aufstellung des
+Obelisken auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
+drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: Wasser auf die Taue! dem
+Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die Familie Bresca lie
+ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen sandig-lehmigen Boden die
+Dattelpalme besser als in dem schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So
+reicht die Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurck, und
+auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel zur Feier
+des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel hat die christliche
+Kirche, wie so viele andere Symbole, der Bildersprache des Orients, des
+Heidenthums und des Judenthums entnommen, und wie Palmenwedel bei den
+Festen des Osiris in gypten, bei dem feierlichen Einzuge der Knige und
+der Knigshelden in Jerusalem und bei den olympischen Spielen prangten, so
+schmcken sie heute noch am Palmsonntag die Altre katholischer Kirchen.
+
+Statt frei in den Lften ihre Wedel zu schaukeln, mssen die meisten
+Palmen zur Herbstzeit es erdulden, da ihre Krone im Innern
+pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese Behandlung bezweckt eine
+bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden Wedel. Nicht alle Palmstmme
+sind fr diese Behandlung gleich geeignet, und unter den geeigneten werden
+noch solche unterschieden, die mehr fr den katholischen und solche, die
+mehr fr den jdischen Ritus sich schicken. Denn auch die Juden brauchen
+Palmenwedel bei dem Laubhttenfest. Der Bordighese bezeichnet kurzweg die
+eine Dattelpalme als _Cattolica_, die andere als _Ebrea_. - Die
+Bltter der katholischen Palme sind schlanker, die der jdischen krzer
+und gedrungener. An der katholischen Palme bindet man die mittleren Wedel
+fest zusammen, damit die neuen Wedel bei thunlichstem Lichtabschlu sich
+entwickeln und so mglichst farblos bleiben. Denn bei der Feier des
+Palmsonntags sollen sie nicht allein ein Siegeszeichen, sie sollen auch
+ein Bild himmlischer Reinheit sein. Im Dunklen werden solche Wedel auch
+schlank und lang; sie laufen spitz an ihren Enden aus und bleiben biegsam
+und weich, so da sie leicht in beliebige Formen geflochten werden knnen.
+An den jdischen Palmen werden die lteren Bltter weniger stark
+verbunden, das Licht ist somit von den jngeren Blttern nicht ganz
+ausgeschlossen, diese knnen daher auch ergrnen. Sie bleiben zugleich
+krzer, schlieen mit stumpfer Spitze ab und werden hrter. Mit dem
+Palmenwedel verbinden die Juden beim Laubhttenfest die Myrte und die
+Bachweide zum Feststrau und halten, whrend dieser in der rechten Hand
+geschwungen wird, einen Paradiesapfel in der Linken. Das Laubhttenfest
+ist ursprnglich das Erntefest der Juden. Es verlor aber in den fremden
+Lndern diese seine Bedeutung und behielt nur die andere historische, die
+ihm ebenfalls von Alters her zukam, eine Erinnerung an den gttlichen
+Schutz whrend der Wstenwanderung zu sein. Die Wahl der vier Arten im
+Feststrau hat die mannigfaltigsten symbolischen Deutungen erfahren; sie
+mochte vielleicht ursprnglich die Vegetation Palstina's versinnbildlicht
+haben. Durch religise Vorschriften wurden die vier Arten spterhin in
+starre Formen gefat, und wie der Palmenwedel, so mssen auch die
+Myrtenzweige und die Bachweide ganz bestimmte Gestalt besitzen. Die Myrten
+im Besonderen werden fr die rechtglubigen Juden in genau
+vorgeschriebenen Formen gezogen. Der Zweig mu eine Hhe haben, die drei
+Handbreiten gleichkommt und die Bltter in dreigliedrigen Wirteln tragen.
+Sind die Wirtel aufgelst, d. h. die Bltter nicht zu dreien in gleicher
+Hhe befestigt, so ist der Zweig unbrauchbar. Eher geht es an, einen Zweig
+zu benutzen, der die Bltter nur zu zweien in gleicher Hhe trgt. Ein
+solcher Zweig ist im Nothfall zulssig, steht aber im Preise weit hinter
+der wahren Hadassah zurck.
+
+Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen, welche der
+Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In nordischen Lndern
+hat der Buchsbaum, ja selbst der ktzchentragende Weidenzweig, das
+Palmenblatt ersetzt. An der Mosel wird der Buchsbaum geradezu als Palm
+bezeichnet, und auch die aus Weiden gebundenen Festzweige heien Palmen in
+slawischen Lndern.
+
+Die Palmen hatten im Winter 1890/91 eine schwere Probe an der Riviera zu
+bestehen, als das Thermometer fr mehrere Stunden auf 6 C. unter 0
+gesunken war. Besonders bewhrten sich bis jetzt im bordighesischen Klima,
+auer den Dattelpalmen (_Phoenix dactylifera_), die canarische _Phoenix
+canariensis_, die kalifornische _Pritchardia filifera_, die australische
+_Livistona australis_ und die chinesische _Chamaerops excelsa_. Da
+auerdem die Zwergpalme, _Chamaerops humilis_, gut in Bordighera gedeihe,
+ist nicht wunderbar, da sie der Mittelmeerflora thatschlich angehrt; sie
+ist unsere einzige europische Palme, in Sicilien heimisch. In Algier
+deckt sie groe Flchen. Man suchte sie dort auszurotten, um den Boden fr
+neue Culturpflanzen zu gewinnen, jetzt sorgt man fr ihre Verbreitung. Vom
+lstigen Unkraut, als welches sie betrachtet wurde, ist sie zu einer
+wichtigen Nutzpflanze avancirt. Entsprechend zubereitet, liefern nmlich
+die Bltter der Zwergpalme sehr elastische Fasern, die gleich Pferdehaaren
+zum Ausstopfen der Mbel und Matratzen dienen knnen. Den Pferdehaaren
+gegenber zeichnen sie sich nicht nur durch ihre Billigkeit, sondern auch
+dadurch aus, da sie nicht von Motten befallen werden. Im Gegensatz zu den
+Phoenix-Arten, die gefiederte Bltter besitzen, sind die Pritchardien,
+Coryphen, Chamaerops-Arten mit fcherfrmigen Blttern versehen. Ihr
+Aussehen weicht somit nicht unwesentlich von demjenigen der Dattelpalmen
+ab, so da ihre Acclimatisation an der Riviera auch in landschaftlicher
+Beziehung als ein Gewinn betrachtet werden kann. Zu bedeutender Hhe ist
+in zahlreichen Grten die _Chamaerops excelsa_ bereits emporgewachsen. Sie
+gehrt zu den hrtesten der eingefhrten Arten, so da sie ohne Bedeckung
+selbst das Klima der Insel Wight vertrgt. _Pritchardia filifera_ ist der
+zahlreichen weien Fden wegen, die den Blattrndern entspringen, sehr
+beliebt, verbreitet sich demgem auch rasch an der ganzen Riviera. Zu den
+hufigsten Palmen drfte dort auch bald die _Phoenix canariensis_ gehren,
+welche der Dattelpalme sehr hnlich ist, sich aber vor ihr durch
+gedrngteren ppigeren Wuchs und krftigere Blattentwickelung auszeichnet.
+- An geschtzten Stellen der Riviera gedeihen auch verschiedene Arten der
+Palmengattung Cocos, so _Cocos flexuosa_, und _Romanzoffiana_ mit uerer
+eleganter Tracht, auch die blaugrne _Cocos australis_. Die echte
+Cocospalme (_Cocos nucifera_), welche die Cocosnsse liefert, kommt hier
+hingegen, sowie auch an den Sdrndern des Mittelmeers, nicht fort. Ihre
+Cultur ist nur innerhalb der Wendekreise mglich. In der Form ihrer
+Bltter stimmen die Cocospalmen mit den Dattelpalmen berein. hnliche
+Bltter haben auch die Areca-Arten (_Areca sapida_, _Baueri_), welche an
+der Riviera gut aushalten. Es sind das nahe Verwandte der Betelnupalme
+(_Areca catechu_), welcher die Betelnsse entstammen, jene Nsse, die mit
+Kalkpulver bestreut, und in Bltter des Betelpfefferstrauchs (_Piper
+Betle_) gewickelt, von Jung und Alt in Sdasien gekaut werden. Zu den
+Palmen mit fcherfrmigen Blttern, welche die Grten der Riviera zieren,
+gehren auch zwei Livistona-Arten, die _Livistona chinensis_ und
+_australis_, mit mchtigen Blttern, Palmen, die hufig in unseren
+Gewchshusern anzutreffen sind. Schn macht sich unter den anderen
+Fcherpalmen der Riviera die blaugrne _Brahea Roezli_, dann die
+stattlichen Sabal-Arten, deren zhe Fasern fr Seilerwaaren, Hte, Krbe
+und Scke verwandt werden, auch die wichtige Carnaubapalme Brasiliens, die
+_Copernicia cerifera_. Mit den Blttern dieser Palme wird in der
+brasilianischen Provinz Ceara ein groer Theil der Htten gedeckt, ihre
+Fasern hnlich wie Stroh verwandt, der harte Stamm liefert Bau- und
+Tischlerholz, die Wurzeln ein Heilmittel, die bitteren Frchte dienen als
+Nahrung, aus dem Saft wird Sirup und Arrak bereitet, kurzum diese Palme
+zeigt uns so recht ein Bild von dem Nutzen, den eine einzige Art dieser
+segensreichen Pflanzenfamilie in den Tropen stiften kann. Ihren Artennamen
+_cerifera_, sowie ihren deutschen Namen dankt aber die Wachspalme ihrem
+wichtigsten Erzeugni, dem vegetabilischen Wachs, das sie in Schuppenform
+aus ihren Blttern ausscheidet. Diese Schuppen werden von jungen,
+getrockneten Blttern abgeklopft und dann in Wasser gekocht, auf dessen
+Oberflche das flssige Wachs sich sammelt. Man versetzt es mit Talg und
+formt es zu Kerzen, welchen beim Brennen ein angenehmer Duft entstrmt.
+
+Bordighera begngte sich nicht damit, seine Palmwedel fr Cultuszwecke zu
+ziehen, es suchte sie auch im Kunsthandwerk zu verwerthen. So entstand die
+Palmenflechterei, die in letzter Zeit Dank dem Winter'schen Einflu, eine
+ungeahnte Entwickelung nahm. In der Winter'schen Kunstgrtnerei wird jetzt
+die Palmenflechterei im Groen betrieben. Die Dattelpalme, die
+Chamaerops-Arten, _Livistona australis_ und _Pritchardia filifera_ geben
+im Besonderen das Material dazu her. Zur Verwendung kommen Blattspreiten,
+Blattstiele und Blattscheiden dieser Pflanzen, und wo Behlter nthig,
+helfen auch wohl Flaschenkrbisse aus. Alle Theile der Palmen werden
+entsprechend gebogen und dann getrocknet, und hierauf zu Blumenvasen,
+Ampeln, Krbchen, Fruchtschalen, Lichtschirmen und anderen zierlichen
+Gegenstnden stilgerecht vereint.
+
+Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus der neuen
+Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, da die langen groen Fden am
+Blattrand der Pritchardien fr Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie
+zwicken sie ab und tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr
+flchtiges Heim zu flechten. -
+
+ IV.
+
+Die zahlreichen Ausflge, die sich landeinwrts von den Stationen der
+Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandbchern bis jetzt eine
+hchst unvollkommene Behandlung erfahren. Meist findet man in denselben
+nur eine Aufzhlung der etwa zu besuchenden Orte, wobei die nchste, oft
+lohnendste Umgebung vernachlssigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht
+immer lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit der
+Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera erstreckt, die
+Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten Auskunft ber den Weg
+und niemals ber die Schnheit desselben zu ertheilen vermgen, so wren
+grade fr jene Gegenden gut orientirende Reisebcher sehr erwnscht. Unter
+den gegebenen Umstnden kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera
+denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unntz umherzuirren, in all'
+die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen.
+
+So mte jeder Reisende, der fr Naturschnheit empfnglich ist und einige
+Mhe nicht scheut, von Mentone ber Gorbio nach Roccabruna wandern. Meist
+begngt sich aber selbst der unternehmendste Tourist mit einem Ausflug
+nach Castellar und kommt im Gorbiothal nicht ber Gorbio hinaus, weil er
+nicht wei, da er seinen Weg dort fortsetzen sollte. Und doch entfaltet
+sich erst jenseits von Gorbio die volle Pracht der groartigen Landschaft.
+Der ganze Ausflug drfte fnf Stunden in Anspruch nehmen; es empfiehlt
+sich, ihn am Nachmittag zu unternehmen. Bis nach Gorbio fhrt jetzt eine
+schne Fahrstrae. Sie beginnt zu steigen am Alexandra-Htel und folgt in
+zahlreichen Windungen dem Thale. Dieses Thal ist beraus fruchtbar; ein
+ansehnlicher Bach durchstrmt dasselbe. Erst ist es breit, verengt sich,
+indem es aufsteigt. Villengrten stoen an die Strae, dann bescheidene
+Bauerngter. Blhende Pflanzen neigen sich ber die Mauern vor. Erst die
+vornehmen Pflanzen der Reichen; dann der Goldlack, die Levkoye, die
+Pelargonie und die Anemonen, die auch der rmere sich zieht. Einzelne
+Cypressen, oft umrankt von Rosen, ragen hier und dort aus den Grten vor
+und mahnen nicht selten an orientalische Landschaft. Citronen- und
+Orangengrten folgen aufeinander, dann Feigenbume. Hher hinauf beginnen
+sich vereinzelt auch unsere Obstbume zu zeigen. Sie stehen im
+Blthenschmuck. Eigentlich ist ihnen auch in dieser Hhe noch zu warm, sie
+gedeihen gut erst bei Sant' Agnese, jenseits der Felsen, die das Thal im
+Norden sperren. Im Thale von Gorbio lohnt es sich, Pflanzen zu sammeln.
+Ardoino, der Verfasser der Flora der Seealpen, gibt fr die Thler, die
+bei Mentone mnden, mehr als tausend verschiedene, wild wachsende Arten
+an. Man mte fast ganz Irland und Schweden durchstreifen, um ebenso viel
+verschiedene Pflanzen zu finden, als hier auf etwa fnfzehn Quadratmeilen
+beisammen wachsen. - Ungewhnlich reich sind die Thler von Mentone an
+Orchideen, und diese blhen ja fast smmtlich im Frhjahr. Viele sonst
+seltene Farne sind hier auch zu finden. Der Botaniker sucht mit Vorliebe
+nach einem kleinen Nacktfarn, der zu derselben Gattung wie die Gold- und
+Silberfarne unserer Gewchshuser gehrt, der _Gymnogramme leptophylla_.
+Der Pflanzenliebhaber freut sich mehr noch ber das _Adiantum Capillus
+Veneris_, das Venushaar, das mit seinen zarten Wedeln die feuchten
+Vertiefungen der Felsen ziert. - Ein alter gepflasterter Weg krzt oben im
+Thale die neue Strae von Gorbio ab. Er steigt in Olivenhainen empor. An
+einer seiner Windungen taucht pltzlich Gorbio auf, ganz in der Nhe. Es
+krnt einen steilen Hgel, der von Oliven bedeckt ist. Ein Amphitheater
+mchtiger zackiger Felsen umrahmt dieses Bild von seltener malerischer
+Schnheit. - Wir steigen auf zu dem Orte, durchschreiten den Platz, dem
+eine alte Ulme ihren Schatten spendet, wenden uns dann links und schlagen
+den Fuweg ein, der, an einem offenen Brunnen vorbei, der Berglehne folgt.
+Nach kaum halbstndigem Aufstieg haben wir das weit sichtbare Kreuz
+erreicht, das hoch oben, am vorspringenden Bergesrande dem Wetter trotzt.
+Bei stark wehendem Mistral ist es kaum mglich, an jener Stelle zu weilen;
+das zersplitterte Kreuz, welches nur noch einen seiner Arme gegen den
+Himmel streckt, zeugt von der Gewalt der Strme, die dort oben hausen.
+Bereits von diesem Kreuze aus ist der Blick berwltigend schn. Er umfat
+die smmtlichen Thler, die bei Mentone mnden. Auf den Hhen sieht man
+jene wilden Ortschaften thronen, Burgen der Grimaldi und der Lascaris, die
+einst diese Thler beherrschten; man umspannt mit dem Blicke den ganzen
+Halbkreis steil aufsteigender Berge, welche die Thler mchtig umfassen
+und eine undurchdringbare Schranke fr das Auge bilden, das hingegen nach
+Sden zu unbegrenzt ber dem blauen, endlosen Meere schweift. Eine weitere
+Steigerung der Eindrcke hlt man nicht fr mglich, man kann sich schwer
+von dieser Stelle trennen, und doch gewinnt das Bild noch an erhabener
+Gre, betrachtet von dem Bergrcken, der jetzt in sdlicher Richtung nach
+Roccabruna fhrt. Dann verschieben sich gegen einander, wie mchtige
+Decorationen, die Felsriesen, die den Hintergrund der Thler schlieen,
+und die Umrisse des Bildes werden immer reicher, immer bewegter. Bald
+tritt im Mittelpunkte der Landschaft, am Nordabhange des mchtigsten
+dieser Berge, Sant' Agnese hervor, ein ansehnliches Dorf, das in
+schwindelnder Hhe, wie ein Schwalbennest am Felsen, ber dem Abgrund zu
+hngen scheint. Wer konnte das Dasein dieses Ortes ahnen; ist er doch
+gegen das Meer hin von dem Felsen ganz verdeckt, an den er sich klammert.
+Dieser Felsen sollte ihn auch schtzen und verbergen vor den sphenden
+Blicken der Saracenen, welche einst das tyrrhenische Meer durchkreuzten.
+Und doch war es ein Saracenenhuptling Harun, der im zehnten Jahrhundert,
+der Sage nach, die Burg erbaute, deren Ruinen den Bergesgipfel krnen.
+Doch nicht als Feind kam er hierher, sondern von der Liebe zu einer
+Christin berwltigt, die er, selbst zum Christenthum bekehrt, zu seiner
+Gattin machte.
+
+Selbst wer den schnsten Theil Sditaliens kennt, wird sicher die volle
+Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft empfinden.
+Und wie wird der Eindruck noch gesteigert, wenn gegen Sonnenuntergang sich
+die Gipfel der Berge zu rthen anfangen, lange dunkle Schlagschatten in
+die Thler fallen und Sant' Agnese in goldigem Licht auf dem grauen Fels
+zu glhen beginnt.
+
+Doch die Zeit drngt, denn die Sonne im Westen ist lange schon hinter der
+_Tte de chien_ verschwunden; die Nachtschatten senken sich hinab in die
+Schluchten, whrend ein langer steiniger Weg uns von Cabbe-Roquebrune, der
+Eisenbahnstation, noch trennt.
+
+In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein botanischer Genu.
+ber einer hohen Mauer am Abhang stehen mchtige Judasbume (_Cercis
+siliquastrum_) und senken abwrts ihre blthenbeladenen, noch laubfreien
+Zweige. Die schnen, dicht gedrngten Blthen entspringen auch dem alten
+Holze, so da die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde
+erscheint, von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in Sdeuropa zu Hause,
+sehr hufig sieht man ihn in Palstina die Grten um Jerusalem schmcken,
+was wohl Veranlassung zu der Sage gab, Judas habe sich an demselben
+erhngt.
+
+ V.
+
+Bezaubernd schn ist Mentone, wenn man es vom Pont St. Louis aus
+betrachtet. Das Bild gehrt zu den eindrucksvollsten der ganzen Riviera.
+Doch mu man es am Morgen betrachten, wenn die Sonne das alte Mentone von
+Osten her bescheint. Man folgt von Mentone aus in stlicher Richtung der
+Landstrae und whlt ihren linken Arm, dort, wo sie sich gabelt. Man
+steigt dann sanft in die Hhe, zwischen Villen und Mauern. Gibt es nicht
+zu viel Staub auf der Strae, so ist diese Wanderung ein Genu. Denn die
+angrenzenden Grten strotzen von ppigen Gewchsen, und berall drngt
+sich der berflu derselben bis auf die Strae. Die Pflanzen finden keinen
+Platz mehr in der eingeengten Umfriedung und streben hinaus ins Freie.
+Rosenrothe und feuerfarbige Pelargonien neigen sich ber das Gitter, dort
+hngt ein Rosenstrauch ber dasselbe hinaus und trgt unzhlige Blthen.
+Weiter ist eine ganze Mauer bis unten hinab mit einem epheubltterigen
+Kranichschnabel, dem _Pelargonium peltatum_, bedeckt, welcher so ppig
+blht, da die Bltter unter den blarothen Blthen verschwinden. Jener
+Strauch, der im grazisen Bogen ber eine andere Mauer sich beugt und
+hrenfrmige Rispen gelber Blthen trgt, ist eine chinesische Buddleia
+(_Buddleia Lindleyana_). Die ganze Strae duftet jetzt nach Heliotrop, der
+an dem Gelnder emporklettert; weiter ist es wieder eine Pergola
+safrangelber Rosen, welche der Strae folgt. Mit ihren fleischig dicken
+Stengeln und Blttern und ihren groen rothen oder gelben Blthen schmckt
+dort die Mittagsblume (_Mesembryanthemum __ acinaciforme_) eine Mauer.
+Dann schlieen Citronen- und Orangenbume sich an, die mit Frchten reich
+behangen, auch schon ihre duftigen Blthen entfalten. Wir kommen an dem
+kleinen franzsischen Zollhaus vorbei und erreichen alsbald unser Ziel. In
+khnem Bogen schwebt die Brcke San Luigi ber der Schlucht, welche
+Frankreich von Italien trennt. Der Blick von hier auf Mentone ist in der
+That von ergreifender Schnheit. Die alte Stadt deckt einen schmalen Grat,
+der sich bis zum Meere senkt. Dicht gedrngt steigen die Huser an ihm
+auf, ber- und nebeneinander. Alle sind sie im italienischen Style gebaut,
+mit Loggien, Balkonen und Terrassen, trotzdem alle verschieden an Gestalt
+und Gre, scheinbar gesetzlos zu einer einzigen Masse vereint. Jedes
+zeigt eine andere Frbung; im hellen Glanz der Sonne verschmelzen aber die
+Gegenstze und die ganze Stadt leuchtet fast wei in die Ferne. Aus der
+Husermasse ragt die Kirche mit ihrem schlanken Glockenthurm hervor. Und
+welch eine groartige Einfassung zeigt dieses Bild! In weiter Ferne, kaum
+noch sichtbar, profilirt sich im nebeligen Umri das zackige Esterel. Dann
+weicht die Kste vor dem Meere zurck und erst die _Tte de chien_ ber
+Monaco bietet ihm wieder Trotz. Sie scheint an der Kste Wache zu halten.
+Dann folgen mchtige, majesttische Berge und rcken immer nher auf
+Mentone zu. Das Cap Martin streckt sich wie ein grnsammetnes Band vor in
+die blaue See, und hinter Mentone steigen die zackigen Felsenriesen auf
+und leuchten in der Sonne im blulichen Grau. Dann folgen tiefer grne
+Schluchten, wo helle Olivenhaine mit dunklen Citronengrten abwechseln und
+an den Abhngen weie Drfer verborgen im Laub. Kahle Bergrcken glnzen
+grell in der Nhe, von grnen Kiefernwldern stellenweise wie von Oasen
+bedeckt. Der Vordergrund entzckt uns durch seine Farbenpracht, denn der
+untere Theil der Schlucht, ber der wir schweben, ist in einen Garten
+verwandelt. In Stufen steigt er auf, und der Boden verschwindet ganz unter
+Blthen. Hell- und dunkelrothe Geranien, dicht aneinander gedrngt,
+kugelige Chrysanthemum-Strucher (_Chrysanthemum frutescens_) mit
+tausenden von Blthen wie mit weien Sternen berset. Dann ein Judasbaum,
+ganz in Blthen gehllt, der seine rosenrothen Aeste ber die weien
+Chrysanthemen neigt. Ein gelbblthiger Rosenstrauch, der den rosenrothen
+Judasbaum erklimmt; schlanke Bambusen wie Federbsche in die Lfte ragend;
+daneben Fcherpalmen. Dunkelgrne, schlanke Cypressen; ein Pfefferbaum mit
+hellgrnen, zartgefiederten Blttern an den hngenden Aesten; dunkelrothe
+Bougainvilleen an den aufsteigenden Wnden: ein wahres Kaleidoskop. Hohe
+Dattelpalmen ragen aus der Schlucht hervor und umrahmen das Bild von
+Mentone, phantastische Opuntien nchst der Brcke bilden den ersten
+Vordergrund. Und dieses ganze farbenreiche Bild taucht mit seinem Rande in
+die dunkelblaue Fluth. Eine frische Brise weht uns vom Meer entgegen, der
+Frhling blickt mit allen seinen Blumenaugen aus der Schlucht empor. Es
+stimmt so harmonisch und heiter dieses hehre Bild. Daher wir es auch
+vergessen mchten, da dort ber Mentone, wo weie Steine und dunkle
+Cypressen zwischen grauen Mauern sich erheben, ein Ort der Trauer ist. Ein
+Schlo der Grimaldi stand einst auf dieser Hhe, zwischen seinen Trmmern
+und Umfassungsmauern ist dann der Friedhof entstanden. Er beherrscht
+diesen sonnigen Strand, wie einst die mchtige Burg ihn beherrschte: ein
+Wahrzeichen des heutigen Mentone. Ich suche die Gedanken von dieser Stelle
+abzuwenden, doch unablssig kehren sie zu derselben zurck. Denn trauriger
+hat mich ein Friedhof nie gestimmt wie dieser dort, mit seinen in Blumen
+ganz versteckten Grbern. Kaum kann es einen mchtigeren Widerspruch geben
+zwischen der freudig sonnigen Natur und dem jhen Tode. Dieser Gegensatz
+pret Einem das Herz zusammen. Und aus allen Theilen der Welt eilten jene
+zusammen, die auf diesem Friedhof ruhen. In der Blthe der Jahre, fern von
+ihrer Heimath, legten sie sich unter Jasmin und Rosen zu ewigem Schlaf. Ob
+ihnen wohl die Erde leichter wird, weil die Blumen nie auf derselben
+verwelken? Die Rosen im besondern drngen sich dort berall vor: weie,
+gelbe, blutigrothe, und sie verbreiten einen betubenden Duft. Als ich
+einst diesen Friedhof besuchte, da strahlte die Welt in Frhlingsglanz und
+jauchzte es von Leben in den Lften. Da war es besonders traurig zwischen
+diesen blumenreichen Grbern. Auf einem frisch errichteten Denkmal sa ein
+junger Bildhauer, meielte das Antlitz eines zarten Mdchens in den Stein
+und sang dazu ein frhliches Lied. Ich blieb vor dem Grabe lange stehen:
+es war wie in einer Shakespeare'schen Tragdie.
+
+Hoch ragen ber der Brcke San Luigi die zackigen Felsen empor, welche die
+Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier pltzlich auf, unvermittelt in
+romantischer Wildni. Ein einzelner Felsenkegel erhebt sich aus ihrer
+Mitte und endet mit spitzem Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in
+den Stein. Rosmarin und Wolfsmilch, Wachholder und groblthige Malven
+(_Lavatera maritima_) klammern sich an jeden Vorsprung der Felsen an und
+beleben ihre Eintnigkeit. Unten grnt Alles von ppigem Pflanzenwuchs.
+Ein kleiner Bach rauscht abwrts in den Felsenspalten und bildet dann
+zierliche Wasserflle. Ein Theil des Wassers wird in einen kleinen
+Aquduct gefat, der in malerischen Windungen abwrts luft, dann mit
+gewlbtem Bogen den Bach berschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in
+diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration!
+
+An jener so beraus warmen Stelle der Riviera bildet diese Felsenschlucht
+wohl noch den wrmsten Ort. Durch hohe Berge geschtzt und umfat, steht
+sie den sdlichen Winden nur offen. In dieser Schlucht beginnen schon im
+December die Veilchen zu blhen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die
+Eidechsen sollen ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets
+Ueberflu. Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt ihr
+Netz auch im Winter, um sie zu fangen.
+
+ VI.
+
+Niemand sollte es versumen, von Bordighera oder von Mentone aus, einen
+Ausflug nach La Mortola, dem Garten des Herrn Thomas Hanbury, zu
+unternehmen. Der Eintritt wird Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung
+von je einem Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Untersttzung des
+Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im Garten machen
+will, erhlt hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubni. Frher Eigenthum der
+Familie Orengo in Ventimiglia, trgt auch heute noch die schne Villa im
+Garten, welche Herr Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo.
+Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war sie von einem
+mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat sie in den feenhaften Garten
+verwandelt, der jetzt den Besucher entzckt. Der Garten deckt eine Flche
+von ungefhr vierzig Hektaren und fllt von der Kunststrae, welche das
+Dorf Mortola in hundert Meter Hhe durchzieht, bis zum Meere ab. Die in
+dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung
+anlehnt, gewhrt ihr Schutz gegen die Winde und ermglicht die
+Entwickelung einer so ppigen Vegetation, wie sie auch an der Riviera kaum
+ihres gleichen findet. Freilich mute durch knstliche Bewsserung
+vorgesorgt werden, da die lange Drre des Sommers nicht verhngnivoll
+fr die Pflanzen werde. Denn man rechnet in La Mortola ber zweihundert
+Tage im Jahr, an welchen der Himmel vllig wolkenlos bleibt, und auch
+innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig Regentage.
+
+Es wre ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle alle die
+zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten von La Mortola
+birgt. Es kommt mir nur darauf an, die Reichhaltigkeit desselben
+hervorzuheben. Was aber diesen Garten insbesondere belehrend macht, ist
+der Umstand, da alle Pflanzen Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der
+abgekrzte Name des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die
+Familie, der sie angehren, angegeben ist. So kann jeder Besucher des
+Gartens erfahren, wie die Pflanze heit, die ihm durch ihre Schnheit oder
+ihren Wohlgeruch auffllt, eine Pflanze, nach deren Namen er vielleicht
+vergeblich schon in manchem anderen Garten der Riviera forschte. Herr
+Hanbury ist bemht, seinem Garten auch wissenschaftlichen Werth zu
+verleihen und sucht unaufhrlich neue, interessante, technisch wichtige
+oder durch ihre Heilkraft ausgezeichnete Gewchse fr denselben zu
+erwerben. Ein kenntnireicher deutscher Grtner, Gustav Cronemeyer,
+stellte vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichni aller
+Pflanzen des Gartens auf. Dieses Verzeichni umfat ber 3600 Arten. Es
+wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit der
+Aufforderung, aus den Schtzen des Gartens fr wissenschaftliche Zwecke zu
+schpfen. Auch die Samen und Frchte des Gartens erntet man alljhrig, um
+sie wissenschaftlichen Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury
+gleichzeitig stattliche Schulgebude in La Mortola errichtet, da er
+neuerdings auch ein schnes botanisches Institut in Genua erbauen lie, um
+es der dortigen Universitt zu schenken, so lt sich wohl behaupten, da
+er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von seinen Reichthmern macht.
+Leider ist der eifrige Leiter des Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem
+gestorben, und gewhrt es nur einen Trost, da sein Nachfolger, ebenfalls
+ein deutscher Grtner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren
+tritt.
+
+Gerade im Frhjahr ist es, wo der Garten von La Mortola in vollstem
+Blthenschmucke prangt. Besonders tragen die Akazien dazu bei, ihn um jene
+Zeit so ppig zu verzieren. Ueber neunzig Arten der Gattung _Acacia_
+stehen da in Cultur, von den fein gefiederten, mimosenartigen an, deren
+Blttchen jeder Windhauch in Bewegung setzt, bis zu jenen starrend
+stachlichen Arten, welche schon durch ihren botanischen Namen als
+bewaffnet (_armata_), struppig und schauerlich (_horrida_)
+hinreichend gekennzeichnet werden. Manche Akazien sind von gelben Blthen
+so berdeckt, da das grne Laub unter denselben fast verschwindet, und
+die meisten verbreiten zur Blthezeit ein liebliches Aroma. Benennungen
+wie lieblich, angenehm (_suaveolens_) zeichnen noch besonders einzelne
+Arten aus. Der hchste Preis des Wohlgeruchs gebhrt aber unstreitig der
+tropisch-amerikanischen _Acacia Farnesiana_, welche ihre veilchenduftenden
+Blthenkpfchen den ganzen Winter ber treibt. Diese Blthenkpfchen
+dienen in Grasse und in Cannes unter dem Namen _fleurs de cassie_ in
+ausgiebiger Weise den Zwecken der Parfmerie. Den Namen _Farnesiana_
+erhielt diese schon lange in Sdeuropa bekannte Pflanze wohl daher, da
+sie in den farnesianischen Grten in Rom zuerst gezchtet wurde. - Durch
+ihr zartes, zierliches, doppeltgefiedertes Laub von blulich grner Farbe,
+fllt hier, wie auch an den anderen Stellen der Riviera, die _Acacia_ oder
+_Albizzia Julibrissin_ auf, ein stattlicher Baum vom Aussehen einer
+Mimose, dessen hellviolette Blthenkpfchen aber erst im Juli zur
+Entfaltung kommen. Sie stammt von der Sdkste des kaspischen Meeres, ihr
+Arten-Name ist persisch und bedeutet Seidenblume. - Von der
+sdafrikanischen steifen _Acacia horrida_ stammt eine geringe Gummisorte,
+die als Capgummi bekannt ist. Das feinste Gummi arabicum tritt aus der
+Rinde der senegambisch-kordofanischen _Acacia Senegal_, hnlich wie bei
+uns Kirschgummi aus der Rinde von Kirschbumen, hervor.
+
+Durch ein ganz besonders feines Aroma zeichnet sich in dem Garten von La
+Mortola auer der _Acacia Farnesiana_ ein gelbblhender Strauch, die
+_Pteronia incana_ vom Cap aus, welche zu derselben Abtheilung der
+Compositen wie unsere Astern gehrt, deren Blthenkpfchen aber einen, man
+knnte fast sagen, vergeistigten Aprikosenduft verbreiten. Sehr
+wohlriechend in allen seinen Theilen ist ein anderer Strauch vom Cap, die
+Rutacee _Diosma fragrans_. Nicht umsonst hat sie, so wie ihre nchsten
+Verwandten, die bei uns viel in Gewchshusern cultivirt und als
+Bouquetgrn benutzt werden, den Namen _Diosma_, d. h. Gtterduft,
+erhalten. Ein chilenischer Strauch mit kleinen gelben Blthen, die
+Flacourtiacee _Azara microphylla_, wird wegen seines vanillenartigen
+Duftes in der Heimath Aromo genannt. Eine krautartige Salbeiart, die
+_Salvia albocoerulea_, riecht wie feines Tafelobst. Verschiedene
+Pelargonien, so namentlich das _Pelargonium roseum_ und _odoratissimum_,
+verbreiten ein starkes rosenartiges Parfm, wenn man ihre Bltter
+zerdrckt. Geradezu betubt wird man an zahlreichen Stellen des Gartens
+von dem Duft, der den kleinen weien Blthen vom _Pittosporum Tobira_
+entstrmt. Diese Blthen decken in groer Zahl den baumartigen immergrnen
+Strauch, der im Aussehen an den lorbeerartigen Schneeball (_Viburnum
+Tinus_) unserer Gewchshuser erinnert. Es gibt auch eine Art mit fast
+schwarzen Blthen, die fremdartig genug auf den Zuschauer einwirkt. -
+Lieblich duftet, hnlich wie unsere wohlriechende Platterbse, ein
+zierlicher Baum mit berhngenden Aesten, der aus der Ferne ganz wei
+erscheint von reicher Blthenflle. Es ist eine west-mediterrane
+Ginsterart, _Genista monosperma_, die zu den anmuthigsten Pflanzenformen
+im Frhjahr an der Riviera gehrt. Ist auch zu jener Zeit der
+Blthenreichthum noch so gro, Jedem fllt, unter allen anderen, diese
+Pflanze auf, die den Namen Blthenregen fhren sollte. Erscheint es da
+nicht wunderbar, da zu derselben Gattung, wie dieses so zart erscheinende
+Gewchs, auch die _Genista acanthoclada_ gehrt, ein Strauch der
+griechischen Berge, der so stachelig ist, da er fr die Pflanze des
+Tartarus gelten konnte: _Aspalathus_, nach der Insel Aspalathe an der
+Kste von Lycien genannt, lieferte er, der Sage nach, jene Ruthen, mit
+denen die Gottlosen in der Unterwelt gepeitscht wurden.
+
+Eigenthmlich berhren den Besucher des Gartens die Casuarineen, die in
+groen Exemplaren gleich unterhalb der Eingangstreppe stehen. Die
+graugrnen feinen Zweige dieser Bume hngen wie die Federn eines
+Casuarschweifes herab und verschafften dem Gewchs auch seinen Namen. Die
+Zweige sind blattlos; die Ernhrung des Baumes, die sonst von den Blttern
+besorgt zu werden pflegt, fllt hier somit den Zweigen zu. Diese sind
+demgem auch grn gefrbt, d. h. sie fhren jenen Farbstoff, das
+Chlorophyll, dessen Anwesenheit fr die Bereitung von Nahrungsstoff durch
+die Pflanze nothwendig ist. Die Casuarineen bilden in Australien
+ausgedehnte Wlder von sehr eigenem Aussehen. Wie so viele andere
+australische Bume vermgen sie dem Boden nur sprlichen Schatten zu
+spenden. Die Blthen dieser Gewchse sind so klein und unansehnlich, da
+nur das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das Holz der
+Casuarineen zeichnet sich durch seine Hrte und seine Schwere aus und hat
+daher den Eingeborenen zur Anfertigung von Streitkolben gedient.
+
+Ein australischer Baum, der in den letzten Decennien ungemein rasche
+Verbreitung ber die Riviera gefunden hat und den der Garten von La
+Mortola in nicht weniger als vierundzwanzig Arten besitzt, ist der
+Eucalyptus. Jeder, der Italien einmal besuchte, kennt die Eucalypten, wenn
+auch wohl nur die eine, berall vertretene Art derselben, den _Eucalyptus
+globulus_. Auch dieser australische Baum gibt im Verhltni nur wenig
+Schatten; seine Bltter sind zwar von ansehnlicher Gre, sie hngen aber
+an langen Stielen von den Zweigen senkrecht herab und knnen daher selbst
+bei dichter Belaubung den Sonnenstrahlen nicht allen Durchgang verwehren.
+Da auch der leiseste Windhauch diese Bltter in Bewegung setzt, so
+herrscht unter den Eucalyptusbumen ein eigenes zitterndes Zwielicht, das
+allerdings erst in Eucalyptus-Wldern voll empfunden wird. Die Eucalypten
+gehren zu den Riesen der Pflanzenwelt, zu denjenigen Bumen, welche
+berhaupt die bedeutendste Gre erreichen. In Australien sind Stmme von
+_Eucalyptus amygdalina_ gemessen worden, deren Hhe 156 Meter betrug und
+somit genau derjenigen der Thrme des Klner Doms entsprach, die Pyramide
+des Cheops aber um fnf Meter, die Peterskirche in Rom sogar um mehr als
+zwanzig Meter berstieg. Die Eucalypten wachsen auch an der Riviera
+uerst rasch und ragen schon ber ihre Umgebung weit empor, ungeachtet
+ihre Anpflanzung hauptschlich erst Ende der sechziger Jahre erfolgte. Im
+Garten von La Mortola erreichte ein _Eucalyptus globulus_ in sieben Jahren
+neunzehn Meter Hhe und fast anderthalb Meter im Umfang. Kein in Europa
+sonst bekannter Baum vermag hnliches zu leisten. Trotz so raschen
+Wachsthums zeichnet sich das Eucalyptusholz durch groe Hrte aus. An
+vielen Orten hat man Eucalypten angepflanzt, weil man der Ausdnstung
+derselben besondere heilsame Krfte zuschrieb. Thatschlich kommt aber den
+uerst geringen Mengen von therischen len, die sich um die Eucalypten
+verbreiten, kaum eine merklich desinficirende Wirkung zu. Dadurch
+hingegen, da die Eucalypten rasch auf sumpfigem Boden wachsen und als
+immergrne Pflanzen Sommer und Winter Wasser aus ihren Blttern
+verdunsten, tragen sie zu dessen Trockenlegung bei. Die Hoffnung, da die
+Extracte aus Blttern und Rinde der Eucalypten das Chinin ersetzen wrden,
+war gleichfalls bertrieben. Kommt auch diesen Extracten eine gewisse
+febrifuge Wirkung zu und sind dieselben auch seit undenklichen Zeiten von
+den Eingeborenen Australiens gegen Malaria verwandt worden, so stehen sie
+doch dem Chinin ganz bedeutend nach. Im April sieht man die lteren
+Eucalyptusstmme an der Riviera sich mit groen weien Blthen bedecken,
+welche durch ihre uerst zahlreichen, feinen und langen Staubgefe
+auffallen. Der Kundige erkennt an diesen Blthen, da der Baum zu den
+myrtenartigen Gewchsen gehrt. Eine Eigenthmlichkeit der Eucalypten ist
+es, da deren Blthenknospen sich mit einem runden Deckel ffnen, der als
+grne, weibereifte Mtze abgeworfen wird. Diese Deckel sieht man im
+Frhjahr in groen Mengen unter den Eucalyptusbumen liegen; sie
+verbreiten, wenn man sie zertritt, einen sehr durchdringenden Geruch.
+Neuerdings hat sich die Industrie auch dieser Gebilde bemchtigt, und in
+Bordighera sah ich Kreuze und Rosenkrnze, die aus trockenen,
+aufgefdelten Eucalyptusblthen-Deckeln hergestellt waren.
+
+Ganz junge Eucalyptusbume, wie man sie auch bei uns, innerhalb der
+Gewchshuser, sehen kann, zeigen zunchst ein von den lteren Bumen
+durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum glaubt man dieselben Pflanzen vor
+Augen zu haben. Die Bltter sind breit, stumpf, stengelumfassend,
+wagerecht gestellt, und erst an lteren Zweigen treten an deren Stelle die
+schmalen, zugespitzten, langgestielten Bltter auf, die senkrecht abwrts
+hngen. Damit verndert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor zeigten sie
+verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt sind beide Seiten
+gleich. Beide Blattflchen werden ja an den hngenden Blttern in gleicher
+Weise von Lichtstrahlen getroffen. Sie brauchen aber gleichen Bau, um
+gleiche Arbeit zu verrichten. Aehnliche Einrichtungen treten uns bei
+vielen anderen Gewchsen Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den
+Charakter der dortigen Vegetation.
+
+Der in Italien hauptschlich cultivirte _Eucalyptus globulus_ ist nicht
+der widerstandfhigste Vertreter seiner Gattung, wie er denn auch im
+strengen Winter 1890-91 an exponirten Stellen der Riviera gelitten hatte.
+Manche Arten trotzen besser der Klte, und der _Eucalyptus Gunnii_ gedeiht
+selbst in Whittingham bei Edinburgh.
+
+Der hohen Schutzmauer der Seealpen, welche die kalten Nordwinde abhlt,
+verdankt die Riviera di Ponente ihr mildes Klima. Diese Schutzmauer
+bedingt es auch, da dort die Cultur der Agrumi erfolgreich betrieben
+werden kann. An zahlreichen Stellen der Kste, zwischen Nizza und Savona,
+gedeihen die Agrumi ebenso gut wie bei Neapel, whrend der Reisende das
+Innere von Ober- und Mittelitalien durchwandern kann, ohne sie zu
+erblicken. Unter der Bezeichnung Agrumi werden die Vertreter der Gattung
+_Citrus_ zusammengefat. Das Verzeichni von La Mortola weist ber zwanzig
+Arten oder Formen dieser Gattung auf. Man findet dort fast alle in Italien
+cultivirten Agrumi in engem Raum beisammen. Diese Pflanzen scheinen so
+fest mit dem italienischen Boden verwachsen zu sein, da italienische
+Bilder stets der Phantasie des Nordlnders vom Blthenduft der Citrone
+durchweht und vom Glanze der Goldorange durchleuchtet erscheinen. Am
+meisten hat diese Vorstellung wohl das Mignonlied verbreitet, jenes Lied,
+das der Sehnsucht des Nordlnders nach sdlicheren Gestaden so unendlichen
+Ausdruck verlieh. So sehr die Agrumi aber auch in die italienische
+Landschaft zu gehren scheinen, so sind sie doch erst verhltnimig spt
+in dieselbe gelangt und nur auf ganz bestimmte Theile von Italien
+beschrnkt geblieben. Ihre Heimath liegt im fernen Asien, in Ostindien und
+Sdchina; ber den Orient schlugen sie aber zunchst ihren Weg nach Europa
+ein. Wie aus dem alten Trait du Citrus von Gallesio, dem Werke Victor
+Hehn's ber Culturpflanzen und Hausthiere, Alphonse de Candolle's
+Ursprung der Culturpflanzen, endlich Flckiger's Pharmacognosie - von
+lteren Quellenwerken abgesehen - zu erfahren ist, war dasjenige, was im
+Alterthum zunchst Citrum hie, das Holz von _Callitris quadrivalvis_.
+Auch diese nordafrikanische Conifere ist in dem Hanbury'schen Garten in
+vortrefflicher Entwickelung zu sehen. Ihr Holz liefert das Sandarac, ein
+Harz, das in erstarrten, weien Thrnen die Stammrinde deckt und aus der
+Wunde heraustropft, wenn ein Zweig abgeschnitten wird. Das schn
+gemaserte, wohlriechende Holz dieses Baumes stand bei den Rmern in hohem
+Ansehen und diente im Besonderen zur Anfertigung von Kisten, welche
+wollene Kleider vor Motten schtzen sollten. Als dann die Citrone den
+Rmern bekannt wurde, und es sich zeigte, da sie in hnlich wirksamer
+Weise die Motten abhlt, wurde der Name Citrum auf dieselbe bertragen.
+Von dem Gewchse, welches diese _mala citria_ erzeugt, drang die erste
+Kunde nach Griechenland whrend der Kriegszge Alexanders des Groen.
+Letztere waren es, welche den Orient und die Tropen der griechischen
+Cultur erschlossen. Sie brachten den classischen Lndern eine solche Flle
+neuer Naturanschauungen, wie dies zum zweiten Mal in gleichem Mae nur
+durch die Entdeckung des tropischen Amerika wieder geschah. Ueber den
+Citronenbaum wurde berichtet, da er ein wunderbares Gewchs der
+persischen und medischen Lande sei, und voll goldener Frchte hnge. Diese
+sollten nicht nur gegen Motten schtzen, sondern auch als Gegengifte
+uerst wirksam sein. Ja, es bildete sich, wie man in einem Werke des
+Athenaeos, eines Gelehrten, der zu Naukratis in gypten geboren wurde und
+um 228 n. Chr. starb, lesen kann, der Aberglaube, da, wer von diesen
+Frchten gekostet habe, den Bi giftiger Schlangen nicht zu frchten
+brauche. Jenes durch seine Citate sehr werthvolle und merkwrdige Werk des
+Athenaeos schildert ein fingirtes Gastmahl, welches von einem rmischen
+Schlemmer und Schngeist, Knstlern, Dichtern und Gelehrten geboten wird,
+und bei welchem an die dargereichten Speisen und Getrnke sich
+entsprechende Unterhaltungen knpfen. Da erzhlt ein gewisser Demokritos,
+sein Freund, der Statthalter von gypten, habe ihm mitgetheilt, da zwei
+Verbrecher, die zum Tode durch giftige Schlangen verurtheilt waren, dem
+Bi derselben nicht erlagen, weil sie von einer Citrone zuvor aen. Der
+Statthalter habe den Versuch absichtlich mit denselben Verbrechern zum
+zweiten Male wiederholt, aber nur dem einen von beiden eine Citrone
+dargereicht. Die Folge sei gewesen, da dieser eine nur den Bissen der
+giftigen Nattern zu widerstehen vermochte, whrend der andere bald nach
+der Verwundung starb. Als bestes Schutzmittel gegen Gift empfiehlt der
+Erzhler eine in Honig zerkochte Citrone. Man msse von diesem Gegengift
+frh am Morgen eine kleine Menge zu sich nehmen und sei dann den ganzen
+Tag ber vor Vergiftung sicher. Dem Aberglauben, der solche Vorstellungen
+nhrte, liegt wie auch sonst in hnlichen Fllen, ein Fnkchen Wahrheit zu
+Grunde. Thatschlich ist die Citrone durch sehr starke fulniwidrige
+Eigenschaften ausgezeichnet, Eigenschaften, die sie auch heute noch als
+Antisepticum sehr schtzbar machen. Schon im Alterthum hatte man richtig
+erkannt, da der Saft der Citrone den Athem verbessere. Ein Vergngen
+konnte es damals nicht sein, Citronen zu genieen, denn es waren
+thatschlich nicht unsere jetzigen Citronen, vielmehr Cedraten oder
+Citronat-Citronen, die uns nur eingemacht schmecken. Diese Cedraten heien
+auch heute noch Cedro bei den Italienern. Saftiges Fruchtfleisch ist
+ihnen nicht eigen; sie bestehen fast ausschlielich nur aus Schale, und
+diese ist es, die, in Zucker eingekocht, die Citronate liefert. Die
+Cedraten erreichen meist bedeutendere Gre als die Citronen, sind
+letzteren im brigen hnlich. Ihre Form variirt aber bedeutend, und da
+viele Abnderungen durch Veredelung fixirt worden sind, so bekommt man
+neben stark in die Lnge gezogenen auch fast runde Cedraten zu sehen. Das
+gab sogar Veranlassung zur Aufstellung verschiedener Arten innerhalb
+dieses Formenkreises, wie es denn berhaupt schwer fllt, zu
+unterscheiden, was Art und was nur Abart in der Gattung Citrus ist. Eine
+rundliche durch stark hckerige Schale und feinen Wohlgeruch
+ausgezeichnete Frucht, die auch zu den Cedraten gehrt, wird als
+Adamsapfel oder Paradiesapfel unterschieden. Sie galt als die Frucht vom
+Baume der Erkenntni und findet als solche beim Laubhttenfest der Juden
+heute noch Verwendung. Die gesuchtesten Frchte zu diesem Fest werden aus
+Corsica, Corfu, Marocco und Palstina eingefhrt und knnen bei
+vorgeschriebener Form sehr hohen Geldwerth erreichen.
+
+Der Cedratenbaum kam bei den Rmern sehr in Mode, und man sah ihn, in
+Kbeln gepflanzt, die Sulenhallen der Villen und die Grten schmcken.
+Vom dritten Jahrhundert an wird er auch, als im freien Lande gedeihend,
+beschrieben. Heut noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich
+vor allen anderen Agrumi dadurch aus, da er das ganze Jahr hindurch
+Blthen und Frchte trgt.
+
+Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone bezeichnen, die
+aber richtiger auch bei uns Limone heien mte, kam durch Vermittlung der
+Araber erst im zehnten Jahrhundert nach Sd-Europa, zunchst nach Spanien,
+dann wohl auch nach Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen
+Kste, wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer
+aus Syrien und aus Palstina brachten. Mit den Limonenbumen zugleich
+gelangten die Pampelmusen und die bitterfrchtigen Pomeranzenbume an die
+Riviera, und Ligurien blieb berhaupt lange Zeit das Land, in welchem die
+Cultur der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen
+Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten
+Jahrhundert, als die Ansprche an die Gensse des Lebens sich zu steigern
+begannen. Sie verbreitete sich in Italien zugleich mit der Limonade, deren
+Zubereitung man von den Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war
+es, da auch in Paris die ersten Limonadiers auftraten, um bald eine
+hnliche Rolle wie heut die Cafetiers zu spielen. Die Limone, durch die
+nmlichen, fulniwidrigen Eigenschaften wie die Cedrate ausgezeichnet,
+lieferte in der That nicht nur ein erfrischendes, sondern zugleich auch
+ein antiseptisches Getrnk. In den der zweiten Hlfte des sechzehnten
+Jahrhunderts angehrenden Kruterbchern des Tabernaemontanus, der Arzney
+Doctoris und Chur-Frstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen, heit es, da
+der Citronensaft nicht allein wider die innerliche Fulung und das Gifft
+sehr gut und krftig sei, sondern auch gegen alle Traurigkeit und
+Schwermthigkeit des Hertzens und die Melancholey. Die Rinde widerstehe
+dem Gift: Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch ein
+Rauch damit machen. - Der Citronensaft gilt auch heute noch als eines der
+wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die bekannte Mund- oder
+Zahnfleischfule, der die Seefahrer besonders unterworfen sind. Daher
+jetzt die englische Marine, und nach ihrem Beispiel auch andere,
+Citronensaft in wohlverschlossenen Flaschen auf ihren Schiffen fhren.
+
+Ich bemhte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich verbreitete,
+frher fast allgemeine Brauch stammt, da die Leichentrger bei
+Begrbnissen eine Citrone in der Hand halten. Ursprnglich ist er durch
+die fulniwidrigen Eigenschaften und den starken Geruch der Citrone
+veranlat worden, dann hat er symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik
+hat sich in mannigfaltiger Weise der Citrone bemchtigt. So heit es in
+J. B. Friedrich's Werke: Die Symbolik der Mythologie der Natur: Das
+Aromatische, Erquickende und Belebende der Citrone hat sie zum Symbole des
+Lebens und des Schutzes gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher schtzt
+nach altem Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher trgt das indische
+Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen lt, auf seinem
+Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone in der Hand als Sinnbild ihres
+zuknftigen Zusammenlebens mit dem Gatten; daher die noch bliche Sitte,
+da bei einem Leichenbegngnisse die Leidtragenden die das neue Leben des
+Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen; daher endlich
+die Sitte des zum ersten Mal zur Communion gehenden Kindes, eine Citrone
+zu tragen, weil es durch die Communion ein neues Leben durch seinen
+erneuerten Bund mit Gott eingeht.
+
+Der Pampelmusbaum (_Citrus decumana_) fllt durch die Gre auf, die seine
+Frchte erreichen. Dieselben haben s-suerlichen Geschmack und werden
+mit Wein und Zucker gegessen. Einzelne Frchte knnen unter Umstnden bis
+sechs Kilo Gewicht erlangen.
+
+Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische Bltter und
+Blthen ausgezeichnet. Die Frchte zeichnen sich durch ihre goldige
+Frbung aus. Sie werden frisch nicht genossen, wohl aber gelten die in
+Zucker eingemachten Schalen derselben als besonders wohlschmeckend. Auch
+dienen die Bltter, Blthen und die unreifen Frchte zur Gewinnung
+therischer le und spielen letztere auerdem eine wichtige Rolle bei der
+Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfrchtigen Pomeranze sich als
+besonders widerstandsfhig erwiesen hat, so verwendet man ihn auch hufig
+als Unterlage, auf welcher andere Citrus-Arten veredelt werden.
+
+Der sfrchtige Pomeranzenbaum gelangte wesentlich spter nach Europa als
+die bisher genannten Agrumi. Man nahm ziemlich allgemein bis vor Kurzem
+an, die Portugiesen htten ihn erst gegen Mitte des sechzehnten
+Jahrhunderts, und zwar angeblich im Jahre 1548, aus dem sdlichen China
+mitgebracht; ja man zeigte im Garten des Grafen von St. Lorenzo zu
+Lissabon einen Orangenbaum, der der eingefhrte Urbaum sein sollte. Aus
+den Schriften von Galesio, Targioni und Goeze scheint aber hervorzugehen,
+da die se Pomeranze schon wesentlich frher die Grten Spaniens und
+Italiens schmckte; sie mu bereits im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts
+nach Europa gelangt sein. Galesio sucht es wahrscheinlich zu machen, da
+die Cultur der sen Orange auch an der Riviera bis ins fnfzehnte
+Jahrhundert zurckreicht, doch ist seine Beweisfhrung nicht berzeugend.
+So berichtet Galesio ber ein aus den Acten der Stadt Savona vom Jahre
+1471 sich ergebendes Geschenk von eingemachten Citronen und Limonen und
+frischen Citruli, welches die Stadt Savona ihrem Gesandten in Mailand
+machte. Da nun die als Citruli bezeichneten Frchte frisch gesandt
+wurden, hlt sie Galesio fr *se* Orangen, da der Gesandte in Mailand
+wohl keine *bitteren* htte essen mgen. In dem Archiv eines Notars in
+Savona ist andererseits ein Verkaufsact vom Jahre 1472 ber eine
+Schiffsladung von 15 000 Citranguli oder Cetroni aufgefunden worden, und
+Galesio frgt sich, was man wohl mit 15 000 bitteren Pomeranzen angefangen
+htte. Auf diese Frage kann man ihm die Antwort schuldig bleiben, ohne da
+dadurch der Nachweis, da es sich wirklich um se Orangen gehandelt habe,
+beigebracht sei. Ja eine solche Annahme mte um so gewagter erscheinen,
+als thatschlich schon Matthaeus Silvaticus in Salerno, der Verfasser des
+1317 beendigten _Opus pandectarum medicinae_ die *bittere* Pomeranze als
+_Citrangulum_ bezeichnet und diese Bezeichnung auch von den bersetzern
+arabischer Werke von ihm benutzt wurde, um den arabischen Namen _narindj_
+wiederzugeben. Andererseits zeigt die heute noch in Italien bliche
+Anpreisung der sen Pomeranze als Portogallo deutlich den Ursprung der
+jetzt dort cultivirten Frchte an. Mgen es somit auch nicht die
+Portugiesen gewesen sein, welche die se Pomeranze in Europa einfhrten,
+so haben wir denselben doch die bessere, jetzt beliebte Sorte dieser
+Frucht zu danken. Die chinesische Heimath der sen Pomeranze dagegen
+kommt in dem deutschen Namen Apfelsine, ursprnglich Sinaapfel oder
+chinesischer Apfel, zur Geltung. Der deutsche Name wurde von den Russen,
+den Grenznachbarn der Chinesen adoptirt; bezeichnend genug, meint Victor
+Hehn, fr die Umwlzung im Weltverkehr, der seit Vasco de Gama nicht mehr
+quer durch das Gebiet von Asien, von Ost nach West, vielmehr aus dem Ocean
+in umgekehrter Richtung sich vollzog.
+
+Der Name Orange stammt aus dem Sanskrit und ist auf _nagarunga_ oder
+_nagrunga_ zurckzufhren. Die Araber hatten daraus _Narunj_ gebildet, die
+Italiener _Naranzi_, _Aranci_, die Franzosen schlielich Orange. Die
+mittelalterliche Bezeichnung _poma aurantia_ Goldpfel, ist somit nur
+dem Klange nach dem Worte Orange hnlich. Aus poma aurantia ging dann
+aber das deutsche Pomeranze und das polnische _Pomara['n]cza_ hervor.
+
+Da unter den goldenen pfeln der Hesperiden, die Herakles, der Sage nach,
+aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen gemeint sein konnten, geht aus
+der Geschichte jener Frchte genugsam hervor. Die goldenen pfel der
+Hesperiden waren vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht,
+dienten sie dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten
+unter den brutlichen Gaben.
+
+Wie schn ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung werden kann, wenn
+ihn Tausende von goldenen Frchten schmcken, das lt sich freilich kaum
+an der Riviera, ja nicht einmal in Sorrent ermessen. Vllig ausgewachsene,
+ppig entfaltete Orangenbume von der Gre unserer Apfelbume, sah ich
+erst am Fue des tna. Theobald Fischer gibt in seinen Beitrgen zur
+physischen Geographie der Mittelmeerlnder an, da ein ausgewachsener,
+gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis siebenhundert, ein
+Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert Frchte liefert. Im Durchschnitt
+knne man auf den Hektar Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen,
+und was das sagen will, geht daraus hervor, da die eintrglichsten Grten
+bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis 2700 Francs auf den
+Hektar bringen.
+
+Es gibt eine Unzahl von Apfelsinensorten, von denen zu uns aber nur einige
+wenige gelangen, darunter die jetzt immer beliebter werdende blutfarbige,
+die Orange von Jericho.
+
+Auch die als besondere Art der Gattung Citrus geltenden Mandarinen
+(_Citrus nobilis_) sind Gegenstand bedeutenden Exportes aus Italien
+geworden. Der Mandarinenbaum gedeiht an der Riviera sogar besser, als der
+Apfelsinenbaum. Er ist in allen Theilen kleiner, und an seinem
+buschig-runden Wuchs unschwer zu erkennen. In China und Cochinchina steht
+er seit undenklichen Zeiten schon in Cultur, in Europa hingegen tauchte er
+erst im Jahre 1828 auf.
+
+In dem Garten von La Mortola ist auch die _Citrus bergamia_ zu finden, aus
+deren Fruchtschalen das uerst wohlriechende Bergamottl gewonnen wird;
+desgleichen steht dort die _Citrus myrtifolia_, deren sehr kleine Frchte,
+in Zucker eingesotten, die beliebten Chinois liefern. Es fehlt auch
+nicht die se Limone oder Limette, die nur eine Abart der sauren Limone
+ist und wie die se Orange gegessen wird.
+
+Eigenartig sieht die _Citrus trifoliata_ aus, ein aus Japan stammender
+Strauch, der dreitheilige Bltter trgt und mit groen scharfen Dornen
+bewaffnet ist. An seinen Blthen und Frchten kann man ihn als Citrus-Art
+erkennen, sonst macht er wirklich nicht diesen Eindruck. Er vertrgt die
+Klte so gut, da man ihn selbst in Paris im Freien sieht.
+
+Besonders fllt in dem La Mortola-Garten eine monstrse Orangenform auf,
+die der Katalog als _Citrus Aurantium var. Buddhafingered_ bezeichnet.
+Die Mibildung beruht darauf, da die einzelnen Fruchtfcher, aus welchen
+die Orange aufgebaut ist, statt zu einer runden Frucht vereinigt zu
+bleiben, an ihren Enden frei hervorwachsen. Dadurch bekommt diese Frucht
+eine Anzahl von Fortstzen und erinnert entfernt an eine Hand mit
+vorgestreckten Fingern. Diese hnlichkeit hat in Indien den Vergleich mit
+Buddha's Hand veranlat und aberglubische Vorstellungen erweckt. Ganz
+hnliche Mibildungen kommen auch, in mannigfacher Verschiedenheit, bei
+den Citronen und Limonen vor und werden durch Veredlung festgehalten.
+
+Weitaus der merkwrdigste Baum in der Reihe der Agrumi ist die Bizzarria,
+welche der La Mortola-Garten ebenfalls besitzt. Schner entwickelt sah ich
+diese Pflanze im botanischen Garten zu Neapel. Die Bizzarria trgt
+zugleich Orangen, Citronen und Limonen. Sie weist auch Frchte auf, welche
+die Mitte zwischen jenen Fruchtformen halten, endlich auch Frchte, an
+welchen einzelne Fcher das Aussehen von Orangen, andere dasjenige von
+Limonen oder Citronen besitzen. Es sind Bizzarrien beschrieben worden,
+deren Frchte die Bestandtheile von fnf verschiedenen Fruchtformen der
+Agrumi in sich vereinigten. Die Entstehung der Bizzarrien ist bis jetzt
+nicht endgltig aufgeklrt worden. Die Einen halten sie fr Bastarde,
+whrend Andere meinen, sie seien bei der Veredelung durch zufllige
+Vermischung der Eigenschaften der Unterlage und des Edelreises entstanden.
+Letzteres wre sehr merkwrdig, da die Erfahrung, die wir tglich bei der
+Veredelung unserer Obstbume, der Rosen und anderer Gewchse machen, sonst
+lehrt, da die Unterlage ohne allen Einflu auf das Edelreis bleibt, da
+beide ihre Eigenschaften unvermischt behalten. - Die Bizzarrien sind seit
+der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bekannt. Sie muten ja von Alters
+her durch ihr merkwrdiges Verhalten die Aufmerksamkeit auf sich richten.
+Zum ersten Mal wird ber die Bizzarria im Jahre 1644 berichtet und
+angegeben, da sie im Garten Panciatichi in Florenz wachse. Im Jahre 1711
+beschftigte sich die franzsische Academie der Wissenschaften mit
+derselben und kam zu dem eigenthmlichen Schlu, sie sei eine
+ursprngliche Pflanzenart eben so gut wie die Orange oder die Citrone.
+
+In unserem nordischen Garten wird brigens auch ein kleiner Baum
+cultivirt, der sich hnlich wie die Bizzarria verhlt. Es ist ein
+Goldregen, der dem Grtner zu Ehren, der ihn in den Handel einfhrte,
+_Cytisus Adami_ genannt wird. Sein Ursprung ist ebenso wenig wie derjenige
+der Bizzarrien aufgeklrt. Dieser uerst zierliche und interessante Baum,
+der sich leicht cultiviren lt und bei keinem Gartenliebhaber fehlen
+sollte, trgt zur Blthezeit der Hauptsache nach Blthentrauben, die ganz
+so wie diejenigen des gewhnlichen Goldregens (_Cytisus Laburnum_) gebaut,
+aber nicht gelb, sondern mattroth sind. An einzelnen Zweigen sind aber
+auch reingelbe Blthentrauben, die sich dann von denjenigen des
+gewhnlichen Goldregens gar nicht mehr unterscheiden, zu sehen. Auerdem
+trgt der Baum an besonders gestalteten kleinbltterigen Zweigen purpurne
+Einzelblthen, welche, so wie die Zweige selbst, einer anderen
+Cytisus-Art, dem _Cytisus purpureus_ gleichen. Endlich kommen gemischte
+Blthentrauben mit gelben und rothen Blthen und mit Blthen, die zum
+Theil gelb, zum Theil roth sind, vor. Nur die gelben Blthen, die
+denjenigen des _Cytisus Laburnum_, und die purpurnen Blthen, die
+denjenigen des _Cytisus purpureus_ gleichen, setzen Frchte an, die
+anderen verhalten sich wie hufig sonst die Blthen der Bastardpflanzen,
+sie sind unfruchtbar. Es ist mglich, da es sich bei _Cytisus Adami_ um
+einen eigenartigen Bastard zwischen _Cytisus Laburnum_ und _Cytisus
+purpureus_ handelt; der Grtner Adam zu Vitry bei Paris gab seinerseits
+an, ihn durch Veredelung von _Cytisus purpureus_ auf _Cytisus Laburnum_
+erhalten zu haben.
+
+In den Grten von der Mortola wird Jeder gern auch den Namen und die
+Heimath von zwei Pflanzen erfahren wollen, die ihm in den Grten der
+Riviera sicher zuvor schon aufgefallen sind: nmlich der _Wigandia
+Caracasana_ und des _Echium frutescens_ Die erstere ist eine stattliche,
+aus Venezuela stammende Blattpflanze, die bis zwei Meter Hhe erreicht.
+Ihre sehr groen Bltter sind elliptisch, am Rande doppelt gezhnt,
+beiderseits behaart, an der Oberseite etwas rostfarbig. Die groen
+violetten, mit gelben Staubfden versehenen Blthen bilden hrenfrmige
+Blthenstnde. Wie bei anderen Vertretern derselben Familie, der
+Hydrophyllaceen und der nah verwandten Familie der Boragineen oder der
+Boretsch-Gewchse, sind die Blthenstnde von Wigandia in ihrem oberen
+Theile schneckenfrmig eingerollt. Der eingerollte Theil ist noch unfertig
+und rollt sich in dem Mae auf als seine Blthenknospen reifen. Solche
+Einrichtungen gewhren den Vortheil einer sehr langen Blthezeit. Da kann
+die blhende Pflanze schlechte Witterung, oder sonst wie ungnstige Zeiten
+berdauern, ohne da ihre Samenbildung ganz verhindert werde. Wie diese
+verhltnimig groe Wigandia, so gehrte zu derselben Familie der
+Hydrophyllaceen das in unseren Grten hufig cultivirte bescheidene
+Hainschnchen, die _Nemophila insignis_; zu den nah verwandten Boragineen
+rechnen wir von unseren Gartengewchsen unter anderen das als
+Kchengewchs wohlbekannte Gurkenkraut (_Borago_), von wildwachsenden
+Pflanzen unserer Flora den nicht minder verbreiteten Natterkopf (_Echium
+vulgare_). Das in den Grten der Riviera so auffllige, oft bis zwei Meter
+hohe, mexikanische Echium frutescens, ist eigentlich nur eine
+Riesenausgabe dieses letzteren. Wer unseren Natterkopf kennt, wird auch
+jenes Riesen-Echium erkennen und unter den anderen Gewchsen des Gartens
+sicher herausfinden. Es trgt dieselbe blaue, kolbenfrmige Blthenhre
+wie unser Echium, nur fllt dieselbe eben durch ihre Gre auf.
+
+Doch wir wenden uns nun einem Baume zu, dessen Zweige einst wie jetzt den
+Sieger schmckten, dessen Blttern freilich auch die bescheidene Aufgabe
+zufllt, unsere Speisen zu wrzen. Der edle Lorbeer, der mit italischen
+Bildern ebenso wie die Agrumi verwebt erscheint, ist in Sdeuropa sicher
+heimisch gewesen, sein Cultus pflanzte sich hingegen allem Anschein nach
+von Kleinasien ber das Mittelmeer fort. Er wurde dem Apoll geweiht und in
+dem Mae, wie die Zahl apollinischer Heiligthmer in Griechenland zunahm,
+breiteten sich auch die aromatisch duftenden, immergrnen Lorbeerhaine
+immer mehr ber dieses Land aus. Mit den griechischen Gottheiten gelangte
+der Lorbeerbaum auf italischen Boden, und es begleitete ihn dort zugleich
+als Cultus-Gewchs die der Aphrodite geweihte Myrte.
+
+Allgemein war im Alterthum der Aberglaube, da der Lorbeer gegen Dmonen,
+gegen Zauber und auch gegen Ansteckung schtze. So suchte, wie berichtet
+wird, der furchtsame Commodus im Lorbeerhaine Rettung, wenn die Pest im
+Anzug war. Kronen von Lorbeer legte man Wahnsinnigen um Schlfe und Hals,
+um sie zu heilen. Lorbeerfrchte oder -Bltter genossen die Priester des
+Apollo, wenn sie weissagen sollten; Lorbeer trugen Propheten, wenn sie
+eine Stadt betraten. Der Lorbeer shnte das vergossene Blut. Daher die
+rmischen Legionen sich, ihre Feldzeichen und Waffen mit Lorbeer
+reinigten, gleich nach dem Siege. Das hatte den Lorbeer folgerecht auch
+zur Trophe des Sieges und zum Zeichen der glcklich vollbrachten
+Waffenthat gemacht. Als eine Freude und als ein Glck verheiendes
+Augurium wurde verkndet, es sei am Tage, an welchem Augustus das Licht
+der Welt erblickte, ein Lorbeer vor dem Palatin entsprossen. Die
+reinigende Kraft des Lorbeers veranlate dessen Verwendung zu Aspergillen.
+Der Strengglubige besprengte sich beim Eintritt wie beim Ausgang aus dem
+Tempel mit dem Lorbeerzweig, den er in das Weihwasser tauchte, und gern
+auch nahm er beim Herausgehen ein Lorbeerblatt vom Sprengwedel in den
+Mund. Die rmisch-katholische Kirche hielt sich nicht an den Lorbeer als
+Sprengwedel, bernahm vielmehr den Ysop (_Origanum Smyrnaeum_) zu gleichem
+Zwecke von den Juden.
+
+Der Lorbeer brennt, nach Plinius, nur unwillig und zeigt dies durch sein
+Knistern an. Der feuerabwehrenden Kraft des Lorbeers wurde es
+zugeschrieben, da bei dem groen Brande Roms unter den Consuln Spurius
+Postumius und Piso, als die Regia in Flammen stand, das Sacrarium
+unversehrt blieb, da ein Lorbeer vor demselben stand. Andererseits war es
+gerade das Lorbeerholz, das im Alterthum zur Erzeugung des Feuers diente;
+doch fing es nicht selbst Feuer, es bildete vielmehr, wie uns Theophrast
+und Plinius berichten, das Reibholz, whrend die Unterlage, die durch
+Reibung entzndet wurde, meist aus Wegedorn (_Rhamnus_) oder aus Epheuholz
+bestand. Ein reines Feuer zu den Sacra durfte nur der Reibung zweier
+glckbringender Hlzer entstammen, oder den Sonnenstrahlen, die man mit
+Hlfe von Brennglsern oder von metallischen Hohlspiegeln sammelte. Der
+Lorbeer sollte auch die Blitze abwehren. Daher auch der aberglubische
+Tiberius, wie Suetonius berichtet, sich mit Lorbeer bekrnzte, wenn ein
+Gewitter nahte. Gewisse Erfahrungen mgen die Vorstellung erweckt haben,
+da dem Lorbeer bei Gewittern besondere Krfte innewohnen. Denn es werden
+nicht alle Bume gleich hufig vom Blitze getroffen. Auch bei uns schlgt
+der Blitz fast niemals in Wallnubume ein, am hufigsten aber in Eichen.
+Es hngt das mit der elektrischen Leitungsfhigkeit des Holzkrpers
+zusammen, die bei den einzelnen Baumarten eine verschiedene ist. Aus den
+angestellten Versuchen und dem statistischen Material scheint sich zu
+ergeben, da Bume, die zur Jahreszeit der Gewitter verhltnimig viel
+fettes Oel in ihrem Holzkrper fhren, dem Blitzschlag am wenigsten
+ausgesetzt sind. Abgestorbene Aeste an einem Baume erhhen fr denselben
+die Blitzgefahr. Da die Eichen am hufigsten vom Blitze getroffen werden,
+mute von jeher auffallen, daher die Eiche auch dem Donnergott geheiligt
+war. Von dem Lorbeer ist die gegentheilige Erfahrung weniger sicher, zum
+Mindesten ist sie in Zweifel gezogen worden.
+
+Zu den Lorbeerarten gehrt auch der Campherbaum (_Laurus Camphora_), der
+im westlichen China und in Japan zu Hause ist und im La Mortola-Garten
+sehr gut gedeiht. Vllig ausgewachsen, kann er bis fnfzig Meter hoch und
+sechs Meter dick werden. Seine Bltter verbreiten beim Zerreiben einen
+merklichen Camphergeruch. Der Campher wird aber im Groen nicht aus den
+Blttern, sondern aus dem Holzkrper dieses Baumes durch Sublimation
+gewonnen.
+
+Die zu den Laurineen gehrenden Zimmetbume sind in La Mortola ebenfalls
+zu sehen, freilich nicht die wichtigste Art derselben, das in Ceylon
+heimische _Cinnamomum ceylanicum_, sondern zwei chinesische und japanische
+Arten. Der Zimmet des Handels besteht aus der Rinde junger Schlinge,
+welche nach starken Regengssen geschnitten und geschlt werden.
+
+Im schroffen Gegensatze zu diesen duftenden Pflanzen steht eine andere
+Laurinee, ein hier prchtig gedeihender, immergrner Baum, dessen Name:
+_Orcodaphne californica_, zugleich die Heimath angibt. Hufig wird er in
+den Grten als _Laurus regalis_ bezeichnet. Er gleicht in der That in
+seinem Aussehen einem Lorbeer, zerreibt man aber eines seiner Bltter
+zwischen den Fingern, so strmt ein therisches l aus, dessen geringste
+Mengen schon in hohem Grade die Schleimhaut der Geruchsorgane angreifen.
+In Californien verweilt man nicht gern in der Nhe eines solchen Baumes,
+wenn der Wind von dessen Seite weht, denn die flchtigen le, mit denen er
+sich beladen. hat, reizen zum fortdauernden Niesen.
+
+Man wird sich in La Mortola auch mit einer anderen Laurinee, der _Persea
+gratissima_, bekannt machen knnen, welche in den Grten der Tropen viel
+cultivirt wird und die Aguacatebirnen liefert. Die Krone dieses schnen
+Baumes breitet sich domartig aus, seine Bltter gleichen denjenigen des
+Lorbeers. Die birnfrmigen, doch oft auch sehr unregelmig gestalteten
+Frchte sind groe Steinfrchte, mit einem Kern im Innern. Ihr Fleisch
+schmilzt wie Butter auf der Zunge und erinnert im Duft an die feinsten
+Moschusmelonen. Die Mexikaner essen die Aguacaten vornehmlich als Salat
+und suchen sich in der schmackhaften Zubereitung derselben zu berbieten.
+
+Auch noch einige andere tropische Frchte reifen gut im La Mortola-Garten,
+so die Guavas oder Guayaben, welche man von zwei Psidiumarten dort erntet.
+Die Gattung Psidium gehrt zu den Myrten-Gewchsen und wird in allen
+Tropenlndern cultivirt. Die Guavas vertreten dort in gewissem Sinne
+unsere Stachelbeeren, denn sie sind eben so fruchtbar, beginnen rasch
+Frchte zu tragen und lassen sich leicht vermehren. Sie wachsen zu
+Struchern oder kleinen Bumen mit immergrnen Blttern empor und tragen
+Frchte, die in ihrer Gre zwischen der Wallnu und dem Hhnerei
+schwanken. Diese Frchte werden ohne Zuthat oder mit Wein und Zucker
+gegessen. Manche erinnern an Erdbeeren, andere besitzen einen
+ssuerlichen Geschmack, andere noch einen so durchdringenden Duft, da
+sie nicht Allen munden. Sehr geschtzt werden auch die Guavas-Geles in
+den Tropen, und man beginnt dieselben auch nach Europa einzufhren.
+
+Eine andere in La Mortola cultivirte Myrtacee, die _Jambosa vulgaris_,
+liefert Rosenpfel, welche den Geschmack reifer Aprikosen haben und nach
+Rosenwasser duften. Der Baum selbst ist reich verzweigt und trgt
+immergrne Bltter, die in ihrer Gestalt den Pfirsichblttern gleichen.
+
+Wichtig sind, mehr noch ihres Holzes als ihrer Frchte wegen, die zu den
+Ebenholzbumen gehrenden Diospyros-Arten. Der japanisch-chinesische
+_Diospyros Kaki_, den man in La Mortola zieht, liefert die Kakis. Ein
+kleiner Baum mit eirunden Blttern, gelblichweien Blthen und runden,
+etwa pfirsichgroen, rthlichgelben Frchten. Diese Frchte mssen
+berreif werden, um feinen Geschmack zu gewinnen, dann halten sie die
+Mitte zwischen Pflaumen und Aprikosen. An der Riviera reifen die Kakis im
+October. In Japan benutzt man auch das Holz dieser Bume, das dem Holz
+unserer Wallnubume hnelt. Doch weit bertroffen wird das Kakiholz von
+dem Holz der sdindischen und ceylonischen _Diospyros Ebenum_ und anderen
+ihm nahe verwandten Arten, welche das Ebenholz liefern. Das schwarze
+Kernholz dieser Bume war schon im Alterthum bekannt. Es galt als das
+geschtzteste Holz jener Zeiten. Nicht nur Theophrast, sondern auch das
+alte Testament sind seines Lobes voll. Seine Dichte und seine dunkle
+Frbung verleihen ihm so hohen Werth; durch seine Schwere ist es leicht
+von anderen schwarz gebeizten Hlzern zu unterscheiden.
+
+Die zu den Anacardiaceen gehrige ostindische _Mangifera indica_, den
+Mango-Baum, der die kstlichste Frucht der Tropen liefert, gelang es bis
+jetzt nicht in La Mortola zu erhalten. Wohl aber wird man zahlreiche
+andere Anacardiaceen sehen. Zu diesen gehrt auch der mit hellgrnen
+gefiederten Blttern und mit rothen Fruchttrauben versehene Baum, dem man
+so oft in den Grten und an den Straen der Riviera begegnet und der
+_Schinus Molle_ heit. Dieser Baum wird als Pfefferbaum bezeichnet. Mit
+dem echten Pfeffer haben seine pfefferkorngroen Beeren aber nichts
+gemein. Der echte Pfeffer stammt vielmehr von schlanken ostindischen
+Lianen (_Piper nigrum_), die nach Art des Epheus klettern und mit
+Luftwurzeln an der Unterlage haften. Die Fruchttrauben von _Schinus Molle_
+sind aber denjenigen des Pfeffers wirklich hnlich und nhern sich dem
+Pfeffer auch im Geschmack. Ein Getrnk, das in Peru und Brasilien aus
+diesen Beeren dargestellt wird, soll an Wein erinnern. Es liegt fr uns
+nahe, auch die in La Mortola cultivirten Vertreter der Gattung Zizyphus zu
+beachten. Befindet sich doch unter denselben der in Sdeuropa und an der
+nordafrikanischen Kste einheimische _Zizyphus lotus_. Im Alterthum wurden
+mehrere Pflanzen Lotus genannt, doch ist _Zizyphus lotus_ allem Anschein
+nach jener Strauch, den Theophrast als Lotus bezeichnet. Von den Frchten
+dieses Strauches wre somit schon bei Homer die Rede. Sie bildeten ein
+wichtiges Nahrungsmittel der Armen, und die Bewohner von Tunis und
+Tripolis hieen, weil sie sich vornehmlich von diesen Frchten ernhrten,
+Lotophagen. Die Pflanzengattung Zizyphus gehrt zu den Kreuzdorn-Gewchsen
+(_Rhamneen_). Die Frchte von _Zizyphus lotus_ sind so gro wie Schlehen;
+ihr mehliges Gewebe, das den inneren Kern umgibt, kann zu Brod verbacken
+werden und auch ein ghrendes Getrnk liefern. Aus den Frchten anderer
+Arten, so vor Allem des _Zizyphus vulgaris_, eines in Syrien heimischen
+Bumchens, und von _Zizyphus jujuba_, einem Bumchen, das in Ostindien
+wchst, werden die frher sehr beliebten Jujubapasten dargestellt. Von
+_Zizyphus spina Christi_, einem im Thale des Jordan und am Todten Meere
+verbreiteten dornigen Strauche, dem Nebeg oder Sfidr, geht die Sage, aus
+ihm sei die Dornenkrone Christi geflochten worden. Man hat auch die in
+unseren nordischen Grten cultivirten dornigen Gleditschien als
+Christus-Akazien bezeichnet und mit ihnen die Vorstellung von Christi
+Dornenkrone verknpft, doch dies unter allen Umstnden mit Unrecht, da die
+Gleditschien erst im achtzehnten Jahrhundert aus Nordamerika eingefhrt
+wurden. Die Zizyphus-Arten werfen des Winters ihre Bltter ab, treiben
+aber zeitig im Frhjahr und bedecken sich mit sehr dunklem Laub. Da sie
+sehr dnne Zweige haben, hngen diese abwrts und gewhren mit den sich
+rthenden Frchten beladen, spter ein sehr zierliches Bild.
+
+Unter den Anacardiaceen von La Mortola, die ein besonderes Interesse
+bieten, befindet sich auch der echte Pistazienbaum (_Pistacia vera_), dann
+die _Rhus succedanea_, welche das japanische Baumwachs liefert, sowie die
+_Rhus vernicifera_, aus deren Milchsaft die Japaner den berhmten
+japanischen Lack bereiten. Das Ausflieen dieses sehr giftigen Milchsaftes
+wird durch Einschnitte in die Rinde veranlat. Um den Lack aus ihm zu
+machen, versetzt man ihn mit dem le von _Bignonia tomentosa_, oder von
+_Perilla ocymoides_ und fgt auch wohl Zinnober hinzu. Die _Rhus
+vernicifera_ hlt im Freien selbst in den wrmeren Theilen von Deutschland
+aus.
+
+Ein uerst niedlicher Strauch ist _Capparis spinosa_, welcher die echten
+Kapern liefert. Im Blthenschmuck sieht man ihn erst im Herbst, und wer
+einmal um jene Zeit, am Comer See entlang, von Cadenabbia nach Tremezzo
+wanderte, dem werden sicher vor dem Eingang in den letzten Ort die
+dunkelgrnen Kapernstrucher an der Mauer, wegen ihrer schnen Blthen,
+aufgefallen sein. Lange violette Staubgefe in groer Zahl strahlen aus
+der schneeweien zarten Blthenhlle hervor, freilich hier so hoch an der
+Mauer, da man sie nur schwer erreichen kann. An vielen Orten der Riviera
+wird der Kapernstrauch im Groen gezogen, seine Blthenknospen sind es und
+nicht die Frchte, die als Kapern dienen. Man pflckt sie im Sommer und
+legt sie in Weinessig ein; viel Tausende von Kilogrammen Kapern werden so
+in der Provene bereitet.
+
+Staunend bleibt man wohl im La Mortola-Garten vor einer Nachtschattenart,
+dem baumartigen _Solanum Warszewiczii_, stehen, an welchem Frchte von
+Gre und Gestalt der Hhnereier hngen. Dann bemerkt man auch das
+krautartige _Solanum Melongena_, dessen gurkenfrmige violette Frchte
+gekocht werden, und oft als Gemse den Braten an italienischer Tafel
+garniren.
+
+Unter den krautartigen Gewchsen fallen uns auch wohl manche
+Doldenpflanzen (Umbelliferen) durch ihre Gre auf. Sie sind bei weitem
+mchtiger noch als die Meisterwurz, die _Imperatoria_, unserer Grten
+entwickelt. Besonders imponirt _Ferula communis_, das Stecken- oder
+Ruthenkraut, das auch eine eigene Geschichte besitzt. Dieses
+Doldengewchs, das am Mittelmeer zu Hause ist, kann eine Hhe bis zu vier
+Meter erreichen. Den Stengel benutzte man im Alterthum zu Spazierstcken
+und seiner Zhigkeit wegen auch zum Zchtigen von Sklaven und Kindern,
+wozu man ihn zuvor im Wasser einzuweichen pflegte. Davon kommt der Name
+_Ferula_, der von _ferire_ (geieln) abgeleitet ist. Das Mark des Stengels
+ist sehr locker und wird heute noch in Sicilien als Zunder benutzt. Das
+Feuer glimmt in diesem Mark fort, und daher geht die Sage, Prometheus habe
+in einem solchen Ferulastengel das Feuer zur Erde gebracht, das er dem
+Zeus entwandte. - Der _Ferula communis_ steht sehr nah der Stink-Asand,
+die _Ferula Scorodosma_ der persischen Steppen. Sie ist eine derjenigen
+Umbelliferen, welche die _asa foetida_ liefern. Dieses Gummiharz entstammt
+vornehmlich der Wurzel dieser Pflanzen. Sein Duft hlt die Mitte zwischen
+Knoblauch und Benzo. Die Pflanze war allem Anschein nach schon den Alten
+bekannt und von ihnen als Silphium bezeichnet. Das Gummiharz hie Laser.
+Mit dem Laser wrzte man die Speisen und die Perser benutzen es heute noch
+als Gewrz. Auch gab es eine Zeit, wo _asa foetida_ in Frankreich beliebt
+war, und man mit derselben die Suppenteller einrieb, um die Suppe
+schmackhafter zu machen.
+
+Der graubltterige, immergrne Baum, welcher japanische Mispeln trgt,
+die _Eriobotria_ oder _Photinia japonica_ ist in den Grten der Riviera
+so verbreitet, da man ihn in La Mortola schon als alten Bekannten
+begrt. Die lichtgelben, suerlich-sen, pflaumengroen Frchte hat man
+oft schon bei Mahlzeiten genossen, sie allenfalls auch schmackhaft
+gefunden, wenn sie sehr reif und frisch waren. Der Baum stammt
+ursprnglich wohl aus China. Rein's Angaben zufolge ist er 1787 mit
+anderen Ziergewchsen und Nutzpflanzen durch Sir Joseph Banks nach England
+gebracht worden. Jetzt reicht er ber ganz Italien und ist selbst am
+Genfer See zu finden.
+
+Diesem Baume nahe verwandt ist ein anderer von gleich geringer Hhe, der
+in den Grten der Riviera sehr viel cultivirt wird und jedem
+Pflanzenfreund daher auffallen mu: die in Japan und China heimische
+_Photinia serrulata_. Ihre groen Bltter sehen lorbeerartig aus, zwischen
+denselben leuchten die flachen weien Blthenrispen hervor. Aus der Ferne
+sehen sie fast so wie die Blthenstnde unseres Holunders aus. Die
+Photinien gehren zu den Rosifloren. Sie zeigen manche bereinstimmung mit
+den Weidornarten, der Gattung _Crataegus_, und werden mit denselben zum
+Theil vereinigt. Im La Mortola-Garten ist die in der Nhe des Einganges
+stehende _Photinia serrulata_ daher auch mit ihrem Synonym als _Crataegus
+glabra_ bezeichnet.
+
+Mit einigem Interesse sieht man sich im Garten von La Mortola einen
+stattlichen, mit harten, kleinen Blttern bedeckten Baum, die _Quillaja
+Saponaria_ an, der, wie die japanische Mispel, zu den rosenblthigen
+Gewchsen gehrt, merkwrdig aber durch seine saponinreiche Rinde ist.
+Diese Rinde, die als Panamaholz aus Chile importirt wird, schumt in
+Wasser auf wie Seife, steht als solche in Chile allgemein im Gebrauch,
+dient auch bei uns zum Waschen von Wolle und Seide und zu kosmetischen
+Zwecken.
+
+Als wohl bekannte Pflanzenform begrt man den Johannisbrodbaum oder
+Caroubier (_Ceratonia siliqua_). Man hat ihn schon in weit prchtigeren
+Exemplaren in der Umgebung von Mentone gesehen. Alte Stmme erinnern in
+der Form an unsere Eichen; an den paarig gefiederten lederartigen Blttern
+ist aber der Johannisbrodbaum als solcher sofort zu erkennen. Die Hlsen,
+Leckerbissen, die auf keinem Jahrmarkt fehlen, und an denen sich Kinder
+allgemein erfreuen, sind im Frhjahr noch so klein, da man sie an den
+Zweigen suchen mu. Aus den reifen Hlsen wird ein ser, honighnlicher
+Saft gepret, der als Keratameli im Orient genossen wird. Mit diesen
+Hlsen soll, der Sage nach, Johannes der Tufer sich in der Wste ernhrt
+haben und der Baum nach dem Vorlufer des Messias seinen Namen fhren. Die
+reifen Samen innerhalb der Hlsen zeichnen sich durch auffallend
+bereinstimmende Gre aus, woraus sich erklrt, da sie einst als
+Gewichte dienten und der kleinen Einheit im Gold- und Diamantengewicht den
+Namen gaben. Denn Karat stammt von Kerateia, dem griechischen Wort fr
+diese Hlse. Um gute Frchte zu tragen, mu der Baum veredelt werden, und
+es waren jedenfalls die Araber, welche die bessere Fruchtform dieses
+Baumes am Mittelmeer verbreiteten. Er ist in Sd-Arabien wohl zu Hause,
+doch an vielen Orten der Riviera jetzt verwildert.
+
+Im La Mortola-Garten werden auch der Theestrauch und Kaffeebaum im Freien
+gezogen. Der Theestrauch, der baumfrmig bis zu fnfzehn Meter Hhe
+emporwachsen kann, macht den Eindruck einer Camellie, und in der That
+gehrt er auch wie diese zu der Familie der Ternstrmiaceen, ja er wird
+jetzt sogar als _Camellia Thea_ mit dem Camellienbaum in derselben Gattung
+vereinigt. Der Name Camellia, den diese Pflanzengattung fhrt, klingt so
+poetisch, vielleicht weil man an die Camelien-Dame bei demselben denkt;
+thatschlich hat er aber einen viel prosaischeren Ursprung. Er entstand
+nmlich aus Kamel, dem Familiennamen eines Jesuitenpaters, der vor mehr
+als anderthalb Jahrhunderten die Camellie aus Manilla nach Spanien
+brachte. Diesem Georg Kamel zu Ehren benannte Linn die Pflanze, er fgte
+_japonica_ hinzu, da die Camellie in Japan zu Hause ist, und von dort aus
+auch nach Manilla gelangt war. - Die Blthen des Theestrauches erinnern
+sehr an die ungefllten Camellien und haben zahlreiche Staubfden wie
+diese. In La Mortola blht der Theestrauch im September. Seine
+porzellanweien, rosa angehauchten Blthen, die sich aus den Blattachseln
+vordrngen, verbreiten einen nur schwachen Duft. Nach den Berichten des
+Rev. B. C. Henry ist die _Camellia Thea_ wild in groen Mengen noch im
+Innern der sdchinesischen Insel Hainon zu finden. Die zahlreichen
+Theesorten verdanken der verschiedenen Zeit des Einsammelns, dem
+verschiedenen Alter der eingesammelten Bltter und deren verschiedener
+Behandlung ihre besonderen Eigenschaften.
+
+Der arabische Kaffeebaum, die _Coffea arabica_, ist ein kleiner
+pyramidaler Baum, der bis zu fnf oder sechs Meter Hhe emporwchst. Er
+trgt seine immergrnen dunklen Bltter in gekreuzten Paaren. Die weien,
+nach Orangen duftenden Blthen stehen gehuft in den Achseln der obersten
+Bltter. Die Frchte, die aus diesen Blthen hervorgehen, sind
+kirschgroe, dunkelrothe Beeren, die zwei Samen, die sogenannten
+Kaffeebohnen, enthalten. Der Kaffeebaum fhrt seinen Namen nach dem
+Bergland Kfa im sdlichen Abyssinien. Man hat berhaupt die sdlichen
+Provinzen von Hoch-Abyssinien fr den Ursprungsort des arabischen
+Kaffeebaumes gehalten, doch ist derselbe in neuerer Zeit wild am
+Victoria-Nyansa und in Westafrika gefunden worden, so da Centralafrika
+wohl die eigentliche Heimath dieser Culturpflanze sein drfte. Afrika hat
+uns neuerdings auch noch eine zweite Art des Kaffeebaumes geliefert, die
+_Coffea liberica_. Sie wird in den tiefer gelegenen Theilen der tropischen
+Kstendistricte gefunden, ist gegen Temperaturwechsel empfindlicher als
+die _Coffea arabica_, vertrgt aber besser die Seewinde. Da sie durch
+Gre der Samen und feines Aroma derselben ausgezeichnet ist, so beginnt
+ihre Cultur sich ber die tropischen Lnder bereits auszubreiten.
+
+In den Kaffeegrten Arabiens und Abyssiniens wird auch ein zu den
+Celastrineen gehrender Strauch cultivirt, mit gegliederten stchen,
+lederartigen, lanzettfrmigen Blttern, den man in La Mortola sehen kann
+und der _Catha edulis_ heit. Es ist das die Khatpflanze, deren
+getrocknete Bltter von den Arabern theils wie Tabak gekaut, theils auch
+mit Wasser aufgebrht und als Thee genossen werden. In Sdamerika dienen
+andererseits ganz allgemein der Theebereitung die Bltter des _Ilex
+paraguayenses_ einer dem Khatstrauch ziemlich nah verwandten Aquifoliacee,
+die in Paraguay und Brasilien zu Hause ist. Man bezeichnet diese Bltter
+dort als _Yerba_ oder als _Mate_. Dieser Strauch wird zwar im La
+Mortola-Garten nicht cultivirt, doch sieht man dort andere immergrne
+Ilex-Arten, die ihm sehr hneln. - Die vorhandenen Arten der
+Sterculiaceen-Gattung _Sterculia_ knnen andererseits auch das Bild der
+_Sterculia acuminata_ oder _Cola acuminata_ ersetzen, welche den
+afrikanischen Negern die Kolansse liefert. Diese Frchte sehen wie
+Kastanien aus und haben schwach bitteren Geschmack. Die Neger wissen sie
+nicht genug zu preisen, denn sie sollen den Krper strken, schlechtes
+Wasser trinkbar machen, gegen allerlei Krankheiten helfen, den Hunger
+stillen und das Gemth erheitern. Thatschlich enthalten auch die
+Kolansse Then, hnlich wie die Thee- und Kaffeepflanzen und auerdem
+Theobromin wie die Chocolade. Der Genu dieser Frchte beginnt jetzt bis
+nach England vorzudringen.
+
+Es fllt im La Mortola-Garten wie in den anderen Grten der Riviera wohl
+auf, da die Camellien, Rhododendren und Azaleen so stark gegen andere
+Pflanzen zurcktreten. Man erblickt sie nur vereinzelt und bei weitem
+weniger schn und krftig wie etwa an den italienischen Seen entwickelt.
+Das hat in der Zusammensetzung des Bodens seinen Grund. Der so beraus
+kalkreiche Boden der Riviera sagt diesen Pflanzen nicht zu, die
+ausgeprgte Humusbewohner sind, auerdem reiche Bewsserung verlangen.
+
+Einen wichtigen Handelsartikel im Alterthum und Mittelalter haben auch
+wohlriechende Balsame gebildet. Ein Bumchen, das solchen Balsam lieferte,
+tritt uns in La Mortola in dem _Styrax officinalis_ entgegen. Dieses
+Gewchs ist in der Belaubung einem Quittenbaum uerst hnlich; es
+entfaltet in La Mortola im Mai und Juni auch seine weien, mit goldgelben
+Staubfden versehenen, wohlriechenden Blthen. Ein Haupterzeuger solcher
+Balsame, die als Parfm, als Rucherwerk und zu Salben dienten, war der
+Storax-Baum (_Liquidambar orientale_). Die duftende Myrrhe, die zu
+gottesdienstlichen Zwecken auch den Griechen dient, stammt andererseits
+von _Balsamodendron Myrrha_, der Weihrauch, oder das _Olibanum_, von
+Boswellia-Arten, die im uersten Osten von Afrika und auf dem arabischen
+Kstenstriche wachsen.
+
+In dem Garten von La Mortola kann man auch die zu den Hlsengewchsen
+gehrende _Indigofera tinctoria_ sehen, eine Pflanze, die zu den
+wichtigsten der Indigo liefernden Gewchse zhlt. Sie stellt einen kleinen
+Strauch vor, der in Ostindien zu Hause ist, der aber jetzt in anderen
+Lndern zwischen den Wendekreisen, ja selbst an einzelnen Stellen um
+Neapel cultivirt wird. Sie trgt unpaarig gefiederte Bltter und entsendet
+aus den Achseln derselben ihre Blthenstnde, die mit kleinen weien oder
+rosenrothen Blthen besetzt sind. Ihre nchste Verwandte, die man auch in
+La Mortola sehen kann, die zierliche _Indigofera Dosua_ aus dem Himalaya,
+wird auch in unseren Grten gezogen. Wie in anderen Indigo liefernden
+Pflanzen, zu denen auch unser Waid (_Isatis tinctoria_) und der
+chinesische Frber-Knterich (_Polygonum tinctorum_) gehren, ist in der
+_Indigofera tinctoria_ der Indigo nicht schon als solcher vorhanden. Die
+zerkleinerten Pflanzen mssen vielmehr erst einen Ghrungsproce im Wasser
+durchmachen. Dieses wird abgegossen, wenn es sich stark grngelb frbt und
+dann gerhrt und geschlagen, um mit dem Sauerstoff der Luft in mglichst
+reiche Berhrung zu kommen. Dabei scheidet sich der Indigo als unlsliches
+Pulver ab. Er bildet die echteste und geschtzteste Pflanzenfarbe, die
+auch schon den Alten bekannt war und bei ihnen als Indicum hoch im Werthe
+stand. Wie in der Jetztzeit London, so bildete einst Bagdad den Weltmarkt
+fr diesen Artikel.
+
+Aus den exotischen Pflanzenformen ragen allseitig Nadelhlzer hervor. Sie
+stechen eigenartig von denselben ab. Wir sind mit ihren Gestalten wohl
+vertraut und selbst die so regelmig geformten Araucarien sehen wie etwas
+gezierte Tannen aus. In den Gewchshusern der Heimath sah auch jeder
+schon die Cycadeen, die hier in einer Anzahl von Arten unter freiem Himmel
+gedeihen. Dem Laien wird es schwer, sich vorzustellen, da die Cycadeen
+Verwandte der Nadelhlzer sind. Scheinen sie doch mit ihrem unverzweigten
+Stamm und mit ihrer einfachen Krone aus langen gefiederten Blttern, weit
+mehr den Palmen zu gleichen. Mit diesen haben sie aber thatschlich nur
+eine gewisse hnlichkeit gemein. Diese uere hnlichkeit der Cycasbltter
+und der Palmenbltter hat es aber bewirkt, da sie oft flschlich als
+Palmenbltter bezeichnet werden und als solche bei Begrbnissen Verwendung
+finden. Thatschlich ist das aber eine arge Verwechselung. Denn
+Palmbltter und nicht Cycaswedel sollen es, der Tradition nach, sein, die
+man den Todten auf den Sarg legt, sowie es Palmenbltter sind, die
+christliche Mrtyrer in der Hand halten und die auf den Grbern in den
+Katakomben dargestellt werden.
+
+Den Palmen werfen wir in La Mortola nur flchtige Blicke zu, da wir sie ja
+in Bordighera schon eingehend betrachtet haben. Hingegen fesseln unsere
+Aufmerksamkeit die zahlreichen Arten von Bambusen, die hier stellenweise
+schon zu mchtiger Entwickelung gelangten. Da diese Pflanzen, trotz ihrer
+bedeutenden Hhe, die beim gemeinen Bambus (_Bambusa arundinacea_) oft
+dreiig Meter erreicht, zu den Grsern gehren, kann nur Denjenigen in
+Erstaunen versetzen, der sich die Grser ausschlielich als Wiesenkruter
+vorstellt. Thatschlich haben wir schon in unseren Schilfrohr-Arten
+Vertreter der Gramineen-Familie vor Augen, die zu ansehnlicher Hhe
+emporwachsen. Die Bambusen sind unserem Schilfrohr in mancher Beziehung
+hnlich. Whrend letzteres aber bei uns nur eine beschrnkte Verwendung
+findet, gibt es in den heien Lndern kaum eine Pflanze, die
+mannigfaltigeren Nutzen als der gemeine Bambus stiftet. Die jungen
+Wurzelsprosse dienen als Gemse, vornehmlich verwenden sie aber die
+Chinesen zur Bereitung eines beliebten Confectes, das dem Ingwer oft
+zugesetzt wird. Aus jngeren Halmen stellt man in den heien Lndern
+Wnde, Zune und anderes Flechtwerk her; aus den Blttern macht man Matten
+und Hte, verpackt auch oft den Thee in dieselben. Junge Bltter dienen
+als Viehfutter. Aus den Fasern der Halme bereiten die Chinesen ihr
+berhmtes Papier, das durch seinen Seidenglanz, seine Weichheit und seine
+geringe Dicke ausgezeichnet ist. Die hohlen Stmme sind sehr leicht,
+besitzen trotzdem einen ganz auerordentlich hohen Grad von Festigkeit und
+werden zu Bauten verwendet, die allen ueren Angriffen trotzen. Die ganze
+Oberflche des Stammes ist verkieselt, und so kommt es, da dieser nicht
+allein in der Luft, sondern auch im Boden sich sehr lange hlt. Daher die
+Stmme auch als Wasserleitungsrhren und Wasserrinnen dienen, nachdem man
+zuvor die Scheidewnde durchbohrte, welche das Innere des hohlen Stammes
+durchsetzen. Andererseits lassen sich die einzelnen Glieder des Stammes
+als Wassereimer und als Blumentpfe verwenden, wenn man die Scheidewnde
+unversehrt lt. Aus Bambus werden Brcken und Flsse, aus Bambus Betten,
+Sthle und Tische gefertigt, mit Bambusfasern Matratzen gefllt und Mbel
+gepolstert. Leitern aus Bambus sind sehr beliebt. Aus Bambus stellt man
+E- und Trinkgefe, chirurgische Instrumente und selbst Haarkmme her,
+und als ob gezeigt werden solle, da der Bambus einer jeglichen Verwendung
+fhig sei, verfertigen die Bewohner von Borneo und Sumatra aus demselben
+sogar Lampen, in welchen Dammaraharz gebrannt wird, und mit Dammaraharz
+gefllte Kerzen, deren Hlle zugleich mit der Fllung in Flamme aufgeht.
+Bambusstcke kennen auch wir: sie werden aus den zhen, knotigen
+Wurzelauslufern fabricirt, denen eine innere Hhlung abgeht. Ebenso mu
+zu Kriegszwecken der Bambus das Material hergeben: er liefert Lanzen und
+Wurfspiee von unbertrefflicher Leichtigkeit und Hrte. Zu gleicher Zeit
+ist der chinesische Soldat ausgerstet mit einem Sonnenschirm aus Bambus,
+dessen berzug aus gefirnitem Maulbeerpapier besteht. Desgleichen sollen
+die hohlen Stengeltheile des Bambus als Musikinstrumente zur Verschnerung
+des Lebens beitragen. Sie werden zu Flten und Clarinetten verarbeitet,
+auch als Resonanzbden und selbst in Gestalt von Saiten verwendet. Ja
+C. Schrter berichtet, da die Atchinesen es sogar verstanden haben, aus
+Bambus eine Art Telephon herzustellen, durch welche sie ihre Wachtposten
+in Verbindung setzen. - Die Hhlungen junger Stammtheile enthalten meist
+klares Wasser, mit welchem in Indien und in den Bergen von Java der
+Reisende seinen Durst stillen kann. - Die Bambusen blhen selten; stellt
+sich aber ein Blthenjahr ein, so gibt es eine groe Fruchternte. Die
+Frchte werden wie Reis gegessen oder in Brot verbacken, und wiederholt
+schon, so 1812, ist durch das Blhen der Bambusen eine Hungersnoth in
+Indien abgewendet worden. Mit Recht konnte somit Wallace, einer der besten
+Kenner der Tropen, aussprechen, da der Bambus eines ihrer herrlichsten
+Producte sei. - Am vollkommensten haben Chinesen, Japaner und die Bewohner
+Indiens und des indischen Archipels ihn auszunutzen gewut. In China gibt
+es ganze Drfer, die nur aus Bambus aufgebaut sind. Einen merkwrdigen
+Eindruck soll es machen, wenn ein solches Dorf in Brand gerth. Die Luft
+erhitzt sich alsdann in den abgeschlossenen Gliedern der Bambusstmme und
+sprengt dieselben mit gewaltigem Knall. Man hrt aus der Ferne wie
+Kanonendonner, in welchem die Eingeborenen der Molukken deutlich den Ruf
+Bambu, Bambu zu vernehmen glauben.
+
+In einer Pflanze, die so viel Nutzen stiftet, lag es dem Naturmenschen
+nahe, auch nach verborgenen Heilkrften zu suchen. In China werden die
+Wurzelstcke, die jungen Sprosse, der Saft, der Samen, bestimmte Auswchse
+der Pflanze, als Medicamente verwendet. Zu besonderer Berhmtheit gelangte
+aber als Heilmittel ein eigenthmlicher Krper, der sich in den hohlen
+Gliedern der Stmme findet und Tabaschier genannt wird. Schon die
+Mediciner der rmischen Kaiserzeit wandten denselben viel an, gesttzt auf
+orientalische Traditionen. Einen Weltruf gewann der Tabaschier aber erst
+durch die arabischen rzte im zehnten und elften Jahrhundert, und er gilt
+immer noch als ganz hervorragendes Medicament in der ganzen orientalischen
+Welt. - Das frische, dem Bambusstengel entnommene Tabaschier bildet
+schmutzig weie, braune bis schwarze Stcke. Beim Glhen werden diese wei
+calcinirt und in einen Chalcedon-hnlichen Krper verwandelt, der bald
+wei und undurchsichtig, bald blulich wei, durchscheinend und
+farbenschillernd aussieht. Thatschlich ist der Tabaschier nichts Anderes
+als gemeine Kieselerde, die, durch etwas vegetabilische Substanz
+verunreinigt, beim Glhen von derselben befreit wird. Statt kostspieligen
+Tabaschiers, den er in den Bazaren theuer bezahlen mu, knnte der Patient
+somit auch reinen Kieselsand zu sich nehmen. Den rechten Glauben
+vorausgesetzt, mte die Wirkung dieselbe sein.
+
+Sehr belehrend ist es im Frhjahr zu verfolgen, wie die jungen Knospen
+mchtiger Bambusen als berarmdicke, mit scheidenartigen Blttern
+dichtbedeckte Kegel die Erde durchbrechen. Sie pressen Wasser zwischen
+ihren Blattscheiden hervor, befeuchten und erweichen damit den umgebenden
+Boden und wachsen mit solcher Schnelligkeit, da sich die unmglich
+scheinende Vorstellung Gras wachsen zu sehen, bei ihnen fast in greifbare
+Wirklichkeit verwandelt. Dieses Wachsthum kann nmlich unter gnstigen
+Verhltnissen einen Meter tglich betragen und ein zwanzig Meter hoher
+Spro in wenigen Wochen somit diese Hhe erreicht haben. - Schne Gruppen
+von Bambuspflanzen gehren zu den zierlichsten Erscheinungen des
+Pflanzenreiches; freilich kann man diese Pflanzen in voller
+Prachtentfaltung erst in den Tropen sehen und im La-Mortola-Garten nur
+eine annhernde Vorstellung davon gewinnen, welche Bedeutung ihnen in der
+tropischen Landschaft zukommt.
+
+Aus den werthvollen Angaben des Geographen Ritter und den nicht minder
+werthvollen Untersuchungen des Botanikers Ferdinand Cohn geht wohl sicher
+hervor, da diejenige Substanz, welche die Alten als Saccharum bezeichnet
+haben, nicht Rohrzucker, sondern Tabaschier gewesen sei. Nach Bopp
+bedeutet das Sanskrit-Stammwort _arkara_ nicht etwas Ses, sondern
+etwas Zerbrechliches und Steinartiges. Im alten Indien wurde das
+Tabaschier als Sakkar Mambu oder Bambusstein bezeichnet, und erst die
+Araber haben dieses Wort auf den spter dargestellten, dem Tabaschier
+hnlichen, krystallinischen Rohrzucker bertragen. Edmund O. von Lippmann
+kommt ebenfalls in seiner beraus grndlichen und erschpfenden
+Geschichte des Zuckers zu dem Ergebni, da der Sakcharon der antiken
+Welt nicht unser Zucker gewesen sei; er weist nach, da der *feste* Zucker
+auch in Indien erst in der Zeit zwischen dem dritten und sechsten
+Jahrhundert n. Chr. bekannt wurde.
+
+Das Zuckerrohr (_Saccharum officinarum_) ist unserem Schilfrohr sehr
+hnlich und wie dieses eine Grasart. Man sieht es im La Mortola-Garten in
+voller Entfaltung. Das Zuckerrohr ist eine sehr alte Culturpflanze. Da es
+ausschlielich aus Stecklingen gezogen wurde, hat es die Fhigkeit, Samen
+zu erzeugen, fast eingebt. Man hat bis vor Kurzem berhaupt geglaubt,
+da das Zuckerrohr nicht fructificire; doch ergaben sorgfltige
+Beobachtungen, vornehmlich aus Java, da diese Unfruchtbarkeit nur eine
+relative sei. Die Heimath des Zuckerrohrs ist wahrscheinlich Bengalen,
+jene Provinz, die, ihrer unerschpflichen Fruchtbarkeit wegen, seit jeher
+als der Garten Indiens gepriesen wurde. Wohl gegen das Ende des dritten
+Jahrhunderts ist das Zuckerrohr aus Indien nach China gelangt und
+zweihundert Jahre spter westlich bis Gondisapur vorgedrungen. Diese Stadt
+lag am Flusse Karon, der unweit davon sich zum Theil in den Tigris, zum
+Theil nach dem Nordrand des Persischen Meerbusens ergo. Dorthin hatten
+sich die Nestorianer geflchtet, als das Concil zu Ephesus 431 n. Chr.
+ihre Lehre fr ketzerisch erklrte. Sie fhrten dem Orient die Keime
+klassisch-litterarischer und wissenschaftlich-medicinischer Bildung zu,
+namentlich auch die Anfangsgrnde chemischer Kenntnisse. Die Beziehungen
+Gondisapurs zu Indien bewirkten zugleich, da sich der Einflu der
+indischen Arzneilehre dort geltend machte und eine Akademie erblhte, die
+nicht nur die Traditionen der griechischen Medicin und Naturwissenschaften
+in sich aufnahm, sondern dieselben auch wesentlich frderte. Hier wurde
+allem Anschein nach die Kunst der Zuckerraffinerie erfunden, daher auch
+Kand der persische Name fr den gereinigten Zucker ist.
+
+Durch die Araber kam das Zuckerrohr im achten Jahrhundert nach Spanien, im
+neunten nach Sicilien. In Venedig lassen sich 1150 bereits Zuckerbcker
+nachweisen. Die drei wichtigsten Productionsstellen des Zuckers im
+Mittelalter waren Syrien, Aegypten und Cypern. Ihre Bedeutung schwand, als
+Vasco de Gama 1498 den directen Weg nach Ostindien um das Cap der guten
+Hoffnung fand und der Handel mit indischem Zucker so in die Hnde der
+Portugiesen fiel. Damit war der dominirende handelspolitische Einflu
+Venedigs und seine Macht fr immer gebrochen; an Stelle des Mittelmeers
+wurde der atlantische Ocean der Schauplatz des Weltverkehrs. Um 1580
+begann Sicilien seine Zuckerproduction einzustellen, da diese gegen die
+berseeische Concurrenz nicht mehr ankmpfen konnte. Denn um jene Zeit
+hatte auch schon der amerikanische Zucker, besonders der brasilianische,
+die Bedeutung eines Weltproductes gewonnen und gelangte bis nach Palermo.
+Der Zuckerverbrauch stieg ganz enorm in Europa, und im Jahre 1600 hatte
+auch Deutschland, nach v. Lippmann, schon mehrere Zuckerraffinerien
+aufzuweisen. Freilich scheinen dieselben nach dem dreiigjhrigen Kriege
+sich nur noch in Hamburg gehalten zu haben. Unter Friedrich dem Groen
+entstanden zahlreiche Zuckerraffinerien in Preuen und wurden durch
+Prohibitivzlle geschtzt.
+
+Die Sigkeit des Rbensaftes hatte den Chemiker Markgraf veranlat,
+Zucker aus demselben darzustellen, was ihm um 1747 gelang. Doch fand das
+gewonnene Product keine Verwerthung, zum Theil schon deshalb nicht, weil
+es an gengend zuckerreichen Rben damals noch fehlte. Diesem Mangel wute
+erst Achard aus seinen Gtern bei Berlin um 1786 in grerem Mastab
+abzuhelfen. Die erste wirkliche Rbenzuckerfabrik errichtete derselbe
+Achard, mit Untersttzung Friedrich Wilhelms III., zu Cunern in Schlesien.
+Es folgten alsbald andere Fabriken in Preuen und Frankreich, wo besonders
+Delessert das Darstellungsverfahren vervollkommnete. Nach Aufhebung der
+Continentalsperre gingen trotzdem die meisten Rbenzuckerfabriken sowohl
+in Deutschland als auch in Frankreich wieder ein, und erst von 1820 etwa
+an datirt der neue Aufschwung und der schlielich groartige Erfolg dieser
+Industrie.
+
+Der Palazzo Orengo wird von phantastischen Pflanzenformen: sulenfrmigen
+Opuntien, candelaberfrmigen Euphorbien, sowie von zahlreichen blhenden
+Aloe- und Agave-Arten umgeben. Auf der Mauer stlich vom Hause fllt eine
+kleine, mit langen weien Dornen bewaffnete Opuntie (_Opuntia tunicata_)
+in die Augen. Ihre Dornen sind mit zarten Scheiden umhllt und verdanken
+diesen ihre Frbung. Man kann die Scheiden von den Dornen abziehen; doch
+gilt es vorsichtig zu sein, denn die Dornen sind uerst scharf und
+verwunden leicht die Hand: Sie schtzen wirksam die Pflanze gegen den
+Angriff der Thiere. Dieser Schutz ist aber auch nthig in den drren
+Gegenden Mexikos, in welchen die Pflanze zu Hause ist, und wo es den
+Thieren oft an pflanzlicher Nahrung fehlt. In solchen Gegenden sind
+dornige Pflanzen sehr hufig, Pflanzen, deren Bltter sich zum besseren
+Schutz in Dornen verwandelt haben, whrend der Stengel sich grn frbte,
+so in die Functionen der Bltter trat, zugleich anschwoll und fr die Zeit
+der Drre mit Wasser versorgte. Durch Hunger getrieben, pflegen wohl
+Pferde mit den Hufen die Dornen von solchen Cactusgewchsen abzuschlagen,
+um zu dem saftigen Fleisch zu gelangen, whrend das Rindvieh sich an
+denselben schwer verwundet. Der Angriff auf diese weidornige _Opuntia
+tunicata_ drfte den Thieren unter allen Umstnden schwer fallen, sie ist
+so stark bewaffnet, da sie auer dem Namen _Opuntia tunicata_ auch
+denjenigen _Opuntia furiosa_ erhielt.
+
+Doch am Palazzo Orengo fesselt unseren Blick vor allem die wunderbare
+Aussicht, die sich dort entfaltet. Gewi ein herrliches Stck Erde, fast
+zu schn, um dasselbe dauernd zu bewohnen! Denn wonach soll man sich dann
+noch sehnen, wo eine Steigerung des Eindrucks erhoffen? - Von ppigem Grn
+und buntem Blthenschmuck sind die Bilder eingerahmt, die hier den
+Beschauer fesseln. Sein Auge folgt entzckt der zackigen Kste, oder es
+ruht trumend aus der tiefen Schlucht, in der sich der Garten aufwrts,
+ohne Ende, bis zu den Gipfeln der Berge fortzusetzen scheint. Eine hohe
+Palme neigt sich wie sinnend ber diesem Bilde und gibt ihm ein
+mrchenhaftes Geprge. Nach Osten decken dunkle Baummassen die Aussicht,
+doch durch eine blumenreiche Pergola gelangt man bald bis auf den freien
+Bergrand. Der Tag geht zur Neige, und es beginnt Altbordighera im rosigen
+Abendlicht zu glhen. Welch' ein Anblick! Ich wei ein krankes Mdchen,
+eine zu frh aufgeblhte Knospe, das Rettung vor dem Tode in Mentone
+suchte; dem schwebte jenes goldige Bild bis zuletzt in den Fiebertrumen
+vor. Es war wie die Verheiung einer glcklicheren Welt! Sehnsuchtsvoll
+streckte die Sterbende ihre Arme in der nordischen Heimath aus, um es zu
+fassen, und ein seliges Lcheln verklrte dann ihr blasses Antlitz.
+
+Die Pergola, die nach jenem Aussichtspunkt im Garten von La Mortola fhrt,
+ist von Banksia-Rosen und anderen Schlinggewchsen berwuchert, deren
+Blthen in den Abendstunden sen Duft verbreiten. Die _Rosa Banksiae_
+knnen wir hier in ihrer vollen Prachtentfaltung bewundern. berall
+leuchten aus dem grnen, dornenfreien Laub die zierlichen Trugdolden ihrer
+halbgefllten, hellgelben und weien Blthen hervor. Um diese schne Rose
+ist die Riviera zu beneiden; bei uns im Freien will sie nicht gedeihen.
+Auch ist es in Gewchshusern nicht mglich, sie zu ppiger Entwickelung
+zu bewegen, ebensowenig als dies fr die _Bougainvillea_ gelingt, jene
+prchtige Liane der Tropen, die mit ihren carmoisinrothen Hochblttern
+ganze Gebude an der Riviera deckt.
+
+Die Sonne war inzwischen untergegangen, und fahle Lichter streiften die
+Kste. Altbordighera erschien so todtenbla, als wre es inzwischen
+ausgestorben; der Rahmen aus weien Rosen umschlang es fast wie ein
+Todtenkranz. Die bunten Blthen im dunklen Laube begannen unsichtbar zu
+werden, und scharf stachen nur vom hellen Abendhimmel die uralten
+Cypressen ab, die, dicht aneinander gereiht, im unteren Theile des Gartens
+zum Meere absteigen. Hat dieser dunkelfarbige Baum, der in so feierlichem
+Ernst zum Himmel emporragt, wirklich ein trauriges Aussehen, oder weckt er
+in uns nur traurige Empfindungen, weil er von jeher ein Symbol der
+Todtentrauer war, und wir ihn so oft neben Grbern sehen? Hier htte er
+wohl allen Grund, dster in die Landschaft zu schauen, denn er schmckte,
+so heit es, vor Zeiten einen Friedhof, nach welchem der Ort heute noch
+seinen Namen La Mortola fhren soll. Blumenbeete haben seitdem die
+Grber verdeckt, ppiger Pflanzenwuchs die Sttten verwischt, an welchen
+Menschen einst ihre Lieben beweinten, die Cypressen allein trauern noch
+ber den Todten.
+
+ VII.
+
+Die Strada nazionale, die am Garten vorbei nach Mentone fhrt, steigt
+zunchst in der Schlucht empor und beginnt erst jenseits der Croce della
+Mortola sich langsam zu senken. Es ist ein unendlich schner Weg, der im
+weiten Bogen, am Abhang der Berge, langsam gegen Mentone absteigt. Bald
+ist man in einen Olivenhain gedrungen, in dem sich das Dorf Grimaldi
+verbirgt; jenseits des Ortes steigt ber der Strae ein alter Thurm dster
+in die Lfte empor, neben ihm drngt ein modernes Schlo in englisch
+gothischem Geschmack sich auf. Ein schner Garten steigt bis zum Thurm
+empor. Es war das einst die Besitzung des englischen Arztes Bennet, dessen
+Name einen ruhmvollen Klang an der Riviera besitzt. Nach dessen Tode haben
+neue Besitzer das gothische Haus erbaut. Wir erreichen das italienische
+Zollhaus. Es dunkelt schon; in Mentone, das in geringer Ferne vor unseren
+Augen aufsteigt, beginnen auf den Straen und in den Husern die Lichter
+sich zu entznden. Eine lange Reihe flammender Punkte folgt bald dem
+Strande, als htte sich das Meer mit einer Schnur feuriger Perlen
+geschmckt. Mir zogen die Strophen des Mignonliedes durch den Sinn, und
+das Rauschen des Meeres schien sie in den Tnen der Beethoven'schen Musik
+zu begleiten. Wie bezeichnend fr diesen Boden mehr als
+zweitausendjhriger Cultur, da jene Gewchse in dem Liede, welche das
+Bild Italiens uns so lebendig vor die Seele zaubern, diesem Lande nicht
+ureigen sind. Sie kamen aus dem Orient, wie alle die groen Gedanken, auf
+welchen unsere Bildung ruht, entfalteten und veredelten sich aber auf
+diesem Boden. Die Citronen und Orangen erhielten die klassischen Lande von
+den Semiten, welche dieselben ihrerseits von den Indiern bernommen
+hatten. Der l- und Feigenbaum, der Weinstock und die Palme standen bei
+den Semiten in Pflege, lange bevor sie als Culturpflanzen siegreich nach
+dem Westen vordrangen. Der Cultus des Lorbeers und der Myrte gelangte von
+Osten her ber das Mittelmeer. Die Cypresse hat nicht ihre Heimath in
+Italien, sondern auf den griechischen Inseln und auf dem Libanon; ja,
+selbst von der schirmfrmig ausgebreiteten Pinie, der die Rauchwolke des
+Vesuvs wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
+bezweifelt, da sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als wenn
+andererseits auch der groe Culturimpuls, welcher von der Entdeckung der
+neuen Welt ausging, auf italienischem Boden in typischen Pflanzenformen
+verkrpert werden sollte, brachte er diesem die Agave und die Opuntie. Die
+dornigen, blaugrnen Agaven, die stachligen, hellgrnen Opuntien, die so
+gut zu dem felsigen Strande Italiens passen, als wren sie fr ihn von
+jeher bestimmt gewesen, sind thatschlich erst im vierzehnten Jahrhundert
+von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag man sich ohne die _Fichi
+d'India_, deren abgeflachte Glieder sich in wunderbaren Krmmungen ber
+die Mauern drngen, kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier
+eine moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn die Agaven
+und Opuntien in den Preller'schen Odysseebildern den Vordergrund der
+Landschaft schmcken. Die Schnheit jener Bilder wird dadurch nicht
+beeintrchtigt, und doch kann man sich bei der Betrachtung derselben einer
+gewissen fremdartigen Empfindung nicht erwehren. Das historische
+Rechtsgefhl fhlt sich verletzt und mu erst durch das sthetische
+Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
+Kunstschpfungen erwecken.
+
+Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur des lbaumes
+begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten und der Wohlgeruch der
+Agrumi die Luft nicht erfllte? - Sie war bedeckt mit immergrnen
+Struchern, whrend dichter Nadelwald die Hhen krnte. Das Bild der
+Vegetation mute ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt
+durch Gesammteffecte, whrend der Charakter jener Landschaft, die wir
+jetzt fr die typisch italienische halten, auf dem wirksamen Hervortreten
+einzelner ausgeprgter Pflanzenformen und deren plastischer Sonderung
+beruht.
+
+Whrend noch in den Zeiten Alexander des Groen, also im vierten
+Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als ein Land kannten, das
+im Vergleich zu ihrem eigenen Lande und dem Orient einen ganz
+ursprnglichen Charakter trug, konnte bereits Marcus Terentius Varro im
+ersten Jahrhundert vor Christus, Italien mit einem groen Garten
+vergleichen. Plinius klagt ein Jahrhundert spter ber den Luxus, der auch
+im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemse wurden so gro gezogen, da sie
+der Tisch des Armen nicht mehr zu fassen vermochte. Er fhrt als Beispiel
+die Spargeln an, von denen in Ravenna oft nur drei auf das rmische Pfund
+(ca. 300 Gramm) gingen.
+
+Da in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt worden war und der
+orientalische Culturpflanzen vorwiegend barg, das rmische Volk sich
+verweichlichen mute, ist nur zu klar. Es war das die Schattenseite jener
+zu ppig entwickelten Cultur, die in dem bermae ihrer Entfaltung auch
+die Keime ihres Untergangs trug.
+
+Als ich Mentone nher kam, begann der Mistral zu wehen und fegte mchtige
+Staubwolken ber die Strae. In Garavan, im Schutze der Altstadt, wurde es
+trotzdem fast windstill, so da ich dort am spten Abend im anmuthigen
+Garten des Htel d'Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch den
+Bergrcken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die dichten
+Husermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollstndig gedeckt und mit
+Recht daher von Brustkranken bevorzugt. Seit vorigem Winter erhielt
+Garavan einen eigenen Bahnhof, der fast eine zu groe Erleichterung des
+Verkehrs fr diejenigen Wintergste schafft, die in Monte Carlo durch
+schdliche Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefhrden.
+
+ VIII.
+
+Fast alle wichtigen Reiz- und Genumittel des Pflanzenreichs dankt der
+Culturmensch den wilden Vlkern. Da bei ihm selbst die Cultur das
+instinctive Empfinden ganz zurckdrngte, so kann er sich kaum noch
+vorstellen, welche Eindrcke den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel
+geleitet haben. Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, da der Thee der
+Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze der
+Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolansse der Neger im wesentlichen
+dieselben Stoffe enthalten. Im La Mortola-Garten, bei Betrachtung der
+Pflanzen, die jene Stoffe liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres
+Aussehens feststellen. Irgend welches uere Abzeichen, das ihnen
+gemeinsam wre, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
+somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er verfuhr
+nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und Flur seiner Nahrung
+nachgeht. Er war sich der Ursache seiner Wahl ebenso wenig bewut.
+
+Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen, haben unsere Reiz- und
+Genumittel eine interessante Geschichte aufzuweisen.
+
+In China ist der Theegenu so alt, da ein im zwlften Jahrhundert
+verfates Buch Rhya von demselben als von etwas lngst Bekanntem
+spricht.
+
+In Europa begann sich der Theegenu erst um 1630 zu verbreiten, unter dem
+Einflu der hollndisch-ostindischen Gesellschaft und der Lobpreisungen,
+welche einige hollndischen rzte diesem Getrnk zu Theil werden lieen.
+Der Thee sollte die Lebenskraft steigern, das Gedchtni strken, alle
+seelischen Fhigkeiten erhhen, das Blut in willkommenster Weise
+verdnnen. Gegen Fieber wurde vorgeschrieben, nicht weniger als vierzig
+bis fnfzig Tassen hintereinander zu trinken. Zu dem interessanten Werke
+von Le Grand d'Aussy, welches 1782 zuerst erschien und die Geschichte des
+Privatlebens der Franzosen (_Histoire de la vie prive des Franois_)
+erzhlt, ist zu lesen, da der Thee in Paris 1636 bekannt wurde und bald
+zu Ansehen gelangte, weil ihn der Chancelier Sguier unter seine
+Protection nahm. Es scheint, da sich in Paris einzelne Personen auch auf
+das Rauchen des Thees verlegten, so wie man Tabak raucht, und der Arzt
+Bligny rhmt sich, aus dem Thee eine Conserve, ein destillirtes Wasser und
+zwei Arten von Syrup dargestellt zu haben. In England war das Theetrinken
+um 1700 schon allgemein verbreitet und der Thee besteuert. Deutschland
+verdankt die Bekanntschaft mit dem Thee den hollndischen rzten des
+Groen Kurfrsten. Im Jahre 1662 kostete, nach den von Flckiger
+verffentlichten Documenten, eine Hand voll Thee in den Apotheken der
+Stadt Nordhausen noch fnfzehn Gulden, doch im Jahre 1689 in Leipzig nur
+noch vier Groschen. Nach Ruland gelangte der Thee nicht ber das
+westliche Europa, sondern direct mit einer asiatischen Gesandtschaft, und
+schon in der zweiten Hlfte des siebzehnten Jahrhunderts wurde der Thee
+dort zu einem allgemein verbreiteten Getrnk. Der Thee heit demgem dort
+Tschai, entsprechend der Benennung wie wir sie auch bei den Arabern im
+achten Jahrhundert schon finden, whrend in Polen aus _herba Theae_
+_Herbata_ gebildet worden ist.
+
+Der wichtigste Bestandtheil der Theebltter ist das Coffen, derselbe
+Krper, den die Kaffeebohnen fhren und der auch dem Theobromin der
+Cacaobohnen uerst nahe steht. Ebenso ist der Paraguay-Thee oder Mate
+coffeinhaltig, und denselben Stoff fhren auch die Kola-Nsse.
+
+Die Kultur des Kaffeebaumes haben die Araber zuerst in groem Mastbe
+betrieben, whrend Europa, die Trkei ausgenommen, vor Mitte des
+siebzehnten Jahrhunderts nur wenig von dem Bestehen dieses Genumittels
+wute. Nach Constantinopel hatte Selim I. 1517 aus Aegypten den ersten
+Kaffee gebracht, und zwanzig Jahre spter gab es dort bereits viele
+Kaffeehuser. Nach dem Westen Europas gelangte der Kaffee durch die
+Venetianer. Prosper Alpinus, der als Arzt des venetianischen Consuls in
+gypten lebte und von 1591 bis 1593 sein Werk ber gyptische Pflanzen
+verffentlichte, gab die erste, wenn auch wenig vollkommene botanische
+Beschreibung des Kaffeebaumes. Von Venedig aus, wo im Jahre 1645 das erste
+Kaffeehaus erffnet wurde, verbreitete sich die Sitte des Kaffeetrinkens
+rasch ber ganz Italien. Wie Le Grand d'Aussy eingehend beschreibt, war es
+Marseille, das in Frankreich im Jahre 1644 mit der Errichtung von
+Kaffeehusern den Anfang machte. In Paris kam das Kaffeetrinken erst unter
+Ludwig XIV. auf, und zwar vornehmlich durch Soliman Aga, den Gesandten
+Mohammeds III., der, wie Le Grand d'Aussy berichtet, sich die Gunst der
+Pariserinnen in solchem Mae zu erwerben wute, da es Mode ward, ihm
+Besuche abzustatten. Er lie den Damen, nach orientalischer Sitte, den
+Kaffee serviren; es reichten ihn Sklaven in glnzenden Porzellantassen auf
+goldbefranzten Servietten. Die fremdartige Einrichtung der Zimmer, das
+Sitzen auf dem Boden, die Unterhaltung, die mit Hlfe eines Dolmetschers
+gefhrt wurde, alles das, meint Le Grand d'Aussy, mute den Kopf der
+Franzsinnen verdrehen. berall hrte man von dem Soliman'schen Kaffee
+sprechen, und Jeder wollte davon gekostet haben. Sich Kaffeebohnen zu
+verschaffen, war bei alledem damals noch schwer: das Pfund kostete bis zu
+vierzig Thalern. Im Jahre 1672 erffnete ein Armenier, Namens Pascal, auf
+dem Quai de l'cole das erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem Getrnk,
+welches in demselben geboten wurde, Caf genannt ward. Es war eine
+Boutique nach Art der orientalischen und machte schlechte Geschfte, da
+es fr das feinere Publicum, welches allein den Kaffee damals trank, nicht
+geeignet war. Das erkannte richtig der Florentiner Procope, derselbe, der
+sich um Paris durch die Einfhrung des Gefrorenen verdient gemacht hat; er
+richtete gegenber der alten Comdie Franaise ein Caf ein, welches auer
+dem ursprnglichen Getrnk, auch Thee, Chocolade, Eis und verschiedene
+Liqueure fhrte, und, geschmackvoll decorirt, sich alsbald des grten
+Succs erfreute. Die Zahl der Nachahmer war gro, und 1676 hatte Paris
+schon eine Unmasse Cafs aufzuweisen, deren Einflu sich als ein sehr
+gnstiger erwies, indem er der Trunksucht steuerte, und was Ludwig XIV.,
+_ce Roi si dcent_, wie sich Le Grand d'Aussy ausdrckt, durch harte
+Strafen nicht zu erreichen vermochte, hatte man dem Florentiner Procope zu
+verdanken. Als ganz ungefhrlich galt jedoch der Kaffee nicht, und die
+Marquise de Svign rth darum ihrer Tochter in einem Brief aus dem Jahre
+1680, dem Kaffee etwas Milch zuzusetzen, _pour en temprer le danger_.
+In England wurde der Kaffee durch Baco von Verulam schon 1624 erwhnt. Das
+erste Kaffeehaus errichtete in London 1652 der Armenier Pasqua, Diener
+eines trkischen Arztes. Berlin folgte erst weit spter nach, denn Volz
+gibt an, da dort das erste Kaffeehaus im Jahre 1721 erffnet wurde. Eine
+Anzahl deutscher Stdte war in dieser Beziehung Berlin vorangeeilt; in
+Hamburg gab es schon 1679, in Nrnberg und Regensburg 1686, in Kln 1687
+Kaffeehuser. In Wien erhielt 1683 ein gewisser Kolschitzky die Erlaubni
+zur Erffnung des ersten Kaffeehauses und zwar als Belohnung fr den Muth,
+durch welchen er sich in dem gleichen Jahre, bei der Befreiung der Stadt
+von den Trken, ausgezeichnet hatte. Um die Mitte des achtzehnten
+Jahrhunderts war der Kaffeegenu ber ganz Deutschland verbreitet, und der
+Kaffee bildete einen wichtigen Handelsartikel fr Hamburg und Bremen.
+Friedrich der Groe versuchte es vergeblich, den Verbrauch einzuschrnken.
+In dem Bestreben, Preuen wirthschaftlich abzuschlieen und das Geld im
+Lande zu behalten, hatte er besonders die theueren Colonialwaaren mit
+hohen Zllen belegt; zum Theil verbot er sogar deren Einfuhr oder suchte
+sie zum Mindesten zu monopolisiren. Markgraf und andere Chemiker wurden
+beauftragt, Surrogate an Stelle des Kaffees zu schaffen, was zur
+Entstehung von Eichelkaffee, von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst
+aus Rben und Rokastanien fhrte. Der Cichorienkaffee jedoch wurde um
+jene Zeit noch nicht hergestellt, vielmehr, wie ich den Angaben
+E. v. Lippmanns entnehme, erst gegen 1790. Die gebotenen Kaffeesurrogate
+erfreuten sich nicht des Beifalls beim Publicum, daher 1781 ein
+Kaffeemonopol eingefhrt ward, das die gewhnlichen Consumenten zwang, den
+Kaffee schon gebrannt vom Staate, vierundzwanzig Loth zu einem Thaler, zu
+kaufen, whrend an Adlige, Geistliche und Beamten sogenannte
+Brennscheine abgegeben wurden.
+
+An den Thee und den Kaffee schliet sich der Cacao fast gleichberechtigt
+an. Sein Anbau ist schwieriger als derjenige vieler anderer tropischer
+Pflanzen, da er eine sehr bestndige, relativ hohe Temperatur neben einer
+groen und gleichmigen Feuchtigkeit verlangt. Seine Heimath drfte in
+den Lndern um den mexikanischen Meerbusen liegen, jetzt wird er berall
+in den Tropen, soweit es die sonstigen Bedingungen gestatten, gebaut. Die
+Cacaopflanze gehrt einer Unterabtheilung der Malvaceen an; fast aller
+Cacao des Handels stammt von der _Theobroma Cacao_ ab. Es ist ein
+dunkelbelaubter Baum, mit knorrigem Stamm und breiter Krone, der fr
+gewhnlich acht bis zehn Meter Hhe erreicht. Das Charakteristische fr
+die Pflanze ist, da sie ihre Blthenstnde vorwiegend am alten Holze
+trgt, so da der Stamm und die dicken ste sich weiterhin mit Frchten
+behangen zeigen. Die Blthen sind weilich bis roth und liefern je nachdem
+gelbe oder dunkelrothe Frchte. Whrend die Blthen nur klein sind, knnen
+die cylindrischen Frchte bis fnfundzwanzig Centimeter Lnge erreichen.
+Der Baum blht und fructificirt fast ohne Unterbrechung, liefert aber im
+Jahr meist nur zwei Haupternten. Die Samen sind in einem ssuerlichen
+Fruchtfleisch eingebettet und bilden in der reifen Frucht fnf
+Lngsreihen. Ihr bitterer Geschmack wird durch das sogenannte Rotten
+gemildert, einen Ghrungsproce, dem die aus der Frucht befreiten Samen
+unterworfen werden. Der Cacao war in Mexiko schon den Azteken und selbst
+den von diesen verdrngten Tolteken bekannt, und als die Spanier 1519 das
+Land eroberten, fanden sie die Cultur des Baumes vor. hnlich wie der
+Pfeffer einst in Europa, dienten in Mexico, ja in ganz Mittelamerika die
+Cacaobohnen als Mnze. Die Spanier sollen bei der Eroberung Mexico's im
+dortigen Staatsschatze nicht weniger als zweiundeinhalb Millionen Pfund
+solcher Bohnen vorgefunden haben. In Mexico wurden die gersteten
+Cacaobohnen geschlt und gestoen, mit kaltem Wasser zu Brei angerhrt und
+mit Maismehl oder bei Vornehmeren mit Gewrzen, Vanille, duftenden Blumen
+und Honig versetzt. Dieser Brei _bouillie assez dgoutante_, sagt Le
+Grand d'Aussy, hie Chocolatl. Ob diese Bezeichnung von dem mexikanischen
+Namen der Pflanze Cacao oder Cacagnate, oder Choco (Schaum) und Atl
+(Wasser) abzuleiten sei, ist wohl unentschieden. Die Spanier, welche die
+Chocolade am Hofe des Montezuma kennen gelernt hatten, brachten sie bald
+nach Europa, und auch heute noch ist es Spanien, welches die grten
+Mengen Chocolade verzehrt. Nach Florenz brachte Carletti die Chocolade
+mit, als er 1606 von weiten Reisen, die sich bis nach Westindien
+erstreckten, heimkehrte. Das warme Getrnk, das in Florenz aus Cacaomehl
+hergestellt wurde, verbreitete sich rasch ber ganz Italien. Nach
+Frankreich kam die Chocolade 1615 mit Anna von sterreich, Gemahlin
+Ludwig's XIII. Zu einiger Geltung gelangte sie aber erst 1661, unter dem
+Einflu von Maria Theresia von Spanien, Gemahlin Ludwig's XIV., die sich
+aber noch versteckte (wie die Duchesse de Montpensier in ihren Memoiren
+angibt), um ihre Chocolade zu trinken; der Genu derselben mute somit als
+etwas Ungewohntes oder gar Verpntes angesehen werden. Indessen schon 1671
+konnte Frau von Svign an ihre Tochter schreiben: _Vous ne vous portez
+pas bien, le chocolat vous remettra._ Freilich mu die Chocolade als
+Heilmittel ihre Wirkung versagt haben, denn in einem spteren Briefe wird
+sie als _source de vapeurs et de palpitations_ angegeben. Andererseits
+vertheidigte ein Pariser Arzt, Namens Bachot, 1684 vor der Fakultt eine
+These, in welcher er gutgemachte Chocolade als eine der edelsten
+Erfindungen pries, weit mehr wrdig, als Nectar und Ambrosia, die Speise
+der Gtter zu sein. Derselben Ansicht mu auch Linn gewesen sein, der die
+Chocolade 1769 in den _Amoenitates academicae_ behandelte und dem
+Cacaobaum den botanischen Namen _Theobroma_, d. h. Gtterspeise gab.
+In England begann sich die Chocolade um 1625, annhernd gleichzeitig auch
+in Holland, einzubrgern. Nach Berlin brachte Bontekoe, der Leibarzt des
+Groen Kurfrsten, den Cacao mit. Friedrich der Groe verbot die Einfuhr
+der Chocolade und beauftragte den Chemiker Markgraf, denselben, der
+hnliches fr den Kaffee schon versucht, ein Surrogat aus Lindenblthen an
+Stelle von Chocolade herzustellen, was aber nur schlecht gelang.
+
+Als die Spanier im sechzehnten Jahrhundert nach Peru kamen, war dort ein
+anderes Reizmittel in Gebrauch, das der Instinct der Eingeborenen
+herausgefunden hatte, nmlich das Cocan. Dieser Krper gehrt ebenso wie
+das Coffen und das Theobromin zu den pflanzlichen Alcaloiden. Die
+Bewohner des Inkareiches kauten die Cocabltter ganz so wie die Hindus die
+Betelnu kauen und wrzten diese Bltter auch mit Asche der Quinoapflanze
+(_Chenopodium quinoa_) oder mit gelschtem Kalk, so wie es fr die
+Betelnsse in Indien geschieht. Bei migem Genu wirken die Cocabltter
+anregend auf das Nervensystem ein, in zu groen Mengen und fortdauernd
+gebraucht, werden sie verderblich. Es stellt sich dann ein Verfall aller
+krperlichen und geistigen Fhigkeiten bei dem Coquero ein, der zu einem
+Vergleich desselben mit unseren Alkoholikern gefhrt hat. Den Spaniern
+fielen zunchst nur die blen Folgen des Cocakauens auf, sie suchten
+dasselbe durch Verordnungen und kirchliche Verbote in Peru einzuschrnken.
+Daher wohl die Cocabltter nicht wie andere hnliche Reizmittel ihren
+Einzug in die alte Welt hielten. Erst die 1884 von Koller in Wien gemachte
+Entdeckung, da eine Auflsung von Cocan ohne ble Folgen die Hornhaut
+und Bindehaut der Augen eine Zeitlang unempfindlich macht, richtete die
+allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Alcaloid. Die Anwendung desselben bei
+Augenoperationen wurde allgemein; sie verbreitete sich auf andere Gebiete
+der Heilkunde als auch seine Fhigkeit, leicht zugngliche sensible Nerven
+unseres Krpers unempfindlich zu machen, erkannt wurde.
+
+Die Cocabltter gehren einem Strauche an, der unserer Schlehe hnlich
+ist, aber bedeutendere Gre erreicht. Diese Bltter sind lebhaft grn
+gefrbt und sehr dnn; sie haben eifrmige Gestalt und laufen spitz an
+ihrem Ende aus. Die gelblich weien Blthen fallen wenig in die Augen, da
+sie nur geringe Gre besitzen. Die rothen, unseren Cornelkirschen nicht
+unhnlichen Frchte, leuchten hingegen aus dem Laub hervor. Der botanische
+Name der Pflanze ist _Erythroxylon coca_, sie bildet eine eigene kleine
+Pflanzenfamilie, die im Wesentlichen auf die artenreiche Gattung
+_Erythroxylon_ beschrnkt ist. Die Bltter sind schwach aromatisch und
+besitzen einen angenehm bitterlichen Geschmack. Das Alcaloid, welches man
+aus denselben gewinnt, bildet farblose Krystalle, die sich nur wenig in
+Wasser, dagegen leicht in Alcohol und noch leichter in ther lsen.
+
+Ein ganz besonderes culturhistorisches Interesse ist an den
+Gewrznelkenbaum geknpft, da er eine uerst markirte Rolle in der
+Geschichte des Gewrzhandels gespielt hat. Der Gewrznelkenbaum (_Eugenia
+caryophyllata_) gehrt zu den Myrtaceen wie die Myrten, Eucalypten,
+Guaiaven und Rosenpfel, die wir in La Mortola sahen. Er ist ein
+immergrner Baum mit wohlgeformter Krone, der ber zehn Meter Hhe
+erreichen kann und lederartige, glnzende, durchscheinend punctirte
+Bltter besitzt. Die Blthen stehen an den Enden der Zweige in
+doldenfrmigen Blthenstnden. Der vierkantige Blthenstiel breitet sich
+am oberen Rande in vier dicke, kurze Kelchlappen aus. An der
+Ursprungsstelle derselben sind die Blumenkronenbltter und die Staubfden
+befestigt. Erstere werden hnlich wie bei Eucalyptus als Kappe abgeworfen,
+wenn sich die Blthe ffnet. Diesen Zeitpunkt wartet man aber nicht ab,
+sammelt vielmehr kurz zuvor schon die Gewrznelken, indem man sie mit
+den Hnden vom Baume pflckt oder mit Bambusstben abschlgt. Sie sind
+somit noch ungeffnete Blthen eines myrtenartigen Gewchses und haben mit
+den nur hnlich duftenden Blthen unserer Grten, die wir als Nelken
+bezeichnen, den Dianthus-Arten, sonst nichts gemein. Beim Trocknen
+verndert sich die dunkelrothe Farbe in das bekannte Braun. - Die
+Gewrznelken waren den Chinesen schon vor unserer Zeitrechnung bekannt. Im
+vierten Jahrhundert vor Christus gelangten sie nach Europa. Man glaubte
+bis zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, da Java oder Ceylon ihre
+Heimath sei; thatschlich aber waren diese Inseln nur Stationen auf dem
+Wege des Gewrznelkenhandels. Erst die Entdeckung der Molukken durch
+Varthema 1504 klrte Europa ber den Ursprung der Gewrznelken auf. Mit
+den Molukken zugleich gelangte der Gewrzhandel jener Inseln in die Hnde
+der Portugiesen, dann ein Jahrhundert spter an die
+hollndisch-ostindische Compagnie, welche die Production von Gewrznelken
+und Muskatnssen auf jede Weise zu monopolisiren suchte, ja sogar
+dieselbe, um sie besser berwachen zu knnen, auf nur wenige Inseln
+einschrnkte. Auf den brigen Inseln lie sie die Gewrzbume ausrotten.
+Um die hohen Preise zu halten, brachte die Compagnie nur begrenzte Mengen
+des Gewrzes auf den Markt, und als in Folge guter Ernten der Vorrath
+einmal, im Jahre 1760, zu stark anwuchs, wurde ein Theil desselben bei der
+Admiralitt in Amsterdam verbrannt. Trotz strengster berwachung von
+Seiten der Hollnder gelang es dem franzsischen Gouverneur von Mauritius
+und Bourbon 1769 in den Besitz von Gewrznelken- und Muskatbumen zu
+gelangen und sie auf seiner Insel anzupflanzen. Zwischen 1795 und 1802,
+als die Englnder die Molukken besetzt hielten, sorgten sie auch dafr,
+da die Cultur der Gewrzbume sich ber die Grenzen dieser Inseln hinaus
+verbreite. Jetzt hat sich ihre Cultur ber die tropischen Lnder weit
+ausgedehnt, auf den Molukken selbst ging der Anbau der Gewrznelkenbume
+ganz zurck, und nur die Muskatbume werden dort noch im groen Mastab
+gepflegt.
+
+Die Muskatbume, die mit den Gewrznelkenbumen stets zusammen genannt
+werden, gehren zu der Gattung _Myristica_, die den Lorbeergewchsen sehr
+nahe steht. Der wichtigste Muskatbaum ist _Myristica fragrans_, der in
+seinem Aussehen an unsere Birnbume erinnert. Er besitzt eine rundliche
+Krone und dichte Belaubung. Seine Blthen sind wei oder gelblich und
+gleichen auffallend denjenigen unserer Maiblumen. Da sie klein sind, so
+fallen sie freilich nicht in die Augen. Das thun hingegen die hellgelben,
+aprikosenhnlichen Frchte, die der Baum gleichzeitig trgt. Diese Frchte
+springen bei voller Reife auf und dann leuchtet ein carmoisinrother
+Samenmantel aus ihrem Innern hervor. In Gestalt einer zerschlitzten Hlle
+umgibt er den schwarzbraunen, als Muskatnu bekannten Samen. Er selbst
+wird flschlich als Muskatblthe bezeichnet.
+
+Auch der Zimmet war einst ein Monopol der Portugiesen, hierauf der
+niederlndisch-ostindischen Compagnie und ging auf die
+englisch-ostindische ber, als England 1796 Besitz von Ceylon ergriff.
+
+Wie Zimmet, Gewrznelken und Muskatnu in der niederlndischen Geschichte,
+so spielte der ostindische Pfeffer einst eine nicht unbedeutende Rolle in
+der Geschichte Venedigs. Namentlich aus Rcksicht auf diesen Pfeffer lag
+Venedig daran, das rothe Meer und gypten sich offen zu halten. Unmengen
+von Pfeffer wurden in Venedig, in dem Fondaco de' Tedeschi, an die
+Deutschen verhandelt. Im Mittelalter herrschte, wie Flckiger besonders
+hervorhebt, eine kaum mehr verstndliche Gier nach Pfeffer, der
+schlielich fast die Bedeutung eines berall gangbaren Zahlmittels
+erlangte. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert nahm er entschieden
+den ersten Rang unter den Gewrzen ein; er stand so hoch im Preise, da
+rmere Klassen von dem regelmigen Gebrauch desselben absehen muten und
+_cher comme poivre_ sprichwrtlich wurde. Diese Sucht nach Gewrzen kam,
+wie Le Grand d'Aussy erzhlt, von den vielen schwer verdaulichen Speisen,
+welche man damals zu genieen pflegte. Es gab raffinirte Gourmands, welche
+Gewrze bei sich fhrten, um nach eigenem Geschmack die Speisen bei Tische
+sich mundgerecht zu machen. Rgnard bezeichnet solche Eknstler als
+_Docteurs en Soupers_.
+
+Aus der Geschichte des Levantehandels im Mittelalter von Wilhelm Heyd geht
+hervor, da zu den verbreitetesten Specereien damals auch der Ingwer
+gehrte, und da er fast eben so stark begehrt war wie der Pfeffer. Diese
+Pflanze, deren Heimath in Ostindien liegt, kann man im Garten von La
+Mortola sehen. Ihre bis zu einem Meter hohen grnen Sprosse entspringen
+dem wohlriechenden Wurzelstock, der im Boden versteckt ist. Die Sprosse
+erinnern an die in unseren Grten cultivirten Canna-Arten und tragen wie
+diese, in zwei Reihen angeordnete, doch wesentlich schmlere Bltter. Am
+Gipfel schlieen sie, falls sie zur Blthe kommen, mit dichtgedrngten
+Hochblttern ab, aus deren Achseln gelb- und violettgefrbte Blthen
+entspringen. In La Mortola blht freilich der Ingwer nicht, und auch in
+Asien kommen nur selten blhbare Stengel zur Entwickelung. Stcke des
+Wurzelstockes sind es, die, geschlt oder ungeschlt, als Ingwer in den
+Handel gelangen. Der aus China eingefhrte in Zucker gekochte Ingwer
+stammt von zarten, sorgfltig geschlten Wurzelstcken. Eingemachter
+Ingwer wurde schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in irdenen
+Tpfen nach Italien eingefhrt, doch war Marco Polo der erste Europer,
+der auf seinen Reisen in China und Indien von 1280-1290 die Pflanzen zu
+sehen bekam. Dieser mit Recht hochberhmte Reisende des Mittelalters
+erwarb sich berhaupt sehr groe Verdienste um die Erforschung von China,
+weshalb ihm der Besitzer von La Mortola, der selbst lngere Zeit im Reich
+der Mitte lebte, in der Eingangshalle seiner Villa ein glnzendes, von
+Salviati in Venedig als Glasmosaik auf Goldgrund ausgefhrtes Brustbild
+widmete. Da freilich von Marco Polo ein authentisches Bildni nicht
+bekannt ist, blieb es der Phantasie des Knstlers berlassen, wie er sich
+ihn vorstellen wollte.
+
+ IX.
+
+Wer den Weg von Mentone nach Nizza auf der vielgerhmten Route de la
+Corniche zurcklegen will, sollte dies nur bei vllig klarem Wetter thun.
+Denn unter den groen Eindrcken dieser Bergstrae darf die Aussicht
+landeinwrts in die schneebedeckten Seealpen nicht fehlen. Im Frhjahr
+sind die Berge meist von Wolken bedeckt und so dem sphenden Auge
+verborgen. Die Route de la Corniche ist an schnen Frhlingstagen von
+unvergleichlicher Wirkung. Sie fngt an bei Roccabruna zu steigen und
+folgt dann in unzhligen Windungen dem Abhang. Das eine Mal wendet sie
+sich landeinwrts, als wolle sie den Berg durchbohren, das andere Mal
+schlgt sie die Richtung nach dem Meere ein, als strze sie sich in die
+Fluthen. Fort und fort wechseln die Bilder. Abwrts taucht der Blick in
+die grnen Thler und trifft immer neue Einschnitte der Kste; aufwrts
+wird er begrenzt durch die mchtigen Kuppen der Berge. Wo diese
+auseinandertreten, da tauchen, wie mit einem Zauberschlag, die
+schneebedeckten Hupter der Seealpen in der Ferne auf. - Den hchsten
+Punkt hat die Corniche bei La Tourbie, der alten _Trophea_ oder _Turris in
+via_, etwa 500 Meter ber dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der alten
+rmischen Strae; Napoleon I. war es, der sie im Jahre 1805, so wie sie
+heute ist, ausbauen lie. Jetzt ist die Tourbie sogar durch eine
+Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden. Einst lief hier die Grenze, welche
+Gallien von Italien schied. Der weit sichtbare, aus mchtigen Trmmern
+aufsteigende Thurm, der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch
+immer der Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten
+Jahrhundert erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
+hervor, das hier der Senat und das rmische Volk dem Octavian errichten
+lieen, als die Schlacht bei Actium ihn zum Herrn der Welt machte. Plinius
+hat uns die Inschrift bewahrt, welche das Denkmal auf seinen vier Seiten
+trug. Auer der Widmung an den _Caesar Imperator_ standen da die Namen von
+vierundvierzig Alpenvlkern verzeichnet, welche unter rmisches Joch
+gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers krnte das Denkmal, das,
+alter Schilderung nach zu urtheilen, groartig gewesen sein mute.
+Trotzdem schonten es die spteren Zeiten nicht. Die Longobarden begannen
+seine Zerstrung. Die Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schpften
+Jahrhunderte lang die Bewohner von La Tourbie aus den Trmmern, wie aus
+einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche und ihrer Huser. Im
+zwlften Jahrhundert holten die Genueser hier Marmor zum Schmucke ihrer
+Bauten, und was dann noch verblieb, wurde am Hochaltar in der alten
+Kathedrale von Nizza verwandt. - Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit
+all seinem Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
+An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Hhe durch alle die
+Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den Berggipfeln errichtet
+hat. Selbst der hchste Berg ber Monte Carlo, der 1150 Meter hohe
+Mont-Agel, dessen Gipfel weithin das ganze Land beherrscht, hat jetzt
+einen Kranz von Redouten erhalten.
+
+Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an welcher Eza auf
+schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht. Welche gewaltige
+Kraft war nthig, um in so schwindelnder Hhe, so unvermittelt zwischen
+Himmel und Erde, aus mchtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgrnden
+umgeben, vor jeder berraschung sicher, haben nach einander nizzardische
+und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht. Armselige
+Huser suchten Schutz an den befestigten Mauern, und auch heut noch stehen
+sie da und drngen sich um die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht
+verschwand von dieser Sttte: das Elend ist geblieben. Von auen aber
+vergoldet es die strahlende Sonne des Sdens und hebt den stolzen Felsen
+majesttisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
+
+Nizza wird immer grer, verliert den ursprnglichen, italienischen
+Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten, cosmopolitischen Stadt
+an und amsirt sich ohne Unterbrechung. Endlos folgen im Winter Redouten,
+Blumenschlachten, Regatten, Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser
+Trieb zum Vergngen, der sich hier auch der einheimischen Bevlkerung
+bemchtigt hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale im Laufe
+der Zeiten erlebt. Unzhlige Male wurde die Stadt geplndert und verwstet
+durch Gothen, Longobarden, Saracenen und Provenalen. Frankreich eroberte
+sie wiederholt, um sie zu verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von
+der Pest heimgesucht, durch starke Klte ihrer Oliven- und Orangenbume
+mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken hufig berfallen. Daher
+vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevlkerung bemchtigt hat und
+der den Grund dazu legte, da Nizza zu einer Metropole der schalen
+Vergngungen aufwuchs. Mein Ziel war Nizza nicht, vielmehr das Cap
+d'Antibes, ein Ort, den ich schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte.
+Ein Aufsatz von George Sand, in der _Revue des deux mondes_ vom Jahre
+1868, machte mich mit den Schnheiten dieses Vorgebirges zuerst bekannt.
+George Sand besuchte auf demselben den schnen Garten des hervorragenden
+franzsischen Botanikers Thuret und war von der Aussicht ganz hingerissen,
+die man von dort geno. Da das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, hngt
+mit seiner exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte fr
+Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das Meer weit
+vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch sieht man von demselben
+die Schneealpen, und ist demgem auch nicht gegen den kalten Luftstrom
+geschtzt, der von denselben kommt. Auch fehlte es am Cap bis vor Kurzem
+an einem guten Unterkommen, das den Reisenden zum lngeren Bleiben htte
+einladen knnen. - Ich halte das Cap d'Antibes fr einen der Glanzpunkte
+der Riviera. Wer dessen Herrlichkeit in ganzer Flle gleich genieen will,
+der besteige den Hgelrcken, der die Seelaterne und das bescheidene
+Kirchlein _Notre-Dame de Bon-Port_ trgt. Der Anblick, den man dort bei
+klarem, sonnigem Wetter geniet, ist geradezu berwltigend. Das Cap
+d'Antibes setzt sich so weit fort in das offene Meer, da man von ihm aus,
+wie von einem Schiffe, das Land berblickt. Es trennt den Golf Jouan von
+der Baie des Anges und beherrscht so gleichzeitig die beiden Buchten. Im
+Westen wird das Bild von dem Esterel-Gebirge abgeschlossen, das in reicher
+Gliederung ganz unvermittelt aus dem Meere aufsteigt. Das Esterel erinnert
+in seinen Umrissen an das Siebengebirge, den Stolz unseres Rheinlandes,
+was sich aus dem vulkanischen Ursprung beider Gebirgszge erklrt. Das vom
+Cap d'Antibes eine Stunde weit entfernte Cannes wird durch die Landenge
+der Croisette verdeckt, frei liegt hingegen vor ihm im Meere die
+Lerinische Insel St. Marguerite. Deutlich erkennt man auf ihr das Fort, in
+welchem einst der mysterise _homme au masque de fer_ und neuerdings
+Bazaine eingekerkert waren. Es folgt an der Kste ein Ort auf den andern.
+Zunchst das Stdtchen Golfe Jouan, in dessen wohlgeschtztem Hafen das
+franzsische Mittelmeer-Geschwader liegt. Zahlreiche Villen und Grten
+decken die grnen Hgel, die sanft gegen das Meer abfallen. Nach Sdwesten
+hin streckt das Cap d'Antibes noch einen Seitenarm in die Fluthen, und
+dieser trgt ein kleines Fort und das Grand Htel. Gegen Sden verliert
+sich der Blick in dem weiten Meer; gegen Osten kann er der Kste bis
+jenseits Bordighera folgen, wo diese endlich in dem Blau der Ferne
+schwindet. Im Halbkreis reihen sich an der Bai des Anges die Huser von
+Nizza aneinander und versuchen es auch, die angrenzenden Hgel zu
+erklimmen. Im Vordergrund zeichnet sich grell das alte Antipolis, noch im
+mittelalterlichen Gewande, von steilen Mauern und Laufgrben umgeben und
+von dem malerischen Fort Carr beherrscht, das es zu Vaubans Zeiten
+erhielt. Nach Norden thrmen sich Berge auf Berge, um endlich in den
+schneebedeckten Alpen ihren verklrten Abschlu zu finden. So zeigt dieses
+Bild all das Erhabenste wieder vereinigt, was die Natur uns zu bieten
+vermag. Und wie wirkungsvoll zugleich ist der Gegensatz zwischen der
+unbegrenzten Flche des Meeres und den bewegten Umrissen der
+himmelstrmenden Bergriesen; wie zart vermittelt die azurne Farbe des
+Wassers und das matte Grn der Kste, wie schroff abgesetzt das glnzende
+Wei der Schneefelder von dem dunkeln Blau des Himmels! Wie athmet man
+frei in dem weiten Raum, welchen der Blick hier umfat; wie fhlt man sich
+gelutert durch die hehren Bilder, die sich in der Seele spiegeln!
+
+Das kleine Kirchlein Notre-Dame de Bon-Port ist mit manchem _ex voto_
+geschmckt. Ringe und Ketten von Schiffen, kleine aus Holz geschnitzte
+Khne, die an den Wnden hngen, deuten den Dank Jener an, denen es
+gelang, sich aus strmischer See zu erretten. Am 8. Juli eines jeden
+Jahres ziehen die Schiffer von Antibes barfu den Hgel hinauf und holen
+das Standbild der Mutter Gottes herab, um es in gleichem Aufzuge am
+nchsten Sonntag von Antibes wieder hinauf zu tragen.
+
+ber das Grand Htel du Cap d'Antibes bildete sich ein ganz eigener
+Mythos. Es hie, de Villemessant, der einst so bekannte Redacteur des
+Figaro, htte den Bau veranlat, um ein Heim fr Schriftsteller und
+Knstler zu schaffen. Dieselben sollten dort vereint ihren Arbeiten
+obliegen und durch die herrliche Umgebung zu bedeutendem Schaffen angeregt
+werden. Dieser Mythos war aber nur eine _Blague_, durch entsprechende
+Zeitungsartikel veranlat und durch eine Expedition grogezogen, die die
+Redaction des Figaro in diese Gegend unternahm. Auch scheint das
+treibende Motiv nur das gewesen zu sein, eine neue Station an der Riviera
+zu entdecken, von gleicher Rentabilitt wie das rasch aufblhende Cannes.
+Man wollte es Lord Brougham nachmachen, von welchem der Reisebericht des
+Figaro vom 25. April 1867 erzhlt, da er die Stadt Cannes entdeckt habe
+- entdeckt insofern, als er dort Grundstcke zu 5 Sous den Meter vorfand,
+die sich bald zu 60 Francs verkauften. Der Figaro lie es aber bei den
+schnen Plnen bewenden, und die projectirte Villa Soleil kam nicht zu
+Stande; wohl aber lie ein Russe, der das Cap d'Antibes schon bewohnte,
+sich bestimmen, das groe Htel du Cap zu erbauen. Das Unternehmen
+miglckte, ein Pchter folgte dem andern, bis endlich das Haus
+geschlossen wurde. Erst jetzt, wo die Zahl der Reiselustigen so bedeutend
+zugenommen hat, stellen sich gnstigere Bedingungen fr das Unternehmen
+ein. Das Htel kam in sorgsame und geschickte Hnde und wird sich
+voraussichtlich weiter gut entwickeln. Seine Lage ist einzig schn. Aus
+den Fenstern der Vorderseite hat man den vollen Blick auf den Golfe Jouan
+und das Esterel-Gebirge, whrend die Fenster der Rckseite nach den
+schneebedeckten Alpen schauen. Ein groer Garten umgibt das Gebude und
+reicht bis zum Meer hinab. Er verliert sich in dem duftigen mediterranen
+Gestrpp, und wo dieses aufhrt, setzen nackte, zerrissene Felsen die
+schmale Landzunge fort. Unaufhrlich wlzt das Meer seine Wogen gegen
+diese Felsen, und heftiger Sturm jagt den Schaum der Wellen ber dieselben
+hinweg. In tausend Klippen sind die steilen Abhnge des Caps zerrissen,
+bilden phantastische Stufen, Grotten, Buchten und Verstecke, und zu jeder
+Tagesstunde lt sich an dem jhen Absturz eine Stelle finden, an der man,
+vor der Sonne und meist auch vor dem Winde geschtzt, mit einem Buche in
+der Hand, sich niederlassen kann. Gelesen wird freilich kaum, denn die
+blauen Wellen schlagen fort und fort gegen die Steine und stren durch ihr
+Pltschern. Einmal berhren sie den Fels nur sacht, so da man sie kaum
+hrt, dann wieder schwellen sie an und plaudern so laut, als wollten sie
+vernommen werden. Zuweilen rollt die schwellende Fluth dicht heran, dann
+flieht sie wieder, und unwillkrlich folgt das Auge ihr nach. So lassen
+sich Stunden auf Stunden vertrumen an dem steinigen Strande von Antibes,
+und unbemerkt verfliegt ein Tag nach dem andern. Die Nerven ruhen aus und
+sammeln neue Spannkraft fr die gesteigerten Anforderungen der Zeit. -
+Ebenso wonnig wie auf seeumsplten Felsen lagert es sich zwischen den
+duftenden Struchern des Strandes mit dem blauen Zeltdach des Himmels ber
+dem Haupte und einem begrenzten Stcke azurnen Meeres zur Seite. Man hat
+eine Decke ber Myrten oder Rosmarinstrucher ausgebreitet und ruht nun
+wie auf einem Polster. Gewi gehrt es mit zu den hohen Reizen dieses
+bevorzugten Ortes, da man aus dem Garten unmittelbar in die volle, reine,
+unverflschte Natur gelangen kann. Denn die wohlriechenden Strucher, die
+hier den Strand bedecken, sind nicht von Menschenhand gepflanzt. Sie
+bilden einen Vegetationstypus, der fr das Mittelmeergebiet bezeichnend
+ist und den Namen _Maquis_ fhrt. Immer mehr weichen diese Maquis der
+Cultur, namentlich an dieser stark bevlkerten Kste. Ueber grere
+Flchen ausgedehnt, findet man sie hier noch im Esterelgebirge. In voller
+Prachtentfaltung treten sie dem Reisenden erst auf Corsica entgegen.
+
+Der Charakter dieser Maquis wird durch immergrne Strucher bestimmt.
+Selbst eine Anzahl baumartiger Gewchse nimmt in den Maquis Strauchform
+an. Bei der groen Mehrzahl dieser Strucher ist die Laubentwickelung
+eingeschrnkt worden, ja zum Theil geschwunden. Das Alles befhigt diese
+Pflanzen, langanhaltende Drre auszuhalten. Im Frhjahr, wenn die nthige
+Bodenfeuchtigkeit zur Verfgung steht, kommen sie gleichzeitig zur Blthe
+und zaubern dann, auf sonst drrem Boden, ppige Grten hervor. Es walten
+in den Maquis die aromatischen Gewchsarten vor. Aus jedem Strauch, den
+man streift, befreit man ganze Strme von Wohlgerchen. Dem Boden, den man
+tritt, entlockt man eine Flle flchtiger Essenzen: Rosmarin, Thymian,
+Lavendel, Cistusrose, Myrte und Pistacie mischen ihre Dfte und erfllen
+mit ihnen die Luft. Die Frbung der Maquis ist eine brunlich-grne, und
+erst die Blthen beleben den einfrmigen Ton. Sie treten auf in
+massenhafter Flle. Das zarte Blau der Rosmarinblthe gesellt sich dann
+dem grellen Gelb der Ginster, die helle Farbe der Cistrschen dem dunkeln
+Violett der Lavendel. Auf Corsica scheinen die Abhnge ein einziger
+Blthenstrau um jene Zeit zu sein, und der Wanderer wird von dem Duft
+berauscht, der diesem Blthenmeer entstrmt. Nicht ohne Grund behaupten
+die Schiffer, da man Corsica im offenen Meere schon aus weiter Ferne
+*riechen* knne, und nach jenem wrzigen Duft seiner Heimathsinsel sehnte
+sich auch Napoleon zurck auf St. Helena, vor seinem Ende.
+
+Was noch von den Maquis am Cap d'Antibes erhalten blieb, ist freilich
+wenig, und doch kann man selbst auf jener kleinen Landzunge vor dem Garten
+des Grand Htel fast alle die Arten zusammenlesen, welche den Typus der
+Maquis bestimmen. Unter den strauchartigen Formen fllt zunchst der
+Rosmarin durch seinen Duft, seine blauen Lippenblthen und seine steif
+linealen, unterseits wei-filzigen Bltter auf. Man begegnet ihm dort
+berall. Das wohlriechende l verflchtigt sich, wenn man seine Bltter
+zerreibt. Diese Pflanze zieht man auch bei uns in den Grten, besonders
+fr die Bienen, deren Honig sie ein feines Aroma verleiht. Ihre
+Verbreitung nrdlich von den Alpen wurde durch das Capitulare Karl's des
+Groen 812 gefrdert, welcher die Anpflanzung des _ros marinus_ in den
+kaiserlichen Grten befahl. Im Alterthum hat man den Rosmarin viel zum
+Winden von Krnzen benutzt und schmckte mit diesen die Bildsulen der
+Laren. Im Mittelalter bemchtigte sich die Symbolik dieses immergrnen,
+duftigen Gewchses, und es wurde zum Sinnbild der Liebe, der Treue und des
+Todes. Als Sinnbild der Treue gilt es auch bei Shakespeare, der die
+wahnsinnig gewordene Ophelia sagen lt: Da ist Vergimeinnicht, das ist
+zum Andenken: ich bitte Euch, lieber Herr, gedenket meiner - und da ist
+Rosmarin, das ist fr die Treue.
+
+Neben dem Rosmarin steht am Strande von Antibes berall der Thymian. Er
+hlt sich am Boden, ber und ber bedeckt mit kleinen rosafarbigen
+Blthen. Etwas hher steigt an reich verzweigten Stmmchen ein anderer
+Lippenblthler auf, die _Lavandula Stoechas_, und streckt ihre violetten
+Blthenhren zwischen den schmalen, weichfilzigen Blttern empor. -
+Zahlreich drngen sich aneinander die Ciststrucher. Sie erreichen hier
+kaum ber einen halben Meter Hhe und tragen an reich verzweigten sten
+ihre brunlich-grnen, klebrigen Bltter. Die Art mit kleineren weien
+Blthen ist _Cistus monspeliensis_; die andere mit weit greren
+rosenrothen Blthen, _Cistus albidus_. Die weien wie die rosenrothen
+Cistrschen sind uerst zart, in der Knospe zusammengeknittert, mit
+zahlreichen gelben Staubfden in der Mitte verziert. Sie welken uerst
+rasch, wenn man sie pflckt, doch entfalten sich an Zweigen, die man in
+Wasser stellt, alsobald neue Blthen. Die Ciststrucher tragen nicht wenig
+dazu bei, den Maquis von Antibes einen charakteristischen Geruch zu
+verleihen. Das Gummiharz, welches einige sdeuropische Cistus-Arten
+ausschwitzen, war unter dem Namen Ladanum oder Labdanum frher ein
+berhmtes, von griechischen Aerzten viel benutztes Heilmittel. Heute wird
+es nur noch zum Ruchern verwendet. - Wer aufmerksam den Boden zwischen
+den Cistrschen durchsucht, kann ein eigenthmliches Gewchs dort finden,
+einen Parasiten, der aus den Wurzeln der Cistrschen seine Nahrung zieht.
+Er fllt durch seine brennend gelb-rothe Frbung auf und heit _Cytinus
+hypocistis_. Grne Bltter fehlen ihm; er hat sie eingebt, da er sich
+nicht mehr selbstndig zu ernhren braucht. Die Rafflesiaceen, zu denen
+dieser Cytinus gehrt, sind im brigen Tropenbewohner. Sie leben
+parasitisch und entwickeln dabei zum Theil riesig groe Blthen. Die
+grte Blthe der Welt wird von einer solchen Rafflesiacee, der _Rafflesia
+Arnoldi_, erzeugt, welche auf Sumatra den Wurzeln gewisser Cistus-Arten
+aufsitzt. Diese Blthen knnen einen Meter im Durchmesser erreichen. - Den
+Cistrschen nahe verwandt sind die Sonnenrschen, Helianthemum-Arten, die
+auch unserer Flora nicht fehlen und in den Maquis hier und dort mit ihren
+zarten schwefelgelben Blthen am Boden hervorschauen. - Wesentlich hher
+als selbst die Cistrschen wird ein stark bewaffneter Strauch mit gelben
+Schmetterlingsblthen, die _Calycotome spinosa_. Diese verdient es wohl,
+eine nahe Verwandte der _Genista acantoclada_, jener Tartarusgeiel zu
+sein, deren wir frher erwhnten. Sie ist mit dornartigen, scharfen
+Seitensten so dicht besetzt, da man sie sorgfltig in den Maquis meiden
+mu. Weniger unzugnglich ist die nah verwandte Besenpfrieme (_Spartium
+junceum_), ein fast blattloser Strauch mit rutenfrmigen grnen sten und
+groen gelben Blthen. Aus diesen Binsenpfriemen werden Krbe, Netze, ja
+selbst Schuhe geflochten, der Bast wird zum Binden benutzt, auch eine Art
+Leinwand aus ihm dargestellt.
+
+Sehr hufig in den Maquis ist die Mastix-Pistazie (_Pistacia Lentiscus_).
+Hier tritt sie nur als Strauch auf, whrend sie unter anderen Bedingungen
+auch zum Baume emporwachsen kann. Einen solchen schnen Lentiskenbaum, mit
+dichter, schirmfrmiger Krone, kann man unweit vom Htel, im Garten einer
+Villa von der Strae aus bewundern, die nach Golfe Jouan fhrt. Die
+dunkelgrnen, paarig gefiederten, lederartig zhen, oberseits glnzenden
+Bltter sind fr _Pistacia Lentiscus_ charakteristisch; es zeichnet sie
+auerdem ein besonderer harziger Geruch aus. Die an sich sehr kleinen
+Blthen fallen schon aus der Ferne auf, weil sie in dunkelrothen Trauben
+bei einander stehen. Dieses Gewchs liefert den altberhmten Mastix, doch
+kann derselbe nicht aus dem Strauchwerk der Maquis, sondern nur aus
+sorgsam cultivirten Mastixbumen gewonnen werden. Diese gedeihen am Besten
+auf der Insel Chios und haben dieser Insel sogar den Namen der
+Mastix-Insel verschafft. Das Harz, welches aus knstlich ausgefhrten
+Einschnitten, doch auch von selbst aus den Zweigen hervortritt, findet
+seine hauptschliche Verwendung im Orient, wo es gekaut wird, hnlich wie
+die Bltter des Betelpfeffers in Indien. Es heit, da Mastix das
+Zahnfleisch festige und den Athem parfmiere. Vornehme trkische Frauen
+bringen den ganzen Tag mit Mastixkauen zu. Bei uns wird wohl auch
+Zahnpulver aus dem Mastix bereitet, vornehmlich aber dient er zum Ruchern
+und zur Firnibereitung.
+
+Fremdartig muthet den Nordlnder das Wolfsmilchbumchen, _Euphorbia
+dendroides_, an, da wir doch unsere Wolfsmilcharten nur zu sehr
+bescheidener Hhe emporwachsen sehen. Diese Euphorbia-Bumchen knnen an
+der Riviera zwei Meter Hhe erreichen und Stmme bilden, die man mit
+beiden Hnden kaum zu umfassen vermag. Die Pflanze gabelt sich fort und
+fort whrend ihres Wachsthums und bildet eine gewlbte Scheindolde, die
+durch ihre gelbe Frbung von Weitem schon in die Augen fllt. Sie ist eine
+der eigenartigsten Pflanzenformen der Riviera. Man findet sie in den
+Maquis und auch sonst durch das Land zerstreut. Schon Dioskorides und
+Plinius war sie aufgefallen. Zur Zeit der Sommerdrre wirft sie ihre
+Bltter ab und steht kahl da, wie unsere Gewchse im Winter. Das Volk an
+der Riviera streut diese Wolfsmilchart ins Wasser, um die Fische zu
+betuben, und ber einen hnlichen Brauch wird auch aus Griechenland
+berichtet. - Bedeutend steht diesem Wolfsmilchbumchen an Gre eine
+andere Wolfsmilchart nach, die in den Maquis sich als niedriger Busch am
+Boden hlt, die _Euphorbia spinosa_. Sie ist gelb gefrbt, wie die groe
+Art und fhrt den Namen nach den abgestorbenen Zweigen, die in harte
+Spitzen auslaufen. - An ihren fleischigen, kleinen, dicht gedrngten
+Blttern, ihren weibehaarten, berhngenden Zweigen, den kleinen, gelben,
+unscheinbaren Blthen ist eine sonst seltene Thymelaeacee, die _Passerina
+hirsuta_, kenntlich. Auch die baumartige Heide, _Erica arborea_, fehlt
+nicht in den Maquis am Cap. Sie schmckt im Frhjahr ihre Zweige so dicht
+mit den kleinen glockenfrmigen Blthen, da sie aus der Ferne ganz wei
+erscheint. Der Erdbeerbaum (_Arbutus Unedo_) ist hier auch, doch nicht
+zahlreich, vertreten; seine erdbeerartigen Frchte werden auf den Mrkten
+der Riviera feil geboten. Im Aussehen gleicht er der Heide kaum, entstammt
+aber doch derselben Familie. Die bereinstimmung liegt nicht im Laub, wohl
+aber in den glockenfrmigen Blthen, die im brigen grer sind und in
+rthlich weien Rispen abwrts hngen. Die immergrnen Bltter sind
+eifrmig, am Rande stark gezhnt; sie sehen wie Lorbeerbltter aus. Die
+Frchte reifen sehr langsam; man findet sie oft, mit neuen Blthen
+zusammen, noch am Baume. Sie schmecken ssuerlich, doch fade, daher auch
+Plinius ihren Namen _Unedo_ von _unum tantum edo_ (nur eine esse ich)
+ableitete. Dem rmischen Volke dienten Arbutuszweige als Zaubermittel. Mit
+ihnen wurden dreimal die Pfosten und Schwellen der Thren berhrt, um
+vampyrhnlichen Geschpfen den Eingang zu wehren, die des Nachts den
+Kindern in der Wiege das Herzblut aussaugen sollten. Ein Zweig des
+glckverheienden Weidorns im Fenster des Schlafgemachs hielt auch die
+Unholde ab.
+
+berall drngt sich in die Maquis die immergrne Steineiche, _Quercus
+Ilex_, ein. Sie bleibt dort strauchartig. Ihre eifrmigen, vorn
+zugespitzten Bltter sind an der Unterseite grau und an diesem Merkmal von
+den benachbarten Struchern zu unterscheiden. Die scharfe Zhnelung des
+Blattrandes kann auch fehlen. Auerhalb der Maquis ist die immergrne
+Steineiche ein mchtiger Baum. Aus ihrem Laube wurde im alten Rom die
+Brgerkrone geflochten, von der Plinius sagt, sie berstrahle alle anderen
+Krnze, selbst die kostbarsten, an Wrde. An einzelnen Struchern der
+Maquis klettert eine zarte Spargelart (_Asparagus acutifolius_). Der
+holzige, biegsame Stengel, der an abstehenden blattlosen Seitenstchen
+kleine nadelfrmige Zweige trgt, welche die Stelle der Bltter vertreten,
+wird viel zu Guirlanden benutzt, und fters findet man an der Riviera
+Spiegel und Kronleuchter der Wohnrume von solchem Spargelkraut umwunden.
+Die jungen Triebe dieser Asparagus-Art geniet man wie unseren Spargel. In
+Sicilien werden in hnlicher Weise als Spargel die jungen,
+wohlschmeckenden, schon im Alterthum geschtzten Triebe des stechenden
+Musedorns (_Ruscus aculeatus_) verzehrt.
+
+Zu den Charakterpflanzen der Maquis gehrt ferner der Phillyreastrauch
+(_Phillyrea angustiflora_), daher ich ihn nicht bergehen darf. Er
+erreicht ein bis zwei Meter Hhe und ist durch seine auswrts gerichteten,
+lineal-lanzettlichen, lederartigen Bltter und die kleinen, weilichen, in
+sehr kurzen Trauben zusammengedrngten Blthen ausgezeichnet. Dieser
+Strauch gehrt zu derselben Familie wie der lbaum, dem er auch ein wenig
+hnelt. - Botanisch sehr interessant als Vertreter der Cneoraceen, ist ein
+Strauch mit glnzenden grnen, lanzettfrmigen Blttern und kleinen,
+gelben Blthen, die zu zwei bis drei an den Enden der Zweige stehen:
+_Cneorum tricoccum_. Seiner eleganten Tracht wegen wird er auch in den
+Grten der Riviera vielfach cultivirt; man sieht ihn sogar in den so
+raffinirt gehaltenen Casinogrten von Monte Carlo einen, wenn auch
+bescheidenen, Platz einnehmen.
+
+Die mit groen, rothfarbigen Scheinbeeren beladene Wachholderart der
+Maquis ist _Juniperus oxycedrus_. Ihre Scheinbeeren werden im Orient und
+in Griechenland ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+Das Holz widersteht sehr gut der Luft und den Wrmern und diente im
+Alterthum vielfach zur Darstellung von Gtterbildern. - An offenen Stellen
+strebt vom Boden empor _Globularia Alypum_ und trgt an den Enden der
+Zweige schne blaue Blthenkpfchen. - Wird der Boden so unfruchtbar, da
+er andere Gewchse nicht zu ernhren vermag, so deckt ihn in dichtem Rasen
+die _Caldonia alciornis_, eine graue Flechte, die auch sonst ber Europa,
+ber Nordafrika, Nordamerika und einen Theil von Asien verbreitet ist.
+
+berall in den Maquis von Antibes begegnen wir der Myrte und der
+Strauchform des lbaums. Der lbaum pate sich wie die Steineiche den
+Maquis an und wurde zum Strauch. Er vernderte sich so stark, da ihn
+schon die Alten in dieser Form als Oleaster unterschieden. Der Oleaster
+wie die Myrte wagen sich ganz besonders weit an dem Strande vor. Sie
+trotzen dem heftigsten Seewind und werden von ihm so abgerundet, als htte
+sie Menschenhand geformt. Ein Theil ihrer Zweige ist an der Seeseite kahl,
+zuweilen wirklich abgestorben. Die Zweige des lbaums, ein Sinnbild des
+Friedens, nehmen am Oleaster, in so exponirter Lage, dornartige Gestalten
+an. Sie spitzen sich zu, ragen so als scharfe Waffen an der Seeseite vor
+und machen den Strand dort unzugnglich. An der Landseite bewahrt die
+Pflanze gleichzeitig ihren friedlichen Charakter. Dieser unmittelbare
+Einflu der Medien kommt auch in der Ausbildung der Bltter zum Ausdruck,
+die an der Seeseite sehr klein bleiben, an der Landseite weit bedeutendere
+Gre erreichen. - Bis zuletzt begleitet die Strucher der Maquis am
+Strande die italienische Stechwinde (_Smilax aspera_) und findet Schutz
+zwischen ihren Zweigen. Bltter und Stengel dieser Schlingpflanze sind mit
+Stacheln besetzt, die ihr das Klettern erleichtern. Im Frhjahr ist die
+Stechwinde mit rothen Fruchttrauben geschmckt. Nach Blthen mu man im
+Herbst suchen. Diese duften sehr lieblich; daher wurde blhende Stechwinde
+im Alterthum, mit Epheu in Krnze gewunden, oft bei Bacchusfesten
+verwendet.
+
+Diese Aufzhlung mag gengen, um Denjenigen, der Freude hat an den
+Erscheinungen der Pflanzenwelt, in das Leben der Maquis einzufhren. Er
+wird bald die einzelnen Pflanzenformen unterscheiden lernen, sie beim
+Wiedersehen als alte Bekannte begren und innerhalb dieser duftigen
+Umgebung sich um so heimischer fhlen.
+
+Auf dem schmalen Vorsprung, der, den Strmen preisgegeben, hier noch
+einige hundert Meter weit das Cap fortsetzt, sieht man schlielich alles
+Pflanzenleben schwinden. Immer hrter wird der Kampf, den die Gewchse in
+so exponirter Lage zu bestehen haben, und sein Einflu macht sich in ihrem
+Aussehen kenntlich. Da alle ber die Bodenflche sich erhebenden Theile
+der Pflanze der Zerstrung ausgesetzt sind, sucht diese aus jeder
+Vertiefung des Bodens Vortheil zu ziehen. Sie breitet sich flach an der
+Erde aus, erhlt knorrige, kriechende Stengel, eine ganz abenteuerliche
+Gestalt. Auffallend hnlich wird das Aussehen solcher Gewchse demjenigen
+der Alpenpflanzen. Wir knnten, dem Vegetationsbilde nach, uns einige
+tausend Meter hoch ber dem Meeresspiegel denken, reichten die blauen
+Wellen nicht fast bis an unsere Fe. Die verkrppelten Gewchse der
+Maquis weichen allmlig den Strandpflanzen. Auch diese finden alsbald nur
+noch Schutz in Spalten oder hinter den Steinen. Dem nackten Felsen haftet
+aber noch an vielen Stellen, in Gestalt runder Flecke, eine gelbe Flechte,
+die _Lecidea_, an. Zuletzt dringt das Meer von allen Seiten zwischen die
+zerrissenen Felsen ein, und wir stehen ganz anderen Vertretern des
+Pflanzenreichs gegenber, den form- und farbenreichen Seealgen, den
+Bewohnern des Meeres.
+
+In vollem Contrast tritt uns dann bei der Rckkehr die Flle sdlicher
+Pflanzenformen in dem Garten des Htels entgegen. Vor dem Hause stehen
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) von ganz seltener Schnheit.
+Sie bilden kugelige Strucher von fast zwei Meter Hhe und sind mit
+Tausenden strahliger Blthenkpfchen, wie mit weien Sternen besetzt. ber
+die Mauern herab hngt mit ihren dicken, fleischigen Stengeln und Blttern
+die sdafrikanische Mittagsblume (_Mesembryanthemum acinaciforme_), die
+ihre groen rothen Blthen nur bei Sonnenschein entfaltet. In
+unmittelbarer Nhe des Hauses ist der so beraus groe Garten wohl
+gepflegt, weiterhin aber sich selbst berlassen. Da entwickelt sich denn
+ein merkwrdiger Kampf um Raum, um Licht und Nahrung zwischen den
+Gewchsen aller Zonen, welche der Zufall hier zusammenfhrte. Die
+australischen Casuarineen werden von dem amerikanischen Pfefferbaum
+bedrngt, das japanische Pittosporum wehrt sich gegen die mediterrane
+Tamariske. Siegreich dringen aber gegen sie alle die beiden Kieferarten
+vor, denen wir berall an der Riviera begegnen, die zartnadelige
+Aleppokiefer (_Pinus halepensis_) und die derbnadelige Strandkiefer
+(_Pinus Pinaster_) und vermitteln den bergang zu den Maquis.
+
+Zwischen den Kiefern am Cap begegnet man, wie auch sonst an der Riviera,
+nur zu hufig einer Processionsraupe, der Raupe des
+Pinien-Processionsspinners, _Cnethocampa Pityocampa_. Diese schwarzen,
+braun gestreiften Raupen ziehen im Gnsemarsch zu Hunderten ber die Wege.
+Die eine berhrt die andere, und sie bilden so zusammen eine lange Schnur,
+eine lebendige Kette, die sich als Ganzes vorwrts bewegt. Unterbricht man
+die Kette, so bleibt der vordere Abschnitt derselben stehen, der hintere
+Abschnitt rckt nach. Hin und her tastend sucht die erste Raupe dieses
+hinteren Abschnittes wieder nach dem Anschlu. Gelang es ihr, die hintere
+Raupe des vorderen Abschnittes zu erreichen, so setzt sich die ganze Kette
+wieder in Bewegung. Diese Raupen richten groen Schaden an Kiefern und
+auch Pinien an, sie berauben sie oft vollstndig ihrer Nadeln. Des Tags
+halten sie sich in jenen groen grauen Gespinnsbeuteln auf, die an Kiefern
+und Pinien so in die Augen fallen, und in der Sonne seidig glnzen. Des
+Nachts verlassen sie das Nest, um auf Futter auszugehen. Jene Raupen,
+denen man am Boden begegnet, suchen nach einer passenden Stelle, um sich
+in der Erde zu verpuppen. Man darf weder die Raupen noch ihre Nester
+berhren, da die in die Haut eindringenden Haare derselben gefhrliche
+Entzndungen veranlassen. Daher auch Leute, welche die Nester von den
+Bumen entfernen, um sie zu verbrennen, sich gegen den Wind stellen und
+auch sonst sehr vorsichtig zu Werke gehen. Als bestes Verfahren gilt,
+Petroleum in die Nester zu gieen, ohne sie zu entfernen. - Die hngenden
+Nester dieser Raupen und ihre langen Zge sind so auffllig, da sie wohl
+jeder Reisende an der Riviera bemerkte. Nur wenige werden hingegen
+Gelegenheit haben, die Spinner kennen zu lernen, die sich aus den
+verpuppten Raupen entwickeln. Sie sind auch weder auffllig noch schn,
+grau, mit einigen dunkleren Flecken und Streifen. Sie fliegen im
+Hochsommer, legen ihre Eier an die Unterseite der Kiefernadeln und
+bedecken sie mit dnnen silbergrauen Schuppen.
+
+ X.
+
+Ein Stck unverflschte Maquis bietet uns auch das weite Grundstck,
+stlich neben dem Htel. An Sonntagen steht das Thor den ganzen Tag offen,
+um den Zugang zu der englischen Kapelle zu ermglichen, die sich innerhalb
+dieses Grundstcks befindet. Auch sonst gestattet die Besitzerin gern den
+Besuch. Der schne Garten, der das Wohnhaus umgibt, ist nur wenig
+ausgedehnt, der meiste Boden noch in seinem frheren Zustand. So gelangt
+man nach Eintritt in die Besitzung durch immergrne Strucher, ppige
+Erica-Bsche und mchtige Euphorbien, bis zum Meeresstrande. Dieser ist
+hier besonders schn gestaltet und hat schon manchem Maler als Vorwurf
+gedient: Steil aufsteigende und zerrissene Felsen, vom Meere umsplt,
+vielfach an die Faraglioni von Capri erinnernd. Der Besitzer James Close
+liebte dieses Stck Erde so sehr, da er sich hier begraben lie. Der
+Ausblick zwischen den Felsen nach dem Esterel und ins weite Meer ist
+groartig und entzckend. Auch lauscht man gern dem Rauschen des Wassers,
+das sich in den tiefen Felsenspalten hebt und senkt und forscht dem bunten
+Leben nach, das hier im Schatten der Steine aus den Tiefen des Meeres zum
+Lichte emporsteigt.
+
+ XI.
+
+Wer am Cap d'Antibes einen Seesturm erlebte, wird den Eindruck nie
+vergessen. Fr das schlechte Wetter, welches er zuvor erleiden mute, wird
+er bald durch den Anblick des entfesselten Elements entschdigt. Ein
+starker Wind blst zunchst vom Meere aus; das ist Scirocco. Die Luft wird
+unendlich klar, und alle Gegenstnde rcken in die Nhe. Die Umrisse der
+Berge sind wie mit Bleistift am Himmel gezogen. Sucht man sich vor dem
+Wind zu decken, so empfindet man beklemmende Schwle. Dann beginnt der
+Horizont sich in rothgrauen Dunst zu hllen. Die Macht des Windes lt
+nach, und es trbt sich der ganze Himmel. Bald hrt man groe Regentropfen
+gegen die Scheiben schlagen. Das hlt wohl einige Tage an. Die Temperatur
+ist stark gesunken, die Luft bleibt trotzdem drckend. In den Zimmern
+sehnt man sich nach dem warmen Ofen seiner Huslichkeit zurck. Doch schon
+am nchsten Morgen wacht man auf, geblendet von dem leuchtenden Blau des
+Himmels. Man eilt hinaus und athmet mit voller Brust die erquickende Luft
+ein. Noch glnzen alle Pflanzen von dem frischen Regen, und wie Diamanten
+flieen funkelnde Tropfen von den Blttern ab. Die Brandung aber strmt
+mit Gewalt gegen die Felsen der Kste, als wenn sie dieselben
+zerschmettern wollte. Weithin vernimmt man das donnerartige Getse des
+Angriffs. Die Spitze des Caps ist nicht zu erreichen, denn die Wellen
+fegen darber hinweg. Fern am Horizont steigt die Welle auf wie eine
+geschlossene Mauer; auf ihrem Wege schwellend und wachsend, wlzt sie sich
+gegen das Land, um zerschmettert und von weiem Schaum ganz bedeckt wieder
+zurckzurollen. Sie trifft auf eine andere Welle, die ebenso drohend
+nahte, und beide sieht man verschwinden. Da wird es pltzlich still. Ein
+Wellenberg ist auf ein Wellenthal gestoen, beide glichen sich aus. Doch
+wenn Wellenberge zusammentreffen, dann schwillt die strmende Woge so
+mchtig an, da sie chzend sich berschlgt und mit gewlbtem Rcken auf
+die Felsen wirft. Ungeheuere Wassermengen werden dann in die Luft
+geschleudert, und See und Himmel scheinen in demselben Chaos zu
+verschmelzen. Mit dumpfem Knall, wie von schwerem Geschtz, fangen sich
+die Wellen in den Grotten, die sie selbst in den Stein sich gruben; wie
+ein Jammern und Sthnen klingt es durch das Cap von den vielen
+Wasserfden, die sich in den Gngen zwischen den Felsen verirrten und, in
+hastigem Lauf ber die Steine strzend, ihren Weg nach dem Meere suchen.
+Von dem anstrmenden Element allseitig umgeben, glaubt man sich fast ins
+offene Meer versetzt und ist ganz von dem Schauder des Sturmes ergriffen.
+Wie wohlthuend wirkt da zugleich der feste Boden unter den Fen!
+
+Tage vergehen, bevor die Erregung des Meeres sich legt und die weite
+Wasserflche wieder Ruhe und Frieden athmet. Und tglich ist es ein
+anderes, wenn auch immer das gleiche, und tglich fesselt es uns von Neuem
+und entzckt unser Auge, dieses gttliche Meer.
+
+ XII.
+
+Wer am Cap d'Antibes im Bergsteigen sich ben mchte, bleibt auf den nur
+hundert Meter hohen Bergrcken angewiesen, der die Seelaterne und die
+_Notre-Dame de Bon-Port_ trgt. Doch sind die Spaziergnge lngs der
+Buchten, an den Abhngen der Hgel und zwischen den Grten so
+mannigfaltig, da man sie tglich ndern kann. Stets wird man durch eine
+neue Aussicht auf die Kste, das Gebirge, die Schneegipfel der Alpen,
+durch malerische Felsgruppen am Strande oder durch besonders schne
+Vegetationsbilder berrascht. Selbst die sonst so eintnige Wanderung auf
+einer Landstrae wird hier zum Genu. So wenigstens auf der Landstrae,
+die das Cap durchschneidet. Denn diese fhrt an endlosen Pflanzungen von
+Anemonen, Ranunkeln, Goldlack, Levkojen, Tazzetten und Reseda vorbei.
+Besonders fesselt das Auge die Pracht der Ranunkeln und Anemonen, die man
+schner und farbenreicher nirgends sehen kann, whrend der Geruchssinn
+zugleich umfangen wird von dem Dufte, der dem brigen Blthenmeer
+entstrmt. Zu jenen Blthen im Felde gesellen sich hier in groer Zahl
+auch die Blthen der Lfte, die Schmetterlinge. Rothgefleckte Aurorafalter
+fliegen rasch vorber; langsam wiegt sich hin und her der schwarz
+gestreifte, gelbe Segelfalter; am meisten fllt aber durch ihre Schnheit
+die Cleopatra auf, ein sdeuropischer, schwefelgelber Citronenfalter mit
+orangeroth abgetnten Vorderflgeln.
+
+Das Cap von Antibes versorgt jetzt mit seinen Blumen die nchsten Mrkte
+der Riviera und versendet sie auch in groen Mengen tglich nach dem
+Norden. Wie gro der Verbrauch an Blumen an der Riviera selbst geworden
+ist, wird Jeder beurtheilen knnen, der die Blumenmrkte der Stdte dort
+besuchte und einigen Blumenfesten beigewohnt hat. Die Blumenausfuhr nach
+dem Norden hat andererseits riesige Ausdehnung angenommen. Thatschlich
+reicht diese Art Blumencultur an der Riviera nicht ber 1850 zurck,
+frher wurden die Blthen nur zum Zwecke der Parfmerie gezogen. In der
+nchsten Nhe von Toulon beginnen die Pflanzungen und reichen bis nach
+Genua; die franzsische Seite der Riviera ist in einen einzigen
+Blumengarten schon verwandelt. In Ollioules bei Toulon werden Unmengen
+rmischer Hyacinthen gezogen und wandern abgeschnitten nach den nordischen
+Stdten, bevor die hollndische Hyacinthe dort erscheint. In Ollioules
+gibt es auch Narcissen, Jonquillen, Tazzetten, weie und rothe Nelken. In
+der Gegend von Cannes und Grasse herrschen die Anemonen und Ranunkeln vor.
+Sie zeigen ungeahnte Gre und seltene Farbenpracht. Nicht minder staunt
+man ber den Umfang, den Nelken, wie der _Dianthus Caryophyllus flore
+pleno, var. Marguerite_, hier erreichen knnen: manche Blthe sieht aus,
+als wenn sie ein kleiner Blumenstrau wre. Zu diesen Pflanzen gesellen
+sich die Theerosen. Unter ihnen herrscht die sattgelbe _Safrano_ vor, die
+auch rauhe Witterung gut vertrgt und selbst im December ihre
+Blthenknospen treibt. Gleich gengsam sind manche Monatsrosen, die weie
+_Bengal-Ducher_ und die rothe _Bengal-Sanglant_, die demgem auch
+bevorzugt werden; doch an stark besonnten Mauern und unter Glasdchern,
+die in Cannes und Antibes groe Bodenflchen decken, gedeihen die
+empfindlicheren Rosen, so auch _Marchal Niel_, _Marie van Houtte_,
+_Gloire de Dijon_, _Souvenir de la Malmaison_, _Paul Nabonnand_, _La
+France_ und wie sie sonst heien, jene Rosen, die auch unsere Blumengrten
+im Sommer zieren. Hunderttausende solcher Blthen entfalten sich im
+Frhjahr an einem und demselben Tage in Cannes und Antibes, oft ohne da
+noch eine Mglichkeit vorhanden wre, sie alle zu verwerthen. - In Cannes
+steht jetzt auch die _Acacia dealbata_ in schwungvoller Cultur und wandert
+nach dem Norden. Ihre runden Blthenknuel, in Traubenform vereint, und
+die zart gefiederten Bltter haben ihr im Handel den Namen Mimose
+verschafft. Der Baum wchst erstaunlich rasch, so da er in fnf bis sechs
+Jahren wohl zehn Meter Hhe erreicht. Er ist dann schon im Januar mit
+gelben Blthen ber und ber bedeckt. Nach Deutschland gelangt viel
+_Acacia retinoides_, die runde Blthenknuel wie die andere Art besitzt,
+doch einfache lederartige lancettfrmige Bltter trgt. Eigentlich sind
+jene Blattgebilde nicht ganze Bltter, vielmehr hat der wissenschaftliche
+Vergleich gelehrt, da die Blattflche bei diesen Acazien schwand und der
+Blattstiel sich spreitenartig erweiterte. Wir nennen solche Gebilde
+Phyllodien. Auch _Acacia longifolia_, die man viel in nordischen
+Blumenlden sieht, ist mit solchen Phyllodien versehen. Man erkennt sie
+leicht daran, da ihre Blthen nicht zu runden Knueln, sondern zu
+raupenfrmigen Ktzchen vereinigt sind. Alle diese Acazien blhen gelb,
+sie folgen in der Jahreszeit auf einander, zuletzt kommt _Acacia
+cultriformis_, die erst im Mrz an der Riviera im Blthenschmuck prangt.
+Ihre Blthenstnde sind wiederum rund, die Phyllodien aber kurz und breit,
+zugleich rautenfrmig. - Allen Blumensendungen nach dem Norden pflegt man
+die berall beliebte Reseda beizulegen. Veilchen vertragen schlecht eine
+weite Reise, werden aber an der Riviera selbst in Unmengen verbraucht,
+dort auch mit Syrup getrnkt und zu Drage's verarbeitet. Dann versendet
+man auch blaue Kornblumen, Tuberosen, Goldlack und Levkojen, Gladiolen und
+weiblhendes Allium, Ixien und die duftenden Freesien. An der Riviera
+selbst fllt dem Fremden in den Schaufenstern der Blumenlden eine groe
+graue Iris auf, die ganz fein purpurn gesprenkelt ist, eine wahre
+Trauerblume, die _Iris Susiana_. Von den groen weien oder gelben
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) werden die Blthen auch viel
+verwandt, besonders die gelben, die als _toile d'Or_ bekannt sind. Sie
+wandern vornehmlich nach England. Die Expedition dieser Blume reicht bis
+in den Juni hinein, so lange, als in London die Saison dauert. Man hat
+berechnet, da von allen diesen Blumen Cannes und Antibes zusammen in
+einem Winter fr mehr als eine Million Francs nach dem Norden versenden;
+viel mehr noch wird an der Riviera selbst verkauft.
+
+Die beraus starke Concurrenz veranlat strebsame Geister, nach immer
+neuen Schpfungen fr den Blumenmarkt zu sinnen. So erschienen pltzlich
+in den Centralhallen von Paris als Neuheit *grne* Nelken. Solche hatte
+man in der That bisher nicht gesehen, es sei denn auf den Bildern der
+Impressionnisten. Es ergab sich, da auch diese grnen Nelken nicht ganz
+unverflschte Naturproducte waren. Man erhlt sie, indem man
+abgeschnittene weie Nelken einen ganzen Tag lang, ja selbst lnger, in
+eine grne Farbstofflsung stellt. Soll der Versuch gut gelingen, so mu
+der Stengel innerhalb der Lsung frisch durchschnitten werden. Man kann in
+gleicher Weise die eine oder die andere Frbung erlangen, nur gilt es,
+Farbstoffe zu whlen, welche gut in der Pflanze aufsteigen. Am leichtesten
+gelingen Rothfrbungen weier Blthen mit Eosin.
+
+Am Freitag Nachmittag beleben sich pltzlich die Straen am Cap. Da kommen
+von allen Seiten Equipagen und bringen Besucher nach Elen Rock, dessen
+Garten an jenem Tage geffnet ist. Dieser Garten nimmt einen Vorsprung ein
+stlich vom Cap. Er liegt zum Theil auf schroffen Felsen, die senkrecht
+gegen das Meer abfallen. Stufen und Gnge innerhalb dieser Felsen fhren
+hinunter bis zur Meeresflche. Der Garten bietet herrliche Aussichtspunkte
+und ist auch reich an schnen Pflanzen, doch macht er einen etwas
+geknstelten Eindruck innerhalb der so groartigen Umgebung.
+
+Am Dienstag ist vom frhen Morgen an der Thuret'sche Garten geffnet,
+derselbe, der einst George Sand so sehr entzckte. Er dient jetzt der
+franzsischen Regierung als Acclimatisationsgarten und enthlt sehr viele
+werthvolle Pflanzen. Manche Arten, die wir in La Mortola schon bewundert
+haben, finden wir hier in noch greren Exemplaren wieder. Die berhmte,
+von George Sand gefeierte Aussicht ist leider geschwunden, verdeckt von
+den heranwachsenden Bumen.
+
+Von dem Thuret'schen Garten lt sich gleich abwrts, in westlicher
+Richtung, der Weg nach dem Golfe Jouan einschlagen, und so kann man in den
+Pinienwald gelangen, der sich lngs der Kste dort hinzieht. Dieser
+Pinienwald war einst der Stolz des Caps, jetzt ist er nur noch in
+berresten vorhanden. Eine Actiengesellschaft hat die ganze Landstrecke
+angekauft, eine breite Strae, die Cannes mit dem Cap d'Antibes verbindet,
+durch den Pinienwald gelegt, diesen selbst parcellirt und mit Eisendraht
+umzogen. Doch steht manche mchtige Pinie noch da, und in ihrem Schatten
+gelingt es wohl, sich in die alte Herrlichkeit zurckzutrumen.
+
+ XIII.
+
+Die zweite Aprilhlfte war inzwischen angebrochen, und die Pflicht rief
+mich wieder heim. Ein klarer, wundervoller Frhlingstag ging zur Neige,
+und ich beschlo, vor Sonnenuntergang noch einmal den Leuchtthurm
+aufzusuchen. Die Sonne schickte sich an, hinter dem Esterelgebirge zu
+verschwinden und tauchte dessen dunkelblaue Gipfel in Gold und Purpur.
+Bald deuteten nur noch lange Lichtstreifen den Weg an, den sie genommen.
+Trotz seines hehren Glanzes konnte mich dieses Bild nur wehmthig stimmen:
+es steigerte die Empfindung des Abschiedes. Ich wandte meine Blicke den
+Bergriesen zu, die mit phantastischem Umri sich von dem stlichen Himmel
+abhoben. Sie begannen im Abendroth zu glhen. Es war ein Anblick, so
+erhaben, da man sich in demselben ganz verlieren konnte, von jener
+weltumfassenden Sehnsucht ergriffen, die uns mit dem All verbindet. Jedes
+persnliche Empfinden war gewichen vor dem mchtigen Gefhl, sich Eins mit
+dieser gttlichen Natur zu fhlen. - Immer weiter und weiter dehnten sich
+die Schatten aus ber das Land: sie begannen emporzusteigen an den Hgeln,
+an den Bergen, sie drangen ein in die Tiefe der Thler und lschten die
+glhenden Lichter aus an den Htten und Palsten. Die ganze Natur schien
+sich in tiefen Schlaf zu versenken. Bald waren es nur noch einzelne Segel
+im weiten Meere und die schneebedeckten Gipfel der Alpen, die im rosigen
+Schimmer glhten. Dann legte sich ein schwarzer Schatten auch ber das
+Meer, und nur den Riesen da oben war es vergnnt, die Knigin des Lichtes
+noch zu schauen. Wie von innerem Feuer entbrannt, schwebten sie jetzt in
+berirdischer Glorie.
+
+Dieses Bild wollte ich in meinem Innern festhalten als letzten Eindruck
+von der Riviera, und mit geschlossenen Augen trat ich den Rckweg an. Als
+ich mich endlich umsah, hatten die Schatten der Nacht sich bereits ber
+die Hgel gelagert und die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen
+verwischt. - Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Lfte. Vom
+Wchter entzndet, strahlte er jetzt wie ein groer Stern weit ber Land
+und Meer, ein Ziel der Sehnsucht fr Alle, die jenes herrliche Stck Erde
+einmal gesehen.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRHJAHR 1894.
+
+
+ I.
+
+Der Frhlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der Riviera verlebte,
+prgte sich meiner Erinnerung in besonders glnzenden Farben ein.
+Wochenlang blieb der Himmel ohne Wolken, so da einzelne Regentage, wenn
+sie kamen, fast willkommen erschienen. Da es an Schnee in den Bergen
+fehlte, wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flchen der
+Alpen und Cevennen gebren. Das Meer blieb meist ruhig, und wenn die Nacht
+kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte sich so hell in der stillen
+See, als wre in deren Tiefen eine Saat von Sternen aufgegangen.
+
+Mitte Mrz fanden wir uns in Hyres ein mit der Absicht, unseren Weg bald
+ostwrts in die Berge der Mauren fortzusetzen. Es war uns, als htten wir
+eine Entdeckungsreise angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil
+der Riviera. Und doch konnte Hyres, neben Montpellier und
+Aix-en-Provence, sich einst rhmen, der berhmteste Kurort des sdlichen
+Frankreichs zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
+schien damals kaum mglich, und erst in diesem Jahrhundert nderten sich
+die Verhltnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone und Cannes als
+klimatische Stationen aufzublhen. In dem Wettstreit, der sich nunmehr
+entspann, mute Hyres unterliegen, denn es ist weniger gut gegen den
+Nordwind als seine Rivalinnen geschtzt. Auch steht es ihnen nach an
+Schnheit der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. - Die Hgel sind
+hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das Meer zu fern,
+rief einst George Sand aus, als sie Hyres besuchte. Von dem Hgel, an den
+Hyres sich lehnt, kann der Blick erst ber eine weite Ebene das Meer
+erreichen. Auf dieser stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und
+unvermittelt gegen gelbe und grne ab. Die rothbraunen Felder sind mit
+Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben. Auch danken
+diese Felder thatschlich ihre Frbung nicht der Pracht der Blthen,
+sondern den jungen Trieben, die ihr zartes Grn vor der Gluth der
+sdlichen Sonne durch rothen Farbstoff schtzen. In frheren Zeiten mag
+der Blick auf diese Ebene lieblicher gewesen sein; vermochte sie doch das
+Auge Horace Benedict de Saussure's zu entzcken, als er 1787 nach Hyres
+kam. Dieser hervorragende Geologe, Vater des noch berhmteren
+Pflanzenphysiologen Thodore de Saussure, langte hier an einem schnen
+Aprilabend an und war von der Lage des Ortes gefesselt. Von den Fenstern
+der Auberge du St. Esprit blickte er hinab auf Orangengrten, deren
+Bume mit Frchten und Blthen beladen und durch unzhlige Nachtigallen
+belebt waren. Sanft fiel, so schrieb er, das Land bis zum Meer ab, und den
+Abhang schmckten vorne Grten, weiterhin Olivenhaine und in der Ferne
+Pappeln. Bewaldete Hhen bildeten den Rahmen zu dem schnen Bilde.
+
+Hyres ist fnf Kilometer vom Strande entfernt. An diesem selbst lag einst
+Olbia, das Hyres den Ursprung gab. Von Massiliern gegrndet, ward Olbia
+von Saracenen zerstrt und baute sich dann, entfernter vom Meere, an der
+Anhhe auf, um den Angriffen der Corsaren nicht so unmittelbar ausgesetzt
+zu sein. Der Strand, der einst Olbia trug, zeigt sich jetzt in Quadrate,
+wie ein Schachbrett getheilt. Das Seewasser fllt diese Quadrate. Es wird
+in dieselben geleitet, um zur heien Sommerzeit dort zu verdunsten und so
+der Salzgewinnung zu dienen. Dem Strand gegenber tauchen aus dem Meere
+die Hyrischen Inseln empor. Sie strecken sich so lang dahin, als htten
+sie sich in die See zu ewigem Schlaf gelegt. Einst haben die Ligurer an
+diesen Inseln die rothen Korallen gefischt, mit denen sie den Hals ihrer
+Frauen und das Wehrgehnge ihrer Schwerter schmckten. Weil die Inseln in
+einer Reihe angeordnet sind, hieen sie bei den Rmern Stoechaden. Diesen
+Namen vertauschten sie im Mittelalter gegen den weit vornehmeren der
+goldenen Inseln. Waren es die goldenen pfel der Hesperiden, welche ihnen
+die Benennung _Iles d'or_ verschafften, oder der goldige Schimmer ihres
+glimmerreichen Bodens - das lt sich heute nicht sagen. Zum Marquisat der
+_Iles d'or_ von Franz I. erhoben, sahen sie einst glnzende Zeiten. Heute
+werden sie nur von rmlichen Fischern und Grtnern bewohnt.
+
+Jene Frchte, nach welchen die goldenen Inseln ihren Namen fhren sollen,
+sind jetzt hier fast vllig verschwunden. Einst aber stand die
+Orangenzucht von Hyres in hoher Blthe. Mehr denn zweimalhunderttausend
+Orangenbume deckten das Land und konnten die Bewunderung der Reisenden
+erwecken. Wie die Chronisten erzhlen, blieb Carl IX. von Frankreich
+staunend vor dem mchtigsten dieser Bume stehen und forderte seine beiden
+Begleiter, den Knig von Navarra und den Herzog von Anjou auf, mit ihm den
+Stamm zu umfassen. Doch hierzu reichten, so wird weiter berichtet, die
+sechs frstlichen Arme nicht aus. Zur Erinnerung an diese erlauchte
+Umarmung schnitt man in die Rinde des Baumes: _Caroli regis amplexu
+glorior_, und jene Inschrift wuchs und vergrerte sich mit den Jahren. -
+Liegt dieser Angabe eine wirkliche Begebenheit zu Grunde? Wer kann das
+heute wissen! Sicher aber ist, da die provenalische Phantasie der
+Chronisten sie die Mae des Stammes bertreiben lie. Die strksten
+Orangenbume, welche Europa jetzt kennt, befinden sich auf Sardinien;
+manche derselben werden auf mehr denn siebenhundert Jahre geschtzt; ein
+einzelner Mann vermag sie alsdann nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564,
+da Carl IX. in Hyres weilte, konnte er dort schwerlich selbst so starke
+Stmme sehen, da die Orangenbume erst durch die Kreuzfahrer, gegen Ende
+des elften Jahrhunderts, nach Hyres gebracht wurden. Zunchst mu es der
+bitterfrchtige Orangenbaum gewesen sein, der zwar kaum ebare Frchte,
+aber sehr wohlriechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe sich
+in Hyres mit jenem _huile de fleurs d'orange_ versorgen konnte, das
+sich die Frauen in die Haare einreiben und mit dem sie dort den Puder
+festhalten. Die Orangenkultur von Hyres litt sehr stark durch die
+strenge Klte des Winters 1709 und durch hnliche harte Winter, die um die
+Mitte des vorigen Jahrhunderts aufeinander folgten. Die Pflanzungen wurden
+von nun an eingeschrnkt, die bitterfrchtigen Orangenbume dann durch
+sfrchtige ersetzt, da der Transport der Orangen von Hyres aus nach dem
+Norden sich rascher vollziehen lie, als von sdlicher gelegenen Orten.
+Das kam bei den mangelhaften Verkehrsmitteln jener Zeit wohl in Betracht.
+Die Orangen muten damals in Hyres im Herbst gepflckt werden, sobald an
+ihrer noch grnen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten. Sorglich
+in Papier gewickelt, traten sie die Reise auf dem Landwege oder dem
+Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam nach und wurden erst nach
+vierzig Tagen geniebar. Jetzt sind die Orangenbume fast vollstndig aus
+Hyres verschwunden. Sie konnten den Mitbewerb geschtzterer Orte der
+Riviera, vor Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging
+Hyres mit den Orangenbumen nicht anders, als zuvor mit dem Zuckerrohr,
+das im fnfzehnten Jahrhundert weite Strecken des Landes deckte, dann aber
+verschwand, als der indische und der brasilianische Zucker in den
+Wettstreit eintraten.
+
+Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hyres noch immer
+_Hyres-les-Palmiers_ nennen! Zwar sind die Palmen heute ber die ganze
+Riviera verbreitet, doch sieht man es den hohen Stmmen von Hyres wohl
+an, da in diesem alten Kurorte ihre sorgsame Pflege besonders weit
+zurckreicht. Da streben in der _Avenue des Palmiers_ die schlanken Stmme
+besonders mchtig zu beiden Seiten der Strae empor, gleich einer hehren
+Sulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der blauen Luft.
+- Doch hat sich Hyres schon seit langer Zeit auch einer zwar weniger
+vornehmen, aber eintrglicheren Cultur zugewandt. Wir fanden dort Mitte
+Mrz ganze Felder von Veilchen in Blthe. Das waren auch freilich nicht
+die bescheidenen, kleinblthigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den
+Blttern verbergen, sondern eine groblthige Form, das Veilchen _le
+Czar_, das an langen Stielen seine Blthen keck ber die Bltter erhebt.
+Es duftet sehr stark, und gerne lieen wir uns von den Lften anwehen, die
+ber Veilchenfelder gestreift waren. Andere Felder sind mit _Primeurs_
+bedeckt. Die Artischocken von Hyres standen schon zu Anfang dieses
+Jahrhunderts in hohem Ruf; jetzt sind es auch die grnen Erbsen und vor
+Allem die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird. Tglich
+geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von Hyres ab und wird
+scherzhaft als _Train de primeurs_ bezeichnet. Doch soll man sich nicht
+etwa denken, da unter dem Himmel von Hyres alle diese Culturen mhelos
+gedeihen. Auch hier verlangen sie viel Umsicht und angestrengten Flei.
+Den Furchen der Felder folgen niedrige Hecken, die deutlich anzeigen, von
+welcher Seite Gefahr droht. Denn, trotz gegentheiliger Versicherungen, ist
+Hyres nicht vllig vor dem Mistral gedeckt, und mit elementarer Gewalt
+strzt er durch die Lcke ein, welche die Berge nach Toulon hin offen
+lassen. Anhaltende Drre ist auch eine schwere Plage, welcher durch
+knstliche Bewsserung nicht immer abgeholfen werden kann. - Immerhin
+besteht ein groer klimatischer Unterschied zwischen Hyres und der
+brigen Provence, ja selbst dem nahen Toulon, weil diese dem Mistral weit
+strker ausgesetzt sind. Daher der Reisende, der von Westen kommend, hier
+in frheren Zeiten zum ersten Mal Palmen und goldfrchtige Orangenbume
+sah, sich an die Pforten des Paradieses versetzt whnte. Alte Reisewerke
+sind voll des Lobes von Hyres. So das Werk von Aubin-Louis Millin,
+_Conservateur des mdailles, des pierres graves et des antiques de la
+Bibliothque impriale_, der im Auftrage des Ministers Chastal 1804
+Sdfrankreich bereiste. Ich besuchte heute, schreibt Millin, den Garten
+des Herrn Fille. Tausende von Blumen umgeben dessen Haus. Tuberosen
+(_Polyanthes tuberosa_), Cassie (_Mimosa Farnesiana_), und Jasmin
+(_Jasminum sambac_) wrzen die Luft mit himmlischen Dften. Was Snger und
+Poeten einst gepriesen, jene Grten der Alcine und Armide, welche der
+fruchtbare Genius des Ariost und des Tasso schuf, so glnzend sie auch
+unserer Einbildungskraft vorgefhrt werden, sie treten zurck vor dem
+Garten, den wir hier vor den Augen haben. Man glaubt nicht mehr auf Erden
+zu wandeln, vielmehr in jene Laubgnge versetzt zu sein, in welchen die
+Seelen der Gerechten ein ewiges Glck genieen. Die Bume stehen so dicht
+an einander, da man nur auf knstlich angebrachten Pfaden zwischen
+denselben durchdringen kann. Achtzehntausend Orangenbume, beladen mit
+Blthen und Frchten, bergen in ihrem Laube unzhlige Nachtigallen, und
+Nachtigallengesang erschallt wie ein Hymnus an die Natur, um ihre Gte zu
+preisen, ihr fr einen so freudigen und duftigen Schatten zu danken.
+Andere Vogelstimmen greifen in dieses glnzende Concert ein, whrend die
+fleiigen Bienen summend die Blthen umschwrmen, um reiche Nahrung zu
+schpfen aus so verschwenderischer Flle.
+
+Ein hnliches Gefhl des sinnlichen Behagens, welches ein milderes Klima
+erweckt, mag es auch gewesen sein, das einst die Massilier bestimmte, ihre
+Niederlassung an diesem Strande Olbia, die Glckliche, zu nennen.
+
+Mit Vorliebe schweiften wir an sonnigen Nachmittagen auf den Maurettes
+umher, jenen Hhenzgen, an welche Hyres sich anlehnt. Wir suchten uns
+dort solche Orte aus, von welchen die alte Burg von Hyres sich in schner
+Umrahmung zeigte. Ein Stck blaues Meer bildete den Hintergrund, whrend
+grne Hgel die scheckige Ebene deckten. Da lagerten wir uns auf Rosmarin,
+Myrten und Lavendel und vergaen der fliehenden Stunden. Wir suchten im
+Geiste jene Trmmer zu beleben, die so mchtig drben auf den Felsen
+thronen. Auch heute noch werden diese Trmmer von Wachtthrmen und Mauern
+beschtzt, die in bewegtem Umri allen Vertiefungen des Berges folgen. -
+In dem Chastel d'Yres herrschten seit dem zwlften Jahrhundert die
+Herren de Foz, eine Nebenlinie der Vicomtes de Marseille. Manchen blutigen
+Strau muten sie pflcken, um ihre Burg zu behaupten und oft rauchte aus
+den Wachtthrmen angesichts der Feinde die Lunte der Arkebusen. In
+friedlichen Zeiten, da fllten hingegen dieses Chastel die Gesnge des
+Troubadours, und es erklang in ihnen die sechsseitige Viola. War doch
+Mabille de Foz Prsidentin des Minnehofs von Pierrefeu, jenes Minnehofes,
+der mit Romani, Avignon und Signe, die vier vornehmsten _cours d'amour_
+der Provene bildete! - Im Juni 1254 gab es hohen Besuch auf der Burg; da
+kam Ludwig der Heilige, den aus Palstina der Tod seiner Mutter nach
+Frankreich zurckgerufen hatte. Einige Jahrhunderte spter wurde hier oben
+auch Franz I. empfangen, whrend Ludwig XIII. nur noch die Ruinen der
+Veste sah: Heinrich IV. hatte deren Zerstrung beschlossen. Heute ist das
+alte Gemuer in ppiges Grn gehllt, und bunte Frhlingsblumen erklimmen
+selbst die Zinnen der Thrme. - Scharf hebt sich der dunkle Berg vom
+hellen Abendhimmel ab, wenn die provenalische Sonne sich hinter seinen
+Trmmern zur Ruhe senkt. Dann trnkt sie mit ihrem Glanze das Land und das
+Meer, umstrahlt die dunklen Felsen und bildet um die Burg einen goldenen
+Glorienschein. - Geisterhaft aber mutheten uns die Trmmer zur Nachtzeit
+an, da zur spten Abendstunde der Vollmond uns in die Berge gelockt hatte.
+Tief drang sein Silberschein in die Fugen und Spalten des zerklfteten
+Gesteins und warf unheimliche Lichter in die Ruinen. Da belebten sich die
+alten Mauern und Thrme, nahmen menschliche Form an, schienen ihre Glieder
+zu bewegen und stierten mit unheimlichen Augen in die Ferne. Pltzlich war
+dann Alles wieder todt; eine dunkle Wolke breitete ihre Schatten ber den
+Berg aus. Doch als der Mond wieder vortrat, da war es, als htten die
+Thrme in der Runde sich die Arme gereicht, und als fhrten sie um die
+Trmmer einen infernalen Reigen aus. Da ging es bergauf, bergab ber die
+steilen Felsen und sthnte und pfiff es dabei durch die Luft in
+unheildrohender Begleitung. Fr Augenblicke leuchtete die Burg so auf, als
+stnde sie in Flammen, dann wieder versank sie in das Dunkel der Nacht.
+Mit Wirbelwind und Sturm, mit Blitz und Donner zog ein Gewitter von Westen
+heran: das mochte uns diese phantastischen Bilder vorgezaubert haben.
+Rasch breitete sich Finsterni ber das Land aus, nur das Meer dort hinten
+war noch in Silberglanz getaucht. Ein greller Lichtstrahl durchzuckte die
+Luft, ihm folgte ein betubender Schlag, der die Grundvesten der Erde zu
+erschttern schien. Wie geblendet standen wir da, whrend das Rollen des
+Donners sich entfernte. Dumpf tnte es noch fort in den nahen Bergen,
+prallte dort mit immer schwcherem Echo von den Felsen ab, kam dann wieder
+nher, um endlich in der Ferne zu verhallen. Hatte dieser grelle Blitz
+nicht die Burg getroffen, nicht jene schlanke Cypresse zertrmmert, die so
+stolz aus den Ruinen dem Himmel entgegenragte, als wolle sie ihm trotzen?
+- Doch dicke Regentropfen begannen zu fallen; es war hohe Zeit, den
+Rckzug anzutreten.
+
+ II.
+
+Jenes Gebirge, das sich im Osten von Hyres erhebt, bildete im neunten und
+zehnten Jahrhundert ein Bollwerk der Mauren. Nach ihnen fhrt es mit Recht
+den Namen; von seinen Hhen aus beherrschten sie die weite Kste. In
+orographischer Beziehung bietet das Maurengebirge ein hohes Interesse. Es
+stellt ein in sich abgeschlossenes Gebirgssystem dar, dessen Granite,
+Gneie und Schiefer von dem umgebenden Kalkgebirge durch tiefe Thler
+getrennt sind. Wie etwa die Alpen oder die Pyrenen, besitzt das
+Maurengebirge sein eigenes, wenn auch nur kleines Flusystem, seine
+eigenen Schluchten und Thler. Es ist von der brigen Provene so
+geschieden, da es auch, ferne von derselben, eine eigene Insel im Meere
+bilden knnte. Seit Kurzem folgt eine Eisenbahn (_Chemin de fer du Sud de
+la France_) der Kste, an dem Gebirge entlang. Diese Bahn mndet in
+St. Raphal und schliet dort an die groe Linie an, die Marseille mit
+Genua verbindet. Von den Stationen der Sdbahn aus dringt man leicht in
+das Gebirge ein, und solche Ausflge waren es, die uns in Hyres
+festhielten. Wir wurden nicht mde, wiederholt dieselben Strecken der
+Kste mit der Eisenbahn zu befahren; denn der Weg ist anmuthig und fhrt
+entweder durch schnen Wald oder am Meeresstrande entlang, mit
+fortwhrendem Wechsel der Bilder. Der Anblick der Berge selbst bietet
+hingegen geringe Mannigfaltigkeit, da alle Kuppen abgerundet sind, nur
+wenig in ihrer Hhe schwanken und vierhundert Meter nicht bersteigen. Und
+doch ladet der ppige Wald auch da zu immer neuen Ausflgen ein. Wer
+Korkeichen zuvor nicht sah, wird freilich zunchst ber diese Wlder
+staunen. Er erkennt wohl die immergrne Eiche, doch ihre geschlten Stmme
+und Aeste bieten einen ungewohnten Anblick. Die Krone der Korkeiche
+gleicht derjenigen immergrner Eichen, auch die Bltter sind wie bei
+diesen lederartig und nur durch ihre eifrmige Gestalt und geringe
+Zhnelung ausgezeichnet. Befremdend ist aber die rothbraune Farbe der
+abgeschlten Theile, die fast blutroth erscheinen, dort, wo die Sonne sie
+trifft.
+
+Die ganze Bevlkerung des Maurengebirges lebt von der Korkgewinnung. Steht
+auch der Kork, der an dieser Kste wchst, dem spanischen und algerischen
+an Gte nach, so bleibt er doch ein geschtzter Handelsartikel und bildet
+eine eintrgliche Quelle des Erwerbes. Die Korkeiche mu, bevor sie
+geschlt werden kann, eine bestimmte Dicke besitzen, die sie mit fnfzehn
+bis zwanzig Jahren erlangt. Der erste Kork ist rissig, sprde und wandert
+vorwiegend in die Gerbereien. Er wird, weil rauher und hrter, als
+mnnlicher Kork bezeichnet. Dann erst bildet sich der glatte, weniger
+harte, brauchbare Kork, den man weiblichen nennt. Er wird alle acht bis
+sechzehn Jahre entfernt, je nach der Dicke, welche die Korkplatten
+erreichen sollen. Fr gewhnliche Stopfen reichen achtjhrige Platten
+schon aus, whrend noble Champagnerpfropfen weit strkere, bis 5
+Centimeter dicke verlangen; die Schlungen werden so lange wiederholt, bis
+der Baum ein Alter von hundertundfnfzig, ja selbst zweihundert Jahren
+erreicht hat. Dann sinkt der Werth seiner Produkte; es gilt, ihn durch
+jngeren Nachwuchs zu ersetzen. - Hundertjhrige Korkeichen sehen schon
+majesttisch aus und treten mit ihren mchtigen Kronen und knorrigen
+Stmmen eindrucksvoll aus der Umgebung hervor. Besonders gerne ruht auf
+ihnen das Auge, wenn sie am Bergesabhang stehen, oft malerisch um einzelne
+Felsblcke gruppirt. Die Korkeiche wchst mit Vorliebe auf einem Boden,
+der aus verwittertem Granit und Schiefer entstand, whrend sie den
+Kalkstein meidet. Daher die Korkeichenwlder des Maurengebirges eine
+Culturinsel in der Provene bilden, hnlich wie das Gebirge selbst eine
+orographische Insel dort darstellt. In den umgebenden Kalkalpen wird man
+die Korkeiche nicht finden, nach ihr vergeblich in Mentone und in Nizza
+suchen, nur um Cannes trifft man sie noch stellenweise. Wie die
+Korkeichenwlder des Maurengebirges das Urgestein seiner Berge verrathen,
+so zeigen Kalkpflanzen den Kalk der angrenzenden Alpen an. Unter Umstnden
+wird ganz vereinzelt eingestreutes Gestein in solcher Weise uerlich
+durch den Pflanzenwuchs kenntlich. So fiel vor einigen Jahren dem
+Forstinspector de Saint-Venant in dem Walde von Orlans ein schmaler,
+kilometerlanger Streifen kalkholder Pflanzen auf, whrend die brige Flora
+im Walde auf Kieselboden hinwies. Das regte ihn zu Ausgrabungen an, die in
+wechselnder Tiefe das Vorhandensein einer alten, mit Kalksteinen
+gepflasterten rmischen Strae ergaben.
+
+Die Korkeichen werden im Maurengebirge whrend des Sommers geschlt. Es
+geschieht das sowohl an den Stmmen wie an dicken Aesten, doch hier wie
+dort gleichzeitig nur an einzelnen Theilen; denn es gilt als schdlich,
+den ganzen Baum auf einmal zu entblen. Besonders eigenartig sehen die
+entblten Theile gleich nach geschehener Schlung aus; sie zeigen die
+Farbe des menschlichen Krpers. Erst allmlig dunkeln sie nach. Zur
+Vornahme der Schlung, die als _dmaclage_ bezeichnet wird, fhrt der
+Arbeiter zunchst zwei Schnitte rings um den Baum durch die ganze Tiefe
+der Korkschicht aus und verbindet diese Kreisschnitte durch Lngsschnitte,
+deren Zahl sich nach der Dicke des Baumes richtet. Diese Operation fhrt
+er mit einer Axt aus, die einen keilfrmig zugeschrften Stiel besitzt.
+Mit letzterem fhrt er dann von den Einschnitten aus unter die Korkschicht
+und hebt sie ab. Dann beschwert er die Korkplatten mit Steinen, damit sie
+ihre Rundung verlieren, hlt sie auch wohl ber Feuer und kohlt ihre
+Oberflche ein wenig an. Unter allen Umstnden mssen die Korkplatten
+trocken werden, bevor man sie versendet.
+
+Der Kork ist das natrliche Schutzmittel der Pflanzen: sie schlieen sich
+damit gegen die Umgebung ab. Die ltere Rinde aller unserer Strucher und
+Bume ist mit Kork bedeckt und dankt ihm ihre Frbung. Der Kork lt Gase
+und Flssigkeiten nicht durch, ist elastisch und sehr widerstandskrftig;
+das befhigt ihn nicht nur zu seiner Aufgabe an der lebenden Pflanze,
+sondern bedingt auch seine technische Brauchbarkeit. Wird eine Pflanze
+verletzt, so bildet sich Kork an der Wunde und schliet dieselbe ab: daher
+auch der neue Kork an der geschlten Korkeiche. Wie jedes andere Gewebe
+besteht der Kork aus Zellen. Ja, ein Korkstck war es, in welchem Robert
+Hooke im Jahre 1667 jene Kammern entdeckte, die er Zellen nannte, weil sie
+ihm den Zellen der Bienenwaben zu entsprechen schienen. Den Zellen eines
+fertigen Korkes fehlt freilich der lebendige Zellleib, jener Inhalt, der
+das Wesen einer Zelle ausmacht. Den bt die Korkzelle bald nach ihrer
+Entstehung ein, um nur noch mit ihrer verkorkten Wandung als Schutzmittel
+der Pflanze zu dienen. Eine bestimmte lebendige Gewebeschicht innerhalb
+der Rinde, das sogenannte Korkcambium, bildet durch fortgesetzte
+Vermehrung ihrer Zellen den Kork. Jngere Korkzellen folgen in geraden
+Reihen nach innen zu auf die lteren. Ihre Gestalt ist bei der Korkeiche
+annhernd wrfelfrmig: gegen Schlu jeder Vegetationsperiode flachen sie
+sich tafelfrmig ab. Der weibliche Kork der Korkeiche zeichnet sich
+durch die Dnnwandigkeit seiner Zellen und groe Gleichfrmigkeit in
+seinem Bau aus; nur am Schlu jeder Vegetationszeit entstehen wenige Lagen
+strker verdickter, abgeflachter Zellen. Diese letzteren sind es, welche
+die dunklen Streifen bilden, die man in jedem Flaschenstopfen erkennen
+kann. Da die dunkleren Lagen die Grenzen des jhrlichen Zuwachses
+anzeigen, so kann man das Alter einer jeden Korkplatte an ihnen abzhlen,
+ganz ebenso wie sich aus der Zahl der Jahresringe im Holz dessen Alter
+bestimmen lt.
+
+Ist eine Korkeiche geschlt worden, so bildet sich ein neues Korkcambium
+unter den freigelegten Flchen und hebt mit neuer Korkbildung an. Freilich
+darf die Schlung nur den Kork entfernen, nicht den Bast oder gar den
+Holzkrper erreichen, weil das schwere Wunden gibt, die sich nur langsam
+schlieen und lange die Korkproduction an der beschdigten Stelle
+beeintrchtigen. Ist ein Stamm niemals geschlt worden, so zeigt er gleich
+anderen Eichenarten eine rissige Rinde, deren uerste Schichten er nach
+und nach als Borke abwirft. Auch der am geschlten Baum erzeugte Kork darf
+nicht ein gewisses Alter bersteigen, da er sonst an der Auenseite rissig
+und unbrauchbar wird.
+
+In den westlichen Theilen des Maurengebirges gibt es keinen schneren Ort
+als Bormes, von Hyres aus mit der Bahn in einer Stunde zu erreichen. Man
+steigt dort vom Strande aus zum Hgel empor, an den das kleine Stdtchen
+amphitheatralisch sich lehnt. Seine Huser sind in verschiedener Hhe
+verstreut, hier einzeln, dort in Gruppen, als htten sie um die Wette den
+Berg zu erklimmen versucht. Den Ort beherrscht eine alte Burg, deren graue
+Ruinen sich eindrucksvoll abheben von dem dunklen Grn des hinterliegenden
+Waldes. Der Abhang ist mit aromatischen Krutern bewachsen, und jeder
+Schritt befreit aus ihnen duftende Oele. Ganze Flchen werden violett
+gefrbt durch die wilde Lavendel (_Lavandula Stoechas_). Sie tritt hier so
+massenhaft auf, da ein benachbarter Ort den Namen Lavandou nach ihr
+fhrt. - Wir steigen weiter hinauf in den Wald, in Korkeichen, Kiefern und
+immergrne Strucher. Auch da steht jetzt Alles in Blthe. Die Luft ist
+erfllt mit Wohlgerchen, und den Kiefern, die man berhrt, werden dichte
+Wolken von Blthenstaub entlockt. - Immer groartiger entfaltet sich die
+Aussicht auf die dunklen Ruinen, das hellglnzende Stdtchen und das blaue
+Meer, in das eine Landzunge sich weit vor uns fortsetzt; gegen Osten
+blicken wir in die Rhede von Bormes hinein; gegen Westen zeigt sich die
+Rhede von Hyres, und ber eine schmale Halbinsel hinweg erreicht das Auge
+auch den Golf von Giens. In glnzender Frbung leuchten uns diese Buchten
+entgegen. Die stliche Bucht tnt sich jetzt ab in hellem Blau, die Rhede
+von Hyres scheint von flssigem Silber zu sein, whrend die Fluthen des
+Golfs von Giens den rothen Abendhimmel widerspiegeln. Wir sttigen uns an
+dieser Farbenpracht und lassen das geblendete Auge dann auf dem dunklen
+Grn der fernen Wlder ruhen. Sanft breitet der purpurne Schein sich aus
+ber das ganze Meer, und in dem Glanz der Abendsonne schimmern jetzt die
+goldenen Inseln von Hyres wirklich so, als wren sie von Gold.
+
+In Bormes sind vor den Husern groe Mengen von Kork aufgeschichtet. Wir
+treten in ein Haus ein, in dem Kork geschnitten wird, und sehen uns,
+freundlich empfangen, die Arbeit an. Der Mann macht Stopfen mit Hlfe
+einer Drehbank. Er fgt eckige Korkstcke in dieselbe ein, versetzt sie in
+Drehung und rckt eine Art Hobel heran, der das Korkstck schneidet. Groe
+Uebung verlangt das sichere und rasche Einfgen der Korkstcke in die
+Drehbank, so da sie gleich richtig centrirt sind. Ist der Arbeiter
+geschickt, so macht er Hunderte von Stopfen in der Stunde, whrend er es
+frher beim Schneiden aus freier Hand kaum auf tausend Stck im ganzen Tag
+bringen konnte. Die Korkplatten mssen mit Wasser gebrht werden, ehe man
+sie in die eckigen Stcke zerlegt. Sie schwellen dabei nicht unwesentlich
+an. Die Lngsachse der Stopfen entspricht der Lngsrichtung der Platten;
+man mu sich somit die Stopfen in der Rinde des Baumes aufrecht stehend
+denken.
+
+Die Abflle beim Schneiden der Stopfen sind durchaus nicht werthlos. Sie
+knnen zum Polstern dienen und werden auch wohl verkohlt, um eine schwarze
+Farbe, das _nigrum hispanicum_, oder um Zahnpulver zu liefern. Gepulverter
+Kork, mit verdicktem Leinl angerhrt und auf wasserdichtes Segeltuch
+aufgetragen, gibt den als Linoleum bezeichneten Korkteppich, mit dem man
+die Fubden deckt.
+
+Die allgemeine Verwendung des Korkes fr Flaschenverschlu greift nicht
+weiter als in das siebzehnte Jahrhundert zurck. Sie fllt zusammen mit
+der Verbreitung unserer enghalsigen Glasflaschen, die man kaum vor dem
+fnfzehnten Jahrhundert herzustellen begann. Im Mittelalter wurden kleine
+Gefe aus Holz, Thon oder Metall verfertigt und mit Zapfen von gleichem
+Stoff verschlossen oder auch nur mit Wachs verklebt. Die Fsser
+verspundete man mit Holzpflcken. Die Alten bentzten zum Verschlu ihrer
+Amphoren sowohl Holz- als auch Korkstopfen, die sie mit einem Kitt aus
+Harz, Kreide und Oel oder auch mit Pech umgaben. Hufiger noch wurde die
+Oeffnung dieser Gefe nur mit Gyps, mit Harz, Pech oder Wachs
+zugeschmiert. Auf den Wein gossen sie Oel, so wie das heute noch in
+Italien geschieht, und suchten ihn so vor Luftzutritt zu schtzen. Nach
+Plinius dienten den Rmern Korkstcke auch schon als Schwimmer an den
+Fischnetzen und als Bojen an den Ankern; nicht minder wurden die
+Schuhsohlen fr Frauen aus diesem Stoffe bereits hergestellt.
+
+ III.
+
+Tief in das Maurengebirge schneidet der Golf von St. Tropez, der Sinus
+Sambracitanus der Alten, ein. An seinem Ufer sieht man schon aus der Ferne
+die Huser von St. Tropez in bunten Farben schimmern. Von dort aus
+erscheint die Meeresbucht wie ein geschlossener See. Ihre azurnen Fluthen
+haben die Klarheit und den Schmelz eines dunklen Saphirs. Man blickt ber
+dieselbe ins Maurengebirge hinein. Scharf stechen seine Hhen vom
+nrdlichen Himmel ab. Im Osten wird das Bild in duftiger Ferne durch die
+zackigen Gipfel des Esterels begrenzt. Ueber diesen, hoch in den Wolken,
+glnzt der Schnee der Alpen. Hier an dem blauen Golf hat einst die
+Heraclea Cacabaria gestanden. Ein Herculestempel, so heit es, gab der
+Stadt den Namen. Das Land war von Camatullikern bewohnt. - Dann schildert
+die Sage, wie im Jahre 66 n. Chr. an jenen Strand der Krper des heiligen
+Tropez gelangte. Dieser hatte unter Nero hohe Wrden bekleidet; sein
+Vetter, Salvius Otho, wurde im Jahre 69 n. Chr. zum Kaiser proclamirt. Er
+selbst legte alle seine Aemter nieder, nachdem ihn der Apostel Paulus zum
+Christenthum bekehrt hatte, und zog sich nach Pisa zurck. Dort lie eines
+Tages Nero unter einer ehernen Himmelsdecke mit groem theatralischem Pomp
+Diana und Apollo anbeten. St. Tropez weigerte sich dessen, er wurde
+ergriffen, auf Befehl von Nero gemartert, enthauptet und sein Krper dann
+auf einem schlechten Nachen in das Meer gestoen. Ein Hund und ein Hahn,
+die man zugleich in den Nachen setzte, sollten sich an dem Krper weiden.
+Doch weder der Hund noch der Hahn berhrten den Heiligen, sie stellten
+sich als Wchter an dessen Krper auf. Ein Engel lie sich am Steuer
+nieder und fhrte den Nachen sicher durch die Fluth bis nach Heraclea.
+Durch das Krhen des Hahnes gerufen, sammelten sich dort die Christen am
+Strande und nahmen den Krper des Heiligen mit hohen Ehren auf.
+
+Im neunten Jahrhundert wurde das alte Heraclea von den Saracenen zerstrt,
+und nur antike Mauern und Grber zeigen den Ort noch an, auf dem es einst
+gestanden. Das heutige St. Tropez reicht nicht weiter als bis in das
+fnfzehnte Jahrhundert zurck. Es verdankte sein Aufblhen genuesischen
+Familien, die sich hier niederlieen. Zahlreiche Wachtthrme um die Stadt,
+sowie die Festungswerke ber derselben zeigen an, da St. Tropez sich oft
+noch gegen Seeruber und andere Feinde zu vertheidigen hatte. Heute wird
+es nur noch durch Zollwchter geschtzt, die von den Hhen aus den Strand
+berwachen. So verndern sich die Zeiten; frher mute der Ort die
+Corsaren abwehren, die ihn berauben wollten, heute sich gegen die
+Schmuggler schtzen, die ihn gern versorgen mchten.
+
+St. Tropez ist ein Hauptort des Korkhandels geworden; zahlreiche Schiffe
+werden mit dieser Waare beladen, die aus allen Theilen des Maurengebirges
+hier zusammenstrmt.
+
+Zum klimatischen Kurort drfte St. Tropez wohl schwerlich jemals erhoben
+werden, denn es ist zu sehr den Winden ausgesetzt. Gegen das offene Meer
+deckt das vorspringende Cap den Hafen, doch der Mistral und der Ostwind
+treiben die Fluthen des Golfes in denselben hinein. Da bei heftigem Sturm
+die Wellen bis auf den Uferdamm vordringen, das zeigt der eigenartige Bau
+mancher dort stehender Huser an. Sie sind unten ohne Fenster, nur mit
+kleinen, dicht schlieenden Thren versehen, zugleich ausgehhlt, so wie
+der Fu eines Leuchtthurmes, der dem Meere trotzt. - Von den Winden
+abgesehen, besitzt das meerumsplte Vorgebirge ein sehr mildes Klima. Der
+bekannte Geologe Elie de Baumont hat dieses Stck Land als die Provene
+der Provene bezeichnet. Seine Vegetation ist ppig. Kiefern und
+immergrne Eichen decken die Hhen; die Abhnge werden von mchtigen
+Kastanienbumen beschattet, deren Frchte in ganz Frankreich als _Marrons
+de Lyon_ beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
+schlankes Haupt ber eine Mauer hervor; doch man sieht es ihr an, da sie
+oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern der Bche folgen
+Oleanderstrucher und Vitexbsche. Mit den schnen Blthen des Oleanders
+schmckten sich und schmcken sich heute noch in Griechenland auf dem
+Lande die Frauen, auch benutzt man bei uns Oleanderbltter zur Verzierung
+der Speisen, whrend thatschlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
+giftig ist. Von dem schmalbltterigen Vitexstrauch hie es einst, da er
+die Sinnlichkeit unterdrcke, daher erhielt er seinen keuschen Namen:
+_Vitex agnus castus_. Die atheniensischen Frauen bestreuten mit
+Vitexblttern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien, jenen mysterisen
+Festen zu Ehren der Gttin Demeter, von denen alle Mnner ausgeschlossen
+waren. Heute scheint der _Vitex agnus castus_ seine frheren Krfte
+eingebt zu haben; nur seine scharf gewrzhaften Steinfrchte gebraucht
+man im Sden noch hufig als Pfeffer. Der Oleander hat sich sogar einem
+noch weniger poetischen Verlangen anbequemen mssen, denn die Landleute um
+Nizza bentzen seine gepulverte Rinde, um Ratten und Muse zu vertreiben.
+
+Im Htel Continental zu St. Tropez wird noch nach alter Art gelebt. Guter
+Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung auf der Tafel. Man fragt den
+Nachbar erst, ob er zu trinken wnscht, bevor man sich selbst einschenkt.
+Das Dienstpersonal wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der
+Weinkarte verlangt. - Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit auer
+Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein europisch gewordenen
+Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen, den ich bisher an keiner
+regelrechten _table d'hte_ gesehen hatte, und den ich auch gerne
+Anderen berlasse; er dient mir nur als Beweis, da der Mensch das rgste
+aller Raubthiere ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen,
+aufgebrochen und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den ganzen Krper
+fort und verzehrt nur das Bichen Eierstcke. Dabei wird eine ungezhlte
+Brut zerstrt. Diesen orangerothen, faden Schleimmassen konnten wir keinen
+Geschmack abgewinnen; doch darber lt sich ja streiten. - In wahres
+Entzcken wurden unsere Tischgenossen stets versetzt durch
+_Bouillabaise_. - Nach dieser Speise sehnt sich stets der Provenale,
+auch wenn er einen anderen Theil von Frankreich bewohnt. - Die Wirthin
+suchte es ihren Gsten an den Augen abzusehen, ob ihnen die _Bouillabaise_
+schmecke; kann diese doch allein das Renomme eines Hauses begrnden. Wie
+sie uns servirt wurde, bestand sie aus Langusten und Seefischen. Die
+Wirthin machte aus deren Zubereitung auch kein Geheimni. Sie habe, sagte
+sie, zunchst etwas Knoblauch, Lorbeerbltter und weien Pfeffer in
+Olivenl in einer Casserolle gerstet, dann ein Glas Weiwein darauf
+gegossen, die Langusten, Fische und soviel Wasser, da sie bedeckt waren,
+dazu gethan, Alles mit Salz und Pfeffer weiter gewrzt, hierauf zwanzig
+Minuten lang kochen lassen und mit einer Messerspitze Safran den Schlu
+gemacht. Ihre _Bouillabaise_ war dann fertig. Die Langusten und Fische
+kamen in eine tiefe Terrine und wurden mit der Brhe, in welcher auch
+Weibrodschnitte geweicht hatten, bergossen. - Die _Bouillabaise_ fand
+ungetheilten Beifall. Die Wirthin meinte, fr Franzosen allein lohne es
+sich zu kochen, whrend Auslnder mit demselben Gleichmuth gute und
+schlechte Speisen verschlngen: Das sei fr eine sorgsame Wirthin
+entmuthigend. Darauf mein Tischnachbar in lngerer Rede entwickelte, da
+er nicht einsehen knne, weswegen man ein Sinnesorgan gegen die anderen
+zurcksetzen solle. Man knne eine dumme Zunge haben, ebenso wie ein
+dummes Auge oder ein dummes Ohr. Ein Mensch, der Karpfen von Steinbutte
+nicht zu unterscheiden wisse, fle ihm nicht mehr Ehrfurcht, als ein
+solcher ein, der Van Dyck mit Raphael oder Gounod mit Wagner verwechsle.
+
+War das Essen auch gut, der brige Comfort des Hauses lie doch etwas zu
+wnschen brig, so da wir, trotz solcher culinarischer Gensse, uns
+zeitweise nach einem anderen Unterkommen sehnten.
+
+Eine Straenbahn verbindet jetzt St. Tropez mit La Foux, einer Station der
+sdfranzsischen Bahn. Der Weg fhrt an dem Schlosse von Bertaud und vor
+dessen Thoren an einer mchtigen Pinie vorbei, deren Stamm wohl sechs
+Meter im Umfang mit. Es drfte eine der grten Pinien sein, die jetzt
+existiren, und wohl mancher Saracene hat schon in ihrem Schatten gelagert.
+Der Baum steht mitten auf der Strae, der _route nationale_, und es ist
+zu loben, da ihn die Ingenieure schonten. Die Straenbahn setzt sich ber
+La Foux nrdlich bis Cogolin fort, und von da aus kann man auf der
+Chaussee La Garde Freinet erreichen. Dort hatten einst schon die Rmer
+einen Militrposten errichtet, der die Verbindung zwischen dem Sinus
+Sambracitanus und der etwas nrdlicher durchs Gebirge ziehenden Via
+Aureliana berwachen sollte. Der Ort liegt in einem Engpa zwischen zwei
+Bergen, und dort setzten sich auch die Mauren im Jahre 850 fest, nachdem
+sie St. Tropez zerstrt hatten. Sie sicherten sich so den Zugang zum Meere
+und beherrschten zugleich das Gebirge. Die Festung, die sie erbauten,
+wurde Fraxinetum genannt, und dieser Name dann auf alle hnlichen
+maurischen Festungen bertragen. Hier huften sie die geraubten Schtze
+an, um sie spter bers Meer nach Afrika zu schaffen. Wilhelm I., Graf von
+Arles, untersttzt von zwei provenalischen Edelleuten, Bavon und
+Grimaldi, strmte und eroberte im Jahre 973 die Veste. Alle Mauren, die
+dem Schwert entgingen, wurden nebst Weibern und Kindern zu Sclaven
+gemacht. Die Veste schwand von der Erde, und nur einige Mauerreste, die
+Epheu heute deckt, sowie eine tiefe, in Fels gehauene Cisterne, zeugen
+dafr, da sie einst gewesen.
+
+Als Preis der Tapferkeit und Lohn fr die erwiesenen Dienste erhielt
+Grimaldi von Wilhelm I. das ganze Land, welches die Mauren am Sinus
+Sambracitanus besaen. Da ragen denn noch heute, als Wahrzeichen aus jener
+Zeit, auf dem Berge, der die Thalmndung beherrscht, die Trmmer der Burg
+Grimaud in den Himmel. Zwei Thrme auf steilem Abhang, durch Mauerreste
+verbunden, scheinen ber dem Abgrunde zu schweben, die brige Burg ist
+zerstrt; doch unter ihr, wenn auch ihres Schutzes beraubt, in ppiges
+Grn gehllt, klammert sich der kleine Ort Grimaud noch immer an den
+Felsen.
+
+Von La Foux aus stlich folgt die Sdbahn weiter allen Ausbuchtungen der
+Kste. Jetzt eilt sie dem Meere zu, und St. Tropez am jenseitigen Ufer
+scheint immer nher zu rcken; dann wendet sie sich landwrts, und das
+Esterel taucht pltzlich am Horizonte auf. Das Maurengebirge rckt dicht
+ans Meer heran, der Wald erreicht die Kste. Immer schwelgerischer
+entwickelt sich hier seine Pracht. Aus den immergrnen Eichen und
+Seestrandkiefern leuchtet die baumartige Erica mit ihren weien
+Blthenmassen hervor. Ueberall sieht man den Erdbeerbaum seine
+lorbeerartigen Bltter ausbreiten. Dunkler Epheu rankt an den Stmmen in
+die Hhe, und ppige Waldreben verbinden die Baumkronen durch helle
+Laubguirlanden. Dieses herrliche Bild verlockt uns, die Fahrt zu
+unterbrechen; wir steigen in La Gaillarde aus und setzen unseren Weg zu
+Fu fort. Wir folgen dem Ufer. Die Strandkiefer taucht ihre Wurzeln fast
+in die Wellen; oft neigt sie sich ber die Fluth, als wollte sie ihr Bild
+in der spiegelnden Flche betrachten. Das Land wird hier geschmckt von
+der See mit einem Saum silberschumender Wogen, dafr flicht ihr das Land
+einen Kranz aus immergrnem Walde. Zerrissene Felsen springen am Strande
+vor und verlieren sich weit in den Fluthen. Das Esterel ist uns ganz nahe
+gerckt. Es zeigt denselben reich bewegten Umri, dem wir so gerne von
+Antibes aus folgten. Dieser Gebirgszug ist so schmal, da die nmlichen
+Hhen von Osten wie von Westen das Bild bestimmen. In Antibes sieht man am
+Abend die Sonne hinter dem Esterel verschwinden; dann hllen sich seine
+Gipfel in dunkelblaue Schatten und stechen mit scharfen Umrissen gegen den
+Abendhimmel ab. Hier sind sie jetzt mit Licht bergossen; die schwindende
+Sonne senkt ihre Strahlen in die Thler hinein, sie gestaltet und modelt
+die einzelnen Berge, vergoldet die Gipfel, spart blaue Schlagschatten in
+den Tiefen aus, entzndet ganze Drfer, wirft Irrlichter in die einzelnen
+Huser hinein und taucht schlielich Alles in purpurne Gluth. - Hier bei
+St. Aigulf am Strande lie sich Carolus Duran nieder, und der Ort ist wohl
+angethan, eines Malers Seele mit farbigem Glanz zu erfllen! - Pltzlich
+ffnet sich vor uns das weite, von dem Flu Argens in zahlreichen
+Windungen durchstrmte Thal, durch welches das Maurengebirge von dem
+Esterel geschieden wird. Der Teich von Villepey und die Windungen des
+Flusses glnzen wie metallene Spiegel. In Frjus ertnen die Abendglocken;
+vom jenseitigen Ufer des Golfs sendet uns der Leuchtthurm von St. Raphal
+einen ersten noch blassen Strahl entgegen.
+
+ IV.
+
+Wir wandern jetzt auf classischem Boden. Ist doch Frjus das alte Forum
+Julii, dem Julius Caesar den Namen gab. Augustus vollendete den Hafen, der
+die Stelle von Lagunen einnahm, und gab dem Orte einen Pharus. Agrippa
+lie einen Aquduct und ein Amphitheater erbauen; siedelte hier auch
+Soldaten der achten Legion an, was zu der spteren Benennung Colonia
+Octavanorum fhrte. Die Stadt wuchs rasch in Gre und Bedeutung; sie ma
+fnftausend Schritte im Umfang. Der Hafen war so ausgedehnt, da er im
+Jahre 31 v. Chr. die zweihundert Galeeren aufnehmen konnte, die Octavian
+in der Schlacht bei Actium Antonius abgenommen hatte. Was fr ein
+farbenprchtiges Bild mag das gewesen sein, als die Flotte des Antonius
+diesen Hafen fllte, als mchtige rmische Bauten sich in seinen Wellen
+spiegelten, und weithin sichtbar durch das Thal der Aquaeduct in khnen
+Bgen den fernen Bergen zueilte. - Frjus blieb unter den Kaisern die
+wichtigste Flottenstation an diesem Gestade, dann aber begannen traurige
+Zeiten. Der _Amnis argenteus_, der heutige Argens, fllte langsam den
+Hafen mit Schlamm und Erde an. Im zehnten Jahrhundert konnten nur noch
+kleine Schiffe Zuflucht in demselben finden. Dann kamen die Saracenen und
+schleiften 940 die Befestigungen der Stadt. Im fnfzehnten Jahrhundert
+wurde Frjus von Corsaren verbrannt, dann im sechzehnten Jahrhundert
+nochmals unter Carl V. geplndert. Der Hafen schwand allmlig, und an
+seiner Stelle bildeten sich weite Smpfe aus, welche mit tdtlichen
+Miasmen die Gegend erfllten. Ein Bild solchen Elends fand Aubin-Louis
+Millin im Beginn dieses Jahrhunderts hier vor. Die Straen waren leer, die
+Huser unbewohnt, die wenigen Menschen, die man sah, gingen mit blassen
+fahlen Gesichtern, hohlen Wangen, eingefallenen Augen umher. Man meinte,
+in einem groen Krankenhaus zu sein. Wir nahmen Wohnung, schreibt
+Millin, in der besten Herberge: es war ein verpestetes und ekelerregendes
+Haus, in dem man den Aufenthalt als Strafe betrachten mute. Schrecklicher
+Schmutz herrschte in ihm. In schlecht gesplten Gefen wurde uns fauliges
+Wasser dargereicht; ganze Schwrme von Fliegen belagerten die mit ranzigem
+Oel bereiteten Speisen. Den Smpfen entstiegene Mcken und Schnacken
+peinigten uns mit ihren Stichen; des Nachts wurden wir von nicht minder
+zudringlichen, aber noch ekelhafteren Thieren aufgezehrt. Unser Blut war
+in fortwhrender Wallung. Es knnen hier wirklich nur solche Menschen
+leben, die an derartige Plagen gewhnt sind; uns erschienen sie als das
+grte Unheil, das einem menschlichen Wesen begegnen kann. Wir bedauerten,
+da der Wissensdrang, der uns trieb, historisch berhmte Sttten
+aufzusuchen, uns an diesen elenden Ort gefhrt hatte, und wir wnschten
+denselben so bald als mglich verlassen zu knnen. - Seitdem haben sich
+die Zustnde in Frjus gebessert. Abzugscanle sind entstanden, welche die
+Umgegend entwssern und dadurch gesnder machen; der Ort selbst ist zwar
+auf ein Fnftel seiner frheren Gre zusammengeschmolzen, sieht aber
+ziemlich freundlich aus. Wer freilich tieferen Eindruck von den
+Ueberresten aus der classischen Zeit erwartet, der wird enttuscht sein.
+Es blieb nur wenig davon zurck, zu wenig, um Achtung zu gebieten oder gar
+knstlerisch anzuregen. Nur die zerrissenen Bogen des Aquducts drauen in
+den Feldern, mit ihrem Schmuck von kletternden Pflanzen, sind sthetisch
+wirksam. Der Argens war so fleiig bei der Arbeit, da heute eine weite
+sandige Flche Frjus vom Meere trennt; die Trmmer des alten rmischen
+Leuchtthurms ragen jetzt anderthalb Kilometer vom Strande entfernt aus dem
+Boden hervor. So ist der alte Glanz von Frjus fr immer geschwunden, und
+was von demselben zurckblieb, vermag solchen Eindruck wie die Denkmler
+von Nmes und von Arles auf uns nicht zu machen. Doch erhebt uns auch hier
+das Gefhl, classischen Boden unter den Fen zu haben. Wir schauen dann
+hinaus in das blaue Mittelmeer, an dessen Ufern jene mchtige Cultur
+erstarkte, welche die Welt erobert hat. Wir suchen das Band mit der
+Vergangenheit enger zu knpfen und werden uns im Geiste wieder bewut, da
+jene allgemein menschlichen Gedanken und Gefhle, die hier zum ersten Mal
+zur bewuten Empfindung und Gestaltung gelangten, auch heute noch unser
+Denken und Fhlen beherrschen.
+
+Rmische Villen fllten jenen Strand, an dem heut St. Raphal sich erhebt.
+Die rmischen Patricier bevorzugten berhaupt dieses schne Land. Es war
+das ihre Provincia Romana par excellence, diejenige, die sie meinten, wenn
+sie kurzweg von Provincia sprachen, und sie behielt den Namen der
+Provence. Am Strande von St. Raphal lieen sich nach den Rmern die
+Tempelritter nieder und bauten jenen viereckigen Thurm, der auch heute
+noch die alte Kirche zu schtzen scheint. Im Jahre 1799 landete hier
+Bonaparte, als er von Aegypten kam, und hier auch verlie er das Land, um
+1814 nach Elba zu gehen. Es trifft somit nicht ganz zu, wenn behauptet
+wird, Alphonse Karr habe St. Raphal entdeckt: richtig aber ist, da er
+unter den franzsischen Schriftstellern der erste war, der sich hier
+niederlie, da ihm bald andere Celebritten der Litteratur und Kunst
+folgten, und da der neue Aufschwung von St. Raphal mit jener Zeit
+begann. Was aber alle jene Knstler und Schriftsteller hier suchten, das
+war der stille abgelegene Ort, an dem man Blumen, Sonne und Meer genieen
+kann, ohne von anderen Menschen gestrt zu werden. Sie alle flohen den
+Lrm des grostdtischen Nizza und des bereleganten Cannes. Wenn ich
+eine groe Stadt lieben mchte, pflegte Alphonse Karr zu sagen, zge ich
+zurck nach Paris. Auch ist es im Sommer hier khler als jenseits des
+Esterel, und der sandige Strand ladet dann zum erfrischenden Bade ein;
+daher sich St. Raphal immer mehr zum sommerlichen Seebad entwickelt. Im
+Winter ist es zu sehr den Winden ausgesetzt. Das sollten auch wir noch
+erfahren. Schon am Abend bei unserer Ankunft begann sich Ostwind zu
+erheben, am nchsten Tage wehte er mit Macht und war von heftigem Regen
+begleitet. Gegen dieses Unwetter lie sich im Freien nicht ankmpfen. Der
+Wind trieb die Regentropfen fast wagrecht durch die Luft. Das dauerte so
+zwei Tage. Starker Ostwind ist hier meist mit Regen gepaart, somit
+traurig. Ganz verschieden gebrdet sich sein Widersacher, der nrdliche
+Mistral. Er ist trocken und daher weit heiterer. Er fegt den Himmel rein
+und pfeift bei Sonnenschein. Er blst nicht in langen Zgen, sondern in
+abrupten Sten, er klingt donnerartig und rttelt an den Gebuden. Der
+Ostwind hingegen blst strker oder schwcher, doch ohne Unterbrechung
+fort; seine Stimme ist mehr ein Klagen, so da man bei Nacht langgedehnte
+Schluchzer zu hren meint. In der zweiten Nacht, die auf unsere Ankunft
+folgte, entlud sich ein polterndes Gewitter, das mit dumpfem Drhnen die
+Thler erfllte und zuckende Flammen auf die Meeresflche warf; als der
+Morgen aber kam, da strahlte die Sonne wieder hell in unser Zimmer hinein.
+Das Meer tobte weiter, und wir zogen hinaus, um seinen Anprall gegen die
+Felsen des Strandes zu sehen. - Zu den Wahrzeichen von St. Raphal gehren
+seine beiden Lwen: _le lion de terre_ und _le lion de mer_, zwei
+rothe Porphyrfelsen, die gleichsam Wache an dem Strande halten. Der
+Seelwe hat sich weiter in das Wasser hinausgewagt, der Landlwe dicht am
+Ufer gelagert. Sie lauern da wie apokalyptische Thiere und trotzen seit
+Ewigkeit der nagenden Kraft der Wellen. Jetzt strmt das Meer mit Macht
+gegen diese Felsen an, wlzt seine Wogen ber sie hinweg und wirft mit
+Getse schumenden Gischt hoch an ihnen empor. Ueber den Porphyrlwen im
+blauen Himmelsraum, da wiegen sich aber die Mven. Wie gerne folgt ihnen
+das Auge, diesen muthigen Vgeln, wenn sie mit breitem und mchtigem
+Flgelschlag die Luft durchschneiden. Jetzt segeln sie gegen den Wind,
+jetzt wiegen sie sich an der Stelle, jetzt schieen sie herab in die
+Fluth, um ihre Beute zu fassen; mit ihr schwinden sie in der Ferne, oder
+sie lassen sich nieder auf der schaukelnden Welle, ein weier Punkt mehr
+inmitten der weien Kmme. Da hinten in der See taucht pltzlich eine
+Herde von Delphinen aus den Wellen hervor. Sie zeigen zuerst ihren Kopf,
+berschlagen sich fast in der Luft und schieen hinunter in die Tiefe. Sie
+bringen Humor in das groartige Schauspiel: sie sind die Clowns des
+Meeres.
+
+Die Strae, die von St. Raphal in stlicher Richtung dem Meeresstrande
+folgt, fhrt an Landhusern vorber, die manchen bekannten Namen tragen.
+Da ist die _maison close_, das geschlossene Haus, welches Alphonse Karr
+sich schuf, um der aufdringlichen Welt zu entgehen. Hier in _Oustalet dou
+Capelan_ hat Charles Gounod sich abgesondert, und ber der Eingangsthr
+liest man: _L'illustre matre, Charles Gounod composa Romo et Juliette
+l'Oustalet dou Capelan, au printemps de 1866_, und Jules Barbier, sein
+Librettist, der nebenan ein Landhaus besitzt, fgte darunter hinzu: _Hic
+Divum Romeo scripsit Gounod meus 1866. Ingenio haut amicitia impar_.
+Gounod weilte mit Vorliebe in St. Raphal; ich finde hier, meinte er
+oft, den Golf von Neapel vor, mit der Campagna von Rom im Hintergrunde.
+
+Ist die Lage von St. Raphal wirklich so schn, als es Gounod empfand? Ich
+kann das nicht behaupten, so wenig ich auch sonst diesem Ort den ihm
+zukommenden Reiz absprechen mchte. Mir fehlt hier der volle Blick auf das
+Esterel, und ich fhle mich nicht hinlnglich dafr entschdigt durch die
+Aussicht auf das Maurengebirge und jenes Thal des Argens, das Gounod mit
+der Campagna von Rom vergleicht. Lieber wrde ich doch dem Beispiel von
+Carolus Duran folgen und mich dort drben in St. Aigulf niederlassen, an
+dem waldigen Strande, von dem aus man am Abend das zackige Esterel in
+Purpur leuchten sieht.
+
+ V.
+
+Hingegen bildet St. Raphal einen vorzglichen Standort fr Ausflge in
+das Esterel-Gebirge. Und dieses Gebirge ist sicher des Besuches werth; es
+gehrt zu den Juwelen der Riviera: sein malerischer Reiz wird durch die
+Porphyre bedingt, die als nackte Felsenmassen dem Boden entsteigen. Um
+diese Porphyre und anderes eruptives Gestein sind Schiefer emporgerichtet.
+Allseitig wird das Esterel durch tiefe Thler von den Alpen und durch das
+Thal des Argens auch von dem Maurengebirge getrennt. Noch zu Anfang dieses
+Jahrhunderts wagte man sich nur mit Schrecken in das Esterel hinein, jetzt
+wandelt man in demselben sicherer als in den Anlagen mancher groen Stadt.
+- Unser erster Besuch sollte dem hchsten Punkt des Gebirges, dem Mont
+Vinaigre gelten, dessen Gipfel sich 616 Meter hoch ber den Meeresspiegel
+erhebt. Wir hofften von dieser Hhe das ganze Esterel zu berblicken und
+wollten dort unseren Plan fr weitere Ausflge entwerfen. - Wir brachen
+von St. Raphal auf, als der Morgen graute. Der Weg fhrte gegen Norden
+zunchst nach Valescure. Dort am Abhang der Berge, in dem khlen Walde,
+pflegten schon rmische Familien den Sommer zu verbringen, wenn die Hitze
+des Tages in Forum Julii unertrglich wurde. _Vallis curans_, das Thal,
+welches Genesung bringt, mu, wie sein Name sagt, als besonders gesunder
+Aufenthaltsort gegolten haben. Diesen alten Ruf mchte man auch heute noch
+ausnutzen und durch den verheiungsvollen Klang des Namens neue Bewohner
+hier anlocken. Man wandert in Valescure auf fertig angelegten Straen,
+_Grands Boulevards_ mit hochtnenden Namen; der Wald ist in Parkanlagen
+verwandelt; groe Htels hoffen auf Gste, Musikpavillons warten auf
+Musikanten. Doch die Besucher bleiben noch aus. Woher auch sollen sie
+kommen, diese Millionre, um allen Grundstckspeculanten zu Gefallen die
+ganze Riviera von Toulon bis Ventimiglia mit Villen zu bedecken? Mit dem
+Augenblick, wo der Bau der Sdbahn beschlossen war, bemchtigten sich
+Actiengesellschaften aller Punkte am Strande, die durch schne Aussicht
+aller Punkte auf der Hhe, die durch gesunde Lage, Kiefernadelduft, oder
+sonst welche Vorzge sich auszeichnen. Auch in St. Aigulf drben im
+Maurengebirge ist der Wald schon parcellirt, laufen _Grands Boulevards_
+durch denselben und sind nicht allein mit schnen Namen, sondern auch mit
+Laternen versehen. Den Laternen freilich fehlen die Scheiben; gebrannt hat
+noch keine; manche warf der Sturm, manche auch Menschenhand schon um; nun
+liegen sie da und rosten, ein trauriges Bild des Todes dort, wo niemals
+Leben war. Dazwischen in mglichst aufflliger Stellung groe Tafeln mit
+bunten Inschriften und Plnen, die zum Ankauf der Grundstcke verlocken
+sollen. - Wird Valescure jemals gedeihen? Es ist wohl mglich - einen
+Anfang von Erfolg hat es schon zu verzeichnen: _La nature svre et
+riante, l'odeur des pins agrable et salutaire_, wie Stphen Liegeard den
+Ort preist, hat bereits die Knstlerin der _Comdie franaise_ Suzanne
+Reichemberg und die nicht minder berhmte Sngerin der Pariser komischen
+Oper Miolan Carvalho veranlat, sich hier anzusiedeln. Der Ort ist
+anmuthig, dicht von immergrnem Wald umhllt, mit heiteren Ausblicken in
+das Meer und das Gebirge: trotzdem athmeten wir freier auf, als wir die
+_Grands Boulevards_ verlassen hatten und uns in einer von der
+Speculation weniger bertnchten Natur bewegten. - Die Sonne ging in
+blaugrauem Nebel als rothe strahlenlose Scheibe auf; dann tauchte sie aus
+dem Nebel hervor und strahlte hell an wolkenlosem Himmel. Die Erde schien
+jetzt von Licht berstrmt. Bald betraten wir jene ausgedehnten Wlder,
+welche das Esterel fast ganz bedecken. Einst hatten sie oft vom Feuer zu
+leiden; statt grner Laubkronen starrten verkohlte Skelete den Wandrer an.
+Jetzt sind die Wlder Staatseigenthum geworden und erfreuen sich so
+sorgsamer Pflege, da sie fast den Eindruck groer Parkanlagen machen. Die
+dunklen Strandkiefern (_Pinus Pinaster_) wiegen bei Weitem vor: sie
+schlieen ihre Kronen oft so dicht zusammen, da kaum ein Sonnenstrahl
+durch das Dickicht dringt. Vorzgliche Kunststraen fhren durch den Wald,
+und bis auf den Gipfel der Berge gelangt man auf gut gehaltenen Wegen.
+Auffallend genug sieht man eine weite Kunststrae oft ganz pltzlich
+enden, wenn sie die Grenzen des Gebirges erreicht. Da hrt das Departement
+der Forste nmlich auf, und es beginnt dasjenige der Brcken und
+Chausseen. Die beiden Ministerien arbeiten sich, wie es scheint, nicht
+immer in die Hnde. Nach Wegweisern sieht man sich leider vergebens im
+Esterel um, und wo mehrere Straen sich schneiden, bleibt man auf seine
+Orientirungsgabe ganz angewiesen. Die besten Karten der Gegend, die wir
+uns zu verschaffen vermocht, Karten, welche das Ministerium des Inneren im
+Jahre 1889 verffentlicht hatte, reichten eben nur aus, um uns irre zu
+fhren. Der Weg zum Mont Vinaigre war brigens nicht schwer zu entdecken.
+Zunchst sahen wir ihn vor uns, dann brauchten wir im Walde nur der
+breiten Strae zu folgen und uns nordwestlich zu halten, dort wo sich
+dieselbe mit anderen gleich breiten Straen schnitt. Sie stieg in
+Windungen zwischen den Bergen empor. Meist war sie im Walde versteckt, und
+wir wanderten im Schatten hoher Bume, oder sie erreichte einen steilen
+Abhang, und ber den Gipfel der Bume hinweg konnte der Blick dann ber
+grne Thler und Berge weithin sich verlieren. Doch kein Haus war zu
+entdecken, nirgends verrieth aufsteigender Rauch eine verborgene Htte:
+nichts als Wlder, Thler und Berge in endloser Einsamkeit. Seitdem wir
+das Gebirge betreten hatten, war uns kein Mensch begegnet. Wir fhlten uns
+ganz allein: es war fast unheimlich. Nach zwei Stunden erreichten wir eine
+menschliche Behausung, das Forsthaus zu Malpay: _M[=a]ou pays_,
+schlechte Gegend, wie es provenalisch heit, in Erinnerung an jene Zeit,
+wo es hier nicht geheuer war, zu reisen.
+
+Die Frau Frsterin schien sichtlich erfreut, sich wieder einmal
+aussprechen zu knnen, und gab uns, whrend wir frhstckten, genaue
+Auskunft ber die Gegend. Sie zeigte uns auch in stlicher Richtung ein
+Stck der rmischen Strae, die man von hier aus auf eine lngere Strecke
+hin berblicken kann. Rom mit Gallien verbindend, endete sie in Arelate,
+dem heutigen Arles, von wo die _via Domitia_ nach Spanien fhrte. Zwei
+rmische Straen, die als aurelianische bezeichnet wurden, fhrten durch
+das Esterel. Die ltere folgte von Cannes aus der Kste und erst vor der
+sdlichsten Felsengruppe des Esterel drang sie landeinwrts, in ein Thal,
+um in westlicher Richtung Frjus zu erreichen. Spter legten die Rmer die
+zweite Strae an, die, in gerader Richtung ber die Berge laufend,
+ungefhr der heutigen zwischen Frjus und Cannes entspricht und von der
+wir hier ein Stck vor Augen hatten. In einer verborgenen Schlucht unfern
+derselben liegen in Malpay noch Porphyrsulen aus alter Zeit, unvollendete
+Arbeit der Rmer. Der violettrothe Stein hat sich seitdem freilich mit
+einer dicken schwarzen Kruste bedeckt. An die Benennung jener rmischen
+Straen erinnern hier noch die Namen der Ufer und Berge. Dort, wo die
+ltere der beiden Straen das Meer verlie, heit immer noch das Ufer
+Plage d'Aurel, und Pic d'Aurel heien die Porphyrmassen, denen sie
+dann folgte. Dieses Gebirge war spter von aller Cultur so abgeschnitten,
+neuen Einflssen so entzogen, da das Volk bis auf den heutigen Tag eine
+noch benutzte Strecke der lteren Strae _lou camin Aurelian_ nennt.
+
+Man verlt in Malpay die breite Strae und folgt in stlicher Richtung
+dem Fuweg, der in zahlreichen Windungen am sdlichen Abhang des Mont
+Vinaigre aufwrts steigt. - Wie kommt der Berg zu seinem merkwrdigen
+Namen? Es heit der saure Wein, der an seinen Flanken wuchs, htte ihm
+denselben verschafft. Spuren einstiger Weincultur sind freilich nicht mehr
+zu entdecken, hingegen tritt man am Abhang in die herrlichsten Maquis ein.
+Baumartige Heide, Ginster, Pistacien, Euphorbien, Asphodelen, sie alle
+blhen zu gleicher Zeit und erfllen die Luft mit wrzigem Duft. Denn er
+ist kurz, der provenalische Frhling, und die Pflanzen mssen sich
+beeilen, bevor die Drre naht; es ist als wenn die Natur ein Frhlingsfest
+hier feiern wollte, und unbewut dringt etwas von diesem Frhling auch in
+die Seele des Wandrers ein. Er vergit alles Vergangene, ihm ist, als
+knne er das Leben von Neuem beginnen. Warum auch nicht? Ist doch die Welt
+so alt und erwacht sie dennoch in jedem Frhjahr zu neuem Leben. - Was
+duften nur die Heiden so schn nach bittren Mandeln? Jeder Windhauch trgt
+uns ganze Fluthen dieses Aromas entgegen. Dieser Duft war uns frher kaum
+aufgefallen, doch eine gleiche Flle von Ericablthen hatten wir auch noch
+nie gesehen. Ein ser Honiggeruch erfllt jetzt die Luft: eine
+unscheinbare kleine Wolfsmilch (_Euphorbia spinosa_) ist es, die ihn
+verbreitet. Ihr fehlen auffllige Blthen, und da mu sie sich besonders
+bemhen, um in so farbenreicher Umgebung nicht unbeachtet zu bleiben. Sie
+wird auch von zahlreichen Bienen besucht, whrend die bunten
+Schmetterlinge um andere prchtigere Blthen flattern. Hier lohnt es sich,
+Biene und Schmetterling zu sein! Aus dieser Blthenmasse ragen dunkle
+Erdbeerbume, zwerghafte Kiefern, immergrne Eichen, stachelige
+Wachholderstrucher (_Juniperus oxycedrus_) hervor. Und wo ein noch so
+kleiner Platz unbesetzt geblieben an dieser reichen Tafel der Natur, da
+drngen sich die Asphodelen (_Asphodelus cerasifer_) mit ihren weien
+Blthenrispen ein. Auch sie wollen ihren Antheil an Licht und Wrme haben,
+an jener Nahrung, die hier in solchem Ueberma gespendet wird.
+
+Wir steigen nur langsam in die Hhe, bleiben vor jeder einzelnen Blthe
+stehen, belauschen die Bienen bei der Arbeit. Erst nach einer Stunde sind
+wir oben; da liegt eine ganze Welt zu unseren Fen. Vor uns das grne
+Esterel mit seinen tief eingeschnittenen Thlern und seinen steilen Hhen,
+wo aus dem Laub der Bume die zackigen Porphyrfelsen in den Himmel ragen.
+Im Westen die Ebene von Frjus von ihrem Silberflu durchstrmt; ber
+dieser das Maurengebirge mit seinen dunklen Wldern, und dann alle Buchten
+der Kste, weit hin bis nach St. Tropez. Im Norden die Kalkalpen in
+perlgrauem Ton; im Osten die Seealpen mit schneebedeckten Huptern; davor
+ppig grnes Land, mit leuchtenden Stdten und Drfern und wieder die
+Kste, erst bei Bordighera in duftigen Nebel sich hllend. Ganz in der
+Nhe Cannes, vor ihm die Inseln von Lerins; weit vorspringend in die See
+das schmale Cap von Antibes; endlich im Sden, scheinbar dem Himmel
+entgegenstrebend, das unbegrenzte Meer.
+
+Heute war es hier oben so windstill, da auch die einsame Korkeiche, die
+am Gipfel steht, sich in der Sonne *wrmen* konnte. Auch sie, die
+bedauernswerthe, war ihrer schtzenden Korkhlle beraubt worden. Zum
+groen Theil entblt, mute sie an schlimmen Tagen dem Mistral hier
+trotzen. In dem friedlichen Bilde, das uns umgab, strte diese nackte
+Eiche wie ein Miton die Harmonie.
+
+Der Weg, den wir bei Malpay verlassen hatten, setzt sich in gerader
+Richtung am Fue des Mont Vinaigre fort und trifft bald auf die groe
+Strae von Frjus und Cannes. Folgt man ihr in stlicher Richtung, so
+gelangt man bald zu einer Husergruppe, der Auberge des Adrets und dem
+Gensdarmerieposten. Der Name, den das Wirthshaus fhrt, war in Paris einst
+in Jedermanns Mund, als der berhmte Schauspieler Frderic Lamatre im
+Ambigu-Theater die Hauptrolle in einem Schauerdrama gab, das in einer
+Auberge des Adrets spielte. Das war in den vierziger Jahren, und alle
+sensationsbedrftigen Besucher von Cannes machten Ausflge ins Esterel, um
+in der Auberge des Adrets die Rume zu sehen, in denen ein Herr Germeuil
+ermordet oder vielmehr *nicht* ermordet worden war. Denn abgesehen davon,
+ob die ganze Geschichte sich jemals zugetragen, oder ob sie nur erfunden
+war, handelte es sich thatschlich in dem Drama nicht um diese, sondern,
+wie das Textbuch deutlich angab, um eine Herberge gleichen Namens auf dem
+Wege von Grenoble nach Chambry. - Unter den Besuchern, die in frhlicher
+Laune von Cannes aus hierher gekommen waren, befand sich im Jahre 1868
+auch Georges Sand. Die Bewohner des Hauses wurden damals schon sehr
+ungehalten, wenn man sie ber jenen Herrn Germeuil ausfragen wollte; sie
+glaubten, man bezichtige sie des Mordes. Richtig ist, da vor Jahren die
+Gegend um jene Auberge des Adrets besonders berchtigt war. In den
+unzugnglichen Thlern und Schluchten des Esterel suchten alle jene
+Verbrecher ihre Zuflucht, denen es gelungen war, aus den Galeeren von
+Toulon zu entfliehen. Sie pflegten die Reisenden unfern von diesem
+Wirthshaus anzufallen, an einer Stelle, wo die Strae von angrenzenden
+Hhen beherrscht ist. Als wir vorbeifuhren, schreibt Horace Benedict de
+Saussure, zeigte uns der Courier von Rom, der mit uns reiste, einen
+zertrmmerten Reisekoffer, der noch am Wege lag und einem Courier gehrt
+hatte, der vor einigen Tagen ausgeplndert worden war. Als hingegen der
+Erlanger Professor der Naturwissenschaften Gotthilf Heinrich Schubert 1822
+mit der Hausfrau, die, wie gewhnlich, als Haushofmeister und Adjutant,
+ihren alten Trumer begleitete, die nmliche Stelle berschritt, hatten
+sich die Zustnde bereits gendert. In dem Wirthshaus war ein
+Gensdarmerieposten errichtet. Doch fand er dort nur eine alte Frau und
+zwei kleine Kinder vor. Whrend die Reisenden sich strkten, kam die Alte
+auf die verschollenen Rubergeschichten zu sprechen. Wenn sich so ein
+Ruber doch hier wieder sehen liee, meinte die Frau, damit unsere
+Gensdarmen zeigen knnen, da sie ihr Brot nicht umsonst essen. - Seitdem
+die Eisenbahn Frjus mit Cannes verbindet, ist diese Strae wie
+ausgestorben, und Ruber wrden ihr Auskommen da nicht mehr finden. Das
+Wirthshaus zeigt aber noch deutlich an, da es einst darauf eingerichtet
+war, sich zu vertheidigen. Die Mauern sind ungewhnlich dick, die Fenster
+des unteren Stockwerks mit eisernem Gitter versehen. Durch eine Oeffnung
+in der eichenen Thr wurde der Reisende erst genau betrachtet, bevor er
+Einla erhielt, schrge Schiescharten in den Wnden sind gegen die Thr
+gerichtet: das Haus gleicht einer Festung, die nur durch regelrechte
+Belagerung genommen werden konnte. Jetzt steht seine Thr weit offen, und
+kleine Kinder spielen vor dem Hause.
+
+Wir kehrten nach Malpay zurck und whlten von dort einen Weg, der in
+sdstlicher Richtung uns nach Agay fhrte. Bald waren wir in den _Vallon
+de la Cabre_ gelangt. Dort breitete berall am Abhang der lorbeerartige
+Schneeball (_Viburnum Tinus_) seine weien Blthendolden aus. Bis auf die
+betretenen Wege wagten sich die blauen Schwertlilien (_Iris germanica_)
+hervor. Die Dichternarcisse (_Narcissus poticus_) schaute uns aus dem
+Gebsch mit ihren leuchtenden Blumenaugen an. Hochstengelige Tulpen
+(_Tulipa Celsiana_) grten uns aus der Ferne mit ihren gelben Blthen.
+Die violetten Blthenstnde der doldenblthigen Schleifenblume (_Iberis
+umbellata_) berraschten uns durch ihre Pracht; hatten wir doch dieses
+schne Gewchs bisher nur in Grten gesehen. Bald war in unseren Hnden
+_Ophrys aranifera_, die merkwrdige Orchidee, mit ihren spinnenartigen
+Blthen, und zu dieser konnten wir dann auch ihre bienenhnliche Schwester
+(_Ophrys apifera_) gesellen. Am meisten aber erfreute uns das seltene
+_Limodorum abortivum_, eine blattlose Orchidee, die in allen Theilen
+hellviolett gefrbt, auch hellviolette Blthen trgt. So wandelten wir im
+Thale mit groen Blumenstruen in den Hnden. Da pltzlich tauchte vor
+uns ein groer Porphyrblock auf. Er steht auf schwachen Fen und neigt
+sich ber den Bach, als wollte er strzen. Das Volk hat ihn den
+Taubenschlag, _Pigeonnier_, genannt. Dann fhrte unser Weg weiter an
+anderen phantastischen Felsen vorbei; oft schienen sie das Thal zu
+versperren und traten erst weit im Halbkreis auseinander, als wir den Flu
+von Agay erreichten. Dem folgten wir bis an das Meer. Zackig zerrissen, in
+rothem Lichte glhend, schaut dort das Castel d'Agay in die See hinab. Wie
+Zhne einer Riesensge ragen in langgedehnter Reihe die steinernen Zacken
+gegen den Himmel vor. Wir rasteten an der lieblichen Bucht von Agay, die
+der rothe Porphyr in einen farbigen Rahmen fat. Wir sind hier zehn
+Kilometer von St. Raphal entfernt, an der Station der Mittelmeerbahn, die
+dem Seestrande folgt, um dem Gebirge auszuweichen.
+
+Unfern von Agay, am Wege nach St. Raphal, wird blauer Porphyr gebrochen.
+Groe Blcke sprengt man aus dem Berge heraus, schneidet sie in Platten
+und Wrfel und verwerthet den Rest fr Straenbau. Der ganze Strand ist
+mit blauem Porphyr bedeckt, und zahlreiche Arbeiter sind beschftigt, ihn
+auf Schiffe zu laden. Der Porphyr des Esterel ist ein Quarzporphyr, der in
+dichter, mit bloem Auge nicht unterscheidbarer Grundmasse, die aus Quarz
+und Feldspath besteht, Krystalle oder crystallinische Krner aus Quarz
+oder Feldspath fhrt. Der Feldspath ist meist fleischroth, doch wird die
+rothe Frbung des ganzen Gesteins vornehmlich durch Eisenoxyd bedingt, das
+als ein feiner Staub in der Grundmasse vertheilt ist. In den blauen und
+andern hellgefrbten Porphyren tritt das Eisenoxyd gegen
+Eisenoxydulverbindungen zurck. Der blaue Porphyr wird fr Straenbauten
+besonders geschtzt und seine Gewinnung hier in groem Mastab betrieben.
+- Dem Steinbruch gegenber springt eine Landzunge, _Le Piton de
+Dramont_, vor in die See und trgt auf steil abfallenden Felsen einen
+hohen Leuchtthurm. Er warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der
+Gefahr, die ihn an dieser felsigen Kste bedroht. Die Bucht von Agay, die
+bei ruhigem Wetter still ist und leer, fllt sich bei strmischer See oft
+mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze der Berge, auf
+gnstigeres Wetter, und schon zur rmischen Zeit hat der Agathon Portus
+manches Schiff vor Untergang gerettet.
+
+ VI.
+
+Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein versteinertes
+Felsenmrchen. Eine Strae fhrt jetzt von Agay dahin, und drei Stunden
+Wagenfahrt gengen, um es von St. Raphal zu erreichen. Wir ziehen die
+Fuwanderung vor und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
+einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die Schienen und
+steigen am westlichen Abhang des vor uns sich erhebenden Berges in die
+Hhe. Wir wandern in Maquis, noch ppiger als wir sie an andern Stellen
+des Esterels gesehen. Vom sen Honigduft der Euphorbien sind wir fast
+betubt. Weite Flchen werden gelb gefrbt von groblthigen
+Pfriemenstruchern (_Calycotome spinosa_). Cistusrosen (_Cistus albidus_)
+beginnen eben ihre groen rothen Blthen zu entfalten. Zunchst sind sie
+zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der Knospenhlle waren, doch
+breiten sie sich aus, verlieren bald alle Falten und locken nun die
+Schmetterlinge durch ihren zarten Farbenreiz. Wir pflcken keine dieser
+Blthen, da sie zu vergnglich sind, der leiseste Windhauch trgt ihre
+Kronenbltter davon. - Welche Flle bunter Schmetterlinge belebt hier den
+Abhang. Blthen und Schmetterlinge gehren ja zusammen. Der sonst seltene
+Falter _Anthocharis Eupheno_ ist hier fast gemein. Er gleicht unserem
+Aurorafalter, ist aber schwefelgelb, nicht wei wie jener. Dieselben
+rothen Flecken zieren seine Vorderflgel. Unruhig und rasch fliegt er
+durch die Lfte. Ebenso behend ist der Osterluzeifalter (_Thas
+Polyxena_), dessen brunlich gelbe Flgel mit schwarzen Zacken sich
+umrandet zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
+Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam schweben in allen
+Richtungen die Segelfalter an uns vorber. - Bald haben wir einen Kamm,
+den Col Lentisque erreicht, den zahlreiche Korkeichen schmcken. Hier
+schneiden sich mehrere Wege. Wir whlen denjenigen, der zur Rechten
+abzweigt, berschreiten alsbald die Pahhe und beginnen in einem waldigen
+Thale, dem Ravin des Baches Escalle, der hier abwrts fliet, langsam
+abzusteigen. Schne Stecheichen (_Ilex aquifolium_) ragen stellenweise aus
+dem ppigen Dickicht hervor. Es sind das hier stattliche Bume, whrend
+wir sie in unseren Wldern nur in Strauchform finden. Da fllt uns dann
+wieder auf, was einst schon Chamisso bemerkte, da die glnzenden,
+lederartig starren Bltter nur in den unteren Theilen des Baumes mit
+scharfen Zhnen besetzt sind, an den hher entspringenden Aesten aber
+einen fast glatten Rand haben. Nur an denjenigen Blttern, die von den
+weidenden Thieren erreicht werden knnen, bildet zum Schutz gegen
+dieselben diese Pflanze Stacheln aus. Der Weg wendet sich pltzlich nach
+Westen, und ganz unvermittelt stehen wir am Ausgang des Malinfernet. Da
+ragen sie nun hervor aus dem dunklen Wald, alle die rothen Felsen hier in
+der Sonne glhend, dort in den Schatten der Berge getaucht. Sie
+verschieben sich gegeneinander bei jedem Schritt, den wir vorwrts
+schreiten; die einen schwinden, die andern treten hervor, fast endlos. Und
+der klare Bach, der das Thal durchstrmt, rauscht entweder stark, oder
+murmelt schwach, oder donnert laut in Wasserfllen. Einmal verbirgt er
+sich ganz im grnen Laub der Bume, dann tritt er wieder weit sichtbar vor
+und spiegelt mit hellem Glanze den Himmel. Und erst die Felsen! Hier
+glaubt man einen spitzen Thurm zu sehen, wie den Thurm eines gothischen
+Domes, mit steinernen Blumen und Thieren und allerhand Schnrkeln
+verziert; dort eine Burg mit ihren Schanzen und Zinnen, dort eine Orgel
+mit riesigen Pfeifen, hier einen schlanken Kegel, dort einen kantigen
+Crystall, hier wieder ein Standbild auf hohem Postament. Ist das nicht der
+Gott Osiris, der auf diesen Felsen thront? Er trgt zwei junge Kiefern wie
+Scepter in den Hnden. Am Eingang jener Schlucht kauert eine Sphinx und
+holt aus zum Sprunge. Und dort am fernen Abhang scheint eine wilde Jagd
+den Berg hinabzurasen. Die phantastischen Thiere ragen hoch aus dem Wald
+hervor, in letztem Todeskampf zu Stein erstarrt. Da hat die Natur ihrem
+ungezgelten Gestaltungsdrang freien Lauf gelassen; sie schuf in
+bermthiger Laune. Und als bereue sie nachtrglich diesen Uebermuth,
+verbarg sie sorgsam das Thal zwischen hohen Bergen. Das Malinfernet mute
+thatschlich erst entdeckt werden, und noch im December 1851, nach dem
+napoleonischen Staatsstreich konnten politische Flchtlinge sich dort
+lange Zeit verborgen halten und den Nachforschungen der Gensdarmen
+entgehen.
+
+ VII.
+
+Gegen Abend zogen wir wieder hinaus zum Strande von St. Aigulf. Wir
+wollten das Esterel noch einmal im Glanze der untergehenden Sonne glhen
+sehen. Es war ein farbenprchtiger Abend, still und mild, einer jener
+Abende, die das Gefhl des Glckes in der menschlichen Seele erwecken.
+Kein Luftzug bewegte die Bltter der Bume. Im See von Villepey spiegelten
+sich dunkle, goldumstrahlte Wolken. Durch unser Nahen aufgeschreckte Vgel
+flohen aus dem Dickicht des Ufers empor. Sie stiegen in die Lfte und
+schienen schwarze Furchen zu ziehen am hellen Abendhimmel. Die Wolken im
+Westen nahmen Purpurfarben an, und in ihrem Widerschein rthete sich auch
+der See. Er sah jetzt unheimlich aus, wie eine Lache von Blut; das dunkle
+Dickicht aus Rohr umfate ihn mit schwarzem Trauerrand. Wir setzten unsern
+Weg fort zum Strande. Bald stand der Westen in voller Gluth, und das
+Maurengebirge glich einem Riesen in der Feuersbrunst. Die Bume des Waldes
+zeichneten sich schwarz auf hellem Grund, als wre ihr Umri mit Kohle
+gezogen. Allmlig verblate der Himmel. Auf den spiegelnden Wellen des
+Meeres begannen sich die weien Strahlen der ersten Sterne mit dem rothen
+Abglanz der letzten Abendlichter zu mischen. Als wir den Strand
+erreichten, war es bereits so dunkel, da wir den Umrissen des Meeres
+nicht mehr folgen konnten. Der Himmel sprhte von Sternen und schien auch
+ungezhlte Lichter im Meere auszusen. Wir lauschten dem Sthnen und
+Rollen der Brandung und frugen uns, warum es ewig klagt und grollt, dieses
+lnderumsplende Meer; ist es der Schmerz ber all' das Leid, das sich an
+seinen Ufern zugetragen? Ist doch auch dieser Ort nach jenem Heiligen
+benannt, der auf den Lerinischen Inseln gemartert ward. Manchmal glaubten
+wir nahende Schritte zu hren; doch nein, es war nur ein reifer
+Kieferzapfen, der vom Baum zu Boden fiel, oder eine grere Welle, die
+sich ber das Ufer ergo und zischend dem Meer wieder zueilte. Die
+silberne Mondsichel, ganz schmal, tauchte hinab in die Bume. Starr
+leuchteten uns von Osten her die Leuchtthrme von St. Raphal und von
+Drammont entgegen; der Phar von Camarat im Westen flammte auf und nieder:
+es war, als ffnete und schlsse er abwechselnd sein groes Feuerauge. Im
+Meere tauchten Barken auf in gelbem Fackelschein. Das waren Fischer,
+welche mit Feuer die Tiefen erhellten, um Fische zu ersphen. Die
+flackernden Flammen warfen lange zitternde Streifen auf die Wellen.
+Pltzlich tauchte dicht vor unseren Augen, gespensterhaft gro, eine
+riesige Barke auf, mit ausgespannten Segeln. Sie deckte uns die Sterne und
+warf einen schwarzen Fleck ber den funkelnden Himmel. Eben so rasch, wie
+sie kam, war sie auch verschwunden, lautlos, unvermittelt, wie ein
+Geisterschiff.
+
+ VIII.
+
+Unfern vom Bahnhofe bei le Trayas schaut aus dem dunklen Grn der Bume
+ein helles Huschen hervor. Schilder an der Station preisen es als _Htel
+du Trayas et restaurant de la Rserve_ an. Der Ort liegt so schn am
+Wald, zwischen rothen Felsen, da wir den Entschlu faten, dort einige
+Zeit zu weilen. So fanden wir uns am nchsten Tage auf der Station von le
+Trayas mit unserem Gepck wieder ein. Wir frugen nach dem Wege zum
+Htel, und wurden auf einen Hund verwiesen, der sich in unserer Nhe
+befand. Sie brauchen ihm nur zu folgen, er wartet auf die Gste. Der
+Hund hatte sich uns genhert, als wir mit Handgepck beladen, aus dem
+Eisenbahnwagen stiegen und sah uns verstndnivoll an. Es war ein groer
+schwarzer Vorstehhund, mit langem seidigem Haar. Wir schritten zum
+Ausgang; der Hund eilte uns voran, blickte oft sich um und wedelte dann
+mit dem Schweife. Er fhrte uns den Weg an der Bahn entlang, hierauf in
+den Wald. Einen Augenblick war er verschwunden: es galt einen kleinen
+Pintscher im nahen Frsterhause zu besuchen, vielleicht ihm mitzutheilen,
+da Fremde angelangt seien. Der kleine Freund kam mit bis auf den Weg, um
+uns zu betrachten, dann zog er sich zurck. In einer Viertelstunde
+erreichten wir das Gasthaus, einen bescheidenen Bau, doch mit ziemlich
+weiter Glashalle. Augenscheinlich wurde die Restauration des Htels mehr
+als seine Wohnrume in Anspruch genommen und somit wohl die Glashalle am
+meisten bentzt. Der Hund stellte sich vor die Eingangsthr und bellte. Es
+war das aber nicht ein gewhnliches Bellen, er stie vielmehr gedmpfte,
+rasch hinter einander gedehnte Tne aus, welche die Mitte zwischen Bellen
+und Heulen hielten. Da strzte der geschftige Wirth mit seiner ganzen
+Familie aus dem Hause und bot uns seine Dienste an. Die Zimmer im Hause
+sind zwar uerst klein, doch ertrglich, der Aufenthalt auf der Terrasse,
+bei so schnem warmem Wetter, wie wir es trafen, war aber geradezu
+entzckend. Steht doch das Haus dicht am Meere, auf einem Porphyrfelsen,
+und kann der Blick weithin der Kste folgen, an rothen Porphyrmassen, dann
+dunkelgrnen Hhen vorbei Cannes erreichen und auf den Lerinischen Inseln
+im Meere, oder dem weien Schnee der Alpen ber den Bergen, endlich ruhen.
+Vorn ist der rothe Strand in scharfe Buchten zerschnitten und zu tiefen
+Grotten ausgehhlt; im Norden steigt, dicht ber dem Hause, der Pic
+d'Aurelle empor, im Westen schliet die mchtige Felsenmasse des Cap Roux
+die Landschaft ab.
+
+Viele Fremde kommen aus Cannes hierher, verweilen aber nur wenige Stunden,
+um sich in der Glasveranda an _Bouillabaisse_, oder an den Austern und
+Hummern der Reserve zu laben. Hin und wieder findet sich zu mehrtgigem
+Aufenthalt ein leidenschaftlicher Liebhaber des Fischfangs ein. Denn das
+Meer gilt fr besonders fischreich an diesem felsigen Strande, und der
+Fischer findet vollauf Gelegenheit, seine List und seine Gewandtheit zu
+ben. Als besonders spannend gilt der Fischfang des Nachts bei Feuer und
+verlangt, so wie er hier gebt wird, sehr viel Geschick. Eine solche Fahrt
+mu man einmal mitgemacht haben!
+
+Das Meer war so ruhig, so einladend, da wir einen Fischer veranlaten,
+uns am Abend zu solchem Fischfang mitzunehmen. Es dunkelte schon, als wir
+das Land verlieen. Kein Mond am Himmel, doch unendlich viel leuchtende
+Sterne, deren Zahl noch immer zu wachsen schien. Sie spiegelten sich in
+den Wellen, die wir durchschnitten. Die Umrisse der Berge schwanden immer
+mehr; bald bildeten sie nur noch einen dunklen sternenlosen Schatten am
+Himmelssaum. Im Meere war es still; wir hrten nur den leisen Anprall der
+Wellen gegen das Boot und den regelmigen Schlag der Ruder ins Wasser.
+Die Brise aber, die des Nachts von den Bergen weht, trug die Stimmen des
+Landes ber das Meer. Wir hrten aus der Ferne die lauten Concerte der
+Laubfroschscharen, das schrille Zirpen der Heuschrecken. Zugleich brachte
+uns diese Brise alle die Wohlgerche, welche den harzigen Kieferwldern
+und den wrzigen Maquis entstrmen. Nah und fern glnzten am Ufer, wie
+groe Sterne, die Leuchtthrme uns entgegen. Wir gaben uns diesen
+Eindrcken ganz hin und athmeten mit Wonne die balsamische Luft. Der eine
+Fischer beugte sich dann ber das Boot, um das Feuer zu entznden. Vorn an
+einem Haken war der eiserne Gitterkorb befestigt, den er mit harzigem Holz
+der Aleppokiefer gefllt hatte. Knisternd entflammte dasselbe und
+verbreitete ein grelleres Licht, wie Fackelschein. Dieses Licht drang in
+die Tiefen des Meeres ein, whrend der Himmel ber uns jetzt fast schwarz
+erschien. Wir glitten ber Felsenmassen, auf welchen Meeresalgen wahre
+Zaubergrten bilden. Da mischen und durchdringen sich alle Farben, von
+lebhaftestem Grn bis zu dunklem Braun und zu leuchtendem Roth. Hier
+breite Bltter zu Rosetten aneinander gedrngt, dort lange fluthende
+Fden, wie aufgelstes Haar, dort wieder rundliche Gebilde wie Muscheln.
+Dazwischen schillernde Seeanemonen mit vorgestreckten Fhlern, rothe
+Seesterne mit ausgebreiteten Armen und stachelige Seeigel, die dunkle
+Flecke in einem bunten Teppich zu bilden scheinen. Kleine Fische fliehen
+erschreckt nach allen Seiten, grere folgen in Scharen, wie durch das
+Licht fascinirt, unserem Boot. Sphend steht am Vordertheil des Schiffes
+der Fischer und schaut in die Tiefe. Er hlt eine dreizinkige, an langer
+Schnur befestigte Harpune in der Hand, bereit sie abwrts zu stoen. Jetzt
+giet er einige Tropfen Oel auf das Wasser, um die Fluth, die der Luftzug
+kruselt, zu gltten. Die Ruderschlge verstummen. Pltzlich fhrt der
+Wurfspeer in die Tiefe, sein mit Widerhaken versehener Dreizack durchbohrt
+einen Fisch, und zappelnd wird dieser emporgezogen, um im Boote bald zu
+verenden. - Es gehrt viel Uebung und Geschick zu einer solchen Jagd.
+Nicht nur gilt es beim Wurf die Bewegung des Fisches, sondern auch jene
+Lichtbrechung im Wasser zu bercksichtigen, welche den Fisch an einer
+anderen Stelle zeigt, als die, an der er sich wirklich befindet. Wir gaben
+die Jagd auf, es gengte uns dieses eine Opfer; langsam erlosch unser
+Feuer und wieder glitten wir friedlich auf der weiten See, beschienen von
+silbernen Sternen.
+
+Gegen den Mistral ist le Trayas vollstndig gedeckt, der Cap Roux fngt
+ihn mit seinem breiten Rcken auf. Zu gleicher Zeit, da in Cannes und
+Nizza dichte Staubwolken von den Straen aufsteigen, merkt man hier kaum
+einen Luftzug und kann sich behaglich im Freien vor dem Hause sonnen. Doch
+darf der Ostwind nicht kommen; der rckt hier an, mit voller Gewalt; er
+strmt das Gebirge, das ihm Halt gebietet, prallt zurck von den hohen
+Felsen und umwirbelt sie mit wthendem Geheul. Das gengstigte Meer
+scheint dann auf das feste Land sich flchten zu wollen; mit Schaum
+bedeckt versuchen es seine Wellen, die Felsen zu erklimmen, doch sie
+zerschellen an dem harten Stein und sinken gebrochen zurck in die Tiefe.
+In der Hhlung der Grotten fangen sie sich aber ein, suchen dort einen
+Ausweg nach oben und schlagen mit solcher Gewalt gegen die Wlbungen an,
+da das ganze Ufer erdrhnt. Da ist von Schlaf kaum die Rede des Nachts in
+dem kleinen Hause, - schlummert man endlich auch ein, so trumt man
+Schauergeschichten und wacht dann pltzlich auf mit Schrecken und
+Beklemmung. Staub gibt es freilich selbst dann nicht auf den
+Porphyrstraen des Esterel, und in einem vom Strande entfernteren, mehr
+geschtztem Hause, knnte daher wohl mancher Lungenkranke im Frhjahr
+besser aufgehoben sein, als in den von Kalkstaub erfllten Kurorten. Im
+Winter selbst wird es hier zu kalt und fehlen demgem auch die
+empfindlicheren Pflanzen in der Flora.
+
+ IX.
+
+Vor Allem galt es uns von hier aus den Gipfel des Cap Roux, den Grand
+Pic des Esterel, zu besteigen. Gleichzeitig wollten wir die Grotte Sainte
+Beaume d'Honorat besuchen und frugen nach dem Wege zu derselben. Der Wirth
+bot uns den Hund als Fhrer an, denselben Hund, der uns am Bahnhof
+empfangen hatte. Castor wurde herbeigerufen. Wir hatten schon nhere
+Bekanntschaft mit ihm geschlossen, bei den Mahlzeiten seiner gedacht und
+so seine Zuneigung gewonnen. Dieser Hund hatte merkwrdig viel Ausdruck im
+Gesicht; seine Augen blickten so klar und treu, und wenn er uns von der
+Seite ansah und das Wei seiner Augen sichtbar wurde, da erschienen diese
+so verstndig und nachdenklich, so berlegt und klug, fast wie
+Menschenaugen. Allem Anschein nach verstand Castor den Sinn vieler Worte
+und staunten wir daher auch nicht, als der Wirth den Auftrag ihm
+ertheilte, uns nach der Beaume zu fhren und zu diesem Zwecke das Wort
+Beaume drei Mal mit Nachdruck wiederholte. Castor wedelte mit dem
+Schwanze zum Zeichen des Verstndnisses, doch blieb er zunchst noch
+stehen. Ah! sagte der Wirth, ich habe den Lohn vergessen, den er gewohnt
+ist zu erhalten: die eine Hlfte hier, die andere an der Beaume. So wurden
+denn Cakes geholt, fr welche Castor eine besondere Vorliebe hatte. Die
+eine Hlfte verzehrte er sogleich mit sichtlichem Behagen, die andere
+Hlfte nahmen wir mit auf den Weg. Wir brachen jetzt auf, Castor voran,
+die Schnelligkeit seines Ganges nach der unserigen richtend, hufig nach
+rckwrts schauend, ob wir ihm auch folgen. Wir streiften den
+Eisenbahndamm in westlicher Richtung und waren bald an die Mndung des
+Thales gelangt, das den Pic d'Aurelle von der Bergwand des Cap Roux
+scheidet. Das Meer dringt vor in dieses Thal, um eine der vielen Buchten
+zu bilden, die hier Calanques heien. Eine Eisenbahnbrcke berspannt im
+Bogen die Bucht. Wir glaubten den Weg unter derselben einschlagen zu
+mssen, doch Castor fhrt uns aufwrts, und ohne auf die Eisendrhte zu
+achten, durchkreuzt er die Bahn. Wir glaubten seinem Beispiel folgen zu
+mssen, und in der That schliet ja auch beiderseits der Weg an den
+Bahndamm an. Die Drhte scheinen nur da zu sein, um berstiegen zu werden,
+nur um die Bahn im Falle eines Unglcks vor der Verantwortung zu schtzen.
+Diese Einrichtung wiederholt sich hier lngs der ganzen Bahnstrecke,
+zahlreiche Wege mnden beiderseits an dieselbe, und man wird zum
+Uebersteigen der Drhte vom Bahnwrter selbst ermuthigt, wenn man ihn nach
+dem Wege frgt. - Castor fhrte uns am Abhang des Cap Roux in
+nordwestlicher Richtung weiter; er kehrte sich nicht an die vielen Wege,
+die steiler am Berge aufstiegen, ging ruhig und sicher in gerader Richtung
+vor sich hin. Das Thal wendet sich dann nach Westen, und wir folgten dem
+nrdlichen Abhang des Berges. Ein gemauertes Schutzhaus steht am Wege, das
+den Forstbeamten als Zufluchtssttte dient; nebenan entspringt am Berg
+eine Quelle. Hier bog Castor seitlich ab, whlte den rechts aufsteigenden
+Pfad und fhrte uns jetzt steil in die Hhe. Zunchst war der Weg noch
+gut, doch nach einiger Zeit gelangten wir in Gerll und Felsen. Dann
+folgten Stufen im Stein; stellenweise schwebten wir ber dem Abgrund, doch
+da waren eiserne Stbe in den Fels geschlagen, an denen wir uns sttzen
+konnten. Castor war augenscheinlich nicht schwindlig; er kletterte behende
+aufwrts, schaute oft an schwierigen Stellen sich um, als wenn er unserem
+Geschicke nicht ganz traute. Vor uns auf der Felsenkante steigen die
+Trmmer eines Thurmes auf, die Reste der frheren Einsiedelei. Ein Thorweg
+durchsetzt den Thurm; wir bleiben an dessen Eingang stehen. Der Blick
+taucht hier ber die steilen Felsen in das ppige Thal hinab. Grne Berge,
+von zackigen Porphyrmassen gekrnt, steigen jenseits auf; ber dem Col
+Lveque im Osten glnzen die Schneehupter der Alpen. Und im Westen, in
+blulichem Dunst getaucht, begrenzt das Maurengebirge den Horizont. -
+Jenseits des Thurmes ist der Eingang zur Grotte. Castor hatte sich vor
+denselben gelagert. Nicht ohne Selbstgefhl schaute er uns an. Er hielt es
+nicht einmal fr nthig mit dem Schweife zu wedeln, als wir ihm die Cakes
+berreichten. Er hatte sie verdient; Demuth war nicht am Platze. Wir
+traten in die Grotte ein. Rechts birgt sie eine Cisterne. Im Hintergrunde
+ist ein bescheidener Altar errichtet, und noch bescheidenere Standbilder
+der Heiligen zieren die Wnde. Hier soll einst als Einsiedler der heilige
+Honoratus gelebt haben, jener Heilige, der um das Jahr 408 auf den
+Lerinischen Inseln ein berhmt gewordenes Kloster grndete. Zahlreiche
+Pilger zogen Jahrhunderte lang und ziehen auch jetzt noch am ersten
+Donnerstag im Mai den steilen Berg hinauf, um den Heiligen zu verehren.
+Eine Nische in der Grotte soll des Heiligen Lager gebildet haben. Die
+Pilger betrachten mit Andacht die Vertiefungen im Stein, die sie als
+Spuren deuten, welche der Krper des Heiligen hinterlie.
+
+St. Honoratus stammte aus dem nrdlichen Gallien, wie es heit aus einer
+vornehmen Familie. Noch jung zog er sich in diese Einde zurck. Sein
+Beispiel regte zur Nachahmung an. Es folgte ihm der heilige Eucharius, ein
+provenalischer Edelmann, Seigneur de Thol et de Mandelieu, der aber
+spter als der heilige Honoratus der Welt entsagte. Er mag manchen
+bitteren Kummer und manche Enttuschung zuvor erlebt haben. Denn, wie ich
+der Geschichte der Dicese Frjus, die der Abb Disdier verffentlicht
+hat, entnehme, war der heilige Eucharius zuvor verheirathet gewesen und
+besa zwei Shne und zwei Tchter. Als ihm seine Frau durch den Tod
+entrissen wurde, bergab er die Erziehung der Shne dem heiligen Hilarius
+und zog sich zunchst auf eine der Lerinischen Inseln und dann in die
+Einsiedelei des Cap Roux zurck. Er bewohnte hier eine Grotte, die noch
+unzugnglicher, noch abgeschlossener als diejenige des heiligen Honoratus
+war. Hier von Allen getrennt, der Ruhe und der Schweigsamkeit sich
+weihend, hatte er weder den Willen noch die Gelegenheit zu sndigen. Hier
+verfate er auch einen begeisterten Tractat zum Lob der Einsamkeit. Doch
+sollte er sein Leben nicht in dieser Einde beschlieen. Abgesandte der
+Lyoner Gemeinde entfhrten ihn, um ihn als Erzbischof an ihre Spitze zu
+stellen. - Schwer fllt es heute, sich in den Geist jener begeisterten
+Asketen zu versetzen, denen als Ideal der Vollkommenheit nicht die
+Erfllung der sittlichen Pflichten des Lebens, sondern der Ertdtung aller
+sinnlichen Gelste vorschwebte. Doch damals waren die Zeiten anders, und
+es sah so traurig aus in der Welt, da mancher an ihr verzweifeln konnte.
+Manch' edel angelegter Mensch mochte glauben, da sein ethisches Ideal
+innerhalb einer solchen Welt nicht zu verwirklichen sei, und suchte es
+darum in der Weltentsagung. Solches ideale Streben, das mit dem Opfer der
+eigenen Person verbunden ist, zwingt uns Bewunderung ab; menschlicher
+muthet uns ein spterer Einsiedler vom Berge des Cap Roux an, Namens
+Laurentius Bonhomme, der dort die zweite Hlfte des siebenten Jahrhunderts
+verlebte. Er betrieb allerhand kleines Gewerbe, war immer fleiig bei der
+Arbeit, zchtete Bienen, verwerthete deren Wachs und Honig, und das Geld,
+das er verdiente, vertheilte er unter die Armen. Er schlo sich von den
+Menschen nicht ab, wanderte auch nicht selten nach Frjus, gefolgt von
+einem Reh. Der Bischof lie sich das Reh von ihm schenken; es blieb in
+Frjus zurck. Spter nun, als Laurentius wieder einmal in Frjus war und
+vor dem bischflichen Palaste sich laut unterhielt, hrte das Reh seine
+Stimme, sprang aus einem Fenster des Palastes zu ihm hinab und leckte
+seine Hnde. Da fhlte der Mann sich glcklich; er empfand _le bonheur du
+parfait solitaire_, wie es in der Erzhlung heit. So auch war seine
+Einsiedelei stets von zahlreichen Vgeln umgeben, die er zu Zeiten der
+Drre in den Vertiefungen der Felsen mit Wasser trnkte. Eines Tages
+berraschte er Diebe, die ihm seine Bienenstcke geraubt hatten.
+Erschrocken sahen die Missethter ihn nahen. Er aber trug ihnen auch noch
+die brigen Bienenstcke zu und rief ihnen nach, sie htten die besten
+vergessen. Solche unerschpfliche Gte rhrte das Gemth der Missethter:
+sie besserten sich, so heit es, von dieser Stunde.
+
+Wir blieben nochmals vor der Grotte stehen und verloren uns im Anblick
+dieser schnen Gegend. So mag sie auch ausgesehen haben vor anderthalb
+tausend Jahren, als der heilige Honoratus in dieselbe blickte. Auch damals
+schon glnzten die rothen Porphyrfelsen so feurig im Sonnenschein, und
+damals schon leuchtete der ewige Schnee so blendend wei dort jenseits auf
+den Alpen. Auch dasselbe Bedrfni nach Idealen ist dem menschlichen
+Geiste geblieben, nur hat sich die Form derselben verndert.
+
+Wir stiegen hinab bis zur Quelle und schlugen einen anderen Weg dann ein,
+um von Westen her den Gipfel des Berges zu erreichen. Wir suchten Castor
+zur Heimkehr zu bewegen, doch zog er es vor, bei uns zu bleiben. Freilich
+fhlte er sich nicht mehr verpflichtet, uns den Weg zu weisen, er ging
+nicht mehr vor uns her, schweifte vielmehr ab nach allen Seiten. Oft sah
+man ihn nicht, da war er im Gebsch, um Vgel aufzuscheuchen; er schaute
+ihnen in den Lften nach. Einmal schien er einem greren Thier
+nachzujagen, vielleicht einem der vielen Fchse, die das Esterel bewohnen.
+
+Auf dem Gipfel des Cap Roux, dem Grand Pic, der einst Vigie de Peyssarin
+genannt wurde, entfaltete sich vor uns ein Bild so herrlich, wie wir es
+kaum je gesehen. Der Eindruck, den wir empfingen, war erhaben und lieblich
+zugleich, malerisch und von mchtiger Wirkung. Whrend vom Mont Vinaigre
+aus unser Auge erst in der Ferne ber grne Berge das Meer erreichen
+konnte, hatten wir hier die blauen Fluthen zu unseren Fen. Die grnen
+Abhnge des Cap Roux fallen langsam zum Meere ab; sie endigen in schroffen
+Felsen, die sich senkrecht in die Wellen strzen. Dort setzen sie sich
+fort mit Zacken und Rissen, schneiden ein in das Meer mit scharfem Grat,
+fassen es in ausgehhlte Mulden, tauchen dann wieder wie steinerne Riesen
+aus der Fluth empor. Das Wasser nimmt violette Tne an auf dem purpurnen
+Grunde: es scheint flssiger Amethyst zu sein in einem Becken von Rosso
+antico. Um uns herum glhen die Felsen in hellem Sonnenschein. Gelbe und
+graue Anflge, von Flechten erzeugt, tnen das satte Roth ab in unzhligen
+Schattirungen. Gegen diesen Vordergrund hebt sich die Ferne mit ganz
+eigenem Colorit ab; man wird vllig berauscht von dieser Pracht, sie
+klingt einem wie Musik in der Seele. Zunchst beachtet man kaum die Form
+der Gegenstnde und lt nur ihre Farben auf sich wirken: wie sich die
+Tne mischen und wie sie einander durchdringen, wie sie hier verschmelzen,
+dort in effectvollem Contrast von einander absetzen. Wie wunderbar glht
+dieser braunrothe Colo auf dem blauen Hintergrunde des Meeres, das hoch
+hinter ihm am Horizonte aufzusteigen scheint! Wie hebt sich dieser andere
+Porphyrfelsen von dem perlgrauen Grunde der Kalkalpen ab; dort springen
+wieder rothe Zacken vor gegen den leuchtenden Himmel, im Osten ber Nizza
+krnt der blendend weie Schnee der Alpen wie ein silbernes Diadem das
+grne Vorgebirge. Ihm wenden sich immer wieder von Neuem unsere Blicke zu.
+Unten aber schillert am Strande das blaue Meer in purpurnen Tnen auf dem
+rothen Grunde; fern im Sden spiegelt es die Sonne wider und strahlt
+unermeliches Licht zurck. Eine mchtige Felsenmasse im Westen deckt uns
+das Thal von Frjus, hinter ihm thrmt sich das Maurengebirge in
+sammetgrnen Farben auf. Das Auge folgt der Kste bis zu den goldenen
+Inseln. Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes fast in
+greifbarer Nhe. Die Inseln von Lerin tauchen grn wie Smaragde hervor aus
+der goldigen Fluth. Wir sehen sie jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe
+vereinigt, voran die Insel St. Honorat, dann St. Margurite, und neben
+St. Honorat im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St. Frol;
+dahinter taucht das Cap d'Antibes seine belaubten Ufer in die Fluthen; es
+springt so weit vor in die See, als wollte es dieses eine Meer in zwei
+Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges, der breiten Engelsbucht,
+glnzt das weie Nizza im Halbkreis an grnen Hgelketten, und dann
+erheben sich Berge hinter Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der
+Kste verschwimmen.
+
+Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnffelt sorgsam die
+Steine, auf welchen, den Ueberresten nach zu schlieen, von frheren
+Touristen manches Frhstck verzehrt worden ist. Sicherlich strengt er
+seine Einbildungskraft an, um die einzelnen Menus zu reconstruiren, -
+dann ghnt er zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schlft. -
+Stunden vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
+
+ X.
+
+Den Pic d'Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn, unseren
+nchsten Nachbar. Wir muten denselben besteigen, wre es auch nur jenem
+Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen fhrt. Was fr ein Aurelius
+das ist, dessen Name durch jenen Fels wie durch die alte rmische Strae
+verewigt wird, das lt sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die
+Wahrscheinlichkeit spricht fr Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
+dieser groen Strae entwarf und deren Bau auch, von Rom aus, im Jahre 241
+vor Christus begann. Die Strae soll er aber nur eine kurze Strecke weit
+ausgebaut haben; sie wurde dann von Aurelius Scaurus ber Pisa und Savona
+fortgesetzt, von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles gefhrt.
+
+Wir stiegen vom Htel geradeaus in die Hhe, berschritten in gewohnter
+Weise den Bahnkrper und erreichten bald einen breiten Weg, der in
+westlicher Richtung den Berg umkreist. Diesem Weg muten wir lngere Zeit
+folgen, immer das grne Thal vor Augen, das den Pic d'Aurelle vom Cap Roux
+trennt. An dem nrdlichen Abhang des Cap Roux profiliren sich scharf die
+dunkelrothen Felsen, und deutlich ragt aus denselben der Thurm hervor, der
+vor der Grotte des heiligen Honoratus wacht. - Wir whlen den ersten
+Fuweg, der jetzt bergauf am Pic d'Aurelle sich wendet. Der Berg ist nur
+etwa 300 Meter hoch, lt sich somit ohne Anstrengung besteigen. Der Blick
+von demselben ist jenem vom Gipfel des Cap Roux hnlich, doch entsprechend
+eingeschrnkt. Denn das Cap Roux deckt die ganze Kste im Westen, und nur
+das Thal an seinem nrdlichen Abhang gestattet einen Durchblick bis zum
+Maurengebirge. Da sieht man im Thale des Argens auch Frjus liegen und
+begreift es nun wohl, warum die Rmer zunchst dieses Thal erwhlten, um
+ihre Strae von der Kste nach Forum Julii zu fhren. In stlicher
+Richtung schweift auch vom Pic d'Aurelle das Auge unbegrenzt ber die
+schneebedeckten Alpen und die weite Kste. Die nackten Porphyrfelsen, die
+den Gipfel des Berges bilden, tief zerklftet, gleichen den Ruinen einer
+Titanenburg. Mit Vorsicht nur darf man den Felsenrndern sich nhern, denn
+ganz unvermittelt fallen sie ab in die Tiefe.
+
+Jede Wanderung im Esterel bot uns neue Reize. Mit seinem gepflegten Walde
+und seinen sorgsam unterhaltenen Wegen gleicht dieses Gebirge einem groen
+Parke, in welchem mit Kunstsinn, Geschmack und unerhrter Kraft die Natur
+mchtige Felsmassen zum Schmuck vertheilt htte.
+
+Castor ist unser Freund, und ungeachtet ihn Fernsichten nicht fesseln,
+begleitet er uns doch auf allen unseren Ausflgen; auch den Pic d'Aurelle
+hatte er mit uns bestiegen.
+
+Ein Weg fhrt an unserem Htel vorbei und setzt sich in westlicher
+Richtung fort bis nach Agay. Auf ihm pflegen wir oft zu wandern. Er folgt
+allen Windungen der Kste. Zerfallene Huser stehen an demselben. Sie
+bargen einst die Arbeiter, die beim Bau der Bahn beschftigt waren. Ein
+hartes Stck Arbeit, da die ganze Strecke hier aus dem Porphyr gesprengt
+werden mute. Die verlassenen Huser lie man in Wind und Wetter
+zusammenstrzen. Der an das Htel zunchst grenzende Strand ist wiederum
+Aurelius zu Ehren, plage d'Aurelle benannt. Hier war es, wo die alte
+rmische Strae den Strand verlie, um landeinwrts hinter dem Cap Roux im
+Thale aufzusteigen. Jenseits der Bucht, in welche dieses Thal mndet, kann
+man vom Wege aus nach Agay schon die ganze Schneekette der Alpen
+berblicken. Hier verlassen wir den betretenen Weg, um an dem Ufer selbst
+unsere Wanderung fortzusetzen. Da geht es bergauf und bergab nicht ohne
+Hindernisse. Einmal erklimmen wir einen steilen Fels, dann steigen wir
+wieder bis zum Meer hinab. Leise Wellen schlagen an das Ufer, kaum
+umfranst von leichtem Schaum. Durch die krystallhelle Fluth dringt unser
+Auge bis auf den tiefen Grund. Es sieht dort in purpurnen Mulden
+rthselhafte Dinge liegen, die in bunten Farben gleich Edelsteinen
+funkeln. Die provenalische Sonne bergiet uns mit ihrem Glanz; auch das
+Meer und die Felsen strahlen uns Licht entgegen. Die ganze Luft zittert
+ber dem erhitzten Boden. Alles leuchtet und flimmert um uns her; die
+Ferne schwindet in goldigem Nebel, und der weie Schnee der Alpen scheint
+wie ber Abgrnden zu schweben.
+
+Wie kommt es nur, da sie so rein und so klar sind, diese herrlichen
+Fluthen des Mittelmeeres? tragen doch Flsse und Bche fort und fort
+Schlamm und Erde dem Meere zu; nagen doch seine Wellen unaufhrlich an dem
+weit ausgedehnten Ufer. Die Klarheit des Seewassers wird durch seinen
+Salzgehalt bedingt. Trbes Fluwasser, sich selbst berlassen, braucht
+sehr lange Zeit, um sich zu klren, doch gengt es, eine Spur Kochsalz
+hinzuzufgen, damit diese Klrung uerst rasch erfolge. Je mehr Salz das
+Seewasser enthlt, um so blauer pflegt es auch zu erscheinen, daher das
+salzreiche Mittelmeer durch die Intensitt seiner Frbung ausgezeichnet
+ist. In vierhundert Meter Tiefe erlschen die letzten Strahlen des
+Lichtes, welches in das Seewasser dringt. Weiter hinab herrscht ewige
+Dunkelheit. Die verschiedenartigen Strahlen, welche das weie Sonnenlicht
+zusammensetzen, und die unser Auge als verschiedene Farben empfindet,
+werden nicht gleich schnell im Meere resorbirt. In zwei Meter Tiefe ist
+schon die Hlfte der rothen und ein Drittel der orangegelben Strahlen
+verschwunden; das Licht, das tiefer dringt, ist jetzt nicht mehr wei, es
+ist vorherrschend grn und blau geworden. Das bedingt die Frbung des
+Meeres. Da der Salzgehalt des Wassers auf den Vorgang der
+Strahlenabsorption einen Einflu bt, so beeinflut er auch die
+Farbeneffecte. Die glatte Meeresflche wirft das meiste Licht unverndert
+zurck. Spiegelt sich in ihr die Sonne, so leuchtet sie daher in deren
+Glanz, whrend sie der Abendhimmel in Purpurtnen frbt. Von den
+aufsteigenden Wellen der bewegten See wird dagegen nur wenig Licht
+zurckgeworfen, daher uns das Meer dann besonders dunkel erscheint.
+
+Doch es gilt Abschied von Le Trayas zu nehmen. Castor begleitet uns zur
+Bahn. Wir streicheln ihn vor der Trennung. Er sieht lange dem
+Eisenbahnzuge nach, der uns davontrgt. Sein Blick trbt sich - fast
+scheint es uns, er habe Thrnen in den Augen.
+
+ XI.
+
+Bald lag das Esterelgebirge hinter uns im Westen, und wir fuhren in
+sanftem Aufstieg dem Norden zu. Der Schienenweg fhrte im Thal der Siagne
+an Feldern von Rosen und Jonquillen, von Veilchen und von Jasmin vorbei;
+dann folgte er wieder grauen Olivenhainen. So erreichten wir Grasse, eine
+Stadt in mittelalterlichem Gewande. Sie klettert empor an den letzten
+Auslufern der Alpen. In Windungen fhren die Straen in die Hhe; steile
+Treppen krzen die Wege ab, Gewlbpfeiler verbinden in engen Gassen die
+gegenberliegenden Huser, damit sie den steilen Abhang nicht abwrts
+gleiten. Es drngen sich in solchen Gassen die Menschen an einander
+vorbei; stellenweise stockt der Verkehr. Der moderne Inhalt der
+Schaufenster an den Lden pat nicht zu der alten Umrahmung. Manchem
+Hausgang entweicht ein fettiger Dampf, gewrzt mit Zwiebel und Knoblauch.
+Da gibt es Fritturen, unverflschte mediterrane Wohlgerche. Doch mit
+jenem Oelduft mischt sich ein anderes durchdringendes Parfm, das an
+freieren Orten allein zur Geltung gelangt; es kommt vom Santalholz, das
+aufgeschichtet in den Parfmfabriken liegt. Seine Verarbeitung hat jetzt
+begonnen.
+
+Grasse ist sehr alten Ursprungs, wurde aber zu wiederholten Malen
+vollstndig zerstrt. Sein Wiederaufbau im sechsten Jahrhundert soll
+eigenartiger Weise erfolgt sein durch Juden. Es waren, so heit es,
+Nachkommen jener Juden, die Tiberius gegen das Jahr 19 unserer
+Zeitrechnung aus Rom vertrieb. Whrend der Judenverfolgung, die im
+sechsten Jahrhundert in der Provence ausbrach, gingen diese Juden zum
+Christenthum ber und erhielten die Ruinen der alten rmischen Stadt dafr
+zum Lohn. Sie sind es, die ihr den Namen Gratia gaben. Das Stadtwappen
+von Grasse fhrt ein silbernes Osterlamm in azurnem Feld; man sucht dies
+in Verbindung zu bringen mit der einstigen Bekehrung seiner Wiedererbauer.
+
+Wir finden Grasse nicht schn, und auch der Ausblick von seinen Pltzen
+und Grten in das ferne Meer entzckt uns nicht. Bilden doch den
+Vordergrund jenseits der Hgel steife und nchterne Kasernen, die jedes
+sthetische Empfinden stren. Doch anmuthig ist der Blick auf Grasse
+selbst, vom Garten des Grand Htel, den man auf der neuen Avenue Thiers,
+oberhalb der Stadt, in zwanzig Minuten erreicht. Die Agaven und Palmen des
+Gartens rahmen da die alte Stadt in wirksamer Weise ein; sie verdecken die
+unschnen neuen Gebude und zeigen nur die eckigen alten Thrme und
+Huser, die sich ber und durch einander an den Abhang drngen.
+
+Das, was uns nach Grasse gefhrt hatte, war aber auch nicht die Hoffnung,
+die zuvor empfangenen Natureindrcke zu steigern, vielmehr der Wunsch,
+einen Einblick in die hier blhende Parfmherstellung zu gewinnen. Seit
+mehr als hundertundfnfzig Jahren ist Grasse in dieser Richtung berhmt,
+und selbst weiter noch reichen seine Erfolge auf diesem Gebiete zurck.
+Man zeigt uns das Haus, in welchem ein Sieur Tombarelli aus Florenz schon
+in der zweiten Hlfte des sechzehnten Jahrhunderts ein Laboratorium fr
+Parfmerien eingerichtet hatte. Heute ist Grasse zu einem der Hauptorte
+europischer Parfmfabrikation geworden. Es stellt aber nicht die fertigen
+Parfms her, so wie sie schlielich als sogenannte Bouquets zur
+Verwendung kommen, sondern die ersten Erzeugnisse fr dieselben. Aus
+diesen einfachen Bestandtheilen mischen die eigentlichen Parfmisten erst
+jene verschiedenen Bouquets zusammen, wie sie eben die Mode vorschreibt
+oder der Geschmack der Zeit verlangt. Grasse entnimmt seine Wohlgerche
+fast ausschlielich dem Pflanzenreich. Thatschlich sind auch die meisten
+natrlichen Parfms pflanzlichen Ursprungs, nur Moschus, Ambra, Bibergeil
+und Zibeth entstammen dem Thierreich. Neuerdings beginnt jedoch die
+chemische Industrie wirksam in das Parfmgeschft einzugreifen, indem sie
+die wohlriechenden Stoffe in chemisch reinem Zustande darstellt. Im
+Besonderen ist es gelungen, das Cumarin, jenen Stoff, der den Geruch des
+frischen Heues bestimmt, aus Salicylaldehyd zu erzeugen. Das Verfahren ist
+ziemlich umstndlich, der aromatisch riechende Krper, den man in
+farblosen, glnzenden Krystallen erhlt, aber durchaus bereinstimmend mit
+demjenigen, den die Tonkabohnen, die Samen des Tonkabaumes (_Dipterix
+odorata_) von Guyana und auch die Stengel der _Liatris odoratissima_,
+einer in Florida wachsenden Composite, die zum Parfmiren des Tabaks und
+der Cigarren benutzt wird, enthalten. Mit etwa zwanzig Gramm knstlichen
+Cumarins erreicht man heute in der Parfmerie ebenso viel, wie mit einem
+Kilogramm Tonkabohnen. Ebenso verhlt es sich mit dem natrlichen
+Wintergrnl, das aus dem nordamerikanischen, zu den Heidengewchsen
+gehrenden Theebeerenstrauch (_Gaultheria procumbens_) gewonnen wird, und
+das jetzt vollstndig durch knstlich erzeugten Salicylsure-Methylester
+ersetzt ist. Nur unvollkommen gelang es hingegen bis jetzt, das in der
+Parfmerie vielbenutzte Bittermandell durch das knstliche Benzaldehyd zu
+verdrngen. Sehr groen Erfolg hat die Chemie mit dem Vanillin erzielt,
+das aus dem Saft des jungen, noch in Entwickelung begriffenen Holzes der
+Nadelbume (Coniferen), doch auch aus dem im Nelkenl enthaltenen Eugenol
+und verschiedenen anderen Krpern dargestellt wird. Da die Frchte der
+Vanille im besten Falle anderthalb bis zwei Procent Vanillin enthalten, so
+ist mit zwanzig bis fnfundzwanzig Gramm Vanillin in der Parfmerie
+reichlich derselbe Effect wie mit einem Kilo Vanille zu erreichen.
+Knstliches Heliotropin wird jetzt aus Safrol, dieses selbst aus
+japanischem Camphorl dargestellt, auerdem aus
+Steinkohlentheer-Derivaten. Da aus den Blthen des Heliotrops
+(_Heliotropium peruvianum_ und _grandiflorum_) nur uerst wenig Parfm
+sich gewinnen lt, so ist dieser Ersatz sehr willkommen. Den Maiglckchen
+ist ihr zarter Duft berhaupt nicht abzugewinnen, daher fr die Parfmerie
+sehr wichtig, da jetzt ein hnlich riechender Krper sich aus dem
+Terpineol gewinnen lt. Allgemein kommt jetzt auch krystallinisches
+Thymol, das aber nicht aus dem Thymian, sondern aus dem Samen des
+ostindischen Doldengewchses _Ptychotis Ajowan_ abdestillirt wird, zur
+Verwendung, desgleichen Menthol, welches zwar in der eigentlichen
+Parfmerie keine Rolle spielt, doch zur Darstellung von Migrnestiften und
+auch von Schnupfpulver dient. Neuerdings werden zwei gleich
+zusammengesetzte Krper: das _Iron_ und _Jonon_, deren Aroma mit
+demjenigen der Veilchenblthen fast vllig bereinstimmt, knstlich
+erzeugt. Es gengt, ein mit diesen Krpern erflltes Proberhrchen zu
+ffnen, damit ein ganzes Zimmer mit Veilchenduft erfllt werde.
+Merkwrdiger Weise riechen diese Krper nicht zu allen Zeiten gleich
+stark, und hnliche Schwankungen im Duft zeigen auch frische Veilchen. Das
+Iron gewinnt man aus der sogenannten Veilchenwurzel, das heit aus dem
+Wurzelstock von _Iris florentina_, doch es kommt sehr theuer zu stehen, da
+100 Kilo Iris-Wurzelstock nur 8 bis 30 Gramm Iron ergeben. Um so
+werthvoller fr die Parfmerie ist es, da die Darstellung des Jonons aus
+Citral, einem im Citronenl enthaltenen Krper gelang. - Vor Kurzem kam zu
+diesem Allen noch die knstliche Darstellung des Orangenblthenls hinzu.
+Auch den Moschus, der von den mnnlichen Moschusthieren stammt, hat man
+versucht, durch das knstlich erzeugte _Musc Baur_ oder _Tonquinol_ zu
+ersetzen, und es verbreitet sich dieses Product immer mehr.
+
+Sehr werthvolle Parfms werden uns auch aus wrmeren Himmelsstrichen
+zugefhrt, so von Alters her die Balsame und in neuerer Zeit das
+Ylang-Ylang, welches aus den Blthen eines zu den Anonaceen gehrenden, in
+Sdasien cultivirten Baumes, _Cananga odorata_, gewonnen wird. Der
+Hauptsache nach bleibt es aber Sdeuropa, dem die Parfmisten ihre besten
+Wohlgerche verdanken. - Die meisten pflanzlichen Parfms werden als
+therische Oele gewonnen, Oele, die im Gegensatz zu den fetten Oelen
+flchtig sind und auf Papier einen durchscheinenden Fleck bilden, der bald
+wieder schwindet. Aetherische Oele werden von den Thieren nicht erzeugt.
+Bei den Pflanzen sind es ganz vornehmlich die Blthen, welche den
+Riechstoff enthalten. Dort wirken ja Wohlgeruch und Farbe zusammen, um
+jene Thiere anzulocken, die den Blthenstaub von Blthe zu Blthe
+bertragen sollen. Doch kann die duftende Substanz auch in der Wurzel der
+Pflanze angesammelt sein, so das Opoponax, ein Gummiharz des
+kleinasiatischen Doldengewchses _Opoponax Chironium_, oder es ist in dem
+Wurzelstock der Pflanze vertreten, so bei der Veilchenwurzel und dem
+Vetiver, welches letztere den Wurzelstock des ostindischen Grases
+_Andropogon muricatus_ bildet. Auch das Holz der Stmme kann mit Parfm
+beladen sein, so das Holz der balsamliefernden Bume, oder das des
+ostindischen Santalbaumes (_Santalum album_). Die Stammrinde fhrt das
+Parfm beim Zimmtbaum (_Cinnamomum ceylanicum_). In anderen Fllen sind es
+wieder die Bltter, die am strksten duften, so bei unserer Pfeffermnze
+(_Mentha piperita_) oder Melisse (_Melissa officinalis_) und dem
+indisch-malayischen Patchuli (_Pogostemon Patchuly_); endlich knnen auch
+Frchte und Samen den Riechstoff enthalten, so bei der Vanille oder dem
+Kmmel.
+
+ XII.
+
+Wir hatten uns mit den nthigen Empfehlungen versehen und durften einige
+der grten Parfmfabriken von Grasse besichtigen. Das angewandte
+Verfahren blieb in der Hauptsache berall dasselbe. Ist der wohlriechende
+Stoff in bedeutender Menge in einem Pflanzentheil vertreten und in
+greren Drsen dort eingeschlossen, so kann er durch Auspressen befreit
+werden. In anderen Fllen wird er durch Destillation aus den
+Pflanzentheilen gewonnen, vorausgesetzt freilich, da er bei der Erwrmung
+nicht leidet. Wo er in sehr geringen Mengen vorhanden ist, wird er von
+warmen oder kalten Fetten, in denen er lslich ist, aufgenommen und dann
+mit Alkohol denselben entzogen.
+
+Als wir in Grasse eintrafen, ging dort die Veilchenernte zu Ende, whrend
+die Jonquillen in voller Blthe standen. Die Veilchen enthalten nur Spuren
+des wohlriechenden Stoffes, so wenig, da man auf die Behandlung der
+Blthen mit Fett angewiesen ist. Im Allgemeinen wird dabei das
+Macerationsverfahren angewandt. Das Fett mu sehr rein sein, und wir
+konnten feststellen, da die Fabriken selbst es aus frisch geschlachteten
+Thieren gewinnen. Dann wird es geschmolzen und durch entsprechende
+Behandlung mit Kochsalz und Alaun, durch Waschen, Abschumen und Seihen
+durch feine Leinwand gereinigt. So nur bleibt es geruchlos und gewinnt
+eine Haltbarkeit, die man oft durch Zusatz von Benzo, auch wohl von
+Borsure zu erhhen sucht. Fr Salben kommen auch feine Oele, besonders
+Olivenl und Mandell, seltener Ricinusl, in Betracht.
+
+Die Veilchen, die fr die Parfmfabrik bestimmt sind, drfen nicht na
+sein, wenn man sie sammelt. Diese Regel gilt auch fr alle anderen
+Pflanzen, die mit Fett behandelt werden sollen. Man pflckt die Veilchen
+frh am Morgen, sobald der Thau verschwunden ist, bevor die Sonne Zeit
+hatte, strker einzuwirken. Gleich nach dem Einsammeln gelangen sie in die
+Fabrik und werden in erwrmtes Fett geschttet, das man flssig bei 40-50
+Grad Celsius erhlt. Nach einer entsprechend langen Einwirkung filtrirt
+man es von den Veilchen ab und versetzt es mit frischen Blumen. Das
+wiederholt man so lange, bis das Fett mit Veilchenduft gesttigt ist. So
+erhlt man Veilchenpomade, deren Geruch vllig dem der Veilchen gleicht,
+und der man den duftenden Stoff durch Weingeist oder durch sehr gut
+gereinigten, geruchlosen Kornbranntwein entzieht, mit dem man sie
+schttelt. Da sehr groe Mengen Veilchen nthig sind, um eine stark
+riechende Essenz zu gewinnen, so hat man von jeher schon nach einem Ersatz
+fr Veilchen gesucht. Daher die Veilchenwurz statt Veilchen in Sachets
+so allgemeine Verwendung findet. Geschlte und getrocknete Stcke des
+nmlichen Wurzelstockes von Iris wurden auch, wie Plinius erzhlt, schon
+zu rmischen Zeiten den zahnenden Kindern um den Hals gehngt, so wie es
+noch heute geschieht.
+
+Jetzt wo das Jonon entdeckt ist, drften aus der Gegend von Grasse die
+Veilchenfelder verschwinden.
+
+Der stark duftenden gelben Jonquille (_Narcissus Jonquilla_) wird das
+Aroma ebenfalls durch Fett entzogen, doch in anderer Weise, nach einem
+Verfahren, das man als Enfleurage bezeichnet. Wir fanden ganze Rume in
+den Fabriken mit aufeinander gelagerten viereckigen Holzrahmen erfllt. In
+jeden derselben ist eine Glasscheibe gefat, die einseitig mit Fett
+berzogen wird, doch so, da es nur eine ganz dnne Schicht auf dem Glase
+bildet. Auf dieses Fett legt man die Jonquillen und lt sie so lange mit
+ihm in Berhrung, bis aller Duft extrahirt ist. Das dichte
+Zusammenschlieen der aufeinander gelegten Rahmen verhindert ein
+Entweichen desselben in die Umgebung. Die Blthen werden auch hier
+wiederholt erneuert, bis schlielich die Pomade fertig ist, aus der man
+dann mit Weingeist den Jonquillen-Extract herstellt.
+
+Da die Jonquillen nicht in greren Mengen bei Grasse angepflanzt werden,
+stockte die Arbeit mit frischen Blumen zur Zeit in den Fabriken. Die
+Orangenblthen, die Rosen, Heliotrop und Reseda kommen erst im Mai, daher
+man jetzt das Santalholz in Angriff genommen hatte. Wir sahen groe Massen
+dieses kostbaren braunen Holzes in den Lagerrumen aufgespeichert. Es
+steht hoch im Preise, denn auch in seiner ostindischen Heimath wird es
+sehr geschtzt. Man verfertigt dort kunstvoll geschnitzte Mbel, vor Allem
+aber Schreine aus Santalholz. Denn sein Duft hlt die Insekten fern und
+verscheucht selbst die weie, Alles zerstrende Ameise. Die Buddhisten
+verbrennen groe Mengen Santalholz als Rucherwerk, und stellenweise sind
+die Santalbume in Folge dessen ganz ausgerottet worden. In den Fabriken
+wird das Santall durch die Destillation des zerkleinerten Holzes mit
+Wasser gewonnen. Das Oel geht mit dem Wasserdampf aus der Blase des
+Destillationsapparates in den Khler ber und fliet mit dem Wasser
+zusammen in die Vorlage. Aus fnfzig Kilogramm Holz wird annhernd ein
+Kilogramm Oel gewonnen, das dementsprechend theuer ist und nur fr feine
+Parfms Verwendung findet.
+
+Im Mai fllen Orangenblthen die Stadt Grasse mit ihrem betubenden Dufte.
+Zwei bis dreimal hunderttausend Kilogramm Blthen des bitterfrchtigen
+Orangenbaumes werden hier fr Parfms verarbeitet. Die Blthen riechen
+lieblicher und strker als die der sfrchtigen Art und werden daher fast
+ausschlielich verwandt. Ein Baum von zwanzig bis dreiig Jahren liefert
+fnfzehn bis zwanzig Kilogramm Blthen. Aus hundert Kilogramm werden durch
+Destillation etwa vierzig Kilogramm Orangenblthenwasser und etwa hundert
+Gramm Orangenblthenl oder Nerolil gewonnen. Vllig unverndert gibt die
+Orangenblthe bei dem Macerationsverfahren oder bei der Enfleurage ihren
+Duft an das Fett ab. So erhlt man die Orangenblthenpomade und, nach
+Behandlung derselben mit Weingeist, die Orangenblthenessenz. Das
+Orangenblthenl, sowie die Orangenblthenessenz, sind immer noch theuer,
+weil ihre Herstellung groe Mengen von Blthen verlangt. Die Preise werden
+freilich jetzt auch auf diesem Gebiete, wie auf so vielen anderen, durch
+Ueberproduction gedrckt. Es stellen sich daher Zeichen der Entmuthigung
+unter den Producenten ein, welche die Parfmfabriken versorgen. Wie wird
+es jetzt erst werden, wo das knstliche Nerolil angekndigt ist. Wohl
+mglich, da berhaupt an manchen Orten der Riviera mit der Zeit die
+Cultur der Parfmerie-Pflanzen ganz aufgegeben wird. Doch auch die Zucht
+von Blumen fr den Versand weist schon Ueberflu der Erzeugung auf. Als
+der Bedarf nach solchen Blumen stieg, beeilten sich die Landbesitzer, ihre
+Olivenbume zu fllen und Blthenpflanzungen an deren Stelle anzulegen;
+jetzt wissen sie kaum, wo sie ihre Blthen unterbringen sollen. Die hohe
+Temperatur frderte zudem im letzten Frhjahr die rasche Entwickelung der
+Pflanzen, und so kam es, da man auf den Mrkten der Stdte zu einem kaum
+nennenswerthen Preise, sich mit groen Struen der herrlichsten Blumen
+beladen konnte.
+
+Wesentlich billiger als Nerolil ist begreiflicher Weise das durch
+Destillation der Bltter oder unreifen Frchte des bitterfrchtigen
+Orangenbaumes gewonnene Petitgrainl. Es steht an Zartheit des Duftes dem
+Nerolil aber bedeutend nach. Das aus den Blthen der *sen* Orange
+hergestellte Parfm zeichnet sich wiederum durch besondere Eigenschaften
+aus und wird als Neroli-Portugall bezeichnet. - Das den frischen Schalen
+reifer Frchte des sfrchtigen Orangenbaumes entstammende Pomeranzenl
+wird im Winter gewonnen. Wie viel therisches Oel in den Orangenschalen
+vorhanden ist, davon kann man sich berzeugen, wenn man eine solche Schale
+in der Nhe einer Flamme zusammendrckt. Das leicht entzndliche Oel
+sprht dann entbrennend aus den Drsen hervor. Die Oeldrsen in der Schale
+erkennt man schon mit dem bloen Auge.
+
+In der Parfmerie findet nur das Oel der sen, nicht der bitteren
+Orangenschalen Verwendung. Das Verfahren bei der Gewinnung im Groen ist
+das der Pressung. Entweder kommt die Schwammmethode in Anwendung, wobei
+der Arbeiter die Schalen, die er langsam unter Druck zwischen den Fingern
+durchrollt, gegen einen Schwamm pret; oder das Verfahren der sogenannten
+Ecuelle, wobei die Frucht unter bestndigem Drehen gegen die Innenflche
+eines flachen Trichters, der zahlreiche Nadeln entspringen, gedrckt wird.
+Das gewonnene Oel pret man im ersten Falle aus dem Schwamme heraus, im
+zweiten fliet es von selbst durch die Oeffnung des Trichters ab. In ganz
+entsprechender Weise gewinnt man auch feines Bergamottl aus den reifen
+Frchten des Bergamottcitronenbaumes (_Citrus Bergamia_). Das weniger
+feine Bergamottl befreit man hingegen aus den Frchten durch
+Destillation. Feines Bergamottl wird in der Parfmerie sehr geschtzt;
+die Riviera erzeugt es nur in geringer Menge; es kommt vornehmlich aus
+Reggio und Messina.
+
+Dies sind im Allgemeinen die Darstellungsarten, die bei der Gewinnung der
+Riechstoffe in Anwendung kommen. Das Verfahren wird freilich im Einzelnen
+abgendert. So schttet man oft die Blumen nicht unmittelbar in das
+geschmolzene Fett, hngt sie vielmehr in Drahtkrben in die Gefe, durch
+die man warmes Fett flieen lt. Es kann andererseits auch erwnscht
+sein, da die Blthen nicht unmittelbar mit dem Fett in Berhrung kommen,
+weil Letzteres nicht allein den Riechstoff, sondern auch andere Substanzen
+aus den Blthen aufnimmt. Dann werden die Glasscheiben durch verzinnte
+Drahtnetze in den Holzrahmen ersetzt. Auf ein solches Drahtnetz werden die
+Blthen gestreut, das nchste erhlt das Fett, und so immer abwechselnd.
+Das Fett wird in diesem Fall zu nudelartigen Fden ausgearbeitet, um
+mglichst viel Oberflche zu gewinnen. Die Rahmen schiebt man in einen
+Schrank, in welchem Blaseblge die Luft in langsamer Bewegung erhalten. So
+streicht der Duft an den feinen Fettfden vorber und wird von ihnen
+absorbirt. Die Blthen auf den Rahmen ersetzt man nach Bedarf durch neue.
+- Soll der wohlriechende Stoff durch ein Oel aufgenommen werden, so wirft
+man die Pflanzentheile in dasselbe hinein oder hngt sie in Tchern in das
+Oel, oder breitet sie endlich auf Tchern aus, die mit Oel getrnkt sind:
+so erhlt man die _huiles antiques_. Von groer Bedeutung ist fr die
+Parfmindustrie das nachtrgliche Reinigen ihrer Essenzen, was meist durch
+wiederholte Destillation geschieht. Viel Umsicht und Erfahrung sind
+nthig, damit der Duft bei der Reinigung nicht leide.
+
+Es sieht brigens aus, als wenn der bisherigen Gewinnungsweise des Parfms
+eine Umwandlung oder doch zum Mindesten eine Erweiterung bevorstehen
+sollte. Der Petroleumther scheint berufen, mehr oder weniger die Fette zu
+verdrngen. Neue Fabriken werden auf dieses Verfahren bereits
+eingerichtet. Der Petroleumther entzieht der Pflanze im Wesentlichen nur
+das Parfm. Da er leicht siedet, lt er sich auerdem unschwer von dem
+Parfm dann trennen. Ein Kilo Essenz bedeutet aber mehr als hundert Kilo
+der jetzigen Pomade. Die Zukunft mu zeigen, ob die Benutzung des
+Petroleumthers wirklich in allen Fllen zulssig ist.
+
+Die Mglichkeit, den Pflanzen ihren Wohlgeruch durch Fett zu entziehen,
+gestattet es auch im Kleinen, die feinste Pomade aus Pflanzen, die sonst
+vielleicht nutzlos im Garten verblhen wrden, herzustellen. Mglichst
+reines Fett, das man auf eine Scheibe streicht, und ein gut
+verschliebarer Kasten, in den man die Scheibe legt, reichen aus, um den
+Erfolg zu sichern. Man mu die Blthen, mit den Kronen abwrts gekehrt,
+auf das Fett lagern, den Kasten dann verschlieen und die Blthen
+erneuern, bevor sie welk geworden. Der Name Pomade oder vielmehr Pommade
+rhrt von Apfel _pomme_ her und war dadurch veranlat, da man frher
+Aepfel zur Herstellung solcher duftender Fette verwandte. Ein Apfel wurde
+mit wohlriechenden Gewrzen, vornehmlich mit Nelken, gespickt und, nachdem
+er einige Tage an der Luft gelegen, in Fett eingeschmolzen. Erschien das
+Fett durch den ersten Apfel nicht ausreichend parfmirt, so lie man ihm
+einen zweiten folgen.
+
+Man sieht um Grasse viel Rosen, die fr die Parfmfabriken gezogen werden.
+Es sind das nicht solche, wie sie im Winter versandt, die Blumenlden ganz
+Europas jetzt schmcken, vielmehr Centifolien und Damascenerrosen. Man
+pflckt die im Oeffnen begriffenen Blthen am Morgen, sobald der Thau
+verschwindet. Die Erntezeit fllt in den Mai und Juni. Jeder Rosenstock
+liefert in Grasse durchschnittlich zwei bis dreihundert Gramm Blthen,
+doch tausend Kilogramm ergeben kaum hundertundfnfzig Gramm Rosenl. Da
+darf man sich nicht wundern, da ein Kilogramm Rosenl ber tausend Francs
+kostet. Das Rosenl wird durch Destillation der Blumenbltter der Rose mit
+Wasser oder Wasserdampf gewonnen; es sammelt sich auf der Oberflche des
+Destillates allmlig an. Das Rosenwasser ist das unmittelbare Product der
+Destillation einer bestimmten Menge von Rosenblumenblttern mit Wasser.
+Die therischen Oele sind zwar fast unlslich in Wasser, immerhin nimmt
+dieses hinlnglich viel von den Oelen auf, um nach ihnen zu duften. So
+verhlt es sich beim Rosenwasser, dem Orangenblthenwasser und sonstigen
+aromatischen Wssern. Die Rosen von Grasse werden mehr zur Herstellung von
+Rosenpomade, als von Rosenl und Rosenwasser verwandt. Die durch
+Maceration von Rosenblumenblttern in Fett erhaltene Pomade besitzt den
+unvernderten Duft der Rose, whrend der Wohlgeruch des Rosenls von
+demjenigen der frischen Blumen etwas abweicht. Aus der Pomade wird mit
+Alkohol das _Esprit de Rose_ extrahirt, wohl unstreitig eines der
+feinsten Parfme, welche existiren. Kaum ein Wohlgeruch der Welt ist so
+beliebt wie derjenige der Rosen, und wer einmal den Orient bereiste, wird
+sich des aus Rosen und Verwesung gemischten Duftes erinnern, den die
+Straen im Sonnenlichte aushauchen. Wer da freilich meint, in den Bazaren
+des Orients reines Rosenl in jenen langgezogenen goldverzierten
+Flschchen, die dort feilgeboten werden, mit nach Hause gebracht zu haben,
+der ist einer argen Tuschung unterworfen. Trkisches Rosenl ist fast
+immer verflscht, und zwar fr gewhnlich mit Palmarosal oder indischem
+Geraniuml, das in Ostindien aus dem Geranium- oder Kusagras (_Andropogon
+Schoenanthus_) durch Destillation erhalten wird. Der indische Destillateur
+sorgt andererseits meist dafr, da auch sein Palmarosal schon mit einem
+anderen Oel, besonders Cocosl, geflscht sei. So drfte es in Deutschland
+zu empfehlen sein, das Flschchen aus dem Orient daheim erst mit echtem
+Rosenl zu fllen. Werden doch Rosen zum Zweck der Rosenlgewinnung nicht
+allein in Deutschland, sondern auch in England in groem Mastabe gezogen.
+Die um die Darstellung therischer Oele und Essenzen so hoch verdienten
+Gebrder Fritzsche, Inhaber der Leipziger Firma Schimmel & Co. hatten, wie
+Georg Bornemann in seinem Werk ber die flchtigen Oele angibt, im Jahre
+1884 zum ersten Mal aus deutschen Rosen drei Kilogramm Rosenl gewonnen.
+Sie legten ausgedehnte Rosenpflanzungen in Gro-Miltitz bei Leipzig an,
+und diese lieferten, auer anderen Erzeugnissen, im letzten Jahre (1894)
+42 Kilogramm Rosenl. Ich entnehme diese Angabe den Berichten, welche die
+genannte Firma alljhrlich verffentlicht und aus denen man nicht allein
+einen Begriff von der Groartigkeit des Betriebes in dieser Fabrik
+gewinnt, sondern auch ber den rationellen Geist und das wissenschaftliche
+Streben, das sie bei ihren Unternehmungen leitet. Im Jahre 1893 erstreckte
+sich das Rosenfeld der Fabrik ber zwanzig Hectare, an die sich weite
+Reseda- und Pfeffermnzculturen anschlossen. Zu diesen haben sich seitdem
+Estragon, Wermuth, Liebstock und Angelica gesellt. Aus je hundert
+Kilogramm frischer Rosen lassen sich zwanzig Gramm Rosenl darstellen. Es
+wurden im letzten Jahre somit nicht weniger als 200 000 Kilogramm Rosen
+auf Rosenl verarbeitet. Das ist fr eine einzige Fabrik schon eine sehr
+erhebliche Leistung, welche freilich gegen die Gesammtproduction des
+Rosenls noch wenig in die Wagschale fllt. Denn das Hauptland dafr,
+Bulgarien, liefert jhrlich allein gegen zweitausend Kilogramm Rosenl.
+
+Das Palmarosal riecht nicht rein nach Rosen, es duftet vielmehr wie ein
+Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein rosenartig ist hingegen der Duft
+des Geraniumls, das aus den Blttern des Rosen-Geraniums gewonnen wird.
+Davon kann man sich schon berzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze,
+die auch bei uns nicht selten in Tpfen cultivirt wird, zwischen den
+Fingern zerdrckt. Streng genommen hat man es nicht mit Geranien, sondern
+mit Pelargonien dabei zu thun, und zwar mit mehreren Arten derselben,
+hauptschlich mit _Pelargonium capitatum_, _odoratissimum_ und _radula_.
+Die Art, welche an der Riviera gezogen wird, ist _Pelargonium capitatum_.
+Gegen frher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen, da der
+Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man mht an der Riviera die
+Pflanzen von Mitte August an bis Mitte September und liefert sie so frisch
+als mglich den Fabriken ab. Die Firma Schimmel & Co. erzielt jetzt
+bedeutende Erfolge mit Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das
+sie aus Citronella-Grasl gewinnt, so lange ber frisch gepflckten Rosen,
+bis es mit Rosenl gesttigt ist und dann in der That dem Rosenl fast
+entspricht.
+
+In den Grten der Riviera begegnet man oft einer Verbene, der _Verbena
+triphylla_ oder _Lippia citriodora_, die auch als Citronelle oder
+Citronenkraut bezeichnet wird. Man findet diesen schnen Strauch schon in
+den Grten an den italienischen Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst
+die Rispen seiner violett angehauchten kleinen Blthen zu sehen. Zerreibt
+man seine Bltter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
+Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen hlt. Dieser
+aus Persien stammende Strauch wird auch in grerem Mastab an manchen
+Orten der Riviera gezogen und aus seinen Blttern das echte Verbenal
+destillirt, das die Parfmisten sehr schtzen. Echtes Verbenal ist
+freilich sonst schwer zu haben und wird im Allgemeinen durch das
+Citronen-Grasl ersetzt, das wir jener Grasgattung, _Andropogon_, danken,
+deren Arten so viele wohlriechende le liefern. Das Citronen-Grasl wird
+von _Andropogon citratus_ gewonnen, der jetzt besonders auf Ceylon und in
+Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter betreibt man an denselben Orten
+die Cultur des _Andropogon nardus_, von dem das melissenartig riechende
+Citronella-Grasl abstammt. Dieses findet fr das Parfmiren der Seifen
+jetzt sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des Parfms
+der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasl-Production geben die
+Berichte von Schimmel & Co. eine Vorstellung, da diese Firma auf einmal
+Sendungen von 10 000 Kilogramm dieses les aus Ceylon erhlt.
+
+Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem Thymian, der
+Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der Melisse durch Destillation.
+Salbei, Thymian, Rosmarin und Lavendel werden an der Riviera kaum
+cultivirt; man pflckt sie an ihrem natrlichen Standort, besonders am
+Fue der Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns Frauen
+auf der Strae mit groen Ladungen Thymian auf den Kpfen. Sie hatten ihn
+an den Abhngen des Esterel gesammelt. Der Wind blies in unserer Richtung
+und bildete einen Streifen von Duft, der sich ber Hunderte von Schritten
+ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch vorwiegend in
+den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon im Freien, gleich beim
+Einsammeln destillirt, in Apparaten, die man von Ort zu Ort befrdert.
+Viel Rosmarinl wandert von hier aus nach Kln, um bei der Darstellung von
+Klnischem Wasser benutzt zu werden. Das _Eau de Cologne_ enthlt gelst
+in 85 % Weinspiritus gleiche Mengen gepretes Orangen- und
+Citronenschalenl, fast ebenso viel Nerolil, dann etwa halb so viel
+Bergamottl, endlich, nochmals um die Hlfte weniger, Rosmarinl. Man wird
+freilich nicht sofort gutes Klnisches Wasser erhalten, auch dann nicht,
+wenn man nach bester Vorschrift die feinsten Oele in vorzglichem
+Weinspiritus auflst. Der Schmelz des Duftes stellt sich erst nach
+lngerer Zeit ein. Praktische Erfahrungen hatte man in dieser Richtung
+schon lange gesammelt, in wissenschaftliche Errterung wurde die Wirkung
+der Lagerung erst in den letzten Zeiten gezogen. Am Einfachsten zeigt sie
+sich zum Beispiel bei einem Schenkbranntwein, der durch Verdnnung von
+achtzigprocentigem Spiritus auf dreiigprocentigen gewonnen wurde. Solcher
+Schenkbranntwein, frisch dargestellt, mundet dem Trinkenden nicht, selbst
+wenn dieser nicht zu den grten Feinschmeckern gehrt. Auch der
+Schenkbranntwein mu erst gelagert haben. Da der Wein durch Lagerung
+seine Blume erhlt, ist allgemein bekannt. Es findet also sicher bei der
+Lagerung eine gegenseitige chemische Einwirkung der gelsten Bestandtheile
+auf einander statt, und es mssen neue Verbindungen entstehen. Ihre
+Bildung erfordert vllige Ruhe und kann durch anhaltende Bewegung
+verhindert werden, ja es kommt vor, da schon erzeugte Verbindungen
+dadurch vorbergehend oder dauernd wieder zerstrt werden. Nach der
+Ansicht von Prof. Knapp schlieen diese Vorgnge an solche an, welche die
+organische Chemie als Addition, Substitution, Spaltung und dergleichen
+bezeichnet. Es mssen somit auch in gemischten Parfms durch Lagerung erst
+diejenigen Verbindungen entstehen, welche das erwnschte Zusammenwirken
+der einzelnen Dfte bedingen. Der Ursprung des Klnischen Wassers ist
+etwas fraglich; meist wird seine Erfindung Johann Maria Farina, einem
+Italiener aus Sancta Maria Maggiore bei Domo d'Ossola, zugeschrieben, der
+zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Kln einen Handel mit Parfms und
+Colonialwaaren betrieb. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts gelangte
+das Klnische Wasser zu allgemeiner Verbreitung und verdrngte das _Eau
+de la reine de Hongrie_ oder Ungarwasser, welches hnlich zusammengesetzt
+war, aber auch Rosenl, Citronenl, Citronellal und eine Spur
+Pfeffermnzl enthielt.
+
+Bei unseren Wanderungen um Grasse sind wir Jasminpflanzungen am Hufigsten
+begegnet. Das zeigt, welche hohe Bedeutung dieser Pflanze fr die dortigen
+Parfmfabriken zukommt. Meist waren die Jasminfelder an sdlichen Abhngen
+terrassenfrmig angelegt. Die gegen zwei Meter hohen, reich verzweigten,
+mit zusammengesetzten, immergrnen Blttern bedeckten Strucher hatten
+auch vereinzelte Blthen aufzuweisen und lieen sich als die aus Ostindien
+stammende Art _Jasminum grandiflorum_ bestimmen. Die Blthen duften
+lieblich, sind ziemlich gro, rein wei auf ihrer Innenseite, von Auen
+etwas roth angehaucht. Die eigentliche Blthenzeit beginnt erst im Juli
+und dauert bis in den Oktober. Je tausend Stcke liefern bis fnfzig
+Kilogramm Blthen. Verarbeitet werden in Grasse davon bis 80 000
+Kilogramm, die einen Werth von 140 000 Francs darstellen. Man entzieht den
+Blthen ihren Duft durch Enfleurage; die Menge des Riechstoffes, den sie
+enthalten, ist aber so gering, da man dieselbe Fettschicht bis fnfzig
+Mal mit neuen Blthen bestreuen mu. Aus der Jasminpomade wird mit
+feinstem Weingeist Jasminextract gewonnen. Die geschtztesten
+Taschentuchparfms enthalten solchen Extract. Man stellt auch ein _huile
+antique au Jasmin_ dar, indem man auf wollene, mit Olivenl getrnkte
+Zeuglappen zu wiederholten Malen frische Jasminblthen streut und dann das
+Oel aus ihnen ausdrckt. Dieses Jasminl ist in Frankreich sehr beliebt.
+
+Eine wichtige Rolle in der Parfmerie spielen auch die Blthen der _Acacia
+Farnesiana_, eines Bumchens, das zu bewundern wir im La Mortola-Garten
+schon Gelegenheit hatten. _Acacia Farnesiana_ wird in Grasse nur in
+beschrnktem Mae angebaut, liefert aber immerhin 30-40 000 Kilogramm
+Blthen im Jahre; groe Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien. Die
+kugeligen, dunkelgelben Blthenkpfchen, die _Cassie_, werden vom
+September bis in den December gepflckt, wozu jedoch viel Uebung und
+Geschick gehrt, da die Pflanzen sehr dornig sind. Der zarte,
+veilchenartige Duft dieser Blthen wird durch Enfleurage fixirt. Die
+gewonnene Essenz hat fr die Zusammensetzung der Bouquets einen sehr
+hohen Werth.
+
+Endlich darf auch die Tuberose (_Polyanthes tuberosa_) nicht unerwhnt
+bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehrende Knollengewchs,
+das man bei uns wegen seines starken Duftes und seiner schnen weien
+Blthen so gerne auf Blumentischen und in Blumenstruen sieht. Die
+Pflanze stammt aus Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den
+gefllten weien Blthen zu sehen, die besonders krftig am Abend duften,
+wie es denn berhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, da Blthen
+nicht um alle Tageszeiten gleich starken Duft verbreiten. Wer wird nicht
+bemerkt haben, da die Daturen und Nicotianen, die Nachtviolen (_Hesperis
+matronalis_), die langblumige Wunderblume (_Mirabilis longiflora_) unserer
+Grten am Tage fast gar nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden
+Duft aushauchen. Umgekehrt duften Seerose (_Nymphaea alba_), die
+Krbisblthe (_Cucurbita Pepo_), die Ackerwinde (_Convolvulus arvensis_)
+nur am Tage. Ein solches Verhalten hat fr diese Pflanzen Bedeutung, sie
+duften bei Nacht oder am Tage, je nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten
+zur Uebertragung ihres Blthenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberoseblthen
+gehren dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Duft zu sttigen; daher auch
+dieser Extract, wie so viele andere feine Parfms, hoch im Preise steht.
+Bei uns knnte man den spanischen Flieder (_Syringa vulgaris_), statt der
+Tuberose verwenden, um ein sehr hnliches Parfm zu gewinnen, denn das
+Fett entzieht dem Flieder einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.
+
+Es sind nicht die als Parfme anerkannten Pflanzendfte allein, deren sich
+die Parfmerie zu ihren Zwecken bedient. So kommt fr manche Erzeugnisse
+aufflliger Weise der Gurkengeruch in Betracht. Man stellt zu diesem
+Zwecke eine Essenz her, und zwar indem man ber frisch geschnittenen
+Gurkenscheiben mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz
+wird Coldcream parfmirt und erhlt durch dieselbe das frische Aroma,
+welches man an dieser Salbe schtzt.
+
+Nicht unerwhnt mchte ich lassen, da ein therisches Oel auch aus dem
+Knoblauch durch Destillation gewonnen wird. Dieses Oel dient nun freilich
+nicht zum Parfmiren, so sehr man das auch manchmal in Sdeuropa oder im
+Orient glauben knnte; wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Wrmer
+eingenommen. Die Firma Schimmel & Co., welche dieses, sowie berhaupt fast
+alle flchtigen Oele, die irgend welche Anwendung gefunden haben,
+herstellt, empfiehlt das Knoblauchl auch als Kchengewrz. Von dem
+concentrirten Duft dieses lieblichen Oeles wird man sich eine Vorstellung
+machen, wenn man sein Verhltni zum Knoblauch selber erwgt: aus sechzehn
+Kilogramm Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
+
+Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist, und
+kohlensaures Ammoniak, trotz ihres tzenden Geruchs in der Parfmerie eine
+nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur Herstellung der parfmirten
+Riechsalze. Auch der Geruch des Schnupftabaks rhrt vornehmlich vom
+Ammoniak her, auerdem werden die Schnupftabake hufig noch mit anderen
+wohlriechenden Krpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsure in der
+Parfmerie verwendet, und ihre Eigenschaft, therische Oele zu lsen,
+benutzt, um parfmirte Essige darzustellen.
+
+ XIII.
+
+Die therischen Oele wirken wie Gifte auf unseren Krper ein, wenn sie
+innerlich in groen Dosen oder zu hufig eingenommen werden. Daher auch
+der Mibrauch mancher Liqueure nicht allein durch den Alcohol, den sie
+enthalten, sondern auch durch die flchtigen Oele, mit denen sie parfmirt
+sind, nachtheilige Folgen bringt. Geradezu gefhrlich kann das Klnische
+Wasser werden, wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft nur durch Zufall
+dahinter, da eine solche stille, geheim gehaltene Neigung bei seiner
+Patientin die Ursache der rthselhaften Krankheitserscheinungen ist. -
+Viele, doch bei Weitem nicht alle flchtigen Oele wirken, innerlich
+verordnet, antiseptisch, und werden besser von unserem Krper als von den
+niederen Organismen ertragen, die es oft in unserem Krper zu bekmpfen
+gilt. Daher die Benutzung mancher flchtigen Oele zu rztlichen Zwecken. -
+Die flchtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der Luft auf und erfahren dabei
+eine Oxydation. Bei manchen dieser Oele verluft der Oxydationsvorgang
+sehr rasch und zwar um so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt
+werden. Licht und Feuchtigkeit frdern diesen Vorgang, bei welchem in der
+Luft das gasfrmige Ozon oder das gleich wirksame flssige
+Wasserstoffsuperoxyd entstehen. Ihnen ist der belebende Einflu
+zuzuschreiben, den weingeistige Lsungen von flchtigen Oelen, im Zimmer
+verstubt auf die Athmenden ausben. Besonders stellt sich diese Wirkung
+ein beim Verstuben jener flchtigen Oele, welche die Chemie als Terpene
+zusammenfat, weil sich diese an der Luft am schnellsten oxydiren.
+
+Physiologisch interessant ist es, an Parfms die hohe Leistungsfhigkeit
+unseres Geruchssinns zu erproben. Einige Milligramm Moschus reichen aus,
+um einen Raum, der hufig gelftet wird, Jahre lang mit Moschusduft zu
+erfllen. Wir riechen diesen Moschus, und doch kann er in jener Luft, die
+uns umgibt, nur in unnennbar geringen Mengen vorhanden sein. Directe
+Versuche, die Passy mit alkoholischen Lsungen stark riechender Substanzen
+anstellte, haben ergeben, da fnfhundert Tausendstel eines Milligramms
+Vanillin ausreichen, um ein Liter Luft merklich zu parfmiren. Derselbe
+Effect wird schon mit fnf Tausendstel Milligramm Camphor erreicht; von
+dem knstlichen Moschus reichten gar fnf Millionstel eines Tausendstels
+Milligramm aus, um wahrgenommen zu werden. Will man diese Menge in Zahlen
+ausdrcken, so ergibt das 0,000 000 000 005 Gramm. Dabei steht die
+Leistungsfhigkeit des Geruchssinns beim Menschen gegen diejenige vieler
+Thiere noch bedeutend nach.
+
+ XIV.
+
+_Die Toiletten-Chemie_ von Heinrich Hirzel, ein Buch, dem ich auch sonst
+noch manche Belehrung verdanke, enthlt die Angabe, da Europa an
+flssigen Parfms allein jhrlich ber eine Million Liter verbraucht. An
+der Deckung dieses Bedarfs ist Grasse mit etwa 100 000 Kilogramm
+Lavendell, halb so viel Thymianl, 25 000 Kilogramm Rosmarinl, 2000
+Kilogramm Nerolil und sehr betrchtlichen Mengen anderer Oele und
+Extracte betheiligt. Nicht wenig wird Grasse in der Parfm-Erzeugung durch
+das benachbarte Cannes untersttzt, das mehrere Parfmfabriken besitzt und
+Hunderte von Arbeitern in ihnen beschftigt. Der Verbrauch an Parfms in
+Europa, wiewohl immer noch gro, ist doch betrchtlich zurckgegangen und
+wird, wenn berhaupt, nur in discretester Weise gebt. So verhlt es sich
+auch in anderen khlen Lndern, whrend die heien Erdstriche noch immer
+ein hohes Bedrfni nach persnlichem Parfm bekunden. Obenan in dieser
+Beziehung steht der Orient, dessen Leistungen trotzdem noch gegen
+diejenigen des classischen Alterthums bedeutend zurckstehen. Bezeichnend
+fr jene Zeit ist die Erzhlung des Plinius, da an Lucius Plocius der
+Duft zum Verrther geworden sei. Dieser Lucius Plocius, dessen Bruder
+Lucius Plancus zweimal das Consulat bekleidet hatte, wurde von den
+Triumvirn gechtet und mute fliehen. Er verbarg sich im Salernitanischen,
+wo man ihn entdeckte, weil er so stark nach Salben roch. Er mute den Tod
+erleiden, was Plinius nicht ohne einige Genugthuung erzhlt, so emprte
+ihn der Mibrauch, den man mit Parfms damals trieb. Da heute Jemand von
+wohlriechenden Salben und Oelen triefen sollte, wie es im Orient und in
+Griechenland zu alten Zeiten oft der Fall war, knnen wir uns kaum
+vorstellen. Wir empfinden eine entschiedene Abneigung selbst gegen fettige
+Hnde und suchen solche mglichst rasch zu subern. Oel oder Pomade werden
+allenfalls noch im *Haar* geduldet, sonst nur alkoholische Extracte
+benutzt. Im Alterthum parfmirte man sich hingegen ausschlielich mit
+duftenden Oelen. Das erste flssige Parfm, wie wir es jetzt benutzen,
+soll Mercutio Frangipani dargestellt haben, der ein von seinen Vorfahren
+erfundenes, aus Gewrzen und Moschus zusammengesetztes Riechpulver mit
+starkem Weingeist extrahirte. Dieser Frangipani gehrte einem rmischen
+Adelsgeschlecht an, das sich im zwlften und dreizehnten Jahrhundert in
+den Kmpfen der Guelfen und Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Da die
+Neigung, sich mit Wohlgerchen zu beschftigen, in diesem Geschlechte
+fortlebte, geht aus der Angabe hervor, da ein spterer Nachkomme der
+Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani, Feldmarschall unter
+Ludwig XIII., eine Art parfmirter Handschuhe einfhrte, die _Gants la
+Fragipane_ genannt wurden.
+
+Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Krper mit duftenden
+Oelen einzusalben. Plinius mchte ohne Weiteres die Erfindung der
+wohlriechenden Salben den Persern zuschreiben. Ihr Knig Darius soll in
+seinem Trosse nicht weniger als vierzig Salbenbereiter gefhrt haben; sie
+geriethen in die Gewalt Alexanders. Aus der Beute, welche dieser damals
+machte, stammte, nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen
+besetzte Salbenschrein, in welchem Alexander die Werke Homers aufbewahren
+lie, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des menschlichen Geistes
+auch die kostbarste Hlle erhalte. In Griechenland galt die Benutzung
+wohlriechender Salben immerhin als Verweichlichung; der echte Mann
+verpnte sie und rieb sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.
+
+Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzhlt, wie die
+wohlriechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden. Man mischte die
+Aromata mit den Oelen und erwrmte sie zusammen. Theophrast gab schon im
+dritten Jahrhundert v. Chr. an, man solle die Operation im Wasserbade
+vornehmen, um ein Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor
+Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte, auch aus
+noch unreifen Frchten prete, um es mglichst farblos zu erhalten.
+Auerdem wurde das Oel aus sen und bitteren Mandeln, Sesaml, Ricinusl
+und Behenl benutzt. Das letztere schtzte man ganz besonders, weil es
+geruchlos ist und nicht leicht ranzig wird. Auch heute wrde man es zu
+Haarlen gern verwenden, wre es nicht aus dem Handel so gut wie
+verschwunden. Der Baum, von dem man das Behenl gewann, hie im Alterthum
+_Balanos_ oder _Myrobalanon_, somit Salbeneichel. Es ist die in Arabien
+und Aegypten einheimische _Moringa aptera_, deren Frchte, die Behennsse,
+durch Auspressen das Oel liefern.
+
+Dioscorides warnt in seiner _Materia medica_, einem Werk, das wohl um
+die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. erschien, vor jeder Spur Wasser,
+die im Oel zurckbleibt, und rth an, das Oel fter umzugieen in Gefe,
+die mit Honig und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles
+Wsserige dem Oele entzogen. - Myrrha und andere Balsame, Cardamomen,
+Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Blthen und Frchte, wohlriechende
+Kruter muten ihre Aromata an die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft
+thierischer Fette, sich mit Wohlgerchen zu beladen, schon bekannt.
+Allgemeiner Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren
+Bereitung Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben meist
+Gummi und Harz hinzu, um sie zu frben und auch, wie es hie, ihren Duft
+zu binden. Manche Salbe frbte man mit Drachenblut, dem blutrothen Harz
+des Drachenbaumes (_Dracaena Draco_) oder mit _Anchusa_, wohl dem
+Farbstoff, den wir aus der Wurzel der _Anchusa tinctoria_, unserer
+Alkannawurzel, gewinnen. Letzterer wurde auch zum Frben des Rosenls
+empfohlen. - Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz auerordentlich, oft
+mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen Salbe zusammen. Die
+gyptische Salbe _Metopium_ stellte man aus Bittermandell her und
+setzte _omphalium_, _cardamomum_, _juncum_, _calamum_, _mel_, _vinum_,
+_myrrham_, _semen balsami_, _galbanum_, _resinam terebinthinam_ hinzu.
+Soweit die Bedeutung der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese
+Salbe, auer dem Bittermandell, das Oel unreifer Oliven, die flchtigen
+Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases und des Kalmus,
+dann Honig, Wein, den Balsam des nordafrikanischen Baumes _Balsamodendron
+myrrha_, Balsamkrner, d. h. den Balsam der erbsengroen Frchte des
+arabischen Balsamstrauches _Balsamodendron giliadense_, das Gummiharz
+eines persischen Doldengewchses, _Ferula galbaniflua_, endlich das
+Terpentin der _Terpentin-Pistazie_. Von dem Duft dieser Salbe kann man
+sich annhernd eine Vorstellung machen, sie mu vorwiegend nach bitteren
+Mandeln und Balsam gerochen haben. - Man bezog die Salben von den
+verschiedensten Orten, aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia,
+Rhodos, Kypros, spter auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das wechselte
+je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum Theil sehr theuer und
+beschftigten ein ganzes Heer von Verfertigern und Verkufern. In den
+Lden der Salbenhndler hielten sich die Miggnger auf. Man whlte
+beschattete Orte zur Anlage solcher Lden, damit die Salben, die in Gefe
+von Blei oder Stein eingeschlossen waren, von der Sonnengluth nicht
+litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel fr diese Gefe
+verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung _Alabastron_, wie
+Reinhold Sigismund in seinem Buch ber die Aromata nachzuweisen sucht,
+sich mehr auf die Gestalt, als auf das Material der Salbengefe bezogen
+zu haben.
+
+Bezeichnend fr den Mibrauch, der mit wohlriechenden Salben in
+Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen, uns von Athenus
+berlieferten Berichte. Er erzhlt, da die Schwelger in Athen jeden Theil
+ihres Krpers mit einer anderen Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente
+fr Fe und Schenkel, phnikische Salbe fr Kinnbacken und Brust,
+_Sisymbrion_-Salbe fr die Arme, _Armaracon_-Salbe fr Haar und
+Augenbrauen, _Serpyllos_-Salbe fr Kinn und Nacken. Man kann sich
+vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener Einsalbung
+geduftet haben mag. Denn die _Amaracon_-Salbe roch nach Majoran, die
+_Serpyllos_-Salbe nach Thymian, die _Sisymbrion_-Salbe wohl nach einer
+Minze, die gyptische und phnikische nach Bittermandell und Balsamen.
+Das war ein ganzer Parfmladen! Dabei glnzte ein solcher Mensch von Fett
+an seinem ganzen Krper. - Ueber Demetrius Phalereus wird bei dem
+Symposion des Athenus berichtet, er habe sich nicht nur den ganzen Krper
+gesalbt, sondern auch das Haupthaar noch gelb gefrbt, um verfhrerischer
+auszusehen. - Bei Trinkgelagen salbte man den Kopf, damit der Wein nicht
+in die Hhe steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides
+gesagt, wandern die Dnste nach oben. Dazu kamen noch die Krnze, welche
+den Rausch verhindern, den Kopf khl erhalten und den Kopfschmerz abwehren
+sollten. Das mgen die ursprnglichen Epheukrnze gethan haben, schwerlich
+die spter benutzten aus duftenden Blumen. Denn diese wurden aus Rosen,
+Lilien oder Violen (Goldlack und Levkoien) gewunden und von aufwartenden
+Dienern vielfach mit duftenden Salben noch besprengt. In dem Symposion des
+Athenus wird berichtet, da bei den prunkvollen Aufzgen des Knigs
+Antiochus Epiphanes auf Daphne zahlreiche Frauen mit goldenen Gefen
+einherschritten und aus diesen duftende Salben auf die Menge verspritzten.
+Derselbe Knig, den man spter spottweise auch Epimanes, das heit den
+Verrckten nannte, pflegte in ffentlichen Bdern zu erscheinen, wenn das
+ganze Volk dort versammelt war. Er salbte sich mit den kstlichsten Oelen.
+Da sagte denn Einer: Wie glcklich bist Du, o Knig, da Du so
+wohlriechende Parfms benutzen und berall einen so angenehmen Duft
+verbreiten kannst. Antiochus antwortete ihm nicht, lie ihm aber am
+nchsten Tage nach dem Bade ein groes Gef mit Myrrhensalbe ber den
+Kopf gieen. Nun wlzten sich auch Andere in dem verschtteten Oele, viele
+glitten aus und fielen zu Boden, sogar der Knig, was allgemeine
+Heiterkeit erregte. Dieser Antiochus mu allerdings recht excentrisch
+gewesen sein, denn auch die Geschenke, die er vertheilte, waren mehr als
+sonderbar. Dem Einen drckte er Knchel, dem Anderen Datteln, noch Anderen
+Gold in die Hnde.
+
+Die Lacedmonier, heit es, htten die Salbenhndler und die Frber aus
+Sparta verjagt, weil die Ersteren das Oel verdarben, die Letzteren die
+Wolle ihrer ursprnglichen Reinheit beraubten. Lykurg und Sokrates traten
+gegen den Mibrauch wohlriechender Salben auf, erreichten aber eben so
+wenig, wie spter in Rom die beiden Censoren Publius Licinius Crassus und
+Lucius Julius Csar, die, wie Plinius mittheilt, im Jahre 189 v. Chr. ein
+Edict erlieen, da Niemand exotische Salben verkaufen solle.
+
+Die Haare und Kleider der Rmerinnen verbreiteten, nach Plinius, so starke
+Dfte, da sie schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Da
+sei um so thrichter, meint er, als dieser theuer erkaufte Genu weit mehr
+Anderen zu Gute komme, als dem, der ihn bezahlt hat. Nicht minder beklagt
+auch Plutarch diese Salbenverschwendung. Er erzhlt, wie bei einem
+Gastmahl, das Salvius Otto dem Nero gab, von allen Seiten her kostbare
+Salben aus goldenen und silbernen Rhren flossen und die Gste ganz
+durchnten. Juvenal spottet in seinen Satiren ber Crispinus, den
+Gnstling Domitians, da er schon am Morgen mehr Amomumduft als zwei
+Leichenbegngnisse von sich aushauche. - Ein besonders lebendiges Bild aus
+Neronischer Zeit, das auch den Salbenluxus und die Vorliebe fr
+Wohlgerche zeigt, hat Petronius in dem Gastmahl des Trimalchio entworfen.
+Sind die Farben auch stark aufgetragen, so entspricht die Schilderung doch
+den damaligen Sitten, wie sie bei prahlerischen Emporkmmlingen sich
+besonders geltend machten. Whrend des ppigen, nicht endenwollenden
+Mahles, bei welchem die seltensten Speisen in kunstvoller Zubereitung
+aufgetragen werden, folgen die mannigfaltigsten Ueberraschungen
+aufeinander. Da pltzlich senkt sich von der Decke ein gewaltiger Reifen,
+an dem rund herum goldene Krnze nebst Flaschen wohlriechender Essenzen
+hngen. Sie sind als Geschenke fr die Gste bestimmt. Gegen Ende des
+Mahles wird die Ausgelassenheit gro, bis der trunkene Trimalchio auf den
+Einfall kommt, sich die Todtenkleider bringen zu lassen, in denen er
+wnscht, da man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes
+Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von jenem Wein, mit dem seine
+Gebeine gewaschen werden sollen. Er ffnet eine Flasche Nardenessenz,
+bestrich mit derselben seine Gste und spricht die Hoffnung aus, dieser
+Wohlgeruch werde ihm nach dem Tode eben so gut thun, wie im Leben. -
+Petronius gehrte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts; um die
+Mitte desselben hatte das Gastmahl des Trimalchio, wie ich Friedlnders
+Einleitung zum Petronius entnehme, schon sechs franzsische Uebersetzungen
+aufzuweisen. Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde es
+sogar von frstlichen Darstellern aufgefhrt. Auf Wunsch der Knigin
+Sophie Charlotte von Preuen mute Leibniz der Frstin von
+Hohenzollern-Hechingen diese Auffhrung schildern, was in einem
+franzsisch geschriebenen Brief vom 25. Februar 1702 geschah.
+
+Gleicher Luxus mit Parfms wie im Alterthum ist wohl zu keiner Zeit wieder
+getrieben worden, doch kamen sie an den Hfen von Frankreich und England
+zeitweise in hohe Gunst. In Frankreich geschah das zur Zeit der
+Renaissance unter dem Einflu der italienischen Knstler, die Franz I. und
+Katharina von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfmirten Pasten,
+Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt. Die Cosmtiques
+kamen zu jener Zeit als Schnheitsmittel auf und riefen eine besondere
+cosmetische Literatur ins Leben. Da Diana von Poitiers bis in das hohe
+Alter sich den Reiz der Jugend zu bewahren wute, ungeachtet sie schon mit
+dreizehn Jahren an Ludwig von Breze, Groseneschal der Normandie, vermhlt
+worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln zu, die ihr Paracelsus
+verrathen habe. Der Mibrauch, der unter den Valois mit cosmetischen
+Mitteln getrieben wurde, rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst
+unter Ludwig XIII. wute die schne Anna von Oesterreich sie wieder in die
+Gunst des Hofes zu bringen. Da kamen die Ptes d'Amandes, die
+verschiedenen Crmes und Schminken auf, welche der Haut der Damen eine
+knstliche Frbung verliehen. Ludwig XIV. liebte die Cosmtiques nicht:
+ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um unter der Rgence einen besonderen
+Aufschwung zu erfahren. Jetzt blhten Geheimmittel, welche die Jugend und
+Schnheit dauernd sichern sollten. Der berchtigte Cagliostro nahm von der
+eben so berchtigten Dubarry und von anderen Schnen nicht geringe Summen
+fr solche Geheimmittel ein. Trotzdem schminkte man sich unter Ludwig XV.
+wieder weniger als zuvor und das _rouge de Portugal en tasse_ rthete
+nicht so stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin
+auf bedeutender Hhe, so da im Jahre 1780 eine Gesellschaft fnf
+Millionen Francs der Regierung fr das Privilegium bot, ein Roth
+besonderer Gte allein verkaufen zu drfen. Selbst mit violetter Schminke
+versuchte man es in den Grten des Palais Royal und hielt ganz Paris
+dadurch acht Tage lang in Aufregung. - Das hrte gegen Ende des
+Jahrhunderts, unter dem Einflu von Marie Antoinette auf; die schreienden
+Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor sich auch der
+Geschmack an starken Wohlgerchen; das Zarte mute sich jetzt mit dem
+Schwermthigen, das Keusche mit dem Gefhlvollen im Aussehen der Frauen
+paaren: so gewann die Parfmerie jenes discrete Geprge, welches ihr auch
+heute noch geblieben ist. Nur vorbergehend machte sich ein
+entgegengesetzter Einflu der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin
+die starken Parfms liebte. Napoleon I. selbst bediente sich nur des
+Klnischen Wassers, das er sich jeden Morgen ber Kopf und Schultern go.
+
+Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung in der
+Parfmerie magebend fr die anderen Vlker, im siebzehnten Jahrhundert
+gelangte sie zur Alleinherrschaft zugleich mit den franzsischen Moden.
+
+Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die Welt mit ihren
+Parfmerien versorgten. Nur dem Klnischen Wasser gelang es, als
+Weltparfm gegen die Producte dieser Lnder aufzukommen. Jetzt erst
+beginnt Deutschland, wenn auch noch nicht in den Bouquets, so doch in
+den ungemischten Parfms in die erste Stelle zu rcken. Die Leipziger
+Erzeugnisse haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht.
+Auerdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten, die
+heute in so entscheidender Weise in die Parfmerie eingreifen. Ebenso
+liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch wirksamen Stoffe, welche
+die Cosmtiques verdrngt haben und allein berufen sind, die Gesundheit
+des Krpers und damit auch die Schnheit des Teint in Zukunft zu wahren.
+
+Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Wrme auf die
+Blumenpflanzungen von Grasse zurck. Es wurde hei in der Stadt: feiner
+Staub stieg bei jedem Windhauch in dichten Wolken auf: es roch zu stark
+nach Santalholz in den Straen, wir fhlten uns pltzlich reisemde und
+traten den Heimweg nach dem Norden an.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRHJAHR 1895.
+
+
+ I.
+
+Der Winter war so lang und so traurig im Norden gewesen, wir sehnten uns
+nach Wrme und nach Sonne. Doch auch vom Mittelmeer trafen unaufhrlich
+Hiobsposten ein: die Klte hielt dort an, die Vegetation hatte gelitten,
+noch zu Anfang Mrz fiel Schnee, der viele Orte der Riviera mit einem
+weien Gewand bedeckte. Da, endlich, siegte die Frhlingssonne: wir
+erhielten gnstige Nachricht, und waren einige Tage spter in Cannes.
+Schon oben in den Alpen begrte uns der Frhling, mit leuchtendem
+Antlitz, mit einer Strahlenkrone ums Haupt. Die Fahrt in dieser sonnigen,
+zu neuem Leben erwachenden Natur, glich jetzt einem wahren Triumphzug. So
+kamen wir ans Mittelmeer.
+
+Im Norden schneit es noch immer, und dunkle Wolken decken dort den Himmel,
+hier aber glnzt die Sonne am blauen Firmament, sie spiegelt sich im
+Meere, und ihre Strahlen dringen in unser Inneres ein und lsen die grauen
+Nebel auf, die sich an dunklen Tagen dort angesammelt haben. Auch an der
+Riviera di Ponente muten Pflanzen und Menschen von der ungewohnten
+Strenge dieses Winters leiden. Die meisten Pflanzen erholen sich wieder.
+Die gebrunten Bougainvilleen an den Husermauern beginnen stellenweise
+auszutreiben, sie bilden carmoisinrothe Hochbltter in Bscheln an dem
+todten Laub. Der Heliotrop durchbricht mit seinen Sprossen den Boden, bald
+werden frische lebhaft grne Bltter an den Fcherpalmen die braun
+gefleckten alten ersetzen. - Auffllig gut haben die Acacien dem Schnee
+und der Klte getrotzt, sie sind mit gelben Blthen ber und ber bedeckt,
+wahre Blumenstrue in der sonst noch blumenarmen Landschaft. Denn die
+Vegetation ist gegen sonst sehr weit zurck, die Rosenstcke weisen nur
+geschlossene Knospen auf, whrend sie sonst von Mitte Winter an hier im
+Blthenschmuck prangen. Eine Rose ist in keinem der vielen Blumenlden von
+Cannes zu erblicken; man mte sie wohl in den Gewchshusern des Nordens
+bestellen; Weniger gut als so viele Pflanzen erholt sich der leidende
+Mensch, der hier in diesem letzten Winter Linderung, ja Genesung suchte.
+Tage lang mute er in Rumen verweilen, die nur drftig zu erheizen waren.
+Wie Manchem hat dieser Aufenthalt das Leben gekrzt. Schwerkranke sollten
+hierher berhaupt nicht geschickt werden.
+
+ II.
+
+Wir wollten nicht unten am Meere wohnen in den staubigen Theilen von
+Cannes; wir zogen den Abhang hinauf, der im Osten die Stadt beherrscht,
+zur Californie. Ueber den schnen Garten des Htel Californien hinweg
+blicken wir auf die Croisette, jene schmale Landzunge, welche den Golfe de
+la Nopoule vom Golfe Jouan scheidet. Weiter trifft unser Auge die Ile
+St. Marguerite, und bei Morgenbeleuchtung zeichnet sich jedes Haus in dem
+Fort ab, das diese Insel krnt. Von der Ile St. Honorat ist nur die Kirche
+sichtbar, im brigen wird sie von ihrer Schwesterinsel verdeckt. Im Osten,
+ber den blhenden Acacien, steigt an einem Hgel die alte Stadt Cannes
+empor. Sie gipfelt in ihrem alten Schlosse und bietet dem Auge ein
+malerisch bewegtes Profil. In weniger schner Linie folgen die neuen
+Stadttheile der Bucht, doch diese Linie wird, von hier oben aus
+betrachtet, durch ppige Grten der Hgel gebrochen und belebt. Besonders
+gerne ruht aber unser Blick auf den zackigen Umrissen des Esterel. Dorthin
+wendet sich unser Auge stets zuerst am Morgen, wenn die Sonne die Gipfel
+der Berge vergoldet und jede Ortschaft sich blendend wei am Fue
+derselben zeichnet; dorthin schauen wir auch zuletzt am Abend, wenn die
+Sonne jenseits der langen Kette verschwindet, und ihre Strahlen sich wie
+ein leuchtender Fcher am Abendhimmel ausbreiten. Dann entznden sich auch
+bald die Leuchtthrme lngs der Kste, und schon in der Dmmerstunde
+flammt Cannes mit Tausend Lichtern auf. Dieses Schauspiel wiederholt sich
+jeden Abend, und wir wurden nicht mde, es zu betrachten.
+
+Zugleich beginnt das Concert der Laubfrsche rings um das Htel, jenes
+Concert, das Jeder kennt, der im Frhjahr die Riviera besuchte. In allen
+Wasserbehltern versammeln sich um diese Zeit jene Thierchen und locken
+sich aus der Ferne mit lauten Rufen an. Die auffallende Kraft des Tones
+wird dadurch ermglicht, da das Mnnchen die schwrzliche Haut seiner
+Kehle zu einer groen Schallblase auftreibt. Im Uebrigen leben diese
+zierlichen, lebhaft grn gefrbten Geschpfe auf den Struchern und
+Bumen. Es unterhielt uns, ihnen am Tage in dem Garten des Htels
+nachzuspren, und dann auch festzustellen, wie sehr der Ton ihrer Frbung
+sich nach ihrer jeweiligen Umgebung richtet. Auf hellen Blttern sind sie
+hell, auf dunklen dunkel gefrbt und daher stets schwer zu erblicken. Es
+handelt sich auch thatschlich bei diesem Farbenwechsel um eine
+Schutzvorrichtung, die sie den Augen ihrer Feinde entziehen soll.
+Andererseits werden sie auch nicht von der Beute bemerkt, auf die sie
+lauern. Es ist belustigend zu sehen, wie der Laubfrosch auf Insecten jagt,
+mit welchem Geschick er sie fngt und wie hoch er springt, um sie zu
+erfassen.
+
+Ungeachtet des Regens, der vor Kurzem reichlich gefallen war und trotz des
+tglichen Begieens, zeichnet sich die Strae, die von Cannes nach Antibes
+fhrt, von hier oben gesehen, meist wie ein langer Streifen von Staub
+zwischen den grnen Grten aus. Besonders hoch steigt dieser Staub an den
+Nachmittagen auf, wenn eine Equipage der anderen folgt und neue
+Staubwolken aufwirbelt. Dieser Staub, von zermalmtem Kalkstein stammend,
+ist wie Mehl so fein. Ueberall dringt er ein, er erhebt sich zu so
+bedeutender Hhe, da er die angrenzenden Bume bis in ihre Gipfel grau
+frbt. Diesen Staub athmen nun tagtglich die vornehmen Gste von Cannes
+ein, die meist nach dem Sden reisten, um ihre Lungen zu schonen. Derselbe
+Staub herrscht nun leider an vielen Orten der Riviera, berall dort, wo
+das Kalkgebirge bis an die Kste reicht. Doch wer zwingt auch den Kranken,
+sich auf den Landstraen zu bewegen oder an denselben zu wohnen! - Ich
+kann den Staub nicht leiden, wenn ihn auch meine Lunge vertrgt;
+glcklicher Weise ermde ich aber auch nicht leicht beim Gehen und fhle
+mich wohler zu Fu, als im Wagen. So war das Htel sehr gnstig fr mich
+gelegen. Auf Fuwegen lassen sich von demselben schon in kurzer Zeit
+Wlder und Maquis erreichen. Dort, auf den mit Kiefern bedeckten Gipfeln
+von _la Maure_, 250 Meter hoch ber dem Meere, erffneten sich die
+herrlichsten, berraschendsten Blicke in ppig grne Thler, nach den
+schneebedeckten Alpen und ber die blaue Kste. Ganz besonders groartig
+erschienen in diesem Frhjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
+denselben hinab. Man whnte oft Bilder aus dem Berner Oberland vor Augen
+zu haben, doch leuchtender, getaucht in den Glanz der italienischen Sonne.
+So weilte ich denn mit Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den
+Hhen von _la Maure_; doch mied ich grundstzlich das _Observatoire_,
+den officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf staubiger
+Strae, die Wagen durch mde Pferde mhsam aufwrts gezogen werden. Dort
+ist ein Aussichtsthurm errichtet, von dem aus, gegen Zahlung, man die
+Natur bewundern kann. Meist ist man im Gedrnge, und die Musik aus einer
+nahen Wirthschaft trgt dazu bei, die Stimmung zu erhhen.
+
+ III.
+
+Beim Aufstieg zum _Observatoire_ schneidet man einen Kanal, der Cannes,
+Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt. Er fhrt das nmliche Wasser,
+das die Rmer einst in Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse
+eine Quelle der Siagne gefat und fhrten das Wasser nach Frjus in einem
+gedeckten Aquduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter langen Tunnel, den
+Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen hatte. Der moderne Wasserkanal,
+der in der Richtung von Cannes luft, steht der rmischen Wasserleitung
+entschieden nach, denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit
+nicht geschtzt. Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
+Richtung meilenweit folgen. Ein Fuweg fhrt an demselben entlang. Er
+steigt ganz unmerklich auf, so da man fast eben zu gehen meint. In weiten
+Bogenlinien zieht er sich lngs der Berge hin und bietet wechselvolle
+Ausblicke auf Cannes und das Esterel. Alsbald befindet man sich ber Le
+Cannet, einem Dorfe, das nrdlich von Cannes, drei Kilometer entfernt vom
+Meere liegt und durch nahe Hgel ganz besonders gut gegen Winde geschtzt
+wird. Man schaut da auf groe Htels hinab, denn Le Cannet ist Station fr
+solche Kranke, die nicht am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise
+angeblich Schaden bringt. Noch weiter gen Norden krnt Mougins einen 260
+Meter hohen, isolirten Hgel; ein malerischer Ort, dessen compacte
+Husermasse nur von sprlichen Fenstern nach auen durchbrochen wird.
+Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurckgezogen haben, als die Rmer
+die Kste besetzten. Nur eine halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem
+Thurme von Castellaras, der die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
+bietet.
+
+Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Hgel ersteigen, welche Le
+Cannet von Vallauris trennen. Von da oben sieht man jenseits von Mougins,
+am Fu der grauen Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glnzen; unten im
+Kessel, nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man Golfe
+Jouan, Antibes, Nizza, die Kste bis in neblige Fernen und oberhalb der
+Berge die Vallauris schtzen, als herrlichsten Abschlu des Bildes, die
+Schneemassen um den Col di Tenda. Dort baut Italien seit Jahren eine
+Eisenbahn, welche Turin mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist
+fertig von Turin bis zum nrdlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
+Unter dem Col di Tenda luft jetzt schon ein langer Tunnel, der den
+Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das Thal der Roja, das bei
+Ventimiglia das Meer erreicht. Der mittlere Theil dieses Thales ist im
+Besitze Frankreichs. Ihn soll die Bahn umgehen, und das verursacht
+bedeutende Kosten. Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die
+Vollendung der Bahn sich noch kaum absehen lt. Einst wird diese Bahn ein
+herrliches Stck Land dem Verkehr erffnen; denn die Gola di Gandarena, in
+welcher die Roja zwischen himmelstrmenden Felsenmauern fliet, ist nicht
+minder groartig wie die Via mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpa,
+einer der imposantesten der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen
+Badeort St. Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten, oder die es
+gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz, schon im Frhjahr die Fahrt
+ber den Col di Tenda zu unternehmen. Das haben wir einmal gethan und
+einen unvergelichen Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von
+Cuneo bis Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die krzeste
+Verbindung zwischen der sdlichen Schweiz und den Kurorten der Riviera di
+Ponente. Die Strae ber den Col di Tenda ist aber die lteste, die jemals
+den Gallischen Strand mit den Ebenen des nrdlichen Italien verband. Sie
+existirte schon tausend Jahre vor Christus, zhlt somit jetzt
+achtundzwanzig Jahrhunderte und hie die tyrrhenische Strae.
+
+Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden, jetzt
+eine gewisse Berhmtheit zu erlangen. Er dankt sie seinem farbigen
+Halbporzellan, seinen _Faences d'art_, die nicht nur an der Riviera,
+sondern in allen greren europischen Stdten jetzt die Schaufenster der
+Lden zieren. Es sind das Thonwaaren mit Zinnglasur, die im starken Feuer
+gebrannt werden. Die Familie Massier beherrscht diese Industrie. Ueberall
+liest man diesen Namen ber den Lagern und ber den Fabriken. Den Fremden,
+die auf der staubigen Landstrae zwischen Cannes und Antibes umherfahren,
+fllt das groe Lager im Orte Golfe Jouan am meisten in die Augen durch
+seinen mit bunter Fayence verzierten oder verunzierten Garten.
+
+Bietet Vallauris als Ort auch nur wenig, so bleiben doch die Ausflge
+anziehend, die man ber die Hhen in dieser Richtung unternehmen kann. Von
+Vallauris geht man durch eine anmuthige Schlucht hinab nach Golfe Jouan
+oder durch den Wald, am Abhang der Berge, ber Cannes-Eden, unmittelbar
+nach Cannes. Vielfach begegnet man hier in den Wldern noch Korkeichen,
+die weiter nach Osten ganz fehlen. Es hngt das mit den Bodenverhltnissen
+zusammen, da Glimmerschiefer und Gneis stellenweise bei Cannes noch an die
+Oberflche treten und dann die gleichen Vegetationsbedingungen schaffen,
+wie sie im Maurengebirge gegeben sind.
+
+ IV.
+
+Von der uersten Spitze der Croisette ist die Insel St. Marguerite kaum
+anderthalb Kilometer entfernt. In zwanzig Minuten kann man sie mit dem
+Boote erreichen. Zweimal am Tage verkehrt auch ein kleiner Dampfer
+zwischen dem Hafen von Cannes und den Lerinischen Inseln. Er berhrt sie
+beide, und man kann den Ausflug ber die Mittagsstunden ausdehnen, wenn
+man den ersten Dampfer zur Hinfahrt, den zweiten zur Rckfahrt benutzt. -
+Wir wollten die Abendbeleuchtung der Kste von den Lerinischen Inseln aus
+bewundern und nahmen am Nachmittag ein Boot an der Croisette. Voller
+Sonnenschein fllte den Himmel mit einem Ueberma von Licht und lie das
+glatte Meer gleich einer metallenen Platte erglnzen. Ein blulicher Dunst
+lag auf der Wasserflche. Die gegenberliegende Insel rckte immer nher.
+Scharf zeichneten sich auf ihr die Mauern, die das Fort umgeben, welches
+einst Richelieu erbaute. Oestlich ber den Felsen blicken aus der Mauer
+die Fenster jenes berchtigten Gefngnisses hervor, das sonderbarer Weise
+so oft schon die Gedanken der Menschen auf sich zu lenken wute. Da war
+der mysterise Gefangene eingeschlossen, der als Mann mit der eisernen
+Maske die Historiker und Romanschreiber oft beschftigt hat. Man nimmt
+jetzt meist an, es sei das Hercules Anthony Matthioli gewesen, ein
+Bologneser vom alten Geschlecht, der den Ha Ludwig XIV. sich zugezogen
+hatte. Matthioli sollte bei Ferdinand Carl IV. von Mantua, dem letzten
+Herzog aus dem Hause Gonzaga, den Verkauf der Festung Casale Monferrato an
+Frankreich vermitteln. Nach der Eroberung der Festung Pinerolo
+beherrschten die Franzosen den Zugang zum Piemont; ihnen htte der Besitz
+von Casale auch die fruchtbare Ebene von Mailand erffnet. Matthioli, der
+Senator von Mantua war und das Vertrauen seines Frsten besa, lie sich
+fr den Plan gewinnen. Ludwig XIV. empfing ihn an seinem Hofe mit groen
+Ehren und zeichnete ihn durch ein kostbares Geschenk aus. Dessen
+ungeachtet verrieth Matthioli die franzsischen Plne an Oesterreich und
+brachte sie so zum Scheitern. Ludwig XIV. erfllte das mit Zorn. Es gelang
+ihm, Matthioli ber die Grenzen von Turin zu locken. Er wurde dort
+berfallen, gefangen genommen und in Fesseln gelegt. Man kerkerte ihn ein,
+zunchst in Pinerolo, dann in jenem Gefngni auf St. Marguerite. Da der
+internationale Rechtsbruch geheim bleiben mute, war es dem Gefangenen
+unter Androhung des Todes verboten, sein Gesicht zu zeigen: er trug eine
+Maske, die thatschlich aber nicht von Eisen, sondern von schwarzem Sammet
+war. Im Jahre 1687 kam Matthioli auf die Insel, um zehn Jahre spter dem
+Gouverneur der Festung, dem berchtigten St. Mars, nach der Bastille zu
+folgen. Dort starb er am 19. November 1703. - Es heit, da nach der
+Revocation des Edictes von Nantes durch Ludwig XIV. auch protestantische
+Geistliche in diesem Gefngni geschmachtet htten. Napoleon I. setzte
+umgekehrt einen katholischen Geistlichen, de Broglie, Bischof von Gent,
+hier ein. Dann gab es weniger vornehme Gefangene, Mamelucken und
+dergleichen, erst die Einkerkerung Bazaines an dieser Stelle zog wieder
+die Blicke der Welt auf St. Marguerite. Bazaine gelang es zu entkommen.
+Seine Frau, eine noch junge Spanierin, und sein frherer Adjutant
+Willette, der ihn nach St. Marguerite begleitet hatte, ermglichten seine
+Flucht. Er lie sich des Nachts am Seil lngs der Felsen nieder und
+erwartete unten in zerfetzten Kleidern, mit wunden Hnden und blutigem
+Gesicht, seine Frau. Das strmende Meer verhinderte die Landung des
+Bootes, das ihn abholen sollte; er mute sich in das Meer werfen, um es zu
+erreichen. - Heut war es an diesen Felsen so still, wie auf einem See, und
+wir landeten ohne Mhe an dem steinigen Ufer. - Der Besuch der Festung
+lohnt kaum, will man sich nicht etwa an der auerordentlichen Dicke der
+Mauern und an dem dreifachen Gitter des einzigen Gefngnifensters
+erbauen. Durch dieses Fenster htte Bazaine nicht entkommen knnen. Er
+benutzte die mangelhafte Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle
+zu verlassen. Er verbarg sich im Gefngnihofe, whrend seine Zelle zur
+Nacht leer verschlossen wurde.
+
+Wir zogen in den schnen Kiefernwald, der den grten Theil der Insel
+deckt, und lagerten dort unter den Bumen. Die Aussicht landeinwrts ist
+derjenigen hnlich, die man von Antibes aus geniet. Nur steigt das
+Vorgebirge in grerer Nhe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die
+groe Nhe von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
+fast in der Luft zu schweben, gehllt in jenen leuchtend azurenen Nebel,
+der dem provenalischen Himmel eigen ist. Von der blauen Flche des Meeres
+und den grnen Hgeln der Kste steigt so das Bild in Stufen, bis zu den
+schneebedeckten Riesen der Alpenwelt empor, in groartig eindrucksvollem
+Contrast.
+
+Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten Seite der
+Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt liegt dicht vor uns die Ile
+St. Honorat. Es ist nur ein enger Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch
+ein Meeresarm, erfllt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den
+Wellen des Meeres gedeckt werden.
+
+Die Ile St. Honorat hie bei den Rmern Lerina. Der heilige Honoratus zog
+von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang des fnften Jahrhunderts nach
+dieser Insel hin. Er fand sie, so berichtet die Sage, mit giftigen
+Schlangen erfllt, unter denen zu leben fast unmglich schien. Doch der
+Heilige bestieg eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den groen
+Bannfluch, den er ber sie aussprach. Zu St. Honoratus gesellte sich bald
+der greise Caprasius, den sptere Zeiten auch als Heiligen anerkannten. Es
+strmten von allen Seiten Anhnger herbei, und das errichtete Kloster
+hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt. Der heilige Vincenz, einer der
+hervorragendsten Mnche von Lrin, verfate dort das Commonitorium gegen
+die Irrlehre, ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
+Unfehlbarkeitsdogma fters citirte, im Besonderen den Satz: Was immer,
+was berall, was von Allen geglaubt worden ist, das ist wahrhaft
+katholisch. Dem Kloster gehrten auch an: St. Hilarius, der wie
+St. Honoratus spter Bischof von Arles wurde, ebenso St. Maximus, der den
+Bischofssitz von Frjus bestieg, dann Faustus, Bischof von Reji, der zu
+den Heiligen zwar gezhlt, dessen Rechtglubigkeit aber vielfach
+angezweifelt wurde; dann St. Salvian, St. Valerian, auch die beiden Shne
+des heiligen Eucharius: St. Veranius und St. Salonius und viele Andere.
+Von der kleinen Insel Lerina, die St. Honor nach dem Begrnder ihres
+Klosters benannt wurde, gingen nicht weniger als zwlf heilige
+Erzbischfe, zwlf heilige Bischfe, zwlf heilige Aebte und vier heilige
+Mnche hervor. O gesegnete Einsiedelei, o dreimal glckliche Insel, die
+du so viel Sprlinge des Himmels erzogen hast! _Beata et felix insula
+Lyrinensis {~HORIZONTAL ELLIPSIS~}!_ rief daher schon im Jahre 542 der Erzbischof von Arles,
+Caesarius, der Sohn des Grafen von Chalon, bei seinem Tode aus. Zu Ehren
+aller dieser Heiligen wurde am 15. Mai ein eigenes Fest, das der
+Allerheiligen von Lerina, gefeiert. Um das Jahr 690 zhlte das Kloster
+ber 3700 Mnche. Wie mgen sie nur alle Platz gefunden haben auf der
+kleinen Insel, die nur etwa tausend Schritte lang und vierhundert Schritte
+breit ist! Dieses rasche Aufblhen des Klosters trug die Keime des
+Verfalles auch in sich; die asketische Lebensweise schwand immer mehr. -
+Zur Zeit, da der heilige Caesarius dem Kloster als Mnch angehrte, waren
+die Ordensregeln uerst streng. Jeder Mnch bewohnte getrennt seine
+Zelle: es gab weder ein Schlafgemach noch eine Kche. St. Caesarius
+ernhrte sich von Krutern und von Brhen, die er sich am Sonntag fr den
+Bedarf der ganzen Woche kochte. Das nderte sich spter, und schon zu Ende
+des siebenten Jahrhunderts muten, wie der Abt Disdier erzhlt, die Ppste
+eingreifen, um der Zgellosigkeit der Sitten unter den Mnchen zu steuern.
+- Der heilige Aigulf, hieher gesandt, um strenge Zucht im Kloster
+einzufhren und die Mnche zu besserem Lebenswandel zu bekehren, wurde von
+ihnen verstmmelt und Seerubern bergeben. - Dann aber kamen die
+Saracenen. Sie plnderten im Jahre 732 das Kloster und mordeten alle seine
+Bewohner. Nur St. Eleutherius blieb am Leben, verborgen in einem
+unzugnglichen Felsenspalt, in dem er acht Tage lang von Wurzeln und
+Seethieren sich nhrte. Das Kloster blhte noch mehrfach auf, doch die
+alte Sicherheit und Ruhe waren von der Insel geschwunden, so da der Abt
+Adalbert im Jahre 1073 einen starken viereckigen Thurm erbauen lie, der
+vom Strande aus gegen Afrika schaut und dauernd das Meer berwachte. Der
+Thurm war gerumig genug, um alle Mnche aufzunehmen; sie konnten die
+Klosterschtze darin bergen, dort auch sich wirksam gegen die alten
+Feinde, Seeruber und Saracenen, vertheidigen. So kam es, da das Kloster
+nicht nur fortbestehen, sondern auch glnzende Zeiten erleben konnte: es
+hatte noch manchen geistig hochstehenden Abt aufzuweisen. Im sechzehnten
+Jahrhundert besa es eines der reichsten Sanctuarien, und seine Bibliothek
+war weit berhmt. Im siebzehnten Jahrhundert, unter dem Pontificat
+Gregor XV. begann es endgltig zu verfallen. Als es im Jahre 1788
+scularisirt wurde, zhlte es nur noch vier Mnche. Man vertheilte die
+Klosterschtze an die Kirchen der benachbarten Regionen. Viele
+Kostbarkeiten verschwanden whrend der franzsischen Revolution, so ein
+silberner Reliquienschrein, der die Ueberreste des heiligen Honoratus
+enthielt und nach Cannes gekommen war. Dieser kunstvoll gearbeitete
+Reliquienschrein stammte von Franz I., der nach der Schlacht von Pavia als
+Gefangener die Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1525 im Kloster zugebracht
+hatte. Im Jahre 1791 wurde das Kloster versteigert und ging, eigen genug,
+in den Besitz einer Schauspielerin ber. Es war das Frulein Alziary de
+Roquefort, die unter dem Namen Sainval an der _Comdie franaise_
+glnzende Triumphe gefeiert hatte.
+
+Die Insel St. Marguerite hie bei den Rmern Lero. Strabon erzhlt, da
+ein Heroentempel diese Insel schmckte und da die Ligurischen Piraten
+dort Opfer darbrachten. Den Namen St. Marguerite, den jetzt die Insel
+fhrt, sucht eine Sage mit dem Namen der Schwester des heiligen Honoratus
+zu verknpfen. Von Sehnsucht getrieben, so wird erzhlt, kam Margarethe
+nach Lerina und fiel dem Bruder zu Fen. Die Ordensregel schlo die
+Anwesenheit von Frauen auf Lerina aus. Daher St. Honoratus die Schwester
+nach der Insel Lero brachte, wo sie verblieb und Aebtissin wurde.
+Margarethe nahm unter einem blhenden Kirschbaum von dem Bruder Abschied,
+und er mute ihr versprechen, da er sie besuchen wrde, so oft dieser
+Kirschbaum blhe. Die Heilige erwirkte dann durch ihr Gebet, da der
+Kirschbaum allmonatlich in Blthenschmuck prangte.
+
+Jetzt gibt es wieder Mnche im Kloster St. Honorat. Das Bisthum von Frjus
+hat das Kloster im Jahre 1859 erworben, und zehn Jahre spter zogen die
+Cistercienser hierher. Im weien Gewande, mit schwarzer Kapuze, schwarzem
+Gurt und Scapulier schreiten sie in dem Kloster einher. Frauen ist der
+Zutritt untersagt, doch viel verlieren sie nicht durch dieses Verbot, denn
+von den lteren Theilen des Klosters blieb fast nichts erhalten, und die
+Kirche in demselben ist ganz neuen Ursprungs. Weit hheres Interesse
+beansprucht das auerhalb des Klosters am Meeresstrande aufgebaute, auch
+den Frauen zugngliche Kastell. Ein mchtiger Bau aus Quadersteinen, der
+den Angriffen der Zeit getrotzt hat. Nur von wenigen Fenstern nach auen
+durchbrochen, mit Zinnen besetzt, trgt es deutlich seine einstige
+Bestimmung zur Schau. Besonders stimmungsvoll hebt sich dieses dunkle
+Kastell von dem blauen Hintergrund des Meeres ab, wenn es aus einiger
+Entfernung betrachtet wird, und dunkelgrne, ber den Strand geneigte
+Kiefern dasselbe umrahmen. Im Innern birgt das Kastell alle jene Rume,
+die zu einem lngeren Aufenthalt der Mnche nothwendig waren: zahlreiche
+Zellen und ein Refectorium, eine Capelle und eine Bibliothek, vor allem
+auch eine Cisterne. Diese Cisterne, ganz alter Construction, nimmt die
+Mitte des offenen Hofes ein; Sulengnge, in mehreren Stockwerken, steigen
+im Umkreis auf. Eingestrzte Gewlbe, halbverschttete Rume, verborgene
+Treppen, die in unterirdische Rume fhren, folgen aufeinander und
+durchschneiden sich in sinnverwirrender Weise. Die Burg ist Kloster und
+Festung zugleich, so recht ein Product jener Zeit, wo das Kreuz und das
+Schwert oft von derselben Hand gefhrt wurden, einer leidenschaftlich
+erregten Zeit, stark und starr in ihrer Ueberzeugungskraft, der es an
+schpferischer That und eigenartiger Poesie nicht fehlte. Auf einer
+Wendeltreppe besteigt man den Thurm, von dem aus sich eine herrliche
+Aussicht entfaltet. Man sieht hinab auf die Lerinischen Inseln, die wie
+grne Fle auf dem Meere schwimmen, und berblickt die ganze weite Kste
+von St. Tropez bis zu den Bergen von Bordighera. Die Insel St. Honorat ist
+viel kleiner als ihre Schwester; da der heilige Honoratus sie
+dessenungeachtet zur Anlage seines Klosters erwhlte, war durch die Quelle
+bedingt, die sie birgt.
+
+Zerklftete Felsen ragen in der Nhe des Kastells aus dem Meer hervor. Sie
+heien die Mnche und bilden einen natrlichen Schutz fr die Insel. An
+ihnen bricht sich die Macht der Wellen, wenn der Sdsturm das Meer gegen
+die Insel treibt. Einige Capellen schmcken den Strand, Ueberreste aus
+alter Zeit; Marmorfragmente von Sulen und Capitlen sind zwischen Myrten
+und Lentisken aufzufinden und mahnen an frhere Pracht. Fnfzehn
+Jahrhunderte lang beherrschten die Mnche diese Inseln sowie auch das
+gegenberliegende Festland, jetzt gilt ihre Frsorge vor allem einem
+Waisenhaus, das in dem Kloster errichtet wurde und in welchem die Knaben
+verschiedene Gewerbe erlernen. In diesem Waisenhause befindet sich auch
+eine Druckerei, in welcher alte kirchliche Werke neu edirt werden. So hat
+die Druckerei von Lerin dem Papst Leo XIII. zu seinem Jubilum ein reich
+verziertes Werk berreicht, welches das Magnificat in hundertfnfzig
+Sprachen enthielt.
+
+Oestlich von der Insel St. Honorat liegt die kleine Felseninsel
+St. Frol. Whrend die beiden greren Lerinischen Inseln durch Legende
+und Geschichte wie mit einem Heiligenschein umgeben werden, bildete sich
+eine seltsame, fast dmonische Mythe um St. Frol aus. Es hie, und heit
+noch vielfach, da auf St. Frol das Grab von Paganini sich befunden
+habe. Diese Angabe ist in franzsischen Werken verbreitet. Sie fhren an,
+Paganini sei in Nizza, im Mai 1840, an der Cholera verschieden; sein Sohn
+Achille habe die Leiche auf einem Schiffe nach Genua gefhrt, um den Vater
+an dessen Geburtsorte zu bestatten. Die Geistlichkeit verweigerte aber das
+Begrbni dem Manne, von dem es hie, er habe sich dem Satan verschrieben.
+Auch das Municipio lie die Ausschiffung des Krpers wegen Choleragefahr
+nicht zu. So versuchte der Sohn in Marseille zu landen, doch wieder ohne
+Erfolg. Als er auch in Cannes abgewiesen wurde, entschlo er sich, den
+Sarg des Nachts auf die kleine unbewohnte Insel zu bringen und dort, von
+Strmen oft umbraust, hat der Todte fnf Jahre lang gelegen. Erst im Mai
+1845 kehrte der Sohn wieder, nachdem es ihm gestattet worden war, den
+Vater zu begraben an der Kirche von Gajona bei Parma, unfern der Villa,
+die Paganini dort erworben hatte. Diese Erzhlung kam mir schon einmal in
+den Sinn, als ich in dem herrlichen _Pallazzo Doria Tursi_, dem jetzigen
+_Palazzo del Municipio_ in Genua, die Geige Paganinis sah. Das war in den
+Tagen der Columbianischen Feste, wo die Mitglieder der wissenschaftlichen
+Congresse im Municipio durch den Sindaco empfangen wurden. Die Geige, eine
+Guarneri, der einst Paganini dmonische Tne zu entlocken gewut, bewahrt
+man wie eine Reliquie in einem kostbaren Schrein; man hatte sie zu dem
+Feste mit seidenen Bndern in den italienischen Farben geschmckt. Daran
+dachte ich jetzt, da ich die kleine Insel St. Frol vor mir im Meere
+liegen sah. Die heitere Landschaft stimmte freilich nicht zu dem
+unheimlichen Geiste Paganinis. Wohl aber konnte es ihm behagen auf jenem
+einsamen Riff, wenn die entfesselten Elemente die brandenden Wogen ber
+die Felsen trieben und der Wind klagend ber der Meeresflche pfiff. Da
+war es die Natur, welche Schaudergeschichten auf ihrer _G_-Saite spielt,
+so wie er sie einst auf jener Saite seinen erregten Zuhrern zu erzhlen
+wute. Ja, das Grab Paganinis pat sicherlich besser in die wilde
+Brandung, als auf einen stillen Friedhof, das ist vllig klar! - Wie
+schade, da die Geschichte nur erdichtet ist! - In Wirklichkeit starb
+Paganini in der _Via Santa Reparata_ zu Nizza an der Kehlkopfschwindsucht
+und nicht an der Cholera. Er hatte lange zuvor schon, in Folge seines
+Leidens, die Stimme eingebt. Da er die Sterbesacramente nicht empfangen
+hatte, verweigerte die Geistlichkeit seine kirchliche Bestattung, und
+diese konnte erst einige Jahre spter erfolgen. Der Sohn Paganinis, der
+heute noch in Parma lebt, theilt mir mit, da sein Vater dort auf dem
+groen Friedhof _della Villetta_, nachdem er, auch im Tode unstt, erst
+nach Villa-Franca, dann nach Genua gewandert, seit 1876 seine endliche
+Ruhe gefunden und er - der Sohn - ihm auf seinem Grabe ein wrdiges
+Denkmal habe errichten lassen, fr welches in Genua kein geeigneter Platz
+gewesen sei. Ueber Paganinis Leben hatten sich die merkwrdigsten Mythen
+ausgebildet, die durch sein ungewhnliches Aussehen, seine fast
+gespensterhafte Magerkeit und sein blasses Gesicht, auf welchem, wie Heine
+schreibt, Kummer, Genie und Hlle ihre unverwstlichen Zeichen eingegraben
+hatten, gefrdert wurden. Paganini trug brigens durch sein excentrisches
+Benehmen selber nicht wenig zur Verbreitung dieser Mythen bei. Nur einmal,
+in Paris, fhlte er sich veranlat, den Fabeln, die in den Zeitungen ber
+ihn berichtet wurden, entgegenzutreten. In einem Briefe, den er in der
+_Revue musicale_ verffentlichen lie, schilderte er selbst sein Leben
+und fhrte dort den Nachweis, da er weder seine Geliebte ermordet noch im
+Gefngni gesessen, noch sich dem Teufel verschrieben habe. Er schlo mit
+der Hoffnung, man werde wohl seiner Asche einst die verdiente Ruhe gnnen.
+Doch auch diese Hoffnung sollte sich nicht erfllen! Selbst eine
+Marmorbste, die man Paganini in der _Villetta di Negro_ zu Genua geweiht
+hatte, verschwand spurlos von jener Sttte.
+
+Wir kehrten nach der Insel St. Marguerite zurck und verweilten dort bis
+zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand der feurige Ball hinter dem
+Esterelgebirge. An den hohen Bergen im Norden trieben sich langgedehnte
+Nebelstreifen umher. Sie deckten die Einschnitte der Thler, stiegen dann
+empor bis zum Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
+spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer Kette
+an dem blauen Himmel. Bald rtheten sie sich auch, erglhten in Purpur,
+erloschen allmlig und wurden dann leichenbla. Des Tages Gluth lastete
+noch auf dem Meere; seine glatte Oberflche zeigte jene matten Reflexe,
+wie sie alten venetianischen Spiegeln eigen sind: dann begann sie die
+Farbe zu wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den Bergen
+schwand, legte sich ber den Abendhimmel und berfluthete bald auch das
+Meer. Geheimnivoll klagend schlugen seine scharlachrothen Wellen jetzt an
+die Felsen des Ufers. Der Himmel ber den Alpen nahm fahlgrne Frbung an,
+und dann wurde es dunkel. Ungezhlte Sterne tauchten am Himmel auf, und
+ungezhlte Lichter entflammten lngs der Kste. Wir bestiegen jetzt wieder
+die Barke und glitten still ber der Wasserflche. Eine erfrischende Luft
+umflo unseren Krper, drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes
+Gefhl inneren Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
+kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an der Croisette
+gelandet waren.
+
+ V.
+
+Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin. Sie hatten dasselbe
+im zehnten Jahrhundert von Wilhelm von Gruetta, einem Sohne von Redouard,
+Grafen von Antibes, erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die
+Burg auf dem Hgel, der jetzt die Altstadt trgt, dem heutigen Mont
+Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen Gter vor
+Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild gewesen ist. Das
+beeinflute die Sitten und Bruche der Uferbewohner. Whrend jenseits des
+Esterels, wo rohe Burgherren herrschten, die Volksbelustigungen in
+Scheinkmpfen, den sogenannten _bravades_ bestanden, waren es in Cannes,
+Vallauris und Antibes die _romrages_, das heit Tnze und hnliche
+Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag haben sich die
+_bravades_ in St. Tropez, die _romrages_ in Vallauris erhalten.
+Wachtthrme lngs der Kste waren zum Schutz gegen die Saracenen
+aufgerichtet. Feuerzeichen des Nachts, weie Fahnen am Tage, warnten, von
+den Lerinischen Inseln aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden.
+Cannes fhrte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
+stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte erst
+whrend der Kmpfe Franz I. mit Karl V. schwere Verluste zu tragen. Im
+Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus dem Orient die schwarze Pest nach
+Cannes eingeschleppt und verbreitete sich dann ber die ganze Provence.
+Dann gab es noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
+Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische Gewalt
+geriethen, dann im achtzehnten whrend der Invasion der Provene durch
+sterreichische und piemontesische Truppen, besonders aber im
+sterreichischen Erbfolgekriege, whrend des miglckten Angriffs der
+Oesterreicher auf die Provence. - Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an
+komischer Tragik in der Geschichte von Cannes. So berichten die
+Stadtarchive von einem wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit
+Schrecken erfllte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
+Schlielich wurde eine Schar muthiger Mnner bewaffnet, und es gelang
+ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier zu erlegen. Ein solches
+Thier hatte noch Niemand gesehen; man wute es nicht zu benennen. Ein
+heftiger Streit entspann sich nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von
+Cannes, Grasse und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
+war; es drohte ein ernster Conflict, glcklicher Weise machte der Marquis
+de Caraman, commandirender General der Provence, demselben ein Ende, indem
+er das Fell fr sich nahm. Nunmehr wurde festgestellt, da dieses Fell von
+einer Hyne stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist
+unaufgeklrt geblieben.
+
+Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer ganz unbedeutenden
+Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict de Saussure sie 1787
+besuchte, fand er nur ein paar Straen vor, die fast ausschlielich von
+Matrosen und Fischern bewohnt waren. Die Schnheit der Lage fiel ihm auf:
+_C'est un site vraiment dlicieux_ rief er auf dem Hgel von St. Cassien
+aus, als er den blauen Golf und die grnen Inseln vor sich liegen sah,
+dann ber das ppige Thal der Siagne, gegen Grasse und die grauen
+Kalkalpen schaute. Auch die Htels in Cannes waren damals einfacher als
+jetzt, dessen ungeachtet es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im
+Jahre 1822 in einem derselben sehr behagte. Er und die gute Hausfrau
+waren zu Fu ber das Esterel acht Stunden lang bis nach Cannes gewandert
+und kamen dort recht ermdet in den heien Mittagsstunden an. Darauf hin
+schreibt Schubert: Wohler und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der
+guten Hausfrau, auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen
+und in keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem brgerlichen, fr
+uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war das Huslein gleich
+eins der ersten in der Huserreihe am Meeresstrande hin. Zwar zu der
+oberen Etage, welche fast nur aus dem Zimmer bestand, in welchem wir aen,
+fhrte keine Marmorstiege, sondern eine hlzerne Treppe von auen empor,
+es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer steinernen;
+der Balcon, an dessen geffnete Thr wir uns hinsetzten, hatte zwar weder
+eiserne noch bronzene Umzunung, sondern nur bretterne, die Aussicht von
+ihm hinaus auf das unter uns brandende Meer war aber eben so weit und
+lieblich als von einem steinernen. Junge Hhnlein, seit wenigen Tagen
+erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal und auf
+dem Balcon herumliefen, pickten die Krmlein von Weibrod zusammen, die
+ihnen die Hausfrau auf den Boden streute. Dann aber, nachdem wir uns an
+einem trefflichen Mahl gesttigt und ausgeruht, verlieen wir -
+Strickbeutel und Pflanzenmappe unter dem Arme - unseren Balcon mit der
+lieblichen Meeresaussicht und die gutmthigen, billigen Wirthsleute und
+zogen unter den schattigen Bumen der Allee, neben dem anbrandenden Meere
+hinaus auf die Strae nach Antibes.
+
+Da war es in der That anders in Cannes als jetzt! Den Anfang zu seiner
+jetzigen Gre verdankt Cannes einem Zufall. Im Jahre 1834, als die
+Cholera im ganzen Norden von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen
+dieselbe durch einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
+Kste kamen, muten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes verweilen,
+bevor sie die Grenze am Var berschreiten durften. Unter den Reisenden
+befand sich auch Lord Brougham, der das Amt eines Lord-Kanzlers von
+England vor Kurzem niedergelegt hatte und durch den Tod seiner geliebten
+Tochter tief gebeugt, nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er
+nun unfreiwillig verweilen mute, so sehr, da er sich entschlo, an
+demselben zu bleiben. Er lie sich in Cannes nieder und erbaute auf seiner
+Besitzung das Schlo Eleonore Louise, das den Namen seiner Tochter trgt.
+Seinem Beispiel folgten zahlreiche seiner Landsleute, und die vornehme
+englische Gesellschaft zog sich allmlig von Nizza nach Cannes zurck. Ihr
+folgte die franzsische Aristokratie, und allmlig wuchs Cannes zu einem
+der vornehmsten Kurorte der Riviera an.
+
+ VI.
+
+Den Bewohnern des westlichen Cannes knnen die Ausflge auf den Hhen der
+Croix-des-Gardes diejenigen von La Maure zum Theil ersetzen. Die
+Aussichten sind hnlich, doch gilt es meist so viel Staub zu schlucken,
+ehe man sie erreicht! Die Abhnge dieses 150 Meter hohen Hgels sind mit
+den ltesten Villen des neuen Cannes bedeckt; da lehnt sich auch jener
+Chteau d'Eleonore Louise an, der den Grund zu dem modernen Kurort legte.
+- Man darf es auch nicht unterlassen, den Garten der Villa Larochefoucauld
+zu besuchen, dessen Zutritt Fremden stets gestattet wird. Man erreicht ihn
+bald auf der Strae von Frjus. Die Ausblicke auf das nahe Esterel
+zwischen den Palmen, Pinien und sonstigen ppigen Gewchsen des Gartens
+sind zum Theil von hoher malerischer Wirkung.
+
+Ueber alle mglichen, wenn auch nicht immer empfehlenswerthen Ausflge an
+den Kurorten der Riviera orientiren jetzt vollstndiger wie zuvor die in
+allerletzter Zeit erschienenen _Guides Joanne_. Es gibt jetzt solche
+Fhrer fr Cannes, fr Nizza, Mentone, ja selbst fr das Esterel, und
+sie sind einzeln fr 50 Centimes oder einen Franc zu haben. Leider sind
+aber auch in diesen Fhrern die Angaben ber die Wege, die man bei den
+einzelnen Ausflgen einzuschlagen hat, so mangelhaft und die beigefgten
+Karten so unvollkommen, da man sich nur selten zurechtfinden kann.
+
+Ich plante noch einen Ausflug nach dem Cap d'Antibes und stand mit
+Tagesanbruch auf, um mglichst viel Zeit vor mir zu haben. Ich trat ans
+Fenster und ffnete die Lden: Der Himmel war mit Wolken ganz bedeckt.
+Hinter denselben im Osten mute die Sonne soeben aufgegangen sein.
+Unentschlossen blieb ich am Fenster stehen. Wird es der Sonne gelingen,
+die Wolken zu zerstreuen? Leuchtende Stellen tauchten in der Wolkenmasse
+nach einiger Zeit auf und erweckten freudige Hoffnung. Bald schwanden sie
+aber wieder, und beklommen blickte ich empor, gedrckt von dem Gefhl, da
+es so trb und traurig den ganzen Tag ber bleiben knne. Doch wieder
+lichten sich hier und dort die Wolken, sie wogen in schweren Massen wie
+ein bewegtes Meer; pltzlich zerreien sie an mehreren Stellen, und aus
+glhendem Rahmen blickt dort der leuchtende Himmel hervor. Es ist, als
+wre in den Hhen eine Feuersbrunst ausgebrochen, und als drngen lange
+Feuerstrahlen aus den Oeffnungen der Wolken hervor, um die See und das
+Land zu entznden. Jetzt sind es Stellen im Meer, welche in Flammen
+aufgehen, dann leuchten die Lerinischen Inseln im rosigen Lichte auf
+dunkler Woge, dann wieder entznden sich die Gipfel des Esterel, dann das
+alte Cannes. Allmlig erblassen die Wolken, sie weichen vor der
+siegreichen Sonne; sie lsen sich auf im goldigen Nebel und schwinden. Der
+ganze Himmel erstrahlt in glnzendem Licht.
+
+Wir folgen der Strae von Antibes, von Licht berfluthet. Solche
+Lichtflle stimmt den Menschen freudig, erweckt neue Hoffnungen und trgt
+so sicherlich nicht wenig zur Heilung der hier weilenden Kranken bei. Es
+ist das der suggestive Einflu des Sonnenlichtes; andererseits kommen
+demselben thatschlich auch antiseptische Wirkungen zu. Intensives
+Sonnenlicht tdtet die Keime jener niederen Organismen, welche Fulni und
+Zersetzung bewirken. Entsprechende Versuche haben gelehrt, da eine
+Aussaat von Bacterien durch Licht sterilisirt werden kann. Setzt man eine
+solche Aussaat dem Sonnenlichte aus, hlt eine andere im Schatten, so
+werden die Keime der ersteren getdtet und die der letzteren entwickeln
+sich weiter. Intensives Sonnenlicht sterilisirt demgem auch die Wsche
+und die Kleider von Kranken. Es sterilisirt auch Seen und Flsse, falls
+ihr Wasser nicht zu trb ist und den Lichtstrahlen das Eindringen nicht
+verwhrt. Die in der Luft schwebenden Keime werden meist von dem
+Sonnenlicht getdtet. Mit Recht sagt somit ein italienisches Sprchwort:
+_Dove non entra il sole, entra il medico._ Wre jenes Sprchwort nicht
+begrndet, da mten unausstehliche Miasmen manches sdliche Land erfllen
+und Infectionskrankheiten ununterbrochen es verheeren. Wie wenig geschieht
+da meist fr die Desinfection. Die moderne Hygiene ist ein Kind nordischer
+Himmelsstriche, und die peinlichsten Ansprche an Reinlichkeit und Comfort
+sind in Lndern erwachsen, in welchen der Nebel meist das Sonnenlicht
+verhllt. Whrend wir unsere Wohnrume nach Mglichkeit subern, fr
+Desinfection allerorts sorgen, ffnet der Sdlnder weit seine Fenster und
+lt sein ganzes Haus vom Sonnenlicht durchstrahlen. Dazu ist aber dauernd
+klarer Himmel nthig. - Bacterienkeime, die vom intensiven Sonnenlichte
+getroffen werden, halten die Wirkung desselben nur kurze Zeit aus. Die
+Keime des _Bacillus anthracis_, jenes gefhrlichen Bacteriums, das den
+Milzbrand bei Schafen und Rindern veranlat, sind dann schon todt nach
+wenigen Stunden. Ein englischer Botaniker, Marshall Ward, hatte den
+Einfall, diese Wirkung des Lichtes auf Bacterienkeime gewissermaen
+photographisch zu veranschaulichen. Er breitete Gelatine, die mit
+Bacterienkeimen versetzt war, auf einer Glastafel aus, stellte vor
+dieselbe eine durchbrochene Zinnplatte und lie letztere vom Sonnenlicht
+bescheinen. Nach wenigen Stunden wurde die Glastafel in einen dunklen,
+warmen Raum gelegt und dort lngere Zeit gelassen. Ueberall da, wo das
+Sonnenlicht durch die Oeffnungen der Zinnplatte die Gelatine erreicht
+hatte, blieb letztere klar, weil die Keime in derselben getdtet waren,
+sie trbte sich an den brigen Stellen, weil die Keime dort unversehrt
+blieben und sich zu trben Bacterienmassen vermehrten. So war das in die
+Zinnplatte geschnittene Bild deutlich auf der Gelatineplatte zu erkennen.
+Selbst die Negative gewhnlicher Photographien konnten benutzt werden, um
+positive Bacterienbilder zu erhalten, wenn mit besonders empfindlichen
+Keimen operirt wurde. Ein purpurfarbiges Bacterium der Themse lieferte so
+hinter den Glas-Negativen englischer Landschaften zwar nicht scharfe, aber
+doch kenntliche Bilder derselben.
+
+Die ganze Strae von Antibes war jetzt blendend hell von Licht, von jenem
+grellen Licht, in welches alle Dinge tauchen, wenn die Sonne hoch am
+Himmel steht. Auf der kreideweien Strae wurden die Schatten immer krzer
+und dunkler, die Halbschatten nahmen blaue Tne an. Die Palmengruppen in
+den Grten glnzten so stark, da sie fast wie fabelhafte Decorationen zu
+einem Zauberstck erschienen. Es war Fest der Sonne berall in der Natur,
+und diese festliche frhliche Stimmung theilte sich uns auch mit. - Wenig
+Orte in Europa gibt es, die ber eine gleich groe Lichtflle verfgen. An
+dieser goldigen Kste darf sich das Mittelmeer rhmen, Spiegel der Sonne
+zu sein. An Klarheit der Luft knnen mit der Gegend um Nizza sich nur
+Valencia und Alicante messen. Whrend von dem Eifelthurm in Paris die
+Aussicht im gnstigsten Falle bis auf hundert Kilometer reicht, zeigt hier
+nicht selten Corsica dem erstaunten Auge seine zackigen Gipfel, die um
+mehr als 200 Kilometer von dieser Kste entfernt sind. Daher mit vollem
+Recht der Mont Gros bei Nizza zum Bau eines astronomischen Observatoriums
+gewhlt wurde. Auch regnet es in Nizza durchschnittlich im Jahre nur an
+67 Tagen. Der Regen dauert nicht lange, ist dafr oft so heftig, wie in
+den Tropen. Auch in diesem Frhjahr hatten wir whrend unseres
+fnfwchentlichen Aufenthalts, von Mitte Mrz bis zur zweiten Hlfte des
+April, nur drei Tage mit anhaltendem Regen hier zu verzeichnen. Wir waren
+thatschlich die ganze Zeit ber wie in ein Lichtbad getaucht.
+
+Die Strae fhrte uns an dem Orte Golfe Jouan vorbei nach Jouan les Pins.
+Nun folgten wir unter Pinien im weiten Bogen dem Meeresstrande. Unser
+Blick verlor sich im endlosen Meer oder er ruhte auf dem Esterel und den
+Lerinischen Inseln. Es waren das die alten, liebgewonnenen Bilder in immer
+neuer Umrahmung. Bald begrten wir das Cap und traten in den Garten des
+Caphtels ein. Da ist Alles noch so wie es war, derselbe ppige
+Pflanzenwuchs, derselbe Duft der Maquis. Doch fremdartig blicken uns
+merkwrdige Bauten von der uersten Spitze der Landzunge an. Haben die
+Saracenen wieder das Land erobert und sich am Cap niedergelassen? Das sind
+doch maurische Bauten, die sich dort erheben, eine Moschee, die mit ihrer
+schlanken Kuppel in die Lfte ragt! Eine Mauer sperrt die Spitze des Caps
+vom Htelgarten ab, doch glcklicherweise ist sie schon durchbrochen und
+nichts hindert uns, weiter vorzudringen.
+
+Es war nicht ein Saracene, sondern ein Pariser, der diese Bauten errichten
+lie. Er starb ohne das Ende seiner Werke zu sehen. Sein Wunsch, hier
+begraben zu werden, konnte nicht in Erfllung gehen. Die franzsische
+Regierung verbot die Bestattung am Cap; die Familie gab daher die
+Besitzung auf.
+
+So wird denn dieses Stck Orient hier wieder verschwinden, vielleicht
+Ruinen bilden, die man dermalen als saracenische deuten wird. Der Fischer
+aber, dem ein Stck Strand nach dem andern entzogen wird, hat vom Cap
+wieder Besitz ergriffen. Mit sichtlicher Schadenfreude zerstrt er die
+Mauer, die ihm den Zugang zu den Felsen sperrte, auf denen er gewohnt war,
+von Kind auf zu fischen. Und auch der Fremde, der das Cap besucht, kann
+wieder ungehindert auf diesen zerrissenen Felsenklippen streifen und dem
+geheimnivollen Rauschen der Wogen in den tiefen Spalten des Gesteines
+lauschen.
+
+ VII.
+
+Einige Tage spter verlieen wir Cannes und siedelten nach dem Cap Martin
+ber. Eine englische Gesellschaft hat vor einiger Zeit dieses ganze Cap
+erworben und ein Htel auf demselben errichtet, das zu den comfortabelsten
+der ganzen Riviera gehrt. Hat man es sonst zu bedauern, da die schnsten
+Punkte dieser Kste der Speculation zum Opfer fallen, so ist dies beim Cap
+Martin nicht der Fall. Denn mit viel Geschick und Geschmack verstand es
+die englische Gesellschaft, dem Cap seinen ursprnglichen Charakter zu
+wahren und den schnen Wald von Aleppokiefern, mit dem das Cap bedeckt
+ist, in einen nicht minder schnen englischen Park zu verwandeln. Sie
+schonte jeden einzelnen Baum; die Maquis am westlichen Strande hat sie in
+ihrem ursprnglichen Zustand belassen, fremdartige Gewchse nur in
+discretester Weise angebracht. Das Htel steht auf der Hhe, am sdlichen
+Ende des Caps, noch in den Wald eingeschlossen, von welchem man nur so
+viel entfernte, als zum Bau des Hauses durchaus nothwendig schien. Auch
+werden die Grundstcke am Cap von der Gesellschaft nur unter Bedingungen
+verkauft, die den neuen Besitzer zur Schonung des Waldes verpflichten. So
+merkt man nicht viel von den entstehenden Villen im Walde, und man mu auf
+die Hhen steigen, die das Cap beherrschen, um sie zu entdecken. Der
+Strand sollte frei bleiben, daher keines der verkauften Grundstcke bis zu
+demselben reicht. Man kann vom Htel aus jetzt ungehindert den Wegen
+folgen, die sich um das ganze Cap ziehen. An dem stlichen Ufer des Caps
+luft die Landstrae, die nach Mentone fhrt; sie ist staubig, und sucht
+man sie daher nach Mglichkeit auf den Spaziergngen zu meiden. Das kann
+man auch, wenn man die Straen einschlgt, die im Walde, am Rcken des
+Caps, verlaufen. Besonders anziehend und von Staub ganz frei ist aber der
+Fuweg, der in westlicher Richtung am Cap sich hinzieht. Er folgt auf
+langer Strecke zwischen Kiefern und wrzigen Struchern dem Strande. Er
+ist so schn, bietet so mannigfaltige Ausblicke, da man nicht mde wird,
+auf ihm zu wandern. Der Weg steigt auf und ab, immer in unmittelbarer Nhe
+des Meeres, dicht ber zerrissene Felsenmassen. Myrten, Pistacien,
+Rosmarin umranden ihn, hufig wchst da auerdem der immergrne Wegedorn
+mit dunklen Beeren, der _Rhamnus alaternus_, auch das interessante
+_Cneorum tricoccum_ mit kleinen gelben Blthen, das uns schon aus den
+Maquis von Antibes bekannt ist, und die wrzige Weinraute (_Ruta
+bracteosa_), die um diese Zeit schon ihre gelbgrnen Blthendolden
+entfaltet. Bei jeder Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer
+hervor, immer anders geformt, in unerschpflichem Wechsel. Ueberall die
+anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem Blau, dort von
+hellem Grn, dort wieder in violetten Tnen; dann pltzlich vorbereilende
+Fischerbarken, grell beleuchtet im lichten Schein der Sonne. Die Ruder
+tauchen wie in flssiges Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in
+das Meer zurck. Weite Blicke ffnen sich ber die Kste: hier Monte
+Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem steilen Fels,
+darber, wie auf Wache, die riesige Tte de Chien. Ganz in der Nhe
+liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna, in Orangenhaine gehllt,
+umrahmt von Cypressen und Carouben. So lt sich hier genureich am frhen
+Morgen wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der Bume
+und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal dicht am Meere,
+dann ber demselben, dann wieder am Strand, wo die Welle bis zu den Fen
+rollt. Doch gilt es frh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein
+sdlich, sondern sdwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der
+Sonne auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
+erwnschte Schatten am stlichen Strande ein. Zwischen der staubigen
+Strae und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf dem Kiefern wachsen,
+und wo man, von Staub nicht belstigt, ruhen kann. Auch hier ist der
+Strand tief zerklftet und bildet einen bewegten Vordergrund fr das Bild,
+das sich jenseits der Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor ber
+die Felsen, strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
+weie Mentone, dort die hohen Gipfel ber demselben, dort wieder La
+Mortola oder Bordighera ein in ihr grnes Laub. Oft stundenlang saen wir
+auf diesen Felsen, ein Buch in der Hand, blickten auch hufig ber
+dasselbe hinweg, hinaus in die blaue Fluth. Zeitweise waren es auch
+Fischer, die unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Sie spheten in der
+Nhe den Fischen nach. Einer sa oben ber dem Felsen auf einem Gestell
+aus drei verbundenen Stangen und schaute unablssig in die Tiefe. Andere
+lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes Zeichen die Netze zu
+heben. Die Netze waren an einem leeren, quergestellten Boote befestigt und
+bildeten ein Dreieck, das an einer Seite offen stand. Erblickte der Spher
+Fische, die in das Dreieck eingeschwommen waren, so zog er an einem Seil
+und da Netz schlo sich nun auch an der freigehaltenen Seite. Rasch
+nherte sich da Boot dem Ufer, schnitt den Fischen jeden Rckweg ab; die
+Netze wurden emporgezogen, und meist einige nicht eben groe Fische, oft
+auch nur ein einziges solches zappelndes Geschpf erkapert. Die Geduld
+dieser Menschen erweckte in mir besondere Bewunderung. Stundenlang lagen
+sie da unbeweglich im Boote; den ganzen Tag ber hockte der Spher oben
+auf seiner Stangenpyramide, und die Zeit wurde ihm, wie es schien, nicht
+lang. Was fr ein Gegensatz zu solchen Menschen wie wir, die wir uns den
+ganzen Tag ber hetzen und aufreiben, keine Viertelstunde unbenutzt lassen
+und nun hierher kommen mssen, damit unsere Nerven sich wieder etwas
+beruhigen. Der Mann da oben auf seiner Pyramide erinnerte mich aber
+lebhaft an einen Seeadler, den ich auf einem hohen Felsen von Antibes, an
+einer einsamen Stelle des Strandes, einst sitzen sah. Auch er blickte
+starr in das Wasser, blickte lange und geduldig, ohne auch nur den Kopf zu
+bewegen, strzte sich dann wie ein Pfeil hinab in die Fluth und stieg auf
+in die Wolken mit einem Fisch in den Krallen.
+
+Das Htel am Cap Martin ragt ber die Bume des Waldes empor. Sdwrts
+erffnet es die Aussicht auf das weite Meer. Nordwrts gestattet es, ber
+den gewlbten Kuppeln des Waldes, der ganzen Bergkette zu folgen, welche
+diese Kste schtzt. Da reihen sie sich an einander diese gewaltigen Berge
+vom Mont Agel im Osten, bis zum Berceau im Westen; die mchtigsten
+Kalkriesen liegen in der Mitte und schneiden mit scharfem Grat in den
+blauen Himmel ein. Jeden Abend waren unsere Blicke auf sie gerichtet, wenn
+die schwindende Sonne ihre Gipfel rthete, ein Gipfel nach dem andern dann
+langsam erlosch. Oefters stiegen wir auch gegen Abend zum stlichen
+Strande hinab, um die Beleuchtung der Kste zu schauen. Whrend tiefer
+Schatten schon Mentone deckte, flammte im purpurnen Lichte noch
+Alt-Bordighera. Ein Liebling der Sonne an dieser goldigen Kste, empfngt
+es am Abend ihren letzten Gru.
+
+Wenn es dann ganz dunkel war, zogen wir nochmals ans Meer. Es galt Mentone
+und Monte Carlo in ihrem Lichterschmuck zu betrachten. Monte Carlo im
+Besonderen sieht dann ganz feenhaft aus. Tausende von Lichtern drngen
+sich am Fue des Berges zusammen, der einen dunklen Schatten auf den
+bestirnten Himmel wirft. Ich schaute oft in dieses Bild, und es war mir
+wohl, als htte ich es lange zuvor schon gesehen. Doch wo und wann? das
+wute ich nicht mehr zu finden. Da pltzlich, sah ich es ganz lebhaft
+wieder vor mir, das alte Bild, so wie ich es mit Kinderaugen geschaut
+hatte. Es war ein gemaltes Bild von Neapel in einem kleinen Panorama, das
+ich am Weihnachtsabend einst bekommen hatte. Hielt ich es gegen ein Licht,
+dann leuchteten unzhlige Flammen in Neapel auf und erregten meine
+kindliche Phantasie. Es waren Nadelstiche, welche das Bild durchsetzten.
+Wie in jenem Bilde Camaldoli ber Neapel, so ragte hier die Tte de Chien
+ber Monte Carlo hervor; und wie die Lichter am Posilip, so stiegen hier
+die leuchtenden Punkte am Felsen von Monaco in die Hhe. Wie stark sind
+doch solche Eindrcke der Kindheit! Was hat nicht Alles dieses geplagte
+Hirn seitdem in sich aufnehmen mssen, und doch war das alte Bild nur
+verdeckt, nicht ausgelscht, und tauchte wieder auf, als ein uerer
+Ansto es zum Bewutsein brachte.
+
+Dort, wo das Cap Martin die breite Kste erreicht, ist es mit schnen
+alten Oelbumen bedeckt. Da sind sie wieder da, diese phantastisch
+verschnrkelten Stmme, von denen keiner dem andern gleicht. Sie werden um
+so mchtiger und schner an dieser Kste, je weiter man sich vom Esterel
+entfernt. Welch ein Unterschied zwischen den armseligen Bumen der
+Rhnemndung und jenen Riesen hier, die ihre Kronen stolz in die Lfte
+erheben. So mu man sie gesehen haben, um sie zu wrdigen und sie zu
+lieben; auch ist die Lichtflle dieser sonnigen Gegenden nthig, damit ihr
+Laub nicht grau und traurig, sondern silbern und leuchtend erscheine.
+Daher der Olivenwald ein hchst stimmungsvolles Element dieser Landschaft
+bildet. Da die Bltter des Oelbaumes nicht gro sind und seine Belaubung
+nie dicht wird, so herrscht im Olivenwalde ein Zwielicht von ganz eigenem
+Zauber. Jeder Windhauch bewegt dieses Laub, und dann zittern die einzelnen
+Lichter auf den Bumen, sie huschen wie Leuchtkfer ber den Boden, und es
+belebt sich pltzlich die Einsamkeit.
+
+Trotz seiner scheinbar exponirten Lage ist das Cap Martin gegen die
+Nordwinde und den Mistral sehr gut gedeckt und nur den Ostwinden
+preisgegeben. Da die hohen Berge im Norden und im Westen das Cap
+erfolgreich gegen Klte schtzen, hat der letzte strenge Winter gelehrt.
+Es lag fast kein Schnee auf dem Cap, whrend er Mentone deckte, und weder
+Bougainvillea noch Heliotrop haben an dem Htel du Cap gelitten. Die
+Pflanzen sind aber die sichersten Weiser fr das Klima. Die Bougainvilleen
+und der Heliotrop sind an den meisten Orten der Riviera im letzten Winter
+erfroren oder bten ihr Laub doch ein. Auch die strauchartige Wolfsmilch
+(_Euphorbia dendroides_), die berall am westlichen Abhange des Cap Martin
+wchst, zeigt durch ihre krftige Entwickelung an, wie gnstig die
+klimatischen Verhltnisse hier fr sie sind. Man mu nach dem sdlichen
+Sardinien gehen, will man noch grere Exemplare dieser Pflanze sehen. In
+dem nahen Mentone zeugen fr das milde Klima dieser Region vor allem die
+ppigen Citronenwlder. Der Citronenbaum kann Temperaturen unter -5 C.
+nicht vertragen. Seine Frchte erfrieren schon bei -3 C. Man denke sich
+die Aufregung der Leute in diesem letzten Winter, wo das Thermometer
+wiederholt unter 0 sank. Der Besitzer eines greren Citronengartens
+erzhlte mir, er habe in den kalten Nchten viele Stunden am Thermometer
+gestanden und mit Angst auf die Quecksilbersule gestarrt, ob sie nicht
+noch weiter falle. Noch einen halben Grad tiefer und die Einnahme des
+ganzen Jahres war verloren. Thatschlich sind an vielen Stellen bei
+Mentone im letzten Winter die Citronen, nicht die Bume, wohl aber die
+Frchte erfroren. Es geschah das besonders am Ausgang der Thler, wo der
+Schutz gegen Norden unvollkommen ist. Dort sollten Citronen berhaupt
+nicht gebaut werden; doch die Leute vergessen die Vorsicht, wenn viele
+aufeinander folgende Winter mild gewesen sind. Fr gewhnlich berhren ja
+die kalten Nordwinde die Kste nicht, sie erreichen erst in einigen
+Kilometern Entfernung das Meer, und ist es eine hufige Erscheinung, da
+das Meer dort strmisch ist, whrend volle Windstille an der Kste
+herrscht. - Die Orangen haben bei Mentone auch in diesem Winter nicht
+gelitten. Diese Frucht kann bei bedecktem Himmel -4 C. aushalten, und die
+Klte mu lngere Zeit -6 C. betragen, damit der Baum getdtet werde.
+Daher bei Cannes wohl Orangenbume, nicht aber Citronenbume zu sehen
+sind, und selbst an den Orangenbumen war bei Golfe Jouan das Laub zum
+Theil erfroren. Auch der Johannisbrotbaum ist gegen niedere Temperaturen
+sehr empfindlich, und zeugt somit, wenn stattlich entwickelt, fr ein
+mildes Klima. Schner und ppiger kann man ihn aber an der Riviera nicht
+sehen, als auf der Strecke, die von Villefranche bis San Remo reicht.
+
+An schnen, sonnenklaren Tagen pflegt an der Riviera gegen acht Uhr
+Morgens die Seebrise sich zu erheben. Dann wird es meist khler als zuvor.
+Nach Anbruch der Nacht fllt dann die Luft von den Bergen ab, der Landwind
+stellt sich ein. Zwischen den Zeiten der beiden Winde herrscht oft vllige
+Ruhe. Die italienischen Fischer bezeichnen sie als _bonaccia_, weil sie
+die wenigste Gefahr in sich birgt. - Auffllig ist es dem Fremden, wenn
+gegen das Frhjahr der sonst so heie Scirocco an der Riviera von Schnee
+begleitet ist. Es geschieht das freilich selten, kann aber erfolgen, wenn
+auf den hohen corsicanischen Bergen sich groe Schneemassen anhuften.
+
+Auf der ganzen Strecke von Villefranche bis San Remo sieht man fast keine
+laubwerfenden Bume. Daher man hier weit weniger an den Winter gemahnt
+wird, als weiter im Sden, ja selbst in Neapel. Dort dominirt der
+Feigenbaum und der Weinstock, so da der Posilip uns einmal im Mrz fast
+kahler erschien, als das Rheinthal, das wir kurz zuvor verlassen hatten.
+
+Die Nchte waren jetzt vom Mondschein erhellt, und die Berge glnzten in
+magischer Beleuchtung: Ein mchtiges Amphitheater, dessen scharf gezhnte
+Gipfel sich wie feine Spitzenarbeit vom Himmel abhoben, in welchem tief
+unten die Lichter von Mentone funkelten.
+
+Dieser Vollmond sollte uns Ostern bringen. Wir gingen des Abends an den
+Strand, um ihn zu erwarten. Es war ganz dunkel auf den Felsen am Meere,
+einsam und still. Flach ausgebreitet lag vor uns die weite See und schien
+fast zu schlafen. Oben breitete sich das Himmelsgewlbe aus, fast schwarz,
+doch beset mit ungezhlten Sternen, die sich mit silbernen Streifen auch
+im Meere spiegelten. Es schien, als sei die Natur gespannt auf ein
+Ereigni, das da kommen sollte: so still und feierlich war es rings umher.
+Kein Grashalm erzitterte. Die Kiefern streckten aber ihre Kronen vor nach
+der See, als wollten sie weit ber die Fluthen hinaus in die Ferne
+lauschen. Die wrzigen Dfte der Maquis senkten sich langsam zur See
+hinab, wohl um ihr duftigen Weihrauch zu streuen. Vielleicht war aber nur
+unsere Seele von Erwartung voll, und wir trugen diese Empfindung hinaus in
+die weite Welt. - Pltzlich tauchte ein rother Streifen im Osten ber dem
+Wasser empor. Er nahm an Breite zu und bald warf er den ersten leuchtenden
+Strahl ber die schwarze Fluth: es war, als wolle er sie liebkosen. Die
+Fluth erzitterte unter diesem Strahl und legte sich in sanfte Wellen, wohl
+um ihn einzuwiegen. Der Mond tauchte ganz aus dem Meere hervor, mit
+gerthetem Antlitz, wie verschlafen. Quer gedehnt, mit geschwollener Backe
+sah er fast lcherlich aus. Doch rasch rundete sich sein Antlitz ab, nahm
+leuchtende Silberfarbe an und schttete Licht in Flle ber die
+Meereswellen aus. Und whrend er hher stieg, erblaten die Sterne. Nur
+die Grten vermochten ihm noch ins Antlitz zu schauen, die anderen
+verloren sich in den Tiefen des Himmelsgewlbes. Am Strand, wo sich die
+Wellen an den Felsen brachen, da funkelte und blitzte es von unendlichen
+Lichtern, als htten alle die Sterne, die am Himmel schwanden, sich hier
+gestrzt in die Tiefe. Ein breiter silberner Flu zog sich vom Strande bis
+an die uersten Schranken des Meeres. Stellenweise war er von glatten
+Streifen unterbrochen, die wie Opal ihre Farbe wechselten. Vorbergehend
+tauchten dstere Barken in das Mondlicht ein, wie dunkle Silhouetten auf
+Silbergrund. Der Mond stieg immer hher ber die Fluthen und setzte in
+weitem Bogen seinen Siegeszug am Himmelsgewlbe fort. Bald begann sein
+Licht auch in die tiefsten Spalten des Strandes einzudringen und die
+zerrissenen Felsen traumhaft zu beleuchten. Da sah es denn aus, als wren
+die schaumgekrnten Wellen eines erregten Meeres versteinert stehen
+geblieben, oder man meinte in einen zerklfteten Gletscher der Alpen zu
+blicken; dort zauberten schmale Felsengrotten der Phantasie einen
+arabischen Friedhof vor, dort endlich eine Schar von Pilgern, die im
+weien Gewande von den waldigen Hhen gegen das Meer zu wanderten. In
+allen Buchten sprht es aber Funken, die Lichter schwimmen an der
+Oberflche oder sie sinken unter; bald verschmelzen sie mit einander, bald
+trennen sie sich wieder, in endlosem Spiel.
+
+In den Ostertagen rckte ein Nordsturm heran. Mit ungewohnter Gewalt
+strzte er sich auf die Felsenriesen, die Mentone schtzen und suchte
+ihren Widerstand zu brechen. Da entspann sich ein gewaltiger Kampf
+zwischen diesen Titanen und den entfesselten Elementen: es heulte und
+zischte in den Lften. Wir sahen den rauhen Winter ber unseren Kpfen
+schweben, whrend wir uns noch im milden Frhling befanden. Der Norden
+warf seinen kalten Schnee den Felsenriesen gegen das Haupt. Sie schienen
+zeitweise zu weichen. Ein kalter Luftstrom ergo sich ber das Cap. Die
+aleppischen Kiefern schttelten bedenklich ihre Hupter, die Wellen des
+Meeres flohen wie entsetzt mit schumender Mhne von dem Lande. Bis in die
+Nacht hinein zitterte und bebte das Cap. Dann wurde es still, bald
+leuchteten die Sterne und am nchsten Morgen standen sie wieder da im
+goldigen Sonnenschein, die Riesen ber Mentone, zwar mit Schnee noch
+bedeckt, doch siegesbewut, stolz ihre Felsenhupter zum Himmel erhebend.
+
+Dieser Sonnenschein sollte leider nicht dauern; das Gleichgewicht in den
+Lften war gestrt. Bald zog der Ostwind heran, und das Wetter verdarb
+sich. Das erleichterte uns die Trennung von der Riviera. Dicke
+Regentropfen fielen vom Himmel und trnkten die durstige Erde. Wir aber
+konnten von hier in dem sen Wahne scheiden, es weine uns dieser Himmel,
+den wir so liebgewonnen, einige Thrnen zum Abschied nach.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+INHALTSBERSICHT.
+
+
+*Vorwort **VII*
+
+*Frhjahr 1891 **1*
+
+ Bordighera 2
+
+ Monte Nero 3
+
+ Sasso 5
+
+ Oelbume 6
+
+ Frhlingsblumen 11
+
+ Weinstock 11
+
+ Palmen 15
+
+ Gorbio 23
+
+ Pont St. Louis 26
+
+ Garten von La Mortola 30
+
+ Weg nach Mentone 69
+
+ Charakterpflanzen der italienischen Landschaft 70
+
+ Reiz- und Genumittel aus dem Pflanzenreich 72
+
+ Route de la Corniche 83
+
+ Nizza 85
+
+ Cap d'Antibes 85
+
+ Maquis 89
+
+ Garten Close 99
+
+ Seesturm am Cap 99
+
+ Blumencultur an der Riviera 101
+
+ Sonnenuntergang am Cap 105
+
+*Frhjahr 1894 **107*
+
+ Hyres 107
+
+ Maurengebirge 114
+
+ Korkeichen 115
+
+ St. Tropez 121
+
+ La Gaillarde 126
+
+ St. Aigulf 127
+
+ Frjus 127
+
+ St. Raphal 129
+
+ Esterel-Gebirge 132
+
+ Malinfernet 141
+
+ Abend in St. Aigulf, Le Trayas 144
+
+ Cap Roux 148
+
+ Pic d'Aurelle 154
+
+ Klarheit des Seewassers 157
+
+ Grasse 158
+
+ Ursprung der Parfme 159
+
+ Gewinnung der Parfme 162
+
+ Wirkungen therischer Oele 176
+
+ Geschichte der Parfme 177
+
+*Frhjahr 1895 **187*
+
+ Cannes 187
+
+ La Californie 188
+
+ La Maure 191
+
+ Lerinische Inseln 193
+
+ Geschichte von Cannes 203
+
+ Ausflug nach Antibes 207
+
+ Wirkungen des Lichtes 208
+
+ Klarheit der Luft 209
+
+ Cap Martin 211
+
+
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN DER KORREKTURLESER
+
+
+Von den Korrekturlesern des _Project Gutenberg_ wurden mehrere nderungen
+am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise Textzeilen im Original
+und in der vorliegenden genderten Fassung.
+
+
+
+ Blttern in gleicher Weise von Lichtstahlen getroffen.
+ Blttern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen.
+
+ mit Bambusfasern Matratzen gegefllt und Mbel gepolstert.
+ mit Bambusfasern Matratzen gefllt und Mbel gepolstert.
+
+ ganz wie die Scheinbeeren unsers Wachholders verwandt.
+ ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+
+ Die Geige, ein Guarneri, der einst Paganini dmonische Tne
+ Die Geige, eine Guarneri, der einst Paganini dmonische Tne
+
+
+
+
+
+
+***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+CREDITS
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+
+September 29, 2009
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+ Project Gutenberg TEI edition 1
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+you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the
+terms of this license and intellectual property (trademark/copyright)
+agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this
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+for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work
+and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may
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+1.E.
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+to, the full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License must appear prominently whenever
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+Project Gutenberg appears, or with which the phrase Project Gutenberg is
+associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or
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+ almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away
+ or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License
+ included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org
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+1.E.2.
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+If an individual Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work is derived from the
+public domain (does not contain a notice indicating that it is posted with
+permission of the copyright holder), the work can be copied and
+distributed to anyone in the United States without paying any fees or
+charges. If you are redistributing or providing access to a work with the
+phrase Project Gutenberg associated with or appearing on the work, you
+must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7
+or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9.
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+1.E.3.
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+If an individual Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work is posted with the
+permission of the copyright holder, your use and distribution must comply
+with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed
+by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project
+Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License for all works posted with the permission of the
+copyright holder found at the beginning of this work.
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+1.E.4.
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+terms from this work, or any files containing a part of this work or any
+other work associated with Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}.
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+Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic
+work, or any part of this electronic work, without prominently displaying
+the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate
+access to the full terms of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License.
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+You may convert to and distribute this work in any binary, compressed,
+marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word
+processing or hypertext form. However, if you provide access to or
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+paragraph 1.E.1.
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+1.E.7.
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+Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing,
+copying or distributing any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works unless you comply
+with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
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+1.E.8.
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+ - You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works calculated using the method you
+ already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to
+ the owner of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark, but he has agreed to
+ donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg
+ Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60
+ days following each date on which you prepare (or are legally
+ required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments
+ should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg
+ Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4,
+ Information about donations to the Project Gutenberg Literary
+ Archive Foundation.
+
+ You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
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+ You must require such a user to return or destroy all copies of the
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+ all access to other copies of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works.
+
+ You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of
+ any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
+ electronic work is discovered and reported to you within 90 days of
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+
+ You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works.
+
+
+1.E.9.
+
+
+If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic
+work or group of works on different terms than are set forth in this
+agreement, you must obtain permission in writing from both the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael Hart, the owner of the
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark. Contact the Foundation as set forth in
+Section 3 below.
+
+
+1.F.
+
+
+1.F.1.
+
+
+Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to
+identify, do copyright research on, transcribe and proofread public domain
+works in creating the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection. Despite these
+efforts, Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works, and the medium on which they
+may be stored, may contain Defects, such as, but not limited to,
+incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright
+or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk
+or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot
+be read by your equipment.
+
+
+1.F.2.
+
+
+LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES -- Except for the Right of
+Replacement or Refund described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for
+damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE
+NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH
+OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE
+FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT
+WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL,
+PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY
+OF SUCH DAMAGE.
+
+
+1.F.3.
+
+
+LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND -- If you discover a defect in this
+electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund
+of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to
+the person you received the work from. If you received the work on a
+physical medium, you must return the medium with your written explanation.
+The person or entity that provided you with the defective work may elect
+to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the
+work electronically, the person or entity providing it to you may choose
+to give you a second opportunity to receive the work electronically in
+lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a
+refund in writing without further opportunities to fix the problem.
+
+
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+
+Except for the limited right of replacement or refund set forth in
+paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
+WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
+
+
+1.F.5.
+
+
+Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the
+exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or
+limitation set forth in this agreement violates the law of the state
+applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make
+the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state
+law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement
+shall not void the remaining provisions.
+
+
+1.F.6.
+
+
+INDEMNITY -- You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark
+owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works in accordance with this agreement, and
+any volunteers associated with the production, promotion and distribution
+of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works, harmless from all liability, costs
+and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from
+any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of
+this or any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, (b) alteration, modification, or
+additions or deletions to any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, and (c) any Defect
+you cause.
+
+
+
+Section 2.
+
+
+ Information about the Mission of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} is synonymous with the free distribution of electronic
+works in formats readable by the widest variety of computers including
+obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the
+efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks
+of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance
+they need, is critical to reaching Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}'s goals and ensuring
+that the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection will remain freely available for
+generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation was created to provide a secure and permanent future for
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} and future generations. To learn more about the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations
+can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at
+http://www.pglaf.org.
+
+
+
+Section 3.
+
+
+ Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of
+Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service.
+The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541.
+Its 501(c)(3) letter is posted at
+http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf. Contributions to the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full
+extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr.
+S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North
+1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information
+can be found at the Foundation's web site and official page at
+http://www.pglaf.org
+
+For additional contact information:
+
+
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+
+Section 4.
+
+
+ Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive
+ Foundation
+
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} depends upon and cannot survive without wide spread
+public support and donations to carry out its mission of increasing the
+number of public domain and licensed works that can be freely distributed
+in machine readable form accessible by the widest array of equipment
+including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are
+particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United States.
+Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable
+effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these
+requirements. We do not solicit donations in locations where we have not
+received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or
+determine the status of compliance for any particular state visit
+http://www.gutenberg.org/fundraising/donate
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we have
+not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against
+accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us
+with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make any
+statements concerning tax treatment of donations received from outside the
+United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods
+and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including
+checks, online payments and credit card donations. To donate, please
+visit: http://www.gutenberg.org/fundraising/donate
+
+
+
+Section 5.
+
+
+ General Information About Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works.
+
+
+_Professor Michael S. Hart_ is the originator of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+concept of a library of electronic works that could be freely shared with
+anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} eBooks are often created from several printed editions,
+all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright
+notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance
+with any particular paper edition.
+
+Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's eBook
+number, often in several formats including plain vanilla ASCII, compressed
+(zipped), HTML and others.
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+Corrected *editions* of our eBooks replace the old file and take over the
+old filename and etext number. The replaced older file is renamed.
+*Versions* based on separate sources are treated as new eBooks receiving
+new filenames and etext numbers.
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
+
+
+ http://www.gutenberg.org
+
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}, including how
+to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation,
+how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email
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+
+***FINIS***
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+The order of statements is important !!!
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+ and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it,
+ give it away or re-use it under the terms of the Project
+ Gutenberg License <a href="#pglicense" class="tei tei-ref">included with this
+ eBook</a> or online at <a href="http://www.gutenberg.org/license" class="tei tei-xref">http://www.gutenberg.org/license</a></p></div><pre class="pre tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em">Title: Streifzüge an der Riviera
+
+Author: Eduard Strasburger
+
+Release Date: 2009-09-20 [Ebook #30042]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: UTF-8
+
+
+***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZÜGE AN DER RIVIERA***
+</pre></div>
+ </div>
+
+ <div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+
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+
+ <hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+ <div class="block tei tei-docTitle"><div class="block tei tei-titlePart" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Streifzüge an der Riviera</span></div></div><div class="block tei tei-byline" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">by </span><span class="inline tei tei-docAuthor" style="text-align: left"><span style="font-size: 173%">Eduard Strasburger</span></span></div><div class="tei tei-div" style="text-align: left; margin-bottom: 5.76em; margin-top: 5.76em"><span class="tei tei-docEdition" style="text-align: left"><span class="tei tei-edition" style="text-align: left"><span style="font-size: 144%">
+ Project Gutenberg TEI edition
+ </span></span></span><span style="font-size: 144%">, (</span><span class="tei tei-docDate" style="text-align: left"><span class="tei tei-date" style="text-align: left"><span style="font-size: 144%">2009-09-20</span></span></span><span style="font-size: 144%">)</span></div>
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+ <hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.73em"><span style="font-size: 173%">Streifzüge</span></p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.73em"><span style="font-size: 173%">an der Riviera</span></p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">Von</p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.20em"><span style="font-size: 120%">Eduard Strasburger.</span></p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">Berlin</p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">Verlag von Gebrüder Paetel</p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.20em"><span style="font-size: 120%">1895</span></p>
+ </div>
+
+ <hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: left; margin-bottom: 1.20em"><span style="font-size: 120%">Meiner Tochter</span></p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.73em"><span style="font-size: 173%">Anna Tobold</span></p>
+ <p class="tei tei-p" style="text-align: right; margin-bottom: 1.20em"><span style="font-size: 120%">gewidmet</span></p>
+ </div>
+
+ <hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+ <a name="pdf1" id="pdf1"></a>
+ <h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Inhalt</span></h1>
+ <ul class="tei tei-index tei-index-toc"><li><a href="#toc2">Vorwort.</a></li><li><a href="#toc4">Frühjahr 1891.</a></li><li><a href="#toc6">Frühjahr 1894.</a></li><li><a href="#toc8">Frühjahr 1895.</a></li><li><a href="#toc10">Inhaltsübersicht.</a></li><li><a href="#toc12">Anmerkungen der Korrekturleser</a></li></ul>
+ </div>
+</div>
+<div class="tei tei-body" style="margin-bottom: 6.00em; margin-top: 6.00em">
+<span class="tei tei-pb" id="pageVII">[pg VII]</span><a name="Pg000-3" id="Pg000-3" class="tei tei-anchor"></a>
+<div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+<a name="toc2" id="toc2"></a>
+<a name="pdf3" id="pdf3"></a>
+
+<h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Vorwort.</span></h1>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Während graue Winternebel das Rheinthal füllten, schrieb
+ich diese Zeilen nieder. Welch' ein Glück, daß auch an trüben
+Tagen die Phantasie uns über die Wolken zu erheben vermag. Oft
+war es mir, als leuchte die Sonne hell in meinem Innern,
+während es draußen dunkel war. Dann sah ich vor mir die
+blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in
+weiter Ferne die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee.
+Sie spiegelten sich in meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer
+des Mittelmeeres und zauberten mir goldigen Sonnenschein und
+würzigen Duft der Maquis in grauen Stunden vor. So mögen
+denn diese Zeilen auch in fremder Seele Frühlingsempfindungen
+wecken, während es draußen noch schneit und friert.
+</p>
+
+<div class="tei tei-lg" style="margin-bottom: 1.00em; margin-top: 1.00em">
+<div class="tei tei-l" style="text-align: left"><span class="tei tei-hi" style="text-align: left"><span style="font-weight: 700">Bonn</span></span> 1895.</div>
+</div>
+</div>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page001">[pg 001]</span><a name="Pg001" id="Pg001" class="tei tei-anchor"></a>
+
+<hr class="page" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+<a name="toc4" id="toc4"></a>
+<a name="pdf5" id="pdf5"></a>
+<h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Frühjahr 1891.</span></h1>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">I.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es war Mitte März: Wir erwarteten sonniges Frühlingswetter,
+und doch regnete es an der Riviera. Unaufhörlich
+schlugen die Regentropfen gegen die Scheiben, heftig oder gelinde,
+doch ohne Ende, so daß auch die Tage endlos erschienen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Mißmuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die
+Unterhaltungen stockten. Bittere Klagen wurden über das Wetter
+laut. So Mancher war über die Alpen geeilt in der sicheren
+Erwartung, jenseits derselben den viel gepriesenen ewig blauen
+Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden Vollmond
+in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
+wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. – Ich selbst,
+der ich oft schon den Frühling in Italien zugebracht hatte, faßte
+die Sachlage weit ruhiger auf. Wußte ich doch, daß auch in
+Italien die Regenzeit auf das Frühjahr fällt. Würden die Felder
+und Gärten Italiens nicht im Spätherbst und Frühling mit
+Regen getränkt, wie sollten sie Früchte tragen? Herrscht doch in
+den übrigen Jahreszeiten meist die größte Dürre. Was mich
+veranlaßt, trotz dieser scheinbar wenig günstigen Aussichten, doch
+immer wieder gerade im Frühjahr über die Alpen zu ziehen,
+das ist die Sehnsucht nach grünen Fluren und belaubten Bäumen,
+nach etwas Sonne und Wärme; die Zuversicht, am Mittelmeer
+doch mildere Witterung als im Norden zu finden, die Hoffnung,
+dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glück eine
+<span class="tei tei-pb" id="page002">[pg 002]</span><a name="Pg002" id="Pg002" class="tei tei-anchor"></a>
+ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen,
+kalten nordischen Winter wirkt der Contrast am stärksten; man
+freut sich über das kärglichste Grün, nimmt dankbar jeden
+Sonnenstrahl entgegen, während schon Mancher zur Herbstzeit
+in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich nach den saftreichen
+Matten und dem üppigen Baumwuchs der Alpen zurücksehnte.
+Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schön zu sein,
+während unser März- und Aprilwetter mit Recht berüchtigt ist.
+So kam es auch in diesem Frühjahr; denn während Briefe und
+Zeitungen uns Kunde von Schnee und Kälte von jenseits
+der Alpen brachten, hatten wir uns am Mittelmeer alsbald
+des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz besonders
+schön wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen
+ihr Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu hüllen.
+Der Ostersonntag fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang
+brach ich auf, um den Monte Nero zu besteigen. Doch blieb
+ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und wartete dort
+den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklärt tauchte Corsica in
+weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzückte Auge der reichgegliederten
+Küste, die im weiten Bogen das Meer umfaßt, als
+wolle sie es liebevoll an sich schließen. Der Osten war stark
+geröthet, und dieser purpurne Schein färbte in glühenden Tönen
+die Kämme der stahlblauen Wellen. Kein Wölkchen trübte das
+Himmelsgewölbe, das aus tiefstem Blau durch zartes Grün sich
+gegen die Meeresfläche senkte. Plötzlich tauchte der rothe Sonnenball
+am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen über
+das weite Meer, als wenn er es entzünden sollte. Und tausend
+Lichter drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die
+dunklen Thäler der Küste ein, um aus denselben die Schatten
+der Nacht zu verscheuchen. Hell blitzten in weiter Ferne, wie
+von Feuersbrunst erfaßt, die Häuser von Monaco auf, und selbst
+das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen der Sonne
+als Morgengruß zurück. Ueberall war es wie ein Aufflammen,
+ein Erwachen, und gleich einem Jubelruf tönte es durch die
+<span class="tei tei-pb" id="page003">[pg 003]</span><a name="Pg003" id="Pg003" class="tei tei-anchor"></a>
+ganze Natur. So feierten an jenem Morgen Himmel und Erde
+am blauen Mittelmeer das Fest der Auferstehung! Ich war in
+dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts von dem
+Schwinden der Zeit. So kam es, daß die Sonne schon hoch
+am Himmel stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die
+ganze Meeresfläche glitzerte jetzt von unzähligen Lichtern, als
+wäre sie mit Diamanten übersäet; das ferne Corsica löste sich
+allmälig in einem Nebelstreifen auf, als wäre es nur ein
+Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio, lag Alt-Bordighera,
+schon ganz in Sonnengluth getaucht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zwei Stunden sind nöthig, um den Monte Nero zu besteigen.
+Diese Angabe wurde mir freilich nur nach Hörensagen
+gemacht, denn die Wenigsten sind dort oben jemals gewesen.
+Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene hier selten
+einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
+ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort
+oben nur winzige Vögel findet, um seine Waidmannslust zu
+stillen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen
+Nachforschungen über den Monte Nero nicht gestoßen, und so
+geschah es, daß ich eigene Erfahrungen erst sammeln mußte. Es
+zeigte sich, daß der ganze Gipfel des Berges dicht bewaldet ist
+und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend welchen freien
+Ausblick gewährt. Reichliche Entschädigung fand ich aber für
+die Mühe an dem nördlichen, vom Meere abgekehrten Abhang
+des Berges. Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald
+auf einen Sattel, der den Monte Nero von dem höheren
+Monte Caggio trennt. Hier konnte, von einzelnen waldfreien
+Stellen aus, der Blick sich ungestört in die tiefeingeschnittenen
+Thäler versenken, über sanfte Hügelketten schweifen, den lang
+gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren.
+Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi
+trägt, tauchte im Osten ein Theil von San Remo hervor. Im
+Nordwesten wurde das Auge durch die schneebedeckten Häupter
+<span class="tei tei-pb" id="page004">[pg 004]</span><a name="Pg004" id="Pg004" class="tei tei-anchor"></a>
+mächtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In wunderbarer Klarheit
+setzten die blendend weißen Schneemassen von dem dunklen
+Blau des Himmels ab, während nach abwärts das dunkle Grün
+der Föhren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch
+helleres Grün der Oliven bis zum Blau des Meeres abtönte.
+Nur wenige Landschaften, auch in Italien, gibt es, welche diese
+an Schönheit übertreffen. Vereinigt doch dieses Bild Alles,
+was berufen scheint, unser Auge zu entzücken, unseren Verstand
+zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der
+Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken
+die Richtung nach Norden gegeben. Jenseits dieser
+Berge mochte noch grimmige Kälte herrschen; hier, südlich von
+den Alpen, war der Sieg des Frühlings über den Winter lange
+schon errungen, so daß der Klang der Osterglocken, der aus den
+Thälern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu
+gelten schien.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der schöne Garten vor dem Hôtel Angst stand in voller
+Blüthe; die Beete glichen großen Blumenkörben. Ueppige
+Sträucher des capischen Pelargoniums hatten überall ihre
+zinnoberrothen Blüthen entfaltet. Der peruanische Heliotrop
+kletterte am Hause empor und erfüllte die Luft mit vanilleartigem
+Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die Düfte von
+Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Blätter immergrüner
+Bäume leuchteten im Garten von Licht überfluthet; sie
+warfen auf die Wege dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen
+saß ein junges Ehepaar, das ich bei der Heimkehr begrüßte.
+Ihm ward das Glück zu Theil, seine Flitterwochen am Mittelmeer
+zu feiern. Jener sonndurchglühte, blumenreiche Ostersonntag,
+an welchem die Natur alle ihre Schätze so verschwenderisch
+über die Riviera ausgeschüttet hatte, wird diesem
+Paar wohl einer der höchsten Feiertage des ganzen Lebens bleiben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Nicht weniger als vier Thäler münden in die schmale Ebene,
+die sich längs des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach
+<span class="tei tei-pb" id="page005">[pg 005]</span><a name="Pg005" id="Pg005" class="tei tei-anchor"></a>
+Ventimiglia hinzieht. Daher lassen sich von Bordighera zahlreiche
+Ausflüge unternehmen, täglich fast mit neuer Abwechselung.
+Da man im Hôtel Angst zugleich vorzüglich aufgehoben ist, wird
+man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verlängern. Ob
+Bordighera auch eine geeignete Station für Brustkranke ist, vermag
+ich nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen
+Lage wegen ist der Ort den Winden stark ausgesetzt,
+doch streifen diese Winde ganz vorwiegend über das Meer, sind
+daher weniger kalt und trocken als an vielen anderen Plätzen
+der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die Seeluft vor,
+welche auf Reisende, die nur Erholung suchen – und deren Zahl
+wird an der Riviera alljährlich größer – sehr anregend und
+belebend wirkt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Keinesfalls dürfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in
+Bordighera es versäumen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen.
+Sasso ist ein kleines Dorf, auf dem Bergrücken gelegen,
+der die Thäler von Sasso und von Borghetto trennt.
+Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera entfernt, und
+man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das östlich
+von Bordighera mündet, als auch dem Bergrücken folgend, auf
+dem Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern:
+schön erscheint er nur aus der Entfernung. Seine
+hohen, zu einer Masse verschmolzenen, nach außen nur von
+wenigen Fenstern durchbrochenen Häuser rufen den Eindruck
+einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders malerisch
+ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten
+Olivenbäumen oben dem Bergrücken entlang läuft. Er überrascht
+uns ganz plötzlich an einer Straßenwendung, nachdem der
+steile Pfad die Höhe erklommen hat. Von zahlreichen Stellen
+des Weges überschaut der Wanderer alsdann die beiden Thäler
+von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem Blick auch
+weiter dringen bis in das Thal von
+<span class="tei tei-corr">Vallecrosia</span>, während ihm
+gleichzeitig über den nahen Hügelreihen die schneebedeckten
+Häupter der Seealpen entgegenleuchten. – Wie oft habe ich
+<span class="tei tei-pb" id="page006">[pg 006]</span><a name="Pg006" id="Pg006" class="tei tei-anchor"></a>
+mich stundenlang an diesem Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit
+den Platz verändernd, um das Bild in anderer Umrahmung zu
+bewundern. Hier war es nur ein einziger phantastischer Schneepalast,
+der in lichtes Grün der Oliven gefaßt, mir entgegenstarrte;
+dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf
+den dichtgedrängten Häusern einer buntscheckigen Ortschaft zu
+ruhen, oder es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches,
+der, zwischen Oleanderbüschen versteckt, in zahlreichen Windungen
+dem Meer zueilte; oder es war wieder Sasso, welches über
+Baumwipfeln, wie in einem grünen Meer, zu schweben schien,
+oder endlich die tiefeingeschnittene Küste und das weite Meer,
+auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche
+Fülle von Motiven für den Landschaftsmaler! Ich mußte mich
+begnügen, die Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie
+freilich auch jetzt noch farbig-sonnigen Widerschein finden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">II.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Olivenhaine, durch welche man am Bergrücken entlang
+nach Sasso wandert, sind von seltener Schönheit: alte, knorrige
+Stämme, oft auf mehreren Füßen, wie auf Stelzen, in die Lüfte
+ragend. Man bleibt gern stehen, um einzelne dieser Bäume zu
+bewundern, erfreut sich dann auch des Gegensatzes, den die
+dunkel beschatteten Stämme gegen das leuchtende Blau des
+Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft schön ist es aber
+in einem solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der
+Vollmond über dem Meere steht. Da glänzen so eigenartig die
+mattgrauen Blätter der Bäume, und es blitzt bei jedem Windhauch
+wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange Mondstreifen
+im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den
+Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am
+Strande zu leuchtendem Schaum.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Blüthezeit des Oelbaumes fällt in den Mai oder Juni.
+Dann ist er dicht bedeckt von kleinen, gelblichweißen Blüthen,
+die einen lieblichen Geruch verbreiten. Diese Blüthen erinnern
+<span class="tei tei-pb" id="page007">[pg 007]</span><a name="Pg007" id="Pg007" class="tei tei-anchor"></a>
+an diejenigen unserer Rainweide, des <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ligustrum vulgare</span></span>, eines
+Strauches, der in Wirklichkeit auch dem Oelbaum nahe verwandt
+ist. Die Früchte des Oelbaums sind Steinfrüchte von länglich
+runder Gestalt. Die unreifen Früchte haben grüne Färbung,
+verschwinden daher im Laub; doch beim Reifen werden sie
+schwarzblau und treten dann scharf hervor. Ein alter Brauch
+verlangt, daß die Ernte der Oliven am 21. November beginne;
+sie dauert im Dezember fort. Ungünstige Witterungsverhältnisse
+können die Ernte an der Riviera freilich sehr verzögern. So
+kam es, daß im Frühjahr 1891 die meisten Bäume um
+Bordighera noch voll Oliven hingen. Manche Bäume waren
+mit Früchten so stark beladen, daß man das Laub kaum sehen
+konnte. Die Olivenernte war Anfang April in vollem Gange.
+Arbeiter und Arbeiterinnen zogen mit Säcken und Körben bepackt
+in den Olivenhain. Dort sah man die Männer auf die
+Bäume steigen und mit Stangen gegen die Aeste schlagen.
+Frauen und Kinder hockten am Boden, um die Früchte aufzulesen.
+Von allen Seiten schallte dem Wanderer der trockne
+Ton der Schläge aus den Bäumen entgegen, und überall unter
+den Bäumen ging die mühevolle Arbeit des Sammelns von
+statten. Stundenlang verharren die Sammler in gebückter
+Stellung, um die Oliven einzeln aufzuheben, und doch wäre es
+so einfach, sich einen großen Theil der Arbeit zu sparen. Westlich
+von Nizza legen die Olivenbauer große Tücher unter die
+Bäume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird
+auch dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen,
+ungeachtet schon Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi
+Geburt vor diesem rohen Verfahren warnt, da es die Bäume
+schädigt. Gegen althergebrachte Sitte ist eben schwer anzukämpfen,
+sie setzt zähen Widerstand jeder Neuerung entgegen.
+In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven
+ganz reif sind. Ein großer Theil der Früchte ist dann schon
+von selbst vom Baum gefallen. Alles das wird zusammen
+von dem Boden aufgelesen und liefert ein entsprechend schlechtes
+<span class="tei tei-pb" id="page008">[pg 008]</span><a name="Pg008" id="Pg008" class="tei tei-anchor"></a>
+Öl. Denn feine Tafelöle preßt man aus solchen Früchten, die
+erst zu reifen beginnen. Diese müssen auch mit der Hand vom
+Baume gepflückt werden, um weder Quetschung noch Verwundung
+zu erleiden. Aus solchen Früchten gewinnt man jene Öle, die
+wir als Provencer Öle bezeichnen. Der Provence entstammen
+sie freilich nur zum kleineren Theil, zum größeren Theil Italien.
+Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die Gegend südlich
+von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert jetzt
+sehr gute Öle, während in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts
+das apulische Öl noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie
+andere süditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man
+die Ernte der Oliven damals ganz lässig und verfügte nur über
+sehr schlechte Ölpressen. Charakteristisch genug, als das antike
+Modell einer Ölpresse in Pompeji aufgefunden wurde, begrüßte
+man es in Apulien als einen Fortschritt und führte es an verschiedenen
+Orten ein. – Von Bordighera bis zum Esterel wird
+vorwiegend nur geringwerthiges Öl gewonnen, das als Maschinenöl
+Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient;
+Nizza bezieht die feinen Öle, die es vertreibt, vorwiegend aus
+der Ferne.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Früchte, die man zum Zwecke feinster Ölgewinnung
+sorgsam pflückte, breitet man zunächst in dünnen Lagen auf
+Horden aus. Dort trocknen sie an der Luft oder bei künstlicher
+Wärme, bis sie runzlich werden. Haben sie einen Theil ihres
+Wassers in solcher Weise eingebüßt, so kommen sie in die Ölmühlen.
+Es sind das meist steinerne Behälter, in welchen die
+Oliven durch Mühlsteine zermalmt werden. Schon bei diesem
+Verfahren fließt etwas Öl ab, das als das feinste Tafelöl gilt,
+kaum aber in den Handel kommt. Der in der Mühle hergestellte
+Brei wird in Bast- oder Jutesäcke gefüllt und in einer Kelter
+gepreßt. Bei schwachem Druck fließt jetzt zunächst das beste,
+dann etwas weniger gutes Speiseöl ab. Dieses Oel wird als
+Jungfernöl »<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">huile vierge</span></span>«
+bezeichnet. Dann gelangen die Trester
+in hydraulische Pressen und liefern ein Öl, das der Seifenfabrikation
+<span class="tei tei-pb" id="page009">[pg 009]</span><a name="Pg009" id="Pg009" class="tei tei-anchor"></a>
+oder auch gewerblichen Zwecken dient. Dann werden
+die Trester mit warmem Wasser angerührt und nochmals gepreßt,
+wandern schließlich oft noch in Fabriken, wo man ihnen den Rest
+ihres Öles durch chemische Mittel entzieht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Speiseöl, das aus der Kelter fließt, muß sorglich geklärt
+werden, bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es
+in dunkle kühle Räume, wo über einander die nöthigen Bottiche
+zur Aufnahme des Öls sich befinden. Das unklare Öl gelangt
+in das oberste Gefäß, fließt aus dem Spundloch desselben durch
+einen durchlöcherten Zinkkasten, der mit Watte ausgekleidet ist,
+in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch Watte
+in einen dritten. Die Watte muß am nämlichen Tage oft
+mehrfach erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das
+Öl in Cisternen, die man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden
+pflegt. Hier steht das Öl wohl an die drei Monate,
+bevor es in Flaschen gefüllt und versandt wird.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+So überreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven,
+wie wir sie in Bordighera hatten ernten sehen, können nur
+ranzige Öle ergeben. Die kleinen Besitzer, welchen die Ölhaine
+hier gehören, liefern ihre Früchte an fremde Mühlen ab und
+pflegen für die Pressung in Oliven oder in Öl zu zahlen.
+Aus den Ölpressen der Mühlen floß zur Zeit unseres Besuches
+eine Flüssigkeit ab, welche alle Bäche von Bordighera in braunen
+Tönen färbte. Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die Mündungsstelle
+jedes Flüßchens als brauner Streifen ziemlich weit im
+Meere ab.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im Alterthum hieß es allgemein, daß der Ölbaum nur
+in der Nähe des Meeres gedeihe. Man rechnete aus, daß er
+sich von demselben nicht über dreihundert Stadien, somit nicht
+über 7-1/2 geographische Meilen entferne. Es ist nicht zu leugnen,
+daß der Ölbaum den Seestrand bevorzugt, doch hängt das
+nicht mit dem unmittelbaren Einfluß der großen Wasserfläche,
+vielmehr mit dem gleichmäßigen Klima zusammen, welches durch
+dieselbe gefördert wird. Denn der Ölbaum kann anhaltenden
+<span class="tei tei-pb" id="page010">[pg 010]</span><a name="Pg010" id="Pg010" class="tei tei-anchor"></a>
+Frost nur sehr schlecht vertragen. Auch bevorzugt der Ölbaum
+den Kalkboden, den er hier an der Riviera reichlich vorfindet. Ein
+besonders günstiges Zusammenwirken von Klima und Boden,
+verbunden mit sorglichster Behandlung der Früchte, ist aber
+erforderlich, damit der Ölbaum ein so feines Öl, wie etwa in
+Apulien, erzeuge.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Mühlen, in welchen das Öl gepreßt wird, sind fast
+immer alte malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen
+in den Schluchten auf, um die Kraft des Baches, der dort
+abwärts braust, zu nutzen. Wie Schwalbennester kleben sie an
+den Felsen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wer zur Frühjahrszeit durch die Olivenwälder um Bordighera
+streift, muß darauf bedacht sein, nicht in die Schußlinie
+der »Cacciatori« zu gerathen. Denn um diese Zeit bewegen
+sich jene durch alle Haine, Gärten und Fluren, um als
+einziges Wild die kleinen Vögel zu erlegen. Für die italienische
+Riviera, wie für Italien überhaupt, hat dieser Sport ganz bedenkliche
+Folgen, da die Vernichtung der Vögel eine entsprechende
+Vermehrung der Insekten nach sich zieht. Nicht nur verschwinden
+aus Italien die heiteren Sänger, welche die Wälder und
+Gärten in anderen Ländern in so lieblicher Weise beleben, sondern
+es nimmt auch die Zahl schädlicher Insekten in bedenklicher
+Weise dort zu. Dem Ölbaum besonders nachtheilig ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Decus
+oleae</span></span>, der sich von dem Fruchtfleisch der Oliven nährt. Er
+wird von den Franzosen <span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">la Mouche</span></span>,
+von den Italienern <span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Macha
+del Olivo</span></span> genannt. Die Fliege legt ihre Eier in ganz junge
+Fruchtanlagen, und die Maden, welche diesen Eiern entschlüpfen,
+leben dann auf Kosten der sich entwickelnden Frucht. Sie verpuppen
+sich schließlich in derselben und verlassen sie als fliegende
+Brut. Gelangen sie mit den Oliven in die Mühle, so leidet
+der Geschmack des Öls von denselben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von einer Wanderung durch die Olivenhaine kehrt man
+wohl stets, mit einem Blüthenstrauß geschmückt, nach Hause.
+Denn sie sind zu verlockend, diese Frühlingsgaben der Flora,
+<span class="tei tei-pb" id="page011">[pg 011]</span><a name="Pg011" id="Pg011" class="tei tei-anchor"></a>
+zu lieblich, als daß man an ihnen so flüchtig vorbeieilen sollte.
+Ueberall stehen unter den Bäumen die dunkelblauen Traubenhyacinthen,
+die bisamartigen Duft verbreiten; besonders schön
+ist die eine Art
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Muscari comosum</span></span>),
+die einen amethystfarbigen
+Schopf über dem sonst unscheinbaren Blüthenstande trägt. Hier
+und dort schaut aus dem Rasen eine blühende Orchidee hervor.
+Meist ist es eine Art der Gattung Ophrys, jener merkwürdigen
+Orchideen-Gattung, deren Blüthen ganz den Insekten gleichen.
+Bei <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ophrys aranifera</span></span> erinnern sie an Spinnen: man meint die
+vorgestreckten Beine und den aufgedunsenen braunen Leib eines
+solchen Thieres zu sehen. Auch
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ophrys Arachnites</span></span>
+ist spinnenähnlich
+und zeigt einen purpurbraunen, grün verzierten Leib.
+Die schönste dieser Ophryden scheint mir aber die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ophrys
+Bertolonii</span></span>, mit dunkelrothen Blüthen, zu sein. Doch Ophrys-Arten
+hat der Nordländer vielleicht schon in seiner Heimath gesehen
+und fesselt ihn daher mehr eine andere Orchidee von ungewohnter
+Gestalt: die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Serapias Lingua</span></span>,
+vielleicht gar <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Serapias
+longipetala</span></span>, deren rothbraune Blüthen, von rothen Deckblättern
+fast verhüllt, nur ihre Lippen nach außen vorstrecken. Mit
+Freuden begrüßt er eine wilde Tulpe
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Tulipa Celsiana</span></span>), deren
+hellgelbe Blüthen sich auf langen Stielen wiegen. Die Siegwurz
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Gladiolus segetum</span></span>) mit rosenrothen, einseitig aufgereihten
+Blüthen tritt ihm auch an zahlreichen Stellen entgegen. In
+seinem Strauß nimmt er dann noch gern das weißblüthige
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Allium neapolitanum</span></span> auf, denn gehört jene Pflanze auch zu
+den Laucharten, so duften doch ihre weißen Blüthenstände in angenehmer
+Weise. Hauptsächlich sind es aber die gelben Tazetten,
+welche dem Strauß Wohlgeruch verleihen, während seine
+Farbenpracht gehoben wird durch eine reiche Auswahl bunter
+Anemonen (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Anemone coronaria</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">hortensis</span></span>).
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ebenso alt als Kulturpflanze wie der Ölbaum ist der
+Weinstock, die beide daher von Alters her zusammen genannt
+werden. – »Zwei Flüssigkeiten thun dem menschlichen Körper
+besonders wohl,« heißt es in der Naturgeschichte des Plinius,
+<span class="tei tei-pb" id="page012">[pg 012]</span><a name="Pg012" id="Pg012" class="tei tei-anchor"></a>
+»innerlich der Wein, äußerlich das Öl; beide stammen aus dem
+Pflanzenreiche und sind vorzüglich, doch das Öl ist das nothwendigere.«
+Das trifft für das Öl heut nicht mehr zu. Im
+Alterthum rieb man sich mit demselben nach dem Bade den
+Körper ein; jetzt wird es äußerlich allenfalls nur noch als
+Marseiller Ölseife angewandt. – Wie in dem Werke des Plinius
+tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben
+dem Ölbaum entgegen. Doch an der Küste selbst herrscht der
+Ölbaum vor. Denn im Gegensatz zum Ölbaum meidet der
+Weinstock die nächste Nähe des Meeres. Andererseits verträgt
+er viel stärkere Gegensätze der Temperatur, so daß seine Cultur
+selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten
+Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preußische Ordensland,
+selbst bis nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so
+viel weiter, nach Westen und Süden zurückgezogen hat, so geschah
+dies nur, weil er in nördlicheren Gegenden ertragsfähigeren
+Producten weichen mußte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Ölbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits
+muß angenommen werden, daß seine Cultur im Orient begann,
+daß Culturformen des Baumes sich von da aus verbreitet
+haben, und schon in vorhomerischer Zeit nach Griechenland gelangten.
+Den Weinstock (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Vitis vinifera</span></span>)
+fanden die Culturvölker
+ebenfalls als wilde Pflanze auf europäischem Boden vor. Ja
+heut noch meint man südlich und nördlich von den Alpen stellenweise
+die Pflanze im ursprünglichen Zustande anzutreffen, doch
+ist es meist schwer zu entscheiden, daß sie nicht verwildert sei.
+Am üppigsten gedeiht die wilde Weinrebe heute um das schwarze
+Meer, und man hat an den südlichen Abhängen der Krim
+Stämme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die Cultur
+des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien
+aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum
+schon die von Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt,
+zeichneten sich aber nicht durch ihre Haltbarkeit aus, so
+<span class="tei tei-pb" id="page013">[pg 013]</span><a name="Pg013" id="Pg013" class="tei tei-anchor"></a>
+daß man sie räuchern mußte. Es geschah das in Rauchkammern
+nach orientalischer und griechischer Sitte. Im Wesentlichen war
+das ein ähnliches Verfahren wie das heutige Pasteurisiren.
+Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60° C. erwärmt,
+um die schädlichen Keime in demselben zu tödten und so
+seine Haltbarkeit zu erhöhen, wurde im Alterthum der Wein in
+wohl verschlossenen Gefäßen durch heißen Rauch erhitzt. Das
+Feuer befand sich in einem unteren Raume, und Rauch und
+Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere Geschoß,
+in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch
+angebrachte Öffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte
+den Geschmack des Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl
+aber mußte das geschehen bei Zusatz von Seewasser zum Most,
+wie er in Kleinasien und Griechenland häufig geübt wurde. Auch
+mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat man die
+Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich
+einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits
+Plinius, daß der bekömmlichste Wein immer derjenige sei,
+dessen Most ohne fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher
+noch so Gesunde, meint er, sollte nicht Scheu haben vor Weinen,
+die Marmor, Gips oder Kalk enthalten? Überhaupt klagt Plinius
+sehr über die Verfälschung der Weine; es sei damit so weit gekommen,
+daß nur der Name des Weinlagers den Preis der
+Weine bestimme und daß man den Most schon in der Kelter
+verfälsche. Daher seien, so wunderlich dies auch klinge, die am
+wenigsten gekannten Weine oft die unschädlichsten. Das Anmachen
+des Weines mit Seewasser wird von Plinius als für
+den Magen vorzüglich gepriesen. An eine bekannte neuere
+Heilmethode erinnert seine Mahnung, daß wer hager werden
+will, während der Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken
+soll. – Durch Einkochen und durch Hinzufügen von Kräutern
+suchte man im Alterthum vielfach die Haltbarkeit der Weine
+zu erhöhen, in ähnlicher Weise wie dies heute durch Zusatz von
+Alkohol geschieht. Daß die Römer Weinschmecker ersten Ranges
+<span class="tei tei-pb" id="page014">[pg 014]</span><a name="Pg014" id="Pg014" class="tei tei-anchor"></a>
+waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller
+hervor. Die Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten
+verglich Virgil bereits mit derjenigen des lybischen Sandes und
+der Meereswellen. Man trank in Rom meist schon ungemischte
+Weine, das heißt ohne den einst üblichen Zusatz von Wasser;
+man kühlte sie mit Eis, versetzte sie öfters mit Gewürzen und
+fing an, nach alten Jahrgängen zu trachten. Guter Wein mußte
+acht bis zehn Jahre alt sein, um geschätzt zu werden, und selbst
+von zweihundertjährigen Weinen sind uns Berichte erhalten. So
+mundete dem Kaiser Caligula (37–41 n. Chr.) Wein vom
+Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich Italien
+zu erinnern wußte. Es war Italien selbst, das zu Plinius'
+Zeiten die geschätztesten Weinsorten producirte, so daß Plinius
+wohl behaupten durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die
+erste Stelle unter allen Ländern ein und sei nur in der Erzeugung
+von Wohlgerüchen von einigen derselben übertroffen:
+es gebe übrigens, fügt er hinzu, keinen Wohlgeruch, der denjenigen
+des blühenden Weinstocks übertreffe. – Auch in der
+römischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter
+Weise zugeschnitten, doch ließ man ihn je nach der Gegend in
+verschiedener Weise wachsen. In Campanien schlang er sich
+empor an der Pappel, umfing sie wie seine Gattin, streckte
+seine üppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen ihre
+Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer,
+zur Arbeit gemiethet, sich außer dem Lohne vom Gutsherrn
+einen Scheiterhaufen und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn
+bei der Weinernte ein Unfall treffen sollte. Anderswo waren
+ganze Landhäuser von den schmiegsamen Aesten eines einzigen
+Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man in den
+Säulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zwölf
+Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog
+man den Weinstock an Pfählen, in noch anderen ließ man ihn
+auf dem Boden kriechen, in all' jener Mannigfaltigkeit der Behandlung,
+die auch heut noch dem Wanderer in Italien auffällt.
+<span class="tei tei-pb" id="page015">[pg 015]</span><a name="Pg015" id="Pg015" class="tei tei-anchor"></a>
+Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben
+aus dem grünen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem
+Glanz, dort endlich in saftigem Grün. An dem einen Orte sah
+man runde, an dem anderen längliche, hier kleine, dort große,
+hier harte und dickschalige, dort saftige und dünnschalige Beeren.
+Manche Trauben hing man im Zimmer an einem Faden auf,
+um sie länger zu erhalten, andere versenkte man in süßen Wein
+und ließ sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es
+Trauben, die man räucherte, ähnlich wie es mit manchen Weinen
+geschah. Plinius erzählt, daß Kaiser Tiberius geräucherte afrikanische
+Trauben ganz besonders liebte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien.
+Nachlässig wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und
+der Most lange auf den Trestern gelassen, damit der Wein jene
+dunkle Farbe erlange, wie sie im Lande beliebt war. Solche
+Weine konnten sich nicht lange halten, wurden von fremden
+Ländern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit beginnt
+sich das zu ändern; Weinbau und Weinbereitung in Italien
+sind in erfolgreichem Aufschwung begriffen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die alte Sitte, den Wein in Schläuchen zu befördern und
+dann in Amphoren aufzubewahren, hat sich jetzt auch im Süden
+verloren. Hölzerne Tonnen, die zur Römerzeit bei den cisalpinischen
+Galliern und den Alpenvölkern in Gebrauch waren,
+fanden ihren Weg damals schon nach Italien.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">III.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Bild von Bordighera schwebt der Erinnerung stets
+umrahmt in Palmen vor, so wie man sich einst die alte syrische
+Stadt Palmyra nicht anders als im Palmenschmuck vorstellen
+konnte. In der That gedeihen nirgends an der Riviera die
+Dattelpalmen besser als in Bordighera. An der Ostseite des
+Cap d'Ampeglio sind wahre Palmenwäldchen zu sehen. Diese
+östliche Bucht ist ganz besonders gegen die Nordwestwinde geschützt.
+Zwischen den Mauern palmenreicher Gärten, über
+<span class="tei tei-pb" id="page016">[pg 016]</span><a name="Pg016" id="Pg016" class="tei tei-anchor"></a>
+welchen schlanke Stämme ihre Krone neigen, empfangen wir
+ganz afrikanische Eindrücke und können vergessen, daß uns die
+volle Breite des Mittelmeeres von dem Lande der Oasen trennt.
+Pietätvoll wandern deutsche Reisende zu jener malerischen Palmengruppe
+hin, die in einer halben Stunde Entfernung, östlich von
+Bordighera, zu Madonna della Ruota den Meeresstrand schmückt.
+Es sind das die Palmen, die Scheffel in seinem Liede »Dem Tode
+nah« besang, und unter welchen er ein Grab sich träumte. Sie
+stehen, einige zwanzig an der Zahl (nicht zwölf, wie es in dem
+Liede heißt), um eine alte Cisterne und erwecken an dem einsamen,
+wilden Orte, von Meereswellen umspült, in der That
+poetisches Empfinden. Daß dieses hier nicht allein ein deutsches
+Gemüth ergreift, geht aus der Schilderung hervor, welche Charles
+Garnier, der Erbauer der Pariser Großen Oper und des Casinos
+in Monte Carlo, von diesem Ort in seinen
+»<span lang="fr" class="tei tei-title" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">motifs artistiques de
+Bordighera</span></span>« entwirft. Der Stil der Schilderung ist freilich etwas
+überschwänglich und erinnert an jene Verzierungen, welche die
+Garnier'schen »Prachtbauten« überreich schmücken: »<span class="tei tei-q">Das ist der
+Ort, wohin ihr ziehen müßt, ihr Künstler; das ist die Stätte,
+die ihr sehen müßt, ihr Poeten; das ist der Erdwinkel, der euch
+fesseln muß, ihr Alle, die ihr nach lebendigen und mächtigen
+Eindrücken strebt, und die ihr findet, daß unser Herz höher
+schlägt im Anblick der Natur! Werden Erinnerungen an den
+Orient in euch schon wachgerufen, wenn ihr das alte Bordighera
+und seine Umgebung durchwandert, so steht ihr hier nicht mehr
+vor dem Vergleich, nicht mehr vor Ähnlichkeiten, nein, ganz
+Judäa findet sich in diesem Eindruck verkörpert. Das ist der
+Brunnen der Samariterin, der Brunnen der Rebecca; das sind
+die Juden, die Apostel, das ist Jerusalem, Nazareth, Bethlehem,
+die sich euch offenbaren in jenem bescheidenen Flecken bordigherischen
+Vorgebirges.</span>« – Die sturmgepeitschten Palmen um diese
+alte Cisterne, mit dem unvergeßlichen Hintergrund des Meeres,
+haben zahlreichen Malern schon das Motiv zu stimmungsvollen
+Bildern gegeben. Es verursachte daher in Künstlerkreisen einige
+<span class="tei tei-pb" id="page017">[pg 017]</span><a name="Pg017" id="Pg017" class="tei tei-anchor"></a>
+Aufregung, daß der Ort, vom deutschen Kunstgärtner Ludwig
+Winter angekauft, in einen Garten verwandelt werden sollte.
+Die endliche Verwerthung des Grundstückes in so dicht bevölkerter
+Gegend war aber nicht zu vermeiden; es muß noch als ein besonders
+glücklicher Zufall angesehen werden, daß dieser schöne
+Flecken Erde in kunstsinnige Hände gelangte. Herr Winter hat
+dem äußersten Vorsprung des Vorgebirges, das die Scheffel-Palmen
+trägt, seinen ursprünglichen Charakter gelassen und den Garten
+harmonisch zu der Umgebung gestimmt. – Anemonen, Reseda,
+Nelken und üppig blühende Rosensträucher decken jetzt den Abhang;
+große Palmen, die man hierher verpflanzte, entspringen
+dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten Wasserbehälter,
+wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola errichtet,
+zu deren Säulen die Palme den architektonischen Gedanken
+gab.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen
+Königstöchtern verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den
+bordigherischen Gärten kommt aber so edle Gestalt zu. Es
+hängt das mit der Behandlung zusammen, welche die meisten
+Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljährig einen
+Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt
+schon im sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus V. das
+Privilegium, Palmenwedel für den Palmsonntag nach Rom zu
+liefern, angeblich eine Belohnung für den Schiffscapitän Bresca,
+der im Jahr 1586, während der Aufstellung des Obelisken
+auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
+drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: »Wasser auf die Taue!«
+dem Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die
+Familie Bresca ließ ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen
+sandig-lehmigen Boden die Dattelpalme besser als in dem
+schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So reicht die
+Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurück, und
+auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel
+zur Feier des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel
+<span class="tei tei-pb" id="page018">[pg 018]</span><a name="Pg018" id="Pg018" class="tei tei-anchor"></a>
+hat die christliche Kirche, wie so viele andere Symbole,
+der Bildersprache des Orients, des Heidenthums und des Judenthums
+entnommen, und wie Palmenwedel bei den Festen des
+Osiris in Ägypten, bei dem feierlichen Einzuge der Könige
+und der Königshelden in Jerusalem und bei den olympischen
+Spielen prangten, so schmücken sie heute noch am Palmsonntag
+die Altäre katholischer Kirchen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Statt frei in den Lüften ihre Wedel zu schaukeln, müssen
+die meisten Palmen zur Herbstzeit es erdulden, daß ihre Krone
+im Innern pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese
+Behandlung bezweckt eine bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden
+Wedel. Nicht alle Palmstämme sind für diese Behandlung
+gleich geeignet, und unter den geeigneten werden noch
+solche unterschieden, die mehr für den katholischen und solche,
+die mehr für den jüdischen Ritus sich schicken. Denn auch die
+Juden brauchen Palmenwedel bei dem Laubhüttenfest. Der
+Bordighese bezeichnet kurzweg die eine Dattelpalme als
+»<span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Cattolica</span></span>«,
+die andere als »<span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Ebrea</span></span>«. – Die Blätter der katholischen Palme
+sind schlanker, die der jüdischen kürzer und gedrungener. An
+der katholischen Palme bindet man die mittleren Wedel fest zusammen,
+damit die neuen Wedel bei thunlichstem Lichtabschluß
+sich entwickeln und so möglichst farblos bleiben. Denn bei der
+Feier des Palmsonntags sollen sie nicht allein ein Siegeszeichen,
+sie sollen auch ein Bild himmlischer Reinheit sein. Im Dunklen
+werden solche Wedel auch schlank und lang; sie laufen spitz an
+ihren Enden aus und bleiben biegsam und weich, so daß sie
+leicht in beliebige Formen geflochten werden können. An den
+jüdischen Palmen werden die älteren Blätter weniger stark verbunden,
+das Licht ist somit von den jüngeren Blättern nicht
+ganz ausgeschlossen, diese können daher auch ergrünen. Sie
+bleiben zugleich kürzer, schließen mit stumpfer Spitze ab und
+werden härter. Mit dem Palmenwedel verbinden die Juden
+beim Laubhüttenfest die Myrte und die Bachweide zum Feststrauß
+und halten, während dieser in der rechten Hand geschwungen
+<span class="tei tei-pb" id="page019">[pg 019]</span><a name="Pg019" id="Pg019" class="tei tei-anchor"></a>
+wird, einen »Paradiesapfel« in der Linken. Das
+Laubhüttenfest ist ursprünglich das Erntefest der Juden. Es
+verlor aber in den fremden Ländern diese seine Bedeutung und
+behielt nur die andere historische, die ihm ebenfalls von Alters
+her zukam, eine Erinnerung an den göttlichen Schutz während
+der Wüstenwanderung zu sein. Die Wahl der vier »Arten«
+im Feststrauß hat die mannigfaltigsten symbolischen Deutungen
+erfahren; sie mochte vielleicht ursprünglich die Vegetation Palästina's
+versinnbildlicht haben. Durch religiöse Vorschriften
+wurden die vier »Arten« späterhin in starre Formen gefaßt,
+und wie der Palmenwedel, so müssen auch die Myrtenzweige
+und die Bachweide ganz bestimmte Gestalt besitzen. Die Myrten
+im Besonderen werden für die rechtgläubigen Juden in genau
+vorgeschriebenen Formen gezogen. Der Zweig muß eine Höhe
+haben, die drei Handbreiten gleichkommt und die Blätter in
+dreigliedrigen Wirteln tragen. Sind die Wirtel aufgelöst, d. h.
+die Blätter nicht zu dreien in gleicher Höhe befestigt, so ist der
+Zweig unbrauchbar. Eher geht es an, einen Zweig zu benutzen,
+der die Blätter nur zu zweien in gleicher Höhe trägt. Ein
+solcher Zweig ist im Nothfall zulässig, steht aber im Preise weit
+hinter der wahren »Hadassah« zurück.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen,
+welche der Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In
+nordischen Ländern hat der Buchsbaum, ja selbst der kätzchentragende
+Weidenzweig, das Palmenblatt ersetzt. An der Mosel
+wird der Buchsbaum geradezu als »Palm« bezeichnet, und auch
+die aus Weiden gebundenen Festzweige heißen Palmen in
+slawischen Ländern.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Palmen hatten im Winter 1890/91 eine schwere Probe
+an der Riviera zu bestehen, als das Thermometer für mehrere
+Stunden auf 6° C. unter 0 gesunken war. Besonders bewährten
+sich bis jetzt im bordighesischen Klima, außer den Dattelpalmen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Phoenix dactylifera</span></span>),
+die canarische <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Phoenix canariensis</span></span>,
+die
+kalifornische <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pritchardia filifera</span></span>,
+die australische <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Livistona australis</span></span>
+<span class="tei tei-pb" id="page020">[pg 020]</span><a name="Pg020" id="Pg020" class="tei tei-anchor"></a>
+und die chinesische
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chamaerops excelsa</span></span>. Daß außerdem
+die Zwergpalme, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chamaerops humilis</span></span>,
+gut in Bordighera
+gedeihe, ist nicht wunderbar, da sie der Mittelmeerflora thatsächlich
+angehört; sie ist unsere einzige europäische Palme, in
+Sicilien heimisch. In Algier deckt sie große Flächen. Man
+suchte sie dort auszurotten, um den Boden für neue Culturpflanzen
+zu gewinnen, jetzt sorgt man für ihre Verbreitung.
+Vom lästigen Unkraut, als welches sie betrachtet wurde, ist sie
+zu einer wichtigen Nutzpflanze avancirt. Entsprechend zubereitet,
+liefern nämlich die Blätter der Zwergpalme sehr elastische Fasern,
+die gleich Pferdehaaren zum Ausstopfen der Möbel und Matratzen
+dienen können. Den Pferdehaaren gegenüber zeichnen sie sich
+nicht nur durch ihre Billigkeit, sondern auch dadurch aus, daß
+sie nicht von Motten befallen werden. Im Gegensatz zu den
+Phoenix-Arten, die gefiederte Blätter besitzen, sind die Pritchardien,
+Coryphen, Chamaerops-Arten mit fächerförmigen Blättern versehen.
+Ihr Aussehen weicht somit nicht unwesentlich von demjenigen
+der Dattelpalmen ab, so daß ihre Acclimatisation an
+der Riviera auch in landschaftlicher Beziehung als ein Gewinn
+betrachtet werden kann. Zu bedeutender Höhe ist in zahlreichen
+Gärten die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chamaerops excelsa</span></span>
+bereits emporgewachsen. Sie
+gehört zu den härtesten der eingeführten Arten, so daß sie ohne
+Bedeckung selbst das Klima der Insel Wight verträgt. <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pritchardia
+ filifera</span></span> ist der zahlreichen weißen Fäden wegen, die den Blatträndern
+entspringen, sehr beliebt, verbreitet sich demgemäß auch
+rasch an der ganzen Riviera. Zu den häufigsten Palmen dürfte
+dort auch bald die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Phoenix canariensis</span></span> gehören, welche der
+Dattelpalme sehr ähnlich ist, sich aber vor ihr durch gedrängteren
+üppigeren Wuchs und kräftigere Blattentwickelung auszeichnet. –
+An geschützten Stellen der Riviera gedeihen auch verschiedene
+Arten der Palmengattung Cocos, so
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cocos flexuosa</span></span>, und
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Romanzoffiana</span></span> mit äußerer eleganter Tracht, auch die blaugrüne
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cocos australis</span></span>. Die echte
+Cocospalme (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cocos nucifera</span></span>),
+welche die Cocosnüsse liefert, kommt hier hingegen, sowie auch
+<span class="tei tei-pb" id="page021">[pg 021]</span><a name="Pg021" id="Pg021" class="tei tei-anchor"></a>
+an den Südrändern des Mittelmeers, nicht fort. Ihre Cultur
+ist nur innerhalb der Wendekreise möglich. In der Form ihrer
+Blätter stimmen die Cocospalmen mit den Dattelpalmen überein.
+Ähnliche Blätter haben auch die Areca-Arten
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Areca
+ sapida</span></span>, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Baueri</span></span>),
+welche an der Riviera gut aushalten. Es
+sind das nahe Verwandte der Betelnußpalme
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Areca catechu</span></span>),
+welcher die Betelnüsse entstammen, jene Nüsse, die mit Kalkpulver
+bestreut, und in Blätter des Betelpfefferstrauchs
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Piper
+Betle</span></span>) gewickelt, von Jung und Alt in Südasien gekaut werden.
+Zu den Palmen mit fächerförmigen Blättern, welche die Gärten
+der Riviera zieren, gehören auch zwei Livistona-Arten, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Livistona chinensis</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">australis</span></span>, mit mächtigen Blättern,
+Palmen, die häufig in unseren Gewächshäusern anzutreffen sind.
+Schön macht sich unter den anderen Fächerpalmen der Riviera
+die blaugrüne <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Brahea Roezli</span></span>,
+dann die stattlichen Sabal-Arten,
+deren zähe Fasern für Seilerwaaren, Hüte, Körbe und Säcke
+verwandt werden, auch die wichtige Carnaubapalme Brasiliens,
+die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Copernicia cerifera</span></span>. Mit den Blättern dieser Palme wird
+in der brasilianischen Provinz Ceara ein großer Theil der Hütten
+gedeckt, ihre Fasern ähnlich wie Stroh verwandt, der harte
+Stamm liefert Bau- und Tischlerholz, die Wurzeln ein Heilmittel,
+die bitteren Früchte dienen als Nahrung, aus dem Saft
+wird Sirup und Arrak bereitet, kurzum diese Palme zeigt uns
+so recht ein Bild von dem Nutzen, den eine einzige Art dieser
+segensreichen Pflanzenfamilie in den Tropen stiften kann. Ihren
+Artennamen <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">cerifera</span></span>,
+sowie ihren deutschen Namen dankt aber
+die Wachspalme ihrem wichtigsten Erzeugniß, dem vegetabilischen
+Wachs, das sie in Schuppenform aus ihren Blättern ausscheidet.
+Diese Schuppen werden von jungen, getrockneten Blättern abgeklopft
+und dann in Wasser gekocht, auf dessen Oberfläche das
+flüssige Wachs sich sammelt. Man versetzt es mit Talg und
+formt es zu Kerzen, welchen beim Brennen ein angenehmer Duft
+entströmt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bordighera begnügte sich nicht damit, seine Palmwedel für
+<span class="tei tei-pb" id="page022">[pg 022]</span><a name="Pg022" id="Pg022" class="tei tei-anchor"></a>
+Cultuszwecke zu ziehen, es suchte sie auch im Kunsthandwerk zu
+verwerthen. So entstand die Palmenflechterei, die in letzter
+Zeit Dank dem Winter'schen Einfluß, eine ungeahnte Entwickelung
+nahm. In der Winter'schen Kunstgärtnerei wird jetzt
+die Palmenflechterei im Großen betrieben. Die Dattelpalme,
+die Chamaerops-Arten,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Livistona australis</span></span> und
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pritchardia
+filifera</span></span> geben im Besonderen das Material dazu her. Zur
+Verwendung kommen Blattspreiten, Blattstiele und Blattscheiden
+dieser Pflanzen, und wo Behälter nöthig, helfen auch wohl
+Flaschenkürbisse aus. Alle Theile der Palmen werden entsprechend
+gebogen und dann getrocknet, und hierauf zu Blumenvasen,
+Ampeln, Körbchen, Fruchtschalen, Lichtschirmen und anderen
+zierlichen Gegenständen stilgerecht vereint.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus
+der neuen Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, daß
+die langen großen Fäden am Blattrand der Pritchardien für
+Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie zwicken sie ab und
+tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr flüchtiges Heim
+zu flechten. –
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">IV.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die zahlreichen Ausflüge, die sich landeinwärts von den
+Stationen der Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandbüchern
+bis jetzt eine höchst unvollkommene Behandlung
+erfahren. Meist findet man in denselben nur eine Aufzählung
+der etwa zu besuchenden Orte, wobei die nächste, oft lohnendste
+Umgebung vernachlässigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht immer
+lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit
+der Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera
+erstreckt, die Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten
+Auskunft über den Weg und niemals über die Schönheit desselben
+zu ertheilen vermögen, so wären grade für jene Gegenden
+gut orientirende Reisebücher sehr erwünscht. Unter den gegebenen
+Umständen kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera
+<span class="tei tei-pb" id="page023">[pg 023]</span><a name="Pg023" id="Pg023" class="tei tei-anchor"></a>
+denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unnütz umherzuirren,
+in all' die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+So müßte jeder Reisende, der für Naturschönheit empfänglich
+ist und einige Mühe nicht scheut, von Mentone über Gorbio
+nach Roccabruna wandern. Meist begnügt sich aber selbst der unternehmendste
+Tourist mit einem Ausflug nach Castellar und kommt
+im Gorbiothal nicht über Gorbio hinaus, weil er nicht weiß,
+daß er seinen Weg dort fortsetzen sollte. Und doch entfaltet sich
+erst jenseits von Gorbio die volle Pracht der großartigen Landschaft.
+Der ganze Ausflug dürfte fünf Stunden in Anspruch
+nehmen; es empfiehlt sich, ihn am Nachmittag zu unternehmen.
+Bis nach Gorbio führt jetzt eine schöne Fahrstraße. Sie beginnt
+zu steigen am Alexandra-Hôtel und folgt in zahlreichen
+Windungen dem Thale. Dieses Thal ist überaus fruchtbar;
+ein ansehnlicher Bach durchströmt dasselbe. Erst ist es breit,
+verengt sich, indem es aufsteigt. Villengärten stoßen an die
+Straße, dann bescheidene Bauerngüter. Blühende Pflanzen
+neigen sich über die Mauern vor. Erst die vornehmen Pflanzen
+der Reichen; dann der Goldlack, die Levkoye, die Pelargonie
+und die Anemonen, die auch der Ärmere sich zieht. Einzelne
+Cypressen, oft umrankt von Rosen, ragen hier und dort aus
+den Gärten vor und mahnen nicht selten an orientalische Landschaft.
+Citronen- und Orangengärten folgen aufeinander, dann
+Feigenbäume. Höher hinauf beginnen sich vereinzelt auch unsere
+Obstbäume zu zeigen. Sie stehen im Blüthenschmuck. Eigentlich
+ist ihnen auch in dieser Höhe noch zu warm, sie gedeihen
+gut erst bei Sant' Agnese, jenseits der Felsen, die das Thal im
+Norden sperren. Im Thale von Gorbio lohnt es sich, Pflanzen
+zu sammeln. Ardoino, der Verfasser der Flora der Seealpen,
+gibt für die Thäler, die bei Mentone münden, mehr als tausend
+verschiedene, wild wachsende Arten an. Man müßte fast ganz
+Irland und Schweden durchstreifen, um ebenso viel verschiedene
+Pflanzen zu finden, als hier auf etwa fünfzehn Quadratmeilen
+beisammen wachsen. – Ungewöhnlich reich sind die Thäler von
+<span class="tei tei-pb" id="page024">[pg 024]</span><a name="Pg024" id="Pg024" class="tei tei-anchor"></a>
+Mentone an Orchideen, und diese blühen ja fast sämmtlich im
+Frühjahr. Viele sonst seltene Farne sind hier auch zu finden.
+Der Botaniker sucht mit Vorliebe nach einem kleinen Nacktfarn,
+der zu derselben Gattung wie die Gold- und Silberfarne unserer
+Gewächshäuser gehört, der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Gymnogramme leptophylla</span></span>. Der
+Pflanzenliebhaber freut sich mehr noch über das
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Adiantum
+Capillus Veneris</span></span>, das Venushaar, das mit seinen zarten Wedeln
+die feuchten Vertiefungen der Felsen ziert. – Ein alter gepflasterter
+Weg kürzt oben im Thale die neue Straße von
+Gorbio ab. Er steigt in Olivenhainen empor. An einer seiner
+Windungen taucht plötzlich Gorbio auf, ganz in der Nähe. Es
+krönt einen steilen Hügel, der von Oliven bedeckt ist. Ein
+Amphitheater mächtiger zackiger Felsen umrahmt dieses Bild
+von seltener malerischer Schönheit. – Wir steigen auf zu dem
+Orte, durchschreiten den Platz, dem eine alte Ulme ihren Schatten
+spendet, wenden uns dann links und schlagen den Fußweg ein,
+der, an einem offenen Brunnen vorbei, der Berglehne folgt.
+Nach kaum halbstündigem Aufstieg haben wir das weit sichtbare
+Kreuz erreicht, das hoch oben, am vorspringenden Bergesrande
+dem Wetter trotzt. Bei stark wehendem Mistral ist es
+kaum möglich, an jener Stelle zu weilen; das zersplitterte Kreuz,
+welches nur noch einen seiner Arme gegen den Himmel streckt,
+zeugt von der Gewalt der Stürme, die dort oben hausen.
+Bereits von diesem Kreuze aus ist der Blick überwältigend
+schön. Er umfaßt die sämmtlichen Thäler, die bei Mentone
+münden. Auf den Höhen sieht man jene wilden Ortschaften
+thronen, Burgen der Grimaldi und der Lascaris, die einst diese
+Thäler beherrschten; man umspannt mit dem Blicke den ganzen
+Halbkreis steil aufsteigender Berge, welche die Thäler mächtig
+umfassen und eine undurchdringbare Schranke für das Auge
+bilden, das hingegen nach Süden zu unbegrenzt über dem
+blauen, endlosen Meere schweift. Eine weitere Steigerung der
+Eindrücke hält man nicht für möglich, man kann sich schwer
+von dieser Stelle trennen, und doch gewinnt das Bild noch an
+<span class="tei tei-pb" id="page025">[pg 025]</span><a name="Pg025" id="Pg025" class="tei tei-anchor"></a>
+erhabener Größe, betrachtet von dem Bergrücken, der jetzt in
+südlicher Richtung nach Roccabruna führt. Dann verschieben
+sich gegen einander, wie mächtige Decorationen, die Felsriesen,
+die den Hintergrund der Thäler schließen, und die Umrisse des
+Bildes werden immer reicher, immer bewegter. Bald tritt im
+Mittelpunkte der Landschaft, am Nordabhange des mächtigsten
+dieser Berge, Sant' Agnese hervor, ein ansehnliches Dorf, das
+in schwindelnder Höhe, wie ein Schwalbennest am Felsen, über
+dem Abgrund zu hängen scheint. Wer konnte das Dasein dieses
+Ortes ahnen; ist er doch gegen das Meer hin von dem Felsen
+ganz verdeckt, an den er sich klammert. Dieser Felsen sollte
+ihn auch schützen und verbergen vor den spähenden Blicken der
+Saracenen, welche einst das tyrrhenische Meer durchkreuzten.
+Und doch war es ein Saracenenhäuptling Harun, der im zehnten
+Jahrhundert, der Sage nach, die Burg erbaute, deren Ruinen
+den Bergesgipfel krönen. Doch nicht als Feind kam er hierher,
+sondern von der Liebe zu einer Christin überwältigt, die er,
+selbst zum Christenthum bekehrt, zu seiner Gattin machte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Selbst wer den schönsten Theil Süditaliens kennt, wird sicher
+die volle Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft
+empfinden. Und wie wird der Eindruck noch gesteigert,
+wenn gegen Sonnenuntergang sich die Gipfel der Berge zu
+röthen anfangen, lange dunkle Schlagschatten in die Thäler
+fallen und Sant' Agnese in goldigem Licht auf dem grauen
+Fels zu glühen beginnt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Doch die Zeit drängt, denn die Sonne im Westen ist lange
+schon hinter der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Tête de chien</span></span> verschwunden; die Nachtschatten
+senken sich hinab in die Schluchten, während ein langer steiniger
+Weg uns von Cabbe-Roquebrune, der Eisenbahnstation, noch
+trennt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein
+botanischer Genuß. Über einer hohen Mauer am Abhang
+stehen mächtige Judasbäume
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cercis siliquastrum</span></span>) und senken
+abwärts ihre blüthenbeladenen, noch laubfreien Zweige. Die
+<span class="tei tei-pb" id="page026">[pg 026]</span><a name="Pg026" id="Pg026" class="tei tei-anchor"></a>
+schönen, dicht gedrängten Blüthen entspringen auch dem alten Holze,
+so daß die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde erscheint,
+von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in Südeuropa
+zu Hause, sehr häufig sieht man ihn in Palästina die Gärten
+um Jerusalem schmücken, was wohl Veranlassung zu der Sage
+gab, Judas habe sich an demselben erhängt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">V.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bezaubernd schön ist Mentone, wenn man es vom Pont
+St. Louis aus betrachtet. Das Bild gehört zu den eindrucksvollsten
+der ganzen Riviera. Doch muß man es am Morgen
+betrachten, wenn die Sonne das alte Mentone von Osten her
+bescheint. Man folgt von Mentone aus in östlicher Richtung
+der Landstraße und wählt ihren linken Arm, dort, wo sie sich
+gabelt. Man steigt dann sanft in die Höhe, zwischen Villen
+und Mauern. Gibt es nicht zu viel Staub auf der Straße, so
+ist diese Wanderung ein Genuß. Denn die angrenzenden Gärten
+strotzen von üppigen Gewächsen, und überall drängt sich der
+Überfluß derselben bis auf die Straße. Die Pflanzen finden
+keinen Platz mehr in der eingeengten Umfriedung und streben
+hinaus ins Freie. Rosenrothe und feuerfarbige Pelargonien
+neigen sich über das Gitter, dort hängt ein Rosenstrauch über
+dasselbe hinaus und trägt unzählige Blüthen. Weiter ist eine
+ganze Mauer bis unten hinab mit einem epheublätterigen Kranichschnabel,
+dem <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pelargonium peltatum</span></span>, bedeckt, welcher so üppig
+blüht, daß die Blätter unter den blaßrothen Blüthen verschwinden.
+Jener Strauch, der im graziösen Bogen über eine
+andere Mauer sich beugt und ährenförmige Rispen gelber Blüthen
+trägt, ist eine chinesische Buddleia
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Buddleia Lindleyana</span></span>). Die
+ganze Straße duftet jetzt nach Heliotrop, der an dem Geländer
+emporklettert; weiter ist es wieder eine Pergola safrangelber
+Rosen, welche der Straße folgt. Mit ihren fleischig dicken
+Stengeln und Blättern und ihren großen rothen oder gelben
+Blüthen schmückt dort die Mittagsblume
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mesembryanthemum
+</span><span class="tei tei-pb" id="page027">[pg 027]</span><a name="Pg027" id="Pg027" class="tei tei-anchor"></a><span style="font-style: italic">
+acinaciforme</span></span>) eine Mauer. Dann schließen Citronen- und
+Orangenbäume sich an, die mit Früchten reich behangen, auch
+schon ihre duftigen Blüthen entfalten. Wir kommen an dem kleinen
+französischen Zollhaus vorbei und erreichen alsbald unser Ziel.
+In kühnem Bogen schwebt die Brücke San Luigi über der
+Schlucht, welche Frankreich von Italien trennt. Der Blick von
+hier auf Mentone ist in der That von ergreifender Schönheit.
+Die alte Stadt deckt einen schmalen Grat, der sich bis zum
+Meere senkt. Dicht gedrängt steigen die Häuser an ihm auf,
+über- und nebeneinander. Alle sind sie im italienischen Style
+gebaut, mit Loggien, Balkonen und Terrassen, trotzdem alle verschieden
+an Gestalt und Größe, scheinbar gesetzlos zu einer
+einzigen Masse vereint. Jedes zeigt eine andere Färbung; im
+hellen Glanz der Sonne verschmelzen aber die Gegensätze und
+die ganze Stadt leuchtet fast weiß in die Ferne. Aus der
+Häusermasse ragt die Kirche mit ihrem schlanken Glockenthurm
+hervor. Und welch eine großartige Einfassung zeigt dieses Bild!
+In weiter Ferne, kaum noch sichtbar, profilirt sich im nebeligen
+Umriß das zackige Esterel. Dann weicht die Küste vor dem
+Meere zurück und erst die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Tête de chien</span></span> über Monaco bietet ihm
+wieder Trotz. Sie scheint an der Küste Wache zu halten. Dann
+folgen mächtige, majestätische Berge und rücken immer näher auf
+Mentone zu. Das Cap Martin streckt sich wie ein grünsammetnes
+Band vor in die blaue See, und hinter Mentone
+steigen die zackigen Felsenriesen auf und leuchten in der Sonne
+im bläulichen Grau. Dann folgen tiefer grüne Schluchten, wo
+helle Olivenhaine mit dunklen Citronengärten abwechseln und
+an den Abhängen weiße Dörfer verborgen im Laub. Kahle
+Bergrücken glänzen grell in der Nähe, von grünen Kiefernwäldern
+stellenweise wie von Oasen bedeckt. Der Vordergrund
+entzückt uns durch seine Farbenpracht, denn der untere Theil der
+Schlucht, über der wir schweben, ist in einen Garten verwandelt.
+In Stufen steigt er auf, und der Boden verschwindet ganz
+unter Blüthen. Hell- und dunkelrothe Geranien, dicht aneinander
+<span class="tei tei-pb" id="page028">[pg 028]</span><a name="Pg028" id="Pg028" class="tei tei-anchor"></a>
+gedrängt, kugelige Chrysanthemum-Sträucher
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chrysanthemum
+frutescens</span></span>) mit tausenden von Blüthen wie mit weißen Sternen
+übersäet. Dann ein Judasbaum, ganz in Blüthen gehüllt, der
+seine rosenrothen Aeste über die weißen Chrysanthemen neigt.
+Ein gelbblüthiger Rosenstrauch, der den rosenrothen Judasbaum
+erklimmt; schlanke Bambusen wie Federbüsche in die Lüfte
+ragend; daneben Fächerpalmen. Dunkelgrüne, schlanke Cypressen;
+ein Pfefferbaum mit hellgrünen, zartgefiederten Blättern an den
+hängenden Aesten; dunkelrothe Bougainvilleen an den aufsteigenden
+Wänden: ein wahres Kaleidoskop. Hohe Dattelpalmen
+ragen aus der Schlucht hervor und umrahmen das Bild von
+Mentone, phantastische Opuntien nächst der Brücke bilden den
+ersten Vordergrund. Und dieses ganze farbenreiche Bild taucht
+mit seinem Rande in die dunkelblaue Fluth. Eine frische Brise
+weht uns vom Meer entgegen, der Frühling blickt mit allen seinen
+Blumenaugen aus der Schlucht empor. Es stimmt so harmonisch
+und heiter dieses hehre Bild. Daher wir es auch vergessen
+möchten, daß dort über Mentone, wo weiße Steine und dunkle
+Cypressen zwischen grauen Mauern sich erheben, ein Ort der
+Trauer ist. Ein Schloß der Grimaldi stand einst auf dieser
+Höhe, zwischen seinen Trümmern und Umfassungsmauern ist
+dann der Friedhof entstanden. Er beherrscht diesen sonnigen
+Strand, wie einst die mächtige Burg ihn beherrschte: ein Wahrzeichen
+des heutigen Mentone. Ich suche die Gedanken von
+dieser Stelle abzuwenden, doch unablässig kehren sie zu derselben
+zurück. Denn trauriger hat mich ein Friedhof nie gestimmt
+wie dieser dort, mit seinen in Blumen ganz versteckten
+Gräbern. Kaum kann es einen mächtigeren Widerspruch geben
+zwischen der freudig sonnigen Natur und dem jähen Tode.
+Dieser Gegensatz preßt Einem das Herz zusammen. Und aus
+allen Theilen der Welt eilten jene zusammen, die auf diesem
+Friedhof ruhen. In der Blüthe der Jahre, fern von ihrer
+Heimath, legten sie sich unter Jasmin und Rosen zu ewigem
+Schlaf. Ob ihnen wohl die Erde leichter wird, weil die Blumen
+<span class="tei tei-pb" id="page029">[pg 029]</span><a name="Pg029" id="Pg029" class="tei tei-anchor"></a>
+nie auf derselben verwelken? Die Rosen im besondern drängen
+sich dort überall vor: weiße, gelbe, blutigrothe, und sie verbreiten
+einen betäubenden Duft. Als ich einst diesen Friedhof besuchte,
+da strahlte die Welt in Frühlingsglanz und jauchzte es von
+Leben in den Lüften. Da war es besonders traurig zwischen
+diesen blumenreichen Gräbern. Auf einem frisch errichteten
+Denkmal saß ein junger Bildhauer, meißelte das Antlitz eines
+zarten Mädchens in den Stein und sang dazu ein fröhliches
+Lied. Ich blieb vor dem Grabe lange stehen: es war wie in
+einer Shakespeare'schen Tragödie.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Hoch ragen über der Brücke San Luigi die zackigen Felsen
+empor, welche die Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier
+plötzlich auf, unvermittelt in romantischer Wildniß. Ein einzelner
+Felsenkegel erhebt sich aus ihrer Mitte und endet mit spitzem
+Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in den Stein. Rosmarin
+und Wolfsmilch, Wachholder und großblüthige Malven
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Lavatera maritima</span></span>) klammern sich an jeden Vorsprung der
+Felsen an und beleben ihre Eintönigkeit. Unten grünt Alles von
+üppigem Pflanzenwuchs. Ein kleiner Bach rauscht abwärts in
+den Felsenspalten und bildet dann zierliche Wasserfälle. Ein
+Theil des Wassers wird in einen kleinen Aquäduct gefaßt, der in
+malerischen Windungen abwärts läuft, dann mit gewölbtem
+Bogen den Bach überschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in
+diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration!
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+An jener so überaus warmen Stelle der Riviera bildet diese
+Felsenschlucht wohl noch den wärmsten Ort. Durch hohe Berge
+geschützt und umfaßt, steht sie den südlichen Winden nur offen.
+In dieser Schlucht beginnen schon im December die Veilchen zu
+blühen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die Eidechsen sollen
+ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets Ueberfluß.
+Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt
+ihr Netz auch im Winter, um sie zu fangen.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page030">[pg 030]</span><a name="Pg030" id="Pg030" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VI.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Niemand sollte es versäumen, von Bordighera oder von
+Mentone aus, einen Ausflug nach La Mortola, dem Garten des
+Herrn Thomas Hanbury, zu unternehmen. Der Eintritt wird
+Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung von je einem
+Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Unterstützung des
+Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im
+Garten machen will, erhält hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubniß.
+Früher Eigenthum der Familie Orengo in Ventimiglia,
+trägt auch heute noch die schöne Villa im Garten, welche Herr
+Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo.
+Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war
+sie von einem mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat
+sie in den feenhaften Garten verwandelt, der jetzt den Besucher
+entzückt. Der Garten deckt eine Fläche von ungefähr vierzig
+Hektaren und fällt von der Kunststraße, welche das Dorf Mortola
+in hundert Meter Höhe durchzieht, bis zum Meere ab. Die in
+dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung
+anlehnt, gewährt ihr Schutz gegen die Winde und ermöglicht
+die Entwickelung einer so üppigen Vegetation, wie sie auch an
+der Riviera kaum ihres gleichen findet. Freilich mußte durch
+künstliche Bewässerung vorgesorgt werden, daß die lange Dürre
+des Sommers nicht verhängnißvoll für die Pflanzen werde.
+Denn man rechnet in La Mortola über zweihundert Tage im
+Jahr, an welchen der Himmel völlig wolkenlos bleibt, und auch
+innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig
+Regentage.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es wäre ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle
+alle die zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten
+von La Mortola birgt. Es kommt mir nur darauf an, die
+Reichhaltigkeit desselben hervorzuheben. Was aber diesen Garten
+insbesondere belehrend macht, ist der Umstand, daß alle Pflanzen
+Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der abgekürzte Name
+des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die Familie,
+<span class="tei tei-pb" id="page031">[pg 031]</span><a name="Pg031" id="Pg031" class="tei tei-anchor"></a>
+der sie angehören, angegeben ist. So kann jeder Besucher des
+Gartens erfahren, wie die Pflanze heißt, die ihm durch ihre
+Schönheit oder ihren Wohlgeruch auffällt, eine Pflanze, nach
+deren Namen er vielleicht vergeblich schon in manchem anderen
+Garten der Riviera forschte. Herr Hanbury ist bemüht, seinem
+Garten auch wissenschaftlichen Werth zu verleihen und sucht unaufhörlich
+neue, interessante, technisch wichtige oder durch ihre
+Heilkraft ausgezeichnete Gewächse für denselben zu erwerben.
+Ein kenntnißreicher deutscher Gärtner, Gustav Cronemeyer, stellte
+vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichniß aller Pflanzen
+des Gartens auf. Dieses Verzeichniß umfaßt über 3600 Arten.
+Es wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit
+der Aufforderung, aus den Schätzen des Gartens für wissenschaftliche
+Zwecke zu schöpfen. Auch die Samen und Früchte
+des Gartens erntet man alljährig, um sie wissenschaftlichen
+Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury gleichzeitig
+stattliche Schulgebäude in La Mortola errichtet, da er neuerdings
+auch ein schönes botanisches Institut in Genua erbauen ließ,
+um es der dortigen Universität zu schenken, so läßt sich wohl
+behaupten, daß er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von
+seinen Reichthümern macht. Leider ist der eifrige Leiter des
+Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem gestorben, und gewährt
+es nur einen Trost, daß sein Nachfolger, ebenfalls ein deutscher
+Gärtner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren tritt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Gerade im Frühjahr ist es, wo der Garten von La Mortola
+in vollstem Blüthenschmucke prangt. Besonders tragen die Akazien
+dazu bei, ihn um jene Zeit so üppig zu verzieren. Ueber neunzig
+Arten der Gattung <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia</span></span>
+stehen da in Cultur, von den fein
+gefiederten, mimosenartigen an, deren Blättchen jeder Windhauch
+in Bewegung setzt, bis zu jenen starrend stachlichen Arten,
+welche schon durch ihren botanischen Namen als »bewaffnet«
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">armata</span></span>),
+»struppig« und »schauerlich«
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">horrida</span></span>)
+hinreichend gekennzeichnet
+werden. Manche Akazien sind von gelben Blüthen
+so überdeckt, daß das grüne Laub unter denselben fast verschwindet,
+<span class="tei tei-pb" id="page032">[pg 032]</span><a name="Pg032" id="Pg032" class="tei tei-anchor"></a>
+und die meisten verbreiten zur Blüthezeit ein liebliches
+Aroma. Benennungen wie »lieblich«, »angenehm«
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">suaveolens</span></span>)
+zeichnen noch besonders einzelne Arten aus. Der höchste Preis
+des Wohlgeruchs gebührt aber unstreitig der tropisch-amerikanischen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia Farnesiana</span></span>,
+welche ihre veilchenduftenden Blüthenköpfchen
+den ganzen Winter über treibt. Diese Blüthenköpfchen dienen
+in Grasse und in Cannes unter dem Namen
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">fleurs de cassie</span></span>«
+in ausgiebiger Weise den Zwecken der Parfümerie. Den Namen
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Farnesiana</span></span>«
+erhielt diese schon lange in Südeuropa bekannte
+Pflanze wohl daher, daß sie in den farnesianischen Gärten in
+Rom zuerst gezüchtet wurde. – Durch ihr zartes, zierliches,
+doppeltgefiedertes Laub von bläulich grüner Farbe, fällt hier,
+wie auch an den anderen Stellen der Riviera, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia</span></span> oder
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Albizzia Julibrissin</span></span>
+auf, ein stattlicher Baum vom Aussehen
+einer Mimose, dessen hellviolette Blüthenköpfchen aber erst im
+Juli zur Entfaltung kommen. Sie stammt von der Südküste
+des kaspischen Meeres, ihr Arten-Name ist persisch und bedeutet
+Seidenblume. – Von der südafrikanischen steifen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia horrida</span></span>
+stammt eine geringe Gummisorte, die als Capgummi bekannt
+ist. Das feinste Gummi arabicum tritt aus der Rinde der
+senegambisch-kordofanischen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia Senegal</span></span>, ähnlich wie bei
+uns Kirschgummi aus der Rinde von Kirschbäumen, hervor.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Durch ein ganz besonders feines Aroma zeichnet sich in dem
+Garten von La Mortola außer der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia Farnesiana</span></span> ein
+gelbblühender Strauch, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pteronia incana</span></span> vom Cap aus,
+welche zu derselben Abtheilung der Compositen wie unsere Astern
+gehört, deren Blüthenköpfchen aber einen, man könnte fast sagen,
+vergeistigten Aprikosenduft verbreiten. Sehr wohlriechend in
+allen seinen Theilen ist ein anderer Strauch vom Cap, die
+Rutacee <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Diosma fragrans</span></span>. Nicht umsonst hat sie, so wie ihre
+nächsten Verwandten, die bei uns viel in Gewächshäusern cultivirt
+und als Bouquetgrün benutzt werden, den Namen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Diosma</span></span>,
+d. h. »Götterduft«, erhalten. Ein chilenischer Strauch mit
+kleinen gelben Blüthen, die Flacourtiacee
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Azara microphylla</span></span>,
+<span class="tei tei-pb" id="page033">[pg 033]</span><a name="Pg033" id="Pg033" class="tei tei-anchor"></a>
+wird wegen seines vanillenartigen Duftes in der Heimath
+»Aromo« genannt. Eine krautartige Salbeiart, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Salvia albocoerulea</span></span>,
+riecht wie feines Tafelobst. Verschiedene Pelargonien,
+so namentlich das
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pelargonium roseum</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">odoratissimum</span></span>,
+verbreiten ein starkes rosenartiges Parfüm, wenn man ihre
+Blätter zerdrückt. Geradezu betäubt wird man an zahlreichen
+Stellen des Gartens von dem Duft, der den kleinen weißen
+Blüthen vom <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pittosporum Tobira</span></span>
+entströmt. Diese Blüthen
+decken in großer Zahl den baumartigen immergrünen Strauch,
+der im Aussehen an den lorbeerartigen Schneeball
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Viburnum
+Tinus</span></span>) unserer Gewächshäuser erinnert. Es gibt auch eine Art
+mit fast schwarzen Blüthen, die fremdartig genug auf den Zuschauer
+einwirkt. – Lieblich duftet, ähnlich wie unsere wohlriechende
+Platterbse, ein zierlicher Baum mit überhängenden
+Aesten, der aus der Ferne ganz weiß erscheint von reicher
+Blüthenfülle. Es ist eine west-mediterrane Ginsterart,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Genista
+monosperma</span></span>, die zu den anmuthigsten Pflanzenformen im Frühjahr
+an der Riviera gehört. Ist auch zu jener Zeit der Blüthenreichthum
+noch so groß, Jedem fällt, unter allen anderen, diese
+Pflanze auf, die den Namen Blüthenregen führen sollte. Erscheint
+es da nicht wunderbar, daß zu derselben Gattung, wie dieses so
+zart erscheinende Gewächs, auch die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Genista acanthoclada</span></span> gehört,
+ein Strauch der griechischen Berge, der so stachelig ist, daß
+er für die Pflanze des Tartarus gelten konnte:
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Aspalathus</span></span>,
+nach der Insel Aspalathe an der Küste von Lycien genannt,
+lieferte er, der Sage nach, jene Ruthen, mit denen die Gottlosen
+in der Unterwelt gepeitscht wurden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Eigenthümlich berühren den Besucher des Gartens die
+Casuarineen, die in großen Exemplaren gleich unterhalb der
+Eingangstreppe stehen. Die graugrünen feinen Zweige dieser
+Bäume hängen wie die Federn eines Casuarschweifes herab und
+verschafften dem Gewächs auch seinen Namen. Die Zweige sind
+blattlos; die Ernährung des Baumes, die sonst von den Blättern
+besorgt zu werden pflegt, fällt hier somit den Zweigen zu.
+<span class="tei tei-pb" id="page034">[pg 034]</span><a name="Pg034" id="Pg034" class="tei tei-anchor"></a>
+Diese sind demgemäß auch grün gefärbt, d. h. sie führen jenen
+Farbstoff, das Chlorophyll, dessen Anwesenheit für die Bereitung
+von Nahrungsstoff durch die Pflanze nothwendig ist. Die
+Casuarineen bilden in Australien ausgedehnte Wälder von sehr
+eigenem Aussehen. Wie so viele andere australische Bäume vermögen
+sie dem Boden nur spärlichen Schatten zu spenden. Die
+Blüthen dieser Gewächse sind so klein und unansehnlich, daß nur
+das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das
+Holz der Casuarineen zeichnet sich durch seine Härte und seine
+Schwere aus und hat daher den Eingeborenen zur Anfertigung
+von Streitkolben gedient.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein australischer Baum, der in den letzten Decennien ungemein
+rasche Verbreitung über die Riviera gefunden hat und
+den der Garten von La Mortola in nicht weniger als vierundzwanzig
+Arten besitzt, ist der Eucalyptus. Jeder, der Italien
+einmal besuchte, kennt die Eucalypten, wenn auch wohl nur die
+eine, überall vertretene Art derselben, den
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eucalyptus globulus</span></span>.
+Auch dieser australische Baum gibt im Verhältniß nur wenig
+Schatten; seine Blätter sind zwar von ansehnlicher Größe, sie
+hängen aber an langen Stielen von den Zweigen senkrecht herab
+und können daher selbst bei dichter Belaubung den Sonnenstrahlen
+nicht allen Durchgang verwehren. Da auch der leiseste
+Windhauch diese Blätter in Bewegung setzt, so herrscht unter
+den Eucalyptusbäumen ein eigenes zitterndes Zwielicht, das allerdings
+erst in Eucalyptus-Wäldern voll empfunden wird. Die
+Eucalypten gehören zu den Riesen der Pflanzenwelt, zu denjenigen
+Bäumen, welche überhaupt die bedeutendste Größe erreichen.
+In Australien sind Stämme von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eucalyptus amygdalina</span></span>
+gemessen worden, deren Höhe 156 Meter betrug und somit
+genau derjenigen der Thürme des Kölner Doms entsprach, die
+Pyramide des Cheops aber um fünf Meter, die Peterskirche in
+Rom sogar um mehr als zwanzig Meter überstieg. Die Eucalypten
+wachsen auch an der Riviera äußerst rasch und ragen
+schon über ihre Umgebung weit empor, ungeachtet ihre Anpflanzung
+<span class="tei tei-pb" id="page035">[pg 035]</span><a name="Pg035" id="Pg035" class="tei tei-anchor"></a>
+hauptsächlich erst Ende der sechziger Jahre erfolgte.
+Im Garten von La Mortola erreichte ein
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eucalyptus globulus</span></span>
+in sieben Jahren neunzehn Meter Höhe und fast anderthalb
+Meter im Umfang. Kein in Europa sonst bekannter Baum vermag
+Ähnliches zu leisten. Trotz so raschen Wachsthums zeichnet
+sich das Eucalyptusholz durch große Härte aus. An vielen
+Orten hat man Eucalypten angepflanzt, weil man der Ausdünstung
+derselben besondere heilsame Kräfte zuschrieb. Thatsächlich
+kommt aber den äußerst geringen Mengen von ätherischen
+Ölen, die sich um die Eucalypten verbreiten, kaum eine merklich
+desinficirende Wirkung zu. Dadurch hingegen, daß die
+Eucalypten rasch auf sumpfigem Boden wachsen und als immergrüne
+Pflanzen Sommer und Winter Wasser aus ihren Blättern
+verdunsten, tragen sie zu dessen Trockenlegung bei. Die Hoffnung,
+daß die Extracte aus Blättern und Rinde der Eucalypten das
+Chinin ersetzen würden, war gleichfalls übertrieben. Kommt
+auch diesen Extracten eine gewisse febrifuge Wirkung zu und
+sind dieselben auch seit undenklichen Zeiten von den Eingeborenen
+Australiens gegen Malaria verwandt worden, so stehen sie doch
+dem Chinin ganz bedeutend nach. Im April sieht man die
+älteren Eucalyptusstämme an der Riviera sich mit großen weißen
+Blüthen bedecken, welche durch ihre äußerst zahlreichen, feinen
+und langen Staubgefäße auffallen. Der Kundige erkennt an
+diesen Blüthen, daß der Baum zu den myrtenartigen Gewächsen
+gehört. Eine Eigenthümlichkeit der Eucalypten ist es, daß deren
+Blüthenknospen sich mit einem runden Deckel öffnen, der als
+grüne, weißbereifte Mütze abgeworfen wird. Diese Deckel sieht
+man im Frühjahr in großen Mengen unter den Eucalyptusbäumen
+liegen; sie verbreiten, wenn man sie zertritt, einen sehr
+durchdringenden Geruch. Neuerdings hat sich die Industrie auch
+dieser Gebilde bemächtigt, und in Bordighera sah ich Kreuze und
+Rosenkränze, die aus trockenen, aufgefädelten Eucalyptusblüthen-Deckeln
+hergestellt waren.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ganz junge Eucalyptusbäume, wie man sie auch bei uns,
+<span class="tei tei-pb" id="page036">[pg 036]</span><a name="Pg036" id="Pg036" class="tei tei-anchor"></a>
+innerhalb der Gewächshäuser, sehen kann, zeigen zunächst ein
+von den älteren Bäumen durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum
+glaubt man dieselben Pflanzen vor Augen zu haben. Die
+Blätter sind breit, stumpf, stengelumfassend, wagerecht gestellt,
+und erst an älteren Zweigen treten an deren Stelle die schmalen,
+zugespitzten, langgestielten Blätter auf, die senkrecht abwärts
+hängen. Damit verändert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor
+zeigten sie verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt
+sind beide Seiten gleich. Beide Blattflächen werden ja an den
+hängenden Blättern in gleicher Weise von
+<span class="tei tei-corr">Lichtstrahlen</span> getroffen.
+Sie brauchen aber gleichen Bau, um gleiche Arbeit zu verrichten.
+Aehnliche Einrichtungen treten uns bei vielen anderen Gewächsen
+Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den Charakter
+der dortigen Vegetation.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Der in Italien hauptsächlich cultivirte
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eucalyptus globulus</span></span>
+ist nicht der widerstandfähigste Vertreter seiner Gattung, wie er
+denn auch im strengen Winter 1890–91 an exponirten Stellen
+der Riviera gelitten hatte. Manche Arten trotzen besser der
+Kälte, und der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eucalyptus Gunnii</span></span>
+gedeiht selbst in Whittingham
+bei Edinburgh.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der hohen Schutzmauer der Seealpen, welche die kalten
+Nordwinde abhält, verdankt die Riviera di Ponente ihr mildes
+Klima. Diese Schutzmauer bedingt es auch, daß dort die Cultur
+der Agrumi erfolgreich betrieben werden kann. An zahlreichen
+Stellen der Küste, zwischen Nizza und Savona, gedeihen die
+Agrumi ebenso gut wie bei Neapel, während der Reisende das
+Innere von Ober- und Mittelitalien durchwandern kann, ohne
+sie zu erblicken. Unter der Bezeichnung »Agrumi« werden die
+Vertreter der Gattung <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus</span></span> zusammengefaßt. Das Verzeichniß
+von La Mortola weist über zwanzig Arten oder Formen dieser
+Gattung auf. Man findet dort fast alle in Italien cultivirten
+Agrumi in engem Raum beisammen. Diese Pflanzen scheinen
+so fest mit dem italienischen Boden verwachsen zu sein, daß
+italienische Bilder stets der Phantasie des Nordländers vom Blüthenduft
+<span class="tei tei-pb" id="page037">[pg 037]</span><a name="Pg037" id="Pg037" class="tei tei-anchor"></a>
+der Citrone durchweht und vom Glanze der Goldorange
+durchleuchtet erscheinen. Am meisten hat diese Vorstellung wohl
+das Mignonlied verbreitet, jenes Lied, das der Sehnsucht des
+Nordländers nach südlicheren Gestaden so unendlichen Ausdruck
+verlieh. So sehr die Agrumi aber auch in die italienische Landschaft
+zu gehören scheinen, so sind sie doch erst verhältnißmäßig
+spät in dieselbe gelangt und nur auf ganz bestimmte Theile von
+Italien beschränkt geblieben. Ihre Heimath liegt im fernen
+Asien, in Ostindien und Südchina; über den Orient schlugen sie
+aber zunächst ihren Weg nach Europa ein. Wie aus dem alten
+»Traité du Citrus« von Gallesio, dem Werke Victor Hehn's
+über »Culturpflanzen und Hausthiere«, Alphonse de Candolle's
+»Ursprung der Culturpflanzen«, endlich Flückiger's »Pharmacognosie«
+– von älteren Quellenwerken abgesehen – zu erfahren
+ist, war dasjenige, was im Alterthum zunächst »Citrum«
+hieß, das Holz von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Callitris quadrivalvis</span></span>.
+Auch diese nordafrikanische
+Conifere ist in dem Hanbury'schen Garten in vortrefflicher
+Entwickelung zu sehen. Ihr Holz liefert das Sandarac,
+ein Harz, das in erstarrten, weißen Thränen die Stammrinde
+deckt und aus der Wunde heraustropft, wenn ein Zweig abgeschnitten
+wird. Das schön gemaserte, wohlriechende Holz dieses
+Baumes stand bei den Römern in hohem Ansehen und diente
+im Besonderen zur Anfertigung von Kisten, welche wollene Kleider
+vor Motten schützen sollten. Als dann die Citrone den Römern
+bekannt wurde, und es sich zeigte, daß sie in ähnlich wirksamer
+Weise die Motten abhält, wurde der Name Citrum auf dieselbe
+übertragen. Von dem Gewächse, welches diese
+»<span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">mala citria</span></span>«
+erzeugt, drang die erste Kunde nach Griechenland während der
+Kriegszüge Alexanders des Großen. Letztere waren es, welche den
+Orient und die Tropen der griechischen Cultur erschlossen. Sie
+brachten den classischen Ländern eine solche Fülle neuer Naturanschauungen,
+wie dies zum zweiten Mal in gleichem Maße
+nur durch die Entdeckung des tropischen Amerika wieder geschah.
+Ueber den Citronenbaum wurde berichtet, daß er ein wunderbares
+<span class="tei tei-pb" id="page038">[pg 038]</span><a name="Pg038" id="Pg038" class="tei tei-anchor"></a>
+Gewächs der persischen und medischen Lande sei, und voll
+goldener Früchte hänge. Diese sollten nicht nur gegen Motten
+schützen, sondern auch als Gegengifte äußerst wirksam sein. Ja,
+es bildete sich, wie man in einem Werke des Athenaeos, eines
+Gelehrten, der zu Naukratis in Ägypten geboren wurde und
+um 228 n. Chr. starb, lesen kann, der Aberglaube, daß, wer
+von diesen Früchten gekostet habe, den Biß giftiger Schlangen
+nicht zu fürchten brauche. Jenes durch seine Citate sehr werthvolle
+und merkwürdige Werk des Athenaeos schildert ein fingirtes
+Gastmahl, welches von einem römischen Schlemmer und Schöngeist,
+Künstlern, Dichtern und Gelehrten geboten wird, und bei
+welchem an die dargereichten Speisen und Getränke sich entsprechende
+Unterhaltungen knüpfen. Da erzählt ein gewisser
+Demokritos, sein Freund, der Statthalter von Ägypten, habe
+ihm mitgetheilt, daß zwei Verbrecher, die zum Tode durch giftige
+Schlangen verurtheilt waren, dem Biß derselben nicht erlagen,
+weil sie von einer Citrone zuvor aßen. Der Statthalter habe den
+Versuch absichtlich mit denselben Verbrechern zum zweiten Male
+wiederholt, aber nur dem einen von beiden eine Citrone dargereicht.
+Die Folge sei gewesen, daß dieser eine nur den Bissen
+der giftigen Nattern zu widerstehen vermochte, während der andere
+bald nach der Verwundung starb. Als bestes Schutzmittel gegen
+Gift empfiehlt der Erzähler eine in Honig zerkochte Citrone.
+Man müsse von diesem Gegengift früh am Morgen eine kleine
+Menge zu sich nehmen und sei dann den ganzen Tag über
+vor Vergiftung sicher. Dem Aberglauben, der solche Vorstellungen
+nährte, liegt wie auch sonst in ähnlichen Fällen, ein
+Fünkchen Wahrheit zu Grunde. Thatsächlich ist die Citrone durch
+sehr starke fäulnißwidrige Eigenschaften ausgezeichnet, Eigenschaften,
+die sie auch heute noch als Antisepticum sehr schätzbar
+machen. Schon im Alterthum hatte man richtig erkannt, daß
+der Saft der Citrone den Athem verbessere. Ein Vergnügen
+konnte es damals nicht sein, Citronen zu genießen, denn es waren
+thatsächlich nicht unsere jetzigen »Citronen«, vielmehr Cedraten
+<span class="tei tei-pb" id="page039">[pg 039]</span><a name="Pg039" id="Pg039" class="tei tei-anchor"></a>
+oder Citronat-Citronen, die uns nur eingemacht schmecken. Diese
+Cedraten heißen auch heute noch »Cedro« bei den Italienern.
+Saftiges Fruchtfleisch ist ihnen nicht eigen; sie bestehen fast ausschließlich
+nur aus Schale, und diese ist es, die, in Zucker eingekocht,
+die Citronate liefert. Die Cedraten erreichen meist bedeutendere
+Größe als die Citronen, sind letzteren im Übrigen
+ähnlich. Ihre Form variirt aber bedeutend, und da viele Abänderungen
+durch Veredelung fixirt worden sind, so bekommt
+man neben stark in die Länge gezogenen auch fast runde Cedraten
+zu sehen. Das gab sogar Veranlassung zur Aufstellung
+verschiedener Arten innerhalb dieses Formenkreises, wie es denn
+überhaupt schwer fällt, zu unterscheiden, was Art und was nur
+Abart in der Gattung Citrus ist. Eine rundliche durch stark
+höckerige Schale und feinen Wohlgeruch ausgezeichnete Frucht,
+die auch zu den Cedraten gehört, wird als Adamsapfel oder
+Paradiesapfel unterschieden. Sie galt als die Frucht vom Baume
+der Erkenntniß und findet als solche beim Laubhüttenfest der
+Juden heute noch Verwendung. Die gesuchtesten Früchte zu
+diesem Fest werden aus Corsica, Corfu, Marocco und Palästina
+eingeführt und können bei vorgeschriebener Form sehr hohen
+Geldwerth erreichen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Cedratenbaum kam bei den Römern sehr in Mode,
+und man sah ihn, in Kübeln gepflanzt, die Säulenhallen der
+Villen und die Gärten schmücken. Vom dritten Jahrhundert an
+wird er auch, als im freien Lande gedeihend, beschrieben. Heut
+noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich vor allen
+anderen Agrumi dadurch aus, daß er das ganze Jahr hindurch
+Blüthen und Früchte trägt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone
+bezeichnen, die aber richtiger auch bei uns Limone heißen müßte,
+kam durch Vermittlung der Araber erst im zehnten Jahrhundert
+nach Süd-Europa, zunächst nach Spanien, dann wohl auch nach
+Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen Küste,
+wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer
+<span class="tei tei-pb" id="page040">[pg 040]</span><a name="Pg040" id="Pg040" class="tei tei-anchor"></a>
+aus Syrien und aus Palästina brachten. Mit den
+Limonenbäumen zugleich gelangten die Pampelmusen und die
+bitterfrüchtigen Pomeranzenbäume an die Riviera, und Ligurien
+blieb überhaupt lange Zeit das Land, in welchem die Cultur
+der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen
+Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten
+Jahrhundert, als die Ansprüche an die Genüsse des
+Lebens sich zu steigern begannen. Sie verbreitete sich in Italien
+zugleich mit der Limonade, deren Zubereitung man von den
+Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war es, daß
+auch in Paris die ersten »Limonadiers« auftraten, um bald
+eine ähnliche Rolle wie heut die »Cafetiers« zu spielen. Die
+Limone, durch die nämlichen, fäulnißwidrigen Eigenschaften wie
+die Cedrate ausgezeichnet, lieferte in der That nicht nur ein
+erfrischendes, sondern zugleich auch ein antiseptisches Getränk.
+In den der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts angehörenden
+Kräuterbüchern des Tabernaemontanus, »der Arzney
+Doctoris und Chur-Fürstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen«,
+heißt es, daß der Citronensaft »nicht allein wider die innerliche
+Fäulung und das Gifft sehr gut und kräftig« sei, sondern
+auch »gegen alle Traurigkeit und Schwermüthigkeit des Hertzens
+und die Melancholey«. Die Rinde widerstehe dem Gift:
+»Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch
+ein Rauch damit machen.« – Der Citronensaft gilt auch heute
+noch als eines der wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die
+bekannte Mund- oder Zahnfleischfäule, der die Seefahrer besonders
+unterworfen sind. Daher jetzt die englische Marine,
+und nach ihrem Beispiel auch andere, Citronensaft in wohlverschlossenen
+Flaschen auf ihren Schiffen führen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ich bemühte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich
+verbreitete, früher fast allgemeine Brauch stammt, daß die
+Leichenträger bei Begräbnissen eine Citrone in der Hand halten.
+Ursprünglich ist er durch die fäulnißwidrigen Eigenschaften und
+den starken Geruch der Citrone veranlaßt worden, dann hat er
+<span class="tei tei-pb" id="page041">[pg 041]</span><a name="Pg041" id="Pg041" class="tei tei-anchor"></a>
+symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik hat sich in
+mannigfaltiger Weise der Citrone bemächtigt. So heißt es in
+J. B. Friedrich's Werke: »Die Symbolik der Mythologie der
+Natur«: »Das Aromatische, Erquickende und Belebende der
+Citrone hat sie zum Symbole des Lebens und des Schutzes
+gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher schützt nach altem
+Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher trägt das
+indische Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen
+läßt, auf seinem Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone
+in der Hand als Sinnbild ihres zukünftigen Zusammenlebens
+mit dem Gatten; daher die noch übliche Sitte, daß bei einem
+Leichenbegängnisse die Leidtragenden die das neue Leben des
+Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen;
+daher endlich die Sitte des zum ersten Mal zur Communion
+gehenden Kindes, eine Citrone zu tragen, weil es durch die
+Communion ein neues Leben durch seinen erneuerten Bund mit
+Gott eingeht.«
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Der Pampelmusbaum
+ (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus decumana</span></span>)
+ fällt durch die
+Größe auf, die seine Früchte erreichen. Dieselben haben süß-säuerlichen
+Geschmack und werden mit Wein und Zucker gegessen.
+Einzelne Früchte können unter Umständen bis sechs Kilo Gewicht
+erlangen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische
+Blätter und Blüthen ausgezeichnet. Die Früchte zeichnen sich
+durch ihre goldige Färbung aus. Sie werden frisch nicht genossen,
+wohl aber gelten die in Zucker eingemachten Schalen
+derselben als besonders wohlschmeckend. Auch dienen die Blätter,
+Blüthen und die unreifen Früchte zur Gewinnung ätherischer
+Öle und spielen letztere außerdem eine wichtige Rolle bei der
+Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfrüchtigen Pomeranze
+sich als besonders widerstandsfähig erwiesen hat, so verwendet
+man ihn auch häufig als Unterlage, auf welcher andere
+Citrus-Arten veredelt werden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der süßfrüchtige Pomeranzenbaum gelangte wesentlich später
+<span class="tei tei-pb" id="page042">[pg 042]</span><a name="Pg042" id="Pg042" class="tei tei-anchor"></a>
+nach Europa als die bisher genannten Agrumi. Man nahm
+ziemlich allgemein bis vor Kurzem an, die Portugiesen hätten
+ihn erst gegen Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, und zwar
+angeblich im Jahre 1548, aus dem südlichen China mitgebracht;
+ja man zeigte im Garten des Grafen von St. Lorenzo zu
+Lissabon einen Orangenbaum, der der eingeführte Urbaum sein
+sollte. Aus den Schriften von Galesio, Targioni und Goeze
+scheint aber hervorzugehen, daß die süße Pomeranze schon
+wesentlich früher die Gärten Spaniens und Italiens schmückte;
+sie muß bereits im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts nach
+Europa gelangt sein. Galesio sucht es wahrscheinlich zu machen,
+daß die Cultur der süßen Orange auch an der Riviera bis ins
+fünfzehnte Jahrhundert zurückreicht, doch ist seine Beweisführung
+nicht überzeugend. So berichtet Galesio über ein aus den
+Acten der Stadt Savona vom Jahre 1471 sich ergebendes
+Geschenk von eingemachten Citronen und Limonen und frischen
+Citruli, welches die Stadt Savona ihrem Gesandten in Mailand
+machte. Da nun die als »Citruli« bezeichneten Früchte frisch
+gesandt wurden, hält sie Galesio für
+<em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">süße</span></em> Orangen, da der
+Gesandte in Mailand wohl keine
+<em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">bitteren</span></em> hätte essen mögen.
+In dem Archiv eines Notars in Savona ist andererseits ein
+Verkaufsact vom Jahre 1472 über eine Schiffsladung von
+15 000 Citranguli oder Cetroni aufgefunden worden, und Galesio
+frägt sich, was man wohl mit 15 000 bitteren Pomeranzen angefangen
+hätte. Auf diese Frage kann man ihm die Antwort
+schuldig bleiben, ohne daß dadurch der Nachweis, daß es sich
+wirklich um süße Orangen gehandelt habe, beigebracht sei. Ja
+eine solche Annahme müßte um so gewagter erscheinen, als
+thatsächlich schon Matthaeus Silvaticus in Salerno, der Verfasser
+des 1317 beendigten
+<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Opus pandectarum medicinae</span></span> die
+<em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">bittere</span></em>
+Pomeranze als <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrangulum</span></span> bezeichnet und diese Bezeichnung
+auch von den Übersetzern arabischer Werke von ihm
+benutzt wurde, um den arabischen Namen
+<span lang="ar" class="tei tei-foreign" xml:lang="ar"><span style="font-style: italic">narindj</span></span> wiederzugeben.
+Andererseits zeigt die heute noch in Italien übliche Anpreisung
+<span class="tei tei-pb" id="page043">[pg 043]</span><a name="Pg043" id="Pg043" class="tei tei-anchor"></a>
+der süßen Pomeranze als »Portogallo« deutlich den
+Ursprung der jetzt dort cultivirten Früchte an. Mögen es somit
+auch nicht die Portugiesen gewesen sein, welche die süße
+Pomeranze in Europa einführten, so haben wir denselben doch
+die bessere, jetzt beliebte Sorte dieser Frucht zu danken. Die
+chinesische Heimath der süßen Pomeranze dagegen kommt in dem
+deutschen Namen »Apfelsine«, ursprünglich »Sinaapfel« oder
+»chinesischer Apfel«, zur Geltung. Der deutsche Name wurde
+von den Russen, den Grenznachbarn der Chinesen adoptirt; bezeichnend
+genug, meint Victor Hehn, für die Umwälzung im
+Weltverkehr, der seit Vasco de Gama nicht mehr quer durch
+das Gebiet von Asien, von Ost nach West, vielmehr aus dem
+Ocean in umgekehrter Richtung sich vollzog.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Name »Orange« stammt aus dem Sanskrit und ist
+auf <span lang="sa" class="tei tei-foreign" xml:lang="sa"><span style="font-style: italic">nagarunga</span></span> oder
+<span lang="sa" class="tei tei-foreign" xml:lang="sa"><span style="font-style: italic">nagrunga</span></span> zurückzuführen. Die Araber
+hatten daraus <span lang="ar" class="tei tei-foreign" xml:lang="ar"><span style="font-style: italic">Narunj</span></span> gebildet, die
+Italiener <span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Naranzi</span></span>,
+<span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Aranci</span></span>,
+die Franzosen schließlich Orange. Die mittelalterliche Bezeichnung
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">poma aurantia</span></span>«
+Goldäpfel, ist somit nur dem Klange
+nach dem Worte »Orange« ähnlich. Aus »poma aurantia«
+ging dann aber das deutsche »Pomeranze« und das polnische
+»<span lang="pl" class="tei tei-foreign" xml:lang="pl"><span style="font-style: italic">Pomarańcza</span></span>« hervor.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Daß unter den goldenen Äpfeln der Hesperiden, die Herakles,
+der Sage nach, aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen
+gemeint sein konnten, geht aus der Geschichte jener Früchte genugsam
+hervor. Die goldenen Äpfel der Hesperiden waren
+vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht, dienten sie
+dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten
+unter den bräutlichen Gaben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wie schön ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung
+werden kann, wenn ihn Tausende von goldenen Früchten schmücken,
+das läßt sich freilich kaum an der Riviera, ja nicht einmal in
+Sorrent ermessen. Völlig ausgewachsene, üppig entfaltete Orangenbäume
+von der Größe unserer Apfelbäume, sah ich erst am Fuße
+des Ätna. Theobald Fischer gibt in seinen »Beiträgen zur
+<span class="tei tei-pb" id="page044">[pg 044]</span><a name="Pg044" id="Pg044" class="tei tei-anchor"></a>
+physischen Geographie der Mittelmeerländer« an, daß ein ausgewachsener,
+gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis
+siebenhundert, ein Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert
+Früchte liefert. Im Durchschnitt könne man auf den Hektar
+Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen, und was
+das sagen will, geht daraus hervor, daß die einträglichsten
+Gärten bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis
+2700 Francs auf den Hektar bringen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es gibt eine Unzahl von Apfelsinensorten, von denen zu
+uns aber nur einige wenige gelangen, darunter die jetzt immer
+beliebter werdende blutfarbige, die »Orange von Jericho«.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auch die als besondere Art der Gattung Citrus geltenden
+Mandarinen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus nobilis</span></span>) sind Gegenstand bedeutenden Exportes
+aus Italien geworden. Der Mandarinenbaum gedeiht
+an der Riviera sogar besser, als der Apfelsinenbaum. Er ist in
+allen Theilen kleiner, und an seinem buschig-runden Wuchs unschwer
+zu erkennen. In China und Cochinchina steht er seit
+undenklichen Zeiten schon in Cultur, in Europa hingegen tauchte
+er erst im Jahre 1828 auf.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ In dem Garten von La Mortola ist auch die
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus bergamia</span></span>
+zu finden, aus deren Fruchtschalen das äußerst wohlriechende
+Bergamottöl gewonnen wird; desgleichen steht dort
+die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus myrtifolia</span></span>,
+deren sehr kleine Früchte, in Zucker eingesotten,
+die beliebten »Chinois« liefern. Es fehlt auch nicht
+die süße Limone oder Limette, die nur eine Abart der sauren
+Limone ist und wie die süße Orange gegessen wird.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Eigenartig sieht die
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus trifoliata</span></span>
+ aus, ein aus Japan
+stammender Strauch, der dreitheilige Blätter trägt und mit
+großen scharfen Dornen bewaffnet ist. An seinen Blüthen und
+Früchten kann man ihn als Citrus-Art erkennen, sonst macht er
+wirklich nicht diesen Eindruck. Er verträgt die Kälte so gut,
+daß man ihn selbst in Paris im Freien sieht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Besonders fällt in dem La Mortola-Garten eine monströse
+Orangenform auf, die der Katalog als
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus Aurantium var.
+Buddhafingered</span></span>«
+<span class="tei tei-pb" id="page045">[pg 045]</span><a name="Pg045" id="Pg045" class="tei tei-anchor"></a>
+bezeichnet. Die Mißbildung beruht darauf,
+daß die einzelnen Fruchtfächer, aus welchen die Orange aufgebaut
+ist, statt zu einer runden Frucht vereinigt zu bleiben, an
+ihren Enden frei hervorwachsen. Dadurch bekommt diese Frucht
+eine Anzahl von Fortsätzen und erinnert entfernt an eine Hand
+mit vorgestreckten Fingern. Diese Ähnlichkeit hat in Indien
+den Vergleich mit »Buddha's Hand« veranlaßt und abergläubische
+Vorstellungen erweckt. Ganz ähnliche Mißbildungen kommen
+auch, in mannigfacher Verschiedenheit, bei den Citronen und
+Limonen vor und werden durch Veredlung festgehalten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Weitaus der merkwürdigste Baum in der Reihe der Agrumi
+ist die Bizzarria, welche der La Mortola-Garten ebenfalls besitzt.
+Schöner entwickelt sah ich diese Pflanze im botanischen Garten
+zu Neapel. Die Bizzarria trägt zugleich Orangen, Citronen und
+Limonen. Sie weist auch Früchte auf, welche die Mitte zwischen
+jenen Fruchtformen halten, endlich auch Früchte, an welchen
+einzelne Fächer das Aussehen von Orangen, andere dasjenige
+von Limonen oder Citronen besitzen. Es sind Bizzarrien beschrieben
+worden, deren Früchte die Bestandtheile von fünf verschiedenen
+Fruchtformen der Agrumi in sich vereinigten. Die
+Entstehung der Bizzarrien ist bis jetzt nicht endgültig aufgeklärt
+worden. Die Einen halten sie für Bastarde, während Andere
+meinen, sie seien bei der Veredelung durch zufällige Vermischung
+der Eigenschaften der Unterlage und des Edelreises entstanden.
+Letzteres wäre sehr merkwürdig, da die Erfahrung, die wir täglich
+bei der Veredelung unserer Obstbäume, der Rosen und anderer
+Gewächse machen, sonst lehrt, daß die Unterlage ohne
+allen Einfluß auf das Edelreis bleibt, daß beide ihre Eigenschaften
+unvermischt behalten. – Die Bizzarrien sind seit der
+Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bekannt. Sie mußten ja
+von Alters her durch ihr merkwürdiges Verhalten die Aufmerksamkeit
+auf sich richten. Zum ersten Mal wird über die Bizzarria
+im Jahre 1644 berichtet und angegeben, daß sie im Garten
+Panciatichi in Florenz wachse. Im Jahre 1711 beschäftigte sich
+<span class="tei tei-pb" id="page046">[pg 046]</span><a name="Pg046" id="Pg046" class="tei tei-anchor"></a>
+die französische Academie der Wissenschaften mit derselben und
+kam zu dem eigenthümlichen Schluß, sie sei eine ursprüngliche
+Pflanzenart eben so gut wie die Orange oder die Citrone.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In unserem nordischen Garten wird übrigens auch ein
+kleiner Baum cultivirt, der sich ähnlich wie die Bizzarria verhält.
+Es ist ein Goldregen, der dem Gärtner zu Ehren, der
+ihn in den Handel einführte,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus Adami</span></span> genannt wird.
+Sein Ursprung ist ebenso wenig wie derjenige der Bizzarrien
+aufgeklärt. Dieser äußerst zierliche und interessante Baum, der
+sich leicht cultiviren läßt und bei keinem Gartenliebhaber fehlen
+sollte, trägt zur Blüthezeit der Hauptsache nach Blüthentrauben,
+die ganz so wie diejenigen des gewöhnlichen Goldregens
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus
+Laburnum</span></span>) gebaut, aber nicht gelb, sondern mattroth sind. An
+einzelnen Zweigen sind aber auch reingelbe Blüthentrauben, die
+sich dann von denjenigen des gewöhnlichen Goldregens gar nicht
+mehr unterscheiden, zu sehen. Außerdem trägt der Baum an
+besonders gestalteten kleinblätterigen Zweigen purpurne Einzelblüthen,
+welche, so wie die Zweige selbst, einer anderen Cytisus-Art,
+dem <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus purpureus</span></span> gleichen. Endlich kommen gemischte
+Blüthentrauben mit gelben und rothen Blüthen und mit Blüthen,
+die zum Theil gelb, zum Theil roth sind, vor. Nur die gelben
+Blüthen, die denjenigen des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus Laburnum</span></span>,
+und die purpurnen
+Blüthen, die denjenigen des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus purpureus</span></span> gleichen,
+setzen Früchte an, die anderen verhalten sich wie häufig sonst die
+Blüthen der Bastardpflanzen, sie sind unfruchtbar. Es ist möglich,
+daß es sich bei
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus Adami</span></span>
+um einen eigenartigen
+Bastard zwischen <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus Laburnum</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus purpureus</span></span>
+handelt; der Gärtner Adam zu Vitry bei Paris gab seinerseits
+an, ihn durch Veredelung von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus purpureus</span></span> auf
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytisus
+Laburnum</span></span> erhalten zu haben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In den Gärten von der Mortola wird Jeder gern auch
+den Namen und die Heimath von zwei Pflanzen erfahren wollen,
+die ihm in den Gärten der Riviera sicher zuvor schon aufgefallen
+sind: nämlich der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Wigandia Caracasana</span></span>
+und des <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Echium frutescens</span></span>
+<span class="tei tei-pb" id="page047">[pg 047]</span><a name="Pg047" id="Pg047" class="tei tei-anchor"></a>
+Die erstere ist eine stattliche, aus Venezuela stammende
+Blattpflanze, die bis zwei Meter Höhe erreicht. Ihre sehr
+großen Blätter sind elliptisch, am Rande doppelt gezähnt, beiderseits
+behaart, an der Oberseite etwas rostfarbig. Die großen
+violetten, mit gelben Staubfäden versehenen Blüthen bilden ährenförmige
+Blüthenstände. Wie bei anderen Vertretern derselben
+Familie, der Hydrophyllaceen und der nah verwandten Familie der
+Boragineen oder der Boretsch-Gewächse, sind die Blüthenstände
+von Wigandia in ihrem oberen Theile schneckenförmig eingerollt.
+Der eingerollte Theil ist noch unfertig und rollt sich in dem Maße
+auf als seine Blüthenknospen reifen. Solche Einrichtungen gewähren
+den Vortheil einer sehr langen Blüthezeit. Da kann
+die blühende Pflanze schlechte Witterung, oder sonst wie ungünstige
+Zeiten überdauern, ohne daß ihre Samenbildung ganz
+verhindert werde. Wie diese verhältnißmäßig große Wigandia,
+so gehörte zu derselben Familie der Hydrophyllaceen das in
+unseren Gärten häufig cultivirte bescheidene Hainschönchen, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Nemophila insignis</span></span>;
+zu den nah verwandten Boragineen rechnen
+wir von unseren Gartengewächsen unter anderen das als Küchengewächs
+wohlbekannte Gurkenkraut
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Borago</span></span>), von wildwachsenden
+Pflanzen unserer Flora den nicht minder verbreiteten Natterkopf
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Echium vulgare</span></span>).
+Das in den Gärten der Riviera so auffällige,
+oft bis zwei Meter hohe, mexikanische Echium frutescens, ist
+eigentlich nur eine Riesenausgabe dieses letzteren. Wer unseren
+Natterkopf kennt, wird auch jenes Riesen-Echium erkennen und
+unter den anderen Gewächsen des Gartens sicher herausfinden.
+Es trägt dieselbe blaue, kolbenförmige Blüthenähre wie unser
+Echium, nur fällt dieselbe eben durch ihre Größe auf.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Doch wir wenden uns nun einem Baume zu, dessen Zweige
+einst wie jetzt den Sieger schmückten, dessen Blättern freilich auch
+die bescheidene Aufgabe zufällt, unsere Speisen zu würzen. Der
+edle Lorbeer, der mit italischen Bildern ebenso wie die Agrumi
+verwebt erscheint, ist in Südeuropa sicher heimisch gewesen, sein
+Cultus pflanzte sich hingegen allem Anschein nach von Kleinasien
+<span class="tei tei-pb" id="page048">[pg 048]</span><a name="Pg048" id="Pg048" class="tei tei-anchor"></a>
+über das Mittelmeer fort. Er wurde dem Apoll geweiht
+und in dem Maße, wie die Zahl apollinischer Heiligthümer in
+Griechenland zunahm, breiteten sich auch die aromatisch duftenden,
+immergrünen Lorbeerhaine immer mehr über dieses Land
+aus. Mit den griechischen Gottheiten gelangte der Lorbeerbaum
+auf italischen Boden, und es begleitete ihn dort zugleich als
+Cultus-Gewächs die der Aphrodite geweihte Myrte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Allgemein war im Alterthum der Aberglaube, daß der
+Lorbeer gegen Dämonen, gegen Zauber und auch gegen Ansteckung
+schütze. So suchte, wie berichtet wird, der furchtsame
+Commodus im Lorbeerhaine Rettung, wenn die Pest im Anzug
+war. Kronen von Lorbeer legte man Wahnsinnigen um Schläfe
+und Hals, um sie zu heilen. Lorbeerfrüchte oder -Blätter genossen
+die Priester des Apollo, wenn sie weissagen sollten; Lorbeer
+trugen Propheten, wenn sie eine Stadt betraten. Der
+Lorbeer sühnte das vergossene Blut. Daher die römischen Legionen
+sich, ihre Feldzeichen und Waffen mit Lorbeer reinigten,
+gleich nach dem Siege. Das hatte den Lorbeer folgerecht auch
+zur Trophäe des Sieges und zum Zeichen der glücklich vollbrachten
+Waffenthat gemacht. Als eine Freude und als ein
+Glück verheißendes Augurium wurde verkündet, es sei am Tage,
+an welchem Augustus das Licht der Welt erblickte, ein Lorbeer
+vor dem Palatin entsprossen. Die reinigende Kraft des Lorbeers
+veranlaßte dessen Verwendung zu Aspergillen. Der Strenggläubige
+besprengte sich beim Eintritt wie beim Ausgang aus
+dem Tempel mit dem Lorbeerzweig, den er in das Weihwasser
+tauchte, und gern auch nahm er beim Herausgehen ein Lorbeerblatt
+vom Sprengwedel in den Mund. Die römisch-katholische
+Kirche hielt sich nicht an den Lorbeer als Sprengwedel, übernahm
+vielmehr den Ysop
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Origanum Smyrnaeum</span></span>)
+zu gleichem
+Zwecke von den Juden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Lorbeer brennt, nach Plinius, nur unwillig und zeigt
+dies durch sein Knistern an. Der feuerabwehrenden Kraft des
+Lorbeers wurde es zugeschrieben, daß bei dem großen Brande
+<span class="tei tei-pb" id="page049">[pg 049]</span><a name="Pg049" id="Pg049" class="tei tei-anchor"></a>
+Roms unter den Consuln Spurius Postumius und Piso, als die
+Regia in Flammen stand, das Sacrarium unversehrt blieb, da
+ein Lorbeer vor demselben stand. Andererseits war es gerade
+das Lorbeerholz, das im Alterthum zur Erzeugung des Feuers
+diente; doch fing es nicht selbst Feuer, es bildete vielmehr, wie
+uns Theophrast und Plinius berichten, das Reibholz, während
+die Unterlage, die durch Reibung entzündet wurde, meist aus
+Wegedorn (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhamnus</span></span>)
+oder aus Epheuholz bestand. Ein reines
+Feuer zu den Sacra durfte nur der Reibung zweier glückbringender
+Hölzer entstammen, oder den Sonnenstrahlen, die
+man mit Hülfe von Brenngläsern oder von metallischen Hohlspiegeln
+sammelte. Der Lorbeer sollte auch die Blitze abwehren.
+Daher auch der abergläubische Tiberius, wie Suetonius berichtet,
+sich mit Lorbeer bekränzte, wenn ein Gewitter nahte.
+Gewisse Erfahrungen mögen die Vorstellung erweckt haben, daß
+dem Lorbeer bei Gewittern besondere Kräfte innewohnen. Denn
+es werden nicht alle Bäume gleich häufig vom Blitze getroffen.
+Auch bei uns schlägt der Blitz fast niemals in Wallnußbäume
+ein, am häufigsten aber in Eichen. Es hängt das mit der
+elektrischen Leitungsfähigkeit des Holzkörpers zusammen, die bei
+den einzelnen Baumarten eine verschiedene ist. Aus den angestellten
+Versuchen und dem statistischen Material scheint sich zu
+ergeben, daß Bäume, die zur Jahreszeit der Gewitter verhältnißmäßig
+viel fettes Oel in ihrem Holzkörper führen, dem Blitzschlag
+am wenigsten ausgesetzt sind. Abgestorbene Aeste an
+einem Baume erhöhen für denselben die Blitzgefahr. Daß die
+Eichen am häufigsten vom Blitze getroffen werden, mußte von
+jeher auffallen, daher die Eiche auch dem Donnergott geheiligt
+war. Von dem Lorbeer ist die gegentheilige Erfahrung weniger
+sicher, zum Mindesten ist sie in Zweifel gezogen worden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Zu den Lorbeerarten gehört auch der Campherbaum
+ (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Laurus
+Camphora</span></span>), der im westlichen China und in Japan zu Hause
+ist und im La Mortola-Garten sehr gut gedeiht. Völlig ausgewachsen,
+kann er bis fünfzig Meter hoch und sechs Meter dick
+<span class="tei tei-pb" id="page050">[pg 050]</span><a name="Pg050" id="Pg050" class="tei tei-anchor"></a>
+werden. Seine Blätter verbreiten beim Zerreiben einen merklichen
+Camphergeruch. Der Campher wird aber im Großen
+nicht aus den Blättern, sondern aus dem Holzkörper dieses
+Baumes durch Sublimation gewonnen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die zu den Laurineen gehörenden Zimmetbäume sind in
+La Mortola ebenfalls zu sehen, freilich nicht die wichtigste Art
+derselben, das in Ceylon heimische
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cinnamomum ceylanicum</span></span>,
+sondern zwei chinesische und japanische Arten. Der Zimmet
+des Handels besteht aus der Rinde junger Schößlinge, welche
+nach starken Regengüssen geschnitten und geschält werden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im schroffen Gegensatze zu diesen duftenden Pflanzen steht
+eine andere Laurinee, ein hier prächtig gedeihender, immergrüner
+Baum, dessen Name:
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Orcodaphne californica</span></span>,
+zugleich die
+Heimath angibt. Häufig wird er in den Gärten als
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Laurus
+regalis</span></span> bezeichnet. Er gleicht in der That in seinem Aussehen
+einem Lorbeer, zerreibt man aber eines seiner Blätter zwischen
+den Fingern, so strömt ein ätherisches Öl aus, dessen geringste
+Mengen schon in hohem Grade die Schleimhaut der Geruchsorgane
+angreifen. In Californien verweilt man nicht gern in
+der Nähe eines solchen Baumes, wenn der Wind von dessen
+Seite weht, denn die flüchtigen Öle, mit denen er sich beladen.
+hat, reizen zum fortdauernden Niesen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Man wird sich in La Mortola auch mit einer anderen
+Laurinee, der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Persea gratissima</span></span>,
+bekannt machen können, welche
+in den Gärten der Tropen viel cultivirt wird und die Aguacatebirnen
+liefert. Die Krone dieses schönen Baumes breitet sich
+domartig aus, seine Blätter gleichen denjenigen des Lorbeers.
+Die birnförmigen, doch oft auch sehr unregelmäßig gestalteten
+Früchte sind große Steinfrüchte, mit einem Kern im Innern.
+Ihr Fleisch schmilzt wie Butter auf der Zunge und erinnert im
+Duft an die feinsten Moschusmelonen. Die Mexikaner essen die
+Aguacaten vornehmlich als Salat und suchen sich in der schmackhaften
+Zubereitung derselben zu überbieten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auch noch einige andere tropische Früchte reifen gut im
+<span class="tei tei-pb" id="page051">[pg 051]</span><a name="Pg051" id="Pg051" class="tei tei-anchor"></a>
+La Mortola-Garten, so die Guavas oder Guayaben, welche man
+von zwei Psidiumarten dort erntet. Die Gattung Psidium gehört
+zu den Myrten-Gewächsen und wird in allen Tropenländern
+cultivirt. Die Guavas vertreten dort in gewissem Sinne unsere
+Stachelbeeren, denn sie sind eben so fruchtbar, beginnen rasch
+Früchte zu tragen und lassen sich leicht vermehren. Sie wachsen
+zu Sträuchern oder kleinen Bäumen mit immergrünen Blättern
+empor und tragen Früchte, die in ihrer Größe zwischen der
+Wallnuß und dem Hühnerei schwanken. Diese Früchte werden
+ohne Zuthat oder mit Wein und Zucker gegessen. Manche
+erinnern an Erdbeeren, andere besitzen einen süßsäuerlichen Geschmack,
+andere noch einen so durchdringenden Duft, daß sie
+nicht Allen munden. Sehr geschätzt werden auch die Guavas-Gelées
+in den Tropen, und man beginnt dieselben auch nach
+Europa einzuführen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Eine andere in La Mortola cultivirte Myrtacee, die
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Jambosa
+vulgaris</span></span>, liefert »Rosenäpfel«, welche den Geschmack reifer
+Aprikosen haben und nach Rosenwasser duften. Der Baum
+selbst ist reich verzweigt und trägt immergrüne Blätter, die in
+ihrer Gestalt den Pfirsichblättern gleichen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wichtig sind, mehr noch ihres Holzes als ihrer Früchte
+wegen, die zu den Ebenholzbäumen gehörenden Diospyros-Arten.
+Der japanisch-chinesische <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Diospyros Kaki</span></span>, den man in
+La Mortola zieht, liefert die Kakis. Ein kleiner Baum mit
+eirunden Blättern, gelblichweißen Blüthen und runden, etwa
+pfirsichgroßen, röthlichgelben Früchten. Diese Früchte müssen
+überreif werden, um feinen Geschmack zu gewinnen, dann halten
+sie die Mitte zwischen Pflaumen und Aprikosen. An der
+Riviera reifen die Kakis im October. In Japan benutzt man
+auch das Holz dieser Bäume, das dem Holz unserer Wallnußbäume
+ähnelt. Doch weit übertroffen wird das Kakiholz von
+dem Holz der südindischen und ceylonischen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Diospyros Ebenum</span></span>
+und anderen ihm nahe verwandten Arten, welche das Ebenholz
+liefern. Das schwarze Kernholz dieser Bäume war schon im
+<span class="tei tei-pb" id="page052">[pg 052]</span><a name="Pg052" id="Pg052" class="tei tei-anchor"></a>
+Alterthum bekannt. Es galt als das geschätzteste Holz jener
+Zeiten. Nicht nur Theophrast, sondern auch das alte Testament
+sind seines Lobes voll. Seine Dichte und seine dunkle Färbung
+verleihen ihm so hohen Werth; durch seine Schwere ist es leicht
+von anderen schwarz gebeizten Hölzern zu unterscheiden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Die zu den Anacardiaceen gehörige ostindische
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mangifera
+indica</span></span>, den Mango-Baum, der die köstlichste Frucht der Tropen
+liefert, gelang es bis jetzt nicht in La Mortola zu erhalten.
+Wohl aber wird man zahlreiche andere Anacardiaceen sehen.
+Zu diesen gehört auch der mit hellgrünen gefiederten Blättern
+und mit rothen Fruchttrauben versehene Baum, dem man so oft
+in den Gärten und an den Straßen der Riviera begegnet und
+der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Schinus Molle</span></span>
+heißt. Dieser Baum wird als Pfefferbaum
+bezeichnet. Mit dem echten Pfeffer haben seine pfefferkorngroßen
+Beeren aber nichts gemein. Der echte Pfeffer stammt vielmehr
+von schlanken ostindischen Lianen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Piper nigrum</span></span>), die nach Art
+des Epheus klettern und mit Luftwurzeln an der Unterlage
+haften. Die Fruchttrauben von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Schinus Molle</span></span> sind aber denjenigen
+des Pfeffers wirklich ähnlich und nähern sich dem Pfeffer
+auch im Geschmack. Ein Getränk, das in Peru und Brasilien
+aus diesen Beeren dargestellt wird, soll an Wein erinnern.
+Es liegt für uns nahe, auch die in La Mortola cultivirten
+Vertreter der Gattung Zizyphus zu beachten. Befindet
+sich doch unter denselben der in Südeuropa und an der nordafrikanischen
+Küste einheimische
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus lotus</span></span>. Im Alterthum
+wurden mehrere Pflanzen Lotus genannt, doch ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus
+lotus</span></span> allem Anschein nach jener Strauch, den Theophrast als
+Lotus bezeichnet. Von den Früchten dieses Strauches wäre
+somit schon bei Homer die Rede. Sie bildeten ein wichtiges
+Nahrungsmittel der Armen, und die Bewohner von Tunis und
+Tripolis hießen, weil sie sich vornehmlich von diesen Früchten
+ernährten, Lotophagen. Die Pflanzengattung Zizyphus gehört
+zu den Kreuzdorn-Gewächsen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhamneen</span></span>). Die Früchte von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus lotus</span></span> sind so groß wie Schlehen; ihr mehliges Gewebe,
+<span class="tei tei-pb" id="page053">[pg 053]</span><a name="Pg053" id="Pg053" class="tei tei-anchor"></a>
+das den inneren Kern umgibt, kann zu Brod verbacken werden
+und auch ein gährendes Getränk liefern. Aus den Früchten
+anderer Arten, so vor Allem des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus vulgaris</span></span>, eines in
+Syrien heimischen Bäumchens, und von <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus jujuba</span></span>, einem
+Bäumchen, das in Ostindien wächst, werden die früher sehr beliebten
+Jujubapasten dargestellt. Von <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Zizyphus spina Christi</span></span>,
+einem im Thale des Jordan und am Todten Meere verbreiteten
+dornigen Strauche, dem Nebeg oder Sfidr, geht die Sage,
+aus ihm sei die Dornenkrone Christi geflochten worden. Man hat
+auch die in unseren nordischen Gärten cultivirten dornigen
+Gleditschien als Christus-Akazien bezeichnet und mit ihnen die
+Vorstellung von Christi Dornenkrone verknüpft, doch dies unter
+allen Umständen mit Unrecht, da die Gleditschien erst im achtzehnten
+Jahrhundert aus Nordamerika eingeführt wurden. Die
+Zizyphus-Arten werfen des Winters ihre Blätter ab, treiben
+aber zeitig im Frühjahr und bedecken sich mit sehr dunklem
+Laub. Da sie sehr dünne Zweige haben, hängen diese abwärts
+und gewähren mit den sich röthenden Früchten beladen, später
+ein sehr zierliches Bild.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Unter den Anacardiaceen von La Mortola, die ein besonderes
+Interesse bieten, befindet sich auch der echte Pistazienbaum (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pistacia
+ vera</span></span>), dann die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhus succedanea</span></span>, welche das japanische Baumwachs
+liefert, sowie die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhus vernicifera</span></span>, aus deren Milchsaft
+die Japaner den berühmten japanischen Lack bereiten. Das Ausfließen
+dieses sehr giftigen Milchsaftes wird durch Einschnitte in
+die Rinde veranlaßt. Um den Lack aus ihm zu machen, versetzt
+man ihn mit dem Öle von <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bignonia tomentosa</span></span>, oder von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Perilla ocymoides</span></span> und fügt auch wohl Zinnober hinzu. Die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhus vernicifera</span></span> hält im Freien selbst in den wärmeren Theilen
+von Deutschland aus.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein äußerst niedlicher Strauch ist <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Capparis spinosa</span></span>,
+welcher die echten Kapern liefert. Im Blüthenschmuck sieht man
+ihn erst im Herbst, und wer einmal um jene Zeit, am Comer
+See entlang, von Cadenabbia nach Tremezzo wanderte, dem
+<span class="tei tei-pb" id="page054">[pg 054]</span><a name="Pg054" id="Pg054" class="tei tei-anchor"></a>
+werden sicher vor dem Eingang in den letzten Ort die dunkelgrünen
+Kapernsträucher an der Mauer, wegen ihrer schönen
+Blüthen, aufgefallen sein. Lange violette Staubgefäße in großer
+Zahl strahlen aus der schneeweißen zarten Blüthenhülle hervor,
+freilich hier so hoch an der Mauer, daß man sie nur schwer
+erreichen kann. An vielen Orten der Riviera wird der Kapernstrauch
+im Großen gezogen, seine Blüthenknospen sind es und
+nicht die Früchte, die als Kapern dienen. Man pflückt sie im
+Sommer und legt sie in Weinessig ein; viel Tausende von
+Kilogrammen Kapern werden so in der Provençe bereitet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Staunend bleibt man wohl im La Mortola-Garten vor
+einer Nachtschattenart, dem baumartigen <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Solanum Warszewiczii</span></span>,
+stehen, an welchem Früchte von Größe und Gestalt der Hühnereier
+hängen. Dann bemerkt man auch das krautartige <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Solanum
+Melongena</span></span>, dessen gurkenförmige violette Früchte gekocht werden,
+und oft als Gemüse den Braten an italienischer Tafel garniren.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Unter den krautartigen Gewächsen fallen uns auch wohl
+manche Doldenpflanzen (Umbelliferen) durch ihre Größe auf.
+Sie sind bei weitem mächtiger noch als die Meisterwurz, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Imperatoria</span></span>, unserer Gärten entwickelt. Besonders imponirt
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ferula communis</span></span>,
+das Stecken- oder Ruthenkraut, das auch
+eine eigene Geschichte besitzt. Dieses Doldengewächs, das am
+Mittelmeer zu Hause ist, kann eine Höhe bis zu vier Meter
+erreichen. Den Stengel benutzte man im Alterthum zu Spazierstöcken
+und seiner Zähigkeit wegen auch zum Züchtigen von
+Sklaven und Kindern, wozu man ihn zuvor im Wasser einzuweichen
+pflegte. Davon kommt der Name
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ferula</span></span>, der von
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">ferire</span></span>
+(geißeln) abgeleitet ist. Das Mark des Stengels ist sehr
+locker und wird heute noch in Sicilien als Zunder benutzt. Das
+Feuer glimmt in diesem Mark fort, und daher geht die Sage,
+Prometheus habe in einem solchen Ferulastengel das Feuer zur
+Erde gebracht, das er dem Zeus entwandte. – Der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ferula
+ communis</span></span> steht sehr nah der Stink-Asand, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ferula Scorodosma</span></span>
+der persischen Steppen. Sie ist eine derjenigen Umbelliferen,
+<span class="tei tei-pb" id="page055">[pg 055]</span><a name="Pg055" id="Pg055" class="tei tei-anchor"></a>
+welche die
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">asa foetida</span></span>
+liefern. Dieses Gummiharz entstammt
+vornehmlich der Wurzel dieser Pflanzen. Sein Duft hält die
+Mitte zwischen Knoblauch und Benzoë. Die Pflanze war allem
+Anschein nach schon den Alten bekannt und von ihnen als
+Silphium bezeichnet. Das Gummiharz hieß Laser. Mit dem
+Laser würzte man die Speisen und die Perser benutzen es heute
+noch als Gewürz. Auch gab es eine Zeit, wo
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">asa foetida</span></span> in
+Frankreich beliebt war, und man mit derselben die Suppenteller
+einrieb, um die Suppe »schmackhafter« zu machen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der graublätterige, immergrüne Baum, welcher »japanische
+Mispeln« trägt, die »<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eriobotria</span></span>« oder <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Photinia japonica</span></span> ist in
+den Gärten der Riviera so verbreitet, daß man ihn in La Mortola
+schon als alten Bekannten begrüßt. Die lichtgelben, säuerlich-süßen,
+pflaumengroßen Früchte hat man oft schon bei Mahlzeiten
+genossen, sie allenfalls auch schmackhaft gefunden, wenn sie sehr
+reif und frisch waren. Der Baum stammt ursprünglich wohl
+aus China. Rein's Angaben zufolge ist er 1787 mit anderen
+Ziergewächsen und Nutzpflanzen durch Sir Joseph Banks nach
+England gebracht worden. Jetzt reicht er über ganz Italien
+und ist selbst am Genfer See zu finden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Diesem Baume nahe verwandt ist ein anderer von gleich
+geringer Höhe, der in den Gärten der Riviera sehr viel cultivirt
+wird und jedem Pflanzenfreund daher auffallen muß: die in
+Japan und China heimische
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Photinia serrulata</span></span>. Ihre großen
+Blätter sehen lorbeerartig aus, zwischen denselben leuchten die
+flachen weißen Blüthenrispen hervor. Aus der Ferne sehen sie
+fast so wie die Blüthenstände unseres Holunders aus. Die
+Photinien gehören zu den Rosifloren. Sie zeigen manche Übereinstimmung
+mit den Weißdornarten, der Gattung
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Crataegus</span></span>,
+und werden mit denselben zum Theil vereinigt. Im La Mortola-Garten
+ist die in der Nähe des Einganges stehende
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Photinia
+ serrulata</span></span> daher auch mit ihrem Synonym als
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Crataegus glabra</span></span>
+bezeichnet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Mit einigem Interesse sieht man sich im Garten von La
+<span class="tei tei-pb" id="page056">[pg 056]</span><a name="Pg056" id="Pg056" class="tei tei-anchor"></a>
+Mortola einen stattlichen, mit harten, kleinen Blättern bedeckten
+Baum, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Quillaja Saponaria</span></span>
+an, der, wie die japanische
+Mispel, zu den rosenblüthigen Gewächsen gehört, merkwürdig
+aber durch seine saponinreiche Rinde ist. Diese Rinde, die als
+Panamaholz aus Chile importirt wird, schäumt in Wasser auf
+wie Seife, steht als solche in Chile allgemein im Gebrauch, dient
+auch bei uns zum Waschen von Wolle und Seide und zu kosmetischen
+Zwecken.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als wohl bekannte Pflanzenform begrüßt man den Johannisbrodbaum
+oder Caroubier (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ceratonia siliqua</span></span>). Man hat
+ihn schon in weit prächtigeren Exemplaren in der Umgebung
+von Mentone gesehen. Alte Stämme erinnern in der Form
+an unsere Eichen; an den paarig gefiederten lederartigen Blättern
+ist aber der Johannisbrodbaum als solcher sofort zu erkennen.
+Die Hülsen, Leckerbissen, die auf keinem Jahrmarkt fehlen, und
+an denen sich Kinder allgemein erfreuen, sind im Frühjahr noch
+so klein, daß man sie an den Zweigen suchen muß. Aus den
+reifen Hülsen wird ein süßer, honigähnlicher Saft gepreßt, der
+als Keratameli im Orient genossen wird. Mit diesen Hülsen
+soll, der Sage nach, Johannes der Täufer sich in der Wüste ernährt
+haben und der Baum nach dem Vorläufer des Messias
+seinen Namen führen. Die reifen Samen innerhalb der Hülsen
+zeichnen sich durch auffallend übereinstimmende Größe aus,
+woraus sich erklärt, daß sie einst als Gewichte dienten und der
+kleinen Einheit im Gold- und Diamantengewicht den Namen
+gaben. Denn Karat stammt von Kerateia, dem griechischen
+Wort für diese Hülse. Um gute Früchte zu tragen, muß der
+Baum veredelt werden, und es waren jedenfalls die Araber,
+welche die bessere Fruchtform dieses Baumes am Mittelmeer verbreiteten.
+Er ist in Süd-Arabien wohl zu Hause, doch an vielen
+Orten der Riviera jetzt verwildert.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im La Mortola-Garten werden auch der Theestrauch und
+Kaffeebaum im Freien gezogen. Der Theestrauch, der baumförmig
+bis zu fünfzehn Meter Höhe emporwachsen kann, macht
+<span class="tei tei-pb" id="page057">[pg 057]</span><a name="Pg057" id="Pg057" class="tei tei-anchor"></a>
+den Eindruck einer Camellie, und in der That gehört er auch
+wie diese zu der Familie der Ternströmiaceen, ja er wird jetzt
+sogar als <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Camellia Thea</span></span>
+mit dem Camellienbaum in derselben
+Gattung vereinigt. Der Name Camellia, den diese Pflanzengattung
+führt, klingt so poetisch, vielleicht weil man an die
+»Camelien-Dame« bei demselben denkt; thatsächlich hat er aber
+einen viel prosaischeren Ursprung. Er entstand nämlich aus
+Kamel, dem Familiennamen eines Jesuitenpaters, der vor mehr
+als anderthalb Jahrhunderten die Camellie aus Manilla nach
+Spanien brachte. Diesem Georg Kamel zu Ehren benannte
+Linné die Pflanze, er fügte
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">japonica</span></span> hinzu, da die Camellie
+in Japan zu Hause ist, und von dort aus auch nach Manilla
+gelangt war. – Die Blüthen des Theestrauches erinnern sehr
+an die ungefüllten Camellien und haben zahlreiche Staubfäden
+wie diese. In La Mortola blüht der Theestrauch im September.
+Seine porzellanweißen, rosa angehauchten Blüthen, die sich aus
+den Blattachseln vordrängen, verbreiten einen nur schwachen
+Duft. Nach den Berichten des Rev. B. C. Henry ist die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Camellia
+Thea</span></span> wild in großen Mengen noch im Innern der südchinesischen
+Insel Hainon zu finden. Die zahlreichen Theesorten
+verdanken der verschiedenen Zeit des Einsammelns, dem verschiedenen
+Alter der eingesammelten Blätter und deren verschiedener
+Behandlung ihre besonderen Eigenschaften.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Der arabische Kaffeebaum, die
+ <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Coffea arabica</span></span>, ist ein kleiner
+pyramidaler Baum, der bis zu fünf oder sechs Meter Höhe
+emporwächst. Er trägt seine immergrünen dunklen Blätter in
+gekreuzten Paaren. Die weißen, nach Orangen duftenden Blüthen
+stehen gehäuft in den Achseln der obersten Blätter. Die Früchte,
+die aus diesen Blüthen hervorgehen, sind kirschgroße, dunkelrothe
+Beeren, die zwei Samen, die sogenannten Kaffeebohnen, enthalten.
+Der Kaffeebaum führt seinen Namen nach dem Bergland Kâfa
+im südlichen Abyssinien. Man hat überhaupt die südlichen Provinzen
+von Hoch-Abyssinien für den Ursprungsort des arabischen
+Kaffeebaumes gehalten, doch ist derselbe in neuerer Zeit wild
+<span class="tei tei-pb" id="page058">[pg 058]</span><a name="Pg058" id="Pg058" class="tei tei-anchor"></a>
+am Victoria-Nyansa und in Westafrika gefunden worden, so daß
+Centralafrika wohl die eigentliche Heimath dieser Culturpflanze
+sein dürfte. Afrika hat uns neuerdings auch noch eine zweite
+Art des Kaffeebaumes geliefert, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Coffea liberica</span></span>. Sie wird
+in den tiefer gelegenen Theilen der tropischen Küstendistricte gefunden,
+ist gegen Temperaturwechsel empfindlicher als die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Coffea
+arabica</span></span>, verträgt aber besser die Seewinde. Da sie durch Größe
+der Samen und feines Aroma derselben ausgezeichnet ist, so beginnt
+ihre Cultur sich über die tropischen Länder bereits auszubreiten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In den Kaffeegärten Arabiens und Abyssiniens wird auch
+ein zu den Celastrineen gehörender Strauch cultivirt, mit gegliederten
+Ästchen, lederartigen, lanzettförmigen Blättern, den
+man in La Mortola sehen kann und der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Catha edulis</span></span> heißt.
+Es ist das die Khatpflanze, deren getrocknete Blätter von den
+Arabern theils wie Tabak gekaut, theils auch mit Wasser aufgebrüht
+und als Thee genossen werden. In Südamerika dienen
+andererseits ganz allgemein der Theebereitung die Blätter des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ilex paraguayenses</span></span> einer dem Khatstrauch ziemlich nah verwandten
+Aquifoliacee, die in Paraguay und Brasilien zu Hause
+ist. Man bezeichnet diese Blätter dort als
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Yerba</span></span> oder als
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Mate</span></span>. Dieser Strauch wird zwar im La Mortola-Garten nicht
+cultivirt, doch sieht man dort andere immergrüne Ilex-Arten, die
+ihm sehr ähneln. – Die vorhandenen Arten der Sterculiaceen-Gattung
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Sterculia</span></span> können andererseits auch das Bild der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Sterculia
+acuminata</span></span> oder <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cola acuminata</span></span> ersetzen, welche den
+afrikanischen Negern die »Kolanüsse« liefert. Diese Früchte
+sehen wie Kastanien aus und haben schwach bitteren Geschmack.
+Die Neger wissen sie nicht genug zu preisen, denn sie sollen den
+Körper stärken, schlechtes Wasser trinkbar machen, gegen allerlei
+Krankheiten helfen, den Hunger stillen und das Gemüth erheitern.
+Thatsächlich enthalten auch die Kolanüsse Theïn, ähnlich wie die
+Thee- und Kaffeepflanzen und außerdem Theobromin wie die
+Chocolade. Der Genuß dieser Früchte beginnt jetzt bis nach
+England vorzudringen.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page059">[pg 059]</span><a name="Pg059" id="Pg059" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es fällt im La Mortola-Garten wie in den anderen Gärten
+der Riviera wohl auf, daß die Camellien, Rhododendren und
+Azaleen so stark gegen andere Pflanzen zurücktreten. Man erblickt
+sie nur vereinzelt und bei weitem weniger schön und kräftig
+wie etwa an den italienischen Seen entwickelt. Das hat in der
+Zusammensetzung des Bodens seinen Grund. Der so überaus
+kalkreiche Boden der Riviera sagt diesen Pflanzen nicht zu, die
+ausgeprägte Humusbewohner sind, außerdem reiche Bewässerung
+verlangen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Einen wichtigen Handelsartikel im Alterthum und Mittelalter
+haben auch wohlriechende Balsame gebildet. Ein Bäumchen,
+das solchen Balsam lieferte, tritt uns in La Mortola in dem
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Styrax officinalis</span></span> entgegen. Dieses Gewächs ist in der Belaubung
+einem Quittenbaum äußerst ähnlich; es entfaltet in
+La Mortola im Mai und Juni auch seine weißen, mit goldgelben
+Staubfäden versehenen, wohlriechenden Blüthen. Ein
+Haupterzeuger solcher Balsame, die als Parfüm, als Räucherwerk
+und zu Salben dienten, war der Storax-Baum
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Liquidambar
+orientale</span></span>). Die duftende Myrrhe, die zu gottesdienstlichen
+Zwecken auch den Griechen dient, stammt andererseits von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Balsamodendron
+ Myrrha</span></span>, der Weihrauch, oder das <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Olibanum</span></span>, von
+Boswellia-Arten, die im äußersten Osten von Afrika und auf
+dem arabischen Küstenstriche wachsen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In dem Garten von La Mortola kann man auch die zu
+den Hülsengewächsen gehörende
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Indigofera tinctoria</span></span> sehen, eine
+Pflanze, die zu den wichtigsten der Indigo liefernden Gewächse
+zählt. Sie stellt einen kleinen Strauch vor, der in Ostindien
+zu Hause ist, der aber jetzt in anderen Ländern zwischen den
+Wendekreisen, ja selbst an einzelnen Stellen um Neapel cultivirt
+wird. Sie trägt unpaarig gefiederte Blätter und entsendet aus
+den Achseln derselben ihre Blüthenstände, die mit kleinen weißen
+oder rosenrothen Blüthen besetzt sind. Ihre nächste Verwandte,
+die man auch in La Mortola sehen kann, die zierliche
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Indigofera
+Dosua</span></span> aus dem Himalaya, wird auch in unseren Gärten gezogen.
+<span class="tei tei-pb" id="page060">[pg 060]</span><a name="Pg060" id="Pg060" class="tei tei-anchor"></a>
+Wie in anderen Indigo liefernden Pflanzen, zu denen
+auch unser Waid (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Isatis tinctoria</span></span>) und der chinesische Färber-Knöterich
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Polygonum tinctorum</span></span>)
+gehören, ist in der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Indigofera
+tinctoria</span></span> der Indigo nicht schon als solcher vorhanden. Die
+zerkleinerten Pflanzen müssen vielmehr erst einen Gährungsproceß
+im Wasser durchmachen. Dieses wird abgegossen, wenn
+es sich stark grüngelb färbt und dann gerührt und geschlagen,
+um mit dem Sauerstoff der Luft in möglichst reiche Berührung
+zu kommen. Dabei scheidet sich der Indigo als unlösliches
+Pulver ab. Er bildet die »echteste« und geschätzteste Pflanzenfarbe,
+die auch schon den Alten bekannt war und bei ihnen als
+Indicum hoch im Werthe stand. Wie in der Jetztzeit London,
+so bildete einst Bagdad den Weltmarkt für diesen Artikel.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Aus den exotischen Pflanzenformen ragen allseitig Nadelhölzer
+hervor. Sie stechen eigenartig von denselben ab. Wir
+sind mit ihren Gestalten wohl vertraut und selbst die so regelmäßig
+geformten Araucarien sehen wie etwas gezierte Tannen
+aus. In den Gewächshäusern der Heimath sah auch jeder schon
+die Cycadeen, die hier in einer Anzahl von Arten unter freiem
+Himmel gedeihen. Dem Laien wird es schwer, sich vorzustellen,
+daß die Cycadeen Verwandte der Nadelhölzer sind. Scheinen
+sie doch mit ihrem unverzweigten Stamm und mit ihrer einfachen
+Krone aus langen gefiederten Blättern, weit mehr den
+Palmen zu gleichen. Mit diesen haben sie aber thatsächlich nur
+eine gewisse Ähnlichkeit gemein. Diese äußere Ähnlichkeit der
+Cycasblätter und der Palmenblätter hat es aber bewirkt, daß
+sie oft fälschlich als Palmenblätter bezeichnet werden und als
+solche bei Begräbnissen Verwendung finden. Thatsächlich ist das
+aber eine arge Verwechselung. Denn Palmblätter und nicht
+Cycaswedel sollen es, der Tradition nach, sein, die man
+den Todten auf den Sarg legt, sowie es Palmenblätter sind,
+die christliche Märtyrer in der Hand halten und die auf den
+Gräbern in den Katakomben dargestellt werden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Den Palmen werfen wir in La Mortola nur flüchtige
+<span class="tei tei-pb" id="page061">[pg 061]</span><a name="Pg061" id="Pg061" class="tei tei-anchor"></a>
+Blicke zu, da wir sie ja in Bordighera schon eingehend betrachtet
+haben. Hingegen fesseln unsere Aufmerksamkeit die zahlreichen
+Arten von Bambusen, die hier stellenweise schon zu mächtiger
+Entwickelung gelangten. Daß diese Pflanzen, trotz ihrer bedeutenden
+Höhe, die beim gemeinen Bambus
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bambusa arundinacea</span></span>)
+oft dreißig Meter erreicht, zu den Gräsern gehören,
+kann nur Denjenigen in Erstaunen versetzen, der sich die Gräser
+ausschließlich als Wiesenkräuter vorstellt. Thatsächlich haben
+wir schon in unseren Schilfrohr-Arten Vertreter der Gramineen-Familie
+vor Augen, die zu ansehnlicher Höhe emporwachsen.
+Die Bambusen sind unserem Schilfrohr in mancher Beziehung
+ähnlich. Während letzteres aber bei uns nur eine beschränkte
+Verwendung findet, gibt es in den heißen Ländern kaum eine
+Pflanze, die mannigfaltigeren Nutzen als der gemeine Bambus
+stiftet. Die jungen Wurzelsprosse dienen als Gemüse, vornehmlich
+verwenden sie aber die Chinesen zur Bereitung eines beliebten
+Confectes, das dem Ingwer oft zugesetzt wird. Aus
+jüngeren Halmen stellt man in den heißen Ländern Wände,
+Zäune und anderes Flechtwerk her; aus den Blättern macht
+man Matten und Hüte, verpackt auch oft den Thee in dieselben.
+Junge Blätter dienen als Viehfutter. Aus den Fasern der
+Halme bereiten die Chinesen ihr berühmtes Papier, das durch
+seinen Seidenglanz, seine Weichheit und seine geringe Dicke
+ausgezeichnet ist. Die hohlen Stämme sind sehr leicht, besitzen
+trotzdem einen ganz außerordentlich hohen Grad von Festigkeit
+und werden zu Bauten verwendet, die allen äußeren Angriffen
+trotzen. Die ganze Oberfläche des Stammes ist verkieselt, und
+so kommt es, daß dieser nicht allein in der Luft, sondern auch
+im Boden sich sehr lange hält. Daher die Stämme auch als
+Wasserleitungsröhren und Wasserrinnen dienen, nachdem man
+zuvor die Scheidewände durchbohrte, welche das Innere des
+hohlen Stammes durchsetzen. Andererseits lassen sich die einzelnen
+Glieder des Stammes als Wassereimer und als Blumentöpfe
+verwenden, wenn man die Scheidewände unversehrt läßt.
+<span class="tei tei-pb" id="page062">[pg 062]</span><a name="Pg062" id="Pg062" class="tei tei-anchor"></a>
+Aus Bambus werden Brücken und Flösse, aus Bambus Betten,
+Stühle und Tische gefertigt, mit Bambusfasern Matratzen
+<span class="tei tei-corr">gefüllt</span>
+und Möbel gepolstert. Leitern aus Bambus sind sehr
+beliebt. Aus Bambus stellt man Eß- und Trinkgefäße, chirurgische
+Instrumente und selbst Haarkämme her, und als ob gezeigt
+werden solle, daß der Bambus einer jeglichen Verwendung fähig
+sei, verfertigen die Bewohner von Borneo und Sumatra aus
+demselben sogar Lampen, in welchen Dammaraharz gebrannt
+wird, und mit Dammaraharz gefüllte Kerzen, deren Hülle zugleich
+mit der Füllung in Flamme aufgeht. Bambusstöcke
+kennen auch wir: sie werden aus den zähen, knotigen Wurzelausläufern
+fabricirt, denen eine innere Höhlung abgeht.
+Ebenso muß zu Kriegszwecken der Bambus das Material hergeben:
+er liefert Lanzen und Wurfspieße von unübertrefflicher
+Leichtigkeit und Härte. Zu gleicher Zeit ist der chinesische
+Soldat ausgerüstet mit einem Sonnenschirm aus Bambus,
+dessen Überzug aus gefirnißtem Maulbeerpapier besteht. Desgleichen
+sollen die hohlen Stengeltheile des Bambus als Musikinstrumente
+zur Verschönerung des Lebens beitragen. Sie
+werden zu Flöten und Clarinetten verarbeitet, auch als Resonanzböden
+und selbst in Gestalt von Saiten verwendet. Ja
+C. Schröter berichtet, daß die Atchinesen es sogar verstanden
+haben, aus Bambus eine Art Telephon herzustellen, durch welche
+sie ihre Wachtposten in Verbindung setzen. – Die Höhlungen
+junger Stammtheile enthalten meist klares Wasser, mit welchem
+in Indien und in den Bergen von Java der Reisende seinen
+Durst stillen kann. – Die Bambusen blühen selten; stellt sich
+aber ein Blüthenjahr ein, so gibt es eine große Fruchternte.
+Die Früchte werden wie Reis gegessen oder in Brot verbacken,
+und wiederholt schon, so 1812, ist durch das Blühen der Bambusen
+eine Hungersnoth in Indien abgewendet worden. Mit
+Recht konnte somit Wallace, einer der besten Kenner der Tropen,
+aussprechen, daß der Bambus eines ihrer herrlichsten Producte
+sei. – Am vollkommensten haben Chinesen, Japaner und die
+<span class="tei tei-pb" id="page063">[pg 063]</span><a name="Pg063" id="Pg063" class="tei tei-anchor"></a>
+Bewohner Indiens und des indischen Archipels ihn auszunutzen
+gewußt. In China gibt es ganze Dörfer, die nur aus Bambus
+aufgebaut sind. Einen merkwürdigen Eindruck soll es machen,
+wenn ein solches Dorf in Brand geräth. Die Luft erhitzt sich
+alsdann in den abgeschlossenen Gliedern der Bambusstämme
+und sprengt dieselben mit gewaltigem Knall. Man hört aus
+der Ferne wie Kanonendonner, in welchem die Eingeborenen
+der Molukken deutlich den Ruf »Bambu, Bambu« zu vernehmen
+glauben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In einer Pflanze, die so viel Nutzen stiftet, lag es dem
+Naturmenschen nahe, auch nach verborgenen Heilkräften zu
+suchen. In China werden die Wurzelstöcke, die jungen Sprosse,
+der Saft, der Samen, bestimmte Auswüchse der Pflanze, als
+Medicamente verwendet. Zu besonderer Berühmtheit gelangte
+aber als Heilmittel ein eigenthümlicher Körper, der sich in den
+hohlen Gliedern der Stämme findet und Tabaschier genannt
+wird. Schon die Mediciner der römischen Kaiserzeit wandten
+denselben viel an, gestützt auf orientalische Traditionen. Einen
+Weltruf gewann der Tabaschier aber erst durch die arabischen
+Ärzte im zehnten und elften Jahrhundert, und er gilt immer
+noch als ganz hervorragendes Medicament in der ganzen
+orientalischen Welt. – Das frische, dem Bambusstengel entnommene
+Tabaschier bildet schmutzig weiße, braune bis schwarze
+Stücke. Beim Glühen werden diese weiß calcinirt und in einen
+Chalcedon-ähnlichen Körper verwandelt, der bald weiß und
+undurchsichtig, bald bläulich weiß, durchscheinend und farbenschillernd
+aussieht. Thatsächlich ist der Tabaschier nichts Anderes
+als gemeine Kieselerde, die, durch etwas vegetabilische Substanz
+verunreinigt, beim Glühen von derselben befreit wird. Statt
+kostspieligen Tabaschiers, den er in den Bazaren theuer bezahlen
+muß, könnte der Patient somit auch reinen Kieselsand zu sich
+nehmen. Den rechten Glauben vorausgesetzt, müßte die Wirkung
+dieselbe sein.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Sehr belehrend ist es im Frühjahr zu verfolgen, wie die
+<span class="tei tei-pb" id="page064">[pg 064]</span><a name="Pg064" id="Pg064" class="tei tei-anchor"></a>
+jungen Knospen mächtiger Bambusen als überarmdicke, mit
+scheidenartigen Blättern dichtbedeckte Kegel die Erde durchbrechen.
+Sie pressen Wasser zwischen ihren Blattscheiden hervor, befeuchten
+und erweichen damit den umgebenden Boden und wachsen mit
+solcher Schnelligkeit, daß sich die unmöglich scheinende Vorstellung
+Gras wachsen zu sehen, bei ihnen fast in greifbare
+Wirklichkeit verwandelt. Dieses Wachsthum kann nämlich unter
+günstigen Verhältnissen einen Meter täglich betragen und ein
+zwanzig Meter hoher Sproß in wenigen Wochen somit diese
+Höhe erreicht haben. – Schöne Gruppen von Bambuspflanzen
+gehören zu den zierlichsten Erscheinungen des Pflanzenreiches;
+freilich kann man diese Pflanzen in voller Prachtentfaltung erst
+in den Tropen sehen und im La-Mortola-Garten nur eine annähernde
+Vorstellung davon gewinnen, welche Bedeutung ihnen
+in der tropischen Landschaft zukommt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Aus den werthvollen Angaben des Geographen Ritter und
+den nicht minder werthvollen Untersuchungen des Botanikers
+Ferdinand Cohn geht wohl sicher hervor, daß diejenige Substanz,
+welche die Alten als Saccharum bezeichnet haben, nicht Rohrzucker,
+sondern Tabaschier gewesen sei. Nach Bopp bedeutet
+das Sanskrit-Stammwort
+»<span lang="sa" class="tei tei-foreign" xml:lang="sa"><span style="font-style: italic">çarkara</span></span>«
+nicht etwas Süßes, sondern
+etwas Zerbrechliches und Steinartiges. Im alten Indien wurde
+das Tabaschier als Sakkar Mambu oder Bambusstein bezeichnet,
+und erst die Araber haben dieses Wort auf den später dargestellten,
+dem Tabaschier ähnlichen, krystallinischen Rohrzucker übertragen.
+Edmund O. von Lippmann kommt ebenfalls in seiner überaus
+gründlichen und erschöpfenden »Geschichte des Zuckers« zu dem
+Ergebniß, daß der Sakcharon der antiken Welt nicht unser
+Zucker gewesen sei; er weist nach, daß der
+<em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">feste</span></em> Zucker auch in
+Indien erst in der Zeit zwischen dem dritten und sechsten Jahrhundert
+n. Chr. bekannt wurde.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Zuckerrohr (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Saccharum officinarum</span></span>) ist unserem Schilfrohr
+sehr ähnlich und wie dieses eine Grasart. Man sieht es
+im La Mortola-Garten in voller Entfaltung. Das Zuckerrohr
+<span class="tei tei-pb" id="page065">[pg 065]</span><a name="Pg065" id="Pg065" class="tei tei-anchor"></a>
+ist eine sehr alte Culturpflanze. Da es ausschließlich aus Stecklingen
+gezogen wurde, hat es die Fähigkeit, Samen zu erzeugen,
+fast eingebüßt. Man hat bis vor Kurzem überhaupt geglaubt,
+daß das Zuckerrohr nicht fructificire; doch ergaben sorgfältige
+Beobachtungen, vornehmlich aus Java, daß diese Unfruchtbarkeit
+nur eine relative sei. Die Heimath des Zuckerrohrs ist wahrscheinlich
+Bengalen, jene Provinz, die, ihrer unerschöpflichen
+Fruchtbarkeit wegen, seit jeher als der Garten Indiens gepriesen
+wurde. Wohl gegen das Ende des dritten Jahrhunderts ist das
+Zuckerrohr aus Indien nach China gelangt und zweihundert
+Jahre später westlich bis Gondisapur vorgedrungen. Diese Stadt
+lag am Flusse Karon, der unweit davon sich zum Theil in den
+Tigris, zum Theil nach dem Nordrand des Persischen Meerbusens
+ergoß. Dorthin hatten sich die Nestorianer geflüchtet, als das
+Concil zu Ephesus 431 n. Chr. ihre Lehre für ketzerisch erklärte.
+Sie führten dem Orient die Keime klassisch-litterarischer und
+wissenschaftlich-medicinischer Bildung zu, namentlich auch die
+Anfangsgründe chemischer Kenntnisse. Die Beziehungen Gondisapurs
+zu Indien bewirkten zugleich, daß sich der Einfluß der
+indischen Arzneilehre dort geltend machte und eine Akademie
+erblühte, die nicht nur die Traditionen der griechischen Medicin
+und Naturwissenschaften in sich aufnahm, sondern dieselben auch
+wesentlich förderte. Hier wurde allem Anschein nach die Kunst der
+Zuckerraffinerie erfunden, daher auch »Kand« der persische Name
+für den gereinigten Zucker ist.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Durch die Araber kam das Zuckerrohr im achten Jahrhundert
+nach Spanien, im neunten nach Sicilien. In Venedig
+lassen sich 1150 bereits Zuckerbäcker nachweisen. Die drei wichtigsten
+Productionsstellen des Zuckers im Mittelalter waren
+Syrien, Aegypten und Cypern. Ihre Bedeutung schwand, als
+Vasco de Gama 1498 den directen Weg nach Ostindien um das
+Cap der guten Hoffnung fand und der Handel mit indischem
+Zucker so in die Hände der Portugiesen fiel. Damit war
+der dominirende handelspolitische Einfluß Venedigs und seine
+<span class="tei tei-pb" id="page066">[pg 066]</span><a name="Pg066" id="Pg066" class="tei tei-anchor"></a>
+Macht für immer gebrochen; an Stelle des Mittelmeers wurde
+der atlantische Ocean der Schauplatz des Weltverkehrs. Um
+1580 begann Sicilien seine Zuckerproduction einzustellen, da diese
+gegen die überseeische Concurrenz nicht mehr ankämpfen konnte.
+Denn um jene Zeit hatte auch schon der amerikanische Zucker,
+besonders der brasilianische, die Bedeutung eines Weltproductes
+gewonnen und gelangte bis nach Palermo. Der Zuckerverbrauch
+stieg ganz enorm in Europa, und im Jahre 1600 hatte auch
+Deutschland, nach v. Lippmann, schon mehrere Zuckerraffinerien
+aufzuweisen. Freilich scheinen dieselben nach dem dreißigjährigen
+Kriege sich nur noch in Hamburg gehalten zu haben. Unter
+Friedrich dem Großen entstanden zahlreiche Zuckerraffinerien in
+Preußen und wurden durch Prohibitivzölle geschützt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Süßigkeit des Rübensaftes hatte den Chemiker Markgraf
+veranlaßt, Zucker aus demselben darzustellen, was ihm um
+1747 gelang. Doch fand das gewonnene Product keine Verwerthung,
+zum Theil schon deshalb nicht, weil es an genügend
+zuckerreichen Rüben damals noch fehlte. Diesem Mangel wußte
+erst Achard aus seinen Gütern bei Berlin um 1786 in größerem
+Maßstab abzuhelfen. Die erste wirkliche Rübenzuckerfabrik errichtete
+derselbe Achard, mit Unterstützung Friedrich Wilhelms III., zu
+Cunern in Schlesien. Es folgten alsbald andere Fabriken in
+Preußen und Frankreich, wo besonders Delessert das Darstellungsverfahren
+vervollkommnete. Nach Aufhebung der Continentalsperre
+gingen trotzdem die meisten Rübenzuckerfabriken
+sowohl in Deutschland als auch in Frankreich wieder ein, und
+erst von 1820 etwa an datirt der neue Aufschwung und der
+schließlich großartige Erfolg dieser Industrie.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Palazzo Orengo wird von phantastischen Pflanzenformen:
+säulenförmigen Opuntien, candelaberförmigen Euphorbien, sowie
+von zahlreichen blühenden Aloe- und Agave-Arten umgeben. Auf
+der Mauer östlich vom Hause fällt eine kleine, mit langen weißen
+Dornen bewaffnete Opuntie
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Opuntia tunicata</span></span>) in die Augen.
+Ihre Dornen sind mit zarten Scheiden umhüllt und verdanken
+<span class="tei tei-pb" id="page067">[pg 067]</span><a name="Pg067" id="Pg067" class="tei tei-anchor"></a>
+diesen ihre Färbung. Man kann die Scheiden von den Dornen
+abziehen; doch gilt es vorsichtig zu sein, denn die Dornen sind
+äußerst scharf und verwunden leicht die Hand: Sie schützen
+wirksam die Pflanze gegen den Angriff der Thiere. Dieser
+Schutz ist aber auch nöthig in den dürren Gegenden Mexikos,
+in welchen die Pflanze zu Hause ist, und wo es den Thieren
+oft an pflanzlicher Nahrung fehlt. In solchen Gegenden sind
+dornige Pflanzen sehr häufig, Pflanzen, deren Blätter sich zum
+besseren Schutz in Dornen verwandelt haben, während der
+Stengel sich grün färbte, so in die Functionen der Blätter trat,
+zugleich anschwoll und für die Zeit der Dürre mit Wasser
+versorgte. Durch Hunger getrieben, pflegen wohl Pferde mit
+den Hufen die Dornen von solchen Cactusgewächsen abzuschlagen,
+um zu dem saftigen Fleisch zu gelangen, während das Rindvieh
+sich an denselben schwer verwundet. Der Angriff auf diese
+weißdornige <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Opuntia tunicata</span></span> dürfte den Thieren unter allen
+Umständen schwer fallen, sie ist so stark bewaffnet, daß sie außer
+dem Namen <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Opuntia tunicata</span></span> auch denjenigen <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Opuntia furiosa</span></span>
+erhielt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Doch am Palazzo Orengo fesselt unseren Blick vor allem
+die wunderbare Aussicht, die sich dort entfaltet. Gewiß ein
+herrliches Stück Erde, fast zu schön, um dasselbe dauernd zu
+bewohnen! Denn wonach soll man sich dann noch sehnen, wo
+eine Steigerung des Eindrucks erhoffen? – Von üppigem Grün
+und buntem Blüthenschmuck sind die Bilder eingerahmt, die hier
+den Beschauer fesseln. Sein Auge folgt entzückt der zackigen
+Küste, oder es ruht träumend aus der tiefen Schlucht, in der
+sich der Garten aufwärts, ohne Ende, bis zu den Gipfeln der
+Berge fortzusetzen scheint. Eine hohe Palme neigt sich wie
+sinnend über diesem Bilde und gibt ihm ein märchenhaftes Gepräge.
+Nach Osten decken dunkle Baummassen die Aussicht, doch
+durch eine blumenreiche Pergola gelangt man bald bis auf den
+freien Bergrand. Der Tag geht zur Neige, und es beginnt
+Altbordighera im rosigen Abendlicht zu glühen. Welch' ein
+<span class="tei tei-pb" id="page068">[pg 068]</span><a name="Pg068" id="Pg068" class="tei tei-anchor"></a>
+Anblick! Ich weiß ein krankes Mädchen, eine zu früh aufgeblühte
+Knospe, das Rettung vor dem Tode in Mentone suchte; dem
+schwebte jenes goldige Bild bis zuletzt in den Fieberträumen
+vor. Es war wie die Verheißung einer glücklicheren Welt!
+Sehnsuchtsvoll streckte die Sterbende ihre Arme in der nordischen
+Heimath aus, um es zu fassen, und ein seliges Lächeln verklärte
+dann ihr blasses Antlitz.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Pergola, die nach jenem Aussichtspunkt im Garten von
+La Mortola führt, ist von Banksia-Rosen und anderen Schlinggewächsen
+überwuchert, deren Blüthen in den Abendstunden süßen
+Duft verbreiten. Die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rosa Banksiae</span></span> können wir hier in ihrer
+vollen Prachtentfaltung bewundern. Überall leuchten aus dem
+grünen, dornenfreien Laub die zierlichen Trugdolden ihrer halbgefüllten,
+hellgelben und weißen Blüthen hervor. Um diese
+schöne Rose ist die Riviera zu beneiden; bei uns im Freien will
+sie nicht gedeihen. Auch ist es in Gewächshäusern nicht möglich,
+sie zu üppiger Entwickelung zu bewegen, ebensowenig als dies
+für die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bougainvillea</span></span> gelingt, jene prächtige Liane der Tropen,
+die mit ihren carmoisinrothen Hochblättern ganze Gebäude an
+der Riviera deckt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Sonne war inzwischen untergegangen, und fahle Lichter
+streiften die Küste. Altbordighera erschien so todtenblaß, als
+wäre es inzwischen ausgestorben; der Rahmen aus weißen Rosen
+umschlang es fast wie ein Todtenkranz. Die bunten Blüthen
+im dunklen Laube begannen unsichtbar zu werden, und scharf
+stachen nur vom hellen Abendhimmel die uralten Cypressen ab,
+die, dicht aneinander gereiht, im unteren Theile des Gartens
+zum Meere absteigen. Hat dieser dunkelfarbige Baum, der in
+so feierlichem Ernst zum Himmel emporragt, wirklich ein trauriges
+Aussehen, oder weckt er in uns nur traurige Empfindungen,
+weil er von jeher ein Symbol der Todtentrauer war, und wir
+ihn so oft neben Gräbern sehen? Hier hätte er wohl allen
+Grund, düster in die Landschaft zu schauen, denn er schmückte,
+so heißt es, vor Zeiten einen Friedhof, nach welchem der Ort
+<span class="tei tei-pb" id="page069">[pg 069]</span><a name="Pg069" id="Pg069" class="tei tei-anchor"></a>
+heute noch seinen Namen »La Mortola« führen soll. Blumenbeete
+haben seitdem die Gräber verdeckt, üppiger Pflanzenwuchs
+die Stätten verwischt, an welchen Menschen einst ihre Lieben
+beweinten, die Cypressen allein trauern noch über den Todten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Strada nazionale, die am Garten vorbei nach Mentone
+führt, steigt zunächst in der Schlucht empor und beginnt erst
+jenseits der Croce della Mortola sich langsam zu senken. Es
+ist ein unendlich schöner Weg, der im weiten Bogen, am Abhang
+der Berge, langsam gegen Mentone absteigt. Bald ist
+man in einen Olivenhain gedrungen, in dem sich das Dorf
+Grimaldi verbirgt; jenseits des Ortes steigt über der Straße
+ein alter Thurm düster in die Lüfte empor, neben ihm drängt
+ein modernes Schloß in englisch gothischem Geschmack sich auf.
+Ein schöner Garten steigt bis zum Thurm empor. Es war
+das einst die Besitzung des englischen Arztes Bennet, dessen
+Name einen ruhmvollen Klang an der Riviera besitzt. Nach
+dessen Tode haben neue Besitzer das gothische Haus erbaut.
+Wir erreichen das italienische Zollhaus. Es dunkelt schon; in
+Mentone, das in geringer Ferne vor unseren Augen aufsteigt,
+beginnen auf den Straßen und in den Häusern die Lichter sich
+zu entzünden. Eine lange Reihe flammender Punkte folgt
+bald dem Strande, als hätte sich das Meer mit einer Schnur
+feuriger Perlen geschmückt. Mir zogen die Strophen des Mignonliedes
+durch den Sinn, und das Rauschen des Meeres schien
+sie in den Tönen der Beethoven'schen Musik zu begleiten. Wie
+bezeichnend für diesen Boden mehr als zweitausendjähriger
+Cultur, daß jene Gewächse in dem Liede, welche das Bild
+Italiens uns so lebendig vor die Seele zaubern, diesem Lande
+nicht ureigen sind. Sie kamen aus dem Orient, wie alle die
+großen Gedanken, auf welchen unsere Bildung ruht, entfalteten
+und veredelten sich aber auf diesem Boden. Die Citronen und
+Orangen erhielten die klassischen Lande von den Semiten, welche
+<span class="tei tei-pb" id="page070">[pg 070]</span><a name="Pg070" id="Pg070" class="tei tei-anchor"></a>
+dieselben ihrerseits von den Indiern übernommen hatten. Der
+Öl- und Feigenbaum, der Weinstock und die Palme standen
+bei den Semiten in Pflege, lange bevor sie als Culturpflanzen
+siegreich nach dem Westen vordrangen. Der Cultus des Lorbeers
+und der Myrte gelangte von Osten her über das Mittelmeer.
+Die Cypresse hat nicht ihre Heimath in Italien, sondern auf
+den griechischen Inseln und auf dem Libanon; ja, selbst von der
+schirmförmig ausgebreiteten Pinie, der die Rauchwolke des Vesuvs
+wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
+bezweifelt, daß sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als
+wenn andererseits auch der große Culturimpuls, welcher von
+der Entdeckung der neuen Welt ausging, auf italienischem Boden
+in typischen Pflanzenformen verkörpert werden sollte, brachte er
+diesem die Agave und die Opuntie. Die dornigen, blaugrünen
+Agaven, die stachligen, hellgrünen Opuntien, die so gut zu dem
+felsigen Strande Italiens passen, als wären sie für ihn von
+jeher bestimmt gewesen, sind thatsächlich erst im vierzehnten
+Jahrhundert von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag
+man sich ohne die »<span lang="it" class="tei tei-foreign" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Fichi d'India</span></span>«,
+deren abgeflachte Glieder
+sich in wunderbaren Krümmungen über die Mauern drängen,
+kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier eine
+moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn
+die Agaven und Opuntien in den Preller'schen Odysseebildern
+den Vordergrund der Landschaft schmücken. Die Schönheit
+jener Bilder wird dadurch nicht beeinträchtigt, und doch kann
+man sich bei der Betrachtung derselben einer gewissen fremdartigen
+Empfindung nicht erwehren. Das historische Rechtsgefühl
+fühlt sich verletzt und muß erst durch das ästhetische
+Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
+Kunstschöpfungen erwecken.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur
+des Ölbaumes begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten
+und der Wohlgeruch der Agrumi die Luft nicht erfüllte? –
+Sie war bedeckt mit immergrünen Sträuchern, während dichter
+<span class="tei tei-pb" id="page071">[pg 071]</span><a name="Pg071" id="Pg071" class="tei tei-anchor"></a>
+Nadelwald die Höhen krönte. Das Bild der Vegetation mußte
+ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt durch
+Gesammteffecte, während der Charakter jener Landschaft, die
+wir jetzt für die typisch italienische halten, auf dem wirksamen
+Hervortreten einzelner ausgeprägter Pflanzenformen und deren
+plastischer Sonderung beruht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Während noch in den Zeiten Alexander des Großen, also
+im vierten Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als
+ein Land kannten, das im Vergleich zu ihrem eigenen Lande
+und dem Orient einen ganz ursprünglichen Charakter trug,
+konnte bereits Marcus Terentius Varro im ersten Jahrhundert
+vor Christus, Italien mit einem großen Garten vergleichen.
+Plinius klagt ein Jahrhundert später über den Luxus, der auch
+im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemüse wurden so groß
+gezogen, daß sie der Tisch des Armen nicht mehr zu fassen
+vermochte. Er führt als Beispiel die Spargeln an, von denen
+in Ravenna oft nur drei auf das römische Pfund (ca. 300 Gramm)
+gingen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Daß in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt
+worden war und der orientalische Culturpflanzen vorwiegend
+barg, das römische Volk sich verweichlichen mußte, ist nur zu
+klar. Es war das die Schattenseite jener zu üppig entwickelten
+Cultur, die in dem Übermaße ihrer Entfaltung auch die Keime
+ihres Untergangs trug.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als ich Mentone näher kam, begann der Mistral zu wehen
+und fegte mächtige Staubwolken über die Straße. In Garavan,
+im Schutze der Altstadt, wurde es trotzdem fast windstill, so
+daß ich dort am späten Abend im anmuthigen Garten des
+Hôtel d'Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch
+den Bergrücken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die
+dichten Häusermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollständig
+gedeckt und mit Recht daher von Brustkranken bevorzugt.
+Seit vorigem Winter erhielt Garavan einen eigenen
+Bahnhof, der fast eine zu große Erleichterung des Verkehrs für
+<span class="tei tei-pb" id="page072">[pg 072]</span><a name="Pg072" id="Pg072" class="tei tei-anchor"></a>
+diejenigen Wintergäste schafft, die in Monte Carlo durch schädliche
+Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefährden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VIII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Fast alle wichtigen Reiz- und Genußmittel des Pflanzenreichs
+dankt der Culturmensch den wilden Völkern. Da bei
+ihm selbst die Cultur das instinctive Empfinden ganz zurückdrängte,
+so kann er sich kaum noch vorstellen, welche Eindrücke
+den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel geleitet haben.
+Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, daß der Thee der
+Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze
+der Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolanüsse
+der Neger im wesentlichen dieselben Stoffe enthalten. Im La
+Mortola-Garten, bei Betrachtung der Pflanzen, die jene Stoffe
+liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres Aussehens feststellen.
+Irgend welches äußere Abzeichen, das ihnen gemeinsam
+wäre, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
+somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er
+verfuhr nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und
+Flur seiner Nahrung nachgeht. Er war sich der Ursache seiner
+Wahl ebenso wenig bewußt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen,
+haben unsere Reiz- und Genußmittel eine interessante Geschichte
+aufzuweisen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In China ist der Theegenuß so alt, daß ein im zwölften
+Jahrhundert verfaßtes Buch »Rhya« von demselben als von
+etwas längst Bekanntem spricht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In Europa begann sich der Theegenuß erst um 1630 zu
+verbreiten, unter dem Einfluß der holländisch-ostindischen Gesellschaft
+und der Lobpreisungen, welche einige holländischen
+Ärzte diesem Getränk zu Theil werden ließen. Der Thee sollte
+die Lebenskraft steigern, das Gedächtniß stärken, alle seelischen
+Fähigkeiten erhöhen, das Blut in willkommenster Weise verdünnen.
+<span class="tei tei-pb" id="page073">[pg 073]</span><a name="Pg073" id="Pg073" class="tei tei-anchor"></a>
+Gegen Fieber wurde vorgeschrieben, nicht weniger als
+vierzig bis fünfzig Tassen hintereinander zu trinken. Zu dem
+interessanten Werke von Le Grand d'Aussy, welches 1782 zuerst
+erschien und die Geschichte des Privatlebens der Franzosen
+(<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Histoire de la vie privée des François</span></span>)
+erzählt, ist zu lesen,
+daß der Thee in Paris 1636 bekannt wurde und bald zu Ansehen
+gelangte, weil ihn der Chancelier Séguier unter seine
+Protection nahm. Es scheint, daß sich in Paris einzelne Personen
+auch auf das Rauchen des Thees verlegten, so wie man
+Tabak raucht, und der Arzt Bligny rühmt sich, aus dem Thee
+eine Conserve, ein destillirtes Wasser und zwei Arten von Syrup
+dargestellt zu haben. In England war das Theetrinken um
+1700 schon allgemein verbreitet und der Thee besteuert. Deutschland
+verdankt die Bekanntschaft mit dem Thee den holländischen
+Ärzten des Großen Kurfürsten. Im Jahre 1662 kostete, nach
+den von Flückiger veröffentlichten Documenten, eine Hand voll
+Thee in den Apotheken der Stadt Nordhausen noch fünfzehn
+Gulden, doch im Jahre 1689 in Leipzig nur noch vier Groschen.
+Nach Rußland gelangte der Thee nicht über das westliche
+Europa, sondern direct mit einer asiatischen Gesandtschaft, und
+schon in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts wurde
+der Thee dort zu einem allgemein verbreiteten Getränk. Der
+Thee heißt demgemäß dort Tschai, entsprechend der Benennung
+wie wir sie auch bei den Arabern im achten Jahrhundert schon
+finden, während in Polen aus
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">herba Theae</span></span>
+»<span lang="pl" class="tei tei-foreign" xml:lang="pl"><span style="font-style: italic">Herbata</span></span>« gebildet
+worden ist.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der wichtigste Bestandtheil der Theeblätter ist das Coffeïn,
+derselbe Körper, den die Kaffeebohnen führen und der auch dem
+Theobromin der Cacaobohnen äußerst nahe steht. Ebenso ist
+der Paraguay-Thee oder Mate coffeinhaltig, und denselben Stoff
+führen auch die Kola-»Nüsse«.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Kultur des Kaffeebaumes haben die Araber zuerst in
+großem Maßstäbe betrieben, während Europa, die Türkei ausgenommen,
+vor Mitte des siebzehnten Jahrhunderts nur wenig
+<span class="tei tei-pb" id="page074">[pg 074]</span><a name="Pg074" id="Pg074" class="tei tei-anchor"></a>
+von dem Bestehen dieses Genußmittels wußte. Nach Constantinopel
+hatte Selim I. 1517 aus Aegypten den ersten Kaffee gebracht,
+und zwanzig Jahre später gab es dort bereits viele Kaffeehäuser.
+Nach dem Westen Europas gelangte der Kaffee durch die
+Venetianer. Prosper Alpinus, der als Arzt des venetianischen
+Consuls in Ägypten lebte und von 1591 bis 1593 sein Werk
+über ägyptische Pflanzen veröffentlichte, gab die erste, wenn auch
+wenig vollkommene botanische Beschreibung des Kaffeebaumes.
+Von Venedig aus, wo im Jahre 1645 das erste Kaffeehaus eröffnet
+wurde, verbreitete sich die Sitte des Kaffeetrinkens rasch
+über ganz Italien. Wie Le Grand d'Aussy eingehend beschreibt,
+war es Marseille, das in Frankreich im Jahre 1644 mit der
+Errichtung von Kaffeehäusern den Anfang machte. In Paris
+kam das Kaffeetrinken erst unter Ludwig XIV. auf, und zwar
+vornehmlich durch Soliman Aga, den Gesandten Mohammeds III.,
+der, wie Le Grand d'Aussy berichtet, sich die Gunst der Pariserinnen
+in solchem Maße zu erwerben wußte, daß es Mode ward, ihm
+Besuche abzustatten. Er ließ den Damen, nach orientalischer
+Sitte, den Kaffee serviren; es reichten ihn Sklaven in glänzenden
+Porzellantassen auf goldbefranzten Servietten. Die fremdartige
+Einrichtung der Zimmer, das Sitzen auf dem Boden, die Unterhaltung,
+die mit Hülfe eines Dolmetschers geführt wurde, alles
+das, meint Le Grand d'Aussy, mußte den Kopf der Französinnen
+verdrehen. Überall hörte man von dem Soliman'schen Kaffee
+sprechen, und Jeder wollte davon gekostet haben. Sich Kaffeebohnen
+zu verschaffen, war bei alledem damals noch schwer: das
+Pfund kostete bis zu vierzig Thalern. Im Jahre 1672 eröffnete
+ein Armenier, Namens Pascal, auf dem Quai de l'École das
+erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem Getränk, welches in demselben
+geboten wurde, »Café« genannt ward. Es war eine
+»Boutique« nach Art der orientalischen und machte schlechte Geschäfte,
+da es für das feinere Publicum, welches allein den Kaffee
+damals trank, nicht geeignet war. Das erkannte richtig der
+Florentiner Procope, derselbe, der sich um Paris durch die Einführung
+<span class="tei tei-pb" id="page075">[pg 075]</span><a name="Pg075" id="Pg075" class="tei tei-anchor"></a>
+des Gefrorenen verdient gemacht hat; er richtete gegenüber
+der alten Comédie Française ein Café ein, welches außer
+dem ursprünglichen Getränk, auch Thee, Chocolade, Eis und
+verschiedene Liqueure führte, und, geschmackvoll decorirt, sich
+alsbald des größten »Succès« erfreute. Die Zahl der Nachahmer
+war groß, und 1676 hatte Paris schon eine Unmasse
+Cafés aufzuweisen, deren Einfluß sich als ein sehr günstiger
+erwies, indem er der Trunksucht steuerte, und was Ludwig XIV.,
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">ce Roi si décent</span></span>«,
+wie sich Le Grand d'Aussy ausdrückt, durch
+harte Strafen nicht zu erreichen vermochte, hatte man dem
+Florentiner Procope zu verdanken. Als ganz ungefährlich galt
+jedoch der Kaffee nicht, und die Marquise de Sévigné räth
+darum ihrer Tochter in einem Brief aus dem Jahre 1680, dem
+Kaffee etwas Milch zuzusetzen,
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">pour en tempérer le danger</span></span>«.
+In England wurde der Kaffee durch Baco von Verulam schon
+1624 erwähnt. Das erste Kaffeehaus errichtete in London 1652
+der Armenier Pasqua, Diener eines türkischen Arztes. Berlin
+folgte erst weit später nach, denn Volz gibt an, daß dort das
+erste Kaffeehaus im Jahre 1721 eröffnet wurde. Eine Anzahl
+deutscher Städte war in dieser Beziehung Berlin vorangeeilt; in
+Hamburg gab es schon 1679, in Nürnberg und Regensburg
+1686, in Köln 1687 Kaffeehäuser. In Wien erhielt 1683 ein
+gewisser Kolschitzky die Erlaubniß zur Eröffnung des ersten
+Kaffeehauses und zwar als Belohnung für den Muth, durch
+welchen er sich in dem gleichen Jahre, bei der Befreiung der
+Stadt von den Türken, ausgezeichnet hatte. Um die Mitte des
+achtzehnten Jahrhunderts war der Kaffeegenuß über ganz Deutschland
+verbreitet, und der Kaffee bildete einen wichtigen Handelsartikel
+für Hamburg und Bremen. Friedrich der Große versuchte
+es vergeblich, den Verbrauch einzuschränken. In dem Bestreben,
+Preußen wirthschaftlich abzuschließen und »das Geld im Lande
+zu behalten«, hatte er besonders die theueren Colonialwaaren
+mit hohen Zöllen belegt; zum Theil verbot er sogar deren Einfuhr
+oder suchte sie zum Mindesten zu monopolisiren. Markgraf
+<span class="tei tei-pb" id="page076">[pg 076]</span><a name="Pg076" id="Pg076" class="tei tei-anchor"></a>
+und andere Chemiker wurden beauftragt, Surrogate an Stelle
+des Kaffees zu schaffen, was zur Entstehung von Eichelkaffee,
+von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst aus Rüben und
+Roßkastanien führte. Der Cichorienkaffee jedoch wurde um jene
+Zeit noch nicht hergestellt, vielmehr, wie ich den Angaben
+E. v. Lippmanns entnehme, erst gegen 1790. Die gebotenen
+Kaffeesurrogate erfreuten sich nicht des Beifalls beim Publicum,
+daher 1781 ein Kaffeemonopol eingeführt ward, das die gewöhnlichen
+Consumenten zwang, den Kaffee schon gebrannt vom
+Staate, vierundzwanzig Loth zu einem Thaler, zu kaufen, während
+an Adlige, Geistliche und Beamten sogenannte »Brennscheine«
+abgegeben wurden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+An den Thee und den Kaffee schließt sich der Cacao fast
+gleichberechtigt an. Sein Anbau ist schwieriger als derjenige
+vieler anderer tropischer Pflanzen, da er eine sehr beständige,
+relativ hohe Temperatur neben einer großen und gleichmäßigen
+Feuchtigkeit verlangt. Seine Heimath dürfte in den Ländern
+um den mexikanischen Meerbusen liegen, jetzt wird er überall in
+den Tropen, soweit es die sonstigen Bedingungen gestatten, gebaut.
+Die Cacaopflanze gehört einer Unterabtheilung der Malvaceen
+an; fast aller Cacao des Handels stammt von der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Theobroma Cacao</span></span>
+ab. Es ist ein dunkelbelaubter Baum, mit knorrigem
+Stamm und breiter Krone, der für gewöhnlich acht bis zehn
+Meter Höhe erreicht. Das Charakteristische für die Pflanze ist, daß
+sie ihre Blüthenstände vorwiegend am alten Holze trägt, so daß
+der Stamm und die dicken Äste sich weiterhin mit Früchten behangen
+zeigen. Die Blüthen sind weißlich bis roth und liefern
+je nachdem gelbe oder dunkelrothe Früchte. Während die Blüthen
+nur klein sind, können die cylindrischen Früchte bis fünfundzwanzig
+Centimeter Länge erreichen. Der Baum blüht und
+fructificirt fast ohne Unterbrechung, liefert aber im Jahr meist
+nur zwei Haupternten. Die Samen sind in einem süßsäuerlichen
+Fruchtfleisch eingebettet und bilden in der reifen Frucht fünf
+Längsreihen. Ihr bitterer Geschmack wird durch das sogenannte
+<span class="tei tei-pb" id="page077">[pg 077]</span><a name="Pg077" id="Pg077" class="tei tei-anchor"></a>
+»Rotten« gemildert, einen Gährungsproceß, dem die
+aus der Frucht befreiten Samen unterworfen werden. Der
+Cacao war in Mexiko schon den Azteken und selbst den von
+diesen verdrängten Tolteken bekannt, und als die Spanier 1519
+das Land eroberten, fanden sie die Cultur des Baumes vor.
+Ähnlich wie der Pfeffer einst in Europa, dienten in Mexico,
+ja in ganz Mittelamerika die Cacaobohnen als Münze. Die
+Spanier sollen bei der Eroberung Mexico's im dortigen Staatsschatze
+nicht weniger als zweiundeinhalb Millionen Pfund solcher
+Bohnen vorgefunden haben. In Mexico wurden die gerösteten
+Cacaobohnen geschält und gestoßen, mit kaltem Wasser zu Brei
+angerührt und mit Maismehl oder bei Vornehmeren mit Gewürzen,
+Vanille, duftenden Blumen und Honig versetzt. Dieser
+Brei »<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">bouillie assez dégoutante</span></span>«,
+sagt Le Grand d'Aussy, hieß
+Chocolatl. Ob diese Bezeichnung von dem mexikanischen Namen
+der Pflanze Cacao oder Cacagnate, oder Choco (Schaum) und
+Atl (Wasser) abzuleiten sei, ist wohl unentschieden. Die Spanier,
+welche die Chocolade am Hofe des Montezuma kennen gelernt
+hatten, brachten sie bald nach Europa, und auch heute noch ist
+es Spanien, welches die größten Mengen Chocolade verzehrt.
+Nach Florenz brachte Carletti die Chocolade mit, als er 1606
+von weiten Reisen, die sich bis nach Westindien erstreckten, heimkehrte.
+Das warme Getränk, das in Florenz aus Cacaomehl
+hergestellt wurde, verbreitete sich rasch über ganz Italien. Nach
+Frankreich kam die Chocolade 1615 mit Anna von Österreich,
+Gemahlin Ludwig's XIII. Zu einiger Geltung gelangte sie aber
+erst 1661, unter dem Einfluß von Maria Theresia von Spanien,
+Gemahlin Ludwig's XIV., die sich aber noch versteckte (wie die
+Duchesse de Montpensier in ihren Memoiren angibt), um ihre
+Chocolade zu trinken; der Genuß derselben mußte somit als
+etwas Ungewohntes oder gar Verpöntes angesehen werden. Indessen
+schon 1671 konnte Frau von Sévigné an ihre Tochter
+schreiben:
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Vous ne vous portez pas bien, le chocolat vous
+ remettra.</span></span>«
+Freilich muß die Chocolade als Heilmittel ihre
+<span class="tei tei-pb" id="page078">[pg 078]</span><a name="Pg078" id="Pg078" class="tei tei-anchor"></a>
+Wirkung versagt haben, denn in einem späteren Briefe wird sie
+als
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">source de vapeurs et de palpitations</span></span>«
+angegeben. Andererseits
+vertheidigte ein Pariser Arzt, Namens Bachot, 1684
+vor der Fakultät eine These, in welcher er gutgemachte Chocolade
+als eine der edelsten Erfindungen pries, weit mehr würdig,
+als Nectar und Ambrosia, die Speise der Götter zu sein. Derselben
+Ansicht muß auch Linné gewesen sein, der die Chocolade
+1769 in den
+»<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Amoenitates academicae</span></span>« behandelte und dem
+Cacaobaum den botanischen Namen
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Theobroma</span></span>«,
+d. h. »Götterspeise«
+gab. In England begann sich die Chocolade um 1625,
+annähernd gleichzeitig auch in Holland, einzubürgern. Nach
+Berlin brachte Bontekoe, der Leibarzt des Großen Kurfürsten,
+den Cacao mit. Friedrich der Große verbot die Einfuhr der
+Chocolade und beauftragte den Chemiker Markgraf, denselben,
+der Ähnliches für den Kaffee schon versucht, ein Surrogat aus
+Lindenblüthen an Stelle von Chocolade herzustellen, was aber
+nur schlecht gelang.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als die Spanier im sechzehnten Jahrhundert nach Peru
+kamen, war dort ein anderes Reizmittel in Gebrauch, das der
+Instinct der Eingeborenen herausgefunden hatte, nämlich das
+Cocaïn. Dieser Körper gehört ebenso wie das Coffeïn und das
+Theobromin zu den pflanzlichen Alcaloiden. Die Bewohner des
+Inkareiches kauten die Cocablätter ganz so wie die Hindus die
+Betelnuß kauen und würzten diese Blätter auch mit Asche der
+Quinoapflanze
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chenopodium quinoa</span></span>) oder mit gelöschtem Kalk,
+so wie es für die Betelnüsse in Indien geschieht. Bei mäßigem
+Genuß wirken die Cocablätter anregend auf das Nervensystem
+ein, in zu großen Mengen und fortdauernd gebraucht, werden
+sie verderblich. Es stellt sich dann ein Verfall aller körperlichen
+und geistigen Fähigkeiten bei dem »Coquero« ein, der zu einem
+Vergleich desselben mit unseren Alkoholikern geführt hat. Den
+Spaniern fielen zunächst nur die üblen Folgen des Cocakauens
+auf, sie suchten dasselbe durch Verordnungen und kirchliche Verbote
+in Peru einzuschränken. Daher wohl die Cocablätter nicht
+<span class="tei tei-pb" id="page079">[pg 079]</span><a name="Pg079" id="Pg079" class="tei tei-anchor"></a>
+wie andere ähnliche Reizmittel ihren Einzug in die alte Welt
+hielten. Erst die 1884 von Koller in Wien gemachte Entdeckung,
+daß eine Auflösung von Cocaïn ohne üble Folgen die
+Hornhaut und Bindehaut der Augen eine Zeitlang unempfindlich
+macht, richtete die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses
+Alcaloid. Die Anwendung desselben bei Augenoperationen wurde
+allgemein; sie verbreitete sich auf andere Gebiete der Heilkunde
+als auch seine Fähigkeit, leicht zugängliche sensible Nerven unseres
+Körpers unempfindlich zu machen, erkannt wurde.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Cocablätter gehören einem Strauche an, der unserer
+Schlehe ähnlich ist, aber bedeutendere Größe erreicht. Diese
+Blätter sind lebhaft grün gefärbt und sehr dünn; sie haben
+eiförmige Gestalt und laufen spitz an ihrem Ende aus. Die
+gelblich weißen Blüthen fallen wenig in die Augen, da sie nur
+geringe Größe besitzen. Die rothen, unseren Cornelkirschen nicht
+unähnlichen Früchte, leuchten hingegen aus dem Laub hervor.
+Der botanische Name der Pflanze ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Erythroxylon coca</span></span>, sie
+bildet eine eigene kleine Pflanzenfamilie, die im Wesentlichen auf
+die artenreiche Gattung
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Erythroxylon</span></span>
+beschränkt ist. Die Blätter
+sind schwach aromatisch und besitzen einen angenehm bitterlichen
+Geschmack. Das Alcaloid, welches man aus denselben gewinnt,
+bildet farblose Krystalle, die sich nur wenig in Wasser, dagegen
+leicht in Alcohol und noch leichter in Äther lösen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein ganz besonderes culturhistorisches Interesse ist an den
+Gewürznelkenbaum geknüpft, da er eine äußerst markirte Rolle
+in der Geschichte des Gewürzhandels gespielt hat. Der Gewürznelkenbaum
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eugenia caryophyllata</span></span>)
+gehört zu den Myrtaceen
+wie die Myrten, Eucalypten, Guaiaven und Rosenäpfel, die
+wir in La Mortola sahen. Er ist ein immergrüner Baum mit
+wohlgeformter Krone, der über zehn Meter Höhe erreichen kann
+und lederartige, glänzende, durchscheinend punctirte Blätter besitzt.
+Die Blüthen stehen an den Enden der Zweige in doldenförmigen
+Blüthenständen. Der vierkantige Blüthenstiel breitet
+sich am oberen Rande in vier dicke, kurze Kelchlappen aus. An
+<span class="tei tei-pb" id="page080">[pg 080]</span><a name="Pg080" id="Pg080" class="tei tei-anchor"></a>
+der Ursprungsstelle derselben sind die Blumenkronenblätter und
+die Staubfäden befestigt. Erstere werden ähnlich wie bei
+Eucalyptus als Kappe abgeworfen, wenn sich die Blüthe öffnet.
+Diesen Zeitpunkt wartet man aber nicht ab, sammelt vielmehr
+kurz zuvor schon die »Gewürznelken«, indem man sie mit den
+Händen vom Baume pflückt oder mit Bambusstäben abschlägt.
+Sie sind somit noch ungeöffnete Blüthen eines myrtenartigen
+Gewächses und haben mit den nur ähnlich duftenden Blüthen
+unserer Gärten, die wir als Nelken bezeichnen, den Dianthus-Arten,
+sonst nichts gemein. Beim Trocknen verändert sich die
+dunkelrothe Farbe in das bekannte Braun. – Die Gewürznelken
+waren den Chinesen schon vor unserer Zeitrechnung bekannt.
+Im vierten Jahrhundert vor Christus gelangten sie
+nach Europa. Man glaubte bis zu Anfang des sechzehnten
+Jahrhunderts, daß Java oder Ceylon ihre Heimath sei; thatsächlich
+aber waren diese Inseln nur Stationen auf dem Wege
+des Gewürznelkenhandels. Erst die Entdeckung der Molukken
+durch Varthema 1504 klärte Europa über den Ursprung der
+Gewürznelken auf. Mit den Molukken zugleich gelangte der
+Gewürzhandel jener Inseln in die Hände der Portugiesen, dann
+ein Jahrhundert später an die holländisch-ostindische Compagnie,
+welche die Production von Gewürznelken und Muskatnüssen auf
+jede Weise zu monopolisiren suchte, ja sogar dieselbe, um sie
+besser überwachen zu können, auf nur wenige Inseln einschränkte.
+Auf den übrigen Inseln ließ sie die Gewürzbäume ausrotten.
+Um die hohen Preise zu halten, brachte die Compagnie nur
+begrenzte Mengen des Gewürzes auf den Markt, und als in
+Folge guter Ernten der Vorrath einmal, im Jahre 1760, zu
+stark anwuchs, wurde ein Theil desselben bei der Admiralität
+in Amsterdam verbrannt. Trotz strengster Überwachung von
+Seiten der Holländer gelang es dem französischen Gouverneur
+von Mauritius und Bourbon 1769 in den Besitz von Gewürznelken-
+und Muskatbäumen zu gelangen und sie auf seiner Insel
+anzupflanzen. Zwischen 1795 und 1802, als die Engländer
+<span class="tei tei-pb" id="page081">[pg 081]</span><a name="Pg081" id="Pg081" class="tei tei-anchor"></a>
+die Molukken besetzt hielten, sorgten sie auch dafür, daß die
+Cultur der Gewürzbäume sich über die Grenzen dieser Inseln
+hinaus verbreite. Jetzt hat sich ihre Cultur über die tropischen
+Länder weit ausgedehnt, auf den Molukken selbst ging der Anbau
+der Gewürznelkenbäume ganz zurück, und nur die Muskatbäume
+werden dort noch im großen Maßstab gepflegt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Muskatbäume, die mit den Gewürznelkenbäumen stets
+zusammen genannt werden, gehören zu der Gattung
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Myristica</span></span>,
+die den Lorbeergewächsen sehr nahe steht. Der wichtigste
+Muskatbaum ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Myristica fragrans</span></span>,
+der in seinem Aussehen
+an unsere Birnbäume erinnert. Er besitzt eine rundliche Krone
+und dichte Belaubung. Seine Blüthen sind weiß oder gelblich
+und gleichen auffallend denjenigen unserer Maiblumen. Da sie
+klein sind, so fallen sie freilich nicht in die Augen. Das thun
+hingegen die hellgelben, aprikosenähnlichen Früchte, die der Baum
+gleichzeitig trägt. Diese Früchte springen bei voller Reife auf
+und dann leuchtet ein carmoisinrother Samenmantel aus ihrem
+Innern hervor. In Gestalt einer zerschlitzten Hülle umgibt er
+den schwarzbraunen, als Muskatnuß bekannten Samen. Er
+selbst wird fälschlich als Muskatblüthe bezeichnet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auch der Zimmet war einst ein Monopol der Portugiesen,
+hierauf der niederländisch-ostindischen Compagnie und ging auf
+die englisch-ostindische über, als England 1796 Besitz von
+Ceylon ergriff.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wie Zimmet, Gewürznelken und Muskatnuß in der niederländischen
+Geschichte, so spielte der ostindische Pfeffer einst eine
+nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte Venedigs. Namentlich
+aus Rücksicht auf diesen Pfeffer lag Venedig daran, das
+rothe Meer und Ägypten sich offen zu halten. Unmengen von
+Pfeffer wurden in Venedig, in dem Fondaco de' Tedeschi, an
+die Deutschen verhandelt. Im Mittelalter herrschte, wie Flückiger
+besonders hervorhebt, eine kaum mehr verständliche Gier nach
+Pfeffer, der schließlich fast die Bedeutung eines überall gangbaren
+Zahlmittels erlangte. Im dreizehnten und vierzehnten
+<span class="tei tei-pb" id="page082">[pg 082]</span><a name="Pg082" id="Pg082" class="tei tei-anchor"></a>
+Jahrhundert nahm er entschieden den ersten Rang unter den
+Gewürzen ein; er stand so hoch im Preise, daß ärmere Klassen
+von dem regelmäßigen Gebrauch desselben absehen mußten und
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">cher comme poivre</span></span>«
+sprichwörtlich wurde. Diese Sucht nach
+Gewürzen kam, wie Le Grand d'Aussy erzählt, von den vielen
+schwer verdaulichen Speisen, welche man damals zu genießen
+pflegte. Es gab raffinirte Gourmands, welche Gewürze bei
+sich führten, um nach eigenem Geschmack die Speisen bei Tische
+sich mundgerecht zu machen. Régnard bezeichnet solche Eßkünstler
+als »<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Docteurs en Soupers</span></span>«.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Aus der Geschichte des Levantehandels im Mittelalter von
+Wilhelm Heyd geht hervor, daß zu den verbreitetesten Specereien
+damals auch der Ingwer gehörte, und daß er fast eben so stark
+begehrt war wie der Pfeffer. Diese Pflanze, deren Heimath in
+Ostindien liegt, kann man im Garten von La Mortola sehen.
+Ihre bis zu einem Meter hohen grünen Sprosse entspringen
+dem wohlriechenden Wurzelstock, der im Boden versteckt ist.
+Die Sprosse erinnern an die in unseren Gärten cultivirten
+Canna-Arten und tragen wie diese, in zwei Reihen angeordnete,
+doch wesentlich schmälere Blätter. Am Gipfel schließen sie, falls
+sie zur Blüthe kommen, mit dichtgedrängten Hochblättern ab,
+aus deren Achseln gelb- und violettgefärbte Blüthen entspringen.
+In La Mortola blüht freilich der Ingwer nicht, und auch in
+Asien kommen nur selten blühbare Stengel zur Entwickelung.
+Stücke des Wurzelstockes sind es, die, geschält oder ungeschält,
+als Ingwer in den Handel gelangen. Der aus China eingeführte
+in Zucker gekochte Ingwer stammt von zarten, sorgfältig
+geschälten Wurzelstöcken. Eingemachter Ingwer wurde
+schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in irdenen
+Töpfen nach Italien eingeführt, doch war Marco Polo der
+erste Europäer, der auf seinen Reisen in China und Indien
+von 1280–1290 die Pflanzen zu sehen bekam. Dieser mit
+Recht hochberühmte Reisende des Mittelalters erwarb sich überhaupt
+sehr große Verdienste um die Erforschung von China,
+<span class="tei tei-pb" id="page083">[pg 083]</span><a name="Pg083" id="Pg083" class="tei tei-anchor"></a>
+weshalb ihm der Besitzer von La Mortola, der selbst längere
+Zeit im »Reich der Mitte« lebte, in der Eingangshalle seiner
+Villa ein glänzendes, von Salviati in Venedig als Glasmosaik
+auf Goldgrund ausgeführtes Brustbild widmete. Da freilich
+von Marco Polo ein authentisches Bildniß nicht bekannt ist,
+blieb es der Phantasie des Künstlers überlassen, wie er sich ihn
+vorstellen wollte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">IX.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wer den Weg von Mentone nach Nizza auf der vielgerühmten
+Route de la Corniche zurücklegen will, sollte dies
+nur bei völlig klarem Wetter thun. Denn unter den großen
+Eindrücken dieser Bergstraße darf die Aussicht landeinwärts in
+die schneebedeckten Seealpen nicht fehlen. Im Frühjahr sind
+die Berge meist von Wolken bedeckt und so dem spähenden Auge
+verborgen. Die Route de la Corniche ist an schönen Frühlingstagen
+von unvergleichlicher Wirkung. Sie fängt an bei Roccabruna
+zu steigen und folgt dann in unzähligen Windungen dem
+Abhang. Das eine Mal wendet sie sich landeinwärts, als wolle
+sie den Berg durchbohren, das andere Mal schlägt sie die Richtung
+nach dem Meere ein, als stürze sie sich in die Fluthen.
+Fort und fort wechseln die Bilder. Abwärts taucht der Blick
+in die grünen Thäler und trifft immer neue Einschnitte der
+Küste; aufwärts wird er begrenzt durch die mächtigen Kuppen
+der Berge. Wo diese auseinandertreten, da tauchen, wie mit
+einem Zauberschlag, die schneebedeckten Häupter der Seealpen
+in der Ferne auf. – Den höchsten Punkt hat die Corniche bei
+La Tourbie, der alten
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Trophea</span></span> oder
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">Turris in via</span></span>, etwa
+500 Meter über dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der
+alten römischen Straße; Napoleon I. war es, der sie im Jahre
+1805, so wie sie heute ist, ausbauen ließ. Jetzt ist die Tourbie
+sogar durch eine Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden.
+Einst lief hier die Grenze, welche Gallien von Italien schied.
+Der weit sichtbare, aus mächtigen Trümmern aufsteigende Thurm,
+<span class="tei tei-pb" id="page084">[pg 084]</span><a name="Pg084" id="Pg084" class="tei tei-anchor"></a>
+der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch immer der
+Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten Jahrhundert
+erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
+hervor, das hier der Senat und das römische Volk dem
+Octavian errichten ließen, als die Schlacht bei Actium ihn zum
+Herrn der Welt machte. Plinius hat uns die Inschrift bewahrt,
+welche das Denkmal auf seinen vier Seiten trug. Außer der
+Widmung an den
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">Caesar Imperator</span></span>
+standen da die Namen
+von vierundvierzig Alpenvölkern verzeichnet, welche unter römisches
+Joch gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers
+krönte das Denkmal, das, alter Schilderung nach zu urtheilen,
+großartig gewesen sein mußte. Trotzdem schonten es die späteren
+Zeiten nicht. Die Longobarden begannen seine Zerstörung. Die
+Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schöpften Jahrhunderte
+lang die Bewohner von La Tourbie aus den Trümmern,
+wie aus einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche
+und ihrer Häuser. Im zwölften Jahrhundert holten die Genueser
+hier Marmor zum Schmucke ihrer Bauten, und was dann noch
+verblieb, wurde am Hochaltar in der alten Kathedrale von Nizza
+verwandt. – Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit all seinem
+Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
+An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Höhe
+durch alle die Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den
+Berggipfeln errichtet hat. Selbst der höchste Berg über Monte
+Carlo, der 1150 Meter hohe Mont-Agel, dessen Gipfel weithin
+das ganze Land beherrscht, hat jetzt einen Kranz von Redouten
+erhalten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an
+welcher Eza auf schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht.
+Welche gewaltige Kraft war nöthig, um in so schwindelnder
+Höhe, so unvermittelt zwischen Himmel und Erde, aus
+mächtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgründen umgeben,
+vor jeder Überraschung sicher, haben nach einander
+nizzardische und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht.
+<span class="tei tei-pb" id="page085">[pg 085]</span><a name="Pg085" id="Pg085" class="tei tei-anchor"></a>
+Armselige Häuser suchten Schutz an den befestigten
+Mauern, und auch heut noch stehen sie da und drängen sich um
+die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht verschwand von dieser
+Stätte: das Elend ist geblieben. Von außen aber vergoldet es
+die strahlende Sonne des Südens und hebt den stolzen Felsen
+majestätisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Nizza wird immer größer, verliert den ursprünglichen,
+italienischen Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten,
+cosmopolitischen Stadt an und amüsirt sich ohne Unterbrechung.
+Endlos folgen im Winter Redouten, Blumenschlachten, Regatten,
+Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser Trieb zum Vergnügen,
+der sich hier auch der einheimischen Bevölkerung bemächtigt
+hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale
+im Laufe der Zeiten erlebt. Unzählige Male wurde die Stadt
+geplündert und verwüstet durch Gothen, Longobarden, Saracenen
+und Provençalen. Frankreich eroberte sie wiederholt, um sie zu
+verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von der Pest
+heimgesucht, durch starke Kälte ihrer Oliven- und Orangenbäume
+mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken häufig überfallen.
+Daher vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevölkerung
+bemächtigt hat und der den Grund dazu legte, daß Nizza zu
+einer Metropole der schalen Vergnügungen aufwuchs. Mein Ziel
+war Nizza nicht, vielmehr das Cap d'Antibes, ein Ort, den ich
+schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte. Ein Aufsatz von
+George Sand, in der
+»<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Revue des deux mondes</span></span>«
+vom Jahre
+1868, machte mich mit den Schönheiten dieses Vorgebirges
+zuerst bekannt. George Sand besuchte auf demselben den schönen
+Garten des hervorragenden französischen Botanikers Thuret und
+war von der Aussicht ganz hingerissen, die man von dort genoß.
+Daß das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, hängt mit seiner
+exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte für
+Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das
+Meer weit vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch
+sieht man von demselben die Schneealpen, und ist demgemäß
+<span class="tei tei-pb" id="page086">[pg 086]</span><a name="Pg086" id="Pg086" class="tei tei-anchor"></a>
+auch nicht gegen den kalten Luftstrom geschützt, der von denselben
+kommt. Auch fehlte es am Cap bis vor Kurzem an
+einem guten Unterkommen, das den Reisenden zum längeren
+Bleiben hätte einladen können. – Ich halte das Cap d'Antibes
+für einen der Glanzpunkte der Riviera. Wer dessen Herrlichkeit
+in ganzer Fülle gleich genießen will, der besteige den Hügelrücken,
+der die Seelaterne und das bescheidene Kirchlein
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Notre-Dame
+de Bon-Port</span></span> trägt. Der Anblick, den man dort bei klarem,
+sonnigem Wetter genießt, ist geradezu überwältigend. Das Cap
+d'Antibes setzt sich so weit fort in das offene Meer, daß man
+von ihm aus, wie von einem Schiffe, das Land überblickt. Es
+trennt den Golf Jouan von der Baie des Anges und beherrscht
+so gleichzeitig die beiden Buchten. Im Westen wird das Bild
+von dem Esterel-Gebirge abgeschlossen, das in reicher Gliederung
+ganz unvermittelt aus dem Meere aufsteigt. Das Esterel
+erinnert in seinen Umrissen an das Siebengebirge, den Stolz
+unseres Rheinlandes, was sich aus dem vulkanischen Ursprung
+beider Gebirgszüge erklärt. Das vom Cap d'Antibes eine
+Stunde weit entfernte Cannes wird durch die Landenge der
+Croisette verdeckt, frei liegt hingegen vor ihm im Meere die
+Lerinische Insel St. Marguerite. Deutlich erkennt man auf ihr
+das Fort, in welchem einst der mysteriöse
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">homme au masque
+de fer</span></span>« und neuerdings Bazaine eingekerkert waren. Es folgt
+an der Küste ein Ort auf den andern. Zunächst das Städtchen
+Golfe Jouan, in dessen wohlgeschütztem Hafen das französische
+Mittelmeer-Geschwader liegt. Zahlreiche Villen und Gärten
+decken die grünen Hügel, die sanft gegen das Meer abfallen.
+Nach Südwesten hin streckt das Cap d'Antibes noch einen
+Seitenarm in die Fluthen, und dieser trägt ein kleines Fort und
+das Grand Hôtel. Gegen Süden verliert sich der Blick in dem
+weiten Meer; gegen Osten kann er der Küste bis jenseits
+Bordighera folgen, wo diese endlich in dem Blau der Ferne
+schwindet. Im Halbkreis reihen sich an der Bai des Anges die
+Häuser von Nizza aneinander und versuchen es auch, die angrenzenden
+<span class="tei tei-pb" id="page087">[pg 087]</span><a name="Pg087" id="Pg087" class="tei tei-anchor"></a>
+Hügel zu erklimmen. Im Vordergrund zeichnet sich
+grell das alte Antipolis, noch im mittelalterlichen Gewande, von
+steilen Mauern und Laufgräben umgeben und von dem malerischen
+Fort Carré beherrscht, das es zu Vaubans Zeiten erhielt. Nach
+Norden thürmen sich Berge auf Berge, um endlich in den schneebedeckten
+Alpen ihren verklärten Abschluß zu finden. So zeigt
+dieses Bild all das Erhabenste wieder vereinigt, was die Natur
+uns zu bieten vermag. Und wie wirkungsvoll zugleich ist der
+Gegensatz zwischen der unbegrenzten Fläche des Meeres und den
+bewegten Umrissen der himmelstürmenden Bergriesen; wie zart
+vermittelt die azurne Farbe des Wassers und das matte Grün
+der Küste, wie schroff abgesetzt das glänzende Weiß der Schneefelder
+von dem dunkeln Blau des Himmels! Wie athmet man
+frei in dem weiten Raum, welchen der Blick hier umfaßt; wie
+fühlt man sich geläutert durch die hehren Bilder, die sich in der
+Seele spiegeln!
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das kleine Kirchlein Notre-Dame de Bon-Port ist mit
+manchem <span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">ex voto</span></span>
+geschmückt. Ringe und Ketten von Schiffen,
+kleine aus Holz geschnitzte Kähne, die an den Wänden hängen,
+deuten den Dank Jener an, denen es gelang, sich aus stürmischer
+See zu erretten. Am 8. Juli eines jeden Jahres ziehen die
+Schiffer von Antibes barfuß den Hügel hinauf und holen das
+Standbild der Mutter Gottes herab, um es in gleichem Aufzuge
+am nächsten Sonntag von Antibes wieder hinauf zu tragen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Über das Grand Hôtel du Cap d'Antibes bildete sich ein
+ganz eigener Mythos. Es hieß, de Villemessant, der einst so
+bekannte Redacteur des »Figaro«, hätte den Bau veranlaßt, um
+ein Heim für Schriftsteller und Künstler zu schaffen. Dieselben
+sollten dort vereint ihren Arbeiten obliegen und durch die herrliche
+Umgebung zu bedeutendem Schaffen angeregt werden.
+Dieser Mythos war aber nur eine
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Blague</span></span>«,
+durch entsprechende
+Zeitungsartikel veranlaßt und durch eine »Expedition« großgezogen,
+die die Redaction des »Figaro« in diese Gegend unternahm.
+Auch scheint das treibende Motiv nur das gewesen zu
+<span class="tei tei-pb" id="page088">[pg 088]</span><a name="Pg088" id="Pg088" class="tei tei-anchor"></a>
+sein, eine neue Station an der Riviera zu entdecken, von gleicher
+Rentabilität wie das rasch aufblühende Cannes. Man wollte
+es Lord Brougham nachmachen, von welchem der Reisebericht
+des »Figaro« vom 25. April 1867 erzählt, daß er die Stadt
+Cannes entdeckt habe – entdeckt insofern, als er dort Grundstücke
+zu 5 Sous den Meter vorfand, die sich bald zu 60 Francs
+verkauften. Der »Figaro« ließ es aber bei den schönen Plänen
+bewenden, und die projectirte »Villa Soleil« kam nicht zu
+Stande; wohl aber ließ ein Russe, der das Cap d'Antibes schon
+bewohnte, sich bestimmen, das große Hôtel du Cap zu erbauen.
+Das Unternehmen mißglückte, ein Pächter folgte dem andern,
+bis endlich das Haus geschlossen wurde. Erst jetzt, wo die Zahl
+der Reiselustigen so bedeutend zugenommen hat, stellen sich
+günstigere Bedingungen für das Unternehmen ein. Das Hôtel
+kam in sorgsame und geschickte Hände und wird sich voraussichtlich
+weiter gut entwickeln. Seine Lage ist einzig schön. Aus den
+Fenstern der Vorderseite hat man den vollen Blick auf den Golfe
+Jouan und das Esterel-Gebirge, während die Fenster der Rückseite
+nach den schneebedeckten Alpen schauen. Ein großer Garten
+umgibt das Gebäude und reicht bis zum Meer hinab. Er verliert
+sich in dem duftigen mediterranen Gestrüpp, und wo dieses
+aufhört, setzen nackte, zerrissene Felsen die schmale Landzunge
+fort. Unaufhörlich wälzt das Meer seine Wogen gegen diese
+Felsen, und heftiger Sturm jagt den Schaum der Wellen über
+dieselben hinweg. In tausend Klippen sind die steilen Abhänge
+des Caps zerrissen, bilden phantastische Stufen, Grotten, Buchten
+und Verstecke, und zu jeder Tagesstunde läßt sich an dem jähen
+Absturz eine Stelle finden, an der man, vor der Sonne und
+meist auch vor dem Winde geschützt, mit einem Buche in der
+Hand, sich niederlassen kann. Gelesen wird freilich kaum, denn
+die blauen Wellen schlagen fort und fort gegen die Steine und
+stören durch ihr Plätschern. Einmal berühren sie den Fels nur
+sacht, so daß man sie kaum hört, dann wieder schwellen sie an
+und plaudern so laut, als wollten sie vernommen werden. Zuweilen
+<span class="tei tei-pb" id="page089">[pg 089]</span><a name="Pg089" id="Pg089" class="tei tei-anchor"></a>
+rollt die schwellende Fluth dicht heran, dann flieht sie
+wieder, und unwillkürlich folgt das Auge ihr nach. So lassen
+sich Stunden auf Stunden verträumen an dem steinigen Strande
+von Antibes, und unbemerkt verfliegt ein Tag nach dem andern.
+Die Nerven ruhen aus und sammeln neue Spannkraft für die
+gesteigerten Anforderungen der Zeit. – Ebenso wonnig wie auf
+seeumspülten Felsen lagert es sich zwischen den duftenden Sträuchern
+des Strandes mit dem blauen Zeltdach des Himmels über dem
+Haupte und einem begrenzten Stücke azurnen Meeres zur Seite.
+Man hat eine Decke über Myrten oder Rosmarinsträucher ausgebreitet
+und ruht nun wie auf einem Polster. Gewiß gehört
+es mit zu den hohen Reizen dieses bevorzugten Ortes, daß man
+aus dem Garten unmittelbar in die volle, reine, unverfälschte
+Natur gelangen kann. Denn die wohlriechenden Sträucher, die
+hier den Strand bedecken, sind nicht von Menschenhand gepflanzt.
+Sie bilden einen Vegetationstypus, der für das Mittelmeergebiet
+bezeichnend ist und den Namen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: normal; font-weight: 700">Maquis</span></span> führt. Immer mehr
+weichen diese Maquis der Cultur, namentlich an dieser stark bevölkerten
+Küste. Ueber größere Flächen ausgedehnt, findet man
+sie hier noch im Esterelgebirge. In voller Prachtentfaltung
+treten sie dem Reisenden erst auf Corsica entgegen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Charakter dieser Maquis wird durch immergrüne
+Sträucher bestimmt. Selbst eine Anzahl baumartiger Gewächse
+nimmt in den Maquis Strauchform an. Bei der großen Mehrzahl
+dieser Sträucher ist die Laubentwickelung eingeschränkt worden,
+ja zum Theil geschwunden. Das Alles befähigt diese
+Pflanzen, langanhaltende Dürre auszuhalten. Im Frühjahr,
+wenn die nöthige Bodenfeuchtigkeit zur Verfügung steht, kommen
+sie gleichzeitig zur Blüthe und zaubern dann, auf sonst dürrem
+Boden, üppige Gärten hervor. Es walten in den Maquis die
+aromatischen Gewächsarten vor. Aus jedem Strauch, den man
+streift, befreit man ganze Ströme von Wohlgerüchen. Dem
+Boden, den man tritt, entlockt man eine Fülle flüchtiger Essenzen:
+Rosmarin, Thymian, Lavendel, Cistusrose, Myrte und Pistacie
+<span class="tei tei-pb" id="page090">[pg 090]</span><a name="Pg090" id="Pg090" class="tei tei-anchor"></a>
+mischen ihre Düfte und erfüllen mit ihnen die Luft. Die Färbung
+der Maquis ist eine bräunlich-grüne, und erst die Blüthen
+beleben den einförmigen Ton. Sie treten auf in massenhafter
+Fülle. Das zarte Blau der Rosmarinblüthe gesellt sich dann
+dem grellen Gelb der Ginster, die helle Farbe der Ciströschen
+dem dunkeln Violett der Lavendel. Auf Corsica scheinen die
+Abhänge ein einziger Blüthenstrauß um jene Zeit zu sein, und
+der Wanderer wird von dem Duft berauscht, der diesem Blüthenmeer
+entströmt. Nicht ohne Grund behaupten die Schiffer, daß
+man Corsica im offenen Meere schon aus weiter Ferne <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">riechen</span></em>
+könne, und nach jenem würzigen Duft seiner Heimathsinsel sehnte
+sich auch Napoleon zurück auf St. Helena, vor seinem Ende.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Was noch von den Maquis am Cap d'Antibes erhalten
+blieb, ist freilich wenig, und doch kann man selbst auf jener
+kleinen Landzunge vor dem Garten des Grand Hôtel fast alle
+die Arten zusammenlesen, welche den Typus der Maquis bestimmen.
+Unter den strauchartigen Formen fällt zunächst der
+Rosmarin durch seinen Duft, seine blauen Lippenblüthen und
+seine steif linealen, unterseits weiß-filzigen Blätter auf. Man
+begegnet ihm dort überall. Das wohlriechende Öl verflüchtigt
+sich, wenn man seine Blätter zerreibt. Diese Pflanze zieht man
+auch bei uns in den Gärten, besonders für die Bienen, deren
+Honig sie ein feines Aroma verleiht. Ihre Verbreitung nördlich
+von den Alpen wurde durch das Capitulare Karl's des Großen
+812 gefördert, welcher die Anpflanzung des
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">ros marinus</span></span>« in
+den kaiserlichen Gärten befahl. Im Alterthum hat man den
+Rosmarin viel zum Winden von Kränzen benutzt und schmückte
+mit diesen die Bildsäulen der Laren. Im Mittelalter bemächtigte
+sich die Symbolik dieses immergrünen, duftigen Gewächses, und
+es wurde zum Sinnbild der Liebe, der Treue und des Todes.
+Als Sinnbild der Treue gilt es auch bei Shakespeare, der die
+wahnsinnig gewordene Ophelia sagen läßt: »Da ist Vergißmeinnicht,
+das ist zum Andenken: ich bitte Euch, lieber Herr, gedenket
+meiner – und da ist Rosmarin, das ist für die Treue.«
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page091">[pg 091]</span><a name="Pg091" id="Pg091" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Neben dem Rosmarin steht am Strande von Antibes überall
+der Thymian. Er hält sich am Boden, über und über bedeckt
+mit kleinen rosafarbigen Blüthen. Etwas höher steigt an
+reich verzweigten Stämmchen ein anderer Lippenblüthler auf,
+die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Lavandula Stoechas</span></span>, und streckt ihre violetten Blüthenähren
+zwischen den schmalen, weichfilzigen Blättern empor. –
+Zahlreich drängen sich aneinander die Ciststräucher. Sie erreichen
+hier kaum über einen halben Meter Höhe und tragen an
+reich verzweigten Ästen ihre bräunlich-grünen, klebrigen Blätter.
+Die Art mit kleineren weißen Blüthen ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cistus monspeliensis</span></span>;
+die andere mit weit größeren rosenrothen Blüthen,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cistus albidus</span></span>.
+Die weißen wie die rosenrothen Ciströschen sind äußerst zart,
+in der Knospe zusammengeknittert, mit zahlreichen gelben Staubfäden
+in der Mitte verziert. Sie welken äußerst rasch, wenn
+man sie pflückt, doch entfalten sich an Zweigen, die man in
+Wasser stellt, alsobald neue Blüthen. Die Ciststräucher tragen
+nicht wenig dazu bei, den Maquis von Antibes einen charakteristischen
+Geruch zu verleihen. Das Gummiharz, welches einige
+südeuropäische Cistus-Arten ausschwitzen, war unter dem Namen
+Ladanum oder Labdanum früher ein berühmtes, von griechischen
+Aerzten viel benutztes Heilmittel. Heute wird es nur noch zum
+Räuchern verwendet. – Wer aufmerksam den Boden zwischen
+den Ciströschen durchsucht, kann ein eigenthümliches Gewächs
+dort finden, einen Parasiten, der aus den Wurzeln der Ciströschen
+seine Nahrung zieht. Er fällt durch seine brennend gelb-rothe
+Färbung auf und heißt
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cytinus hypocistis</span></span>. Grüne Blätter
+fehlen ihm; er hat sie eingebüßt, da er sich nicht mehr selbständig
+zu ernähren braucht. Die Rafflesiaceen, zu denen dieser
+Cytinus gehört, sind im Übrigen Tropenbewohner. Sie leben
+parasitisch und entwickeln dabei zum Theil riesig große Blüthen.
+Die größte Blüthe der Welt wird von einer solchen Rafflesiacee,
+der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rafflesia Arnoldi</span></span>, erzeugt, welche auf Sumatra den Wurzeln
+gewisser Cistus-Arten aufsitzt. Diese Blüthen können einen Meter
+im Durchmesser erreichen. – Den Ciströschen nahe verwandt
+<span class="tei tei-pb" id="page092">[pg 092]</span><a name="Pg092" id="Pg092" class="tei tei-anchor"></a>
+sind die Sonnenröschen, Helianthemum-Arten, die auch unserer
+Flora nicht fehlen und in den Maquis hier und dort mit
+ihren zarten schwefelgelben Blüthen am Boden hervorschauen.
+– Wesentlich höher als selbst die Ciströschen wird ein stark
+bewaffneter Strauch mit gelben Schmetterlingsblüthen, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Calycotome spinosa</span></span>.
+Diese verdient es wohl, eine nahe Verwandte
+der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Genista acantoclada</span></span>,
+jener Tartarusgeißel zu sein, deren
+wir früher erwähnten. Sie ist mit dornartigen, scharfen Seitenästen
+so dicht besetzt, daß man sie sorgfältig in den Maquis
+meiden muß. Weniger unzugänglich ist die nah verwandte
+Besenpfrieme
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Spartium junceum</span></span>),
+ein fast blattloser Strauch
+mit rutenförmigen grünen Ästen und großen gelben Blüthen.
+Aus diesen Binsenpfriemen werden Körbe, Netze, ja selbst Schuhe
+geflochten, der Bast wird zum Binden benutzt, auch eine Art
+Leinwand aus ihm dargestellt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Sehr häufig in den Maquis ist die Mastix-Pistazie
+ (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pistacia
+Lentiscus</span></span>). Hier tritt sie nur als Strauch auf, während
+sie unter anderen Bedingungen auch zum Baume emporwachsen
+kann. Einen solchen schönen Lentiskenbaum, mit dichter, schirmförmiger
+Krone, kann man unweit vom Hôtel, im Garten einer
+Villa von der Straße aus bewundern, die nach Golfe Jouan
+führt. Die dunkelgrünen, paarig gefiederten, lederartig zähen,
+oberseits glänzenden Blätter sind für
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pistacia Lentiscus</span></span>
+charakteristisch;
+es zeichnet sie außerdem ein besonderer harziger Geruch
+aus. Die an sich sehr kleinen Blüthen fallen schon aus
+der Ferne auf, weil sie in dunkelrothen Trauben bei einander
+stehen. Dieses Gewächs liefert den altberühmten Mastix, doch
+kann derselbe nicht aus dem Strauchwerk der Maquis, sondern
+nur aus sorgsam cultivirten Mastixbäumen gewonnen werden.
+Diese gedeihen am Besten auf der Insel Chios und haben dieser
+Insel sogar den Namen der Mastix-Insel verschafft. Das Harz,
+welches aus künstlich ausgeführten Einschnitten, doch auch von
+selbst aus den Zweigen hervortritt, findet seine hauptsächliche
+Verwendung im Orient, wo es gekaut wird, ähnlich wie die
+<span class="tei tei-pb" id="page093">[pg 093]</span><a name="Pg093" id="Pg093" class="tei tei-anchor"></a>
+Blätter des Betelpfeffers in Indien. Es heißt, daß Mastix das
+Zahnfleisch festige und den Athem parfümiere. Vornehme türkische
+Frauen bringen den ganzen Tag mit Mastixkauen zu.
+Bei uns wird wohl auch Zahnpulver aus dem Mastix bereitet,
+vornehmlich aber dient er zum Räuchern und zur Firnißbereitung.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Fremdartig muthet den Nordländer das Wolfsmilchbäumchen,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Euphorbia dendroides</span></span>,
+an, da wir doch unsere Wolfsmilcharten
+nur zu sehr bescheidener Höhe emporwachsen sehen. Diese
+Euphorbia-Bäumchen können an der Riviera zwei Meter Höhe
+erreichen und Stämme bilden, die man mit beiden Händen kaum
+zu umfassen vermag. Die Pflanze gabelt sich fort und fort
+während ihres Wachsthums und bildet eine gewölbte Scheindolde,
+die durch ihre gelbe Färbung von Weitem schon in die
+Augen fällt. Sie ist eine der eigenartigsten Pflanzenformen der
+Riviera. Man findet sie in den Maquis und auch sonst durch
+das Land zerstreut. Schon Dioskorides und Plinius war sie
+aufgefallen. Zur Zeit der Sommerdürre wirft sie ihre Blätter
+ab und steht kahl da, wie unsere Gewächse im Winter. Das
+Volk an der Riviera streut diese Wolfsmilchart ins Wasser, um
+die Fische zu betäuben, und über einen ähnlichen Brauch wird
+auch aus Griechenland berichtet. – Bedeutend steht diesem
+Wolfsmilchbäumchen an Größe eine andere Wolfsmilchart nach,
+die in den Maquis sich als niedriger Busch am Boden hält,
+die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Euphorbia spinosa</span></span>. Sie ist gelb gefärbt, wie die große
+Art und führt den Namen nach den abgestorbenen Zweigen, die
+in harte Spitzen auslaufen. – An ihren fleischigen, kleinen,
+dicht gedrängten Blättern, ihren weißbehaarten, überhängenden
+Zweigen, den kleinen, gelben, unscheinbaren Blüthen ist eine
+sonst seltene Thymelaeacee, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Passerina hirsuta</span></span>,
+kenntlich. Auch
+die baumartige Heide, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Erica arborea</span></span>, fehlt nicht in den Maquis
+am Cap. Sie schmückt im Frühjahr ihre Zweige so dicht mit
+den kleinen glockenförmigen Blüthen, daß sie aus der Ferne
+ganz weiß erscheint. Der Erdbeerbaum
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Arbutus Unedo</span></span>) ist
+hier auch, doch nicht zahlreich, vertreten; seine erdbeerartigen
+<span class="tei tei-pb" id="page094">[pg 094]</span><a name="Pg094" id="Pg094" class="tei tei-anchor"></a>
+Früchte werden auf den Märkten der Riviera feil geboten. Im
+Aussehen gleicht er der Heide kaum, entstammt aber doch derselben
+Familie. Die Übereinstimmung liegt nicht im Laub, wohl
+aber in den glockenförmigen Blüthen, die im Übrigen größer
+sind und in röthlich weißen Rispen abwärts hängen. Die
+immergrünen Blätter sind eiförmig, am Rande stark gezähnt;
+sie sehen wie Lorbeerblätter aus. Die Früchte reifen sehr langsam;
+man findet sie oft, mit neuen Blüthen zusammen, noch am
+Baume. Sie schmecken süßsäuerlich, doch fade, daher auch Plinius
+ihren Namen »<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Unedo</span></span>« von
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">unum tantum edo</span></span>« (nur
+eine esse ich) ableitete. Dem römischen Volke dienten Arbutuszweige
+als Zaubermittel. Mit ihnen wurden dreimal die Pfosten
+und Schwellen der Thüren berührt, um vampyrähnlichen Geschöpfen
+den Eingang zu wehren, die des Nachts den Kindern
+in der Wiege das Herzblut aussaugen sollten. Ein Zweig des
+glückverheißenden Weißdorns im Fenster des Schlafgemachs hielt
+auch die Unholde ab.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Überall drängt sich in die Maquis die immergrüne Steineiche,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Quercus Ilex</span></span>,
+ein. Sie bleibt dort strauchartig. Ihre
+eiförmigen, vorn zugespitzten Blätter sind an der Unterseite grau
+und an diesem Merkmal von den benachbarten Sträuchern zu
+unterscheiden. Die scharfe Zähnelung des Blattrandes kann auch
+fehlen. Außerhalb der Maquis ist die immergrüne Steineiche
+ein mächtiger Baum. Aus ihrem Laube wurde im alten Rom
+die Bürgerkrone geflochten, von der Plinius sagt, sie überstrahle
+alle anderen Kränze, selbst die kostbarsten, an Würde. An einzelnen
+Sträuchern der Maquis klettert eine zarte Spargelart
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Asparagus acutifolius</span></span>).
+Der holzige, biegsame Stengel, der
+an abstehenden blattlosen Seitenästchen kleine nadelförmige
+Zweige trägt, welche die Stelle der Blätter vertreten, wird viel
+zu Guirlanden benutzt, und öfters findet man an der Riviera
+Spiegel und Kronleuchter der Wohnräume von solchem Spargelkraut
+umwunden. Die jungen Triebe dieser Asparagus-Art genießt
+man wie unseren Spargel. In Sicilien werden in ähnlicher
+<span class="tei tei-pb" id="page095">[pg 095]</span><a name="Pg095" id="Pg095" class="tei tei-anchor"></a>
+Weise als »Spargel« die jungen, wohlschmeckenden, schon
+im Alterthum geschätzten Triebe des stechenden Mäusedorns
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ruscus aculeatus</span></span>) verzehrt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zu den Charakterpflanzen der Maquis gehört ferner der
+Phillyreastrauch
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Phillyrea angustiflora</span></span>),
+daher ich ihn nicht
+übergehen darf. Er erreicht ein bis zwei Meter Höhe und ist
+durch seine auswärts gerichteten, lineal-lanzettlichen, lederartigen
+Blätter und die kleinen, weißlichen, in sehr kurzen Trauben zusammengedrängten
+Blüthen ausgezeichnet. Dieser Strauch gehört
+zu derselben Familie wie der Ölbaum, dem er auch ein
+wenig ähnelt. – Botanisch sehr interessant als Vertreter der
+Cneoraceen, ist ein Strauch mit glänzenden grünen, lanzettförmigen
+Blättern und kleinen, gelben Blüthen, die zu zwei bis
+drei an den Enden der Zweige stehen:
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cneorum tricoccum</span></span>.
+Seiner eleganten Tracht wegen wird er auch in den Gärten der
+Riviera vielfach cultivirt; man sieht ihn sogar in den so raffinirt
+gehaltenen Casinogärten von Monte Carlo einen, wenn auch bescheidenen,
+Platz einnehmen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die mit großen, rothfarbigen Scheinbeeren beladene Wachholderart
+der Maquis ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Juniperus oxycedrus</span></span>. Ihre Scheinbeeren
+werden im Orient und in Griechenland ganz wie die
+Scheinbeeren <span class="tei tei-corr">unseres</span>
+Wachholders verwandt. Das Holz widersteht
+sehr gut der Luft und den Würmern und diente im
+Alterthum vielfach zur Darstellung von Götterbildern. – An
+offenen Stellen strebt vom Boden empor
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Globularia Alypum</span></span>
+und trägt an den Enden der Zweige schöne blaue Blüthenköpfchen.
+– Wird der Boden so unfruchtbar, daß er andere
+Gewächse nicht zu ernähren vermag, so deckt ihn in dichtem
+Rasen die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Caldonia alciornis</span></span>,
+eine graue Flechte, die auch
+sonst über Europa, über Nordafrika, Nordamerika und einen
+Theil von Asien verbreitet ist.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Überall in den Maquis von Antibes begegnen wir der
+Myrte und der Strauchform des Ölbaums. Der Ölbaum
+paßte sich wie die Steineiche den Maquis an und wurde zum
+<span class="tei tei-pb" id="page096">[pg 096]</span><a name="Pg096" id="Pg096" class="tei tei-anchor"></a>
+Strauch. Er veränderte sich so stark, daß ihn schon die Alten
+in dieser Form als Oleaster unterschieden. Der Oleaster wie
+die Myrte wagen sich ganz besonders weit an dem Strande
+vor. Sie trotzen dem heftigsten Seewind und werden von ihm
+so abgerundet, als hätte sie Menschenhand geformt. Ein Theil
+ihrer Zweige ist an der Seeseite kahl, zuweilen wirklich abgestorben.
+Die Zweige des Ölbaums, ein Sinnbild des Friedens,
+nehmen am Oleaster, in so exponirter Lage, dornartige Gestalten
+an. Sie spitzen sich zu, ragen so als scharfe Waffen an der
+Seeseite vor und machen den Strand dort unzugänglich. An
+der Landseite bewahrt die Pflanze gleichzeitig ihren friedlichen
+Charakter. Dieser unmittelbare Einfluß der Medien kommt
+auch in der Ausbildung der Blätter zum Ausdruck, die an der
+Seeseite sehr klein bleiben, an der Landseite weit bedeutendere
+Größe erreichen. – Bis zuletzt begleitet die Sträucher der
+Maquis am Strande die »italienische Stechwinde«
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Smilax
+aspera</span></span>) und findet Schutz zwischen ihren Zweigen. Blätter
+und Stengel dieser Schlingpflanze sind mit Stacheln besetzt, die
+ihr das Klettern erleichtern. Im Frühjahr ist die Stechwinde
+mit rothen Fruchttrauben geschmückt. Nach Blüthen muß man
+im Herbst suchen. Diese duften sehr lieblich; daher wurde
+blühende Stechwinde im Alterthum, mit Epheu in Kränze gewunden,
+oft bei Bacchusfesten verwendet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Diese Aufzählung mag genügen, um Denjenigen, der Freude
+hat an den Erscheinungen der Pflanzenwelt, in das Leben der
+Maquis einzuführen. Er wird bald die einzelnen Pflanzenformen
+unterscheiden lernen, sie beim Wiedersehen als alte Bekannte
+begrüßen und innerhalb dieser duftigen Umgebung sich
+um so heimischer fühlen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auf dem schmalen Vorsprung, der, den Stürmen preisgegeben,
+hier noch einige hundert Meter weit das Cap fortsetzt,
+sieht man schließlich alles Pflanzenleben schwinden. Immer
+härter wird der Kampf, den die Gewächse in so exponirter
+Lage zu bestehen haben, und sein Einfluß macht sich in ihrem
+<span class="tei tei-pb" id="page097">[pg 097]</span><a name="Pg097" id="Pg097" class="tei tei-anchor"></a>
+Aussehen kenntlich. Da alle über die Bodenfläche sich erhebenden
+Theile der Pflanze der Zerstörung ausgesetzt sind, sucht diese
+aus jeder Vertiefung des Bodens Vortheil zu ziehen. Sie
+breitet sich flach an der Erde aus, erhält knorrige, kriechende
+Stengel, eine ganz abenteuerliche Gestalt. Auffallend ähnlich wird
+das Aussehen solcher Gewächse demjenigen der Alpenpflanzen.
+Wir könnten, dem Vegetationsbilde nach, uns einige tausend
+Meter hoch über dem Meeresspiegel denken, reichten die blauen
+Wellen nicht fast bis an unsere Füße. Die verkrüppelten Gewächse
+der Maquis weichen allmälig den Strandpflanzen. Auch
+diese finden alsbald nur noch Schutz in Spalten oder hinter
+den Steinen. Dem nackten Felsen haftet aber noch an vielen
+Stellen, in Gestalt runder Flecke, eine gelbe Flechte, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Lecidea</span></span>,
+an. Zuletzt dringt das Meer von allen Seiten zwischen die
+zerrissenen Felsen ein, und wir stehen ganz anderen Vertretern
+des Pflanzenreichs gegenüber, den form- und farbenreichen
+Seealgen, den Bewohnern des Meeres.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In vollem Contrast tritt uns dann bei der Rückkehr die
+Fülle südlicher Pflanzenformen in dem Garten des Hôtels entgegen.
+Vor dem Hause stehen Chrysanthemen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chrysanthemum
+frutescens</span></span>) von ganz seltener Schönheit. Sie bilden kugelige
+Sträucher von fast zwei Meter Höhe und sind mit Tausenden
+strahliger Blüthenköpfchen, wie mit weißen Sternen besetzt.
+Über die Mauern herab hängt mit ihren dicken, fleischigen
+Stengeln und Blättern die südafrikanische Mittagsblume
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mesembryanthemum
+acinaciforme</span></span>), die ihre großen rothen Blüthen
+nur bei Sonnenschein entfaltet. In unmittelbarer Nähe des
+Hauses ist der so überaus große Garten wohl gepflegt, weiterhin
+aber sich selbst überlassen. Da entwickelt sich denn ein
+merkwürdiger Kampf um Raum, um Licht und Nahrung
+zwischen den Gewächsen aller Zonen, welche der Zufall hier
+zusammenführte. Die australischen Casuarineen werden von dem
+amerikanischen Pfefferbaum bedrängt, das japanische Pittosporum
+wehrt sich gegen die mediterrane Tamariske. Siegreich dringen
+<span class="tei tei-pb" id="page098">[pg 098]</span><a name="Pg098" id="Pg098" class="tei tei-anchor"></a>
+aber gegen sie alle die beiden Kieferarten vor, denen wir überall
+an der Riviera begegnen, die zartnadelige Aleppokiefer
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pinus
+ halepensis</span></span>) und die derbnadelige Strandkiefer
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pinus Pinaster</span></span>)
+und vermitteln den Übergang zu den Maquis.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zwischen den Kiefern am Cap begegnet man, wie auch
+sonst an der Riviera, nur zu häufig einer Processionsraupe,
+der Raupe des Pinien-Processionsspinners,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cnethocampa Pityocampa</span></span>.
+Diese schwarzen, braun gestreiften Raupen ziehen im
+Gänsemarsch zu Hunderten über die Wege. Die eine berührt
+die andere, und sie bilden so zusammen eine lange Schnur, eine
+lebendige Kette, die sich als Ganzes vorwärts bewegt. Unterbricht
+man die Kette, so bleibt der vordere Abschnitt derselben
+stehen, der hintere Abschnitt rückt nach. Hin und her tastend
+sucht die erste Raupe dieses hinteren Abschnittes wieder nach
+dem Anschluß. Gelang es ihr, die hintere Raupe des
+vorderen Abschnittes zu erreichen, so setzt sich die ganze Kette
+wieder in Bewegung. Diese Raupen richten großen Schaden
+an Kiefern und auch Pinien an, sie berauben sie oft vollständig
+ihrer Nadeln. Des Tags halten sie sich in jenen großen grauen
+Gespinnsbeuteln auf, die an Kiefern und Pinien so in die Augen
+fallen, und in der Sonne seidig glänzen. Des Nachts verlassen
+sie das Nest, um auf Futter auszugehen. Jene Raupen,
+denen man am Boden begegnet, suchen nach einer passenden
+Stelle, um sich in der Erde zu verpuppen. Man darf weder
+die Raupen noch ihre Nester berühren, da die in die Haut eindringenden
+Haare derselben gefährliche Entzündungen veranlassen.
+Daher auch Leute, welche die Nester von den Bäumen entfernen,
+um sie zu verbrennen, sich gegen den Wind stellen und auch
+sonst sehr vorsichtig zu Werke gehen. Als bestes Verfahren gilt,
+Petroleum in die Nester zu gießen, ohne sie zu entfernen. –
+Die hängenden Nester dieser Raupen und ihre langen Züge sind so
+auffällig, daß sie wohl jeder Reisende an der Riviera bemerkte.
+Nur wenige werden hingegen Gelegenheit haben, die Spinner
+kennen zu lernen, die sich aus den verpuppten Raupen entwickeln.
+<span class="tei tei-pb" id="page099">[pg 099]</span><a name="Pg099" id="Pg099" class="tei tei-anchor"></a>
+Sie sind auch weder auffällig noch schön, grau, mit einigen dunkleren
+Flecken und Streifen. Sie fliegen im Hochsommer, legen ihre
+Eier an die Unterseite der Kiefernadeln und bedecken sie mit
+dünnen silbergrauen Schuppen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">X.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein Stück unverfälschte Maquis bietet uns auch das weite
+Grundstück, östlich neben dem Hôtel. An Sonntagen steht das
+Thor den ganzen Tag offen, um den Zugang zu der englischen
+Kapelle zu ermöglichen, die sich innerhalb dieses Grundstücks befindet.
+Auch sonst gestattet die Besitzerin gern den Besuch. Der
+schöne Garten, der das Wohnhaus umgibt, ist nur wenig ausgedehnt,
+der meiste Boden noch in seinem früheren Zustand.
+So gelangt man nach Eintritt in die Besitzung durch immergrüne
+Sträucher, üppige Erica-Büsche und mächtige Euphorbien,
+bis zum Meeresstrande. Dieser ist hier besonders schön gestaltet
+und hat schon manchem Maler als Vorwurf gedient:
+Steil aufsteigende und zerrissene Felsen, vom Meere umspült,
+vielfach an die Faraglioni von Capri erinnernd. Der Besitzer
+James Close liebte dieses Stück Erde so sehr, daß er sich hier
+begraben ließ. Der Ausblick zwischen den Felsen nach dem
+Esterel und ins weite Meer ist großartig und entzückend. Auch
+lauscht man gern dem Rauschen des Wassers, das sich in den
+tiefen Felsenspalten hebt und senkt und forscht dem bunten Leben
+nach, das hier im Schatten der Steine aus den Tiefen des
+Meeres zum Lichte emporsteigt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XI.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wer am Cap d'Antibes einen Seesturm erlebte, wird den
+Eindruck nie vergessen. Für das schlechte Wetter, welches er
+zuvor erleiden mußte, wird er bald durch den Anblick des entfesselten
+Elements entschädigt. Ein starker Wind bläst zunächst
+vom Meere aus; das ist Scirocco. Die Luft wird unendlich
+klar, und alle Gegenstände rücken in die Nähe. Die Umrisse
+<span class="tei tei-pb" id="page100">[pg 100]</span><a name="Pg100" id="Pg100" class="tei tei-anchor"></a>
+der Berge sind wie mit Bleistift am Himmel gezogen. Sucht
+man sich vor dem Wind zu decken, so empfindet man beklemmende
+Schwüle. Dann beginnt der Horizont sich in rothgrauen Dunst
+zu hüllen. Die Macht des Windes läßt nach, und es trübt sich
+der ganze Himmel. Bald hört man große Regentropfen gegen
+die Scheiben schlagen. Das hält wohl einige Tage an. Die
+Temperatur ist stark gesunken, die Luft bleibt trotzdem drückend.
+In den Zimmern sehnt man sich nach dem warmen Ofen seiner
+Häuslichkeit zurück. Doch schon am nächsten Morgen wacht
+man auf, geblendet von dem leuchtenden Blau des Himmels.
+Man eilt hinaus und athmet mit voller Brust die erquickende
+Luft ein. Noch glänzen alle Pflanzen von dem frischen Regen,
+und wie Diamanten fließen funkelnde Tropfen von den Blättern
+ab. Die Brandung aber stürmt mit Gewalt gegen die Felsen
+der Küste, als wenn sie dieselben zerschmettern wollte. Weithin
+vernimmt man das donnerartige Getöse des Angriffs. Die
+Spitze des Caps ist nicht zu erreichen, denn die Wellen fegen
+darüber hinweg. Fern am Horizont steigt die Welle auf wie
+eine geschlossene Mauer; auf ihrem Wege schwellend und wachsend,
+wälzt sie sich gegen das Land, um zerschmettert und von weißem
+Schaum ganz bedeckt wieder zurückzurollen. Sie trifft auf eine
+andere Welle, die ebenso drohend nahte, und beide sieht man
+verschwinden. Da wird es plötzlich still. Ein Wellenberg ist
+auf ein Wellenthal gestoßen, beide glichen sich aus. Doch wenn
+Wellenberge zusammentreffen, dann schwillt die stürmende Woge
+so mächtig an, daß sie ächzend sich überschlägt und mit gewölbtem
+Rücken auf die Felsen wirft. Ungeheuere Wassermengen
+werden dann in die Luft geschleudert, und See und Himmel
+scheinen in demselben Chaos zu verschmelzen. Mit dumpfem
+Knall, wie von schwerem Geschütz, fangen sich die Wellen in
+den Grotten, die sie selbst in den Stein sich gruben; wie
+ein Jammern und Stöhnen klingt es durch das Cap von den
+vielen Wasserfäden, die sich in den Gängen zwischen den Felsen
+verirrten und, in hastigem Lauf über die Steine stürzend, ihren
+<span class="tei tei-pb" id="page101">[pg 101]</span><a name="Pg101" id="Pg101" class="tei tei-anchor"></a>
+Weg nach dem Meere suchen. Von dem anstürmenden Element
+allseitig umgeben, glaubt man sich fast ins offene Meer versetzt
+und ist ganz von dem Schauder des Sturmes ergriffen. Wie
+wohlthuend wirkt da zugleich der feste Boden unter den Füßen!
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Tage vergehen, bevor die Erregung des Meeres sich legt
+und die weite Wasserfläche wieder Ruhe und Frieden athmet.
+Und täglich ist es ein anderes, wenn auch immer das gleiche,
+und täglich fesselt es uns von Neuem und entzückt unser Auge,
+dieses göttliche Meer.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wer am Cap d'Antibes im Bergsteigen sich üben möchte,
+bleibt auf den nur hundert Meter hohen Bergrücken angewiesen,
+der die Seelaterne und die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Notre-Dame de Bon-Port</span></span> trägt.
+Doch sind die Spaziergänge längs der Buchten, an den Abhängen
+der Hügel und zwischen den Gärten so mannigfaltig,
+daß man sie täglich ändern kann. Stets wird man durch eine
+neue Aussicht auf die Küste, das Gebirge, die Schneegipfel der
+Alpen, durch malerische Felsgruppen am Strande oder durch
+besonders schöne Vegetationsbilder überrascht. Selbst die sonst
+so eintönige Wanderung auf einer Landstraße wird hier zum
+Genuß. So wenigstens auf der Landstraße, die das Cap
+durchschneidet. Denn diese führt an endlosen Pflanzungen von
+Anemonen, Ranunkeln, Goldlack, Levkojen, Tazzetten und Reseda
+vorbei. Besonders fesselt das Auge die Pracht der Ranunkeln
+und Anemonen, die man schöner und farbenreicher nirgends
+sehen kann, während der Geruchssinn zugleich umfangen wird
+von dem Dufte, der dem übrigen Blüthenmeer entströmt. Zu
+jenen Blüthen im Felde gesellen sich hier in großer Zahl auch
+die Blüthen der Lüfte, die Schmetterlinge. Rothgefleckte Aurorafalter
+fliegen rasch vorüber; langsam wiegt sich hin und her
+der schwarz gestreifte, gelbe Segelfalter; am meisten fällt aber
+durch ihre Schönheit die Cleopatra auf, ein südeuropäischer,
+<span class="tei tei-pb" id="page102">[pg 102]</span><a name="Pg102" id="Pg102" class="tei tei-anchor"></a>
+schwefelgelber Citronenfalter mit orangeroth abgetönten Vorderflügeln.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Cap von Antibes versorgt jetzt mit seinen Blumen die
+nächsten Märkte der Riviera und versendet sie auch in großen
+Mengen täglich nach dem Norden. Wie groß der Verbrauch
+an Blumen an der Riviera selbst geworden ist, wird Jeder
+beurtheilen können, der die Blumenmärkte der Städte dort besuchte
+und einigen Blumenfesten beigewohnt hat. Die Blumenausfuhr
+nach dem Norden hat andererseits riesige Ausdehnung
+angenommen. Thatsächlich reicht diese Art Blumencultur an
+der Riviera nicht über 1850 zurück, früher wurden die Blüthen
+nur zum Zwecke der Parfümerie gezogen. In der nächsten
+Nähe von Toulon beginnen die Pflanzungen und reichen bis
+nach Genua; die französische Seite der Riviera ist in einen
+einzigen Blumengarten schon verwandelt. In Ollioules bei
+Toulon werden Unmengen römischer Hyacinthen gezogen und
+wandern abgeschnitten nach den nordischen Städten, bevor die
+holländische Hyacinthe dort erscheint. In Ollioules gibt es
+auch Narcissen, Jonquillen, Tazzetten, weiße und rothe Nelken.
+In der Gegend von Cannes und Grasse herrschen die Anemonen
+und Ranunkeln vor. Sie zeigen ungeahnte Größe und seltene
+Farbenpracht. Nicht minder staunt man über den Umfang, den Nelken,
+wie der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Dianthus Caryophyllus flore pleno,
+ var. Marguerite</span></span>,
+hier erreichen können: manche Blüthe sieht aus, als wenn sie
+ein kleiner Blumenstrauß wäre. Zu diesen Pflanzen gesellen sich
+die Theerosen. Unter ihnen herrscht die sattgelbe
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Safrano</span></span> vor,
+die auch rauhe Witterung gut verträgt und selbst im December
+ihre Blüthenknospen treibt. Gleich genügsam sind manche Monatsrosen,
+die weiße <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bengal-Ducher</span></span> und die rothe <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bengal-Sanglant</span></span>,
+die demgemäß auch bevorzugt werden; doch an stark besonnten
+Mauern und unter Glasdächern, die in Cannes und Antibes
+große Bodenflächen decken, gedeihen die empfindlicheren Rosen,
+so auch <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Maréchal Niel</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Marie van Houtte</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Gloire de Dijon</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Souvenir de la Malmaison</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Paul Nabonnand</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">La France</span></span> und
+<span class="tei tei-pb" id="page103">[pg 103]</span><a name="Pg103" id="Pg103" class="tei tei-anchor"></a>
+wie sie sonst heißen, jene Rosen, die auch unsere Blumengärten
+im Sommer zieren. Hunderttausende solcher Blüthen entfalten
+sich im Frühjahr an einem und demselben Tage in Cannes und
+Antibes, oft ohne daß noch eine Möglichkeit vorhanden wäre,
+sie alle zu verwerthen. – In Cannes steht jetzt auch die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia
+dealbata</span></span> in schwungvoller Cultur und wandert nach dem Norden.
+Ihre runden Blüthenknäuel, in Traubenform vereint, und die
+zart gefiederten Blätter haben ihr im Handel den Namen Mimose
+verschafft. Der Baum wächst erstaunlich rasch, so daß er in
+fünf bis sechs Jahren wohl zehn Meter Höhe erreicht. Er ist
+dann schon im Januar mit gelben Blüthen über und über bedeckt.
+Nach Deutschland gelangt viel
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia retinoides</span></span>, die
+runde Blüthenknäuel wie die andere Art besitzt, doch einfache
+lederartige lancettförmige Blätter trägt. Eigentlich sind jene Blattgebilde
+nicht ganze Blätter, vielmehr hat der wissenschaftliche
+Vergleich gelehrt, daß die Blattfläche bei diesen Acazien schwand
+und der Blattstiel sich spreitenartig erweiterte. Wir nennen solche
+Gebilde Phyllodien. Auch
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia longifolia</span></span>, die man viel in
+nordischen Blumenläden sieht, ist mit solchen Phyllodien versehen.
+Man erkennt sie leicht daran, daß ihre Blüthen nicht zu
+runden Knäueln, sondern zu raupenförmigen Kätzchen vereinigt
+sind. Alle diese Acazien blühen gelb, sie folgen in der Jahreszeit
+auf einander, zuletzt kommt
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia cultriformis</span></span>, die erst im
+März an der Riviera im Blüthenschmuck prangt. Ihre Blüthenstände
+sind wiederum rund, die Phyllodien aber kurz und breit,
+zugleich rautenförmig. – Allen Blumensendungen nach dem Norden
+pflegt man die überall beliebte Reseda beizulegen. Veilchen
+vertragen schlecht eine weite Reise, werden aber an der Riviera
+selbst in Unmengen verbraucht, dort auch mit Syrup getränkt
+und zu Dragée's verarbeitet. Dann versendet man auch blaue
+Kornblumen, Tuberosen, Goldlack und Levkojen, Gladiolen und
+weißblühendes Allium, Ixien und die duftenden Freesien. An
+der Riviera selbst fällt dem Fremden in den Schaufenstern der
+Blumenläden eine große graue Iris auf, die ganz fein purpurn
+<span class="tei tei-pb" id="page104">[pg 104]</span><a name="Pg104" id="Pg104" class="tei tei-anchor"></a>
+gesprenkelt ist, eine wahre Trauerblume, die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iris Susiana</span></span>. Von
+den großen weißen oder gelben Chrysanthemen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Chrysanthemum
+frutescens</span></span>) werden die Blüthen auch viel verwandt, besonders
+die gelben, die als <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Étoile d'Or</span></span>
+bekannt sind. Sie wandern
+vornehmlich nach England. Die Expedition dieser Blume reicht
+bis in den Juni hinein, so lange, als in London die Saison
+dauert. Man hat berechnet, daß von allen diesen Blumen
+Cannes und Antibes zusammen in einem Winter für mehr als
+eine Million Francs nach dem Norden versenden; viel mehr noch
+wird an der Riviera selbst verkauft.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die überaus starke Concurrenz veranlaßt strebsame Geister,
+nach immer neuen »Schöpfungen« für den Blumenmarkt zu sinnen.
+So erschienen plötzlich in den Centralhallen von Paris als
+»Neuheit« <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">grüne</span></em> Nelken. Solche hatte man in der That
+bisher nicht gesehen, es sei denn auf den Bildern der Impressionnisten.
+Es ergab sich, daß auch diese grünen Nelken
+nicht ganz unverfälschte Naturproducte waren. Man erhält sie,
+indem man abgeschnittene weiße Nelken einen ganzen Tag lang,
+ja selbst länger, in eine grüne Farbstofflösung stellt. Soll
+der Versuch gut gelingen, so muß der Stengel innerhalb der
+Lösung frisch durchschnitten werden. Man kann in gleicher
+Weise die eine oder die andere Färbung erlangen, nur gilt es,
+Farbstoffe zu wählen, welche gut in der Pflanze aufsteigen. Am
+leichtesten gelingen Rothfärbungen weißer Blüthen mit Eosin.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Am Freitag Nachmittag beleben sich plötzlich die Straßen
+am Cap. Da kommen von allen Seiten Equipagen und bringen
+Besucher nach Elen Rock, dessen Garten an jenem Tage geöffnet
+ist. Dieser Garten nimmt einen Vorsprung ein östlich vom
+Cap. Er liegt zum Theil auf schroffen Felsen, die senkrecht
+gegen das Meer abfallen. Stufen und Gänge innerhalb dieser
+Felsen führen hinunter bis zur Meeresfläche. Der Garten
+bietet herrliche Aussichtspunkte und ist auch reich an schönen
+Pflanzen, doch macht er einen etwas gekünstelten Eindruck innerhalb
+der so großartigen Umgebung.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page105">[pg 105]</span><a name="Pg105" id="Pg105" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Am Dienstag ist vom frühen Morgen an der Thuret'sche
+Garten geöffnet, derselbe, der einst George Sand so sehr entzückte.
+Er dient jetzt der französischen Regierung als Acclimatisationsgarten
+und enthält sehr viele werthvolle Pflanzen.
+Manche Arten, die wir in La Mortola schon bewundert
+haben, finden wir hier in noch größeren Exemplaren wieder.
+Die berühmte, von George Sand gefeierte Aussicht ist leider
+geschwunden, verdeckt von den heranwachsenden Bäumen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von dem Thuret'schen Garten läßt sich gleich abwärts, in
+westlicher Richtung, der Weg nach dem Golfe Jouan einschlagen,
+und so kann man in den Pinienwald gelangen, der sich längs
+der Küste dort hinzieht. Dieser Pinienwald war einst der
+Stolz des Caps, jetzt ist er nur noch in Überresten vorhanden.
+Eine Actiengesellschaft hat die ganze Landstrecke angekauft,
+eine breite Straße, die Cannes mit dem Cap d'Antibes verbindet,
+durch den Pinienwald gelegt, diesen selbst parcellirt und
+mit Eisendraht umzogen. Doch steht manche mächtige Pinie
+noch da, und in ihrem Schatten gelingt es wohl, sich in die
+alte Herrlichkeit zurückzuträumen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XIII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die zweite Aprilhälfte war inzwischen angebrochen, und die
+Pflicht rief mich wieder heim. Ein klarer, wundervoller Frühlingstag
+ging zur Neige, und ich beschloß, vor Sonnenuntergang
+noch einmal den Leuchtthurm aufzusuchen. Die Sonne schickte
+sich an, hinter dem Esterelgebirge zu verschwinden und tauchte
+dessen dunkelblaue Gipfel in Gold und Purpur. Bald deuteten
+nur noch lange Lichtstreifen den Weg an, den sie genommen.
+Trotz seines hehren Glanzes konnte mich dieses Bild nur wehmüthig
+stimmen: es steigerte die Empfindung des Abschiedes.
+Ich wandte meine Blicke den Bergriesen zu, die mit phantastischem
+Umriß sich von dem östlichen Himmel abhoben. Sie begannen
+im Abendroth zu glühen. Es war ein Anblick, so erhaben, daß
+man sich in demselben ganz verlieren konnte, von jener weltumfassenden
+<span class="tei tei-pb" id="page106">[pg 106]</span><a name="Pg106" id="Pg106" class="tei tei-anchor"></a>
+Sehnsucht ergriffen, die uns mit dem All verbindet.
+Jedes persönliche Empfinden war gewichen vor dem mächtigen
+Gefühl, sich Eins mit dieser göttlichen Natur zu fühlen. –
+Immer weiter und weiter dehnten sich die Schatten aus über
+das Land: sie begannen emporzusteigen an den Hügeln, an den
+Bergen, sie drangen ein in die Tiefe der Thäler und löschten
+die glühenden Lichter aus an den Hütten und Palästen. Die
+ganze Natur schien sich in tiefen Schlaf zu versenken. Bald
+waren es nur noch einzelne Segel im weiten Meere und die
+schneebedeckten Gipfel der Alpen, die im rosigen Schimmer
+glühten. Dann legte sich ein schwarzer Schatten auch über
+das Meer, und nur den Riesen da oben war es vergönnt, die
+Königin des Lichtes noch zu schauen. Wie von innerem Feuer
+entbrannt, schwebten sie jetzt in überirdischer Glorie.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Dieses Bild wollte ich in meinem Innern festhalten als
+letzten Eindruck von der Riviera, und mit geschlossenen Augen
+trat ich den Rückweg an. Als ich mich endlich umsah, hatten
+die Schatten der Nacht sich bereits über die Hügel gelagert
+und die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen verwischt.
+– Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Lüfte. Vom
+Wächter entzündet, strahlte er jetzt wie ein großer Stern weit
+über Land und Meer, ein Ziel der Sehnsucht für Alle, die jenes
+herrliche Stück Erde einmal gesehen.
+</p>
+<div class="tei tei-tb"><hr style="width: 25%" /></div>
+</div>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page107">[pg 107]</span><a name="Pg107" id="Pg107" class="tei tei-anchor"></a>
+<hr class="page" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+<a name="toc6" id="toc6"></a>
+<a name="pdf7" id="pdf7"></a>
+<h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Frühjahr 1894.</span></h1>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">I.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Frühlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der
+Riviera verlebte, prägte sich meiner Erinnerung in besonders
+glänzenden Farben ein. Wochenlang blieb der Himmel ohne
+Wolken, so daß einzelne Regentage, wenn sie kamen, fast willkommen
+erschienen. Da es an Schnee in den Bergen fehlte,
+wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flächen der
+Alpen und Cevennen gebären. Das Meer blieb meist ruhig,
+und wenn die Nacht kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte
+sich so hell in der stillen See, als wäre in deren Tiefen eine
+Saat von Sternen aufgegangen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Mitte März fanden wir uns in Hyères ein mit der Absicht,
+unseren Weg bald ostwärts in die Berge der Mauren fortzusetzen.
+Es war uns, als hätten wir eine Entdeckungsreise
+angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil der Riviera.
+Und doch konnte Hyères, neben Montpellier und Aix-en-Provence,
+sich einst rühmen, der berühmteste Kurort des südlichen Frankreichs
+zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
+schien damals kaum möglich, und erst in diesem Jahrhundert
+änderten sich die Verhältnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone
+und Cannes als klimatische Stationen aufzublühen. In
+dem Wettstreit, der sich nunmehr entspann, mußte Hyères unterliegen,
+denn es ist weniger gut gegen den Nordwind als seine
+Rivalinnen geschützt. Auch steht es ihnen nach an Schönheit
+<span class="tei tei-pb" id="page108">[pg 108]</span><a name="Pg108" id="Pg108" class="tei tei-anchor"></a>
+der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. – »Die Hügel
+sind hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das
+Meer zu fern,« rief einst George Sand aus, als sie Hyères
+besuchte. Von dem Hügel, an den Hyères sich lehnt, kann der
+Blick erst über eine weite Ebene das Meer erreichen. Auf dieser
+stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und unvermittelt
+gegen gelbe und grüne ab. Die rothbraunen Felder sind mit
+Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben.
+Auch danken diese Felder thatsächlich ihre Färbung nicht der
+Pracht der Blüthen, sondern den jungen Trieben, die ihr zartes
+Grün vor der Gluth der südlichen Sonne durch rothen Farbstoff
+schützen. In früheren Zeiten mag der Blick auf diese Ebene
+lieblicher gewesen sein; vermochte sie doch das Auge Horace
+Benedict de Saussure's zu entzücken, als er 1787 nach Hyères
+kam. Dieser hervorragende Geologe, Vater des noch berühmteren
+Pflanzenphysiologen Théodore de Saussure, langte hier an einem
+schönen Aprilabend an und war von der Lage des Ortes gefesselt.
+Von den Fenstern der »Auberge du St. Esprit« blickte
+er hinab auf Orangengärten, deren Bäume mit Früchten und
+Blüthen beladen und durch unzählige Nachtigallen belebt waren.
+Sanft fiel, so schrieb er, das Land bis zum Meer ab, und den
+Abhang schmückten vorne Gärten, weiterhin Olivenhaine und in
+der Ferne Pappeln. Bewaldete Höhen bildeten den Rahmen zu
+dem schönen Bilde.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Hyères ist fünf Kilometer vom Strande entfernt. An diesem
+selbst lag einst Olbia, das Hyères den Ursprung gab. Von
+Massiliern gegründet, ward Olbia von Saracenen zerstört und
+baute sich dann, entfernter vom Meere, an der Anhöhe auf, um
+den Angriffen der Corsaren nicht so unmittelbar ausgesetzt zu
+sein. Der Strand, der einst Olbia trug, zeigt sich jetzt in Quadrate,
+wie ein Schachbrett getheilt. Das Seewasser füllt diese
+Quadrate. Es wird in dieselben geleitet, um zur heißen Sommerzeit
+dort zu verdunsten und so der Salzgewinnung zu dienen.
+Dem Strand gegenüber tauchen aus dem Meere die Hyèrischen
+<span class="tei tei-pb" id="page109">[pg 109]</span><a name="Pg109" id="Pg109" class="tei tei-anchor"></a>
+Inseln empor. Sie strecken sich so lang dahin, als hätten sie
+sich in die See zu ewigem Schlaf gelegt. Einst haben die Ligurer
+an diesen Inseln die rothen Korallen gefischt, mit denen
+sie den Hals ihrer Frauen und das Wehrgehänge ihrer Schwerter
+schmückten. Weil die Inseln in einer Reihe angeordnet sind,
+hießen sie bei den Römern Stoechaden. Diesen Namen vertauschten
+sie im Mittelalter gegen den weit vornehmeren der
+goldenen Inseln. Waren es die goldenen Äpfel der Hesperiden,
+welche ihnen die Benennung
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iles d'or</span></span>« verschafften, oder der
+goldige Schimmer ihres glimmerreichen Bodens – das läßt sich
+heute nicht sagen. Zum Marquisat der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iles d'or</span></span> von Franz I.
+erhoben, sahen sie einst glänzende Zeiten. Heute werden sie nur
+von ärmlichen Fischern und Gärtnern bewohnt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Jene Früchte, nach welchen die goldenen Inseln ihren Namen
+führen sollen, sind jetzt hier fast völlig verschwunden. Einst aber
+stand die Orangenzucht von Hyères in hoher Blüthe. Mehr
+denn zweimalhunderttausend Orangenbäume deckten das Land
+und konnten die Bewunderung der Reisenden erwecken. Wie die
+Chronisten erzählen, blieb Carl IX. von Frankreich staunend vor
+dem mächtigsten dieser Bäume stehen und forderte seine beiden
+Begleiter, den König von Navarra und den Herzog von Anjou
+auf, mit ihm den Stamm zu umfassen. Doch hierzu reichten,
+so wird weiter berichtet, die sechs fürstlichen Arme nicht aus.
+Zur Erinnerung an diese erlauchte Umarmung schnitt man in
+die Rinde des Baumes:
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">Caroli regis amplexu glorior</span></span>«, und
+jene Inschrift wuchs und vergrößerte sich mit den Jahren. –
+Liegt dieser Angabe eine wirkliche Begebenheit zu Grunde? Wer
+kann das heute wissen! Sicher aber ist, daß die provençalische
+Phantasie der Chronisten sie die Maße des Stammes übertreiben
+ließ. Die stärksten Orangenbäume, welche Europa jetzt kennt,
+befinden sich auf Sardinien; manche derselben werden auf mehr
+denn siebenhundert Jahre geschätzt; ein einzelner Mann vermag
+sie alsdann nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564, da
+Carl IX. in Hyères weilte, konnte er dort schwerlich selbst so
+<span class="tei tei-pb" id="page110">[pg 110]</span><a name="Pg110" id="Pg110" class="tei tei-anchor"></a>
+starke Stämme sehen, da die Orangenbäume erst durch die Kreuzfahrer,
+gegen Ende des elften Jahrhunderts, nach Hyères gebracht
+wurden. Zunächst muß es der bitterfrüchtige Orangenbaum
+gewesen sein, der zwar kaum eßbare Früchte, aber sehr
+wohlriechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe
+sich in Hyères mit jenem
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">huile de fleurs d'orange</span></span>« versorgen
+konnte, »das sich die Frauen in die Haare einreiben und mit
+dem sie dort den Puder festhalten.« Die Orangenkultur von
+Hyères litt sehr stark durch die strenge Kälte des Winters 1709
+und durch ähnliche harte Winter, die um die Mitte des vorigen
+Jahrhunderts aufeinander folgten. Die Pflanzungen wurden
+von nun an eingeschränkt, die bitterfrüchtigen Orangenbäume
+dann durch süßfrüchtige ersetzt, da der Transport der Orangen
+von Hyères aus nach dem Norden sich rascher vollziehen ließ,
+als von südlicher gelegenen Orten. Das kam bei den mangelhaften
+Verkehrsmitteln jener Zeit wohl in Betracht. Die Orangen
+mußten damals in Hyères im Herbst gepflückt werden, sobald
+an ihrer noch grünen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten.
+Sorglich in Papier gewickelt, traten sie die Reise auf dem Landwege
+oder dem Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam
+nach und wurden erst nach vierzig Tagen genießbar. Jetzt sind
+die Orangenbäume fast vollständig aus Hyères verschwunden.
+Sie konnten den Mitbewerb geschützterer Orte der Riviera, vor
+Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging
+Hyères mit den Orangenbäumen nicht anders, als zuvor mit
+dem Zuckerrohr, das im fünfzehnten Jahrhundert weite Strecken
+des Landes deckte, dann aber verschwand, als der indische und
+der brasilianische Zucker in den Wettstreit eintraten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hyères noch
+immer <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Hyères-les-Palmiers</span></span>
+nennen! Zwar sind die Palmen heute
+über die ganze Riviera verbreitet, doch sieht man es den hohen
+Stämmen von Hyères wohl an, daß in diesem alten Kurorte
+ihre sorgsame Pflege besonders weit zurückreicht. Da streben in
+der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Avenue des Palmiers</span></span>
+die schlanken Stämme besonders
+<span class="tei tei-pb" id="page111">[pg 111]</span><a name="Pg111" id="Pg111" class="tei tei-anchor"></a>
+mächtig zu beiden Seiten der Straße empor, gleich einer hehren
+Säulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der
+blauen Luft. – Doch hat sich Hyères schon seit langer Zeit
+auch einer zwar weniger vornehmen, aber einträglicheren Cultur
+zugewandt. Wir fanden dort Mitte März ganze Felder von
+Veilchen in Blüthe. Das waren auch freilich nicht die bescheidenen,
+kleinblüthigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den
+Blättern verbergen, sondern eine großblüthige Form, das Veilchen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">le Czar</span></span>, das an langen Stielen seine Blüthen keck über die
+Blätter erhebt. Es duftet sehr stark, und gerne ließen wir uns
+von den Lüften anwehen, die über Veilchenfelder gestreift waren.
+Andere Felder sind mit »<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Primeurs</span></span>« bedeckt. Die Artischocken
+von Hyères standen schon zu Anfang dieses Jahrhunderts in
+hohem Ruf; jetzt sind es auch die grünen Erbsen und vor Allem
+die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird.
+Täglich geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von
+Hyères ab und wird scherzhaft als
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Train de primeurs</span></span>« bezeichnet.
+Doch soll man sich nicht etwa denken, daß unter dem
+Himmel von Hyères alle diese Culturen mühelos gedeihen. Auch
+hier verlangen sie viel Umsicht und angestrengten Fleiß. Den
+Furchen der Felder folgen niedrige Hecken, die deutlich anzeigen,
+von welcher Seite Gefahr droht. Denn, trotz gegentheiliger Versicherungen,
+ist Hyères nicht völlig vor dem Mistral gedeckt, und
+mit elementarer Gewalt stürzt er durch die Lücke ein, welche die
+Berge nach Toulon hin offen lassen. Anhaltende Dürre ist auch
+eine schwere Plage, welcher durch künstliche Bewässerung nicht
+immer abgeholfen werden kann. – Immerhin besteht ein großer
+klimatischer Unterschied zwischen Hyères und der übrigen Provence,
+ja selbst dem nahen Toulon, weil diese dem Mistral weit
+stärker ausgesetzt sind. Daher der Reisende, der von Westen
+kommend, hier in früheren Zeiten zum ersten Mal Palmen und
+goldfrüchtige Orangenbäume sah, sich an die Pforten des Paradieses
+versetzt wähnte. Alte Reisewerke sind voll des Lobes
+von Hyères. So das Werk von Aubin-Louis Millin,
+<span class="tei tei-pb" id="page112">[pg 112]</span><a name="Pg112" id="Pg112" class="tei tei-anchor"></a>
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Conservateur
+des médailles, des pierres gravées et des antiques
+de la Bibliothèque impériale</span></span>«, der im Auftrage des Ministers
+Chastal 1804 Südfrankreich bereiste. »<span class="tei tei-q">Ich besuchte heute«,
+schreibt Millin, »den Garten des Herrn Fille. Tausende von
+Blumen umgeben dessen Haus. Tuberosen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Polyanthes tuberosa</span></span>),
+Cassie (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mimosa Farnesiana</span></span>), und Jasmin (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Jasminum sambac</span></span>)
+würzen die Luft mit himmlischen Düften. Was Sänger und
+Poeten einst gepriesen, jene Gärten der Alcine und Armide,
+welche der fruchtbare Genius des Ariost und des Tasso schuf,
+so glänzend sie auch unserer Einbildungskraft vorgeführt werden,
+sie treten zurück vor dem Garten, den wir hier vor den Augen
+haben. Man glaubt nicht mehr auf Erden zu wandeln, vielmehr
+in jene Laubgänge versetzt zu sein, in welchen die Seelen
+der Gerechten ein ewiges Glück genießen. Die Bäume stehen
+so dicht an einander, daß man nur auf künstlich angebrachten
+Pfaden zwischen denselben durchdringen kann. Achtzehntausend
+Orangenbäume, beladen mit Blüthen und Früchten, bergen in
+ihrem Laube unzählige Nachtigallen, und Nachtigallengesang erschallt
+wie ein Hymnus an die Natur, um ihre Güte zu preisen,
+ihr für einen so freudigen und duftigen Schatten zu danken.
+Andere Vogelstimmen greifen in dieses glänzende Concert ein,
+während die fleißigen Bienen summend die Blüthen umschwärmen,
+um reiche Nahrung zu schöpfen aus so verschwenderischer Fülle.</span>«
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein ähnliches Gefühl des sinnlichen Behagens, welches ein
+milderes Klima erweckt, mag es auch gewesen sein, das einst
+die Massilier bestimmte, ihre Niederlassung an diesem Strande
+»Olbia«, die Glückliche, zu nennen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Mit Vorliebe schweiften wir an sonnigen Nachmittagen auf
+den Maurettes umher, jenen Höhenzügen, an welche Hyères sich
+anlehnt. Wir suchten uns dort solche Orte aus, von welchen die
+alte Burg von Hyères sich in schöner Umrahmung zeigte. Ein
+Stück blaues Meer bildete den Hintergrund, während grüne
+Hügel die scheckige Ebene deckten. Da lagerten wir uns auf
+Rosmarin, Myrten und Lavendel und vergaßen der fliehenden
+<span class="tei tei-pb" id="page113">[pg 113]</span><a name="Pg113" id="Pg113" class="tei tei-anchor"></a>
+Stunden. Wir suchten im Geiste jene Trümmer zu beleben,
+die so mächtig drüben auf den Felsen thronen. Auch heute noch
+werden diese Trümmer von Wachtthürmen und Mauern beschützt,
+die in bewegtem Umriß allen Vertiefungen des Berges
+folgen. – In dem »Chastel d'Yères« herrschten seit dem zwölften
+Jahrhundert die Herren de Foz, eine Nebenlinie der Vicomtes
+de Marseille. Manchen blutigen Strauß mußten sie pflücken,
+um ihre Burg zu behaupten und oft rauchte aus den Wachtthürmen
+angesichts der Feinde die Lunte der Arkebusen. In
+friedlichen Zeiten, da füllten hingegen dieses Chastel die Gesänge
+des Troubadours, und es erklang in ihnen die sechsseitige
+Viola. War doch Mabille de Foz Präsidentin des Minnehofs
+von Pierrefeu, jenes Minnehofes, der mit Romani, Avignon
+und Signe, die vier vornehmsten
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">cours d'amour</span></span>« der Provençe
+bildete! – Im Juni 1254 gab es hohen Besuch auf der
+Burg; da kam Ludwig der Heilige, den aus Palästina der Tod
+seiner Mutter nach Frankreich zurückgerufen hatte. Einige Jahrhunderte
+später wurde hier oben auch Franz I. empfangen,
+während Ludwig XIII. nur noch die Ruinen der Veste sah:
+Heinrich IV. hatte deren Zerstörung beschlossen. Heute ist das
+alte Gemäuer in üppiges Grün gehüllt, und bunte Frühlingsblumen
+erklimmen selbst die Zinnen der Thürme. – Scharf
+hebt sich der dunkle Berg vom hellen Abendhimmel ab, wenn
+die provençalische Sonne sich hinter seinen Trümmern zur Ruhe
+senkt. Dann tränkt sie mit ihrem Glanze das Land und das
+Meer, umstrahlt die dunklen Felsen und bildet um die Burg
+einen goldenen Glorienschein. – Geisterhaft aber mutheten uns
+die Trümmer zur Nachtzeit an, da zur späten Abendstunde der
+Vollmond uns in die Berge gelockt hatte. Tief drang sein
+Silberschein in die Fugen und Spalten des zerklüfteten Gesteins
+und warf unheimliche Lichter in die Ruinen. Da belebten sich
+die alten Mauern und Thürme, nahmen menschliche Form an,
+schienen ihre Glieder zu bewegen und stierten mit unheimlichen
+Augen in die Ferne. Plötzlich war dann Alles wieder todt;
+<span class="tei tei-pb" id="page114">[pg 114]</span><a name="Pg114" id="Pg114" class="tei tei-anchor"></a>
+eine dunkle Wolke breitete ihre Schatten über den Berg aus.
+Doch als der Mond wieder vortrat, da war es, als hätten die
+Thürme in der Runde sich die Arme gereicht, und als führten
+sie um die Trümmer einen infernalen Reigen aus. Da ging es
+bergauf, bergab über die steilen Felsen und stöhnte und pfiff
+es dabei durch die Luft in unheildrohender Begleitung. Für
+Augenblicke leuchtete die Burg so auf, als stünde sie in Flammen,
+dann wieder versank sie in das Dunkel der Nacht. Mit Wirbelwind
+und Sturm, mit Blitz und Donner zog ein Gewitter von
+Westen heran: das mochte uns diese phantastischen Bilder vorgezaubert
+haben. Rasch breitete sich Finsterniß über das Land
+aus, nur das Meer dort hinten war noch in Silberglanz getaucht.
+Ein greller Lichtstrahl durchzuckte die Luft, ihm folgte
+ein betäubender Schlag, der die Grundvesten der Erde zu erschüttern
+schien. Wie geblendet standen wir da, während das
+Rollen des Donners sich entfernte. Dumpf tönte es noch fort
+in den nahen Bergen, prallte dort mit immer schwächerem Echo
+von den Felsen ab, kam dann wieder näher, um endlich in der
+Ferne zu verhallen. Hatte dieser grelle Blitz nicht die Burg getroffen,
+nicht jene schlanke Cypresse zertrümmert, die so stolz
+aus den Ruinen dem Himmel entgegenragte, als wolle sie ihm
+trotzen? – Doch dicke Regentropfen begannen zu fallen; es
+war hohe Zeit, den Rückzug anzutreten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">II.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Jenes Gebirge, das sich im Osten von Hyères erhebt, bildete
+im neunten und zehnten Jahrhundert ein Bollwerk der Mauren.
+Nach ihnen führt es mit Recht den Namen; von seinen Höhen
+aus beherrschten sie die weite Küste. In orographischer Beziehung
+bietet das Maurengebirge ein hohes Interesse. Es stellt ein in
+sich abgeschlossenes Gebirgssystem dar, dessen Granite, Gneiße
+und Schiefer von dem umgebenden Kalkgebirge durch tiefe Thäler
+getrennt sind. Wie etwa die Alpen oder die Pyrenäen, besitzt
+das Maurengebirge sein eigenes, wenn auch nur kleines Flußsystem,
+<span class="tei tei-pb" id="page115">[pg 115]</span><a name="Pg115" id="Pg115" class="tei tei-anchor"></a>
+seine eigenen Schluchten und Thäler. Es ist von der
+übrigen Provençe so geschieden, daß es auch, ferne von derselben,
+eine eigene Insel im Meere bilden könnte. Seit Kurzem folgt
+eine Eisenbahn
+(<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Chemin de fer du Sud de la France</span></span>)
+der Küste,
+an dem Gebirge entlang. Diese Bahn mündet in St. Raphaël
+und schließt dort an die große Linie an, die Marseille mit Genua
+verbindet. Von den Stationen der Südbahn aus dringt man
+leicht in das Gebirge ein, und solche Ausflüge waren es, die
+uns in Hyères festhielten. Wir wurden nicht müde, wiederholt
+dieselben Strecken der Küste mit der Eisenbahn zu befahren;
+denn der Weg ist anmuthig und führt entweder durch schönen
+Wald oder am Meeresstrande entlang, mit fortwährendem Wechsel
+der Bilder. Der Anblick der Berge selbst bietet hingegen geringe
+Mannigfaltigkeit, da alle Kuppen abgerundet sind, nur wenig in
+ihrer Höhe schwanken und vierhundert Meter nicht übersteigen.
+Und doch ladet der üppige Wald auch da zu immer neuen Ausflügen
+ein. Wer Korkeichen zuvor nicht sah, wird freilich zunächst
+über diese Wälder staunen. Er erkennt wohl die immergrüne
+Eiche, doch ihre geschälten Stämme und Aeste bieten einen
+ungewohnten Anblick. Die Krone der Korkeiche gleicht derjenigen
+immergrüner Eichen, auch die Blätter sind wie bei diesen lederartig
+und nur durch ihre eiförmige Gestalt und geringe Zähnelung
+ausgezeichnet. Befremdend ist aber die rothbraune Farbe der
+abgeschälten Theile, die fast blutroth erscheinen, dort, wo die
+Sonne sie trifft.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die ganze Bevölkerung des Maurengebirges lebt von der
+Korkgewinnung. Steht auch der Kork, der an dieser Küste
+wächst, dem spanischen und algerischen an Güte nach, so bleibt
+er doch ein geschätzter Handelsartikel und bildet eine einträgliche
+Quelle des Erwerbes. Die Korkeiche muß, bevor sie geschält
+werden kann, eine bestimmte Dicke besitzen, die sie mit fünfzehn
+bis zwanzig Jahren erlangt. Der erste Kork ist rissig, spröde
+und wandert vorwiegend in die Gerbereien. Er wird, weil
+rauher und härter, als männlicher Kork bezeichnet. Dann erst
+<span class="tei tei-pb" id="page116">[pg 116]</span><a name="Pg116" id="Pg116" class="tei tei-anchor"></a>
+bildet sich der glatte, weniger harte, brauchbare Kork, den man
+weiblichen nennt. Er wird alle acht bis sechzehn Jahre entfernt,
+je nach der Dicke, welche die Korkplatten erreichen sollen. Für
+gewöhnliche Stopfen reichen achtjährige Platten schon aus, während
+noble Champagnerpfropfen weit stärkere, bis 5 Centimeter
+dicke verlangen; die Schälungen werden so lange wiederholt, bis
+der Baum ein Alter von hundertundfünfzig, ja selbst zweihundert
+Jahren erreicht hat. Dann sinkt der Werth seiner Produkte; es
+gilt, ihn durch jüngeren Nachwuchs zu ersetzen. – Hundertjährige
+Korkeichen sehen schon majestätisch aus und treten mit ihren
+mächtigen Kronen und knorrigen Stämmen eindrucksvoll aus der
+Umgebung hervor. Besonders gerne ruht auf ihnen das Auge,
+wenn sie am Bergesabhang stehen, oft malerisch um einzelne
+Felsblöcke gruppirt. Die Korkeiche wächst mit Vorliebe auf
+einem Boden, der aus verwittertem Granit und Schiefer entstand,
+während sie den Kalkstein meidet. Daher die Korkeichenwälder
+des Maurengebirges eine Culturinsel in der Provençe
+bilden, ähnlich wie das Gebirge selbst eine orographische Insel
+dort darstellt. In den umgebenden Kalkalpen wird man die
+Korkeiche nicht finden, nach ihr vergeblich in Mentone und in
+Nizza suchen, nur um Cannes trifft man sie noch stellenweise.
+Wie die Korkeichenwälder des Maurengebirges das Urgestein
+seiner Berge verrathen, so zeigen Kalkpflanzen den Kalk der angrenzenden
+Alpen an. Unter Umständen wird ganz vereinzelt
+eingestreutes Gestein in solcher Weise äußerlich durch den
+Pflanzenwuchs kenntlich. So fiel vor einigen Jahren dem Forstinspector
+de Saint-Venant in dem Walde von Orléans ein
+schmaler, kilometerlanger Streifen kalkholder Pflanzen auf, während
+die übrige Flora im Walde auf Kieselboden hinwies. Das
+regte ihn zu Ausgrabungen an, die in wechselnder Tiefe das
+Vorhandensein einer alten, mit Kalksteinen gepflasterten römischen
+Straße ergaben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Korkeichen werden im Maurengebirge während des
+Sommers geschält. Es geschieht das sowohl an den Stämmen wie
+<span class="tei tei-pb" id="page117">[pg 117]</span><a name="Pg117" id="Pg117" class="tei tei-anchor"></a>
+an dicken Aesten, doch hier wie dort gleichzeitig nur an einzelnen
+Theilen; denn es gilt als schädlich, den ganzen Baum auf einmal
+zu entblößen. Besonders eigenartig sehen die entblößten
+Theile gleich nach geschehener Schälung aus; sie zeigen die Farbe
+des menschlichen Körpers. Erst allmälig dunkeln sie nach. Zur
+Vornahme der Schälung, die als
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">démaclage</span></span>« bezeichnet wird,
+führt der Arbeiter zunächst zwei Schnitte rings um den Baum
+durch die ganze Tiefe der Korkschicht aus und verbindet diese
+Kreisschnitte durch Längsschnitte, deren Zahl sich nach der Dicke
+des Baumes richtet. Diese Operation führt er mit einer Axt
+aus, die einen keilförmig zugeschärften Stiel besitzt. Mit letzterem
+fährt er dann von den Einschnitten aus unter die Korkschicht
+und hebt sie ab. Dann beschwert er die Korkplatten mit Steinen,
+damit sie ihre Rundung verlieren, hält sie auch wohl über Feuer
+und kohlt ihre Oberfläche ein wenig an. Unter allen Umständen
+müssen die Korkplatten trocken werden, bevor man sie versendet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Kork ist das natürliche Schutzmittel der Pflanzen: sie
+schließen sich damit gegen die Umgebung ab. Die ältere Rinde
+aller unserer Sträucher und Bäume ist mit Kork bedeckt und
+dankt ihm ihre Färbung. Der Kork läßt Gase und Flüssigkeiten
+nicht durch, ist elastisch und sehr widerstandskräftig; das befähigt
+ihn nicht nur zu seiner Aufgabe an der lebenden Pflanze, sondern
+bedingt auch seine technische Brauchbarkeit. Wird eine
+Pflanze verletzt, so bildet sich Kork an der Wunde und schließt
+dieselbe ab: daher auch der neue Kork an der geschälten Korkeiche.
+Wie jedes andere Gewebe besteht der Kork aus Zellen.
+Ja, ein Korkstück war es, in welchem Robert Hooke im Jahre
+1667 jene Kammern entdeckte, die er Zellen nannte, weil sie ihm
+den Zellen der Bienenwaben zu entsprechen schienen. Den Zellen
+eines fertigen Korkes fehlt freilich der lebendige Zellleib, jener
+Inhalt, der das Wesen einer Zelle ausmacht. Den büßt die
+Korkzelle bald nach ihrer Entstehung ein, um nur noch mit ihrer
+verkorkten Wandung als Schutzmittel der Pflanze zu dienen.
+Eine bestimmte lebendige Gewebeschicht innerhalb der Rinde, das
+<span class="tei tei-pb" id="page118">[pg 118]</span><a name="Pg118" id="Pg118" class="tei tei-anchor"></a>
+sogenannte Korkcambium, bildet durch fortgesetzte Vermehrung
+ihrer Zellen den Kork. Jüngere Korkzellen folgen in geraden
+Reihen nach innen zu auf die älteren. Ihre Gestalt ist bei der
+Korkeiche annähernd würfelförmig: gegen Schluß jeder Vegetationsperiode
+flachen sie sich tafelförmig ab. Der »weibliche«
+Kork der Korkeiche zeichnet sich durch die Dünnwandigkeit seiner
+Zellen und große Gleichförmigkeit in seinem Bau aus; nur am
+Schluß jeder Vegetationszeit entstehen wenige Lagen stärker verdickter,
+abgeflachter Zellen. Diese letzteren sind es, welche die
+dunklen Streifen bilden, die man in jedem Flaschenstopfen erkennen
+kann. Da die dunkleren Lagen die Grenzen des jährlichen
+Zuwachses anzeigen, so kann man das Alter einer jeden
+Korkplatte an ihnen abzählen, ganz ebenso wie sich aus der Zahl
+der Jahresringe im Holz dessen Alter bestimmen läßt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ist eine Korkeiche geschält worden, so bildet sich ein neues
+Korkcambium unter den freigelegten Flächen und hebt mit neuer
+Korkbildung an. Freilich darf die Schälung nur den Kork entfernen,
+nicht den Bast oder gar den Holzkörper erreichen, weil
+das schwere Wunden gibt, die sich nur langsam schließen und
+lange die Korkproduction an der beschädigten Stelle beeinträchtigen.
+Ist ein Stamm niemals geschält worden, so zeigt er
+gleich anderen Eichenarten eine rissige Rinde, deren äußerste
+Schichten er nach und nach als Borke abwirft. Auch der am
+geschälten Baum erzeugte Kork darf nicht ein gewisses Alter
+übersteigen, da er sonst an der Außenseite rissig und unbrauchbar
+wird.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In den westlichen Theilen des Maurengebirges gibt es
+keinen schöneren Ort als Bormes, von Hyères aus mit der Bahn
+in einer Stunde zu erreichen. Man steigt dort vom Strande
+aus zum Hügel empor, an den das kleine Städtchen amphitheatralisch
+sich lehnt. Seine Häuser sind in verschiedener Höhe
+verstreut, hier einzeln, dort in Gruppen, als hätten sie um die
+Wette den Berg zu erklimmen versucht. Den Ort beherrscht eine
+alte Burg, deren graue Ruinen sich eindrucksvoll abheben von
+<span class="tei tei-pb" id="page119">[pg 119]</span><a name="Pg119" id="Pg119" class="tei tei-anchor"></a>
+dem dunklen Grün des hinterliegenden Waldes. Der Abhang
+ist mit aromatischen Kräutern bewachsen, und jeder Schritt befreit
+aus ihnen duftende Oele. Ganze Flächen werden violett
+gefärbt durch die wilde Lavendel
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Lavandula Stoechas</span></span>). Sie
+tritt hier so massenhaft auf, daß ein benachbarter Ort den
+Namen Lavandou nach ihr führt. – Wir steigen weiter hinauf
+in den Wald, in Korkeichen, Kiefern und immergrüne Sträucher.
+Auch da steht jetzt Alles in Blüthe. Die Luft ist erfüllt mit
+Wohlgerüchen, und den Kiefern, die man berührt, werden dichte
+Wolken von Blüthenstaub entlockt. – Immer großartiger entfaltet
+sich die Aussicht auf die dunklen Ruinen, das hellglänzende
+Städtchen und das blaue Meer, in das eine Landzunge sich weit
+vor uns fortsetzt; gegen Osten blicken wir in die Rhede von
+Bormes hinein; gegen Westen zeigt sich die Rhede von Hyères,
+und über eine schmale Halbinsel hinweg erreicht das Auge auch
+den Golf von Giens. In glänzender Färbung leuchten uns diese
+Buchten entgegen. Die östliche Bucht tönt sich jetzt ab in
+hellem Blau, die Rhede von Hyères scheint von flüssigem Silber
+zu sein, während die Fluthen des Golfs von Giens den rothen
+Abendhimmel widerspiegeln. Wir sättigen uns an dieser Farbenpracht
+und lassen das geblendete Auge dann auf dem dunklen
+Grün der fernen Wälder ruhen. Sanft breitet der purpurne
+Schein sich aus über das ganze Meer, und in dem Glanz der
+Abendsonne schimmern jetzt die goldenen Inseln von Hyères
+wirklich so, als wären sie von Gold.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In Bormes sind vor den Häusern große Mengen von
+Kork aufgeschichtet. Wir treten in ein Haus ein, in dem Kork
+geschnitten wird, und sehen uns, freundlich empfangen, die Arbeit
+an. Der Mann macht Stopfen mit Hülfe einer Drehbank.
+Er fügt eckige Korkstücke in dieselbe ein, versetzt sie in Drehung
+und rückt eine Art Hobel heran, der das Korkstück schneidet.
+Große Uebung verlangt das sichere und rasche Einfügen der
+Korkstücke in die Drehbank, so daß sie gleich richtig centrirt
+sind. Ist der Arbeiter geschickt, so macht er Hunderte von
+<span class="tei tei-pb" id="page120">[pg 120]</span><a name="Pg120" id="Pg120" class="tei tei-anchor"></a>
+Stopfen in der Stunde, während er es früher beim Schneiden
+aus freier Hand kaum auf tausend Stück im ganzen Tag bringen
+konnte. Die Korkplatten müssen mit Wasser gebrüht werden,
+ehe man sie in die eckigen Stücke zerlegt. Sie schwellen dabei
+nicht unwesentlich an. Die Längsachse der Stopfen entspricht
+der Längsrichtung der Platten; man muß sich somit die Stopfen
+in der Rinde des Baumes aufrecht stehend denken.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Abfälle beim Schneiden der Stopfen sind durchaus
+nicht werthlos. Sie können zum Polstern dienen und werden
+auch wohl verkohlt, um eine schwarze Farbe, das
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">nigrum hispanicum</span></span>,
+oder um Zahnpulver zu liefern. Gepulverter Kork,
+mit verdicktem Leinöl angerührt und auf wasserdichtes Segeltuch
+aufgetragen, gibt den als Linoleum bezeichneten Korkteppich,
+mit dem man die Fußböden deckt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die allgemeine Verwendung des Korkes für Flaschenverschluß
+greift nicht weiter als in das siebzehnte Jahrhundert
+zurück. Sie fällt zusammen mit der Verbreitung unserer enghalsigen
+Glasflaschen, die man kaum vor dem fünfzehnten Jahrhundert
+herzustellen begann. Im Mittelalter wurden kleine Gefäße
+aus Holz, Thon oder Metall verfertigt und mit Zapfen
+von gleichem Stoff verschlossen oder auch nur mit Wachs verklebt.
+Die Fässer verspundete man mit Holzpflöcken. Die Alten
+benützten zum Verschluß ihrer Amphoren sowohl Holz- als auch
+Korkstopfen, die sie mit einem Kitt aus Harz, Kreide und Oel
+oder auch mit Pech umgaben. Häufiger noch wurde die Oeffnung
+dieser Gefäße nur mit Gyps, mit Harz, Pech oder Wachs
+zugeschmiert. Auf den Wein gossen sie Oel, so wie das heute
+noch in Italien geschieht, und suchten ihn so vor Luftzutritt zu
+schützen. Nach Plinius dienten den Römern Korkstücke auch
+schon als Schwimmer an den Fischnetzen und als Bojen an
+den Ankern; nicht minder wurden die Schuhsohlen für Frauen
+aus diesem Stoffe bereits hergestellt.
+</p>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page121">[pg 121]</span><a name="Pg121" id="Pg121" class="tei tei-anchor"></a>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">III.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Tief in das Maurengebirge schneidet der Golf von St. Tropez,
+der Sinus Sambracitanus der Alten, ein. An seinem Ufer
+sieht man schon aus der Ferne die Häuser von St. Tropez
+in bunten Farben schimmern. Von dort aus erscheint die
+Meeresbucht wie ein geschlossener See. Ihre azurnen Fluthen
+haben die Klarheit und den Schmelz eines dunklen Saphirs.
+Man blickt über dieselbe ins Maurengebirge hinein. Scharf
+stechen seine Höhen vom nördlichen Himmel ab. Im Osten
+wird das Bild in duftiger Ferne durch die zackigen Gipfel des
+Esterels begrenzt. Ueber diesen, hoch in den Wolken, glänzt
+der Schnee der Alpen. Hier an dem blauen Golf hat einst
+die Heraclea Cacabaria gestanden. Ein Herculestempel, so heißt
+es, gab der Stadt den Namen. Das Land war von Camatullikern
+bewohnt. – Dann schildert die Sage, wie im Jahre 66
+n. Chr. an jenen Strand der Körper des heiligen Tropez gelangte.
+Dieser hatte unter Nero hohe Würden bekleidet; sein
+Vetter, Salvius Otho, wurde im Jahre 69 n. Chr. zum Kaiser
+proclamirt. Er selbst legte alle seine Aemter nieder, nachdem
+ihn der Apostel Paulus zum Christenthum bekehrt hatte, und
+zog sich nach Pisa zurück. Dort ließ eines Tages Nero unter einer
+ehernen Himmelsdecke mit großem theatralischem Pomp Diana
+und Apollo anbeten. St. Tropez weigerte sich dessen, er wurde
+ergriffen, auf Befehl von Nero gemartert, enthauptet und sein
+Körper dann auf einem schlechten Nachen in das Meer gestoßen.
+Ein Hund und ein Hahn, die man zugleich in den
+Nachen setzte, sollten sich an dem Körper weiden. Doch weder
+der Hund noch der Hahn berührten den Heiligen, sie stellten sich
+als Wächter an dessen Körper auf. Ein Engel ließ sich am Steuer
+nieder und führte den Nachen sicher durch die Fluth bis nach
+Heraclea. Durch das Krähen des Hahnes gerufen, sammelten
+sich dort die Christen am Strande und nahmen den Körper
+des Heiligen mit hohen Ehren auf.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page122">[pg 122]</span><a name="Pg122" id="Pg122" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im neunten Jahrhundert wurde das alte Heraclea von
+den Saracenen zerstört, und nur antike Mauern und Gräber
+zeigen den Ort noch an, auf dem es einst gestanden. Das heutige
+St. Tropez reicht nicht weiter als bis in das fünfzehnte
+Jahrhundert zurück. Es verdankte sein Aufblühen genuesischen
+Familien, die sich hier niederließen. Zahlreiche Wachtthürme
+um die Stadt, sowie die Festungswerke über derselben zeigen
+an, daß St. Tropez sich oft noch gegen Seeräuber und andere
+Feinde zu vertheidigen hatte. Heute wird es nur noch durch
+Zollwächter geschützt, die von den Höhen aus den Strand überwachen.
+So verändern sich die Zeiten; früher mußte der Ort
+die Corsaren abwehren, die ihn berauben wollten, heute sich
+gegen die Schmuggler schützen, die ihn gern versorgen möchten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+St. Tropez ist ein Hauptort des Korkhandels geworden;
+zahlreiche Schiffe werden mit dieser Waare beladen, die aus
+allen Theilen des Maurengebirges hier zusammenströmt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zum klimatischen Kurort dürfte St. Tropez wohl schwerlich
+jemals erhoben werden, denn es ist zu sehr den Winden
+ausgesetzt. Gegen das offene Meer deckt das vorspringende
+Cap den Hafen, doch der Mistral und der Ostwind treiben die
+Fluthen des Golfes in denselben hinein. Daß bei heftigem
+Sturm die Wellen bis auf den Uferdamm vordringen, das zeigt
+der eigenartige Bau mancher dort stehender Häuser an. Sie
+sind unten ohne Fenster, nur mit kleinen, dicht schließenden
+Thüren versehen, zugleich ausgehöhlt, so wie der Fuß eines
+Leuchtthurmes, der dem Meere trotzt. – Von den Winden abgesehen,
+besitzt das meerumspülte Vorgebirge ein sehr mildes
+Klima. Der bekannte Geologe Elie de Baumont hat dieses
+Stück Land als die Provençe der Provençe bezeichnet. Seine
+Vegetation ist üppig. Kiefern und immergrüne Eichen decken
+die Höhen; die Abhänge werden von mächtigen Kastanienbäumen
+beschattet, deren Früchte in ganz Frankreich als
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Marrons de
+ Lyon</span></span>« beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
+schlankes Haupt über eine Mauer hervor; doch man sieht es
+<span class="tei tei-pb" id="page123">[pg 123]</span><a name="Pg123" id="Pg123" class="tei tei-anchor"></a>
+ihr an, daß sie oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern
+der Bäche folgen Oleandersträucher und Vitexbüsche. Mit den
+schönen Blüthen des Oleanders schmückten sich und schmücken
+sich heute noch in Griechenland auf dem Lande die Frauen,
+auch benutzt man bei uns Oleanderblätter zur Verzierung der
+Speisen, während thatsächlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
+giftig ist. Von dem schmalblätterigen Vitexstrauch hieß es
+einst, daß er die Sinnlichkeit unterdrücke, daher erhielt er seinen
+keuschen Namen:
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Vitex agnus castus</span></span>. Die atheniensischen Frauen
+bestreuten mit Vitexblättern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien,
+jenen mysteriösen Festen zu Ehren der Göttin Demeter,
+von denen alle Männer ausgeschlossen waren. Heute
+scheint der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Vitex agnus castus</span></span> seine früheren Kräfte eingebüßt
+zu haben; nur seine scharf gewürzhaften Steinfrüchte gebraucht
+man im Süden noch häufig als Pfeffer. Der Oleander hat
+sich sogar einem noch weniger poetischen Verlangen anbequemen
+müssen, denn die Landleute um Nizza benützen seine gepulverte
+Rinde, um Ratten und Mäuse zu vertreiben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im Hôtel Continental zu St. Tropez wird noch nach alter
+Art gelebt. Guter Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung
+auf der Tafel. Man fragt den Nachbar erst, ob er zu trinken
+wünscht, bevor man sich selbst einschenkt. Das Dienstpersonal
+wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der Weinkarte
+verlangt. – Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit
+außer Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein
+europäisch gewordenen Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen,
+den ich bisher an keiner regelrechten
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">table d'hôte</span></span>« gesehen
+hatte, und den ich auch gerne Anderen überlasse; er dient mir
+nur als Beweis, daß der Mensch das ärgste aller Raubthiere
+ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen, aufgebrochen
+und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den
+ganzen Körper fort und verzehrt nur das Bißchen Eierstöcke.
+Dabei wird eine ungezählte Brut zerstört. Diesen orangerothen,
+faden Schleimmassen konnten wir keinen Geschmack abgewinnen;
+<span class="tei tei-pb" id="page124">[pg 124]</span><a name="Pg124" id="Pg124" class="tei tei-anchor"></a>
+doch darüber läßt sich ja streiten. – In wahres Entzücken
+wurden unsere Tischgenossen stets versetzt durch
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Bouillabaise</span></span>«. –
+Nach dieser Speise sehnt sich stets der Provençale, auch wenn
+er einen anderen Theil von Frankreich bewohnt. – Die Wirthin
+suchte es ihren Gästen an den Augen abzusehen, ob ihnen die
+<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Bouillabaise</span></span>
+schmecke; kann diese doch allein das Renommée
+eines Hauses begründen. Wie sie uns servirt wurde, bestand
+sie aus Langusten und Seefischen. Die Wirthin machte aus
+deren Zubereitung auch kein Geheimniß. Sie habe, sagte sie,
+zunächst etwas Knoblauch, Lorbeerblätter und weißen Pfeffer
+in Olivenöl in einer Casserolle geröstet, dann ein Glas Weißwein
+darauf gegossen, die Langusten, Fische und soviel Wasser,
+daß sie bedeckt waren, dazu gethan, Alles mit Salz und Pfeffer
+weiter gewürzt, hierauf zwanzig Minuten lang kochen lassen
+und mit einer Messerspitze Safran den Schluß gemacht. Ihre
+<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Bouillabaise</span></span>
+war dann fertig. Die Langusten und Fische kamen
+in eine tiefe Terrine und wurden mit der Brühe, in welcher auch
+Weißbrodschnitte geweicht hatten, übergossen. – Die
+<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Bouillabaise</span></span>
+fand ungetheilten Beifall. Die Wirthin meinte, für Franzosen
+allein lohne es sich zu kochen, während Ausländer mit demselben
+Gleichmuth gute und schlechte Speisen verschlängen: Das sei
+für eine sorgsame Wirthin entmuthigend. Darauf mein Tischnachbar
+in längerer Rede entwickelte, daß er nicht einsehen
+könne, weswegen man ein Sinnesorgan gegen die anderen
+zurücksetzen solle. Man könne eine dumme Zunge haben, ebenso
+wie ein dummes Auge oder ein dummes Ohr. Ein Mensch,
+der Karpfen von Steinbutte nicht zu unterscheiden wisse, flöße
+ihm nicht mehr Ehrfurcht, als ein solcher ein, der Van Dyck
+mit Raphael oder Gounod mit Wagner verwechsle.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+War das Essen auch gut, der übrige Comfort des Hauses
+ließ doch etwas zu wünschen übrig, so daß wir, trotz solcher
+culinarischer Genüsse, uns zeitweise nach einem anderen Unterkommen
+sehnten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Eine Straßenbahn verbindet jetzt St. Tropez mit La Foux,
+<span class="tei tei-pb" id="page125">[pg 125]</span><a name="Pg125" id="Pg125" class="tei tei-anchor"></a>
+einer Station der südfranzösischen Bahn. Der Weg führt an
+dem Schlosse von Bertaud und vor dessen Thoren an einer
+mächtigen Pinie vorbei, deren Stamm wohl sechs Meter im
+Umfang mißt. Es dürfte eine der größten Pinien sein, die
+jetzt existiren, und wohl mancher Saracene hat schon in ihrem
+Schatten gelagert. Der Baum steht mitten auf der Straße,
+der
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">route nationale</span></span>«,
+und es ist zu loben, daß ihn die Ingenieure
+schonten. Die Straßenbahn setzt sich über La Foux
+nördlich bis Cogolin fort, und von da aus kann man auf der
+Chaussee La Garde Freinet erreichen. Dort hatten einst schon
+die Römer einen Militärposten errichtet, der die Verbindung
+zwischen dem Sinus Sambracitanus und der etwas nördlicher
+durchs Gebirge ziehenden Via Aureliana überwachen sollte. Der
+Ort liegt in einem Engpaß zwischen zwei Bergen, und dort
+setzten sich auch die Mauren im Jahre 850 fest, nachdem sie
+St. Tropez zerstört hatten. Sie sicherten sich so den Zugang
+zum Meere und beherrschten zugleich das Gebirge. Die Festung,
+die sie erbauten, wurde Fraxinetum genannt, und dieser Name
+dann auf alle ähnlichen maurischen Festungen übertragen. Hier
+häuften sie die geraubten Schätze an, um sie später übers Meer
+nach Afrika zu schaffen. Wilhelm I., Graf von Arles, unterstützt
+von zwei provençalischen Edelleuten, Bavon und Grimaldi,
+stürmte und eroberte im Jahre 973 die Veste. Alle Mauren,
+die dem Schwert entgingen, wurden nebst Weibern und Kindern
+zu Sclaven gemacht. Die Veste schwand von der Erde, und
+nur einige Mauerreste, die Epheu heute deckt, sowie eine tiefe,
+in Fels gehauene Cisterne, zeugen dafür, daß sie einst gewesen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als Preis der Tapferkeit und Lohn für die erwiesenen
+Dienste erhielt Grimaldi von Wilhelm I. das ganze Land,
+welches die Mauren am Sinus Sambracitanus besaßen. Da
+ragen denn noch heute, als Wahrzeichen aus jener Zeit, auf
+dem Berge, der die Thalmündung beherrscht, die Trümmer der
+Burg Grimaud in den Himmel. Zwei Thürme auf steilem
+Abhang, durch Mauerreste verbunden, scheinen über dem Abgrunde
+<span class="tei tei-pb" id="page126">[pg 126]</span><a name="Pg126" id="Pg126" class="tei tei-anchor"></a>
+zu schweben, die übrige Burg ist zerstört; doch unter
+ihr, wenn auch ihres Schutzes beraubt, in üppiges Grün gehüllt,
+klammert sich der kleine Ort Grimaud noch immer an
+den Felsen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von La Foux aus östlich folgt die Südbahn weiter allen
+Ausbuchtungen der Küste. Jetzt eilt sie dem Meere zu, und
+St. Tropez am jenseitigen Ufer scheint immer näher zu rücken;
+dann wendet sie sich landwärts, und das Esterel taucht plötzlich
+am Horizonte auf. Das Maurengebirge rückt dicht ans Meer
+heran, der Wald erreicht die Küste. Immer schwelgerischer
+entwickelt sich hier seine Pracht. Aus den immergrünen Eichen
+und Seestrandkiefern leuchtet die baumartige Erica mit ihren
+weißen Blüthenmassen hervor. Ueberall sieht man den Erdbeerbaum
+seine lorbeerartigen Blätter ausbreiten. Dunkler Epheu
+rankt an den Stämmen in die Höhe, und üppige Waldreben
+verbinden die Baumkronen durch helle Laubguirlanden. Dieses
+herrliche Bild verlockt uns, die Fahrt zu unterbrechen; wir
+steigen in La Gaillarde aus und setzen unseren Weg zu Fuß
+fort. Wir folgen dem Ufer. Die Strandkiefer taucht ihre
+Wurzeln fast in die Wellen; oft neigt sie sich über die Fluth,
+als wollte sie ihr Bild in der spiegelnden Fläche betrachten.
+Das Land wird hier geschmückt von der See mit einem Saum
+silberschäumender Wogen, dafür flicht ihr das Land einen Kranz
+aus immergrünem Walde. Zerrissene Felsen springen am Strande
+vor und verlieren sich weit in den Fluthen. Das Esterel ist
+uns ganz nahe gerückt. Es zeigt denselben reich bewegten
+Umriß, dem wir so gerne von Antibes aus folgten. Dieser
+Gebirgszug ist so schmal, daß die nämlichen Höhen von Osten
+wie von Westen das Bild bestimmen. In Antibes sieht man
+am Abend die Sonne hinter dem Esterel verschwinden; dann
+hüllen sich seine Gipfel in dunkelblaue Schatten und stechen mit
+scharfen Umrissen gegen den Abendhimmel ab. Hier sind sie
+jetzt mit Licht übergossen; die schwindende Sonne senkt ihre
+Strahlen in die Thäler hinein, sie gestaltet und modelt die
+<span class="tei tei-pb" id="page127">[pg 127]</span><a name="Pg127" id="Pg127" class="tei tei-anchor"></a>
+einzelnen Berge, vergoldet die Gipfel, spart blaue Schlagschatten
+in den Tiefen aus, entzündet ganze Dörfer, wirft Irrlichter in
+die einzelnen Häuser hinein und taucht schließlich Alles in
+purpurne Gluth. – Hier bei St. Aigulf am Strande ließ sich
+Carolus Duran nieder, und der Ort ist wohl angethan, eines
+Malers Seele mit farbigem Glanz zu erfüllen! – Plötzlich
+öffnet sich vor uns das weite, von dem Fluß Argens in zahlreichen
+Windungen durchströmte Thal, durch welches das Maurengebirge
+von dem Esterel geschieden wird. Der Teich von Villepey
+und die Windungen des Flusses glänzen wie metallene Spiegel.
+In Fréjus ertönen die Abendglocken; vom jenseitigen Ufer des
+Golfs sendet uns der Leuchtthurm von St. Raphaël einen ersten
+noch blassen Strahl entgegen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">IV.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir wandern jetzt auf classischem Boden. Ist doch Fréjus
+das alte Forum Julii, dem Julius Caesar den Namen gab.
+Augustus vollendete den Hafen, der die Stelle von Lagunen
+einnahm, und gab dem Orte einen Pharus. Agrippa ließ einen
+Aquäduct und ein Amphitheater erbauen; siedelte hier auch Soldaten
+der achten Legion an, was zu der späteren Benennung Colonia
+Octavanorum führte. Die Stadt wuchs rasch in Größe und
+Bedeutung; sie maß fünftausend Schritte im Umfang. Der
+Hafen war so ausgedehnt, daß er im Jahre 31 v. Chr. die
+zweihundert Galeeren aufnehmen konnte, die Octavian in der
+Schlacht bei Actium Antonius abgenommen hatte. Was für
+ein farbenprächtiges Bild mag das gewesen sein, als die Flotte
+des Antonius diesen Hafen füllte, als mächtige römische Bauten
+sich in seinen Wellen spiegelten, und weithin sichtbar durch das
+Thal der Aquaeduct in kühnen <span class="tei tei-corr">Bögen</span>
+den fernen Bergen zueilte.
+– Fréjus blieb unter den Kaisern die wichtigste Flottenstation
+an diesem Gestade, dann aber begannen traurige Zeiten.
+Der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Amnis argenteus</span></span>,
+der heutige Argens, füllte langsam den
+Hafen mit Schlamm und Erde an. Im zehnten Jahrhundert
+<span class="tei tei-pb" id="page128">[pg 128]</span><a name="Pg128" id="Pg128" class="tei tei-anchor"></a>
+konnten nur noch kleine Schiffe Zuflucht in demselben finden.
+Dann kamen die Saracenen und schleiften 940 die Befestigungen
+der Stadt. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde Fréjus von
+Corsaren verbrannt, dann im sechzehnten Jahrhundert nochmals
+unter Carl V. geplündert. Der Hafen schwand allmälig, und
+an seiner Stelle bildeten sich weite Sümpfe aus, welche mit
+tödtlichen Miasmen die Gegend erfüllten. Ein Bild solchen
+Elends fand Aubin-Louis Millin im Beginn dieses Jahrhunderts
+hier vor. Die Straßen waren leer, die Häuser unbewohnt, die
+wenigen Menschen, die man sah, gingen mit blassen fahlen Gesichtern,
+hohlen Wangen, eingefallenen Augen umher. Man
+meinte, in einem großen Krankenhaus zu sein. »Wir nahmen
+Wohnung«, schreibt Millin, »in der besten Herberge: es war
+ein verpestetes und ekelerregendes Haus, in dem man den
+Aufenthalt als Strafe betrachten mußte. Schrecklicher Schmutz
+herrschte in ihm. In schlecht gespülten Gefäßen wurde uns
+fauliges Wasser dargereicht; ganze Schwärme von Fliegen belagerten
+die mit ranzigem Oel bereiteten Speisen. Den Sümpfen
+entstiegene Mücken und Schnacken peinigten uns mit ihren
+Stichen; des Nachts wurden wir von nicht minder zudringlichen,
+aber noch ekelhafteren Thieren aufgezehrt. Unser Blut
+war in fortwährender Wallung. Es können hier wirklich nur
+solche Menschen leben, die an derartige Plagen gewöhnt sind;
+uns erschienen sie als das größte Unheil, das einem menschlichen
+Wesen begegnen kann. Wir bedauerten, daß der Wissensdrang,
+der uns trieb, historisch berühmte Stätten aufzusuchen,
+uns an diesen elenden Ort geführt hatte, und wir wünschten
+denselben so bald als möglich verlassen zu können.« – Seitdem
+haben sich die Zustände in Fréjus gebessert. Abzugscanäle sind
+entstanden, welche die Umgegend entwässern und dadurch gesünder
+machen; der Ort selbst ist zwar auf ein Fünftel seiner
+früheren Größe zusammengeschmolzen, sieht aber ziemlich freundlich
+aus. Wer freilich tieferen Eindruck von den Ueberresten
+aus der classischen Zeit erwartet, der wird enttäuscht sein. Es
+<span class="tei tei-pb" id="page129">[pg 129]</span><a name="Pg129" id="Pg129" class="tei tei-anchor"></a>
+blieb nur wenig davon zurück, zu wenig, um Achtung zu gebieten
+oder gar künstlerisch anzuregen. Nur die zerrissenen
+Bogen des Aquäducts draußen in den Feldern, mit ihrem
+Schmuck von kletternden Pflanzen, sind ästhetisch wirksam. Der
+Argens war so fleißig bei der Arbeit, daß heute eine weite
+sandige Fläche Fréjus vom Meere trennt; die Trümmer des
+alten römischen Leuchtthurms ragen jetzt anderthalb Kilometer
+vom Strande entfernt aus dem Boden hervor. So ist der alte
+Glanz von Fréjus für immer geschwunden, und was von demselben
+zurückblieb, vermag solchen Eindruck wie die Denkmäler
+von Nîmes und von Arles auf uns nicht zu machen. Doch erhebt
+uns auch hier das Gefühl, classischen Boden unter den Füßen
+zu haben. Wir schauen dann hinaus in das blaue Mittelmeer,
+an dessen Ufern jene mächtige Cultur erstarkte, welche die Welt
+erobert hat. Wir suchen das Band mit der Vergangenheit
+enger zu knüpfen und werden uns im Geiste wieder bewußt,
+daß jene allgemein menschlichen Gedanken und Gefühle, die
+hier zum ersten Mal zur bewußten Empfindung und Gestaltung
+gelangten, auch heute noch unser Denken und Fühlen beherrschen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Römische Villen füllten jenen Strand, an dem heut St. Raphaël
+sich erhebt. Die römischen Patricier bevorzugten überhaupt
+dieses schöne Land. Es war das ihre Provincia Romana
+par excellence, diejenige, die sie meinten, wenn sie kurzweg von
+Provincia sprachen, und sie behielt den Namen der Provence.
+Am Strande von St. Raphaël ließen sich nach den Römern
+die Tempelritter nieder und bauten jenen viereckigen Thurm,
+der auch heute noch die alte Kirche zu schützen scheint. Im
+Jahre 1799 landete hier Bonaparte, als er von Aegypten kam,
+und hier auch verließ er das Land, um 1814 nach Elba zu
+gehen. Es trifft somit nicht ganz zu, wenn behauptet wird,
+Alphonse Karr habe St. Raphaël entdeckt: richtig aber ist, daß
+er unter den französischen Schriftstellern der erste war, der sich
+hier niederließ, daß ihm bald andere Celebritäten der Litteratur
+und Kunst folgten, und daß der neue Aufschwung von St. Raphaël
+<span class="tei tei-pb" id="page130">[pg 130]</span><a name="Pg130" id="Pg130" class="tei tei-anchor"></a>
+mit jener Zeit begann. Was aber alle jene Künstler und
+Schriftsteller hier suchten, das war der stille abgelegene Ort, an
+dem man Blumen, Sonne und Meer genießen kann, ohne von
+anderen Menschen gestört zu werden. Sie alle flohen den Lärm
+des großstädtischen Nizza und des übereleganten Cannes. »Wenn
+ich eine große Stadt lieben möchte,« pflegte Alphonse Karr zu
+sagen, »zöge ich zurück nach Paris.« Auch ist es im Sommer
+hier kühler als jenseits des Esterel, und der sandige Strand
+ladet dann zum erfrischenden Bade ein; daher sich St. Raphaël
+immer mehr zum sommerlichen Seebad entwickelt. Im Winter
+ist es zu sehr den Winden ausgesetzt. Das sollten auch wir
+noch erfahren. Schon am Abend bei unserer Ankunft begann
+sich Ostwind zu erheben, am nächsten Tage wehte er mit Macht
+und war von heftigem Regen begleitet. Gegen dieses Unwetter
+ließ sich im Freien nicht ankämpfen. Der Wind trieb die Regentropfen
+fast wagrecht durch die Luft. Das dauerte so zwei
+Tage. Starker Ostwind ist hier meist mit Regen gepaart, somit
+traurig. Ganz verschieden gebärdet sich sein Widersacher,
+der nördliche Mistral. Er ist trocken und daher weit heiterer.
+Er fegt den Himmel rein und pfeift bei Sonnenschein. Er bläst
+nicht in langen Zügen, sondern in abrupten Stößen, er klingt
+donnerartig und rüttelt an den Gebäuden. Der Ostwind hingegen
+bläst stärker oder schwächer, doch ohne Unterbrechung fort;
+seine Stimme ist mehr ein Klagen, so daß man bei Nacht langgedehnte
+Schluchzer zu hören meint. In der zweiten Nacht,
+die auf unsere Ankunft folgte, entlud sich ein polterndes Gewitter,
+das mit dumpfem Dröhnen die Thäler erfüllte und
+zuckende Flammen auf die Meeresfläche warf; als der Morgen
+aber kam, da strahlte die Sonne wieder hell in unser Zimmer
+hinein. Das Meer tobte weiter, und wir zogen hinaus, um
+seinen Anprall gegen die Felsen des Strandes zu sehen. – Zu
+den Wahrzeichen von St. Raphaël gehören seine beiden Löwen:
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">le lion de terre</span></span>« und
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">le lion de mer</span></span>«,
+zwei rothe Porphyrfelsen,
+die gleichsam Wache an dem Strande halten. Der Seelöwe
+<span class="tei tei-pb" id="page131">[pg 131]</span><a name="Pg131" id="Pg131" class="tei tei-anchor"></a>
+hat sich weiter in das Wasser hinausgewagt, der Landlöwe
+dicht am Ufer gelagert. Sie lauern da wie apokalyptische Thiere
+und trotzen seit Ewigkeit der nagenden Kraft der Wellen. Jetzt
+stürmt das Meer mit Macht gegen diese Felsen an, wälzt seine
+Wogen über sie hinweg und wirft mit Getöse schäumenden Gischt
+hoch an ihnen empor. Ueber den Porphyrlöwen im blauen
+Himmelsraum, da wiegen sich aber die Möven. Wie gerne folgt
+ihnen das Auge, diesen muthigen Vögeln, wenn sie mit breitem
+und mächtigem Flügelschlag die Luft durchschneiden. Jetzt segeln
+sie gegen den Wind, jetzt wiegen sie sich an der Stelle, jetzt
+schießen sie herab in die Fluth, um ihre Beute zu fassen; mit
+ihr schwinden sie in der Ferne, oder sie lassen sich nieder auf
+der schaukelnden Welle, ein weißer Punkt mehr inmitten der
+weißen Kämme. Da hinten in der See taucht plötzlich eine
+Herde von Delphinen aus den Wellen hervor. Sie zeigen zuerst
+ihren Kopf, überschlagen sich fast in der Luft und schießen hinunter
+in die Tiefe. Sie bringen Humor in das großartige
+Schauspiel: sie sind die Clowns des Meeres.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Straße, die von St. Raphaël in östlicher Richtung
+dem Meeresstrande folgt, führt an Landhäusern vorüber, die
+manchen bekannten Namen tragen. Da ist die
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">maison close</span></span>«,
+das geschlossene Haus, welches Alphonse Karr sich schuf, um der aufdringlichen
+Welt zu entgehen. Hier in
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Oustalet dou Capelan</span></span>«
+hat Charles Gounod sich abgesondert, und über der Eingangsthür
+liest man:
+»<span class="tei tei-q"><span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">L'illustre maître,
+ Charles Gounod composa Roméo et
+ Juliette à l'Oustalet dou Capelan, au printemps de 1866</span></span></span>«,
+und
+Jules Barbier, sein Librettist, der nebenan ein Landhaus besitzt,
+fügte darunter hinzu:
+<span class="tei tei-q"><span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">Hic Divum Romeo scripsit Gounod meus
+ 1866. Ingenio haut amicitia impar</span></span></span>.« Gounod weilte mit Vorliebe
+in St. Raphaël; »ich finde hier,« meinte er oft, »den Golf
+von Neapel vor, mit der Campagna von Rom im Hintergrunde.«
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ist die Lage von St. Raphaël wirklich so schön, als es
+Gounod empfand? Ich kann das nicht behaupten, so wenig ich
+auch sonst diesem Ort den ihm zukommenden Reiz absprechen
+<span class="tei tei-pb" id="page132">[pg 132]</span><a name="Pg132" id="Pg132" class="tei tei-anchor"></a>
+möchte. Mir fehlt hier der volle Blick auf das Esterel, und ich
+fühle mich nicht hinlänglich dafür entschädigt durch die Aussicht
+auf das Maurengebirge und jenes Thal des Argens, das Gounod
+mit der Campagna von Rom vergleicht. Lieber würde ich doch
+dem Beispiel von Carolus Duran folgen und mich dort drüben
+in St. Aigulf niederlassen, an dem waldigen Strande, von dem
+aus man am Abend das zackige Esterel in Purpur leuchten sieht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">V.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Hingegen bildet St. Raphaël einen vorzüglichen Standort
+für Ausflüge in das Esterel-Gebirge. Und dieses Gebirge ist
+sicher des Besuches werth; es gehört zu den Juwelen der Riviera:
+sein malerischer Reiz wird durch die Porphyre bedingt,
+die als nackte Felsenmassen dem Boden entsteigen. Um diese
+Porphyre und anderes eruptives Gestein sind Schiefer emporgerichtet.
+Allseitig wird das Esterel durch tiefe Thäler von den
+Alpen und durch das Thal des Argens auch von dem Maurengebirge
+getrennt. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts wagte
+man sich nur mit Schrecken in das Esterel hinein, jetzt wandelt
+man in demselben sicherer als in den Anlagen mancher großen
+Stadt. – Unser erster Besuch sollte dem höchsten Punkt des Gebirges,
+dem Mont Vinaigre gelten, dessen Gipfel sich 616 Meter
+hoch über den Meeresspiegel erhebt. Wir hofften von dieser
+Höhe das ganze Esterel zu überblicken und wollten dort unseren
+Plan für weitere Ausflüge entwerfen. – Wir brachen von St. Raphaël
+auf, als der Morgen graute. Der Weg führte gegen
+Norden zunächst nach Valescure. Dort am Abhang der Berge,
+in dem kühlen Walde, pflegten schon römische Familien den
+Sommer zu verbringen, wenn die Hitze des Tages in Forum
+Julii unerträglich wurde.
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Vallis curans</span></span>, das Thal, welches
+Genesung bringt, muß, wie sein Name sagt, als besonders gesunder
+Aufenthaltsort gegolten haben. Diesen alten Ruf möchte
+man auch heute noch ausnutzen und durch den verheißungsvollen
+Klang des Namens neue Bewohner hier anlocken. Man wandert
+<span class="tei tei-pb" id="page133">[pg 133]</span><a name="Pg133" id="Pg133" class="tei tei-anchor"></a>
+in Valescure auf fertig angelegten Straßen,
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Grands Boulevards</span></span>«
+mit hochtönenden Namen; der Wald ist in Parkanlagen
+verwandelt; große Hôtels hoffen auf Gäste, Musikpavillons
+warten auf Musikanten. Doch die Besucher bleiben noch aus.
+Woher auch sollen sie kommen, diese Millionäre, um allen Grundstückspeculanten
+zu Gefallen die ganze Riviera von Toulon bis
+Ventimiglia mit Villen zu bedecken? Mit dem Augenblick, wo
+der Bau der Südbahn beschlossen war, bemächtigten sich Actiengesellschaften
+aller Punkte am Strande, die durch schöne Aussicht
+aller Punkte auf der Höhe, die durch gesunde Lage, Kiefernadelduft,
+oder sonst welche Vorzüge sich auszeichnen. Auch in
+St. Aigulf drüben im Maurengebirge ist der Wald schon parcellirt,
+laufen »<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Grands Boulevards</span></span>«
+durch denselben und sind
+nicht allein mit schönen Namen, sondern auch mit Laternen versehen.
+Den Laternen freilich fehlen die Scheiben; gebrannt hat
+noch keine; manche warf der Sturm, manche auch Menschenhand
+schon um; nun liegen sie da und rosten, ein trauriges Bild des
+Todes dort, wo niemals Leben war. Dazwischen in möglichst
+auffälliger Stellung große Tafeln mit bunten Inschriften und
+Plänen, die zum Ankauf der Grundstücke verlocken sollen. –
+Wird Valescure jemals gedeihen? Es ist wohl möglich – einen
+Anfang von Erfolg hat es schon zu verzeichnen:
+»<span class="tei tei-q"><span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">La nature
+ sévère et riante, l'odeur des pins agréable et salutaire</span></span></span>«, wie
+Stéphen Liegeard den Ort preist, hat bereits die Künstlerin der
+»<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Comédie française</span></span>«
+Suzanne Reichemberg und die nicht minder
+berühmte Sängerin der Pariser komischen Oper Miolan Carvalho
+veranlaßt, sich hier anzusiedeln. Der Ort ist anmuthig, dicht
+von immergrünem Wald umhüllt, mit heiteren Ausblicken in
+das Meer und das Gebirge: trotzdem athmeten wir freier auf,
+als wir die
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Grands Boulevards</span></span>«
+verlassen hatten und uns in
+einer von der Speculation weniger übertünchten Natur bewegten.
+– Die Sonne ging in blaugrauem Nebel als rothe strahlenlose
+Scheibe auf; dann tauchte sie aus dem Nebel hervor und strahlte
+hell an wolkenlosem Himmel. Die Erde schien jetzt von Licht
+<span class="tei tei-pb" id="page134">[pg 134]</span><a name="Pg134" id="Pg134" class="tei tei-anchor"></a>
+überströmt. Bald betraten wir jene ausgedehnten Wälder, welche
+das Esterel fast ganz bedecken. Einst hatten sie oft vom Feuer
+zu leiden; statt grüner Laubkronen starrten verkohlte Skelete
+den Wandrer an. Jetzt sind die Wälder Staatseigenthum geworden
+und erfreuen sich so sorgsamer Pflege, daß sie fast den
+Eindruck großer Parkanlagen machen. Die dunklen Strandkiefern
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pinus Pinaster</span></span>)
+wiegen bei Weitem vor: sie schließen ihre
+Kronen oft so dicht zusammen, daß kaum ein Sonnenstrahl durch
+das Dickicht dringt. Vorzügliche Kunststraßen führen durch den
+Wald, und bis auf den Gipfel der Berge gelangt man auf gut
+gehaltenen Wegen. Auffallend genug sieht man eine weite
+Kunststraße oft ganz plötzlich enden, wenn sie die Grenzen des
+Gebirges erreicht. Da hört das Departement der Forste nämlich
+auf, und es beginnt dasjenige der Brücken und Chausseen.
+Die beiden Ministerien arbeiten sich, wie es scheint, nicht immer
+in die Hände. Nach Wegweisern sieht man sich leider vergebens
+im Esterel um, und wo mehrere Straßen sich schneiden,
+bleibt man auf seine Orientirungsgabe ganz angewiesen. Die
+besten Karten der Gegend, die wir uns zu verschaffen vermocht,
+Karten, welche das Ministerium des Inneren im Jahre 1889
+veröffentlicht hatte, reichten eben nur aus, um uns irre zu führen.
+Der Weg zum Mont Vinaigre war übrigens nicht schwer zu
+entdecken. Zunächst sahen wir ihn vor uns, dann brauchten wir
+im Walde nur der breiten Straße zu folgen und uns nordwestlich
+zu halten, dort wo sich dieselbe mit anderen gleich breiten
+Straßen schnitt. Sie stieg in Windungen zwischen den Bergen
+empor. Meist war sie im Walde versteckt, und wir wanderten im
+Schatten hoher Bäume, oder sie erreichte einen steilen Abhang,
+und über den Gipfel der Bäume hinweg konnte der Blick dann
+über grüne Thäler und Berge weithin sich verlieren. Doch kein
+Haus war zu entdecken, nirgends verrieth aufsteigender Rauch
+eine verborgene Hütte: nichts als Wälder, Thäler und Berge in
+endloser Einsamkeit. Seitdem wir das Gebirge betreten hatten,
+war uns kein Mensch begegnet. Wir fühlten uns ganz allein:
+<span class="tei tei-pb" id="page135">[pg 135]</span><a name="Pg135" id="Pg135" class="tei tei-anchor"></a>
+es war fast unheimlich. Nach zwei Stunden erreichten wir eine
+menschliche Behausung, das Forsthaus zu Malpay:
+»<span lang="oc" class="tei tei-name" xml:lang="oc"><span style="font-style: italic">Māou pays</span></span>«,
+schlechte Gegend, wie es provençalisch heißt, in Erinnerung an
+jene Zeit, wo es hier nicht geheuer war, zu reisen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Frau Försterin schien sichtlich erfreut, sich wieder einmal
+aussprechen zu können, und gab uns, während wir frühstückten,
+genaue Auskunft über die Gegend. Sie zeigte uns
+auch in östlicher Richtung ein Stück der römischen Straße, die
+man von hier aus auf eine längere Strecke hin überblicken kann.
+Rom mit Gallien verbindend, endete sie in Arelate, dem heutigen
+Arles, von wo die
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">via Domitia</span></span>« nach Spanien führte.
+Zwei römische Straßen, die als aurelianische bezeichnet wurden,
+führten durch das Esterel. Die ältere folgte von Cannes aus
+der Küste und erst vor der südlichsten Felsengruppe des Esterel
+drang sie landeinwärts, in ein Thal, um in westlicher Richtung
+Fréjus zu erreichen. Später legten die Römer die zweite Straße
+an, die, in gerader Richtung über die Berge laufend, ungefähr
+der heutigen zwischen Fréjus und Cannes entspricht und von
+der wir hier ein Stück vor Augen hatten. In einer verborgenen
+Schlucht unfern derselben liegen in Malpay noch Porphyrsäulen
+aus alter Zeit, unvollendete Arbeit der Römer. Der violettrothe
+Stein hat sich seitdem freilich mit einer dicken schwarzen
+Kruste bedeckt. An die Benennung jener römischen Straßen erinnern
+hier noch die Namen der Ufer und Berge. Dort, wo
+die ältere der beiden Straßen das Meer verließ, heißt immer
+noch das Ufer »Plage d'Aurel«, und »Pic d'Aurel« heißen die
+Porphyrmassen, denen sie dann folgte. Dieses Gebirge war
+später von aller Cultur so abgeschnitten, neuen Einflüssen so
+entzogen, daß das Volk bis auf den heutigen Tag eine noch benutzte
+Strecke der älteren Straße
+»<span lang="oc" class="tei tei-foreign" xml:lang="oc"><span style="font-style: italic">lou camin Aurelian</span></span>« nennt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Man verläßt in Malpay die breite Straße und folgt in
+östlicher Richtung dem Fußweg, der in zahlreichen Windungen
+am südlichen Abhang des Mont Vinaigre aufwärts steigt. –
+Wie kommt der Berg zu seinem merkwürdigen Namen? Es
+<span class="tei tei-pb" id="page136">[pg 136]</span><a name="Pg136" id="Pg136" class="tei tei-anchor"></a>
+heißt der saure Wein, der an seinen Flanken wuchs, hätte ihm
+denselben verschafft. Spuren einstiger Weincultur sind freilich
+nicht mehr zu entdecken, hingegen tritt man am Abhang in die
+herrlichsten Maquis ein. Baumartige Heide, Ginster, Pistacien,
+Euphorbien, Asphodelen, sie alle blühen zu gleicher Zeit und erfüllen
+die Luft mit würzigem Duft. Denn er ist kurz, der provençalische
+Frühling, und die Pflanzen müssen sich beeilen, bevor
+die Dürre naht; es ist als wenn die Natur ein Frühlingsfest
+hier feiern wollte, und unbewußt dringt etwas von diesem
+Frühling auch in die Seele des Wandrers ein. Er vergißt
+alles Vergangene, ihm ist, als könne er das Leben von Neuem
+beginnen. Warum auch nicht? Ist doch die Welt so alt und
+erwacht sie dennoch in jedem Frühjahr zu neuem Leben. –
+Was duften nur die Heiden so schön nach bittren Mandeln?
+Jeder Windhauch trägt uns ganze Fluthen dieses Aromas entgegen.
+Dieser Duft war uns früher kaum aufgefallen, doch
+eine gleiche Fülle von Ericablüthen hatten wir auch noch nie gesehen.
+Ein süßer Honiggeruch erfüllt jetzt die Luft: eine unscheinbare
+kleine Wolfsmilch
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Euphorbia spinosa</span></span>) ist es, die ihn
+verbreitet. Ihr fehlen auffällige Blüthen, und da muß sie sich
+besonders bemühen, um in so farbenreicher Umgebung nicht unbeachtet
+zu bleiben. Sie wird auch von zahlreichen Bienen besucht,
+während die bunten Schmetterlinge um andere prächtigere
+Blüthen flattern. Hier lohnt es sich, Biene und Schmetterling
+zu sein! Aus dieser Blüthenmasse ragen dunkle Erdbeerbäume,
+zwerghafte Kiefern, immergrüne Eichen, stachelige Wachholdersträucher
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Juniperus oxycedrus</span></span>)
+hervor. Und wo ein noch so
+kleiner Platz unbesetzt geblieben an dieser reichen Tafel der
+Natur, da drängen sich die Asphodelen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Asphodelus cerasifer</span></span>)
+mit ihren weißen Blüthenrispen ein. Auch sie wollen ihren
+Antheil an Licht und Wärme haben, an jener Nahrung, die
+hier in solchem Uebermaß gespendet wird.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir steigen nur langsam in die Höhe, bleiben vor jeder
+einzelnen Blüthe stehen, belauschen die Bienen bei der Arbeit.
+<span class="tei tei-pb" id="page137">[pg 137]</span><a name="Pg137" id="Pg137" class="tei tei-anchor"></a>
+Erst nach einer Stunde sind wir oben; da liegt eine ganze
+Welt zu unseren Füßen. Vor uns das grüne Esterel mit
+seinen tief eingeschnittenen Thälern und seinen steilen Höhen,
+wo aus dem Laub der Bäume die zackigen Porphyrfelsen in
+den Himmel ragen. Im Westen die Ebene von Fréjus von
+ihrem Silberfluß durchströmt; über dieser das Maurengebirge
+mit seinen dunklen Wäldern, und dann alle Buchten der Küste,
+weit hin bis nach St. Tropez. Im Norden die Kalkalpen in
+perlgrauem Ton; im Osten die Seealpen mit schneebedeckten
+Häuptern; davor üppig grünes Land, mit leuchtenden Städten
+und Dörfern und wieder die Küste, erst bei Bordighera in
+duftigen Nebel sich hüllend. Ganz in der Nähe Cannes, vor
+ihm die Inseln von Lerins; weit vorspringend in die See das
+schmale Cap von Antibes; endlich im Süden, scheinbar dem
+Himmel entgegenstrebend, das unbegrenzte Meer.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Heute war es hier oben so windstill, daß auch die einsame
+Korkeiche, die am Gipfel steht, sich in der Sonne <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">wärmen</span></em>
+konnte. Auch sie, die bedauernswerthe, war ihrer schützenden
+Korkhülle beraubt worden. Zum großen Theil entblößt, mußte
+sie an schlimmen Tagen dem Mistral hier trotzen. In dem
+friedlichen Bilde, das uns umgab, störte diese nackte Eiche wie
+ein Mißton die Harmonie.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Weg, den wir bei Malpay verlassen hatten, setzt sich
+in gerader Richtung am Fuße des Mont Vinaigre fort und
+trifft bald auf die große Straße von Fréjus und Cannes.
+Folgt man ihr in östlicher Richtung, so gelangt man bald zu
+einer Häusergruppe, der Auberge des Adrets und dem Gensdarmerieposten.
+Der Name, den das Wirthshaus führt, war in
+Paris einst in Jedermanns Mund, als der berühmte Schauspieler
+Fréderic Lamaître im Ambigu-Theater die Hauptrolle in
+einem Schauerdrama gab, das in einer »Auberge des Adrets«
+spielte. Das war in den vierziger Jahren, und alle sensationsbedürftigen
+Besucher von Cannes machten Ausflüge ins Esterel,
+um in der »Auberge des Adrets« die Räume zu sehen, in denen
+<span class="tei tei-pb" id="page138">[pg 138]</span><a name="Pg138" id="Pg138" class="tei tei-anchor"></a>
+ein Herr Germeuil ermordet oder vielmehr <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">nicht</span></em>
+ermordet worden
+war. Denn abgesehen davon, ob die ganze Geschichte sich jemals
+zugetragen, oder ob sie nur erfunden war, handelte es sich thatsächlich
+in dem Drama nicht um diese, sondern, wie das Textbuch
+deutlich angab, um eine Herberge gleichen Namens auf dem
+Wege von Grenoble nach Chambéry. – Unter den Besuchern,
+die in fröhlicher Laune von Cannes aus hierher gekommen waren,
+befand sich im Jahre 1868 auch Georges Sand. Die Bewohner
+des Hauses wurden damals schon sehr ungehalten, wenn man sie
+über jenen Herrn Germeuil ausfragen wollte; sie glaubten, man
+bezichtige sie des Mordes. Richtig ist, daß vor Jahren die
+Gegend um jene »Auberge des Adrets« besonders berüchtigt
+war. In den unzugänglichen Thälern und Schluchten des Esterel
+suchten alle jene Verbrecher ihre Zuflucht, denen es gelungen
+war, aus den Galeeren von Toulon zu entfliehen. Sie pflegten
+die Reisenden unfern von diesem Wirthshaus anzufallen, an
+einer Stelle, wo die Straße von angrenzenden Höhen beherrscht
+ist. »Als wir vorbeifuhren,« schreibt Horace Benedict de Saussure,
+»zeigte uns der Courier von Rom, der mit uns reiste, einen
+zertrümmerten Reisekoffer, der noch am Wege lag und einem
+Courier gehört hatte, der vor einigen Tagen ausgeplündert
+worden war.« Als hingegen der Erlanger Professor der Naturwissenschaften
+Gotthilf Heinrich Schubert 1822 »mit der Hausfrau,
+die, wie gewöhnlich, als Haushofmeister und Adjutant,
+ihren alten Träumer begleitete«, die nämliche Stelle überschritt,
+hatten sich die Zustände bereits geändert. In dem Wirthshaus
+war ein Gensdarmerieposten errichtet. Doch fand er dort nur
+eine alte Frau und zwei kleine Kinder vor. Während die
+Reisenden sich stärkten, kam die Alte auf die verschollenen
+Räubergeschichten zu sprechen. »Wenn sich so ein Räuber doch
+hier wieder sehen ließe,« meinte die Frau, »damit unsere
+Gensdarmen zeigen können, daß sie ihr Brot nicht umsonst
+essen.« – Seitdem die Eisenbahn Fréjus mit Cannes verbindet,
+ist diese Straße wie ausgestorben, und Räuber würden ihr Auskommen
+<span class="tei tei-pb" id="page139">[pg 139]</span><a name="Pg139" id="Pg139" class="tei tei-anchor"></a>
+da nicht mehr finden. Das Wirthshaus zeigt aber noch
+deutlich an, daß es einst darauf eingerichtet war, sich zu vertheidigen.
+Die Mauern sind ungewöhnlich dick, die Fenster des
+unteren Stockwerks mit eisernem Gitter versehen. Durch eine
+Oeffnung in der eichenen Thür wurde der Reisende erst genau
+betrachtet, bevor er Einlaß erhielt, schräge Schießscharten in den
+Wänden sind gegen die Thür gerichtet: das Haus gleicht einer
+Festung, die nur durch regelrechte Belagerung genommen werden
+konnte. Jetzt steht seine Thür weit offen, und kleine Kinder
+spielen vor dem Hause.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir kehrten nach Malpay zurück und wählten von dort
+einen Weg, der in südöstlicher Richtung uns nach Agay führte.
+Bald waren wir in den
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Vallon de la Cabre</span></span>
+gelangt. Dort breitete
+überall am Abhang der lorbeerartige Schneeball
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Viburnum
+Tinus</span></span>) seine weißen Blüthendolden aus. Bis auf die betretenen
+Wege wagten sich die blauen Schwertlilien
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iris germanica</span></span>)
+hervor. Die Dichternarcisse
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Narcissus poëticus</span></span>) schaute uns
+aus dem Gebüsch mit ihren leuchtenden Blumenaugen an. Hochstengelige
+Tulpen (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Tulipa Celsiana</span></span>) grüßten uns aus der Ferne
+mit ihren gelben Blüthen. Die violetten Blüthenstände der
+doldenblüthigen Schleifenblume
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iberis umbellata</span></span>) überraschten
+uns durch ihre Pracht; hatten wir doch dieses schöne Gewächs
+bisher nur in Gärten gesehen. Bald war in unseren Händen
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ophrys aranifera</span></span>,
+die merkwürdige Orchidee, mit ihren spinnenartigen
+Blüthen, und zu dieser konnten wir dann auch ihre
+bienenähnliche Schwester
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ophrys apifera</span></span>)
+gesellen. Am meisten
+aber erfreute uns das seltene
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Limodorum abortivum</span></span>, eine blattlose
+Orchidee, die in allen Theilen hellviolett gefärbt, auch hellviolette
+Blüthen trägt. So wandelten wir im Thale mit großen
+Blumensträußen in den Händen. Da plötzlich tauchte vor uns
+ein großer Porphyrblock auf. Er steht auf schwachen Füßen
+und neigt sich über den Bach, als wollte er stürzen. Das Volk
+hat ihn den Taubenschlag,
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Pigeonnier</span></span>«,
+genannt. Dann führte
+unser Weg weiter an anderen phantastischen Felsen vorbei; oft
+<span class="tei tei-pb" id="page140">[pg 140]</span><a name="Pg140" id="Pg140" class="tei tei-anchor"></a>
+schienen sie das Thal zu versperren und traten erst weit im
+Halbkreis auseinander, als wir den Fluß von Agay erreichten.
+Dem folgten wir bis an das Meer. Zackig zerrissen, in rothem
+Lichte glühend, schaut dort das Castel d'Agay in die See hinab.
+Wie Zähne einer Riesensäge ragen in langgedehnter Reihe die
+steinernen Zacken gegen den Himmel vor. Wir rasteten an der
+lieblichen Bucht von Agay, die der rothe Porphyr in einen
+farbigen Rahmen faßt. Wir sind hier zehn Kilometer von
+St. Raphaël entfernt, an der Station der Mittelmeerbahn, die
+dem Seestrande folgt, um dem Gebirge auszuweichen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Unfern von Agay, am Wege nach St. Raphaël, wird blauer
+Porphyr gebrochen. Große Blöcke sprengt man aus dem Berge
+heraus, schneidet sie in Platten und Würfel und verwerthet den
+Rest für Straßenbau. Der ganze Strand ist mit blauem Porphyr
+bedeckt, und zahlreiche Arbeiter sind beschäftigt, ihn auf Schiffe
+zu laden. Der Porphyr des Esterel ist ein Quarzporphyr, der
+in dichter, mit bloßem Auge nicht unterscheidbarer Grundmasse,
+die aus Quarz und Feldspath besteht, Krystalle oder crystallinische
+Körner aus Quarz oder Feldspath führt. Der Feldspath ist
+meist fleischroth, doch wird die rothe Färbung des ganzen Gesteins
+vornehmlich durch Eisenoxyd bedingt, das als ein feiner
+Staub in der Grundmasse vertheilt ist. In den blauen und
+andern hellgefärbten Porphyren tritt das Eisenoxyd gegen Eisenoxydulverbindungen
+zurück. Der blaue Porphyr wird für
+Straßenbauten besonders geschätzt und seine Gewinnung hier in
+großem Maßstab betrieben. – Dem Steinbruch gegenüber springt
+eine Landzunge,
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Le Piton de Dramont</span></span>«,
+vor in die See und
+trägt auf steil abfallenden Felsen einen hohen Leuchtthurm. Er
+warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der Gefahr, die
+ihn an dieser felsigen Küste bedroht. Die Bucht von Agay, die
+bei ruhigem Wetter still ist und leer, füllt sich bei stürmischer
+See oft mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze
+der Berge, auf günstigeres Wetter, und schon zur römischen Zeit
+hat der Agathon Portus manches Schiff vor Untergang gerettet.
+</p>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page141">[pg 141]</span><a name="Pg141" id="Pg141" class="tei tei-anchor"></a>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VI.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein
+versteinertes Felsenmärchen. Eine Straße führt jetzt von Agay
+dahin, und drei Stunden Wagenfahrt genügen, um es von
+St. Raphaël zu erreichen. Wir ziehen die Fußwanderung vor
+und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
+einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die
+Schienen und steigen am westlichen Abhang des vor uns sich
+erhebenden Berges in die Höhe. Wir wandern in Maquis,
+noch üppiger als wir sie an andern Stellen des Esterels gesehen.
+Vom süßen Honigduft der Euphorbien sind wir fast betäubt.
+Weite Flächen werden gelb gefärbt von großblüthigen Pfriemensträuchern
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Calycotome spinosa</span></span>).
+Cistusrosen (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cistus albidus</span></span>)
+beginnen eben ihre großen rothen Blüthen zu entfalten. Zunächst
+sind sie zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der
+Knospenhülle waren, doch breiten sie sich aus, verlieren bald
+alle Falten und locken nun die Schmetterlinge durch ihren zarten
+Farbenreiz. Wir pflücken keine dieser Blüthen, da sie zu vergänglich
+sind, der leiseste Windhauch trägt ihre Kronenblätter
+davon. – Welche Fülle bunter Schmetterlinge belebt hier den
+Abhang. Blüthen und Schmetterlinge gehören ja zusammen.
+Der sonst seltene Falter
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Anthocharis Eupheno</span></span> ist hier fast
+gemein. Er gleicht unserem Aurorafalter, ist aber schwefelgelb,
+nicht weiß wie jener. Dieselben rothen Flecken zieren seine
+Vorderflügel. Unruhig und rasch fliegt er durch die Lüfte.
+Ebenso behend ist der Osterluzeifalter
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Thaïs Polyxena</span></span>), dessen
+bräunlich gelbe Flügel mit schwarzen Zacken sich umrandet
+zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
+Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam
+schweben in allen Richtungen die Segelfalter an uns vorüber.
+– Bald haben wir einen Kamm, den Col Lentisque erreicht,
+den zahlreiche Korkeichen schmücken. Hier schneiden sich mehrere
+Wege. Wir wählen denjenigen, der zur Rechten abzweigt, überschreiten
+<span class="tei tei-pb" id="page142">[pg 142]</span><a name="Pg142" id="Pg142" class="tei tei-anchor"></a>
+alsbald die Paßhöhe und beginnen in einem waldigen
+Thale, dem »Ravin« des Baches Escalle, der hier abwärts fließt,
+langsam abzusteigen. Schöne Stecheichen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ilex aquifolium</span></span>) ragen
+stellenweise aus dem üppigen Dickicht hervor. Es sind das hier
+stattliche Bäume, während wir sie in unseren Wäldern nur in
+Strauchform finden. Da fällt uns dann wieder auf, was einst
+schon Chamisso bemerkte, daß die glänzenden, lederartig starren
+Blätter nur in den unteren Theilen des Baumes mit scharfen
+Zähnen besetzt sind, an den höher entspringenden Aesten aber
+einen fast glatten Rand haben. Nur an denjenigen Blättern,
+die von den weidenden Thieren erreicht werden können,
+bildet zum Schutz gegen dieselben diese Pflanze Stacheln aus.
+Der Weg wendet sich plötzlich nach Westen, und ganz unvermittelt
+stehen wir am Ausgang des Malinfernet. Da ragen
+sie nun hervor aus dem dunklen Wald, alle die rothen Felsen
+hier in der Sonne glühend, dort in den Schatten der Berge
+getaucht. Sie verschieben sich gegeneinander bei jedem Schritt,
+den wir vorwärts schreiten; die einen schwinden, die andern treten
+hervor, fast endlos. Und der klare Bach, der das Thal durchströmt,
+rauscht entweder stark, oder murmelt schwach, oder
+donnert laut in Wasserfällen. Einmal verbirgt er sich ganz im
+grünen Laub der Bäume, dann tritt er wieder weit sichtbar
+vor und spiegelt mit hellem Glanze den Himmel. Und erst die
+Felsen! Hier glaubt man einen spitzen Thurm zu sehen, wie
+den Thurm eines gothischen Domes, mit steinernen Blumen
+und Thieren und allerhand Schnörkeln verziert; dort eine Burg
+mit ihren Schanzen und Zinnen, dort eine Orgel mit riesigen
+Pfeifen, hier einen schlanken Kegel, dort einen kantigen Crystall,
+hier wieder ein Standbild auf hohem Postament. Ist das
+nicht der Gott Osiris, der auf diesen Felsen thront? Er trägt
+zwei junge Kiefern wie Scepter in den Händen. Am Eingang
+jener Schlucht kauert eine Sphinx und holt aus zum Sprunge.
+Und dort am fernen Abhang scheint eine wilde Jagd den Berg
+hinabzurasen. Die phantastischen Thiere ragen hoch aus dem
+<span class="tei tei-pb" id="page143">[pg 143]</span><a name="Pg143" id="Pg143" class="tei tei-anchor"></a>
+Wald hervor, in letztem Todeskampf zu Stein erstarrt. Da
+hat die Natur ihrem ungezügelten Gestaltungsdrang freien Lauf
+gelassen; sie schuf in übermüthiger Laune. Und als bereue sie
+nachträglich diesen Uebermuth, verbarg sie sorgsam das Thal
+zwischen hohen Bergen. Das Malinfernet mußte thatsächlich
+erst entdeckt werden, und noch im December 1851, nach dem
+napoleonischen Staatsstreich konnten politische Flüchtlinge sich
+dort lange Zeit verborgen halten und den Nachforschungen der
+Gensdarmen entgehen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Gegen Abend zogen wir wieder hinaus zum Strande von
+St. Aigulf. Wir wollten das Esterel noch einmal im Glanze
+der untergehenden Sonne glühen sehen. Es war ein farbenprächtiger
+Abend, still und mild, einer jener Abende, die das
+Gefühl des Glückes in der menschlichen Seele erwecken. Kein
+Luftzug bewegte die Blätter der Bäume. Im See von Villepey
+spiegelten sich dunkle, goldumstrahlte Wolken. Durch unser Nahen
+aufgeschreckte Vögel flohen aus dem Dickicht des Ufers empor.
+Sie stiegen in die Lüfte und schienen schwarze Furchen zu ziehen
+am hellen Abendhimmel. Die Wolken im Westen nahmen
+Purpurfarben an, und in ihrem Widerschein röthete sich auch
+der See. Er sah jetzt unheimlich aus, wie eine Lache von
+Blut; das dunkle Dickicht aus Rohr umfaßte ihn mit schwarzem
+Trauerrand. Wir setzten unsern Weg fort zum Strande. Bald
+stand der Westen in voller Gluth, und das Maurengebirge
+glich einem Riesen in der Feuersbrunst. Die Bäume des Waldes
+zeichneten sich schwarz auf hellem Grund, als wäre ihr Umriß
+mit Kohle gezogen. Allmälig verblaßte der Himmel. Auf den
+spiegelnden Wellen des Meeres begannen sich die weißen
+Strahlen der ersten Sterne mit dem rothen Abglanz der letzten
+Abendlichter zu mischen. Als wir den Strand erreichten, war
+es bereits so dunkel, daß wir den Umrissen des Meeres nicht
+mehr folgen konnten. Der Himmel sprühte von Sternen und
+<span class="tei tei-pb" id="page144">[pg 144]</span><a name="Pg144" id="Pg144" class="tei tei-anchor"></a>
+schien auch ungezählte Lichter im Meere auszusäen. Wir
+lauschten dem Stöhnen und Rollen der Brandung und frugen
+uns, warum es ewig klagt und grollt, dieses länderumspülende
+Meer; ist es der Schmerz über all' das Leid, das sich an seinen
+Ufern zugetragen? Ist doch auch dieser Ort nach jenem Heiligen
+benannt, der auf den Lerinischen Inseln gemartert ward.
+Manchmal glaubten wir nahende Schritte zu hören; doch nein,
+es war nur ein reifer Kieferzapfen, der vom Baum zu Boden
+fiel, oder eine größere Welle, die sich über das Ufer ergoß und
+zischend dem Meer wieder zueilte. Die silberne Mondsichel,
+ganz schmal, tauchte hinab in die Bäume. Starr leuchteten
+uns von Osten her die Leuchtthürme von St. Raphaël und von
+Drammont entgegen; der Phar von Camarat im Westen flammte
+auf und nieder: es war, als öffnete und schlösse er abwechselnd sein
+großes Feuerauge. Im Meere tauchten Barken auf in gelbem
+Fackelschein. Das waren Fischer, welche mit Feuer die Tiefen
+erhellten, um Fische zu erspähen. Die flackernden Flammen
+warfen lange zitternde Streifen auf die Wellen. Plötzlich tauchte
+dicht vor unseren Augen, gespensterhaft groß, eine riesige Barke
+auf, mit ausgespannten Segeln. Sie deckte uns die Sterne und
+warf einen schwarzen Fleck über den funkelnden Himmel. Eben
+so rasch, wie sie kam, war sie auch verschwunden, lautlos,
+unvermittelt, wie ein Geisterschiff.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VIII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Unfern vom Bahnhofe bei le Trayas schaut aus dem
+dunklen Grün der Bäume ein helles Häuschen hervor. Schilder
+an der Station preisen es als
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Hôtel du Trayas et restaurant
+de la Réserve</span></span>« an. Der Ort liegt so schön am Wald,
+zwischen rothen Felsen, daß wir den Entschluß faßten, dort
+einige Zeit zu weilen. So fanden wir uns am nächsten Tage
+auf der Station von le Trayas mit unserem Gepäck wieder ein.
+Wir frugen nach dem Wege zum »Hôtel«, und wurden auf einen
+Hund verwiesen, der sich in unserer Nähe befand. »Sie brauchen
+<span class="tei tei-pb" id="page145">[pg 145]</span><a name="Pg145" id="Pg145" class="tei tei-anchor"></a>
+ihm nur zu folgen, er wartet auf die Gäste«. Der Hund hatte
+sich uns genähert, als wir mit Handgepäck beladen, aus dem
+Eisenbahnwagen stiegen und sah uns verständnißvoll an. Es
+war ein großer schwarzer Vorstehhund, mit langem seidigem
+Haar. Wir schritten zum Ausgang; der Hund eilte uns voran,
+blickte oft sich um und wedelte dann mit dem Schweife. Er führte
+uns den Weg an der Bahn entlang, hierauf in den Wald. Einen
+Augenblick war er verschwunden: es galt einen kleinen Pintscher
+im nahen Försterhause zu besuchen, vielleicht ihm mitzutheilen,
+daß Fremde angelangt seien. Der kleine Freund kam mit bis auf
+den Weg, um uns zu betrachten, dann zog er sich zurück. In
+einer Viertelstunde erreichten wir das Gasthaus, einen bescheidenen
+Bau, doch mit ziemlich weiter Glashalle. Augenscheinlich
+wurde die Restauration des »Hôtels« mehr als seine
+Wohnräume in Anspruch genommen und somit wohl die Glashalle
+am meisten benützt. Der Hund stellte sich vor die Eingangsthür
+und bellte. Es war das aber nicht ein gewöhnliches
+Bellen, er stieß vielmehr gedämpfte, rasch hinter einander gedehnte
+Töne aus, welche die Mitte zwischen Bellen und Heulen
+hielten. Da stürzte der geschäftige Wirth mit seiner ganzen Familie
+aus dem Hause und bot uns seine Dienste an. Die
+Zimmer im Hause sind zwar äußerst klein, doch erträglich, der
+Aufenthalt auf der Terrasse, bei so schönem warmem Wetter,
+wie wir es trafen, war aber geradezu entzückend. Steht doch
+das Haus dicht am Meere, auf einem Porphyrfelsen, und kann
+der Blick weithin der Küste folgen, an rothen Porphyrmassen,
+dann dunkelgrünen Höhen vorbei Cannes erreichen und
+auf den Lerinischen Inseln im Meere, oder dem weißen Schnee
+der Alpen über den Bergen, endlich ruhen. Vorn ist der rothe
+Strand in scharfe Buchten zerschnitten und zu tiefen Grotten
+ausgehöhlt; im Norden steigt, dicht über dem Hause, der Pic
+d'Aurelle empor, im Westen schließt die mächtige Felsenmasse
+des Cap Roux die Landschaft ab.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Viele Fremde kommen aus Cannes hierher, verweilen aber
+<span class="tei tei-pb" id="page146">[pg 146]</span><a name="Pg146" id="Pg146" class="tei tei-anchor"></a>
+nur wenige Stunden, um sich in der Glasveranda an
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Bouillabaisse</span></span>«,
+oder an den Austern und Hummern der »Reserve« zu
+laben. Hin und wieder findet sich zu mehrtägigem Aufenthalt
+ein leidenschaftlicher Liebhaber des Fischfangs ein. Denn das
+Meer gilt für besonders fischreich an diesem felsigen Strande,
+und der Fischer findet vollauf Gelegenheit, seine List und seine
+Gewandtheit zu üben. Als besonders spannend gilt der Fischfang
+des Nachts bei Feuer und verlangt, so wie er hier geübt
+wird, sehr viel Geschick. Eine solche Fahrt muß man einmal
+mitgemacht haben!
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Meer war so ruhig, so einladend, daß wir einen
+Fischer veranlaßten, uns am Abend zu solchem Fischfang mitzunehmen.
+Es dunkelte schon, als wir das Land verließen.
+Kein Mond am Himmel, doch unendlich viel leuchtende Sterne,
+deren Zahl noch immer zu wachsen schien. Sie spiegelten sich in den
+Wellen, die wir durchschnitten. Die Umrisse der Berge schwanden
+immer mehr; bald bildeten sie nur noch einen dunklen sternenlosen
+Schatten am Himmelssaum. Im Meere war es still;
+wir hörten nur den leisen Anprall der Wellen gegen das Boot
+und den regelmäßigen Schlag der Ruder ins Wasser. Die Brise
+aber, die des Nachts von den Bergen weht, trug die Stimmen
+des Landes über das Meer. Wir hörten aus der Ferne
+die lauten Concerte der Laubfroschscharen, das schrille Zirpen
+der Heuschrecken. Zugleich brachte uns diese Brise alle die
+Wohlgerüche, welche den harzigen Kieferwäldern und den würzigen
+Maquis entströmen. Nah und fern glänzten am Ufer,
+wie große Sterne, die Leuchtthürme uns entgegen. Wir gaben
+uns diesen Eindrücken ganz hin und athmeten mit Wonne die
+balsamische Luft. Der eine Fischer beugte sich dann über das
+Boot, um das Feuer zu entzünden. Vorn an einem Haken
+war der eiserne Gitterkorb befestigt, den er mit harzigem Holz
+der Aleppokiefer gefüllt hatte. Knisternd entflammte dasselbe und
+verbreitete ein grelleres Licht, wie Fackelschein. Dieses Licht
+drang in die Tiefen des Meeres ein, während der Himmel über
+<span class="tei tei-pb" id="page147">[pg 147]</span><a name="Pg147" id="Pg147" class="tei tei-anchor"></a>
+uns jetzt fast schwarz erschien. Wir glitten über Felsenmassen, auf
+welchen Meeresalgen wahre Zaubergärten bilden. Da mischen und
+durchdringen sich alle Farben, von lebhaftestem Grün bis zu
+dunklem Braun und zu leuchtendem Roth. Hier breite Blätter
+zu Rosetten aneinander gedrängt, dort lange fluthende Fäden,
+wie aufgelöstes Haar, dort wieder rundliche Gebilde wie Muscheln.
+Dazwischen schillernde Seeanemonen mit vorgestreckten Fühlern,
+rothe Seesterne mit ausgebreiteten Armen und stachelige Seeigel,
+die dunkle Flecke in einem bunten Teppich zu bilden
+scheinen. Kleine Fische fliehen erschreckt nach allen Seiten,
+größere folgen in Scharen, wie durch das Licht fascinirt, unserem
+Boot. Spähend steht am Vordertheil des Schiffes der Fischer
+und schaut in die Tiefe. Er hält eine dreizinkige, an langer
+Schnur befestigte Harpune in der Hand, bereit sie abwärts zu
+stoßen. Jetzt gießt er einige Tropfen Oel auf das Wasser, um
+die Fluth, die der Luftzug kräuselt, zu glätten. Die Ruderschläge
+verstummen. Plötzlich fährt der Wurfspeer in die Tiefe,
+sein mit Widerhaken versehener Dreizack durchbohrt einen Fisch,
+und zappelnd wird dieser emporgezogen, um im Boote bald zu
+verenden. – Es gehört viel Uebung und Geschick zu einer solchen
+Jagd. Nicht nur gilt es beim Wurf die Bewegung des Fisches,
+sondern auch jene Lichtbrechung im Wasser zu berücksichtigen,
+welche den Fisch an einer anderen Stelle zeigt, als die, an der
+er sich wirklich befindet. Wir gaben die Jagd auf, es genügte
+uns dieses eine Opfer; langsam erlosch unser Feuer und wieder
+glitten wir friedlich auf der weiten See, beschienen von silbernen
+Sternen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Gegen den Mistral ist le Trayas vollständig gedeckt, der
+Cap Roux fängt ihn mit seinem breiten Rücken auf. Zu gleicher
+Zeit, da in Cannes und Nizza dichte Staubwolken von den
+Straßen aufsteigen, merkt man hier kaum einen Luftzug und
+kann sich behaglich im Freien vor dem Hause sonnen. Doch
+darf der Ostwind nicht kommen; der rückt hier an, mit voller
+Gewalt; er stürmt das Gebirge, das ihm Halt gebietet, prallt
+<span class="tei tei-pb" id="page148">[pg 148]</span><a name="Pg148" id="Pg148" class="tei tei-anchor"></a>
+zurück von den hohen Felsen und umwirbelt sie mit wüthendem
+Geheul. Das geängstigte Meer scheint dann auf das feste Land
+sich flüchten zu wollen; mit Schaum bedeckt versuchen es seine
+Wellen, die Felsen zu erklimmen, doch sie zerschellen an dem
+harten Stein und sinken gebrochen zurück in die Tiefe. In der
+Höhlung der Grotten fangen sie sich aber ein, suchen dort einen
+Ausweg nach oben und schlagen mit solcher Gewalt gegen die
+Wölbungen an, daß das ganze Ufer erdröhnt. Da ist von Schlaf
+kaum die Rede des Nachts in dem kleinen Hause, – schlummert
+man endlich auch ein, so träumt man Schauergeschichten
+und wacht dann plötzlich auf mit Schrecken und Beklemmung.
+Staub gibt es freilich selbst dann nicht auf den Porphyrstraßen
+des Esterel, und in einem vom Strande entfernteren, mehr geschütztem
+Hause, könnte daher wohl mancher Lungenkranke im
+Frühjahr besser aufgehoben sein, als in den von Kalkstaub erfüllten
+Kurorten. Im Winter selbst wird es hier zu kalt und
+fehlen demgemäß auch die empfindlicheren Pflanzen in der Flora.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">IX.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Vor Allem galt es uns von hier aus den Gipfel des Cap
+Roux, den »Grand Pic« des Esterel, zu besteigen. Gleichzeitig
+wollten wir die Grotte Sainte Beaume d'Honorat besuchen und
+frugen nach dem Wege zu derselben. Der Wirth bot uns den
+Hund als Führer an, denselben Hund, der uns am Bahnhof
+empfangen hatte. »Castor« wurde herbeigerufen. Wir hatten
+schon nähere Bekanntschaft mit ihm geschlossen, bei den Mahlzeiten
+seiner gedacht und so seine Zuneigung gewonnen. Dieser
+Hund hatte merkwürdig viel Ausdruck im Gesicht; seine Augen
+blickten so klar und treu, und wenn er uns von der Seite ansah
+und das Weiß seiner Augen sichtbar wurde, da erschienen diese
+so verständig und nachdenklich, so überlegt und klug, fast wie
+Menschenaugen. Allem Anschein nach verstand Castor den Sinn
+vieler Worte und staunten wir daher auch nicht, als der Wirth
+den Auftrag ihm ertheilte, uns nach der Beaume zu führen und
+<span class="tei tei-pb" id="page149">[pg 149]</span><a name="Pg149" id="Pg149" class="tei tei-anchor"></a>
+zu diesem Zwecke das Wort »Beaume« drei Mal mit Nachdruck
+wiederholte. Castor wedelte mit dem Schwanze zum Zeichen
+des Verständnisses, doch blieb er zunächst noch stehen. Ah! sagte
+der Wirth, ich habe den Lohn vergessen, den er gewohnt ist zu
+erhalten: die eine Hälfte hier, die andere an der Beaume. So
+wurden denn Cakes geholt, für welche Castor eine besondere Vorliebe
+hatte. Die eine Hälfte verzehrte er sogleich mit sichtlichem
+Behagen, die andere Hälfte nahmen wir mit auf den Weg. Wir
+brachen jetzt auf, Castor voran, die Schnelligkeit seines Ganges
+nach der unserigen richtend, häufig nach rückwärts schauend, ob
+wir ihm auch folgen. Wir streiften den Eisenbahndamm in
+westlicher Richtung und waren bald an die Mündung des Thales
+gelangt, das den Pic d'Aurelle von der Bergwand des Cap
+Roux scheidet. Das Meer dringt vor in dieses Thal, um eine
+der vielen Buchten zu bilden, die hier Calanques heißen. Eine
+Eisenbahnbrücke überspannt im Bogen die Bucht. Wir glaubten
+den Weg unter derselben einschlagen zu müssen, doch Castor
+führt uns aufwärts, und ohne auf die Eisendrähte zu achten,
+durchkreuzt er die Bahn. Wir glaubten seinem Beispiel folgen
+zu müssen, und in der That schließt ja auch beiderseits der Weg
+an den Bahndamm an. Die Drähte scheinen nur da zu sein,
+um überstiegen zu werden, nur um die Bahn im Falle eines
+Unglücks vor der Verantwortung zu schützen. Diese Einrichtung
+wiederholt sich hier längs der ganzen Bahnstrecke, zahlreiche
+Wege münden beiderseits an dieselbe, und man wird zum Uebersteigen
+der Drähte vom Bahnwärter selbst ermuthigt, wenn man
+ihn nach dem Wege frägt. – Castor führte uns am Abhang
+des Cap Roux in nordwestlicher Richtung weiter; er kehrte sich
+nicht an die vielen Wege, die steiler am Berge aufstiegen, ging
+ruhig und sicher in gerader Richtung vor sich hin. Das Thal
+wendet sich dann nach Westen, und wir folgten dem nördlichen Abhang
+des Berges. Ein gemauertes Schutzhaus steht am Wege,
+das den Forstbeamten als Zufluchtsstätte dient; nebenan entspringt
+am Berg eine Quelle. Hier bog Castor seitlich ab,
+<span class="tei tei-pb" id="page150">[pg 150]</span><a name="Pg150" id="Pg150" class="tei tei-anchor"></a>
+wählte den rechts aufsteigenden Pfad und führte uns jetzt steil
+in die Höhe. Zunächst war der Weg noch gut, doch nach einiger
+Zeit gelangten wir in Geröll und Felsen. Dann folgten Stufen
+im Stein; stellenweise schwebten wir über dem Abgrund, doch
+da waren eiserne Stäbe in den Fels geschlagen, an denen
+wir uns stützen konnten. Castor war augenscheinlich nicht
+schwindlig; er kletterte behende aufwärts, schaute oft an schwierigen
+Stellen sich um, als wenn er unserem Geschicke nicht ganz
+traute. Vor uns auf der Felsenkante steigen die Trümmer eines
+Thurmes auf, die Reste der früheren Einsiedelei. Ein Thorweg
+durchsetzt den Thurm; wir bleiben an dessen Eingang stehen.
+Der Blick taucht hier über die steilen Felsen in das üppige
+Thal hinab. Grüne Berge, von zackigen Porphyrmassen gekrönt,
+steigen jenseits auf; über dem Col Lèveque im Osten
+glänzen die Schneehäupter der Alpen. Und im Westen, in
+bläulichem Dunst getaucht, begrenzt das Maurengebirge den
+Horizont. – Jenseits des Thurmes ist der Eingang zur Grotte.
+Castor hatte sich vor denselben gelagert. Nicht ohne Selbstgefühl
+schaute er uns an. Er hielt es nicht einmal für nöthig mit
+dem Schweife zu wedeln, als wir ihm die Cakes überreichten.
+Er hatte sie verdient; Demuth war nicht am Platze. Wir traten
+in die Grotte ein. Rechts birgt sie eine Cisterne. Im Hintergrunde
+ist ein bescheidener Altar errichtet, und noch bescheidenere
+Standbilder der Heiligen zieren die Wände. Hier soll einst als
+Einsiedler der heilige Honoratus gelebt haben, jener Heilige, der
+um das Jahr 408 auf den Lerinischen Inseln ein berühmt gewordenes
+Kloster gründete. Zahlreiche Pilger zogen Jahrhunderte
+lang und ziehen auch jetzt noch am ersten Donnerstag
+im Mai den steilen Berg hinauf, um den Heiligen zu verehren.
+Eine Nische in der Grotte soll des Heiligen Lager gebildet
+haben. Die Pilger betrachten mit Andacht die Vertiefungen im
+Stein, die sie als Spuren deuten, welche der Körper des Heiligen
+hinterließ.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+St. Honoratus stammte aus dem nördlichen Gallien, wie
+<span class="tei tei-pb" id="page151">[pg 151]</span><a name="Pg151" id="Pg151" class="tei tei-anchor"></a>
+es heißt aus einer vornehmen Familie. Noch jung zog er sich
+in diese Einöde zurück. Sein Beispiel regte zur Nachahmung
+an. Es folgte ihm der heilige Eucharius, ein provençalischer
+Edelmann, Seigneur de Théol et de Mandelieu, der aber später
+als der heilige Honoratus der Welt entsagte. Er mag manchen
+bitteren Kummer und manche Enttäuschung zuvor erlebt haben.
+Denn, wie ich der Geschichte der Diöcese Fréjus, die der Abbé
+Disdier veröffentlicht hat, entnehme, war der heilige Eucharius
+zuvor verheirathet gewesen und besaß zwei Söhne und zwei
+Töchter. Als ihm seine Frau durch den Tod entrissen wurde,
+übergab er die Erziehung der Söhne dem heiligen Hilarius und
+zog sich zunächst auf eine der Lerinischen Inseln und dann in
+die Einsiedelei des Cap Roux zurück. Er bewohnte hier eine
+Grotte, die noch unzugänglicher, noch abgeschlossener als diejenige
+des heiligen Honoratus war. Hier »von Allen getrennt,
+der Ruhe und der Schweigsamkeit sich weihend, hatte er weder
+den Willen noch die Gelegenheit zu sündigen«. Hier verfaßte
+er auch einen begeisterten Tractat zum Lob der Einsamkeit.
+Doch sollte er sein Leben nicht in dieser Einöde beschließen.
+Abgesandte der Lyoner Gemeinde entführten ihn, um ihn als
+Erzbischof an ihre Spitze zu stellen. – Schwer fällt es heute,
+sich in den Geist jener begeisterten Asketen zu versetzen, denen
+als Ideal der Vollkommenheit nicht die Erfüllung der sittlichen
+Pflichten des Lebens, sondern der Ertödtung aller sinnlichen
+Gelüste vorschwebte. Doch damals waren die Zeiten anders,
+und es sah so traurig aus in der Welt, daß mancher an ihr
+verzweifeln konnte. Manch' edel angelegter Mensch mochte
+glauben, daß sein ethisches Ideal innerhalb einer solchen Welt
+nicht zu verwirklichen sei, und suchte es darum in der Weltentsagung.
+Solches ideale Streben, das mit dem Opfer der
+eigenen Person verbunden ist, zwingt uns Bewunderung ab;
+menschlicher muthet uns ein späterer Einsiedler vom Berge des
+Cap Roux an, Namens Laurentius Bonhomme, der dort die
+zweite Hälfte des siebenten Jahrhunderts verlebte. Er betrieb
+<span class="tei tei-pb" id="page152">[pg 152]</span><a name="Pg152" id="Pg152" class="tei tei-anchor"></a>
+allerhand kleines Gewerbe, war immer fleißig bei der Arbeit,
+züchtete Bienen, verwerthete deren Wachs und Honig, und das
+Geld, das er verdiente, vertheilte er unter die Armen. Er
+schloß sich von den Menschen nicht ab, wanderte auch nicht
+selten nach Fréjus, gefolgt von einem Reh. Der Bischof ließ
+sich das Reh von ihm schenken; es blieb in Fréjus zurück.
+Später nun, als Laurentius wieder einmal in Fréjus war und
+vor dem bischöflichen Palaste sich laut unterhielt, hörte das Reh
+seine Stimme, sprang aus einem Fenster des Palastes zu ihm
+hinab und leckte seine Hände. Da fühlte der Mann sich glücklich;
+er empfand
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">le bonheur du parfait solitaire</span></span>«,
+wie es in
+der Erzählung heißt. So auch war seine Einsiedelei stets von
+zahlreichen Vögeln umgeben, die er zu Zeiten der Dürre in
+den Vertiefungen der Felsen mit Wasser tränkte. Eines Tages
+überraschte er Diebe, die ihm seine Bienenstöcke geraubt hatten.
+Erschrocken sahen die Missethäter ihn nahen. Er aber trug
+ihnen auch noch die übrigen Bienenstöcke zu und rief ihnen
+nach, sie hätten die besten vergessen. Solche unerschöpfliche Güte
+rührte das Gemüth der Missethäter: sie besserten sich, so heißt
+es, von dieser Stunde.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir blieben nochmals vor der Grotte stehen und verloren
+uns im Anblick dieser schönen Gegend. So mag sie auch ausgesehen
+haben vor anderthalb tausend Jahren, als der heilige
+Honoratus in dieselbe blickte. Auch damals schon glänzten die
+rothen Porphyrfelsen so feurig im Sonnenschein, und damals
+schon leuchtete der ewige Schnee so blendend weiß dort jenseits
+auf den Alpen. Auch dasselbe Bedürfniß nach Idealen ist dem
+menschlichen Geiste geblieben, nur hat sich die Form derselben
+verändert.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir stiegen hinab bis zur Quelle und schlugen einen anderen
+Weg dann ein, um von Westen her den Gipfel des Berges zu
+erreichen. Wir suchten Castor zur Heimkehr zu bewegen, doch
+zog er es vor, bei uns zu bleiben. Freilich fühlte er sich nicht
+mehr verpflichtet, uns den Weg zu weisen, er ging nicht mehr
+<span class="tei tei-pb" id="page153">[pg 153]</span><a name="Pg153" id="Pg153" class="tei tei-anchor"></a>
+vor uns her, schweifte vielmehr ab nach allen Seiten. Oft sah
+man ihn nicht, da war er im Gebüsch, um Vögel aufzuscheuchen;
+er schaute ihnen in den Lüften nach. Einmal schien er einem
+größeren Thier nachzujagen, vielleicht einem der vielen Füchse,
+die das Esterel bewohnen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auf dem Gipfel des Cap Roux, dem Grand Pic, der einst
+Vigie de Peyssarin genannt wurde, entfaltete sich vor uns ein
+Bild so herrlich, wie wir es kaum je gesehen. Der Eindruck,
+den wir empfingen, war erhaben und lieblich zugleich, malerisch
+und von mächtiger Wirkung. Während vom Mont Vinaigre
+aus unser Auge erst in der Ferne über grüne Berge das Meer
+erreichen konnte, hatten wir hier die blauen Fluthen zu unseren
+Füßen. Die grünen Abhänge des Cap Roux fallen langsam
+zum Meere ab; sie endigen in schroffen Felsen, die sich senkrecht
+in die Wellen stürzen. Dort setzen sie sich fort mit Zacken
+und Rissen, schneiden ein in das Meer mit scharfem Grat,
+fassen es in ausgehöhlte Mulden, tauchen dann wieder wie
+steinerne Riesen aus der Fluth empor. Das Wasser nimmt
+violette Töne an auf dem purpurnen Grunde: es scheint flüssiger
+Amethyst zu sein in einem Becken von Rosso antico. Um uns
+herum glühen die Felsen in hellem Sonnenschein. Gelbe und
+graue Anflüge, von Flechten erzeugt, tönen das satte Roth ab
+in unzähligen Schattirungen. Gegen diesen Vordergrund hebt
+sich die Ferne mit ganz eigenem Colorit ab; man wird völlig
+berauscht von dieser Pracht, sie klingt einem wie Musik in der
+Seele. Zunächst beachtet man kaum die Form der Gegenstände
+und läßt nur ihre Farben auf sich wirken: wie sich die Töne
+mischen und wie sie einander durchdringen, wie sie hier verschmelzen,
+dort in effectvollem Contrast von einander absetzen.
+Wie wunderbar glüht dieser braunrothe Coloß auf dem blauen
+Hintergrunde des Meeres, das hoch hinter ihm am Horizonte
+aufzusteigen scheint! Wie hebt sich dieser andere Porphyrfelsen
+von dem perlgrauen Grunde der Kalkalpen ab; dort springen
+wieder rothe Zacken vor gegen den leuchtenden Himmel, im
+<span class="tei tei-pb" id="page154">[pg 154]</span><a name="Pg154" id="Pg154" class="tei tei-anchor"></a>
+Osten über Nizza krönt der blendend weiße Schnee der Alpen
+wie ein silbernes Diadem das grüne Vorgebirge. Ihm wenden
+sich immer wieder von Neuem unsere Blicke zu. Unten aber
+schillert am Strande das blaue Meer in purpurnen Tönen auf
+dem rothen Grunde; fern im Süden spiegelt es die Sonne
+wider und strahlt unermeßliches Licht zurück. Eine mächtige
+Felsenmasse im Westen deckt uns das Thal von Fréjus, hinter
+ihm thürmt sich das Maurengebirge in sammetgrünen Farben
+auf. Das Auge folgt der Küste bis zu den goldenen Inseln.
+Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes
+fast in greifbarer Nähe. Die Inseln von Lerin tauchen grün
+wie Smaragde hervor aus der goldigen Fluth. Wir sehen sie
+jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe vereinigt, voran die Insel
+St. Honorat, dann St. Marguérite, und neben St. Honorat
+im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St. Féréol; dahinter
+taucht das Cap d'Antibes seine belaubten Ufer in die
+Fluthen; es springt so weit vor in die See, als wollte es dieses
+eine Meer in zwei Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges,
+der breiten Engelsbucht, glänzt das weiße Nizza im Halbkreis
+an grünen Hügelketten, und dann erheben sich Berge hinter
+Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der Küste verschwimmen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnüffelt
+sorgsam die Steine, auf welchen, den Ueberresten nach
+zu schließen, von früheren Touristen manches Frühstück verzehrt
+worden ist. Sicherlich strengt er seine Einbildungskraft an,
+um die einzelnen »Menus« zu reconstruiren, – dann gähnt er
+zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schläft. – Stunden
+vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">X.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Den Pic d'Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn,
+unseren nächsten Nachbar. Wir mußten denselben besteigen, wäre es
+auch nur jenem Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen
+<span class="tei tei-pb" id="page155">[pg 155]</span><a name="Pg155" id="Pg155" class="tei tei-anchor"></a>
+führt. Was für ein Aurelius das ist, dessen Name durch jenen
+Fels wie durch die alte römische Straße verewigt wird, das
+läßt sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die Wahrscheinlichkeit
+spricht für Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
+dieser großen Straße entwarf und deren Bau auch, von Rom
+aus, im Jahre 241 vor Christus begann. Die Straße soll er
+aber nur eine kurze Strecke weit ausgebaut haben; sie wurde
+dann von Aurelius Scaurus über Pisa und Savona fortgesetzt,
+von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles geführt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir stiegen vom Hôtel geradeaus in die Höhe, überschritten
+in gewohnter Weise den Bahnkörper und erreichten bald einen
+breiten Weg, der in westlicher Richtung den Berg umkreist.
+Diesem Weg mußten wir längere Zeit folgen, immer das grüne
+Thal vor Augen, das den Pic d'Aurelle vom Cap Roux trennt.
+An dem nördlichen Abhang des Cap Roux profiliren sich scharf
+die dunkelrothen Felsen, und deutlich ragt aus denselben der
+Thurm hervor, der vor der Grotte des heiligen Honoratus wacht.
+ – Wir wählen den ersten Fußweg, der jetzt bergauf am Pic
+d'Aurelle sich wendet. Der Berg ist nur etwa 300 Meter hoch,
+läßt sich somit ohne Anstrengung besteigen. Der Blick von
+demselben ist jenem vom Gipfel des Cap Roux ähnlich, doch
+entsprechend eingeschränkt. Denn das Cap Roux deckt die ganze
+Küste im Westen, und nur das Thal an seinem nördlichen Abhang
+gestattet einen Durchblick bis zum Maurengebirge.
+Da sieht man im Thale des Argens auch Fréjus liegen und
+begreift es nun wohl, warum die Römer zunächst dieses Thal
+erwählten, um ihre Straße von der Küste nach Forum Julii
+zu führen. In östlicher Richtung schweift auch vom Pic d'Aurelle
+das Auge unbegrenzt über die schneebedeckten Alpen und die
+weite Küste. Die nackten Porphyrfelsen, die den Gipfel des
+Berges bilden, tief zerklüftet, gleichen den Ruinen einer
+Titanenburg. Mit Vorsicht nur darf man den Felsenrändern
+sich nähern, denn ganz unvermittelt fallen sie ab in die Tiefe.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Jede Wanderung im Esterel bot uns neue Reize. Mit
+<span class="tei tei-pb" id="page156">[pg 156]</span><a name="Pg156" id="Pg156" class="tei tei-anchor"></a>
+seinem gepflegten Walde und seinen sorgsam unterhaltenen
+Wegen gleicht dieses Gebirge einem großen Parke, in welchem
+mit Kunstsinn, Geschmack und unerhörter Kraft die Natur mächtige
+Felsmassen zum Schmuck vertheilt hätte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Castor ist unser Freund, und ungeachtet ihn Fernsichten
+nicht fesseln, begleitet er uns doch auf allen unseren Ausflügen;
+auch den Pic d'Aurelle hatte er mit uns bestiegen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ein Weg führt an unserem Hôtel vorbei und setzt sich in
+westlicher Richtung fort bis nach Agay. Auf ihm pflegen wir
+oft zu wandern. Er folgt allen Windungen der Küste. Zerfallene
+Häuser stehen an demselben. Sie bargen einst die Arbeiter,
+die beim Bau der Bahn beschäftigt waren. Ein hartes Stück
+Arbeit, da die ganze Strecke hier aus dem Porphyr gesprengt
+werden mußte. Die verlassenen Häuser ließ man in Wind und
+Wetter zusammenstürzen. Der an das Hôtel zunächst grenzende
+Strand ist wiederum Aurelius zu Ehren, »plage d'Aurelle«
+benannt. Hier war es, wo die alte römische Straße den Strand
+verließ, um landeinwärts hinter dem Cap Roux im Thale aufzusteigen.
+Jenseits der Bucht, in welche dieses Thal mündet,
+kann man vom Wege aus nach Agay schon die ganze Schneekette
+der Alpen überblicken. Hier verlassen wir den betretenen
+Weg, um an dem Ufer selbst unsere Wanderung fortzusetzen.
+Da geht es bergauf und bergab nicht ohne Hindernisse. Einmal
+erklimmen wir einen steilen Fels, dann steigen wir wieder
+bis zum Meer hinab. Leise Wellen schlagen an das Ufer, kaum
+umfranst von leichtem Schaum. Durch die krystallhelle Fluth dringt
+unser Auge bis auf den tiefen Grund. Es sieht dort in purpurnen
+Mulden räthselhafte Dinge liegen, die in bunten Farben gleich
+Edelsteinen funkeln. Die provençalische Sonne übergießt uns
+mit ihrem Glanz; auch das Meer und die Felsen strahlen uns
+Licht entgegen. Die ganze Luft zittert über dem erhitzten Boden.
+Alles leuchtet und flimmert um uns her; die Ferne schwindet
+in goldigem Nebel, und der weiße Schnee der Alpen scheint
+wie über Abgründen zu schweben.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page157">[pg 157]</span><a name="Pg157" id="Pg157" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wie kommt es nur, daß sie so rein und so klar sind, diese
+herrlichen Fluthen des Mittelmeeres? tragen doch Flüsse und
+Bäche fort und fort Schlamm und Erde dem Meere zu; nagen
+doch seine Wellen unaufhörlich an dem weit ausgedehnten Ufer.
+Die Klarheit des Seewassers wird durch seinen Salzgehalt bedingt.
+Trübes Flußwasser, sich selbst überlassen, braucht sehr
+lange Zeit, um sich zu klären, doch genügt es, eine Spur Kochsalz
+hinzuzufügen, damit diese Klärung äußerst rasch erfolge.
+Je mehr Salz das Seewasser enthält, um so blauer pflegt es
+auch zu erscheinen, daher das salzreiche Mittelmeer durch die
+Intensität seiner Färbung ausgezeichnet ist. In vierhundert
+Meter Tiefe erlöschen die letzten Strahlen des Lichtes, welches
+in das Seewasser dringt. Weiter hinab herrscht ewige Dunkelheit.
+Die verschiedenartigen Strahlen, welche das weiße Sonnenlicht
+zusammensetzen, und die unser Auge als verschiedene Farben
+empfindet, werden nicht gleich schnell im Meere resorbirt. In
+zwei Meter Tiefe ist schon die Hälfte der rothen und ein
+Drittel der orangegelben Strahlen verschwunden; das Licht, das
+tiefer dringt, ist jetzt nicht mehr weiß, es ist vorherrschend grün
+und blau geworden. Das bedingt die Färbung des Meeres.
+Da der Salzgehalt des Wassers auf den Vorgang der Strahlenabsorption
+einen Einfluß übt, so beeinflußt er auch die Farbeneffecte.
+Die glatte Meeresfläche wirft das meiste Licht unverändert
+zurück. Spiegelt sich in ihr die Sonne, so leuchtet sie
+daher in deren Glanz, während sie der Abendhimmel in Purpurtönen
+färbt. Von den aufsteigenden Wellen der bewegten See
+wird dagegen nur wenig Licht zurückgeworfen, daher uns das
+Meer dann besonders dunkel erscheint.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Doch es gilt Abschied von Le Trayas zu nehmen. Castor
+begleitet uns zur Bahn. Wir streicheln ihn vor der Trennung.
+Er sieht lange dem Eisenbahnzuge nach, der uns davonträgt.
+Sein Blick trübt sich – fast scheint es uns, er habe Thränen
+in den Augen.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page158">[pg 158]</span><a name="Pg158" id="Pg158" class="tei tei-anchor"></a>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XI.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bald lag das Esterelgebirge hinter uns im Westen, und
+wir fuhren in sanftem Aufstieg dem Norden zu. Der Schienenweg
+führte im Thal der Siagne an Feldern von Rosen und
+Jonquillen, von Veilchen und von Jasmin vorbei; dann folgte
+er wieder grauen Olivenhainen. So erreichten wir Grasse, eine
+Stadt in mittelalterlichem Gewande. Sie klettert empor an den
+letzten Ausläufern der Alpen. In Windungen führen die Straßen
+in die Höhe; steile Treppen kürzen die Wege ab, Gewölbpfeiler
+verbinden in engen Gassen die gegenüberliegenden Häuser, damit
+sie den steilen Abhang nicht abwärts gleiten. Es drängen
+sich in solchen Gassen die Menschen an einander vorbei; stellenweise
+stockt der Verkehr. Der moderne Inhalt der Schaufenster
+an den Läden paßt nicht zu der alten Umrahmung. Manchem
+Hausgang entweicht ein fettiger Dampf, gewürzt mit Zwiebel
+und Knoblauch. Da gibt es Fritturen, unverfälschte mediterrane
+Wohlgerüche. Doch mit jenem Oelduft mischt sich ein anderes
+durchdringendes Parfüm, das an freieren Orten allein zur Geltung
+gelangt; es kommt vom Santalholz, das aufgeschichtet in den
+Parfümfabriken liegt. Seine Verarbeitung hat jetzt begonnen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Grasse ist sehr alten Ursprungs, wurde aber zu wiederholten
+Malen vollständig zerstört. Sein Wiederaufbau im sechsten
+Jahrhundert soll eigenartiger Weise erfolgt sein durch Juden.
+Es waren, so heißt es, Nachkommen jener Juden, die Tiberius
+gegen das Jahr 19 unserer Zeitrechnung aus Rom vertrieb.
+Während der Judenverfolgung, die im sechsten Jahrhundert in
+der Provence ausbrach, gingen diese Juden zum Christenthum
+über und erhielten die Ruinen der alten römischen Stadt dafür
+zum Lohn. Sie sind es, die ihr den Namen »Gratia« gaben.
+Das Stadtwappen von Grasse führt ein silbernes Osterlamm
+in azurnem Feld; man sucht dies in Verbindung zu bringen
+mit der einstigen Bekehrung seiner Wiedererbauer.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir finden Grasse nicht schön, und auch der Ausblick von
+<span class="tei tei-pb" id="page159">[pg 159]</span><a name="Pg159" id="Pg159" class="tei tei-anchor"></a>
+seinen Plätzen und Gärten in das ferne Meer entzückt uns nicht.
+Bilden doch den Vordergrund jenseits der Hügel steife und
+nüchterne Kasernen, die jedes ästhetische Empfinden stören. Doch
+anmuthig ist der Blick auf Grasse selbst, vom Garten des Grand
+Hôtel, den man auf der neuen Avenue Thiers, oberhalb der
+Stadt, in zwanzig Minuten erreicht. Die Agaven und Palmen
+des Gartens rahmen da die alte Stadt in wirksamer Weise ein;
+sie verdecken die unschönen neuen Gebäude und zeigen nur die
+eckigen alten Thürme und Häuser, die sich über und durch einander
+an den Abhang drängen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das, was uns nach Grasse geführt hatte, war aber auch
+nicht die Hoffnung, die zuvor empfangenen Natureindrücke zu
+steigern, vielmehr der Wunsch, einen Einblick in die hier blühende
+Parfümherstellung zu gewinnen. Seit mehr als hundertundfünfzig
+Jahren ist Grasse in dieser Richtung berühmt, und
+selbst weiter noch reichen seine Erfolge auf diesem Gebiete zurück.
+Man zeigt uns das Haus, in welchem ein Sieur Tombarelli
+aus Florenz schon in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
+ein Laboratorium für Parfümerien eingerichtet hatte.
+Heute ist Grasse zu einem der Hauptorte europäischer Parfümfabrikation
+geworden. Es stellt aber nicht die fertigen Parfüms
+her, so wie sie schließlich als sogenannte »Bouquets« zur Verwendung
+kommen, sondern die ersten Erzeugnisse für dieselben.
+Aus diesen einfachen Bestandtheilen mischen die eigentlichen
+Parfümisten erst jene verschiedenen Bouquets zusammen, wie sie
+eben die Mode vorschreibt oder der Geschmack der Zeit verlangt.
+Grasse entnimmt seine Wohlgerüche fast ausschließlich dem Pflanzenreich.
+Thatsächlich sind auch die meisten natürlichen Parfüms
+pflanzlichen Ursprungs, nur Moschus, Ambra, Bibergeil und
+Zibeth entstammen dem Thierreich. Neuerdings beginnt jedoch
+die chemische Industrie wirksam in das Parfümgeschäft einzugreifen,
+indem sie die wohlriechenden Stoffe in chemisch reinem
+Zustande darstellt. Im Besonderen ist es gelungen, das Cumarin,
+jenen Stoff, der den Geruch des frischen Heues bestimmt, aus
+<span class="tei tei-pb" id="page160">[pg 160]</span><a name="Pg160" id="Pg160" class="tei tei-anchor"></a>
+Salicylaldehyd zu erzeugen. Das Verfahren ist ziemlich umständlich,
+der aromatisch riechende Körper, den man in
+farblosen, glänzenden Krystallen erhält, aber durchaus übereinstimmend
+mit demjenigen, den die Tonkabohnen, die Samen des
+Tonkabaumes
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Dipterix odorata</span></span>)
+von Guyana und auch die
+Stengel der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Liatris odoratissima</span></span>,
+einer in Florida wachsenden
+Composite, die zum Parfümiren des Tabaks und der Cigarren
+benutzt wird, enthalten. Mit etwa zwanzig Gramm künstlichen
+Cumarins erreicht man heute in der Parfümerie ebenso viel, wie
+mit einem Kilogramm Tonkabohnen. Ebenso verhält es sich mit
+dem natürlichen Wintergrünöl, das aus dem nordamerikanischen,
+zu den Heidengewächsen gehörenden Theebeerenstrauch
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Gaultheria
+procumbens</span></span>) gewonnen wird, und das jetzt vollständig durch
+künstlich erzeugten Salicylsäure-Methylester ersetzt ist. Nur unvollkommen
+gelang es hingegen bis jetzt, das in der Parfümerie
+vielbenutzte Bittermandelöl durch das künstliche Benzaldehyd zu
+verdrängen. Sehr großen Erfolg hat die Chemie mit dem
+Vanillin erzielt, das aus dem Saft des jungen, noch in Entwickelung
+begriffenen Holzes der Nadelbäume (Coniferen), doch
+auch aus dem im Nelkenöl enthaltenen Eugenol und verschiedenen
+anderen Körpern dargestellt wird. Da die Früchte der Vanille
+im besten Falle anderthalb bis zwei Procent Vanillin enthalten,
+so ist mit zwanzig bis fünfundzwanzig Gramm Vanillin in der
+Parfümerie reichlich derselbe Effect wie mit einem Kilo Vanille
+zu erreichen. Künstliches Heliotropin wird jetzt aus Safrol,
+dieses selbst aus japanischem Camphoröl dargestellt, außerdem
+aus Steinkohlentheer-Derivaten. Da aus den Blüthen des
+Heliotrops
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Heliotropium peruvianum</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">grandiflorum</span></span>) nur
+äußerst wenig Parfüm sich gewinnen läßt, so ist dieser Ersatz
+sehr willkommen. Den Maiglöckchen ist ihr zarter Duft überhaupt
+nicht abzugewinnen, daher für die Parfümerie sehr wichtig, daß
+jetzt ein ähnlich riechender Körper sich aus dem Terpineol gewinnen
+läßt. Allgemein kommt jetzt auch krystallinisches Thymol, das
+aber nicht aus dem Thymian, sondern aus dem Samen des
+<span class="tei tei-pb" id="page161">[pg 161]</span><a name="Pg161" id="Pg161" class="tei tei-anchor"></a>
+ostindischen Doldengewächses
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ptychotis Ajowan</span></span> abdestillirt wird,
+zur Verwendung, desgleichen Menthol, welches zwar in der
+eigentlichen Parfümerie keine Rolle spielt, doch zur Darstellung
+von Migränestiften und auch von Schnupfpulver dient. Neuerdings
+werden zwei gleich zusammengesetzte Körper: das
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iron</span></span>
+und <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Jonon</span></span>,
+deren Aroma mit demjenigen der Veilchenblüthen
+fast völlig übereinstimmt, künstlich erzeugt. Es genügt, ein mit
+diesen Körpern erfülltes Proberöhrchen zu öffnen, damit ein
+ganzes Zimmer mit Veilchenduft erfüllt werde. Merkwürdiger
+Weise riechen diese Körper nicht zu allen Zeiten gleich stark,
+und ähnliche Schwankungen im Duft zeigen auch frische Veilchen.
+Das Iron gewinnt man aus der sogenannten Veilchenwurzel,
+das heißt aus dem Wurzelstock von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Iris florentina</span></span>, doch es
+kommt sehr theuer zu stehen, da 100 Kilo Iris-Wurzelstock nur
+8 bis 30 Gramm Iron ergeben. Um so werthvoller für die
+Parfümerie ist es, daß die Darstellung des Jonons aus Citral,
+einem im Citronenöl enthaltenen Körper gelang. – Vor Kurzem
+kam zu diesem Allen noch die künstliche Darstellung des Orangenblüthenöls
+hinzu. Auch den Moschus, der von den männlichen
+Moschusthieren stammt, hat man versucht, durch das künstlich
+erzeugte
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Musc Baur</span></span> oder
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Tonquinol</span></span> zu ersetzen, und es verbreitet
+sich dieses Product immer mehr.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Sehr werthvolle Parfüms werden uns auch aus wärmeren
+Himmelsstrichen zugeführt, so von Alters her die Balsame und
+in neuerer Zeit das Ylang-Ylang, welches aus den Blüthen
+eines zu den Anonaceen gehörenden, in Südasien cultivirten
+Baumes, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cananga odorata</span></span>, gewonnen wird. Der Hauptsache
+nach bleibt es aber Südeuropa, dem die Parfümisten ihre besten
+Wohlgerüche verdanken. – Die meisten pflanzlichen Parfüms
+werden als ätherische Oele gewonnen, Oele, die im Gegensatz zu
+den fetten Oelen flüchtig sind und auf Papier einen durchscheinenden
+Fleck bilden, der bald wieder schwindet. Aetherische
+Oele werden von den Thieren nicht erzeugt. Bei den Pflanzen
+sind es ganz vornehmlich die Blüthen, welche den Riechstoff
+<span class="tei tei-pb" id="page162">[pg 162]</span><a name="Pg162" id="Pg162" class="tei tei-anchor"></a>
+enthalten. Dort wirken ja Wohlgeruch und Farbe zusammen,
+um jene Thiere anzulocken, die den Blüthenstaub von Blüthe zu
+Blüthe übertragen sollen. Doch kann die duftende Substanz
+auch in der Wurzel der Pflanze angesammelt sein, so das
+Opoponax, ein Gummiharz des kleinasiatischen Doldengewächses
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Opoponax Chironium</span></span>,
+oder es ist in dem Wurzelstock der
+Pflanze vertreten, so bei der »Veilchenwurzel« und dem Vetiver,
+welches letztere den Wurzelstock des ostindischen Grases
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Andropogon
+muricatus</span></span> bildet. Auch das Holz der Stämme kann mit
+Parfüm beladen sein, so das Holz der balsamliefernden Bäume,
+oder das des ostindischen Santalbaumes
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Santalum album</span></span>).
+Die Stammrinde führt das Parfüm beim Zimmtbaum
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cinnamomum
+ceylanicum</span></span>). In anderen Fällen sind es wieder die
+Blätter, die am stärksten duften, so bei unserer Pfeffermünze
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mentha piperita</span></span>) oder Melisse (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Melissa officinalis</span></span>) und dem
+indisch-malayischen Patchuli
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pogostemon Patchuly</span></span>); endlich
+können auch Früchte und Samen den Riechstoff enthalten, so bei
+der Vanille oder dem Kümmel.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir hatten uns mit den nöthigen Empfehlungen versehen
+und durften einige der größten Parfümfabriken von Grasse besichtigen.
+Das angewandte Verfahren blieb in der Hauptsache
+überall dasselbe. Ist der wohlriechende Stoff in bedeutender
+Menge in einem Pflanzentheil vertreten und in größeren Drüsen
+dort eingeschlossen, so kann er durch Auspressen befreit werden.
+In anderen Fällen wird er durch Destillation aus den Pflanzentheilen
+gewonnen, vorausgesetzt freilich, daß er bei der Erwärmung
+nicht leidet. Wo er in sehr geringen Mengen vorhanden
+ist, wird er von warmen oder kalten Fetten, in denen
+er löslich ist, aufgenommen und dann mit Alkohol denselben
+entzogen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Als wir in Grasse eintrafen, ging dort die Veilchenernte
+zu Ende, während die Jonquillen in voller Blüthe standen. Die
+<span class="tei tei-pb" id="page163">[pg 163]</span><a name="Pg163" id="Pg163" class="tei tei-anchor"></a>
+Veilchen enthalten nur Spuren des wohlriechenden Stoffes, so
+wenig, daß man auf die Behandlung der Blüthen mit Fett angewiesen
+ist. Im Allgemeinen wird dabei das Macerationsverfahren
+angewandt. Das Fett muß sehr rein sein, und wir
+konnten feststellen, daß die Fabriken selbst es aus frisch geschlachteten
+Thieren gewinnen. Dann wird es geschmolzen und
+durch entsprechende Behandlung mit Kochsalz und Alaun, durch
+Waschen, Abschäumen und Seihen durch feine Leinwand gereinigt.
+So nur bleibt es geruchlos und gewinnt eine Haltbarkeit, die
+man oft durch Zusatz von Benzoë, auch wohl von Borsäure zu
+erhöhen sucht. Für Salben kommen auch feine Oele, besonders
+Olivenöl und Mandelöl, seltener Ricinusöl, in Betracht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Veilchen, die für die Parfümfabrik bestimmt sind,
+dürfen nicht naß sein, wenn man sie sammelt. Diese Regel
+gilt auch für alle anderen Pflanzen, die mit Fett behandelt
+werden sollen. Man pflückt die Veilchen früh am Morgen, sobald
+der Thau verschwunden ist, bevor die Sonne Zeit hatte,
+stärker einzuwirken. Gleich nach dem Einsammeln gelangen sie
+in die Fabrik und werden in erwärmtes Fett geschüttet, das
+man flüssig bei 40–50 Grad Celsius erhält. Nach einer entsprechend
+langen Einwirkung filtrirt man es von den Veilchen
+ab und versetzt es mit frischen Blumen. Das wiederholt man
+so lange, bis das Fett mit Veilchenduft gesättigt ist. So erhält
+man Veilchenpomade, deren Geruch völlig dem der Veilchen
+gleicht, und der man den duftenden Stoff durch Weingeist oder
+durch sehr gut gereinigten, geruchlosen Kornbranntwein entzieht,
+mit dem man sie schüttelt. Da sehr große Mengen Veilchen
+nöthig sind, um eine stark riechende Essenz zu gewinnen, so hat
+man von jeher schon nach einem Ersatz für Veilchen gesucht.
+Daher die »Veilchenwurz« statt Veilchen in Sachets so allgemeine
+Verwendung findet. Geschälte und getrocknete Stücke des
+nämlichen Wurzelstockes von Iris wurden auch, wie Plinius erzählt,
+schon zu römischen Zeiten den zahnenden Kindern um den
+Hals gehängt, so wie es noch heute geschieht.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page164">[pg 164]</span><a name="Pg164" id="Pg164" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Jetzt wo das Jonon entdeckt ist, dürften aus der Gegend
+von Grasse die Veilchenfelder verschwinden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Der stark duftenden gelben Jonquille
+ (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Narcissus Jonquilla</span></span>)
+wird das Aroma ebenfalls durch Fett entzogen, doch in anderer
+Weise, nach einem Verfahren, das man als »Enfleurage« bezeichnet.
+Wir fanden ganze Räume in den Fabriken mit aufeinander
+gelagerten viereckigen Holzrahmen erfüllt. In jeden
+derselben ist eine Glasscheibe gefaßt, die einseitig mit Fett überzogen
+wird, doch so, daß es nur eine ganz dünne Schicht auf
+dem Glase bildet. Auf dieses Fett legt man die Jonquillen und
+läßt sie so lange mit ihm in Berührung, bis aller Duft extrahirt
+ist. Das dichte Zusammenschließen der aufeinander gelegten
+Rahmen verhindert ein Entweichen desselben in die Umgebung.
+Die Blüthen werden auch hier wiederholt erneuert, bis
+schließlich die Pomade fertig ist, aus der man dann mit Weingeist
+den Jonquillen-Extract herstellt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Da die Jonquillen nicht in größeren Mengen bei Grasse
+angepflanzt werden, stockte die Arbeit mit frischen Blumen zur
+Zeit in den Fabriken. Die Orangenblüthen, die Rosen, Heliotrop
+und Reseda kommen erst im Mai, daher man jetzt das Santalholz
+in Angriff genommen hatte. Wir sahen große Massen
+dieses kostbaren braunen Holzes in den Lagerräumen aufgespeichert.
+Es steht hoch im Preise, denn auch in seiner ostindischen
+Heimath wird es sehr geschätzt. Man verfertigt dort kunstvoll
+geschnitzte Möbel, vor Allem aber Schreine aus Santalholz.
+Denn sein Duft hält die Insekten fern und verscheucht selbst die
+weiße, Alles zerstörende Ameise. Die Buddhisten verbrennen
+große Mengen Santalholz als Räucherwerk, und stellenweise
+sind die Santalbäume in Folge dessen ganz ausgerottet worden.
+In den Fabriken wird das Santalöl durch die Destillation des
+zerkleinerten Holzes mit Wasser gewonnen. Das Oel geht mit
+dem Wasserdampf aus der Blase des Destillationsapparates in
+den Kühler über und fließt mit dem Wasser zusammen in die
+Vorlage. Aus fünfzig Kilogramm Holz wird annähernd ein
+<span class="tei tei-pb" id="page165">[pg 165]</span><a name="Pg165" id="Pg165" class="tei tei-anchor"></a>
+Kilogramm Oel gewonnen, das dementsprechend theuer ist und
+nur für feine Parfüms Verwendung findet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im Mai füllen Orangenblüthen die Stadt Grasse mit ihrem
+betäubenden Dufte. Zwei bis dreimal hunderttausend Kilogramm
+Blüthen des bitterfrüchtigen Orangenbaumes werden
+hier für Parfüms verarbeitet. Die Blüthen riechen lieblicher
+und stärker als die der süßfrüchtigen Art und werden daher fast
+ausschließlich verwandt. Ein Baum von zwanzig bis dreißig
+Jahren liefert fünfzehn bis zwanzig Kilogramm Blüthen. Aus
+hundert Kilogramm werden durch Destillation etwa vierzig
+Kilogramm Orangenblüthenwasser und etwa hundert Gramm
+Orangenblüthenöl oder Neroliöl gewonnen. Völlig unverändert
+gibt die Orangenblüthe bei dem Macerationsverfahren oder bei
+der Enfleurage ihren Duft an das Fett ab. So erhält man die
+Orangenblüthenpomade und, nach Behandlung derselben mit
+Weingeist, die Orangenblüthenessenz. Das Orangenblüthenöl,
+sowie die Orangenblüthenessenz, sind immer noch theuer, weil
+ihre Herstellung große Mengen von Blüthen verlangt. Die
+Preise werden freilich jetzt auch auf diesem Gebiete, wie auf
+so vielen anderen, durch Ueberproduction gedrückt. Es stellen
+sich daher Zeichen der Entmuthigung unter den Producenten ein,
+welche die Parfümfabriken versorgen. Wie wird es jetzt erst
+werden, wo das künstliche Neroliöl angekündigt ist. Wohl möglich,
+daß überhaupt an manchen Orten der Riviera mit der Zeit
+die Cultur der Parfümerie-Pflanzen ganz aufgegeben wird. Doch
+auch die Zucht von Blumen für den Versand weist schon Ueberfluß
+der Erzeugung auf. Als der Bedarf nach solchen Blumen
+stieg, beeilten sich die Landbesitzer, ihre Olivenbäume zu fällen
+und Blüthenpflanzungen an deren Stelle anzulegen; jetzt wissen
+sie kaum, wo sie ihre Blüthen unterbringen sollen. Die hohe
+Temperatur förderte zudem im letzten Frühjahr die rasche Entwickelung
+der Pflanzen, und so kam es, daß man auf den
+Märkten der Städte zu einem kaum nennenswerthen Preise, sich
+mit großen Sträußen der herrlichsten Blumen beladen konnte.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page166">[pg 166]</span><a name="Pg166" id="Pg166" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wesentlich billiger als Neroliöl ist begreiflicher Weise das
+durch Destillation der Blätter oder unreifen Früchte des
+bitterfrüchtigen Orangenbaumes gewonnene Petitgrainöl. Es
+steht an Zartheit des Duftes dem Neroliöl aber bedeutend nach.
+Das aus den Blüthen der
+<em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">süßen</span></em> Orange hergestellte Parfüm
+zeichnet sich wiederum durch besondere Eigenschaften aus und
+wird als Neroli-Portugalöl bezeichnet. – Das den frischen
+Schalen reifer Früchte des süßfrüchtigen Orangenbaumes entstammende
+Pomeranzenöl wird im Winter gewonnen. Wie viel
+ätherisches Oel in den Orangenschalen vorhanden ist, davon
+kann man sich überzeugen, wenn man eine solche Schale in der
+Nähe einer Flamme zusammendrückt. Das leicht entzündliche
+Oel sprüht dann entbrennend aus den Drüsen hervor. Die
+Oeldrüsen in der Schale erkennt man schon mit dem bloßen
+Auge.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In der Parfümerie findet nur das Oel der süßen, nicht der
+bitteren Orangenschalen Verwendung. Das Verfahren bei der
+Gewinnung im Großen ist das der Pressung. Entweder kommt
+die Schwammmethode in Anwendung, wobei der Arbeiter die
+Schalen, die er langsam unter Druck zwischen den Fingern
+durchrollt, gegen einen Schwamm preßt; oder das Verfahren
+der sogenannten Ecuelle, wobei die Frucht unter beständigem
+Drehen gegen die Innenfläche eines flachen Trichters, der zahlreiche
+Nadeln entspringen, gedrückt wird. Das gewonnene Oel
+preßt man im ersten Falle aus dem Schwamme heraus, im
+zweiten fließt es von selbst durch die Oeffnung des Trichters
+ab. In ganz entsprechender Weise gewinnt man auch feines
+Bergamottöl aus den reifen Früchten des Bergamottcitronenbaumes
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Citrus Bergamia</span></span>).
+Das weniger feine Bergamottöl
+befreit man hingegen aus den Früchten durch Destillation.
+Feines Bergamottöl wird in der Parfümerie sehr geschätzt; die
+Riviera erzeugt es nur in geringer Menge; es kommt vornehmlich
+aus Reggio und Messina.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Dies sind im Allgemeinen die Darstellungsarten, die bei
+<span class="tei tei-pb" id="page167">[pg 167]</span><a name="Pg167" id="Pg167" class="tei tei-anchor"></a>
+der Gewinnung der Riechstoffe in Anwendung kommen. Das
+Verfahren wird freilich im Einzelnen abgeändert. So schüttet
+man oft die Blumen nicht unmittelbar in das geschmolzene
+Fett, hängt sie vielmehr in Drahtkörben in die Gefäße, durch
+die man warmes Fett fließen läßt. Es kann andererseits auch
+erwünscht sein, daß die Blüthen nicht unmittelbar mit dem Fett
+in Berührung kommen, weil Letzteres nicht allein den Riechstoff,
+sondern auch andere Substanzen aus den Blüthen aufnimmt.
+Dann werden die Glasscheiben durch verzinnte Drahtnetze in
+den Holzrahmen ersetzt. Auf ein solches Drahtnetz werden die
+Blüthen gestreut, das nächste erhält das Fett, und so immer
+abwechselnd. Das Fett wird in diesem Fall zu nudelartigen
+Fäden ausgearbeitet, um möglichst viel Oberfläche zu gewinnen.
+Die Rahmen schiebt man in einen Schrank, in welchem Blasebälge
+die Luft in langsamer Bewegung erhalten. So streicht
+der Duft an den feinen Fettfäden vorüber und wird von ihnen
+absorbirt. Die Blüthen auf den Rahmen ersetzt man nach Bedarf
+durch neue. – Soll der wohlriechende Stoff durch ein Oel
+aufgenommen werden, so wirft man die Pflanzentheile in dasselbe
+hinein oder hängt sie in Tüchern in das Oel, oder breitet
+sie endlich auf Tüchern aus, die mit Oel getränkt sind: so erhält
+man die »<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">huiles antiques</span></span>«.
+Von großer Bedeutung ist für die
+Parfümindustrie das nachträgliche Reinigen ihrer Essenzen, was
+meist durch wiederholte Destillation geschieht. Viel Umsicht
+und Erfahrung sind nöthig, damit der Duft bei der Reinigung
+nicht leide.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es sieht übrigens aus, als wenn der bisherigen Gewinnungsweise
+des Parfüms eine Umwandlung oder doch zum Mindesten
+eine Erweiterung bevorstehen sollte. Der Petroleumäther scheint
+berufen, mehr oder weniger die Fette zu verdrängen. Neue
+Fabriken werden auf dieses Verfahren bereits eingerichtet. Der
+Petroleumäther entzieht der Pflanze im Wesentlichen nur das
+Parfüm. Da er leicht siedet, läßt er sich außerdem unschwer
+von dem Parfüm dann trennen. Ein Kilo Essenz bedeutet aber
+<span class="tei tei-pb" id="page168">[pg 168]</span><a name="Pg168" id="Pg168" class="tei tei-anchor"></a>
+mehr als hundert Kilo der jetzigen Pomade. Die Zukunft muß
+zeigen, ob die Benutzung des Petroleumäthers wirklich in allen
+Fällen zulässig ist.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Möglichkeit, den Pflanzen ihren Wohlgeruch durch Fett
+zu entziehen, gestattet es auch im Kleinen, die feinste Pomade aus
+Pflanzen, die sonst vielleicht nutzlos im Garten verblühen würden,
+herzustellen. Möglichst reines Fett, das man auf eine Scheibe
+streicht, und ein gut verschließbarer Kasten, in den man die
+Scheibe legt, reichen aus, um den Erfolg zu sichern. Man muß
+die Blüthen, mit den Kronen abwärts gekehrt, auf das Fett
+lagern, den Kasten dann verschließen und die Blüthen erneuern,
+bevor sie welk geworden. Der Name Pomade oder vielmehr
+Pommade rührt von Apfel
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">pomme</span></span>«
+her und war dadurch
+veranlaßt, daß man früher Aepfel zur Herstellung solcher
+duftender Fette verwandte. Ein Apfel wurde mit wohlriechenden
+Gewürzen, vornehmlich mit Nelken, gespickt und, nachdem er
+einige Tage an der Luft gelegen, in Fett eingeschmolzen.
+Erschien das Fett durch den ersten Apfel nicht ausreichend
+parfümirt, so ließ man ihm einen zweiten folgen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Man sieht um Grasse viel Rosen, die für die Parfümfabriken
+gezogen werden. Es sind das nicht solche, wie sie im
+Winter versandt, die Blumenläden ganz Europas jetzt schmücken,
+vielmehr Centifolien und Damascenerrosen. Man pflückt die
+im Oeffnen begriffenen Blüthen am Morgen, sobald der Thau
+verschwindet. Die Erntezeit fällt in den Mai und Juni. Jeder
+Rosenstock liefert in Grasse durchschnittlich zwei bis dreihundert
+Gramm Blüthen, doch tausend Kilogramm ergeben kaum hundertundfünfzig
+Gramm Rosenöl. Da darf man sich nicht wundern,
+daß ein Kilogramm Rosenöl über tausend Francs kostet. Das
+Rosenöl wird durch Destillation der Blumenblätter der Rose
+mit Wasser oder Wasserdampf gewonnen; es sammelt sich auf
+der Oberfläche des Destillates allmälig an. Das Rosenwasser
+ist das unmittelbare Product der Destillation einer bestimmten
+Menge von Rosenblumenblättern mit Wasser. Die ätherischen
+<span class="tei tei-pb" id="page169">[pg 169]</span><a name="Pg169" id="Pg169" class="tei tei-anchor"></a>
+Oele sind zwar fast unlöslich in Wasser, immerhin nimmt dieses
+hinlänglich viel von den Oelen auf, um nach ihnen zu duften.
+So verhält es sich beim Rosenwasser, dem Orangenblüthenwasser
+und sonstigen aromatischen Wässern. Die Rosen von
+Grasse werden mehr zur Herstellung von Rosenpomade, als von
+Rosenöl und Rosenwasser verwandt. Die durch Maceration
+von Rosenblumenblättern in Fett erhaltene Pomade besitzt den
+unveränderten Duft der Rose, während der Wohlgeruch des
+Rosenöls von demjenigen der frischen Blumen etwas abweicht.
+Aus der Pomade wird mit Alkohol das
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Esprit de Rose</span></span>«
+extrahirt, wohl unstreitig eines der feinsten Parfüme, welche
+existiren. Kaum ein Wohlgeruch der Welt ist so beliebt wie
+derjenige der Rosen, und wer einmal den Orient bereiste, wird
+sich des aus Rosen und Verwesung gemischten Duftes erinnern,
+den die Straßen im Sonnenlichte aushauchen. Wer da freilich
+meint, in den Bazaren des Orients reines Rosenöl in jenen
+langgezogenen goldverzierten Fläschchen, die dort feilgeboten
+werden, mit nach Hause gebracht zu haben, der ist einer argen
+Täuschung unterworfen. Türkisches Rosenöl ist fast immer verfälscht,
+und zwar für gewöhnlich mit Palmarosaöl oder indischem
+Geraniumöl, das in Ostindien aus dem Geranium- oder Kusagras
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Andropogon Schoenanthus</span></span>)
+durch Destillation erhalten
+wird. Der indische Destillateur sorgt andererseits meist dafür,
+daß auch sein Palmarosaöl schon mit einem anderen Oel, besonders
+Cocosöl, gefälscht sei. So dürfte es in Deutschland zu
+empfehlen sein, das Fläschchen aus dem Orient daheim erst mit
+echtem Rosenöl zu füllen. Werden doch Rosen zum Zweck der
+Rosenölgewinnung nicht allein in Deutschland, sondern auch in
+England in großem Maßstabe gezogen. Die um die Darstellung
+ätherischer Oele und Essenzen so hoch verdienten Gebrüder
+Fritzsche, Inhaber der Leipziger Firma Schimmel &amp; Co. hatten,
+wie Georg Bornemann in seinem Werk über die flüchtigen Oele
+angibt, im Jahre 1884 zum ersten Mal aus deutschen Rosen
+drei Kilogramm Rosenöl gewonnen. Sie legten ausgedehnte
+<span class="tei tei-pb" id="page170">[pg 170]</span><a name="Pg170" id="Pg170" class="tei tei-anchor"></a>
+Rosenpflanzungen in Groß-Miltitz bei Leipzig an, und diese
+lieferten, außer anderen Erzeugnissen, im letzten Jahre (1894)
+42 Kilogramm Rosenöl. Ich entnehme diese Angabe den Berichten,
+welche die genannte Firma alljährlich veröffentlicht und
+aus denen man nicht allein einen Begriff von der Großartigkeit
+des Betriebes in dieser Fabrik gewinnt, sondern auch über den
+rationellen Geist und das wissenschaftliche Streben, das sie bei
+ihren Unternehmungen leitet. Im Jahre 1893 erstreckte sich das
+Rosenfeld der Fabrik über zwanzig Hectare, an die sich weite
+Reseda- und Pfeffermünzculturen anschlossen. Zu diesen haben
+sich seitdem Estragon, Wermuth, Liebstock und Angelica gesellt.
+Aus je hundert Kilogramm frischer Rosen lassen sich zwanzig
+Gramm Rosenöl darstellen. Es wurden im letzten Jahre somit
+nicht weniger als 200 000 Kilogramm Rosen auf Rosenöl verarbeitet.
+Das ist für eine einzige Fabrik schon eine sehr erhebliche
+Leistung, welche freilich gegen die Gesammtproduction des
+Rosenöls noch wenig in die Wagschale fällt. Denn das Hauptland
+dafür, Bulgarien, liefert jährlich allein gegen zweitausend
+Kilogramm Rosenöl.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Palmarosaöl riecht nicht rein nach Rosen, es duftet
+vielmehr wie ein Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein
+rosenartig ist hingegen der Duft des Geraniumöls, das aus den
+Blättern des Rosen-Geraniums gewonnen wird. Davon kann
+man sich schon überzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze,
+die auch bei uns nicht selten in Töpfen cultivirt wird, zwischen
+den Fingern zerdrückt. Streng genommen hat man es nicht
+mit Geranien, sondern mit Pelargonien dabei zu thun, und
+zwar mit mehreren Arten derselben, hauptsächlich mit
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pelargonium
+ capitatum</span></span>,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">odoratissimum</span></span> und
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">radula</span></span>. Die Art, welche
+an der Riviera gezogen wird, ist
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Pelargonium capitatum</span></span>.
+Gegen früher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen,
+da der Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man mäht
+an der Riviera die Pflanzen von Mitte August an bis Mitte
+September und liefert sie so frisch als möglich den Fabriken ab.
+<span class="tei tei-pb" id="page171">[pg 171]</span><a name="Pg171" id="Pg171" class="tei tei-anchor"></a>
+Die Firma Schimmel &amp; Co. erzielt jetzt bedeutende Erfolge mit
+Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das sie aus
+Citronella-Grasöl gewinnt, so lange über frisch gepflückten
+Rosen, bis es mit Rosenöl gesättigt ist und dann in der That
+dem Rosenöl fast entspricht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In den Gärten der Riviera begegnet man oft einer Verbene,
+der <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Verbena triphylla</span></span>
+oder <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Lippia citriodora</span></span>,
+die auch als
+Citronelle oder Citronenkraut bezeichnet wird. Man findet
+diesen schönen Strauch schon in den Gärten an den italienischen
+Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst die Rispen seiner
+violett angehauchten kleinen Blüthen zu sehen. Zerreibt man
+seine Blätter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
+Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen
+hält. Dieser aus Persien stammende Strauch wird auch in
+größerem Maßstab an manchen Orten der Riviera gezogen und
+aus seinen Blättern das echte Verbenaöl destillirt, das die Parfümisten
+sehr schätzen. Echtes Verbenaöl ist freilich sonst schwer
+zu haben und wird im Allgemeinen durch das Citronen-Grasöl
+ersetzt, das wir jener Grasgattung,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Andropogon</span></span>, danken, deren
+Arten so viele wohlriechende Öle liefern. Das Citronen-Grasöl
+wird von
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Andropogon citratus</span></span>
+gewonnen, der jetzt besonders
+auf Ceylon und in Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter
+betreibt man an denselben Orten die Cultur des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Andropogon
+nardus</span></span>, von dem das melissenartig riechende Citronella-Grasöl
+abstammt. Dieses findet für das Parfümiren der Seifen jetzt
+sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des
+Parfüms der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasöl-Production
+geben die Berichte von Schimmel &amp; Co. eine
+Vorstellung, da diese Firma auf einmal Sendungen von 10 000
+Kilogramm dieses Öles aus Ceylon erhält.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem
+Thymian, der Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der
+Melisse durch Destillation. Salbei, Thymian, Rosmarin und
+Lavendel werden an der Riviera kaum cultivirt; man pflückt
+<span class="tei tei-pb" id="page172">[pg 172]</span><a name="Pg172" id="Pg172" class="tei tei-anchor"></a>
+sie an ihrem natürlichen Standort, besonders am Fuße der
+Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns
+Frauen auf der Straße mit großen Ladungen Thymian auf den
+Köpfen. Sie hatten ihn an den Abhängen des Esterel gesammelt.
+Der Wind blies in unserer Richtung und bildete
+einen Streifen von Duft, der sich über Hunderte von Schritten
+ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch
+vorwiegend in den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon
+im Freien, gleich beim Einsammeln destillirt, in Apparaten, die
+man von Ort zu Ort befördert. Viel Rosmarinöl wandert von
+hier aus nach Köln, um bei der Darstellung von Kölnischem
+Wasser benutzt zu werden. Das
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eau de Cologne</span></span> enthält gelöst
+in 85 % Weinspiritus gleiche Mengen gepreßtes Orangen-
+und Citronenschalenöl, fast ebenso viel Neroliöl, dann etwa halb
+so viel Bergamottöl, endlich, nochmals um die Hälfte weniger,
+Rosmarinöl. Man wird freilich nicht sofort gutes Kölnisches
+Wasser erhalten, auch dann nicht, wenn man nach bester Vorschrift
+die feinsten Oele in vorzüglichem Weinspiritus auflöst.
+Der Schmelz des Duftes stellt sich erst nach längerer Zeit ein.
+Praktische Erfahrungen hatte man in dieser Richtung schon
+lange gesammelt, in wissenschaftliche Erörterung wurde die
+Wirkung der Lagerung erst in den letzten Zeiten gezogen. Am
+Einfachsten zeigt sie sich zum Beispiel bei einem Schenkbranntwein,
+der durch Verdünnung von achtzigprocentigem Spiritus
+auf dreißigprocentigen gewonnen wurde. Solcher Schenkbranntwein,
+frisch dargestellt, mundet dem Trinkenden nicht, selbst wenn
+dieser nicht zu den größten Feinschmeckern gehört. Auch der
+Schenkbranntwein muß erst gelagert haben. Daß der Wein
+durch Lagerung seine »Blume« erhält, ist allgemein bekannt.
+Es findet also sicher bei der Lagerung eine gegenseitige chemische
+Einwirkung der gelösten Bestandtheile auf einander statt, und
+es müssen neue Verbindungen entstehen. Ihre Bildung erfordert
+völlige Ruhe und kann durch anhaltende Bewegung verhindert
+werden, ja es kommt vor, daß schon erzeugte Verbindungen dadurch
+<span class="tei tei-pb" id="page173">[pg 173]</span><a name="Pg173" id="Pg173" class="tei tei-anchor"></a>
+vorübergehend oder dauernd wieder zerstört werden. Nach
+der Ansicht von Prof. Knapp schließen diese Vorgänge an solche
+an, welche die organische Chemie als Addition, Substitution,
+Spaltung und dergleichen bezeichnet. Es müssen somit auch in
+gemischten Parfüms durch Lagerung erst diejenigen Verbindungen
+entstehen, welche das erwünschte Zusammenwirken der einzelnen
+Düfte bedingen. Der Ursprung des Kölnischen Wassers ist
+etwas fraglich; meist wird seine Erfindung Johann Maria
+Farina, einem Italiener aus Sancta Maria Maggiore bei
+Domo d'Ossola, zugeschrieben, der zu Anfang des vorigen
+Jahrhunderts in Köln einen Handel mit Parfüms und Colonialwaaren
+betrieb. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts
+gelangte das Kölnische Wasser zu allgemeiner Verbreitung und
+verdrängte das
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Eau de la reine de Hongrie</span></span>« oder Ungarwasser,
+welches ähnlich zusammengesetzt war, aber auch Rosenöl,
+Citronenöl, Citronellaöl und eine Spur Pfeffermünzöl enthielt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bei unseren Wanderungen um Grasse sind wir Jasminpflanzungen
+am Häufigsten begegnet. Das zeigt, welche hohe
+Bedeutung dieser Pflanze für die dortigen Parfümfabriken zukommt.
+Meist waren die Jasminfelder an südlichen Abhängen
+terrassenförmig angelegt. Die gegen zwei Meter hohen, reich
+verzweigten, mit zusammengesetzten, immergrünen Blättern bedeckten
+Sträucher hatten auch vereinzelte Blüthen aufzuweisen
+und ließen sich als die aus Ostindien stammende Art
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Jasminum grandiflorum</span></span>
+bestimmen. Die Blüthen duften lieblich, sind ziemlich
+groß, rein weiß auf ihrer Innenseite, von Außen etwas
+roth angehaucht. Die eigentliche Blüthenzeit beginnt erst im
+Juli und dauert bis in den Oktober. Je tausend Stöcke liefern
+bis fünfzig Kilogramm Blüthen. Verarbeitet werden in Grasse
+davon bis 80 000 Kilogramm, die einen Werth von 140 000 Francs
+darstellen. Man entzieht den Blüthen ihren Duft durch Enfleurage;
+die Menge des Riechstoffes, den sie enthalten, ist aber
+so gering, daß man dieselbe Fettschicht bis fünfzig Mal mit
+neuen Blüthen bestreuen muß. Aus der Jasminpomade wird
+<span class="tei tei-pb" id="page174">[pg 174]</span><a name="Pg174" id="Pg174" class="tei tei-anchor"></a>
+mit feinstem Weingeist Jasminextract gewonnen. Die geschätztesten
+Taschentuchparfüms enthalten solchen Extract. Man stellt auch
+ein »<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">huile antique au Jasmin</span></span>«
+dar, indem man auf wollene,
+mit Olivenöl getränkte Zeuglappen zu wiederholten Malen frische
+Jasminblüthen streut und dann das Oel aus ihnen ausdrückt.
+Dieses Jasminöl ist in Frankreich sehr beliebt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Eine wichtige Rolle in der Parfümerie spielen auch die
+Blüthen der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia Farnesiana</span></span>,
+eines Bäumchens, das zu bewundern
+wir im La Mortola-Garten schon Gelegenheit hatten.
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Acacia Farnesiana</span></span>
+wird in Grasse nur in beschränktem Maße
+angebaut, liefert aber immerhin 30–40 000 Kilogramm Blüthen
+im Jahre; große Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien.
+Die kugeligen, dunkelgelben Blüthenköpfchen, die
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cassie</span></span>«, werden
+vom September bis in den December gepflückt, wozu jedoch viel
+Uebung und Geschick gehört, da die Pflanzen sehr dornig sind.
+Der zarte, veilchenartige Duft dieser Blüthen wird durch Enfleurage
+fixirt. Die gewonnene Essenz hat für die Zusammensetzung
+der »Bouquets« einen sehr hohen Werth.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Endlich darf auch die Tuberose
+ (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Polyanthes tuberosa</span></span>) nicht
+unerwähnt bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehörende
+Knollengewächs, das man bei uns wegen seines starken
+Duftes und seiner schönen weißen Blüthen so gerne auf Blumentischen
+und in Blumensträußen sieht. Die Pflanze stammt aus
+Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den gefüllten
+weißen Blüthen zu sehen, die besonders kräftig am Abend duften,
+wie es denn überhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, daß
+Blüthen nicht um alle Tageszeiten gleich starken Duft verbreiten.
+Wer wird nicht bemerkt haben, daß die Daturen und Nicotianen,
+die Nachtviolen
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Hesperis matronalis</span></span>),
+die langblumige Wunderblume
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Mirabilis longiflora</span></span>)
+unserer Gärten am Tage fast gar
+nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden Duft aushauchen.
+Umgekehrt duften Seerose
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Nymphaea alba</span></span>), die
+Kürbisblüthe (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cucurbita Pepo</span></span>),
+die Ackerwinde (<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Convolvulus
+arvensis</span></span>) nur am Tage. Ein solches Verhalten hat für diese
+<span class="tei tei-pb" id="page175">[pg 175]</span><a name="Pg175" id="Pg175" class="tei tei-anchor"></a>
+Pflanzen Bedeutung, sie duften bei Nacht oder am Tage, je
+nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten zur Uebertragung ihres
+Blüthenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberoseblüthen gehören
+dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Duft zu sättigen; daher
+auch dieser Extract, wie so viele andere feine Parfüms, hoch im
+Preise steht. Bei uns könnte man den spanischen Flieder
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Syringa
+vulgaris</span></span>), statt der Tuberose verwenden, um ein sehr ähnliches
+Parfüm zu gewinnen, denn das Fett entzieht dem Flieder
+einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es sind nicht die als Parfüme anerkannten Pflanzendüfte
+allein, deren sich die Parfümerie zu ihren Zwecken bedient. So
+kommt für manche Erzeugnisse auffälliger Weise der Gurkengeruch
+in Betracht. Man stellt zu diesem Zwecke eine Essenz
+her, und zwar indem man über frisch geschnittenen Gurkenscheiben
+mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz
+wird Coldcream parfümirt und erhält durch dieselbe das frische
+Aroma, welches man an dieser Salbe schätzt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ein ätherisches Oel
+auch aus dem Knoblauch durch Destillation gewonnen wird.
+Dieses Oel dient nun freilich nicht zum Parfümiren, so sehr
+man das auch manchmal in Südeuropa oder im Orient glauben
+könnte; wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Würmer
+eingenommen. Die Firma Schimmel &amp; Co., welche dieses, sowie
+überhaupt fast alle flüchtigen Oele, die irgend welche Anwendung
+gefunden haben, herstellt, empfiehlt das Knoblauchöl auch als
+Küchengewürz. Von dem concentrirten Duft dieses lieblichen
+Oeles wird man sich eine Vorstellung machen, wenn man sein
+Verhältniß zum Knoblauch selber erwägt: aus sechzehn Kilogramm
+Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist,
+und kohlensaures Ammoniak, trotz ihres ätzenden Geruchs
+in der Parfümerie eine nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur
+Herstellung der parfümirten Riechsalze. Auch der Geruch des
+Schnupftabaks rührt vornehmlich vom Ammoniak her, außerdem
+<span class="tei tei-pb" id="page176">[pg 176]</span><a name="Pg176" id="Pg176" class="tei tei-anchor"></a>
+werden die Schnupftabake häufig noch mit anderen wohlriechenden
+Körpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsäure in der
+Parfümerie verwendet, und ihre Eigenschaft, ätherische Oele zu
+lösen, benutzt, um parfümirte Essige darzustellen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XIII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die ätherischen Oele wirken wie Gifte auf unseren Körper
+ein, wenn sie innerlich in großen Dosen oder zu häufig eingenommen
+werden. Daher auch der Mißbrauch mancher Liqueure
+nicht allein durch den Alcohol, den sie enthalten, sondern auch
+durch die flüchtigen Oele, mit denen sie parfümirt sind, nachtheilige
+Folgen bringt. Geradezu gefährlich kann das Kölnische
+Wasser werden, wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft
+nur durch Zufall dahinter, daß eine solche stille, geheim gehaltene
+Neigung bei seiner Patientin die Ursache der räthselhaften
+Krankheitserscheinungen ist. – Viele, doch bei Weitem
+nicht alle flüchtigen Oele wirken, innerlich verordnet, antiseptisch,
+und werden besser von unserem Körper als von den niederen
+Organismen ertragen, die es oft in unserem Körper zu bekämpfen
+gilt. Daher die Benutzung mancher flüchtigen Oele zu ärztlichen
+Zwecken. – Die flüchtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der
+Luft auf und erfahren dabei eine Oxydation. Bei manchen dieser
+Oele verläuft der Oxydationsvorgang sehr rasch und zwar um
+so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt werden. Licht und
+Feuchtigkeit fördern diesen Vorgang, bei welchem in der Luft
+das gasförmige Ozon oder das gleich wirksame flüssige Wasserstoffsuperoxyd
+entstehen. Ihnen ist der belebende Einfluß zuzuschreiben,
+den weingeistige Lösungen von flüchtigen Oelen, im
+Zimmer verstäubt auf die Athmenden ausüben. Besonders stellt
+sich diese Wirkung ein beim Verstäuben jener flüchtigen Oele,
+welche die Chemie als Terpene zusammenfaßt, weil sich diese an
+der Luft am schnellsten oxydiren.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Physiologisch interessant ist es, an Parfüms die hohe
+Leistungsfähigkeit unseres Geruchssinns zu erproben. Einige
+<span class="tei tei-pb" id="page177">[pg 177]</span><a name="Pg177" id="Pg177" class="tei tei-anchor"></a>
+Milligramm Moschus reichen aus, um einen Raum, der häufig
+gelüftet wird, Jahre lang mit Moschusduft zu erfüllen. Wir
+riechen diesen Moschus, und doch kann er in jener Luft, die
+uns umgibt, nur in unnennbar geringen Mengen vorhanden
+sein. Directe Versuche, die Passy mit alkoholischen Lösungen
+stark riechender Substanzen anstellte, haben ergeben, daß fünfhundert
+Tausendstel eines Milligramms Vanillin ausreichen, um
+ein Liter Luft merklich zu parfümiren. Derselbe Effect wird
+schon mit fünf Tausendstel Milligramm Camphor erreicht; von
+dem künstlichen Moschus reichten gar fünf Millionstel eines
+Tausendstels Milligramm aus, um wahrgenommen zu werden.
+Will man diese Menge in Zahlen ausdrücken, so ergibt das
+0,000 000 000 005 Gramm. Dabei steht die Leistungsfähigkeit
+des Geruchssinns beim Menschen gegen diejenige vieler Thiere
+noch bedeutend nach.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">XIV.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ »<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Die Toiletten-Chemie</span></span>« von Heinrich Hirzel, ein Buch, dem
+ich auch sonst noch manche Belehrung verdanke, enthält die Angabe,
+daß Europa an flüssigen Parfüms allein jährlich über
+eine Million Liter verbraucht. An der Deckung dieses Bedarfs
+ist Grasse mit etwa 100 000 Kilogramm Lavendelöl, halb so
+viel Thymianöl, 25 000 Kilogramm Rosmarinöl, 2000 Kilogramm
+Neroliöl und sehr beträchtlichen Mengen anderer Oele
+und Extracte betheiligt. Nicht wenig wird Grasse in der Parfüm-Erzeugung
+durch das benachbarte Cannes unterstützt, das mehrere
+Parfümfabriken besitzt und Hunderte von Arbeitern in ihnen
+beschäftigt. Der Verbrauch an Parfüms in Europa, wiewohl
+immer noch groß, ist doch beträchtlich zurückgegangen und wird,
+wenn überhaupt, nur in discretester Weise geübt. So verhält
+es sich auch in anderen kühlen Ländern, während die heißen
+Erdstriche noch immer ein hohes Bedürfniß nach persönlichem
+Parfüm bekunden. Obenan in dieser Beziehung steht der Orient,
+dessen Leistungen trotzdem noch gegen diejenigen des classischen
+<span class="tei tei-pb" id="page178">[pg 178]</span><a name="Pg178" id="Pg178" class="tei tei-anchor"></a>
+Alterthums bedeutend zurückstehen. Bezeichnend für jene Zeit
+ist die Erzählung des Plinius, daß an Lucius Plocius der
+Duft zum Verräther geworden sei. Dieser Lucius Plocius,
+dessen Bruder Lucius Plancus zweimal das Consulat bekleidet
+hatte, wurde von den Triumvirn geächtet und mußte fliehen.
+Er verbarg sich im Salernitanischen, wo man ihn entdeckte,
+weil er so stark nach Salben roch. Er mußte den Tod erleiden,
+was Plinius nicht ohne einige Genugthuung erzählt, so empörte
+ihn der Mißbrauch, den man mit Parfüms damals trieb. Daß
+heute Jemand von wohlriechenden Salben und Oelen triefen
+sollte, wie es im Orient und in Griechenland zu alten Zeiten oft
+der Fall war, können wir uns kaum vorstellen. Wir empfinden
+eine entschiedene Abneigung selbst gegen fettige Hände und suchen
+solche möglichst rasch zu säubern. Oel oder Pomade werden
+allenfalls noch im <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">Haar</span></em> geduldet, sonst nur alkoholische Extracte
+benutzt. Im Alterthum parfümirte man sich hingegen ausschließlich
+mit duftenden Oelen. Das erste flüssige Parfüm, wie wir
+es jetzt benutzen, soll Mercutio Frangipani dargestellt haben, der
+ein von seinen Vorfahren erfundenes, aus Gewürzen und Moschus
+zusammengesetztes Riechpulver mit starkem Weingeist extrahirte.
+Dieser Frangipani gehörte einem römischen Adelsgeschlecht an,
+das sich im zwölften und dreizehnten Jahrhundert in den Kämpfen
+der Guelfen und Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Daß die Neigung,
+sich mit Wohlgerüchen zu beschäftigen, in diesem Geschlechte
+fortlebte, geht aus der Angabe hervor, daß ein späterer Nachkomme
+der Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani,
+Feldmarschall unter Ludwig XIII., eine Art parfümirter
+Handschuhe einführte, die
+»<span lang="fr" class="tei tei-foreign" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Gants à la Fragipane</span></span>« genannt
+wurden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Körper
+mit duftenden Oelen einzusalben. Plinius möchte ohne Weiteres
+die Erfindung der wohlriechenden Salben den Persern zuschreiben.
+Ihr König Darius soll in seinem Trosse nicht weniger als vierzig
+Salbenbereiter geführt haben; sie geriethen in die Gewalt
+<span class="tei tei-pb" id="page179">[pg 179]</span><a name="Pg179" id="Pg179" class="tei tei-anchor"></a>
+Alexanders. Aus der Beute, welche dieser damals machte, stammte,
+nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen besetzte
+Salbenschrein, in welchem Alexander die Werke Homers
+aufbewahren ließ, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des
+menschlichen Geistes auch die kostbarste Hülle erhalte. In
+Griechenland galt die Benutzung wohlriechender Salben immerhin
+als Verweichlichung; der echte Mann verpönte sie und rieb
+sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzählt,
+wie die wohlriechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden.
+Man mischte die Aromata mit den Oelen und erwärmte sie zusammen.
+Theophrast gab schon im dritten Jahrhundert v. Chr.
+an, man solle die Operation im Wasserbade vornehmen, um ein
+Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor
+Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte,
+auch aus noch unreifen Früchten preßte, um es möglichst farblos
+zu erhalten. Außerdem wurde das Oel aus süßen und bitteren
+Mandeln, Sesamöl, Ricinusöl und Behenöl benutzt. Das letztere
+schätzte man ganz besonders, weil es geruchlos ist und nicht
+leicht ranzig wird. Auch heute würde man es zu Haarölen
+gern verwenden, wäre es nicht aus dem Handel so gut wie verschwunden.
+Der Baum, von dem man das Behenöl gewann,
+hieß im Alterthum
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Balanos</span></span> oder
+<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Myrobalanon</span></span>, somit Salbeneichel.
+Es ist die in Arabien und Aegypten einheimische
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Moringa
+aptera</span></span>, deren Früchte, die Behennüsse, durch Auspressen
+das Oel liefern.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Dioscorides warnt in seiner »<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Materia medica</span></span>«,
+ einem
+Werk, das wohl um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr.
+erschien, vor jeder Spur Wasser, die im Oel zurückbleibt, und
+räth an, das Oel öfter umzugießen in Gefäße, die mit Honig
+und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles
+Wässerige dem Oele entzogen. – Myrrha und andere Balsame,
+Cardamomen, Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Blüthen
+und Früchte, wohlriechende Kräuter mußten ihre Aromata an
+<span class="tei tei-pb" id="page180">[pg 180]</span><a name="Pg180" id="Pg180" class="tei tei-anchor"></a>
+die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft thierischer Fette,
+sich mit Wohlgerüchen zu beladen, schon bekannt. Allgemeiner
+Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren Bereitung
+Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben
+meist Gummi und Harz hinzu, um sie zu färben und auch, wie
+es hieß, ihren Duft zu binden. Manche Salbe färbte man mit
+Drachenblut, dem blutrothen Harz des Drachenbaumes
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Dracaena
+ Draco</span></span>) oder mit
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Anchusa</span></span>,
+wohl dem Farbstoff, den wir aus
+der Wurzel der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Anchusa tinctoria</span></span>,
+unserer Alkannawurzel, gewinnen.
+Letzterer wurde auch zum Färben des Rosenöls empfohlen.
+– Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz außerordentlich,
+oft mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen
+Salbe zusammen. Die ägyptische Salbe
+»<span class="tei tei-foreign"><span style="font-style: italic">Metopium</span></span>« stellte man
+aus Bittermandelöl her und setzte
+»<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">omphalium</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-foreign" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">cardamomum</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">juncum</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">calamum</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">mel</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">vinum</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">myrrham</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">semen balsami</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">galbanum</span></span>,
+<span lang="la" class="tei tei-name" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">resinam terebinthinam</span></span>«
+hinzu. Soweit die Bedeutung
+der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese Salbe,
+außer dem Bittermandelöl, das Oel unreifer Oliven, die flüchtigen
+Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases
+und des Kalmus, dann Honig, Wein, den Balsam des nordafrikanischen
+Baumes
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Balsamodendron myrrha</span></span>,
+Balsamkörner,
+d. h. den Balsam der erbsengroßen Früchte des arabischen
+Balsamstrauches
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Balsamodendron giliadense</span></span>,
+das Gummiharz
+eines persischen Doldengewächses,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ferula galbaniflua</span></span>, endlich
+das Terpentin der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Terpentin-Pistazie</span></span>. Von dem Duft dieser
+Salbe kann man sich annähernd eine Vorstellung machen, sie
+muß vorwiegend nach bitteren Mandeln und Balsam gerochen
+haben. – Man bezog die Salben von den verschiedensten Orten,
+aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia, Rhodos,
+Kypros, später auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das
+wechselte je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum
+Theil sehr theuer und beschäftigten ein ganzes Heer von Verfertigern
+und Verkäufern. In den Läden der Salbenhändler
+hielten sich die Müßiggänger auf. Man wählte beschattete Orte
+<span class="tei tei-pb" id="page181">[pg 181]</span><a name="Pg181" id="Pg181" class="tei tei-anchor"></a>
+zur Anlage solcher Läden, damit die Salben, die in Gefäße von
+Blei oder Stein eingeschlossen waren, von der Sonnengluth nicht
+litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel für
+diese Gefäße verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Alabastron</span></span>, wie Reinhold Sigismund in seinem Buch über die
+Aromata nachzuweisen sucht, sich mehr auf die Gestalt, als auf
+das Material der Salbengefäße bezogen zu haben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bezeichnend für den Mißbrauch, der mit wohlriechenden
+Salben in Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen,
+uns von Athenäus überlieferten Berichte. Er erzählt, daß die
+Schwelger in Athen jeden Theil ihres Körpers mit einer anderen
+Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente für Füße und
+Schenkel, phönikische Salbe für Kinnbacken und Brust,
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Sisymbrion</span></span>-Salbe
+für die Arme, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Armaracon</span></span>-Salbe für Haar und
+Augenbrauen, <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Serpyllos</span></span>-Salbe für Kinn und Nacken. Man
+kann sich vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener
+Einsalbung geduftet haben mag. Denn die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Amaracon</span></span>-Salbe
+roch nach Majoran, die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Serpyllos</span></span>-Salbe nach Thymian,
+die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Sisymbrion</span></span>-Salbe wohl nach einer Minze, die ägyptische und
+phönikische nach Bittermandelöl und Balsamen. Das war ein
+ganzer Parfümladen! Dabei glänzte ein solcher Mensch von Fett
+an seinem ganzen Körper. – Ueber Demetrius Phalereus wird
+bei dem Symposion des Athenäus berichtet, er habe sich nicht
+nur den ganzen Körper gesalbt, sondern auch das Haupthaar
+noch gelb gefärbt, um verführerischer auszusehen. – Bei Trinkgelagen
+salbte man den Kopf, damit der Wein nicht in die Höhe
+steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides gesagt,
+wandern die Dünste nach oben. Dazu kamen noch die Kränze,
+welche den Rausch verhindern, den Kopf kühl erhalten und den
+Kopfschmerz abwehren sollten. Das mögen die ursprünglichen
+Epheukränze gethan haben, schwerlich die später benutzten aus
+duftenden Blumen. Denn diese wurden aus Rosen, Lilien oder
+Violen (Goldlack und Levkoien) gewunden und von aufwartenden
+Dienern vielfach mit duftenden Salben noch besprengt. In
+<span class="tei tei-pb" id="page182">[pg 182]</span><a name="Pg182" id="Pg182" class="tei tei-anchor"></a>
+dem Symposion des Athenäus wird berichtet, daß bei den prunkvollen
+Aufzügen des Königs Antiochus Epiphanes auf Daphne
+zahlreiche Frauen mit goldenen Gefäßen einherschritten und aus
+diesen duftende Salben auf die Menge verspritzten. Derselbe
+König, den man später spottweise auch Epimanes, das heißt den
+Verrückten nannte, pflegte in öffentlichen Bädern zu erscheinen,
+wenn das ganze Volk dort versammelt war. Er salbte sich mit
+den köstlichsten Oelen. Da sagte denn Einer: »Wie glücklich
+bist Du, o König, daß Du so wohlriechende Parfüms benutzen
+und überall einen so angenehmen Duft verbreiten kannst.«
+Antiochus antwortete ihm nicht, ließ ihm aber am nächsten Tage
+nach dem Bade ein großes Gefäß mit Myrrhensalbe über den
+Kopf gießen. Nun wälzten sich auch Andere in dem verschütteten
+Oele, viele glitten aus und fielen zu Boden, sogar der König,
+was allgemeine Heiterkeit erregte. Dieser Antiochus muß allerdings
+recht excentrisch gewesen sein, denn auch die Geschenke, die
+er vertheilte, waren mehr als sonderbar. Dem Einen drückte er
+Knöchel, dem Anderen Datteln, noch Anderen Gold in die
+Hände.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Lacedämonier, heißt es, hätten die Salbenhändler und
+die Färber aus Sparta verjagt, weil die Ersteren das Oel verdarben,
+die Letzteren die Wolle ihrer ursprünglichen Reinheit
+beraubten. Lykurg und Sokrates traten gegen den Mißbrauch
+wohlriechender Salben auf, erreichten aber eben so wenig, wie
+später in Rom die beiden Censoren Publius Licinius Crassus
+und Lucius Julius Cäsar, die, wie Plinius mittheilt, im Jahre
+189 v. Chr. ein Edict erließen, daß Niemand »exotische« Salben
+verkaufen solle.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Haare und Kleider der Römerinnen verbreiteten, nach
+Plinius, so starke Düfte, daß sie schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit
+auf sich zogen. Daß sei um so thörichter, meint er,
+als dieser theuer erkaufte Genuß weit mehr Anderen zu Gute
+komme, als dem, der ihn bezahlt hat. Nicht minder beklagt
+auch Plutarch diese Salbenverschwendung. Er erzählt, wie bei
+<span class="tei tei-pb" id="page183">[pg 183]</span><a name="Pg183" id="Pg183" class="tei tei-anchor"></a>
+einem Gastmahl, das Salvius Otto dem Nero gab, von allen
+Seiten her kostbare Salben aus goldenen und silbernen Röhren
+flossen und die Gäste ganz durchnäßten. Juvenal spottet in
+seinen Satiren über Crispinus, den Günstling Domitians, daß
+er schon am Morgen mehr Amomumduft als zwei Leichenbegängnisse
+von sich aushauche. – Ein besonders lebendiges
+Bild aus Neronischer Zeit, das auch den Salbenluxus und die
+Vorliebe für Wohlgerüche zeigt, hat Petronius in dem Gastmahl
+des Trimalchio entworfen. Sind die Farben auch stark aufgetragen,
+so entspricht die Schilderung doch den damaligen
+Sitten, wie sie bei prahlerischen Emporkömmlingen sich besonders
+geltend machten. Während des üppigen, nicht endenwollenden
+Mahles, bei welchem die seltensten Speisen in kunstvoller Zubereitung
+aufgetragen werden, folgen die mannigfaltigsten Ueberraschungen
+aufeinander. Da plötzlich senkt sich von der Decke
+ein gewaltiger Reifen, an dem rund herum goldene Kränze nebst
+Flaschen wohlriechender Essenzen hängen. Sie sind als Geschenke
+für die Gäste bestimmt. Gegen Ende des Mahles wird die
+Ausgelassenheit groß, bis der trunkene Trimalchio auf den Einfall
+kommt, sich die Todtenkleider bringen zu lassen, in denen
+er wünscht, daß man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes
+Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von
+jenem Wein, mit dem seine Gebeine gewaschen werden sollen.
+Er öffnet eine Flasche Nardenessenz, bestrich mit derselben seine
+Gäste und spricht die Hoffnung aus, dieser Wohlgeruch werde
+ihm nach dem Tode eben so gut thun, wie im Leben. –
+Petronius gehörte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts;
+um die Mitte desselben hatte das »Gastmahl des
+Trimalchio«, wie ich Friedländers Einleitung zum Petronius
+entnehme, schon sechs französische Uebersetzungen aufzuweisen.
+Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde
+es sogar von fürstlichen Darstellern aufgeführt. Auf Wunsch
+der Königin Sophie Charlotte von Preußen mußte Leibniz der
+Fürstin von Hohenzollern-Hechingen diese Aufführung schildern,
+<span class="tei tei-pb" id="page184">[pg 184]</span><a name="Pg184" id="Pg184" class="tei tei-anchor"></a>
+was in einem französisch geschriebenen Brief vom 25. Februar
+1702 geschah.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Gleicher Luxus mit Parfüms wie im Alterthum ist wohl
+zu keiner Zeit wieder getrieben worden, doch kamen sie an den
+Höfen von Frankreich und England zeitweise in hohe Gunst.
+In Frankreich geschah das zur Zeit der Renaissance unter dem
+Einfluß der italienischen Künstler, die Franz I. und Katharina
+von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfümirten
+Pasten, Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt.
+Die Cosmétiques kamen zu jener Zeit als Schönheitsmittel auf
+und riefen eine besondere cosmetische Literatur ins Leben. Daß
+Diana von Poitiers bis in das hohe Alter sich den Reiz der
+Jugend zu bewahren wußte, ungeachtet sie schon mit dreizehn
+Jahren an Ludwig von Breze, Großseneschal der Normandie,
+vermählt worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln
+zu, die ihr Paracelsus verrathen habe. Der Mißbrauch, der
+unter den Valois mit cosmetischen Mitteln getrieben wurde,
+rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst unter Ludwig XIII.
+wußte die schöne Anna von Oesterreich sie wieder in die Gunst
+des Hofes zu bringen. Da kamen die Pâtes d'Amandes, die
+verschiedenen Crêmes und Schminken auf, welche der Haut der
+Damen eine künstliche Färbung verliehen. Ludwig XIV. liebte
+die Cosmétiques nicht: ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um
+unter der Régence einen besonderen Aufschwung zu erfahren.
+Jetzt blühten Geheimmittel, welche die Jugend und Schönheit
+dauernd sichern sollten. Der berüchtigte Cagliostro nahm von
+der eben so berüchtigten Dubarry und von anderen Schönen
+nicht geringe Summen für solche Geheimmittel ein. Trotzdem
+schminkte man sich unter Ludwig XV. wieder weniger als
+zuvor und das
+»<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">rouge de Portugal en tasse</span></span>«
+röthete nicht so
+stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin
+auf bedeutender Höhe, so daß im Jahre 1780 eine Gesellschaft
+fünf Millionen Francs der Regierung für das Privilegium
+bot, ein Roth besonderer Güte allein verkaufen zu dürfen. Selbst
+<span class="tei tei-pb" id="page185">[pg 185]</span><a name="Pg185" id="Pg185" class="tei tei-anchor"></a>
+mit violetter Schminke versuchte man es in den Gärten des
+Palais Royal und hielt ganz Paris dadurch acht Tage lang
+in Aufregung. – Das hörte gegen Ende des Jahrhunderts,
+unter dem Einfluß von Marie Antoinette auf; die schreienden
+Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor
+sich auch der Geschmack an starken Wohlgerüchen; das Zarte
+mußte sich jetzt mit dem Schwermüthigen, das Keusche mit dem
+Gefühlvollen im Aussehen der Frauen paaren: so gewann die
+Parfümerie jenes discrete Gepräge, welches ihr auch heute noch
+geblieben ist. Nur vorübergehend machte sich ein entgegengesetzter
+Einfluß der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin
+die starken Parfüms liebte. Napoleon I. selbst bediente sich
+nur des Kölnischen Wassers, das er sich jeden Morgen über
+Kopf und Schultern goß.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung
+in der Parfümerie maßgebend für die anderen
+Völker, im siebzehnten Jahrhundert gelangte sie zur Alleinherrschaft
+zugleich mit den französischen Moden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die
+Welt mit ihren Parfümerien versorgten. Nur dem Kölnischen
+Wasser gelang es, als Weltparfüm gegen die Producte dieser
+Länder aufzukommen. Jetzt erst beginnt Deutschland, wenn auch
+noch nicht in den »Bouquets«, so doch in den ungemischten
+Parfüms in die erste Stelle zu rücken. Die Leipziger Erzeugnisse
+haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht.
+Außerdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten,
+die heute in so entscheidender Weise in die Parfümerie
+eingreifen. Ebenso liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch
+wirksamen Stoffe, welche die Cosmétiques verdrängt
+haben und allein berufen sind, die Gesundheit des Körpers und
+damit auch die Schönheit des »Teint« in Zukunft zu wahren.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Wärme
+auf die Blumenpflanzungen von Grasse zurück. Es wurde heiß
+<span class="tei tei-pb" id="page186">[pg 186]</span><a name="Pg186" id="Pg186" class="tei tei-anchor"></a>
+in der Stadt: feiner Staub stieg bei jedem Windhauch in
+dichten Wolken auf: es roch zu stark nach Santalholz in den
+Straßen, wir fühlten uns plötzlich reisemüde und traten den
+Heimweg nach dem Norden an.
+</p>
+<div class="tei tei-tb"><hr style="width: 25%" /></div>
+</div>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page187">[pg 187]</span><a name="Pg187" id="Pg187" class="tei tei-anchor"></a>
+<hr class="page" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+<a name="toc8" id="toc8"></a>
+<a name="pdf9" id="pdf9"></a>
+<h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Frühjahr 1895.</span></h1>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">I.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Winter war so lang und so traurig im Norden gewesen,
+wir sehnten uns nach Wärme und nach Sonne. Doch
+auch vom Mittelmeer trafen unaufhörlich Hiobsposten ein: die
+Kälte hielt dort an, die Vegetation hatte gelitten, noch zu Anfang
+März fiel Schnee, der viele Orte der Riviera mit einem
+weißen Gewand bedeckte. Da, endlich, siegte die Frühlingssonne:
+wir erhielten günstige Nachricht, und waren einige Tage später
+in Cannes. Schon oben in den Alpen begrüßte uns der Frühling,
+mit leuchtendem Antlitz, mit einer Strahlenkrone ums
+Haupt. Die Fahrt in dieser sonnigen, zu neuem Leben erwachenden
+Natur, glich jetzt einem wahren Triumphzug. So
+kamen wir ans Mittelmeer.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Im Norden schneit es noch immer, und dunkle Wolken
+decken dort den Himmel, hier aber glänzt die Sonne am blauen
+Firmament, sie spiegelt sich im Meere, und ihre Strahlen dringen
+in unser Inneres ein und lösen die grauen Nebel auf, die sich
+an dunklen Tagen dort angesammelt haben. Auch an der Riviera
+di Ponente mußten Pflanzen und Menschen von der ungewohnten
+Strenge dieses Winters leiden. Die meisten Pflanzen
+erholen sich wieder. Die gebräunten Bougainvilleen an den
+Häusermauern beginnen stellenweise auszutreiben, sie bilden carmoisinrothe
+Hochblätter in Büscheln an dem todten Laub. Der
+Heliotrop durchbricht mit seinen Sprossen den Boden, bald werden
+<span class="tei tei-pb" id="page188">[pg 188]</span><a name="Pg188" id="Pg188" class="tei tei-anchor"></a>
+frische lebhaft grüne Blätter an den Fächerpalmen die braun
+gefleckten alten ersetzen. – Auffällig gut haben die Acacien dem
+Schnee und der Kälte getrotzt, sie sind mit gelben Blüthen über
+und über bedeckt, wahre Blumensträuße in der sonst noch blumenarmen
+Landschaft. Denn die Vegetation ist gegen sonst sehr
+weit zurück, die Rosenstöcke weisen nur geschlossene Knospen auf,
+während sie sonst von Mitte Winter an hier im Blüthenschmuck
+prangen. Eine Rose ist in keinem der vielen Blumenläden von
+Cannes zu erblicken; man müßte sie wohl in den Gewächshäusern
+des Nordens bestellen; Weniger gut als so viele Pflanzen
+erholt sich der leidende Mensch, der hier in diesem letzten Winter
+Linderung, ja Genesung suchte. Tage lang mußte er in Räumen
+verweilen, die nur dürftig zu erheizen waren. Wie Manchem
+hat dieser Aufenthalt das Leben gekürzt. Schwerkranke sollten
+hierher überhaupt nicht geschickt werden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">II.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir wollten nicht unten am Meere wohnen in den staubigen
+Theilen von Cannes; wir zogen den Abhang hinauf, der im
+Osten die Stadt beherrscht, zur Californie. Ueber den schönen
+Garten des Hôtel Californien hinweg blicken wir auf die Croisette,
+jene schmale Landzunge, welche den Golfe de la Nopoule vom
+Golfe Jouan scheidet. Weiter trifft unser Auge die Ile St. Marguerite,
+und bei Morgenbeleuchtung zeichnet sich jedes Haus in
+dem Fort ab, das diese Insel krönt. Von der Ile St. Honorat ist
+nur die Kirche sichtbar, im übrigen wird sie von ihrer Schwesterinsel
+verdeckt. Im Osten, über den blühenden Acacien, steigt
+an einem Hügel die alte Stadt Cannes empor. Sie gipfelt in
+ihrem alten Schlosse und bietet dem Auge ein malerisch bewegtes
+Profil. In weniger schöner Linie folgen die neuen Stadttheile der
+Bucht, doch diese Linie wird, von hier oben aus betrachtet, durch
+üppige Gärten der Hügel gebrochen und belebt. Besonders
+gerne ruht aber unser Blick auf den zackigen Umrissen des Esterel.
+Dorthin wendet sich unser Auge stets zuerst am Morgen, wenn
+<span class="tei tei-pb" id="page189">[pg 189]</span><a name="Pg189" id="Pg189" class="tei tei-anchor"></a>
+die Sonne die Gipfel der Berge vergoldet und jede Ortschaft
+sich blendend weiß am Fuße derselben zeichnet; dorthin schauen
+wir auch zuletzt am Abend, wenn die Sonne jenseits der langen
+Kette verschwindet, und ihre Strahlen sich wie ein leuchtender Fächer
+am Abendhimmel ausbreiten. Dann entzünden sich auch bald die
+Leuchtthürme längs der Küste, und schon in der Dämmerstunde
+flammt Cannes mit Tausend Lichtern auf. Dieses Schauspiel
+wiederholt sich jeden Abend, und wir wurden nicht müde, es zu
+betrachten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zugleich beginnt das Concert der Laubfrösche rings um
+das Hôtel, jenes Concert, das Jeder kennt, der im Frühjahr
+die Riviera besuchte. In allen Wasserbehältern versammeln
+sich um diese Zeit jene Thierchen und locken sich aus der Ferne
+mit lauten Rufen an. Die auffallende Kraft des Tones wird
+dadurch ermöglicht, daß das Männchen die schwärzliche Haut
+seiner Kehle zu einer großen Schallblase auftreibt. Im Uebrigen
+leben diese zierlichen, lebhaft grün gefärbten Geschöpfe auf den
+Sträuchern und Bäumen. Es unterhielt uns, ihnen am Tage
+in dem Garten des Hôtels nachzuspüren, und dann auch
+festzustellen, wie sehr der Ton ihrer Färbung sich nach ihrer
+jeweiligen Umgebung richtet. Auf hellen Blättern sind sie
+hell, auf dunklen dunkel gefärbt und daher stets schwer zu erblicken.
+Es handelt sich auch thatsächlich bei diesem Farbenwechsel
+um eine Schutzvorrichtung, die sie den Augen ihrer
+Feinde entziehen soll. Andererseits werden sie auch nicht von
+der Beute bemerkt, auf die sie lauern. Es ist belustigend zu
+sehen, wie der Laubfrosch auf Insecten jagt, mit welchem Geschick
+er sie fängt und wie hoch er springt, um sie zu erfassen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ungeachtet des Regens, der vor Kurzem reichlich gefallen
+war und trotz des täglichen Begießens, zeichnet sich die Straße,
+die von Cannes nach Antibes führt, von hier oben gesehen, meist
+wie ein langer Streifen von Staub zwischen den grünen Gärten
+aus. Besonders hoch steigt dieser Staub an den Nachmittagen
+<span class="tei tei-pb" id="page190">[pg 190]</span><a name="Pg190" id="Pg190" class="tei tei-anchor"></a>
+auf, wenn eine Equipage der anderen folgt und neue Staubwolken
+aufwirbelt. Dieser Staub, von zermalmtem Kalkstein
+stammend, ist wie Mehl so fein. Ueberall dringt er ein, er
+erhebt sich zu so bedeutender Höhe, daß er die angrenzenden
+Bäume bis in ihre Gipfel grau färbt. Diesen Staub athmen
+nun tagtäglich die vornehmen Gäste von Cannes ein, die meist
+nach dem Süden reisten, um ihre Lungen zu schonen. Derselbe
+Staub herrscht nun leider an vielen Orten der Riviera, überall dort,
+wo das Kalkgebirge bis an die Küste reicht. Doch wer zwingt
+auch den Kranken, sich auf den Landstraßen zu bewegen oder an
+denselben zu wohnen! – Ich kann den Staub nicht leiden,
+wenn ihn auch meine Lunge verträgt; glücklicher Weise ermüde
+ich aber auch nicht leicht beim Gehen und fühle mich wohler zu
+Fuß, als im Wagen. So war das Hôtel sehr günstig für
+mich gelegen. Auf Fußwegen lassen sich von demselben schon
+in kurzer Zeit Wälder und Maquis erreichen. Dort, auf den
+mit Kiefern bedeckten Gipfeln von
+»<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">la Maure</span></span>«, 250 Meter hoch
+über dem Meere, eröffneten sich die herrlichsten, überraschendsten
+Blicke in üppig grüne Thäler, nach den schneebedeckten Alpen
+und über die blaue Küste. Ganz besonders großartig erschienen
+in diesem Frühjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
+denselben hinab. Man wähnte oft Bilder aus dem Berner
+Oberland vor Augen zu haben, doch leuchtender, getaucht in
+den Glanz der italienischen Sonne. So weilte ich denn mit
+Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den Höhen von
+»<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">la Maure</span></span>«;
+doch mied ich grundsätzlich das
+»<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Observatoire</span></span>«, den
+officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf
+staubiger Straße, die Wagen durch müde Pferde mühsam aufwärts
+gezogen werden. Dort ist ein Aussichtsthurm errichtet,
+von dem aus, gegen Zahlung, man die Natur bewundern kann.
+Meist ist man im Gedränge, und die Musik aus einer nahen
+Wirthschaft trägt dazu bei, die Stimmung zu erhöhen.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page191">[pg 191]</span><a name="Pg191" id="Pg191" class="tei tei-anchor"></a>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">III.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+ Beim Aufstieg zum
+ »<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Observatoire</span></span>« schneidet man einen
+Kanal, der Cannes, Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt.
+Er führt das nämliche Wasser, das die Römer einst in
+Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse eine Quelle
+der Siagne gefaßt und führten das Wasser nach Fréjus in
+einem gedeckten Aquäduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter
+langen Tunnel, den Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen
+hatte. Der moderne Wasserkanal, der in der Richtung von
+Cannes läuft, steht der römischen Wasserleitung entschieden nach,
+denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit nicht geschützt.
+Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
+Richtung meilenweit folgen. Ein Fußweg führt an
+demselben entlang. Er steigt ganz unmerklich auf, so daß man
+fast eben zu gehen meint. In weiten Bogenlinien zieht er sich
+längs der Berge hin und bietet wechselvolle Ausblicke auf Cannes
+und das Esterel. Alsbald befindet man sich über Le Cannet,
+einem Dorfe, das nördlich von Cannes, drei Kilometer entfernt
+vom Meere liegt und durch nahe Hügel ganz besonders gut
+gegen Winde geschützt wird. Man schaut da auf große Hôtels
+hinab, denn Le Cannet ist Station für solche Kranke, die nicht
+am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise angeblich
+Schaden bringt. Noch weiter gen Norden krönt Mougins einen
+260 Meter hohen, isolirten Hügel; ein malerischer Ort, dessen
+compacte Häusermasse nur von spärlichen Fenstern nach außen
+durchbrochen wird. Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurückgezogen
+haben, als die Römer die Küste besetzten. Nur eine
+halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem Thurme von
+Castellaras, der die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
+bietet.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Hügel
+ersteigen, welche Le Cannet von Vallauris trennen. Von da
+oben sieht man jenseits von Mougins, am Fuß der grauen
+<span class="tei tei-pb" id="page192">[pg 192]</span><a name="Pg192" id="Pg192" class="tei tei-anchor"></a>
+Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glänzen; unten im Kessel,
+nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man
+Golfe Jouan, Antibes, Nizza, die Küste bis in neblige Fernen
+und oberhalb der Berge die Vallauris schützen, als herrlichsten
+Abschluß des Bildes, die Schneemassen um den Col di Tenda.
+Dort baut Italien seit Jahren eine Eisenbahn, welche Turin
+mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist fertig von Turin
+bis zum nördlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
+Unter dem Col di Tenda läuft jetzt schon ein langer Tunnel,
+der den Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das
+Thal der Roja, das bei Ventimiglia das Meer erreicht. Der
+mittlere Theil dieses Thales ist im Besitze Frankreichs. Ihn
+soll die Bahn umgehen, und das verursacht bedeutende Kosten.
+Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die Vollendung
+der Bahn sich noch kaum absehen läßt. Einst wird diese Bahn
+ein herrliches Stück Land dem Verkehr eröffnen; denn die Gola
+di Gandarena, in welcher die Roja zwischen himmelstürmenden
+Felsenmauern fließt, ist nicht minder großartig wie die Via
+mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpaß, einer der imposantesten
+der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen Badeort
+St. Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten,
+oder die es gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz,
+schon im Frühjahr die Fahrt über den Col di Tenda zu unternehmen.
+Das haben wir einmal gethan und einen unvergeßlichen
+Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von Cuneo bis
+Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die kürzeste Verbindung
+zwischen der südlichen Schweiz und den Kurorten der
+Riviera di Ponente. Die Straße über den Col di Tenda ist
+aber die älteste, die jemals den Gallischen Strand mit den
+Ebenen des nördlichen Italien verband. Sie existirte schon
+tausend Jahre vor Christus, zählt somit jetzt achtundzwanzig
+Jahrhunderte und hieß die tyrrhenische Straße.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden,
+jetzt eine gewisse Berühmtheit zu erlangen. Er dankt
+<span class="tei tei-pb" id="page193">[pg 193]</span><a name="Pg193" id="Pg193" class="tei tei-anchor"></a>
+sie seinem farbigen Halbporzellan, seinen
+»<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Faïences d'art</span></span>«, die
+nicht nur an der Riviera, sondern in allen größeren europäischen
+Städten jetzt die Schaufenster der Läden zieren. Es sind das
+Thonwaaren mit Zinnglasur, die im starken Feuer gebrannt
+werden. Die Familie Massier beherrscht diese Industrie. Ueberall
+liest man diesen Namen über den Lagern und über den Fabriken.
+Den Fremden, die auf der staubigen Landstraße zwischen Cannes
+und Antibes umherfahren, fällt das große Lager im Orte Golfe
+Jouan am meisten in die Augen durch seinen mit bunter Fayence
+verzierten oder verunzierten Garten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Bietet Vallauris als Ort auch nur wenig, so bleiben doch
+die Ausflüge anziehend, die man über die Höhen in dieser
+Richtung unternehmen kann. Von Vallauris geht man durch
+eine anmuthige Schlucht hinab nach Golfe Jouan oder durch
+den Wald, am Abhang der Berge, über Cannes-Eden, unmittelbar
+nach Cannes. Vielfach begegnet man hier in den Wäldern
+noch Korkeichen, die weiter nach Osten ganz fehlen. Es hängt
+das mit den Bodenverhältnissen zusammen, da Glimmerschiefer
+und Gneis stellenweise bei Cannes noch an die Oberfläche
+treten und dann die gleichen Vegetationsbedingungen schaffen,
+wie sie im Maurengebirge gegeben sind.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">IV.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Von der äußersten Spitze der Croisette ist die Insel
+St. Marguerite kaum anderthalb Kilometer entfernt. In zwanzig
+Minuten kann man sie mit dem Boote erreichen. Zweimal am
+Tage verkehrt auch ein kleiner Dampfer zwischen dem Hafen von
+Cannes und den Lerinischen Inseln. Er berührt sie beide, und man
+kann den Ausflug über die Mittagsstunden ausdehnen, wenn
+man den ersten Dampfer zur Hinfahrt, den zweiten zur Rückfahrt
+benutzt. – Wir wollten die Abendbeleuchtung der Küste
+von den Lerinischen Inseln aus bewundern und nahmen am Nachmittag
+ein Boot an der Croisette. Voller Sonnenschein füllte
+den Himmel mit einem Uebermaß von Licht und ließ das glatte
+<span class="tei tei-pb" id="page194">[pg 194]</span><a name="Pg194" id="Pg194" class="tei tei-anchor"></a>
+Meer gleich einer metallenen Platte erglänzen. Ein bläulicher
+Dunst lag auf der Wasserfläche. Die gegenüberliegende Insel
+rückte immer näher. Scharf zeichneten sich auf ihr die Mauern,
+die das Fort umgeben, welches einst Richelieu erbaute. Oestlich
+über den Felsen blicken aus der Mauer die Fenster jenes berüchtigten
+Gefängnisses hervor, das sonderbarer Weise so oft
+schon die Gedanken der Menschen auf sich zu lenken wußte.
+Da war der mysteriöse Gefangene eingeschlossen, der als »Mann
+mit der eisernen Maske« die Historiker und Romanschreiber oft
+beschäftigt hat. Man nimmt jetzt meist an, es sei das Hercules
+Anthony Matthioli gewesen, ein Bologneser vom alten Geschlecht,
+der den Haß Ludwig XIV. sich zugezogen hatte. Matthioli
+sollte bei Ferdinand Carl IV. von Mantua, dem letzten Herzog
+aus dem Hause Gonzaga, den Verkauf der Festung Casale
+Monferrato an Frankreich vermitteln. Nach der Eroberung der
+Festung Pinerolo beherrschten die Franzosen den Zugang zum
+Piemont; ihnen hätte der Besitz von Casale auch die fruchtbare
+Ebene von Mailand eröffnet. Matthioli, der Senator von
+Mantua war und das Vertrauen seines Fürsten besaß, ließ sich
+für den Plan gewinnen. Ludwig XIV. empfing ihn an seinem
+Hofe mit großen Ehren und zeichnete ihn durch ein kostbares
+Geschenk aus. Dessen ungeachtet verrieth Matthioli die französischen
+Pläne an Oesterreich und brachte sie so zum Scheitern. Ludwig XIV.
+erfüllte das mit Zorn. Es gelang ihm, Matthioli über die Grenzen
+von Turin zu locken. Er wurde dort überfallen, gefangen
+genommen und in Fesseln gelegt. Man kerkerte ihn ein, zunächst
+in Pinerolo, dann in jenem Gefängniß auf St. Marguerite.
+Da der internationale Rechtsbruch geheim bleiben mußte, war
+es dem Gefangenen unter Androhung des Todes verboten, sein
+Gesicht zu zeigen: er trug eine Maske, die thatsächlich aber nicht
+von Eisen, sondern von schwarzem Sammet war. Im Jahre
+1687 kam Matthioli auf die Insel, um zehn Jahre später dem
+Gouverneur der Festung, dem berüchtigten St. Mars, nach der
+Bastille zu folgen. Dort starb er am 19. November 1703. –
+<span class="tei tei-pb" id="page195">[pg 195]</span><a name="Pg195" id="Pg195" class="tei tei-anchor"></a>
+Es heißt, daß nach der Revocation des Edictes von Nantes
+durch Ludwig XIV. auch protestantische Geistliche in diesem
+Gefängniß geschmachtet hätten. Napoleon I. setzte umgekehrt
+einen katholischen Geistlichen, de Broglie, Bischof von Gent,
+hier ein. Dann gab es weniger vornehme Gefangene, Mamelucken
+und dergleichen, erst die Einkerkerung Bazaines an dieser
+Stelle zog wieder die Blicke der Welt auf St. Marguerite.
+Bazaine gelang es zu entkommen. Seine Frau, eine noch junge
+Spanierin, und sein früherer Adjutant Willette, der ihn nach
+St. Marguerite begleitet hatte, ermöglichten seine Flucht. Er
+ließ sich des Nachts am Seil längs der Felsen nieder und erwartete
+unten in zerfetzten Kleidern, mit wunden Händen und
+blutigem Gesicht, seine Frau. Das stürmende Meer verhinderte
+die Landung des Bootes, das ihn abholen sollte; er mußte
+sich in das Meer werfen, um es zu erreichen. – Heut war es
+an diesen Felsen so still, wie auf einem See, und wir landeten
+ohne Mühe an dem steinigen Ufer. – Der Besuch der
+Festung lohnt kaum, will man sich nicht etwa an der außerordentlichen
+Dicke der Mauern und an dem dreifachen Gitter
+des einzigen Gefängnißfensters erbauen. Durch dieses Fenster
+hätte Bazaine nicht entkommen können. Er benutzte die mangelhafte
+Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle zu verlassen.
+Er verbarg sich im Gefängnißhofe, während seine Zelle
+zur Nacht leer verschlossen wurde.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir zogen in den schönen Kiefernwald, der den größten
+Theil der Insel deckt, und lagerten dort unter den Bäumen.
+Die Aussicht landeinwärts ist derjenigen ähnlich, die man von
+Antibes aus genießt. Nur steigt das Vorgebirge in größerer
+Nähe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die große Nähe
+von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
+fast in der Luft zu schweben, gehüllt in jenen leuchtend azurenen
+Nebel, der dem provençalischen Himmel eigen ist. Von der
+blauen Fläche des Meeres und den grünen Hügeln der Küste
+<span class="tei tei-pb" id="page196">[pg 196]</span><a name="Pg196" id="Pg196" class="tei tei-anchor"></a>
+steigt so das Bild in Stufen, bis zu den schneebedeckten Riesen
+der Alpenwelt empor, in großartig eindrucksvollem Contrast.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten
+Seite der Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt
+liegt dicht vor uns die Ile St. Honorat. Es ist nur ein enger
+Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch ein Meeresarm,
+erfüllt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den Wellen
+des Meeres gedeckt werden.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Ile St. Honorat hieß bei den Römern Lerina. Der
+heilige Honoratus zog von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang
+des fünften Jahrhunderts nach dieser Insel hin. Er fand
+sie, so berichtet die Sage, mit giftigen Schlangen erfüllt, unter
+denen zu leben fast unmöglich schien. Doch der Heilige bestieg
+eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den großen Bannfluch,
+den er über sie aussprach. Zu St. Honoratus gesellte sich
+bald der greise Caprasius, den spätere Zeiten auch als Heiligen
+anerkannten. Es strömten von allen Seiten Anhänger herbei,
+und das errichtete Kloster hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt.
+Der heilige Vincenz, einer der hervorragendsten Mönche von
+Lérin, verfaßte dort das Commonitorium gegen die Irrlehre,
+ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
+Unfehlbarkeitsdogma öfters citirte, im Besonderen den Satz:
+»Was immer, was überall, was von Allen geglaubt worden
+ist, das ist wahrhaft katholisch.« Dem Kloster gehörten auch
+an: St. Hilarius, der wie St. Honoratus später Bischof von
+Arles wurde, ebenso St. Maximus, der den Bischofssitz von
+Fréjus bestieg, dann Faustus, Bischof von Reji, der zu den
+Heiligen zwar gezählt, dessen Rechtgläubigkeit aber vielfach angezweifelt
+wurde; dann St. Salvian, St. Valerian, auch die
+beiden Söhne des heiligen Eucharius: St. Veranius und
+St. Salonius und viele Andere. Von der kleinen Insel Lerina,
+die St. Honoré nach dem Begründer ihres Klosters benannt
+wurde, gingen nicht weniger als zwölf heilige Erzbischöfe, zwölf
+heilige Bischöfe, zwölf heilige Aebte und vier heilige Mönche
+<span class="tei tei-pb" id="page197">[pg 197]</span><a name="Pg197" id="Pg197" class="tei tei-anchor"></a>
+hervor. »O gesegnete Einsiedelei, o dreimal glückliche Insel,
+die du so viel Sprößlinge des Himmels erzogen hast!«
+<span lang="la" class="tei tei-q" xml:lang="la"><span style="font-style: italic">Beata
+et felix insula Lyrinensis …!</span></span> rief daher schon im Jahre 542
+der Erzbischof von Arles, Caesarius, der Sohn des Grafen
+von Chalon, bei seinem Tode aus. Zu Ehren aller dieser
+Heiligen wurde am 15. Mai ein eigenes Fest, das der Allerheiligen
+von Lerina, gefeiert. Um das Jahr 690 zählte das
+Kloster über 3700 Mönche. Wie mögen sie nur alle Platz gefunden
+haben auf der kleinen Insel, die nur etwa tausend
+Schritte lang und vierhundert Schritte breit ist! Dieses rasche
+Aufblühen des Klosters trug die Keime des Verfalles auch in
+sich; die asketische Lebensweise schwand immer mehr. – Zur
+Zeit, da der heilige Caesarius dem Kloster als Mönch angehörte,
+waren die Ordensregeln äußerst streng. Jeder Mönch bewohnte
+getrennt seine Zelle: es gab weder ein Schlafgemach noch eine
+Küche. St. Caesarius ernährte sich von Kräutern und von
+Brühen, die er sich am Sonntag für den Bedarf der ganzen
+Woche kochte. Das änderte sich später, und schon zu Ende des
+siebenten Jahrhunderts mußten, wie der Abt Disdier erzählt,
+die Päpste eingreifen, um der Zügellosigkeit der Sitten unter
+den Mönchen zu steuern. – Der heilige Aigulf, hieher gesandt,
+um strenge Zucht im Kloster einzuführen und die Mönche zu
+besserem Lebenswandel zu bekehren, wurde von ihnen verstümmelt
+und Seeräubern übergeben. – Dann aber kamen die Saracenen.
+Sie plünderten im Jahre 732 das Kloster und mordeten alle
+seine Bewohner. Nur St. Eleutherius blieb am Leben, verborgen
+in einem unzugänglichen Felsenspalt, in dem er acht
+Tage lang von Wurzeln und Seethieren sich nährte. Das
+Kloster blühte noch mehrfach auf, doch die alte Sicherheit und
+Ruhe waren von der Insel geschwunden, so daß der Abt Adalbert
+im Jahre 1073 einen starken viereckigen Thurm erbauen ließ,
+der vom Strande aus gegen Afrika schaut und dauernd das
+Meer überwachte. Der Thurm war geräumig genug, um alle
+Mönche aufzunehmen; sie konnten die Klosterschätze darin bergen,
+<span class="tei tei-pb" id="page198">[pg 198]</span><a name="Pg198" id="Pg198" class="tei tei-anchor"></a>
+dort auch sich wirksam gegen die alten Feinde, Seeräuber und
+Saracenen, vertheidigen. So kam es, daß das Kloster nicht
+nur fortbestehen, sondern auch glänzende Zeiten erleben konnte:
+es hatte noch manchen geistig hochstehenden Abt aufzuweisen.
+Im sechzehnten Jahrhundert besaß es eines der reichsten
+Sanctuarien, und seine Bibliothek war weit berühmt. Im
+siebzehnten Jahrhundert, unter dem Pontificat Gregor XV. begann
+es endgültig zu verfallen. Als es im Jahre 1788 säcularisirt
+wurde, zählte es nur noch vier Mönche. Man vertheilte
+die Klosterschätze an die Kirchen der benachbarten Regionen.
+Viele Kostbarkeiten verschwanden während der französischen Revolution,
+so ein silberner Reliquienschrein, der die Ueberreste
+des heiligen Honoratus enthielt und nach Cannes gekommen
+war. Dieser kunstvoll gearbeitete Reliquienschrein stammte von
+Franz I., der nach der Schlacht von Pavia als Gefangener die
+Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1525 im Kloster zugebracht
+hatte. Im Jahre 1791 wurde das Kloster versteigert und ging,
+eigen genug, in den Besitz einer Schauspielerin über. Es war
+das Fräulein Alziary de Roquefort, die unter dem Namen
+Sainval an der
+<span lang="fr" class="tei tei-name" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">Comédie française</span></span>
+glänzende Triumphe gefeiert
+hatte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Insel St. Marguerite hieß bei den Römern Lero.
+Strabon erzählt, daß ein Heroentempel diese Insel schmückte
+und daß die Ligurischen Piraten dort Opfer darbrachten. Den
+Namen St. Marguerite, den jetzt die Insel führt, sucht eine
+Sage mit dem Namen der Schwester des heiligen Honoratus zu
+verknüpfen. Von Sehnsucht getrieben, so wird erzählt, kam
+Margarethe nach Lerina und fiel dem Bruder zu Füßen. Die
+Ordensregel schloß die Anwesenheit von Frauen auf Lerina aus.
+Daher St. Honoratus die Schwester nach der Insel Lero brachte,
+wo sie verblieb und Aebtissin wurde. Margarethe nahm unter
+einem blühenden Kirschbaum von dem Bruder Abschied, und er
+mußte ihr versprechen, daß er sie besuchen würde, so oft
+dieser Kirschbaum blühe. Die Heilige erwirkte dann durch ihr
+<span class="tei tei-pb" id="page199">[pg 199]</span><a name="Pg199" id="Pg199" class="tei tei-anchor"></a>
+Gebet, daß der Kirschbaum allmonatlich in Blüthenschmuck
+prangte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Jetzt gibt es wieder Mönche im Kloster St. Honorat. Das
+Bisthum von Fréjus hat das Kloster im Jahre 1859 erworben,
+und zehn Jahre später zogen die Cistercienser hierher. Im
+weißen Gewande, mit schwarzer Kapuze, schwarzem Gurt und
+Scapulier schreiten sie in dem Kloster einher. Frauen ist der
+Zutritt untersagt, doch viel verlieren sie nicht durch dieses Verbot,
+denn von den älteren Theilen des Klosters blieb fast nichts
+erhalten, und die Kirche in demselben ist ganz neuen Ursprungs.
+Weit höheres Interesse beansprucht das außerhalb des Klosters
+am Meeresstrande aufgebaute, auch den Frauen zugängliche
+Kastell. Ein mächtiger Bau aus Quadersteinen, der den Angriffen
+der Zeit getrotzt hat. Nur von wenigen Fenstern nach
+außen durchbrochen, mit Zinnen besetzt, trägt es deutlich seine
+einstige Bestimmung zur Schau. Besonders stimmungsvoll hebt
+sich dieses dunkle Kastell von dem blauen Hintergrund des Meeres
+ab, wenn es aus einiger Entfernung betrachtet wird, und dunkelgrüne,
+über den Strand geneigte Kiefern dasselbe umrahmen.
+Im Innern birgt das Kastell alle jene Räume, die zu einem
+längeren Aufenthalt der Mönche nothwendig waren: zahlreiche
+Zellen und ein Refectorium, eine Capelle und eine Bibliothek,
+vor allem auch eine Cisterne. Diese Cisterne, ganz alter Construction,
+nimmt die Mitte des offenen Hofes ein; Säulengänge,
+in mehreren Stockwerken, steigen im Umkreis auf. Eingestürzte
+Gewölbe, halbverschüttete Räume, verborgene Treppen, die in
+unterirdische Räume führen, folgen aufeinander und durchschneiden
+sich in sinnverwirrender Weise. Die Burg ist Kloster und Festung
+zugleich, so recht ein Product jener Zeit, wo das Kreuz und das
+Schwert oft von derselben Hand geführt wurden, einer leidenschaftlich
+erregten Zeit, stark und starr in ihrer Ueberzeugungskraft,
+der es an schöpferischer That und eigenartiger Poesie
+nicht fehlte. Auf einer Wendeltreppe besteigt man den Thurm,
+von dem aus sich eine herrliche Aussicht entfaltet. Man sieht
+<span class="tei tei-pb" id="page200">[pg 200]</span><a name="Pg200" id="Pg200" class="tei tei-anchor"></a>
+hinab auf die Lerinischen Inseln, die wie grüne Flöße auf dem
+Meere schwimmen, und überblickt die ganze weite Küste von
+St. Tropez bis zu den Bergen von Bordighera. Die Insel
+St. Honorat ist viel kleiner als ihre Schwester; daß der heilige
+Honoratus sie dessenungeachtet zur Anlage seines Klosters erwählte,
+war durch die Quelle bedingt, die sie birgt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Zerklüftete Felsen ragen in der Nähe des Kastells aus dem
+Meer hervor. Sie heißen die Mönche und bilden einen natürlichen
+Schutz für die Insel. An ihnen bricht sich die Macht der
+Wellen, wenn der Südsturm das Meer gegen die Insel treibt.
+Einige Capellen schmücken den Strand, Ueberreste aus alter Zeit;
+Marmorfragmente von Säulen und Capitälen sind zwischen
+Myrten und Lentisken aufzufinden und mahnen an frühere
+Pracht. Fünfzehn Jahrhunderte lang beherrschten die Mönche
+diese Inseln sowie auch das gegenüberliegende Festland, jetzt gilt
+ihre Fürsorge vor allem einem Waisenhaus, das in dem Kloster
+errichtet wurde und in welchem die Knaben verschiedene Gewerbe
+erlernen. In diesem Waisenhause befindet sich auch eine
+Druckerei, in welcher alte kirchliche Werke neu edirt werden.
+So hat die Druckerei von Lerin dem Papst Leo XIII. zu seinem
+Jubiläum ein reich verziertes Werk überreicht, welches das
+Magnificat in »hundertfünfzig« Sprachen enthielt.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Oestlich von der Insel St. Honorat liegt die kleine Felseninsel
+St. Féréol. Während die beiden größeren Lerinischen
+Inseln durch Legende und Geschichte wie mit einem Heiligenschein
+umgeben werden, bildete sich eine seltsame, fast dämonische Mythe
+um St. Féréol aus. Es hieß, und heißt noch vielfach, daß auf
+St. Féréol das Grab von Paganini sich befunden habe. Diese
+Angabe ist in französischen Werken verbreitet. Sie führen an,
+Paganini sei in Nizza, im Mai 1840, an der Cholera verschieden;
+sein Sohn Achille habe die Leiche auf einem Schiffe
+nach Genua geführt, um den Vater an dessen Geburtsorte zu
+bestatten. Die Geistlichkeit verweigerte aber das Begräbniß dem
+Manne, von dem es hieß, er habe sich dem Satan verschrieben.
+<span class="tei tei-pb" id="page201">[pg 201]</span><a name="Pg201" id="Pg201" class="tei tei-anchor"></a>
+Auch das Municipio ließ die Ausschiffung des Körpers wegen
+Choleragefahr nicht zu. So versuchte der Sohn in Marseille
+zu landen, doch wieder ohne Erfolg. Als er auch in Cannes
+abgewiesen wurde, entschloß er sich, den Sarg des Nachts auf
+die kleine unbewohnte Insel zu bringen und dort, von Stürmen
+oft umbraust, hat der Todte fünf Jahre lang gelegen. Erst im
+Mai 1845 kehrte der Sohn wieder, nachdem es ihm gestattet worden
+war, den Vater zu begraben an der Kirche von Gajona bei
+Parma, unfern der Villa, die Paganini dort erworben hatte.
+Diese Erzählung kam mir schon einmal in den Sinn, als ich in
+dem herrlichen
+<span lang="it" class="tei tei-name" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Pallazzo Doria Tursi</span></span>,
+dem jetzigen <span lang="it" class="tei tei-name" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Palazzo del
+Municipio</span></span> in Genua, die Geige Paganinis sah. Das war in
+den Tagen der Columbianischen Feste, wo die Mitglieder der
+wissenschaftlichen Congresse im Municipio durch den Sindaco
+empfangen wurden. Die Geige,
+<span class="tei tei-corr">eine</span> Guarneri, der einst Paganini
+dämonische Töne zu entlocken gewußt, bewahrt man wie
+eine Reliquie in einem kostbaren Schrein; man hatte sie zu dem
+Feste mit seidenen Bändern in den italienischen Farben geschmückt.
+Daran dachte ich jetzt, da ich die kleine Insel St. Féréol vor
+mir im Meere liegen sah. Die heitere Landschaft stimmte freilich
+nicht zu dem unheimlichen Geiste Paganinis. Wohl aber konnte
+es ihm behagen auf jenem einsamen Riff, wenn die entfesselten
+Elemente die brandenden Wogen über die Felsen trieben und der
+Wind klagend über der Meeresfläche pfiff. Da war es die
+Natur, welche Schaudergeschichten auf ihrer <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">G</span></span>-Saite spielt, so
+wie er sie einst auf jener Saite seinen erregten Zuhörern zu erzählen
+wußte. Ja, das Grab Paganinis paßt sicherlich besser
+in die wilde Brandung, als auf einen stillen Friedhof, das ist
+völlig klar! – Wie schade, daß die Geschichte nur erdichtet ist!
+– In Wirklichkeit starb Paganini in der
+<span lang="it" class="tei tei-name" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Via Santa Reparata</span></span>
+zu Nizza an der Kehlkopfschwindsucht und nicht an der Cholera.
+Er hatte lange zuvor schon, in Folge seines Leidens, die Stimme
+eingebüßt. Da er die Sterbesacramente nicht empfangen hatte,
+verweigerte die Geistlichkeit seine kirchliche Bestattung, und diese
+<span class="tei tei-pb" id="page202">[pg 202]</span><a name="Pg202" id="Pg202" class="tei tei-anchor"></a>
+konnte erst einige Jahre später erfolgen. Der Sohn Paganinis,
+der heute noch in Parma lebt, theilt mir mit, daß sein Vater
+dort auf dem großen Friedhof
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">della Villetta</span></span>, nachdem er, auch
+im Tode unstät, erst nach Villa-Franca, dann nach Genua gewandert,
+seit 1876 seine endliche Ruhe gefunden und er – der
+Sohn – ihm auf seinem Grabe ein würdiges Denkmal habe
+errichten lassen, für welches in Genua kein geeigneter Platz gewesen
+sei. Ueber Paganinis Leben hatten sich die merkwürdigsten
+Mythen ausgebildet, die durch sein ungewöhnliches Aussehen,
+seine fast gespensterhafte Magerkeit und sein blasses Gesicht, auf
+welchem, wie Heine schreibt, Kummer, Genie und Hölle ihre
+unverwüstlichen Zeichen eingegraben hatten, gefördert wurden.
+Paganini trug übrigens durch sein excentrisches Benehmen selber
+nicht wenig zur Verbreitung dieser Mythen bei. Nur einmal, in
+Paris, fühlte er sich veranlaßt, den Fabeln, die in den Zeitungen
+über ihn berichtet wurden, entgegenzutreten. In einem Briefe,
+den er in der »<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Revue musicale</span></span>« veröffentlichen ließ, schilderte
+er selbst sein Leben und führte dort den Nachweis, daß er weder
+seine Geliebte ermordet noch im Gefängniß gesessen, noch sich
+dem Teufel verschrieben habe. Er schloß mit der Hoffnung,
+man werde wohl seiner Asche einst die verdiente Ruhe gönnen.
+Doch auch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen! Selbst eine
+Marmorbüste, die man Paganini in der
+<span lang="it" class="tei tei-name" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Villetta di Negro</span></span> zu
+Genua geweiht hatte, verschwand spurlos von jener Stätte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir kehrten nach der Insel St. Marguerite zurück und verweilten
+dort bis zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand
+der feurige Ball hinter dem Esterelgebirge. An den hohen Bergen
+im Norden trieben sich langgedehnte Nebelstreifen umher. Sie
+deckten die Einschnitte der Thäler, stiegen dann empor bis zum
+Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
+spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer
+Kette an dem blauen Himmel. Bald rötheten sie sich auch, erglühten
+in Purpur, erloschen allmälig und wurden dann leichenblaß.
+Des Tages Gluth lastete noch auf dem Meere; seine
+<span class="tei tei-pb" id="page203">[pg 203]</span><a name="Pg203" id="Pg203" class="tei tei-anchor"></a>
+glatte Oberfläche zeigte jene matten Reflexe, wie sie alten venetianischen
+Spiegeln eigen sind: dann begann sie die Farbe zu
+wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den
+Bergen schwand, legte sich über den Abendhimmel und überfluthete
+bald auch das Meer. Geheimnißvoll klagend schlugen
+seine scharlachrothen Wellen jetzt an die Felsen des Ufers. Der
+Himmel über den Alpen nahm fahlgrüne Färbung an, und dann
+wurde es dunkel. Ungezählte Sterne tauchten am Himmel auf,
+und ungezählte Lichter entflammten längs der Küste. Wir bestiegen
+jetzt wieder die Barke und glitten still über der
+Wasserfläche. Eine erfrischende Luft umfloß unseren Körper,
+drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes Gefühl inneren
+Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
+kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an
+der Croisette gelandet waren.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">V.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin.
+Sie hatten dasselbe im zehnten Jahrhundert von Wilhelm
+von Gruetta, einem Sohne von Redouard, Grafen von Antibes,
+erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die Burg
+auf dem Hügel, der jetzt die Altstadt trägt, dem heutigen Mont
+Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen
+Güter vor Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild
+gewesen ist. Das beeinflußte die Sitten und Bräuche der Uferbewohner.
+Während jenseits des Esterels, wo rohe Burgherren
+herrschten, die Volksbelustigungen in Scheinkämpfen, den sogenannten
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">bravades</span></span>« bestanden, waren es in Cannes, Vallauris
+und Antibes die
+»<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">romérages</span></span>«, das heißt Tänze und ähnliche
+Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag
+haben sich die
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">bravades</span></span> in St. Tropez,
+die <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">romérages</span></span> in
+Vallauris erhalten. Wachtthürme längs der Küste waren zum
+Schutz gegen die Saracenen aufgerichtet. Feuerzeichen des Nachts,
+weiße Fahnen am Tage, warnten, von den Lerinischen Inseln
+<span class="tei tei-pb" id="page204">[pg 204]</span><a name="Pg204" id="Pg204" class="tei tei-anchor"></a>
+aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden. Cannes
+führte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
+stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte
+erst während der Kämpfe Franz I. mit Karl V. schwere Verluste
+zu tragen. Im Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus
+dem Orient die schwarze Pest nach Cannes eingeschleppt und
+verbreitete sich dann über die ganze Provence. Dann gab es
+noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
+Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische
+Gewalt geriethen, dann im achtzehnten während der Invasion
+der Provençe durch österreichische und piemontesische Truppen,
+besonders aber im österreichischen Erbfolgekriege, während des
+mißglückten Angriffs der Oesterreicher auf die Provence. –
+Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an komischer Tragik in der
+Geschichte von Cannes. So berichten die Stadtarchive von einem
+wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit Schrecken
+erfüllte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
+Schließlich wurde eine Schar muthiger Männer bewaffnet, und
+es gelang ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier
+zu erlegen. Ein solches Thier hatte noch Niemand gesehen; man
+wußte es nicht zu benennen. Ein heftiger Streit entspann sich
+nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von Cannes, Grasse
+und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
+war; es drohte ein ernster Conflict, glücklicher Weise machte
+der Marquis de Caraman, commandirender General der Provence,
+demselben ein Ende, indem er das Fell für sich nahm.
+Nunmehr wurde festgestellt, daß dieses Fell von einer Hyäne
+stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist unaufgeklärt
+geblieben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer
+ganz unbedeutenden Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict
+de Saussure sie 1787 besuchte, fand er nur ein paar
+Straßen vor, die fast ausschließlich von Matrosen und Fischern
+bewohnt waren. Die Schönheit der Lage fiel ihm auf:
+<span class="tei tei-pb" id="page205">[pg 205]</span><a name="Pg205" id="Pg205" class="tei tei-anchor"></a>
+»<span lang="fr" class="tei tei-q" xml:lang="fr"><span style="font-style: italic">C'est
+un site vraiment délicieux</span></span>« rief er auf dem Hügel von
+St. Cassien aus, als er den blauen Golf und die grünen Inseln
+vor sich liegen sah, dann über das üppige Thal der Siagne,
+gegen Grasse und die grauen Kalkalpen schaute. Auch die Hôtels
+in Cannes waren damals einfacher als jetzt, dessen ungeachtet
+es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im Jahre 1822
+in einem derselben sehr behagte. Er und »die gute Hausfrau«
+waren zu Fuß über das Esterel acht Stunden lang bis nach
+Cannes gewandert und kamen dort recht ermüdet in den heißen
+Mittagsstunden an. Darauf hin schreibt Schubert: »Wohler
+und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der guten Hausfrau,
+auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen und in
+keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem bürgerlichen,
+für uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war
+das Häuslein gleich eins der ersten in der Häuserreihe am
+Meeresstrande hin. Zwar zu der oberen Etage, welche fast nur
+aus dem Zimmer bestand, in welchem wir aßen, führte keine
+Marmorstiege, sondern eine hölzerne Treppe von außen empor,
+es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer
+steinernen; der Balcon, an dessen geöffnete Thür wir uns hinsetzten,
+hatte zwar weder eiserne noch bronzene Umzäunung, sondern
+nur bretterne, die Aussicht von ihm hinaus auf das unter
+uns brandende Meer war aber eben so weit und lieblich als
+von einem steinernen.« »Junge Hühnlein, seit wenigen Tagen
+erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal
+und auf dem Balcon herumliefen, pickten die Krümlein von
+Weißbrod zusammen, die ihnen die Hausfrau auf den Boden
+streute.« Dann aber, nachdem wir uns an einem trefflichen
+Mahl gesättigt und ausgeruht, »verließen wir – Strickbeutel
+und Pflanzenmappe unter dem Arme – unseren Balcon mit der
+lieblichen Meeresaussicht und die gutmüthigen, billigen Wirthsleute
+und zogen unter den schattigen Bäumen der Allee, neben
+dem anbrandenden Meere hinaus auf die Straße nach Antibes.«
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Da war es in der That anders in Cannes als jetzt!
+<span class="tei tei-pb" id="page206">[pg 206]</span><a name="Pg206" id="Pg206" class="tei tei-anchor"></a>
+Den Anfang zu seiner jetzigen Größe verdankt Cannes einem
+Zufall. Im Jahre 1834, als die Cholera im ganzen Norden
+von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen dieselbe durch
+einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
+Küste kamen, mußten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes
+verweilen, bevor sie die Grenze am Var überschreiten durften.
+Unter den Reisenden befand sich auch Lord Brougham, der das
+Amt eines Lord-Kanzlers von England vor Kurzem niedergelegt
+hatte und durch den Tod seiner geliebten Tochter tief gebeugt,
+nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er nun unfreiwillig
+verweilen mußte, so sehr, daß er sich entschloß, an demselben
+zu bleiben. Er ließ sich in Cannes nieder und erbaute
+auf seiner Besitzung das Schloß Eleonore Louise, das den Namen
+seiner Tochter trägt. Seinem Beispiel folgten zahlreiche seiner
+Landsleute, und die vornehme englische Gesellschaft zog sich allmälig
+von Nizza nach Cannes zurück. Ihr folgte die französische
+Aristokratie, und allmälig wuchs Cannes zu einem der vornehmsten
+Kurorte der Riviera an.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VI.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Den Bewohnern des westlichen Cannes können die Ausflüge
+auf den Höhen der Croix-des-Gardes diejenigen von »La Maure«
+zum Theil ersetzen. Die Aussichten sind ähnlich, doch gilt es
+meist so viel Staub zu schlucken, ehe man sie erreicht! Die
+Abhänge dieses 150 Meter hohen Hügels sind mit den ältesten
+Villen des neuen Cannes bedeckt; da lehnt sich auch jener
+Château d'Eleonore Louise an, der den Grund zu dem modernen
+Kurort legte. – Man darf es auch nicht unterlassen, den
+Garten der Villa Larochefoucauld zu besuchen, dessen Zutritt
+Fremden stets gestattet wird. Man erreicht ihn bald auf der
+Straße von Fréjus. Die Ausblicke auf das nahe Esterel
+zwischen den Palmen, Pinien und sonstigen üppigen Gewächsen
+des Gartens sind zum Theil von hoher malerischer Wirkung.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page207">[pg 207]</span><a name="Pg207" id="Pg207" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ueber alle möglichen, wenn auch nicht immer empfehlenswerthen
+Ausflüge an den Kurorten der Riviera orientiren jetzt
+vollständiger wie zuvor die in allerletzter Zeit erschienenen
+»<span class="tei tei-title"><span style="font-style: italic">Guides Joanne</span></span>«.
+Es gibt jetzt solche »Führer« für Cannes,
+für Nizza, Mentone, ja selbst für das Esterel, und sie sind einzeln
+für 50 Centimes oder einen Franc zu haben. Leider sind
+aber auch in diesen Führern die Angaben über die Wege, die
+man bei den einzelnen Ausflügen einzuschlagen hat, so mangelhaft
+und die beigefügten Karten so unvollkommen, daß man
+sich nur selten zurechtfinden kann.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Ich plante noch einen Ausflug nach dem Cap d'Antibes
+und stand mit Tagesanbruch auf, um möglichst viel Zeit vor
+mir zu haben. Ich trat ans Fenster und öffnete die Läden:
+Der Himmel war mit Wolken ganz bedeckt. Hinter denselben
+im Osten mußte die Sonne soeben aufgegangen sein. Unentschlossen
+blieb ich am Fenster stehen. Wird es der Sonne gelingen,
+die Wolken zu zerstreuen? Leuchtende Stellen tauchten
+in der Wolkenmasse nach einiger Zeit auf und erweckten freudige
+Hoffnung. Bald schwanden sie aber wieder, und beklommen
+blickte ich empor, gedrückt von dem Gefühl, daß es so trüb und
+traurig den ganzen Tag über bleiben könne. Doch wieder
+lichten sich hier und dort die Wolken, sie wogen in schweren
+Massen wie ein bewegtes Meer; plötzlich zerreißen sie an mehreren
+Stellen, und aus glühendem Rahmen blickt dort der leuchtende
+Himmel hervor. Es ist, als wäre in den Höhen eine Feuersbrunst
+ausgebrochen, und als drängen lange Feuerstrahlen aus
+den Oeffnungen der Wolken hervor, um die See und das
+Land zu entzünden. Jetzt sind es Stellen im Meer, welche in
+Flammen aufgehen, dann leuchten die Lerinischen Inseln im
+rosigen Lichte auf dunkler Woge, dann wieder entzünden sich
+die Gipfel des Esterel, dann das alte Cannes. Allmälig
+erblassen die Wolken, sie weichen vor der siegreichen Sonne; sie
+lösen sich auf im goldigen Nebel und schwinden. Der ganze
+Himmel erstrahlt in glänzendem Licht.
+</p>
+<span class="tei tei-pb" id="page208">[pg 208]</span><a name="Pg208" id="Pg208" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wir folgen der Straße von Antibes, von Licht überfluthet.
+Solche Lichtfülle stimmt den Menschen freudig, erweckt neue
+Hoffnungen und trägt so sicherlich nicht wenig zur Heilung der
+hier weilenden Kranken bei. Es ist das der suggestive Einfluß
+des Sonnenlichtes; andererseits kommen demselben thatsächlich
+auch antiseptische Wirkungen zu. Intensives Sonnenlicht tödtet
+die Keime jener niederen Organismen, welche Fäulniß und Zersetzung
+bewirken. Entsprechende Versuche haben gelehrt, daß
+eine Aussaat von Bacterien durch Licht sterilisirt werden kann.
+Setzt man eine solche Aussaat dem Sonnenlichte aus, hält eine
+andere im Schatten, so werden die Keime der ersteren getödtet
+und die der letzteren entwickeln sich weiter. Intensives Sonnenlicht
+sterilisirt demgemäß auch die Wäsche und die Kleider von
+Kranken. Es sterilisirt auch Seen und Flüsse, falls ihr Wasser
+nicht zu trüb ist und den Lichtstrahlen das Eindringen nicht
+verwährt. Die in der Luft schwebenden Keime werden meist
+von dem Sonnenlicht getödtet. Mit Recht sagt somit ein italienisches
+Sprüchwort:
+»<span lang="it" class="tei tei-q" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">Dove non entra il sole, entra il medico.</span></span>«
+Wäre jenes Sprüchwort nicht begründet, da müßten unausstehliche
+Miasmen manches südliche Land erfüllen und Infectionskrankheiten
+ununterbrochen es verheeren. Wie wenig geschieht da
+meist für die Desinfection. Die moderne Hygiene ist ein Kind
+nordischer Himmelsstriche, und die peinlichsten Ansprüche an
+Reinlichkeit und Comfort sind in Ländern erwachsen, in welchen
+der Nebel meist das Sonnenlicht verhüllt. Während wir unsere
+Wohnräume nach Möglichkeit säubern, für Desinfection allerorts
+sorgen, öffnet der Südländer weit seine Fenster und läßt sein
+ganzes Haus vom Sonnenlicht durchstrahlen. Dazu ist aber
+dauernd klarer Himmel nöthig. – Bacterienkeime, die vom
+intensiven Sonnenlichte getroffen werden, halten die Wirkung
+desselben nur kurze Zeit aus. Die Keime des
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Bacillus anthracis</span></span>,
+jenes gefährlichen Bacteriums, das den Milzbrand bei Schafen
+und Rindern veranlaßt, sind dann schon todt nach wenigen Stunden.
+Ein englischer Botaniker, Marshall Ward, hatte den Einfall,
+<span class="tei tei-pb" id="page209">[pg 209]</span><a name="Pg209" id="Pg209" class="tei tei-anchor"></a>
+diese Wirkung des Lichtes auf Bacterienkeime gewissermaßen
+photographisch zu veranschaulichen. Er breitete Gelatine, die
+mit Bacterienkeimen versetzt war, auf einer Glastafel aus, stellte
+vor dieselbe eine durchbrochene Zinnplatte und ließ letztere vom
+Sonnenlicht bescheinen. Nach wenigen Stunden wurde die
+Glastafel in einen dunklen, warmen Raum gelegt und dort
+längere Zeit gelassen. Ueberall da, wo das Sonnenlicht durch
+die Oeffnungen der Zinnplatte die Gelatine erreicht hatte, blieb
+letztere klar, weil die Keime in derselben getödtet waren, sie
+trübte sich an den übrigen Stellen, weil die Keime dort unversehrt
+blieben und sich zu trüben Bacterienmassen vermehrten.
+So war das in die Zinnplatte geschnittene Bild deutlich auf
+der Gelatineplatte zu erkennen. Selbst die Negative gewöhnlicher
+Photographien konnten benutzt werden, um positive Bacterienbilder
+zu erhalten, wenn mit besonders empfindlichen Keimen
+operirt wurde. Ein purpurfarbiges Bacterium der Themse
+lieferte so hinter den Glas-Negativen englischer Landschaften
+zwar nicht scharfe, aber doch kenntliche Bilder derselben.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die ganze Straße von Antibes war jetzt blendend hell von
+Licht, von jenem grellen Licht, in welches alle Dinge tauchen,
+wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Auf der kreideweißen
+Straße wurden die Schatten immer kürzer und dunkler, die
+Halbschatten nahmen blaue Töne an. Die Palmengruppen in
+den Gärten glänzten so stark, daß sie fast wie fabelhafte Decorationen
+zu einem Zauberstück erschienen. Es war Fest der
+Sonne überall in der Natur, und diese festliche fröhliche Stimmung
+theilte sich uns auch mit. – Wenig Orte in Europa gibt es,
+die über eine gleich große Lichtfülle verfügen. An dieser goldigen
+Küste darf sich das Mittelmeer rühmen, Spiegel der Sonne zu
+sein. An Klarheit der Luft können mit der Gegend um Nizza
+sich nur Valencia und Alicante messen. Während von dem
+Eifelthurm in Paris die Aussicht im günstigsten Falle bis auf
+hundert Kilometer reicht, zeigt hier nicht selten Corsica dem
+erstaunten Auge seine zackigen Gipfel, die um mehr als 200 Kilometer
+<span class="tei tei-pb" id="page210">[pg 210]</span><a name="Pg210" id="Pg210" class="tei tei-anchor"></a>
+von dieser Küste entfernt sind. Daher mit vollem Recht
+der Mont Gros bei Nizza zum Bau eines astronomischen
+Observatoriums gewählt wurde. Auch regnet es in Nizza durchschnittlich
+im Jahre nur an 67 Tagen. Der Regen dauert
+nicht lange, ist dafür oft so heftig, wie in den Tropen. Auch
+in diesem Frühjahr hatten wir während unseres fünfwöchentlichen
+Aufenthalts, von Mitte März bis zur zweiten Hälfte des
+April, nur drei Tage mit anhaltendem Regen hier zu verzeichnen.
+Wir waren thatsächlich die ganze Zeit über wie in ein Lichtbad
+getaucht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Straße führte uns an dem Orte Golfe Jouan vorbei
+nach Jouan les Pins. Nun folgten wir unter Pinien im weiten
+Bogen dem Meeresstrande. Unser Blick verlor sich im endlosen
+Meer oder er ruhte auf dem Esterel und den Lerinischen Inseln.
+Es waren das die alten, liebgewonnenen Bilder in immer neuer
+Umrahmung. Bald begrüßten wir das Cap und traten in den
+Garten des Caphôtels ein. Da ist Alles noch so wie es war,
+derselbe üppige Pflanzenwuchs, derselbe Duft der Maquis. Doch
+fremdartig blicken uns merkwürdige Bauten von der äußersten
+Spitze der Landzunge an. Haben die Saracenen wieder das
+Land erobert und sich am Cap niedergelassen? Das sind doch
+maurische Bauten, die sich dort erheben, eine Moschee, die mit
+ihrer schlanken Kuppel in die Lüfte ragt! Eine Mauer sperrt die
+Spitze des Caps vom Hôtelgarten ab, doch glücklicherweise ist sie
+schon durchbrochen und nichts hindert uns, weiter vorzudringen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Es war nicht ein Saracene, sondern ein Pariser, der diese
+Bauten errichten ließ. Er starb ohne das Ende seiner Werke
+zu sehen. Sein Wunsch, hier begraben zu werden, konnte nicht
+in Erfüllung gehen. Die französische Regierung verbot die Bestattung
+am Cap; die Familie gab daher die Besitzung auf.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+So wird denn dieses Stück Orient hier wieder verschwinden,
+vielleicht Ruinen bilden, die man dermalen als saracenische
+deuten wird. Der Fischer aber, dem ein Stück Strand nach
+dem andern entzogen wird, hat vom Cap wieder Besitz ergriffen.
+<span class="tei tei-pb" id="page211">[pg 211]</span><a name="Pg211" id="Pg211" class="tei tei-anchor"></a>
+Mit sichtlicher Schadenfreude zerstört er die Mauer, die ihm
+den Zugang zu den Felsen sperrte, auf denen er gewohnt war,
+von Kind auf zu fischen. Und auch der Fremde, der das Cap
+besucht, kann wieder ungehindert auf diesen zerrissenen Felsenklippen
+streifen und dem geheimnißvollen Rauschen der Wogen
+in den tiefen Spalten des Gesteines lauschen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="text-align: center; margin-bottom: 1.00em">VII.</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Einige Tage später verließen wir Cannes und siedelten nach
+dem Cap Martin über. Eine englische Gesellschaft hat vor
+einiger Zeit dieses ganze Cap erworben und ein Hôtel auf demselben
+errichtet, das zu den comfortabelsten der ganzen Riviera
+gehört. Hat man es sonst zu bedauern, daß die schönsten
+Punkte dieser Küste der Speculation zum Opfer fallen, so ist
+dies beim Cap Martin nicht der Fall. Denn mit viel Geschick
+und Geschmack verstand es die englische Gesellschaft, dem Cap
+seinen ursprünglichen Charakter zu wahren und den schönen
+Wald von Aleppokiefern, mit dem das Cap bedeckt ist, in einen
+nicht minder schönen englischen Park zu verwandeln. Sie schonte
+jeden einzelnen Baum; die Maquis am westlichen Strande hat
+sie in ihrem ursprünglichen Zustand belassen, fremdartige Gewächse
+nur in discretester Weise angebracht. Das Hôtel steht
+auf der Höhe, am südlichen Ende des Caps, noch in den Wald
+eingeschlossen, von welchem man nur so viel entfernte, als zum
+Bau des Hauses durchaus nothwendig schien. Auch werden die
+Grundstücke am Cap von der Gesellschaft nur unter Bedingungen
+verkauft, die den neuen Besitzer zur Schonung des Waldes verpflichten.
+So merkt man nicht viel von den entstehenden Villen
+im Walde, und man muß auf die Höhen steigen, die das Cap
+beherrschen, um sie zu entdecken. Der Strand sollte frei bleiben,
+daher keines der verkauften Grundstücke bis zu demselben reicht.
+Man kann vom Hôtel aus jetzt ungehindert den Wegen folgen,
+die sich um das ganze Cap ziehen. An dem östlichen Ufer des
+Caps läuft die Landstraße, die nach Mentone führt; sie ist
+<span class="tei tei-pb" id="page212">[pg 212]</span><a name="Pg212" id="Pg212" class="tei tei-anchor"></a>
+staubig, und sucht man sie daher nach Möglichkeit auf den
+Spaziergängen zu meiden. Das kann man auch, wenn man
+die Straßen einschlägt, die im Walde, am Rücken des Caps,
+verlaufen. Besonders anziehend und von Staub ganz frei ist
+aber der Fußweg, der in westlicher Richtung am Cap sich hinzieht.
+Er folgt auf langer Strecke zwischen Kiefern und würzigen
+Sträuchern dem Strande. Er ist so schön, bietet so mannigfaltige
+Ausblicke, daß man nicht müde wird, auf ihm zu wandern.
+Der Weg steigt auf und ab, immer in unmittelbarer Nähe des
+Meeres, dicht über zerrissene Felsenmassen. Myrten, Pistacien,
+Rosmarin umranden ihn, häufig wächst da außerdem der immergrüne
+Wegedorn mit dunklen Beeren, der
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Rhamnus alaternus</span></span>,
+auch das interessante
+<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Cneorum tricoccum</span></span>
+mit kleinen gelben
+Blüthen, das uns schon aus den Maquis von Antibes bekannt
+ist, und die würzige Weinraute
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Ruta bracteosa</span></span>),
+die um diese
+Zeit schon ihre gelbgrünen Blüthendolden entfaltet. Bei jeder
+Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer hervor,
+immer anders geformt, in unerschöpflichem Wechsel. Ueberall
+die anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem
+Blau, dort von hellem Grün, dort wieder in violetten Tönen;
+dann plötzlich vorübereilende Fischerbarken, grell beleuchtet im
+lichten Schein der Sonne. Die Ruder tauchen wie in flüssiges
+Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in das Meer
+zurück. Weite Blicke öffnen sich über die Küste: hier Monte
+Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem
+steilen Fels, darüber, wie auf Wache, die riesige »Tête de Chien«.
+Ganz in der Nähe liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna,
+in Orangenhaine gehüllt, umrahmt von Cypressen und
+Carouben. So läßt sich hier genußreich am frühen Morgen
+wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der
+Bäume und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal
+dicht am Meere, dann über demselben, dann wieder am
+Strand, wo die Welle bis zu den Füßen rollt. Doch gilt es
+früh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein südlich, sondern
+<span class="tei tei-pb" id="page213">[pg 213]</span><a name="Pg213" id="Pg213" class="tei tei-anchor"></a>
+südwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der Sonne
+auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
+erwünschte Schatten am östlichen Strande ein. Zwischen der
+staubigen Straße und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf
+dem Kiefern wachsen, und wo man, von Staub nicht belästigt,
+ruhen kann. Auch hier ist der Strand tief zerklüftet und bildet
+einen bewegten Vordergrund für das Bild, das sich jenseits der
+Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor über die Felsen,
+strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
+weiße Mentone, dort die hohen Gipfel über demselben, dort
+wieder La Mortola oder Bordighera ein in ihr grünes Laub.
+Oft stundenlang saßen wir auf diesen Felsen, ein Buch in der
+Hand, blickten auch häufig über dasselbe hinweg, hinaus in die
+blaue Fluth. Zeitweise waren es auch Fischer, die unsere Aufmerksamkeit
+auf sich lenkten. Sie späheten in der Nähe den
+Fischen nach. Einer saß oben über dem Felsen auf einem Gestell
+aus drei verbundenen Stangen und schaute unablässig in
+die Tiefe. Andere lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes
+Zeichen die Netze zu heben. Die Netze waren an einem
+leeren, quergestellten Boote befestigt und bildeten ein Dreieck,
+das an einer Seite offen stand. Erblickte der Späher Fische,
+die in das Dreieck eingeschwommen waren, so zog er an einem
+Seil und daß Netz schloß sich nun auch an der freigehaltenen
+Seite. Rasch näherte sich daß Boot dem Ufer, schnitt den
+Fischen jeden Rückweg ab; die Netze wurden emporgezogen, und
+meist einige nicht eben große Fische, oft auch nur ein einziges
+solches zappelndes Geschöpf erkapert. Die Geduld dieser Menschen
+erweckte in mir besondere Bewunderung. Stundenlang lagen sie
+da unbeweglich im Boote; den ganzen Tag über hockte der
+Späher oben auf seiner Stangenpyramide, und die Zeit
+wurde ihm, wie es schien, nicht lang. Was für ein Gegensatz
+zu solchen Menschen wie wir, die wir uns den ganzen Tag über
+hetzen und aufreiben, keine Viertelstunde unbenutzt lassen und
+nun hierher kommen müssen, damit unsere Nerven sich wieder
+<span class="tei tei-pb" id="page214">[pg 214]</span><a name="Pg214" id="Pg214" class="tei tei-anchor"></a>
+etwas beruhigen. Der Mann da oben auf seiner Pyramide
+erinnerte mich aber lebhaft an einen Seeadler, den ich auf
+einem hohen Felsen von Antibes, an einer einsamen Stelle des
+Strandes, einst sitzen sah. Auch er blickte starr in das Wasser,
+blickte lange und geduldig, ohne auch nur den Kopf zu bewegen,
+stürzte sich dann wie ein Pfeil hinab in die Fluth und stieg
+auf in die Wolken mit einem Fisch in den Krallen.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Das Hôtel am Cap Martin ragt über die Bäume des
+Waldes empor. Südwärts eröffnet es die Aussicht auf das
+weite Meer. Nordwärts gestattet es, über den gewölbten Kuppeln
+des Waldes, der ganzen Bergkette zu folgen, welche diese Küste
+schützt. Da reihen sie sich an einander diese gewaltigen Berge
+vom Mont Agel im Osten, bis zum Berceau im Westen; die
+mächtigsten Kalkriesen liegen in der Mitte und schneiden mit
+scharfem Grat in den blauen Himmel ein. Jeden Abend waren
+unsere Blicke auf sie gerichtet, wenn die schwindende Sonne ihre
+Gipfel röthete, ein Gipfel nach dem andern dann langsam erlosch.
+Oefters stiegen wir auch gegen Abend zum östlichen
+Strande hinab, um die Beleuchtung der Küste zu schauen.
+Während tiefer Schatten schon Mentone deckte, flammte im purpurnen
+Lichte noch Alt-Bordighera. Ein Liebling der Sonne an
+dieser goldigen Küste, empfängt es am Abend ihren letzten Gruß.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Wenn es dann ganz dunkel war, zogen wir nochmals
+ans Meer. Es galt Mentone und Monte Carlo in ihrem
+Lichterschmuck zu betrachten. Monte Carlo im Besonderen sieht
+dann ganz feenhaft aus. Tausende von Lichtern drängen sich
+am Fuße des Berges zusammen, der einen dunklen Schatten auf
+den bestirnten Himmel wirft. Ich schaute oft in dieses Bild,
+und es war mir wohl, als hätte ich es lange zuvor schon gesehen.
+Doch wo und wann? das wußte ich nicht mehr zu
+finden. Da plötzlich, sah ich es ganz lebhaft wieder vor mir,
+das alte Bild, so wie ich es mit Kinderaugen geschaut hatte. Es
+war ein gemaltes Bild von Neapel in einem kleinen Panorama,
+das ich am Weihnachtsabend einst bekommen hatte. Hielt ich es
+<span class="tei tei-pb" id="page215">[pg 215]</span><a name="Pg215" id="Pg215" class="tei tei-anchor"></a>
+gegen ein Licht, dann leuchteten unzählige Flammen in Neapel
+auf und erregten meine kindliche Phantasie. Es waren Nadelstiche,
+welche das Bild durchsetzten. Wie in jenem Bilde Camaldoli
+über Neapel, so ragte hier die Tête de Chien über
+Monte Carlo hervor; und wie die Lichter am Posilip, so stiegen
+hier die leuchtenden Punkte am Felsen von Monaco in die Höhe.
+Wie stark sind doch solche Eindrücke der Kindheit! Was hat nicht
+Alles dieses geplagte Hirn seitdem in sich aufnehmen müssen, und
+doch war das alte Bild nur verdeckt, nicht ausgelöscht, und tauchte
+wieder auf, als ein äußerer Anstoß es zum Bewußtsein brachte.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Dort, wo das Cap Martin die breite Küste erreicht, ist
+es mit schönen alten Oelbäumen bedeckt. Da sind sie wieder
+da, diese phantastisch verschnörkelten Stämme, von denen keiner
+dem andern gleicht. Sie werden um so mächtiger und schöner
+an dieser Küste, je weiter man sich vom Esterel entfernt. Welch
+ein Unterschied zwischen den armseligen Bäumen der Rhônemündung
+und jenen Riesen hier, die ihre Kronen stolz in die
+Lüfte erheben. So muß man sie gesehen haben, um sie zu
+würdigen und sie zu lieben; auch ist die Lichtfülle dieser sonnigen
+Gegenden nöthig, damit ihr Laub nicht grau und traurig, sondern
+silbern und leuchtend erscheine. Daher der Olivenwald
+ein höchst stimmungsvolles Element dieser Landschaft bildet.
+Da die Blätter des Oelbaumes nicht groß sind und seine Belaubung
+nie dicht wird, so herrscht im Olivenwalde ein Zwielicht
+von ganz eigenem Zauber. Jeder Windhauch bewegt dieses
+Laub, und dann zittern die einzelnen Lichter auf den Bäumen,
+sie huschen wie Leuchtkäfer über den Boden, und es belebt sich
+plötzlich die Einsamkeit.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Trotz seiner scheinbar exponirten Lage ist das Cap Martin
+gegen die Nordwinde und den Mistral sehr gut gedeckt und nur
+den Ostwinden preisgegeben. Daß die hohen Berge im Norden
+und im Westen das Cap erfolgreich gegen Kälte schützen, hat der
+letzte strenge Winter gelehrt. Es lag fast kein Schnee auf dem
+Cap, während er Mentone deckte, und weder Bougainvillea noch
+<span class="tei tei-pb" id="page216">[pg 216]</span><a name="Pg216" id="Pg216" class="tei tei-anchor"></a>
+Heliotrop haben an dem Hôtel du Cap gelitten. Die Pflanzen sind
+aber die sichersten Weiser für das Klima. Die Bougainvilleen
+und der Heliotrop sind an den meisten Orten der Riviera im
+letzten Winter erfroren oder büßten ihr Laub doch ein. Auch
+die strauchartige Wolfsmilch
+(<span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Euphorbia dendroides</span></span>), die überall
+am westlichen Abhange des Cap Martin wächst, zeigt durch ihre
+kräftige Entwickelung an, wie günstig die klimatischen Verhältnisse
+hier für sie sind. Man muß nach dem südlichen Sardinien
+gehen, will man noch größere Exemplare dieser Pflanze sehen.
+In dem nahen Mentone zeugen für das milde Klima dieser
+Region vor allem die üppigen Citronenwälder. Der Citronenbaum
+kann Temperaturen unter −5° C. nicht vertragen. Seine
+Früchte erfrieren schon bei −3° C. Man denke sich die Aufregung
+der Leute in diesem letzten Winter, wo das Thermometer
+wiederholt unter 0° sank. Der Besitzer eines größeren Citronengartens
+erzählte mir, er habe in den kalten Nächten viele
+Stunden am Thermometer gestanden und mit Angst auf die
+Quecksilbersäule gestarrt, ob sie nicht noch weiter falle. Noch
+einen halben Grad tiefer und die Einnahme des ganzen Jahres
+war verloren. Thatsächlich sind an vielen Stellen bei Mentone
+im letzten Winter die Citronen, nicht die Bäume, wohl aber die
+Früchte erfroren. Es geschah das besonders am Ausgang der
+Thäler, wo der Schutz gegen Norden unvollkommen ist. Dort
+sollten Citronen überhaupt nicht gebaut werden; doch die Leute
+vergessen die Vorsicht, wenn viele aufeinander folgende Winter
+mild gewesen sind. Für gewöhnlich berühren ja die kalten
+Nordwinde die Küste nicht, sie erreichen erst in einigen Kilometern
+Entfernung das Meer, und ist es eine häufige Erscheinung, daß
+das Meer dort stürmisch ist, während volle Windstille an der
+Küste herrscht. – Die Orangen haben bei Mentone auch in
+diesem Winter nicht gelitten. Diese Frucht kann bei bedecktem
+Himmel −4° C. aushalten, und die Kälte muß längere Zeit
+−6° C. betragen, damit der Baum getödtet werde. Daher bei
+Cannes wohl Orangenbäume, nicht aber Citronenbäume zu sehen
+<span class="tei tei-pb" id="page217">[pg 217]</span><a name="Pg217" id="Pg217" class="tei tei-anchor"></a>
+sind, und selbst an den Orangenbäumen war bei Golfe Jouan
+das Laub zum Theil erfroren. Auch der Johannisbrotbaum
+ist gegen niedere Temperaturen sehr empfindlich, und zeugt somit,
+wenn stattlich entwickelt, für ein mildes Klima. Schöner
+und üppiger kann man ihn aber an der Riviera nicht sehen, als
+auf der Strecke, die von Villefranche bis San Remo reicht.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+An schönen, sonnenklaren Tagen pflegt an der Riviera gegen
+acht Uhr Morgens die Seebrise sich zu erheben. Dann wird es
+meist kühler als zuvor. Nach Anbruch der Nacht fällt dann die
+Luft von den Bergen ab, der Landwind stellt sich ein. Zwischen
+den Zeiten der beiden Winde herrscht oft völlige Ruhe. Die
+italienischen Fischer bezeichnen sie als
+»<span lang="it" class="tei tei-name" xml:lang="it"><span style="font-style: italic">bonaccia</span></span>«, weil sie die
+wenigste Gefahr in sich birgt. – Auffällig ist es dem Fremden,
+wenn gegen das Frühjahr der sonst so heiße Scirocco an der
+Riviera von Schnee begleitet ist. Es geschieht das freilich selten,
+kann aber erfolgen, wenn auf den hohen corsicanischen Bergen
+sich große Schneemassen anhäuften.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Auf der ganzen Strecke von Villefranche bis San Remo
+sieht man fast keine laubwerfenden Bäume. Daher man hier
+weit weniger an den Winter gemahnt wird, als weiter im
+Süden, ja selbst in Neapel. Dort dominirt der Feigenbaum und
+der Weinstock, so daß der Posilip uns einmal im März fast kahler
+erschien, als das Rheinthal, das wir kurz zuvor verlassen hatten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Die Nächte waren jetzt vom Mondschein erhellt, und die
+Berge glänzten in magischer Beleuchtung: Ein mächtiges Amphitheater,
+dessen scharf gezähnte Gipfel sich wie feine Spitzenarbeit
+vom Himmel abhoben, in welchem tief unten die Lichter von
+Mentone funkelten.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Dieser Vollmond sollte uns Ostern bringen. Wir gingen des
+Abends an den Strand, um ihn zu erwarten. Es war ganz
+dunkel auf den Felsen am Meere, einsam und still. Flach ausgebreitet
+lag vor uns die weite See und schien fast zu schlafen.
+Oben breitete sich das Himmelsgewölbe aus, fast schwarz, doch
+besäet mit ungezählten Sternen, die sich mit silbernen Streifen
+<span class="tei tei-pb" id="page218">[pg 218]</span><a name="Pg218" id="Pg218" class="tei tei-anchor"></a>
+auch im Meere spiegelten. Es schien, als sei die Natur gespannt
+auf ein Ereigniß, das da kommen sollte: so still und feierlich
+war es rings umher. Kein Grashalm erzitterte. Die Kiefern
+streckten aber ihre Kronen vor nach der See, als wollten sie
+weit über die Fluthen hinaus in die Ferne lauschen. Die
+würzigen Düfte der Maquis senkten sich langsam zur See
+hinab, wohl um ihr duftigen Weihrauch zu streuen. Vielleicht war
+aber nur unsere Seele von Erwartung voll, und wir trugen diese
+Empfindung hinaus in die weite Welt. – Plötzlich tauchte ein
+rother Streifen im Osten über dem Wasser empor. Er nahm
+an Breite zu und bald warf er den ersten leuchtenden Strahl
+über die schwarze Fluth: es war, als wolle er sie liebkosen.
+Die Fluth erzitterte unter diesem Strahl und legte sich in
+sanfte Wellen, wohl um ihn einzuwiegen. Der Mond tauchte
+ganz aus dem Meere hervor, mit geröthetem Antlitz, wie verschlafen.
+Quer gedehnt, mit geschwollener Backe sah er fast
+lächerlich aus. Doch rasch rundete sich sein Antlitz ab, nahm
+leuchtende Silberfarbe an und schüttete Licht in Fülle über die
+Meereswellen aus. Und während er höher stieg, erblaßten die
+Sterne. Nur die Größten vermochten ihm noch ins Antlitz zu
+schauen, die anderen verloren sich in den Tiefen des Himmelsgewölbes.
+Am Strand, wo sich die Wellen an den Felsen
+brachen, da funkelte und blitzte es von unendlichen Lichtern, als
+hätten alle die Sterne, die am Himmel schwanden, sich hier gestürzt
+in die Tiefe. Ein breiter silberner Fluß zog sich vom
+Strande bis an die äußersten Schranken des Meeres. Stellenweise
+war er von glatten Streifen unterbrochen, die wie Opal
+ihre Farbe wechselten. Vorübergehend tauchten düstere Barken
+in das Mondlicht ein, wie dunkle Silhouetten auf Silbergrund.
+Der Mond stieg immer höher über die Fluthen und setzte in
+weitem Bogen seinen Siegeszug am Himmelsgewölbe fort. Bald
+begann sein Licht auch in die tiefsten Spalten des Strandes
+einzudringen und die zerrissenen Felsen traumhaft zu beleuchten.
+Da sah es denn aus, als wären die schaumgekrönten Wellen
+<span class="tei tei-pb" id="page219">[pg 219]</span><a name="Pg219" id="Pg219" class="tei tei-anchor"></a>
+eines erregten Meeres versteinert stehen geblieben, oder man
+meinte in einen zerklüfteten Gletscher der Alpen zu blicken; dort
+zauberten schmale Felsengrotten der Phantasie einen arabischen
+Friedhof vor, dort endlich eine Schar von Pilgern, die im
+weißen Gewande von den waldigen Höhen gegen das Meer zu
+wanderten. In allen Buchten sprüht es aber Funken, die Lichter
+schwimmen an der Oberfläche oder sie sinken unter; bald verschmelzen
+sie mit einander, bald trennen sie sich wieder, in endlosem
+Spiel.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+In den Ostertagen rückte ein Nordsturm heran. Mit ungewohnter
+Gewalt stürzte er sich auf die Felsenriesen, die Mentone
+schützen und suchte ihren Widerstand zu brechen. Da entspann
+sich ein gewaltiger Kampf zwischen diesen Titanen und den entfesselten
+Elementen: es heulte und zischte in den Lüften. Wir sahen
+den rauhen Winter über unseren Köpfen schweben, während wir uns
+noch im milden Frühling befanden. Der Norden warf seinen kalten
+Schnee den Felsenriesen gegen das Haupt. Sie schienen zeitweise zu
+weichen. Ein kalter Luftstrom ergoß sich über das Cap. Die
+aleppischen Kiefern schüttelten bedenklich ihre Häupter, die Wellen
+des Meeres flohen wie entsetzt mit schäumender Mähne von dem
+Lande. Bis in die Nacht hinein zitterte und bebte das Cap.
+Dann wurde es still, bald leuchteten die Sterne und am nächsten
+Morgen standen sie wieder da im goldigen Sonnenschein, die Riesen
+über Mentone, zwar mit Schnee noch bedeckt, doch siegesbewußt,
+stolz ihre Felsenhäupter zum Himmel erhebend.
+</p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">
+Dieser Sonnenschein sollte leider nicht dauern; das Gleichgewicht
+in den Lüften war gestört. Bald zog der Ostwind
+heran, und das Wetter verdarb sich. Das erleichterte uns die
+Trennung von der Riviera. Dicke Regentropfen fielen vom
+Himmel und tränkten die durstige Erde. Wir aber konnten von
+hier in dem süßen Wahne scheiden, es weine uns dieser Himmel,
+den wir so liebgewonnen, einige Thränen zum Abschied nach.
+</p>
+<div class="tei tei-tb"><hr style="width: 25%" /></div>
+</div>
+
+<span class="tei tei-pb" id="page220">[pg 220]</span><a name="Pg220" id="Pg220" class="tei tei-anchor"></a>
+<hr class="page" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+<a name="toc10" id="toc10"></a>
+<a name="pdf11" id="pdf11"></a>
+<h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Inhaltsübersicht.</span></h1>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span style="font-weight: 700">Vorwort   </span><a href="#Pg000-3" class="tei tei-ref"><span style="font-weight: 700">VII</span></a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span style="font-weight: 700">Frühjahr 1891   </span><a href="#Pg001" class="tei tei-ref"><span style="font-weight: 700">1</span></a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Bordighera   <a href="#Pg002" class="tei tei-ref">2</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Monte Nero   <a href="#Pg003" class="tei tei-ref">3</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Sasso   <a href="#Pg005" class="tei tei-ref">5</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Oelbäume   <a href="#Pg006" class="tei tei-ref">6</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Frühlingsblumen   <a href="#Pg011" class="tei tei-ref">11</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Weinstock   <a href="#Pg011" class="tei tei-ref">11</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Palmen   <a href="#Pg015" class="tei tei-ref">15</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Gorbio   <a href="#Pg023" class="tei tei-ref">23</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Pont St. Louis   <a href="#Pg026" class="tei tei-ref">26</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Garten von La Mortola   <a href="#Pg030" class="tei tei-ref">30</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Weg nach Mentone   <a href="#Pg069" class="tei tei-ref">69</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Charakterpflanzen der italienischen Landschaft   <a href="#Pg070" class="tei tei-ref">70</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Reiz- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich   <a href="#Pg072" class="tei tei-ref">72</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Route de la Corniche   <a href="#Pg083" class="tei tei-ref">83</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Nizza   <a href="#Pg085" class="tei tei-ref">85</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Cap d'Antibes   <a href="#Pg085" class="tei tei-ref">85</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Maquis   <a href="#Pg089" class="tei tei-ref">89</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Garten Close   <a href="#Pg099" class="tei tei-ref">99</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Seesturm am Cap   <a href="#Pg099" class="tei tei-ref">99</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Blumencultur an der Riviera   <a href="#Pg101" class="tei tei-ref">101</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Sonnenuntergang am Cap   <a href="#Pg105" class="tei tei-ref">105</a></p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span style="font-weight: 700">Frühjahr 1894   </span><a href="#Pg107" class="tei tei-ref"><span style="font-weight: 700">107</span></a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Hyères   <a href="#Pg107" class="tei tei-ref">107</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Maurengebirge   <a href="#Pg114" class="tei tei-ref">114</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Korkeichen   <a href="#Pg115" class="tei tei-ref">115</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">St. Tropez   <a href="#Pg121" class="tei tei-ref">121</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">La Gaillarde   <a href="#Pg126" class="tei tei-ref">126</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">St. Aigulf   <a href="#Pg127" class="tei tei-ref">127</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Fréjus   <a href="#Pg127" class="tei tei-ref">127</a></p>
+<span class="tei tei-pb" id="page221">[pg 221]</span><a name="Pg221" id="Pg221" class="tei tei-anchor"></a>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">St. Raphaël   <a href="#Pg129" class="tei tei-ref">129</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Esterel-Gebirge   <a href="#Pg132" class="tei tei-ref">132</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Malinfernet   <a href="#Pg141" class="tei tei-ref">141</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Abend in St. Aigulf, Le Trayas   <a href="#Pg144" class="tei tei-ref">144</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Cap Roux   <a href="#Pg148" class="tei tei-ref">148</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Pic d'Aurelle   <a href="#Pg154" class="tei tei-ref">154</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Klarheit des Seewassers   <a href="#Pg157" class="tei tei-ref">157</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Grasse   <a href="#Pg158" class="tei tei-ref">158</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Ursprung der Parfüme   <a href="#Pg159" class="tei tei-ref">159</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Gewinnung der Parfüme   <a href="#Pg162" class="tei tei-ref">162</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Wirkungen ätherischer Oele   <a href="#Pg176" class="tei tei-ref">176</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Geschichte der Parfüme   <a href="#Pg177" class="tei tei-ref">177</a></p>
+
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span style="font-weight: 700">Frühjahr 1895   </span><a href="#Pg187" class="tei tei-ref"><span style="font-weight: 700">187</span></a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Cannes   <a href="#Pg187" class="tei tei-ref">187</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">La Californie   <a href="#Pg188" class="tei tei-ref">188</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">La Maure   <a href="#Pg191" class="tei tei-ref">191</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Lerinische Inseln   <a href="#Pg193" class="tei tei-ref">193</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Geschichte von Cannes   <a href="#Pg203" class="tei tei-ref">203</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Ausflug nach Antibes   <a href="#Pg207" class="tei tei-ref">207</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Wirkungen des Lichtes   <a href="#Pg208" class="tei tei-ref">208</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Klarheit der Luft   <a href="#Pg209" class="tei tei-ref">209</a></p>
+<p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em; margin-left: 2.00em">Cap Martin   <a href="#Pg211" class="tei tei-ref">211</a></p>
+</div>
+ </div>
+ <div class="tei tei-back" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 6.00em">
+
+ <hr class="page" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em">
+ <a name="toc12" id="toc12"></a>
+ <a name="pdf13" id="pdf13"></a>
+ <h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Anmerkungen der Korrekturleser</span></h1>
+ <p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Von den Korrekturlesern des <span class="tei tei-hi"><span style="font-style: italic">Project Gutenberg</span></span> wurden
+ mehrere Änderungen am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise
+ Textzeilen im Original und in der vorliegenden
+ geänderten Fassung.</p>
+ <pre class="pre shaded tei tei-eg" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><span style="font-family: monospace">
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstahlen getroffen.
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen.
+
+ mit Bambusfasern Matratzen gegefüllt und Möbel gepolstert.
+ mit Bambusfasern Matratzen gefüllt und Möbel gepolstert.
+
+ ganz wie die Scheinbeeren unsers Wachholders verwandt.
+ ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+
+ Die Geige, ein Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+ Die Geige, eine Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+ </span></pre>
+ </div>
+ <div id="pgfooter" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 5.00em; margin-top: 5.00em"><pre class="pre tei tei-div" style="margin-bottom: 4.00em; margin-top: 4.00em">***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZÜGE AN DER RIVIERA***
+</pre><hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 4.00em; margin-top: 4.00em"><a name="rightpageheader14" id="rightpageheader14"></a><a name="pgtoc15" id="pgtoc15"></a><a name="pdf16" id="pdf16"></a><h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">Credits</span></h1><table summary="This is a list." class="tei tei-list" style="margin-bottom: 1.00em; margin-top: 1.00em"><tbody><tr><th class="tei tei-label tei-label-gloss">September 29, 2009  </th></tr><tr><td class="tei tei-item"><table summary="This is a list." class="tei tei-list" style="margin-bottom: 1.00em; margin-top: 1.00em"><tbody><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label"></th><td class="tei tei-item">Project Gutenberg TEI edition 1</td></tr><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label"></th><td class="tei tei-item"><span class="tei tei-respStmt">
+ <span class="tei tei-resp">Produced by <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">R. Stephan</span></span> and the <span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Online
+ Distributed Proofreading Team</span></span> at
+ &lt;http://www.pgdp.net/c&gt;.
+ Page-images available at
+ &lt;http://www.pgdp.net/projects/projectID47b29bf7b6cc7/&gt;
+ </span>
+ </span></td></tr></tbody></table></td></tr></tbody></table></div><hr class="doublepage" /><div class="tei tei-div" style="margin-bottom: 4.00em; margin-top: 4.00em"><a name="rightpageheader17" id="rightpageheader17"></a><a name="pgtoc18" id="pgtoc18"></a><a name="pdf19" id="pdf19"></a><h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">A Word from Project Gutenberg</span></h1><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">This file should be named
+ 30042-h.html or
+ 30042-h.zip.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">This and all associated files of various formats will be found
+ in:
+
+ <a href="http://www.gutenberg.org/dirs/3/0/0/4/30042/" class="block tei tei-xref" style="margin-bottom: 1.80em; margin-left: 3.60em; margin-top: 1.80em; margin-right: 3.60em"><span style="font-size: 90%">http://www.gutenberg.org</span><span style="font-size: 90%">/dirs/3/0/0/4/30042/</span></a></p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Updated editions will replace the previous one — the old
+ editions will be renamed.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Creating the works from public domain print editions means that
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+ to protect the Project Gutenberg™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered
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+ very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as
+ creation of derivative works, reports, performances and research.
+ They may be modified and printed and given away — you may do
+ practically <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">anything</span></em> with public domain eBooks.
+ Redistribution is subject to the trademark license, especially
+ commercial redistribution.</p></div><hr class="page" /><div id="pglicense" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 4.00em; margin-top: 4.00em"><a name="rightpageheader20" id="rightpageheader20"></a><a name="pgtoc21" id="pgtoc21"></a><a name="pdf22" id="pdf22"></a><h1 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 3.46em; margin-top: 3.46em"><span style="font-size: 173%">The Full Project Gutenberg License</span></h1><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">Please read this before you distribute or use this
+ work.</span></em></p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">To protect the Project Gutenberg™ mission of promoting the free
+ distribution of electronic works, by using or distributing
+ this work (or any other work associated in any way with the
+ phrase <span class="tei tei-q">Project Gutenberg</span>), you agree to comply with all the terms
+ of the Full Project Gutenberg™ License (<a href="#pglicense" class="tei tei-ref">available with this file</a> or online
+ at <a href="http://www.gutenberg.org/license" class="tei tei-xref">http://www.gutenberg.org/license</a>).</p><div id="pglicense1" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em"><h2 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.88em; margin-top: 2.88em"><span style="font-size: 144%">Section 1.</span></h2><h2 class="tei tei-head" style="text-align: center; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">General Terms of Use &amp; Redistributing Project Gutenberg™
+ electronic works</span></h2><div id="pglicense1A" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.A.</span></h3><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">By reading or using any part of this Project Gutenberg™ electronic
+ work, you indicate that you have read, understand, agree to
+ and accept all the terms of this license and intellectual
+ property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree
+ to abide by all the terms of this agreement, you must cease
+ using and return or destroy all copies of Project Gutenberg™ electronic
+ works in your possession. If you paid a fee for obtaining a
+ copy of or access to a Project Gutenberg™ electronic work and you do not
+ agree to be bound by the terms of this agreement, you may
+ obtain a refund from the person or entity to whom you paid the
+ fee as set forth in paragraph <a href="#pglicense1E8" class="tei tei-ref">1.E.8.</a></p></div><div id="pglicense1B" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.B.</span></h3><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span class="tei tei-q">Project Gutenberg</span> is a registered trademark. It may only be used on or
+ associated in any way with an electronic work by people who agree to be
+ bound by the terms of this agreement. There are a few things that you
+ can do with most Project Gutenberg™ electronic works even without complying with the
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+ agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg™ electronic
+ works. See paragraph <a href="#pglicense1E" class="tei tei-ref">1.E</a> below.</p></div><div id="pglicense1C" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.C.</span></h3><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The Project Gutenberg Literary Archive Foundation (<span class="tei tei-q">the Foundation</span> or PGLAF), owns a compilation
+ copyright in the collection of Project Gutenberg™ electronic works. Nearly all the
+ individual works in the collection are in the public domain in the
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+ without charge with others.</p></div><div id="pglicense1D" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.D.</span></h3><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The copyright laws of the place where you are located also govern
+ what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
+ a constant state of change. If you are outside the United States, check
+ the laws of your country in addition to the terms of this agreement
+ before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
+ creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg™ work.
+ The Foundation makes no representations concerning the copyright status
+ of any work in any country outside the United States.</p></div><div id="pglicense1E" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.E.</span></h3><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Unless you have removed all references to Project Gutenberg:</p><div id="pglicense1E1" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.1.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The following sentence, with active links to, or other immediate
+ access to, the full Project Gutenberg™ License must appear prominently whenever any
+ copy of a Project Gutenberg™ work (any work on which the phrase <span class="tei tei-q">Project Gutenberg</span>
+ appears, or with which the phrase <span class="tei tei-q">Project Gutenberg</span> is associated) is
+ accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed:
+
+ </p><div class="block tei tei-q" style="margin-bottom: 1.80em; margin-left: 3.60em; margin-top: 1.80em; margin-right: 3.60em"><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 0.90em"><span style="font-size: 90%">This eBook is for the use of
+ anyone anywhere at no cost and with almost no
+ restrictions whatsoever. You may copy it, give it
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+ Gutenberg License included with this eBook or
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+ domain (does not contain a notice indicating that it is posted with
+ permission of the copyright holder), the work can be copied and
+ distributed to anyone in the United States without paying any fees or
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+ the phrase <span class="tei tei-q">Project Gutenberg</span> associated with or appearing on the work, you
+ must comply either with the requirements of paragraphs <a href="#pglicense1E1" class="tei tei-ref">1.E.1</a> through 1.E.7 or obtain permission for
+ the use of the work and the Project Gutenberg™ trademark as set forth in paragraphs
+ <a href="#pglicense1E8" class="tei tei-ref">1.E.8</a> or 1.E.9.</p></div><div id="pglicense1E3" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.3.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">If an individual Project Gutenberg™ electronic work is posted with the permission
+ of the copyright holder, your use and distribution must comply with both
+ paragraphs <a href="#pglicense1E1" class="tei tei-ref">1.E.1</a> through 1.E.7 and any
+ additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will
+ be linked to the Project Gutenberg™ License for all works posted with the permission
+ of the copyright holder found at the beginning of this work.</p></div><div id="pglicense1E4" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.4.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg™ License terms from
+ this work, or any files containing a part of this work or any other work
+ associated with Project Gutenberg™.</p></div><div id="pglicense1E5" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.5.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
+ electronic work, or any part of this electronic work, without
+ prominently displaying the sentence set forth in paragraph <a href="#pglicense1E1" class="tei tei-ref">1.E.1</a> with active links or immediate access
+ to the full terms of the Project Gutenberg™ License.</p></div><div id="pglicense1E6" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.6.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You may convert to and distribute this work in any binary,
+ compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including
+ any word processing or hypertext form. However, if you provide access
+ to or distribute copies of a Project Gutenberg™ work in a format other than
+ <span class="tei tei-q">Plain Vanilla ASCII</span> or other format used in the official
+ version posted on the official Project Gutenberg™ web site (http://www.gutenberg.org), you must, at
+ no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a
+ means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
+ request, of the work in its original <span class="tei tei-q">Plain Vanilla ASCII</span> or
+ other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg™ License
+ as specified in paragraph <a href="#pglicense1E1" class="tei tei-ref">1.E.1.</a></p></div><div id="pglicense1E7" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.7.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing,
+ copying or distributing any Project Gutenberg™ works unless you comply with
+ paragraph <a href="#pglicense1E8" class="tei tei-ref">1.E.8</a> or 1.E.9.</p></div><div id="pglicense1E8" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.8.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to
+ or distributing Project Gutenberg™ electronic works provided that</p><table summary="This is a list." class="tei tei-list" style="margin-bottom: 1.00em; margin-top: 1.00em"><tbody><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label">•  </th><td class="tei tei-item"><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg™ works calculated using the method you already use to
+ calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the
+ Project Gutenberg™ trademark, but he has agreed to donate royalties under this
+ paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days
+ following each date on which you prepare (or are legally required to
+ prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly
+ marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in <a href="#pglicense4" class="tei tei-ref">Section 4, <span class="tei tei-q">Information about donations to the
+ Project Gutenberg Literary Archive Foundation.</span></a></p></td></tr><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label"></th><td class="tei tei-item"><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
+ you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does
+ not agree to the terms of the full Project Gutenberg™ License. You must require such
+ a user to return or destroy all copies of the works possessed in a
+ physical medium and discontinue all use of and all access to other
+ copies of Project Gutenberg™ works.</p></td></tr><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label"></th><td class="tei tei-item"><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You provide, in accordance with paragraph <a href="#pglicense1F3" class="tei tei-ref">1.F.3</a>, a full refund of any money paid for a
+ work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is
+ discovered and reported to you within 90 days of receipt of the
+ work.</p></td></tr><tr class="tei tei-labelitem"><th class="tei tei-label"></th><td class="tei tei-item"><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg™ works.</p></td></tr></tbody></table></div><div id="pglicense1E9" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.E.9.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg™ electronic work or
+ group of works on different terms than are set forth in this agreement,
+ you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
+ Hart, the owner of the Project Gutenberg™ trademark. Contact the Foundation as set
+ forth in <a href="#pglicense3" class="tei tei-ref">Section 3</a> below.</p></div></div><div id="pglicense1F" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h3 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">1.F.</span></h3><div id="pglicense1F1" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.1.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify,
+ do copyright research on, transcribe and proofread public domain works
+ in creating the Project Gutenberg™ collection. Despite these efforts, Project Gutenberg™
+ electronic works, and the medium on which they may be stored, may
+ contain <span class="tei tei-q">Defects,</span> such as, but not limited to, incomplete,
+ inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other
+ intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other
+ medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be
+ read by your equipment.</p></div><div id="pglicense1F2" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.2.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES — Except for the <span class="tei tei-q">Right of
+ Replacement or Refund</span> described in <a href="#pglicense1F3" class="tei tei-ref">paragraph
+ 1.F.3</a>, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg™ trademark, and any
+ other party distributing a Project Gutenberg™ electronic work under this agreement,
+ disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including
+ legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
+ LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
+ PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK
+ OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO
+ YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL
+ DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE.</p></div><div id="pglicense1F3" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.3.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND — If you discover a defect in
+ this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a
+ refund of the money (if any) you paid for it by sending a written
+ explanation to the person you received the work from. If you received
+ the work on a physical medium, you must return the medium with your
+ written explanation. The person or entity that provided you with the
+ defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
+ refund. If you received the work electronically, the person or entity
+ providing it to you may choose to give you a second opportunity to
+ receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
+ is also defective, you may demand a refund in writing without further
+ opportunities to fix the problem.</p></div><div id="pglicense1F4" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.4.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Except for the limited right of replacement or refund set forth in
+ <a href="#pglicense1F3" class="tei tei-ref">paragraph 1.F.3</a>, this work is provided
+ to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR
+ IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR
+ FITNESS FOR ANY PURPOSE.</p></div><div id="pglicense1F5" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.5.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or
+ the exclusion or limitation of certain types of damages. If any
+ disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of
+ the state applicable to this agreement, the agreement shall be
+ interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
+ the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
+ provision of this agreement shall not void the remaining provisions.</p></div><div id="pglicense1F6" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em"><h4 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.00em; margin-top: 2.00em">1.F.6.</h4><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">INDEMNITY — You agree to indemnify and hold the Foundation, the
+ trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
+ providing copies of Project Gutenberg™ electronic works in accordance with this
+ agreement, and any volunteers associated with the production, promotion
+ and distribution of Project Gutenberg™ electronic works, harmless from all
+ liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly
+ or indirectly from any of the following which you do or cause to occur:
+ (a) distribution of this or any Project Gutenberg™ work, (b) alteration,
+ modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg™ work, and (c) any
+ Defect you cause.</p></div></div></div><div id="pglicense2" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em"><h2 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.88em; margin-top: 2.88em"><span style="font-size: 144%">Section 2.</span></h2><h2 class="tei tei-head" style="text-align: center; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">Information about the Mission of Project Gutenberg™</span></h2><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of electronic works
+ in formats readable by the widest variety of computers including
+ obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the
+ efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks
+ of life.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+ assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg™'s goals and
+ ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for
+ generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a
+ secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn
+ more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
+ Sections <a href="#pglicense3" class="tei tei-ref">3</a> and <a href="#pglicense4" class="tei tei-ref">4</a> and the Foundation web page at <a href="http://www.pglaf.org" class="tei tei-xref">http://www.pglaf.org</a>.</p></div><div id="pglicense3" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em"><h2 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.88em; margin-top: 2.88em"><span style="font-size: 144%">Section 3.</span></h2><h2 class="tei tei-head" style="text-align: center; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation</span></h2><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation
+ organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax
+ exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or
+ federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter
+ is posted at <a href="http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf" class="tei tei-xref">http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf</a>. Contributions
+ to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S.
+ federal laws and your state's laws.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr.
+ S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are
+ scattered throughout numerous locations. Its business office is
+ located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801)
+ 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date
+ contact information can be found at the Foundation's web site and
+ official page at <a href="http://www.pglaf.org" class="tei tei-xref">http://www.pglaf.org</a></p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">For additional contact information:
+
+ </p><div class="block tei tei-address" style="margin-bottom: 1.80em; margin-left: 3.60em; margin-top: 1.80em; margin-right: 3.60em"><span class="tei tei-addrLine"><span style="font-size: 90%">Dr. Gregory B. Newby</span></span><br /><span class="tei tei-addrLine"><span style="font-size: 90%">Chief Executive and Director</span></span><br /><span class="tei tei-addrLine"><span style="font-size: 90%">gbnewby@pglaf.org</span></span><br /></div></div><div id="pglicense4" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em"><h2 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.88em; margin-top: 2.88em"><span style="font-size: 144%">Section 4.</span></h2><h2 class="tei tei-head" style="text-align: center; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation</span></h2><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without wide spread public
+ support and donations to carry out its mission of increasing the number
+ of public domain and licensed works that can be freely distributed in
+ machine readable form accessible by the widest array of equipment
+ including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are
+ particularly important to maintaining tax exempt status with the
+ IRS.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+ charities and charitable donations in all 50 states of the United
+ States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+ considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+ with these requirements. We do not solicit donations in locations where
+ we have not received written confirmation of compliance. To SEND
+ DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state
+ visit <a href="http://www.gutenberg.org/fundraising/donate" class="tei tei-xref">http://www.gutenberg.org/fundraising/donate</a></p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+ have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+ against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+ approach us with offers to donate.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+ any statements concerning tax treatment of donations received from
+ outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and
+ addresses. Donations are accepted in a number of other ways including
+ checks, online payments and credit card donations. To donate, please
+ visit: <a href="http://www.gutenberg.org/fundraising/donate" class="tei tei-xref">http://www.gutenberg.org/fundraising/donate</a></p></div><div id="pglicense5" class="tei tei-div" style="margin-bottom: 3.00em; margin-top: 3.00em"><h2 class="tei tei-head" style="text-align: left; margin-bottom: 2.88em; margin-top: 2.88em"><span style="font-size: 144%">Section 5.</span></h2><h2 class="tei tei-head" style="text-align: center; margin-bottom: 2.40em; margin-top: 2.40em"><span style="font-size: 120%">General Information About Project Gutenberg™ electronic
+ works.</span></h2><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em"><span class="tei tei-name"><span style="font-style: italic">Professor Michael S. Hart</span></span> is the
+ originator of the Project Gutenberg™ concept of a library of electronic works that
+ could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and
+ distributed Project Gutenberg™ eBooks with only a loose network of volunteer
+ support.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Project Gutenberg™ eBooks are often created from several printed editions, all of
+ which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright
+ notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in
+ compliance with any particular paper edition.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's
+ eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII,
+ compressed (zipped), HTML and others.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Corrected <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">editions</span></em> of our eBooks replace the old file
+ and take over the old filename and etext number. The replaced older file
+ is renamed. <em class="tei tei-emph"><span style="font-weight: 700">Versions</span></em> based on separate sources are treated
+ as new eBooks receiving new filenames and etext numbers.</p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">Most people start at our Web site which has the main PG search
+ facility:
+
+ <a href="http://www.gutenberg.org" class="block tei tei-xref" style="margin-bottom: 1.80em; margin-left: 3.60em; margin-top: 1.80em; margin-right: 3.60em"><span style="font-size: 90%">http://www.gutenberg.org</span></a></p><p class="tei tei-p" style="margin-bottom: 1.00em">This Web site includes information about Project Gutenberg™, including how to
+ make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and
+ how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.</p></div></div></div>
+
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+/F16 18.9589 Tf 93.543 479.321 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)]TJ/F16 10.9091 Tf 137.135 -33.407 Td [(I.)]TJ -125.179 -13.747 Td [(Es)-245(war)-245(Mitte)-245(M\344rz:)-247(Wir)-245(erwarteten)-245(sonniges)-244(Fr\374hlingswetter,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(und)-316(doch)-317(regnete)-316(es)-317(an)-316(der)-316(Riviera.)-450(Unaufh\366rlich)-316(schlugen)-316(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Regentropfen)-193(gegen)-192(die)-193(Scheiben,)-204(heftig)-192(oder)-193(gelinde,)-204(doch)-192(ohne)]TJ 0 -13.549 Td [(Ende,)-250(so)-250(da\337)-250(auch)-250(die)-250(Tage)-250(endlos)-250(erschienen.)]TJ 11.956 -13.746 Td [(Mi\337muthig)-474(hatte)-475(man)-474(das)-474(Buch)-475(aus)-474(der)-475(Hand)-474(gelegt,)-530(die)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Unterhaltungen)-207(stockten.)-236(Bittere)-208(Klagen)-207(wurden)-208(\374ber)-207(das)-207(Wetter)]TJ 0 -13.549 Td [(laut.)-828(So)-443(Mancher)-443(war)-443(\374ber)-443(die)-442(Alpen)-443(geeilt)-443(in)-443(der)-442(sicheren)]TJ 0 -13.549 Td [(Erwartung,)-309(jenseits)-297(derselben)-297(den)-297(viel)-297(gepriesenen)-297(ewig)-297(blauen)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-343(zu)-343(schauen;)-389(er)-343(hatte)-343(gehofft,)-366(den)-343(nahenden)-342(Vollmond)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-431(den)-430(Fluthen)-431(des)-431(Mittelmeeres)-431(si)1(ch)-431(spiegeln)-431(zu)-431(sehen,)-475(und)]TJ 0 -13.55 Td [(nun)-460(wurde)-460(all')-461(sein)-460(Sehnen)-460(und)-460(Trachten)-460(zu)-461(Wasser.)]TJ/F30 10.9091 Tf 256.224 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.475 0 Td [(Ich)]TJ -266.699 -13.549 Td [(selbst,)-246(der)-245(ich)-245(oft)-245(schon)-245(den)-245(Fr\374hling)-245(in)-245(Italien)-245(zugebracht)-244(hatte,)]TJ 0 -13.549 Td [(fa\337te)-319(die)-319(Sachlage)-318(weit)-319(ruhiger)-319(auf.)-456(Wu\337te)-319(ich)-319(doch,)-336(da\337)-318(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-483(Italien)-483(die)-483(Regenzeit)-483(auf)-483(das)-483(Fr\374hjahr)-483(f\344llt.)-949(W\374rden)-482(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Felder)-272(und)-272(G\344rten)-272(Italiens)-272(nicht)-272(im)-272(Sp\344therbst)-272(und)-272(Fr\374hling)-271(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(Regen)-351(getr\344nkt,)-376(wie)-351(sollten)-351(sie)-351(Fr\374chte)-351(tragen?)-553(Herrscht)-351(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-342(den)-341(\374brigen)-342(Jahreszeiten)-341(meist)-342(die)-342(gr\366\337te)-341(D\374rre.)-525(Was)-341(mich)]TJ 0 -13.549 Td [(veranla\337t,)-485(trotz)-437(dieser)-438(scheinbar)-438(wenig)-438(g\374nstigen)-437(Aussichten,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-544(immer)-544(wieder)-544(gerade)-544(im)-544(Fr\374hjahr)-544(\374ber)-544(die)-544(Alpen)-544(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(ziehen,)-296(das)-287(ist)-286(die)-287(Sehnsucht)-287(nach)-286(gr\374nen)-287(Fluren)-287(und)-286(belaubten)]TJ 0 -13.55 Td [(B\344umen,)-498(nach)-448(etwas)-448(Sonne)-449(und)-448(W\344rme;)-547(die)-449(Zuversicht,)-497(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Mittelmeer)-414(doch)-414(mildere)-414(Witterung)-414(als)-414(im)-414(Norden)-414(zu)-413(finden,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-295(Hoffnung,)-305(dort)-295(auch)-294(manchen)-295(sonnigen)-295(Tag,)-305(ja)-295(bei)-294(einigem)]TJ 0 -13.549 Td [(Gl\374ck)-383(eine)-765(ganze)-383(Reihe)-383(solcher)-383(Tage)-383(zu)-382(erleben.)-649(Nach)-382(dem)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([002])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(langen,)-543(kahlen,)-543(kalten)-484(nordischen)-484(Winter)-484(wirkt)-484(der)-484(Contrast)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-330(st\344rksten;)-371(man)-330(freut)-331(sich)-330(\374ber)-330(das)-331(k\344rglichste)-330(Gr\374n,)-350(nimmt)]TJ 0 -13.55 Td [(dankbar)-318(jeden)-318(Sonnenstrahl)-318(entgegen,)-335(w\344hrend)-318(schon)-318(Mancher)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-538(Herbstzeit)-539(in)-538(der)-539(sonnverbrannten)-538(lombardischen)-538(Ebene)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-19280(3)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(sich)-272(nach)-271(den)-272(saftreichen)-272(Matten)-271(und)-272(dem)-272(\374ppigen)-271(Baumwuchs)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-470(Alpen)-471(zur\374cksehnte.)-911(Der)-470(Herbst)-470(pflegt)-471(auch)-470(in)-470(unseren)]TJ 0 -13.549 Td [(Breiten)-429(sch\366n)-430(zu)-429(sein,)-475(w\344hrend)-429(unser)-430(M\344rz-)-429(und)-429(Aprilwetter)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-373(Recht)-373(ber\374chtigt)-373(ist.)-619(So)-373(kam)-373(es)-373(auch)-373(in)-373(diesem)-372(Fr\374hjahr;)]TJ 0 -13.55 Td [(denn)-480(w\344hrend)-480(Briefe)-480(und)-480(Zeitungen)-480(uns)-480(Kunde)-480(von)-480(Schnee)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-373(K\344lte)-372(von)-373(jenseits)-372(der)-373(Alpen)-373(brachten,)-403(hatten)-372(wir)-373(uns)-372(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Mittelmeer)-321(alsbald)-321(des)-320(herrlichsten)-321(Sonnenscheins)-321(zu)-320(erfreuen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ganz)-301(besonders)-301(sch\366n)-301(wurde)-302(es)-301(um)-301(die)-301(Osterzeit.)-403(Himmel)-301(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Erde)-479(zogen)-479(ihr)-478(Festkleid)-479(an,)-536(um)-479(sich)-479(in)-479(unsterbliche)-478(Pracht)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-450(h\374llen.)-849(Der)-449(Ostersonntag)-450(fand)-449(mich)-450(in)-450(Bordighera.)-848(Vor)]TJ 0 -13.549 Td [(Tagesanfang)-368(brach)-368(ich)-368(auf,)-398(um)-368(den)-368(Monte)-368(Nero)-368(zu)-368(besteigen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Doch)-394(blieb)-394(ich)-395(bald)-394(gefesselt)-394(am)-394(Cap)-394(d'Ampeglio)-394(stehen)-394(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wartete)-263(dort)-264(den)-263(Sonnenaufgang)-264(ab.)-290(Geisterhaft)-263(verkl\344rt)-263(tauchte)]TJ 0 -13.549 Td [(Corsica)-488(in)-487(weiter)-488(Ferne)-488(auf;)-607(vorn)-487(aber)-488(folgte)-488(das)-487(entz\374ckte)]TJ 0 -13.55 Td [(Auge)-477(der)-476(reichgegliederten)-476(K\374ste,)-534(die)-476(im)-477(weiten)-476(Bogen)-476(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer)-346(umfa\337t,)-370(als)-345(wolle)-346(sie)-346(es)-346(liebevoll)-346(an)-345(sich)-346(schlie\337en.)-537(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Osten)-341(war)-341(stark)-341(ger\366thet,)-364(und)-341(dieser)-341(purpurne)-341(Schein)-340(f\344rbte)-341(in)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\374henden)-467(T\366nen)-467(die)-467(K\344mme)-466(der)-467(stahlblauen)-467(Wellen.)-900(Kein)]TJ 0 -13.549 Td [(W\366lkchen)-404(tr\374bte)-404(das)-404(Himmelsgew\366lbe,)-442(das)-404(aus)-404(tiefstem)-404(Blau)]TJ 0 -13.55 Td [(durch)-259(zartes)-260(Gr\374n)-259(sich)-259(gegen)-259(die)-259(Meeresfl\344che)-260(senkte.)-277(Pl\366tzlich)]TJ 0 -13.549 Td [(tauchte)-174(der)-173(rothe)-174(Sonnenball)-173(am)-174(Horizont)-174(empor)-173(und)-174(sandte)-173(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(feurigen)-243(Strahlen)-242(\374ber)-243(das)-242(weite)-242(Meer,)-244(als)-243(wenn)-242(er)-243(es)-242(entz\374nden)]TJ 0 -13.549 Td [(sollte.)-585(Und)-362(tausend)-361(Lichter)-362(drangen)-362(in)-361(die)-362(tiefen)-362(Buchten)-361(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Strandes,)-251(in)-250(die)-251(dunklen)-251(Th\344ler)-250(der)-251(K\374ste)-250(ein,)-251(um)-251(aus)-250(denselben)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-296(Schatten)-296(der)-297(Nacht)-296(zu)-296(verscheuchen.)-389(Hell)-296(blitzten)-296(in)-296(weiter)]TJ 0 -13.549 Td [(Ferne,)-240(wie)-239(von)-238(Feuersbrunst)-238(erfa\337t,)-240(die)-238(H\344user)-238(von)-238(Monaco)-238(auf,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-416(selbst)-416(das)-415(entfernte)-416(Antibes)-416(warf)-416(lange,)-457(goldige)-415(Strahlen)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-448(Sonne)-448(als)-447(Morgengru\337)-448(zur\374ck.)-843(Ueberall)-448(war)-448(es)-448(wie)-447(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Aufflammen,)-308(ein)-297(Erwachen,)-308(und)-297(gleich)-297(einem)-296(Jubelruf)-297(t\366nte)-296(es)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-327(die)-654(ganze)-327(Natur.)-481(So)-327(feierten)-327(an)-327(jenem)-327(Morgen)-327(Himmel)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([003])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(und)-289(Erde)-288(am)-289(blauen)-288(Mittelmeer)-289(das)-289(Fest)-288(der)-289(Auferstehung!)-365(Ich)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-201(in)-200(dieses)-201(Schauspiel)-201(wie)-200(verloren)-201(und)-201(merkte)-200(nichts)-201(von)-200(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Schwinden)-315(der)-316(Zeit.)-446(So)-315(kam)-316(es,)-332(da\337)-315(die)-315(Sonne)-316(schon)-315(hoch)-315(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-354(stand,)-379(als)-354(ich)-354(die)-354(Weiterwanderung)-353(antrat.)-562(Die)-353(ganze)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(4)-14227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Meeresfl\344che)-205(glitzerte)-205(jetzt)-205(von)-205(unz\344hligen)-205(Lichtern,)-214(als)-205(w\344re)-204(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-265(Diamanten)-265(\374bers\344et;)-273(das)-265(ferne)-266(Corsica)-265(l\366ste)-265(sich)-265(allm\344lig)-265(in)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-223(Nebelstreifen)-222(auf,)-228(als)-223(w\344re)-223(es)-222(nur)-223(ein)-223(Traumbild)-222(gewesen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Vor)-242(mir,)-244(am)-243(Cap)-242(d'Ampeglio,)-244(lag)-243(Alt-Bordighera,)-244(schon)-242(ganz)-242(in)]TJ 0 -13.55 Td [(Sonnengluth)-250(getaucht.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Zwei)-279(Stunden)-279(sind)-279(n\366thig,)-287(um)-279(den)-279(Monte)-279(Nero)-279(zu)-279(besteigen.)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Diese)-241(Angabe)-241(wurde)-240(mir)-241(freilich)-241(nur)-241(nach)-241(H\366rensagen)-240(gemacht,)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-509(die)-509(Wenigsten)-509(sind)-509(dort)-509(oben)-509(jemals)-509(gewesen.)-1026(Ohne)]TJ 0 -13.549 Td [(zwingenden)-406(Grund)-406(besteigt)-406(der)-406(Eingeborene)-406(hier)-406(selten)-405(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(hohen)-296(Berg;)-319(nur)-296(eine)-297(Leidenschaft,)-307(die)-296(der)-297(Jagd,)-307(vermag)-296(ihn)-296(in)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-319(hohe)-318(Regionen)-319(zu)-318(treiben,)-336(ungeachtet)-318(er)-319(auch)-318(dort)-319(oben)-318(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(winzige)-250(V\366gel)-250(findet,)-250(um)-250(seine)-250(Waidmannslust)-250(zu)-250(stillen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Auf)-517(einen)-516(wirklich)-517(ortskundigen)-516(Mann)-517(war)-516(ich)-517(bei)-516(allen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Nachforschungen)-328(\374ber)-329(den)-328(Monte)-328(Nero)-329(nicht)-328(gesto\337en,)-348(und)-328(so)]TJ 0 -13.549 Td [(geschah)-258(es,)-260(da\337)-258(ich)-259(eigene)-258(Erfahrungen)-258(erst)-258(sammeln)-258(mu\337te.)-274(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(zeigte)-319(sich,)-335(da\337)-319(der)-318(ganze)-319(Gipfel)-318(des)-319(Berges)-318(dicht)-319(bewaldet)-318(ist)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-300(weder)-300(die)-299(gepriesene)-300(Fernsicht)-300(noch)-300(irgend)-300(welchen)-299(freien)]TJ 0 -13.549 Td [(Ausblick)-156(gew\344hrt.)-219(Reichliche)-157(Entsch\344digung)-156(fand)-156(ich)-157(aber)-156(f\374r)-156(die)]TJ 0 -13.549 Td [(M\374he)-308(an)-308(dem)-309(n\366rdlichen,)-323(vom)-308(Meere)-308(abgekehrten)-308(Abhang)-308(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Berges.)-236(Als)-206(ich)-207(dort)-206(abzusteigen)-207(begann,)-215(gelangte)-206(ich)-207(alsbald)-206(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-174(Sattel,)-189(der)-175(den)-174(Monte)-174(Nero)-174(von)-174(dem)-174(h\366heren)-174(Monte)-174(Caggio)]TJ 0 -13.55 Td [(trennt.)-578(Hier)-359(konnte,)-386(von)-359(einzelnen)-360(waldfreien)-359(Stellen)-359(aus,)-386(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Blick)-180(sich)-179(ungest\366rt)-180(in)-179(die)-179(tiefeingeschnittenen)-180(Th\344ler)-179(versenken,)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-351(sanfte)-351(H\374gelketten)-350(schweifen,)-376(den)-351(lang)-351(gedehnten)-350(Strand)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen)-520(und)-521(sich)-520(in)-520(dem)-520(weiten)-520(Meer)-521(verlieren.)-1060(Jenseits)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-489(Grates,)-548(der)-489(das)-489(lange)-488(Dorf)-489(Colla)-489(di)-488(Rodi)-489(tr\344gt,)-548(tauchte)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-483(Osten)-483(ein)-482(Theil)-483(von)-483(San)-483(Remo)-482(hervor.)-949(Im)-482(Nordwesten)]TJ 0 -13.55 Td [(wurde)-279(das)-279(Auge)-279(durch)-279(die)-279(schneebedeckten)-279(H\344upter)-558(m\344chtiger)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([004])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Riesen)-325(der)-325(Seealpen)-326(gefesselt.)-475(In)-325(wunderbarer)-325(Klarheit)-325(setzten)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-541(blendend)-540(wei\337en)-540(Schneemassen)-541(von)-540(dem)-541(dunklen)-540(Blau)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-407(Himmels)-407(ab,)-446(w\344hrend)-407(nach)-407(abw\344rts)-407(das)-407(dunkle)-407(Gr\374n)-407(der)]TJ 0 -13.549 Td [(F\366hren,)-459(das)-417(dem)-418(Monte)-417(Nero)-417(seinen)-418(Namen)-417(gibt,)-459(sich)-417(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(helleres)-271(Gr\374n)-272(der)-271(Oliven)-272(bis)-271(zum)-272(Blau)-271(des)-272(Meeres)-271(abt\366nte.)-314(Nur)]TJ 0 -13.549 Td [(wenige)-353(Landschaften,)-380(auch)-353(in)-354(Italien,)-379(gibt)-353(es,)-380(welche)-353(diese)-353(an)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-19280(5)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Sch\366nheit)-410(\374bertreffen.)-729(Vereinigt)-410(doch)-410(dieses)-410(Bild)-410(Alles,)-449(was)]TJ 0 -13.549 Td [(berufen)-455(scheint,)-506(unser)-455(Auge)-455(zu)-455(entz\374cken,)-506(unseren)-455(Verstand)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-284(fesseln,)-293(unsere)-284(Einbildungskraft)-284(anzuregen.)-351(Der)-284(Anblick)-284(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Schneefelder)-174(oben)-173(in)-174(den)-174(Alpen)-174(hatte)-173(dem)-174(Flug)-174(meiner)-173(Gedanken)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-187(Richtung)-186(nach)-187(Norden)-187(gegeben.)-229(Jenseits)-186(dieser)-187(Berge)-186(mochte)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-187(grimmige)-187(K\344lte)-187(herrschen;)-208(hier,)-200(s\374dlich)-187(von)-187(den)-187(Alpen,)-199(war)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-231(Sieg)-231(des)-231(Fr\374hlings)-230(\374ber)-231(den)-231(Winter)-231(lange)-231(schon)-231(errungen,)-234(so)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-220(der)-219(Klang)-220(der)-220(Osterglocken,)-226(der)-220(aus)-219(den)-220(Th\344lern)-220(zum)-219(Monte)]TJ 0 -13.549 Td [(Nero)-250(emporstieg,)-250(nur)-250(der)-250(Freude)-250(zu)-250(gelten)-250(schien.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-180(sch\366ne)-180(Garten)-180(vor)-179(dem)-180(H\364tel)-180(Angst)-180(stand)-180(in)-180(voller)-179(Bl\374the;)]TJ -11.956 -13.55 Td [(die)-449(Beete)-449(glichen)-448(gro\337en)-449(Blumenk\366rben.)-847(Ueppige)-448(Str\344ucher)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-353(capischen)-353(Pelargoniums)-353(hatten)-353(\374berall)-353(ihre)-353(zinnoberrothen)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-269(entfaltet.)-309(Der)-269(peruanische)-269(Heliotrop)-270(kletterte)-269(am)-269(Hause)]TJ 0 -13.549 Td [(empor)-505(und)-505(erf\374llte)-504(die)-505(Luft)-505(mit)-505(vanilleartigem)-504(Wohlgeruch.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-521(gesellten)-521(sich)-521(zu)-521(diesem)-521(die)-521(D\374fte)-521(von)-521(Nelken,)-588(Reseda)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-436(von)-436(gelben)-436(Theerosen.)-808(Die)-436(Bl\344tter)-436(immergr\374ner)-435(B\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(leuchteten)-347(im)-348(Garten)-347(von)-347(Licht)-348(\374berfluthet;)-396(sie)-347(warfen)-347(auf)-347(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Wege)-342(dunkelblaue)-343(Schatten.)-527(Unter)-342(den)-343(P)1(almen)-343(sa\337)-342(ein)-342(junges)]TJ 0 -13.549 Td [(Ehepaar,)-495(das)-446(ich)-446(bei)-445(der)-446(Heimkehr)-446(begr\374\337te.)-838(Ihm)-446(ward)-445(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Gl\374ck)-392(zu)-393(Theil,)-427(seine)-393(Flitterwochen)-392(am)-392(Mittelmeer)-392(zu)-392(feiern.)]TJ 0 -13.55 Td [(Jener)-234(sonndurchgl\374hte,)-236(blumenreiche)-234(Ostersonntag,)-237(an)-233(welchem)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-236(Natur)-235(alle)-236(ihre)-235(Sch\344tze)-236(so)-236(verschwenderisch)-235(\374ber)-236(die)-235(Riviera)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgesch\374ttet)-355(hatte,)-382(wird)-355(diesem)-355(Paar)-356(wohl)-355(einer)-355(der)-355(h\366chsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Feiertage)-250(des)-250(ganzen)-250(Lebens)-250(bleiben.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Nicht)-296(weniger)-295(als)-296(vier)-296(Th\344ler)-296(m\374nden)-295(in)-296(die)-296(schmale)-295(Ebene,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-456(sich)-456(l\344ngs)-456(des)-456(Meeres)-456(vom)-456(Cap)-456(von)-456(Ampeglio)-456(bis)-456(nach)]TJ 6.64 -13.549 Td [(Ventimiglia)-609(hinzieht.)-1325(Daher)-609(lassen)-609(sich)-608(von)-609(Bordighera)]TJ/F16 7.9701 Tf 284.384 0 Td [([005])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(zahlreiche)-771(Ausfl\374ge)-771(unternehmen,)-902(t\344glich)-771(fast)-771(mit)-771(neuer)]TJ 0 -13.549 Td [(Abwechselung.)-771(Da)-423(man)-424(im)-423(H\364tel)-423(Angst)-424(zugleich)-423(vorz\374glich)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgehoben)-247(ist,)-248(wird)-248(man)-247(seinen)-247(Aufenthalt)-248(in)-247(Bordighera)-247(gerne)]TJ 0 -13.549 Td [(verl\344ngern.)-1031(Ob)-510(Bordighera)-510(auch)-510(eine)-510(geeignete)-510(Station)-510(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(Brustkranke)-206(ist,)-216(vermag)-206(ich)-206(nicht)-207(zu)-206(beurtheilen.)-236(Seiner)-206(ins)-206(Meer)]TJ 0 -13.55 Td [(weit)-310(vorgeschobenen)-309(Lage)-310(wegen)-309(ist)-310(der)-310(Ort)-309(den)-310(Winden)-309(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgesetzt,)-248(doch)-248(streifen)-247(diese)-248(Winde)-248(ganz)-247(vorwiegend)-248(\374ber)-247(das)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Meer,)-261(sind)-259(daher)-259(weniger)-259(kalt)-259(und)-259(trocken)-259(als)-259(an)-259(vielen)-259(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Pl\344tzen)-276(der)-276(Riviera.)-327(Es)-276(herrscht)-275(somit)-276(in)-276(Bordighera)-276(die)-275(Seeluft)]TJ 0 -13.549 Td [(vor,)-291(welche)-282(auf)-283(Reisende,)-290(die)-283(nur)-282(Erholung)-283(suchen)]TJ/F30 10.9091 Tf 228.419 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.536 0 Td [(und)-283(deren)]TJ -236.955 -13.549 Td [(Zahl)-290(wird)-290(an)-289(der)-290(Riviera)-290(allj\344hrlich)-289(gr\366\337er)]TJ/F30 10.9091 Tf 191.173 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.616 0 Td [(sehr)-290(anregend)-289(und)]TJ -199.789 -13.55 Td [(belebend)-250(wirkt.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Keinesfalls)-545(d\374rfte)-546(man,)-619(selbst)-545(bei)-546(kurzem)-545(Aufenthalt,)-619(in)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Bordighera)-741(es)-742(vers\344umen,)-864(einen)-741(Ausflug)-742(nach)-741(Sasso)-741(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(unternehmen.)-593(Sasso)-365(ist)-364(ein)-365(kleines)-364(Dorf,)-393(auf)-365(dem)-364(Bergr\374cken)]TJ 0 -13.549 Td [(gelegen,)-472(der)-428(die)-428(Th\344ler)-428(von)-427(Sasso)-428(und)-428(von)-428(Borghetto)-427(trennt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-365(Ort)-365(liegt)-365(nur)-364(vier)-365(Kilometer)-365(von)-365(Bordighera)-365(entfernt,)-393(und)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-329(erreicht)-329(ihn)-329(sowohl)-329(durch)-329(das)-329(Thal)-329(von)-330(Sasso,)-348(das)-329(\366stlich)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-310(Bordighera)-309(m\374ndet,)-325(als)-310(auch)-309(dem)-310(Bergr\374cken)-310(folgend,)-324(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-528(Alt-Bordighera)-528(steht.)-1085(In)-528(dem)-528(Ort)-528(selbst)-528(ist)-528(nichts)-528(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(bewundern:)-499(sch\366n)-375(erscheint)-374(er)-374(nur)-375(aus)-374(der)-375(Entfernung.)-623(Seine)]TJ 0 -13.549 Td [(hohen,)-496(zu)-448(einer)-447(Masse)-447(verschmolzenen,)-496(nach)-447(au\337en)-447(nur)-447(von)]TJ 0 -13.549 Td [(wenigen)-400(Fenstern)-400(durchbrochenen)-399(H\344user)-400(rufen)-400(den)-399(Eindruck)]TJ 0 -13.55 Td [(einer)-296(einzigen)-296(gewaltigen)-296(Festung)-296(hervor.)-388(Besonders)-296(malerisch)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-335(der)-334(Blick)-335(auf)-334(Sasso)-335(von)-334(dem)-335(Wege)-335(aus,)-355(der)-335(zwischen)-334(alten)]TJ 0 -13.549 Td [(Olivenb\344umen)-190(oben)-190(dem)-190(Bergr\374cken)-190(entlang)-190(l\344uft.)-230(Er)-189(\374berrascht)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-254(ganz)-255(pl\366tzlich)-254(an)-254(einer)-254(Stra\337enwendung,)-256(nachdem)-254(der)-254(steile)]TJ 0 -13.549 Td [(Pfad)-453(die)-454(H\366he)-453(erklommen)-454(hat.)-860(Von)-454(zahlreichen)-453(Stellen)-453(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Weges)-300(\374berschaut)-300(der)-300(Wanderer)-300(alsdann)-300(die)-300(beiden)-300(Th\344ler)-299(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Sasso)-377(und)-378(von)-377(Borghetto;)-441(er)-378(kann)-377(mit)-377(dem)-378(Blick)-377(auch)-377(weiter)]TJ 0 -13.549 Td [(dringen)-175(bis)-175(in)-175(das)-175(Thal)-175(von)-175(Vallecrosia,)-190(w\344hrend)-175(ihm)-174(gleichzeitig)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-383(den)-382(nahen)-382(H\374gelreihen)-383(die)-382(schneebedeckten)-383(H\344upter)-382(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Seealpen)-178(entgegenleuchten.)]TJ/F30 10.9091 Tf 122.852 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.392 0 Td [(Wie)-178(oft)-177(habe)-178(ich)-355(mich)-177(stundenlang)]TJ/F16 7.9701 Tf -202.999 0 Td [([006])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(an)-611(diesem)-611(Wege)-611(aufgehalten,)-702(von)-611(Zeit)-611(zu)-611(Zeit)-611(den)-611(Platz)]TJ 0 -13.55 Td [(ver\344ndernd,)-276(um)-272(das)-271(Bild)-271(in)-271(anderer)-271(Umrahmung)-271(zu)-271(bewundern.)]TJ 0 -13.549 Td [(Hier)-287(war)-287(es)-287(nur)-287(ein)-287(einziger)-287(phantastischer)-287(Schneepalast,)-296(der)-287(in)]TJ 0 -13.549 Td [(lichtes)-254(Gr\374n)-254(der)-254(Oliven)-254(gefa\337t,)-255(mir)-254(entgegenstarrte;)-256(dort)-254(tauchte)]TJ 0 -13.549 Td [(mein)-345(Blick)-346(tief)-345(in)-345(ein)-346(Thal)-345(hinab,)-369(um)-346(auf)-345(den)-345(dichtgedr\344ngten)]TJ 0 -13.549 Td [(H\344usern)-611(einer)-612(buntscheckigen)-611(Ortschaft)-612(zu)-611(ruhen,)-702(oder)-611(es)]TJ 0 -13.55 Td [(folgte)-359(auch)-359(mein)-359(Auge)-359(dem)-360(Lauf)-359(eines)-359(Baches,)-386(der,)-386(zwischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Oleanderb\374schen)-170(versteckt,)-186(in)-171(zahlreichen)-170(Windungen)-170(dem)-170(Meer)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-19280(7)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zueilte;)-375(oder)-334(es)-333(war)-334(wieder)-333(Sasso,)-355(welches)-333(\374ber)-333(Baumwipfeln,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-228(in)-228(einem)-227(gr\374nen)-228(Meer,)-232(zu)-228(schweben)-228(schien,)-232(oder)-228(endlich)-227(die)]TJ 0 -13.549 Td [(tiefeingeschnittene)-288(K\374ste)-288(und)-288(das)-288(weite)-289(Meer,)-297(auf)-288(welchem)-288(der)]TJ 0 -13.549 Td [(ermattete)-247(Blick)-247(Rast)-247(machen)-247(konnte.)-249(Welche)-247(F\374lle)-247(von)-246(Motiven)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374r)-253(den)-254(Landschaftsmaler!)-260(Ich)-254(mu\337te)-253(mich)-254(begn\374gen,)-254(die)-253(Bilder)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-395(mein)-395(Inneres)-395(aufzunehmen,)-431(wo)-395(sie)-395(freilich)-395(auch)-395(jetzt)-395(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(farbig-sonnigen)-250(Widerschein)-250(finden.)]TJ 141.297 -15.186 Td [(II.)]TJ -129.341 -15.185 Td [(Die)-337(Olivenhaine,)-360(durch)-337(welche)-338(man)-337(am)-338(Bergr\374cken)-337(entlang)]TJ -11.956 -13.55 Td [(nach)-297(Sasso)-298(wandert,)-309(sind)-298(von)-297(seltener)-297(Sch\366nheit:)-345(alte,)-309(knorrige)]TJ 0 -13.549 Td [(St\344mme,)-332(oft)-315(auf)-315(mehreren)-315(F\374\337en,)-332(wie)-315(auf)-315(Stelzen,)-332(in)-315(die)-315(L\374fte)]TJ 0 -13.549 Td [(ragend.)-903(Man)-467(bleibt)-468(gern)-467(stehen,)-522(um)-467(einzelne)-468(dieser)-467(B\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-480(bewundern,)-537(erfreut)-480(sich)-480(dann)-480(auch)-480(des)-480(Gegensatzes,)-537(den)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-286(dunkel)-285(beschatteten)-286(St\344mme)-285(gegen)-286(das)-285(leuchtende)-286(Blau)-285(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Himmels)-347(und)-346(des)-347(Meeres)-346(bilden.)-540(Zauberhaft)-347(sch\366n)-346(ist)-347(es)-346(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-287(einem)-287(solchen)-286(Olivenhain)-287(des)-287(Abends)-287(zu)-287(wandeln,)-296(wenn)-286(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Vollmond)-326(\374ber)-327(dem)-326(Meere)-327(steht.)-479(Da)-326(gl\344nzen)-327(so)-326(eigenartig)-326(die)]TJ 0 -13.549 Td [(mattgrauen)-162(Bl\344tter)-163(der)-162(B\344ume,)-180(und)-162(es)-163(blit)1(zt)-163(bei)-162(jedem)-162(Windhauch)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-347(Silber)-346(aus)-347(den)-346(Zweigen.)-540(Auch)-347(der)-346(lange)-347(Mondstreifen)-346(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Meere)-392(scheint)-392(sich)-391(zu)-392(beleben,)-427(er)-392(wiegt)-392(sich)-392(auf)-392(den)-391(Wellen,)]TJ 0 -13.549 Td [(folgt)-262(bebend)-262(ihrem)-261(Lauf)-262(und)-262(zerschellt)-261(mit)-262(ihnen)-262(am)-262(Strande)-261(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(leuchtendem)-250(Schaum.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-456(Bl\374thezeit)-456(des)-456(Oelbaumes)-456(f\344llt)-456(in)-456(den)-456(Mai)-456(oder)-455(Juni.)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Dann)-311(ist)-312(er)-311(dicht)-311(bedeckt)-311(von)-312(kleinen,)-326(gelblichwei\337en)-311(Bl\374then,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-319(einen)-319(lieblichen)-319(Geruch)-318(verbreiten.)-457(Diese)-319(Bl\374then)-318(erinnern)]TJ 3.163 -13.549 Td [(an)-290(diejenigen)-290(unserer)-290(Rainweide,)-300(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 167.702 0 Td [(Ligustrum)-290(vulgare)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.348 0 Td [(,)-300(eines)]TJ/F16 7.9701 Tf 38.811 0 Td [([007])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(Strauches,)-208(der)-198(in)-197(Wirklichkeit)-198(auch)-198(dem)-197(Oelbaum)-198(nahe)-197(verwandt)]TJ 0 -13.55 Td [(ist.)-660(Die)-386(Fr\374chte)-387(des)-386(Oelbaums)-387(sind)-386(Steinfr\374chte)-387(von)-386(l\344nglich)]TJ 0 -13.549 Td [(runder)-495(Gestalt.)-984(Die)-495(unreifen)-494(Fr\374chte)-495(haben)-495(gr\374ne)-494(F\344rbung,)]TJ 0 -13.549 Td [(verschwinden)-473(daher)-473(im)-473(Laub;)-585(doch)-473(beim)-473(Reifen)-473(werden)-473(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(schwarzblau)-415(und)-415(treten)-414(dann)-415(scharf)-415(hervor.)-745(Ein)-415(alter)-414(Brauch)]TJ 0 -13.549 Td [(verlangt,)-382(da\337)-356(die)-356(Ernte)-356(der)-356(Oliven)-356(am)-356(21.)-355(November)-356(beginne;)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-236(dauert)-235(im)-236(Dezember)-236(fort.)-245(Ung\374nstige)-235(Witterungsverh\344ltnisse)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nnen)-262(die)-263(Ernte)-262(an)-262(der)-262(Riviera)-263(freilich)-262(sehr)-262(verz\366gern.)-287(So)-262(kam)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(es,)-194(da\337)-179(im)-180(Fr\374hjahr)-180(1891)-179(die)-180(meisten)-180(B\344ume)-179(um)-180(Bordighera)-179(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(voll)-251(Oliven)-250(hingen.)-251(Manche)-251(B\344ume)-250(waren)-251(mit)-250(Fr\374chten)-251(so)-250(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(beladen,)-243(da\337)-240(man)-241(das)-241(Laub)-240(kaum)-241(sehen)-241(konnte.)-247(Die)-240(Olivenernte)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-281(Anfang)-282(April)-281(in)-281(vollem)-282(Gange.)-344(Arbeiter)-281(und)-281(Arbeiterinnen)]TJ 0 -13.55 Td [(zogen)-296(mit)-296(S\344cken)-296(und)-296(K\366rben)-296(bepackt)-296(in)-296(den)-296(Olivenhain.)-388(Dort)]TJ 0 -13.549 Td [(sah)-157(man)-157(die)-157(M\344nner)-158(auf)-157(die)-157(B\344ume)-157(steigen)-157(und)-157(mit)-157(Stangen)-157(gegen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-160(Aeste)-159(schlagen.)-220(Frauen)-159(und)-160(Kinder)-159(hockten)-160(am)-159(Boden,)-178(um)-159(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-247(aufzulesen.)-250(Von)-247(allen)-248(Seiten)-247(schallte)-248(dem)-247(Wanderer)-247(der)]TJ 0 -13.549 Td [(trockne)-269(Ton)-269(der)-269(Schl\344ge)-268(aus)-269(den)-269(B\344umen)-269(entgegen,)-274(und)-268(\374berall)]TJ 0 -13.55 Td [(unter)-452(den)-452(B\344umen)-452(ging)-452(die)-452(m\374hevolle)-452(Arbeit)-452(des)-451(Sammelns)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-387(statten.)-659(Stundenlang)-386(verharren)-387(die)-386(Sammler)-387(in)-386(geb\374ckter)]TJ 0 -13.549 Td [(Stellung,)-214(um)-204(die)-204(Oliven)-205(einzeln)-204(aufzuheben,)-214(und)-204(doch)-205(w\344re)-204(es)-204(so)]TJ 0 -13.549 Td [(einfach,)-297(sich)-288(einen)-288(gro\337en)-288(Theil)-288(der)-287(Arbeit)-288(zu)-288(sparen.)-363(Westlich)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-260(Nizza)-261(legen)-260(die)-260(Olivenbauer)-260(gro\337e)-261(T\374cher)-260(unter)-260(die)-260(B\344ume)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-350(fangen)-350(die)-350(Oliven)-350(mit)-350(diesen)-350(auf.)-550(Freilich)-350(wird)-350(auch)-350(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-504(mit)-504(Stangen)-504(gegen)-503(die)-504(Zweige)-504(geschlagen,)-567(ungeachtet)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-466(Plinius)-466(im)-465(ersten)-466(Jahrhundert)-466(nach)-466(Christi)-466(Geburt)-465(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-220(rohen)-221(Verfahren)-220(warnt,)-227(da)-220(es)-220(die)-221(B\344ume)-220(sch\344digt.)-240(Gegen)]TJ 0 -13.549 Td [(althergebrachte)-489(Sitte)-488(ist)-489(eben)-489(schwer)-488(anzuk\344mpfen,)-549(sie)-488(setzt)]TJ 0 -13.55 Td [(z\344hen)-519(Widerstand)-518(jeder)-519(Neuerung)-518(entgegen.)-1056(In)-518(Bordighera)]TJ 0 -13.549 Td [(warten)-416(die)-416(Olivenbauer)-416(meist,)-457(bis)-416(ihre)-416(Oliven)-416(ganz)-416(reif)-415(sind.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ein)-450(gro\337er)-451(Theil)-450(der)-451(Fr\374chte)-450(ist)-451(dann)-450(schon)-451(von)-450(selbst)-450(vom)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum)-498(gefallen.)-993(Alles)-498(das)-497(wird)-498(zusammen)-498(von)-498(dem)-497(Boden)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgelesen)-404(und)-403(liefert)-404(ein)-404(entsprechend)-403(schlechtes)-808(\326l.)-710(Denn)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([008])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(feine)-527(Tafel\366le)-527(pre\337t)-527(man)-528(aus)-527(solchen)-527(Fr\374chten,)-596(die)-527(erst)-527(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(reifen)-311(beginnen.)-434(Diese)-311(m\374ssen)-311(auch)-312(mit)-311(der)-311(Hand)-311(vom)-311(Baume)]TJ 0 -13.549 Td [(gepfl\374ckt)-305(werden,)-318(um)-305(weder)-305(Quetschung)-305(noch)-305(Verwundung)-304(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(erleiden.)-496(Aus)-332(solchen)-332(Fr\374chten)-333(gewinnt)-332(man)-332(jene)-332(\326le,)-352(die)-332(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-412(Provencer)-411(\326le)-412(bezeichnen.)-734(Der)-411(Provence)-412(entstammen)-411(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(freilich)-433(nur)-432(zum)-433(kleineren)-433(Theil,)-478(zum)-433(gr\366\337eren)-433(Theil)-432(Italien.)]TJ 0 -13.55 Td [(Dort)-353(ist)-352(es)-353(vornehmlich)-352(Apulien)-352(und)-353(zwar)-352(die)-353(Gegend)-352(s\374dlich)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-377(Bari,)-408(welche)-377(diese)-376(feinen)-377(Sorten)-376(erzeugt.)-630(Sie)-377(liefert)-376(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-299(gute)-299(\326le,)-311(w\344hrend)-299(in)-299(der)-299(ersten)-299(H\344lfte)-299(dieses)-299(Jahrhunderts)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-393(apulische)-394(\326l)-393(noch)-393(ebenso)-394(schlecht)-393(und)-393(ranzig)-393(schmeckte,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-19280(9)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(wie)-485(andere)-486(s\374ditalienische)-485(Sorten.)-956(Auch)-485(in)-485(Apulien)-485(betrieb)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-345(die)-345(Ernte)-345(der)-346(Oliven)-345(damals)-345(ganz)-345(l\344ssig)-345(und)-345(verf\374gte)-345(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-350(sehr)-350(schlechte)-350(\326lpressen.)-550(Charakteristisch)-350(genug,)-375(als)-349(das)]TJ 0 -13.549 Td [(antike)-434(Modell)-433(einer)-434(\326lpresse)-433(in)-433(Pompeji)-434(aufgefunden)-433(wurde,)]TJ 0 -13.55 Td [(begr\374\337te)-482(man)-482(es)-482(in)-482(Apulien)-482(als)-482(einen)-482(Fortschritt)-482(und)-482(f\374hrte)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-488(an)-488(verschiedenen)-488(Orten)-488(ein.)]TJ/F30 10.9091 Tf 154.498 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.778 0 Td [(Von)-488(Bordighera)-488(bis)-488(zum)]TJ -165.276 -13.549 Td [(Esterel)-274(wird)-274(vorwiegend)-274(nur)-274(geringwerthiges)-274(\326l)-274(gewonnen,)-280(das)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-325(Maschinen\366l)-326(Verwendung)-325(findet)-326(oder)-325(der)-325(Seifenfabrikation)]TJ 0 -13.549 Td [(dient;)-272(Nizza)-265(bezieht)-265(die)-264(feinen)-265(\326le,)-269(die)-264(es)-265(vertreibt,)-268(vorwiegend)]TJ 0 -13.55 Td [(aus)-250(der)-250(Ferne.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-506(Fr\374chte,)-570(die)-506(man)-506(zum)-506(Zwecke)-506(feinster)-505(\326lgewinnung)]TJ -11.956 -13.549 Td [(sorgsam)-443(pfl\374ckte,)-491(breitet)-443(man)-442(zun\344chst)-443(in)-443(d\374nnen)-443(Lagen)-442(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(Horden)-318(aus.)-453(Dort)-318(trocknen)-318(sie)-318(an)-317(der)-318(Luft)-318(oder)-318(bei)-317(k\374nstlicher)]TJ 0 -13.549 Td [(W\344rme,)-427(bis)-391(sie)-392(runzlich)-391(werden.)-675(Haben)-391(sie)-392(einen)-391(Theil)-391(ihres)]TJ 0 -13.549 Td [(Wassers)-497(in)-497(solcher)-497(Weise)-496(eingeb\374\337t,)-559(so)-497(kommen)-497(sie)-497(in)-496(die)]TJ 0 -13.55 Td [(\326lm\374hlen.)-377(Es)-293(sind)-292(das)-293(meist)-292(steinerne)-293(Beh\344lter,)-303(in)-292(welchen)-292(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Oliven)-356(durch)-355(M\374hlsteine)-356(zermalmt)-355(werden.)-567(Schon)-356(bei)-355(diesem)]TJ 0 -13.549 Td [(Verfahren)-175(flie\337t)-175(etwas)-174(\326l)-175(ab,)-190(das)-175(als)-174(das)-175(feinste)-175(Tafel\366l)-175(gilt,)-189(kaum)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-318(in)-317(den)-318(Handel)-318(kommt.)-453(Der)-318(in)-317(der)-318(M\374hle)-318(hergestellte)-317(Brei)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-276(in)-276(Bast-)-275(oder)-276(Jutes\344cke)-276(gef\374llt)-275(und)-276(in)-276(einer)-276(Kelter)-275(gepre\337t.)]TJ 0 -13.55 Td [(Bei)-219(schwachem)-220(Druck)-219(flie\337t)-220(jetzt)-219(zun\344chst)-219(das)-220(beste,)-225(dann)-219(etwas)]TJ 0 -13.549 Td [(weniger)-217(gutes)-218(Speise\366l)-217(ab.)-239(Dieses)-218(Oel)-217(wird)-218(als)-217(Jungfern\366l)-217(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 258.812 0 Td [(huile)]TJ -258.812 -13.549 Td [(vierge)]TJ/F16 10.9091 Tf 27.262 0 Td [(\253)-331(bezeichnet.)-494(Dann)-331(gelangen)-332(die)-331(Trester)-331(in)-331(hydraulische)]TJ -27.262 -13.549 Td [(Pressen)-521(und)-521(liefern)-521(ein)-521(\326l,)-589(das)-521(der)-521(Seifenfabrikation)-1042(oder)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([009])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(auch)-430(gewerblichen)-430(Zwecken)-431(dient.)-790(Dann)-430(werden)-430(die)-430(Trester)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-297(warmem)-297(Wasser)-297(anger\374hrt)-297(und)-298(nochmal)1(s)-298(gepre\337t,)-308(wandern)]TJ 0 -13.549 Td [(schlie\337lich)-340(oft)-340(noch)-340(in)-340(Fabriken,)-362(wo)-340(man)-340(ihnen)-340(den)-340(Rest)-339(ihres)]TJ 0 -13.549 Td [(\326les)-250(durch)-250(chemische)-250(Mittel)-250(entzieht.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Das)-314(Speise\366l,)-329(das)-314(aus)-313(der)-314(Kelter)-314(flie\337t,)-329(mu\337)-314(sorglich)-313(gekl\344rt)]TJ -11.956 -13.549 Td [(werden,)-600(bevor)-529(es)-530(zum)-530(Verkauf)-529(gelangt.)-1089(Man)-530(bringt)-530(es)-529(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dunkle)-389(k\374hle)-388(R\344ume,)-424(wo)-389(\374ber)-388(einander)-389(die)-389(n\366thigen)-388(Bottiche)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-377(Aufnahme)-377(des)-377(\326ls)-377(sich)-377(befinden.)-631(Das)-377(unklare)-377(\326l)-376(gelangt)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-269(das)-270(oberste)-269(Gef\344\337,)-269(flie\337t)-269(aus)-270(dem)-269(Spundloch)-269(desselben)-269(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-239(durchl\366cherten)-239(Zinkkasten,)-241(der)-238(mit)-239(Watte)-239(ausgekleidet)-238(ist,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(in)-285(einen)-284(zweiten)-285(Bottich)-284(und)-285(aus)-285(diesem)-284(nochmals)-285(durch)-284(Watte)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-200(einen)-200(dritten.)-234(Die)-200(Watte)-200(mu\337)-201(am)-200(n\344mlichen)-200(Tage)-200(oft)-200(mehrfach)]TJ 0 -13.549 Td [(erneuert)-437(werden.)-813(Aus)-437(dem)-437(dritten)-438(Bottich)-437(gelangt)-438(das)-437(\326l)-437(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Cisternen,)-385(die)-358(man)-358(in)-358(Nizza)-358(mit)-358(Porzellanplatten)-358(auszukleiden)]TJ 0 -13.55 Td [(pflegt.)-509(Hier)-336(steht)-336(das)-336(\326l)-336(wohl)-337(an)-336(die)-336(drei)-336(Monate,)-358(bevor)-336(es)-336(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Flaschen)-250(gef\374llt)-250(und)-250(versandt)-250(wird.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(So)-303(\374berreife,)-316(abgeschlagene)-303(und)-303(am)-303(Boden)-303(faulende)-303(Oliven,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(wie)-186(wir)-185(sie)-186(in)-186(Bordighera)-185(hatten)-186(ernten)-186(sehen,)-198(k\366nnen)-186(nur)-185(ranzige)]TJ 0 -13.549 Td [(\326le)-413(ergeben.)-741(Die)-413(kleinen)-414(Besitzer,)-454(welchen)-414(die)-413(\326lhaine)-413(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(geh\366ren,)-171(liefern)-152(ihre)-152(Fr\374chte)-152(an)-152(fremde)-151(M\374hlen)-152(ab)-152(und)-152(pflegen)-151(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-268(Pressung)-267(in)-268(Oliven)-267(oder)-268(in)-267(\326l)-268(zu)-268(zahlen.)-302(Aus)-268(den)-267(\326lpressen)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-312(M\374hlen)-313(flo\337)-312(zur)-313(Zeit)-312(unseres)-312(Besuches)-313(eine)-312(Fl\374ssigkeit)-312(ab,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-477(alle)-477(B\344che)-476(von)-477(Bordighera)-477(in)-477(braunen)-477(T\366nen)-476(f\344rbte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Bei)-461(ruhigem)-461(Wetter)-462(zeichnete)-461(sich)-461(die)-461(M\374ndungsstelle)-461(jedes)]TJ 0 -13.549 Td [(Fl\374\337chens)-250(als)-250(brauner)-250(Streifen)-250(ziemlich)-250(weit)-250(im)-250(Meere)-250(ab.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Im)-331(Alterthum)-330(hie\337)-331(es)-330(allgemein,)-351(da\337)-331(der)-331(\326lbaum)-330(nur)-331(in)-330(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(N\344he)-360(des)-359(Meeres)-360(gedeihe.)-579(Man)-360(rechnete)-359(aus,)-388(da\337)-359(er)-360(sich)-359(von)]TJ 0 -13.549 Td [(demselben)-211(nicht)-212(\374ber)-211(dreihundert)-212(Stadien,)-219(somit)-212(nicht)-211(\374ber)-211(7-1/2)]TJ 0 -13.549 Td [(geographische)-278(Meilen)-278(entferne.)-333(Es)-278(ist)-278(nicht)-278(zu)-278(leugnen,)-285(da\337)-277(der)]TJ 0 -13.55 Td [(\326lbaum)-263(den)-262(Seestrand)-263(bevorzugt,)-266(doch)-262(h\344ngt)-263(das)-262(nicht)-263(mit)-262(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(unmittelbaren)-425(Einflu\337)-424(der)-424(gro\337en)-425(Wasserfl\344che,)-468(vielmehr)-424(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-380(gleichm\344\337igen)-380(Klima)-380(zusammen,)-412(welches)-380(durch)-380(dieselbe)]TJ 0 -13.549 Td [(gef\366rdert)-498(wird.)-994(Denn)-498(der)-498(\326lbaum)-498(kann)-498(anhaltenden)-995(Frost)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([010])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(nur)-381(sehr)-382(schlecht)-381(vertragen.)-645(Auch)-381(bevorzugt)-382(der)-381(\326lbaum)-381(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Kalkboden,)-371(den)-347(er)-347(hier)-347(an)-347(der)-347(Riviera)-347(reichlich)-347(vorfindet.)-541(Ein)]TJ 0 -13.549 Td [(besonders)-394(g\374nstiges)-395(Zusammenwirken)-394(von)-394(Klima)-394(und)-394(Boden,)]TJ 0 -13.549 Td [(verbunden)-481(mit)-480(sorglichster)-481(Behandlung)-481(der)-480(Fr\374chte,)-539(ist)-480(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(erforderlich,)-443(damit)-404(der)-404(\326lbaum)-404(ein)-404(so)-404(feines)-405(\326l,)-442(wie)-404(etwa)-404(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Apulien,)-250(erzeuge.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-257(M\374hlen,)-259(in)-258(welchen)-257(das)-257(\326l)-258(gepre\337t)-257(wird,)-259(sind)-257(fast)-257(immer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(alte)-463(malerische)-462(Bauten.)-888(Sie)-463(suchen)-462(oft)-463(steile)-462(Stellen)-463(in)-462(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Schluchten)-505(auf,)-569(um)-505(die)-506(Kraft)-505(des)-505(Baches,)-569(der)-505(dort)-505(abw\344rts)]TJ 0 -13.55 Td [(braust,)-563(zu)-500(nutzen.)-1000(Wie)-500(Schwalbennester)-500(kleben)-500(sie)-500(an)-500(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsen.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(11)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Wer)-233(zur)-234(Fr\374hjahrszeit)-233(durch)-234(die)-233(Olivenw\344lder)-234(um)-233(Bordighera)]TJ -11.956 -13.549 Td [(streift,)-518(mu\337)-463(darauf)-465(bedacht)-464(sein,)-517(nicht)-464(in)-464(die)-464(Schu\337linie)-464(der)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Cacciatori\253)-224(zu)-225(gerathen.)-241(Denn)-225(um)-224(diese)-224(Zeit)-225(bewegen)-224(sich)-224(jene)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-335(alle)-336(Haine,)-356(G\344rten)-335(und)-336(Fluren,)-356(um)-336(als)-335(einziges)-335(Wild)-335(die)]TJ 0 -13.55 Td [(kleinen)-337(V\366gel)-337(zu)-337(erlegen.)-511(F\374r)-337(die)-338(italienische)-337(Riviera,)-358(wie)-337(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(Italien)-303(\374berhaupt,)-317(hat)-303(dieser)-303(Sport)-303(ganz)-303(bedenkliche)-303(Folgen,)-316(da)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-295(Vernichtung)-295(der)-295(V\366gel)-295(eine)-295(entsprechende)-295(Vermehrung)-295(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Insekten)-415(nach)-414(sich)-415(zieht.)-744(Nicht)-415(nur)-414(verschwinden)-415(aus)-414(Italien)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-341(heiteren)-341(S\344nger,)-364(welche)-342(die)-341(W\344lder)-341(und)-341(G\344rten)-341(in)-341(anderen)]TJ 0 -13.55 Td [(L\344ndern)-287(in)-287(so)-286(lieblicher)-287(Weise)-287(beleben,)-296(sondern)-287(es)-287(nimmt)-286(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-435(Zahl)-435(sch\344dlicher)-435(Insekten)-435(in)-435(bedenklicher)-435(Weise)-435(dort)-435(zu.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dem)-207(\326lbaum)-206(besonders)-207(nachtheilig)-206(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 170.036 0 Td [(Decus)-207(oleae)]TJ/F16 10.9091 Tf 53.144 0 Td [(,)-215(der)-207(sich)-206(von)]TJ -223.18 -13.549 Td [(dem)-176(Fruchtfleisch)-177(der)-176(Oliven)-176(n\344hrt.)-226(Er)-176(wird)-176(von)-177(den)-176(Franzosen)]TJ/F31 10.9091 Tf 272.143 0 Td [(la)]TJ -272.143 -13.549 Td [(Mouche)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.139 0 Td [(,)-215(von)-207(den)-206(Italienern)]TJ/F31 10.9091 Tf 85.754 0 Td [(Macha)-207(del)-206(Olivo)]TJ/F16 10.9091 Tf 74.624 0 Td [(genannt.)-236(Die)-206(Fliege)]TJ -195.517 -13.55 Td [(legt)-482(ihre)-482(Eier)-482(in)-482(ganz)-482(junge)-482(Fruchtanlagen,)-540(und)-482(die)-481(Maden,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-409(diesen)-410(Eiern)-409(entschl\374pfen,)-449(leben)-409(dann)-410(auf)-409(Kosten)-409(der)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-411(entwickelnden)-411(Frucht.)-733(Sie)-411(verpuppen)-411(sich)-411(schlie\337lich)-411(in)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-266(und)-266(verlassen)-265(sie)-266(als)-266(fliegende)-266(Brut.)-297(Gelangen)-266(sie)-265(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-310(Oliven)-310(in)-309(die)-310(M\374hle,)-325(so)-310(leidet)-309(der)-310(Geschmack)-310(des)-310(\326ls)-309(von)]TJ 0 -13.55 Td [(denselben.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Von)-260(einer)-260(Wanderung)-259(durch)-260(die)-260(Olivenhaine)-260(kehrt)-260(man)-259(wohl)]TJ -11.956 -13.55 Td [(stets,)-177(mit)-159(einem)-158(Bl\374thenstrau\337)-159(geschm\374ckt,)-177(nach)-158(Hause.)-220(Denn)-158(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-256(zu)-257(verlockend,)-258(diese)-256(Fr\374hlingsgaben)-256(der)-256(Flora,)-516(zu)-256(lieblich,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([011])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(als)-402(da\337)-402(man)-402(an)-402(ihnen)-402(so)-402(fl\374chtig)-402(vorbeieilen)-402(sollte.)-706(Ueberall)]TJ 0 -13.549 Td [(stehen)-293(unter)-293(den)-293(B\344umen)-293(die)-293(dunkelblauen)-292(Traubenhyacinthen,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-368(bisamartigen)-369(Duft)-368(verbreiten;)-428(besonders)-368(sch\366n)-369(ist)-368(die)-368(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Art)-202(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.38 0 Td [(Muscari)-202(comosum)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.768 0 Td [(\051,)-212(die)-202(einen)-202(amethystfarbigen)-202(Schopf)-202(\374ber)]TJ -100.148 -13.55 Td [(dem)-442(sonst)-442(unscheinbaren)-442(Bl\374thenstande)-442(tr\344gt.)-826(Hier)-442(und)-441(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(schaut)-281(aus)-281(dem)-281(Rasen)-281(eine)-281(bl\374hende)-281(Orchidee)-281(hervor.)-343(Meist)-280(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-233(eine)-234(Art)-233(der)-234(Gattung)-233(Ophrys,)-237(jener)-233(merkw\374rdigen)-233(Orchideen-)]TJ 0 -13.549 Td [(Gattung,)-271(deren)-267(Bl\374then)-267(ganz)-267(den)-267(Insekten)-267(gleichen.)-301(Bei)]TJ/F31 10.9091 Tf 248.514 0 Td [(Ophrys)]TJ -248.514 -13.549 Td [(aranifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.789 0 Td [(erinnern)-236(sie)-236(an)-236(Spinnen:)-243(man)-236(meint)-236(die)-235(vorgestreckten)]TJ -43.789 -13.55 Td [(Beine)-161(und)-161(den)-160(aufgedunsenen)-161(braunen)-161(Leib)-161(eines)-161(solchen)-160(Thieres)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-535(sehen.)-1103(Auch)]TJ/F31 10.9091 Tf 85.194 0 Td [(Ophrys)-535(Arachnites)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.047 0 Td [(ist)-535(spinnen\344hnlich)-534(und)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zeigt)-350(einen)-350(purpurbraunen,)-375(gr\374n)-350(verzierten)-350(Leib.)-550(Die)-350(sch\366nste)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-443(Ophryden)-442(scheint)-443(mir)-442(aber)-443(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 176.806 0 Td [(Ophrys)-443(Bertolonii)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.191 0 Td [(,)-491(mit)]TJ -257.997 -13.549 Td [(dunkelrothen)-494(Bl\374then,)-555(zu)-494(sein.)-982(Doch)-494(Ophrys-Arten)-494(hat)-493(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Nordl\344nder)-541(vielleicht)-540(schon)-541(in)-541(seiner)-540(Heimath)-541(gesehen)-540(und)]TJ 0 -13.55 Td [(fesselt)-362(ihn)-363(daher)-362(mehr)-362(eine)-363(andere)-362(Orchidee)-362(von)-362(ungewohnter)]TJ 0 -13.549 Td [(Gestalt:)-230(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.081 0 Td [(Serapias)-211(Lingua)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.397 0 Td [(,)-219(vielleicht)-210(gar)]TJ/F31 10.9091 Tf 64.243 0 Td [(Serapias)-211(longipetala)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.182 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(deren)-247(rothbraune)-247(Bl\374then,)-248(von)-247(rothen)-247(Deckbl\344ttern)-246(fast)-247(verh\374llt,)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-251(ihre)-251(Lippen)-250(nach)-251(au\337en)-251(vorstrecken.)-252(Mit)-251(Freuden)-251(begr\374\337t)-250(er)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-219(wilde)-218(Tulpe)-219(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 78.65 0 Td [(Tulipa)-219(Celsiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.671 0 Td [(\051,)-225(deren)-218(hellgelbe)-219(Bl\374then)-218(sich)]TJ -148.321 -13.55 Td [(auf)-362(langen)-362(Stielen)-362(wiegen.)-585(Die)-362(Siegwurz)-362(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 194.265 0 Td [(Gladiolus)-362(segetum)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.732 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(mit)-254(rosenrothen,)-255(einseitig)-254(aufgereihten)-254(Bl\374then)-254(tritt)-254(ihm)-254(auch)-253(an)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-337(Stellen)-337(entgegen.)-510(In)-337(seinem)-336(Strau\337)-337(nimmt)-337(er)-336(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-155(gern)-154(das)-155(wei\337bl\374thige)]TJ/F31 10.9091 Tf 118.846 0 Td [(Allium)-155(neapolitanum)]TJ/F16 10.9091 Tf 92.466 0 Td [(auf,)-174(denn)-154(geh\366rt)]TJ -211.312 -13.549 Td [(jene)-220(Pflanze)-220(auch)-220(zu)-219(den)-220(Laucharten,)-226(so)-220(duften)-220(doch)-220(ihre)-219(wei\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374thenst\344nde)-234(in)-233(angenehmer)-234(Weise.)-245(Haupts\344chlich)-233(sind)-234(es)-233(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-293(gelben)-294(Tazetten,)-304(welche)-293(dem)-294(Strau\337)-293(Wohlgeruch)-293(verleihen,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-478(seine)-477(Farbenpracht)-478(gehoben)-478(wird)-477(durch)-478(eine)-477(reiche)]TJ 0 -13.549 Td [(Auswahl)-237(bunter)-237(Anemonen)-237(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 125.915 0 Td [(Anemone)-237(coronaria)]TJ/F16 10.9091 Tf 89.402 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 18.95 0 Td [(hortensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.003 0 Td [(\051.)]TJ -262.314 -18.459 Td [(Ebenso)-732(alt)-732(als)-731(Kulturpflanze)-732(wie)-732(der)-732(\326lbaum)-732(ist)-731(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Weinstock,)-390(die)-362(beide)-362(daher)-362(von)-362(Alters)-362(her)-362(zusammen)-362(genannt)]TJ 0 -13.549 Td [(werden.)]TJ/F30 10.9091 Tf 39.602 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.862 0 Td [(\273Zwei)-312(Fl\374ssigkeiten)-313(thun)-312(dem)-313(menschlichen)-312(K\366rper)]TJ -48.464 -13.55 Td [(besonders)-403(wohl,\253)-404(hei\337t)-403(es)-404(in)-403(der)-404(Naturgeschichte)-403(des)-403(Plinius,)]TJ 5.843 -13.549 Td [(\273innerlich)-478(der)-479(Wein,)-535(\344u\337erlich)-479(das)-478(\326l;)-593(beide)-478(stammen)-479(aus)]TJ/F16 7.9701 Tf -78.598 0 Td [([012])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(dem)-419(Pflanzenreiche)-419(und)-418(sind)-419(vorz\374glich,)-461(doch)-419(das)-419(\326l)-419(ist)-418(das)]TJ 0 -13.549 Td [(nothwendigere.\253)-575(Das)-575(trifft)-575(f\374r)-574(das)-575(\326l)-575(heut)-575(nicht)-575(mehr)-574(zu.)]TJ 0 -13.549 Td [(Im)-482(Alterthum)-482(rieb)-482(man)-482(sich)-482(mit)-482(demselben)-482(nach)-482(dem)-482(Bade)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-372(K\366rper)-373(ein;)-434(jetzt)-372(wird)-372(es)-373(\344u\337erlich)-372(allenfalls)-373(nur)-372(noch)-372(als)]TJ 0 -13.55 Td [(Marseiller)-291(\326lseife)-291(angewandt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 136.748 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.629 0 Td [(Wie)-291(in)-291(dem)-291(Werke)-291(des)-291(Plinius)]TJ -145.377 -13.549 Td [(tritt)-295(uns)-296(auch)-295(an)-295(der)-295(Riviera)-295(der)-296(Weinstock)-295(vielfach)-295(neben)-295(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(\326lbaum)-211(entgegen.)-237(Doch)-211(an)-211(der)-211(K\374ste)-211(selbst)-211(herrscht)-211(der)-210(\326lbaum)]TJ 0 -13.549 Td [(vor.)-267(Denn)-256(im)-255(Gegensatz)-256(zum)-256(\326lbaum)-255(meidet)-256(der)-256(Weinstock)-255(die)]TJ 0 -13.549 Td [(n\344chste)-298(N\344he)-299(des)-298(Meeres.)-395(Andererseits)-298(vertr\344gt)-299(er)-298(viel)-298(st\344rkere)]TJ 0 -13.55 Td [(Gegens\344tze)-323(der)-323(Temperatur,)-341(so)-322(da\337)-323(seine)-323(Cultur)-323(selbst)-323(weit)-322(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Norden)-428(versucht)-428(werden)-429(konnte.)-784(Im)-428(vierzehnten)-428(Jahrhundert)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(13)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(drang)-293(der)-293(Weinbau)-292(bis)-293(in)-293(das)-293(preu\337ische)-292(Ordensland,)-304(selbst)-292(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-279(Tilsit)-279(vor,)-286(und)-279(wenn)-278(er)-279(sich)-279(heute,)-286(um)-279(so)-279(viel)-278(weiter,)-286(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Westen)-241(und)-241(S\374den)-242(zur\374ckgezogen)-241(hat,)-243(so)-241(geschah)-241(dies)-241(nur,)-243(weil)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-196(in)-197(n\366rdlicheren)-196(Gegenden)-196(ertragsf\344higeren)-196(Producten)-196(weichen)]TJ 0 -13.55 Td [(mu\337te.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-971(\326lbaum)-971(ist)-971(sicher)-971(am)-971(Mittelmeer)-970(einheimisch,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(andererseits)-489(mu\337)-488(angenommen)-488(werden,)-548(da\337)-489(seine)-488(Cultur)-488(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Orient)-557(begann,)-634(da\337)-557(Culturformen)-557(des)-557(Baumes)-557(sich)-557(von)-557(da)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-436(verbreitet)-436(haben,)-483(und)-436(schon)-436(in)-436(vorhomerischer)-436(Zeit)-436(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Griechenland)-303(gelangten.)-409(Den)-303(Weinstock)-303(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 186.756 0 Td [(Vitis)-303(vinifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.252 0 Td [(\051)-303(fanden)]TJ -244.008 -13.55 Td [(die)-374(Culturv\366lker)-374(ebenfalls)-374(als)-374(wilde)-374(Pflanze)-374(auf)-374(europ\344ischem)]TJ 0 -13.549 Td [(Boden)-359(vor.)-578(Ja)-359(heut)-359(noch)-359(meint)-359(man)-359(s\374dlich)-359(und)-359(n\366rdlich)-359(von)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-287(Alpen)-286(stellenweise)-287(die)-287(Pflanze)-286(im)-287(urspr\374nglichen)-286(Zustande)]TJ 0 -13.549 Td [(anzutreffen,)-445(doch)-406(ist)-406(es)-405(meist)-406(schwer)-406(zu)-406(entscheiden,)-445(da\337)-405(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-309(verwildert)-309(sei.)-427(Am)-309(\374ppigsten)-309(gedeiht)-309(die)-309(wilde)-308(Weinrebe)]TJ 0 -13.55 Td [(heute)-416(um)-416(das)-416(schwarze)-416(Meer,)-458(und)-416(man)-416(hat)-416(an)-416(den)-416(s\374dlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Abh\344ngen)-369(der)-369(Krim)-369(St\344mme)-369(bis)-369(zu)-369(anderthalb)-369(Meter)-368(Umfang)]TJ 0 -13.549 Td [(gemessen.)-247(Die)-239(Cultur)-239(des)-240(Weinstocks)-239(ging)-240(allem)-239(Anschein)-239(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-263(westlichen)-262(Kleinasien)-263(aus)-263(und)-262(ist)-263(einem)-262(indogermanischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Volke)-250(zu)-250(verdanken.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Von)-281(den)-280(Weinen)-281(der)-280(westlichen)-281(Riviera)-280(waren)-281(im)-280(Alterthum)]TJ -11.956 -13.55 Td [(schon)-391(die)-391(von)-391(Massilia,)-427(also)-391(des)-391(heutigen)-391(Marseille,)-426(bekannt,)]TJ 0 -13.549 Td [(zeichneten)-384(sich)-383(aber)-384(nicht)-383(durch)-384(ihre)-384(Haltbarkeit)-383(aus,)-417(so)-767(da\337)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([013])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(man)-231(sie)-231(r\344uchern)-231(mu\337te.)-244(Es)-231(geschah)-231(das)-231(in)-230(Rauchkammern)-231(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(orientalischer)-325(und)-325(griechischer)-325(Sitte.)-475(Im)-325(Wesentlichen)-325(war)-324(das)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-436(\344hnliches)-436(Verfahren)-437(wie)-436(das)-436(heutige)-436(Pasteurisiren.)-808(Ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-438(man)-439(heut)-438(den)-438(Wein)-439(bis)-438(auf)-438(mindestens)-439(60\260)-438(C.)-438(erw\344rmt,)]TJ 0 -13.55 Td [(um)-550(die)-550(sch\344dlichen)-550(Keime)-550(in)-550(demselben)-550(zu)-550(t\366dten)-550(und)-549(so)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-317(Haltbarkeit)-317(zu)-317(erh\366hen,)-333(wurde)-317(im)-317(Alterthum)-317(der)-317(Wein)-316(in)]TJ 0 -13.549 Td [(wohl)-325(verschlossenen)-325(Gef\344\337en)-325(durch)-325(hei\337en)-325(Rauch)-325(erhitzt.)-475(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(Feuer)-467(befand)-467(sich)-467(in)-467(einem)-467(unteren)-466(Raume,)-522(und)-467(Rauch)-466(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Hitze)-403(stiegen,)-441(durch)-403(ein)-402(Rohr)-403(geleitet,)-441(in)-403(das)-403(obere)-402(Gescho\337,)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-364(dem)-364(der)-364(Wein)-365(sich)-364(befand.)-592(Der)-364(Rauch)-364(gelangte)-364(dort)-364(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(angebrachte)-301(\326ffnungen)-300(ins)-301(Freie.)-401(Dieses)-300(Verfahren)-301(konnte)-300(den)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Geschmack)-210(des)-211(Weines)-210(nicht)-210(wesentlich)-211(beeinflussen,)-218(wohl)-210(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337te)-299(das)-299(geschehen)-298(bei)-299(Zusatz)-299(von)-299(Seewasser)-299(zum)-298(Most,)-311(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-381(in)-382(Kleinasien)-381(und)-381(Griechenland)-382(h\344ufig)-381(ge\374bt)-381(wurde.)-644(Auch)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-417(Gips,)-459(Kalk,)-459(Marmor,)-459(Thon,)-459(Pech)-418(oder)-417(Harz)-417(hat)-417(man)-417(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Weine)-293(versetzt,)-304(um)-293(sie)-293(haltbarer)-293(zu)-293(machen)-293(und)-292(ihnen)-293(zugleich)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-424(bestimmten)-423(Geschmack)-424(zu)-424(verleihen.)-771(Es)-424(bemerkt)-423(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(bereits)-381(Plinius,)-414(da\337)-381(der)-381(bek\366mmlichste)-381(Wein)-380(immer)-381(derjenige)]TJ 0 -13.549 Td [(sei,)-255(dessen)-254(Most)-254(ohne)-254(fremdartigen)-254(Zusatz)-254(bleibe;)-256(denn)-254(welcher)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-213(so)-213(Gesunde,)-221(meint)-213(er,)-220(sollte)-213(nicht)-213(Scheu)-213(haben)-213(vor)-213(Weinen,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-275(Marmor,)-281(Gips)-275(oder)-275(Kalk)-275(enthalten?)-325(\334berhaupt)-275(klagt)-274(Plinius)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-457(\374ber)-457(die)-457(Verf\344lschung)-457(der)-457(Weine;)-561(es)-457(sei)-457(damit)-457(so)-457(weit)]TJ 0 -13.549 Td [(gekommen,)-484(da\337)-437(nur)-437(der)-437(Name)-437(des)-437(Weinlagers)-437(den)-437(Preis)-437(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Weine)-417(bestimme)-418(und)-417(da\337)-417(man)-417(den)-417(Most)-418(schon)-417(in)-417(der)-417(Kelter)]TJ 0 -13.549 Td [(verf\344lsche.)-752(Daher)-418(seien,)-459(so)-418(wunderlich)-417(dies)-418(auch)-417(klinge,)-459(die)]TJ 0 -13.55 Td [(am)-411(wenigsten)-412(gekannten)-411(Weine)-411(oft)-411(die)-412(unsch\344dlichsten.)-733(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(Anmachen)-353(des)-352(Weines)-353(mit)-352(Seewasser)-352(wird)-353(von)-352(Plinius)-353(als)-352(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-498(Magen)-498(vorz\374glich)-498(gepriesen.)-994(An)-498(eine)-498(bekannte)-497(neuere)]TJ 0 -13.549 Td [(Heilmethode)-451(erinnert)-450(seine)-451(Mahnung,)-500(da\337)-450(wer)-451(hager)-450(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(will,)-266(w\344hrend)-263(der)-263(Mahlzeit)-262(dursten)-263(oder)-263(doch)-263(nur)-263(wenig)-262(trinken)]TJ 0 -13.55 Td [(soll.)]TJ/F30 10.9091 Tf 25.15 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.493 0 Td [(Durch)-370(Einkochen)-370(und)-370(durch)-371(Hinzuf\374gen)-370(von)-370(Kr\344utern)]TJ -34.643 -13.549 Td [(suchte)-431(man)-432(im)-431(Alterthum)-432(vielfach)-431(die)-432(Haltbarkeit)-431(der)-431(Weine)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-455(erh\366hen,)-507(in)-455(\344hnlicher)-455(Weise)-455(wie)-455(dies)-455(heute)-455(durch)-455(Zusatz)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-331(Alkohol)-331(geschieht.)-493(Da\337)-331(die)-331(R\366mer)-331(Weinschmecker)-331(ersten)]TJ 0 -13.549 Td [(Ranges)-1030(waren,)-582(geht)-515(genugsam)-515(aus)-515(den)-515(Angaben)-515(der)-515(alten)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([014])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Schriftsteller)-294(hervor.)-383(Die)-294(Menge)-295(der)-294(zum)-294(Verkauf)-294(angebotenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Weinsorten)-295(verglich)-294(Virgil)-294(bereits)-295(mit)-294(derjenigen)-295(des)-294(lybischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Sandes)-331(und)-332(der)-331(Meereswellen.)-494(Man)-331(trank)-332(in)-331(Rom)-331(meist)-331(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(ungemischte)-382(Weine,)-415(das)-382(hei\337t)-382(ohne)-382(den)-382(einst)-382(\374blichen)-382(Zusatz)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-439(Wasser;)-534(man)-439(k\374hlte)-439(sie)-439(mit)-439(Eis,)-486(versetzte)-439(sie)-439(\366fters)-439(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\374rzen)-248(und)-248(fing)-248(an,)-248(nach)-248(alten)-247(Jahrg\344ngen)-248(zu)-248(trachten.)-249(Guter)]TJ 0 -13.55 Td [(Wein)-535(mu\337te)-535(acht)-536(bis)-535(zehn)-535(Jahre)-535(alt)-536(sein,)-606(um)-535(gesch\344tzt)-535(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(werden,)-443(und)-404(selbst)-404(von)-404(zweihundertj\344hrigen)-404(Weinen)-404(sind)-404(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(Berichte)-479(erhalten.)-937(So)-479(mundete)-479(dem)-479(Kaiser)-479(Caligula)-479(\05037)]TJ/F30 10.9091 Tf 264.266 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(41)]TJ -269.721 -13.549 Td [(n.)-364(Chr.\051)-592(Wein)-364(vom)-364(Jahre)-363(121)-364(v.)-364(Chr.,)-393(dem)-364(besten)-363(Weinjahre,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(15)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dessen)-440(sich)-440(Italien)-440(zu)-440(erinnern)-440(wu\337te.)-820(Es)-440(war)-440(Italien)-440(selbst,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-281(zu)-281(Plinius')-280(Zeiten)-281(die)-281(gesch\344tztesten)-281(Weinsorten)-280(producirte,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-305(da\337)-304(Plinius)-305(wohl)-304(behaupten)-305(durfte,)-318(Italien)-304(nehme)-305(mit)-304(seinen)]TJ 0 -13.549 Td [(Weinen)-473(die)-473(erste)-473(Stelle)-473(unter)-473(allen)-473(L\344ndern)-473(ein)-473(und)-473(sei)-472(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-525(der)-525(Erzeugung)-525(von)-525(Wohlger\374chen)-525(von)-525(einigen)-524(derselben)]TJ 0 -13.549 Td [(\374bertroffen:)-237(es)-224(gebe)-224(\374brigens,)-229(f\374gt)-224(er)-224(hinzu,)-229(keinen)-223(Wohlgeruch,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-276(denjenigen)-276(des)-276(bl\374henden)-275(Weinstocks)-276(\374bertreffe.)]TJ/F30 10.9091 Tf 237.041 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.464 0 Td [(Auch)-276(in)]TJ -245.505 -13.549 Td [(der)-161(r\366mischen)-161(Zeit)-160(wurde)-161(der)-161(Weinstock)-161(bereits)-161(in)-160(kunstgerechter)]TJ 0 -13.549 Td [(Weise)-324(zugeschnitten,)-342(doch)-324(lie\337)-324(man)-324(ihn)-324(je)-324(nach)-324(der)-324(Gegend)-323(in)]TJ 0 -13.55 Td [(verschiedener)-405(Weise)-406(wachsen.)-716(In)-405(Campanien)-406(schlang)-405(er)-405(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(empor)-499(an)-499(der)-500(Pappel,)-561(umfing)-499(sie)-500(wie)-499(seine)-499(Gattin,)-561(streckte)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-501(\374ppigen)-501(Arme)-502(auf)-501(gewundenen)-501(Bahnen)-501(zwischen)-501(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Aeste,)-498(bis)-449(er)-448(ihren)-448(Gipfel)-449(erreichte.)-845(Da)-449(pflegte)-448(der)-448(Winzer,)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-470(Arbeit)-469(gemiethet,)-525(sich)-470(au\337er)-469(dem)-470(Lohne)-470(vom)-469(Gutsherrn)]TJ 0 -13.55 Td [(einen)-305(Scheiterhaufen)-304(und)-305(ein)-305(Grabmal)-304(auszubedingen,)-319(falls)-304(ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-415(der)-415(Weinernte)-415(ein)-414(Unfall)-415(treffen)-415(sollte.)-745(Anderswo)-414(waren)]TJ 0 -13.549 Td [(ganze)-239(Landh\344user)-240(von)-239(den)-239(schmiegsamen)-240(Aesten)-239(eines)-239(einzigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Weinstocks)-375(umflochten,)-406(und)-375(in)-375(Rom)-375(lustwandelte)-375(man)-375(in)-375(den)]TJ 0 -13.549 Td [(S\344ulenhallen)-268(der)-267(Livia)-268(im)-268(Schatten)-267(eines)-268(Weinstocks,)-272(der)-267(zw\366lf)]TJ 0 -13.55 Td [(Amphoren)-309(Wein)-309(lieferte.)-428(In)-309(manchen)-309(Theilen)-309(Italiens)-309(zog)-309(man)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-215(Weinstock)-214(an)-215(Pf\344hlen,)-222(in)-214(noch)-215(anderen)-215(lie\337)-214(man)-215(ihn)-215(auf)-214(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Boden)-337(kriechen,)-359(in)-337(all')-337(jener)-337(Mannigfaltigkeit)-337(der)-337(Behandlung,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-413(auch)-414(heut)-413(noch)-413(dem)-414(Wanderer)-413(in)-413(Italien)-414(auff\344llt.)-1479(Hier,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([015])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(meint)-350(Plinius,)-376(schimmerten)-350(purpurne)-350(Trauben)-351(aus)-350(dem)-350(gr\374nen)]TJ 0 -13.55 Td [(Laub)-480(hervor,)-537(dort)-479(leuchteten)-480(sie)-479(in)-480(rosenrothem)-479(Glanz,)-537(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(endlich)-357(in)-357(saftigem)-357(Gr\374n.)-571(An)-357(dem)-357(einen)-357(Orte)-357(sah)-357(man)-357(runde,)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-433(dem)-433(anderen)-434(l\344ngliche,)-479(hier)-433(kleine,)-479(dort)-433(gro\337e,)-479(hier)-433(harte)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-229(dickschalige,)-232(dort)-229(saftige)-229(und)-228(d\374nnschalige)-229(Beeren.)-242(Manche)]TJ 0 -13.549 Td [(Trauben)-215(hing)-214(man)-215(im)-214(Zimmer)-215(an)-214(einem)-215(Faden)-215(auf,)-221(um)-215(sie)-214(l\344nger)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-189(erhalten,)-201(andere)-189(versenkte)-189(man)-189(in)-189(s\374\337en)-189(Wein)-189(und)-189(lie\337)-189(sie)-189(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-282(im)-283(eigenen)-282(Safte)-283(berauschen.)-347(Auch)-283(gab)-282(es)-282(Trauben,)-291(die)-282(man)]TJ 0 -13.549 Td [(r\344ucherte,)-278(\344hnlich)-272(wie)-273(es)-272(mit)-273(manchen)-272(Weinen)-272(geschah.)-317(Plinius)]TJ 0 -13.549 Td [(erz\344hlt,)-447(da\337)-407(Kaiser)-407(Tiberius)-408(ger\344ucherte)-407(afrikanische)-407(Trauben)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-250(besonders)-250(liebte.)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Nach)-333(dem)-333(Sturze)-332(Roms)-333(zerfiel)-333(auch)-333(der)-333(Weinbau)-333(in)-332(Italien.)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Nachl\344ssig)-307(wurden)-306(die)-307(Trauben)-306(geerntet,)-321(sorglos)-307(gekeltert,)-320(und)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-313(Most)-313(lange)-314(auf)-313(den)-313(Trestern)-313(gelassen,)-329(damit)-313(der)-313(Wein)-313(jene)]TJ 0 -13.549 Td [(dunkle)-426(Farbe)-426(erlange,)-470(wie)-426(sie)-426(im)-426(Lande)-426(beliebt)-426(war.)-777(Solche)]TJ 0 -13.55 Td [(Weine)-443(konnten)-443(sich)-442(nicht)-443(lange)-443(halten,)-491(wurden)-443(von)-442(fremden)]TJ 0 -13.549 Td [(L\344ndern)-238(daher)-237(auch)-238(nicht)-238(begehrt.)-246(Doch)-237(in)-238(neuester)-238(Zeit)-237(beginnt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-306(das)-307(zu)-306(\344ndern;)-334(Weinbau)-306(und)-307(Weinbereitung)-306(in)-306(Italien)-306(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-250(erfolgreichem)-250(Aufschwung)-250(begriffen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-475(alte)-474(Sitte,)-531(den)-474(Wein)-475(in)-475(Schl\344uchen)-474(zu)-475(bef\366rdern)-474(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(dann)-598(in)-597(Amphoren)-598(aufzubewahren,)-685(hat)-597(sich)-598(jetzt)-598(auch)-597(im)]TJ 0 -13.549 Td [(S\374den)-578(verloren.)-1235(H\366lzerne)-578(Tonnen,)-660(die)-578(zur)-578(R\366merzeit)-578(bei)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-319(cisalpinischen)-318(Galliern)-318(und)-319(den)-318(Alpenv\366lkern)-319(in)-318(Gebrauch)]TJ 0 -13.549 Td [(waren,)-250(fanden)-250(ihren)-250(Weg)-250(damals)-250(schon)-250(nach)-250(Italien.)]TJ 139.48 -15.185 Td [(III.)]TJ -127.524 -15.186 Td [(Das)-646(Bild)-646(von)-645(Bordighera)-646(schwebt)-646(der)-646(Erinnerung)-645(stets)]TJ -11.956 -13.549 Td [(umrahmt)-295(in)-295(Palmen)-295(vor,)-306(so)-294(wie)-295(man)-295(sich)-295(einst)-295(die)-295(alte)-294(syrische)]TJ 0 -13.55 Td [(Stadt)-437(Palmyra)-437(nicht)-437(anders)-437(als)-437(im)-437(Palmenschmuck)-437(vorstellen)]TJ 0 -13.549 Td [(konnte.)-1101(In)-533(der)-534(That)-533(gedeihen)-533(nirgends)-534(an)-533(der)-534(Riviera)-533(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Dattelpalmen)-465(besser)-464(als)-465(in)-464(Bordighera.)-894(An)-464(der)-465(Ostseite)-464(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Cap)-360(d'Ampeglio)-361(sind)-360(wahre)-361(Palmenw\344ldchen)-360(zu)-360(sehen.)-581(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(\366stliche)-493(Bucht)-493(ist)-493(ganz)-493(besonders)-493(gegen)-493(die)-492(Nordwestwinde)]TJ 0 -13.55 Td [(gesch\374tzt.)-718(Zwischen)-406(den)-406(Mauern)-406(palmenreicher)-406(G\344rten,)-445(\374ber)]TJ 6.418 -13.549 Td [(welchen)-588(schlanke)-589(St\344mme)-588(ihre)-588(Krone)-588(neigen,)-673(empfangen)]TJ/F16 7.9701 Tf -79.173 0 Td [([016])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(wir)-481(ganz)-481(afrikanische)-481(Eindr\374cke)-481(und)-481(k\366nnen)-482(vergessen,)-538(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-562(die)-563(volle)-562(Breite)-563(des)-562(Mittelmeeres)-562(von)-563(dem)-562(Lande)-562(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Oasen)-418(trennt.)-752(Piet\344tvoll)-417(wandern)-418(deutsche)-417(Reisende)-418(zu)-417(jener)]TJ 0 -13.549 Td [(malerischen)-580(Palmengruppe)-581(hin,)-662(die)-581(in)-580(einer)-580(halben)-580(Stunde)]TJ 0 -13.55 Td [(Entfernung,)-204(\366stlich)-192(von)-192(Bordighera,)-204(zu)-193(Madonna)-192(della)-192(Ruota)-192(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Meeresstrand)-370(schm\374ckt.)-609(Es)-370(sind)-370(das)-370(die)-370(Palmen,)-400(die)-369(Scheffel)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-383(seinem)-383(Liede)-383(\273Dem)-383(Tode)-383(nah\253)-382(besang,)-417(und)-383(unter)-382(welchen)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-432(ein)-432(Grab)-432(sich)-432(tr\344umte.)-797(Sie)-432(stehen,)-477(einige)-432(zwanzig)-432(an)-432(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Zahl)-446(\050nicht)-446(zw\366lf,)-496(wie)-446(es)-446(in)-446(dem)-447(Liede)-446(hei\337t\051,)-495(um)-446(eine)-446(alte)]TJ 0 -13.55 Td [(Cisterne)-499(und)-499(erwecken)-500(an)-499(dem)-499(einsamen,)-562(wilden)-499(Orte,)-561(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Meereswellen)-302(umsp\374lt,)-314(in)-302(der)-302(That)-302(poetisches)-301(Empfinden.)-405(Da\337)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(17)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dieses)-323(hier)-323(nicht)-322(allein)-323(ein)-323(deutsches)-323(Gem\374th)-323(ergreift,)-341(geht)-322(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-433(Schilderung)-433(hervor,)-478(welche)-433(Charles)-433(Garnier,)-479(der)-432(Erbauer)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-329(Pariser)-329(Gro\337en)-330(Oper)-329(und)-329(des)-329(Casinos)-329(in)-329(Monte)-330(Carlo,)-348(von)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-198(Ort)-199(in)-198(seinen)-198(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 95.915 0 Td [(motifs)-198(artistiques)-199(de)-198(Bordighera)]TJ/F16 10.9091 Tf 139.832 0 Td [(\253)-198(entwirft.)]TJ -235.747 -13.55 Td [(Der)-549(Stil)-548(der)-549(Schilderung)-548(ist)-548(freilich)-549(etwas)-548(\374berschw\344nglich)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-457(erinnert)-456(an)-457(jene)-456(Verzierungen,)-508(welche)-457(die)-456(Garnier'schen)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Prachtbauten\253)-352(\374berreich)-352(schm\374cken:)-454(\273Das)-351(ist)-352(der)-352(Ort,)-377(wohin)]TJ 0 -13.549 Td [(ihr)-373(ziehen)-373(m\374\337t,)-404(ihr)-373(K\374nstler;)-434(das)-374(ist)-373(die)-373(St\344tte,)-403(die)-373(ihr)-373(sehen)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374\337t,)-212(ihr)-201(Poeten;)-218(das)-202(ist)-202(der)-202(Erdwinkel,)-211(der)-202(euch)-202(fesseln)-202(mu\337,)-201(ihr)]TJ 0 -13.55 Td [(Alle,)-310(die)-298(ihr)-298(nach)-298(lebendigen)-298(und)-298(m\344chtigen)-298(Eindr\374cken)-297(strebt,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-432(die)-432(ihr)-433(findet,)-477(da\337)-432(unser)-433(Herz)-432(h\366her)-432(schl\344gt)-432(im)-432(Anblick)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-344(Natur!)-533(Werden)-345(Erinnerungen)-344(an)-344(den)-345(Orient)-344(in)-344(euch)-344(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(wachgerufen,)-225(wenn)-219(ihr)-219(das)-219(alte)-219(Bordighera)-219(und)-219(seine)-219(Umgebung)]TJ 0 -13.549 Td [(durchwandert,)-382(so)-356(steht)-356(ihr)-356(hier)-356(nicht)-356(mehr)-356(vor)-356(dem)-355(Vergleich,)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-388(mehr)-388(vor)-388(\304hnlichkeiten,)-423(nein,)-422(ganz)-388(Jud\344a)-388(findet)-388(sich)-388(in)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-168(Eindruck)-167(verk\366rpert.)-223(Das)-168(ist)-167(der)-168(Brunnen)-168(der)-167(Samariterin,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-326(Brunnen)-327(der)-326(Rebecca;)-365(das)-326(sind)-327(die)-326(Juden,)-346(die)-326(Apostel,)-345(das)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-416(Jerusalem,)-458(Nazareth,)-457(Bethlehem,)-457(die)-416(sich)-416(euch)-416(offenbaren)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-363(jenem)-362(bescheidenen)-363(Flecken)-363(bordigherischen)-362(Vorgebirges.\253)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.575 0 Td [(Die)-469(sturmgepeitschten)-470(Palmen)-469(um)-469(diese)-470(alte)-469(Cisterne,)-524(mit)]TJ -10.575 -13.549 Td [(dem)-237(unverge\337lichen)-238(Hintergrund)-237(des)-237(Meeres,)-240(haben)-237(zahlreichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Malern)-330(schon)-330(das)-330(Motiv)-330(zu)-330(stimmungsvollen)-330(Bildern)-329(gegeben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-288(verursachte)-288(daher)-288(in)-288(K\374nstlerkreisen)-289(einige)-576(Aufregung,)-297(da\337)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([017])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(der)-255(Ort,)-256(vom)-255(deutschen)-255(Kunstg\344rtner)-255(Ludwig)-255(Winter)-254(angekauft,)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-658(einen)-659(Garten)-658(verwandelt)-658(werden)-658(sollte.)-1475(Die)-658(endliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Verwerthung)-327(des)-326(Grundst\374ckes)-327(in)-326(so)-326(dicht)-327(bev\366lkerter)-326(Gegend)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-410(aber)-409(nicht)-409(zu)-410(vermeiden;)-489(es)-410(mu\337)-409(noch)-409(als)-410(ein)-409(besonders)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\374cklicher)-235(Zufall)-235(angesehen)-235(werden,)-238(da\337)-235(dieser)-235(sch\366ne)-235(Flecken)]TJ 0 -13.549 Td [(Erde)-470(in)-470(kunstsinnige)-470(H\344nde)-471(gelangte.)-910(Herr)-470(Winter)-470(hat)-470(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(\344u\337ersten)-309(Vorsprung)-309(des)-309(Vorgebirges,)-324(das)-309(die)-309(Scheffel-Palmen)]TJ 0 -13.55 Td [(tr\344gt,)-309(seinen)-297(urspr\374nglichen)-297(Charakter)-297(gelassen)-297(und)-297(den)-297(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(harmonisch)-293(zu)-292(der)-293(Umgebung)-293(gestimmt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 183.845 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.647 0 Td [(Anemonen,)-303(Reseda,)]TJ -192.492 -13.549 Td [(Nelken)-461(und)-462(\374ppig)-461(bl\374hende)-461(Rosenstr\344ucher)-462(decken)-461(jetzt)-461(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Abhang;)-230(gro\337e)-220(Palmen,)-227(die)-220(man)-220(hierher)-220(verpflanzte,)-226(entspringen)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dem)-339(zuvor)-339(so)-339(kahlen)-339(Boden;)-384(um)-339(einen)-339(weiten)-339(Wasserbeh\344lter,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-236(man)-237(sie)-236(an)-236(der)-236(Riviera)-236(oft)-237(sieht,)-239(ist)-236(eine)-236(Pergola)-236(errichtet,)-239(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(deren)-250(S\344ulen)-250(die)-250(Palme)-250(den)-250(architektonischen)-250(Gedanken)-250(gab.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Im)-527(alten)-527(Testament)-526(werden)-527(die)-527(Dattelpalmen)-527(mit)-526(stolzen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(K\366nigst\366chtern)-476(verglichen.)-930(Nicht)-476(allen)-477(Dattelpalmen)-476(in)-476(den)]TJ 0 -13.55 Td [(bordigherischen)-492(G\344rten)-493(kommt)-492(aber)-492(so)-493(edle)-492(Gestalt)-492(zu.)-977(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344ngt)-375(das)-376(mit)-375(der)-375(Behandlung)-375(zusammen,)-407(welche)-375(die)-375(meisten)]TJ 0 -13.549 Td [(Dattelpalmen)-393(hier)-392(erfahren.)-679(Man)-392(nimmt)-393(ihnen)-393(allj\344hrig)-392(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(Theil)-448(ihrer)-447(Wedel.)-842(Die)-448(Familie)-447(Bresca)-448(in)-447(San)-448(Remo)-447(erhielt)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-497(im)-497(sechzehnten)-497(Jahrhundert)-497(vom)-497(Papst)-497(Sixtus)-497(V.)-497(das)]TJ 0 -13.55 Td [(Privilegium,)-433(Palmenwedel)-396(f\374r)-396(den)-396(Palmsonntag)-396(nach)-396(Rom)-396(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(liefern,)-235(angeblich)-230(eine)-231(Belohnung)-231(f\374r)-231(den)-231(Schiffscapit\344n)-230(Bresca,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-371(im)-371(Jahr)-371(1586,)-401(w\344hrend)-371(der)-371(Aufstellung)-371(des)-371(Obelisken)-370(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-537(Sanct)-537(Petersplatz,)-609(als)-538(die)-537(trockenen)-537(Taue)-537(zu)-537(versagen)]TJ 0 -13.549 Td [(drohten,)-383(durch)-356(den)-356(rechtzeitigen)-356(Ruf:)-462(\273Wasser)-356(auf)-356(die)-356(Taue!\253)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-374(Baumeister)-375(Fontana)-374(aus)-375(schwerer)-374(Verlegenheit)-374(half.)-623(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Familie)-257(Bresca)-256(lie\337)-257(ihre)-257(Palmen)-256(in)-257(Bordighera)-257(ziehen,)-258(in)-256(dessen)]TJ 0 -13.549 Td [(sandig-lehmigen)-604(Boden)-604(die)-604(Dattelpalme)-604(besser)-604(als)-604(in)-603(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(schweren)-453(Lehmboden)-454(von)-453(San)-453(Remo)-454(gedeiht.)-860(So)-453(reicht)-453(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Palmenindustrie)-335(Bordigheras)-335(bis)-335(in)-335(das)-334(Mittelalter)-335(zur\374ck,)-356(und)]TJ 0 -13.55 Td [(auch)-153(heute)-153(noch)-153(ist)-153(es)-153(dieser)-153(Ort,)-172(der)-153(die)-153(meisten)-153(Palmenwedel)-153(zur)]TJ 0 -13.549 Td [(Feier)-263(des)-263(Palmsonntags)-263(nach)-263(Rom)-263(entsendet.)-289(Den)-262(Palmenwedel)]TJ 4.409 -13.549 Td [(hat)-404(die)-404(christliche)-404(Kirche,)-443(wie)-404(so)-404(viele)-404(andere)-405(Symbole,)-442(der)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.164 0 Td [([018])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Bildersprache)-194(des)-193(Orients,)-205(des)-194(Heidenthums)-193(und)-194(des)-193(Judenthums)]TJ 0 -13.549 Td [(entnommen,)-465(und)-423(wie)-422(Palmenwedel)-422(bei)-423(den)-422(Festen)-422(des)-422(Osiris)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-413(\304gypten,)-454(bei)-413(dem)-413(feierlichen)-413(Einzuge)-413(der)-413(K\366nige)-412(und)-413(der)]TJ 0 -13.55 Td [(K\366nigshelden)-445(in)-445(Jerusalem)-445(und)-445(bei)-445(den)-445(olympischen)-445(Spielen)]TJ 0 -13.549 Td [(prangten,)-516(so)-463(schm\374cken)-463(sie)-462(heute)-463(noch)-463(am)-463(Palmsonntag)-462(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Alt\344re)-250(katholischer)-250(Kirchen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Statt)-293(frei)-293(in)-292(den)-293(L\374ften)-293(ihre)-293(Wedel)-292(zu)-293(schaukeln,)-304(m\374ssen)-292(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(meisten)-341(Palmen)-341(zur)-341(Herbstzeit)-340(es)-341(erdulden,)-364(da\337)-341(ihre)-341(Krone)-340(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Innern)-497(pferdeschweifartig)-497(zusammengebunden)-497(werde.)-991(Diese)]TJ 0 -13.55 Td [(Behandlung)-649(bezweckt)-649(eine)-649(bestimmte)-649(Ausbildung)-649(der)-649(neu)]TJ 0 -13.549 Td [(hervorwachsenden)-234(Wedel.)-244(Nicht)-234(alle)-234(Palmst\344mme)-233(sind)-234(f\374r)-233(diese)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(19)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Behandlung)-358(gleich)-359(geeignet,)-385(und)-358(unter)-359(den)-358(geeigneten)-358(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-369(solche)-368(unterschieden,)-399(die)-369(mehr)-368(f\374r)-369(den)-369(katholischen)-368(und)]TJ 0 -13.549 Td [(solche,)-396(die)-366(mehr)-367(f\374r)-366(den)-367(j\374dischen)-367(Ritus)-366(sich)-367(schicken.)-599(Denn)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-291(die)-291(Juden)-290(brauchen)-291(Palmenwedel)-291(bei)-291(dem)-290(Laubh\374ttenfest.)]TJ 0 -13.55 Td [(Der)-438(Bordighese)-438(bezeichnet)-437(kurzweg)-438(die)-438(eine)-438(Dattelpalme)-437(als)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Cattolica)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.614 0 Td [(\253,)-752(die)-652(andere)-651(als)-652(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 97.689 0 Td [(Ebrea)]TJ/F16 10.9091 Tf 26.662 0 Td [(\253.)]TJ/F30 10.9091 Tf 24.052 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 12.563 0 Td [(Die)-652(Bl\344tter)-651(der)]TJ -207.035 -13.549 Td [(katholischen)-254(Palme)-254(sind)-255(schlanker,)-255(die)-254(der)-254(j\374dischen)-254(k\374rzer)-254(und)]TJ 0 -13.549 Td [(gedrungener.)-221(An)-164(der)-164(katholischen)-164(Palme)-163(bindet)-164(man)-164(die)-163(mittleren)]TJ 0 -13.549 Td [(Wedel)-281(fest)-281(zusammen,)-289(damit)-281(die)-281(neuen)-281(Wedel)-281(bei)-281(thunlichstem)]TJ 0 -13.55 Td [(Lichtabschlu\337)-251(sich)-250(entwickeln)-251(und)-251(so)-250(m\366glichst)-251(farblos)-250(bleiben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Denn)-317(bei)-317(der)-317(Feier)-318(des)-317(Palmsonntags)-317(sollen)-317(sie)-317(nicht)-317(allein)-317(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Siegeszeichen,)-481(sie)-434(sollen)-435(auch)-434(ein)-435(Bild)-434(himmlischer)-434(Reinheit)]TJ 0 -13.549 Td [(sein.)-388(Im)-297(Dunklen)-296(werden)-296(solche)-296(Wedel)-296(auch)-296(schlank)-296(und)-296(lang;)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-406(laufen)-406(spitz)-406(an)-407(ihren)-406(Enden)-406(aus)-406(und)-406(bleiben)-406(biegsam)-406(und)]TJ 0 -13.55 Td [(weich,)-311(so)-299(da\337)-299(sie)-298(leicht)-299(in)-299(beliebige)-299(Formen)-299(geflochten)-298(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nnen.)-677(An)-392(den)-393(j\374dischen)-392(Palmen)-392(werden)-393(die)-392(\344lteren)-392(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(weniger)-335(stark)-334(verbunden,)-356(das)-335(Licht)-335(ist)-334(somit)-335(von)-335(den)-334(j\374ngeren)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344ttern)-443(nicht)-442(ganz)-443(ausgeschlossen,)-491(diese)-442(k\366nnen)-443(daher)-442(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(ergr\374nen.)-604(Sie)-368(bleiben)-367(zugleich)-368(k\374rzer,)-398(schlie\337en)-368(mit)-367(stumpfer)]TJ 0 -13.55 Td [(Spitze)-320(ab)-320(und)-320(werden)-321(h\344rter.)-460(Mit)-320(dem)-320(Palmenwedel)-320(verbinden)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-417(Juden)-418(beim)-417(Laubh\374ttenfest)-418(die)-417(Myrte)-418(und)-417(die)-417(Bachweide)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-299(Feststrau\337)-299(und)-299(halten,)-311(w\344hrend)-299(dieser)-299(in)-299(der)-299(rechten)-298(Hand)]TJ 0 -13.549 Td [(geschwungen)-686(wird,)-366(einen)-343(\273Paradiesapfel\253)-343(in)-343(der)-343(Linken.)-528(Das)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([019])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Laubh\374ttenfest)-491(ist)-492(urspr\374nglich)-491(das)-492(Erntefest)-491(der)-491(Juden.)-974(Es)]TJ 0 -13.55 Td [(verlor)-310(aber)-309(in)-310(den)-309(fremden)-310(L\344ndern)-310(diese)-309(seine)-310(Bedeutung)-309(und)]TJ 0 -13.549 Td [(behielt)-317(nur)-317(die)-316(andere)-317(historische,)-333(die)-317(ihm)-317(ebenfalls)-317(von)-316(Alters)]TJ 0 -13.549 Td [(her)-349(zukam,)-373(eine)-348(Erinnerung)-349(an)-349(den)-348(g\366ttlichen)-349(Schutz)-348(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-352(W\374stenwanderung)-352(zu)-351(sein.)-556(Die)-351(Wahl)-352(der)-352(vier)-352(\273Arten\253)-351(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Feststrau\337)-512(hat)-512(die)-512(mannigfaltigsten)-512(symbolischen)-511(Deutungen)]TJ 0 -13.549 Td [(erfahren;)-752(sie)-584(mochte)-584(vielleicht)-585(urspr\374nglich)-584(die)-584(Vegetation)]TJ 0 -13.55 Td [(Pal\344stina's)-305(versinnbildlicht)-304(haben.)-413(Durch)-305(religi\366se)-304(Vorschriften)]TJ 0 -13.549 Td [(wurden)-293(die)-293(vier)-293(\273Arten\253)-292(sp\344terhin)-293(in)-293(starre)-293(Formen)-293(gefa\337t,)-303(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-382(der)-382(Palmenwedel,)-416(so)-382(m\374ssen)-382(auch)-382(die)-382(Myrtenzweige)-382(und)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-417(Bachweide)-418(ganz)-417(bestimmte)-418(Gestalt)-417(besitzen.)-752(Die)-417(Myrten)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(im)-397(Besonderen)-397(werden)-396(f\374r)-397(die)-397(rechtgl\344ubigen)-397(Juden)-397(in)-396(genau)]TJ 0 -13.549 Td [(vorgeschriebenen)-313(Formen)-312(gezogen.)-439(Der)-312(Zweig)-313(mu\337)-313(eine)-312(H\366he)]TJ 0 -13.549 Td [(haben,)-533(die)-476(drei)-476(Handbreiten)-477(gleichkommt)-476(und)-476(die)-476(Bl\344tter)-476(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dreigliedrigen)-375(Wirteln)-375(tragen.)-626(Sind)-375(die)-376(Wirtel)-375(aufgel\366st,)-406(d.)-375(h.)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-305(Bl\344tter)-305(nicht)-305(zu)-305(dreien)-304(in)-305(gleicher)-305(H\366he)-305(befestigt,)-319(so)-305(ist)-304(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweig)-295(unbrauchbar.)-386(Eher)-295(geht)-296(es)-295(an,)-307(einen)-295(Zweig)-295(zu)-295(benutzen,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-259(die)-259(Bl\344tter)-260(nur)-259(zu)-259(zweien)-259(in)-259(gleicher)-260(H\366he)-259(tr\344gt.)-277(Ein)-259(solcher)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweig)-318(ist)-318(im)-318(Nothfall)-319(zul\344ssig,)-335(steht)-318(aber)-318(im)-318(Preise)-318(weit)-318(hinter)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-250(wahren)-250(\273Hadassah\253)-250(zur\374ck.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-617(katholische)-618(Kirche)-617(hat)-617(sich)-618(in)-617(Betreff)-617(der)-617(Palmen,)]TJ -11.956 -13.55 Td [(welche)-482(der)-482(Palmsonntag)-483(verlangt,)-540(viel)-482(nachsichtiger)-482(gezeigt.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-665(nordischen)-665(L\344ndern)-665(hat)-665(der)-665(Buchsbaum,)-769(ja)-665(sel)1(bst)-665(der)]TJ 0 -13.549 Td [(k\344tzchentragende)-462(Weidenzweig,)-515(das)-462(Palmenblatt)-462(ersetzt.)-885(An)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-227(Mosel)-226(wird)-227(der)-227(Buchsbaum)-226(geradezu)-227(als)-227(\273Palm\253)-226(bezeichnet,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-209(auch)-210(die)-209(aus)-209(Weiden)-210(gebundenen)-209(Festzweige)-209(hei\337en)-209(Palmen)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-250(slawischen)-250(L\344ndern.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-812(Palmen)-813(hatten)-812(im)-813(Winter)-812(1890/91)-813(eine)-812(schwere)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Probe)-692(an)-692(der)-692(Riviera)-692(zu)-692(bestehen,)-802(als)-692(das)-692(Thermometer)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-759(mehrere)-759(Stunden)-759(auf)-758(6\260)-759(C.)-759(unter)-759(0)-759(gesunken)-758(war.)]TJ 0 -13.549 Td [(Besonders)-370(bew\344hrten)-370(sich)-369(bis)-370(jetzt)-370(im)-370(bordighesischen)-369(Klima,)]TJ 0 -13.549 Td [(au\337er)-443(den)-442(Dattelpalmen)-443(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 116.876 0 Td [(Phoenix)-443(dactylifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.846 0 Td [(\051,)-491(die)-442(canarische)]TJ/F31 10.9091 Tf -204.722 -13.55 Td [(Phoenix)-370(canariensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.09 0 Td [(,)-400(die)-370(kalifornische)]TJ/F31 10.9091 Tf 85.459 0 Td [(Pritchardia)-370(filifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.656 0 Td [(,)-400(die)]TJ -260.205 -13.549 Td [(australische)]TJ/F31 10.9091 Tf 53.585 0 Td [(Livistona)-191(australis)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.055 0 Td [(und)-191(die)-191(chinesische)]TJ/F31 10.9091 Tf 86.234 0 Td [(Chamaerops)]TJ/F16 7.9701 Tf -297.629 0 Td [([020])]TJ/F31 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(excelsa)]TJ/F16 10.9091 Tf 32.106 0 Td [(.)-465(Da\337)-321(au\337erdem)-322(die)-321(Zwergpalme,)]TJ/F31 10.9091 Tf 154.405 0 Td [(Chamaerops)-322(humilis)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.392 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(gut)-540(in)-540(Bordighera)-540(gedeihe,)-613(ist)-540(nicht)-540(wunderbar,)-613(da)-540(sie)-540(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Mittelmeerflora)-525(thats\344chlich)-524(angeh\366rt;)-662(sie)-524(ist)-525(unsere)-524(einzige)]TJ 0 -13.549 Td [(europ\344ische)-165(Palme,)-183(in)-165(Sicilien)-165(heimisch.)-222(In)-165(Algier)-166(deckt)-165(sie)-165(gro\337e)]TJ 0 -13.55 Td [(Fl\344chen.)-230(Man)-190(suchte)-190(sie)-190(dort)-190(auszurotten,)-202(um)-190(den)-190(Boden)-190(f\374r)-189(neue)]TJ 0 -13.549 Td [(Culturpflanzen)-173(zu)-172(gewinnen,)-188(jetzt)-173(sorgt)-173(man)-172(f\374r)-173(ihre)-172(Verbreitung.)]TJ 0 -13.549 Td [(Vom)-193(l\344stigen)-193(Unkraut,)-204(als)-193(welches)-193(sie)-193(betrachtet)-192(wurde,)-205(ist)-193(sie)-192(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(einer)-327(wichtigen)-327(Nutzpflanze)-326(avancirt.)-481(Entsprechend)-326(zubereitet,)]TJ 0 -13.549 Td [(liefern)-581(n\344mlich)-580(die)-580(Bl\344tter)-581(der)-580(Zwergpalme)-581(sehr)-580(elastische)]TJ 0 -13.55 Td [(Fasern,)-281(die)-274(gleich)-275(Pferdehaaren)-274(zum)-275(Ausstopfen)-274(der)-275(M\366bel)-274(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Matratzen)-184(dienen)-185(k\366nnen.)-228(Den)-185(Pferdehaaren)-184(gegen\374ber)-184(zeichnen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(21)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(sie)-389(sich)-389(nicht)-388(nur)-389(durch)-389(ihre)-389(Billigkeit,)-423(sondern)-389(auch)-388(dadurch)]TJ 0 -13.549 Td [(aus,)-390(da\337)-361(sie)-362(nicht)-362(von)-362(Motten)-362(befallen)-361(werden.)-586(Im)-361(Gegensatz)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-349(den)-349(Phoenix-Arten,)-373(die)-349(gefiederte)-349(Bl\344tter)-349(besitzen,)-374(sind)-348(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Pritchardien,)-329(Coryphen,)-330(Chamaerops-Arten)-313(mit)-313(f\344cherf\366rmigen)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344ttern)-207(versehen.)-236(Ihr)-207(Aussehen)-207(weicht)-207(somit)-207(nicht)-207(unwesentlich)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-183(demjenigen)-183(der)-183(Dattelpalmen)-184(ab,)-196(so)-183(da\337)-183(ihre)-183(Acclimatisation)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-192(der)-193(Riviera)-192(auch)-192(in)-192(landschaftlicher)-193(Beziehung)-192(als)-192(ein)-192(Gewinn)]TJ 0 -13.549 Td [(betrachtet)-265(werden)-265(kann.)-294(Zu)-265(bedeutender)-265(H\366he)-265(ist)-265(in)-264(zahlreichen)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344rten)-386(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 51.446 0 Td [(Chamaerops)-386(excelsa)]TJ/F16 10.9091 Tf 96.293 0 Td [(bereits)-386(emporgewachsen.)-660(Sie)]TJ -147.739 -13.55 Td [(geh\366rt)-533(zu)-533(den)-534(h\344rtesten)-533(der)-533(eingef\374hrten)-533(Arten,)-604(so)-534(da\337)-532(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(ohne)-511(Bedeckung)-511(selbst)-512(das)-511(Klima)-511(der)-511(Insel)-511(Wight)-511(vertr\344gt.)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Pritchardia)-473(filifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.94 0 Td [(ist)-473(der)-473(zahlreichen)-473(wei\337en)-473(F\344den)-473(wegen,)]TJ -90.94 -13.549 Td [(die)-425(den)-425(Blattr\344ndern)-425(entspringen,)-469(sehr)-425(beliebt,)-468(verbreitet)-425(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(demgem\344\337)-261(auch)-261(rasch)-261(an)-261(der)-261(ganzen)-261(Riviera.)-283(Zu)-261(den)-260(h\344ufigsten)]TJ 0 -13.55 Td [(Palmen)-317(d\374rfte)-317(dort)-316(auch)-317(bald)-317(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.802 0 Td [(Phoenix)-317(canariensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 92.963 0 Td [(geh\366ren,)]TJ -242.765 -13.549 Td [(welche)-286(der)-286(Dattelpalme)-286(sehr)-286(\344hnlich)-286(ist,)-295(sich)-286(aber)-286(vor)-286(ihr)-286(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(gedr\344ngteren)-202(\374ppigeren)-201(Wuchs)-202(und)-202(kr\344ftigere)-201(Blattentwickelung)]TJ 0 -13.549 Td [(auszeichnet.)]TJ/F30 10.9091 Tf 63.646 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.615 0 Td [(An)-473(gesch\374tzten)-473(Stellen)-473(der)-473(Riviera)-473(gedeihen)]TJ -74.261 -13.549 Td [(auch)-412(verschiedene)-412(Arten)-412(der)-411(Palmengattung)-412(Cocos,)-453(so)]TJ/F31 10.9091 Tf 253.358 0 Td [(Cocos)]TJ -253.358 -13.55 Td [(flexuosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.36 0 Td [(,)-265(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 24.842 0 Td [(Romanzoffiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 68.924 0 Td [(mit)-262(\344u\337erer)-262(eleganter)-262(Tracht,)-265(auch)]TJ -130.126 -13.549 Td [(die)-380(blaugr\374ne)]TJ/F31 10.9091 Tf 65.251 0 Td [(Cocos)-380(australis)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.613 0 Td [(.)-640(Die)-381(echte)-380(Cocospalme)-380(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 118.494 0 Td [(Cocos)]TJ -253.358 -13.549 Td [(nucifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.36 0 Td [(\051,)-307(welche)-295(die)-295(Cocosn\374sse)-295(liefert,)-307(kommt)-295(hier)-295(hingegen,)]TJ -36.36 -13.549 Td [(sowie)-273(auch)-547(an)-273(den)-274(S\374dr\344ndern)-273(des)-273(Mittelmeers,)-279(nicht)-274(fort.)-319(Ihre)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([021])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Cultur)-301(ist)-301(nur)-301(innerhalb)-301(der)-301(Wendekreise)-301(m\366glich.)-403(In)-301(der)-301(Form)]TJ 0 -13.55 Td [(ihrer)-405(Bl\344tter)-406(stimmen)-405(die)-405(Cocospalmen)-406(mit)-405(den)-405(Dattelpalmen)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berein.)-624(\304hnliche)-374(Bl\344tter)-375(haben)-375(auch)-374(die)-375(Areca-Arten)-374(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 254.579 0 Td [(Areca)]TJ -254.579 -13.549 Td [(sapida)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.095 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.162 0 Td [(Baueri)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.694 0 Td [(\051,)-223(welche)-217(an)-216(der)-217(Riviera)-216(gut)-217(aushalten.)-238(Es)-217(sind)-216(das)]TJ -63.951 -13.549 Td [(nahe)-186(Verwandte)-187(der)-186(Betelnu\337palme)-186(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 160.2 0 Td [(Areca)-186(catechu)]TJ/F16 10.9091 Tf 62.01 0 Td [(\051,)-199(welcher)-186(die)]TJ -222.21 -13.549 Td [(Beteln\374sse)-209(entstammen,)-217(jene)-208(N\374sse,)-217(die)-209(mit)-209(Kalkpulver)-208(bestreut,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-315(in)-314(Bl\344tter)-315(des)-315(Betelpfefferstrauchs)-314(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 178.333 0 Td [(Piper)-315(Betle)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.09 0 Td [(\051)-315(gewickelt,)]TJ -228.423 -13.55 Td [(von)-218(Jung)-218(und)-218(Alt)-218(in)-219(S\374dasien)-218(gekaut)-218(werden.)-239(Zu)-218(den)-218(Palmen)-218(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(f\344cherf\366rmigen)-340(Bl\344ttern,)-362(welche)-339(die)-340(G\344rten)-339(der)-340(Riviera)-339(zieren,)]TJ 0 -13.549 Td [(geh\366ren)-274(auch)-274(zwei)-273(Livistona-Arten,)-280(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 177.075 0 Td [(Livistona)-274(chinensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.192 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf -264.267 -13.549 Td [(australis)]TJ/F16 10.9091 Tf 38.193 0 Td [(,)-262(mit)-260(m\344chtigen)-260(Bl\344ttern,)-262(Palmen,)-263(die)-260(h\344ufig)-260(in)-259(unseren)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Gew\344chsh\344usern)-546(anzutreffen)-546(sind.)-1139(Sch\366n)-546(macht)-546(sich)-546(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-438(anderen)-438(F\344cherpalmen)-437(der)-438(Riviera)-438(die)-438(blaugr\374ne)]TJ/F31 10.9091 Tf 248.514 0 Td [(Brahea)]TJ -248.514 -13.549 Td [(Roezli)]TJ/F16 10.9091 Tf 27.273 0 Td [(,)-608(dann)-536(die)-536(stattlichen)-536(Sabal-Arten,)-608(deren)-536(z\344he)-536(Fasern)]TJ -27.273 -13.549 Td [(f\374r)-496(Seilerwaaren,)-557(H\374te,)-557(K\366rbe)-496(und)-496(S\344cke)-496(verwandt)-495(werden,)]TJ 0 -13.55 Td [(auch)-478(die)-477(wichtige)-478(Carnaubapalme)-477(Brasiliens,)-535(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 231.539 0 Td [(Copernicia)]TJ -231.539 -13.549 Td [(cerifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.538 0 Td [(.)-217(Mit)-151(den)-150(Bl\344ttern)-151(dieser)-151(Palme)-150(wird)-151(in)-151(der)-150(brasilianischen)]TJ -34.538 -13.549 Td [(Provinz)-305(Ceara)-305(ein)-305(gro\337er)-305(Theil)-305(der)-305(H\374tten)-305(gedeckt,)-318(ihre)-305(Fasern)]TJ 0 -13.549 Td [(\344hnlich)-359(wie)-359(Stroh)-358(verwandt,)-386(der)-359(harte)-359(Stamm)-359(liefert)-359(Bau-)-358(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Tischlerholz,)-450(die)-410(Wurzeln)-410(ein)-410(Heilmittel,)-450(die)-410(bitteren)-410(Fr\374chte)]TJ 0 -13.55 Td [(dienen)-245(als)-245(Nahrung,)-246(aus)-245(dem)-245(Saft)-245(wird)-245(Sirup)-245(und)-245(Arrak)-245(bereitet,)]TJ 0 -13.549 Td [(kurzum)-235(diese)-236(Palme)-235(zeigt)-235(uns)-236(so)-235(recht)-235(ein)-236(Bild)-235(von)-235(dem)-235(Nutzen,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-230(eine)-231(einzige)-230(Art)-230(dieser)-231(segensreichen)-230(Pflanzenfamilie)-230(in)-230(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Tropen)-416(stiften)-416(kann.)-748(Ihren)-416(Artennamen)]TJ/F31 10.9091 Tf 185.967 0 Td [(cerifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.538 0 Td [(,)-457(sowie)-416(ihren)]TJ -220.505 -13.549 Td [(deutschen)-223(Namen)-224(dankt)-223(aber)-223(die)-224(Wachspalme)-223(ihrem)-223(wichtigsten)]TJ 0 -13.55 Td [(Erzeugni\337,)-190(dem)-190(vegetabilischen)-189(Wachs,)-202(das)-190(sie)-190(in)-189(Schuppenform)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-455(ihren)-454(Bl\344ttern)-455(ausschei)1(det.)-864(Diese)-454(Schuppen)-455(werden)-454(von)]TJ 0 -13.549 Td [(jungen,)-452(getrockneten)-412(Bl\344ttern)-412(abgeklopft)-412(und)-412(dann)-412(in)-411(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(gekocht,)-200(auf)-187(dessen)-187(Oberfl\344che)-187(das)-187(fl\374ssige)-187(Wachs)-186(sich)-187(sammelt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Man)-256(versetzt)-255(es)-256(mit)-256(Talg)-255(und)-256(formt)-255(es)-256(zu)-256(Kerzen,)-257(welchen)-255(beim)]TJ 0 -13.55 Td [(Brennen)-250(ein)-250(angenehmer)-250(Duft)-250(entstr\366mt.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Bordighera)-330(begn\374gte)-330(sich)-330(nicht)-330(damit,)-350(seine)-330(Palmwedel)-330(f\374r)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.712 0 Td [([022])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.55 Td [(Cultuszwecke)-315(zu)-315(ziehen,)-331(es)-315(suchte)-315(sie)-315(auch)-315(im)-314(Kunsthandwerk)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-644(verwerthen.)-1432(So)-645(entstand)-644(die)-644(Palmenflechterei,)-742(die)-644(in)]TJ 0 -13.549 Td [(letzter)-495(Zeit)-495(Dank)-496(dem)-495(Winter'schen)-495(Einflu\337,)-495(eine)-495(ungeahnte)]TJ 0 -13.549 Td [(Entwickelung)-702(nahm.)-1604(In)-701(der)-702(Winter'schen)-701(Kunstg\344rtnerei)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-578(jetzt)-578(die)-578(Palmenflechterei)-578(im)-578(Gro\337en)-578(betrieben.)-1233(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Dattelpalme,)-598(die)-529(Chamaerops-Arten,)]TJ/F31 10.9091 Tf 173.93 0 Td [(Livistona)-528(australis)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.336 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf -264.266 -13.55 Td [(Pritchardia)-509(filifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.716 0 Td [(geben)-509(im)-508(Besonderen)-509(das)-509(Material)-508(dazu)]TJ -91.716 -13.549 Td [(her.)-858(Zur)-452(Verwendung)-453(kommen)-453(Blattspreiten,)-503(Blattstiele)-452(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Blattscheiden)-380(dieser)-381(Pflanzen,)-413(und)-380(wo)-381(Beh\344lter)-380(n\366thig,)-413(helfen)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-232(wohl)-232(Flaschenk\374rbisse)-232(aus.)-244(Alle)-232(Theile)-232(der)-232(Palmen)-232(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(entsprechend)-542(gebogen)-543(und)-542(dann)-542(getrocknet,)-616(und)-542(hierauf)-542(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(Blumenvasen,)-182(Ampeln,)-182(K\366rbchen,)-182(Fruchtschalen,)-182(Lichtschirmen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-250(anderen)-250(zierlichen)-250(Gegenst\344nden)-250(stilgerecht)-250(vereint.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(23)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Auch)-496(die)-496(Nachtigallen)-496(an)-496(der)-496(Riviera)-496(suchen)-496(Nutzen)-495(aus)]TJ -11.956 -13.549 Td [(der)-451(neuen)-452(Palmen-Cultur)-451(zu)-451(ziehen.)-854(Sie)-452(fanden)-451(heraus,)-501(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-543(langen)-542(gro\337en)-543(F\344den)-542(am)-543(Blattrand)-542(der)-543(Pritchardien)-542(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(Nesterbau)-415(vortrefflich)-414(geeignet)-415(sind.)-744(Sie)-415(zwicken)-414(sie)-415(ab)-414(und)]TJ 0 -13.55 Td [(tragen)-232(sie)-232(zusammen,)-235(um)-232(sich)-231(aus)-232(denselben)-232(ihr)-232(fl\374chtiges)-231(Heim)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-250(flechten.)]TJ/F30 10.9091 Tf 53.619 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.556 -15.186 Td [(IV.)]TJ -127.219 -15.185 Td [(Die)-845(zahlreichen)-844(Ausfl\374ge,)-994(die)-844(sich)-845(landeinw\344rts)-844(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(den)-726(Stationen)-726(der)-726(Riviera)-726(unternehmen)-726(lassen,)-845(haben)-725(in)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-538(Reisehandb\374chern)-538(bis)-538(jetzt)-538(eine)-538(h\366chst)-537(unvollkommene)]TJ 0 -13.549 Td [(Behandlung)-596(erfahren.)-1290(Meist)-596(findet)-596(man)-597(in)-596(denselben)-596(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-537(Aufz\344hlung)-538(der)-537(etwa)-537(zu)-538(besuchenden)-537(Orte,)-609(wobei)-537(die)]TJ 0 -13.549 Td [(n\344chste,)-192(oft)-176(lohnendste)-177(Umgebung)-177(vernachl\344ssigt)-177(ist,)-191(entferntere,)]TJ 0 -13.549 Td [(beschwerliche,)-1045(nicht)-887(immer)-886(lohnende)-886(Touren)-886(besonders)]TJ 0 -13.55 Td [(empfohlen)-325(werden.)-475(Da)-325(die)-325(Wirksamkeit)-325(der)-325(Alpenvereine)-325(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(andererseits)-315(nicht)-315(bis)-315(zur)-315(Riviera)-315(erstreckt,)-331(die)-315(Wegweiser)-315(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(fehlen,)-210(die)-201(Einheimischen)-200(nur)-200(selten)-200(Auskunft)-201(\374ber)-200(den)-200(Weg)-200(und)]TJ 0 -13.549 Td [(niemals)-434(\374ber)-433(die)-434(Sch\366nheit)-433(desselben)-433(zu)-434(ertheilen)-433(verm\366gen,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-279(w\344ren)-279(grade)-279(f\374r)-279(jene)-279(Gegenden)-279(gut)-279(orientirende)-279(Reiseb\374cher)]TJ 0 -13.55 Td [(sehr)-442(erw\374nscht.)-828(Unter)-442(den)-442(gegebenen)-443(Umst\344nden)-442(kann)-442(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-461(ein)-461(wiederholter)-461(Besuch)-461(der)-461(Riviera)-923(denjenigen,)-513(der)-461(es)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([023])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(gelegentlich)-275(nicht)-276(scheut,)-281(unn\374tz)-276(umherzuirren,)-281(in)-276(all')-275(die)-275(Reize)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-250(zauberhaften)-250(Gegend)-250(einweihen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(So)-229(m\374\337te)-228(jeder)-229(Reisende,)-233(der)-229(f\374r)-229(Natursch\366nheit)-228(empf\344nglich)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ist)-443(und)-442(einige)-443(M\374he)-443(nicht)-443(scheut,)-490(von)-443(Mentone)-443(\374ber)-442(Gorbio)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-348(Roccabruna)-348(wandern.)-544(Meist)-348(begn\374gt)-348(sich)-348(aber)-348(selbst)-348(der)]TJ 0 -13.549 Td [(unternehmendste)-294(Tourist)-295(mit)-294(einem)-294(Ausflug)-295(nach)-294(Castellar)-294(und)]TJ 0 -13.55 Td [(kommt)-389(im)-388(Gorbiothal)-389(nicht)-388(\374ber)-389(Gorbio)-388(hinaus,)-423(weil)-389(er)-388(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337,)-191(da\337)-192(er)-191(seinen)-191(Weg)-192(dort)-191(fortsetzen)-191(sollte.)-231(Und)-191(doch)-191(entfaltet)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-408(erst)-408(jenseits)-408(von)-408(Gorbio)-408(die)-408(volle)-408(Pracht)-408(der)-408(gro\337artigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Landschaft.)-249(Der)-247(ganze)-248(Ausflug)-247(d\374rfte)-247(f\374nf)-248(Stunden)-247(in)-247(Anspruch)]TJ 0 -13.549 Td [(nehmen;)-280(es)-269(empfiehlt)-270(sich,)-275(ihn)-269(am)-270(Nachmittag)-270(zu)-269(unternehmen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Bis)-182(nach)-182(Gorbio)-183(f\374hrt)-182(jetzt)-182(eine)-182(sch\366ne)-183(Fahrstra\337e.)-227(Sie)-182(beginnt)-182(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(steigen)-215(am)-216(Alexandra-H\364tel)-215(und)-215(folgt)-216(in)-215(zahlreichen)-215(Windungen)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dem)-317(Thale.)-451(Dieses)-317(Thal)-316(ist)-317(\374beraus)-317(fruchtbar;)-351(ein)-316(ansehnlicher)]TJ 0 -13.549 Td [(Bach)-530(durchstr\366mt)-529(dasselbe.)-1089(Erst)-530(ist)-530(es)-529(breit,)-600(verengt)-529(sich,)]TJ 0 -13.549 Td [(indem)-462(es)-462(aufsteigt.)-886(Villeng\344rten)-462(sto\337en)-462(an)-462(die)-462(Stra\337e,)-514(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(bescheidene)-345(Bauerng\374ter.)-534(Bl\374hende)-345(Pflanzen)-345(neigen)-345(sich)-344(\374ber)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-244(Mauern)-244(vor.)-248(Erst)-244(die)-244(vornehmen)-244(Pflanzen)-244(der)-244(Reichen;)-246(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-158(Goldlack,)-177(die)-158(Levkoye,)-177(die)-158(Pelargonie)-158(und)-159(die)-158(Anemonen,)-176(die)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-200(der)-200(\304rmere)-199(sich)-200(zieht.)-233(Einzelne)-200(Cypressen,)-210(oft)-200(umrankt)-199(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosen,)-238(ragen)-235(hier)-236(und)-235(dort)-235(aus)-235(den)-236(G\344rten)-235(vor)-235(und)-235(mahnen)-235(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(selten)-226(an)-225(orientalische)-226(Landschaft.)-241(Citronen-)-226(und)-225(Orangeng\344rten)]TJ 0 -13.55 Td [(folgen)-298(aufeinander,)-310(dann)-299(Feigenb\344ume.)-394(H\366her)-298(hinauf)-298(beginnen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-266(vereinzelt)-266(auch)-266(unsere)-265(Obstb\344ume)-266(zu)-266(zeigen.)-298(Sie)-266(stehen)-265(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374thenschmuck.)-343(Eigentlich)-281(ist)-281(ihnen)-281(auch)-281(in)-281(dieser)-281(H\366he)-281(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-403(warm,)-441(sie)-403(gedeihen)-402(gut)-403(erst)-403(bei)-403(Sant')-403(Agnese,)-441(jenseits)-402(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsen,)-353(die)-332(das)-332(Thal)-332(im)-332(Norden)-333(sperren.)-496(Im)-332(Thale)-332(von)-332(Gorbio)]TJ 0 -13.55 Td [(lohnt)-439(es)-438(sich,)-486(Pflanzen)-438(zu)-439(sammeln.)-815(Ardoino,)-486(der)-438(Verfasser)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-431(Flora)-430(der)-431(Seealpen,)-476(gibt)-430(f\374r)-431(die)-430(Th\344ler,)-476(die)-431(bei)-430(Mentone)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374nden,)-312(mehr)-299(als)-299(tausend)-299(verschiedene,)-312(wild)-299(wachsende)-299(Arten)]TJ 0 -13.549 Td [(an.)-242(Man)-227(m\374\337te)-228(fast)-227(ganz)-227(Irland)-227(und)-227(Schweden)-227(durchstreifen,)-231(um)]TJ 0 -13.549 Td [(ebenso)-347(viel)-347(verschiedene)-347(Pflanzen)-348(zu)-347(finden,)-371(als)-347(hier)-347(auf)-347(etwa)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374nfzehn)-299(Quadratmeilen)-299(beisammen)-298(wachsen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 207.684 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.713 0 Td [(Ungew\366hnlich)]TJ -216.397 -13.549 Td [(reich)-421(sind)-422(die)-421(Th\344ler)-422(von)-843(Mentone)-421(an)-422(Orchideen,)-464(und)-421(diese)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([024])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(bl\374hen)-286(ja)-286(fast)-285(s\344mmtlich)-286(im)-286(Fr\374hjahr.)-357(Viele)-286(sonst)-286(seltene)-285(Farne)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-453(hier)-452(auch)-453(zu)-452(finden.)-858(Der)-453(Botaniker)-452(sucht)-453(mit)-452(Vorliebe)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-430(einem)-429(kleinen)-430(Nacktfarn,)-474(der)-430(zu)-429(derselben)-430(Gattung)-429(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-412(Gold-)-413(und)-412(Silberfarne)-412(unserer)-412(Gew\344chsh\344user)-413(geh\366rt,)-452(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Gymnogramme)-442(leptophylla)]TJ/F16 10.9091 Tf 121.163 0 Td [(.)-825(Der)-442(Pflanzenliebhaber)-441(freut)-442(sich)]TJ -121.163 -13.549 Td [(mehr)-271(noch)-271(\374ber)-271(das)]TJ/F31 10.9091 Tf 89.374 0 Td [(Adiantum)-271(Capillus)-271(Veneris)]TJ/F16 10.9091 Tf 118.645 0 Td [(,)-276(das)-271(Venushaar,)]TJ -208.019 -13.549 Td [(das)-466(mit)-467(seinen)-466(zarten)-467(Wedeln)-466(die)-467(feuchten)-466(Vertiefungen)-466(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsen)-309(ziert.)]TJ/F30 10.9091 Tf 58.605 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.821 0 Td [(Ein)-309(alter)-308(gepflasterter)-309(Weg)-308(k\374rzt)-309(oben)-308(im)-309(Thale)]TJ -67.426 -13.549 Td [(die)-523(neue)-523(Stra\337e)-524(von)-523(Gorbio)-523(ab.)-1070(Er)-523(steigt)-523(in)-523(Olivenhainen)]TJ 0 -13.55 Td [(empor.)-956(An)-485(einer)-485(seiner)-486(Windungen)-485(taucht)-485(pl\366tzlich)-485(Gorbio)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-415(ganz)-383(in)-382(der)-382(N\344he.)-647(Es)-382(kr\366nt)-382(einen)-383(steilen)-382(H\374gel,)-415(der)-382(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Oliven)-257(bedeckt)-257(ist.)-271(Ein)-257(Amphitheater)-257(m\344chtiger)-257(zackiger)-256(Felsen)]TJ 0 -13.549 Td [(umrahmt)-491(dieses)-492(Bild)-491(von)-491(seltener)-491(malerischer)-492(Sch\366nheit.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(25)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Wir)-441(steigen)-441(auf)-441(zu)-441(dem)-440(Orte,)-489(durchschreiten)-441(den)-441(Platz,)-488(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-353(alte)-353(Ulme)-352(ihren)-353(Schatten)-353(spendet,)-378(wenden)-353(uns)-353(dann)-352(links)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-347(schlagen)-348(den)-347(Fu\337weg)-347(ein,)-372(der,)-372(an)-347(einem)-347(offenen)-347(Brunnen)]TJ 0 -13.549 Td [(vorbei,)-247(der)-247(Berglehne)-246(folgt.)-249(Nach)-247(kaum)-246(halbst\374ndigem)-246(Aufstieg)]TJ 0 -13.55 Td [(haben)-452(wir)-452(das)-453(weit)-452(sichtbare)-452(Kreuz)-452(erreicht,)-503(das)-452(hoch)-452(oben,)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-405(vorspringenden)-405(Bergesrande)-406(dem)-405(Wetter)-405(trotzt.)-715(Bei)-405(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(wehendem)-527(Mistral)-527(ist)-526(es)-527(kaum)-527(m\366glich,)-596(an)-527(jener)-527(Stelle)-526(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(weilen;)-418(das)-362(zersplitterte)-363(Kreuz,)-390(welches)-362(nur)-362(noch)-362(einen)-362(seiner)]TJ 0 -13.549 Td [(Arme)-473(gegen)-473(den)-473(Himmel)-473(streckt,)-529(zeugt)-473(von)-473(der)-473(Gewalt)-473(der)]TJ 0 -13.55 Td [(St\374rme,)-377(die)-352(dort)-352(oben)-352(hausen.)-555(Bereits)-352(von)-352(diesem)-352(Kreuze)-351(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-342(der)-342(Blick)-342(\374berw\344ltigend)-343(sch\366n.)-526(Er)-342(umfa\337t)-342(die)-342(s\344mmtlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Th\344ler,)-458(die)-416(bei)-416(Mentone)-416(m\374nden.)-747(Auf)-416(den)-416(H\366hen)-416(sieht)-416(man)]TJ 0 -13.549 Td [(jene)-342(wilden)-342(Ortschaften)-341(thronen,)-365(Burgen)-342(der)-342(Grimaldi)-342(und)-341(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Lascaris,)-511(die)-459(einst)-459(diese)-459(Th\344ler)-458(beherrschten;)-564(man)-458(umspannt)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-275(dem)-275(Blicke)-276(den)-275(ganzen)-275(Halbkreis)-275(steil)-275(aufsteigender)-275(Berge,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-255(die)-255(Th\344ler)-256(m\344chtig)-255(umfassen)-255(und)-255(eine)-255(undurchdringbare)]TJ 0 -13.549 Td [(Schranke)-467(f\374r)-467(das)-467(Auge)-467(bilden,)-521(das)-467(hingegen)-467(nach)-467(S\374den)-467(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(unbegrenzt)-416(\374ber)-416(dem)-416(blauen,)-458(endlosen)-416(Meere)-416(schweift.)-748(Eine)]TJ 0 -13.549 Td [(weitere)-393(Steigerung)-393(der)-394(Eindr\374cke)-393(h\344lt)-393(man)-393(nicht)-393(f\374r)-393(m\366glich,)]TJ 0 -13.55 Td [(man)-521(kann)-521(sich)-521(schwer)-521(von)-521(dieser)-521(Stelle)-521(trennen,)-588(und)-521(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(gewinnt)-270(das)-270(Bild)-269(noch)-270(an)-540(erhabener)-269(Gr\366\337e,)-275(betrachtet)-270(von)-269(dem)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([025])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Bergr\374cken,)-472(der)-427(jetzt)-427(in)-428(s\374dlicher)-427(Richtung)-427(nach)-427(Roccabruna)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374hrt.)-911(Dann)-470(verschieben)-470(sich)-470(gegen)-470(einander,)-525(wie)-470(m\344chtige)]TJ 0 -13.549 Td [(Decorationen,)-478(die)-433(Felsriesen,)-478(die)-433(den)-432(Hintergrund)-433(der)-432(Th\344ler)]TJ 0 -13.55 Td [(schlie\337en,)-428(und)-392(die)-392(Umrisse)-393(des)-392(Bildes)-392(werden)-392(immer)-392(reicher,)]TJ 0 -13.549 Td [(immer)-464(bewegter.)-890(Bald)-464(trit)1(t)-464(im)-463(Mittelpunkte)-464(der)-463(Landschaft,)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-418(Nordabhange)-418(des)-417(m\344chtigsten)-418(dieser)-418(Berge,)-460(Sant')-417(Agnese)]TJ 0 -13.549 Td [(hervor,)-335(ein)-317(ansehnliches)-318(Dorf,)-334(das)-318(in)-317(schwindelnder)-318(H\366he,)-334(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-436(Schwalbennest)-436(am)-436(Felsen,)-482(\374ber)-436(dem)-436(Abgrund)-436(zu)-436(h\344ngen)]TJ 0 -13.549 Td [(scheint.)-405(Wer)-302(konnte)-302(das)-301(Dasein)-302(dieses)-302(Ortes)-301(ahnen;)-328(ist)-302(er)-301(doch)]TJ 0 -13.55 Td [(gegen)-476(das)-475(Meer)-476(hin)-476(von)-476(dem)-475(Felsen)-476(ganz)-476(verdeckt,)-532(an)-475(den)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-382(sich)-382(klammert.)-645(Dieser)-382(Felsen)-382(sollte)-382(ihn)-382(auch)-382(sch\374tzen)-381(und)]TJ 0 -13.549 Td [(verbergen)-443(vor)-443(den)-443(sp\344henden)-443(Blicken)-443(der)-443(Saracenen,)-491(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(einst)-251(das)-251(tyrrhenische)-251(Meer)-250(durchkreuzten.)-253(Und)-251(doch)-251(war)-251(es)-250(ein)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Saracenenh\344uptling)-205(Harun,)-214(der)-205(im)-205(zehnten)-205(Jahrhundert,)-214(der)-205(Sage)]TJ 0 -13.549 Td [(nach,)-321(die)-306(Burg)-307(erbaute,)-320(deren)-307(Ruinen)-306(den)-307(Bergesgipfel)-306(kr\366nen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Doch)-432(nicht)-433(als)-432(Feind)-432(kam)-432(er)-433(hierher,)-478(sondern)-432(von)-432(der)-432(Liebe)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-375(einer)-374(Christin)-375(\374berw\344ltigt,)-406(die)-374(er,)-406(selbst)-375(zum)-374(Christenthum)]TJ 0 -13.55 Td [(bekehrt,)-250(zu)-250(seiner)-250(Gattin)-250(machte.)]TJ 11.956 -14.531 Td [(Selbst)-256(wer)-255(den)-256(sch\366nsten)-256(Theil)-256(S\374ditaliens)-256(kennt,)-257(wird)-255(sicher)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-619(volle)-618(Macht)-619(dieser)-618(herrlichen,)-711(so)-619(typisch)-618(italienischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Landschaft)-597(empfinden.)-1289(Und)-596(wie)-597(wird)-596(der)-597(Eindruck)-596(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(gesteigert,)-529(wenn)-473(gegen)-474(Sonnenuntergang)-473(sich)-473(die)-473(Gipfel)-473(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Berge)-376(zu)-375(r\366then)-376(anfangen,)-406(lange)-376(dunkle)-375(Schlagschatten)-376(in)-375(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Th\344ler)-199(fallen)-200(und)-199(Sant')-199(Agnese)-200(in)-199(goldigem)-199(Licht)-200(auf)-199(dem)-199(grauen)]TJ 0 -13.549 Td [(Fels)-250(zu)-250(gl\374hen)-250(beginnt.)]TJ 11.956 -14.531 Td [(Doch)-396(die)-395(Zeit)-396(dr\344ngt,)-432(denn)-395(die)-396(Sonne)-396(im)-395(Westen)-396(ist)-395(lange)]TJ -11.956 -13.549 Td [(schon)-251(hinter)-251(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 73.047 0 Td [(T\352te)-251(de)-251(chien)]TJ/F16 10.9091 Tf 60.927 0 Td [(verschwunden;)-252(die)-250(Nachtschatten)]TJ -133.974 -13.549 Td [(senken)-200(sich)-201(hinab)-200(in)-200(die)-200(Schluchten,)-211(w\344hrend)-200(ein)-200(langer)-200(steiniger)]TJ 0 -13.55 Td [(Weg)-422(uns)-422(von)-422(Cabbe-Roquebrune,)-465(der)-422(Eisenbahnstation,)-464(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(trennt.)]TJ 11.956 -14.531 Td [(In)-527(Cabbe-Roquebrune)-527(auf)-527(dem)-527(Bahnhof)-527(erwartet)-527(uns)-527(ein)]TJ -11.956 -13.549 Td [(botanischer)-275(Genu\337.)-276(\334ber)-275(einer)-276(hohen)-275(Mauer)-276(am)-275(Abhang)-275(stehen)]TJ 0 -13.549 Td [(m\344chtige)-251(Judasb\344ume)-251(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 102.424 0 Td [(Cercis)-251(siliquastrum)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.777 0 Td [(\051)-251(und)-251(senken)-251(abw\344rts)]TJ -188.201 -13.55 Td [(ihre)-347(bl\374thenbeladenen,)-371(noch)-347(laubfreien)-347(Zweige.)-541(Die)-694(sch\366nen,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([026])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(dicht)-465(gedr\344ngten)-465(Bl\374then)-466(entspringen)-465(auch)-465(dem)-465(alten)-465(Holze,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-334(da\337)-334(die)-335(ganze)-334(Baumkrone)-334(wie)-334(ein)-334(einziges)-334(Blumengewinde)]TJ 0 -13.549 Td [(erscheint,)-285(von)-277(rosenrother)-278(Farbe.)-333(Dieser)-278(Baum)-278(ist)-278(in)-277(S\374deuropa)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-300(Hause,)-312(sehr)-300(h\344ufig)-300(sieht)-300(man)-300(ihn)-300(in)-300(Pal\344stina)-300(die)-300(G\344rten)-299(um)]TJ 0 -13.549 Td [(Jerusalem)-265(schm\374cken,)-268(was)-264(wohl)-265(Veranlassung)-264(zu)-265(der)-264(Sage)-264(gab,)]TJ 0 -13.55 Td [(Judas)-250(habe)-250(sich)-250(an)-250(demselben)-250(erh\344ngt.)]TJ 140.991 -14.531 Td [(V.)]TJ -129.035 -14.531 Td [(Bezaubernd)-545(sch\366n)-546(ist)-545(Mentone,)-619(wenn)-545(man)-546(es)-545(vom)-545(Pont)]TJ -11.956 -13.549 Td [(St.)-167(Louis)-168(aus)-167(betrachtet.)-222(Das)-167(Bild)-168(geh\366rt)-167(zu)-167(den)-167(eindrucksvollsten)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-329(ganzen)-329(Riviera.)-487(Doch)-329(mu\337)-329(man)-329(es)-329(am)-329(Morgen)-329(betrachten,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-253(die)-253(Sonne)-253(das)-253(alte)-252(Mentone)-253(von)-253(Osten)-253(her)-253(bescheint.)-258(Man)]TJ 0 -13.55 Td [(folgt)-260(von)-260(Mentone)-260(aus)-259(in)-260(\366stlicher)-260(Richtung)-260(der)-260(Landstra\337e)-259(und)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hlt)-399(ihren)-399(linken)-400(Arm,)-436(dort,)-437(wo)-399(sie)-399(sich)-400(gabelt.)-697(Man)-399(steigt)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(27)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dann)-456(sanft)-455(in)-455(die)-456(H\366he,)-507(zwischen)-455(Villen)-456(und)-455(Mauern.)-866(Gibt)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-384(nicht)-384(zu)-384(viel)-384(Staub)-384(auf)-383(der)-384(Stra\337e,)-418(so)-384(ist)-384(diese)-383(Wanderung)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-255(Genu\337.)-254(Denn)-255(die)-254(angrenzenden)-255(G\344rten)-254(strotzen)-255(von)-254(\374ppigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\344chsen,)-587(und)-519(\374berall)-520(dr\344ngt)-519(sich)-520(der)-519(\334berflu\337)-519(derselben)]TJ 0 -13.55 Td [(bis)-503(auf)-503(die)-503(Stra\337e.)-1010(Die)-503(Pflanzen)-503(finden)-503(keinen)-503(Platz)-503(mehr)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-435(der)-435(eingeengten)-434(Umfriedung)-435(und)-435(streben)-435(hinaus)-435(ins)-434(Freie.)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosenrothe)-374(und)-374(feuerfarbige)-375(Pelargonien)-374(neigen)-374(sich)-374(\374ber)-374(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Gitter,)-466(dort)-422(h\344ngt)-422(ein)-423(Rosenstrauch)-422(\374ber)-423(dasselbe)-422(hinaus)-422(und)]TJ 0 -13.549 Td [(tr\344gt)-565(unz\344hlige)-564(Bl\374then.)-1194(Weiter)-564(ist)-565(eine)-564(ganze)-565(Mauer)-564(bis)]TJ 0 -13.55 Td [(unten)-353(hinab)-354(mit)-353(einem)-353(epheubl\344tterigen)-353(Kranichschnabel,)-379(dem)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Pelargonium)-451(peltatum)]TJ/F16 10.9091 Tf 100.073 0 Td [(,)-502(bedeckt,)-501(welcher)-452(so)-451(\374ppig)-451(bl\374ht,)-502(da\337)]TJ -100.073 -13.549 Td [(die)-380(Bl\344tter)-381(unter)-380(den)-381(bla\337rothen)-380(Bl\374then)-380(verschwinden.)-641(Jener)]TJ 0 -13.549 Td [(Strauch,)-394(der)-365(im)-365(grazi\366sen)-365(Bogen)-365(\374ber)-365(eine)-365(andere)-365(Mauer)-365(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(beugt)-429(und)-429(\344hrenf\366rmige)-429(Rispen)-429(gelber)-429(Bl\374then)-430(tr\344gt,)-473(ist)-429(eine)]TJ 0 -13.55 Td [(chinesische)-331(Buddleia)-330(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 100.531 0 Td [(Buddleia)-331(Lindleyana)]TJ/F16 10.9091 Tf 92.091 0 Td [(\051.)-492(Die)-331(ganze)-330(Stra\337e)]TJ -192.622 -13.549 Td [(duftet)-301(jetzt)-302(nach)-301(Heliotrop,)-315(der)-301(an)-302(dem)-301(Gel\344nder)-301(emporklettert;)]TJ 0 -13.549 Td [(weiter)-430(ist)-429(es)-430(wieder)-429(eine)-430(Pergola)-429(safrangelber)-430(Rosen,)-474(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-564(Stra\337e)-565(folgt.)-1193(Mit)-564(ihren)-564(fleischig)-565(dicken)-564(Stengeln)-564(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344ttern)-272(und)-271(ihren)-272(gro\337en)-271(rothen)-272(oder)-271(gelben)-272(Bl\374then)-271(schm\374ckt)]TJ 0 -13.55 Td [(dort)-233(die)-232(Mittagsblume)-233(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 102.761 0 Td [(Mesembryanthemum)-465(acinaciforme)]TJ/F16 10.9091 Tf 153.525 0 Td [(\051)-233(eine)]TJ/F16 7.9701 Tf 34.738 0 Td [([027])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Mauer.)-558(Dann)-353(schlie\337en)-353(Citronen-)-352(und)-353(Orangenb\344ume)-353(sich)-352(an,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-544(mit)-544(Fr\374chten)-543(reich)-544(behangen,)-617(auch)-544(schon)-544(ihre)-543(duftigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-350(entfalten.)-548(Wir)-349(kommen)-350(an)-349(dem)-350(kleinen)-349(franz\366sischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Zollhaus)-403(vorbei)-404(und)-403(erreichen)-404(alsbald)-403(unser)-404(Ziel.)-710(In)-403(k\374hnem)]TJ 0 -13.55 Td [(Bogen)-269(schwebt)-269(die)-268(Br\374cke)-269(San)-269(Luigi)-269(\374ber)-268(der)-269(Schlucht,)-273(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(Frankreich)-224(von)-224(Italien)-224(trennt.)-241(Der)-224(Blick)-224(von)-224(hier)-224(auf)-224(Mentone)-223(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-188(der)-189(That)-188(von)-188(ergreifender)-189(Sch\366nheit.)-229(Die)-188(alte)-189(Stadt)-188(deckt)-188(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(schmalen)-362(Grat,)-390(der)-361(sich)-362(bis)-362(zum)-362(Meere)-361(senkt.)-586(Dicht)-361(gedr\344ngt)]TJ 0 -13.549 Td [(steigen)-352(die)-352(H\344user)-352(an)-352(ihm)-352(auf,)-377(\374ber-)-352(und)-352(nebeneinander.)-556(Alle)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-381(sie)-381(im)-381(italienischen)-381(Style)-381(gebaut,)-414(mit)-381(Loggien,)-413(Balkonen)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-285(Terrassen,)-293(trotzdem)-285(alle)-285(verschieden)-284(an)-285(Gestalt)-285(und)-284(Gr\366\337e,)]TJ 0 -13.549 Td [(scheinbar)-270(gesetzlos)-271(zu)-270(einer)-270(einzigen)-271(Masse)-270(vereint.)-311(Jedes)-270(zeigt)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-323(andere)-323(F\344rbung;)-359(im)-323(hellen)-323(Glanz)-323(der)-323(Sonne)-322(verschmelzen)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-373(die)-373(Gegens\344tze)-373(und)-373(die)-373(ganze)-373(Stadt)-373(leuchtet)-373(fast)-374(wei\337)-372(in)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-468(Ferne.)-903(Aus)-468(der)-468(H\344usermasse)-468(ragt)-468(die)-468(Kirche)-468(mit)-467(ihrem)]TJ 0 -13.549 Td [(schlanken)-463(Glockenthurm)-463(hervor.)-888(Und)-463(welch)-463(eine)-462(gro\337artige)]TJ 0 -13.549 Td [(Einfassung)-524(zeigt)-525(dieses)-524(Bild!)-1073(In)-524(weiter)-524(Ferne,)-593(kaum)-524(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(sichtbar,)-344(profilirt)-324(sich)-325(im)-325(nebeligen)-325(Umri\337)-325(das)-325(zackige)-324(Esterel.)]TJ 0 -13.55 Td [(Dann)-484(weicht)-484(die)-484(K\374ste)-485(vor)-484(dem)-484(Meere)-484(zur\374ck)-484(und)-484(erst)-484(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(T\352te)-559(de)-558(chien)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.997 0 Td [(\374ber)-559(Monaco)-558(bietet)-559(ihm)-559(wieder)-558(Trotz.)-1176(Sie)]TJ -70.997 -13.549 Td [(scheint)-344(an)-344(der)-345(K\374ste)-344(Wache)-344(zu)-344(halten.)-533(Dann)-344(folgen)-344(m\344chtige,)]TJ 0 -13.549 Td [(majest\344tische)-359(Berge)-358(und)-359(r\374cken)-359(immer)-358(n\344her)-359(auf)-359(Mentone)-358(zu.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-353(Cap)-352(Martin)-353(streckt)-352(sich)-352(wie)-353(ein)-352(gr\374nsammetnes)-353(Band)-352(vor)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-533(die)-533(blaue)-533(See,)-604(und)-533(hinter)-533(Mentone)-533(steigen)-532(die)-533(zackigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsenriesen)-282(auf)-281(und)-282(leuchten)-281(in)-282(der)-282(Sonne)-281(im)-282(bl\344ulichen)-281(Grau.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dann)-542(folgen)-542(tiefer)-543(gr\374ne)-542(Schluchten,)-615(wo)-542(helle)-542(Olivenhaine)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-358(dunklen)-358(Citroneng\344rten)-358(abwechseln)-358(und)-358(an)-358(den)-358(Abh\344ngen)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337e)-399(D\366rfer)-400(verborgen)-399(im)-399(Laub.)-698(Kahle)-399(Bergr\374cken)-399(gl\344nzen)]TJ 0 -13.55 Td [(grell)-565(in)-566(der)-565(N\344he,)-644(von)-566(gr\374nen)-565(Kiefernw\344ldern)-565(stellenweise)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-665(von)-664(Oasen)-665(bedeckt.)-1493(Der)-664(Vordergrund)-665(entz\374ckt)-664(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-372(seine)-372(Farbenpracht,)-403(denn)-373(der)-372(untere)-372(Theil)-372(der)-372(Schlucht,)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-495(der)-495(wir)-496(schweben,)-556(ist)-495(in)-495(einen)-496(Garten)-495(verwandelt.)-985(In)]TJ 0 -13.549 Td [(Stufen)-437(steigt)-437(er)-437(auf,)-484(und)-437(der)-437(Boden)-437(verschwindet)-436(ganz)-437(unter)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374then.)-874(Hell-)-458(und)-458(dunkelrothe)-458(Geranien,)-510(dicht)-458(aneinander)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([028])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(gedr\344ngt,)-295(kugelige)-286(Chrysanthemum-Str\344ucher)-286(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 209.121 0 Td [(Chrysanthemum)]TJ -209.121 -13.549 Td [(frutescens)]TJ/F16 10.9091 Tf 44.237 0 Td [(\051)-327(mit)-327(tausenden)-327(von)-327(Bl\374then)-327(wie)-327(mit)-326(wei\337en)-327(Sternen)]TJ -44.237 -13.549 Td [(\374bers\344et.)-1369(Dann)-623(ein)-623(Judasbaum,)-716(ganz)-623(in)-623(Bl\374then)-622(geh\374llt,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-462(seine)-461(rosenrothen)-461(Aeste)-462(\374ber)-461(die)-462(wei\337en)-461(Chrysanthemen)]TJ 0 -13.55 Td [(neigt.)-1040(Ein)-513(gelbbl\374thiger)-514(Rosenstrauch,)-579(der)-513(den)-513(rosenrothen)]TJ 0 -13.549 Td [(Judasbaum)-379(erklimmt;)-443(schlanke)-379(Bambusen)-379(wie)-379(Federb\374sche)-379(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-171(L\374fte)-171(ragend;)-197(daneben)-171(F\344cherpalmen.)-224(Dunkelgr\374ne,)-186(schlanke)]TJ 0 -13.549 Td [(Cypressen;)-759(ein)-590(Pfefferbaum)-589(mit)-590(hellgr\374nen,)-674(zartgefiederten)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344ttern)-302(an)-302(den)-303(h\344ngenden)-302(Aesten;)-328(dunkelrothe)-302(Bougainvilleen)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-340(den)-340(aufsteigenden)-339(W\344nden:)-430(ein)-339(wahres)-340(Kaleidoskop.)-519(Hohe)]TJ 0 -13.55 Td [(Dattelpalmen)-286(ragen)-285(aus)-286(der)-286(Schlucht)-285(hervor)-286(und)-286(umrahmen)-285(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Bild)-404(von)-404(Mentone,)-442(phantastische)-404(Opuntien)-404(n\344chst)-404(der)-404(Br\374cke)]TJ 0 -13.549 Td [(bilden)-331(den)-332(ersten)-331(Vordergrund.)-494(Und)-332(dieses)-331(ganze)-331(farbenreiche)]TJ 0 -13.549 Td [(Bild)-387(taucht)-386(mit)-387(seinem)-386(Rande)-387(in)-387(die)-386(dunkelblaue)-387(Fluth.)-659(Eine)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(frische)-311(Brise)-310(weht)-311(uns)-311(vom)-311(Meer)-310(entgegen,)-326(der)-311(Fr\374hling)-310(blickt)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-177(allen)-177(seinen)-177(Blumenaugen)-177(aus)-177(der)-178(Schlucht)-177(empor.)-225(Es)-177(stimmt)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-313(harmonisch)-313(und)-313(heiter)-314(dieses)-313(hehre)-313(Bild.)-439(Daher)-313(wir)-313(es)-313(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(vergessen)-202(m\366chten,)-212(da\337)-203(dort)-202(\374ber)-202(Mentone,)-212(wo)-203(wei\337e)-202(Steine)-202(und)]TJ 0 -13.55 Td [(dunkle)-212(Cypressen)-212(zwischen)-212(grauen)-212(Mauern)-212(sich)-212(erheben,)-219(ein)-212(Ort)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-364(Trauer)-364(ist.)-592(Ein)-364(Schlo\337)-364(der)-364(Grimaldi)-364(stand)-364(einst)-364(auf)-363(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(H\366he,)-424(zwischen)-388(seinen)-389(Tr\374mmern)-389(und)-389(Umfassungsmauern)-388(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-418(der)-417(Friedhof)-418(entstanden.)-752(Er)-417(beherrscht)-418(diesen)-417(sonnigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Strand,)-690(wie)-602(einst)-602(die)-602(m\344chtige)-602(Burg)-602(ihn)-602(beherrschte:)-953(ein)]TJ 0 -13.55 Td [(Wahrzeichen)-393(des)-393(heutigen)-393(Mentone.)-679(Ich)-393(suche)-393(die)-393(Gedanken)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-416(dieser)-416(Stelle)-416(abzuwenden,)-457(doch)-416(unabl\344ssig)-416(kehren)-416(sie)-415(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-470(zur\374ck.)-911(Denn)-470(trauriger)-470(hat)-471(mich)-470(ein)-470(Friedhof)-470(nie)]TJ 0 -13.549 Td [(gestimmt)-225(wie)-226(dieser)-225(dort,)-230(mit)-225(seinen)-226(in)-225(Blumen)-225(ganz)-225(versteckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Gr\344bern.)-439(Kaum)-312(kann)-313(es)-313(einen)-313(m\344chtigeren)-313(Widerspruch)-312(geben)]TJ 0 -13.55 Td [(zwischen)-532(der)-532(freudig)-533(sonnigen)-532(Natur)-532(und)-532(dem)-532(j\344hen)-532(Tode.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieser)-393(Gegensatz)-392(pre\337t)-393(Einem)-392(das)-393(Herz)-392(zusammen.)-678(Und)-392(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(allen)-413(Theilen)-413(der)-413(Welt)-413(eilten)-413(jene)-413(zusammen,)-454(die)-412(auf)-413(diesem)]TJ 0 -13.549 Td [(Friedhof)-262(ruhen.)-286(In)-262(der)-262(Bl\374the)-262(der)-262(Jahre,)-265(fern)-262(von)-262(ihrer)-262(Heimath,)]TJ 0 -13.549 Td [(legten)-341(sie)-340(sich)-341(unter)-341(Jasmin)-341(und)-340(Rosen)-341(zu)-341(ewigem)-340(Schlaf.)-522(Ob)]TJ 0 -13.55 Td [(ihnen)-423(wohl)-424(die)-423(Erde)-424(leichter)-423(wird,)-467(weil)-423(die)-423(Blumen)-847(nie)-423(auf)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([029])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(derselben)-427(verwelken?)-780(Die)-427(Rosen)-427(im)-427(besondern)-427(dr\344ngen)-426(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(dort)-390(\374berall)-391(vor:)-530(wei\337e,)-425(gelbe,)-426(blutigrothe,)-425(und)-390(sie)-390(verbreiten)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-267(bet\344ubenden)-268(Duft.)-302(Als)-267(ich)-267(einst)-268(diesen)-267(Friedhof)-267(besuchte,)]TJ 0 -13.549 Td [(da)-525(strahlte)-526(die)-525(Welt)-525(in)-525(Fr\374hlingsglanz)-526(und)-525(jauchzte)-525(es)-525(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Leben)-428(in)-427(den)-428(L\374ften.)-783(Da)-427(war)-428(es)-427(besonders)-428(traurig)-427(zwischen)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen)-456(blumenreichen)-456(Gr\344bern.)-868(Auf)-456(einem)-456(frisch)-456(errichteten)]TJ 0 -13.549 Td [(Denkmal)-389(sa\337)-388(ein)-389(junger)-389(Bildhauer,)-423(mei\337elte)-389(das)-389(Antlitz)-388(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(zarten)-237(M\344dchens)-237(in)-237(den)-236(Stein)-237(und)-237(sang)-237(dazu)-237(ein)-237(fr\366hliches)-236(Lied.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ich)-471(blieb)-470(vor)-471(dem)-471(Grabe)-470(lange)-471(stehen:)-691(es)-471(war)-470(wie)-471(in)-470(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(Shakespeare'schen)-250(Trag\366die.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Hoch)-361(ragen)-360(\374ber)-361(der)-360(Br\374cke)-361(San)-361(Luigi)-360(die)-361(zackigen)-360(Felsen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(empor,)-758(welche)-656(die)-656(Schlucht)-656(umfassen.)-1467(Sie)-656(selber)-656(steigt)]TJ 0 -13.55 Td [(hier)-469(pl\366tzlich)-469(auf,)-524(unvermittelt)-469(in)-469(romantischer)-469(Wildni\337.)-468(Ein)]TJ 0 -13.549 Td [(einzelner)-515(Felsenkegel)-515(erhebt)-514(sich)-515(aus)-515(ihrer)-515(Mitte)-515(und)-514(endet)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(mit)-376(spitzem)-375(Gipfel.)-627(Zahlreiche)-376(Grotten)-376(versenken)-375(sich)-376(in)-375(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Stein.)-272(Rosmarin)-257(und)-257(Wolfsmilch,)-259(Wachholder)-257(und)-257(gro\337bl\374thige)]TJ 0 -13.549 Td [(Malven)-239(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 39.567 0 Td [(Lavatera)-239(maritima)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.002 0 Td [(\051)-239(klammern)-239(sich)-239(an)-239(jeden)-239(Vorsprung)]TJ -121.569 -13.549 Td [(der)-306(Felsen)-306(an)-306(und)-306(beleben)-306(ihre)-306(Eint\366nigkeit.)-418(Unten)-306(gr\374nt)-306(Alles)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-300(\374ppigem)-300(Pflanzenwuchs.)-401(Ein)-300(kleiner)-300(Bach)-300(rauscht)-300(abw\344rts)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-303(den)-304(Felsenspalten)-303(und)-304(bildet)-303(dann)-304(zierliche)-303(Wasserf\344lle.)-410(Ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Theil)-365(des)-365(Wassers)-365(wird)-365(in)-365(einen)-365(kleinen)-365(Aqu\344duct)-365(gefa\337t,)-393(der)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-358(malerischen)-358(Windungen)-358(abw\344rts)-358(l\344uft,)-385(dann)-358(mit)-358(gew\366lbtem)]TJ 0 -13.549 Td [(Bogen)-354(den)-353(Bach)-354(\374berschreitet.)-560(Wie)-354(effectvoll)-353(Alles)-354(vereint)-353(in)]TJ 0 -13.55 Td [(diesem)-250(engen)-250(Raume:)-250(es)-250(ist)-250(fast)-250(wie)-250(eine)-250(Theaterdecoration!)]TJ 11.956 -15.185 Td [(An)-373(jener)-373(so)-372(\374beraus)-373(warmen)-373(Stelle)-373(der)-373(Riviera)-373(bildet)-372(diese)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Felsenschlucht)-259(wohl)-259(noch)-259(den)-259(w\344rmsten)-259(Ort.)-277(Durch)-259(hohe)-259(Berge)]TJ 0 -13.549 Td [(gesch\374tzt)-248(und)-247(umfa\337t,)-248(steht)-248(sie)-247(den)-248(s\374dlichen)-247(Winden)-248(nur)-247(offen.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-376(dieser)-376(Schlucht)-376(beginnen)-376(schon)-376(im)-376(December)-376(die)-375(Veilchen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-427(bl\374hen.)-779(Die)-427(Schwalben)-426(verlassen)-427(sie)-426(nie.)-780(Die)-426(Eidechsen)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen)-315(ihres)-314(Winterschlafs)-315(hier)-314(vergessen.)-444(An)-314(Nahrung)-315(ist)-314(stets)]TJ 0 -13.549 Td [(Ueberflu\337.)-439(Insekten)-439(durchschwirren)-438(die)-439(Luft,)-486(und)-439(die)-438(Spinne)]TJ 0 -13.55 Td [(spannt)-250(ihr)-250(Netz)-250(auch)-250(im)-250(Winter,)-250(um)-250(sie)-250(zu)-250(fangen.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([030])]TJ/F16 10.9091 Tf 211.93 -15.185 Td [(VI.)]TJ -127.219 -15.186 Td [(Niemand)-575(sollte)-574(es)-575(vers\344umen,)-656(von)-575(Bordighera)-575(oder)-574(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Mentone)-525(aus,)-595(einen)-525(Ausflug)-525(nach)-526(La)-525(Mortola,)-594(dem)-525(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-530(Herrn)-530(Thomas)-530(Hanbury,)-600(zu)-530(unternehmen.)-1090(Der)-530(Eintritt)]TJ 0 -13.55 Td [(wird)-480(Montag)-480(und)-479(Freitag)-480(Nachmittag)-480(gegen)-480(Zahlung)-480(von)-479(je)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-485(Franc)-486(gestattet.)-955(Dieses)-486(Geld)-485(dient)-485(zur)-485(Unterst\374tzung)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-365(Krankenhauses)-366(von)-365(Ventimiglia.)-597(Wer)-365(eingehende)-365(Studien)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-463(Garten)-463(machen)-463(will,)-516(erh\344lt)-463(hierzu)-463(vom)-463(Besitzer)-463(jederzeit)]TJ 0 -13.549 Td [(Erlaubni\337.)-191(Fr\374her)-191(Eigenthum)-191(der)-191(Familie)-191(Orengo)-191(in)-191(Ventimiglia,)]TJ 0 -13.55 Td [(tr\344gt)-319(auch)-318(heute)-319(noch)-319(die)-318(sch\366ne)-319(Villa)-318(im)-319(Garten,)-336(welche)-318(Herr)]TJ 0 -13.549 Td [(Thomas)-236(Hanbury)-235(bewohnt,)-238(den)-236(Namen)-235(des)-236(Palazzo)-235(Orengo.)-245(Als)]TJ 0 -13.549 Td [(Herr)-389(Hanbury)-389(diese)-389(Besitzung)-389(im)-389(Jahre)-389(1866)-390(erwarb,)-423(war)-389(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-436(einem)-436(mageren)-436(Olivenhain)-436(bedeckt.)-808(Ludwig)-436(Winter)-435(hat)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-287(in)-287(den)-287(feenhaften)-288(Garten)-287(verwandelt,)-296(der)-287(jetzt)-287(den)-287(Besucher)]TJ 0 -13.55 Td [(entz\374ckt.)-711(Der)-404(Garten)-404(deckt)-403(eine)-404(Fl\344che)-404(von)-404(ungef\344hr)-403(vierzig)]TJ 0 -13.549 Td [(Hektaren)-207(und)-207(f\344llt)-206(von)-207(der)-207(Kunststra\337e,)-215(welche)-207(das)-207(Dorf)-206(Mortola)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(31)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(in)-204(hundert)-204(Meter)-204(H\366he)-205(durchzieht,)-213(bis)-204(zum)-204(Meere)-204(ab.)-235(Die)-204(in)-204(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Numullitenkalk)-235(tief)-234(gerissene)-234(Schlucht,)-238(an)-235(welche)-234(die)-234(Besitzung)]TJ 0 -13.549 Td [(anlehnt,)-457(gew\344hrt)-416(ihr)-416(Schutz)-415(gegen)-416(die)-416(Winde)-416(und)-415(erm\366glicht)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-311(Entwickelung)-311(einer)-310(so)-311(\374ppigen)-311(Vegetation,)-326(wie)-311(sie)-311(auch)-310(an)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-398(Riviera)-398(kaum)-398(ihres)-397(gleichen)-398(findet.)-694(Freilich)-398(mu\337te)-397(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(k\374nstliche)-235(Bew\344sserung)-235(vorgesorgt)-235(werden,)-238(da\337)-235(die)-235(lange)-234(D\374rre)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-224(Sommers)-225(nicht)-224(verh\344ngni\337voll)-225(f\374r)-224(die)-225(Pflanzen)-224(werde.)-241(Denn)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-335(rechnet)-335(in)-335(La)-334(Mortola)-335(\374ber)-335(zweihundert)-335(Tage)-335(im)-334(Jahr,)-356(an)]TJ 0 -13.549 Td [(welchen)-212(der)-211(Himmel)-211(v\366llig)-212(wolkenlos)-211(bleibt,)-220(und)-211(auch)-211(innerhalb)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-250(winterlichen)-250(Halbjahres)-250(gibt)-250(es)-250(nur)-250(etwa)-250(vierzig)-250(Regentage.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Es)-187(w\344re)-187(ein)-187(gewagtes)-187(Beginnen,)-200(wollte)-187(ich)-187(an)-187(dieser)-187(Stelle)-187(alle)]TJ -11.956 -13.55 Td [(die)-178(zahlreichen)-178(Pflanzenformen)-178(schildern,)-192(welche)-178(der)-178(Garten)-178(von)]TJ 0 -13.549 Td [(La)-159(Mortola)-160(birgt.)-219(Es)-160(kommt)-159(mir)-159(nur)-159(darauf)-160(an,)-177(die)-159(Reichhaltigkeit)]TJ 0 -13.549 Td [(desselben)-269(hervorzuheben.)-306(Was)-268(aber)-269(diesen)-269(Garten)-268(insbesondere)]TJ 0 -13.549 Td [(belehrend)-401(macht,)-439(ist)-401(der)-401(Umstand,)-439(da\337)-401(alle)-401(Pflanzen)-401(Schilder)]TJ 0 -13.549 Td [(tragen,)-725(auf)-631(welchen)-630(ihr)-630(Name,)-726(der)-630(abgek\374rzte)-630(Name)-630(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Autors,)-518(der)-465(sie)-464(benannte,)-518(ihre)-464(Heimath,)-519(sowie)-464(die)-464(Familie,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([031])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(der)-516(sie)-517(angeh\366ren,)-583(angegeben)-516(ist.)-1049(So)-517(kann)-516(jeder)-516(Besucher)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-511(Gartens)-511(erfahren,)-577(wie)-511(die)-511(Pflanze)-511(hei\337t,)-576(die)-511(ihm)-511(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-470(Sch\366nheit)-469(oder)-470(ihren)-469(Wohlgeruch)-470(auff\344llt,)-524(eine)-469(Pflanze,)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-376(deren)-376(Namen)-376(er)-376(vielleicht)-376(vergeblich)-376(schon)-376(in)-376(manchem)]TJ 0 -13.55 Td [(anderen)-312(Garten)-312(der)-312(Riviera)-312(forschte.)-436(Herr)-312(Hanbury)-312(ist)-312(bem\374ht,)]TJ 0 -13.549 Td [(seinem)-295(Garten)-295(auch)-295(wissenschaftlichen)-295(Werth)-295(zu)-295(verleihen)-294(und)]TJ 0 -13.549 Td [(sucht)-388(unaufh\366rlich)-388(neue,)-422(interessante,)-423(technisch)-388(wichtige)-387(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-493(ihre)-492(Heilkraft)-493(ausgezeichnete)-492(Gew\344chse)-493(f\374r)-492(denselben)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-453(erwerben.)-860(Ein)-453(kenntni\337reicher)-453(deutscher)-453(G\344rtner,)-504(Gustav)]TJ 0 -13.549 Td [(Cronemeyer,)-468(stellte)-425(vor)-424(einigen)-425(Jahren)-424(ein)-424(wissenschaftliches)]TJ 0 -13.55 Td [(Verzeichni\337)-282(aller)-282(Pflanzen)-282(des)-282(Gartens)-282(auf.)-346(Dieses)-282(Verzeichni\337)]TJ 0 -13.549 Td [(umfa\337t)-231(\374ber)-231(3600)-231(Arten.)-243(Es)-231(wurde)-231(an)-231(alle)-231(botanischen)-230(Anstalten)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-307(Welt)-306(versandt,)-321(mit)-306(der)-306(Aufforderung,)-321(aus)-307(den)-306(Sch\344tzen)-306(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Gartens)-393(f\374r)-393(wissenschaftliche)-393(Zwecke)-393(zu)-393(sch\366pfen.)-679(Auch)-393(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Samen)-443(und)-443(Fr\374chte)-442(des)-443(Gartens)-443(erntet)-443(man)-443(allj\344hrig,)-491(um)-442(sie)]TJ 0 -13.55 Td [(wissenschaftlichen)-484(Anstalten)-483(dienstbar)-484(zu)-484(machen.)-951(Da)-483(Herr)]TJ 0 -13.549 Td [(Hanbury)-547(gleichzeitig)-548(stattliche)-547(Schulgeb\344ude)-547(in)-547(La)-547(Mortola)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(errichtet,)-289(da)-281(er)-281(neuerdings)-282(auch)-281(ein)-281(sch\366nes)-281(botanisches)-281(Institut)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-590(Genua)-591(erbauen)-590(lie\337,)-590(um)-590(es)-591(der)-590(dortigen)-590(Universit\344t)-590(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(schenken,)-558(so)-496(l\344\337t)-497(sich)-496(wohl)-497(behaupten,)-558(da\337)-496(er)-496(einen)-496(edlen,)]TJ 0 -13.549 Td [(nachahmenswerthen)-252(Gebrauch)-251(von)-252(seinen)-252(Reichth\374mern)-251(macht.)]TJ 0 -13.55 Td [(Leider)-393(ist)-392(der)-392(eifrige)-393(Leiter)-392(des)-393(Gartens,)-428(Gustav)-392(Cronemeyer,)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-277(kurzem)-277(gestorben,)-284(und)-278(gew\344hrt)-277(es)-277(nur)-277(einen)-277(Trost,)-284(da\337)-277(sein)]TJ 0 -13.549 Td [(Nachfolger,)-458(ebenfalls)-416(ein)-416(deutscher)-416(G\344rtner,)-458(Herr)-416(Dinter,)-457(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(gleichem)-250(Eifer)-250(in)-250(seine)-250(Spuren)-250(tritt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Gerade)-417(im)-418(Fr\374hjahr)-417(ist)-418(es,)-459(wo)-418(der)-417(Garten)-418(von)-417(La)-417(Mortola)]TJ -11.956 -13.549 Td [(in)-518(vollstem)-518(Bl\374thenschmucke)-518(prangt.)-1054(Besonders)-518(tragen)-517(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Akazien)-243(dazu)-242(bei,)-244(ihn)-243(um)-243(jene)-242(Zeit)-243(so)-243(\374ppig)-242(zu)-243(verzieren.)-247(Ueber)]TJ 0 -13.55 Td [(neunzig)-485(Arten)-485(der)-485(Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 129.616 0 Td [(Acacia)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.584 0 Td [(stehen)-485(da)-485(in)-485(Cultur,)-543(von)]TJ -165.2 -13.549 Td [(den)-322(fein)-321(gefiederten,)-339(mimosenartigen)-322(an,)-339(deren)-322(Bl\344ttchen)-321(jeder)]TJ 0 -13.549 Td [(Windhauch)-247(in)-248(Bewegung)-247(setzt,)-248(bis)-247(zu)-248(jenen)-247(starrend)-247(stachlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Arten,)-797(welche)-688(schon)-688(durch)-688(ihren)-688(botanischen)-688(Namen)-687(als)]TJ 0 -13.549 Td [(\273bewaffnet\253)-368(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 62.167 0 Td [(armata)]TJ/F16 10.9091 Tf 31.516 0 Td [(\051,)-397(\273struppig\253)-368(und)-367(\273schauerlich\253)-368(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.976 0 Td [(horrida)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.338 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.55 Td [(hinreichend)-296(gekennzeichnet)-297(werden.)-389(Manche)-296(Akazien)-296(sind)-296(von)]TJ 0 -13.549 Td [(gelben)-181(Bl\374then)-182(so)-181(\374berdeckt,)-195(da\337)-182(das)-181(gr\374ne)-182(Laub)-181(unter)-181(denselben)]TJ 0 -13.549 Td [(fast)-244(verschwindet,)-491(und)-245(die)-244(meisten)-244(verbreiten)-245(zur)-244(Bl\374thezeit)-244(ein)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([032])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(liebliches)-431(Aroma.)-793(Benennungen)-430(wie)-431(\273lieblich\253,)-476(\273angenehm\253)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(suaveolens)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.869 0 Td [(\051)-664(zeichnen)-663(noch)-664(besonders)-663(einzelne)-664(Arten)-663(aus.)]TJ -51.502 -13.55 Td [(Der)-565(h\366chste)-564(Preis)-564(des)-565(Wohlgeruchs)-564(geb\374hrt)-565(aber)-564(unstreitig)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-506(tropisch-amerikanischen)]TJ/F31 10.9091 Tf 132.208 0 Td [(Acacia)-505(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.111 0 Td [(,)-569(welche)-506(ihre)]TJ -218.319 -13.549 Td [(veilchenduftenden)-524(Bl\374thenk\366pfchen)-524(den)-524(ganzen)-524(Winter)-523(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(treibt.)-493(Diese)-332(Bl\374thenk\366pfchen)-331(dienen)-331(in)-331(Grasse)-331(und)-331(in)-331(Cannes)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-340(dem)-341(Namen)-340(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 89.3 0 Td [(fleurs)-340(de)-341(cassie)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.235 0 Td [(\253)-340(in)-341(ausgiebiger)-340(Weise)-340(den)]TJ -158.535 -13.549 Td [(Zwecken)-484(der)-483(Parf\374merie.)-951(Den)-484(Namen)-484(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 191.725 0 Td [(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.301 0 Td [(\253)-484(erhielt)]TJ -242.026 -13.55 Td [(diese)-379(schon)-380(lange)-379(in)-380(S\374deuropa)-379(bekannte)-380(Pflanze)-379(wohl)-379(daher,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-340(sie)-341(in)-340(den)-341(farnesi)1(anischen)-341(G\344rten)-340(in)-341(Rom)-340(zuerst)-340(gez\374chtet)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde.)]TJ/F30 10.9091 Tf 36.194 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.341 0 Td [(Durch)-356(ihr)-357(zartes,)-382(zierliches,)-383(doppeltgefiedertes)-356(Laub)]TJ -45.535 -13.549 Td [(von)-351(bl\344ulich)-352(gr\374ner)-351(Farbe,)-377(f\344llt)-351(hier,)-377(wie)-351(auch)-352(an)-351(den)-351(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Stellen)-459(der)-460(Riviera,)-511(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 113.022 0 Td [(Acacia)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.305 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 24.396 0 Td [(Albizzia)-459(Julibrissin)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.249 0 Td [(auf,)]TJ -263.972 -13.55 Td [(ein)-603(stattlicher)-603(Baum)-604(vom)-603(Aussehen)-603(einer)-603(Mimose,)-691(dessen)]TJ 0 -13.549 Td [(hellviolette)-453(Bl\374thenk\366pfchen)-453(aber)-453(erst)-453(im)-453(Juli)-453(zur)-453(Entfaltung)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(33)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(kommen.)-368(Sie)-289(stammt)-290(von)-289(der)-289(S\374dk\374ste)-290(des)-289(kaspischen)-289(Meeres,)]TJ 0 -13.549 Td [(ihr)-331(Arten-Name)-331(ist)-331(persisch)-332(und)-331(bedeutet)-331(Seidenblume.)]TJ/F30 10.9091 Tf 252.778 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.067 0 Td [(Von)]TJ -261.845 -13.549 Td [(der)-223(s\374dafrikanischen)-223(steifen)]TJ/F31 10.9091 Tf 124.24 0 Td [(Acacia)-223(horrida)]TJ/F16 10.9091 Tf 68.502 0 Td [(stammt)-223(eine)-223(geringe)]TJ -192.742 -13.549 Td [(Gummisorte,)-257(die)-256(als)-256(Capgummi)-255(bekannt)-256(ist.)-267(Das)-256(feinste)-255(Gummi)]TJ 0 -13.55 Td [(arabicum)-362(tritt)-363(aus)-362(der)-363(Rinde)-362(der)-362(senegambisch-kordofanischen)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Acacia)-225(Senegal)]TJ/F16 10.9091 Tf 67.292 0 Td [(,)-230(\344hnlich)-226(wie)-225(bei)-225(uns)-226(Kirschgummi)-225(aus)-226(der)-225(Rinde)]TJ -67.292 -13.549 Td [(von)-250(Kirschb\344umen,)-250(hervor.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Durch)-517(ein)-517(ganz)-516(besonders)-517(feines)-517(Aroma)-517(zeichnet)-517(sich)-516(in)]TJ -11.956 -13.549 Td [(dem)-577(Garten)-578(von)-577(La)-577(Mortola)-578(au\337er)-577(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 193.736 0 Td [(Acacia)-577(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf -193.736 -13.549 Td [(ein)-649(gelbbl\374hender)-649(Strauch,)-749(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 154.54 0 Td [(Pteronia)-649(incana)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.038 0 Td [(vom)-649(Cap)]TJ -236.578 -13.549 Td [(aus,)-720(welche)-627(zu)-626(derselben)-626(Abtheilung)-627(der)-626(Compositen)-626(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(unsere)-373(Astern)-374(geh\366rt,)-404(deren)-373(Bl\374thenk\366pfchen)-374(aber)-373(einen,)-404(man)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nnte)-305(fast)-304(sagen,)-319(vergeistigten)-305(Aprikosenduft)-304(verbreiten.)-414(Sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlriechend)-466(in)-466(allen)-467(seinen)-466(Theilen)-466(ist)-466(ein)-466(anderer)-466(Strauch)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-451(Cap,)-501(die)-451(Rutacee)]TJ/F31 10.9091 Tf 108.388 0 Td [(Diosma)-451(fragrans)]TJ/F16 10.9091 Tf 76.437 0 Td [(.)-853(Nicht)-450(umsonst)-451(hat)]TJ -184.825 -13.549 Td [(sie,)-634(so)-558(wie)-557(ihre)-558(n\344chsten)-557(Verwandten,)-635(die)-557(bei)-558(uns)-557(viel)-557(in)]TJ 0 -13.55 Td [(Gew\344chsh\344usern)-302(cultivirt)-302(und)-302(als)-302(Bouquetgr\374n)-302(benutzt)-302(werden,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-158(Namen)]TJ/F31 10.9091 Tf 50.706 0 Td [(Diosma)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.938 0 Td [(,)-176(d.)-158(h.)-220(\273G\366tterduft\253,)-176(erhalten.)-219(Ein)-158(chilenischer)]TJ -84.644 -13.549 Td [(Strauch)-465(mit)-465(kleinen)-466(gelben)-465(Bl\374then,)-519(die)-465(Flacourtiacee)]TJ/F31 10.9091 Tf 254.568 0 Td [(Azara)]TJ -254.568 -13.549 Td [(microphylla)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.724 0 Td [(,)-804(wird)-372(wegen)-372(seines)-371(vanillenartigen)-372(Duftes)-372(in)-371(der)]TJ/F16 7.9701 Tf 238.3 0 Td [([033])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Heimath)-534(\273Aromo\253)-533(genannt.)-1101(Eine)-533(krautartige)-534(Salbeiart,)-604(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Salvia)-325(albocoerulea)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.387 0 Td [(,)-344(riecht)-325(wie)-325(feines)-325(Tafelobst.)-475(Verschiedene)]TJ -88.387 -13.549 Td [(Pelargonien,)-823(so)-709(namentlich)-708(das)]TJ/F31 10.9091 Tf 159.726 0 Td [(Pelargonium)-708(roseum)]TJ/F16 10.9091 Tf 104.541 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf -264.267 -13.549 Td [(odoratissimum)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.855 0 Td [(,)-219(verbreiten)-212(ein)-211(starkes)-212(rosenartiges)-211(Parf\374m,)-219(wenn)]TJ -64.855 -13.549 Td [(man)-493(ihre)-492(Bl\344tter)-493(zerdr\374ckt.)-977(Geradezu)-493(bet\344ubt)-492(wird)-493(man)-492(an)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-323(Stellen)-323(des)-323(Gartens)-323(von)-323(dem)-323(Duft,)-341(der)-323(den)-322(kleinen)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337en)-552(Bl\374then)-553(vom)]TJ/F31 10.9091 Tf 103.527 0 Td [(Pittosporum)-552(Tobira)]TJ/F16 10.9091 Tf 95.701 0 Td [(entstr\366mt.)-1157(Diese)]TJ -199.228 -13.55 Td [(Bl\374then)-382(decken)-382(in)-382(gro\337er)-382(Zahl)-382(den)-382(baumartigen)-381(immergr\374nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Strauch,)-606(der)-534(im)-535(Aussehen)-535(an)-534(den)-535(lorbeerartigen)-534(Schneeball)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Viburnum)-525(Tinus)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.616 0 Td [(\051)-525(unserer)-525(Gew\344chsh\344user)-526(erinnert.)-1075(Es)-525(gibt)]TJ -77.249 -13.549 Td [(auch)-611(eine)-611(Art)-611(mit)-612(fast)-611(schwarzen)-611(Bl\374then,)-701(die)-611(fremdartig)]TJ 0 -13.549 Td [(genug)-392(auf)-391(den)-392(Zuschauer)-391(einwirkt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 165.319 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.727 0 Td [(Lieblich)-392(duftet,)-427(\344hnlich)]TJ -175.046 -13.55 Td [(wie)-404(unsere)-405(wohlriechende)-404(Platterbse,)-443(ein)-404(zierlicher)-404(Baum)-404(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berh\344ngenden)-369(Aesten,)-399(der)-369(aus)-369(der)-369(Ferne)-369(ganz)-369(wei\337)-369(erscheint)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(von)-194(reicher)-194(Bl\374thenf\374lle.)-232(Es)-194(ist)-194(eine)-194(west-mediterrane)-194(Ginsterart,)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Genista)-300(monosperma)]TJ/F16 10.9091 Tf 93.566 0 Td [(,)-312(die)-300(zu)-300(den)-300(anmuthigsten)-300(Pflanzenformen)]TJ -93.566 -13.549 Td [(im)-387(Fr\374hjahr)-388(an)-387(der)-387(Riviera)-388(geh\366rt.)-662(Ist)-387(auch)-387(zu)-388(jener)-387(Zeit)-387(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374thenreichthum)-219(noch)-219(so)-218(gro\337,)-219(Jedem)-219(f\344llt,)-225(unter)-219(allen)-218(anderen,)]TJ 0 -13.55 Td [(diese)-392(Pflanze)-393(auf,)-428(die)-392(den)-392(Namen)-393(Bl\374thenregen)-392(f\374hren)-392(sollte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Erscheint)-487(es)-486(da)-487(nicht)-487(wunderbar,)-546(da\337)-486(zu)-487(derselben)-486(Gattung,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-504(dieses)-503(so)-504(zart)-504(erscheinende)-503(Gew\344chs,)-567(auch)-504(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 246.692 0 Td [(Genista)]TJ -246.692 -13.549 Td [(acanthoclada)]TJ/F16 10.9091 Tf 62.198 0 Td [(geh\366rt,)-259(ein)-258(Strauch)-257(der)-258(griechischen)-257(Berge,)-259(der)-258(so)]TJ -62.198 -13.549 Td [(stachelig)-324(ist,)-342(da\337)-324(er)-324(f\374r)-324(die)-324(Pflanze)-324(des)-324(Tartarus)-324(gelten)-323(konnte:)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Aspalathus)]TJ/F16 10.9091 Tf 48.491 0 Td [(,)-364(nach)-340(der)-341(Insel)-341(Aspalathe)-341(an)-341(der)-341(K\374ste)-341(von)-340(Lycien)]TJ -48.491 -13.549 Td [(genannt,)-346(lieferte)-326(er,)-346(der)-326(Sage)-327(nach,)-345(jene)-327(Ruthen,)-345(mit)-327(denen)-326(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Gottlosen)-250(in)-250(der)-250(Unterwelt)-250(gepeitscht)-250(wurden.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Eigenth\374mlich)-726(ber\374hren)-726(den)-726(Besucher)-726(des)-726(Gartens)-725(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Casuarineen,)-539(die)-481(in)-481(gro\337en)-481(Exemplaren)-481(gleich)-480(unterhalb)-481(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Eingangstreppe)-414(stehen.)-743(Die)-415(graugr\374nen)-414(feinen)-414(Zweige)-414(dieser)]TJ 0 -13.55 Td [(B\344ume)-258(h\344ngen)-258(wie)-258(die)-258(Federn)-258(eines)-258(Casuarschweifes)-258(herab)-258(und)]TJ 0 -13.549 Td [(verschafften)-430(dem)-430(Gew\344chs)-430(auch)-431(seinen)-430(Namen.)-790(Die)-430(Zweige)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-467(blattlos;)-575(die)-467(Ern\344hrung)-467(des)-467(Baumes,)-521(die)-467(sonst)-467(von)-466(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344ttern)-305(besorgt)-305(zu)-304(werden)-305(pflegt,)-318(f\344llt)-305(hier)-305(somit)-305(den)-304(Zweigen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu.)-996(Diese)-332(sind)-333(demgem\344\337)-332(auch)-333(gr\374n)-332(gef\344rbt,)-354(d.)-332(h.)-498(sie)-332(f\374hren)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([034])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.55 Td [(jenen)-410(Farbstoff,)-450(das)-410(Chlorophyll,)-450(dessen)-410(Anwesenheit)-410(f\374r)-410(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bereitung)-306(von)-307(Nahrungsstoff)-306(durch)-306(die)-307(Pflanze)-306(nothwendig)-306(ist.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-358(Casuarineen)-358(bilden)-359(in)-358(Australien)-358(ausgedehnte)-358(W\344lder)-358(von)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-225(eigenem)-224(Aussehen.)-242(Wie)-225(so)-224(viele)-225(andere)-225(australische)-224(B\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(verm\366gen)-365(sie)-366(dem)-365(Boden)-366(nur)-365(sp\344rlichen)-366(Schatten)-365(zu)-365(spenden.)]TJ 0 -13.55 Td [(Die)-379(Bl\374then)-379(dieser)-380(Gew\344chse)-379(sind)-379(so)-379(klein)-379(und)-379(unansehnlich,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-462(nur)-462(das)-462(kundige)-462(Auge)-462(sie)-462(an)-462(den)-462(Zweigen)-461(zu)-462(erkennen)]TJ 0 -13.549 Td [(vermag.)-694(Das)-399(Holz)-398(der)-398(Casuarineen)-398(zeichnet)-398(sich)-398(durch)-398(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(H\344rte)-359(und)-359(seine)-359(Schwere)-359(aus)-359(und)-359(hat)-359(daher)-359(den)-359(Eingeborenen)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-250(Anfertigung)-250(von)-250(Streitkolben)-250(gedient.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Ein)-713(australischer)-713(Baum,)-828(der)-713(in)-713(den)-713(letzten)-713(Decennien)]TJ -11.955 -13.549 Td [(ungemein)-501(rasche)-501(Verbreitung)-502(\374ber)-501(die)-501(Riviera)-501(gefunden)-501(hat)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-590(den)-589(der)-590(Garten)-589(von)-590(La)-589(Mortola)-590(in)-589(nicht)-590(weniger)-589(als)]TJ 0 -13.549 Td [(vierundzwanzig)-450(Arten)-449(besitzt,)-500(ist)-449(der)-450(Eucalyptus.)-849(Jeder,)-499(der)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(35)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Italien)-303(einmal)-303(besuchte,)-317(kennt)-303(die)-303(Eucalypten,)-316(wenn)-303(auch)-303(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-388(die)-389(eine,)-422(\374berall)-389(vertretene)-388(Art)-388(derselben,)-423(den)]TJ/F31 10.9091 Tf 232.15 0 Td [(Eucalyptus)]TJ -232.15 -13.549 Td [(globulus)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.582 0 Td [(.)-293(Auch)-264(dieser)-265(australische)-264(Baum)-264(gibt)-265(im)-264(Verh\344ltni\337)-264(nur)]TJ -37.582 -13.549 Td [(wenig)-233(Schatten;)-238(seine)-233(Bl\344tter)-233(sind)-233(zwar)-233(von)-233(ansehnlicher)-232(Gr\366\337e,)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-371(h\344ngen)-372(aber)-371(an)-371(langen)-371(Stielen)-372(von)-371(den)-371(Zweigen)-371(senkrecht)]TJ 0 -13.549 Td [(herab)-598(und)-598(k\366nnen)-598(daher)-598(selbst)-598(bei)-598(dichter)-598(Belaubung)-598(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Sonnenstrahlen)-319(nicht)-319(allen)-319(Durchgang)-319(verwehren.)-457(Da)-319(auch)-318(der)]TJ 0 -13.549 Td [(leiseste)-268(Windhauch)-267(diese)-268(Bl\344tter)-268(in)-267(Bewegung)-268(setzt,)-272(so)-267(herrscht)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-404(den)-404(Eucalyptusb\344umen)-404(ein)-404(eigenes)-404(zitterndes)-403(Zwielicht,)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-267(allerdings)-267(erst)-266(in)-267(Eucalyptus-W\344ldern)-267(voll)-267(empfunden)-266(wird.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-463(Eucalypten)-463(geh\366ren)-463(zu)-464(den)-463(Riesen)-463(der)-463(Pflanzenwelt,)-516(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(denjenigen)-327(B\344umen,)-346(welche)-327(\374berhaupt)-327(die)-327(bedeutendste)-326(Gr\366\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen.)-218(In)-155(Australien)-154(sind)-154(St\344mme)-155(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 178.953 0 Td [(Eucalyptus)-154(amygdalina)]TJ/F16 10.9091 Tf -178.953 -13.549 Td [(gemessen)-181(worden,)-196(deren)-181(H\366he)-181(156)-182(Meter)-181(betrug)-182(und)-181(somit)-181(genau)]TJ 0 -13.55 Td [(derjenigen)-176(der)-176(Th\374rme)-177(des)-176(K\366lner)-176(Doms)-176(entsprach,)-191(die)-176(Pyramide)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-158(Cheops)-158(aber)-158(um)-158(f\374nf)-158(Meter,)-176(die)-158(Peterskirche)-158(in)-158(Rom)-158(sogar)-158(um)]TJ 0 -13.549 Td [(mehr)-202(als)-202(zwanzig)-202(Meter)-202(\374berstieg.)-234(Die)-202(Eucalypten)-202(wachsen)-202(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-173(der)-173(Riviera)-173(\344u\337erst)-174(rasch)-173(und)-173(ragen)-173(schon)-173(\374ber)-173(ihre)-173(Umgebung)]TJ 0 -13.549 Td [(weit)-443(empor,)-490(ungeachtet)-443(ihre)-443(Anpflanzung)-885(haupts\344chlich)-442(erst)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([035])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(Ende)-367(der)-367(sechziger)-367(Jahre)-367(erfolgte.)-601(Im)-367(Garten)-367(von)-367(La)-367(Mortola)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichte)-477(ein)]TJ/F31 10.9091 Tf 61.903 0 Td [(Eucalyptus)-477(globulus)]TJ/F16 10.9091 Tf 96.473 0 Td [(in)-477(sieben)-477(Jahren)-478(neunzehn)]TJ -158.376 -13.549 Td [(Meter)-438(H\366he)-437(und)-438(fast)-437(anderthalb)-437(Meter)-438(im)-437(Umfang.)-813(Kein)-437(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Europa)-513(sonst)-513(bekannter)-512(Baum)-513(vermag)-513(\304hnliches)-513(zu)-512(leisten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Trotz)-287(so)-287(raschen)-286(Wachsthums)-287(zeichnet)-287(sich)-287(das)-286(Eucalyptusholz)]TJ 0 -13.55 Td [(durch)-407(gro\337e)-408(H\344rte)-407(aus.)-722(An)-407(vielen)-408(Orten)-407(hat)-407(man)-407(Eucalypten)]TJ 0 -13.549 Td [(angepflanzt,)-535(weil)-478(man)-478(der)-478(Ausd\374nstung)-478(derselben)-477(besondere)]TJ 0 -13.549 Td [(heilsame)-616(Kr\344fte)-615(zuschrieb.)-1347(Thats\344chlich)-615(kommt)-616(aber)-615(den)]TJ 0 -13.549 Td [(\344u\337erst)-456(geringen)-457(Mengen)-456(von)-456(\344therischen)-456(\326len,)-508(die)-456(sich)-456(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-425(Eucalypten)-424(verbreiten,)-469(kaum)-424(eine)-425(merklich)-424(desinficirende)]TJ 0 -13.549 Td [(Wirkung)-530(zu.)-1091(Dadurch)-530(hingegen,)-600(da\337)-530(die)-530(Eucalypten)-530(rasch)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-414(sumpfigem)-413(Boden)-414(wachsen)-414(und)-413(als)-414(immergr\374ne)-413(Pflanzen)]TJ 0 -13.549 Td [(Sommer)-553(und)-552(Winter)-553(Wasser)-552(aus)-552(ihren)-553(Bl\344ttern)-552(verdunsten,)]TJ 0 -13.549 Td [(tragen)-441(sie)-440(zu)-440(dessen)-441(Trockenlegung)-440(bei.)-822(Die)-440(Hoffnung,)-488(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-322(Extracte)-321(aus)-322(Bl\344ttern)-321(und)-322(Rinde)-322(der)-321(Eucalypten)-322(das)-321(Chinin)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(ersetzen)-527(w\374rden,)-597(war)-527(gleichfalls)-527(\374bertrieben.)-1081(Kommt)-527(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen)-397(Extracten)-397(eine)-396(gewisse)-397(febrifuge)-397(Wirkung)-397(zu)-397(und)-396(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(dieselben)-319(auch)-318(seit)-318(undenklichen)-319(Zeiten)-318(von)-319(den)-318(Eingeborenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Australiens)-275(gegen)-274(Malaria)-275(verwandt)-274(worden,)-281(so)-274(stehen)-275(sie)-274(doch)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-508(Chinin)-508(ganz)-508(bedeutend)-508(nach.)-1024(Im)-508(April)-508(sieht)-508(man)-508(die)]TJ 0 -13.549 Td [(\344lteren)-209(Eucalyptusst\344mme)-209(an)-210(der)-209(Riviera)-209(sich)-209(mit)-209(gro\337en)-209(wei\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-231(bedecken,)-234(welche)-230(durch)-231(ihre)-231(\344u\337erst)-230(zahlreichen,)-234(feinen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-492(langen)-491(Staubgef\344\337e)-492(auffallen.)-975(Der)-492(Kundige)-492(erkennt)-491(an)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen)-254(Bl\374then,)-256(da\337)-254(der)-254(Baum)-255(zu)-254(den)-254(myrtenartigen)-254(Gew\344chsen)]TJ 0 -13.55 Td [(geh\366rt.)-1126(Eine)-541(Eigenth\374mlichkeit)-542(der)-542(Eucalypten)-542(ist)-542(es,)-614(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(deren)-449(Bl\374thenknospen)-450(sich)-449(mit)-449(einem)-450(runden)-449(Deckel)-449(\366ffnen,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-512(als)-513(gr\374ne,)-578(wei\337bereifte)-512(M\374tze)-512(abgeworfen)-513(wird.)-1036(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Deckel)-495(sieht)-494(man)-495(im)-494(Fr\374hjahr)-494(in)-495(gro\337en)-494(Mengen)-495(unter)-494(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Eucalyptusb\344umen)-290(liegen;)-311(sie)-290(verbreiten,)-301(wenn)-290(man)-290(sie)-290(zertritt,)]TJ 0 -13.55 Td [(einen)-418(sehr)-417(durchdringenden)-418(Geruch.)-753(Neuerdings)-417(hat)-418(sich)-417(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Industrie)-240(auch)-240(dieser)-241(Gebilde)-240(bem\344chtigt,)-242(und)-240(in)-240(Bordighera)-240(sah)]TJ 0 -13.549 Td [(ich)-351(Kreuze)-352(und)-351(Rosenkr\344nze,)-377(die)-351(aus)-352(trockenen,)-376(aufgef\344delten)]TJ 0 -13.549 Td [(Eucalyptusbl\374then-Deckeln)-250(hergestellt)-250(waren.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ganz)-482(junge)-481(Eucalyptusb\344ume,)-540(wie)-481(man)-482(sie)-481(auch)-482(bei)-481(uns,)]TJ -6.034 -13.549 Td [(innerhalb)-484(der)-484(Gew\344chsh\344user,)-543(sehen)-485(kann,)-542(zeigen)-485(zun\344chst)]TJ/F16 7.9701 Tf -78.677 0 Td [([036])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(ein)-307(von)-307(den)-306(\344lteren)-307(B\344umen)-307(durchaus)-307(verschiedenes)-306(Aussehen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Kaum)-296(glaubt)-296(man)-296(dieselben)-297(Pflanzen)-296(vor)-296(Augen)-296(zu)-296(haben.)-388(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344tter)-267(sind)-268(breit,)-271(stumpf,)-272(stengelumfassend,)-271(wagerecht)-267(gestellt,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-265(erst)-265(an)-264(\344lteren)-265(Zweigen)-265(treten)-264(an)-265(deren)-265(Stelle)-265(die)-264(schmalen,)]TJ 0 -13.549 Td [(zugespitzten,)-444(langgestielten)-405(Bl\344tter)-405(auf,)-443(die)-405(senkrecht)-405(abw\344rts)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344ngen.)-891(Damit)-464(ver\344ndert)-463(sich)-464(auch)-463(ihr)-464(innerer)-464(Bau.)-890(Zuvor)]TJ 0 -13.55 Td [(zeigten)-349(sie)-348(verschiedene)-349(Structur)-348(auf)-349(ihren)-349(beiden)-348(Seiten,)-373(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-537(beide)-537(Seiten)-536(gleich.)-1110(Beide)-537(Blattfl\344chen)-537(werden)-537(ja)-536(an)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-493(h\344ngenden)-493(Bl\344ttern)-493(in)-493(gleicher)-493(Weise)-493(von)-493(Lichtstrahlen)]TJ 0 -13.549 Td [(getroffen.)-249(Sie)-248(brauchen)-248(aber)-247(gleichen)-248(Bau,)-248(um)-248(gleiche)-248(Arbeit)-247(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(verrichten.)-218(Aehnliche)-155(Einrichtungen)-155(treten)-155(uns)-155(bei)-155(vielen)-154(anderen)]TJ 0 -13.55 Td [(Gew\344chsen)-251(Neuhollands)-252(entgegen)-251(und)-252(bestimmen)-251(geradezu)-251(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Charakter)-250(der)-250(dortigen)-250(Vegetation.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-265(in)-264(Italien)-265(haupts\344chlich)-265(cultivirte)]TJ/F31 10.9091 Tf 166.529 0 Td [(Eucalyptus)-265(globulus)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.836 0 Td [(ist)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(37)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(nicht)-451(der)-450(widerstandf\344higste)-450(Vertreter)-451(seiner)-450(Gattung,)-501(wie)-450(er)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-211(auch)-210(im)-211(strengen)-210(Winter)-211(1890)]TJ/F30 10.9091 Tf 153.884 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(91)-211(an)-210(exponirten)-211(Stellen)-210(der)]TJ -159.339 -13.549 Td [(Riviera)-362(gelitten)-362(hatte.)-586(Manche)-362(Arten)-362(trotzen)-362(besser)-362(der)-361(K\344lte,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-403(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 39.092 0 Td [(Eucalyptus)-403(Gunnii)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.582 0 Td [(gedeiht)-403(selbst)-403(in)-403(Whittingham)-404(bei)]TJ -126.674 -13.55 Td [(Edinburgh.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Der)-537(hohen)-537(Schutzmauer)-536(der)-537(Seealpen,)-609(welche)-537(die)-536(kalten)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Nordwinde)-382(abh\344lt,)-415(verdankt)-382(die)-382(Riviera)-382(di)-382(Ponente)-382(ihr)-381(mildes)]TJ 0 -13.549 Td [(Klima.)-1195(Diese)-565(Schutzmauer)-565(bedingt)-565(es)-565(auch,)-644(da\337)-564(dort)-565(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Cultur)-535(der)-535(Agrumi)-535(erfolgreich)-534(betrieben)-535(werden)-535(kann.)-1104(An)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-523(Stellen)-523(der)-524(K\374ste,)-591(zwischen)-523(Nizza)-523(und)-523(Savona,)]TJ 0 -13.549 Td [(gedeihen)-359(die)-359(Agrumi)-359(ebenso)-359(gut)-359(wie)-359(bei)-359(Neapel,)-386(w\344hrend)-359(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Reisende)-311(das)-310(Innere)-311(von)-311(Ober-)-310(und)-311(Mittelitalien)-310(durchwandern)]TJ 0 -13.549 Td [(kann,)-332(ohne)-316(sie)-316(zu)-316(erblicken.)-447(Unter)-316(der)-316(Bezeichnung)-315(\273Agrumi\253)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-319(die)-319(Vertreter)-319(der)-318(Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 151.278 0 Td [(Citrus)]TJ/F16 10.9091 Tf 30.762 0 Td [(zusammengefa\337t.)-456(Das)]TJ -182.04 -13.549 Td [(Verzeichni\337)-473(von)-473(La)-474(Mortola)-473(weist)-473(\374ber)-474(zwanzig)-473(Arten)-473(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(Formen)-332(dieser)-331(Gattung)-332(auf.)-494(Man)-332(findet)-331(dort)-332(fast)-331(alle)-332(in)-331(Italien)]TJ 0 -13.55 Td [(cultivirten)-288(Agrumi)-287(in)-288(engem)-287(Raum)-288(beisammen.)-363(Diese)-287(Pflanzen)]TJ 0 -13.549 Td [(scheinen)-438(so)-439(fest)-438(mit)-438(dem)-439(italienischen)-438(Boden)-438(verwachsen)-438(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sein,)-280(da\337)-275(italienische)-274(Bilder)-274(stets)-275(der)-274(Phantasie)-274(des)-274(Nordl\344nders)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-365(Bl\374thenduft)-730(der)-364(Citrone)-365(durchweht)-365(und)-365(vom)-365(Glanze)-364(der)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([037])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Goldorange)-456(durchleuchtet)-456(erscheinen.)-867(Am)-456(meisten)-456(hat)-455(diese)]TJ 0 -13.55 Td [(Vorstellung)-477(wohl)-476(das)-477(Mignonlied)-476(verbreitet,)-534(jenes)-476(Lied,)-533(das)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-422(Sehnsucht)-422(des)-421(Nordl\344nders)-422(nach)-422(s\374dlicheren)-422(Gestaden)-421(so)]TJ 0 -13.549 Td [(unendlichen)-376(Ausdruck)-376(verlieh.)-627(So)-375(sehr)-376(die)-376(Agrumi)-376(aber)-375(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-347(die)-347(italienische)-346(Landschaft)-347(zu)-347(geh\366ren)-347(scheinen,)-371(so)-347(sind)-346(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-340(erst)-340(verh\344ltni\337m\344\337ig)-341(sp\344t)-340(in)-340(dieselbe)-340(gelangt)-340(und)-340(nur)-340(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-387(bestimmte)-386(Theile)-387(von)-386(Italien)-387(beschr\344nkt)-387(geblieben.)-659(Ihre)]TJ 0 -13.55 Td [(Heimath)-262(liegt)-262(im)-262(fernen)-261(Asien,)-265(in)-262(Ostindien)-262(und)-262(S\374dchina;)-267(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-347(Orient)-346(schlugen)-347(sie)-347(aber)-347(zun\344chst)-346(ihren)-347(Weg)-347(nach)-346(Europa)]TJ 0 -13.549 Td [(ein.)-605(Wie)-368(aus)-369(dem)-368(alten)-368(\273Trait\351)-369(du)-368(Citrus\253)-368(von)-369(Gallesio,)-397(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Werke)-485(Victor)-486(Hehn's)-485(\374ber)-485(\273Culturpflanzen)-485(und)-485(Hausthiere\253,)]TJ 0 -13.549 Td [(Alphonse)-253(de)-254(Candolle's)-253(\273Ursprung)-253(der)-253(Culturpflanzen\253,)-254(endlich)]TJ 0 -13.55 Td [(Fl\374ckiger's)-577(\273Pharmacognosie\253)]TJ/F30 10.9091 Tf 143.618 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.744 0 Td [(von)-576(\344lteren)-577(Quellenwerken)]TJ -155.362 -13.549 Td [(abgesehen)]TJ/F30 10.9091 Tf 49.417 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.435 0 Td [(zu)-365(erfahren)-365(ist,)-393(war)-365(dasjenige,)-394(was)-365(im)-365(Alterthum)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zun\344chst)-437(\273Citrum\253)-437(hie\337,)-436(das)-437(Holz)-437(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 182.211 0 Td [(Callitris)-437(quadrivalvis)]TJ/F16 10.9091 Tf 95.692 0 Td [(.)]TJ -277.903 -13.549 Td [(Auch)-269(diese)-269(nordafrikanische)-269(Conifere)-269(ist)-269(in)-269(dem)-269(Hanbury'schen)]TJ 0 -13.549 Td [(Garten)-287(in)-287(vortrefflicher)-287(Entwickelung)-287(zu)-287(sehen.)-361(Ihr)-287(Holz)-287(liefert)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-376(Sandarac,)-408(ein)-377(Harz,)-408(das)-376(in)-377(erstarrten,)-408(wei\337en)-376(Thr\344nen)-376(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Stammrinde)-396(deckt)-395(und)-396(aus)-396(der)-395(Wunde)-396(heraustropft,)-432(wenn)-395(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweig)-251(abgeschnitten)-251(wird.)-253(Das)-251(sch\366n)-251(gemaserte,)-251(wohlriechende)]TJ 0 -13.549 Td [(Holz)-346(dieses)-347(Baumes)-346(stand)-346(bei)-346(den)-347(R\366mern)-346(in)-346(hohem)-346(Ansehen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-328(diente)-328(im)-329(Besonderen)-328(zur)-328(Anfertigung)-328(von)-329(Kisten,)-347(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(wollene)-487(Kleider)-486(vor)-487(Motten)-487(sch\374tzen)-486(sollten.)-960(Als)-487(dann)-486(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Citrone)-447(den)-446(R\366mern)-447(bekannt)-446(wurde,)-496(und)-447(es)-446(sich)-447(zeigte,)-495(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-395(in)-395(\344hnlich)-395(wirksamer)-395(Weise)-395(die)-394(Motten)-395(abh\344lt,)-432(wurde)-394(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Name)-458(Citrum)-457(auf)-458(dieselbe)-458(\374bertragen.)-873(Von)-458(dem)-457(Gew\344chse,)]TJ 0 -13.549 Td [(welches)-497(diese)-496(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 73.849 0 Td [(mala)-497(citria)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.877 0 Td [(\253)-497(erzeugt,)-558(drang)-497(die)-497(erste)-496(Kunde)]TJ -124.726 -13.549 Td [(nach)-548(Griechenland)-548(w\344hrend)-548(der)-548(Kriegsz\374ge)-548(Alexanders)-548(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Gro\337en.)-512(Letztere)-337(waren)-338(es,)-359(welche)-337(den)-337(Orient)-338(und)-337(die)-337(Tropen)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-181(griechischen)-181(Cultur)-181(erschlossen.)-227(Sie)-181(brachten)-181(den)-181(classischen)]TJ 0 -13.549 Td [(L\344ndern)-374(eine)-374(solche)-373(F\374lle)-374(neuer)-374(Naturanschauungen,)-405(wie)-373(dies)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-162(zweiten)-162(Mal)-162(in)-161(gleichem)-162(Ma\337e)-162(nur)-162(durch)-162(die)-162(Entdeckung)-161(des)]TJ 0 -13.549 Td [(tropischen)-345(Amerika)-345(wieder)-344(geschah.)-535(Ueber)-345(den)-344(Citronenbaum)]TJ 0 -13.55 Td [(wurde)-195(berichtet,)-205(da\337)-195(er)-194(ein)-195(wunderbares)-388(Gew\344chs)-195(der)-194(persischen)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([038])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(und)-473(medischen)-473(Lande)-473(sei,)-529(und)-473(voll)-473(goldener)-473(Fr\374cht)1(e)-473(h\344nge.)]TJ 0 -13.549 Td [(Diese)-251(sollten)-250(nicht)-251(nur)-251(gegen)-251(Motten)-250(sch\374tzen,)-251(sondern)-251(auch)-250(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Gegengifte)-262(\344u\337erst)-261(wirksam)-262(sein.)-285(Ja,)-264(es)-262(bildete)-262(sich,)-264(wie)-262(man)-261(in)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-183(Werke)-184(des)-183(Athenaeos,)-197(eines)-183(Gelehrten,)-197(der)-183(zu)-183(Naukratis)-183(in)]TJ 0 -13.55 Td [(\304gypten)-181(geboren)-181(wurde)-180(und)-181(um)-181(228)-181(n.)-181(Chr.)-226(starb,)-195(lesen)-181(kann,)-194(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Aberglaube,)-194(da\337,)-180(wer)-180(von)-179(diesen)-180(Fr\374chten)-180(gekostet)-180(habe,)-194(den)-179(Bi\337)]TJ 0 -13.549 Td [(giftiger)-293(Schlangen)-292(nicht)-293(zu)-292(f\374rchten)-293(brauche.)-377(Jenes)-293(durch)-292(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Citate)-398(sehr)-398(werthvolle)-398(und)-398(merkw\374rdige)-398(Werk)-398(des)-397(Athenaeos)]TJ 0 -13.549 Td [(schildert)-327(ein)-328(fingirtes)-327(Gastmahl,)-347(welches)-328(von)-327(einem)-327(r\366mischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlemmer)-311(und)-310(Sch\366ngeist,)-326(K\374nstlern,)-326(Dichtern)-311(und)-310(Gelehrten)]TJ 0 -13.55 Td [(geboten)-423(wird,)-466(und)-422(bei)-423(welchem)-422(an)-423(die)-423(dargereichten)-422(Speisen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-352(Getr\344nke)-352(sich)-351(entsprechende)-352(Unterhaltungen)-352(kn\374pfen.)-555(Da)]TJ 0 -13.549 Td [(erz\344hlt)-447(ein)-447(gewisser)-447(Demokritos,)-497(sein)-447(Freund,)-496(der)-447(Statthalter)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-387(\304gypten,)-422(habe)-387(ihm)-388(mitgetheilt,)-421(da\337)-387(zwei)-388(Verbrecher,)-421(die)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(39)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zum)-355(Tode)-355(durch)-355(giftige)-356(Schlangen)-355(verurtheilt)-355(waren,)-381(dem)-355(Bi\337)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-326(nicht)-326(erlagen,)-345(weil)-326(sie)-326(von)-326(einer)-326(Citrone)-326(zuvor)-325(a\337en.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-541(Statthalter)-540(habe)-541(den)-541(Versuch)-540(absichtlich)-541(mit)-540(denselben)]TJ 0 -13.549 Td [(Verbrechern)-295(zum)-295(zweiten)-295(Male)-295(wiederholt,)-306(aber)-295(nur)-295(dem)-295(einen)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-241(beiden)-240(eine)-241(Citrone)-241(dargereicht.)-247(Die)-240(Folge)-241(sei)-241(gewesen,)-242(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-340(eine)-341(nur)-340(den)-341(Bissen)-340(der)-340(giftigen)-341(Nattern)-340(zu)-340(widerstehen)]TJ 0 -13.549 Td [(vermochte,)-597(w\344hrend)-527(der)-527(andere)-528(bald)-527(nach)-527(der)-527(Verwundung)]TJ 0 -13.549 Td [(starb.)-294(Als)-264(bestes)-265(Schutzmittel)-264(gegen)-265(Gift)-264(empfiehlt)-265(der)-264(Erz\344hler)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-548(in)-548(Honig)-547(zerkochte)-548(Citrone.)-1143(Man)-548(m\374sse)-548(von)-547(diesem)]TJ 0 -13.55 Td [(Gegengift)-340(fr\374h)-341(am)-340(Morgen)-341(eine)-340(kleine)-340(Menge)-341(zu)-340(sich)-340(nehmen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-313(sei)-313(dann)-314(den)-313(ganzen)-313(Tag)-313(\374ber)-313(vor)-314(Vergiftung)-313(sicher.)-439(Dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Aberglauben,)-450(der)-411(solche)-410(Vorstellungen)-410(n\344hrte,)-451(liegt)-410(wie)-410(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(sonst)-392(in)-392(\344hnlichen)-392(F\344llen,)-428(ein)-392(F\374nkchen)-392(Wahrheit)-392(zu)-392(Grunde.)]TJ 0 -13.549 Td [(Thats\344chlich)-461(ist)-461(die)-462(Citrone)-461(durch)-461(sehr)-461(starke)-461(f\344ulni\337widrige)]TJ 0 -13.55 Td [(Eigenschaften)-311(ausgezeichnet,)-327(Eigenschaften,)-327(die)-311(sie)-311(auch)-311(heute)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-603(als)-602(Antisepticum)-603(sehr)-602(sch\344tzbar)-602(machen.)-1308(Schon)-602(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Alterthum)-203(hatte)-202(man)-203(richtig)-202(erkannt,)-212(da\337)-202(der)-203(Saft)-202(der)-203(Citrone)-202(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Athem)-295(verbessere.)-386(Ein)-295(Vergn\374gen)-295(konnte)-295(es)-295(damals)-295(nicht)-295(sein,)]TJ 0 -13.549 Td [(Citronen)-349(zu)-348(genie\337en,)-373(denn)-349(es)-349(waren)-348(thats\344chlich)-349(nicht)-348(unsere)]TJ 0 -13.55 Td [(jetzigen)-251(\273Citronen\253,)-251(vielmehr)-251(Cedraten)-502(oder)-250(Citronat-Citronen,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([039])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(die)-254(uns)-253(nur)-254(eingemacht)-254(schmecken.)-261(Diese)-253(Cedraten)-254(hei\337en)-253(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(heute)-380(noch)-381(\273Cedro\253)-380(bei)-381(den)-380(Italienern.)-641(Saftiges)-380(Fruchtfleisch)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-610(ihnen)-610(nicht)-610(eigen;)-790(sie)-610(bestehen)-610(fast)-610(ausschlie\337lich)-610(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-473(Schale,)-528(und)-473(diese)-473(ist)-473(es,)-528(die,)-528(in)-473(Zucker)-473(eingekocht,)-528(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Citronate)-449(liefert.)-847(Die)-449(Cedraten)-449(erreichen)-449(meist)-449(bedeutendere)]TJ 0 -13.549 Td [(Gr\366\337e)-307(als)-308(die)-307(Citronen,)-322(sind)-307(letzteren)-308(im)-307(\334brigen)-307(\344hnlich.)-422(Ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Form)-308(variirt)-309(aber)-308(bedeutend,)-323(und)-308(da)-308(viele)-308(Ab\344nderungen)-308(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(Veredelung)-293(fixirt)-292(worden)-293(sind,)-303(so)-293(bekommt)-293(man)-292(neben)-293(stark)-292(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-362(L\344nge)-362(gezogenen)-362(auch)-362(fast)-362(runde)-362(Cedraten)-362(zu)-362(sehen.)-586(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(gab)-474(sogar)-474(Veranlassung)-473(zur)-474(Aufstellung)-474(verschiedener)-473(Arten)]TJ 0 -13.55 Td [(innerhalb)-328(dieses)-327(Formenkreises,)-348(wie)-327(es)-328(denn)-328(\374berhaupt)-327(schwer)]TJ 0 -13.549 Td [(f\344llt,)-608(zu)-536(unterscheiden,)-609(was)-536(Art)-536(und)-537(was)-536(nur)-537(Abart)-536(in)-536(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Gattung)-292(Citrus)-293(ist.)-376(Eine)-292(rundliche)-293(durch)-292(stark)-292(h\366ckerige)-292(Schale)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-535(feinen)-535(Wohlgeruch)-534(ausgezeichnete)-535(Frucht,)-606(die)-535(auch)-534(zu)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(den)-412(Cedraten)-412(geh\366rt,)-453(wird)-412(als)-412(Adamsapfel)-412(oder)-412(Paradiesapfel)]TJ 0 -13.549 Td [(unterschieden.)-235(Sie)-204(galt)-204(als)-204(die)-204(Frucht)-204(vom)-204(Baume)-203(der)-204(Erkenntni\337)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-279(findet)-278(als)-279(solche)-278(beim)-278(Laubh\374ttenfest)-279(der)-278(Juden)-279(heute)-278(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(Verwendung.)-438(Die)-312(gesuchtesten)-313(Fr\374chte)-313(zu)-312(diesem)-313(Fest)-312(werden)]TJ 0 -13.55 Td [(aus)-156(Corsica,)-175(Corfu,)-174(Marocco)-156(und)-156(Pal\344stina)-156(eingef\374hrt)-156(und)-155(k\366nnen)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-250(vorgeschriebener)-250(Form)-250(sehr)-250(hohen)-250(Geldwerth)-250(erreichen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-348(Cedratenbaum)-349(kam)-348(bei)-349(den)-348(R\366mern)-349(sehr)-348(in)-348(Mode,)-373(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(man)-359(sah)-359(ihn,)-386(in)-358(K\374beln)-359(gepflanzt,)-386(die)-359(S\344ulenhallen)-359(der)-358(Villen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-286(die)-286(G\344rten)-286(schm\374cken.)-358(Vom)-286(dritten)-286(Jahrhundert)-286(an)-286(wird)-286(er)]TJ 0 -13.549 Td [(auch,)-407(als)-375(im)-375(freien)-375(Lande)-375(gedeihend,)-407(beschrieben.)-625(Heut)-375(noch)]TJ 0 -13.55 Td [(wird)-188(er)-187(in)-188(Italien)-188(viel)-187(gezogen)-188(und)-188(zeichnet)-187(sich)-188(vor)-188(allen)-187(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Agrumi)-203(dadurch)-202(aus,)-212(da\337)-203(er)-202(das)-203(ganze)-203(Jahr)-202(hindurch)-203(Bl\374then)-202(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-250(tr\344gt.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-471(Baum,)-527(der)-472(die)-471(Frucht)-472(zeitigt,)-527(welche)-471(wir)-472(als)-471(Citrone)]TJ -11.956 -13.549 Td [(bezeichnen,)-609(die)-537(aber)-537(richtiger)-538(auch)-537(bei)-537(uns)-537(Limone)-537(hei\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374\337te,)-617(kam)-544(durch)-544(Vermittlung)-543(der)-544(Araber)-544(erst)-544(im)-543(zehnten)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahrhundert)-180(nach)-179(S\374d-Europa,)-194(zun\344chst)-180(nach)-179(Spanien,)-194(dann)-179(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-332(nach)-331(Sicilien.)-494(Er)-332(fehlte)-331(hingegen)-332(noch)-331(an)-332(der)-331(ligurischen)]TJ 0 -13.549 Td [(K\374ste,)-424(wohin)-388(ihn)-389(erst)-389(gegen)-389(Ende)-389(des)-389(elften)-389(Jahrhunderts)-388(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Kreuzfahrer)-804(aus)-403(Syrien)-402(und)-402(aus)-402(Pal\344stina)-403(brachten.)-706(Mit)-402(den)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([040])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Limonenb\344umen)-353(zugleich)-353(gelangten)-352(die)-353(Pampelmusen)-353(und)-352(die)]TJ 0 -13.55 Td [(bitterfr\374chtigen)-264(Pomeranzenb\344ume)-265(an)-264(die)-265(Riviera,)-268(und)-264(Ligurien)]TJ 0 -13.549 Td [(blieb)-286(\374berhaupt)-286(lange)-286(Zeit)-285(das)-286(Land,)-295(in)-286(welchem)-286(die)-286(Cultur)-285(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Agrumi)-518(am)-519(meisten)-518(betrieben)-518(wurde.)-1055(Einen)-518(bedeutenderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Aufschwung)-605(gewann)-605(die)-605(Cultur)-605(freilich)-605(auch)-605(dort)-605(erst)-604(im)]TJ 0 -13.549 Td [(vierzehnten)-315(Jahrhundert,)-331(als)-315(die)-315(Anspr\374che)-315(an)-315(die)-315(Gen\374sse)-315(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Lebens)-276(sich)-276(zu)-276(steigern)-276(begannen.)-328(Sie)-276(verbreitete)-276(sich)-276(in)-275(Italien)]TJ 0 -13.55 Td [(zugleich)-449(mit)-450(der)-449(Limonade,)-500(deren)-449(Zubereitung)-450(man)-449(von)-449(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Orientalen)-253(lernte.)-260(Unter)-254(dem)-253(Cardinal)-253(Mazarin)-254(war)-253(es,)-254(da\337)-253(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-156(Paris)-156(die)-156(ersten)-156(\273Limonadiers\253)-156(auftraten,)-175(um)-156(bald)-156(eine)-156(\344hnliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Rolle)-357(wie)-356(heut)-357(die)-357(\273Cafetiers\253)-357(zu)-356(spielen.)-570(Die)-357(Limone,)-383(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-371(n\344mlichen,)-402(f\344ulni\337widrigen)-371(Eigenschaften)-371(wie)-371(die)-371(Cedrate)]TJ 0 -13.55 Td [(ausgezeichnet,)-403(lieferte)-372(in)-373(der)-372(That)-372(nicht)-373(nur)-372(ein)-372(erfrischendes,)]TJ 0 -13.549 Td [(sondern)-584(zugleich)-584(auch)-585(ein)-584(antiseptisches)-584(Getr\344nk.)-1252(In)-584(den)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(41)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(der)-317(zweiten)-316(H\344lfte)-317(des)-316(sechzehnten)-317(Jahrhunderts)-316(angeh\366renden)]TJ 0 -13.549 Td [(Kr\344uterb\374chern)-411(des)-410(Tabernaemontanus,)-451(\273der)-411(Arzney)-410(Doctoris)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-347(Chur-F\374rstlicher)-346(Pfaltz)-347(Medici)-346(zu)-347(Neuwhausen\253,)-371(hei\337t)-346(es,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-320(der)-320(Citronensaft)-321(\273nicht)-320(allein)-320(wider)-320(die)-320(innerliche)-320(F\344ulung)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-400(das)-399(Gifft)-400(sehr)-400(gut)-400(und)-399(kr\344ftig\253)-400(sei,)-437(sondern)-400(auch)-399(\273gegen)]TJ 0 -13.549 Td [(alle)-477(Traurigkeit)-477(und)-477(Schwerm\374thigkeit)-477(des)-477(Hertzens)-477(und)-477(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Melancholey\253.)-366(Die)-288(Rinde)-289(widerstehe)-288(dem)-288(Gift:)-327(\273Dann)-289(zur)-288(Zeit)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-399(Pest)-398(soll)-398(man)-399(sie)-398(im)-399(Mund)-398(halten,)-436(auch)-398(ein)-399(Rauch)-398(damit)]TJ 0 -13.549 Td [(machen.\253)]TJ/F30 10.9091 Tf 45.542 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.887 0 Td [(Der)-315(Citronensaft)-314(gilt)-315(auch)-315(heute)-314(noch)-315(als)-314(eines)-315(der)]TJ -54.429 -13.55 Td [(wirksamsten)-212(Mittel)-211(gegen)-212(den)-211(Scorbut,)-220(die)-211(bekannte)-212(Mund-)-211(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(Zahnfleischf\344ule,)-274(der)-270(die)-269(Seefahrer)-270(besonders)-269(unterworfen)-269(sind.)]TJ 0 -13.549 Td [(Daher)-281(jetzt)-281(die)-281(englische)-280(Marine,)-289(und)-281(nach)-281(ihrem)-281(Beispiel)-280(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(andere,)-379(Citronensaft)-354(in)-353(wohlverschlossenen)-354(Flaschen)-353(auf)-353(ihren)]TJ 0 -13.549 Td [(Schiffen)-250(f\374hren.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Ich)-221(bem\374hte)-221(mich)-220(festzustellen,)-227(woher)-221(der)-221(jetzt)-221(noch)-221(zi)1(emlich)]TJ -11.956 -13.549 Td [(verbreitete,)-654(fr\374her)-573(fast)-574(allgemeine)-573(Brauch)-573(stammt,)-654(da\337)-573(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Leichentr\344ger)-248(bei)-247(Begr\344bnissen)-248(eine)-247(Citrone)-248(in)-247(der)-248(Hand)-247(halten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Urspr\374nglich)-239(ist)-239(er)-239(durch)-239(die)-239(f\344ulni\337widrigen)-239(Eigenschaften)-239(und)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-359(starken)-359(Geruch)-359(der)-360(Citrone)-359(veranla\337t)-359(worden,)-386(dann)-359(hat)-359(er)]TJ 3.913 -13.549 Td [(symbolische)-359(Bedeutung)-358(gewonnen.)-576(Die)-359(Symbolik)-358(hat)-359(sich)-359(in)]TJ/F16 7.9701 Tf 287.111 0 Td [([041])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(mannigfaltiger)-212(Weise)-212(der)-211(Citrone)-212(bem\344chtigt.)-237(So)-212(hei\337t)-212(es)-212(in)-212(J.)-211(B.)]TJ 0 -13.549 Td [(Friedrich's)-336(Werke:)-421(\273Die)-336(Symbolik)-336(der)-336(Mythologie)-336(der)-335(Natur\253:)]TJ 0 -13.55 Td [(\273Das)-531(Aromatische,)-602(Erquickende)-531(und)-531(Belebende)-531(der)-531(Citrone)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-378(sie)-379(zum)-378(Symbole)-378(des)-379(Lebens)-378(und)-378(des)-379(Schutzes)-378(gegen)-378(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Lebensfeindliche)-366(gemacht.)-597(Daher)-365(sch\374tzt)-366(nach)-366(altem)-365(Glauben)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-305(Citrone)-305(gegen)-304(Bezauberung,)-319(daher)-305(tr\344gt)-305(das)-305(indische)-304(Weib,)]TJ 0 -13.549 Td [(welches)-287(sich)-287(nach)-287(dem)-287(Tode)-287(seines)-287(Gatten)-287(verbrennen)-287(l\344\337t,)-296(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(seinem)-285(Gange)-285(zum)-284(Scheiterhaufen)-285(eine)-285(Citrone)-285(in)-285(der)-285(Hand)-284(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Sinnbild)-436(ihres)-435(zuk\374nftigen)-436(Zusammenlebens)-436(mit)-436(dem)-435(Gatten;)]TJ 0 -13.549 Td [(daher)-261(die)-261(noch)-261(\374bliche)-261(Sitte,)-264(da\337)-260(bei)-261(einem)-261(Leichenbeg\344ngnisse)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-549(Leidtragenden)-549(die)-549(das)-549(neue)-549(Leben)-548(des)-549(Abgeschiedenen)]TJ 0 -13.549 Td [(symbolisirende)-394(Citrone)-395(in)-395(der)-394(Hand)-395(tragen;)-466(daher)-395(endlich)-394(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Sitte)-219(des)-219(zum)-219(ersten)-219(Mal)-219(zur)-219(Communion)-219(gehenden)-219(Kindes,)-225(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Citrone)-197(zu)-197(tragen,)-207(weil)-197(es)-196(durch)-197(die)-197(Communion)-197(ein)-197(neues)-196(Leben)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(durch)-250(seinen)-250(erneuerten)-250(Bund)-250(mit)-250(Gott)-250(eingeht.\253)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Der)-193(Pampelmusbaum)-194(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 99.36 0 Td [(Citrus)-193(decumana)]TJ/F16 10.9091 Tf 74.23 0 Td [(\051)-194(f\344llt)-193(durch)-194(die)-193(Gr\366\337e)]TJ -185.546 -13.549 Td [(auf,)-183(die)-165(seine)-166(Fr\374chte)-165(erreichen.)-222(Dieselben)-166(haben)-165(s\374\337-s\344uerlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Geschmack)-172(und)-171(werden)-172(mit)-172(Wein)-171(und)-172(Zucker)-172(gegessen.)-223(Einzelne)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-660(k\366nnen)-659(unter)-660(Umst)1(\344nden)-660(bis)-659(sechs)-660(Kilo)-659(Gewicht)]TJ 0 -13.549 Td [(erlangen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Der)-226(bittere)-226(Pomeranzenbaum)-226(ist)-226(durch)-226(besonders)-226(aromatische)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Bl\344tter)-368(und)-368(Bl\374then)-368(ausgezeichnet.)-604(Die)-368(Fr\374chte)-368(zeichnen)-368(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-168(ihre)-167(goldige)-168(F\344rbung)-167(aus.)-222(Sie)-168(werden)-167(frisch)-168(nicht)-167(genossen,)]TJ 0 -13.55 Td [(wohl)-272(aber)-272(gelten)-272(die)-272(in)-272(Zucker)-272(eingemachten)-272(Schalen)-271(derselben)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-612(besonders)-612(wohlschmeckend.)-1336(Auch)-612(dienen)-612(die)-611(Bl\344tter,)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-446(und)-445(die)-445(unreifen)-446(Fr\374chte)-445(zur)-446(Gewinnung)-445(\344therischer)]TJ 0 -13.549 Td [(\326le)-570(und)-571(spielen)-570(letztere)-570(au\337erdem)-571(eine)-570(wichtige)-570(Rolle)-570(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-546(Liqueurfabrikation.)-1138(Da)-546(der)-546(Stamm)-546(der)-546(bitterfr\374chtigen)]TJ 0 -13.55 Td [(Pomeranze)-259(sich)-259(als)-258(besonders)-259(widerstandsf\344hig)-259(erwiesen)-259(hat,)-260(so)]TJ 0 -13.549 Td [(verwendet)-188(man)-188(ihn)-188(auch)-188(h\344ufig)-189(als)-188(Unterlage,)-200(auf)-188(welcher)-188(andere)]TJ 0 -13.549 Td [(Citrus-Arten)-250(veredelt)-250(werden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Der)-182(s\374\337fr\374chtige)-183(Pomeranzenbaum)-182(gelangte)-183(wesentlich)-182(sp\344ter)]TJ -6.853 -13.549 Td [(nach)-468(Europa)-468(als)-467(die)-468(bisher)-468(genannten)-468(Agrumi.)-903(Man)-468(nahm)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.858 0 Td [([042])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(ziemlich)-375(allgemein)-376(bis)-375(vor)-375(Kurzem)-375(an,)-407(die)-375(Portugiesen)-375(h\344tten)]TJ 0 -13.549 Td [(ihn)-423(erst)-422(gegen)-423(Mitte)-423(des)-422(sechzehnten)-423(Jahrhunderts,)-466(und)-422(zwar)]TJ 0 -13.55 Td [(angeblich)-261(im)-260(Jahre)-261(1548,)-264(aus)-260(dem)-261(s\374dlichen)-261(China)-260(mitgebracht;)]TJ 0 -13.549 Td [(ja)-231(man)-230(zeigte)-231(im)-230(Garten)-230(des)-231(Grafen)-230(von)-231(St.)-230(Lorenzo)-231(zu)-230(Lissabon)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-454(Orangenbaum,)-505(der)-455(der)-454(eingef\374hrte)-454(Urbaum)-454(sein)-454(sollte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Aus)-238(den)-238(Schriften)-239(von)-238(Galesio,)-241(Targioni)-238(und)-238(Goeze)-238(scheint)-238(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(hervorzugehen,)-225(da\337)-219(die)-218(s\374\337e)-219(Pomeranze)-219(schon)-219(wesentlich)-218(fr\374her)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-283(G\344rten)-282(Spaniens)-283(und)-283(Italiens)-282(schm\374ckte;)-299(sie)-283(mu\337)-283(bereits)-282(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Laufe)-386(des)-386(vierzehnten)-387(Jahrhunderts)-386(nach)-386(Europa)-386(gelangt)-386(sein.)]TJ 0 -13.549 Td [(Galesio)-317(sucht)-317(es)-317(wahrscheinlich)-316(zu)-317(machen,)-334(da\337)-317(die)-317(Cultur)-316(der)]TJ 0 -13.549 Td [(s\374\337en)-229(Orange)-230(auch)-229(an)-230(der)-229(Riviera)-229(bis)-230(ins)-229(f\374nfzehnte)-229(Jahrhundert)]TJ 0 -13.549 Td [(zur\374ckreicht,)-363(doch)-340(ist)-340(seine)-340(Beweisf\374hrung)-340(nicht)-340(\374berzeugend.)]TJ 0 -13.549 Td [(So)-367(berichtet)-368(Galesio)-367(\374ber)-367(ein)-368(aus)-367(den)-367(Acten)-368(der)-367(Stadt)-367(Savona)]TJ 0 -13.55 Td [(vom)-390(Jahre)-390(1471)-390(sich)-390(ergebendes)-390(Geschenk)-390(von)-390(eingemachten)]TJ 0 -13.549 Td [(Citronen)-375(und)-375(Limonen)-375(und)-375(frischen)-375(Citruli,)-406(welches)-375(die)-375(Stadt)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(43)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Savona)-407(ihrem)-407(Gesandten)-407(in)-408(Mailand)-407(machte.)-721(Da)-407(nun)-407(die)-407(als)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Citruli\253)-374(bezeichneten)-373(Fr\374chte)-374(frisch)-373(gesandt)-374(wurden,)-404(h\344lt)-373(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(Galesio)-425(f\374r)]TJ/F32 10.9091 Tf 55.32 0 Td [(s\374\337e)]TJ/F16 10.9091 Tf 25.243 0 Td [(Orangen,)-469(da)-425(der)-425(Gesandte)-425(in)-425(Mailand)-425(wohl)]TJ -80.562 -13.549 Td [(keine)]TJ/F32 10.9091 Tf 26.331 0 Td [(bitteren)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.251 0 Td [(h\344tte)-248(essen)-247(m\366gen.)-250(In)-247(dem)-248(Archiv)-248(eines)-247(Notars)-248(in)]TJ -63.582 -13.55 Td [(Savona)-186(ist)-186(andererseits)-186(ein)-187(Verkaufsact)-186(vom)-186(Jahre)-186(1472)-186(\374ber)-186(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Schiffsladung)-334(von)-334(15)-334(000)-334(Citranguli)-334(oder)-334(Cetroni)-334(aufgefunden)]TJ 0 -13.549 Td [(worden,)-555(und)-494(Galesio)-493(fr\344gt)-494(sich,)-555(was)-494(man)-494(wohl)-494(mit)-494(15)-493(000)]TJ 0 -13.549 Td [(bitteren)-399(Pomeranzen)-399(angefangen)-399(h\344tte.)-698(Auf)-399(diese)-399(Frage)-399(kann)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-377(ihm)-376(die)-377(Antwort)-377(schuldig)-377(bleiben,)-408(ohne)-377(da\337)-377(dadurch)-376(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Nachweis,)-533(da\337)-476(es)-477(sich)-476(wirklich)-477(um)-476(s\374\337e)-477(Orangen)-476(gehandelt)]TJ 0 -13.549 Td [(habe,)-439(beigebracht)-401(sei.)-704(Ja)-401(eine)-401(solche)-402(Annahme)-401(m\374\337te)-401(um)-401(so)]TJ 0 -13.549 Td [(gewagter)-198(erscheinen,)-209(als)-199(thats\344chlich)-198(schon)-199(Matthaeus)-198(Silvaticus)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-176(Salerno,)-191(der)-176(Verfasser)-177(des)-176(1317)-176(beendigten)]TJ/F31 10.9091 Tf 198.111 0 Td [(Opus)-176(pandectarum)]TJ -198.111 -13.549 Td [(medicinae)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.923 0 Td [(die)]TJ/F32 10.9091 Tf 15.419 0 Td [(bittere)]TJ/F16 10.9091 Tf 30.571 0 Td [(Pomeranze)-191(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 64.763 0 Td [(Citrangulum)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.855 0 Td [(bezeichnet)-191(und)]TJ -215.531 -13.55 Td [(diese)-287(Bezeichnung)-288(auch)-287(von)-287(den)-288(\334bersetzern)-287(arabischer)-287(Werke)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-510(ihm)-510(benutzt)-510(wurde,)-575(um)-510(den)-510(arabischen)-509(Namen)]TJ/F31 10.9091 Tf 248.502 0 Td [(narindj)]TJ/F16 10.9091 Tf -248.502 -13.549 Td [(wiederzugeben.)-919(Andererseits)-474(zeigt)-473(die)-473(heute)-473(noch)-473(in)-473(Italien)]TJ 0 -13.549 Td [(\374bliche)-540(Anpreisung)-1081(der)-541(s\374\337en)-540(Pomeranze)-541(als)-540(\273Portogallo\253)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.023 0 Td [([043])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(deutlich)-539(den)-539(Ursprung)-539(der)-539(jetzt)-539(dort)-539(cultivirten)-538(Fr\374chte)-539(an.)]TJ 0 -13.55 Td [(M\366gen)-587(es)-588(somit)-587(auch)-588(nicht)-587(die)-588(Portugiesen)-587(gewesen)-587(sein,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-305(die)-305(s\374\337e)-305(Pomeranze)-305(in)-305(Europa)-305(einf\374hrten,)-318(so)-305(haben)-305(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(denselben)-269(doch)-269(die)-269(bessere,)-273(jetzt)-269(beliebte)-269(Sorte)-269(dieser)-269(Frucht)-268(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(danken.)-248(Die)-242(chinesische)-243(Heimath)-242(der)-243(s\374\337en)-243(Pomeranze)-242(dagegen)]TJ 0 -13.549 Td [(kommt)-540(in)-539(dem)-540(deutschen)-540(Namen)-539(\273Apfelsine\253,)-612(urspr\374nglich)]TJ 0 -13.55 Td [(\273Sinaapfel\253)-608(oder)-608(\273chinesischer)-608(Apfel\253,)-697(zur)-608(Geltung.)-1323(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(deutsche)-519(Name)-520(wurde)-519(von)-520(den)-519(Russen,)-587(den)-519(Grenznachbarn)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-333(Chinesen)-334(adoptirt;)-374(bezeichnend)-334(genug,)-354(meint)-333(Victor)-333(Hehn,)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-401(die)-401(Umw\344lzung)-401(im)-401(Weltverkehr,)-439(der)-401(seit)-401(Vasco)-401(de)-401(Gama)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-222(mehr)-223(quer)-222(durch)-222(das)-223(Gebiet)-222(von)-222(Asien,)-228(von)-223(Ost)-222(nach)-222(West,)]TJ 0 -13.549 Td [(vielmehr)-250(aus)-250(dem)-250(Ocean)-250(in)-250(umgekehrter)-250(Richtung)-250(sich)-250(vollzog.)]TJ 11.955 -18.459 Td [(Der)-422(Name)-422(\273Orange\253)-422(stammt)-422(aus)-422(dem)-422(Sanskrit)-422(und)-422(ist)-422(auf)]TJ/F31 10.9091 Tf -11.955 -13.549 Td [(nagarunga)]TJ/F16 10.9091 Tf 51.944 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 23.449 0 Td [(nagrunga)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.49 0 Td [(zur\374ckzuf\374hren.)-618(Die)-372(Araber)-373(hatten)]TJ -121.883 -13.55 Td [(daraus)]TJ/F31 10.9091 Tf 35.194 0 Td [(Narunj)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.637 0 Td [(gebildet,)-708(die)-616(Italiener)]TJ/F31 10.9091 Tf 108.719 0 Td [(Naranzi)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.16 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 10.447 0 Td [(Aranci)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.694 0 Td [(,)-708(die)]TJ -256.851 -13.549 Td [(Franzosen)-267(schlie\337lich)-267(Orange.)-301(Die)-266(mittelalterliche)-267(Bezeichnung)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(poma)-232(aurantia)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.347 0 Td [(\253)-232(Gold\344pfel,)-235(ist)-231(somit)-232(nur)-231(dem)-232(Klange)-231(nach)-232(dem)]TJ -69.802 -13.549 Td [(Worte)-309(\273Orange\253)-309(\344hnlich.)-428(Aus)-309(\273poma)-309(aurantia\253)-309(ging)-309(dann)-309(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-289(deutsche)-290(\273Pomeranze\253)-289(und)-290(das)-289(polnische)-289(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 209.208 0 Td [(Pomara['n]cza)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.968 0 Td [(\253)]TJ -275.176 -13.549 Td [(hervor.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Da\337)-239(unter)-239(den)-239(goldenen)-239(\304pfeln)-239(der)-238(Hesperiden,)-242(die)-238(Herakles,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(der)-441(Sage)-441(nach,)-489(aus)-441(dem)-441(fernen)-441(Westen)-441(holte,)-488(nicht)-441(Orangen)]TJ 0 -13.549 Td [(gemeint)-443(sein)-443(konnten,)-491(geht)-442(aus)-443(der)-443(Geschichte)-443(jener)-442(Fr\374chte)]TJ 0 -13.55 Td [(genugsam)-405(hervor.)-717(Die)-405(goldenen)-405(\304pfel)-406(der)-405(Hesperiden)-405(waren)]TJ 0 -13.549 Td [(vielmehr)-272(idealisirte)-271(Quitten.)-315(Der)-272(Aphrodite)-272(geweiht,)-277(dienten)-271(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(dauernd)-205(in)-204(Hellas)-205(als)-204(Preise)-204(bei)-205(Liebesspielen)-204(und)-205(prangten)-204(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-250(br\344utlichen)-250(Gaben.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Wie)-513(sch\366n)-513(ein)-513(Apfelsinenbaum)-513(bei)-513(voller)-512(Kraftentfaltung)]TJ -11.956 -13.549 Td [(werden)-642(kann,)-740(wenn)-641(ihn)-642(Tausende)-642(von)-642(goldenen)-641(Fr\374chten)]TJ 0 -13.549 Td [(schm\374cken,)-649(das)-570(l\344\337t)-569(sich)-570(freilich)-569(kaum)-569(an)-570(der)-569(Riviera,)-649(ja)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-284(einmal)-283(in)-284(Sorrent)-284(ermessen.)-351(V\366llig)-283(ausgewachsene,)-292(\374ppig)]TJ 0 -13.55 Td [(entfaltete)-414(Orangenb\344ume)-414(von)-413(der)-414(Gr\366\337e)-414(unserer)-413(Apfelb\344ume,)]TJ 0 -13.549 Td [(sah)-297(ich)-298(erst)-297(am)-298(Fu\337e)-297(des)-298(\304tna.)-392(Theobald)-297(Fischer)-298(gibt)-297(in)-297(seinen)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Beitr\344gen)-372(zur)-743(physischen)-372(Geographie)-372(der)-371(Mittelmeerl\344nder\253)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([044])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(an,)-551(da\337)-490(ein)-491(ausgewachsener,)-551(gut)-491(gehaltener)-490(Apfelsinenbaum)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-442(Sicilien)-442(sechs-)-443(bis)-442(siebenhundert,)-490(ein)-442(Limonenbaum)-442(sogar)]TJ 0 -13.55 Td [(tausend)-387(bis)-386(elfhundert)-387(Fr\374chte)-386(liefert.)-659(Im)-387(Durchschnitt)-386(k\366nne)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-217(auf)-217(den)-217(Hektar)-216(Agrumen)-217(bei)-217(Palermo)-217(3000)-217(Lire)-216(Rohgewinn)]TJ 0 -13.549 Td [(rechnen,)-422(und)-388(was)-388(das)-387(sagen)-388(will,)-422(geht)-388(daraus)-388(hervor,)-422(da\337)-387(die)]TJ 0 -13.549 Td [(eintr\344glichsten)-248(G\344rten)-247(bei)-248(Paris)-247(es)-248(nur)-248(zu)-247(einem)-248(Rohgewinn)-247(von)]TJ 0 -13.549 Td [(2500)-250(bis)-250(2700)-250(Francs)-250(auf)-250(den)-250(Hektar)-250(bringen.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Es)-505(gibt)-505(eine)-505(Unzahl)-505(von)-505(Apfelsinensorten,)-569(von)-505(denen)-505(zu)]TJ -11.956 -13.549 Td [(uns)-353(aber)-353(nur)-353(einige)-353(wenige)-353(gelangen,)-379(darunter)-353(die)-352(jetzt)-353(immer)]TJ 0 -13.549 Td [(beliebter)-250(werdende)-250(blutfarbige,)-250(die)-250(\273Orange)-250(von)-250(Jericho\253.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Auch)-489(die)-489(als)-488(besondere)-489(Art)-489(der)-489(Gattung)-489(Citrus)-488(geltenden)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Mandarinen)-712(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 64.114 0 Td [(Citrus)-712(nobilis)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.757 0 Td [(\051)-712(sind)-712(Gegenstand)-712(bedeutenden)]TJ -128.871 -13.549 Td [(Exportes)-386(aus)-387(Italien)-386(geworden.)-660(Der)-386(Mandarinenbaum)-386(gedeiht)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-451(der)-450(Riviera)-451(sogar)-451(besser,)-500(als)-451(der)-451(Apfelsinenbaum.)-852(Er)-450(ist)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-328(allen)-328(Theilen)-329(kleiner,)-348(und)-328(an)-328(seinem)-328(buschig-runden)-328(Wuchs)]TJ 0 -13.549 Td [(unschwer)-337(zu)-336(erkennen.)-510(In)-336(China)-336(und)-337(Cochinchina)-336(steht)-337(er)-336(seit)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(undenklichen)-204(Zeiten)-205(schon)-204(in)-205(Cultur,)-213(in)-205(Europa)-204(hingegen)-204(tauchte)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-250(erst)-250(im)-250(Jahre)-250(1828)-250(auf.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(In)-319(dem)-318(Garten)-319(von)-319(La)-318(Mortola)-319(ist)-319(auch)-318(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 196.1 0 Td [(Citrus)-319(bergamia)]TJ/F16 10.9091 Tf -208.056 -13.549 Td [(zu)-382(finden,)-414(aus)-381(deren)-382(Fruchtschalen)-381(das)-382(\344u\337erst)-381(wohlriechende)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergamott\366l)-358(gewonnen)-358(wird;)-412(desgleichen)-358(steht)-358(dort)-358(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 253.347 0 Td [(Citrus)]TJ -253.347 -13.549 Td [(myrtifolia)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.037 0 Td [(,)-287(deren)-279(sehr)-279(kleine)-280(Fr\374chte,)-286(in)-279(Zucker)-280(eingesotten,)-286(die)]TJ -43.037 -13.549 Td [(beliebten)-244(\273Chinois\253)-244(liefern.)-248(Es)-244(fehlt)-244(auch)-244(nicht)-244(die)-244(s\374\337e)-243(Limone)]TJ 0 -13.55 Td [(oder)-290(Limette,)-300(die)-290(nur)-291(eine)-290(Abart)-290(der)-290(sauren)-290(Limone)-290(ist)-290(und)-290(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(s\374\337e)-250(Orange)-250(gegessen)-250(wird.)]TJ 11.956 -14.776 Td [(Eigenartig)-599(sieht)-599(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 98.986 0 Td [(Citrus)-599(trifoliata)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.154 0 Td [(aus,)-686(ein)-599(aus)-599(Japan)]TJ -190.096 -13.55 Td [(stammender)-190(Strauch,)-202(der)-191(dreitheilige)-190(Bl\344tter)-190(tr\344gt)-190(und)-190(mit)-190(gro\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(scharfen)-265(Dornen)-264(bewaffnet)-265(ist.)-294(An)-265(seinen)-264(Bl\374then)-265(und)-264(Fr\374chten)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-335(man)-334(ihn)-335(als)-335(Citrus-Art)-335(erkennen,)-355(sonst)-335(macht)-335(er)-334(wirklich)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-265(diesen)-265(Eindruck.)-296(Er)-265(vertr\344gt)-265(die)-265(K\344lte)-265(so)-265(gut,)-269(da\337)-265(man)-265(ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(selbst)-250(in)-250(Paris)-250(im)-250(Freien)-250(sieht.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Besonders)-463(f\344llt)-464(in)-463(dem)-463(La)-464(Mortola-Garten)-463(eine)-463(monstr\366se)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Orangenform)-392(auf,)-428(die)-392(der)-392(Katalog)-392(als)-392(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 180.853 0 Td [(Citrus)-392(Aurantium)-392(var.)]TJ -180.853 -13.549 Td [(Buddhafingered)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.299 0 Td [(\253)-348(bezeichnet.)-225(Die)-174(Mi\337bildung)-174(beruht)-174(darauf,)-189(da\337)]TJ/F16 7.9701 Tf 220.725 0 Td [([045])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(die)-359(einzelnen)-359(Fruchtf\344cher,)-385(aus)-359(welchen)-359(die)-359(Orange)-358(aufgebaut)]TJ 0 -13.549 Td [(ist,)-409(statt)-378(zu)-378(einer)-377(runden)-378(Frucht)-377(vereinigt)-378(zu)-377(bleiben,)-410(an)-377(ihren)]TJ 0 -13.549 Td [(Enden)-270(frei)-269(hervorwachsen.)-309(Dadurch)-269(bekommt)-269(diese)-270(Frucht)-269(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Anzahl)-371(von)-371(Forts\344tzen)-372(und)-371(erinnert)-371(entfernt)-371(an)-371(eine)-371(Hand)-371(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(vorgestreckten)-442(Fingern.)-826(Diese)-442(\304hnlichkeit)-442(hat)-442(in)-442(Indien)-442(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Vergleich)-397(mit)-397(\273Buddha's)-397(Hand\253)-397(veranla\337t)-397(und)-397(abergl\344ubische)]TJ 0 -13.55 Td [(Vorstellungen)-354(erweckt.)-562(Ganz)-354(\344hnliche)-354(Mi\337bildungen)-354(kommen)]TJ 0 -13.549 Td [(auch,)-441(in)-403(mannigfacher)-403(Verschiedenheit,)-441(bei)-403(den)-403(Citronen)-402(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Limonen)-250(vor)-250(und)-250(werden)-250(durch)-250(Veredlung)-250(festgehalten.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Weitaus)-364(der)-364(merkw\374rdigste)-363(Baum)-364(in)-364(der)-364(Reihe)-364(der)-363(Agrumi)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ist)-216(die)-215(Bizzarria,)-223(welche)-215(der)-216(La)-215(Mortola-Garten)-216(ebenfalls)-215(besitzt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sch\366ner)-265(entwickelt)-265(sah)-264(ich)-265(diese)-265(Pflanze)-265(im)-265(botanischen)-264(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-316(Neapel.)-448(Die)-316(Bizzarria)-315(tr\344gt)-316(zugleich)-316(Orangen,)-333(Citronen)-315(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Limonen.)-242(Sie)-227(weist)-227(auch)-227(Fr\374chte)-227(auf,)-232(welche)-227(die)-227(Mitte)-226(zwischen)]TJ 0 -13.55 Td [(jenen)-410(Fruchtformen)-411(halten,)-450(endlich)-410(auch)-411(Fr\374chte,)-450(an)-410(welchen)]TJ 0 -13.549 Td [(einzelne)-162(F\344cher)-163(das)-162(Aussehen)-162(von)-162(Orangen,)-180(andere)-162(dasjenige)-162(von)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Limonen)-242(oder)-243(Citronen)-242(besitzen.)-247(Es)-243(sind)-242(Bizzarrien)-242(beschrieben)]TJ 0 -13.549 Td [(worden,)-238(deren)-235(Fr\374chte)-235(die)-235(Bestandtheile)-235(von)-235(f\374nf)-234(verschiedenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Fruchtformen)-362(der)-361(Agrumi)-362(in)-362(sich)-362(vereinigten.)-585(Die)-361(Entstehung)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-421(Bizzarrien)-421(ist)-421(bis)-421(jetzt)-421(nicht)-421(endg\374ltig)-421(aufgekl\344rt)-420(worden.)]TJ 0 -13.55 Td [(Die)-480(Einen)-480(halten)-480(sie)-480(f\374r)-480(Bastarde,)-537(w\344hrend)-480(Andere)-480(meinen,)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-369(seien)-369(bei)-370(der)-369(Veredelung)-369(durch)-369(zuf\344llige)-369(Vermischung)-369(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Eigenschaften)-562(der)-561(Unterlage)-562(und)-561(des)-562(Edelreises)-561(entstanden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Letzteres)-519(w\344re)-519(sehr)-519(merkw\374rdig,)-587(da)-519(die)-519(Erfahrung,)-586(die)-519(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(t\344glich)-349(bei)-348(der)-349(Veredelung)-348(unserer)-349(Obstb\344ume,)-373(der)-349(Rosen)-348(und)]TJ 0 -13.55 Td [(anderer)-317(Gew\344chse)-316(machen,)-333(sonst)-317(lehrt,)-333(da\337)-316(die)-317(Unterlage)-316(ohne)]TJ 0 -13.549 Td [(allen)-169(Einflu\337)-169(auf)-168(das)-169(Edelreis)-169(bleibt,)-185(da\337)-169(beide)-169(ihre)-168(Eigenschaften)]TJ 0 -13.549 Td [(unvermischt)-336(behalten.)]TJ/F30 10.9091 Tf 102.847 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.124 0 Td [(Die)-336(Bizzarrien)-337(sind)-336(seit)-337(der)-336(Mitte)-336(des)]TJ -111.971 -13.549 Td [(siebzehnten)-448(Jahrhunderts)-448(bekannt.)-845(Sie)-448(mu\337ten)-448(ja)-448(von)-448(Alters)]TJ 0 -13.549 Td [(her)-311(durch)-311(ihr)-310(merkw\374rdiges)-311(Verhalten)-311(die)-311(Aufmerksamkeit)-310(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-336(richten.)-509(Zum)-336(ersten)-337(Mal)-336(wird)-336(\374ber)-337(die)-336(Bizzarria)-336(im)-336(Jahre)]TJ 0 -13.549 Td [(1644)-293(berichtet)-293(und)-292(angegeben,)-304(da\337)-292(sie)-293(im)-293(Garten)-293(Panciatichi)-292(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Florenz)-171(wachse.)-224(Im)-171(Jahre)-171(1711)-171(besch\344ftigte)-171(sich)-342(die)-171(franz\366sische)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([046])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Academie)-383(der)-383(Wissenschaften)-383(mit)-383(derselben)-383(und)-383(kam)-383(zu)-382(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(eigenth\374mlichen)-348(Schlu\337,)-349(sie)-348(sei)-348(eine)-348(urspr\374ngliche)-348(Pflanzenart)]TJ 0 -13.55 Td [(eben)-250(so)-250(gut)-250(wie)-250(die)-250(Orange)-250(oder)-250(die)-250(Citrone.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(In)-267(unserem)-267(nordischen)-266(Garten)-267(wird)-267(\374brigens)-267(auch)-267(ein)-266(kleiner)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Baum)-273(cultivirt,)-279(der)-273(sich)-273(\344hnlich)-273(wie)-274(die)-273(Bizzarria)-273(verh\344lt.)-319(Es)-273(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-248(Goldregen,)-249(der)-248(dem)-248(G\344rtner)-249(zu)-248(Ehren,)-248(der)-249(ihn)-248(in)-248(den)-248(Handel)]TJ 0 -13.549 Td [(einf\374hrte,)]TJ/F31 10.9091 Tf 44.57 0 Td [(Cytisus)-220(Adami)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.4 0 Td [(genannt)-220(wird.)-239(Sein)-220(Ursprung)-219(ist)-220(ebenso)]TJ -109.97 -13.549 Td [(wenig)-375(wie)-374(derjenige)-375(der)-374(Bizzarrien)-375(aufgekl\344rt.)-624(Dieser)-374(\344u\337erst)]TJ 0 -13.549 Td [(zierliche)-162(und)-163(interessante)-162(Baum,)-180(der)-162(sich)-162(leicht)-163(cultiviren)-162(l\344\337t)-162(und)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-212(keinem)-212(Gartenliebhaber)-212(fehlen)-211(sollte,)-220(tr\344gt)-212(zur)-212(Bl\374thezeit)-211(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Hauptsache)-226(nach)-226(Bl\374thentrauben,)-231(die)-226(ganz)-226(so)-226(wie)-226(diejenigen)-226(des)]TJ 0 -13.549 Td [(gew\366hnlichen)-179(Goldregens)-179(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 119.034 0 Td [(Cytisus)-179(Laburnum)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.54 0 Td [(\051)-179(gebaut,)-194(aber)-179(nicht)]TJ -198.574 -13.549 Td [(gelb,)-413(sondern)-381(mattroth)-381(sind.)-642(An)-380(einzelnen)-381(Zweigen)-381(sind)-380(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-427(reingelbe)-427(Bl\374thentrauben,)-472(die)-427(sich)-427(dann)-427(von)-427(denjenigen)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-506(gew\366hnlichen)-506(Goldregens)-506(gar)-506(nicht)-506(mehr)-505(unterscheiden,)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-381(sehen.)-644(Au\337erdem)-382(tr\344gt)-381(der)-381(Baum)-382(an)-381(besonders)-381(gestalteten)]TJ 0 -13.549 Td [(kleinbl\344tterigen)-489(Zweigen)-488(purpurne)-489(Einzelbl\374then,)-548(welche,)-548(so)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(47)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(wie)-342(die)-342(Zweige)-343(selbst,)-365(einer)-342(anderen)-342(Cytisus-Art,)-365(dem)]TJ/F31 10.9091 Tf 248.503 0 Td [(Cytisus)]TJ -248.503 -13.549 Td [(purpureus)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.307 0 Td [(gleichen.)-242(Endlich)-225(kommen)-226(gemischte)-225(Bl\374thentrauben)]TJ -47.307 -13.549 Td [(mit)-318(gelben)-318(und)-318(rothen)-318(Bl\374then)-318(und)-318(mit)-318(Bl\374then,)-335(die)-318(zum)-317(Theil)]TJ 0 -13.549 Td [(gelb,)-468(zum)-425(Theil)-425(roth)-424(sind,)-468(vor.)-774(Nur)-425(die)-425(gelben)-424(Bl\374then,)-468(die)]TJ 0 -13.55 Td [(denjenigen)-339(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 69.799 0 Td [(Cytisus)-339(Laburnum)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.279 0 Td [(,)-361(und)-338(die)-339(purpurnen)-339(Bl\374then,)]TJ -151.078 -13.549 Td [(die)-358(denjenigen)-358(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 87.46 0 Td [(Cytisus)-358(purpureus)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.787 0 Td [(gleichen,)-385(setzen)-358(Fr\374chte)]TJ -172.247 -13.549 Td [(an,)-322(die)-308(anderen)-307(verhalten)-308(sich)-307(wie)-308(h\344ufig)-308(sonst)-307(die)-308(Bl\374then)-307(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Bastardpflanzen,)-433(sie)-396(sind)-396(unfruchtbar.)-688(Es)-396(ist)-396(m\366glich,)-433(da\337)-395(es)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-272(bei)]TJ/F31 10.9091 Tf 36.831 0 Td [(Cytisus)-272(Adami)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.535 0 Td [(um)-272(einen)-271(eigenartigen)-272(Bastard)-271(zwischen)]TJ/F31 10.9091 Tf -103.366 -13.55 Td [(Cytisus)-350(Laburnum)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.232 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.187 0 Td [(Cytisus)-350(purpureus)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.621 0 Td [(handelt;)-401(der)-350(G\344rtner)]TJ -190.04 -13.549 Td [(Adam)-197(zu)-197(Vitry)-197(bei)-197(Paris)-196(gab)-197(seinerseits)-197(an,)-208(ihn)-197(durch)-196(Veredelung)]TJ 0 -13.549 Td [(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 19.059 0 Td [(Cytisus)-247(purpureus)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.365 0 Td [(auf)]TJ/F31 10.9091 Tf 16.626 0 Td [(Cytisus)-247(Laburnum)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.975 0 Td [(erhalten)-247(zu)-247(haben.)]TJ -189.069 -18.459 Td [(In)-669(den)-670(G\344rten)-669(von)-669(der)-669(Mortola)-670(wird)-669(Jeder)-669(gern)-669(auch)]TJ -11.956 -13.549 Td [(den)-626(Namen)-626(und)-626(die)-626(Heimath)-626(von)-626(zwei)-626(Pflanzen)-626(erfahren)]TJ 0 -13.549 Td [(wollen,)-776(die)-672(ihm)-671(in)-671(den)-671(G\344rten)-671(der)-671(Riviera)-671(sicher)-671(zuvor)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-560(aufgefallen)-560(sind:)-871(n\344mlich)-560(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 178.759 0 Td [(Wigandia)-560(Caracasana)]TJ/F16 10.9091 Tf -178.759 -13.55 Td [(und)-578(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 43.513 0 Td [(Echium)-578(frutescens)]TJ/F16 10.9091 Tf 96.474 0 Td [(Die)-578(erstere)-578(ist)-577(eine)-578(stattliche,)]TJ/F16 7.9701 Tf 151.037 0 Td [([047])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(aus)-535(Venezuela)-534(stammende)-535(Blattpflanze,)-606(die)-534(bis)-535(zwei)-534(Meter)]TJ 0 -13.549 Td [(H\366he)-511(erreicht.)-1032(Ihre)-511(sehr)-511(gro\337en)-511(Bl\344tter)-511(sind)-510(elliptisch,)-576(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Rande)-455(doppelt)-455(gez\344hnt,)-506(beiderseits)-455(behaart,)-506(an)-455(der)-454(Oberseite)]TJ 0 -13.549 Td [(etwas)-368(rostfarbig.)-603(Die)-368(gro\337en)-368(violetten,)-397(mit)-368(gelben)-367(Staubf\344den)]TJ 0 -13.55 Td [(versehenen)-434(Bl\374then)-433(bilden)-433(\344hrenf\366rmige)-434(Bl\374thenst\344nde.)-800(Wie)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-318(anderen)-318(Vertretern)-319(derselben)-318(Familie,)-335(der)-318(Hydrophyllaceen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-605(der)-605(nah)-606(verwandten)-605(Familie)-605(der)-605(Boragineen)-605(oder)-605(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Boretsch-Gew\344chse,)-490(sind)-442(die)-442(Bl\374thenst\344nde)-442(von)-442(Wigandia)-442(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrem)-226(oberen)-225(Theile)-226(schneckenf\366rmig)-225(eingerollt.)-242(Der)-225(eingerollte)]TJ 0 -13.549 Td [(Theil)-297(ist)-296(noch)-297(unfertig)-297(und)-297(rollt)-296(sich)-297(in)-297(dem)-296(Ma\337e)-297(auf)-297(als)-296(seine)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374thenknospen)-489(reifen.)-967(Solche)-489(Einrichtungen)-489(gew\344hren)-489(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Vortheil)-420(einer)-420(sehr)-420(langen)-421(Bl\374thezeit.)-760(Da)-420(kann)-420(die)-420(bl\374hende)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanze)-351(schlechte)-350(Witterung,)-376(oder)-350(sonst)-351(wie)-350(ung\374nstige)-350(Zeiten)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berdauern,)-228(ohne)-223(da\337)-223(ihre)-222(Samenbildung)-223(ganz)-223(verhindert)-222(werde.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-588(diese)-588(verh\344ltni\337m\344\337ig)-588(gro\337e)-589(Wigandia,)-672(so)-588(geh\366rte)-588(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(derselben)-390(Familie)-390(der)-390(Hydrophyllaceen)-390(das)-390(in)-390(unseren)-390(G\344rten)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344ufig)-516(cultivirte)-516(bescheidene)-515(Hainsch\366nchen,)-583(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 232.75 0 Td [(Nemophila)]TJ
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+/F31 10.9091 Tf 0 -30.759 Td [(insignis)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.949 0 Td [(;)-467(zu)-395(den)-394(nah)-395(verwandten)-395(Boragineen)-394(rechnen)-395(wir)-394(von)]TJ -33.949 -13.549 Td [(unseren)-215(Gartengew\344chsen)-215(unter)-215(anderen)-215(das)-215(als)-214(K\374chengew\344chs)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlbekannte)-716(Gurkenkraut)-716(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 135.584 0 Td [(Borago)]TJ/F16 10.9091 Tf 32.727 0 Td [(\051,)-832(von)-716(wildwachsenden)]TJ -168.311 -13.549 Td [(Pflanzen)-255(unserer)-255(Flora)-256(den)-255(nicht)-255(minder)-255(verbreiteten)-255(Natterkopf)]TJ 0 -13.55 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Echium)-319(vulgare)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.134 0 Td [(\051.)-457(Das)-319(in)-319(den)-319(G\344rten)-319(der)-319(Riviera)-319(so)-318(auff\344llige,)]TJ -73.767 -13.549 Td [(oft)-381(bis)-382(zwei)-381(Meter)-382(hohe,)-414(mexikanische)-382(Echium)-381(frutescens,)-414(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(eigentlich)-263(nur)-264(eine)-263(Riesenausgabe)-264(dieses)-263(letzteren.)-290(Wer)-263(unseren)]TJ 0 -13.549 Td [(Natterkopf)-259(kennt,)-261(wird)-258(auch)-259(jenes)-259(Riesen-Echium)-259(erkennen)-258(und)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-315(den)-315(anderen)-315(Gew\344chsen)-315(des)-315(Gartens)-315(sicher)-315(herausfinden.)]TJ 0 -13.55 Td [(Es)-397(tr\344gt)-396(dieselbe)-397(blaue,)-433(kolbenf\366rmige)-396(Bl\374then\344hre)-397(wie)-396(unser)]TJ 0 -13.549 Td [(Echium,)-250(nur)-250(f\344llt)-250(dieselbe)-250(eben)-250(durch)-250(ihre)-250(Gr\366\337e)-250(auf.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Doch)-330(wir)-331(wenden)-330(uns)-331(nun)-330(einem)-331(Baume)-330(zu,)-351(dessen)-330(Zweige)]TJ -11.956 -13.549 Td [(einst)-355(wie)-355(jetzt)-355(den)-356(Sieger)-355(schm\374ckten,)-381(dessen)-355(Bl\344ttern)-355(freilich)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-201(die)-202(bescheidene)-201(Aufgabe)-202(zuf\344llt,)-211(unsere)-202(Speisen)-201(zu)-201(w\374rzen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-467(edle)-467(Lorbeer,)-521(der)-467(mit)-467(italischen)-467(Bildern)-467(ebenso)-467(wie)-467(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Agrumi)-496(verwebt)-496(erscheint,)-557(ist)-496(in)-496(S\374deuropa)-496(sicher)-496(heimisch)]TJ 0 -13.549 Td [(gewesen,)-519(sein)-466(Cultus)-465(pflanzte)-465(sich)-466(hingegen)-465(allem)-465(Anschein)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-346(von)-345(Kleinasien)-691(\374ber)-346(das)-345(Mittelmeer)-346(fort.)-536(Er)-346(wurde)-345(dem)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([048])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Apoll)-449(geweiht)-449(und)-448(in)-449(dem)-449(Ma\337e,)-498(wie)-449(die)-449(Zahl)-448(apollinischer)]TJ 0 -13.549 Td [(Heiligth\374mer)-366(in)-366(Griechenland)-366(zunahm,)-395(breiteten)-366(sich)-366(auch)-365(die)]TJ 0 -13.55 Td [(aromatisch)-336(duftenden,)-358(immergr\374nen)-336(Lorbeerhaine)-336(immer)-336(mehr)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-281(dieses)-282(Land)-281(aus.)-343(Mit)-282(den)-281(griechischen)-281(Gottheiten)-281(gelangte)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-219(Lorbeerbaum)-220(auf)-219(italischen)-219(Boden,)-225(und)-220(es)-219(begleitete)-219(ihn)-219(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(zugleich)-250(als)-250(Cultus-Gew\344chs)-250(die)-250(der)-250(Aphrodite)-250(geweihte)-250(Myrte.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Allgemein)-207(war)-206(im)-207(Alterthum)-207(der)-207(Aberglaube,)-215(da\337)-207(der)-206(Lorbeer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gegen)-481(D\344monen,)-539(gegen)-481(Zauber)-481(und)-481(auch)-481(gegen)-481(Ansteckung)]TJ 0 -13.549 Td [(sch\374tze.)-1551(So)-683(suchte,)-792(wie)-684(berichtet)-683(wird,)-792(der)-683(furchtsame)]TJ 0 -13.55 Td [(Commodus)-314(im)-315(Lorbeerhaine)-314(Rettung,)-331(wenn)-314(die)-315(Pest)-314(im)-314(Anzug)]TJ 0 -13.549 Td [(war.)-427(Kronen)-310(von)-309(Lorbeer)-309(legte)-309(man)-309(Wahnsinnigen)-309(um)-309(Schl\344fe)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-173(Hals,)-187(um)-173(sie)-172(zu)-173(heilen.)-224(Lorbeerfr\374chte)-173(oder)-172(-Bl\344tter)-172(genossen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-432(Priester)-431(des)-432(Apollo,)-477(wenn)-432(sie)-431(weissagen)-432(sollten;)-522(Lorbeer)]TJ 0 -13.549 Td [(trugen)-419(Propheten,)-461(wenn)-419(sie)-419(eine)-418(Stadt)-419(betraten.)-757(Der)-418(Lorbeer)]TJ 0 -13.55 Td [(s\374hnte)-473(das)-473(vergossene)-473(Blut.)-919(Daher)-473(die)-473(r\366mischen)-472(Legionen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich,)-754(ihre)-654(Feldzeichen)-653(und)-653(Waffen)-654(mit)-653(Lorbeer)-653(reinigten,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(49)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(gleich)-554(nach)-553(dem)-554(Siege.)-1161(Das)-554(hatte)-553(den)-554(Lorbeer)-553(folgerecht)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-427(zur)-427(Troph\344e)-427(des)-426(Sieges)-427(und)-427(zum)-427(Zeichen)-427(der)-426(gl\374cklich)]TJ 0 -13.549 Td [(vollbrachten)-516(Waffenthat)-517(gemacht.)-1048(Als)-517(eine)-516(Freude)-516(und)-516(als)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-342(Gl\374ck)-342(verhei\337endes)-341(Augurium)-342(wurde)-342(verk\374ndet,)-365(es)-342(sei)-341(am)]TJ 0 -13.55 Td [(Tage,)-415(an)-383(welchem)-382(Augustus)-383(das)-382(Licht)-382(der)-383(Welt)-382(erblickte,)-415(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Lorbeer)-504(vor)-504(dem)-504(Palatin)-504(entsprossen.)-1012(Die)-504(reinigende)-503(Kraft)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-497(Lorbeers)-497(veranla\337te)-497(dessen)-497(Verwendung)-497(zu)-496(Aspergillen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-564(Strenggl\344ubige)-564(besprengte)-565(sich)-564(beim)-564(Eintritt)-564(wie)-564(beim)]TJ 0 -13.549 Td [(Ausgang)-611(aus)-611(dem)-611(Tempel)-612(mit)-611(dem)-611(Lorbeerzweig,)-701(den)-611(er)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-593(das)-593(Weihwasser)-594(tauchte,)-679(und)-593(gern)-593(auch)-593(nahm)-593(er)-593(beim)]TJ 0 -13.549 Td [(Herausgehen)-354(ein)-354(Lorbeerblatt)-355(vom)-354(Sprengwedel)-354(in)-354(den)-354(Mund.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-313(r\366misch-katholische)-314(Kirche)-313(hielt)-314(sich)-313(nicht)-314(an)-313(den)-313(Lorbeer)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-584(Sprengwedel,)-668(\374bernahm)-585(vielmehr)-584(den)-584(Ysop)-584(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 235.783 0 Td [(Origanum)]TJ -235.783 -13.549 Td [(Smyrnaeum)]TJ/F16 10.9091 Tf 51.502 0 Td [(\051)-250(zu)-250(gleichem)-250(Zwecke)-250(von)-250(den)-250(Juden.)]TJ -39.546 -18.459 Td [(Der)-501(Lorbeer)-501(brennt,)-563(nach)-501(Plinius,)-563(nur)-501(unwillig)-501(und)-500(zeigt)]TJ -11.956 -13.549 Td [(dies)-376(durch)-376(sein)-376(Knistern)-376(an.)-628(Der)-376(feuerabwehrenden)-376(Kraft)-376(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Lorbeers)-349(wurde)-349(es)-349(zugeschrieben,)-373(da\337)-349(bei)-349(dem)-349(gro\337en)-348(Brande)]TJ 3.821 -13.549 Td [(Roms)-350(unter)-350(den)-351(Consuln)-350(Spurius)-350(Postumius)-350(und)-351(Piso,)-375(als)-350(die)]TJ/F16 7.9701 Tf 287.203 0 Td [([049])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Regia)-440(in)-440(Flammen)-441(stand,)-487(das)-440(Sacrarium)-441(unversehrt)-440(blieb,)-487(da)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-382(Lorbeer)-381(vor)-382(demselben)-381(stand.)-645(Andererseits)-381(war)-382(es)-381(gerade)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-389(Lorbeerholz,)-424(das)-389(im)-389(Alterthum)-389(zur)-389(Erzeugung)-389(des)-388(Feuers)]TJ 0 -13.549 Td [(diente;)-319(doch)-296(fing)-296(es)-296(nicht)-296(selbst)-296(Feuer,)-307(es)-296(bildete)-296(vielmehr,)-307(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(uns)-410(Theophrast)-410(und)-410(Plinius)-410(berichten,)-450(das)-410(Reibholz,)-449(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-632(Unterlage,)-728(die)-633(durch)-632(Reibung)-632(entz\374ndet)-633(wurde,)-727(meist)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-473(Wegedorn)-473(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 73.932 0 Td [(Rhamnus)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.604 0 Td [(\051)-473(oder)-473(aus)-473(Epheuholz)-473(bestand.)-919(Ein)]TJ -114.536 -13.549 Td [(reines)-600(Feuer)-600(zu)-600(den)-599(Sacra)-600(durfte)-600(nur)-600(der)-600(Reibung)-599(zweier)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\374ckbringender)-341(H\366lzer)-342(entstammen,)-364(oder)-341(den)-341(Sonnenstrahlen,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-501(man)-500(mit)-501(H\374lfe)-501(von)-500(Brenngl\344sern)-501(oder)-501(von)-500(metallischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Hohlspiegeln)-498(sammelte.)-992(Der)-498(Lorbeer)-498(sollte)-497(auch)-498(die)-497(Blitze)]TJ 0 -13.549 Td [(abwehren.)-1506(Daher)-669(auch)-669(der)-668(abergl\344ubische)-669(Tiberius,)-773(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(Suetonius)-603(berichtet,)-691(sich)-602(mit)-603(Lorbeer)-603(bekr\344nzte,)-691(wenn)-602(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Gewitter)-407(nahte.)-722(Gewisse)-407(Erfahrungen)-407(m\366gen)-407(die)-407(Vorstellung)]TJ 0 -13.55 Td [(erweckt)-604(haben,)-692(da\337)-604(dem)-604(Lorbeer)-604(bei)-604(Gewittern)-603(besondere)]TJ 0 -13.549 Td [(Kr\344fte)-387(innewohnen.)-661(Denn)-387(es)-387(werden)-387(nicht)-387(alle)-387(B\344ume)-386(gleich)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(h\344ufig)-432(vom)-433(Blitze)-432(getroffen.)-797(Auch)-432(bei)-433(uns)-432(schl\344gt)-432(der)-432(Blitz)]TJ 0 -13.549 Td [(fast)-604(niemals)-604(in)-605(Wallnu\337b\344ume)-604(ein,)-693(am)-604(h\344ufigsten)-604(aber)-604(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Eichen.)-882(Es)-460(h\344ngt)-460(das)-461(mit)-460(der)-461(elektrischen)-460(Leitungsf\344higkeit)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-397(Holzk\366rpers)-396(zusammen,)-434(die)-396(bei)-397(den)-397(einzelnen)-396(Baumarten)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-504(verschiedene)-504(ist.)-1012(Aus)-504(den)-504(angestellten)-504(Versuchen)-503(und)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-298(statistischen)-298(Material)-298(scheint)-298(sich)-298(zu)-298(ergeben,)-310(da\337)-297(B\344ume,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-355(zur)-355(Jahreszeit)-356(der)-355(Gewitter)-355(verh\344ltni\337m\344\337ig)-355(viel)-355(fettes)-355(Oel)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-519(ihrem)-519(Holzk\366rper)-519(f\374hren,)-586(dem)-519(Blitzschlag)-519(am)-519(wenigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgesetzt)-325(sind.)-475(Abgestorbene)-325(Aeste)-325(an)-325(einem)-325(Baume)-324(erh\366hen)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374r)-404(denselben)-403(die)-404(Blitzgefahr.)-710(Da\337)-404(die)-403(Eichen)-404(am)-403(h\344ufigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-329(Blitze)-330(getroffen)-329(werden,)-350(mu\337te)-329(von)-330(jeher)-329(auffallen,)-349(daher)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-244(Eiche)-245(auch)-244(dem)-244(Donnergott)-244(geheiligt)-245(war.)-248(Von)-244(dem)-244(Lorbeer)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-328(die)-327(gegentheilige)-328(Erfahrung)-327(weniger)-328(sicher,)-347(zum)-327(Mindesten)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-250(sie)-250(in)-250(Zweifel)-250(gezogen)-250(worden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Zu)-305(den)-305(Lorbeerarten)-305(geh\366rt)-305(auch)-305(der)-305(Campherbaum)-304(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 237.758 0 Td [(Laurus)]TJ -249.714 -13.549 Td [(Camphora)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.669 0 Td [(\051,)-468(der)-425(im)-425(westlichen)-425(China)-424(und)-425(in)-425(Japan)-425(zu)-424(Hause)]TJ -46.669 -13.549 Td [(ist)-670(und)-670(im)-670(La)-669(Mortola-Garten)-670(sehr)-670(gut)-670(gedeiht.)-1509(V\366llig)]TJ 0 -13.55 Td [(ausgewachsen,)-296(kann)-287(er)-287(bis)-287(f\374nfzig)-287(Meter)-287(hoch)-287(und)-287(sechs)-287(Meter)]TJ 0 -13.549 Td [(dick)-852(werden.)-777(Seine)-426(Bl\344tter)-426(verbreiten)-426(beim)-426(Zerreiben)-425(einen)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([050])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(merklichen)-257(Camphergeruch.)-272(Der)-257(Campher)-257(wird)-257(aber)-257(im)-257(Gro\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-524(aus)-523(den)-524(Bl\344ttern,)-591(sondern)-524(aus)-523(dem)-524(Holzk\366rper)-523(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(Baumes)-250(durch)-250(Sublimation)-250(gewonnen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-343(zu)-343(den)-343(Laurineen)-343(geh\366renden)-343(Zimmetb\344ume)-343(sind)-343(in)-343(La)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Mortola)-476(ebenfalls)-477(zu)-476(sehen,)-533(freilich)-476(nicht)-477(die)-476(wichtigste)-476(Art)]TJ 0 -13.55 Td [(derselben,)-385(das)-357(in)-358(Ceylon)-357(heimische)]TJ/F31 10.9091 Tf 163.111 0 Td [(Cinnamomum)-358(ceylanicum)]TJ/F16 10.9091 Tf 114.792 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(sondern)-225(zwei)-224(chinesische)-225(und)-224(japanische)-225(Arten.)-241(Der)-225(Zimmet)-224(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Handels)-322(besteht)-321(aus)-322(der)-321(Rinde)-322(junger)-321(Sch\366\337linge,)-340(welche)-321(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(starken)-250(Regeng\374ssen)-250(geschnitten)-250(und)-250(gesch\344lt)-250(werden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Im)-689(schroffen)-689(Gegensatze)-690(zu)-689(diesen)-689(duftenden)-689(Pflanzen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(steht)-631(eine)-630(andere)-631(Laurinee,)-726(ein)-630(hier)-631(pr\344chtig)-630(gedeihender,)]TJ 0 -13.549 Td [(immergr\374ner)-513(Baum,)-579(dessen)-513(Name:)]TJ/F31 10.9091 Tf 169.891 0 Td [(Orcodaphne)-513(californica)]TJ/F16 10.9091 Tf 108.012 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(zugleich)-332(die)-331(Heimath)-332(angibt.)-495(H\344ufig)-331(wird)-332(er)-332(in)-331(den)-332(G\344rten)-331(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Laurus)-447(regalis)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.984 0 Td [(bezeichnet.)-842(Er)-448(gleicht)-447(in)-447(der)-448(That)-447(in)-448(seinem)]TJ -70.984 -13.549 Td [(Aussehen)-288(einem)-288(Lorbeer,)-298(zerreibt)-289(man)-288(aber)-288(eines)-288(seiner)-288(Bl\344tter)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(51)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zwischen)-312(den)-312(Fingern,)-328(so)-312(str\366mt)-312(ein)-312(\344therisches)-312(\326l)-312(aus,)-327(dessen)]TJ 0 -13.549 Td [(geringste)-376(Mengen)-376(schon)-375(in)-376(hohem)-376(Grade)-376(die)-376(Schleimhaut)-375(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Geruchsorgane)-208(angreifen.)-236(In)-207(Californien)-208(verweilt)-207(man)-208(nicht)-207(gern)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-313(der)-313(N\344he)-313(eines)-313(solchen)-313(Baumes,)-329(wenn)-313(der)-313(Wind)-313(von)-313(dessen)]TJ 0 -13.55 Td [(Seite)-312(weht,)-326(denn)-312(die)-311(fl\374chtigen)-312(\326le,)-327(mit)-311(denen)-312(er)-311(sich)-311(beladen.)]TJ 0 -13.549 Td [(hat,)-250(reizen)-250(zum)-250(fortdauernden)-250(Niesen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Man)-211(wird)-210(sich)-211(in)-211(La)-210(Mortola)-211(auch)-211(mit)-210(einer)-211(anderen)-210(Laurinee,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 17.523 0 Td [(Persea)-329(gratissima)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.955 0 Td [(,)-349(bekannt)-329(machen)-329(k\366nnen,)-350(welche)-329(in)-329(den)]TJ -97.478 -13.549 Td [(G\344rten)-411(der)-410(Tropen)-411(viel)-411(cultivirt)-410(wird)-411(und)-411(die)-410(Aguacatebirnen)]TJ 0 -13.549 Td [(liefert.)-377(Die)-292(Krone)-293(dieses)-292(sch\366nen)-292(Baumes)-293(breitet)-292(sich)-292(domartig)]TJ 0 -13.549 Td [(aus,)-690(seine)-602(Bl\344tter)-603(gleichen)-602(denjenigen)-602(des)-602(Lorbeers.)-1306(Die)]TJ 0 -13.55 Td [(birnf\366rmigen,)-713(doch)-620(oft)-620(auch)-619(sehr)-620(unregelm\344\337ig)-620(gestalteten)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-480(sind)-479(gro\337e)-480(Steinfr\374chte,)-537(mit)-480(einem)-479(Kern)-480(im)-479(Innern.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ihr)-356(Fleisch)-356(schmilzt)-356(wie)-357(Butter)-356(auf)-356(der)-356(Zunge)-356(und)-356(erinnert)-356(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Duft)-424(an)-423(die)-424(feinsten)-423(Moschusmelonen.)-771(Die)-424(Mexikaner)-423(essen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-458(Aguacaten)-457(vornehmlich)-458(als)-457(Salat)-457(und)-458(suchen)-457(sich)-458(in)-457(der)]TJ 0 -13.55 Td [(schmackhaften)-250(Zubereitung)-250(derselben)-250(zu)-250(\374berbieten.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Auch)-447(noch)-447(einige)-447(andere)-447(tropische)-447(Fr\374chte)-447(reifen)-447(gut)-447(im)]TJ/F16 7.9701 Tf 279.068 0 Td [([051])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(La)-297(Mortola-Garten,)-308(so)-297(die)-297(Guavas)-297(oder)-297(Guayaben,)-308(welche)-297(man)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-292(zwei)-292(Psidiumarten)-292(dort)-292(erntet.)-376(Die)-292(Gattung)-292(Psidium)-292(geh\366rt)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-501(den)-501(Myrten-Gew\344chsen)-502(und)-501(wird)-501(in)-501(allen)-501(Tropenl\344ndern)]TJ 0 -13.549 Td [(cultivirt.)-577(Die)-359(Guavas)-359(vertreten)-359(dort)-359(in)-358(gewissem)-359(Sinne)-359(unsere)]TJ 0 -13.549 Td [(Stachelbeeren,)-349(denn)-330(sie)-329(sind)-330(eben)-329(so)-330(fruchtbar,)-349(beginnen)-329(rasch)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-244(zu)-245(tragen)-244(und)-244(lassen)-244(sich)-245(leicht)-244(vermehren.)-248(Sie)-244(wachsen)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-350(Str\344uchern)-350(oder)-350(kleinen)-350(B\344umen)-350(mit)-350(immergr\374nen)-350(Bl\344ttern)]TJ 0 -13.549 Td [(empor)-491(und)-491(tragen)-491(Fr\374chte,)-552(die)-491(in)-491(ihrer)-491(Gr\366\337e)-491(zwischen)-491(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wallnu\337)-319(und)-319(dem)-318(H\374hnerei)-319(schwanken.)-457(Diese)-319(Fr\374chte)-318(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(ohne)-498(Zuthat)-498(oder)-498(mit)-498(Wein)-498(und)-498(Zucker)-498(gegessen.)-993(Manche)]TJ 0 -13.549 Td [(erinnern)-496(an)-496(Erdbeeren,)-558(andere)-496(besitzen)-496(einen)-496(s\374\337s\344uerlichen)]TJ 0 -13.55 Td [(Geschmack,)-222(andere)-214(noch)-215(einen)-215(so)-214(durchdringenden)-215(Duft,)-222(da\337)-214(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-359(Allen)-359(munden.)-578(Sehr)-359(gesch\344tzt)-359(werden)-359(auch)-359(die)-359(Guavas-)]TJ 0 -13.549 Td [(Gel\351es)-425(in)-425(den)-425(Tropen,)-469(und)-425(man)-424(beginnt)-425(dieselben)-425(auch)-425(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Europa)-250(einzuf\374hren.)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Eine)-330(andere)-330(in)-331(La)-330(Mortola)-330(cultivirte)-330(Myrtacee,)-350(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 229.892 0 Td [(Jambosa)]TJ
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+/F31 10.9091 Tf 0 -30.759 Td [(vulgaris)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.76 0 Td [(,)-530(liefert)-473(\273Rosen\344pfel\253,)-530(welche)-473(den)-474(Geschmack)-473(reifer)]TJ -35.76 -13.549 Td [(Aprikosen)-485(haben)-486(und)-485(nach)-486(Rosenwasser)-485(duften.)-956(Der)-485(Baum)]TJ 0 -13.549 Td [(selbst)-371(ist)-370(reich)-371(verzweigt)-371(und)-371(tr\344gt)-370(immergr\374ne)-371(Bl\344tter,)-401(die)-370(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-250(Gestalt)-250(den)-250(Pfirsichbl\344ttern)-250(gleichen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Wichtig)-579(sind,)-662(mehr)-579(noch)-579(ihres)-579(Holzes)-579(als)-579(ihrer)-579(Fr\374chte)]TJ -11.956 -13.55 Td [(wegen,)-591(die)-522(zu)-522(den)-523(Ebenholzb\344umen)-522(geh\366renden)-522(Diospyros-)]TJ 0 -13.549 Td [(Arten.)-1000(Der)-500(japanisch-chinesische)]TJ/F31 10.9091 Tf 160.865 0 Td [(Diospyros)-500(Kaki)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.909 0 Td [(,)-562(den)-500(man)]TJ -231.774 -13.549 Td [(in)-405(La)-404(Mortola)-405(zieht,)-443(liefert)-404(die)-405(Kakis.)-714(Ein)-404(kleiner)-405(Baum)-404(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(eirunden)-490(Bl\344ttern,)-551(gelblichwei\337en)-490(Bl\374then)-490(und)-490(runden,)-550(etwa)]TJ 0 -13.549 Td [(pfirsichgro\337en,)-333(r\366thlichgelben)-316(Fr\374chten.)-447(Diese)-316(Fr\374chte)-316(m\374ssen)]TJ 0 -13.55 Td [(\374berreif)-178(werden,)-193(um)-178(feinen)-178(Geschmack)-178(zu)-179(gewinnen,)-192(dann)-178(halten)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-256(die)-255(Mitte)-256(zwischen)-255(Pflaumen)-256(und)-256(Aprikosen.)-266(An)-256(der)-255(Riviera)]TJ 0 -13.549 Td [(reifen)-213(die)-213(Kakis)-214(im)-213(October.)-237(In)-214(Japan)-213(benutzt)-213(man)-213(auch)-213(das)-213(Holz)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-492(B\344ume,)-553(das)-493(dem)-492(Holz)-493(unserer)-492(Wallnu\337b\344ume)-492(\344hnelt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Doch)-452(weit)-451(\374bertroffen)-452(wird)-451(das)-451(Kakiholz)-452(von)-451(dem)-452(Holz)-451(der)]TJ 0 -13.55 Td [(s\374dindischen)-288(und)-288(ceylonischen)]TJ/F31 10.9091 Tf 139.715 0 Td [(Diospyros)-288(Ebenum)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.882 0 Td [(und)-288(anderen)]TJ -226.597 -13.549 Td [(ihm)-321(nahe)-322(verwandten)-321(Arten,)-339(welche)-322(das)-321(Ebenholz)-321(liefern.)-464(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(schwarze)-508(Kernholz)-508(dieser)-508(B\344ume)-508(war)-508(schon)-508(im)-1015(Alterthum)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([052])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(bekannt.)-450(Es)-317(galt)-317(als)-317(das)-317(gesch\344tzteste)-316(Holz)-317(jener)-317(Zeiten.)-450(Nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-436(Theophrast,)-483(sondern)-436(auch)-435(das)-436(alte)-436(Testament)-436(sind)-436(seines)]TJ 0 -13.55 Td [(Lobes)-376(voll.)-626(Seine)-376(Dichte)-375(und)-376(seine)-375(dunkle)-376(F\344rbung)-375(verleihen)]TJ 0 -13.549 Td [(ihm)-467(so)-468(hohen)-467(Werth;)-577(durch)-467(seine)-468(Schwere)-467(ist)-468(es)-467(leicht)-467(von)]TJ 0 -13.549 Td [(anderen)-250(schwarz)-250(gebeizten)-250(H\366lzern)-250(zu)-250(unterscheiden.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-439(zu)-439(den)-439(Anacardiaceen)-439(geh\366rige)-439(ostindische)]TJ/F31 10.9091 Tf 222.616 0 Td [(Mangifera)]TJ -234.572 -13.549 Td [(indica)]TJ/F16 10.9091 Tf 27.273 0 Td [(,)-275(den)-271(Mango-Baum,)-275(der)-270(die)-271(k\366stlichste)-270(Frucht)-270(der)-270(Tropen)]TJ -27.273 -13.549 Td [(liefert,)-274(gelang)-270(es)-269(bis)-269(jetzt)-270(nicht)-269(in)-269(La)-270(Mortola)-269(zu)-269(erhalten.)-308(Wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-511(wird)-510(man)-511(zahlreiche)-510(andere)-511(Anacardiaceen)-511(sehen.)-1031(Zu)]TJ 0 -13.55 Td [(diesen)-327(geh\366rt)-328(auch)-327(der)-327(mit)-328(hellgr\374nen)-327(gefiederten)-327(Bl\344ttern)-327(und)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-191(rothen)-191(Fruchttrauben)-191(versehene)-191(Baum,)-203(dem)-191(man)-191(so)-191(oft)-191(in)-191(den)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344rten)-234(und)-234(an)-234(den)-235(Stra\337en)-234(der)-234(Riviera)-234(begegnet)-234(und)-234(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 246.692 0 Td [(Schinus)]TJ -246.692 -13.549 Td [(Molle)]TJ/F16 10.9091 Tf 30.511 0 Td [(hei\337t.)-891(Dieser)-464(Baum)-464(wird)-464(als)-464(Pfefferbaum)-464(bezeichnet.)]TJ -30.511 -13.549 Td [(Mit)-367(dem)-366(echten)-367(Pfeffer)-367(haben)-366(seine)-367(pfefferkorngro\337en)-366(Beeren)]TJ 0 -13.55 Td [(aber)-454(nichts)-453(gemein.)-861(Der)-453(echte)-454(Pfeffer)-453(stammt)-454(vielmehr)-453(von)]TJ 0 -13.549 Td [(schlanken)-268(ostindischen)-267(Lianen)-268(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 140.857 0 Td [(Piper)-268(nigrum)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.676 0 Td [(\051,)-272(die)-268(nach)-267(Art)-268(des)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(53)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Epheus)-379(klettern)-380(und)-379(mit)-380(Luftwurzeln)-379(an)-380(der)-379(Unterlage)-379(haften.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-327(Fruchttrauben)-327(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 104.024 0 Td [(Schinus)-327(Molle)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.528 0 Td [(sind)-327(aber)-327(denjenigen)-328(des)]TJ -170.552 -13.549 Td [(Pfeffers)-508(wirklich)-508(\344hnlich)-508(und)-508(n\344hern)-508(sich)-508(dem)-508(Pfeffer)-508(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-451(Geschmack.)-851(Ein)-450(Getr\344nk,)-501(das)-451(in)-450(Peru)-450(und)-451(Brasilien)-450(aus)]TJ 0 -13.55 Td [(diesen)-538(Beeren)-538(dargestellt)-538(wird,)-610(soll)-538(an)-538(Wein)-538(erinnern.)-1113(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(liegt)-335(f\374r)-334(uns)-335(nahe,)-356(auch)-335(die)-335(in)-334(La)-335(Mortola)-335(cultivirten)-334(Vertreter)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-420(Gattung)-420(Zizyphus)-420(zu)-421(beachten.)-760(Befindet)-420(sich)-420(doch)-420(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(denselben)-265(der)-265(in)-265(S\374deuropa)-265(und)-265(an)-265(der)-265(nordafrikanischen)-264(K\374ste)]TJ 0 -13.549 Td [(einheimische)]TJ/F31 10.9091 Tf 62.612 0 Td [(Zizyphus)-462(lotus)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.056 0 Td [(.)-887(Im)-463(Alterthum)-462(wurden)-463(mehrere)]TJ -127.668 -13.55 Td [(Pflanzen)-267(Lotus)-268(genannt,)-271(doch)-267(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 146.429 0 Td [(Zizyphus)-267(lotus)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.842 0 Td [(allem)-267(Anschein)]TJ -212.271 -13.549 Td [(nach)-343(jener)-343(Strauch,)-366(den)-343(Theophrast)-343(als)-343(Lotus)-343(bezeichnet.)-528(Von)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-297(Fr\374chten)-297(dieses)-297(Strauches)-297(w\344re)-297(somit)-297(schon)-297(bei)-297(Homer)-297(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Rede.)-780(Sie)-426(bildeten)-426(ein)-427(wichtiges)-426(Nahrungsmittel)-427(der)-426(Armen,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-307(die)-308(Bewohner)-307(von)-307(Tunis)-308(und)-307(Tripolis)-307(hie\337en,)-322(weil)-307(sie)-307(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(vornehmlich)-379(von)-379(diesen)-378(Fr\374chten)-379(ern\344hrten,)-411(Lotophagen.)-636(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzengattung)-269(Zizyphus)-268(geh\366rt)-268(zu)-269(den)-268(Kreuzdorn-Gew\344chsen)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Rhamneen)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.047 0 Td [(\051.)-1060(Die)-519(Fr\374chte)-520(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 100.375 0 Td [(Zizyphus)-520(lotus)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.353 0 Td [(sind)-520(so)-520(gro\337)]TJ -221.408 -13.549 Td [(wie)-456(Schlehen;)-560(ihr)-456(mehliges)-457(Gewebe,)-1015(das)-457(den)-456(inneren)-456(Kern)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([053])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(umgibt,)-231(kann)-225(zu)-226(Brod)-226(verbacken)-226(werden)-225(und)-226(auch)-226(ein)-225(g\344hrendes)]TJ 0 -13.55 Td [(Getr\344nk)-298(liefern.)-393(Aus)-297(den)-298(Fr\374chten)-298(anderer)-297(Arten,)-310(so)-298(vor)-297(Allem)]TJ 0 -13.549 Td [(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 18.236 0 Td [(Zizyphus)-339(vulgaris)]TJ/F16 10.9091 Tf 78.247 0 Td [(,)-361(eines)-338(in)-339(Syrien)-339(heimischen)-338(B\344umchens,)]TJ -96.483 -13.549 Td [(und)-414(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 41.754 0 Td [(Zizyphus)-414(jujuba)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.189 0 Td [(,)-455(einem)-413(B\344umchen,)-455(das)-414(in)-413(Ostindien)]TJ -112.943 -13.549 Td [(w\344chst,)-182(werden)-166(die)-165(fr\374her)-166(sehr)-165(beliebten)-166(Jujubapasten)-165(dargestellt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Von)]TJ/F31 10.9091 Tf 23.547 0 Td [(Zizyphus)-436(spina)-437(Christi)]TJ/F16 10.9091 Tf 102.271 0 Td [(,)-483(einem)-436(im)-437(Thale)-436(des)-437(Jordan)-436(und)]TJ -125.818 -13.55 Td [(am)-382(Todten)-381(Meere)-382(verbreiteten)-381(dornigen)-382(Strauche,)-414(dem)-381(Nebeg)]TJ 0 -13.549 Td [(oder)-651(Sfidr,)-752(geht)-651(die)-651(Sage,)-752(aus)-651(ihm)-651(sei)-651(die)-651(Dornenkrone)]TJ 0 -13.549 Td [(Christi)-598(geflochten)-598(worden.)-1293(Man)-598(hat)-598(auch)-598(die)-598(in)-597(unseren)]TJ 0 -13.549 Td [(nordischen)-186(G\344rten)-186(cultivirten)-186(dornigen)-186(Gleditschien)-186(als)-186(Christus-)]TJ 0 -13.549 Td [(Akazien)-362(bezeichnet)-361(und)-362(mit)-362(ihnen)-361(die)-362(Vorstellung)-362(von)-361(Christi)]TJ 0 -13.549 Td [(Dornenkrone)-404(verkn\374pft,)-443(doch)-404(dies)-404(unter)-404(allen)-404(Umst\344nden)-404(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(Unrecht,)-220(da)-211(die)-212(Gleditschien)-212(erst)-212(im)-212(achtzehnten)-212(Jahrhundert)-211(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(Nordamerika)-434(eingef\374hrt)-434(wurden.)-802(Die)-434(Zizyphus-Arten)-433(werfen)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-497(Winters)-497(ihre)-497(Bl\344tter)-497(ab,)-559(treiben)-497(aber)-497(zeitig)-496(im)-497(Fr\374hjahr)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-345(bedecken)-346(sich)-345(mit)-346(sehr)-345(dunklem)-346(Laub.)-536(Da)-346(sie)-345(sehr)-345(d\374nne)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Zweige)-251(haben,)-251(h\344ngen)-251(diese)-251(abw\344rts)-251(und)-251(gew\344hren)-251(mit)-251(den)-250(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(r\366thenden)-250(Fr\374chten)-250(beladen,)-250(sp\344ter)-250(ein)-250(sehr)-250(zierliches)-250(Bild.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Unter)-256(den)-257(Anacardiaceen)-256(von)-256(La)-257(Mortola,)-258(die)-256(ein)-256(besonderes)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Interesse)-489(bieten,)-548(befindet)-489(sich)-488(auch)-489(der)-489(echte)-488(Pistazienbaum)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Pistacia)-156(vera)]TJ/F16 10.9091 Tf 56.848 0 Td [(\051,)-175(dann)-156(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 46.212 0 Td [(Rhus)-156(succedanea)]TJ/F16 10.9091 Tf 74.412 0 Td [(,)-175(welche)-156(das)-156(japanische)]TJ -181.105 -13.549 Td [(Baumwachs)-610(liefert,)-700(sowie)-611(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 148.493 0 Td [(Rhus)-610(vernicifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 76.343 0 Td [(,)-700(aus)-610(deren)]TJ -224.836 -13.55 Td [(Milchsaft)-243(die)-244(Japaner)-243(den)-243(ber\374hmten)-244(japanischen)-243(Lack)-243(bereiten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-541(Ausflie\337en)-540(dieses)-541(sehr)-541(giftigen)-540(Milchsaftes)-541(wird)-540(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(Einschnitte)-382(in)-383(die)-382(Rinde)-382(veranla\337t.)-648(Um)-382(den)-382(Lack)-383(aus)-382(ihm)-382(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(machen,)-248(versetzt)-247(man)-248(ihn)-247(mit)-247(dem)-247(\326le)-248(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 190.354 0 Td [(Bignonia)-247(tomentosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.549 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(oder)-257(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 41.353 0 Td [(Perilla)-257(ocymoides)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.956 0 Td [(und)-257(f\374gt)-257(auch)-256(wohl)-257(Zinnober)-257(hinzu.)]TJ -123.309 -13.55 Td [(Die)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.945 0 Td [(Rhus)-476(vernicifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.071 0 Td [(h\344lt)-476(im)-476(Freien)-476(selbst)-476(in)-476(den)-476(w\344rmeren)]TJ -101.016 -13.549 Td [(Theilen)-250(von)-250(Deutschland)-250(aus.)]TJ 11.955 -15.185 Td [(Ein)-306(\344u\337erst)-307(niedlicher)-306(Strauch)-306(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 150.63 0 Td [(Capparis)-306(spinosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 77.295 0 Td [(,)-320(welcher)]TJ -239.88 -13.55 Td [(die)-409(echten)-409(Kapern)-409(liefert.)-727(Im)-409(Bl\374thenschmuck)-409(sieht)-409(man)-408(ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-568(im)-568(Herbst,)-647(und)-568(wer)-568(einmal)-568(um)-568(jene)-568(Zeit,)-647(am)-568(Comer)]TJ 0 -13.549 Td [(See)-462(entlang,)-516(von)-462(Cadenabbia)-462(nach)-463(Tremezzo)-462(wanderte,)-515(dem)]TJ 7.159 -13.549 Td [(werden)-656(sicher)-657(vor)-656(dem)-656(Eingang)-656(in)-656(den)-657(letzten)-656(Ort)-656(die)]TJ/F16 7.9701 Tf -79.915 0 Td [([054])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(dunkelgr\374nen)-656(Kapernstr\344ucher)-656(an)-656(der)-657(Mauer,)-757(wegen)-656(ihrer)]TJ 0 -13.55 Td [(sch\366nen)-201(Bl\374then,)-211(aufgefallen)-202(sein.)-233(Lange)-202(violette)-201(Staubgef\344\337e)-201(in)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337er)-327(Zahl)-326(strahlen)-327(aus)-327(der)-326(schneewei\337en)-327(zarten)-326(Bl\374thenh\374lle)]TJ 0 -13.549 Td [(hervor,)-483(freilich)-437(hier)-437(so)-437(hoch)-436(an)-437(der)-437(Mauer,)-483(da\337)-437(man)-437(sie)-436(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(schwer)-382(erreichen)-382(kann.)-647(An)-382(vielen)-383(Orten)-382(der)-382(Riviera)-382(wird)-382(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Kapernstrauch)-336(im)-335(Gro\337en)-336(gezogen,)-356(seine)-336(Bl\374thenknospen)-335(sind)]TJ 0 -13.55 Td [(es)-373(und)-373(nicht)-373(die)-373(Fr\374chte,)-404(die)-373(als)-373(Kapern)-373(dienen.)-618(Man)-373(pfl\374ckt)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-253(im)-252(Sommer)-253(und)-253(legt)-253(sie)-252(in)-253(Weinessig)-253(ein;)-254(viel)-253(Tausende)-252(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Kilogrammen)-250(Kapern)-250(werden)-250(so)-250(in)-250(der)-250(Proven\347e)-250(bereitet.)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Staunend)-398(bleibt)-399(man)-398(wohl)-399(im)-398(La)-399(Mortola-Garten)-398(vor)-399(einer)]TJ -11.955 -13.549 Td [(Nachtschattenart,)-840(dem)-722(baumartigen)]TJ/F31 10.9091 Tf 174.268 0 Td [(Solanum)-722(Warszewiczii)]TJ/F16 10.9091 Tf 103.635 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(stehen,)-811(an)-699(welchem)-698(Fr\374chte)-699(von)-698(Gr\366\337e)-699(und)-699(Gestalt)-698(der)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374hnereier)-430(h\344ngen.)-790(Dann)-430(bemerkt)-430(man)-430(auch)-430(das)-430(krautartige)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Solanum)-547(Melongena)]TJ/F16 10.9091 Tf 93.234 0 Td [(,)-622(dessen)-547(gurkenf\366rmige)-548(violette)-547(Fr\374chte)]TJ -93.234 -13.55 Td [(gekocht)-269(werden,)-273(und)-269(oft)-269(als)-269(Gem\374se)-269(den)-269(Braten)-269(an)-268(italienischer)]TJ 0 -13.549 Td [(Tafel)-250(garniren.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(55)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Unter)-559(den)-559(krautartigen)-559(Gew\344chsen)-559(fallen)-559(uns)-559(auch)-558(wohl)]TJ -11.956 -13.549 Td [(manche)-395(Doldenpflanzen)-396(\050Umbelliferen\051)-395(durch)-395(ihre)-395(Gr\366\337e)-395(auf.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-419(sind)-419(bei)-418(weitem)-419(m\344chtiger)-419(noch)-419(als)-419(die)-418(Meisterwurz,)-461(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Imperatoria)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.724 0 Td [(,)-543(unserer)-485(G\344rten)-484(entwickelt.)-954(Besonders)-484(imponirt)]TJ/F31 10.9091 Tf -52.724 -13.55 Td [(Ferula)-506(communis)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.456 0 Td [(,)-571(das)-506(Stecken-)-507(oder)-506(Ruthenkraut,)-571(das)-506(auch)]TJ -79.456 -13.549 Td [(eine)-493(eigene)-494(Geschichte)-493(besitzt.)-981(Dieses)-493(Doldengew\344chs,)-554(das)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-589(Mittelmeer)-590(zu)-589(Hause)-589(ist,)-675(kann)-589(eine)-589(H\366he)-590(bis)-589(zu)-589(vier)]TJ 0 -13.549 Td [(Meter)-398(erreichen.)-694(Den)-398(Stengel)-398(benutzte)-398(man)-398(im)-398(Alterthum)-397(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(Spazierst\366cken)-239(und)-239(seiner)-240(Z\344higkeit)-239(wegen)-239(auch)-239(zum)-239(Z\374chtigen)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-497(Sklaven)-497(und)-497(Kindern,)-558(wozu)-497(man)-497(ihn)-497(zuvor)-497(im)-496(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(einzuweichen)-470(pflegte.)-910(Davon)-470(kommt)-470(der)-470(Name)]TJ/F31 10.9091 Tf 228.55 0 Td [(Ferula)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.694 0 Td [(,)-525(der)]TJ -258.244 -13.549 Td [(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.749 0 Td [(ferire)]TJ/F16 10.9091 Tf 28.625 0 Td [(\050gei\337eln\051)-402(abgeleitet)-402(ist.)-706(Das)-402(Mark)-402(des)-402(Stengels)-402(ist)]TJ -49.374 -13.549 Td [(sehr)-309(locker)-309(und)-309(wird)-309(heute)-309(noch)-309(in)-309(Sicilien)-309(als)-309(Zunder)-308(benutzt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-481(Feuer)-481(glimmt)-481(in)-481(diesem)-480(Mark)-481(fort,)-539(und)-481(daher)-481(geht)-480(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Sage,)-214(Prometheus)-204(habe)-205(in)-204(einem)-205(solchen)-204(Ferulastengel)-205(das)-204(Feuer)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-373(Erde)-373(gebracht,)-404(das)-374(er)-373(dem)-373(Zeus)-373(entwandte.)]TJ/F30 10.9091 Tf 220.985 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.526 0 Td [(Der)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.425 0 Td [(Ferula)]TJ -250.936 -13.549 Td [(communis)]TJ/F16 10.9091 Tf 45.923 0 Td [(steht)-155(sehr)-154(nah)-155(der)-154(Stink-Asand,)-174(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.392 0 Td [(Ferula)-155(Scorodosma)]TJ/F16 10.9091 Tf -195.315 -13.549 Td [(der)-354(persischen)-353(Steppen.)-561(Sie)-354(ist)-354(eine)-353(derjenigen)-354(Umbelliferen,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([055])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(welche)-393(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.792 0 Td [(asa)-393(foetida)]TJ/F16 10.9091 Tf 54.024 0 Td [(liefern.)-678(Dieses)-392(Gummiharz)-393(entstammt)]TJ -106.816 -13.55 Td [(vornehmlich)-448(der)-448(Wurzel)-448(dieser)-448(Pflanzen.)-844(Sein)-448(Duft)-448(h\344lt)-447(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Mitte)-304(zwischen)-303(Knoblauch)-304(und)-303(Benzo\353.)-411(Die)-303(Pflanze)-304(war)-303(allem)]TJ 0 -13.549 Td [(Anschein)-507(nach)-507(schon)-507(den)-506(Alten)-507(bekannt)-507(und)-507(von)-507(ihnen)-506(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Silphium)-440(bezeichnet.)-820(Das)-439(Gummiharz)-440(hie\337)-440(Laser.)-820(Mit)-439(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Laser)-290(w\374rzte)-290(man)-289(die)-290(Speisen)-290(und)-289(die)-290(Perser)-290(benutzen)-290(es)-289(heute)]TJ 0 -13.55 Td [(noch)-429(als)-428(Gew\374rz.)-786(Auch)-429(gab)-429(es)-428(eine)-429(Zeit,)-473(wo)]TJ/F31 10.9091 Tf 217.332 0 Td [(asa)-429(foetida)]TJ/F16 10.9091 Tf 54.811 0 Td [(in)]TJ -272.143 -13.549 Td [(Frankreich)-281(beliebt)-281(war,)-289(und)-281(man)-281(mit)-281(derselben)-281(die)-281(Suppenteller)]TJ 0 -13.549 Td [(einrieb,)-250(um)-250(die)-250(Suppe)-250(\273schmackhafter\253)-250(zu)-250(machen.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Der)-370(graubl\344tterige,)-401(immergr\374ne)-370(Baum,)-401(welcher)-370(\273japanische)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Mispeln\253)-368(tr\344gt,)-398(die)-368(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 95.089 0 Td [(Eriobotria)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.069 0 Td [(\253)-368(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 32.869 0 Td [(Photinia)-368(japonica)]TJ/F16 10.9091 Tf 83.792 0 Td [(ist)-368(in)]TJ -257.819 -13.549 Td [(den)-261(G\344rten)-260(der)-261(Riviera)-260(so)-261(verbreitet,)-263(da\337)-260(man)-261(ihn)-260(in)-261(La)-260(Mortola)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-350(als)-350(alten)-350(Bekannten)-349(begr\374\337t.)-550(Die)-350(lichtgelben,)-374(s\344uerlich-)]TJ 0 -13.549 Td [(s\374\337en,)-191(pflaumengro\337en)-176(Fr\374chte)-176(hat)-176(man)-176(oft)-176(schon)-176(bei)-176(Mahlzeiten)]TJ 0 -13.55 Td [(genossen,)-432(sie)-395(allenfalls)-396(auch)-396(schmackhaft)-395(gefunden,)-432(wenn)-395(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-256(reif)-255(und)-256(frisch)-256(waren.)-267(Der)-255(Baum)-256(stammt)-256(urspr\374nglich)-255(wohl)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(aus)-451(China.)-854(Rein's)-452(Angaben)-451(zufolge)-451(ist)-452(er)-451(1787)-451(mit)-451(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Ziergew\344chsen)-319(und)-318(Nutzpflanzen)-319(durch)-319(Sir)-318(Joseph)-319(Banks)-318(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(England)-327(gebracht)-326(worden.)-480(Jetzt)-327(reicht)-326(er)-327(\374ber)-326(ganz)-327(Italien)-326(und)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-250(selbst)-250(am)-250(Genfer)-250(See)-250(zu)-250(finden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Diesem)-503(Baume)-503(nahe)-502(verwandt)-503(ist)-503(ein)-503(anderer)-503(von)-502(gleich)]TJ -11.956 -13.549 Td [(geringer)-319(H\366he,)-335(der)-319(in)-318(den)-319(G\344rten)-318(der)-319(Riviera)-318(sehr)-319(viel)-318(cultivirt)]TJ 0 -13.55 Td [(wird)-192(und)-193(jedem)-192(Pflanzenfreund)-192(daher)-192(auffallen)-193(mu\337:)-192(die)-192(in)-192(Japan)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-423(China)-424(heimische)]TJ/F31 10.9091 Tf 100.515 0 Td [(Photinia)-423(serrulata)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.202 0 Td [(.)-770(Ihre)-423(gro\337en)-423(Bl\344tter)]TJ -182.717 -13.549 Td [(sehen)-274(lorbeerartig)-275(aus,)-280(zwischen)-274(denselben)-275(leuchten)-274(die)-274(flachen)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337en)-200(Bl\374thenrispen)-200(hervor.)-234(Aus)-200(der)-200(Ferne)-201(sehen)-200(sie)-200(fast)-200(so)-200(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-216(Bl\374thenst\344nde)-216(unseres)-215(Holunders)-216(aus.)-239(Die)-216(Photinien)-215(geh\366ren)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-423(den)-424(Rosifloren.)-770(Sie)-423(zeigen)-424(manche)-423(\334bereinstimmung)-423(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-462(Wei\337dornarten,)-515(der)-462(Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 153.728 0 Td [(Crataegus)]TJ/F16 10.9091 Tf 45.458 0 Td [(,)-515(und)-462(werden)-462(mit)]TJ -199.186 -13.549 Td [(denselben)-291(zum)-291(Theil)-291(vereinigt.)-373(Im)-291(La)-291(Mortola-Garten)-291(ist)-291(die)-290(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-265(N\344he)-265(des)-264(Einganges)-265(stehende)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.553 0 Td [(Photinia)-265(serrulata)]TJ/F16 10.9091 Tf 83.363 0 Td [(daher)-265(auch)]TJ -232.916 -13.549 Td [(mit)-250(ihrem)-250(Synonym)-250(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 104.858 0 Td [(Crataegus)-250(glabra)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.007 0 Td [(bezeichnet.)]TJ -172.909 -15.186 Td [(Mit)-485(einigem)-486(Interesse)-485(sieht)-485(man)-486(sich)-485(im)-485(Garten)-486(von)-485(La)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.711 0 Td [([056])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Mortola)-238(einen)-239(stattlichen,)-240(mit)-238(harten,)-241(kleinen)-238(Bl\344ttern)-238(bedeckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum,)-200(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 46.351 0 Td [(Quillaja)-188(Saponaria)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.923 0 Td [(an,)-200(der,)-200(wie)-188(die)-188(japanische)-187(Mispel,)]TJ -132.274 -13.55 Td [(zu)-153(den)-154(rosenbl\374thigen)-153(Gew\344chsen)-153(geh\366rt,)-173(merkw\374rdig)-153(aber)-153(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-289(saponinreiche)-288(Rinde)-288(ist.)-366(Diese)-288(Rinde,)-298(die)-289(als)-288(Panamaholz)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-494(Chile)-494(importirt)-494(wird,)-554(sch\344umt)-494(in)-494(Wasser)-494(auf)-494(wie)-493(Seife,)]TJ 0 -13.549 Td [(steht)-297(als)-296(solche)-297(in)-296(Chile)-297(allgemein)-296(im)-297(Gebrauch,)-308(dient)-297(auch)-296(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-377(zum)-377(Waschen)-378(von)-377(Wolle)-377(und)-377(Seide)-377(und)-377(zu)-377(kosmetischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Zwecken.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Als)-994(wohl)-994(bekannte)-995(Pflanzenform)-994(begr\374\337t)-994(man)-994(den)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Johannisbrodbaum)-481(oder)-481(Caroubier)-480(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 164.796 0 Td [(Ceratonia)-481(siliqua)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.198 0 Td [(\051.)-942(Man)]TJ -243.994 -13.55 Td [(hat)-229(ihn)-229(schon)-230(in)-229(weit)-229(pr\344chtigeren)-229(Exemplaren)-229(in)-229(der)-229(Umgebung)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-382(Mentone)-382(gesehen.)-645(Alte)-382(St\344mme)-382(erinnern)-382(in)-382(der)-382(Form)-381(an)]TJ 0 -13.549 Td [(unsere)-374(Eichen;)-435(an)-373(den)-374(paarig)-373(gefiederten)-374(lederartigen)-373(Bl\344ttern)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-379(aber)-380(der)-379(Johannisbrodbaum)-380(als)-379(solcher)-380(sofort)-379(zu)-379(erkennen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-247(H\374lsen,)-248(Leckerbissen,)-248(die)-248(auf)-247(keinem)-247(Jahrmarkt)-248(fehlen,)-247(und)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-263(denen)-263(sich)-262(Kinder)-263(allgemein)-263(erfreuen,)-266(sind)-263(im)-263(Fr\374hjahr)-262(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-411(klein,)-451(da\337)-411(man)-411(sie)-411(an)-411(den)-411(Zweigen)-411(suchen)-411(mu\337.)-411(Aus)-411(den)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(57)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(reifen)-362(H\374lsen)-362(wird)-362(ein)-362(s\374\337er,)-390(honig\344hnlicher)-362(Saft)-362(gepre\337t,)-390(der)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-253(Keratameli)-253(im)-253(Orient)-253(genossen)-253(wird.)-259(Mit)-253(diesen)-253(H\374lsen)-252(soll,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-368(Sage)-367(nach,)-397(Johannes)-367(der)-368(T\344ufer)-367(sich)-368(in)-367(der)-368(W\374ste)-367(ern\344hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(haben)-396(und)-396(der)-396(Baum)-396(nach)-396(dem)-396(Vorl\344ufer)-396(des)-396(Messias)-395(seinen)]TJ 0 -13.55 Td [(Namen)-254(f\374hren.)-261(Die)-254(reifen)-253(Samen)-254(innerhalb)-254(der)-254(H\374lsen)-253(zeichnen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-259(durch)-259(auffallend)-258(\374bereinstimmende)-259(Gr\366\337e)-259(aus,)-261(woraus)-258(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(erkl\344rt,)-203(da\337)-191(sie)-191(einst)-191(als)-192(Gewichte)-191(dienten)-191(und)-191(der)-191(kleinen)-191(Einheit)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-240(Gold-)-239(und)-240(Diamantengewicht)-240(den)-240(Namen)-239(gaben.)-247(Denn)-239(Karat)]TJ 0 -13.549 Td [(stammt)-372(von)-372(Kerateia,)-403(dem)-372(griechischen)-372(Wort)-372(f\374r)-372(diese)-372(H\374lse.)]TJ 0 -13.55 Td [(Um)-239(gute)-239(Fr\374chte)-240(zu)-239(tragen,)-241(mu\337)-239(der)-240(Baum)-239(veredelt)-239(werden,)-241(und)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-342(waren)-342(jedenfalls)-343(die)-342(Araber,)-365(welche)-342(die)-342(bessere)-342(Fruchtform)]TJ 0 -13.549 Td [(dieses)-194(Baumes)-194(am)-194(Mittelmeer)-194(verbreiteten.)-231(Er)-194(ist)-194(in)-194(S\374d-Arabien)]TJ 0 -13.549 Td [(wohl)-211(zu)-211(Hause,)-219(doch)-211(an)-212(vielen)-211(Orten)-211(der)-211(Riviera)-211(jetzt)-211(verwildert.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Im)-527(La)-528(Mortola-Garten)-527(werden)-527(auch)-528(der)-527(Theestrauch)-527(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Kaffeebaum)-756(im)-757(Freien)-756(gezogen.)-1768(Der)-757(Theestrauch,)-882(der)]TJ 0 -13.549 Td [(baumf\366rmig)-339(bis)-338(zu)-339(f\374nfzehn)-338(Meter)-338(H\366he)-339(emporwachsen)-338(kann,)]TJ 0 -13.55 Td [(macht)-864(den)-433(Eindruck)-432(einer)-432(Camellie,)-478(und)-432(in)-432(der)-432(That)-432(geh\366rt)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([057])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(er)-449(auch)-449(wie)-448(diese)-449(zu)-449(der)-449(Familie)-448(der)-449(Ternstr\366miaceen,)-499(ja)-448(er)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-340(jetzt)-340(sogar)-340(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 89.36 0 Td [(Camellia)-340(Thea)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.236 0 Td [(mit)-340(dem)-340(Camellienbaum)-339(in)]TJ -158.596 -13.549 Td [(derselben)-452(Gattung)-452(vereinigt.)-856(Der)-452(Name)-452(Camellia,)-502(den)-452(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzengattung)-425(f\374hrt,)-468(klingt)-424(so)-425(poetisch,)-468(vielleicht)-425(weil)-424(man)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-284(die)-284(\273Camelien-Dame\253)-285(bei)-284(demselben)-284(denkt;)-301(thats\344chlich)-284(hat)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-304(aber)-303(einen)-304(viel)-304(prosaischeren)-303(Ursprung.)-411(Er)-304(entstand)-303(n\344mlich)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-418(Kamel,)-459(dem)-417(Familiennamen)-418(eines)-418(Jesuitenpaters,)-459(der)-417(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(mehr)-485(als)-485(anderthalb)-485(Jahrhunderten)-485(die)-485(Camellie)-485(aus)-485(Manilla)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-276(Spanien)-276(brachte.)-328(Diesem)-276(Georg)-276(Kamel)-276(zu)-276(Ehren)-275(benannte)]TJ 0 -13.549 Td [(Linn\351)-470(die)-470(Pflanze,)-525(er)-470(f\374gte)]TJ/F31 10.9091 Tf 131.353 0 Td [(japonica)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.309 0 Td [(hinzu,)-525(da)-470(die)-470(Camellie)]TJ -174.662 -13.55 Td [(in)-468(Japan)-468(zu)-467(Hause)-468(ist,)-523(und)-467(von)-468(dort)-468(aus)-468(auch)-468(nach)-467(Manilla)]TJ 0 -13.549 Td [(gelangt)-311(war.)]TJ/F30 10.9091 Tf 59.331 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.851 0 Td [(Die)-311(Bl\374then)-312(des)-311(Theestrauches)-312(erinnern)-311(sehr)-311(an)]TJ -68.182 -13.549 Td [(die)-271(ungef\374llten)-271(Camellien)-271(und)-271(haben)-271(zahlreiche)-271(Staubf\344den)-270(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(diese.)-258(In)-253(La)-252(Mortola)-253(bl\374ht)-253(der)-252(Theestrauch)-253(im)-253(September.)-257(Seine)]TJ 0 -13.549 Td [(porzellanwei\337en,)-404(rosa)-373(angehauchten)-374(Bl\374then,)-404(die)-373(sich)-373(aus)-373(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Blattachseln)-323(vordr\344ngen,)-340(verbreiten)-323(einen)-322(nur)-323(schwachen)-322(Duft.)]TJ 0 -13.549 Td [(Nach)-266(den)-265(Berichten)-266(des)-265(Rev.)-266(B.)-266(C.)-265(Henry)-266(ist)-265(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 215.911 0 Td [(Camellia)-266(Thea)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(wild)-198(in)-199(gro\337en)-198(Mengen)-198(noch)-198(im)-199(Innern)-198(der)-198(s\374dchinesischen)-198(Insel)]TJ 0 -13.549 Td [(Hainon)-399(zu)-400(finden.)-697(Die)-400(zahlreichen)-399(Theesorten)-399(verdanken)-399(der)]TJ 0 -13.549 Td [(verschiedenen)-318(Zeit)-318(des)-318(Einsammelns,)-335(dem)-318(verschiedenen)-317(Alter)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-187(eingesammelten)-186(Bl\344tter)-187(und)-186(deren)-187(verschiedener)-186(Behandlung)]TJ 0 -13.55 Td [(ihre)-250(besonderen)-250(Eigenschaften.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-649(arabische)-650(Kaffeebaum,)-749(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 156.937 0 Td [(Coffea)-649(arabica)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.115 0 Td [(,)-749(ist)-649(ein)]TJ -239.008 -13.549 Td [(kleiner)-449(pyramidaler)-449(Baum,)-499(der)-449(bis)-449(zu)-449(f\374nf)-449(oder)-449(sechs)-449(Meter)]TJ 0 -13.549 Td [(H\366he)-629(emporw\344chst.)-1388(Er)-630(tr\344gt)-629(seine)-629(immergr\374nen)-629(dunklen)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344tter)-596(in)-597(gekreuzten)-596(Paaren.)-1289(Die)-596(wei\337en,)-683(nach)-596(Orangen)]TJ 0 -13.549 Td [(duftenden)-355(Bl\374then)-355(stehen)-355(geh\344uft)-355(in)-355(den)-355(Achseln)-355(der)-355(obersten)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344tter.)-1135(Die)-545(Fr\374chte,)-619(die)-545(aus)-545(diesen)-544(Bl\374then)-545(hervorgehen,)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-530(kirschgro\337e,)-601(dunkelrothe)-530(Beeren,)-601(die)-530(zwei)-531(Samen,)-600(die)]TJ 0 -13.549 Td [(sogenannten)-424(Kaffeebohnen,)-467(enthalten.)-772(Der)-424(Kaffeebaum)-423(f\374hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-178(Namen)-178(nach)-178(dem)-178(Bergland)-178(K\342fa)-178(im)-178(s\374dlichen)-177(Abyssinien.)]TJ 0 -13.549 Td [(Man)-152(hat)-151(\374berhaupt)-152(die)-152(s\374dlichen)-151(Provinzen)-152(von)-151(Hoch-Abyssinien)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374r)-469(den)-470(Ursprungsort)-469(des)-469(arabischen)-469(Kaffeebaumes)-469(gehalten,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-501(ist)-501(derselbe)-501(in)-500(neuerer)-501(Zeit)-501(wild)-1002(am)-500(Victoria-Nyansa)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([058])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(und)-627(in)-626(Westafrika)-627(gefunden)-627(worden,)-721(so)-626(da\337)-626(Centralafrika)]TJ 0 -13.549 Td [(wohl)-362(die)-362(eigentliche)-362(Heimath)-362(dieser)-362(Culturpflanze)-362(sein)-362(d\374rfte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Afrika)-594(hat)-593(uns)-594(neuerdings)-593(auch)-593(noch)-594(eine)-593(zweite)-594(Art)-593(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Kaffeebaumes)-179(geliefert,)-194(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 121.428 0 Td [(Coffea)-179(liberica)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.988 0 Td [(.)-226(Sie)-180(wird)-179(in)-179(den)-179(tiefer)]TJ -186.416 -13.549 Td [(gelegenen)-362(Theilen)-362(der)-363(tropischen)-362(K\374stendistricte)-362(gefunden,)-390(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-247(Temperaturwechsel)-246(empfindlicher)-247(als)-246(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 212.18 0 Td [(Coffea)-247(arabica)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.723 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(vertr\344gt)-195(aber)-194(besser)-195(die)-194(Seewinde.)-232(Da)-194(sie)-195(durch)-194(Gr\366\337e)-195(der)-194(Samen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-369(feines)-368(Aroma)-369(derselben)-369(ausgezeichnet)-369(ist,)-398(so)-369(beginnt)-368(ihre)]TJ 0 -13.55 Td [(Cultur)-250(sich)-250(\374ber)-250(die)-250(tropischen)-250(L\344nder)-250(bereits)-250(auszubreiten.)]TJ 11.956 -16.003 Td [(In)-274(den)-274(Kaffeeg\344rten)-273(Arabiens)-274(und)-274(Abyssiniens)-274(wird)-274(auch)-273(ein)]TJ -11.956 -13.55 Td [(zu)-153(den)-153(Celastrineen)-153(geh\366render)-153(Strauch)-153(cultivirt,)-172(mit)-153(gegliederten)]TJ 0 -13.549 Td [(\304stchen,)-350(lederartigen,)-350(lanzettf\366rmigen)-329(Bl\344ttern,)-350(den)-330(man)-330(in)-329(La)]TJ 0 -13.549 Td [(Mortola)-340(sehen)-340(kann)-340(und)-340(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 130.038 0 Td [(Catha)-340(edulis)]TJ/F16 10.9091 Tf 60.154 0 Td [(hei\337t.)-520(Es)-340(ist)-340(das)-340(die)]TJ -190.192 -13.549 Td [(Khatpflanze,)-395(deren)-366(getrocknete)-367(Bl\344tter)-366(von)-366(den)-366(Arabern)-366(theils)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-395(Tabak)-395(gekaut,)-431(theils)-395(auch)-395(mit)-395(Wasser)-395(aufgebr\374ht)-395(und)-394(als)]TJ 0 -13.55 Td [(Thee)-270(genossen)-269(werden.)-309(In)-270(S\374damerika)-269(dienen)-270(andererseits)-269(ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(allgemein)-279(der)-279(Theebereitung)-279(die)-279(Bl\344tter)-279(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 195.791 0 Td [(Ilex)-279(paraguayenses)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(59)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(einer)-367(dem)-368(Khatstrauch)-367(ziemlich)-367(nah)-367(verwandten)-367(Aquifoliacee,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-206(in)-206(Paraguay)-206(und)-207(Brasilien)-206(zu)-206(Hause)-206(ist.)-235(Man)-206(bezeichnet)-206(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344tter)-313(dort)-313(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 69.637 0 Td [(Yerba)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.478 0 Td [(oder)-313(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 38.337 0 Td [(Mate)]TJ/F16 10.9091 Tf 22.418 0 Td [(.)-439(Dieser)-313(Strauch)-314(wird)-313(zwar)]TJ -159.869 -13.549 Td [(im)-232(La)-231(Mortola-Garten)-232(nicht)-232(cultivirt,)-235(doch)-232(sieht)-232(man)-232(dort)-231(andere)]TJ 0 -13.55 Td [(immergr\374ne)-243(Ilex-Arten,)-245(die)-243(ihm)-244(sehr)-243(\344hneln.)]TJ/F30 10.9091 Tf 197.768 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.109 0 Td [(Die)-243(vorhandenen)]TJ -205.877 -13.549 Td [(Arten)-379(der)-380(Sterculiaceen-Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 148.739 0 Td [(Sterculia)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.532 0 Td [(k\366nnen)-380(andererseits)]TJ -192.271 -13.549 Td [(auch)-466(das)-466(Bild)-465(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 88.191 0 Td [(Sterculia)-466(acuminata)]TJ/F16 10.9091 Tf 95.614 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 24.467 0 Td [(Cola)-466(acuminata)]TJ/F16 10.9091 Tf -208.272 -13.549 Td [(ersetzen,)-591(welche)-523(den)-522(afrikanischen)-523(Negern)-523(die)-522(\273Kolan\374sse\253)]TJ 0 -13.549 Td [(liefert.)-1094(Diese)-531(Fr\374chte)-532(sehen)-531(wie)-531(Kastanien)-532(aus)-531(und)-531(haben)]TJ 0 -13.55 Td [(schwach)-265(bitteren)-264(Geschmack.)-295(Die)-264(Neger)-265(wissen)-265(sie)-265(nicht)-264(genug)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-190(preisen,)-201(denn)-190(sie)-190(sollen)-190(den)-189(K\366rper)-190(st\344rken,)-202(schlechtes)-189(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(trinkbar)-270(machen,)-274(gegen)-270(allerlei)-270(Krankheiten)-270(helfen,)-275(den)-269(Hunger)]TJ 0 -13.549 Td [(stillen)-362(und)-362(das)-361(Gem\374th)-362(erheitern.)-586(Thats\344chlich)-362(enthalten)-361(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-268(Kolan\374sse)-268(The\357n,)-272(\344hnlich)-268(wie)-268(die)-268(Thee-)-268(und)-268(Kaffeepflanzen)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-194(au\337erdem)-195(Theobromin)-194(wie)-194(die)-194(Chocolade.)-232(Der)-194(Genu\337)-194(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chte)-250(beginnt)-250(jetzt)-250(bis)-250(nach)-250(England)-250(vorzudringen.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.023 0 Td [([059])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -16.004 Td [(Es)-453(f\344llt)-453(im)-453(La)-454(Mortola-Garten)-453(wie)-453(in)-453(den)-453(anderen)-453(G\344rten)]TJ -11.955 -13.549 Td [(der)-434(Riviera)-433(wohl)-434(auf,)-480(da\337)-433(die)-434(Camellien,)-480(Rhododendren)-433(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Azaleen)-498(so)-498(stark)-498(gegen)-498(andere)-498(Pflanzen)-498(zur\374cktreten.)-994(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(erblickt)-396(sie)-396(nur)-395(vereinzelt)-396(und)-396(bei)-396(weitem)-396(weniger)-396(sch\366n)-395(und)]TJ 0 -13.55 Td [(kr\344ftig)-487(wie)-487(etwa)-486(an)-487(den)-487(italienischen)-487(Seen)-487(entwickelt.)-960(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-426(in)-425(der)-426(Zusammensetzung)-426(des)-425(Bodens)-426(seinen)-425(Grund.)-777(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-383(\374beraus)-383(kalkreiche)-383(Boden)-383(der)-383(Riviera)-383(sagt)-382(diesen)-383(Pflanzen)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-197(zu,)-207(die)-196(ausgepr\344gte)-197(Humusbewohner)-197(sind,)-207(au\337erdem)-196(reiche)]TJ 0 -13.549 Td [(Bew\344sserung)-250(verlangen.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Einen)-272(wichtigen)-271(Handelsartikel)-272(im)-272(Alterthum)-272(und)-272(Mittel)1(alter)]TJ -11.955 -13.549 Td [(haben)-404(auch)-403(wohlriechende)-404(Balsame)-404(gebildet.)-711(Ein)-403(B\344umchen,)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-481(solchen)-481(Balsam)-480(lieferte,)-539(tritt)-481(uns)-480(in)-481(La)-481(Mortola)-481(in)-480(dem)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Styrax)-201(officinalis)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.916 0 Td [(entgegen.)-234(Dieses)-201(Gew\344chs)-202(ist)-201(in)-202(der)-201(Belaubung)]TJ -75.916 -13.549 Td [(einem)-342(Quittenbaum)-342(\344u\337erst)-342(\344hnlich;)-389(es)-342(entfaltet)-342(in)-342(La)-342(Mortola)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-280(Mai)-281(und)-281(Juni)-280(auch)-281(seine)-280(wei\337en,)-288(mit)-281(goldgelben)-280(Staubf\344den)]TJ 0 -13.549 Td [(versehenen,)-203(wohlriechenden)-192(Bl\374then.)-231(Ein)-192(Haupterzeuger)-191(solcher)]TJ 0 -13.55 Td [(Balsame,)-676(die)-590(als)-591(Parf\374m,)-676(als)-590(R\344ucherwerk)-591(und)-591(zu)-590(Salben)]TJ 0 -13.549 Td [(dienten,)-512(war)-459(der)-459(Storax-Baum)-460(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 147.555 0 Td [(Liquidambar)-459(orientale)]TJ/F16 10.9091 Tf 101.382 0 Td [(\051.)-878(Die)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(duftende)-656(Myrrhe,)-757(die)-655(zu)-656(gottesdienstlichen)-656(Zwecken)-655(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-380(Griechen)-380(dient,)-412(stammt)-380(andererseits)-380(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 206.088 0 Td [(Balsamodendron)]TJ -206.088 -13.549 Td [(Myrrha)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.328 0 Td [(,)-502(der)-452(Weihrauch,)-502(oder)-451(das)]TJ/F31 10.9091 Tf 126.903 0 Td [(Olibanum)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.636 0 Td [(,)-502(von)-452(Boswellia-)]TJ -203.867 -13.549 Td [(Arten,)-199(die)-185(im)-186(\344u\337ersten)-186(Osten)-185(von)-186(Afrika)-185(und)-186(auf)-186(dem)-185(arabischen)]TJ 0 -13.55 Td [(K\374stenstriche)-250(wachsen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-401(dem)-401(Garten)-401(von)-401(La)-401(Mortola)-401(kann)-401(man)-401(auch)-401(die)-401(zu)-401(den)]TJ -11.956 -13.549 Td [(H\374lsengew\344chsen)-484(geh\366rende)]TJ/F31 10.9091 Tf 134.764 0 Td [(Indigofera)-484(tinctoria)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.204 0 Td [(sehen,)-543(eine)]TJ -228.968 -13.549 Td [(Pflanze,)-281(die)-275(zu)-274(den)-275(wichtigsten)-274(der)-275(Indigo)-275(liefernden)-274(Gew\344chse)]TJ 0 -13.549 Td [(z\344hlt.)-881(Sie)-460(stellt)-460(einen)-461(kleinen)-460(Strauch)-460(vor,)-513(der)-460(in)-460(Ostindien)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-389(Hause)-389(ist,)-424(der)-389(aber)-390(jetzt)-389(in)-389(anderen)-389(L\344ndern)-389(zwischen)-389(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Wendekreisen,)-242(ja)-240(selbst)-241(an)-240(einzelnen)-240(Stellen)-240(um)-240(Neapel)-240(cultivirt)]TJ 0 -13.549 Td [(wird.)-252(Sie)-251(tr\344gt)-250(unpaarig)-251(gefiederte)-251(Bl\344tter)-250(und)-251(entsendet)-251(aus)-250(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Achseln)-381(derselben)-381(ihre)-381(Bl\374thenst\344nde,)-414(die)-381(mit)-381(kleinen)-381(wei\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(oder)-291(rosenrothen)-291(Bl\374then)-291(besetzt)-291(sind.)-373(Ihre)-291(n\344chste)-291(Verwandte,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-248(man)-248(auch)-248(in)-248(La)-248(Mortola)-247(sehen)-248(kann,)-249(die)-248(zierliche)]TJ/F31 10.9091 Tf 234.572 0 Td [(Indigofera)]TJ -234.572 -13.55 Td [(Dosua)]TJ/F16 10.9091 Tf 30.912 0 Td [(aus)-223(dem)-222(Himalaya,)-228(wird)-223(auch)-222(in)-223(unseren)-222(G\344rten)-223(gezogen.)]TJ -28.258 -13.549 Td [(Wie)-230(in)-230(anderen)-229(Indigo)-230(liefernden)-230(Pflanzen,)-234(zu)-230(denen)-229(auch)-230(unser)]TJ/F16 7.9701 Tf -75.409 0 Td [([060])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Waid)-492(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 32.628 0 Td [(Isatis)-492(tinctoria)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.588 0 Td [(\051)-492(und)-492(der)-492(chinesische)-492(F\344rber-Kn\366terich)]TJ -99.216 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Polygonum)-350(tinctorum)]TJ/F16 10.9091 Tf 95.937 0 Td [(\051)-350(geh\366ren,)-375(ist)-351(in)-350(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 93.6 0 Td [(Indigofera)-350(tinctoria)]TJ/F16 10.9091 Tf -193.17 -13.549 Td [(der)-287(Indigo)-287(nicht)-287(schon)-287(als)-287(solcher)-287(vorhanden.)-361(Die)-286(zerkleinerten)]TJ 0 -13.55 Td [(Pflanzen)-208(m\374ssen)-207(vielmehr)-208(erst)-207(einen)-208(G\344hrungsproce\337)-207(im)-207(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(durchmachen.)-1036(Dieses)-512(wird)-513(abgegossen,)-577(wenn)-512(es)-512(sich)-512(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\374ngelb)-377(f\344rbt)-377(und)-376(dann)-377(ger\374hrt)-377(und)-377(geschlagen,)-408(um)-377(mit)-376(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Sauerstoff)-310(der)-310(Luft)-309(in)-310(m\366glichst)-310(reiche)-310(Ber\374hrung)-310(zu)-309(kommen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dabei)-427(scheidet)-428(sich)-427(der)-427(Indigo)-428(als)-427(unl\366sliches)-427(Pulver)-428(ab.)-781(Er)]TJ 0 -13.55 Td [(bildet)-328(die)-328(\273echteste\253)-328(und)-327(gesch\344tzteste)-328(Pflanzenfarbe,)-348(die)-327(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-373(den)-373(Alten)-373(bekannt)-372(war)-373(und)-373(bei)-373(ihnen)-373(als)-373(Indicum)-372(hoch)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-332(Werthe)-332(stand.)-496(Wie)-332(in)-333(der)-332(Jetztzeit)-332(London,)-352(so)-332(bildete)-332(einst)]TJ 0 -13.549 Td [(Bagdad)-250(den)-250(Weltmarkt)-250(f\374r)-250(diesen)-250(Artikel.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Aus)-1104(den)-1105(exotischen)-1104(Pflanzenformen)-1104(ragen)-1104(allseitig)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Nadelh\366lzer)-390(hervor.)-669(Sie)-390(stechen)-390(eigenartig)-390(von)-390(denselben)-389(ab.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wir)-434(sind)-434(mit)-433(ihren)-434(Gestalten)-434(wohl)-433(vertraut)-434(und)-434(selbst)-434(die)-433(so)]TJ 0 -13.55 Td [(regelm\344\337ig)-585(geformten)-585(Araucarien)-585(sehen)-585(wie)-585(etwas)-585(gezierte)]TJ 0 -13.549 Td [(Tannen)-465(aus.)-894(In)-465(den)-465(Gew\344chsh\344usern)-465(der)-465(Heimath)-465(sah)-464(auch)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(61)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(jeder)-373(schon)-373(die)-372(Cycadeen,)-404(die)-373(hier)-372(in)-373(einer)-373(Anzahl)-373(von)-372(Arten)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-258(freiem)-258(Himmel)-258(gedeihen.)-275(Dem)-258(Laien)-258(wird)-258(es)-258(schwer,)-260(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(vorzustellen,)-222(da\337)-214(die)-215(Cycadeen)-215(Verwandte)-214(der)-215(Nadelh\366lzer)-214(sind.)]TJ 0 -13.549 Td [(Scheinen)-210(sie)-211(doch)-210(mit)-211(ihrem)-210(unverzweigten)-210(Stamm)-211(und)-210(mit)-210(ihrer)]TJ 0 -13.55 Td [(einfachen)-268(Krone)-268(aus)-268(langen)-268(gefiederten)-268(Bl\344ttern,)-272(weit)-268(mehr)-268(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Palmen)-301(zu)-301(gleichen.)-404(Mit)-301(diesen)-301(haben)-301(sie)-301(aber)-301(thats\344chlich)-301(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-282(gewisse)-281(\304hnlichkeit)-282(gemein.)-345(Diese)-282(\344u\337ere)-282(\304hnlichkeit)-281(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Cycasbl\344tter)-163(und)-163(der)-163(Palmenbl\344tter)-163(hat)-163(es)-162(aber)-163(bewirkt,)-181(da\337)-163(sie)-162(oft)]TJ 0 -13.549 Td [(f\344lschlich)-195(als)-196(Palmenbl\344tter)-195(bezeichnet)-196(werden)-195(und)-196(als)-195(solche)-195(bei)]TJ 0 -13.55 Td [(Begr\344bnissen)-225(Verwendung)-225(finden.)-242(Thats\344chlich)-225(ist)-225(das)-225(aber)-224(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(arge)-366(Verwechselung.)-596(Denn)-366(Palmbl\344tter)-365(und)-366(nicht)-365(Cycaswedel)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen)-298(es,)-310(der)-298(Tradition)-297(nach,)-310(sein,)-310(die)-298(man)-298(den)-298(Todten)-298(auf)-297(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Sarg)-316(legt,)-333(sowie)-316(es)-316(Palmenbl\344tter)-316(sind,)-332(die)-316(christliche)-316(M\344rtyrer)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-274(der)-273(Hand)-274(halten)-273(und)-274(die)-273(auf)-273(den)-274(Gr\344bern)-273(in)-274(den)-273(Katakomben)]TJ 0 -13.55 Td [(dargestellt)-250(werden.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Den)-330(Palmen)-330(werfen)-330(wir)-330(in)-330(La)-330(Mortola)-330(nur)-330(fl\374chtige)-659(Blicke)]TJ/F16 7.9701 Tf 279.068 0 Td [([061])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(zu,)-589(da)-521(wir)-521(sie)-521(ja)-521(in)-521(Bordighera)-521(schon)-521(eingehend)-521(betrachtet)]TJ 0 -13.549 Td [(haben.)-235(Hingegen)-205(fesseln)-205(unsere)-205(Aufmerksamkeit)-205(die)-204(zahlreichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Arten)-315(von)-315(Bambusen,)-331(die)-314(hier)-315(stellenweise)-315(schon)-315(zu)-314(m\344chtiger)]TJ 0 -13.549 Td [(Entwickelung)-655(gelangten.)-1465(Da\337)-654(diese)-655(Pflanzen,)-757(trotz)-654(ihrer)]TJ 0 -13.549 Td [(bedeutenden)-620(H\366he,)-712(die)-620(beim)-620(gemeinen)-620(Bambus)-619(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 240.027 0 Td [(Bambusa)]TJ -240.027 -13.55 Td [(arundinacea)]TJ/F16 10.9091 Tf 55.146 0 Td [(\051)-209(oft)-208(drei\337ig)-209(Meter)-208(erreicht,)-217(zu)-208(den)-209(Gr\344sern)-208(geh\366ren,)]TJ -55.146 -13.549 Td [(kann)-251(nur)-251(Denjenigen)-251(in)-251(Erstaunen)-251(versetzen,)-251(der)-251(sich)-251(die)-251(Gr\344ser)]TJ 0 -13.549 Td [(ausschlie\337lich)-370(als)-370(Wiesenkr\344uter)-370(vorstellt.)-610(Thats\344chlich)-370(haben)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-263(schon)-264(in)-263(unseren)-263(Schilfrohr-Arten)-264(Vertreter)-263(der)-263(Gramineen-)]TJ 0 -13.549 Td [(Familie)-393(vor)-393(Augen,)-428(die)-393(zu)-393(ansehnlicher)-393(H\366he)-392(emporwachsen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-350(Bambusen)-350(sind)-350(unserem)-350(Schilfrohr)-350(in)-350(mancher)-350(Beziehung)]TJ 0 -13.55 Td [(\344hnlich.)-678(W\344hrend)-393(letzteres)-392(aber)-393(bei)-393(uns)-392(nur)-393(eine)-392(beschr\344nkte)]TJ 0 -13.549 Td [(Verwendung)-631(findet,)-727(gibt)-631(es)-631(in)-632(den)-631(hei\337en)-631(L\344ndern)-631(kaum)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-573(Pflanze,)-654(die)-573(mannigfaltigeren)-573(Nutzen)-573(als)-573(der)-572(gemeine)]TJ 0 -13.549 Td [(Bambus)-340(stiftet.)-521(Die)-340(jungen)-340(Wurzelsprosse)-340(dienen)-340(als)-340(Gem\374se,)]TJ 0 -13.549 Td [(vornehmlich)-154(verwenden)-154(sie)-153(aber)-154(die)-154(Chinesen)-154(zur)-154(Bereitung)-153(eines)]TJ 0 -13.55 Td [(beliebten)-386(Confectes,)-421(das)-386(dem)-386(Ingwer)-386(oft)-387(zugesetzt)-386(wird.)-658(Aus)]TJ 0 -13.549 Td [(j\374ngeren)-175(Halmen)-175(stellt)-176(man)-175(in)-175(den)-175(hei\337en)-175(L\344ndern)-175(W\344nde,)-190(Z\344une)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-235(anderes)-235(Flechtwerk)-234(her;)-240(aus)-235(den)-235(Bl\344ttern)-235(macht)-235(man)-234(Matten)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-227(H\374te,)-231(verpackt)-226(auch)-227(oft)-226(den)-227(Thee)-226(in)-227(dieselben.)-242(Junge)-226(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(dienen)-362(als)-362(Viehfutter.)-585(Aus)-362(den)-362(Fasern)-362(der)-362(Halme)-362(bereiten)-361(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Chinesen)-370(ihr)-369(ber\374hmtes)-370(Papier,)-400(das)-369(durch)-370(seinen)-369(Seidenglanz,)]TJ 0 -13.55 Td [(seine)-545(Weichheit)-545(und)-544(seine)-545(geringe)-545(Dicke)-545(ausgezeichnet)-544(ist.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-429(hohlen)-429(St\344mme)-429(sind)-429(sehr)-429(leicht,)-474(besitzen)-429(trotzdem)-429(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-461(au\337erordentlich)-462(hohen)-461(Grad)-461(von)-462(Festigkeit)-461(und)-461(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-327(Bauten)-327(verwendet,)-346(die)-327(allen)-326(\344u\337eren)-327(Angriffen)-327(trotzen.)-480(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(ganze)-284(Oberfl\344che)-283(des)-284(Stammes)-284(ist)-283(verkieselt,)-292(und)-284(so)-284(kommt)-283(es,)]TJ 0 -13.55 Td [(da\337)-300(dieser)-300(nicht)-300(allein)-300(in)-300(der)-299(Luft,)-313(sondern)-300(auch)-300(im)-300(Boden)-299(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-179(lange)-179(h\344lt.)-227(Daher)-179(die)-179(St\344mme)-179(auch)-179(als)-179(Wasserleitungsr\366hren)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-170(Wasserrinnen)-169(dienen,)-186(nachdem)-170(man)-169(zuvor)-170(die)-169(Scheidew\344nde)]TJ 0 -13.549 Td [(durchbohrte,)-182(welche)-166(das)-165(Innere)-166(des)-165(hohlen)-166(Stammes)-165(durchsetzen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Andererseits)-306(lassen)-307(sich)-306(die)-307(einzelnen)-306(Glieder)-307(des)-306(Stammes)-306(als)]TJ 0 -13.55 Td [(Wassereimer)-412(und)-412(als)-412(Blument\366pfe)-412(verwenden,)-452(wenn)-412(man)-412(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Scheidew\344nde)-342(unversehrt)-341(l\344\337t.)-1050(Aus)-341(Bambus)-342(werden)-341(Br\374cken)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([062])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(und)-250(Fl\366sse,)-251(aus)-250(Bambus)-250(Betten,)-250(St\374hle)-251(und)-250(Tische)-250(gefertigt,)-250(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Bambusfasern)-331(Matratzen)-330(gef\374llt)-331(und)-331(M\366bel)-330(gepolstert.)-492(Leitern)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-317(Bambus)-318(sind)-317(sehr)-318(beliebt.)-452(Aus)-317(Bambus)-317(stellt)-318(man)-317(E\337-)-317(und)]TJ 0 -13.55 Td [(Trinkgef\344\337e,)-477(chirurgische)-431(Instrumente)-432(und)-431(selbst)-431(Haark\344mme)]TJ 0 -13.549 Td [(her,)-502(und)-452(als)-452(ob)-452(gezeigt)-451(werden)-452(solle,)-502(da\337)-452(der)-452(Bambus)-451(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(jeglichen)-320(Verwendung)-320(f\344hig)-320(sei,)-338(verfertigen)-320(die)-320(Bewohner)-320(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Borneo)-315(und)-315(Sumatra)-314(aus)-315(demselben)-315(sogar)-315(Lampen,)-331(in)-314(welchen)]TJ 0 -13.549 Td [(Dammaraharz)-478(gebrannt)-478(wird,)-535(und)-478(mit)-478(Dammaraharz)-478(gef\374llte)]TJ 0 -13.55 Td [(Kerzen,)-203(deren)-190(H\374lle)-191(zugleich)-191(mit)-191(der)-190(F\374llung)-191(in)-191(Flamme)-190(aufgeht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Bambusst\366cke)-482(kennen)-483(auch)-482(wir:)-715(sie)-482(werden)-483(aus)-482(den)-482(z\344hen,)]TJ 0 -13.549 Td [(knotigen)-265(Wurzelausl\344ufern)-265(fabricirt,)-268(denen)-265(eine)-265(innere)-264(H\366hlung)]TJ 0 -13.549 Td [(abgeht.)-237(Ebenso)-209(mu\337)-209(zu)-210(Kriegszwecken)-209(der)-210(Bambus)-209(das)-209(Material)]TJ 0 -13.549 Td [(hergeben:)-210(er)-171(liefert)-170(Lanzen)-171(und)-170(Wurfspie\337e)-171(von)-170(un\374bertrefflicher)]TJ 0 -13.549 Td [(Leichtigkeit)-465(und)-464(H\344rte.)-894(Zu)-464(gleicher)-465(Zeit)-464(ist)-465(der)-464(chinesische)]TJ 0 -13.55 Td [(Soldat)-234(ausger\374stet)-234(mit)-235(einem)-234(Sonnenschirm)-234(aus)-234(Bambus,)-237(dessen)]TJ 0 -13.549 Td [(\334berzug)-347(aus)-346(gefirni\337tem)-346(Maulbeerpapier)-347(besteht.)-539(Desgleichen)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen)-167(die)-167(hohlen)-167(Stengeltheile)-167(des)-167(Bambus)-167(als)-167(Musikinstrumente)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-293(Versch\366nerung)-292(des)-293(Lebens)-292(beitragen.)-378(Sie)-292(werden)-293(zu)-292(Fl\366ten)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(63)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-305(Clarinetten)-304(verarbeitet,)-318(auch)-305(als)-304(Resonanzb\366den)-305(und)-304(selbst)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-349(Gestalt)-350(von)-349(Saiten)-349(verwendet.)-548(Ja)-350(C.)-349(Schr\366ter)-349(berichtet,)-374(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-463(Atchinesen)-463(es)-463(sogar)-463(verstanden)-463(haben,)-516(aus)-463(Bambus)-463(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Art)-359(Telephon)-358(herzustellen,)-386(durch)-358(welche)-359(sie)-358(ihre)-358(Wachtposten)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-436(Verbindung)-435(setzen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 108.901 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.208 0 Td [(Die)-436(H\366hlungen)-435(junger)-436(Stammtheile)]TJ -119.109 -13.549 Td [(enthalten)-231(meist)-231(klares)-230(Wasser,)-235(mit)-231(welchem)-230(in)-231(Indien)-231(und)-231(in)-230(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergen)-313(von)-313(Java)-313(der)-313(Reisende)-313(seinen)-313(Durst)-313(stillen)-313(kann.)]TJ/F30 10.9091 Tf 256.008 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.869 0 Td [(Die)]TJ -264.877 -13.549 Td [(Bambusen)-285(bl\374hen)-284(selten;)-302(stellt)-285(sich)-284(aber)-285(ein)-285(Bl\374thenjahr)-284(ein,)-293(so)]TJ 0 -13.549 Td [(gibt)-397(es)-397(eine)-397(gro\337e)-398(Fruchternte.)-691(Die)-397(Fr\374chte)-397(werden)-397(wie)-397(Reis)]TJ 0 -13.55 Td [(gegessen)-212(oder)-212(in)-212(Brot)-212(verbacken,)-220(und)-212(wiederholt)-212(schon,)-219(so)-212(1812,)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-291(durch)-290(das)-291(Bl\374hen)-291(der)-291(Bambusen)-290(eine)-291(Hungersnoth)-291(in)-290(Indien)]TJ 0 -13.549 Td [(abgewendet)-267(worden.)-301(Mit)-267(Recht)-267(konnte)-267(somit)-267(Wallace,)-271(einer)-267(der)]TJ 0 -13.549 Td [(besten)-323(Kenner)-323(der)-323(Tropen,)-341(aussprechen,)-342(da\337)-322(der)-323(Bambus)-323(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-405(herrlichsten)-405(Producte)-405(sei.)]TJ/F30 10.9091 Tf 146.778 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.872 0 Td [(Am)-405(vollkommensten)-405(haben)]TJ -156.65 -13.55 Td [(Chinesen,)-251(Japaner)-251(und)-250(die)-502(Bewohner)-250(Indiens)-251(und)-251(des)-250(indischen)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([063])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Archipels)-498(ihn)-498(auszunutzen)-498(gewu\337t.)-993(In)-498(China)-498(gibt)-498(es)-497(ganze)]TJ 0 -13.549 Td [(D\366rfer,)-207(die)-197(nur)-196(aus)-197(Bambus)-196(aufgebaut)-197(sind.)-232(Einen)-196(merkw\374rdigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Eindruck)-222(soll)-223(es)-222(machen,)-228(wenn)-223(ein)-222(solches)-222(Dorf)-223(in)-222(Brand)-222(ger\344th.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-369(Luft)-369(erhitzt)-369(sich)-369(alsdann)-369(in)-369(den)-369(abgeschlossenen)-368(Gliedern)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-195(Bambusst\344mme)-195(und)-195(sprengt)-195(dieselben)-195(mit)-195(gewaltigem)-195(Knall.)]TJ 0 -13.549 Td [(Man)-407(h\366rt)-407(aus)-407(der)-407(Ferne)-407(wie)-407(Kanonendonner,)-446(in)-407(welchem)-407(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Eingeborenen)-226(der)-227(Molukken)-226(deutlich)-226(den)-226(Ruf)-226(\273Bambu,)-231(Bambu\253)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-250(vernehmen)-250(glauben.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(In)-559(einer)-559(Pflanze,)-636(die)-559(so)-559(viel)-559(Nutzen)-559(stiftet,)-636(lag)-559(es)-558(dem)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Naturmenschen)-496(nahe,)-558(auch)-496(nach)-496(verborgenen)-496(Heilkr\344ften)-496(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(suchen.)-325(In)-276(China)-275(werden)-275(die)-275(Wurzelst\366cke,)-281(die)-275(jungen)-275(Sprosse,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-470(Saft,)-525(der)-469(Samen,)-525(bestimmte)-470(Ausw\374chse)-470(der)-470(Pflanze,)-524(als)]TJ 0 -13.55 Td [(Medicamente)-354(verwendet.)-563(Zu)-355(besonderer)-354(Ber\374hmtheit)-354(gelangte)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-323(als)-323(Heilmittel)-322(ein)-323(eigenth\374mlicher)-323(K\366rper,)-341(der)-323(sich)-323(in)-322(den)]TJ 0 -13.549 Td [(hohlen)-509(Gliedern)-509(der)-509(St\344mme)-509(findet)-509(und)-509(Tabaschier)-508(genannt)]TJ 0 -13.549 Td [(wird.)-642(Schon)-380(die)-380(Mediciner)-381(der)-380(r\366mischen)-381(Kaiserzeit)-380(wandten)]TJ 0 -13.549 Td [(denselben)-308(viel)-308(an,)-322(gest\374tzt)-308(auf)-307(orientalische)-308(Traditionen.)-423(Einen)]TJ 0 -13.55 Td [(Weltruf)-363(gewann)-362(der)-363(Tabaschier)-362(aber)-363(erst)-362(durch)-363(die)-362(arabischen)]TJ 0 -13.549 Td [(\304rzte)-479(im)-479(zehnten)-479(und)-479(elften)-479(Jahrhundert,)-536(und)-479(er)-479(gilt)-478(immer)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(noch)-676(als)-676(ganz)-676(hervorragendes)-676(Medicament)-676(in)-676(der)-675(ganzen)]TJ 0 -13.549 Td [(orientalischen)-682(Welt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 109.427 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 12.891 0 Td [(Das)-682(frische,)-789(dem)-682(Bambusstengel)]TJ -122.318 -13.549 Td [(entnommene)-531(Tabaschier)-531(bildet)-531(schmutzig)-531(wei\337e,)-601(braune)-531(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(schwarze)-270(St\374cke.)-311(Beim)-270(Gl\374hen)-270(werden)-271(diese)-270(wei\337)-270(calcinirt)-270(und)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-259(einen)-259(Chalcedon-\344hnlichen)-259(K\366rper)-259(verwandelt,)-261(der)-259(bald)-258(wei\337)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-509(undurchsichtig,)-573(bald)-509(bl\344ulich)-508(wei\337,)-509(durchscheinend)-508(und)]TJ 0 -13.549 Td [(farbenschillernd)-268(aussieht.)-305(Thats\344chlich)-269(ist)-268(der)-268(Tabaschier)-268(nichts)]TJ 0 -13.549 Td [(Anderes)-230(als)-231(gemeine)-230(Kieselerde,)-234(die,)-235(durch)-230(etwas)-230(vegetabilische)]TJ 0 -13.549 Td [(Substanz)-285(verunreinigt,)-295(beim)-285(Gl\374hen)-285(von)-286(derselben)-285(befreit)-285(wird.)]TJ 0 -13.55 Td [(Statt)-416(kostspieligen)-416(Tabaschiers,)-457(den)-416(er)-416(in)-416(den)-416(Bazaren)-415(theuer)]TJ 0 -13.549 Td [(bezahlen)-296(mu\337,)-296(k\366nnte)-296(der)-296(Patient)-296(somit)-296(auch)-296(reinen)-295(Kieselsand)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-283(sich)-284(nehmen.)-350(Den)-283(rechten)-283(Glauben)-284(vorausgesetzt,)-291(m\374\337te)-283(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Wirkung)-250(dieselbe)-250(sein.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Sehr)-535(belehrend)-534(ist)-535(es)-534(im)-535(Fr\374hjahr)-535(zu)-534(verfolgen,)-606(wie)-534(die)]TJ -4.015 -13.549 Td [(jungen)-728(Knospen)-728(m\344chtiger)-728(Bambusen)-728(als)-728(\374berarmdicke,)]TJ/F16 7.9701 Tf -80.696 0 Td [([064])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(mit)-640(scheidenartigen)-640(Bl\344ttern)-640(dichtbedeckte)-640(Kegel)-640(die)-640(Erde)]TJ 0 -13.549 Td [(durchbrechen.)-285(Sie)-261(pressen)-262(Wasser)-261(zwischen)-262(ihren)-261(Blattscheiden)]TJ 0 -13.549 Td [(hervor,)-212(befeuchten)-202(und)-202(erweichen)-203(damit)-202(den)-202(umgebenden)-202(Boden)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-308(wachsen)-308(mit)-307(solcher)-308(Schnelligkeit,)-322(da\337)-308(sich)-308(die)-307(unm\366glich)]TJ 0 -13.549 Td [(scheinende)-604(Vorstellung)-603(Gras)-604(wachsen)-603(zu)-604(sehen,)-692(bei)-603(ihnen)]TJ 0 -13.55 Td [(fast)-400(in)-401(greifbare)-400(Wirklichkeit)-400(verwandelt.)-701(Dieses)-400(Wachsthum)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-263(n\344mlich)-263(unter)-262(g\374nstigen)-263(Verh\344ltnissen)-263(einen)-263(Meter)-262(t\344glich)]TJ 0 -13.549 Td [(betragen)-186(und)-186(ein)-187(zwanzig)-186(Meter)-186(hoher)-186(Spro\337)-186(in)-186(wenigen)-186(Wochen)]TJ 0 -13.549 Td [(somit)-565(diese)-564(H\366he)-565(erreicht)-564(haben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 170.049 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.613 0 Td [(Sch\366ne)-565(Gruppen)-564(von)]TJ -181.662 -13.549 Td [(Bambuspflanzen)-251(geh\366ren)-252(zu)-251(den)-252(zierlichsten)-251(Erscheinungen)-251(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzenreiches;)-679(freilich)-537(kann)-536(man)-536(diese)-536(Pflanzen)-536(in)-536(voller)]TJ 0 -13.55 Td [(Prachtentfaltung)-348(erst)-348(in)-348(den)-348(Tropen)-348(sehen)-348(und)-348(im)-348(La-Mortola-)]TJ 0 -13.549 Td [(Garten)-178(nur)-178(eine)-178(ann\344hernde)-177(Vorstellung)-178(davon)-178(gewinnen,)-192(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(Bedeutung)-250(ihnen)-250(in)-250(der)-250(tropischen)-250(Landschaft)-250(zukommt.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Aus)-455(den)-456(werthvollen)-455(Angaben)-456(des)-455(Geographen)-456(Ritter)-455(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(den)-408(nicht)-409(minder)-408(werthvollen)-409(Untersuchungen)-408(des)-408(Botanikers)]TJ 0 -13.549 Td [(Ferdinand)-194(Cohn)-194(geht)-193(wohl)-194(sicher)-194(hervor,)-205(da\337)-194(diejenige)-193(Substanz,)]TJ 0 -13.55 Td [(welche)-696(die)-695(Alten)-696(als)-695(Saccharum)-696(bezeichnet)-695(haben,)-807(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(Rohrzucker,)-655(sondern)-575(Tabaschier)-574(gewesen)-574(sei.)-1223(Nach)-574(Bopp)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(65)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(bedeutet)-274(das)-274(Sanskrit-Stammwort)-274(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 156.226 0 Td [(\347arkara)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.538 0 Td [(\253)-274(nicht)-274(etwas)-274(S\374\337es,)]TJ -190.764 -13.549 Td [(sondern)-306(etwas)-307(Zerbrechliches)-306(und)-307(Steinartiges.)-419(Im)-306(alten)-306(Indien)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde)-509(das)-509(Tabaschier)-509(als)-509(Sakkar)-509(Mambu)-509(oder)-508(Bambusstein)]TJ 0 -13.549 Td [(bezeichnet,)-574(und)-509(erst)-510(die)-509(Araber)-509(haben)-510(dieses)-509(Wort)-509(auf)-509(den)]TJ 0 -13.55 Td [(sp\344ter)-277(dargestellten,)-283(dem)-277(Tabaschier)-276(\344hnlichen,)-283(krystallinischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Rohrzucker)-528(\374bertragen.)-1086(Edmund)-528(O.)-529(von)-528(Lippmann)-528(kommt)]TJ 0 -13.549 Td [(ebenfalls)-622(in)-622(seiner)-621(\374beraus)-622(gr\374ndlichen)-622(und)-621(ersch\366pfenden)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Geschichte)-275(des)-276(Zuckers\253)-275(zu)-276(dem)-275(Ergebni\337,)-276(da\337)-275(der)-275(Sakcharon)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-269(antiken)-270(Welt)-269(nicht)-270(unser)-269(Zucker)-269(gewesen)-270(sei;)-279(er)-269(weist)-269(nach,)]TJ 0 -13.55 Td [(da\337)-209(der)]TJ/F32 10.9091 Tf 34.246 0 Td [(feste)]TJ/F16 10.9091 Tf 22.878 0 Td [(Zucker)-209(auch)-209(in)-209(Indien)-209(erst)-210(in)-209(der)-209(Zeit)-209(zwischen)-209(dem)]TJ -57.124 -13.549 Td [(dritten)-250(und)-250(sechsten)-250(Jahrhundert)-250(n.)-250(Chr.)-250(bekannt)-250(wurde.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Das)-882(Zuckerrohr)-882(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 88.911 0 Td [(Saccharum)-882(officinarum)]TJ/F16 10.9091 Tf 109.615 0 Td [(\051)-882(ist)-882(unserem)]TJ -210.482 -13.549 Td [(Schilfrohr)-326(sehr)-327(\344hnlich)-326(und)-327(wie)-326(dieses)-326(eine)-327(Grasart.)-479(Man)-326(sieht)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-337(im)-337(La)-337(Mortola-Garten)-336(in)-337(voller)-337(Entfaltung.)-511(Das)-336(Zuckerrohr)]TJ 5.709 -13.549 Td [(ist)-523(eine)-524(sehr)-523(alte)-523(Culturpflanze.)-1070(Da)-524(es)-523(ausschlie\337lich)-523(aus)]TJ/F16 7.9701 Tf 285.315 0 Td [([065])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Stecklingen)-479(gezogen)-480(wurde,)-537(hat)-479(es)-480(die)-479(F\344higkeit,)-537(Samen)-479(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(erzeugen,)-427(fast)-392(eingeb\374\337t.)-675(Man)-392(hat)-391(bis)-392(vor)-392(Kurzem)-391(\374berhaupt)]TJ 0 -13.549 Td [(geglaubt,)-467(da\337)-423(das)-423(Zuckerrohr)-423(nicht)-423(fructificire;)-510(doch)-423(ergaben)]TJ 0 -13.549 Td [(sorgf\344ltige)-490(Beobachtungen,)-551(vornehmlich)-490(aus)-491(Java,)-550(da\337)-490(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Unfruchtbarkeit)-695(nur)-696(eine)-695(relative)-695(sei.)-1586(Die)-695(Heimath)-695(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Zuckerrohrs)-529(ist)-529(wahrscheinlich)-529(Bengalen,)-598(jene)-529(Provinz,)-598(die,)]TJ 0 -13.55 Td [(ihrer)-412(unersch\366pflichen)-412(Fruchtbarkeit)-412(wegen,)-453(seit)-412(jeher)-412(als)-412(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Garten)-465(Indiens)-465(gepriesen)-464(wurde.)-894(Wohl)-465(gegen)-465(das)-465(Ende)-464(des)]TJ 0 -13.549 Td [(dritten)-383(Jahrhunderts)-383(ist)-382(das)-383(Zuckerrohr)-383(aus)-383(Indien)-383(nach)-382(China)]TJ 0 -13.549 Td [(gelangt)-382(und)-382(zweihundert)-382(Jahre)-382(sp\344ter)-382(westlich)-382(bis)-381(Gondisapur)]TJ 0 -13.549 Td [(vorgedrungen.)-788(Diese)-430(Stadt)-429(lag)-430(am)-429(Flusse)-430(Karon,)-474(der)-429(unweit)]TJ 0 -13.549 Td [(davon)-546(sich)-546(zum)-546(Theil)-545(in)-546(den)-546(Tigris,)-620(zum)-546(Theil)-546(nach)-545(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(Nordrand)-561(des)-562(Persischen)-561(Meerbusens)-562(ergo\337.)-561(Dorthin)-561(hatten)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-564(die)-564(Nestorianer)-564(gefl\374chtet,)-642(als)-564(das)-564(Concil)-564(zu)-563(Ephesus)]TJ 0 -13.549 Td [(431)-316(n.)-316(Chr.)-449(ihre)-316(Lehre)-316(f\374r)-316(ketzerisch)-316(erkl\344rte.)-448(Sie)-316(f\374hrten)-316(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Orient)-368(die)-368(Keime)-368(klassisch-litterarischer)-368(und)-368(wissenschaftlich-)]TJ 0 -13.549 Td [(medicinischer)-327(Bildung)-326(zu,)-346(namentlich)-326(auch)-327(die)-326(Anfangsgr\374nde)]TJ 0 -13.55 Td [(chemischer)-616(Kenntnisse.)-1348(Die)-616(Beziehungen)-616(Gondisapurs)-616(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(Indien)-382(bewirkten)-382(zugleich,)-416(da\337)-382(sich)-382(der)-382(Einflu\337)-382(der)-382(indischen)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Arzneilehre)-394(dort)-394(geltend)-394(machte)-394(und)-394(eine)-394(Akademie)-394(erbl\374hte,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-515(nicht)-514(nur)-515(die)-515(Traditionen)-514(der)-515(griechischen)-515(Medicin)-514(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Naturwissenschaften)-398(in)-398(sich)-398(aufnahm,)-435(sondern)-398(dieselben)-397(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(wesentlich)-276(f\366rderte.)-327(Hier)-276(wurde)-276(allem)-276(Anschein)-276(nach)-276(die)-275(Kunst)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-259(Zuckerraffinerie)-260(erfunden,)-262(daher)-259(auch)-260(\273Kand\253)-259(der)-259(persische)]TJ 0 -13.549 Td [(Name)-250(f\374r)-250(den)-250(gereinigten)-250(Zucker)-250(ist.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Durch)-274(die)-274(Araber)-274(kam)-274(das)-274(Zuckerrohr)-274(im)-274(achten)-273(Jahrhundert)]TJ -11.956 -13.549 Td [(nach)-288(Spanien,)-297(im)-287(neunten)-288(nach)-287(Sicilien.)-363(In)-287(Venedig)-288(lassen)-287(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(1150)-442(bereits)-442(Zuckerb\344cker)-442(nachweisen.)-826(Die)-442(drei)-442(wichtigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Productionsstellen)-533(des)-534(Zuckers)-533(im)-533(Mittelalter)-533(waren)-533(Syrien,)]TJ 0 -13.55 Td [(Aegypten)-337(und)-338(Cypern.)-512(Ihre)-338(Bedeutung)-337(schwand,)-360(als)-337(Vasco)-337(de)]TJ 0 -13.549 Td [(Gama)-351(1498)-351(den)-350(directen)-351(Weg)-351(nach)-350(Ostindien)-351(um)-351(das)-351(Cap)-350(der)]TJ 0 -13.549 Td [(guten)-334(Hoffnung)-334(fand)-334(und)-334(der)-334(Handel)-334(mit)-334(indischem)-334(Zucker)-334(so)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-337(die)-336(H\344nde)-337(der)-336(Portugiesen)-336(fiel.)-510(Damit)-336(war)-337(der)-336(dominirende)]TJ 0 -13.549 Td [(handelspolitische)-265(Einflu\337)-264(Venedigs)-265(und)-264(seine)-529(Macht)-265(f\374r)-264(immer)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([066])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(gebrochen;)-188(an)-157(Stelle)-157(des)-157(Mittelmeers)-157(wurde)-157(der)-157(atlantische)-156(Ocean)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-194(Schauplatz)-194(des)-194(Weltverkehrs.)-232(Um)-194(1580)-194(begann)-194(Sicilien)-194(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Zuckerproduction)-300(einzustellen,)-313(da)-301(diese)-300(gegen)-300(die)-300(\374berseeische)]TJ 0 -13.549 Td [(Concurrenz)-337(nicht)-337(mehr)-337(ank\344mpfen)-336(konnte.)-511(Denn)-337(um)-337(jene)-336(Zeit)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte)-581(auch)-581(schon)-580(der)-581(amerikanische)-581(Zucker,)-664(besonders)-580(der)]TJ 0 -13.55 Td [(brasilianische,)-529(die)-474(Bedeutung)-473(eines)-474(Weltproductes)-473(gewonnen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-259(gelangte)-260(bis)-259(nach)-259(Palermo.)-278(Der)-259(Zuckerverbrauch)-259(stieg)-259(ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(enorm)-158(in)-158(Europa,)-177(und)-158(im)-158(Jahre)-158(1600)-159(hatte)-158(auch)-158(Deutschland,)-176(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(v.)-527(Lippmann,)-596(schon)-527(mehrere)-527(Zuckerraffinerien)-527(aufzuweisen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Freilich)-483(scheinen)-483(dieselben)-482(nach)-483(dem)-483(drei\337igj\344hrigen)-482(Kriege)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-352(nur)-351(noch)-352(in)-352(Hamburg)-351(gehalten)-352(zu)-352(haben.)-555(Unter)-351(Friedrich)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-252(Gro\337en)-252(entstanden)-251(zahlreiche)-252(Zuckerraffinerien)-252(in)-251(Preu\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-250(wurden)-250(durch)-250(Prohibitivz\366lle)-250(gesch\374tzt.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-289(S\374\337igkeit)-289(des)-288(R\374bensaftes)-289(hatte)-289(den)-289(Chemiker)-288(Markgraf)]TJ -11.956 -13.549 Td [(veranla\337t,)-946(Zucker)-807(aus)-806(demselben)-807(darzustellen,)-946(was)-806(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-788(1747)-787(gelang.)-1864(Doch)-787(fand)-788(das)-788(gewonnene)-787(Product)]TJ 0 -13.549 Td [(keine)-662(Verwerthung,)-765(zum)-662(Theil)-662(schon)-662(deshalb)-662(nicht,)-764(weil)]TJ 0 -13.55 Td [(es)-648(an)-648(gen\374gend)-648(zuckerreichen)-648(R\374ben)-648(damals)-648(noch)-648(fehlte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Diesem)-612(Mangel)-612(wu\337te)-612(erst)-612(Achard)-612(aus)-612(seinen)-612(G\374tern)-612(bei)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(67)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Berlin)-701(um)-702(1786)-701(in)-701(gr\366\337erem)-701(Ma\337stab)-702(abzuhelfen.)-1603(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(erste)-419(wirkliche)-419(R\374benzuckerfabrik)-419(errichtete)-419(derselbe)-418(Achard,)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-699(Unterst\374tzung)-699(Friedrich)-699(Wilhelms)-699(III.,)-811(zu)-699(Cunern)-698(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlesien.)-610(Es)-370(folgten)-370(alsbald)-370(andere)-370(Fabriken)-370(in)-370(Preu\337en)-370(und)]TJ 0 -13.55 Td [(Frankreich,)-424(wo)-390(besonders)-389(Delessert)-389(das)-389(Darstellungsverfahren)]TJ 0 -13.549 Td [(vervollkommnete.)-1462(Nach)-654(Aufhebung)-654(der)-653(Continentalsperre)]TJ 0 -13.549 Td [(gingen)-473(trotzdem)-474(die)-473(meisten)-473(R\374benzuckerfabriken)-473(sowohl)-473(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Deutschland)-437(als)-437(auch)-437(in)-437(Frankreich)-437(wieder)-437(ein,)-484(und)-436(erst)-437(von)]TJ 0 -13.549 Td [(1820)-377(etwa)-378(an)-377(datirt)-378(der)-377(neue)-377(Aufschwung)-378(und)-377(der)-377(schlie\337lich)]TJ 0 -13.55 Td [(gro\337artige)-250(Erfolg)-250(dieser)-250(Industrie.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Der)-189(Palazzo)-189(Orengo)-189(wird)-189(von)-189(phantastischen)-189(Pflanzenformen:)]TJ -11.956 -13.55 Td [(s\344ulenf\366rmigen)-825(Opuntien,)-969(candelaberf\366rmigen)-824(Euphorbien,)]TJ 0 -13.549 Td [(sowie)-687(von)-686(zahlreichen)-687(bl\374henden)-686(Aloe-)-687(und)-686(Agave-Arten)]TJ 0 -13.549 Td [(umgeben.)-236(Auf)-208(der)-208(Mauer)-208(\366stlich)-209(vom)-208(Hause)-208(f\344llt)-208(eine)-208(kleine,)-216(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(langen)-381(wei\337en)-381(Dornen)-381(bewaffnete)-381(Opuntie)-381(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 201.322 0 Td [(Opuntia)-381(tunicata)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.675 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(in)-407(die)-407(Augen.)-721(Ihre)-407(Dornen)-407(sind)-407(mit)-407(zarten)-407(Scheiden)-407(umh\374llt)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-382(verdanken)-764(diesen)-382(ihre)-382(F\344rbung.)-646(Man)-382(kann)-382(die)-381(Scheiden)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([067])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(von)-305(den)-305(Dornen)-305(abziehen;)-332(doch)-305(gilt)-304(es)-305(vorsichtig)-305(zu)-305(sein,)-318(denn)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-297(Dornen)-297(sind)-298(\344u\337erst)-297(scharf)-297(und)-297(verwunden)-297(leicht)-297(die)-297(Hand:)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-257(sch\374tzen)-257(wirksam)-258(die)-257(Pflanze)-257(gegen)-257(den)-257(Angriff)-257(der)-257(Thiere.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieser)-489(Schutz)-488(ist)-489(aber)-488(auch)-488(n\366thig)-489(in)-488(den)-489(d\374rren)-488(Gegenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Mexikos,)-387(in)-359(welchen)-359(die)-359(Pflanze)-360(zu)-359(Hause)-359(ist,)-387(und)-359(wo)-359(es)-359(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Thieren)-276(oft)-276(an)-276(pflanzlicher)-276(Nahrung)-276(fehlt.)-328(In)-276(solchen)-275(Gegenden)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-336(dornige)-336(Pflanzen)-335(sehr)-336(h\344ufig,)-358(Pflanzen,)-357(deren)-336(Bl\344tter)-335(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-496(besseren)-497(Schutz)-496(in)-497(Dornen)-496(verwandelt)-496(haben,)-558(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-400(Stengel)-399(sich)-400(gr\374n)-399(f\344rbte,)-437(so)-400(in)-400(die)-399(Functionen)-400(der)-399(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(trat,)-349(zugleich)-330(anschwoll)-329(und)-329(f\374r)-330(die)-329(Zeit)-329(der)-330(D\374rre)-329(mit)-329(Wasser)]TJ 0 -13.55 Td [(versorgte.)-245(Durch)-236(Hunger)-235(getrieben,)-239(pflegen)-236(wohl)-235(Pferde)-236(mit)-235(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Hufen)-284(die)-284(Dornen)-284(von)-284(solchen)-284(Cactusgew\344chsen)-283(abzuschlagen,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-275(zu)-274(dem)-275(saftigen)-275(Fleisch)-275(zu)-274(gelangen,)-281(w\344hrend)-275(das)-274(Rindvieh)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-454(an)-454(denselben)-453(schwer)-454(verwundet.)-861(Der)-454(Angriff)-454(auf)-453(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337dornige)]TJ/F31 10.9091 Tf 59.566 0 Td [(Opuntia)-461(tunicata)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.583 0 Td [(d\374rfte)-461(den)-461(Thieren)-462(unter)-461(allen)]TJ -141.149 -13.55 Td [(Umst\344nden)-447(schwer)-446(fallen,)-496(sie)-447(ist)-447(so)-446(stark)-447(bewaffnet,)-496(da\337)-446(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(au\337er)-398(dem)-397(Namen)]TJ/F31 10.9091 Tf 87.534 0 Td [(Opuntia)-398(tunicata)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.195 0 Td [(auch)-398(denjenigen)]TJ/F31 10.9091 Tf 77.141 0 Td [(Opuntia)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(68)-13727(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+/F31 10.9091 Tf 0 -30.759 Td [(furiosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.644 0 Td [(erhielt.)]TJ -21.688 -16.004 Td [(Doch)-468(am)-468(Palazzo)-468(Orengo)-468(fesselt)-468(unseren)-468(Blick)-468(vor)-468(allem)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-462(wunderbare)-462(Aussicht,)-515(die)-462(sich)-462(dort)-462(entfaltet.)-887(Gewi\337)-461(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(herrliches)-388(St\374ck)-389(Erde,)-422(fast)-389(zu)-388(sch\366n,)-423(um)-388(dasselbe)-388(dauernd)-388(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(bewohnen!)-474(Denn)-325(wonach)-325(soll)-324(man)-325(sich)-325(dann)-324(noch)-325(sehnen,)-343(wo)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-323(Steigerung)-323(des)-323(Eindrucks)-323(erhoffen?)]TJ/F30 10.9091 Tf 185.221 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.978 0 Td [(Von)-323(\374ppigem)-323(Gr\374n)]TJ -194.199 -13.549 Td [(und)-197(buntem)-197(Bl\374thenschmuck)-197(sind)-197(die)-198(Bilder)-197(eingerahmt,)-207(die)-197(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-354(Beschauer)-353(fesseln.)-561(Sein)-354(Auge)-354(folgt)-353(entz\374ckt)-354(der)-353(zackigen)]TJ 0 -13.549 Td [(K\374ste,)-260(oder)-258(es)-258(ruht)-257(tr\344umend)-258(aus)-258(der)-258(tiefen)-258(Schlucht,)-260(in)-258(der)-257(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-346(Garten)-346(aufw\344rts,)-370(ohne)-347(Ende,)-370(bis)-346(zu)-346(den)-346(Gipfeln)-346(der)-346(Berge)]TJ 0 -13.55 Td [(fortzusetzen)-164(scheint.)-222(Eine)-164(hohe)-164(Palme)-164(neigt)-164(sich)-164(wie)-164(sinnend)-164(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-381(Bilde)-382(und)-381(gibt)-381(ihm)-381(ein)-381(m\344rchenhaftes)-382(Gepr\344ge.)-643(Nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Osten)-465(decken)-466(dunkle)-465(Baummassen)-466(die)-465(Aussicht,)-519(doch)-465(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-328(blumenreiche)-328(Pergola)-328(gelangt)-328(man)-328(bald)-328(bis)-328(auf)-328(den)-328(freien)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergrand.)-245(Der)-234(Tag)-234(geht)-234(zur)-233(Neige,)-238(und)-234(es)-234(beginnt)-233(Altbordighera)]TJ 0 -13.55 Td [(im)-425(rosigen)-424(Abendlicht)-425(zu)-425(gl\374hen.)-774(Welch')-424(ein)-850(Anblick!)-773(Ich)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([068])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(wei\337)-203(ein)-202(krankes)-203(M\344dchen,)-212(eine)-203(zu)-202(fr\374h)-203(aufgebl\374hte)-202(Knospe,)-212(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Rettung)-306(vor)-306(dem)-306(Tode)-307(in)-306(Mentone)-306(suchte;)-334(dem)-306(schwebte)-306(jenes)]TJ 0 -13.549 Td [(goldige)-213(Bild)-213(bis)-213(zuletzt)-213(in)-212(den)-213(Fiebertr\344umen)-213(vor.)-238(Es)-213(war)-213(wie)-212(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Verhei\337ung)-374(einer)-374(gl\374cklicheren)-374(Welt!)-622(Sehnsuchtsvoll)-374(streckte)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-194(Sterbende)-194(ihre)-194(Arme)-194(in)-195(der)-194(nordischen)-194(Heimath)-194(aus,)-205(um)-194(es)-194(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(fassen,)-213(und)-203(ein)-204(seliges)-203(L\344cheln)-204(verkl\344rte)-203(dann)-204(ihr)-203(blasses)-203(Antlitz.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-613(Pergola,)-704(die)-613(nach)-613(jenem)-613(Aussichtspunkt)-613(im)-612(Garten)]TJ -11.956 -13.549 Td [(von)-564(La)-564(Mortola)-563(f\374hrt,)-642(ist)-564(von)-564(Banksia-Rosen)-564(und)-563(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlinggew\344chsen)-1045(\374berwuchert,)-1244(deren)-1045(Bl\374then)-1045(in)-1044(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Abendstunden)-198(s\374\337en)-199(Duft)-198(verbreiten.)-233(Die)]TJ/F31 10.9091 Tf 182.373 0 Td [(Rosa)-198(Banksiae)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.141 0 Td [(k\366nnen)]TJ -248.514 -13.549 Td [(wir)-430(hier)-430(in)-430(ihrer)-429(vollen)-430(Prachtentfaltung)-430(bewundern.)-789(\334berall)]TJ 0 -13.55 Td [(leuchten)-550(aus)-550(dem)-550(gr\374nen,)-625(dornenfreien)-550(Laub)-550(die)-550(zierlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Trugdolden)-318(ihrer)-317(halbgef\374llten,)-335(hellgelben)-317(und)-318(wei\337en)-317(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(hervor.)-888(Um)-463(diese)-462(sch\366ne)-463(Rose)-463(ist)-462(die)-463(Riviera)-463(zu)-462(beneiden;)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-520(uns)-519(im)-520(Freien)-519(will)-519(sie)-520(nicht)-519(gedeihen.)-1059(Auch)-519(ist)-520(es)-519(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\344chsh\344usern)-259(nicht)-258(m\366glich,)-261(sie)-259(zu)-258(\374ppiger)-259(Entwickelung)-258(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(bewegen,)-457(ebensowenig)-416(als)-415(dies)-416(f\374r)-415(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 181.853 0 Td [(Bougainvillea)]TJ/F16 10.9091 Tf 65.744 0 Td [(gelingt,)]TJ -247.597 -13.549 Td [(jene)-315(pr\344chtige)-315(Liane)-315(der)-315(Tropen,)-331(die)-315(mit)-315(ihren)-314(carmoisinrothen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(69)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Hochbl\344ttern)-250(ganze)-250(Geb\344ude)-250(an)-250(der)-250(Riviera)-250(deckt.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-307(Sonne)-307(war)-307(inzwischen)-307(untergegangen,)-321(und)-307(fahle)-306(Lichter)]TJ -11.956 -13.549 Td [(streiften)-414(die)-415(K\374ste.)-742(Altbordighera)-415(erschien)-414(so)-414(todtenbla\337,)-414(als)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344re)-200(es)-201(inzwischen)-200(ausgestorben;)-217(der)-200(Rahmen)-201(aus)-200(wei\337en)-200(Rosen)]TJ 0 -13.549 Td [(umschlang)-431(es)-431(fast)-431(wie)-432(ein)-431(Todtenkranz.)-793(Die)-431(bunten)-431(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-355(dunklen)-356(Laube)-355(begannen)-356(unsichtbar)-355(zu)-355(werden,)-382(und)-355(scharf)]TJ 0 -13.55 Td [(stachen)-261(nur)-261(vom)-262(hellen)-261(Abendhimmel)-261(die)-261(uralten)-261(Cypressen)-261(ab,)]TJ 0 -13.549 Td [(die,)-513(dicht)-460(aneinander)-460(gereiht,)-512(im)-460(unteren)-460(Theile)-460(des)-460(Gartens)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-268(Meere)-268(absteigen.)-304(Hat)-268(dieser)-268(dunkelfarbige)-268(Baum,)-272(der)-268(in)-268(so)]TJ 0 -13.549 Td [(feierlichem)-235(Ernst)-234(zum)-235(Himmel)-235(emporragt,)-237(wirklich)-235(ein)-234(trauriges)]TJ 0 -13.549 Td [(Aussehen,)-238(oder)-235(weckt)-234(er)-235(in)-235(uns)-234(nur)-235(traurige)-235(Empfindungen,)-237(weil)]TJ 0 -13.55 Td [(er)-354(von)-355(jeher)-354(ein)-354(Symbol)-355(der)-354(Todtentrauer)-354(war,)-381(und)-354(wir)-354(ihn)-354(so)]TJ 0 -13.549 Td [(oft)-253(neben)-253(Gr\344bern)-253(sehen?)-259(Hier)-253(h\344tte)-253(er)-254(wohl)-253(allen)-253(Grund,)-253(d\374ster)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-359(die)-359(Landschaft)-360(zu)-359(schauen,)-386(denn)-359(er)-360(schm\374ckte,)-386(so)-359(hei\337t)-359(es,)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-373(Zeiten)-373(einen)-372(Friedhof,)-404(nach)-373(welchem)-372(der)-373(Ort)-746(heute)-372(noch)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([069])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(seinen)-393(Namen)-392(\273La)-393(Mortola\253)-393(f\374hren)-393(soll.)-678(Blumenbeete)-392(haben)]TJ 0 -13.55 Td [(seitdem)-259(die)-259(Gr\344ber)-258(verdeckt,)-261(\374ppiger)-259(Pflanzenwuchs)-259(die)-258(St\344tten)]TJ 0 -13.549 Td [(verwischt,)-400(an)-370(welchen)-370(Menschen)-370(einst)-370(ihre)-370(Lieben)-369(beweinten,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(Cypressen)-250(allein)-250(trauern)-250(noch)-250(\374ber)-250(den)-250(Todten.)]TJ 137.358 -15.186 Td [(VII.)]TJ -125.402 -15.185 Td [(Die)-418(Strada)-418(nazionale,)-459(die)-418(am)-418(Garten)-418(vorbei)-418(nach)-417(Mentone)]TJ -11.956 -13.55 Td [(f\374hrt,)-461(steigt)-419(zun\344chst)-418(in)-419(der)-419(Schlucht)-418(empor)-419(und)-419(beginnt)-418(erst)]TJ 0 -13.549 Td [(jenseits)-294(der)-295(Croce)-294(della)-295(Mortola)-294(sich)-295(langsam)-294(zu)-295(senken.)-383(Es)-294(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-176(unendlich)-175(sch\366ner)-176(Weg,)-190(der)-176(im)-175(weiten)-176(Bogen,)-190(am)-176(Abhang)-175(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Berge,)-328(langsam)-312(gegen)-312(Mentone)-312(absteigt.)-437(Bald)-312(ist)-312(man)-312(in)-312(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(Olivenhain)-301(gedrungen,)-314(in)-301(dem)-302(sich)-301(das)-301(Dorf)-301(Grimaldi)-301(verbirgt;)]TJ 0 -13.55 Td [(jenseits)-328(des)-329(Ortes)-328(steigt)-329(\374ber)-328(der)-329(Stra\337e)-328(ein)-329(alter)-328(Thurm)-328(d\374ster)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-356(die)-356(L\374fte)-357(empor,)-382(neben)-357(ihm)-356(dr\344ngt)-356(ein)-356(modernes)-356(Schlo\337)-356(in)]TJ 0 -13.549 Td [(englisch)-362(gothischem)-362(Geschmack)-362(sich)-362(auf.)-586(Ein)-362(sch\366ner)-361(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(steigt)-259(bis)-259(zum)-259(Thurm)-259(empor.)-276(Es)-259(war)-259(das)-259(einst)-259(die)-259(Besitzung)-258(des)]TJ 0 -13.549 Td [(englischen)-210(Arztes)-210(Bennet,)-219(dessen)-210(Name)-210(einen)-210(ruhmvollen)-210(Klang)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-194(der)-195(Riviera)-194(besitzt.)-232(Nach)-194(dessen)-195(Tode)-194(haben)-195(neue)-194(Besitzer)-194(das)]TJ 0 -13.549 Td [(gothische)-297(Haus)-297(erbaut.)-392(Wir)-297(erreichen)-297(das)-297(italienische)-297(Zollhaus.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-236(dunkelt)-236(schon;)-241(in)-236(Mentone,)-238(das)-236(in)-236(geringer)-236(Ferne)-236(vor)-236(unseren)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Augen)-317(aufsteigt,)-333(beginnen)-317(auf)-317(den)-317(Stra\337en)-317(und)-317(in)-317(den)-316(H\344usern)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-404(Lichter)-403(sich)-404(zu)-403(entz\374nden.)-711(Eine)-403(lange)-404(Reihe)-403(flammender)]TJ 0 -13.549 Td [(Punkte)-260(folgt)-261(bald)-260(dem)-260(Strande,)-263(als)-261(h\344tte)-260(sich)-260(das)-261(Meer)-260(mit)-260(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(Schnur)-259(feuriger)-259(Perlen)-259(geschm\374ckt.)-277(Mir)-259(zogen)-259(die)-259(Strophen)-259(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Mignonliedes)-422(durch)-423(den)-422(Sinn,)-466(und)-422(das)-423(Rauschen)-422(des)-422(Meeres)]TJ 0 -13.549 Td [(schien)-206(sie)-206(in)-206(den)-206(T\366nen)-206(der)-206(Beethoven'schen)-206(Musik)-206(zu)-206(begleiten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-216(bezeichnend)-215(f\374r)-216(diesen)-216(Boden)-215(mehr)-216(als)-215(zweitausendj\344hriger)]TJ 0 -13.549 Td [(Cultur,)-195(da\337)-181(jene)-182(Gew\344chse)-181(in)-181(dem)-182(Liede,)-195(welche)-181(das)-181(Bild)-181(Italiens)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-152(so)-151(lebendig)-152(vor)-151(die)-152(Seele)-151(zaubern,)-172(diesem)-151(Lande)-152(nicht)-151(ureigen)]TJ 0 -13.55 Td [(sind.)-327(Sie)-275(kamen)-276(aus)-275(dem)-276(Orient,)-281(wie)-276(alle)-275(die)-276(gro\337en)-275(Gedanken,)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-240(welchen)-241(unsere)-240(Bildung)-240(ruht,)-243(entfalteten)-240(und)-240(veredelten)-240(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-415(auf)-414(diesem)-415(Boden.)-744(Die)-415(Citronen)-414(und)-415(Orangen)-414(erhielten)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-537(klassischen)-537(Lande)-537(von)-537(den)-537(Semiten,)-609(welche)-1073(dieselben)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([070])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(ihrerseits)-442(von)-443(den)-442(Indiern)-442(\374bernommen)-443(hatten.)-827(Der)-442(\326l-)-442(und)]TJ 0 -13.55 Td [(Feigenbaum,)-558(der)-497(Weinstock)-496(und)-497(die)-496(Palme)-496(standen)-497(bei)-496(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Semiten)-321(in)-322(Pflege,)-339(lange)-322(bevor)-321(sie)-322(als)-321(Culturpflanzen)-321(siegreich)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-276(dem)-276(Westen)-276(vordrangen.)-328(Der)-276(Cultus)-276(des)-276(Lorbeers)-276(und)-276(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Myrte)-204(gelangte)-204(von)-205(Osten)-204(her)-204(\374ber)-204(das)-205(Mittelmeer.)-234(Die)-204(Cypresse)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-329(nicht)-329(ihre)-329(Heimath)-328(in)-329(Italien,)-349(sondern)-329(auf)-329(den)-328(griechischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Inseln)-399(und)-398(auf)-399(dem)-399(Libanon;)-473(ja,)-435(selbst)-399(von)-399(der)-398(schirmf\366rmig)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgebreiteten)-619(Pinie,)-711(der)-618(die)-619(Rauchwolke)-619(des)-619(Vesuvs)-618(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-502(Vorbild)-502(dient,)-565(hat)-502(man,)-565(doch)-502(dieses)-502(Mal)-502(mit)-501(Unrecht,)]TJ 0 -13.549 Td [(bezweifelt,)-408(da\337)-377(sie)-376(eine)-377(echt)-377(italienische)-376(Pflanze)-377(sei.)-630(Und)-376(als)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-233(andererseits)-234(auch)-233(der)-233(gro\337e)-233(Culturimpuls,)-237(welcher)-233(von)-233(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Entdeckung)-247(der)-248(neuen)-247(Welt)-247(ausging,)-248(auf)-247(italienischem)-247(Boden)-247(in)]TJ 0 -13.549 Td [(typischen)-372(Pflanzenformen)-371(verk\366rpert)-372(werden)-371(sollte,)-402(brachte)-371(er)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-359(die)-359(Agave)-359(und)-359(die)-359(Opuntie.)-577(Die)-359(dornigen,)-386(blaugr\374nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Agaven,)-572(die)-508(stachligen,)-572(hellgr\374nen)-508(Opuntien,)-572(die)-508(so)-508(gut)-507(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-329(felsigen)-330(Strande)-329(Italiens)-329(passen,)-349(als)-329(w\344ren)-330(sie)-329(f\374r)-329(ihn)-329(von)]TJ 0 -13.549 Td [(jeher)-381(bestimmt)-381(gewesen,)-414(sind)-381(thats\344chlich)-381(erst)-381(im)-381(vierzehnten)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahrhundert)-350(von)-349(Amerika)-350(an)-349(denselben)-350(gelangt.)-549(Capri)-349(vermag)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-397(sich)-396(ohne)-397(die)-397(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 93.664 0 Td [(Fichi)-397(d'India)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.175 0 Td [(\253,)-433(deren)-397(abgeflachte)-397(Glieder)]TJ -151.839 -13.549 Td [(sich)-426(in)-426(wunderbaren)-425(Kr\374mmungen)-426(\374ber)-426(die)-426(Mauern)-425(dr\344ngen,)]TJ 0 -13.549 Td [(kaum)-523(vorzustellen,)-592(und)-524(doch)-523(sind)-523(diese)-524(Opuntien)-523(hier)-523(eine)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(71)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(moderne)-368(Erscheinung.)-604(Daher)-367(ist)-368(es)-368(ein)-368(Anachronismus,)-397(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-372(Agaven)-372(und)-372(Opuntien)-372(in)-372(den)-372(Preller'schen)-372(Odysseebildern)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-463(Vordergrund)-463(der)-462(Landschaft)-463(schm\374cken.)-889(Die)-462(Sch\366nheit)]TJ 0 -13.549 Td [(jener)-695(Bilder)-696(wird)-695(dadurch)-695(nicht)-696(beeintr\344chtigt,)-806(und)-695(doch)]TJ 0 -13.55 Td [(kann)-445(man)-446(sich)-445(bei)-446(der)-445(Betrachtung)-446(derselben)-445(einer)-445(gewissen)]TJ 0 -13.549 Td [(fremdartigen)-600(Empfindung)-600(nicht)-601(erwehren.)-1300(Das)-600(historische)]TJ 0 -13.549 Td [(Rechtsgef\374hl)-702(f\374hlt)-702(sich)-702(verletzt)-702(und)-703(mu\337)-701(erst)-702(durch)-702(das)]TJ 0 -13.549 Td [(\344sthetische)-368(Wohlgefallen)-368(beschwichtigt)-368(werden,)-397(welches)-368(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-250(bedeutenden)-250(Kunstsch\366pfungen)-250(erwecken.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Wie)-471(mag)-472(die)-472(Riviera)-471(ausgesehen)-472(haben,)-526(bevor)-472(die)-471(Cultur)]TJ -11.956 -13.549 Td [(des)-335(\326lbaumes)-335(begann,)-356(als)-335(noch)-335(Palmen)-335(und)-335(Cypressen)-334(fehlten)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-486(der)-485(Wohlgeruch)-486(der)-485(Agrumi)-486(die)-485(Luft)-485(nicht)-486(erf\374llte?)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Sie)-328(war)-327(bedeckt)-328(mit)-328(immergr\374nen)-328(Str\344uchern,)-347(w\344hrend)-327(dichter)]TJ 3.726 -13.549 Td [(Nadelwald)-341(die)-342(H\366hen)-341(kr\366nte.)-525(Das)-341(Bild)-342(der)-341(Vegetation)-342(mu\337te)]TJ/F16 7.9701 Tf 287.298 0 Td [([071])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(ein)-301(ganz)-300(anderes)-300(sein;)-326(denn)-301(sein)-300(Aussehen)-301(war)-300(bestimmt)-300(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesammteffecte,)-412(w\344hrend)-380(der)-380(Charakter)-380(jener)-380(Landschaft,)-412(die)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-305(jetzt)-305(f\374r)-304(die)-305(typisch)-305(italienische)-305(halten,)-318(auf)-305(dem)-304(wirksamen)]TJ 0 -13.55 Td [(Hervortreten)-347(einzelner)-346(ausgepr\344gter)-347(Pflanzenformen)-347(und)-346(deren)]TJ 0 -13.549 Td [(plastischer)-250(Sonderung)-250(beruht.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(W\344hrend)-478(noch)-479(in)-478(den)-479(Zeiten)-478(Alexander)-479(des)-478(Gro\337en,)-535(also)]TJ -11.956 -13.549 Td [(im)-275(vierten)-274(Jahrhundert)-275(vor)-275(Christus,)-281(die)-274(Griechen)-275(Italien)-275(als)-274(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Land)-180(kannten,)-194(das)-180(im)-180(Vergleich)-180(zu)-180(ihrem)-180(eigenen)-180(Lande)-180(und)-179(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Orient)-274(einen)-274(ganz)-274(urspr\374nglichen)-274(Charakter)-274(trug,)-280(konnte)-274(bereits)]TJ 0 -13.549 Td [(Marcus)-505(Terentius)-505(Varro)-505(im)-505(ersten)-505(Jahrhundert)-505(vor)-504(Christus,)]TJ 0 -13.55 Td [(Italien)-522(mit)-522(einem)-523(gro\337en)-522(Garten)-522(vergleichen.)-1066(Plinius)-522(klagt)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-335(Jahrhundert)-335(sp\344ter)-335(\374ber)-335(den)-335(Luxus,)-356(der)-335(auch)-335(im)-335(Gartenbau)]TJ 0 -13.549 Td [(eingerissen)-342(sei.)-526(Die)-342(Gem\374se)-342(wurden)-342(so)-342(gro\337)-342(gezogen,)-365(da\337)-342(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-313(Tisch)-313(des)-314(Armen)-313(nicht)-313(mehr)-313(zu)-313(fassen)-314(vermochte.)-439(Er)-313(f\374hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-290(Beispiel)-290(die)-290(Spargeln)-290(an,)-300(von)-290(denen)-290(in)-290(Ravenna)-290(oft)-290(nur)-290(drei)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-250(das)-250(r\366mische)-250(Pfund)-250(\050ca.)-250(300)-250(Gramm\051)-250(gingen.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Da\337)-330(in)-331(jenem)-330(Garten,)-350(in)-331(welchen)-330(Italien)-330(verwandelt)-330(worden)]TJ -11.956 -13.549 Td [(war)-320(und)-320(der)-320(orientalische)-321(Culturpflanzen)-320(vorwiegend)-320(barg,)-337(das)]TJ 0 -13.55 Td [(r\366mische)-367(Volk)-366(sich)-367(verweichlichen)-366(mu\337te,)-396(ist)-367(nur)-366(zu)-367(klar.)-599(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-407(das)-407(die)-407(Schattenseite)-407(jener)-407(zu)-407(\374ppig)-407(entwickelten)-407(Cultur,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-445(in)-446(dem)-445(\334berma\337e)-445(ihrer)-445(Entfaltung)-446(auch)-445(die)-445(Keime)-445(ihres)]TJ 0 -13.549 Td [(Untergangs)-250(trug.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Als)-215(ich)-216(Mentone)-215(n\344her)-216(kam,)-222(begann)-216(der)-215(Mistral)-216(zu)-215(wehen)-215(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(fegte)-397(m\344chtige)-397(Staubwolken)-397(\374ber)-397(die)-397(Stra\337e.)-692(In)-397(Garavan,)-433(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Schutze)-222(der)-221(Altstadt,)-228(wurde)-221(es)-222(trotzdem)-221(fast)-222(windstill,)-227(so)-222(da\337)-221(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(dort)-320(am)-320(sp\344ten)-321(Abend)-320(im)-320(anmuthigen)-320(Garten)-320(des)-320(H\364tel)-320(d'Italie)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-152(sitzen)-152(konnte.)-218(Garavan)-152(wird)-152(eben)-152(durch)-153(den)-152(Bergr\374cken,)-171(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-200(das)-201(alte)-200(Mentone)-200(steht,)-210(und)-201(durch)-200(die)-200(dichten)-200(H\344usermassen)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-376(Stadt)-375(gegen)-376(den)-375(Westwind)-376(vollst\344ndig)-375(gedeckt)-376(und)-375(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Recht)-319(daher)-318(von)-319(Brustkranken)-318(bevorzugt.)-456(Seit)-319(vorigem)-318(Winter)]TJ 0 -13.549 Td [(erhielt)-353(Garavan)-353(einen)-354(eigenen)-353(Bahnhof,)-379(der)-353(fast)-353(eine)-353(zu)-353(gro\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(Erleichterung)-307(des)-307(Verkehrs)-307(f\374r)-614(diejenigen)-307(Winterg\344ste)-306(schafft,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([072])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(die)-257(in)-256(Monte)-257(Carlo)-257(durch)-256(sch\344dliche)-257(Aufregung)-257(beim)-256(Spiel,)-258(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Rest)-250(ihrer)-250(Gesundheit)-250(gef\344hrden.)]TJ 135.542 -14.776 Td [(VIII.)]TJ -123.586 -14.777 Td [(Fast)-241(alle)-241(wichtigen)-241(Reiz-)-241(und)-241(Genu\337mittel)-241(des)-241(Pflanzenreichs)]TJ -11.956 -13.549 Td [(dankt)-548(der)-548(Culturmensch)-547(den)-548(wilden)-548(V\366lkern.)-1143(Da)-548(bei)-547(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(selbst)-267(die)-266(Cultur)-267(das)-267(instinctive)-266(Empfinden)-267(ganz)-266(zur\374ckdr\344ngte,)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-413(kann)-413(er)-413(sich)-413(kaum)-413(noch)-413(vorstellen,)-454(welche)-412(Eindr\374cke)-413(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Wilden)-348(bei)-348(der)-348(Wahl)-348(seiner)-348(Nahrungsmittel)-348(geleitet)-348(haben.)-543(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(staunt,)-234(wenn)-231(ihn)-230(die)-231(Chemie)-230(belehrt,)-235(da\337)-230(der)-231(Thee)-230(der)-230(Chinesen,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-395(Mate)-396(der)-395(Brasilianer,)-432(der)-395(Kaffee)-395(und)-396(die)-395(Khatpflanze)-395(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Araber,)-243(die)-242(Chocolade)-241(der)-242(Azteken,)-243(die)-241(Kolan\374sse)-242(der)-241(Neger)-241(im)]TJ 0 -13.549 Td [(wesentlichen)-272(dieselben)-272(Stoffe)-271(enthalten.)-316(Im)-272(La)-271(Mortola-Garten,)]TJ 0 -13.55 Td [(bei)-203(Betrachtung)-202(der)-203(Pflanzen,)-211(die)-203(jene)-202(Stoffe)-203(liefern,)-212(konnten)-202(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-268(Verschiedenheit)-269(ihres)-268(Aussehens)-269(feststellen.)-305(Irgend)-268(welches)]TJ 0 -13.549 Td [(\344u\337ere)-310(Abzeichen,)-325(das)-310(ihnen)-310(gemeinsam)-310(w\344re,)-325(haben)-310(wir)-309(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(entdeckt.)-793(Ein)-432(solches)-431(Abzeichen)-431(konnte)-431(somit)-431(die)-431(Wahl)-431(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Wilden)-253(nicht)-253(leiten,)-253(als)-253(er)-252(diese)-253(traf.)-258(Er)-253(verfuhr)-253(nicht)-253(anders)-252(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-256(wilde)-256(Thier,)-258(das)-256(in)-256(Wald)-256(und)-256(Flur)-256(seiner)-256(Nahrung)-256(nachgeht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Er)-250(war)-250(sich)-250(der)-250(Ursache)-250(seiner)-250(Wahl)-250(ebenso)-250(wenig)-250(bewu\337t.)]TJ 11.956 -14.776 Td [(Meist)-310(vor)-310(langer)-310(Zeit)-310(schon)-310(den)-310(Wilden)-310(abgewonnen,)-324(haben)]TJ -11.956 -13.55 Td [(unsere)-603(Reiz-)-603(und)-603(Genu\337mittel)-603(eine)-603(interessante)-603(Geschichte)]TJ 0 -13.549 Td [(aufzuweisen.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(73)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(In)-531(China)-531(ist)-532(der)-531(Theegenu\337)-531(so)-531(alt,)-601(da\337)-531(ein)-531(im)-531(zw\366lften)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Jahrhundert)-533(verfa\337tes)-532(Buch)-533(\273Rhya\253)-533(von)-532(demselben)-533(als)-532(von)]TJ 0 -13.549 Td [(etwas)-250(l\344ngst)-250(Bekanntem)-250(spricht.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(In)-558(Europa)-558(begann)-558(sich)-558(der)-558(Theegenu\337)-558(erst)-558(um)-558(1630)-558(zu)]TJ -11.956 -13.549 Td [(verbreiten,)-767(unter)-664(dem)-664(Einflu\337)-664(der)-663(holl\344ndisch-ostindischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesellschaft)-151(und)-151(der)-150(Lobpreisungen,)-171(welche)-151(einige)-150(holl\344ndischen)]TJ 0 -13.55 Td [(\304rzte)-576(diesem)-576(Getr\344nk)-576(zu)-576(Theil)-576(werden)-576(lie\337en.)-1228(Der)-575(Thee)]TJ 0 -13.549 Td [(sollte)-499(die)-499(Lebenskraft)-500(steigern,)-561(das)-499(Ged\344chtni\337)-499(st\344rken,)-561(alle)]TJ 0 -13.549 Td [(seelischen)-504(F\344higkeiten)-504(erh\366hen,)-568(das)-503(Blut)-504(in)-504(willkommenster)]TJ 0 -13.549 Td [(Weise)-337(verd\374nnen.)-1024(Gegen)-337(Fieber)-337(wurde)-337(vorgeschrieben,)-359(nicht)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([073])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(weniger)-248(als)-247(vierzig)-248(bis)-247(f\374nfzig)-248(Tassen)-247(hintereinander)-248(zu)-247(trinken.)]TJ 0 -13.55 Td [(Zu)-408(dem)-407(interessanten)-408(Werke)-408(von)-407(Le)-408(Grand)-407(d'Aussy,)-447(welches)]TJ 0 -13.549 Td [(1782)-411(zuerst)-410(erschien)-411(und)-411(die)-410(Geschichte)-411(des)-411(Privatlebens)-410(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Franzosen)-377(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.581 0 Td [(Histoire)-377(de)-377(la)-377(vie)-376(priv\351e)-377(des)-377(Fran\347ois)]TJ/F16 10.9091 Tf 173.128 0 Td [(\051)-377(erz\344hlt,)-408(ist)]TJ -225.709 -13.549 Td [(zu)-369(lesen,)-399(da\337)-369(der)-369(Thee)-370(in)-369(Paris)-369(1636)-369(bekannt)-369(wurde)-369(und)-369(bald)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-483(Ansehen)-484(gelangte,)-541(weil)-483(ihn)-484(der)-483(Chancelier)-483(S\351guier)-483(unter)]TJ 0 -13.55 Td [(seine)-391(Protection)-391(nahm.)-674(Es)-391(scheint,)-427(da\337)-391(sich)-391(in)-391(Paris)-391(einzelne)]TJ 0 -13.549 Td [(Personen)-231(auch)-231(auf)-231(das)-231(Rauchen)-231(des)-231(Thees)-231(verlegten,)-235(so)-231(wie)-231(man)]TJ 0 -13.549 Td [(Tabak)-383(raucht,)-416(und)-383(der)-383(Arzt)-383(Bligny)-383(r\374hmt)-383(sich,)-416(aus)-383(dem)-382(Thee)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-238(Conserve,)-241(ein)-238(destillirtes)-238(Wasser)-238(und)-238(zwei)-238(Arten)-238(von)-238(Syrup)]TJ 0 -13.549 Td [(dargestellt)-306(zu)-306(haben.)-419(In)-306(England)-307(war)-306(das)-306(Theetrinken)-306(um)-306(1700)]TJ 0 -13.55 Td [(schon)-276(allgemein)-275(verbreitet)-276(und)-275(der)-276(Thee)-276(besteuert.)-326(Deutschland)]TJ 0 -13.549 Td [(verdankt)-461(die)-461(Bekanntschaft)-462(mit)-461(dem)-461(Thee)-461(den)-461(holl\344ndischen)]TJ 0 -13.549 Td [(\304rzten)-268(des)-268(Gro\337en)-268(Kurf\374rsten.)-305(Im)-268(Jahre)-268(1662)-268(kostete,)-272(nach)-268(den)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-178(Fl\374ckiger)-177(ver\366ffentlichten)-178(Documenten,)-192(eine)-177(Hand)-178(voll)-177(Thee)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-282(den)-282(Apotheken)-283(der)-282(Stadt)-282(Nordhausen)-282(noch)-282(f\374nfzehn)-282(Gulden,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-355(im)-355(Jahre)-354(1689)-355(in)-355(Leipzig)-355(nur)-355(noch)-354(vier)-355(Groschen.)-564(Nach)]TJ 0 -13.55 Td [(Ru\337land)-456(gelangte)-456(der)-455(Thee)-456(nicht)-456(\374ber)-456(das)-456(westliche)-455(Europa,)]TJ 0 -13.549 Td [(sondern)-254(direct)-254(mit)-255(einer)-254(asiatischen)-254(Gesandtschaft,)-255(und)-254(schon)-254(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-237(zweiten)-238(H\344lfte)-237(des)-238(siebzehnten)-237(Jahrhunderts)-238(wurde)-237(der)-237(Thee)]TJ 0 -13.549 Td [(dort)-354(zu)-353(einem)-354(allgemein)-354(verbreiteten)-353(Getr\344nk.)-561(Der)-354(Thee)-353(hei\337t)]TJ 0 -13.549 Td [(demgem\344\337)-412(dort)-412(Tschai,)-452(entsprechend)-412(der)-412(Benennung)-412(wie)-412(wir)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-362(auch)-362(bei)-362(den)-362(Arabern)-362(im)-362(achten)-362(Jahrhundert)-362(schon)-362(finden,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-320(in)-320(Polen)-321(aus)]TJ/F31 10.9091 Tf 99.412 0 Td [(herba)-320(Theae)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.098 0 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Herbata)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.36 0 Td [(\253)-320(gebildet)-320(worden)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(ist.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-372(wichtigste)-372(Bestandtheil)-372(der)-372(Theebl\344tter)-372(ist)-372(das)-372(Coffe\357n,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(derselbe)-220(K\366rper,)-226(den)-219(die)-220(Kaffeebohnen)-220(f\374hren)-219(und)-220(der)-220(auch)-219(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Theobromin)-417(der)-418(Cacaobohnen)-417(\344u\337erst)-418(nahe)-417(steht.)-752(Ebenso)-417(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-243(Paraguay-Thee)-243(oder)-243(Mate)-244(coffeinhaltig,)-244(und)-243(denselben)-243(Stoff)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374hren)-250(auch)-250(die)-250(Kola-\273N\374sse\253.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-670(Kultur)-670(des)-671(Kaffeebaumes)-670(haben)-670(die)-670(Araber)-670(zuerst)]TJ -11.956 -13.549 Td [(in)-492(gro\337em)-492(Ma\337st\344be)-491(betrieben,)-553(w\344hrend)-491(Europa,)-553(die)-491(T\374rkei)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgenommen,)-690(vor)-602(Mitte)-602(des)-602(siebzehnten)-602(Jahrhunderts)-602(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(wenig)-851(von)-426(dem)-425(Bestehen)-426(dieses)-425(Genu\337mittels)-426(wu\337te.)-776(Nach)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([074])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Constantinopel)-469(hatte)-470(Selim)-469(I.)-469(1517)-470(aus)-469(Aegypten)-469(den)-469(ersten)]TJ 0 -13.55 Td [(Kaffee)-377(gebracht,)-409(und)-378(zwanzig)-377(Jahre)-377(sp\344ter)-378(gab)-377(es)-377(dort)-377(bereits)]TJ 0 -13.549 Td [(viele)-436(Kaffeeh\344user.)-810(Nach)-436(dem)-436(Westen)-437(Europas)-436(gelangte)-436(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Kaffee)-468(durch)-467(die)-468(Venetianer.)-903(Prosper)-468(Alpinus,)-522(der)-468(als)-467(Arzt)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-321(venetianischen)-322(Consuls)-321(in)-322(\304gypten)-321(lebte)-321(und)-322(von)-321(1591)-321(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(1593)-191(sein)-190(Werk)-191(\374ber)-190(\344gyptische)-191(Pflanzen)-190(ver\366ffentlichte,)-203(gab)-190(die)]TJ 0 -13.55 Td [(erste,)-313(wenn)-300(auch)-299(wenig)-300(vollkommene)-300(botanische)-300(Beschreibung)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-401(Kaffeebaumes.)-704(Von)-402(Venedig)-401(aus,)-439(wo)-401(im)-402(Jahre)-401(1645)-401(das)]TJ 0 -13.549 Td [(erste)-383(Kaffeehaus)-382(er\366ffnet)-383(wurde,)-415(verbreitete)-383(sich)-382(die)-383(Sitte)-382(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Kaffeetrinkens)-330(rasch)-331(\374ber)-330(ganz)-330(Italien.)-491(Wie)-330(Le)-330(Grand)-330(d'Aussy)]TJ 0 -13.549 Td [(eingehend)-414(beschreibt,)-456(war)-414(es)-414(Marseille,)-456(das)-414(in)-414(Frankreich)-414(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahre)-369(1644)-369(mit)-370(der)-369(Errichtung)-369(von)-369(Kaffeeh\344usern)-369(den)-369(Anfang)]TJ 0 -13.549 Td [(machte.)-321(In)-273(Paris)-273(kam)-274(das)-273(Kaffeetrinken)-274(erst)-273(unter)-274(Ludwig)-273(XIV.)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-325(und)-309(zwar)-310(vornehmlich)-310(durch)-309(Soliman)-310(Aga,)-325(den)-309(Gesandten)]TJ 0 -13.549 Td [(Mohammeds)-298(III.,)-310(der,)-309(wie)-298(Le)-298(Grand)-298(d'Aussy)-298(berichtet,)-310(sich)-297(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Gunst)-207(der)-207(Pariserinnen)-206(in)-207(solchem)-207(Ma\337e)-207(zu)-206(erwerben)-207(wu\337te,)-215(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-161(Mode)-160(ward,)-179(ihm)-161(Besuche)-161(abzustatten.)-220(Er)-161(lie\337)-160(den)-161(Damen,)-178(nach)]TJ 0 -13.55 Td [(orientalischer)-247(Sitte,)-248(den)-248(Kaffee)-247(serviren;)-248(es)-248(reichten)-247(ihn)-247(Sklaven)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-518(gl\344nzenden)-519(Porzellantassen)-518(auf)-518(goldbefranzten)-518(Servietten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-409(fremdartige)-409(Einrichtung)-409(der)-409(Zimmer,)-449(das)-409(Sitzen)-409(auf)-409(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Boden,)-580(die)-513(Unterhaltung,)-580(die)-513(mit)-514(H\374lfe)-514(eines)-513(Dolmetschers)]TJ 0 -13.549 Td [(gef\374hrt)-375(wurde,)-406(alles)-374(das,)-406(meint)-375(Le)-374(Grand)-375(d'Aussy,)-406(mu\337te)-374(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Kopf)-326(der)-326(Franz\366sinnen)-326(verdrehen.)-477(\334berall)-326(h\366rte)-326(man)-326(von)-325(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Soliman'schen)-217(Kaffee)-216(sprechen,)-223(und)-217(Jeder)-216(wollte)-217(davon)-216(gekostet)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(75)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(haben.)-947(Sich)-483(Kaffeebohnen)-482(zu)-482(verschaffen,)-541(war)-482(bei)-482(alledem)]TJ 0 -13.549 Td [(damals)-328(noch)-329(schwer:)-407(das)-328(Pfund)-329(kostete)-328(bis)-329(zu)-328(vierzig)-328(Thalern.)]TJ 0 -13.549 Td [(Im)-277(Jahre)-278(1672)-277(er\366ffnete)-277(ein)-278(Armenier,)-284(Namens)-277(Pascal,)-284(auf)-277(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Quai)-478(de)-478(l'\311cole)-478(das)-477(erste)-478(Pariser)-478(Kaffeehaus,)-535(das)-478(nach)-477(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(Getr\344nk,)-293(welches)-285(in)-284(demselben)-284(geboten)-285(wurde,)-293(\273Caf\351\253)-284(genannt)]TJ 0 -13.549 Td [(ward.)-464(Es)-322(war)-321(eine)-321(\273Boutique\253)-322(nach)-321(Art)-322(der)-321(orientalischen)-321(und)]TJ 0 -13.549 Td [(machte)-460(schlechte)-460(Gesch\344fte,)-512(da)-460(es)-460(f\374r)-460(das)-460(feinere)-459(Publicum,)]TJ 0 -13.549 Td [(welches)-473(allein)-474(den)-473(Kaffee)-473(damals)-474(trank,)-529(nicht)-473(geeignet)-473(war.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-551(erkannte)-551(richtig)-551(der)-552(Florentiner)-551(Procope,)-626(derselbe,)-626(der)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-402(um)-402(Paris)-402(durch)-402(die)-402(Einf\374hrung)-804(des)-402(Gefrorenen)-402(verdient)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([075])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(gemacht)-277(hat;)-291(er)-277(richtete)-278(gegen\374ber)-277(der)-277(alten)-277(Com\351die)-277(Fran\347aise)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-323(Caf\351)-323(ein,)-341(welches)-323(au\337er)-323(dem)-323(urspr\374nglichen)-323(Getr\344nk,)-341(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(Thee,)-444(Chocolade,)-444(Eis)-405(und)-405(verschiedene)-405(Liqueure)-406(f\374hrte,)-443(und,)]TJ 0 -13.549 Td [(geschmackvoll)-611(decorirt,)-701(sich)-611(alsbald)-611(des)-611(gr\366\337ten)-611(\273Succ\350s\253)]TJ 0 -13.55 Td [(erfreute.)-775(Die)-426(Zahl)-425(der)-425(Nachahmer)-425(war)-425(gro\337,)-425(und)-425(1676)-425(hatte)]TJ 0 -13.549 Td [(Paris)-466(schon)-465(eine)-466(Unmasse)-466(Caf\351s)-465(aufzuweisen,)-520(deren)-465(Einflu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-485(als)-485(ein)-485(sehr)-485(g\374nstiger)-485(erwies,)-544(indem)-485(er)-484(der)-485(Trunksucht)]TJ 0 -13.549 Td [(steuerte,)-277(und)-272(was)-272(Ludwig)-272(XIV.,)-278(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.166 0 Td [(ce)-272(Roi)-272(si)-272(d\351cent)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.488 0 Td [(\253,)-277(wie)-272(sich)-272(Le)]TJ -218.654 -13.549 Td [(Grand)-260(d'Aussy)-259(ausdr\374ckt,)-262(durch)-260(harte)-260(Strafen)-259(nicht)-260(zu)-259(erreichen)]TJ 0 -13.55 Td [(vermochte,)-429(hatte)-392(man)-393(dem)-393(Florentiner)-393(Procope)-393(zu)-392(verdanken.)]TJ 0 -13.549 Td [(Als)-467(ganz)-467(ungef\344hrlich)-467(galt)-468(jedoch)-467(der)-467(Kaffee)-467(nicht,)-521(und)-467(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Marquise)-377(de)-378(S\351vign\351)-377(r\344th)-378(darum)-377(ihrer)-377(Tochter)-378(in)-377(einem)-377(Brief)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-241(dem)-242(Jahre)-241(1680,)-243(dem)-241(Kaffee)-242(etwas)-241(Milch)-241(zuzusetzen,)-243(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 260.023 0 Td [(pour)]TJ -260.023 -13.549 Td [(en)-402(temp\351rer)-403(le)-402(danger)]TJ/F16 10.9091 Tf 101.632 0 Td [(\253.)-707(In)-403(England)-402(wurde)-402(der)-403(Kaffee)-402(durch)]TJ -101.632 -13.55 Td [(Baco)-337(von)-337(Verulam)-337(schon)-337(1624)-337(erw\344hnt.)-511(Das)-337(erste)-337(Kaffeehaus)]TJ 0 -13.549 Td [(errichtete)-382(in)-383(London)-382(1652)-382(der)-383(Armenier)-382(Pasqua,)-415(Diener)-382(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(t\374rkischen)-468(Arztes.)-902(Berlin)-468(folgte)-467(erst)-468(weit)-467(sp\344ter)-468(nach,)-521(denn)]TJ 0 -13.549 Td [(Volz)-497(gibt)-498(an,)-559(da\337)-497(dort)-498(das)-497(erste)-497(Kaffeehaus)-498(im)-497(Jahre)-497(1721)]TJ 0 -13.549 Td [(er\366ffnet)-459(wurde.)-878(Eine)-459(Anzahl)-459(deutscher)-460(St\344dte)-459(war)-459(in)-459(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Beziehung)-339(Berlin)-339(vorangeeilt;)-383(in)-339(Hamburg)-339(gab)-339(es)-339(schon)-338(1679,)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-278(N\374rnberg)-278(und)-277(Regensburg)-278(1686,)-285(in)-278(K\366ln)-278(1687)-277(Kaffeeh\344user.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-431(Wien)-432(erhielt)-431(1683)-431(ein)-432(gewisser)-431(Kolschitzky)-431(die)-431(Erlaubni\337)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-286(Er\366ffnung)-286(des)-286(ersten)-286(Kaffeehauses)-286(und)-286(zwar)-286(als)-285(Belohnung)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-441(den)-440(Muth,)-488(durch)-441(welchen)-440(er)-441(sich)-440(in)-441(dem)-440(gleichen)-440(Jahre,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(76)-13727(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(bei)-517(der)-517(Befreiung)-517(der)-517(Stadt)-517(von)-517(den)-517(T\374rken,)-583(ausgezeichnet)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte.)-1044(Um)-515(die)-514(Mitte)-515(des)-515(achtzehnten)-514(Jahrhunderts)-515(war)-514(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Kaffeegenu\337)-328(\374ber)-329(ganz)-328(Deutschland)-328(verbreitet,)-348(und)-328(der)-328(Kaffee)]TJ 0 -13.549 Td [(bildete)-172(einen)-171(wichtigen)-172(Handelsartikel)-172(f\374r)-171(Hamburg)-172(und)-171(Bremen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Friedrich)-489(der)-489(Gro\337e)-489(versuchte)-489(es)-489(vergeblich,)-548(den)-489(Verbrauch)]TJ 0 -13.549 Td [(einzuschr\344nken.)-1046(In)-516(dem)-515(Bestreben,)-582(Preu\337en)-515(wirthschaftlich)]TJ 0 -13.549 Td [(abzuschlie\337en)-377(und)-377(\273das)-377(Geld)-377(im)-377(Lande)-377(zu)-377(behalten\253,)-408(hatte)-377(er)]TJ 0 -13.549 Td [(besonders)-231(die)-231(theueren)-231(Colonialwaaren)-231(mit)-231(hohen)-231(Z\366llen)-231(belegt;)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-395(Theil)-396(verbot)-395(er)-395(sogar)-395(deren)-395(Einfuhr)-396(oder)-395(suchte)-395(sie)-395(zum)]TJ 0 -13.55 Td [(Mindesten)-350(zu)-349(monopolisiren.)-548(Markgraf)-699(und)-350(andere)-349(Chemiker)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([076])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(wurden)-285(beauftragt,)-294(Surrogate)-285(an)-285(Stelle)-285(des)-285(Kaffees)-284(zu)-285(schaffen,)]TJ 0 -13.549 Td [(was)-423(zur)-423(Entstehung)-423(von)-423(Eichelkaffee,)-466(von)-423(Kaffee)-423(aus)-422(Gerste)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-302(Roggen,)-316(ja)-302(selbst)-302(aus)-303(R\374ben)-302(und)-302(Ro\337kastanien)-303(f\374hrte.)-406(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Cichorienkaffee)-150(jedoch)-151(wurde)-150(um)-150(jene)-151(Zeit)-150(noch)-150(nicht)-150(hergestellt,)]TJ 0 -13.55 Td [(vielmehr,)-284(wie)-277(ich)-277(den)-277(Angaben)-277(E.)-277(v.)-277(Lippmanns)-277(entnehme,)-283(erst)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-264(1790.)-290(Die)-263(gebotenen)-264(Kaffeesurrogate)-263(erfreuten)-264(sich)-263(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-488(Beifalls)-489(beim)-488(Publicum,)-548(daher)-488(1781)-488(ein)-488(Kaffeemonopol)]TJ 0 -13.549 Td [(eingef\374hrt)-464(ward,)-519(das)-464(die)-465(gew\366hnlichen)-464(Consumenten)-464(zwang,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-420(Kaffee)-419(schon)-420(gebrannt)-420(vom)-420(Staate,)-462(vierundzwanzig)-419(Loth)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-291(einem)-291(Thaler,)-301(zu)-290(kaufen,)-301(w\344hrend)-291(an)-291(Adlige,)-301(Geistliche)-290(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Beamten)-250(sogenannte)-250(\273Brennscheine\253)-250(abgegeben)-250(wurden.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(An)-436(den)-435(Thee)-436(und)-436(den)-436(Kaffee)-435(schlie\337t)-436(sich)-436(der)-436(Cacao)-435(fast)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gleichberechtigt)-411(an.)-734(Sein)-411(Anbau)-412(ist)-411(schwieriger)-411(als)-411(derjenige)]TJ 0 -13.549 Td [(vieler)-386(anderer)-386(tropischer)-386(Pflanzen,)-420(da)-386(er)-386(eine)-386(sehr)-385(best\344ndige,)]TJ 0 -13.549 Td [(relativ)-287(hohe)-287(Temperatur)-287(neben)-287(einer)-287(gro\337en)-287(und)-286(gleichm\344\337igen)]TJ 0 -13.549 Td [(Feuchtigkeit)-281(verlangt.)-344(Seine)-281(Heimath)-281(d\374rfte)-281(in)-281(den)-281(L\344ndern)-281(um)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-200(mexikanischen)-201(Meerbusen)-200(liegen,)-211(jetzt)-200(wird)-200(er)-201(\374berall)-200(in)-200(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Tropen,)-306(soweit)-296(es)-295(die)-295(sonstigen)-295(Bedingungen)-295(gestatten,)-306(gebaut.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-354(Cacaopflanze)-353(geh\366rt)-354(einer)-353(Unterabtheilung)-354(der)-353(Malvaceen)]TJ 0 -13.549 Td [(an;)-501(fast)-417(aller)-418(Cacao)-417(des)-417(Handels)-418(stammt)-417(von)-417(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 230.328 0 Td [(Theobroma)]TJ -230.328 -13.549 Td [(Cacao)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.521 0 Td [(ab.)-885(Es)-462(ist)-462(ein)-462(dunkelbelaubter)-461(Baum,)-515(mit)-462(knorrigem)]TJ -33.521 -13.549 Td [(Stamm)-461(und)-461(breiter)-461(Krone,)-514(der)-461(f\374r)-461(gew\366hnlich)-461(acht)-460(bis)-461(zehn)]TJ 0 -13.55 Td [(Meter)-498(H\366he)-498(erreicht.)-994(Das)-498(Charakteristische)-498(f\374r)-498(die)-497(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(ist,)-617(da\337)-543(sie)-544(ihre)-544(Bl\374thenst\344nde)-543(vorwiegend)-544(am)-544(alten)-543(Holze)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(77)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(tr\344gt,)-505(so)-454(da\337)-453(der)-454(Stamm)-454(und)-453(die)-454(dicken)-454(\304ste)-454(sich)-453(weiterhin)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-375(Fr\374chten)-376(behangen)-375(zeigen.)-627(Die)-375(Bl\374then)-376(sind)-375(wei\337lich)-375(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(roth)-456(und)-456(liefern)-455(je)-456(nachdem)-456(gelbe)-456(oder)-456(dunkelrothe)-455(Fr\374chte.)]TJ 0 -13.549 Td [(W\344hrend)-355(die)-355(Bl\374then)-355(nur)-355(klein)-355(sind,)-381(k\366nnen)-355(die)-355(cylindrischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Fr\374chte)-387(bis)-386(f\374nfundzwanzig)-387(Centimeter)-386(L\344nge)-387(erreichen.)-659(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum)-240(bl\374ht)-241(und)-240(fructificirt)-240(fast)-241(ohne)-240(Unterbrechung,)-242(liefert)-240(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-322(Jahr)-322(meist)-323(nur)-322(zwei)-322(Haupternten.)-467(Die)-322(Samen)-322(sind)-322(in)-322(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(s\374\337s\344uerlichen)-247(Fruchtfleisch)-247(eingebettet)-247(und)-247(bilden)-247(in)-247(der)-247(reifen)]TJ 0 -13.549 Td [(Frucht)-259(f\374nf)-260(L\344ngsreihen.)-277(Ihr)-259(bitterer)-260(Geschmack)-259(wird)-259(durch)-259(das)]TJ 0 -13.55 Td [(sogenannte)-893(\273Rotten\253)-447(gemildert,)-495(einen)-447(G\344hrungsproce\337,)-446(dem)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([077])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(die)-393(aus)-392(der)-393(Frucht)-393(befreiten)-392(Samen)-393(unterworfen)-393(werden.)-677(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Cacao)-401(war)-400(in)-401(Mexiko)-401(schon)-400(den)-401(Azteken)-401(und)-400(selbst)-401(den)-400(von)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen)-315(verdr\344ngten)-315(Tolteken)-314(bekannt,)-331(und)-315(als)-315(die)-315(Spanier)-314(1519)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-500(Land)-500(eroberten,)-563(fanden)-500(sie)-499(die)-500(Cultur)-500(des)-500(Baumes)-500(vor.)]TJ 0 -13.55 Td [(\304hnlich)-341(wie)-340(der)-341(Pfeffer)-340(einst)-341(in)-341(Europa,)-363(dienten)-341(in)-340(Mexico,)-363(ja)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-259(ganz)-259(Mittelamerika)-259(die)-259(Cacaobohnen)-259(als)-259(M\374nze.)-277(Die)-259(Spanier)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen)-467(bei)-467(der)-468(Eroberung)-467(Mexico's)-467(im)-467(dortigen)-467(Staatsschatze)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-640(weniger)-640(als)-639(zweiundeinhalb)-640(Millionen)-640(Pfund)-639(solcher)]TJ 0 -13.549 Td [(Bohnen)-356(vorgefunden)-356(haben.)-567(In)-356(Mexico)-356(wurden)-356(die)-355(ger\366steten)]TJ 0 -13.55 Td [(Cacaobohnen)-527(gesch\344lt)-527(und)-526(gesto\337en,)-596(mit)-527(kaltem)-527(Wasser)-526(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(Brei)-438(anger\374hrt)-438(und)-439(mit)-438(Maismehl)-438(oder)-438(bei)-438(Vornehmeren)-438(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\374rzen,)-663(Vanille,)-662(duftenden)-580(Blumen)-580(und)-580(Honig)-580(versetzt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieser)-242(Brei)-242(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 57.99 0 Td [(bouillie)-242(assez)-242(d\351goutante)]TJ/F16 10.9091 Tf 110.124 0 Td [(\253,)-243(sagt)-242(Le)-242(Grand)-242(d'Aussy,)]TJ -168.114 -13.549 Td [(hie\337)-294(Chocolatl.)-381(Ob)-294(diese)-294(Bezeichnung)-294(von)-294(dem)-293(mexikanischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Namen)-198(der)-198(Pflanze)-198(Cacao)-198(oder)-197(Cacagnate,)-209(oder)-198(Choco)-197(\050Schaum\051)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-397(Atl)-397(\050Wasser\051)-397(abzuleiten)-397(sei,)-434(ist)-397(wohl)-397(unentschieden.)-690(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Spanier,)-237(welche)-233(die)-233(Chocolade)-233(am)-234(Hofe)-233(des)-233(Montezuma)-233(kennen)]TJ 0 -13.549 Td [(gelernt)-371(hatten,)-401(brachten)-371(sie)-370(bald)-371(nach)-371(Europa,)-401(und)-371(auch)-370(heute)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-429(ist)-429(es)-430(Spanien,)-474(welches)-429(die)-429(gr\366\337ten)-429(Mengen)-429(Chocolade)]TJ 0 -13.549 Td [(verzehrt.)-245(Nach)-234(Florenz)-234(brachte)-234(Carletti)-233(die)-234(Chocolade)-234(mit,)-238(als)-233(er)]TJ 0 -13.55 Td [(1606)-166(von)-165(weiten)-166(Reisen,)-182(die)-165(sich)-166(bis)-165(nach)-166(Westindien)-165(erstreckten,)]TJ 0 -13.549 Td [(heimkehrte.)-317(Das)-273(warme)-272(Getr\344nk,)-279(das)-272(in)-273(Fl)1(orenz)-273(aus)-272(Cacaomehl)]TJ 0 -13.549 Td [(hergestellt)-273(wurde,)-278(verbreitete)-273(sich)-272(rasch)-273(\374ber)-273(ganz)-272(Italien.)-318(Nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Frankreich)-345(kam)-344(die)-345(Chocolade)-344(1615)-345(mit)-344(Anna)-345(von)-344(\326sterreich,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Gemahlin)-350(Ludwig's)-350(XIII.)-350(Zu)-350(einiger)-350(Geltung)-350(gelangte)-350(sie)-349(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-326(1661,)-344(unter)-326(dem)-326(Einflu\337)-326(von)-325(Maria)-326(Theresia)-326(von)-325(Spanien,)]TJ 0 -13.549 Td [(Gemahlin)-252(Ludwig's)-253(XIV.,)-253(die)-252(sich)-253(aber)-252(noch)-253(versteckte)-252(\050wie)-252(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Duchesse)-369(de)-368(Montpensier)-369(in)-368(ihren)-369(Memoiren)-369(angibt\051,)-398(um)-368(ihre)]TJ 0 -13.55 Td [(Chocolade)-164(zu)-164(trinken;)-193(der)-164(Genu\337)-165(derselben)-164(mu\337te)-164(somit)-164(als)-164(etwas)]TJ 0 -13.549 Td [(Ungewohntes)-338(oder)-338(gar)-338(Verp\366ntes)-338(angesehen)-338(werden.)-514(Indessen)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-266(1671)-266(konnte)-267(Frau)-266(von)-266(S\351vign\351)-266(an)-266(ihre)-266(Tochter)-266(schreiben:)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Vous)-482(ne)-481(vous)-482(portez)-482(pas)-482(bien,)-539(le)-482(chocolat)-482(vous)-481(remettra.)]TJ/F16 10.9091 Tf 269.721 0 Td [(\253)]TJ -275.176 -13.549 Td [(Freilich)-241(mu\337)-242(die)-241(Chocolade)-241(als)-241(Heilmittel)-242(ihre)-482(Wirkung)-241(versagt)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([078])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(haben,)-424(denn)-389(in)-389(einem)-389(sp\344teren)-389(Briefe)-389(wird)-389(sie)-389(als)-388(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 237.005 0 Td [(source)-389(de)]TJ -237.005 -13.549 Td [(vapeurs)-204(et)-205(de)-204(palpitations)]TJ/F16 10.9091 Tf 111.535 0 Td [(\253)-204(angegeben.)-235(Andererseits)-204(vertheidigte)]TJ -111.535 -13.549 Td [(ein)-412(Pariser)-411(Arzt,)-452(Namens)-411(Bachot,)-452(1684)-412(vor)-411(der)-412(Fakult\344t)-411(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(These,)-195(in)-182(welcher)-182(er)-181(gutgemachte)-182(Chocolade)-182(als)-181(eine)-182(der)-181(edelsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Erfindungen)-274(pries,)-279(weit)-274(mehr)-274(w\374rdig,)-279(als)-274(Nectar)-274(und)-273(Ambrosia,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-206(Speise)-206(der)-206(G\366tter)-207(zu)-206(sein.)-235(Derselben)-206(Ansicht)-206(mu\337)-206(auch)-206(Linn\351)]TJ 0 -13.549 Td [(gewesen)-490(sein,)-550(der)-489(die)-490(Chocolade)-490(1769)-490(in)-490(den)-489(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 226.696 0 Td [(Amoenitates)]TJ -226.696 -13.549 Td [(academicae)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.102 0 Td [(\253)-325(behandelte)-326(und)-325(dem)-326(Cacaobaum)-325(den)-325(botanischen)]TJ -52.102 -13.549 Td [(Namen)-416(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 41.497 0 Td [(Theobroma)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.302 0 Td [(\253,)-457(d.)-416(h.)-748(\273G\366tterspeise\253)-416(gab.)-748(In)-416(England)]TJ -91.799 -13.549 Td [(begann)-473(sich)-473(die)-473(Chocolade)-473(um)-473(1625,)-529(ann\344hernd)-473(gleichzeitig)]TJ 0 -13.55 Td [(auch)-323(in)-323(Holland,)-341(einzub\374rgern.)-469(Nach)-323(Berlin)-323(brachte)-322(Bontekoe,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-348(Leibarzt)-349(des)-348(Gro\337en)-349(Kurf\374rsten,)-373(den)-348(Cacao)-348(mit.)-545(Friedrich)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-236(Gro\337e)-235(verbot)-236(die)-235(Einfuhr)-236(der)-236(Chocolade)-235(und)-236(beauftragte)-235(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Chemiker)-396(Markgraf,)-432(denselben,)-432(der)-396(\304hnliches)-396(f\374r)-396(den)-395(Kaffee)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-395(versucht,)-432(ein)-396(Surrogat)-395(aus)-395(Lindenbl\374then)-396(an)-395(Stelle)-395(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Chocolade)-250(herzustellen,)-250(was)-250(aber)-250(nur)-250(schlecht)-250(gelang.)]TJ 11.955 -18.458 Td [(Als)-208(die)-207(Spanier)-208(im)-208(sechzehnten)-207(Jahrhundert)-208(nach)-208(Peru)-208(kamen,)]TJ -11.955 -13.549 Td [(war)-237(dort)-236(ein)-237(anderes)-237(Reizmittel)-236(in)-237(Gebrauch,)-239(das)-237(der)-237(Instinct)-236(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Eingeborenen)-230(herausgefunden)-230(hatte,)-234(n\344mlich)-230(das)-230(Coca\357n.)-243(Dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rper)-156(geh\366rt)-157(ebenso)-156(wie)-156(das)-157(Coffe\357n)-156(und)-156(das)-157(Theobromin)-156(zu)-156(den)]TJ 0 -13.549 Td [(pflanzlichen)-310(Alcaloiden.)-431(Die)-310(Bewohner)-310(des)-310(Inkareiches)-310(kauten)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-482(Cocabl\344tter)-482(ganz)-483(so)-482(wie)-482(die)-482(Hindus)-482(die)-482(Betelnu\337)-482(kauen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-418(w\374rzten)-417(diese)-418(Bl\344tter)-418(auch)-417(mit)-418(Asche)-418(der)-417(Quinoapflanze)]TJ 0 -13.55 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Chenopodium)-275(quinoa)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.512 0 Td [(\051)-275(oder)-274(mit)-275(gel\366schtem)-274(Kalk,)-281(so)-275(wie)-274(es)-275(f\374r)]TJ -98.145 -13.549 Td [(die)-276(Beteln\374sse)-275(in)-276(Indien)-275(geschieht.)-327(Bei)-275(m\344\337igem)-276(Genu\337)-275(wirken)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(79)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-213(Cocabl\344tter)-213(anregend)-213(auf)-214(das)-213(Nervensystem)-213(ein,)-220(in)-213(zu)-213(gro\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(Mengen)-527(und)-527(fortdauernd)-527(gebraucht,)-596(werden)-527(sie)-527(verderblich.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-359(stellt)-358(sich)-359(dann)-359(ein)-359(Verfall)-358(aller)-359(k\366rperlichen)-359(und)-358(geistigen)]TJ 0 -13.549 Td [(F\344higkeiten)-436(bei)-436(dem)-436(\273Coquero\253)-436(ein,)-482(der)-436(zu)-436(einem)-436(Vergleich)]TJ 0 -13.55 Td [(desselben)-331(mit)-331(unseren)-331(Alkoholikern)-331(gef\374hrt)-331(hat.)-493(Den)-330(Spaniern)]TJ 0 -13.549 Td [(fielen)-395(zun\344chst)-395(nur)-395(die)-395(\374blen)-395(Folgen)-395(des)-394(Cocakauens)-395(auf,)-431(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(suchten)-418(dasselbe)-418(durch)-418(Verordnungen)-418(und)-418(kirchliche)-418(Verbote)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-487(Peru)-487(einzuschr\344nken.)-960(Daher)-487(wohl)-487(die)-487(Cocabl\344tter)-487(nicht)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([079])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(wie)-421(andere)-420(\344hnliche)-421(Reizmittel)-420(ihren)-420(Einzug)-421(in)-420(die)-421(alte)-420(Welt)]TJ 0 -13.55 Td [(hielten.)-242(Erst)-228(die)-227(1884)-228(von)-227(Koller)-227(in)-228(Wien)-227(gemachte)-227(Entdeckung,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-291(eine)-290(Aufl\366sung)-291(von)-291(Coca\357n)-291(ohne)-290(\374ble)-291(Folgen)-291(die)-290(Hornhaut)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-378(Bindehaut)-378(der)-377(Augen)-378(eine)-378(Zeitlang)-378(unempfindlich)-377(macht,)]TJ 0 -13.549 Td [(richtete)-216(die)-216(allgemeine)-216(Aufmerksamkeit)-217(auf)-216(dieses)-216(Alcaloid.)-238(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Anwendung)-324(desselben)-323(bei)-324(Augenoperationen)-324(wurde)-323(allgemein;)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-359(verbreitete)-359(sich)-360(auf)-359(andere)-359(Gebiete)-359(der)-359(Heilkunde)-359(als)-359(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-558(F\344higkeit,)-634(leicht)-558(zug\344ngliche)-558(sensible)-558(Nerven)-557(unseres)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rpers)-250(unempfindlich)-250(zu)-250(machen,)-250(erkannt)-250(wurde.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-560(Cocabl\344tter)-560(geh\366ren)-560(einem)-559(Strauche)-560(an,)-638(der)-559(unserer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Schlehe)-416(\344hnlich)-416(ist,)-458(aber)-416(bedeutendere)-417(Gr\366\337e)-416(erreicht.)-748(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344tter)-534(sind)-535(lebhaft)-534(gr\374n)-534(gef\344rbt)-534(und)-535(sehr)-534(d\374nn;)-676(sie)-534(haben)]TJ 0 -13.55 Td [(eif\366rmige)-478(Gestalt)-478(und)-478(laufen)-477(spitz)-478(an)-478(ihrem)-478(Ende)-478(aus.)-933(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(gelblich)-340(wei\337en)-340(Bl\374then)-340(fallen)-340(wenig)-340(in)-340(die)-340(Augen,)-362(da)-340(sie)-340(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(geringe)-165(Gr\366\337e)-166(besitzen.)-221(Die)-166(rothen,)-182(unseren)-165(Cornelkirschen)-165(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(un\344hnlichen)-355(Fr\374chte,)-380(leuchten)-355(hingegen)-354(aus)-355(dem)-354(Laub)-354(hervor.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-169(botanische)-169(Name)-168(der)-169(Pflanze)-169(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 157.067 0 Td [(Erythroxylon)-169(coca)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.005 0 Td [(,)-185(sie)-169(bildet)]TJ -237.072 -13.55 Td [(eine)-275(eigene)-274(kleine)-275(Pflanzenfamilie,)-280(die)-275(im)-274(Wesentlichen)-275(auf)-274(die)]TJ 0 -13.549 Td [(artenreiche)-198(Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 87.937 0 Td [(Erythroxylon)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.732 0 Td [(beschr\344nkt)-198(ist.)-233(Die)-199(Bl\344tter)-198(sind)]TJ -147.669 -13.549 Td [(schwach)-381(aromatisch)-381(und)-381(besitzen)-381(einen)-381(angenehm)-380(bitterlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Geschmack.)-271(Das)-256(Alcaloid,)-259(welches)-257(man)-257(aus)-257(denselben)-256(gewinnt,)]TJ 0 -13.549 Td [(bildet)-265(farblose)-266(Krystalle,)-269(die)-266(sich)-265(nur)-265(wenig)-266(in)-265(Wasser,)-269(dagegen)]TJ 0 -13.549 Td [(leicht)-250(in)-250(Alcohol)-250(und)-250(noch)-250(leichter)-250(in)-250(\304ther)-250(l\366sen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ein)-424(ganz)-424(besonderes)-423(culturhistorisches)-424(Interesse)-424(ist)-424(an)-423(den)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Gew\374rznelkenbaum)-683(gekn\374pft,)-790(da)-683(er)-682(eine)-683(\344u\337erst)-682(markirte)]TJ 0 -13.549 Td [(Rolle)-703(in)-704(der)-703(Geschichte)-703(des)-704(Gew\374rzhandels)-703(gespielt)-703(hat.)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Der)-624(Gew\374rznelkenbaum)-624(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 121.449 0 Td [(Eugenia)-624(caryophyllata)]TJ/F16 10.9091 Tf 103.766 0 Td [(\051)-624(geh\366rt)-624(zu)]TJ -225.215 -13.549 Td [(den)-558(Myrtaceen)-559(wie)-558(die)-559(Myrten,)-635(Eucalypten,)-636(Guaiaven)-558(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosen\344pfel,)-251(die)-250(wir)-251(in)-250(La)-251(Mortola)-250(sahen.)-252(Er)-250(ist)-251(ein)-250(immergr\374ner)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum)-470(mit)-470(wohlgeformter)-469(Krone,)-525(der)-470(\374ber)-470(zehn)-470(Meter)-469(H\366he)]TJ 0 -13.55 Td [(erreichen)-651(kann)-651(und)-650(lederartige,)-751(gl\344nzende,)-751(durchscheinend)]TJ 0 -13.549 Td [(punctirte)-498(Bl\344tter)-498(besitzt.)-993(Die)-497(Bl\374then)-498(stehen)-498(an)-498(den)-497(Enden)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-289(Zweige)-289(in)-289(doldenf\366rmigen)-289(Bl\374thenst\344nden.)-367(Der)-289(vierkantige)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374thenstiel)-359(breitet)-359(sich)-358(am)-359(oberen)-359(Rande)-359(in)-359(vier)-358(dicke,)-386(kurze)]TJ 0 -13.549 Td [(Kelchlappen)-409(aus.)-727(An)-818(der)-409(Ursprungsstelle)-409(derselben)-409(sind)-409(die)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([080])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Blumenkronenbl\344tter)-568(und)-569(die)-568(Staubf\344den)-568(befestigt.)-1205(Erstere)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-233(\344hnlich)-234(wie)-233(bei)-234(Eucalyptus)-233(als)-233(Kappe)-234(abgeworfen,)-236(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-316(die)-316(Bl\374the)-317(\366ffnet.)-448(Diesen)-317(Zeitpunkt)-316(wartet)-316(man)-316(aber)-316(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(ab,)-448(sammelt)-408(vielmehr)-408(kurz)-408(zuvor)-408(schon)-408(die)-408(\273Gew\374rznelken\253,)]TJ 0 -13.549 Td [(indem)-395(man)-395(sie)-395(mit)-394(den)-395(H\344nden)-395(vom)-395(Baume)-395(pfl\374ckt)-395(oder)-394(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(Bambusst\344ben)-560(abschl\344gt.)-1178(Sie)-560(sind)-559(somit)-560(noch)-559(unge\366ffnete)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-533(eines)-532(myrtenartigen)-533(Gew\344chses)-533(und)-532(haben)-533(mit)-532(den)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-577(\344hnlich)-578(duftenden)-577(Bl\374then)-578(unserer)-577(G\344rten,)-660(die)-577(wir)-577(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Nelken)-409(bezeichnen,)-449(den)-409(Dianthus-Arten,)-449(sonst)-409(nichts)-409(gemein.)]TJ 0 -13.549 Td [(Beim)-494(Trocknen)-494(ver\344ndert)-494(sich)-494(die)-494(dunkelrothe)-494(Farbe)-494(in)-493(das)]TJ 0 -13.55 Td [(bekannte)-210(Braun.)]TJ/F30 10.9091 Tf 73.637 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.741 0 Td [(Die)-210(Gew\374rznelken)-209(waren)-210(den)-209(Chinesen)-210(schon)]TJ -81.378 -13.549 Td [(vor)-362(unserer)-362(Zeitrechnung)-362(bekannt.)-586(Im)-362(vierten)-362(Jahrhundert)-362(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(Christus)-271(gelangten)-271(sie)-270(nach)-271(Europa.)-312(Man)-271(glaubte)-271(bis)-271(zu)-270(Anfang)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-155(sechzehnten)-155(Jahrhunderts,)-174(da\337)-155(Java)-155(oder)-155(Ceylon)-155(ihre)-154(Heimath)]TJ 0 -13.549 Td [(sei;)-693(thats\344chlich)-545(aber)-544(waren)-545(diese)-545(Inseln)-545(nur)-545(Stationen)-545(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-313(Wege)-312(des)-313(Gew\374rznelkenhandels.)-438(Erst)-313(die)-313(Entdeckung)-312(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Molukken)-154(durch)-154(Varthema)-153(1504)-154(kl\344rte)-154(Europa)-154(\374ber)-154(den)-153(Ursprung)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-254(Gew\374rznelken)-253(auf.)-261(Mit)-254(den)-254(Molukken)-253(zugleich)-254(gelangte)-253(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\374rzhandel)-156(jener)-157(Inseln)-156(in)-156(die)-157(H\344nde)-156(der)-156(Portugiesen,)-175(dann)-156(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhundert)-429(sp\344ter)-429(an)-429(die)-429(holl\344ndisch-ostindische)-428(Compagnie,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-455(die)-455(Production)-454(von)-455(Gew\374rznelken)-455(und)-454(Muskatn\374ssen)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-534(jede)-533(Weise)-534(zu)-534(monopolisiren)-533(suchte,)-605(ja)-534(sogar)-533(dieselbe,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-431(sie)-431(besser)-431(\374berwachen)-432(zu)-431(k\366nnen,)-476(auf)-431(nur)-431(wenige)-431(Inseln)]TJ 0 -13.549 Td [(einschr\344nkte.)-328(Auf)-275(den)-276(\374brigen)-276(Inseln)-276(lie\337)-276(sie)-276(die)-275(Gew\374rzb\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(ausrotten.)-231(Um)-193(die)-192(hohen)-193(Preise)-193(zu)-193(halten,)-204(brachte)-193(die)-192(Compagnie)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(81)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(nur)-308(begrenzte)-308(Mengen)-307(des)-308(Gew\374rzes)-308(auf)-308(den)-308(Markt,)-322(und)-308(als)-307(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Folge)-304(guter)-303(Ernten)-304(der)-303(Vorrath)-304(einmal,)-317(im)-303(Jahre)-304(1760,)-317(zu)-303(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(anwuchs,)-609(wurde)-537(ein)-537(Theil)-537(desselben)-537(bei)-537(der)-537(Admiralit\344t)-536(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Amsterdam)-215(verbrannt.)-238(Trotz)-215(strengster)-215(\334berwachung)-215(von)-215(Seiten)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-493(Holl\344nder)-494(gelang)-493(es)-493(dem)-494(franz\366sischen)-493(Gouverneur)-493(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Mauritius)-306(und)-306(Bourbon)-307(1769)-306(in)-306(den)-306(Besitz)-306(von)-306(Gew\374rznelken-)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-661(Muskatb\344umen)-660(zu)-661(gelangen)-660(und)-661(sie)-660(auf)-661(seiner)-660(Insel)]TJ 0 -13.549 Td [(anzupflanzen.)-854(Zwischen)-451(1795)-451(und)-451(1802,)-502(als)-451(die)-451(Engl\344nder)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([081])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(die)-400(Molukken)-400(besetzt)-400(hielten,)-437(sorgten)-400(sie)-400(auch)-399(daf\374r,)-438(da\337)-399(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Cultur)-404(der)-404(Gew\374rzb\344ume)-404(sich)-404(\374ber)-404(die)-404(Grenzen)-404(dieser)-403(Inseln)]TJ 0 -13.549 Td [(hinaus)-352(verbreite.)-554(Jetzt)-352(hat)-352(sich)-351(ihre)-352(Cultur)-351(\374ber)-352(die)-351(tropischen)]TJ 0 -13.549 Td [(L\344nder)-175(weit)-175(ausgedehnt,)-190(auf)-175(den)-175(Molukken)-175(selbst)-175(ging)-175(der)-175(Anbau)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-194(Gew\374rznelkenb\344ume)-194(ganz)-195(zur\374ck,)-205(und)-194(nur)-194(die)-194(Muskatb\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-250(dort)-250(noch)-250(im)-250(gro\337en)-250(Ma\337stab)-250(gepflegt.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-409(Muskatb\344ume,)-449(die)-409(mit)-409(den)-409(Gew\374rznelkenb\344umen)-408(stets)]TJ -11.956 -13.549 Td [(zusammen)-332(genannt)-331(werden,)-352(geh\366ren)-332(zu)-331(der)-332(Gattung)]TJ/F31 10.9091 Tf 236.088 0 Td [(Myristica)]TJ/F16 10.9091 Tf 41.815 0 Td [(,)]TJ -277.903 -13.549 Td [(die)-523(den)-522(Lorbeergew\344chsen)-523(sehr)-522(nahe)-523(steht.)-1068(Der)-522(wichtigste)]TJ 0 -13.55 Td [(Muskatbaum)-457(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 77.256 0 Td [(Myristica)-457(fragrans)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.385 0 Td [(,)-509(der)-458(in)-457(seinem)-457(Aussehen)]TJ -161.641 -13.549 Td [(an)-337(unsere)-337(Birnb\344ume)-337(erinnert.)-511(Er)-337(besitzt)-337(eine)-337(rundliche)-336(Krone)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-370(dichte)-370(Belaubung.)-609(Seine)-370(Bl\374then)-370(sind)-370(wei\337)-370(oder)-369(gelblich)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-313(gleichen)-312(auffallend)-313(denjenigen)-312(unserer)-313(Maiblumen.)-438(Da)-312(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(klein)-374(sind,)-405(so)-374(fallen)-374(sie)-374(freilich)-374(nicht)-374(in)-374(die)-374(Augen.)-622(Das)-374(thun)]TJ 0 -13.55 Td [(hingegen)-456(die)-456(hellgelben,)-508(aprikosen\344hnlichen)-456(Fr\374chte,)-508(die)-456(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum)-259(gleichzeitig)-259(tr\344gt.)-277(Diese)-259(Fr\374chte)-259(springen)-259(bei)-259(voller)-258(Reife)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-501(und)-501(dann)-501(leuchtet)-501(ein)-501(carmoisinrother)-501(Samenmantel)-500(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrem)-265(Innern)-264(hervor.)-294(In)-265(Gestalt)-265(einer)-264(zerschlitzten)-265(H\374lle)-264(umgibt)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-398(den)-398(schwarzbraunen,)-435(als)-398(Muskatnu\337)-398(bekannten)-398(Samen.)-694(Er)]TJ 0 -13.55 Td [(selbst)-250(wird)-250(f\344lschlich)-250(als)-250(Muskatbl\374the)-250(bezeichnet.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Auch)-437(der)-436(Zimmet)-437(war)-436(einst)-437(ein)-436(Monopol)-437(der)-436(Portugiesen,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(hierauf)-512(der)-513(niederl\344ndisch-ostindischen)-512(Compagnie)-512(und)-512(ging)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-321(die)-322(englisch-ostindische)-321(\374ber,)-339(als)-321(England)-322(1796)-321(Besitz)-321(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Ceylon)-250(ergriff.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Wie)-916(Zimmet,)-1082(Gew\374rznelken)-915(und)-916(Muskatnu\337)-915(in)-915(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(niederl\344ndischen)-362(Geschichte,)-391(so)-362(spielte)-363(der)-362(ostindische)-362(Pfeffer)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(einst)-240(eine)-241(nicht)-240(unbedeutende)-241(Rolle)-240(in)-241(der)-240(Geschichte)-240(Venedigs.)]TJ 0 -13.549 Td [(Namentlich)-255(aus)-254(R\374cksicht)-255(auf)-254(diesen)-255(Pfeffer)-254(lag)-255(Venedig)-254(daran,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-367(rothe)-367(Meer)-367(und)-366(\304gypten)-367(sich)-367(offen)-367(zu)-367(halten.)-600(Unmengen)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-343(Pfeffer)-342(wurden)-342(in)-343(Venedig,)-366(in)-342(dem)-342(Fondaco)-343(de')-342(Tedeschi,)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-512(die)-512(Deutschen)-512(verhandelt.)-1037(Im)-512(Mittelalter)-512(herrschte,)-577(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(Fl\374ckiger)-336(besonders)-335(hervorhebt,)-357(eine)-336(kaum)-336(mehr)-335(verst\344ndliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Gier)-175(nach)-176(Pfeffer,)-190(der)-175(schlie\337lich)-175(fast)-176(die)-175(Bedeutung)-175(eines)-175(\374berall)]TJ 0 -13.549 Td [(gangbaren)-261(Zahlmittels)-262(erlangte.)-284(Im)-262(dreizehnten)-261(und)-261(vierzehnten)]TJ 4.657 -13.549 Td [(Jahrhundert)-427(nahm)-427(er)-426(entschieden)-427(den)-427(ersten)-427(Rang)-427(unter)-427(den)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.412 0 Td [([082])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Gew\374rzen)-321(ein;)-355(er)-321(stand)-321(so)-320(hoch)-321(im)-320(Preise,)-338(da\337)-321(\344rmere)-320(Klassen)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-223(dem)-224(regelm\344\337igen)-223(Gebrauch)-223(desselben)-224(absehen)-223(mu\337ten)-223(und)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(cher)-343(comme)-344(poivre)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.647 0 Td [(\253)-343(sprichw\366rtlich)-344(wurde.)-530(Diese)-344(Sucht)-343(nach)]TJ -91.102 -13.549 Td [(Gew\374rzen)-340(kam,)-363(wie)-340(Le)-340(Grand)-340(d'Aussy)-340(erz\344hlt,)-363(von)-340(den)-340(vielen)]TJ 0 -13.549 Td [(schwer)-343(verdaulichen)-343(Speisen,)-367(welche)-343(man)-343(damals)-343(zu)-343(genie\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(pflegte.)-399(Es)-300(gab)-300(raffinirte)-299(Gourmands,)-312(welche)-300(Gew\374rze)-300(bei)-299(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374hrten,)-185(um)-169(nach)-169(eigenem)-168(Geschmack)-169(die)-169(Speisen)-169(bei)-169(Tische)-168(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(mundgerecht)-268(zu)-269(machen.)-305(R\351gnard)-269(bezeichnet)-268(solche)-268(E\337k\374nstler)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-250(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.302 0 Td [(Docteurs)-250(en)-250(Soupers)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.895 0 Td [(\253.)]TJ -99.241 -18.459 Td [(Aus)-416(der)-416(Geschichte)-415(des)-416(Levantehandels)-416(im)-416(Mittelalter)-415(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Wilhelm)-169(Heyd)-170(geht)-169(hervor,)-185(da\337)-170(zu)-169(den)-169(verbreitetesten)-169(Specereien)]TJ 0 -13.549 Td [(damals)-340(auch)-340(der)-339(Ingwer)-340(geh\366rte,)-362(und)-340(da\337)-340(er)-339(fast)-340(eben)-340(so)-339(stark)]TJ 0 -13.55 Td [(begehrt)-362(war)-362(wie)-362(der)-362(Pfeffer.)-586(Diese)-362(Pflanze,)-390(deren)-362(Heimath)-362(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Ostindien)-446(liegt,)-494(kann)-446(man)-446(im)-446(Garten)-445(von)-446(La)-446(Mortola)-445(sehen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ihre)-272(bis)-273(zu)-272(einem)-273(Meter)-272(hohen)-272(gr\374nen)-273(Sprosse)-272(entspringen)-272(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlriechenden)-368(Wurzelstock,)-397(der)-368(im)-368(Boden)-368(versteckt)-368(ist.)-603(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Sprosse)-438(erinnern)-439(an)-438(die)-439(in)-438(unseren)-439(G\344rten)-438(cultivirten)-438(Canna-)]TJ 0 -13.549 Td [(Arten)-342(und)-341(tragen)-342(wie)-341(diese,)-365(in)-341(zwei)-342(Reihen)-341(angeordnete,)-364(doch)]TJ 0 -13.55 Td [(wesentlich)-289(schm\344lere)-288(Bl\344tter.)-366(Am)-289(Gipfel)-288(schlie\337en)-289(sie,)-298(falls)-288(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-351(Bl\374the)-350(kommen,)-376(mit)-351(dichtgedr\344ngten)-351(Hochbl\344ttern)-351(ab,)-375(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(deren)-269(Achseln)-270(gelb-)-269(und)-269(violettgef\344rbte)-269(Bl\374then)-270(entspringen.)-307(In)]TJ 0 -13.549 Td [(La)-362(Mortola)-362(bl\374ht)-361(freilich)-362(der)-362(Ingwer)-362(nicht,)-389(und)-362(auch)-362(in)-361(Asien)]TJ 0 -13.549 Td [(kommen)-306(nur)-306(selten)-307(bl\374hbare)-306(Stengel)-306(zur)-306(Entwickelung.)-418(St\374cke)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-432(Wurzelstockes)-432(sind)-431(es,)-478(die,)-477(gesch\344lt)-431(oder)-432(ungesch\344lt,)-477(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Ingwer)-352(in)-352(den)-351(Handel)-352(gelangen.)-555(Der)-352(aus)-352(China)-352(eingef\374hrte)-351(in)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(83)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Zucker)-178(gekochte)-177(Ingwer)-178(stammt)-178(von)-178(zarten,)-192(sorgf\344ltig)-177(gesch\344lten)]TJ 0 -13.549 Td [(Wurzelst\366cken.)-743(Eingemachter)-414(Ingwer)-415(wurde)-414(schon)-414(im)-414(ersten)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhundert)-232(unserer)-231(Zeitrechnung)-232(in)-231(irdenen)-231(T\366pfen)-232(nach)-231(Italien)]TJ 0 -13.549 Td [(eingef\374hrt,)-460(doch)-417(war)-418(Marco)-418(Polo)-418(der)-417(erste)-418(Europ\344er,)-460(der)-417(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(seinen)-278(Reisen)-279(in)-278(China)-278(und)-278(Indien)-279(von)-278(1280)]TJ/F30 10.9091 Tf 195.784 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(1290)-278(die)-279(Pflanzen)]TJ -201.239 -13.549 Td [(zu)-309(sehen)-309(bekam.)-427(Dieser)-309(mit)-309(Recht)-309(hochber\374hmte)-309(Reisende)-309(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Mittelalters)-454(erwarb)-453(sich)-454(\374berhaupt)-453(sehr)-453(gro\337e)-454(Verdienste)-453(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-343(Erforschung)-343(von)-344(China,)-733(weshalb)-343(ihm)-343(der)-343(Besitzer)-343(von)-343(La)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([083])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Mortola,)-350(der)-330(selbst)-330(l\344ngere)-329(Zeit)-330(im)-330(\273Reich)-330(der)-330(Mitte\253)-330(lebte,)-349(in)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-389(Eingangshalle)-388(seiner)-389(Villa)-389(ein)-389(gl\344nzendes,)-423(von)-389(Salviati)-388(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Venedig)-353(als)-353(Glasmosaik)-352(auf)-353(Goldgrund)-353(ausgef\374hrtes)-352(Brustbild)]TJ 0 -13.549 Td [(widmete.)-376(Da)-293(freilich)-292(von)-292(Marco)-292(Polo)-292(ein)-292(authentisches)-292(Bildni\337)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-197(bekannt)-197(ist,)-208(blieb)-197(es)-197(der)-197(Phantasie)-197(des)-196(K\374nstlers)-197(\374berlassen,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-250(er)-250(sich)-250(ihn)-250(vorstellen)-250(wollte.)]TJ 139.175 -16.004 Td [(IX.)]TJ -127.219 -16.004 Td [(Wer)-219(den)-219(Weg)-218(von)-219(Mentone)-219(nach)-219(Nizza)-219(auf)-219(der)-218(vielger\374hmten)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Route)-264(de)-264(la)-264(Corniche)-264(zur\374cklegen)-264(will,)-267(sollte)-264(dies)-264(nur)-264(bei)-264(v\366llig)]TJ 0 -13.549 Td [(klarem)-326(Wetter)-326(thun.)-477(Denn)-326(unter)-326(den)-326(gro\337en)-326(Eindr\374cken)-325(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergstra\337e)-168(darf)-168(die)-168(Aussicht)-168(landeinw\344rts)-168(in)-168(die)-167(schneebedeckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Seealpen)-587(nicht)-586(fehlen.)-1260(Im)-587(Fr\374hjahr)-587(sind)-586(die)-587(Berge)-586(meist)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-393(Wolken)-394(bedeckt)-393(und)-393(so)-394(dem)-393(sp\344henden)-393(Auge)-393(verborgen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-433(Route)-432(de)-433(la)-432(Corniche)-433(ist)-433(an)-432(sch\366nen)-433(Fr\374hlingstagen)-432(von)]TJ 0 -13.55 Td [(unvergleichlicher)-467(Wirkung.)-901(Sie)-467(f\344ngt)-467(an)-467(bei)-467(Roccabruna)-466(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(steigen)-324(und)-323(folgt)-324(dann)-323(in)-324(unz\344hligen)-323(Windungen)-324(dem)-323(Abhang.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-400(eine)-399(Mal)-400(wendet)-400(sie)-400(sich)-399(landeinw\344rts,)-437(als)-400(wolle)-400(sie)-399(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Berg)-497(durchbohren,)-558(das)-496(andere)-497(Mal)-497(schl\344gt)-496(sie)-497(die)-496(Richtung)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-412(dem)-412(Meere)-412(ein,)-452(als)-412(st\374rze)-412(sie)-411(sich)-412(in)-412(die)-412(Fluthen.)-735(Fort)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-503(fort)-503(wechseln)-503(die)-503(Bilder.)-1009(Abw\344rts)-503(taucht)-503(der)-503(Blick)-503(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-322(gr\374nen)-321(Th\344ler)-322(und)-322(trifft)-322(immer)-321(neue)-322(Einschnitte)-322(der)-321(K\374ste;)]TJ 0 -13.549 Td [(aufw\344rts)-515(wird)-515(er)-515(begrenzt)-515(durch)-515(die)-515(m\344chtigen)-515(Kuppen)-515(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Berge.)-467(Wo)-322(diese)-322(auseinandertreten,)-340(da)-323(tauchen,)-340(wie)-322(mit)-322(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(Zauberschlag,)-281(die)-274(schneebedeckten)-275(H\344upter)-274(der)-275(Seealpen)-274(in)-274(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Ferne)-498(auf.)]TJ/F30 10.9091 Tf 57.784 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.889 0 Td [(Den)-498(h\366chsten)-498(Punkt)-499(hat)-498(die)-498(Corniche)-498(bei)-498(La)]TJ -68.673 -13.549 Td [(Tourbie,)-357(der)-335(alten)]TJ/F31 10.9091 Tf 83.606 0 Td [(Trophea)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.627 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 23.042 0 Td [(Turris)-335(in)-335(via)]TJ/F16 10.9091 Tf 56.415 0 Td [(,)-356(etwa)-336(500)-335(Meter)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(\374ber)-218(dem)-218(Meere)-217(erreicht.)-240(Die)-217(Corniche)-218(folgt)-218(der)-218(alten)-217(r\366mischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Stra\337e;)-434(Napoleon)-372(I.)-372(war)-373(es,)-402(der)-373(sie)-372(im)-373(Jahre)-372(1805,)-403(so)-372(wie)-372(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(heute)-359(ist,)-386(ausbauen)-359(lie\337.)-359(Jetzt)-359(ist)-359(die)-359(Tourbie)-359(sogar)-359(durch)-359(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Zahnradbahn)-414(mit)-415(Monte)-414(Carlo)-415(verbunden.)-743(Einst)-415(lief)-414(hier)-414(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Grenze,)-356(welche)-335(Gallien)-335(von)-335(Italien)-335(schied.)-505(Der)-335(weit)-334(sichtbare,)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-346(m\344chtigen)-345(Tr\374mmern)-346(aufsteigende)-345(Thurm,)-739(der)-346(als)-345(Thurm)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([084])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(des)-495(Augustus)-495(bekannt)-494(ist,)-556(trotzt)-495(noch)-495(immer)-494(der)-495(Zeit.)-984(Mit)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-270(zackigen)-271(Zinnen,)-275(erst)-270(im)-271(vierzehnten)-270(Jahrhundert)-270(erbaut,)]TJ 0 -13.549 Td [(ging)-329(er)-329(aus)-329(den)-329(Quadern)-329(des)-329(gewaltigen)-329(Denkmals)-329(hervor,)-348(das)]TJ 0 -13.55 Td [(hier)-365(der)-365(Senat)-365(und)-365(das)-365(r\366mische)-365(Volk)-365(dem)-365(Octavian)-365(errichten)]TJ 0 -13.549 Td [(lie\337en,)-491(als)-443(die)-443(Schlacht)-443(bei)-443(Actium)-443(ihn)-443(zum)-443(Herrn)-443(der)-443(Welt)]TJ 0 -13.549 Td [(machte.)-1114(Plinius)-537(hat)-538(uns)-538(die)-538(Inschrift)-538(bewahrt,)-610(welche)-537(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Denkmal)-372(auf)-372(seinen)-372(vier)-371(Seiten)-372(trug.)-616(Au\337er)-372(der)-372(Widmung)-371(an)]TJ 0 -13.549 Td [(den)]TJ/F31 10.9091 Tf 18.338 0 Td [(Caesar)-237(Imperator)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.922 0 Td [(standen)-237(da)-237(die)-237(Namen)-237(von)-237(vierundvierzig)]TJ -99.26 -13.55 Td [(Alpenv\366lkern)-237(verzeichnet,)-240(welche)-237(unter)-237(r\366misches)-237(Joch)-237(gebeugt)]TJ 0 -13.549 Td [(worden)-317(waren.)-452(Ein)-318(Standbild)-317(des)-317(Kaisers)-318(kr\366nte)-317(das)-317(Denkmal,)]TJ 0 -13.549 Td [(das,)-589(alter)-522(Schilderung)-521(nach)-521(zu)-522(urtheilen,)-589(gro\337artig)-521(gewesen)]TJ 0 -13.549 Td [(sein)-423(mu\337te.)-768(Trotzdem)-423(schonten)-423(es)-423(die)-423(sp\344teren)-423(Zeiten)-422(nicht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-421(Longobarden)-422(begannen)-421(seine)-421(Zerst\366rung.)-764(Die)-421(Saracenen)]TJ 0 -13.55 Td [(gestalteten)-217(es)-217(zur)-217(Festung.)-239(Dann)-217(sch\366pften)-217(Jahrhunderte)-217(lang)-216(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bewohner)-371(von)-371(La)-371(Tourbie)-371(aus)-371(den)-371(Tr\374mmern,)-401(wie)-371(aus)-370(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(Steinbruch,)-352(die)-332(Steine)-332(zum)-332(Bau)-332(ihrer)-332(Kirche)-332(und)-332(ihrer)-331(H\344user.)]TJ 0 -13.549 Td [(Im)-293(zw\366lften)-292(Jahrhundert)-293(holten)-293(die)-292(Genueser)-293(hier)-293(Marmor)-292(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Schmucke)-265(ihrer)-266(Bauten,)-269(und)-266(was)-265(dann)-265(noch)-266(verblieb,)-269(wurde)-265(am)]TJ 0 -13.55 Td [(Hochaltar)-230(in)-230(der)-231(alten)-230(Kathedrale)-230(von)-230(Nizza)-231(verwandt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 239.858 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.966 0 Td [(Von)-230(La)]TJ -247.824 -13.549 Td [(Tourbie)-312(aus)-311(sieht)-312(Monte)-311(Carlo)-312(mit)-311(all)-312(seinem)-311(Glanz)-312(und)-311(Elend)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-409(wie)-409(ein)-409(unschuldiges)-409(Kinderspielzeug)-409(aus.)-727(An)-409(den)-408(Ernst)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-370(Lebens)-369(wird)-370(man)-369(aber)-369(auch)-370(in)-369(dieser)-370(H\366he)-369(durch)-370(alle)-369(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Festungswerke)-228(gemahnt,)-232(welche)-227(Frankreich)-227(auf)-228(den)-227(Berggipfeln)]TJ 0 -13.549 Td [(errichtet)-202(hat.)-234(Selbst)-202(der)-202(h\366chste)-202(Berg)-203(\374ber)-202(Monte)-202(Carlo,)-211(der)-202(1150)]TJ 0 -13.55 Td [(Meter)-342(hohe)-342(Mont-Agel,)-364(dessen)-342(Gipfel)-342(weithin)-342(das)-342(ganze)-341(Land)]TJ 0 -13.549 Td [(beherrscht,)-250(hat)-250(jetzt)-250(einen)-250(Kranz)-250(von)-250(Redouten)-250(erhalten.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Als)-485(Glanzpunkt)-485(der)-485(Corniche)-484(erscheint)-485(mir)-485(die)-485(Stelle,)-543(an)]TJ -11.956 -13.549 Td [(welcher)-554(Eza)-554(auf)-554(schroffem)-554(Fels,)-630(mitten)-554(in)-554(der)-554(Landschaft,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(85)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(emportaucht.)-1324(Welche)-608(gewaltige)-609(Kraft)-608(war)-608(n\366thig,)-697(um)-608(in)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-620(schwindelnder)-619(H\366he,)-712(so)-620(unvermittelt)-620(zwischen)-619(Himmel)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-449(Erde,)-498(aus)-449(m\344chtigen)-448(Quadern)-449(Burgen)-449(zu)-448(erbauen!)-846(Von)]TJ 0 -13.549 Td [(Abgr\374nden)-533(umgeben,)-605(vor)-533(jeder)-534(\334berraschung)-533(sicher,)-604(haben)]TJ 0 -13.55 Td [(nach)-289(einander)-288(nizzardische)-289(und)-288(piemontesische)-289(Geschlechter)-288(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-468(Burg)-468(geherrscht.)-1807(Armselige)-468(H\344user)-468(suchten)-467(Schutz)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([085])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(an)-389(den)-389(befestigten)-389(Mauern,)-424(und)-389(auch)-389(heut)-389(noch)-389(stehen)-389(si)1(e)-389(da)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-397(dr\344ngen)-397(sich)-397(um)-398(die)-397(zerfallenen)-397(Ruinen.)-691(Die)-397(alte)-397(Pracht)]TJ 0 -13.549 Td [(verschwand)-173(von)-173(dieser)-173(St\344tte:)-211(das)-173(Elend)-173(ist)-172(geblieben.)-225(Von)-172(au\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(aber)-267(vergoldet)-268(es)-267(die)-267(strahlende)-268(Sonne)-267(des)-267(S\374dens)-268(und)-267(hebt)-267(den)]TJ 0 -13.549 Td [(stolzen)-209(Felsen)-209(majest\344tisch)-210(ab)-209(gegen)-209(den)-209(blauen)-209(Hintergrund)-209(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Meeres.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Nizza)-716(wird)-716(immer)-716(gr\366\337er,)-832(verliert)-716(den)-715(urspr\374nglichen,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(italienischen)-251(Charakter,)-252(nimmt)-251(ganz)-251(denjenigen)-251(einer)-251(eleganten,)]TJ 0 -13.549 Td [(cosmopolitischen)-203(Stadt)-203(an)-203(und)-203(am\374sirt)-203(sich)-203(ohne)-203(Unterbrechung.)]TJ 0 -13.549 Td [(Endlos)-167(folgen)-166(im)-167(Winter)-166(Redouten,)-183(Blumenschlachten,)-183(Regatten,)]TJ 0 -13.55 Td [(Pferderennen)-646(auf)-646(einander.)-1439(Wie)-646(eigen)-646(dieser)-646(Trieb)-646(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Vergn\374gen,)-376(der)-351(sich)-350(hier)-351(auch)-351(der)-351(einheimischen)-350(Bev\366lkerung)]TJ 0 -13.549 Td [(bem\344chtigt)-634(hat!)-1402(Denn)-634(kaum)-634(hat)-634(ein)-634(Ort)-634(gleich)-634(schwere)]TJ 0 -13.549 Td [(Schicksale)-671(im)-670(Laufe)-671(der)-670(Zeiten)-671(erlebt.)-1512(Unz\344hlige)-670(Male)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde)-687(die)-688(Stadt)-687(gepl\374ndert)-687(und)-688(verw\374stet)-687(durch)-687(Gothen,)]TJ 0 -13.55 Td [(Longobarden,)-333(Saracenen)-317(und)-316(Proven\347alen.)-450(Frankreich)-316(eroberte)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-428(wiederholt,)-473(um)-428(sie)-428(zu)-427(verlieren)-428(und)-428(wieder)-428(zu)-428(gewinnen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-383(wurde)-383(von)-383(der)-383(Pest)-383(heimgesucht,)-416(durch)-383(starke)-383(K\344lte)-382(ihrer)]TJ 0 -13.549 Td [(Oliven-)-189(und)-190(Orangenb\344ume)-189(mehrfach)-190(beraubt,)-201(von)-189(afrikanischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Heuschrecken)-210(h\344ufig)-210(\374berfallen.)-237(Daher)-210(vielleicht)-210(der)-210(Leichtsinn,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-674(sich)-675(seiner)-674(Bev\366lkerung)-675(bem\344chtigt)-674(hat)-675(und)-674(der)-674(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Grund)-431(dazu)-432(legte,)-476(da\337)-431(Nizza)-431(zu)-432(einer)-431(Metropole)-431(der)-431(schalen)]TJ 0 -13.549 Td [(Vergn\374gungen)-314(aufwuchs.)-442(Mein)-314(Ziel)-314(war)-314(Nizza)-314(nicht,)-329(vielmehr)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-445(Cap)-445(d'Antibes,)-494(ein)-445(Ort,)-494(den)-445(ich)-445(schon)-445(vor)-445(vielen)-445(Jahren)]TJ 0 -13.549 Td [(liebgewonnen)-511(hatte.)-1032(Ein)-511(Aufsatz)-511(von)-511(George)-511(Sand,)-576(in)-510(der)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Revue)-220(des)-219(deux)-220(mondes)]TJ/F16 10.9091 Tf 102.301 0 Td [(\253)-220(vom)-219(Jahre)-220(1868,)-225(machte)-220(mich)-219(mit)-220(den)]TJ -107.756 -13.55 Td [(Sch\366nheiten)-393(dieses)-394(Vorgebirges)-393(zuerst)-393(bekannt.)-680(George)-393(Sand)]TJ 0 -13.549 Td [(besuchte)-232(auf)-231(demselben)-232(den)-232(sch\366nen)-231(Garten)-232(des)-231(hervorragenden)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(franz\366sischen)-258(Botanikers)-258(Thuret)-258(und)-258(war)-258(von)-258(der)-258(Aussicht)-257(ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(hingerissen,)-325(die)-310(man)-311(von)-310(dort)-310(geno\337.)-310(Da\337)-310(das)-310(Cap)-310(trotzdem)-310(so)]TJ 0 -13.549 Td [(unbeachtet)-339(blieb,)-361(h\344ngt)-339(mit)-339(seiner)-339(exponirten)-339(Lage)-339(zusammen,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-327(es)-326(zum)-327(Aufenthalt)1(sorte)-327(f\374r)-326(Lungenleidende)-327(wenig)-326(geeignet)]TJ 0 -13.55 Td [(macht.)-550(Das)-351(Cap)-350(ist)-350(in)-350(das)-350(Meer)-350(weit)-350(vorgeschoben)-350(und)-350(daher)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-512(Winden)-512(ausgesetzt;)-644(auch)-512(sieht)-512(man)-512(von)-512(demselben)-512(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schneealpen,)-409(und)-377(ist)-376(demgem\344\337)-754(auch)-377(nicht)-377(gegen)-377(den)-376(kalten)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([086])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Luftstrom)-428(gesch\374tzt,)-472(der)-428(von)-428(denselben)-427(kommt.)-784(Auch)-427(fehlte)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-335(am)-334(Cap)-335(bis)-335(vor)-334(Kurzem)-335(an)-334(einem)-335(guten)-335(Unterkommen,)-355(das)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-473(Reisenden)-473(zum)-474(l\344ngeren)-473(Bleiben)-473(h\344tte)-473(einladen)-473(k\366nnen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.116 0 Td [(Ich)-427(halte)-427(das)-428(Cap)-427(d'Antibes)-427(f\374r)-427(einen)-428(der)-427(Glanzpunkte)-427(der)]TJ -10.116 -13.549 Td [(Riviera.)-239(Wer)-217(dessen)-217(Herrlichkeit)-217(in)-217(ganzer)-217(F\374lle)-217(gleich)-217(genie\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(will,)-594(der)-526(besteige)-525(den)-526(H\374gelr\374cken,)-594(der)-526(die)-525(Seelaterne)-525(und)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-331(bescheidene)-331(Kirchlein)]TJ/F31 10.9091 Tf 119.896 0 Td [(Notre-Dame)-331(de)-331(Bon-Port)]TJ/F16 10.9091 Tf 116.274 0 Td [(tr\344gt.)-494(Der)]TJ -236.17 -13.55 Td [(Anblick,)-279(den)-274(man)-273(dort)-273(bei)-273(klarem,)-280(sonnigem)-273(Wetter)-273(genie\337t,)-279(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(geradezu)-363(\374berw\344ltigend.)-590(Das)-363(Cap)-363(d'Antibes)-364(setzt)-363(sich)-363(so)-363(weit)]TJ 0 -13.549 Td [(fort)-335(in)-335(das)-335(offene)-335(Meer,)-356(da\337)-335(man)-335(von)-335(ihm)-335(aus,)-356(wie)-335(von)-335(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(Schiffe,)-495(das)-445(Land)-446(\374berblickt.)-836(Es)-446(trennt)-446(den)-445(Golf)-446(Jouan)-445(von)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-402(Baie)-402(des)-402(Anges)-402(und)-402(beherrscht)-402(so)-402(gleichzeitig)-402(die)-402(beiden)]TJ 0 -13.55 Td [(Buchten.)-727(Im)-409(Westen)-409(wird)-409(das)-409(Bild)-409(von)-409(dem)-408(Esterel-Gebirge)]TJ 0 -13.549 Td [(abgeschlossen,)-338(das)-320(in)-320(rei)1(cher)-320(Gliederung)-320(ganz)-320(unvermittelt)-320(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-365(Meere)-364(aufsteigt.)-594(Das)-365(Esterel)-365(erinnert)-364(in)-365(seinen)-364(Umrissen)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-323(das)-322(Siebengebirge,)-341(den)-323(Stolz)-322(unseres)-323(Rheinlandes,)-341(was)-322(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-234(dem)-234(vulkanischen)-233(Ursprung)-234(beider)-234(Gebirgsz\374ge)-234(erkl\344rt.)-244(Das)]TJ 0 -13.55 Td [(vom)-197(Cap)-196(d'Antibes)-197(eine)-197(Stunde)-197(weit)-196(entfernte)-197(Cannes)-197(wird)-196(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-251(Landenge)-251(der)-250(Croisette)-251(verdeckt,)-251(frei)-251(liegt)-251(hingegen)-251(vor)-250(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-301(Meere)-301(die)-300(Lerinische)-301(Insel)-301(St.)-300(Marguerite.)-403(Deutlich)-300(erkennt)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-308(auf)-307(ihr)-308(das)-307(Fort,)-322(in)-307(welchem)-308(einst)-307(der)-308(mysteri\366se)-307(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 249.125 0 Td [(homme)]TJ -249.125 -13.549 Td [(au)-289(masque)-290(de)-289(fer)]TJ/F16 10.9091 Tf 76.123 0 Td [(\253)-289(und)-290(neuerdings)-289(Bazaine)-289(eingekerkert)-290(waren.)]TJ -76.123 -13.549 Td [(Es)-426(folgt)-426(an)-425(der)-426(K\374ste)-426(ein)-426(Ort)-426(auf)-425(den)-426(andern.)-778(Zun\344chst)-425(das)]TJ 0 -13.55 Td [(St\344dtchen)-381(Golfe)-381(Jouan,)-415(in)-381(dessen)-381(wohlgesch\374tztem)-381(Hafen)-381(das)]TJ 0 -13.549 Td [(franz\366sische)-451(Mittelmeer-Geschwader)-450(liegt.)-852(Zahlreiche)-450(Villen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-297(G\344rten)-297(decken)-297(die)-297(gr\374nen)-297(H\374gel,)-309(die)-297(sanft)-297(gegen)-296(das)-297(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(abfallen.)-606(Nach)-369(S\374dwesten)-369(hin)-368(streckt)-369(das)-369(Cap)-369(d'Antibes)-368(noch)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(87)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(einen)-275(Seitenarm)-275(in)-275(die)-274(Fluthen,)-281(und)-275(dieser)-275(tr\344gt)-275(ein)-275(kleines)-274(Fort)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-382(das)-383(Grand)-382(H\364tel.)-648(Gegen)-382(S\374den)-383(verliert)-382(sich)-383(der)-382(Blick)-382(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-367(weiten)-367(Meer;)-426(gegen)-367(Osten)-367(kann)-367(er)-367(der)-367(K\374ste)-367(bis)-367(jenseits)]TJ 0 -13.549 Td [(Bordighera)-467(folgen,)-521(wo)-467(diese)-467(endlich)-467(in)-467(dem)-467(Blau)-467(der)-466(Ferne)]TJ 0 -13.55 Td [(schwindet.)-949(Im)-483(Halbkreis)-483(reihen)-483(sich)-483(an)-483(der)-483(Bai)-483(des)-482(Anges)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-407(H\344user)-408(von)-407(Nizza)-407(aneinander)-407(und)-407(versuchen)-408(es)-407(auch,)-446(die)]TJ 0 -13.549 Td [(angrenzenden)-687(H\374gel)-344(zu)-343(erklimmen.)-531(Im)-344(Vordergrund)-343(zeichnet)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([087])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(sich)-244(grell)-243(das)-244(alte)-243(Antipolis,)-245(noch)-243(im)-244(mittelalterlichen)-243(Gewande,)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-501(steilen)-501(Mauern)-500(und)-501(Laufgr\344ben)-501(umgeben)-501(und)-501(von)-500(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(malerischen)-423(Fort)-423(Carr\351)-422(beherrscht,)-466(das)-423(es)-423(zu)-423(Vaubans)-422(Zeiten)]TJ 0 -13.549 Td [(erhielt.)-274(Nach)-259(Norden)-258(th\374rmen)-258(sich)-258(Berge)-258(auf)-258(Berge,)-260(um)-258(endlich)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-485(den)-486(schneebedeckten)-485(Alpen)-486(ihren)-485(verkl\344rten)-485(Abschlu\337)-485(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(finden.)-305(So)-268(zeigt)-268(dieses)-268(Bild)-269(all)-268(das)-268(Erhabenste)-268(wieder)-268(vereinigt,)]TJ 0 -13.549 Td [(was)-427(die)-428(Natur)-427(uns)-427(zu)-428(bieten)-427(vermag.)-782(Und)-427(wie)-427(wirkungsvoll)]TJ 0 -13.55 Td [(zugleich)-414(ist)-414(der)-414(Gegensatz)-414(zwischen)-414(der)-414(unbegrenzten)-414(Fl\344che)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-263(Meeres)-263(und)-263(den)-263(bewegten)-263(Umrissen)-263(der)-262(himmelst\374rmenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergriesen;)-227(wie)-216(zart)-216(vermittelt)-216(die)-215(azurne)-216(Farbe)-216(des)-216(Wassers)-215(und)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-317(matte)-317(Gr\374n)-317(der)-317(K\374ste,)-334(wie)-317(schroff)-317(abgesetzt)-317(das)-317(gl\344nzende)]TJ 0 -13.549 Td [(Wei\337)-188(der)-187(Schneefelder)-188(von)-187(dem)-188(dunkeln)-187(Blau)-188(des)-187(Himmels!)-229(Wie)]TJ 0 -13.55 Td [(athmet)-373(man)-372(frei)-373(in)-372(dem)-373(weiten)-373(Raum,)-403(welchen)-372(der)-373(Blick)-372(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(umfa\337t;)-233(wie)-224(f\374hlt)-224(man)-225(sich)-224(gel\344utert)-224(durch)-225(die)-224(hehren)-224(Bilder,)-229(die)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-250(in)-250(der)-250(Seele)-250(spiegeln!)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Das)-709(kleine)-709(Kirchlein)-710(Notre-Dame)-709(de)-709(Bon-Port)-709(ist)-709(mit)]TJ -11.956 -13.549 Td [(manchem)]TJ/F31 10.9091 Tf 45.695 0 Td [(ex)-301(voto)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.032 0 Td [(geschm\374ckt.)-402(Ringe)-301(und)-300(Ketten)-301(von)-300(Schiffen,)]TJ -80.727 -13.549 Td [(kleine)-284(aus)-284(Holz)-284(geschnitzte)-284(K\344hne,)-292(die)-284(an)-284(den)-284(W\344nden)-284(h\344ngen,)]TJ 0 -13.55 Td [(deuten)-239(den)-240(Dank)-239(Jener)-239(an,)-242(denen)-239(es)-239(gelang,)-242(sich)-239(aus)-239(st\374rmischer)]TJ 0 -13.549 Td [(See)-232(zu)-232(erretten.)-244(Am)-232(8.)-232(Juli)-232(eines)-232(jeden)-232(Jahres)-232(ziehen)-232(die)-232(Schiffer)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-352(Antibes)-353(barfu\337)-352(den)-353(H\374gel)-352(hinauf)-352(und)-353(holen)-352(das)-352(Standbild)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-191(Mutter)-192(Gottes)-191(herab,)-203(um)-191(es)-191(in)-192(gleichem)-191(Aufzuge)-191(am)-191(n\344chsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Sonntag)-250(von)-250(Antibes)-250(wieder)-250(hinauf)-250(zu)-250(tragen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(\334ber)-513(das)-513(Grand)-513(H\364tel)-514(du)-513(Cap)-513(d'Antibes)-513(bildete)-513(sich)-513(ein)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ganz)-418(eigener)-419(Mythos.)-755(Es)-418(hie\337,)-419(de)-418(Villemessant,)-461(der)-418(einst)-418(so)]TJ 0 -13.55 Td [(bekannte)-546(Redacteur)-546(des)-546(\273Figaro\253,)-620(h\344tte)-546(den)-546(Bau)-546(veranla\337t,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-643(ein)-643(Heim)-644(f\374r)-643(Schriftsteller)-643(und)-643(K\374nstler)-643(zu)-643(schaffen.)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Dieselben)-596(sollten)-596(dort)-596(vereint)-596(ihren)-596(Arbeiten)-596(obliegen)-596(und)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-733(die)-733(herrliche)-733(Umgebung)-733(zu)-733(bedeutendem)-732(Schaffen)]TJ 0 -13.549 Td [(angeregt)-362(werden.)-586(Dieser)-362(Mythos)-362(war)-362(aber)-362(nur)-362(eine)-362(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 241.543 0 Td [(Blague)]TJ/F16 10.9091 Tf 30.905 0 Td [(\253,)]TJ -272.448 -13.549 Td [(durch)-418(entsprechende)-418(Zeitungsartikel)-418(veranla\337t)-418(und)-418(durch)-418(eine)]TJ 0 -13.55 Td [(\273Expedition\253)-381(gro\337gezogen,)-414(die)-381(die)-381(Redaction)-381(des)-381(\273Figaro\253)-380(in)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-448(Gegend)-449(unternahm.)-844(Auch)-449(scheint)-448(das)-448(treibende)-448(Motiv)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-357(das)-357(gewesen)-358(zu)-714(sein,)-384(eine)-357(neue)-358(Station)-357(an)-357(der)-357(Riviera)-357(zu)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([088])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(entdecken,)-328(von)-312(gleicher)-313(Rentabilit\344t)-312(wie)-313(das)-312(rasch)-312(aufbl\374hende)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes.)-1126(Man)-542(wollte)-542(es)-542(Lord)-542(Brougham)-542(nachmachen,)-614(von)]TJ 0 -13.55 Td [(welchem)-469(der)-470(Reisebericht)-469(des)-470(\273Figaro\253)-469(vom)-470(25.)-469(April)-469(1867)]TJ 0 -13.549 Td [(erz\344hlt,)-178(da\337)-160(er)-160(die)-161(Stadt)-160(Cannes)-160(entdeckt)-160(habe)]TJ/F30 10.9091 Tf 196.245 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.202 0 Td [(entdeckt)-160(insofern,)]TJ -203.447 -13.549 Td [(als)-335(er)-334(dort)-335(Grundst\374cke)-334(zu)-335(5)-334(Sous)-335(den)-335(Meter)-334(vorfand,)-356(die)-334(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(bald)-415(zu)-415(60)-415(Francs)-415(verkauften.)-745(Der)-415(\273Figaro\253)-415(lie\337)-415(es)-415(aber)-415(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-226(sch\366nen)-226(Pl\344nen)-226(bewenden,)-230(und)-226(die)-226(projectirte)-226(\273Villa)-225(Soleil\253)]TJ 0 -13.55 Td [(kam)-421(nicht)-420(zu)-421(Stande;)-506(wohl)-421(aber)-421(lie\337)-420(ein)-421(Russe,)-463(der)-421(das)-420(Cap)]TJ 0 -13.549 Td [(d'Antibes)-467(schon)-468(bewohnte,)-522(sich)-467(bestimmen,)-522(das)-467(gro\337e)-467(H\364tel)]TJ 0 -13.549 Td [(du)-327(Cap)-326(zu)-327(erbauen.)-480(Das)-326(Unternehmen)-327(mi\337gl\374ckte,)-346(ein)-326(P\344chter)]TJ 0 -13.549 Td [(folgte)-227(dem)-227(andern,)-231(bis)-227(endlich)-227(das)-227(Haus)-227(geschlossen)-227(wurde.)-242(Erst)]TJ 0 -13.549 Td [(jetzt,)-314(wo)-301(die)-301(Zahl)-302(der)-301(Reiselustigen)-301(so)-301(bedeutend)-301(zugenommen)]TJ 0 -13.55 Td [(hat,)-395(stellen)-366(sich)-365(g\374nstigere)-366(Bedingungen)-366(f\374r)-366(das)-365(Unternehmen)]TJ 0 -13.549 Td [(ein.)-828(Das)-442(H\364tel)-442(kam)-443(in)-442(sorgsame)-443(und)-442(geschickte)-443(H\344nde)-442(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-454(sich)-455(voraussichtlich)-454(weiter)-455(gut)-454(entwickeln.)-863(Seine)-454(Lage)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-443(einzig)-442(sch\366n.)-827(Aus)-443(den)-442(Fenstern)-443(der)-442(Vorderseite)-443(hat)-442(man)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-319(vollen)-318(Blick)-319(auf)-319(den)-319(Golfe)-318(Jouan)-319(und)-319(das)-318(Esterel-Gebirge,)]TJ 0 -13.55 Td [(w\344hrend)-398(die)-398(Fenster)-399(der)-398(R\374ckseite)-398(nach)-398(den)-398(schneebedeckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Alpen)-437(schauen.)-810(Ein)-437(gro\337er)-437(Garten)-437(umgibt)-437(das)-437(Geb\344ude)-436(und)]TJ 0 -13.549 Td [(reicht)-433(bis)-434(zum)-433(Meer)-434(hinab.)-800(Er)-433(verliert)-433(sich)-434(in)-433(dem)-433(duftigen)]TJ 0 -13.549 Td [(mediterranen)-399(Gestr\374pp,)-437(und)-399(wo)-399(dieses)-400(aufh\366rt,)-436(setzen)-399(nackte,)]TJ 0 -13.549 Td [(zerrissene)-456(Felsen)-456(die)-456(schmale)-456(Landzunge)-456(fort.)-867(Unaufh\366rlich)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344lzt)-359(das)-359(Meer)-359(seine)-359(Wogen)-359(gegen)-359(diese)-359(Felsen,)-386(und)-359(heftiger)]TJ 0 -13.55 Td [(Sturm)-352(jagt)-351(den)-352(Schaum)-351(der)-352(Wellen)-352(\374ber)-351(dieselben)-352(hinweg.)-554(In)]TJ 0 -13.549 Td [(tausend)-400(Klippen)-400(sind)-400(die)-400(steilen)-400(Abh\344nge)-400(des)-400(Caps)-400(zerrissen,)]TJ 0 -13.549 Td [(bilden)-418(phantastische)-417(Stufen,)-460(Grotten,)-459(Buchten)-418(und)-417(Verstecke,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-351(zu)-351(jeder)-350(Tagesstunde)-351(l\344\337t)-351(sich)-350(an)-351(dem)-351(j\344hen)-351(Absturz)-350(eine)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(89)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Stelle)-398(finden,)-435(an)-398(der)-397(man,)-435(vor)-398(der)-398(Sonne)-398(und)-398(meist)-398(auch)-397(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-528(Winde)-529(gesch\374tzt,)-598(mit)-528(einem)-528(Buche)-529(in)-528(der)-529(Hand,)-597(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(niederlassen)-283(kann.)-350(Gelesen)-284(wird)-283(freilich)-283(kaum,)-292(denn)-283(die)-283(blauen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen)-262(schlagen)-262(fort)-262(und)-261(fort)-262(gegen)-262(die)-262(Steine)-262(und)-262(st\366ren)-261(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(ihr)-337(Pl\344tschern.)-510(Einmal)-336(ber\374hren)-337(sie)-337(den)-336(Fels)-337(nur)-337(sacht,)-358(so)-336(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-308(sie)-307(kaum)-308(h\366rt,)-322(dann)-307(wieder)-308(schwellen)-308(sie)-307(an)-308(und)-307(plaudern)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-446(laut,)-494(als)-445(wollten)-446(sie)-445(vernommen)-446(werden.)-836(Zuweilen)-891(rollt)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([089])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(die)-365(schwellende)-364(Fluth)-365(dicht)-365(heran,)-393(dann)-365(flieht)-364(sie)-365(wieder,)-393(und)]TJ 0 -13.549 Td [(unwillk\374rlich)-346(folgt)-347(das)-346(Auge)-346(ihr)-347(nach.)-539(So)-346(lassen)-346(sich)-346(Stunden)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-303(Stunden)-303(vertr\344umen)-302(an)-303(dem)-303(steinigen)-303(Strande)-303(von)-302(Antibes,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-301(unbemerkt)-302(verfliegt)-301(ein)-301(Tag)-302(nach)-301(dem)-301(andern.)-404(Die)-301(Nerven)]TJ 0 -13.549 Td [(ruhen)-438(aus)-439(und)-438(sammeln)-439(neue)-438(Spannkraft)-439(f\374r)-438(die)-438(gesteigerten)]TJ 0 -13.549 Td [(Anforderungen)-232(der)-232(Zeit.)]TJ/F30 10.9091 Tf 108.602 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.986 0 Td [(Ebenso)-232(wonnig)-232(wie)-232(auf)-232(seeumsp\374lten)]TJ -116.588 -13.549 Td [(Felsen)-445(lagert)-446(es)-445(sich)-446(zwischen)-445(den)-446(duftenden)-445(Str\344uchern)-445(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Strandes)-186(mit)-186(dem)-186(blauen)-185(Zeltdach)-186(des)-186(Himmels)-186(\374ber)-186(dem)-185(Haupte)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-218(einem)-218(begrenzten)-217(St\374cke)-218(azurnen)-218(Meeres)-218(zur)-217(Seite.)-240(Man)-217(hat)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-437(Decke)-437(\374ber)-436(Myrten)-437(oder)-437(Rosmarinstr\344ucher)-436(ausgebreitet)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-503(ruht)-502(nun)-503(wie)-503(auf)-503(einem)-502(Polster.)-1009(Gewi\337)-502(geh\366rt)-503(es)-502(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-419(den)-419(hohen)-419(Reizen)-419(dieses)-419(bevorzugten)-419(Ortes,)-462(da\337)-418(man)-419(aus)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-310(Garten)-309(unmittelbar)-310(in)-310(die)-310(volle,)-324(reine,)-325(unverf\344lschte)-309(Natur)]TJ 0 -13.549 Td [(gelangen)-416(kann.)-748(Denn)-417(die)-416(wohlriechenden)-416(Str\344ucher,)-457(die)-416(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-347(Strand)-347(bedecken,)-370(sind)-347(nicht)-347(von)-347(Menschenhand)-346(gepflanzt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-274(bilden)-274(einen)-273(Vegetationstypus,)-280(der)-274(f\374r)-274(das)-273(Mittelmeergebiet)]TJ 0 -13.549 Td [(bezeichnend)-431(ist)-431(und)-431(den)-432(Namen)]TJ/F29 10.9091 Tf 151.972 0 Td [(Maquis)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.863 0 Td [(f\374hrt.)-793(Immer)-432(mehr)]TJ -191.835 -13.55 Td [(weichen)-436(diese)-436(Maquis)-436(der)-436(Cultur,)-482(namentlich)-436(an)-436(dieser)-436(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(bev\366lkerten)-393(K\374ste.)-677(Ueber)-392(gr\366\337ere)-393(Fl\344chen)-392(ausgedehnt,)-428(findet)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-303(sie)-304(hier)-303(noch)-304(im)-303(Esterelgebirge.)-411(In)-303(voller)-303(Prachtentfaltung)]TJ 0 -13.549 Td [(treten)-250(sie)-250(dem)-250(Reisenden)-250(erst)-250(auf)-250(Corsica)-250(entgegen.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Der)-800(Charakter)-800(dieser)-800(Maquis)-800(wird)-800(durch)-800(immergr\374ne)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Str\344ucher)-310(bestimmt.)-430(Selbst)-310(eine)-310(Anzahl)-310(baumartiger)-309(Gew\344chse)]TJ 0 -13.549 Td [(nimmt)-266(in)-265(den)-266(Maquis)-266(Strauchform)-265(an.)-297(Bei)-266(der)-266(gro\337en)-265(Mehrzahl)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-182(Str\344ucher)-182(ist)-182(die)-182(Laubentwickelung)-182(eingeschr\344nkt)-181(worden,)]TJ 0 -13.55 Td [(ja)-323(zum)-323(Theil)-323(geschwunden.)-469(Das)-323(Alles)-323(bef\344higt)-323(diese)-322(Pflanzen,)]TJ 0 -13.549 Td [(langanhaltende)-156(D\374rre)-156(auszuhalten.)-219(Im)-156(Fr\374hjahr,)-175(wenn)-156(die)-156(n\366thige)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Bodenfeuchtigkeit)-218(zur)-217(Verf\374gung)-217(steht,)-224(kommen)-218(sie)-217(gleichzeitig)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-341(Bl\374the)-342(und)-341(zaubern)-341(dann,)-364(auf)-342(sonst)-341(d\374rrem)-341(Boden,)-364(\374ppige)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344rten)-520(hervor.)-1061(Es)-520(walten)-520(in)-520(den)-520(Maquis)-520(die)-520(aromatischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gew\344chsarten)-322(vor.)-467(Aus)-322(jedem)-322(Strauch,)-341(den)-322(man)-322(streift,)-340(befreit)]TJ 0 -13.55 Td [(man)-365(ganze)-364(Str\366me)-364(von)-365(Wohlger\374chen.)-593(Dem)-365(Boden,)-393(den)-364(man)]TJ 0 -13.549 Td [(tritt,)-491(entlockt)-442(man)-442(eine)-443(F\374lle)-442(fl\374chtiger)-443(Essenzen:)-634(Rosmarin,)]TJ 0 -13.549 Td [(Thymian,)-466(Lavendel,)-465(Cistusrose,)-466(Myrte)-423(und)-422(Pistacie)-845(mischen)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([090])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(ihre)-415(D\374fte)-415(und)-415(erf\374llen)-415(mit)-414(ihnen)-415(die)-415(Luft.)-745(Die)-415(F\344rbung)-414(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Maquis)-375(ist)-376(eine)-375(br\344unlich-gr\374ne,)-406(und)-376(erst)-375(die)-375(Bl\374then)-375(beleben)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-291(einf\366rmigen)-291(Ton.)-374(Sie)-291(treten)-291(auf)-291(in)-291(massenhafter)-291(F\374lle.)-373(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(zarte)-180(Blau)-179(der)-180(Rosmarinbl\374the)-180(gesellt)-180(sich)-179(dann)-180(dem)-180(grellen)-179(Gelb)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-232(Ginster,)-235(die)-232(helle)-232(Farbe)-231(der)-232(Cistr\366schen)-232(dem)-232(dunkeln)-231(Violett)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-359(Lavendel.)-578(Auf)-359(Corsica)-359(scheinen)-360(die)-359(Abh\344nge)-359(ein)-359(einziger)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374thenstrau\337)-270(um)-269(jene)-270(Zeit)-270(zu)-269(sein,)-275(und)-269(der)-270(Wanderer)-270(wird)-269(von)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-338(Duft)-337(berauscht,)-360(der)-338(diesem)-338(Bl\374thenmeer)-337(entstr\366mt.)-513(Nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(ohne)-232(Grund)-232(behaupten)-232(die)-232(Schiffer,)-236(da\337)-232(man)-231(Corsica)-232(im)-232(offenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Meere)-341(schon)-341(aus)-341(weiter)-341(Ferne)]TJ/F32 10.9091 Tf 138.555 0 Td [(riechen)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.657 0 Td [(k\366nne,)-364(und)-341(nach)-341(jenem)]TJ -176.212 -13.549 Td [(w\374rzigen)-303(Duft)-302(seiner)-303(Heimathsinsel)-303(sehnte)-302(sich)-303(auch)-302(Napoleon)]TJ 0 -13.549 Td [(zur\374ck)-250(auf)-250(St.)-250(Helena,)-250(vor)-250(seinem)-250(Ende.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Was)-319(noch)-318(von)-319(den)-319(Maquis)-319(am)-318(Cap)-319(d'Antibes)-319(erhalten)-318(blieb,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ist)-356(freilich)-357(wenig,)-382(und)-357(doch)-356(kann)-356(man)-357(selbst)-356(auf)-356(jener)-356(kleinen)]TJ 0 -13.549 Td [(Landzunge)-306(vor)-307(dem)-306(Garten)-307(des)-306(Grand)-307(H\364tel)-306(fast)-307(alle)-306(die)-306(Arten)]TJ 0 -13.55 Td [(zusammenlesen,)-175(welche)-156(den)-156(Typus)-156(der)-156(Maquis)-156(bestimmen.)-218(Unter)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-422(strauchartigen)-421(Formen)-422(f\344llt)-422(zun\344chst)-421(der)-422(Rosmarin)-421(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-229(Duft,)-234(seine)-229(blauen)-230(Lippenbl\374then)-229(und)-230(seine)-229(steif)-229(linealen,)]TJ 0 -13.549 Td [(unterseits)-467(wei\337-filzigen)-466(Bl\344tter)-467(auf.)-900(Man)-467(begegnet)-467(ihm)-466(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berall.)-240(Das)-220(wohlriechende)-220(\326l)-220(verfl\374chtigt)-220(sich,)-226(wenn)-220(man)-219(seine)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344tter)-378(zerreibt.)-634(Diese)-378(Pflanze)-378(zieht)-378(man)-378(auch)-378(bei)-378(uns)-378(in)-377(den)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344rten,)-459(besonders)-418(f\374r)-417(die)-418(Bienen,)-459(deren)-418(Honig)-417(sie)-418(ein)-417(feines)]TJ 0 -13.549 Td [(Aroma)-247(verleiht.)-249(Ihre)-248(Verbreitung)-247(n\366rdlich)-247(von)-248(den)-247(Alpen)-247(wurde)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-334(das)-333(Capitulare)-334(Karl's)-334(des)-333(Gro\337en)-334(812)-334(gef\366rdert,)-354(welcher)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-327(Anpflanzung)-327(des)-328(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 100.992 0 Td [(ros)-327(marinus)]TJ/F16 10.9091 Tf 53.27 0 Td [(\253)-327(in)-327(den)-328(kaiserlichen)-327(G\344rten)]TJ -154.262 -13.55 Td [(befahl.)-479(Im)-326(Alterthum)-326(hat)-326(man)-327(den)-326(Rosmarin)-326(viel)-326(zum)-326(Winden)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-341(Kr\344nzen)-341(benutzt)-341(und)-341(schm\374ckte)-341(mit)-341(diesen)-341(die)-340(Bilds\344ulen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(91)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(der)-298(Laren.)-393(Im)-298(Mittelalter)-297(bem\344chtigte)-298(sich)-298(die)-298(Symbolik)-297(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(immergr\374nen,)-302(duftigen)-291(Gew\344chses,)-302(und)-292(es)-291(wurde)-292(zum)-291(Sinnbild)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-274(Liebe,)-279(der)-274(Treue)-273(und)-274(des)-273(Todes.)-321(Als)-274(Sinnbild)-273(der)-274(Treue)-273(gilt)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-233(auch)-234(bei)-233(Shakespeare,)-237(der)-233(die)-234(wahnsinnig)-233(gewordene)-233(Ophelia)]TJ 0 -13.55 Td [(sagen)-265(l\344\337t:)-281(\273Da)-265(ist)-265(Vergi\337meinnicht,)-269(das)-266(ist)-265(zum)-265(Andenken:)-280(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(bitte)-285(Euch,)-294(lieber)-285(Herr,)-294(gedenket)-285(meiner)]TJ/F30 10.9091 Tf 180.616 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.564 0 Td [(und)-285(da)-285(ist)-285(Rosmarin,)]TJ -189.18 -13.549 Td [(das)-250(ist)-250(f\374r)-250(die)-250(Treue.\253)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([091])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -18.459 Td [(Neben)-357(dem)-356(Rosmarin)-357(steht)-357(am)-356(Strande)-357(von)-357(Antibes)-356(\374berall)]TJ -11.956 -13.549 Td [(der)-396(Thymian.)-687(Er)-395(h\344lt)-396(sich)-396(am)-395(Boden,)-432(\374ber)-396(und)-396(\374ber)-395(bedeckt)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-370(kleinen)-370(rosafarbigen)-370(Bl\374then.)-610(Etwas)-370(h\366her)-370(steigt)-370(an)-370(reich)]TJ 0 -13.549 Td [(verzweigten)-522(St\344mmchen)-523(ein)-522(anderer)-523(Lippenbl\374thler)-522(auf,)-590(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Lavandula)-495(Stoechas)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.853 0 Td [(,)-557(und)-495(streckt)-495(ihre)-495(violetten)-495(Bl\374then\344hren)]TJ -90.853 -13.549 Td [(zwischen)-621(den)-621(schmalen,)-714(weichfilzigen)-622(Bl\344ttern)-621(empor.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Zahlreich)-643(dr\344ngen)-644(sich)-643(aneinander)-643(die)-644(Ciststr\344ucher.)-1429(Sie)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen)-341(hier)-340(kaum)-341(\374ber)-340(einen)-341(halben)-341(Meter)-340(H\366he)-341(und)-340(tragen)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-505(reich)-505(verzweigten)-504(\304sten)-505(ihre)-505(br\344unlich-gr\374nen,)-568(klebrigen)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344tter.)-1276(Die)-592(Art)-592(mit)-592(kleineren)-592(wei\337en)-592(Bl\374then)-592(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 253.347 0 Td [(Cistus)]TJ -253.347 -13.549 Td [(monspeliensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 61.211 0 Td [(;)-195(die)-168(andere)-167(mit)-168(weit)-167(gr\366\337eren)-168(rosenrothen)-167(Bl\374then,)]TJ/F31 10.9091 Tf -61.211 -13.549 Td [(Cistus)-454(albidus)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.366 0 Td [(.)-862(Die)-455(wei\337en)-454(wie)-454(die)-454(rosenrothen)-454(Cistr\366schen)]TJ -64.366 -13.549 Td [(sind)-632(\344u\337erst)-632(zart,)-728(in)-632(der)-633(Knospe)-632(zusammengeknittert,)-727(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-276(gelben)-276(Staubf\344den)-276(in)-275(der)-276(Mitte)-276(verziert.)-328(Sie)-275(welken)]TJ 0 -13.55 Td [(\344u\337erst)-476(rasch,)-532(wenn)-476(man)-476(sie)-476(pfl\374ckt,)-533(doch)-476(entfalten)-476(sich)-475(an)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweigen,)-614(die)-542(man)-541(in)-542(Wasser)-541(stellt,)-615(alsobald)-541(neue)-541(Bl\374then.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-524(Ciststr\344ucher)-523(tragen)-524(nicht)-523(wenig)-524(dazu)-523(bei,)-592(den)-523(Maquis)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-645(Antibes)-645(einen)-645(charakteristischen)-645(Geruch)-645(zu)-644(verleihen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-431(Gummiharz,)-477(welches)-431(einige)-431(s\374deurop\344ische)-431(Cistus-Arten)]TJ 0 -13.549 Td [(ausschwitzen,)-319(war)-304(unter)-305(dem)-305(Namen)-305(Ladanum)-305(oder)-304(Labdanum)]TJ 0 -13.55 Td [(fr\374her)-374(ein)-374(ber\374hmtes,)-404(von)-374(griechischen)-374(Aerzten)-374(viel)-373(benutztes)]TJ 0 -13.549 Td [(Heilmittel.)-586(Heute)-361(wird)-362(es)-362(nur)-362(noch)-362(zum)-362(R\344uchern)-361(verwendet.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 12.653 0 Td [(Wer)-660(aufmerksam)-660(den)-659(Boden)-660(zwischen)-660(den)-660(Cistr\366schen)]TJ -12.653 -13.549 Td [(durchsucht,)-607(kann)-535(ein)-536(eigenth\374mliches)-535(Gew\344chs)-536(dort)-535(finden,)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-504(Parasiten,)-566(der)-504(aus)-503(den)-504(Wurzeln)-503(der)-504(Cistr\366schen)-503(seine)]TJ 0 -13.55 Td [(Nahrung)-247(zieht.)-249(Er)-248(f\344llt)-247(durch)-247(seine)-248(brennend)-247(gelb-rothe)-247(F\344rbung)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-342(und)-342(hei\337t)]TJ/F31 10.9091 Tf 63.313 0 Td [(Cytinus)-342(hypocistis)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.707 0 Td [(.)-527(Gr\374ne)-342(Bl\344tter)-342(fehlen)-342(ihm;)-389(er)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(hat)-286(sie)-286(eingeb\374\337t,)-295(da)-286(er)-286(sich)-286(nicht)-286(mehr)-286(selbst\344ndig)-286(zu)-285(ern\344hren)]TJ 0 -13.549 Td [(braucht.)-883(Die)-461(Rafflesiaceen,)-514(zu)-461(denen)-461(dieser)-461(Cytinus)-461(geh\366rt,)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-436(im)-436(\334brigen)-436(Tropenbewohner.)-807(Sie)-436(leben)-436(parasitisch)-435(und)]TJ 0 -13.549 Td [(entwickeln)-392(dabei)-393(zum)-392(Theil)-392(riesig)-392(gro\337e)-392(Bl\374then.)-677(Die)-392(gr\366\337te)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374the)-156(der)-156(Welt)-157(wird)-156(von)-156(einer)-156(solchen)-156(Rafflesiacee,)-175(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 241.837 0 Td [(Rafflesia)]TJ -241.837 -13.549 Td [(Arnoldi)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.338 0 Td [(,)-525(erzeugt,)-524(welche)-470(auf)-469(Sumatra)-470(den)-470(Wurzeln)-469(gewisser)]TJ -33.338 -13.549 Td [(Cistus-Arten)-436(aufsitzt.)-807(Diese)-436(Bl\374then)-435(k\366nnen)-436(einen)-436(Meter)-435(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Durchmesser)-498(erreichen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 117.139 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.887 0 Td [(Den)-498(Cistr\366schen)-498(nahe)-498(verwandt)]TJ/F16 7.9701 Tf -200.782 0 Td [([092])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(sind)-268(die)-268(Sonnenr\366schen,)-273(Helianthemum-Arten,)-273(die)-268(auch)-268(unserer)]TJ 0 -13.55 Td [(Flora)-394(nicht)-395(fehlen)-394(und)-394(in)-395(den)-394(Maquis)-394(hier)-395(und)-394(dort)-394(mit)-394(ihren)]TJ 0 -13.549 Td [(zarten)-498(schwefelgelben)-497(Bl\374then)-498(am)-497(Boden)-498(hervorschauen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Wesentlich)-577(h\366her)-577(als)-577(selbst)-577(die)-577(Cistr\366schen)-577(wird)-577(ein)-577(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(bewaffneter)-664(Strauch)-664(mit)-663(gelben)-664(Schmetterlingsbl\374then,)-767(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Calycotome)-650(spinosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 92.542 0 Td [(.)-1450(Diese)-650(verdient)-650(es)-650(wohl,)-750(eine)-650(nahe)]TJ -92.542 -13.55 Td [(Verwandte)-496(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 72.607 0 Td [(Genista)-496(acantoclada)]TJ/F16 10.9091 Tf 93.282 0 Td [(,)-557(jener)-496(Tartarusgei\337el)-496(zu)]TJ -165.889 -13.549 Td [(sein,)-620(deren)-546(wir)-546(fr\374her)-546(erw\344hnten.)-1138(Sie)-546(ist)-546(mit)-546(dornartigen,)]TJ 0 -13.549 Td [(scharfen)-463(Seiten\344sten)-463(so)-463(dicht)-463(besetzt,)-516(da\337)-463(man)-463(sie)-462(sorgf\344ltig)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-343(den)-343(Maquis)-343(meiden)-344(mu\337.)-343(Weniger)-343(unzug\344nglich)-343(ist)-343(die)-343(nah)]TJ 0 -13.549 Td [(verwandte)-273(Besenpfrieme)-274(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 115.624 0 Td [(Spartium)-273(junceum)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.946 0 Td [(\051,)-279(ein)-274(fast)-273(blattloser)]TJ -195.57 -13.55 Td [(Strauch)-509(mit)-509(rutenf\366rmigen)-508(gr\374nen)-509(\304sten)-509(und)-509(gro\337en)-508(gelben)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then.)-568(Aus)-356(diesen)-356(Binsenpfriemen)-356(werden)-356(K\366rbe,)-383(Netze,)-382(ja)]TJ 0 -13.549 Td [(selbst)-412(Schuhe)-412(geflochten,)-453(der)-413(Bast)-412(wird)-412(zum)-412(Binden)-412(benutzt,)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-250(eine)-250(Art)-250(Leinwand)-250(aus)-250(ihm)-250(dargestellt.)]TJ 11.955 -18.459 Td [(Sehr)-377(h\344ufig)-378(in)-377(den)-377(Maquis)-378(ist)-377(die)-377(Mastix-Pistazie)-378(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 232.915 0 Td [(Pistacia)]TJ -244.87 -13.549 Td [(Lentiscus)]TJ/F16 10.9091 Tf 41.215 0 Td [(\051.)-1103(Hier)-535(tritt)-534(sie)-535(nur)-534(als)-535(Strauch)-534(auf,)-606(w\344hrend)-534(sie)]TJ -41.215 -13.549 Td [(unter)-455(anderen)-455(Bedingungen)-455(auch)-455(zum)-455(Baume)-455(emporwachsen)]TJ 0 -13.549 Td [(kann.)-1191(Einen)-564(solchen)-564(sch\366nen)-564(Lentiskenbaum,)-642(mit)-563(dichter,)]TJ 0 -13.55 Td [(schirmf\366rmiger)-290(Krone,)-300(kann)-290(man)-290(unweit)-290(vom)-290(H\364tel,)-300(im)-289(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(einer)-545(Villa)-545(von)-546(der)-545(Stra\337e)-545(aus)-545(bewundern,)-619(die)-545(nach)-545(Golfe)]TJ 0 -13.549 Td [(Jouan)-418(f\374hrt.)-753(Die)-418(dunkelgr\374nen,)-459(paarig)-418(gefiederten,)-459(lederartig)]TJ 0 -13.549 Td [(z\344hen,)-366(oberseits)-343(gl\344nzenden)-342(Bl\344tter)-343(sind)-343(f\374r)]TJ/F31 10.9091 Tf 199.917 0 Td [(Pistacia)-343(Lentiscus)]TJ/F16 10.9091 Tf -199.917 -13.549 Td [(charakteristisch;)-906(es)-687(zeichnet)-688(sie)-687(au\337erdem)-687(ein)-687(besonderer)]TJ 0 -13.55 Td [(harziger)-397(Geruch)-397(aus.)-692(Die)-397(an)-398(sich)-397(sehr)-397(kleinen)-397(Bl\374then)-397(fallen)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-521(aus)-521(der)-521(Ferne)-521(auf,)-589(weil)-521(sie)-521(in)-521(dunkelrothen)-521(Trauben)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(93)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(bei)-368(einander)-369(stehen.)-604(Dieses)-369(Gew\344chs)-368(liefert)-368(den)-368(altber\374hmten)]TJ 0 -13.549 Td [(Mastix,)-567(doch)-503(kann)-504(derselbe)-503(nicht)-503(aus)-504(dem)-503(Strauchwerk)-503(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Maquis,)-601(sondern)-531(nur)-530(aus)-531(sorgsam)-531(cultivirten)-530(Mastixb\344umen)]TJ 0 -13.549 Td [(gewonnen)-459(werden.)-878(Diese)-459(gedeihen)-459(am)-460(Besten)-459(auf)-459(der)-459(Insel)]TJ 0 -13.55 Td [(Chios)-476(und)-476(haben)-476(dieser)-476(Insel)-476(sogar)-476(den)-476(Namen)-476(der)-476(Mastix-)]TJ 0 -13.549 Td [(Insel)-320(verschafft.)-460(Das)-321(Harz,)-337(welches)-320(aus)-320(k\374nstlich)-320(ausgef\374hrten)]TJ 0 -13.549 Td [(Einschnitten,)-293(doch)-284(auch)-285(von)-284(selbst)-284(aus)-285(den)-284(Zweigen)-284(hervortritt,)]TJ 0 -13.549 Td [(findet)-205(seine)-204(haupts\344chliche)-205(Verwendung)-205(im)-204(Orient,)-214(wo)-205(es)-204(gekaut)]TJ 0 -13.549 Td [(wird,)-645(\344hnlich)-566(wie)-566(die)-1132(Bl\344tter)-566(des)-566(Betelpfeffers)-566(in)-566(Indien.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([093])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(Es)-425(hei\337t,)-468(da\337)-425(Mastix)-425(das)-424(Zahnfleisch)-425(festige)-425(und)-425(den)-424(Athem)]TJ 0 -13.549 Td [(parf\374miere.)-239(Vornehme)-216(t\374rkische)-217(Frauen)-216(bringen)-217(den)-216(ganzen)-216(Tag)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-372(Mastixkauen)-371(zu.)-615(Bei)-372(uns)-372(wird)-371(wohl)-372(auch)-372(Zahnpulver)-371(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-355(Mastix)-356(bereitet,)-381(vornehmlich)-355(aber)-356(dient)-355(er)-355(zum)-355(R\344uchern)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-250(zur)-250(Firni\337bereitung.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Fremdartig)-199(muthet)-198(den)-199(Nordl\344nder)-199(das)-198(Wolfsmilchb\344umchen,)]TJ/F31 10.9091 Tf -11.956 -13.549 Td [(Euphorbia)-284(dendroides)]TJ/F16 10.9091 Tf 98.25 0 Td [(,)-293(an,)-292(da)-285(wir)-284(doch)-284(unsere)-284(Wolfsmilcharten)]TJ -98.25 -13.55 Td [(nur)-455(zu)-455(sehr)-455(bescheidener)-454(H\366he)-455(emporwachsen)-455(sehen.)-864(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Euphorbia-B\344umchen)-343(k\366nnen)-342(an)-343(der)-342(Riviera)-342(zwei)-343(Meter)-342(H\366he)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen)-544(und)-543(St\344mme)-544(bilden,)-617(die)-544(man)-543(mit)-544(beiden)-543(H\344nden)]TJ 0 -13.549 Td [(kaum)-609(zu)-609(umfassen)-609(vermag.)-1327(Die)-609(Pflanze)-609(gabelt)-609(sich)-609(fort)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-390(fort)-389(w\344hrend)-390(ihres)-390(Wachsthums)-389(und)-390(bildet)-390(eine)-389(gew\366lbte)]TJ 0 -13.549 Td [(Scheindolde,)-246(die)-244(durch)-244(ihre)-245(gelbe)-244(F\344rbung)-244(von)-245(Weitem)-244(schon)-244(in)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-331(Augen)-332(f\344llt.)-493(Sie)-331(ist)-332(eine)-331(der)-331(eigenartigsten)-331(Pflanzenformen)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-484(Riviera.)-953(Man)-484(findet)-484(sie)-484(in)-485(den)-484(Maquis)-484(und)-484(auch)-484(sonst)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-376(das)-375(Land)-376(zerstreut.)-626(Schon)-376(Dioskorides)-375(und)-376(Plinius)-375(war)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-291(aufgefallen.)-374(Zur)-291(Zeit)-291(der)-291(Sommerd\374rre)-291(wirft)-291(sie)-291(ihre)-291(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(ab)-428(und)-427(steht)-428(kahl)-427(da,)-472(wie)-427(unsere)-428(Gew\344chse)-427(im)-428(Winter.)-782(Das)]TJ 0 -13.55 Td [(Volk)-317(an)-317(der)-316(Riviera)-317(streut)-317(diese)-317(Wolfsmilchart)-316(ins)-317(Wasser,)-333(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-335(Fische)-335(zu)-335(bet\344uben,)-356(und)-335(\374ber)-335(einen)-335(\344hnlichen)-335(Brauch)-334(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-485(aus)-486(Griechenland)-485(berichtet.)]TJ/F30 10.9091 Tf 161.12 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.749 0 Td [(Bedeutend)-485(steht)-486(diesem)]TJ -171.869 -13.549 Td [(Wolfsmilchb\344umchen)-201(an)-200(Gr\366\337e)-201(eine)-200(andere)-201(Wolfsmilchart)-200(nach,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-329(in)-330(den)-329(Maquis)-330(sich)-329(als)-330(niedriger)-329(Busch)-329(am)-330(Boden)-329(h\344lt,)-349(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Euphorbia)-480(spinosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 85.244 0 Td [(.)-940(Sie)-480(ist)-480(gelb)-480(gef\344rbt,)-537(wie)-480(die)-480(gro\337e)-480(Art)]TJ -85.244 -13.549 Td [(und)-477(f\374hrt)-476(den)-477(Namen)-476(nach)-477(den)-477(abgestorbenen)-476(Zweigen,)-533(die)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(in)-470(harte)-470(Spitzen)-470(auslaufen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 132.871 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.583 0 Td [(An)-470(ihren)-470(fleischigen,)-525(kleinen,)]TJ -143.454 -13.549 Td [(dicht)-307(gedr\344ngten)-307(Bl\344ttern,)-322(ihren)-307(wei\337behaarten,)-321(\374berh\344ngenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweigen,)-430(den)-394(kleinen,)-431(gelben,)-430(unscheinbaren)-394(Bl\374then)-394(ist)-394(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(sonst)-417(seltene)-418(Thymelaeacee,)-459(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 150.455 0 Td [(Passerina)-417(hirsuta)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.106 0 Td [(,)-459(kenntlich.)]TJ -229.561 -13.55 Td [(Auch)-376(die)-377(baumartige)-376(Heide,)]TJ/F31 10.9091 Tf 131.586 0 Td [(Erica)-376(arborea)]TJ/F16 10.9091 Tf 63.495 0 Td [(,)-408(fehlt)-376(nicht)-377(in)-376(den)]TJ -195.081 -13.549 Td [(Maquis)-463(am)-462(Cap.)-888(S)1(ie)-463(schm\374ckt)-462(im)-463(Fr\374hjahr)-462(ihre)-463(Zweige)-462(so)]TJ 0 -13.549 Td [(dicht)-476(mit)-476(den)-476(kleinen)-477(glockenf\366rmigen)-476(Bl\374then,)-532(da\337)-476(sie)-476(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-510(Ferne)-511(ganz)-510(wei\337)-510(erscheint.)-1031(Der)-510(Erdbeerbaum)-510(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 246.081 0 Td [(Arbutus)]TJ -246.081 -13.549 Td [(Unedo)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.084 0 Td [(\051)-510(ist)-510(hier)-510(auch,)-576(doch)-510(nicht)-510(zahlreich,)-575(vertreten;)-640(seine)]TJ -29.084 -13.55 Td [(erdbeerartigen)-509(Fr\374chte)-254(werden)-254(auf)-254(den)-255(M\344rkten)-254(der)-254(Riviera)-254(feil)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([094])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(geboten.)-691(Im)-397(Aussehen)-397(gleicht)-397(er)-397(der)-397(Heide)-397(kaum,)-433(entstammt)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-331(doch)-331(derselben)-331(Familie.)-492(Die)-331(\334bereinstimmung)-331(liegt)-330(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-423(Laub,)-466(wohl)-423(aber)-423(in)-423(den)-423(glockenf\366rmigen)-423(Bl\374then,)-466(die)-423(im)]TJ 0 -13.549 Td [(\334brigen)-501(gr\366\337er)-500(sind)-501(und)-501(in)-500(r\366thlich)-501(wei\337en)-501(Rispen)-500(abw\344rts)]TJ 0 -13.55 Td [(h\344ngen.)-248(Die)-243(immergr\374nen)-243(Bl\344tter)-243(sind)-243(eif\366rmig,)-244(am)-243(Rande)-243(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(gez\344hnt;)-446(sie)-380(sehen)-381(wie)-380(Lorbeerbl\344tter)-381(aus.)-641(Die)-381(Fr\374chte)-380(reifen)]TJ 0 -13.549 Td [(sehr)-276(langsam;)-289(man)-276(findet)-276(sie)-277(oft,)-282(mit)-276(neuen)-276(Bl\374then)-276(zusammen,)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-285(am)-285(Baume.)-356(Sie)-285(schmecken)-285(s\374\337s\344uerlich,)-294(doch)-285(fade,)-294(daher)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-438(Plinius)-438(ihren)-438(Namen)-438(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 129.406 0 Td [(Unedo)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.084 0 Td [(\253)-438(von)-438(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 36.83 0 Td [(unum)-438(tantum)-438(edo)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.856 0 Td [(\253)]TJ -275.176 -13.55 Td [(\050nur)-454(eine)-453(esse)-454(ich\051)-453(ableitete.)-861(Dem)-453(r\366mischen)-454(Volke)-453(dienten)]TJ 0 -13.549 Td [(Arbutuszweige)-300(als)-300(Zaubermittel.)-400(Mit)-300(ihnen)-300(wurden)-300(dreimal)-300(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Pfosten)-218(und)-219(Schwellen)-218(der)-218(Th\374ren)-219(ber\374hrt,)-224(um)-218(vampyr\344hnlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesch\366pfen)-220(den)-219(Eingang)-219(zu)-220(wehren,)-226(die)-219(des)-219(Nachts)-220(den)-219(Kindern)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-402(der)-402(Wiege)-402(das)-403(Herzblut)-402(aussaugen)-402(sollten.)-706(Ein)-402(Zweig)-402(des)]TJ 0 -13.55 Td [(gl\374ckverhei\337enden)-468(Wei\337dorns)-468(im)-468(Fenster)-468(des)-468(Schlafgemachs)]TJ 0 -13.549 Td [(hielt)-250(auch)-250(die)-250(Unholde)-250(ab.)]TJ 11.955 -18.458 Td [(\334berall)-242(dr\344ngt)-242(sich)-243(in)-242(die)-242(Maquis)-242(die)-242(immergr\374ne)-243(Steineiche,)]TJ/F31 10.9091 Tf -11.955 -13.55 Td [(Quercus)-310(Ilex)]TJ/F16 10.9091 Tf 56.69 0 Td [(,)-324(ein.)-429(Sie)-310(bleibt)-309(dort)-310(strauchartig.)-428(Ihre)-310(eif\366rmigen,)]TJ -56.69 -13.549 Td [(vorn)-612(zugespitzten)-612(Bl\344tter)-612(sind)-612(an)-612(der)-612(Unterseite)-612(grau)-611(und)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-676(diesem)-676(Merkmal)-675(von)-676(den)-676(benachbarten)-676(Str\344uchern)-675(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(unterscheiden.)-242(Die)-225(scharfe)-225(Z\344hnelung)-225(des)-225(Blattrandes)-225(kann)-225(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(fehlen.)-752(Au\337erhalb)-418(der)-417(Maquis)-417(ist)-418(die)-417(immergr\374ne)-417(Steineiche)]TJ 0 -13.55 Td [(ein)-407(m\344chtiger)-407(Baum.)-721(Aus)-407(ihrem)-407(Laube)-407(wurde)-407(im)-407(alten)-407(Rom)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-251(B\374rgerkrone)-251(geflochten,)-250(von)-251(der)-251(Plinius)-251(sagt,)-251(sie)-250(\374berstrahle)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(95)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(alle)-492(anderen)-491(Kr\344nze,)-552(selbst)-492(die)-491(kostbarsten,)-552(an)-492(W\374rde.)-974(An)]TJ 0 -13.549 Td [(einzelnen)-390(Str\344uchern)-390(der)-391(Maquis)-390(klettert)-390(eine)-390(zarte)-390(Spargelart)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Asparagus)-463(acutifolius)]TJ/F16 10.9091 Tf 97.789 0 Td [(\051.)-889(Der)-463(holzige,)-516(biegsame)-463(Stengel,)-516(der)]TJ -101.422 -13.549 Td [(an)-535(abstehenden)-534(blattlosen)-535(Seiten\344stchen)-535(kleine)-534(nadelf\366rmige)]TJ 0 -13.55 Td [(Zweige)-222(tr\344gt,)-227(welche)-222(die)-222(Stelle)-222(der)-222(Bl\344tter)-222(vertreten,)-228(wird)-222(viel)-221(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(Guirlanden)-226(benutzt,)-230(und)-225(\366fters)-226(findet)-225(man)-226(an)-225(der)-226(Riviera)-225(Spiegel)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-464(Kronleuchter)-465(der)-464(Wohnr\344ume)-464(von)-464(solchem)-464(Spargelkraut)]TJ 0 -13.549 Td [(umwunden.)-826(Die)-442(jungen)-442(Triebe)-442(dieser)-442(Asparagus-Art)-441(genie\337t)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-531(wie)-532(unseren)-531(Spargel.)-1093(In)-532(Sicilien)-531(werden)-531(in)-531(\344hnlicher)]TJ 5.121 -13.55 Td [(Weise)-469(als)-470(\273Spargel\253)-469(die)-470(jungen,)-524(wohlschmeckenden,)-524(schon)]TJ/F16 7.9701 Tf 285.903 0 Td [([095])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(im)-436(Alterthum)-437(gesch\344tzten)-436(Triebe)-437(des)-436(stechenden)-436(M\344usedorns)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Ruscus)-250(aculeatus)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.447 0 Td [(\051)-250(verzehrt.)]TJ -67.124 -16.004 Td [(Zu)-599(den)-599(Charakterpflanzen)-598(der)-599(Maquis)-599(geh\366rt)-599(ferner)-598(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Phillyreastrauch)-486(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 79.836 0 Td [(Phillyrea)-486(angustiflora)]TJ/F16 10.9091 Tf 99.253 0 Td [(\051,)-545(daher)-486(ich)-487(ihn)-486(nicht)]TJ -179.089 -13.549 Td [(\374bergehen)-737(darf.)-1711(Er)-737(erreicht)-737(ein)-737(bis)-737(zwei)-737(Meter)-737(H\366he)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-465(ist)-464(durch)-464(seine)-465(ausw\344rts)-464(gerichteten,)-518(lineal-lanzettlichen,)]TJ 0 -13.549 Td [(lederartigen)-310(Bl\344tter)-309(und)-310(die)-310(kleinen,)-324(wei\337lichen,)-325(in)-310(sehr)-309(kurzen)]TJ 0 -13.549 Td [(Trauben)-423(zusammengedr\344ngten)-423(Bl\374then)-422(ausgezeichnet.)-768(Dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Strauch)-537(geh\366rt)-537(zu)-537(derselben)-537(Familie)-537(wie)-537(der)-537(\326lbaum,)-608(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-513(auch)-513(ein)-514(wenig)-513(\344hnelt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 132.192 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.053 0 Td [(Botanisch)-513(sehr)-513(interessant)-514(als)]TJ -143.245 -13.55 Td [(Vertreter)-216(der)-215(Cneoraceen,)-223(ist)-215(ein)-216(Strauch)-215(mit)-216(gl\344nzenden)-215(gr\374nen,)]TJ 0 -13.549 Td [(lanzettf\366rmigen)-163(Bl\344ttern)-163(und)-163(kleinen,)-181(gelben)-163(Bl\374then,)-180(die)-163(zu)-163(zwei)]TJ 0 -13.549 Td [(bis)-323(drei)-323(an)-323(den)-323(Enden)-323(der)-323(Zweige)-323(stehen:)]TJ/F31 10.9091 Tf 190.151 0 Td [(Cneorum)-323(tricoccum)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.752 0 Td [(.)]TJ -277.903 -13.549 Td [(Seiner)-340(eleganten)-340(Tracht)-340(wegen)-340(wird)-340(er)-340(auch)-340(in)-340(den)-340(G\344rten)-339(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Riviera)-282(vielfach)-282(cultivirt;)-299(man)-282(sieht)-282(ihn)-283(sogar)-282(in)-282(den)-282(so)-282(raffinirt)]TJ 0 -13.55 Td [(gehaltenen)-466(Casinog\344rten)-465(von)-466(Monte)-465(Carlo)-466(einen,)-519(wenn)-465(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(bescheidenen,)-250(Platz)-250(einnehmen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-953(mit)-952(gro\337en,)-1129(rothfarbigen)-953(Scheinbeeren)-952(beladene)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Wachholderart)-650(der)-651(Maquis)-650(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 150.166 0 Td [(Juniperus)-650(oxycedrus)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.345 0 Td [(.)-1451(Ihre)]TJ -244.511 -13.549 Td [(Scheinbeeren)-348(werden)-349(im)-348(Orient)-348(und)-349(in)-348(Griechenland)-348(ganz)-348(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-484(Scheinbeeren)-484(unseres)-483(Wachholders)-484(verwandt.)-952(Das)-483(Holz)]TJ 0 -13.549 Td [(widersteht)-384(sehr)-384(gut)-384(der)-384(Luft)-384(und)-384(den)-384(W\374rmern)-384(und)-384(diente)-383(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Alterthum)-454(vielfach)-455(zur)-454(Darstellung)-455(von)-454(G\366tterbildern.)]TJ/F30 10.9091 Tf 256.888 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.411 0 Td [(An)]TJ -267.299 -13.549 Td [(offenen)-216(Stellen)-216(strebt)-215(vom)-216(Boden)-216(empor)]TJ/F31 10.9091 Tf 177.74 0 Td [(Globularia)-216(Alypum)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.527 0 Td [(und)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(tr\344gt)-324(an)-324(den)-324(Enden)-324(der)-324(Zweige)-324(sch\366ne)-324(blaue)-323(Bl\374thenk\366pfchen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.163 0 Td [(Wird)-248(der)-248(Boden)-249(so)-248(unfruchtbar,)-248(da\337)-249(er)-248(andere)-248(Gew\344chse)-248(nicht)]TJ -8.163 -13.549 Td [(zu)-231(ern\344hren)-231(vermag,)-234(so)-231(deckt)-231(ihn)-230(in)-231(dichtem)-231(Rasen)-231(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 240.016 0 Td [(Caldonia)]TJ -240.016 -13.549 Td [(alciornis)]TJ/F16 10.9091 Tf 38.793 0 Td [(,)-344(eine)-324(graue)-325(Flechte,)-344(die)-324(auch)-325(sonst)-325(\374ber)-325(Europa,)-343(\374ber)]TJ -38.793 -13.55 Td [(Nordafrika,)-357(Nordamerika)-335(und)-336(einen)-335(Theil)-336(von)-335(Asien)-335(verbreitet)]TJ 0 -13.549 Td [(ist.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(\334berall)-323(in)-324(den)-323(Maquis)-324(von)-323(Antibes)-323(begegnen)-324(wir)-323(der)-323(Myrte)]TJ -11.956 -13.549 Td [(und)-301(der)-301(Strauchform)-301(des)-302(\326lbaums.)-403(Der)-301(\326lbaum)-301(pa\337te)-301(sich)-301(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-457(Steineiche)-456(den)-457(Maquis)-456(an)-457(und)-456(wurde)-457(zum)-913(Strauch.)-869(Er)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([096])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(ver\344nderte)-270(sich)-271(so)-270(stark,)-275(da\337)-271(ihn)-270(schon)-270(die)-271(Alten)-270(in)-270(dieser)-270(Form)]TJ 0 -13.55 Td [(als)-343(Oleaster)-342(unterschieden.)-528(Der)-343(Oleaster)-343(wie)-342(die)-343(Myrte)-342(wagen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-327(ganz)-327(besonders)-327(weit)-327(an)-327(dem)-327(Strande)-327(vor.)-481(Sie)-327(trotzen)-326(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(heftigsten)-244(Seewind)-245(und)-244(werden)-244(von)-245(ihm)-244(so)-245(abgerundet,)-245(als)-244(h\344tte)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-372(Menschenhand)-372(geformt.)-615(Ein)-372(Theil)-372(ihrer)-372(Zweige)-372(ist)-372(an)-371(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Seeseite)-350(kahl,)-375(zuweilen)-350(wirklich)-350(abgestorben.)-550(Die)-350(Zweige)-349(des)]TJ 0 -13.55 Td [(\326lbaums,)-293(ein)-285(Sinnbild)-285(des)-284(Friedens,)-293(nehmen)-285(am)-285(Oleaster,)-293(in)-284(so)]TJ 0 -13.549 Td [(exponirter)-384(Lage,)-416(dornartige)-384(Gestalten)-383(an.)-651(Sie)-383(spitzen)-384(sich)-383(zu,)]TJ 0 -13.549 Td [(ragen)-249(so)-248(als)-249(scharfe)-248(Waffen)-248(an)-249(der)-248(Seeseite)-249(vor)-248(und)-249(machen)-248(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Strand)-254(dort)-253(unzug\344nglich.)-261(An)-253(der)-254(Landseite)-253(bewahrt)-254(die)-253(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(gleichzeitig)-473(ihren)-474(friedlichen)-473(Charakter.)-920(Dieser)-473(unmittelbare)]TJ 0 -13.55 Td [(Einflu\337)-328(der)-327(Medien)-328(kommt)-328(auch)-328(in)-327(der)-328(Ausbildung)-328(der)-327(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-399(Ausdruck,)-436(die)-399(an)-399(der)-399(Seeseite)-399(sehr)-399(klein)-398(bleiben,)-437(an)-398(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Landseite)-479(weit)-480(bedeutendere)-479(Gr\366\337e)-480(erreichen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 221.08 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.684 0 Td [(Bis)-479(zuletzt)]TJ -231.764 -13.549 Td [(begleitet)-299(die)-300(Str\344ucher)-299(der)-300(Maquis)-299(am)-300(Strande)-299(die)-299(\273italienische)]TJ 0 -13.549 Td [(Stechwinde\253)-303(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 63.289 0 Td [(Smilax)-303(aspera)]TJ/F16 10.9091 Tf 62.689 0 Td [(\051)-302(und)-303(findet)-302(Schutz)-303(zwischen)-302(ihren)]TJ -125.978 -13.55 Td [(Zweigen.)-789(Bl\344tter)-429(und)-429(Stengel)-430(dieser)-429(Schlingpflanze)-430(sind)-429(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Stacheln)-370(besetzt,)-400(die)-370(ihr)-370(das)-370(Klettern)-370(erleichtern.)-610(Im)-369(Fr\374hjahr)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-306(die)-306(Stechwinde)-306(mit)-307(rothen)-306(Fruchttrauben)-306(geschm\374ckt.)-418(Nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-276(mu\337)-275(man)-276(im)-276(Herbst)-275(suchen.)-327(Diese)-276(duften)-276(sehr)-275(lieblich;)]TJ 0 -13.549 Td [(daher)-321(wurde)-322(bl\374hende)-321(Stechwinde)-321(im)-322(Alterthum,)-339(mit)-321(Epheu)-321(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Kr\344nze)-250(gewunden,)-250(oft)-250(bei)-250(Bacchusfesten)-250(verwendet.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Diese)-294(Aufz\344hlung)-294(mag)-293(gen\374gen,)-305(um)-294(Denjenigen,)-305(der)-294(Freude)]TJ -11.955 -13.55 Td [(hat)-389(an)-389(den)-389(Erscheinungen)-389(der)-389(Pflanzenwelt,)-424(in)-389(das)-389(Leben)-389(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Maquis)-251(einzuf\374hren.)-253(Er)-251(wird)-251(bald)-251(die)-251(einzelnen)-250(Pflanzenformen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(97)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(unterscheiden)-389(lernen,)-424(sie)-389(beim)-389(Wiedersehen)-389(als)-389(alte)-389(Bekannte)]TJ 0 -13.549 Td [(begr\374\337en)-348(und)-348(innerhalb)-348(dieser)-348(duftigen)-348(Umgebung)-348(sich)-348(um)-347(so)]TJ 0 -13.549 Td [(heimischer)-250(f\374hlen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Auf)-161(dem)-161(schmalen)-160(Vorsprung,)-179(der,)-179(den)-161(St\374rmen)-161(preisgegeben,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(hier)-467(noch)-467(einige)-467(hundert)-467(Meter)-467(weit)-467(das)-466(Cap)-467(fortsetzt,)-521(sieht)]TJ 0 -13.55 Td [(man)-393(schlie\337lich)-394(alles)-393(Pflanzenleben)-393(schwinden.)-680(Immer)-393(h\344rter)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-405(der)-406(Kampf,)-444(den)-405(die)-406(Gew\344chse)-405(in)-405(so)-406(exponirter)-405(Lage)-405(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(bestehen)-242(haben,)-244(und)-242(sein)-242(Einflu\337)-242(macht)-242(sich)-242(in)-242(ihrem)-484(Aussehen)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([097])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(kenntlich.)-344(Da)-282(alle)-281(\374ber)-282(die)-281(Bodenfl\344che)-282(sich)-281(erhebenden)-281(Theile)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-251(Pflanze)-251(der)-251(Zerst\366rung)-251(ausgesetzt)-251(sind,)-251(sucht)-251(diese)-251(aus)-250(jeder)]TJ 0 -13.55 Td [(Vertiefung)-271(des)-271(Bodens)-271(Vortheil)-270(zu)-271(ziehen.)-313(Sie)-271(breitet)-271(sich)-270(flach)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-319(der)-320(Erde)-319(aus,)-337(erh\344lt)-319(knorrige,)-337(kriechende)-319(Stengel,)-337(eine)-319(ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(abenteuerliche)-373(Gestalt.)-617(Auffallend)-373(\344hnlich)-372(wird)-373(das)-372(Aussehen)]TJ 0 -13.549 Td [(solcher)-265(Gew\344chse)-265(demjenigen)-265(der)-265(Alpenpflanzen.)-295(Wir)-265(k\366nnten,)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-261(Vegetationsbilde)-261(nach,)-264(uns)-261(einige)-261(tausend)-261(Meter)-261(hoch)-260(\374ber)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-205(Meeresspiegel)-205(denken,)-213(reichten)-205(die)-205(blauen)-205(Wellen)-205(nicht)-204(fast)]TJ 0 -13.549 Td [(bis)-387(an)-387(unsere)-387(F\374\337e.)-661(Die)-387(verkr\374ppelten)-387(Gew\344chse)-387(der)-386(Maquis)]TJ 0 -13.549 Td [(weichen)-251(allm\344lig)-251(den)-251(Strandpflanzen.)-252(Auch)-251(diese)-251(finden)-250(alsbald)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-206(noch)-206(Schutz)-206(in)-206(Spalten)-206(oder)-206(hinter)-206(den)-206(Steinen.)-235(Dem)-206(nackten)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsen)-160(haftet)-160(aber)-160(noch)-160(an)-160(vielen)-160(Stellen,)-178(in)-160(Gestalt)-160(runder)-160(Flecke,)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-266(gelbe)-266(Flechte,)-270(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 101.635 0 Td [(Lecidea)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.538 0 Td [(,)-270(an.)-298(Zuletzt)-267(dringt)-266(das)-266(Meer)-266(von)]TJ -136.173 -13.549 Td [(allen)-263(Seiten)-263(zwischen)-262(die)-263(zerrissenen)-263(Felsen)-263(ein,)-266(und)-263(wir)-262(stehen)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-170(anderen)-170(Vertretern)-170(des)-170(Pflanzenreichs)-170(gegen\374ber,)-186(den)-170(form-)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-250(farbenreichen)-250(Seealgen,)-250(den)-250(Bewohnern)-250(des)-250(Meeres.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-808(vollem)-808(Contrast)-808(tritt)-808(uns)-808(dann)-808(bei)-808(der)-807(R\374ckkehr)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-834(F\374lle)-834(s\374dlicher)-835(Pflanzenformen)-834(in)-834(dem)-834(Garten)-834(des)]TJ 0 -13.549 Td [(H\364tels)-643(entgegen.)-1430(Vor)-643(dem)-643(Hause)-643(stehen)-643(Chrysanthemen)]TJ 0 -13.55 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Chrysanthemum)-365(frutescens)]TJ/F16 10.9091 Tf 119.731 0 Td [(\051)-365(von)-366(ganz)-365(seltener)-365(Sch\366nheit.)-596(Sie)]TJ -123.364 -13.549 Td [(bilden)-377(kugelige)-378(Str\344ucher)-377(von)-377(fast)-377(zwei)-378(Meter)-377(H\366he)-377(und)-377(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-566(Tausenden)-567(strahliger)-566(Bl\374thenk\366pfchen,)-646(wie)-566(mit)-566(wei\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(Sternen)-598(besetzt.)-1294(\334ber)-598(die)-598(Mauern)-598(herab)-598(h\344ngt)-598(mit)-597(ihren)]TJ 0 -13.549 Td [(dicken,)-490(fleischigen)-442(Stengeln)-442(und)-442(Bl\344ttern)-442(die)-442(s\374dafrikanische)]TJ 0 -13.55 Td [(Mittagsblume)-689(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 71.765 0 Td [(Mesembryanthemum)-689(acinaciforme)]TJ/F16 10.9091 Tf 155.971 0 Td [(\051,)-799(die)-690(ihre)]TJ -227.736 -13.549 Td [(gro\337en)-584(rothen)-584(Bl\374then)-584(nur)-584(bei)-584(Sonnenschein)-584(entfaltet.)-1251(In)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(unmittelbarer)-310(N\344he)-309(des)-310(Hauses)-309(ist)-310(der)-310(so)-309(\374beraus)-310(gro\337e)-309(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(wohl)-620(gepflegt,)-713(weiterhin)-620(aber)-620(sich)-620(selbst)-620(\374berlassen.)-1360(Da)]TJ 0 -13.549 Td [(entwickelt)-389(sich)-388(denn)-389(ein)-389(merkw\374rdiger)-389(Kampf)-388(um)-389(Raum,)-423(um)]TJ 0 -13.549 Td [(Licht)-608(und)-609(Nahrung)-608(zwischen)-608(den)-609(Gew\344chsen)-608(aller)-608(Zonen,)]TJ 0 -13.55 Td [(welche)-567(der)-567(Zufall)-567(hier)-567(zusammenf\374hrte.)-1201(Die)-567(australischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Casuarineen)-669(werden)-668(von)-668(dem)-669(amerikanischen)-668(Pfefferbaum)]TJ 0 -13.549 Td [(bedr\344ngt,)-644(das)-565(japanische)-565(Pittosporum)-565(wehrt)-565(sich)-565(gegen)-564(die)]TJ 0 -13.549 Td [(mediterrane)-348(Tamariske.)-545(Siegreich)-348(dringen)-696(aber)-348(gegen)-348(sie)-348(alle)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([098])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(die)-443(beiden)-444(Kieferart)1(en)-444(vor,)-491(denen)-444(wir)-443(\374berall)-443(an)-443(der)-443(Riviera)]TJ 0 -13.55 Td [(begegnen,)-268(die)-265(zartnadelige)-265(Aleppokiefer)-264(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 183.951 0 Td [(Pinus)-265(halepensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.796 0 Td [(\051)-265(und)]TJ -257.747 -13.549 Td [(die)-408(derbnadelige)-409(Strandkiefer)-408(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 140.599 0 Td [(Pinus)-408(Pinaster)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.277 0 Td [(\051)-408(und)-409(vermitteln)]TJ -206.876 -13.549 Td [(den)-250(\334bergang)-250(zu)-250(den)-250(Maquis.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Zwischen)-552(den)-553(Kiefern)-552(am)-553(Cap)-552(begegnet)-553(man,)-628(wie)-552(auch)]TJ -11.956 -13.549 Td [(sonst)-520(an)-521(der)-520(Riviera,)-588(nur)-520(zu)-520(h\344ufig)-520(einer)-520(Processionsraupe,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-911(Raupe)-912(des)-911(Pinien-Processionsspinners,)]TJ/F31 10.9091 Tf 220.03 0 Td [(Cnethocampa)]TJ -220.03 -13.549 Td [(Pityocampa)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.113 0 Td [(.)-355(Diese)-284(schwarzen,)-294(braun)-285(gestreiften)-285(Raupen)-284(ziehen)]TJ -52.113 -13.55 Td [(im)-276(G\344nsemarsch)-276(zu)-276(Hunderten)-277(\374ber)-276(die)-276(Wege.)-328(Die)-276(eine)-276(ber\374hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-482(andere,)-540(und)-482(sie)-482(bilden)-482(so)-482(zusammen)-482(eine)-482(lange)-481(Schnur,)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-520(lebendige)-521(Kette,)-588(die)-520(sich)-520(als)-521(Ganzes)-520(vorw\344rts)-520(bewegt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Unterbricht)-537(man)-537(die)-537(Kette,)-609(so)-537(bleibt)-537(der)-536(vordere)-537(Abschnitt)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-440(stehen,)-488(der)-441(hintere)-440(Abschnitt)-441(r\374ckt)-440(nach.)-821(Hin)-440(und)]TJ 0 -13.55 Td [(her)-424(tastend)-425(sucht)-424(die)-425(erste)-424(Raupe)-425(dieses)-424(hinteren)-424(Abschnittes)]TJ 0 -13.549 Td [(wieder)-234(nach)-234(dem)-233(Anschlu\337.)-234(Gelang)-234(es)-234(ihr,)-237(die)-234(hintere)-234(Raupe)-233(des)]TJ 0 -13.549 Td [(vorderen)-275(Abschnittes)-275(zu)-275(erreichen,)-281(so)-275(setzt)-275(sich)-275(die)-275(ganze)-275(Kette)]TJ 0 -13.549 Td [(wieder)-436(in)-436(Bewegung.)-808(Diese)-436(Raupen)-436(richten)-436(gro\337en)-436(Schaden)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-313(Kiefern)-313(und)-313(auch)-313(Pinien)-313(an,)-329(sie)-313(berauben)-313(sie)-312(oft)-313(vollst\344ndig)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-341(Nadeln.)-523(Des)-341(Tags)-341(halten)-341(sie)-341(sich)-341(in)-341(jenen)-340(gro\337en)-341(grauen)]TJ 0 -13.55 Td [(Gespinnsbeuteln)-270(auf,)-274(die)-270(an)-269(Kiefern)-270(und)-269(Pinien)-270(so)-269(in)-270(die)-269(Augen)]TJ 0 -13.549 Td [(fallen,)-226(und)-221(in)-220(der)-220(Sonne)-221(seidig)-220(gl\344nzen.)-240(Des)-221(Nachts)-220(verlassen)-220(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-338(Nest,)-359(um)-338(auf)-337(Futter)-338(auszugehen.)-513(Jene)-337(Raupen,)-360(denen)-337(man)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-421(Boden)-421(begegnet,)-463(suchen)-421(nach)-421(einer)-420(passenden)-421(Stelle,)-463(um)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-240(in)-240(der)-241(Erde)-240(zu)-240(verpuppen.)-247(Man)-240(darf)-240(weder)-240(die)-240(Raupen)-240(noch)]TJ 0 -13.55 Td [(ihre)-389(Nester)-389(ber\374hren,)-424(da)-390(die)-389(in)-389(die)-389(Haut)-389(eindringenden)-389(Haare)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-410(gef\344hrliche)-410(Entz\374ndungen)-411(veranlassen.)-730(Daher)-410(auch)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18780(99)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Leute,)-297(welche)-288(die)-288(Nester)-288(von)-288(den)-288(B\344umen)-287(entfernen,)-298(um)-288(sie)-287(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(verbrennen,)-431(sich)-395(gegen)-395(den)-395(Wind)-395(stellen)-395(und)-395(auch)-395(sonst)-394(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(vorsichtig)-236(zu)-235(Werke)-235(gehen.)-246(Als)-235(bestes)-236(Verfahren)-235(gilt,)-238(Petroleum)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-265(die)-266(Nester)-265(zu)-265(gie\337en,)-270(ohne)-265(sie)-265(zu)-266(entfernen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 206.375 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.35 0 Td [(Die)-265(h\344ngenden)]TJ -214.725 -13.55 Td [(Nester)-225(dieser)-226(Raupen)-225(und)-225(ihre)-225(langen)-226(Z\374ge)-225(sind)-225(so)-225(auff\344llig,)-230(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-352(wohl)-352(jeder)-351(Reisende)-352(an)-352(der)-352(Riviera)-351(bemerkte.)-556(Nur)-351(wenige)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-489(hingegen)-488(Gelegenheit)-489(haben,)-548(die)-489(Spinner)-489(kennen)-488(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(lernen,)-224(die)-218(sich)-218(aus)-218(den)-218(verpuppten)-218(Raupen)-218(entwickeln.)-479(Sie)-217(sind)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([099])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(auch)-388(weder)-388(auff\344llig)-389(noch)-388(sch\366n,)-422(grau,)-423(mit)-388(einigen)-388(dunkleren)]TJ 0 -13.55 Td [(Flecken)-364(und)-365(Streifen.)-593(Sie)-364(fliegen)-365(im)-364(Hochsommer,)-393(legen)-364(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Eier)-396(an)-396(die)-396(Unterseite)-396(der)-396(Kiefernadeln)-396(und)-396(bedecken)-396(sie)-396(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(d\374nnen)-250(silbergrauen)-250(Schuppen.)]TJ 140.991 -15.186 Td [(X.)]TJ -129.035 -15.185 Td [(Ein)-447(St\374ck)-447(unverf\344lschte)-447(Maquis)-447(bietet)-447(uns)-447(auch)-447(das)-447(weite)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Grundst\374ck,)-359(\366stlich)-337(neben)-337(dem)-337(H\364tel.)-512(An)-337(Sonntagen)-337(steht)-337(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Thor)-329(den)-330(ganzen)-329(Tag)-330(offen,)-349(um)-330(den)-329(Zugang)-330(zu)-329(der)-329(englischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Kapelle)-328(zu)-327(erm\366glichen,)-347(die)-328(sich)-327(innerhalb)-328(dieses)-327(Grundst\374cks)]TJ 0 -13.549 Td [(befindet.)-535(Auch)-345(sonst)-345(gestattet)-345(die)-345(Besitzerin)-345(gern)-345(den)-345(Besuch.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-412(sch\366ne)-411(Garten,)-452(der)-411(das)-412(Wohnhaus)-412(umgibt,)-451(ist)-412(nur)-411(wenig)]TJ 0 -13.55 Td [(ausgedehnt,)-259(der)-258(meiste)-258(Boden)-257(noch)-258(in)-257(seinem)-258(fr\374heren)-257(Zustand.)]TJ 0 -13.549 Td [(So)-235(gelangt)-235(man)-235(nach)-235(Eintritt)-235(in)-235(die)-235(Besitzung)-235(durch)-235(immergr\374ne)]TJ 0 -13.549 Td [(Str\344ucher,)-401(\374ppige)-371(Erica-B\374sche)-370(und)-371(m\344chtige)-371(Euphorbien,)-400(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-405(Meeresstrande.)-716(Dieser)-405(ist)-405(hier)-405(besonders)-405(sch\366n)-405(gestaltet)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-559(hat)-560(schon)-559(manchem)-559(Maler)-559(als)-560(Vorwurf)-559(gedient:)-868(Steil)]TJ 0 -13.55 Td [(aufsteigende)-180(und)-179(zerrissene)-180(Felsen,)-194(vom)-179(Meere)-180(umsp\374lt,)-193(vielfach)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-237(die)-238(Faraglioni)-237(von)-238(Capri)-237(erinnernd.)-246(Der)-238(Besitzer)-237(James)-237(Close)]TJ 0 -13.549 Td [(liebte)-298(dieses)-297(St\374ck)-298(Erde)-297(so)-298(sehr,)-310(da\337)-297(er)-298(sich)-297(hier)-298(begraben)-297(lie\337.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-421(Ausblick)-420(zwischen)-421(den)-420(Felsen)-420(nach)-421(dem)-420(Esterel)-421(und)-420(ins)]TJ 0 -13.549 Td [(weite)-224(Meer)-225(ist)-224(gro\337artig)-224(und)-224(entz\374ckend.)-242(Auch)-224(lauscht)-224(man)-224(gern)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-257(Rauschen)-257(des)-256(Wassers,)-259(das)-256(sich)-257(in)-257(den)-257(tiefen)-256(Felsenspalten)]TJ 0 -13.549 Td [(hebt)-411(und)-410(senkt)-411(und)-410(forscht)-411(dem)-410(bunten)-411(Leben)-410(nach,)-451(das)-410(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-351(Schatten)-351(der)-350(Steine)-351(aus)-351(den)-350(Tiefen)-351(des)-351(Meeres)-351(zum)-350(Lichte)]TJ 0 -13.549 Td [(emporsteigt.)]TJ 139.175 -15.186 Td [(XI.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(100)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Wer)-510(am)-511(Cap)-510(d'Antibes)-510(einen)-510(Seesturm)-511(erlebte,)-575(wird)-510(den)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Eindruck)-494(nie)-494(vergessen.)-983(F\374r)-494(das)-494(schlechte)-494(Wetter,)-555(welches)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-405(zuvor)-406(erleiden)-405(mu\337te,)-444(wird)-405(er)-405(bald)-406(durch)-405(den)-405(Anblick)-405(des)]TJ 0 -13.549 Td [(entfesselten)-594(Elements)-595(entsch\344digt.)-1283(Ein)-595(starker)-594(Wind)-594(bl\344st)]TJ 0 -13.55 Td [(zun\344chst)-511(vom)-512(Meere)-511(aus;)-642(das)-512(ist)-511(Scirocco.)-1035(Die)-511(Luft)-511(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(unendlich)-347(klar,)-371(und)-347(alle)-347(Gegenst\344nde)-347(r\374cken)-347(in)-347(die)-347(N\344he.)-541(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Umrisse)-595(der)-298(Berge)-298(sind)-297(wie)-298(mit)-298(Bleistift)-297(am)-298(Himmel)-297(gezogen.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([100])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Sucht)-410(man)-411(sich)-410(vor)-411(dem)-410(Wind)-411(zu)-410(decken,)-451(so)-410(empfindet)-410(man)]TJ 0 -13.549 Td [(beklemmende)-504(Schw\374le.)-1011(Dann)-504(beginnt)-503(der)-504(Horizont)-504(sich)-503(in)]TJ 0 -13.55 Td [(rothgrauen)-344(Dunst)-344(zu)-344(h\374llen.)-532(Die)-344(Macht)-344(des)-344(Windes)-344(l\344\337t)-344(nach,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-480(es)-479(tr\374bt)-480(sich)-480(der)-479(ganze)-480(Himmel.)-939(Bald)-479(h\366rt)-480(man)-479(gro\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(Regentropfen)-522(gegen)-523(die)-522(Scheiben)-523(schlagen.)-1067(Das)-522(h\344lt)-522(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(einige)-416(Tage)-416(an.)-748(Die)-417(Temperatur)-416(ist)-416(stark)-416(gesunken,)-457(die)-416(Luft)]TJ 0 -13.549 Td [(bleibt)-281(trotzdem)-281(dr\374ckend.)-342(In)-281(den)-281(Zimmern)-281(sehnt)-281(man)-281(sich)-280(nach)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-315(warmen)-315(Ofen)-314(seiner)-315(H\344uslichkeit)-315(zur\374ck.)-444(Doch)-315(schon)-314(am)]TJ 0 -13.549 Td [(n\344chsten)-183(Morgen)-184(wacht)-183(man)-184(auf,)-196(geblendet)-184(von)-183(dem)-183(leuchtenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Blau)-276(des)-275(Himmels.)-327(Man)-276(eilt)-275(hinaus)-276(und)-276(athmet)-275(mit)-276(voller)-275(Brust)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-316(erquickende)-317(Luft)-316(ein.)-449(Noch)-317(gl\344nzen)-316(alle)-317(Pflanzen)-316(von)-316(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(frischen)-335(Regen,)-357(und)-336(wie)-335(Diamanten)-336(flie\337en)-335(funkelnde)-335(Tropfen)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-453(den)-452(Bl\344ttern)-453(ab.)-857(Die)-452(Brandung)-453(aber)-452(st\374rmt)-453(mit)-452(Gewalt)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-207(die)-207(Felsen)-206(der)-207(K\374ste,)-215(als)-207(wenn)-207(sie)-207(dieselben)-206(zerschmettern)]TJ 0 -13.549 Td [(wollte.)-882(Weithin)-460(vernimmt)-460(man)-461(das)-460(donnerartige)-461(Get\366se)-460(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Angriffs.)-565(Die)-354(Spitze)-355(des)-355(Caps)-355(ist)-355(nicht)-355(zu)-355(erreichen,)-381(denn)-354(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen)-218(fegen)-217(dar\374ber)-218(hinweg.)-239(Fern)-218(am)-218(Horizont)-217(steigt)-218(die)-217(Welle)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-343(wie)-342(eine)-343(geschlossene)-343(Mauer;)-389(auf)-342(ihrem)-343(Wege)-342(schwellend)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-271(wachsend,)-277(w\344lzt)-271(sie)-272(sich)-271(gegen)-271(das)-272(Land,)-276(um)-271(zerschmettert)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-339(von)-338(wei\337em)-338(Schaum)-339(ganz)-338(bedeckt)-339(wieder)-338(zur\374ckzurollen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-314(trifft)-315(auf)-314(eine)-314(andere)-315(Welle,)-330(die)-314(ebenso)-315(drohend)-314(nahte,)-330(und)]TJ 0 -13.549 Td [(beide)-359(sieht)-360(man)-359(verschwinden.)-578(Da)-359(wird)-360(es)-359(pl\366tzlich)-359(still.)-578(Ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellenberg)-335(ist)-335(auf)-335(ein)-335(Wellenthal)-335(gesto\337en,)-356(beide)-335(glichen)-335(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(aus.)-219(Doch)-156(wenn)-156(Wellenberge)-157(zusammentreffen,)-175(dann)-156(schwillt)-156(die)]TJ 0 -13.549 Td [(st\374rmende)-200(Woge)-201(so)-200(m\344chtig)-201(an,)-210(da\337)-200(sie)-201(\344chzend)-200(sich)-200(\374berschl\344gt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-376(mit)-375(gew\366lbtem)-376(R\374cken)-376(auf)-375(die)-376(Felsen)-376(wirft.)-626(Ungeheuere)]TJ 0 -13.549 Td [(Wassermengen)-342(werden)-342(dann)-342(in)-342(die)-342(Luft)-342(geschleudert,)-365(und)-341(See)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18280(101)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-217(Himmel)-216(scheinen)-217(in)-217(demselben)-216(Chaos)-217(zu)-217(verschmelzen.)-238(Mit)]TJ 0 -13.549 Td [(dumpfem)-356(Knall,)-381(wie)-356(von)-355(schwerem)-356(Gesch\374tz,)-382(fangen)-355(sich)-355(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen)-339(in)-340(den)-339(Grotten,)-361(die)-340(sie)-339(selbst)-339(in)-340(den)-339(Stein)-339(sich)-339(gruben;)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-298(ein)-299(Jammern)-298(und)-299(St\366hnen)-298(klingt)-298(es)-299(durch)-298(das)-299(Cap)-298(von)-298(den)]TJ 0 -13.55 Td [(vielen)-213(Wasserf\344den,)-221(die)-213(sich)-213(in)-213(den)-213(G\344ngen)-213(zwischen)-213(den)-213(Felsen)]TJ 0 -13.549 Td [(verirrten)-304(und,)-317(in)-303(hastigem)-304(Lauf)-303(\374ber)-304(die)-303(Steine)-304(st\374rzend,)-317(ihren)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([101])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Weg)-276(nach)-276(dem)-276(Meere)-275(suchen.)-328(Von)-276(dem)-276(anst\374rmenden)-275(Element)]TJ 0 -13.549 Td [(allseitig)-269(umgeben,)-273(glaubt)-269(man)-269(sich)-268(fast)-269(ins)-269(offene)-269(Meer)-268(versetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-448(ist)-447(ganz)-448(von)-447(dem)-448(Schauder)-448(des)-447(Sturmes)-448(ergriffen.)-842(Wie)]TJ 0 -13.55 Td [(wohlthuend)-250(wirkt)-250(da)-250(zugleich)-250(der)-250(feste)-250(Boden)-250(unter)-250(den)-250(F\374\337en!)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Tage)-289(vergehen,)-298(bevor)-289(die)-288(Erregung)-289(des)-289(Meeres)-288(sich)-289(legt)-288(und)]TJ -11.956 -13.55 Td [(die)-337(weite)-337(Wasserfl\344che)-337(wieder)-337(Ruhe)-337(und)-337(Frieden)-337(athmet.)-510(Und)]TJ 0 -13.549 Td [(t\344glich)-399(ist)-399(es)-398(ein)-399(anderes,)-436(wenn)-399(auch)-399(immer)-399(das)-398(gleiche,)-436(und)]TJ 0 -13.549 Td [(t\344glich)-191(fesselt)-191(es)-192(uns)-191(von)-191(Neuem)-191(und)-191(entz\374ckt)-191(unser)-192(Auge,)-202(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(g\366ttliche)-250(Meer.)]TJ 137.358 -15.186 Td [(XII.)]TJ -125.402 -15.186 Td [(Wer)-463(am)-462(Cap)-463(d'Antibes)-463(im)-462(Bergsteigen)-463(sich)-463(\374ben)-462(m\366chte,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(bleibt)-241(auf)-240(den)-241(nur)-241(hundert)-240(Meter)-241(hohen)-241(Bergr\374cken)-240(angewiesen,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-266(die)-266(Seelaterne)-266(und)-265(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 116.894 0 Td [(Notre-Dame)-266(de)-266(Bon-Port)]TJ/F16 10.9091 Tf 114.137 0 Td [(tr\344gt.)-298(Doch)]TJ -231.031 -13.549 Td [(sind)-299(die)-299(Spazierg\344nge)-299(l\344ngs)-299(der)-299(Buchten,)-311(an)-299(den)-299(Abh\344ngen)-298(der)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374gel)-371(und)-371(zwischen)-370(den)-371(G\344rten)-371(so)-371(mannigfaltig,)-401(da\337)-371(man)-370(sie)]TJ 0 -13.55 Td [(t\344glich)-342(\344ndern)-341(kann.)-525(Stets)-341(wird)-341(man)-342(durch)-341(eine)-342(neue)-341(Aussicht)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-342(die)-342(K\374ste,)-365(das)-342(Gebirge,)-365(die)-342(Schneegipfel)-342(der)-342(Alpen,)-365(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(malerische)-192(Felsgruppen)-191(am)-192(Strande)-192(oder)-191(durch)-192(besonders)-191(sch\366ne)]TJ 0 -13.549 Td [(Vegetationsbilder)-546(\374berrascht.)-1137(Selbst)-545(die)-546(sonst)-546(so)-545(eint\366nige)]TJ 0 -13.549 Td [(Wanderung)-532(auf)-533(einer)-532(Landstra\337e)-532(wird)-533(hier)-532(zum)-532(Genu\337.)-532(So)]TJ 0 -13.55 Td [(wenigstens)-166(auf)-165(der)-166(Landstra\337e,)-182(die)-166(das)-165(Cap)-166(durchschneidet.)-221(Denn)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-214(f\374hrt)-214(an)-215(endlosen)-214(Pflanzungen)-214(von)-214(Anemonen,)-221(Ranunkeln,)]TJ 0 -13.549 Td [(Goldlack,)-402(Levkojen,)-403(Tazzetten)-371(und)-372(Reseda)-372(vorbei.)-615(Besonders)]TJ 0 -13.549 Td [(fesselt)-323(das)-323(Auge)-322(die)-323(Pracht)-323(der)-323(Ranunkeln)-323(und)-322(Anemonen,)-341(die)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-382(sch\366ner)-381(und)-382(farbenreicher)-382(nirgends)-381(sehen)-382(kann,)-414(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-396(Geruchssinn)-396(zugleich)-395(umfangen)-396(wird)-396(von)-396(dem)-395(Dufte,)-432(der)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-253(\374brigen)-253(Bl\374thenmeer)-253(entstr\366mt.)-260(Zu)-253(jenen)-253(Bl\374then)-253(im)-253(Felde)]TJ 0 -13.549 Td [(gesellen)-409(sich)-409(hier)-409(in)-409(gro\337er)-409(Zahl)-409(auch)-409(die)-409(Bl\374then)-409(der)-409(L\374fte,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-466(Schmetterlinge.)-896(Rothgefleckte)-465(Aurorafalter)-466(fliegen)-465(rasch)]TJ 0 -13.549 Td [(vor\374ber;)-304(langsam)-286(wiegt)-286(sich)-286(hin)-286(und)-286(her)-286(der)-286(schwarz)-285(gestreifte,)]TJ 0 -13.549 Td [(gelbe)-421(Segelfalter;)-506(am)-421(meisten)-420(f\344llt)-421(aber)-421(durch)-421(ihre)-420(Sch\366nheit)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-778(Cleopatra)-778(auf,)-910(ein)-778(s\374deurop\344ischer,)-1820(schwefelgelber)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([102])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Citronenfalter)-250(mit)-250(orangeroth)-250(abget\366nten)-250(Vorderfl\374geln.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Das)-600(Cap)-599(von)-600(Antibes)-599(versorgt)-600(jetzt)-599(mit)-600(seinen)-599(Blumen)]TJ -11.956 -13.55 Td [(die)-532(n\344chsten)-531(M\344rkte)-532(der)-532(Riviera)-532(und)-531(versendet)-532(sie)-532(auch)-531(in)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337en)-581(Mengen)-582(t\344glich)-581(nach)-582(dem)-581(Norden.)-1244(Wie)-581(gro\337)-581(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Verbrauch)-602(an)-601(Blumen)-602(an)-601(der)-602(Riviera)-601(selbst)-602(geworden)-601(ist,)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-611(Jeder)-611(beurtheilen)-612(k\366nnen,)-701(der)-611(die)-611(Blumenm\344rkte)-611(der)]TJ 0 -13.549 Td [(St\344dte)-575(dort)-575(besuchte)-575(und)-575(einigen)-575(Blumenfesten)-574(beigewohnt)]TJ 0 -13.55 Td [(hat.)-1012(Die)-504(Blumenausfuhr)-504(nach)-504(dem)-504(Norden)-504(hat)-503(andererseits)]TJ 0 -13.549 Td [(riesige)-261(Ausdehnung)-262(angenommen.)-284(Thats\344chlich)-261(reicht)-261(diese)-261(Art)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumencultur)-477(an)-476(der)-476(Riviera)-477(nicht)-476(\374ber)-477(1850)-476(zur\374ck,)-533(fr\374her)]TJ 0 -13.549 Td [(wurden)-352(die)-352(Bl\374then)-351(nur)-352(zum)-352(Zwecke)-352(der)-352(Parf\374merie)-351(gezogen.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-248(der)-247(n\344chsten)-248(N\344he)-248(von)-248(Toulon)-247(beginnen)-248(die)-248(Pflanzungen)-247(und)]TJ 0 -13.55 Td [(reichen)-377(bis)-376(nach)-377(Genua;)-440(die)-376(franz\366sische)-377(Seite)-376(der)-377(Riviera)-376(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-300(einen)-300(einzigen)-300(Blumengarten)-300(schon)-300(verwandelt.)-400(In)-300(Ollioules)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-390(Toulon)-391(werden)-390(Unmengen)-390(r\366mischer)-390(Hyacinthen)-390(gezogen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-289(wandern)-290(abgeschnitten)-289(nach)-290(den)-289(nordischen)-289(St\344dten,)-299(bevor)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-348(holl\344ndische)-348(Hyacinthe)-347(dort)-348(erscheint.)-543(In)-348(Ollioules)-348(gibt)-347(es)]TJ 0 -13.55 Td [(auch)-283(Narcissen,)-292(Jonquillen,)-292(Tazzetten,)-291(wei\337e)-284(und)-283(rothe)-283(Nelken.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-260(der)-261(Gegend)-260(von)-260(Cannes)-260(und)-261(Grasse)-260(herrschen)-260(die)-260(Anemonen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-403(Ranunkeln)-404(vor.)-710(Sie)-404(zeigen)-403(ungeahnte)-404(Gr\366\337e)-403(und)-403(seltene)]TJ 0 -13.549 Td [(Farbenpracht.)-1095(Nicht)-531(minder)-532(staunt)-532(man)-531(\374ber)-532(den)-531(Umfang,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-417(Nelken,)-459(wie)-418(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 98.332 0 Td [(Dianthus)-417(Caryophyllus)-417(flore)-418(pleno,)-459(var.)]TJ -98.332 -13.549 Td [(Marguerite)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.691 0 Td [(,)-258(hier)-257(erreichen)-256(k\366nnen:)-264(manche)-256(Bl\374the)-257(sieht)-256(aus,)-258(als)]TJ -49.691 -13.55 Td [(wenn)-398(sie)-398(ein)-398(kleiner)-398(Blumenstrau\337)-398(w\344re.)-694(Zu)-397(diesen)-398(Pflanzen)]TJ 0 -13.549 Td [(gesellen)-320(sich)-321(die)-320(Theerosen.)-460(Unter)-321(ihnen)-320(herrscht)-320(die)-320(sattgelbe)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Safrano)]TJ/F16 10.9091 Tf 38.659 0 Td [(vor,)-408(die)-377(auch)-377(rauhe)-377(Witterung)-376(gut)-377(vertr\344gt)-377(und)-377(selbst)]TJ -38.659 -13.549 Td [(im)-490(December)-491(ihre)-490(Bl\374thenknospen)-490(treibt.)-971(Gleich)-490(gen\374gsam)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-427(manche)-427(Monatsrosen,)-472(die)-427(wei\337e)]TJ/F31 10.9091 Tf 174.361 0 Td [(Bengal-Ducher)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.915 0 Td [(und)-427(die)]TJ -246.276 -13.55 Td [(rothe)]TJ/F31 10.9091 Tf 25.983 0 Td [(Bengal-Sanglant)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.33 0 Td [(,)-346(die)-327(demgem\344\337)-326(auch)-327(bevorzugt)-327(werden;)]TJ -99.313 -13.549 Td [(doch)-456(an)-457(stark)-456(besonnten)-456(Mauern)-457(und)-456(unter)-457(Glasd\344chern,)-507(die)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18280(103)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(in)-404(Cannes)-405(und)-404(Antibes)-404(gro\337e)-404(Bodenfl\344chen)-405(decken,)-442(gedeihen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-573(empfindlicheren)-573(Rosen,)-654(so)-573(auch)]TJ/F31 10.9091 Tf 177.259 0 Td [(Mar\351chal)-573(Niel)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.851 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 9.858 0 Td [(Marie)]TJ -253.968 -13.549 Td [(van)-359(Houtte)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.36 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.937 0 Td [(Gloire)-359(de)-358(Dijon)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.458 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.936 0 Td [(Souvenir)-359(de)-358(la)-359(Malmaison)]TJ/F16 10.9091 Tf 118.396 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.936 0 Td [(Paul)]TJ -260.023 -13.549 Td [(Nabonnand)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.913 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 4.992 0 Td [(La)-197(France)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.323 0 Td [(und)-394(wie)-197(sie)-197(sonst)-197(hei\337en,)-207(jene)-197(Rosen,)-208(die)]TJ/F16 7.9701 Tf 187.796 0 Td [([103])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.55 Td [(auch)-268(unsere)-269(Blumeng\344rten)-268(im)-268(Sommer)-268(zieren.)-305(Hunderttausende)]TJ 0 -13.549 Td [(solcher)-646(Bl\374then)-647(entfalten)-646(sich)-647(im)-646(Fr\374hjahr)-647(an)-646(einem)-646(und)]TJ 0 -13.549 Td [(demselben)-275(Tage)-275(in)-275(Cannes)-275(und)-275(Antibes,)-281(oft)-275(ohne)-275(da\337)-275(noch)-275(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(M\366glichkeit)-207(vorhanden)-206(w\344re,)-216(sie)-206(alle)-207(zu)-207(verwerthen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 229.462 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.709 0 Td [(In)-207(Cannes)]TJ -237.172 -13.549 Td [(steht)-438(jetzt)-438(auch)-438(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 92.435 0 Td [(Acacia)-438(dealbata)]TJ/F16 10.9091 Tf 78.034 0 Td [(in)-438(schwungvoller)-438(Cultur)]TJ -170.469 -13.55 Td [(und)-337(wandert)-338(nach)-337(dem)-338(Norden.)-512(Ihre)-338(runden)-337(Bl\374thenkn\344uel,)-359(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Traubenform)-308(vereint,)-323(und)-309(die)-308(zart)-308(gefiederten)-309(Bl\344tter)-308(haben)-308(ihr)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-376(Handel)-376(den)-375(Namen)-376(Mimose)-376(verschafft.)-627(Der)-376(Baum)-375(w\344chst)]TJ 0 -13.549 Td [(erstaunlich)-325(rasch,)-343(so)-325(da\337)-325(er)-325(in)-324(f\374nf)-325(bis)-325(sechs)-325(Jahren)-325(wohl)-324(zehn)]TJ 0 -13.549 Td [(Meter)-378(H\366he)-378(erreicht.)-633(Er)-378(ist)-378(dann)-378(schon)-378(im)-378(Januar)-378(mit)-377(gelben)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374then)-510(\374ber)-510(und)-510(\374ber)-510(bedeckt.)-1030(Nach)-510(Deutschland)-510(gelangt)]TJ 0 -13.549 Td [(viel)]TJ/F31 10.9091 Tf 19.798 0 Td [(Acacia)-315(retinoides)]TJ/F16 10.9091 Tf 77.365 0 Td [(,)-331(die)-315(runde)-315(Bl\374thenkn\344uel)-314(wie)-315(die)-315(andere)]TJ -97.163 -13.549 Td [(Art)-549(besitzt,)-624(doch)-549(einfache)-549(lederartige)-549(lancettf\366rmige)-549(Bl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(tr\344gt.)-1002(Eigentlich)-500(sind)-501(j)1(ene)-501(Blattgebilde)-500(nicht)-501(ganze)-500(Bl\344tter,)]TJ 0 -13.549 Td [(vielmehr)-420(hat)-420(der)-419(wissenschaftliche)-420(Vergleich)-420(gelehrt,)-462(da\337)-419(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Blattfl\344che)-348(bei)-348(diesen)-348(Acazien)-348(schwand)-348(und)-348(der)-348(Blattstiel)-348(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(spreitenartig)-279(erweiterte.)-336(Wir)-278(nennen)-279(solche)-279(Gebilde)-278(Phyllodien.)]TJ 0 -13.549 Td [(Auch)]TJ/F31 10.9091 Tf 25.935 0 Td [(Acacia)-211(longifolia)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.036 0 Td [(,)-219(die)-211(man)-212(viel)-211(in)-211(nordischen)-212(Blumenl\344den)]TJ -100.971 -13.549 Td [(sieht,)-727(ist)-632(mit)-632(solchen)-632(Phyllodien)-631(versehen.)-1396(Man)-631(erkennt)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-482(leicht)-482(daran,)-540(da\337)-482(ihre)-482(Bl\374then)-482(nicht)-482(zu)-481(runden)-482(Kn\344ueln,)]TJ 0 -13.55 Td [(sondern)-300(zu)-301(raupenf\366rmigen)-300(K\344tzchen)-300(vereinigt)-300(sind.)-401(Alle)-300(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Acazien)-344(bl\374hen)-344(gelb,)-368(sie)-344(folgen)-344(in)-344(der)-344(Jahreszeit)-344(auf)-344(einander,)]TJ 0 -13.549 Td [(zuletzt)-485(kommt)]TJ/F31 10.9091 Tf 70.577 0 Td [(Acacia)-485(cultriformis)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.106 0 Td [(,)-543(die)-485(erst)-485(im)-485(M\344rz)-484(an)-485(der)]TJ -157.683 -13.549 Td [(Riviera)-462(im)-463(Bl\374thenschmuck)-462(prangt.)-887(Ihre)-462(Bl\374thenst\344nde)-462(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(wiederum)-440(rund,)-488(die)-440(Phyllodien)-441(aber)-440(kurz)-440(und)-441(breit,)-487(zugleich)]TJ 0 -13.549 Td [(rautenf\366rmig.)]TJ/F30 10.9091 Tf 70.505 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.88 0 Td [(Allen)-497(Blumensendungen)-498(nach)-497(dem)-497(Norden)]TJ -81.385 -13.55 Td [(pflegt)-436(man)-436(die)-436(\374berall)-436(beliebte)-436(Reseda)-436(beizulegen.)-808(Veilchen)]TJ 0 -13.549 Td [(vertragen)-281(schlecht)-281(eine)-282(weite)-281(Reise,)-289(werden)-281(aber)-281(an)-281(der)-281(Riviera)]TJ 0 -13.549 Td [(selbst)-402(in)-402(Unmengen)-403(verbraucht,)-440(dort)-402(auch)-402(mit)-402(Syrup)-402(getr\344nkt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-402(zu)-403(Drag\351e's)-402(verarbeitet.)-708(Dann)-402(versendet)-403(man)-402(auch)-402(blaue)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Kornblumen,)-222(Tuberosen,)-222(Goldlack)-215(und)-215(Levkojen,)-222(Gladiolen)-215(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337bl\374hendes)-386(Allium,)-419(Ixien)-386(und)-386(die)-386(duftenden)-385(Freesien.)-657(An)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-353(Riviera)-352(selbst)-353(f\344llt)-352(dem)-353(Fremden)-353(in)-352(den)-353(Schaufenstern)-352(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumenl\344den)-351(eine)-351(gro\337e)-351(graue)-351(Iris)-352(auf,)-376(die)-351(ganz)-351(fein)-351(purpurn)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([104])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(gesprenkelt)-312(i)1(st,)-327(eine)-312(wahre)-311(Trauerblume,)-327(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 201.279 0 Td [(Iris)-311(Susiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 53.099 0 Td [(.)-434(Von)]TJ -254.378 -13.549 Td [(den)-168(gro\337en)-168(wei\337en)-168(oder)-168(gelben)-168(Chrysanthemen)-167(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 209.121 0 Td [(Chrysanthemum)]TJ -209.121 -13.549 Td [(frutescens)]TJ/F16 10.9091 Tf 44.237 0 Td [(\051)-374(werden)-373(die)-374(Bl\374then)-374(auch)-373(viel)-374(verwandt,)-404(besonders)]TJ -44.237 -13.549 Td [(die)-515(gelben,)-582(die)-515(als)]TJ/F31 10.9091 Tf 93.806 0 Td [(\311toile)-515(d'Or)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.215 0 Td [(bekannt)-515(sind.)-1046(Sie)-516(wandern)]TJ -151.021 -13.549 Td [(vornehmlich)-282(nach)-281(England.)-344(Die)-282(Expedition)-281(dieser)-282(Blume)-281(reicht)]TJ 0 -13.55 Td [(bis)-248(in)-248(den)-248(Juni)-248(hinein,)-248(so)-248(lange,)-248(als)-248(in)-248(London)-248(die)-248(Saison)-247(dauert.)]TJ 0 -13.549 Td [(Man)-383(hat)-383(berechnet,)-416(da\337)-382(von)-383(allen)-383(diesen)-383(Blumen)-383(Cannes)-382(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Antibes)-371(zusammen)-371(in)-371(einem)-371(Winter)-371(f\374r)-371(mehr)-371(als)-371(eine)-370(Million)]TJ 0 -13.549 Td [(Francs)-256(nach)-256(dem)-256(Norden)-257(versenden;)-259(viel)-256(mehr)-256(noch)-256(wird)-256(an)-256(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Riviera)-250(selbst)-250(verkauft.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-361(\374beraus)-360(starke)-361(Concurrenz)-360(veranla\337t)-361(strebsame)-360(Geister,)]TJ -11.956 -13.55 Td [(nach)-501(immer)-501(neuen)-501(\273Sch\366pfungen\253)-501(f\374r)-501(den)-501(Blumenmarkt)-500(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sinnen.)-1307(So)-603(erschienen)-602(pl\366tzlich)-602(in)-603(den)-602(Centralhallen)-602(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Paris)-447(als)-448(\273Neuheit\253)]TJ/F32 10.9091 Tf 94.028 0 Td [(gr\374ne)]TJ/F16 10.9091 Tf 31.553 0 Td [(Nelken.)-842(Solche)-448(hatte)-447(man)-447(in)-448(der)]TJ -125.581 -13.549 Td [(That)-503(bisher)-502(nicht)-503(gesehen,)-566(es)-503(sei)-503(denn)-502(auf)-503(den)-503(Bildern)-502(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Impressionnisten.)-399(Es)-299(ergab)-300(sich,)-311(da\337)-300(auch)-299(diese)-300(gr\374nen)-299(Nelken)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-334(ganz)-335(unverf\344lschte)-334(Naturproducte)-335(waren.)-503(Man)-334(erh\344lt)-334(sie,)]TJ 0 -13.549 Td [(indem)-220(man)-220(abgeschnittene)-219(wei\337e)-220(Nelken)-220(einen)-220(ganzen)-220(Tag)-219(lang,)]TJ 0 -13.549 Td [(ja)-391(selbst)-391(l\344nger,)-427(in)-391(eine)-391(gr\374ne)-391(Farbstoffl\366sung)-391(stellt.)-673(Soll)-391(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Versuch)-269(gut)-268(gelingen,)-274(so)-268(mu\337)-269(der)-269(Stengel)-268(innerhalb)-269(der)-268(L\366sung)]TJ 0 -13.549 Td [(frisch)-337(durchschnitten)-337(werden.)-511(Man)-337(kann)-337(in)-337(gleicher)-337(Weise)-336(die)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-256(oder)-256(die)-256(andere)-257(F\344rbung)-256(erlangen,)-257(nur)-257(gilt)-256(es,)-257(Farbstoffe)-256(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(w\344hlen,)-407(welche)-375(gut)-376(in)-375(der)-375(Pflanze)-376(aufsteigen.)-626(Am)-375(leichtesten)]TJ 0 -13.549 Td [(gelingen)-250(Rothf\344rbungen)-250(wei\337er)-250(Bl\374then)-250(mit)-250(Eosin.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Am)-447(Freitag)-448(Nachmittag)-447(beleben)-447(sich)-448(pl\366tzlich)-447(die)-447(Stra\337en)]TJ -11.956 -13.549 Td [(am)-336(Cap.)-509(Da)-337(kommen)-336(von)-336(allen)-337(Seiten)-336(Equipagen)-336(und)-336(bringen)]TJ 0 -13.549 Td [(Besucher)-201(nach)-200(Elen)-201(Rock,)-210(dessen)-201(Garten)-201(an)-200(jenem)-201(Tage)-200(ge\366ffnet)]TJ 0 -13.549 Td [(ist.)-350(Dieser)-283(Garten)-283(nimmt)-283(einen)-284(Vorsprung)-283(ein)-283(\366stlich)-283(vom)-283(Cap.)]TJ 0 -13.55 Td [(Er)-419(liegt)-419(zum)-419(Theil)-419(auf)-419(schroffen)-419(Felsen,)-461(die)-419(senkrecht)-419(gegen)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-381(Meer)-382(abfallen.)-644(Stufen)-381(und)-381(G\344nge)-382(innerhalb)-381(dieser)-381(Felsen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891.)-18280(105)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(f\374hren)-210(hinunter)-210(bis)-210(zur)-209(Meeresfl\344che.)-237(Der)-210(Garten)-210(bietet)-209(herrliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Aussichtspunkte)-355(und)-355(ist)-355(auch)-356(reich)-355(an)-355(sch\366nen)-355(Pflanzen,)-381(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(macht)-425(er)-424(einen)-425(etwas)-424(gek\374nstelten)-425(Eindruck)-424(innerhalb)-425(der)-424(so)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337artigen)-250(Umgebung.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([105])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -14.777 Td [(Am)-529(Dienstag)-529(ist)-528(vom)-529(fr\374hen)-529(Morgen)-529(an)-529(der)-528(Thuret'sche)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Garten)-624(ge\366ffnet,)-717(derselbe,)-717(der)-623(einst)-624(George)-623(Sand)-624(so)-623(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(entz\374ckte.)-1951(Er)-817(dient)-817(jetzt)-817(der)-817(franz\366sischen)-816(Regierung)]TJ 0 -13.55 Td [(als)-547(Acclimatisationsgarten)-548(und)-547(enth\344lt)-547(sehr)-547(viele)-547(werthvolle)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzen.)-242(Manche)-227(Arten,)-232(die)-227(wir)-227(in)-227(La)-227(Mortola)-227(schon)-227(bewundert)]TJ 0 -13.549 Td [(haben,)-487(finden)-440(wir)-439(hier)-440(in)-440(noch)-439(gr\366\337eren)-440(Exemplaren)-439(wieder.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-443(ber\374hmte,)-491(von)-443(George)-442(Sand)-443(gefeierte)-443(Aussicht)-443(ist)-442(leider)]TJ 0 -13.549 Td [(geschwunden,)-250(verdeckt)-250(von)-250(den)-250(heranwachsenden)-250(B\344umen.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(Von)-450(dem)-449(Thuret'schen)-450(Garten)-450(l\344\337t)-449(sich)-450(gleich)-450(abw\344rts,)-499(in)]TJ -11.956 -13.549 Td [(westlicher)-166(Richtung,)-182(der)-166(Weg)-165(nach)-166(dem)-165(Golfe)-166(Jouan)-165(einschlagen,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-256(so)-255(kann)-255(man)-256(in)-255(den)-256(Pinienwald)-255(gelangen,)-257(der)-256(sich)-255(l\344ngs)-255(der)]TJ 0 -13.55 Td [(K\374ste)-498(dort)-498(hinzieht.)-993(Dieser)-497(Pinienwald)-498(war)-498(einst)-498(der)-497(Stolz)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-369(Caps,)-398(jetzt)-368(ist)-369(er)-368(nur)-369(noch)-368(in)-369(\334berresten)-368(vorhanden.)-605(Eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Actiengesellschaft)-461(hat)-460(die)-460(ganze)-461(Landstrecke)-460(angekauft,)-513(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(breite)-491(Stra\337e,)-552(die)-492(Cannes)-491(mit)-491(dem)-492(Cap)-491(d'Antibes)-491(verbindet,)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-436(den)-436(Pinienwald)-435(gelegt,)-482(diesen)-436(selbst)-436(parcellirt)-436(und)-435(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Eisendraht)-356(umzogen.)-566(Doch)-356(steht)-356(manche)-355(m\344chtige)-356(Pinie)-355(noch)]TJ 0 -13.55 Td [(da,)-555(und)-495(in)-494(ihrem)-494(Schatten)-495(gelingt)-494(es)-494(wohl,)-556(sich)-494(in)-494(die)-494(alte)]TJ 0 -13.549 Td [(Herrlichkeit)-250(zur\374ckzutr\344umen.)]TJ 135.542 -14.776 Td [(XIII.)]TJ -123.586 -14.777 Td [(Die)-543(zweite)-542(Aprilh\344lfte)-543(war)-543(inzwischen)-543(angebrochen,)-615(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-462(Pflicht)-462(rief)-462(mich)-462(wieder)-462(heim.)-886(Ein)-462(klarer,)-515(wundervoller)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374hlingstag)-990(ging)-990(zur)-990(Neige,)-1175(und)-990(ich)-990(beschlo\337,)-990(vor)]TJ 0 -13.55 Td [(Sonnenuntergang)-440(noch)-441(einmal)-440(den)-440(Leuchtthurm)-440(aufzusuchen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-604(Sonne)-605(schickte)-604(sich)-604(an,)-693(hinter)-605(dem)-604(Esterelgebirge)-604(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(verschwinden)-414(und)-413(tauchte)-414(dessen)-414(dunkelblaue)-413(Gipfel)-414(in)-413(Gold)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-448(Purpur.)-843(Bald)-448(deuteten)-448(nur)-448(noch)-448(lange)-448(Lichtstreifen)-447(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Weg)-527(an,)-597(den)-527(sie)-527(genommen.)-1082(Trotz)-527(seines)-527(hehren)-527(Glanzes)]TJ 0 -13.55 Td [(konnte)-368(mich)-367(dieses)-368(Bild)-367(nur)-368(wehm\374thig)-368(stimmen:)-485(es)-367(steigerte)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-315(Empfindung)-314(des)-315(Abschiedes.)-443(Ich)-315(wandte)-314(meine)-315(Blicke)-314(den)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(106)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Bergriesen)-496(zu,)-558(die)-497(mit)-496(phantastischem)-497(Umri\337)-496(sich)-496(von)-496(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(\366stlichen)-479(Himmel)-479(abhoben.)-937(Sie)-479(begannen)-479(im)-479(Abendroth)-478(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\374hen.)-1018(Es)-506(war)-506(ein)-506(Anblick,)-570(so)-506(erhaben,)-571(da\337)-505(man)-506(sich)-506(in)]TJ 0 -13.549 Td [(demselben)-425(ganz)-424(verlieren)-425(konnte,)-468(von)-425(jener)-424(weltumfassenden)]TJ 5.13 -13.55 Td [(Sehnsucht)-470(ergriffen,)-525(die)-471(uns)-470(mit)-470(dem)-470(All)-471(verbindet.)-910(Jedes)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.885 0 Td [([106])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(pers\366nliche)-156(Empfinden)-156(war)-156(gewichen)-156(vor)-156(dem)-156(m\344chtigen)-155(Gef\374hl,)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-285(Eins)-285(mit)-286(dieser)-285(g\366ttlichen)-285(Natur)-285(zu)-285(f\374hlen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 212.608 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.565 0 Td [(Immer)-285(weiter)]TJ -221.173 -13.549 Td [(und)-422(weiter)-423(dehnten)-422(sich)-422(die)-423(Schatten)-422(aus)-422(\374ber)-423(das)-422(Land:)-594(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(begannen)-408(emporzusteigen)-408(an)-407(den)-408(H\374geln,)-448(an)-407(den)-408(Bergen,)-447(sie)]TJ 0 -13.55 Td [(drangen)-306(ein)-307(in)-306(die)-306(Tiefe)-307(der)-306(Th\344ler)-306(und)-307(l\366schten)-306(die)-306(gl\374henden)]TJ 0 -13.549 Td [(Lichter)-267(aus)-267(an)-267(den)-267(H\374tten)-266(und)-267(Pal\344sten.)-301(Die)-267(ganze)-267(Natur)-266(schien)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-443(in)-443(tiefen)-442(Schlaf)-443(zu)-443(versenken.)-828(Bald)-443(waren)-443(es)-443(nur)-442(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(einzelne)-230(Segel)-231(im)-230(weiten)-230(Meere)-231(und)-230(die)-230(schneebedeckten)-230(Gipfel)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-357(Alpen,)-383(die)-357(im)-356(rosigen)-357(Schimmer)-356(gl\374hten.)-570(Dann)-357(legte)-356(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(ein)-265(schwarzer)-264(Schatten)-264(auch)-265(\374ber)-264(das)-265(Meer,)-268(und)-264(nur)-265(den)-264(Riesen)]TJ 0 -13.549 Td [(da)-497(oben)-498(war)-497(es)-497(verg\366nnt,)-559(die)-497(K\366nigin)-498(des)-497(Lichtes)-497(noch)-497(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(schauen.)-382(Wie)-295(von)-294(innerem)-294(Feuer)-294(entbrannt,)-305(schwebten)-294(sie)-294(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-250(\374berirdischer)-250(Glorie.)]TJ 11.956 -13.549 Td [(Dieses)-249(Bild)-249(wollte)-249(ich)-250(in)-249(meinem)-249(Innern)-249(festhalten)-249(als)-249(letzten)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Eindruck)-436(von)-436(der)-436(Riviera,)-482(und)-436(mit)-436(geschlossenen)-436(Augen)-435(trat)]TJ 0 -13.549 Td [(ich)-373(den)-373(R\374ckweg)-373(an.)-618(Als)-373(ich)-373(mich)-373(endlich)-373(umsah,)-404(hatten)-372(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schatten)-295(der)-296(Nacht)-295(sich)-295(bereits)-295(\374ber)-295(die)-296(H\374gel)-295(gelagert)-295(und)-295(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Umrisse)-276(der)-276(Dinge)-275(in)-276(geisterhaften)-276(Schemen)-275(verwischt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 248.538 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.463 0 Td [(Hoch)]TJ -257.001 -13.549 Td [(oben)-392(aber)-392(ragte)-393(der)-392(Leuchtthurm)-392(in)-392(die)-393(L\374fte.)-676(Vom)-392(W\344chter)]TJ 0 -13.55 Td [(entz\374ndet,)-336(strahlte)-318(er)-319(jetzt)-318(wie)-319(ein)-318(gro\337er)-319(Stern)-318(weit)-319(\374ber)-318(Land)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-362(Meer,)-390(ein)-362(Ziel)-361(der)-362(Sehnsucht)-362(f\374r)-362(Alle,)-390(die)-362(jenes)-361(herrliche)]TJ 0 -13.549 Td [(St\374ck)-250(Erde)-250(einmal)-250(gesehen.)]TJ
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+/F16 18.9589 Tf 46.771 479.321 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)]TJ/F16 10.9091 Tf 137.135 -33.407 Td [(I.)]TJ -125.179 -13.747 Td [(Der)-294(Fr\374hlingsanfang)-295(des)-294(Jahres)-295(1894,)-306(den)-294(ich)-295(an)-294(der)-295(Ri)1(viera)]TJ -11.956 -13.549 Td [(verlebte,)-225(pr\344gte)-219(sich)-218(meiner)-219(Erinnerung)-218(in)-219(besonders)-218(gl\344nzenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Farben)-408(ein.)-723(Wochenlang)-408(blieb)-408(der)-408(Himmel)-407(ohne)-408(Wolken,)-447(so)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-521(einzelne)-521(Regentage,)-589(wenn)-522(sie)-521(kamen,)-589(fast)-521(willkommen)]TJ 0 -13.549 Td [(erschienen.)-593(Da)-364(es)-364(an)-364(Schnee)-364(in)-364(den)-364(Bergen)-365(fehlte,)-392(wehte)-364(fast)]TJ 0 -13.55 Td [(nie)-410(der)-411(Mistral,)-450(den)-411(sonst)-410(die)-411(eisigen)-410(Fl\344chen)-411(der)-410(Alpen)-410(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Cevennen)-337(geb\344ren.)-511(Das)-337(Meer)-337(blieb)-337(meist)-338(ruhig,)-358(und)-337(wenn)-337(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Nacht)-253(kam,)-254(dann)-254(funkelte)-253(der)-253(Himmel)-253(und)-254(spiegelte)-253(sich)-253(so)-253(hell)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-244(der)-243(stillen)-244(See,)-245(als)-243(w\344re)-244(in)-243(deren)-244(Tiefen)-244(eine)-243(Saat)-244(von)-243(Sternen)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgegangen.)]TJ 11.956 -13.747 Td [(Mitte)-410(M\344rz)-411(fanden)-410(wir)-411(uns)-410(in)-411(Hy\350res)-410(ein)-411(mit)-410(der)-410(Absicht,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(unseren)-196(Weg)-195(bald)-196(ostw\344rts)-195(in)-195(die)-196(Berge)-195(der)-196(Mauren)-195(fortzusetzen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-295(war)-294(uns,)-306(als)-295(h\344tten)-295(wir)-294(eine)-295(Entdeckungsreise)-295(angetreten,)-305(so)]TJ 0 -13.549 Td [(unbekannt)-470(ist)-470(dieser)-470(westliche)-470(Theil)-470(der)-470(Riviera.)-910(Und)-470(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(konnte)-422(Hy\350res,)-465(neben)-422(Montpellier)-422(und)-422(Aix-en-Provence,)-465(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(einst)-259(r\374hmen,)-260(der)-259(ber\374hmteste)-259(Kurort)-258(des)-259(s\374dlichen)-258(Frankreichs)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-241(sein.)-247(Weiter)-241(gegen)-240(Osten)-241(an)-241(der)-241(Riviera)-241(vorzudringen,)-242(schien)]TJ 0 -13.549 Td [(damals)-301(kaum)-301(m\366glich,)-314(und)-302(erst)-301(in)-301(diesem)-301(Jahrhundert)-301(\344nderten)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-229(die)-229(Verh\344ltnisse,)-234(begannen)-229(zuerst)-229(Nizza,)-233(dann)-229(Mentone)-229(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes)-185(als)-185(klimatische)-185(Stationen)-185(aufzubl\374hen.)-228(In)-185(dem)-185(Wettstreit,)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-183(sich)-183(nunmehr)-183(entspann,)-196(mu\337te)-183(Hy\350res)-183(unterliegen,)-197(denn)-183(es)-182(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(weniger)-220(gut)-219(gegen)-220(den)-219(Nordwind)-220(als)-219(seine)-220(Rivalinnen)-219(gesch\374tzt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Auch)-426(steht)-427(es)-426(ihnen)-427(nach)-426(an)-427(Sch\366nheit)-853(der)-426(Lage)-427(und)-426(ist)-426(zu)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([108])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(weit)-327(vom)-328(Meere)-327(entfernt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 118.675 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.026 0 Td [(\273Die)-327(H\374gel)-328(sind)-327(hier)-328(zu)-327(klein)-328(und)]TJ -127.701 -13.549 Td [(zu)-345(nah,)-369(das)-345(Ufer)-345(ist)-345(zu)-345(flach)-345(und)-345(das)-345(Meer)-345(zu)-345(fern,\253)-345(rief)-345(einst)]TJ 0 -13.549 Td [(George)-315(Sand)-315(aus,)-332(als)-315(sie)-315(Hy\350res)-315(besuchte.)-445(Von)-315(dem)-315(H\374gel,)-331(an)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-241(Hy\350res)-240(sich)-241(lehnt,)-242(kann)-240(der)-241(Blick)-240(erst)-241(\374ber)-240(eine)-241(weite)-240(Ebene)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-295(Meer)-294(erreichen.)-384(Auf)-294(dieser)-295(stechen)-294(aber)-295(rothbraune,)-305(eckige)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(108)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Felder)-407(grell)-407(und)-407(unvermittelt)-408(gegen)-407(gelbe)-407(und)-407(gr\374ne)-407(ab.)-721(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(rothbraunen)-177(Felder)-177(sind)-177(mit)-177(Rosen)-177(bedeckt;)-201(doch)-177(das)-177(bringt)-176(keine)]TJ 0 -13.549 Td [(Harmonie)-276(in)-276(die)-275(Farben.)-327(Auch)-276(danken)-276(diese)-276(Felder)-275(thats\344chlich)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-329(F\344rbung)-329(nicht)-328(der)-329(Pracht)-329(der)-329(Bl\374then,)-348(sondern)-329(den)-328(jungen)]TJ 0 -13.55 Td [(Trieben,)-329(die)-313(ihr)-313(zartes)-313(Gr\374n)-313(vor)-313(der)-313(Gluth)-313(der)-313(s\374dlichen)-313(Sonne)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-164(rothen)-165(Farbstoff)-164(sch\374tzen.)-222(In)-164(fr\374heren)-164(Zeiten)-165(mag)-164(der)-164(Blick)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-241(diese)-242(Ebene)-241(lieblicher)-242(gewesen)-241(sein;)-244(vermochte)-242(sie)-241(doch)-241(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Auge)-322(Horace)-321(Benedict)-322(de)-321(Saussure's)-322(zu)-322(entz\374cken,)-339(als)-322(er)-321(1787)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-182(Hy\350res)-181(kam.)-227(Dieser)-182(hervorragende)-181(Geologe,)-195(Vater)-182(des)-181(noch)]TJ 0 -13.55 Td [(ber\374hmteren)-251(Pflanzenphysiologen)-252(Th\351odore)-251(de)-252(Saussure,)-251(langte)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-269(an)-268(einem)-269(sch\366nen)-268(Aprilabend)-268(an)-269(und)-268(war)-269(von)-268(der)-269(Lage)-268(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Ortes)-319(gefesselt.)-456(Von)-319(den)-319(Fenstern)-318(der)-319(\273Auberge)-319(du)-319(St.)-318(Esprit\253)]TJ 0 -13.549 Td [(blickte)-322(er)-321(hinab)-322(auf)-322(Orangeng\344rten,)-339(deren)-322(B\344ume)-322(mit)-321(Fr\374chten)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-390(Bl\374then)-390(beladen)-389(und)-390(durch)-390(unz\344hlige)-390(Nachtigallen)-389(belebt)]TJ 0 -13.55 Td [(waren.)-342(Sanft)-281(fiel,)-288(so)-281(schrieb)-280(er,)-289(das)-280(Land)-281(bis)-281(zum)-280(Meer)-281(ab,)-288(und)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-398(Abhang)-398(schm\374ckten)-398(vorne)-398(G\344rten,)-435(weiterhin)-397(Olivenhaine)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-164(in)-164(der)-164(Ferne)-165(Pappeln.)-221(Bewaldete)-164(H\366hen)-164(bildeten)-164(den)-164(Rahmen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-250(dem)-250(sch\366nen)-250(Bilde.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Hy\350res)-338(ist)-338(f\374nf)-339(Kilometer)-338(vom)-338(Strande)-338(entfernt.)-515(An)-338(diesem)]TJ -11.956 -13.549 Td [(selbst)-500(lag)-500(einst)-500(Olbia,)-562(das)-500(Hy\350res)-500(den)-500(Ursprung)-500(gab.)-999(Von)]TJ 0 -13.549 Td [(Massiliern)-412(gegr\374ndet,)-453(ward)-411(Olbia)-412(von)-412(Saracenen)-412(zerst\366rt)-412(und)]TJ 0 -13.55 Td [(baute)-305(sich)-305(dann,)-319(entfernter)-305(vom)-305(Meere,)-319(an)-305(der)-305(Anh\366he)-306(auf,)-318(um)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-362(Angriffen)-362(der)-362(Corsaren)-362(nicht)-362(so)-362(unmittelbar)-362(ausgesetzt)-362(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sein.)-234(Der)-204(Strand,)-212(der)-203(einst)-203(Olbia)-203(trug,)-213(zeigt)-203(sich)-203(jetzt)-203(in)-203(Quadrate,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-213(ein)-214(Schachbrett)-213(getheilt.)-237(Das)-214(Seewasser)-213(f\374llt)-213(diese)-213(Quadrate.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-253(wird)-254(in)-253(dieselben)-253(geleitet,)-254(um)-253(zur)-254(hei\337en)-253(Sommerzeit)-253(dort)-253(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(verdunsten)-359(und)-359(so)-359(der)-359(Salzgewinnung)-359(zu)-359(dienen.)-577(Dem)-358(Strand)]TJ 0 -13.55 Td [(gegen\374ber)-202(tauchen)-201(aus)-202(dem)-202(Meere)-202(die)-201(Hy\350rischen)-404(Inseln)-201(empor.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([109])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Sie)-389(strecken)-388(sich)-389(so)-389(lang)-389(dahin,)-423(als)-389(h\344tten)-389(sie)-388(sich)-389(in)-389(die)-388(See)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-427(ewigem)-428(Schlaf)-427(gelegt.)-782(Einst)-428(haben)-427(die)-428(Ligurer)-427(an)-427(diesen)]TJ 0 -13.549 Td [(Inseln)-491(die)-491(rothen)-491(Korallen)-491(gefischt,)-551(mit)-491(denen)-491(sie)-491(den)-490(Hals)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-244(Frauen)-243(und)-243(das)-244(Wehrgeh\344nge)-243(ihrer)-244(Schwerter)-243(schm\374ckten.)]TJ 0 -13.55 Td [(Weil)-362(die)-362(Inseln)-361(in)-362(einer)-362(Reihe)-362(angeordnet)-361(sind,)-390(hie\337en)-362(sie)-361(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-424(R\366mern)-423(Stoechaden.)-771(Diesen)-424(Namen)-423(vertauschten)-424(sie)-423(im)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Mittelalter)-434(gegen)-433(den)-434(weit)-434(vornehmeren)-433(der)-434(goldenen)-433(Inseln.)]TJ 0 -13.549 Td [(Waren)-299(es)-299(die)-299(goldenen)-300(\304pfel)-299(der)-299(Hesperiden,)-311(welche)-299(ihnen)-299(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Benennung)-252(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 57.896 0 Td [(Iles)-252(d'or)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.991 0 Td [(\253)-252(verschafften,)-253(oder)-252(der)-252(goldige)-252(Schimmer)]TJ -93.887 -13.549 Td [(ihres)-312(glimmerreichen)-313(Bodens)]TJ/F30 10.9091 Tf 133.235 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.862 0 Td [(das)-312(l\344\337t)-313(sich)-312(heute)-313(nicht)-312(sagen.)]TJ -142.097 -13.55 Td [(Zum)-213(Marquisat)-213(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 85.74 0 Td [(Iles)-213(d'or)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.883 0 Td [(von)-213(Franz)-213(I.)-212(erhoben,)-221(sahen)-213(sie)-212(einst)]TJ -123.623 -13.549 Td [(gl\344nzende)-265(Zeiten.)-294(Heute)-265(werden)-264(sie)-265(nur)-265(von)-265(\344rmlichen)-264(Fischern)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-250(G\344rtnern)-250(bewohnt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Jene)-256(Fr\374chte,)-258(nach)-256(welchen)-257(die)-256(goldenen)-256(Inseln)-256(ihren)-256(Namen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(f\374hren)-413(sollen,)-454(sind)-413(jetzt)-413(hier)-413(fast)-413(v\366llig)-413(verschwunden.)-739(Einst)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-281(stand)-281(die)-281(Orangenzucht)-281(von)-281(Hy\350res)-281(in)-281(hoher)-281(Bl\374the.)-343(Mehr)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-335(zweimalhunderttausend)-335(Orangenb\344ume)-335(deckten)-335(das)-335(Land)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-217(konnten)-217(die)-217(Bewunderung)-217(der)-217(Reisenden)-217(erwecken.)-239(Wie)-217(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Chronisten)-244(erz\344hlen,)-245(blieb)-244(Carl)-243(IX.)-244(von)-244(Frankreich)-244(staunend)-243(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-251(m\344chtigsten)-251(dieser)-251(B\344ume)-251(stehen)-251(und)-251(forderte)-251(seine)-250(beiden)]TJ 0 -13.549 Td [(Begleiter,)-386(den)-359(K\366nig)-359(von)-359(Navarra)-359(und)-359(den)-359(Herzog)-359(von)-358(Anjou)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-436(mit)-399(ihm)-398(den)-399(Stamm)-399(zu)-398(umfassen.)-696(Doch)-399(hierzu)-398(reichten,)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-356(wird)-356(weiter)-356(berichtet,)-382(die)-356(sechs)-356(f\374rstlichen)-356(Arme)-356(nicht)-355(aus.)]TJ 0 -13.549 Td [(Zur)-242(Erinnerung)-241(an)-242(diese)-241(erlauchte)-241(Umarmung)-242(schnitt)-241(man)-242(in)-241(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Rinde)-385(des)-386(Baumes:)-521(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 98.33 0 Td [(Caroli)-385(regis)-386(amplexu)-385(glorior)]TJ/F16 10.9091 Tf 130.802 0 Td [(\253,)-419(und)-386(jene)]TJ -229.132 -13.549 Td [(Inschrift)-392(wuchs)-392(und)-392(vergr\366\337erte)-392(sich)-392(mit)-392(den)-392(Jahren.)]TJ/F30 10.9091 Tf 247.87 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.731 0 Td [(Liegt)]TJ -257.601 -13.549 Td [(dieser)-464(Angabe)-464(eine)-464(wirkliche)-464(Begebenheit)-464(zu)-464(Grunde?)-892(Wer)]TJ 0 -13.55 Td [(kann)-325(das)-325(heute)-324(wissen!)-475(Sicher)-325(aber)-324(ist,)-344(da\337)-325(die)-324(proven\347alische)]TJ 0 -13.549 Td [(Phantasie)-258(der)-257(Chronisten)-258(sie)-258(die)-257(Ma\337e)-258(des)-258(Stammes)-257(\374bertreiben)]TJ 0 -13.549 Td [(lie\337.)-381(Die)-382(st\344rksten)-381(Orangenb\344ume,)-414(welche)-382(Europa)-381(jetzt)-381(kennt,)]TJ 0 -13.549 Td [(befinden)-251(sich)-251(auf)-251(Sardinien;)-252(manche)-251(derselben)-251(werden)-251(auf)-251(mehr)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-262(siebenhundert)-263(Jahre)-262(gesch\344tzt;)-268(ein)-263(einzelner)-262(Mann)-262(vermag)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-525(alsdann)-524(nicht)-525(mehr)-524(zu)-525(umspannen.)-1074(Im)-525(Jahre)-524(1564,)-593(da)]TJ 0 -13.55 Td [(Carl)-512(IX.)-512(in)-512(Hy\350res)-512(weilte,)-577(konnte)-512(er)-512(dort)-512(schwerlich)-512(selbst)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-1018(starke)-509(St\344mme)-509(sehen,)-574(da)-509(die)-509(Orangenb\344ume)-509(erst)-509(durch)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([110])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(die)-566(Kreuzfahrer,)-645(gegen)-567(Ende)-566(des)-566(elften)-566(Jahrhunderts,)-645(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Hy\350res)-381(gebracht)-380(wurden.)-642(Zun\344chst)-381(mu\337)-380(es)-381(der)-380(bitterfr\374chtige)]TJ 0 -13.549 Td [(Orangenbaum)-470(gewesen)-470(sein,)-524(der)-470(zwar)-470(kaum)-470(e\337bare)-469(Fr\374chte,)]TJ 0 -13.55 Td [(aber)-430(sehr)-431(wohlriechende)-430(Essenzen)-430(liefert.)-791(Daher)-430(der)-430(Dichter)]TJ 0 -13.549 Td [(Malherbe)-347(sich)-347(in)-348(Hy\350res)-347(mit)-347(jenem)-347(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 168.152 0 Td [(huile)-347(de)-347(fleurs)-348(d'orange)]TJ/F16 10.9091 Tf 107.024 0 Td [(\253)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(110)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(versorgen)-174(konnte,)-190(\273das)-174(sich)-174(die)-175(Frauen)-174(in)-174(die)-175(Haare)-174(einreiben)-174(und)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-306(dem)-306(sie)-307(dort)-306(den)-306(Puder)-306(festhalten.\253)-306(Die)-306(Orangenkultur)-306(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Hy\350res)-312(litt)-312(sehr)-312(stark)-311(durch)-312(die)-312(strenge)-312(K\344lte)-312(des)-312(Winters)-311(1709)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-324(durch)-324(\344hnliche)-323(harte)-324(Winter,)-342(die)-324(um)-324(die)-324(Mitte)-324(des)-323(vorigen)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahrhunderts)-296(aufeinander)-296(folgten.)-389(Die)-296(Pflanzungen)-296(wurden)-296(von)]TJ 0 -13.549 Td [(nun)-327(an)-327(eingeschr\344nkt,)-346(die)-327(bitterfr\374chtigen)-327(Orangenb\344ume)-326(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-403(s\374\337fr\374chtige)-402(ersetzt,)-441(da)-403(der)-402(Transport)-403(der)-403(Orangen)-402(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Hy\350res)-381(aus)-380(nach)-381(dem)-380(Norden)-381(sich)-381(rascher)-380(vollziehen)-381(lie\337,)-380(als)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-309(s\374dlicher)-309(gelegenen)-309(Orten.)-428(Das)-309(kam)-309(bei)-309(den)-309(mangelhaften)]TJ 0 -13.55 Td [(Verkehrsmitteln)-535(jener)-534(Zeit)-535(wohl)-535(in)-535(Betracht.)-1104(Die)-534(Orangen)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337ten)-369(damals)-368(in)-369(Hy\350res)-368(im)-369(Herbst)-369(gepfl\374ckt)-368(werden,)-398(sobald)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-538(ihrer)-538(noch)-538(gr\374nen)-537(Schale)-538(sich)-538(die)-538(ersten)-538(gelben)-537(Punkte)]TJ 0 -13.549 Td [(zeigten.)-228(Sorglich)-184(in)-184(Papier)-183(gewickelt,)-197(traten)-184(sie)-184(die)-184(Reise)-184(auf)-183(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Landwege)-248(oder)-247(dem)-247(Seewege)-248(an.)-249(Sie)-248(reiften)-247(unterwegs)-247(langsam)]TJ 0 -13.55 Td [(nach)-322(und)-321(wurden)-322(erst)-321(nach)-321(vierzig)-322(Tagen)-321(genie\337bar.)-465(Jetzt)-321(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-386(Orangenb\344ume)-385(fast)-386(vollst\344ndig)-385(aus)-386(Hy\350res)-385(verschwunden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-308(konnten)-308(den)-309(Mitbewerb)-308(gesch\374tzterer)-308(Orte)-308(der)-309(Riviera,)-322(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(Allem)-367(aber)-366(von)-367(Sicilien)-366(und)-367(Algier,)-396(nicht)-366(ertragen.)-600(Es)-366(erging)]TJ 0 -13.549 Td [(Hy\350res)-245(mit)-244(den)-244(Orangenb\344umen)-245(nicht)-244(anders,)-246(als)-244(zuvor)-245(mit)-244(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(Zuckerrohr,)-309(das)-297(im)-298(f\374nfzehnten)-297(Jahrhundert)-297(weite)-297(Strecken)-297(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Landes)-307(deckte,)-320(dann)-307(aber)-306(verschwand,)-321(als)-307(der)-306(indische)-307(und)-306(der)]TJ 0 -13.549 Td [(brasilianische)-250(Zucker)-250(in)-250(den)-250(Wettstreit)-250(eintraten.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Mit)-162(berechtigtem)-163(Stolz)-162(kann)-162(sich)-163(hingegen)-162(Hy\350res)-162(noch)-162(immer)]TJ/F31 10.9091 Tf -11.956 -13.549 Td [(Hy\350res-les-Palmiers)]TJ/F16 10.9091 Tf 93.117 0 Td [(nennen!)-447(Zwar)-316(sind)-316(die)-315(Palmen)-316(heute)-316(\374ber)]TJ -93.117 -13.549 Td [(die)-533(ganze)-533(Riviera)-533(verbreitet,)-604(doch)-533(sieht)-533(man)-533(es)-533(den)-533(hohen)]TJ 0 -13.549 Td [(St\344mmen)-473(von)-473(Hy\350res)-473(wohl)-473(an,)-528(da\337)-473(in)-473(diesem)-473(alten)-472(Kurorte)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-368(sorgsame)-369(Pflege)-368(besonders)-368(weit)-368(zur\374ckreicht.)-605(Da)-368(streben)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-365(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 30.381 0 Td [(Avenue)-365(des)-365(Palmiers)]TJ/F16 10.9091 Tf 97.983 0 Td [(die)-365(schlanken)-365(St\344mme)-365(besonders)]TJ/F16 7.9701 Tf -201.119 0 Td [([111])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(m\344chtig)-287(zu)-287(beiden)-287(Seiten)-287(der)-287(Stra\337e)-286(empor,)-297(gleich)-287(einer)-286(hehren)]TJ 0 -13.549 Td [(S\344ulenhalle,)-609(und)-537(wiegen)-537(ihre)-537(stolzen)-537(Kronen)-537(hoch)-536(oben)-537(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-480(blauen)-480(Luft.)]TJ/F30 10.9091 Tf 85.243 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.689 0 Td [(Doch)-480(hat)-480(sich)-479(Hy\350res)-480(schon)-480(seit)-480(langer)]TJ -95.932 -13.549 Td [(Zeit)-367(auch)-366(einer)-366(zwar)-367(weniger)-366(vornehmen,)-396(aber)-366(eintr\344glicheren)]TJ 0 -13.55 Td [(Cultur)-404(zugewandt.)-710(Wir)-404(fanden)-403(dort)-404(Mitte)-403(M\344rz)-404(ganze)-403(Felder)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-493(Veilchen)-493(in)-493(Bl\374the.)-979(Das)-493(waren)-493(auch)-493(freilich)-493(nicht)-493(die)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(bescheidenen,)-284(kleinbl\374thigen,)-283(die)-277(bei)-277(uns)-277(ihre)-277(Kronen)-276(zwischen)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-432(Bl\344ttern)-433(verbergen,)-478(sondern)-432(eine)-432(gro\337bl\374thige)-433(Form,)-477(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Veilchen)]TJ/F31 10.9091 Tf 44.606 0 Td [(le)-479(Czar)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.317 0 Td [(,)-536(das)-479(an)-479(langen)-478(Stielen)-479(seine)-479(Bl\374then)-479(keck)]TJ -78.923 -13.549 Td [(\374ber)-364(die)-364(Bl\344tter)-364(erhebt.)-592(Es)-364(duftet)-364(sehr)-364(stark,)-392(und)-364(gerne)-364(lie\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(wir)-571(uns)-571(von)-571(den)-571(L\374ften)-571(anwehen,)-651(die)-571(\374ber)-570(Veilchenfelder)]TJ 0 -13.549 Td [(gestreift)-408(waren.)-725(Andere)-408(Felder)-408(sind)-408(mit)-408(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 193.465 0 Td [(Primeurs)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.604 0 Td [(\253)-408(bedeckt.)]TJ -234.069 -13.549 Td [(Die)-355(Artischocken)-355(von)-356(Hy\350res)-355(standen)-355(schon)-355(zu)-355(Anfang)-355(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhunderts)-563(in)-564(hohem)-563(Ruf;)-720(jetzt)-564(sind)-563(es)-564(auch)-563(die)-563(gr\374nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Erbsen)-425(und)-425(vor)-425(Allem)-424(die)-425(Erdbeeren,)-469(mit)-425(welchen)-425(Paris)-424(von)]TJ 0 -13.55 Td [(hier)-370(aus)-371(versorgt)-370(wird.)-610(T\344glich)-371(geht)-370(ein)-370(ganzer)-370(Eisenbahnzug)]TJ 0 -13.549 Td [(solcher)-522(Erzeugnisse)-522(von)-522(Hy\350res)-522(ab)-522(und)-522(wird)-522(scherzhaft)-521(als)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Train)-281(de)-281(primeurs)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.067 0 Td [(\253)-281(bezeichnet.)-342(Doch)-281(soll)-281(man)-280(sich)-281(nicht)-281(etwa)]TJ -85.522 -13.549 Td [(denken,)-318(da\337)-305(unter)-305(dem)-305(Himmel)-304(von)-305(Hy\350res)-305(alle)-305(diese)-304(Culturen)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374helos)-381(gedeihen.)-644(Auch)-381(hier)-381(verlangen)-381(sie)-381(viel)-381(Umsicht)-381(und)]TJ 0 -13.55 Td [(angestrengten)-465(Flei\337.)-466(Den)-465(Furchen)-465(der)-466(Felder)-465(folgen)-465(niedrige)]TJ 0 -13.549 Td [(Hecken,)-305(die)-293(deutlich)-294(anzeigen,)-304(von)-294(welcher)-293(Seite)-294(Gefahr)-293(droht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Denn,)-615(trotz)-541(gegentheiliger)-542(Versicherungen,)-615(ist)-542(Hy\350res)-541(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(v\366llig)-156(vor)-156(dem)-156(Mistral)-156(gedeckt,)-175(und)-156(mit)-156(elementarer)-156(Gewalt)-155(st\374rzt)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-261(durch)-260(die)-261(L\374cke)-261(ein,)-263(welche)-261(die)-261(Berge)-260(nach)-261(Toulon)-261(hin)-260(offen)]TJ 0 -13.55 Td [(lassen.)-448(Anhaltende)-316(D\374rre)-316(ist)-316(auch)-316(eine)-316(schwere)-316(Plage,)-332(welcher)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-335(k\374nstliche)-334(Bew\344sserung)-335(nicht)-334(immer)-335(abgeholfen)-334(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(kann.)]TJ/F30 10.9091 Tf 29.918 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.268 0 Td [(Immerhin)-349(besteht)-350(ein)-349(gro\337er)-350(klimatischer)-349(Unterschied)]TJ -39.186 -13.549 Td [(zwischen)-251(Hy\350res)-251(und)-251(der)-251(\374brigen)-251(Provence,)-251(ja)-251(selbst)-251(dem)-250(nahen)]TJ 0 -13.549 Td [(Toulon,)-512(weil)-459(diese)-460(dem)-459(Mistral)-459(weit)-460(st\344rker)-459(ausgesetzt)-459(sind.)]TJ 0 -13.55 Td [(Daher)-260(der)-259(Reisende,)-263(der)-259(von)-260(Westen)-260(kommend,)-262(hier)-260(in)-259(fr\374heren)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeiten)-207(zum)-208(ersten)-207(Mal)-207(Palmen)-208(und)-207(goldfr\374chtige)-207(Orangenb\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(sah,)-433(sich)-396(an)-397(die)-396(Pforten)-396(des)-397(Paradieses)-396(versetzt)-396(w\344hnte.)-689(Alte)]TJ 0 -13.549 Td [(Reisewerke)-322(sind)-323(voll)-322(des)-322(Lobes)-322(von)-323(Hy\350res.)-467(So)-322(das)-322(Werk)-322(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Aubin-Louis)-326(Millin,)-689(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 102.293 0 Td [(Conservateur)-326(des)-325(m\351dailles,)-345(des)-326(pierres)]TJ/F16 7.9701 Tf 188.731 0 Td [([112])]TJ/F31 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(grav\351es)-377(et)-376(des)-377(antiques)-377(de)-376(la)-377(Biblioth\350que)-377(imp\351riale)]TJ/F16 10.9091 Tf 238.434 0 Td [(\253,)-408(der)-377(im)]TJ -238.434 -13.55 Td [(Auftrage)-506(des)-506(Ministers)-505(Chastal)-506(1804)-506(S\374dfrankreich)-505(bereiste.)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Ich)-401(besuchte)-401(heute\253,)-440(schreibt)-401(Millin,)-439(\273den)-401(Garten)-401(des)-401(Herrn)]TJ 0 -13.549 Td [(Fille.)-396(Tausende)-298(von)-298(Blumen)-299(umgeben)-298(dessen)-299(Haus.)-395(Tuberosen)]TJ 0 -13.549 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Polyanthes)-201(tuberosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.856 0 Td [(\051,)-211(Cassie)-201(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 42.972 0 Td [(Mimosa)-201(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.645 0 Td [(\051,)-211(und)-201(Jasmin)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Jasminum)-362(sambac)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.512 0 Td [(\051)-362(w\374rzen)-362(die)-362(Luft)-362(mit)-362(himmlischen)-361(D\374ften.)]TJ -85.145 -13.549 Td [(Was)-293(S\344nger)-293(und)-293(Poeten)-293(einst)-293(gepriesen,)-304(jene)-293(G\344rten)-292(der)-293(Alcine)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-353(Armide,)-379(welche)-353(der)-353(fruchtbare)-353(Genius)-353(des)-353(Ariost)-352(und)-353(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Tasso)-535(schuf,)-605(so)-535(gl\344nzend)-534(sie)-535(auch)-534(unserer)-534(Einbildungskraft)]TJ 0 -13.55 Td [(vorgef\374hrt)-371(werden,)-401(sie)-371(treten)-371(zur\374ck)-371(vor)-371(dem)-370(Garten,)-402(den)-370(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-378(vor)-378(den)-378(Augen)-378(haben.)-634(Man)-378(glaubt)-378(nicht)-378(mehr)-378(auf)-377(Erden)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-435(wandeln,)-481(vielmehr)-435(in)-435(jene)-435(Laubg\344nge)-435(versetzt)-435(zu)-435(sein,)-481(in)]TJ 0 -13.549 Td [(welchen)-352(die)-352(Seelen)-352(der)-352(Gerechten)-352(ein)-352(ewiges)-352(Gl\374ck)-351(genie\337en.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-552(B\344ume)-551(stehen)-552(so)-551(dicht)-552(an)-551(einander,)-627(da\337)-551(man)-552(nur)-551(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(k\374nstlich)-180(angebrachten)-179(Pfaden)-179(zwischen)-180(denselben)-179(durchdringen)]TJ 0 -13.549 Td [(kann.)-229(Achtzehntausend)-186(Orangenb\344ume,)-199(beladen)-187(mit)-186(Bl\374then)-186(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374chten,)-432(bergen)-395(in)-396(ihrem)-395(Laube)-395(unz\344hlige)-396(Nachtigallen,)-431(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Nachtigallengesang)-301(erschallt)-302(wie)-301(ein)-301(Hymnus)-302(an)-301(die)-301(Natur,)-314(um)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-411(G\374te)-410(zu)-411(preisen,)-451(ihr)-410(f\374r)-411(einen)-411(so)-410(freudigen)-411(und)-410(duftigen)]TJ 0 -13.55 Td [(Schatten)-424(zu)-423(danken.)-771(Andere)-424(Vogelstimmen)-423(greifen)-424(in)-423(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\344nzende)-297(Concert)-297(ein,)-309(w\344hrend)-297(die)-297(flei\337igen)-297(Bienen)-296(summend)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-268(Bl\374then)-268(umschw\344rmen,)-272(um)-267(reiche)-268(Nahrung)-268(zu)-268(sch\366pfen)-267(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-250(verschwenderischer)-250(F\374lle.\253)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ein)-376(\344hnliches)-375(Gef\374hl)-376(des)-375(sinnlichen)-376(Behagens,)-407(welches)-375(ein)]TJ -11.956 -13.549 Td [(milderes)-371(Klima)-370(erweckt,)-401(mag)-371(es)-371(auch)-370(gewesen)-371(sein,)-401(das)-370(einst)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-320(Massilier)-319(bestimmte,)-338(ihre)-319(Niederlassung)-320(an)-320(diesem)-319(Strande)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Olbia\253,)-250(die)-250(Gl\374ckliche,)-250(zu)-250(nennen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Mit)-368(Vorliebe)-368(schweiften)-369(wir)-368(an)-368(sonnigen)-368(Nachmittagen)-368(auf)]TJ -11.956 -13.549 Td [(den)-222(Maurettes)-222(umher,)-228(jenen)-222(H\366henz\374gen,)-227(an)-222(welche)-222(Hy\350res)-222(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(anlehnt.)-763(Wir)-421(suchten)-421(uns)-421(dort)-421(solche)-421(Orte)-421(aus,)-463(von)-421(welchen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-393(alte)-392(Burg)-393(von)-393(Hy\350res)-393(sich)-392(in)-393(sch\366ner)-393(Umrahmung)-392(zeigte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ein)-295(St\374ck)-294(blaues)-295(Meer)-295(bildete)-294(den)-295(Hintergrund,)-306(w\344hrend)-294(gr\374ne)]TJ 0 -13.55 Td [(H\374gel)-397(die)-398(scheckige)-397(Ebene)-397(deckten.)-692(Da)-398(lagerten)-397(wir)-397(uns)-397(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosmarin,)-365(Myrten)-342(und)-341(Lavendel)-342(und)-342(verga\337en)-342(der)-342(fliehenden)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([113])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Stunden.)-236(Wir)-208(suchten)-208(im)-208(Geiste)-209(jene)-208(Tr\374mmer)-208(zu)-208(beleben,)-216(die)-208(so)]TJ 0 -13.549 Td [(m\344chtig)-204(dr\374ben)-205(auf)-204(den)-204(Felsen)-205(thronen.)-234(Auch)-205(heute)-204(noch)-204(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-366(Tr\374mmer)-366(von)-366(Wachtth\374rmen)-366(und)-366(Mauern)-366(besch\374tzt,)-394(die)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-296(bewegtem)-296(Umri\337)-296(allen)-297(Vertiefungen)-296(des)-296(Berges)-296(folgen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 262.858 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.685 0 Td [(In)]TJ -271.543 -13.549 Td [(dem)-214(\273Chastel)-213(d'Y\350res\253)-214(herrschten)-213(seit)-213(dem)-214(zw\366lften)-213(Jahrhundert)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(113)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-320(Herren)-320(de)-320(Foz,)-338(eine)-319(Nebenlinie)-320(der)-320(Vicomtes)-320(de)-320(Marseille.)]TJ 0 -13.549 Td [(Manchen)-275(blutigen)-274(Strau\337)-275(mu\337ten)-274(sie)-275(pfl\374cken,)-281(um)-274(ihre)-275(Burg)-274(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(behaupten)-237(und)-237(oft)-238(rauchte)-237(aus)-237(den)-237(Wachtth\374rmen)-237(angesichts)-237(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Feinde)-227(die)-227(Lunte)-227(der)-227(Arkebusen.)-243(In)-227(friedlichen)-227(Zeiten,)-231(da)-227(f\374llten)]TJ 0 -13.55 Td [(hingegen)-362(dieses)-362(Chastel)-362(die)-362(Ges\344nge)-362(des)-362(Troubadours,)-390(und)-361(es)]TJ 0 -13.549 Td [(erklang)-200(in)-200(ihnen)-200(die)-201(sechsseitige)-200(Viola.)-233(War)-200(doch)-200(Mabille)-200(de)-200(Foz)]TJ 0 -13.549 Td [(Pr\344sidentin)-255(des)-254(Minnehofs)-255(von)-254(Pierrefeu,)-256(jenes)-255(Minnehofes,)-255(der)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-342(Romani,)-365(Avignon)-341(und)-342(Signe,)-365(die)-342(vier)-342(vornehmsten)-341(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 256.39 0 Td [(cours)]TJ -256.39 -13.549 Td [(d'amour)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.273 0 Td [(\253)-362(der)-363(Proven\347e)-362(bildete!)]TJ/F30 10.9091 Tf 111.564 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.407 0 Td [(Im)-362(Juni)-363(1254)-362(gab)-362(es)-362(hohen)]TJ -157.244 -13.55 Td [(Besuch)-475(auf)-476(der)-475(Burg;)-588(da)-476(kam)-475(Ludwig)-476(der)-475(Heilige,)-532(den)-475(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(Pal\344stina)-303(der)-303(Tod)-303(seiner)-303(Mutter)-303(nach)-303(Frankreich)-302(zur\374ckgerufen)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte.)-351(Einige)-284(Jahrhunderte)-283(sp\344ter)-284(wurde)-284(hier)-283(oben)-284(auch)-284(Franz)-283(I.)]TJ 0 -13.549 Td [(empfangen,)-529(w\344hrend)-473(Ludwig)-473(XIII.)-474(nur)-473(noch)-473(die)-473(Ruinen)-473(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Veste)-463(sah:)-675(Heinrich)-463(IV.)-463(hatte)-463(deren)-463(Zerst\366rung)-462(beschlossen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Heute)-324(ist)-323(das)-324(alte)-324(Gem\344uer)-324(in)-323(\374ppiges)-324(Gr\374n)-324(geh\374llt,)-342(und)-323(bunte)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\374hlingsblumen)-392(erklimmen)-393(selbst)-392(die)-393(Zinnen)-392(der)-392(Th\374rme.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Scharf)-300(hebt)-300(sich)-300(der)-300(dunkle)-300(Berg)-300(vom)-300(hellen)-300(Abendhimmel)-300(ab,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-438(die)-437(proven\347alische)-438(Sonne)-437(sich)-437(hinter)-438(seinen)-437(Tr\374mmern)]TJ 0 -13.549 Td [(zur)-415(Ruhe)-415(senkt.)-744(Dann)-415(tr\344nkt)-415(sie)-415(mit)-415(ihrem)-415(Glanze)-415(das)-414(Land)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-340(das)-340(Meer,)-362(umstrahlt)-340(die)-339(dunklen)-340(Felsen)-340(und)-340(bildet)-340(um)-339(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Burg)-234(einen)-233(goldenen)-234(Glorienschein.)]TJ/F30 10.9091 Tf 159.682 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.003 0 Td [(Geisterhaft)-234(aber)-233(mutheten)]TJ -167.685 -13.549 Td [(uns)-329(die)-329(Tr\374mmer)-329(zur)-329(Nachtzeit)-329(an,)-349(da)-329(zur)-328(sp\344ten)-329(Abendstunde)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-369(Vollmond)-368(uns)-369(in)-368(die)-369(Berge)-368(gelockt)-369(hatte.)-605(Tief)-369(drang)-368(sein)]TJ 0 -13.549 Td [(Silberschein)-278(in)-279(die)-278(Fugen)-279(und)-278(Spalten)-279(des)-278(zerkl\374fteten)-278(Gesteins)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-342(warf)-341(unheimliche)-342(Lichter)-341(in)-341(die)-342(Ruinen.)-524(Da)-342(belebten)-341(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-372(alten)-372(Mauern)-372(und)-372(Th\374rme,)-402(nahmen)-372(menschliche)-372(Form)-372(an,)]TJ 0 -13.549 Td [(schienen)-244(ihre)-244(Glieder)-244(zu)-244(bewegen)-244(und)-244(stierten)-244(mit)-243(unheimlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Augen)-282(in)-282(die)-283(Ferne.)-346(Pl\366tzlich)-282(war)-282(dann)-283(Alles)-282(wieder)-282(todt;)-596(eine)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([114])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(dunkle)-357(Wolke)-357(breitete)-356(ihre)-357(Schatten)-357(\374ber)-357(den)-356(Berg)-357(aus.)-570(Doch)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-345(der)-345(Mond)-345(wieder)-345(vortrat,)-368(da)-345(war)-345(es,)-369(als)-345(h\344tten)-345(die)-344(Th\374rme)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-414(der)-413(Runde)-414(sich)-413(die)-414(Arme)-413(gereicht,)-454(und)-414(als)-413(f\374hrten)-414(sie)-413(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-319(Tr\374mmer)-319(einen)-319(infernalen)-319(Reigen)-319(aus.)-457(Da)-319(ging)-319(es)-318(bergauf,)]TJ 0 -13.549 Td [(bergab)-412(\374ber)-412(die)-411(steilen)-412(Felsen)-412(und)-411(st\366hnte)-412(und)-412(pfiff)-412(es)-411(dabei)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-282(die)-281(Luft)-282(in)-281(unheildrohender)-281(Begleitung.)-345(F\374r)-281(Augenblicke)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(114)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(leuchtete)-478(die)-478(Burg)-478(so)-478(auf,)-535(als)-478(st\374nde)-478(sie)-478(in)-478(Flammen,)-534(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(wieder)-372(versank)-372(sie)-372(in)-371(das)-372(Dunkel)-372(der)-372(Nacht.)-616(Mit)-371(Wirbelwind)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-307(Sturm,)-322(mit)-307(Blitz)-308(und)-307(Donner)-307(zog)-308(ein)-307(Gewitter)-307(von)-307(Westen)]TJ 0 -13.549 Td [(heran:)-287(das)-268(mochte)-268(uns)-269(diese)-268(phantastischen)-268(Bilder)-268(vorgezaubert)]TJ 0 -13.55 Td [(haben.)-265(Rasch)-255(breitete)-256(sich)-255(Finsterni\337)-255(\374ber)-255(das)-255(Land)-255(aus,)-256(nur)-255(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer)-326(dort)-327(hinten)-326(war)-327(noch)-326(in)-326(Silberglanz)-327(getaucht.)-479(Ein)-326(greller)]TJ 0 -13.549 Td [(Lichtstrahl)-466(durchzuckte)-465(die)-466(Luft,)-519(ihm)-465(folgte)-466(ein)-465(bet\344ubender)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlag,)-521(der)-466(die)-467(Grundvesten)-466(der)-467(Erde)-466(zu)-467(ersch\374ttern)-466(schien.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-269(geblendet)-269(standen)-269(wir)-268(da,)-274(w\344hrend)-269(das)-269(Rollen)-269(des)-268(Donners)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-334(entfernte.)-502(Dumpf)-334(t\366nte)-334(es)-334(noch)-334(fort)-334(in)-334(den)-334(nahen)-333(Bergen,)]TJ 0 -13.549 Td [(prallte)-374(dort)-374(mit)-375(i)1(mmer)-375(schw\344cherem)-374(Echo)-374(von)-374(den)-374(Felsen)-374(ab,)]TJ 0 -13.549 Td [(kam)-338(dann)-337(wieder)-338(n\344her,)-359(um)-338(endlich)-337(in)-338(der)-337(Ferne)-338(zu)-337(verhallen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Hatte)-455(dieser)-455(grelle)-455(Blitz)-455(nicht)-455(die)-454(Burg)-455(getroffen,)-507(nicht)-454(jene)]TJ 0 -13.549 Td [(schlanke)-219(Cypresse)-219(zertr\374mmert,)-226(die)-219(so)-219(stolz)-219(aus)-219(den)-219(Ruinen)-219(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(Himmel)-275(entgegenragte,)-282(als)-275(wolle)-275(sie)-276(ihm)-275(trotzen?)]TJ/F30 10.9091 Tf 221.911 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.458 0 Td [(Doch)-275(dicke)]TJ -230.369 -13.549 Td [(Regentropfen)-199(begannen)-198(zu)-199(fallen;)-215(es)-199(war)-198(hohe)-199(Zeit,)-209(den)-198(R\374ckzug)]TJ 0 -13.549 Td [(anzutreten.)]TJ 141.296 -16.004 Td [(II.)]TJ -129.34 -16.004 Td [(Jenes)-314(Gebirge,)-329(das)-314(sich)-314(im)-314(Osten)-313(von)-314(Hy\350res)-314(erhebt,)-329(bildete)]TJ -11.956 -13.549 Td [(im)-324(neunten)-324(und)-323(zehnten)-324(Jahrhundert)-324(ein)-324(Bollwerk)-324(der)-323(Mauren.)]TJ 0 -13.549 Td [(Nach)-206(ihnen)-207(f\374hrt)-206(es)-206(mit)-207(Recht)-206(den)-206(Namen;)-221(von)-207(seinen)-206(H\366hen)-206(aus)]TJ 0 -13.55 Td [(beherrschten)-325(sie)-325(die)-325(weite)-325(K\374ste.)-475(In)-325(orographischer)-325(Beziehung)]TJ 0 -13.549 Td [(bietet)-212(das)-212(Maurengebirge)-212(ein)-212(hohes)-212(Interesse.)-237(Es)-212(stellt)-212(ein)-212(in)-212(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(abgeschlossenes)-232(Gebirgssystem)-231(dar,)-235(dessen)-232(Granite,)-235(Gnei\337e)-231(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Schiefer)-351(von)-350(dem)-350(umgebenden)-351(Kalkgebirge)-350(durch)-351(tiefe)-350(Th\344ler)]TJ 0 -13.549 Td [(getrennt)-239(sind.)-246(Wie)-239(etwa)-238(die)-239(Alpen)-239(oder)-238(die)-239(Pyren\344en,)-241(besitzt)-238(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Maurengebirge)-239(sein)-239(eigenes,)-241(wenn)-238(auch)-239(nur)-239(kleines)-238(Flu\337system,)]TJ 4.373 -13.55 Td [(seine)-371(eigenen)-370(Schluchten)-371(und)-371(Th\344ler.)-612(Es)-371(ist)-370(von)-371(der)-371(\374brigen)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.129 0 Td [([115])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(Proven\347e)-297(so)-296(geschieden,)-309(da\337)-296(es)-297(auch,)-308(ferne)-297(von)-296(derselben,)-308(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(eigene)-387(Insel)-387(im)-387(Meere)-387(bilden)-387(k\366nnte.)-661(Seit)-387(Kurzem)-387(folgt)-386(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Eisenbahn)-344(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.838 0 Td [(Chemin)-344(de)-345(fer)-344(du)-345(Sud)-344(de)-345(la)-344(France)]TJ/F16 10.9091 Tf 160.222 0 Td [(\051)-344(der)-345(K\374ste,)-368(an)]TJ -213.06 -13.549 Td [(dem)-369(Gebirge)-369(entlang.)-608(Diese)-369(Bahn)-369(m\374ndet)-369(in)-369(St.)-369(Rapha\353l)-369(und)]TJ 0 -13.55 Td [(schlie\337t)-427(dort)-426(an)-427(die)-427(gro\337e)-427(Linie)-426(an,)-471(die)-427(Marseille)-427(mit)-426(Genua)]TJ 0 -13.549 Td [(verbindet.)-1010(Von)-503(den)-503(Stationen)-503(der)-504(S\374dbahn)-503(aus)-503(dringt)-503(man)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(115)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(leicht)-415(in)-414(das)-415(Gebirge)-415(ein,)-456(und)-414(solche)-415(Ausfl\374ge)-415(waren)-415(es,)-455(die)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-348(in)-348(Hy\350res)-349(festhielten.)-544(Wir)-348(wurden)-349(nicht)-348(m\374de,)-372(wiederholt)]TJ 0 -13.549 Td [(dieselben)-152(Strecken)-151(der)-152(K\374ste)-152(mit)-151(der)-152(Eisenbahn)-151(zu)-152(befahren;)-184(denn)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-334(Weg)-334(ist)-335(anmuthig)-334(und)-334(f\374hrt)-334(entweder)-334(durch)-334(sch\366nen)-334(Wald)]TJ 0 -13.55 Td [(oder)-219(am)-219(Meeresstrande)-218(entlang,)-225(mit)-219(fortw\344hrendem)-219(Wechsel)-218(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Bilder.)-677(Der)-392(Anblick)-393(der)-392(Berge)-392(selbst)-393(bietet)-392(hingegen)-392(geringe)]TJ 0 -13.549 Td [(Mannigfaltigkeit,)-292(da)-283(alle)-283(Kuppen)-284(abgerundet)-283(sind,)-292(nur)-283(wenig)-283(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-267(H\366he)-267(schwanken)-267(und)-267(vierhundert)-267(Meter)-267(nicht)-267(\374bersteigen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Und)-517(doch)-518(ladet)-517(der)-518(\374ppige)-517(Wald)-518(auch)-517(da)-518(zu)-517(immer)-517(neuen)]TJ 0 -13.55 Td [(Ausfl\374gen)-359(ein.)-578(Wer)-359(Korkeichen)-359(zuvor)-360(nicht)-359(sah,)-386(wird)-359(freilich)]TJ 0 -13.549 Td [(zun\344chst)-548(\374ber)-548(diese)-548(W\344lder)-548(staunen.)-1144(Er)-548(erkennt)-548(wohl)-548(die)]TJ 0 -13.549 Td [(immergr\374ne)-496(Eiche,)-558(doch)-496(ihre)-496(gesch\344lten)-496(St\344mme)-496(und)-496(Aeste)]TJ 0 -13.549 Td [(bieten)-374(einen)-375(ungewohnten)-374(Anblick.)-623(Die)-375(Krone)-374(der)-374(Korkeiche)]TJ 0 -13.549 Td [(gleicht)-427(derjenigen)-427(immergr\374ner)-428(Eichen,)-471(auch)-427(die)-427(Bl\344tter)-427(sind)]TJ 0 -13.55 Td [(wie)-365(bei)-365(diesen)-365(lederartig)-365(und)-365(nur)-365(durch)-365(ihre)-365(eif\366rmige)-365(Gestalt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-498(geringe)-497(Z\344hnelung)-498(ausgezeichnet.)-992(Befremdend)-498(ist)-497(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-349(rothbraune)-348(Farbe)-349(der)-348(abgesch\344lten)-349(Theile,)-373(die)-349(fast)-348(blutroth)]TJ 0 -13.549 Td [(erscheinen,)-250(dort,)-250(wo)-250(die)-250(Sonne)-250(sie)-250(trifft.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Die)-511(ganze)-511(Bev\366lkerung)-512(des)-511(Maurengebirges)-511(lebt)-511(von)-511(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Korkgewinnung.)-984(Steht)-495(auch)-494(der)-495(Kork,)-556(der)-494(an)-495(dieser)-494(K\374ste)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344chst,)-262(dem)-259(spanischen)-260(und)-259(algerischen)-260(an)-260(G\374te)-259(nach,)-262(so)-259(bleibt)]TJ 0 -13.55 Td [(er)-161(doch)-161(ein)-160(gesch\344tzter)-161(Handelsartikel)-161(und)-161(bildet)-161(eine)-160(eintr\344gliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Quelle)-390(des)-390(Erwerbes.)-669(Die)-389(Korkeiche)-390(mu\337,)-390(bevor)-390(sie)-389(gesch\344lt)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-177(kann,)-191(eine)-176(bestimmte)-177(Dicke)-177(besitzen,)-191(die)-176(sie)-177(mit)-176(f\374nfzehn)]TJ 0 -13.549 Td [(bis)-260(zwanzig)-259(Jahren)-260(erlangt.)-279(Der)-260(erste)-259(Kork)-260(ist)-260(rissig,)-262(spr\366de)-259(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wandert)-253(vorwiegend)-254(in)-253(die)-253(Gerbereien.)-260(Er)-254(wird,)-254(weil)-253(rauher)-253(und)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344rter,)-384(als)-357(m\344nnlicher)-356(Kork)-357(bezeichnet.)-571(Dann)-357(erst)-714(bildet)-356(sich)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([116])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(der)-273(glatte,)-280(weniger)-273(harte,)-279(brauchbare)-274(Kork,)-279(den)-273(man)-273(weiblichen)]TJ 0 -13.549 Td [(nennt.)-347(Er)-282(wird)-282(alle)-282(acht)-282(bis)-283(sechzehn)-282(Jahre)-282(entfernt,)-290(je)-282(nach)-282(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Dicke,)-204(welche)-193(die)-192(Korkplatten)-193(erreichen)-192(sollen.)-231(F\374r)-192(gew\366hnliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Stopfen)-404(reichen)-405(achtj\344hrige)-404(Platten)-404(schon)-404(aus,)-443(w\344hrend)-404(noble)]TJ 0 -13.549 Td [(Champagnerpfropfen)-611(weit)-611(st\344rkere,)-702(bis)-611(5)-611(Centimeter)-611(dicke)]TJ 0 -13.55 Td [(verlangen;)-671(die)-530(Sch\344lungen)-531(werden)-530(so)-530(lange)-531(wiederholt,)-600(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-205(Baum)-204(ein)-205(Alter)-204(von)-205(hundertundf\374nfzig,)-213(ja)-205(selbst)-204(zweihundert)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(116)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Jahren)-195(erreicht)-196(hat.)-231(Dann)-196(sinkt)-195(der)-195(Werth)-195(seiner)-196(Produkte;)-213(es)-195(gilt,)]TJ 0 -13.549 Td [(ihn)-387(durch)-387(j\374ngeren)-387(Nachwuchs)-386(zu)-387(ersetzen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 204.912 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.675 0 Td [(Hundertj\344hrige)]TJ -214.587 -13.549 Td [(Korkeichen)-376(sehen)-376(schon)-375(majest\344tisch)-376(aus)-376(und)-376(treten)-376(mit)-375(ihren)]TJ 0 -13.549 Td [(m\344chtigen)-436(Kronen)-436(und)-436(knorrigen)-436(St\344mmen)-436(eindrucksvoll)-436(aus)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-481(Umgebung)-482(hervor.)-944(Besonders)-481(gerne)-481(ruht)-482(auf)-481(ihnen)-481(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Auge,)-553(wenn)-493(sie)-493(am)-492(Bergesabhang)-493(stehen,)-553(oft)-493(malerisch)-492(um)]TJ 0 -13.549 Td [(einzelne)-671(Felsbl\366cke)-671(gruppirt.)-1513(Die)-671(Korkeiche)-671(w\344chst)-670(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Vorliebe)-477(auf)-476(einem)-476(Boden,)-534(der)-476(aus)-477(verwittert)1(em)-477(Granit)-476(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Schiefer)-446(entstand,)-495(w\344hrend)-446(sie)-446(den)-446(Kalkstein)-446(meidet.)-838(Daher)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-635(Korkeichenw\344lder)-635(des)-635(Maurengebirges)-635(eine)-634(Culturinsel)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-473(der)-473(Proven\347e)-473(bilden,)-529(\344hnlich)-473(wie)-473(das)-473(Gebirge)-472(selbst)-473(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(orographische)-216(Insel)-216(dort)-216(darstellt.)-239(In)-216(den)-216(umgebenden)-216(Kalkalpen)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-437(man)-437(die)-437(Korkeiche)-437(nicht)-437(finden,)-484(nach)-437(ihr)-436(vergeblich)-437(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Mentone)-215(und)-214(in)-215(Nizza)-214(suchen,)-222(nur)-215(um)-214(Cannes)-215(trifft)-214(man)-215(sie)-214(noch)]TJ 0 -13.55 Td [(stellenweise.)-778(Wie)-426(die)-426(Korkeichenw\344lder)-426(des)-425(Maurengebirges)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-397(Urgestein)-397(seiner)-397(Berge)-397(verrathen,)-434(so)-397(zeigen)-396(Kalkpflanzen)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-370(Kalk)-371(der)-370(angrenzenden)-370(Alpen)-371(an.)-611(Unter)-370(Umst\344nden)-370(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-247(vereinzelt)-248(eingestreutes)-247(Gestein)-247(in)-248(solcher)-247(Weise)-247(\344u\337erlich)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-320(den)-320(Pflanzenwuchs)-320(kenntlich.)-461(So)-320(fiel)-320(vor)-320(einigen)-320(Jahren)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-292(Forstinspector)-293(de)-292(Saint-Venant)-293(in)-292(dem)-293(Walde)-292(von)-292(Orl\351ans)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-305(schmaler,)-318(kilometerlanger)-305(Streifen)-304(kalkholder)-305(Pflanzen)-304(auf,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-386(die)-387(\374brige)-386(Flora)-386(im)-387(Walde)-386(auf)-386(Kieselboden)-386(hinwies.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-419(regte)-419(ihn)-419(zu)-420(Ausgrabungen)-419(an,)-461(die)-419(in)-419(wechselnder)-419(Tiefe)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-469(Vorhandensein)-469(einer)-469(alten,)-524(mit)-469(Kalksteinen)-468(gepflasterten)]TJ 0 -13.55 Td [(r\366mischen)-250(Stra\337e)-250(ergaben.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Die)-606(Korkeichen)-606(werden)-606(im)-606(Maurengebirge)-606(w\344hrend)-605(des)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Sommers)-176(gesch\344lt.)-226(Es)-176(geschieht)-176(das)-176(sowohl)-176(an)-176(den)-176(St\344mmen)-176(wie)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([117])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(an)-174(dicken)-175(Aesten,)-189(doch)-174(hier)-175(wie)-174(dort)-174(gleichzeitig)-175(nur)-174(an)-174(einzelnen)]TJ 0 -13.549 Td [(Theilen;)-249(denn)-247(es)-248(gilt)-248(als)-247(sch\344dlich,)-249(den)-247(ganzen)-248(Baum)-248(auf)-247(einmal)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-294(entbl\366\337en.)-382(Besonders)-294(eigenartig)-294(sehen)-294(die)-294(entbl\366\337ten)-293(Theile)]TJ 0 -13.549 Td [(gleich)-473(nach)-473(geschehener)-474(Sch\344lung)-473(aus;)-585(sie)-473(zeigen)-473(die)-473(Farbe)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-507(menschlichen)-507(K\366rpers.)-1020(Erst)-507(allm\344lig)-507(dunkeln)-507(sie)-506(nach.)]TJ 0 -13.55 Td [(Zur)-404(Vornahme)-405(der)-404(Sch\344lung,)-443(die)-405(als)-404(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 176.859 0 Td [(d\351maclage)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.258 0 Td [(\253)-404(bezeichnet)]TJ -224.117 -13.549 Td [(wird,)-446(f\374hrt)-407(der)-407(Arbeiter)-407(zun\344chst)-407(zwei)-407(Schnitte)-407(rings)-407(um)-406(den)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(117)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Baum)-291(durch)-291(die)-291(ganze)-291(Tiefe)-291(der)-291(Korkschicht)-291(aus)-291(und)-291(verbindet)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-389(Kreisschnitte)-389(durch)-389(L\344ngsschnitte,)-424(deren)-389(Zahl)-389(sich)-388(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-443(Dicke)-442(des)-443(Baumes)-442(richtet.)-828(Diese)-443(Operation)-442(f\374hrt)-443(er)-442(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(einer)-345(Axt)-345(aus,)-369(die)-345(einen)-345(keilf\366rmig)-345(zugesch\344rften)-345(Stiel)-345(besitzt.)]TJ 0 -13.55 Td [(Mit)-340(letzterem)-339(f\344hrt)-340(er)-339(dann)-340(von)-339(den)-340(Einschnitten)-339(aus)-340(unter)-339(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Korkschicht)-256(und)-256(hebt)-255(sie)-256(ab.)-267(Dann)-256(beschwert)-256(er)-256(die)-255(Korkplatten)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-222(Steinen,)-227(damit)-221(sie)-222(ihre)-221(Rundung)-222(verlieren,)-227(h\344lt)-221(sie)-222(auch)-221(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-295(Feuer)-294(und)-295(kohlt)-295(ihre)-295(Oberfl\344che)-294(ein)-295(wenig)-295(an.)-384(Unter)-294(allen)]TJ 0 -13.549 Td [(Umst\344nden)-282(m\374ssen)-281(die)-282(Korkplatten)-282(trocken)-281(werden,)-290(bevor)-281(man)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-250(versendet.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Der)-425(Kork)-425(ist)-425(das)-426(nat\374rliche)-425(Schutzmittel)-425(der)-425(Pflanzen:)-600(sie)]TJ -11.956 -13.55 Td [(schlie\337en)-296(sich)-296(damit)-296(gegen)-296(die)-296(Umgebung)-296(ab.)-388(Die)-296(\344ltere)-296(Rinde)]TJ 0 -13.549 Td [(aller)-167(unserer)-168(Str\344ucher)-167(und)-167(B\344ume)-168(ist)-167(mit)-167(Kork)-168(bedeckt)-167(und)-167(dankt)]TJ 0 -13.549 Td [(ihm)-331(ihre)-331(F\344rbung.)-494(Der)-331(Kork)-332(l\344\337t)-331(Gase)-331(und)-331(Fl\374ssigkeiten)-331(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(durch,)-255(ist)-254(elastisch)-253(und)-254(sehr)-254(widerstandskr\344ftig;)-256(das)-254(bef\344higt)-253(ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-371(nur)-371(zu)-371(seiner)-372(Aufgabe)-371(an)-371(der)-371(lebenden)-371(Pflanze,)-401(sondern)]TJ 0 -13.55 Td [(bedingt)-270(auch)-269(seine)-270(technische)-269(Brauchbarkeit.)-308(Wird)-270(eine)-269(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(verletzt,)-268(so)-264(bildet)-264(sich)-264(Kork)-265(an)-264(der)-264(Wunde)-264(und)-264(schlie\337t)-264(dieselbe)]TJ 0 -13.549 Td [(ab:)-663(daher)-457(auch)-457(der)-456(neue)-457(Kork)-457(an)-456(der)-457(gesch\344lten)-456(Korkeiche.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-328(jedes)-328(andere)-328(Gewebe)-328(besteht)-328(der)-328(Kork)-327(aus)-328(Zellen.)-484(Ja,)-347(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Korkst\374ck)-237(war)-236(es,)-239(in)-237(welchem)-237(Robert)-236(Hooke)-237(im)-236(Jahre)-237(1667)-236(jene)]TJ 0 -13.55 Td [(Kammern)-176(entdeckte,)-190(die)-176(er)-175(Zellen)-176(nannte,)-190(weil)-176(sie)-175(ihm)-176(den)-175(Zellen)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-418(Bienenwaben)-417(zu)-418(entsprechen)-418(schienen.)-753(Den)-418(Zellen)-417(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(fertigen)-237(Korkes)-237(fehlt)-237(freilich)-236(der)-237(lebendige)-237(Zellleib,)-240(jener)-236(Inhalt,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-382(das)-382(Wesen)-382(einer)-383(Zelle)-382(ausmacht.)-646(Den)-382(b\374\337t)-382(die)-382(Korkzelle)]TJ 0 -13.549 Td [(bald)-214(nach)-214(ihrer)-214(Ent)1(stehung)-214(ein,)-221(um)-214(nur)-214(noch)-214(mit)-214(ihrer)-213(verkorkten)]TJ 0 -13.549 Td [(Wandung)-186(als)-187(Schutzmittel)-186(der)-187(Pflanze)-186(zu)-186(dienen.)-229(Eine)-186(bestimmte)]TJ 0 -13.55 Td [(lebendige)-312(Gewebeschicht)-313(innerhalb)-312(der)-313(Rinde,)-328(das)-624(sogenannte)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([118])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Korkcambium,)-178(bildet)-161(durch)-160(fortgesetzte)-161(Vermehrung)-160(ihrer)-160(Zellen)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-370(Kork.)-611(J\374ngere)-371(Korkzellen)-370(folgen)-370(in)-371(geraden)-370(Reihen)-370(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(innen)-461(zu)-462(auf)-461(die)-462(\344lteren.)-884(Ihre)-461(Gestalt)-461(ist)-462(bei)-461(der)-461(Korkeiche)]TJ 0 -13.549 Td [(ann\344hernd)-196(w\374rfelf\366rmig:)-224(gegen)-196(Schlu\337)-196(jeder)-196(Vegetationsperiode)]TJ 0 -13.55 Td [(flachen)-515(sie)-515(sich)-514(tafelf\366rmig)-515(ab.)-1044(Der)-515(\273weibliche\253)-515(Kork)-514(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Korkeiche)-216(zeichnet)-215(sich)-216(durch)-215(die)-215(D\374nnwandigkeit)-216(seiner)-215(Zellen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(118)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-318(gro\337e)-317(Gleichf\366rmigkeit)-318(in)-318(seinem)-318(Bau)-317(aus;)-352(nur)-318(am)-317(Schlu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(jeder)-219(Vegetationszeit)-220(entst)1(ehen)-220(wenige)-219(Lagen)-219(st\344rker)-219(verdickter,)]TJ 0 -13.549 Td [(abgeflachter)-273(Zellen.)-317(Diese)-273(letzteren)-272(sind)-273(es,)-278(welche)-273(die)-272(dunklen)]TJ 0 -13.549 Td [(Streifen)-158(bilden,)-177(die)-158(man)-158(in)-159(jedem)-158(Flaschenstopfen)-158(erkennen)-158(kann.)]TJ 0 -13.55 Td [(Da)-307(die)-307(dunkleren)-306(Lagen)-307(die)-307(Grenzen)-307(des)-307(j\344hrlichen)-306(Zuwachses)]TJ 0 -13.549 Td [(anzeigen,)-239(so)-237(kann)-237(man)-236(das)-237(Alter)-237(einer)-236(jeden)-237(Korkplatte)-237(an)-236(ihnen)]TJ 0 -13.549 Td [(abz\344hlen,)-295(ganz)-286(ebenso)-286(wie)-287(sich)-286(aus)-286(der)-286(Zahl)-286(der)-286(Jahresringe)-286(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Holz)-250(dessen)-250(Alter)-250(bestimmen)-250(l\344\337t.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ist)-647(eine)-646(Korkeiche)-647(gesch\344lt)-646(worden,)-746(so)-646(bildet)-647(sich)-646(ein)]TJ -11.956 -13.549 Td [(neues)-430(Korkcambium)-429(unter)-430(den)-430(freigelegten)-429(Fl\344chen)-430(und)-429(hebt)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-537(neuer)-536(Korkbildung)-537(an.)-1110(Freilich)-537(darf)-536(die)-537(Sch\344lung)-536(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-431(Kork)-431(entfernen,)-477(nicht)-431(den)-431(Bast)-431(oder)-431(gar)-431(den)-431(Holzk\366rper)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen,)-313(weil)-301(das)-300(schwere)-301(Wunden)-301(gibt,)-313(die)-300(sich)-301(nur)-300(langsam)]TJ 0 -13.549 Td [(schlie\337en)-461(und)-462(lange)-461(die)-461(Korkproduction)-462(an)-461(der)-461(besch\344digten)]TJ 0 -13.549 Td [(Stelle)-315(beeintr\344chtigen.)-447(Ist)-315(ein)-315(Stamm)-316(niemals)-315(gesch\344lt)-315(worden,)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-287(zeigt)-287(er)-287(gleich)-287(anderen)-287(Eichenarten)-287(eine)-287(rissige)-287(Rinde,)-296(deren)]TJ 0 -13.549 Td [(\344u\337erste)-224(Schichten)-224(er)-225(nach)-224(und)-224(nach)-224(als)-225(Borke)-224(abwirft.)-241(Auch)-224(der)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-223(gesch\344lten)-223(Baum)-224(erzeugte)-223(Kork)-223(darf)-223(nicht)-223(ein)-223(gewisses)-223(Alter)]TJ 0 -13.549 Td [(\374bersteigen,)-200(da)-188(er)-188(sonst)-188(an)-187(der)-188(Au\337enseite)-188(rissig)-188(und)-187(unbrauchbar)]TJ 0 -13.549 Td [(wird.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-267(den)-266(westlichen)-267(Theilen)-267(des)-266(Maurengebirges)-267(gibt)-267(es)-266(keinen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(sch\366neren)-246(Ort)-245(als)-246(Bormes,)-246(von)-245(Hy\350res)-246(aus)-245(mit)-246(der)-245(Bahn)-246(in)-245(einer)]TJ 0 -13.55 Td [(Stunde)-458(zu)-457(erreichen.)-873(Man)-458(steigt)-457(dort)-458(vom)-457(Strande)-458(aus)-457(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374gel)-205(empor,)-213(an)-205(den)-204(das)-205(kleine)-204(St\344dtchen)-205(amphitheatralisch)-204(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(lehnt.)-529(Seine)-343(H\344user)-343(sind)-343(in)-342(verschiedener)-343(H\366he)-343(verstreut,)-366(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(einzeln,)-332(dort)-316(in)-316(Gruppen,)-332(als)-316(h\344tten)-316(sie)-315(um)-316(die)-316(Wette)-316(den)-315(Berg)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-227(erklimmen)-227(versucht.)-243(Den)-227(Ort)-227(beherrscht)-227(eine)-228(alte)-227(Burg,)-231(deren)]TJ 0 -13.55 Td [(graue)-192(Ruinen)-192(sich)-192(eindrucksvoll)-192(abheben)-192(von)-384(dem)-192(dunklen)-192(Gr\374n)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([119])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(des)-350(hinterliegenden)-349(Waldes.)-548(Der)-350(Abhang)-349(ist)-350(mit)-349(aromatischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Kr\344utern)-212(bewachsen,)-220(und)-212(jeder)-212(Schritt)-212(befreit)-211(aus)-212(ihnen)-212(duftende)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele.)-794(Ganze)-432(Fl\344chen)-431(werden)-432(violett)-431(gef\344rbt)-432(durch)-431(die)-431(wilde)]TJ 0 -13.549 Td [(Lavendel)-256(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 47.02 0 Td [(Lavandula)-256(Stoechas)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.245 0 Td [(\051.)-268(Sie)-257(tritt)-256(hier)-256(so)-256(massenhaft)-256(auf,)]TJ -135.265 -13.55 Td [(da\337)-253(ein)-253(benachbarter)-253(Ort)-253(den)-254(Namen)-253(Lavandou)-253(nach)-253(ihr)-253(f\374hrt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Wir)-318(steigen)-318(weiter)-318(hinauf)-319(in)-318(den)-318(Wald,)-335(in)-318(Korkeichen,)-335(Kiefern)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(119)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-293(immergr\374ne)-294(Str\344ucher.)-380(Auch)-293(da)-294(steht)-293(jetzt)-294(Alles)-293(in)-293(Bl\374the.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-251(Luft)-250(ist)-251(erf\374llt)-250(mit)-251(Wohlger\374chen,)-251(und)-250(den)-251(Kiefern,)-251(die)-250(man)]TJ 0 -13.549 Td [(ber\374hrt,)-457(werden)-416(dichte)-416(Wolken)-416(von)-415(Bl\374thenstaub)-416(entlockt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Immer)-411(gro\337artiger)-410(entfaltet)-411(sich)-410(die)-411(Aussicht)-410(auf)-411(die)-410(dunklen)]TJ 0 -13.55 Td [(Ruinen,)-255(das)-253(hellgl\344nzende)-254(St\344dtchen)-253(und)-254(das)-254(blaue)-253(Meer,)-255(in)-253(das)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-260(Landzunge)-259(sich)-260(weit)-259(vor)-260(uns)-259(fortsetzt;)-264(gegen)-260(Osten)-259(blicken)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-346(in)-346(die)-345(Rhede)-346(von)-346(Bormes)-346(hinein;)-393(gegen)-346(Westen)-346(zeigt)-345(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-263(Rhede)-263(von)-262(Hy\350res,)-266(und)-263(\374ber)-263(eine)-263(schmale)-263(Halbinsel)-262(hinweg)]TJ 0 -13.549 Td [(erreicht)-473(das)-473(Auge)-473(auch)-473(den)-473(Golf)-473(von)-473(Giens.)-919(In)-473(gl\344nzender)]TJ 0 -13.55 Td [(F\344rbung)-479(leuchten)-479(uns)-479(diese)-479(Buchten)-479(entgegen.)-937(Die)-479(\366stliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Bucht)-339(t\366nt)-340(sich)-339(jetzt)-339(ab)-339(in)-340(hellem)-339(Blau,)-362(die)-339(Rhede)-339(von)-339(Hy\350res)]TJ 0 -13.549 Td [(scheint)-359(von)-358(fl\374ssigem)-359(Silber)-358(zu)-359(sein,)-386(w\344hrend)-358(die)-359(Fluthen)-358(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Golfs)-337(von)-337(Giens)-337(den)-337(rothen)-337(Abendhimmel)-337(widerspiegeln.)-511(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(s\344ttigen)-376(uns)-376(an)-376(dieser)-376(Farbenpracht)-376(und)-376(lassen)-376(das)-375(geblendete)]TJ 0 -13.55 Td [(Auge)-189(dann)-188(auf)-189(dem)-188(dunklen)-189(Gr\374n)-188(der)-189(fernen)-188(W\344lder)-189(ruhen.)-229(Sanft)]TJ 0 -13.549 Td [(breitet)-230(der)-230(purpurne)-231(Schein)-230(sich)-230(aus)-230(\374ber)-231(das)-230(ganze)-230(Meer,)-234(und)-230(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-230(Glanz)-230(der)-230(Abendsonne)-230(schimmern)-230(jetzt)-230(die)-230(goldenen)-230(Inseln)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-250(Hy\350res)-250(wirklich)-250(so,)-250(als)-250(w\344ren)-250(sie)-250(von)-250(Gold.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(In)-422(Bormes)-422(sind)-422(vor)-423(den)-422(H\344usern)-422(gro\337e)-422(Mengen)-422(von)-422(Kork)]TJ -11.956 -13.549 Td [(aufgeschichtet.)-1193(Wir)-564(treten)-564(in)-564(ein)-564(Haus)-564(ein,)-643(in)-564(dem)-564(Kork)]TJ 0 -13.549 Td [(geschnitten)-495(wird,)-555(und)-495(sehen)-494(uns,)-556(freundlich)-495(empfangen,)-555(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Arbeit)-299(an.)-396(Der)-298(Mann)-299(macht)-299(Stopfen)-298(mit)-299(H\374lfe)-299(einer)-298(Drehbank.)]TJ 0 -13.549 Td [(Er)-191(f\374gt)-192(eckige)-191(Korkst\374cke)-191(in)-191(dieselbe)-192(ein,)-203(versetzt)-191(sie)-191(in)-191(Drehung)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-380(r\374ckt)-380(eine)-380(Art)-380(Hobel)-380(heran,)-412(der)-380(das)-380(Korkst\374ck)-380(schneidet.)]TJ 0 -13.549 Td [(Gro\337e)-453(Uebung)-452(verlangt)-453(das)-452(sichere)-453(und)-452(rasche)-453(Einf\374gen)-452(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Korkst\374cke)-389(in)-389(die)-389(Drehbank,)-423(so)-389(da\337)-389(sie)-389(gleich)-389(richtig)-388(centrirt)]TJ 0 -13.549 Td [(sind.)-823(Ist)-441(der)-441(Arbeiter)-441(geschickt,)-489(so)-441(macht)-441(er)-441(Hunderte)-441(von)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([120])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(Stopfen)-425(in)-425(der)-425(Stunde,)-469(w\344hrend)-425(er)-425(es)-425(fr\374her)-424(beim)-425(Schneiden)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-273(freier)-273(Hand)-273(kaum)-273(auf)-273(tausend)-273(St\374ck)-273(im)-273(ganzen)-273(Tag)-273(bringen)]TJ 0 -13.549 Td [(konnte.)-669(Die)-389(Korkplatten)-390(m\374ssen)-390(mit)-389(Wasser)-390(gebr\374ht)-389(werden,)]TJ 0 -13.549 Td [(ehe)-313(man)-313(sie)-313(in)-314(die)-313(eckigen)-313(St\374cke)-313(zerlegt.)-439(Sie)-313(schwellen)-313(dabei)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-368(unwesentlich)-368(an.)-604(Die)-368(L\344ngsachse)-368(der)-368(Stopfen)-368(entspricht)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-294(L\344ngsrichtung)-295(der)-294(Platten;)-316(man)-294(mu\337)-295(sich)-294(somit)-294(die)-294(Stopfen)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-250(der)-250(Rinde)-250(des)-250(Baumes)-250(aufrecht)-250(stehend)-250(denken.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(120)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Die)-294(Abf\344lle)-295(beim)-294(Schneiden)-294(der)-295(Stopfen)-294(sind)-294(durchaus)-294(nicht)]TJ -11.956 -13.549 Td [(werthlos.)-232(Sie)-198(k\366nnen)-197(zum)-198(Polstern)-197(dienen)-197(und)-198(werden)-197(auch)-197(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(verkohlt,)-263(um)-260(eine)-261(schwarze)-260(Farbe,)-263(das)]TJ/F31 10.9091 Tf 170.991 0 Td [(nigrum)-260(hispanicum)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.658 0 Td [(,)-263(oder)]TJ -255.649 -13.549 Td [(um)-398(Zahnpulver)-398(zu)-398(liefern.)-694(Gepulverter)-398(Kork,)-435(mit)-397(verdicktem)]TJ 0 -13.55 Td [(Lein\366l)-339(anger\374hrt)-340(und)-339(auf)-340(wasserdichtes)-339(Segeltuch)-339(aufgetragen,)]TJ 0 -13.549 Td [(gibt)-308(den)-308(als)-308(Linoleum)-308(bezeichneten)-307(Korkteppich,)-323(mit)-308(dem)-307(man)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(Fu\337b\366den)-250(deckt.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-6816(allgemeine)-6815(Verwendung)]TJ -11.956 -13.549 Td [(des)-543(Korkes)-542(f\374r)-543(Flaschenverschlu\337)-542(greift)-543(nicht)-542(weiter)-543(als)-542(in)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-320(siebzehnte)-320(Jahrhundert)-320(zur\374ck.)-461(Sie)-320(f\344llt)-320(zusammen)-320(mit)-320(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Verbreitung)-178(unserer)-177(enghalsigen)-178(Glasflaschen,)-192(die)-178(man)-178(kaum)-177(vor)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-194(f\374nfzehnten)-194(Jahrhundert)-195(herzustellen)-194(begann.)-231(Im)-194(Mittelalter)]TJ 0 -13.549 Td [(wurden)-238(kleine)-239(Gef\344\337e)-238(aus)-238(Holz,)-241(Thon)-238(oder)-239(Metall)-238(verfertigt)-238(und)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-328(Zapfen)-328(von)-328(gleichem)-327(Stoff)-328(verschlossen)-328(oder)-328(auch)-328(nur)-327(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Wachs)-266(verklebt.)-299(Die)-266(F\344sser)-267(verspundete)-266(man)-266(mit)-266(Holzpfl\366cken.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-469(Alten)-469(ben\374tzten)-470(zum)-469(Verschlu\337)-469(ihrer)-469(Amphoren)-469(sowohl)]TJ 0 -13.55 Td [(Holz-)-397(als)-397(auch)-397(Korkstopfen,)-434(die)-397(sie)-397(mit)-397(einem)-397(Kitt)-396(aus)-397(Harz,)]TJ 0 -13.549 Td [(Kreide)-382(und)-382(Oel)-382(oder)-382(auch)-382(mit)-382(Pech)-382(umgaben.)-646(H\344ufiger)-382(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde)-476(die)-476(Oeffnung)-476(dieser)-476(Gef\344\337e)-477(nur)-476(mit)-476(Gyps,)-532(mit)-476(Harz,)]TJ 0 -13.549 Td [(Pech)-319(oder)-319(Wachs)-319(zugeschmiert.)-457(Auf)-319(den)-319(Wein)-319(gossen)-319(sie)-318(Oel,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-349(wie)-350(das)-349(heute)-349(noch)-349(in)-349(Italien)-350(geschieht,)-374(und)-349(suchten)-349(ihn)-349(so)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-359(Luftzutritt)-359(zu)-359(sch\374tzen.)-576(Nach)-359(Plinius)-359(dienten)-359(den)-358(R\366mern)]TJ 0 -13.55 Td [(Korkst\374cke)-286(auch)-285(schon)-286(als)-285(Schwimmer)-286(an)-285(den)-286(Fischnetzen)-285(und)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-265(Bojen)-265(an)-266(den)-265(Ankern;)-273(nicht)-265(minder)-265(wurden)-265(die)-265(Schuhsohlen)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-250(Frauen)-250(aus)-250(diesem)-250(Stoffe)-250(bereits)-250(hergestellt.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([121])]TJ/F16 10.9091 Tf 212.235 -15.186 Td [(III.)]TJ -127.524 -15.186 Td [(Tief)-243(in)-244(das)-243(Maurengebirge)-243(schneidet)-243(der)-244(Golf)-243(von)-243(St.)-243(Tropez,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(der)-347(Sinus)-347(Sambracitanus)-347(der)-346(Alten,)-371(ein.)-541(An)-347(seinem)-347(Ufer)-346(sieht)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-347(schon)-346(aus)-347(der)-346(Ferne)-347(die)-347(H\344user)-346(von)-347(St.)-346(Tropez)-347(in)-346(bunten)]TJ 0 -13.549 Td [(Farben)-265(schimmern.)-294(Von)-264(dort)-265(aus)-265(erscheint)-264(die)-265(Meeresbucht)-264(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-304(geschlossener)-303(See.)-411(Ihre)-304(azurnen)-304(Fluthen)-303(haben)-304(die)-303(Klarheit)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-542(den)-542(Schmelz)-542(eines)-543(dunklen)-542(Saphirs.)-1126(Man)-542(blickt)-542(\374ber)]TJ 0 -13.55 Td [(dieselbe)-288(ins)-288(Maurengebirge)-288(hinein.)-364(Scharf)-288(stechen)-288(seine)-287(H\366hen)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-285(n\366rdlichen)-285(Himmel)-285(ab.)-355(Im)-285(Osten)-285(wird)-285(das)-285(Bild)-285(in)-285(duftiger)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(121)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Ferne)-370(durch)-371(die)-370(zackigen)-371(Gipfel)-370(des)-371(Esterels)-370(begrenzt.)-611(Ueber)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen,)-298(hoch)-289(in)-288(den)-288(Wolken,)-298(gl\344nzt)-289(der)-288(Schnee)-289(der)-288(Alpen.)-365(Hier)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-270(dem)-269(blauen)-270(Golf)-269(hat)-270(einst)-270(die)-269(Heraclea)-270(Cacabaria)-269(gestanden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ein)-284(Herculestempel,)-292(so)-284(hei\337t)-284(es,)-292(gab)-284(der)-284(Stadt)-284(den)-284(Namen.)-351(Das)]TJ 0 -13.55 Td [(Land)-187(war)-188(von)-187(Camatullikern)-188(bewohnt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 168.532 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.499 0 Td [(Dann)-187(schildert)-188(die)-187(Sage,)]TJ -176.031 -13.549 Td [(wie)-266(im)-267(Jahre)-266(66)-267(n.)-266(Chr.)-299(an)-267(jenen)-266(Strand)-266(der)-267(K\366rper)-266(des)-266(heiligen)]TJ 0 -13.549 Td [(Tropez)-187(gelangte.)-229(Dieser)-187(hatte)-187(unter)-187(Nero)-187(hohe)-187(W\374rden)-186(bekleidet;)]TJ 0 -13.549 Td [(sein)-242(Vetter,)-244(Salvius)-242(Otho,)-244(wurde)-242(im)-242(Jahre)-242(69)-243(n.)-242(Chr.)-247(zum)-242(Kaiser)]TJ 0 -13.549 Td [(proclamirt.)-626(Er)-376(selbst)-375(legte)-375(alle)-376(seine)-375(Aemter)-376(nieder,)-406(nachdem)]TJ 0 -13.55 Td [(ihn)-232(der)-231(Apostel)-232(Paulus)-231(zum)-232(Christenthum)-231(bekehrt)-232(hatte,)-235(und)-231(zog)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-355(nach)-355(Pisa)-355(zur\374ck.)-564(Dort)-355(lie\337)-355(eines)-355(Tages)-355(Nero)-355(unter)-354(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(ehernen)-270(Himmelsdecke)-269(mit)-270(gro\337em)-269(theatralischem)-270(Pomp)-269(Diana)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-310(Apollo)-310(anbeten.)-430(St.)-310(Tropez)-310(weigerte)-310(sich)-310(dessen,)-325(er)-309(wurde)]TJ 0 -13.549 Td [(ergriffen,)-423(auf)-388(Befehl)-388(von)-389(Nero)-388(gemartert,)-423(enthauptet)-388(und)-388(sein)]TJ 0 -13.55 Td [(K\366rper)-214(dann)-214(auf)-214(einem)-214(schlechten)-214(Nachen)-214(in)-214(das)-214(Meer)-214(gesto\337en.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ein)-258(Hund)-258(und)-258(ein)-258(Hahn,)-260(die)-258(man)-258(zugleich)-258(in)-258(den)-258(Nachen)-258(setzte,)]TJ 0 -13.549 Td [(sollten)-272(sich)-271(an)-272(dem)-271(K\366rper)-272(weiden.)-314(Doch)-272(weder)-271(der)-272(Hund)-271(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-353(Hahn)-353(ber\374hrten)-353(den)-353(Heiligen,)-379(sie)-353(stellten)-353(sich)-352(als)-353(W\344chter)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-429(dessen)-429(K\366rper)-429(auf.)-786(Ein)-429(Engel)-429(lie\337)-429(sich)-429(am)-429(Steuer)-428(nieder)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-248(f\374hrte)-248(den)-248(Nachen)-249(sicher)-248(durch)-248(die)-248(Fluth)-248(bis)-248(nach)-248(Heraclea.)]TJ 0 -13.549 Td [(Durch)-281(das)-281(Kr\344hen)-281(des)-281(Hahnes)-281(gerufen,)-289(sammelten)-281(sich)-281(dort)-280(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Christen)-334(am)-334(Strande)-334(und)-334(nahmen)-334(den)-334(K\366rper)-334(des)-334(Heiligen)-333(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(hohen)-250(Ehren)-250(auf.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([122])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -18.459 Td [(Im)-482(neunten)-482(Jahrhundert)-483(wurde)-482(das)-482(alte)-482(Heraclea)-482(von)-482(den)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Saracenen)-182(zerst\366rt,)-195(und)-182(nur)-182(antike)-181(Mauern)-182(und)-182(Gr\344ber)-182(zeigen)-181(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Ort)-259(noch)-259(an,)-261(auf)-259(dem)-259(es)-259(einst)-259(gestanden.)-277(Das)-259(heutige)-259(St.)-258(Tropez)]TJ 0 -13.549 Td [(reicht)-288(nicht)-288(weiter)-288(als)-288(bis)-288(in)-288(das)-288(f\374nfzehnte)-288(Jahrhundert)-287(zur\374ck.)]TJ 0 -13.55 Td [(Es)-412(verdankte)-411(sein)-412(Aufbl\374hen)-412(genuesischen)-412(Familien,)-452(die)-411(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-290(niederlie\337en.)-369(Zahlreiche)-290(Wachtth\374rme)-290(um)-290(die)-290(Stadt,)-299(sowie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-235(Festungswerke)-235(\374ber)-236(derselben)-235(zeigen)-235(an,)-238(da\337)-235(St.)-235(Tropez)-235(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(oft)-432(noch)-431(gegen)-432(Seer\344uber)-432(und)-431(andere)-432(Feinde)-432(zu)-431(vertheidigen)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte.)-408(Heute)-302(wird)-303(es)-302(nur)-303(noch)-303(durch)-302(Zollw\344chter)-303(gesch\374tzt,)-315(die)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-316(den)-317(H\366hen)-316(aus)-317(den)-316(Strand)-316(\374berwachen.)-450(So)-316(ver\344ndern)-316(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-264(Zeiten;)-270(fr\374her)-264(mu\337te)-264(der)-263(Ort)-264(die)-264(Corsaren)-264(abwehren,)-267(die)-263(ihn)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(122)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(berauben)-400(wollten,)-438(heute)-401(sich)-400(gegen)-401(die)-400(Schmuggler)-400(sch\374tzen,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(ihn)-250(gern)-250(versorgen)-250(m\366chten.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(St.)-618(Tropez)-618(ist)-618(ein)-618(Hauptort)-618(des)-618(Korkhandels)-618(geworden;)]TJ -11.956 -13.549 Td [(zahlreiche)-437(Schiffe)-436(werden)-436(mit)-437(dieser)-436(Waare)-437(beladen,)-483(die)-436(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(allen)-250(Theilen)-250(des)-250(Maurengebirges)-250(hier)-250(zusammenstr\366mt.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Zum)-332(klimatischen)-333(Kurort)-332(d\374rfte)-332(St.)-333(Tropez)-332(wohl)-332(schwerlich)]TJ -11.956 -13.55 Td [(jemals)-629(erhoben)-629(werden,)-724(denn)-630(es)-629(ist)-629(zu)-629(sehr)-629(den)-629(Winden)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgesetzt.)-846(Gegen)-448(das)-449(offene)-449(Meer)-448(deckt)-449(das)-448(vorspringende)]TJ 0 -13.549 Td [(Cap)-367(den)-367(Hafen,)-397(doch)-367(der)-367(Mistral)-368(und)-367(der)-367(Ostwind)-367(treiben)-367(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Fluthen)-520(des)-520(Golfes)-520(in)-520(denselben)-520(hinein.)-1060(Da\337)-519(bei)-520(heftigem)]TJ 0 -13.549 Td [(Sturm)-335(die)-335(Wellen)-334(bis)-335(auf)-335(den)-335(Uferdamm)-335(vordringen,)-356(das)-334(zeigt)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-470(eigenartige)-471(Bau)-470(mancher)-470(dort)-471(stehender)-470(H\344user)-470(an.)-911(Sie)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-440(unten)-440(ohne)-440(Fenster,)-488(nur)-440(mit)-440(kleinen,)-487(dicht)-440(schlie\337enden)]TJ 0 -13.549 Td [(Th\374ren)-467(versehen,)-520(zugleich)-467(ausgeh\366hlt,)-520(so)-467(wie)-467(der)-466(Fu\337)-466(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(Leuchtthurmes,)-583(der)-516(dem)-516(Meere)-517(trotzt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 189.203 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.086 0 Td [(Von)-516(den)-517(Winden)]TJ -200.289 -13.549 Td [(abgesehen,)-231(besitzt)-227(das)-226(meerumsp\374lte)-227(Vorgebirge)-226(ein)-227(sehr)-226(mildes)]TJ 0 -13.55 Td [(Klima.)-1027(Der)-509(bekannte)-509(Geologe)-509(Elie)-509(de)-509(Baumont)-509(hat)-508(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(St\374ck)-409(Land)-409(als)-409(die)-410(Proven\347e)-409(der)-409(Proven\347e)-409(bezeichnet.)-727(Seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Vegetation)-194(ist)-194(\374ppig.)-232(Kiefern)-194(und)-194(immergr\374ne)-194(Eichen)-194(decken)-194(die)]TJ 0 -13.549 Td [(H\366hen;)-406(die)-353(Abh\344nge)-354(werden)-354(von)-354(m\344chtigen)-353(Kastanienb\344umen)]TJ 0 -13.549 Td [(beschattet,)-424(deren)-389(Fr\374chte)-389(in)-389(ganz)-389(Frankreich)-389(als)-388(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 227.907 0 Td [(Marrons)-389(de)]TJ -227.907 -13.55 Td [(Lyon)]TJ/F16 10.9091 Tf 21.819 0 Td [(\253)-498(beliebt)-498(sind.)-994(Hier)-498(und)-498(dort)-498(streckt)-497(auch)-498(eine)-498(Palme)]TJ -21.819 -13.549 Td [(ihr)-412(schlankes)-411(Haupt)-412(\374ber)-412(eine)-411(Mauer)-412(hervor;)-492(doch)-412(man)-411(sieht)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-1092(ihr)-546(an,)-620(da\337)-546(sie)-546(oft)-546(vom)-546(Winde)-546(gepeitscht)-546(wird.)-1138(Den)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([123])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Ufern)-497(der)-497(B\344che)-497(folgen)-497(Oleanderstr\344ucher)-497(und)-497(Vitexb\374sche.)]TJ 0 -13.549 Td [(Mit)-390(den)-389(sch\366nen)-390(Bl\374then)-389(des)-390(Oleanders)-389(schm\374ckten)-390(sich)-389(und)]TJ 0 -13.549 Td [(schm\374cken)-291(sich)-291(heute)-291(noch)-291(in)-291(Griechenland)-291(auf)-291(dem)-291(Lande)-291(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Frauen,)-203(auch)-190(benutzt)-191(man)-191(bei)-190(uns)-191(Oleanderbl\344tter)-191(zur)-190(Verzierung)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-335(Speisen,)-357(w\344hrend)-336(thats\344chlich)-335(der)-336(Milchsaft)-335(dieser)-335(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(ziemlich)-469(giftig)-470(ist.)-908(Von)-469(dem)-469(schmalbl\344tterigen)-469(Vitexstrauch)]TJ 0 -13.549 Td [(hie\337)-216(es)-216(einst,)-223(da\337)-216(er)-216(die)-216(Sinnlichkeit)-216(unterdr\374cke,)-223(daher)-216(erhielt)-216(er)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-175(keuschen)-175(Namen:)]TJ/F31 10.9091 Tf 109.14 0 Td [(Vitex)-175(agnus)-175(castus)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.57 0 Td [(.)-225(Die)-175(atheniensischen)]TJ -188.71 -13.55 Td [(Frauen)-300(bestreuten)-299(mit)-300(Vitexbl\344ttern)-299(ihre)-300(Ruhelager)-299(zur)-300(Zeit)-299(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Thesmophorien,)-366(jenen)-343(mysteri\366sen)-342(Festen)-343(zu)-343(Ehren)-343(der)-342(G\366ttin)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(123)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Demeter,)-338(von)-320(denen)-320(alle)-320(M\344nner)-320(ausgeschlossen)-320(waren.)-460(Heute)]TJ 0 -13.549 Td [(scheint)-341(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.283 0 Td [(Vitex)-341(agnus)-342(castus)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.923 0 Td [(seine)-341(fr\374heren)-342(Kr\344fte)-341(eingeb\374\337t)]TJ -139.206 -13.549 Td [(zu)-285(haben;)-302(nur)-285(seine)-284(scharf)-285(gew\374rzhaften)-285(Steinfr\374chte)-284(gebraucht)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-359(im)-360(S\374den)-359(noch)-360(h\344ufig)-359(als)-360(Pfeffer.)-578(Der)-360(Oleander)-359(hat)-359(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(sogar)-409(einem)-409(noch)-409(weniger)-409(poetischen)-409(Verlangen)-408(anbequemen)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374ssen,)-231(denn)-226(die)-226(Landleute)-226(um)-226(Nizza)-226(ben\374tzen)-226(seine)-226(gepulverte)]TJ 0 -13.549 Td [(Rinde,)-250(um)-250(Ratten)-250(und)-250(M\344use)-250(zu)-250(vertreiben.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Im)-299(H\364tel)-300(Continental)-299(zu)-299(St.)-300(Tropez)-299(wird)-299(noch)-300(nach)-299(alter)-299(Art)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gelebt.)-604(Guter)-368(Tischwein)-368(steht)-368(zu)-368(gemeinsamer)-368(Benutzung)-368(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-246(Tafel.)-248(Man)-246(fragt)-245(den)-246(Nachbar)-245(erst,)-246(ob)-246(er)-245(zu)-246(trinken)-245(w\374nscht,)]TJ 0 -13.549 Td [(bevor)-491(man)-492(sich)-491(selbst)-492(einschenkt.)-974(Das)-491(Dienstpersonal)-491(wird)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-403(einige)-402(Verwirrung)-403(versetzt,)-441(wenn)-402(man)-403(nach)-403(der)-402(Weinkarte)]TJ 0 -13.549 Td [(verlangt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 43.047 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.796 0 Td [(Da)-306(figurirten)-307(als)-306(Vorspeisen)-306(bei)-307(der)-306(Mahlzeit)-306(au\337er)]TJ -51.843 -13.549 Td [(Salami,)-582(Oliven,)-583(Sardinen)-516(und)-516(anderen)-516(allgemein)-515(europ\344isch)]TJ 0 -13.549 Td [(gewordenen)-430(Dingen,)-476(auch)-430(Seeigel,)-475(ein)-431(Leckerbissen,)-475(den)-430(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(bisher)-316(an)-316(keiner)-316(regelrechten)-316(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 137.378 0 Td [(table)-316(d'h\364te)]TJ/F16 10.9091 Tf 51.84 0 Td [(\253)-316(gesehen)-316(hatte,)-332(und)]TJ -189.218 -13.55 Td [(den)-478(ich)-479(auch)-478(gerne)-478(Anderen)-479(\374berlasse;)-592(er)-478(dient)-479(mir)-478(nur)-478(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Beweis,)-489(da\337)-440(der)-441(Mensch)-441(das)-441(\344rgste)-440(aller)-441(Raubthiere)-441(ist.)-822(Da)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-474(Tausende)-475(weiblicher)-474(Seeigel)-474(gefangen,)-530(aufgebrochen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-424(im)-423(Grunde)-424(genommen)-423(vergeudet:)-598(man)-423(wirft)-424(den)-423(ganzen)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rper)-431(fort)-432(und)-431(verzehrt)-432(nur)-431(das)-432(Bi\337chen)-431(Eierst\366cke.)-794(Dabei)]TJ 0 -13.55 Td [(wird)-314(eine)-314(ungez\344hlte)-314(Brut)-314(zerst\366rt.)-442(Diesen)-314(orangerothen,)-330(faden)]TJ 0 -13.549 Td [(Schleimmassen)-405(konnten)-405(wir)-405(keinen)-404(Geschmack)-405(abgewinnen;)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([124])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(doch)-230(dar\374ber)-230(l\344\337t)-230(sich)-231(ja)-230(streiten.)]TJ/F30 10.9091 Tf 146.389 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.965 0 Td [(In)-230(wahres)-230(Entz\374cken)-230(wurden)]TJ -154.354 -13.549 Td [(unsere)-469(Tischgenossen)-470(stets)-469(versetzt)-470(durch)-469(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 201.929 0 Td [(Bouillabaise)]TJ/F16 10.9091 Tf 55.156 0 Td [(\253.)]TJ/F30 10.9091 Tf 18.091 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Nach)-341(dieser)-341(Speise)-341(sehnt)-341(sich)-341(stets)-341(der)-341(Proven\347ale,)-363(auch)-341(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-311(einen)-312(anderen)-311(Theil)-311(von)-312(Frankreich)-311(bewohnt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 218.693 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.85 0 Td [(Die)-311(Wirthin)]TJ -227.543 -13.55 Td [(suchte)-357(es)-356(ihren)-356(G\344sten)-357(an)-356(den)-357(Augen)-356(abzusehen,)-384(ob)-356(ihnen)-356(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Bouillabaise)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.821 0 Td [(schmecke;)-379(kann)-336(diese)-336(doch)-336(allein)-336(das)-336(Renomm\351e)]TJ -58.821 -13.549 Td [(eines)-424(Hauses)-424(begr\374nden.)-773(Wie)-424(sie)-424(uns)-425(servirt)-424(wurde,)-467(bestand)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-476(aus)-475(Langusten)-476(und)-476(Seefischen.)-927(Die)-475(Wirthin)-476(machte)-475(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(deren)-429(Zubereitung)-430(auch)-429(kein)-429(Geheimni\337.)-430(Sie)-429(habe,)-474(sagte)-429(sie,)]TJ 0 -13.55 Td [(zun\344chst)-235(etwas)-235(Knoblauch,)-238(Lorbeerbl\344tter)-235(und)-235(wei\337en)-235(Pfeffer)-235(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Oliven\366l)-342(in)-341(einer)-342(Casserolle)-342(ger\366stet,)-364(dann)-342(ein)-342(Glas)-341(Wei\337wein)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(124)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(darauf)-305(gegossen,)-318(die)-305(Langusten,)-319(Fische)-304(und)-305(soviel)-305(Wasser,)-318(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-494(bedeckt)-493(waren,)-554(dazu)-494(gethan,)-554(Alles)-494(mit)-493(Salz)-494(und)-493(Pfeffer)]TJ 0 -13.549 Td [(weiter)-443(gew\374rzt,)-491(hierauf)-442(zwanzig)-443(Minuten)-443(lang)-443(kochen)-442(lassen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-409(mit)-409(einer)-409(Messerspitze)-409(Safran)-409(den)-409(Schlu\337)-409(gemacht.)-727(Ihre)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Bouillabaise)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.345 0 Td [(war)-292(dann)-292(fertig.)-377(Die)-292(Langusten)-293(und)-292(Fische)-292(kamen)]TJ -58.345 -13.549 Td [(in)-476(eine)-475(tiefe)-476(Terrine)-476(und)-476(wurden)-475(mit)-476(der)-476(Br\374he,)-532(in)-475(welcher)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-520(Wei\337brodschnitte)-520(geweicht)-521(hatten,)-588(\374bergossen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 253.748 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.129 0 Td [(Die)]TJ/F31 10.9091 Tf -264.877 -13.549 Td [(Bouillabaise)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.512 0 Td [(fand)-308(ungetheilten)-307(Beifall.)-423(Die)-307(Wirthin)-308(meinte,)-322(f\374r)]TJ -58.512 -13.549 Td [(Franzosen)-194(allein)-194(lohne)-194(es)-194(sich)-194(zu)-194(kochen,)-205(w\344hrend)-194(Ausl\344nder)-194(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(demselben)-186(Gleichmuth)-187(gute)-186(und)-186(schlechte)-186(Speisen)-186(verschl\344ngen:)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-331(sei)-332(f\374r)-331(eine)-331(sorgsame)-331(Wirthin)-331(entmuthigend.)-494(Darauf)-331(mein)]TJ 0 -13.549 Td [(Tischnachbar)-205(in)-205(l\344ngerer)-205(Rede)-205(entwickelte,)-214(da\337)-205(er)-205(nicht)-204(einsehen)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nne,)-673(weswegen)-588(man)-588(ein)-589(Sinnesorgan)-588(gegen)-588(die)-588(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(zur\374cksetzen)-173(solle.)-225(Man)-173(k\366nne)-173(eine)-173(dumme)-174(Zunge)-173(haben,)-188(ebenso)]TJ 0 -13.55 Td [(wie)-309(ein)-310(dummes)-309(Auge)-310(oder)-309(ein)-310(dummes)-309(Ohr.)-429(Ein)-309(Mensch,)-324(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Karpfen)-288(von)-288(Steinbutte)-287(nicht)-288(zu)-288(unterscheiden)-288(wisse,)-297(fl\366\337e)-287(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-436(mehr)-436(Ehrfurcht,)-482(als)-436(ein)-436(solcher)-436(ein,)-482(der)-436(Van)-436(Dyck)-435(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Raphael)-250(oder)-250(Gounod)-250(mit)-250(Wagner)-250(verwechsle.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(War)-481(das)-480(Essen)-481(auch)-481(gut,)-538(der)-481(\374brige)-480(Comfort)-481(des)-480(Hauses)]TJ -11.956 -13.549 Td [(lie\337)-399(doch)-399(etwas)-398(zu)-399(w\374nschen)-399(\374brig,)-436(so)-399(da\337)-399(wir,)-436(trotz)-398(solcher)]TJ 0 -13.55 Td [(culinarischer)-700(Gen\374sse,)-813(uns)-701(zeitweise)-700(nach)-700(einem)-700(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Unterkommen)-250(sehnten.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Eine)-405(Stra\337enbahn)-406(verbindet)-405(jetzt)-405(St.)-405(Tropez)-406(mit)-405(La)-405(Foux,)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.711 0 Td [([125])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(einer)-261(Station)-261(der)-261(s\374dfranz\366sischen)-260(Bahn.)-283(Der)-261(Weg)-261(f\374hrt)-261(an)-260(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlosse)-229(von)-229(Bertaud)-230(und)-229(vor)-229(dessen)-229(Thoren)-229(an)-229(einer)-229(m\344chtigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Pinie)-314(vorbei,)-329(deren)-313(Stamm)-314(wohl)-313(sechs)-314(Meter)-313(im)-314(Umfang)-313(mi\337t.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-372(d\374rfte)-372(eine)-373(der)-372(gr\366\337ten)-372(Pinien)-372(sein,)-403(die)-372(jetzt)-373(existiren,)-402(und)]TJ 0 -13.55 Td [(wohl)-386(mancher)-387(Saracene)-386(hat)-387(schon)-386(in)-387(ihrem)-386(Schatten)-386(gelagert.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-210(Baum)-210(steht)-210(mitten)-210(auf)-210(der)-210(Stra\337e,)-218(der)-210(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 187.171 0 Td [(route)-210(nationale)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.535 0 Td [(\253,)-218(und)]TJ -253.706 -13.549 Td [(es)-202(ist)-202(zu)-202(loben,)-212(da\337)-202(ihn)-202(die)-202(Ingenieure)-202(schonten.)-234(Die)-202(Stra\337enbahn)]TJ 0 -13.549 Td [(setzt)-364(sich)-364(\374ber)-364(La)-364(Foux)-364(n\366rdlich)-363(bis)-364(Cogolin)-364(fort,)-393(und)-364(von)-363(da)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-455(kann)-455(man)-455(auf)-454(der)-455(Chaussee)-455(La)-455(Garde)-455(Freinet)-454(erreichen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Dort)-268(hatten)-268(einst)-268(schon)-268(die)-268(R\366mer)-268(einen)-268(Milit\344rposten)-268(errichtet,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-485(die)-485(Verbindung)-485(zwischen)-485(dem)-485(Sinus)-485(Sambracitanus)-484(und)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(125)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(der)-390(etwas)-391(n\366rdlicher)-390(durchs)-390(Gebirge)-391(ziehenden)-390(Via)-390(Aureliana)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berwachen)-218(sollte.)-239(Der)-218(Ort)-217(liegt)-218(in)-218(einem)-217(Engpa\337)-218(zwischen)-217(zwei)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergen,)-232(und)-228(dort)-227(setzten)-228(sich)-227(auch)-228(die)-227(Mauren)-228(im)-227(Jahre)-228(850)-227(fest,)]TJ 0 -13.549 Td [(nachdem)-255(sie)-255(St.)-256(Tropez)-255(zerst\366rt)-255(hatten.)-266(Sie)-255(sicherten)-255(sich)-255(so)-255(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Zugang)-265(zum)-265(Meere)-265(und)-264(beherrschten)-265(zugleich)-265(das)-265(Gebirge.)-294(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Festung,)-236(die)-232(sie)-232(erbauten,)-236(wurde)-232(Fraxinetum)-232(genannt,)-235(und)-232(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Name)-220(dann)-219(auf)-220(alle)-219(\344hnlichen)-219(maurischen)-220(Festungen)-219(\374bertragen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Hier)-340(h\344uften)-341(sie)-340(die)-340(geraubten)-340(Sch\344tze)-341(an,)-363(um)-340(sie)-340(sp\344ter)-340(\374bers)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer)-446(nach)-446(Afrika)-446(zu)-446(schaffen.)-838(Wilhelm)-446(I.,)-495(Graf)-446(von)-445(Arles,)]TJ 0 -13.55 Td [(unterst\374tzt)-487(von)-486(zwei)-487(proven\347alischen)-486(Edelleuten,)-546(Bavon)-486(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Grimaldi,)-439(st\374rmte)-401(und)-401(eroberte)-401(im)-402(Jahre)-401(973)-401(die)-401(Veste.)-703(Alle)]TJ 0 -13.549 Td [(Mauren,)-239(die)-237(dem)-236(Schwert)-236(entgingen,)-239(wurden)-237(nebst)-236(Weibern)-236(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Kindern)-279(zu)-278(Sclaven)-279(gemacht.)-336(Die)-278(Veste)-279(schwand)-278(von)-279(der)-278(Erde,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-365(nur)-365(einige)-365(Mauerreste,)-393(die)-365(Epheu)-365(heute)-365(deckt,)-394(sowie)-364(eine)]TJ 0 -13.55 Td [(tiefe,)-507(in)-456(Fels)-456(gehauene)-456(Cisterne,)-508(zeugen)-455(daf\374r,)-508(da\337)-456(sie)-455(einst)]TJ 0 -13.549 Td [(gewesen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Als)-249(Preis)-250(der)-249(Tapferkeit)-250(und)-249(Lohn)-250(f\374r)-249(die)-250(erwiesenen)-249(Dienste)]TJ -11.956 -13.549 Td [(erhielt)-392(Grimaldi)-392(von)-392(Wilhelm)-392(I.)-391(das)-392(ganze)-392(Land,)-428(welches)-391(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Mauren)-304(am)-303(Sinus)-304(Sambracitanus)-303(besa\337en.)-411(Da)-303(ragen)-304(denn)-303(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(heute,)-377(als)-352(Wahrzeichen)-352(aus)-351(jener)-352(Zeit,)-377(auf)-352(dem)-352(Berge,)-377(der)-351(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Thalm\374ndung)-205(beherrscht,)-213(die)-205(Tr\374mmer)-204(der)-205(Burg)-204(Grimaud)-205(in)-204(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel.)-532(Zwei)-344(Th\374rme)-343(auf)-344(steilem)-344(Abhang,)-368(durch)-343(Mauerreste)]TJ 0 -13.549 Td [(verbunden,)-529(scheinen)-473(\374ber)-474(dem)-473(Abgrunde)-946(zu)-473(schweben,)-529(die)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([126])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(\374brige)-201(Burg)-201(ist)-201(zerst\366rt)1(;)-218(doch)-201(unter)-200(ihr,)-211(wenn)-201(auch)-201(ihres)-200(Schutzes)]TJ 0 -13.549 Td [(beraubt,)-349(in)-330(\374ppiges)-329(Gr\374n)-330(geh\374llt,)-349(klammert)-330(sich)-329(der)-330(kleine)-329(Ort)]TJ 0 -13.55 Td [(Grimaud)-250(noch)-250(immer)-250(an)-250(den)-250(Felsen.)]TJ 11.956 -16.003 Td [(Von)-527(La)-527(Foux)-526(aus)-527(\366stlich)-527(folgt)-527(die)-527(S\374dbahn)-527(weiter)-526(allen)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Ausbuchtungen)-441(der)-440(K\374ste.)-823(Jetzt)-440(eilt)-441(sie)-441(dem)-440(Meere)-441(zu,)-488(und)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-313(Tropez)-312(am)-313(jenseitigen)-312(Ufer)-313(scheint)-313(immer)-312(n\344her)-313(zu)-312(r\374cken;)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-275(wendet)-274(sie)-275(sich)-275(landw\344rts,)-281(und)-274(das)-275(Esterel)-275(taucht)-274(pl\366tzlich)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-431(Horizonte)-432(auf.)-794(Das)-432(Maurengebirge)-431(r\374ckt)-432(dicht)-431(ans)-431(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(heran,)-533(der)-476(Wald)-477(erreicht)-476(die)-476(K\374ste.)-929(Immer)-476(schwelgerischer)]TJ 0 -13.55 Td [(entwickelt)-621(sich)-621(hier)-621(seine)-621(Pracht.)-1363(Aus)-621(den)-621(immergr\374nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Eichen)-342(und)-343(Seestrandkiefern)-342(leuchtet)-342(die)-343(baumartige)-342(Erica)-342(mit)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(126)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(ihren)-424(wei\337en)-423(Bl\374thenmassen)-424(hervor.)-771(Ueberall)-423(sieht)-424(man)-423(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Erdbeerbaum)-402(seine)-402(lorbeerartigen)-402(Bl\344tter)-402(ausbreiten.)-706(Dunkler)]TJ 0 -13.549 Td [(Epheu)-191(rankt)-191(an)-192(den)-191(St\344mmen)-191(in)-191(die)-191(H\366he,)-203(und)-191(\374ppige)-191(Waldreben)]TJ 0 -13.549 Td [(verbinden)-296(die)-296(Baumkronen)-296(durch)-296(helle)-296(Laubguirlanden.)-388(Dieses)]TJ 0 -13.55 Td [(herrliche)-172(Bild)-172(verlockt)-172(uns,)-188(die)-172(Fahrt)-172(zu)-172(unterbrechen;)-198(wir)-172(steigen)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-353(La)-353(Gaillarde)-354(aus)-353(und)-353(setzen)-353(unseren)-353(Weg)-354(zu)-353(Fu\337)-353(fort.)-559(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(folgen)-347(dem)-347(Ufer.)-540(Die)-347(Strandkiefer)-346(taucht)-347(ihre)-347(Wurzeln)-347(fast)-346(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-353(Wellen;)-404(oft)-352(neigt)-353(sie)-353(sich)-353(\374ber)-352(die)-353(Fluth,)-378(als)-353(wollte)-353(sie)-352(ihr)]TJ 0 -13.549 Td [(Bild)-326(in)-327(der)-326(spiegelnden)-327(Fl\344che)-326(betrachten.)-479(Das)-327(Land)-326(wird)-326(hier)]TJ 0 -13.55 Td [(geschm\374ckt)-453(von)-453(der)-454(See)-453(mit)-453(einem)-453(Saum)-453(silbersch\344umender)]TJ 0 -13.549 Td [(Wogen,)-251(daf\374r)-251(flicht)-251(ihr)-251(das)-251(Land)-251(einen)-251(Kranz)-251(aus)-250(immergr\374nem)]TJ 0 -13.549 Td [(Walde.)-249(Zerrissene)-247(Felsen)-248(springen)-247(am)-247(Strande)-248(vor)-247(und)-247(verlieren)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-283(weit)-282(in)-283(den)-282(Fluthen.)-347(Das)-283(Esterel)-282(ist)-283(uns)-282(ganz)-283(nahe)-282(ger\374ckt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-436(zeigt)-436(denselben)-436(reich)-436(bewegten)-436(Umri\337,)-436(dem)-436(wir)-436(so)-436(gerne)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-506(Antibes)-506(aus)-506(folgten.)-1018(Dieser)-506(Gebirgszug)-506(ist)-506(so)-506(schmal,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-339(die)-340(n\344mlichen)-339(H\366hen)-340(von)-339(Osten)-340(wie)-339(von)-340(Westen)-339(das)-339(Bild)]TJ 0 -13.549 Td [(bestimmen.)-615(In)-371(Antibes)-372(sieht)-372(man)-371(am)-372(Abend)-371(die)-372(Sonne)-371(hinter)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-479(Esterel)-480(verschwinden;)-594(dann)-480(h\374llen)-479(sich)-480(seine)-479(Gipfel)-479(in)]TJ 0 -13.549 Td [(dunkelblaue)-279(Schatten)-279(und)-278(stechen)-279(mit)-279(scharfen)-279(Umrissen)-278(gegen)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-306(Abendhimmel)-306(ab.)-418(Hier)-306(sind)-306(sie)-306(jetzt)-306(mit)-306(Licht)-305(\374bergossen;)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-269(schwindende)-269(Sonne)-270(senkt)-269(ihre)-269(Strahlen)-269(in)-269(die)-269(Th\344ler)-269(hinein,)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-473(gestaltet)-473(und)-473(modelt)-472(die)-946(einzelnen)-473(Berge,)-529(vergoldet)-472(die)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([127])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Gipfel,)-325(spart)-309(blaue)-310(Schlagschatten)-310(in)-309(den)-310(Tiefen)-310(aus,)-324(entz\374ndet)]TJ 0 -13.549 Td [(ganze)-257(D\366rfer,)-259(wirft)-257(Irrlichter)-257(in)-257(die)-257(einzelnen)-257(H\344user)-257(hinein)-257(und)]TJ 0 -13.55 Td [(taucht)-269(schlie\337lich)-269(Alles)-269(in)-269(purpurne)-268(Gluth.)]TJ/F30 10.9091 Tf 190.418 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.387 0 Td [(Hier)-269(bei)-269(St.)-269(Aigulf)]TJ -198.805 -13.549 Td [(am)-265(Strande)-266(lie\337)-265(sich)-265(Carolus)-266(Duran)-265(nieder,)-269(und)-265(der)-266(Ort)-265(ist)-265(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(angethan,)-294(eines)-286(Malers)-285(Seele)-285(mit)-285(farbigem)-286(Glanz)-285(zu)-285(erf\374llen!)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Pl\366tzlich)-270(\366ffnet)-270(sich)-270(vor)-271(uns)-270(das)-270(weite,)-275(von)-270(dem)-270(Flu\337)-270(Argens)-270(in)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-371(Windungen)-372(durchstr\366mte)-371(Thal,)-402(durch)-371(welches)-371(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Maurengebirge)-225(von)-224(dem)-225(Esterel)-225(geschieden)-224(wird.)-242(Der)-225(Teich)-224(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Villepey)-272(und)-271(die)-272(Windungen)-271(des)-272(Flusses)-271(gl\344nzen)-272(wie)-271(metallene)]TJ 0 -13.549 Td [(Spiegel.)-550(In)-350(Fr\351jus)-350(ert\366nen)-350(die)-350(Abendglocken;)-400(vom)-349(jenseitigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Ufer)-192(des)-193(Golfs)-192(sendet)-192(uns)-193(der)-192(Leuchtthurm)-192(von)-193(St.)-192(Rapha\353l)-192(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(ersten)-250(noch)-250(blassen)-250(Strahl)-250(entgegen.)]TJ
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+ 139.175 -30.759 Td [(IV.)]TJ -127.219 -18.459 Td [(Wir)-246(wandern)-246(jetzt)-246(auf)-246(classischem)-246(Boden.)-249(Ist)-246(doch)-246(Fr\351jus)-245(das)]TJ -11.956 -13.549 Td [(alte)-322(Forum)-322(Julii,)-340(dem)-322(Julius)-322(Caesar)-322(den)-322(Namen)-322(gab.)-465(Augustus)]TJ 0 -13.549 Td [(vollendete)-271(den)-271(Hafen,)-277(der)-271(die)-271(Stelle)-272(von)-271(Lagunen)-271(einnahm,)-276(und)]TJ 0 -13.549 Td [(gab)-347(dem)-346(Orte)-347(einen)-346(Pharus.)-540(Agrippa)-347(lie\337)-346(einen)-347(Aqu\344duct)-346(und)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-208(Amphitheater)-207(erbauen;)-222(siedelte)-208(hier)-207(auch)-208(Soldaten)-208(der)-207(achten)]TJ 0 -13.55 Td [(Legion)-176(an,)-191(was)-176(zu)-177(der)-176(sp\344teren)-176(Benennung)-176(Colonia)-176(Octavanorum)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374hrte.)-298(Die)-266(Stadt)-266(wuchs)-266(rasch)-266(in)-266(Gr\366\337e)-266(und)-266(Bedeutung;)-274(sie)-266(ma\337)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374nftausend)-273(Schritte)-273(im)-273(Umfang.)-319(Der)-273(Hafen)-273(war)-273(so)-273(ausgedehnt,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-260(er)-260(im)-260(Jahre)-260(31)-260(v.)-260(Chr.)-280(die)-260(zweihundert)-260(Galeeren)-260(aufnehmen)]TJ 0 -13.549 Td [(konnte,)-634(die)-557(Octavian)-557(in)-557(der)-557(Schlacht)-557(bei)-557(Actium)-556(Antonius)]TJ 0 -13.55 Td [(abgenommen)-485(hatte.)-957(Was)-485(f\374r)-485(ein)-486(farbenpr\344chtiges)-485(Bild)-485(mag)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-205(gewesen)-206(sein,)-214(als)-205(die)-205(Flotte)-205(des)-206(Antonius)-205(diesen)-205(Hafen)-205(f\374llte,)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-289(m\344chtige)-289(r\366mische)-289(Bauten)-289(sich)-289(in)-289(seinen)-289(Wellen)-288(spiegelten,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-365(weithin)-365(sichtbar)-365(durch)-365(das)-365(Thal)-365(der)-365(Aquaeduct)-365(in)-364(k\374hnen)]TJ 0 -13.549 Td [(B\366gen)-483(den)-483(fernen)-483(Bergen)-483(zueilte.)]TJ/F30 10.9091 Tf 166.84 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.723 0 Td [(Fr\351jus)-483(blieb)-483(unter)-483(den)]TJ -177.563 -13.55 Td [(Kaisern)-366(die)-365(wichtigste)-366(Flottenstation)-366(an)-365(diesem)-366(Gestade,)-394(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-228(begannen)-228(traurige)-228(Zeiten.)-242(Der)]TJ/F31 10.9091 Tf 154.051 0 Td [(Amnis)-228(argenteus)]TJ/F16 10.9091 Tf 72.784 0 Td [(,)-232(der)-228(heutige)]TJ -226.835 -13.549 Td [(Argens,)-246(f\374llte)-244(langsam)-245(den)-244(Hafen)-245(mit)-245(Schlamm)-244(und)-245(Erde)-244(an.)-248(Im)]TJ 0 -13.549 Td [(zehnten)-205(Jahrhundert)-409(konnten)-204(nur)-205(noch)-204(kleine)-204(Schiffe)-205(Zuflucht)-204(in)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([128])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(demselben)-194(finden.)-232(Dann)-194(kamen)-194(die)-195(Saracenen)-194(und)-194(schleiften)-194(940)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-282(Befestigungen)-281(der)-282(Stadt.)-345(Im)-282(f\374nfzehnten)-282(Jahrhundert)-281(wurde)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\351jus)-202(von)-202(Corsaren)-202(verbrannt,)-212(dann)-202(im)-202(sechzehnten)-202(Jahrhundert)]TJ 0 -13.549 Td [(nochmals)-202(unter)-202(Carl)-201(V.)-202(gepl\374ndert.)-234(Der)-202(Hafen)-202(schwand)-201(allm\344lig,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-449(an)-449(seiner)-449(Stelle)-448(bildeten)-449(sich)-449(weite)-449(S\374mpfe)-449(aus,)-498(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-303(t\366dtlichen)-303(Miasmen)-303(die)-304(Gegend)-303(erf\374llten.)-409(Ein)-303(Bild)-303(solchen)]TJ 0 -13.549 Td [(Elends)-302(fand)-302(Aubin-Louis)-302(Millin)-302(im)-302(Beginn)-302(dieses)-302(Jahrhunderts)]TJ 0 -13.55 Td [(hier)-396(vor.)-687(Die)-395(Stra\337en)-396(waren)-396(leer,)-432(die)-396(H\344user)-395(unbewohnt,)-432(die)]TJ 0 -13.549 Td [(wenigen)-479(Menschen,)-537(die)-480(man)-479(sah,)-537(gingen)-479(mit)-480(blassen)-479(fahlen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesichtern,)-345(hohlen)-326(Wangen,)-346(eingefallenen)-326(Augen)-326(umher.)-478(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(meinte,)-427(in)-392(einem)-391(gro\337en)-392(Krankenhaus)-391(zu)-392(sein.)-675(\273Wir)-391(nahmen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wohnung\253,)-274(schreibt)-269(Millin,)-274(\273in)-269(der)-269(besten)-270(Herberge:)-288(es)-269(war)-269(ein)]TJ 0 -13.55 Td [(verpestetes)-191(und)-190(ekelerregendes)-191(Haus,)-202(in)-191(dem)-190(man)-191(den)-190(Aufenthalt)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-263(Strafe)-263(betrachten)-264(mu\337te.)-290(Schrecklicher)-263(Schmutz)-263(herrschte)-263(in)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(ihm.)-427(In)-310(schlecht)-309(gesp\374lten)-309(Gef\344\337en)-309(wurde)-309(uns)-309(fauliges)-309(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(dargereicht;)-535(ganze)-440(Schw\344rme)-440(von)-440(Fliegen)-440(belagerten)-440(die)-439(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(ranzigem)-497(Oel)-498(bereiteten)-497(Speisen.)-993(Den)-497(S\374mpfen)-497(entstiegene)]TJ 0 -13.549 Td [(M\374cken)-427(und)-427(Schnacken)-427(peinigten)-427(uns)-427(mit)-427(ihren)-427(Stichen;)-515(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Nachts)-355(wurden)-356(wir)-355(von)-355(nicht)-355(minder)-356(zudringlichen,)-381(aber)-355(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(ekelhafteren)-155(Thieren)-156(aufgezehrt.)-218(Unser)-155(Blut)-156(war)-155(in)-155(fortw\344hrender)]TJ 0 -13.549 Td [(Wallung.)-485(Es)-329(k\366nnen)-328(hier)-329(wirklich)-328(nur)-329(solche)-328(Menschen)-328(leben,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-267(an)-266(derartige)-267(Plagen)-266(gew\366hnt)-267(sind;)-274(uns)-267(erschienen)-266(sie)-267(als)-266(das)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\366\337te)-309(Unheil,)-323(das)-308(einem)-309(menschlichen)-308(Wesen)-309(begegnen)-308(kann.)]TJ 0 -13.55 Td [(Wir)-286(bedauerten,)-295(da\337)-285(der)-286(Wissensdrang,)-295(der)-286(uns)-286(trieb,)-294(historisch)]TJ 0 -13.549 Td [(ber\374hmte)-212(St\344tten)-212(aufzusuchen,)-219(uns)-212(an)-212(diesen)-212(elenden)-212(Ort)-211(gef\374hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte,)-200(und)-188(wir)-187(w\374nschten)-188(denselben)-187(so)-188(bald)-187(als)-188(m\366glich)-187(verlassen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-572(k\366nnen.\253)]TJ/F30 10.9091 Tf 63.066 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.689 0 Td [(Seitdem)-571(haben)-572(sich)-571(die)-572(Zust\344nde)-571(in)-572(Fr\351jus)]TJ -74.755 -13.549 Td [(gebessert.)-253(Abzugscan\344le)-251(sind)-251(entstanden,)-251(welche)-251(die)-251(Umgegend)]TJ 0 -13.55 Td [(entw\344ssern)-197(und)-196(dadurch)-197(ges\374nder)-196(machen;)-214(der)-197(Ort)-196(selbst)-197(ist)-196(zwar)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-386(ein)-386(F\374nftel)-385(seiner)-386(fr\374heren)-386(Gr\366\337e)-385(zusammengeschmolzen,)]TJ 0 -13.549 Td [(sieht)-202(aber)-202(ziemlich)-202(freundlich)-202(aus.)-234(Wer)-202(freilich)-202(tieferen)-202(Eindruck)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-287(den)-287(Ueberresten)-287(aus)-288(der)-287(classischen)-287(Zeit)-287(erwartet,)-296(der)-287(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(entt\344uscht)-371(sein.)-612(Es)-741(blieb)-371(nur)-371(wenig)-370(davon)-371(zur\374ck,)-401(zu)-370(wenig,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([129])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(um)-337(Achtung)-337(zu)-337(gebieten)-337(oder)-337(gar)-337(k\374nstlerisch)-337(anzuregen.)-510(Nur)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-379(zerrissenen)-380(Bogen)-379(des)-380(Aqu\344ducts)-379(drau\337en)-380(in)-379(den)-379(Feldern,)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-419(ihrem)-419(Schmuck)-420(von)-419(kletternden)-419(Pflanzen,)-461(sind)-419(\344sthetisch)]TJ 0 -13.549 Td [(wirksam.)-227(Der)-183(Argens)-182(war)-183(so)-182(flei\337ig)-182(bei)-183(der)-182(Arbeit,)-196(da\337)-182(heute)-182(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(weite)-228(sandige)-229(Fl\344che)-228(Fr\351jus)-228(vom)-229(Meere)-228(trennt;)-236(die)-228(Tr\374mmer)-228(des)]TJ 0 -13.55 Td [(alten)-307(r\366mischen)-307(Leuchtthurms)-306(ragen)-307(jetzt)-307(anderthalb)-306(Kilometer)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-192(Strande)-191(entfernt)-192(aus)-191(dem)-191(Boden)-192(hervor.)-230(So)-192(ist)-191(der)-192(alte)-191(Glanz)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-422(Fr\351jus)-423(f\374r)-422(immer)-423(geschwunden,)-465(und)-423(was)-422(von)-422(demselben)]TJ 0 -13.549 Td [(zur\374ckblieb,)-366(vermag)-343(solchen)-343(Eindruck)-343(wie)-343(die)-343(Denkm\344ler)-343(von)]TJ 0 -13.549 Td [(N\356mes)-401(und)-401(von)-401(Arles)-401(auf)-401(uns)-401(nicht)-401(zu)-401(machen.)-703(Doch)-401(erhebt)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-377(auch)-377(hier)-377(das)-376(Gef\374hl,)-409(classischen)-377(Boden)-377(unter)-377(den)-376(F\374\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-282(haben.)-347(Wir)-283(schauen)-282(dann)-283(hinaus)-282(in)-282(das)-283(blaue)-282(Mittelmeer,)-290(an)]TJ 0 -13.549 Td [(dessen)-389(Ufern)-389(jene)-389(m\344chtige)-389(Cultur)-389(erstarkte,)-424(welche)-389(die)-389(Welt)]TJ 0 -13.549 Td [(erobert)-311(hat.)-435(Wir)-311(suchen)-311(das)-312(Band)-311(mit)-312(der)-311(Vergangenheit)-311(enger)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-302(kn\374pfen)-303(und)-302(werden)-302(uns)-302(im)-302(Geiste)-303(wieder)-302(bewu\337t,)-315(da\337)-302(jene)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(allgemein)-389(menschlichen)-389(Gedanken)-389(und)-389(Gef\374hle,)-424(die)-389(hier)-388(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(ersten)-227(Mal)-227(zur)-227(bewu\337ten)-227(Empfindung)-227(und)-227(Gestaltung)-227(gelangten,)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-250(heute)-250(noch)-250(unser)-250(Denken)-250(und)-250(F\374hlen)-250(beherrschen.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(R\366mische)-192(Villen)-192(f\374llten)-193(jenen)-192(Strand,)-204(an)-192(dem)-192(heut)-192(St.)-192(Rapha\353l)]TJ -11.956 -13.549 Td [(sich)-491(erhebt.)-971(Die)-491(r\366mischen)-490(Patricier)-491(bevorzugten)-490(\374berhaupt)]TJ 0 -13.549 Td [(dieses)-443(sch\366ne)-442(Land.)-828(Es)-443(war)-442(das)-443(ihre)-442(Provincia)-443(Romana)-442(par)]TJ 0 -13.55 Td [(excellence,)-438(diejenige,)-437(die)-400(sie)-401(meinten,)-437(wenn)-400(sie)-400(kurzweg)-400(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Provincia)-392(sprachen,)-428(und)-393(sie)-392(behielt)-392(den)-393(Namen)-392(der)-392(Provence.)]TJ 0 -13.549 Td [(Am)-348(Strande)-348(von)-347(St.)-348(Rapha\353l)-348(lie\337en)-347(sich)-348(nach)-348(den)-348(R\366mern)-347(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Tempelritter)-420(nieder)-419(und)-420(bauten)-420(jenen)-420(viereckigen)-419(Thurm,)-462(der)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-341(heute)-341(noch)-341(die)-341(alte)-341(Kirche)-341(zu)-341(sch\374tzen)-341(scheint.)-523(Im)-341(Jahre)]TJ 0 -13.55 Td [(1799)-453(landete)-452(hier)-452(Bonaparte,)-504(als)-452(er)-452(von)-453(Aegypten)-452(kam,)-503(und)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-406(auch)-407(verlie\337)-406(er)-406(das)-406(Land,)-446(um)-406(1814)-407(nach)-406(Elba)-406(zu)-406(gehen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-394(trifft)-394(somit)-394(nicht)-393(ganz)-394(zu,)-430(wenn)-394(behauptet)-394(wird,)-429(Alphonse)]TJ 0 -13.549 Td [(Karr)-399(habe)-399(St.)-399(Rapha\353l)-398(entdeckt:)-548(richtig)-399(aber)-399(ist,)-436(da\337)-399(er)-398(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-463(franz\366sischen)-464(Schriftstellern)-463(der)-463(erste)-463(war,)-517(der)-463(sich)-463(hier)]TJ 0 -13.55 Td [(niederlie\337,)-331(da\337)-331(ihm)-330(bald)-331(andere)-331(Celebrit\344ten)-331(der)-331(Litteratur)-330(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Kunst)-166(folgten,)-182(und)-166(da\337)-165(der)-166(neue)-165(Aufschwung)-166(von)-166(St.)-165(Rapha\353l)-331(mit)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([130])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(jener)-251(Zeit)-251(begann.)-252(Was)-251(aber)-250(alle)-251(jene)-251(K\374nstler)-251(und)-250(Schriftsteller)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-425(suchten,)-470(das)-425(war)-425(der)-426(stille)-425(abgelegene)-425(Ort,)-470(an)-425(dem)-425(man)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumen,)-512(Sonne)-460(und)-460(Meer)-460(genie\337en)-460(kann,)-513(ohne)-460(von)-459(anderen)]TJ 0 -13.55 Td [(Menschen)-458(gest\366rt)-458(zu)-457(werden.)-874(Sie)-457(alle)-458(flohen)-458(den)-458(L\344rm)-457(des)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337st\344dtischen)-190(Nizza)-190(und)-190(des)-190(\374bereleganten)-190(Cannes.)-230(\273Wenn)-189(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-186(gro\337e)-186(Stadt)-186(lieben)-186(m\366chte,\253)-186(pflegte)-186(Alphonse)-186(Karr)-186(zu)-186(sagen,)]TJ 0 -13.549 Td [(\273z\366ge)-205(ich)-205(zur\374ck)-205(nach)-206(Paris.\253)-205(Auch)-205(ist)-205(es)-205(im)-205(Sommer)-205(hier)-205(k\374hler)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-318(jenseits)-319(des)-318(Esterel,)-335(und)-319(der)-318(sandige)-318(Strand)-319(ladet)-318(dann)-318(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(erfrischenden)-238(Bade)-238(ein;)-242(daher)-238(sich)-238(St.)-238(Rapha\353l)-238(immer)-238(mehr)-238(zum)]TJ 0 -13.55 Td [(sommerlichen)-321(Seebad)-322(entwickelt.)-464(Im)-321(Winter)-321(ist)-322(es)-321(zu)-321(sehr)-321(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Winden)-311(ausgesetzt.)-433(Das)-310(sollten)-311(auch)-311(wir)-311(noch)-311(erfahren.)-432(Schon)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-232(Abend)-233(bei)-232(unserer)-233(Ankunft)-232(begann)-232(sich)-233(Ostwind)-232(zu)-232(erheben,)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-390(n\344chsten)-389(Tage)-390(wehte)-390(er)-389(mit)-390(Macht)-390(und)-389(war)-390(von)-389(heftigem)]TJ 0 -13.549 Td [(Regen)-448(begleitet.)-843(Gegen)-448(dieses)-448(Unwetter)-448(lie\337)-448(sich)-448(im)-447(Freien)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-210(ank\344mpfen.)-236(Der)-210(Wind)-209(trieb)-210(die)-209(Regentropfen)-210(fast)-209(wagrecht)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-322(die)-322(Luft.)-466(Das)-322(dauerte)-322(so)-322(zwei)-322(Tage.)-466(Starker)-322(Ostwind)-321(ist)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(130)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(hier)-337(meist)-338(mit)-337(Regen)-337(gepaart,)-360(somit)-337(traurig.)-512(Ganz)-337(verschieden)]TJ 0 -13.549 Td [(geb\344rdet)-413(sich)-414(sein)-413(Widersacher,)-454(der)-414(n\366rdliche)-413(Mistral.)-740(Er)-413(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(trocken)-350(und)-350(daher)-351(weit)-350(heiterer.)-550(Er)-351(fegt)-350(den)-350(Himmel)-350(rein)-350(und)]TJ 0 -13.549 Td [(pfeift)-253(bei)-253(Sonnenschein.)-259(Er)-253(bl\344st)-253(nicht)-253(in)-253(langen)-253(Z\374gen,)-253(sondern)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-485(abrupten)-485(St\366\337en,)-543(er)-485(klingt)-484(donnerartig)-485(und)-485(r\374ttelt)-485(an)-484(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Geb\344uden.)-337(Der)-278(Ostwind)-279(hingegen)-279(bl\344st)-279(st\344rker)-279(oder)-278(schw\344cher,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-174(ohne)-174(Unterbrechung)-173(fort;)-200(seine)-173(Stimme)-174(ist)-174(mehr)-174(ein)-173(Klagen,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-282(da\337)-281(man)-282(bei)-282(Nacht)-282(langgedehnte)-281(Schluchzer)-282(zu)-282(h\366ren)-281(meint.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-272(der)-272(zweiten)-272(Nacht,)-277(die)-272(auf)-272(unsere)-272(Ankunft)-272(folgte,)-278(entlud)-271(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(ein)-342(polterndes)-341(Gewitter,)-365(das)-342(mit)-341(dumpfem)-342(Dr\366hnen)-342(die)-341(Th\344ler)]TJ 0 -13.549 Td [(erf\374llte)-330(und)-329(zuckende)-330(Flammen)-329(auf)-330(die)-330(Meeresfl\344che)-329(warf;)-369(als)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-256(Morgen)-255(aber)-256(kam,)-257(da)-256(strahlte)-255(die)-256(Sonne)-256(wieder)-255(hell)-256(in)-255(unser)]TJ 0 -13.549 Td [(Zimmer)-192(hinein.)-230(Das)-192(Meer)-191(tobte)-192(weiter,)-203(und)-192(wir)-192(zogen)-191(hinaus,)-203(um)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-235(Anprall)-234(gegen)-235(die)-234(Felsen)-235(des)-234(Strandes)-235(zu)-234(sehen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 242.185 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.014 0 Td [(Zu)-235(den)]TJ -250.199 -13.55 Td [(Wahrzeichen)-291(von)-291(St.)-291(Rapha\353l)-291(geh\366ren)-291(seine)-291(beiden)-291(L\366wen:)-332(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 272.754 0 Td [(le)]TJ -272.754 -13.549 Td [(lion)-201(de)-201(terre)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.861 0 Td [(\253)-201(und)-201(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 31.654 0 Td [(le)-201(lion)-201(de)-200(mer)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.684 0 Td [(\253,)-211(zwei)-200(rothe)-201(Porphyrfelsen,)-211(die)]TJ -143.199 -13.549 Td [(gleichsam)-272(Wache)-271(an)-272(dem)-271(Strande)-272(halten.)-314(Der)-272(Seel\366we)-543(hat)-271(sich)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([131])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(weiter)-232(in)-232(das)-232(Wasser)-232(hinausgewagt,)-236(der)-232(Landl\366we)-232(dicht)-232(am)-232(Ufer)]TJ 0 -13.549 Td [(gelagert.)-611(Sie)-370(lauern)-370(da)-370(wie)-371(apokalyptische)-370(Thiere)-370(und)-370(trotzen)]TJ 0 -13.55 Td [(seit)-352(Ewigkeit)-351(der)-352(nagenden)-352(Kraft)-351(der)-352(Wellen.)-555(Jetzt)-352(st\374rmt)-351(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer)-259(mit)-259(Macht)-259(gegen)-259(diese)-259(Felsen)-259(an,)-261(w\344lzt)-259(seine)-259(Wogen)-258(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-353(hinweg)-352(und)-353(wirft)-352(mit)-352(Get\366se)-353(sch\344umenden)-352(Gischt)-353(hoch)-352(an)]TJ 0 -13.549 Td [(ihnen)-203(empor.)-234(Ueber)-203(den)-202(Porphyrl\366wen)-203(im)-203(blauen)-202(Himmelsraum,)]TJ 0 -13.549 Td [(da)-227(wiegen)-226(sich)-227(aber)-227(die)-226(M\366ven.)-242(Wie)-227(gerne)-227(folgt)-226(ihnen)-227(das)-226(Auge,)]TJ 0 -13.55 Td [(diesen)-321(muthigen)-321(V\366geln,)-339(wenn)-322(sie)-321(mit)-321(breitem)-321(und)-321(m\344chtigem)]TJ 0 -13.549 Td [(Fl\374gelschlag)-224(die)-225(Luft)-224(durchschneiden.)-242(Jetzt)-224(segeln)-225(sie)-224(gegen)-224(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Wind,)-240(jetzt)-238(wiegen)-237(sie)-238(sich)-237(an)-238(der)-238(Stelle,)-240(jetzt)-237(schie\337en)-238(sie)-237(herab)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-197(die)-197(Fluth,)-207(um)-197(ihre)-197(Beute)-197(zu)-197(fassen;)-214(mit)-197(ihr)-197(schwinden)-197(sie)-197(in)-196(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Ferne,)-368(oder)-344(sie)-344(lassen)-344(sich)-344(nieder)-344(auf)-344(der)-344(schaukelnden)-344(Welle,)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-301(wei\337er)-301(Punkt)-301(mehr)-301(inmitten)-301(der)-301(wei\337en)-301(K\344mme.)-403(Da)-301(hinten)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-373(der)-373(See)-373(taucht)-373(pl\366tzlich)-373(eine)-373(Herde)-373(von)-373(Delphinen)-373(aus)-372(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen)-294(hervor.)-383(Sie)-294(zeigen)-294(zuerst)-295(ihren)-294(Kopf,)-305(\374berschlagen)-294(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(fast)-306(in)-306(der)-306(Luft)-306(und)-306(schie\337en)-306(hinunter)-306(in)-306(die)-306(Tiefe.)-418(Sie)-306(bringen)]TJ 0 -13.549 Td [(Humor)-392(in)-392(das)-392(gro\337artige)-392(Schauspiel:)-534(sie)-392(sind)-392(die)-392(Clowns)-392(des)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Meeres.)]TJ 11.956 -14.776 Td [(Die)-405(Stra\337e,)-444(die)-405(von)-406(St.)-405(Rapha\353l)-405(in)-405(\366stlicher)-405(Richtung)-405(dem)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Meeresstrande)-214(folgt,)-220(f\374hrt)-214(an)-214(Landh\344usern)-213(vor\374ber,)-221(die)-213(manchen)]TJ 0 -13.549 Td [(bekannten)-554(Namen)-554(tragen.)-1163(Da)-554(ist)-554(die)-554(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 191.052 0 Td [(maison)-554(close)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.98 0 Td [(\253,)-630(das)]TJ -251.032 -13.549 Td [(geschlossene)-336(Haus,)-357(welches)-336(Alphonse)-336(Karr)-336(sich)-336(schuf,)-358(um)-335(der)]TJ 0 -13.549 Td [(aufdringlichen)-156(Welt)-156(zu)-156(entgehen.)-219(Hier)-156(in)-156(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 181.464 0 Td [(Oustalet)-156(dou)-156(Capelan)]TJ/F16 10.9091 Tf 93.712 0 Td [(\253)]TJ -275.176 -13.549 Td [(hat)-205(Charles)-204(Gounod)-205(sich)-204(abgesondert,)-214(und)-204(\374ber)-205(der)-204(Eingangsth\374r)]TJ 0 -13.55 Td [(liest)-325(man:)-401(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 53.378 0 Td [(L'illustre)-325(ma\356tre,)-344(Charles)-326(Gounod)-325(composa)-325(Rom\351o)]TJ -53.378 -13.549 Td [(et)-234(Juliette)-234(\340)-233(l'Oustalet)-234(dou)-234(Capelan,)-237(au)-234(printemps)-234(de)-233(1866)]TJ/F16 10.9091 Tf 253.499 0 Td [(\253,)-237(und)]TJ -253.499 -13.549 Td [(Jules)-293(Barbier,)-304(sein)-294(Librettist,)-304(der)-293(nebenan)-293(ein)-293(Landhaus)-293(besitzt,)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374gte)-331(darunter)-331(hinzu:)]TJ/F31 10.9091 Tf 97.754 0 Td [(Hic)-331(Divum)-331(Romeo)-331(scripsit)-331(Gounod)-331(meus)]TJ -97.754 -13.549 Td [(1866.)-238(Ingenio)-212(haut)-213(amicitia)-212(impar)]TJ/F16 10.9091 Tf 148.639 0 Td [(.\253)-213(Gounod)-212(weilte)-213(mit)-212(Vorliebe)]TJ -148.639 -13.55 Td [(in)-364(St.)-364(Rapha\353l;)-421(\273ich)-364(finde)-364(hier,\253)-363(meinte)-364(er)-364(oft,)-393(\273den)-364(Golf)-363(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Neapel)-250(vor,)-250(mit)-250(der)-250(Campagna)-250(von)-250(Rom)-250(im)-250(Hintergrunde.\253)]TJ 11.956 -14.776 Td [(Ist)-234(die)-234(Lage)-234(von)-233(St.)-234(Rapha\353l)-234(wirklich)-234(so)-234(sch\366n,)-237(als)-234(es)-234(Gounod)]TJ -11.956 -13.55 Td [(empfand?)-245(Ich)-236(kann)-235(das)-236(nicht)-236(behaupten,)-238(so)-236(wenig)-235(ich)-236(auch)-235(sonst)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-393(Ort)-393(den)-394(ihm)-393(zukommenden)-393(Reiz)-393(absprechen)-786(m\366chte.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([132])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Mir)-248(fehlt)-248(hier)-249(der)-248(volle)-248(Blick)-248(auf)-248(das)-248(Esterel,)-249(und)-248(ich)-248(f\374hle)-248(mich)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-369(hinl\344nglich)-369(daf\374r)-368(entsch\344digt)-369(durch)-369(die)-369(Aussicht)-369(auf)-368(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Maurengebirge)-287(und)-287(jenes)-286(Thal)-287(des)-287(Argens,)-296(das)-287(Gounod)-287(mit)-286(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Campagna)-426(von)-425(Rom)-426(vergleicht.)-777(Lieber)-426(w\374rde)-425(ich)-426(doch)-425(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Beispiel)-457(von)-458(Carolus)-457(Duran)-457(folgen)-457(und)-458(mich)-457(dort)-457(dr\374ben)-457(in)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-292(Aigulf)-291(niederlassen,)-302(an)-291(dem)-292(waldigen)-292(Strande,)-301(von)-292(dem)-291(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-250(am)-250(Abend)-250(das)-250(zackige)-250(Esterel)-250(in)-250(Purpur)-250(leuchten)-250(sieht.)]TJ 140.991 -14.777 Td [(V.)]TJ -129.035 -14.776 Td [(Hingegen)-308(bildet)-309(St.)-308(Rapha\353l)-309(einen)-308(vorz\374glichen)-309(Standort)-308(f\374r)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Ausfl\374ge)-315(in)-314(das)-315(Esterel-Gebirge.)-444(Und)-315(dieses)-314(Gebirge)-315(ist)-314(sicher)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-285(Besuches)-284(werth;)-302(es)-284(geh\366rt)-285(zu)-284(den)-285(Juwelen)-284(der)-285(Riviera:)-318(sein)]TJ 0 -13.549 Td [(malerischer)-226(Reiz)-225(wird)-226(durch)-226(die)-225(Porphyre)-226(bedingt,)-230(die)-226(als)-225(nackte)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsenmassen)-368(dem)-368(Boden)-368(entsteigen.)-603(Um)-368(diese)-368(Porphyre)-367(und)]TJ 0 -13.549 Td [(anderes)-194(eruptives)-194(Gestein)-194(sind)-194(Schiefer)-194(emporgerichtet.)-231(Allseitig)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-395(das)-396(Esterel)-395(durch)-395(tiefe)-395(Th\344ler)-395(von)-396(den)-395(Alpen)-395(und)-395(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-449(Thal)-449(des)-449(Argens)-449(auch)-449(von)-449(dem)-449(Maurengebirge)-448(getrennt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Noch)-408(zu)-408(Anfang)-409(dieses)-408(Jahrhunderts)-408(wagte)-408(man)-408(sich)-408(nur)-408(mit)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(132)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Schrecken)-251(in)-250(das)-251(Esterel)-251(hinein,)-251(jetzt)-250(wandelt)-251(man)-251(in)-250(demselben)]TJ 0 -13.549 Td [(sicherer)-218(als)-218(in)-219(den)-218(Anlagen)-218(mancher)-218(gro\337en)-219(Stadt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 220.134 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.836 0 Td [(Unser)-218(erster)]TJ -227.97 -13.549 Td [(Besuch)-483(sollte)-483(dem)-482(h\366chsten)-483(Punkt)-483(des)-483(Gebirges,)-541(dem)-482(Mont)]TJ 0 -13.549 Td [(Vinaigre)-401(gelten,)-439(dessen)-401(Gipfel)-401(sich)-401(616)-401(Meter)-401(hoch)-400(\374ber)-401(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Meeresspiegel)-354(erhebt.)-561(Wir)-354(hofften)-353(von)-354(dieser)-354(H\366he)-354(das)-353(ganze)]TJ 0 -13.549 Td [(Esterel)-242(zu)-241(\374berblicken)-242(und)-241(wollten)-242(dort)-242(unseren)-241(Plan)-242(f\374r)-241(weitere)]TJ 0 -13.549 Td [(Ausfl\374ge)-276(entwerfen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 92.909 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.462 0 Td [(Wir)-276(brachen)-275(von)-276(St.)-276(Rapha\353l)-275(auf,)-282(als)-276(der)]TJ -101.371 -13.549 Td [(Morgen)-376(graute.)-628(Der)-376(Weg)-376(f\374hrte)-376(gegen)-376(Norden)-376(zun\344chst)-376(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Valescure.)-519(Dort)-340(am)-339(Abhang)-340(der)-339(Berge,)-363(in)-339(dem)-340(k\374hlen)-339(Walde,)]TJ 0 -13.55 Td [(pflegten)-362(schon)-362(r\366mische)-362(Familien)-362(den)-362(Sommer)-362(zu)-361(verbringen,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-411(die)-411(Hitze)-412(des)-411(Tages)-411(in)-411(Forum)-411(Julii)-411(unertr\344glich)-411(wurde.)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Vallis)-441(curans)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.968 0 Td [(,)-489(das)-441(Thal,)-489(welches)-441(Genesung)-441(bringt,)-488(mu\337,)-441(wie)]TJ -59.968 -13.549 Td [(sein)-274(Name)-274(sagt,)-280(als)-274(besonders)-274(gesunder)-274(Aufenthaltsort)-273(gegolten)]TJ 0 -13.549 Td [(haben.)-248(Diesen)-244(alten)-245(Ruf)-244(m\366chte)-244(man)-245(auch)-244(heute)-244(noch)-244(ausnutzen)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-596(durch)-596(den)-597(verhei\337ungsvollen)-596(Klang)-596(des)-596(Namens)-596(neue)]TJ 0 -13.549 Td [(Bewohner)-312(hier)-311(anlocken.)-434(Man)-312(wandert)-623(in)-311(Valescure)-312(auf)-311(fertig)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([133])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(angelegten)-505(Stra\337en,)-569(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 100.48 0 Td [(Grands)-505(Boulevards)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.926 0 Td [(\253)-505(mit)-505(hocht\366nenden)]TJ -188.406 -13.549 Td [(Namen;)-390(der)-343(Wald)-344(ist)-343(in)-344(Parkanlagen)-343(verwandelt;)-390(gro\337e)-343(H\364tels)]TJ 0 -13.549 Td [(hoffen)-272(auf)-272(G\344ste,)-277(Musikpavillons)-272(warten)-271(auf)-272(Musikanten.)-315(Doch)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-268(Besucher)-269(bleiben)-268(noch)-268(aus.)-305(Woher)-269(auch)-268(sollen)-268(sie)-268(kommen,)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-362(Million\344re,)-391(um)-362(allen)-362(Grundst\374ckspeculanten)-362(zu)-362(Gefallen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-457(ganze)-457(Riviera)-458(von)-457(Toulon)-457(bis)-457(Ventimiglia)-457(mit)-457(Villen)-457(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(bedecken?)-992(Mit)-497(dem)-497(Augenblick,)-559(wo)-498(der)-497(Bau)-497(der)-497(S\374dbahn)]TJ 0 -13.549 Td [(beschlossen)-410(war,)-451(bem\344chtigten)-410(sich)-410(Actiengesellschaften)-410(aller)]TJ 0 -13.55 Td [(Punkte)-503(am)-503(Strande,)-567(die)-503(durch)-503(sch\366ne)-503(Aussicht)-503(aller)-503(Punkte)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-407(der)-406(H\366he,)-446(die)-407(durch)-407(gesunde)-407(Lage,)-446(Kiefernadelduft,)-445(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(sonst)-451(welche)-450(Vorz\374ge)-451(sich)-451(auszeichnen.)-852(Auch)-450(in)-451(St.)-450(Aigulf)]TJ 0 -13.549 Td [(dr\374ben)-335(im)-335(Maurengebirge)-335(ist)-336(der)-335(Wald)-335(schon)-335(parcellirt,)-356(laufen)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Grands)-501(Boulevards)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.879 0 Td [(\253)-501(durch)-500(denselben)-501(und)-501(sind)-500(nicht)-501(allein)]TJ -93.334 -13.549 Td [(mit)-592(sch\366nen)-592(Namen,)-677(sondern)-592(auch)-592(mit)-592(Laternen)-592(versehen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Den)-401(Laternen)-402(freilich)-401(fehlen)-401(die)-402(Scheiben;)-477(gebrannt)-401(hat)-401(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(keine;)-553(manche)-452(warf)-452(der)-451(Sturm,)-503(manche)-452(auch)-451(Menschenhand)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-345(um;)-392(nun)-345(liegen)-345(sie)-345(da)-345(und)-345(rosten,)-369(ein)-345(trauriges)-345(Bild)-344(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Todes)-370(dort,)-400(wo)-370(niemals)-369(Leben)-370(war.)-610(Dazwischen)-370(in)-369(m\366glichst)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(133)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(auff\344lliger)-493(Stellung)-493(gro\337e)-493(Tafeln)-493(mit)-493(bunten)-493(Inschriften)-492(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Pl\344nen,)-414(die)-380(zum)-381(Ankauf)-381(der)-381(Grundst\374cke)-380(verlocken)-381(sollen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 275.176 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(Wird)-329(Valescure)-329(jemals)-329(gedeihen?)-486(Es)-329(ist)-329(wohl)-329(m\366glich)]TJ/F30 10.9091 Tf 247.959 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.042 0 Td [(einen)]TJ -257.001 -13.549 Td [(Anfang)-431(von)-432(Erfolg)-431(hat)-431(es)-431(schon)-431(zu)-432(verzeichnen:)-612(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 235.922 0 Td [(La)-431(nature)]TJ -235.922 -13.55 Td [(s\351v\350re)-430(et)-429(riante,)-475(l'odeur)-430(des)-430(pins)-429(agr\351able)-430(et)-430(salutaire)]TJ/F16 10.9091 Tf 251.518 0 Td [(\253,)-475(wie)]TJ -251.518 -13.549 Td [(St\351phen)-341(Liegeard)-341(den)-341(Ort)-340(preist,)-364(hat)-341(bereits)-341(die)-341(K\374nstlerin)-340(der)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Com\351die)-167(fran\347aise)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.212 0 Td [(\253)-168(Suzanne)-167(Reichemberg)-168(und)-167(die)-167(nicht)-168(minder)]TJ -86.667 -13.549 Td [(ber\374hmte)-207(S\344ngerin)-208(der)-207(Pariser)-207(komischen)-208(Oper)-207(Miolan)-207(Carvalho)]TJ 0 -13.549 Td [(veranla\337t,)-466(sich)-422(hier)-423(anzusiedeln.)-767(Der)-423(Ort)-422(ist)-423(anmuthig,)-465(dicht)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-442(immergr\374nem)-442(Wald)-442(umh\374llt,)-490(mit)-442(heiteren)-442(Ausblicken)-442(in)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-395(Meer)-396(und)-395(das)-395(Gebirge:)-541(trotzdem)-395(athmeten)-396(wir)-395(freier)-395(auf,)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-408(wir)-408(die)-408(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 58.798 0 Td [(Grands)-408(Boulevards)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.869 0 Td [(\253)-408(verlassen)-408(hatten)-408(und)-408(uns)-408(in)]TJ -145.667 -13.549 Td [(einer)-204(von)-203(der)-204(Speculation)-204(weniger)-203(\374bert\374nchten)-204(Natur)-203(bewegten.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.906 0 Td [(Die)-408(Sonne)-408(ging)-408(in)-408(blaugrauem)-408(Nebel)-408(als)-408(rothe)-408(strahlenlose)]TJ -9.906 -13.55 Td [(Scheibe)-256(auf;)-259(dann)-256(tauchte)-256(sie)-256(aus)-256(dem)-256(Nebel)-256(hervor)-256(und)-256(strahlte)]TJ 0 -13.549 Td [(hell)-308(an)-309(wolkenlosem)-308(Himmel.)-425(Die)-308(Erde)-308(schien)-309(jetzt)-308(von)-308(Licht)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([134])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(\374berstr\366mt.)-240(Bald)-220(betraten)-219(wir)-220(jene)-220(ausgedehnten)-220(W\344lder,)-225(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-332(Esterel)-331(fast)-332(ganz)-332(bedecken.)-494(Einst)-332(hatten)-332(sie)-331(oft)-332(vom)-331(Feuer)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-222(leiden;)-231(statt)-222(gr\374ner)-222(Laubkronen)-222(starrten)-222(verkohlte)-222(Skelete)-222(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Wandrer)-368(an.)-605(Jetzt)-368(sind)-368(die)-368(W\344lder)-368(Staatseigenthum)-368(geworden)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-237(erfreuen)-236(sich)-237(so)-237(sorgsamer)-236(Pflege,)-240(da\337)-236(sie)-237(fast)-237(den)-236(Eindruck)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337er)-324(Parkanlagen)-324(machen.)-472(Die)-324(dunklen)-324(Strandkiefern)-323(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 255.779 0 Td [(Pinus)]TJ -255.779 -13.549 Td [(Pinaster)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.971 0 Td [(\051)-436(wiegen)-436(bei)-436(Weitem)-436(vor:)-622(sie)-436(schlie\337en)-436(ihre)-435(Kronen)]TJ -36.971 -13.549 Td [(oft)-383(so)-382(dicht)-383(zusammen,)-416(da\337)-383(kaum)-382(ein)-383(Sonnenstrahl)-383(durch)-382(das)]TJ 0 -13.55 Td [(Dickicht)-449(dringt.)-846(Vorz\374gliche)-449(Kunststra\337en)-449(f\374hren)-449(durch)-448(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Wald,)-442(und)-404(bis)-404(auf)-403(den)-404(Gipfel)-404(der)-404(Berge)-403(gelangt)-404(man)-404(auf)-403(gut)]TJ 0 -13.549 Td [(gehaltenen)-510(Wegen.)-1031(Auffallend)-510(genug)-510(sieht)-510(man)-510(eine)-510(weite)]TJ 0 -13.549 Td [(Kunststra\337e)-287(oft)-287(ganz)-287(pl\366tzlich)-287(enden,)-296(wenn)-287(sie)-287(die)-287(Grenzen)-286(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Gebirges)-304(erreicht.)-411(Da)-303(h\366rt)-304(das)-304(Departement)-303(der)-304(Forste)-303(n\344mlich)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-328(und)-312(es)-313(beginnt)-312(dasjenige)-312(der)-313(Br\374cken)-312(und)-312(Chausseen.)-437(Die)]TJ 0 -13.55 Td [(beiden)-289(Ministerien)-288(arbeiten)-289(sich,)-298(wie)-289(es)-288(scheint,)-298(nicht)-289(immer)-288(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-211(H\344nde.)-237(Nach)-211(Wegweisern)-211(sieht)-211(man)-211(sich)-211(leider)-211(vergebens)-211(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Esterel)-277(um,)-284(und)-277(wo)-277(mehrere)-277(Stra\337en)-277(sich)-277(schneiden,)-283(bleibt)-277(man)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-270(seine)-269(Orientirungsgabe)-270(ganz)-269(angewiesen.)-309(Die)-270(besten)-269(Karten)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(134)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(der)-185(Gegend,)-198(die)-186(wir)-185(uns)-185(zu)-185(verschaffen)-185(vermocht,)-198(Karten,)-198(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-282(Ministerium)-282(des)-282(Inneren)-282(im)-282(Jahre)-282(1889)-282(ver\366ffentlicht)-282(hatte,)]TJ 0 -13.549 Td [(reichten)-211(eben)-211(nur)-211(aus,)-218(um)-211(uns)-211(irre)-211(zu)-211(f\374hren.)-237(Der)-211(Weg)-211(zum)-210(Mont)]TJ 0 -13.549 Td [(Vinaigre)-449(war)-448(\374brigens)-449(nicht)-448(schwer)-448(zu)-449(entdecken.)-845(Zun\344chst)]TJ 0 -13.55 Td [(sahen)-394(wir)-394(ihn)-394(vor)-393(uns,)-430(dann)-394(brauchten)-394(wir)-394(im)-394(Walde)-394(nur)-393(der)]TJ 0 -13.549 Td [(breiten)-237(Stra\337e)-236(zu)-236(folgen)-237(und)-236(uns)-237(nordwestlich)-236(zu)-237(halten,)-239(dort)-236(wo)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-217(dieselbe)-218(mit)-217(anderen)-217(gleich)-217(breiten)-218(Stra\337en)-217(schnitt.)-239(Sie)-217(stieg)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-362(Windungen)-361(zwischen)-362(den)-362(Bergen)-361(empor.)-585(Meist)-362(war)-362(sie)-361(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Walde)-298(versteckt,)-310(und)-298(wir)-298(wanderten)-298(im)-298(Schatten)-298(hoher)-298(B\344ume,)]TJ 0 -13.55 Td [(oder)-259(sie)-259(erreichte)-259(einen)-259(steilen)-259(Abhang,)-261(und)-259(\374ber)-259(den)-259(Gipfel)-259(der)]TJ 0 -13.549 Td [(B\344ume)-408(hinweg)-408(konnte)-409(der)-408(Blick)-408(dann)-408(\374ber)-408(gr\374ne)-408(Th\344ler)-408(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Berge)-248(weithin)-248(sich)-247(verlieren.)-250(Doch)-247(kein)-248(Haus)-248(war)-248(zu)-247(entdecken,)]TJ 0 -13.549 Td [(nirgends)-427(verrieth)-428(aufsteigender)-427(Rauch)-428(eine)-427(verborgene)-427(H\374tte:)]TJ 0 -13.549 Td [(nichts)-446(als)-446(W\344lder,)-495(Th\344ler)-446(und)-446(Berge)-446(in)-446(endloser)-446(Einsamkeit.)]TJ 0 -13.55 Td [(Seitdem)-317(wir)-317(das)-317(Gebirge)-316(betreten)-317(hatten,)-334(war)-317(uns)-317(kein)-316(Mensch)]TJ 0 -13.549 Td [(begegnet.)-394(Wir)-298(f\374hlten)-299(uns)-298(ganz)-298(allein:)-692(es)-298(war)-298(fast)-298(unheimlich.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([135])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Nach)-251(zwei)-251(Stunden)-252(erreichten)-251(wir)-251(eine)-251(menschliche)-251(Behausung,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-314(Forsthaus)-313(zu)-314(Malpay:)-377(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 123.463 0 Td [(M[=a]ou)-314(pays)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.72 0 Td [(\253,)-330(schlechte)-313(Gegend,)]TJ -188.183 -13.549 Td [(wie)-206(es)-206(proven\347alisch)-207(hei\337t,)-214(in)-207(Erinnerung)-206(an)-206(jene)-206(Zeit,)-215(wo)-206(es)-206(hier)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-250(geheuer)-250(war,)-250(zu)-250(reisen.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Die)-228(Frau)-228(F\366rsterin)-228(schien)-228(sichtlich)-227(erfreut,)-233(sich)-228(wieder)-227(einmal)]TJ -11.956 -13.55 Td [(aussprechen)-261(zu)-261(k\366nnen,)-263(und)-261(gab)-261(uns,)-263(w\344hrend)-261(wir)-260(fr\374hst\374ckten,)]TJ 0 -13.549 Td [(genaue)-159(Auskunft)-158(\374ber)-159(die)-158(Gegend.)-220(Sie)-158(zeigte)-159(uns)-158(auch)-159(in)-158(\366stlicher)]TJ 0 -13.549 Td [(Richtung)-297(ein)-296(St\374ck)-297(der)-296(r\366mischen)-297(Stra\337e,)-308(die)-297(man)-296(von)-297(hier)-296(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-266(eine)-266(l\344ngere)-265(Strecke)-266(hin)-266(\374berblicken)-266(kann.)-297(Rom)-266(mit)-265(Gallien)]TJ 0 -13.549 Td [(verbindend,)-187(endete)-171(sie)-171(in)-171(Arelate,)-187(dem)-171(heutigen)-171(Arles,)-186(von)-171(wo)-171(die)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(via)-272(Domitia)]TJ/F16 10.9091 Tf 52.061 0 Td [(\253)-272(nach)-273(Spanien)-272(f\374hrte.)-317(Zwei)-272(r\366mische)-272(Stra\337en,)-278(die)]TJ -57.516 -13.55 Td [(als)-324(aurelianische)-324(bezeichnet)-324(wurden,)-343(f\374hrten)-324(durch)-324(das)-324(Esterel.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-435(\344ltere)-435(folgte)-435(von)-435(Cannes)-435(aus)-435(der)-435(K\374ste)-435(und)-435(erst)-435(vor)-435(der)]TJ 0 -13.549 Td [(s\374dlichsten)-312(Felsengruppe)-312(des)-312(Esterel)-313(drang)-312(sie)-312(landeinw\344rts,)-327(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-283(Thal,)-291(um)-282(in)-283(westlicher)-282(Richtung)-283(Fr\351jus)-283(zu)-282(erreichen.)-348(Sp\344ter)]TJ 0 -13.549 Td [(legten)-282(die)-283(R\366mer)-282(die)-283(zweite)-282(Stra\337e)-283(an,)-290(die,)-291(in)-282(gerader)-282(Richtung)]TJ 0 -13.55 Td [(\374ber)-322(die)-322(Berge)-321(laufend,)-340(ungef\344hr)-322(der)-322(heutigen)-322(zwischen)-321(Fr\351jus)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-243(Cannes)-243(entspricht)-243(und)-243(von)-243(der)-243(wir)-243(hier)-243(ein)-243(St\374ck)-243(vor)-242(Augen)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(hatten.)-261(In)-254(einer)-253(verborgenen)-254(Schlucht)-254(unfern)-253(derselben)-254(liegen)-253(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Malpay)-320(noch)-320(Porphyrs\344ulen)-320(aus)-319(alter)-320(Zeit,)-338(unvollendete)-319(Arbeit)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-331(R\366mer.)-494(Der)-331(violettrothe)-331(Stein)-332(hat)-331(sich)-331(seitdem)-331(freilich)-331(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(einer)-225(dicken)-225(schwarzen)-225(Kruste)-224(bedeckt.)-242(An)-225(die)-225(Benennung)-224(jener)]TJ 0 -13.55 Td [(r\366mischen)-328(Stra\337en)-328(erinnern)-329(hier)-328(noch)-328(die)-328(Namen)-328(der)-328(Ufer)-328(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Berge.)-341(Dort,)-288(wo)-280(die)-280(\344ltere)-280(der)-281(beiden)-280(Stra\337en)-280(das)-280(Meer)-280(verlie\337,)]TJ 0 -13.549 Td [(hei\337t)-314(immer)-314(noch)-314(das)-313(Ufer)-314(\273Plage)-314(d'Aurel\253,)-330(und)-314(\273Pic)-313(d'Aurel\253)]TJ 0 -13.549 Td [(hei\337en)-181(die)-181(Porphyrmassen,)-195(denen)-181(sie)-181(dann)-181(folgte.)-227(Dieses)-180(Gebirge)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-342(sp\344ter)-341(von)-342(aller)-342(Cultur)-341(so)-342(abgeschnitten,)-365(neuen)-341(Einfl\374ssen)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-335(entzogen,)-355(da\337)-335(das)-334(Volk)-335(bis)-335(auf)-334(den)-335(heutigen)-334(Tag)-335(eine)-334(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(benutzte)-250(Strecke)-250(der)-250(\344lteren)-250(Stra\337e)-250(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 160.255 0 Td [(lou)-250(camin)-250(Aurelian)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.24 0 Td [(\253)-250(nennt.)]TJ -232.539 -18.459 Td [(Man)-252(verl\344\337t)-252(in)-252(Malpay)-252(die)-252(breite)-252(Stra\337e)-252(und)-252(folgt)-252(in)-252(\366stlicher)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Richtung)-603(dem)-604(Fu\337weg,)-691(der)-604(in)-603(zahlreichen)-603(Windungen)-603(am)]TJ 0 -13.549 Td [(s\374dlichen)-420(Abhang)-420(des)-420(Mont)-420(Vinaigre)-420(aufw\344rts)-420(steigt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 252.419 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.037 0 Td [(Wie)]TJ -262.456 -13.549 Td [(kommt)-245(der)-245(Berg)-244(zu)-245(seinem)-245(merkw\374rdigen)-245(Namen?)-248(Es)-490(hei\337t)-244(der)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([136])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.023 -13.549 Td [(saure)-318(Wein,)-335(der)-318(an)-318(seinen)-318(Flanken)-318(wuchs,)-335(h\344tte)-318(ihm)-318(denselben)]TJ 0 -13.55 Td [(verschafft.)-363(Spuren)-288(einstiger)-288(Weincultur)-288(sind)-288(freilich)-288(nicht)-287(mehr)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-281(entdecken,)-288(hingegen)-281(tritt)-281(man)-280(am)-281(Abhang)-281(in)-281(die)-280(herrlichsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Maquis)-305(ein.)-413(Baumartige)-305(Heide,)-318(Ginster,)-318(Pistacien,)-318(Euphorbien,)]TJ 0 -13.549 Td [(Asphodelen,)-461(sie)-419(alle)-419(bl\374hen)-419(zu)-419(gleicher)-419(Zeit)-419(und)-418(erf\374llen)-419(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Luft)-352(mit)-352(w\374rzigem)-352(Duft.)-555(Denn)-352(er)-352(ist)-352(kurz,)-377(der)-352(proven\347alische)]TJ 0 -13.55 Td [(Fr\374hling,)-248(und)-247(die)-248(Pflanzen)-247(m\374ssen)-248(sich)-247(beeilen,)-248(bevor)-248(die)-247(D\374rre)]TJ 0 -13.549 Td [(naht;)-576(es)-468(ist)-467(als)-468(wenn)-467(die)-468(Nat)1(ur)-468(ein)-467(Fr\374hlingsfest)-468(hier)-467(feiern)]TJ 0 -13.549 Td [(wollte,)-273(und)-268(unbewu\337t)-269(dringt)-268(etwas)-269(von)-268(diesem)-269(Fr\374hling)-268(auch)-268(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-352(Seele)-352(des)-352(Wandrers)-352(ein.)-556(Er)-352(vergi\337t)-352(alles)-352(Vergangene,)-377(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(ist,)-319(als)-305(k\366nne)-305(er)-305(das)-305(Leben)-305(von)-305(Neuem)-305(beginnen.)-415(Warum)-305(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht?)-247(Ist)-241(doch)-240(die)-241(Welt)-241(so)-241(alt)-241(und)-240(erwacht)-241(sie)-241(dennoch)-241(in)-240(jedem)]TJ 0 -13.55 Td [(Fr\374hjahr)-218(zu)-219(neuem)-218(Leben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 116.705 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.838 0 Td [(Was)-218(duften)-219(nur)-218(die)-219(Heiden)-218(so)-219(sch\366n)]TJ -124.543 -13.549 Td [(nach)-236(bittren)-236(Mandeln?)-245(Jeder)-236(Windhauch)-236(tr\344gt)-236(uns)-236(ganze)-235(Fluthen)]TJ 0 -13.549 Td [(dieses)-476(Aromas)-476(entgegen.)-927(Dieser)-476(Duft)-476(war)-476(uns)-476(fr\374her)-475(kaum)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgefallen,)-255(doch)-255(eine)-254(gleiche)-254(F\374lle)-254(von)-255(Ericabl\374then)-254(hatten)-254(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-321(noch)-322(nie)-321(gesehen.)-464(Ein)-322(s\374\337er)-321(Honiggeruch)-322(erf\374llt)-321(jetzt)-321(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Luft:)-283(eine)-267(unscheinbare)-266(kleine)-267(Wolfsmilch)-267(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 194.081 0 Td [(Euphorbia)-267(spinosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 82.916 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(ist)-463(es,)-516(die)-463(ihn)-464(verbreitet.)-889(Ihr)-463(fehlen)-463(auff\344llige)-463(Bl\374then,)-516(und)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(136)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(da)-449(mu\337)-449(sie)-449(sich)-449(besonders)-449(bem\374hen,)-499(um)-448(in)-449(so)-449(farbenreicher)]TJ 0 -13.549 Td [(Umgebung)-481(nicht)-481(unbeachtet)-481(zu)-482(bleiben.)-943(Sie)-481(wird)-481(auch)-481(von)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreichen)-256(Bienen)-255(besucht,)-257(w\344hrend)-256(die)-256(bunten)-255(Schmetterlinge)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-495(andere)-495(pr\344chtigere)-495(Bl\374then)-496(flattern.)-985(Hier)-495(lohnt)-495(es)-495(sich,)]TJ 0 -13.55 Td [(Biene)-476(und)-476(Schmetterling)-476(zu)-475(sein!)-928(Aus)-476(dieser)-475(Bl\374thenmasse)]TJ 0 -13.549 Td [(ragen)-398(dunkle)-399(Erdbeerb\344ume,)-435(zwerghafte)-399(Kiefern,)-435(immergr\374ne)]TJ 0 -13.549 Td [(Eichen,)-392(stachelige)-363(Wachholderstr\344ucher)-364(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 185.781 0 Td [(Juniperus)-364(oxycedrus)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.216 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(hervor.)-249(Und)-248(wo)-248(ein)-248(noch)-247(so)-248(kleiner)-248(Platz)-248(unbesetzt)-248(geblieben)-247(an)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-299(reichen)-299(Tafel)-299(der)-300(Natur,)-311(da)-299(dr\344ngen)-299(sich)-299(die)-299(Asphodelen)]TJ 0 -13.55 Td [(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 3.633 0 Td [(Asphodelus)-189(cerasifer)]TJ/F16 10.9091 Tf 91.15 0 Td [(\051)-189(mit)-190(ihren)-189(wei\337en)-190(Bl\374thenrispen)-189(ein.)-230(Auch)]TJ -94.783 -13.549 Td [(sie)-373(wollen)-372(ihren)-373(Antheil)-373(an)-372(Licht)-373(und)-373(W\344rme)-372(haben,)-404(an)-372(jener)]TJ 0 -13.549 Td [(Nahrung,)-250(die)-250(hier)-250(in)-250(solchem)-250(Ueberma\337)-250(gespendet)-250(wird.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Wir)-535(steigen)-534(nur)-535(langsam)-534(in)-535(die)-535(H\366he,)-605(bleiben)-535(vor)-535(jeder)]TJ -11.955 -13.549 Td [(einzelnen)-325(Bl\374the)-325(stehen,)-344(belauschen)-325(die)-325(Bienen)-325(bei)-324(der)-325(Arbeit.)]TJ 9.41 -13.549 Td [(Erst)-454(nach)-454(einer)-455(Stunde)-454(sind)-454(wir)-454(oben;)-556(da)-454(liegt)-455(eine)-454(ganze)]TJ/F16 7.9701 Tf -82.166 0 Td [([137])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.55 Td [(Welt)-355(zu)-354(unseren)-355(F\374\337en.)-564(Vor)-355(uns)-355(das)-354(gr\374ne)-355(Esterel)-355(mit)-354(seinen)]TJ 0 -13.549 Td [(tief)-301(eingeschnittenen)-302(Th\344lern)-301(und)-301(seinen)-302(steilen)-301(H\366hen,)-314(wo)-301(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-217(Laub)-217(der)-217(B\344ume)-216(die)-217(zackigen)-217(Porphyrfelsen)-217(in)-217(den)-216(Himmel)]TJ 0 -13.549 Td [(ragen.)-615(Im)-372(Westen)-372(die)-372(Ebene)-371(von)-372(Fr\351jus)-372(von)-372(ihrem)-371(Silberflu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(durchstr\366mt;)-279(\374ber)-270(di)1(eser)-270(das)-269(Maurengebirge)-270(mit)-269(seinen)-269(dunklen)]TJ 0 -13.55 Td [(W\344ldern,)-416(und)-383(dann)-383(alle)-383(Buchten)-383(der)-383(K\374ste,)-416(weit)-383(hin)-383(bis)-382(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-388(Tropez.)-665(Im)-388(Norden)-388(die)-388(Kalkalpen)-389(in)-388(perlgrauem)-388(Ton;)-457(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Osten)-270(die)-269(Seealpen)-270(mit)-269(schneebedeckten)-270(H\344uptern;)-279(davor)-269(\374ppig)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\374nes)-335(Land,)-356(mit)-335(leuchtenden)-335(St\344dten)-335(und)-335(D\366rfern)-335(und)-335(wieder)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-374(K\374ste,)-404(erst)-374(bei)-374(Bordighera)-374(in)-373(duftigen)-374(Nebel)-374(sich)-373(h\374llend.)]TJ 0 -13.55 Td [(Ganz)-530(in)-530(der)-529(N\344he)-530(Cannes,)-600(vor)-529(ihm)-530(die)-530(Inseln)-530(von)-529(Lerins;)]TJ 0 -13.549 Td [(weit)-464(vorspringend)-463(in)-463(die)-464(See)-463(das)-464(schmale)-463(Cap)-464(von)-463(Antibes;)]TJ 0 -13.549 Td [(endlich)-221(im)-222(S\374den,)-227(scheinbar)-221(dem)-222(Himmel)-221(entgegenstrebend,)-227(das)]TJ 0 -13.549 Td [(unbegrenzte)-250(Meer.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Heute)-390(war)-391(es)-390(hier)-390(oben)-391(so)-390(windstill,)-426(da\337)-390(auch)-390(die)-391(einsame)]TJ -11.955 -13.549 Td [(Korkeiche,)-569(die)-505(am)-504(Gipfel)-505(steht,)-569(sich)-505(in)-505(der)-505(Sonne)]TJ/F32 10.9091 Tf 244.259 0 Td [(w\344rmen)]TJ/F16 10.9091 Tf -244.259 -13.549 Td [(konnte.)-534(Auch)-344(sie,)-369(die)-344(bedauernswerthe,)-368(war)-345(ihrer)-344(sch\374tzenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Korkh\374lle)-181(beraubt)-180(worden.)-227(Zum)-181(gro\337en)-181(Theil)-180(entbl\366\337t,)-195(mu\337te)-180(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-198(schlimmen)-197(Tagen)-197(dem)-198(Mistral)-197(hier)-198(trotzen.)-232(In)-198(dem)-197(friedlichen)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Bilde,)-290(das)-283(uns)-282(umgab,)-290(st\366rte)-282(diese)-283(nackte)-282(Eiche)-282(wie)-282(ein)-282(Mi\337ton)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(Harmonie.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Der)-326(Weg,)-346(den)-326(wir)-326(bei)-326(Malpay)-326(verlassen)-327(hatten,)-345(setzt)-326(sich)-326(in)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gerader)-234(Richtung)-234(am)-234(Fu\337e)-234(des)-234(Mont)-234(Vinaigre)-234(fort)-234(und)-234(trifft)-233(bald)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-344(die)-345(gro\337e)-344(Stra\337e)-344(von)-345(Fr\351jus)-344(und)-344(Cannes.)-533(Folgt)-345(man)-344(ihr)-344(in)]TJ 0 -13.549 Td [(\366stlicher)-285(Richtung,)-293(so)-284(gelangt)-285(man)-284(bald)-285(zu)-284(einer)-284(H\344usergruppe,)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-479(Auberge)-480(des)-479(Adrets)-480(und)-479(dem)-479(Gensdarmerieposten.)-938(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Name,)-200(den)-187(das)-187(Wirthshaus)-187(f\374hrt,)-199(war)-187(in)-187(Paris)-187(einst)-187(in)-187(Jedermanns)]TJ 0 -13.549 Td [(Mund,)-606(als)-534(der)-535(ber\374hmte)-534(Schauspieler)-535(Fr\351deric)-534(Lama\356tre)-534(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Ambigu-Theater)-227(die)-226(Hauptrolle)-227(in)-227(einem)-226(Schauerdrama)-227(gab,)-231(das)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-276(einer)-276(\273Auberge)-277(des)-276(Adrets\253)-276(spielte.)-329(Das)-276(war)-276(in)-276(den)-276(vierziger)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahren,)-557(und)-495(alle)-496(sensationsbed\374rftigen)-495(Besucher)-496(von)-495(Cannes)]TJ 0 -13.549 Td [(machten)-299(Ausfl\374ge)-299(ins)-298(Esterel,)-311(um)-299(in)-299(der)-299(\273Auberge)-299(des)-298(Adrets\253)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-256(R\344ume)-255(zu)-256(sehen,)-257(in)-256(denen)-512(ein)-255(Herr)-256(Germeuil)-256(ermordet)-255(oder)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([138])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(vielmehr)]TJ/F32 10.9091 Tf 42.626 0 Td [(nicht)]TJ/F16 10.9091 Tf 26.917 0 Td [(ermordet)-352(worden)-353(war.)-557(Denn)-352(abgesehen)-353(davon,)]TJ -69.543 -13.549 Td [(ob)-437(die)-437(ganze)-437(Geschichte)-437(sich)-437(jemals)-437(zugetragen,)-484(oder)-437(ob)-437(sie)]TJ 0 -13.55 Td [(nur)-359(erfunden)-359(war,)-386(handelte)-359(es)-359(sich)-359(thats\344chlich)-359(in)-359(dem)-359(Drama)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-330(um)-331(diese,)-350(sondern,)-351(wie)-330(das)-330(Textbuch)-331(deutlich)-330(angab,)-350(um)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-390(Herberge)-390(gleichen)-391(Namens)-390(auf)-390(dem)-390(Wege)-390(von)-390(Grenoble)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-253(Chamb\351ry.)]TJ/F30 10.9091 Tf 74.367 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.217 0 Td [(Unter)-253(den)-253(Besuchern,)-255(die)-253(in)-253(fr\366hlicher)-253(Laune)]TJ -82.584 -13.549 Td [(von)-275(Cannes)-275(aus)-275(hierher)-275(gekommen)-275(waren,)-281(befand)-275(sich)-275(im)-274(Jahre)]TJ 0 -13.55 Td [(1868)-398(auch)-398(Georges)-398(Sand.)-694(Die)-398(Bewohner)-398(des)-398(Hauses)-398(wurden)]TJ 0 -13.549 Td [(damals)-329(schon)-329(sehr)-329(ungehalten,)-349(wenn)-329(man)-329(sie)-329(\374ber)-328(jenen)-329(Herrn)]TJ 0 -13.549 Td [(Germeuil)-273(ausfragen)-273(wollte;)-285(sie)-273(glaubten,)-278(man)-273(bezichtige)-273(sie)-273(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Mordes.)-220(Richtig)-159(ist,)-178(da\337)-159(vor)-160(Jahren)-159(die)-160(Gegend)-159(um)-160(jene)-159(\273Auberge)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-368(Adrets\253)-368(besonders)-369(ber\374chtigt)-368(war.)-604(In)-368(den)-368(unzug\344nglichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Th\344lern)-237(und)-238(Schluchten)-237(des)-237(Esterel)-238(suchten)-237(alle)-237(jene)-237(Verbrecher)]TJ 0 -13.55 Td [(ihre)-429(Zuflucht,)-474(denen)-430(es)-429(gelungen)-429(war,)-475(aus)-429(den)-429(Galeeren)-429(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Toulon)-409(zu)-409(entfliehen.)-727(Sie)-409(pflegten)-409(die)-409(Reisenden)-409(unfern)-408(von)]TJ 0 -13.549 Td [(diesem)-421(Wirthshaus)-421(anzufallen,)-463(an)-421(einer)-421(Stell)1(e,)-464(wo)-421(die)-420(Stra\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-212(angrenzenden)-212(H\366hen)-212(beherrscht)-211(ist.)-238(\273Als)-212(wir)-211(vorbeifuhren,\253)]TJ 0 -13.549 Td [(schreibt)-342(Horace)-342(Benedict)-342(de)-342(Saussure,)-365(\273zeigte)-342(uns)-342(der)-341(Courier)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-326(Rom,)-345(der)-326(mit)-326(uns)-326(reiste,)-345(einen)-326(zertr\374mmerten)-325(Reisekoffer,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-305(noch)-305(am)-305(Wege)-305(lag)-305(und)-305(einem)-305(Courier)-306(geh\366rt)-305(hatte,)-318(der)-305(vor)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(138)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(einigen)-442(Tagen)-441(ausgepl\374ndert)-442(worden)-442(war.\253)-441(Als)-442(hingegen)-441(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Erlanger)-446(Professor)-446(der)-446(Naturwissenschaften)-446(Gotthilf)-446(Heinrich)]TJ 0 -13.549 Td [(Schubert)-502(1822)-501(\273mit)-501(der)-502(Hausfrau,)-564(die,)-565(wie)-501(gew\366hnlich,)-564(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Haushofmeister)-340(und)-340(Adjutant,)-362(ihren)-340(alten)-340(Tr\344umer)-340(begleitete\253,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-301(n\344mliche)-301(Stelle)-302(\374berschritt,)-314(hatten)-301(sich)-301(die)-301(Zust\344nde)-301(bereits)]TJ 0 -13.549 Td [(ge\344ndert.)-1180(In)-560(dem)-560(Wirthshaus)-560(war)-560(ein)-560(Gensdarmerieposten)]TJ 0 -13.549 Td [(errichtet.)-470(Doch)-323(fand)-324(er)-323(dort)-323(nur)-324(eine)-323(alte)-323(Frau)-324(und)-323(zwei)-323(kleine)]TJ 0 -13.549 Td [(Kinder)-283(vor.)-348(W\344hrend)-283(die)-283(Reisenden)-282(sich)-283(st\344rkten,)-291(kam)-283(die)-282(Alte)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-366(die)-366(verschollenen)-365(R\344ubergeschichten)-366(zu)-366(sprechen.)-597(\273Wenn)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-398(so)-398(ein)-398(R\344uber)-398(doch)-398(hier)-398(wieder)-398(sehen)-398(lie\337e,\253)-398(meinte)-397(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Frau,)-222(\273damit)-216(unsere)-215(Gensdarmen)-215(zeigen)-215(k\366nnen,)-223(da\337)-215(sie)-215(ihr)-215(Brot)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-170(umsonst)-170(essen.\253)]TJ/F30 10.9091 Tf 95.565 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.31 0 Td [(Seitdem)-170(die)-170(Eisenbahn)-170(Fr\351jus)-170(mit)-170(Cannes)]TJ -102.875 -13.549 Td [(verbindet,)-233(ist)-229(diese)-229(Stra\337e)-229(wie)-229(ausgestorben,)-233(und)-229(R\344uber)-229(w\374rden)]TJ 0 -13.549 Td [(ihr)-188(Auskommen)-377(da)-188(nicht)-188(mehr)-188(finden.)-230(Das)-188(Wirthshaus)-188(zeigt)-188(aber)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([139])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(noch)-357(deutlich)-356(an,)-384(da\337)-356(es)-357(einst)-356(darauf)-357(eingerichtet)-357(war,)-383(sich)-356(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(vertheidigen.)-477(Die)-326(Mauern)-326(sind)-325(ungew\366hnlich)-326(dick,)-345(die)-325(Fenster)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-405(unteren)-405(Stockwerks)-406(mit)-405(eisernem)-405(Gitter)-405(versehen.)-715(Durch)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-421(Oeffnung)-421(in)-421(der)-420(eichenen)-421(Th\374r)-421(wurde)-421(der)-421(Reisende)-420(erst)]TJ 0 -13.549 Td [(genau)-222(betrachtet,)-228(bevor)-222(er)-222(Einla\337)-222(erhielt,)-227(schr\344ge)-222(Schie\337scharten)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-301(den)-301(W\344nden)-301(sind)-302(gegen)-301(die)-301(Th\374r)-301(gerichtet:)-352(das)-301(Haus)-301(gleicht)]TJ 0 -13.549 Td [(einer)-282(Festung,)-290(die)-281(nur)-282(durch)-282(regelrechte)-282(Belagerung)-281(genommen)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-411(konnte.)-733(Jetzt)-412(steht)-411(seine)-411(Th\374r)-411(weit)-411(offen,)-451(und)-411(kleine)]TJ 0 -13.549 Td [(Kinder)-250(spielen)-250(vor)-250(dem)-250(Hause.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Wir)-274(kehrten)-274(nach)-274(Malpay)-275(zur\374ck)-274(und)-274(w\344hlten)-274(von)-274(dort)-274(einen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Weg,)-340(der)-322(in)-322(s\374d\366stlicher)-323(Richtung)-322(uns)-322(nach)-322(Agay)-322(f\374hrte.)-466(Bald)]TJ 0 -13.549 Td [(waren)-443(wir)-442(in)-443(den)]TJ/F31 10.9091 Tf 84.747 0 Td [(Vallon)-443(de)-442(la)-443(Cabre)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.467 0 Td [(gelangt.)-828(Dort)-442(breitete)]TJ -179.214 -13.549 Td [(\374berall)-575(am)-576(Abhang)-575(der)-576(lorbeerartige)-575(Schneeball)-575(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 236.994 0 Td [(Viburnum)]TJ -236.994 -13.55 Td [(Tinus)]TJ/F16 10.9091 Tf 24.251 0 Td [(\051)-326(seine)-325(wei\337en)-326(Bl\374thendolden)-325(aus.)-477(Bis)-325(auf)-326(die)-325(betretenen)]TJ -24.251 -13.549 Td [(Wege)-477(wagten)-477(sich)-478(die)-477(blauen)-477(Schwertlilien)-477(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 209.981 0 Td [(Iris)-477(germanica)]TJ/F16 10.9091 Tf 67.016 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(hervor.)-763(Die)-421(Dichternarcisse)-421(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 135.952 0 Td [(Narcissus)-421(po\353ticus)]TJ/F16 10.9091 Tf 83.99 0 Td [(\051)-421(schaute)-421(uns)]TJ -219.942 -13.549 Td [(aus)-600(dem)-600(Geb\374sch)-600(mit)-600(ihren)-600(leuchtenden)-600(Blumenaugen)-600(an.)]TJ 0 -13.549 Td [(Hochstengelige)-398(Tulpen)-397(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 111.076 0 Td [(Tulipa)-398(Celsiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.624 0 Td [(\051)-397(gr\374\337ten)-398(uns)-397(aus)-398(der)]TJ -182.7 -13.55 Td [(Ferne)-253(mit)-254(ihren)-253(gelben)-253(Bl\374then.)-260(Die)-253(violetten)-253(Bl\374thenst\344nde)-253(der)]TJ 0 -13.549 Td [(doldenbl\374thigen)-210(Schleifenblume)-210(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 147.597 0 Td [(Iberis)-210(umbellata)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.376 0 Td [(\051)-210(\374berraschten)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(uns)-336(durch)-335(ihre)-336(Pracht;)-378(hatten)-336(wir)-336(doch)-335(dieses)-336(sch\366ne)-335(Gew\344chs)]TJ 0 -13.549 Td [(bisher)-159(nur)-158(in)-159(G\344rten)-159(gesehen.)-219(Bald)-159(war)-159(in)-158(unseren)-159(H\344nden)]TJ/F31 10.9091 Tf 248.514 0 Td [(Ophrys)]TJ -248.514 -13.549 Td [(aranifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 41.215 0 Td [(,)-337(die)-319(merkw\374rdige)-319(Orchidee,)-337(mit)-319(ihren)-319(spinnenartigen)]TJ -41.215 -13.549 Td [(Bl\374then,)-180(und)-162(zu)-163(dieser)-162(konnten)-163(wir)-162(dann)-163(auch)-162(ihre)-162(bienen\344hnliche)]TJ 0 -13.55 Td [(Schwester)-294(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 51.679 0 Td [(Ophrys)-294(apifera)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.841 0 Td [(\051)-294(gesellen.)-383(Am)-294(meisten)-294(aber)-294(erfreute)]TJ -118.52 -13.549 Td [(uns)-316(das)-316(seltene)]TJ/F31 10.9091 Tf 70.326 0 Td [(Limodorum)-316(abortivum)]TJ/F16 10.9091 Tf 99.206 0 Td [(,)-332(eine)-316(blattlose)-316(Orchidee,)]TJ -169.532 -13.549 Td [(die)-254(in)-254(allen)-254(Theilen)-254(hellviolett)-254(gef\344rbt,)-255(auch)-254(hellviolette)-253(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(tr\344gt.)-593(So)-364(wandelten)-365(wir)-364(im)-364(Thale)-365(mit)-364(gro\337en)-364(Blumenstr\344u\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-594(den)-594(H\344nden.)-1282(Da)-594(pl\366tzlich)-594(tauchte)-594(vor)-594(uns)-594(ein)-594(gro\337er)]TJ 0 -13.55 Td [(Porphyrblock)-476(auf.)-927(Er)-475(steht)-476(auf)-476(schwachen)-475(F\374\337en)-476(und)-475(neigt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-290(\374ber)-289(den)-289(Bach,)-300(als)-289(wollte)-290(er)-289(st\374rzen.)-369(Das)-289(Volk)-290(hat)-289(ihn)-289(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Taubenschlag,)-353(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 72.625 0 Td [(Pigeonnier)]TJ/F16 10.9091 Tf 48.48 0 Td [(\253,)-353(genannt.)-498(Dann)-333(f\374hrte)-333(unser)-332(Weg)]TJ -121.105 -13.549 Td [(weiter)-388(an)-388(anderen)-389(phantastischen)-388(Felsen)-388(vorbei;)-457(oft)-776(schienen)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([140])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(sie)-440(das)-439(Thal)-440(zu)-440(versperren)-439(und)-440(traten)-440(erst)-439(weit)-440(im)-439(Halbkreis)]TJ 0 -13.55 Td [(auseinander,)-254(als)-253(wir)-253(den)-253(Flu\337)-254(von)-253(Agay)-253(erreichten.)-259(Dem)-253(folgten)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-236(bis)-235(an)-236(das)-235(Meer.)-246(Zackig)-235(zerrissen,)-239(in)-235(rothem)-236(Lichte)-235(gl\374hend,)]TJ 0 -13.549 Td [(schaut)-254(dort)-254(das)-253(Castel)-254(d'Agay)-254(in)-254(die)-254(See)-253(hinab.)-262(Wie)-254(Z\344hne)-253(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(Riesens\344ge)-279(ragen)-279(in)-279(langgedehnter)-279(Reihe)-279(die)-279(steinernen)-279(Zacken)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-230(den)-230(Himmel)-230(vor.)-243(Wir)-230(rasteten)-230(an)-230(der)-230(lieblichen)-230(Bucht)-229(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Agay,)-257(die)-255(der)-255(rothe)-255(Porphyr)-255(in)-255(einen)-256(farbigen)-255(Rahmen)-255(fa\337t.)-265(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-228(hier)-228(zehn)-228(Kilometer)-228(von)-228(St.)-227(Rapha\353l)-228(entfernt,)-233(an)-228(der)-227(Station)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-270(Mittelmeerbahn,)-276(die)-270(dem)-271(Seestrande)-270(folgt,)-276(um)-270(dem)-270(Gebirge)]TJ 0 -13.549 Td [(auszuweichen.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Unfern)-381(von)-381(Agay,)-414(am)-381(Wege)-381(nach)-381(St.)-381(Rapha\353l,)-414(wird)-381(blauer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Porphyr)-315(gebrochen.)-444(Gro\337e)-314(Bl\366cke)-315(sprengt)-315(man)-314(aus)-315(dem)-314(Berge)]TJ 0 -13.549 Td [(heraus,)-600(schneidet)-531(sie)-530(in)-530(Platten)-531(und)-530(W\374rfel)-530(und)-530(verwerthet)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-493(Rest)-493(f\374r)-493(Stra\337enbau.)-979(Der)-493(ganze)-493(Strand)-493(ist)-493(mit)-492(blauem)]TJ 0 -13.55 Td [(Porphyr)-633(bedeckt,)-730(und)-633(zahlreiche)-634(Arbeiter)-633(sind)-633(besch\344ftigt,)]TJ 0 -13.549 Td [(ihn)-695(auf)-695(Schiffe)-695(zu)-695(laden.)-1585(Der)-695(Porphyr)-695(des)-695(Esterel)-695(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-610(Quarzporphyr,)-700(der)-611(in)-610(dichter,)-700(mit)-610(blo\337em)-610(Auge)-610(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(unterscheidbarer)-558(Grundmasse,)-635(die)-558(aus)-558(Quarz)-558(und)-557(Feldspath)]TJ 0 -13.549 Td [(besteht,)-472(Krystalle)-427(oder)-428(crystallinische)-427(K\366rner)-428(aus)-427(Quarz)-427(oder)]TJ 0 -13.55 Td [(Feldspath)-566(f\374hrt.)-1197(Der)-566(Feldspath)-565(ist)-566(meist)-566(fleischroth,)-644(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-293(die)-292(rothe)-293(F\344rbung)-292(des)-293(ganzen)-292(Gesteins)-293(vornehmlich)-292(durch)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(140)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Eisenoxyd)-323(bedingt,)-341(das)-322(als)-323(ein)-323(feiner)-322(Staub)-323(in)-323(der)-322(Grundmasse)]TJ 0 -13.549 Td [(vertheilt)-309(ist.)-427(In)-309(den)-309(blauen)-309(und)-309(andern)-309(hellgef\344rbten)-309(Porphyren)]TJ 0 -13.549 Td [(tritt)-225(das)-225(Eisenoxyd)-225(gegen)-226(Eisenoxydulverbindungen)-225(zur\374ck.)-241(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(blaue)-342(Porphyr)-343(wird)-342(f\374r)-342(Stra\337enbauten)-343(besonders)-342(gesch\344tzt)-342(und)]TJ 0 -13.55 Td [(seine)-426(Gewinnung)-425(hier)-426(in)-426(gro\337em)-425(Ma\337stab)-426(betrieben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 249.325 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.098 0 Td [(Dem)]TJ -259.423 -13.549 Td [(Steinbruch)-488(gegen\374ber)-489(springt)-488(eine)-489(Landzunge,)-548(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 225.127 0 Td [(Le)-488(Piton)-489(de)]TJ -225.127 -13.549 Td [(Dramont)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.393 0 Td [(\253,)-315(vor)-302(in)-302(die)-302(See)-302(und)-302(tr\344gt)-302(auf)-302(steil)-302(abfallenden)-302(Felsen)]TJ -39.393 -13.549 Td [(einen)-306(hohen)-307(Leuchtthurm.)-419(Er)-306(warnt)-306(den)-307(Schiffer)-306(schon)-306(aus)-306(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Ferne)-316(vor)-316(der)-316(Gefahr,)-332(die)-316(ihn)-316(an)-316(dieser)-316(felsigen)-316(K\374ste)-315(bedroht.)]TJ 0 -13.55 Td [(Die)-342(Bucht)-342(von)-341(Agay,)-365(die)-342(bei)-342(ruhigem)-341(Wetter)-342(still)-342(ist)-342(und)-341(leer,)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374llt)-257(sich)-258(bei)-257(st\374rmischer)-258(See)-257(oft)-257(mit)-258(vielen)-257(Schiffen.)-272(Sie)-257(warten)]TJ 0 -13.549 Td [(hier,)-240(im)-238(sicheren)-238(Schutze)-238(der)-237(Berge,)-241(auf)-237(g\374nstigeres)-238(Wetter,)-240(und)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-211(zur)-210(r\366mischen)-211(Zeit)-210(hat)-211(der)-211(Agathon)-210(Portus)-211(manches)-210(Schiff)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-250(Untergang)-250(gerettet.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([141])]TJ/F16 10.9091 Tf 211.93 -16.004 Td [(VI.)]TJ -127.219 -16.004 Td [(Als)-667(ein)-666(Wunder)-667(des)-667(Esterels)-666(gilt)-667(das)-667(Malinfernet,)-770(ein)]TJ -11.956 -13.55 Td [(versteinertes)-350(Felsenm\344rchen.)-548(Eine)-350(Stra\337e)-350(f\374hrt)-349(jetzt)-350(von)-349(Agay)]TJ 0 -13.549 Td [(dahin,)-684(und)-597(drei)-597(Stunden)-597(Wagenfahrt)-597(gen\374gen,)-684(um)-597(es)-597(von)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-423(Rapha\353l)-423(zu)-423(erreichen.)-769(Wir)-423(ziehen)-423(die)-423(Fu\337wanderung)-423(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-271(brechen)-271(von)-271(le)-271(Trayas)-271(auf,)-276(wohin)-271(wir)-271(mit)-271(der)-271(Bahn)-271(in)-271(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(halben)-232(Stunde)-232(gelangen.)-244(Dort)-232(kreuzen)-232(wir)-232(sogleich)-232(die)-232(Schienen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-272(steigen)-273(am)-272(westlichen)-273(Abhang)-272(des)-272(vor)-273(uns)-272(sich)-272(erhebenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Berges)-182(in)-182(die)-182(H\366he.)-228(Wir)-182(wandern)-182(in)-182(Maquis,)-196(noch)-182(\374ppiger)-182(als)-182(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-191(an)-191(andern)-190(Stellen)-191(des)-191(Esterels)-191(gesehen.)-230(Vom)-191(s\374\337en)-190(Honigduft)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-415(Euphorbien)-414(sind)-415(wir)-415(fast)-414(bet\344ubt.)-744(Weite)-415(Fl\344chen)-414(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(gelb)-224(gef\344rbt)-223(von)-224(gro\337bl\374thigen)-224(Pfriemenstr\344uchern)-223(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 228.517 0 Td [(Calycotome)]TJ -228.517 -13.549 Td [(spinosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 33.338 0 Td [(\051.)-233(Cistusrosen)-198(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 65.603 0 Td [(Cistus)-198(albidus)]TJ/F16 10.9091 Tf 61.571 0 Td [(\051)-198(beginnen)-198(eben)-198(ihre)-198(gro\337en)]TJ -160.512 -13.55 Td [(rothen)-556(Bl\374then)-556(zu)-557(entfal)1(ten.)-1169(Zun\344chst)-556(sind)-556(sie)-556(zerknittert,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-465(wie)-464(sie)-465(es)-464(in)-465(dem)-464(engen)-465(Raum)-464(der)-465(Knospenh\374lle)-464(waren,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-329(breiten)-330(sie)-329(sich)-329(aus,)-349(verlieren)-329(bald)-330(alle)-329(Falten)-329(und)-329(locken)]TJ 0 -13.549 Td [(nun)-510(die)-510(Schmetterlinge)-510(durch)-511(ihren)-510(zarten)-510(Farbenreiz.)-1030(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(pfl\374cken)-365(keine)-365(dieser)-364(Bl\374then,)-394(da)-365(sie)-364(zu)-365(verg\344nglich)-365(sind,)-393(der)]TJ 0 -13.55 Td [(leiseste)-387(Windhauch)-386(tr\344gt)-387(ihre)-387(Kronenbl\344tter)-387(davon.)]TJ/F30 10.9091 Tf 237.641 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.673 0 Td [(Welche)]TJ -247.314 -13.549 Td [(F\374lle)-393(bunter)-392(Schmetterlinge)-392(belebt)-393(hier)-392(den)-393(Abhang.)-677(Bl\374then)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(141)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(und)-430(Schmetterlinge)-429(geh\366ren)-430(ja)-430(zusammen.)-789(Der)-430(sonst)-429(seltene)]TJ 0 -13.549 Td [(Falter)]TJ/F31 10.9091 Tf 30.517 0 Td [(Anthocharis)-464(Eupheno)]TJ/F16 10.9091 Tf 102.247 0 Td [(ist)-464(hier)-465(fast)-464(gemein.)-893(Er)-464(gleicht)]TJ -132.764 -13.549 Td [(unserem)-492(Aurorafalter,)-552(ist)-492(aber)-492(schwefelgelb,)-553(nicht)-492(wei\337)-491(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(jener.)-1128(Dieselben)-543(rothen)-543(Flecken)-543(zieren)-543(seine)-542(Vorderfl\374gel.)]TJ 0 -13.55 Td [(Unruhig)-422(und)-423(rasch)-422(fliegt)-423(er)-422(durch)-422(die)-423(L\374fte.)-767(Ebenso)-422(behend)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-259(der)-259(Osterluzeifalter)-258(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 104.196 0 Td [(Tha\357s)-259(Polyxena)]TJ/F16 10.9091 Tf 67.666 0 Td [(\051,)-261(dessen)-259(br\344unlich)-258(gelbe)]TJ -171.862 -13.549 Td [(Fl\374gel)-390(mit)-390(schwarzen)-389(Zacken)-390(sich)-390(umrandet)-390(zeigen)-390(und)-389(rothe)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-372(blaue)-371(Flecken)-372(tragen.)-614(Er)-372(gleicht)-371(einem)-372(Harlekin,)-402(so)-371(bunt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-526(befranzt)-526(ist)-525(seine)-526(Tracht.)-1077(Langsam)-526(schweben)-526(in)-525(allen)]TJ 0 -13.55 Td [(Richtungen)-153(die)-152(Segelfalter)-153(an)-152(uns)-153(vor\374ber.)]TJ/F30 10.9091 Tf 183.69 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.119 0 Td [(Bald)-153(haben)-152(wir)-153(einen)]TJ -190.809 -13.549 Td [(Kamm,)-358(den)-336(Col)-337(Lentisque)-336(erreicht,)-358(den)-336(zahlreiche)-336(Korkeichen)]TJ 0 -13.549 Td [(schm\374cken.)-669(Hier)-390(schneiden)-390(sich)-390(mehrere)-389(Wege.)-670(Wir)-389(w\344hlen)]TJ 0 -13.549 Td [(denjenigen,)-245(der)-244(zur)-244(Rechten)-244(abzweigt,)-245(\374berschreiten)-488(alsbald)-243(die)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([142])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Pa\337h\366he)-321(und)-322(beginnen)-321(in)-321(einem)-322(waldigen)-321(Thale,)-339(dem)-321(\273Ravin\253)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-218(Baches)-218(Escalle,)-225(der)-218(hier)-218(abw\344rts)-219(flie\337t,)-224(langsam)-218(abzusteigen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sch\366ne)-501(Stecheichen)-502(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 99.398 0 Td [(Ilex)-501(aquifolium)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.101 0 Td [(\051)-501(ragen)-501(stellenweise)-502(aus)]TJ -168.499 -13.549 Td [(dem)-247(\374ppigen)-248(Dickicht)-247(hervor.)-249(Es)-247(sind)-248(das)-247(hier)-247(stattliche)-247(B\344ume,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-288(wir)-288(sie)-288(in)-288(unseren)-288(W\344ldern)-288(nur)-288(in)-288(Strauchform)-287(finden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Da)-166(f\344llt)-165(uns)-166(dann)-166(wieder)-165(auf,)-183(was)-165(einst)-166(schon)-166(Chamisso)-165(bemerkte,)]TJ 0 -13.55 Td [(da\337)-269(die)-269(gl\344nzenden,)-274(lederartig)-269(starren)-269(Bl\344tter)-269(nur)-269(in)-268(den)-269(unteren)]TJ 0 -13.549 Td [(Theilen)-365(des)-365(Baumes)-365(mit)-364(scharfen)-365(Z\344hnen)-365(besetzt)-365(sind,)-394(an)-364(den)]TJ 0 -13.549 Td [(h\366her)-220(entspringenden)-220(Aesten)-219(aber)-220(einen)-220(fast)-220(glatten)-220(Rand)-219(haben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Nur)-463(an)-463(denjenigen)-463(Bl\344ttern,)-516(die)-463(von)-463(den)-463(weidenden)-463(Thieren)]TJ 0 -13.549 Td [(erreicht)-512(werden)-511(k\366nnen,)-577(bildet)-512(zum)-511(Schutz)-512(gegen)-511(dieselben)]TJ 0 -13.55 Td [(diese)-476(Pflanze)-476(Stacheln)-475(aus.)-927(Der)-476(Weg)-476(wendet)-476(sich)-475(pl\366tzlich)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-257(Westen,)-258(und)-257(ganz)-257(unvermittelt)-256(stehen)-257(wir)-257(am)-257(Ausgang)-256(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Malinfernet.)-232(Da)-196(ragen)-196(sie)-197(nun)-196(hervor)-196(aus)-196(dem)-196(dunklen)-197(Wald,)-206(alle)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-225(rothen)-225(Felsen)-224(hier)-225(in)-225(der)-225(Sonne)-224(gl\374hend,)-230(dort)-225(in)-225(den)-224(Schatten)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-467(Berge)-467(getaucht.)-901(Sie)-467(verschieben)-467(sich)-467(gegeneinander)-467(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(jedem)-283(Schritt,)-290(den)-283(wir)-282(vorw\344rts)-283(schreiten;)-298(die)-283(einen)-282(schwinden,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-351(andern)-351(treten)-350(hervor,)-376(fast)-351(endlos.)-552(Und)-351(der)-351(klare)-351(Bach,)-375(der)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-492(Thal)-491(durchstr\366mt,)-552(rauscht)-492(entweder)-492(stark,)-552(oder)-491(murmelt)]TJ 0 -13.549 Td [(schwach,)-473(oder)-428(donnert)-428(laut)-428(in)-427(Wasserf\344llen.)-784(Einmal)-428(verbirgt)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-389(sich)-389(ganz)-389(im)-389(gr\374nen)-389(Laub)-389(der)-389(B\344ume,)-424(dann)-389(tritt)-388(er)-389(wieder)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(142)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(weit)-337(sichtbar)-337(vor)-337(und)-337(spiegelt)-337(mit)-337(hellem)-337(Glanze)-337(den)-336(Himmel.)]TJ 0 -13.549 Td [(Und)-352(erst)-353(die)-352(Felsen!)-557(Hier)-353(glaubt)-352(man)-352(einen)-353(spitzen)-352(Thurm)-352(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sehen,)-349(wie)-329(den)-329(Thurm)-329(eines)-329(gothischen)-329(Domes,)-349(mit)-329(steinernen)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumen)-447(und)-447(Thieren)-447(und)-448(allerhand)-447(Schn\366rkeln)-447(verziert;)-545(dort)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-335(Burg)-334(mit)-335(ihren)-334(Schanzen)-335(und)-334(Zinnen,)-356(dort)-334(eine)-335(Orgel)-334(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(riesigen)-229(Pfeifen,)-233(hier)-230(einen)-229(schlanken)-229(Kegel,)-233(dort)-229(einen)-229(kantigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Crystall,)-440(hier)-402(wieder)-402(ein)-403(Standbild)-402(auf)-402(hohem)-402(Postament.)-706(Ist)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-297(nicht)-296(der)-297(Gott)-296(Osiris,)-309(der)-296(auf)-297(diesen)-296(Felsen)-297(thront?)-390(Er)-296(tr\344gt)]TJ 0 -13.549 Td [(zwei)-382(junge)-382(Kiefern)-382(wie)-382(Scepter)-382(in)-382(den)-382(H\344nden.)-646(Am)-382(Eingang)]TJ 0 -13.55 Td [(jener)-393(Schlucht)-392(kauert)-393(eine)-392(Sphinx)-392(und)-393(holt)-392(aus)-393(zum)-392(Sprunge.)]TJ 0 -13.549 Td [(Und)-351(dort)-351(am)-350(fernen)-351(Abhang)-351(scheint)-350(eine)-351(wilde)-351(Jagd)-351(den)-350(Berg)]TJ 0 -13.549 Td [(hinabzurasen.)-679(Die)-393(phantastischen)-393(Thiere)-393(ragen)-393(hoch)-393(aus)-392(dem)]TJ 5.132 -13.549 Td [(Wald)-470(hervor,)-526(in)-470(letztem)-471(Todeskampf)-470(zu)-470(Stein)-471(erstarrt.)-911(Da)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.887 0 Td [([143])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(hat)-303(die)-303(Natur)-302(ihrem)-303(ungez\374gelten)-303(Gestaltungsdrang)-303(freien)-302(Lauf)]TJ 0 -13.55 Td [(gelassen;)-381(sie)-338(schuf)-338(in)-337(\374berm\374thiger)-338(Laune.)-513(Und)-337(als)-338(bereue)-337(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(nachtr\344glich)-397(diesen)-396(Uebermuth,)-434(verbarg)-396(sie)-397(sorgsam)-397(das)-396(Thal)]TJ 0 -13.549 Td [(zwischen)-421(hohen)-421(Bergen.)-763(Das)-421(Malinfernet)-421(mu\337te)-421(thats\344chlich)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-353(entdeckt)-353(werden,)-379(und)-354(noch)-353(im)-353(December)-353(1851,)-379(nach)-353(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(napoleonischen)-234(Staatsstreich)-234(konnten)-234(politische)-234(Fl\374chtlinge)-234(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(dort)-321(lange)-320(Zeit)-321(verborgen)-320(halten)-321(und)-320(den)-321(Nachforschungen)-320(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Gensdarmen)-250(entgehen.)]TJ 137.358 -16.004 Td [(VII.)]TJ -125.402 -16.004 Td [(Gegen)-503(Abend)-503(zogen)-502(wir)-503(wieder)-503(hinaus)-503(zum)-503(Strande)-502(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(St.)-315(Aigulf.)-446(Wir)-315(wollten)-316(das)-315(Esterel)-315(noch)-316(einmal)-315(im)-315(Glanze)-315(der)]TJ 0 -13.549 Td [(untergehenden)-251(Sonne)-251(gl\374hen)-251(sehen.)-253(Es)-251(war)-251(ein)-251(farbenpr\344chtiger)]TJ 0 -13.549 Td [(Abend,)-390(still)-361(und)-362(mild,)-390(einer)-361(jener)-362(Abende,)-389(die)-362(das)-362(Gef\374hl)-361(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Gl\374ckes)-449(in)-448(der)-449(menschlichen)-448(Seele)-448(erwecken.)-846(Kein)-448(Luftzug)]TJ 0 -13.55 Td [(bewegte)-276(die)-276(Bl\344tter)-276(der)-275(B\344ume.)-328(Im)-276(See)-276(von)-276(Villepey)-275(spiegelten)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-608(dunkle,)-697(goldumstrahlte)-607(Wolken.)-1323(Durch)-608(unser)-607(Nahen)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgeschreckte)-234(V\366gel)-234(flohen)-233(aus)-234(dem)-234(Dickicht)-234(des)-234(Ufers)-233(empor.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-501(stiegen)-501(in)-501(die)-500(L\374fte)-501(und)-501(schienen)-501(schwarze)-501(Furchen)-500(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(ziehen)-202(am)-201(hellen)-202(Abendhimmel.)-234(Die)-202(Wolken)-201(im)-202(Westen)-201(nahmen)]TJ 0 -13.55 Td [(Purpurfarben)-409(an,)-449(und)-409(in)-410(ihrem)-409(Widerschein)-409(r\366thete)-409(sich)-409(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-505(See.)-1013(Er)-505(sah)-504(jetzt)-505(unheimlich)-505(aus,)-568(wie)-504(eine)-505(Lache)-504(von)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(143)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Blut;)-290(das)-277(dunkle)-277(Dickicht)-277(aus)-276(Rohr)-277(umfa\337te)-277(ihn)-277(mit)-276(schwarzem)]TJ 0 -13.549 Td [(Trauerrand.)-225(Wir)-175(setzten)-175(unsern)-175(Weg)-175(fort)-175(zum)-175(Strande.)-225(Bald)-175(stand)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-269(Westen)-269(in)-268(voller)-269(Gluth,)-273(und)-269(das)-269(Maurengebirge)-269(glich)-268(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(Riesen)-315(in)-314(der)-315(Feuersbrunst.)-444(Die)-315(B\344ume)-314(des)-315(Waldes)-314(zeichneten)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-346(schwarz)-345(auf)-346(hellem)-345(Grund,)-370(als)-345(w\344re)-346(ihr)-345(Umri\337)-346(mit)-345(Kohle)]TJ 0 -13.549 Td [(gezogen.)-396(Allm\344lig)-298(verbla\337te)-299(der)-299(Himmel.)-395(Auf)-299(den)-298(spiegelnden)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen)-223(des)-224(Meeres)-223(begannen)-223(sich)-223(die)-224(wei\337en)-223(Strahlen)-223(der)-223(ersten)]TJ 0 -13.549 Td [(Sterne)-508(mit)-508(dem)-507(rothen)-508(Abglanz)-508(der)-508(letzten)-508(Abendlichter)-507(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(mischen.)-241(Als)-224(wir)-223(den)-224(Strand)-223(erreichten,)-229(war)-223(es)-224(bereits)-223(so)-223(dunkel,)]TJ 0 -13.55 Td [(da\337)-176(wir)-177(den)-176(Umrissen)-177(des)-176(Meeres)-177(nicht)-176(mehr)-177(folgen)-176(konnten.)-225(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-198(spr\374hte)-199(von)-198(Sternen)-198(und)-397(schien)-198(auch)-198(ungez\344hlte)-198(Lichter)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([144])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(im)-224(Meere)-224(auszus\344en.)-242(Wir)-224(lauschten)-224(dem)-224(St\366hnen)-224(und)-224(Rollen)-224(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Brandung)-210(und)-210(frugen)-210(uns,)-218(warum)-210(es)-210(ewig)-210(klagt)-210(und)-210(grollt,)-218(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(l\344nderumsp\374lende)-170(Meer;)-197(ist)-170(es)-170(der)-171(Schmerz)-170(\374ber)-170(all')-170(das)-170(Leid,)-186(das)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-293(an)-292(seinen)-293(Ufern)-292(zugetragen?)-378(Ist)-292(doch)-293(auch)-292(dieser)-293(Ort)-292(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(jenem)-176(Heiligen)-177(benannt,)-191(der)-176(auf)-176(den)-177(Lerinischen)-176(Inseln)-176(gemartert)]TJ 0 -13.549 Td [(ward.)-403(Manchmal)-301(glaubten)-301(wir)-301(nahende)-301(Schritte)-301(zu)-301(h\366ren;)-326(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(nein,)-211(es)-201(war)-201(nur)-201(ein)-202(reifer)-201(Kieferzapfen,)-211(der)-201(vom)-201(Baum)-201(zu)-201(Boden)]TJ 0 -13.549 Td [(fiel,)-327(oder)-311(eine)-311(gr\366\337ere)-311(Welle,)-327(die)-311(sich)-311(\374ber)-312(das)-311(Ufer)-311(ergo\337)-311(und)]TJ 0 -13.55 Td [(zischend)-408(dem)-409(Meer)-408(wieder)-408(zueilte.)-725(Die)-408(silberne)-408(Mondsichel,)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-495(schmal,)-555(tauchte)-495(hinab)-494(in)-495(die)-494(B\344ume.)-984(Starr)-494(leuchteten)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-353(von)-354(Osten)-353(her)-353(die)-353(Leuchtth\374rme)-353(von)-354(St.)-353(Rapha\353l)-353(und)-353(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Drammont)-264(entgegen;)-271(der)-263(Phar)-264(von)-264(Camarat)-264(im)-264(Westen)-263(flammte)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-283(und)-283(nieder:)-316(es)-283(war,)-291(als)-283(\366ffnete)-283(und)-283(schl\366sse)-283(er)-282(abwechselnd)]TJ 0 -13.55 Td [(sein)-231(gro\337es)-231(Feuerauge.)-244(Im)-231(Meere)-231(tauchten)-231(Barken)-231(auf)-231(in)-231(gelbem)]TJ 0 -13.549 Td [(Fackelschein.)-480(Das)-327(waren)-327(Fischer,)-346(welche)-326(mit)-327(Feuer)-327(die)-326(Tiefen)]TJ 0 -13.549 Td [(erhellten,)-473(um)-428(Fische)-428(zu)-428(ersp\344hen.)-783(Die)-428(flackernden)-428(Flammen)]TJ 0 -13.549 Td [(warfen)-254(lange)-253(zitternde)-254(Streifen)-254(auf)-253(die)-254(Wellen.)-261(Pl\366tzlich)-253(tauchte)]TJ 0 -13.549 Td [(dicht)-223(vor)-222(unseren)-223(Augen,)-228(gespensterhaft)-223(gro\337,)-222(eine)-223(riesige)-222(Barke)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-390(mit)-361(ausgespannten)-362(Segeln.)-584(Sie)-362(deckte)-362(uns)-361(die)-362(Sterne)-361(und)]TJ 0 -13.55 Td [(warf)-248(einen)-247(schwarzen)-247(Fleck)-248(\374ber)-247(den)-248(funkelnden)-247(Himmel.)-249(Eben)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-482(rasch,)-539(wie)-482(sie)-481(kam,)-539(war)-482(sie)-482(auch)-481(verschwunden,)-539(lautlos,)]TJ 0 -13.549 Td [(unvermittelt,)-250(wie)-250(ein)-250(Geisterschiff.)]TJ 135.542 -18.459 Td [(VIII.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(144)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Unfern)-293(vom)-292(Bahnhofe)-293(bei)-292(le)-293(Trayas)-293(schaut)-292(aus)-293(dem)-292(dunklen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Gr\374n)-542(der)-543(B\344ume)-542(ein)-543(helles)-542(H\344uschen)-543(hervor.)-1127(Schilder)-542(an)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-445(Station)-445(preisen)-445(es)-444(als)-445(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 127.279 0 Td [(H\364tel)-445(du)-445(Trayas)-445(et)-444(restaurant)-445(de)]TJ -127.279 -13.549 Td [(la)-446(R\351serve)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.876 0 Td [(\253)-446(an.)-837(Der)-445(Ort)-446(liegt)-445(so)-446(sch\366n)-446(am)-445(Wald,)-495(zwischen)]TJ -47.876 -13.55 Td [(rothen)-272(Felsen,)-277(da\337)-272(wir)-271(den)-272(Entschlu\337)-272(fa\337ten,)-277(dort)-272(einige)-272(Zeit)-271(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(weilen.)-675(So)-392(fanden)-392(wir)-392(uns)-392(am)-391(n\344chsten)-392(Tage)-392(auf)-392(der)-391(Station)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-468(le)-468(Trayas)-468(mit)-468(unserem)-468(Gep\344ck)-468(wieder)-468(ein.)-904(Wir)-467(frugen)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-485(dem)-485(Wege)-485(zum)-485(\273H\364tel\253,)-544(und)-485(wurden)-485(auf)-485(einen)-485(Hund)]TJ 0 -13.549 Td [(verwiesen,)-476(der)-432(sich)-431(in)-431(unserer)-431(N\344he)-431(befand.)-793(\273Sie)-431(brauchen)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([145])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(ihm)-391(nur)-391(zu)-391(folgen,)-427(er)-391(wartet)-391(auf)-391(die)-391(G\344ste\253.)-673(Der)-391(Hund)-391(hatte)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-417(uns)-418(gen\344hert,)-459(als)-418(wir)-417(mit)-417(Handgep\344ck)-418(beladen,)-459(aus)-417(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Eisenbahnwagen)-247(stiegen)-247(und)-247(sah)-247(uns)-247(verst\344ndni\337voll)-247(an.)-249(Es)-247(war)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-332(gro\337er)-331(schwarzer)-332(Vorstehhund,)-352(mit)-331(langem)-332(seidigem)-331(Haar.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wir)-359(schritten)-359(zum)-359(Ausgang;)-413(der)-359(Hund)-359(eilte)-359(uns)-358(voran,)-386(blickte)]TJ 0 -13.55 Td [(oft)-443(sich)-442(um)-443(und)-443(wedelte)-442(dann)-443(mit)-442(dem)-443(Schweife.)-828(Er)-442(f\374hrte)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-320(den)-320(Weg)-319(an)-320(der)-320(Bahn)-320(entlang,)-337(hierauf)-320(in)-319(den)-320(Wald.)-459(Einen)]TJ 0 -13.549 Td [(Augenblick)-192(war)-192(er)-191(verschwunden:)-221(es)-192(galt)-192(einen)-192(kleinen)-191(Pintscher)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-247(nahen)-246(F\366rsterhause)-247(zu)-247(besuchen,)-247(vielleicht)-247(ihm)-246(mitzutheilen,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-271(Fremde)-272(angelangt)-271(seien.)-314(Der)-272(kleine)-271(Freund)-271(kam)-272(mit)-271(bis)-271(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-208(Weg,)-216(um)-208(uns)-207(zu)-208(betrachten,)-216(dann)-208(zog)-207(er)-208(sich)-208(zur\374ck.)-236(In)-207(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(Viertelstunde)-363(erreichten)-362(wir)-363(das)-362(Gasthaus,)-391(einen)-362(bescheidenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Bau,)-204(doch)-192(mit)-192(ziemlich)-192(weiter)-193(Glashalle.)-230(Augenscheinlich)-192(wurde)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-445(Restauration)-445(des)-446(\273H\364tels\253)-445(mehr)-445(als)-445(seine)-445(Wohnr\344ume)-445(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Anspruch)-292(genommen)-292(und)-293(somit)-292(wohl)-292(die)-292(Glashalle)-292(am)-292(meisten)]TJ 0 -13.55 Td [(ben\374tzt.)-441(Der)-313(Hund)-314(stellte)-314(sich)-313(vor)-314(die)-313(Eingangsth\374r)-314(und)-313(bellte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-237(war)-236(das)-237(aber)-236(nicht)-237(ein)-236(gew\366hnliches)-237(Bellen,)-239(er)-237(stie\337)-236(vielmehr)]TJ 0 -13.549 Td [(ged\344mpfte,)-506(rasch)-455(hinter)-455(einander)-455(gedehnte)-455(T\366ne)-455(aus,)-506(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-367(Mitte)-367(zwischen)-366(Bellen)-367(und)-367(Heulen)-367(hielten.)-600(Da)-367(st\374rzte)-366(der)]TJ 0 -13.549 Td [(gesch\344ftige)-242(Wirth)-241(mit)-242(seiner)-241(ganzen)-241(Familie)-242(aus)-241(dem)-242(Hause)-241(und)]TJ 0 -13.549 Td [(bot)-181(uns)-181(seine)-180(Dienste)-181(an.)-227(Die)-181(Zimmer)-180(im)-181(Hause)-181(sind)-181(zwar)-180(\344u\337erst)]TJ 0 -13.55 Td [(klein,)-422(doch)-388(ertr\344glich,)-422(der)-388(Aufenthalt)-387(auf)-388(der)-388(Terrasse,)-422(bei)-387(so)]TJ 0 -13.549 Td [(sch\366nem)-295(warmem)-295(Wetter,)-307(wie)-295(wir)-295(es)-295(trafen,)-306(war)-295(aber)-295(geradezu)]TJ 0 -13.549 Td [(entz\374ckend.)-659(Steht)-387(doch)-386(das)-387(Haus)-386(dicht)-387(am)-386(Meere,)-421(auf)-386(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(Porphyrfelsen,)-487(und)-439(kann)-439(der)-439(Blick)-440(weithin)-439(der)-439(K\374ste)-439(folgen,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(145)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(an)-513(rothen)-514(Porphyrmassen,)-579(dann)-513(dunkelgr\374nen)-513(H\366hen)-513(vorbei)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes)-226(erreichen)-226(und)-226(auf)-225(den)-226(Lerinischen)-226(Inseln)-226(im)-226(Meere,)-230(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-296(wei\337en)-296(Schnee)-296(der)-296(Alpen)-296(\374ber)-296(den)-296(Bergen,)-307(endlich)-296(ruhen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Vorn)-384(ist)-383(der)-384(rothe)-383(Strand)-383(in)-384(scharfe)-383(Buchten)-384(zerschnitten)-383(und)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-313(tiefen)-313(Grotten)-314(ausgeh\366hlt;)-345(im)-313(Norden)-313(steigt,)-329(dicht)-313(\374ber)-313(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Hause,)-216(der)-207(Pic)-207(d'Aurelle)-208(empor,)-215(im)-208(Westen)-207(schlie\337t)-207(die)-207(m\344chtige)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsenmasse)-250(des)-250(Cap)-250(Roux)-250(die)-250(Landschaft)-250(ab.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Viele)-171(Fremde)-170(kommen)-171(aus)-170(Cannes)-171(hierher,)-187(verweilen)-170(aber)-341(nur)]TJ/F16 7.9701 Tf 279.068 0 Td [([146])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(wenige)-215(Stunden,)-222(um)-215(sich)-215(in)-215(der)-215(Glasveranda)-215(an)-215(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 213.049 0 Td [(Bouillabaisse)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.399 0 Td [(\253,)]TJ -272.448 -13.549 Td [(oder)-442(an)-443(den)-442(Austern)-442(und)-442(Hummern)-443(der)-442(\273Reserve\253)-442(zu)-442(laben.)]TJ 0 -13.55 Td [(Hin)-542(und)-543(wieder)-542(findet)-543(sich)-542(zu)-543(mehrt\344gigem)-542(Aufenthalt)-542(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(leidenschaftlicher)-257(Liebhaber)-257(des)-258(Fischfangs)-257(ein.)-271(Denn)-257(das)-257(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(gilt)-436(f\374r)-436(besonders)-436(fischreich)-436(an)-436(diesem)-436(felsigen)-436(Strande,)-482(und)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-503(Fischer)-504(findet)-503(vollauf)-503(Gelegenheit,)-567(seine)-503(List)-503(und)-503(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Gewandtheit)-217(zu)-217(\374ben.)-239(Als)-216(besonders)-217(spannend)-217(gilt)-217(der)-216(Fischfang)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-203(Nachts)-203(bei)-202(Feuer)-203(und)-203(verlangt,)-212(so)-203(wie)-203(er)-203(hier)-202(ge\374bt)-203(wird,)-212(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(viel)-331(Geschick.)-493(Eine)-331(solche)-331(Fahrt)-331(mu\337)-331(man)-331(einmal)-331(mitgemacht)]TJ 0 -13.549 Td [(haben!)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Das)-326(Meer)-326(war)-327(so)-326(ruhig,)-345(so)-327(einladend,)-345(da\337)-326(wir)-326(einen)-326(Fischer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(veranla\337ten,)-234(uns)-231(am)-230(Abend)-231(zu)-230(solchem)-231(Fischfang)-230(mitzunehmen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-456(dunkelt)1(e)-456(schon,)-507(als)-455(wir)-456(das)-455(Land)-456(verlie\337en.)-866(Kein)-455(Mond)]TJ 0 -13.55 Td [(am)-580(Himmel,)-664(doch)-580(unendlich)-580(viel)-581(leuchtende)-580(Sterne,)-663(deren)]TJ 0 -13.549 Td [(Zahl)-448(noch)-447(immer)-448(zu)-447(wachsen)-448(schien.)-842(Sie)-447(spiegelten)-448(sich)-447(in)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-446(Wellen,)-495(die)-446(wir)-445(durchschnitten.)-838(Die)-446(Umrisse)-446(der)-445(Berge)]TJ 0 -13.549 Td [(schwanden)-584(immer)-584(mehr;)-751(bald)-584(bildeten)-584(sie)-584(nur)-584(noch)-584(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(dunklen)-456(sternenlosen)-455(Schatten)-456(am)-455(Himmelssaum.)-867(Im)-455(Meere)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-526(es)-526(still;)-663(wir)-526(h\366rten)-526(nur)-525(den)-526(leisen)-526(Anprall)-526(der)-525(Wellen)]TJ 0 -13.55 Td [(gegen)-451(das)-452(Boot)-451(und)-451(den)-451(regelm\344\337igen)-452(Schlag)-451(der)-451(Ruder)-451(ins)]TJ 0 -13.549 Td [(Wasser.)-531(Die)-344(Brise)-343(aber,)-367(die)-344(des)-344(Nachts)-343(von)-344(den)-344(Bergen)-343(weht,)]TJ 0 -13.549 Td [(trug)-544(die)-543(Stimmen)-544(des)-543(Landes)-544(\374ber)-543(das)-543(Meer.)-1131(Wir)-543(h\366rten)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-383(der)-382(Ferne)-383(die)-382(lauten)-383(Concerte)-382(der)-383(Laubfroschscharen,)-415(das)]TJ 0 -13.549 Td [(schrille)-387(Zirpen)-387(der)-387(Heuschrecken.)-660(Zugleich)-387(brachte)-387(uns)-386(diese)]TJ 0 -13.55 Td [(Brise)-259(alle)-259(die)-260(Wohlger\374che,)-261(welche)-259(den)-259(harzigen)-259(Kieferw\344ldern)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-370(den)-370(w\374rzigen)-370(Maquis)-371(entstr\366men.)-610(Nah)-370(und)-370(fern)-370(gl\344nzten)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(146)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(am)-463(Ufer,)-517(wie)-463(gro\337e)-464(Sterne,)-516(die)-464(Leuchtth\374rme)-463(uns)-463(entgegen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wir)-396(gaben)-395(uns)-396(diesen)-396(Eindr\374cken)-396(ganz)-395(hin)-396(und)-396(athmeten)-395(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Wonne)-487(die)-487(balsamische)-487(Luft.)-960(Der)-487(eine)-487(Fischer)-487(beugte)-486(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-604(\374ber)-603(das)-604(Boot,)-692(um)-604(das)-603(Feuer)-604(zu)-604(entz\374nden.)-1310(Vorn)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-443(einem)-444(Haken)-443(war)-443(der)-443(eiserne)-443(Gitterkorb)-444(befestigt,)-491(den)-443(er)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-436(harzigem)-436(Holz)-436(der)-436(Aleppokiefer)-436(gef\374llt)-436(hatte.)-807(Knisternd)]TJ 0 -13.549 Td [(entflammte)-496(dasselbe)-497(und)-496(verbreitete)-496(ein)-496(grelleres)-497(Licht,)-557(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(Fackelschein.)-944(Dieses)-481(Licht)-482(drang)-481(in)-481(die)-482(Tiefen)-481(des)-481(Meeres)]TJ 0 -13.549 Td [(ein,)-319(w\344hrend)-305(der)-305(Himmel)-305(\374ber)-610(uns)-305(jetzt)-305(fast)-305(schwarz)-305(erschien.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([147])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Wir)-267(glitten)-266(\374ber)-267(Felsenmassen,)-271(auf)-266(welchen)-267(Meeresalgen)-266(wahre)]TJ 0 -13.549 Td [(Zauberg\344rten)-418(bilden.)-752(Da)-417(mischen)-418(und)-417(durchdringen)-418(sich)-417(alle)]TJ 0 -13.549 Td [(Farben,)-423(von)-389(lebhaftestem)-389(Gr\374n)-389(bis)-388(zu)-389(dunklem)-389(Braun)-389(und)-388(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(leuchtendem)-368(Roth.)-604(Hier)-368(breite)-368(Bl\344tter)-368(zu)-368(Rosetten)-368(aneinander)]TJ 0 -13.549 Td [(gedr\344ngt,)-248(dort)-247(lange)-248(fluthende)-247(F\344den,)-248(wie)-247(aufgel\366stes)-248(Haar,)-247(dort)]TJ 0 -13.55 Td [(wieder)-184(rundliche)-184(Gebilde)-184(wie)-184(Muscheln.)-228(Dazwischen)-183(schillernde)]TJ 0 -13.549 Td [(Seeanemonen)-389(mit)-389(vorgestreckten)-388(F\374hlern,)-424(rothe)-389(Seesterne)-388(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgebreiteten)-266(Armen)-267(und)-266(stachelige)-266(Seeigel,)-271(die)-266(dunkle)-266(Flecke)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-453(einem)-454(bunten)-453(Teppich)-453(zu)-454(bilden)-453(scheinen.)-860(Kleine)-453(Fische)]TJ 0 -13.549 Td [(fliehen)-298(erschreckt)-299(nach)-298(allen)-298(Seiten,)-311(gr\366\337ere)-298(folgen)-298(in)-298(Scharen,)]TJ 0 -13.55 Td [(wie)-307(durch)-308(das)-307(Licht)-307(fascinirt,)-322(unserem)-307(Boot.)-422(Sp\344hend)-307(steht)-307(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Vordertheil)-285(des)-286(Schiffes)-285(der)-286(Fi)1(scher)-286(und)-285(schaut)-286(in)-285(die)-285(Tiefe.)-356(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344lt)-238(eine)-239(dreizinkige,)-240(an)-239(langer)-238(Schnur)-238(befestigte)-239(Harpune)-238(in)-238(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Hand,)-274(bereit)-268(sie)-269(abw\344rts)-269(zu)-269(sto\337en.)-306(Jetzt)-269(gie\337t)-269(er)-269(einige)-268(Tropfen)]TJ 0 -13.549 Td [(Oel)-444(auf)-444(das)-443(Wasser,)-492(um)-444(die)-444(Fluth,)-492(die)-444(der)-444(Luftzug)-443(kr\344uselt,)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-364(gl\344tten.)-593(Die)-364(Ruderschl\344ge)-364(verstummen.)-593(Pl\366tzlich)-364(f\344hrt)-364(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wurfspeer)-170(in)-169(die)-170(Tiefe,)-185(sein)-170(mit)-169(Widerhaken)-170(versehener)-169(Dreizack)]TJ 0 -13.549 Td [(durchbohrt)-182(einen)-181(Fisch,)-196(und)-181(zappelnd)-182(wird)-182(dieser)-181(emporgezogen,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-362(im)-361(Boote)-362(bald)-361(zu)-362(verenden.)]TJ/F30 10.9091 Tf 149.411 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.398 0 Td [(Es)-361(geh\366rt)-362(viel)-361(Uebung)-362(und)]TJ -158.809 -13.549 Td [(Geschick)-383(zu)-382(einer)-383(solchen)-382(Jagd.)-648(Nicht)-382(nur)-383(gilt)-382(es)-383(beim)-382(Wurf)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-254(Bewegung)-254(des)-255(Fisches,)-255(sondern)-254(auch)-254(jene)-254(Lichtbrechung)-254(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Wasser)-335(zu)-336(ber\374cksichtigen,)-357(welche)-335(den)-335(Fisch)-336(an)-335(einer)-335(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Stelle)-288(zeigt,)-297(als)-287(die,)-297(an)-288(der)-287(er)-288(sich)-288(wirklich)-287(befindet.)-363(Wir)-287(gaben)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-279(Jagd)-279(auf,)-287(es)-279(gen\374gte)-279(uns)-279(dieses)-279(eine)-280(Opfer;)-293(langsam)-279(erlosch)]TJ 0 -13.549 Td [(unser)-287(Feuer)-287(und)-287(wieder)-287(glitten)-287(wir)-287(friedlich)-287(auf)-287(der)-287(weiten)-286(See,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(147)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(beschienen)-250(von)-250(silbernen)-250(Sternen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Gegen)-288(den)-289(Mistral)-288(ist)-288(le)-289(Trayas)-288(vollst\344ndig)-288(gedeckt,)-298(der)-288(Cap)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Roux)-250(f\344ngt)-251(ihn)-250(mit)-251(seinem)-250(breiten)-251(R\374cken)-250(auf.)-252(Zu)-250(gleicher)-250(Zeit,)]TJ 0 -13.549 Td [(da)-396(in)-395(Cannes)-396(und)-396(Nizza)-396(dichte)-395(Staubwolken)-396(von)-396(den)-395(Stra\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(aufsteigen,)-371(merkt)-347(man)-347(hier)-346(kaum)-347(einen)-347(Luftzug)-347(und)-347(kann)-346(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(behaglich)-458(im)-458(Freien)-457(vor)-458(dem)-458(Hause)-458(sonnen.)-873(Doch)-458(darf)-457(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Ostwind)-283(nicht)-282(kommen;)-299(der)-283(r\374ckt)-282(hier)-283(an,)-290(mit)-283(voller)-283(Gewalt;)-298(er)]TJ 0 -13.549 Td [(st\374rmt)-232(das)-232(Gebirge,)-236(das)-232(ihm)-233(Halt)-232(gebietet,)-236(prallt)-464(zur\374ck)-232(von)-232(den)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([148])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(hohen)-375(Felsen)-376(und)-375(umwirbelt)-376(sie)-375(mit)-376(w\374thendem)-375(Geheul.)-626(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(ge\344ngstigte)-316(Meer)-315(scheint)-316(dann)-316(auf)-316(das)-315(feste)-316(Land)-316(sich)-315(fl\374chten)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-308(wollen;)-336(mit)-308(Schaum)-308(bedeckt)-307(versuchen)-308(es)-308(seine)-307(Wellen,)-322(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Felsen)-311(zu)-311(erklimmen,)-326(doch)-310(sie)-311(zerschellen)-311(an)-311(dem)-311(harten)-310(Stein)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-332(sinken)-331(gebrochen)-332(zur\374ck)-332(in)-332(die)-331(Tiefe.)-495(In)-332(der)-332(H\366hlung)-331(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Grotten)-231(fangen)-231(sie)-231(sich)-231(aber)-231(ein,)-235(suchen)-231(dort)-231(einen)-231(Ausweg)-231(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(oben)-245(und)-244(schlagen)-245(mit)-244(solcher)-245(Gewalt)-245(gegen)-244(die)-245(W\366lbungen)-244(an,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-306(das)-306(ganze)-307(Ufer)-306(erdr\366hnt.)-418(Da)-307(ist)-306(von)-306(Schlaf)-306(kaum)-306(die)-306(Rede)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-389(Nachts)-389(in)-388(dem)-389(kleinen)-389(Hause,)]TJ/F30 10.9091 Tf 160.039 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.695 0 Td [(schlummert)-389(man)-388(endlich)]TJ -169.734 -13.549 Td [(auch)-416(ein,)-457(so)-416(tr\344umt)-416(man)-416(Schauergeschichten)-416(und)-416(wacht)-415(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(pl\366tzlich)-414(auf)-415(mit)-414(Schrecken)-414(und)-414(Beklemmung.)-743(Staub)-414(gibt)-414(es)]TJ 0 -13.549 Td [(freilich)-213(selbst)-213(dann)-213(nicht)-213(auf)-212(den)-213(Porphyrstra\337en)-213(des)-213(Esterel,)-220(und)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-393(einem)-393(vom)-392(Strande)-393(entfernteren,)-429(mehr)-393(gesch\374tztem)-392(Hause,)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nnte)-366(daher)-366(wohl)-367(mancher)-366(Lungenkranke)-366(im)-366(Fr\374hjahr)-366(besser)]TJ 0 -13.55 Td [(aufgehoben)-213(sein,)-221(als)-213(in)-214(den)-213(von)-213(Kalkstaub)-213(erf\374llten)-214(Kurorten.)-237(Im)]TJ 0 -13.549 Td [(Winter)-228(selbst)-228(wird)-228(es)-228(hier)-228(zu)-228(kalt)-228(und)-228(fehlen)-228(demgem\344\337)-228(auch)-227(die)]TJ 0 -13.549 Td [(empfindlicheren)-250(Pflanzen)-250(in)-250(der)-250(Flora.)]TJ 139.175 -15.186 Td [(IX.)]TJ -127.219 -15.186 Td [(Vor)-259(Allem)-258(galt)-259(es)-258(uns)-259(von)-259(hier)-258(aus)-259(den)-259(Gipfel)-258(des)-259(Cap)-258(Roux,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(den)-278(\273Grand)-278(Pic\253)-277(des)-278(Esterel,)-285(zu)-277(besteigen.)-334(Gleichzeitig)-277(wollten)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-381(die)-381(Grotte)-382(Sainte)-381(Beaume)-381(d'Honorat)-381(besuchen)-381(und)-381(frugen)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-424(dem)-425(Wege)-424(zu)-424(derselben.)-773(Der)-424(Wirth)-425(bot)-424(uns)-424(den)-424(Hund)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-277(F\374hrer)-277(an,)-284(denselben)-277(Hund,)-284(der)-277(uns)-277(am)-277(Bahnhof)-277(empfangen)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte.)-487(\273Castor\253)-330(wurde)-329(herbeigerufen.)-487(Wir)-329(hatten)-329(schon)-329(n\344here)]TJ 0 -13.55 Td [(Bekanntschaft)-358(mit)-358(ihm)-358(geschlossen,)-385(bei)-358(den)-358(Mahlzeiten)-358(seiner)]TJ 0 -13.549 Td [(gedacht)-320(und)-320(so)-320(seine)-321(Zuneigung)-320(gewonnen.)-460(Dieser)-320(Hund)-320(hatte)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(148)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(merkw\374rdig)-432(viel)-432(Ausdruck)-433(im)-432(Gesicht;)-523(seine)-432(Augen)-432(blickten)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-461(klar)-462(und)-461(treu,)-514(und)-462(wenn)-461(er)-462(uns)-461(von)-461(der)-462(Seite)-461(ansah)-461(und)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-341(Wei\337)-341(seiner)-341(Augen)-341(sichtbar)-341(wurde,)-364(da)-341(erschienen)-341(diese)-341(so)]TJ 0 -13.549 Td [(verst\344ndig)-473(und)-473(nachdenklich,)-528(so)-473(\374berlegt)-473(und)-473(klug,)-529(fast)-472(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(Menschenaugen.)-951(Allem)-483(Anschein)-484(nach)-483(verstand)-484(Castor)-483(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Sinn)-416(vieler)-416(Worte)-416(und)-416(staunten)-416(wir)-416(daher)-416(auch)-416(nicht,)-457(als)-416(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wirth)-237(den)-236(Auftrag)-237(ihm)-237(ertheilte,)-239(uns)-237(nach)-236(der)-237(Beaume)-237(zu)-236(f\374hren)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-1024(zu)-511(diesem)-512(Zwecke)-512(das)-511(Wort)-512(\273Beaume\253)-512(drei)-512(Mal)-511(mit)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([149])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Nachdruck)-257(wiederholte.)-271(Castor)-257(wedelte)-257(mit)-257(dem)-257(Schwanze)-257(zum)]TJ 0 -13.55 Td [(Zeichen)-244(des)-244(Verst\344ndnisses,)-245(doch)-244(blieb)-244(er)-244(zun\344chst)-244(noch)-243(stehen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ah!)-892(sagte)-464(der)-464(Wirth,)-518(ich)-464(habe)-464(den)-464(Lohn)-464(vergessen,)-517(den)-464(er)]TJ 0 -13.549 Td [(gewohnt)-461(ist)-460(zu)-461(erhalten:)-671(die)-461(eine)-460(H\344lfte)-461(hier,)-513(die)-461(andere)-460(an)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-327(Beaume.)-482(So)-327(wurden)-327(denn)-327(Cakes)-328(geholt,)-346(f\374r)-327(welche)-327(Castor)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-471(besondere)-470(Vorliebe)-471(hatte.)-911(Die)-471(eine)-470(H\344lfte)-471(verzehrte)-470(er)]TJ 0 -13.55 Td [(sogleich)-443(mit)-442(sichtlichem)-442(Behagen,)-491(die)-443(andere)-442(H\344lfte)-442(nahmen)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-333(mit)-333(auf)-333(den)-333(Weg.)-498(Wir)-333(brachen)-333(jetzt)-333(auf,)-354(Castor)-333(voran,)-353(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schnelligkeit)-266(seines)-267(Ganges)-266(nach)-266(der)-267(unserigen)-266(richtend,)-270(h\344ufig)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-273(r\374ckw\344rts)-273(schauend,)-279(ob)-273(wir)-273(ihm)-273(auch)-273(folgen.)-318(Wir)-273(streiften)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-306(Eisenbahndamm)-307(in)-306(westlicher)-306(Richtung)-307(und)-306(waren)-306(bald)-306(an)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-290(M\374ndung)-290(des)-290(Thales)-290(gelangt,)-300(das)-290(den)-290(Pic)-290(d'Aurelle)-290(von)-289(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Bergwand)-236(des)-236(Cap)-235(Roux)-236(scheidet.)-245(Das)-236(Meer)-236(dringt)-236(vor)-236(in)-235(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(Thal,)-310(um)-299(eine)-298(der)-298(vielen)-298(Buchten)-298(zu)-299(bilden,)-310(die)-298(hier)-298(Calanques)]TJ 0 -13.549 Td [(hei\337en.)-391(Eine)-297(Eisenbahnbr\374cke)-297(\374berspannt)-297(im)-297(Bogen)-297(die)-296(Bucht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wir)-324(glaubten)-324(den)-324(Weg)-324(unter)-324(derselben)-324(einschlagen)-324(zu)-323(m\374ssen,)]TJ 0 -13.55 Td [(doch)-253(Castor)-254(f\374hrt)-253(uns)-254(aufw\344rts,)-254(und)-254(ohne)-253(auf)-254(die)-253(Eisendr\344hte)-253(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(achten,)-325(durchkreuzt)-311(er)-310(die)-310(Bahn.)-431(Wir)-311(glaubten)-310(seinem)-310(Beispiel)]TJ 0 -13.549 Td [(folgen)-356(zu)-357(m\374ssen,)-382(und)-357(in)-356(der)-356(That)-357(schlie\337t)-356(ja)-356(auch)-356(beiderseits)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-410(Weg)-411(an)-410(den)-411(Bahndamm)-410(an.)-732(Die)-410(Dr\344hte)-411(scheinen)-410(nur)-410(da)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-350(sein,)-374(um)-349(\374berstiegen)-350(zu)-349(werden,)-375(nur)-349(um)-350(die)-349(Bahn)-350(im)-349(Falle)]TJ 0 -13.549 Td [(eines)-523(Ungl\374cks)-522(vor)-523(der)-522(Verantwortung)-522(zu)-523(sch\374tzen.)-1067(Diese)]TJ 0 -13.55 Td [(Einrichtung)-307(wiederholt)-306(sich)-307(hier)-307(l\344ngs)-306(der)-307(ganzen)-306(Bahnstrecke,)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreiche)-281(Wege)-282(m\374nden)-281(beiderseits)-281(an)-282(dieselbe,)-289(und)-281(man)-281(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-267(Uebersteigen)-267(der)-267(Dr\344hte)-267(vom)-267(Bahnw\344rter)-267(selbst)-266(ermuthigt,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-508(man)-507(ihn)-508(nach)-507(dem)-508(Wege)-507(fr\344gt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 188.878 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.991 0 Td [(Castor)-508(f\374hrte)-507(uns)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(am)-383(Abhang)-382(des)-383(Cap)-382(Roux)-383(in)-382(nordwestlicher)-383(Richtung)-382(weiter;)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-394(kehrte)-394(sich)-394(nicht)-394(an)-394(die)-394(vielen)-394(Wege,)-430(die)-394(steiler)-394(am)-393(Berge)]TJ 0 -13.549 Td [(aufstiegen,)-378(ging)-353(ruhig)-353(und)-353(sicher)-352(in)-353(gerader)-353(Richtung)-353(vor)-352(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(hin.)-510(Das)-337(Thal)-337(wendet)-336(sich)-337(dann)-337(nach)-337(Westen,)-358(und)-337(wir)-336(folgten)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-242(n\366rdlichen)-243(Abhang)-242(des)-242(Berges.)-248(Ein)-242(gemauertes)-242(Schutzhaus)]TJ 0 -13.549 Td [(steht)-308(am)-308(Wege,)-322(das)-308(den)-308(Forstbeamten)-308(als)-308(Zufluchtsst\344tte)-307(dient;)]TJ 0 -13.549 Td [(nebenan)-204(entspringt)-204(am)-204(Berg)-204(eine)-204(Quelle.)-235(Hier)-204(bog)-204(Castor)-204(seitlich)]TJ 0 -13.549 Td [(ab,)-384(w\344hlte)-177(den)-177(rechts)-178(aufsteigenden)-177(Pfad)-177(und)-178(f\374hrte)-177(uns)-177(jetzt)-177(steil)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([150])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(in)-261(die)-261(H\366he.)-284(Zun\344chst)-261(war)-261(der)-261(Weg)-261(noch)-261(gut,)-264(doch)-261(nach)-261(einiger)]TJ 0 -13.55 Td [(Zeit)-253(gelangten)-252(wir)-253(in)-253(Ger\366ll)-253(und)-252(Felsen.)-258(Dann)-253(folgten)-253(Stufen)-252(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Stein;)-380(stellenweise)-336(schwebten)-337(wir)-336(\374ber)-337(dem)-336(Abgrund,)-358(doch)-336(da)]TJ 0 -13.549 Td [(waren)-357(eiserne)-356(St\344be)-356(in)-357(den)-356(Fels)-357(geschlagen,)-383(an)-356(denen)-357(wir)-356(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(st\374tzen)-337(konnten.)-513(Castor)-337(war)-338(augenscheinlich)-337(nicht)-337(schwindlig;)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-248(kletterte)-247(behende)-248(aufw\344rts,)-248(schaute)-248(oft)-247(an)-248(schwierigen)-247(Stellen)]TJ 0 -13.55 Td [(sich)-292(um,)-301(als)-292(wenn)-291(er)-292(unserem)-291(Geschicke)-292(nicht)-291(ganz)-292(traute.)-374(Vor)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-445(auf)-446(der)-445(Felsenkante)-445(steigen)-446(die)-445(Tr\374mmer)-445(eines)-445(Thurmes)]TJ 0 -13.549 Td [(auf,)-285(die)-278(Reste)-278(der)-278(fr\374heren)-278(Einsiedelei.)-334(Ein)-278(Thorweg)-277(durchsetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-367(Thurm;)-424(wir)-367(bleiben)-366(an)-367(dessen)-366(Eingang)-367(stehen.)-599(Der)-366(Blick)]TJ 0 -13.549 Td [(taucht)-437(hier)-436(\374ber)-437(die)-437(steilen)-436(Felsen)-437(in)-437(das)-436(\374ppige)-437(Thal)-436(hinab.)]TJ 0 -13.55 Td [(Gr\374ne)-516(Berge,)-583(von)-516(zackigen)-516(Porphyrmassen)-516(gekr\366nt,)-582(steigen)]TJ 0 -13.549 Td [(jenseits)-546(auf;)-694(\374ber)-546(dem)-546(Col)-546(L\350veque)-546(im)-546(Osten)-546(gl\344nzen)-545(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schneeh\344upter)-272(der)-273(Alpen.)-316(Und)-273(im)-272(Westen,)-278(in)-272(bl\344ulichem)-272(Dunst)]TJ 0 -13.549 Td [(getaucht,)-330(begrenzt)-314(das)-314(Maurengebirge)-314(den)-314(Horizont.)]TJ/F30 10.9091 Tf 237.813 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.879 0 Td [(Jenseits)]TJ -246.692 -13.549 Td [(des)-350(Thurmes)-350(ist)-350(der)-350(Eingang)-350(zur)-350(Grotte.)-550(Castor)-350(hatte)-350(sich)-350(vor)]TJ 0 -13.55 Td [(denselben)-189(gelagert.)-230(Nicht)-190(ohne)-189(Selbstgef\374hl)-189(schaute)-190(er)-189(uns)-190(an.)-229(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(hielt)-245(es)-246(nicht)-245(einmal)-245(f\374r)-246(n\366thig)-245(mit)-245(dem)-246(Schweife)-245(zu)-245(wedeln,)-246(als)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-328(ihm)-328(die)-328(Cakes)-327(\374berreichten.)-484(Er)-328(hatte)-328(sie)-328(verdient;)-366(Demuth)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-481(nicht)-480(am)-481(Platze.)-942(Wir)-480(traten)-481(in)-480(die)-481(Grotte)-481(ein.)-941(Rechts)]TJ 0 -13.549 Td [(birgt)-415(sie)-414(eine)-415(Cisterne.)-743(Im)-415(Hintergrunde)-414(ist)-415(ein)-414(bescheidener)]TJ 0 -13.549 Td [(Altar)-235(errichtet,)-238(und)-235(noch)-235(bescheidenere)-235(Standbilder)-235(der)-234(Heiligen)]TJ 0 -13.55 Td [(zieren)-473(die)-473(W\344nde.)-918(Hier)-473(soll)-473(einst)-473(als)-473(Einsiedler)-473(der)-472(heilige)]TJ 0 -13.549 Td [(Honoratus)-458(gelebt)-459(haben,)-510(jener)-459(Heilige,)-510(der)-458(um)-459(das)-458(Jahr)-458(408)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-509(den)-509(Lerinischen)-509(Inseln)-509(ein)-509(ber\374hmt)-509(gewordenes)-509(Kloster)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\374ndete.)-309(Zahlreiche)-269(Pilger)-269(zogen)-270(Jahrhunderte)-269(lang)-270(und)-269(ziehen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(150)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(auch)-328(jetzt)-329(noch)-328(am)-329(ersten)-328(Donnerstag)-329(im)-328(Mai)-329(den)-328(steilen)-328(Berg)]TJ 0 -13.549 Td [(hinauf,)-285(um)-278(den)-278(Heiligen)-277(zu)-278(verehren.)-334(Eine)-278(Nische)-278(in)-278(der)-277(Grotte)]TJ 0 -13.549 Td [(soll)-217(des)-218(Heiligen)-217(Lager)-218(gebildet)-217(haben.)-239(Die)-218(Pilger)-217(betrachten)-217(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Andacht)-362(die)-361(Vertiefungen)-362(im)-362(Stein,)-390(die)-361(sie)-362(als)-362(Spuren)-361(deuten,)]TJ 0 -13.55 Td [(welche)-250(der)-250(K\366rper)-250(des)-250(Heiligen)-250(hinterlie\337.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(St.)-351(Honoratus)-351(stammte)-352(aus)-351(dem)-351(n\366rdlichen)-351(Gallien,)-377(wie)-702(es)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.711 0 Td [([151])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(hei\337t)-483(aus)-483(einer)-483(vornehmen)-482(Familie.)-949(Noch)-483(jung)-483(zog)-483(er)-482(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-392(diese)-393(Ein\366de)-392(zur\374ck.)-677(Sein)-392(Beispiel)-393(regte)-392(zur)-392(Nachahmung)]TJ 0 -13.549 Td [(an.)-789(Es)-429(folgte)-430(ihm)-429(der)-430(heilige)-429(Eucharius,)-475(ein)-429(proven\347alischer)]TJ 0 -13.549 Td [(Edelmann,)-350(Seigneur)-330(de)-329(Th\351ol)-330(et)-330(de)-330(Mandelieu,)-350(der)-330(aber)-329(sp\344ter)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-357(der)-357(heilige)-356(Honoratus)-357(der)-357(Welt)-357(entsagte.)-570(Er)-357(mag)-356(manchen)]TJ 0 -13.55 Td [(bitteren)-267(Kummer)-267(und)-267(manche)-267(Entt\344uschung)-267(zuvor)-267(erlebt)-266(haben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Denn,)-311(wie)-298(ich)-299(der)-298(Geschichte)-299(der)-298(Di\366cese)-299(Fr\351jus,)-310(die)-299(der)-298(Abb\351)]TJ 0 -13.549 Td [(Disdier)-314(ver\366ffentlicht)-314(hat,)-330(entnehme,)-330(war)-314(der)-314(heilige)-314(Eucharius)]TJ 0 -13.549 Td [(zuvor)-459(verheirathet)-460(gewesen)-459(und)-460(besa\337)-459(zwei)-460(S\366hne)-459(und)-459(zwei)]TJ 0 -13.549 Td [(T\366chter.)-699(Als)-399(ihm)-400(seine)-400(Frau)-399(durch)-400(den)-399(Tod)-400(entrissen)-399(wurde,)]TJ 0 -13.55 Td [(\374bergab)-328(er)-328(die)-328(Erziehung)-328(der)-328(S\366hne)-328(dem)-328(heiligen)-328(Hilarius)-327(und)]TJ 0 -13.549 Td [(zog)-482(sich)-483(zun\344chst)-482(auf)-483(eine)-482(der)-482(Lerinischen)-483(Inseln)-482(und)-482(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-483(die)-483(Einsiedelei)-483(des)-482(Cap)-483(Roux)-483(zur\374ck.)-949(Er)-483(bewohnte)-482(hier)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-299(Grotte,)-312(die)-299(noch)-299(unzug\344nglicher,)-312(noch)-299(abgeschlossener)-299(als)]TJ 0 -13.549 Td [(diejenige)-256(des)-257(heiligen)-256(Honoratus)-256(war.)-269(Hier)-256(\273von)-256(Allen)-256(getrennt,)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-287(Ruhe)-287(und)-287(der)-287(Schweigsamkeit)-287(sich)-286(weihend,)-297(hatte)-287(er)-286(weder)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-370(Willen)-371(noch)-370(die)-370(Gelegenheit)-370(zu)-370(s\374ndigen\253.)-611(Hier)-370(verfa\337te)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-484(auch)-483(einen)-484(begeisterten)-484(Tractat)-483(zum)-484(Lob)-484(der)-483(Einsamkeit.)]TJ 0 -13.549 Td [(Doch)-393(sollte)-392(er)-393(sein)-393(Leben)-393(nicht)-392(in)-393(dieser)-393(Ein\366de)-392(beschlie\337en.)]TJ 0 -13.549 Td [(Abgesandte)-423(der)-422(Lyoner)-423(Gemeinde)-422(entf\374hrten)-423(ihn,)-465(um)-423(ihn)-422(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Erzbischof)-394(an)-394(ihre)-394(Spitze)-395(zu)-394(stellen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 172.243 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.754 0 Td [(Schwer)-394(f\344llt)-394(es)-394(heute,)]TJ -181.997 -13.55 Td [(sich)-257(in)-257(den)-257(Geist)-257(jener)-257(begeisterten)-257(Asketen)-257(zu)-257(versetzen,)-258(denen)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-320(Ideal)-320(der)-320(Vollkommenheit)-320(nicht)-320(die)-320(Erf\374llung)-320(der)-320(sittlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflichten)-465(des)-466(Lebens,)-519(sondern)-465(der)-466(Ert\366dtung)-465(aller)-465(sinnlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gel\374ste)-220(vorschwebte.)-240(Doch)-220(damals)-220(waren)-220(die)-220(Zeiten)-220(anders,)-226(und)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-230(sah)-229(so)-230(traurig)-229(aus)-230(in)-230(der)-229(Welt,)-234(da\337)-230(mancher)-229(an)-230(ihr)-229(verzweifeln)]TJ 0 -13.55 Td [(konnte.)-654(Manch')-384(edel)-385(angelegter)-384(Mensch)-385(mochte)-384(glauben,)-418(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sein)-591(ethisches)-591(Ideal)-592(innerhalb)-591(einer)-591(solchen)-591(Welt)-591(nicht)-591(zu)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(verwirklichen)-379(sei,)-411(und)-379(suchte)-378(es)-379(darum)-379(in)-379(der)-378(Weltentsagung.)]TJ 0 -13.549 Td [(Solches)-341(ideale)-341(Streben,)-363(das)-341(mit)-341(dem)-341(Opfer)-341(der)-341(eigenen)-340(Person)]TJ 0 -13.549 Td [(verbunden)-174(ist,)-188(zwingt)-174(uns)-173(Bewunderung)-174(ab;)-199(menschlicher)-173(muthet)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-214(ein)-214(sp\344terer)-213(Einsiedler)-214(vom)-214(Berge)-214(des)-214(Cap)-214(Roux)-213(an,)-221(Namens)]TJ 0 -13.55 Td [(Laurentius)-274(Bonhomme,)-281(der)-274(dort)-275(die)-274(zweite)-275(H\344lfte)-274(des)-274(siebenten)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhunderts)-181(verlebte.)-228(Er)-181(betrieb)-363(allerhand)-181(kleines)-181(Gewerbe,)-195(war)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([152])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(immer)-229(flei\337ig)-230(bei)-229(der)-229(Arbeit,)-234(z\374chtete)-229(Bienen,)-233(verwerthete)-229(deren)]TJ 0 -13.549 Td [(Wachs)-305(und)-305(Honig,)-319(und)-305(das)-305(Geld,)-319(das)-305(er)-305(verdiente,)-318(vertheilte)-305(er)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-376(die)-375(Armen.)-627(Er)-375(schlo\337)-376(sich)-375(von)-376(den)-375(Menschen)-376(nicht)-375(ab,)]TJ 0 -13.55 Td [(wanderte)-284(auch)-284(nicht)-283(selten)-284(nach)-284(Fr\351jus,)-292(gefolgt)-284(von)-284(einem)-283(Reh.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-393(Bischof)-393(lie\337)-393(sich)-393(das)-392(Reh)-393(von)-393(ihm)-393(schenken;)-465(es)-393(blieb)-392(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\351jus)-200(zur\374ck.)-233(Sp\344ter)-199(nun,)-210(als)-199(Laurentius)-200(wieder)-199(einmal)-200(in)-199(Fr\351jus)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-244(und)-245(vor)-244(dem)-245(bisch\366flichen)-244(Palaste)-244(sich)-245(laut)-244(unterhielt,)-245(h\366rte)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-377(Reh)-376(seine)-377(Stimme,)-408(sprang)-377(aus)-377(einem)-376(Fenster)-377(des)-376(Palastes)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-306(ihm)-306(hinab)-306(und)-306(leckte)-307(seine)-306(H\344nde.)-418(Da)-306(f\374hlte)-306(der)-306(Mann)-306(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(gl\374cklich;)-532(er)-437(empfand)-438(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 111.087 0 Td [(le)-438(bonheur)-437(du)-438(parfait)-438(solitaire)]TJ/F16 10.9091 Tf 140.322 0 Td [(\253,)-485(wie)]TJ -251.409 -13.549 Td [(es)-355(in)-354(der)-355(Erz\344hlung)-355(hei\337t.)-564(So)-355(auch)-354(war)-355(seine)-355(Einsiedelei)-354(stets)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-286(zahlreichen)-286(V\366geln)-286(umgeben,)-296(die)-286(er)-286(zu)-286(Zeiten)-286(der)-286(D\374rre)-286(in)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-370(Vertiefungen)-371(der)-370(Felsen)-370(mit)-370(Wasser)-370(tr\344nkte.)-611(Eines)-370(Tages)]TJ 0 -13.55 Td [(\374berraschte)-223(er)-222(Diebe,)-228(die)-223(ihm)-223(seine)-222(Bienenst\366cke)-223(geraubt)-222(hatten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Erschrocken)-238(sahen)-237(die)-238(Misseth\344ter)-238(ihn)-237(nahen.)-246(Er)-238(aber)-238(trug)-237(ihnen)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-291(noch)-292(die)-291(\374brigen)-292(Bienenst\366cke)-291(zu)-291(und)-292(rief)-291(ihnen)-292(nach,)-301(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344tten)-263(die)-264(besten)-263(vergessen.)-290(Solche)-263(unersch\366pfliche)-263(G\374te)-263(r\374hrte)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-275(Gem\374th)-274(der)-275(Misseth\344ter:)-299(sie)-275(besserten)-275(sich,)-280(so)-275(hei\337t)-275(es,)-280(von)]TJ 0 -13.55 Td [(dieser)-250(Stunde.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Wir)-262(blieben)-261(nochmals)-262(vor)-262(der)-262(Grotte)-261(stehen)-262(und)-262(verloren)-261(uns)]TJ -11.956 -13.549 Td [(im)-231(Anblick)-231(dieser)-231(sch\366nen)-230(Gegend.)-244(So)-231(mag)-231(sie)-231(auch)-230(ausgesehen)]TJ 0 -13.55 Td [(haben)-322(vor)-321(anderthalb)-322(tausend)-322(Jahren,)-339(als)-322(der)-322(heilige)-321(Honoratus)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-470(dieselbe)-470(blickte.)-910(Auch)-470(damals)-470(schon)-470(gl\344nzten)-470(die)-470(rothen)]TJ 0 -13.549 Td [(Porphyrfelsen)-465(so)-466(feurig)-465(im)-465(Sonnenschein,)-519(und)-465(damals)-465(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(leuchtete)-353(der)-352(ewige)-353(Schnee)-353(so)-353(blendend)-352(wei\337)-353(dort)-353(jenseits)-352(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-498(Alpen.)-994(Auch)-498(dasselbe)-498(Bed\374rfni\337)-498(nach)-498(Idealen)-497(ist)-498(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(menschlichen)-268(Geiste)-267(geblieben,)-272(nur)-268(hat)-268(sich)-267(die)-268(Form)-267(derselben)]TJ 0 -13.549 Td [(ver\344ndert.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(152)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Wir)-280(stiegen)-281(hinab)-280(bis)-280(zur)-280(Quelle)-281(und)-280(schlugen)-280(einen)-280(anderen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Weg)-389(dann)-389(ein,)-424(um)-389(von)-389(Westen)-389(her)-389(den)-389(Gipfel)-389(des)-388(Berges)-389(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(erreichen.)-416(Wir)-305(suchten)-305(Castor)-305(zur)-305(Heimkehr)-305(zu)-305(bewegen,)-319(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(zog)-356(er)-355(es)-356(vor,)-382(bei)-356(uns)-356(zu)-355(bleiben.)-568(Freilich)-355(f\374hlte)-356(er)-356(sich)-355(nicht)]TJ 0 -13.55 Td [(mehr)-346(verpflichtet,)-370(uns)-346(den)-346(Weg)-346(zu)-346(weisen,)-370(er)-346(ging)-346(nicht)-345(mehr)]TJ 3.672 -13.549 Td [(vor)-336(uns)-337(her,)-358(schweifte)-337(vielmehr)-336(ab)-337(nach)-336(allen)-337(Seiten.)-509(Oft)-337(sah)]TJ/F16 7.9701 Tf -76.427 0 Td [([153])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(man)-205(ihn)-204(nicht,)-214(da)-204(war)-205(er)-204(im)-205(Geb\374sch,)-213(um)-205(V\366gel)-204(aufzuscheuchen;)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-378(schaute)-378(ihnen)-378(in)-378(den)-378(L\374ften)-378(nach.)-634(Einmal)-378(schien)-378(er)-377(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\366\337eren)-255(Thier)-255(nachzujagen,)-256(vielleicht)-255(einem)-255(der)-255(vielen)-255(F\374chse,)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-250(das)-250(Esterel)-250(bewohnen.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Auf)-442(dem)-443(Gipfel)-442(des)-443(Cap)-442(Roux,)-491(dem)-442(Grand)-443(Pic,)-490(der)-442(einst)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Vigie)-389(de)-389(Peyssarin)-389(genannt)-388(wurde,)-424(entfaltete)-389(sich)-389(vor)-389(uns)-388(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Bild)-398(so)-398(herrlich,)-435(wie)-398(wir)-398(es)-398(kaum)-398(je)-398(gesehen.)-694(Der)-397(Eindruck,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-215(wir)-214(empfingen,)-222(war)-214(erhaben)-215(und)-214(lieblich)-215(zugleich,)-221(malerisch)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-479(von)-479(m\344chtiger)-479(Wirkung.)-937(W\344hrend)-479(vom)-479(Mont)-479(Vinaigre)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-400(unser)-400(Auge)-400(erst)-399(in)-400(der)-400(Ferne)-400(\374ber)-400(gr\374ne)-400(Berge)-400(das)-399(Meer)]TJ 0 -13.55 Td [(erreichen)-299(konnte,)-311(hatten)-299(wir)-299(hier)-299(die)-299(blauen)-299(Fluthen)-299(zu)-298(unseren)]TJ 0 -13.549 Td [(F\374\337en.)-373(Die)-291(gr\374nen)-291(Abh\344nge)-291(des)-291(Cap)-291(Roux)-291(fallen)-291(langsam)-290(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Meere)-279(ab;)-294(sie)-279(endigen)-279(in)-279(schroffen)-280(Felsen,)-286(die)-279(sich)-279(senkrecht)-279(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-392(Wellen)-392(st\374rzen.)-675(Dort)-392(setzen)-392(sie)-391(sich)-392(fort)-392(mit)-392(Zacken)-391(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Rissen,)-459(schneiden)-418(ein)-417(in)-418(das)-417(Meer)-417(mit)-418(scharfem)-417(Grat,)-459(fassen)]TJ 0 -13.55 Td [(es)-389(in)-389(ausgeh\366hlte)-389(Mulden,)-424(tauchen)-389(dann)-389(wieder)-389(wi)1(e)-389(steinerne)]TJ 0 -13.549 Td [(Riesen)-346(aus)-347(der)-346(Fluth)-347(empor.)-539(Das)-346(Wasser)-347(nimmt)-346(violette)-346(T\366ne)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-270(auf)-270(dem)-270(purpurnen)-271(Grunde:)-290(es)-270(scheint)-270(fl\374ssiger)-270(Amethyst)-270(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sein)-299(in)-299(einem)-299(Becken)-299(von)-299(Rosso)-299(antico.)-397(Um)-299(uns)-299(herum)-298(gl\374hen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-345(Felsen)-345(in)-345(hellem)-345(Sonnenschein.)-535(Gelbe)-345(und)-345(graue)-345(Anfl\374ge,)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-455(Flechten)-455(erzeugt,)-506(t\366nen)-454(das)-455(satte)-455(Roth)-455(ab)-455(in)-454(unz\344hligen)]TJ 0 -13.55 Td [(Schattirungen.)-586(Gegen)-362(diesen)-362(Vordergrund)-362(hebt)-362(sich)-362(die)-361(Ferne)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-417(ganz)-417(eigenem)-417(Colorit)-417(ab;)-501(man)-417(wird)-417(v\366llig)-417(berauscht)-417(von)]TJ 0 -13.549 Td [(dieser)-250(Pracht,)-251(sie)-250(klingt)-251(einem)-250(wie)-251(Musik)-250(in)-251(der)-250(Seele.)-251(Zun\344chst)]TJ 0 -13.549 Td [(beachtet)-273(man)-273(kaum)-273(die)-273(Form)-273(der)-273(Gegenst\344nde)-273(und)-273(l\344\337t)-273(nur)-272(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Farben)-422(auf)-423(sich)-422(wirken:)-595(wie)-422(sich)-422(die)-423(T\366ne)-422(mischen)-422(und)-422(wie)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-408(einander)-408(durchdringen,)-447(wie)-408(sie)-408(hier)-407(verschmelzen,)-448(dort)-407(in)]TJ 0 -13.549 Td [(effectvollem)-400(Contrast)-401(von)-400(einander)-401(absetzen.)-701(Wie)-400(wunderbar)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(153)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(gl\374ht)-272(dieser)-271(braunrothe)-272(Colo\337)-272(auf)-271(dem)-272(blauen)-272(Hintergrunde)-271(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Meeres,)-242(das)-241(hoch)-240(hinter)-240(ihm)-241(am)-240(Horizonte)-240(aufzusteigen)-240(scheint!)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-321(hebt)-320(sich)-321(dieser)-320(andere)-321(Porphyrfelsen)-320(von)-321(dem)-320(perlgrauen)]TJ 0 -13.549 Td [(Grunde)-408(der)-408(Kalkalpen)-408(ab;)-487(dort)-408(springen)-408(wieder)-408(rothe)-407(Zacken)]TJ 0 -13.55 Td [(vor)-259(gegen)-259(den)-259(leuchtenden)-258(Himmel,)-261(im)-518(Osten)-259(\374ber)-259(Nizza)-258(kr\366nt)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([154])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(der)-266(blendend)-267(wei\337e)-266(Schnee)-267(der)-266(Alpen)-266(wie)-267(ein)-266(silbernes)-266(Diadem)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-465(gr\374ne)-464(Vorgebirge.)-894(Ihm)-465(wenden)-465(sich)-464(immer)-465(wieder)-464(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Neuem)-357(unsere)-357(Blicke)-356(zu.)-571(Unten)-356(aber)-357(schillert)-357(am)-357(Strande)-356(das)]TJ 0 -13.549 Td [(blaue)-388(Meer)-389(in)-388(purpurnen)-388(T\366nen)-389(auf)-388(dem)-389(rothen)-388(Grunde;)-457(fern)]TJ 0 -13.55 Td [(im)-266(S\374den)-266(spiegelt)-266(es)-266(die)-266(Sonne)-266(wider)-266(und)-266(strahlt)-265(unerme\337liches)]TJ 0 -13.549 Td [(Licht)-298(zur\374ck.)-393(Eine)-298(m\344chtige)-298(Felsenmasse)-298(im)-298(Westen)-298(deckt)-297(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-191(Thal)-191(von)-191(Fr\351jus,)-203(hinter)-191(ihm)-191(th\374rmt)-191(sich)-191(das)-191(Maurengebirge)-190(in)]TJ 0 -13.549 Td [(sammetgr\374nen)-271(Farben)-272(auf.)-314(Das)-272(Auge)-271(folgt)-272(der)-271(K\374ste)-272(bis)-271(zu)-271(den)]TJ 0 -13.549 Td [(goldenen)-289(Inseln.)-367(Im)-289(Osten)-289(liegt)-289(vor)-289(uns)-289(der)-289(Golf)-289(de)-289(la)-288(Napoule)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-206(Cannes)-207(fast)-206(in)-206(greifbarer)-207(N\344he.)-235(Die)-206(Inseln)-207(von)-206(Lerin)-206(tauchen)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\374n)-367(wie)-367(Smaragde)-366(hervor)-367(aus)-367(der)-367(goldigen)-366(Fluth.)-601(Wir)-366(sehen)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-371(jetzt)-371(alle)-371(zu)-371(einer)-371(leuchtenden)-371(Gruppe)-371(vereinigt,)-401(voran)-371(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Insel)-350(St.)-350(Honorat,)-375(dann)-350(St.)-350(Margu\351rite,)-375(und)-350(neben)-350(St.)-349(Honorat)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-230(Osten,)-233(nur)-230(als)-229(dunkler)-230(Streifen,)-233(die)-230(kleine)-230(St.)-229(F\351r\351ol;)-236(dahinter)]TJ 0 -13.55 Td [(taucht)-382(das)-382(Cap)-382(d'Antibes)-381(seine)-382(belaubten)-382(Ufer)-382(in)-382(die)-381(Fluthen;)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-292(springt)-293(so)-292(weit)-293(vor)-292(in)-292(die)-293(See,)-303(als)-292(wollte)-292(es)-293(dieses)-292(eine)-292(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-301(zwei)-300(Meere)-301(theilen.)-401(Jenseits)-301(der)-301(Baie)-300(des)-301(Anges,)-313(der)-300(breiten)]TJ 0 -13.549 Td [(Engelsbucht,)-457(gl\344nzt)-416(das)-416(wei\337e)-416(Nizza)-416(im)-416(Halbkreis)-416(an)-415(gr\374nen)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374gelketten,)-447(und)-408(dann)-408(erheben)-407(sich)-408(Berge)-408(hinter)-407(Bergen,)-447(bis)]TJ 0 -13.55 Td [(jenseits)-250(Bordighera)-250(die)-250(Umrisse)-250(der)-250(K\374ste)-250(verschwimmen.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Auf)-709(Castor)-709(machte)-709(dieses)-709(Bild)-709(keinen)-709(Eindruck.)-1627(Er)]TJ -11.956 -13.549 Td [(beschn\374ffelt)-329(sorgsam)-329(die)-329(Steine,)-349(auf)-329(welchen,)-348(den)-329(Ueberresten)]TJ 0 -13.55 Td [(nach)-374(zu)-373(schlie\337en,)-405(von)-374(fr\374heren)-373(Touristen)-374(manches)-373(Fr\374hst\374ck)]TJ 0 -13.549 Td [(verzehrt)-269(worden)-270(ist.)-307(Sicherlich)-270(strengt)-269(er)-269(seine)-269(Einbildungskraft)]TJ 0 -13.549 Td [(an,)-258(um)-256(die)-256(einzelnen)-256(\273Menus\253)-256(zu)-256(reconstruiren,)]TJ/F30 10.9091 Tf 212.873 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.247 0 Td [(dann)-256(g\344hnt)-256(er)]TJ -221.12 -13.549 Td [(zu)-312(wiederholten)-313(Malen,)-327(streckt)-313(sich)-312(aus)-312(und)-312(schl\344ft.)]TJ/F30 10.9091 Tf 236.009 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.861 0 Td [(Stunden)]TJ -244.87 -13.549 Td [(vergingen,)-250(bevor)-250(wir)-250(uns)-250(entschlossen,)-250(den)-250(Abstieg)-250(anzutreten.)]TJ 140.991 -15.186 Td [(X.)]TJ -129.035 -15.186 Td [(Den)-399(Pic)-399(d'Aurelle)-399(durften)-400(wir)-399(nicht)-399(unbeachtet)-399(lassen,)-436(ihn,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(154)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(unseren)-425(n\344chsten)-424(Nachbar.)-774(Wir)-425(mu\337ten)-425(denselben)-424(besteigen,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344re)-395(es)-394(auch)-395(nur)-395(jenem)-394(Aurelius)-395(zu)-394(Ehren,)-431(nach)-395(welchem)-394(er)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-345(Namen)-690(f\374hrt.)-534(Was)-345(f\374r)-345(ein)-345(Aurelius)-345(das)-345(ist,)-369(dessen)-344(Name)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([155])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(durch)-390(jenen)-389(Fels)-390(wie)-390(durch)-390(die)-389(alte)-390(r\366mische)-390(Stra\337e)-389(verewigt)]TJ 0 -13.55 Td [(wird,)-550(das)-490(l\344\337t)-490(sich)-490(freilich)-490(nicht)-490(mit)-490(Sicherheit)-490(sagen.)-969(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Wahrscheinlichkeit)-247(spricht)-247(f\374r)-248(Cajus)-247(Aurelius)-247(Cotta,)-248(weil)-247(er)-247(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Plan)-324(zu)-324(dieser)-324(gro\337en)-324(Stra\337e)-324(entwarf)-324(und)-324(deren)-324(Bau)-324(auch,)-342(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Rom)-395(aus,)-432(im)-396(Jahre)-395(241)-396(vor)-395(Christus)-395(begann.)-687(Die)-395(Stra\337e)-395(soll)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-299(aber)-298(nur)-299(eine)-298(kurze)-299(Strecke)-299(weit)-298(ausgebaut)-299(haben;)-323(sie)-298(wurde)]TJ 0 -13.55 Td [(dann)-200(von)-200(Aurelius)-201(Scaurus)-200(\374ber)-200(Pisa)-200(und)-200(Savona)-200(fortgesetzt,)-210(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Julius)-250(Caesar)-250(endlich)-250(bis)-250(zum)-250(heutigen)-250(Arles)-250(gef\374hrt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Wir)-323(stiegen)-324(vom)-323(H\364tel)-324(geradeaus)-323(in)-323(die)-324(H\366he,)-341(\374berschritten)]TJ -11.956 -13.549 Td [(in)-334(gewohnter)-335(Weise)-334(den)-335(Bahnk\366rper)-334(und)-335(erreichten)-334(bald)-334(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(breiten)-473(Weg,)-529(der)-473(in)-473(westlicher)-473(Richtung)-473(den)-473(Berg)-472(umkreist.)]TJ 0 -13.549 Td [(Diesem)-317(Weg)-317(mu\337ten)-317(wir)-316(l\344ngere)-317(Zeit)-317(folgen,)-334(immer)-317(das)-316(gr\374ne)]TJ 0 -13.549 Td [(Thal)-230(vor)-230(Augen,)-234(das)-230(den)-230(Pic)-230(d'Aurelle)-230(vom)-230(Cap)-230(Roux)-230(trennt.)-243(An)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-266(n\366rdlichen)-266(Abhang)-267(des)-266(Cap)-266(Roux)-266(profiliren)-266(sich)-266(scharf)-266(die)]TJ 0 -13.549 Td [(dunkelrothen)-247(Felsen,)-248(und)-247(deutlich)-248(ragt)-247(aus)-247(denselben)-247(der)-247(Thurm)]TJ 0 -13.549 Td [(hervor,)-302(der)-291(vor)-292(der)-291(Grotte)-292(des)-291(heiligen)-292(Honoratus)-291(wacht.)]TJ/F30 10.9091 Tf 255.032 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.635 0 Td [(Wir)]TJ -263.667 -13.549 Td [(w\344hlen)-364(den)-363(ersten)-364(Fu\337weg,)-392(der)-363(jetzt)-364(bergauf)-363(am)-364(Pic)-363(d'Aurelle)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-357(wendet.)-573(Der)-357(Berg)-358(ist)-357(nur)-357(etwa)-358(300)-357(Meter)-358(hoch,)-384(l\344\337t)-357(sich)]TJ 0 -13.55 Td [(somit)-380(ohne)-380(Anstrengung)-381(besteigen.)-640(Der)-380(Blick)-380(von)-380(demselben)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-275(jenem)-274(vom)-275(Gipfel)-274(des)-275(Cap)-275(Roux)-274(\344hnlich,)-281(doch)-274(entsprechend)]TJ 0 -13.549 Td [(eingeschr\344nkt.)-600(Denn)-367(das)-367(Cap)-367(Roux)-366(deckt)-367(die)-367(ganze)-367(K\374ste)-366(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Westen,)-220(und)-213(nur)-213(das)-213(Thal)-213(an)-213(seinem)-213(n\366rdlichen)-213(Abhang)-212(gestattet)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-184(Durchblick)-184(bis)-185(zum)-184(Maurengebirge.)-228(Da)-184(sieht)-184(man)-184(im)-184(Thale)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-270(Argens)-269(auch)-270(Fr\351jus)-270(liegen)-269(und)-270(begreift)-270(es)-269(nun)-270(wohl,)-274(warum)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-323(R\366mer)-323(zun\344chst)-322(dieses)-323(Thal)-323(erw\344hlten,)-341(um)-323(ihre)-323(Stra\337e)-322(von)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-417(K\374ste)-417(nach)-417(Forum)-418(Julii)-417(zu)-417(f\374hren.)-751(In)-417(\366stlicher)-417(Richtung)]TJ 0 -13.549 Td [(schweift)-499(auch)-500(vom)-499(Pic)-499(d'Aurelle)-500(das)-499(Auge)-499(unbegrenzt)-499(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-376(schneebedeckten)-376(Alpen)-376(und)-375(die)-376(weite)-376(K\374ste.)-628(Die)-375(nackten)]TJ 0 -13.549 Td [(Porphyrfelsen,)-304(die)-294(den)-293(Gipfel)-293(des)-294(Berges)-293(bilden,)-304(tief)-293(zerkl\374ftet,)]TJ 0 -13.55 Td [(gleichen)-353(den)-354(Ruinen)-353(einer)-354(Titanenburg.)-560(Mit)-354(Vorsicht)-353(nur)-353(darf)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-504(den)-504(Felsenr\344ndern)-504(sich)-503(n\344hern,)-568(denn)-504(ganz)-503(unvermittelt)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(155)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(fallen)-250(sie)-250(ab)-250(in)-250(die)-250(Tiefe.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Jede)-291(Wanderung)-291(im)-291(Esterel)-291(bot)-292(uns)-291(neue)-291(Reize.)-373(Mit)-582(seinem)]TJ/F16 7.9701 Tf 279.068 0 Td [([156])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(gepflegten)-538(Walde)-539(und)-538(seinen)-539(sorgsam)-538(unterhaltenen)-538(Wegen)]TJ 0 -13.549 Td [(gleicht)-476(dieses)-477(Gebirge)-476(einem)-476(gro\337en)-477(Parke,)-533(in)-476(welchem)-476(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Kunstsinn,)-261(Geschmack)-259(und)-258(unerh\366rter)-259(Kraft)-259(die)-259(Natur)-258(m\344chtige)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsmassen)-250(zum)-250(Schmuck)-250(vertheilt)-250(h\344tte.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Castor)-256(ist)-255(unser)-256(Freund,)-257(und)-256(ungeachtet)-256(ihn)-256(Fernsichten)-255(nicht)]TJ -11.956 -13.549 Td [(fesseln,)-280(begleitet)-273(er)-274(uns)-273(doch)-274(auf)-274(allen)-273(unseren)-274(Ausfl\374gen;)-285(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-250(Pic)-250(d'Aurelle)-250(hatte)-250(er)-250(mit)-250(uns)-250(bestiegen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Ein)-458(Weg)-457(f\374hrt)-458(an)-458(unserem)-457(H\364tel)-458(vorbei)-458(und)-457(setzt)-458(sich)-457(in)]TJ -11.956 -13.549 Td [(westlicher)-372(Richtung)-372(fort)-371(bis)-372(nach)-372(Agay.)-615(Auf)-372(ihm)-372(pflegen)-371(wir)]TJ 0 -13.55 Td [(oft)-274(zu)-274(wandern.)-323(Er)-274(folgt)-274(allen)-275(Windungen)-274(der)-274(K\374ste.)-322(Zerfallene)]TJ 0 -13.549 Td [(H\344user)-312(stehen)-313(an)-312(demselben.)-438(Sie)-312(bargen)-313(einst)-312(die)-312(Arbeiter,)-328(die)]TJ 0 -13.549 Td [(beim)-299(Bau)-298(der)-299(Bahn)-298(besch\344ftigt)-299(waren.)-396(Ein)-298(hartes)-299(St\374ck)-298(Arbeit,)]TJ 0 -13.549 Td [(da)-396(die)-396(ganze)-396(Strecke)-396(hier)-396(aus)-396(dem)-396(Porphyr)-396(gesprengt)-396(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337te.)-616(Die)-372(verlassenen)-371(H\344user)-372(lie\337)-372(man)-372(in)-372(Wind)-372(und)-371(Wetter)]TJ 0 -13.55 Td [(zusammenst\374rzen.)-364(Der)-288(an)-288(das)-288(H\364tel)-288(zun\344chst)-288(grenzende)-288(Strand)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-491(wiederum)-490(Aurelius)-490(zu)-491(Ehren,)-551(\273plage)-490(d'Aurelle\253)-490(benannt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Hier)-413(war)-414(es,)-454(wo)-413(die)-414(alte)-413(r\366mische)-413(Stra\337e)-414(den)-413(Strand)-413(verlie\337,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-358(landeinw\344rts)-359(hinter)-358(dem)-358(Cap)-359(Roux)-358(im)-358(Thale)-358(aufzusteigen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Jenseits)-210(der)-210(Bucht,)-218(in)-210(welche)-210(dieses)-210(Thal)-210(m\374ndet,)-218(kann)-210(man)-210(vom)]TJ 0 -13.55 Td [(Wege)-396(aus)-396(nach)-397(Agay)-396(schon)-396(die)-396(ganze)-396(Schneekette)-396(der)-396(Alpen)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berblicken.)-822(Hier)-440(verlassen)-441(wir)-441(den)-440(betretenen)-441(Weg,)-488(um)-440(an)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-426(Ufer)-426(selbst)-426(unsere)-426(Wanderung)-426(fortzusetzen.)-778(Da)-426(geht)-425(es)]TJ 0 -13.549 Td [(bergauf)-306(und)-307(bergab)-306(nicht)-306(ohne)-306(Hindernisse.)-419(Einmal)-306(erklimmen)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)-383(einen)-384(steilen)-383(Fels,)-417(dann)-383(steigen)-384(wir)-383(wieder)-384(bis)-383(zum)-383(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(hinab.)-467(Leise)-322(Wellen)-323(schlagen)-322(an)-322(das)-322(Ufer,)-341(kaum)-322(umfranst)-322(von)]TJ 0 -13.55 Td [(leichtem)-442(Schaum.)-825(Durch)-442(die)-442(krystallhelle)-442(Fluth)-442(dringt)-441(unser)]TJ 0 -13.549 Td [(Auge)-475(bis)-475(auf)-475(den)-475(tiefen)-475(Grund.)-925(Es)-475(sieht)-475(dort)-475(in)-475(purpurnen)]TJ 0 -13.549 Td [(Mulden)-355(r\344thselhafte)-355(Dinge)-355(liegen,)-382(die)-355(in)-355(bunten)-355(Farben)-355(gleich)]TJ 0 -13.549 Td [(Edelsteinen)-393(funkeln.)-680(Die)-393(proven\347alische)-393(Sonne)-393(\374bergie\337t)-393(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-409(ihrem)-410(Glanz;)-489(auch)-409(das)-409(Meer)-409(und)-410(die)-409(Felsen)-409(strahlen)-409(uns)]TJ 0 -13.55 Td [(Licht)-228(entgegen.)-242(Die)-228(ganze)-227(Luft)-228(zittert)-228(\374ber)-227(dem)-228(erhitzten)-227(Boden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Alles)-288(leuchtet)-287(und)-287(flimmert)-288(um)-287(uns)-288(her;)-306(die)-288(Ferne)-287(schwindet)-287(in)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(156)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(goldigem)-359(Nebel,)-386(und)-359(der)-359(wei\337e)-359(Schnee)-359(der)-359(Alpen)-359(scheint)-358(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-250(Abgr\374nden)-250(zu)-250(schweben.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([157])]TJ/F16 10.9091 Tf 84.711 -16.004 Td [(Wie)-394(kommt)-394(es)-393(nur,)-430(da\337)-394(sie)-394(so)-393(rein)-394(und)-394(so)-394(klar)-394(sind,)-429(diese)]TJ -11.956 -13.549 Td [(herrlichen)-396(Fluthen)-395(des)-396(Mittelmeeres?)-687(tragen)-396(doch)-396(Fl\374sse)-395(und)]TJ 0 -13.549 Td [(B\344che)-165(fort)-165(und)-164(fort)-165(Schlamm)-165(und)-165(Erde)-165(dem)-165(Meere)-164(zu;)-194(nagen)-164(doch)]TJ 0 -13.55 Td [(seine)-281(Wellen)-282(unaufh\366rlich)-281(an)-282(dem)-281(weit)-282(ausgedehnten)-281(Ufer.)-344(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Klarheit)-354(des)-354(Seewassers)-355(wird)-354(durch)-354(seinen)-354(Salzgehalt)-354(bedingt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Tr\374bes)-410(Flu\337wasser,)-450(sich)-411(selbst)-410(\374berlassen,)-450(braucht)-410(sehr)-410(lange)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeit,)-454(um)-414(sich)-413(zu)-413(kl\344ren,)-455(doch)-413(gen\374gt)-413(es,)-455(eine)-413(Spur)-413(Kochsalz)]TJ 0 -13.549 Td [(hinzuzuf\374gen,)-488(damit)-440(diese)-440(Kl\344rung)-440(\344u\337erst)-440(rasch)-440(erfolge.)-820(Je)]TJ 0 -13.55 Td [(mehr)-256(Salz)-255(das)-256(Seewasser)-256(enth\344lt,)-257(um)-255(so)-256(blauer)-256(pflegt)-255(es)-256(auch)-255(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(erscheinen,)-290(daher)-282(das)-282(salzreiche)-282(Mittelmeer)-282(durch)-282(die)-281(Intensit\344t)]TJ 0 -13.549 Td [(seiner)-418(F\344rbung)-417(ausgezeichnet)-418(ist.)-753(In)-417(vierhundert)-418(Meter)-417(Tiefe)]TJ 0 -13.549 Td [(erl\366schen)-591(die)-591(letzten)-591(Strahlen)-591(des)-591(Lichtes,)-676(welches)-591(in)-590(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Seewasser)-522(dringt.)-1065(Weiter)-522(hinab)-522(herrscht)-522(ewige)-521(Dunkelheit.)]TJ 0 -13.55 Td [(Die)-300(verschiedenartigen)-300(Strahlen,)-313(welche)-300(das)-300(wei\337e)-300(Sonnenlicht)]TJ 0 -13.549 Td [(zusammensetzen,)-386(und)-358(die)-359(unser)-358(Auge)-359(als)-358(verschiedene)-358(Farben)]TJ 0 -13.549 Td [(empfindet,)-386(werden)-360(nicht)-359(gleich)-359(schnell)-359(im)-359(Meere)-359(resorbirt.)-577(In)]TJ 0 -13.549 Td [(zwei)-289(Meter)-288(Tiefe)-289(ist)-288(schon)-289(die)-289(H\344lfte)-288(der)-289(rothen)-288(und)-289(ein)-288(Drittel)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-352(orangegelben)-351(Strahlen)-351(verschwunden;)-403(das)-351(Licht,)-377(das)-351(tiefer)]TJ 0 -13.55 Td [(dringt,)-352(ist)-332(jetzt)-332(nicht)-332(mehr)-331(wei\337,)-332(es)-332(ist)-332(vorherrschend)-332(gr\374n)-331(und)]TJ 0 -13.549 Td [(blau)-364(geworden.)-592(Das)-363(bedingt)-364(die)-364(F\344rbung)-364(des)-364(Meeres.)-592(Da)-363(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Salzgehalt)-263(des)-263(Wassers)-263(auf)-263(den)-263(Vorgang)-263(der)-263(Strahlenabsorption)]TJ 0 -13.549 Td [(einen)-317(Einflu\337)-318(\374bt,)-334(so)-318(beeinflu\337t)-317(er)-317(auch)-318(die)-317(Farbeneffecte.)-452(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(glatte)-339(Meeresfl\344che)-338(wirft)-339(das)-339(meiste)-338(Licht)-339(unver\344ndert)-338(zur\374ck.)]TJ 0 -13.549 Td [(Spiegelt)-413(sich)-414(in)-413(ihr)-414(die)-413(Sonne,)-454(so)-414(leuchtet)-413(sie)-414(daher)-413(in)-413(deren)]TJ 0 -13.55 Td [(Glanz,)-245(w\344hrend)-243(sie)-243(der)-243(Abendhimmel)-243(in)-244(Purpurt\366nen)-243(f\344rbt.)-247(Von)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-348(aufsteigenden)-349(Wellen)-348(der)-349(bewegten)-348(See)-349(wird)-348(dagegen)-348(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(wenig)-176(Licht)-177(zur\374ckgeworfen,)-191(daher)-177(uns)-176(das)-177(Meer)-176(dann)-176(besonders)]TJ 0 -13.549 Td [(dunkel)-250(erscheint.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Doch)-434(es)-434(gilt)-433(Abschied)-434(von)-434(Le)-434(Trayas)-433(zu)-434(nehmen.)-801(Castor)]TJ -11.956 -13.549 Td [(begleitet)-274(uns)-275(zur)-274(Bahn.)-323(Wir)-274(streicheln)-275(ihn)-274(vor)-274(der)-275(Trennung.)-322(Er)]TJ 0 -13.55 Td [(sieht)-327(lange)-326(dem)-327(Eisenbahnzuge)-326(nach,)-346(der)-326(uns)-327(davontr\344gt.)-479(Sein)]TJ 0 -13.549 Td [(Blick)-380(tr\374bt)-380(sich)]TJ/F30 10.9091 Tf 74.25 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.597 0 Td [(fast)-380(scheint)-380(es)-379(uns,)-412(er)-380(habe)-380(Thr\344nen)-380(in)-379(den)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Augen.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([158])]TJ/F16 10.9091 Tf -151.849 -15.186 Td [(XI.)]TJ -127.219 -15.185 Td [(Bald)-390(lag)-391(das)-390(Esterelgebirge)-390(hinter)-391(uns)-390(im)-391(Westen,)-425(und)-390(wir)]TJ -11.956 -13.55 Td [(fuhren)-348(in)-348(sanftem)-348(Aufstieg)-348(dem)-348(Norden)-348(zu.)-544(Der)-348(Schienenweg)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374hrte)-253(im)-254(Thal)-253(der)-253(Siagne)-253(an)-253(Feldern)-254(von)-253(Rosen)-253(und)-253(Jonquillen,)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-458(Veilchen)-459(und)-458(von)-458(Jasmin)-458(vorbei;)-563(dann)-458(folgte)-458(er)-458(wieder)]TJ 0 -13.549 Td [(grauen)-397(Olivenhainen.)-691(So)-397(erreichten)-397(wir)-397(Grasse,)-434(eine)-397(Stadt)-397(in)]TJ 0 -13.549 Td [(mittelalterlichem)-405(Gewande.)-715(Sie)-405(klettert)-405(empor)-405(an)-405(den)-405(letzten)]TJ 0 -13.55 Td [(Ausl\344ufern)-465(der)-464(Alpen.)-894(In)-465(Windungen)-465(f\374hren)-464(die)-465(Stra\337en)-464(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-407(H\366he;)-485(steile)-406(Treppen)-407(k\374rzen)-406(die)-407(Wege)-407(ab,)-445(Gew\366lbpfeiler)]TJ 0 -13.549 Td [(verbinden)-552(in)-553(engen)-552(Gassen)-553(die)-552(gegen\374berliegenden)-552(H\344user,)]TJ 0 -13.549 Td [(damit)-653(sie)-654(den)-653(steilen)-653(Abhang)-653(nicht)-653(abw\344rts)-654(gleiten.)-1459(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(dr\344ngen)-557(sich)-556(in)-557(solchen)-556(Gassen)-557(die)-556(Menschen)-557(an)-556(einander)]TJ 0 -13.549 Td [(vorbei;)-279(stellenweise)-269(stockt)-270(der)-269(Verkehr.)-308(Der)-270(moderne)-269(Inhalt)-269(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Schaufenster)-276(an)-275(den)-276(L\344den)-275(pa\337t)-276(nicht)-276(zu)-275(der)-276(alten)-275(Umrahmung.)]TJ 0 -13.549 Td [(Manchem)-305(Hausgang)-304(entweicht)-305(ein)-305(fettiger)-304(Dampf,)-319(gew\374rzt)-304(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Zwiebel)-452(und)-452(Knoblauch.)-855(Da)-452(gibt)-452(es)-452(Fritturen,)-502(unverf\344lschte)]TJ 0 -13.549 Td [(mediterrane)-518(Wohlger\374che.)-1055(Doch)-518(mit)-518(jenem)-518(Oelduft)-518(mischt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-288(ein)-289(anderes)-288(durchdringendes)-288(Parf\374m,)-298(das)-288(an)-288(freieren)-288(Orten)]TJ 0 -13.55 Td [(allein)-539(zur)-540(Geltung)-539(gelangt;)-684(es)-539(kommt)-540(vom)-539(Santalholz,)-611(das)]TJ 0 -13.549 Td [(aufgeschichtet)-303(in)-303(den)-303(Parf\374mfabriken)-303(liegt.)-409(Seine)-303(Verarbeitung)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-250(jetzt)-250(begonnen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Grasse)-317(ist)-317(sehr)-317(alten)-316(Ursprungs,)-334(wurde)-317(aber)-317(zu)-317(wi)1(ederholten)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Malen)-511(vollst\344ndig)-511(zerst\366rt.)-1034(Sein)-511(Wiederaufbau)-511(im)-511(sechsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhundert)-265(soll)-264(eigenartiger)-265(Weise)-265(erfolgt)-264(sein)-265(durch)-265(Juden.)-293(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(waren,)-580(so)-515(hei\337t)-514(es,)-580(Nachkommen)-515(jener)-514(Juden,)-580(die)-514(Tiberius)]TJ 0 -13.55 Td [(gegen)-553(das)-553(Jahr)-553(19)-553(unserer)-553(Zeitrechnung)-553(aus)-553(Rom)-553(vertrieb.)]TJ 0 -13.549 Td [(W\344hrend)-374(der)-373(Judenverfolgung,)-405(die)-374(im)-373(sechsten)-374(Jahrhundert)-373(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-374(Provence)-373(ausbrach,)-404(gingen)-374(diese)-373(Juden)-374(zum)-373(Christenthum)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-365(und)-365(erhielten)-365(die)-365(Ruinen)-365(der)-365(alten)-365(r\366mischen)-365(Stadt)-364(daf\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-439(Lohn.)-816(Sie)-438(sind)-439(es,)-486(die)-439(ihr)-438(den)-439(Namen)-439(\273Gratia\253)-438(gaben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-355(Stadtwappen)-355(von)-355(Grasse)-355(f\374hrt)-355(ein)-355(silbernes)-355(Osterlamm)-354(in)]TJ 0 -13.55 Td [(azurnem)-261(Feld;)-267(man)-261(sucht)-261(dies)-261(in)-261(Verbindung)-261(zu)-261(bringen)-261(mit)-261(der)]TJ 0 -13.549 Td [(einstigen)-250(Bekehrung)-250(seiner)-250(Wiedererbauer.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(158)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Wir)-378(finden)-379(Grasse)-378(nicht)-379(sch\366n,)-411(und)-378(auch)-379(der)-378(Ausblick)-378(von)]TJ -6.553 -13.549 Td [(seinen)-495(Pl\344tzen)-495(und)-496(G\344rten)-495(in)-495(das)-495(ferne)-496(Meer)-495(entz\374ckt)-495(uns)]TJ/F16 7.9701 Tf -78.158 0 Td [([159])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(nicht.)-660(Bilden)-387(doch)-387(den)-386(Vordergrund)-387(jenseits)-387(der)-387(H\374gel)-386(steife)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-206(n\374chterne)-207(Kasernen,)-215(die)-206(jedes)-206(\344sthetische)-206(Empfinden)-206(st\366ren.)]TJ 0 -13.55 Td [(Doch)-302(anmuthig)-302(ist)-302(der)-302(Blick)-302(auf)-302(Grasse)-302(selbst,)-315(vom)-302(Garten)-302(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Grand)-353(H\364tel,)-379(den)-354(man)-353(auf)-353(der)-354(neuen)-353(Avenue)-353(Thiers,)-379(oberhalb)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-253(Stadt,)-254(in)-253(zwanzig)-253(Minuten)-253(erreicht.)-259(Die)-253(Agaven)-253(und)-253(Palmen)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-362(Gartens)-362(rahmen)-362(da)-361(die)-362(alte)-362(Stadt)-362(in)-362(wirksamer)-362(Weise)-361(ein;)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-453(verdecken)-452(die)-453(unsch\366nen)-452(neuen)-453(Geb\344ude)-452(und)-453(zeigen)-452(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-329(eckigen)-330(alten)-329(Th\374rme)-329(und)-330(H\344user,)-349(die)-329(sich)-330(\374ber)-329(und)-329(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(einander)-250(an)-250(den)-250(Abhang)-250(dr\344ngen.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Das,)-183(was)-166(uns)-165(nach)-166(Grasse)-166(gef\374hrt)-166(hatte,)-183(war)-166(aber)-166(auch)-166(nicht)-165(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Hoffnung,)-374(die)-349(zuvor)-350(empfangenen)-349(Natureindr\374cke)-349(zu)-349(steigern,)]TJ 0 -13.549 Td [(vielmehr)-564(der)-564(Wunsch,)-642(einen)-564(Einblick)-564(in)-564(die)-564(hier)-563(bl\374hende)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374mherstellung)-173(zu)-173(gewinnen.)-224(Seit)-173(mehr)-173(als)-173(hundertundf\374nfzig)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahren)-305(ist)-304(Grasse)-305(in)-305(dieser)-304(Richtung)-305(ber\374hmt,)-318(und)-305(selbst)-304(weiter)]TJ 0 -13.55 Td [(noch)-426(reichen)-426(seine)-426(Erfolge)-426(auf)-426(diesem)-426(Gebiete)-426(zur\374ck.)-777(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(zeigt)-219(uns)-220(das)-219(Haus,)-226(in)-219(welchem)-220(ein)-219(Sieur)-220(Tombarelli)-219(aus)-219(Florenz)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-397(in)-397(der)-397(zweiten)-397(H\344lfte)-397(des)-397(sechzehnten)-397(Jahrhunderts)-396(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Laboratorium)-546(f\374r)-546(Parf\374merien)-546(eingerichtet)-546(hatte.)-1138(Heute)-546(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(Grasse)-316(zu)-317(einem)-316(der)-317(Hauptorte)-316(europ\344ischer)-316(Parf\374mfabrikation)]TJ 0 -13.55 Td [(geworden.)-926(Es)-475(stellt)-475(aber)-476(nicht)-475(die)-475(fertigen)-476(Parf\374ms)-475(her,)-531(so)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-287(sie)-286(schlie\337lich)-287(als)-287(sogenannte)-286(\273Bouquets\253)-287(zur)-286(Verwendung)]TJ 0 -13.549 Td [(kommen,)-495(sondern)-446(die)-446(ersten)-446(Erzeugnisse)-446(f\374r)-446(dieselben.)-837(Aus)]TJ 0 -13.549 Td [(diesen)-779(einfachen)-779(Bestandtheilen)-779(mischen)-779(die)-779(eigentlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374misten)-169(erst)-170(jene)-169(verschiedenen)-169(Bouquets)-170(zusammen,)-185(wie)-169(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(eben)-183(die)-183(Mode)-184(vorschreibt)-183(oder)-183(der)-183(Geschmack)-183(der)-183(Zeit)-183(verlangt.)]TJ 0 -13.55 Td [(Grasse)-483(entnimmt)-482(seine)-483(Wohlger\374che)-482(fast)-483(ausschlie\337lich)-482(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzenreich.)-617(Thats\344chlich)-373(sind)-372(auch)-373(die)-372(meisten)-372(nat\374rlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374ms)-174(pflanzlichen)-174(Ursprungs,)-189(nur)-174(Moschus,)-189(Ambra,)-189(Bibergeil)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-442(Zibeth)-441(entstammen)-442(dem)-442(Thierreich.)-825(Neuerdings)-441(beginnt)]TJ 0 -13.549 Td [(jedoch)-319(die)-318(chemische)-319(Indust)1(rie)-319(wirksam)-318(in)-319(das)-318(Parf\374mgesch\344ft)]TJ 0 -13.55 Td [(einzugreifen,)-338(indem)-320(sie)-319(die)-320(wohlriechenden)-320(Stoffe)-320(in)-320(chemisch)]TJ 0 -13.549 Td [(reinem)-532(Zustande)-531(darstellt.)-1094(Im)-532(Besonderen)-531(ist)-532(es)-531(gelungen,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(das)-383(Cumarin,)-415(jenen)-383(Stoff,)-415(der)-383(den)-382(Geruch)-383(des)-382(frischen)-382(Heues)]TJ 0 -13.549 Td [(bestimmt,)-386(aus)-719(Salicylaldehyd)-359(zu)-359(erzeugen.)-577(Das)-359(Verfahren)-359(ist)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([160])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(ziemlich)-491(umst\344ndlich,)-550(der)-491(aromatisch)-490(riechende)-491(K\366rper,)-550(den)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-373(in)-374(farblosen,)-404(gl\344nzenden)-373(Krystallen)-374(erh\344lt,)-404(aber)-373(durchaus)]TJ 0 -13.55 Td [(\374bereinstimmend)-464(mit)-465(demjenigen,)-518(den)-464(die)-464(Tonkabohnen,)-518(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Samen)-398(des)-397(Tonkabaumes)-398(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 122.083 0 Td [(Dipterix)-398(odorata)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.247 0 Td [(\051)-398(von)-397(Guyana)-398(und)]TJ -197.33 -13.549 Td [(auch)-557(die)-556(Stengel)-557(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 104.879 0 Td [(Liatris)-557(odoratissima)]TJ/F16 10.9091 Tf 92.157 0 Td [(,)-633(einer)-557(in)-557(Florida)]TJ -197.036 -13.549 Td [(wachsenden)-435(Composite,)-481(die)-434(zum)-435(Parf\374miren)-435(des)-435(Tabaks)-434(und)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-278(Cigarren)-278(benutzt)-278(wird,)-284(enthalten.)-334(Mit)-278(etwa)-278(zwanzig)-277(Gramm)]TJ 0 -13.55 Td [(k\374nstlichen)-541(Cumarins)-540(erreicht)-541(man)-541(heute)-540(in)-541(der)-540(Parf\374merie)]TJ 0 -13.549 Td [(ebenso)-350(viel,)-374(wie)-350(mit)-349(einem)-350(Kilogramm)-350(Tonkabohnen.)-548(Ebenso)]TJ 0 -13.549 Td [(verh\344lt)-571(es)-570(sich)-571(mit)-570(dem)-571(nat\374rlichen)-570(Wintergr\374n\366l,)-651(das)-570(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-263(nordamerikanischen,)-265(zu)-263(den)-262(Heidengew\344chsen)-262(geh\366renden)]TJ 0 -13.549 Td [(Theebeerenstrauch)-509(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 91.572 0 Td [(Gaultheria)-509(procumbens)]TJ/F16 10.9091 Tf 106.758 0 Td [(\051)-509(gewonnen)-509(wird,)]TJ -198.33 -13.55 Td [(und)-239(das)-239(jetzt)-239(vollst\344ndig)-239(durch)-239(k\374nstlich)-239(erzeugten)-238(Salicyls\344ure-)]TJ 0 -13.549 Td [(Methylester)-319(ersetzt)-318(ist.)-455(Nur)-319(unvollkommen)-318(gelang)-319(es)-318(hingegen)]TJ 0 -13.549 Td [(bis)-542(jetzt,)-615(das)-542(in)-542(der)-542(Parf\374merie)-542(vielbenutzte)-541(Bittermandel\366l)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-720(das)-719(k\374nstliche)-720(Benzaldehyd)-720(zu)-719(verdr\344ngen.)-1659(Sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337en)-485(Erfolg)-485(hat)-484(die)-485(Chemie)-485(mit)-485(dem)-484(Vanillin)-485(erzielt,)-543(das)]TJ 0 -13.55 Td [(aus)-476(dem)-477(Saft)-476(des)-476(jungen,)-533(noch)-477(in)-476(Entwickelung)-476(begriffenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Holzes)-673(der)-672(Nadelb\344ume)-673(\050Coniferen\051,)-778(doch)-673(auch)-673(aus)-672(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-446(Nelken\366l)-446(enthaltenen)-445(Eugenol)-446(und)-446(verschiedenen)-445(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rpern)-592(dargestellt)-593(wird.)-1277(Da)-592(die)-592(Fr\374chte)-593(der)-592(Vanille)-592(im)]TJ 0 -13.549 Td [(besten)-521(Falle)-520(anderthalb)-521(bis)-521(zwei)-520(Procent)-521(Vanillin)-520(enthalten,)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-556(ist)-556(mit)-556(zwanzig)-556(bis)-556(f\374nfundzwanzig)-556(Gramm)-556(Vanillin)-556(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-466(Parf\374merie)-467(reichlich)-466(derselbe)-466(Effect)-467(wie)-466(mit)-466(einem)-466(Kilo)]TJ 0 -13.549 Td [(Vanille)-461(zu)-460(erreichen.)-882(K\374nstliches)-461(Heliotropin)-460(wird)-461(jetzt)-460(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(Safrol,)-562(dieses)-500(selbst)-499(aus)-500(japanischem)-500(Camphor\366l)-499(dargestellt,)]TJ 0 -13.549 Td [(au\337erdem)-317(aus)-317(Steinkohlentheer-Derivaten.)-451(Da)-317(aus)-317(den)-316(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-195(Heliotrops)-195(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 68.489 0 Td [(Heliotropium)-195(peruvianum)]TJ/F16 10.9091 Tf 115.158 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 18.492 0 Td [(grandiflorum)]TJ/F16 10.9091 Tf 58.189 0 Td [(\051)-195(nur)]TJ -260.328 -13.55 Td [(\344u\337erst)-180(wenig)-180(Parf\374m)-180(sich)-179(gewinnen)-180(l\344\337t,)-194(so)-180(ist)-180(dieser)-180(Ersatz)-179(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(willkommen.)-623(Den)-374(Maigl\366ckchen)-374(ist)-374(ihr)-374(zarter)-374(Duft)-374(\374berhaupt)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-523(abzugewinnen,)-592(daher)-523(f\374r)-523(die)-523(Parf\374merie)-523(sehr)-523(wichtig,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-310(jetzt)-309(ein)-310(\344hnlich)-309(riechender)-310(K\366rper)-310(sich)-309(aus)-310(dem)-309(Terpineol)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(160)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(gewinnen)-462(l\344\337t.)-887(Allgemein)-463(kommt)-462(jetzt)-462(auch)-462(krystallinisches)]TJ 0 -13.549 Td [(Thymol,)-496(das)-446(aber)-447(nicht)-446(aus)-446(dem)-447(Thymian,)-496(sondern)-446(aus)-446(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Samen)-445(des)-891(ostindischen)-445(Doldengew\344chses)]TJ/F31 10.9091 Tf 201.831 0 Td [(Ptychotis)-445(Ajowan)]TJ/F16 7.9701 Tf -274.586 0 Td [([161])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(abdestillirt)-174(wird,)-190(zur)-174(Verwendung,)-189(desgleichen)-174(Menthol,)-189(welches)]TJ 0 -13.55 Td [(zwar)-269(in)-269(der)-269(eigentlichen)-268(Parf\374merie)-269(keine)-269(Rolle)-269(spielt,)-274(doch)-268(zur)]TJ 0 -13.549 Td [(Darstellung)-482(von)-483(Migr\344nestiften)-482(und)-483(auch)-482(von)-482(Schnupfpulver)]TJ 0 -13.549 Td [(dient.)-1468(Neuerdings)-656(werden)-656(zwei)-656(gleich)-655(zusammengesetzte)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rper:)-414(das)]TJ/F31 10.9091 Tf 56.607 0 Td [(Iron)]TJ/F16 10.9091 Tf 22.408 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 19.985 0 Td [(Jonon)]TJ/F16 10.9091 Tf 26.662 0 Td [(,)-352(deren)-332(Aroma)-332(mit)-332(demjenigen)-332(der)]TJ -125.662 -13.549 Td [(Veilchenbl\374then)-478(fast)-479(v\366llig)-478(\374bereinstimmt,)-535(k\374nstlich)-478(erzeugt.)]TJ 0 -13.55 Td [(Es)-580(gen\374gt,)-663(ein)-581(mit)-580(diesen)-581(K\366rpern)-580(erf\374lltes)-580(Prober\366hrchen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-429(\366ffnen,)-474(damit)-429(ein)-430(ganzes)-429(Zimmer)-429(mit)-429(Veilchenduft)-429(erf\374llt)]TJ 0 -13.549 Td [(werde.)-994(Merkw\374rdiger)-498(Weise)-498(riechen)-498(diese)-498(K\366rper)-498(nicht)-498(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(allen)-335(Zeiten)-335(gleich)-335(stark,)-356(und)-335(\344hnliche)-335(Schwankungen)-335(im)-334(Duft)]TJ 0 -13.549 Td [(zeigen)-397(auch)-398(frische)-397(Veilchen.)-692(Das)-397(Iron)-398(gewinnt)-397(man)-397(aus)-397(der)]TJ 0 -13.55 Td [(sogenannten)-442(Veilchenwurzel,)-491(das)-442(hei\337t)-443(aus)-442(dem)-442(Wurzelstock)]TJ 0 -13.549 Td [(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.828 0 Td [(Iris)-409(florentina)]TJ/F16 10.9091 Tf 62.653 0 Td [(,)-449(doch)-409(es)-409(kommt)-409(sehr)-410(theuer)-409(zu)-409(stehen,)-449(da)]TJ -83.481 -13.549 Td [(100)-399(Kilo)-399(Iris-Wurzelstock)-399(nur)-399(8)-399(bis)-399(30)-399(Gramm)-399(Iron)-398(ergeben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Um)-253(so)-254(werthvoller)-253(f\374r)-253(die)-254(Parf\374merie)-253(ist)-254(es,)-254(da\337)-253(die)-253(Darstellung)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-315(Jonons)-314(aus)-315(Citral,)-330(einem)-315(im)-314(Citronen\366l)-315(enthaltenen)-314(K\366rper)]TJ 0 -13.55 Td [(gelang.)]TJ/F30 10.9091 Tf 34.632 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.214 0 Td [(Vor)-253(Kurzem)-253(kam)-253(zu)-252(diesem)-253(Allen)-253(noch)-253(die)-253(k\374nstliche)]TJ -42.846 -13.549 Td [(Darstellung)-334(des)-334(Orangenbl\374then\366ls)-334(hinzu.)-502(Auch)-334(den)-334(Moschus,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-603(von)-603(den)-604(m\344nnlichen)-603(Moschusthieren)-603(stammt,)-691(hat)-603(man)]TJ 0 -13.549 Td [(versucht,)-185(durch)-169(das)-169(k\374nstlich)-169(erzeugte)]TJ/F31 10.9091 Tf 165.412 0 Td [(Musc)-169(Baur)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.132 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 21.228 0 Td [(Tonquinol)]TJ/F16 10.9091 Tf -235.772 -13.549 Td [(zu)-250(ersetzen,)-250(und)-250(es)-250(verbreitet)-250(sich)-250(dieses)-250(Product)-250(immer)-250(mehr.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Sehr)-519(werthvolle)-519(Parf\374ms)-520(werden)-519(uns)-519(auch)-519(aus)-519(w\344rmeren)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Himmelsstrichen)-315(zugef\374hrt,)-331(so)-314(von)-315(Alters)-314(her)-315(die)-315(Balsame)-314(und)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-257(neuerer)-257(Zeit)-257(das)-256(Ylang-Ylang,)-259(welches)-257(aus)-257(den)-257(Bl\374then)-256(eines)]TJ 0 -13.55 Td [(zu)-278(den)-278(Anonaceen)-277(geh\366renden,)-285(in)-278(S\374dasien)-278(cultivirten)-277(Baumes,)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Cananga)-290(odorata)]TJ/F16 10.9091 Tf 77.714 0 Td [(,)-300(gewonnen)-289(wird.)-370(Der)-289(Hauptsache)-290(nach)-290(bleibt)]TJ -77.714 -13.549 Td [(es)-169(aber)-169(S\374deuropa,)-186(dem)-169(die)-169(Parf\374misten)-169(ihre)-169(besten)-169(Wohlger\374che)]TJ 0 -13.549 Td [(verdanken.)]TJ/F30 10.9091 Tf 58.798 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.818 0 Td [(Die)-492(meisten)-491(pflanzlichen)-492(Parf\374ms)-491(werden)-492(als)]TJ -69.616 -13.549 Td [(\344therische)-241(Oele)-242(gewonnen,)-243(Oele,)-243(die)-242(im)-241(Gegensatz)-242(zu)-241(den)-241(fetten)]TJ 0 -13.55 Td [(Oelen)-202(fl\374chtig)-203(sind)-202(und)-202(auf)-203(Papier)-202(einen)-202(durchscheinenden)-202(Fleck)]TJ 0 -13.549 Td [(bilden,)-465(der)-422(bald)-423(wieder)-422(schwindet.)-766(Aetherische)-422(Oele)-422(werden)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(161)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(von)-355(den)-355(Thieren)-354(nicht)-355(erzeugt.)-565(Bei)-354(den)-355(Pflanzen)-355(sind)-355(es)-354(ganz)]TJ 0 -13.549 Td [(vornehmlich)-515(die)-515(Bl\374then,)-582(welche)-515(den)-515(Riechstoff)-1030(enthalten.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([162])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Dort)-517(wirken)-517(ja)-517(Wohlgeruch)-516(und)-517(Farbe)-517(zusammen,)-584(um)-516(jene)]TJ 0 -13.549 Td [(Thiere)-321(anzulocken,)-340(die)-321(den)-321(Bl\374thenstaub)-321(von)-322(Bl\374the)-321(zu)-321(Bl\374the)]TJ 0 -13.55 Td [(\374bertragen)-420(sollen.)-761(Doch)-420(kann)-420(die)-420(duftende)-420(Substanz)-420(auch)-420(in)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-248(Wurzel)-247(der)-248(Pflanze)-248(angesammelt)-248(sein,)-248(so)-248(das)-247(Opoponax,)-248(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Gummiharz)-460(des)-460(kleinasiatischen)-460(Doldengew\344chses)]TJ/F31 10.9091 Tf 235.183 0 Td [(Opoponax)]TJ -235.183 -13.549 Td [(Chironium)]TJ/F16 10.9091 Tf 47.28 0 Td [(,)-223(oder)-216(es)-216(ist)-216(in)-216(dem)-216(Wurzelstock)-216(der)-216(Pflanze)-216(vertreten,)]TJ -47.28 -13.549 Td [(so)-295(bei)-295(der)-295(\273Veilchenwurzel\253)-295(und)-295(dem)-294(Vetiver,)-307(welches)-294(letztere)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-195(Wurzelstock)-196(des)-195(ostindischen)-196(Grases)]TJ/F31 10.9091 Tf 180.317 0 Td [(Andropogon)-195(muricatus)]TJ/F16 10.9091 Tf -180.317 -13.549 Td [(bildet.)-691(Auch)-397(das)-397(Holz)-397(der)-397(St\344mme)-397(kann)-397(mit)-397(Parf\374m)-396(beladen)]TJ 0 -13.549 Td [(sein,)-481(so)-435(das)-435(Holz)-435(der)-435(balsamliefernden)-435(B\344ume,)-481(oder)-435(das)-435(des)]TJ 0 -13.549 Td [(ostindischen)-306(Santalbaumes)-306(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 125.456 0 Td [(Santalum)-306(album)]TJ/F16 10.9091 Tf 71.826 0 Td [(\051.)-418(Die)-306(Stammrinde)]TJ -197.282 -13.549 Td [(f\374hrt)-246(das)-247(Parf\374m)-246(beim)-246(Zimmtbaum)-246(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 160.693 0 Td [(Cinnamomum)-246(ceylanicum)]TJ/F16 10.9091 Tf 113.577 0 Td [(\051.)]TJ -274.27 -13.55 Td [(In)-378(anderen)-378(F\344llen)-378(sind)-378(es)-378(wieder)-378(die)-378(Bl\344tter,)-410(die)-378(am)-378(st\344rksten)]TJ 0 -13.549 Td [(duften,)-596(so)-527(bei)-527(unserer)-527(Pfefferm\374nze)-527(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 178.237 0 Td [(Mentha)-527(piperita)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.626 0 Td [(\051)-527(oder)]TJ -251.863 -13.549 Td [(Melisse)-679(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 44.973 0 Td [(Melissa)-678(officinalis)]TJ/F16 10.9091 Tf 84.987 0 Td [(\051)-678(und)-679(dem)-678(indisch-malayischen)]TJ -129.96 -13.549 Td [(Patchuli)-353(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 43.249 0 Td [(Pogostemon)-353(Patchuly)]TJ/F16 10.9091 Tf 96.572 0 Td [(\051;)-405(endlich)-354(k\366nnen)-353(auch)-354(Fr\374chte)]TJ -139.821 -13.549 Td [(und)-214(Samen)-214(den)-213(Riechstoff)-214(enthalten,)-221(so)-214(bei)-214(der)-214(Vanille)-214(oder)-213(dem)]TJ 0 -13.55 Td [(K\374mmel.)]TJ 137.358 -15.185 Td [(XII.)]TJ -125.402 -15.186 Td [(Wir)-503(hatten)-503(uns)-503(mit)-503(den)-503(n\366thigen)-503(Empfehlungen)-502(versehen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(und)-581(durften)-580(einige)-581(der)-580(gr\366\337ten)-580(Parf\374mfabriken)-581(von)-580(Grasse)]TJ 0 -13.549 Td [(besichtigen.)-272(Das)-257(angewandte)-257(Verfahren)-258(blieb)-257(in)-257(der)-257(Hauptsache)]TJ 0 -13.55 Td [(\374berall)-442(dasselbe.)-827(Ist)-442(der)-443(wohlriechende)-442(Stoff)-442(in)-442(bedeutender)]TJ 0 -13.549 Td [(Menge)-272(in)-272(einem)-271(Pflanzentheil)-272(vertreten)-272(und)-272(in)-272(gr\366\337eren)-271(Dr\374sen)]TJ 0 -13.549 Td [(dort)-665(eingeschlossen,)-768(so)-665(kann)-665(er)-665(durch)-665(Auspressen)-664(befreit)]TJ 0 -13.549 Td [(werden.)-646(In)-382(anderen)-382(F\344llen)-382(wird)-382(er)-382(durch)-382(Destillation)-382(aus)-382(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Pflanzentheilen)-499(gewonnen,)-562(vorausgesetzt)-499(freilich,)-561(da\337)-499(er)-499(bei)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-392(Erw\344rmung)-392(nicht)-392(leidet.)-677(Wo)-392(er)-392(in)-392(sehr)-392(geringen)-392(Mengen)]TJ 0 -13.549 Td [(vorhanden)-282(ist,)-291(wird)-282(er)-283(von)-282(warmen)-283(oder)-282(kalten)-283(Fetten,)-290(in)-282(denen)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-409(l\366slich)-408(ist,)-449(aufgenommen)-409(und)-408(dann)-409(mit)-409(Alkohol)-408(denselben)]TJ 0 -13.549 Td [(entzogen.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Als)-539(wir)-539(in)-539(Grasse)-539(eintrafen,)-611(ging)-539(dort)-539(die)-538(Veilchenernte)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(162)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zu)-560(Ende,)-638(w\344hrend)-561(die)-560(Jonquillen)-560(in)-561(voller)-560(Bl\374the)-560(standen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-1462(Veilchen)-732(enthalten)-731(nur)-731(Spuren)-731(des)-731(wohlriechenden)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([163])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Stoffes,)-496(so)-446(wenig,)-496(da\337)-446(man)-447(auf)-446(die)-446(Behandlung)-447(der)-446(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-587(Fett)-586(angewiesen)-587(ist.)-1259(Im)-587(Allgemeinen)-586(wird)-587(dabei)-586(das)]TJ 0 -13.55 Td [(Macerationsverfahren)-595(angewandt.)-1284(Das)-595(Fett)-595(mu\337)-595(sehr)-594(rein)]TJ 0 -13.549 Td [(sein,)-503(und)-452(wir)-452(konnten)-453(feststellen,)-503(da\337)-452(die)-452(Fabriken)-452(selbst)-452(es)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-516(frisch)-517(geschlachteten)-516(Thieren)-517(gewinnen.)-1049(Dann)-516(wird)-516(es)]TJ 0 -13.549 Td [(geschmolzen)-186(und)-187(durch)-186(entsprechende)-187(Behandlung)-186(mit)-186(Kochsalz)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-200(Alaun,)-210(durch)-200(Waschen,)-210(Absch\344umen)-200(und)-200(Seihen)-200(durch)-199(feine)]TJ 0 -13.55 Td [(Leinwand)-237(gereinigt.)-246(So)-237(nur)-238(bleibt)-237(es)-237(geruchlos)-238(und)-237(gewinnt)-237(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Haltbarkeit,)-394(die)-364(man)-365(oft)-365(durch)-365(Zusatz)-364(von)-365(Benzo\353,)-394(auch)-364(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-281(Bors\344ure)-281(zu)-281(erh\366hen)-281(sucht.)-343(F\374r)-281(Salben)-281(kommen)-281(auch)-280(feine)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele,)-376(besonders)-351(Oliven\366l)-351(und)-351(Mandel\366l,)-376(seltener)-351(Ricinus\366l,)-376(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Betracht.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Die)-266(Veilchen,)-269(die)-266(f\374r)-265(die)-266(Parf\374mfabrik)-265(bestimmt)-266(sind,)-269(d\374rfen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(nicht)-569(na\337)-569(sein,)-648(wenn)-569(man)-569(sie)-569(sammelt.)-1207(Diese)-569(Regel)-568(gilt)]TJ 0 -13.55 Td [(auch)-371(f\374r)-371(alle)-371(anderen)-371(Pflanzen,)-401(die)-371(mit)-371(Fett)-371(behandelt)-371(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen.)-555(Man)-352(pfl\374ckt)-352(die)-352(Veilchen)-352(fr\374h)-352(am)-351(Morgen,)-378(sobald)-351(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Thau)-506(verschwunden)-505(ist,)-570(bevor)-506(die)-505(Sonne)-506(Zeit)-506(hatte,)-569(st\344rker)]TJ 0 -13.549 Td [(einzuwirken.)-410(Gleich)-304(nach)-303(dem)-304(Einsammeln)-303(gelangen)-304(sie)-303(in)-303(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Fabrik)-238(und)-238(werden)-238(in)-238(erw\344rmtes)-238(Fett)-238(gesch\374ttet,)-240(das)-238(man)-238(fl\374ssig)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-298(40)]TJ/F30 10.9091 Tf 27.492 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 5.454 0 Td [(50)-298(Grad)-298(Celsius)-298(erh\344lt.)-394(Nach)-298(einer)-298(entsprechend)-298(langen)]TJ -32.946 -13.55 Td [(Einwirkung)-312(filtrirt)-312(man)-311(es)-312(von)-312(den)-311(Veilchen)-312(ab)-312(und)-312(versetzt)-311(es)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-278(frischen)-277(Blumen.)-333(Das)-277(wiederholt)-278(man)-277(so)-278(lange,)-284(bis)-278(das)-277(Fett)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-334(Veilchenduft)-334(ges\344ttigt)-334(ist)1(.)-502(So)-334(erh\344lt)-334(man)-333(Veilchenpomade,)]TJ 0 -13.549 Td [(deren)-270(Geruch)-270(v\366llig)-269(dem)-270(der)-270(Veilchen)-270(gleicht,)-274(und)-270(der)-270(man)-269(den)]TJ 0 -13.549 Td [(duftenden)-206(Stoff)-206(durch)-205(Weingeist)-206(oder)-206(durch)-206(sehr)-206(gut)-205(gereinigten,)]TJ 0 -13.55 Td [(geruchlosen)-198(Kornbranntwein)-197(entzieht,)-209(mit)-197(dem)-198(man)-198(sie)-197(sch\374ttelt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Da)-479(sehr)-479(gro\337e)-479(Mengen)-479(Veilchen)-479(n\366thig)-478(sind,)-537(um)-479(eine)-478(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(riechende)-242(Essenz)-243(zu)-242(gewinnen,)-244(so)-243(hat)-242(man)-242(von)-243(jeher)-242(schon)-242(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-325(Ersatz)-325(f\374r)-326(Veil)1(chen)-326(gesucht.)-475(Daher)-325(die)-325(\273Veilchenwurz\253)]TJ 0 -13.549 Td [(statt)-513(Veilchen)-513(in)-512(Sachets)-513(so)-513(allgemeine)-513(Verwendung)-512(findet.)]TJ 0 -13.55 Td [(Gesch\344lte)-251(und)-252(getrocknete)-251(St\374cke)-252(des)-251(n\344mlichen)-251(Wurzelstockes)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-341(Iris)-342(wurden)-341(auch,)-364(wie)-341(Plinius)-342(erz\344hlt,)-364(schon)-341(zu)-341(r\366mischen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(163)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Zeiten)-302(den)-303(zahnenden)-302(Kindern)-302(um)-302(den)-302(Hals)-303(geh\344ngt,)-315(so)-302(wie)-302(es)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-250(heute)-250(geschieht.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([164])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -15.186 Td [(Jetzt)-314(wo)-315(das)-314(Jonon)-315(entdeckt)-314(ist,)-331(d\374rften)-314(aus)-315(der)-314(Gegend)-314(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Grasse)-250(die)-250(Veilchenfelder)-250(verschwinden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Der)-411(stark)-410(duftenden)-411(gelben)-411(Jonquille)-411(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 176.31 0 Td [(Narcissus)-411(Jonquilla)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.732 0 Td [(\051)]TJ -276.997 -13.549 Td [(wird)-305(das)-305(Aroma)-305(ebenfalls)-305(durch)-305(Fett)-305(entzogen,)-318(doch)-305(in)-305(anderer)]TJ 0 -13.549 Td [(Weise,)-756(nach)-655(einem)-655(Verfahren,)-756(das)-655(man)-655(als)-655(\273Enfleurage\253)]TJ 0 -13.549 Td [(bezeichnet.)-1044(Wir)-515(fanden)-514(ganze)-515(R\344ume)-514(in)-515(den)-515(Fabriken)-514(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(aufeinander)-255(gelagerten)-255(viereckigen)-254(Holzrahmen)-255(erf\374llt.)-265(In)-254(jeden)]TJ 0 -13.55 Td [(derselben)-517(ist)-516(eine)-517(Glasscheibe)-516(gefa\337t,)-584(die)-516(einseitig)-517(mit)-516(Fett)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berzogen)-227(wird,)-232(doch)-227(so,)-232(da\337)-227(es)-227(nur)-228(eine)-227(ganz)-227(d\374nne)-227(Schicht)-227(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-180(Glase)-181(bildet.)-227(Auf)-180(dieses)-181(Fett)-180(legt)-181(man)-180(die)-180(Jonquillen)-181(und)-180(l\344\337t)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-200(so)-201(lange)-200(mit)-201(ihm)-200(in)-201(Ber\374hrung,)-210(bis)-201(aller)-200(Duft)-200(extrahirt)-201(ist.)-233(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(dichte)-468(Zusammenschlie\337en)-469(der)-468(aufeinander)-468(gelegten)-468(Rahmen)]TJ 0 -13.55 Td [(verhindert)-461(ein)-460(Entweichen)-461(desselben)-460(in)-461(die)-461(Umgebung.)-881(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-404(werden)-404(auch)-405(hier)-404(wiederholt)-404(erneuert,)-443(bis)-404(schlie\337lich)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-475(Pomade)-476(fertig)-475(ist,)-532(aus)-475(der)-476(man)-475(dann)-476(mit)-475(Weingeist)-475(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Jonquillen-Extract)-250(herstellt.)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Da)-565(die)-565(Jonquillen)-566(nicht)-565(in)-565(gr\366\337eren)-565(Mengen)-565(bei)-565(Grasse)]TJ -11.955 -13.549 Td [(angepflanzt)-281(werden,)-289(stockte)-281(die)-282(Arbeit)-281(mit)-281(frischen)-281(Blumen)-281(zur)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeit)-264(in)-263(den)-264(Fabriken.)-291(Die)-264(Orangenbl\374then,)-267(die)-264(Rosen,)-267(Heliotrop)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-225(Reseda)-225(kommen)-225(erst)-225(im)-225(Mai,)-230(daher)-225(man)-225(jetzt)-225(das)-225(Santalholz)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-420(Angriff)-420(genommen)-420(hatte.)-761(Wir)-420(sahen)-420(gro\337e)-420(Massen)-420(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(kostbaren)-367(braunen)-368(Holzes)-367(in)-368(den)-367(Lagerr\344umen)-367(aufgespeichert.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-563(steht)-563(hoch)-562(im)-563(Preise,)-641(denn)-563(auch)-563(in)-563(seiner)-562(ostindischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Heimath)-359(wird)-359(es)-359(sehr)-359(gesch\344tzt.)-577(Man)-358(verfertigt)-359(dort)-359(kunstvoll)]TJ 0 -13.549 Td [(geschnitzte)-492(M\366bel,)-553(vor)-492(Allem)-493(aber)-492(Schreine)-492(aus)-492(Santalholz.)]TJ 0 -13.55 Td [(Denn)-262(sein)-262(Duft)-261(h\344lt)-262(die)-262(Insekten)-262(fern)-262(und)-262(verscheucht)-262(selbst)-261(die)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337e,)-411(Alles)-379(zerst\366rende)-379(Ameise.)-637(Die)-378(Buddhisten)-379(verbrennen)]TJ 0 -13.549 Td [(gro\337e)-469(Mengen)-469(Santalholz)-469(als)-469(R\344ucherwerk,)-523(und)-469(stellenweise)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-303(die)-303(Santalb\344ume)-302(in)-303(Folge)-303(dessen)-303(ganz)-303(ausgerottet)-302(worden.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-439(den)-439(Fabriken)-438(wird)-439(das)-439(Santal\366l)-439(durch)-439(die)-439(Destillation)-438(des)]TJ 0 -13.55 Td [(zerkleinerten)-353(Holzes)-354(mit)-354(Wasser)-353(gewonnen.)-561(Das)-353(Oel)-354(geht)-353(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-390(Wasserdampf)-390(aus)-390(der)-390(Blase)-390(des)-389(Destillationsapparates)-390(in)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(164)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(den)-384(K\374hler)-384(\374ber)-384(und)-384(flie\337t)-384(mit)-384(dem)-384(Wasser)-384(zusammen)-384(in)-383(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Vorlage.)-844(Aus)-448(f\374nfzig)-448(Kilogramm)-448(Holz)-448(wird)-448(ann\344hernd)-448(ein)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([165])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Kilogramm)-289(Oel)-289(gewonnen,)-300(das)-289(dementsprechend)-289(theuer)-289(ist)-289(und)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-250(f\374r)-250(feine)-250(Parf\374ms)-250(Verwendung)-250(findet.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Im)-433(Mai)-433(f\374llen)-433(Orangenbl\374then)-433(die)-433(Stadt)-433(Grasse)-433(mit)-433(ihrem)]TJ -11.956 -13.549 Td [(bet\344ubenden)-184(Dufte.)-227(Zwei)-184(bis)-183(dreimal)-184(hunderttausend)-183(Kilogramm)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\374then)-474(des)-473(bitterfr\374chtigen)-474(Orangenbaumes)-473(werden)-474(hier)-473(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374ms)-692(verarbeitet.)-1575(Die)-692(Bl\374then)-692(riechen)-692(lieblicher)-691(und)]TJ 0 -13.549 Td [(st\344rker)-495(als)-495(die)-495(der)-494(s\374\337fr\374chtigen)-495(Art)-495(und)-495(werden)-495(daher)-494(fast)]TJ 0 -13.549 Td [(ausschlie\337lich)-442(verwandt.)-826(Ein)-442(Baum)-442(von)-442(zwanzig)-442(bis)-441(drei\337ig)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahren)-393(liefert)-392(f\374nfzehn)-393(bis)-393(zwanzig)-393(Kilogramm)-392(Bl\374then.)-678(Aus)]TJ 0 -13.55 Td [(hundert)-584(Kilogramm)-585(werden)-584(durch)-585(Destillation)-584(etwa)-584(vierzig)]TJ 0 -13.549 Td [(Kilogramm)-490(Orangenbl\374thenwasser)-491(und)-490(etwa)-490(hundert)-490(Gramm)]TJ 0 -13.549 Td [(Orangenbl\374then\366l)-315(oder)-314(Neroli\366l)-314(gewonnen.)-444(V\366llig)-314(unver\344ndert)]TJ 0 -13.549 Td [(gibt)-327(die)-326(Orangenbl\374the)-327(bei)-327(dem)-326(Macerationsverfahren)-327(oder)-326(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-413(Enfleurage)-413(ihren)-413(Duft)-413(an)-413(das)-413(Fett)-413(ab.)-739(So)-413(erh\344lt)-413(man)-412(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Orangenbl\374thenpomade)-484(und,)-543(nach)-483(Behandlung)-484(derselben)-484(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Weingeist,)-424(die)-389(Orangenbl\374thenessenz.)-667(Das)-388(Orangenbl\374then\366l,)]TJ 0 -13.549 Td [(sowie)-306(die)-307(Orangenbl\374thenessenz,)-321(sind)-306(immer)-306(noch)-307(theuer,)-320(weil)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-535(Herstellung)-534(gro\337e)-535(Mengen)-534(von)-535(Bl\374then)-535(verlangt.)-1103(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Preise)-401(werden)-401(freilich)-402(jetzt)-401(auch)-401(auf)-401(diesem)-401(Gebiete,)-439(wie)-401(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(so)-338(vielen)-338(anderen,)-360(durch)-338(Ueberproduction)-338(gedr\374ckt.)-514(Es)-337(stellen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-453(daher)-454(Zeichen)-453(der)-453(Entmuthigung)-454(unter)-453(den)-453(Producenten)]TJ 0 -13.549 Td [(ein,)-454(welche)-414(die)-413(Parf\374mfabriken)-414(versorgen.)-740(Wie)-414(wird)-413(es)-413(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-321(werden,)-339(wo)-321(das)-321(k\374nstliche)-321(Neroli\366l)-321(angek\374ndigt)-321(ist.)-462(Wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(m\366glich,)-364(da\337)-340(\374berhaupt)-341(an)-341(manchen)-341(Orten)-341(der)-341(Riviera)-341(mit)-340(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeit)-315(die)-315(Cultur)-314(der)-315(Parf\374merie-Pflanzen)-315(ganz)-315(aufgegeben)-314(wird.)]TJ 0 -13.55 Td [(Doch)-306(auch)-307(die)-306(Zucht)-306(von)-306(Blumen)-306(f\374r)-307(den)-306(Versand)-306(weist)-306(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(Ueberflu\337)-470(der)-471(Erzeugung)-470(auf.)-912(Als)-470(der)-471(Bedarf)-470(nach)-470(solchen)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumen)-292(stieg,)-301(beeilten)-292(sich)-292(die)-291(Landbesitzer,)-302(ihre)-291(Olivenb\344ume)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-171(f\344llen)-172(und)-171(Bl\374thenpflanzungen)-171(an)-171(deren)-172(Stelle)-171(anzulegen;)-197(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(wissen)-332(sie)-332(kaum,)-352(wo)-332(sie)-332(ihre)-332(Bl\374then)-332(unterbringen)-332(sollen.)-495(Die)]TJ 0 -13.55 Td [(hohe)-293(Temperatur)-293(f\366rderte)-292(zudem)-293(im)-293(letzten)-293(Fr\374hjahr)-293(die)-292(rasche)]TJ 0 -13.549 Td [(Entwickelung)-399(der)-399(Pflanzen,)-436(und)-399(so)-398(kam)-399(es,)-436(da\337)-399(man)-399(auf)-398(den)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(165)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(M\344rkten)-268(der)-268(St\344dte)-267(zu)-268(einem)-268(kaum)-268(nennenswerthen)-267(Preise,)-272(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-250(gro\337en)-250(Str\344u\337en)-250(der)-250(herrlichsten)-250(Blumen)-250(beladen)-250(konnte.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([166])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -16.004 Td [(Wesentlich)-707(billiger)-707(als)-708(Neroli\366l)-707(ist)-707(begreiflicher)-707(Weise)]TJ -11.956 -13.549 Td [(das)-494(durch)-494(Destillation)-494(der)-494(Bl\344tter)-494(oder)-494(unreifen)-494(Fr\374chte)-493(des)]TJ 0 -13.549 Td [(bitterfr\374chtigen)-506(Orangenbaumes)-506(gewonnene)-505(Petitgrain\366l.)-1017(Es)]TJ 0 -13.55 Td [(steht)-300(an)-301(Zartheit)-300(des)-300(Duftes)-300(dem)-301(Neroli\366l)-300(aber)-300(bedeutend)-300(nach.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-501(aus)-501(den)-500(Bl\374then)-501(der)]TJ/F32 10.9091 Tf 123.055 0 Td [(s\374\337en)]TJ/F16 10.9091 Tf 32.136 0 Td [(Orange)-501(hergestellte)-501(Parf\374m)]TJ -155.191 -13.549 Td [(zeichnet)-279(sich)-279(wiederum)-279(durch)-279(besondere)-279(Eigenschaften)-279(aus)-279(und)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-156(als)-157(Neroli-Portugal\366l)-156(bezeichnet.)]TJ/F30 10.9091 Tf 165.959 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.161 0 Td [(Das)-156(den)-157(frischen)-156(Schalen)]TJ -173.12 -13.549 Td [(reifer)-280(Fr\374chte)-279(des)-279(s\374\337fr\374chtigen)-280(Orangenbaumes)-279(entstammende)]TJ 0 -13.55 Td [(Pomeranzen\366l)-319(wird)-318(im)-319(Winter)-319(gewonnen.)-456(Wie)-319(viel)-318(\344therisches)]TJ 0 -13.549 Td [(Oel)-275(in)-275(den)-274(Orangenschalen)-275(vorhanden)-275(ist,)-281(davon)-275(kann)-275(man)-274(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(\374berzeugen,)-477(wenn)-431(man)-431(eine)-431(solche)-432(Schale)-431(in)-431(der)-431(N\344he)-431(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(Flamme)-379(zusammendr\374ckt.)-638(Das)-379(leicht)-379(entz\374ndliche)-379(Oel)-379(spr\374ht)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-291(entbrennend)-291(aus)-292(den)-291(Dr\374sen)-291(hervor.)-374(Die)-291(Oeldr\374sen)-291(in)-291(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Schale)-250(erkennt)-250(man)-250(schon)-250(mit)-250(dem)-250(blo\337en)-250(Auge.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-445(der)-444(Parf\374merie)-445(findet)-445(nur)-444(das)-445(Oel)-445(der)-444(s\374\337en,)-494(nicht)-444(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(bitteren)-401(Orangenschalen)-400(Verwendung.)-702(Das)-401(Verfahren)-401(bei)-400(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Gewinnung)-342(im)-342(Gro\337en)-342(ist)-343(das)-342(der)-342(Pressung.)-526(Entweder)-342(kommt)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-374(Schwammmethode)-373(in)-374(Anwendung,)-404(wobei)-373(der)-374(Arbeiter)-373(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schalen,)-575(die)-510(er)-511(langsam)-510(unter)-510(Druck)-510(zwischen)-510(den)-510(Fingern)]TJ 0 -13.55 Td [(durchrollt,)-248(gegen)-248(einen)-247(Schwamm)-248(pre\337t;)-248(oder)-247(das)-248(Verfahren)-247(der)]TJ 0 -13.549 Td [(sogenannten)-161(Ecuelle,)-179(wobei)-162(die)-161(Frucht)-161(unter)-161(best\344ndigem)-161(Drehen)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-443(die)-443(Innenfl\344che)-444(eines)-443(flachen)-443(Trichters,)-491(der)-443(zahlreiche)]TJ 0 -13.549 Td [(Nadeln)-356(entspringen,)-383(gedr\374ckt)-356(wird.)-567(Das)-356(gewonnene)-356(Oel)-356(pre\337t)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-419(im)-419(ersten)-418(Falle)-419(aus)-419(dem)-419(Schwamme)-419(heraus,)-461(im)-418(zweiten)]TJ 0 -13.549 Td [(flie\337t)-255(es)-255(von)-255(selbst)-255(durch)-254(die)-255(Oeffnung)-255(des)-255(Trichters)-255(ab.)-265(In)-254(ganz)]TJ 0 -13.55 Td [(entsprechender)-492(Weise)-492(gewinnt)-492(man)-492(auch)-492(feines)-492(Bergamott\366l)]TJ 0 -13.549 Td [(aus)-390(den)-390(reifen)-390(Fr\374chten)-390(des)-390(Bergamottcitronenbaumes)-389(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 253.347 0 Td [(Citrus)]TJ -253.347 -13.549 Td [(Bergamia)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.026 0 Td [(\051.)-233(Das)-198(weniger)-199(feine)-199(Bergamott\366l)-198(befreit)-199(man)-198(hingegen)]TJ -43.026 -13.549 Td [(aus)-362(den)-361(Fr\374chten)-362(durch)-361(Destillation.)-585(Feines)-362(Bergamott\366l)-361(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-464(der)-465(Parf\374merie)-464(sehr)-464(gesch\344tzt;)-572(die)-464(Riviera)-465(erzeugt)-464(es)-464(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-499(geringer)-499(Menge;)-623(es)-499(kommt)-499(vornehmlich)-499(aus)-499(Reggio)-498(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Messina.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(166)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 11.956 -30.759 Td [(Dies)-485(sind)-484(im)-485(Allgemeinen)-485(die)-485(Darstellungsarten,)-543(die)-485(bei)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.711 0 Td [([167])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(der)-380(Gewinnung)-381(der)-380(Riechstoffe)-381(in)-380(Anwendung)-380(kommen.)-641(Das)]TJ 0 -13.549 Td [(Verfahren)-399(wird)-399(freilich)-399(im)-399(Einzelnen)-399(abge\344ndert.)-697(So)-399(sch\374ttet)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-514(oft)-515(die)-514(Blumen)-515(nicht)-514(unmittelbar)-515(in)-514(das)-514(geschmolzene)]TJ 0 -13.55 Td [(Fett,)-452(h\344ngt)-411(sie)-412(vielmehr)-411(in)-412(Drahtk\366rben)-412(in)-411(die)-412(Gef\344\337e,)-451(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-407(man)-407(warmes)-408(Fett)-407(flie\337en)-407(l\344\337t.)-722(Es)-407(kann)-407(andererseits)-407(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(erw\374nscht)-191(sein,)-202(da\337)-191(die)-191(Bl\374then)-191(nicht)-190(unmittelbar)-191(mit)-191(dem)-191(Fett)-190(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Ber\374hrung)-316(kommen,)-333(weil)-316(Letzteres)-315(nicht)-316(allein)-316(den)-316(Riechstoff,)]TJ 0 -13.549 Td [(sondern)-481(auch)-481(andere)-481(Substanzen)-481(aus)-481(den)-481(Bl\374then)-481(aufnimmt.)]TJ 0 -13.55 Td [(Dann)-414(werden)-414(die)-414(Glasscheiben)-414(durch)-414(verzinnte)-414(Drahtnetze)-414(in)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-486(Holzrahmen)-485(ersetzt.)-957(Auf)-486(ein)-485(solches)-486(Drahtnetz)-485(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-314(Bl\374then)-314(gestreut,)-330(das)-314(n\344chste)-314(erh\344lt)-314(das)-314(Fett,)-330(und)-314(so)-313(immer)]TJ 0 -13.549 Td [(abwechselnd.)-232(Das)-198(Fett)-197(wird)-198(in)-197(diesem)-197(Fall)-198(zu)-197(nudelartigen)-197(F\344den)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgearbeitet,)-352(um)-332(m\366glichst)-332(viel)-332(Oberfl\344che)-332(zu)-332(gewinnen.)-495(Die)]TJ 0 -13.55 Td [(Rahmen)-321(schiebt)-322(man)-321(in)-322(einen)-321(Schrank,)-340(in)-321(welchem)-321(Blaseb\344lge)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-206(Luft)-206(in)-206(langsamer)-206(Bewegung)-207(erhalten.)-235(So)-206(streicht)-206(der)-206(Duft)-206(an)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-281(feinen)-281(Fettf\344den)-281(vor\374ber)-281(und)-281(wird)-281(von)-281(ihnen)-281(absorbirt.)-342(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\374then)-350(auf)-349(den)-350(Rahmen)-350(ersetzt)-350(man)-349(nach)-350(Bedarf)-350(durch)-349(neue.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.616 0 Td [(Soll)-473(der)-473(wohlriechende)-473(Stoff)-473(durch)-473(ein)-473(Oel)-473(aufgenommen)]TJ -10.616 -13.55 Td [(werden,)-296(so)-287(wirft)-287(man)-286(die)-287(Pflanzentheile)-287(in)-287(dasselbe)-287(hinein)-286(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344ngt)-433(sie)-434(in)-433(T\374chern)-433(in)-434(das)-433(Oel,)-479(oder)-433(breitet)-434(sie)-433(endlich)-433(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(T\374chern)-234(aus,)-238(die)-234(mit)-234(Oel)-235(getr\344nkt)-234(sind:)-242(so)-235(erh\344lt)-234(man)-234(die)-234(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 254.568 0 Td [(huiles)]TJ -254.568 -13.549 Td [(antiques)]TJ/F16 10.9091 Tf 36.971 0 Td [(\253.)-714(Von)-405(gro\337er)-405(Bedeutung)-405(ist)-405(f\374r)-405(die)-404(Parf\374mindustrie)]TJ -36.971 -13.549 Td [(das)-496(nachtr\344gliche)-497(Reinigen)-496(ihrer)-496(Essenzen,)-558(was)-496(meist)-496(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(wiederholte)-268(Destillation)-268(geschieht.)-304(Viel)-268(Umsicht)-268(und)-268(Erfahrung)]TJ 0 -13.549 Td [(sind)-250(n\366thig,)-250(damit)-250(der)-250(Duft)-250(bei)-250(der)-250(Reinigung)-250(nicht)-250(leide.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Es)-1111(sieht)-1111(\374brigens)-1111(aus,)-1326(als)-1111(wenn)-1111(der)-1111(bisherigen)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Gewinnungsweise)-483(des)-482(Parf\374ms)-483(eine)-482(Umwandlung)-483(oder)-482(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-615(Mindesten)-616(eine)-615(Erweiterung)-616(bevorstehen)-615(sollte.)-1346(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Petroleum\344ther)-450(scheint)-451(berufen,)-500(mehr)-450(oder)-451(weniger)-450(die)-450(Fette)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-461(verdr\344ngen.)-884(Neue)-461(Fabriken)-461(werden)-461(auf)-461(dieses)-461(Verfahren)]TJ 0 -13.549 Td [(bereits)-276(eingerichtet.)-326(Der)-276(Petroleum\344ther)-276(entzieht)-275(der)-276(Pflanze)-275(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Wesentlichen)-355(nur)-355(das)-355(Parf\374m.)-565(Da)-355(er)-354(leicht)-355(siedet,)-382(l\344\337t)-355(er)-354(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(au\337erdem)-392(unschwer)-393(von)-392(dem)-392(Parf\374m)-393(dann)-392(trennen.)-677(Ein)-392(Kilo)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(167)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Essenz)-192(bedeutet)-193(aber)-385(mehr)-192(als)-193(hundert)-192(Kilo)-193(der)-192(jetzigen)-192(Pomade.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([168])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Die)-254(Zukunft)-254(mu\337)-254(zeigen,)-255(ob)-254(die)-254(Benutzung)-254(des)-254(Petroleum\344thers)]TJ 0 -13.549 Td [(wirklich)-250(in)-250(allen)-250(F\344llen)-250(zul\344ssig)-250(ist.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-322(M\366glichkeit,)-340(den)-322(Pflanzen)-322(ihren)-322(Wohlgeruch)-322(durch)-321(Fett)]TJ -11.956 -13.549 Td [(zu)-336(entziehen,)-356(gestattet)-336(es)-335(auch)-336(im)-336(Kleinen,)-356(die)-336(feinste)-335(Pomade)]TJ 0 -13.55 Td [(aus)-369(Pflanzen,)-398(die)-368(sonst)-369(vielleicht)-368(nutzlos)-369(im)-368(Garten)-368(verbl\374hen)]TJ 0 -13.549 Td [(w\374rden,)-386(herzustellen.)-578(M\366glichst)-359(reines)-359(Fett,)-386(das)-359(man)-359(auf)-359(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Scheibe)-480(streicht,)-537(und)-479(ein)-480(gut)-479(verschlie\337barer)-480(Kasten,)-537(in)-479(den)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-391(die)-391(Scheibe)-391(legt,)-426(reichen)-391(aus,)-426(um)-391(den)-391(Erfolg)-391(zu)-390(sichern.)]TJ 0 -13.549 Td [(Man)-441(mu\337)-440(die)-441(Bl\374then,)-488(mit)-441(den)-441(Kronen)-440(abw\344rts)-441(gekehrt,)-488(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-329(Fett)-329(lagern,)-348(den)-329(Kasten)-328(dann)-329(verschlie\337en)-329(und)-329(die)-328(Bl\374then)]TJ 0 -13.549 Td [(erneuern,)-441(bevor)-403(sie)-402(welk)-403(geworden.)-708(Der)-403(Name)-403(Pomade)-402(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(vielmehr)-536(Pommade)-535(r\374hrt)-536(von)-535(Apfel)-536(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 179.496 0 Td [(pomme)]TJ/F16 10.9091 Tf 31.505 0 Td [(\253)-536(her)-535(und)-536(war)]TJ -211.001 -13.549 Td [(dadurch)-169(veranla\337t,)-186(da\337)-169(man)-170(fr\374her)-169(Aepfel)-170(zur)-169(Herstellung)-169(solcher)]TJ 0 -13.549 Td [(duftender)-225(Fette)-225(verwandte.)-242(Ein)-225(Apfel)-225(wurde)-225(mi)1(t)-225(wohlriechenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Gew\374rzen,)-350(vornehmlich)-330(mit)-329(Nelken,)-350(gespickt)-330(und,)-350(nachdem)-329(er)]TJ 0 -13.549 Td [(einige)-152(Tage)-152(an)-152(der)-152(Luft)-152(gelegen,)-171(in)-152(Fett)-152(eingeschmolzen.)-217(Erschien)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-305(Fett)-305(durch)-305(den)-304(ersten)-305(Apfel)-305(nicht)-305(ausreichend)-305(parf\374mirt,)-318(so)]TJ 0 -13.549 Td [(lie\337)-250(man)-250(ihm)-250(einen)-250(zweiten)-250(folgen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Man)-306(sieht)-307(um)-306(Grasse)-306(viel)-307(Rosen,)-320(die)-307(f\374r)-306(die)-306(Parf\374mfabriken)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gezogen)-373(werden.)-619(Es)-373(sind)-373(das)-373(nicht)-373(solche,)-404(wie)-373(sie)-372(im)-373(Winter)]TJ 0 -13.549 Td [(versandt,)-729(die)-633(Blumenl\344den)-634(ganz)-633(Europas)-633(jetzt)-633(schm\374cken,)]TJ 0 -13.55 Td [(vielmehr)-664(Centifolien)-663(und)-664(Damascenerrosen.)-1491(Man)-663(pfl\374ckt)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-477(im)-476(Oeffnen)-476(begriffenen)-477(Bl\374then)-476(am)-477(Morgen,)-533(sobald)-476(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Thau)-425(verschwindet.)-774(Die)-425(Erntezeit)-425(f\344llt)-424(in)-425(den)-425(Mai)-425(und)-424(Juni.)]TJ 0 -13.549 Td [(Jeder)-517(Rosenstock)-517(liefert)-516(in)-517(Grasse)-517(durchschnittlich)-517(zwei)-516(bis)]TJ 0 -13.549 Td [(dreihundert)-309(Gramm)-309(Bl\374then,)-323(doch)-309(tausend)-309(Kilogramm)-308(ergeben)]TJ 0 -13.55 Td [(kaum)-430(hundertundf\374nfzig)-429(Gramm)-430(Rosen\366l.)-789(Da)-430(darf)-430(man)-429(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-240(wundern,)-242(da\337)-240(ein)-240(Kilogramm)-240(Rosen\366l)-240(\374ber)-240(tausend)-240(Francs)]TJ 0 -13.549 Td [(kostet.)-492(Das)-331(Rosen\366l)-331(wird)-330(durch)-331(Destillation)-331(der)-330(Blumenbl\344tter)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-284(Rose)-283(mit)-284(Wasser)-283(oder)-284(Wasserdampf)-284(gewonnen;)-300(es)-283(sammelt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-604(auf)-603(der)-604(Oberfl\344che)-603(des)-604(Destillates)-603(allm\344lig)-604(an.)-1310(Das)]TJ 0 -13.55 Td [(Rosenwasser)-302(ist)-303(das)-302(unmittelbare)-302(Product)-303(der)-302(Destillation)-302(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(bestimmten)-344(Menge)-345(von)-344(Rosenblumenbl\344ttern)-344(mit)-345(Wasser.)-532(Die)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(168)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(\344therischen)-598(Oele)-298(sind)-299(zwar)-299(fast)-299(unl\366slich)-299(in)-298(Wasser,)-311(immerhin)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([169])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(nimmt)-509(dieses)-509(hinl\344nglich)-508(viel)-509(von)-509(den)-509(Oelen)-508(auf,)-574(um)-508(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(ihnen)-431(zu)-431(duften.)-792(So)-431(verh\344lt)-430(es)-431(sich)-431(beim)-431(Rosenwasser,)-475(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Orangenbl\374thenwasser)-564(und)-565(sonstigen)-564(aromatischen)-564(W\344ssern.)]TJ 0 -13.55 Td [(Die)-640(Rosen)-640(von)-639(Grasse)-640(werden)-640(mehr)-640(zur)-640(Herstellung)-639(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosenpomade,)-255(als)-253(von)-254(Rosen\366l)-253(und)-254(Rosenwasser)-254(verwandt.)-260(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-473(Maceration)-474(von)-473(Rosenblumenbl\344ttern)-473(in)-473(Fett)-473(erhaltene)]TJ 0 -13.549 Td [(Pomade)-329(besitzt)-328(den)-328(unver\344nderten)-329(Duft)-328(der)-329(Rose,)-348(w\344hrend)-328(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wohlgeruch)-279(des)-278(Rosen\366ls)-279(von)-279(demjenigen)-278(der)-279(frischen)-278(Blumen)]TJ 0 -13.55 Td [(etwas)-296(abweicht.)-387(Aus)-296(der)-296(Pomade)-296(wird)-296(mit)-296(Alkohol)-296(das)-295(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 253.957 0 Td [(Esprit)]TJ -253.957 -13.549 Td [(de)-345(Rose)]TJ/F16 10.9091 Tf 35.27 0 Td [(\253)-345(extrahirt,)-369(wohl)-345(unstreitig)-345(eines)-345(der)-345(feinsten)-345(Parf\374me,)]TJ -35.27 -13.549 Td [(welche)-301(existiren.)-404(Kaum)-301(ein)-301(Wohlgeruch)-301(der)-301(Welt)-301(ist)-301(so)-301(beliebt)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-380(derjenige)-380(der)-380(Rosen,)-412(und)-380(wer)-380(einmal)-380(den)-380(Orient)-380(bereiste,)]TJ 0 -13.549 Td [(wird)-480(sich)-480(des)-480(aus)-480(Rosen)-480(und)-480(Verwesung)-480(gemischten)-479(Duftes)]TJ 0 -13.55 Td [(erinnern,)-319(den)-305(die)-305(Stra\337en)-305(im)-305(Sonnenlichte)-305(aushauchen.)-414(Wer)-305(da)]TJ 0 -13.549 Td [(freilich)-191(meint,)-203(in)-191(den)-191(Bazaren)-192(des)-191(Orients)-191(reines)-191(Rosen\366l)-191(in)-191(jenen)]TJ 0 -13.549 Td [(langgezogenen)-368(goldverzierten)-368(Fl\344schchen,)-397(die)-368(dort)-368(feilgeboten)]TJ 0 -13.549 Td [(werden,)-350(mit)-331(nach)-330(Hause)-330(gebracht)-331(zu)-330(haben,)-350(der)-331(ist)-330(einer)-330(argen)]TJ 0 -13.549 Td [(T\344uschung)-504(unterworfen.)-1013(T\374rkisches)-504(Rosen\366l)-504(ist)-504(fast)-504(immer)]TJ 0 -13.55 Td [(verf\344lscht,)-673(und)-588(zwar)-588(f\374r)-588(gew\366hnlich)-588(mit)-588(Palmarosa\366l)-588(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(indischem)-450(Geranium\366l,)-500(das)-450(in)-450(Ostindien)-450(aus)-450(dem)-449(Geranium-)]TJ 0 -13.549 Td [(oder)-412(Kusagras)-413(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 72.607 0 Td [(Andropogon)-412(Schoenanthus)]TJ/F16 10.9091 Tf 119.642 0 Td [(\051)-412(durch)-413(Destillation)]TJ -192.249 -13.549 Td [(erhalten)-276(wird.)-326(Der)-275(indische)-276(Destillateur)-275(sorgt)-276(andererseits)-275(meist)]TJ 0 -13.549 Td [(daf\374r,)-285(da\337)-278(auch)-277(sein)-278(Palmarosa\366l)-278(schon)-278(mit)-278(einem)-278(anderen)-277(Oel,)]TJ 0 -13.55 Td [(besonders)-364(Cocos\366l,)-393(gef\344lscht)-365(sei.)-593(So)-364(d\374rfte)-365(es)-364(in)-364(Deutschland)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-530(empfehlen)-531(sein,)-600(das)-530(Fl\344schchen)-531(aus)-530(dem)-530(Orient)-530(daheim)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-402(mit)-402(echtem)-402(Rosen\366l)-402(zu)-402(f\374llen.)-706(Werden)-402(doch)-402(Rosen)-402(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Zweck)-626(der)-626(Rosen\366lgewinnung)-626(nicht)-626(allein)-626(in)-625(Deutschland,)]TJ 0 -13.549 Td [(sondern)-431(auch)-432(in)-431(England)-431(in)-431(gro\337em)-431(Ma\337stabe)-432(gezogen.)-793(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-529(die)-528(Darstellung)-529(\344therischer)-529(Oele)-528(und)-529(Essenzen)-529(so)-528(hoch)]TJ 0 -13.55 Td [(verdienten)-532(Gebr\374der)-531(Fritzsche,)-602(Inhaber)-531(der)-532(Leipziger)-531(Firma)]TJ 0 -13.549 Td [(Schimmel)-500(&)-499(Co.)-1000(hatten,)-562(wie)-499(Georg)-500(Bornemann)-500(in)-499(seinem)]TJ 0 -13.549 Td [(Werk)-253(\374ber)-254(die)-253(fl\374chtigen)-254(Oele)-253(angibt,)-255(im)-253(Jahre)-254(1884)-253(zum)-253(ersten)]TJ 0 -13.549 Td [(Mal)-354(aus)-354(deutschen)-354(Rosen)-354(drei)-354(Kilogramm)-354(Rosen\366l)-353(gewonnen.)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Sie)-358(legten)-358(ausgedehnte)-716(Rosenpflanzungen)-358(in)-358(Gro\337-Miltitz)-357(bei)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([170])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Leipzig)-286(an,)-295(und)-286(diese)-286(lieferten,)-295(au\337er)-286(anderen)-286(Erzeugnissen,)-294(im)]TJ 0 -13.549 Td [(letzten)-240(Jahre)-239(\0501894\051)-240(42)-239(Kilogramm)-240(Rosen\366l.)-246(Ich)-240(entnehme)-239(diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Angabe)-412(den)-412(Berichten,)-453(welche)-411(die)-412(genannte)-412(Firma)-412(allj\344hrlich)]TJ 0 -13.55 Td [(ver\366ffentlicht)-285(und)-284(aus)-285(denen)-285(man)-285(nicht)-284(allein)-285(einen)-285(Begriff)-284(von)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-190(Gro\337artigkeit)-191(des)-190(Betriebes)-190(in)-191(dieser)-190(Fabrik)-190(gewinnt,)-202(sondern)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-620(\374ber)-620(den)-620(rationellen)-620(Geist)-620(und)-620(das)-620(wissenschaftliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Streben,)-254(das)-253(sie)-253(bei)-253(ihren)-253(Unternehmungen)-253(leitet.)-259(Im)-253(Jahre)-253(1893)]TJ 0 -13.549 Td [(erstreckte)-310(sich)-311(das)-310(Rosenfeld)-310(der)-311(Fabrik)-310(\374ber)-310(zwanzig)-310(Hectare,)]TJ 0 -13.55 Td [(an)-251(die)-251(sich)-252(weite)-251(Reseda-)-251(und)-251(Pfefferm\374nzculturen)-251(anschlossen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Zu)-440(diesen)-439(haben)-440(sich)-440(seitdem)-439(Estragon,)-487(Wermuth,)-487(Liebstock)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-270(Angelica)-270(gesellt.)-310(Aus)-270(je)-270(hundert)-270(Kilogramm)-270(frischer)-270(Rosen)]TJ 0 -13.549 Td [(lassen)-485(sich)-486(zwanzig)-485(Gramm)-485(Rosen\366l)-485(darstellen.)-956(Es)-485(wurden)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-414(letzten)-414(Jahre)-414(somit)-414(nicht)-414(weniger)-414(als)-414(200)-414(000)-414(Kilogramm)]TJ 0 -13.55 Td [(Rosen)-347(auf)-346(Rosen\366l)-347(verarbeitet.)-540(Das)-346(ist)-347(f\374r)-346(eine)-347(einzige)-346(Fabrik)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-349(eine)-348(sehr)-349(erhebliche)-349(Leistung,)-373(welche)-349(freilich)-349(gegen)-348(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesammtproduction)-255(des)-255(Rosen\366ls)-254(noch)-255(wenig)-255(in)-255(die)-254(Wagschale)]TJ 0 -13.549 Td [(f\344llt.)-249(Denn)-247(das)-247(Hauptland)-247(daf\374r,)-248(Bulgarien,)-247(liefert)-247(j\344hrlich)-247(allein)]TJ 0 -13.549 Td [(gegen)-250(zweitausend)-250(Kilogramm)-250(Rosen\366l.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Das)-552(Palmarosa\366l)-552(riecht)-553(nicht)-552(rein)-552(nach)-552(Rosen,)-628(es)-552(duftet)]TJ -11.956 -13.549 Td [(vielmehr)-362(wie)-361(ein)-362(Gemisch)-361(von)-362(Rosen)-361(und)-361(Citronen.)-585(Fast)-361(rein)]TJ 0 -13.549 Td [(rosenartig)-347(ist)-347(hingegen)-346(der)-347(Duft)-347(des)-347(Geranium\366ls,)-371(das)-347(aus)-346(den)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344ttern)-456(des)-455(Rosen-Geraniums)-456(gewonnen)-456(wird.)-867(Davon)-455(kann)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-278(sich)-278(schon)-278(\374berzeugen,)-284(wenn)-278(man)-278(ein)-278(Blatt)-278(dieser)-277(Pflanze,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-302(auch)-302(bei)-302(uns)-302(nicht)-302(selten)-302(in)-302(T\366pfen)-302(cultivirt)-302(wird,)-315(zwischen)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-481(Fingern)-481(zerdr\374ckt.)-944(Streng)-481(genommen)-481(hat)-481(man)-481(es)-481(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-289(Geranien,)-298(sondern)-289(mit)-288(Pelargonien)-289(dabei)-289(zu)-288(thun,)-299(und)-288(zwar)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-362(mehreren)-362(Arten)-362(derselben,)-390(haupts\344chlich)-362(mit)]TJ/F31 10.9091 Tf 223.663 0 Td [(Pelargonium)]TJ -223.663 -13.549 Td [(capitatum)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.637 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.795 0 Td [(odoratissimum)]TJ/F16 10.9091 Tf 68.654 0 Td [(und)]TJ/F31 10.9091 Tf 20.164 0 Td [(radula)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.094 0 Td [(.)-545(Die)-348(Art,)-373(welche)-349(an)-348(der)]TJ -168.344 -13.549 Td [(Riviera)-266(gezogen)-265(wird,)-270(ist)]TJ/F31 10.9091 Tf 113.136 0 Td [(Pelargonium)-266(capitatum)]TJ/F16 10.9091 Tf 103.503 0 Td [(.)-297(Gegen)-266(fr\374her)]TJ -216.639 -13.549 Td [(hat)-455(dort)-455(freilich)-455(diese)-455(Cultur)-455(jetzt)-454(sehr)-455(abgenommen,)-507(da)-454(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wettbewerb)-316(mit)-316(Algier)-317(nicht)-316(auszuhalten)-316(ist.)-449(Man)-316(m\344ht)-316(an)-316(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Riviera)-328(die)-327(Pflanzen)-328(von)-327(Mitte)-328(August)-328(an)-327(bis)-328(Mitte)-327(September)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-259(liefert)-259(sie)-259(so)-259(frisch)-259(als)-259(m\366glich)-259(den)-259(Fabriken)-259(ab.)-554(Die)-259(Firma)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([171])]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(170)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Schimmel)-403(&)-404(Co.)-709(erzielt)-403(jetzt)-404(bedeutende)-403(Erfolge)-403(mit)-403(Rosen-)]TJ 0 -13.549 Td [(Geraniol.)-577(Sie)-359(destillirt)-359(reines)-359(Geraniol,)-386(das)-359(sie)-359(aus)-358(Citronella-)]TJ 0 -13.549 Td [(Gras\366l)-330(gewinnt,)-349(so)-330(lange)-329(\374ber)-330(frisch)-330(gepfl\374ckten)-329(Rosen,)-350(bis)-329(es)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-273(Rosen\366l)-273(ges\344ttigt)-273(ist)-273(und)-273(dann)-273(in)-273(der)-273(That)-273(dem)-273(Rosen\366l)-272(fast)]TJ 0 -13.55 Td [(entspricht.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-204(den)-205(G\344rten)-204(der)-205(Riviera)-204(begegnet)-205(man)-204(oft)-204(einer)-205(Verbene,)-213(der)]TJ/F31 10.9091 Tf -11.956 -13.549 Td [(Verbena)-247(triphylla)]TJ/F16 10.9091 Tf 79.928 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 22.078 0 Td [(Lippia)-247(citriodora)]TJ/F16 10.9091 Tf 75.435 0 Td [(,)-247(die)-247(auch)-247(als)-247(Citronelle)]TJ -177.441 -13.549 Td [(oder)-282(Citronenkraut)-281(bezeichnet)-282(wird.)-345(Man)-282(findet)-282(diesen)-281(sch\366nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Strauch)-501(schon)-500(in)-501(den)-501(G\344rten)-501(an)-500(den)-501(italienischen)-501(Seen)-500(und)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-584(wohl)-584(Gelegenheit,)-667(im)-584(Herbst)-584(die)-584(Rispen)-584(seiner)-583(violett)]TJ 0 -13.55 Td [(angehauchten)-461(kleinen)-460(Bl\374then)-461(zu)-461(sehen.)-882(Zerreibt)-461(man)-460(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Bl\344tter)-185(zwischen)-184(den)-185(Fingern,)-197(so)-185(verbreiten)-185(sie)-184(einen)-185(feinen)-184(Duft,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-352(die)-352(Mitte)-351(zwischen)-352(Citronen,)-377(Melissen)-352(und)-352(Verbenen)-351(h\344lt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieser)-362(aus)-362(Persien)-362(stammende)-362(Strauch)-362(wird)-362(auch)-362(in)-362(gr\366\337erem)]TJ 0 -13.549 Td [(Ma\337stab)-279(an)-278(manchen)-279(Orten)-279(der)-279(Riviera)-278(gezogen)-279(und)-279(aus)-278(seinen)]TJ 0 -13.55 Td [(Bl\344ttern)-281(das)-281(echte)-281(Verbena\366l)-281(destillirt,)-289(das)-281(die)-281(Parf\374misten)-281(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(sch\344tzen.)-594(Echtes)-365(Verbena\366l)-365(ist)-364(freilich)-365(sonst)-365(schwer)-365(zu)-364(haben)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-457(wird)-457(im)-458(Allgemeinen)-457(durch)-457(das)-457(Citronen-Gras\366l)-457(ersetzt,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-267(wir)-267(jener)-266(Grasgattung,)]TJ/F31 10.9091 Tf 118.627 0 Td [(Andropogon)]TJ/F16 10.9091 Tf 54.545 0 Td [(,)-271(danken,)-271(deren)-267(Arten)-266(so)]TJ -173.172 -13.549 Td [(viele)-300(wohlriechende)-301(\326le)-300(liefern.)-401(Das)-300(Citronen-Gras\366l)-300(wird)-300(von)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Andropogon)-304(citratus)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.525 0 Td [(gewonnen,)-318(der)-304(jetzt)-305(besonders)-304(auf)-305(Ceylon)]TJ -94.525 -13.549 Td [(und)-209(in)-210(Singapore)-209(angebaut)-209(wird.)-237(Weit)-209(ausgedehnter)-209(betreibt)-209(man)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-238(denselben)-238(Orten)-238(die)-238(Cultur)-237(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 150.091 0 Td [(Andropogon)-238(nardus)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.446 0 Td [(,)-240(von)-238(dem)]TJ -237.537 -13.549 Td [(das)-267(melissenartig)-267(riechende)-266(Citronella-Gras\366l)-267(abstammt.)-300(Dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(findet)-180(f\374r)-180(das)-180(Parf\374miren)-180(der)-180(Seifen)-180(jetzt)-180(sehr)-180(starke)-180(Verwendung)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-306(bildet)-307(den)-306(Hauptbestandtheil)-306(des)-307(Parf\374ms)-306(der)-306(Honigseifen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Von)-399(dem)-400(Umfang)-399(der)-399(Citronella-Gras\366l-Production)-399(geben)-399(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Berichte)-278(von)-277(Schimmel)-278(&)-277(Co.)-333(eine)-277(Vorstellung,)-284(da)-278(diese)-277(Firma)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-340(einmal)-340(Sendungen)-340(von)-340(10)-340(000)-340(Kilogramm)-340(dieses)-340(\326les)-340(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(Ceylon)-250(erh\344lt.)]TJ 11.955 -16.004 Td [(Der)-425(Reseda)-424(entzieht)-425(man)-424(den)-425(Duft)-425(durch)-424(Enfleurage,)-469(dem)]TJ -11.955 -13.549 Td [(Thymian,)-501(der)-450(Salbei,)-501(dem)-451(Rosmarin,)-501(dem)-450(Lavendel)-451(und)-450(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Melisse)-476(durch)-476(Destillation.)-927(Salbei,)-532(Thymian,)-533(Rosmarin)-475(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Lavendel)-256(werden)-256(an)-256(der)-256(Riviera)-256(kaum)-256(cultivirt;)-259(man)-256(pfl\374ckt)-511(sie)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([172])]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(an)-392(ihrem)-393(nat\374rlichen)-392(Standort,)-428(besonders)-392(am)-392(Fu\337e)-392(der)-392(Berge.)]TJ 0 -13.549 Td [(In)-451(der)-451(Gegend)-451(von)-450(Agay)-451(zogen)-451(eines)-451(Tages)-451(vor)-451(uns)-450(Frauen)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-325(der)-325(Stra\337e)-325(mit)-325(gro\337en)-325(Ladungen)-325(Thymian)-325(auf)-325(den)-324(K\366pfen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Sie)-412(hatten)-412(ihn)-413(an)-412(den)-412(Abh\344ngen)-412(des)-413(Esterel)-412(gesammelt.)-736(Der)]TJ 0 -13.55 Td [(Wind)-352(blies)-353(in)-352(unserer)-353(Richtung)-352(und)-352(bildete)-353(einen)-352(Streifen)-352(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Duft,)-447(der)-408(sich)-408(\374ber)-408(Hunderte)-408(von)-408(Schritten)-408(ausdehnte.)-723(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(wild)-406(gewachsenen)-406(Pflanzen)-407(werden)-406(zwar)-406(auch)-406(vorwiegend)-406(in)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-222(Fabriken)-222(verarbeitet,)-227(zum)-222(Theil)-222(aber)-221(schon)-222(im)-222(Freien,)-227(gleich)]TJ 0 -13.549 Td [(beim)-187(Einsammeln)-187(destillirt,)-199(in)-187(Apparaten,)-199(die)-187(man)-187(von)-187(Ort)-187(zu)-186(Ort)]TJ 0 -13.55 Td [(bef\366rdert.)-289(Viel)-263(Rosmarin\366l)-263(wandert)-263(von)-263(hier)-262(aus)-263(nach)-263(K\366ln,)-266(um)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-275(der)-276(Darstellung)-275(von)-275(K\366lnischem)-276(Wasser)-275(benutzt)-275(zu)-275(werden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)]TJ/F31 10.9091 Tf 19.696 0 Td [(Eau)-250(de)-251(Cologne)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.04 0 Td [(enth\344lt)-250(gel\366st)-251(in)-250(85)-251(%)-250(Weinspiritus)-251(gleiche)]TJ -92.736 -13.549 Td [(Mengen)-265(gepre\337tes)-264(Orangen-)-265(und)-265(Citronenschalen\366l,)-268(fast)-264(ebenso)]TJ 0 -13.549 Td [(viel)-515(Neroli\366l,)-582(dann)-515(etwa)-515(halb)-515(so)-516(viel)-515(Bergamott\366l,)-581(endlich,)]TJ 0 -13.55 Td [(nochmals)-584(um)-584(die)-584(H\344lfte)-584(weniger,)-667(Rosmarin\366l.)-1252(Man)-583(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(freilich)-512(nicht)-511(sofort)-512(gutes)-511(K\366lnisches)-512(Wasser)-511(erhalten,)-577(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-220(nicht,)-225(wenn)-220(man)-220(nach)-219(bester)-220(Vorschrift)-220(die)-219(feinsten)-220(Oele)-219(in)]TJ 0 -13.549 Td [(vorz\374glichem)-172(Weinspiritus)-172(aufl\366st.)-224(Der)-172(Schmelz)-172(des)-172(Duftes)-171(stellt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-171(erst)-171(nach)-171(l\344ngerer)-171(Zeit)-171(ein.)-224(Praktische)-171(Erfahrungen)-171(hatte)-171(man)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-281(dieser)-282(Richtung)-281(schon)-282(lange)-281(gesammelt,)-289(in)-281(wissenschaftliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Er\366rterung)-297(wurde)-298(die)-297(Wirkung)-297(der)-297(Lagerung)-298(erst)-297(in)-297(den)-297(letzten)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeiten)-420(gezogen.)-760(Am)-420(Einfachsten)-420(zeigt)-420(sie)-420(sich)-420(zum)-420(Beispiel)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-700(einem)-700(Schenkbranntwein,)-812(der)-700(durch)-700(Verd\374nnung)-700(von)]TJ 0 -13.549 Td [(achtzigprocentigem)-446(Spiritus)-446(auf)-446(drei\337igprocentigen)-446(gewonnen)]TJ 0 -13.55 Td [(wurde.)-764(Solcher)-421(Schenkbranntwein,)-464(frisch)-421(dargestellt,)-464(mundet)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-725(Trinkenden)-726(nicht,)-844(selbst)-726(wenn)-725(dieser)-726(nicht)-725(zu)-725(den)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\366\337ten)-418(Feinschmeckern)-418(geh\366rt.)-753(Auch)-418(der)-417(Schenkbranntwein)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337)-592(erst)-593(gelagert)-593(haben.)-1277(Da\337)-593(der)-592(Wein)-593(durch)-592(Lagerung)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-692(\273Blume\253)-692(erh\344lt,)-802(ist)-692(allgemein)-692(bekannt.)-1576(Es)-691(findet)]TJ 0 -13.549 Td [(also)-644(sicher)-644(bei)-644(der)-644(Lagerung)-644(eine)-644(gegenseitige)-644(chemische)]TJ 0 -13.55 Td [(Einwirkung)-719(der)-718(gel\366sten)-719(Bestandtheile)-718(auf)-719(einander)-718(statt,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-491(es)-492(m\374ssen)-491(neue)-492(Verbindungen)-491(entstehen.)-974(Ihre)-491(Bildung)]TJ 0 -13.549 Td [(erfordert)-430(v\366llige)-429(Ruhe)-430(und)-430(kann)-429(durch)-430(anhaltende)-429(Bewegung)]TJ 0 -13.549 Td [(verhindert)-637(werden,)-733(ja)-636(es)-637(kommt)-637(vor,)-733(da\337)-636(schon)-636(erzeugte)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(172)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Verbindungen)-511(dadurch)-1022(vor\374bergehend)-511(oder)-511(dauernd)-510(wieder)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([173])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(zerst\366rt)-362(werden.)-586(Nach)-362(der)-362(Ansicht)-362(von)-362(Prof.)-362(Knapp)-361(schlie\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-436(Vorg\344nge)-436(an)-437(solche)-436(an,)-483(welche)-436(die)-436(organische)-436(Chemie)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-246(Addition,)-246(Substitution,)-247(Spaltung)-245(und)-246(dergleichen)-245(bezeichnet.)]TJ 0 -13.55 Td [(Es)-355(m\374ssen)-355(somit)-354(auch)-355(in)-355(gemischten)-355(Parf\374ms)-355(durch)-354(Lagerung)]TJ 0 -13.549 Td [(erst)-274(diejenigen)-273(Verbindungen)-274(entstehen,)-279(welche)-274(das)-273(erw\374nschte)]TJ 0 -13.549 Td [(Zusammenwirken)-303(der)-303(einzelnen)-304(D\374fte)-303(bedingen.)-409(Der)-303(Ursprung)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-466(K\366lnischen)-467(Wassers)-466(ist)-467(etwas)-466(fraglich;)-575(meist)-466(wird)-466(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Erfindung)-183(Johann)-184(Maria)-183(Farina,)-197(einem)-183(Italiener)-184(aus)-183(Sancta)-183(Maria)]TJ 0 -13.55 Td [(Maggiore)-453(bei)-453(Domo)-453(d'Ossola,)-504(zugeschrieben,)-503(der)-453(zu)-453(Anfang)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-466(vorigen)-466(Jahrhunderts)-466(in)-466(K\366ln)-466(einen)-466(Handel)-466(mit)-465(Parf\374ms)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-535(Colonialwaaren)-534(betrieb.)-1104(Erst)-535(gegen)-534(Mitte)-535(des)-534(vorigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhunderts)-538(gelangte)-539(das)-538(K\366lnische)-539(Wasser)-538(zu)-538(allgemeiner)]TJ 0 -13.549 Td [(Verbreitung)-347(und)-346(verdr\344ngte)-347(das)-346(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 150.84 0 Td [(Eau)-346(de)-347(la)-346(reine)-347(de)-346(Hongrie)]TJ/F16 10.9091 Tf 124.336 0 Td [(\253)]TJ -275.176 -13.55 Td [(oder)-680(Ungarwasser,)-788(welches)-681(\344hnlich)-680(zusammengesetzt)-680(war,)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-580(auch)-580(Rosen\366l,)-663(Citronen\366l,)-663(Citronella\366l)-580(und)-580(eine)-580(Spur)]TJ 0 -13.549 Td [(Pfefferm\374nz\366l)-250(enthielt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Bei)-1254(unseren)-1253(Wanderungen)-1254(um)-1253(Grasse)-1254(sind)-1253(wir)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Jasminpflanzungen)-305(am)-305(H\344ufigsten)-305(begegnet.)-414(Das)-305(zeigt,)-318(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(hohe)-295(Bedeutung)-295(dieser)-294(Pflanze)-295(f\374r)-295(die)-295(dortigen)-294(Parf\374mfabriken)]TJ 0 -13.549 Td [(zukommt.)-252(Meist)-251(waren)-251(die)-250(Jasminfelder)-251(an)-251(s\374dlichen)-250(Abh\344ngen)]TJ 0 -13.55 Td [(terrassenf\366rmig)-386(angelegt.)-659(Die)-386(gegen)-386(zwei)-386(Meter)-386(hohen,)-420(reich)]TJ 0 -13.549 Td [(verzweigten,)-638(mit)-560(zusammengesetzten,)-637(immergr\374nen)-560(Bl\344ttern)]TJ 0 -13.549 Td [(bedeckten)-159(Str\344ucher)-159(hatten)-159(auch)-159(vereinzelte)-159(Bl\374then)-159(aufzuweisen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-297(lie\337en)-297(sich)-297(als)-296(die)-297(aus)-297(Ostindien)-297(stammende)-297(Art)]TJ/F31 10.9091 Tf 236.394 0 Td [(Jasminum)]TJ -236.394 -13.549 Td [(grandiflorum)]TJ/F16 10.9091 Tf 63.784 0 Td [(bestimmen.)-1039(Die)-512(Bl\374then)-513(duften)-513(lieblich,)-579(sind)]TJ -63.784 -13.549 Td [(ziemlich)-302(gro\337,)-302(rein)-302(wei\337)-302(auf)-302(ihrer)-302(Innenseite,)-315(von)-302(Au\337en)-301(etwas)]TJ 0 -13.55 Td [(roth)-430(angehaucht.)-788(Die)-430(eigentliche)-430(Bl\374thenzeit)-429(beginnt)-430(erst)-429(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Juli)-387(und)-387(dauert)-387(bis)-387(in)-387(den)-387(Oktober.)-661(Je)-387(tausend)-387(St\366cke)-387(liefern)]TJ 0 -13.549 Td [(bis)-356(f\374nfzig)-355(Kilogramm)-356(Bl\374then.)-567(Verarbeitet)-356(werden)-356(in)-355(Grasse)]TJ 0 -13.549 Td [(davon)-432(bis)-432(80)-432(000)-432(Kilogramm,)-477(die)-432(einen)-432(Werth)-432(von)-432(140)-432(000)]TJ 0 -13.549 Td [(Francs)-365(darstellen.)-593(Man)-365(entzieht)-364(den)-365(Bl\374then)-364(ihren)-365(Duft)-364(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(Enfleurage;)-427(die)-368(Menge)-368(des)-368(Riechstoffes,)-398(den)-368(sie)-368(enthalten,)-397(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-248(so)-247(gering,)-249(da\337)-247(man)-248(dieselbe)-248(Fettschicht)-247(bis)-248(f\374nfzig)-248(Mal)-247(mit)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(neuen)-257(Bl\374then)-256(bestreuen)-257(mu\337.)-257(Aus)-257(der)-256(Jasminpomade)-257(wird)-513(mit)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([174])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(feinstem)-226(Weingeist)-226(Jasminextract)-226(gewonnen.)-242(Die)-226(gesch\344tztesten)]TJ 0 -13.549 Td [(Taschentuchparf\374ms)-296(enthalten)-296(solchen)-296(Extract.)-388(Man)-296(stellt)-296(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-288(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 21.922 0 Td [(huile)-287(antique)-288(au)-287(Jasmin)]TJ/F16 10.9091 Tf 105.768 0 Td [(\253)-287(dar,)-297(indem)-288(man)-287(auf)-288(wollene,)-297(mit)]TJ -127.69 -13.55 Td [(Oliven\366l)-390(getr\344nkte)-391(Zeuglappen)-390(zu)-390(wiederholten)-390(Malen)-390(frische)]TJ 0 -13.549 Td [(Jasminbl\374then)-476(streut)-477(und)-476(dann)-476(das)-477(Oel)-476(aus)-476(ihnen)-476(ausdr\374ckt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieses)-250(Jasmin\366l)-250(ist)-250(in)-250(Frankreich)-250(sehr)-250(beliebt.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Eine)-593(wichtige)-593(Rolle)-593(in)-593(der)-593(Parf\374merie)-593(spielen)-593(auch)-592(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Bl\374then)-603(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 61.628 0 Td [(Acacia)-603(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 87.17 0 Td [(,)-691(eines)-602(B\344umchens,)-691(das)-603(zu)]TJ -148.798 -13.549 Td [(bewundern)-243(wir)-243(im)-244(La)-243(Mortola-Garten)-243(schon)-243(Gelegenheit)-243(hatten.)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Acacia)-383(Farnesiana)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.949 0 Td [(wird)-383(in)-383(Grasse)-382(nur)-383(in)-383(beschr\344nktem)-383(Ma\337e)]TJ -88.949 -13.549 Td [(angebaut,)-308(liefert)-297(aber)-297(immerhin)-296(30)]TJ/F30 10.9091 Tf 153.343 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 5.454 0 Td [(40)-297(000)-296(Kilogramm)-297(Bl\374then)]TJ -158.797 -13.549 Td [(im)-315(Jahre;)-348(gro\337e)-315(Pflanzungen)-315(dieser)-315(Art)-315(finden)-315(wir)-315(in)-315(Algerien.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-463(kugeligen,)-516(dunkelgelben)-463(Bl\374thenk\366pfchen,)-516(die)-463(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 243.354 0 Td [(Cassie)]TJ/F16 10.9091 Tf 29.094 0 Td [(\253,)]TJ -272.448 -13.549 Td [(werden)-376(vom)-375(September)-376(bis)-375(in)-376(den)-375(December)-376(gepfl\374ckt,)-406(wozu)]TJ 0 -13.55 Td [(jedoch)-335(viel)-335(Uebung)-335(und)-335(Geschick)-335(geh\366rt,)-356(da)-335(die)-335(Pflanzen)-334(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(dornig)-310(sind.)-431(Der)-311(zarte,)-325(veilchenartige)-310(Duft)-311(dieser)-310(Bl\374then)-310(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-493(Enfleurage)-492(fixirt.)-978(Die)-492(gewonnene)-493(Essenz)-492(hat)-493(f\374r)-492(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Zusammensetzung)-250(der)-250(\273Bouquets\253)-250(einen)-250(sehr)-250(hohen)-250(Werth.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Endlich)-352(darf)-353(auch)-352(die)-352(Tuberose)-353(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 148.874 0 Td [(Polyanthes)-352(tuberosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 90.505 0 Td [(\051)-352(nicht)]TJ -251.335 -13.549 Td [(unerw\344hnt)-535(bleiben,)-605(dieses)-535(zu)-534(der)-535(Familie)-534(der)-534(Amaryllideen)]TJ 0 -13.549 Td [(geh\366rende)-550(Knollengew\344chs,)-625(das)-550(man)-550(bei)-550(uns)-550(wegen)-549(seines)]TJ 0 -13.55 Td [(starken)-480(Duftes)-480(und)-480(seiner)-480(sch\366nen)-480(wei\337en)-480(Bl\374then)-480(so)-480(gerne)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-393(Blumentischen)-392(und)-393(in)-392(Blumenstr\344u\337en)-392(sieht.)-678(Die)-392(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(stammt)-401(aus)-401(Centralamerika;)-476(wir)-400(bekommen)-401(sie)-401(meist)-401(nur)-400(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-409(gef\374llten)-409(wei\337en)-409(Bl\374then)-409(zu)-409(sehen,)-449(die)-409(besonders)-409(kr\344ftig)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-347(Abend)-347(duften,)-371(wie)-347(es)-347(denn)-347(\374berhaupt)-347(eine)-347(weit)-347(verbreitete)]TJ 0 -13.55 Td [(Erscheinung)-369(ist,)-398(da\337)-368(Bl\374then)-369(nicht)-368(um)-368(alle)-369(Tageszeiten)-368(gleich)]TJ 0 -13.549 Td [(starken)-278(Duft)-278(verbreiten.)-334(Wer)-278(wird)-278(nicht)-278(bemerkt)-278(haben,)-285(da\337)-277(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Daturen)-241(und)-242(Nicotianen,)-243(die)-242(Nachtviolen)-241(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 185.575 0 Td [(Hesperis)-241(matronalis)]TJ/F16 10.9091 Tf 88.695 0 Td [(\051,)]TJ -274.27 -13.549 Td [(die)-490(langblumige)-489(Wunderblume)-490(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 149.946 0 Td [(Mirabilis)-490(longiflora)]TJ/F16 10.9091 Tf 89.604 0 Td [(\051)-490(unserer)]TJ -239.55 -13.549 Td [(G\344rten)-683(am)-684(Tage)-683(fast)-684(gar)-683(nicht)-684(riechen,)-792(am)-683(Abend)-683(aber)]TJ 0 -13.55 Td [(einen)-497(durchdringenden)-497(Duft)-498(aushauchen.)-991(Umgekehrt)-497(duften)]TJ 0 -13.549 Td [(Seerose)-358(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 41.461 0 Td [(Nymphaea)-358(alba)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.956 0 Td [(\051,)-384(die)-358(K\374rbisbl\374the)-358(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 92.287 0 Td [(Cucurbita)-358(Pepo)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.566 0 Td [(\051,)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(die)-547(Ackerwinde)-547(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 82.212 0 Td [(Convolvulus)-547(arvensis)]TJ/F16 10.9091 Tf 96.873 0 Td [(\051)-547(nur)-547(am)-547(Tage.)-1141(Ein)]TJ -179.085 -13.549 Td [(solches)-638(Verhalten)-638(hat)-638(f\374r)-638(diese)-1276(Pflanzen)-638(Bedeutung,)-735(sie)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.756 0 Td [([175])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.756 -13.549 Td [(duften)-433(bei)-432(Nacht)-432(oder)-433(am)-432(Tage,)-479(je)-432(nachdem)-432(sie)-433(Nacht-)-432(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(Tagesinsecten)-263(zur)-263(Uebertragung)-263(ihres)-263(Bl\374thenstaubes)-262(brauchen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Sehr)-416(viele)-416(Tuberosebl\374then)-415(geh\366ren)-416(dazu,)-457(um)-416(ein)-416(wenig)-415(Fett)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-382(ihrem)-383(Duft)-382(zu)-383(s\344ttigen;)-448(daher)-383(auch)-382(dieser)-383(Extract,)-415(wie)-382(so)]TJ 0 -13.549 Td [(viele)-510(andere)-510(feine)-509(Parf\374ms,)-575(hoch)-510(im)-510(Preise)-509(steht.)-1030(Bei)-509(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(k\366nnte)-294(man)-295(den)-294(spanischen)-295(Flieder)-294(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 162.699 0 Td [(Syringa)-294(vulgaris)]TJ/F16 10.9091 Tf 72.91 0 Td [(\051,)-306(statt)-294(der)]TJ -235.609 -13.549 Td [(Tuberose)-173(verwenden,)-188(um)-173(ein)-172(sehr)-173(\344hnliches)-173(Parf\374m)-173(zu)-172(gewinnen,)]TJ 0 -13.55 Td [(denn)-362(das)-362(Fett)-362(entzieht)-362(dem)-362(Flieder)-362(einen)-362(ganz)-362(entsprechenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Wohlgeruch.)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Es)-166(sind)-166(nicht)-166(die)-166(als)-166(Parf\374me)-166(anerkannten)-166(Pflanzend\374fte)-166(allein,)]TJ -11.955 -13.549 Td [(deren)-271(sich)-271(die)-271(Parf\374merie)-270(zu)-271(ihren)-271(Zwecken)-271(bedient.)-313(So)-270(kommt)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-311(manche)-311(Erzeugnisse)-311(auff\344lliger)-311(Weise)-311(der)-311(Gurkengeruch)-311(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Betracht.)-230(Man)-190(stellt)-190(zu)-191(diesem)-190(Zwecke)-190(eine)-190(Essenz)-190(her,)-202(und)-190(zwar)]TJ 0 -13.549 Td [(indem)-251(man)-251(\374ber)-252(frisch)-251(geschnittenen)-251(Gurkenscheiben)-251(mehrmals)]TJ 0 -13.55 Td [(denselben)-216(Alkohol)-215(destillirt.)-239(Mit)-216(solcher)-215(Essenz)-216(wird)-215(Coldcream)]TJ 0 -13.549 Td [(parf\374mirt)-288(und)-288(erh\344lt)-288(durch)-288(dieselbe)-289(das)-288(frische)-288(Aroma,)-297(welches)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-250(an)-250(dieser)-250(Salbe)-250(sch\344tzt.)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Nicht)-590(unerw\344hnt)-591(m\366chte)-590(ich)-590(lassen,)-675(da\337)-590(ein)-591(\344therisches)]TJ -11.955 -13.549 Td [(Oel)-557(auch)-556(aus)-556(dem)-557(Knoblauch)-556(durch)-557(Destillation)-556(gewonnen)]TJ 0 -13.549 Td [(wird.)-1052(Dieses)-517(Oel)-517(dient)-517(nun)-518(freilich)-517(nicht)-517(zum)-517(Parf\374miren,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-362(sehr)-362(man)-361(das)-362(auch)-362(manchmal)-361(in)-362(S\374deuropa)-362(oder)-362(im)-361(Orient)]TJ 0 -13.549 Td [(glauben)-400(k\366nnte;)-474(wohl)-400(aber)-400(wird)-400(es)-399(innerlich)-400(als)-400(Mittel)-399(gegen)]TJ 0 -13.55 Td [(W\374rmer)-419(eingenommen.)-756(Die)-418(Firma)-419(Schimmel)-419(&)-419(Co.,)-460(welche)]TJ 0 -13.549 Td [(dieses,)-521(sowie)-466(\374berhaupt)-467(fast)-466(alle)-467(fl\374chtigen)-466(Oele,)-521(die)-466(irgend)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-482(Anwendung)-482(gefunden)-482(haben,)-540(herstellt,)-540(empfiehlt)-481(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Knoblauch\366l)-380(auch)-379(als)-380(K\374chengew\374rz.)-638(Von)-380(dem)-379(concentrirten)]TJ 0 -13.549 Td [(Duft)-459(dieses)-459(lieblichen)-459(Oeles)-459(wird)-459(man)-459(sich)-459(eine)-459(Vorstellung)]TJ 0 -13.55 Td [(machen,)-654(wenn)-572(man)-573(sein)-573(Verh\344ltni\337)-573(zum)-573(Knoblauch)-572(selber)]TJ 0 -13.549 Td [(erw\344gt:)-454(aus)-351(sechzehn)-352(Kilogramm)-352(Knoblauch)-352(werden)-352(nur)-351(zehn)]TJ 0 -13.549 Td [(Gramm)-250(Oel)-250(gewonnen!)]TJ 11.955 -15.186 Td [(Hingegen)-1373(spielen)-1372(Aetzammoniak,)-1654(der)-1373(sogenannte)]TJ -11.955 -13.549 Td [(Salmiakgeist,)-251(und)-251(kohlensaures)-251(Ammoniak,)-251(trotz)-251(ihres)-250(\344tzenden)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(175)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Geruchs)-459(in)-459(der)-459(Parf\374merie)-459(eine)-459(nicht)-459(unwichtige)-459(Rolle.)-876(Sie)]TJ 0 -13.549 Td [(dienen)-399(zur)-399(Herstellung)-400(der)-399(parf\374mirten)-399(Riechsalze.)-697(Auch)-399(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Geruch)-381(des)-380(Schnupftabaks)-381(r\374hrt)-380(vornehmlich)-381(vom)-380(Ammoniak)]TJ 0 -13.549 Td [(her,)-601(au\337erdem)-1060(werden)-531(die)-530(Schnupftabake)-531(h\344ufig)-530(noch)-530(mit)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([176])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(anderen)-226(wohlriechenden)-225(K\366rpern)-226(aromatisirt.)-241(Nicht)-226(minder)-225(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(Essigs\344ure)-355(in)-354(der)-355(Parf\374merie)-354(verwendet,)-381(und)-355(ihre)-354(Eigenschaft,)]TJ 0 -13.549 Td [(\344therische)-706(Oele)-707(zu)-706(l\366sen,)-821(benutzt,)-821(um)-706(parf\374mirte)-706(Essige)]TJ 0 -13.549 Td [(darzustellen.)]TJ 135.542 -16.004 Td [(XIII.)]TJ -123.586 -16.004 Td [(Die)-197(\344therischen)-198(Oele)-197(wirken)-197(wie)-197(Gifte)-198(auf)-197(unseren)-197(K\366rper)-197(ein,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(wenn)-205(sie)-204(innerlich)-205(in)-204(gro\337en)-204(Dosen)-205(oder)-204(zu)-205(h\344ufig)-204(eingenommen)]TJ 0 -13.55 Td [(werden.)-828(Daher)-442(auch)-442(der)-443(Mi\337brauch)-442(mancher)-443(Liqueure)-442(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(allein)-277(durch)-277(den)-277(Alcohol,)-284(den)-277(sie)-277(enthalten,)-284(sondern)-277(auch)-277(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-355(fl\374chtigen)-355(Oele,)-382(mit)-355(denen)-355(sie)-356(parf\374mirt)-355(sind,)-381(nachtheilige)]TJ 0 -13.549 Td [(Folgen)-294(bringt.)-383(Geradezu)-294(gef\344hrlich)-294(kann)-294(das)-294(K\366lnische)-294(Wasser)]TJ 0 -13.549 Td [(werden,)-544(wenn)-485(es)-486(getrunken)-485(wird.)-956(Der)-485(Arzt)-485(kommt)-485(oft)-485(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(durch)-349(Zufall)-349(dahinter,)-373(da\337)-349(eine)-349(solche)-349(stille,)-374(geheim)-348(gehaltene)]TJ 0 -13.549 Td [(Neigung)-596(bei)-597(seiner)-596(Patientin)-596(die)-597(Ursache)-596(der)-596(r\344thselhaften)]TJ 0 -13.549 Td [(Krankheitserscheinungen)-398(ist.)]TJ/F30 10.9091 Tf 135.822 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.794 0 Td [(Viele,)-435(doch)-398(bei)-397(Weitem)-398(nicht)]TJ -145.616 -13.549 Td [(alle)-435(fl\374chtigen)-435(Oele)-435(wirken,)-481(innerlich)-434(verordnet,)-481(antiseptisch,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-396(werden)-396(besser)-396(von)-396(unserem)-396(K\366rper)-396(als)-396(von)-396(den)-396(niederen)]TJ 0 -13.549 Td [(Organismen)-194(ertragen,)-206(die)-194(es)-194(oft)-194(in)-195(unserem)-194(K\366rper)-194(zu)-194(bek\344mpfen)]TJ 0 -13.55 Td [(gilt.)-244(Daher)-232(die)-232(Benutzung)-233(mancher)-232(fl\374chtigen)-232(Oele)-232(zu)-232(\344rztlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Zwecken.)]TJ/F30 10.9091 Tf 45.628 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.246 0 Td [(Die)-256(fl\374chtigen)-256(Oele)-256(nehmen)-255(Sauerstoff)-256(aus)-256(der)-256(Luft)]TJ -53.874 -13.549 Td [(auf)-443(und)-442(erfahren)-443(dabei)-442(eine)-443(Oxydation.)-827(Bei)-443(manchen)-442(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele)-383(verl\344uft)-383(der)-383(Oxydationsvorgang)-383(sehr)-383(rasch)-383(und)-383(zwar)-383(um)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-464(rascher,)-517(je)-464(feiner)-464(sie)-464(in)-463(der)-464(Luft)-464(vertheilt)-464(werden.)-891(Licht)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-382(Feuchtigkeit)-382(f\366rdern)-383(diesen)-382(Vorgang,)-415(bei)-382(welchem)-382(in)-382(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Luft)-431(das)-432(gasf\366rmige)-431(Ozon)-432(oder)-431(das)-432(gleich)-431(wirksame)-431(fl\374ssige)]TJ 0 -13.549 Td [(Wasserstoffsuperoxyd)-194(entstehen.)-232(Ihnen)-194(ist)-194(der)-194(belebende)-194(Einflu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(zuzuschreiben,)-197(den)-185(weingeistige)-184(L\366sungen)-184(von)-184(fl\374chtigen)-184(Oelen,)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-380(Zimmer)-381(verst\344ubt)-380(auf)-380(die)-380(Athmenden)-381(aus\374ben.)-640(Besonders)]TJ 0 -13.55 Td [(stellt)-341(sich)-341(diese)-341(Wirkung)-341(ein)-341(beim)-341(Verst\344uben)-341(jener)-341(fl\374chtigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele,)-341(welche)-323(die)-323(Chemie)-323(als)-323(Terpene)-322(zusammenfa\337t,)-342(weil)-322(sich)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(176)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(diese)-250(an)-250(der)-250(Luft)-250(am)-250(schnellsten)-250(oxydiren.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Physiologisch)-735(interessant)-736(ist)-735(es,)-857(an)-735(Parf\374ms)-735(die)-735(hohe)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Leistungsf\344higkeit)-434(unseres)-433(Geruchssinns)-433(zu)-434(erproben.)-800(Einige)]TJ 3.403 -13.549 Td [(Milligramm)-312(Moschus)-312(reichen)-312(aus,)-327(um)-312(einen)-312(Raum,)-328(der)-312(h\344ufig)]TJ/F16 7.9701 Tf -76.158 0 Td [([177])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(gel\374ftet)-478(wird,)-536(Jahre)-478(lang)-478(mit)-478(Moschusduft)-479(zu)-478(erf\374llen.)-934(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(riechen)-415(diesen)-414(Moschus,)-456(und)-415(doch)-415(kann)-414(er)-415(in)-415(jener)-415(Luft,)-455(die)]TJ 0 -13.55 Td [(uns)-257(umgibt,)-260(nur)-257(in)-258(unnennbar)-257(geringen)-258(Mengen)-257(vorhanden)-257(sein.)]TJ 0 -13.549 Td [(Directe)-351(Versuche,)-375(die)-351(Passy)-350(mit)-351(alkoholischen)-350(L\366sungen)-350(stark)]TJ 0 -13.549 Td [(riechender)-232(Substanzen)-232(anstellte,)-235(haben)-232(ergeben,)-236(da\337)-231(f\374nfhundert)]TJ 0 -13.549 Td [(Tausendstel)-549(eines)-548(Milligramms)-548(Vanillin)-549(ausreichen,)-623(um)-548(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(Liter)-615(Luft)-615(merklich)-616(zu)-615(parf\374miren.)-1345(Derselbe)-615(Effect)-615(wird)]TJ 0 -13.55 Td [(schon)-314(mit)-313(f\374nf)-314(Tausendstel)-313(Milligramm)-314(Camphor)-313(erreicht;)-345(von)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-453(k\374nstlichen)-453(Moschus)-453(reichten)-453(gar)-453(f\374nf)-453(Millionstel)-453(eines)]TJ 0 -13.549 Td [(Tausendstels)-375(Milligramm)-376(aus,)-406(um)-376(wahrgenommen)-375(zu)-375(werden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Will)-491(man)-491(diese)-491(Menge)-491(in)-491(Zahlen)-490(ausdr\374cken,)-552(so)-491(ergibt)-490(das)]TJ 0 -13.549 Td [(0,000)-323(000)-322(000)-323(005)-323(Gramm.)-468(Dabei)-322(steht)-323(die)-322(Leistungsf\344higkeit)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-279(Geruchssinns)-279(beim)-279(Menschen)-279(gegen)-279(diejenige)-279(vieler)-278(Thiere)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-250(bedeutend)-250(nach.)]TJ 135.236 -15.185 Td [(XIV.)]TJ -123.28 -15.186 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.454 0 Td [(Die)-636(Toiletten-Chemie)]TJ/F16 10.9091 Tf 98.438 0 Td [(\253)-636(von)-635(Heinrich)-636(Hirzel,)-732(ein)-635(Buch,)]TJ -115.848 -13.549 Td [(dem)-369(ich)-368(auch)-369(sonst)-369(noch)-369(manche)-368(Belehrung)-369(verdanke,)-398(enth\344lt)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-450(Angabe,)-499(da\337)-449(Europa)-450(an)-449(fl\374ssigen)-450(Parf\374ms)-449(allein)-449(j\344hrlich)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-476(eine)-476(Million)-475(Liter)-476(verbraucht.)-927(An)-476(der)-476(Deckung)-475(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(Bedarfs)-421(ist)-421(Grasse)-420(mit)-421(etwa)-421(100)-421(000)-421(Kilogramm)-420(Lavendel\366l,)]TJ 0 -13.549 Td [(halb)-361(so)-362(viel)-361(Thymian\366l,)-389(25)-362(000)-361(Kilogramm)-361(Rosmarin\366l,)-389(2000)]TJ 0 -13.549 Td [(Kilogramm)-446(Neroli\366l)-446(und)-445(sehr)-446(betr\344chtlichen)-446(Mengen)-445(anderer)]TJ 0 -13.55 Td [(Oele)-382(und)-382(Extracte)-382(betheiligt.)-646(Nicht)-382(wenig)-382(wird)-382(Grasse)-382(in)-381(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374m-Erzeugung)-151(durch)-151(das)-151(benachbarte)-151(Cannes)-151(unterst\374tzt,)-170(das)]TJ 0 -13.549 Td [(mehrere)-319(Parf\374mfabriken)-318(besitzt)-319(und)-319(Hunderte)-318(von)-319(Arbeitern)-318(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihnen)-181(besch\344ftigt.)-227(Der)-181(Verbrauch)-181(an)-181(Parf\374ms)-181(in)-182(Europa,)-194(wiewohl)]TJ 0 -13.549 Td [(immer)-168(noch)-167(gro\337,)-168(ist)-167(doch)-168(betr\344chtlich)-167(zur\374ckgegangen)-168(und)-167(wird,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-430(\374berhaupt,)-474(nur)-430(in)-429(discretester)-430(Weise)-429(ge\374bt.)-789(So)-429(verh\344lt)]TJ 0 -13.55 Td [(es)-419(sich)-419(auch)-419(in)-420(anderen)-419(k\374hlen)-419(L\344ndern,)-461(w\344hrend)-419(die)-419(hei\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(Erdstriche)-311(noch)-310(immer)-311(ein)-310(hohes)-311(Bed\374rfni\337)-310(nach)-310(pers\366nlichem)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Parf\374m)-603(bekunden.)-1307(Obenan)-603(in)-603(dieser)-602(Beziehung)-603(steht)-602(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Orient,)-366(dessen)-343(Leistungen)-343(trotzdem)-343(noch)-343(gegen)-343(diejenigen)-342(des)]TJ 0 -13.549 Td [(classischen)-693(Alterthums)-346(bedeutend)-346(zur\374ckstehen.)-539(Bezeichnend)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([178])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(f\374r)-235(jene)-235(Zeit)-235(ist)-235(die)-235(Erz\344hlung)-235(des)-235(Plinius,)-238(da\337)-235(an)-235(Lucius)-234(Plocius)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-373(Duft)-373(zum)-373(Verr\344ther)-373(geworden)-373(sei.)-619(Dieser)-373(Lucius)-373(Plocius,)]TJ 0 -13.549 Td [(dessen)-358(Bruder)-358(Lucius)-358(Plancus)-358(zweimal)-358(das)-358(Consulat)-357(bekleidet)]TJ 0 -13.549 Td [(hatte,)-297(wurde)-288(von)-287(den)-288(Triumvirn)-288(ge\344chtet)-287(und)-288(mu\337te)-288(fliehen.)-362(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(verbarg)-382(sich)-381(im)-381(Salernitanischen,)-415(wo)-381(man)-382(ihn)-381(entdeckte,)-414(weil)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-341(so)-341(stark)-340(nach)-341(Salben)-341(roch.)-522(Er)-341(mu\337te)-341(den)-340(Tod)-341(erleiden,)-363(was)]TJ 0 -13.55 Td [(Plinius)-335(nicht)-334(ohne)-335(einige)-335(Genugthuung)-334(erz\344hlt,)-356(so)-335(emp\366rte)-334(ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-337(Mi\337brauch,)-359(den)-337(man)-337(mit)-337(Parf\374ms)-337(damals)-337(trieb.)-511(Da\337)-336(heute)]TJ 0 -13.549 Td [(Jemand)-449(von)-450(wohlriechenden)-449(Salben)-449(und)-450(Oelen)-449(triefen)-449(sollte,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-395(es)-394(im)-395(Orient)-394(und)-395(in)-395(Griechenland)-394(zu)-395(alten)-394(Zeiten)-395(oft)-394(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Fall)-494(war,)-556(k\366nnen)-494(wir)-495(uns)-494(kaum)-495(vorstellen.)-983(Wir)-494(empfinden)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-446(entschiedene)-445(Abneigung)-446(selbst)-445(gegen)-445(fettige)-446(H\344nde)-445(und)]TJ 0 -13.549 Td [(suchen)-409(solche)-409(m\366glichst)-409(rasch)-409(zu)-409(s\344ubern.)-727(Oel)-409(oder)-409(Pomade)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-226(allenfalls)-225(noch)-226(im)]TJ/F32 10.9091 Tf 114.674 0 Td [(Haar)]TJ/F16 10.9091 Tf 26.102 0 Td [(geduldet,)-231(sonst)-225(nur)-226(alkoholische)]TJ -140.776 -13.549 Td [(Extracte)-362(benutzt.)-585(Im)-362(Alterthum)-362(parf\374mirte)-362(man)-362(sich)-361(hingegen)]TJ 0 -13.549 Td [(ausschlie\337lich)-316(mit)-315(duftenden)-316(Oelen.)-446(Das)-315(erste)-316(fl\374ssige)-315(Parf\374m,)]TJ 0 -13.55 Td [(wie)-362(wir)-362(es)-361(jetzt)-362(benutzen,)-390(soll)-362(Mercutio)-362(Frangipani)-361(dargestellt)]TJ 0 -13.549 Td [(haben,)-301(der)-290(ein)-291(von)-290(seinen)-291(Vorfahren)-290(erfundenes,)-301(aus)-290(Gew\374rzen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-668(Moschus)-667(zusammengesetztes)-668(Riechpulver)-668(mit)-667(starkem)]TJ 0 -13.549 Td [(Weingeist)-163(extrahirte.)-221(Dieser)-163(Frangipani)-163(geh\366rte)-163(einem)-162(r\366mischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Adelsgeschlecht)-603(an,)-692(das)-604(sich)-603(im)-604(zw\366lften)-603(und)-603(dreizehnten)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahrhundert)-620(in)-620(den)-620(K\344mpfen)-620(der)-620(Guelfen)-620(und)-620(Ghibellinen)]TJ 0 -13.549 Td [(ausgezeichnet)-332(hatte.)-496(Da\337)-331(die)-332(Neigung,)-353(sich)-332(mit)-331(Wohlger\374chen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-369(besch\344ftigen,)-398(in)-369(diesem)-368(Geschlechte)-369(fortlebte,)-398(geht)-369(aus)-368(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Angabe)-451(hervor,)-500(da\337)-450(ein)-451(sp\344terer)-450(Nachkomme)-451(der)-450(Frangipani)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-351(Frankreich,)-376(der)-351(Marquis)-351(de)-351(Frangipani,)-376(Feldmarschall)-350(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(Ludwig)-392(XIII.,)-427(eine)-392(Art)-392(parf\374mirter)-392(Handschuhe)-392(einf\374hrte,)-427(die)]TJ 0 -13.55 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Gants)-250(\340)-250(la)-250(Fragipane)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.243 0 Td [(\253)-250(genannt)-250(wurden.)]TJ -87.742 -18.458 Td [(Die)-253(Griechen)-252(lernten)-253(es)-252(von)-253(den)-252(Orientalen,)-253(ihren)-253(K\366rper)-252(mit)]TJ -11.956 -13.55 Td [(duftenden)-269(Oelen)-270(einzusalben.)-307(Plinius)-270(m\366chte)-269(ohne)-269(Weiteres)-269(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Erfindung)-302(der)-303(wohlriechenden)-302(Salben)-303(den)-302(Persern)-302(zuschreiben.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(178)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Ihr)-593(K\366nig)-593(Darius)-594(soll)-593(in)-593(seinem)-593(Trosse)-593(nicht)-593(weniger)-593(als)]TJ 0 -13.549 Td [(vierzig)-655(Salbenbereiter)-654(gef\374hrt)-655(haben;)-857(sie)-655(geriethen)-655(in)-654(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Gewalt)-989(Alexanders.)-985(Aus)-494(der)-495(Beute,)-556(welche)-495(dieser)-494(damals)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([179])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(machte,)-528(stammte,)-529(nach)-473(Plinius,)-528(auch)-473(jener)-472(mit)-473(Gold,)-528(Perlen)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-318(Edelsteinen)-318(besetzte)-318(Salbenschrein,)-335(in)-318(welchem)-317(Alexander)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-645(Werke)-645(Homers)-645(aufbewahren)-645(lie\337,)-645(damit,)-744(so)-644(sagte)-645(er,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-620(werthvollste)-620(Werk)-620(des)-620(menschlichen)-620(Geistes)-620(auch)-620(die)]TJ 0 -13.549 Td [(kostbarste)-411(H\374lle)-412(erhalte.)-733(In)-412(Griechenland)-411(galt)-411(die)-411(Benutzung)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlriechender)-202(Salben)-203(immerhin)-202(als)-203(Verweichlichung;)-218(der)-202(echte)]TJ 0 -13.55 Td [(Mann)-323(verp\366nte)-323(sie)-322(und)-323(rieb)-323(sich)-322(in)-323(den)-323(Gymnasien)-323(mit)-322(reinem)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele)-250(ein.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Theophrast,)-188(Plinius)-172(und)-172(Dioscorides)-173(haben)-172(uns)-172(erz\344hlt,)-188(wie)-172(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(wohlriechenden)-338(Salben)-337(im)-338(Alterthum)-337(hergestellt)-338(wurden.)-512(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(mischte)-201(die)-202(Aromata)-201(mit)-202(den)-201(Oelen)-201(und)-202(erw\344rmte)-201(sie)-201(zusammen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Theophrast)-169(gab)-168(schon)-168(im)-169(dritten)-168(Jahrhundert)-169(v.)-168(Chr.)-223(an,)-185(man)-168(solle)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-205(Operation)-205(im)-204(Wasserbade)-205(vornehmen,)-214(um)-205(ein)-205(Anbrennen)-204(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Aromata)-498(zu)-498(verhindern.)-995(Als)-498(Oel)-498(diente)-498(vor)-498(Allem)-498(das)-498(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Olive,)-393(das)-365(man)-364(kunstvoll)-365(reinigte)-365(und)-364(bleichte,)-393(auch)-365(aus)-364(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(unreifen)-352(Fr\374chten)-352(pre\337te,)-377(um)-352(es)-352(m\366glichst)-352(farblos)-352(zu)-351(erhalten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Au\337erdem)-525(wurde)-525(das)-526(Oel)-525(aus)-525(s\374\337en)-525(und)-525(bitteren)-525(Mandeln,)]TJ 0 -13.55 Td [(Sesam\366l,)-352(Ricinus\366l)-332(und)-331(Behen\366l)-332(benutzt.)-495(Das)-332(letztere)-331(sch\344tzte)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-225(ganz)-225(besonders,)-230(weil)-226(es)-225(geruchlos)-225(ist)-225(und)-225(nicht)-225(leicht)-225(ranzig)]TJ 0 -13.549 Td [(wird.)-518(Auch)-339(heute)-340(w\374rde)-339(man)-339(es)-340(zu)-339(Haar\366len)-339(gern)-339(verwenden,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344re)-364(es)-364(nicht)-364(aus)-365(dem)-364(Handel)-364(so)-364(gut)-364(wie)-364(verschwunden.)-592(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Baum,)-379(von)-352(dem)-353(man)-353(das)-353(Behen\366l)-352(gewann,)-379(hie\337)-353(im)-352(Alterthum)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(Balanos)]TJ/F16 10.9091 Tf 41.407 0 Td [(oder)]TJ/F31 10.9091 Tf 25.032 0 Td [(Myrobalanon)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.389 0 Td [(,)-585(somit)-517(Salbeneichel.)-1053(Es)-518(ist)-517(die)]TJ -125.828 -13.549 Td [(in)-351(Arabien)-350(und)-350(Aegypten)-351(einheimische)]TJ/F31 10.9091 Tf 179.088 0 Td [(Moringa)-350(aptera)]TJ/F16 10.9091 Tf 70.488 0 Td [(,)-376(deren)]TJ -249.576 -13.549 Td [(Fr\374chte,)-250(die)-250(Behenn\374sse,)-250(durch)-250(Auspressen)-250(das)-250(Oel)-250(liefern.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Dioscorides)-303(warnt)-303(in)-303(seiner)-303(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 130.162 0 Td [(Materia)-303(medica)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.959 0 Td [(\253,)-316(einem)-303(Werk,)]TJ -212.077 -13.549 Td [(das)-276(wohl)-276(um)-276(die)-276(Mitte)-276(des)-276(ersten)-276(Jahrhunderts)-276(n.)-276(Chr.)-327(erschien,)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-401(jeder)-402(Spur)-401(Wasser,)-440(die)-401(im)-402(Oel)-401(zur\374ckbleibt,)-440(und)-401(r\344th)-401(an,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-394(Oel)-395(\366fter)-394(umzugie\337en)-394(in)-394(Gef\344\337e,)-431(die)-394(mit)-394(Honig)-394(und)-394(Salz)]TJ 0 -13.55 Td [(bestrichen)-224(sind.)-242(Durch)-224(das)-225(Salz)-224(werde)-224(dann)-225(alles)-224(W\344sserige)-224(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Oele)-383(entzogen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 73.965 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.633 0 Td [(Myrrha)-383(und)-383(andere)-383(Balsame,)-416(Cardamomen,)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(179)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Calamus,)-390(Wurzelstock)-362(der)-362(Iris,)-390(duftende)-362(Bl\374then)-362(und)-361(Fr\374chte,)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlriechende)-584(Kr\344uter)-585(mu\337ten)-584(ihre)-585(Aromata)-584(an)-1169(die)-584(Oele)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([180])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(abgeben.)-1127(Auch)-542(war)-542(die)-542(Eigenschaft)-542(thierischer)-542(Fette,)-615(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-487(Wohlger\374chen)-486(zu)-487(beladen,)-545(schon)-487(bekannt.)-959(Allgemeiner)]TJ 0 -13.55 Td [(Verbreitung)-567(erfreute)-567(sich)-567(namentlich)-567(die)-566(Rosensalbe,)-646(deren)]TJ 0 -13.549 Td [(Bereitung)-518(Dioscorides)-518(eingehend)-519(schildert.)-1054(Man)-518(setzte)-518(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Salben)-653(meist)-653(Gummi)-653(und)-653(Harz)-653(hinzu,)-754(um)-653(sie)-652(zu)-653(f\344rben)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-656(auch,)-757(wie)-655(es)-656(hie\337,)-655(ihren)-656(Duft)-655(zu)-656(binden.)-1466(Manche)]TJ 0 -13.549 Td [(Salbe)-470(f\344rbte)-469(man)-470(mit)-470(Drachenblut,)-524(dem)-470(blutrothen)-470(Harz)-469(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Drachenbaumes)-218(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 76.293 0 Td [(Dracaena)-218(Draco)]TJ/F16 10.9091 Tf 73.881 0 Td [(\051)-218(oder)-219(mit)]TJ/F31 10.9091 Tf 44.72 0 Td [(Anchusa)]TJ/F16 10.9091 Tf 37.57 0 Td [(,)-225(wohl)-218(dem)]TJ -232.464 -13.549 Td [(Farbstoff,)-238(den)-235(wir)-235(aus)-234(der)-235(Wurzel)-235(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 165.489 0 Td [(Anchusa)-235(tinctoria)]TJ/F16 10.9091 Tf 77.714 0 Td [(,)-238(unserer)]TJ -243.202 -13.549 Td [(Alkannawurzel,)-204(gewinnen.)-231(Letzterer)-193(wurde)-193(auch)-193(zum)-193(F\344rben)-192(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Rosen\366ls)-151(empfohlen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 93.4 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.1 0 Td [(Die)-151(Zahl)-151(der)-150(benutzten)-151(Salben)-151(wuchs)-151(ganz)]TJ -100.5 -13.549 Td [(au\337erordentlich,)-297(oft)-288(mischte)-288(man)-288(sehr)-288(viele)-288(Substanzen)-288(in)-287(einer)]TJ 0 -13.55 Td [(einzigen)-386(Salbe)-386(zusammen.)-659(Die)-386(\344gyptische)-386(Salbe)-386(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 230.938 0 Td [(Metopium)]TJ/F16 10.9091 Tf 44.237 0 Td [(\253)]TJ -275.175 -13.549 Td [(stellte)-568(man)-568(aus)-568(Bittermandel\366l)-568(her)-568(und)-568(setzte)-568(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 228.811 0 Td [(omphalium)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.091 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf -277.902 -13.549 Td [(cardamomum)]TJ/F16 10.9091 Tf 59.989 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(juncum)]TJ/F16 10.9091 Tf 32.116 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(calamum)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.993 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(mel)]TJ/F16 10.9091 Tf 15.753 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(vinum)]TJ/F16 10.9091 Tf 26.662 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(myrrham)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.992 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 6.477 0 Td [(semen)]TJ -253.367 -13.549 Td [(balsami)]TJ/F16 10.9091 Tf 34.549 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 9.499 0 Td [(galbanum)]TJ/F16 10.9091 Tf 43.636 0 Td [(,)]TJ/F31 10.9091 Tf 9.499 0 Td [(resinam)-547(terebinthinam)]TJ/F16 10.9091 Tf 102.322 0 Td [(\253)-547(hinzu.)-1139(Soweit)]TJ -199.505 -13.549 Td [(die)-377(Bedeutung)-376(der)-377(Namen)-377(heute)-376(klar)-377(gelegt)-376(ist,)-409(enthielt)-376(somit)]TJ 0 -13.55 Td [(diese)-261(Salbe,)-263(au\337er)-261(dem)-260(Bittermandel\366l,)-263(das)-261(Oel)-261(unreifer)-260(Oliven,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-638(fl\374chtigen)-638(Oele)-638(der)-638(Cardamomen,)-734(des)-638(wohlriechenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Geraniumgrases)-602(und)-602(des)-602(Kalmus,)-690(dann)-602(Honig,)-690(Wein,)-690(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Balsam)-184(des)-185(nordafrikanischen)-184(Baumes)]TJ/F31 10.9091 Tf 169.231 0 Td [(Balsamodendron)-185(myrrha)]TJ/F16 10.9091 Tf 108.671 0 Td [(,)]TJ -277.902 -13.549 Td [(Balsamk\366rner,)-581(d.)-515(h.)-1045(den)-515(Balsam)-515(der)-515(erbsengro\337en)-515(Fr\374chte)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-550(arabischen)-550(Balsamstrauches)]TJ/F31 10.9091 Tf 152.512 0 Td [(Balsamodendron)-550(giliadense)]TJ/F16 10.9091 Tf 125.39 0 Td [(,)]TJ -277.902 -13.549 Td [(das)-611(Gummiharz)-611(eines)-612(persischen)-611(Doldengew\344chses,)]TJ/F31 10.9091 Tf 250.935 0 Td [(Ferula)]TJ -250.935 -13.549 Td [(galbaniflua)]TJ/F16 10.9091 Tf 50.312 0 Td [(,)-335(endlich)-318(das)-317(Terpentin)-318(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 123.251 0 Td [(Terpentin-Pistazie)]TJ/F16 10.9091 Tf 80.607 0 Td [(.)-453(Von)]TJ -254.17 -13.549 Td [(dem)-192(Duft)-192(dieser)-192(Salbe)-193(kann)-192(man)-192(sich)-192(ann\344hernd)-192(eine)-192(Vorstellung)]TJ 0 -13.549 Td [(machen,)-225(sie)-219(mu\337)-219(vorwiegend)-218(nach)-219(bitteren)-219(Mandeln)-219(und)-218(Balsam)]TJ 0 -13.549 Td [(gerochen)-151(haben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 72.775 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.102 0 Td [(Man)-151(bezog)-151(die)-151(Salben)-151(von)-151(den)-151(verschiedensten)]TJ -79.877 -13.55 Td [(Orten,)-653(aus)-572(Aegypten,)-653(Delos,)-653(Mendesium,)-653(Corinth,)-653(Kilikia,)]TJ 0 -13.549 Td [(Rhodos,)-433(Kypros,)-434(sp\344ter)-396(auch)-397(aus)-397(Neapolis,)-433(Capua,)-433(Praeneste.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-251(wechselte)-251(je)-251(nach)-250(Geschmack)-251(und)-251(Mode.)-253(Die)-251(Salben)-250(waren)]TJ 0 -13.549 Td [(zum)-390(Theil)-390(sehr)-389(theuer)-390(und)-390(besch\344ftigten)-390(ein)-390(ganzes)-390(Heer)-389(von)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Verfertigern)-356(und)-356(Verk\344ufern.)-569(In)-356(den)-356(L\344den)-356(der)-356(Salbenh\344ndler)]TJ 0 -13.549 Td [(hielten)-304(sich)-303(die)-304(M\374\337igg\344nger)-303(auf.)-411(Man)-303(w\344hlte)-304(beschattete)-303(Orte)]TJ 4.871 -13.549 Td [(zur)-447(Anlage)-446(solcher)-447(L\344den,)-495(damit)-447(die)-446(Salben,)-496(die)-446(in)-447(Gef\344\337e)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.626 0 Td [([181])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(von)-274(Blei)-274(oder)-275(Stein)-274(eingeschlossen)-274(waren,)-280(von)-274(der)-274(Sonnengluth)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-266(litten.)-298(Der)-267(Stein,)-270(den)-266(wir)-266(Alabaster)-266(nennen,)-270(wurde)-266(viel)-266(f\374r)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-366(Gef\344\337e)-366(verarbeitet,)-396(doch)-366(scheint)-366(die)-366(antike)-366(Bezeichnung)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Alabastron)]TJ/F16 10.9091 Tf 48.491 0 Td [(,)-389(wie)-361(Reinhold)-362(Sigismund)-361(in)-361(seinem)-362(Buch)-361(\374ber)-361(die)]TJ -48.491 -13.549 Td [(Aromata)-289(nachzuweisen)-289(sucht,)-298(sich)-289(mehr)-289(auf)-289(die)-289(Gestalt,)-299(als)-288(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-250(Material)-250(der)-250(Salbengef\344\337e)-250(bezogen)-250(zu)-250(haben.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Bezeichnend)-525(f\374r)-525(den)-524(Mi\337brauch,)-594(der)-525(mit)-524(wohlriechenden)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Salben)-370(in)-370(Griechenland)-370(getrieben)-370(wurde,)-400(sind)-370(die)-369(zahlreichen,)]TJ 0 -13.55 Td [(uns)-596(von)-596(Athen\344us)-597(\374berlieferten)-596(Berichte.)-1288(Er)-597(erz\344hlt,)-682(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-476(Schwelger)-476(in)-476(Athen)-476(jeden)-476(Theil)-476(ihres)-476(K\366rpers)-476(mit)-476(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(anderen)-448(Salbe)-449(einrieben.)-845(Aegyptische)-448(Salbe)-449(diente)-448(f\374r)-448(F\374\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-469(Schenkel,)-524(ph\366nikische)-469(Salbe)-469(f\374r)-469(Kinnbacken)-469(und)-469(Brust,)]TJ/F31 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(Sisymbrion)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.091 0 Td [(-Salbe)-289(f\374r)-290(die)-289(Arme,)]TJ/F31 10.9091 Tf 94.225 0 Td [(Armaracon)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.691 0 Td [(-Salbe)-289(f\374r)-290(Haar)-289(und)]TJ -193.007 -13.55 Td [(Augenbrauen,)]TJ/F31 10.9091 Tf 64.684 0 Td [(Serpyllos)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.604 0 Td [(-Salbe)-284(f\374r)-284(Kinn)-284(und)-284(Nacken.)-351(Man)-284(kann)]TJ -105.288 -13.549 Td [(sich)-205(vorstellen,)-213(wie)-205(so)-205(ein)-204(menschliches)-205(Wesen)-205(nach)-204(vollzogener)]TJ 0 -13.549 Td [(Einsalbung)-497(geduftet)-498(haben)-497(mag.)-992(Denn)-497(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 207.31 0 Td [(Amaracon)]TJ/F16 10.9091 Tf 45.447 0 Td [(-Salbe)]TJ -252.757 -13.549 Td [(roch)-544(nach)-543(Majoran,)-617(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 117.518 0 Td [(Serpyllos)]TJ/F16 10.9091 Tf 40.604 0 Td [(-Salbe)-543(nach)-544(Thymian,)-617(die)]TJ/F31 10.9091 Tf -158.122 -13.549 Td [(Sisymbrion)]TJ/F16 10.9091 Tf 49.091 0 Td [(-Salbe)-419(wohl)-420(nach)-419(einer)-420(Minze,)-462(die)-419(\344gyptische)-419(und)]TJ -49.091 -13.549 Td [(ph\366nikische)-393(nach)-392(Bittermandel\366l)-393(und)-392(Balsamen.)-678(Das)-393(war)-392(ein)]TJ 0 -13.55 Td [(ganzer)-251(Parf\374mladen!)-252(Dabei)-251(gl\344nzte)-251(ein)-251(solcher)-251(Mensch)-251(von)-250(Fett)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-218(seinem)-218(ganzen)-217(K\366rper.)]TJ/F30 10.9091 Tf 115.457 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.83 0 Td [(Ueber)-218(Demetrius)-218(Phalereus)-217(wird)-218(bei)]TJ -123.287 -13.549 Td [(dem)-335(Symposion)-334(des)-335(Athen\344us)-335(berichtet,)-356(er)-334(habe)-335(sich)-335(nicht)-334(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-376(ganzen)-376(K\366rper)-375(gesalbt,)-407(sondern)-376(auch)-376(das)-376(Haupthaar)-375(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(gelb)-211(gef\344rbt,)-218(um)-211(verf\374hrerischer)-211(auszusehen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 197.257 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.754 0 Td [(Bei)-211(Trinkgelagen)]TJ -205.011 -13.55 Td [(salbte)-310(man)-310(den)-309(Kopf,)-325(damit)-310(der)-310(Wein)-309(nicht)-310(in)-310(die)-310(H\366he)-309(steige;)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-170(wenn)-170(der)-171(Kopf)-170(trocken)-170(ist,)-186(hatte)-170(Myronides)-170(gesagt,)-186(wandern)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-221(D\374nste)-220(nach)-221(oben.)-240(Dazu)-221(kamen)-221(noch)-220(die)-221(Kr\344nze,)-227(welche)-220(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Rausch)-169(verhindern,)-186(den)-169(Kopf)-169(k\374hl)-169(erhalten)-169(und)-169(den)-169(Kopfschmerz)]TJ 0 -13.549 Td [(abwehren)-338(sollten.)-513(Das)-338(m\366gen)-338(die)-338(urspr\374nglichen)-337(Epheukr\344nze)]TJ 0 -13.55 Td [(gethan)-458(haben,)-510(schwerlich)-458(die)-458(sp\344ter)-458(benutzten)-458(aus)-458(duftenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Blumen.)-869(Denn)-457(diese)-456(wurden)-457(aus)-456(Rosen,)-508(Lilien)-457(oder)-456(Violen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894.)-18280(181)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(\050Goldlack)-594(und)-594(Levkoien\051)-594(gewunden)-594(und)-594(von)-593(aufwartenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Dienern)-535(vielfach)-534(mit)-535(duftenden)-535(Salben)-535(noch)-534(besprengt.)-1104(In)]TJ 5.617 -13.549 Td [(dem)-515(Symposion)-515(des)-514(Athen\344us)-515(wird)-515(berichtet,)-581(da\337)-515(bei)-515(den)]TJ/F16 7.9701 Tf 285.407 0 Td [([182])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(prunkvollen)-529(Aufz\374gen)-529(des)-528(K\366nigs)-529(Antiochus)-529(Epiphanes)-528(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(Daphne)-233(zahlreiche)-233(Frauen)-233(mit)-233(goldenen)-233(Gef\344\337en)-233(einherschritten)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-484(aus)-483(diesen)-484(duftende)-483(Salben)-484(auf)-483(die)-484(Menge)-483(verspritzten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Derselbe)-277(K\366nig,)-284(den)-277(man)-277(sp\344ter)-277(spottweise)-277(auch)-277(Epimanes,)-283(das)]TJ 0 -13.549 Td [(hei\337t)-329(den)-328(Verr\374ckten)-328(nannte,)-349(pflegte)-328(in)-329(\366ffentlichen)-328(B\344dern)-328(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(erscheinen,)-542(wenn)-484(das)-484(ganze)-484(Volk)-484(dort)-484(versammelt)-484(war.)-951(Er)]TJ 0 -13.55 Td [(salbte)-407(sich)-407(mit)-407(den)-407(k\366stlichsten)-407(Oelen.)-721(Da)-407(sagte)-407(denn)-407(Einer:)]TJ 0 -13.549 Td [(\273Wie)-458(gl\374cklich)-458(bist)-459(Du,)-510(o)-458(K\366nig,)-510(da\337)-458(Du)-458(so)-458(wohlriechende)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374ms)-652(benutzen)-652(und)-651(\374berall)-652(einen)-652(so)-652(angenehmen)-651(Duft)]TJ 0 -13.549 Td [(verbreiten)-438(kannst.\253)-439(Antiochus)-438(antwortete)-438(ihm)-439(nicht,)-485(lie\337)-438(ihm)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-395(am)-396(n\344chsten)-395(Tage)-395(nach)-396(dem)-395(Bade)-396(ein)-395(gro\337es)-395(Gef\344\337)-395(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(Myrrhensalbe)-415(\374ber)-415(den)-414(Kopf)-415(gie\337en.)-744(Nun)-415(w\344lzten)-415(sich)-414(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(Andere)-353(in)-353(dem)-353(versch\374tteten)-352(Oele,)-379(viele)-353(glitten)-353(aus)-353(und)-352(fielen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-339(Boden,)-362(sogar)-339(der)-339(K\366nig,)-362(was)-339(allgemeine)-339(Heiterkeit)-339(erregte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Dieser)-548(Antiochus)-547(mu\337)-548(allerdings)-547(recht)-548(excentrisch)-547(gewesen)]TJ 0 -13.549 Td [(sein,)-429(denn)-394(auch)-393(die)-394(Geschenke,)-429(die)-393(er)-394(vertheilte,)-429(waren)-393(mehr)]TJ 0 -13.55 Td [(als)-403(sonderbar.)-708(Dem)-402(Einen)-403(dr\374ckte)-402(er)-403(Kn\366chel,)-441(dem)-402(Anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Datteln,)-250(noch)-250(Anderen)-250(Gold)-250(in)-250(die)-250(H\344nde.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-253(Laced\344monier,)-253(hei\337t)-253(es,)-253(h\344tten)-253(die)-252(Salbenh\344ndler)-253(und)-252(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(F\344rber)-320(aus)-320(Sparta)-320(verjagt,)-338(weil)-320(die)-320(Ersteren)-320(das)-320(Oel)-320(verdarben,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-227(Letzteren)-228(die)-227(Wolle)-227(ihrer)-228(urspr\374nglichen)-227(Reinheit)-227(beraubten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Lykurg)-160(und)-160(Sokrates)-160(traten)-160(gegen)-160(den)-160(Mi\337brauch)-159(wohlriechender)]TJ 0 -13.55 Td [(Salben)-367(auf,)-397(erreichten)-367(aber)-367(eben)-367(so)-367(wenig,)-397(wie)-367(sp\344ter)-367(in)-367(Rom)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-264(beiden)-264(Censoren)-265(Publius)-264(Licinius)-264(Crassus)-264(und)-264(Lucius)-264(Julius)]TJ 0 -13.549 Td [(C\344sar,)-306(die,)-306(wie)-294(Plinius)-295(mittheilt,)-306(im)-294(Jahre)-295(189)-294(v.)-295(Chr.)-384(ein)-294(Edict)]TJ 0 -13.549 Td [(erlie\337en,)-250(da\337)-250(Niemand)-250(\273exotische\253)-250(Salben)-250(verkaufen)-250(solle.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-445(Haare)-445(und)-445(Kleider)-445(der)-445(R\366merinnen)-445(verbreiteten,)-493(nach)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Plinius,)-654(so)-573(starke)-574(D\374fte,)-654(da\337)-573(sie)-573(schon)-574(aus)-573(der)-573(Ferne)-573(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Aufmerksamkeit)-490(auf)-489(sich)-490(zogen.)-968(Da\337)-490(sei)-489(um)-490(so)-489(th\366richter,)]TJ 0 -13.55 Td [(meint)-231(er,)-235(als)-231(dieser)-231(theuer)-232(erkaufte)-231(Genu\337)-231(weit)-231(mehr)-231(Anderen)-231(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(Gute)-253(komme,)-253(als)-253(dem,)-253(der)-253(ihn)-252(bezahlt)-253(hat.)-258(Nicht)-253(minder)-252(beklagt)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(182)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(auch)-344(Plutarch)-344(diese)-344(Salbenverschwendung.)-532(Er)-344(erz\344hlt,)-367(wie)-344(bei)]TJ 4.58 -13.549 Td [(einem)-420(Gastmahl,)-462(das)-420(Salvius)-419(Otto)-420(dem)-420(Nero)-420(gab,)-462(von)-420(allen)]TJ/F16 7.9701 Tf -77.335 0 Td [([183])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(Seiten)-341(her)-341(kostbare)-341(Salben)-341(aus)-341(goldenen)-341(und)-341(silbernen)-341(R\366hren)]TJ 0 -13.549 Td [(flossen)-191(und)-191(die)-190(G\344ste)-191(ganz)-191(durchn\344\337ten.)-230(Juvenal)-191(spottet)-191(in)-190(seinen)]TJ 0 -13.55 Td [(Satiren)-329(\374ber)-329(Crispinus,)-348(den)-329(G\374nstling)-329(Domitians,)-349(da\337)-329(er)-328(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-418(Morgen)-418(mehr)-417(Amomumduft)-418(als)-418(zwei)-417(Leichenbeg\344ngnisse)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-548(sich)-548(aushauche.)]TJ/F30 10.9091 Tf 106.524 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.43 0 Td [(Ein)-548(besonders)-548(lebendiges)-547(Bild)-548(aus)]TJ -117.954 -13.549 Td [(Neronischer)-396(Zeit,)-432(das)-395(auch)-396(den)-396(Salbenluxus)-395(und)-396(die)-395(Vorliebe)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374r)-530(Wohlger\374che)-530(zeigt,)-601(hat)-530(Petronius)-530(in)-530(dem)-530(Gastmahl)-530(des)]TJ 0 -13.55 Td [(Trimalchio)-316(entworfen.)-447(Sind)-316(die)-315(Farben)-316(auch)-316(stark)-315(aufgetragen,)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-671(entspricht)-671(die)-672(Schilderung)-671(doch)-671(den)-671(damaligen)-671(Sitten,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-529(sie)-529(bei)-528(prahlerischen)-529(Empork\366mmlingen)-529(sich)-528(besonders)]TJ 0 -13.549 Td [(geltend)-325(machten.)-475(W\344hrend)-325(des)-325(\374ppigen,)-343(nicht)-325(endenwollenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Mahles,)-663(bei)-580(welchem)-580(die)-580(seltensten)-580(Speisen)-580(in)-580(kunstvoller)]TJ 0 -13.55 Td [(Zubereitung)-474(aufgetragen)-473(werden,)-530(folgen)-474(die)-473(mannigfaltigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Ueberraschungen)-344(aufeinander.)-530(Da)-344(pl\366tzlich)-344(senkt)-343(sich)-344(von)-343(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Decke)-188(ein)-188(gewaltiger)-188(Reifen,)-200(an)-188(dem)-188(rund)-188(herum)-188(goldene)-188(Kr\344nze)]TJ 0 -13.549 Td [(nebst)-380(Flaschen)-381(wohlriechender)-380(Essenzen)-381(h\344ngen.)-641(Sie)-380(sind)-380(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Geschenke)-426(f\374r)-426(die)-425(G\344ste)-426(bestimmt.)-777(Gegen)-426(Ende)-426(des)-425(Mahles)]TJ 0 -13.55 Td [(wird)-303(die)-303(Ausgelassenheit)-303(gro\337,)-303(bis)-303(der)-303(trunkene)-303(Trimalchio)-302(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-283(Einfall)-282(kommt,)-291(sich)-283(die)-283(Todtenkleider)-282(bringen)-283(zu)-283(lassen,)-290(in)]TJ 0 -13.549 Td [(denen)-298(er)-299(w\374nscht,)-310(da\337)-298(man)-298(ihn)-299(einst)-298(begrabe.)-395(Er)-298(befiehlt)-298(auch,)]TJ 0 -13.549 Td [(wohlriechendes)-198(Wasser)-199(zu)-198(holen)-199(und)-198(eine)-198(Probe)-199(zum)-198(Kosten)-198(von)]TJ 0 -13.549 Td [(jenem)-305(Wein,)-318(mit)-305(dem)-305(seine)-305(Gebeine)-305(gewaschen)-305(werden)-304(sollen.)]TJ 0 -13.55 Td [(Er)-184(\366ffnet)-183(eine)-184(Flasche)-183(Nardenessenz,)-197(bestrich)-183(mit)-184(derselben)-183(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344ste)-342(und)-342(spricht)-342(die)-342(Hoffnung)-342(aus,)-365(dieser)-342(Wohlgeruch)-341(werde)]TJ 0 -13.549 Td [(ihm)-240(nach)-241(dem)-240(Tode)-241(eben)-240(so)-241(gut)-240(thun,)-242(wie)-241(im)-240(Leben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 231.338 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.078 0 Td [(Petronius)]TJ -239.416 -13.549 Td [(geh\366rte)-351(zu)-351(den)-351(Lieblingsautoren)-350(des)-351(vorigen)-351(Jahrhunderts;)-401(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-355(Mitte)-355(desselben)-355(hatte)-355(das)-355(\273Gastmahl)-355(des)-355(Trimalchio\253,)-381(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(ich)-548(Friedl\344nders)-549(Einleitung)-548(zum)-549(Petronius)-548(entnehme,)-623(schon)]TJ 0 -13.55 Td [(sechs)-296(franz\366sische)-297(Uebersetzungen)-296(aufzuweisen.)-390(Am)-296(Hofe)-296(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Hannover,)-452(im)-412(Carneval)-411(des)-412(Jahres)-412(1702,)-452(wurde)-411(es)-412(sogar)-411(von)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374rstlichen)-463(Darstellern)-463(aufgef\374hrt.)-888(Auf)-463(Wunsch)-463(der)-462(K\366nigin)]TJ 0 -13.549 Td [(Sophie)-410(Charlotte)-410(von)-411(Preu\337en)-410(mu\337te)-410(Leibniz)-410(der)-410(F\374rstin)-410(von)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Hohenzollern-Hechingen)-418(diese)-418(Auff\374hrung)-418(schildern,)-920(was)-417(in)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([184])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(einem)-402(franz\366sisch)-402(geschriebenen)-402(Brief)-402(vom)-402(25.)-402(Februar)-401(1702)]TJ 0 -13.549 Td [(geschah.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Gleicher)-391(Luxus)-391(mit)-391(Parf\374ms)-391(wie)-391(im)-391(Alterthum)-391(ist)-391(wohl)-390(zu)]TJ -11.956 -13.549 Td [(keiner)-419(Zeit)-419(wieder)-419(getrieben)-420(worden,)-461(doch)-419(kamen)-419(sie)-419(an)-419(den)]TJ 0 -13.549 Td [(H\366fen)-435(von)-435(Frankreich)-434(und)-435(England)-435(zeitweise)-435(in)-435(hohe)-434(Gunst.)]TJ 0 -13.55 Td [(In)-347(Frankreich)-346(geschah)-347(das)-347(zur)-347(Zeit)-346(der)-347(Renaissance)-347(unter)-346(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Einflu\337)-184(der)-185(italienischen)-184(K\374nstler,)-198(die)-185(Franz)-184(I.)-184(und)-185(Katharina)-184(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Medicis)-344(an)-344(ihren)-344(Hof)-345(zogen.)-532(Da)-344(wurde)-344(in)-344(parf\374mirten)-344(Pasten,)]TJ 0 -13.549 Td [(Pomaden)-317(und)-317(duftenden)-316(Handschuhen)-317(vollauf)-317(geschwelgt.)-450(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Cosm\351tiques)-341(kamen)-341(zu)-340(jener)-341(Zeit)-341(als)-341(Sch\366nheitsmittel)-341(auf)-340(und)]TJ 0 -13.55 Td [(riefen)-467(eine)-467(besondere)-467(cosmetische)-467(Literatur)-467(ins)-467(Leben.)-901(Da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(Diana)-485(von)-486(Poitiers)-485(bis)-485(in)-486(das)-485(hohe)-485(Alter)-486(sich)-485(den)-485(Reiz)-485(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Jugend)-349(zu)-348(bewahren)-349(wu\337te,)-373(ungeachtet)-349(sie)-348(schon)-349(mit)-348(dreizehn)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahren)-431(an)-432(Ludwig)-431(von)-431(Breze,)-477(Gro\337seneschal)-431(der)-431(Normandie,)]TJ 0 -13.549 Td [(verm\344hlt)-237(worden)-237(war,)-239(schrieb)-237(man)-237(cosmetischen)-236(Geheimmitteln)]TJ 0 -13.55 Td [(zu,)-565(die)-503(ihr)-502(Paracelsus)-502(verrathen)-502(habe.)-1007(Der)-502(Mi\337brauch,)-565(der)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-261(den)-261(Valois)-261(mit)-260(cosmetischen)-261(Mitteln)-261(getrieben)-261(wurde,)-263(rief)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-352(Reaction)-353(gegen)-352(dieselben)-352(hervor;)-404(erst)-352(unter)-352(Ludwig)-352(XIII.)]TJ 0 -13.549 Td [(wu\337te)-279(die)-278(sch\366ne)-279(Anna)-278(von)-279(Oesterreich)-278(sie)-279(wieder)-278(in)-279(die)-278(Gunst)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-464(Hofes)-465(zu)-464(bringen.)-893(Da)-464(kamen)-464(die)-464(P\342tes)-465(d'Amandes,)-517(die)]TJ 0 -13.55 Td [(verschiedenen)-261(Cr\352mes)-261(und)-262(Schminken)-261(auf,)-264(welche)-261(der)-261(Haut)-261(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Damen)-322(eine)-321(k\374nstliche)-322(F\344rbung)-322(verliehen.)-465(Ludwig)-322(XIV.)-321(liebte)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-401(Cosm\351tiques)-402(nicht:)-552(ihr)-401(Gebrauch)-402(nahm)-401(ab,)-439(doch)-401(nur,)-439(um)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-371(der)-370(R\351gence)-371(einen)-371(besonderen)-370(Aufschwung)-371(zu)-370(erfahren.)]TJ 0 -13.549 Td [(Jetzt)-389(bl\374hten)-388(Geheimmittel,)-423(welche)-389(die)-388(Jugend)-389(und)-388(Sch\366nheit)]TJ 0 -13.549 Td [(dauernd)-368(sichern)-368(sollten.)-604(Der)-368(ber\374chtigte)-368(Cagliostro)-368(nahm)-367(von)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-466(eben)-467(so)-466(ber\374chtigten)-466(Dubarry)-467(und)-466(von)-466(anderen)-466(Sch\366nen)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-343(geringe)-343(Summen)-344(f\374r)-343(solche)-343(Geheimmittel)-343(ein.)-529(Trotzdem)]TJ 0 -13.549 Td [(schminkte)-232(man)-233(sich)-232(unter)-232(Ludwig)-232(XV.)-233(wieder)-232(weniger)-232(als)-232(zuvor)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-298(das)-299(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 42.871 0 Td [(rouge)-298(de)-299(Portugal)-298(en)-299(tasse)]TJ/F16 10.9091 Tf 119.679 0 Td [(\253)-298(r\366thete)-299(nicht)-298(so)-299(stark)-298(die)]TJ -162.55 -13.549 Td [(Gesichter.)-810(Der)-437(Absatz)-437(an)-436(Schminke)-437(hielt)-437(sich)-437(immerhin)-436(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(bedeutender)-293(H\366he,)-304(so)-293(da\337)-293(im)-293(Jahre)-293(1780)-293(eine)-292(Gesellschaft)-293(f\374nf)]TJ 0 -13.549 Td [(Millionen)-456(Francs)-456(der)-456(Regierung)-456(f\374r)-455(das)-456(Privilegium)-456(bot,)-507(ein)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(184)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Roth)-377(besonderer)-377(G\374te)-377(allein)-376(verkaufen)-377(zu)-377(d\374rfen.)-631(Selbst)-753(mit)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([185])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(violetter)-371(Schminke)-371(versuchte)-371(man)-371(es)-371(in)-371(den)-371(G\344rten)-371(des)-371(Palais)]TJ 0 -13.549 Td [(Royal)-220(und)-220(hielt)-220(ganz)-221(Paris)-220(dadurch)-220(acht)-220(Tage)-220(lang)-220(in)-220(Aufregung.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.85 0 Td [(Das)-220(h\366rte)-219(gegen)-220(Ende)-219(des)-220(Jahrhunderts,)-225(unter)-220(dem)-219(Einflu\337)-220(von)]TJ -7.85 -13.55 Td [(Marie)-247(Antoinette)-247(auf;)-249(die)-247(schreienden)-247(Farben)-247(verschwanden)-247(aus)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-369(Gesichtern,)-399(und)-369(zugleich)-369(verlor)-369(sich)-369(auch)-368(der)-369(Geschmack)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-617(starken)-617(Wohlger\374chen;)-800(das)-616(Zarte)-617(mu\337te)-617(sich)-617(jetzt)-616(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-396(Schwerm\374thigen,)-433(das)-396(Keusche)-397(mit)-396(dem)-396(Gef\374hlvollen)-396(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Aussehen)-375(der)-374(Frauen)-375(paaren:)-498(so)-375(gewann)-374(die)-375(Parf\374merie)-374(jenes)]TJ 0 -13.55 Td [(discrete)-220(Gepr\344ge,)-227(welches)-220(ihr)-221(auch)-220(heute)-220(noch)-221(geblieben)-220(ist.)-240(Nur)]TJ 0 -13.549 Td [(vor\374bergehend)-427(machte)-428(sich)-427(ein)-428(entgegengesetzter)-427(Einflu\337)-427(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Kaiserin)-301(Josephine)-301(geltend,)-314(die)-302(als)-301(Creolin)-301(die)-301(starken)-301(Parf\374ms)]TJ 0 -13.549 Td [(liebte.)-935(Napoleon)-478(I.)-479(selbst)-478(bediente)-478(sich)-479(nur)-478(des)-478(K\366lnischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wassers,)-223(das)-217(er)-217(sich)-217(jeden)-217(Morgen)-216(\374ber)-217(Kopf)-217(und)-217(Schultern)-216(go\337.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Seit)-1104(dem)-1105(sechzehnten)-1104(Jahrhundert)-1105(war)-1104(Frankreichs)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Geschmacksrichtung)-640(in)-641(der)-640(Parf\374merie)-640(ma\337gebend)-640(f\374r)-640(die)]TJ 0 -13.549 Td [(anderen)-458(V\366lker,)-510(im)-458(siebzehnten)-458(Jahrhundert)-458(gelangte)-458(sie)-458(zur)]TJ 0 -13.55 Td [(Alleinherrschaft)-250(zugleich)-250(mit)-250(den)-250(franz\366sischen)-250(Moden.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Frankreich)-445(und)-445(England)-444(waren)-445(es)-445(vorwiegend,)-494(welche)-444(die)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Welt)-405(mit)-405(ihren)-405(Parf\374merien)-405(versorgten.)-715(Nur)-405(dem)-405(K\366lnischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wasser)-436(gelang)-437(es,)-482(als)-437(Weltparf\374m)-436(gegen)-436(die)-436(Producte)-436(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(L\344nder)-460(aufzukommen.)-879(Jetzt)-459(erst)-460(beginnt)-459(Deutschland,)-512(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-202(noch)-203(nicht)-202(in)-202(den)-202(\273Bouquets\253,)-212(so)-203(doch)-202(in)-202(den)-202(ungemischten)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374ms)-244(in)-245(die)-244(erste)-244(Stelle)-244(zu)-245(r\374cken.)-248(Die)-244(Leipziger)-244(Erzeugnisse)]TJ 0 -13.55 Td [(haben)-553(in)-552(dieser)-553(Richtung)-553(einen)-552(ungeahnten)-553(Erfolg)-552(erreicht.)]TJ 0 -13.549 Td [(Au\337erdem)-520(steht)-519(Deutschland)-520(obenan)-519(mit)-520(seinen)-519(chemischen)]TJ 0 -13.549 Td [(Producten,)-836(die)-719(heute)-719(in)-718(so)-719(entscheidender)-719(Weise)-719(in)-718(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Parf\374merie)-337(eingreifen.)-513(Ebenso)-337(liefert)-337(es)-338(vornehmlich)-337(der)-337(Welt)]TJ 0 -13.549 Td [(jene)-495(antiseptisch)-496(wirksamen)-495(Stoffe,)-557(welche)-495(die)-495(Cosm\351tiques)]TJ 0 -13.55 Td [(verdr\344ngt)-456(haben)-456(und)-457(allein)-456(berufen)-456(sind,)-508(die)-456(Gesundheit)-456(des)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rpers)-223(und)-223(damit)-222(auch)-223(die)-223(Sch\366nheit)-222(des)-223(\273Teint\253)-223(in)-223(Zukunft)-222(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(wahren.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-397(Berge)-398(strahlten)-397(von)-398(allen)-397(Seiten)-398(Licht)-397(und)-398(W\344rme)-397(auf)]TJ -11.956 -13.549 Td [(die)-337(Blumenpflanzungen)-336(von)-337(Grasse)-336(zur\374ck.)-510(Es)-336(wurde)-337(hei\337)-672(in)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([186])]TJ
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+/F16 18.9589 Tf 93.543 479.321 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)]TJ/F16 10.9091 Tf 137.135 -33.407 Td [(I.)]TJ -125.179 -13.747 Td [(Der)-344(Winter)-344(war)-344(so)-344(lang)-344(und)-344(so)-344(traurig)-344(im)-344(Norden)-343(gewesen,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(wir)-493(sehnten)-493(uns)-493(nach)-494(W\344rme)-493(und)-493(nach)-493(Sonne.)-979(Doch)-493(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(vom)-303(Mittelmeer)-303(trafen)-302(unaufh\366rlich)-303(Hiobsposten)-303(ein:)-356(die)-302(K\344lte)]TJ 0 -13.549 Td [(hielt)-482(dort)-481(an,)-540(die)-481(Vegetation)-482(hatte)-482(gelitten,)-539(noch)-482(zu)-481(Anfang)]TJ 0 -13.549 Td [(M\344rz)-324(fiel)-324(Schnee,)-343(der)-323(viele)-324(Orte)-324(der)-324(Riviera)-324(mit)-324(einem)-324(wei\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(Gewand)-335(bedeckte.)-506(Da,)-357(endlich,)-356(siegte)-336(die)-335(Fr\374hlingssonne:)-420(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(erhielten)-382(g\374nstige)-383(Nachricht,)-415(und)-382(waren)-383(einige)-382(Tage)-382(sp\344ter)-382(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes.)-607(Schon)-370(oben)-369(in)-369(den)-369(Alpen)-369(begr\374\337te)-369(uns)-369(der)-369(Fr\374hling,)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-415(leuchtendem)-416(Antlitz,)-456(mit)-416(einer)-415(Strahlenkrone)-415(ums)-415(Haupt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-463(Fahrt)-463(in)-463(dieser)-464(sonnigen,)-516(zu)-463(neuem)-463(Leben)-463(erwachenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Natur,)-279(glich)-272(jetzt)-273(einem)-273(wahren)-273(Triumphzug.)-318(So)-273(kamen)-273(wir)-272(ans)]TJ 0 -13.549 Td [(Mittelmeer.)]TJ 11.956 -13.746 Td [(Im)-572(Norden)-573(schneit)-572(es)-572(noch)-573(immer,)-653(und)-572(dunkle)-572(Wolken)]TJ -11.956 -13.549 Td [(decken)-297(dort)-297(den)-296(Himmel,)-309(hier)-297(aber)-296(gl\344nzt)-297(die)-297(Sonne)-297(am)-296(blauen)]TJ 0 -13.549 Td [(Firmament,)-222(sie)-215(spiegelt)-215(sich)-215(im)-215(Meere,)-222(und)-215(ihre)-215(Strahlen)-215(dringen)]TJ 0 -13.55 Td [(in)-280(unser)-280(Inneres)-281(ein)-280(und)-280(l\366sen)-280(die)-280(grauen)-280(Nebel)-280(auf,)-288(die)-280(sich)-280(an)]TJ 0 -13.549 Td [(dunklen)-261(Tagen)-261(dort)-260(angesammelt)-261(haben.)-282(Auch)-261(an)-261(der)-261(Riviera)-260(di)]TJ 0 -13.549 Td [(Ponente)-318(mu\337ten)-319(Pflanzen)-318(und)-318(Menschen)-319(von)-318(der)-318(ungewohnten)]TJ 0 -13.549 Td [(Strenge)-209(dieses)-210(Winters)-209(leiden.)-236(Die)-210(meisten)-209(Pflanzen)-209(erholen)-209(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(wieder.)-639(Die)-379(gebr\344unten)-380(Bougainvilleen)-379(an)-380(den)-379(H\344usermauern)]TJ 0 -13.55 Td [(beginnen)-442(stellenweise)-441(auszutreiben,)-490(sie)-442(bilden)-441(carmoisinrothe)]TJ 0 -13.549 Td [(Hochbl\344tter)-420(in)-420(B\374scheln)-420(an)-420(dem)-420(todten)-420(Laub.)-760(Der)-420(Heliotrop)]TJ 0 -13.549 Td [(durchbricht)-213(mit)-213(seinen)-213(Sprossen)-213(den)-212(Boden,)-221(bald)-213(werden)-425(frische)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([188])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(lebhaft)-279(gr\374ne)-279(Bl\344tter)-279(an)-279(den)-279(F\344cherpalmen)-279(die)-279(braun)-278(gefleckten)]TJ 0 -13.549 Td [(alten)-347(ersetzen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 69.35 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.237 0 Td [(Auff\344llig)-347(gut)-347(haben)-346(die)-347(Acacien)-347(dem)-347(Schnee)]TJ -78.587 -13.549 Td [(und)-225(der)-225(K\344lte)-224(getrotzt,)-230(sie)-225(sind)-225(mit)-224(gelben)-225(Bl\374then)-225(\374ber)-225(und)-224(\374ber)]TJ 0 -13.55 Td [(bedeckt,)-347(wahre)-328(Blumenstr\344u\337e)-327(in)-328(der)-327(sonst)-328(noch)-327(blumenarmen)]TJ 0 -13.549 Td [(Landschaft.)-994(Denn)-497(die)-498(Vegetation)-498(ist)-498(gegen)-498(sonst)-498(sehr)-497(weit)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(187)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zur\374ck,)-304(die)-293(Rosenst\366cke)-294(weisen)-293(nur)-293(geschlossene)-293(Knospen)-293(auf,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-266(sie)-266(sonst)-266(von)-266(Mitte)-266(Winter)-266(an)-266(hier)-266(im)-265(Bl\374thenschmuck)]TJ 0 -13.549 Td [(prangen.)-509(Eine)-336(Rose)-337(ist)-336(in)-336(keinem)-337(der)-336(vielen)-336(Blumenl\344den)-336(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes)-164(zu)-165(erblicken;)-193(man)-164(m\374\337te)-164(sie)-165(wohl)-164(in)-164(den)-164(Gew\344chsh\344usern)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-295(Nordens)-294(bestellen;)-317(Weniger)-295(gut)-294(als)-295(so)-294(viele)-295(Pflanzen)-294(erholt)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-455(der)-455(leidende)-455(Mensch,)-506(der)-455(hier)-455(in)-455(diesem)-455(letzten)-455(Winter)]TJ 0 -13.549 Td [(Linderung,)-297(ja)-288(Genesung)-287(suchte.)-363(Tage)-288(lang)-288(mu\337te)-287(er)-288(in)-287(R\344umen)]TJ 0 -13.549 Td [(verweilen,)-441(die)-403(nur)-402(d\374rftig)-403(zu)-403(erheizen)-403(waren.)-708(Wie)-402(Manchem)]TJ 0 -13.549 Td [(hat)-319(dieser)-319(Aufenthalt)-319(das)-318(Leben)-319(gek\374rzt.)-457(Schwerkranke)-318(sollten)]TJ 0 -13.55 Td [(hierher)-250(\374berhaupt)-250(nicht)-250(geschickt)-250(werden.)]TJ 141.297 -16.004 Td [(II.)]TJ -129.341 -16.004 Td [(Wir)-317(wollten)-317(nicht)-317(unten)-318(am)-317(Meere)-317(wohnen)-317(in)-317(den)-317(staubigen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Theilen)-213(von)-212(Cannes;)-225(wir)-213(zogen)-212(den)-213(Abhang)-212(hinauf,)-220(der)-213(im)-212(Osten)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-305(Stadt)-305(beherrscht,)-319(zur)-305(Californie.)-415(Ueber)-305(den)-305(sch\366nen)-305(Garten)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-263(H\364tel)-262(Californien)-263(hinweg)-263(blicken)-263(wir)-262(auf)-263(die)-263(Croisette,)-265(jene)]TJ 0 -13.549 Td [(schmale)-226(Landzunge,)-230(welche)-226(den)-226(Golfe)-226(de)-225(la)-226(Nopoule)-226(vom)-225(Golfe)]TJ 0 -13.55 Td [(Jouan)-311(scheidet.)-434(Weiter)-312(trifft)-311(unser)-311(Auge)-312(die)-311(Ile)-311(St.)-311(Marguerite,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-424(bei)-425(Morgenbeleuchtung)-424(zeichnet)-425(sich)-424(jedes)-425(Haus)-424(in)-424(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Fort)-354(ab,)-379(das)-354(diese)-354(Insel)-353(kr\366nt.)-561(Von)-354(der)-354(Ile)-353(St.)-354(Honorat)-354(ist)-353(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-213(Kirche)-213(sichtbar,)-220(im)-213(\374brigen)-213(wird)-213(sie)-213(von)-213(ihrer)-212(Schwesterinsel)]TJ 0 -13.549 Td [(verdeckt.)-234(Im)-202(Osten,)-212(\374ber)-202(den)-202(bl\374henden)-202(Acacien,)-211(steigt)-202(an)-202(einem)]TJ 0 -13.55 Td [(H\374gel)-364(die)-364(alte)-363(Stadt)-364(Cannes)-364(empor.)-591(Sie)-364(gipfelt)-364(in)-364(ihrem)-363(alten)]TJ 0 -13.549 Td [(Schlosse)-266(und)-265(bietet)-266(dem)-266(Auge)-265(ein)-266(malerisch)-266(bewegtes)-265(Profil.)-297(In)]TJ 0 -13.549 Td [(weniger)-365(sch\366ner)-366(Linie)-365(folgen)-366(die)-365(neuen)-366(Stadttheile)-365(der)-365(Bucht,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-199(diese)-198(Linie)-199(wird,)-209(von)-199(hier)-198(oben)-199(aus)-199(betrachtet,)-209(durch)-198(\374ppige)]TJ 0 -13.549 Td [(G\344rten)-343(der)-342(H\374gel)-343(gebrochen)-342(und)-343(belebt.)-527(Besonders)-343(gerne)-342(ruht)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-231(unser)-231(Blick)-231(auf)-231(den)-231(zackigen)-231(Umrissen)-231(des)-231(Esterel.)-243(Dorthin)]TJ 0 -13.55 Td [(wendet)-465(sich)-465(unser)-464(Auge)-465(stets)-465(zuerst)-465(am)-464(Morgen,)-519(wenn)-929(die)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([189])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Sonne)-390(die)-389(Gipfel)-390(der)-390(Berge)-390(vergoldet)-389(und)-390(jede)-390(Ortschaft)-389(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(blendend)-251(wei\337)-251(am)-251(Fu\337e)-251(derselben)-250(zeichnet;)-252(dorthin)-251(schauen)-250(wir)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-203(zuletzt)-202(am)-203(Abend,)-212(wenn)-202(die)-203(Sonne)-203(jenseits)-202(der)-203(langen)-202(Kette)]TJ 0 -13.549 Td [(verschwindet,)-264(und)-261(ihre)-261(Strahlen)-261(sich)-261(wie)-261(ein)-261(leuchtender)-261(F\344cher)]TJ 0 -13.55 Td [(am)-209(Abendhimmel)-210(ausbreiten.)-236(Dann)-209(entz\374nden)-210(sich)-209(auch)-209(bald)-209(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Leuchtth\374rme)-268(l\344ngs)-267(der)-268(K\374ste,)-272(und)-268(schon)-267(in)-268(der)-267(D\344mmerstunde)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 93.543 548.934 Td [(188)-13227(Streifz\303\274ge)-250(an)-250(der)-250(Riviera)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(flammt)-417(Cannes)-418(mit)-417(Tausend)-417(Lichtern)-417(auf.)-752(Dieses)-417(Schauspiel)]TJ 0 -13.549 Td [(wiederholt)-267(sich)-266(jeden)-267(Abend,)-270(und)-267(wir)-266(wurden)-267(nicht)-266(m\374de,)-271(es)-266(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(betrachten.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Zugleich)-336(beginnt)-336(das)-336(Concert)-336(der)-336(Laubfr\366sche)-336(rings)-336(um)-336(das)]TJ -11.956 -13.549 Td [(H\364tel,)-586(jenes)-518(Concert,)-586(das)-518(Jeder)-519(kennt,)-585(der)-519(im)-518(Fr\374hjahr)-518(die)]TJ 0 -13.55 Td [(Riviera)-449(besuchte.)-847(In)-449(allen)-449(Wasserbeh\344ltern)-449(versammeln)-448(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-440(diese)-439(Zeit)-440(jene)-440(Thierchen)-439(und)-440(locken)-440(sich)-439(aus)-440(der)-439(Ferne)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-468(lauten)-468(Rufen)-468(an.)-903(Die)-468(auffallende)-468(Kraft)-468(des)-468(Tones)-467(wird)]TJ 0 -13.549 Td [(dadurch)-359(erm\366glicht,)-385(da\337)-359(das)-358(M\344nnchen)-358(die)-359(schw\344rzliche)-358(Haut)]TJ 0 -13.549 Td [(seiner)-270(Kehle)-271(zu)-270(einer)-270(gro\337en)-271(Schallblase)-270(auftreibt.)-311(Im)-270(Uebrigen)]TJ 0 -13.55 Td [(leben)-474(diese)-473(zierlichen,)-530(lebhaft)-474(gr\374n)-473(gef\344rbten)-474(Gesch\366pfe)-473(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-538(Str\344uchern)-538(und)-537(B\344umen.)-1114(Es)-537(unterhielt)-538(uns,)-610(ihnen)-537(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Tage)-383(in)-383(dem)-383(Garten)-383(des)-383(H\364tels)-383(nachzusp\374ren,)-416(und)-383(dann)-383(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(festzustellen,)-469(wie)-425(sehr)-425(der)-425(Ton)-425(ihrer)-425(F\344rbung)-425(sich)-425(nach)-425(ihrer)]TJ 0 -13.549 Td [(jeweiligen)-306(Umgebung)-306(richtet.)-418(Auf)-306(hellen)-306(Bl\344ttern)-306(sind)-306(sie)-306(hell,)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-270(dunklen)-269(dunkel)-270(gef\344rbt)-269(und)-269(daher)-270(stets)-269(schwer)-270(zu)-269(erblicken.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-272(handelt)-271(sich)-272(auch)-272(thats\344chlich)-271(bei)-272(diesem)-272(Farbenwechsel)-271(um)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-190(Schutzvorrichtung,)-203(die)-190(sie)-191(den)-190(Augen)-191(ihrer)-190(Feinde)-190(entziehen)]TJ 0 -13.549 Td [(soll.)-290(Andererseits)-263(werden)-264(sie)-263(auch)-263(nicht)-264(von)-263(der)-263(Beute)-263(bemerkt,)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-182(die)-183(sie)-182(lauern.)-227(Es)-182(ist)-183(belustigend)-182(zu)-182(sehen,)-196(wie)-182(der)-182(Laubfrosch)]TJ 0 -13.55 Td [(auf)-378(Insecten)-378(jagt,)-410(mit)-379(welchem)-378(Geschick)-378(er)-378(sie)-378(f\344ngt)-378(und)-378(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(hoch)-250(er)-250(springt,)-250(um)-250(sie)-250(zu)-250(erfassen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ungeachtet)-186(des)-185(Regens,)-199(der)-185(vor)-186(Kurzem)-185(reichlich)-186(gefallen)-185(war)]TJ -11.956 -13.549 Td [(und)-306(trotz)-307(des)-306(t\344glichen)-306(Begie\337ens,)-320(zeichnet)-307(sich)-306(die)-306(Stra\337e,)-320(die)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-199(Cannes)-198(nach)-199(Antibes)-198(f\374hrt,)-209(von)-199(hier)-198(oben)-199(gesehen,)-209(meist)-198(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-313(langer)-312(Streifen)-313(von)-312(Staub)-313(zwischen)-313(den)-312(gr\374nen)-313(G\344rten)-312(aus.)]TJ 0 -13.549 Td [(Besonders)-362(hoch)-362(steigt)-362(dieser)-361(Staub)-362(an)-362(den)-362(Nachmittagen)-723(auf,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([190])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(wenn)-397(eine)-397(Equipage)-396(der)-397(anderen)-397(folgt)-397(und)-397(neue)-396(Staubwolken)]TJ 0 -13.549 Td [(aufwirbelt.)-262(Dieser)-254(Staub,)-255(von)-254(zermalmtem)-254(Kalkstein)-254(stammend,)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-364(wie)-363(Mehl)-364(so)-363(fein.)-591(Ueberall)-364(dringt)-363(er)-364(ein,)-392(er)-363(erhebt)-364(sich)-363(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(so)-413(bedeutender)-413(H\366he,)-454(da\337)-413(er)-413(die)-413(angrenzenden)-413(B\344ume)-413(bis)-413(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-321(Gipfel)-322(grau)-321(f\344rbt.)-464(Diesen)-321(Staub)-322(athmen)-321(nun)-321(tagt\344glich)-321(die)]TJ 0 -13.55 Td [(vornehmen)-389(G\344ste)-389(von)-388(Cannes)-389(ein,)-423(die)-389(meist)-389(nach)-389(dem)-388(S\374den)]TJ 0 -13.549 Td [(reisten,)-420(um)-387(ihre)-386(Lungen)-386(zu)-386(schonen.)-659(Derselbe)-386(Staub)-386(herrscht)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(189)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(nun)-452(leider)-452(an)-451(vielen)-452(Orten)-452(der)-452(Riviera,)-502(\374berall)-452(dort,)-502(wo)-451(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Kalkgebirge)-281(bis)-281(an)-280(die)-281(K\374ste)-281(reicht.)-342(Doch)-281(wer)-281(zwingt)-281(auch)-280(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Kranken,)-185(sich)-169(auf)-170(den)-169(Landstra\337en)-169(zu)-169(bewegen)-169(oder)-169(an)-169(denselben)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-330(wohnen!)]TJ/F30 10.9091 Tf 57.423 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.057 0 Td [(Ich)-330(kann)-330(den)-331(St)1(aub)-331(nicht)-330(leiden,)-350(wenn)-330(ihn)-330(auch)]TJ -66.48 -13.55 Td [(meine)-310(Lunge)-310(vertr\344gt;)-340(gl\374cklicher)-310(Weise)-310(erm\374de)-310(ich)-310(aber)-309(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-331(leicht)-331(beim)-332(Gehen)-331(und)-331(f\374hle)-331(mich)-332(wohler)-331(zu)-331(Fu\337,)-331(als)-331(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Wagen.)-537(So)-346(war)-346(das)-346(H\364tel)-345(sehr)-346(g\374nstig)-346(f\374r)-345(mich)-346(gelegen.)-537(Auf)]TJ 0 -13.549 Td [(Fu\337wegen)-168(lassen)-167(sich)-168(von)-167(demselben)-167(schon)-168(in)-167(kurzer)-168(Zeit)-167(W\344lder)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-446(Maquis)-446(erreichen.)-838(Dort,)-495(auf)-446(den)-446(mit)-446(Kiefern)-445(bedeckten)]TJ 0 -13.55 Td [(Gipfeln)-476(von)-476(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 65.531 0 Td [(la)-476(Maure)]TJ/F16 10.9091 Tf 42.764 0 Td [(\253,)-532(250)-476(Meter)-476(hoch)-476(\374ber)-476(dem)-476(Meere,)]TJ -108.295 -13.549 Td [(er\366ffneten)-170(sich)-169(die)-169(herrlichsten,)-186(\374berraschendsten)-170(Blicke)-169(in)-169(\374ppig)]TJ 0 -13.549 Td [(gr\374ne)-150(Th\344ler,)-170(nach)-150(den)-151(schneebedeckten)-150(Alpen)-150(und)-150(\374ber)-150(die)-150(blaue)]TJ 0 -13.549 Td [(K\374ste.)-345(Ganz)-282(besonders)-282(gro\337artig)-281(erschienen)-282(in)-282(diesem)-281(Fr\374hjahr)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-304(Seealpen.)-412(Der)-305(Schnee)-304(reichte)-304(tief)-304(an)-304(denselben)-304(hinab.)-412(Man)]TJ 0 -13.55 Td [(w\344hnte)-215(oft)-215(Bilder)-214(aus)-215(dem)-215(Berner)-214(Oberland)-215(vor)-215(Augen)-215(zu)-214(haben,)]TJ 0 -13.549 Td [(doch)-223(leuchtender,)-228(getaucht)-222(in)-223(den)-222(Glanz)-222(der)-223(italienischen)-222(Sonne.)]TJ 0 -13.549 Td [(So)-272(weilte)-273(ich)-272(denn)-273(mit)-272(Vorliebe)-272(unter)-273(den)-272(Aleppo-Kiefern)-272(oben)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-222(den)-222(H\366hen)-222(von)-222(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 90.269 0 Td [(la)-222(Maure)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.992 0 Td [(\253;)-231(doch)-222(mied)-222(ich)-222(grunds\344tzlich)-222(das)]TJ -130.261 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(Observatoire)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.567 0 Td [(\253,)-235(den)-231(officiellen)-232(Aussichtspunkt,)-235(auf)-231(welchen)-231(am)]TJ -63.022 -13.55 Td [(Nachmittag,)-239(auf)-237(staubiger)-236(Stra\337e,)-239(die)-237(Wagen)-236(durch)-237(m\374de)-236(Pferde)]TJ 0 -13.549 Td [(m\374hsam)-288(aufw\344rts)-287(gezogen)-288(werden.)-363(Dort)-288(ist)-288(ein)-287(Aussichtsthurm)]TJ 0 -13.549 Td [(errichtet,)-198(von)-185(dem)-185(aus,)-197(gegen)-185(Zahlung,)-198(man)-185(die)-185(Natur)-184(bewundern)]TJ 0 -13.549 Td [(kann.)-238(Meist)-215(ist)-215(man)-215(im)-215(Gedr\344nge,)-222(und)-215(die)-215(Musik)-215(aus)-215(einer)-214(nahen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wirthschaft)-250(tr\344gt)-250(dazu)-250(bei,)-250(die)-250(Stimmung)-250(zu)-250(erh\366hen.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([191])]TJ/F16 10.9091 Tf -151.544 -16.004 Td [(III.)]TJ -127.524 -16.004 Td [(Beim)-559(Aufstieg)-559(zum)-559(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 103.742 0 Td [(Observatoire)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.568 0 Td [(\253)-559(schneidet)-559(man)-559(einen)]TJ -173.266 -13.549 Td [(Kanal,)-189(der)-173(Cannes,)-189(Golfe)-173(Jouan)-173(und)-174(Antibes)-173(mit)-173(Wasser)-173(versorgt.)]TJ 0 -13.55 Td [(Er)-400(f\374hrt)-399(das)-400(n\344mliche)-399(Wasser,)-437(das)-400(die)-400(R\366mer)-399(einst)-400(in)-399(Forum)]TJ 0 -13.549 Td [(Julii)-271(tranken.)-312(Sie)-271(hatten)-271(oberhalb)-271(Grasse)-271(eine)-271(Quelle)-271(der)-270(Siagne)]TJ 0 -13.549 Td [(gefa\337t)-322(und)-322(f\374hrten)-322(das)-322(Wasser)-322(nach)-322(Fr\351jus)-322(in)-322(einem)-321(gedeckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Aqu\344duct,)-293(der)-284(auf)-284(seinem)-284(Wege)-284(ei)1(nen)-284(50)-284(Meter)-284(langen)-284(Tunnel,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-566(Tunnel)-566(von)-566(Roquetaillado,)-645(zu)-566(durchsetzen)-566(hatte.)-1198(Der)]TJ 0 -13.55 Td [(moderne)-413(Wasserkanal,)-453(der)-412(in)-413(der)-412(Richtung)-413(von)-412(Cannes)-412(l\344uft,)]TJ 0 -13.549 Td [(steht)-268(der)-268(r\366mischen)-267(Wasserleitung)-268(entschieden)-268(nach,)-272(denn)-268(er)-267(ist)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(unbedeckt)-198(und)-199(vor)-198(Verunreinigungen)-198(somit)-198(nicht)-199(gesch\374tzt.)-232(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-186(von)-186(La)-186(Maure)-186(aus)-186(diesem)-186(Kanal)-186(in)-186(nordwestlicher)-185(Richtung)]TJ 0 -13.549 Td [(meilenweit)-297(folgen.)-390(Ein)-297(Fu\337weg)-297(f\374hrt)-297(an)-296(demselben)-297(entlang.)-390(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(steigt)-481(ganz)-481(unmerklich)-481(auf,)-539(so)-481(da\337)-481(man)-481(fast)-481(eben)-481(zu)-481(gehen)]TJ 0 -13.55 Td [(meint.)-481(In)-327(weiten)-326(Bogenlinien)-327(zieht)-327(er)-327(sich)-327(l\344ngs)-327(der)-327(Berge)-326(hin)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-331(bietet)-330(wechselvolle)-331(Ausblicke)-331(auf)-330(Cannes)-331(und)-331(das)-330(Esterel.)]TJ 0 -13.549 Td [(Alsbald)-406(befindet)-405(man)-406(sich)-406(\374ber)-406(Le)-405(Cannet,)-445(einem)-406(Dorfe,)-444(das)]TJ 0 -13.549 Td [(n\366rdlich)-355(von)-355(Cannes,)-382(drei)-355(Kilometer)-355(entfernt)-355(vom)-355(Meere)-355(liegt)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-180(durch)-180(nahe)-180(H\374gel)-180(ganz)-180(besonders)-180(gut)-180(gegen)-180(Winde)-179(gesch\374tzt)]TJ 0 -13.55 Td [(wird.)-578(Man)-360(schaut)-359(da)-360(auf)-359(gro\337e)-359(H\364tels)-360(hinab,)-387(denn)-359(Le)-359(Cannet)]TJ 0 -13.549 Td [(ist)-272(Station)-273(f\374r)-272(solche)-272(Kranke,)-278(die)-272(nicht)-273(am)-272(Meere)-272(weilen)-272(sollen,)]TJ 0 -13.549 Td [(weil)-309(ihnen)-309(die)-309(Seebrise)-309(angeblich)-309(Schaden)-309(bringt.)-427(Noch)-309(weiter)]TJ 0 -13.549 Td [(gen)-443(Norden)-442(kr\366nt)-443(Mougins)-442(einen)-443(260)-442(Meter)-443(hohen,)-490(isolirten)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374gel;)-381(ein)-337(malerischer)-337(Ort,)-359(dessen)-337(compacte)-337(H\344usermasse)-337(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-243(sp\344rlichen)-242(Fenstern)-242(nach)-243(au\337en)-242(durchbrochen)-243(wird.)-247(Dorthin)]TJ 0 -13.549 Td [(sollen)-530(sich)-531(einst)-530(die)-530(Oxybier)-530(zur\374ckgezogen)-531(haben,)-600(als)-530(die)]TJ 0 -13.549 Td [(R\366mer)-251(die)-250(K\374ste)-251(besetzten.)-252(Nur)-251(eine)-250(halbe)-251(Stunde)-251(Weges)-250(trennt)]TJ 0 -13.549 Td [(Mougins)-219(von)-218(dem)-219(Thurme)-219(von)-218(Castellaras,)-225(der)-219(die)-218(umfassendste)]TJ 0 -13.549 Td [(Aussicht)-250(auf)-250(die)-250(Alpenkette)-250(bietet.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Von)-367(dem)-367(Wege)-366(am)-367(Wasserkanal)-367(kann)-367(man)-367(alle)-367(jene)-366(H\374gel)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ersteigen,)-237(welche)-234(Le)-234(Cannet)-234(von)-234(Vallauris)-234(trennen.)-245(Von)-234(da)-233(oben)]TJ 0 -13.549 Td [(sieht)-267(man)-266(jenseits)-267(von)-267(Mougins,)-271(am)-267(Fu\337)-266(der)-267(grauen)-533(Kalkalpen,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([192])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(Grasse)-188(im)-189(Sonnenlichte)-188(gl\344nzen;)-209(unten)-189(im)-188(Kessel,)-201(nach)-188(Osten)-188(zu,)]TJ 0 -13.549 Td [(breitet)-189(sich)-190(Vallauris)-189(aus.)-230(Weiter)-189(sieht)-189(man)-190(Golfe)-189(Jouan,)-201(Antibes,)]TJ 0 -13.549 Td [(Nizza,)-342(die)-324(K\374ste)-324(bis)-324(in)-324(neblige)-324(Fernen)-324(und)-324(oberhalb)-324(der)-323(Berge)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-257(Vallauris)-257(sch\374tzen,)-260(als)-257(herrlichsten)-257(Abschlu\337)-257(des)-257(Bildes,)-259(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Schneemassen)-206(um)-206(den)-206(Col)-206(di)-206(Tenda.)-235(Dort)-206(baut)-206(Italien)-206(seit)-206(Jahren)]TJ 0 -13.55 Td [(eine)-157(Eisenbahn,)-176(welche)-157(Turin)-158(mit)-157(Ventimiglia)-157(verbinden)-157(soll.)-219(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bahn)-225(ist)-226(fertig)-225(von)-226(Turin)-225(bis)-226(zum)-225(n\366rdlichen)-226(Abhang)-225(des)-225(Passes,)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-396(Orte)-397(Limone.)-688(Unter)-397(dem)-396(Col)-396(di)-397(Tenda)-396(l\344uft)-396(jetzt)-396(schon)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-258(langer)-259(Tunnel,)-260(der)-259(den)-258(Verkehr)-258(der)-259(Wagen)-258(erleichtert.)-275(Dann)]TJ 0 -13.549 Td [(beginnt)-205(das)-206(Thal)-205(der)-205(Roja,)-215(das)-205(bei)-205(Ventimiglia)-206(das)-205(Meer)-205(erreicht.)]TJ 0 -13.55 Td [(Der)-286(mittlere)-286(Theil)-286(dieses)-285(Thales)-286(ist)-286(im)-286(Besitze)-286(Frankreichs.)-357(Ihn)]TJ 0 -13.549 Td [(soll)-298(die)-298(Bahn)-298(umgehen,)-310(und)-298(das)-298(verursacht)-298(bedeutende)-297(Kosten.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(191)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Daher)-390(die)-390(Arbeiten)-390(langsam)-390(fortschreiten)-390(und)-390(die)-389(Vollendung)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-336(Bahn)-336(sich)-336(noch)-337(kaum)-336(absehen)-336(l\344\337t.)-508(Einst)-336(wird)-336(diese)-336(Bahn)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-271(herrliches)-272(St\374ck)-271(Land)-272(dem)-271(Verkehr)-272(er\366ffnen;)-282(denn)-271(die)-271(Gola)]TJ 0 -13.549 Td [(di)-266(Gandarena,)-271(in)-266(welcher)-266(die)-267(Roja)-266(zwischen)-266(himmelst\374rmenden)]TJ 0 -13.55 Td [(Felsenmauern)-222(flie\337t,)-228(ist)-222(nicht)-222(minder)-223(gro\337artig)-222(wie)-222(die)-222(Via)-222(mala.)]TJ 0 -13.549 Td [(Bis)-324(jetzt)-324(war)-323(dieser)-324(gewaltige)-324(Engpa\337,)-324(einer)-324(der)-323(imposantesten)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-526(Alpen,)-594(nur)-525(Jenen)-526(bekannt,)-594(welche)-526(den)-525(kleinen)-525(Badeort)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-352(Dalmazzo)-352(di)-352(Tenda)-352(zur)-353(warmen)-352(Jahreszeit)-352(besuchten,)-377(oder)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-329(es)-330(gar)-329(unternahmen,)-349(allen)-330(Schneemassen)-329(zum)-329(Trotz,)-349(schon)]TJ 0 -13.55 Td [(im)-353(Fr\374hjahr)-354(die)-353(Fahrt)-353(\374ber)-354(den)-353(Col)-353(di)-354(Tenda)-353(zu)-353(unternehmen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Das)-195(haben)-196(wir)-195(einmal)-196(gethan)-195(und)-196(einen)-195(unverge\337lichen)-195(Eindruck)]TJ 0 -13.549 Td [(davon)-271(getragen.)-311(Ist)-271(einmal)-271(die)-270(Bahn)-271(von)-270(Cuneo)-271(bis)-270(Ventimiglia)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-456(Betrieb,)-508(dann)-456(bildet)-456(sie)-456(zugleich)-456(die)-456(k\374rzeste)-456(Verbindung)]TJ 0 -13.549 Td [(zwischen)-341(der)-342(s\374dlichen)-341(Schweiz)-341(und)-342(den)-341(Kurorten)-341(der)-341(Riviera)]TJ 0 -13.55 Td [(di)-473(Ponente.)-918(Die)-472(Stra\337e)-473(\374ber)-473(den)-472(Col)-473(di)-473(Tenda)-472(ist)-473(aber)-472(die)]TJ 0 -13.549 Td [(\344lteste,)-438(die)-401(jemals)-401(den)-401(Gallischen)-400(Strand)-401(mit)-401(den)-401(Ebenen)-400(des)]TJ 0 -13.549 Td [(n\366rdlichen)-259(Italien)-259(verband.)-277(Sie)-259(existirte)-259(schon)-259(tausend)-259(Jahre)-259(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(Christus,)-205(z\344hlt)-194(somit)-193(jetzt)-194(achtundzwanzig)-193(Jahrhunderte)-194(und)-193(hie\337)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-250(tyrrhenische)-250(Stra\337e.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Der)-163(Ort)-162(Vallauris,)-181(so)-162(unscheinbar)-163(er)-163(auch)-163(ist,)-180(hat)-163(es)-162(verstanden,)]TJ -11.956 -13.55 Td [(jetzt)-242(eine)-242(gewisse)-241(Ber\374hmtheit)-242(zu)-242(erlangen.)-247(Er)-242(dankt)-484(sie)-241(seinem)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([193])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(farbigen)-208(Halbporzellan,)-217(seinen)-208(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 141.109 0 Td [(Fa\357ences)-208(d'art)]TJ/F16 10.9091 Tf 62.174 0 Td [(\253,)-217(die)-208(nicht)-208(nur)-208(an)]TJ -203.283 -13.549 Td [(der)-226(Riviera,)-231(sondern)-226(in)-226(allen)-226(gr\366\337eren)-226(europ\344ischen)-226(St\344dten)-226(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-276(Schaufenster)-276(der)-276(L\344den)-276(zieren.)-328(Es)-276(sind)-276(das)-276(Thonwaaren)-276(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Zinnglasur,)-312(die)-299(im)-300(starken)-299(Feuer)-299(gebrannt)-300(werden.)-398(Die)-299(Familie)]TJ 0 -13.549 Td [(Massier)-405(beherrscht)-405(diese)-406(Industrie.)-715(Ueberall)-405(liest)-405(man)-405(diesen)]TJ 0 -13.55 Td [(Namen)-299(\374ber)-299(den)-298(Lagern)-299(und)-299(\374ber)-299(den)-298(Fabriken.)-397(Den)-298(Fremden,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-300(auf)-299(der)-300(staubigen)-299(Landstra\337e)-300(zwischen)-299(Cannes)-300(und)-299(Antibes)]TJ 0 -13.549 Td [(umherfahren,)-506(f\344llt)-456(das)-455(gro\337e)-455(Lager)-455(im)-455(Orte)-455(Golfe)-455(Jouan)-455(am)]TJ 0 -13.549 Td [(meisten)-211(in)-210(die)-211(Augen)-211(durch)-211(seinen)-210(mit)-211(bunter)-211(Fayence)-210(verzierten)]TJ 0 -13.549 Td [(oder)-250(verunzierten)-250(Garten.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Bietet)-486(Vallauris)-487(als)-486(Ort)-487(auch)-486(nur)-487(wenig,)-546(so)-486(bleiben)-486(doch)]TJ -11.956 -13.55 Td [(die)-521(Ausfl\374ge)-521(anziehend,)-589(die)-521(man)-521(\374ber)-521(die)-521(H\366hen)-521(in)-521(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Richtung)-448(unternehmen)-448(kann.)-845(Von)-448(Vallauris)-448(geht)-448(man)-448(durch)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(eine)-235(anmuthige)-236(Schlucht)-235(hinab)-236(nach)-235(Golfe)-235(Jouan)-236(oder)-235(durch)-235(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Wald,)-457(am)-416(Abhang)-416(der)-416(Berge,)-457(\374ber)-416(Cannes-Eden,)-457(unmittelbar)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-291(Cannes.)-374(Vielfach)-291(begegnet)-291(man)-292(hier)-291(in)-291(den)-291(W\344ldern)-291(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(Korkeichen,)-408(die)-377(weiter)-377(nach)-377(Osten)-376(ganz)-377(fehlen.)-630(Es)-377(h\344ngt)-376(das)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-218(den)-217(Bodenverh\344ltnissen)-217(zusammen,)-224(da)-218(Glimmerschiefer)-217(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Gneis)-223(stellenweise)-223(bei)-224(Cannes)-223(noch)-223(an)-223(die)-223(Oberfl\344che)-223(treten)-223(und)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-282(die)-281(gleichen)-282(Vegetationsbedingungen)-282(schaffen,)-289(wie)-282(sie)-281(im)]TJ 0 -13.549 Td [(Maurengebirge)-250(gegeben)-250(sind.)]TJ 139.175 -16.004 Td [(IV.)]TJ -127.219 -16.004 Td [(Von)-787(der)-788(\344u\337ersten)-787(Spitze)-787(der)-788(Croisette)-787(ist)-787(die)-787(Insel)]TJ -11.956 -13.549 Td [(St.)-297(Marguerite)-297(kaum)-298(anderthalb)-297(Kilometer)-297(entfernt.)-391(In)-297(zwanzig)]TJ 0 -13.55 Td [(Minuten)-352(kann)-351(man)-352(sie)-351(mit)-351(dem)-352(Boote)-351(erreichen.)-555(Zweimal)-351(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Tage)-383(verkehrt)-384(auch)-383(ein)-383(kleiner)-384(Dampfer)-383(zwischen)-383(dem)-383(Hafen)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-202(Cannes)-202(und)-202(den)-202(Lerinischen)-202(Inseln.)-235(Er)-202(ber\374hrt)-202(sie)-202(beide,)-211(und)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-197(kann)-198(den)-197(Ausflug)-197(\374ber)-198(die)-197(Mittagsstunden)-198(ausdehnen,)-207(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-207(den)-207(ersten)-207(Dampfer)-207(zur)-207(Hinfahrt,)-216(den)-206(zweiten)-207(zur)-207(R\374ckfahrt)]TJ 0 -13.55 Td [(benutzt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 37.526 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.045 0 Td [(Wir)-237(wollten)-238(die)-237(Abendbeleuchtung)-238(der)-237(K\374ste)-238(von)-237(den)]TJ -45.571 -13.549 Td [(Lerinischen)-319(Inseln)-318(aus)-318(bewundern)-319(und)-318(nahmen)-319(am)-318(Nachmittag)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-531(Boot)-531(an)-531(der)-531(Croisette.)-1093(Voller)-531(Sonnenschein)-531(f\374llte)-531(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-203(mit)-202(einem)-203(Ueberma\337)-202(von)-202(Licht)-203(und)-202(lie\337)-203(das)-202(glatte)-405(Meer)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([194])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(gleich)-356(einer)-355(metallenen)-356(Platte)-356(ergl\344nzen.)-567(Ein)-356(bl\344ulicher)-355(Dunst)]TJ 0 -13.549 Td [(lag)-375(auf)-374(der)-375(Wasserfl\344che.)-624(Die)-375(gegen\374berliegende)-375(Insel)-374(r\374ckte)]TJ 0 -13.55 Td [(immer)-401(n\344her.)-705(Scharf)-401(zeichneten)-402(sich)-401(auf)-401(ihr)-402(die)-401(Mauern,)-439(die)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-422(Fort)-422(umgeben,)-464(welches)-422(einst)-422(Richelieu)-422(erbaute.)-765(Oestlich)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-612(den)-612(Felsen)-612(blicken)-612(aus)-612(der)-612(Mauer)-612(die)-612(Fenster)-611(jenes)]TJ 0 -13.549 Td [(ber\374chtigten)-505(Gef\344ngnisses)-505(hervor,)-568(das)-505(sonderbarer)-505(Weise)-504(so)]TJ 0 -13.549 Td [(oft)-243(schon)-242(die)-243(Gedanken)-242(der)-243(Menschen)-242(auf)-243(sich)-242(zu)-243(lenken)-242(wu\337te.)]TJ 0 -13.55 Td [(Da)-205(war)-205(der)-205(mysteri\366se)-205(Gefangene)-205(eingeschlossen,)-214(der)-205(als)-204(\273Mann)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-469(der)-469(eisernen)-470(Maske\253)-469(die)-469(Historiker)-469(und)-469(Romanschreiber)]TJ 0 -13.549 Td [(oft)-532(besch\344ftigt)-531(hat.)-1095(Man)-531(nimmt)-532(jetzt)-531(meist)-532(an,)-601(es)-532(sei)-531(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Hercules)-602(Anthony)-602(Matthioli)-602(gewesen,)-690(ein)-602(Bologneser)-601(vom)]TJ 0 -13.549 Td [(alten)-453(Geschlecht,)-504(der)-453(den)-453(Ha\337)-453(Ludwig)-453(XIV.)-453(sich)-453(zugezogen)]TJ 0 -13.55 Td [(hatte.)-1009(Matthioli)-504(sollte)-503(bei)-503(Ferdinand)-503(Carl)-503(IV.)-503(von)-503(Mantua,)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-335(letzten)-335(Herzog)-336(aus)-335(dem)-335(Hause)-335(Gonzaga,)-357(den)-335(Verkauf)-335(der)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(193)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Festung)-313(Casale)-312(Monferrato)-313(an)-312(Frankreich)-313(vermitteln.)-438(Nach)-312(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Eroberung)-255(der)-255(Festung)-255(Pinerolo)-255(beherrschten)-255(die)-255(Franzosen)-255(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Zugang)-210(zum)-211(Piemont;)-223(ihnen)-211(h\344tte)-210(der)-210(Besitz)-211(von)-210(Casale)-210(auch)-210(die)]TJ 0 -13.549 Td [(fruchtbare)-338(Ebene)-338(von)-338(Mailand)-338(er\366ffnet.)-514(Matthioli,)-360(der)-337(Senator)]TJ 0 -13.55 Td [(von)-374(Mantua)-375(war)-374(und)-374(das)-374(Vertrauen)-375(seines)-374(F\374rsten)-374(besa\337,)-374(lie\337)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-490(f\374r)-491(den)-490(Plan)-491(gewinnen.)-971(Ludwig)-490(XIV.)-491(empfing)-490(ihn)-490(an)]TJ 0 -13.549 Td [(seinem)-482(Hofe)-483(mit)-482(gro\337en)-482(Ehren)-482(und)-483(zeichnete)-482(ihn)-482(durch)-482(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(kostbares)-359(Geschenk)-358(aus.)-576(Dessen)-358(ungeachtet)-359(verrieth)-358(Matthioli)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-341(franz\366sischen)-340(Pl\344ne)-341(an)-340(Oesterreich)-340(und)-341(brachte)-340(sie)-341(so)-340(zum)]TJ 0 -13.55 Td [(Scheitern.)-1036(Ludwig)-512(XIV.)-512(erf\374llte)-512(das)-512(mit)-512(Zorn.)-1036(Es)-512(gelang)]TJ 0 -13.549 Td [(ihm,)-587(Matthioli)-520(\374ber)-519(die)-520(Grenzen)-520(von)-519(Turin)-520(zu)-520(locken.)-1058(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde)-550(dort)-550(\374berfallen,)-624(gefangen)-550(genommen)-550(und)-550(in)-549(Fesseln)]TJ 0 -13.549 Td [(gelegt.)-846(Man)-448(kerkerte)-449(ihn)-448(ein,)-499(zun\344chst)-448(in)-449(Pinerolo,)-498(dann)-448(in)]TJ 0 -13.549 Td [(jenem)-507(Gef\344ngni\337)-507(auf)-507(St.)-507(Marguerite.)-1021(Da)-507(der)-507(internationale)]TJ 0 -13.55 Td [(Rechtsbruch)-450(geheim)-451(bleiben)-450(mu\337te,)-500(war)-451(es)-450(dem)-450(Gefangenen)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-256(Androhung)-256(des)-257(Todes)-256(verboten,)-258(sein)-256(Gesicht)-256(zu)-256(zeigen:)-262(er)]TJ 0 -13.549 Td [(trug)-295(eine)-294(Maske,)-306(die)-294(thats\344chlich)-295(aber)-295(nicht)-294(von)-295(Eisen,)-305(sondern)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-296(schwarzem)-296(Sammet)-296(war.)-388(Im)-296(Jahre)-296(1687)-296(kam)-296(Matthioli)-296(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-380(Insel,)-413(um)-380(zehn)-380(Jahre)-379(sp\344ter)-380(dem)-380(Gouverneur)-380(der)-380(Festung,)]TJ 0 -13.55 Td [(dem)-181(ber\374chtigten)-181(St.)-180(Mars,)-195(nach)-181(der)-180(Bastille)-181(zu)-181(folgen.)-227(Dort)-180(starb)]TJ 0 -13.549 Td [(er)-256(am)-257(19.)-256(November)-256(1703.)]TJ/F30 10.9091 Tf 120.158 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 11.047 0 Td [(Es)-256(hei\337t,)-258(da\337)-257(nach)-256(der)-256(Revocation)]TJ/F16 7.9701 Tf 159.819 0 Td [([195])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(des)-234(Edictes)-233(von)-234(Nantes)-233(durch)-234(Ludwig)-233(XIV.)-234(auch)-233(protestantische)]TJ 0 -13.549 Td [(Geistliche)-168(in)-168(diesem)-167(Gef\344ngni\337)-168(geschmachtet)-168(h\344tten.)-223(Napoleon)-167(I.)]TJ 0 -13.549 Td [(setzte)-482(umgekehrt)-482(einen)-482(katholischen)-482(Geistlichen,)-540(de)-482(Broglie,)]TJ 0 -13.55 Td [(Bischof)-426(von)-426(Gent,)-470(hier)-426(ein.)-778(Dann)-426(gab)-426(es)-426(weniger)-425(vornehme)]TJ 0 -13.549 Td [(Gefangene,)-236(Mamelucken)-231(und)-232(dergleichen,)-236(erst)-232(die)-231(Einkerkerung)]TJ 0 -13.549 Td [(Bazaines)-401(an)-401(dieser)-401(Stelle)-400(zog)-401(wieder)-401(die)-401(Blicke)-401(der)-401(Welt)-400(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-334(Marguerite.)-502(Bazaine)-333(gelang)-334(es)-334(zu)-334(entkommen.)-502(Seine)-333(Frau,)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-311(noch)-312(junge)-311(Spanierin,)-327(und)-311(sein)-312(fr\374herer)-311(Adjutant)-311(Willette,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-345(ihn)-345(nach)-345(St.)-345(Marguerite)-345(begleitet)-346(hatte,)-368(erm\366glichten)-345(seine)]TJ 0 -13.55 Td [(Flucht.)-1119(Er)-540(lie\337)-539(sich)-540(des)-540(Nachts)-540(am)-539(Seil)-540(l\344ngs)-540(der)-539(Felsen)]TJ 0 -13.549 Td [(nieder)-349(und)-348(erwartete)-349(unten)-349(in)-349(zerfetzten)-348(Kleidern,)-374(mit)-348(wunden)]TJ 0 -13.549 Td [(H\344nden)-278(und)-278(blutigem)-277(Gesicht,)-285(seine)-278(Frau.)-333(Das)-278(st\374rmende)-277(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(verhinderte)-330(die)-331(Landung)-330(des)-330(Bootes,)-351(das)-330(ihn)-331(abholen)-330(sollte;)-370(er)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(mu\337te)-278(sich)-278(in)-278(das)-278(Meer)-278(werfen,)-285(um)-278(es)-278(zu)-278(erreichen.)]TJ/F30 10.9091 Tf 231.551 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.487 0 Td [(Heut)-278(war)]TJ -240.038 -13.549 Td [(es)-255(an)-255(diesen)-255(Felsen)-255(so)-255(still,)-256(wie)-255(auf)-255(einem)-254(See,)-257(und)-255(wir)-254(landeten)]TJ 0 -13.549 Td [(ohne)-350(M\374he)-350(an)-350(dem)-351(steinigen)-350(Ufer.)]TJ/F30 10.9091 Tf 162.949 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.274 0 Td [(Der)-350(Besuch)-350(der)-350(Festung)]TJ -172.223 -13.549 Td [(lohnt)-329(kaum,)-348(will)-329(man)-329(sich)-328(nicht)-329(etwa)-329(an)-329(der)-328(au\337erordentlichen)]TJ 0 -13.55 Td [(Dicke)-390(der)-390(Mauern)-390(und)-390(an)-390(dem)-390(dreifachen)-390(Gitter)-390(des)-389(einzigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gef\344ngni\337fensters)-303(erbauen.)-410(Durch)-304(dieses)-303(Fenster)-303(h\344tte)-303(Bazaine)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-229(entkommen)-229(k\366nnen.)-243(Er)-229(benutzte)-229(die)-229(mangelhafte)-229(Aufsicht,)]TJ 0 -13.549 Td [(um)-493(gegen)-493(Abend)-494(seine)-493(noch)-493(offene)-493(Zelle)-494(zu)-493(verlassen.)-979(Er)]TJ 0 -13.549 Td [(verbarg)-315(sich)-315(im)-315(Gef\344ngni\337hofe,)-332(w\344hrend)-315(seine)-315(Zelle)-315(zur)-315(Nacht)]TJ 0 -13.55 Td [(leer)-250(verschlossen)-250(wurde.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Wir)-512(zogen)-512(in)-512(den)-512(sch\366nen)-513(Kiefernwald,)-577(der)-512(den)-512(gr\366\337ten)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Theil)-500(der)-500(Insel)-500(deckt,)-562(und)-500(lagerten)-500(dort)-500(unter)-500(den)-500(B\344umen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-355(Aussicht)-355(landeinw\344rts)-355(ist)-355(derjenigen)-355(\344hnlich,)-381(die)-355(man)-355(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Antibes)-481(aus)-482(genie\337t.)-943(Nur)-481(steigt)-482(das)-481(Vorgebirge)-481(in)-481(gr\366\337erer)]TJ 0 -13.549 Td [(N\344he)-271(auf,)-275(und)-271(das)-270(Bild)-271(wirkt)-270(heiterer)-271(durch)-270(die)-270(gro\337e)-271(N\344he)-270(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes.)-252(Die)-251(Schneemassen)-251(der)-251(Alpen)-250(scheinen)-251(in)-251(der)-251(Ferne)-250(fast)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-395(der)-395(Luft)-395(zu)-395(schweben,)-431(geh\374llt)-395(in)-395(jenen)-395(leuchtend)-395(azurenen)]TJ 0 -13.55 Td [(Nebel,)-488(der)-440(dem)-441(proven\347alischen)-440(Himmel)-441(eigen)-440(ist.)-821(Von)-440(der)]TJ 0 -13.549 Td [(blauen)-384(Fl\344che)-384(des)-384(Meeres)-385(und)-384(den)-384(gr\374nen)-384(H\374geln)-384(der)-384(K\374ste)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([196])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(steigt)-291(so)-291(das)-291(Bild)-291(in)-292(Stufen,)-301(bis)-291(zu)-291(den)-291(schneebedeckten)-291(Riesen)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-250(Alpenwelt)-250(empor,)-250(in)-250(gro\337artig)-250(eindrucksvollem)-250(Contrast.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Wir)-963(ziehen)-964(nun)-963(quer)-963(durch)-963(den)-964(Wald,)-1141(nach)-963(der)]TJ -11.956 -13.549 Td [(entgegengesetzten)-433(Seite)-432(der)-433(Insel,)-479(wo)-432(uns)-433(das)-433(Boot)-432(erwartet.)]TJ 0 -13.549 Td [(Jetzt)-465(liegt)-464(dicht)-465(vor)-464(uns)-465(die)-464(Ile)-465(St.)-464(Honorat.)-894(Es)-464(ist)-465(nur)-464(ein)]TJ 0 -13.55 Td [(enger)-294(Meeresarm,)-304(der)-294(beide)-294(Inseln)-293(trennt,)-305(doch)-294(ein)-293(Meeresarm,)]TJ 0 -13.549 Td [(erf\374llt)-342(mit)-341(gefahrbringenden)-342(Felsen,)-365(die)-341(kaum)-342(von)-342(den)-341(Wellen)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-250(Meeres)-250(gedeckt)-250(werden.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-298(Ile)-298(St.)-298(Honorat)-298(hie\337)-299(bei)-298(den)-298(R\366mern)-298(Lerina.)-394(Der)-298(heilige)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Honoratus)-297(zog)-297(von)-297(seiner)-297(Einsiedelei)-297(im)-297(Esterel)-297(zu)-297(Anfang)-297(des)]TJ 0 -13.549 Td [(f\374nften)-495(Jahrhunderts)-495(nach)-495(dieser)-495(Insel)-496(hin.)-985(Er)-495(fand)-495(sie,)-556(so)]TJ 0 -13.549 Td [(berichtet)-235(die)-234(Sage,)-238(mit)-234(giftigen)-235(Schlangen)-235(erf\374llt,)-237(unter)-235(denen)-234(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(leben)-177(fast)-178(unm\366glich)-177(schien.)-226(Doch)-178(der)-177(Heilige)-178(bestieg)-177(eine)-177(Palme)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-287(vertrieb)-287(die)-287(Schlangen)-287(durch)-287(den)-286(gro\337en)-287(Bannfluch,)-297(den)-286(er)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-221(sie)-221(aussprach.)-240(Zu)-221(St.)-221(Honoratus)-221(gesellte)-221(sich)-221(bald)-221(der)-221(greise)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(195)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Caprasius,)-265(den)-261(sp\344tere)-262(Zeiten)-262(auch)-261(als)-262(Heiligen)-262(anerkannten.)-284(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(str\366mten)-369(von)-368(allen)-369(Seiten)-369(Anh\344nger)-369(herbei,)-398(und)-369(das)-368(errichtete)]TJ 0 -13.549 Td [(Kloster)-541(hatte)-541(bald)-541(bedeutenden)-540(Ruhm)-541(erlangt.)-1123(Der)-540(heilige)]TJ 0 -13.549 Td [(Vincenz,)-214(einer)-206(der)-205(hervorragendsten)-205(M\366nche)-206(von)-205(L\351rin,)-214(verfa\337te)]TJ 0 -13.55 Td [(dort)-277(das)-277(Commonitorium)-277(gegen)-277(die)-277(Irrlehre,)-284(ein)-277(Werk,)-283(das)-277(man)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-192(in)-192(unserer)-192(Zeit)-192(im)-192(Streit)-192(um)-192(das)-192(Unfehlbarkeitsdogma)-192(\366fters)]TJ 0 -13.549 Td [(citirte,)-296(im)-287(Besonderen)-287(den)-286(Satz:)-324(\273Was)-287(immer,)-296(was)-286(\374berall,)-296(was)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-191(Allen)-190(geglaubt)-191(worden)-191(ist,)-202(das)-191(ist)-190(wahrhaft)-191(katholisch.\253)-190(Dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Kloster)-386(geh\366rten)-386(auch)-386(an:)-522(St.)-386(Hilarius,)-420(der)-386(wie)-386(St.)-386(Honoratus)]TJ 0 -13.55 Td [(sp\344ter)-350(Bischof)-350(von)-350(Arles)-350(wurde,)-375(ebenso)-350(St.)-350(Maximus,)-375(der)-350(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Bischofssitz)-247(von)-246(Fr\351jus)-247(bestieg,)-247(dann)-247(Faustus,)-247(Bischof)-247(von)-246(Reji,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-288(zu)-288(den)-288(Heiligen)-288(zwar)-289(gez\344hlt,)-297(dessen)-288(Rechtgl\344ubigkeit)-288(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(vielfach)-484(angezweifelt)-484(wurde;)-601(dann)-483(St.)-484(Salvian,)-543(St.)-483(Valerian,)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-267(die)-268(beiden)-267(S\366hne)-267(des)-267(heiligen)-267(Eucharius:)-285(St.)-267(Veranius)-267(und)]TJ 0 -13.55 Td [(St.)-257(Salonius)-258(und)-257(viele)-257(Andere.)-272(Von)-257(der)-258(kleinen)-257(Insel)-257(Lerina,)-259(die)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-327(Honor\351)-328(nach)-327(dem)-327(Begr\374nder)-328(ihres)-327(Klosters)-327(benannt)-327(wurde,)]TJ 0 -13.549 Td [(gingen)-205(nicht)-204(weniger)-205(als)-205(zw\366lf)-204(heilige)-205(Erzbisch\366fe,)-214(zw\366lf)-204(heilige)]TJ 0 -13.549 Td [(Bisch\366fe,)-300(zw\366lf)-290(heilige)-289(Aebte)-290(und)-290(vier)-290(heilige)-290(M\366nche)-579(hervor.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([197])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(\273O)-312(gesegnete)-312(Einsiedelei,)-328(o)-312(dreimal)-312(gl\374ckliche)-312(Insel,)-327(die)-312(du)-312(so)]TJ 0 -13.55 Td [(viel)-223(Spr\366\337linge)-222(des)-223(Himmels)-223(erzogen)-223(hast!\253)]TJ/F31 10.9091 Tf 194.556 0 Td [(Beata)-223(et)-222(felix)-223(insula)]TJ -194.556 -13.549 Td [(Lyrinensis)]TJ/F33 10.9091 Tf 48.293 0 Td [(&)]TJ/F31 10.9091 Tf 9.699 0 Td [(!)]TJ/F16 10.9091 Tf 6.683 0 Td [(rief)-260(daher)-260(schon)-260(im)-259(Jahre)-260(542)-260(der)-260(Erzbischof)-260(von)]TJ -64.675 -13.549 Td [(Arles,)-351(Caesarius,)-350(der)-331(Sohn)-330(des)-331(Grafen)-330(von)-330(Chalon,)-351(bei)-330(seinem)]TJ 0 -13.549 Td [(Tode)-283(aus.)-348(Zu)-282(Ehren)-283(aller)-283(dieser)-282(Heiligen)-283(wurde)-283(am)-282(15.)-283(Mai)-282(ein)]TJ 0 -13.549 Td [(eigenes)-265(Fest,)-269(das)-265(der)-265(Allerheiligen)-266(von)-265(Lerina,)-269(gefeiert.)-295(Um)-265(das)]TJ 0 -13.55 Td [(Jahr)-299(690)-299(z\344hlte)-300(das)-299(Kloster)-299(\374ber)-299(3700)-299(M\366nche.)-398(Wie)-299(m\366gen)-299(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-246(alle)-245(Platz)-246(gefunden)-246(haben)-245(auf)-246(der)-246(kleinen)-246(Insel,)-246(die)-246(nur)-245(etwa)]TJ 0 -13.549 Td [(tausend)-334(Schritte)-334(lang)-334(und)-333(vierhundert)-334(Schritte)-334(breit)-334(ist!)-501(Dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(rasche)-205(Aufbl\374hen)-204(des)-205(Klosters)-205(trug)-205(die)-204(Keime)-205(des)-205(Verfalles)-204(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-244(sich;)-246(die)-244(asketische)-244(Lebensweise)-244(schwand)-244(immer)-244(mehr.)]TJ/F30 10.9091 Tf 256.762 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.115 0 Td [(Zur)]TJ -264.877 -13.549 Td [(Zeit,)-248(da)-248(der)-247(heilige)-248(Caesarius)-248(dem)-247(Kloster)-248(als)-248(M\366nch)-247(angeh\366rte,)]TJ 0 -13.55 Td [(waren)-307(die)-306(Ordensregeln)-307(\344u\337erst)-306(streng.)-420(Jeder)-307(M\366nch)-306(bewohnte)]TJ 0 -13.549 Td [(getrennt)-529(seine)-528(Zelle:)-808(es)-529(gab)-528(weder)-529(ein)-529(Schlafgemach)-528(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-344(K\374che.)-533(St.)-344(Caesarius)-344(ern\344hrte)-344(sich)-344(von)-344(Kr\344utern)-344(und)-344(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Br\374hen,)-205(die)-195(er)-194(sich)-194(am)-195(Sonntag)-194(f\374r)-194(den)-195(Bedarf)-194(der)-194(ganzen)-194(Woche)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(kochte.)-236(Das)-208(\344nderte)-209(sich)-208(sp\344ter,)-217(und)-208(schon)-208(zu)-209(Ende)-208(des)-208(siebenten)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahrhunderts)-414(mu\337ten,)-455(wie)-415(der)-414(Abt)-414(Disdier)-414(erz\344hlt,)-455(die)-414(P\344pste)]TJ 0 -13.549 Td [(eingreifen,)-280(um)-275(der)-274(Z\374gellosigkeit)-274(der)-275(Sitten)-274(unter)-274(den)-274(M\366nchen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-410(steuern.)]TJ/F30 10.9091 Tf 56.969 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.928 0 Td [(Der)-410(heilige)-410(Aigulf,)-450(hieher)-410(gesandt,)-450(um)-410(strenge)]TJ -66.897 -13.55 Td [(Zucht)-494(im)-494(Kloster)-494(einzuf\374hren)-494(und)-494(die)-494(M\366nche)-494(zu)-493(besserem)]TJ 0 -13.549 Td [(Lebenswandel)-335(zu)-336(bekehren,)-356(wurde)-336(von)-335(ihnen)-335(verst\374mmelt)-335(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Seer\344ubern)-325(\374bergeben.)]TJ/F30 10.9091 Tf 105.958 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9 0 Td [(Dann)-325(aber)-325(kamen)-325(die)-325(Saracenen.)-475(Sie)]TJ -114.958 -13.549 Td [(pl\374nderten)-414(im)-415(Jahre)-414(732)-414(das)-414(Kloster)-415(und)-414(mordeten)-414(alle)-414(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(Bewohner.)-650(Nur)-384(St.)-383(Eleutherius)-383(blieb)-384(am)-383(Leben,)-417(verborgen)-383(in)]TJ 0 -13.55 Td [(einem)-226(unzug\344nglichen)-225(Felsenspalt,)-230(in)-226(dem)-225(er)-226(acht)-225(Tage)-226(lang)-225(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Wurzeln)-376(und)-376(Seethieren)-375(sich)-376(n\344hrte.)-627(Das)-376(Kloster)-376(bl\374hte)-375(noch)]TJ 0 -13.549 Td [(mehrfach)-292(auf,)-301(doch)-292(die)-291(alte)-292(Sicherheit)-291(und)-292(Ruhe)-291(waren)-292(von)-291(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Insel)-214(geschwunden,)-221(so)-214(da\337)-214(der)-214(Abt)-214(Adalbert)-214(im)-214(Jahre)-214(1073)-213(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(starken)-386(viereckigen)-387(Thurm)-386(erbauen)-387(lie\337,)-386(der)-387(vom)-386(Strande)-386(aus)]TJ 0 -13.55 Td [(gegen)-415(Afrika)-415(schaut)-415(und)-415(dauernd)-415(das)-415(Meer)-415(\374berwachte.)-744(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Thurm)-279(war)-280(ger\344umig)-279(genug,)-287(um)-279(alle)-280(M\366nche)-279(aufzunehmen;)-294(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(konnten)-199(die)-200(Klost)1(ersch\344tze)-200(darin)-199(bergen,)-419(dort)-199(auch)-199(sich)-199(wirksam)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([198])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(gegen)-296(die)-295(alten)-296(Feinde,)-307(Seer\344uber)-296(und)-295(Saracenen,)-307(vertheidigen.)]TJ 0 -13.549 Td [(So)-256(kam)-256(es,)-257(da\337)-256(das)-256(Kloster)-256(nicht)-256(nur)-256(fortbestehen,)-258(sondern)-255(auch)]TJ 0 -13.55 Td [(gl\344nzende)-269(Zeiten)-270(erleben)-269(konnte:)-289(es)-269(hatte)-270(noch)-269(manchen)-269(geistig)]TJ 0 -13.549 Td [(hochstehenden)-402(Abt)-402(aufzuweisen.)-706(Im)-402(sechzehnten)-402(Jahrhundert)]TJ 0 -13.549 Td [(besa\337)-156(es)-156(eines)-157(der)-156(reichsten)-156(Sanctuarien,)-175(und)-156(seine)-156(Bibliothek)-156(war)]TJ 0 -13.549 Td [(weit)-272(ber\374hmt.)-315(Im)-271(siebzehnten)-272(Jahrhundert,)-277(unter)-272(dem)-271(Pontificat)]TJ 0 -13.549 Td [(Gregor)-339(XV.)-338(begann)-339(es)-339(endg\374ltig)-338(zu)-339(verfallen.)-516(Als)-338(es)-339(im)-338(Jahre)]TJ 0 -13.55 Td [(1788)-332(s\344cularisirt)-332(wurde,)-353(z\344hlte)-332(es)-332(nur)-333(noch)-332(vier)-332(M\366nche.)-496(Man)]TJ 0 -13.549 Td [(vertheilte)-406(die)-406(Klostersch\344tze)-407(an)-406(die)-406(Kirchen)-406(der)-406(benachbarten)]TJ 0 -13.549 Td [(Regionen.)-1182(Viele)-561(Kostbarkeiten)-561(verschwanden)-561(w\344hrend)-560(der)]TJ 0 -13.549 Td [(franz\366sischen)-268(Revolution,)-273(so)-268(ein)-268(silberner)-268(Reliquienschrein,)-272(der)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-265(Ueberreste)-265(des)-264(heiligen)-265(Honoratus)-265(enthielt)-265(und)-265(nach)-264(Cannes)]TJ 0 -13.549 Td [(gekommen)-362(war.)-586(Dieser)-362(kunstvoll)-362(gearbeitete)-362(Reliquienschrein)]TJ 0 -13.55 Td [(stammte)-495(von)-494(Franz)-495(I.,)-555(der)-495(nach)-494(der)-495(Schlacht)-494(von)-495(Pavia)-494(als)]TJ 0 -13.549 Td [(Gefangener)-253(die)-252(Nacht)-253(vom)-253(21.)-258(auf)-252(den)-253(22.)-253(Juni)-252(1525)-253(im)-252(Kloster)]TJ 0 -13.549 Td [(zugebracht)-343(hatte.)-527(Im)-343(Jahre)-342(1791)-343(wurde)-342(das)-343(Kloster)-342(versteigert)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-297(ging,)-310(eigen)-297(genug,)-309(in)-298(den)-297(Besitz)-298(einer)-297(Schauspielerin)-297(\374ber.)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(197)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Es)-242(war)-243(das)-242(Fr\344ulein)-242(Alziary)-242(de)-243(Roquefort,)-244(die)-242(unter)-242(dem)-242(Namen)]TJ 0 -13.549 Td [(Sainval)-311(an)-310(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 67.123 0 Td [(Com\351die)-311(fran\347aise)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.163 0 Td [(gl\344nzende)-311(Triumphe)-310(gefeiert)]TJ -153.286 -13.549 Td [(hatte.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Die)-305(Insel)-305(St.)-305(Marguerite)-305(hie\337)-305(bei)-305(den)-305(R\366mern)-305(Lero.)-415(Strabon)]TJ -11.956 -13.549 Td [(erz\344hlt,)-432(da\337)-396(ein)-396(Heroentempel)-395(diese)-396(Insel)-396(schm\374ckte)-396(und)-395(da\337)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-436(Ligurischen)-436(Piraten)-437(dort)-436(Opfer)-436(darbrachten.)-808(Den)-436(Namen)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-240(Marguerite,)-242(den)-240(jetzt)-240(die)-240(Insel)-240(f\374hrt,)-242(sucht)-240(eine)-240(Sage)-240(mit)-240(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Namen)-426(der)-426(Schwester)-425(des)-426(heiligen)-426(Honoratus)-426(zu)-425(verkn\374pfen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Von)-536(Sehnsucht)-536(getrieben,)-608(so)-536(wird)-537(erz\344hlt,)-607(kam)-536(Margarethe)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-397(Lerina)-397(und)-398(fiel)-397(dem)-397(Bruder)-397(zu)-398(F\374\337en.)-691(Die)-397(Ordensregel)]TJ 0 -13.55 Td [(schlo\337)-498(die)-498(Anwesenheit)-498(von)-498(Frauen)-498(auf)-498(Lerina)-498(aus.)-994(Daher)]TJ 0 -13.549 Td [(St.)-410(Honoratus)-410(die)-410(Schwester)-410(nach)-410(der)-410(Insel)-410(Lero)-410(brachte,)-450(wo)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-547(verblieb)-547(und)-547(Aebtissin)-547(wurde.)-1141(Margarethe)-547(nahm)-547(unter)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-240(bl\374henden)-240(Kirschbaum)-241(von)-240(dem)-240(Bruder)-240(Abschied,)-242(und)-240(er)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337te)-283(ihr)-282(versprechen,)-291(da\337)-283(er)-282(sie)-283(besuchen)-282(w\374rde,)-291(so)-283(oft)-282(dieser)]TJ 0 -13.55 Td [(Kirschbaum)-289(bl\374he.)-365(Die)-289(Heilige)-289(erwirkte)-288(dann)-289(durch)-288(ihr)-577(Gebet,)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([199])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(da\337)-250(der)-250(Kirschbaum)-250(allmonatlich)-250(in)-250(Bl\374thenschmuck)-250(prangte.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Jetzt)-431(gibt)-431(es)-431(wieder)-432(M\366nche)-431(im)-431(Kloster)-431(St.)-431(Honorat.)-793(Das)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Bisthum)-405(von)-405(Fr\351jus)-405(hat)-404(das)-405(Kloster)-405(im)-405(Jahre)-405(1859)-404(erworben,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-531(zehn)-532(Jahre)-531(sp\344ter)-532(zogen)-531(die)-532(Cistercienser)-531(hierher.)-1094(Im)]TJ 0 -13.549 Td [(wei\337en)-322(Gewande,)-340(mit)-321(schwarzer)-322(Kapuze,)-340(schwarzem)-322(Gurt)-321(und)]TJ 0 -13.55 Td [(Scapulier)-412(schreiten)-412(sie)-413(in)-412(dem)-412(Kloster)-412(einher.)-737(Frauen)-412(ist)-412(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Zutritt)-544(untersagt,)-617(doch)-543(viel)-544(verlieren)-544(sie)-543(nicht)-544(durch)-543(dieses)]TJ 0 -13.549 Td [(Verbot,)-476(denn)-431(von)-431(den)-431(\344lteren)-431(Theilen)-431(des)-431(Klosters)-431(blieb)-430(fast)]TJ 0 -13.549 Td [(nichts)-455(erhalten,)-506(und)-455(die)-455(Kirche)-455(in)-455(demselben)-455(ist)-455(ganz)-454(neuen)]TJ 0 -13.549 Td [(Ursprungs.)-660(Weit)-386(h\366heres)-387(Interesse)-386(beansprucht)-387(das)-386(au\337erhalb)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-458(Klosters)-458(am)-459(Meeresstrande)-458(aufgebaute,)-510(auch)-458(den)-458(Frauen)]TJ 0 -13.55 Td [(zug\344ngliche)-296(Kastell.)-388(Ein)-295(m\344chtiger)-296(Bau)-296(aus)-296(Quadersteinen,)-307(der)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-321(Angriffen)-322(der)-321(Zeit)-322(getrotzt)-321(hat.)-464(Nur)-322(von)-321(wenigen)-321(Fenstern)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-323(au\337en)-323(durchbrochen,)-341(mit)-322(Zinnen)-323(besetzt,)-341(tr\344gt)-323(es)-322(deutlich)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-224(einstige)-225(Bestimmung)-224(zur)-225(Schau.)-241(Besonders)-224(stimmungsvoll)]TJ 0 -13.549 Td [(hebt)-452(sich)-452(dieses)-452(dunkle)-452(Kastell)-452(von)-452(dem)-452(blauen)-452(Hintergrund)]TJ 0 -13.55 Td [(des)-290(Meeres)-290(ab,)-300(wenn)-290(es)-290(aus)-290(einiger)-290(Entfernung)-290(betrachtet)-290(wird,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-466(dunkelgr\374ne,)-519(\374ber)-466(den)-466(Strand)-465(geneigte)-466(Kiefern)-465(dasselbe)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(umrahmen.)-718(Im)-407(Innern)-406(birgt)-406(das)-406(Kastell)-406(alle)-406(jene)-406(R\344ume,)-445(die)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-374(einem)-374(l\344ngeren)-375(Aufenthalt)-374(der)-374(M\366nche)-374(nothwendig)-374(waren:)]TJ 0 -13.549 Td [(zahlreiche)-396(Zellen)-396(und)-395(ein)-396(Refectorium,)-432(eine)-396(Capelle)-396(und)-395(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Bibliothek,)-347(vor)-327(allem)-327(auch)-327(eine)-328(Cisterne.)-482(Diese)-327(Cisterne,)-346(ganz)]TJ 0 -13.55 Td [(alter)-523(Construction,)-592(nimmt)-523(die)-523(Mitte)-524(des)-523(offenen)-523(Hofes)-523(ein;)]TJ 0 -13.549 Td [(S\344uleng\344nge,)-540(in)-481(mehreren)-482(Stockwerken,)-540(steigen)-482(im)-481(Umkreis)]TJ 0 -13.549 Td [(auf.)-246(Eingest\374rzte)-238(Gew\366lbe,)-241(halbversch\374ttete)-238(R\344ume,)-240(verborgene)]TJ 0 -13.549 Td [(Treppen,)-284(die)-277(in)-277(unterirdische)-277(R\344ume)-277(f\374hren,)-284(folgen)-277(aufeinander)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-337(durchschneiden)-338(sich)-337(in)-337(sinnverwirrender)-337(Weise.)-512(Die)-337(Burg)]TJ 0 -13.55 Td [(ist)-245(Kloster)-245(und)-245(Festung)-244(zugleich,)-246(so)-245(recht)-245(ein)-245(Product)-245(jener)-244(Zeit,)]TJ 0 -13.549 Td [(wo)-312(das)-312(Kreuz)-312(und)-312(das)-312(Schwert)-312(oft)-312(von)-312(derselben)-312(Hand)-311(gef\374hrt)]TJ 0 -13.549 Td [(wurden,)-398(einer)-369(leidenschaftlich)-369(erregten)-368(Zeit,)-399(stark)-368(und)-369(starr)-368(in)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-458(Ueberzeugungskraft,)-511(der)-458(es)-458(an)-459(sch\366pferischer)-458(That)-458(und)]TJ 0 -13.549 Td [(eigenartiger)-216(Poesie)-217(nicht)-216(fehlte.)-239(Auf)-216(einer)-216(Wendeltreppe)-216(besteigt)]TJ 0 -13.55 Td [(man)-515(den)-515(Thurm,)-581(von)-515(dem)-515(aus)-515(sich)-515(eine)-515(herrliche)-514(Aussicht)]TJ 0 -13.549 Td [(entfaltet.)-537(Man)-346(sieht)-692(hinab)-346(auf)-345(die)-346(Lerinischen)-346(Inseln,)-370(die)-345(wie)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([200])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(gr\374ne)-156(Fl\366\337e)-156(auf)-157(dem)-156(Meere)-156(schwimmen,)-175(und)-156(\374berblickt)-156(die)-156(ganze)]TJ 0 -13.549 Td [(weite)-312(K\374ste)-312(von)-311(St.)-312(Tropez)-312(bis)-311(zu)-312(den)-312(Bergen)-312(von)-311(Bordighera.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-417(Insel)-417(St.)-418(Honorat)-417(ist)-417(viel)-417(kleiner)-417(als)-417(ihre)-418(Schwester;)-500(da\337)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-406(heilige)-406(Honoratus)-406(sie)-406(dessenungeachtet)-406(zur)-406(Anlage)-405(seines)]TJ 0 -13.549 Td [(Klosters)-250(erw\344hlte,)-250(war)-250(durch)-250(die)-250(Quelle)-250(bedingt,)-250(die)-250(sie)-250(birgt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Zerkl\374ftete)-398(Felsen)-397(ragen)-398(in)-397(der)-398(N\344he)-398(des)-397(Kastells)-398(aus)-397(dem)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Meer)-178(hervor.)-225(Sie)-178(hei\337en)-178(die)-177(M\366nche)-178(und)-177(bilden)-178(einen)-177(nat\374rlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Schutz)-540(f\374r)-540(die)-540(Insel.)-1119(An)-540(ihnen)-540(bricht)-540(sich)-540(die)-540(Macht)-539(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wellen,)-480(wenn)-434(der)-434(S\374dsturm)-434(das)-434(Meer)-434(gegen)-434(die)-434(Insel)-433(treibt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Einige)-466(Capellen)-465(schm\374cken)-466(den)-466(Strand,)-519(Ueberreste)-466(aus)-465(alter)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeit;)-231(Marmorfragmente)-222(von)-222(S\344ulen)-221(und)-222(Capit\344len)-222(sind)-221(zwischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Myrten)-581(und)-580(Lentisken)-580(aufzufinden)-581(und)-580(mahnen)-581(an)-580(fr\374here)]TJ 0 -13.549 Td [(Pracht.)-680(F\374nfzehn)-394(Jahrhunderte)-393(lang)-394(beherrschten)-393(die)-393(M\366nche)]TJ 0 -13.549 Td [(diese)-389(Inseln)-389(sowie)-389(auch)-389(das)-389(gegen\374berliegende)-389(Festland,)-423(jetzt)]TJ 0 -13.549 Td [(gilt)-479(ihre)-479(F\374rsorge)-478(vor)-479(allem)-479(einem)-479(Waisenhaus,)-536(das)-479(in)-478(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Kloster)-189(errichtet)-188(wurde)-189(und)-189(in)-188(welchem)-189(die)-189(Knaben)-188(verschiedene)]TJ 0 -13.55 Td [(Gewerbe)-375(erlernen.)-623(In)-375(diesem)-375(Waisenhause)-374(befindet)-375(sich)-374(auch)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-551(Druckerei,)-626(in)-551(welcher)-551(alte)-551(kirchliche)-551(Werke)-551(neu)-550(edirt)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(199)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(werden.)-310(So)-270(hat)-269(die)-270(Druckerei)-270(von)-270(Lerin)-270(dem)-270(Papst)-270(Leo)-270(XIII.)-269(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(seinem)-336(Jubil\344um)-335(ein)-336(reich)-335(verziertes)-336(Werk)-335(\374berreicht,)-357(welches)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-250(Magnificat)-250(in)-250(\273hundertf\374nfzig\253)-250(Sprachen)-250(enthielt.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Oestlich)-252(von)-252(der)-252(Insel)-253(St.)-252(Honorat)-252(liegt)-252(die)-252(kleine)-253(Fel)1(seninsel)]TJ -11.956 -13.549 Td [(St.)-452(F\351r\351ol.)-854(W\344hrend)-452(di)1(e)-452(beiden)-451(gr\366\337eren)-452(Lerinischen)-451(Inseln)]TJ 0 -13.549 Td [(durch)-406(Legende)-406(und)-405(Geschichte)-406(wie)-406(mit)-406(einem)-405(Heiligenschein)]TJ 0 -13.55 Td [(umgeben)-410(werden,)-450(bildete)-411(sich)-410(eine)-410(seltsame,)-450(fast)-410(d\344monische)]TJ 0 -13.549 Td [(Mythe)-290(um)-290(St.)-291(F\351r\351ol)-290(aus.)-370(Es)-291(hie\337,)-290(und)-290(hei\337t)-290(noch)-290(vielfach,)-300(da\337)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-269(St.)-269(F\351r\351ol)-269(das)-270(Grab)-269(von)-269(Paganini)-269(sich)-269(befunden)-269(habe.)-307(Diese)]TJ 0 -13.549 Td [(Angabe)-356(ist)-357(in)-356(franz\366sischen)-357(Werken)-356(verbreitet.)-570(Sie)-356(f\374hren)-356(an,)]TJ 0 -13.549 Td [(Paganini)-239(sei)-239(in)-239(Nizza,)-242(im)-239(Mai)-239(1840,)-241(an)-239(der)-239(Cholera)-239(verschieden;)]TJ 0 -13.55 Td [(sein)-532(Sohn)-531(Achille)-532(habe)-532(die)-532(Leiche)-531(auf)-532(einem)-532(Schiffe)-531(nach)]TJ 0 -13.549 Td [(Genua)-216(gef\374hrt,)-223(um)-217(den)-216(Vater)-216(an)-217(dessen)-216(Geburtsorte)-216(zu)-216(bestatten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Die)-354(Geistlichkeit)-355(verweigerte)-354(aber)-354(das)-355(Begr\344bni\337)-354(dem)-354(Manne,)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-552(dem)-551(es)-552(hie\337,)-551(er)-552(habe)-551(sich)-552(dem)-551(Satan)-552(verschrieben.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([201])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Auch)-348(das)-348(Municipio)-348(lie\337)-348(die)-348(Ausschiffung)-348(des)-348(K\366rpers)-348(wegen)]TJ 0 -13.55 Td [(Choleragefahr)-453(nicht)-454(zu.)-860(So)-454(versuchte)-453(der)-454(Sohn)-453(in)-453(Marseille)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-428(landen,)-471(doch)-428(wieder)-427(ohne)-428(Erfolg.)-782(Als)-428(er)-427(auch)-428(in)-427(Cannes)]TJ 0 -13.549 Td [(abgewiesen)-347(wurde,)-372(entschlo\337)-348(er)-347(sich,)-372(den)-347(Sarg)-348(des)-347(Nachts)-347(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-329(kleine)-328(unbewohnte)-329(Insel)-329(zu)-328(bringen)-329(und)-329(dort,)-348(von)-328(St\374rmen)]TJ 0 -13.549 Td [(oft)-396(umbraust,)-432(hat)-395(der)-396(Todte)-396(f\374nf)-395(Jahre)-396(lang)-396(gelegen.)-687(Erst)-395(im)]TJ 0 -13.55 Td [(Mai)-437(1845)-437(kehrte)-437(der)-436(Sohn)-437(wieder,)-484(nachdem)-437(es)-437(ihm)-436(gestattet)]TJ 0 -13.549 Td [(worden)-335(war,)-357(den)-335(Vater)-335(zu)-335(begraben)-335(an)-335(der)-335(Kirche)-335(von)-335(Gajona)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-356(Parma,)-383(unfern)-356(der)-356(Villa,)-382(die)-356(Paganini)-356(dort)-356(erworben)-356(hatte.)]TJ 0 -13.549 Td [(Diese)-448(Erz\344hlung)-449(kam)-448(mir)-448(schon)-448(einmal)-449(in)-448(den)-448(Sinn,)-498(als)-448(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-361(dem)-362(herrlichen)]TJ/F31 10.9091 Tf 83.328 0 Td [(Pallazzo)-361(Doria)-362(Tursi)]TJ/F16 10.9091 Tf 94.569 0 Td [(,)-389(dem)-362(jetzigen)]TJ/F31 10.9091 Tf 68.184 0 Td [(Palazzo)]TJ -246.081 -13.549 Td [(del)-359(Municipio)]TJ/F16 10.9091 Tf 66.019 0 Td [(in)-359(Genua,)-387(die)-359(Geige)-360(Paganinis)-359(sah.)-578(Das)-359(war)-360(in)]TJ -66.019 -13.55 Td [(den)-396(Tagen)-395(der)-396(Columbianischen)-395(Feste,)-432(wo)-395(die)-396(Mitglieder)-395(der)]TJ 0 -13.549 Td [(wissenschaftlichen)-306(Congresse)-307(im)-306(Municipio)-307(durch)-306(den)-306(Sindaco)]TJ 0 -13.549 Td [(empfangen)-223(wurden.)-241(Die)-224(Geige,)-228(eine)-223(Guarneri,)-229(der)-223(einst)-223(Paganini)]TJ 0 -13.549 Td [(d\344monische)-349(T\366ne)-348(zu)-349(entlocken)-348(gewu\337t,)-374(bewahrt)-348(man)-349(wie)-348(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(Reliquie)-233(in)-234(einem)-233(kostbaren)-233(Schrein;)-239(man)-233(hatte)-234(sie)-233(zu)-233(dem)-233(Feste)]TJ 0 -13.55 Td [(mit)-346(seidenen)-346(B\344ndern)-346(in)-346(den)-346(italienischen)-346(Farben)-346(geschm\374ckt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Daran)-278(dachte)-278(ich)-277(jetzt,)-285(da)-278(ich)-278(die)-278(kleine)-277(Insel)-278(St.)-278(F\351r\351ol)-278(vor)-277(mir)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(im)-387(Meere)-387(liegen)-387(sah.)-660(Die)-387(heitere)-387(Landschaft)-387(stimmte)-386(freilich)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-276(zu)-275(dem)-276(unheimlichen)-275(Geiste)-276(Paganinis.)-326(Wohl)-276(aber)-275(konnte)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-281(ihm)-281(behagen)-281(auf)-280(jenem)-281(einsamen)-281(Riff,)-289(wenn)-281(die)-280(entfesselten)]TJ 0 -13.549 Td [(Elemente)-223(die)-223(brandenden)-224(Wogen)-223(\374ber)-223(die)-223(Felsen)-223(trieben)-223(und)-223(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Wind)-260(klagend)-260(\374ber)-261(der)-260(Meeresfl\344che)-260(pfiff.)-281(Da)-260(war)-260(es)-260(die)-260(Natur,)]TJ 0 -13.549 Td [(welche)-335(Schaudergeschichten)-336(auf)-335(ihrer)]TJ/F31 10.9091 Tf 172.146 0 Td [(G)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.877 0 Td [(-Saite)-335(spielt,)-357(so)-335(wie)-335(er)]TJ -180.023 -13.549 Td [(sie)-396(einst)-396(auf)-397(jener)-396(Saite)-396(seinen)-396(erregten)-396(Zuh\366rern)-396(zu)-396(erz\344hlen)]TJ 0 -13.549 Td [(wu\337te.)-246(Ja,)-241(das)-239(Grab)-238(Paganinis)-239(pa\337t)-238(sicherlich)-239(besser)-238(in)-239(die)-238(wilde)]TJ 0 -13.549 Td [(Brandung,)-203(als)-192(auf)-192(einen)-192(stillen)-191(Friedhof,)-204(das)-192(ist)-191(v\366llig)-192(klar!)]TJ/F30 10.9091 Tf 254.909 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.547 0 Td [(Wie)]TJ -262.456 -13.55 Td [(schade,)-350(da\337)-329(die)-330(Geschichte)-330(nur)-329(erdichtet)-330(ist!)]TJ/F30 10.9091 Tf 203.75 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.051 0 Td [(In)-330(Wirklichkeit)]TJ -212.801 -13.549 Td [(starb)-534(Paganini)-534(in)-534(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 105.107 0 Td [(Via)-534(Santa)-534(Reparata)]TJ/F16 10.9091 Tf 98.081 0 Td [(zu)-534(Nizza)-534(an)-534(der)]TJ -203.188 -13.549 Td [(Kehlkopfschwindsucht)-281(und)-282(nicht)-281(an)-281(der)-281(Cholera.)-344(Er)-281(hatte)-281(lange)]TJ 0 -13.549 Td [(zuvor)-417(schon,)-459(in)-417(Folge)-417(seines)-417(Leidens,)-459(die)-417(Stimme)-417(eingeb\374\337t.)]TJ 0 -13.549 Td [(Da)-305(er)-305(die)-305(Sterbesacramente)-305(nicht)-305(empfangen)-306(hatte,)-318(verweigerte)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-315(Geistlichkeit)-314(seine)-315(kirchliche)-314(Bestattung,)-331(und)-314(diese)-629(konnte)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([202])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(erst)-283(einige)-283(Jahre)-283(sp\344ter)-282(erfolgen.)-349(Der)-283(Sohn)-283(Paganinis,)-291(der)-282(heute)]TJ 0 -13.549 Td [(noch)-490(in)-489(Parma)-490(lebt,)-549(theilt)-490(mir)-489(mit,)-550(da\337)-489(sein)-489(Vater)-490(dort)-489(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-324(gro\337en)-323(Friedhof)]TJ/F31 10.9091 Tf 97.246 0 Td [(della)-324(Villetta)]TJ/F16 10.9091 Tf 57.477 0 Td [(,)-342(nachdem)-324(er,)-342(auch)-324(im)-323(Tode)]TJ -154.723 -13.549 Td [(unst\344t,)-557(erst)-496(nach)-495(Villa-Franca,)-557(dann)-496(nach)-496(Genua)-495(gewandert,)]TJ 0 -13.55 Td [(seit)-405(1876)-404(seine)-405(endliche)-404(Ruhe)-405(gefunden)-405(und)-404(er)]TJ/F30 10.9091 Tf 220.12 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.868 0 Td [(der)-405(Sohn)]TJ/F30 10.9091 Tf 45.188 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf -275.176 -13.549 Td [(ihm)-452(auf)-453(seinem)-452(Grabe)-453(ein)-452(w\374rdiges)-453(Denkmal)-452(habe)-452(errichten)]TJ 0 -13.549 Td [(lassen,)-542(f\374r)-483(welches)-484(in)-483(Genua)-483(kein)-484(geeigneter)-483(Platz)-483(gewesen)]TJ 0 -13.549 Td [(sei.)-919(Ueber)-473(Paganinis)-473(Leben)-473(hatten)-473(sich)-473(die)-472(merkw\374rdigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Mythen)-340(ausgebildet,)-362(die)-340(durch)-340(sein)-340(ungew\366hnliches)-339(Aussehen,)]TJ 0 -13.55 Td [(seine)-378(fast)-378(gespensterhafte)-378(Magerkeit)-378(und)-378(sein)-378(blasses)-378(Gesicht,)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-205(welchem,)-213(wie)-205(Heine)-205(schreibt,)-214(Kummer,)-213(Genie)-205(und)-205(H\366lle)-204(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(unverw\374stlichen)-278(Zeichen)-279(eingegraben)-278(hatten,)-285(gef\366rdert)-278(wurden.)]TJ 0 -13.549 Td [(Paganini)-176(trug)-175(\374brigens)-176(durch)-176(sein)-175(excentrisches)-176(Benehmen)-175(selber)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-307(wenig)-308(zur)-307(Verbreitung)-308(dieser)-307(Mythen)-307(bei.)-422(Nur)-308(einmal,)-321(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Paris,)-293(f\374hlte)-284(er)-284(sich)-284(veranla\337t,)-293(den)-284(Fabeln,)-293(die)-284(in)-284(den)-284(Zeitungen)]TJ 0 -13.55 Td [(\374ber)-365(ihn)-365(berichtet)-365(wurden,)-394(entgegenzutreten.)-595(In)-365(einem)-365(Briefe,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-338(er)-338(in)-338(der)-338(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 66.848 0 Td [(Revue)-338(musicale)]TJ/F16 10.9091 Tf 69.119 0 Td [(\253)-338(ver\366ffentlichen)-338(lie\337,)-338(schilderte)]TJ -135.967 -13.549 Td [(er)-251(selbst)-251(sein)-251(Leben)-250(und)-251(f\374hrte)-251(dort)-251(den)-251(Nachweis,)-251(da\337)-251(er)-250(weder)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-268(Geliebte)-268(ermordet)-267(noch)-268(im)-268(Gef\344ngni\337)-268(gesessen,)-272(noch)-267(sich)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(201)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dem)-434(Teufel)-434(verschrieben)-435(habe.)-802(Er)-434(schlo\337)-434(mit)-434(der)-434(Hoffnung,)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-282(werde)-281(wohl)-282(seiner)-282(Asche)-282(einst)-281(die)-282(verdiente)-282(Ruhe)-281(g\366nnen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Doch)-456(auch)-456(diese)-456(Hoffnung)-457(sollte)-456(sich)-456(nicht)-456(erf\374llen!)-868(Selbst)]TJ 0 -13.549 Td [(eine)-275(Marmorb\374ste,)-281(die)-275(man)-275(Paganini)-274(in)-275(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 193.451 0 Td [(Villetta)-275(di)-275(Negro)]TJ/F16 10.9091 Tf 76.881 0 Td [(zu)]TJ -270.332 -13.55 Td [(Genua)-250(geweiht)-250(hatte,)-250(verschwand)-250(spurlos)-250(von)-250(jener)-250(St\344tte.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(Wir)-652(kehrten)-652(nach)-653(der)-652(Insel)-652(St.)-652(Marguerite)-652(zur\374ck)-652(und)]TJ -11.956 -13.55 Td [(verweilten)-603(dort)-602(bis)-603(zum)-602(Untergang)-602(der)-603(Sonne.)-1307(Strahlend)]TJ 0 -13.549 Td [(verschwand)-293(der)-292(feurige)-293(Ball)-292(hinter)-293(dem)-292(Esterelgebirge.)-378(An)-292(den)]TJ 0 -13.549 Td [(hohen)-176(Bergen)-176(im)-175(Norden)-176(trieben)-176(sich)-176(langgedehnte)-175(Nebelstreifen)]TJ 0 -13.549 Td [(umher.)-805(Sie)-435(deckten)-435(die)-435(Einschnitte)-434(der)-435(Th\344ler,)-482(stiegen)-434(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(empor)-287(bis)-286(zum)-287(Schnee)-287(der)-287(Alpen,)-295(wurden)-287(violett)-287(und)-286(rosenroth)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-254(schwanden)-253(spurlos.)-261(Scharf)-253(zeichneten)-254(sich)-253(jetzt)-254(die)-253(riesigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Gipfel)-257(in)-258(langer)-257(Kette)-258(an)-257(dem)-258(blauen)-257(Himmel.)-273(Bald)-257(r\366theten)-257(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-349(auch,)-373(ergl\374hten)-349(in)-349(Purpur,)-373(erloschen)-349(allm\344lig)-349(und)-348(wurden)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-263(leichenbla\337.)-264(Des)-263(Tages)-263(Gluth)-263(lastete)-264(noch)-263(auf)-263(dem)-263(Meere;)]TJ 0 -13.549 Td [(seine)-946(glatte)-474(Oberfl\344che)-473(zeigte)-473(jene)-473(matten)-473(Reflexe,)-529(wie)-473(sie)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([203])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(alten)-368(venetianischen)-368(Spiegeln)-368(eigen)-368(sind:)-486(dann)-368(begann)-368(sie)-367(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Farbe)-426(zu)-426(wechseln)-426(und)-426(schillerte)-426(wie)-426(Opal.)-778(Der)-426(Purpur,)-470(der)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-449(den)-450(Bergen)-449(schwand,)-500(legte)-449(sich)-450(\374ber)-449(den)-449(Abendhimmel)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-380(\374berfluthete)-381(bald)-380(auch)-381(das)-380(Meer.)-641(Geheimni\337voll)-380(klagend)]TJ 0 -13.549 Td [(schlugen)-383(seine)-383(scharlachrothen)-383(Wellen)-383(jetzt)-383(an)-383(die)-383(Felsen)-382(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Ufers.)-677(Der)-393(Himmel)-392(\374ber)-393(den)-392(Alpen)-393(nahm)-392(fahlgr\374ne)-392(F\344rbung)]TJ 0 -13.55 Td [(an,)-529(und)-473(dann)-473(wurde)-473(es)-473(dunkel.)-919(Ungez\344hlte)-473(S)1(terne)-473(tauchten)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-315(Himmel)-315(auf,)-331(und)-314(ungez\344hlte)-315(Lichter)-315(entflammten)-315(l\344ngs)-314(der)]TJ 0 -13.549 Td [(K\374ste.)-782(Wir)-427(bestiegen)-427(jetzt)-427(wieder)-428(die)-427(Barke)-427(und)-427(glitten)-427(still)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-338(der)-337(Wasserfl\344che.)-513(Eine)-338(erfrischende)-337(Luft)-338(umflo\337)-337(unseren)]TJ 0 -13.549 Td [(K\366rper,)-319(drang)-305(in)-305(unsere)-305(Lungen)-305(ein)-305(und)-305(erweckte)-305(jenes)-305(Gef\374hl)]TJ 0 -13.55 Td [(inneren)-462(Wohlbehagens,)-515(dem)-462(man)-462(so)-462(gern)-462(sich)-462(hingibt.)-885(Wir)]TJ 0 -13.549 Td [(wechselten)-359(kaum)-358(ein)-359(Wort)-359(und)-358(brachen)-359(erst)-359(unser)-358(Schweigen,)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-250(wir)-250(an)-250(der)-250(Croisette)-250(gelandet)-250(waren.)]TJ 140.991 -15.186 Td [(V.)]TJ -129.035 -15.185 Td [(Cannes)-333(stand)-333(unter)-333(der)-333(Herrschaft)-333(der)-333(Aebte)-333(von)-333(Lerin.)-498(Sie)]TJ -11.956 -13.55 Td [(hatten)-157(dasselbe)-157(im)-157(zehnten)-157(Jahrhundert)-157(von)-157(Wilhelm)-157(von)-157(Gruetta,)]TJ 0 -13.549 Td [(einem)-338(Sohne)-338(von)-338(Redouard,)-360(Grafen)-338(von)-338(Antibes,)-360(erhalten.)-513(Im)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Jahre)-354(1080)-353(begann)-354(der)-353(Abt)-354(Adalbert)-353(die)-354(Burg)-353(auf)-354(dem)-353(H\374gel,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-417(jetzt)-417(die)-418(Altstadt)-417(tr\344gt,)-459(dem)-417(heutigen)-417(Mont)-417(Chevalier,)-459(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(erbauen.)-994(Im)-498(Kloster)-498(von)-498(Lerin)-498(wurden)-498(die)-498(geistigen)-497(G\374ter)]TJ 0 -13.549 Td [(vor)-322(Allem)-321(gepflegt,)-340(daher)-322(wohl)-321(seine)-322(Herrschaft)-322(mild)-321(gewesen)]TJ 0 -13.55 Td [(ist.)-486(Das)-328(beeinflu\337te)-329(die)-328(Sitten)-329(und)-328(Br\344uche)-329(der)-328(Uferbewohner.)]TJ 0 -13.549 Td [(W\344hrend)-332(jenseits)-331(des)-332(Esterels,)-352(wo)-332(rohe)-332(Burgherren)-331(herrschten,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-547(Volksbelustigungen)-547(in)-548(Scheink\344mpfen,)-621(den)-547(sogenannten)]TJ 0 -13.549 Td [(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 5.455 0 Td [(bravades)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.993 0 Td [(\253)-603(bestanden,)-691(waren)-602(es)-603(in)-603(Cannes,)-691(Vallauris)-602(und)]TJ -45.448 -13.549 Td [(Antibes)-305(die)-304(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 59.37 0 Td [(rom\351rages)]TJ/F16 10.9091 Tf 46.658 0 Td [(\253,)-318(das)-305(hei\337t)-304(T\344nze)-305(und)-305(\344hnliche)-304(Spiele,)]TJ -106.028 -13.55 Td [(welche)-453(die)-452(Feste)-453(belebten.)-858(Bis)-453(auf)-452(den)-453(heutigen)-453(Tag)-452(haben)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-476(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 41.286 0 Td [(bravades)]TJ/F16 10.9091 Tf 45.183 0 Td [(in)-476(St.)-476(Tropez,)-532(die)]TJ/F31 10.9091 Tf 88.643 0 Td [(rom\351rages)]TJ/F16 10.9091 Tf 51.848 0 Td [(in)-476(Vallauris)]TJ -226.96 -13.549 Td [(erhalten.)-242(Wachtth\374rme)-224(l\344ngs)-225(der)-225(K\374ste)-224(waren)-225(zum)-225(Schutz)-224(gegen)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-467(Saracenen)-467(aufgerichtet.)-900(Feuerzeichen)-467(des)-466(Nachts,)-521(wei\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(Fahnen)-450(am)-449(Tage,)-500(warnten,)-499(von)-450(den)-450(Lerinischen)-449(Inseln)-899(aus,)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([204])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(die)-396(Uferbewohner)-396(vor)-396(den)-396(nahenden)-396(Feinden.)-688(Cannes)-396(f\374hrte,)]TJ 0 -13.549 Td [(gedeckt)-231(durch)-231(das)-231(Kloster,)-235(dem)-231(die)-231(Angriffe)-231(der)-231(Feinde)-231(stets)-230(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(Allem)-170(galten,)-186(ein)-170(ziemlich)-170(ruhiges)-170(Dasein,)-186(und)-170(hatte)-170(erst)-170(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-255(K\344mpfe)-255(Franz)-255(I.)-255(mit)-255(Karl)-255(V.)-255(schwere)-255(Verluste)-255(zu)-255(tragen.)-265(Im)]TJ 0 -13.549 Td [(Jahre)-262(1580)-262(wurde)-262(durch)-262(ein)-262(Schiff)-262(aus)-262(dem)-262(Orient)-262(die)-262(schwarze)]TJ 0 -13.55 Td [(Pest)-327(nach)-328(Cannes)-327(eingeschleppt)-327(und)-328(verbreitete)-327(sich)-327(dann)-327(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-448(ganze)-448(Provence.)-845(Dann)-448(gab)-448(es)-448(noch)-448(manches)-448(Ungemach)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-464(Laufe)-464(der)-464(Zeiten,)-518(so)-464(im)-464(siebzehnten)-465(Jahrhundert,)-517(als)-464(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Lerinischen)-552(Inseln)-553(zeitweise)-552(in)-552(spanische)-552(Gewalt)-552(geriethen,)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-314(im)-313(achtzehnten)-314(w\344hrend)-314(der)-313(Invasion)-314(der)-314(Proven\347e)-313(durch)]TJ 0 -13.55 Td [(\366sterreichische)-527(und)-526(piemontesische)-527(Truppen,)-596(besonders)-526(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-421(\366sterreichischen)-421(Erbfolgekriege,)-463(w\344hrend)-421(des)-420(mi\337gl\374ckten)]TJ 0 -13.549 Td [(Angriffs)-282(der)-281(Oesterreicher)-282(auf)-282(die)-281(Provence.)]TJ/F30 10.9091 Tf 199.354 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.527 0 Td [(Uebrigens)-282(fehlte)]TJ -207.881 -13.549 Td [(es)-334(auch)-334(nicht)-334(ganz)-335(an)-334(komischer)-334(Tragik)-334(in)-334(der)-334(Geschichte)-334(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Cannes.)-252(So)-251(berichten)-250(die)-251(Stadtarchive)-251(von)-250(einem)-251(wilden)-250(Thiere,)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-345(1785)-346(das)-345(Land)-346(und)-345(die)-345(Stadt)-346(mit)-345(Schrecken)-345(erf\374llte.)-536(Kein)]TJ 0 -13.55 Td [(Bewohner)-476(der)-475(Stadt)-476(wagte)-475(sich)-476(mehr)-475(ins)-476(Freie.)-926(Schlie\337lich)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde)-409(eine)-410(Schar)-409(muthiger)-409(M\344nner)-410(bewaffnet,)-449(und)-409(es)-409(gelang)]TJ 0 -13.549 Td [(ihnen)-348(auch)-349(an)-348(der)-348(Grenze)-349(der)-348(Gemeinde)-348(das)-349(Thier)-348(zu)-348(erlegen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ein)-347(solches)-347(Thier)-348(hatte)-347(noch)-347(Niemand)-347(gesehen;)-396(man)-347(wu\337te)-347(es)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(203)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(nicht)-271(zu)-272(benennen.)-313(Ein)-272(heftiger)-271(Streit)-271(entspann)-272(sich)-271(nun)-271(um)-271(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Fell,)-230(zwischen)-225(den)-226(Gemeinden)-225(von)-225(Cannes,)-230(Grasse)-225(und)-225(Mougin,)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-197(deren)-197(gemeinsamen)-196(Grenzen)-197(das)-197(Thier)-196(gefallen)-197(war;)-215(es)-196(drohte)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-349(ernster)-348(Conflict,)-373(gl\374cklicher)-349(Weise)-349(machte)-348(der)-349(Marquis)-348(de)]TJ 0 -13.55 Td [(Caraman,)-511(commandirender)-459(General)-459(der)-458(Provence,)-511(demselben)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-414(Ende,)-455(indem)-413(er)-414(das)-414(Fell)-414(f\374r)-414(sich)-413(nahm.)-742(Nunmehr)-413(wurde)]TJ 0 -13.549 Td [(festgestellt,)-308(da\337)-296(dieses)-296(Fell)-296(von)-297(einer)-296(Hy\344ne)-296(stamme;)-319(wie)-296(jenes)]TJ 0 -13.549 Td [(Thier)-250(sich)-250(nach)-250(Cannes)-250(verirrt)-250(hat,)-250(ist)-250(unaufgekl\344rt)-250(geblieben.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Am)-256(Ende)-255(des)-256(vorigen)-256(Jahrhunderts)-256(war)-255(Cannes)-256(zu)-256(einer)-255(ganz)]TJ -11.956 -13.549 Td [(unbedeutenden)-339(Ortschaft)-338(herabgesunken.)-516(Als)-339(Horace)-338(Benedict)]TJ 0 -13.549 Td [(de)-443(Saussure)-443(sie)-444(1787)-443(besuchte,)-491(fand)-444(er)-443(nur)-443(ein)-443(paar)-443(Stra\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(vor,)-272(die)-267(fast)-268(ausschlie\337lich)-267(von)-268(Matrosen)-267(und)-268(Fischern)-267(bewohnt)]TJ 0 -13.549 Td [(waren.)-697(Die)-399(Sch\366nheit)-400(der)-399(Lage)-399(fiel)-399(ihm)-399(auf:)-1096(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 224.13 0 Td [(C'est)-399(un)-399(site)]TJ/F16 7.9701 Tf 66.894 0 Td [([205])]TJ/F31 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(vraiment)-317(d\351licieux)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.626 0 Td [(\253)-317(rief)-318(er)-317(auf)-317(dem)-318(H\374gel)-317(von)-317(St.)-318(Cassien)-317(aus,)]TJ -81.626 -13.549 Td [(als)-415(er)-415(den)-414(blauen)-415(Golf)-415(und)-415(die)-414(gr\374nen)-415(Inseln)-415(vor)-415(sich)-414(liegen)]TJ 0 -13.549 Td [(sah,)-390(dann)-362(\374ber)-362(das)-361(\374ppige)-362(Thal)-362(der)-362(Siagne,)-390(gegen)-362(Grasse)-361(und)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-520(grauen)-520(Kalkalpen)-520(schaute.)-1061(Auch)-520(die)-520(H\364tels)-520(in)-520(Cannes)]TJ 0 -13.549 Td [(waren)-504(damals)-503(einfacher)-504(als)-504(jetzt,)-567(dessen)-503(ungeachtet)-504(es)-503(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Erlanger)-383(Professor)-383(Heinrich)-382(Schubert)-383(im)-383(Jahre)-383(1822)-383(in)-382(einem)]TJ 0 -13.549 Td [(derselben)-183(sehr)-182(behagte.)-228(Er)-182(und)-183(\273die)-182(gute)-183(Hausfrau\253)-182(waren)-183(zu)-182(Fu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(\374ber)-334(das)-334(Esterel)-335(acht)-334(Stunden)-334(lang)-334(bis)-334(nach)-334(Cannes)-334(gewandert)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-452(kamen)-452(dort)-452(recht)-452(erm\374det)-452(in)-452(den)-452(hei\337en)-452(Mittagsstunden)]TJ 0 -13.549 Td [(an.)-686(Darauf)-395(hin)-395(schreibt)-395(Schubert:)-541(\273Wohler)-395(und)-395(erquicklicher)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-443(Muthe)-443(ist)-444(es)-443(wohl)-443(der)-443(guten)-444(Hausfrau,)-491(auf)-443(dieser)-443(ganzen)]TJ 0 -13.549 Td [(Reise,)-356(bei)-335(keinem)-335(anderen)-335(Mittagessen)-335(und)-335(in)-335(keinem)-335(anderen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wirthshause)-183(gewesen,)-197(als)-183(in)-183(dem)-183(b\374rgerlichen,)-197(f\374r)-183(uns)-183(daher)-183(sehr)]TJ 0 -13.549 Td [(passenden)-315(Wirthshause)-314(zu)-315(Cannes.)-444(Es)-315(war)-314(das)-315(H\344uslein)-314(gleich)]TJ 0 -13.55 Td [(eins)-307(der)-306(ersten)-307(in)-306(der)-306(H\344userreihe)-307(am)-306(Meeresstrande)-307(hin.)-419(Zwar)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-305(der)-305(oberen)-305(Etage,)-319(welche)-305(fast)-305(nur)-305(aus)-305(dem)-305(Zimmer)-305(bestand,)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-323(welchem)-323(wir)-323(a\337en,)-341(f\374hrte)-323(keine)-322(Marmorstiege,)-342(sondern)-322(eine)]TJ 0 -13.549 Td [(h\366lzerne)-389(Treppe)-389(von)-389(au\337en)-389(empor,)-424(es)-389(stieg)-389(sich)-389(aber)-389(eben)-389(so)]TJ 0 -13.549 Td [(schnell)-404(daran)-403(hinauf,)-442(als)-404(auf)-404(einer)-403(steinernen;)-481(der)-403(Balcon,)-442(an)]TJ 0 -13.55 Td [(dessen)-490(ge\366ffnete)-490(Th\374r)-491(wir)-490(uns)-490(hinsetzten,)-550(hatte)-490(zwar)-490(weder)]TJ 0 -13.549 Td [(eiserne)-366(noch)-366(bronzene)-366(Umz\344unung,)-395(sondern)-366(nur)-366(bretterne,)-395(die)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Aussicht)-273(von)-273(ihm)-273(hinaus)-273(auf)-273(das)-273(unter)-273(uns)-273(brandende)-273(Meer)-272(war)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-226(eben)-225(so)-226(weit)-226(und)-225(lieblich)-226(als)-226(von)-225(einem)-226(steinernen.\253)-225(\273Junge)]TJ 0 -13.549 Td [(H\374hnlein,)-218(seit)-210(wenigen)-210(Tagen)-211(erst)-210(aus)-210(dem)-210(Ei)-210(gekrochen,)-218(die)-210(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(ihrer)-337(Alten)-337(da)-338(im)-337(Speisesaal)-337(und)-337(auf)-337(dem)-337(Balcon)-337(herumliefen,)]TJ 0 -13.55 Td [(pickten)-375(die)-376(Kr\374mlein)-375(von)-375(Wei\337brod)-375(zusammen,)-407(die)-375(ihnen)-375(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Hausfrau)-314(auf)-314(den)-314(Boden)-314(streute.\253)-314(Dann)-314(aber,)-330(nachdem)-314(wir)-314(uns)]TJ 0 -13.549 Td [(an)-397(einem)-396(trefflichen)-397(Mahl)-396(ges\344ttigt)-397(und)-396(ausgeruht,)-433(\273verlie\337en)]TJ 0 -13.549 Td [(wir)]TJ/F30 10.9091 Tf 16.638 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.551 0 Td [(Strickbeutel)-192(und)-192(Pflanzenmappe)-192(unter)-193(dem)-192(Arme)]TJ/F30 10.9091 Tf 214.963 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 7.551 0 Td [(unseren)]TJ -246.703 -13.549 Td [(Balcon)-306(mit)-306(der)-307(lieblichen)-306(Meeresaussicht)-306(und)-306(die)-306(gutm\374thigen,)]TJ 0 -13.55 Td [(billigen)-244(Wirthsleute)-244(und)-243(zogen)-244(unter)-244(den)-244(schattigen)-244(B\344umen)-243(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Allee,)-458(neben)-416(dem)-416(anbrandenden)-416(Meere)-416(hinaus)-416(auf)-416(die)-416(Stra\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-250(Antibes.\253)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Da)-235(war)-236(es)-235(in)-236(der)-235(That)-235(anders)-236(in)-235(Cannes)-235(als)-236(jetzt!)-490(Den)-235(Anfang)]TJ/F16 7.9701 Tf -84.711 0 Td [([206])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(zu)-211(seiner)-211(jetzigen)-211(Gr\366\337e)-211(verdankt)-211(Cannes)-211(einem)-211(Zufall.)-237(Im)-211(Jahre)]TJ 0 -13.549 Td [(1834,)-322(als)-308(die)-308(Cholera)-308(im)-308(ganzen)-308(Norden)-308(von)-308(Europa)-307(herrschte,)]TJ 0 -13.549 Td [(sperrte)-289(sich)-290(Italien)-289(gegen)-290(dieselbe)-289(durch)-290(einen)-289(Grenzcordon)-289(ab.)]TJ 0 -13.55 Td [(Reisende,)-496(die)-447(aus)-447(Frankreich)-447(an)-447(diese)-446(K\374ste)-447(kamen,)-496(mu\337ten)]TJ 0 -13.549 Td [(mehrere)-234(Tage)-233(in)-234(dem)-233(seuchenfreien)-234(Cannes)-233(verweilen,)-237(bevor)-233(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-298(Grenze)-299(am)-298(Var)-298(\374berschreiten)-298(durften.)-395(Unter)-298(den)-298(Reisenden)]TJ 0 -13.549 Td [(befand)-479(sich)-479(auch)-479(Lord)-479(Brougham,)-536(der)-479(das)-479(Amt)-479(eines)-479(Lord-)]TJ 0 -13.549 Td [(Kanzlers)-265(von)-265(England)-265(vor)-265(Kurzem)-265(niedergelegt)-265(hatte)-265(und)-264(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-260(Tod)-260(seiner)-260(geliebten)-260(Tochter)-259(tief)-260(gebeugt,)-263(nach)-260(Italien)-259(eilte.)]TJ 0 -13.55 Td [(Ihm)-467(gefiel)-467(dieser)-467(Ort,)-521(an)-467(dem)-467(er)-467(nun)-467(unfreiwillig)-467(verweilen)]TJ 0 -13.549 Td [(mu\337te,)-297(so)-288(sehr,)-297(da\337)-287(er)-288(sich)-288(entschlo\337,)-287(an)-288(demselben)-288(zu)-287(bleiben.)]TJ 0 -13.549 Td [(Er)-334(lie\337)-334(sich)-334(in)-334(Cannes)-334(nieder)-334(und)-334(erbaute)-334(auf)-334(seiner)-334(Besitzung)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-197(Schlo\337)-197(Eleonore)-198(Louise,)-207(das)-198(den)-197(Namen)-197(seiner)-197(Tochter)-197(tr\344gt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Seinem)-389(Beispiel)-389(folgten)-388(zahlreiche)-389(seiner)-389(Landsleute,)-424(und)-388(die)]TJ 0 -13.55 Td [(vornehme)-406(englische)-406(Gesellschaft)-405(zog)-406(sich)-406(allm\344lig)-406(von)-405(Nizza)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-205(Cannes)-204(zur\374ck.)-235(Ihr)-204(folgte)-205(die)-204(franz\366sische)-205(Aristokratie,)-213(und)]TJ 0 -13.549 Td [(allm\344lig)-341(wuchs)-341(Cannes)-342(zu)-341(einem)-341(der)-341(vornehmsten)-341(Kurorte)-341(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Riviera)-250(an.)]TJ 139.175 -15.186 Td [(VI.)]TJ -127.219 -15.186 Td [(Den)-281(Bewohnern)-281(des)-281(westlichen)-281(Cannes)-281(k\366nnen)-281(die)-280(Ausfl\374ge)]TJ -11.956 -13.549 Td [(auf)-203(den)-202(H\366hen)-203(der)-202(Croix-des-Gardes)-203(diejenigen)-202(von)-203(\273La)-202(Maure\253)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(205)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(zum)-362(Theil)-361(ersetzen.)-585(Die)-362(Aussichten)-361(sind)-362(\344hnlich,)-389(doch)-362(gilt)-361(es)]TJ 0 -13.549 Td [(meist)-425(so)-425(viel)-425(Staub)-426(zu)-425(schlucken,)-469(ehe)-425(man)-425(sie)-425(erreicht!)-775(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Abh\344nge)-334(dieses)-334(150)-334(Meter)-334(hohen)-334(H\374gels)-334(sind)-334(mit)-334(den)-333(\344ltesten)]TJ 0 -13.549 Td [(Villen)-511(des)-511(neuen)-511(Cannes)-511(bedeckt;)-641(da)-511(lehnt)-511(sich)-511(auch)-511(jener)]TJ 0 -13.55 Td [(Ch\342teau)-255(d'Eleonore)-256(Louise)-255(an,)-257(der)-256(den)-255(Grund)-256(zu)-255(dem)-255(modernen)]TJ 0 -13.549 Td [(Kurort)-314(legte.)]TJ/F30 10.9091 Tf 61.274 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.883 0 Td [(Man)-314(darf)-314(es)-315(auch)-314(nicht)-314(unterlassen,)-330(den)-314(Garten)]TJ -70.157 -13.549 Td [(der)-282(Villa)-282(Larochefoucauld)-281(zu)-282(besuchen,)-290(dessen)-282(Zutritt)-281(Fremden)]TJ 0 -13.549 Td [(stets)-378(gestattet)-378(wird.)-633(Man)-378(erreicht)-378(ihn)-378(bald)-378(auf)-378(der)-378(Stra\337e)-377(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Fr\351jus.)-231(Die)-195(Ausblicke)-194(auf)-194(das)-194(nahe)-195(Esterel)-194(zwischen)-194(den)-194(Palmen,)]TJ 0 -13.55 Td [(Pinien)-278(und)-279(sonstigen)-278(\374ppigen)-279(Gew\344chsen)-278(des)-279(Gartens)-278(sind)-278(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Theil)-250(von)-250(hoher)-250(malerischer)-250(Wirkung.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([207])]TJ/F16 10.9091 Tf -279.068 -16.004 Td [(Ueber)-1227(alle)-1226(m\366glichen,)-1471(wenn)-1227(auch)-1227(nicht)-1226(immer)]TJ -11.956 -13.549 Td [(empfehlenswerthen)-668(Ausfl\374ge)-668(an)-668(den)-668(Kurorten)-668(der)-668(Riviera)]TJ 0 -13.549 Td [(orientiren)-411(jetzt)-410(vollst\344ndiger)-411(wie)-410(zuvor)-411(die)-410(in)-411(allerletzter)-410(Zeit)]TJ 0 -13.549 Td [(erschienenen)-232(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 64.932 0 Td [(Guides)-232(Joanne)]TJ/F16 10.9091 Tf 64.942 0 Td [(\253.)-244(Es)-232(gibt)-232(jetzt)-232(solche)-232(\273F\374hrer\253)-232(f\374r)]TJ -129.874 -13.55 Td [(Cannes,)-205(f\374r)-193(Nizza,)-205(Mentone,)-205(ja)-193(selbst)-194(f\374r)-193(das)-194(Esterel,)-205(und)-193(sie)-193(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(einzeln)-276(f\374r)-276(50)-276(Centimes)-277(oder)-276(einen)-276(Franc)-276(zu)-276(haben.)-328(Leider)-276(sind)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-205(auch)-204(in)-205(diesen)-204(F\374hrern)-205(die)-204(Angaben)-205(\374ber)-205(die)-204(Wege,)-214(die)-204(man)]TJ 0 -13.549 Td [(bei)-358(den)-359(einzelnen)-358(Ausfl\374gen)-358(einzuschlagen)-359(hat,)-385(so)-358(mangelhaft)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-251(die)-250(beigef\374gten)-251(Karten)-250(so)-251(unvollkommen,)-251(da\337)-250(man)-251(sich)-250(nur)]TJ 0 -13.55 Td [(selten)-250(zurechtfinden)-250(kann.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Ich)-340(plante)-341(noch)-340(einen)-341(Ausflug)-340(nach)-340(dem)-341(Cap)-340(d'Antibes)-340(und)]TJ -11.956 -13.549 Td [(stand)-313(mit)-313(Tagesanbruch)-312(auf,)-329(um)-313(m\366glichst)-312(viel)-313(Zeit)-313(vor)-313(mir)-312(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(haben.)-387(Ich)-295(trat)-296(ans)-295(Fenster)-295(und)-296(\366ffnete)-295(die)-296(L\344den:)-341(Der)-295(Himmel)]TJ 0 -13.549 Td [(war)-224(mit)-224(Wolken)-224(ganz)-225(bedeckt.)-241(Hinter)-224(denselben)-224(im)-224(Osten)-224(mu\337te)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-362(Sonne)-362(soeben)-362(aufgegangen)-361(sein.)-586(Unentschlossen)-362(blieb)-361(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(am)-296(Fenster)-296(stehen.)-388(Wird)-296(es)-295(der)-296(Sonne)-296(gelingen,)-308(die)-296(Wolken)-295(zu)]TJ 0 -13.55 Td [(zerstreuen?)-691(Leuchtende)-397(Stellen)-397(tauchten)-397(in)-397(der)-396(Wolkenmasse)]TJ 0 -13.549 Td [(nach)-370(einiger)-371(Zeit)-370(auf)-370(und)-371(erweckten)-370(freudige)-370(Hoffnung.)-611(Bald)]TJ 0 -13.549 Td [(schwanden)-312(sie)-311(aber)-312(wieder,)-326(und)-312(beklommen)-311(blickte)-312(ich)-311(empor,)]TJ 0 -13.549 Td [(gedr\374ckt)-251(von)-250(dem)-251(Gef\374hl,)-251(da\337)-251(es)-250(so)-251(tr\374b)-250(und)-251(traurig)-251(den)-250(ganzen)]TJ 0 -13.549 Td [(Tag)-281(\374ber)-280(bleiben)-281(k\366nne.)-342(Doch)-281(wieder)-281(lichten)-280(sich)-281(hier)-281(und)-280(dort)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-365(Wolken,)-394(sie)-365(wogen)-365(in)-365(schweren)-365(Massen)-365(wie)-365(ein)-364(bewegtes)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer;)-666(pl\366tzlich)-527(zerrei\337en)-527(sie)-527(an)-527(mehreren)-527(Stellen,)-596(und)-527(aus)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(gl\374hendem)-330(Rahmen)-330(blickt)-331(dort)-330(der)-330(leuchtende)-330(Himmel)-330(hervor.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-332(ist,)-352(als)-332(w\344re)-332(in)-332(den)-332(H\366hen)-332(eine)-332(Feuersbrunst)-331(ausgebrochen,)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-432(als)-431(dr\344ngen)-432(lange)-432(Feuerstrahlen)-431(aus)-432(den)-432(Oeffnungen)-431(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Wolken)-350(hervor,)-376(um)-350(die)-351(See)-350(und)-350(das)-351(Land)-350(zu)-350(entz\374nden.)-551(Jetzt)]TJ 0 -13.55 Td [(sind)-411(es)-412(Stellen)-411(im)-412(Meer,)-451(welche)-412(in)-411(Flammen)-412(aufgehen,)-451(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(leuchten)-383(die)-383(Lerinischen)-382(Inseln)-383(im)-383(rosigen)-383(Lichte)-383(auf)-382(dunkler)]TJ 0 -13.549 Td [(Woge,)-299(dann)-289(wieder)-288(entz\374nden)-289(sich)-289(die)-289(Gipfel)-289(des)-289(Esterel,)-298(dann)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-227(alte)-227(Cannes.)-242(Allm\344lig)-227(erblassen)-227(die)-227(Wolken,)-232(sie)-227(weichen)-226(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-256(siegreichen)-256(Sonne;)-259(sie)-255(l\366sen)-256(sich)-256(auf)-256(im)-256(goldigen)-256(Nebel)-255(und)]TJ 0 -13.55 Td [(schwinden.)-250(Der)-250(ganze)-250(Himmel)-250(erstrahlt)-250(in)-250(gl\344nzendem)-250(Licht.)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([208])]TJ/F16 10.9091 Tf 84.711 -18.458 Td [(Wir)-441(folgen)-441(der)-441(Stra\337e)-441(von)-441(Antibes,)-489(von)-441(Licht)-441(\374berfluthet.)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Solche)-358(Lichtf\374lle)-358(stimmt)-359(den)-358(Menschen)-358(freudig,)-385(erweckt)-358(neue)]TJ 0 -13.549 Td [(Hoffnungen)-285(und)-284(tr\344gt)-285(so)-285(sicherlich)-285(nicht)-284(wenig)-285(zur)-285(Heilung)-284(der)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-352(weilenden)-351(Kranken)-352(bei.)-555(Es)-351(ist)-352(das)-351(der)-352(suggestive)-351(Einflu\337)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-233(Sonnenlichtes;)-239(andererseits)-234(kommen)-233(demselben)-233(thats\344chlich)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-296(antiseptische)-296(Wirkungen)-295(zu.)-388(Intensives)-296(Sonnenlicht)-295(t\366dtet)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-542(Keime)-543(jener)-542(niederen)-542(Organismen,)-615(welche)-543(F\344ulni\337)-541(und)]TJ 0 -13.549 Td [(Zersetzung)-390(bewirken.)-671(Entsprechende)-391(Versuche)-390(haben)-390(gelehrt,)]TJ 0 -13.549 Td [(da\337)-404(eine)-403(Aussaat)-404(von)-404(Bacterien)-403(durch)-404(Licht)-404(sterilisirt)-403(werden)]TJ 0 -13.549 Td [(kann.)-818(Setzt)-440(man)-439(eine)-440(solche)-439(Aussaat)-440(dem)-439(Sonnenlichte)-439(aus,)]TJ 0 -13.549 Td [(h\344lt)-297(eine)-297(andere)-297(im)-297(Schatten,)-309(so)-297(werden)-297(die)-297(Keime)-296(der)-297(ersteren)]TJ 0 -13.55 Td [(get\366dtet)-276(und)-276(die)-275(der)-276(letzteren)-276(entwickeln)-275(sich)-276(weiter.)-327(Intensives)]TJ 0 -13.549 Td [(Sonnenlicht)-572(sterilisirt)-573(demgem\344\337)-571(auch)-573(die)-572(W\344sche)-572(und)-572(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Kleider)-534(von)-534(Kranken.)-1101(Es)-534(sterilisirt)-534(auch)-534(Seen)-534(und)-533(Fl\374sse,)]TJ 0 -13.549 Td [(falls)-489(ihr)-490(Wasser)-489(nicht)-490(zu)-489(tr\374b)-490(ist)-489(und)-490(den)-489(Lichtstrahlen)-489(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Eindringen)-270(nicht)-271(verw\344hrt.)-310(Die)-270(in)-271(der)-270(Luft)-270(schwebenden)-270(Keime)]TJ 0 -13.549 Td [(werden)-425(meist)-426(von)-425(dem)-425(Sonnenlicht)-426(get\366dtet.)-776(Mit)-425(Recht)-425(sagt)]TJ 0 -13.55 Td [(somit)-445(ein)-445(italienisches)-445(Spr\374chwort:)-639(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 172.441 0 Td [(Dove)-445(non)-445(entra)-445(il)-444(sole,)]TJ -172.441 -13.549 Td [(entra)-413(il)-412(medico.)]TJ/F16 10.9091 Tf 72.327 0 Td [(\253)-412(W\344re)-413(jenes)-412(Spr\374chwort)-413(nicht)-412(begr\374ndet,)-453(da)]TJ -72.327 -13.549 Td [(m\374\337ten)-186(unausstehliche)-187(Miasmen)-186(manches)-186(s\374dliche)-186(Land)-186(erf\374llen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-434(Infectionskrankheiten)-434(ununterbrochen)-434(es)-434(verheeren.)-801(Wie)]TJ 0 -13.549 Td [(wenig)-420(geschieht)-420(da)-420(meist)-421(f\374r)-420(die)-420(Desinfection.)-760(Die)-420(moderne)]TJ 0 -13.55 Td [(Hygiene)-649(ist)-649(ein)-649(Kind)-649(nordischer)-649(Himmelsstriche,)-749(und)-649(die)]TJ 0 -13.549 Td [(peinlichsten)-485(Anspr\374che)-484(an)-485(Reinlichkeit)-485(und)-484(Comfort)-485(sind)-484(in)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(207)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(L\344ndern)-233(erwachsen,)-237(in)-233(welchen)-233(der)-234(Nebel)-233(meist)-233(das)-233(Sonnenlicht)]TJ 0 -13.549 Td [(verh\374llt.)-826(W\344hrend)-442(wir)-442(unsere)-442(Wohnr\344ume)-442(nach)-441(M\366glichkeit)]TJ 0 -13.549 Td [(s\344ubern,)-321(f\374r)-307(Desinfection)-306(allerorts)-307(sorgen,)-321(\366ffnet)-307(der)-306(S\374dl\344nder)]TJ 0 -13.549 Td [(weit)-340(seine)-340(Fenster)-340(und)-340(l\344\337t)-340(sein)-340(ganzes)-340(Haus)-340(vom)-340(Sonnenlicht)]TJ 0 -13.55 Td [(durchstrahlen.)-873(Dazu)-457(ist)-458(aber)-458(dauernd)-457(klarer)-458(Himmel)-457(n\366thig.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.549 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.278 0 Td [(Bacterienkeime,)-490(die)-442(vom)-442(intensiven)-442(Sonnenlichte)-442(getroffen)]TJ -10.278 -13.549 Td [(werden,)-359(halten)-337(die)-337(Wirkung)-337(desselben)-338(nur)-337(kurze)-337(Zeit)-337(aus.)-511(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(Keime)-420(des)]TJ/F31 10.9091 Tf 52.786 0 Td [(Bacillus)-420(anthracis)]TJ/F16 10.9091 Tf 81.554 0 Td [(,)-462(jenes)-420(gef\344hrlichen)-420(Bacteriums,)]TJ -134.34 -13.549 Td [(das)-490(den)-490(Milzbrand)-489(bei)-490(Schafen)-490(und)-490(Rindern)-490(veranla\337t,)-549(sind)]TJ 0 -13.55 Td [(dann)-677(schon)-676(todt)-677(nach)-676(wenigen)-676(Stunden.)-1530(Ein)-676(englischer)]TJ 0 -13.549 Td [(Botaniker,)-245(Marshall)-244(Ward,)-246(hatte)-244(den)-244(Einfall,)-490(diese)-244(Wirkung)-244(des)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([209])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Lichtes)-391(auf)-390(Bacterienkeime)-390(gewisserma\337en)-391(photographisch)-390(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(veranschaulichen.)-293(Er)-265(breitete)-264(Gelatine,)-269(die)-264(mit)-264(Bacterienkeimen)]TJ 0 -13.549 Td [(versetzt)-406(war,)-445(auf)-406(einer)-406(Glastafel)-406(aus,)-445(stellte)-406(vor)-406(dieselbe)-405(eine)]TJ 0 -13.55 Td [(durchbrochene)-529(Zinnplatte)-529(und)-528(lie\337)-529(letztere)-529(vom)-528(Sonnenlicht)]TJ 0 -13.549 Td [(bescheinen.)-249(Nach)-247(wenigen)-248(Stunden)-247(wurde)-247(die)-248(Glastafel)-247(in)-247(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(dunklen,)-386(warmen)-358(Raum)-359(gelegt)-358(und)-359(dort)-358(l\344ngere)-359(Zeit)-358(gelassen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Ueberall)-517(da,)-584(wo)-517(das)-517(Sonnenlicht)-517(durch)-517(die)-516(Oeffnungen)-517(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Zinnplatte)-401(die)-401(Gelatine)-402(erreicht)-401(hatte,)-439(blieb)-401(letztere)-401(klar,)-439(weil)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-384(Keime)-383(in)-384(derselben)-383(get\366dtet)-384(waren,)-416(sie)-384(tr\374bte)-383(sich)-384(an)-383(den)]TJ 0 -13.549 Td [(\374brigen)-463(Stellen,)-516(weil)-463(die)-462(Keime)-463(dort)-463(unversehrt)-463(blieben)-462(und)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-487(zu)-487(tr\374ben)-487(Bacterienmassen)-486(vermehrten.)-961(So)-487(war)-487(das)-486(in)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-326(Zinnplatte)-326(geschnittene)-327(Bild)-326(deutlich)-326(auf)-326(der)-326(Gelatineplatte)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-352(erkennen.)-554(Selbst)-352(die)-351(Negative)-352(gew\366hnlicher)-351(Photographien)]TJ 0 -13.55 Td [(konnten)-190(benutzt)-190(werden,)-201(um)-190(positive)-190(Bacterienbilder)-190(zu)-189(erhalten,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-331(mit)-331(besonders)-331(empfindlichen)-331(Keimen)-331(operirt)-331(wurde.)-492(Ein)]TJ 0 -13.549 Td [(purpurfarbiges)-196(Bacterium)-195(der)-196(Themse)-195(lieferte)-196(so)-195(hinter)-196(den)-195(Glas-)]TJ 0 -13.549 Td [(Negativen)-195(englischer)-194(Landschaften)-194(zwar)-195(nicht)-194(scharfe,)-206(aber)-194(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(kenntliche)-250(Bilder)-250(derselben.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Die)-422(ganze)-422(Stra\337e)-422(von)-423(Antibes)-422(war)-422(jetzt)-422(blendend)-422(hell)-422(von)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Licht,)-353(von)-333(jenem)-332(grellen)-333(Licht,)-353(in)-333(welches)-332(alle)-333(Dinge)-332(tauchen,)]TJ 0 -13.549 Td [(wenn)-321(die)-322(Sonne)-321(hoch)-321(am)-322(Himmel)-321(steht.)-464(Auf)-321(der)-321(kreidewei\337en)]TJ 0 -13.55 Td [(Stra\337e)-530(wurden)-531(die)-530(Schatten)-530(immer)-531(k\374rzer)-530(und)-530(dunkler,)-600(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Halbschatten)-247(nahmen)-247(blaue)-248(T\366ne)-247(an.)-249(Die)-247(Palmengruppen)-247(in)-247(den)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(G\344rten)-188(gl\344nzten)-188(so)-188(stark,)-200(da\337)-188(sie)-188(fast)-188(wie)-188(fabelhafte)-188(Decorationen)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-238(einem)-237(Zauberst\374ck)-238(erschienen.)-246(Es)-238(war)-237(Fest)-238(der)-238(Sonne)-237(\374berall)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-257(der)-256(Natur,)-258(und)-257(diese)-256(festliche)-257(fr\366hliche)-256(Stimmung)-257(theilte)-256(sich)]TJ 0 -13.549 Td [(uns)-387(auch)-387(mit.)]TJ/F30 10.9091 Tf 68.677 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 9.675 0 Td [(Wenig)-387(Orte)-387(in)-387(Europa)-386(gibt)-387(es,)-421(die)-387(\374ber)-387(eine)]TJ -78.352 -13.55 Td [(gleich)-270(gro\337e)-271(Lichtf\374lle)-270(verf\374gen.)-310(An)-271(dieser)-270(goldigen)-270(K\374ste)-270(darf)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-426(das)-426(Mittelmeer)-425(r\374hmen,)-470(Spiegel)-426(der)-426(Sonne)-425(zu)-426(sein.)-777(An)]TJ 0 -13.549 Td [(Klarheit)-423(der)-423(Luft)-423(k\366nnen)-423(mit)-423(der)-423(Gegend)-423(um)-423(Nizza)-423(sich)-422(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(Valencia)-259(und)-259(Alicante)-259(messen.)-277(W\344hrend)-259(von)-259(dem)-259(Eifelthurm)-259(in)]TJ 0 -13.549 Td [(Paris)-204(die)-204(Aussicht)-204(im)-204(g\374nstigsten)-204(Falle)-204(bis)-204(auf)-204(hundert)-204(Kilometer)]TJ 0 -13.55 Td [(reicht,)-251(zeigt)-251(hier)-251(nicht)-250(selten)-251(Corsica)-251(dem)-251(erstaunten)-251(Auge)-250(seine)]TJ 0 -13.549 Td [(zackigen)-421(Gipfel,)-465(die)-421(um)-421(mehr)-422(als)-421(200)-421(Kilometer)-843(von)-421(dieser)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([210])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(K\374ste)-281(entfernt)-280(sind.)-342(Daher)-280(mit)-281(vollem)-280(Recht)-281(der)-280(Mont)-281(Gros)-280(bei)]TJ 0 -13.549 Td [(Nizza)-362(zum)-363(Bau)-362(eines)-362(astronomischen)-362(Observatoriums)-362(gew\344hlt)]TJ 0 -13.549 Td [(wurde.)-249(Auch)-248(regnet)-248(es)-248(in)-248(Nizza)-248(durchschnittlich)-248(im)-248(Jahre)-248(nur)-247(an)]TJ 0 -13.55 Td [(67)-297(Tagen.)-390(Der)-296(Regen)-297(dauert)-297(nicht)-296(lange,)-309(ist)-296(daf\374r)-297(oft)-297(so)-296(heftig,)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-248(in)-248(den)-247(Tropen.)-250(Auch)-247(in)-248(diesem)-248(Fr\374hjahr)-248(hatten)-248(wir)-247(w\344hrend)]TJ 0 -13.549 Td [(unseres)-297(f\374nfw\366chentlichen)-297(Aufenthalts,)-309(von)-297(Mitte)-297(M\344rz)-297(bis)-296(zur)]TJ 0 -13.549 Td [(zweiten)-281(H\344lfte)-281(des)-281(April,)-288(nur)-281(drei)-281(Tage)-281(mit)-281(anhaltendem)-280(Regen)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-266(zu)-266(verzeichnen.)-299(Wir)-266(waren)-266(thats\344chlich)-266(die)-266(ganze)-266(Zeit)-266(\374ber)]TJ 0 -13.55 Td [(wie)-250(in)-250(ein)-250(Lichtbad)-250(getaucht.)]TJ 11.956 -18.458 Td [(Die)-336(Stra\337e)-335(f\374hrte)-336(uns)-336(an)-335(dem)-336(Orte)-336(Golfe)-335(Jouan)-336(vorbei)-335(nach)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Jouan)-331(les)-332(Pins.)-493(Nun)-332(folgten)-331(wir)-331(unter)-332(Pinien)-331(im)-331(weiten)-331(Bogen)]TJ 0 -13.549 Td [(dem)-315(Meeresstrande.)-444(Unser)-314(Blick)-315(verlor)-315(sich)-314(im)-315(endlosen)-314(Meer)]TJ 0 -13.549 Td [(oder)-373(er)-374(ruhte)-373(auf)-374(dem)-373(Esterel)-373(und)-374(den)-373(Lerinischen)-373(Inseln.)-620(Es)]TJ 0 -13.549 Td [(waren)-477(das)-476(die)-476(alten,)-534(liebgewonnenen)-476(Bilder)-477(in)-476(immer)-476(neuer)]TJ 0 -13.549 Td [(Umrahmung.)-797(Bald)-432(begr\374\337ten)-433(wir)-432(das)-432(Cap)-433(und)-432(traten)-432(in)-432(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Garten)-432(des)-432(Caph\364tels)-432(ein.)-797(Da)-432(ist)-432(Alles)-432(noch)-432(so)-432(wie)-432(es)-432(war,)]TJ 0 -13.55 Td [(derselbe)-211(\374ppige)-210(Pflanzenwuchs,)-219(derselbe)-210(Duft)-211(der)-211(Maquis.)-236(Doch)]TJ 0 -13.549 Td [(fremdartig)-342(blicken)-343(uns)-342(merkw\374rdige)-342(Bauten)-343(von)-342(der)-342(\344u\337ersten)]TJ 0 -13.549 Td [(Spitze)-482(der)-481(Landzunge)-482(an.)-944(Haben)-482(die)-481(Saracenen)-482(wieder)-481(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Land)-354(erobert)-354(und)-355(sich)-354(am)-354(Cap)-354(niedergelassen?)-563(Das)-354(sind)-354(doch)]TJ 0 -13.549 Td [(maurische)-285(Bauten,)-294(die)-285(sich)-284(dort)-285(erheben,)-294(eine)-285(Moschee,)-294(die)-284(mit)]TJ 0 -13.55 Td [(ihrer)-283(schlanken)-283(Kuppel)-283(in)-284(die)-283(L\374fte)-283(ragt!)-349(Eine)-283(Mauer)-283(sperrt)-283(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Spitze)-156(des)-156(Caps)-156(vom)-156(H\364telgarten)-156(ab,)-175(doch)-156(gl\374cklicherweise)-156(ist)-155(sie)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(209)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(schon)-206(durchbrochen)-206(und)-206(nichts)-206(hindert)-207(uns,)-214(weiter)-206(vorzudringen.)]TJ 11.956 -14.776 Td [(Es)-466(war)-466(nicht)-466(ein)-466(Saracene,)-520(sondern)-466(ein)-466(Pariser,)-520(der)-465(diese)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Bauten)-337(errichten)-337(lie\337.)-337(Er)-337(starb)-337(ohne)-337(das)-337(Ende)-337(seiner)-337(Werke)-337(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(sehen.)-768(Sein)-423(Wunsch,)-466(hier)-422(begraben)-423(zu)-423(werden,)-466(konnte)-422(nicht)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-510(Erf\374llung)-510(gehen.)-1030(Die)-510(franz\366sische)-510(Regierung)-510(verbot)-510(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Bestattung)-250(am)-250(Cap;)-250(die)-250(Familie)-250(gab)-250(daher)-250(die)-250(Besitzung)-250(auf.)]TJ 11.956 -14.777 Td [(So)-305(wird)-305(denn)-304(dieses)-305(St\374ck)-305(Orient)-305(hier)-305(wieder)-304(verschwinden,)]TJ -11.956 -13.549 Td [(vielleicht)-496(Ruinen)-496(bilden,)-558(die)-496(man)-496(dermalen)-496(als)-496(saracenische)]TJ 0 -13.549 Td [(deuten)-301(wird.)-401(Der)-300(Fischer)-301(aber,)-313(dem)-301(ein)-300(St\374ck)-300(Strand)-301(nach)-300(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(andern)-382(entzogen)-381(wird,)-415(hat)-381(vom)-382(Cap)-381(wieder)-382(Besitz)-382(ergriffen.)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([211])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(Mit)-232(sichtlicher)-232(Schadenfreude)-232(zerst\366rt)-232(er)-232(die)-232(Mauer,)-236(di)1(e)-232(ihm)-232(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Zugang)-351(zu)-352(den)-351(Felsen)-352(sperrte,)-376(auf)-352(denen)-351(er)-351(gewohnt)-352(war,)-376(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Kind)-240(auf)-240(zu)-240(fischen.)-246(Und)-240(auch)-240(der)-240(Fremde,)-242(der)-240(das)-240(Cap)-239(besucht,)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-390(wieder)-391(ungehindert)-390(auf)-390(diesen)-390(zerrissenen)-390(Felsenklippen)]TJ 0 -13.549 Td [(streifen)-313(und)-314(dem)-313(geheimni\337vollen)-313(Rauschen)-314(der)-313(Wogen)-313(in)-313(den)]TJ 0 -13.55 Td [(tiefen)-250(Spalten)-250(des)-250(Gesteines)-250(lauschen.)]TJ 137.358 -14.776 Td [(VII.)]TJ -125.402 -14.777 Td [(Einige)-336(Tage)-336(sp\344ter)-337(verlie\337en)-336(wir)-336(Cannes)-336(und)-336(siedelten)-336(nach)]TJ -11.956 -13.549 Td [(dem)-503(Cap)-504(Martin)-503(\374ber.)-1011(Eine)-503(englische)-504(Gesellschaft)-503(hat)-503(vor)]TJ 0 -13.549 Td [(einiger)-550(Zeit)-551(dieses)-550(ganze)-550(Cap)-550(erworben)-551(und)-550(ein)-550(H\364tel)-550(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(demselben)-504(errichtet,)-568(das)-504(zu)-504(den)-504(comfortabelsten)-504(der)-504(ganzen)]TJ 0 -13.55 Td [(Riviera)-245(geh\366rt.)-248(Hat)-245(man)-244(es)-245(sonst)-245(zu)-244(bedauern,)-246(da\337)-245(die)-244(sch\366nsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Punkte)-419(dieser)-419(K\374ste)-418(der)-419(Speculation)-419(zum)-419(Opfer)-419(fallen,)-461(so)-418(ist)]TJ 0 -13.549 Td [(dies)-373(beim)-373(Cap)-373(Martin)-373(nicht)-373(der)-373(Fall.)-619(Denn)-373(mit)-373(viel)-373(Geschick)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-226(Geschmack)-226(verstand)-226(es)-226(die)-226(englische)-227(Gesellschaft,)-230(dem)-226(Cap)]TJ 0 -13.549 Td [(seinen)-446(urspr\374nglichen)-445(Charakter)-446(zu)-446(wahren)-445(und)-446(den)-445(sch\366nen)]TJ 0 -13.549 Td [(Wald)-277(von)-277(Aleppokiefern,)-284(mit)-277(dem)-277(das)-277(Cap)-277(bedeckt)-277(ist,)-283(in)-277(einen)]TJ 0 -13.55 Td [(nicht)-156(minder)-157(sch\366nen)-156(englischen)-156(Park)-156(zu)-156(verwandeln.)-219(Sie)-156(schonte)]TJ 0 -13.549 Td [(jeden)-215(einzelnen)-216(Baum;)-227(die)-215(Maquis)-216(am)-215(westlichen)-216(Strande)-215(hat)-215(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-160(ihrem)-161(urspr\374nglichen)-160(Zustand)-161(belassen,)-178(fremdartige)-160(Gew\344chse)]TJ 0 -13.549 Td [(nur)-548(in)-548(discretester)-548(Weise)-548(angebracht.)-1144(Das)-548(H\364tel)-548(steht)-548(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-489(H\366he,)-548(am)-489(s\374dlichen)-489(Ende)-488(des)-489(Caps,)-548(noch)-489(in)-489(den)-488(Wald)]TJ 0 -13.55 Td [(eingeschlossen,)-255(von)-253(welchem)-254(man)-253(nur)-254(so)-254(viel)-253(entfernte,)-255(als)-253(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Bau)-292(des)-293(Hauses)-292(durchaus)-293(nothwendig)-292(schien.)-378(Auch)-292(werden)-292(die)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Grundst\374cke)-168(am)-167(Cap)-168(von)-167(der)-168(Gesellschaft)-167(nur)-168(unter)-167(Bedingungen)]TJ 0 -13.549 Td [(verkauft,)-584(die)-517(den)-517(neuen)-517(Besitzer)-517(zur)-517(Schonung)-516(des)-517(Waldes)]TJ 0 -13.549 Td [(verpflichten.)-810(So)-437(merkt)-436(man)-437(nicht)-437(viel)-436(von)-437(den)-436(entstehenden)]TJ 0 -13.549 Td [(Villen)-473(im)-472(Walde,)-529(und)-473(man)-472(mu\337)-473(auf)-473(die)-472(H\366hen)-473(steigen,)-528(die)]TJ 0 -13.55 Td [(das)-387(Cap)-386(beherrschen,)-421(um)-386(sie)-387(zu)-386(entdecken.)-659(Der)-387(Strand)-386(sollte)]TJ 0 -13.549 Td [(frei)-443(bleiben,)-491(daher)-443(keines)-443(der)-443(verkauften)-443(Grundst\374cke)-443(bis)-443(zu)]TJ 0 -13.549 Td [(demselben)-381(reicht.)-644(Man)-381(kann)-381(vom)-381(H\364tel)-381(aus)-381(jetzt)-381(ungehindert)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-303(Wegen)-303(folgen,)-316(die)-303(sich)-303(um)-303(das)-303(ganze)-303(Cap)-303(ziehen.)-409(An)-303(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(\366stlichen)-281(Ufer)-281(des)-281(Caps)-280(l\344uft)-281(die)-281(Landstra\337e,)-289(die)-281(nach)-280(Mentone)]TJ 0 -13.55 Td [(f\374hrt;)-265(sie)-260(ist)-519(staubig,)-263(und)-259(sucht)-260(man)-260(sie)-260(daher)-260(nach)-259(M\366glichkeit)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([212])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(auf)-357(den)-357(Spazierg\344ngen)-357(zu)-357(meiden.)-571(Das)-357(kann)-357(man)-357(auch,)-383(wenn)]TJ 0 -13.549 Td [(man)-242(die)-242(Stra\337en)-242(einschl\344gt,)-243(die)-242(im)-242(Walde,)-244(am)-242(R\374cken)-242(des)-241(Caps,)]TJ 0 -13.549 Td [(verlaufen.)-252(Besonders)-251(anziehend)-251(und)-251(von)-250(Staub)-251(ganz)-251(frei)-251(ist)-250(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-356(Fu\337weg,)-382(der)-355(in)-356(westlicher)-356(Richtung)-355(am)-356(Cap)-356(sich)-355(hinzieht.)]TJ 0 -13.55 Td [(Er)-515(folgt)-515(auf)-515(langer)-515(Strecke)-515(zwischen)-515(Kiefern)-515(und)-515(w\374rzigen)]TJ 0 -13.549 Td [(Str\344uchern)-258(dem)-258(Strande.)-273(Er)-258(ist)-258(so)-258(sch\366n,)-260(bietet)-258(so)-257(mannigfaltige)]TJ 0 -13.549 Td [(Ausblicke,)-298(da\337)-288(man)-289(nicht)-288(m\374de)-288(wird,)-298(auf)-289(ihm)-288(zu)-288(wandern.)-365(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Weg)-228(steigt)-228(auf)-228(und)-228(ab,)-233(immer)-228(in)-228(unmittelbarer)-228(N\344he)-228(des)-228(Meeres,)]TJ 0 -13.549 Td [(dicht)-189(\374ber)-190(zerrissene)-189(Felsenmassen.)-230(Myrten,)-201(Pistacien,)-201(Rosmarin)]TJ 0 -13.55 Td [(umranden)-535(ihn,)-605(h\344ufig)-535(w\344chst)-535(da)-534(au\337erdem)-535(der)-534(immergr\374ne)]TJ 0 -13.549 Td [(Wegedorn)-418(mit)-417(dunklen)-418(Beeren,)-459(der)]TJ/F31 10.9091 Tf 165.922 0 Td [(Rhamnus)-418(alaternus)]TJ/F16 10.9091 Tf 86.373 0 Td [(,)-459(auch)]TJ -252.295 -13.549 Td [(das)-227(interessante)]TJ/F31 10.9091 Tf 70.995 0 Td [(Cneorum)-227(tricoccum)]TJ/F16 10.9091 Tf 89.18 0 Td [(mit)-227(kleinen)-227(gelben)-227(Bl\374then,)]TJ -160.175 -13.549 Td [(das)-290(uns)-290(schon)-290(aus)-289(den)-290(Maquis)-290(von)-290(Antibes)-290(bekannt)-290(ist,)-300(und)-289(die)]TJ 0 -13.549 Td [(w\374rzige)-382(Weinraute)-382(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 92.546 0 Td [(Ruta)-382(bracteosa)]TJ/F16 10.9091 Tf 67.802 0 Td [(\051,)-415(die)-382(um)-383(diese)-382(Zeit)-382(schon)]TJ -160.348 -13.55 Td [(ihre)-456(gelbgr\374nen)-455(Bl\374thendolden)-456(entfaltet.)-866(Bei)-456(jeder)-455(Windung)]TJ 0 -13.549 Td [(des)-473(Weges)-473(ragen)-474(neue)-473(Felsen)-473(aus)-473(dem)-473(Meer)-473(hervor,)-529(immer)]TJ 0 -13.549 Td [(anders)-480(geformt,)-538(in)-480(unersch\366pflichem)-479(Wechsel.)-940(Ueberall)-480(die)]TJ 0 -13.549 Td [(anbrausenden)-511(Wogen)-512(mit)-511(ihrem)-512(Silberrand,)-577(hier)-511(von)-511(tiefem)]TJ 0 -13.549 Td [(Blau,)-481(dort)-435(von)-434(hellem)-435(Gr\374n,)-481(dort)-434(wieder)-435(in)-435(violetten)-434(T\366nen;)]TJ 0 -13.549 Td [(dann)-474(pl\366tzlich)-473(vor\374bereilende)-474(Fischerbarken,)-530(grell)-473(beleuchtet)]TJ 0 -13.55 Td [(im)-589(lichten)-589(Schein)-589(der)-588(Sonne.)-1267(Die)-589(Ruder)-589(tauchen)-589(wie)-588(in)]TJ 0 -13.549 Td [(fl\374ssiges)-476(Metall,)-533(und)-476(funkelnde)-477(Tropfen)-476(fallen)-476(von)-476(ihnen)-476(in)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-453(Meer)-453(zur\374ck.)-858(Weite)-453(Blicke)-452(\366ffnen)-453(sich)-453(\374ber)-453(die)-452(K\374ste:)]TJ 0 -13.549 Td [(hier)-375(Monte)-375(Carlo,)-406(sanft)-375(vom)-375(Meere)-375(aufsteigend,)-406(dort)-375(Monaco)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(211)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(auf)-445(seinem)-444(steilen)-445(Fels,)-493(dar\374ber,)-493(wie)-445(auf)-445(Wache,)-493(die)-444(riesige)]TJ 0 -13.549 Td [(\273T\352te)-299(de)-300(Chien\253.)-397(Ganz)-300(in)-299(der)-299(N\344he)-300(liegt)-299(am)-299(Bergesabhang)-299(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsennest)-319(Roccabruna,)-337(in)-319(Orangenhaine)-320(geh\374llt,)-336(umrahmt)-319(von)]TJ 0 -13.549 Td [(Cypressen)-211(und)-211(Carouben.)-237(So)-210(l\344\337t)-211(sich)-211(hier)-211(genu\337reich)-211(am)-210(fr\374hen)]TJ 0 -13.55 Td [(Morgen)-222(wandern,)-227(da)-222(die)-221(Sonne)-222(noch)-221(im)-222(Osten)-222(steht,)-227(im)-221(Schatten)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-441(B\344ume)-442(und)-441(des)-441(steil)-441(aufsteigenden)-442(Caps;)-536(felsauf,)-489(felsab,)]TJ 0 -13.549 Td [(einmal)-312(dicht)-313(am)-312(Meere,)-328(dann)-312(\374ber)-312(demselben,)-328(dann)-312(wieder)-312(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Strand,)-531(wo)-474(die)-475(Welle)-475(bis)-474(zu)-475(den)-475(F\374\337en)-474(rollt.)-924(Doch)-475(gilt)-474(es)]TJ 0 -13.549 Td [(fr\374h)-272(aufzubrechen,)-277(denn)-272(das)-272(Cap)-272(ist)-272(nicht)-271(rein)-272(s\374dlich,)-278(sondern)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([213])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(s\374dwestlich)-254(gerichtet,)-255(und)-254(bald)-254(beginnen)-254(die)-254(Strahlen)-254(der)-254(Sonne)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-438(den)-437(westlichen)-438(Abhang)-437(zu)-438(streifen.)-813(Da)-437(stellt)-438(sich)-437(aber)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-240(erw\374nschte)-239(Schatten)-240(am)-240(\366stlichen)-240(Strande)-239(ein.)-247(Zwischen)-239(der)]TJ 0 -13.549 Td [(staubigen)-188(Stra\337e)-187(und)-188(dem)-188(Meere)-187(liegt)-188(ein)-188(Felsenstreifen,)-200(auf)-187(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Kiefern)-285(wachsen,)-293(und)-285(wo)-285(man,)-294(von)-284(Staub)-285(nicht)-285(bel\344stigt,)-293(ruhen)]TJ 0 -13.55 Td [(kann.)-592(Auch)-364(hier)-364(ist)-364(der)-364(Strand)-364(tief)-364(zerkl\374ftet)-364(und)-364(bildet)-363(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(bewegten)-293(Vordergrund)-293(f\374r)-292(das)-293(Bild,)-303(das)-293(sich)-293(jenseits)-293(der)-292(Bucht)]TJ 0 -13.549 Td [(entfaltet.)-423(Die)-307(Kiefern)-308(neigen)-307(sich)-308(vor)-307(\374ber)-308(die)-308(Felsen,)-321(strecken)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-495(Kronen)-495(dem)-495(Meer)-494(entgegen)-495(und)-495(fassen)-495(hier)-495(das)-494(wei\337e)]TJ 0 -13.549 Td [(Mentone,)-269(dort)-266(die)-265(hohen)-266(Gipfel)-265(\374ber)-265(demselben,)-270(dort)-265(wieder)-265(La)]TJ 0 -13.55 Td [(Mortola)-217(oder)-218(Bordighera)-217(ein)-218(in)-217(ihr)-218(gr\374nes)-217(Laub.)-239(Oft)-217(stundenlang)]TJ 0 -13.549 Td [(sa\337en)-431(wir)-430(auf)-431(diesen)-430(Felsen,)-476(ein)-430(Buch)-431(in)-430(der)-431(Hand,)-475(blickten)]TJ 0 -13.549 Td [(auch)-416(h\344ufig)-416(\374ber)-415(dasselbe)-416(hinweg,)-457(hinaus)-416(in)-416(die)-416(blaue)-415(Fluth.)]TJ 0 -13.549 Td [(Zeitweise)-205(waren)-205(es)-205(auch)-205(Fischer,)-214(die)-205(unsere)-205(Aufmerksamkeit)-204(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-294(lenkten.)-383(Sie)-294(sp\344heten)-294(in)-294(der)-294(N\344he)-295(den)-294(Fischen)-294(nach.)-382(Einer)]TJ 0 -13.55 Td [(sa\337)-173(oben)-173(\374ber)-173(dem)-173(Felsen)-173(auf)-173(einem)-173(Gestell)-173(aus)-173(drei)-173(verbundenen)]TJ 0 -13.549 Td [(Stangen)-376(und)-376(schaute)-375(unabl\344ssig)-376(in)-376(die)-375(Tiefe.)-628(Andere)-375(lagerten)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-503(einem)-503(Boot,)-567(bereit)-503(auf)-503(ein)-503(gegebenes)-503(Zeichen)-503(die)-503(Netze)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-468(heben.)-903(Die)-468(Netze)-468(waren)-468(an)-467(einem)-468(leeren,)-522(quergestellten)]TJ 0 -13.549 Td [(Boote)-467(befestigt)-467(und)-467(bildeten)-467(ein)-467(Dreieck,)-521(das)-467(an)-467(einer)-466(Seite)]TJ 0 -13.549 Td [(offen)-421(stand.)-763(Erblickte)-421(der)-421(Sp\344her)-421(Fische,)-464(die)-421(in)-421(das)-421(Dreieck)]TJ 0 -13.55 Td [(eingeschwommen)-291(waren,)-302(so)-292(zog)-291(er)-291(an)-292(einem)-291(Seil)-292(und)-291(da\337)-291(Netz)]TJ 0 -13.549 Td [(schlo\337)-276(sich)-276(nun)-276(auch)-276(an)-276(der)-276(freigehaltenen)-276(Seite.)-328(Rasch)-276(n\344herte)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-413(da\337)-412(Boot)-413(dem)-413(Ufer,)-453(schnitt)-413(den)-413(Fischen)-413(jeden)-412(R\374ckweg)]TJ 0 -13.549 Td [(ab;)-542(die)-444(Netze)-445(wurden)-444(emporgezogen,)-493(und)-445(meist)-444(einige)-444(nicht)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(eben)-275(gro\337e)-275(Fische,)-281(oft)-275(auch)-275(nur)-275(ein)-275(einziges)-275(solches)-274(zappelndes)]TJ 0 -13.549 Td [(Gesch\366pf)-210(erkapert.)-236(Die)-210(Geduld)-210(dieser)-209(Menschen)-210(erweckte)-210(in)-209(mir)]TJ 0 -13.549 Td [(besondere)-246(Bewunderung.)-249(Stundenlang)-246(lagen)-246(sie)-246(da)-246(unbeweglich)]TJ 0 -13.549 Td [(im)-436(Boote;)-529(den)-436(ganzen)-436(Tag)-436(\374ber)-436(hockte)-436(der)-436(Sp\344her)-436(oben)-435(auf)]TJ 0 -13.55 Td [(seiner)-262(Stangenpyramide,)-266(und)-262(die)-263(Zeit)-262(wurde)-262(ihm,)-266(wie)-262(es)-262(schien,)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-227(lang.)-243(Was)-227(f\374r)-227(ein)-227(Gegensatz)-227(zu)-227(solchen)-227(Menschen)-227(wie)-227(wir,)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-384(wir)-383(uns)-384(den)-384(ganzen)-384(Tag)-383(\374ber)-384(hetzen)-384(und)-383(aufreiben,)-417(keine)]TJ 0 -13.549 Td [(Viertelstunde)-195(unbenutzt)-195(lassen)-196(und)-195(nun)-195(hierher)-195(kommen)-195(m\374ssen,)]TJ 0 -13.549 Td [(damit)-224(unsere)-224(Nerven)-225(sich)-224(wieder)-448(etwas)-225(beruhigen.)-241(Der)-224(Mann)-224(da)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([214])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.55 Td [(oben)-347(auf)-346(seiner)-347(Pyramide)-347(erinnerte)-347(mich)-346(aber)-347(lebhaft)-347(an)-346(einen)]TJ 0 -13.549 Td [(Seeadler,)-284(den)-277(ich)-277(auf)-278(einem)-277(hohen)-277(Felsen)-277(von)-277(Antibes,)-284(an)-277(einer)]TJ 0 -13.549 Td [(einsamen)-332(Stelle)-332(des)-332(Strandes,)-352(einst)-332(sitzen)-332(sah.)-496(Auch)-332(er)-332(blickte)]TJ 0 -13.549 Td [(starr)-330(in)-330(das)-330(Wasser,)-350(blickte)-330(lange)-330(und)-330(geduldig,)-350(ohne)-330(auch)-330(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-335(Kopf)-334(zu)-335(bewegen,)-355(st\374rzte)-335(sich)-335(dann)-334(wie)-335(ein)-334(Pfeil)-335(hinab)-334(in)]TJ 0 -13.55 Td [(die)-366(Fluth)-366(und)-366(stieg)-366(auf)-366(in)-366(die)-366(Wolken)-366(mit)-366(einem)-366(Fisch)-366(in)-365(den)]TJ 0 -13.549 Td [(Krallen.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Das)-358(H\364tel)-357(am)-358(Cap)-358(Martin)-358(ragt)-357(\374ber)-358(die)-358(B\344ume)-358(des)-357(Waldes)]TJ -11.956 -13.549 Td [(empor.)-548(S\374dw\344rts)-349(er\366ffnet)-349(es)-349(die)-350(Aussicht)-349(auf)-349(das)-349(weite)-349(Meer.)]TJ 0 -13.549 Td [(Nordw\344rts)-208(gestattet)-209(es,)-216(\374ber)-208(den)-209(gew\366lbten)-208(Kuppeln)-208(des)-208(Waldes,)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-273(ganzen)-273(Bergkette)-273(zu)-273(folgen,)-279(welche)-273(diese)-273(K\374ste)-273(sch\374tzt.)-319(Da)]TJ 0 -13.55 Td [(reihen)-371(sie)-371(sich)-372(an)-371(einander)-371(diese)-371(gewaltigen)-371(Berge)-371(vom)-371(Mont)]TJ 0 -13.549 Td [(Agel)-387(im)-388(Osten,)-421(bis)-387(zum)-388(Berceau)-387(im)-387(Westen;)-456(die)-387(m\344chtigsten)]TJ 0 -13.549 Td [(Kalkriesen)-272(liegen)-273(in)-272(der)-273(Mitte)-272(und)-272(schneiden)-273(mit)-272(scharfem)-272(Grat)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-218(den)-218(blauen)-218(Himmel)-218(ein.)-240(Jeden)-218(Abend)-218(waren)-218(unsere)-218(Blicke)-218(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(sie)-325(gerichtet,)-344(wenn)-325(die)-325(schwindende)-325(Sonne)-325(ihre)-324(Gipfel)-325(r\366thete,)]TJ 0 -13.55 Td [(ein)-476(Gipfel)-476(nach)-476(dem)-475(andern)-476(dann)-476(langsam)-476(erlosch.)-927(Oefters)]TJ 0 -13.549 Td [(stiegen)-275(wir)-274(auch)-275(gegen)-275(Abend)-275(zum)-274(\366stlichen)-275(Strande)-275(hinab,)-280(um)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-270(Beleuchtung)-271(der)-270(K\374ste)-270(zu)-271(schauen.)-311(W\344hrend)-270(tiefer)-270(Schatten)]TJ 0 -13.549 Td [(schon)-295(Mentone)-294(deckte,)-306(flammte)-294(im)-295(purpurnen)-294(Lichte)-295(noch)-294(Alt-)]TJ 0 -13.549 Td [(Bordighera.)-552(Ein)-350(Liebling)-351(der)-350(Sonne)-351(an)-350(dieser)-351(goldigen)-350(K\374ste,)]TJ 0 -13.549 Td [(empf\344ngt)-250(es)-250(am)-250(Abend)-250(ihren)-250(letzten)-250(Gru\337.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Wenn)-184(es)-185(dann)-184(ganz)-185(dunkel)-184(war,)-198(zogen)-184(wir)-185(nochmals)-184(ans)-184(Meer.)]TJ -11.956 -13.55 Td [(Es)-473(galt)-473(Mentone)-472(und)-473(Monte)-473(Carlo)-473(in)-473(ihrem)-472(Lichterschmuck)]TJ 0 -13.549 Td [(zu)-453(betrachten.)-861(Monte)-453(Carlo)-454(im)-453(Besonderen)-454(sieht)-453(dann)-453(ganz)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(213)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(feenhaft)-296(aus.)-389(Tausende)-296(von)-296(Lichtern)-297(dr\344ngen)-296(sich)-296(am)-296(Fu\337e)-296(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Berges)-205(zusammen,)-213(der)-205(einen)-205(dunklen)-204(Schatten)-205(auf)-205(den)-204(bestirnten)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-378(wirft.)-635(Ich)-378(schaute)-379(oft)-378(in)-378(dieses)-378(Bild,)-411(und)-378(es)-378(war)-378(mir)]TJ 0 -13.549 Td [(wohl,)-295(als)-286(h\344tte)-287(ich)-286(es)-286(lange)-286(zuvor)-286(schon)-287(gesehen.)-358(Doch)-286(wo)-286(und)]TJ 0 -13.55 Td [(wann?)-268(das)-256(wu\337te)-256(ich)-256(nicht)-256(mehr)-255(zu)-256(finden.)-268(Da)-256(pl\366tzlich,)-258(sah)-255(ich)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-310(ganz)-310(lebhaft)-310(wieder)-310(vor)-311(mir,)-325(das)-310(alte)-310(Bild,)-325(so)-310(wie)-310(ich)-310(es)-310(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(Kinderaugen)-164(geschaut)-165(hatte.)-221(Es)-164(war)-164(ein)-165(gemaltes)-164(Bild)-164(von)-164(Neapel)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-315(einem)-315(kleinen)-314(Panorama,)-331(das)-315(ich)-315(am)-315(Weihnachtsabend)-314(einst)]TJ 0 -13.549 Td [(bekommen)-291(hatte.)-374(Hielt)-292(ich)-291(es)-583(gegen)-291(ein)-291(Licht,)-302(dann)-291(leuchteten)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([215])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(unz\344hlige)-279(Flammen)-278(in)-279(Neapel)-279(auf)-278(und)-279(erregten)-279(meine)-278(kindliche)]TJ 0 -13.549 Td [(Phantasie.)-343(Es)-280(waren)-281(Nadelstiche,)-289(welche)-281(das)-281(Bild)-280(durchsetzten.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wie)-394(in)-395(jenem)-394(Bilde)-394(Camaldoli)-394(\374ber)-394(Neapel,)-431(so)-394(ragte)-394(hier)-394(die)]TJ 0 -13.549 Td [(T\352te)-258(de)-258(Chien)-258(\374ber)-257(Monte)-258(Carlo)-258(hervor;)-262(und)-258(wie)-258(die)-258(Lichter)-257(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Posilip,)-386(so)-358(stiegen)-359(hier)-358(die)-359(leuchtenden)-358(Punkte)-359(am)-358(Felsen)-358(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Monaco)-281(in)-280(die)-281(H\366he.)-342(Wie)-281(stark)-281(sind)-280(doch)-281(solche)-281(Eindr\374cke)-280(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Kindheit!)-517(Was)-338(hat)-339(nicht)-339(Alles)-339(dieses)-339(geplagte)-339(Hirn)-339(seitdem)-338(in)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-194(aufnehmen)-194(m\374ssen,)-205(und)-194(doch)-194(war)-194(das)-194(alte)-194(Bild)-194(nur)-194(verdeckt,)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht)-215(ausgel\366scht,)-223(und)-215(tauchte)-216(wieder)-215(auf,)-222(als)-216(ein)-215(\344u\337erer)-215(Ansto\337)]TJ 0 -13.549 Td [(es)-250(zum)-250(Bewu\337tsein)-250(brachte.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Dort,)-517(wo)-464(das)-463(Cap)-464(Martin)-464(die)-463(breite)-464(K\374ste)-464(erreicht,)-517(ist)-463(es)]TJ -11.956 -13.549 Td [(mit)-503(sch\366nen)-504(alten)-503(Oelb\344umen)-504(bedeckt.)-1010(Da)-504(sind)-503(sie)-503(wieder)]TJ 0 -13.549 Td [(da,)-679(diese)-592(phantastisch)-593(verschn\366rkelten)-593(St\344mme,)-679(von)-592(denen)]TJ 0 -13.55 Td [(keiner)-402(dem)-402(andern)-402(gleicht.)-707(Sie)-402(werden)-402(um)-402(so)-402(m\344chtiger)-402(und)]TJ 0 -13.549 Td [(sch\366ner)-223(an)-222(dieser)-223(K\374ste,)-228(je)-222(weiter)-222(man)-223(sich)-222(vom)-223(Esterel)-222(entfernt.)]TJ 0 -13.549 Td [(Welch)-414(ein)-414(Unterschied)-414(zwischen)-414(den)-414(armseligen)-414(B\344umen)-413(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Rh\364nem\374ndung)-429(und)-429(jenen)-429(Riesen)-429(hier,)-474(die)-429(ihre)-429(Kronen)-429(stolz)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-482(die)-482(L\374fte)-481(erheben.)-946(So)-482(mu\337)-481(man)-482(sie)-482(gesehen)-482(haben,)-539(um)]TJ 0 -13.55 Td [(sie)-292(zu)-291(w\374rdigen)-292(und)-291(sie)-292(zu)-292(lieben;)-312(auch)-292(ist)-291(die)-292(Lichtf\374lle)-291(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(sonnigen)-178(Gegenden)-178(n\366thig,)-192(damit)-178(ihr)-178(Laub)-178(nicht)-178(grau)-178(und)-178(traurig,)]TJ 0 -13.549 Td [(sondern)-282(silbern)-282(und)-282(leuchtend)-281(erscheine.)-346(Daher)-282(der)-281(Olivenwald)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-172(h\366chst)-172(stimmungsvolles)-171(Element)-172(dieser)-172(Landschaft)-172(bildet.)-223(Da)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-285(Bl\344tter)-284(des)-285(Oelbaumes)-284(nicht)-285(gro\337)-284(sind)-284(und)-285(seine)-284(Belaubung)]TJ 0 -13.55 Td [(nie)-395(dicht)-394(wird,)-431(so)-395(herrscht)-395(im)-394(Olivenwalde)-395(ein)-395(Zwielicht)-394(von)]TJ 0 -13.549 Td [(ganz)-181(eigenem)-181(Zauber.)-228(Jeder)-181(Windhauch)-181(bewegt)-181(dieses)-181(Laub,)-195(und)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(dann)-287(zittern)-287(die)-287(einzelnen)-287(Lichter)-287(auf)-286(den)-287(B\344umen,)-297(sie)-286(huschen)]TJ 0 -13.549 Td [(wie)-225(Leuchtk\344fer)-226(\374ber)-225(den)-225(Boden,)-230(und)-225(es)-226(belebt)-225(sich)-225(pl\366tzlich)-225(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Einsamkeit.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Trotz)-419(seiner)-420(scheinbar)-419(exponirten)-420(Lage)-419(ist)-420(das)-419(Cap)-419(Martin)]TJ -11.956 -13.549 Td [(gegen)-290(die)-289(Nordwinde)-290(und)-289(den)-290(Mistral)-289(sehr)-290(gut)-289(gedeckt)-290(und)-289(nur)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-315(Ostwinden)-314(preisgegeben.)-444(Da\337)-315(die)-315(hohen)-314(Berge)-315(im)-314(Norden)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-365(im)-365(Westen)-365(das)-365(Cap)-365(erfolgreich)-365(gegen)-365(K\344lte)-365(sch\374tzen,)-393(hat)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-208(letzte)-208(strenge)-208(Winter)-207(gelehrt.)-236(Es)-208(lag)-208(fast)-208(kein)-208(Schnee)-208(auf)-207(dem)]TJ 0 -13.549 Td [(Cap,)-222(w\344hrend)-214(er)-215(Mentone)-214(deckte,)-222(und)-214(weder)-215(Bougainvillea)-214(noch)]TJ 2.088 -13.549 Td [(Heliotrop)-191(haben)-192(an)-191(dem)-192(H\364tel)-191(du)-191(Cap)-192(gelitten.)-230(Die)-192(Pflanzen)-191(sind)]TJ/F16 7.9701 Tf -74.843 0 Td [([216])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(aber)-365(die)-364(sichersten)-365(Weiser)-365(f\374r)-364(das)-365(Klima.)-594(Die)-364(Bougainvilleen)]TJ 0 -13.55 Td [(und)-439(der)-440(Heliotrop)-439(sind)-440(an)-439(den)-440(meisten)-439(Orten)-440(der)-439(Riviera)-439(im)]TJ 0 -13.549 Td [(letzten)-258(Winter)-257(erfroren)-258(oder)-258(b\374\337ten)-258(ihr)-257(Laub)-258(doch)-258(ein.)-273(Auch)-257(die)]TJ 0 -13.549 Td [(strauchartige)-431(Wolfsmilch)-431(\050)]TJ/F31 10.9091 Tf 120.896 0 Td [(Euphorbia)-431(dendroides)]TJ/F16 10.9091 Tf 99.851 0 Td [(\051,)-476(die)-431(\374berall)]TJ -220.747 -13.549 Td [(am)-456(westlichen)-456(Abhange)-457(des)-456(Cap)-456(Martin)-456(w\344chst,)-508(zeigt)-456(durch)]TJ 0 -13.549 Td [(ihre)-504(kr\344ftige)-503(Entwickelung)-504(an,)-567(wie)-503(g\374nstig)-504(die)-503(klimatischen)]TJ 0 -13.55 Td [(Verh\344ltnisse)-402(hier)-402(f\374r)-402(sie)-402(sind.)-706(Man)-402(mu\337)-402(nach)-402(dem)-402(s\374dlichen)]TJ 0 -13.549 Td [(Sardinien)-155(gehen,)-174(will)-155(man)-155(noch)-155(gr\366\337ere)-155(Exemplare)-155(dieser)-154(Pflanze)]TJ 0 -13.549 Td [(sehen.)-239(In)-219(dem)-218(nahen)-218(Mentone)-218(zeugen)-218(f\374r)-218(das)-218(milde)-218(Klima)-218(dieser)]TJ 0 -13.549 Td [(Region)-154(vor)-155(allem)-154(die)-155(\374ppigen)-154(Citronenw\344lder.)-218(Der)-154(Citronenbaum)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-316(Temperaturen)-317(unter)-316(-5\260)-316(C.)-317(nicht)-316(vertragen.)-449(Seine)-316(Fr\374chte)]TJ 0 -13.55 Td [(erfrieren)-391(schon)-392(bei)-391(-3\260)-392(C.)-391(Man)-392(denke)-391(sich)-392(die)-391(Aufregung)-391(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Leute)-233(in)-233(diesem)-233(letzten)-234(Winter,)-236(wo)-233(das)-233(Thermometer)-233(wiederholt)]TJ 0 -13.549 Td [(unter)-490(0\260)-491(sank.)-971(Der)-490(Besitzer)-491(eines)-490(gr\366\337eren)-490(Citronengartens)]TJ 0 -13.549 Td [(erz\344hlte)-378(mir,)-410(er)-378(habe)-379(in)-378(den)-378(kalten)-378(N\344chten)-378(viele)-378(Stunden)-378(am)]TJ 0 -13.549 Td [(Thermometer)-239(gestanden)-239(und)-239(mit)-239(Angst)-239(auf)-239(die)-239(Quecksilbers\344ule)]TJ 0 -13.549 Td [(gestarrt,)-544(ob)-485(sie)-486(nicht)-485(noch)-485(weiter)-485(falle.)-956(Noch)-485(einen)-485(halben)]TJ 0 -13.55 Td [(Grad)-344(tiefer)-343(und)-344(die)-344(Einnahme)-344(des)-343(ganzen)-344(Jahres)-344(war)-343(verloren.)]TJ 0 -13.549 Td [(Thats\344chlich)-167(sind)-168(an)-167(vielen)-167(Stellen)-167(bei)-168(Mentone)-167(im)-167(letzten)-167(Winter)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-327(Citronen,)-346(nicht)-327(die)-326(B\344ume,)-346(wohl)-327(aber)-327(die)-327(Fr\374chte)-326(erfroren.)]TJ 0 -13.549 Td [(Es)-521(geschah)-521(das)-522(besonders)-521(am)-521(Ausgang)-521(der)-521(Th\344ler,)-589(wo)-521(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Schutz)-318(gegen)-319(Norden)-318(unvollkommen)-318(ist.)-455(Dort)-318(sollten)-318(Citronen)]TJ 0 -13.55 Td [(\374berhaupt)-395(nicht)-395(gebaut)-394(werden;)-467(doch)-395(die)-395(Leute)-395(vergessen)-394(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Vorsicht,)-238(wenn)-235(viele)-235(aufeinander)-235(folgende)-235(Winter)-235(mild)-234(gewesen)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(215)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(sind.)-230(F\374r)-191(gew\366hnlich)-191(ber\374hren)-191(ja)-190(die)-191(kalten)-191(Nordwinde)-191(die)-190(K\374ste)]TJ 0 -13.549 Td [(nicht,)-415(sie)-382(erreichen)-383(erst)-382(in)-382(einigen)-382(Kilometern)-382(Entfernung)-382(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Meer,)-390(und)-362(ist)-362(es)-361(eine)-362(h\344ufige)-362(Erscheinung,)-390(da\337)-362(das)-362(Meer)-361(dort)]TJ 0 -13.549 Td [(st\374rmisch)-372(ist,)-402(w\344hrend)-372(volle)-372(Windstille)-372(an)-372(der)-372(K\374ste)-371(herrscht.)]TJ/F30 10.9091 Tf 0 -13.55 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.615 0 Td [(Die)-290(Orangen)-289(haben)-290(bei)-290(Mentone)-289(auch)-290(in)-289(diesem)-290(Winter)-290(nicht)]TJ -8.615 -13.549 Td [(gelitten.)-1048(Diese)-516(Frucht)-516(kann)-516(bei)-516(bedecktem)-516(Himmel)-516(-4\260)-516(C.)]TJ 0 -13.549 Td [(aushalten,)-572(und)-508(die)-508(K\344lte)-508(mu\337)-507(l\344ngere)-508(Zeit)-508(-6\260)-508(C.)-507(betragen,)]TJ 0 -13.549 Td [(damit)-576(der)-575(Baum)-576(get\366dtet)-576(werde.)-1227(Daher)-575(bei)-576(Cannes)-575(wohl)]TJ 0 -13.549 Td [(Orangenb\344ume,)-374(nicht)-349(aber)-348(Citronenb\344ume)-349(zu)-349(sehen)-698(sind,)-373(und)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([217])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.55 Td [(selbst)-201(an)-201(den)-201(Orangenb\344umen)-200(war)-201(bei)-201(Golfe)-201(Jouan)-201(das)-201(Laub)-200(zum)]TJ 0 -13.549 Td [(Theil)-399(erfroren.)-697(Auch)-399(der)-399(Johannisbrotbaum)-399(ist)-399(gegen)-399(niedere)]TJ 0 -13.549 Td [(Temperaturen)-269(sehr)-270(empfindlich,)-274(und)-269(zeugt)-269(somit,)-274(wenn)-269(stattlich)]TJ 0 -13.549 Td [(entwickelt,)-226(f\374r)-220(ein)-220(mildes)-220(Klima.)-240(Sch\366ner)-220(und)-220(\374ppiger)-220(kann)-219(man)]TJ 0 -13.549 Td [(ihn)-282(aber)-282(an)-281(der)-282(Riviera)-282(nicht)-282(sehen,)-290(als)-281(auf)-282(der)-282(Strecke,)-290(die)-281(von)]TJ 0 -13.55 Td [(Villefranche)-250(bis)-250(San)-250(Remo)-250(reicht.)]TJ 11.956 -15.185 Td [(An)-270(sch\366nen,)-274(sonnenklaren)-270(Tagen)-270(pflegt)-269(an)-270(der)-270(Riviera)-269(gegen)]TJ -11.956 -13.549 Td [(acht)-336(Uhr)-337(Morgens)-336(die)-337(Seebrise)-336(sich)-336(zu)-337(erheben.)-509(Dann)-336(wird)-336(es)]TJ 0 -13.55 Td [(meist)-318(k\374hler)-318(als)-317(zuvor.)-454(Nach)-318(Anbruch)-317(der)-318(Nacht)-318(f\344llt)-318(dann)-317(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Luft)-269(von)-268(den)-269(Bergen)-269(ab,)-273(der)-269(Landwind)-268(stellt)-269(sich)-269(ein.)-305(Zwischen)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-427(Zeiten)-428(der)-427(beiden)-428(Winde)-427(herrscht)-427(oft)-428(v\366llige)-427(Ruhe.)-782(Die)]TJ 0 -13.549 Td [(italienischen)-254(Fischer)-254(bezeichnen)-255(sie)-254(als)-254(\273)]TJ/F31 10.9091 Tf 179.89 0 Td [(bonaccia)]TJ/F16 10.9091 Tf 39.992 0 Td [(\253,)-255(weil)-254(sie)-255(die)]TJ -219.882 -13.549 Td [(wenigste)-325(Gefahr)-324(in)-325(sich)-324(birgt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 137.79 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.995 0 Td [(Auff\344llig)-325(ist)-324(es)-325(dem)-324(Fremden,)]TJ -146.785 -13.55 Td [(wenn)-429(gegen)-428(das)-429(Fr\374hjahr)-428(der)-429(sonst)-428(so)-429(hei\337e)-428(Scirocco)-429(an)-428(der)]TJ 0 -13.549 Td [(Riviera)-241(von)-240(Schnee)-241(begleitet)-241(ist.)-247(Es)-240(geschieht)-241(das)-241(freilich)-240(selten,)]TJ 0 -13.549 Td [(kann)-295(aber)-295(erfolgen,)-306(wenn)-295(auf)-295(den)-295(hohen)-295(corsicanischen)-295(Bergen)]TJ 0 -13.549 Td [(sich)-250(gro\337e)-250(Schneemassen)-250(anh\344uften.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Auf)-280(der)-281(ganzen)-280(Strecke)-280(von)-280(Villefranche)-281(bis)-280(San)-280(Remo)-280(sieht)]TJ -11.956 -13.549 Td [(man)-443(fast)-442(keine)-443(laubwerfenden)-442(B\344ume.)-828(Daher)-442(man)-443(hier)-442(weit)]TJ 0 -13.549 Td [(weniger)-482(an)-482(den)-482(Winter)-482(gemahnt)-482(wird,)-540(als)-482(weiter)-482(im)-481(S\374den,)]TJ 0 -13.549 Td [(ja)-463(selbst)-462(in)-463(Neapel.)-888(Dort)-462(dominirt)-463(der)-462(Feigenbaum)-463(und)-462(der)]TJ 0 -13.55 Td [(Weinstock,)-383(so)-356(da\337)-356(der)-356(Posilip)-356(uns)-357(einmal)-356(im)-356(M\344rz)-356(fast)-356(kahler)]TJ 0 -13.549 Td [(erschien,)-250(als)-250(das)-250(Rheinthal,)-250(das)-250(wir)-250(kurz)-250(zuvor)-250(verlassen)-250(hatten.)]TJ 11.956 -15.186 Td [(Die)-485(N\344chte)-485(waren)-485(jetzt)-485(vom)-485(Mondschein)-485(erhellt,)-544(und)-484(die)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Berge)-648(gl\344nzten)-647(in)-648(magischer)-648(Beleuchtung:)-1045(Ein)-647(m\344chtiges)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Amphitheater,)-587(dessen)-519(scharf)-520(gez\344hnte)-519(Gipfel)-520(sich)-519(wie)-519(feine)]TJ 0 -13.549 Td [(Spitzenarbeit)-321(vom)-322(Himmel)-321(abhoben,)-339(in)-321(welchem)-322(tief)-321(unten)-321(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Lichter)-250(von)-250(Mentone)-250(funkelten.)]TJ 11.956 -18.459 Td [(Dieser)-333(Vollmond)-332(sollte)-333(uns)-332(Ostern)-333(bringen.)-497(Wir)-333(gingen)-332(des)]TJ -11.956 -13.549 Td [(Abends)-274(an)-273(den)-274(Strand,)-280(um)-273(ihn)-274(zu)-274(erwarten.)-320(Es)-274(war)-274(ganz)-273(dunkel)]TJ 0 -13.549 Td [(auf)-337(den)-337(Felsen)-337(am)-337(Meere,)-359(einsam)-337(und)-337(still.)-510(Flach)-337(ausgebreitet)]TJ 0 -13.55 Td [(lag)-404(vor)-405(uns)-404(die)-405(weite)-404(See)-405(und)-404(schien)-404(fast)-405(zu)-404(schlafen.)-713(Oben)]TJ 0 -13.549 Td [(breitete)-215(sich)-214(das)-215(Himmelsgew\366lbe)-214(aus,)-222(fast)-214(schwarz,)-222(doch)-214(bes\344et)]TJ 0 -13.549 Td [(mit)-371(ungez\344hlten)-370(Sternen,)-401(die)-371(sich)-371(mit)-370(silbernen)-371(Streifen)-741(auch)]TJ/F16 7.9701 Tf -72.755 0 Td [([218])]TJ/F16 10.9091 Tf 72.755 -13.549 Td [(im)-328(Meere)-327(spiegelten.)-483(Es)-328(schien,)-347(als)-328(sei)-327(die)-328(Natur)-328(gespannt)-327(auf)]TJ 0 -13.549 Td [(ein)-374(Ereigni\337,)-374(das)-374(da)-375(kommen)-374(sollte:)-498(so)-374(still)-374(und)-374(feierlich)-374(war)]TJ 0 -13.55 Td [(es)-279(rings)-278(umher.)-336(Kein)-278(Grashalm)-279(erzitterte.)-335(Die)-279(Kiefern)-278(streckten)]TJ 0 -13.549 Td [(aber)-409(ihre)-409(Kronen)-408(vor)-409(nach)-409(der)-409(See,)-448(als)-409(wollten)-409(sie)-409(weit)-408(\374ber)]TJ 0 -13.549 Td [(die)-352(Fluthen)-351(hinaus)-352(in)-351(die)-352(Ferne)-352(lauschen.)-554(Die)-352(w\374rzigen)-351(D\374fte)]TJ 0 -13.549 Td [(der)-383(Maquis)-384(senkten)-383(sich)-383(langsam)-384(zur)-383(See)-383(hinab,)-417(wohl)-383(um)-383(ihr)]TJ 0 -13.549 Td [(duftigen)-332(Weihrauch)-331(zu)-332(streuen.)-494(Vielleicht)-332(war)-331(aber)-332(nur)-331(unsere)]TJ 0 -13.55 Td [(Seele)-443(von)-442(Erwartung)-443(voll,)-490(und)-443(wir)-442(trugen)-443(diese)-442(Empfindung)]TJ 0 -13.549 Td [(hinaus)-294(in)-295(die)-294(weite)-295(Welt.)]TJ/F30 10.9091 Tf 114.897 0 Td [(\023)]TJ/F16 10.9091 Tf 8.666 0 Td [(Pl\366tzlich)-294(tauchte)-295(ein)-294(rother)-295(Streifen)]TJ -123.563 -13.549 Td [(im)-194(Osten)-195(\374ber)-194(dem)-194(Wasser)-194(empor.)-232(Er)-194(nahm)-194(an)-195(Breite)-194(zu)-194(und)-194(bald)]TJ 0 -13.549 Td [(warf)-210(er)-210(den)-210(ersten)-210(leuchtenden)-210(Strahl)-210(\374ber)-210(die)-210(schwarze)-210(Fluth:)-230(es)]TJ 0 -13.549 Td [(war,)-268(als)-264(wolle)-264(er)-264(sie)-264(liebkosen.)-293(Die)-264(Fluth)-264(erzitterte)-264(unter)-264(diesem)]TJ 0 -13.55 Td [(Strahl)-211(und)-211(legte)-211(sich)-210(in)-211(sanfte)-211(Wellen,)-219(wohl)-211(um)-211(ihn)-210(einzuwiegen.)]TJ 0 -13.549 Td [(Der)-305(Mond)-305(tauchte)-305(ganz)-305(aus)-305(dem)-305(Meere)-305(hervor,)-318(mit)-305(ger\366thetem)]TJ 0 -13.549 Td [(Antlitz,)-598(wie)-529(verschlafen.)-1086(Quer)-529(gedehnt,)-598(mit)-528(geschwollener)]TJ 0 -13.549 Td [(Backe)-346(sah)-345(er)-346(fast)-346(l\344cherlich)-346(aus.)-537(Doch)-345(rasch)-346(rundete)-346(sich)-345(sein)]TJ 0 -13.549 Td [(Antlitz)-328(ab,)-348(nahm)-328(leuchtende)-329(Silberfarbe)-328(an)-328(und)-328(sch\374ttete)-328(Licht)]TJ 0 -13.549 Td [(in)-233(F\374lle)-233(\374ber)-233(die)-233(Meereswellen)-233(aus.)-244(Und)-233(w\344hrend)-233(er)-233(h\366her)-233(stieg,)]TJ 0 -13.55 Td [(erbla\337ten)-276(die)-276(Sterne.)-327(Nur)-276(die)-276(Gr\366\337ten)-276(vermochten)-276(ihm)-276(noch)-275(ins)]TJ 0 -13.549 Td [(Antlitz)-302(zu)-303(schauen,)-315(die)-302(anderen)-303(verloren)-302(sich)-302(in)-303(den)-302(Tiefen)-302(des)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmelsgew\366lbes.)-229(Am)-185(Strand,)-199(wo)-186(sich)-185(die)-186(Wellen)-186(an)-186(den)-185(Felsen)]TJ 0 -13.549 Td [(brachen,)-436(da)-399(funkelte)-399(und)-399(blitzte)-399(es)-399(von)-399(unendlichen)-399(Lichtern,)]TJ 0 -13.549 Td [(als)-309(h\344tten)-309(alle)-308(die)-309(Sterne,)-324(die)-309(am)-308(Himmel)-309(schwanden,)-324(sich)-308(hier)]TJ 0 -13.55 Td [(gest\374rzt)-378(in)-378(die)-377(Tiefe.)-634(Ein)-378(breiter)-377(silberner)-378(Flu\337)-378(zog)-378(sich)-377(vom)]TJ 0 -13.549 Td [(Strande)-209(bis)-210(an)-209(die)-210(\344u\337ersten)-209(Schranken)-210(des)-209(Meeres.)-236(Stellenweise)]TJ
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+/F16 10.9091 Tf 46.771 548.934 Td [(Fr\374hjahr)-250(1895.)-18280(217)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(war)-479(er)-479(von)-479(glatten)-480(Streifen)-479(unterbrochen,)-536(die)-479(wie)-479(Opal)-479(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Farbe)-387(wechselten.)-659(Vor\374bergehend)-387(tauchten)-386(d\374stere)-387(Barken)-386(in)]TJ 0 -13.549 Td [(das)-278(Mondlicht)-277(ein,)-285(wie)-277(dunkle)-278(Silhouetten)-277(auf)-278(Silbergrund.)-332(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Mond)-300(stieg)-301(immer)-300(h\366her)-301(\374ber)-300(die)-301(Fluthen)-300(und)-301(setzte)-300(in)-300(weitem)]TJ 0 -13.55 Td [(Bogen)-251(seinen)-250(Siegeszug)-251(am)-250(Himmelsgew\366lbe)-251(fort.)-252(Bald)-250(begann)]TJ 0 -13.549 Td [(sein)-241(Licht)-242(auch)-241(in)-242(die)-241(tiefsten)-241(Spalten)-242(des)-241(Strandes)-241(einzudringen)]TJ 0 -13.549 Td [(und)-332(die)-331(zerrissenen)-332(Felsen)-331(traumhaft)-332(zu)-332(beleuchten.)-494(Da)-332(sah)-331(es)]TJ 0 -13.549 Td [(denn)-239(aus,)-240(als)-239(w\344ren)-238(die)-239(schaumgekr\366nten)-238(Wellen)-477(eines)-238(erregten)]TJ/F16 7.9701 Tf 291.024 0 Td [([219])]TJ/F16 10.9091 Tf -291.024 -13.549 Td [(Meeres)-335(versteinert)-335(stehen)-335(geblieben,)-357(oder)-335(man)-335(meinte)-335(in)-335(einen)]TJ 0 -13.55 Td [(zerkl\374fteten)-514(Gletscher)-514(der)-515(Alpen)-514(zu)-514(blicken;)-646(dort)-514(zauberten)]TJ 0 -13.549 Td [(schmale)-335(Felsengrotten)-334(der)-335(Phantasie)-334(einen)-335(arabischen)-334(Friedhof)]TJ 0 -13.549 Td [(vor,)-214(dort)-204(endlich)-204(eine)-205(Schar)-204(von)-205(Pilgern,)-213(die)-205(im)-204(wei\337en)-204(Gewande)]TJ 0 -13.549 Td [(von)-448(den)-448(waldigen)-447(H\366hen)-448(gegen)-448(das)-448(Meer)-447(zu)-448(wanderten.)-843(In)]TJ 0 -13.549 Td [(allen)-251(Buchten)-250(spr\374ht)-251(es)-251(aber)-251(Funken,)-250(die)-251(Lichter)-251(schwimmen)-250(an)]TJ 0 -13.55 Td [(der)-277(Oberfl\344che)-277(oder)-278(sie)-277(sinken)-277(unter;)-291(bald)-277(verschmelzen)-277(sie)-277(mit)]TJ 0 -13.549 Td [(einander,)-250(bald)-250(trennen)-250(sie)-250(sich)-250(wieder,)-250(in)-250(endlosem)-250(Spiel.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(In)-728(den)-727(Ostertagen)-728(r\374ckte)-728(ein)-728(Nordsturm)-727(heran.)-1683(Mit)]TJ -11.956 -13.549 Td [(ungewohnter)-443(Gewalt)-443(st\374rzte)-443(er)-443(sich)-443(auf)-442(die)-443(Felsenriesen,)-491(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Mentone)-293(sch\374tzen)-292(und)-293(suchte)-292(ihren)-293(Widerstand)-292(zu)-293(brechen.)-377(Da)]TJ 0 -13.549 Td [(entspann)-188(sich)-189(ein)-188(gewaltiger)-189(Kampf)-188(zwischen)-189(diesen)-188(Titanen)-188(und)]TJ 0 -13.55 Td [(den)-256(entfesselten)-257(Elementen:)-262(es)-256(heulte)-256(und)-257(zischte)-256(in)-256(den)-256(L\374ften.)]TJ 0 -13.549 Td [(Wir)-359(sahen)-359(den)-359(rauhen)-359(Winter)-359(\374ber)-359(unseren)-359(K\366pfen)-358(schweben,)]TJ 0 -13.549 Td [(w\344hrend)-542(wir)-543(uns)-542(noch)-542(im)-542(milden)-542(Fr\374hling)-543(befanden.)-1126(Der)]TJ 0 -13.549 Td [(Norden)-355(warf)-356(seinen)-355(kalten)-355(Schnee)-356(den)-355(Felsenriesen)-355(gegen)-355(das)]TJ 0 -13.549 Td [(Haupt.)-335(Sie)-279(schienen)-278(zeitweise)-278(zu)-279(weichen.)-335(Ein)-278(kalter)-278(Luftstrom)]TJ 0 -13.55 Td [(ergo\337)-381(sich)-382(\374ber)-381(das)-381(Cap.)-644(Die)-382(aleppischen)-381(Kiefern)-381(sch\374ttelten)]TJ 0 -13.549 Td [(bedenklich)-483(ihre)-484(H\344upter,)-542(die)-483(Wellen)-483(des)-484(Meeres)-483(flohen)-483(wie)]TJ 0 -13.549 Td [(entsetzt)-407(mit)-407(sch\344umender)-407(M\344hne)-407(von)-407(dem)-407(Lande.)-721(Bis)-407(in)-407(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Nacht)-371(hinein)-371(zitterte)-371(und)-371(bebte)-370(das)-371(Cap.)-613(Dann)-371(wurde)-371(es)-370(still,)]TJ 0 -13.549 Td [(bald)-285(leuchteten)-284(die)-285(Sterne)-285(und)-285(am)-284(n\344chsten)-285(Morgen)-285(standen)-284(sie)]TJ 0 -13.549 Td [(wieder)-271(da)-271(im)-271(goldigen)-271(Sonnenschein,)-276(die)-271(Riesen)-271(\374ber)-270(Mentone,)]TJ 0 -13.55 Td [(zwar)-395(mit)-394(Schnee)-395(noch)-395(bedeckt,)-430(doch)-395(siegesbewu\337t,)-431(stolz)-394(ihre)]TJ 0 -13.549 Td [(Felsenh\344upter)-250(zum)-250(Himmel)-250(erhebend.)]TJ 11.956 -16.004 Td [(Dieser)-894(Sonnenschein)-894(sollte)-895(leider)-894(nicht)-894(dauern;)-1216(das)]TJ
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+ 0 -30.759 Td [(Gleichgewicht)-276(in)-276(den)-276(L\374ften)-275(war)-276(gest\366rt.)-328(Bald)-276(zog)-276(der)-275(Ostwind)]TJ 0 -13.549 Td [(heran,)-458(und)-416(das)-416(Wetter)-417(verdarb)-416(sich.)-749(Das)-416(erleichterte)-416(uns)-416(die)]TJ 0 -13.549 Td [(Trennung)-498(von)-497(der)-498(Riviera.)-993(Dicke)-498(Regentropfen)-498(fielen)-497(vom)]TJ 0 -13.549 Td [(Himmel)-326(und)-327(tr\344nkten)-326(die)-326(durstige)-327(Erde.)-479(Wir)-326(aber)-326(konnten)-326(von)]TJ 0 -13.55 Td [(hier)-222(in)-223(dem)-222(s\374\337en)-223(Wahne)-222(scheiden,)-228(es)-222(weine)-223(uns)-222(dieser)-222(Himmel,)]TJ 0 -13.549 Td [(den)-250(wir)-250(so)-250(liebgewonnen,)-250(einige)-250(Thr\344nen)-250(zum)-250(Abschied)-250(nach.)]TJ
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+/F16 18.9589 Tf 46.771 479.321 Td [(Inhalts\374bersicht.)]TJ/F29 10.9091 Tf 0 -32.631 Td [(Vorwort)-750(VII)]TJ 11.956 -13.591 Td [(Fr\374hjahr)-250(1891)-750(1)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.909 -13.591 Td [(Bordighera)-750(2)]TJ 0 -13.591 Td [(Monte)-250(Nero)-750(3)]TJ 0 -13.591 Td [(Sasso)-750(5)]TJ 0 -13.591 Td [(Oelb\344ume)-750(6)]TJ 0 -13.591 Td [(Fr\374hlingsblumen)-750(11)]TJ 0 -13.591 Td [(Weinstock)-750(11)]TJ 0 -13.591 Td [(Palmen)-750(15)]TJ 0 -13.591 Td [(Gorbio)-750(23)]TJ 0 -13.591 Td [(Pont)-250(St.)-250(Louis)-750(26)]TJ 0 -13.591 Td [(Garten)-250(von)-250(La)-250(Mortola)-750(30)]TJ 0 -13.591 Td [(Weg)-250(nach)-250(Mentone)-750(69)]TJ 0 -13.591 Td [(Charakterpflanzen)-250(der)-250(italienischen)-250(Landschaft)-750(70)]TJ 0 -13.591 Td [(Reiz-)-250(und)-250(Genu\337mittel)-250(aus)-250(dem)-250(Pflanzenreich)-750(72)]TJ 0 -13.591 Td [(Route)-250(de)-250(la)-250(Corniche)-750(83)]TJ 0 -13.591 Td [(Nizza)-750(85)]TJ 0 -13.591 Td [(Cap)-250(d'Antibes)-750(85)]TJ 0 -13.591 Td [(Maquis)-750(89)]TJ 0 -13.591 Td [(Garten)-250(Close)-750(99)]TJ 0 -13.591 Td [(Seesturm)-250(am)-250(Cap)-750(99)]TJ 0 -13.591 Td [(Blumencultur)-250(an)-250(der)-250(Riviera)-750(101)]TJ 0 -13.591 Td [(Sonnenuntergang)-250(am)-250(Cap)-750(105)]TJ/F29 10.9091 Tf -10.909 -13.591 Td [(Fr\374hjahr)-250(1894)-750(107)]TJ/F16 10.9091 Tf 10.909 -13.591 Td [(Hy\350res)-750(107)]TJ 0 -13.591 Td [(Maurengebirge)-750(114)]TJ 0 -13.591 Td [(Korkeichen)-750(115)]TJ 0 -13.591 Td [(St.)-250(Tropez)-750(121)]TJ 0 -13.591 Td [(La)-250(Gaillarde)-750(126)]TJ
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+1039 0 obj
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+(Anmerkungen der Korrekturleser)
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+1045 0 obj <<
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+141 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
+/Parent 1188 0 R
+/Kids [138 0 R 143 0 R 147 0 R 151 0 R 155 0 R 159 0 R]
+>> endobj
+166 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
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+>> endobj
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+/Type /Pages
+/Count 6
+/Parent 1189 0 R
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+>> endobj
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
+/Count 6
+/Parent 1189 0 R
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+>> endobj
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+>> endobj
+292 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
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+>> endobj
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+367 0 obj <<
+/Type /Pages
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+>> endobj
+392 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
+/Count 6
+/Parent 1190 0 R
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+492 0 obj <<
+/Type /Pages
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+822 0 obj <<
+/Type /Pages
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+/Type /Pages
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+953 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
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+>> endobj
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+/Type /Pages
+/Count 6
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+1125 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 6
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+>> endobj
+1164 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 2
+/Parent 1194 0 R
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+/Type /Pages
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+>> endobj
+1189 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 36
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+>> endobj
+1190 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 36
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+>> endobj
+1191 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 36
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+>> endobj
+1192 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 36
+/Parent 1195 0 R
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+>> endobj
+1193 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 36
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+>> endobj
+1194 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 32
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+>> endobj
+1195 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 216
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+1196 0 obj <<
+/Type /Pages
+/Count 32
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+>> endobj
+1197 0 obj <<
+/Type /Pages
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+>> endobj
+1198 0 obj <<
+/Type /Outlines
+/First 34 0 R
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+>> endobj
+1073 0 obj <<
+/Title 1074 0 R
+/A 1071 0 R
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+>> endobj
+1063 0 obj <<
+/Title 1064 0 R
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+>> endobj
+1053 0 obj <<
+/Title 1054 0 R
+/A 1051 0 R
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+/Prev 1041 0 R
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+>> endobj
+1041 0 obj <<
+/Title 1042 0 R
+/A 1039 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 976 0 R
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+>> endobj
+976 0 obj <<
+/Title 977 0 R
+/A 974 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 834 0 R
+/Next 1041 0 R
+>> endobj
+834 0 obj <<
+/Title 835 0 R
+/A 832 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 500 0 R
+/Next 976 0 R
+>> endobj
+500 0 obj <<
+/Title 501 0 R
+/A 498 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 54 0 R
+/Next 834 0 R
+>> endobj
+54 0 obj <<
+/Title 55 0 R
+/A 52 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 44 0 R
+/Next 500 0 R
+>> endobj
+44 0 obj <<
+/Title 45 0 R
+/A 42 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Prev 34 0 R
+/Next 54 0 R
+>> endobj
+34 0 obj <<
+/Title 35 0 R
+/A 32 0 R
+/Parent 1198 0 R
+/Next 44 0 R
+>> endobj
+1199 0 obj <<
+/Names [(Pg000-3) 49 0 R (Pg001) 51 0 R (Pg002) 60 0 R (Pg003) 64 0 R (Pg004) 69 0 R (Pg005) 73 0 R]
+/Limits [(Pg000-3) (Pg005)]
+>> endobj
+1200 0 obj <<
+/Names [(Pg006) 77 0 R (Pg007) 81 0 R (Pg008) 86 0 R (Pg009) 90 0 R (Pg010) 95 0 R (Pg011) 99 0 R]
+/Limits [(Pg006) (Pg011)]
+>> endobj
+1201 0 obj <<
+/Names [(Pg012) 103 0 R (Pg013) 107 0 R (Pg014) 111 0 R (Pg015) 115 0 R (Pg016) 120 0 R (Pg017) 124 0 R]
+/Limits [(Pg012) (Pg017)]
+>> endobj
+1202 0 obj <<
+/Names [(Pg018) 128 0 R (Pg019) 132 0 R (Pg020) 136 0 R (Pg021) 140 0 R (Pg022) 145 0 R (Pg023) 149 0 R]
+/Limits [(Pg018) (Pg023)]
+>> endobj
+1203 0 obj <<
+/Names [(Pg024) 153 0 R (Pg025) 157 0 R (Pg026) 161 0 R (Pg027) 165 0 R (Pg028) 170 0 R (Pg029) 174 0 R]
+/Limits [(Pg024) (Pg029)]
+>> endobj
+1204 0 obj <<
+/Names [(Pg030) 178 0 R (Pg031) 182 0 R (Pg032) 186 0 R (Pg033) 190 0 R (Pg034) 195 0 R (Pg035) 199 0 R]
+/Limits [(Pg030) (Pg035)]
+>> endobj
+1205 0 obj <<
+/Names [(Pg036) 203 0 R (Pg037) 207 0 R (Pg038) 211 0 R (Pg039) 215 0 R (Pg040) 220 0 R (Pg041) 224 0 R]
+/Limits [(Pg036) (Pg041)]
+>> endobj
+1206 0 obj <<
+/Names [(Pg042) 228 0 R (Pg043) 233 0 R (Pg044) 237 0 R (Pg045) 241 0 R (Pg046) 246 0 R (Pg047) 250 0 R]
+/Limits [(Pg042) (Pg047)]
+>> endobj
+1207 0 obj <<
+/Names [(Pg048) 254 0 R (Pg049) 258 0 R (Pg050) 262 0 R (Pg051) 266 0 R (Pg052) 271 0 R (Pg053) 275 0 R]
+/Limits [(Pg048) (Pg053)]
+>> endobj
+1208 0 obj <<
+/Names [(Pg054) 279 0 R (Pg055) 283 0 R (Pg056) 287 0 R (Pg057) 291 0 R (Pg058) 296 0 R (Pg059) 300 0 R]
+/Limits [(Pg054) (Pg059)]
+>> endobj
+1209 0 obj <<
+/Names [(Pg060) 304 0 R (Pg061) 308 0 R (Pg062) 312 0 R (Pg063) 316 0 R (Pg064) 321 0 R (Pg065) 325 0 R]
+/Limits [(Pg060) (Pg065)]
+>> endobj
+1210 0 obj <<
+/Names [(Pg066) 329 0 R (Pg067) 333 0 R (Pg068) 337 0 R (Pg069) 341 0 R (Pg070) 346 0 R (Pg071) 350 0 R]
+/Limits [(Pg066) (Pg071)]
+>> endobj
+1211 0 obj <<
+/Names [(Pg072) 354 0 R (Pg073) 358 0 R (Pg074) 362 0 R (Pg075) 366 0 R (Pg076) 371 0 R (Pg077) 375 0 R]
+/Limits [(Pg072) (Pg077)]
+>> endobj
+1212 0 obj <<
+/Names [(Pg078) 379 0 R (Pg079) 383 0 R (Pg080) 387 0 R (Pg081) 391 0 R (Pg082) 396 0 R (Pg083) 400 0 R]
+/Limits [(Pg078) (Pg083)]
+>> endobj
+1213 0 obj <<
+/Names [(Pg084) 404 0 R (Pg085) 408 0 R (Pg086) 412 0 R (Pg087) 416 0 R (Pg088) 421 0 R (Pg089) 425 0 R]
+/Limits [(Pg084) (Pg089)]
+>> endobj
+1214 0 obj <<
+/Names [(Pg090) 429 0 R (Pg091) 433 0 R (Pg092) 437 0 R (Pg093) 441 0 R (Pg094) 446 0 R (Pg095) 450 0 R]
+/Limits [(Pg090) (Pg095)]
+>> endobj
+1215 0 obj <<
+/Names [(Pg096) 454 0 R (Pg097) 458 0 R (Pg098) 462 0 R (Pg099) 466 0 R (Pg100) 471 0 R (Pg101) 475 0 R]
+/Limits [(Pg096) (Pg101)]
+>> endobj
+1216 0 obj <<
+/Names [(Pg102) 479 0 R (Pg103) 483 0 R (Pg104) 487 0 R (Pg105) 491 0 R (Pg106) 496 0 R (Pg107) 497 0 R]
+/Limits [(Pg102) (Pg107)]
+>> endobj
+1217 0 obj <<
+/Names [(Pg108) 505 0 R (Pg109) 509 0 R (Pg110) 513 0 R (Pg111) 517 0 R (Pg112) 521 0 R (Pg113) 526 0 R]
+/Limits [(Pg108) (Pg113)]
+>> endobj
+1218 0 obj <<
+/Names [(Pg114) 530 0 R (Pg115) 534 0 R (Pg116) 538 0 R (Pg117) 542 0 R (Pg118) 546 0 R (Pg119) 551 0 R]
+/Limits [(Pg114) (Pg119)]
+>> endobj
+1219 0 obj <<
+/Names [(Pg120) 555 0 R (Pg121) 559 0 R (Pg122) 563 0 R (Pg123) 567 0 R (Pg124) 571 0 R (Pg125) 576 0 R]
+/Limits [(Pg120) (Pg125)]
+>> endobj
+1220 0 obj <<
+/Names [(Pg126) 580 0 R (Pg127) 584 0 R (Pg128) 588 0 R (Pg129) 592 0 R (Pg130) 596 0 R (Pg131) 601 0 R]
+/Limits [(Pg126) (Pg131)]
+>> endobj
+1221 0 obj <<
+/Names [(Pg132) 605 0 R (Pg133) 609 0 R (Pg134) 613 0 R (Pg135) 617 0 R (Pg136) 621 0 R (Pg137) 626 0 R]
+/Limits [(Pg132) (Pg137)]
+>> endobj
+1222 0 obj <<
+/Names [(Pg138) 630 0 R (Pg139) 634 0 R (Pg140) 638 0 R (Pg141) 642 0 R (Pg142) 646 0 R (Pg143) 651 0 R]
+/Limits [(Pg138) (Pg143)]
+>> endobj
+1223 0 obj <<
+/Names [(Pg144) 655 0 R (Pg145) 659 0 R (Pg146) 663 0 R (Pg147) 667 0 R (Pg148) 671 0 R (Pg149) 676 0 R]
+/Limits [(Pg144) (Pg149)]
+>> endobj
+1224 0 obj <<
+/Names [(Pg150) 680 0 R (Pg151) 684 0 R (Pg152) 688 0 R (Pg153) 692 0 R (Pg154) 696 0 R (Pg155) 701 0 R]
+/Limits [(Pg150) (Pg155)]
+>> endobj
+1225 0 obj <<
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+/Names [(Pg180) 805 0 R (Pg181) 809 0 R (Pg182) 813 0 R (Pg183) 817 0 R (Pg184) 821 0 R (Pg185) 826 0 R]
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+1230 0 obj <<
+/Names [(Pg186) 827 0 R (Pg187) 831 0 R (Pg188) 839 0 R (Pg189) 843 0 R (Pg190) 847 0 R (Pg191) 851 0 R]
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+1231 0 obj <<
+/Names [(Pg192) 856 0 R (Pg193) 860 0 R (Pg194) 864 0 R (Pg195) 868 0 R (Pg196) 872 0 R (Pg197) 876 0 R]
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+1232 0 obj <<
+/Names [(Pg198) 882 0 R (Pg199) 886 0 R (Pg200) 890 0 R (Pg201) 894 0 R (Pg202) 898 0 R (Pg203) 902 0 R]
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+>> endobj
+1233 0 obj <<
+/Names [(Pg204) 907 0 R (Pg205) 911 0 R (Pg206) 915 0 R (Pg207) 919 0 R (Pg208) 923 0 R (Pg209) 927 0 R]
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+1234 0 obj <<
+/Names [(Pg210) 932 0 R (Pg211) 936 0 R (Pg212) 940 0 R (Pg213) 944 0 R (Pg214) 948 0 R (Pg215) 952 0 R]
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+/Names [(Pg216) 957 0 R (Pg217) 961 0 R (Pg218) 965 0 R (Pg219) 969 0 R (Pg220) 973 0 R (Pg221) 1038 0 R]
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+/Names [(index1) 33 0 R (index10) 1072 0 R (index2) 43 0 R (index3) 53 0 R (index4) 499 0 R (index5) 833 0 R]
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+/Names [(index6) 975 0 R (index7) 1040 0 R (index8) 1052 0 R (index9) 1062 0 R (pgfooter) 1047 0 R (pgheader) 6 0 R]
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+/Names [(pglicense) 9 0 R (pglicense1) 1081 0 R (pglicense1A) 1082 0 R (pglicense1B) 1088 0 R (pglicense1C) 1089 0 R (pglicense1D) 1096 0 R]
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+/Names [(pglicense1E) 1091 0 R (pglicense1E1) 1097 0 R (pglicense1E2) 1105 0 R (pglicense1E3) 1106 0 R (pglicense1E4) 1107 0 R (pglicense1E5) 1108 0 R]
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+/Names [(pglicense1E6) 1115 0 R (pglicense1E7) 1116 0 R (pglicense1E8) 1090 0 R (pglicense1E9) 1124 0 R (pglicense1F) 1132 0 R (pglicense1F1) 1133 0 R]
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+/Names [(pglicense1F2) 1134 0 R (pglicense1F3) 1127 0 R (pglicense1F4) 1140 0 R (pglicense1F5) 1141 0 R (pglicense1F6) 1145 0 R (pglicense2) 1146 0 R]
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+>> endobj
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+>> endobj
+1245 0 obj <<
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+>> endobj
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+>> endobj
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+>> endobj
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+
+<head>Vorwort.</head>
+
+<p>
+Während graue Winternebel das Rheinthal füllten, schrieb
+ich diese Zeilen nieder. Welch' ein Glück, daß auch an trüben
+Tagen die Phantasie uns über die Wolken zu erheben vermag. Oft
+war es mir, als leuchte die Sonne hell in meinem Innern,
+während es draußen dunkel war. Dann sah ich vor mir die
+blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in
+weiter Ferne die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee.
+Sie spiegelten sich in meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer
+des Mittelmeeres und zauberten mir goldigen Sonnenschein und
+würzigen Duft der Maquis in grauen Stunden vor. So mögen
+denn diese Zeilen auch in fremder Seele Frühlingsempfindungen
+wecken, während es draußen noch schneit und friert.
+</p>
+
+<lg>
+<l><hi rend='gesperrt'>Bonn</hi> 1895.</l>
+</lg>
+</div>
+
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+<head>Frühjahr 1891.</head>
+
+<p rend="text-align: center">I.</p>
+
+<p>
+Es war Mitte März: Wir erwarteten sonniges Frühlingswetter,
+und doch regnete es an der Riviera. Unaufhörlich
+schlugen die Regentropfen gegen die Scheiben, heftig oder gelinde,
+doch ohne Ende, so daß auch die Tage endlos erschienen.
+</p>
+
+<p>
+Mißmuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die
+Unterhaltungen stockten. Bittere Klagen wurden über das Wetter
+laut. So Mancher war über die Alpen geeilt in der sicheren
+Erwartung, jenseits derselben den viel gepriesenen ewig blauen
+Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden Vollmond
+in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
+wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. &ndash; Ich selbst,
+der ich oft schon den Frühling in Italien zugebracht hatte, faßte
+die Sachlage weit ruhiger auf. Wußte ich doch, daß auch in
+Italien die Regenzeit auf das Frühjahr fällt. Würden die Felder
+und Gärten Italiens nicht im Spätherbst und Frühling mit
+Regen getränkt, wie sollten sie Früchte tragen? Herrscht doch in
+den übrigen Jahreszeiten meist die größte Dürre. Was mich
+veranlaßt, trotz dieser scheinbar wenig günstigen Aussichten, doch
+immer wieder gerade im Frühjahr über die Alpen zu ziehen,
+das ist die Sehnsucht nach grünen Fluren und belaubten Bäumen,
+nach etwas Sonne und Wärme; die Zuversicht, am Mittelmeer
+doch mildere Witterung als im Norden zu finden, die Hoffnung,
+dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glück eine
+<pb n='002'/><anchor id='Pg002'/>
+ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen,
+kalten nordischen Winter wirkt der Contrast am stärksten; man
+freut sich über das kärglichste Grün, nimmt dankbar jeden
+Sonnenstrahl entgegen, während schon Mancher zur Herbstzeit
+in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich nach den saftreichen
+Matten und dem üppigen Baumwuchs der Alpen zurücksehnte.
+Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schön zu sein,
+während unser März- und Aprilwetter mit Recht berüchtigt ist.
+So kam es auch in diesem Frühjahr; denn während Briefe und
+Zeitungen uns Kunde von Schnee und Kälte von jenseits
+der Alpen brachten, hatten wir uns am Mittelmeer alsbald
+des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz besonders
+schön wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen
+ihr Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu hüllen.
+Der Ostersonntag fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang
+brach ich auf, um den Monte Nero zu besteigen. Doch blieb
+ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und wartete dort
+den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklärt tauchte Corsica in
+weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzückte Auge der reichgegliederten
+Küste, die im weiten Bogen das Meer umfaßt, als
+wolle sie es liebevoll an sich schließen. Der Osten war stark
+geröthet, und dieser purpurne Schein färbte in glühenden Tönen
+die Kämme der stahlblauen Wellen. Kein Wölkchen trübte das
+Himmelsgewölbe, das aus tiefstem Blau durch zartes Grün sich
+gegen die Meeresfläche senkte. Plötzlich tauchte der rothe Sonnenball
+am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen über
+das weite Meer, als wenn er es entzünden sollte. Und tausend
+Lichter drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die
+dunklen Thäler der Küste ein, um aus denselben die Schatten
+der Nacht zu verscheuchen. Hell blitzten in weiter Ferne, wie
+von Feuersbrunst erfaßt, die Häuser von Monaco auf, und selbst
+das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen der Sonne
+als Morgengruß zurück. Ueberall war es wie ein Aufflammen,
+ein Erwachen, und gleich einem Jubelruf tönte es durch die
+<pb n='003'/><anchor id='Pg003'/>
+ganze Natur. So feierten an jenem Morgen Himmel und Erde
+am blauen Mittelmeer das Fest der Auferstehung! Ich war in
+dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts von dem
+Schwinden der Zeit. So kam es, daß die Sonne schon hoch
+am Himmel stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die
+ganze Meeresfläche glitzerte jetzt von unzähligen Lichtern, als
+wäre sie mit Diamanten übersäet; das ferne Corsica löste sich
+allmälig in einem Nebelstreifen auf, als wäre es nur ein
+Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio, lag Alt-Bordighera,
+schon ganz in Sonnengluth getaucht.
+</p>
+
+<p>
+Zwei Stunden sind nöthig, um den Monte Nero zu besteigen.
+Diese Angabe wurde mir freilich nur nach Hörensagen
+gemacht, denn die Wenigsten sind dort oben jemals gewesen.
+Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene hier selten
+einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
+ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort
+oben nur winzige Vögel findet, um seine Waidmannslust zu
+stillen.
+</p>
+
+<p>
+Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen
+Nachforschungen über den Monte Nero nicht gestoßen, und so
+geschah es, daß ich eigene Erfahrungen erst sammeln mußte. Es
+zeigte sich, daß der ganze Gipfel des Berges dicht bewaldet ist
+und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend welchen freien
+Ausblick gewährt. Reichliche Entschädigung fand ich aber für
+die Mühe an dem nördlichen, vom Meere abgekehrten Abhang
+des Berges. Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald
+auf einen Sattel, der den Monte Nero von dem höheren
+Monte Caggio trennt. Hier konnte, von einzelnen waldfreien
+Stellen aus, der Blick sich ungestört in die tiefeingeschnittenen
+Thäler versenken, über sanfte Hügelketten schweifen, den lang
+gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren.
+Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi
+trägt, tauchte im Osten ein Theil von San Remo hervor. Im
+Nordwesten wurde das Auge durch die schneebedeckten Häupter
+<pb n='004'/><anchor id='Pg004'/>
+mächtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In wunderbarer Klarheit
+setzten die blendend weißen Schneemassen von dem dunklen
+Blau des Himmels ab, während nach abwärts das dunkle Grün
+der Föhren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch
+helleres Grün der Oliven bis zum Blau des Meeres abtönte.
+Nur wenige Landschaften, auch in Italien, gibt es, welche diese
+an Schönheit übertreffen. Vereinigt doch dieses Bild Alles,
+was berufen scheint, unser Auge zu entzücken, unseren Verstand
+zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der
+Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken
+die Richtung nach Norden gegeben. Jenseits dieser
+Berge mochte noch grimmige Kälte herrschen; hier, südlich von
+den Alpen, war der Sieg des Frühlings über den Winter lange
+schon errungen, so daß der Klang der Osterglocken, der aus den
+Thälern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu
+gelten schien.
+</p>
+
+<p>
+Der schöne Garten vor dem Hôtel Angst stand in voller
+Blüthe; die Beete glichen großen Blumenkörben. Ueppige
+Sträucher des capischen Pelargoniums hatten überall ihre
+zinnoberrothen Blüthen entfaltet. Der peruanische Heliotrop
+kletterte am Hause empor und erfüllte die Luft mit vanilleartigem
+Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die Düfte von
+Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Blätter immergrüner
+Bäume leuchteten im Garten von Licht überfluthet; sie
+warfen auf die Wege dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen
+saß ein junges Ehepaar, das ich bei der Heimkehr begrüßte.
+Ihm ward das Glück zu Theil, seine Flitterwochen am Mittelmeer
+zu feiern. Jener sonndurchglühte, blumenreiche Ostersonntag,
+an welchem die Natur alle ihre Schätze so verschwenderisch
+über die Riviera ausgeschüttet hatte, wird diesem
+Paar wohl einer der höchsten Feiertage des ganzen Lebens bleiben.
+</p>
+
+<p>
+Nicht weniger als vier Thäler münden in die schmale Ebene,
+die sich längs des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach
+<pb n='005'/><anchor id='Pg005'/>
+Ventimiglia hinzieht. Daher lassen sich von Bordighera zahlreiche
+Ausflüge unternehmen, täglich fast mit neuer Abwechselung.
+Da man im Hôtel Angst zugleich vorzüglich aufgehoben ist, wird
+man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verlängern. Ob
+Bordighera auch eine geeignete Station für Brustkranke ist, vermag
+ich nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen
+Lage wegen ist der Ort den Winden stark ausgesetzt,
+doch streifen diese Winde ganz vorwiegend über das Meer, sind
+daher weniger kalt und trocken als an vielen anderen Plätzen
+der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die Seeluft vor,
+welche auf Reisende, die nur Erholung suchen &ndash; und deren Zahl
+wird an der Riviera alljährlich größer &ndash; sehr anregend und
+belebend wirkt.
+</p>
+
+<p>
+Keinesfalls dürfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in
+Bordighera es versäumen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen.
+Sasso ist ein kleines Dorf, auf dem Bergrücken gelegen,
+der die Thäler von Sasso und von Borghetto trennt.
+Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera entfernt, und
+man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das östlich
+von Bordighera mündet, als auch dem Bergrücken folgend, auf
+dem Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern:
+schön erscheint er nur aus der Entfernung. Seine
+hohen, zu einer Masse verschmolzenen, nach außen nur von
+wenigen Fenstern durchbrochenen Häuser rufen den Eindruck
+einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders malerisch
+ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten
+Olivenbäumen oben dem Bergrücken entlang läuft. Er überrascht
+uns ganz plötzlich an einer Straßenwendung, nachdem der
+steile Pfad die Höhe erklommen hat. Von zahlreichen Stellen
+des Weges überschaut der Wanderer alsdann die beiden Thäler
+von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem Blick auch
+weiter dringen bis in das Thal von
+<corr sic='Vallecrocia'>Vallecrosia</corr>, während ihm
+gleichzeitig über den nahen Hügelreihen die schneebedeckten
+Häupter der Seealpen entgegenleuchten. &ndash; Wie oft habe ich
+<pb n='006'/><anchor id='Pg006'/>
+mich stundenlang an diesem Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit
+den Platz verändernd, um das Bild in anderer Umrahmung zu
+bewundern. Hier war es nur ein einziger phantastischer Schneepalast,
+der in lichtes Grün der Oliven gefaßt, mir entgegenstarrte;
+dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf
+den dichtgedrängten Häusern einer buntscheckigen Ortschaft zu
+ruhen, oder es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches,
+der, zwischen Oleanderbüschen versteckt, in zahlreichen Windungen
+dem Meer zueilte; oder es war wieder Sasso, welches über
+Baumwipfeln, wie in einem grünen Meer, zu schweben schien,
+oder endlich die tiefeingeschnittene Küste und das weite Meer,
+auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche
+Fülle von Motiven für den Landschaftsmaler! Ich mußte mich
+begnügen, die Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie
+freilich auch jetzt noch farbig-sonnigen Widerschein finden.
+</p>
+
+<p rend="text-align: center">II.</p>
+
+<p>
+Die Olivenhaine, durch welche man am Bergrücken entlang
+nach Sasso wandert, sind von seltener Schönheit: alte, knorrige
+Stämme, oft auf mehreren Füßen, wie auf Stelzen, in die Lüfte
+ragend. Man bleibt gern stehen, um einzelne dieser Bäume zu
+bewundern, erfreut sich dann auch des Gegensatzes, den die
+dunkel beschatteten Stämme gegen das leuchtende Blau des
+Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft schön ist es aber
+in einem solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der
+Vollmond über dem Meere steht. Da glänzen so eigenartig die
+mattgrauen Blätter der Bäume, und es blitzt bei jedem Windhauch
+wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange Mondstreifen
+im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den
+Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am
+Strande zu leuchtendem Schaum.
+</p>
+
+<p>
+Die Blüthezeit des Oelbaumes fällt in den Mai oder Juni.
+Dann ist er dicht bedeckt von kleinen, gelblichweißen Blüthen,
+die einen lieblichen Geruch verbreiten. Diese Blüthen erinnern
+<pb n='007'/><anchor id='Pg007'/>
+an diejenigen unserer Rainweide, des <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ligustrum vulgare</name>, eines
+Strauches, der in Wirklichkeit auch dem Oelbaum nahe verwandt
+ist. Die Früchte des Oelbaums sind Steinfrüchte von länglich
+runder Gestalt. Die unreifen Früchte haben grüne Färbung,
+verschwinden daher im Laub; doch beim Reifen werden sie
+schwarzblau und treten dann scharf hervor. Ein alter Brauch
+verlangt, daß die Ernte der Oliven am 21.&nbsp;November beginne;
+sie dauert im Dezember fort. Ungünstige Witterungsverhältnisse
+können die Ernte an der Riviera freilich sehr verzögern. So
+kam es, daß im Frühjahr&nbsp;1891 die meisten Bäume um
+Bordighera noch voll Oliven hingen. Manche Bäume waren
+mit Früchten so stark beladen, daß man das Laub kaum sehen
+konnte. Die Olivenernte war Anfang April in vollem Gange.
+Arbeiter und Arbeiterinnen zogen mit Säcken und Körben bepackt
+in den Olivenhain. Dort sah man die Männer auf die
+Bäume steigen und mit Stangen gegen die Aeste schlagen.
+Frauen und Kinder hockten am Boden, um die Früchte aufzulesen.
+Von allen Seiten schallte dem Wanderer der trockne
+Ton der Schläge aus den Bäumen entgegen, und überall unter
+den Bäumen ging die mühevolle Arbeit des Sammelns von
+statten. Stundenlang verharren die Sammler in gebückter
+Stellung, um die Oliven einzeln aufzuheben, und doch wäre es
+so einfach, sich einen großen Theil der Arbeit zu sparen. Westlich
+von Nizza legen die Olivenbauer große Tücher unter die
+Bäume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird
+auch dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen,
+ungeachtet schon Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi
+Geburt vor diesem rohen Verfahren warnt, da es die Bäume
+schädigt. Gegen althergebrachte Sitte ist eben schwer anzukämpfen,
+sie setzt zähen Widerstand jeder Neuerung entgegen.
+In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven
+ganz reif sind. Ein großer Theil der Früchte ist dann schon
+von selbst vom Baum gefallen. Alles das wird zusammen
+von dem Boden aufgelesen und liefert ein entsprechend schlechtes
+<pb n='008'/><anchor id='Pg008'/>
+Öl. Denn feine Tafelöle preßt man aus solchen Früchten, die
+erst zu reifen beginnen. Diese müssen auch mit der Hand vom
+Baume gepflückt werden, um weder Quetschung noch Verwundung
+zu erleiden. Aus solchen Früchten gewinnt man jene Öle, die
+wir als Provencer Öle bezeichnen. Der Provence entstammen
+sie freilich nur zum kleineren Theil, zum größeren Theil Italien.
+Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die Gegend südlich
+von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert jetzt
+sehr gute Öle, während in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts
+das apulische Öl noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie
+andere süditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man
+die Ernte der Oliven damals ganz lässig und verfügte nur über
+sehr schlechte Ölpressen. Charakteristisch genug, als das antike
+Modell einer Ölpresse in Pompeji aufgefunden wurde, begrüßte
+man es in Apulien als einen Fortschritt und führte es an verschiedenen
+Orten ein. &ndash; Von Bordighera bis zum Esterel wird
+vorwiegend nur geringwerthiges Öl gewonnen, das als Maschinenöl
+Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient;
+Nizza bezieht die feinen Öle, die es vertreibt, vorwiegend aus
+der Ferne.
+</p>
+
+<p>
+Die Früchte, die man zum Zwecke feinster Ölgewinnung
+sorgsam pflückte, breitet man zunächst in dünnen Lagen auf
+Horden aus. Dort trocknen sie an der Luft oder bei künstlicher
+Wärme, bis sie runzlich werden. Haben sie einen Theil ihres
+Wassers in solcher Weise eingebüßt, so kommen sie in die Ölmühlen.
+Es sind das meist steinerne Behälter, in welchen die
+Oliven durch Mühlsteine zermalmt werden. Schon bei diesem
+Verfahren fließt etwas Öl ab, das als das feinste Tafelöl gilt,
+kaum aber in den Handel kommt. Der in der Mühle hergestellte
+Brei wird in Bast- oder Jutesäcke gefüllt und in einer Kelter
+gepreßt. Bei schwachem Druck fließt jetzt zunächst das beste,
+dann etwas weniger gutes Speiseöl ab. Dieses Oel wird als
+Jungfernöl »<foreign lang='fr'>huile vierge</foreign>«
+bezeichnet. Dann gelangen die Trester
+in hydraulische Pressen und liefern ein Öl, das der Seifenfabrikation
+<pb n='009'/><anchor id='Pg009'/>
+oder auch gewerblichen Zwecken dient. Dann werden
+die Trester mit warmem Wasser angerührt und nochmals gepreßt,
+wandern schließlich oft noch in Fabriken, wo man ihnen den Rest
+ihres Öles durch chemische Mittel entzieht.
+</p>
+
+<p>
+Das Speiseöl, das aus der Kelter fließt, muß sorglich geklärt
+werden, bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es
+in dunkle kühle Räume, wo über einander die nöthigen Bottiche
+zur Aufnahme des Öls sich befinden. Das unklare Öl gelangt
+in das oberste Gefäß, fließt aus dem Spundloch desselben durch
+einen durchlöcherten Zinkkasten, der mit Watte ausgekleidet ist,
+in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch Watte
+in einen dritten. Die Watte muß am nämlichen Tage oft
+mehrfach erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das
+Öl in Cisternen, die man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden
+pflegt. Hier steht das Öl wohl an die drei Monate,
+bevor es in Flaschen gefüllt und versandt wird.
+</p>
+
+<p>
+So überreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven,
+wie wir sie in Bordighera hatten ernten sehen, können nur
+ranzige Öle ergeben. Die kleinen Besitzer, welchen die Ölhaine
+hier gehören, liefern ihre Früchte an fremde Mühlen ab und
+pflegen für die Pressung in Oliven oder in Öl zu zahlen.
+Aus den Ölpressen der Mühlen floß zur Zeit unseres Besuches
+eine Flüssigkeit ab, welche alle Bäche von Bordighera in braunen
+Tönen färbte. Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die Mündungsstelle
+jedes Flüßchens als brauner Streifen ziemlich weit im
+Meere ab.
+</p>
+
+<p>
+Im Alterthum hieß es allgemein, daß der Ölbaum nur
+in der Nähe des Meeres gedeihe. Man rechnete aus, daß er
+sich von demselben nicht über dreihundert Stadien, somit nicht
+über 7-1/2 geographische Meilen entferne. Es ist nicht zu leugnen,
+daß der Ölbaum den Seestrand bevorzugt, doch hängt das
+nicht mit dem unmittelbaren Einfluß der großen Wasserfläche,
+vielmehr mit dem gleichmäßigen Klima zusammen, welches durch
+dieselbe gefördert wird. Denn der Ölbaum kann anhaltenden
+<pb n='010'/><anchor id='Pg010'/>
+Frost nur sehr schlecht vertragen. Auch bevorzugt der Ölbaum
+den Kalkboden, den er hier an der Riviera reichlich vorfindet. Ein
+besonders günstiges Zusammenwirken von Klima und Boden,
+verbunden mit sorglichster Behandlung der Früchte, ist aber
+erforderlich, damit der Ölbaum ein so feines Öl, wie etwa in
+Apulien, erzeuge.
+</p>
+
+<p>
+Die Mühlen, in welchen das Öl gepreßt wird, sind fast
+immer alte malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen
+in den Schluchten auf, um die Kraft des Baches, der dort
+abwärts braust, zu nutzen. Wie Schwalbennester kleben sie an
+den Felsen.
+</p>
+
+<p>
+Wer zur Frühjahrszeit durch die Olivenwälder um Bordighera
+streift, muß darauf bedacht sein, nicht in die Schußlinie
+der »Cacciatori« zu gerathen. Denn um diese Zeit bewegen
+sich jene durch alle Haine, Gärten und Fluren, um als
+einziges Wild die kleinen Vögel zu erlegen. Für die italienische
+Riviera, wie für Italien überhaupt, hat dieser Sport ganz bedenkliche
+Folgen, da die Vernichtung der Vögel eine entsprechende
+Vermehrung der Insekten nach sich zieht. Nicht nur verschwinden
+aus Italien die heiteren Sänger, welche die Wälder und
+Gärten in anderen Ländern in so lieblicher Weise beleben, sondern
+es nimmt auch die Zahl schädlicher Insekten in bedenklicher
+Weise dort zu. Dem Ölbaum besonders nachtheilig ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Decus
+oleae</name>, der sich von dem Fruchtfleisch der Oliven nährt. Er
+wird von den Franzosen <foreign lang='fr'>la Mouche</foreign>,
+von den Italienern <foreign lang='it'>Macha
+del Olivo</foreign> genannt. Die Fliege legt ihre Eier in ganz junge
+Fruchtanlagen, und die Maden, welche diesen Eiern entschlüpfen,
+leben dann auf Kosten der sich entwickelnden Frucht. Sie verpuppen
+sich schließlich in derselben und verlassen sie als fliegende
+Brut. Gelangen sie mit den Oliven in die Mühle, so leidet
+der Geschmack des Öls von denselben.
+</p>
+
+<p>
+Von einer Wanderung durch die Olivenhaine kehrt man
+wohl stets, mit einem Blüthenstrauß geschmückt, nach Hause.
+Denn sie sind zu verlockend, diese Frühlingsgaben der Flora,
+<pb n='011'/><anchor id='Pg011'/>
+zu lieblich, als daß man an ihnen so flüchtig vorbeieilen sollte.
+Ueberall stehen unter den Bäumen die dunkelblauen Traubenhyacinthen,
+die bisamartigen Duft verbreiten; besonders schön
+ist die eine Art
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Muscari comosum</name>),
+die einen amethystfarbigen
+Schopf über dem sonst unscheinbaren Blüthenstande trägt. Hier
+und dort schaut aus dem Rasen eine blühende Orchidee hervor.
+Meist ist es eine Art der Gattung Ophrys, jener merkwürdigen
+Orchideen-Gattung, deren Blüthen ganz den Insekten gleichen.
+Bei <name type="taxonomic" rend="antiqua">Ophrys aranifera</name> erinnern sie an Spinnen: man meint die
+vorgestreckten Beine und den aufgedunsenen braunen Leib eines
+solchen Thieres zu sehen. Auch
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ophrys Arachnites</name>
+ist spinnenähnlich
+und zeigt einen purpurbraunen, grün verzierten Leib.
+Die schönste dieser Ophryden scheint mir aber die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ophrys
+Bertolonii</name>, mit dunkelrothen Blüthen, zu sein. Doch Ophrys-Arten
+hat der Nordländer vielleicht schon in seiner Heimath gesehen
+und fesselt ihn daher mehr eine andere Orchidee von ungewohnter
+Gestalt: die <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Serapias Lingua</name>,
+vielleicht gar <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Serapias
+longipetala</name>, deren rothbraune Blüthen, von rothen Deckblättern
+fast verhüllt, nur ihre Lippen nach außen vorstrecken. Mit
+Freuden begrüßt er eine wilde Tulpe
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Tulipa Celsiana</name>), deren
+hellgelbe Blüthen sich auf langen Stielen wiegen. Die Siegwurz
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Gladiolus segetum</name>) mit rosenrothen, einseitig aufgereihten
+Blüthen tritt ihm auch an zahlreichen Stellen entgegen. In
+seinem Strauß nimmt er dann noch gern das weißblüthige
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Allium neapolitanum</name> auf, denn gehört jene Pflanze auch zu
+den Laucharten, so duften doch ihre weißen Blüthenstände in angenehmer
+Weise. Hauptsächlich sind es aber die gelben Tazetten,
+welche dem Strauß Wohlgeruch verleihen, während seine
+Farbenpracht gehoben wird durch eine reiche Auswahl bunter
+Anemonen (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Anemone coronaria</name>
+und <name type='taxonomic' rend='antiqua'>hortensis</name>).
+</p>
+
+<p>
+Ebenso alt als Kulturpflanze wie der Ölbaum ist der
+Weinstock, die beide daher von Alters her zusammen genannt
+werden. &ndash; »Zwei Flüssigkeiten thun dem menschlichen Körper
+besonders wohl,« heißt es in der Naturgeschichte des Plinius,
+<pb n='012'/><anchor id='Pg012'/>
+»innerlich der Wein, äußerlich das Öl; beide stammen aus dem
+Pflanzenreiche und sind vorzüglich, doch das Öl ist das nothwendigere.«
+Das trifft für das Öl heut nicht mehr zu. Im
+Alterthum rieb man sich mit demselben nach dem Bade den
+Körper ein; jetzt wird es äußerlich allenfalls nur noch als
+Marseiller Ölseife angewandt. &ndash; Wie in dem Werke des Plinius
+tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben
+dem Ölbaum entgegen. Doch an der Küste selbst herrscht der
+Ölbaum vor. Denn im Gegensatz zum Ölbaum meidet der
+Weinstock die nächste Nähe des Meeres. Andererseits verträgt
+er viel stärkere Gegensätze der Temperatur, so daß seine Cultur
+selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten
+Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preußische Ordensland,
+selbst bis nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so
+viel weiter, nach Westen und Süden zurückgezogen hat, so geschah
+dies nur, weil er in nördlicheren Gegenden ertragsfähigeren
+Producten weichen mußte.
+</p>
+
+<p>
+Der Ölbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits
+muß angenommen werden, daß seine Cultur im Orient begann,
+daß Culturformen des Baumes sich von da aus verbreitet
+haben, und schon in vorhomerischer Zeit nach Griechenland gelangten.
+Den Weinstock (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Vitis vinifera</name>)
+fanden die Culturvölker
+ebenfalls als wilde Pflanze auf europäischem Boden vor. Ja
+heut noch meint man südlich und nördlich von den Alpen stellenweise
+die Pflanze im ursprünglichen Zustande anzutreffen, doch
+ist es meist schwer zu entscheiden, daß sie nicht verwildert sei.
+Am üppigsten gedeiht die wilde Weinrebe heute um das schwarze
+Meer, und man hat an den südlichen Abhängen der Krim
+Stämme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die Cultur
+des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien
+aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken.
+</p>
+
+<p>
+Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum
+schon die von Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt,
+zeichneten sich aber nicht durch ihre Haltbarkeit aus, so
+<pb n='013'/><anchor id='Pg013'/>
+daß man sie räuchern mußte. Es geschah das in Rauchkammern
+nach orientalischer und griechischer Sitte. Im Wesentlichen war
+das ein ähnliches Verfahren wie das heutige Pasteurisiren.
+Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60°&nbsp;C. erwärmt,
+um die schädlichen Keime in demselben zu tödten und so
+seine Haltbarkeit zu erhöhen, wurde im Alterthum der Wein in
+wohl verschlossenen Gefäßen durch heißen Rauch erhitzt. Das
+Feuer befand sich in einem unteren Raume, und Rauch und
+Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere Geschoß,
+in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch
+angebrachte Öffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte
+den Geschmack des Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl
+aber mußte das geschehen bei Zusatz von Seewasser zum Most,
+wie er in Kleinasien und Griechenland häufig geübt wurde. Auch
+mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat man die
+Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich
+einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits
+Plinius, daß der bekömmlichste Wein immer derjenige sei,
+dessen Most ohne fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher
+noch so Gesunde, meint er, sollte nicht Scheu haben vor Weinen,
+die Marmor, Gips oder Kalk enthalten? Überhaupt klagt Plinius
+sehr über die Verfälschung der Weine; es sei damit so weit gekommen,
+daß nur der Name des Weinlagers den Preis der
+Weine bestimme und daß man den Most schon in der Kelter
+verfälsche. Daher seien, so wunderlich dies auch klinge, die am
+wenigsten gekannten Weine oft die unschädlichsten. Das Anmachen
+des Weines mit Seewasser wird von Plinius als für
+den Magen vorzüglich gepriesen. An eine bekannte neuere
+Heilmethode erinnert seine Mahnung, daß wer hager werden
+will, während der Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken
+soll. &ndash; Durch Einkochen und durch Hinzufügen von Kräutern
+suchte man im Alterthum vielfach die Haltbarkeit der Weine
+zu erhöhen, in ähnlicher Weise wie dies heute durch Zusatz von
+Alkohol geschieht. Daß die Römer Weinschmecker ersten Ranges
+<pb n='014'/><anchor id='Pg014'/>
+waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller
+hervor. Die Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten
+verglich Virgil bereits mit derjenigen des lybischen Sandes und
+der Meereswellen. Man trank in Rom meist schon ungemischte
+Weine, das heißt ohne den einst üblichen Zusatz von Wasser;
+man kühlte sie mit Eis, versetzte sie öfters mit Gewürzen und
+fing an, nach alten Jahrgängen zu trachten. Guter Wein mußte
+acht bis zehn Jahre alt sein, um geschätzt zu werden, und selbst
+von zweihundertjährigen Weinen sind uns Berichte erhalten. So
+mundete dem Kaiser Caligula (37&ndash;41 n.&nbsp;Chr.) Wein vom
+Jahre 121 v.&nbsp;Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich Italien
+zu erinnern wußte. Es war Italien selbst, das zu Plinius'
+Zeiten die geschätztesten Weinsorten producirte, so daß Plinius
+wohl behaupten durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die
+erste Stelle unter allen Ländern ein und sei nur in der Erzeugung
+von Wohlgerüchen von einigen derselben übertroffen:
+es gebe übrigens, fügt er hinzu, keinen Wohlgeruch, der denjenigen
+des blühenden Weinstocks übertreffe. &ndash; Auch in der
+römischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter
+Weise zugeschnitten, doch ließ man ihn je nach der Gegend in
+verschiedener Weise wachsen. In Campanien schlang er sich
+empor an der Pappel, umfing sie wie seine Gattin, streckte
+seine üppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen ihre
+Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer,
+zur Arbeit gemiethet, sich außer dem Lohne vom Gutsherrn
+einen Scheiterhaufen und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn
+bei der Weinernte ein Unfall treffen sollte. Anderswo waren
+ganze Landhäuser von den schmiegsamen Aesten eines einzigen
+Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man in den
+Säulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zwölf
+Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog
+man den Weinstock an Pfählen, in noch anderen ließ man ihn
+auf dem Boden kriechen, in all' jener Mannigfaltigkeit der Behandlung,
+die auch heut noch dem Wanderer in Italien auffällt.
+<pb n='015'/><anchor id='Pg015'/>
+Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben
+aus dem grünen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem
+Glanz, dort endlich in saftigem Grün. An dem einen Orte sah
+man runde, an dem anderen längliche, hier kleine, dort große,
+hier harte und dickschalige, dort saftige und dünnschalige Beeren.
+Manche Trauben hing man im Zimmer an einem Faden auf,
+um sie länger zu erhalten, andere versenkte man in süßen Wein
+und ließ sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es
+Trauben, die man räucherte, ähnlich wie es mit manchen Weinen
+geschah. Plinius erzählt, daß Kaiser Tiberius geräucherte afrikanische
+Trauben ganz besonders liebte.
+</p>
+
+<p>
+Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien.
+Nachlässig wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und
+der Most lange auf den Trestern gelassen, damit der Wein jene
+dunkle Farbe erlange, wie sie im Lande beliebt war. Solche
+Weine konnten sich nicht lange halten, wurden von fremden
+Ländern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit beginnt
+sich das zu ändern; Weinbau und Weinbereitung in Italien
+sind in erfolgreichem Aufschwung begriffen.
+</p>
+
+<p>
+Die alte Sitte, den Wein in Schläuchen zu befördern und
+dann in Amphoren aufzubewahren, hat sich jetzt auch im Süden
+verloren. Hölzerne Tonnen, die zur Römerzeit bei den cisalpinischen
+Galliern und den Alpenvölkern in Gebrauch waren,
+fanden ihren Weg damals schon nach Italien.
+</p>
+
+<p rend="text-align: center">III.</p>
+
+<p>
+Das Bild von Bordighera schwebt der Erinnerung stets
+umrahmt in Palmen vor, so wie man sich einst die alte syrische
+Stadt Palmyra nicht anders als im Palmenschmuck vorstellen
+konnte. In der That gedeihen nirgends an der Riviera die
+Dattelpalmen besser als in Bordighera. An der Ostseite des
+Cap d'Ampeglio sind wahre Palmenwäldchen zu sehen. Diese
+östliche Bucht ist ganz besonders gegen die Nordwestwinde geschützt.
+Zwischen den Mauern palmenreicher Gärten, über
+<pb n='016'/><anchor id='Pg016'/>
+welchen schlanke Stämme ihre Krone neigen, empfangen wir
+ganz afrikanische Eindrücke und können vergessen, daß uns die
+volle Breite des Mittelmeeres von dem Lande der Oasen trennt.
+Pietätvoll wandern deutsche Reisende zu jener malerischen Palmengruppe
+hin, die in einer halben Stunde Entfernung, östlich von
+Bordighera, zu Madonna della Ruota den Meeresstrand schmückt.
+Es sind das die Palmen, die Scheffel in seinem Liede »Dem Tode
+nah« besang, und unter welchen er ein Grab sich träumte. Sie
+stehen, einige zwanzig an der Zahl (nicht zwölf, wie es in dem
+Liede heißt), um eine alte Cisterne und erwecken an dem einsamen,
+wilden Orte, von Meereswellen umspült, in der That
+poetisches Empfinden. Daß dieses hier nicht allein ein deutsches
+Gemüth ergreift, geht aus der Schilderung hervor, welche Charles
+Garnier, der Erbauer der Pariser Großen Oper und des Casinos
+in Monte Carlo, von diesem Ort in seinen
+»<title lang='fr' rend='antiqua'>motifs artistiques de
+Bordighera</title>« entwirft. Der Stil der Schilderung ist freilich etwas
+überschwänglich und erinnert an jene Verzierungen, welche die
+Garnier'schen »Prachtbauten« überreich schmücken: »<q>Das ist der
+Ort, wohin ihr ziehen müßt, ihr Künstler; das ist die Stätte,
+die ihr sehen müßt, ihr Poeten; das ist der Erdwinkel, der euch
+fesseln muß, ihr Alle, die ihr nach lebendigen und mächtigen
+Eindrücken strebt, und die ihr findet, daß unser Herz höher
+schlägt im Anblick der Natur! Werden Erinnerungen an den
+Orient in euch schon wachgerufen, wenn ihr das alte Bordighera
+und seine Umgebung durchwandert, so steht ihr hier nicht mehr
+vor dem Vergleich, nicht mehr vor Ähnlichkeiten, nein, ganz
+Judäa findet sich in diesem Eindruck verkörpert. Das ist der
+Brunnen der Samariterin, der Brunnen der Rebecca; das sind
+die Juden, die Apostel, das ist Jerusalem, Nazareth, Bethlehem,
+die sich euch offenbaren in jenem bescheidenen Flecken bordigherischen
+Vorgebirges.</q>« &ndash; Die sturmgepeitschten Palmen um diese
+alte Cisterne, mit dem unvergeßlichen Hintergrund des Meeres,
+haben zahlreichen Malern schon das Motiv zu stimmungsvollen
+Bildern gegeben. Es verursachte daher in Künstlerkreisen einige
+<pb n='017'/><anchor id='Pg017'/>
+Aufregung, daß der Ort, vom deutschen Kunstgärtner Ludwig
+Winter angekauft, in einen Garten verwandelt werden sollte.
+Die endliche Verwerthung des Grundstückes in so dicht bevölkerter
+Gegend war aber nicht zu vermeiden; es muß noch als ein besonders
+glücklicher Zufall angesehen werden, daß dieser schöne
+Flecken Erde in kunstsinnige Hände gelangte. Herr Winter hat
+dem äußersten Vorsprung des Vorgebirges, das die Scheffel-Palmen
+trägt, seinen ursprünglichen Charakter gelassen und den Garten
+harmonisch zu der Umgebung gestimmt. &ndash; Anemonen, Reseda,
+Nelken und üppig blühende Rosensträucher decken jetzt den Abhang;
+große Palmen, die man hierher verpflanzte, entspringen
+dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten Wasserbehälter,
+wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola errichtet,
+zu deren Säulen die Palme den architektonischen Gedanken
+gab.
+</p>
+
+<p>
+Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen
+Königstöchtern verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den
+bordigherischen Gärten kommt aber so edle Gestalt zu. Es
+hängt das mit der Behandlung zusammen, welche die meisten
+Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljährig einen
+Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt
+schon im sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus&nbsp;V. das
+Privilegium, Palmenwedel für den Palmsonntag nach Rom zu
+liefern, angeblich eine Belohnung für den Schiffscapitän Bresca,
+der im Jahr&nbsp;1586, während der Aufstellung des Obelisken
+auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
+drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: »Wasser auf die Taue!«
+dem Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die
+Familie Bresca ließ ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen
+sandig-lehmigen Boden die Dattelpalme besser als in dem
+schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So reicht die
+Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurück, und
+auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel
+zur Feier des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel
+<pb n='018'/><anchor id='Pg018'/>
+hat die christliche Kirche, wie so viele andere Symbole,
+der Bildersprache des Orients, des Heidenthums und des Judenthums
+entnommen, und wie Palmenwedel bei den Festen des
+Osiris in Ägypten, bei dem feierlichen Einzuge der Könige
+und der Königshelden in Jerusalem und bei den olympischen
+Spielen prangten, so schmücken sie heute noch am Palmsonntag
+die Altäre katholischer Kirchen.
+</p>
+
+<p>
+Statt frei in den Lüften ihre Wedel zu schaukeln, müssen
+die meisten Palmen zur Herbstzeit es erdulden, daß ihre Krone
+im Innern pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese
+Behandlung bezweckt eine bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden
+Wedel. Nicht alle Palmstämme sind für diese Behandlung
+gleich geeignet, und unter den geeigneten werden noch
+solche unterschieden, die mehr für den katholischen und solche,
+die mehr für den jüdischen Ritus sich schicken. Denn auch die
+Juden brauchen Palmenwedel bei dem Laubhüttenfest. Der
+Bordighese bezeichnet kurzweg die eine Dattelpalme als
+»<foreign lang='it' rend='antiqua'>Cattolica</foreign>«,
+die andere als »<foreign lang='it' rend='antiqua'>Ebrea</foreign>«. &ndash; Die Blätter der katholischen Palme
+sind schlanker, die der jüdischen kürzer und gedrungener. An
+der katholischen Palme bindet man die mittleren Wedel fest zusammen,
+damit die neuen Wedel bei thunlichstem Lichtabschluß
+sich entwickeln und so möglichst farblos bleiben. Denn bei der
+Feier des Palmsonntags sollen sie nicht allein ein Siegeszeichen,
+sie sollen auch ein Bild himmlischer Reinheit sein. Im Dunklen
+werden solche Wedel auch schlank und lang; sie laufen spitz an
+ihren Enden aus und bleiben biegsam und weich, so daß sie
+leicht in beliebige Formen geflochten werden können. An den
+jüdischen Palmen werden die älteren Blätter weniger stark verbunden,
+das Licht ist somit von den jüngeren Blättern nicht
+ganz ausgeschlossen, diese können daher auch ergrünen. Sie
+bleiben zugleich kürzer, schließen mit stumpfer Spitze ab und
+werden härter. Mit dem Palmenwedel verbinden die Juden
+beim Laubhüttenfest die Myrte und die Bachweide zum Feststrauß
+und halten, während dieser in der rechten Hand geschwungen
+<pb n='019'/><anchor id='Pg019'/>
+wird, einen »Paradiesapfel« in der Linken. Das
+Laubhüttenfest ist ursprünglich das Erntefest der Juden. Es
+verlor aber in den fremden Ländern diese seine Bedeutung und
+behielt nur die andere historische, die ihm ebenfalls von Alters
+her zukam, eine Erinnerung an den göttlichen Schutz während
+der Wüstenwanderung zu sein. Die Wahl der vier »Arten«
+im Feststrauß hat die mannigfaltigsten symbolischen Deutungen
+erfahren; sie mochte vielleicht ursprünglich die Vegetation Palästina's
+versinnbildlicht haben. Durch religiöse Vorschriften
+wurden die vier »Arten« späterhin in starre Formen gefaßt,
+und wie der Palmenwedel, so müssen auch die Myrtenzweige
+und die Bachweide ganz bestimmte Gestalt besitzen. Die Myrten
+im Besonderen werden für die rechtgläubigen Juden in genau
+vorgeschriebenen Formen gezogen. Der Zweig muß eine Höhe
+haben, die drei Handbreiten gleichkommt und die Blätter in
+dreigliedrigen Wirteln tragen. Sind die Wirtel aufgelöst, d.&nbsp;h.
+die Blätter nicht zu dreien in gleicher Höhe befestigt, so ist der
+Zweig unbrauchbar. Eher geht es an, einen Zweig zu benutzen,
+der die Blätter nur zu zweien in gleicher Höhe trägt. Ein
+solcher Zweig ist im Nothfall zulässig, steht aber im Preise weit
+hinter der wahren »Hadassah« zurück.
+</p>
+
+<p>
+Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen,
+welche der Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In
+nordischen Ländern hat der Buchsbaum, ja selbst der kätzchentragende
+Weidenzweig, das Palmenblatt ersetzt. An der Mosel
+wird der Buchsbaum geradezu als »Palm« bezeichnet, und auch
+die aus Weiden gebundenen Festzweige heißen Palmen in
+slawischen Ländern.
+</p>
+
+<p>
+Die Palmen hatten im Winter 1890/91 eine schwere Probe
+an der Riviera zu bestehen, als das Thermometer für mehrere
+Stunden auf 6°&nbsp;C. unter&nbsp;0 gesunken war. Besonders bewährten
+sich bis jetzt im bordighesischen Klima, außer den Dattelpalmen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Phoenix dactylifera</name>),
+die canarische <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Phoenix canariensis</name>,
+die
+kalifornische <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pritchardia filifera</name>,
+die australische <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Livistona australis</name>
+<pb n='020'/><anchor id='Pg020'/>
+und die chinesische
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chamaerops excelsa</name>. Daß außerdem
+die Zwergpalme, <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chamaerops humilis</name>,
+gut in Bordighera
+gedeihe, ist nicht wunderbar, da sie der Mittelmeerflora thatsächlich
+angehört; sie ist unsere einzige europäische Palme, in
+Sicilien heimisch. In Algier deckt sie große Flächen. Man
+suchte sie dort auszurotten, um den Boden für neue Culturpflanzen
+zu gewinnen, jetzt sorgt man für ihre Verbreitung.
+Vom lästigen Unkraut, als welches sie betrachtet wurde, ist sie
+zu einer wichtigen Nutzpflanze avancirt. Entsprechend zubereitet,
+liefern nämlich die Blätter der Zwergpalme sehr elastische Fasern,
+die gleich Pferdehaaren zum Ausstopfen der Möbel und Matratzen
+dienen können. Den Pferdehaaren gegenüber zeichnen sie sich
+nicht nur durch ihre Billigkeit, sondern auch dadurch aus, daß
+sie nicht von Motten befallen werden. Im Gegensatz zu den
+Phoenix-Arten, die gefiederte Blätter besitzen, sind die Pritchardien,
+Coryphen, Chamaerops-Arten mit fächerförmigen Blättern versehen.
+Ihr Aussehen weicht somit nicht unwesentlich von demjenigen
+der Dattelpalmen ab, so daß ihre Acclimatisation an
+der Riviera auch in landschaftlicher Beziehung als ein Gewinn
+betrachtet werden kann. Zu bedeutender Höhe ist in zahlreichen
+Gärten die <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chamaerops excelsa</name>
+bereits emporgewachsen. Sie
+gehört zu den härtesten der eingeführten Arten, so daß sie ohne
+Bedeckung selbst das Klima der Insel Wight verträgt. <name type="taxonomic" rend="antiqua">Pritchardia
+ filifera</name> ist der zahlreichen weißen Fäden wegen, die den Blatträndern
+entspringen, sehr beliebt, verbreitet sich demgemäß auch
+rasch an der ganzen Riviera. Zu den häufigsten Palmen dürfte
+dort auch bald die <name type="taxonomic" rend="antiqua">Phoenix canariensis</name> gehören, welche der
+Dattelpalme sehr ähnlich ist, sich aber vor ihr durch gedrängteren
+üppigeren Wuchs und kräftigere Blattentwickelung auszeichnet. &ndash;
+An geschützten Stellen der Riviera gedeihen auch verschiedene
+Arten der Palmengattung Cocos, so
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cocos flexuosa</name>, und
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Romanzoffiana</name> mit äußerer eleganter Tracht, auch die blaugrüne
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cocos australis</name>. Die echte
+Cocospalme (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cocos nucifera</name>),
+welche die Cocosnüsse liefert, kommt hier hingegen, sowie auch
+<pb n='021'/><anchor id='Pg021'/>
+an den Südrändern des Mittelmeers, nicht fort. Ihre Cultur
+ist nur innerhalb der Wendekreise möglich. In der Form ihrer
+Blätter stimmen die Cocospalmen mit den Dattelpalmen überein.
+Ähnliche Blätter haben auch die Areca-Arten
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Areca
+ sapida</name>, <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Baueri</name>),
+welche an der Riviera gut aushalten. Es
+sind das nahe Verwandte der Betelnußpalme
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Areca catechu</name>),
+welcher die Betelnüsse entstammen, jene Nüsse, die mit Kalkpulver
+bestreut, und in Blätter des Betelpfefferstrauchs
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Piper
+Betle</name>) gewickelt, von Jung und Alt in Südasien gekaut werden.
+Zu den Palmen mit fächerförmigen Blättern, welche die Gärten
+der Riviera zieren, gehören auch zwei Livistona-Arten, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Livistona chinensis</name>
+und <name type="taxonomic" rend="antiqua">australis</name>, mit mächtigen Blättern,
+Palmen, die häufig in unseren Gewächshäusern anzutreffen sind.
+Schön macht sich unter den anderen Fächerpalmen der Riviera
+die blaugrüne <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Brahea Roezli</name>,
+dann die stattlichen Sabal-Arten,
+deren zähe Fasern für Seilerwaaren, Hüte, Körbe und Säcke
+verwandt werden, auch die wichtige Carnaubapalme Brasiliens,
+die <name type="taxonomic" rend="antiqua">Copernicia cerifera</name>. Mit den Blättern dieser Palme wird
+in der brasilianischen Provinz Ceara ein großer Theil der Hütten
+gedeckt, ihre Fasern ähnlich wie Stroh verwandt, der harte
+Stamm liefert Bau- und Tischlerholz, die Wurzeln ein Heilmittel,
+die bitteren Früchte dienen als Nahrung, aus dem Saft
+wird Sirup und Arrak bereitet, kurzum diese Palme zeigt uns
+so recht ein Bild von dem Nutzen, den eine einzige Art dieser
+segensreichen Pflanzenfamilie in den Tropen stiften kann. Ihren
+Artennamen <name type='taxonomic' rend='antiqua'>cerifera</name>,
+sowie ihren deutschen Namen dankt aber
+die Wachspalme ihrem wichtigsten Erzeugniß, dem vegetabilischen
+Wachs, das sie in Schuppenform aus ihren Blättern ausscheidet.
+Diese Schuppen werden von jungen, getrockneten Blättern abgeklopft
+und dann in Wasser gekocht, auf dessen Oberfläche das
+flüssige Wachs sich sammelt. Man versetzt es mit Talg und
+formt es zu Kerzen, welchen beim Brennen ein angenehmer Duft
+entströmt.
+</p>
+
+<p>
+Bordighera begnügte sich nicht damit, seine Palmwedel für
+<pb n='022'/><anchor id='Pg022'/>
+Cultuszwecke zu ziehen, es suchte sie auch im Kunsthandwerk zu
+verwerthen. So entstand die Palmenflechterei, die in letzter
+Zeit Dank dem Winter'schen Einfluß, eine ungeahnte Entwickelung
+nahm. In der Winter'schen Kunstgärtnerei wird jetzt
+die Palmenflechterei im Großen betrieben. Die Dattelpalme,
+die Chamaerops-Arten,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Livistona australis</name> und
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pritchardia
+filifera</name> geben im Besonderen das Material dazu her. Zur
+Verwendung kommen Blattspreiten, Blattstiele und Blattscheiden
+dieser Pflanzen, und wo Behälter nöthig, helfen auch wohl
+Flaschenkürbisse aus. Alle Theile der Palmen werden entsprechend
+gebogen und dann getrocknet, und hierauf zu Blumenvasen,
+Ampeln, Körbchen, Fruchtschalen, Lichtschirmen und anderen
+zierlichen Gegenständen stilgerecht vereint.
+</p>
+
+<p>
+Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus
+der neuen Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, daß
+die langen großen Fäden am Blattrand der Pritchardien für
+Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie zwicken sie ab und
+tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr flüchtiges Heim
+zu flechten. &ndash;
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">IV.</p>
+
+<p>
+Die zahlreichen Ausflüge, die sich landeinwärts von den
+Stationen der Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandbüchern
+bis jetzt eine höchst unvollkommene Behandlung
+erfahren. Meist findet man in denselben nur eine Aufzählung
+der etwa zu besuchenden Orte, wobei die nächste, oft lohnendste
+Umgebung vernachlässigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht immer
+lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit
+der Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera
+erstreckt, die Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten
+Auskunft über den Weg und niemals über die Schönheit desselben
+zu ertheilen vermögen, so wären grade für jene Gegenden
+gut orientirende Reisebücher sehr erwünscht. Unter den gegebenen
+Umständen kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera
+<pb n='023'/><anchor id='Pg023'/>
+denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unnütz umherzuirren,
+in all' die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen.
+</p>
+
+<p>
+So müßte jeder Reisende, der für Naturschönheit empfänglich
+ist und einige Mühe nicht scheut, von Mentone über Gorbio
+nach Roccabruna wandern. Meist begnügt sich aber selbst der unternehmendste
+Tourist mit einem Ausflug nach Castellar und kommt
+im Gorbiothal nicht über Gorbio hinaus, weil er nicht weiß,
+daß er seinen Weg dort fortsetzen sollte. Und doch entfaltet sich
+erst jenseits von Gorbio die volle Pracht der großartigen Landschaft.
+Der ganze Ausflug dürfte fünf Stunden in Anspruch
+nehmen; es empfiehlt sich, ihn am Nachmittag zu unternehmen.
+Bis nach Gorbio führt jetzt eine schöne Fahrstraße. Sie beginnt
+zu steigen am Alexandra-Hôtel und folgt in zahlreichen
+Windungen dem Thale. Dieses Thal ist überaus fruchtbar;
+ein ansehnlicher Bach durchströmt dasselbe. Erst ist es breit,
+verengt sich, indem es aufsteigt. Villengärten stoßen an die
+Straße, dann bescheidene Bauerngüter. Blühende Pflanzen
+neigen sich über die Mauern vor. Erst die vornehmen Pflanzen
+der Reichen; dann der Goldlack, die Levkoye, die Pelargonie
+und die Anemonen, die auch der Ärmere sich zieht. Einzelne
+Cypressen, oft umrankt von Rosen, ragen hier und dort aus
+den Gärten vor und mahnen nicht selten an orientalische Landschaft.
+Citronen- und Orangengärten folgen aufeinander, dann
+Feigenbäume. Höher hinauf beginnen sich vereinzelt auch unsere
+Obstbäume zu zeigen. Sie stehen im Blüthenschmuck. Eigentlich
+ist ihnen auch in dieser Höhe noch zu warm, sie gedeihen
+gut erst bei Sant' Agnese, jenseits der Felsen, die das Thal im
+Norden sperren. Im Thale von Gorbio lohnt es sich, Pflanzen
+zu sammeln. Ardoino, der Verfasser der Flora der Seealpen,
+gibt für die Thäler, die bei Mentone münden, mehr als tausend
+verschiedene, wild wachsende Arten an. Man müßte fast ganz
+Irland und Schweden durchstreifen, um ebenso viel verschiedene
+Pflanzen zu finden, als hier auf etwa fünfzehn Quadratmeilen
+beisammen wachsen. &ndash; Ungewöhnlich reich sind die Thäler von
+<pb n='024'/><anchor id='Pg024'/>
+Mentone an Orchideen, und diese blühen ja fast sämmtlich im
+Frühjahr. Viele sonst seltene Farne sind hier auch zu finden.
+Der Botaniker sucht mit Vorliebe nach einem kleinen Nacktfarn,
+der zu derselben Gattung wie die Gold- und Silberfarne unserer
+Gewächshäuser gehört, der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Gymnogramme leptophylla</name>. Der
+Pflanzenliebhaber freut sich mehr noch über das
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Adiantum
+Capillus Veneris</name>, das Venushaar, das mit seinen zarten Wedeln
+die feuchten Vertiefungen der Felsen ziert. &ndash; Ein alter gepflasterter
+Weg kürzt oben im Thale die neue Straße von
+Gorbio ab. Er steigt in Olivenhainen empor. An einer seiner
+Windungen taucht plötzlich Gorbio auf, ganz in der Nähe. Es
+krönt einen steilen Hügel, der von Oliven bedeckt ist. Ein
+Amphitheater mächtiger zackiger Felsen umrahmt dieses Bild
+von seltener malerischer Schönheit. &ndash; Wir steigen auf zu dem
+Orte, durchschreiten den Platz, dem eine alte Ulme ihren Schatten
+spendet, wenden uns dann links und schlagen den Fußweg ein,
+der, an einem offenen Brunnen vorbei, der Berglehne folgt.
+Nach kaum halbstündigem Aufstieg haben wir das weit sichtbare
+Kreuz erreicht, das hoch oben, am vorspringenden Bergesrande
+dem Wetter trotzt. Bei stark wehendem Mistral ist es
+kaum möglich, an jener Stelle zu weilen; das zersplitterte Kreuz,
+welches nur noch einen seiner Arme gegen den Himmel streckt,
+zeugt von der Gewalt der Stürme, die dort oben hausen.
+Bereits von diesem Kreuze aus ist der Blick überwältigend
+schön. Er umfaßt die sämmtlichen Thäler, die bei Mentone
+münden. Auf den Höhen sieht man jene wilden Ortschaften
+thronen, Burgen der Grimaldi und der Lascaris, die einst diese
+Thäler beherrschten; man umspannt mit dem Blicke den ganzen
+Halbkreis steil aufsteigender Berge, welche die Thäler mächtig
+umfassen und eine undurchdringbare Schranke für das Auge
+bilden, das hingegen nach Süden zu unbegrenzt über dem
+blauen, endlosen Meere schweift. Eine weitere Steigerung der
+Eindrücke hält man nicht für möglich, man kann sich schwer
+von dieser Stelle trennen, und doch gewinnt das Bild noch an
+<pb n='025'/><anchor id='Pg025'/>
+erhabener Größe, betrachtet von dem Bergrücken, der jetzt in
+südlicher Richtung nach Roccabruna führt. Dann verschieben
+sich gegen einander, wie mächtige Decorationen, die Felsriesen,
+die den Hintergrund der Thäler schließen, und die Umrisse des
+Bildes werden immer reicher, immer bewegter. Bald tritt im
+Mittelpunkte der Landschaft, am Nordabhange des mächtigsten
+dieser Berge, Sant' Agnese hervor, ein ansehnliches Dorf, das
+in schwindelnder Höhe, wie ein Schwalbennest am Felsen, über
+dem Abgrund zu hängen scheint. Wer konnte das Dasein dieses
+Ortes ahnen; ist er doch gegen das Meer hin von dem Felsen
+ganz verdeckt, an den er sich klammert. Dieser Felsen sollte
+ihn auch schützen und verbergen vor den spähenden Blicken der
+Saracenen, welche einst das tyrrhenische Meer durchkreuzten.
+Und doch war es ein Saracenenhäuptling Harun, der im zehnten
+Jahrhundert, der Sage nach, die Burg erbaute, deren Ruinen
+den Bergesgipfel krönen. Doch nicht als Feind kam er hierher,
+sondern von der Liebe zu einer Christin überwältigt, die er,
+selbst zum Christenthum bekehrt, zu seiner Gattin machte.
+</p>
+
+<p>
+Selbst wer den schönsten Theil Süditaliens kennt, wird sicher
+die volle Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft
+empfinden. Und wie wird der Eindruck noch gesteigert,
+wenn gegen Sonnenuntergang sich die Gipfel der Berge zu
+röthen anfangen, lange dunkle Schlagschatten in die Thäler
+fallen und Sant' Agnese in goldigem Licht auf dem grauen
+Fels zu glühen beginnt.
+</p>
+
+<p>
+Doch die Zeit drängt, denn die Sonne im Westen ist lange
+schon hinter der <name type="place" rend="antiqua">Tête de chien</name> verschwunden; die Nachtschatten
+senken sich hinab in die Schluchten, während ein langer steiniger
+Weg uns von Cabbe-Roquebrune, der Eisenbahnstation, noch
+trennt.
+</p>
+
+<p>
+In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein
+botanischer Genuß. Über einer hohen Mauer am Abhang
+stehen mächtige Judasbäume
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cercis siliquastrum</name>) und senken
+abwärts ihre blüthenbeladenen, noch laubfreien Zweige. Die
+<pb n='026'/><anchor id='Pg026'/>
+schönen, dicht gedrängten Blüthen entspringen auch dem alten Holze,
+so daß die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde erscheint,
+von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in Südeuropa
+zu Hause, sehr häufig sieht man ihn in Palästina die Gärten
+um Jerusalem schmücken, was wohl Veranlassung zu der Sage
+gab, Judas habe sich an demselben erhängt.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">V.</p>
+
+<p>
+Bezaubernd schön ist Mentone, wenn man es vom Pont
+St.&nbsp;Louis aus betrachtet. Das Bild gehört zu den eindrucksvollsten
+der ganzen Riviera. Doch muß man es am Morgen
+betrachten, wenn die Sonne das alte Mentone von Osten her
+bescheint. Man folgt von Mentone aus in östlicher Richtung
+der Landstraße und wählt ihren linken Arm, dort, wo sie sich
+gabelt. Man steigt dann sanft in die Höhe, zwischen Villen
+und Mauern. Gibt es nicht zu viel Staub auf der Straße, so
+ist diese Wanderung ein Genuß. Denn die angrenzenden Gärten
+strotzen von üppigen Gewächsen, und überall drängt sich der
+Überfluß derselben bis auf die Straße. Die Pflanzen finden
+keinen Platz mehr in der eingeengten Umfriedung und streben
+hinaus ins Freie. Rosenrothe und feuerfarbige Pelargonien
+neigen sich über das Gitter, dort hängt ein Rosenstrauch über
+dasselbe hinaus und trägt unzählige Blüthen. Weiter ist eine
+ganze Mauer bis unten hinab mit einem epheublätterigen Kranichschnabel,
+dem <name type="taxonomic" rend="antiqua">Pelargonium peltatum</name>, bedeckt, welcher so üppig
+blüht, daß die Blätter unter den blaßrothen Blüthen verschwinden.
+Jener Strauch, der im graziösen Bogen über eine
+andere Mauer sich beugt und ährenförmige Rispen gelber Blüthen
+trägt, ist eine chinesische Buddleia
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Buddleia Lindleyana</name>). Die
+ganze Straße duftet jetzt nach Heliotrop, der an dem Geländer
+emporklettert; weiter ist es wieder eine Pergola safrangelber
+Rosen, welche der Straße folgt. Mit ihren fleischig dicken
+Stengeln und Blättern und ihren großen rothen oder gelben
+Blüthen schmückt dort die Mittagsblume
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mesembryanthemum
+<pb n='027'/><anchor id='Pg027'/>
+acinaciforme</name>) eine Mauer. Dann schließen Citronen- und
+Orangenbäume sich an, die mit Früchten reich behangen, auch
+schon ihre duftigen Blüthen entfalten. Wir kommen an dem kleinen
+französischen Zollhaus vorbei und erreichen alsbald unser Ziel.
+In kühnem Bogen schwebt die Brücke San Luigi über der
+Schlucht, welche Frankreich von Italien trennt. Der Blick von
+hier auf Mentone ist in der That von ergreifender Schönheit.
+Die alte Stadt deckt einen schmalen Grat, der sich bis zum
+Meere senkt. Dicht gedrängt steigen die Häuser an ihm auf,
+über- und nebeneinander. Alle sind sie im italienischen Style
+gebaut, mit Loggien, Balkonen und Terrassen, trotzdem alle verschieden
+an Gestalt und Größe, scheinbar gesetzlos zu einer
+einzigen Masse vereint. Jedes zeigt eine andere Färbung; im
+hellen Glanz der Sonne verschmelzen aber die Gegensätze und
+die ganze Stadt leuchtet fast weiß in die Ferne. Aus der
+Häusermasse ragt die Kirche mit ihrem schlanken Glockenthurm
+hervor. Und welch eine großartige Einfassung zeigt dieses Bild!
+In weiter Ferne, kaum noch sichtbar, profilirt sich im nebeligen
+Umriß das zackige Esterel. Dann weicht die Küste vor dem
+Meere zurück und erst die <name type="place" rend="antiqua">Tête de chien</name> über Monaco bietet ihm
+wieder Trotz. Sie scheint an der Küste Wache zu halten. Dann
+folgen mächtige, majestätische Berge und rücken immer näher auf
+Mentone zu. Das Cap Martin streckt sich wie ein grünsammetnes
+Band vor in die blaue See, und hinter Mentone
+steigen die zackigen Felsenriesen auf und leuchten in der Sonne
+im bläulichen Grau. Dann folgen tiefer grüne Schluchten, wo
+helle Olivenhaine mit dunklen Citronengärten abwechseln und
+an den Abhängen weiße Dörfer verborgen im Laub. Kahle
+Bergrücken glänzen grell in der Nähe, von grünen Kiefernwäldern
+stellenweise wie von Oasen bedeckt. Der Vordergrund
+entzückt uns durch seine Farbenpracht, denn der untere Theil der
+Schlucht, über der wir schweben, ist in einen Garten verwandelt.
+In Stufen steigt er auf, und der Boden verschwindet ganz
+unter Blüthen. Hell- und dunkelrothe Geranien, dicht aneinander
+<pb n='028'/><anchor id='Pg028'/>
+gedrängt, kugelige Chrysanthemum-Sträucher
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chrysanthemum
+frutescens</name>) mit tausenden von Blüthen wie mit weißen Sternen
+übersäet. Dann ein Judasbaum, ganz in Blüthen gehüllt, der
+seine rosenrothen Aeste über die weißen Chrysanthemen neigt.
+Ein gelbblüthiger Rosenstrauch, der den rosenrothen Judasbaum
+erklimmt; schlanke Bambusen wie Federbüsche in die Lüfte
+ragend; daneben Fächerpalmen. Dunkelgrüne, schlanke Cypressen;
+ein Pfefferbaum mit hellgrünen, zartgefiederten Blättern an den
+hängenden Aesten; dunkelrothe Bougainvilleen an den aufsteigenden
+Wänden: ein wahres Kaleidoskop. Hohe Dattelpalmen
+ragen aus der Schlucht hervor und umrahmen das Bild von
+Mentone, phantastische Opuntien nächst der Brücke bilden den
+ersten Vordergrund. Und dieses ganze farbenreiche Bild taucht
+mit seinem Rande in die dunkelblaue Fluth. Eine frische Brise
+weht uns vom Meer entgegen, der Frühling blickt mit allen seinen
+Blumenaugen aus der Schlucht empor. Es stimmt so harmonisch
+und heiter dieses hehre Bild. Daher wir es auch vergessen
+möchten, daß dort über Mentone, wo weiße Steine und dunkle
+Cypressen zwischen grauen Mauern sich erheben, ein Ort der
+Trauer ist. Ein Schloß der Grimaldi stand einst auf dieser
+Höhe, zwischen seinen Trümmern und Umfassungsmauern ist
+dann der Friedhof entstanden. Er beherrscht diesen sonnigen
+Strand, wie einst die mächtige Burg ihn beherrschte: ein Wahrzeichen
+des heutigen Mentone. Ich suche die Gedanken von
+dieser Stelle abzuwenden, doch unablässig kehren sie zu derselben
+zurück. Denn trauriger hat mich ein Friedhof nie gestimmt
+wie dieser dort, mit seinen in Blumen ganz versteckten
+Gräbern. Kaum kann es einen mächtigeren Widerspruch geben
+zwischen der freudig sonnigen Natur und dem jähen Tode.
+Dieser Gegensatz preßt Einem das Herz zusammen. Und aus
+allen Theilen der Welt eilten jene zusammen, die auf diesem
+Friedhof ruhen. In der Blüthe der Jahre, fern von ihrer
+Heimath, legten sie sich unter Jasmin und Rosen zu ewigem
+Schlaf. Ob ihnen wohl die Erde leichter wird, weil die Blumen
+<pb n='029'/><anchor id='Pg029'/>
+nie auf derselben verwelken? Die Rosen im besondern drängen
+sich dort überall vor: weiße, gelbe, blutigrothe, und sie verbreiten
+einen betäubenden Duft. Als ich einst diesen Friedhof besuchte,
+da strahlte die Welt in Frühlingsglanz und jauchzte es von
+Leben in den Lüften. Da war es besonders traurig zwischen
+diesen blumenreichen Gräbern. Auf einem frisch errichteten
+Denkmal saß ein junger Bildhauer, meißelte das Antlitz eines
+zarten Mädchens in den Stein und sang dazu ein fröhliches
+Lied. Ich blieb vor dem Grabe lange stehen: es war wie in
+einer Shakespeare'schen Tragödie.
+</p>
+
+<p>
+Hoch ragen über der Brücke San Luigi die zackigen Felsen
+empor, welche die Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier
+plötzlich auf, unvermittelt in romantischer Wildniß. Ein einzelner
+Felsenkegel erhebt sich aus ihrer Mitte und endet mit spitzem
+Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in den Stein. Rosmarin
+und Wolfsmilch, Wachholder und großblüthige Malven
+(<name type="taxonomic" rend="antiqua">Lavatera maritima</name>) klammern sich an jeden Vorsprung der
+Felsen an und beleben ihre Eintönigkeit. Unten grünt Alles von
+üppigem Pflanzenwuchs. Ein kleiner Bach rauscht abwärts in
+den Felsenspalten und bildet dann zierliche Wasserfälle. Ein
+Theil des Wassers wird in einen kleinen Aquäduct gefaßt, der in
+malerischen Windungen abwärts läuft, dann mit gewölbtem
+Bogen den Bach überschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in
+diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration!
+</p>
+
+<p>
+An jener so überaus warmen Stelle der Riviera bildet diese
+Felsenschlucht wohl noch den wärmsten Ort. Durch hohe Berge
+geschützt und umfaßt, steht sie den südlichen Winden nur offen.
+In dieser Schlucht beginnen schon im December die Veilchen zu
+blühen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die Eidechsen sollen
+ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets Ueberfluß.
+Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt
+ihr Netz auch im Winter, um sie zu fangen.
+</p>
+<pb n='030'/><anchor id='Pg030'/>
+<p rend='text-align:center'>VI.</p>
+
+<p>
+Niemand sollte es versäumen, von Bordighera oder von
+Mentone aus, einen Ausflug nach La Mortola, dem Garten des
+Herrn Thomas Hanbury, zu unternehmen. Der Eintritt wird
+Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung von je einem
+Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Unterstützung des
+Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im
+Garten machen will, erhält hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubniß.
+Früher Eigenthum der Familie Orengo in Ventimiglia,
+trägt auch heute noch die schöne Villa im Garten, welche Herr
+Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo.
+Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war
+sie von einem mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat
+sie in den feenhaften Garten verwandelt, der jetzt den Besucher
+entzückt. Der Garten deckt eine Fläche von ungefähr vierzig
+Hektaren und fällt von der Kunststraße, welche das Dorf Mortola
+in hundert Meter Höhe durchzieht, bis zum Meere ab. Die in
+dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung
+anlehnt, gewährt ihr Schutz gegen die Winde und ermöglicht
+die Entwickelung einer so üppigen Vegetation, wie sie auch an
+der Riviera kaum ihres gleichen findet. Freilich mußte durch
+künstliche Bewässerung vorgesorgt werden, daß die lange Dürre
+des Sommers nicht verhängnißvoll für die Pflanzen werde.
+Denn man rechnet in La Mortola über zweihundert Tage im
+Jahr, an welchen der Himmel völlig wolkenlos bleibt, und auch
+innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig
+Regentage.
+</p>
+
+<p>
+Es wäre ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle
+alle die zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten
+von La Mortola birgt. Es kommt mir nur darauf an, die
+Reichhaltigkeit desselben hervorzuheben. Was aber diesen Garten
+insbesondere belehrend macht, ist der Umstand, daß alle Pflanzen
+Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der abgekürzte Name
+des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die Familie,
+<pb n='031'/><anchor id='Pg031'/>
+der sie angehören, angegeben ist. So kann jeder Besucher des
+Gartens erfahren, wie die Pflanze heißt, die ihm durch ihre
+Schönheit oder ihren Wohlgeruch auffällt, eine Pflanze, nach
+deren Namen er vielleicht vergeblich schon in manchem anderen
+Garten der Riviera forschte. Herr Hanbury ist bemüht, seinem
+Garten auch wissenschaftlichen Werth zu verleihen und sucht unaufhörlich
+neue, interessante, technisch wichtige oder durch ihre
+Heilkraft ausgezeichnete Gewächse für denselben zu erwerben.
+Ein kenntnißreicher deutscher Gärtner, Gustav Cronemeyer, stellte
+vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichniß aller Pflanzen
+des Gartens auf. Dieses Verzeichniß umfaßt über 3600 Arten.
+Es wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit
+der Aufforderung, aus den Schätzen des Gartens für wissenschaftliche
+Zwecke zu schöpfen. Auch die Samen und Früchte
+des Gartens erntet man alljährig, um sie wissenschaftlichen
+Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury gleichzeitig
+stattliche Schulgebäude in La Mortola errichtet, da er neuerdings
+auch ein schönes botanisches Institut in Genua erbauen ließ,
+um es der dortigen Universität zu schenken, so läßt sich wohl
+behaupten, daß er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von
+seinen Reichthümern macht. Leider ist der eifrige Leiter des
+Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem gestorben, und gewährt
+es nur einen Trost, daß sein Nachfolger, ebenfalls ein deutscher
+Gärtner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren tritt.
+</p>
+
+<p>
+Gerade im Frühjahr ist es, wo der Garten von La Mortola
+in vollstem Blüthenschmucke prangt. Besonders tragen die Akazien
+dazu bei, ihn um jene Zeit so üppig zu verzieren. Ueber neunzig
+Arten der Gattung <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia</name>
+stehen da in Cultur, von den fein
+gefiederten, mimosenartigen an, deren Blättchen jeder Windhauch
+in Bewegung setzt, bis zu jenen starrend stachlichen Arten,
+welche schon durch ihren botanischen Namen als »bewaffnet«
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>armata</name>),
+»struppig« und »schauerlich«
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>horrida</name>)
+hinreichend gekennzeichnet
+werden. Manche Akazien sind von gelben Blüthen
+so überdeckt, daß das grüne Laub unter denselben fast verschwindet,
+<pb n='032'/><anchor id='Pg032'/>
+und die meisten verbreiten zur Blüthezeit ein liebliches
+Aroma. Benennungen wie »lieblich«, »angenehm«
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>suaveolens</name>)
+zeichnen noch besonders einzelne Arten aus. Der höchste Preis
+des Wohlgeruchs gebührt aber unstreitig der tropisch-amerikanischen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia Farnesiana</name>,
+welche ihre veilchenduftenden Blüthenköpfchen
+den ganzen Winter über treibt. Diese Blüthenköpfchen dienen
+in Grasse und in Cannes unter dem Namen
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>fleurs de cassie</foreign>«
+in ausgiebiger Weise den Zwecken der Parfümerie. Den Namen
+»<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Farnesiana</name>«
+erhielt diese schon lange in Südeuropa bekannte
+Pflanze wohl daher, daß sie in den farnesianischen Gärten in
+Rom zuerst gezüchtet wurde. &ndash; Durch ihr zartes, zierliches,
+doppeltgefiedertes Laub von bläulich grüner Farbe, fällt hier,
+wie auch an den anderen Stellen der Riviera, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia</name> oder
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Albizzia Julibrissin</name>
+auf, ein stattlicher Baum vom Aussehen
+einer Mimose, dessen hellviolette Blüthenköpfchen aber erst im
+Juli zur Entfaltung kommen. Sie stammt von der Südküste
+des kaspischen Meeres, ihr Arten-Name ist persisch und bedeutet
+Seidenblume. &ndash; Von der südafrikanischen steifen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia horrida</name>
+stammt eine geringe Gummisorte, die als Capgummi bekannt
+ist. Das feinste Gummi arabicum tritt aus der Rinde der
+senegambisch-kordofanischen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia Senegal</name>, ähnlich wie bei
+uns Kirschgummi aus der Rinde von Kirschbäumen, hervor.
+</p>
+
+<p>
+Durch ein ganz besonders feines Aroma zeichnet sich in dem
+Garten von La Mortola außer der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia Farnesiana</name> ein
+gelbblühender Strauch, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pteronia incana</name> vom Cap aus,
+welche zu derselben Abtheilung der Compositen wie unsere Astern
+gehört, deren Blüthenköpfchen aber einen, man könnte fast sagen,
+vergeistigten Aprikosenduft verbreiten. Sehr wohlriechend in
+allen seinen Theilen ist ein anderer Strauch vom Cap, die
+Rutacee <name type="taxonomic" rend="antiqua">Diosma fragrans</name>. Nicht umsonst hat sie, so wie ihre
+nächsten Verwandten, die bei uns viel in Gewächshäusern cultivirt
+und als Bouquetgrün benutzt werden, den Namen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Diosma</name>,
+d.&nbsp;h. »Götterduft«, erhalten. Ein chilenischer Strauch mit
+kleinen gelben Blüthen, die Flacourtiacee
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Azara microphylla</name>,
+<pb n='033'/><anchor id='Pg033'/>
+wird wegen seines vanillenartigen Duftes in der Heimath
+»Aromo« genannt. Eine krautartige Salbeiart, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Salvia albocoerulea</name>,
+riecht wie feines Tafelobst. Verschiedene Pelargonien,
+so namentlich das
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pelargonium roseum</name>
+und <name type='taxonomic' rend='antiqua'>odoratissimum</name>,
+verbreiten ein starkes rosenartiges Parfüm, wenn man ihre
+Blätter zerdrückt. Geradezu betäubt wird man an zahlreichen
+Stellen des Gartens von dem Duft, der den kleinen weißen
+Blüthen vom <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pittosporum Tobira</name>
+entströmt. Diese Blüthen
+decken in großer Zahl den baumartigen immergrünen Strauch,
+der im Aussehen an den lorbeerartigen Schneeball
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Viburnum
+Tinus</name>) unserer Gewächshäuser erinnert. Es gibt auch eine Art
+mit fast schwarzen Blüthen, die fremdartig genug auf den Zuschauer
+einwirkt. &ndash; Lieblich duftet, ähnlich wie unsere wohlriechende
+Platterbse, ein zierlicher Baum mit überhängenden
+Aesten, der aus der Ferne ganz weiß erscheint von reicher
+Blüthenfülle. Es ist eine west-mediterrane Ginsterart,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Genista
+monosperma</name>, die zu den anmuthigsten Pflanzenformen im Frühjahr
+an der Riviera gehört. Ist auch zu jener Zeit der Blüthenreichthum
+noch so groß, Jedem fällt, unter allen anderen, diese
+Pflanze auf, die den Namen Blüthenregen führen sollte. Erscheint
+es da nicht wunderbar, daß zu derselben Gattung, wie dieses so
+zart erscheinende Gewächs, auch die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Genista acanthoclada</name> gehört,
+ein Strauch der griechischen Berge, der so stachelig ist, daß
+er für die Pflanze des Tartarus gelten konnte:
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Aspalathus</name>,
+nach der Insel Aspalathe an der Küste von Lycien genannt,
+lieferte er, der Sage nach, jene Ruthen, mit denen die Gottlosen
+in der Unterwelt gepeitscht wurden.
+</p>
+
+<p>
+Eigenthümlich berühren den Besucher des Gartens die
+Casuarineen, die in großen Exemplaren gleich unterhalb der
+Eingangstreppe stehen. Die graugrünen feinen Zweige dieser
+Bäume hängen wie die Federn eines Casuarschweifes herab und
+verschafften dem Gewächs auch seinen Namen. Die Zweige sind
+blattlos; die Ernährung des Baumes, die sonst von den Blättern
+besorgt zu werden pflegt, fällt hier somit den Zweigen zu.
+<pb n='034'/><anchor id='Pg034'/>
+Diese sind demgemäß auch grün gefärbt, d.&nbsp;h. sie führen jenen
+Farbstoff, das Chlorophyll, dessen Anwesenheit für die Bereitung
+von Nahrungsstoff durch die Pflanze nothwendig ist. Die
+Casuarineen bilden in Australien ausgedehnte Wälder von sehr
+eigenem Aussehen. Wie so viele andere australische Bäume vermögen
+sie dem Boden nur spärlichen Schatten zu spenden. Die
+Blüthen dieser Gewächse sind so klein und unansehnlich, daß nur
+das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das
+Holz der Casuarineen zeichnet sich durch seine Härte und seine
+Schwere aus und hat daher den Eingeborenen zur Anfertigung
+von Streitkolben gedient.
+</p>
+
+<p>
+Ein australischer Baum, der in den letzten Decennien ungemein
+rasche Verbreitung über die Riviera gefunden hat und
+den der Garten von La Mortola in nicht weniger als vierundzwanzig
+Arten besitzt, ist der Eucalyptus. Jeder, der Italien
+einmal besuchte, kennt die Eucalypten, wenn auch wohl nur die
+eine, überall vertretene Art derselben, den
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eucalyptus globulus</name>.
+Auch dieser australische Baum gibt im Verhältniß nur wenig
+Schatten; seine Blätter sind zwar von ansehnlicher Größe, sie
+hängen aber an langen Stielen von den Zweigen senkrecht herab
+und können daher selbst bei dichter Belaubung den Sonnenstrahlen
+nicht allen Durchgang verwehren. Da auch der leiseste
+Windhauch diese Blätter in Bewegung setzt, so herrscht unter
+den Eucalyptusbäumen ein eigenes zitterndes Zwielicht, das allerdings
+erst in Eucalyptus-Wäldern voll empfunden wird. Die
+Eucalypten gehören zu den Riesen der Pflanzenwelt, zu denjenigen
+Bäumen, welche überhaupt die bedeutendste Größe erreichen.
+In Australien sind Stämme von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eucalyptus amygdalina</name>
+gemessen worden, deren Höhe 156 Meter betrug und somit
+genau derjenigen der Thürme des Kölner Doms entsprach, die
+Pyramide des Cheops aber um fünf Meter, die Peterskirche in
+Rom sogar um mehr als zwanzig Meter überstieg. Die Eucalypten
+wachsen auch an der Riviera äußerst rasch und ragen
+schon über ihre Umgebung weit empor, ungeachtet ihre Anpflanzung
+<pb n='035'/><anchor id='Pg035'/>
+hauptsächlich erst Ende der sechziger Jahre erfolgte.
+Im Garten von La Mortola erreichte ein
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eucalyptus globulus</name>
+in sieben Jahren neunzehn Meter Höhe und fast anderthalb
+Meter im Umfang. Kein in Europa sonst bekannter Baum vermag
+Ähnliches zu leisten. Trotz so raschen Wachsthums zeichnet
+sich das Eucalyptusholz durch große Härte aus. An vielen
+Orten hat man Eucalypten angepflanzt, weil man der Ausdünstung
+derselben besondere heilsame Kräfte zuschrieb. Thatsächlich
+kommt aber den äußerst geringen Mengen von ätherischen
+Ölen, die sich um die Eucalypten verbreiten, kaum eine merklich
+desinficirende Wirkung zu. Dadurch hingegen, daß die
+Eucalypten rasch auf sumpfigem Boden wachsen und als immergrüne
+Pflanzen Sommer und Winter Wasser aus ihren Blättern
+verdunsten, tragen sie zu dessen Trockenlegung bei. Die Hoffnung,
+daß die Extracte aus Blättern und Rinde der Eucalypten das
+Chinin ersetzen würden, war gleichfalls übertrieben. Kommt
+auch diesen Extracten eine gewisse febrifuge Wirkung zu und
+sind dieselben auch seit undenklichen Zeiten von den Eingeborenen
+Australiens gegen Malaria verwandt worden, so stehen sie doch
+dem Chinin ganz bedeutend nach. Im April sieht man die
+älteren Eucalyptusstämme an der Riviera sich mit großen weißen
+Blüthen bedecken, welche durch ihre äußerst zahlreichen, feinen
+und langen Staubgefäße auffallen. Der Kundige erkennt an
+diesen Blüthen, daß der Baum zu den myrtenartigen Gewächsen
+gehört. Eine Eigenthümlichkeit der Eucalypten ist es, daß deren
+Blüthenknospen sich mit einem runden Deckel öffnen, der als
+grüne, weißbereifte Mütze abgeworfen wird. Diese Deckel sieht
+man im Frühjahr in großen Mengen unter den Eucalyptusbäumen
+liegen; sie verbreiten, wenn man sie zertritt, einen sehr
+durchdringenden Geruch. Neuerdings hat sich die Industrie auch
+dieser Gebilde bemächtigt, und in Bordighera sah ich Kreuze und
+Rosenkränze, die aus trockenen, aufgefädelten Eucalyptusblüthen-Deckeln
+hergestellt waren.
+</p>
+
+<p>
+Ganz junge Eucalyptusbäume, wie man sie auch bei uns,
+<pb n='036'/><anchor id='Pg036'/>
+innerhalb der Gewächshäuser, sehen kann, zeigen zunächst ein
+von den älteren Bäumen durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum
+glaubt man dieselben Pflanzen vor Augen zu haben. Die
+Blätter sind breit, stumpf, stengelumfassend, wagerecht gestellt,
+und erst an älteren Zweigen treten an deren Stelle die schmalen,
+zugespitzten, langgestielten Blätter auf, die senkrecht abwärts
+hängen. Damit verändert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor
+zeigten sie verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt
+sind beide Seiten gleich. Beide Blattflächen werden ja an den
+hängenden Blättern in gleicher Weise von
+<corr sic='Lichtstahlen'>Lichtstrahlen</corr> getroffen.
+Sie brauchen aber gleichen Bau, um gleiche Arbeit zu verrichten.
+Aehnliche Einrichtungen treten uns bei vielen anderen Gewächsen
+Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den Charakter
+der dortigen Vegetation.
+</p>
+
+<p>
+ Der in Italien hauptsächlich cultivirte
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eucalyptus globulus</name>
+ist nicht der widerstandfähigste Vertreter seiner Gattung, wie er
+denn auch im strengen Winter 1890&ndash;91 an exponirten Stellen
+der Riviera gelitten hatte. Manche Arten trotzen besser der
+Kälte, und der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eucalyptus Gunnii</name>
+gedeiht selbst in Whittingham
+bei Edinburgh.
+</p>
+
+<p>
+Der hohen Schutzmauer der Seealpen, welche die kalten
+Nordwinde abhält, verdankt die Riviera di Ponente ihr mildes
+Klima. Diese Schutzmauer bedingt es auch, daß dort die Cultur
+der Agrumi erfolgreich betrieben werden kann. An zahlreichen
+Stellen der Küste, zwischen Nizza und Savona, gedeihen die
+Agrumi ebenso gut wie bei Neapel, während der Reisende das
+Innere von Ober- und Mittelitalien durchwandern kann, ohne
+sie zu erblicken. Unter der Bezeichnung »Agrumi« werden die
+Vertreter der Gattung <name type="taxonomic" rend="antiqua">Citrus</name> zusammengefaßt. Das Verzeichniß
+von La Mortola weist über zwanzig Arten oder Formen dieser
+Gattung auf. Man findet dort fast alle in Italien cultivirten
+Agrumi in engem Raum beisammen. Diese Pflanzen scheinen
+so fest mit dem italienischen Boden verwachsen zu sein, daß
+italienische Bilder stets der Phantasie des Nordländers vom Blüthenduft
+<pb n='037'/><anchor id='Pg037'/>
+der Citrone durchweht und vom Glanze der Goldorange
+durchleuchtet erscheinen. Am meisten hat diese Vorstellung wohl
+das Mignonlied verbreitet, jenes Lied, das der Sehnsucht des
+Nordländers nach südlicheren Gestaden so unendlichen Ausdruck
+verlieh. So sehr die Agrumi aber auch in die italienische Landschaft
+zu gehören scheinen, so sind sie doch erst verhältnißmäßig
+spät in dieselbe gelangt und nur auf ganz bestimmte Theile von
+Italien beschränkt geblieben. Ihre Heimath liegt im fernen
+Asien, in Ostindien und Südchina; über den Orient schlugen sie
+aber zunächst ihren Weg nach Europa ein. Wie aus dem alten
+»Traité du Citrus« von Gallesio, dem Werke Victor Hehn's
+über »Culturpflanzen und Hausthiere«, Alphonse de Candolle's
+»Ursprung der Culturpflanzen«, endlich Flückiger's »Pharmacognosie«
+&ndash; von älteren Quellenwerken abgesehen &ndash; zu erfahren
+ist, war dasjenige, was im Alterthum zunächst »Citrum«
+hieß, das Holz von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Callitris quadrivalvis</name>.
+Auch diese nordafrikanische
+Conifere ist in dem Hanbury'schen Garten in vortrefflicher
+Entwickelung zu sehen. Ihr Holz liefert das Sandarac,
+ein Harz, das in erstarrten, weißen Thränen die Stammrinde
+deckt und aus der Wunde heraustropft, wenn ein Zweig abgeschnitten
+wird. Das schön gemaserte, wohlriechende Holz dieses
+Baumes stand bei den Römern in hohem Ansehen und diente
+im Besonderen zur Anfertigung von Kisten, welche wollene Kleider
+vor Motten schützen sollten. Als dann die Citrone den Römern
+bekannt wurde, und es sich zeigte, daß sie in ähnlich wirksamer
+Weise die Motten abhält, wurde der Name Citrum auf dieselbe
+übertragen. Von dem Gewächse, welches diese
+»<foreign lang='it' rend='antiqua'>mala citria</foreign>«
+erzeugt, drang die erste Kunde nach Griechenland während der
+Kriegszüge Alexanders des Großen. Letztere waren es, welche den
+Orient und die Tropen der griechischen Cultur erschlossen. Sie
+brachten den classischen Ländern eine solche Fülle neuer Naturanschauungen,
+wie dies zum zweiten Mal in gleichem Maße
+nur durch die Entdeckung des tropischen Amerika wieder geschah.
+Ueber den Citronenbaum wurde berichtet, daß er ein wunderbares
+<pb n='038'/><anchor id='Pg038'/>
+Gewächs der persischen und medischen Lande sei, und voll
+goldener Früchte hänge. Diese sollten nicht nur gegen Motten
+schützen, sondern auch als Gegengifte äußerst wirksam sein. Ja,
+es bildete sich, wie man in einem Werke des Athenaeos, eines
+Gelehrten, der zu Naukratis in Ägypten geboren wurde und
+um&nbsp;228 n.&nbsp;Chr. starb, lesen kann, der Aberglaube, daß, wer
+von diesen Früchten gekostet habe, den Biß giftiger Schlangen
+nicht zu fürchten brauche. Jenes durch seine Citate sehr werthvolle
+und merkwürdige Werk des Athenaeos schildert ein fingirtes
+Gastmahl, welches von einem römischen Schlemmer und Schöngeist,
+Künstlern, Dichtern und Gelehrten geboten wird, und bei
+welchem an die dargereichten Speisen und Getränke sich entsprechende
+Unterhaltungen knüpfen. Da erzählt ein gewisser
+Demokritos, sein Freund, der Statthalter von Ägypten, habe
+ihm mitgetheilt, daß zwei Verbrecher, die zum Tode durch giftige
+Schlangen verurtheilt waren, dem Biß derselben nicht erlagen,
+weil sie von einer Citrone zuvor aßen. Der Statthalter habe den
+Versuch absichtlich mit denselben Verbrechern zum zweiten Male
+wiederholt, aber nur dem einen von beiden eine Citrone dargereicht.
+Die Folge sei gewesen, daß dieser eine nur den Bissen
+der giftigen Nattern zu widerstehen vermochte, während der andere
+bald nach der Verwundung starb. Als bestes Schutzmittel gegen
+Gift empfiehlt der Erzähler eine in Honig zerkochte Citrone.
+Man müsse von diesem Gegengift früh am Morgen eine kleine
+Menge zu sich nehmen und sei dann den ganzen Tag über
+vor Vergiftung sicher. Dem Aberglauben, der solche Vorstellungen
+nährte, liegt wie auch sonst in ähnlichen Fällen, ein
+Fünkchen Wahrheit zu Grunde. Thatsächlich ist die Citrone durch
+sehr starke fäulnißwidrige Eigenschaften ausgezeichnet, Eigenschaften,
+die sie auch heute noch als Antisepticum sehr schätzbar
+machen. Schon im Alterthum hatte man richtig erkannt, daß
+der Saft der Citrone den Athem verbessere. Ein Vergnügen
+konnte es damals nicht sein, Citronen zu genießen, denn es waren
+thatsächlich nicht unsere jetzigen »Citronen«, vielmehr Cedraten
+<pb n='039'/><anchor id='Pg039'/>
+oder Citronat-Citronen, die uns nur eingemacht schmecken. Diese
+Cedraten heißen auch heute noch »Cedro« bei den Italienern.
+Saftiges Fruchtfleisch ist ihnen nicht eigen; sie bestehen fast ausschließlich
+nur aus Schale, und diese ist es, die, in Zucker eingekocht,
+die Citronate liefert. Die Cedraten erreichen meist bedeutendere
+Größe als die Citronen, sind letzteren im Übrigen
+ähnlich. Ihre Form variirt aber bedeutend, und da viele Abänderungen
+durch Veredelung fixirt worden sind, so bekommt
+man neben stark in die Länge gezogenen auch fast runde Cedraten
+zu sehen. Das gab sogar Veranlassung zur Aufstellung
+verschiedener Arten innerhalb dieses Formenkreises, wie es denn
+überhaupt schwer fällt, zu unterscheiden, was Art und was nur
+Abart in der Gattung Citrus ist. Eine rundliche durch stark
+höckerige Schale und feinen Wohlgeruch ausgezeichnete Frucht,
+die auch zu den Cedraten gehört, wird als Adamsapfel oder
+Paradiesapfel unterschieden. Sie galt als die Frucht vom Baume
+der Erkenntniß und findet als solche beim Laubhüttenfest der
+Juden heute noch Verwendung. Die gesuchtesten Früchte zu
+diesem Fest werden aus Corsica, Corfu, Marocco und Palästina
+eingeführt und können bei vorgeschriebener Form sehr hohen
+Geldwerth erreichen.
+</p>
+
+<p>
+Der Cedratenbaum kam bei den Römern sehr in Mode,
+und man sah ihn, in Kübeln gepflanzt, die Säulenhallen der
+Villen und die Gärten schmücken. Vom dritten Jahrhundert an
+wird er auch, als im freien Lande gedeihend, beschrieben. Heut
+noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich vor allen
+anderen Agrumi dadurch aus, daß er das ganze Jahr hindurch
+Blüthen und Früchte trägt.
+</p>
+
+<p>
+Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone
+bezeichnen, die aber richtiger auch bei uns Limone heißen müßte,
+kam durch Vermittlung der Araber erst im zehnten Jahrhundert
+nach Süd-Europa, zunächst nach Spanien, dann wohl auch nach
+Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen Küste,
+wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer
+<pb n='040'/><anchor id='Pg040'/>
+aus Syrien und aus Palästina brachten. Mit den
+Limonenbäumen zugleich gelangten die Pampelmusen und die
+bitterfrüchtigen Pomeranzenbäume an die Riviera, und Ligurien
+blieb überhaupt lange Zeit das Land, in welchem die Cultur
+der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen
+Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten
+Jahrhundert, als die Ansprüche an die Genüsse des
+Lebens sich zu steigern begannen. Sie verbreitete sich in Italien
+zugleich mit der Limonade, deren Zubereitung man von den
+Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war es, daß
+auch in Paris die ersten »Limonadiers« auftraten, um bald
+eine ähnliche Rolle wie heut die »Cafetiers« zu spielen. Die
+Limone, durch die nämlichen, fäulnißwidrigen Eigenschaften wie
+die Cedrate ausgezeichnet, lieferte in der That nicht nur ein
+erfrischendes, sondern zugleich auch ein antiseptisches Getränk.
+In den der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts angehörenden
+Kräuterbüchern des Tabernaemontanus, »der Arzney
+Doctoris und Chur-Fürstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen«,
+heißt es, daß der Citronensaft »nicht allein wider die innerliche
+Fäulung und das Gifft sehr gut und kräftig« sei, sondern
+auch »gegen alle Traurigkeit und Schwermüthigkeit des Hertzens
+und die Melancholey«. Die Rinde widerstehe dem Gift:
+»Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch
+ein Rauch damit machen.« &ndash; Der Citronensaft gilt auch heute
+noch als eines der wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die
+bekannte Mund- oder Zahnfleischfäule, der die Seefahrer besonders
+unterworfen sind. Daher jetzt die englische Marine,
+und nach ihrem Beispiel auch andere, Citronensaft in wohlverschlossenen
+Flaschen auf ihren Schiffen führen.
+</p>
+
+<p>
+Ich bemühte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich
+verbreitete, früher fast allgemeine Brauch stammt, daß die
+Leichenträger bei Begräbnissen eine Citrone in der Hand halten.
+Ursprünglich ist er durch die fäulnißwidrigen Eigenschaften und
+den starken Geruch der Citrone veranlaßt worden, dann hat er
+<pb n='041'/><anchor id='Pg041'/>
+symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik hat sich in
+mannigfaltiger Weise der Citrone bemächtigt. So heißt es in
+J.&nbsp;B. Friedrich's Werke: »Die Symbolik der Mythologie der
+Natur«: »Das Aromatische, Erquickende und Belebende der
+Citrone hat sie zum Symbole des Lebens und des Schutzes
+gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher schützt nach altem
+Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher trägt das
+indische Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen
+läßt, auf seinem Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone
+in der Hand als Sinnbild ihres zukünftigen Zusammenlebens
+mit dem Gatten; daher die noch übliche Sitte, daß bei einem
+Leichenbegängnisse die Leidtragenden die das neue Leben des
+Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen;
+daher endlich die Sitte des zum ersten Mal zur Communion
+gehenden Kindes, eine Citrone zu tragen, weil es durch die
+Communion ein neues Leben durch seinen erneuerten Bund mit
+Gott eingeht.«
+</p>
+
+<p>
+ Der Pampelmusbaum
+ (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus decumana</name>)
+ fällt durch die
+Größe auf, die seine Früchte erreichen. Dieselben haben süß-säuerlichen
+Geschmack und werden mit Wein und Zucker gegessen.
+Einzelne Früchte können unter Umständen bis sechs Kilo Gewicht
+erlangen.
+</p>
+
+<p>
+Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische
+Blätter und Blüthen ausgezeichnet. Die Früchte zeichnen sich
+durch ihre goldige Färbung aus. Sie werden frisch nicht genossen,
+wohl aber gelten die in Zucker eingemachten Schalen
+derselben als besonders wohlschmeckend. Auch dienen die Blätter,
+Blüthen und die unreifen Früchte zur Gewinnung ätherischer
+Öle und spielen letztere außerdem eine wichtige Rolle bei der
+Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfrüchtigen Pomeranze
+sich als besonders widerstandsfähig erwiesen hat, so verwendet
+man ihn auch häufig als Unterlage, auf welcher andere
+Citrus-Arten veredelt werden.
+</p>
+
+<p>
+Der süßfrüchtige Pomeranzenbaum gelangte wesentlich später
+<pb n='042'/><anchor id='Pg042'/>
+nach Europa als die bisher genannten Agrumi. Man nahm
+ziemlich allgemein bis vor Kurzem an, die Portugiesen hätten
+ihn erst gegen Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, und zwar
+angeblich im Jahre 1548, aus dem südlichen China mitgebracht;
+ja man zeigte im Garten des Grafen von St.&nbsp;Lorenzo zu
+Lissabon einen Orangenbaum, der der eingeführte Urbaum sein
+sollte. Aus den Schriften von Galesio, Targioni und Goeze
+scheint aber hervorzugehen, daß die süße Pomeranze schon
+wesentlich früher die Gärten Spaniens und Italiens schmückte;
+sie muß bereits im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts nach
+Europa gelangt sein. Galesio sucht es wahrscheinlich zu machen,
+daß die Cultur der süßen Orange auch an der Riviera bis ins
+fünfzehnte Jahrhundert zurückreicht, doch ist seine Beweisführung
+nicht überzeugend. So berichtet Galesio über ein aus den
+Acten der Stadt Savona vom Jahre 1471 sich ergebendes
+Geschenk von eingemachten Citronen und Limonen und frischen
+Citruli, welches die Stadt Savona ihrem Gesandten in Mailand
+machte. Da nun die als »Citruli« bezeichneten Früchte frisch
+gesandt wurden, hält sie Galesio für
+<emph rend='gesperrt'>süße</emph> Orangen, da der
+Gesandte in Mailand wohl keine
+<emph rend='gesperrt'>bitteren</emph> hätte essen mögen.
+In dem Archiv eines Notars in Savona ist andererseits ein
+Verkaufsact vom Jahre 1472 über eine Schiffsladung von
+15&nbsp;000 Citranguli oder Cetroni aufgefunden worden, und Galesio
+frägt sich, was man wohl mit 15&nbsp;000 bitteren Pomeranzen angefangen
+hätte. Auf diese Frage kann man ihm die Antwort
+schuldig bleiben, ohne daß dadurch der Nachweis, daß es sich
+wirklich um süße Orangen gehandelt habe, beigebracht sei. Ja
+eine solche Annahme müßte um so gewagter erscheinen, als
+thatsächlich schon Matthaeus Silvaticus in Salerno, der Verfasser
+des 1317 beendigten
+<title>Opus pandectarum medicinae</title> die
+<emph rend='gesperrt'>bittere</emph>
+Pomeranze als <name type="taxonomic" rend="antiqua">Citrangulum</name> bezeichnet und diese Bezeichnung
+auch von den Übersetzern arabischer Werke von ihm
+benutzt wurde, um den arabischen Namen
+<foreign lang='ar' rend='antiqua'>narindj</foreign> wiederzugeben.
+Andererseits zeigt die heute noch in Italien übliche Anpreisung
+<pb n='043'/><anchor id='Pg043'/>
+der süßen Pomeranze als »Portogallo« deutlich den
+Ursprung der jetzt dort cultivirten Früchte an. Mögen es somit
+auch nicht die Portugiesen gewesen sein, welche die süße
+Pomeranze in Europa einführten, so haben wir denselben doch
+die bessere, jetzt beliebte Sorte dieser Frucht zu danken. Die
+chinesische Heimath der süßen Pomeranze dagegen kommt in dem
+deutschen Namen »Apfelsine«, ursprünglich »Sinaapfel« oder
+»chinesischer Apfel«, zur Geltung. Der deutsche Name wurde
+von den Russen, den Grenznachbarn der Chinesen adoptirt; bezeichnend
+genug, meint Victor Hehn, für die Umwälzung im
+Weltverkehr, der seit Vasco de Gama nicht mehr quer durch
+das Gebiet von Asien, von Ost nach West, vielmehr aus dem
+Ocean in umgekehrter Richtung sich vollzog.
+</p>
+
+<p>
+Der Name »Orange« stammt aus dem Sanskrit und ist
+auf <foreign lang='sa' rend='antiqua'>nagarunga</foreign> oder
+<foreign lang='sa' rend='antiqua'>nagrunga</foreign> zurückzuführen. Die Araber
+hatten daraus <foreign lang='ar' rend='antiqua'>Narunj</foreign> gebildet, die
+Italiener <foreign lang='it' rend='antiqua'>Naranzi</foreign>,
+<foreign lang='it' rend='antiqua'>Aranci</foreign>,
+die Franzosen schließlich Orange. Die mittelalterliche Bezeichnung
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>poma aurantia</foreign>«
+Goldäpfel, ist somit nur dem Klange
+nach dem Worte »Orange« ähnlich. Aus »poma aurantia«
+ging dann aber das deutsche »Pomeranze« und das polnische
+»<foreign lang='pl' rend='antiqua'>Pomara&#324;cza</foreign>« hervor.
+</p>
+
+<p>
+Daß unter den goldenen Äpfeln der Hesperiden, die Herakles,
+der Sage nach, aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen
+gemeint sein konnten, geht aus der Geschichte jener Früchte genugsam
+hervor. Die goldenen Äpfel der Hesperiden waren
+vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht, dienten sie
+dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten
+unter den bräutlichen Gaben.
+</p>
+
+<p>
+Wie schön ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung
+werden kann, wenn ihn Tausende von goldenen Früchten schmücken,
+das läßt sich freilich kaum an der Riviera, ja nicht einmal in
+Sorrent ermessen. Völlig ausgewachsene, üppig entfaltete Orangenbäume
+von der Größe unserer Apfelbäume, sah ich erst am Fuße
+des Ätna. Theobald Fischer gibt in seinen »Beiträgen zur
+<pb n='044'/><anchor id='Pg044'/>
+physischen Geographie der Mittelmeerländer« an, daß ein ausgewachsener,
+gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis
+siebenhundert, ein Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert
+Früchte liefert. Im Durchschnitt könne man auf den Hektar
+Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen, und was
+das sagen will, geht daraus hervor, daß die einträglichsten
+Gärten bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis
+2700 Francs auf den Hektar bringen.
+</p>
+
+<p>
+Es gibt eine Unzahl von Apfelsinensorten, von denen zu
+uns aber nur einige wenige gelangen, darunter die jetzt immer
+beliebter werdende blutfarbige, die »Orange von Jericho«.
+</p>
+
+<p>
+Auch die als besondere Art der Gattung Citrus geltenden
+Mandarinen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus nobilis</name>) sind Gegenstand bedeutenden Exportes
+aus Italien geworden. Der Mandarinenbaum gedeiht
+an der Riviera sogar besser, als der Apfelsinenbaum. Er ist in
+allen Theilen kleiner, und an seinem buschig-runden Wuchs unschwer
+zu erkennen. In China und Cochinchina steht er seit
+undenklichen Zeiten schon in Cultur, in Europa hingegen tauchte
+er erst im Jahre 1828 auf.
+</p>
+
+<p>
+ In dem Garten von La Mortola ist auch die
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus bergamia</name>
+zu finden, aus deren Fruchtschalen das äußerst wohlriechende
+Bergamottöl gewonnen wird; desgleichen steht dort
+die
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Citrus myrtifolia</name>,
+deren sehr kleine Früchte, in Zucker eingesotten,
+die beliebten »Chinois« liefern. Es fehlt auch nicht
+die süße Limone oder Limette, die nur eine Abart der sauren
+Limone ist und wie die süße Orange gegessen wird.
+</p>
+
+<p>
+ Eigenartig sieht die
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus trifoliata</name>
+ aus, ein aus Japan
+stammender Strauch, der dreitheilige Blätter trägt und mit
+großen scharfen Dornen bewaffnet ist. An seinen Blüthen und
+Früchten kann man ihn als Citrus-Art erkennen, sonst macht er
+wirklich nicht diesen Eindruck. Er verträgt die Kälte so gut,
+daß man ihn selbst in Paris im Freien sieht.
+</p>
+
+<p>
+Besonders fällt in dem La Mortola-Garten eine monströse
+Orangenform auf, die der Katalog als
+»<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus Aurantium var.
+Buddhafingered</name>«
+<pb n='045'/><anchor id='Pg045'/>
+bezeichnet. Die Mißbildung beruht darauf,
+daß die einzelnen Fruchtfächer, aus welchen die Orange aufgebaut
+ist, statt zu einer runden Frucht vereinigt zu bleiben, an
+ihren Enden frei hervorwachsen. Dadurch bekommt diese Frucht
+eine Anzahl von Fortsätzen und erinnert entfernt an eine Hand
+mit vorgestreckten Fingern. Diese Ähnlichkeit hat in Indien
+den Vergleich mit »Buddha's Hand« veranlaßt und abergläubische
+Vorstellungen erweckt. Ganz ähnliche Mißbildungen kommen
+auch, in mannigfacher Verschiedenheit, bei den Citronen und
+Limonen vor und werden durch Veredlung festgehalten.
+</p>
+
+<p>
+Weitaus der merkwürdigste Baum in der Reihe der Agrumi
+ist die Bizzarria, welche der La Mortola-Garten ebenfalls besitzt.
+Schöner entwickelt sah ich diese Pflanze im botanischen Garten
+zu Neapel. Die Bizzarria trägt zugleich Orangen, Citronen und
+Limonen. Sie weist auch Früchte auf, welche die Mitte zwischen
+jenen Fruchtformen halten, endlich auch Früchte, an welchen
+einzelne Fächer das Aussehen von Orangen, andere dasjenige
+von Limonen oder Citronen besitzen. Es sind Bizzarrien beschrieben
+worden, deren Früchte die Bestandtheile von fünf verschiedenen
+Fruchtformen der Agrumi in sich vereinigten. Die
+Entstehung der Bizzarrien ist bis jetzt nicht endgültig aufgeklärt
+worden. Die Einen halten sie für Bastarde, während Andere
+meinen, sie seien bei der Veredelung durch zufällige Vermischung
+der Eigenschaften der Unterlage und des Edelreises entstanden.
+Letzteres wäre sehr merkwürdig, da die Erfahrung, die wir täglich
+bei der Veredelung unserer Obstbäume, der Rosen und anderer
+Gewächse machen, sonst lehrt, daß die Unterlage ohne
+allen Einfluß auf das Edelreis bleibt, daß beide ihre Eigenschaften
+unvermischt behalten. &ndash; Die Bizzarrien sind seit der
+Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bekannt. Sie mußten ja
+von Alters her durch ihr merkwürdiges Verhalten die Aufmerksamkeit
+auf sich richten. Zum ersten Mal wird über die Bizzarria
+im Jahre 1644 berichtet und angegeben, daß sie im Garten
+Panciatichi in Florenz wachse. Im Jahre 1711 beschäftigte sich
+<pb n='046'/><anchor id='Pg046'/>
+die französische Academie der Wissenschaften mit derselben und
+kam zu dem eigenthümlichen Schluß, sie sei eine ursprüngliche
+Pflanzenart eben so gut wie die Orange oder die Citrone.
+</p>
+
+<p>
+In unserem nordischen Garten wird übrigens auch ein
+kleiner Baum cultivirt, der sich ähnlich wie die Bizzarria verhält.
+Es ist ein Goldregen, der dem Gärtner zu Ehren, der
+ihn in den Handel einführte,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus Adami</name> genannt wird.
+Sein Ursprung ist ebenso wenig wie derjenige der Bizzarrien
+aufgeklärt. Dieser äußerst zierliche und interessante Baum, der
+sich leicht cultiviren läßt und bei keinem Gartenliebhaber fehlen
+sollte, trägt zur Blüthezeit der Hauptsache nach Blüthentrauben,
+die ganz so wie diejenigen des gewöhnlichen Goldregens
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus
+Laburnum</name>) gebaut, aber nicht gelb, sondern mattroth sind. An
+einzelnen Zweigen sind aber auch reingelbe Blüthentrauben, die
+sich dann von denjenigen des gewöhnlichen Goldregens gar nicht
+mehr unterscheiden, zu sehen. Außerdem trägt der Baum an
+besonders gestalteten kleinblätterigen Zweigen purpurne Einzelblüthen,
+welche, so wie die Zweige selbst, einer anderen Cytisus-Art,
+dem <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus purpureus</name> gleichen. Endlich kommen gemischte
+Blüthentrauben mit gelben und rothen Blüthen und mit Blüthen,
+die zum Theil gelb, zum Theil roth sind, vor. Nur die gelben
+Blüthen, die denjenigen des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus Laburnum</name>,
+und die purpurnen
+Blüthen, die denjenigen des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus purpureus</name> gleichen,
+setzen Früchte an, die anderen verhalten sich wie häufig sonst die
+Blüthen der Bastardpflanzen, sie sind unfruchtbar. Es ist möglich,
+daß es sich bei
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus Adami</name>
+um einen eigenartigen
+Bastard zwischen <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus Laburnum</name>
+und <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus purpureus</name>
+handelt; der Gärtner Adam zu Vitry bei Paris gab seinerseits
+an, ihn durch Veredelung von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus purpureus</name> auf
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytisus
+Laburnum</name> erhalten zu haben.
+</p>
+
+<p>
+In den Gärten von der Mortola wird Jeder gern auch
+den Namen und die Heimath von zwei Pflanzen erfahren wollen,
+die ihm in den Gärten der Riviera sicher zuvor schon aufgefallen
+sind: nämlich der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Wigandia Caracasana</name>
+und des <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Echium frutescens</name>
+<pb n='047'/><anchor id='Pg047'/>
+Die erstere ist eine stattliche, aus Venezuela stammende
+Blattpflanze, die bis zwei Meter Höhe erreicht. Ihre sehr
+großen Blätter sind elliptisch, am Rande doppelt gezähnt, beiderseits
+behaart, an der Oberseite etwas rostfarbig. Die großen
+violetten, mit gelben Staubfäden versehenen Blüthen bilden ährenförmige
+Blüthenstände. Wie bei anderen Vertretern derselben
+Familie, der Hydrophyllaceen und der nah verwandten Familie der
+Boragineen oder der Boretsch-Gewächse, sind die Blüthenstände
+von Wigandia in ihrem oberen Theile schneckenförmig eingerollt.
+Der eingerollte Theil ist noch unfertig und rollt sich in dem Maße
+auf als seine Blüthenknospen reifen. Solche Einrichtungen gewähren
+den Vortheil einer sehr langen Blüthezeit. Da kann
+die blühende Pflanze schlechte Witterung, oder sonst wie ungünstige
+Zeiten überdauern, ohne daß ihre Samenbildung ganz
+verhindert werde. Wie diese verhältnißmäßig große Wigandia,
+so gehörte zu derselben Familie der Hydrophyllaceen das in
+unseren Gärten häufig cultivirte bescheidene Hainschönchen, die
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Nemophila insignis</name>;
+zu den nah verwandten Boragineen rechnen
+wir von unseren Gartengewächsen unter anderen das als Küchengewächs
+wohlbekannte Gurkenkraut
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Borago</name>), von wildwachsenden
+Pflanzen unserer Flora den nicht minder verbreiteten Natterkopf
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Echium vulgare</name>).
+Das in den Gärten der Riviera so auffällige,
+oft bis zwei Meter hohe, mexikanische Echium frutescens, ist
+eigentlich nur eine Riesenausgabe dieses letzteren. Wer unseren
+Natterkopf kennt, wird auch jenes Riesen-Echium erkennen und
+unter den anderen Gewächsen des Gartens sicher herausfinden.
+Es trägt dieselbe blaue, kolbenförmige Blüthenähre wie unser
+Echium, nur fällt dieselbe eben durch ihre Größe auf.
+</p>
+
+<p>
+Doch wir wenden uns nun einem Baume zu, dessen Zweige
+einst wie jetzt den Sieger schmückten, dessen Blättern freilich auch
+die bescheidene Aufgabe zufällt, unsere Speisen zu würzen. Der
+edle Lorbeer, der mit italischen Bildern ebenso wie die Agrumi
+verwebt erscheint, ist in Südeuropa sicher heimisch gewesen, sein
+Cultus pflanzte sich hingegen allem Anschein nach von Kleinasien
+<pb n='048'/><anchor id='Pg048'/>
+über das Mittelmeer fort. Er wurde dem Apoll geweiht
+und in dem Maße, wie die Zahl apollinischer Heiligthümer in
+Griechenland zunahm, breiteten sich auch die aromatisch duftenden,
+immergrünen Lorbeerhaine immer mehr über dieses Land
+aus. Mit den griechischen Gottheiten gelangte der Lorbeerbaum
+auf italischen Boden, und es begleitete ihn dort zugleich als
+Cultus-Gewächs die der Aphrodite geweihte Myrte.
+</p>
+
+<p>
+Allgemein war im Alterthum der Aberglaube, daß der
+Lorbeer gegen Dämonen, gegen Zauber und auch gegen Ansteckung
+schütze. So suchte, wie berichtet wird, der furchtsame
+Commodus im Lorbeerhaine Rettung, wenn die Pest im Anzug
+war. Kronen von Lorbeer legte man Wahnsinnigen um Schläfe
+und Hals, um sie zu heilen. Lorbeerfrüchte oder -Blätter genossen
+die Priester des Apollo, wenn sie weissagen sollten; Lorbeer
+trugen Propheten, wenn sie eine Stadt betraten. Der
+Lorbeer sühnte das vergossene Blut. Daher die römischen Legionen
+sich, ihre Feldzeichen und Waffen mit Lorbeer reinigten,
+gleich nach dem Siege. Das hatte den Lorbeer folgerecht auch
+zur Trophäe des Sieges und zum Zeichen der glücklich vollbrachten
+Waffenthat gemacht. Als eine Freude und als ein
+Glück verheißendes Augurium wurde verkündet, es sei am Tage,
+an welchem Augustus das Licht der Welt erblickte, ein Lorbeer
+vor dem Palatin entsprossen. Die reinigende Kraft des Lorbeers
+veranlaßte dessen Verwendung zu Aspergillen. Der Strenggläubige
+besprengte sich beim Eintritt wie beim Ausgang aus
+dem Tempel mit dem Lorbeerzweig, den er in das Weihwasser
+tauchte, und gern auch nahm er beim Herausgehen ein Lorbeerblatt
+vom Sprengwedel in den Mund. Die römisch-katholische
+Kirche hielt sich nicht an den Lorbeer als Sprengwedel, übernahm
+vielmehr den Ysop
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Origanum Smyrnaeum</name>)
+zu gleichem
+Zwecke von den Juden.
+</p>
+
+<p>
+Der Lorbeer brennt, nach Plinius, nur unwillig und zeigt
+dies durch sein Knistern an. Der feuerabwehrenden Kraft des
+Lorbeers wurde es zugeschrieben, daß bei dem großen Brande
+<pb n='049'/><anchor id='Pg049'/>
+Roms unter den Consuln Spurius Postumius und Piso, als die
+Regia in Flammen stand, das Sacrarium unversehrt blieb, da
+ein Lorbeer vor demselben stand. Andererseits war es gerade
+das Lorbeerholz, das im Alterthum zur Erzeugung des Feuers
+diente; doch fing es nicht selbst Feuer, es bildete vielmehr, wie
+uns Theophrast und Plinius berichten, das Reibholz, während
+die Unterlage, die durch Reibung entzündet wurde, meist aus
+Wegedorn (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rhamnus</name>)
+oder aus Epheuholz bestand. Ein reines
+Feuer zu den Sacra durfte nur der Reibung zweier glückbringender
+Hölzer entstammen, oder den Sonnenstrahlen, die
+man mit Hülfe von Brenngläsern oder von metallischen Hohlspiegeln
+sammelte. Der Lorbeer sollte auch die Blitze abwehren.
+Daher auch der abergläubische Tiberius, wie Suetonius berichtet,
+sich mit Lorbeer bekränzte, wenn ein Gewitter nahte.
+Gewisse Erfahrungen mögen die Vorstellung erweckt haben, daß
+dem Lorbeer bei Gewittern besondere Kräfte innewohnen. Denn
+es werden nicht alle Bäume gleich häufig vom Blitze getroffen.
+Auch bei uns schlägt der Blitz fast niemals in Wallnußbäume
+ein, am häufigsten aber in Eichen. Es hängt das mit der
+elektrischen Leitungsfähigkeit des Holzkörpers zusammen, die bei
+den einzelnen Baumarten eine verschiedene ist. Aus den angestellten
+Versuchen und dem statistischen Material scheint sich zu
+ergeben, daß Bäume, die zur Jahreszeit der Gewitter verhältnißmäßig
+viel fettes Oel in ihrem Holzkörper führen, dem Blitzschlag
+am wenigsten ausgesetzt sind. Abgestorbene Aeste an
+einem Baume erhöhen für denselben die Blitzgefahr. Daß die
+Eichen am häufigsten vom Blitze getroffen werden, mußte von
+jeher auffallen, daher die Eiche auch dem Donnergott geheiligt
+war. Von dem Lorbeer ist die gegentheilige Erfahrung weniger
+sicher, zum Mindesten ist sie in Zweifel gezogen worden.
+</p>
+
+<p>
+ Zu den Lorbeerarten gehört auch der Campherbaum
+ (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Laurus
+Camphora</name>), der im westlichen China und in Japan zu Hause
+ist und im La Mortola-Garten sehr gut gedeiht. Völlig ausgewachsen,
+kann er bis fünfzig Meter hoch und sechs Meter dick
+<pb n='050'/><anchor id='Pg050'/>
+werden. Seine Blätter verbreiten beim Zerreiben einen merklichen
+Camphergeruch. Der Campher wird aber im Großen
+nicht aus den Blättern, sondern aus dem Holzkörper dieses
+Baumes durch Sublimation gewonnen.
+</p>
+
+<p>
+Die zu den Laurineen gehörenden Zimmetbäume sind in
+La Mortola ebenfalls zu sehen, freilich nicht die wichtigste Art
+derselben, das in Ceylon heimische
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cinnamomum ceylanicum</name>,
+sondern zwei chinesische und japanische Arten. Der Zimmet
+des Handels besteht aus der Rinde junger Schößlinge, welche
+nach starken Regengüssen geschnitten und geschält werden.
+</p>
+
+<p>
+Im schroffen Gegensatze zu diesen duftenden Pflanzen steht
+eine andere Laurinee, ein hier prächtig gedeihender, immergrüner
+Baum, dessen Name:
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Orcodaphne californica</name>,
+zugleich die
+Heimath angibt. Häufig wird er in den Gärten als
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Laurus
+regalis</name> bezeichnet. Er gleicht in der That in seinem Aussehen
+einem Lorbeer, zerreibt man aber eines seiner Blätter zwischen
+den Fingern, so strömt ein ätherisches Öl aus, dessen geringste
+Mengen schon in hohem Grade die Schleimhaut der Geruchsorgane
+angreifen. In Californien verweilt man nicht gern in
+der Nähe eines solchen Baumes, wenn der Wind von dessen
+Seite weht, denn die flüchtigen Öle, mit denen er sich beladen.
+hat, reizen zum fortdauernden Niesen.
+</p>
+
+<p>
+Man wird sich in La Mortola auch mit einer anderen
+Laurinee, der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Persea gratissima</name>,
+bekannt machen können, welche
+in den Gärten der Tropen viel cultivirt wird und die Aguacatebirnen
+liefert. Die Krone dieses schönen Baumes breitet sich
+domartig aus, seine Blätter gleichen denjenigen des Lorbeers.
+Die birnförmigen, doch oft auch sehr unregelmäßig gestalteten
+Früchte sind große Steinfrüchte, mit einem Kern im Innern.
+Ihr Fleisch schmilzt wie Butter auf der Zunge und erinnert im
+Duft an die feinsten Moschusmelonen. Die Mexikaner essen die
+Aguacaten vornehmlich als Salat und suchen sich in der schmackhaften
+Zubereitung derselben zu überbieten.
+</p>
+
+<p>
+Auch noch einige andere tropische Früchte reifen gut im
+<pb n='051'/><anchor id='Pg051'/>
+La Mortola-Garten, so die Guavas oder Guayaben, welche man
+von zwei Psidiumarten dort erntet. Die Gattung Psidium gehört
+zu den Myrten-Gewächsen und wird in allen Tropenländern
+cultivirt. Die Guavas vertreten dort in gewissem Sinne unsere
+Stachelbeeren, denn sie sind eben so fruchtbar, beginnen rasch
+Früchte zu tragen und lassen sich leicht vermehren. Sie wachsen
+zu Sträuchern oder kleinen Bäumen mit immergrünen Blättern
+empor und tragen Früchte, die in ihrer Größe zwischen der
+Wallnuß und dem Hühnerei schwanken. Diese Früchte werden
+ohne Zuthat oder mit Wein und Zucker gegessen. Manche
+erinnern an Erdbeeren, andere besitzen einen süßsäuerlichen Geschmack,
+andere noch einen so durchdringenden Duft, daß sie
+nicht Allen munden. Sehr geschätzt werden auch die Guavas-Gelées
+in den Tropen, und man beginnt dieselben auch nach
+Europa einzuführen.
+</p>
+
+<p>
+ Eine andere in La Mortola cultivirte Myrtacee, die
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Jambosa
+vulgaris</name>, liefert »Rosenäpfel«, welche den Geschmack reifer
+Aprikosen haben und nach Rosenwasser duften. Der Baum
+selbst ist reich verzweigt und trägt immergrüne Blätter, die in
+ihrer Gestalt den Pfirsichblättern gleichen.
+</p>
+
+<p>
+Wichtig sind, mehr noch ihres Holzes als ihrer Früchte
+wegen, die zu den Ebenholzbäumen gehörenden Diospyros-Arten.
+Der japanisch-chinesische <name type="taxonomic" rend="antiqua">Diospyros Kaki</name>, den man in
+La Mortola zieht, liefert die Kakis. Ein kleiner Baum mit
+eirunden Blättern, gelblichweißen Blüthen und runden, etwa
+pfirsichgroßen, röthlichgelben Früchten. Diese Früchte müssen
+überreif werden, um feinen Geschmack zu gewinnen, dann halten
+sie die Mitte zwischen Pflaumen und Aprikosen. An der
+Riviera reifen die Kakis im October. In Japan benutzt man
+auch das Holz dieser Bäume, das dem Holz unserer Wallnußbäume
+ähnelt. Doch weit übertroffen wird das Kakiholz von
+dem Holz der südindischen und ceylonischen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Diospyros Ebenum</name>
+und anderen ihm nahe verwandten Arten, welche das Ebenholz
+liefern. Das schwarze Kernholz dieser Bäume war schon im
+<pb n='052'/><anchor id='Pg052'/>
+Alterthum bekannt. Es galt als das geschätzteste Holz jener
+Zeiten. Nicht nur Theophrast, sondern auch das alte Testament
+sind seines Lobes voll. Seine Dichte und seine dunkle Färbung
+verleihen ihm so hohen Werth; durch seine Schwere ist es leicht
+von anderen schwarz gebeizten Hölzern zu unterscheiden.
+</p>
+
+<p>
+ Die zu den Anacardiaceen gehörige ostindische
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mangifera
+indica</name>, den Mango-Baum, der die köstlichste Frucht der Tropen
+liefert, gelang es bis jetzt nicht in La Mortola zu erhalten.
+Wohl aber wird man zahlreiche andere Anacardiaceen sehen.
+Zu diesen gehört auch der mit hellgrünen gefiederten Blättern
+und mit rothen Fruchttrauben versehene Baum, dem man so oft
+in den Gärten und an den Straßen der Riviera begegnet und
+der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Schinus Molle</name>
+heißt. Dieser Baum wird als Pfefferbaum
+bezeichnet. Mit dem echten Pfeffer haben seine pfefferkorngroßen
+Beeren aber nichts gemein. Der echte Pfeffer stammt vielmehr
+von schlanken ostindischen Lianen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Piper nigrum</name>), die nach Art
+des Epheus klettern und mit Luftwurzeln an der Unterlage
+haften. Die Fruchttrauben von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Schinus Molle</name> sind aber denjenigen
+des Pfeffers wirklich ähnlich und nähern sich dem Pfeffer
+auch im Geschmack. Ein Getränk, das in Peru und Brasilien
+aus diesen Beeren dargestellt wird, soll an Wein erinnern.
+Es liegt für uns nahe, auch die in La Mortola cultivirten
+Vertreter der Gattung Zizyphus zu beachten. Befindet
+sich doch unter denselben der in Südeuropa und an der nordafrikanischen
+Küste einheimische
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus lotus</name>. Im Alterthum
+wurden mehrere Pflanzen Lotus genannt, doch ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus
+lotus</name> allem Anschein nach jener Strauch, den Theophrast als
+Lotus bezeichnet. Von den Früchten dieses Strauches wäre
+somit schon bei Homer die Rede. Sie bildeten ein wichtiges
+Nahrungsmittel der Armen, und die Bewohner von Tunis und
+Tripolis hießen, weil sie sich vornehmlich von diesen Früchten
+ernährten, Lotophagen. Die Pflanzengattung Zizyphus gehört
+zu den Kreuzdorn-Gewächsen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rhamneen</name>). Die Früchte von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus lotus</name> sind so groß wie Schlehen; ihr mehliges Gewebe,
+<pb n='053'/><anchor id='Pg053'/>
+das den inneren Kern umgibt, kann zu Brod verbacken werden
+und auch ein gährendes Getränk liefern. Aus den Früchten
+anderer Arten, so vor Allem des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus vulgaris</name>, eines in
+Syrien heimischen Bäumchens, und von <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus jujuba</name>, einem
+Bäumchen, das in Ostindien wächst, werden die früher sehr beliebten
+Jujubapasten dargestellt. Von <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Zizyphus spina Christi</name>,
+einem im Thale des Jordan und am Todten Meere verbreiteten
+dornigen Strauche, dem Nebeg oder Sfidr, geht die Sage,
+aus ihm sei die Dornenkrone Christi geflochten worden. Man hat
+auch die in unseren nordischen Gärten cultivirten dornigen
+Gleditschien als Christus-Akazien bezeichnet und mit ihnen die
+Vorstellung von Christi Dornenkrone verknüpft, doch dies unter
+allen Umständen mit Unrecht, da die Gleditschien erst im achtzehnten
+Jahrhundert aus Nordamerika eingeführt wurden. Die
+Zizyphus-Arten werfen des Winters ihre Blätter ab, treiben
+aber zeitig im Frühjahr und bedecken sich mit sehr dunklem
+Laub. Da sie sehr dünne Zweige haben, hängen diese abwärts
+und gewähren mit den sich röthenden Früchten beladen, später
+ein sehr zierliches Bild.
+</p>
+
+<p>
+Unter den Anacardiaceen von La Mortola, die ein besonderes
+Interesse bieten, befindet sich auch der echte Pistazienbaum (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pistacia
+ vera</name>), dann die
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Rhus succedanea</name>, welche das japanische Baumwachs
+liefert, sowie die <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rhus vernicifera</name>, aus deren Milchsaft
+die Japaner den berühmten japanischen Lack bereiten. Das Ausfließen
+dieses sehr giftigen Milchsaftes wird durch Einschnitte in
+die Rinde veranlaßt. Um den Lack aus ihm zu machen, versetzt
+man ihn mit dem Öle von <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Bignonia tomentosa</name>, oder von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Perilla ocymoides</name> und fügt auch wohl Zinnober hinzu. Die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rhus vernicifera</name> hält im Freien selbst in den wärmeren Theilen
+von Deutschland aus.
+</p>
+
+<p>
+Ein äußerst niedlicher Strauch ist <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Capparis spinosa</name>,
+welcher die echten Kapern liefert. Im Blüthenschmuck sieht man
+ihn erst im Herbst, und wer einmal um jene Zeit, am Comer
+See entlang, von Cadenabbia nach Tremezzo wanderte, dem
+<pb n='054'/><anchor id='Pg054'/>
+werden sicher vor dem Eingang in den letzten Ort die dunkelgrünen
+Kapernsträucher an der Mauer, wegen ihrer schönen
+Blüthen, aufgefallen sein. Lange violette Staubgefäße in großer
+Zahl strahlen aus der schneeweißen zarten Blüthenhülle hervor,
+freilich hier so hoch an der Mauer, daß man sie nur schwer
+erreichen kann. An vielen Orten der Riviera wird der Kapernstrauch
+im Großen gezogen, seine Blüthenknospen sind es und
+nicht die Früchte, die als Kapern dienen. Man pflückt sie im
+Sommer und legt sie in Weinessig ein; viel Tausende von
+Kilogrammen Kapern werden so in der Provençe bereitet.
+</p>
+
+<p>
+Staunend bleibt man wohl im La Mortola-Garten vor
+einer Nachtschattenart, dem baumartigen <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Solanum Warszewiczii</name>,
+stehen, an welchem Früchte von Größe und Gestalt der Hühnereier
+hängen. Dann bemerkt man auch das krautartige <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Solanum
+Melongena</name>, dessen gurkenförmige violette Früchte gekocht werden,
+und oft als Gemüse den Braten an italienischer Tafel garniren.
+</p>
+
+<p>
+Unter den krautartigen Gewächsen fallen uns auch wohl
+manche Doldenpflanzen (Umbelliferen) durch ihre Größe auf.
+Sie sind bei weitem mächtiger noch als die Meisterwurz, die
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Imperatoria</name>, unserer Gärten entwickelt. Besonders imponirt
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ferula communis</name>,
+das Stecken- oder Ruthenkraut, das auch
+eine eigene Geschichte besitzt. Dieses Doldengewächs, das am
+Mittelmeer zu Hause ist, kann eine Höhe bis zu vier Meter
+erreichen. Den Stengel benutzte man im Alterthum zu Spazierstöcken
+und seiner Zähigkeit wegen auch zum Züchtigen von
+Sklaven und Kindern, wozu man ihn zuvor im Wasser einzuweichen
+pflegte. Davon kommt der Name
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ferula</name>, der von
+<foreign lang='la' rend='antiqua'>ferire</foreign>
+(geißeln) abgeleitet ist. Das Mark des Stengels ist sehr
+locker und wird heute noch in Sicilien als Zunder benutzt. Das
+Feuer glimmt in diesem Mark fort, und daher geht die Sage,
+Prometheus habe in einem solchen Ferulastengel das Feuer zur
+Erde gebracht, das er dem Zeus entwandte. &ndash; Der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ferula
+ communis</name> steht sehr nah der Stink-Asand, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ferula Scorodosma</name>
+der persischen Steppen. Sie ist eine derjenigen Umbelliferen,
+<pb n='055'/><anchor id='Pg055'/>
+welche die
+<foreign rend='antiqua'>asa foetida</foreign>
+liefern. Dieses Gummiharz entstammt
+vornehmlich der Wurzel dieser Pflanzen. Sein Duft hält die
+Mitte zwischen Knoblauch und Benzoë. Die Pflanze war allem
+Anschein nach schon den Alten bekannt und von ihnen als
+Silphium bezeichnet. Das Gummiharz hieß Laser. Mit dem
+Laser würzte man die Speisen und die Perser benutzen es heute
+noch als Gewürz. Auch gab es eine Zeit, wo
+<foreign rend='antiqua'>asa foetida</foreign> in
+Frankreich beliebt war, und man mit derselben die Suppenteller
+einrieb, um die Suppe »schmackhafter« zu machen.
+</p>
+
+<p>
+Der graublätterige, immergrüne Baum, welcher »japanische
+Mispeln« trägt, die »<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eriobotria</name>« oder <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Photinia japonica</name> ist in
+den Gärten der Riviera so verbreitet, daß man ihn in La Mortola
+schon als alten Bekannten begrüßt. Die lichtgelben, säuerlich-süßen,
+pflaumengroßen Früchte hat man oft schon bei Mahlzeiten
+genossen, sie allenfalls auch schmackhaft gefunden, wenn sie sehr
+reif und frisch waren. Der Baum stammt ursprünglich wohl
+aus China. Rein's Angaben zufolge ist er 1787 mit anderen
+Ziergewächsen und Nutzpflanzen durch Sir Joseph Banks nach
+England gebracht worden. Jetzt reicht er über ganz Italien
+und ist selbst am Genfer See zu finden.
+</p>
+
+<p>
+Diesem Baume nahe verwandt ist ein anderer von gleich
+geringer Höhe, der in den Gärten der Riviera sehr viel cultivirt
+wird und jedem Pflanzenfreund daher auffallen muß: die in
+Japan und China heimische
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Photinia serrulata</name>. Ihre großen
+Blätter sehen lorbeerartig aus, zwischen denselben leuchten die
+flachen weißen Blüthenrispen hervor. Aus der Ferne sehen sie
+fast so wie die Blüthenstände unseres Holunders aus. Die
+Photinien gehören zu den Rosifloren. Sie zeigen manche Übereinstimmung
+mit den Weißdornarten, der Gattung
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Crataegus</name>,
+und werden mit denselben zum Theil vereinigt. Im La Mortola-Garten
+ist die in der Nähe des Einganges stehende
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Photinia
+ serrulata</name> daher auch mit ihrem Synonym als
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Crataegus glabra</name>
+bezeichnet.
+</p>
+
+<p>
+Mit einigem Interesse sieht man sich im Garten von La
+<pb n='056'/><anchor id='Pg056'/>
+Mortola einen stattlichen, mit harten, kleinen Blättern bedeckten
+Baum, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Quillaja Saponaria</name>
+an, der, wie die japanische
+Mispel, zu den rosenblüthigen Gewächsen gehört, merkwürdig
+aber durch seine saponinreiche Rinde ist. Diese Rinde, die als
+Panamaholz aus Chile importirt wird, schäumt in Wasser auf
+wie Seife, steht als solche in Chile allgemein im Gebrauch, dient
+auch bei uns zum Waschen von Wolle und Seide und zu kosmetischen
+Zwecken.
+</p>
+
+<p>
+Als wohl bekannte Pflanzenform begrüßt man den Johannisbrodbaum
+oder Caroubier (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ceratonia siliqua</name>). Man hat
+ihn schon in weit prächtigeren Exemplaren in der Umgebung
+von Mentone gesehen. Alte Stämme erinnern in der Form
+an unsere Eichen; an den paarig gefiederten lederartigen Blättern
+ist aber der Johannisbrodbaum als solcher sofort zu erkennen.
+Die Hülsen, Leckerbissen, die auf keinem Jahrmarkt fehlen, und
+an denen sich Kinder allgemein erfreuen, sind im Frühjahr noch
+so klein, daß man sie an den Zweigen suchen muß. Aus den
+reifen Hülsen wird ein süßer, honigähnlicher Saft gepreßt, der
+als Keratameli im Orient genossen wird. Mit diesen Hülsen
+soll, der Sage nach, Johannes der Täufer sich in der Wüste ernährt
+haben und der Baum nach dem Vorläufer des Messias
+seinen Namen führen. Die reifen Samen innerhalb der Hülsen
+zeichnen sich durch auffallend übereinstimmende Größe aus,
+woraus sich erklärt, daß sie einst als Gewichte dienten und der
+kleinen Einheit im Gold- und Diamantengewicht den Namen
+gaben. Denn Karat stammt von Kerateia, dem griechischen
+Wort für diese Hülse. Um gute Früchte zu tragen, muß der
+Baum veredelt werden, und es waren jedenfalls die Araber,
+welche die bessere Fruchtform dieses Baumes am Mittelmeer verbreiteten.
+Er ist in Süd-Arabien wohl zu Hause, doch an vielen
+Orten der Riviera jetzt verwildert.
+</p>
+
+<p>
+Im La Mortola-Garten werden auch der Theestrauch und
+Kaffeebaum im Freien gezogen. Der Theestrauch, der baumförmig
+bis zu fünfzehn Meter Höhe emporwachsen kann, macht
+<pb n='057'/><anchor id='Pg057'/>
+den Eindruck einer Camellie, und in der That gehört er auch
+wie diese zu der Familie der Ternströmiaceen, ja er wird jetzt
+sogar als <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Camellia Thea</name>
+mit dem Camellienbaum in derselben
+Gattung vereinigt. Der Name Camellia, den diese Pflanzengattung
+führt, klingt so poetisch, vielleicht weil man an die
+»Camelien-Dame« bei demselben denkt; thatsächlich hat er aber
+einen viel prosaischeren Ursprung. Er entstand nämlich aus
+Kamel, dem Familiennamen eines Jesuitenpaters, der vor mehr
+als anderthalb Jahrhunderten die Camellie aus Manilla nach
+Spanien brachte. Diesem Georg Kamel zu Ehren benannte
+Linné die Pflanze, er fügte
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>japonica</name> hinzu, da die Camellie
+in Japan zu Hause ist, und von dort aus auch nach Manilla
+gelangt war. &ndash; Die Blüthen des Theestrauches erinnern sehr
+an die ungefüllten Camellien und haben zahlreiche Staubfäden
+wie diese. In La Mortola blüht der Theestrauch im September.
+Seine porzellanweißen, rosa angehauchten Blüthen, die sich aus
+den Blattachseln vordrängen, verbreiten einen nur schwachen
+Duft. Nach den Berichten des Rev.&nbsp;B.&nbsp;C. Henry ist die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Camellia
+Thea</name> wild in großen Mengen noch im Innern der südchinesischen
+Insel Hainon zu finden. Die zahlreichen Theesorten
+verdanken der verschiedenen Zeit des Einsammelns, dem verschiedenen
+Alter der eingesammelten Blätter und deren verschiedener
+Behandlung ihre besonderen Eigenschaften.
+</p>
+
+<p>
+ Der arabische Kaffeebaum, die
+ <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Coffea arabica</name>, ist ein kleiner
+pyramidaler Baum, der bis zu fünf oder sechs Meter Höhe
+emporwächst. Er trägt seine immergrünen dunklen Blätter in
+gekreuzten Paaren. Die weißen, nach Orangen duftenden Blüthen
+stehen gehäuft in den Achseln der obersten Blätter. Die Früchte,
+die aus diesen Blüthen hervorgehen, sind kirschgroße, dunkelrothe
+Beeren, die zwei Samen, die sogenannten Kaffeebohnen, enthalten.
+Der Kaffeebaum führt seinen Namen nach dem Bergland Kâfa
+im südlichen Abyssinien. Man hat überhaupt die südlichen Provinzen
+von Hoch-Abyssinien für den Ursprungsort des arabischen
+Kaffeebaumes gehalten, doch ist derselbe in neuerer Zeit wild
+<pb n='058'/><anchor id='Pg058'/>
+am Victoria-Nyansa und in Westafrika gefunden worden, so daß
+Centralafrika wohl die eigentliche Heimath dieser Culturpflanze
+sein dürfte. Afrika hat uns neuerdings auch noch eine zweite
+Art des Kaffeebaumes geliefert, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Coffea liberica</name>. Sie wird
+in den tiefer gelegenen Theilen der tropischen Küstendistricte gefunden,
+ist gegen Temperaturwechsel empfindlicher als die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Coffea
+arabica</name>, verträgt aber besser die Seewinde. Da sie durch Größe
+der Samen und feines Aroma derselben ausgezeichnet ist, so beginnt
+ihre Cultur sich über die tropischen Länder bereits auszubreiten.
+</p>
+
+<p>
+In den Kaffeegärten Arabiens und Abyssiniens wird auch
+ein zu den Celastrineen gehörender Strauch cultivirt, mit gegliederten
+Ästchen, lederartigen, lanzettförmigen Blättern, den
+man in La Mortola sehen kann und der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Catha edulis</name> heißt.
+Es ist das die Khatpflanze, deren getrocknete Blätter von den
+Arabern theils wie Tabak gekaut, theils auch mit Wasser aufgebrüht
+und als Thee genossen werden. In Südamerika dienen
+andererseits ganz allgemein der Theebereitung die Blätter des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ilex paraguayenses</name> einer dem Khatstrauch ziemlich nah verwandten
+Aquifoliacee, die in Paraguay und Brasilien zu Hause
+ist. Man bezeichnet diese Blätter dort als
+<foreign rend='antiqua'>Yerba</foreign> oder als
+<foreign rend='antiqua'>Mate</foreign>. Dieser Strauch wird zwar im La Mortola-Garten nicht
+cultivirt, doch sieht man dort andere immergrüne Ilex-Arten, die
+ihm sehr ähneln. &ndash; Die vorhandenen Arten der Sterculiaceen-Gattung
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Sterculia</name> können andererseits auch das Bild der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Sterculia
+acuminata</name> oder <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cola acuminata</name> ersetzen, welche den
+afrikanischen Negern die »Kolanüsse« liefert. Diese Früchte
+sehen wie Kastanien aus und haben schwach bitteren Geschmack.
+Die Neger wissen sie nicht genug zu preisen, denn sie sollen den
+Körper stärken, schlechtes Wasser trinkbar machen, gegen allerlei
+Krankheiten helfen, den Hunger stillen und das Gemüth erheitern.
+Thatsächlich enthalten auch die Kolanüsse Theïn, ähnlich wie die
+Thee- und Kaffeepflanzen und außerdem Theobromin wie die
+Chocolade. Der Genuß dieser Früchte beginnt jetzt bis nach
+England vorzudringen.
+</p>
+<pb n='059'/><anchor id='Pg059'/>
+<p>
+Es fällt im La Mortola-Garten wie in den anderen Gärten
+der Riviera wohl auf, daß die Camellien, Rhododendren und
+Azaleen so stark gegen andere Pflanzen zurücktreten. Man erblickt
+sie nur vereinzelt und bei weitem weniger schön und kräftig
+wie etwa an den italienischen Seen entwickelt. Das hat in der
+Zusammensetzung des Bodens seinen Grund. Der so überaus
+kalkreiche Boden der Riviera sagt diesen Pflanzen nicht zu, die
+ausgeprägte Humusbewohner sind, außerdem reiche Bewässerung
+verlangen.
+</p>
+
+<p>
+Einen wichtigen Handelsartikel im Alterthum und Mittelalter
+haben auch wohlriechende Balsame gebildet. Ein Bäumchen,
+das solchen Balsam lieferte, tritt uns in La Mortola in dem
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Styrax officinalis</name> entgegen. Dieses Gewächs ist in der Belaubung
+einem Quittenbaum äußerst ähnlich; es entfaltet in
+La Mortola im Mai und Juni auch seine weißen, mit goldgelben
+Staubfäden versehenen, wohlriechenden Blüthen. Ein
+Haupterzeuger solcher Balsame, die als Parfüm, als Räucherwerk
+und zu Salben dienten, war der Storax-Baum
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Liquidambar
+orientale</name>). Die duftende Myrrhe, die zu gottesdienstlichen
+Zwecken auch den Griechen dient, stammt andererseits von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Balsamodendron
+ Myrrha</name>, der Weihrauch, oder das <name>Olibanum</name>, von
+Boswellia-Arten, die im äußersten Osten von Afrika und auf
+dem arabischen Küstenstriche wachsen.
+</p>
+
+<p>
+In dem Garten von La Mortola kann man auch die zu
+den Hülsengewächsen gehörende
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Indigofera tinctoria</name> sehen, eine
+Pflanze, die zu den wichtigsten der Indigo liefernden Gewächse
+zählt. Sie stellt einen kleinen Strauch vor, der in Ostindien
+zu Hause ist, der aber jetzt in anderen Ländern zwischen den
+Wendekreisen, ja selbst an einzelnen Stellen um Neapel cultivirt
+wird. Sie trägt unpaarig gefiederte Blätter und entsendet aus
+den Achseln derselben ihre Blüthenstände, die mit kleinen weißen
+oder rosenrothen Blüthen besetzt sind. Ihre nächste Verwandte,
+die man auch in La Mortola sehen kann, die zierliche
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Indigofera
+Dosua</name> aus dem Himalaya, wird auch in unseren Gärten gezogen.
+<pb n='060'/><anchor id='Pg060'/>
+Wie in anderen Indigo liefernden Pflanzen, zu denen
+auch unser Waid (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Isatis tinctoria</name>) und der chinesische Färber-Knöterich
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Polygonum tinctorum</name>)
+gehören, ist in der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Indigofera
+tinctoria</name> der Indigo nicht schon als solcher vorhanden. Die
+zerkleinerten Pflanzen müssen vielmehr erst einen Gährungsproceß
+im Wasser durchmachen. Dieses wird abgegossen, wenn
+es sich stark grüngelb färbt und dann gerührt und geschlagen,
+um mit dem Sauerstoff der Luft in möglichst reiche Berührung
+zu kommen. Dabei scheidet sich der Indigo als unlösliches
+Pulver ab. Er bildet die »echteste« und geschätzteste Pflanzenfarbe,
+die auch schon den Alten bekannt war und bei ihnen als
+Indicum hoch im Werthe stand. Wie in der Jetztzeit London,
+so bildete einst Bagdad den Weltmarkt für diesen Artikel.
+</p>
+
+<p>
+Aus den exotischen Pflanzenformen ragen allseitig Nadelhölzer
+hervor. Sie stechen eigenartig von denselben ab. Wir
+sind mit ihren Gestalten wohl vertraut und selbst die so regelmäßig
+geformten Araucarien sehen wie etwas gezierte Tannen
+aus. In den Gewächshäusern der Heimath sah auch jeder schon
+die Cycadeen, die hier in einer Anzahl von Arten unter freiem
+Himmel gedeihen. Dem Laien wird es schwer, sich vorzustellen,
+daß die Cycadeen Verwandte der Nadelhölzer sind. Scheinen
+sie doch mit ihrem unverzweigten Stamm und mit ihrer einfachen
+Krone aus langen gefiederten Blättern, weit mehr den
+Palmen zu gleichen. Mit diesen haben sie aber thatsächlich nur
+eine gewisse Ähnlichkeit gemein. Diese äußere Ähnlichkeit der
+Cycasblätter und der Palmenblätter hat es aber bewirkt, daß
+sie oft fälschlich als Palmenblätter bezeichnet werden und als
+solche bei Begräbnissen Verwendung finden. Thatsächlich ist das
+aber eine arge Verwechselung. Denn Palmblätter und nicht
+Cycaswedel sollen es, der Tradition nach, sein, die man
+den Todten auf den Sarg legt, sowie es Palmenblätter sind,
+die christliche Märtyrer in der Hand halten und die auf den
+Gräbern in den Katakomben dargestellt werden.
+</p>
+
+<p>
+Den Palmen werfen wir in La Mortola nur flüchtige
+<pb n='061'/><anchor id='Pg061'/>
+Blicke zu, da wir sie ja in Bordighera schon eingehend betrachtet
+haben. Hingegen fesseln unsere Aufmerksamkeit die zahlreichen
+Arten von Bambusen, die hier stellenweise schon zu mächtiger
+Entwickelung gelangten. Daß diese Pflanzen, trotz ihrer bedeutenden
+Höhe, die beim gemeinen Bambus
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Bambusa arundinacea</name>)
+oft dreißig Meter erreicht, zu den Gräsern gehören,
+kann nur Denjenigen in Erstaunen versetzen, der sich die Gräser
+ausschließlich als Wiesenkräuter vorstellt. Thatsächlich haben
+wir schon in unseren Schilfrohr-Arten Vertreter der Gramineen-Familie
+vor Augen, die zu ansehnlicher Höhe emporwachsen.
+Die Bambusen sind unserem Schilfrohr in mancher Beziehung
+ähnlich. Während letzteres aber bei uns nur eine beschränkte
+Verwendung findet, gibt es in den heißen Ländern kaum eine
+Pflanze, die mannigfaltigeren Nutzen als der gemeine Bambus
+stiftet. Die jungen Wurzelsprosse dienen als Gemüse, vornehmlich
+verwenden sie aber die Chinesen zur Bereitung eines beliebten
+Confectes, das dem Ingwer oft zugesetzt wird. Aus
+jüngeren Halmen stellt man in den heißen Ländern Wände,
+Zäune und anderes Flechtwerk her; aus den Blättern macht
+man Matten und Hüte, verpackt auch oft den Thee in dieselben.
+Junge Blätter dienen als Viehfutter. Aus den Fasern der
+Halme bereiten die Chinesen ihr berühmtes Papier, das durch
+seinen Seidenglanz, seine Weichheit und seine geringe Dicke
+ausgezeichnet ist. Die hohlen Stämme sind sehr leicht, besitzen
+trotzdem einen ganz außerordentlich hohen Grad von Festigkeit
+und werden zu Bauten verwendet, die allen äußeren Angriffen
+trotzen. Die ganze Oberfläche des Stammes ist verkieselt, und
+so kommt es, daß dieser nicht allein in der Luft, sondern auch
+im Boden sich sehr lange hält. Daher die Stämme auch als
+Wasserleitungsröhren und Wasserrinnen dienen, nachdem man
+zuvor die Scheidewände durchbohrte, welche das Innere des
+hohlen Stammes durchsetzen. Andererseits lassen sich die einzelnen
+Glieder des Stammes als Wassereimer und als Blumentöpfe
+verwenden, wenn man die Scheidewände unversehrt läßt.
+<pb n='062'/><anchor id='Pg062'/>
+Aus Bambus werden Brücken und Flösse, aus Bambus Betten,
+Stühle und Tische gefertigt, mit Bambusfasern Matratzen
+<corr sic='gegefüllt'>gefüllt</corr>
+und Möbel gepolstert. Leitern aus Bambus sind sehr
+beliebt. Aus Bambus stellt man Eß- und Trinkgefäße, chirurgische
+Instrumente und selbst Haarkämme her, und als ob gezeigt
+werden solle, daß der Bambus einer jeglichen Verwendung fähig
+sei, verfertigen die Bewohner von Borneo und Sumatra aus
+demselben sogar Lampen, in welchen Dammaraharz gebrannt
+wird, und mit Dammaraharz gefüllte Kerzen, deren Hülle zugleich
+mit der Füllung in Flamme aufgeht. Bambusstöcke
+kennen auch wir: sie werden aus den zähen, knotigen Wurzelausläufern
+fabricirt, denen eine innere Höhlung abgeht.
+Ebenso muß zu Kriegszwecken der Bambus das Material hergeben:
+er liefert Lanzen und Wurfspieße von unübertrefflicher
+Leichtigkeit und Härte. Zu gleicher Zeit ist der chinesische
+Soldat ausgerüstet mit einem Sonnenschirm aus Bambus,
+dessen Überzug aus gefirnißtem Maulbeerpapier besteht. Desgleichen
+sollen die hohlen Stengeltheile des Bambus als Musikinstrumente
+zur Verschönerung des Lebens beitragen. Sie
+werden zu Flöten und Clarinetten verarbeitet, auch als Resonanzböden
+und selbst in Gestalt von Saiten verwendet. Ja
+C.&nbsp;Schröter berichtet, daß die Atchinesen es sogar verstanden
+haben, aus Bambus eine Art Telephon herzustellen, durch welche
+sie ihre Wachtposten in Verbindung setzen. &ndash; Die Höhlungen
+junger Stammtheile enthalten meist klares Wasser, mit welchem
+in Indien und in den Bergen von Java der Reisende seinen
+Durst stillen kann. &ndash; Die Bambusen blühen selten; stellt sich
+aber ein Blüthenjahr ein, so gibt es eine große Fruchternte.
+Die Früchte werden wie Reis gegessen oder in Brot verbacken,
+und wiederholt schon, so 1812, ist durch das Blühen der Bambusen
+eine Hungersnoth in Indien abgewendet worden. Mit
+Recht konnte somit Wallace, einer der besten Kenner der Tropen,
+aussprechen, daß der Bambus eines ihrer herrlichsten Producte
+sei. &ndash; Am vollkommensten haben Chinesen, Japaner und die
+<pb n='063'/><anchor id='Pg063'/>
+Bewohner Indiens und des indischen Archipels ihn auszunutzen
+gewußt. In China gibt es ganze Dörfer, die nur aus Bambus
+aufgebaut sind. Einen merkwürdigen Eindruck soll es machen,
+wenn ein solches Dorf in Brand geräth. Die Luft erhitzt sich
+alsdann in den abgeschlossenen Gliedern der Bambusstämme
+und sprengt dieselben mit gewaltigem Knall. Man hört aus
+der Ferne wie Kanonendonner, in welchem die Eingeborenen
+der Molukken deutlich den Ruf »Bambu, Bambu« zu vernehmen
+glauben.
+</p>
+
+<p>
+In einer Pflanze, die so viel Nutzen stiftet, lag es dem
+Naturmenschen nahe, auch nach verborgenen Heilkräften zu
+suchen. In China werden die Wurzelstöcke, die jungen Sprosse,
+der Saft, der Samen, bestimmte Auswüchse der Pflanze, als
+Medicamente verwendet. Zu besonderer Berühmtheit gelangte
+aber als Heilmittel ein eigenthümlicher Körper, der sich in den
+hohlen Gliedern der Stämme findet und Tabaschier genannt
+wird. Schon die Mediciner der römischen Kaiserzeit wandten
+denselben viel an, gestützt auf orientalische Traditionen. Einen
+Weltruf gewann der Tabaschier aber erst durch die arabischen
+Ärzte im zehnten und elften Jahrhundert, und er gilt immer
+noch als ganz hervorragendes Medicament in der ganzen
+orientalischen Welt. &ndash; Das frische, dem Bambusstengel entnommene
+Tabaschier bildet schmutzig weiße, braune bis schwarze
+Stücke. Beim Glühen werden diese weiß calcinirt und in einen
+Chalcedon-ähnlichen Körper verwandelt, der bald weiß und
+undurchsichtig, bald bläulich weiß, durchscheinend und farbenschillernd
+aussieht. Thatsächlich ist der Tabaschier nichts Anderes
+als gemeine Kieselerde, die, durch etwas vegetabilische Substanz
+verunreinigt, beim Glühen von derselben befreit wird. Statt
+kostspieligen Tabaschiers, den er in den Bazaren theuer bezahlen
+muß, könnte der Patient somit auch reinen Kieselsand zu sich
+nehmen. Den rechten Glauben vorausgesetzt, müßte die Wirkung
+dieselbe sein.
+</p>
+
+<p>
+Sehr belehrend ist es im Frühjahr zu verfolgen, wie die
+<pb n='064'/><anchor id='Pg064'/>
+jungen Knospen mächtiger Bambusen als überarmdicke, mit
+scheidenartigen Blättern dichtbedeckte Kegel die Erde durchbrechen.
+Sie pressen Wasser zwischen ihren Blattscheiden hervor, befeuchten
+und erweichen damit den umgebenden Boden und wachsen mit
+solcher Schnelligkeit, daß sich die unmöglich scheinende Vorstellung
+Gras wachsen zu sehen, bei ihnen fast in greifbare
+Wirklichkeit verwandelt. Dieses Wachsthum kann nämlich unter
+günstigen Verhältnissen einen Meter täglich betragen und ein
+zwanzig Meter hoher Sproß in wenigen Wochen somit diese
+Höhe erreicht haben. &ndash; Schöne Gruppen von Bambuspflanzen
+gehören zu den zierlichsten Erscheinungen des Pflanzenreiches;
+freilich kann man diese Pflanzen in voller Prachtentfaltung erst
+in den Tropen sehen und im La-Mortola-Garten nur eine annähernde
+Vorstellung davon gewinnen, welche Bedeutung ihnen
+in der tropischen Landschaft zukommt.
+</p>
+
+<p>
+Aus den werthvollen Angaben des Geographen Ritter und
+den nicht minder werthvollen Untersuchungen des Botanikers
+Ferdinand Cohn geht wohl sicher hervor, daß diejenige Substanz,
+welche die Alten als Saccharum bezeichnet haben, nicht Rohrzucker,
+sondern Tabaschier gewesen sei. Nach Bopp bedeutet
+das Sanskrit-Stammwort
+»<foreign lang='sa' rend='antiqua'>çarkara</foreign>«
+nicht etwas Süßes, sondern
+etwas Zerbrechliches und Steinartiges. Im alten Indien wurde
+das Tabaschier als Sakkar Mambu oder Bambusstein bezeichnet,
+und erst die Araber haben dieses Wort auf den später dargestellten,
+dem Tabaschier ähnlichen, krystallinischen Rohrzucker übertragen.
+Edmund O.&nbsp;von Lippmann kommt ebenfalls in seiner überaus
+gründlichen und erschöpfenden »Geschichte des Zuckers« zu dem
+Ergebniß, daß der Sakcharon der antiken Welt nicht unser
+Zucker gewesen sei; er weist nach, daß der
+<emph rend='gesperrt'>feste</emph> Zucker auch in
+Indien erst in der Zeit zwischen dem dritten und sechsten Jahrhundert
+n.&nbsp;Chr. bekannt wurde.
+</p>
+
+<p>
+Das Zuckerrohr (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Saccharum officinarum</name>) ist unserem Schilfrohr
+sehr ähnlich und wie dieses eine Grasart. Man sieht es
+im La Mortola-Garten in voller Entfaltung. Das Zuckerrohr
+<pb n='065'/><anchor id='Pg065'/>
+ist eine sehr alte Culturpflanze. Da es ausschließlich aus Stecklingen
+gezogen wurde, hat es die Fähigkeit, Samen zu erzeugen,
+fast eingebüßt. Man hat bis vor Kurzem überhaupt geglaubt,
+daß das Zuckerrohr nicht fructificire; doch ergaben sorgfältige
+Beobachtungen, vornehmlich aus Java, daß diese Unfruchtbarkeit
+nur eine relative sei. Die Heimath des Zuckerrohrs ist wahrscheinlich
+Bengalen, jene Provinz, die, ihrer unerschöpflichen
+Fruchtbarkeit wegen, seit jeher als der Garten Indiens gepriesen
+wurde. Wohl gegen das Ende des dritten Jahrhunderts ist das
+Zuckerrohr aus Indien nach China gelangt und zweihundert
+Jahre später westlich bis Gondisapur vorgedrungen. Diese Stadt
+lag am Flusse Karon, der unweit davon sich zum Theil in den
+Tigris, zum Theil nach dem Nordrand des Persischen Meerbusens
+ergoß. Dorthin hatten sich die Nestorianer geflüchtet, als das
+Concil zu Ephesus 431&nbsp;n.&nbsp;Chr. ihre Lehre für ketzerisch erklärte.
+Sie führten dem Orient die Keime klassisch-litterarischer und
+wissenschaftlich-medicinischer Bildung zu, namentlich auch die
+Anfangsgründe chemischer Kenntnisse. Die Beziehungen Gondisapurs
+zu Indien bewirkten zugleich, daß sich der Einfluß der
+indischen Arzneilehre dort geltend machte und eine Akademie
+erblühte, die nicht nur die Traditionen der griechischen Medicin
+und Naturwissenschaften in sich aufnahm, sondern dieselben auch
+wesentlich förderte. Hier wurde allem Anschein nach die Kunst der
+Zuckerraffinerie erfunden, daher auch »Kand« der persische Name
+für den gereinigten Zucker ist.
+</p>
+
+<p>
+Durch die Araber kam das Zuckerrohr im achten Jahrhundert
+nach Spanien, im neunten nach Sicilien. In Venedig
+lassen sich 1150 bereits Zuckerbäcker nachweisen. Die drei wichtigsten
+Productionsstellen des Zuckers im Mittelalter waren
+Syrien, Aegypten und Cypern. Ihre Bedeutung schwand, als
+Vasco de Gama 1498 den directen Weg nach Ostindien um das
+Cap der guten Hoffnung fand und der Handel mit indischem
+Zucker so in die Hände der Portugiesen fiel. Damit war
+der dominirende handelspolitische Einfluß Venedigs und seine
+<pb n='066'/><anchor id='Pg066'/>
+Macht für immer gebrochen; an Stelle des Mittelmeers wurde
+der atlantische Ocean der Schauplatz des Weltverkehrs. Um
+1580 begann Sicilien seine Zuckerproduction einzustellen, da diese
+gegen die überseeische Concurrenz nicht mehr ankämpfen konnte.
+Denn um jene Zeit hatte auch schon der amerikanische Zucker,
+besonders der brasilianische, die Bedeutung eines Weltproductes
+gewonnen und gelangte bis nach Palermo. Der Zuckerverbrauch
+stieg ganz enorm in Europa, und im Jahre 1600 hatte auch
+Deutschland, nach v.&nbsp;Lippmann, schon mehrere Zuckerraffinerien
+aufzuweisen. Freilich scheinen dieselben nach dem dreißigjährigen
+Kriege sich nur noch in Hamburg gehalten zu haben. Unter
+Friedrich dem Großen entstanden zahlreiche Zuckerraffinerien in
+Preußen und wurden durch Prohibitivzölle geschützt.
+</p>
+
+<p>
+Die Süßigkeit des Rübensaftes hatte den Chemiker Markgraf
+veranlaßt, Zucker aus demselben darzustellen, was ihm um
+1747 gelang. Doch fand das gewonnene Product keine Verwerthung,
+zum Theil schon deshalb nicht, weil es an genügend
+zuckerreichen Rüben damals noch fehlte. Diesem Mangel wußte
+erst Achard aus seinen Gütern bei Berlin um 1786 in größerem
+Maßstab abzuhelfen. Die erste wirkliche Rübenzuckerfabrik errichtete
+derselbe Achard, mit Unterstützung Friedrich Wilhelms&nbsp;III., zu
+Cunern in Schlesien. Es folgten alsbald andere Fabriken in
+Preußen und Frankreich, wo besonders Delessert das Darstellungsverfahren
+vervollkommnete. Nach Aufhebung der Continentalsperre
+gingen trotzdem die meisten Rübenzuckerfabriken
+sowohl in Deutschland als auch in Frankreich wieder ein, und
+erst von 1820 etwa an datirt der neue Aufschwung und der
+schließlich großartige Erfolg dieser Industrie.
+</p>
+
+<p>
+Der Palazzo Orengo wird von phantastischen Pflanzenformen:
+säulenförmigen Opuntien, candelaberförmigen Euphorbien, sowie
+von zahlreichen blühenden Aloe- und Agave-Arten umgeben. Auf
+der Mauer östlich vom Hause fällt eine kleine, mit langen weißen
+Dornen bewaffnete Opuntie
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Opuntia tunicata</name>) in die Augen.
+Ihre Dornen sind mit zarten Scheiden umhüllt und verdanken
+<pb n='067'/><anchor id='Pg067'/>
+diesen ihre Färbung. Man kann die Scheiden von den Dornen
+abziehen; doch gilt es vorsichtig zu sein, denn die Dornen sind
+äußerst scharf und verwunden leicht die Hand: Sie schützen
+wirksam die Pflanze gegen den Angriff der Thiere. Dieser
+Schutz ist aber auch nöthig in den dürren Gegenden Mexikos,
+in welchen die Pflanze zu Hause ist, und wo es den Thieren
+oft an pflanzlicher Nahrung fehlt. In solchen Gegenden sind
+dornige Pflanzen sehr häufig, Pflanzen, deren Blätter sich zum
+besseren Schutz in Dornen verwandelt haben, während der
+Stengel sich grün färbte, so in die Functionen der Blätter trat,
+zugleich anschwoll und für die Zeit der Dürre mit Wasser
+versorgte. Durch Hunger getrieben, pflegen wohl Pferde mit
+den Hufen die Dornen von solchen Cactusgewächsen abzuschlagen,
+um zu dem saftigen Fleisch zu gelangen, während das Rindvieh
+sich an denselben schwer verwundet. Der Angriff auf diese
+weißdornige <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Opuntia tunicata</name> dürfte den Thieren unter allen
+Umständen schwer fallen, sie ist so stark bewaffnet, daß sie außer
+dem Namen <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Opuntia tunicata</name> auch denjenigen <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Opuntia furiosa</name>
+erhielt.
+</p>
+
+<p>
+Doch am Palazzo Orengo fesselt unseren Blick vor allem
+die wunderbare Aussicht, die sich dort entfaltet. Gewiß ein
+herrliches Stück Erde, fast zu schön, um dasselbe dauernd zu
+bewohnen! Denn wonach soll man sich dann noch sehnen, wo
+eine Steigerung des Eindrucks erhoffen? &ndash; Von üppigem Grün
+und buntem Blüthenschmuck sind die Bilder eingerahmt, die hier
+den Beschauer fesseln. Sein Auge folgt entzückt der zackigen
+Küste, oder es ruht träumend aus der tiefen Schlucht, in der
+sich der Garten aufwärts, ohne Ende, bis zu den Gipfeln der
+Berge fortzusetzen scheint. Eine hohe Palme neigt sich wie
+sinnend über diesem Bilde und gibt ihm ein märchenhaftes Gepräge.
+Nach Osten decken dunkle Baummassen die Aussicht, doch
+durch eine blumenreiche Pergola gelangt man bald bis auf den
+freien Bergrand. Der Tag geht zur Neige, und es beginnt
+Altbordighera im rosigen Abendlicht zu glühen. Welch' ein
+<pb n='068'/><anchor id='Pg068'/>
+Anblick! Ich weiß ein krankes Mädchen, eine zu früh aufgeblühte
+Knospe, das Rettung vor dem Tode in Mentone suchte; dem
+schwebte jenes goldige Bild bis zuletzt in den Fieberträumen
+vor. Es war wie die Verheißung einer glücklicheren Welt!
+Sehnsuchtsvoll streckte die Sterbende ihre Arme in der nordischen
+Heimath aus, um es zu fassen, und ein seliges Lächeln verklärte
+dann ihr blasses Antlitz.
+</p>
+
+<p>
+Die Pergola, die nach jenem Aussichtspunkt im Garten von
+La Mortola führt, ist von Banksia-Rosen und anderen Schlinggewächsen
+überwuchert, deren Blüthen in den Abendstunden süßen
+Duft verbreiten. Die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rosa Banksiae</name> können wir hier in ihrer
+vollen Prachtentfaltung bewundern. Überall leuchten aus dem
+grünen, dornenfreien Laub die zierlichen Trugdolden ihrer halbgefüllten,
+hellgelben und weißen Blüthen hervor. Um diese
+schöne Rose ist die Riviera zu beneiden; bei uns im Freien will
+sie nicht gedeihen. Auch ist es in Gewächshäusern nicht möglich,
+sie zu üppiger Entwickelung zu bewegen, ebensowenig als dies
+für die <name type="taxonomic" rend="antiqua">Bougainvillea</name> gelingt, jene prächtige Liane der Tropen,
+die mit ihren carmoisinrothen Hochblättern ganze Gebäude an
+der Riviera deckt.
+</p>
+
+<p>
+Die Sonne war inzwischen untergegangen, und fahle Lichter
+streiften die Küste. Altbordighera erschien so todtenblaß, als
+wäre es inzwischen ausgestorben; der Rahmen aus weißen Rosen
+umschlang es fast wie ein Todtenkranz. Die bunten Blüthen
+im dunklen Laube begannen unsichtbar zu werden, und scharf
+stachen nur vom hellen Abendhimmel die uralten Cypressen ab,
+die, dicht aneinander gereiht, im unteren Theile des Gartens
+zum Meere absteigen. Hat dieser dunkelfarbige Baum, der in
+so feierlichem Ernst zum Himmel emporragt, wirklich ein trauriges
+Aussehen, oder weckt er in uns nur traurige Empfindungen,
+weil er von jeher ein Symbol der Todtentrauer war, und wir
+ihn so oft neben Gräbern sehen? Hier hätte er wohl allen
+Grund, düster in die Landschaft zu schauen, denn er schmückte,
+so heißt es, vor Zeiten einen Friedhof, nach welchem der Ort
+<pb n='069'/><anchor id='Pg069'/>
+heute noch seinen Namen »La Mortola« führen soll. Blumenbeete
+haben seitdem die Gräber verdeckt, üppiger Pflanzenwuchs
+die Stätten verwischt, an welchen Menschen einst ihre Lieben
+beweinten, die Cypressen allein trauern noch über den Todten.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">VII.</p>
+
+<p>
+Die Strada nazionale, die am Garten vorbei nach Mentone
+führt, steigt zunächst in der Schlucht empor und beginnt erst
+jenseits der Croce della Mortola sich langsam zu senken. Es
+ist ein unendlich schöner Weg, der im weiten Bogen, am Abhang
+der Berge, langsam gegen Mentone absteigt. Bald ist
+man in einen Olivenhain gedrungen, in dem sich das Dorf
+Grimaldi verbirgt; jenseits des Ortes steigt über der Straße
+ein alter Thurm düster in die Lüfte empor, neben ihm drängt
+ein modernes Schloß in englisch gothischem Geschmack sich auf.
+Ein schöner Garten steigt bis zum Thurm empor. Es war
+das einst die Besitzung des englischen Arztes Bennet, dessen
+Name einen ruhmvollen Klang an der Riviera besitzt. Nach
+dessen Tode haben neue Besitzer das gothische Haus erbaut.
+Wir erreichen das italienische Zollhaus. Es dunkelt schon; in
+Mentone, das in geringer Ferne vor unseren Augen aufsteigt,
+beginnen auf den Straßen und in den Häusern die Lichter sich
+zu entzünden. Eine lange Reihe flammender Punkte folgt
+bald dem Strande, als hätte sich das Meer mit einer Schnur
+feuriger Perlen geschmückt. Mir zogen die Strophen des Mignonliedes
+durch den Sinn, und das Rauschen des Meeres schien
+sie in den Tönen der Beethoven'schen Musik zu begleiten. Wie
+bezeichnend für diesen Boden mehr als zweitausendjähriger
+Cultur, daß jene Gewächse in dem Liede, welche das Bild
+Italiens uns so lebendig vor die Seele zaubern, diesem Lande
+nicht ureigen sind. Sie kamen aus dem Orient, wie alle die
+großen Gedanken, auf welchen unsere Bildung ruht, entfalteten
+und veredelten sich aber auf diesem Boden. Die Citronen und
+Orangen erhielten die klassischen Lande von den Semiten, welche
+<pb n='070'/><anchor id='Pg070'/>
+dieselben ihrerseits von den Indiern übernommen hatten. Der
+Öl- und Feigenbaum, der Weinstock und die Palme standen
+bei den Semiten in Pflege, lange bevor sie als Culturpflanzen
+siegreich nach dem Westen vordrangen. Der Cultus des Lorbeers
+und der Myrte gelangte von Osten her über das Mittelmeer.
+Die Cypresse hat nicht ihre Heimath in Italien, sondern auf
+den griechischen Inseln und auf dem Libanon; ja, selbst von der
+schirmförmig ausgebreiteten Pinie, der die Rauchwolke des Vesuvs
+wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
+bezweifelt, daß sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als
+wenn andererseits auch der große Culturimpuls, welcher von
+der Entdeckung der neuen Welt ausging, auf italienischem Boden
+in typischen Pflanzenformen verkörpert werden sollte, brachte er
+diesem die Agave und die Opuntie. Die dornigen, blaugrünen
+Agaven, die stachligen, hellgrünen Opuntien, die so gut zu dem
+felsigen Strande Italiens passen, als wären sie für ihn von
+jeher bestimmt gewesen, sind thatsächlich erst im vierzehnten
+Jahrhundert von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag
+man sich ohne die »<foreign lang='it' rend='antiqua'>Fichi d'India</foreign>«,
+deren abgeflachte Glieder
+sich in wunderbaren Krümmungen über die Mauern drängen,
+kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier eine
+moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn
+die Agaven und Opuntien in den Preller'schen Odysseebildern
+den Vordergrund der Landschaft schmücken. Die Schönheit
+jener Bilder wird dadurch nicht beeinträchtigt, und doch kann
+man sich bei der Betrachtung derselben einer gewissen fremdartigen
+Empfindung nicht erwehren. Das historische Rechtsgefühl
+fühlt sich verletzt und muß erst durch das ästhetische
+Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
+Kunstschöpfungen erwecken.
+</p>
+
+<p>
+Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur
+des Ölbaumes begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten
+und der Wohlgeruch der Agrumi die Luft nicht erfüllte? &ndash;
+Sie war bedeckt mit immergrünen Sträuchern, während dichter
+<pb n='071'/><anchor id='Pg071'/>
+Nadelwald die Höhen krönte. Das Bild der Vegetation mußte
+ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt durch
+Gesammteffecte, während der Charakter jener Landschaft, die
+wir jetzt für die typisch italienische halten, auf dem wirksamen
+Hervortreten einzelner ausgeprägter Pflanzenformen und deren
+plastischer Sonderung beruht.
+</p>
+
+<p>
+Während noch in den Zeiten Alexander des Großen, also
+im vierten Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als
+ein Land kannten, das im Vergleich zu ihrem eigenen Lande
+und dem Orient einen ganz ursprünglichen Charakter trug,
+konnte bereits Marcus Terentius Varro im ersten Jahrhundert
+vor Christus, Italien mit einem großen Garten vergleichen.
+Plinius klagt ein Jahrhundert später über den Luxus, der auch
+im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemüse wurden so groß
+gezogen, daß sie der Tisch des Armen nicht mehr zu fassen
+vermochte. Er führt als Beispiel die Spargeln an, von denen
+in Ravenna oft nur drei auf das römische Pfund (ca.&nbsp;300 Gramm)
+gingen.
+</p>
+
+<p>
+Daß in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt
+worden war und der orientalische Culturpflanzen vorwiegend
+barg, das römische Volk sich verweichlichen mußte, ist nur zu
+klar. Es war das die Schattenseite jener zu üppig entwickelten
+Cultur, die in dem Übermaße ihrer Entfaltung auch die Keime
+ihres Untergangs trug.
+</p>
+
+<p>
+Als ich Mentone näher kam, begann der Mistral zu wehen
+und fegte mächtige Staubwolken über die Straße. In Garavan,
+im Schutze der Altstadt, wurde es trotzdem fast windstill, so
+daß ich dort am späten Abend im anmuthigen Garten des
+Hôtel d'Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch
+den Bergrücken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die
+dichten Häusermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollständig
+gedeckt und mit Recht daher von Brustkranken bevorzugt.
+Seit vorigem Winter erhielt Garavan einen eigenen
+Bahnhof, der fast eine zu große Erleichterung des Verkehrs für
+<pb n='072'/><anchor id='Pg072'/>
+diejenigen Wintergäste schafft, die in Monte Carlo durch schädliche
+Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefährden.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">VIII.</p>
+
+<p>
+Fast alle wichtigen Reiz- und Genußmittel des Pflanzenreichs
+dankt der Culturmensch den wilden Völkern. Da bei
+ihm selbst die Cultur das instinctive Empfinden ganz zurückdrängte,
+so kann er sich kaum noch vorstellen, welche Eindrücke
+den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel geleitet haben.
+Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, daß der Thee der
+Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze
+der Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolanüsse
+der Neger im wesentlichen dieselben Stoffe enthalten. Im La
+Mortola-Garten, bei Betrachtung der Pflanzen, die jene Stoffe
+liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres Aussehens feststellen.
+Irgend welches äußere Abzeichen, das ihnen gemeinsam
+wäre, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
+somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er
+verfuhr nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und
+Flur seiner Nahrung nachgeht. Er war sich der Ursache seiner
+Wahl ebenso wenig bewußt.
+</p>
+
+<p>
+Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen,
+haben unsere Reiz- und Genußmittel eine interessante Geschichte
+aufzuweisen.
+</p>
+
+<p>
+In China ist der Theegenuß so alt, daß ein im zwölften
+Jahrhundert verfaßtes Buch »Rhya« von demselben als von
+etwas längst Bekanntem spricht.
+</p>
+
+<p>
+In Europa begann sich der Theegenuß erst um 1630 zu
+verbreiten, unter dem Einfluß der holländisch-ostindischen Gesellschaft
+und der Lobpreisungen, welche einige holländischen
+Ärzte diesem Getränk zu Theil werden ließen. Der Thee sollte
+die Lebenskraft steigern, das Gedächtniß stärken, alle seelischen
+Fähigkeiten erhöhen, das Blut in willkommenster Weise verdünnen.
+<pb n='073'/><anchor id='Pg073'/>
+Gegen Fieber wurde vorgeschrieben, nicht weniger als
+vierzig bis fünfzig Tassen hintereinander zu trinken. Zu dem
+interessanten Werke von Le Grand d'Aussy, welches 1782 zuerst
+erschien und die Geschichte des Privatlebens der Franzosen
+(<title rend='antiqua'>Histoire de la vie privée des François</title>)
+erzählt, ist zu lesen,
+daß der Thee in Paris 1636 bekannt wurde und bald zu Ansehen
+gelangte, weil ihn der Chancelier Séguier unter seine
+Protection nahm. Es scheint, daß sich in Paris einzelne Personen
+auch auf das Rauchen des Thees verlegten, so wie man
+Tabak raucht, und der Arzt Bligny rühmt sich, aus dem Thee
+eine Conserve, ein destillirtes Wasser und zwei Arten von Syrup
+dargestellt zu haben. In England war das Theetrinken um
+1700 schon allgemein verbreitet und der Thee besteuert. Deutschland
+verdankt die Bekanntschaft mit dem Thee den holländischen
+Ärzten des Großen Kurfürsten. Im Jahre 1662 kostete, nach
+den von Flückiger veröffentlichten Documenten, eine Hand voll
+Thee in den Apotheken der Stadt Nordhausen noch fünfzehn
+Gulden, doch im Jahre 1689 in Leipzig nur noch vier Groschen.
+Nach Rußland gelangte der Thee nicht über das westliche
+Europa, sondern direct mit einer asiatischen Gesandtschaft, und
+schon in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts wurde
+der Thee dort zu einem allgemein verbreiteten Getränk. Der
+Thee heißt demgemäß dort Tschai, entsprechend der Benennung
+wie wir sie auch bei den Arabern im achten Jahrhundert schon
+finden, während in Polen aus
+<foreign lang='la' rend='antiqua'>herba Theae</foreign>
+»<foreign lang='pl'>Herbata</foreign>« gebildet
+worden ist.
+</p>
+
+<p>
+Der wichtigste Bestandtheil der Theeblätter ist das Coffeïn,
+derselbe Körper, den die Kaffeebohnen führen und der auch dem
+Theobromin der Cacaobohnen äußerst nahe steht. Ebenso ist
+der Paraguay-Thee oder Mate coffeinhaltig, und denselben Stoff
+führen auch die Kola-»Nüsse«.
+</p>
+
+<p>
+Die Kultur des Kaffeebaumes haben die Araber zuerst in
+großem Maßstäbe betrieben, während Europa, die Türkei ausgenommen,
+vor Mitte des siebzehnten Jahrhunderts nur wenig
+<pb n='074'/><anchor id='Pg074'/>
+von dem Bestehen dieses Genußmittels wußte. Nach Constantinopel
+hatte Selim&nbsp;I. 1517 aus Aegypten den ersten Kaffee gebracht,
+und zwanzig Jahre später gab es dort bereits viele Kaffeehäuser.
+Nach dem Westen Europas gelangte der Kaffee durch die
+Venetianer. Prosper Alpinus, der als Arzt des venetianischen
+Consuls in Ägypten lebte und von 1591 bis 1593 sein Werk
+über ägyptische Pflanzen veröffentlichte, gab die erste, wenn auch
+wenig vollkommene botanische Beschreibung des Kaffeebaumes.
+Von Venedig aus, wo im Jahre 1645 das erste Kaffeehaus eröffnet
+wurde, verbreitete sich die Sitte des Kaffeetrinkens rasch
+über ganz Italien. Wie Le Grand d'Aussy eingehend beschreibt,
+war es Marseille, das in Frankreich im Jahre 1644 mit der
+Errichtung von Kaffeehäusern den Anfang machte. In Paris
+kam das Kaffeetrinken erst unter Ludwig&nbsp;XIV. auf, und zwar
+vornehmlich durch Soliman Aga, den Gesandten Mohammeds&nbsp;III.,
+der, wie Le Grand d'Aussy berichtet, sich die Gunst der Pariserinnen
+in solchem Maße zu erwerben wußte, daß es Mode ward, ihm
+Besuche abzustatten. Er ließ den Damen, nach orientalischer
+Sitte, den Kaffee serviren; es reichten ihn Sklaven in glänzenden
+Porzellantassen auf goldbefranzten Servietten. Die fremdartige
+Einrichtung der Zimmer, das Sitzen auf dem Boden, die Unterhaltung,
+die mit Hülfe eines Dolmetschers geführt wurde, alles
+das, meint Le Grand d'Aussy, mußte den Kopf der Französinnen
+verdrehen. Überall hörte man von dem Soliman'schen Kaffee
+sprechen, und Jeder wollte davon gekostet haben. Sich Kaffeebohnen
+zu verschaffen, war bei alledem damals noch schwer: das
+Pfund kostete bis zu vierzig Thalern. Im Jahre 1672 eröffnete
+ein Armenier, Namens Pascal, auf dem Quai de l'École das
+erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem Getränk, welches in demselben
+geboten wurde, »Café« genannt ward. Es war eine
+»Boutique« nach Art der orientalischen und machte schlechte Geschäfte,
+da es für das feinere Publicum, welches allein den Kaffee
+damals trank, nicht geeignet war. Das erkannte richtig der
+Florentiner Procope, derselbe, der sich um Paris durch die Einführung
+<pb n='075'/><anchor id='Pg075'/>
+des Gefrorenen verdient gemacht hat; er richtete gegenüber
+der alten Comédie Française ein Café ein, welches außer
+dem ursprünglichen Getränk, auch Thee, Chocolade, Eis und
+verschiedene Liqueure führte, und, geschmackvoll decorirt, sich
+alsbald des größten »Succès« erfreute. Die Zahl der Nachahmer
+war groß, und 1676 hatte Paris schon eine Unmasse
+Cafés aufzuweisen, deren Einfluß sich als ein sehr günstiger
+erwies, indem er der Trunksucht steuerte, und was Ludwig&nbsp;XIV.,
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>ce Roi si décent</foreign>«,
+wie sich Le Grand d'Aussy ausdrückt, durch
+harte Strafen nicht zu erreichen vermochte, hatte man dem
+Florentiner Procope zu verdanken. Als ganz ungefährlich galt
+jedoch der Kaffee nicht, und die Marquise de Sévigné räth
+darum ihrer Tochter in einem Brief aus dem Jahre 1680, dem
+Kaffee etwas Milch zuzusetzen,
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>pour en tempérer le danger</foreign>«.
+In England wurde der Kaffee durch Baco von Verulam schon
+1624 erwähnt. Das erste Kaffeehaus errichtete in London 1652
+der Armenier Pasqua, Diener eines türkischen Arztes. Berlin
+folgte erst weit später nach, denn Volz gibt an, daß dort das
+erste Kaffeehaus im Jahre 1721 eröffnet wurde. Eine Anzahl
+deutscher Städte war in dieser Beziehung Berlin vorangeeilt; in
+Hamburg gab es schon 1679, in Nürnberg und Regensburg
+1686, in Köln 1687 Kaffeehäuser. In Wien erhielt 1683 ein
+gewisser Kolschitzky die Erlaubniß zur Eröffnung des ersten
+Kaffeehauses und zwar als Belohnung für den Muth, durch
+welchen er sich in dem gleichen Jahre, bei der Befreiung der
+Stadt von den Türken, ausgezeichnet hatte. Um die Mitte des
+achtzehnten Jahrhunderts war der Kaffeegenuß über ganz Deutschland
+verbreitet, und der Kaffee bildete einen wichtigen Handelsartikel
+für Hamburg und Bremen. Friedrich der Große versuchte
+es vergeblich, den Verbrauch einzuschränken. In dem Bestreben,
+Preußen wirthschaftlich abzuschließen und »das Geld im Lande
+zu behalten«, hatte er besonders die theueren Colonialwaaren
+mit hohen Zöllen belegt; zum Theil verbot er sogar deren Einfuhr
+oder suchte sie zum Mindesten zu monopolisiren. Markgraf
+<pb n='076'/><anchor id='Pg076'/>
+und andere Chemiker wurden beauftragt, Surrogate an Stelle
+des Kaffees zu schaffen, was zur Entstehung von Eichelkaffee,
+von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst aus Rüben und
+Roßkastanien führte. Der Cichorienkaffee jedoch wurde um jene
+Zeit noch nicht hergestellt, vielmehr, wie ich den Angaben
+E.&nbsp;v.&nbsp;Lippmanns entnehme, erst gegen 1790. Die gebotenen
+Kaffeesurrogate erfreuten sich nicht des Beifalls beim Publicum,
+daher 1781 ein Kaffeemonopol eingeführt ward, das die gewöhnlichen
+Consumenten zwang, den Kaffee schon gebrannt vom
+Staate, vierundzwanzig Loth zu einem Thaler, zu kaufen, während
+an Adlige, Geistliche und Beamten sogenannte »Brennscheine«
+abgegeben wurden.
+</p>
+
+<p>
+An den Thee und den Kaffee schließt sich der Cacao fast
+gleichberechtigt an. Sein Anbau ist schwieriger als derjenige
+vieler anderer tropischer Pflanzen, da er eine sehr beständige,
+relativ hohe Temperatur neben einer großen und gleichmäßigen
+Feuchtigkeit verlangt. Seine Heimath dürfte in den Ländern
+um den mexikanischen Meerbusen liegen, jetzt wird er überall in
+den Tropen, soweit es die sonstigen Bedingungen gestatten, gebaut.
+Die Cacaopflanze gehört einer Unterabtheilung der Malvaceen
+an; fast aller Cacao des Handels stammt von der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Theobroma Cacao</name>
+ab. Es ist ein dunkelbelaubter Baum, mit knorrigem
+Stamm und breiter Krone, der für gewöhnlich acht bis zehn
+Meter Höhe erreicht. Das Charakteristische für die Pflanze ist, daß
+sie ihre Blüthenstände vorwiegend am alten Holze trägt, so daß
+der Stamm und die dicken Äste sich weiterhin mit Früchten behangen
+zeigen. Die Blüthen sind weißlich bis roth und liefern
+je nachdem gelbe oder dunkelrothe Früchte. Während die Blüthen
+nur klein sind, können die cylindrischen Früchte bis fünfundzwanzig
+Centimeter Länge erreichen. Der Baum blüht und
+fructificirt fast ohne Unterbrechung, liefert aber im Jahr meist
+nur zwei Haupternten. Die Samen sind in einem süßsäuerlichen
+Fruchtfleisch eingebettet und bilden in der reifen Frucht fünf
+Längsreihen. Ihr bitterer Geschmack wird durch das sogenannte
+<pb n='077'/><anchor id='Pg077'/>
+»Rotten« gemildert, einen Gährungsproceß, dem die
+aus der Frucht befreiten Samen unterworfen werden. Der
+Cacao war in Mexiko schon den Azteken und selbst den von
+diesen verdrängten Tolteken bekannt, und als die Spanier 1519
+das Land eroberten, fanden sie die Cultur des Baumes vor.
+Ähnlich wie der Pfeffer einst in Europa, dienten in Mexico,
+ja in ganz Mittelamerika die Cacaobohnen als Münze. Die
+Spanier sollen bei der Eroberung Mexico's im dortigen Staatsschatze
+nicht weniger als zweiundeinhalb Millionen Pfund solcher
+Bohnen vorgefunden haben. In Mexico wurden die gerösteten
+Cacaobohnen geschält und gestoßen, mit kaltem Wasser zu Brei
+angerührt und mit Maismehl oder bei Vornehmeren mit Gewürzen,
+Vanille, duftenden Blumen und Honig versetzt. Dieser
+Brei »<foreign lang='fr' rend='antiqua'>bouillie assez dégoutante</foreign>«,
+sagt Le Grand d'Aussy, hieß
+Chocolatl. Ob diese Bezeichnung von dem mexikanischen Namen
+der Pflanze Cacao oder Cacagnate, oder Choco (Schaum) und
+Atl (Wasser) abzuleiten sei, ist wohl unentschieden. Die Spanier,
+welche die Chocolade am Hofe des Montezuma kennen gelernt
+hatten, brachten sie bald nach Europa, und auch heute noch ist
+es Spanien, welches die größten Mengen Chocolade verzehrt.
+Nach Florenz brachte Carletti die Chocolade mit, als er 1606
+von weiten Reisen, die sich bis nach Westindien erstreckten, heimkehrte.
+Das warme Getränk, das in Florenz aus Cacaomehl
+hergestellt wurde, verbreitete sich rasch über ganz Italien. Nach
+Frankreich kam die Chocolade 1615 mit Anna von Österreich,
+Gemahlin Ludwig's&nbsp;XIII. Zu einiger Geltung gelangte sie aber
+erst 1661, unter dem Einfluß von Maria Theresia von Spanien,
+Gemahlin Ludwig's&nbsp;XIV., die sich aber noch versteckte (wie die
+Duchesse de Montpensier in ihren Memoiren angibt), um ihre
+Chocolade zu trinken; der Genuß derselben mußte somit als
+etwas Ungewohntes oder gar Verpöntes angesehen werden. Indessen
+schon 1671 konnte Frau von Sévigné an ihre Tochter
+schreiben:
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Vous ne vous portez pas bien, le chocolat vous
+ remettra.</foreign>«
+Freilich muß die Chocolade als Heilmittel ihre
+<pb n='078'/><anchor id='Pg078'/>
+Wirkung versagt haben, denn in einem späteren Briefe wird sie
+als
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>source de vapeurs et de palpitations</foreign>«
+angegeben. Andererseits
+vertheidigte ein Pariser Arzt, Namens Bachot, 1684
+vor der Fakultät eine These, in welcher er gutgemachte Chocolade
+als eine der edelsten Erfindungen pries, weit mehr würdig,
+als Nectar und Ambrosia, die Speise der Götter zu sein. Derselben
+Ansicht muß auch Linné gewesen sein, der die Chocolade
+1769 in den
+»<title rend='antiqua'>Amoenitates academicae</title>« behandelte und dem
+Cacaobaum den botanischen Namen
+»<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Theobroma</name>«,
+d.&nbsp;h. »Götterspeise«
+gab. In England begann sich die Chocolade um 1625,
+annähernd gleichzeitig auch in Holland, einzubürgern. Nach
+Berlin brachte Bontekoe, der Leibarzt des Großen Kurfürsten,
+den Cacao mit. Friedrich der Große verbot die Einfuhr der
+Chocolade und beauftragte den Chemiker Markgraf, denselben,
+der Ähnliches für den Kaffee schon versucht, ein Surrogat aus
+Lindenblüthen an Stelle von Chocolade herzustellen, was aber
+nur schlecht gelang.
+</p>
+
+<p>
+Als die Spanier im sechzehnten Jahrhundert nach Peru
+kamen, war dort ein anderes Reizmittel in Gebrauch, das der
+Instinct der Eingeborenen herausgefunden hatte, nämlich das
+Cocaïn. Dieser Körper gehört ebenso wie das Coffeïn und das
+Theobromin zu den pflanzlichen Alcaloiden. Die Bewohner des
+Inkareiches kauten die Cocablätter ganz so wie die Hindus die
+Betelnuß kauen und würzten diese Blätter auch mit Asche der
+Quinoapflanze
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chenopodium quinoa</name>) oder mit gelöschtem Kalk,
+so wie es für die Betelnüsse in Indien geschieht. Bei mäßigem
+Genuß wirken die Cocablätter anregend auf das Nervensystem
+ein, in zu großen Mengen und fortdauernd gebraucht, werden
+sie verderblich. Es stellt sich dann ein Verfall aller körperlichen
+und geistigen Fähigkeiten bei dem »Coquero« ein, der zu einem
+Vergleich desselben mit unseren Alkoholikern geführt hat. Den
+Spaniern fielen zunächst nur die üblen Folgen des Cocakauens
+auf, sie suchten dasselbe durch Verordnungen und kirchliche Verbote
+in Peru einzuschränken. Daher wohl die Cocablätter nicht
+<pb n='079'/><anchor id='Pg079'/>
+wie andere ähnliche Reizmittel ihren Einzug in die alte Welt
+hielten. Erst die 1884 von Koller in Wien gemachte Entdeckung,
+daß eine Auflösung von Cocaïn ohne üble Folgen die
+Hornhaut und Bindehaut der Augen eine Zeitlang unempfindlich
+macht, richtete die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses
+Alcaloid. Die Anwendung desselben bei Augenoperationen wurde
+allgemein; sie verbreitete sich auf andere Gebiete der Heilkunde
+als auch seine Fähigkeit, leicht zugängliche sensible Nerven unseres
+Körpers unempfindlich zu machen, erkannt wurde.
+</p>
+
+<p>
+Die Cocablätter gehören einem Strauche an, der unserer
+Schlehe ähnlich ist, aber bedeutendere Größe erreicht. Diese
+Blätter sind lebhaft grün gefärbt und sehr dünn; sie haben
+eiförmige Gestalt und laufen spitz an ihrem Ende aus. Die
+gelblich weißen Blüthen fallen wenig in die Augen, da sie nur
+geringe Größe besitzen. Die rothen, unseren Cornelkirschen nicht
+unähnlichen Früchte, leuchten hingegen aus dem Laub hervor.
+Der botanische Name der Pflanze ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Erythroxylon coca</name>, sie
+bildet eine eigene kleine Pflanzenfamilie, die im Wesentlichen auf
+die artenreiche Gattung
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Erythroxylon</name>
+beschränkt ist. Die Blätter
+sind schwach aromatisch und besitzen einen angenehm bitterlichen
+Geschmack. Das Alcaloid, welches man aus denselben gewinnt,
+bildet farblose Krystalle, die sich nur wenig in Wasser, dagegen
+leicht in Alcohol und noch leichter in Äther lösen.
+</p>
+
+<p>
+Ein ganz besonderes culturhistorisches Interesse ist an den
+Gewürznelkenbaum geknüpft, da er eine äußerst markirte Rolle
+in der Geschichte des Gewürzhandels gespielt hat. Der Gewürznelkenbaum
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Eugenia caryophyllata</name>)
+gehört zu den Myrtaceen
+wie die Myrten, Eucalypten, Guaiaven und Rosenäpfel, die
+wir in La Mortola sahen. Er ist ein immergrüner Baum mit
+wohlgeformter Krone, der über zehn Meter Höhe erreichen kann
+und lederartige, glänzende, durchscheinend punctirte Blätter besitzt.
+Die Blüthen stehen an den Enden der Zweige in doldenförmigen
+Blüthenständen. Der vierkantige Blüthenstiel breitet
+sich am oberen Rande in vier dicke, kurze Kelchlappen aus. An
+<pb n='080'/><anchor id='Pg080'/>
+der Ursprungsstelle derselben sind die Blumenkronenblätter und
+die Staubfäden befestigt. Erstere werden ähnlich wie bei
+Eucalyptus als Kappe abgeworfen, wenn sich die Blüthe öffnet.
+Diesen Zeitpunkt wartet man aber nicht ab, sammelt vielmehr
+kurz zuvor schon die »Gewürznelken«, indem man sie mit den
+Händen vom Baume pflückt oder mit Bambusstäben abschlägt.
+Sie sind somit noch ungeöffnete Blüthen eines myrtenartigen
+Gewächses und haben mit den nur ähnlich duftenden Blüthen
+unserer Gärten, die wir als Nelken bezeichnen, den Dianthus-Arten,
+sonst nichts gemein. Beim Trocknen verändert sich die
+dunkelrothe Farbe in das bekannte Braun. &ndash; Die Gewürznelken
+waren den Chinesen schon vor unserer Zeitrechnung bekannt.
+Im vierten Jahrhundert vor Christus gelangten sie
+nach Europa. Man glaubte bis zu Anfang des sechzehnten
+Jahrhunderts, daß Java oder Ceylon ihre Heimath sei; thatsächlich
+aber waren diese Inseln nur Stationen auf dem Wege
+des Gewürznelkenhandels. Erst die Entdeckung der Molukken
+durch Varthema 1504 klärte Europa über den Ursprung der
+Gewürznelken auf. Mit den Molukken zugleich gelangte der
+Gewürzhandel jener Inseln in die Hände der Portugiesen, dann
+ein Jahrhundert später an die holländisch-ostindische Compagnie,
+welche die Production von Gewürznelken und Muskatnüssen auf
+jede Weise zu monopolisiren suchte, ja sogar dieselbe, um sie
+besser überwachen zu können, auf nur wenige Inseln einschränkte.
+Auf den übrigen Inseln ließ sie die Gewürzbäume ausrotten.
+Um die hohen Preise zu halten, brachte die Compagnie nur
+begrenzte Mengen des Gewürzes auf den Markt, und als in
+Folge guter Ernten der Vorrath einmal, im Jahre 1760, zu
+stark anwuchs, wurde ein Theil desselben bei der Admiralität
+in Amsterdam verbrannt. Trotz strengster Überwachung von
+Seiten der Holländer gelang es dem französischen Gouverneur
+von Mauritius und Bourbon 1769 in den Besitz von Gewürznelken-
+und Muskatbäumen zu gelangen und sie auf seiner Insel
+anzupflanzen. Zwischen 1795 und 1802, als die Engländer
+<pb n='081'/><anchor id='Pg081'/>
+die Molukken besetzt hielten, sorgten sie auch dafür, daß die
+Cultur der Gewürzbäume sich über die Grenzen dieser Inseln
+hinaus verbreite. Jetzt hat sich ihre Cultur über die tropischen
+Länder weit ausgedehnt, auf den Molukken selbst ging der Anbau
+der Gewürznelkenbäume ganz zurück, und nur die Muskatbäume
+werden dort noch im großen Maßstab gepflegt.
+</p>
+
+<p>
+Die Muskatbäume, die mit den Gewürznelkenbäumen stets
+zusammen genannt werden, gehören zu der Gattung
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Myristica</name>,
+die den Lorbeergewächsen sehr nahe steht. Der wichtigste
+Muskatbaum ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Myristica fragrans</name>,
+der in seinem Aussehen
+an unsere Birnbäume erinnert. Er besitzt eine rundliche Krone
+und dichte Belaubung. Seine Blüthen sind weiß oder gelblich
+und gleichen auffallend denjenigen unserer Maiblumen. Da sie
+klein sind, so fallen sie freilich nicht in die Augen. Das thun
+hingegen die hellgelben, aprikosenähnlichen Früchte, die der Baum
+gleichzeitig trägt. Diese Früchte springen bei voller Reife auf
+und dann leuchtet ein carmoisinrother Samenmantel aus ihrem
+Innern hervor. In Gestalt einer zerschlitzten Hülle umgibt er
+den schwarzbraunen, als Muskatnuß bekannten Samen. Er
+selbst wird fälschlich als Muskatblüthe bezeichnet.
+</p>
+
+<p>
+Auch der Zimmet war einst ein Monopol der Portugiesen,
+hierauf der niederländisch-ostindischen Compagnie und ging auf
+die englisch-ostindische über, als England 1796 Besitz von
+Ceylon ergriff.
+</p>
+
+<p>
+Wie Zimmet, Gewürznelken und Muskatnuß in der niederländischen
+Geschichte, so spielte der ostindische Pfeffer einst eine
+nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte Venedigs. Namentlich
+aus Rücksicht auf diesen Pfeffer lag Venedig daran, das
+rothe Meer und Ägypten sich offen zu halten. Unmengen von
+Pfeffer wurden in Venedig, in dem Fondaco de' Tedeschi, an
+die Deutschen verhandelt. Im Mittelalter herrschte, wie Flückiger
+besonders hervorhebt, eine kaum mehr verständliche Gier nach
+Pfeffer, der schließlich fast die Bedeutung eines überall gangbaren
+Zahlmittels erlangte. Im dreizehnten und vierzehnten
+<pb n='082'/><anchor id='Pg082'/>
+Jahrhundert nahm er entschieden den ersten Rang unter den
+Gewürzen ein; er stand so hoch im Preise, daß ärmere Klassen
+von dem regelmäßigen Gebrauch desselben absehen mußten und
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>cher comme poivre</foreign>«
+sprichwörtlich wurde. Diese Sucht nach
+Gewürzen kam, wie Le Grand d'Aussy erzählt, von den vielen
+schwer verdaulichen Speisen, welche man damals zu genießen
+pflegte. Es gab raffinirte Gourmands, welche Gewürze bei
+sich führten, um nach eigenem Geschmack die Speisen bei Tische
+sich mundgerecht zu machen. Régnard bezeichnet solche Eßkünstler
+als »<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Docteurs en Soupers</foreign>«.
+</p>
+
+<p>
+Aus der Geschichte des Levantehandels im Mittelalter von
+Wilhelm Heyd geht hervor, daß zu den verbreitetesten Specereien
+damals auch der Ingwer gehörte, und daß er fast eben so stark
+begehrt war wie der Pfeffer. Diese Pflanze, deren Heimath in
+Ostindien liegt, kann man im Garten von La Mortola sehen.
+Ihre bis zu einem Meter hohen grünen Sprosse entspringen
+dem wohlriechenden Wurzelstock, der im Boden versteckt ist.
+Die Sprosse erinnern an die in unseren Gärten cultivirten
+Canna-Arten und tragen wie diese, in zwei Reihen angeordnete,
+doch wesentlich schmälere Blätter. Am Gipfel schließen sie, falls
+sie zur Blüthe kommen, mit dichtgedrängten Hochblättern ab,
+aus deren Achseln gelb- und violettgefärbte Blüthen entspringen.
+In La Mortola blüht freilich der Ingwer nicht, und auch in
+Asien kommen nur selten blühbare Stengel zur Entwickelung.
+Stücke des Wurzelstockes sind es, die, geschält oder ungeschält,
+als Ingwer in den Handel gelangen. Der aus China eingeführte
+in Zucker gekochte Ingwer stammt von zarten, sorgfältig
+geschälten Wurzelstöcken. Eingemachter Ingwer wurde
+schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in irdenen
+Töpfen nach Italien eingeführt, doch war Marco Polo der
+erste Europäer, der auf seinen Reisen in China und Indien
+von 1280&ndash;1290 die Pflanzen zu sehen bekam. Dieser mit
+Recht hochberühmte Reisende des Mittelalters erwarb sich überhaupt
+sehr große Verdienste um die Erforschung von China,
+<pb n='083'/><anchor id='Pg083'/>
+weshalb ihm der Besitzer von La Mortola, der selbst längere
+Zeit im »Reich der Mitte« lebte, in der Eingangshalle seiner
+Villa ein glänzendes, von Salviati in Venedig als Glasmosaik
+auf Goldgrund ausgeführtes Brustbild widmete. Da freilich
+von Marco Polo ein authentisches Bildniß nicht bekannt ist,
+blieb es der Phantasie des Künstlers überlassen, wie er sich ihn
+vorstellen wollte.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">IX.</p>
+
+<p>
+Wer den Weg von Mentone nach Nizza auf der vielgerühmten
+Route de la Corniche zurücklegen will, sollte dies
+nur bei völlig klarem Wetter thun. Denn unter den großen
+Eindrücken dieser Bergstraße darf die Aussicht landeinwärts in
+die schneebedeckten Seealpen nicht fehlen. Im Frühjahr sind
+die Berge meist von Wolken bedeckt und so dem spähenden Auge
+verborgen. Die Route de la Corniche ist an schönen Frühlingstagen
+von unvergleichlicher Wirkung. Sie fängt an bei Roccabruna
+zu steigen und folgt dann in unzähligen Windungen dem
+Abhang. Das eine Mal wendet sie sich landeinwärts, als wolle
+sie den Berg durchbohren, das andere Mal schlägt sie die Richtung
+nach dem Meere ein, als stürze sie sich in die Fluthen.
+Fort und fort wechseln die Bilder. Abwärts taucht der Blick
+in die grünen Thäler und trifft immer neue Einschnitte der
+Küste; aufwärts wird er begrenzt durch die mächtigen Kuppen
+der Berge. Wo diese auseinandertreten, da tauchen, wie mit
+einem Zauberschlag, die schneebedeckten Häupter der Seealpen
+in der Ferne auf. &ndash; Den höchsten Punkt hat die Corniche bei
+La Tourbie, der alten
+<name type='place' rend='antiqua'>Trophea</name> oder
+<foreign lang='la' rend='antiqua'>Turris in via</foreign>, etwa
+500 Meter über dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der
+alten römischen Straße; Napoleon&nbsp;I. war es, der sie im Jahre
+1805, so wie sie heute ist, ausbauen ließ. Jetzt ist die Tourbie
+sogar durch eine Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden.
+Einst lief hier die Grenze, welche Gallien von Italien schied.
+Der weit sichtbare, aus mächtigen Trümmern aufsteigende Thurm,
+<pb n='084'/><anchor id='Pg084'/>
+der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch immer der
+Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten Jahrhundert
+erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
+hervor, das hier der Senat und das römische Volk dem
+Octavian errichten ließen, als die Schlacht bei Actium ihn zum
+Herrn der Welt machte. Plinius hat uns die Inschrift bewahrt,
+welche das Denkmal auf seinen vier Seiten trug. Außer der
+Widmung an den
+<foreign lang='la' rend='antiqua'>Caesar Imperator</foreign>
+standen da die Namen
+von vierundvierzig Alpenvölkern verzeichnet, welche unter römisches
+Joch gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers
+krönte das Denkmal, das, alter Schilderung nach zu urtheilen,
+großartig gewesen sein mußte. Trotzdem schonten es die späteren
+Zeiten nicht. Die Longobarden begannen seine Zerstörung. Die
+Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schöpften Jahrhunderte
+lang die Bewohner von La Tourbie aus den Trümmern,
+wie aus einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche
+und ihrer Häuser. Im zwölften Jahrhundert holten die Genueser
+hier Marmor zum Schmucke ihrer Bauten, und was dann noch
+verblieb, wurde am Hochaltar in der alten Kathedrale von Nizza
+verwandt. &ndash; Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit all seinem
+Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
+An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Höhe
+durch alle die Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den
+Berggipfeln errichtet hat. Selbst der höchste Berg über Monte
+Carlo, der 1150 Meter hohe Mont-Agel, dessen Gipfel weithin
+das ganze Land beherrscht, hat jetzt einen Kranz von Redouten
+erhalten.
+</p>
+
+<p>
+Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an
+welcher Eza auf schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht.
+Welche gewaltige Kraft war nöthig, um in so schwindelnder
+Höhe, so unvermittelt zwischen Himmel und Erde, aus
+mächtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgründen umgeben,
+vor jeder Überraschung sicher, haben nach einander
+nizzardische und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht.
+<pb n='085'/><anchor id='Pg085'/>
+Armselige Häuser suchten Schutz an den befestigten
+Mauern, und auch heut noch stehen sie da und drängen sich um
+die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht verschwand von dieser
+Stätte: das Elend ist geblieben. Von außen aber vergoldet es
+die strahlende Sonne des Südens und hebt den stolzen Felsen
+majestätisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
+</p>
+
+<p>
+Nizza wird immer größer, verliert den ursprünglichen,
+italienischen Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten,
+cosmopolitischen Stadt an und amüsirt sich ohne Unterbrechung.
+Endlos folgen im Winter Redouten, Blumenschlachten, Regatten,
+Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser Trieb zum Vergnügen,
+der sich hier auch der einheimischen Bevölkerung bemächtigt
+hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale
+im Laufe der Zeiten erlebt. Unzählige Male wurde die Stadt
+geplündert und verwüstet durch Gothen, Longobarden, Saracenen
+und Provençalen. Frankreich eroberte sie wiederholt, um sie zu
+verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von der Pest
+heimgesucht, durch starke Kälte ihrer Oliven- und Orangenbäume
+mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken häufig überfallen.
+Daher vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevölkerung
+bemächtigt hat und der den Grund dazu legte, daß Nizza zu
+einer Metropole der schalen Vergnügungen aufwuchs. Mein Ziel
+war Nizza nicht, vielmehr das Cap d'Antibes, ein Ort, den ich
+schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte. Ein Aufsatz von
+George Sand, in der
+»<title rend='antiqua'>Revue des deux mondes</title>«
+vom Jahre
+1868, machte mich mit den Schönheiten dieses Vorgebirges
+zuerst bekannt. George Sand besuchte auf demselben den schönen
+Garten des hervorragenden französischen Botanikers Thuret und
+war von der Aussicht ganz hingerissen, die man von dort genoß.
+Daß das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, hängt mit seiner
+exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte für
+Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das
+Meer weit vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch
+sieht man von demselben die Schneealpen, und ist demgemäß
+<pb n='086'/><anchor id='Pg086'/>
+auch nicht gegen den kalten Luftstrom geschützt, der von denselben
+kommt. Auch fehlte es am Cap bis vor Kurzem an
+einem guten Unterkommen, das den Reisenden zum längeren
+Bleiben hätte einladen können. &ndash; Ich halte das Cap d'Antibes
+für einen der Glanzpunkte der Riviera. Wer dessen Herrlichkeit
+in ganzer Fülle gleich genießen will, der besteige den Hügelrücken,
+der die Seelaterne und das bescheidene Kirchlein
+<name type='place' rend='antiqua'>Notre-Dame
+de Bon-Port</name> trägt. Der Anblick, den man dort bei klarem,
+sonnigem Wetter genießt, ist geradezu überwältigend. Das Cap
+d'Antibes setzt sich so weit fort in das offene Meer, daß man
+von ihm aus, wie von einem Schiffe, das Land überblickt. Es
+trennt den Golf Jouan von der Baie des Anges und beherrscht
+so gleichzeitig die beiden Buchten. Im Westen wird das Bild
+von dem Esterel-Gebirge abgeschlossen, das in reicher Gliederung
+ganz unvermittelt aus dem Meere aufsteigt. Das Esterel
+erinnert in seinen Umrissen an das Siebengebirge, den Stolz
+unseres Rheinlandes, was sich aus dem vulkanischen Ursprung
+beider Gebirgszüge erklärt. Das vom Cap d'Antibes eine
+Stunde weit entfernte Cannes wird durch die Landenge der
+Croisette verdeckt, frei liegt hingegen vor ihm im Meere die
+Lerinische Insel St.&nbsp;Marguerite. Deutlich erkennt man auf ihr
+das Fort, in welchem einst der mysteriöse
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>homme au masque
+de fer</foreign>« und neuerdings Bazaine eingekerkert waren. Es folgt
+an der Küste ein Ort auf den andern. Zunächst das Städtchen
+Golfe Jouan, in dessen wohlgeschütztem Hafen das französische
+Mittelmeer-Geschwader liegt. Zahlreiche Villen und Gärten
+decken die grünen Hügel, die sanft gegen das Meer abfallen.
+Nach Südwesten hin streckt das Cap d'Antibes noch einen
+Seitenarm in die Fluthen, und dieser trägt ein kleines Fort und
+das Grand Hôtel. Gegen Süden verliert sich der Blick in dem
+weiten Meer; gegen Osten kann er der Küste bis jenseits
+Bordighera folgen, wo diese endlich in dem Blau der Ferne
+schwindet. Im Halbkreis reihen sich an der Bai des Anges die
+Häuser von Nizza aneinander und versuchen es auch, die angrenzenden
+<pb n='087'/><anchor id='Pg087'/>
+Hügel zu erklimmen. Im Vordergrund zeichnet sich
+grell das alte Antipolis, noch im mittelalterlichen Gewande, von
+steilen Mauern und Laufgräben umgeben und von dem malerischen
+Fort Carré beherrscht, das es zu Vaubans Zeiten erhielt. Nach
+Norden thürmen sich Berge auf Berge, um endlich in den schneebedeckten
+Alpen ihren verklärten Abschluß zu finden. So zeigt
+dieses Bild all das Erhabenste wieder vereinigt, was die Natur
+uns zu bieten vermag. Und wie wirkungsvoll zugleich ist der
+Gegensatz zwischen der unbegrenzten Fläche des Meeres und den
+bewegten Umrissen der himmelstürmenden Bergriesen; wie zart
+vermittelt die azurne Farbe des Wassers und das matte Grün
+der Küste, wie schroff abgesetzt das glänzende Weiß der Schneefelder
+von dem dunkeln Blau des Himmels! Wie athmet man
+frei in dem weiten Raum, welchen der Blick hier umfaßt; wie
+fühlt man sich geläutert durch die hehren Bilder, die sich in der
+Seele spiegeln!
+</p>
+
+<p>
+Das kleine Kirchlein Notre-Dame de Bon-Port ist mit
+manchem <foreign lang='la'>ex voto</foreign>
+geschmückt. Ringe und Ketten von Schiffen,
+kleine aus Holz geschnitzte Kähne, die an den Wänden hängen,
+deuten den Dank Jener an, denen es gelang, sich aus stürmischer
+See zu erretten. Am 8.&nbsp;Juli eines jeden Jahres ziehen die
+Schiffer von Antibes barfuß den Hügel hinauf und holen das
+Standbild der Mutter Gottes herab, um es in gleichem Aufzuge
+am nächsten Sonntag von Antibes wieder hinauf zu tragen.
+</p>
+
+<p>
+Über das Grand Hôtel du Cap d'Antibes bildete sich ein
+ganz eigener Mythos. Es hieß, de Villemessant, der einst so
+bekannte Redacteur des »Figaro«, hätte den Bau veranlaßt, um
+ein Heim für Schriftsteller und Künstler zu schaffen. Dieselben
+sollten dort vereint ihren Arbeiten obliegen und durch die herrliche
+Umgebung zu bedeutendem Schaffen angeregt werden.
+Dieser Mythos war aber nur eine
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Blague</foreign>«,
+durch entsprechende
+Zeitungsartikel veranlaßt und durch eine »Expedition« großgezogen,
+die die Redaction des »Figaro« in diese Gegend unternahm.
+Auch scheint das treibende Motiv nur das gewesen zu
+<pb n='088'/><anchor id='Pg088'/>
+sein, eine neue Station an der Riviera zu entdecken, von gleicher
+Rentabilität wie das rasch aufblühende Cannes. Man wollte
+es Lord Brougham nachmachen, von welchem der Reisebericht
+des »Figaro« vom 25.&nbsp;April 1867 erzählt, daß er die Stadt
+Cannes entdeckt habe &ndash; entdeckt insofern, als er dort Grundstücke
+zu 5&nbsp;Sous den Meter vorfand, die sich bald zu 60 Francs
+verkauften. Der »Figaro« ließ es aber bei den schönen Plänen
+bewenden, und die projectirte »Villa Soleil« kam nicht zu
+Stande; wohl aber ließ ein Russe, der das Cap d'Antibes schon
+bewohnte, sich bestimmen, das große Hôtel du Cap zu erbauen.
+Das Unternehmen mißglückte, ein Pächter folgte dem andern,
+bis endlich das Haus geschlossen wurde. Erst jetzt, wo die Zahl
+der Reiselustigen so bedeutend zugenommen hat, stellen sich
+günstigere Bedingungen für das Unternehmen ein. Das Hôtel
+kam in sorgsame und geschickte Hände und wird sich voraussichtlich
+weiter gut entwickeln. Seine Lage ist einzig schön. Aus den
+Fenstern der Vorderseite hat man den vollen Blick auf den Golfe
+Jouan und das Esterel-Gebirge, während die Fenster der Rückseite
+nach den schneebedeckten Alpen schauen. Ein großer Garten
+umgibt das Gebäude und reicht bis zum Meer hinab. Er verliert
+sich in dem duftigen mediterranen Gestrüpp, und wo dieses
+aufhört, setzen nackte, zerrissene Felsen die schmale Landzunge
+fort. Unaufhörlich wälzt das Meer seine Wogen gegen diese
+Felsen, und heftiger Sturm jagt den Schaum der Wellen über
+dieselben hinweg. In tausend Klippen sind die steilen Abhänge
+des Caps zerrissen, bilden phantastische Stufen, Grotten, Buchten
+und Verstecke, und zu jeder Tagesstunde läßt sich an dem jähen
+Absturz eine Stelle finden, an der man, vor der Sonne und
+meist auch vor dem Winde geschützt, mit einem Buche in der
+Hand, sich niederlassen kann. Gelesen wird freilich kaum, denn
+die blauen Wellen schlagen fort und fort gegen die Steine und
+stören durch ihr Plätschern. Einmal berühren sie den Fels nur
+sacht, so daß man sie kaum hört, dann wieder schwellen sie an
+und plaudern so laut, als wollten sie vernommen werden. Zuweilen
+<pb n='089'/><anchor id='Pg089'/>
+rollt die schwellende Fluth dicht heran, dann flieht sie
+wieder, und unwillkürlich folgt das Auge ihr nach. So lassen
+sich Stunden auf Stunden verträumen an dem steinigen Strande
+von Antibes, und unbemerkt verfliegt ein Tag nach dem andern.
+Die Nerven ruhen aus und sammeln neue Spannkraft für die
+gesteigerten Anforderungen der Zeit. &ndash; Ebenso wonnig wie auf
+seeumspülten Felsen lagert es sich zwischen den duftenden Sträuchern
+des Strandes mit dem blauen Zeltdach des Himmels über dem
+Haupte und einem begrenzten Stücke azurnen Meeres zur Seite.
+Man hat eine Decke über Myrten oder Rosmarinsträucher ausgebreitet
+und ruht nun wie auf einem Polster. Gewiß gehört
+es mit zu den hohen Reizen dieses bevorzugten Ortes, daß man
+aus dem Garten unmittelbar in die volle, reine, unverfälschte
+Natur gelangen kann. Denn die wohlriechenden Sträucher, die
+hier den Strand bedecken, sind nicht von Menschenhand gepflanzt.
+Sie bilden einen Vegetationstypus, der für das Mittelmeergebiet
+bezeichnend ist und den Namen
+<name rend='gesperrt'>Maquis</name> führt. Immer mehr
+weichen diese Maquis der Cultur, namentlich an dieser stark bevölkerten
+Küste. Ueber größere Flächen ausgedehnt, findet man
+sie hier noch im Esterelgebirge. In voller Prachtentfaltung
+treten sie dem Reisenden erst auf Corsica entgegen.
+</p>
+
+<p>
+Der Charakter dieser Maquis wird durch immergrüne
+Sträucher bestimmt. Selbst eine Anzahl baumartiger Gewächse
+nimmt in den Maquis Strauchform an. Bei der großen Mehrzahl
+dieser Sträucher ist die Laubentwickelung eingeschränkt worden,
+ja zum Theil geschwunden. Das Alles befähigt diese
+Pflanzen, langanhaltende Dürre auszuhalten. Im Frühjahr,
+wenn die nöthige Bodenfeuchtigkeit zur Verfügung steht, kommen
+sie gleichzeitig zur Blüthe und zaubern dann, auf sonst dürrem
+Boden, üppige Gärten hervor. Es walten in den Maquis die
+aromatischen Gewächsarten vor. Aus jedem Strauch, den man
+streift, befreit man ganze Ströme von Wohlgerüchen. Dem
+Boden, den man tritt, entlockt man eine Fülle flüchtiger Essenzen:
+Rosmarin, Thymian, Lavendel, Cistusrose, Myrte und Pistacie
+<pb n='090'/><anchor id='Pg090'/>
+mischen ihre Düfte und erfüllen mit ihnen die Luft. Die Färbung
+der Maquis ist eine bräunlich-grüne, und erst die Blüthen
+beleben den einförmigen Ton. Sie treten auf in massenhafter
+Fülle. Das zarte Blau der Rosmarinblüthe gesellt sich dann
+dem grellen Gelb der Ginster, die helle Farbe der Ciströschen
+dem dunkeln Violett der Lavendel. Auf Corsica scheinen die
+Abhänge ein einziger Blüthenstrauß um jene Zeit zu sein, und
+der Wanderer wird von dem Duft berauscht, der diesem Blüthenmeer
+entströmt. Nicht ohne Grund behaupten die Schiffer, daß
+man Corsica im offenen Meere schon aus weiter Ferne <emph>riechen</emph>
+könne, und nach jenem würzigen Duft seiner Heimathsinsel sehnte
+sich auch Napoleon zurück auf St.&nbsp;Helena, vor seinem Ende.
+</p>
+
+<p>
+Was noch von den Maquis am Cap d'Antibes erhalten
+blieb, ist freilich wenig, und doch kann man selbst auf jener
+kleinen Landzunge vor dem Garten des Grand Hôtel fast alle
+die Arten zusammenlesen, welche den Typus der Maquis bestimmen.
+Unter den strauchartigen Formen fällt zunächst der
+Rosmarin durch seinen Duft, seine blauen Lippenblüthen und
+seine steif linealen, unterseits weiß-filzigen Blätter auf. Man
+begegnet ihm dort überall. Das wohlriechende Öl verflüchtigt
+sich, wenn man seine Blätter zerreibt. Diese Pflanze zieht man
+auch bei uns in den Gärten, besonders für die Bienen, deren
+Honig sie ein feines Aroma verleiht. Ihre Verbreitung nördlich
+von den Alpen wurde durch das Capitulare Karl's des Großen
+812 gefördert, welcher die Anpflanzung des
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>ros marinus</foreign>« in
+den kaiserlichen Gärten befahl. Im Alterthum hat man den
+Rosmarin viel zum Winden von Kränzen benutzt und schmückte
+mit diesen die Bildsäulen der Laren. Im Mittelalter bemächtigte
+sich die Symbolik dieses immergrünen, duftigen Gewächses, und
+es wurde zum Sinnbild der Liebe, der Treue und des Todes.
+Als Sinnbild der Treue gilt es auch bei Shakespeare, der die
+wahnsinnig gewordene Ophelia sagen läßt: »Da ist Vergißmeinnicht,
+das ist zum Andenken: ich bitte Euch, lieber Herr, gedenket
+meiner &ndash; und da ist Rosmarin, das ist für die Treue.«
+</p>
+<pb n='091'/><anchor id='Pg091'/>
+<p>
+Neben dem Rosmarin steht am Strande von Antibes überall
+der Thymian. Er hält sich am Boden, über und über bedeckt
+mit kleinen rosafarbigen Blüthen. Etwas höher steigt an
+reich verzweigten Stämmchen ein anderer Lippenblüthler auf,
+die <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Lavandula Stoechas</name>, und streckt ihre violetten Blüthenähren
+zwischen den schmalen, weichfilzigen Blättern empor. &ndash;
+Zahlreich drängen sich aneinander die Ciststräucher. Sie erreichen
+hier kaum über einen halben Meter Höhe und tragen an
+reich verzweigten Ästen ihre bräunlich-grünen, klebrigen Blätter.
+Die Art mit kleineren weißen Blüthen ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cistus monspeliensis</name>;
+die andere mit weit größeren rosenrothen Blüthen,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cistus albidus</name>.
+Die weißen wie die rosenrothen Ciströschen sind äußerst zart,
+in der Knospe zusammengeknittert, mit zahlreichen gelben Staubfäden
+in der Mitte verziert. Sie welken äußerst rasch, wenn
+man sie pflückt, doch entfalten sich an Zweigen, die man in
+Wasser stellt, alsobald neue Blüthen. Die Ciststräucher tragen
+nicht wenig dazu bei, den Maquis von Antibes einen charakteristischen
+Geruch zu verleihen. Das Gummiharz, welches einige
+südeuropäische Cistus-Arten ausschwitzen, war unter dem Namen
+Ladanum oder Labdanum früher ein berühmtes, von griechischen
+Aerzten viel benutztes Heilmittel. Heute wird es nur noch zum
+Räuchern verwendet. &ndash; Wer aufmerksam den Boden zwischen
+den Ciströschen durchsucht, kann ein eigenthümliches Gewächs
+dort finden, einen Parasiten, der aus den Wurzeln der Ciströschen
+seine Nahrung zieht. Er fällt durch seine brennend gelb-rothe
+Färbung auf und heißt
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cytinus hypocistis</name>. Grüne Blätter
+fehlen ihm; er hat sie eingebüßt, da er sich nicht mehr selbständig
+zu ernähren braucht. Die Rafflesiaceen, zu denen dieser
+Cytinus gehört, sind im Übrigen Tropenbewohner. Sie leben
+parasitisch und entwickeln dabei zum Theil riesig große Blüthen.
+Die größte Blüthe der Welt wird von einer solchen Rafflesiacee,
+der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Rafflesia Arnoldi</name>, erzeugt, welche auf Sumatra den Wurzeln
+gewisser Cistus-Arten aufsitzt. Diese Blüthen können einen Meter
+im Durchmesser erreichen. &ndash; Den Ciströschen nahe verwandt
+<pb n='092'/><anchor id='Pg092'/>
+sind die Sonnenröschen, Helianthemum-Arten, die auch unserer
+Flora nicht fehlen und in den Maquis hier und dort mit
+ihren zarten schwefelgelben Blüthen am Boden hervorschauen.
+&ndash; Wesentlich höher als selbst die Ciströschen wird ein stark
+bewaffneter Strauch mit gelben Schmetterlingsblüthen, die
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Calycotome spinosa</name>.
+Diese verdient es wohl, eine nahe Verwandte
+der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Genista acantoclada</name>,
+jener Tartarusgeißel zu sein, deren
+wir früher erwähnten. Sie ist mit dornartigen, scharfen Seitenästen
+so dicht besetzt, daß man sie sorgfältig in den Maquis
+meiden muß. Weniger unzugänglich ist die nah verwandte
+Besenpfrieme
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Spartium junceum</name>),
+ein fast blattloser Strauch
+mit rutenförmigen grünen Ästen und großen gelben Blüthen.
+Aus diesen Binsenpfriemen werden Körbe, Netze, ja selbst Schuhe
+geflochten, der Bast wird zum Binden benutzt, auch eine Art
+Leinwand aus ihm dargestellt.
+</p>
+
+<p>
+ Sehr häufig in den Maquis ist die Mastix-Pistazie
+ (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pistacia
+Lentiscus</name>). Hier tritt sie nur als Strauch auf, während
+sie unter anderen Bedingungen auch zum Baume emporwachsen
+kann. Einen solchen schönen Lentiskenbaum, mit dichter, schirmförmiger
+Krone, kann man unweit vom Hôtel, im Garten einer
+Villa von der Straße aus bewundern, die nach Golfe Jouan
+führt. Die dunkelgrünen, paarig gefiederten, lederartig zähen,
+oberseits glänzenden Blätter sind für
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pistacia Lentiscus</name>
+charakteristisch;
+es zeichnet sie außerdem ein besonderer harziger Geruch
+aus. Die an sich sehr kleinen Blüthen fallen schon aus
+der Ferne auf, weil sie in dunkelrothen Trauben bei einander
+stehen. Dieses Gewächs liefert den altberühmten Mastix, doch
+kann derselbe nicht aus dem Strauchwerk der Maquis, sondern
+nur aus sorgsam cultivirten Mastixbäumen gewonnen werden.
+Diese gedeihen am Besten auf der Insel Chios und haben dieser
+Insel sogar den Namen der Mastix-Insel verschafft. Das Harz,
+welches aus künstlich ausgeführten Einschnitten, doch auch von
+selbst aus den Zweigen hervortritt, findet seine hauptsächliche
+Verwendung im Orient, wo es gekaut wird, ähnlich wie die
+<pb n='093'/><anchor id='Pg093'/>
+Blätter des Betelpfeffers in Indien. Es heißt, daß Mastix das
+Zahnfleisch festige und den Athem parfümiere. Vornehme türkische
+Frauen bringen den ganzen Tag mit Mastixkauen zu.
+Bei uns wird wohl auch Zahnpulver aus dem Mastix bereitet,
+vornehmlich aber dient er zum Räuchern und zur Firnißbereitung.
+</p>
+
+<p>
+Fremdartig muthet den Nordländer das Wolfsmilchbäumchen,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Euphorbia dendroides</name>,
+an, da wir doch unsere Wolfsmilcharten
+nur zu sehr bescheidener Höhe emporwachsen sehen. Diese
+Euphorbia-Bäumchen können an der Riviera zwei Meter Höhe
+erreichen und Stämme bilden, die man mit beiden Händen kaum
+zu umfassen vermag. Die Pflanze gabelt sich fort und fort
+während ihres Wachsthums und bildet eine gewölbte Scheindolde,
+die durch ihre gelbe Färbung von Weitem schon in die
+Augen fällt. Sie ist eine der eigenartigsten Pflanzenformen der
+Riviera. Man findet sie in den Maquis und auch sonst durch
+das Land zerstreut. Schon Dioskorides und Plinius war sie
+aufgefallen. Zur Zeit der Sommerdürre wirft sie ihre Blätter
+ab und steht kahl da, wie unsere Gewächse im Winter. Das
+Volk an der Riviera streut diese Wolfsmilchart ins Wasser, um
+die Fische zu betäuben, und über einen ähnlichen Brauch wird
+auch aus Griechenland berichtet. &ndash; Bedeutend steht diesem
+Wolfsmilchbäumchen an Größe eine andere Wolfsmilchart nach,
+die in den Maquis sich als niedriger Busch am Boden hält,
+die <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Euphorbia spinosa</name>. Sie ist gelb gefärbt, wie die große
+Art und führt den Namen nach den abgestorbenen Zweigen, die
+in harte Spitzen auslaufen. &ndash; An ihren fleischigen, kleinen,
+dicht gedrängten Blättern, ihren weißbehaarten, überhängenden
+Zweigen, den kleinen, gelben, unscheinbaren Blüthen ist eine
+sonst seltene Thymelaeacee, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Passerina hirsuta</name>,
+kenntlich. Auch
+die baumartige Heide, <name type="taxonomic" rend="antiqua">Erica arborea</name>, fehlt nicht in den Maquis
+am Cap. Sie schmückt im Frühjahr ihre Zweige so dicht mit
+den kleinen glockenförmigen Blüthen, daß sie aus der Ferne
+ganz weiß erscheint. Der Erdbeerbaum
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Arbutus Unedo</name>) ist
+hier auch, doch nicht zahlreich, vertreten; seine erdbeerartigen
+<pb n='094'/><anchor id='Pg094'/>
+Früchte werden auf den Märkten der Riviera feil geboten. Im
+Aussehen gleicht er der Heide kaum, entstammt aber doch derselben
+Familie. Die Übereinstimmung liegt nicht im Laub, wohl
+aber in den glockenförmigen Blüthen, die im Übrigen größer
+sind und in röthlich weißen Rispen abwärts hängen. Die
+immergrünen Blätter sind eiförmig, am Rande stark gezähnt;
+sie sehen wie Lorbeerblätter aus. Die Früchte reifen sehr langsam;
+man findet sie oft, mit neuen Blüthen zusammen, noch am
+Baume. Sie schmecken süßsäuerlich, doch fade, daher auch Plinius
+ihren Namen »<foreign rend='antiqua'>Unedo</foreign>« von
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>unum tantum edo</foreign>« (nur
+eine esse ich) ableitete. Dem römischen Volke dienten Arbutuszweige
+als Zaubermittel. Mit ihnen wurden dreimal die Pfosten
+und Schwellen der Thüren berührt, um vampyrähnlichen Geschöpfen
+den Eingang zu wehren, die des Nachts den Kindern
+in der Wiege das Herzblut aussaugen sollten. Ein Zweig des
+glückverheißenden Weißdorns im Fenster des Schlafgemachs hielt
+auch die Unholde ab.
+</p>
+
+<p>
+Überall drängt sich in die Maquis die immergrüne Steineiche,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Quercus Ilex</name>,
+ein. Sie bleibt dort strauchartig. Ihre
+eiförmigen, vorn zugespitzten Blätter sind an der Unterseite grau
+und an diesem Merkmal von den benachbarten Sträuchern zu
+unterscheiden. Die scharfe Zähnelung des Blattrandes kann auch
+fehlen. Außerhalb der Maquis ist die immergrüne Steineiche
+ein mächtiger Baum. Aus ihrem Laube wurde im alten Rom
+die Bürgerkrone geflochten, von der Plinius sagt, sie überstrahle
+alle anderen Kränze, selbst die kostbarsten, an Würde. An einzelnen
+Sträuchern der Maquis klettert eine zarte Spargelart
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Asparagus acutifolius</name>).
+Der holzige, biegsame Stengel, der
+an abstehenden blattlosen Seitenästchen kleine nadelförmige
+Zweige trägt, welche die Stelle der Blätter vertreten, wird viel
+zu Guirlanden benutzt, und öfters findet man an der Riviera
+Spiegel und Kronleuchter der Wohnräume von solchem Spargelkraut
+umwunden. Die jungen Triebe dieser Asparagus-Art genießt
+man wie unseren Spargel. In Sicilien werden in ähnlicher
+<pb n='095'/><anchor id='Pg095'/>
+Weise als »Spargel« die jungen, wohlschmeckenden, schon
+im Alterthum geschätzten Triebe des stechenden Mäusedorns
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ruscus aculeatus</name>) verzehrt.
+</p>
+
+<p>
+Zu den Charakterpflanzen der Maquis gehört ferner der
+Phillyreastrauch
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Phillyrea angustiflora</name>),
+daher ich ihn nicht
+übergehen darf. Er erreicht ein bis zwei Meter Höhe und ist
+durch seine auswärts gerichteten, lineal-lanzettlichen, lederartigen
+Blätter und die kleinen, weißlichen, in sehr kurzen Trauben zusammengedrängten
+Blüthen ausgezeichnet. Dieser Strauch gehört
+zu derselben Familie wie der Ölbaum, dem er auch ein
+wenig ähnelt. &ndash; Botanisch sehr interessant als Vertreter der
+Cneoraceen, ist ein Strauch mit glänzenden grünen, lanzettförmigen
+Blättern und kleinen, gelben Blüthen, die zu zwei bis
+drei an den Enden der Zweige stehen:
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cneorum tricoccum</name>.
+Seiner eleganten Tracht wegen wird er auch in den Gärten der
+Riviera vielfach cultivirt; man sieht ihn sogar in den so raffinirt
+gehaltenen Casinogärten von Monte Carlo einen, wenn auch bescheidenen,
+Platz einnehmen.
+</p>
+
+<p>
+Die mit großen, rothfarbigen Scheinbeeren beladene Wachholderart
+der Maquis ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Juniperus oxycedrus</name>. Ihre Scheinbeeren
+werden im Orient und in Griechenland ganz wie die
+Scheinbeeren <corr sic='unsers'>unseres</corr>
+Wachholders verwandt. Das Holz widersteht
+sehr gut der Luft und den Würmern und diente im
+Alterthum vielfach zur Darstellung von Götterbildern. &ndash; An
+offenen Stellen strebt vom Boden empor
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Globularia Alypum</name>
+und trägt an den Enden der Zweige schöne blaue Blüthenköpfchen.
+&ndash; Wird der Boden so unfruchtbar, daß er andere
+Gewächse nicht zu ernähren vermag, so deckt ihn in dichtem
+Rasen die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Caldonia alciornis</name>,
+eine graue Flechte, die auch
+sonst über Europa, über Nordafrika, Nordamerika und einen
+Theil von Asien verbreitet ist.
+</p>
+
+<p>
+Überall in den Maquis von Antibes begegnen wir der
+Myrte und der Strauchform des Ölbaums. Der Ölbaum
+paßte sich wie die Steineiche den Maquis an und wurde zum
+<pb n='096'/><anchor id='Pg096'/>
+Strauch. Er veränderte sich so stark, daß ihn schon die Alten
+in dieser Form als Oleaster unterschieden. Der Oleaster wie
+die Myrte wagen sich ganz besonders weit an dem Strande
+vor. Sie trotzen dem heftigsten Seewind und werden von ihm
+so abgerundet, als hätte sie Menschenhand geformt. Ein Theil
+ihrer Zweige ist an der Seeseite kahl, zuweilen wirklich abgestorben.
+Die Zweige des Ölbaums, ein Sinnbild des Friedens,
+nehmen am Oleaster, in so exponirter Lage, dornartige Gestalten
+an. Sie spitzen sich zu, ragen so als scharfe Waffen an der
+Seeseite vor und machen den Strand dort unzugänglich. An
+der Landseite bewahrt die Pflanze gleichzeitig ihren friedlichen
+Charakter. Dieser unmittelbare Einfluß der Medien kommt
+auch in der Ausbildung der Blätter zum Ausdruck, die an der
+Seeseite sehr klein bleiben, an der Landseite weit bedeutendere
+Größe erreichen. &ndash; Bis zuletzt begleitet die Sträucher der
+Maquis am Strande die »italienische Stechwinde«
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Smilax
+aspera</name>) und findet Schutz zwischen ihren Zweigen. Blätter
+und Stengel dieser Schlingpflanze sind mit Stacheln besetzt, die
+ihr das Klettern erleichtern. Im Frühjahr ist die Stechwinde
+mit rothen Fruchttrauben geschmückt. Nach Blüthen muß man
+im Herbst suchen. Diese duften sehr lieblich; daher wurde
+blühende Stechwinde im Alterthum, mit Epheu in Kränze gewunden,
+oft bei Bacchusfesten verwendet.
+</p>
+
+<p>
+Diese Aufzählung mag genügen, um Denjenigen, der Freude
+hat an den Erscheinungen der Pflanzenwelt, in das Leben der
+Maquis einzuführen. Er wird bald die einzelnen Pflanzenformen
+unterscheiden lernen, sie beim Wiedersehen als alte Bekannte
+begrüßen und innerhalb dieser duftigen Umgebung sich
+um so heimischer fühlen.
+</p>
+
+<p>
+Auf dem schmalen Vorsprung, der, den Stürmen preisgegeben,
+hier noch einige hundert Meter weit das Cap fortsetzt,
+sieht man schließlich alles Pflanzenleben schwinden. Immer
+härter wird der Kampf, den die Gewächse in so exponirter
+Lage zu bestehen haben, und sein Einfluß macht sich in ihrem
+<pb n='097'/><anchor id='Pg097'/>
+Aussehen kenntlich. Da alle über die Bodenfläche sich erhebenden
+Theile der Pflanze der Zerstörung ausgesetzt sind, sucht diese
+aus jeder Vertiefung des Bodens Vortheil zu ziehen. Sie
+breitet sich flach an der Erde aus, erhält knorrige, kriechende
+Stengel, eine ganz abenteuerliche Gestalt. Auffallend ähnlich wird
+das Aussehen solcher Gewächse demjenigen der Alpenpflanzen.
+Wir könnten, dem Vegetationsbilde nach, uns einige tausend
+Meter hoch über dem Meeresspiegel denken, reichten die blauen
+Wellen nicht fast bis an unsere Füße. Die verkrüppelten Gewächse
+der Maquis weichen allmälig den Strandpflanzen. Auch
+diese finden alsbald nur noch Schutz in Spalten oder hinter
+den Steinen. Dem nackten Felsen haftet aber noch an vielen
+Stellen, in Gestalt runder Flecke, eine gelbe Flechte, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Lecidea</name>,
+an. Zuletzt dringt das Meer von allen Seiten zwischen die
+zerrissenen Felsen ein, und wir stehen ganz anderen Vertretern
+des Pflanzenreichs gegenüber, den form- und farbenreichen
+Seealgen, den Bewohnern des Meeres.
+</p>
+
+<p>
+In vollem Contrast tritt uns dann bei der Rückkehr die
+Fülle südlicher Pflanzenformen in dem Garten des Hôtels entgegen.
+Vor dem Hause stehen Chrysanthemen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chrysanthemum
+frutescens</name>) von ganz seltener Schönheit. Sie bilden kugelige
+Sträucher von fast zwei Meter Höhe und sind mit Tausenden
+strahliger Blüthenköpfchen, wie mit weißen Sternen besetzt.
+Über die Mauern herab hängt mit ihren dicken, fleischigen
+Stengeln und Blättern die südafrikanische Mittagsblume
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mesembryanthemum
+acinaciforme</name>), die ihre großen rothen Blüthen
+nur bei Sonnenschein entfaltet. In unmittelbarer Nähe des
+Hauses ist der so überaus große Garten wohl gepflegt, weiterhin
+aber sich selbst überlassen. Da entwickelt sich denn ein
+merkwürdiger Kampf um Raum, um Licht und Nahrung
+zwischen den Gewächsen aller Zonen, welche der Zufall hier
+zusammenführte. Die australischen Casuarineen werden von dem
+amerikanischen Pfefferbaum bedrängt, das japanische Pittosporum
+wehrt sich gegen die mediterrane Tamariske. Siegreich dringen
+<pb n='098'/><anchor id='Pg098'/>
+aber gegen sie alle die beiden Kieferarten vor, denen wir überall
+an der Riviera begegnen, die zartnadelige Aleppokiefer
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pinus
+ halepensis</name>) und die derbnadelige Strandkiefer
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pinus Pinaster</name>)
+und vermitteln den Übergang zu den Maquis.
+</p>
+
+<p>
+Zwischen den Kiefern am Cap begegnet man, wie auch
+sonst an der Riviera, nur zu häufig einer Processionsraupe,
+der Raupe des Pinien-Processionsspinners,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cnethocampa Pityocampa</name>.
+Diese schwarzen, braun gestreiften Raupen ziehen im
+Gänsemarsch zu Hunderten über die Wege. Die eine berührt
+die andere, und sie bilden so zusammen eine lange Schnur, eine
+lebendige Kette, die sich als Ganzes vorwärts bewegt. Unterbricht
+man die Kette, so bleibt der vordere Abschnitt derselben
+stehen, der hintere Abschnitt rückt nach. Hin und her tastend
+sucht die erste Raupe dieses hinteren Abschnittes wieder nach
+dem Anschluß. Gelang es ihr, die hintere Raupe des
+vorderen Abschnittes zu erreichen, so setzt sich die ganze Kette
+wieder in Bewegung. Diese Raupen richten großen Schaden
+an Kiefern und auch Pinien an, sie berauben sie oft vollständig
+ihrer Nadeln. Des Tags halten sie sich in jenen großen grauen
+Gespinnsbeuteln auf, die an Kiefern und Pinien so in die Augen
+fallen, und in der Sonne seidig glänzen. Des Nachts verlassen
+sie das Nest, um auf Futter auszugehen. Jene Raupen,
+denen man am Boden begegnet, suchen nach einer passenden
+Stelle, um sich in der Erde zu verpuppen. Man darf weder
+die Raupen noch ihre Nester berühren, da die in die Haut eindringenden
+Haare derselben gefährliche Entzündungen veranlassen.
+Daher auch Leute, welche die Nester von den Bäumen entfernen,
+um sie zu verbrennen, sich gegen den Wind stellen und auch
+sonst sehr vorsichtig zu Werke gehen. Als bestes Verfahren gilt,
+Petroleum in die Nester zu gießen, ohne sie zu entfernen. &ndash;
+Die hängenden Nester dieser Raupen und ihre langen Züge sind so
+auffällig, daß sie wohl jeder Reisende an der Riviera bemerkte.
+Nur wenige werden hingegen Gelegenheit haben, die Spinner
+kennen zu lernen, die sich aus den verpuppten Raupen entwickeln.
+<pb n='099'/><anchor id='Pg099'/>
+Sie sind auch weder auffällig noch schön, grau, mit einigen dunkleren
+Flecken und Streifen. Sie fliegen im Hochsommer, legen ihre
+Eier an die Unterseite der Kiefernadeln und bedecken sie mit
+dünnen silbergrauen Schuppen.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>X.</p>
+
+<p>
+Ein Stück unverfälschte Maquis bietet uns auch das weite
+Grundstück, östlich neben dem Hôtel. An Sonntagen steht das
+Thor den ganzen Tag offen, um den Zugang zu der englischen
+Kapelle zu ermöglichen, die sich innerhalb dieses Grundstücks befindet.
+Auch sonst gestattet die Besitzerin gern den Besuch. Der
+schöne Garten, der das Wohnhaus umgibt, ist nur wenig ausgedehnt,
+der meiste Boden noch in seinem früheren Zustand.
+So gelangt man nach Eintritt in die Besitzung durch immergrüne
+Sträucher, üppige Erica-Büsche und mächtige Euphorbien,
+bis zum Meeresstrande. Dieser ist hier besonders schön gestaltet
+und hat schon manchem Maler als Vorwurf gedient:
+Steil aufsteigende und zerrissene Felsen, vom Meere umspült,
+vielfach an die Faraglioni von Capri erinnernd. Der Besitzer
+James Close liebte dieses Stück Erde so sehr, daß er sich hier
+begraben ließ. Der Ausblick zwischen den Felsen nach dem
+Esterel und ins weite Meer ist großartig und entzückend. Auch
+lauscht man gern dem Rauschen des Wassers, das sich in den
+tiefen Felsenspalten hebt und senkt und forscht dem bunten Leben
+nach, das hier im Schatten der Steine aus den Tiefen des
+Meeres zum Lichte emporsteigt.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>XI.</p>
+
+<p>
+Wer am Cap d'Antibes einen Seesturm erlebte, wird den
+Eindruck nie vergessen. Für das schlechte Wetter, welches er
+zuvor erleiden mußte, wird er bald durch den Anblick des entfesselten
+Elements entschädigt. Ein starker Wind bläst zunächst
+vom Meere aus; das ist Scirocco. Die Luft wird unendlich
+klar, und alle Gegenstände rücken in die Nähe. Die Umrisse
+<pb n='100'/><anchor id='Pg100'/>
+der Berge sind wie mit Bleistift am Himmel gezogen. Sucht
+man sich vor dem Wind zu decken, so empfindet man beklemmende
+Schwüle. Dann beginnt der Horizont sich in rothgrauen Dunst
+zu hüllen. Die Macht des Windes läßt nach, und es trübt sich
+der ganze Himmel. Bald hört man große Regentropfen gegen
+die Scheiben schlagen. Das hält wohl einige Tage an. Die
+Temperatur ist stark gesunken, die Luft bleibt trotzdem drückend.
+In den Zimmern sehnt man sich nach dem warmen Ofen seiner
+Häuslichkeit zurück. Doch schon am nächsten Morgen wacht
+man auf, geblendet von dem leuchtenden Blau des Himmels.
+Man eilt hinaus und athmet mit voller Brust die erquickende
+Luft ein. Noch glänzen alle Pflanzen von dem frischen Regen,
+und wie Diamanten fließen funkelnde Tropfen von den Blättern
+ab. Die Brandung aber stürmt mit Gewalt gegen die Felsen
+der Küste, als wenn sie dieselben zerschmettern wollte. Weithin
+vernimmt man das donnerartige Getöse des Angriffs. Die
+Spitze des Caps ist nicht zu erreichen, denn die Wellen fegen
+darüber hinweg. Fern am Horizont steigt die Welle auf wie
+eine geschlossene Mauer; auf ihrem Wege schwellend und wachsend,
+wälzt sie sich gegen das Land, um zerschmettert und von weißem
+Schaum ganz bedeckt wieder zurückzurollen. Sie trifft auf eine
+andere Welle, die ebenso drohend nahte, und beide sieht man
+verschwinden. Da wird es plötzlich still. Ein Wellenberg ist
+auf ein Wellenthal gestoßen, beide glichen sich aus. Doch wenn
+Wellenberge zusammentreffen, dann schwillt die stürmende Woge
+so mächtig an, daß sie ächzend sich überschlägt und mit gewölbtem
+Rücken auf die Felsen wirft. Ungeheuere Wassermengen
+werden dann in die Luft geschleudert, und See und Himmel
+scheinen in demselben Chaos zu verschmelzen. Mit dumpfem
+Knall, wie von schwerem Geschütz, fangen sich die Wellen in
+den Grotten, die sie selbst in den Stein sich gruben; wie
+ein Jammern und Stöhnen klingt es durch das Cap von den
+vielen Wasserfäden, die sich in den Gängen zwischen den Felsen
+verirrten und, in hastigem Lauf über die Steine stürzend, ihren
+<pb n='101'/><anchor id='Pg101'/>
+Weg nach dem Meere suchen. Von dem anstürmenden Element
+allseitig umgeben, glaubt man sich fast ins offene Meer versetzt
+und ist ganz von dem Schauder des Sturmes ergriffen. Wie
+wohlthuend wirkt da zugleich der feste Boden unter den Füßen!
+</p>
+
+<p>
+Tage vergehen, bevor die Erregung des Meeres sich legt
+und die weite Wasserfläche wieder Ruhe und Frieden athmet.
+Und täglich ist es ein anderes, wenn auch immer das gleiche,
+und täglich fesselt es uns von Neuem und entzückt unser Auge,
+dieses göttliche Meer.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>XII.</p>
+
+<p>
+Wer am Cap d'Antibes im Bergsteigen sich üben möchte,
+bleibt auf den nur hundert Meter hohen Bergrücken angewiesen,
+der die Seelaterne und die
+<name type='place' rend='antiqua'>Notre-Dame de Bon-Port</name> trägt.
+Doch sind die Spaziergänge längs der Buchten, an den Abhängen
+der Hügel und zwischen den Gärten so mannigfaltig,
+daß man sie täglich ändern kann. Stets wird man durch eine
+neue Aussicht auf die Küste, das Gebirge, die Schneegipfel der
+Alpen, durch malerische Felsgruppen am Strande oder durch
+besonders schöne Vegetationsbilder überrascht. Selbst die sonst
+so eintönige Wanderung auf einer Landstraße wird hier zum
+Genuß. So wenigstens auf der Landstraße, die das Cap
+durchschneidet. Denn diese führt an endlosen Pflanzungen von
+Anemonen, Ranunkeln, Goldlack, Levkojen, Tazzetten und Reseda
+vorbei. Besonders fesselt das Auge die Pracht der Ranunkeln
+und Anemonen, die man schöner und farbenreicher nirgends
+sehen kann, während der Geruchssinn zugleich umfangen wird
+von dem Dufte, der dem übrigen Blüthenmeer entströmt. Zu
+jenen Blüthen im Felde gesellen sich hier in großer Zahl auch
+die Blüthen der Lüfte, die Schmetterlinge. Rothgefleckte Aurorafalter
+fliegen rasch vorüber; langsam wiegt sich hin und her
+der schwarz gestreifte, gelbe Segelfalter; am meisten fällt aber
+durch ihre Schönheit die Cleopatra auf, ein südeuropäischer,
+<pb n='102'/><anchor id='Pg102'/>
+schwefelgelber Citronenfalter mit orangeroth abgetönten Vorderflügeln.
+</p>
+
+<p>
+Das Cap von Antibes versorgt jetzt mit seinen Blumen die
+nächsten Märkte der Riviera und versendet sie auch in großen
+Mengen täglich nach dem Norden. Wie groß der Verbrauch
+an Blumen an der Riviera selbst geworden ist, wird Jeder
+beurtheilen können, der die Blumenmärkte der Städte dort besuchte
+und einigen Blumenfesten beigewohnt hat. Die Blumenausfuhr
+nach dem Norden hat andererseits riesige Ausdehnung
+angenommen. Thatsächlich reicht diese Art Blumencultur an
+der Riviera nicht über 1850 zurück, früher wurden die Blüthen
+nur zum Zwecke der Parfümerie gezogen. In der nächsten
+Nähe von Toulon beginnen die Pflanzungen und reichen bis
+nach Genua; die französische Seite der Riviera ist in einen
+einzigen Blumengarten schon verwandelt. In Ollioules bei
+Toulon werden Unmengen römischer Hyacinthen gezogen und
+wandern abgeschnitten nach den nordischen Städten, bevor die
+holländische Hyacinthe dort erscheint. In Ollioules gibt es
+auch Narcissen, Jonquillen, Tazzetten, weiße und rothe Nelken.
+In der Gegend von Cannes und Grasse herrschen die Anemonen
+und Ranunkeln vor. Sie zeigen ungeahnte Größe und seltene
+Farbenpracht. Nicht minder staunt man über den Umfang, den Nelken,
+wie der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Dianthus Caryophyllus flore pleno,
+ var. Marguerite</name>,
+hier erreichen können: manche Blüthe sieht aus, als wenn sie
+ein kleiner Blumenstrauß wäre. Zu diesen Pflanzen gesellen sich
+die Theerosen. Unter ihnen herrscht die sattgelbe
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Safrano</name> vor,
+die auch rauhe Witterung gut verträgt und selbst im December
+ihre Blüthenknospen treibt. Gleich genügsam sind manche Monatsrosen,
+die weiße <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Bengal-Ducher</name> und die rothe <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Bengal-Sanglant</name>,
+die demgemäß auch bevorzugt werden; doch an stark besonnten
+Mauern und unter Glasdächern, die in Cannes und Antibes
+große Bodenflächen decken, gedeihen die empfindlicheren Rosen,
+so auch <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Maréchal Niel</name>,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Marie van Houtte</name>,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Gloire de Dijon</name>,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Souvenir de la Malmaison</name>,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Paul Nabonnand</name>,
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">La France</name> und
+<pb n='103'/><anchor id='Pg103'/>
+wie sie sonst heißen, jene Rosen, die auch unsere Blumengärten
+im Sommer zieren. Hunderttausende solcher Blüthen entfalten
+sich im Frühjahr an einem und demselben Tage in Cannes und
+Antibes, oft ohne daß noch eine Möglichkeit vorhanden wäre,
+sie alle zu verwerthen. &ndash; In Cannes steht jetzt auch die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia
+dealbata</name> in schwungvoller Cultur und wandert nach dem Norden.
+Ihre runden Blüthenknäuel, in Traubenform vereint, und die
+zart gefiederten Blätter haben ihr im Handel den Namen Mimose
+verschafft. Der Baum wächst erstaunlich rasch, so daß er in
+fünf bis sechs Jahren wohl zehn Meter Höhe erreicht. Er ist
+dann schon im Januar mit gelben Blüthen über und über bedeckt.
+Nach Deutschland gelangt viel
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia retinoides</name>, die
+runde Blüthenknäuel wie die andere Art besitzt, doch einfache
+lederartige lancettförmige Blätter trägt. Eigentlich sind jene Blattgebilde
+nicht ganze Blätter, vielmehr hat der wissenschaftliche
+Vergleich gelehrt, daß die Blattfläche bei diesen Acazien schwand
+und der Blattstiel sich spreitenartig erweiterte. Wir nennen solche
+Gebilde Phyllodien. Auch
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia longifolia</name>, die man viel in
+nordischen Blumenläden sieht, ist mit solchen Phyllodien versehen.
+Man erkennt sie leicht daran, daß ihre Blüthen nicht zu
+runden Knäueln, sondern zu raupenförmigen Kätzchen vereinigt
+sind. Alle diese Acazien blühen gelb, sie folgen in der Jahreszeit
+auf einander, zuletzt kommt
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia cultriformis</name>, die erst im
+März an der Riviera im Blüthenschmuck prangt. Ihre Blüthenstände
+sind wiederum rund, die Phyllodien aber kurz und breit,
+zugleich rautenförmig. &ndash; Allen Blumensendungen nach dem Norden
+pflegt man die überall beliebte Reseda beizulegen. Veilchen
+vertragen schlecht eine weite Reise, werden aber an der Riviera
+selbst in Unmengen verbraucht, dort auch mit Syrup getränkt
+und zu Dragée's verarbeitet. Dann versendet man auch blaue
+Kornblumen, Tuberosen, Goldlack und Levkojen, Gladiolen und
+weißblühendes Allium, Ixien und die duftenden Freesien. An
+der Riviera selbst fällt dem Fremden in den Schaufenstern der
+Blumenläden eine große graue Iris auf, die ganz fein purpurn
+<pb n='104'/><anchor id='Pg104'/>
+gesprenkelt ist, eine wahre Trauerblume, die
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Iris Susiana</name>. Von
+den großen weißen oder gelben Chrysanthemen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Chrysanthemum
+frutescens</name>) werden die Blüthen auch viel verwandt, besonders
+die gelben, die als <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Étoile d'Or</name>
+bekannt sind. Sie wandern
+vornehmlich nach England. Die Expedition dieser Blume reicht
+bis in den Juni hinein, so lange, als in London die Saison
+dauert. Man hat berechnet, daß von allen diesen Blumen
+Cannes und Antibes zusammen in einem Winter für mehr als
+eine Million Francs nach dem Norden versenden; viel mehr noch
+wird an der Riviera selbst verkauft.
+</p>
+
+<p>
+Die überaus starke Concurrenz veranlaßt strebsame Geister,
+nach immer neuen »Schöpfungen« für den Blumenmarkt zu sinnen.
+So erschienen plötzlich in den Centralhallen von Paris als
+»Neuheit« <emph>grüne</emph> Nelken. Solche hatte man in der That
+bisher nicht gesehen, es sei denn auf den Bildern der Impressionnisten.
+Es ergab sich, daß auch diese grünen Nelken
+nicht ganz unverfälschte Naturproducte waren. Man erhält sie,
+indem man abgeschnittene weiße Nelken einen ganzen Tag lang,
+ja selbst länger, in eine grüne Farbstofflösung stellt. Soll
+der Versuch gut gelingen, so muß der Stengel innerhalb der
+Lösung frisch durchschnitten werden. Man kann in gleicher
+Weise die eine oder die andere Färbung erlangen, nur gilt es,
+Farbstoffe zu wählen, welche gut in der Pflanze aufsteigen. Am
+leichtesten gelingen Rothfärbungen weißer Blüthen mit Eosin.
+</p>
+
+<p>
+Am Freitag Nachmittag beleben sich plötzlich die Straßen
+am Cap. Da kommen von allen Seiten Equipagen und bringen
+Besucher nach Elen Rock, dessen Garten an jenem Tage geöffnet
+ist. Dieser Garten nimmt einen Vorsprung ein östlich vom
+Cap. Er liegt zum Theil auf schroffen Felsen, die senkrecht
+gegen das Meer abfallen. Stufen und Gänge innerhalb dieser
+Felsen führen hinunter bis zur Meeresfläche. Der Garten
+bietet herrliche Aussichtspunkte und ist auch reich an schönen
+Pflanzen, doch macht er einen etwas gekünstelten Eindruck innerhalb
+der so großartigen Umgebung.
+</p>
+<pb n='105'/><anchor id='Pg105'/>
+<p>
+Am Dienstag ist vom frühen Morgen an der Thuret'sche
+Garten geöffnet, derselbe, der einst George Sand so sehr entzückte.
+Er dient jetzt der französischen Regierung als Acclimatisationsgarten
+und enthält sehr viele werthvolle Pflanzen.
+Manche Arten, die wir in La Mortola schon bewundert
+haben, finden wir hier in noch größeren Exemplaren wieder.
+Die berühmte, von George Sand gefeierte Aussicht ist leider
+geschwunden, verdeckt von den heranwachsenden Bäumen.
+</p>
+
+<p>
+Von dem Thuret'schen Garten läßt sich gleich abwärts, in
+westlicher Richtung, der Weg nach dem Golfe Jouan einschlagen,
+und so kann man in den Pinienwald gelangen, der sich längs
+der Küste dort hinzieht. Dieser Pinienwald war einst der
+Stolz des Caps, jetzt ist er nur noch in Überresten vorhanden.
+Eine Actiengesellschaft hat die ganze Landstrecke angekauft,
+eine breite Straße, die Cannes mit dem Cap d'Antibes verbindet,
+durch den Pinienwald gelegt, diesen selbst parcellirt und
+mit Eisendraht umzogen. Doch steht manche mächtige Pinie
+noch da, und in ihrem Schatten gelingt es wohl, sich in die
+alte Herrlichkeit zurückzuträumen.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>XIII.</p>
+
+<p>
+Die zweite Aprilhälfte war inzwischen angebrochen, und die
+Pflicht rief mich wieder heim. Ein klarer, wundervoller Frühlingstag
+ging zur Neige, und ich beschloß, vor Sonnenuntergang
+noch einmal den Leuchtthurm aufzusuchen. Die Sonne schickte
+sich an, hinter dem Esterelgebirge zu verschwinden und tauchte
+dessen dunkelblaue Gipfel in Gold und Purpur. Bald deuteten
+nur noch lange Lichtstreifen den Weg an, den sie genommen.
+Trotz seines hehren Glanzes konnte mich dieses Bild nur wehmüthig
+stimmen: es steigerte die Empfindung des Abschiedes.
+Ich wandte meine Blicke den Bergriesen zu, die mit phantastischem
+Umriß sich von dem östlichen Himmel abhoben. Sie begannen
+im Abendroth zu glühen. Es war ein Anblick, so erhaben, daß
+man sich in demselben ganz verlieren konnte, von jener weltumfassenden
+<pb n='106'/><anchor id='Pg106'/>
+Sehnsucht ergriffen, die uns mit dem All verbindet.
+Jedes persönliche Empfinden war gewichen vor dem mächtigen
+Gefühl, sich Eins mit dieser göttlichen Natur zu fühlen. &ndash;
+Immer weiter und weiter dehnten sich die Schatten aus über
+das Land: sie begannen emporzusteigen an den Hügeln, an den
+Bergen, sie drangen ein in die Tiefe der Thäler und löschten
+die glühenden Lichter aus an den Hütten und Palästen. Die
+ganze Natur schien sich in tiefen Schlaf zu versenken. Bald
+waren es nur noch einzelne Segel im weiten Meere und die
+schneebedeckten Gipfel der Alpen, die im rosigen Schimmer
+glühten. Dann legte sich ein schwarzer Schatten auch über
+das Meer, und nur den Riesen da oben war es vergönnt, die
+Königin des Lichtes noch zu schauen. Wie von innerem Feuer
+entbrannt, schwebten sie jetzt in überirdischer Glorie.
+</p>
+
+<p>
+Dieses Bild wollte ich in meinem Innern festhalten als
+letzten Eindruck von der Riviera, und mit geschlossenen Augen
+trat ich den Rückweg an. Als ich mich endlich umsah, hatten
+die Schatten der Nacht sich bereits über die Hügel gelagert
+und die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen verwischt.
+&ndash; Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Lüfte. Vom
+Wächter entzündet, strahlte er jetzt wie ein großer Stern weit
+über Land und Meer, ein Ziel der Sehnsucht für Alle, die jenes
+herrliche Stück Erde einmal gesehen.
+</p>
+<milestone unit="tb" rend="rule: 25%" />
+</div>
+
+<pb n='107'/><anchor id='Pg107'/>
+<div rend="page-break-before: always">
+<index index="toc" />
+<index index="pdf" />
+<head>Frühjahr 1894.</head>
+
+<p rend='text-align:center'>I.</p>
+
+<p>
+Der Frühlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der
+Riviera verlebte, prägte sich meiner Erinnerung in besonders
+glänzenden Farben ein. Wochenlang blieb der Himmel ohne
+Wolken, so daß einzelne Regentage, wenn sie kamen, fast willkommen
+erschienen. Da es an Schnee in den Bergen fehlte,
+wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flächen der
+Alpen und Cevennen gebären. Das Meer blieb meist ruhig,
+und wenn die Nacht kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte
+sich so hell in der stillen See, als wäre in deren Tiefen eine
+Saat von Sternen aufgegangen.
+</p>
+
+<p>
+Mitte März fanden wir uns in Hyères ein mit der Absicht,
+unseren Weg bald ostwärts in die Berge der Mauren fortzusetzen.
+Es war uns, als hätten wir eine Entdeckungsreise
+angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil der Riviera.
+Und doch konnte Hyères, neben Montpellier und Aix-en-Provence,
+sich einst rühmen, der berühmteste Kurort des südlichen Frankreichs
+zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
+schien damals kaum möglich, und erst in diesem Jahrhundert
+änderten sich die Verhältnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone
+und Cannes als klimatische Stationen aufzublühen. In
+dem Wettstreit, der sich nunmehr entspann, mußte Hyères unterliegen,
+denn es ist weniger gut gegen den Nordwind als seine
+Rivalinnen geschützt. Auch steht es ihnen nach an Schönheit
+<pb n='108'/><anchor id='Pg108'/>
+der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. &ndash; »Die Hügel
+sind hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das
+Meer zu fern,« rief einst George Sand aus, als sie Hyères
+besuchte. Von dem Hügel, an den Hyères sich lehnt, kann der
+Blick erst über eine weite Ebene das Meer erreichen. Auf dieser
+stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und unvermittelt
+gegen gelbe und grüne ab. Die rothbraunen Felder sind mit
+Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben.
+Auch danken diese Felder thatsächlich ihre Färbung nicht der
+Pracht der Blüthen, sondern den jungen Trieben, die ihr zartes
+Grün vor der Gluth der südlichen Sonne durch rothen Farbstoff
+schützen. In früheren Zeiten mag der Blick auf diese Ebene
+lieblicher gewesen sein; vermochte sie doch das Auge Horace
+Benedict de Saussure's zu entzücken, als er 1787 nach Hyères
+kam. Dieser hervorragende Geologe, Vater des noch berühmteren
+Pflanzenphysiologen Théodore de Saussure, langte hier an einem
+schönen Aprilabend an und war von der Lage des Ortes gefesselt.
+Von den Fenstern der »Auberge du St.&nbsp;Esprit« blickte
+er hinab auf Orangengärten, deren Bäume mit Früchten und
+Blüthen beladen und durch unzählige Nachtigallen belebt waren.
+Sanft fiel, so schrieb er, das Land bis zum Meer ab, und den
+Abhang schmückten vorne Gärten, weiterhin Olivenhaine und in
+der Ferne Pappeln. Bewaldete Höhen bildeten den Rahmen zu
+dem schönen Bilde.
+</p>
+
+<p>
+Hyères ist fünf Kilometer vom Strande entfernt. An diesem
+selbst lag einst Olbia, das Hyères den Ursprung gab. Von
+Massiliern gegründet, ward Olbia von Saracenen zerstört und
+baute sich dann, entfernter vom Meere, an der Anhöhe auf, um
+den Angriffen der Corsaren nicht so unmittelbar ausgesetzt zu
+sein. Der Strand, der einst Olbia trug, zeigt sich jetzt in Quadrate,
+wie ein Schachbrett getheilt. Das Seewasser füllt diese
+Quadrate. Es wird in dieselben geleitet, um zur heißen Sommerzeit
+dort zu verdunsten und so der Salzgewinnung zu dienen.
+Dem Strand gegenüber tauchen aus dem Meere die Hyèrischen
+<pb n='109'/><anchor id='Pg109'/>
+Inseln empor. Sie strecken sich so lang dahin, als hätten sie
+sich in die See zu ewigem Schlaf gelegt. Einst haben die Ligurer
+an diesen Inseln die rothen Korallen gefischt, mit denen
+sie den Hals ihrer Frauen und das Wehrgehänge ihrer Schwerter
+schmückten. Weil die Inseln in einer Reihe angeordnet sind,
+hießen sie bei den Römern Stoechaden. Diesen Namen vertauschten
+sie im Mittelalter gegen den weit vornehmeren der
+goldenen Inseln. Waren es die goldenen Äpfel der Hesperiden,
+welche ihnen die Benennung
+»<name type='place' rend='antiqua'>Iles d'or</name>« verschafften, oder der
+goldige Schimmer ihres glimmerreichen Bodens &ndash; das läßt sich
+heute nicht sagen. Zum Marquisat der
+<name type='place' rend='antiqua'>Iles d'or</name> von Franz&nbsp;I.
+erhoben, sahen sie einst glänzende Zeiten. Heute werden sie nur
+von ärmlichen Fischern und Gärtnern bewohnt.
+</p>
+
+<p>
+Jene Früchte, nach welchen die goldenen Inseln ihren Namen
+führen sollen, sind jetzt hier fast völlig verschwunden. Einst aber
+stand die Orangenzucht von Hyères in hoher Blüthe. Mehr
+denn zweimalhunderttausend Orangenbäume deckten das Land
+und konnten die Bewunderung der Reisenden erwecken. Wie die
+Chronisten erzählen, blieb Carl&nbsp;IX. von Frankreich staunend vor
+dem mächtigsten dieser Bäume stehen und forderte seine beiden
+Begleiter, den König von Navarra und den Herzog von Anjou
+auf, mit ihm den Stamm zu umfassen. Doch hierzu reichten,
+so wird weiter berichtet, die sechs fürstlichen Arme nicht aus.
+Zur Erinnerung an diese erlauchte Umarmung schnitt man in
+die Rinde des Baumes:
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>Caroli regis amplexu glorior</foreign>«, und
+jene Inschrift wuchs und vergrößerte sich mit den Jahren. &ndash;
+Liegt dieser Angabe eine wirkliche Begebenheit zu Grunde? Wer
+kann das heute wissen! Sicher aber ist, daß die provençalische
+Phantasie der Chronisten sie die Maße des Stammes übertreiben
+ließ. Die stärksten Orangenbäume, welche Europa jetzt kennt,
+befinden sich auf Sardinien; manche derselben werden auf mehr
+denn siebenhundert Jahre geschätzt; ein einzelner Mann vermag
+sie alsdann nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564, da
+Carl&nbsp;IX. in Hyères weilte, konnte er dort schwerlich selbst so
+<pb n='110'/><anchor id='Pg110'/>
+starke Stämme sehen, da die Orangenbäume erst durch die Kreuzfahrer,
+gegen Ende des elften Jahrhunderts, nach Hyères gebracht
+wurden. Zunächst muß es der bitterfrüchtige Orangenbaum
+gewesen sein, der zwar kaum eßbare Früchte, aber sehr
+wohlriechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe
+sich in Hyères mit jenem
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>huile de fleurs d'orange</foreign>« versorgen
+konnte, »das sich die Frauen in die Haare einreiben und mit
+dem sie dort den Puder festhalten.« Die Orangenkultur von
+Hyères litt sehr stark durch die strenge Kälte des Winters 1709
+und durch ähnliche harte Winter, die um die Mitte des vorigen
+Jahrhunderts aufeinander folgten. Die Pflanzungen wurden
+von nun an eingeschränkt, die bitterfrüchtigen Orangenbäume
+dann durch süßfrüchtige ersetzt, da der Transport der Orangen
+von Hyères aus nach dem Norden sich rascher vollziehen ließ,
+als von südlicher gelegenen Orten. Das kam bei den mangelhaften
+Verkehrsmitteln jener Zeit wohl in Betracht. Die Orangen
+mußten damals in Hyères im Herbst gepflückt werden, sobald
+an ihrer noch grünen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten.
+Sorglich in Papier gewickelt, traten sie die Reise auf dem Landwege
+oder dem Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam
+nach und wurden erst nach vierzig Tagen genießbar. Jetzt sind
+die Orangenbäume fast vollständig aus Hyères verschwunden.
+Sie konnten den Mitbewerb geschützterer Orte der Riviera, vor
+Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging
+Hyères mit den Orangenbäumen nicht anders, als zuvor mit
+dem Zuckerrohr, das im fünfzehnten Jahrhundert weite Strecken
+des Landes deckte, dann aber verschwand, als der indische und
+der brasilianische Zucker in den Wettstreit eintraten.
+</p>
+
+<p>
+Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hyères noch
+immer <name type='place' rend='antiqua'>Hyères-les-Palmiers</name>
+nennen! Zwar sind die Palmen heute
+über die ganze Riviera verbreitet, doch sieht man es den hohen
+Stämmen von Hyères wohl an, daß in diesem alten Kurorte
+ihre sorgsame Pflege besonders weit zurückreicht. Da streben in
+der <name type='place' rend='antiqua'>Avenue des Palmiers</name>
+die schlanken Stämme besonders
+<pb n='111'/><anchor id='Pg111'/>
+mächtig zu beiden Seiten der Straße empor, gleich einer hehren
+Säulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der
+blauen Luft. &ndash; Doch hat sich Hyères schon seit langer Zeit
+auch einer zwar weniger vornehmen, aber einträglicheren Cultur
+zugewandt. Wir fanden dort Mitte März ganze Felder von
+Veilchen in Blüthe. Das waren auch freilich nicht die bescheidenen,
+kleinblüthigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den
+Blättern verbergen, sondern eine großblüthige Form, das Veilchen
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">le Czar</name>, das an langen Stielen seine Blüthen keck über die
+Blätter erhebt. Es duftet sehr stark, und gerne ließen wir uns
+von den Lüften anwehen, die über Veilchenfelder gestreift waren.
+Andere Felder sind mit »<name type="taxonomic" rend="antiqua">Primeurs</name>« bedeckt. Die Artischocken
+von Hyères standen schon zu Anfang dieses Jahrhunderts in
+hohem Ruf; jetzt sind es auch die grünen Erbsen und vor Allem
+die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird.
+Täglich geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von
+Hyères ab und wird scherzhaft als
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Train de primeurs</foreign>« bezeichnet.
+Doch soll man sich nicht etwa denken, daß unter dem
+Himmel von Hyères alle diese Culturen mühelos gedeihen. Auch
+hier verlangen sie viel Umsicht und angestrengten Fleiß. Den
+Furchen der Felder folgen niedrige Hecken, die deutlich anzeigen,
+von welcher Seite Gefahr droht. Denn, trotz gegentheiliger Versicherungen,
+ist Hyères nicht völlig vor dem Mistral gedeckt, und
+mit elementarer Gewalt stürzt er durch die Lücke ein, welche die
+Berge nach Toulon hin offen lassen. Anhaltende Dürre ist auch
+eine schwere Plage, welcher durch künstliche Bewässerung nicht
+immer abgeholfen werden kann. &ndash; Immerhin besteht ein großer
+klimatischer Unterschied zwischen Hyères und der übrigen Provence,
+ja selbst dem nahen Toulon, weil diese dem Mistral weit
+stärker ausgesetzt sind. Daher der Reisende, der von Westen
+kommend, hier in früheren Zeiten zum ersten Mal Palmen und
+goldfrüchtige Orangenbäume sah, sich an die Pforten des Paradieses
+versetzt wähnte. Alte Reisewerke sind voll des Lobes
+von Hyères. So das Werk von Aubin-Louis Millin,
+<pb n='112'/><anchor id='Pg112'/>
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Conservateur
+des médailles, des pierres gravées et des antiques
+de la Bibliothèque impériale</foreign>«, der im Auftrage des Ministers
+Chastal 1804 Südfrankreich bereiste. »<q>Ich besuchte heute«,
+schreibt Millin, »den Garten des Herrn Fille. Tausende von
+Blumen umgeben dessen Haus. Tuberosen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Polyanthes tuberosa</name>),
+Cassie (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mimosa Farnesiana</name>), und Jasmin (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Jasminum sambac</name>)
+würzen die Luft mit himmlischen Düften. Was Sänger und
+Poeten einst gepriesen, jene Gärten der Alcine und Armide,
+welche der fruchtbare Genius des Ariost und des Tasso schuf,
+so glänzend sie auch unserer Einbildungskraft vorgeführt werden,
+sie treten zurück vor dem Garten, den wir hier vor den Augen
+haben. Man glaubt nicht mehr auf Erden zu wandeln, vielmehr
+in jene Laubgänge versetzt zu sein, in welchen die Seelen
+der Gerechten ein ewiges Glück genießen. Die Bäume stehen
+so dicht an einander, daß man nur auf künstlich angebrachten
+Pfaden zwischen denselben durchdringen kann. Achtzehntausend
+Orangenbäume, beladen mit Blüthen und Früchten, bergen in
+ihrem Laube unzählige Nachtigallen, und Nachtigallengesang erschallt
+wie ein Hymnus an die Natur, um ihre Güte zu preisen,
+ihr für einen so freudigen und duftigen Schatten zu danken.
+Andere Vogelstimmen greifen in dieses glänzende Concert ein,
+während die fleißigen Bienen summend die Blüthen umschwärmen,
+um reiche Nahrung zu schöpfen aus so verschwenderischer Fülle.</q>«
+</p>
+
+<p>
+Ein ähnliches Gefühl des sinnlichen Behagens, welches ein
+milderes Klima erweckt, mag es auch gewesen sein, das einst
+die Massilier bestimmte, ihre Niederlassung an diesem Strande
+»Olbia«, die Glückliche, zu nennen.
+</p>
+
+<p>
+Mit Vorliebe schweiften wir an sonnigen Nachmittagen auf
+den Maurettes umher, jenen Höhenzügen, an welche Hyères sich
+anlehnt. Wir suchten uns dort solche Orte aus, von welchen die
+alte Burg von Hyères sich in schöner Umrahmung zeigte. Ein
+Stück blaues Meer bildete den Hintergrund, während grüne
+Hügel die scheckige Ebene deckten. Da lagerten wir uns auf
+Rosmarin, Myrten und Lavendel und vergaßen der fliehenden
+<pb n='113'/><anchor id='Pg113'/>
+Stunden. Wir suchten im Geiste jene Trümmer zu beleben,
+die so mächtig drüben auf den Felsen thronen. Auch heute noch
+werden diese Trümmer von Wachtthürmen und Mauern beschützt,
+die in bewegtem Umriß allen Vertiefungen des Berges
+folgen. &ndash; In dem »Chastel d'Yères« herrschten seit dem zwölften
+Jahrhundert die Herren de Foz, eine Nebenlinie der Vicomtes
+de Marseille. Manchen blutigen Strauß mußten sie pflücken,
+um ihre Burg zu behaupten und oft rauchte aus den Wachtthürmen
+angesichts der Feinde die Lunte der Arkebusen. In
+friedlichen Zeiten, da füllten hingegen dieses Chastel die Gesänge
+des Troubadours, und es erklang in ihnen die sechsseitige
+Viola. War doch Mabille de Foz Präsidentin des Minnehofs
+von Pierrefeu, jenes Minnehofes, der mit Romani, Avignon
+und Signe, die vier vornehmsten
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>cours d'amour</foreign>« der Provençe
+bildete! &ndash; Im Juni 1254 gab es hohen Besuch auf der
+Burg; da kam Ludwig der Heilige, den aus Palästina der Tod
+seiner Mutter nach Frankreich zurückgerufen hatte. Einige Jahrhunderte
+später wurde hier oben auch Franz&nbsp;I. empfangen,
+während Ludwig&nbsp;XIII. nur noch die Ruinen der Veste sah:
+Heinrich&nbsp;IV. hatte deren Zerstörung beschlossen. Heute ist das
+alte Gemäuer in üppiges Grün gehüllt, und bunte Frühlingsblumen
+erklimmen selbst die Zinnen der Thürme. &ndash; Scharf
+hebt sich der dunkle Berg vom hellen Abendhimmel ab, wenn
+die provençalische Sonne sich hinter seinen Trümmern zur Ruhe
+senkt. Dann tränkt sie mit ihrem Glanze das Land und das
+Meer, umstrahlt die dunklen Felsen und bildet um die Burg
+einen goldenen Glorienschein. &ndash; Geisterhaft aber mutheten uns
+die Trümmer zur Nachtzeit an, da zur späten Abendstunde der
+Vollmond uns in die Berge gelockt hatte. Tief drang sein
+Silberschein in die Fugen und Spalten des zerklüfteten Gesteins
+und warf unheimliche Lichter in die Ruinen. Da belebten sich
+die alten Mauern und Thürme, nahmen menschliche Form an,
+schienen ihre Glieder zu bewegen und stierten mit unheimlichen
+Augen in die Ferne. Plötzlich war dann Alles wieder todt;
+<pb n='114'/><anchor id='Pg114'/>
+eine dunkle Wolke breitete ihre Schatten über den Berg aus.
+Doch als der Mond wieder vortrat, da war es, als hätten die
+Thürme in der Runde sich die Arme gereicht, und als führten
+sie um die Trümmer einen infernalen Reigen aus. Da ging es
+bergauf, bergab über die steilen Felsen und stöhnte und pfiff
+es dabei durch die Luft in unheildrohender Begleitung. Für
+Augenblicke leuchtete die Burg so auf, als stünde sie in Flammen,
+dann wieder versank sie in das Dunkel der Nacht. Mit Wirbelwind
+und Sturm, mit Blitz und Donner zog ein Gewitter von
+Westen heran: das mochte uns diese phantastischen Bilder vorgezaubert
+haben. Rasch breitete sich Finsterniß über das Land
+aus, nur das Meer dort hinten war noch in Silberglanz getaucht.
+Ein greller Lichtstrahl durchzuckte die Luft, ihm folgte
+ein betäubender Schlag, der die Grundvesten der Erde zu erschüttern
+schien. Wie geblendet standen wir da, während das
+Rollen des Donners sich entfernte. Dumpf tönte es noch fort
+in den nahen Bergen, prallte dort mit immer schwächerem Echo
+von den Felsen ab, kam dann wieder näher, um endlich in der
+Ferne zu verhallen. Hatte dieser grelle Blitz nicht die Burg getroffen,
+nicht jene schlanke Cypresse zertrümmert, die so stolz
+aus den Ruinen dem Himmel entgegenragte, als wolle sie ihm
+trotzen? &ndash; Doch dicke Regentropfen begannen zu fallen; es
+war hohe Zeit, den Rückzug anzutreten.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>II.</p>
+
+<p>
+Jenes Gebirge, das sich im Osten von Hyères erhebt, bildete
+im neunten und zehnten Jahrhundert ein Bollwerk der Mauren.
+Nach ihnen führt es mit Recht den Namen; von seinen Höhen
+aus beherrschten sie die weite Küste. In orographischer Beziehung
+bietet das Maurengebirge ein hohes Interesse. Es stellt ein in
+sich abgeschlossenes Gebirgssystem dar, dessen Granite, Gneiße
+und Schiefer von dem umgebenden Kalkgebirge durch tiefe Thäler
+getrennt sind. Wie etwa die Alpen oder die Pyrenäen, besitzt
+das Maurengebirge sein eigenes, wenn auch nur kleines Flußsystem,
+<pb n='115'/><anchor id='Pg115'/>
+seine eigenen Schluchten und Thäler. Es ist von der
+übrigen Provençe so geschieden, daß es auch, ferne von derselben,
+eine eigene Insel im Meere bilden könnte. Seit Kurzem folgt
+eine Eisenbahn
+(<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Chemin de fer du Sud de la France</foreign>)
+der Küste,
+an dem Gebirge entlang. Diese Bahn mündet in St.&nbsp;Raphaël
+und schließt dort an die große Linie an, die Marseille mit Genua
+verbindet. Von den Stationen der Südbahn aus dringt man
+leicht in das Gebirge ein, und solche Ausflüge waren es, die
+uns in Hyères festhielten. Wir wurden nicht müde, wiederholt
+dieselben Strecken der Küste mit der Eisenbahn zu befahren;
+denn der Weg ist anmuthig und führt entweder durch schönen
+Wald oder am Meeresstrande entlang, mit fortwährendem Wechsel
+der Bilder. Der Anblick der Berge selbst bietet hingegen geringe
+Mannigfaltigkeit, da alle Kuppen abgerundet sind, nur wenig in
+ihrer Höhe schwanken und vierhundert Meter nicht übersteigen.
+Und doch ladet der üppige Wald auch da zu immer neuen Ausflügen
+ein. Wer Korkeichen zuvor nicht sah, wird freilich zunächst
+über diese Wälder staunen. Er erkennt wohl die immergrüne
+Eiche, doch ihre geschälten Stämme und Aeste bieten einen
+ungewohnten Anblick. Die Krone der Korkeiche gleicht derjenigen
+immergrüner Eichen, auch die Blätter sind wie bei diesen lederartig
+und nur durch ihre eiförmige Gestalt und geringe Zähnelung
+ausgezeichnet. Befremdend ist aber die rothbraune Farbe der
+abgeschälten Theile, die fast blutroth erscheinen, dort, wo die
+Sonne sie trifft.
+</p>
+
+<p>
+Die ganze Bevölkerung des Maurengebirges lebt von der
+Korkgewinnung. Steht auch der Kork, der an dieser Küste
+wächst, dem spanischen und algerischen an Güte nach, so bleibt
+er doch ein geschätzter Handelsartikel und bildet eine einträgliche
+Quelle des Erwerbes. Die Korkeiche muß, bevor sie geschält
+werden kann, eine bestimmte Dicke besitzen, die sie mit fünfzehn
+bis zwanzig Jahren erlangt. Der erste Kork ist rissig, spröde
+und wandert vorwiegend in die Gerbereien. Er wird, weil
+rauher und härter, als männlicher Kork bezeichnet. Dann erst
+<pb n='116'/><anchor id='Pg116'/>
+bildet sich der glatte, weniger harte, brauchbare Kork, den man
+weiblichen nennt. Er wird alle acht bis sechzehn Jahre entfernt,
+je nach der Dicke, welche die Korkplatten erreichen sollen. Für
+gewöhnliche Stopfen reichen achtjährige Platten schon aus, während
+noble Champagnerpfropfen weit stärkere, bis 5 Centimeter
+dicke verlangen; die Schälungen werden so lange wiederholt, bis
+der Baum ein Alter von hundertundfünfzig, ja selbst zweihundert
+Jahren erreicht hat. Dann sinkt der Werth seiner Produkte; es
+gilt, ihn durch jüngeren Nachwuchs zu ersetzen. &ndash; Hundertjährige
+Korkeichen sehen schon majestätisch aus und treten mit ihren
+mächtigen Kronen und knorrigen Stämmen eindrucksvoll aus der
+Umgebung hervor. Besonders gerne ruht auf ihnen das Auge,
+wenn sie am Bergesabhang stehen, oft malerisch um einzelne
+Felsblöcke gruppirt. Die Korkeiche wächst mit Vorliebe auf
+einem Boden, der aus verwittertem Granit und Schiefer entstand,
+während sie den Kalkstein meidet. Daher die Korkeichenwälder
+des Maurengebirges eine Culturinsel in der Provençe
+bilden, ähnlich wie das Gebirge selbst eine orographische Insel
+dort darstellt. In den umgebenden Kalkalpen wird man die
+Korkeiche nicht finden, nach ihr vergeblich in Mentone und in
+Nizza suchen, nur um Cannes trifft man sie noch stellenweise.
+Wie die Korkeichenwälder des Maurengebirges das Urgestein
+seiner Berge verrathen, so zeigen Kalkpflanzen den Kalk der angrenzenden
+Alpen an. Unter Umständen wird ganz vereinzelt
+eingestreutes Gestein in solcher Weise äußerlich durch den
+Pflanzenwuchs kenntlich. So fiel vor einigen Jahren dem Forstinspector
+de Saint-Venant in dem Walde von Orléans ein
+schmaler, kilometerlanger Streifen kalkholder Pflanzen auf, während
+die übrige Flora im Walde auf Kieselboden hinwies. Das
+regte ihn zu Ausgrabungen an, die in wechselnder Tiefe das
+Vorhandensein einer alten, mit Kalksteinen gepflasterten römischen
+Straße ergaben.
+</p>
+
+<p>
+Die Korkeichen werden im Maurengebirge während des
+Sommers geschält. Es geschieht das sowohl an den Stämmen wie
+<pb n='117'/><anchor id='Pg117'/>
+an dicken Aesten, doch hier wie dort gleichzeitig nur an einzelnen
+Theilen; denn es gilt als schädlich, den ganzen Baum auf einmal
+zu entblößen. Besonders eigenartig sehen die entblößten
+Theile gleich nach geschehener Schälung aus; sie zeigen die Farbe
+des menschlichen Körpers. Erst allmälig dunkeln sie nach. Zur
+Vornahme der Schälung, die als
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>démaclage</foreign>« bezeichnet wird,
+führt der Arbeiter zunächst zwei Schnitte rings um den Baum
+durch die ganze Tiefe der Korkschicht aus und verbindet diese
+Kreisschnitte durch Längsschnitte, deren Zahl sich nach der Dicke
+des Baumes richtet. Diese Operation führt er mit einer Axt
+aus, die einen keilförmig zugeschärften Stiel besitzt. Mit letzterem
+fährt er dann von den Einschnitten aus unter die Korkschicht
+und hebt sie ab. Dann beschwert er die Korkplatten mit Steinen,
+damit sie ihre Rundung verlieren, hält sie auch wohl über Feuer
+und kohlt ihre Oberfläche ein wenig an. Unter allen Umständen
+müssen die Korkplatten trocken werden, bevor man sie versendet.
+</p>
+
+<p>
+Der Kork ist das natürliche Schutzmittel der Pflanzen: sie
+schließen sich damit gegen die Umgebung ab. Die ältere Rinde
+aller unserer Sträucher und Bäume ist mit Kork bedeckt und
+dankt ihm ihre Färbung. Der Kork läßt Gase und Flüssigkeiten
+nicht durch, ist elastisch und sehr widerstandskräftig; das befähigt
+ihn nicht nur zu seiner Aufgabe an der lebenden Pflanze, sondern
+bedingt auch seine technische Brauchbarkeit. Wird eine
+Pflanze verletzt, so bildet sich Kork an der Wunde und schließt
+dieselbe ab: daher auch der neue Kork an der geschälten Korkeiche.
+Wie jedes andere Gewebe besteht der Kork aus Zellen.
+Ja, ein Korkstück war es, in welchem Robert Hooke im Jahre
+1667 jene Kammern entdeckte, die er Zellen nannte, weil sie ihm
+den Zellen der Bienenwaben zu entsprechen schienen. Den Zellen
+eines fertigen Korkes fehlt freilich der lebendige Zellleib, jener
+Inhalt, der das Wesen einer Zelle ausmacht. Den büßt die
+Korkzelle bald nach ihrer Entstehung ein, um nur noch mit ihrer
+verkorkten Wandung als Schutzmittel der Pflanze zu dienen.
+Eine bestimmte lebendige Gewebeschicht innerhalb der Rinde, das
+<pb n='118'/><anchor id='Pg118'/>
+sogenannte Korkcambium, bildet durch fortgesetzte Vermehrung
+ihrer Zellen den Kork. Jüngere Korkzellen folgen in geraden
+Reihen nach innen zu auf die älteren. Ihre Gestalt ist bei der
+Korkeiche annähernd würfelförmig: gegen Schluß jeder Vegetationsperiode
+flachen sie sich tafelförmig ab. Der »weibliche«
+Kork der Korkeiche zeichnet sich durch die Dünnwandigkeit seiner
+Zellen und große Gleichförmigkeit in seinem Bau aus; nur am
+Schluß jeder Vegetationszeit entstehen wenige Lagen stärker verdickter,
+abgeflachter Zellen. Diese letzteren sind es, welche die
+dunklen Streifen bilden, die man in jedem Flaschenstopfen erkennen
+kann. Da die dunkleren Lagen die Grenzen des jährlichen
+Zuwachses anzeigen, so kann man das Alter einer jeden
+Korkplatte an ihnen abzählen, ganz ebenso wie sich aus der Zahl
+der Jahresringe im Holz dessen Alter bestimmen läßt.
+</p>
+
+<p>
+Ist eine Korkeiche geschält worden, so bildet sich ein neues
+Korkcambium unter den freigelegten Flächen und hebt mit neuer
+Korkbildung an. Freilich darf die Schälung nur den Kork entfernen,
+nicht den Bast oder gar den Holzkörper erreichen, weil
+das schwere Wunden gibt, die sich nur langsam schließen und
+lange die Korkproduction an der beschädigten Stelle beeinträchtigen.
+Ist ein Stamm niemals geschält worden, so zeigt er
+gleich anderen Eichenarten eine rissige Rinde, deren äußerste
+Schichten er nach und nach als Borke abwirft. Auch der am
+geschälten Baum erzeugte Kork darf nicht ein gewisses Alter
+übersteigen, da er sonst an der Außenseite rissig und unbrauchbar
+wird.
+</p>
+
+<p>
+In den westlichen Theilen des Maurengebirges gibt es
+keinen schöneren Ort als Bormes, von Hyères aus mit der Bahn
+in einer Stunde zu erreichen. Man steigt dort vom Strande
+aus zum Hügel empor, an den das kleine Städtchen amphitheatralisch
+sich lehnt. Seine Häuser sind in verschiedener Höhe
+verstreut, hier einzeln, dort in Gruppen, als hätten sie um die
+Wette den Berg zu erklimmen versucht. Den Ort beherrscht eine
+alte Burg, deren graue Ruinen sich eindrucksvoll abheben von
+<pb n='119'/><anchor id='Pg119'/>
+dem dunklen Grün des hinterliegenden Waldes. Der Abhang
+ist mit aromatischen Kräutern bewachsen, und jeder Schritt befreit
+aus ihnen duftende Oele. Ganze Flächen werden violett
+gefärbt durch die wilde Lavendel
+(<name type="taxonomic" rend="antiqua">Lavandula Stoechas</name>). Sie
+tritt hier so massenhaft auf, daß ein benachbarter Ort den
+Namen Lavandou nach ihr führt. &ndash; Wir steigen weiter hinauf
+in den Wald, in Korkeichen, Kiefern und immergrüne Sträucher.
+Auch da steht jetzt Alles in Blüthe. Die Luft ist erfüllt mit
+Wohlgerüchen, und den Kiefern, die man berührt, werden dichte
+Wolken von Blüthenstaub entlockt. &ndash; Immer großartiger entfaltet
+sich die Aussicht auf die dunklen Ruinen, das hellglänzende
+Städtchen und das blaue Meer, in das eine Landzunge sich weit
+vor uns fortsetzt; gegen Osten blicken wir in die Rhede von
+Bormes hinein; gegen Westen zeigt sich die Rhede von Hyères,
+und über eine schmale Halbinsel hinweg erreicht das Auge auch
+den Golf von Giens. In glänzender Färbung leuchten uns diese
+Buchten entgegen. Die östliche Bucht tönt sich jetzt ab in
+hellem Blau, die Rhede von Hyères scheint von flüssigem Silber
+zu sein, während die Fluthen des Golfs von Giens den rothen
+Abendhimmel widerspiegeln. Wir sättigen uns an dieser Farbenpracht
+und lassen das geblendete Auge dann auf dem dunklen
+Grün der fernen Wälder ruhen. Sanft breitet der purpurne
+Schein sich aus über das ganze Meer, und in dem Glanz der
+Abendsonne schimmern jetzt die goldenen Inseln von Hyères
+wirklich so, als wären sie von Gold.
+</p>
+
+<p>
+In Bormes sind vor den Häusern große Mengen von
+Kork aufgeschichtet. Wir treten in ein Haus ein, in dem Kork
+geschnitten wird, und sehen uns, freundlich empfangen, die Arbeit
+an. Der Mann macht Stopfen mit Hülfe einer Drehbank.
+Er fügt eckige Korkstücke in dieselbe ein, versetzt sie in Drehung
+und rückt eine Art Hobel heran, der das Korkstück schneidet.
+Große Uebung verlangt das sichere und rasche Einfügen der
+Korkstücke in die Drehbank, so daß sie gleich richtig centrirt
+sind. Ist der Arbeiter geschickt, so macht er Hunderte von
+<pb n='120'/><anchor id='Pg120'/>
+Stopfen in der Stunde, während er es früher beim Schneiden
+aus freier Hand kaum auf tausend Stück im ganzen Tag bringen
+konnte. Die Korkplatten müssen mit Wasser gebrüht werden,
+ehe man sie in die eckigen Stücke zerlegt. Sie schwellen dabei
+nicht unwesentlich an. Die Längsachse der Stopfen entspricht
+der Längsrichtung der Platten; man muß sich somit die Stopfen
+in der Rinde des Baumes aufrecht stehend denken.
+</p>
+
+<p>
+Die Abfälle beim Schneiden der Stopfen sind durchaus
+nicht werthlos. Sie können zum Polstern dienen und werden
+auch wohl verkohlt, um eine schwarze Farbe, das
+<foreign lang='la'>nigrum hispanicum</foreign>,
+oder um Zahnpulver zu liefern. Gepulverter Kork,
+mit verdicktem Leinöl angerührt und auf wasserdichtes Segeltuch
+aufgetragen, gibt den als Linoleum bezeichneten Korkteppich,
+mit dem man die Fußböden deckt.
+</p>
+
+<p>
+Die allgemeine Verwendung des Korkes für Flaschenverschluß
+greift nicht weiter als in das siebzehnte Jahrhundert
+zurück. Sie fällt zusammen mit der Verbreitung unserer enghalsigen
+Glasflaschen, die man kaum vor dem fünfzehnten Jahrhundert
+herzustellen begann. Im Mittelalter wurden kleine Gefäße
+aus Holz, Thon oder Metall verfertigt und mit Zapfen
+von gleichem Stoff verschlossen oder auch nur mit Wachs verklebt.
+Die Fässer verspundete man mit Holzpflöcken. Die Alten
+benützten zum Verschluß ihrer Amphoren sowohl Holz- als auch
+Korkstopfen, die sie mit einem Kitt aus Harz, Kreide und Oel
+oder auch mit Pech umgaben. Häufiger noch wurde die Oeffnung
+dieser Gefäße nur mit Gyps, mit Harz, Pech oder Wachs
+zugeschmiert. Auf den Wein gossen sie Oel, so wie das heute
+noch in Italien geschieht, und suchten ihn so vor Luftzutritt zu
+schützen. Nach Plinius dienten den Römern Korkstücke auch
+schon als Schwimmer an den Fischnetzen und als Bojen an
+den Ankern; nicht minder wurden die Schuhsohlen für Frauen
+aus diesem Stoffe bereits hergestellt.
+</p>
+
+<pb n='121'/><anchor id='Pg121'/>
+
+<p rend='text-align:center'>III.</p>
+
+<p>
+Tief in das Maurengebirge schneidet der Golf von St.&nbsp;Tropez,
+der Sinus Sambracitanus der Alten, ein. An seinem Ufer
+sieht man schon aus der Ferne die Häuser von St.&nbsp;Tropez
+in bunten Farben schimmern. Von dort aus erscheint die
+Meeresbucht wie ein geschlossener See. Ihre azurnen Fluthen
+haben die Klarheit und den Schmelz eines dunklen Saphirs.
+Man blickt über dieselbe ins Maurengebirge hinein. Scharf
+stechen seine Höhen vom nördlichen Himmel ab. Im Osten
+wird das Bild in duftiger Ferne durch die zackigen Gipfel des
+Esterels begrenzt. Ueber diesen, hoch in den Wolken, glänzt
+der Schnee der Alpen. Hier an dem blauen Golf hat einst
+die Heraclea Cacabaria gestanden. Ein Herculestempel, so heißt
+es, gab der Stadt den Namen. Das Land war von Camatullikern
+bewohnt. &ndash; Dann schildert die Sage, wie im Jahre 66
+n.&nbsp;Chr. an jenen Strand der Körper des heiligen Tropez gelangte.
+Dieser hatte unter Nero hohe Würden bekleidet; sein
+Vetter, Salvius Otho, wurde im Jahre 69 n.&nbsp;Chr. zum Kaiser
+proclamirt. Er selbst legte alle seine Aemter nieder, nachdem
+ihn der Apostel Paulus zum Christenthum bekehrt hatte, und
+zog sich nach Pisa zurück. Dort ließ eines Tages Nero unter einer
+ehernen Himmelsdecke mit großem theatralischem Pomp Diana
+und Apollo anbeten. St.&nbsp;Tropez weigerte sich dessen, er wurde
+ergriffen, auf Befehl von Nero gemartert, enthauptet und sein
+Körper dann auf einem schlechten Nachen in das Meer gestoßen.
+Ein Hund und ein Hahn, die man zugleich in den
+Nachen setzte, sollten sich an dem Körper weiden. Doch weder
+der Hund noch der Hahn berührten den Heiligen, sie stellten sich
+als Wächter an dessen Körper auf. Ein Engel ließ sich am Steuer
+nieder und führte den Nachen sicher durch die Fluth bis nach
+Heraclea. Durch das Krähen des Hahnes gerufen, sammelten
+sich dort die Christen am Strande und nahmen den Körper
+des Heiligen mit hohen Ehren auf.
+</p>
+<pb n='122'/><anchor id='Pg122'/>
+<p>
+Im neunten Jahrhundert wurde das alte Heraclea von
+den Saracenen zerstört, und nur antike Mauern und Gräber
+zeigen den Ort noch an, auf dem es einst gestanden. Das heutige
+St.&nbsp;Tropez reicht nicht weiter als bis in das fünfzehnte
+Jahrhundert zurück. Es verdankte sein Aufblühen genuesischen
+Familien, die sich hier niederließen. Zahlreiche Wachtthürme
+um die Stadt, sowie die Festungswerke über derselben zeigen
+an, daß St.&nbsp;Tropez sich oft noch gegen Seeräuber und andere
+Feinde zu vertheidigen hatte. Heute wird es nur noch durch
+Zollwächter geschützt, die von den Höhen aus den Strand überwachen.
+So verändern sich die Zeiten; früher mußte der Ort
+die Corsaren abwehren, die ihn berauben wollten, heute sich
+gegen die Schmuggler schützen, die ihn gern versorgen möchten.
+</p>
+
+<p>
+St.&nbsp;Tropez ist ein Hauptort des Korkhandels geworden;
+zahlreiche Schiffe werden mit dieser Waare beladen, die aus
+allen Theilen des Maurengebirges hier zusammenströmt.
+</p>
+
+<p>
+Zum klimatischen Kurort dürfte St.&nbsp;Tropez wohl schwerlich
+jemals erhoben werden, denn es ist zu sehr den Winden
+ausgesetzt. Gegen das offene Meer deckt das vorspringende
+Cap den Hafen, doch der Mistral und der Ostwind treiben die
+Fluthen des Golfes in denselben hinein. Daß bei heftigem
+Sturm die Wellen bis auf den Uferdamm vordringen, das zeigt
+der eigenartige Bau mancher dort stehender Häuser an. Sie
+sind unten ohne Fenster, nur mit kleinen, dicht schließenden
+Thüren versehen, zugleich ausgehöhlt, so wie der Fuß eines
+Leuchtthurmes, der dem Meere trotzt. &ndash; Von den Winden abgesehen,
+besitzt das meerumspülte Vorgebirge ein sehr mildes
+Klima. Der bekannte Geologe Elie de Baumont hat dieses
+Stück Land als die Provençe der Provençe bezeichnet. Seine
+Vegetation ist üppig. Kiefern und immergrüne Eichen decken
+die Höhen; die Abhänge werden von mächtigen Kastanienbäumen
+beschattet, deren Früchte in ganz Frankreich als
+»<foreign lang='fr'>Marrons de
+ Lyon</foreign>« beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
+schlankes Haupt über eine Mauer hervor; doch man sieht es
+<pb n='123'/><anchor id='Pg123'/>
+ihr an, daß sie oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern
+der Bäche folgen Oleandersträucher und Vitexbüsche. Mit den
+schönen Blüthen des Oleanders schmückten sich und schmücken
+sich heute noch in Griechenland auf dem Lande die Frauen,
+auch benutzt man bei uns Oleanderblätter zur Verzierung der
+Speisen, während thatsächlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
+giftig ist. Von dem schmalblätterigen Vitexstrauch hieß es
+einst, daß er die Sinnlichkeit unterdrücke, daher erhielt er seinen
+keuschen Namen:
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Vitex agnus castus</name>. Die atheniensischen Frauen
+bestreuten mit Vitexblättern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien,
+jenen mysteriösen Festen zu Ehren der Göttin Demeter,
+von denen alle Männer ausgeschlossen waren. Heute
+scheint der
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Vitex agnus castus</name> seine früheren Kräfte eingebüßt
+zu haben; nur seine scharf gewürzhaften Steinfrüchte gebraucht
+man im Süden noch häufig als Pfeffer. Der Oleander hat
+sich sogar einem noch weniger poetischen Verlangen anbequemen
+müssen, denn die Landleute um Nizza benützen seine gepulverte
+Rinde, um Ratten und Mäuse zu vertreiben.
+</p>
+
+<p>
+Im Hôtel Continental zu St.&nbsp;Tropez wird noch nach alter
+Art gelebt. Guter Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung
+auf der Tafel. Man fragt den Nachbar erst, ob er zu trinken
+wünscht, bevor man sich selbst einschenkt. Das Dienstpersonal
+wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der Weinkarte
+verlangt. &ndash; Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit
+außer Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein
+europäisch gewordenen Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen,
+den ich bisher an keiner regelrechten
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>table d'hôte</foreign>« gesehen
+hatte, und den ich auch gerne Anderen überlasse; er dient mir
+nur als Beweis, daß der Mensch das ärgste aller Raubthiere
+ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen, aufgebrochen
+und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den
+ganzen Körper fort und verzehrt nur das Bißchen Eierstöcke.
+Dabei wird eine ungezählte Brut zerstört. Diesen orangerothen,
+faden Schleimmassen konnten wir keinen Geschmack abgewinnen;
+<pb n='124'/><anchor id='Pg124'/>
+doch darüber läßt sich ja streiten. &ndash; In wahres Entzücken
+wurden unsere Tischgenossen stets versetzt durch
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Bouillabaise</foreign>«. &ndash;
+Nach dieser Speise sehnt sich stets der Provençale, auch wenn
+er einen anderen Theil von Frankreich bewohnt. &ndash; Die Wirthin
+suchte es ihren Gästen an den Augen abzusehen, ob ihnen die
+<foreign lang='fr'>Bouillabaise</foreign>
+schmecke; kann diese doch allein das Renommée
+eines Hauses begründen. Wie sie uns servirt wurde, bestand
+sie aus Langusten und Seefischen. Die Wirthin machte aus
+deren Zubereitung auch kein Geheimniß. Sie habe, sagte sie,
+zunächst etwas Knoblauch, Lorbeerblätter und weißen Pfeffer
+in Olivenöl in einer Casserolle geröstet, dann ein Glas Weißwein
+darauf gegossen, die Langusten, Fische und soviel Wasser,
+daß sie bedeckt waren, dazu gethan, Alles mit Salz und Pfeffer
+weiter gewürzt, hierauf zwanzig Minuten lang kochen lassen
+und mit einer Messerspitze Safran den Schluß gemacht. Ihre
+<foreign lang='fr'>Bouillabaise</foreign>
+war dann fertig. Die Langusten und Fische kamen
+in eine tiefe Terrine und wurden mit der Brühe, in welcher auch
+Weißbrodschnitte geweicht hatten, übergossen. &ndash; Die
+<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Bouillabaise</foreign>
+fand ungetheilten Beifall. Die Wirthin meinte, für Franzosen
+allein lohne es sich zu kochen, während Ausländer mit demselben
+Gleichmuth gute und schlechte Speisen verschlängen: Das sei
+für eine sorgsame Wirthin entmuthigend. Darauf mein Tischnachbar
+in längerer Rede entwickelte, daß er nicht einsehen
+könne, weswegen man ein Sinnesorgan gegen die anderen
+zurücksetzen solle. Man könne eine dumme Zunge haben, ebenso
+wie ein dummes Auge oder ein dummes Ohr. Ein Mensch,
+der Karpfen von Steinbutte nicht zu unterscheiden wisse, flöße
+ihm nicht mehr Ehrfurcht, als ein solcher ein, der Van Dyck
+mit Raphael oder Gounod mit Wagner verwechsle.
+</p>
+
+<p>
+War das Essen auch gut, der übrige Comfort des Hauses
+ließ doch etwas zu wünschen übrig, so daß wir, trotz solcher
+culinarischer Genüsse, uns zeitweise nach einem anderen Unterkommen
+sehnten.
+</p>
+
+<p>
+Eine Straßenbahn verbindet jetzt St.&nbsp;Tropez mit La Foux,
+<pb n='125'/><anchor id='Pg125'/>
+einer Station der südfranzösischen Bahn. Der Weg führt an
+dem Schlosse von Bertaud und vor dessen Thoren an einer
+mächtigen Pinie vorbei, deren Stamm wohl sechs Meter im
+Umfang mißt. Es dürfte eine der größten Pinien sein, die
+jetzt existiren, und wohl mancher Saracene hat schon in ihrem
+Schatten gelagert. Der Baum steht mitten auf der Straße,
+der
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>route nationale</foreign>«,
+und es ist zu loben, daß ihn die Ingenieure
+schonten. Die Straßenbahn setzt sich über La Foux
+nördlich bis Cogolin fort, und von da aus kann man auf der
+Chaussee La Garde Freinet erreichen. Dort hatten einst schon
+die Römer einen Militärposten errichtet, der die Verbindung
+zwischen dem Sinus Sambracitanus und der etwas nördlicher
+durchs Gebirge ziehenden Via Aureliana überwachen sollte. Der
+Ort liegt in einem Engpaß zwischen zwei Bergen, und dort
+setzten sich auch die Mauren im Jahre 850 fest, nachdem sie
+St.&nbsp;Tropez zerstört hatten. Sie sicherten sich so den Zugang
+zum Meere und beherrschten zugleich das Gebirge. Die Festung,
+die sie erbauten, wurde Fraxinetum genannt, und dieser Name
+dann auf alle ähnlichen maurischen Festungen übertragen. Hier
+häuften sie die geraubten Schätze an, um sie später übers Meer
+nach Afrika zu schaffen. Wilhelm&nbsp;I., Graf von Arles, unterstützt
+von zwei provençalischen Edelleuten, Bavon und Grimaldi,
+stürmte und eroberte im Jahre 973 die Veste. Alle Mauren,
+die dem Schwert entgingen, wurden nebst Weibern und Kindern
+zu Sclaven gemacht. Die Veste schwand von der Erde, und
+nur einige Mauerreste, die Epheu heute deckt, sowie eine tiefe,
+in Fels gehauene Cisterne, zeugen dafür, daß sie einst gewesen.
+</p>
+
+<p>
+Als Preis der Tapferkeit und Lohn für die erwiesenen
+Dienste erhielt Grimaldi von Wilhelm&nbsp;I. das ganze Land,
+welches die Mauren am Sinus Sambracitanus besaßen. Da
+ragen denn noch heute, als Wahrzeichen aus jener Zeit, auf
+dem Berge, der die Thalmündung beherrscht, die Trümmer der
+Burg Grimaud in den Himmel. Zwei Thürme auf steilem
+Abhang, durch Mauerreste verbunden, scheinen über dem Abgrunde
+<pb n='126'/><anchor id='Pg126'/>
+zu schweben, die übrige Burg ist zerstört; doch unter
+ihr, wenn auch ihres Schutzes beraubt, in üppiges Grün gehüllt,
+klammert sich der kleine Ort Grimaud noch immer an
+den Felsen.
+</p>
+
+<p>
+Von La Foux aus östlich folgt die Südbahn weiter allen
+Ausbuchtungen der Küste. Jetzt eilt sie dem Meere zu, und
+St.&nbsp;Tropez am jenseitigen Ufer scheint immer näher zu rücken;
+dann wendet sie sich landwärts, und das Esterel taucht plötzlich
+am Horizonte auf. Das Maurengebirge rückt dicht ans Meer
+heran, der Wald erreicht die Küste. Immer schwelgerischer
+entwickelt sich hier seine Pracht. Aus den immergrünen Eichen
+und Seestrandkiefern leuchtet die baumartige Erica mit ihren
+weißen Blüthenmassen hervor. Ueberall sieht man den Erdbeerbaum
+seine lorbeerartigen Blätter ausbreiten. Dunkler Epheu
+rankt an den Stämmen in die Höhe, und üppige Waldreben
+verbinden die Baumkronen durch helle Laubguirlanden. Dieses
+herrliche Bild verlockt uns, die Fahrt zu unterbrechen; wir
+steigen in La Gaillarde aus und setzen unseren Weg zu Fuß
+fort. Wir folgen dem Ufer. Die Strandkiefer taucht ihre
+Wurzeln fast in die Wellen; oft neigt sie sich über die Fluth,
+als wollte sie ihr Bild in der spiegelnden Fläche betrachten.
+Das Land wird hier geschmückt von der See mit einem Saum
+silberschäumender Wogen, dafür flicht ihr das Land einen Kranz
+aus immergrünem Walde. Zerrissene Felsen springen am Strande
+vor und verlieren sich weit in den Fluthen. Das Esterel ist
+uns ganz nahe gerückt. Es zeigt denselben reich bewegten
+Umriß, dem wir so gerne von Antibes aus folgten. Dieser
+Gebirgszug ist so schmal, daß die nämlichen Höhen von Osten
+wie von Westen das Bild bestimmen. In Antibes sieht man
+am Abend die Sonne hinter dem Esterel verschwinden; dann
+hüllen sich seine Gipfel in dunkelblaue Schatten und stechen mit
+scharfen Umrissen gegen den Abendhimmel ab. Hier sind sie
+jetzt mit Licht übergossen; die schwindende Sonne senkt ihre
+Strahlen in die Thäler hinein, sie gestaltet und modelt die
+<pb n='127'/><anchor id='Pg127'/>
+einzelnen Berge, vergoldet die Gipfel, spart blaue Schlagschatten
+in den Tiefen aus, entzündet ganze Dörfer, wirft Irrlichter in
+die einzelnen Häuser hinein und taucht schließlich Alles in
+purpurne Gluth. &ndash; Hier bei St.&nbsp;Aigulf am Strande ließ sich
+Carolus Duran nieder, und der Ort ist wohl angethan, eines
+Malers Seele mit farbigem Glanz zu erfüllen! &ndash; Plötzlich
+öffnet sich vor uns das weite, von dem Fluß Argens in zahlreichen
+Windungen durchströmte Thal, durch welches das Maurengebirge
+von dem Esterel geschieden wird. Der Teich von Villepey
+und die Windungen des Flusses glänzen wie metallene Spiegel.
+In Fréjus ertönen die Abendglocken; vom jenseitigen Ufer des
+Golfs sendet uns der Leuchtthurm von St.&nbsp;Raphaël einen ersten
+noch blassen Strahl entgegen.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">IV.</p>
+
+<p>
+Wir wandern jetzt auf classischem Boden. Ist doch Fréjus
+das alte Forum Julii, dem Julius Caesar den Namen gab.
+Augustus vollendete den Hafen, der die Stelle von Lagunen
+einnahm, und gab dem Orte einen Pharus. Agrippa ließ einen
+Aquäduct und ein Amphitheater erbauen; siedelte hier auch Soldaten
+der achten Legion an, was zu der späteren Benennung Colonia
+Octavanorum führte. Die Stadt wuchs rasch in Größe und
+Bedeutung; sie maß fünftausend Schritte im Umfang. Der
+Hafen war so ausgedehnt, daß er im Jahre 31 v.&nbsp;Chr. die
+zweihundert Galeeren aufnehmen konnte, die Octavian in der
+Schlacht bei Actium Antonius abgenommen hatte. Was für
+ein farbenprächtiges Bild mag das gewesen sein, als die Flotte
+des Antonius diesen Hafen füllte, als mächtige römische Bauten
+sich in seinen Wellen spiegelten, und weithin sichtbar durch das
+Thal der Aquaeduct in kühnen <corr sic='Bogen'>Bögen</corr>
+den fernen Bergen zueilte.
+&ndash; Fréjus blieb unter den Kaisern die wichtigste Flottenstation
+an diesem Gestade, dann aber begannen traurige Zeiten.
+Der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Amnis argenteus</name>,
+der heutige Argens, füllte langsam den
+Hafen mit Schlamm und Erde an. Im zehnten Jahrhundert
+<pb n='128'/><anchor id='Pg128'/>
+konnten nur noch kleine Schiffe Zuflucht in demselben finden.
+Dann kamen die Saracenen und schleiften 940 die Befestigungen
+der Stadt. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde Fréjus von
+Corsaren verbrannt, dann im sechzehnten Jahrhundert nochmals
+unter Carl&nbsp;V. geplündert. Der Hafen schwand allmälig, und
+an seiner Stelle bildeten sich weite Sümpfe aus, welche mit
+tödtlichen Miasmen die Gegend erfüllten. Ein Bild solchen
+Elends fand Aubin-Louis Millin im Beginn dieses Jahrhunderts
+hier vor. Die Straßen waren leer, die Häuser unbewohnt, die
+wenigen Menschen, die man sah, gingen mit blassen fahlen Gesichtern,
+hohlen Wangen, eingefallenen Augen umher. Man
+meinte, in einem großen Krankenhaus zu sein. »Wir nahmen
+Wohnung«, schreibt Millin, »in der besten Herberge: es war
+ein verpestetes und ekelerregendes Haus, in dem man den
+Aufenthalt als Strafe betrachten mußte. Schrecklicher Schmutz
+herrschte in ihm. In schlecht gespülten Gefäßen wurde uns
+fauliges Wasser dargereicht; ganze Schwärme von Fliegen belagerten
+die mit ranzigem Oel bereiteten Speisen. Den Sümpfen
+entstiegene Mücken und Schnacken peinigten uns mit ihren
+Stichen; des Nachts wurden wir von nicht minder zudringlichen,
+aber noch ekelhafteren Thieren aufgezehrt. Unser Blut
+war in fortwährender Wallung. Es können hier wirklich nur
+solche Menschen leben, die an derartige Plagen gewöhnt sind;
+uns erschienen sie als das größte Unheil, das einem menschlichen
+Wesen begegnen kann. Wir bedauerten, daß der Wissensdrang,
+der uns trieb, historisch berühmte Stätten aufzusuchen,
+uns an diesen elenden Ort geführt hatte, und wir wünschten
+denselben so bald als möglich verlassen zu können.« &ndash; Seitdem
+haben sich die Zustände in Fréjus gebessert. Abzugscanäle sind
+entstanden, welche die Umgegend entwässern und dadurch gesünder
+machen; der Ort selbst ist zwar auf ein Fünftel seiner
+früheren Größe zusammengeschmolzen, sieht aber ziemlich freundlich
+aus. Wer freilich tieferen Eindruck von den Ueberresten
+aus der classischen Zeit erwartet, der wird enttäuscht sein. Es
+<pb n='129'/><anchor id='Pg129'/>
+blieb nur wenig davon zurück, zu wenig, um Achtung zu gebieten
+oder gar künstlerisch anzuregen. Nur die zerrissenen
+Bogen des Aquäducts draußen in den Feldern, mit ihrem
+Schmuck von kletternden Pflanzen, sind ästhetisch wirksam. Der
+Argens war so fleißig bei der Arbeit, daß heute eine weite
+sandige Fläche Fréjus vom Meere trennt; die Trümmer des
+alten römischen Leuchtthurms ragen jetzt anderthalb Kilometer
+vom Strande entfernt aus dem Boden hervor. So ist der alte
+Glanz von Fréjus für immer geschwunden, und was von demselben
+zurückblieb, vermag solchen Eindruck wie die Denkmäler
+von Nîmes und von Arles auf uns nicht zu machen. Doch erhebt
+uns auch hier das Gefühl, classischen Boden unter den Füßen
+zu haben. Wir schauen dann hinaus in das blaue Mittelmeer,
+an dessen Ufern jene mächtige Cultur erstarkte, welche die Welt
+erobert hat. Wir suchen das Band mit der Vergangenheit
+enger zu knüpfen und werden uns im Geiste wieder bewußt,
+daß jene allgemein menschlichen Gedanken und Gefühle, die
+hier zum ersten Mal zur bewußten Empfindung und Gestaltung
+gelangten, auch heute noch unser Denken und Fühlen beherrschen.
+</p>
+
+<p>
+Römische Villen füllten jenen Strand, an dem heut St.&nbsp;Raphaël
+sich erhebt. Die römischen Patricier bevorzugten überhaupt
+dieses schöne Land. Es war das ihre Provincia Romana
+par excellence, diejenige, die sie meinten, wenn sie kurzweg von
+Provincia sprachen, und sie behielt den Namen der Provence.
+Am Strande von St.&nbsp;Raphaël ließen sich nach den Römern
+die Tempelritter nieder und bauten jenen viereckigen Thurm,
+der auch heute noch die alte Kirche zu schützen scheint. Im
+Jahre 1799 landete hier Bonaparte, als er von Aegypten kam,
+und hier auch verließ er das Land, um 1814 nach Elba zu
+gehen. Es trifft somit nicht ganz zu, wenn behauptet wird,
+Alphonse Karr habe St.&nbsp;Raphaël entdeckt: richtig aber ist, daß
+er unter den französischen Schriftstellern der erste war, der sich
+hier niederließ, daß ihm bald andere Celebritäten der Litteratur
+und Kunst folgten, und daß der neue Aufschwung von St.&nbsp;Raphaël
+<pb n='130'/><anchor id='Pg130'/>
+mit jener Zeit begann. Was aber alle jene Künstler und
+Schriftsteller hier suchten, das war der stille abgelegene Ort, an
+dem man Blumen, Sonne und Meer genießen kann, ohne von
+anderen Menschen gestört zu werden. Sie alle flohen den Lärm
+des großstädtischen Nizza und des übereleganten Cannes. »Wenn
+ich eine große Stadt lieben möchte,« pflegte Alphonse Karr zu
+sagen, »zöge ich zurück nach Paris.« Auch ist es im Sommer
+hier kühler als jenseits des Esterel, und der sandige Strand
+ladet dann zum erfrischenden Bade ein; daher sich St.&nbsp;Raphaël
+immer mehr zum sommerlichen Seebad entwickelt. Im Winter
+ist es zu sehr den Winden ausgesetzt. Das sollten auch wir
+noch erfahren. Schon am Abend bei unserer Ankunft begann
+sich Ostwind zu erheben, am nächsten Tage wehte er mit Macht
+und war von heftigem Regen begleitet. Gegen dieses Unwetter
+ließ sich im Freien nicht ankämpfen. Der Wind trieb die Regentropfen
+fast wagrecht durch die Luft. Das dauerte so zwei
+Tage. Starker Ostwind ist hier meist mit Regen gepaart, somit
+traurig. Ganz verschieden gebärdet sich sein Widersacher,
+der nördliche Mistral. Er ist trocken und daher weit heiterer.
+Er fegt den Himmel rein und pfeift bei Sonnenschein. Er bläst
+nicht in langen Zügen, sondern in abrupten Stößen, er klingt
+donnerartig und rüttelt an den Gebäuden. Der Ostwind hingegen
+bläst stärker oder schwächer, doch ohne Unterbrechung fort;
+seine Stimme ist mehr ein Klagen, so daß man bei Nacht langgedehnte
+Schluchzer zu hören meint. In der zweiten Nacht,
+die auf unsere Ankunft folgte, entlud sich ein polterndes Gewitter,
+das mit dumpfem Dröhnen die Thäler erfüllte und
+zuckende Flammen auf die Meeresfläche warf; als der Morgen
+aber kam, da strahlte die Sonne wieder hell in unser Zimmer
+hinein. Das Meer tobte weiter, und wir zogen hinaus, um
+seinen Anprall gegen die Felsen des Strandes zu sehen. &ndash; Zu
+den Wahrzeichen von St.&nbsp;Raphaël gehören seine beiden Löwen:
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>le lion de terre</foreign>« und
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>le lion de mer</foreign>«,
+zwei rothe Porphyrfelsen,
+die gleichsam Wache an dem Strande halten. Der Seelöwe
+<pb n='131'/><anchor id='Pg131'/>
+hat sich weiter in das Wasser hinausgewagt, der Landlöwe
+dicht am Ufer gelagert. Sie lauern da wie apokalyptische Thiere
+und trotzen seit Ewigkeit der nagenden Kraft der Wellen. Jetzt
+stürmt das Meer mit Macht gegen diese Felsen an, wälzt seine
+Wogen über sie hinweg und wirft mit Getöse schäumenden Gischt
+hoch an ihnen empor. Ueber den Porphyrlöwen im blauen
+Himmelsraum, da wiegen sich aber die Möven. Wie gerne folgt
+ihnen das Auge, diesen muthigen Vögeln, wenn sie mit breitem
+und mächtigem Flügelschlag die Luft durchschneiden. Jetzt segeln
+sie gegen den Wind, jetzt wiegen sie sich an der Stelle, jetzt
+schießen sie herab in die Fluth, um ihre Beute zu fassen; mit
+ihr schwinden sie in der Ferne, oder sie lassen sich nieder auf
+der schaukelnden Welle, ein weißer Punkt mehr inmitten der
+weißen Kämme. Da hinten in der See taucht plötzlich eine
+Herde von Delphinen aus den Wellen hervor. Sie zeigen zuerst
+ihren Kopf, überschlagen sich fast in der Luft und schießen hinunter
+in die Tiefe. Sie bringen Humor in das großartige
+Schauspiel: sie sind die Clowns des Meeres.
+</p>
+
+<p>
+Die Straße, die von St.&nbsp;Raphaël in östlicher Richtung
+dem Meeresstrande folgt, führt an Landhäusern vorüber, die
+manchen bekannten Namen tragen. Da ist die
+»<foreign lang='fr'>maison close</foreign>«,
+das geschlossene Haus, welches Alphonse Karr sich schuf, um der aufdringlichen
+Welt zu entgehen. Hier in
+»<name type="place" rend="antiqua">Oustalet dou Capelan</name>«
+hat Charles Gounod sich abgesondert, und über der Eingangsthür
+liest man:
+»<q><foreign lang='fr' rend='antiqua'>L'illustre maître,
+ Charles Gounod composa Roméo et
+ Juliette à l'Oustalet dou Capelan, au printemps de 1866</foreign></q>«,
+und
+Jules Barbier, sein Librettist, der nebenan ein Landhaus besitzt,
+fügte darunter hinzu:
+<q><foreign lang='la' rend='antiqua'>Hic Divum Romeo scripsit Gounod meus
+ 1866. Ingenio haut amicitia impar</foreign></q>.« Gounod weilte mit Vorliebe
+in St.&nbsp;Raphaël; »ich finde hier,« meinte er oft, »den Golf
+von Neapel vor, mit der Campagna von Rom im Hintergrunde.«
+</p>
+
+<p>
+Ist die Lage von St.&nbsp;Raphaël wirklich so schön, als es
+Gounod empfand? Ich kann das nicht behaupten, so wenig ich
+auch sonst diesem Ort den ihm zukommenden Reiz absprechen
+<pb n='132'/><anchor id='Pg132'/>
+möchte. Mir fehlt hier der volle Blick auf das Esterel, und ich
+fühle mich nicht hinlänglich dafür entschädigt durch die Aussicht
+auf das Maurengebirge und jenes Thal des Argens, das Gounod
+mit der Campagna von Rom vergleicht. Lieber würde ich doch
+dem Beispiel von Carolus Duran folgen und mich dort drüben
+in St.&nbsp;Aigulf niederlassen, an dem waldigen Strande, von dem
+aus man am Abend das zackige Esterel in Purpur leuchten sieht.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">V.</p>
+
+<p>
+Hingegen bildet St.&nbsp;Raphaël einen vorzüglichen Standort
+für Ausflüge in das Esterel-Gebirge. Und dieses Gebirge ist
+sicher des Besuches werth; es gehört zu den Juwelen der Riviera:
+sein malerischer Reiz wird durch die Porphyre bedingt,
+die als nackte Felsenmassen dem Boden entsteigen. Um diese
+Porphyre und anderes eruptives Gestein sind Schiefer emporgerichtet.
+Allseitig wird das Esterel durch tiefe Thäler von den
+Alpen und durch das Thal des Argens auch von dem Maurengebirge
+getrennt. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts wagte
+man sich nur mit Schrecken in das Esterel hinein, jetzt wandelt
+man in demselben sicherer als in den Anlagen mancher großen
+Stadt. &ndash; Unser erster Besuch sollte dem höchsten Punkt des Gebirges,
+dem Mont Vinaigre gelten, dessen Gipfel sich 616 Meter
+hoch über den Meeresspiegel erhebt. Wir hofften von dieser
+Höhe das ganze Esterel zu überblicken und wollten dort unseren
+Plan für weitere Ausflüge entwerfen. &ndash; Wir brachen von St.&nbsp;Raphaël
+auf, als der Morgen graute. Der Weg führte gegen
+Norden zunächst nach Valescure. Dort am Abhang der Berge,
+in dem kühlen Walde, pflegten schon römische Familien den
+Sommer zu verbringen, wenn die Hitze des Tages in Forum
+Julii unerträglich wurde.
+<name type="place" rend="antiqua">Vallis curans</name>, das Thal, welches
+Genesung bringt, muß, wie sein Name sagt, als besonders gesunder
+Aufenthaltsort gegolten haben. Diesen alten Ruf möchte
+man auch heute noch ausnutzen und durch den verheißungsvollen
+Klang des Namens neue Bewohner hier anlocken. Man wandert
+<pb n='133'/><anchor id='Pg133'/>
+in Valescure auf fertig angelegten Straßen,
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Grands Boulevards</foreign>«
+mit hochtönenden Namen; der Wald ist in Parkanlagen
+verwandelt; große Hôtels hoffen auf Gäste, Musikpavillons
+warten auf Musikanten. Doch die Besucher bleiben noch aus.
+Woher auch sollen sie kommen, diese Millionäre, um allen Grundstückspeculanten
+zu Gefallen die ganze Riviera von Toulon bis
+Ventimiglia mit Villen zu bedecken? Mit dem Augenblick, wo
+der Bau der Südbahn beschlossen war, bemächtigten sich Actiengesellschaften
+aller Punkte am Strande, die durch schöne Aussicht
+aller Punkte auf der Höhe, die durch gesunde Lage, Kiefernadelduft,
+oder sonst welche Vorzüge sich auszeichnen. Auch in
+St.&nbsp;Aigulf drüben im Maurengebirge ist der Wald schon parcellirt,
+laufen »<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Grands Boulevards</foreign>«
+durch denselben und sind
+nicht allein mit schönen Namen, sondern auch mit Laternen versehen.
+Den Laternen freilich fehlen die Scheiben; gebrannt hat
+noch keine; manche warf der Sturm, manche auch Menschenhand
+schon um; nun liegen sie da und rosten, ein trauriges Bild des
+Todes dort, wo niemals Leben war. Dazwischen in möglichst
+auffälliger Stellung große Tafeln mit bunten Inschriften und
+Plänen, die zum Ankauf der Grundstücke verlocken sollen. &ndash;
+Wird Valescure jemals gedeihen? Es ist wohl möglich &ndash; einen
+Anfang von Erfolg hat es schon zu verzeichnen:
+»<q><foreign lang='fr' rend='antiqua'>La nature
+ sévère et riante, l'odeur des pins agréable et salutaire</foreign></q>«, wie
+Stéphen Liegeard den Ort preist, hat bereits die Künstlerin der
+»<title rend='antiqua'>Comédie française</title>«
+Suzanne Reichemberg und die nicht minder
+berühmte Sängerin der Pariser komischen Oper Miolan Carvalho
+veranlaßt, sich hier anzusiedeln. Der Ort ist anmuthig, dicht
+von immergrünem Wald umhüllt, mit heiteren Ausblicken in
+das Meer und das Gebirge: trotzdem athmeten wir freier auf,
+als wir die
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Grands Boulevards</foreign>«
+verlassen hatten und uns in
+einer von der Speculation weniger übertünchten Natur bewegten.
+&ndash; Die Sonne ging in blaugrauem Nebel als rothe strahlenlose
+Scheibe auf; dann tauchte sie aus dem Nebel hervor und strahlte
+hell an wolkenlosem Himmel. Die Erde schien jetzt von Licht
+<pb n='134'/><anchor id='Pg134'/>
+überströmt. Bald betraten wir jene ausgedehnten Wälder, welche
+das Esterel fast ganz bedecken. Einst hatten sie oft vom Feuer
+zu leiden; statt grüner Laubkronen starrten verkohlte Skelete
+den Wandrer an. Jetzt sind die Wälder Staatseigenthum geworden
+und erfreuen sich so sorgsamer Pflege, daß sie fast den
+Eindruck großer Parkanlagen machen. Die dunklen Strandkiefern
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pinus Pinaster</name>)
+wiegen bei Weitem vor: sie schließen ihre
+Kronen oft so dicht zusammen, daß kaum ein Sonnenstrahl durch
+das Dickicht dringt. Vorzügliche Kunststraßen führen durch den
+Wald, und bis auf den Gipfel der Berge gelangt man auf gut
+gehaltenen Wegen. Auffallend genug sieht man eine weite
+Kunststraße oft ganz plötzlich enden, wenn sie die Grenzen des
+Gebirges erreicht. Da hört das Departement der Forste nämlich
+auf, und es beginnt dasjenige der Brücken und Chausseen.
+Die beiden Ministerien arbeiten sich, wie es scheint, nicht immer
+in die Hände. Nach Wegweisern sieht man sich leider vergebens
+im Esterel um, und wo mehrere Straßen sich schneiden,
+bleibt man auf seine Orientirungsgabe ganz angewiesen. Die
+besten Karten der Gegend, die wir uns zu verschaffen vermocht,
+Karten, welche das Ministerium des Inneren im Jahre 1889
+veröffentlicht hatte, reichten eben nur aus, um uns irre zu führen.
+Der Weg zum Mont Vinaigre war übrigens nicht schwer zu
+entdecken. Zunächst sahen wir ihn vor uns, dann brauchten wir
+im Walde nur der breiten Straße zu folgen und uns nordwestlich
+zu halten, dort wo sich dieselbe mit anderen gleich breiten
+Straßen schnitt. Sie stieg in Windungen zwischen den Bergen
+empor. Meist war sie im Walde versteckt, und wir wanderten im
+Schatten hoher Bäume, oder sie erreichte einen steilen Abhang,
+und über den Gipfel der Bäume hinweg konnte der Blick dann
+über grüne Thäler und Berge weithin sich verlieren. Doch kein
+Haus war zu entdecken, nirgends verrieth aufsteigender Rauch
+eine verborgene Hütte: nichts als Wälder, Thäler und Berge in
+endloser Einsamkeit. Seitdem wir das Gebirge betreten hatten,
+war uns kein Mensch begegnet. Wir fühlten uns ganz allein:
+<pb n='135'/><anchor id='Pg135'/>
+es war fast unheimlich. Nach zwei Stunden erreichten wir eine
+menschliche Behausung, das Forsthaus zu Malpay:
+»<name type='place' lang='oc' rend='antiqua'>M&#257;ou pays</name>«,
+schlechte Gegend, wie es provençalisch heißt, in Erinnerung an
+jene Zeit, wo es hier nicht geheuer war, zu reisen.
+</p>
+
+<p>
+Die Frau Försterin schien sichtlich erfreut, sich wieder einmal
+aussprechen zu können, und gab uns, während wir frühstückten,
+genaue Auskunft über die Gegend. Sie zeigte uns
+auch in östlicher Richtung ein Stück der römischen Straße, die
+man von hier aus auf eine längere Strecke hin überblicken kann.
+Rom mit Gallien verbindend, endete sie in Arelate, dem heutigen
+Arles, von wo die
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>via Domitia</foreign>« nach Spanien führte.
+Zwei römische Straßen, die als aurelianische bezeichnet wurden,
+führten durch das Esterel. Die ältere folgte von Cannes aus
+der Küste und erst vor der südlichsten Felsengruppe des Esterel
+drang sie landeinwärts, in ein Thal, um in westlicher Richtung
+Fréjus zu erreichen. Später legten die Römer die zweite Straße
+an, die, in gerader Richtung über die Berge laufend, ungefähr
+der heutigen zwischen Fréjus und Cannes entspricht und von
+der wir hier ein Stück vor Augen hatten. In einer verborgenen
+Schlucht unfern derselben liegen in Malpay noch Porphyrsäulen
+aus alter Zeit, unvollendete Arbeit der Römer. Der violettrothe
+Stein hat sich seitdem freilich mit einer dicken schwarzen
+Kruste bedeckt. An die Benennung jener römischen Straßen erinnern
+hier noch die Namen der Ufer und Berge. Dort, wo
+die ältere der beiden Straßen das Meer verließ, heißt immer
+noch das Ufer »Plage d'Aurel«, und »Pic d'Aurel« heißen die
+Porphyrmassen, denen sie dann folgte. Dieses Gebirge war
+später von aller Cultur so abgeschnitten, neuen Einflüssen so
+entzogen, daß das Volk bis auf den heutigen Tag eine noch benutzte
+Strecke der älteren Straße
+»<foreign lang='oc' rend='antiqua'>lou camin Aurelian</foreign>« nennt.
+</p>
+
+<p>
+Man verläßt in Malpay die breite Straße und folgt in
+östlicher Richtung dem Fußweg, der in zahlreichen Windungen
+am südlichen Abhang des Mont Vinaigre aufwärts steigt. &ndash;
+Wie kommt der Berg zu seinem merkwürdigen Namen? Es
+<pb n='136'/><anchor id='Pg136'/>
+heißt der saure Wein, der an seinen Flanken wuchs, hätte ihm
+denselben verschafft. Spuren einstiger Weincultur sind freilich
+nicht mehr zu entdecken, hingegen tritt man am Abhang in die
+herrlichsten Maquis ein. Baumartige Heide, Ginster, Pistacien,
+Euphorbien, Asphodelen, sie alle blühen zu gleicher Zeit und erfüllen
+die Luft mit würzigem Duft. Denn er ist kurz, der provençalische
+Frühling, und die Pflanzen müssen sich beeilen, bevor
+die Dürre naht; es ist als wenn die Natur ein Frühlingsfest
+hier feiern wollte, und unbewußt dringt etwas von diesem
+Frühling auch in die Seele des Wandrers ein. Er vergißt
+alles Vergangene, ihm ist, als könne er das Leben von Neuem
+beginnen. Warum auch nicht? Ist doch die Welt so alt und
+erwacht sie dennoch in jedem Frühjahr zu neuem Leben. &ndash;
+Was duften nur die Heiden so schön nach bittren Mandeln?
+Jeder Windhauch trägt uns ganze Fluthen dieses Aromas entgegen.
+Dieser Duft war uns früher kaum aufgefallen, doch
+eine gleiche Fülle von Ericablüthen hatten wir auch noch nie gesehen.
+Ein süßer Honiggeruch erfüllt jetzt die Luft: eine unscheinbare
+kleine Wolfsmilch
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Euphorbia spinosa</name>) ist es, die ihn
+verbreitet. Ihr fehlen auffällige Blüthen, und da muß sie sich
+besonders bemühen, um in so farbenreicher Umgebung nicht unbeachtet
+zu bleiben. Sie wird auch von zahlreichen Bienen besucht,
+während die bunten Schmetterlinge um andere prächtigere
+Blüthen flattern. Hier lohnt es sich, Biene und Schmetterling
+zu sein! Aus dieser Blüthenmasse ragen dunkle Erdbeerbäume,
+zwerghafte Kiefern, immergrüne Eichen, stachelige Wachholdersträucher
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Juniperus oxycedrus</name>)
+hervor. Und wo ein noch so
+kleiner Platz unbesetzt geblieben an dieser reichen Tafel der
+Natur, da drängen sich die Asphodelen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Asphodelus cerasifer</name>)
+mit ihren weißen Blüthenrispen ein. Auch sie wollen ihren
+Antheil an Licht und Wärme haben, an jener Nahrung, die
+hier in solchem Uebermaß gespendet wird.
+</p>
+
+<p>
+Wir steigen nur langsam in die Höhe, bleiben vor jeder
+einzelnen Blüthe stehen, belauschen die Bienen bei der Arbeit.
+<pb n='137'/><anchor id='Pg137'/>
+Erst nach einer Stunde sind wir oben; da liegt eine ganze
+Welt zu unseren Füßen. Vor uns das grüne Esterel mit
+seinen tief eingeschnittenen Thälern und seinen steilen Höhen,
+wo aus dem Laub der Bäume die zackigen Porphyrfelsen in
+den Himmel ragen. Im Westen die Ebene von Fréjus von
+ihrem Silberfluß durchströmt; über dieser das Maurengebirge
+mit seinen dunklen Wäldern, und dann alle Buchten der Küste,
+weit hin bis nach St.&nbsp;Tropez. Im Norden die Kalkalpen in
+perlgrauem Ton; im Osten die Seealpen mit schneebedeckten
+Häuptern; davor üppig grünes Land, mit leuchtenden Städten
+und Dörfern und wieder die Küste, erst bei Bordighera in
+duftigen Nebel sich hüllend. Ganz in der Nähe Cannes, vor
+ihm die Inseln von Lerins; weit vorspringend in die See das
+schmale Cap von Antibes; endlich im Süden, scheinbar dem
+Himmel entgegenstrebend, das unbegrenzte Meer.
+</p>
+
+<p>
+Heute war es hier oben so windstill, daß auch die einsame
+Korkeiche, die am Gipfel steht, sich in der Sonne <emph>wärmen</emph>
+konnte. Auch sie, die bedauernswerthe, war ihrer schützenden
+Korkhülle beraubt worden. Zum großen Theil entblößt, mußte
+sie an schlimmen Tagen dem Mistral hier trotzen. In dem
+friedlichen Bilde, das uns umgab, störte diese nackte Eiche wie
+ein Mißton die Harmonie.
+</p>
+
+<p>
+Der Weg, den wir bei Malpay verlassen hatten, setzt sich
+in gerader Richtung am Fuße des Mont Vinaigre fort und
+trifft bald auf die große Straße von Fréjus und Cannes.
+Folgt man ihr in östlicher Richtung, so gelangt man bald zu
+einer Häusergruppe, der Auberge des Adrets und dem Gensdarmerieposten.
+Der Name, den das Wirthshaus führt, war in
+Paris einst in Jedermanns Mund, als der berühmte Schauspieler
+Fréderic Lamaître im Ambigu-Theater die Hauptrolle in
+einem Schauerdrama gab, das in einer »Auberge des Adrets«
+spielte. Das war in den vierziger Jahren, und alle sensationsbedürftigen
+Besucher von Cannes machten Ausflüge ins Esterel,
+um in der »Auberge des Adrets« die Räume zu sehen, in denen
+<pb n='138'/><anchor id='Pg138'/>
+ein Herr Germeuil ermordet oder vielmehr <emph rend='gesperrt'>nicht</emph>
+ermordet worden
+war. Denn abgesehen davon, ob die ganze Geschichte sich jemals
+zugetragen, oder ob sie nur erfunden war, handelte es sich thatsächlich
+in dem Drama nicht um diese, sondern, wie das Textbuch
+deutlich angab, um eine Herberge gleichen Namens auf dem
+Wege von Grenoble nach Chambéry. &ndash; Unter den Besuchern,
+die in fröhlicher Laune von Cannes aus hierher gekommen waren,
+befand sich im Jahre 1868 auch Georges Sand. Die Bewohner
+des Hauses wurden damals schon sehr ungehalten, wenn man sie
+über jenen Herrn Germeuil ausfragen wollte; sie glaubten, man
+bezichtige sie des Mordes. Richtig ist, daß vor Jahren die
+Gegend um jene »Auberge des Adrets« besonders berüchtigt
+war. In den unzugänglichen Thälern und Schluchten des Esterel
+suchten alle jene Verbrecher ihre Zuflucht, denen es gelungen
+war, aus den Galeeren von Toulon zu entfliehen. Sie pflegten
+die Reisenden unfern von diesem Wirthshaus anzufallen, an
+einer Stelle, wo die Straße von angrenzenden Höhen beherrscht
+ist. »Als wir vorbeifuhren,« schreibt Horace Benedict de Saussure,
+»zeigte uns der Courier von Rom, der mit uns reiste, einen
+zertrümmerten Reisekoffer, der noch am Wege lag und einem
+Courier gehört hatte, der vor einigen Tagen ausgeplündert
+worden war.« Als hingegen der Erlanger Professor der Naturwissenschaften
+Gotthilf Heinrich Schubert 1822 »mit der Hausfrau,
+die, wie gewöhnlich, als Haushofmeister und Adjutant,
+ihren alten Träumer begleitete«, die nämliche Stelle überschritt,
+hatten sich die Zustände bereits geändert. In dem Wirthshaus
+war ein Gensdarmerieposten errichtet. Doch fand er dort nur
+eine alte Frau und zwei kleine Kinder vor. Während die
+Reisenden sich stärkten, kam die Alte auf die verschollenen
+Räubergeschichten zu sprechen. »Wenn sich so ein Räuber doch
+hier wieder sehen ließe,« meinte die Frau, »damit unsere
+Gensdarmen zeigen können, daß sie ihr Brot nicht umsonst
+essen.« &ndash; Seitdem die Eisenbahn Fréjus mit Cannes verbindet,
+ist diese Straße wie ausgestorben, und Räuber würden ihr Auskommen
+<pb n='139'/><anchor id='Pg139'/>
+da nicht mehr finden. Das Wirthshaus zeigt aber noch
+deutlich an, daß es einst darauf eingerichtet war, sich zu vertheidigen.
+Die Mauern sind ungewöhnlich dick, die Fenster des
+unteren Stockwerks mit eisernem Gitter versehen. Durch eine
+Oeffnung in der eichenen Thür wurde der Reisende erst genau
+betrachtet, bevor er Einlaß erhielt, schräge Schießscharten in den
+Wänden sind gegen die Thür gerichtet: das Haus gleicht einer
+Festung, die nur durch regelrechte Belagerung genommen werden
+konnte. Jetzt steht seine Thür weit offen, und kleine Kinder
+spielen vor dem Hause.
+</p>
+
+<p>
+Wir kehrten nach Malpay zurück und wählten von dort
+einen Weg, der in südöstlicher Richtung uns nach Agay führte.
+Bald waren wir in den
+<name type="place" rend="antiqua">Vallon de la Cabre</name>
+gelangt. Dort breitete
+überall am Abhang der lorbeerartige Schneeball
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Viburnum
+Tinus</name>) seine weißen Blüthendolden aus. Bis auf die betretenen
+Wege wagten sich die blauen Schwertlilien
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Iris germanica</name>)
+hervor. Die Dichternarcisse
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Narcissus poëticus</name>) schaute uns
+aus dem Gebüsch mit ihren leuchtenden Blumenaugen an. Hochstengelige
+Tulpen (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Tulipa Celsiana</name>) grüßten uns aus der Ferne
+mit ihren gelben Blüthen. Die violetten Blüthenstände der
+doldenblüthigen Schleifenblume
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Iberis umbellata</name>) überraschten
+uns durch ihre Pracht; hatten wir doch dieses schöne Gewächs
+bisher nur in Gärten gesehen. Bald war in unseren Händen
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ophrys aranifera</name>,
+die merkwürdige Orchidee, mit ihren spinnenartigen
+Blüthen, und zu dieser konnten wir dann auch ihre
+bienenähnliche Schwester
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ophrys apifera</name>)
+gesellen. Am meisten
+aber erfreute uns das seltene
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Limodorum abortivum</name>, eine blattlose
+Orchidee, die in allen Theilen hellviolett gefärbt, auch hellviolette
+Blüthen trägt. So wandelten wir im Thale mit großen
+Blumensträußen in den Händen. Da plötzlich tauchte vor uns
+ein großer Porphyrblock auf. Er steht auf schwachen Füßen
+und neigt sich über den Bach, als wollte er stürzen. Das Volk
+hat ihn den Taubenschlag,
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Pigeonnier</foreign>«,
+genannt. Dann führte
+unser Weg weiter an anderen phantastischen Felsen vorbei; oft
+<pb n='140'/><anchor id='Pg140'/>
+schienen sie das Thal zu versperren und traten erst weit im
+Halbkreis auseinander, als wir den Fluß von Agay erreichten.
+Dem folgten wir bis an das Meer. Zackig zerrissen, in rothem
+Lichte glühend, schaut dort das Castel d'Agay in die See hinab.
+Wie Zähne einer Riesensäge ragen in langgedehnter Reihe die
+steinernen Zacken gegen den Himmel vor. Wir rasteten an der
+lieblichen Bucht von Agay, die der rothe Porphyr in einen
+farbigen Rahmen faßt. Wir sind hier zehn Kilometer von
+St.&nbsp;Raphaël entfernt, an der Station der Mittelmeerbahn, die
+dem Seestrande folgt, um dem Gebirge auszuweichen.
+</p>
+
+<p>
+Unfern von Agay, am Wege nach St.&nbsp;Raphaël, wird blauer
+Porphyr gebrochen. Große Blöcke sprengt man aus dem Berge
+heraus, schneidet sie in Platten und Würfel und verwerthet den
+Rest für Straßenbau. Der ganze Strand ist mit blauem Porphyr
+bedeckt, und zahlreiche Arbeiter sind beschäftigt, ihn auf Schiffe
+zu laden. Der Porphyr des Esterel ist ein Quarzporphyr, der
+in dichter, mit bloßem Auge nicht unterscheidbarer Grundmasse,
+die aus Quarz und Feldspath besteht, Krystalle oder crystallinische
+Körner aus Quarz oder Feldspath führt. Der Feldspath ist
+meist fleischroth, doch wird die rothe Färbung des ganzen Gesteins
+vornehmlich durch Eisenoxyd bedingt, das als ein feiner
+Staub in der Grundmasse vertheilt ist. In den blauen und
+andern hellgefärbten Porphyren tritt das Eisenoxyd gegen Eisenoxydulverbindungen
+zurück. Der blaue Porphyr wird für
+Straßenbauten besonders geschätzt und seine Gewinnung hier in
+großem Maßstab betrieben. &ndash; Dem Steinbruch gegenüber springt
+eine Landzunge,
+»<name type="place" rend="antiqua">Le Piton de Dramont</name>«,
+vor in die See und
+trägt auf steil abfallenden Felsen einen hohen Leuchtthurm. Er
+warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der Gefahr, die
+ihn an dieser felsigen Küste bedroht. Die Bucht von Agay, die
+bei ruhigem Wetter still ist und leer, füllt sich bei stürmischer
+See oft mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze
+der Berge, auf günstigeres Wetter, und schon zur römischen Zeit
+hat der Agathon Portus manches Schiff vor Untergang gerettet.
+</p>
+
+<pb n='141'/><anchor id='Pg141'/>
+
+<p rend="text-align:center">VI.</p>
+
+<p>
+Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein
+versteinertes Felsenmärchen. Eine Straße führt jetzt von Agay
+dahin, und drei Stunden Wagenfahrt genügen, um es von
+St.&nbsp;Raphaël zu erreichen. Wir ziehen die Fußwanderung vor
+und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
+einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die
+Schienen und steigen am westlichen Abhang des vor uns sich
+erhebenden Berges in die Höhe. Wir wandern in Maquis,
+noch üppiger als wir sie an andern Stellen des Esterels gesehen.
+Vom süßen Honigduft der Euphorbien sind wir fast betäubt.
+Weite Flächen werden gelb gefärbt von großblüthigen Pfriemensträuchern
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Calycotome spinosa</name>).
+Cistusrosen (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cistus albidus</name>)
+beginnen eben ihre großen rothen Blüthen zu entfalten. Zunächst
+sind sie zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der
+Knospenhülle waren, doch breiten sie sich aus, verlieren bald
+alle Falten und locken nun die Schmetterlinge durch ihren zarten
+Farbenreiz. Wir pflücken keine dieser Blüthen, da sie zu vergänglich
+sind, der leiseste Windhauch trägt ihre Kronenblätter
+davon. &ndash; Welche Fülle bunter Schmetterlinge belebt hier den
+Abhang. Blüthen und Schmetterlinge gehören ja zusammen.
+Der sonst seltene Falter
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Anthocharis Eupheno</name> ist hier fast
+gemein. Er gleicht unserem Aurorafalter, ist aber schwefelgelb,
+nicht weiß wie jener. Dieselben rothen Flecken zieren seine
+Vorderflügel. Unruhig und rasch fliegt er durch die Lüfte.
+Ebenso behend ist der Osterluzeifalter
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Thaïs Polyxena</name>), dessen
+bräunlich gelbe Flügel mit schwarzen Zacken sich umrandet
+zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
+Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam
+schweben in allen Richtungen die Segelfalter an uns vorüber.
+&ndash; Bald haben wir einen Kamm, den Col Lentisque erreicht,
+den zahlreiche Korkeichen schmücken. Hier schneiden sich mehrere
+Wege. Wir wählen denjenigen, der zur Rechten abzweigt, überschreiten
+<pb n='142'/><anchor id='Pg142'/>
+alsbald die Paßhöhe und beginnen in einem waldigen
+Thale, dem »Ravin« des Baches Escalle, der hier abwärts fließt,
+langsam abzusteigen. Schöne Stecheichen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ilex aquifolium</name>) ragen
+stellenweise aus dem üppigen Dickicht hervor. Es sind das hier
+stattliche Bäume, während wir sie in unseren Wäldern nur in
+Strauchform finden. Da fällt uns dann wieder auf, was einst
+schon Chamisso bemerkte, daß die glänzenden, lederartig starren
+Blätter nur in den unteren Theilen des Baumes mit scharfen
+Zähnen besetzt sind, an den höher entspringenden Aesten aber
+einen fast glatten Rand haben. Nur an denjenigen Blättern,
+die von den weidenden Thieren erreicht werden können,
+bildet zum Schutz gegen dieselben diese Pflanze Stacheln aus.
+Der Weg wendet sich plötzlich nach Westen, und ganz unvermittelt
+stehen wir am Ausgang des Malinfernet. Da ragen
+sie nun hervor aus dem dunklen Wald, alle die rothen Felsen
+hier in der Sonne glühend, dort in den Schatten der Berge
+getaucht. Sie verschieben sich gegeneinander bei jedem Schritt,
+den wir vorwärts schreiten; die einen schwinden, die andern treten
+hervor, fast endlos. Und der klare Bach, der das Thal durchströmt,
+rauscht entweder stark, oder murmelt schwach, oder
+donnert laut in Wasserfällen. Einmal verbirgt er sich ganz im
+grünen Laub der Bäume, dann tritt er wieder weit sichtbar
+vor und spiegelt mit hellem Glanze den Himmel. Und erst die
+Felsen! Hier glaubt man einen spitzen Thurm zu sehen, wie
+den Thurm eines gothischen Domes, mit steinernen Blumen
+und Thieren und allerhand Schnörkeln verziert; dort eine Burg
+mit ihren Schanzen und Zinnen, dort eine Orgel mit riesigen
+Pfeifen, hier einen schlanken Kegel, dort einen kantigen Crystall,
+hier wieder ein Standbild auf hohem Postament. Ist das
+nicht der Gott Osiris, der auf diesen Felsen thront? Er trägt
+zwei junge Kiefern wie Scepter in den Händen. Am Eingang
+jener Schlucht kauert eine Sphinx und holt aus zum Sprunge.
+Und dort am fernen Abhang scheint eine wilde Jagd den Berg
+hinabzurasen. Die phantastischen Thiere ragen hoch aus dem
+<pb n='143'/><anchor id='Pg143'/>
+Wald hervor, in letztem Todeskampf zu Stein erstarrt. Da
+hat die Natur ihrem ungezügelten Gestaltungsdrang freien Lauf
+gelassen; sie schuf in übermüthiger Laune. Und als bereue sie
+nachträglich diesen Uebermuth, verbarg sie sorgsam das Thal
+zwischen hohen Bergen. Das Malinfernet mußte thatsächlich
+erst entdeckt werden, und noch im December 1851, nach dem
+napoleonischen Staatsstreich konnten politische Flüchtlinge sich
+dort lange Zeit verborgen halten und den Nachforschungen der
+Gensdarmen entgehen.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">VII.</p>
+
+<p>
+Gegen Abend zogen wir wieder hinaus zum Strande von
+St.&nbsp;Aigulf. Wir wollten das Esterel noch einmal im Glanze
+der untergehenden Sonne glühen sehen. Es war ein farbenprächtiger
+Abend, still und mild, einer jener Abende, die das
+Gefühl des Glückes in der menschlichen Seele erwecken. Kein
+Luftzug bewegte die Blätter der Bäume. Im See von Villepey
+spiegelten sich dunkle, goldumstrahlte Wolken. Durch unser Nahen
+aufgeschreckte Vögel flohen aus dem Dickicht des Ufers empor.
+Sie stiegen in die Lüfte und schienen schwarze Furchen zu ziehen
+am hellen Abendhimmel. Die Wolken im Westen nahmen
+Purpurfarben an, und in ihrem Widerschein röthete sich auch
+der See. Er sah jetzt unheimlich aus, wie eine Lache von
+Blut; das dunkle Dickicht aus Rohr umfaßte ihn mit schwarzem
+Trauerrand. Wir setzten unsern Weg fort zum Strande. Bald
+stand der Westen in voller Gluth, und das Maurengebirge
+glich einem Riesen in der Feuersbrunst. Die Bäume des Waldes
+zeichneten sich schwarz auf hellem Grund, als wäre ihr Umriß
+mit Kohle gezogen. Allmälig verblaßte der Himmel. Auf den
+spiegelnden Wellen des Meeres begannen sich die weißen
+Strahlen der ersten Sterne mit dem rothen Abglanz der letzten
+Abendlichter zu mischen. Als wir den Strand erreichten, war
+es bereits so dunkel, daß wir den Umrissen des Meeres nicht
+mehr folgen konnten. Der Himmel sprühte von Sternen und
+<pb n='144'/><anchor id='Pg144'/>
+schien auch ungezählte Lichter im Meere auszusäen. Wir
+lauschten dem Stöhnen und Rollen der Brandung und frugen
+uns, warum es ewig klagt und grollt, dieses länderumspülende
+Meer; ist es der Schmerz über all' das Leid, das sich an seinen
+Ufern zugetragen? Ist doch auch dieser Ort nach jenem Heiligen
+benannt, der auf den Lerinischen Inseln gemartert ward.
+Manchmal glaubten wir nahende Schritte zu hören; doch nein,
+es war nur ein reifer Kieferzapfen, der vom Baum zu Boden
+fiel, oder eine größere Welle, die sich über das Ufer ergoß und
+zischend dem Meer wieder zueilte. Die silberne Mondsichel,
+ganz schmal, tauchte hinab in die Bäume. Starr leuchteten
+uns von Osten her die Leuchtthürme von St.&nbsp;Raphaël und von
+Drammont entgegen; der Phar von Camarat im Westen flammte
+auf und nieder: es war, als öffnete und schlösse er abwechselnd sein
+großes Feuerauge. Im Meere tauchten Barken auf in gelbem
+Fackelschein. Das waren Fischer, welche mit Feuer die Tiefen
+erhellten, um Fische zu erspähen. Die flackernden Flammen
+warfen lange zitternde Streifen auf die Wellen. Plötzlich tauchte
+dicht vor unseren Augen, gespensterhaft groß, eine riesige Barke
+auf, mit ausgespannten Segeln. Sie deckte uns die Sterne und
+warf einen schwarzen Fleck über den funkelnden Himmel. Eben
+so rasch, wie sie kam, war sie auch verschwunden, lautlos,
+unvermittelt, wie ein Geisterschiff.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">VIII.</p>
+
+<p>
+Unfern vom Bahnhofe bei le Trayas schaut aus dem
+dunklen Grün der Bäume ein helles Häuschen hervor. Schilder
+an der Station preisen es als
+»<name type="place" rend="antiqua">Hôtel du Trayas et restaurant
+de la Réserve</name>« an. Der Ort liegt so schön am Wald,
+zwischen rothen Felsen, daß wir den Entschluß faßten, dort
+einige Zeit zu weilen. So fanden wir uns am nächsten Tage
+auf der Station von le Trayas mit unserem Gepäck wieder ein.
+Wir frugen nach dem Wege zum »Hôtel«, und wurden auf einen
+Hund verwiesen, der sich in unserer Nähe befand. »Sie brauchen
+<pb n='145'/><anchor id='Pg145'/>
+ihm nur zu folgen, er wartet auf die Gäste«. Der Hund hatte
+sich uns genähert, als wir mit Handgepäck beladen, aus dem
+Eisenbahnwagen stiegen und sah uns verständnißvoll an. Es
+war ein großer schwarzer Vorstehhund, mit langem seidigem
+Haar. Wir schritten zum Ausgang; der Hund eilte uns voran,
+blickte oft sich um und wedelte dann mit dem Schweife. Er führte
+uns den Weg an der Bahn entlang, hierauf in den Wald. Einen
+Augenblick war er verschwunden: es galt einen kleinen Pintscher
+im nahen Försterhause zu besuchen, vielleicht ihm mitzutheilen,
+daß Fremde angelangt seien. Der kleine Freund kam mit bis auf
+den Weg, um uns zu betrachten, dann zog er sich zurück. In
+einer Viertelstunde erreichten wir das Gasthaus, einen bescheidenen
+Bau, doch mit ziemlich weiter Glashalle. Augenscheinlich
+wurde die Restauration des »Hôtels« mehr als seine
+Wohnräume in Anspruch genommen und somit wohl die Glashalle
+am meisten benützt. Der Hund stellte sich vor die Eingangsthür
+und bellte. Es war das aber nicht ein gewöhnliches
+Bellen, er stieß vielmehr gedämpfte, rasch hinter einander gedehnte
+Töne aus, welche die Mitte zwischen Bellen und Heulen
+hielten. Da stürzte der geschäftige Wirth mit seiner ganzen Familie
+aus dem Hause und bot uns seine Dienste an. Die
+Zimmer im Hause sind zwar äußerst klein, doch erträglich, der
+Aufenthalt auf der Terrasse, bei so schönem warmem Wetter,
+wie wir es trafen, war aber geradezu entzückend. Steht doch
+das Haus dicht am Meere, auf einem Porphyrfelsen, und kann
+der Blick weithin der Küste folgen, an rothen Porphyrmassen,
+dann dunkelgrünen Höhen vorbei Cannes erreichen und
+auf den Lerinischen Inseln im Meere, oder dem weißen Schnee
+der Alpen über den Bergen, endlich ruhen. Vorn ist der rothe
+Strand in scharfe Buchten zerschnitten und zu tiefen Grotten
+ausgehöhlt; im Norden steigt, dicht über dem Hause, der Pic
+d'Aurelle empor, im Westen schließt die mächtige Felsenmasse
+des Cap Roux die Landschaft ab.
+</p>
+
+<p>
+Viele Fremde kommen aus Cannes hierher, verweilen aber
+<pb n='146'/><anchor id='Pg146'/>
+nur wenige Stunden, um sich in der Glasveranda an
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Bouillabaisse</foreign>«,
+oder an den Austern und Hummern der »Reserve« zu
+laben. Hin und wieder findet sich zu mehrtägigem Aufenthalt
+ein leidenschaftlicher Liebhaber des Fischfangs ein. Denn das
+Meer gilt für besonders fischreich an diesem felsigen Strande,
+und der Fischer findet vollauf Gelegenheit, seine List und seine
+Gewandtheit zu üben. Als besonders spannend gilt der Fischfang
+des Nachts bei Feuer und verlangt, so wie er hier geübt
+wird, sehr viel Geschick. Eine solche Fahrt muß man einmal
+mitgemacht haben!
+</p>
+
+<p>
+Das Meer war so ruhig, so einladend, daß wir einen
+Fischer veranlaßten, uns am Abend zu solchem Fischfang mitzunehmen.
+Es dunkelte schon, als wir das Land verließen.
+Kein Mond am Himmel, doch unendlich viel leuchtende Sterne,
+deren Zahl noch immer zu wachsen schien. Sie spiegelten sich in den
+Wellen, die wir durchschnitten. Die Umrisse der Berge schwanden
+immer mehr; bald bildeten sie nur noch einen dunklen sternenlosen
+Schatten am Himmelssaum. Im Meere war es still;
+wir hörten nur den leisen Anprall der Wellen gegen das Boot
+und den regelmäßigen Schlag der Ruder ins Wasser. Die Brise
+aber, die des Nachts von den Bergen weht, trug die Stimmen
+des Landes über das Meer. Wir hörten aus der Ferne
+die lauten Concerte der Laubfroschscharen, das schrille Zirpen
+der Heuschrecken. Zugleich brachte uns diese Brise alle die
+Wohlgerüche, welche den harzigen Kieferwäldern und den würzigen
+Maquis entströmen. Nah und fern glänzten am Ufer,
+wie große Sterne, die Leuchtthürme uns entgegen. Wir gaben
+uns diesen Eindrücken ganz hin und athmeten mit Wonne die
+balsamische Luft. Der eine Fischer beugte sich dann über das
+Boot, um das Feuer zu entzünden. Vorn an einem Haken
+war der eiserne Gitterkorb befestigt, den er mit harzigem Holz
+der Aleppokiefer gefüllt hatte. Knisternd entflammte dasselbe und
+verbreitete ein grelleres Licht, wie Fackelschein. Dieses Licht
+drang in die Tiefen des Meeres ein, während der Himmel über
+<pb n='147'/><anchor id='Pg147'/>
+uns jetzt fast schwarz erschien. Wir glitten über Felsenmassen, auf
+welchen Meeresalgen wahre Zaubergärten bilden. Da mischen und
+durchdringen sich alle Farben, von lebhaftestem Grün bis zu
+dunklem Braun und zu leuchtendem Roth. Hier breite Blätter
+zu Rosetten aneinander gedrängt, dort lange fluthende Fäden,
+wie aufgelöstes Haar, dort wieder rundliche Gebilde wie Muscheln.
+Dazwischen schillernde Seeanemonen mit vorgestreckten Fühlern,
+rothe Seesterne mit ausgebreiteten Armen und stachelige Seeigel,
+die dunkle Flecke in einem bunten Teppich zu bilden
+scheinen. Kleine Fische fliehen erschreckt nach allen Seiten,
+größere folgen in Scharen, wie durch das Licht fascinirt, unserem
+Boot. Spähend steht am Vordertheil des Schiffes der Fischer
+und schaut in die Tiefe. Er hält eine dreizinkige, an langer
+Schnur befestigte Harpune in der Hand, bereit sie abwärts zu
+stoßen. Jetzt gießt er einige Tropfen Oel auf das Wasser, um
+die Fluth, die der Luftzug kräuselt, zu glätten. Die Ruderschläge
+verstummen. Plötzlich fährt der Wurfspeer in die Tiefe,
+sein mit Widerhaken versehener Dreizack durchbohrt einen Fisch,
+und zappelnd wird dieser emporgezogen, um im Boote bald zu
+verenden. &ndash; Es gehört viel Uebung und Geschick zu einer solchen
+Jagd. Nicht nur gilt es beim Wurf die Bewegung des Fisches,
+sondern auch jene Lichtbrechung im Wasser zu berücksichtigen,
+welche den Fisch an einer anderen Stelle zeigt, als die, an der
+er sich wirklich befindet. Wir gaben die Jagd auf, es genügte
+uns dieses eine Opfer; langsam erlosch unser Feuer und wieder
+glitten wir friedlich auf der weiten See, beschienen von silbernen
+Sternen.
+</p>
+
+<p>
+Gegen den Mistral ist le Trayas vollständig gedeckt, der
+Cap Roux fängt ihn mit seinem breiten Rücken auf. Zu gleicher
+Zeit, da in Cannes und Nizza dichte Staubwolken von den
+Straßen aufsteigen, merkt man hier kaum einen Luftzug und
+kann sich behaglich im Freien vor dem Hause sonnen. Doch
+darf der Ostwind nicht kommen; der rückt hier an, mit voller
+Gewalt; er stürmt das Gebirge, das ihm Halt gebietet, prallt
+<pb n='148'/><anchor id='Pg148'/>
+zurück von den hohen Felsen und umwirbelt sie mit wüthendem
+Geheul. Das geängstigte Meer scheint dann auf das feste Land
+sich flüchten zu wollen; mit Schaum bedeckt versuchen es seine
+Wellen, die Felsen zu erklimmen, doch sie zerschellen an dem
+harten Stein und sinken gebrochen zurück in die Tiefe. In der
+Höhlung der Grotten fangen sie sich aber ein, suchen dort einen
+Ausweg nach oben und schlagen mit solcher Gewalt gegen die
+Wölbungen an, daß das ganze Ufer erdröhnt. Da ist von Schlaf
+kaum die Rede des Nachts in dem kleinen Hause, &ndash; schlummert
+man endlich auch ein, so träumt man Schauergeschichten
+und wacht dann plötzlich auf mit Schrecken und Beklemmung.
+Staub gibt es freilich selbst dann nicht auf den Porphyrstraßen
+des Esterel, und in einem vom Strande entfernteren, mehr geschütztem
+Hause, könnte daher wohl mancher Lungenkranke im
+Frühjahr besser aufgehoben sein, als in den von Kalkstaub erfüllten
+Kurorten. Im Winter selbst wird es hier zu kalt und
+fehlen demgemäß auch die empfindlicheren Pflanzen in der Flora.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">IX.</p>
+
+<p>
+Vor Allem galt es uns von hier aus den Gipfel des Cap
+Roux, den »Grand Pic« des Esterel, zu besteigen. Gleichzeitig
+wollten wir die Grotte Sainte Beaume d'Honorat besuchen und
+frugen nach dem Wege zu derselben. Der Wirth bot uns den
+Hund als Führer an, denselben Hund, der uns am Bahnhof
+empfangen hatte. »Castor« wurde herbeigerufen. Wir hatten
+schon nähere Bekanntschaft mit ihm geschlossen, bei den Mahlzeiten
+seiner gedacht und so seine Zuneigung gewonnen. Dieser
+Hund hatte merkwürdig viel Ausdruck im Gesicht; seine Augen
+blickten so klar und treu, und wenn er uns von der Seite ansah
+und das Weiß seiner Augen sichtbar wurde, da erschienen diese
+so verständig und nachdenklich, so überlegt und klug, fast wie
+Menschenaugen. Allem Anschein nach verstand Castor den Sinn
+vieler Worte und staunten wir daher auch nicht, als der Wirth
+den Auftrag ihm ertheilte, uns nach der Beaume zu führen und
+<pb n='149'/><anchor id='Pg149'/>
+zu diesem Zwecke das Wort »Beaume« drei Mal mit Nachdruck
+wiederholte. Castor wedelte mit dem Schwanze zum Zeichen
+des Verständnisses, doch blieb er zunächst noch stehen. Ah! sagte
+der Wirth, ich habe den Lohn vergessen, den er gewohnt ist zu
+erhalten: die eine Hälfte hier, die andere an der Beaume. So
+wurden denn Cakes geholt, für welche Castor eine besondere Vorliebe
+hatte. Die eine Hälfte verzehrte er sogleich mit sichtlichem
+Behagen, die andere Hälfte nahmen wir mit auf den Weg. Wir
+brachen jetzt auf, Castor voran, die Schnelligkeit seines Ganges
+nach der unserigen richtend, häufig nach rückwärts schauend, ob
+wir ihm auch folgen. Wir streiften den Eisenbahndamm in
+westlicher Richtung und waren bald an die Mündung des Thales
+gelangt, das den Pic d'Aurelle von der Bergwand des Cap
+Roux scheidet. Das Meer dringt vor in dieses Thal, um eine
+der vielen Buchten zu bilden, die hier Calanques heißen. Eine
+Eisenbahnbrücke überspannt im Bogen die Bucht. Wir glaubten
+den Weg unter derselben einschlagen zu müssen, doch Castor
+führt uns aufwärts, und ohne auf die Eisendrähte zu achten,
+durchkreuzt er die Bahn. Wir glaubten seinem Beispiel folgen
+zu müssen, und in der That schließt ja auch beiderseits der Weg
+an den Bahndamm an. Die Drähte scheinen nur da zu sein,
+um überstiegen zu werden, nur um die Bahn im Falle eines
+Unglücks vor der Verantwortung zu schützen. Diese Einrichtung
+wiederholt sich hier längs der ganzen Bahnstrecke, zahlreiche
+Wege münden beiderseits an dieselbe, und man wird zum Uebersteigen
+der Drähte vom Bahnwärter selbst ermuthigt, wenn man
+ihn nach dem Wege frägt. &ndash; Castor führte uns am Abhang
+des Cap Roux in nordwestlicher Richtung weiter; er kehrte sich
+nicht an die vielen Wege, die steiler am Berge aufstiegen, ging
+ruhig und sicher in gerader Richtung vor sich hin. Das Thal
+wendet sich dann nach Westen, und wir folgten dem nördlichen Abhang
+des Berges. Ein gemauertes Schutzhaus steht am Wege,
+das den Forstbeamten als Zufluchtsstätte dient; nebenan entspringt
+am Berg eine Quelle. Hier bog Castor seitlich ab,
+<pb n='150'/><anchor id='Pg150'/>
+wählte den rechts aufsteigenden Pfad und führte uns jetzt steil
+in die Höhe. Zunächst war der Weg noch gut, doch nach einiger
+Zeit gelangten wir in Geröll und Felsen. Dann folgten Stufen
+im Stein; stellenweise schwebten wir über dem Abgrund, doch
+da waren eiserne Stäbe in den Fels geschlagen, an denen
+wir uns stützen konnten. Castor war augenscheinlich nicht
+schwindlig; er kletterte behende aufwärts, schaute oft an schwierigen
+Stellen sich um, als wenn er unserem Geschicke nicht ganz
+traute. Vor uns auf der Felsenkante steigen die Trümmer eines
+Thurmes auf, die Reste der früheren Einsiedelei. Ein Thorweg
+durchsetzt den Thurm; wir bleiben an dessen Eingang stehen.
+Der Blick taucht hier über die steilen Felsen in das üppige
+Thal hinab. Grüne Berge, von zackigen Porphyrmassen gekrönt,
+steigen jenseits auf; über dem Col Lèveque im Osten
+glänzen die Schneehäupter der Alpen. Und im Westen, in
+bläulichem Dunst getaucht, begrenzt das Maurengebirge den
+Horizont. &ndash; Jenseits des Thurmes ist der Eingang zur Grotte.
+Castor hatte sich vor denselben gelagert. Nicht ohne Selbstgefühl
+schaute er uns an. Er hielt es nicht einmal für nöthig mit
+dem Schweife zu wedeln, als wir ihm die Cakes überreichten.
+Er hatte sie verdient; Demuth war nicht am Platze. Wir traten
+in die Grotte ein. Rechts birgt sie eine Cisterne. Im Hintergrunde
+ist ein bescheidener Altar errichtet, und noch bescheidenere
+Standbilder der Heiligen zieren die Wände. Hier soll einst als
+Einsiedler der heilige Honoratus gelebt haben, jener Heilige, der
+um das Jahr 408 auf den Lerinischen Inseln ein berühmt gewordenes
+Kloster gründete. Zahlreiche Pilger zogen Jahrhunderte
+lang und ziehen auch jetzt noch am ersten Donnerstag
+im Mai den steilen Berg hinauf, um den Heiligen zu verehren.
+Eine Nische in der Grotte soll des Heiligen Lager gebildet
+haben. Die Pilger betrachten mit Andacht die Vertiefungen im
+Stein, die sie als Spuren deuten, welche der Körper des Heiligen
+hinterließ.
+</p>
+
+<p>
+St.&nbsp;Honoratus stammte aus dem nördlichen Gallien, wie
+<pb n='151'/><anchor id='Pg151'/>
+es heißt aus einer vornehmen Familie. Noch jung zog er sich
+in diese Einöde zurück. Sein Beispiel regte zur Nachahmung
+an. Es folgte ihm der heilige Eucharius, ein provençalischer
+Edelmann, Seigneur de Théol et de Mandelieu, der aber später
+als der heilige Honoratus der Welt entsagte. Er mag manchen
+bitteren Kummer und manche Enttäuschung zuvor erlebt haben.
+Denn, wie ich der Geschichte der Diöcese Fréjus, die der Abbé
+Disdier veröffentlicht hat, entnehme, war der heilige Eucharius
+zuvor verheirathet gewesen und besaß zwei Söhne und zwei
+Töchter. Als ihm seine Frau durch den Tod entrissen wurde,
+übergab er die Erziehung der Söhne dem heiligen Hilarius und
+zog sich zunächst auf eine der Lerinischen Inseln und dann in
+die Einsiedelei des Cap Roux zurück. Er bewohnte hier eine
+Grotte, die noch unzugänglicher, noch abgeschlossener als diejenige
+des heiligen Honoratus war. Hier »von Allen getrennt,
+der Ruhe und der Schweigsamkeit sich weihend, hatte er weder
+den Willen noch die Gelegenheit zu sündigen«. Hier verfaßte
+er auch einen begeisterten Tractat zum Lob der Einsamkeit.
+Doch sollte er sein Leben nicht in dieser Einöde beschließen.
+Abgesandte der Lyoner Gemeinde entführten ihn, um ihn als
+Erzbischof an ihre Spitze zu stellen. &ndash; Schwer fällt es heute,
+sich in den Geist jener begeisterten Asketen zu versetzen, denen
+als Ideal der Vollkommenheit nicht die Erfüllung der sittlichen
+Pflichten des Lebens, sondern der Ertödtung aller sinnlichen
+Gelüste vorschwebte. Doch damals waren die Zeiten anders,
+und es sah so traurig aus in der Welt, daß mancher an ihr
+verzweifeln konnte. Manch' edel angelegter Mensch mochte
+glauben, daß sein ethisches Ideal innerhalb einer solchen Welt
+nicht zu verwirklichen sei, und suchte es darum in der Weltentsagung.
+Solches ideale Streben, das mit dem Opfer der
+eigenen Person verbunden ist, zwingt uns Bewunderung ab;
+menschlicher muthet uns ein späterer Einsiedler vom Berge des
+Cap Roux an, Namens Laurentius Bonhomme, der dort die
+zweite Hälfte des siebenten Jahrhunderts verlebte. Er betrieb
+<pb n='152'/><anchor id='Pg152'/>
+allerhand kleines Gewerbe, war immer fleißig bei der Arbeit,
+züchtete Bienen, verwerthete deren Wachs und Honig, und das
+Geld, das er verdiente, vertheilte er unter die Armen. Er
+schloß sich von den Menschen nicht ab, wanderte auch nicht
+selten nach Fréjus, gefolgt von einem Reh. Der Bischof ließ
+sich das Reh von ihm schenken; es blieb in Fréjus zurück.
+Später nun, als Laurentius wieder einmal in Fréjus war und
+vor dem bischöflichen Palaste sich laut unterhielt, hörte das Reh
+seine Stimme, sprang aus einem Fenster des Palastes zu ihm
+hinab und leckte seine Hände. Da fühlte der Mann sich glücklich;
+er empfand
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>le bonheur du parfait solitaire</foreign>«,
+wie es in
+der Erzählung heißt. So auch war seine Einsiedelei stets von
+zahlreichen Vögeln umgeben, die er zu Zeiten der Dürre in
+den Vertiefungen der Felsen mit Wasser tränkte. Eines Tages
+überraschte er Diebe, die ihm seine Bienenstöcke geraubt hatten.
+Erschrocken sahen die Missethäter ihn nahen. Er aber trug
+ihnen auch noch die übrigen Bienenstöcke zu und rief ihnen
+nach, sie hätten die besten vergessen. Solche unerschöpfliche Güte
+rührte das Gemüth der Missethäter: sie besserten sich, so heißt
+es, von dieser Stunde.
+</p>
+
+<p>
+Wir blieben nochmals vor der Grotte stehen und verloren
+uns im Anblick dieser schönen Gegend. So mag sie auch ausgesehen
+haben vor anderthalb tausend Jahren, als der heilige
+Honoratus in dieselbe blickte. Auch damals schon glänzten die
+rothen Porphyrfelsen so feurig im Sonnenschein, und damals
+schon leuchtete der ewige Schnee so blendend weiß dort jenseits
+auf den Alpen. Auch dasselbe Bedürfniß nach Idealen ist dem
+menschlichen Geiste geblieben, nur hat sich die Form derselben
+verändert.
+</p>
+
+<p>
+Wir stiegen hinab bis zur Quelle und schlugen einen anderen
+Weg dann ein, um von Westen her den Gipfel des Berges zu
+erreichen. Wir suchten Castor zur Heimkehr zu bewegen, doch
+zog er es vor, bei uns zu bleiben. Freilich fühlte er sich nicht
+mehr verpflichtet, uns den Weg zu weisen, er ging nicht mehr
+<pb n='153'/><anchor id='Pg153'/>
+vor uns her, schweifte vielmehr ab nach allen Seiten. Oft sah
+man ihn nicht, da war er im Gebüsch, um Vögel aufzuscheuchen;
+er schaute ihnen in den Lüften nach. Einmal schien er einem
+größeren Thier nachzujagen, vielleicht einem der vielen Füchse,
+die das Esterel bewohnen.
+</p>
+
+<p>
+Auf dem Gipfel des Cap Roux, dem Grand Pic, der einst
+Vigie de Peyssarin genannt wurde, entfaltete sich vor uns ein
+Bild so herrlich, wie wir es kaum je gesehen. Der Eindruck,
+den wir empfingen, war erhaben und lieblich zugleich, malerisch
+und von mächtiger Wirkung. Während vom Mont Vinaigre
+aus unser Auge erst in der Ferne über grüne Berge das Meer
+erreichen konnte, hatten wir hier die blauen Fluthen zu unseren
+Füßen. Die grünen Abhänge des Cap Roux fallen langsam
+zum Meere ab; sie endigen in schroffen Felsen, die sich senkrecht
+in die Wellen stürzen. Dort setzen sie sich fort mit Zacken
+und Rissen, schneiden ein in das Meer mit scharfem Grat,
+fassen es in ausgehöhlte Mulden, tauchen dann wieder wie
+steinerne Riesen aus der Fluth empor. Das Wasser nimmt
+violette Töne an auf dem purpurnen Grunde: es scheint flüssiger
+Amethyst zu sein in einem Becken von Rosso antico. Um uns
+herum glühen die Felsen in hellem Sonnenschein. Gelbe und
+graue Anflüge, von Flechten erzeugt, tönen das satte Roth ab
+in unzähligen Schattirungen. Gegen diesen Vordergrund hebt
+sich die Ferne mit ganz eigenem Colorit ab; man wird völlig
+berauscht von dieser Pracht, sie klingt einem wie Musik in der
+Seele. Zunächst beachtet man kaum die Form der Gegenstände
+und läßt nur ihre Farben auf sich wirken: wie sich die Töne
+mischen und wie sie einander durchdringen, wie sie hier verschmelzen,
+dort in effectvollem Contrast von einander absetzen.
+Wie wunderbar glüht dieser braunrothe Coloß auf dem blauen
+Hintergrunde des Meeres, das hoch hinter ihm am Horizonte
+aufzusteigen scheint! Wie hebt sich dieser andere Porphyrfelsen
+von dem perlgrauen Grunde der Kalkalpen ab; dort springen
+wieder rothe Zacken vor gegen den leuchtenden Himmel, im
+<pb n='154'/><anchor id='Pg154'/>
+Osten über Nizza krönt der blendend weiße Schnee der Alpen
+wie ein silbernes Diadem das grüne Vorgebirge. Ihm wenden
+sich immer wieder von Neuem unsere Blicke zu. Unten aber
+schillert am Strande das blaue Meer in purpurnen Tönen auf
+dem rothen Grunde; fern im Süden spiegelt es die Sonne
+wider und strahlt unermeßliches Licht zurück. Eine mächtige
+Felsenmasse im Westen deckt uns das Thal von Fréjus, hinter
+ihm thürmt sich das Maurengebirge in sammetgrünen Farben
+auf. Das Auge folgt der Küste bis zu den goldenen Inseln.
+Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes
+fast in greifbarer Nähe. Die Inseln von Lerin tauchen grün
+wie Smaragde hervor aus der goldigen Fluth. Wir sehen sie
+jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe vereinigt, voran die Insel
+St.&nbsp;Honorat, dann St.&nbsp;Marguérite, und neben St.&nbsp;Honorat
+im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St.&nbsp;Féréol; dahinter
+taucht das Cap d'Antibes seine belaubten Ufer in die
+Fluthen; es springt so weit vor in die See, als wollte es dieses
+eine Meer in zwei Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges,
+der breiten Engelsbucht, glänzt das weiße Nizza im Halbkreis
+an grünen Hügelketten, und dann erheben sich Berge hinter
+Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der Küste verschwimmen.
+</p>
+
+<p>
+Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnüffelt
+sorgsam die Steine, auf welchen, den Ueberresten nach
+zu schließen, von früheren Touristen manches Frühstück verzehrt
+worden ist. Sicherlich strengt er seine Einbildungskraft an,
+um die einzelnen »Menus« zu reconstruiren, &ndash; dann gähnt er
+zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schläft. &ndash; Stunden
+vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">X.</p>
+
+<p>
+Den Pic d'Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn,
+unseren nächsten Nachbar. Wir mußten denselben besteigen, wäre es
+auch nur jenem Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen
+<pb n='155'/><anchor id='Pg155'/>
+führt. Was für ein Aurelius das ist, dessen Name durch jenen
+Fels wie durch die alte römische Straße verewigt wird, das
+läßt sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die Wahrscheinlichkeit
+spricht für Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
+dieser großen Straße entwarf und deren Bau auch, von Rom
+aus, im Jahre 241 vor Christus begann. Die Straße soll er
+aber nur eine kurze Strecke weit ausgebaut haben; sie wurde
+dann von Aurelius Scaurus über Pisa und Savona fortgesetzt,
+von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles geführt.
+</p>
+
+<p>
+Wir stiegen vom Hôtel geradeaus in die Höhe, überschritten
+in gewohnter Weise den Bahnkörper und erreichten bald einen
+breiten Weg, der in westlicher Richtung den Berg umkreist.
+Diesem Weg mußten wir längere Zeit folgen, immer das grüne
+Thal vor Augen, das den Pic d'Aurelle vom Cap Roux trennt.
+An dem nördlichen Abhang des Cap Roux profiliren sich scharf
+die dunkelrothen Felsen, und deutlich ragt aus denselben der
+Thurm hervor, der vor der Grotte des heiligen Honoratus wacht.
+ &ndash; Wir wählen den ersten Fußweg, der jetzt bergauf am Pic
+d'Aurelle sich wendet. Der Berg ist nur etwa 300 Meter hoch,
+läßt sich somit ohne Anstrengung besteigen. Der Blick von
+demselben ist jenem vom Gipfel des Cap Roux ähnlich, doch
+entsprechend eingeschränkt. Denn das Cap Roux deckt die ganze
+Küste im Westen, und nur das Thal an seinem nördlichen Abhang
+gestattet einen Durchblick bis zum Maurengebirge.
+Da sieht man im Thale des Argens auch Fréjus liegen und
+begreift es nun wohl, warum die Römer zunächst dieses Thal
+erwählten, um ihre Straße von der Küste nach Forum Julii
+zu führen. In östlicher Richtung schweift auch vom Pic d'Aurelle
+das Auge unbegrenzt über die schneebedeckten Alpen und die
+weite Küste. Die nackten Porphyrfelsen, die den Gipfel des
+Berges bilden, tief zerklüftet, gleichen den Ruinen einer
+Titanenburg. Mit Vorsicht nur darf man den Felsenrändern
+sich nähern, denn ganz unvermittelt fallen sie ab in die Tiefe.
+</p>
+
+<p>
+Jede Wanderung im Esterel bot uns neue Reize. Mit
+<pb n='156'/><anchor id='Pg156'/>
+seinem gepflegten Walde und seinen sorgsam unterhaltenen
+Wegen gleicht dieses Gebirge einem großen Parke, in welchem
+mit Kunstsinn, Geschmack und unerhörter Kraft die Natur mächtige
+Felsmassen zum Schmuck vertheilt hätte.
+</p>
+
+<p>
+Castor ist unser Freund, und ungeachtet ihn Fernsichten
+nicht fesseln, begleitet er uns doch auf allen unseren Ausflügen;
+auch den Pic d'Aurelle hatte er mit uns bestiegen.
+</p>
+
+<p>
+Ein Weg führt an unserem Hôtel vorbei und setzt sich in
+westlicher Richtung fort bis nach Agay. Auf ihm pflegen wir
+oft zu wandern. Er folgt allen Windungen der Küste. Zerfallene
+Häuser stehen an demselben. Sie bargen einst die Arbeiter,
+die beim Bau der Bahn beschäftigt waren. Ein hartes Stück
+Arbeit, da die ganze Strecke hier aus dem Porphyr gesprengt
+werden mußte. Die verlassenen Häuser ließ man in Wind und
+Wetter zusammenstürzen. Der an das Hôtel zunächst grenzende
+Strand ist wiederum Aurelius zu Ehren, »plage d'Aurelle«
+benannt. Hier war es, wo die alte römische Straße den Strand
+verließ, um landeinwärts hinter dem Cap Roux im Thale aufzusteigen.
+Jenseits der Bucht, in welche dieses Thal mündet,
+kann man vom Wege aus nach Agay schon die ganze Schneekette
+der Alpen überblicken. Hier verlassen wir den betretenen
+Weg, um an dem Ufer selbst unsere Wanderung fortzusetzen.
+Da geht es bergauf und bergab nicht ohne Hindernisse. Einmal
+erklimmen wir einen steilen Fels, dann steigen wir wieder
+bis zum Meer hinab. Leise Wellen schlagen an das Ufer, kaum
+umfranst von leichtem Schaum. Durch die krystallhelle Fluth dringt
+unser Auge bis auf den tiefen Grund. Es sieht dort in purpurnen
+Mulden räthselhafte Dinge liegen, die in bunten Farben gleich
+Edelsteinen funkeln. Die provençalische Sonne übergießt uns
+mit ihrem Glanz; auch das Meer und die Felsen strahlen uns
+Licht entgegen. Die ganze Luft zittert über dem erhitzten Boden.
+Alles leuchtet und flimmert um uns her; die Ferne schwindet
+in goldigem Nebel, und der weiße Schnee der Alpen scheint
+wie über Abgründen zu schweben.
+</p>
+<pb n='157'/><anchor id='Pg157'/>
+<p>
+Wie kommt es nur, daß sie so rein und so klar sind, diese
+herrlichen Fluthen des Mittelmeeres? tragen doch Flüsse und
+Bäche fort und fort Schlamm und Erde dem Meere zu; nagen
+doch seine Wellen unaufhörlich an dem weit ausgedehnten Ufer.
+Die Klarheit des Seewassers wird durch seinen Salzgehalt bedingt.
+Trübes Flußwasser, sich selbst überlassen, braucht sehr
+lange Zeit, um sich zu klären, doch genügt es, eine Spur Kochsalz
+hinzuzufügen, damit diese Klärung äußerst rasch erfolge.
+Je mehr Salz das Seewasser enthält, um so blauer pflegt es
+auch zu erscheinen, daher das salzreiche Mittelmeer durch die
+Intensität seiner Färbung ausgezeichnet ist. In vierhundert
+Meter Tiefe erlöschen die letzten Strahlen des Lichtes, welches
+in das Seewasser dringt. Weiter hinab herrscht ewige Dunkelheit.
+Die verschiedenartigen Strahlen, welche das weiße Sonnenlicht
+zusammensetzen, und die unser Auge als verschiedene Farben
+empfindet, werden nicht gleich schnell im Meere resorbirt. In
+zwei Meter Tiefe ist schon die Hälfte der rothen und ein
+Drittel der orangegelben Strahlen verschwunden; das Licht, das
+tiefer dringt, ist jetzt nicht mehr weiß, es ist vorherrschend grün
+und blau geworden. Das bedingt die Färbung des Meeres.
+Da der Salzgehalt des Wassers auf den Vorgang der Strahlenabsorption
+einen Einfluß übt, so beeinflußt er auch die Farbeneffecte.
+Die glatte Meeresfläche wirft das meiste Licht unverändert
+zurück. Spiegelt sich in ihr die Sonne, so leuchtet sie
+daher in deren Glanz, während sie der Abendhimmel in Purpurtönen
+färbt. Von den aufsteigenden Wellen der bewegten See
+wird dagegen nur wenig Licht zurückgeworfen, daher uns das
+Meer dann besonders dunkel erscheint.
+</p>
+
+<p>
+Doch es gilt Abschied von Le Trayas zu nehmen. Castor
+begleitet uns zur Bahn. Wir streicheln ihn vor der Trennung.
+Er sieht lange dem Eisenbahnzuge nach, der uns davonträgt.
+Sein Blick trübt sich &ndash; fast scheint es uns, er habe Thränen
+in den Augen.
+</p>
+<pb n='158'/><anchor id='Pg158'/>
+
+<p rend="text-align:center">XI.</p>
+
+<p>
+Bald lag das Esterelgebirge hinter uns im Westen, und
+wir fuhren in sanftem Aufstieg dem Norden zu. Der Schienenweg
+führte im Thal der Siagne an Feldern von Rosen und
+Jonquillen, von Veilchen und von Jasmin vorbei; dann folgte
+er wieder grauen Olivenhainen. So erreichten wir Grasse, eine
+Stadt in mittelalterlichem Gewande. Sie klettert empor an den
+letzten Ausläufern der Alpen. In Windungen führen die Straßen
+in die Höhe; steile Treppen kürzen die Wege ab, Gewölbpfeiler
+verbinden in engen Gassen die gegenüberliegenden Häuser, damit
+sie den steilen Abhang nicht abwärts gleiten. Es drängen
+sich in solchen Gassen die Menschen an einander vorbei; stellenweise
+stockt der Verkehr. Der moderne Inhalt der Schaufenster
+an den Läden paßt nicht zu der alten Umrahmung. Manchem
+Hausgang entweicht ein fettiger Dampf, gewürzt mit Zwiebel
+und Knoblauch. Da gibt es Fritturen, unverfälschte mediterrane
+Wohlgerüche. Doch mit jenem Oelduft mischt sich ein anderes
+durchdringendes Parfüm, das an freieren Orten allein zur Geltung
+gelangt; es kommt vom Santalholz, das aufgeschichtet in den
+Parfümfabriken liegt. Seine Verarbeitung hat jetzt begonnen.
+</p>
+
+<p>
+Grasse ist sehr alten Ursprungs, wurde aber zu wiederholten
+Malen vollständig zerstört. Sein Wiederaufbau im sechsten
+Jahrhundert soll eigenartiger Weise erfolgt sein durch Juden.
+Es waren, so heißt es, Nachkommen jener Juden, die Tiberius
+gegen das Jahr&nbsp;19 unserer Zeitrechnung aus Rom vertrieb.
+Während der Judenverfolgung, die im sechsten Jahrhundert in
+der Provence ausbrach, gingen diese Juden zum Christenthum
+über und erhielten die Ruinen der alten römischen Stadt dafür
+zum Lohn. Sie sind es, die ihr den Namen »Gratia« gaben.
+Das Stadtwappen von Grasse führt ein silbernes Osterlamm
+in azurnem Feld; man sucht dies in Verbindung zu bringen
+mit der einstigen Bekehrung seiner Wiedererbauer.
+</p>
+
+<p>
+Wir finden Grasse nicht schön, und auch der Ausblick von
+<pb n='159'/><anchor id='Pg159'/>
+seinen Plätzen und Gärten in das ferne Meer entzückt uns nicht.
+Bilden doch den Vordergrund jenseits der Hügel steife und
+nüchterne Kasernen, die jedes ästhetische Empfinden stören. Doch
+anmuthig ist der Blick auf Grasse selbst, vom Garten des Grand
+Hôtel, den man auf der neuen Avenue Thiers, oberhalb der
+Stadt, in zwanzig Minuten erreicht. Die Agaven und Palmen
+des Gartens rahmen da die alte Stadt in wirksamer Weise ein;
+sie verdecken die unschönen neuen Gebäude und zeigen nur die
+eckigen alten Thürme und Häuser, die sich über und durch einander
+an den Abhang drängen.
+</p>
+
+<p>
+Das, was uns nach Grasse geführt hatte, war aber auch
+nicht die Hoffnung, die zuvor empfangenen Natureindrücke zu
+steigern, vielmehr der Wunsch, einen Einblick in die hier blühende
+Parfümherstellung zu gewinnen. Seit mehr als hundertundfünfzig
+Jahren ist Grasse in dieser Richtung berühmt, und
+selbst weiter noch reichen seine Erfolge auf diesem Gebiete zurück.
+Man zeigt uns das Haus, in welchem ein Sieur Tombarelli
+aus Florenz schon in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
+ein Laboratorium für Parfümerien eingerichtet hatte.
+Heute ist Grasse zu einem der Hauptorte europäischer Parfümfabrikation
+geworden. Es stellt aber nicht die fertigen Parfüms
+her, so wie sie schließlich als sogenannte »Bouquets« zur Verwendung
+kommen, sondern die ersten Erzeugnisse für dieselben.
+Aus diesen einfachen Bestandtheilen mischen die eigentlichen
+Parfümisten erst jene verschiedenen Bouquets zusammen, wie sie
+eben die Mode vorschreibt oder der Geschmack der Zeit verlangt.
+Grasse entnimmt seine Wohlgerüche fast ausschließlich dem Pflanzenreich.
+Thatsächlich sind auch die meisten natürlichen Parfüms
+pflanzlichen Ursprungs, nur Moschus, Ambra, Bibergeil und
+Zibeth entstammen dem Thierreich. Neuerdings beginnt jedoch
+die chemische Industrie wirksam in das Parfümgeschäft einzugreifen,
+indem sie die wohlriechenden Stoffe in chemisch reinem
+Zustande darstellt. Im Besonderen ist es gelungen, das Cumarin,
+jenen Stoff, der den Geruch des frischen Heues bestimmt, aus
+<pb n='160'/><anchor id='Pg160'/>
+Salicylaldehyd zu erzeugen. Das Verfahren ist ziemlich umständlich,
+der aromatisch riechende Körper, den man in
+farblosen, glänzenden Krystallen erhält, aber durchaus übereinstimmend
+mit demjenigen, den die Tonkabohnen, die Samen des
+Tonkabaumes
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Dipterix odorata</name>)
+von Guyana und auch die
+Stengel der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Liatris odoratissima</name>,
+einer in Florida wachsenden
+Composite, die zum Parfümiren des Tabaks und der Cigarren
+benutzt wird, enthalten. Mit etwa zwanzig Gramm künstlichen
+Cumarins erreicht man heute in der Parfümerie ebenso viel, wie
+mit einem Kilogramm Tonkabohnen. Ebenso verhält es sich mit
+dem natürlichen Wintergrünöl, das aus dem nordamerikanischen,
+zu den Heidengewächsen gehörenden Theebeerenstrauch
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Gaultheria
+procumbens</name>) gewonnen wird, und das jetzt vollständig durch
+künstlich erzeugten Salicylsäure-Methylester ersetzt ist. Nur unvollkommen
+gelang es hingegen bis jetzt, das in der Parfümerie
+vielbenutzte Bittermandelöl durch das künstliche Benzaldehyd zu
+verdrängen. Sehr großen Erfolg hat die Chemie mit dem
+Vanillin erzielt, das aus dem Saft des jungen, noch in Entwickelung
+begriffenen Holzes der Nadelbäume (Coniferen), doch
+auch aus dem im Nelkenöl enthaltenen Eugenol und verschiedenen
+anderen Körpern dargestellt wird. Da die Früchte der Vanille
+im besten Falle anderthalb bis zwei Procent Vanillin enthalten,
+so ist mit zwanzig bis fünfundzwanzig Gramm Vanillin in der
+Parfümerie reichlich derselbe Effect wie mit einem Kilo Vanille
+zu erreichen. Künstliches Heliotropin wird jetzt aus Safrol,
+dieses selbst aus japanischem Camphoröl dargestellt, außerdem
+aus Steinkohlentheer-Derivaten. Da aus den Blüthen des
+Heliotrops
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Heliotropium peruvianum</name>
+und <name type='taxonomic' rend='antiqua'>grandiflorum</name>) nur
+äußerst wenig Parfüm sich gewinnen läßt, so ist dieser Ersatz
+sehr willkommen. Den Maiglöckchen ist ihr zarter Duft überhaupt
+nicht abzugewinnen, daher für die Parfümerie sehr wichtig, daß
+jetzt ein ähnlich riechender Körper sich aus dem Terpineol gewinnen
+läßt. Allgemein kommt jetzt auch krystallinisches Thymol, das
+aber nicht aus dem Thymian, sondern aus dem Samen des
+<pb n='161'/><anchor id='Pg161'/>
+ostindischen Doldengewächses
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ptychotis Ajowan</name> abdestillirt wird,
+zur Verwendung, desgleichen Menthol, welches zwar in der
+eigentlichen Parfümerie keine Rolle spielt, doch zur Darstellung
+von Migränestiften und auch von Schnupfpulver dient. Neuerdings
+werden zwei gleich zusammengesetzte Körper: das
+<name rend='antiqua'>Iron</name>
+und <name rend='antiqua'>Jonon</name>,
+deren Aroma mit demjenigen der Veilchenblüthen
+fast völlig übereinstimmt, künstlich erzeugt. Es genügt, ein mit
+diesen Körpern erfülltes Proberöhrchen zu öffnen, damit ein
+ganzes Zimmer mit Veilchenduft erfüllt werde. Merkwürdiger
+Weise riechen diese Körper nicht zu allen Zeiten gleich stark,
+und ähnliche Schwankungen im Duft zeigen auch frische Veilchen.
+Das Iron gewinnt man aus der sogenannten Veilchenwurzel,
+das heißt aus dem Wurzelstock von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Iris florentina</name>, doch es
+kommt sehr theuer zu stehen, da 100 Kilo Iris-Wurzelstock nur
+8 bis 30 Gramm Iron ergeben. Um so werthvoller für die
+Parfümerie ist es, daß die Darstellung des Jonons aus Citral,
+einem im Citronenöl enthaltenen Körper gelang. &ndash; Vor Kurzem
+kam zu diesem Allen noch die künstliche Darstellung des Orangenblüthenöls
+hinzu. Auch den Moschus, der von den männlichen
+Moschusthieren stammt, hat man versucht, durch das künstlich
+erzeugte
+<name rend='antiqua'>Musc Baur</name> oder
+<name rend='antiqua'>Tonquinol</name> zu ersetzen, und es verbreitet
+sich dieses Product immer mehr.
+</p>
+
+<p>
+Sehr werthvolle Parfüms werden uns auch aus wärmeren
+Himmelsstrichen zugeführt, so von Alters her die Balsame und
+in neuerer Zeit das Ylang-Ylang, welches aus den Blüthen
+eines zu den Anonaceen gehörenden, in Südasien cultivirten
+Baumes, <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cananga odorata</name>, gewonnen wird. Der Hauptsache
+nach bleibt es aber Südeuropa, dem die Parfümisten ihre besten
+Wohlgerüche verdanken. &ndash; Die meisten pflanzlichen Parfüms
+werden als ätherische Oele gewonnen, Oele, die im Gegensatz zu
+den fetten Oelen flüchtig sind und auf Papier einen durchscheinenden
+Fleck bilden, der bald wieder schwindet. Aetherische
+Oele werden von den Thieren nicht erzeugt. Bei den Pflanzen
+sind es ganz vornehmlich die Blüthen, welche den Riechstoff
+<pb n='162'/><anchor id='Pg162'/>
+enthalten. Dort wirken ja Wohlgeruch und Farbe zusammen,
+um jene Thiere anzulocken, die den Blüthenstaub von Blüthe zu
+Blüthe übertragen sollen. Doch kann die duftende Substanz
+auch in der Wurzel der Pflanze angesammelt sein, so das
+Opoponax, ein Gummiharz des kleinasiatischen Doldengewächses
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Opoponax Chironium</name>,
+oder es ist in dem Wurzelstock der
+Pflanze vertreten, so bei der »Veilchenwurzel« und dem Vetiver,
+welches letztere den Wurzelstock des ostindischen Grases
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Andropogon
+muricatus</name> bildet. Auch das Holz der Stämme kann mit
+Parfüm beladen sein, so das Holz der balsamliefernden Bäume,
+oder das des ostindischen Santalbaumes
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Santalum album</name>).
+Die Stammrinde führt das Parfüm beim Zimmtbaum
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cinnamomum
+ceylanicum</name>). In anderen Fällen sind es wieder die
+Blätter, die am stärksten duften, so bei unserer Pfeffermünze
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mentha piperita</name>) oder Melisse (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Melissa officinalis</name>) und dem
+indisch-malayischen Patchuli
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pogostemon Patchuly</name>); endlich
+können auch Früchte und Samen den Riechstoff enthalten, so bei
+der Vanille oder dem Kümmel.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">XII.</p>
+
+<p>
+Wir hatten uns mit den nöthigen Empfehlungen versehen
+und durften einige der größten Parfümfabriken von Grasse besichtigen.
+Das angewandte Verfahren blieb in der Hauptsache
+überall dasselbe. Ist der wohlriechende Stoff in bedeutender
+Menge in einem Pflanzentheil vertreten und in größeren Drüsen
+dort eingeschlossen, so kann er durch Auspressen befreit werden.
+In anderen Fällen wird er durch Destillation aus den Pflanzentheilen
+gewonnen, vorausgesetzt freilich, daß er bei der Erwärmung
+nicht leidet. Wo er in sehr geringen Mengen vorhanden
+ist, wird er von warmen oder kalten Fetten, in denen
+er löslich ist, aufgenommen und dann mit Alkohol denselben
+entzogen.
+</p>
+
+<p>
+Als wir in Grasse eintrafen, ging dort die Veilchenernte
+zu Ende, während die Jonquillen in voller Blüthe standen. Die
+<pb n='163'/><anchor id='Pg163'/>
+Veilchen enthalten nur Spuren des wohlriechenden Stoffes, so
+wenig, daß man auf die Behandlung der Blüthen mit Fett angewiesen
+ist. Im Allgemeinen wird dabei das Macerationsverfahren
+angewandt. Das Fett muß sehr rein sein, und wir
+konnten feststellen, daß die Fabriken selbst es aus frisch geschlachteten
+Thieren gewinnen. Dann wird es geschmolzen und
+durch entsprechende Behandlung mit Kochsalz und Alaun, durch
+Waschen, Abschäumen und Seihen durch feine Leinwand gereinigt.
+So nur bleibt es geruchlos und gewinnt eine Haltbarkeit, die
+man oft durch Zusatz von Benzoë, auch wohl von Borsäure zu
+erhöhen sucht. Für Salben kommen auch feine Oele, besonders
+Olivenöl und Mandelöl, seltener Ricinusöl, in Betracht.
+</p>
+
+<p>
+Die Veilchen, die für die Parfümfabrik bestimmt sind,
+dürfen nicht naß sein, wenn man sie sammelt. Diese Regel
+gilt auch für alle anderen Pflanzen, die mit Fett behandelt
+werden sollen. Man pflückt die Veilchen früh am Morgen, sobald
+der Thau verschwunden ist, bevor die Sonne Zeit hatte,
+stärker einzuwirken. Gleich nach dem Einsammeln gelangen sie
+in die Fabrik und werden in erwärmtes Fett geschüttet, das
+man flüssig bei 40&ndash;50 Grad Celsius erhält. Nach einer entsprechend
+langen Einwirkung filtrirt man es von den Veilchen
+ab und versetzt es mit frischen Blumen. Das wiederholt man
+so lange, bis das Fett mit Veilchenduft gesättigt ist. So erhält
+man Veilchenpomade, deren Geruch völlig dem der Veilchen
+gleicht, und der man den duftenden Stoff durch Weingeist oder
+durch sehr gut gereinigten, geruchlosen Kornbranntwein entzieht,
+mit dem man sie schüttelt. Da sehr große Mengen Veilchen
+nöthig sind, um eine stark riechende Essenz zu gewinnen, so hat
+man von jeher schon nach einem Ersatz für Veilchen gesucht.
+Daher die »Veilchenwurz« statt Veilchen in Sachets so allgemeine
+Verwendung findet. Geschälte und getrocknete Stücke des
+nämlichen Wurzelstockes von Iris wurden auch, wie Plinius erzählt,
+schon zu römischen Zeiten den zahnenden Kindern um den
+Hals gehängt, so wie es noch heute geschieht.
+</p>
+<pb n='164'/><anchor id='Pg164'/>
+<p>
+Jetzt wo das Jonon entdeckt ist, dürften aus der Gegend
+von Grasse die Veilchenfelder verschwinden.
+</p>
+
+<p>
+ Der stark duftenden gelben Jonquille
+ (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Narcissus Jonquilla</name>)
+wird das Aroma ebenfalls durch Fett entzogen, doch in anderer
+Weise, nach einem Verfahren, das man als »Enfleurage« bezeichnet.
+Wir fanden ganze Räume in den Fabriken mit aufeinander
+gelagerten viereckigen Holzrahmen erfüllt. In jeden
+derselben ist eine Glasscheibe gefaßt, die einseitig mit Fett überzogen
+wird, doch so, daß es nur eine ganz dünne Schicht auf
+dem Glase bildet. Auf dieses Fett legt man die Jonquillen und
+läßt sie so lange mit ihm in Berührung, bis aller Duft extrahirt
+ist. Das dichte Zusammenschließen der aufeinander gelegten
+Rahmen verhindert ein Entweichen desselben in die Umgebung.
+Die Blüthen werden auch hier wiederholt erneuert, bis
+schließlich die Pomade fertig ist, aus der man dann mit Weingeist
+den Jonquillen-Extract herstellt.
+</p>
+
+<p>
+Da die Jonquillen nicht in größeren Mengen bei Grasse
+angepflanzt werden, stockte die Arbeit mit frischen Blumen zur
+Zeit in den Fabriken. Die Orangenblüthen, die Rosen, Heliotrop
+und Reseda kommen erst im Mai, daher man jetzt das Santalholz
+in Angriff genommen hatte. Wir sahen große Massen
+dieses kostbaren braunen Holzes in den Lagerräumen aufgespeichert.
+Es steht hoch im Preise, denn auch in seiner ostindischen
+Heimath wird es sehr geschätzt. Man verfertigt dort kunstvoll
+geschnitzte Möbel, vor Allem aber Schreine aus Santalholz.
+Denn sein Duft hält die Insekten fern und verscheucht selbst die
+weiße, Alles zerstörende Ameise. Die Buddhisten verbrennen
+große Mengen Santalholz als Räucherwerk, und stellenweise
+sind die Santalbäume in Folge dessen ganz ausgerottet worden.
+In den Fabriken wird das Santalöl durch die Destillation des
+zerkleinerten Holzes mit Wasser gewonnen. Das Oel geht mit
+dem Wasserdampf aus der Blase des Destillationsapparates in
+den Kühler über und fließt mit dem Wasser zusammen in die
+Vorlage. Aus fünfzig Kilogramm Holz wird annähernd ein
+<pb n='165'/><anchor id='Pg165'/>
+Kilogramm Oel gewonnen, das dementsprechend theuer ist und
+nur für feine Parfüms Verwendung findet.
+</p>
+
+<p>
+Im Mai füllen Orangenblüthen die Stadt Grasse mit ihrem
+betäubenden Dufte. Zwei bis dreimal hunderttausend Kilogramm
+Blüthen des bitterfrüchtigen Orangenbaumes werden
+hier für Parfüms verarbeitet. Die Blüthen riechen lieblicher
+und stärker als die der süßfrüchtigen Art und werden daher fast
+ausschließlich verwandt. Ein Baum von zwanzig bis dreißig
+Jahren liefert fünfzehn bis zwanzig Kilogramm Blüthen. Aus
+hundert Kilogramm werden durch Destillation etwa vierzig
+Kilogramm Orangenblüthenwasser und etwa hundert Gramm
+Orangenblüthenöl oder Neroliöl gewonnen. Völlig unverändert
+gibt die Orangenblüthe bei dem Macerationsverfahren oder bei
+der Enfleurage ihren Duft an das Fett ab. So erhält man die
+Orangenblüthenpomade und, nach Behandlung derselben mit
+Weingeist, die Orangenblüthenessenz. Das Orangenblüthenöl,
+sowie die Orangenblüthenessenz, sind immer noch theuer, weil
+ihre Herstellung große Mengen von Blüthen verlangt. Die
+Preise werden freilich jetzt auch auf diesem Gebiete, wie auf
+so vielen anderen, durch Ueberproduction gedrückt. Es stellen
+sich daher Zeichen der Entmuthigung unter den Producenten ein,
+welche die Parfümfabriken versorgen. Wie wird es jetzt erst
+werden, wo das künstliche Neroliöl angekündigt ist. Wohl möglich,
+daß überhaupt an manchen Orten der Riviera mit der Zeit
+die Cultur der Parfümerie-Pflanzen ganz aufgegeben wird. Doch
+auch die Zucht von Blumen für den Versand weist schon Ueberfluß
+der Erzeugung auf. Als der Bedarf nach solchen Blumen
+stieg, beeilten sich die Landbesitzer, ihre Olivenbäume zu fällen
+und Blüthenpflanzungen an deren Stelle anzulegen; jetzt wissen
+sie kaum, wo sie ihre Blüthen unterbringen sollen. Die hohe
+Temperatur förderte zudem im letzten Frühjahr die rasche Entwickelung
+der Pflanzen, und so kam es, daß man auf den
+Märkten der Städte zu einem kaum nennenswerthen Preise, sich
+mit großen Sträußen der herrlichsten Blumen beladen konnte.
+</p>
+<pb n='166'/><anchor id='Pg166'/>
+<p>
+Wesentlich billiger als Neroliöl ist begreiflicher Weise das
+durch Destillation der Blätter oder unreifen Früchte des
+bitterfrüchtigen Orangenbaumes gewonnene Petitgrainöl. Es
+steht an Zartheit des Duftes dem Neroliöl aber bedeutend nach.
+Das aus den Blüthen der
+<emph rend='gesperrt'>süßen</emph> Orange hergestellte Parfüm
+zeichnet sich wiederum durch besondere Eigenschaften aus und
+wird als Neroli-Portugalöl bezeichnet. &ndash; Das den frischen
+Schalen reifer Früchte des süßfrüchtigen Orangenbaumes entstammende
+Pomeranzenöl wird im Winter gewonnen. Wie viel
+ätherisches Oel in den Orangenschalen vorhanden ist, davon
+kann man sich überzeugen, wenn man eine solche Schale in der
+Nähe einer Flamme zusammendrückt. Das leicht entzündliche
+Oel sprüht dann entbrennend aus den Drüsen hervor. Die
+Oeldrüsen in der Schale erkennt man schon mit dem bloßen
+Auge.
+</p>
+
+<p>
+In der Parfümerie findet nur das Oel der süßen, nicht der
+bitteren Orangenschalen Verwendung. Das Verfahren bei der
+Gewinnung im Großen ist das der Pressung. Entweder kommt
+die Schwammmethode in Anwendung, wobei der Arbeiter die
+Schalen, die er langsam unter Druck zwischen den Fingern
+durchrollt, gegen einen Schwamm preßt; oder das Verfahren
+der sogenannten Ecuelle, wobei die Frucht unter beständigem
+Drehen gegen die Innenfläche eines flachen Trichters, der zahlreiche
+Nadeln entspringen, gedrückt wird. Das gewonnene Oel
+preßt man im ersten Falle aus dem Schwamme heraus, im
+zweiten fließt es von selbst durch die Oeffnung des Trichters
+ab. In ganz entsprechender Weise gewinnt man auch feines
+Bergamottöl aus den reifen Früchten des Bergamottcitronenbaumes
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Citrus Bergamia</name>).
+Das weniger feine Bergamottöl
+befreit man hingegen aus den Früchten durch Destillation.
+Feines Bergamottöl wird in der Parfümerie sehr geschätzt; die
+Riviera erzeugt es nur in geringer Menge; es kommt vornehmlich
+aus Reggio und Messina.
+</p>
+
+<p>
+Dies sind im Allgemeinen die Darstellungsarten, die bei
+<pb n='167'/><anchor id='Pg167'/>
+der Gewinnung der Riechstoffe in Anwendung kommen. Das
+Verfahren wird freilich im Einzelnen abgeändert. So schüttet
+man oft die Blumen nicht unmittelbar in das geschmolzene
+Fett, hängt sie vielmehr in Drahtkörben in die Gefäße, durch
+die man warmes Fett fließen läßt. Es kann andererseits auch
+erwünscht sein, daß die Blüthen nicht unmittelbar mit dem Fett
+in Berührung kommen, weil Letzteres nicht allein den Riechstoff,
+sondern auch andere Substanzen aus den Blüthen aufnimmt.
+Dann werden die Glasscheiben durch verzinnte Drahtnetze in
+den Holzrahmen ersetzt. Auf ein solches Drahtnetz werden die
+Blüthen gestreut, das nächste erhält das Fett, und so immer
+abwechselnd. Das Fett wird in diesem Fall zu nudelartigen
+Fäden ausgearbeitet, um möglichst viel Oberfläche zu gewinnen.
+Die Rahmen schiebt man in einen Schrank, in welchem Blasebälge
+die Luft in langsamer Bewegung erhalten. So streicht
+der Duft an den feinen Fettfäden vorüber und wird von ihnen
+absorbirt. Die Blüthen auf den Rahmen ersetzt man nach Bedarf
+durch neue. &ndash; Soll der wohlriechende Stoff durch ein Oel
+aufgenommen werden, so wirft man die Pflanzentheile in dasselbe
+hinein oder hängt sie in Tüchern in das Oel, oder breitet
+sie endlich auf Tüchern aus, die mit Oel getränkt sind: so erhält
+man die »<foreign lang='fr' rend='antiqua'>huiles antiques</foreign>«.
+Von großer Bedeutung ist für die
+Parfümindustrie das nachträgliche Reinigen ihrer Essenzen, was
+meist durch wiederholte Destillation geschieht. Viel Umsicht
+und Erfahrung sind nöthig, damit der Duft bei der Reinigung
+nicht leide.
+</p>
+
+<p>
+Es sieht übrigens aus, als wenn der bisherigen Gewinnungsweise
+des Parfüms eine Umwandlung oder doch zum Mindesten
+eine Erweiterung bevorstehen sollte. Der Petroleumäther scheint
+berufen, mehr oder weniger die Fette zu verdrängen. Neue
+Fabriken werden auf dieses Verfahren bereits eingerichtet. Der
+Petroleumäther entzieht der Pflanze im Wesentlichen nur das
+Parfüm. Da er leicht siedet, läßt er sich außerdem unschwer
+von dem Parfüm dann trennen. Ein Kilo Essenz bedeutet aber
+<pb n='168'/><anchor id='Pg168'/>
+mehr als hundert Kilo der jetzigen Pomade. Die Zukunft muß
+zeigen, ob die Benutzung des Petroleumäthers wirklich in allen
+Fällen zulässig ist.
+</p>
+
+<p>
+Die Möglichkeit, den Pflanzen ihren Wohlgeruch durch Fett
+zu entziehen, gestattet es auch im Kleinen, die feinste Pomade aus
+Pflanzen, die sonst vielleicht nutzlos im Garten verblühen würden,
+herzustellen. Möglichst reines Fett, das man auf eine Scheibe
+streicht, und ein gut verschließbarer Kasten, in den man die
+Scheibe legt, reichen aus, um den Erfolg zu sichern. Man muß
+die Blüthen, mit den Kronen abwärts gekehrt, auf das Fett
+lagern, den Kasten dann verschließen und die Blüthen erneuern,
+bevor sie welk geworden. Der Name Pomade oder vielmehr
+Pommade rührt von Apfel
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>pomme</foreign>«
+her und war dadurch
+veranlaßt, daß man früher Aepfel zur Herstellung solcher
+duftender Fette verwandte. Ein Apfel wurde mit wohlriechenden
+Gewürzen, vornehmlich mit Nelken, gespickt und, nachdem er
+einige Tage an der Luft gelegen, in Fett eingeschmolzen.
+Erschien das Fett durch den ersten Apfel nicht ausreichend
+parfümirt, so ließ man ihm einen zweiten folgen.
+</p>
+
+<p>
+Man sieht um Grasse viel Rosen, die für die Parfümfabriken
+gezogen werden. Es sind das nicht solche, wie sie im
+Winter versandt, die Blumenläden ganz Europas jetzt schmücken,
+vielmehr Centifolien und Damascenerrosen. Man pflückt die
+im Oeffnen begriffenen Blüthen am Morgen, sobald der Thau
+verschwindet. Die Erntezeit fällt in den Mai und Juni. Jeder
+Rosenstock liefert in Grasse durchschnittlich zwei bis dreihundert
+Gramm Blüthen, doch tausend Kilogramm ergeben kaum hundertundfünfzig
+Gramm Rosenöl. Da darf man sich nicht wundern,
+daß ein Kilogramm Rosenöl über tausend Francs kostet. Das
+Rosenöl wird durch Destillation der Blumenblätter der Rose
+mit Wasser oder Wasserdampf gewonnen; es sammelt sich auf
+der Oberfläche des Destillates allmälig an. Das Rosenwasser
+ist das unmittelbare Product der Destillation einer bestimmten
+Menge von Rosenblumenblättern mit Wasser. Die ätherischen
+<pb n='169'/><anchor id='Pg169'/>
+Oele sind zwar fast unlöslich in Wasser, immerhin nimmt dieses
+hinlänglich viel von den Oelen auf, um nach ihnen zu duften.
+So verhält es sich beim Rosenwasser, dem Orangenblüthenwasser
+und sonstigen aromatischen Wässern. Die Rosen von
+Grasse werden mehr zur Herstellung von Rosenpomade, als von
+Rosenöl und Rosenwasser verwandt. Die durch Maceration
+von Rosenblumenblättern in Fett erhaltene Pomade besitzt den
+unveränderten Duft der Rose, während der Wohlgeruch des
+Rosenöls von demjenigen der frischen Blumen etwas abweicht.
+Aus der Pomade wird mit Alkohol das
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Esprit de Rose</foreign>«
+extrahirt, wohl unstreitig eines der feinsten Parfüme, welche
+existiren. Kaum ein Wohlgeruch der Welt ist so beliebt wie
+derjenige der Rosen, und wer einmal den Orient bereiste, wird
+sich des aus Rosen und Verwesung gemischten Duftes erinnern,
+den die Straßen im Sonnenlichte aushauchen. Wer da freilich
+meint, in den Bazaren des Orients reines Rosenöl in jenen
+langgezogenen goldverzierten Fläschchen, die dort feilgeboten
+werden, mit nach Hause gebracht zu haben, der ist einer argen
+Täuschung unterworfen. Türkisches Rosenöl ist fast immer verfälscht,
+und zwar für gewöhnlich mit Palmarosaöl oder indischem
+Geraniumöl, das in Ostindien aus dem Geranium- oder Kusagras
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Andropogon Schoenanthus</name>)
+durch Destillation erhalten
+wird. Der indische Destillateur sorgt andererseits meist dafür,
+daß auch sein Palmarosaöl schon mit einem anderen Oel, besonders
+Cocosöl, gefälscht sei. So dürfte es in Deutschland zu
+empfehlen sein, das Fläschchen aus dem Orient daheim erst mit
+echtem Rosenöl zu füllen. Werden doch Rosen zum Zweck der
+Rosenölgewinnung nicht allein in Deutschland, sondern auch in
+England in großem Maßstabe gezogen. Die um die Darstellung
+ätherischer Oele und Essenzen so hoch verdienten Gebrüder
+Fritzsche, Inhaber der Leipziger Firma Schimmel&nbsp;&amp;&nbsp;Co. hatten,
+wie Georg Bornemann in seinem Werk über die flüchtigen Oele
+angibt, im Jahre 1884 zum ersten Mal aus deutschen Rosen
+drei Kilogramm Rosenöl gewonnen. Sie legten ausgedehnte
+<pb n='170'/><anchor id='Pg170'/>
+Rosenpflanzungen in Groß-Miltitz bei Leipzig an, und diese
+lieferten, außer anderen Erzeugnissen, im letzten Jahre (1894)
+42&nbsp;Kilogramm Rosenöl. Ich entnehme diese Angabe den Berichten,
+welche die genannte Firma alljährlich veröffentlicht und
+aus denen man nicht allein einen Begriff von der Großartigkeit
+des Betriebes in dieser Fabrik gewinnt, sondern auch über den
+rationellen Geist und das wissenschaftliche Streben, das sie bei
+ihren Unternehmungen leitet. Im Jahre 1893 erstreckte sich das
+Rosenfeld der Fabrik über zwanzig Hectare, an die sich weite
+Reseda- und Pfeffermünzculturen anschlossen. Zu diesen haben
+sich seitdem Estragon, Wermuth, Liebstock und Angelica gesellt.
+Aus je hundert Kilogramm frischer Rosen lassen sich zwanzig
+Gramm Rosenöl darstellen. Es wurden im letzten Jahre somit
+nicht weniger als 200&nbsp;000 Kilogramm Rosen auf Rosenöl verarbeitet.
+Das ist für eine einzige Fabrik schon eine sehr erhebliche
+Leistung, welche freilich gegen die Gesammtproduction des
+Rosenöls noch wenig in die Wagschale fällt. Denn das Hauptland
+dafür, Bulgarien, liefert jährlich allein gegen zweitausend
+Kilogramm Rosenöl.
+</p>
+
+<p>
+Das Palmarosaöl riecht nicht rein nach Rosen, es duftet
+vielmehr wie ein Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein
+rosenartig ist hingegen der Duft des Geraniumöls, das aus den
+Blättern des Rosen-Geraniums gewonnen wird. Davon kann
+man sich schon überzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze,
+die auch bei uns nicht selten in Töpfen cultivirt wird, zwischen
+den Fingern zerdrückt. Streng genommen hat man es nicht
+mit Geranien, sondern mit Pelargonien dabei zu thun, und
+zwar mit mehreren Arten derselben, hauptsächlich mit
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pelargonium
+ capitatum</name>,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>odoratissimum</name> und
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>radula</name>. Die Art, welche
+an der Riviera gezogen wird, ist
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Pelargonium capitatum</name>.
+Gegen früher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen,
+da der Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man mäht
+an der Riviera die Pflanzen von Mitte August an bis Mitte
+September und liefert sie so frisch als möglich den Fabriken ab.
+<pb n='171'/><anchor id='Pg171'/>
+Die Firma Schimmel&nbsp;&amp;&nbsp;Co. erzielt jetzt bedeutende Erfolge mit
+Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das sie aus
+Citronella-Grasöl gewinnt, so lange über frisch gepflückten
+Rosen, bis es mit Rosenöl gesättigt ist und dann in der That
+dem Rosenöl fast entspricht.
+</p>
+
+<p>
+In den Gärten der Riviera begegnet man oft einer Verbene,
+der <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Verbena triphylla</name>
+oder <name type='taxonomic' rend='antiqua'>Lippia citriodora</name>,
+die auch als
+Citronelle oder Citronenkraut bezeichnet wird. Man findet
+diesen schönen Strauch schon in den Gärten an den italienischen
+Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst die Rispen seiner
+violett angehauchten kleinen Blüthen zu sehen. Zerreibt man
+seine Blätter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
+Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen
+hält. Dieser aus Persien stammende Strauch wird auch in
+größerem Maßstab an manchen Orten der Riviera gezogen und
+aus seinen Blättern das echte Verbenaöl destillirt, das die Parfümisten
+sehr schätzen. Echtes Verbenaöl ist freilich sonst schwer
+zu haben und wird im Allgemeinen durch das Citronen-Grasöl
+ersetzt, das wir jener Grasgattung,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Andropogon</name>, danken, deren
+Arten so viele wohlriechende Öle liefern. Das Citronen-Grasöl
+wird von
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Andropogon citratus</name>
+gewonnen, der jetzt besonders
+auf Ceylon und in Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter
+betreibt man an denselben Orten die Cultur des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Andropogon
+nardus</name>, von dem das melissenartig riechende Citronella-Grasöl
+abstammt. Dieses findet für das Parfümiren der Seifen jetzt
+sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des
+Parfüms der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasöl-Production
+geben die Berichte von Schimmel &amp; Co. eine
+Vorstellung, da diese Firma auf einmal Sendungen von 10&nbsp;000
+Kilogramm dieses Öles aus Ceylon erhält.
+</p>
+
+<p>
+Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem
+Thymian, der Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der
+Melisse durch Destillation. Salbei, Thymian, Rosmarin und
+Lavendel werden an der Riviera kaum cultivirt; man pflückt
+<pb n='172'/><anchor id='Pg172'/>
+sie an ihrem natürlichen Standort, besonders am Fuße der
+Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns
+Frauen auf der Straße mit großen Ladungen Thymian auf den
+Köpfen. Sie hatten ihn an den Abhängen des Esterel gesammelt.
+Der Wind blies in unserer Richtung und bildete
+einen Streifen von Duft, der sich über Hunderte von Schritten
+ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch
+vorwiegend in den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon
+im Freien, gleich beim Einsammeln destillirt, in Apparaten, die
+man von Ort zu Ort befördert. Viel Rosmarinöl wandert von
+hier aus nach Köln, um bei der Darstellung von Kölnischem
+Wasser benutzt zu werden. Das
+<name rend='antiqua'>Eau de Cologne</name> enthält gelöst
+in 85&nbsp;% Weinspiritus gleiche Mengen gepreßtes Orangen-
+und Citronenschalenöl, fast ebenso viel Neroliöl, dann etwa halb
+so viel Bergamottöl, endlich, nochmals um die Hälfte weniger,
+Rosmarinöl. Man wird freilich nicht sofort gutes Kölnisches
+Wasser erhalten, auch dann nicht, wenn man nach bester Vorschrift
+die feinsten Oele in vorzüglichem Weinspiritus auflöst.
+Der Schmelz des Duftes stellt sich erst nach längerer Zeit ein.
+Praktische Erfahrungen hatte man in dieser Richtung schon
+lange gesammelt, in wissenschaftliche Erörterung wurde die
+Wirkung der Lagerung erst in den letzten Zeiten gezogen. Am
+Einfachsten zeigt sie sich zum Beispiel bei einem Schenkbranntwein,
+der durch Verdünnung von achtzigprocentigem Spiritus
+auf dreißigprocentigen gewonnen wurde. Solcher Schenkbranntwein,
+frisch dargestellt, mundet dem Trinkenden nicht, selbst wenn
+dieser nicht zu den größten Feinschmeckern gehört. Auch der
+Schenkbranntwein muß erst gelagert haben. Daß der Wein
+durch Lagerung seine »Blume« erhält, ist allgemein bekannt.
+Es findet also sicher bei der Lagerung eine gegenseitige chemische
+Einwirkung der gelösten Bestandtheile auf einander statt, und
+es müssen neue Verbindungen entstehen. Ihre Bildung erfordert
+völlige Ruhe und kann durch anhaltende Bewegung verhindert
+werden, ja es kommt vor, daß schon erzeugte Verbindungen dadurch
+<pb n='173'/><anchor id='Pg173'/>
+vorübergehend oder dauernd wieder zerstört werden. Nach
+der Ansicht von Prof.&nbsp;Knapp schließen diese Vorgänge an solche
+an, welche die organische Chemie als Addition, Substitution,
+Spaltung und dergleichen bezeichnet. Es müssen somit auch in
+gemischten Parfüms durch Lagerung erst diejenigen Verbindungen
+entstehen, welche das erwünschte Zusammenwirken der einzelnen
+Düfte bedingen. Der Ursprung des Kölnischen Wassers ist
+etwas fraglich; meist wird seine Erfindung Johann Maria
+Farina, einem Italiener aus Sancta Maria Maggiore bei
+Domo d'Ossola, zugeschrieben, der zu Anfang des vorigen
+Jahrhunderts in Köln einen Handel mit Parfüms und Colonialwaaren
+betrieb. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts
+gelangte das Kölnische Wasser zu allgemeiner Verbreitung und
+verdrängte das
+»<name rend='antiqua'>Eau de la reine de Hongrie</name>« oder Ungarwasser,
+welches ähnlich zusammengesetzt war, aber auch Rosenöl,
+Citronenöl, Citronellaöl und eine Spur Pfeffermünzöl enthielt.
+</p>
+
+<p>
+Bei unseren Wanderungen um Grasse sind wir Jasminpflanzungen
+am Häufigsten begegnet. Das zeigt, welche hohe
+Bedeutung dieser Pflanze für die dortigen Parfümfabriken zukommt.
+Meist waren die Jasminfelder an südlichen Abhängen
+terrassenförmig angelegt. Die gegen zwei Meter hohen, reich
+verzweigten, mit zusammengesetzten, immergrünen Blättern bedeckten
+Sträucher hatten auch vereinzelte Blüthen aufzuweisen
+und ließen sich als die aus Ostindien stammende Art
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Jasminum grandiflorum</name>
+bestimmen. Die Blüthen duften lieblich, sind ziemlich
+groß, rein weiß auf ihrer Innenseite, von Außen etwas
+roth angehaucht. Die eigentliche Blüthenzeit beginnt erst im
+Juli und dauert bis in den Oktober. Je tausend Stöcke liefern
+bis fünfzig Kilogramm Blüthen. Verarbeitet werden in Grasse
+davon bis 80&nbsp;000 Kilogramm, die einen Werth von 140&nbsp;000 Francs
+darstellen. Man entzieht den Blüthen ihren Duft durch Enfleurage;
+die Menge des Riechstoffes, den sie enthalten, ist aber
+so gering, daß man dieselbe Fettschicht bis fünfzig Mal mit
+neuen Blüthen bestreuen muß. Aus der Jasminpomade wird
+<pb n='174'/><anchor id='Pg174'/>
+mit feinstem Weingeist Jasminextract gewonnen. Die geschätztesten
+Taschentuchparfüms enthalten solchen Extract. Man stellt auch
+ein »<name lang='fr' rend='antiqua'>huile antique au Jasmin</name>«
+dar, indem man auf wollene,
+mit Olivenöl getränkte Zeuglappen zu wiederholten Malen frische
+Jasminblüthen streut und dann das Oel aus ihnen ausdrückt.
+Dieses Jasminöl ist in Frankreich sehr beliebt.
+</p>
+
+<p>
+Eine wichtige Rolle in der Parfümerie spielen auch die
+Blüthen der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia Farnesiana</name>,
+eines Bäumchens, das zu bewundern
+wir im La Mortola-Garten schon Gelegenheit hatten.
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Acacia Farnesiana</name>
+wird in Grasse nur in beschränktem Maße
+angebaut, liefert aber immerhin 30&ndash;40&nbsp;000 Kilogramm Blüthen
+im Jahre; große Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien.
+Die kugeligen, dunkelgelben Blüthenköpfchen, die
+»<name rend='antiqua'>Cassie</name>«, werden
+vom September bis in den December gepflückt, wozu jedoch viel
+Uebung und Geschick gehört, da die Pflanzen sehr dornig sind.
+Der zarte, veilchenartige Duft dieser Blüthen wird durch Enfleurage
+fixirt. Die gewonnene Essenz hat für die Zusammensetzung
+der »Bouquets« einen sehr hohen Werth.
+</p>
+
+<p>
+ Endlich darf auch die Tuberose
+ (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Polyanthes tuberosa</name>) nicht
+unerwähnt bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehörende
+Knollengewächs, das man bei uns wegen seines starken
+Duftes und seiner schönen weißen Blüthen so gerne auf Blumentischen
+und in Blumensträußen sieht. Die Pflanze stammt aus
+Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den gefüllten
+weißen Blüthen zu sehen, die besonders kräftig am Abend duften,
+wie es denn überhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, daß
+Blüthen nicht um alle Tageszeiten gleich starken Duft verbreiten.
+Wer wird nicht bemerkt haben, daß die Daturen und Nicotianen,
+die Nachtviolen
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Hesperis matronalis</name>),
+die langblumige Wunderblume
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Mirabilis longiflora</name>)
+unserer Gärten am Tage fast gar
+nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden Duft aushauchen.
+Umgekehrt duften Seerose
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Nymphaea alba</name>), die
+Kürbisblüthe (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cucurbita Pepo</name>),
+die Ackerwinde (<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Convolvulus
+arvensis</name>) nur am Tage. Ein solches Verhalten hat für diese
+<pb n='175'/><anchor id='Pg175'/>
+Pflanzen Bedeutung, sie duften bei Nacht oder am Tage, je
+nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten zur Uebertragung ihres
+Blüthenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberoseblüthen gehören
+dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Duft zu sättigen; daher
+auch dieser Extract, wie so viele andere feine Parfüms, hoch im
+Preise steht. Bei uns könnte man den spanischen Flieder
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Syringa
+vulgaris</name>), statt der Tuberose verwenden, um ein sehr ähnliches
+Parfüm zu gewinnen, denn das Fett entzieht dem Flieder
+einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.
+</p>
+
+<p>
+Es sind nicht die als Parfüme anerkannten Pflanzendüfte
+allein, deren sich die Parfümerie zu ihren Zwecken bedient. So
+kommt für manche Erzeugnisse auffälliger Weise der Gurkengeruch
+in Betracht. Man stellt zu diesem Zwecke eine Essenz
+her, und zwar indem man über frisch geschnittenen Gurkenscheiben
+mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz
+wird Coldcream parfümirt und erhält durch dieselbe das frische
+Aroma, welches man an dieser Salbe schätzt.
+</p>
+
+<p>
+Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ein ätherisches Oel
+auch aus dem Knoblauch durch Destillation gewonnen wird.
+Dieses Oel dient nun freilich nicht zum Parfümiren, so sehr
+man das auch manchmal in Südeuropa oder im Orient glauben
+könnte; wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Würmer
+eingenommen. Die Firma Schimmel&nbsp;&amp;&nbsp;Co., welche dieses, sowie
+überhaupt fast alle flüchtigen Oele, die irgend welche Anwendung
+gefunden haben, herstellt, empfiehlt das Knoblauchöl auch als
+Küchengewürz. Von dem concentrirten Duft dieses lieblichen
+Oeles wird man sich eine Vorstellung machen, wenn man sein
+Verhältniß zum Knoblauch selber erwägt: aus sechzehn Kilogramm
+Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
+</p>
+
+<p>
+Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist,
+und kohlensaures Ammoniak, trotz ihres ätzenden Geruchs
+in der Parfümerie eine nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur
+Herstellung der parfümirten Riechsalze. Auch der Geruch des
+Schnupftabaks rührt vornehmlich vom Ammoniak her, außerdem
+<pb n='176'/><anchor id='Pg176'/>
+werden die Schnupftabake häufig noch mit anderen wohlriechenden
+Körpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsäure in der
+Parfümerie verwendet, und ihre Eigenschaft, ätherische Oele zu
+lösen, benutzt, um parfümirte Essige darzustellen.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">XIII.</p>
+
+<p>
+Die ätherischen Oele wirken wie Gifte auf unseren Körper
+ein, wenn sie innerlich in großen Dosen oder zu häufig eingenommen
+werden. Daher auch der Mißbrauch mancher Liqueure
+nicht allein durch den Alcohol, den sie enthalten, sondern auch
+durch die flüchtigen Oele, mit denen sie parfümirt sind, nachtheilige
+Folgen bringt. Geradezu gefährlich kann das Kölnische
+Wasser werden, wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft
+nur durch Zufall dahinter, daß eine solche stille, geheim gehaltene
+Neigung bei seiner Patientin die Ursache der räthselhaften
+Krankheitserscheinungen ist. &ndash; Viele, doch bei Weitem
+nicht alle flüchtigen Oele wirken, innerlich verordnet, antiseptisch,
+und werden besser von unserem Körper als von den niederen
+Organismen ertragen, die es oft in unserem Körper zu bekämpfen
+gilt. Daher die Benutzung mancher flüchtigen Oele zu ärztlichen
+Zwecken. &ndash; Die flüchtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der
+Luft auf und erfahren dabei eine Oxydation. Bei manchen dieser
+Oele verläuft der Oxydationsvorgang sehr rasch und zwar um
+so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt werden. Licht und
+Feuchtigkeit fördern diesen Vorgang, bei welchem in der Luft
+das gasförmige Ozon oder das gleich wirksame flüssige Wasserstoffsuperoxyd
+entstehen. Ihnen ist der belebende Einfluß zuzuschreiben,
+den weingeistige Lösungen von flüchtigen Oelen, im
+Zimmer verstäubt auf die Athmenden ausüben. Besonders stellt
+sich diese Wirkung ein beim Verstäuben jener flüchtigen Oele,
+welche die Chemie als Terpene zusammenfaßt, weil sich diese an
+der Luft am schnellsten oxydiren.
+</p>
+
+<p>
+Physiologisch interessant ist es, an Parfüms die hohe
+Leistungsfähigkeit unseres Geruchssinns zu erproben. Einige
+<pb n='177'/><anchor id='Pg177'/>
+Milligramm Moschus reichen aus, um einen Raum, der häufig
+gelüftet wird, Jahre lang mit Moschusduft zu erfüllen. Wir
+riechen diesen Moschus, und doch kann er in jener Luft, die
+uns umgibt, nur in unnennbar geringen Mengen vorhanden
+sein. Directe Versuche, die Passy mit alkoholischen Lösungen
+stark riechender Substanzen anstellte, haben ergeben, daß fünfhundert
+Tausendstel eines Milligramms Vanillin ausreichen, um
+ein Liter Luft merklich zu parfümiren. Derselbe Effect wird
+schon mit fünf Tausendstel Milligramm Camphor erreicht; von
+dem künstlichen Moschus reichten gar fünf Millionstel eines
+Tausendstels Milligramm aus, um wahrgenommen zu werden.
+Will man diese Menge in Zahlen ausdrücken, so ergibt das
+0,000&nbsp;000&nbsp;000&nbsp;005 Gramm. Dabei steht die Leistungsfähigkeit
+des Geruchssinns beim Menschen gegen diejenige vieler Thiere
+noch bedeutend nach.
+</p>
+
+<p rend="text-align:center">XIV.</p>
+
+<p>
+ »<title>Die Toiletten-Chemie</title>« von Heinrich Hirzel, ein Buch, dem
+ich auch sonst noch manche Belehrung verdanke, enthält die Angabe,
+daß Europa an flüssigen Parfüms allein jährlich über
+eine Million Liter verbraucht. An der Deckung dieses Bedarfs
+ist Grasse mit etwa 100&nbsp;000 Kilogramm Lavendelöl, halb so
+viel Thymianöl, 25&nbsp;000 Kilogramm Rosmarinöl, 2000 Kilogramm
+Neroliöl und sehr beträchtlichen Mengen anderer Oele
+und Extracte betheiligt. Nicht wenig wird Grasse in der Parfüm-Erzeugung
+durch das benachbarte Cannes unterstützt, das mehrere
+Parfümfabriken besitzt und Hunderte von Arbeitern in ihnen
+beschäftigt. Der Verbrauch an Parfüms in Europa, wiewohl
+immer noch groß, ist doch beträchtlich zurückgegangen und wird,
+wenn überhaupt, nur in discretester Weise geübt. So verhält
+es sich auch in anderen kühlen Ländern, während die heißen
+Erdstriche noch immer ein hohes Bedürfniß nach persönlichem
+Parfüm bekunden. Obenan in dieser Beziehung steht der Orient,
+dessen Leistungen trotzdem noch gegen diejenigen des classischen
+<pb n='178'/><anchor id='Pg178'/>
+Alterthums bedeutend zurückstehen. Bezeichnend für jene Zeit
+ist die Erzählung des Plinius, daß an Lucius Plocius der
+Duft zum Verräther geworden sei. Dieser Lucius Plocius,
+dessen Bruder Lucius Plancus zweimal das Consulat bekleidet
+hatte, wurde von den Triumvirn geächtet und mußte fliehen.
+Er verbarg sich im Salernitanischen, wo man ihn entdeckte,
+weil er so stark nach Salben roch. Er mußte den Tod erleiden,
+was Plinius nicht ohne einige Genugthuung erzählt, so empörte
+ihn der Mißbrauch, den man mit Parfüms damals trieb. Daß
+heute Jemand von wohlriechenden Salben und Oelen triefen
+sollte, wie es im Orient und in Griechenland zu alten Zeiten oft
+der Fall war, können wir uns kaum vorstellen. Wir empfinden
+eine entschiedene Abneigung selbst gegen fettige Hände und suchen
+solche möglichst rasch zu säubern. Oel oder Pomade werden
+allenfalls noch im <emph>Haar</emph> geduldet, sonst nur alkoholische Extracte
+benutzt. Im Alterthum parfümirte man sich hingegen ausschließlich
+mit duftenden Oelen. Das erste flüssige Parfüm, wie wir
+es jetzt benutzen, soll Mercutio Frangipani dargestellt haben, der
+ein von seinen Vorfahren erfundenes, aus Gewürzen und Moschus
+zusammengesetztes Riechpulver mit starkem Weingeist extrahirte.
+Dieser Frangipani gehörte einem römischen Adelsgeschlecht an,
+das sich im zwölften und dreizehnten Jahrhundert in den Kämpfen
+der Guelfen und Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Daß die Neigung,
+sich mit Wohlgerüchen zu beschäftigen, in diesem Geschlechte
+fortlebte, geht aus der Angabe hervor, daß ein späterer Nachkomme
+der Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani,
+Feldmarschall unter Ludwig&nbsp;XIII., eine Art parfümirter
+Handschuhe einführte, die
+»<foreign lang='fr' rend='antiqua'>Gants à la Fragipane</foreign>« genannt
+wurden.
+</p>
+
+<p>
+Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Körper
+mit duftenden Oelen einzusalben. Plinius möchte ohne Weiteres
+die Erfindung der wohlriechenden Salben den Persern zuschreiben.
+Ihr König Darius soll in seinem Trosse nicht weniger als vierzig
+Salbenbereiter geführt haben; sie geriethen in die Gewalt
+<pb n='179'/><anchor id='Pg179'/>
+Alexanders. Aus der Beute, welche dieser damals machte, stammte,
+nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen besetzte
+Salbenschrein, in welchem Alexander die Werke Homers
+aufbewahren ließ, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des
+menschlichen Geistes auch die kostbarste Hülle erhalte. In
+Griechenland galt die Benutzung wohlriechender Salben immerhin
+als Verweichlichung; der echte Mann verpönte sie und rieb
+sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.
+</p>
+
+<p>
+Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzählt,
+wie die wohlriechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden.
+Man mischte die Aromata mit den Oelen und erwärmte sie zusammen.
+Theophrast gab schon im dritten Jahrhundert v.&nbsp;Chr.
+an, man solle die Operation im Wasserbade vornehmen, um ein
+Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor
+Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte,
+auch aus noch unreifen Früchten preßte, um es möglichst farblos
+zu erhalten. Außerdem wurde das Oel aus süßen und bitteren
+Mandeln, Sesamöl, Ricinusöl und Behenöl benutzt. Das letztere
+schätzte man ganz besonders, weil es geruchlos ist und nicht
+leicht ranzig wird. Auch heute würde man es zu Haarölen
+gern verwenden, wäre es nicht aus dem Handel so gut wie verschwunden.
+Der Baum, von dem man das Behenöl gewann,
+hieß im Alterthum
+<foreign rend='antiqua'>Balanos</foreign> oder
+<foreign rend='antiqua'>Myrobalanon</foreign>, somit Salbeneichel.
+Es ist die in Arabien und Aegypten einheimische
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Moringa
+aptera</name>, deren Früchte, die Behennüsse, durch Auspressen
+das Oel liefern.
+</p>
+
+<p>
+ Dioscorides warnt in seiner »<title rend='antiqua'>Materia medica</title>«,
+ einem
+Werk, das wohl um die Mitte des ersten Jahrhunderts n.&nbsp;Chr.
+erschien, vor jeder Spur Wasser, die im Oel zurückbleibt, und
+räth an, das Oel öfter umzugießen in Gefäße, die mit Honig
+und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles
+Wässerige dem Oele entzogen. &ndash; Myrrha und andere Balsame,
+Cardamomen, Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Blüthen
+und Früchte, wohlriechende Kräuter mußten ihre Aromata an
+<pb n='180'/><anchor id='Pg180'/>
+die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft thierischer Fette,
+sich mit Wohlgerüchen zu beladen, schon bekannt. Allgemeiner
+Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren Bereitung
+Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben
+meist Gummi und Harz hinzu, um sie zu färben und auch, wie
+es hieß, ihren Duft zu binden. Manche Salbe färbte man mit
+Drachenblut, dem blutrothen Harz des Drachenbaumes
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Dracaena
+ Draco</name>) oder mit
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Anchusa</name>,
+wohl dem Farbstoff, den wir aus
+der Wurzel der
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Anchusa tinctoria</name>,
+unserer Alkannawurzel, gewinnen.
+Letzterer wurde auch zum Färben des Rosenöls empfohlen.
+&ndash; Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz außerordentlich,
+oft mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen
+Salbe zusammen. Die ägyptische Salbe
+»<foreign rend='antiqua'>Metopium</foreign>« stellte man
+aus Bittermandelöl her und setzte
+»<foreign lang='la' rend='antiqua'>omphalium</foreign>,
+<foreign lang='la' rend='antiqua'>cardamomum</foreign>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>juncum</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>calamum</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>mel</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>vinum</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>myrrham</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>semen balsami</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>galbanum</name>,
+<name lang='la' rend='antiqua'>resinam terebinthinam</name>«
+hinzu. Soweit die Bedeutung
+der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese Salbe,
+außer dem Bittermandelöl, das Oel unreifer Oliven, die flüchtigen
+Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases
+und des Kalmus, dann Honig, Wein, den Balsam des nordafrikanischen
+Baumes
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Balsamodendron myrrha</name>,
+Balsamkörner,
+d.&nbsp;h. den Balsam der erbsengroßen Früchte des arabischen
+Balsamstrauches
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Balsamodendron giliadense</name>,
+das Gummiharz
+eines persischen Doldengewächses,
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ferula galbaniflua</name>, endlich
+das Terpentin der
+<name rend='antiqua'>Terpentin-Pistazie</name>. Von dem Duft dieser
+Salbe kann man sich annähernd eine Vorstellung machen, sie
+muß vorwiegend nach bitteren Mandeln und Balsam gerochen
+haben. &ndash; Man bezog die Salben von den verschiedensten Orten,
+aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia, Rhodos,
+Kypros, später auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das
+wechselte je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum
+Theil sehr theuer und beschäftigten ein ganzes Heer von Verfertigern
+und Verkäufern. In den Läden der Salbenhändler
+hielten sich die Müßiggänger auf. Man wählte beschattete Orte
+<pb n='181'/><anchor id='Pg181'/>
+zur Anlage solcher Läden, damit die Salben, die in Gefäße von
+Blei oder Stein eingeschlossen waren, von der Sonnengluth nicht
+litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel für
+diese Gefäße verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung
+<name>Alabastron</name>, wie Reinhold Sigismund in seinem Buch über die
+Aromata nachzuweisen sucht, sich mehr auf die Gestalt, als auf
+das Material der Salbengefäße bezogen zu haben.
+</p>
+
+<p>
+Bezeichnend für den Mißbrauch, der mit wohlriechenden
+Salben in Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen,
+uns von Athenäus überlieferten Berichte. Er erzählt, daß die
+Schwelger in Athen jeden Theil ihres Körpers mit einer anderen
+Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente für Füße und
+Schenkel, phönikische Salbe für Kinnbacken und Brust,
+<name rend='antiqua'>Sisymbrion</name>-Salbe
+für die Arme, <name rend='antiqua'>Armaracon</name>-Salbe für Haar und
+Augenbrauen, <name>Serpyllos</name>-Salbe für Kinn und Nacken. Man
+kann sich vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener
+Einsalbung geduftet haben mag. Denn die
+<name rend='antiqua'>Amaracon</name>-Salbe
+roch nach Majoran, die <name rend='antiqua'>Serpyllos</name>-Salbe nach Thymian,
+die <name rend='antiqua'>Sisymbrion</name>-Salbe wohl nach einer Minze, die ägyptische und
+phönikische nach Bittermandelöl und Balsamen. Das war ein
+ganzer Parfümladen! Dabei glänzte ein solcher Mensch von Fett
+an seinem ganzen Körper. &ndash; Ueber Demetrius Phalereus wird
+bei dem Symposion des Athenäus berichtet, er habe sich nicht
+nur den ganzen Körper gesalbt, sondern auch das Haupthaar
+noch gelb gefärbt, um verführerischer auszusehen. &ndash; Bei Trinkgelagen
+salbte man den Kopf, damit der Wein nicht in die Höhe
+steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides gesagt,
+wandern die Dünste nach oben. Dazu kamen noch die Kränze,
+welche den Rausch verhindern, den Kopf kühl erhalten und den
+Kopfschmerz abwehren sollten. Das mögen die ursprünglichen
+Epheukränze gethan haben, schwerlich die später benutzten aus
+duftenden Blumen. Denn diese wurden aus Rosen, Lilien oder
+Violen (Goldlack und Levkoien) gewunden und von aufwartenden
+Dienern vielfach mit duftenden Salben noch besprengt. In
+<pb n='182'/><anchor id='Pg182'/>
+dem Symposion des Athenäus wird berichtet, daß bei den prunkvollen
+Aufzügen des Königs Antiochus Epiphanes auf Daphne
+zahlreiche Frauen mit goldenen Gefäßen einherschritten und aus
+diesen duftende Salben auf die Menge verspritzten. Derselbe
+König, den man später spottweise auch Epimanes, das heißt den
+Verrückten nannte, pflegte in öffentlichen Bädern zu erscheinen,
+wenn das ganze Volk dort versammelt war. Er salbte sich mit
+den köstlichsten Oelen. Da sagte denn Einer: »Wie glücklich
+bist Du, o&nbsp;König, daß Du so wohlriechende Parfüms benutzen
+und überall einen so angenehmen Duft verbreiten kannst.«
+Antiochus antwortete ihm nicht, ließ ihm aber am nächsten Tage
+nach dem Bade ein großes Gefäß mit Myrrhensalbe über den
+Kopf gießen. Nun wälzten sich auch Andere in dem verschütteten
+Oele, viele glitten aus und fielen zu Boden, sogar der König,
+was allgemeine Heiterkeit erregte. Dieser Antiochus muß allerdings
+recht excentrisch gewesen sein, denn auch die Geschenke, die
+er vertheilte, waren mehr als sonderbar. Dem Einen drückte er
+Knöchel, dem Anderen Datteln, noch Anderen Gold in die
+Hände.
+</p>
+
+<p>
+Die Lacedämonier, heißt es, hätten die Salbenhändler und
+die Färber aus Sparta verjagt, weil die Ersteren das Oel verdarben,
+die Letzteren die Wolle ihrer ursprünglichen Reinheit
+beraubten. Lykurg und Sokrates traten gegen den Mißbrauch
+wohlriechender Salben auf, erreichten aber eben so wenig, wie
+später in Rom die beiden Censoren Publius Licinius Crassus
+und Lucius Julius Cäsar, die, wie Plinius mittheilt, im Jahre
+189 v.&nbsp;Chr. ein Edict erließen, daß Niemand »exotische« Salben
+verkaufen solle.
+</p>
+
+<p>
+Die Haare und Kleider der Römerinnen verbreiteten, nach
+Plinius, so starke Düfte, daß sie schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit
+auf sich zogen. Daß sei um so thörichter, meint er,
+als dieser theuer erkaufte Genuß weit mehr Anderen zu Gute
+komme, als dem, der ihn bezahlt hat. Nicht minder beklagt
+auch Plutarch diese Salbenverschwendung. Er erzählt, wie bei
+<pb n='183'/><anchor id='Pg183'/>
+einem Gastmahl, das Salvius Otto dem Nero gab, von allen
+Seiten her kostbare Salben aus goldenen und silbernen Röhren
+flossen und die Gäste ganz durchnäßten. Juvenal spottet in
+seinen Satiren über Crispinus, den Günstling Domitians, daß
+er schon am Morgen mehr Amomumduft als zwei Leichenbegängnisse
+von sich aushauche. &ndash; Ein besonders lebendiges
+Bild aus Neronischer Zeit, das auch den Salbenluxus und die
+Vorliebe für Wohlgerüche zeigt, hat Petronius in dem Gastmahl
+des Trimalchio entworfen. Sind die Farben auch stark aufgetragen,
+so entspricht die Schilderung doch den damaligen
+Sitten, wie sie bei prahlerischen Emporkömmlingen sich besonders
+geltend machten. Während des üppigen, nicht endenwollenden
+Mahles, bei welchem die seltensten Speisen in kunstvoller Zubereitung
+aufgetragen werden, folgen die mannigfaltigsten Ueberraschungen
+aufeinander. Da plötzlich senkt sich von der Decke
+ein gewaltiger Reifen, an dem rund herum goldene Kränze nebst
+Flaschen wohlriechender Essenzen hängen. Sie sind als Geschenke
+für die Gäste bestimmt. Gegen Ende des Mahles wird die
+Ausgelassenheit groß, bis der trunkene Trimalchio auf den Einfall
+kommt, sich die Todtenkleider bringen zu lassen, in denen
+er wünscht, daß man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes
+Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von
+jenem Wein, mit dem seine Gebeine gewaschen werden sollen.
+Er öffnet eine Flasche Nardenessenz, bestrich mit derselben seine
+Gäste und spricht die Hoffnung aus, dieser Wohlgeruch werde
+ihm nach dem Tode eben so gut thun, wie im Leben. &ndash;
+Petronius gehörte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts;
+um die Mitte desselben hatte das »Gastmahl des
+Trimalchio«, wie ich Friedländers Einleitung zum Petronius
+entnehme, schon sechs französische Uebersetzungen aufzuweisen.
+Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde
+es sogar von fürstlichen Darstellern aufgeführt. Auf Wunsch
+der Königin Sophie Charlotte von Preußen mußte Leibniz der
+Fürstin von Hohenzollern-Hechingen diese Aufführung schildern,
+<pb n='184'/><anchor id='Pg184'/>
+was in einem französisch geschriebenen Brief vom 25.&nbsp;Februar
+1702 geschah.
+</p>
+
+<p>
+Gleicher Luxus mit Parfüms wie im Alterthum ist wohl
+zu keiner Zeit wieder getrieben worden, doch kamen sie an den
+Höfen von Frankreich und England zeitweise in hohe Gunst.
+In Frankreich geschah das zur Zeit der Renaissance unter dem
+Einfluß der italienischen Künstler, die Franz&nbsp;I. und Katharina
+von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfümirten
+Pasten, Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt.
+Die Cosmétiques kamen zu jener Zeit als Schönheitsmittel auf
+und riefen eine besondere cosmetische Literatur ins Leben. Daß
+Diana von Poitiers bis in das hohe Alter sich den Reiz der
+Jugend zu bewahren wußte, ungeachtet sie schon mit dreizehn
+Jahren an Ludwig von Breze, Großseneschal der Normandie,
+vermählt worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln
+zu, die ihr Paracelsus verrathen habe. Der Mißbrauch, der
+unter den Valois mit cosmetischen Mitteln getrieben wurde,
+rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst unter Ludwig&nbsp;XIII.
+wußte die schöne Anna von Oesterreich sie wieder in die Gunst
+des Hofes zu bringen. Da kamen die Pâtes d'Amandes, die
+verschiedenen Crêmes und Schminken auf, welche der Haut der
+Damen eine künstliche Färbung verliehen. Ludwig&nbsp;XIV. liebte
+die Cosmétiques nicht: ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um
+unter der Régence einen besonderen Aufschwung zu erfahren.
+Jetzt blühten Geheimmittel, welche die Jugend und Schönheit
+dauernd sichern sollten. Der berüchtigte Cagliostro nahm von
+der eben so berüchtigten Dubarry und von anderen Schönen
+nicht geringe Summen für solche Geheimmittel ein. Trotzdem
+schminkte man sich unter Ludwig&nbsp;XV. wieder weniger als
+zuvor und das
+»<name lang='fr' rend='antiqua'>rouge de Portugal en tasse</name>«
+röthete nicht so
+stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin
+auf bedeutender Höhe, so daß im Jahre 1780 eine Gesellschaft
+fünf Millionen Francs der Regierung für das Privilegium
+bot, ein Roth besonderer Güte allein verkaufen zu dürfen. Selbst
+<pb n='185'/><anchor id='Pg185'/>
+mit violetter Schminke versuchte man es in den Gärten des
+Palais Royal und hielt ganz Paris dadurch acht Tage lang
+in Aufregung. &ndash; Das hörte gegen Ende des Jahrhunderts,
+unter dem Einfluß von Marie Antoinette auf; die schreienden
+Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor
+sich auch der Geschmack an starken Wohlgerüchen; das Zarte
+mußte sich jetzt mit dem Schwermüthigen, das Keusche mit dem
+Gefühlvollen im Aussehen der Frauen paaren: so gewann die
+Parfümerie jenes discrete Gepräge, welches ihr auch heute noch
+geblieben ist. Nur vorübergehend machte sich ein entgegengesetzter
+Einfluß der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin
+die starken Parfüms liebte. Napoleon&nbsp;I. selbst bediente sich
+nur des Kölnischen Wassers, das er sich jeden Morgen über
+Kopf und Schultern goß.
+</p>
+
+<p>
+Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung
+in der Parfümerie maßgebend für die anderen
+Völker, im siebzehnten Jahrhundert gelangte sie zur Alleinherrschaft
+zugleich mit den französischen Moden.
+</p>
+
+<p>
+Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die
+Welt mit ihren Parfümerien versorgten. Nur dem Kölnischen
+Wasser gelang es, als Weltparfüm gegen die Producte dieser
+Länder aufzukommen. Jetzt erst beginnt Deutschland, wenn auch
+noch nicht in den »Bouquets«, so doch in den ungemischten
+Parfüms in die erste Stelle zu rücken. Die Leipziger Erzeugnisse
+haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht.
+Außerdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten,
+die heute in so entscheidender Weise in die Parfümerie
+eingreifen. Ebenso liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch
+wirksamen Stoffe, welche die Cosmétiques verdrängt
+haben und allein berufen sind, die Gesundheit des Körpers und
+damit auch die Schönheit des »Teint« in Zukunft zu wahren.
+</p>
+
+<p>
+Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Wärme
+auf die Blumenpflanzungen von Grasse zurück. Es wurde heiß
+<pb n='186'/><anchor id='Pg186'/>
+in der Stadt: feiner Staub stieg bei jedem Windhauch in
+dichten Wolken auf: es roch zu stark nach Santalholz in den
+Straßen, wir fühlten uns plötzlich reisemüde und traten den
+Heimweg nach dem Norden an.
+</p>
+<milestone unit="tb" rend="rule: 25%" />
+</div>
+
+<pb n='187'/><anchor id='Pg187'/>
+<div rend="page-break-before: always">
+<index index="toc" />
+<index index="pdf" />
+<head>Frühjahr 1895.</head>
+
+<p rend='text-align:center'>I.</p>
+
+<p>
+Der Winter war so lang und so traurig im Norden gewesen,
+wir sehnten uns nach Wärme und nach Sonne. Doch
+auch vom Mittelmeer trafen unaufhörlich Hiobsposten ein: die
+Kälte hielt dort an, die Vegetation hatte gelitten, noch zu Anfang
+März fiel Schnee, der viele Orte der Riviera mit einem
+weißen Gewand bedeckte. Da, endlich, siegte die Frühlingssonne:
+wir erhielten günstige Nachricht, und waren einige Tage später
+in Cannes. Schon oben in den Alpen begrüßte uns der Frühling,
+mit leuchtendem Antlitz, mit einer Strahlenkrone ums
+Haupt. Die Fahrt in dieser sonnigen, zu neuem Leben erwachenden
+Natur, glich jetzt einem wahren Triumphzug. So
+kamen wir ans Mittelmeer.
+</p>
+
+<p>
+Im Norden schneit es noch immer, und dunkle Wolken
+decken dort den Himmel, hier aber glänzt die Sonne am blauen
+Firmament, sie spiegelt sich im Meere, und ihre Strahlen dringen
+in unser Inneres ein und lösen die grauen Nebel auf, die sich
+an dunklen Tagen dort angesammelt haben. Auch an der Riviera
+di Ponente mußten Pflanzen und Menschen von der ungewohnten
+Strenge dieses Winters leiden. Die meisten Pflanzen
+erholen sich wieder. Die gebräunten Bougainvilleen an den
+Häusermauern beginnen stellenweise auszutreiben, sie bilden carmoisinrothe
+Hochblätter in Büscheln an dem todten Laub. Der
+Heliotrop durchbricht mit seinen Sprossen den Boden, bald werden
+<pb n='188'/><anchor id='Pg188'/>
+frische lebhaft grüne Blätter an den Fächerpalmen die braun
+gefleckten alten ersetzen. &ndash; Auffällig gut haben die Acacien dem
+Schnee und der Kälte getrotzt, sie sind mit gelben Blüthen über
+und über bedeckt, wahre Blumensträuße in der sonst noch blumenarmen
+Landschaft. Denn die Vegetation ist gegen sonst sehr
+weit zurück, die Rosenstöcke weisen nur geschlossene Knospen auf,
+während sie sonst von Mitte Winter an hier im Blüthenschmuck
+prangen. Eine Rose ist in keinem der vielen Blumenläden von
+Cannes zu erblicken; man müßte sie wohl in den Gewächshäusern
+des Nordens bestellen; Weniger gut als so viele Pflanzen
+erholt sich der leidende Mensch, der hier in diesem letzten Winter
+Linderung, ja Genesung suchte. Tage lang mußte er in Räumen
+verweilen, die nur dürftig zu erheizen waren. Wie Manchem
+hat dieser Aufenthalt das Leben gekürzt. Schwerkranke sollten
+hierher überhaupt nicht geschickt werden.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>II.</p>
+
+<p>
+Wir wollten nicht unten am Meere wohnen in den staubigen
+Theilen von Cannes; wir zogen den Abhang hinauf, der im
+Osten die Stadt beherrscht, zur Californie. Ueber den schönen
+Garten des Hôtel Californien hinweg blicken wir auf die Croisette,
+jene schmale Landzunge, welche den Golfe de la Nopoule vom
+Golfe Jouan scheidet. Weiter trifft unser Auge die Ile St.&nbsp;Marguerite,
+und bei Morgenbeleuchtung zeichnet sich jedes Haus in
+dem Fort ab, das diese Insel krönt. Von der Ile St.&nbsp;Honorat ist
+nur die Kirche sichtbar, im übrigen wird sie von ihrer Schwesterinsel
+verdeckt. Im Osten, über den blühenden Acacien, steigt
+an einem Hügel die alte Stadt Cannes empor. Sie gipfelt in
+ihrem alten Schlosse und bietet dem Auge ein malerisch bewegtes
+Profil. In weniger schöner Linie folgen die neuen Stadttheile der
+Bucht, doch diese Linie wird, von hier oben aus betrachtet, durch
+üppige Gärten der Hügel gebrochen und belebt. Besonders
+gerne ruht aber unser Blick auf den zackigen Umrissen des Esterel.
+Dorthin wendet sich unser Auge stets zuerst am Morgen, wenn
+<pb n='189'/><anchor id='Pg189'/>
+die Sonne die Gipfel der Berge vergoldet und jede Ortschaft
+sich blendend weiß am Fuße derselben zeichnet; dorthin schauen
+wir auch zuletzt am Abend, wenn die Sonne jenseits der langen
+Kette verschwindet, und ihre Strahlen sich wie ein leuchtender Fächer
+am Abendhimmel ausbreiten. Dann entzünden sich auch bald die
+Leuchtthürme längs der Küste, und schon in der Dämmerstunde
+flammt Cannes mit Tausend Lichtern auf. Dieses Schauspiel
+wiederholt sich jeden Abend, und wir wurden nicht müde, es zu
+betrachten.
+</p>
+
+<p>
+Zugleich beginnt das Concert der Laubfrösche rings um
+das Hôtel, jenes Concert, das Jeder kennt, der im Frühjahr
+die Riviera besuchte. In allen Wasserbehältern versammeln
+sich um diese Zeit jene Thierchen und locken sich aus der Ferne
+mit lauten Rufen an. Die auffallende Kraft des Tones wird
+dadurch ermöglicht, daß das Männchen die schwärzliche Haut
+seiner Kehle zu einer großen Schallblase auftreibt. Im Uebrigen
+leben diese zierlichen, lebhaft grün gefärbten Geschöpfe auf den
+Sträuchern und Bäumen. Es unterhielt uns, ihnen am Tage
+in dem Garten des Hôtels nachzuspüren, und dann auch
+festzustellen, wie sehr der Ton ihrer Färbung sich nach ihrer
+jeweiligen Umgebung richtet. Auf hellen Blättern sind sie
+hell, auf dunklen dunkel gefärbt und daher stets schwer zu erblicken.
+Es handelt sich auch thatsächlich bei diesem Farbenwechsel
+um eine Schutzvorrichtung, die sie den Augen ihrer
+Feinde entziehen soll. Andererseits werden sie auch nicht von
+der Beute bemerkt, auf die sie lauern. Es ist belustigend zu
+sehen, wie der Laubfrosch auf Insecten jagt, mit welchem Geschick
+er sie fängt und wie hoch er springt, um sie zu erfassen.
+</p>
+
+<p>
+Ungeachtet des Regens, der vor Kurzem reichlich gefallen
+war und trotz des täglichen Begießens, zeichnet sich die Straße,
+die von Cannes nach Antibes führt, von hier oben gesehen, meist
+wie ein langer Streifen von Staub zwischen den grünen Gärten
+aus. Besonders hoch steigt dieser Staub an den Nachmittagen
+<pb n='190'/><anchor id='Pg190'/>
+auf, wenn eine Equipage der anderen folgt und neue Staubwolken
+aufwirbelt. Dieser Staub, von zermalmtem Kalkstein
+stammend, ist wie Mehl so fein. Ueberall dringt er ein, er
+erhebt sich zu so bedeutender Höhe, daß er die angrenzenden
+Bäume bis in ihre Gipfel grau färbt. Diesen Staub athmen
+nun tagtäglich die vornehmen Gäste von Cannes ein, die meist
+nach dem Süden reisten, um ihre Lungen zu schonen. Derselbe
+Staub herrscht nun leider an vielen Orten der Riviera, überall dort,
+wo das Kalkgebirge bis an die Küste reicht. Doch wer zwingt
+auch den Kranken, sich auf den Landstraßen zu bewegen oder an
+denselben zu wohnen! &ndash; Ich kann den Staub nicht leiden,
+wenn ihn auch meine Lunge verträgt; glücklicher Weise ermüde
+ich aber auch nicht leicht beim Gehen und fühle mich wohler zu
+Fuß, als im Wagen. So war das Hôtel sehr günstig für
+mich gelegen. Auf Fußwegen lassen sich von demselben schon
+in kurzer Zeit Wälder und Maquis erreichen. Dort, auf den
+mit Kiefern bedeckten Gipfeln von
+»<name lang='fr' rend='antiqua'>la Maure</name>«, 250 Meter hoch
+über dem Meere, eröffneten sich die herrlichsten, überraschendsten
+Blicke in üppig grüne Thäler, nach den schneebedeckten Alpen
+und über die blaue Küste. Ganz besonders großartig erschienen
+in diesem Frühjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
+denselben hinab. Man wähnte oft Bilder aus dem Berner
+Oberland vor Augen zu haben, doch leuchtender, getaucht in
+den Glanz der italienischen Sonne. So weilte ich denn mit
+Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den Höhen von
+»<name lang='fr' rend='antiqua'>la Maure</name>«;
+doch mied ich grundsätzlich das
+»<name lang='fr' rend='antiqua'>Observatoire</name>«, den
+officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf
+staubiger Straße, die Wagen durch müde Pferde mühsam aufwärts
+gezogen werden. Dort ist ein Aussichtsthurm errichtet,
+von dem aus, gegen Zahlung, man die Natur bewundern kann.
+Meist ist man im Gedränge, und die Musik aus einer nahen
+Wirthschaft trägt dazu bei, die Stimmung zu erhöhen.
+</p>
+<pb n='191'/><anchor id='Pg191'/>
+
+<p rend='text-align:center'>III.</p>
+
+<p>
+ Beim Aufstieg zum
+ »<name lang='fr' rend='antiqua'>Observatoire</name>« schneidet man einen
+Kanal, der Cannes, Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt.
+Er führt das nämliche Wasser, das die Römer einst in
+Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse eine Quelle
+der Siagne gefaßt und führten das Wasser nach Fréjus in
+einem gedeckten Aquäduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter
+langen Tunnel, den Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen
+hatte. Der moderne Wasserkanal, der in der Richtung von
+Cannes läuft, steht der römischen Wasserleitung entschieden nach,
+denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit nicht geschützt.
+Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
+Richtung meilenweit folgen. Ein Fußweg führt an
+demselben entlang. Er steigt ganz unmerklich auf, so daß man
+fast eben zu gehen meint. In weiten Bogenlinien zieht er sich
+längs der Berge hin und bietet wechselvolle Ausblicke auf Cannes
+und das Esterel. Alsbald befindet man sich über Le Cannet,
+einem Dorfe, das nördlich von Cannes, drei Kilometer entfernt
+vom Meere liegt und durch nahe Hügel ganz besonders gut
+gegen Winde geschützt wird. Man schaut da auf große Hôtels
+hinab, denn Le Cannet ist Station für solche Kranke, die nicht
+am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise angeblich
+Schaden bringt. Noch weiter gen Norden krönt Mougins einen
+260 Meter hohen, isolirten Hügel; ein malerischer Ort, dessen
+compacte Häusermasse nur von spärlichen Fenstern nach außen
+durchbrochen wird. Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurückgezogen
+haben, als die Römer die Küste besetzten. Nur eine
+halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem Thurme von
+Castellaras, der die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
+bietet.
+</p>
+
+<p>
+Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Hügel
+ersteigen, welche Le Cannet von Vallauris trennen. Von da
+oben sieht man jenseits von Mougins, am Fuß der grauen
+<pb n='192'/><anchor id='Pg192'/>
+Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glänzen; unten im Kessel,
+nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man
+Golfe Jouan, Antibes, Nizza, die Küste bis in neblige Fernen
+und oberhalb der Berge die Vallauris schützen, als herrlichsten
+Abschluß des Bildes, die Schneemassen um den Col di Tenda.
+Dort baut Italien seit Jahren eine Eisenbahn, welche Turin
+mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist fertig von Turin
+bis zum nördlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
+Unter dem Col di Tenda läuft jetzt schon ein langer Tunnel,
+der den Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das
+Thal der Roja, das bei Ventimiglia das Meer erreicht. Der
+mittlere Theil dieses Thales ist im Besitze Frankreichs. Ihn
+soll die Bahn umgehen, und das verursacht bedeutende Kosten.
+Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die Vollendung
+der Bahn sich noch kaum absehen läßt. Einst wird diese Bahn
+ein herrliches Stück Land dem Verkehr eröffnen; denn die Gola
+di Gandarena, in welcher die Roja zwischen himmelstürmenden
+Felsenmauern fließt, ist nicht minder großartig wie die Via
+mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpaß, einer der imposantesten
+der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen Badeort
+St.&nbsp;Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten,
+oder die es gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz,
+schon im Frühjahr die Fahrt über den Col di Tenda zu unternehmen.
+Das haben wir einmal gethan und einen unvergeßlichen
+Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von Cuneo bis
+Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die kürzeste Verbindung
+zwischen der südlichen Schweiz und den Kurorten der
+Riviera di Ponente. Die Straße über den Col di Tenda ist
+aber die älteste, die jemals den Gallischen Strand mit den
+Ebenen des nördlichen Italien verband. Sie existirte schon
+tausend Jahre vor Christus, zählt somit jetzt achtundzwanzig
+Jahrhunderte und hieß die tyrrhenische Straße.
+</p>
+
+<p>
+Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden,
+jetzt eine gewisse Berühmtheit zu erlangen. Er dankt
+<pb n='193'/><anchor id='Pg193'/>
+sie seinem farbigen Halbporzellan, seinen
+»<name lang='fr' rend='antiqua'>Faïences d'art</name>«, die
+nicht nur an der Riviera, sondern in allen größeren europäischen
+Städten jetzt die Schaufenster der Läden zieren. Es sind das
+Thonwaaren mit Zinnglasur, die im starken Feuer gebrannt
+werden. Die Familie Massier beherrscht diese Industrie. Ueberall
+liest man diesen Namen über den Lagern und über den Fabriken.
+Den Fremden, die auf der staubigen Landstraße zwischen Cannes
+und Antibes umherfahren, fällt das große Lager im Orte Golfe
+Jouan am meisten in die Augen durch seinen mit bunter Fayence
+verzierten oder verunzierten Garten.
+</p>
+
+<p>
+Bietet Vallauris als Ort auch nur wenig, so bleiben doch
+die Ausflüge anziehend, die man über die Höhen in dieser
+Richtung unternehmen kann. Von Vallauris geht man durch
+eine anmuthige Schlucht hinab nach Golfe Jouan oder durch
+den Wald, am Abhang der Berge, über Cannes-Eden, unmittelbar
+nach Cannes. Vielfach begegnet man hier in den Wäldern
+noch Korkeichen, die weiter nach Osten ganz fehlen. Es hängt
+das mit den Bodenverhältnissen zusammen, da Glimmerschiefer
+und Gneis stellenweise bei Cannes noch an die Oberfläche
+treten und dann die gleichen Vegetationsbedingungen schaffen,
+wie sie im Maurengebirge gegeben sind.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>IV.</p>
+
+<p>
+Von der äußersten Spitze der Croisette ist die Insel
+St.&nbsp;Marguerite kaum anderthalb Kilometer entfernt. In zwanzig
+Minuten kann man sie mit dem Boote erreichen. Zweimal am
+Tage verkehrt auch ein kleiner Dampfer zwischen dem Hafen von
+Cannes und den Lerinischen Inseln. Er berührt sie beide, und man
+kann den Ausflug über die Mittagsstunden ausdehnen, wenn
+man den ersten Dampfer zur Hinfahrt, den zweiten zur Rückfahrt
+benutzt. &ndash; Wir wollten die Abendbeleuchtung der Küste
+von den Lerinischen Inseln aus bewundern und nahmen am Nachmittag
+ein Boot an der Croisette. Voller Sonnenschein füllte
+den Himmel mit einem Uebermaß von Licht und ließ das glatte
+<pb n='194'/><anchor id='Pg194'/>
+Meer gleich einer metallenen Platte erglänzen. Ein bläulicher
+Dunst lag auf der Wasserfläche. Die gegenüberliegende Insel
+rückte immer näher. Scharf zeichneten sich auf ihr die Mauern,
+die das Fort umgeben, welches einst Richelieu erbaute. Oestlich
+über den Felsen blicken aus der Mauer die Fenster jenes berüchtigten
+Gefängnisses hervor, das sonderbarer Weise so oft
+schon die Gedanken der Menschen auf sich zu lenken wußte.
+Da war der mysteriöse Gefangene eingeschlossen, der als »Mann
+mit der eisernen Maske« die Historiker und Romanschreiber oft
+beschäftigt hat. Man nimmt jetzt meist an, es sei das Hercules
+Anthony Matthioli gewesen, ein Bologneser vom alten Geschlecht,
+der den Haß Ludwig&nbsp;XIV. sich zugezogen hatte. Matthioli
+sollte bei Ferdinand Carl&nbsp;IV. von Mantua, dem letzten Herzog
+aus dem Hause Gonzaga, den Verkauf der Festung Casale
+Monferrato an Frankreich vermitteln. Nach der Eroberung der
+Festung Pinerolo beherrschten die Franzosen den Zugang zum
+Piemont; ihnen hätte der Besitz von Casale auch die fruchtbare
+Ebene von Mailand eröffnet. Matthioli, der Senator von
+Mantua war und das Vertrauen seines Fürsten besaß, ließ sich
+für den Plan gewinnen. Ludwig&nbsp;XIV. empfing ihn an seinem
+Hofe mit großen Ehren und zeichnete ihn durch ein kostbares
+Geschenk aus. Dessen ungeachtet verrieth Matthioli die französischen
+Pläne an Oesterreich und brachte sie so zum Scheitern. Ludwig&nbsp;XIV.
+erfüllte das mit Zorn. Es gelang ihm, Matthioli über die Grenzen
+von Turin zu locken. Er wurde dort überfallen, gefangen
+genommen und in Fesseln gelegt. Man kerkerte ihn ein, zunächst
+in Pinerolo, dann in jenem Gefängniß auf St.&nbsp;Marguerite.
+Da der internationale Rechtsbruch geheim bleiben mußte, war
+es dem Gefangenen unter Androhung des Todes verboten, sein
+Gesicht zu zeigen: er trug eine Maske, die thatsächlich aber nicht
+von Eisen, sondern von schwarzem Sammet war. Im Jahre
+1687 kam Matthioli auf die Insel, um zehn Jahre später dem
+Gouverneur der Festung, dem berüchtigten St.&nbsp;Mars, nach der
+Bastille zu folgen. Dort starb er am 19.&nbsp;November 1703. &ndash;
+<pb n='195'/><anchor id='Pg195'/>
+Es heißt, daß nach der Revocation des Edictes von Nantes
+durch Ludwig&nbsp;XIV. auch protestantische Geistliche in diesem
+Gefängniß geschmachtet hätten. Napoleon&nbsp;I. setzte umgekehrt
+einen katholischen Geistlichen, de Broglie, Bischof von Gent,
+hier ein. Dann gab es weniger vornehme Gefangene, Mamelucken
+und dergleichen, erst die Einkerkerung Bazaines an dieser
+Stelle zog wieder die Blicke der Welt auf St.&nbsp;Marguerite.
+Bazaine gelang es zu entkommen. Seine Frau, eine noch junge
+Spanierin, und sein früherer Adjutant Willette, der ihn nach
+St.&nbsp;Marguerite begleitet hatte, ermöglichten seine Flucht. Er
+ließ sich des Nachts am Seil längs der Felsen nieder und erwartete
+unten in zerfetzten Kleidern, mit wunden Händen und
+blutigem Gesicht, seine Frau. Das stürmende Meer verhinderte
+die Landung des Bootes, das ihn abholen sollte; er mußte
+sich in das Meer werfen, um es zu erreichen. &ndash; Heut war es
+an diesen Felsen so still, wie auf einem See, und wir landeten
+ohne Mühe an dem steinigen Ufer. &ndash; Der Besuch der
+Festung lohnt kaum, will man sich nicht etwa an der außerordentlichen
+Dicke der Mauern und an dem dreifachen Gitter
+des einzigen Gefängnißfensters erbauen. Durch dieses Fenster
+hätte Bazaine nicht entkommen können. Er benutzte die mangelhafte
+Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle zu verlassen.
+Er verbarg sich im Gefängnißhofe, während seine Zelle
+zur Nacht leer verschlossen wurde.
+</p>
+
+<p>
+Wir zogen in den schönen Kiefernwald, der den größten
+Theil der Insel deckt, und lagerten dort unter den Bäumen.
+Die Aussicht landeinwärts ist derjenigen ähnlich, die man von
+Antibes aus genießt. Nur steigt das Vorgebirge in größerer
+Nähe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die große Nähe
+von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
+fast in der Luft zu schweben, gehüllt in jenen leuchtend azurenen
+Nebel, der dem provençalischen Himmel eigen ist. Von der
+blauen Fläche des Meeres und den grünen Hügeln der Küste
+<pb n='196'/><anchor id='Pg196'/>
+steigt so das Bild in Stufen, bis zu den schneebedeckten Riesen
+der Alpenwelt empor, in großartig eindrucksvollem Contrast.
+</p>
+
+<p>
+Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten
+Seite der Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt
+liegt dicht vor uns die Ile St.&nbsp;Honorat. Es ist nur ein enger
+Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch ein Meeresarm,
+erfüllt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den Wellen
+des Meeres gedeckt werden.
+</p>
+
+<p>
+Die Ile St.&nbsp;Honorat hieß bei den Römern Lerina. Der
+heilige Honoratus zog von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang
+des fünften Jahrhunderts nach dieser Insel hin. Er fand
+sie, so berichtet die Sage, mit giftigen Schlangen erfüllt, unter
+denen zu leben fast unmöglich schien. Doch der Heilige bestieg
+eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den großen Bannfluch,
+den er über sie aussprach. Zu St.&nbsp;Honoratus gesellte sich
+bald der greise Caprasius, den spätere Zeiten auch als Heiligen
+anerkannten. Es strömten von allen Seiten Anhänger herbei,
+und das errichtete Kloster hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt.
+Der heilige Vincenz, einer der hervorragendsten Mönche von
+Lérin, verfaßte dort das Commonitorium gegen die Irrlehre,
+ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
+Unfehlbarkeitsdogma öfters citirte, im Besonderen den Satz:
+»Was immer, was überall, was von Allen geglaubt worden
+ist, das ist wahrhaft katholisch.« Dem Kloster gehörten auch
+an: St.&nbsp;Hilarius, der wie St.&nbsp;Honoratus später Bischof von
+Arles wurde, ebenso St.&nbsp;Maximus, der den Bischofssitz von
+Fréjus bestieg, dann Faustus, Bischof von Reji, der zu den
+Heiligen zwar gezählt, dessen Rechtgläubigkeit aber vielfach angezweifelt
+wurde; dann St.&nbsp;Salvian, St.&nbsp;Valerian, auch die
+beiden Söhne des heiligen Eucharius: St.&nbsp;Veranius und
+St.&nbsp;Salonius und viele Andere. Von der kleinen Insel Lerina,
+die St.&nbsp;Honoré nach dem Begründer ihres Klosters benannt
+wurde, gingen nicht weniger als zwölf heilige Erzbischöfe, zwölf
+heilige Bischöfe, zwölf heilige Aebte und vier heilige Mönche
+<pb n='197'/><anchor id='Pg197'/>
+hervor. »O gesegnete Einsiedelei, o dreimal glückliche Insel,
+die du so viel Sprößlinge des Himmels erzogen hast!«
+<q lang='la' rend='antiqua'>Beata
+et felix insula Lyrinensis &hellip;!</q> rief daher schon im Jahre 542
+der Erzbischof von Arles, Caesarius, der Sohn des Grafen
+von Chalon, bei seinem Tode aus. Zu Ehren aller dieser
+Heiligen wurde am 15.&nbsp;Mai ein eigenes Fest, das der Allerheiligen
+von Lerina, gefeiert. Um das Jahr 690 zählte das
+Kloster über 3700 Mönche. Wie mögen sie nur alle Platz gefunden
+haben auf der kleinen Insel, die nur etwa tausend
+Schritte lang und vierhundert Schritte breit ist! Dieses rasche
+Aufblühen des Klosters trug die Keime des Verfalles auch in
+sich; die asketische Lebensweise schwand immer mehr. &ndash; Zur
+Zeit, da der heilige Caesarius dem Kloster als Mönch angehörte,
+waren die Ordensregeln äußerst streng. Jeder Mönch bewohnte
+getrennt seine Zelle: es gab weder ein Schlafgemach noch eine
+Küche. St.&nbsp;Caesarius ernährte sich von Kräutern und von
+Brühen, die er sich am Sonntag für den Bedarf der ganzen
+Woche kochte. Das änderte sich später, und schon zu Ende des
+siebenten Jahrhunderts mußten, wie der Abt Disdier erzählt,
+die Päpste eingreifen, um der Zügellosigkeit der Sitten unter
+den Mönchen zu steuern. &ndash; Der heilige Aigulf, hieher gesandt,
+um strenge Zucht im Kloster einzuführen und die Mönche zu
+besserem Lebenswandel zu bekehren, wurde von ihnen verstümmelt
+und Seeräubern übergeben. &ndash; Dann aber kamen die Saracenen.
+Sie plünderten im Jahre 732 das Kloster und mordeten alle
+seine Bewohner. Nur St.&nbsp;Eleutherius blieb am Leben, verborgen
+in einem unzugänglichen Felsenspalt, in dem er acht
+Tage lang von Wurzeln und Seethieren sich nährte. Das
+Kloster blühte noch mehrfach auf, doch die alte Sicherheit und
+Ruhe waren von der Insel geschwunden, so daß der Abt Adalbert
+im Jahre 1073 einen starken viereckigen Thurm erbauen ließ,
+der vom Strande aus gegen Afrika schaut und dauernd das
+Meer überwachte. Der Thurm war geräumig genug, um alle
+Mönche aufzunehmen; sie konnten die Klosterschätze darin bergen,
+<pb n='198'/><anchor id='Pg198'/>
+dort auch sich wirksam gegen die alten Feinde, Seeräuber und
+Saracenen, vertheidigen. So kam es, daß das Kloster nicht
+nur fortbestehen, sondern auch glänzende Zeiten erleben konnte:
+es hatte noch manchen geistig hochstehenden Abt aufzuweisen.
+Im sechzehnten Jahrhundert besaß es eines der reichsten
+Sanctuarien, und seine Bibliothek war weit berühmt. Im
+siebzehnten Jahrhundert, unter dem Pontificat Gregor&nbsp;XV. begann
+es endgültig zu verfallen. Als es im Jahre 1788 säcularisirt
+wurde, zählte es nur noch vier Mönche. Man vertheilte
+die Klosterschätze an die Kirchen der benachbarten Regionen.
+Viele Kostbarkeiten verschwanden während der französischen Revolution,
+so ein silberner Reliquienschrein, der die Ueberreste
+des heiligen Honoratus enthielt und nach Cannes gekommen
+war. Dieser kunstvoll gearbeitete Reliquienschrein stammte von
+Franz&nbsp;I., der nach der Schlacht von Pavia als Gefangener die
+Nacht vom&nbsp;21. auf den 22.&nbsp;Juni 1525 im Kloster zugebracht
+hatte. Im Jahre 1791 wurde das Kloster versteigert und ging,
+eigen genug, in den Besitz einer Schauspielerin über. Es war
+das Fräulein Alziary de Roquefort, die unter dem Namen
+Sainval an der
+<name lang='fr' rend='antiqua'>Comédie française</name>
+glänzende Triumphe gefeiert
+hatte.
+</p>
+
+<p>
+Die Insel St.&nbsp;Marguerite hieß bei den Römern Lero.
+Strabon erzählt, daß ein Heroentempel diese Insel schmückte
+und daß die Ligurischen Piraten dort Opfer darbrachten. Den
+Namen St.&nbsp;Marguerite, den jetzt die Insel führt, sucht eine
+Sage mit dem Namen der Schwester des heiligen Honoratus zu
+verknüpfen. Von Sehnsucht getrieben, so wird erzählt, kam
+Margarethe nach Lerina und fiel dem Bruder zu Füßen. Die
+Ordensregel schloß die Anwesenheit von Frauen auf Lerina aus.
+Daher St.&nbsp;Honoratus die Schwester nach der Insel Lero brachte,
+wo sie verblieb und Aebtissin wurde. Margarethe nahm unter
+einem blühenden Kirschbaum von dem Bruder Abschied, und er
+mußte ihr versprechen, daß er sie besuchen würde, so oft
+dieser Kirschbaum blühe. Die Heilige erwirkte dann durch ihr
+<pb n='199'/><anchor id='Pg199'/>
+Gebet, daß der Kirschbaum allmonatlich in Blüthenschmuck
+prangte.
+</p>
+
+<p>
+Jetzt gibt es wieder Mönche im Kloster St.&nbsp;Honorat. Das
+Bisthum von Fréjus hat das Kloster im Jahre 1859 erworben,
+und zehn Jahre später zogen die Cistercienser hierher. Im
+weißen Gewande, mit schwarzer Kapuze, schwarzem Gurt und
+Scapulier schreiten sie in dem Kloster einher. Frauen ist der
+Zutritt untersagt, doch viel verlieren sie nicht durch dieses Verbot,
+denn von den älteren Theilen des Klosters blieb fast nichts
+erhalten, und die Kirche in demselben ist ganz neuen Ursprungs.
+Weit höheres Interesse beansprucht das außerhalb des Klosters
+am Meeresstrande aufgebaute, auch den Frauen zugängliche
+Kastell. Ein mächtiger Bau aus Quadersteinen, der den Angriffen
+der Zeit getrotzt hat. Nur von wenigen Fenstern nach
+außen durchbrochen, mit Zinnen besetzt, trägt es deutlich seine
+einstige Bestimmung zur Schau. Besonders stimmungsvoll hebt
+sich dieses dunkle Kastell von dem blauen Hintergrund des Meeres
+ab, wenn es aus einiger Entfernung betrachtet wird, und dunkelgrüne,
+über den Strand geneigte Kiefern dasselbe umrahmen.
+Im Innern birgt das Kastell alle jene Räume, die zu einem
+längeren Aufenthalt der Mönche nothwendig waren: zahlreiche
+Zellen und ein Refectorium, eine Capelle und eine Bibliothek,
+vor allem auch eine Cisterne. Diese Cisterne, ganz alter Construction,
+nimmt die Mitte des offenen Hofes ein; Säulengänge,
+in mehreren Stockwerken, steigen im Umkreis auf. Eingestürzte
+Gewölbe, halbverschüttete Räume, verborgene Treppen, die in
+unterirdische Räume führen, folgen aufeinander und durchschneiden
+sich in sinnverwirrender Weise. Die Burg ist Kloster und Festung
+zugleich, so recht ein Product jener Zeit, wo das Kreuz und das
+Schwert oft von derselben Hand geführt wurden, einer leidenschaftlich
+erregten Zeit, stark und starr in ihrer Ueberzeugungskraft,
+der es an schöpferischer That und eigenartiger Poesie
+nicht fehlte. Auf einer Wendeltreppe besteigt man den Thurm,
+von dem aus sich eine herrliche Aussicht entfaltet. Man sieht
+<pb n='200'/><anchor id='Pg200'/>
+hinab auf die Lerinischen Inseln, die wie grüne Flöße auf dem
+Meere schwimmen, und überblickt die ganze weite Küste von
+St.&nbsp;Tropez bis zu den Bergen von Bordighera. Die Insel
+St.&nbsp;Honorat ist viel kleiner als ihre Schwester; daß der heilige
+Honoratus sie dessenungeachtet zur Anlage seines Klosters erwählte,
+war durch die Quelle bedingt, die sie birgt.
+</p>
+
+<p>
+Zerklüftete Felsen ragen in der Nähe des Kastells aus dem
+Meer hervor. Sie heißen die Mönche und bilden einen natürlichen
+Schutz für die Insel. An ihnen bricht sich die Macht der
+Wellen, wenn der Südsturm das Meer gegen die Insel treibt.
+Einige Capellen schmücken den Strand, Ueberreste aus alter Zeit;
+Marmorfragmente von Säulen und Capitälen sind zwischen
+Myrten und Lentisken aufzufinden und mahnen an frühere
+Pracht. Fünfzehn Jahrhunderte lang beherrschten die Mönche
+diese Inseln sowie auch das gegenüberliegende Festland, jetzt gilt
+ihre Fürsorge vor allem einem Waisenhaus, das in dem Kloster
+errichtet wurde und in welchem die Knaben verschiedene Gewerbe
+erlernen. In diesem Waisenhause befindet sich auch eine
+Druckerei, in welcher alte kirchliche Werke neu edirt werden.
+So hat die Druckerei von Lerin dem Papst Leo&nbsp;XIII. zu seinem
+Jubiläum ein reich verziertes Werk überreicht, welches das
+Magnificat in »hundertfünfzig« Sprachen enthielt.
+</p>
+
+<p>
+Oestlich von der Insel St.&nbsp;Honorat liegt die kleine Felseninsel
+St.&nbsp;Féréol. Während die beiden größeren Lerinischen
+Inseln durch Legende und Geschichte wie mit einem Heiligenschein
+umgeben werden, bildete sich eine seltsame, fast dämonische Mythe
+um St.&nbsp;Féréol aus. Es hieß, und heißt noch vielfach, daß auf
+St.&nbsp;Féréol das Grab von Paganini sich befunden habe. Diese
+Angabe ist in französischen Werken verbreitet. Sie führen an,
+Paganini sei in Nizza, im Mai 1840, an der Cholera verschieden;
+sein Sohn Achille habe die Leiche auf einem Schiffe
+nach Genua geführt, um den Vater an dessen Geburtsorte zu
+bestatten. Die Geistlichkeit verweigerte aber das Begräbniß dem
+Manne, von dem es hieß, er habe sich dem Satan verschrieben.
+<pb n='201'/><anchor id='Pg201'/>
+Auch das Municipio ließ die Ausschiffung des Körpers wegen
+Choleragefahr nicht zu. So versuchte der Sohn in Marseille
+zu landen, doch wieder ohne Erfolg. Als er auch in Cannes
+abgewiesen wurde, entschloß er sich, den Sarg des Nachts auf
+die kleine unbewohnte Insel zu bringen und dort, von Stürmen
+oft umbraust, hat der Todte fünf Jahre lang gelegen. Erst im
+Mai 1845 kehrte der Sohn wieder, nachdem es ihm gestattet worden
+war, den Vater zu begraben an der Kirche von Gajona bei
+Parma, unfern der Villa, die Paganini dort erworben hatte.
+Diese Erzählung kam mir schon einmal in den Sinn, als ich in
+dem herrlichen
+<name lang='it' rend='antiqua'>Pallazzo Doria Tursi</name>,
+dem jetzigen <name lang='it' rend='antiqua'>Palazzo del
+Municipio</name> in Genua, die Geige Paganinis sah. Das war in
+den Tagen der Columbianischen Feste, wo die Mitglieder der
+wissenschaftlichen Congresse im Municipio durch den Sindaco
+empfangen wurden. Die Geige,
+<corr sic='ein'>eine</corr> Guarneri, der einst Paganini
+dämonische Töne zu entlocken gewußt, bewahrt man wie
+eine Reliquie in einem kostbaren Schrein; man hatte sie zu dem
+Feste mit seidenen Bändern in den italienischen Farben geschmückt.
+Daran dachte ich jetzt, da ich die kleine Insel St.&nbsp;Féréol vor
+mir im Meere liegen sah. Die heitere Landschaft stimmte freilich
+nicht zu dem unheimlichen Geiste Paganinis. Wohl aber konnte
+es ihm behagen auf jenem einsamen Riff, wenn die entfesselten
+Elemente die brandenden Wogen über die Felsen trieben und der
+Wind klagend über der Meeresfläche pfiff. Da war es die
+Natur, welche Schaudergeschichten auf ihrer <name>G</name>-Saite spielt, so
+wie er sie einst auf jener Saite seinen erregten Zuhörern zu erzählen
+wußte. Ja, das Grab Paganinis paßt sicherlich besser
+in die wilde Brandung, als auf einen stillen Friedhof, das ist
+völlig klar! &ndash; Wie schade, daß die Geschichte nur erdichtet ist!
+&ndash; In Wirklichkeit starb Paganini in der
+<name lang='it' rend='antiqua'>Via Santa Reparata</name>
+zu Nizza an der Kehlkopfschwindsucht und nicht an der Cholera.
+Er hatte lange zuvor schon, in Folge seines Leidens, die Stimme
+eingebüßt. Da er die Sterbesacramente nicht empfangen hatte,
+verweigerte die Geistlichkeit seine kirchliche Bestattung, und diese
+<pb n='202'/><anchor id='Pg202'/>
+konnte erst einige Jahre später erfolgen. Der Sohn Paganinis,
+der heute noch in Parma lebt, theilt mir mit, daß sein Vater
+dort auf dem großen Friedhof
+<name rend='antiqua'>della Villetta</name>, nachdem er, auch
+im Tode unstät, erst nach Villa-Franca, dann nach Genua gewandert,
+seit 1876 seine endliche Ruhe gefunden und er &ndash; der
+Sohn &ndash; ihm auf seinem Grabe ein würdiges Denkmal habe
+errichten lassen, für welches in Genua kein geeigneter Platz gewesen
+sei. Ueber Paganinis Leben hatten sich die merkwürdigsten
+Mythen ausgebildet, die durch sein ungewöhnliches Aussehen,
+seine fast gespensterhafte Magerkeit und sein blasses Gesicht, auf
+welchem, wie Heine schreibt, Kummer, Genie und Hölle ihre
+unverwüstlichen Zeichen eingegraben hatten, gefördert wurden.
+Paganini trug übrigens durch sein excentrisches Benehmen selber
+nicht wenig zur Verbreitung dieser Mythen bei. Nur einmal, in
+Paris, fühlte er sich veranlaßt, den Fabeln, die in den Zeitungen
+über ihn berichtet wurden, entgegenzutreten. In einem Briefe,
+den er in der »<title>Revue musicale</title>« veröffentlichen ließ, schilderte
+er selbst sein Leben und führte dort den Nachweis, daß er weder
+seine Geliebte ermordet noch im Gefängniß gesessen, noch sich
+dem Teufel verschrieben habe. Er schloß mit der Hoffnung,
+man werde wohl seiner Asche einst die verdiente Ruhe gönnen.
+Doch auch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen! Selbst eine
+Marmorbüste, die man Paganini in der
+<name lang='it' rend='antiqua'>Villetta di Negro</name> zu
+Genua geweiht hatte, verschwand spurlos von jener Stätte.
+</p>
+
+<p>
+Wir kehrten nach der Insel St.&nbsp;Marguerite zurück und verweilten
+dort bis zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand
+der feurige Ball hinter dem Esterelgebirge. An den hohen Bergen
+im Norden trieben sich langgedehnte Nebelstreifen umher. Sie
+deckten die Einschnitte der Thäler, stiegen dann empor bis zum
+Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
+spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer
+Kette an dem blauen Himmel. Bald rötheten sie sich auch, erglühten
+in Purpur, erloschen allmälig und wurden dann leichenblaß.
+Des Tages Gluth lastete noch auf dem Meere; seine
+<pb n='203'/><anchor id='Pg203'/>
+glatte Oberfläche zeigte jene matten Reflexe, wie sie alten venetianischen
+Spiegeln eigen sind: dann begann sie die Farbe zu
+wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den
+Bergen schwand, legte sich über den Abendhimmel und überfluthete
+bald auch das Meer. Geheimnißvoll klagend schlugen
+seine scharlachrothen Wellen jetzt an die Felsen des Ufers. Der
+Himmel über den Alpen nahm fahlgrüne Färbung an, und dann
+wurde es dunkel. Ungezählte Sterne tauchten am Himmel auf,
+und ungezählte Lichter entflammten längs der Küste. Wir bestiegen
+jetzt wieder die Barke und glitten still über der
+Wasserfläche. Eine erfrischende Luft umfloß unseren Körper,
+drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes Gefühl inneren
+Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
+kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an
+der Croisette gelandet waren.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>V.</p>
+
+<p>
+Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin.
+Sie hatten dasselbe im zehnten Jahrhundert von Wilhelm
+von Gruetta, einem Sohne von Redouard, Grafen von Antibes,
+erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die Burg
+auf dem Hügel, der jetzt die Altstadt trägt, dem heutigen Mont
+Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen
+Güter vor Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild
+gewesen ist. Das beeinflußte die Sitten und Bräuche der Uferbewohner.
+Während jenseits des Esterels, wo rohe Burgherren
+herrschten, die Volksbelustigungen in Scheinkämpfen, den sogenannten
+»<name rend='antiqua'>bravades</name>« bestanden, waren es in Cannes, Vallauris
+und Antibes die
+»<name rend='antiqua'>romérages</name>«, das heißt Tänze und ähnliche
+Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag
+haben sich die
+<name rend='antiqua'>bravades</name> in St.&nbsp;Tropez,
+die <name rend='antiqua'>romérages</name> in
+Vallauris erhalten. Wachtthürme längs der Küste waren zum
+Schutz gegen die Saracenen aufgerichtet. Feuerzeichen des Nachts,
+weiße Fahnen am Tage, warnten, von den Lerinischen Inseln
+<pb n='204'/><anchor id='Pg204'/>
+aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden. Cannes
+führte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
+stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte
+erst während der Kämpfe Franz&nbsp;I. mit Karl&nbsp;V. schwere Verluste
+zu tragen. Im Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus
+dem Orient die schwarze Pest nach Cannes eingeschleppt und
+verbreitete sich dann über die ganze Provence. Dann gab es
+noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
+Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische
+Gewalt geriethen, dann im achtzehnten während der Invasion
+der Provençe durch österreichische und piemontesische Truppen,
+besonders aber im österreichischen Erbfolgekriege, während des
+mißglückten Angriffs der Oesterreicher auf die Provence. &ndash;
+Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an komischer Tragik in der
+Geschichte von Cannes. So berichten die Stadtarchive von einem
+wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit Schrecken
+erfüllte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
+Schließlich wurde eine Schar muthiger Männer bewaffnet, und
+es gelang ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier
+zu erlegen. Ein solches Thier hatte noch Niemand gesehen; man
+wußte es nicht zu benennen. Ein heftiger Streit entspann sich
+nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von Cannes, Grasse
+und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
+war; es drohte ein ernster Conflict, glücklicher Weise machte
+der Marquis de Caraman, commandirender General der Provence,
+demselben ein Ende, indem er das Fell für sich nahm.
+Nunmehr wurde festgestellt, daß dieses Fell von einer Hyäne
+stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist unaufgeklärt
+geblieben.
+</p>
+
+<p>
+Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer
+ganz unbedeutenden Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict
+de Saussure sie 1787 besuchte, fand er nur ein paar
+Straßen vor, die fast ausschließlich von Matrosen und Fischern
+bewohnt waren. Die Schönheit der Lage fiel ihm auf:
+<pb n='205'/><anchor id='Pg205'/>
+»<q lang='fr' rend='antiqua'>C'est
+un site vraiment délicieux</q>« rief er auf dem Hügel von
+St.&nbsp;Cassien aus, als er den blauen Golf und die grünen Inseln
+vor sich liegen sah, dann über das üppige Thal der Siagne,
+gegen Grasse und die grauen Kalkalpen schaute. Auch die Hôtels
+in Cannes waren damals einfacher als jetzt, dessen ungeachtet
+es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im Jahre 1822
+in einem derselben sehr behagte. Er und »die gute Hausfrau«
+waren zu Fuß über das Esterel acht Stunden lang bis nach
+Cannes gewandert und kamen dort recht ermüdet in den heißen
+Mittagsstunden an. Darauf hin schreibt Schubert: »Wohler
+und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der guten Hausfrau,
+auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen und in
+keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem bürgerlichen,
+für uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war
+das Häuslein gleich eins der ersten in der Häuserreihe am
+Meeresstrande hin. Zwar zu der oberen Etage, welche fast nur
+aus dem Zimmer bestand, in welchem wir aßen, führte keine
+Marmorstiege, sondern eine hölzerne Treppe von außen empor,
+es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer
+steinernen; der Balcon, an dessen geöffnete Thür wir uns hinsetzten,
+hatte zwar weder eiserne noch bronzene Umzäunung, sondern
+nur bretterne, die Aussicht von ihm hinaus auf das unter
+uns brandende Meer war aber eben so weit und lieblich als
+von einem steinernen.« »Junge Hühnlein, seit wenigen Tagen
+erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal
+und auf dem Balcon herumliefen, pickten die Krümlein von
+Weißbrod zusammen, die ihnen die Hausfrau auf den Boden
+streute.« Dann aber, nachdem wir uns an einem trefflichen
+Mahl gesättigt und ausgeruht, »verließen wir &ndash; Strickbeutel
+und Pflanzenmappe unter dem Arme &ndash; unseren Balcon mit der
+lieblichen Meeresaussicht und die gutmüthigen, billigen Wirthsleute
+und zogen unter den schattigen Bäumen der Allee, neben
+dem anbrandenden Meere hinaus auf die Straße nach Antibes.«
+</p>
+
+<p>
+Da war es in der That anders in Cannes als jetzt!
+<pb n='206'/><anchor id='Pg206'/>
+Den Anfang zu seiner jetzigen Größe verdankt Cannes einem
+Zufall. Im Jahre 1834, als die Cholera im ganzen Norden
+von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen dieselbe durch
+einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
+Küste kamen, mußten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes
+verweilen, bevor sie die Grenze am Var überschreiten durften.
+Unter den Reisenden befand sich auch Lord Brougham, der das
+Amt eines Lord-Kanzlers von England vor Kurzem niedergelegt
+hatte und durch den Tod seiner geliebten Tochter tief gebeugt,
+nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er nun unfreiwillig
+verweilen mußte, so sehr, daß er sich entschloß, an demselben
+zu bleiben. Er ließ sich in Cannes nieder und erbaute
+auf seiner Besitzung das Schloß Eleonore Louise, das den Namen
+seiner Tochter trägt. Seinem Beispiel folgten zahlreiche seiner
+Landsleute, und die vornehme englische Gesellschaft zog sich allmälig
+von Nizza nach Cannes zurück. Ihr folgte die französische
+Aristokratie, und allmälig wuchs Cannes zu einem der vornehmsten
+Kurorte der Riviera an.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>VI.</p>
+
+<p>
+Den Bewohnern des westlichen Cannes können die Ausflüge
+auf den Höhen der Croix-des-Gardes diejenigen von »La Maure«
+zum Theil ersetzen. Die Aussichten sind ähnlich, doch gilt es
+meist so viel Staub zu schlucken, ehe man sie erreicht! Die
+Abhänge dieses 150 Meter hohen Hügels sind mit den ältesten
+Villen des neuen Cannes bedeckt; da lehnt sich auch jener
+Château d'Eleonore Louise an, der den Grund zu dem modernen
+Kurort legte. &ndash; Man darf es auch nicht unterlassen, den
+Garten der Villa Larochefoucauld zu besuchen, dessen Zutritt
+Fremden stets gestattet wird. Man erreicht ihn bald auf der
+Straße von Fréjus. Die Ausblicke auf das nahe Esterel
+zwischen den Palmen, Pinien und sonstigen üppigen Gewächsen
+des Gartens sind zum Theil von hoher malerischer Wirkung.
+</p>
+<pb n='207'/><anchor id='Pg207'/>
+<p>
+Ueber alle möglichen, wenn auch nicht immer empfehlenswerthen
+Ausflüge an den Kurorten der Riviera orientiren jetzt
+vollständiger wie zuvor die in allerletzter Zeit erschienenen
+»<title rend='antiqua'>Guides Joanne</title>«.
+Es gibt jetzt solche »Führer« für Cannes,
+für Nizza, Mentone, ja selbst für das Esterel, und sie sind einzeln
+für 50 Centimes oder einen Franc zu haben. Leider sind
+aber auch in diesen Führern die Angaben über die Wege, die
+man bei den einzelnen Ausflügen einzuschlagen hat, so mangelhaft
+und die beigefügten Karten so unvollkommen, daß man
+sich nur selten zurechtfinden kann.
+</p>
+
+<p>
+Ich plante noch einen Ausflug nach dem Cap d'Antibes
+und stand mit Tagesanbruch auf, um möglichst viel Zeit vor
+mir zu haben. Ich trat ans Fenster und öffnete die Läden:
+Der Himmel war mit Wolken ganz bedeckt. Hinter denselben
+im Osten mußte die Sonne soeben aufgegangen sein. Unentschlossen
+blieb ich am Fenster stehen. Wird es der Sonne gelingen,
+die Wolken zu zerstreuen? Leuchtende Stellen tauchten
+in der Wolkenmasse nach einiger Zeit auf und erweckten freudige
+Hoffnung. Bald schwanden sie aber wieder, und beklommen
+blickte ich empor, gedrückt von dem Gefühl, daß es so trüb und
+traurig den ganzen Tag über bleiben könne. Doch wieder
+lichten sich hier und dort die Wolken, sie wogen in schweren
+Massen wie ein bewegtes Meer; plötzlich zerreißen sie an mehreren
+Stellen, und aus glühendem Rahmen blickt dort der leuchtende
+Himmel hervor. Es ist, als wäre in den Höhen eine Feuersbrunst
+ausgebrochen, und als drängen lange Feuerstrahlen aus
+den Oeffnungen der Wolken hervor, um die See und das
+Land zu entzünden. Jetzt sind es Stellen im Meer, welche in
+Flammen aufgehen, dann leuchten die Lerinischen Inseln im
+rosigen Lichte auf dunkler Woge, dann wieder entzünden sich
+die Gipfel des Esterel, dann das alte Cannes. Allmälig
+erblassen die Wolken, sie weichen vor der siegreichen Sonne; sie
+lösen sich auf im goldigen Nebel und schwinden. Der ganze
+Himmel erstrahlt in glänzendem Licht.
+</p>
+<pb n='208'/><anchor id='Pg208'/>
+<p>
+Wir folgen der Straße von Antibes, von Licht überfluthet.
+Solche Lichtfülle stimmt den Menschen freudig, erweckt neue
+Hoffnungen und trägt so sicherlich nicht wenig zur Heilung der
+hier weilenden Kranken bei. Es ist das der suggestive Einfluß
+des Sonnenlichtes; andererseits kommen demselben thatsächlich
+auch antiseptische Wirkungen zu. Intensives Sonnenlicht tödtet
+die Keime jener niederen Organismen, welche Fäulniß und Zersetzung
+bewirken. Entsprechende Versuche haben gelehrt, daß
+eine Aussaat von Bacterien durch Licht sterilisirt werden kann.
+Setzt man eine solche Aussaat dem Sonnenlichte aus, hält eine
+andere im Schatten, so werden die Keime der ersteren getödtet
+und die der letzteren entwickeln sich weiter. Intensives Sonnenlicht
+sterilisirt demgemäß auch die Wäsche und die Kleider von
+Kranken. Es sterilisirt auch Seen und Flüsse, falls ihr Wasser
+nicht zu trüb ist und den Lichtstrahlen das Eindringen nicht
+verwährt. Die in der Luft schwebenden Keime werden meist
+von dem Sonnenlicht getödtet. Mit Recht sagt somit ein italienisches
+Sprüchwort:
+»<q lang='it' rend='antiqua'>Dove non entra il sole, entra il medico.</q>«
+Wäre jenes Sprüchwort nicht begründet, da müßten unausstehliche
+Miasmen manches südliche Land erfüllen und Infectionskrankheiten
+ununterbrochen es verheeren. Wie wenig geschieht da
+meist für die Desinfection. Die moderne Hygiene ist ein Kind
+nordischer Himmelsstriche, und die peinlichsten Ansprüche an
+Reinlichkeit und Comfort sind in Ländern erwachsen, in welchen
+der Nebel meist das Sonnenlicht verhüllt. Während wir unsere
+Wohnräume nach Möglichkeit säubern, für Desinfection allerorts
+sorgen, öffnet der Südländer weit seine Fenster und läßt sein
+ganzes Haus vom Sonnenlicht durchstrahlen. Dazu ist aber
+dauernd klarer Himmel nöthig. &ndash; Bacterienkeime, die vom
+intensiven Sonnenlichte getroffen werden, halten die Wirkung
+desselben nur kurze Zeit aus. Die Keime des
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Bacillus anthracis</name>,
+jenes gefährlichen Bacteriums, das den Milzbrand bei Schafen
+und Rindern veranlaßt, sind dann schon todt nach wenigen Stunden.
+Ein englischer Botaniker, Marshall Ward, hatte den Einfall,
+<pb n='209'/><anchor id='Pg209'/>
+diese Wirkung des Lichtes auf Bacterienkeime gewissermaßen
+photographisch zu veranschaulichen. Er breitete Gelatine, die
+mit Bacterienkeimen versetzt war, auf einer Glastafel aus, stellte
+vor dieselbe eine durchbrochene Zinnplatte und ließ letztere vom
+Sonnenlicht bescheinen. Nach wenigen Stunden wurde die
+Glastafel in einen dunklen, warmen Raum gelegt und dort
+längere Zeit gelassen. Ueberall da, wo das Sonnenlicht durch
+die Oeffnungen der Zinnplatte die Gelatine erreicht hatte, blieb
+letztere klar, weil die Keime in derselben getödtet waren, sie
+trübte sich an den übrigen Stellen, weil die Keime dort unversehrt
+blieben und sich zu trüben Bacterienmassen vermehrten.
+So war das in die Zinnplatte geschnittene Bild deutlich auf
+der Gelatineplatte zu erkennen. Selbst die Negative gewöhnlicher
+Photographien konnten benutzt werden, um positive Bacterienbilder
+zu erhalten, wenn mit besonders empfindlichen Keimen
+operirt wurde. Ein purpurfarbiges Bacterium der Themse
+lieferte so hinter den Glas-Negativen englischer Landschaften
+zwar nicht scharfe, aber doch kenntliche Bilder derselben.
+</p>
+
+<p>
+Die ganze Straße von Antibes war jetzt blendend hell von
+Licht, von jenem grellen Licht, in welches alle Dinge tauchen,
+wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Auf der kreideweißen
+Straße wurden die Schatten immer kürzer und dunkler, die
+Halbschatten nahmen blaue Töne an. Die Palmengruppen in
+den Gärten glänzten so stark, daß sie fast wie fabelhafte Decorationen
+zu einem Zauberstück erschienen. Es war Fest der
+Sonne überall in der Natur, und diese festliche fröhliche Stimmung
+theilte sich uns auch mit. &ndash; Wenig Orte in Europa gibt es,
+die über eine gleich große Lichtfülle verfügen. An dieser goldigen
+Küste darf sich das Mittelmeer rühmen, Spiegel der Sonne zu
+sein. An Klarheit der Luft können mit der Gegend um Nizza
+sich nur Valencia und Alicante messen. Während von dem
+Eifelthurm in Paris die Aussicht im günstigsten Falle bis auf
+hundert Kilometer reicht, zeigt hier nicht selten Corsica dem
+erstaunten Auge seine zackigen Gipfel, die um mehr als 200 Kilometer
+<pb n='210'/><anchor id='Pg210'/>
+von dieser Küste entfernt sind. Daher mit vollem Recht
+der Mont Gros bei Nizza zum Bau eines astronomischen
+Observatoriums gewählt wurde. Auch regnet es in Nizza durchschnittlich
+im Jahre nur an 67&nbsp;Tagen. Der Regen dauert
+nicht lange, ist dafür oft so heftig, wie in den Tropen. Auch
+in diesem Frühjahr hatten wir während unseres fünfwöchentlichen
+Aufenthalts, von Mitte März bis zur zweiten Hälfte des
+April, nur drei Tage mit anhaltendem Regen hier zu verzeichnen.
+Wir waren thatsächlich die ganze Zeit über wie in ein Lichtbad
+getaucht.
+</p>
+
+<p>
+Die Straße führte uns an dem Orte Golfe Jouan vorbei
+nach Jouan les Pins. Nun folgten wir unter Pinien im weiten
+Bogen dem Meeresstrande. Unser Blick verlor sich im endlosen
+Meer oder er ruhte auf dem Esterel und den Lerinischen Inseln.
+Es waren das die alten, liebgewonnenen Bilder in immer neuer
+Umrahmung. Bald begrüßten wir das Cap und traten in den
+Garten des Caphôtels ein. Da ist Alles noch so wie es war,
+derselbe üppige Pflanzenwuchs, derselbe Duft der Maquis. Doch
+fremdartig blicken uns merkwürdige Bauten von der äußersten
+Spitze der Landzunge an. Haben die Saracenen wieder das
+Land erobert und sich am Cap niedergelassen? Das sind doch
+maurische Bauten, die sich dort erheben, eine Moschee, die mit
+ihrer schlanken Kuppel in die Lüfte ragt! Eine Mauer sperrt die
+Spitze des Caps vom Hôtelgarten ab, doch glücklicherweise ist sie
+schon durchbrochen und nichts hindert uns, weiter vorzudringen.
+</p>
+
+<p>
+Es war nicht ein Saracene, sondern ein Pariser, der diese
+Bauten errichten ließ. Er starb ohne das Ende seiner Werke
+zu sehen. Sein Wunsch, hier begraben zu werden, konnte nicht
+in Erfüllung gehen. Die französische Regierung verbot die Bestattung
+am Cap; die Familie gab daher die Besitzung auf.
+</p>
+
+<p>
+So wird denn dieses Stück Orient hier wieder verschwinden,
+vielleicht Ruinen bilden, die man dermalen als saracenische
+deuten wird. Der Fischer aber, dem ein Stück Strand nach
+dem andern entzogen wird, hat vom Cap wieder Besitz ergriffen.
+<pb n='211'/><anchor id='Pg211'/>
+Mit sichtlicher Schadenfreude zerstört er die Mauer, die ihm
+den Zugang zu den Felsen sperrte, auf denen er gewohnt war,
+von Kind auf zu fischen. Und auch der Fremde, der das Cap
+besucht, kann wieder ungehindert auf diesen zerrissenen Felsenklippen
+streifen und dem geheimnißvollen Rauschen der Wogen
+in den tiefen Spalten des Gesteines lauschen.
+</p>
+
+<p rend='text-align:center'>VII.</p>
+
+<p>
+Einige Tage später verließen wir Cannes und siedelten nach
+dem Cap Martin über. Eine englische Gesellschaft hat vor
+einiger Zeit dieses ganze Cap erworben und ein Hôtel auf demselben
+errichtet, das zu den comfortabelsten der ganzen Riviera
+gehört. Hat man es sonst zu bedauern, daß die schönsten
+Punkte dieser Küste der Speculation zum Opfer fallen, so ist
+dies beim Cap Martin nicht der Fall. Denn mit viel Geschick
+und Geschmack verstand es die englische Gesellschaft, dem Cap
+seinen ursprünglichen Charakter zu wahren und den schönen
+Wald von Aleppokiefern, mit dem das Cap bedeckt ist, in einen
+nicht minder schönen englischen Park zu verwandeln. Sie schonte
+jeden einzelnen Baum; die Maquis am westlichen Strande hat
+sie in ihrem ursprünglichen Zustand belassen, fremdartige Gewächse
+nur in discretester Weise angebracht. Das Hôtel steht
+auf der Höhe, am südlichen Ende des Caps, noch in den Wald
+eingeschlossen, von welchem man nur so viel entfernte, als zum
+Bau des Hauses durchaus nothwendig schien. Auch werden die
+Grundstücke am Cap von der Gesellschaft nur unter Bedingungen
+verkauft, die den neuen Besitzer zur Schonung des Waldes verpflichten.
+So merkt man nicht viel von den entstehenden Villen
+im Walde, und man muß auf die Höhen steigen, die das Cap
+beherrschen, um sie zu entdecken. Der Strand sollte frei bleiben,
+daher keines der verkauften Grundstücke bis zu demselben reicht.
+Man kann vom Hôtel aus jetzt ungehindert den Wegen folgen,
+die sich um das ganze Cap ziehen. An dem östlichen Ufer des
+Caps läuft die Landstraße, die nach Mentone führt; sie ist
+<pb n='212'/><anchor id='Pg212'/>
+staubig, und sucht man sie daher nach Möglichkeit auf den
+Spaziergängen zu meiden. Das kann man auch, wenn man
+die Straßen einschlägt, die im Walde, am Rücken des Caps,
+verlaufen. Besonders anziehend und von Staub ganz frei ist
+aber der Fußweg, der in westlicher Richtung am Cap sich hinzieht.
+Er folgt auf langer Strecke zwischen Kiefern und würzigen
+Sträuchern dem Strande. Er ist so schön, bietet so mannigfaltige
+Ausblicke, daß man nicht müde wird, auf ihm zu wandern.
+Der Weg steigt auf und ab, immer in unmittelbarer Nähe des
+Meeres, dicht über zerrissene Felsenmassen. Myrten, Pistacien,
+Rosmarin umranden ihn, häufig wächst da außerdem der immergrüne
+Wegedorn mit dunklen Beeren, der
+<name type="taxonomic" rend="antiqua">Rhamnus alaternus</name>,
+auch das interessante
+<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Cneorum tricoccum</name>
+mit kleinen gelben
+Blüthen, das uns schon aus den Maquis von Antibes bekannt
+ist, und die würzige Weinraute
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Ruta bracteosa</name>),
+die um diese
+Zeit schon ihre gelbgrünen Blüthendolden entfaltet. Bei jeder
+Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer hervor,
+immer anders geformt, in unerschöpflichem Wechsel. Ueberall
+die anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem
+Blau, dort von hellem Grün, dort wieder in violetten Tönen;
+dann plötzlich vorübereilende Fischerbarken, grell beleuchtet im
+lichten Schein der Sonne. Die Ruder tauchen wie in flüssiges
+Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in das Meer
+zurück. Weite Blicke öffnen sich über die Küste: hier Monte
+Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem
+steilen Fels, darüber, wie auf Wache, die riesige »Tête de Chien«.
+Ganz in der Nähe liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna,
+in Orangenhaine gehüllt, umrahmt von Cypressen und
+Carouben. So läßt sich hier genußreich am frühen Morgen
+wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der
+Bäume und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal
+dicht am Meere, dann über demselben, dann wieder am
+Strand, wo die Welle bis zu den Füßen rollt. Doch gilt es
+früh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein südlich, sondern
+<pb n='213'/><anchor id='Pg213'/>
+südwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der Sonne
+auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
+erwünschte Schatten am östlichen Strande ein. Zwischen der
+staubigen Straße und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf
+dem Kiefern wachsen, und wo man, von Staub nicht belästigt,
+ruhen kann. Auch hier ist der Strand tief zerklüftet und bildet
+einen bewegten Vordergrund für das Bild, das sich jenseits der
+Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor über die Felsen,
+strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
+weiße Mentone, dort die hohen Gipfel über demselben, dort
+wieder La Mortola oder Bordighera ein in ihr grünes Laub.
+Oft stundenlang saßen wir auf diesen Felsen, ein Buch in der
+Hand, blickten auch häufig über dasselbe hinweg, hinaus in die
+blaue Fluth. Zeitweise waren es auch Fischer, die unsere Aufmerksamkeit
+auf sich lenkten. Sie späheten in der Nähe den
+Fischen nach. Einer saß oben über dem Felsen auf einem Gestell
+aus drei verbundenen Stangen und schaute unablässig in
+die Tiefe. Andere lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes
+Zeichen die Netze zu heben. Die Netze waren an einem
+leeren, quergestellten Boote befestigt und bildeten ein Dreieck,
+das an einer Seite offen stand. Erblickte der Späher Fische,
+die in das Dreieck eingeschwommen waren, so zog er an einem
+Seil und daß Netz schloß sich nun auch an der freigehaltenen
+Seite. Rasch näherte sich daß Boot dem Ufer, schnitt den
+Fischen jeden Rückweg ab; die Netze wurden emporgezogen, und
+meist einige nicht eben große Fische, oft auch nur ein einziges
+solches zappelndes Geschöpf erkapert. Die Geduld dieser Menschen
+erweckte in mir besondere Bewunderung. Stundenlang lagen sie
+da unbeweglich im Boote; den ganzen Tag über hockte der
+Späher oben auf seiner Stangenpyramide, und die Zeit
+wurde ihm, wie es schien, nicht lang. Was für ein Gegensatz
+zu solchen Menschen wie wir, die wir uns den ganzen Tag über
+hetzen und aufreiben, keine Viertelstunde unbenutzt lassen und
+nun hierher kommen müssen, damit unsere Nerven sich wieder
+<pb n='214'/><anchor id='Pg214'/>
+etwas beruhigen. Der Mann da oben auf seiner Pyramide
+erinnerte mich aber lebhaft an einen Seeadler, den ich auf
+einem hohen Felsen von Antibes, an einer einsamen Stelle des
+Strandes, einst sitzen sah. Auch er blickte starr in das Wasser,
+blickte lange und geduldig, ohne auch nur den Kopf zu bewegen,
+stürzte sich dann wie ein Pfeil hinab in die Fluth und stieg
+auf in die Wolken mit einem Fisch in den Krallen.
+</p>
+
+<p>
+Das Hôtel am Cap Martin ragt über die Bäume des
+Waldes empor. Südwärts eröffnet es die Aussicht auf das
+weite Meer. Nordwärts gestattet es, über den gewölbten Kuppeln
+des Waldes, der ganzen Bergkette zu folgen, welche diese Küste
+schützt. Da reihen sie sich an einander diese gewaltigen Berge
+vom Mont Agel im Osten, bis zum Berceau im Westen; die
+mächtigsten Kalkriesen liegen in der Mitte und schneiden mit
+scharfem Grat in den blauen Himmel ein. Jeden Abend waren
+unsere Blicke auf sie gerichtet, wenn die schwindende Sonne ihre
+Gipfel röthete, ein Gipfel nach dem andern dann langsam erlosch.
+Oefters stiegen wir auch gegen Abend zum östlichen
+Strande hinab, um die Beleuchtung der Küste zu schauen.
+Während tiefer Schatten schon Mentone deckte, flammte im purpurnen
+Lichte noch Alt-Bordighera. Ein Liebling der Sonne an
+dieser goldigen Küste, empfängt es am Abend ihren letzten Gruß.
+</p>
+
+<p>
+Wenn es dann ganz dunkel war, zogen wir nochmals
+ans Meer. Es galt Mentone und Monte Carlo in ihrem
+Lichterschmuck zu betrachten. Monte Carlo im Besonderen sieht
+dann ganz feenhaft aus. Tausende von Lichtern drängen sich
+am Fuße des Berges zusammen, der einen dunklen Schatten auf
+den bestirnten Himmel wirft. Ich schaute oft in dieses Bild,
+und es war mir wohl, als hätte ich es lange zuvor schon gesehen.
+Doch wo und wann? das wußte ich nicht mehr zu
+finden. Da plötzlich, sah ich es ganz lebhaft wieder vor mir,
+das alte Bild, so wie ich es mit Kinderaugen geschaut hatte. Es
+war ein gemaltes Bild von Neapel in einem kleinen Panorama,
+das ich am Weihnachtsabend einst bekommen hatte. Hielt ich es
+<pb n='215'/><anchor id='Pg215'/>
+gegen ein Licht, dann leuchteten unzählige Flammen in Neapel
+auf und erregten meine kindliche Phantasie. Es waren Nadelstiche,
+welche das Bild durchsetzten. Wie in jenem Bilde Camaldoli
+über Neapel, so ragte hier die Tête de Chien über
+Monte Carlo hervor; und wie die Lichter am Posilip, so stiegen
+hier die leuchtenden Punkte am Felsen von Monaco in die Höhe.
+Wie stark sind doch solche Eindrücke der Kindheit! Was hat nicht
+Alles dieses geplagte Hirn seitdem in sich aufnehmen müssen, und
+doch war das alte Bild nur verdeckt, nicht ausgelöscht, und tauchte
+wieder auf, als ein äußerer Anstoß es zum Bewußtsein brachte.
+</p>
+
+<p>
+Dort, wo das Cap Martin die breite Küste erreicht, ist
+es mit schönen alten Oelbäumen bedeckt. Da sind sie wieder
+da, diese phantastisch verschnörkelten Stämme, von denen keiner
+dem andern gleicht. Sie werden um so mächtiger und schöner
+an dieser Küste, je weiter man sich vom Esterel entfernt. Welch
+ein Unterschied zwischen den armseligen Bäumen der Rhônemündung
+und jenen Riesen hier, die ihre Kronen stolz in die
+Lüfte erheben. So muß man sie gesehen haben, um sie zu
+würdigen und sie zu lieben; auch ist die Lichtfülle dieser sonnigen
+Gegenden nöthig, damit ihr Laub nicht grau und traurig, sondern
+silbern und leuchtend erscheine. Daher der Olivenwald
+ein höchst stimmungsvolles Element dieser Landschaft bildet.
+Da die Blätter des Oelbaumes nicht groß sind und seine Belaubung
+nie dicht wird, so herrscht im Olivenwalde ein Zwielicht
+von ganz eigenem Zauber. Jeder Windhauch bewegt dieses
+Laub, und dann zittern die einzelnen Lichter auf den Bäumen,
+sie huschen wie Leuchtkäfer über den Boden, und es belebt sich
+plötzlich die Einsamkeit.
+</p>
+
+<p>
+Trotz seiner scheinbar exponirten Lage ist das Cap Martin
+gegen die Nordwinde und den Mistral sehr gut gedeckt und nur
+den Ostwinden preisgegeben. Daß die hohen Berge im Norden
+und im Westen das Cap erfolgreich gegen Kälte schützen, hat der
+letzte strenge Winter gelehrt. Es lag fast kein Schnee auf dem
+Cap, während er Mentone deckte, und weder Bougainvillea noch
+<pb n='216'/><anchor id='Pg216'/>
+Heliotrop haben an dem Hôtel du Cap gelitten. Die Pflanzen sind
+aber die sichersten Weiser für das Klima. Die Bougainvilleen
+und der Heliotrop sind an den meisten Orten der Riviera im
+letzten Winter erfroren oder büßten ihr Laub doch ein. Auch
+die strauchartige Wolfsmilch
+(<name type='taxonomic' rend='antiqua'>Euphorbia dendroides</name>), die überall
+am westlichen Abhange des Cap Martin wächst, zeigt durch ihre
+kräftige Entwickelung an, wie günstig die klimatischen Verhältnisse
+hier für sie sind. Man muß nach dem südlichen Sardinien
+gehen, will man noch größere Exemplare dieser Pflanze sehen.
+In dem nahen Mentone zeugen für das milde Klima dieser
+Region vor allem die üppigen Citronenwälder. Der Citronenbaum
+kann Temperaturen unter &#8722;5°&nbsp;C. nicht vertragen. Seine
+Früchte erfrieren schon bei &#8722;3°&nbsp;C. Man denke sich die Aufregung
+der Leute in diesem letzten Winter, wo das Thermometer
+wiederholt unter&nbsp;0° sank. Der Besitzer eines größeren Citronengartens
+erzählte mir, er habe in den kalten Nächten viele
+Stunden am Thermometer gestanden und mit Angst auf die
+Quecksilbersäule gestarrt, ob sie nicht noch weiter falle. Noch
+einen halben Grad tiefer und die Einnahme des ganzen Jahres
+war verloren. Thatsächlich sind an vielen Stellen bei Mentone
+im letzten Winter die Citronen, nicht die Bäume, wohl aber die
+Früchte erfroren. Es geschah das besonders am Ausgang der
+Thäler, wo der Schutz gegen Norden unvollkommen ist. Dort
+sollten Citronen überhaupt nicht gebaut werden; doch die Leute
+vergessen die Vorsicht, wenn viele aufeinander folgende Winter
+mild gewesen sind. Für gewöhnlich berühren ja die kalten
+Nordwinde die Küste nicht, sie erreichen erst in einigen Kilometern
+Entfernung das Meer, und ist es eine häufige Erscheinung, daß
+das Meer dort stürmisch ist, während volle Windstille an der
+Küste herrscht. &ndash; Die Orangen haben bei Mentone auch in
+diesem Winter nicht gelitten. Diese Frucht kann bei bedecktem
+Himmel &#8722;4°&nbsp;C. aushalten, und die Kälte muß längere Zeit
+&#8722;6°&nbsp;C. betragen, damit der Baum getödtet werde. Daher bei
+Cannes wohl Orangenbäume, nicht aber Citronenbäume zu sehen
+<pb n='217'/><anchor id='Pg217'/>
+sind, und selbst an den Orangenbäumen war bei Golfe Jouan
+das Laub zum Theil erfroren. Auch der Johannisbrotbaum
+ist gegen niedere Temperaturen sehr empfindlich, und zeugt somit,
+wenn stattlich entwickelt, für ein mildes Klima. Schöner
+und üppiger kann man ihn aber an der Riviera nicht sehen, als
+auf der Strecke, die von Villefranche bis San Remo reicht.
+</p>
+
+<p>
+An schönen, sonnenklaren Tagen pflegt an der Riviera gegen
+acht Uhr Morgens die Seebrise sich zu erheben. Dann wird es
+meist kühler als zuvor. Nach Anbruch der Nacht fällt dann die
+Luft von den Bergen ab, der Landwind stellt sich ein. Zwischen
+den Zeiten der beiden Winde herrscht oft völlige Ruhe. Die
+italienischen Fischer bezeichnen sie als
+»<name lang='it' rend='antiqua'>bonaccia</name>«, weil sie die
+wenigste Gefahr in sich birgt. &ndash; Auffällig ist es dem Fremden,
+wenn gegen das Frühjahr der sonst so heiße Scirocco an der
+Riviera von Schnee begleitet ist. Es geschieht das freilich selten,
+kann aber erfolgen, wenn auf den hohen corsicanischen Bergen
+sich große Schneemassen anhäuften.
+</p>
+
+<p>
+Auf der ganzen Strecke von Villefranche bis San Remo
+sieht man fast keine laubwerfenden Bäume. Daher man hier
+weit weniger an den Winter gemahnt wird, als weiter im
+Süden, ja selbst in Neapel. Dort dominirt der Feigenbaum und
+der Weinstock, so daß der Posilip uns einmal im März fast kahler
+erschien, als das Rheinthal, das wir kurz zuvor verlassen hatten.
+</p>
+
+<p>
+Die Nächte waren jetzt vom Mondschein erhellt, und die
+Berge glänzten in magischer Beleuchtung: Ein mächtiges Amphitheater,
+dessen scharf gezähnte Gipfel sich wie feine Spitzenarbeit
+vom Himmel abhoben, in welchem tief unten die Lichter von
+Mentone funkelten.
+</p>
+
+<p>
+Dieser Vollmond sollte uns Ostern bringen. Wir gingen des
+Abends an den Strand, um ihn zu erwarten. Es war ganz
+dunkel auf den Felsen am Meere, einsam und still. Flach ausgebreitet
+lag vor uns die weite See und schien fast zu schlafen.
+Oben breitete sich das Himmelsgewölbe aus, fast schwarz, doch
+besäet mit ungezählten Sternen, die sich mit silbernen Streifen
+<pb n='218'/><anchor id='Pg218'/>
+auch im Meere spiegelten. Es schien, als sei die Natur gespannt
+auf ein Ereigniß, das da kommen sollte: so still und feierlich
+war es rings umher. Kein Grashalm erzitterte. Die Kiefern
+streckten aber ihre Kronen vor nach der See, als wollten sie
+weit über die Fluthen hinaus in die Ferne lauschen. Die
+würzigen Düfte der Maquis senkten sich langsam zur See
+hinab, wohl um ihr duftigen Weihrauch zu streuen. Vielleicht war
+aber nur unsere Seele von Erwartung voll, und wir trugen diese
+Empfindung hinaus in die weite Welt. &ndash; Plötzlich tauchte ein
+rother Streifen im Osten über dem Wasser empor. Er nahm
+an Breite zu und bald warf er den ersten leuchtenden Strahl
+über die schwarze Fluth: es war, als wolle er sie liebkosen.
+Die Fluth erzitterte unter diesem Strahl und legte sich in
+sanfte Wellen, wohl um ihn einzuwiegen. Der Mond tauchte
+ganz aus dem Meere hervor, mit geröthetem Antlitz, wie verschlafen.
+Quer gedehnt, mit geschwollener Backe sah er fast
+lächerlich aus. Doch rasch rundete sich sein Antlitz ab, nahm
+leuchtende Silberfarbe an und schüttete Licht in Fülle über die
+Meereswellen aus. Und während er höher stieg, erblaßten die
+Sterne. Nur die Größten vermochten ihm noch ins Antlitz zu
+schauen, die anderen verloren sich in den Tiefen des Himmelsgewölbes.
+Am Strand, wo sich die Wellen an den Felsen
+brachen, da funkelte und blitzte es von unendlichen Lichtern, als
+hätten alle die Sterne, die am Himmel schwanden, sich hier gestürzt
+in die Tiefe. Ein breiter silberner Fluß zog sich vom
+Strande bis an die äußersten Schranken des Meeres. Stellenweise
+war er von glatten Streifen unterbrochen, die wie Opal
+ihre Farbe wechselten. Vorübergehend tauchten düstere Barken
+in das Mondlicht ein, wie dunkle Silhouetten auf Silbergrund.
+Der Mond stieg immer höher über die Fluthen und setzte in
+weitem Bogen seinen Siegeszug am Himmelsgewölbe fort. Bald
+begann sein Licht auch in die tiefsten Spalten des Strandes
+einzudringen und die zerrissenen Felsen traumhaft zu beleuchten.
+Da sah es denn aus, als wären die schaumgekrönten Wellen
+<pb n='219'/><anchor id='Pg219'/>
+eines erregten Meeres versteinert stehen geblieben, oder man
+meinte in einen zerklüfteten Gletscher der Alpen zu blicken; dort
+zauberten schmale Felsengrotten der Phantasie einen arabischen
+Friedhof vor, dort endlich eine Schar von Pilgern, die im
+weißen Gewande von den waldigen Höhen gegen das Meer zu
+wanderten. In allen Buchten sprüht es aber Funken, die Lichter
+schwimmen an der Oberfläche oder sie sinken unter; bald verschmelzen
+sie mit einander, bald trennen sie sich wieder, in endlosem
+Spiel.
+</p>
+
+<p>
+In den Ostertagen rückte ein Nordsturm heran. Mit ungewohnter
+Gewalt stürzte er sich auf die Felsenriesen, die Mentone
+schützen und suchte ihren Widerstand zu brechen. Da entspann
+sich ein gewaltiger Kampf zwischen diesen Titanen und den entfesselten
+Elementen: es heulte und zischte in den Lüften. Wir sahen
+den rauhen Winter über unseren Köpfen schweben, während wir uns
+noch im milden Frühling befanden. Der Norden warf seinen kalten
+Schnee den Felsenriesen gegen das Haupt. Sie schienen zeitweise zu
+weichen. Ein kalter Luftstrom ergoß sich über das Cap. Die
+aleppischen Kiefern schüttelten bedenklich ihre Häupter, die Wellen
+des Meeres flohen wie entsetzt mit schäumender Mähne von dem
+Lande. Bis in die Nacht hinein zitterte und bebte das Cap.
+Dann wurde es still, bald leuchteten die Sterne und am nächsten
+Morgen standen sie wieder da im goldigen Sonnenschein, die Riesen
+über Mentone, zwar mit Schnee noch bedeckt, doch siegesbewußt,
+stolz ihre Felsenhäupter zum Himmel erhebend.
+</p>
+
+<p>
+Dieser Sonnenschein sollte leider nicht dauern; das Gleichgewicht
+in den Lüften war gestört. Bald zog der Ostwind
+heran, und das Wetter verdarb sich. Das erleichterte uns die
+Trennung von der Riviera. Dicke Regentropfen fielen vom
+Himmel und tränkten die durstige Erde. Wir aber konnten von
+hier in dem süßen Wahne scheiden, es weine uns dieser Himmel,
+den wir so liebgewonnen, einige Thränen zum Abschied nach.
+</p>
+<milestone unit="tb" rend="rule: 25%" />
+</div>
+
+<pb n='220'/><anchor id='Pg220'/>
+<div rend="page-break-before: always">
+<index index="toc" />
+<index index="pdf" />
+<head>Inhaltsübersicht.</head>
+
+<p rend='bold'>Vorwort&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg000-3'>VII</ref></p>
+<p rend='bold'>Frühjahr 1891&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg001'>1</ref></p>
+<p rend='indent'>Bordighera&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg002'>2</ref></p>
+<p rend='indent'>Monte Nero&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg003'>3</ref></p>
+<p rend='indent'>Sasso&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg005'>5</ref></p>
+<p rend='indent'>Oelbäume&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg006'>6</ref></p>
+<p rend='indent'>Frühlingsblumen&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg011'>11</ref></p>
+<p rend='indent'>Weinstock&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg011'>11</ref></p>
+<p rend='indent'>Palmen&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg015'>15</ref></p>
+<p rend='indent'>Gorbio&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg023'>23</ref></p>
+<p rend='indent'>Pont St. Louis&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg026'>26</ref></p>
+<p rend='indent'>Garten von La Mortola&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg030'>30</ref></p>
+<p rend='indent'>Weg nach Mentone&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg069'>69</ref></p>
+<p rend='indent'>Charakterpflanzen der italienischen Landschaft&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg070'>70</ref></p>
+<p rend='indent'>Reiz- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg072'>72</ref></p>
+<p rend='indent'>Route de la Corniche&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg083'>83</ref></p>
+<p rend='indent'>Nizza&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg085'>85</ref></p>
+<p rend='indent'>Cap d'Antibes&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg085'>85</ref></p>
+<p rend='indent'>Maquis&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg089'>89</ref></p>
+<p rend='indent'>Garten Close&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg099'>99</ref></p>
+<p rend='indent'>Seesturm am Cap&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg099'>99</ref></p>
+<p rend='indent'>Blumencultur an der Riviera&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg101'>101</ref></p>
+<p rend='indent'>Sonnenuntergang am Cap&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg105'>105</ref></p>
+
+<p rend='bold'>Frühjahr 1894&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg107'>107</ref></p>
+<p rend='indent'>Hyères&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg107'>107</ref></p>
+<p rend='indent'>Maurengebirge&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg114'>114</ref></p>
+<p rend='indent'>Korkeichen&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg115'>115</ref></p>
+<p rend='indent'>St. Tropez&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg121'>121</ref></p>
+<p rend='indent'>La Gaillarde&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg126'>126</ref></p>
+<p rend='indent'>St. Aigulf&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg127'>127</ref></p>
+<p rend='indent'>Fréjus&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg127'>127</ref></p>
+<pb n='221'/><anchor id='Pg221'/>
+<p rend='indent'>St. Raphaël&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg129'>129</ref></p>
+<p rend='indent'>Esterel-Gebirge&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg132'>132</ref></p>
+<p rend='indent'>Malinfernet&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg141'>141</ref></p>
+<p rend='indent'>Abend in St. Aigulf, Le Trayas&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg144'>144</ref></p>
+<p rend='indent'>Cap Roux&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg148'>148</ref></p>
+<p rend='indent'>Pic d'Aurelle&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg154'>154</ref></p>
+<p rend='indent'>Klarheit des Seewassers&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg157'>157</ref></p>
+<p rend='indent'>Grasse&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg158'>158</ref></p>
+<p rend='indent'>Ursprung der Parfüme&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg159'>159</ref></p>
+<p rend='indent'>Gewinnung der Parfüme&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg162'>162</ref></p>
+<p rend='indent'>Wirkungen ätherischer Oele&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg176'>176</ref></p>
+<p rend='indent'>Geschichte der Parfüme&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg177'>177</ref></p>
+
+<p rend='bold'>Frühjahr 1895&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg187'>187</ref></p>
+<p rend='indent'>Cannes&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg187'>187</ref></p>
+<p rend='indent'>La Californie&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg188'>188</ref></p>
+<p rend='indent'>La Maure&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg191'>191</ref></p>
+<p rend='indent'>Lerinische Inseln&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg193'>193</ref></p>
+<p rend='indent'>Geschichte von Cannes&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg203'>203</ref></p>
+<p rend='indent'>Ausflug nach Antibes&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg207'>207</ref></p>
+<p rend='indent'>Wirkungen des Lichtes&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg208'>208</ref></p>
+<p rend='indent'>Klarheit der Luft&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg209'>209</ref></p>
+<p rend='indent'>Cap Martin&nbsp;&nbsp;&nbsp;<ref target='Pg211'>211</ref></p>
+</div>
+ </body>
+ <back>
+
+ <div rend="page-break-before: always">
+ <index index="toc" />
+ <index index="pdf" />
+ <head>Anmerkungen der Korrekturleser</head>
+ <p>Von den Korrekturlesern des <hi>Project Gutenberg</hi> wurden
+ mehrere Änderungen am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise
+ Textzeilen im Original und in der vorliegenden
+ geänderten Fassung.</p>
+ <eg>
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstahlen getroffen.
+ Blättern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen.
+
+ mit Bambusfasern Matratzen gegefüllt und Möbel gepolstert.
+ mit Bambusfasern Matratzen gefüllt und Möbel gepolstert.
+
+ ganz wie die Scheinbeeren unsers Wachholders verwandt.
+ ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+
+ Die Geige, ein Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+ Die Geige, eine Guarneri, der einst Paganini dämonische Töne
+ </eg>
+ </div>
+ <divGen rend="page-break-before: right" type="pgfooter" />
+
+ </back>
+ </text>
+</TEI.2>
diff --git a/30042.txt b/30042.txt
new file mode 100644
index 0000000..5746fb1
--- /dev/null
+++ b/30042.txt
@@ -0,0 +1,7285 @@
+The Project Gutenberg EBook of Streifzuege an der Riviera by Eduard
+Strasburger
+
+
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no
+restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under
+the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or
+online at http://www.gutenberg.org/license
+
+
+
+Title: Streifzuege an der Riviera
+
+Author: Eduard Strasburger
+
+Release Date: 2009-09-20 [Ebook #30042]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: US-ASCII
+
+
+***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZUeGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+
+Streifzuege an der Riviera
+
+
+by Eduard Strasburger
+
+
+
+
+Project Gutenberg TEI edition , (2009-09-20)
+
+
+
+
+
+ Streifzuege
+
+ an der Riviera
+
+ Von
+
+ Eduard Strasburger.
+
+ Berlin
+
+ Verlag von Gebrueder Paetel
+
+ 1895
+
+
+
+
+
+Meiner Tochter
+
+ Anna Tobold
+
+ gewidmet
+
+
+
+
+
+INHALT
+
+
+Vorwort.
+Fruehjahr 1891.
+Fruehjahr 1894.
+Fruehjahr 1895.
+Inhaltsuebersicht.
+Anmerkungen der Korrekturleser
+
+
+
+
+
+
+VORWORT.
+
+
+Waehrend graue Winternebel das Rheinthal fuellten, schrieb ich diese Zeilen
+nieder. Welch' ein Glueck, dass auch an trueben Tagen die Phantasie uns ueber
+die Wolken zu erheben vermag. Oft war es mir, als leuchte die Sonne hell
+in meinem Innern, waehrend es draussen dunkel war. Dann sah ich vor mir die
+blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in weiter Ferne
+die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee. Sie spiegelten sich in
+meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer des Mittelmeeres und zauberten
+mir goldigen Sonnenschein und wuerzigen Duft der Maquis in grauen Stunden
+vor. So moegen denn diese Zeilen auch in fremder Seele
+Fruehlingsempfindungen wecken, waehrend es draussen noch schneit und friert.
+
+*Bonn* 1895.
+
+
+
+
+
+FRUeHJAHR 1891.
+
+
+ I.
+
+Es war Mitte Maerz: Wir erwarteten sonniges Fruehlingswetter, und doch
+regnete es an der Riviera. Unaufhoerlich schlugen die Regentropfen gegen
+die Scheiben, heftig oder gelinde, doch ohne Ende, so dass auch die Tage
+endlos erschienen.
+
+Missmuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die Unterhaltungen
+stockten. Bittere Klagen wurden ueber das Wetter laut. So Mancher war ueber
+die Alpen geeilt in der sicheren Erwartung, jenseits derselben den viel
+gepriesenen ewig blauen Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden
+Vollmond in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun
+wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. - Ich selbst, der ich oft
+schon den Fruehling in Italien zugebracht hatte, fasste die Sachlage weit
+ruhiger auf. Wusste ich doch, dass auch in Italien die Regenzeit auf das
+Fruehjahr faellt. Wuerden die Felder und Gaerten Italiens nicht im Spaetherbst
+und Fruehling mit Regen getraenkt, wie sollten sie Fruechte tragen? Herrscht
+doch in den uebrigen Jahreszeiten meist die groesste Duerre. Was mich
+veranlasst, trotz dieser scheinbar wenig guenstigen Aussichten, doch immer
+wieder gerade im Fruehjahr ueber die Alpen zu ziehen, das ist die Sehnsucht
+nach gruenen Fluren und belaubten Baeumen, nach etwas Sonne und Waerme; die
+Zuversicht, am Mittelmeer doch mildere Witterung als im Norden zu finden,
+die Hoffnung, dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Glueck eine
+ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen, kalten
+nordischen Winter wirkt der Contrast am staerksten; man freut sich ueber das
+kaerglichste Gruen, nimmt dankbar jeden Sonnenstrahl entgegen, waehrend schon
+Mancher zur Herbstzeit in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich
+nach den saftreichen Matten und dem ueppigen Baumwuchs der Alpen
+zuruecksehnte. Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten schoen zu sein,
+waehrend unser Maerz- und Aprilwetter mit Recht beruechtigt ist. So kam es
+auch in diesem Fruehjahr; denn waehrend Briefe und Zeitungen uns Kunde von
+Schnee und Kaelte von jenseits der Alpen brachten, hatten wir uns am
+Mittelmeer alsbald des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz
+besonders schoen wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen ihr
+Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu huellen. Der Ostersonntag
+fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang brach ich auf, um den Monte Nero
+zu besteigen. Doch blieb ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und
+wartete dort den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verklaert tauchte Corsica in
+weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entzueckte Auge der
+reichgegliederten Kueste, die im weiten Bogen das Meer umfasst, als wolle
+sie es liebevoll an sich schliessen. Der Osten war stark geroethet, und
+dieser purpurne Schein faerbte in gluehenden Toenen die Kaemme der stahlblauen
+Wellen. Kein Woelkchen truebte das Himmelsgewoelbe, das aus tiefstem Blau
+durch zartes Gruen sich gegen die Meeresflaeche senkte. Ploetzlich tauchte
+der rothe Sonnenball am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen
+ueber das weite Meer, als wenn er es entzuenden sollte. Und tausend Lichter
+drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die dunklen Thaeler der
+Kueste ein, um aus denselben die Schatten der Nacht zu verscheuchen. Hell
+blitzten in weiter Ferne, wie von Feuersbrunst erfasst, die Haeuser von
+Monaco auf, und selbst das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen
+der Sonne als Morgengruss zurueck. Ueberall war es wie ein Aufflammen, ein
+Erwachen, und gleich einem Jubelruf toente es durch die ganze Natur. So
+feierten an jenem Morgen Himmel und Erde am blauen Mittelmeer das Fest der
+Auferstehung! Ich war in dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts
+von dem Schwinden der Zeit. So kam es, dass die Sonne schon hoch am Himmel
+stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die ganze Meeresflaeche
+glitzerte jetzt von unzaehligen Lichtern, als waere sie mit Diamanten
+uebersaeet; das ferne Corsica loeste sich allmaelig in einem Nebelstreifen
+auf, als waere es nur ein Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio,
+lag Alt-Bordighera, schon ganz in Sonnengluth getaucht.
+
+Zwei Stunden sind noethig, um den Monte Nero zu besteigen. Diese Angabe
+wurde mir freilich nur nach Hoerensagen gemacht, denn die Wenigsten sind
+dort oben jemals gewesen. Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene
+hier selten einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag
+ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort oben nur
+winzige Voegel findet, um seine Waidmannslust zu stillen.
+
+Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen Nachforschungen
+ueber den Monte Nero nicht gestossen, und so geschah es, dass ich eigene
+Erfahrungen erst sammeln musste. Es zeigte sich, dass der ganze Gipfel des
+Berges dicht bewaldet ist und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend
+welchen freien Ausblick gewaehrt. Reichliche Entschaedigung fand ich aber
+fuer die Muehe an dem noerdlichen, vom Meere abgekehrten Abhang des Berges.
+Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald auf einen Sattel,
+der den Monte Nero von dem hoeheren Monte Caggio trennt. Hier konnte, von
+einzelnen waldfreien Stellen aus, der Blick sich ungestoert in die
+tiefeingeschnittenen Thaeler versenken, ueber sanfte Huegelketten schweifen,
+den lang gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren.
+Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi traegt, tauchte im
+Osten ein Theil von San Remo hervor. Im Nordwesten wurde das Auge durch
+die schneebedeckten Haeupter maechtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In
+wunderbarer Klarheit setzten die blendend weissen Schneemassen von dem
+dunklen Blau des Himmels ab, waehrend nach abwaerts das dunkle Gruen der
+Foehren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch helleres Gruen der
+Oliven bis zum Blau des Meeres abtoente. Nur wenige Landschaften, auch in
+Italien, gibt es, welche diese an Schoenheit uebertreffen. Vereinigt doch
+dieses Bild Alles, was berufen scheint, unser Auge zu entzuecken, unseren
+Verstand zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der
+Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken die Richtung
+nach Norden gegeben. Jenseits dieser Berge mochte noch grimmige Kaelte
+herrschen; hier, suedlich von den Alpen, war der Sieg des Fruehlings ueber
+den Winter lange schon errungen, so dass der Klang der Osterglocken, der
+aus den Thaelern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu gelten
+schien.
+
+Der schoene Garten vor dem Hotel Angst stand in voller Bluethe; die Beete
+glichen grossen Blumenkoerben. Ueppige Straeucher des capischen Pelargoniums
+hatten ueberall ihre zinnoberrothen Bluethen entfaltet. Der peruanische
+Heliotrop kletterte am Hause empor und erfuellte die Luft mit
+vanilleartigem Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die Duefte von
+Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Blaetter immergruener Baeume
+leuchteten im Garten von Licht ueberfluthet; sie warfen auf die Wege
+dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen sass ein junges Ehepaar, das ich bei
+der Heimkehr begruesste. Ihm ward das Glueck zu Theil, seine Flitterwochen am
+Mittelmeer zu feiern. Jener sonndurchgluehte, blumenreiche Ostersonntag, an
+welchem die Natur alle ihre Schaetze so verschwenderisch ueber die Riviera
+ausgeschuettet hatte, wird diesem Paar wohl einer der hoechsten Feiertage
+des ganzen Lebens bleiben.
+
+Nicht weniger als vier Thaeler muenden in die schmale Ebene, die sich laengs
+des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach Ventimiglia hinzieht. Daher
+lassen sich von Bordighera zahlreiche Ausfluege unternehmen, taeglich fast
+mit neuer Abwechselung. Da man im Hotel Angst zugleich vorzueglich
+aufgehoben ist, wird man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verlaengern.
+Ob Bordighera auch eine geeignete Station fuer Brustkranke ist, vermag ich
+nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen Lage wegen ist
+der Ort den Winden stark ausgesetzt, doch streifen diese Winde ganz
+vorwiegend ueber das Meer, sind daher weniger kalt und trocken als an
+vielen anderen Plaetzen der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die
+Seeluft vor, welche auf Reisende, die nur Erholung suchen - und deren Zahl
+wird an der Riviera alljaehrlich groesser - sehr anregend und belebend wirkt.
+
+Keinesfalls duerfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in Bordighera es
+versaeumen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen. Sasso ist ein kleines
+Dorf, auf dem Bergruecken gelegen, der die Thaeler von Sasso und von
+Borghetto trennt. Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera
+entfernt, und man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das
+oestlich von Bordighera muendet, als auch dem Bergruecken folgend, auf dem
+Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern: schoen
+erscheint er nur aus der Entfernung. Seine hohen, zu einer Masse
+verschmolzenen, nach aussen nur von wenigen Fenstern durchbrochenen Haeuser
+rufen den Eindruck einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders
+malerisch ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten
+Olivenbaeumen oben dem Bergruecken entlang laeuft. Er ueberrascht uns ganz
+ploetzlich an einer Strassenwendung, nachdem der steile Pfad die Hoehe
+erklommen hat. Von zahlreichen Stellen des Weges ueberschaut der Wanderer
+alsdann die beiden Thaeler von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem
+Blick auch weiter dringen bis in das Thal von Vallecrosia, waehrend ihm
+gleichzeitig ueber den nahen Huegelreihen die schneebedeckten Haeupter der
+Seealpen entgegenleuchten. - Wie oft habe ich mich stundenlang an diesem
+Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit den Platz veraendernd, um das Bild in
+anderer Umrahmung zu bewundern. Hier war es nur ein einziger
+phantastischer Schneepalast, der in lichtes Gruen der Oliven gefasst, mir
+entgegenstarrte; dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf
+den dichtgedraengten Haeusern einer buntscheckigen Ortschaft zu ruhen, oder
+es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches, der, zwischen
+Oleanderbueschen versteckt, in zahlreichen Windungen dem Meer zueilte; oder
+es war wieder Sasso, welches ueber Baumwipfeln, wie in einem gruenen Meer,
+zu schweben schien, oder endlich die tiefeingeschnittene Kueste und das
+weite Meer, auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche
+Fuelle von Motiven fuer den Landschaftsmaler! Ich musste mich begnuegen, die
+Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie freilich auch jetzt noch
+farbig-sonnigen Widerschein finden.
+
+ II.
+
+Die Olivenhaine, durch welche man am Bergruecken entlang nach Sasso
+wandert, sind von seltener Schoenheit: alte, knorrige Staemme, oft auf
+mehreren Fuessen, wie auf Stelzen, in die Luefte ragend. Man bleibt gern
+stehen, um einzelne dieser Baeume zu bewundern, erfreut sich dann auch des
+Gegensatzes, den die dunkel beschatteten Staemme gegen das leuchtende Blau
+des Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft schoen ist es aber in einem
+solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der Vollmond ueber dem Meere
+steht. Da glaenzen so eigenartig die mattgrauen Blaetter der Baeume, und es
+blitzt bei jedem Windhauch wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange
+Mondstreifen im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den
+Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am Strande zu
+leuchtendem Schaum.
+
+Die Bluethezeit des Oelbaumes faellt in den Mai oder Juni. Dann ist er dicht
+bedeckt von kleinen, gelblichweissen Bluethen, die einen lieblichen Geruch
+verbreiten. Diese Bluethen erinnern an diejenigen unserer Rainweide, des
+_Ligustrum vulgare_, eines Strauches, der in Wirklichkeit auch dem Oelbaum
+nahe verwandt ist. Die Fruechte des Oelbaums sind Steinfruechte von laenglich
+runder Gestalt. Die unreifen Fruechte haben gruene Faerbung, verschwinden
+daher im Laub; doch beim Reifen werden sie schwarzblau und treten dann
+scharf hervor. Ein alter Brauch verlangt, dass die Ernte der Oliven am
+21. November beginne; sie dauert im Dezember fort. Unguenstige
+Witterungsverhaeltnisse koennen die Ernte an der Riviera freilich sehr
+verzoegern. So kam es, dass im Fruehjahr 1891 die meisten Baeume um Bordighera
+noch voll Oliven hingen. Manche Baeume waren mit Fruechten so stark beladen,
+dass man das Laub kaum sehen konnte. Die Olivenernte war Anfang April in
+vollem Gange. Arbeiter und Arbeiterinnen zogen mit Saecken und Koerben
+bepackt in den Olivenhain. Dort sah man die Maenner auf die Baeume steigen
+und mit Stangen gegen die Aeste schlagen. Frauen und Kinder hockten am
+Boden, um die Fruechte aufzulesen. Von allen Seiten schallte dem Wanderer
+der trockne Ton der Schlaege aus den Baeumen entgegen, und ueberall unter den
+Baeumen ging die muehevolle Arbeit des Sammelns von statten. Stundenlang
+verharren die Sammler in gebueckter Stellung, um die Oliven einzeln
+aufzuheben, und doch waere es so einfach, sich einen grossen Theil der
+Arbeit zu sparen. Westlich von Nizza legen die Olivenbauer grosse Tuecher
+unter die Baeume und fangen die Oliven mit diesen auf. Freilich wird auch
+dort noch mit Stangen gegen die Zweige geschlagen, ungeachtet schon
+Plinius im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt vor diesem rohen
+Verfahren warnt, da es die Baeume schaedigt. Gegen althergebrachte Sitte ist
+eben schwer anzukaempfen, sie setzt zaehen Widerstand jeder Neuerung
+entgegen. In Bordighera warten die Olivenbauer meist, bis ihre Oliven ganz
+reif sind. Ein grosser Theil der Fruechte ist dann schon von selbst vom Baum
+gefallen. Alles das wird zusammen von dem Boden aufgelesen und liefert ein
+entsprechend schlechtes Oel. Denn feine Tafeloele presst man aus solchen
+Fruechten, die erst zu reifen beginnen. Diese muessen auch mit der Hand vom
+Baume gepflueckt werden, um weder Quetschung noch Verwundung zu erleiden.
+Aus solchen Fruechten gewinnt man jene Oele, die wir als Provencer Oele
+bezeichnen. Der Provence entstammen sie freilich nur zum kleineren Theil,
+zum groesseren Theil Italien. Dort ist es vornehmlich Apulien und zwar die
+Gegend suedlich von Bari, welche diese feinen Sorten erzeugt. Sie liefert
+jetzt sehr gute Oele, waehrend in der ersten Haelfte dieses Jahrhunderts das
+apulische Oel noch ebenso schlecht und ranzig schmeckte, wie andere
+sueditalienische Sorten. Auch in Apulien betrieb man die Ernte der Oliven
+damals ganz laessig und verfuegte nur ueber sehr schlechte Oelpressen.
+Charakteristisch genug, als das antike Modell einer Oelpresse in Pompeji
+aufgefunden wurde, begruesste man es in Apulien als einen Fortschritt und
+fuehrte es an verschiedenen Orten ein. - Von Bordighera bis zum Esterel
+wird vorwiegend nur geringwerthiges Oel gewonnen, das als Maschinenoel
+Verwendung findet oder der Seifenfabrikation dient; Nizza bezieht die
+feinen Oele, die es vertreibt, vorwiegend aus der Ferne.
+
+Die Fruechte, die man zum Zwecke feinster Oelgewinnung sorgsam pflueckte,
+breitet man zunaechst in duennen Lagen auf Horden aus. Dort trocknen sie an
+der Luft oder bei kuenstlicher Waerme, bis sie runzlich werden. Haben sie
+einen Theil ihres Wassers in solcher Weise eingebuesst, so kommen sie in die
+Oelmuehlen. Es sind das meist steinerne Behaelter, in welchen die Oliven
+durch Muehlsteine zermalmt werden. Schon bei diesem Verfahren fliesst etwas
+Oel ab, das als das feinste Tafeloel gilt, kaum aber in den Handel kommt.
+Der in der Muehle hergestellte Brei wird in Bast- oder Jutesaecke gefuellt
+und in einer Kelter gepresst. Bei schwachem Druck fliesst jetzt zunaechst das
+beste, dann etwas weniger gutes Speiseoel ab. Dieses Oel wird als
+Jungfernoel "_huile vierge_" bezeichnet. Dann gelangen die Trester in
+hydraulische Pressen und liefern ein Oel, das der Seifenfabrikation oder
+auch gewerblichen Zwecken dient. Dann werden die Trester mit warmem Wasser
+angeruehrt und nochmals gepresst, wandern schliesslich oft noch in Fabriken,
+wo man ihnen den Rest ihres Oeles durch chemische Mittel entzieht.
+
+Das Speiseoel, das aus der Kelter fliesst, muss sorglich geklaert werden,
+bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es in dunkle kuehle Raeume, wo ueber
+einander die noethigen Bottiche zur Aufnahme des Oels sich befinden. Das
+unklare Oel gelangt in das oberste Gefaess, fliesst aus dem Spundloch
+desselben durch einen durchloecherten Zinkkasten, der mit Watte
+ausgekleidet ist, in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch
+Watte in einen dritten. Die Watte muss am naemlichen Tage oft mehrfach
+erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das Oel in Cisternen, die
+man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden pflegt. Hier steht das Oel
+wohl an die drei Monate, bevor es in Flaschen gefuellt und versandt wird.
+
+So ueberreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven, wie wir sie in
+Bordighera hatten ernten sehen, koennen nur ranzige Oele ergeben. Die
+kleinen Besitzer, welchen die Oelhaine hier gehoeren, liefern ihre Fruechte
+an fremde Muehlen ab und pflegen fuer die Pressung in Oliven oder in Oel zu
+zahlen. Aus den Oelpressen der Muehlen floss zur Zeit unseres Besuches eine
+Fluessigkeit ab, welche alle Baeche von Bordighera in braunen Toenen faerbte.
+Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die Muendungsstelle jedes Fluesschens als
+brauner Streifen ziemlich weit im Meere ab.
+
+Im Alterthum hiess es allgemein, dass der Oelbaum nur in der Naehe des Meeres
+gedeihe. Man rechnete aus, dass er sich von demselben nicht ueber
+dreihundert Stadien, somit nicht ueber 7-1/2 geographische Meilen entferne.
+Es ist nicht zu leugnen, dass der Oelbaum den Seestrand bevorzugt, doch
+haengt das nicht mit dem unmittelbaren Einfluss der grossen Wasserflaeche,
+vielmehr mit dem gleichmaessigen Klima zusammen, welches durch dieselbe
+gefoerdert wird. Denn der Oelbaum kann anhaltenden Frost nur sehr schlecht
+vertragen. Auch bevorzugt der Oelbaum den Kalkboden, den er hier an der
+Riviera reichlich vorfindet. Ein besonders guenstiges Zusammenwirken von
+Klima und Boden, verbunden mit sorglichster Behandlung der Fruechte, ist
+aber erforderlich, damit der Oelbaum ein so feines Oel, wie etwa in Apulien,
+erzeuge.
+
+Die Muehlen, in welchen das Oel gepresst wird, sind fast immer alte
+malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen in den Schluchten auf, um
+die Kraft des Baches, der dort abwaerts braust, zu nutzen. Wie
+Schwalbennester kleben sie an den Felsen.
+
+Wer zur Fruehjahrszeit durch die Olivenwaelder um Bordighera streift, muss
+darauf bedacht sein, nicht in die Schusslinie der "Cacciatori" zu gerathen.
+Denn um diese Zeit bewegen sich jene durch alle Haine, Gaerten und Fluren,
+um als einziges Wild die kleinen Voegel zu erlegen. Fuer die italienische
+Riviera, wie fuer Italien ueberhaupt, hat dieser Sport ganz bedenkliche
+Folgen, da die Vernichtung der Voegel eine entsprechende Vermehrung der
+Insekten nach sich zieht. Nicht nur verschwinden aus Italien die heiteren
+Saenger, welche die Waelder und Gaerten in anderen Laendern in so lieblicher
+Weise beleben, sondern es nimmt auch die Zahl schaedlicher Insekten in
+bedenklicher Weise dort zu. Dem Oelbaum besonders nachtheilig ist _Decus
+oleae_, der sich von dem Fruchtfleisch der Oliven naehrt. Er wird von den
+Franzosen _la Mouche_, von den Italienern _Macha del Olivo_ genannt. Die
+Fliege legt ihre Eier in ganz junge Fruchtanlagen, und die Maden, welche
+diesen Eiern entschluepfen, leben dann auf Kosten der sich entwickelnden
+Frucht. Sie verpuppen sich schliesslich in derselben und verlassen sie als
+fliegende Brut. Gelangen sie mit den Oliven in die Muehle, so leidet der
+Geschmack des Oels von denselben.
+
+Von einer Wanderung durch die Olivenhaine kehrt man wohl stets, mit einem
+Bluethenstrauss geschmueckt, nach Hause. Denn sie sind zu verlockend, diese
+Fruehlingsgaben der Flora, zu lieblich, als dass man an ihnen so fluechtig
+vorbeieilen sollte. Ueberall stehen unter den Baeumen die dunkelblauen
+Traubenhyacinthen, die bisamartigen Duft verbreiten; besonders schoen ist
+die eine Art (_Muscari comosum_), die einen amethystfarbigen Schopf ueber
+dem sonst unscheinbaren Bluethenstande traegt. Hier und dort schaut aus dem
+Rasen eine bluehende Orchidee hervor. Meist ist es eine Art der Gattung
+Ophrys, jener merkwuerdigen Orchideen-Gattung, deren Bluethen ganz den
+Insekten gleichen. Bei _Ophrys aranifera_ erinnern sie an Spinnen: man
+meint die vorgestreckten Beine und den aufgedunsenen braunen Leib eines
+solchen Thieres zu sehen. Auch _Ophrys Arachnites_ ist spinnenaehnlich und
+zeigt einen purpurbraunen, gruen verzierten Leib. Die schoenste dieser
+Ophryden scheint mir aber die _Ophrys Bertolonii_, mit dunkelrothen
+Bluethen, zu sein. Doch Ophrys-Arten hat der Nordlaender vielleicht schon in
+seiner Heimath gesehen und fesselt ihn daher mehr eine andere Orchidee von
+ungewohnter Gestalt: die _Serapias Lingua_, vielleicht gar _Serapias
+longipetala_, deren rothbraune Bluethen, von rothen Deckblaettern fast
+verhuellt, nur ihre Lippen nach aussen vorstrecken. Mit Freuden begruesst er
+eine wilde Tulpe (_Tulipa Celsiana_), deren hellgelbe Bluethen sich auf
+langen Stielen wiegen. Die Siegwurz (_Gladiolus segetum_) mit rosenrothen,
+einseitig aufgereihten Bluethen tritt ihm auch an zahlreichen Stellen
+entgegen. In seinem Strauss nimmt er dann noch gern das weissbluethige
+_Allium neapolitanum_ auf, denn gehoert jene Pflanze auch zu den
+Laucharten, so duften doch ihre weissen Bluethenstaende in angenehmer Weise.
+Hauptsaechlich sind es aber die gelben Tazetten, welche dem Strauss
+Wohlgeruch verleihen, waehrend seine Farbenpracht gehoben wird durch eine
+reiche Auswahl bunter Anemonen (_Anemone coronaria_ und _hortensis_).
+
+Ebenso alt als Kulturpflanze wie der Oelbaum ist der Weinstock, die beide
+daher von Alters her zusammen genannt werden. - "Zwei Fluessigkeiten thun
+dem menschlichen Koerper besonders wohl," heisst es in der Naturgeschichte
+des Plinius, "innerlich der Wein, aeusserlich das Oel; beide stammen aus dem
+Pflanzenreiche und sind vorzueglich, doch das Oel ist das nothwendigere."
+Das trifft fuer das Oel heut nicht mehr zu. Im Alterthum rieb man sich mit
+demselben nach dem Bade den Koerper ein; jetzt wird es aeusserlich allenfalls
+nur noch als Marseiller Oelseife angewandt. - Wie in dem Werke des Plinius
+tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben dem Oelbaum
+entgegen. Doch an der Kueste selbst herrscht der Oelbaum vor. Denn im
+Gegensatz zum Oelbaum meidet der Weinstock die naechste Naehe des Meeres.
+Andererseits vertraegt er viel staerkere Gegensaetze der Temperatur, so dass
+seine Cultur selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten
+Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preussische Ordensland, selbst bis
+nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so viel weiter, nach Westen
+und Sueden zurueckgezogen hat, so geschah dies nur, weil er in noerdlicheren
+Gegenden ertragsfaehigeren Producten weichen musste.
+
+Der Oelbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits muss
+angenommen werden, dass seine Cultur im Orient begann, dass Culturformen des
+Baumes sich von da aus verbreitet haben, und schon in vorhomerischer Zeit
+nach Griechenland gelangten. Den Weinstock (_Vitis vinifera_) fanden die
+Culturvoelker ebenfalls als wilde Pflanze auf europaeischem Boden vor. Ja
+heut noch meint man suedlich und noerdlich von den Alpen stellenweise die
+Pflanze im urspruenglichen Zustande anzutreffen, doch ist es meist schwer
+zu entscheiden, dass sie nicht verwildert sei. Am ueppigsten gedeiht die
+wilde Weinrebe heute um das schwarze Meer, und man hat an den suedlichen
+Abhaengen der Krim Staemme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die
+Cultur des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien
+aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken.
+
+Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum schon die von
+Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt, zeichneten sich aber nicht
+durch ihre Haltbarkeit aus, so dass man sie raeuchern musste. Es geschah das
+in Rauchkammern nach orientalischer und griechischer Sitte. Im
+Wesentlichen war das ein aehnliches Verfahren wie das heutige
+Pasteurisiren. Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60 deg. C.
+erwaermt, um die schaedlichen Keime in demselben zu toedten und so seine
+Haltbarkeit zu erhoehen, wurde im Alterthum der Wein in wohl verschlossenen
+Gefaessen durch heissen Rauch erhitzt. Das Feuer befand sich in einem unteren
+Raume, und Rauch und Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere
+Geschoss, in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch
+angebrachte Oeffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte den Geschmack des
+Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl aber musste das geschehen bei
+Zusatz von Seewasser zum Most, wie er in Kleinasien und Griechenland
+haeufig geuebt wurde. Auch mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat
+man die Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich
+einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits Plinius,
+dass der bekoemmlichste Wein immer derjenige sei, dessen Most ohne
+fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher noch so Gesunde, meint er, sollte
+nicht Scheu haben vor Weinen, die Marmor, Gips oder Kalk enthalten?
+Ueberhaupt klagt Plinius sehr ueber die Verfaelschung der Weine; es sei damit
+so weit gekommen, dass nur der Name des Weinlagers den Preis der Weine
+bestimme und dass man den Most schon in der Kelter verfaelsche. Daher seien,
+so wunderlich dies auch klinge, die am wenigsten gekannten Weine oft die
+unschaedlichsten. Das Anmachen des Weines mit Seewasser wird von Plinius
+als fuer den Magen vorzueglich gepriesen. An eine bekannte neuere
+Heilmethode erinnert seine Mahnung, dass wer hager werden will, waehrend der
+Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken soll. - Durch Einkochen und
+durch Hinzufuegen von Kraeutern suchte man im Alterthum vielfach die
+Haltbarkeit der Weine zu erhoehen, in aehnlicher Weise wie dies heute durch
+Zusatz von Alkohol geschieht. Dass die Roemer Weinschmecker ersten Ranges
+waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller hervor. Die
+Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten verglich Virgil bereits mit
+derjenigen des lybischen Sandes und der Meereswellen. Man trank in Rom
+meist schon ungemischte Weine, das heisst ohne den einst ueblichen Zusatz
+von Wasser; man kuehlte sie mit Eis, versetzte sie oefters mit Gewuerzen und
+fing an, nach alten Jahrgaengen zu trachten. Guter Wein musste acht bis zehn
+Jahre alt sein, um geschaetzt zu werden, und selbst von zweihundertjaehrigen
+Weinen sind uns Berichte erhalten. So mundete dem Kaiser Caligula (37-41
+n. Chr.) Wein vom Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich
+Italien zu erinnern wusste. Es war Italien selbst, das zu Plinius' Zeiten
+die geschaetztesten Weinsorten producirte, so dass Plinius wohl behaupten
+durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die erste Stelle unter allen
+Laendern ein und sei nur in der Erzeugung von Wohlgeruechen von einigen
+derselben uebertroffen: es gebe uebrigens, fuegt er hinzu, keinen Wohlgeruch,
+der denjenigen des bluehenden Weinstocks uebertreffe. - Auch in der
+roemischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter Weise
+zugeschnitten, doch liess man ihn je nach der Gegend in verschiedener Weise
+wachsen. In Campanien schlang er sich empor an der Pappel, umfing sie wie
+seine Gattin, streckte seine ueppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen
+ihre Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer, zur
+Arbeit gemiethet, sich ausser dem Lohne vom Gutsherrn einen Scheiterhaufen
+und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn bei der Weinernte ein Unfall
+treffen sollte. Anderswo waren ganze Landhaeuser von den schmiegsamen
+Aesten eines einzigen Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man
+in den Saeulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zwoelf
+Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog man den Weinstock
+an Pfaehlen, in noch anderen liess man ihn auf dem Boden kriechen, in all'
+jener Mannigfaltigkeit der Behandlung, die auch heut noch dem Wanderer in
+Italien auffaellt. Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben aus
+dem gruenen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem Glanz, dort
+endlich in saftigem Gruen. An dem einen Orte sah man runde, an dem anderen
+laengliche, hier kleine, dort grosse, hier harte und dickschalige, dort
+saftige und duennschalige Beeren. Manche Trauben hing man im Zimmer an
+einem Faden auf, um sie laenger zu erhalten, andere versenkte man in suessen
+Wein und liess sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es
+Trauben, die man raeucherte, aehnlich wie es mit manchen Weinen geschah.
+Plinius erzaehlt, dass Kaiser Tiberius geraeucherte afrikanische Trauben ganz
+besonders liebte.
+
+Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien. Nachlaessig
+wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und der Most lange auf den
+Trestern gelassen, damit der Wein jene dunkle Farbe erlange, wie sie im
+Lande beliebt war. Solche Weine konnten sich nicht lange halten, wurden
+von fremden Laendern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit
+beginnt sich das zu aendern; Weinbau und Weinbereitung in Italien sind in
+erfolgreichem Aufschwung begriffen.
+
+Die alte Sitte, den Wein in Schlaeuchen zu befoerdern und dann in Amphoren
+aufzubewahren, hat sich jetzt auch im Sueden verloren. Hoelzerne Tonnen, die
+zur Roemerzeit bei den cisalpinischen Galliern und den Alpenvoelkern in
+Gebrauch waren, fanden ihren Weg damals schon nach Italien.
+
+ III.
+
+Das Bild von Bordighera schwebt der Erinnerung stets umrahmt in Palmen
+vor, so wie man sich einst die alte syrische Stadt Palmyra nicht anders
+als im Palmenschmuck vorstellen konnte. In der That gedeihen nirgends an
+der Riviera die Dattelpalmen besser als in Bordighera. An der Ostseite des
+Cap d'Ampeglio sind wahre Palmenwaeldchen zu sehen. Diese oestliche Bucht
+ist ganz besonders gegen die Nordwestwinde geschuetzt. Zwischen den Mauern
+palmenreicher Gaerten, ueber welchen schlanke Staemme ihre Krone neigen,
+empfangen wir ganz afrikanische Eindruecke und koennen vergessen, dass uns
+die volle Breite des Mittelmeeres von dem Lande der Oasen trennt.
+Pietaetvoll wandern deutsche Reisende zu jener malerischen Palmengruppe
+hin, die in einer halben Stunde Entfernung, oestlich von Bordighera, zu
+Madonna della Ruota den Meeresstrand schmueckt. Es sind das die Palmen, die
+Scheffel in seinem Liede "Dem Tode nah" besang, und unter welchen er ein
+Grab sich traeumte. Sie stehen, einige zwanzig an der Zahl (nicht zwoelf,
+wie es in dem Liede heisst), um eine alte Cisterne und erwecken an dem
+einsamen, wilden Orte, von Meereswellen umspuelt, in der That poetisches
+Empfinden. Dass dieses hier nicht allein ein deutsches Gemueth ergreift,
+geht aus der Schilderung hervor, welche Charles Garnier, der Erbauer der
+Pariser Grossen Oper und des Casinos in Monte Carlo, von diesem Ort in
+seinen "_motifs artistiques de Bordighera_" entwirft. Der Stil der
+Schilderung ist freilich etwas ueberschwaenglich und erinnert an jene
+Verzierungen, welche die Garnier'schen "Prachtbauten" ueberreich schmuecken:
+"Das ist der Ort, wohin ihr ziehen muesst, ihr Kuenstler; das ist die Staette,
+die ihr sehen muesst, ihr Poeten; das ist der Erdwinkel, der euch fesseln
+muss, ihr Alle, die ihr nach lebendigen und maechtigen Eindruecken strebt,
+und die ihr findet, dass unser Herz hoeher schlaegt im Anblick der Natur!
+Werden Erinnerungen an den Orient in euch schon wachgerufen, wenn ihr das
+alte Bordighera und seine Umgebung durchwandert, so steht ihr hier nicht
+mehr vor dem Vergleich, nicht mehr vor Aehnlichkeiten, nein, ganz Judaea
+findet sich in diesem Eindruck verkoerpert. Das ist der Brunnen der
+Samariterin, der Brunnen der Rebecca; das sind die Juden, die Apostel, das
+ist Jerusalem, Nazareth, Bethlehem, die sich euch offenbaren in jenem
+bescheidenen Flecken bordigherischen Vorgebirges." - Die sturmgepeitschten
+Palmen um diese alte Cisterne, mit dem unvergesslichen Hintergrund des
+Meeres, haben zahlreichen Malern schon das Motiv zu stimmungsvollen
+Bildern gegeben. Es verursachte daher in Kuenstlerkreisen einige Aufregung,
+dass der Ort, vom deutschen Kunstgaertner Ludwig Winter angekauft, in einen
+Garten verwandelt werden sollte. Die endliche Verwerthung des Grundstueckes
+in so dicht bevoelkerter Gegend war aber nicht zu vermeiden; es muss noch
+als ein besonders gluecklicher Zufall angesehen werden, dass dieser schoene
+Flecken Erde in kunstsinnige Haende gelangte. Herr Winter hat dem aeussersten
+Vorsprung des Vorgebirges, das die Scheffel-Palmen traegt, seinen
+urspruenglichen Charakter gelassen und den Garten harmonisch zu der
+Umgebung gestimmt. - Anemonen, Reseda, Nelken und ueppig bluehende
+Rosenstraeucher decken jetzt den Abhang; grosse Palmen, die man hierher
+verpflanzte, entspringen dem zuvor so kahlen Boden; um einen weiten
+Wasserbehaelter, wie man sie an der Riviera oft sieht, ist eine Pergola
+errichtet, zu deren Saeulen die Palme den architektonischen Gedanken gab.
+
+Im alten Testament werden die Dattelpalmen mit stolzen Koenigstoechtern
+verglichen. Nicht allen Dattelpalmen in den bordigherischen Gaerten kommt
+aber so edle Gestalt zu. Es haengt das mit der Behandlung zusammen, welche
+die meisten Dattelpalmen hier erfahren. Man nimmt ihnen alljaehrig einen
+Theil ihrer Wedel. Die Familie Bresca in San Remo erhielt schon im
+sechzehnten Jahrhundert vom Papst Sixtus V. das Privilegium, Palmenwedel
+fuer den Palmsonntag nach Rom zu liefern, angeblich eine Belohnung fuer den
+Schiffscapitaen Bresca, der im Jahr 1586, waehrend der Aufstellung des
+Obelisken auf dem Sanct Petersplatz, als die trockenen Taue zu versagen
+drohten, durch den rechtzeitigen Ruf: "Wasser auf die Taue!" dem
+Baumeister Fontana aus schwerer Verlegenheit half. Die Familie Bresca liess
+ihre Palmen in Bordighera ziehen, in dessen sandig-lehmigen Boden die
+Dattelpalme besser als in dem schweren Lehmboden von San Remo gedeiht. So
+reicht die Palmenindustrie Bordigheras bis in das Mittelalter zurueck, und
+auch heute noch ist es dieser Ort, der die meisten Palmenwedel zur Feier
+des Palmsonntags nach Rom entsendet. Den Palmenwedel hat die christliche
+Kirche, wie so viele andere Symbole, der Bildersprache des Orients, des
+Heidenthums und des Judenthums entnommen, und wie Palmenwedel bei den
+Festen des Osiris in Aegypten, bei dem feierlichen Einzuge der Koenige und
+der Koenigshelden in Jerusalem und bei den olympischen Spielen prangten, so
+schmuecken sie heute noch am Palmsonntag die Altaere katholischer Kirchen.
+
+Statt frei in den Lueften ihre Wedel zu schaukeln, muessen die meisten
+Palmen zur Herbstzeit es erdulden, dass ihre Krone im Innern
+pferdeschweifartig zusammengebunden werde. Diese Behandlung bezweckt eine
+bestimmte Ausbildung der neu hervorwachsenden Wedel. Nicht alle Palmstaemme
+sind fuer diese Behandlung gleich geeignet, und unter den geeigneten werden
+noch solche unterschieden, die mehr fuer den katholischen und solche, die
+mehr fuer den juedischen Ritus sich schicken. Denn auch die Juden brauchen
+Palmenwedel bei dem Laubhuettenfest. Der Bordighese bezeichnet kurzweg die
+eine Dattelpalme als "_Cattolica_", die andere als "_Ebrea_". - Die
+Blaetter der katholischen Palme sind schlanker, die der juedischen kuerzer
+und gedrungener. An der katholischen Palme bindet man die mittleren Wedel
+fest zusammen, damit die neuen Wedel bei thunlichstem Lichtabschluss sich
+entwickeln und so moeglichst farblos bleiben. Denn bei der Feier des
+Palmsonntags sollen sie nicht allein ein Siegeszeichen, sie sollen auch
+ein Bild himmlischer Reinheit sein. Im Dunklen werden solche Wedel auch
+schlank und lang; sie laufen spitz an ihren Enden aus und bleiben biegsam
+und weich, so dass sie leicht in beliebige Formen geflochten werden koennen.
+An den juedischen Palmen werden die aelteren Blaetter weniger stark
+verbunden, das Licht ist somit von den juengeren Blaettern nicht ganz
+ausgeschlossen, diese koennen daher auch ergruenen. Sie bleiben zugleich
+kuerzer, schliessen mit stumpfer Spitze ab und werden haerter. Mit dem
+Palmenwedel verbinden die Juden beim Laubhuettenfest die Myrte und die
+Bachweide zum Feststrauss und halten, waehrend dieser in der rechten Hand
+geschwungen wird, einen "Paradiesapfel" in der Linken. Das Laubhuettenfest
+ist urspruenglich das Erntefest der Juden. Es verlor aber in den fremden
+Laendern diese seine Bedeutung und behielt nur die andere historische, die
+ihm ebenfalls von Alters her zukam, eine Erinnerung an den goettlichen
+Schutz waehrend der Wuestenwanderung zu sein. Die Wahl der vier "Arten" im
+Feststrauss hat die mannigfaltigsten symbolischen Deutungen erfahren; sie
+mochte vielleicht urspruenglich die Vegetation Palaestina's versinnbildlicht
+haben. Durch religioese Vorschriften wurden die vier "Arten" spaeterhin in
+starre Formen gefasst, und wie der Palmenwedel, so muessen auch die
+Myrtenzweige und die Bachweide ganz bestimmte Gestalt besitzen. Die Myrten
+im Besonderen werden fuer die rechtglaeubigen Juden in genau
+vorgeschriebenen Formen gezogen. Der Zweig muss eine Hoehe haben, die drei
+Handbreiten gleichkommt und die Blaetter in dreigliedrigen Wirteln tragen.
+Sind die Wirtel aufgeloest, d. h. die Blaetter nicht zu dreien in gleicher
+Hoehe befestigt, so ist der Zweig unbrauchbar. Eher geht es an, einen Zweig
+zu benutzen, der die Blaetter nur zu zweien in gleicher Hoehe traegt. Ein
+solcher Zweig ist im Nothfall zulaessig, steht aber im Preise weit hinter
+der wahren "Hadassah" zurueck.
+
+Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen, welche der
+Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In nordischen Laendern
+hat der Buchsbaum, ja selbst der kaetzchentragende Weidenzweig, das
+Palmenblatt ersetzt. An der Mosel wird der Buchsbaum geradezu als "Palm"
+bezeichnet, und auch die aus Weiden gebundenen Festzweige heissen Palmen in
+slawischen Laendern.
+
+Die Palmen hatten im Winter 1890/91 eine schwere Probe an der Riviera zu
+bestehen, als das Thermometer fuer mehrere Stunden auf 6 deg. C. unter 0
+gesunken war. Besonders bewaehrten sich bis jetzt im bordighesischen Klima,
+ausser den Dattelpalmen (_Phoenix dactylifera_), die canarische _Phoenix
+canariensis_, die kalifornische _Pritchardia filifera_, die australische
+_Livistona australis_ und die chinesische _Chamaerops excelsa_. Dass
+ausserdem die Zwergpalme, _Chamaerops humilis_, gut in Bordighera gedeihe,
+ist nicht wunderbar, da sie der Mittelmeerflora thatsaechlich angehoert; sie
+ist unsere einzige europaeische Palme, in Sicilien heimisch. In Algier
+deckt sie grosse Flaechen. Man suchte sie dort auszurotten, um den Boden fuer
+neue Culturpflanzen zu gewinnen, jetzt sorgt man fuer ihre Verbreitung. Vom
+laestigen Unkraut, als welches sie betrachtet wurde, ist sie zu einer
+wichtigen Nutzpflanze avancirt. Entsprechend zubereitet, liefern naemlich
+die Blaetter der Zwergpalme sehr elastische Fasern, die gleich Pferdehaaren
+zum Ausstopfen der Moebel und Matratzen dienen koennen. Den Pferdehaaren
+gegenueber zeichnen sie sich nicht nur durch ihre Billigkeit, sondern auch
+dadurch aus, dass sie nicht von Motten befallen werden. Im Gegensatz zu den
+Phoenix-Arten, die gefiederte Blaetter besitzen, sind die Pritchardien,
+Coryphen, Chamaerops-Arten mit faecherfoermigen Blaettern versehen. Ihr
+Aussehen weicht somit nicht unwesentlich von demjenigen der Dattelpalmen
+ab, so dass ihre Acclimatisation an der Riviera auch in landschaftlicher
+Beziehung als ein Gewinn betrachtet werden kann. Zu bedeutender Hoehe ist
+in zahlreichen Gaerten die _Chamaerops excelsa_ bereits emporgewachsen. Sie
+gehoert zu den haertesten der eingefuehrten Arten, so dass sie ohne Bedeckung
+selbst das Klima der Insel Wight vertraegt. _Pritchardia filifera_ ist der
+zahlreichen weissen Faeden wegen, die den Blattraendern entspringen, sehr
+beliebt, verbreitet sich demgemaess auch rasch an der ganzen Riviera. Zu den
+haeufigsten Palmen duerfte dort auch bald die _Phoenix canariensis_ gehoeren,
+welche der Dattelpalme sehr aehnlich ist, sich aber vor ihr durch
+gedraengteren ueppigeren Wuchs und kraeftigere Blattentwickelung auszeichnet.
+- An geschuetzten Stellen der Riviera gedeihen auch verschiedene Arten der
+Palmengattung Cocos, so _Cocos flexuosa_, und _Romanzoffiana_ mit aeusserer
+eleganter Tracht, auch die blaugruene _Cocos australis_. Die echte
+Cocospalme (_Cocos nucifera_), welche die Cocosnuesse liefert, kommt hier
+hingegen, sowie auch an den Suedraendern des Mittelmeers, nicht fort. Ihre
+Cultur ist nur innerhalb der Wendekreise moeglich. In der Form ihrer
+Blaetter stimmen die Cocospalmen mit den Dattelpalmen ueberein. Aehnliche
+Blaetter haben auch die Areca-Arten (_Areca sapida_, _Baueri_), welche an
+der Riviera gut aushalten. Es sind das nahe Verwandte der Betelnusspalme
+(_Areca catechu_), welcher die Betelnuesse entstammen, jene Nuesse, die mit
+Kalkpulver bestreut, und in Blaetter des Betelpfefferstrauchs (_Piper
+Betle_) gewickelt, von Jung und Alt in Suedasien gekaut werden. Zu den
+Palmen mit faecherfoermigen Blaettern, welche die Gaerten der Riviera zieren,
+gehoeren auch zwei Livistona-Arten, die _Livistona chinensis_ und
+_australis_, mit maechtigen Blaettern, Palmen, die haeufig in unseren
+Gewaechshaeusern anzutreffen sind. Schoen macht sich unter den anderen
+Faecherpalmen der Riviera die blaugruene _Brahea Roezli_, dann die
+stattlichen Sabal-Arten, deren zaehe Fasern fuer Seilerwaaren, Huete, Koerbe
+und Saecke verwandt werden, auch die wichtige Carnaubapalme Brasiliens, die
+_Copernicia cerifera_. Mit den Blaettern dieser Palme wird in der
+brasilianischen Provinz Ceara ein grosser Theil der Huetten gedeckt, ihre
+Fasern aehnlich wie Stroh verwandt, der harte Stamm liefert Bau- und
+Tischlerholz, die Wurzeln ein Heilmittel, die bitteren Fruechte dienen als
+Nahrung, aus dem Saft wird Sirup und Arrak bereitet, kurzum diese Palme
+zeigt uns so recht ein Bild von dem Nutzen, den eine einzige Art dieser
+segensreichen Pflanzenfamilie in den Tropen stiften kann. Ihren Artennamen
+_cerifera_, sowie ihren deutschen Namen dankt aber die Wachspalme ihrem
+wichtigsten Erzeugniss, dem vegetabilischen Wachs, das sie in Schuppenform
+aus ihren Blaettern ausscheidet. Diese Schuppen werden von jungen,
+getrockneten Blaettern abgeklopft und dann in Wasser gekocht, auf dessen
+Oberflaeche das fluessige Wachs sich sammelt. Man versetzt es mit Talg und
+formt es zu Kerzen, welchen beim Brennen ein angenehmer Duft entstroemt.
+
+Bordighera begnuegte sich nicht damit, seine Palmwedel fuer Cultuszwecke zu
+ziehen, es suchte sie auch im Kunsthandwerk zu verwerthen. So entstand die
+Palmenflechterei, die in letzter Zeit Dank dem Winter'schen Einfluss, eine
+ungeahnte Entwickelung nahm. In der Winter'schen Kunstgaertnerei wird jetzt
+die Palmenflechterei im Grossen betrieben. Die Dattelpalme, die
+Chamaerops-Arten, _Livistona australis_ und _Pritchardia filifera_ geben
+im Besonderen das Material dazu her. Zur Verwendung kommen Blattspreiten,
+Blattstiele und Blattscheiden dieser Pflanzen, und wo Behaelter noethig,
+helfen auch wohl Flaschenkuerbisse aus. Alle Theile der Palmen werden
+entsprechend gebogen und dann getrocknet, und hierauf zu Blumenvasen,
+Ampeln, Koerbchen, Fruchtschalen, Lichtschirmen und anderen zierlichen
+Gegenstaenden stilgerecht vereint.
+
+Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus der neuen
+Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, dass die langen grossen Faeden am
+Blattrand der Pritchardien fuer Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie
+zwicken sie ab und tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr
+fluechtiges Heim zu flechten. -
+
+ IV.
+
+Die zahlreichen Ausfluege, die sich landeinwaerts von den Stationen der
+Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandbuechern bis jetzt eine
+hoechst unvollkommene Behandlung erfahren. Meist findet man in denselben
+nur eine Aufzaehlung der etwa zu besuchenden Orte, wobei die naechste, oft
+lohnendste Umgebung vernachlaessigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht
+immer lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit der
+Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera erstreckt, die
+Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten Auskunft ueber den Weg
+und niemals ueber die Schoenheit desselben zu ertheilen vermoegen, so waeren
+grade fuer jene Gegenden gut orientirende Reisebuecher sehr erwuenscht. Unter
+den gegebenen Umstaenden kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera
+denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unnuetz umherzuirren, in all'
+die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen.
+
+So muesste jeder Reisende, der fuer Naturschoenheit empfaenglich ist und einige
+Muehe nicht scheut, von Mentone ueber Gorbio nach Roccabruna wandern. Meist
+begnuegt sich aber selbst der unternehmendste Tourist mit einem Ausflug
+nach Castellar und kommt im Gorbiothal nicht ueber Gorbio hinaus, weil er
+nicht weiss, dass er seinen Weg dort fortsetzen sollte. Und doch entfaltet
+sich erst jenseits von Gorbio die volle Pracht der grossartigen Landschaft.
+Der ganze Ausflug duerfte fuenf Stunden in Anspruch nehmen; es empfiehlt
+sich, ihn am Nachmittag zu unternehmen. Bis nach Gorbio fuehrt jetzt eine
+schoene Fahrstrasse. Sie beginnt zu steigen am Alexandra-Hotel und folgt in
+zahlreichen Windungen dem Thale. Dieses Thal ist ueberaus fruchtbar; ein
+ansehnlicher Bach durchstroemt dasselbe. Erst ist es breit, verengt sich,
+indem es aufsteigt. Villengaerten stossen an die Strasse, dann bescheidene
+Bauerngueter. Bluehende Pflanzen neigen sich ueber die Mauern vor. Erst die
+vornehmen Pflanzen der Reichen; dann der Goldlack, die Levkoye, die
+Pelargonie und die Anemonen, die auch der Aermere sich zieht. Einzelne
+Cypressen, oft umrankt von Rosen, ragen hier und dort aus den Gaerten vor
+und mahnen nicht selten an orientalische Landschaft. Citronen- und
+Orangengaerten folgen aufeinander, dann Feigenbaeume. Hoeher hinauf beginnen
+sich vereinzelt auch unsere Obstbaeume zu zeigen. Sie stehen im
+Bluethenschmuck. Eigentlich ist ihnen auch in dieser Hoehe noch zu warm, sie
+gedeihen gut erst bei Sant' Agnese, jenseits der Felsen, die das Thal im
+Norden sperren. Im Thale von Gorbio lohnt es sich, Pflanzen zu sammeln.
+Ardoino, der Verfasser der Flora der Seealpen, gibt fuer die Thaeler, die
+bei Mentone muenden, mehr als tausend verschiedene, wild wachsende Arten
+an. Man muesste fast ganz Irland und Schweden durchstreifen, um ebenso viel
+verschiedene Pflanzen zu finden, als hier auf etwa fuenfzehn Quadratmeilen
+beisammen wachsen. - Ungewoehnlich reich sind die Thaeler von Mentone an
+Orchideen, und diese bluehen ja fast saemmtlich im Fruehjahr. Viele sonst
+seltene Farne sind hier auch zu finden. Der Botaniker sucht mit Vorliebe
+nach einem kleinen Nacktfarn, der zu derselben Gattung wie die Gold- und
+Silberfarne unserer Gewaechshaeuser gehoert, der _Gymnogramme leptophylla_.
+Der Pflanzenliebhaber freut sich mehr noch ueber das _Adiantum Capillus
+Veneris_, das Venushaar, das mit seinen zarten Wedeln die feuchten
+Vertiefungen der Felsen ziert. - Ein alter gepflasterter Weg kuerzt oben im
+Thale die neue Strasse von Gorbio ab. Er steigt in Olivenhainen empor. An
+einer seiner Windungen taucht ploetzlich Gorbio auf, ganz in der Naehe. Es
+kroent einen steilen Huegel, der von Oliven bedeckt ist. Ein Amphitheater
+maechtiger zackiger Felsen umrahmt dieses Bild von seltener malerischer
+Schoenheit. - Wir steigen auf zu dem Orte, durchschreiten den Platz, dem
+eine alte Ulme ihren Schatten spendet, wenden uns dann links und schlagen
+den Fussweg ein, der, an einem offenen Brunnen vorbei, der Berglehne folgt.
+Nach kaum halbstuendigem Aufstieg haben wir das weit sichtbare Kreuz
+erreicht, das hoch oben, am vorspringenden Bergesrande dem Wetter trotzt.
+Bei stark wehendem Mistral ist es kaum moeglich, an jener Stelle zu weilen;
+das zersplitterte Kreuz, welches nur noch einen seiner Arme gegen den
+Himmel streckt, zeugt von der Gewalt der Stuerme, die dort oben hausen.
+Bereits von diesem Kreuze aus ist der Blick ueberwaeltigend schoen. Er umfasst
+die saemmtlichen Thaeler, die bei Mentone muenden. Auf den Hoehen sieht man
+jene wilden Ortschaften thronen, Burgen der Grimaldi und der Lascaris, die
+einst diese Thaeler beherrschten; man umspannt mit dem Blicke den ganzen
+Halbkreis steil aufsteigender Berge, welche die Thaeler maechtig umfassen
+und eine undurchdringbare Schranke fuer das Auge bilden, das hingegen nach
+Sueden zu unbegrenzt ueber dem blauen, endlosen Meere schweift. Eine weitere
+Steigerung der Eindruecke haelt man nicht fuer moeglich, man kann sich schwer
+von dieser Stelle trennen, und doch gewinnt das Bild noch an erhabener
+Groesse, betrachtet von dem Bergruecken, der jetzt in suedlicher Richtung nach
+Roccabruna fuehrt. Dann verschieben sich gegen einander, wie maechtige
+Decorationen, die Felsriesen, die den Hintergrund der Thaeler schliessen,
+und die Umrisse des Bildes werden immer reicher, immer bewegter. Bald
+tritt im Mittelpunkte der Landschaft, am Nordabhange des maechtigsten
+dieser Berge, Sant' Agnese hervor, ein ansehnliches Dorf, das in
+schwindelnder Hoehe, wie ein Schwalbennest am Felsen, ueber dem Abgrund zu
+haengen scheint. Wer konnte das Dasein dieses Ortes ahnen; ist er doch
+gegen das Meer hin von dem Felsen ganz verdeckt, an den er sich klammert.
+Dieser Felsen sollte ihn auch schuetzen und verbergen vor den spaehenden
+Blicken der Saracenen, welche einst das tyrrhenische Meer durchkreuzten.
+Und doch war es ein Saracenenhaeuptling Harun, der im zehnten Jahrhundert,
+der Sage nach, die Burg erbaute, deren Ruinen den Bergesgipfel kroenen.
+Doch nicht als Feind kam er hierher, sondern von der Liebe zu einer
+Christin ueberwaeltigt, die er, selbst zum Christenthum bekehrt, zu seiner
+Gattin machte.
+
+Selbst wer den schoensten Theil Sueditaliens kennt, wird sicher die volle
+Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft empfinden.
+Und wie wird der Eindruck noch gesteigert, wenn gegen Sonnenuntergang sich
+die Gipfel der Berge zu roethen anfangen, lange dunkle Schlagschatten in
+die Thaeler fallen und Sant' Agnese in goldigem Licht auf dem grauen Fels
+zu gluehen beginnt.
+
+Doch die Zeit draengt, denn die Sonne im Westen ist lange schon hinter der
+_Tete de chien_ verschwunden; die Nachtschatten senken sich hinab in die
+Schluchten, waehrend ein langer steiniger Weg uns von Cabbe-Roquebrune, der
+Eisenbahnstation, noch trennt.
+
+In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein botanischer Genuss.
+Ueber einer hohen Mauer am Abhang stehen maechtige Judasbaeume (_Cercis
+siliquastrum_) und senken abwaerts ihre bluethenbeladenen, noch laubfreien
+Zweige. Die schoenen, dicht gedraengten Bluethen entspringen auch dem alten
+Holze, so dass die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde
+erscheint, von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in Suedeuropa zu Hause,
+sehr haeufig sieht man ihn in Palaestina die Gaerten um Jerusalem schmuecken,
+was wohl Veranlassung zu der Sage gab, Judas habe sich an demselben
+erhaengt.
+
+ V.
+
+Bezaubernd schoen ist Mentone, wenn man es vom Pont St. Louis aus
+betrachtet. Das Bild gehoert zu den eindrucksvollsten der ganzen Riviera.
+Doch muss man es am Morgen betrachten, wenn die Sonne das alte Mentone von
+Osten her bescheint. Man folgt von Mentone aus in oestlicher Richtung der
+Landstrasse und waehlt ihren linken Arm, dort, wo sie sich gabelt. Man
+steigt dann sanft in die Hoehe, zwischen Villen und Mauern. Gibt es nicht
+zu viel Staub auf der Strasse, so ist diese Wanderung ein Genuss. Denn die
+angrenzenden Gaerten strotzen von ueppigen Gewaechsen, und ueberall draengt
+sich der Ueberfluss derselben bis auf die Strasse. Die Pflanzen finden keinen
+Platz mehr in der eingeengten Umfriedung und streben hinaus ins Freie.
+Rosenrothe und feuerfarbige Pelargonien neigen sich ueber das Gitter, dort
+haengt ein Rosenstrauch ueber dasselbe hinaus und traegt unzaehlige Bluethen.
+Weiter ist eine ganze Mauer bis unten hinab mit einem epheublaetterigen
+Kranichschnabel, dem _Pelargonium peltatum_, bedeckt, welcher so ueppig
+blueht, dass die Blaetter unter den blassrothen Bluethen verschwinden. Jener
+Strauch, der im grazioesen Bogen ueber eine andere Mauer sich beugt und
+aehrenfoermige Rispen gelber Bluethen traegt, ist eine chinesische Buddleia
+(_Buddleia Lindleyana_). Die ganze Strasse duftet jetzt nach Heliotrop, der
+an dem Gelaender emporklettert; weiter ist es wieder eine Pergola
+safrangelber Rosen, welche der Strasse folgt. Mit ihren fleischig dicken
+Stengeln und Blaettern und ihren grossen rothen oder gelben Bluethen schmueckt
+dort die Mittagsblume (_Mesembryanthemum __ acinaciforme_) eine Mauer.
+Dann schliessen Citronen- und Orangenbaeume sich an, die mit Fruechten reich
+behangen, auch schon ihre duftigen Bluethen entfalten. Wir kommen an dem
+kleinen franzoesischen Zollhaus vorbei und erreichen alsbald unser Ziel. In
+kuehnem Bogen schwebt die Bruecke San Luigi ueber der Schlucht, welche
+Frankreich von Italien trennt. Der Blick von hier auf Mentone ist in der
+That von ergreifender Schoenheit. Die alte Stadt deckt einen schmalen Grat,
+der sich bis zum Meere senkt. Dicht gedraengt steigen die Haeuser an ihm
+auf, ueber- und nebeneinander. Alle sind sie im italienischen Style gebaut,
+mit Loggien, Balkonen und Terrassen, trotzdem alle verschieden an Gestalt
+und Groesse, scheinbar gesetzlos zu einer einzigen Masse vereint. Jedes
+zeigt eine andere Faerbung; im hellen Glanz der Sonne verschmelzen aber die
+Gegensaetze und die ganze Stadt leuchtet fast weiss in die Ferne. Aus der
+Haeusermasse ragt die Kirche mit ihrem schlanken Glockenthurm hervor. Und
+welch eine grossartige Einfassung zeigt dieses Bild! In weiter Ferne, kaum
+noch sichtbar, profilirt sich im nebeligen Umriss das zackige Esterel. Dann
+weicht die Kueste vor dem Meere zurueck und erst die _Tete de chien_ ueber
+Monaco bietet ihm wieder Trotz. Sie scheint an der Kueste Wache zu halten.
+Dann folgen maechtige, majestaetische Berge und ruecken immer naeher auf
+Mentone zu. Das Cap Martin streckt sich wie ein gruensammetnes Band vor in
+die blaue See, und hinter Mentone steigen die zackigen Felsenriesen auf
+und leuchten in der Sonne im blaeulichen Grau. Dann folgen tiefer gruene
+Schluchten, wo helle Olivenhaine mit dunklen Citronengaerten abwechseln und
+an den Abhaengen weisse Doerfer verborgen im Laub. Kahle Bergruecken glaenzen
+grell in der Naehe, von gruenen Kiefernwaeldern stellenweise wie von Oasen
+bedeckt. Der Vordergrund entzueckt uns durch seine Farbenpracht, denn der
+untere Theil der Schlucht, ueber der wir schweben, ist in einen Garten
+verwandelt. In Stufen steigt er auf, und der Boden verschwindet ganz unter
+Bluethen. Hell- und dunkelrothe Geranien, dicht aneinander gedraengt,
+kugelige Chrysanthemum-Straeucher (_Chrysanthemum frutescens_) mit
+tausenden von Bluethen wie mit weissen Sternen uebersaeet. Dann ein Judasbaum,
+ganz in Bluethen gehuellt, der seine rosenrothen Aeste ueber die weissen
+Chrysanthemen neigt. Ein gelbbluethiger Rosenstrauch, der den rosenrothen
+Judasbaum erklimmt; schlanke Bambusen wie Federbuesche in die Luefte ragend;
+daneben Faecherpalmen. Dunkelgruene, schlanke Cypressen; ein Pfefferbaum mit
+hellgruenen, zartgefiederten Blaettern an den haengenden Aesten; dunkelrothe
+Bougainvilleen an den aufsteigenden Waenden: ein wahres Kaleidoskop. Hohe
+Dattelpalmen ragen aus der Schlucht hervor und umrahmen das Bild von
+Mentone, phantastische Opuntien naechst der Bruecke bilden den ersten
+Vordergrund. Und dieses ganze farbenreiche Bild taucht mit seinem Rande in
+die dunkelblaue Fluth. Eine frische Brise weht uns vom Meer entgegen, der
+Fruehling blickt mit allen seinen Blumenaugen aus der Schlucht empor. Es
+stimmt so harmonisch und heiter dieses hehre Bild. Daher wir es auch
+vergessen moechten, dass dort ueber Mentone, wo weisse Steine und dunkle
+Cypressen zwischen grauen Mauern sich erheben, ein Ort der Trauer ist. Ein
+Schloss der Grimaldi stand einst auf dieser Hoehe, zwischen seinen Truemmern
+und Umfassungsmauern ist dann der Friedhof entstanden. Er beherrscht
+diesen sonnigen Strand, wie einst die maechtige Burg ihn beherrschte: ein
+Wahrzeichen des heutigen Mentone. Ich suche die Gedanken von dieser Stelle
+abzuwenden, doch unablaessig kehren sie zu derselben zurueck. Denn trauriger
+hat mich ein Friedhof nie gestimmt wie dieser dort, mit seinen in Blumen
+ganz versteckten Graebern. Kaum kann es einen maechtigeren Widerspruch geben
+zwischen der freudig sonnigen Natur und dem jaehen Tode. Dieser Gegensatz
+presst Einem das Herz zusammen. Und aus allen Theilen der Welt eilten jene
+zusammen, die auf diesem Friedhof ruhen. In der Bluethe der Jahre, fern von
+ihrer Heimath, legten sie sich unter Jasmin und Rosen zu ewigem Schlaf. Ob
+ihnen wohl die Erde leichter wird, weil die Blumen nie auf derselben
+verwelken? Die Rosen im besondern draengen sich dort ueberall vor: weisse,
+gelbe, blutigrothe, und sie verbreiten einen betaeubenden Duft. Als ich
+einst diesen Friedhof besuchte, da strahlte die Welt in Fruehlingsglanz und
+jauchzte es von Leben in den Lueften. Da war es besonders traurig zwischen
+diesen blumenreichen Graebern. Auf einem frisch errichteten Denkmal sass ein
+junger Bildhauer, meisselte das Antlitz eines zarten Maedchens in den Stein
+und sang dazu ein froehliches Lied. Ich blieb vor dem Grabe lange stehen:
+es war wie in einer Shakespeare'schen Tragoedie.
+
+Hoch ragen ueber der Bruecke San Luigi die zackigen Felsen empor, welche die
+Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier ploetzlich auf, unvermittelt in
+romantischer Wildniss. Ein einzelner Felsenkegel erhebt sich aus ihrer
+Mitte und endet mit spitzem Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in
+den Stein. Rosmarin und Wolfsmilch, Wachholder und grossbluethige Malven
+(_Lavatera maritima_) klammern sich an jeden Vorsprung der Felsen an und
+beleben ihre Eintoenigkeit. Unten gruent Alles von ueppigem Pflanzenwuchs.
+Ein kleiner Bach rauscht abwaerts in den Felsenspalten und bildet dann
+zierliche Wasserfaelle. Ein Theil des Wassers wird in einen kleinen
+Aquaeduct gefasst, der in malerischen Windungen abwaerts laeuft, dann mit
+gewoelbtem Bogen den Bach ueberschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in
+diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration!
+
+An jener so ueberaus warmen Stelle der Riviera bildet diese Felsenschlucht
+wohl noch den waermsten Ort. Durch hohe Berge geschuetzt und umfasst, steht
+sie den suedlichen Winden nur offen. In dieser Schlucht beginnen schon im
+December die Veilchen zu bluehen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die
+Eidechsen sollen ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets
+Ueberfluss. Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt ihr
+Netz auch im Winter, um sie zu fangen.
+
+ VI.
+
+Niemand sollte es versaeumen, von Bordighera oder von Mentone aus, einen
+Ausflug nach La Mortola, dem Garten des Herrn Thomas Hanbury, zu
+unternehmen. Der Eintritt wird Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung
+von je einem Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Unterstuetzung des
+Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im Garten machen
+will, erhaelt hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubniss. Frueher Eigenthum der
+Familie Orengo in Ventimiglia, traegt auch heute noch die schoene Villa im
+Garten, welche Herr Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo.
+Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war sie von einem
+mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat sie in den feenhaften Garten
+verwandelt, der jetzt den Besucher entzueckt. Der Garten deckt eine Flaeche
+von ungefaehr vierzig Hektaren und faellt von der Kunststrasse, welche das
+Dorf Mortola in hundert Meter Hoehe durchzieht, bis zum Meere ab. Die in
+dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung
+anlehnt, gewaehrt ihr Schutz gegen die Winde und ermoeglicht die
+Entwickelung einer so ueppigen Vegetation, wie sie auch an der Riviera kaum
+ihres gleichen findet. Freilich musste durch kuenstliche Bewaesserung
+vorgesorgt werden, dass die lange Duerre des Sommers nicht verhaengnissvoll
+fuer die Pflanzen werde. Denn man rechnet in La Mortola ueber zweihundert
+Tage im Jahr, an welchen der Himmel voellig wolkenlos bleibt, und auch
+innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig Regentage.
+
+Es waere ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle alle die
+zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten von La Mortola
+birgt. Es kommt mir nur darauf an, die Reichhaltigkeit desselben
+hervorzuheben. Was aber diesen Garten insbesondere belehrend macht, ist
+der Umstand, dass alle Pflanzen Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der
+abgekuerzte Name des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die
+Familie, der sie angehoeren, angegeben ist. So kann jeder Besucher des
+Gartens erfahren, wie die Pflanze heisst, die ihm durch ihre Schoenheit oder
+ihren Wohlgeruch auffaellt, eine Pflanze, nach deren Namen er vielleicht
+vergeblich schon in manchem anderen Garten der Riviera forschte. Herr
+Hanbury ist bemueht, seinem Garten auch wissenschaftlichen Werth zu
+verleihen und sucht unaufhoerlich neue, interessante, technisch wichtige
+oder durch ihre Heilkraft ausgezeichnete Gewaechse fuer denselben zu
+erwerben. Ein kenntnissreicher deutscher Gaertner, Gustav Cronemeyer,
+stellte vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichniss aller
+Pflanzen des Gartens auf. Dieses Verzeichniss umfasst ueber 3600 Arten. Es
+wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit der
+Aufforderung, aus den Schaetzen des Gartens fuer wissenschaftliche Zwecke zu
+schoepfen. Auch die Samen und Fruechte des Gartens erntet man alljaehrig, um
+sie wissenschaftlichen Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury
+gleichzeitig stattliche Schulgebaeude in La Mortola errichtet, da er
+neuerdings auch ein schoenes botanisches Institut in Genua erbauen liess, um
+es der dortigen Universitaet zu schenken, so laesst sich wohl behaupten, dass
+er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von seinen Reichthuemern macht.
+Leider ist der eifrige Leiter des Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem
+gestorben, und gewaehrt es nur einen Trost, dass sein Nachfolger, ebenfalls
+ein deutscher Gaertner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren
+tritt.
+
+Gerade im Fruehjahr ist es, wo der Garten von La Mortola in vollstem
+Bluethenschmucke prangt. Besonders tragen die Akazien dazu bei, ihn um jene
+Zeit so ueppig zu verzieren. Ueber neunzig Arten der Gattung _Acacia_
+stehen da in Cultur, von den fein gefiederten, mimosenartigen an, deren
+Blaettchen jeder Windhauch in Bewegung setzt, bis zu jenen starrend
+stachlichen Arten, welche schon durch ihren botanischen Namen als
+"bewaffnet" (_armata_), "struppig" und "schauerlich" (_horrida_)
+hinreichend gekennzeichnet werden. Manche Akazien sind von gelben Bluethen
+so ueberdeckt, dass das gruene Laub unter denselben fast verschwindet, und
+die meisten verbreiten zur Bluethezeit ein liebliches Aroma. Benennungen
+wie "lieblich", "angenehm" (_suaveolens_) zeichnen noch besonders einzelne
+Arten aus. Der hoechste Preis des Wohlgeruchs gebuehrt aber unstreitig der
+tropisch-amerikanischen _Acacia Farnesiana_, welche ihre veilchenduftenden
+Bluethenkoepfchen den ganzen Winter ueber treibt. Diese Bluethenkoepfchen
+dienen in Grasse und in Cannes unter dem Namen "_fleurs de cassie_" in
+ausgiebiger Weise den Zwecken der Parfuemerie. Den Namen "_Farnesiana_"
+erhielt diese schon lange in Suedeuropa bekannte Pflanze wohl daher, dass
+sie in den farnesianischen Gaerten in Rom zuerst gezuechtet wurde. - Durch
+ihr zartes, zierliches, doppeltgefiedertes Laub von blaeulich gruener Farbe,
+faellt hier, wie auch an den anderen Stellen der Riviera, die _Acacia_ oder
+_Albizzia Julibrissin_ auf, ein stattlicher Baum vom Aussehen einer
+Mimose, dessen hellviolette Bluethenkoepfchen aber erst im Juli zur
+Entfaltung kommen. Sie stammt von der Suedkueste des kaspischen Meeres, ihr
+Arten-Name ist persisch und bedeutet Seidenblume. - Von der
+suedafrikanischen steifen _Acacia horrida_ stammt eine geringe Gummisorte,
+die als Capgummi bekannt ist. Das feinste Gummi arabicum tritt aus der
+Rinde der senegambisch-kordofanischen _Acacia Senegal_, aehnlich wie bei
+uns Kirschgummi aus der Rinde von Kirschbaeumen, hervor.
+
+Durch ein ganz besonders feines Aroma zeichnet sich in dem Garten von La
+Mortola ausser der _Acacia Farnesiana_ ein gelbbluehender Strauch, die
+_Pteronia incana_ vom Cap aus, welche zu derselben Abtheilung der
+Compositen wie unsere Astern gehoert, deren Bluethenkoepfchen aber einen, man
+koennte fast sagen, vergeistigten Aprikosenduft verbreiten. Sehr
+wohlriechend in allen seinen Theilen ist ein anderer Strauch vom Cap, die
+Rutacee _Diosma fragrans_. Nicht umsonst hat sie, so wie ihre naechsten
+Verwandten, die bei uns viel in Gewaechshaeusern cultivirt und als
+Bouquetgruen benutzt werden, den Namen _Diosma_, d. h. "Goetterduft",
+erhalten. Ein chilenischer Strauch mit kleinen gelben Bluethen, die
+Flacourtiacee _Azara microphylla_, wird wegen seines vanillenartigen
+Duftes in der Heimath "Aromo" genannt. Eine krautartige Salbeiart, die
+_Salvia albocoerulea_, riecht wie feines Tafelobst. Verschiedene
+Pelargonien, so namentlich das _Pelargonium roseum_ und _odoratissimum_,
+verbreiten ein starkes rosenartiges Parfuem, wenn man ihre Blaetter
+zerdrueckt. Geradezu betaeubt wird man an zahlreichen Stellen des Gartens
+von dem Duft, der den kleinen weissen Bluethen vom _Pittosporum Tobira_
+entstroemt. Diese Bluethen decken in grosser Zahl den baumartigen immergruenen
+Strauch, der im Aussehen an den lorbeerartigen Schneeball (_Viburnum
+Tinus_) unserer Gewaechshaeuser erinnert. Es gibt auch eine Art mit fast
+schwarzen Bluethen, die fremdartig genug auf den Zuschauer einwirkt. -
+Lieblich duftet, aehnlich wie unsere wohlriechende Platterbse, ein
+zierlicher Baum mit ueberhaengenden Aesten, der aus der Ferne ganz weiss
+erscheint von reicher Bluethenfuelle. Es ist eine west-mediterrane
+Ginsterart, _Genista monosperma_, die zu den anmuthigsten Pflanzenformen
+im Fruehjahr an der Riviera gehoert. Ist auch zu jener Zeit der
+Bluethenreichthum noch so gross, Jedem faellt, unter allen anderen, diese
+Pflanze auf, die den Namen Bluethenregen fuehren sollte. Erscheint es da
+nicht wunderbar, dass zu derselben Gattung, wie dieses so zart erscheinende
+Gewaechs, auch die _Genista acanthoclada_ gehoert, ein Strauch der
+griechischen Berge, der so stachelig ist, dass er fuer die Pflanze des
+Tartarus gelten konnte: _Aspalathus_, nach der Insel Aspalathe an der
+Kueste von Lycien genannt, lieferte er, der Sage nach, jene Ruthen, mit
+denen die Gottlosen in der Unterwelt gepeitscht wurden.
+
+Eigenthuemlich beruehren den Besucher des Gartens die Casuarineen, die in
+grossen Exemplaren gleich unterhalb der Eingangstreppe stehen. Die
+graugruenen feinen Zweige dieser Baeume haengen wie die Federn eines
+Casuarschweifes herab und verschafften dem Gewaechs auch seinen Namen. Die
+Zweige sind blattlos; die Ernaehrung des Baumes, die sonst von den Blaettern
+besorgt zu werden pflegt, faellt hier somit den Zweigen zu. Diese sind
+demgemaess auch gruen gefaerbt, d. h. sie fuehren jenen Farbstoff, das
+Chlorophyll, dessen Anwesenheit fuer die Bereitung von Nahrungsstoff durch
+die Pflanze nothwendig ist. Die Casuarineen bilden in Australien
+ausgedehnte Waelder von sehr eigenem Aussehen. Wie so viele andere
+australische Baeume vermoegen sie dem Boden nur spaerlichen Schatten zu
+spenden. Die Bluethen dieser Gewaechse sind so klein und unansehnlich, dass
+nur das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das Holz der
+Casuarineen zeichnet sich durch seine Haerte und seine Schwere aus und hat
+daher den Eingeborenen zur Anfertigung von Streitkolben gedient.
+
+Ein australischer Baum, der in den letzten Decennien ungemein rasche
+Verbreitung ueber die Riviera gefunden hat und den der Garten von La
+Mortola in nicht weniger als vierundzwanzig Arten besitzt, ist der
+Eucalyptus. Jeder, der Italien einmal besuchte, kennt die Eucalypten, wenn
+auch wohl nur die eine, ueberall vertretene Art derselben, den _Eucalyptus
+globulus_. Auch dieser australische Baum gibt im Verhaeltniss nur wenig
+Schatten; seine Blaetter sind zwar von ansehnlicher Groesse, sie haengen aber
+an langen Stielen von den Zweigen senkrecht herab und koennen daher selbst
+bei dichter Belaubung den Sonnenstrahlen nicht allen Durchgang verwehren.
+Da auch der leiseste Windhauch diese Blaetter in Bewegung setzt, so
+herrscht unter den Eucalyptusbaeumen ein eigenes zitterndes Zwielicht, das
+allerdings erst in Eucalyptus-Waeldern voll empfunden wird. Die Eucalypten
+gehoeren zu den Riesen der Pflanzenwelt, zu denjenigen Baeumen, welche
+ueberhaupt die bedeutendste Groesse erreichen. In Australien sind Staemme von
+_Eucalyptus amygdalina_ gemessen worden, deren Hoehe 156 Meter betrug und
+somit genau derjenigen der Thuerme des Koelner Doms entsprach, die Pyramide
+des Cheops aber um fuenf Meter, die Peterskirche in Rom sogar um mehr als
+zwanzig Meter ueberstieg. Die Eucalypten wachsen auch an der Riviera
+aeusserst rasch und ragen schon ueber ihre Umgebung weit empor, ungeachtet
+ihre Anpflanzung hauptsaechlich erst Ende der sechziger Jahre erfolgte. Im
+Garten von La Mortola erreichte ein _Eucalyptus globulus_ in sieben Jahren
+neunzehn Meter Hoehe und fast anderthalb Meter im Umfang. Kein in Europa
+sonst bekannter Baum vermag Aehnliches zu leisten. Trotz so raschen
+Wachsthums zeichnet sich das Eucalyptusholz durch grosse Haerte aus. An
+vielen Orten hat man Eucalypten angepflanzt, weil man der Ausduenstung
+derselben besondere heilsame Kraefte zuschrieb. Thatsaechlich kommt aber den
+aeusserst geringen Mengen von aetherischen Oelen, die sich um die Eucalypten
+verbreiten, kaum eine merklich desinficirende Wirkung zu. Dadurch
+hingegen, dass die Eucalypten rasch auf sumpfigem Boden wachsen und als
+immergruene Pflanzen Sommer und Winter Wasser aus ihren Blaettern
+verdunsten, tragen sie zu dessen Trockenlegung bei. Die Hoffnung, dass die
+Extracte aus Blaettern und Rinde der Eucalypten das Chinin ersetzen wuerden,
+war gleichfalls uebertrieben. Kommt auch diesen Extracten eine gewisse
+febrifuge Wirkung zu und sind dieselben auch seit undenklichen Zeiten von
+den Eingeborenen Australiens gegen Malaria verwandt worden, so stehen sie
+doch dem Chinin ganz bedeutend nach. Im April sieht man die aelteren
+Eucalyptusstaemme an der Riviera sich mit grossen weissen Bluethen bedecken,
+welche durch ihre aeusserst zahlreichen, feinen und langen Staubgefaesse
+auffallen. Der Kundige erkennt an diesen Bluethen, dass der Baum zu den
+myrtenartigen Gewaechsen gehoert. Eine Eigenthuemlichkeit der Eucalypten ist
+es, dass deren Bluethenknospen sich mit einem runden Deckel oeffnen, der als
+gruene, weissbereifte Muetze abgeworfen wird. Diese Deckel sieht man im
+Fruehjahr in grossen Mengen unter den Eucalyptusbaeumen liegen; sie
+verbreiten, wenn man sie zertritt, einen sehr durchdringenden Geruch.
+Neuerdings hat sich die Industrie auch dieser Gebilde bemaechtigt, und in
+Bordighera sah ich Kreuze und Rosenkraenze, die aus trockenen,
+aufgefaedelten Eucalyptusbluethen-Deckeln hergestellt waren.
+
+Ganz junge Eucalyptusbaeume, wie man sie auch bei uns, innerhalb der
+Gewaechshaeuser, sehen kann, zeigen zunaechst ein von den aelteren Baeumen
+durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum glaubt man dieselben Pflanzen vor
+Augen zu haben. Die Blaetter sind breit, stumpf, stengelumfassend,
+wagerecht gestellt, und erst an aelteren Zweigen treten an deren Stelle die
+schmalen, zugespitzten, langgestielten Blaetter auf, die senkrecht abwaerts
+haengen. Damit veraendert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor zeigten sie
+verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt sind beide Seiten
+gleich. Beide Blattflaechen werden ja an den haengenden Blaettern in gleicher
+Weise von Lichtstrahlen getroffen. Sie brauchen aber gleichen Bau, um
+gleiche Arbeit zu verrichten. Aehnliche Einrichtungen treten uns bei
+vielen anderen Gewaechsen Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den
+Charakter der dortigen Vegetation.
+
+Der in Italien hauptsaechlich cultivirte _Eucalyptus globulus_ ist nicht
+der widerstandfaehigste Vertreter seiner Gattung, wie er denn auch im
+strengen Winter 1890-91 an exponirten Stellen der Riviera gelitten hatte.
+Manche Arten trotzen besser der Kaelte, und der _Eucalyptus Gunnii_ gedeiht
+selbst in Whittingham bei Edinburgh.
+
+Der hohen Schutzmauer der Seealpen, welche die kalten Nordwinde abhaelt,
+verdankt die Riviera di Ponente ihr mildes Klima. Diese Schutzmauer
+bedingt es auch, dass dort die Cultur der Agrumi erfolgreich betrieben
+werden kann. An zahlreichen Stellen der Kueste, zwischen Nizza und Savona,
+gedeihen die Agrumi ebenso gut wie bei Neapel, waehrend der Reisende das
+Innere von Ober- und Mittelitalien durchwandern kann, ohne sie zu
+erblicken. Unter der Bezeichnung "Agrumi" werden die Vertreter der Gattung
+_Citrus_ zusammengefasst. Das Verzeichniss von La Mortola weist ueber zwanzig
+Arten oder Formen dieser Gattung auf. Man findet dort fast alle in Italien
+cultivirten Agrumi in engem Raum beisammen. Diese Pflanzen scheinen so
+fest mit dem italienischen Boden verwachsen zu sein, dass italienische
+Bilder stets der Phantasie des Nordlaenders vom Bluethenduft der Citrone
+durchweht und vom Glanze der Goldorange durchleuchtet erscheinen. Am
+meisten hat diese Vorstellung wohl das Mignonlied verbreitet, jenes Lied,
+das der Sehnsucht des Nordlaenders nach suedlicheren Gestaden so unendlichen
+Ausdruck verlieh. So sehr die Agrumi aber auch in die italienische
+Landschaft zu gehoeren scheinen, so sind sie doch erst verhaeltnissmaessig spaet
+in dieselbe gelangt und nur auf ganz bestimmte Theile von Italien
+beschraenkt geblieben. Ihre Heimath liegt im fernen Asien, in Ostindien und
+Suedchina; ueber den Orient schlugen sie aber zunaechst ihren Weg nach Europa
+ein. Wie aus dem alten "Traite du Citrus" von Gallesio, dem Werke Victor
+Hehn's ueber "Culturpflanzen und Hausthiere", Alphonse de Candolle's
+"Ursprung der Culturpflanzen", endlich Flueckiger's "Pharmacognosie" - von
+aelteren Quellenwerken abgesehen - zu erfahren ist, war dasjenige, was im
+Alterthum zunaechst "Citrum" hiess, das Holz von _Callitris quadrivalvis_.
+Auch diese nordafrikanische Conifere ist in dem Hanbury'schen Garten in
+vortrefflicher Entwickelung zu sehen. Ihr Holz liefert das Sandarac, ein
+Harz, das in erstarrten, weissen Thraenen die Stammrinde deckt und aus der
+Wunde heraustropft, wenn ein Zweig abgeschnitten wird. Das schoen
+gemaserte, wohlriechende Holz dieses Baumes stand bei den Roemern in hohem
+Ansehen und diente im Besonderen zur Anfertigung von Kisten, welche
+wollene Kleider vor Motten schuetzen sollten. Als dann die Citrone den
+Roemern bekannt wurde, und es sich zeigte, dass sie in aehnlich wirksamer
+Weise die Motten abhaelt, wurde der Name Citrum auf dieselbe uebertragen.
+Von dem Gewaechse, welches diese "_mala citria_" erzeugt, drang die erste
+Kunde nach Griechenland waehrend der Kriegszuege Alexanders des Grossen.
+Letztere waren es, welche den Orient und die Tropen der griechischen
+Cultur erschlossen. Sie brachten den classischen Laendern eine solche Fuelle
+neuer Naturanschauungen, wie dies zum zweiten Mal in gleichem Masse nur
+durch die Entdeckung des tropischen Amerika wieder geschah. Ueber den
+Citronenbaum wurde berichtet, dass er ein wunderbares Gewaechs der
+persischen und medischen Lande sei, und voll goldener Fruechte haenge. Diese
+sollten nicht nur gegen Motten schuetzen, sondern auch als Gegengifte
+aeusserst wirksam sein. Ja, es bildete sich, wie man in einem Werke des
+Athenaeos, eines Gelehrten, der zu Naukratis in Aegypten geboren wurde und
+um 228 n. Chr. starb, lesen kann, der Aberglaube, dass, wer von diesen
+Fruechten gekostet habe, den Biss giftiger Schlangen nicht zu fuerchten
+brauche. Jenes durch seine Citate sehr werthvolle und merkwuerdige Werk des
+Athenaeos schildert ein fingirtes Gastmahl, welches von einem roemischen
+Schlemmer und Schoengeist, Kuenstlern, Dichtern und Gelehrten geboten wird,
+und bei welchem an die dargereichten Speisen und Getraenke sich
+entsprechende Unterhaltungen knuepfen. Da erzaehlt ein gewisser Demokritos,
+sein Freund, der Statthalter von Aegypten, habe ihm mitgetheilt, dass zwei
+Verbrecher, die zum Tode durch giftige Schlangen verurtheilt waren, dem
+Biss derselben nicht erlagen, weil sie von einer Citrone zuvor assen. Der
+Statthalter habe den Versuch absichtlich mit denselben Verbrechern zum
+zweiten Male wiederholt, aber nur dem einen von beiden eine Citrone
+dargereicht. Die Folge sei gewesen, dass dieser eine nur den Bissen der
+giftigen Nattern zu widerstehen vermochte, waehrend der andere bald nach
+der Verwundung starb. Als bestes Schutzmittel gegen Gift empfiehlt der
+Erzaehler eine in Honig zerkochte Citrone. Man muesse von diesem Gegengift
+frueh am Morgen eine kleine Menge zu sich nehmen und sei dann den ganzen
+Tag ueber vor Vergiftung sicher. Dem Aberglauben, der solche Vorstellungen
+naehrte, liegt wie auch sonst in aehnlichen Faellen, ein Fuenkchen Wahrheit zu
+Grunde. Thatsaechlich ist die Citrone durch sehr starke faeulnisswidrige
+Eigenschaften ausgezeichnet, Eigenschaften, die sie auch heute noch als
+Antisepticum sehr schaetzbar machen. Schon im Alterthum hatte man richtig
+erkannt, dass der Saft der Citrone den Athem verbessere. Ein Vergnuegen
+konnte es damals nicht sein, Citronen zu geniessen, denn es waren
+thatsaechlich nicht unsere jetzigen "Citronen", vielmehr Cedraten oder
+Citronat-Citronen, die uns nur eingemacht schmecken. Diese Cedraten heissen
+auch heute noch "Cedro" bei den Italienern. Saftiges Fruchtfleisch ist
+ihnen nicht eigen; sie bestehen fast ausschliesslich nur aus Schale, und
+diese ist es, die, in Zucker eingekocht, die Citronate liefert. Die
+Cedraten erreichen meist bedeutendere Groesse als die Citronen, sind
+letzteren im Uebrigen aehnlich. Ihre Form variirt aber bedeutend, und da
+viele Abaenderungen durch Veredelung fixirt worden sind, so bekommt man
+neben stark in die Laenge gezogenen auch fast runde Cedraten zu sehen. Das
+gab sogar Veranlassung zur Aufstellung verschiedener Arten innerhalb
+dieses Formenkreises, wie es denn ueberhaupt schwer faellt, zu
+unterscheiden, was Art und was nur Abart in der Gattung Citrus ist. Eine
+rundliche durch stark hoeckerige Schale und feinen Wohlgeruch
+ausgezeichnete Frucht, die auch zu den Cedraten gehoert, wird als
+Adamsapfel oder Paradiesapfel unterschieden. Sie galt als die Frucht vom
+Baume der Erkenntniss und findet als solche beim Laubhuettenfest der Juden
+heute noch Verwendung. Die gesuchtesten Fruechte zu diesem Fest werden aus
+Corsica, Corfu, Marocco und Palaestina eingefuehrt und koennen bei
+vorgeschriebener Form sehr hohen Geldwerth erreichen.
+
+Der Cedratenbaum kam bei den Roemern sehr in Mode, und man sah ihn, in
+Kuebeln gepflanzt, die Saeulenhallen der Villen und die Gaerten schmuecken.
+Vom dritten Jahrhundert an wird er auch, als im freien Lande gedeihend,
+beschrieben. Heut noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich
+vor allen anderen Agrumi dadurch aus, dass er das ganze Jahr hindurch
+Bluethen und Fruechte traegt.
+
+Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone bezeichnen, die
+aber richtiger auch bei uns Limone heissen muesste, kam durch Vermittlung der
+Araber erst im zehnten Jahrhundert nach Sued-Europa, zunaechst nach Spanien,
+dann wohl auch nach Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen
+Kueste, wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer
+aus Syrien und aus Palaestina brachten. Mit den Limonenbaeumen zugleich
+gelangten die Pampelmusen und die bitterfruechtigen Pomeranzenbaeume an die
+Riviera, und Ligurien blieb ueberhaupt lange Zeit das Land, in welchem die
+Cultur der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen
+Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten
+Jahrhundert, als die Ansprueche an die Genuesse des Lebens sich zu steigern
+begannen. Sie verbreitete sich in Italien zugleich mit der Limonade, deren
+Zubereitung man von den Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war
+es, dass auch in Paris die ersten "Limonadiers" auftraten, um bald eine
+aehnliche Rolle wie heut die "Cafetiers" zu spielen. Die Limone, durch die
+naemlichen, faeulnisswidrigen Eigenschaften wie die Cedrate ausgezeichnet,
+lieferte in der That nicht nur ein erfrischendes, sondern zugleich auch
+ein antiseptisches Getraenk. In den der zweiten Haelfte des sechzehnten
+Jahrhunderts angehoerenden Kraeuterbuechern des Tabernaemontanus, "der Arzney
+Doctoris und Chur-Fuerstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen", heisst es, dass
+der Citronensaft "nicht allein wider die innerliche Faeulung und das Gifft
+sehr gut und kraeftig" sei, sondern auch "gegen alle Traurigkeit und
+Schwermuethigkeit des Hertzens und die Melancholey". Die Rinde widerstehe
+dem Gift: "Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch ein
+Rauch damit machen." - Der Citronensaft gilt auch heute noch als eines der
+wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die bekannte Mund- oder
+Zahnfleischfaeule, der die Seefahrer besonders unterworfen sind. Daher
+jetzt die englische Marine, und nach ihrem Beispiel auch andere,
+Citronensaft in wohlverschlossenen Flaschen auf ihren Schiffen fuehren.
+
+Ich bemuehte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich verbreitete,
+frueher fast allgemeine Brauch stammt, dass die Leichentraeger bei
+Begraebnissen eine Citrone in der Hand halten. Urspruenglich ist er durch
+die faeulnisswidrigen Eigenschaften und den starken Geruch der Citrone
+veranlasst worden, dann hat er symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik
+hat sich in mannigfaltiger Weise der Citrone bemaechtigt. So heisst es in
+J. B. Friedrich's Werke: "Die Symbolik der Mythologie der Natur": "Das
+Aromatische, Erquickende und Belebende der Citrone hat sie zum Symbole des
+Lebens und des Schutzes gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher schuetzt
+nach altem Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher traegt das indische
+Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen laesst, auf seinem
+Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone in der Hand als Sinnbild ihres
+zukuenftigen Zusammenlebens mit dem Gatten; daher die noch uebliche Sitte,
+dass bei einem Leichenbegaengnisse die Leidtragenden die das neue Leben des
+Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen; daher endlich
+die Sitte des zum ersten Mal zur Communion gehenden Kindes, eine Citrone
+zu tragen, weil es durch die Communion ein neues Leben durch seinen
+erneuerten Bund mit Gott eingeht."
+
+Der Pampelmusbaum (_Citrus decumana_) faellt durch die Groesse auf, die seine
+Fruechte erreichen. Dieselben haben suess-saeuerlichen Geschmack und werden
+mit Wein und Zucker gegessen. Einzelne Fruechte koennen unter Umstaenden bis
+sechs Kilo Gewicht erlangen.
+
+Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische Blaetter und
+Bluethen ausgezeichnet. Die Fruechte zeichnen sich durch ihre goldige
+Faerbung aus. Sie werden frisch nicht genossen, wohl aber gelten die in
+Zucker eingemachten Schalen derselben als besonders wohlschmeckend. Auch
+dienen die Blaetter, Bluethen und die unreifen Fruechte zur Gewinnung
+aetherischer Oele und spielen letztere ausserdem eine wichtige Rolle bei der
+Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfruechtigen Pomeranze sich als
+besonders widerstandsfaehig erwiesen hat, so verwendet man ihn auch haeufig
+als Unterlage, auf welcher andere Citrus-Arten veredelt werden.
+
+Der suessfruechtige Pomeranzenbaum gelangte wesentlich spaeter nach Europa als
+die bisher genannten Agrumi. Man nahm ziemlich allgemein bis vor Kurzem
+an, die Portugiesen haetten ihn erst gegen Mitte des sechzehnten
+Jahrhunderts, und zwar angeblich im Jahre 1548, aus dem suedlichen China
+mitgebracht; ja man zeigte im Garten des Grafen von St. Lorenzo zu
+Lissabon einen Orangenbaum, der der eingefuehrte Urbaum sein sollte. Aus
+den Schriften von Galesio, Targioni und Goeze scheint aber hervorzugehen,
+dass die suesse Pomeranze schon wesentlich frueher die Gaerten Spaniens und
+Italiens schmueckte; sie muss bereits im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts
+nach Europa gelangt sein. Galesio sucht es wahrscheinlich zu machen, dass
+die Cultur der suessen Orange auch an der Riviera bis ins fuenfzehnte
+Jahrhundert zurueckreicht, doch ist seine Beweisfuehrung nicht ueberzeugend.
+So berichtet Galesio ueber ein aus den Acten der Stadt Savona vom Jahre
+1471 sich ergebendes Geschenk von eingemachten Citronen und Limonen und
+frischen Citruli, welches die Stadt Savona ihrem Gesandten in Mailand
+machte. Da nun die als "Citruli" bezeichneten Fruechte frisch gesandt
+wurden, haelt sie Galesio fuer *suesse* Orangen, da der Gesandte in Mailand
+wohl keine *bitteren* haette essen moegen. In dem Archiv eines Notars in
+Savona ist andererseits ein Verkaufsact vom Jahre 1472 ueber eine
+Schiffsladung von 15 000 Citranguli oder Cetroni aufgefunden worden, und
+Galesio fraegt sich, was man wohl mit 15 000 bitteren Pomeranzen angefangen
+haette. Auf diese Frage kann man ihm die Antwort schuldig bleiben, ohne dass
+dadurch der Nachweis, dass es sich wirklich um suesse Orangen gehandelt habe,
+beigebracht sei. Ja eine solche Annahme muesste um so gewagter erscheinen,
+als thatsaechlich schon Matthaeus Silvaticus in Salerno, der Verfasser des
+1317 beendigten _Opus pandectarum medicinae_ die *bittere* Pomeranze als
+_Citrangulum_ bezeichnet und diese Bezeichnung auch von den Uebersetzern
+arabischer Werke von ihm benutzt wurde, um den arabischen Namen _narindj_
+wiederzugeben. Andererseits zeigt die heute noch in Italien uebliche
+Anpreisung der suessen Pomeranze als "Portogallo" deutlich den Ursprung der
+jetzt dort cultivirten Fruechte an. Moegen es somit auch nicht die
+Portugiesen gewesen sein, welche die suesse Pomeranze in Europa einfuehrten,
+so haben wir denselben doch die bessere, jetzt beliebte Sorte dieser
+Frucht zu danken. Die chinesische Heimath der suessen Pomeranze dagegen
+kommt in dem deutschen Namen "Apfelsine", urspruenglich "Sinaapfel" oder
+"chinesischer Apfel", zur Geltung. Der deutsche Name wurde von den Russen,
+den Grenznachbarn der Chinesen adoptirt; bezeichnend genug, meint Victor
+Hehn, fuer die Umwaelzung im Weltverkehr, der seit Vasco de Gama nicht mehr
+quer durch das Gebiet von Asien, von Ost nach West, vielmehr aus dem Ocean
+in umgekehrter Richtung sich vollzog.
+
+Der Name "Orange" stammt aus dem Sanskrit und ist auf _nagarunga_ oder
+_nagrunga_ zurueckzufuehren. Die Araber hatten daraus _Narunj_ gebildet, die
+Italiener _Naranzi_, _Aranci_, die Franzosen schliesslich Orange. Die
+mittelalterliche Bezeichnung "_poma aurantia_" Goldaepfel, ist somit nur
+dem Klange nach dem Worte "Orange" aehnlich. Aus "poma aurantia" ging dann
+aber das deutsche "Pomeranze" und das polnische "_Pomara['n]cza_" hervor.
+
+Dass unter den goldenen Aepfeln der Hesperiden, die Herakles, der Sage nach,
+aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen gemeint sein konnten, geht aus
+der Geschichte jener Fruechte genugsam hervor. Die goldenen Aepfel der
+Hesperiden waren vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht,
+dienten sie dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten
+unter den braeutlichen Gaben.
+
+Wie schoen ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung werden kann, wenn
+ihn Tausende von goldenen Fruechten schmuecken, das laesst sich freilich kaum
+an der Riviera, ja nicht einmal in Sorrent ermessen. Voellig ausgewachsene,
+ueppig entfaltete Orangenbaeume von der Groesse unserer Apfelbaeume, sah ich
+erst am Fusse des Aetna. Theobald Fischer gibt in seinen "Beitraegen zur
+physischen Geographie der Mittelmeerlaender" an, dass ein ausgewachsener,
+gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis siebenhundert, ein
+Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert Fruechte liefert. Im Durchschnitt
+koenne man auf den Hektar Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen,
+und was das sagen will, geht daraus hervor, dass die eintraeglichsten Gaerten
+bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis 2700 Francs auf den
+Hektar bringen.
+
+Es gibt eine Unzahl von Apfelsinensorten, von denen zu uns aber nur einige
+wenige gelangen, darunter die jetzt immer beliebter werdende blutfarbige,
+die "Orange von Jericho".
+
+Auch die als besondere Art der Gattung Citrus geltenden Mandarinen
+(_Citrus nobilis_) sind Gegenstand bedeutenden Exportes aus Italien
+geworden. Der Mandarinenbaum gedeiht an der Riviera sogar besser, als der
+Apfelsinenbaum. Er ist in allen Theilen kleiner, und an seinem
+buschig-runden Wuchs unschwer zu erkennen. In China und Cochinchina steht
+er seit undenklichen Zeiten schon in Cultur, in Europa hingegen tauchte er
+erst im Jahre 1828 auf.
+
+In dem Garten von La Mortola ist auch die _Citrus bergamia_ zu finden, aus
+deren Fruchtschalen das aeusserst wohlriechende Bergamottoel gewonnen wird;
+desgleichen steht dort die _Citrus myrtifolia_, deren sehr kleine Fruechte,
+in Zucker eingesotten, die beliebten "Chinois" liefern. Es fehlt auch
+nicht die suesse Limone oder Limette, die nur eine Abart der sauren Limone
+ist und wie die suesse Orange gegessen wird.
+
+Eigenartig sieht die _Citrus trifoliata_ aus, ein aus Japan stammender
+Strauch, der dreitheilige Blaetter traegt und mit grossen scharfen Dornen
+bewaffnet ist. An seinen Bluethen und Fruechten kann man ihn als Citrus-Art
+erkennen, sonst macht er wirklich nicht diesen Eindruck. Er vertraegt die
+Kaelte so gut, dass man ihn selbst in Paris im Freien sieht.
+
+Besonders faellt in dem La Mortola-Garten eine monstroese Orangenform auf,
+die der Katalog als "_Citrus Aurantium var. Buddhafingered_" bezeichnet.
+Die Missbildung beruht darauf, dass die einzelnen Fruchtfaecher, aus welchen
+die Orange aufgebaut ist, statt zu einer runden Frucht vereinigt zu
+bleiben, an ihren Enden frei hervorwachsen. Dadurch bekommt diese Frucht
+eine Anzahl von Fortsaetzen und erinnert entfernt an eine Hand mit
+vorgestreckten Fingern. Diese Aehnlichkeit hat in Indien den Vergleich mit
+"Buddha's Hand" veranlasst und aberglaeubische Vorstellungen erweckt. Ganz
+aehnliche Missbildungen kommen auch, in mannigfacher Verschiedenheit, bei
+den Citronen und Limonen vor und werden durch Veredlung festgehalten.
+
+Weitaus der merkwuerdigste Baum in der Reihe der Agrumi ist die Bizzarria,
+welche der La Mortola-Garten ebenfalls besitzt. Schoener entwickelt sah ich
+diese Pflanze im botanischen Garten zu Neapel. Die Bizzarria traegt
+zugleich Orangen, Citronen und Limonen. Sie weist auch Fruechte auf, welche
+die Mitte zwischen jenen Fruchtformen halten, endlich auch Fruechte, an
+welchen einzelne Faecher das Aussehen von Orangen, andere dasjenige von
+Limonen oder Citronen besitzen. Es sind Bizzarrien beschrieben worden,
+deren Fruechte die Bestandtheile von fuenf verschiedenen Fruchtformen der
+Agrumi in sich vereinigten. Die Entstehung der Bizzarrien ist bis jetzt
+nicht endgueltig aufgeklaert worden. Die Einen halten sie fuer Bastarde,
+waehrend Andere meinen, sie seien bei der Veredelung durch zufaellige
+Vermischung der Eigenschaften der Unterlage und des Edelreises entstanden.
+Letzteres waere sehr merkwuerdig, da die Erfahrung, die wir taeglich bei der
+Veredelung unserer Obstbaeume, der Rosen und anderer Gewaechse machen, sonst
+lehrt, dass die Unterlage ohne allen Einfluss auf das Edelreis bleibt, dass
+beide ihre Eigenschaften unvermischt behalten. - Die Bizzarrien sind seit
+der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bekannt. Sie mussten ja von Alters
+her durch ihr merkwuerdiges Verhalten die Aufmerksamkeit auf sich richten.
+Zum ersten Mal wird ueber die Bizzarria im Jahre 1644 berichtet und
+angegeben, dass sie im Garten Panciatichi in Florenz wachse. Im Jahre 1711
+beschaeftigte sich die franzoesische Academie der Wissenschaften mit
+derselben und kam zu dem eigenthuemlichen Schluss, sie sei eine
+urspruengliche Pflanzenart eben so gut wie die Orange oder die Citrone.
+
+In unserem nordischen Garten wird uebrigens auch ein kleiner Baum
+cultivirt, der sich aehnlich wie die Bizzarria verhaelt. Es ist ein
+Goldregen, der dem Gaertner zu Ehren, der ihn in den Handel einfuehrte,
+_Cytisus Adami_ genannt wird. Sein Ursprung ist ebenso wenig wie derjenige
+der Bizzarrien aufgeklaert. Dieser aeusserst zierliche und interessante Baum,
+der sich leicht cultiviren laesst und bei keinem Gartenliebhaber fehlen
+sollte, traegt zur Bluethezeit der Hauptsache nach Bluethentrauben, die ganz
+so wie diejenigen des gewoehnlichen Goldregens (_Cytisus Laburnum_) gebaut,
+aber nicht gelb, sondern mattroth sind. An einzelnen Zweigen sind aber
+auch reingelbe Bluethentrauben, die sich dann von denjenigen des
+gewoehnlichen Goldregens gar nicht mehr unterscheiden, zu sehen. Ausserdem
+traegt der Baum an besonders gestalteten kleinblaetterigen Zweigen purpurne
+Einzelbluethen, welche, so wie die Zweige selbst, einer anderen
+Cytisus-Art, dem _Cytisus purpureus_ gleichen. Endlich kommen gemischte
+Bluethentrauben mit gelben und rothen Bluethen und mit Bluethen, die zum
+Theil gelb, zum Theil roth sind, vor. Nur die gelben Bluethen, die
+denjenigen des _Cytisus Laburnum_, und die purpurnen Bluethen, die
+denjenigen des _Cytisus purpureus_ gleichen, setzen Fruechte an, die
+anderen verhalten sich wie haeufig sonst die Bluethen der Bastardpflanzen,
+sie sind unfruchtbar. Es ist moeglich, dass es sich bei _Cytisus Adami_ um
+einen eigenartigen Bastard zwischen _Cytisus Laburnum_ und _Cytisus
+purpureus_ handelt; der Gaertner Adam zu Vitry bei Paris gab seinerseits
+an, ihn durch Veredelung von _Cytisus purpureus_ auf _Cytisus Laburnum_
+erhalten zu haben.
+
+In den Gaerten von der Mortola wird Jeder gern auch den Namen und die
+Heimath von zwei Pflanzen erfahren wollen, die ihm in den Gaerten der
+Riviera sicher zuvor schon aufgefallen sind: naemlich der _Wigandia
+Caracasana_ und des _Echium frutescens_ Die erstere ist eine stattliche,
+aus Venezuela stammende Blattpflanze, die bis zwei Meter Hoehe erreicht.
+Ihre sehr grossen Blaetter sind elliptisch, am Rande doppelt gezaehnt,
+beiderseits behaart, an der Oberseite etwas rostfarbig. Die grossen
+violetten, mit gelben Staubfaeden versehenen Bluethen bilden aehrenfoermige
+Bluethenstaende. Wie bei anderen Vertretern derselben Familie, der
+Hydrophyllaceen und der nah verwandten Familie der Boragineen oder der
+Boretsch-Gewaechse, sind die Bluethenstaende von Wigandia in ihrem oberen
+Theile schneckenfoermig eingerollt. Der eingerollte Theil ist noch unfertig
+und rollt sich in dem Masse auf als seine Bluethenknospen reifen. Solche
+Einrichtungen gewaehren den Vortheil einer sehr langen Bluethezeit. Da kann
+die bluehende Pflanze schlechte Witterung, oder sonst wie unguenstige Zeiten
+ueberdauern, ohne dass ihre Samenbildung ganz verhindert werde. Wie diese
+verhaeltnissmaessig grosse Wigandia, so gehoerte zu derselben Familie der
+Hydrophyllaceen das in unseren Gaerten haeufig cultivirte bescheidene
+Hainschoenchen, die _Nemophila insignis_; zu den nah verwandten Boragineen
+rechnen wir von unseren Gartengewaechsen unter anderen das als
+Kuechengewaechs wohlbekannte Gurkenkraut (_Borago_), von wildwachsenden
+Pflanzen unserer Flora den nicht minder verbreiteten Natterkopf (_Echium
+vulgare_). Das in den Gaerten der Riviera so auffaellige, oft bis zwei Meter
+hohe, mexikanische Echium frutescens, ist eigentlich nur eine
+Riesenausgabe dieses letzteren. Wer unseren Natterkopf kennt, wird auch
+jenes Riesen-Echium erkennen und unter den anderen Gewaechsen des Gartens
+sicher herausfinden. Es traegt dieselbe blaue, kolbenfoermige Bluethenaehre
+wie unser Echium, nur faellt dieselbe eben durch ihre Groesse auf.
+
+Doch wir wenden uns nun einem Baume zu, dessen Zweige einst wie jetzt den
+Sieger schmueckten, dessen Blaettern freilich auch die bescheidene Aufgabe
+zufaellt, unsere Speisen zu wuerzen. Der edle Lorbeer, der mit italischen
+Bildern ebenso wie die Agrumi verwebt erscheint, ist in Suedeuropa sicher
+heimisch gewesen, sein Cultus pflanzte sich hingegen allem Anschein nach
+von Kleinasien ueber das Mittelmeer fort. Er wurde dem Apoll geweiht und in
+dem Masse, wie die Zahl apollinischer Heiligthuemer in Griechenland zunahm,
+breiteten sich auch die aromatisch duftenden, immergruenen Lorbeerhaine
+immer mehr ueber dieses Land aus. Mit den griechischen Gottheiten gelangte
+der Lorbeerbaum auf italischen Boden, und es begleitete ihn dort zugleich
+als Cultus-Gewaechs die der Aphrodite geweihte Myrte.
+
+Allgemein war im Alterthum der Aberglaube, dass der Lorbeer gegen Daemonen,
+gegen Zauber und auch gegen Ansteckung schuetze. So suchte, wie berichtet
+wird, der furchtsame Commodus im Lorbeerhaine Rettung, wenn die Pest im
+Anzug war. Kronen von Lorbeer legte man Wahnsinnigen um Schlaefe und Hals,
+um sie zu heilen. Lorbeerfruechte oder -Blaetter genossen die Priester des
+Apollo, wenn sie weissagen sollten; Lorbeer trugen Propheten, wenn sie
+eine Stadt betraten. Der Lorbeer suehnte das vergossene Blut. Daher die
+roemischen Legionen sich, ihre Feldzeichen und Waffen mit Lorbeer
+reinigten, gleich nach dem Siege. Das hatte den Lorbeer folgerecht auch
+zur Trophaee des Sieges und zum Zeichen der gluecklich vollbrachten
+Waffenthat gemacht. Als eine Freude und als ein Glueck verheissendes
+Augurium wurde verkuendet, es sei am Tage, an welchem Augustus das Licht
+der Welt erblickte, ein Lorbeer vor dem Palatin entsprossen. Die
+reinigende Kraft des Lorbeers veranlasste dessen Verwendung zu Aspergillen.
+Der Strengglaeubige besprengte sich beim Eintritt wie beim Ausgang aus dem
+Tempel mit dem Lorbeerzweig, den er in das Weihwasser tauchte, und gern
+auch nahm er beim Herausgehen ein Lorbeerblatt vom Sprengwedel in den
+Mund. Die roemisch-katholische Kirche hielt sich nicht an den Lorbeer als
+Sprengwedel, uebernahm vielmehr den Ysop (_Origanum Smyrnaeum_) zu gleichem
+Zwecke von den Juden.
+
+Der Lorbeer brennt, nach Plinius, nur unwillig und zeigt dies durch sein
+Knistern an. Der feuerabwehrenden Kraft des Lorbeers wurde es
+zugeschrieben, dass bei dem grossen Brande Roms unter den Consuln Spurius
+Postumius und Piso, als die Regia in Flammen stand, das Sacrarium
+unversehrt blieb, da ein Lorbeer vor demselben stand. Andererseits war es
+gerade das Lorbeerholz, das im Alterthum zur Erzeugung des Feuers diente;
+doch fing es nicht selbst Feuer, es bildete vielmehr, wie uns Theophrast
+und Plinius berichten, das Reibholz, waehrend die Unterlage, die durch
+Reibung entzuendet wurde, meist aus Wegedorn (_Rhamnus_) oder aus Epheuholz
+bestand. Ein reines Feuer zu den Sacra durfte nur der Reibung zweier
+glueckbringender Hoelzer entstammen, oder den Sonnenstrahlen, die man mit
+Huelfe von Brennglaesern oder von metallischen Hohlspiegeln sammelte. Der
+Lorbeer sollte auch die Blitze abwehren. Daher auch der aberglaeubische
+Tiberius, wie Suetonius berichtet, sich mit Lorbeer bekraenzte, wenn ein
+Gewitter nahte. Gewisse Erfahrungen moegen die Vorstellung erweckt haben,
+dass dem Lorbeer bei Gewittern besondere Kraefte innewohnen. Denn es werden
+nicht alle Baeume gleich haeufig vom Blitze getroffen. Auch bei uns schlaegt
+der Blitz fast niemals in Wallnussbaeume ein, am haeufigsten aber in Eichen.
+Es haengt das mit der elektrischen Leitungsfaehigkeit des Holzkoerpers
+zusammen, die bei den einzelnen Baumarten eine verschiedene ist. Aus den
+angestellten Versuchen und dem statistischen Material scheint sich zu
+ergeben, dass Baeume, die zur Jahreszeit der Gewitter verhaeltnissmaessig viel
+fettes Oel in ihrem Holzkoerper fuehren, dem Blitzschlag am wenigsten
+ausgesetzt sind. Abgestorbene Aeste an einem Baume erhoehen fuer denselben
+die Blitzgefahr. Dass die Eichen am haeufigsten vom Blitze getroffen werden,
+musste von jeher auffallen, daher die Eiche auch dem Donnergott geheiligt
+war. Von dem Lorbeer ist die gegentheilige Erfahrung weniger sicher, zum
+Mindesten ist sie in Zweifel gezogen worden.
+
+Zu den Lorbeerarten gehoert auch der Campherbaum (_Laurus Camphora_), der
+im westlichen China und in Japan zu Hause ist und im La Mortola-Garten
+sehr gut gedeiht. Voellig ausgewachsen, kann er bis fuenfzig Meter hoch und
+sechs Meter dick werden. Seine Blaetter verbreiten beim Zerreiben einen
+merklichen Camphergeruch. Der Campher wird aber im Grossen nicht aus den
+Blaettern, sondern aus dem Holzkoerper dieses Baumes durch Sublimation
+gewonnen.
+
+Die zu den Laurineen gehoerenden Zimmetbaeume sind in La Mortola ebenfalls
+zu sehen, freilich nicht die wichtigste Art derselben, das in Ceylon
+heimische _Cinnamomum ceylanicum_, sondern zwei chinesische und japanische
+Arten. Der Zimmet des Handels besteht aus der Rinde junger Schoesslinge,
+welche nach starken Regenguessen geschnitten und geschaelt werden.
+
+Im schroffen Gegensatze zu diesen duftenden Pflanzen steht eine andere
+Laurinee, ein hier praechtig gedeihender, immergruener Baum, dessen Name:
+_Orcodaphne californica_, zugleich die Heimath angibt. Haeufig wird er in
+den Gaerten als _Laurus regalis_ bezeichnet. Er gleicht in der That in
+seinem Aussehen einem Lorbeer, zerreibt man aber eines seiner Blaetter
+zwischen den Fingern, so stroemt ein aetherisches Oel aus, dessen geringste
+Mengen schon in hohem Grade die Schleimhaut der Geruchsorgane angreifen.
+In Californien verweilt man nicht gern in der Naehe eines solchen Baumes,
+wenn der Wind von dessen Seite weht, denn die fluechtigen Oele, mit denen er
+sich beladen. hat, reizen zum fortdauernden Niesen.
+
+Man wird sich in La Mortola auch mit einer anderen Laurinee, der _Persea
+gratissima_, bekannt machen koennen, welche in den Gaerten der Tropen viel
+cultivirt wird und die Aguacatebirnen liefert. Die Krone dieses schoenen
+Baumes breitet sich domartig aus, seine Blaetter gleichen denjenigen des
+Lorbeers. Die birnfoermigen, doch oft auch sehr unregelmaessig gestalteten
+Fruechte sind grosse Steinfruechte, mit einem Kern im Innern. Ihr Fleisch
+schmilzt wie Butter auf der Zunge und erinnert im Duft an die feinsten
+Moschusmelonen. Die Mexikaner essen die Aguacaten vornehmlich als Salat
+und suchen sich in der schmackhaften Zubereitung derselben zu ueberbieten.
+
+Auch noch einige andere tropische Fruechte reifen gut im La Mortola-Garten,
+so die Guavas oder Guayaben, welche man von zwei Psidiumarten dort erntet.
+Die Gattung Psidium gehoert zu den Myrten-Gewaechsen und wird in allen
+Tropenlaendern cultivirt. Die Guavas vertreten dort in gewissem Sinne
+unsere Stachelbeeren, denn sie sind eben so fruchtbar, beginnen rasch
+Fruechte zu tragen und lassen sich leicht vermehren. Sie wachsen zu
+Straeuchern oder kleinen Baeumen mit immergruenen Blaettern empor und tragen
+Fruechte, die in ihrer Groesse zwischen der Wallnuss und dem Huehnerei
+schwanken. Diese Fruechte werden ohne Zuthat oder mit Wein und Zucker
+gegessen. Manche erinnern an Erdbeeren, andere besitzen einen
+suesssaeuerlichen Geschmack, andere noch einen so durchdringenden Duft, dass
+sie nicht Allen munden. Sehr geschaetzt werden auch die Guavas-Gelees in
+den Tropen, und man beginnt dieselben auch nach Europa einzufuehren.
+
+Eine andere in La Mortola cultivirte Myrtacee, die _Jambosa vulgaris_,
+liefert "Rosenaepfel", welche den Geschmack reifer Aprikosen haben und nach
+Rosenwasser duften. Der Baum selbst ist reich verzweigt und traegt
+immergruene Blaetter, die in ihrer Gestalt den Pfirsichblaettern gleichen.
+
+Wichtig sind, mehr noch ihres Holzes als ihrer Fruechte wegen, die zu den
+Ebenholzbaeumen gehoerenden Diospyros-Arten. Der japanisch-chinesische
+_Diospyros Kaki_, den man in La Mortola zieht, liefert die Kakis. Ein
+kleiner Baum mit eirunden Blaettern, gelblichweissen Bluethen und runden,
+etwa pfirsichgrossen, roethlichgelben Fruechten. Diese Fruechte muessen
+ueberreif werden, um feinen Geschmack zu gewinnen, dann halten sie die
+Mitte zwischen Pflaumen und Aprikosen. An der Riviera reifen die Kakis im
+October. In Japan benutzt man auch das Holz dieser Baeume, das dem Holz
+unserer Wallnussbaeume aehnelt. Doch weit uebertroffen wird das Kakiholz von
+dem Holz der suedindischen und ceylonischen _Diospyros Ebenum_ und anderen
+ihm nahe verwandten Arten, welche das Ebenholz liefern. Das schwarze
+Kernholz dieser Baeume war schon im Alterthum bekannt. Es galt als das
+geschaetzteste Holz jener Zeiten. Nicht nur Theophrast, sondern auch das
+alte Testament sind seines Lobes voll. Seine Dichte und seine dunkle
+Faerbung verleihen ihm so hohen Werth; durch seine Schwere ist es leicht
+von anderen schwarz gebeizten Hoelzern zu unterscheiden.
+
+Die zu den Anacardiaceen gehoerige ostindische _Mangifera indica_, den
+Mango-Baum, der die koestlichste Frucht der Tropen liefert, gelang es bis
+jetzt nicht in La Mortola zu erhalten. Wohl aber wird man zahlreiche
+andere Anacardiaceen sehen. Zu diesen gehoert auch der mit hellgruenen
+gefiederten Blaettern und mit rothen Fruchttrauben versehene Baum, dem man
+so oft in den Gaerten und an den Strassen der Riviera begegnet und der
+_Schinus Molle_ heisst. Dieser Baum wird als Pfefferbaum bezeichnet. Mit
+dem echten Pfeffer haben seine pfefferkorngrossen Beeren aber nichts
+gemein. Der echte Pfeffer stammt vielmehr von schlanken ostindischen
+Lianen (_Piper nigrum_), die nach Art des Epheus klettern und mit
+Luftwurzeln an der Unterlage haften. Die Fruchttrauben von _Schinus Molle_
+sind aber denjenigen des Pfeffers wirklich aehnlich und naehern sich dem
+Pfeffer auch im Geschmack. Ein Getraenk, das in Peru und Brasilien aus
+diesen Beeren dargestellt wird, soll an Wein erinnern. Es liegt fuer uns
+nahe, auch die in La Mortola cultivirten Vertreter der Gattung Zizyphus zu
+beachten. Befindet sich doch unter denselben der in Suedeuropa und an der
+nordafrikanischen Kueste einheimische _Zizyphus lotus_. Im Alterthum wurden
+mehrere Pflanzen Lotus genannt, doch ist _Zizyphus lotus_ allem Anschein
+nach jener Strauch, den Theophrast als Lotus bezeichnet. Von den Fruechten
+dieses Strauches waere somit schon bei Homer die Rede. Sie bildeten ein
+wichtiges Nahrungsmittel der Armen, und die Bewohner von Tunis und
+Tripolis hiessen, weil sie sich vornehmlich von diesen Fruechten ernaehrten,
+Lotophagen. Die Pflanzengattung Zizyphus gehoert zu den Kreuzdorn-Gewaechsen
+(_Rhamneen_). Die Fruechte von _Zizyphus lotus_ sind so gross wie Schlehen;
+ihr mehliges Gewebe, das den inneren Kern umgibt, kann zu Brod verbacken
+werden und auch ein gaehrendes Getraenk liefern. Aus den Fruechten anderer
+Arten, so vor Allem des _Zizyphus vulgaris_, eines in Syrien heimischen
+Baeumchens, und von _Zizyphus jujuba_, einem Baeumchen, das in Ostindien
+waechst, werden die frueher sehr beliebten Jujubapasten dargestellt. Von
+_Zizyphus spina Christi_, einem im Thale des Jordan und am Todten Meere
+verbreiteten dornigen Strauche, dem Nebeg oder Sfidr, geht die Sage, aus
+ihm sei die Dornenkrone Christi geflochten worden. Man hat auch die in
+unseren nordischen Gaerten cultivirten dornigen Gleditschien als
+Christus-Akazien bezeichnet und mit ihnen die Vorstellung von Christi
+Dornenkrone verknuepft, doch dies unter allen Umstaenden mit Unrecht, da die
+Gleditschien erst im achtzehnten Jahrhundert aus Nordamerika eingefuehrt
+wurden. Die Zizyphus-Arten werfen des Winters ihre Blaetter ab, treiben
+aber zeitig im Fruehjahr und bedecken sich mit sehr dunklem Laub. Da sie
+sehr duenne Zweige haben, haengen diese abwaerts und gewaehren mit den sich
+roethenden Fruechten beladen, spaeter ein sehr zierliches Bild.
+
+Unter den Anacardiaceen von La Mortola, die ein besonderes Interesse
+bieten, befindet sich auch der echte Pistazienbaum (_Pistacia vera_), dann
+die _Rhus succedanea_, welche das japanische Baumwachs liefert, sowie die
+_Rhus vernicifera_, aus deren Milchsaft die Japaner den beruehmten
+japanischen Lack bereiten. Das Ausfliessen dieses sehr giftigen Milchsaftes
+wird durch Einschnitte in die Rinde veranlasst. Um den Lack aus ihm zu
+machen, versetzt man ihn mit dem Oele von _Bignonia tomentosa_, oder von
+_Perilla ocymoides_ und fuegt auch wohl Zinnober hinzu. Die _Rhus
+vernicifera_ haelt im Freien selbst in den waermeren Theilen von Deutschland
+aus.
+
+Ein aeusserst niedlicher Strauch ist _Capparis spinosa_, welcher die echten
+Kapern liefert. Im Bluethenschmuck sieht man ihn erst im Herbst, und wer
+einmal um jene Zeit, am Comer See entlang, von Cadenabbia nach Tremezzo
+wanderte, dem werden sicher vor dem Eingang in den letzten Ort die
+dunkelgruenen Kapernstraeucher an der Mauer, wegen ihrer schoenen Bluethen,
+aufgefallen sein. Lange violette Staubgefaesse in grosser Zahl strahlen aus
+der schneeweissen zarten Bluethenhuelle hervor, freilich hier so hoch an der
+Mauer, dass man sie nur schwer erreichen kann. An vielen Orten der Riviera
+wird der Kapernstrauch im Grossen gezogen, seine Bluethenknospen sind es und
+nicht die Fruechte, die als Kapern dienen. Man pflueckt sie im Sommer und
+legt sie in Weinessig ein; viel Tausende von Kilogrammen Kapern werden so
+in der Provence bereitet.
+
+Staunend bleibt man wohl im La Mortola-Garten vor einer Nachtschattenart,
+dem baumartigen _Solanum Warszewiczii_, stehen, an welchem Fruechte von
+Groesse und Gestalt der Huehnereier haengen. Dann bemerkt man auch das
+krautartige _Solanum Melongena_, dessen gurkenfoermige violette Fruechte
+gekocht werden, und oft als Gemuese den Braten an italienischer Tafel
+garniren.
+
+Unter den krautartigen Gewaechsen fallen uns auch wohl manche
+Doldenpflanzen (Umbelliferen) durch ihre Groesse auf. Sie sind bei weitem
+maechtiger noch als die Meisterwurz, die _Imperatoria_, unserer Gaerten
+entwickelt. Besonders imponirt _Ferula communis_, das Stecken- oder
+Ruthenkraut, das auch eine eigene Geschichte besitzt. Dieses
+Doldengewaechs, das am Mittelmeer zu Hause ist, kann eine Hoehe bis zu vier
+Meter erreichen. Den Stengel benutzte man im Alterthum zu Spazierstoecken
+und seiner Zaehigkeit wegen auch zum Zuechtigen von Sklaven und Kindern,
+wozu man ihn zuvor im Wasser einzuweichen pflegte. Davon kommt der Name
+_Ferula_, der von _ferire_ (geisseln) abgeleitet ist. Das Mark des Stengels
+ist sehr locker und wird heute noch in Sicilien als Zunder benutzt. Das
+Feuer glimmt in diesem Mark fort, und daher geht die Sage, Prometheus habe
+in einem solchen Ferulastengel das Feuer zur Erde gebracht, das er dem
+Zeus entwandte. - Der _Ferula communis_ steht sehr nah der Stink-Asand,
+die _Ferula Scorodosma_ der persischen Steppen. Sie ist eine derjenigen
+Umbelliferen, welche die _asa foetida_ liefern. Dieses Gummiharz entstammt
+vornehmlich der Wurzel dieser Pflanzen. Sein Duft haelt die Mitte zwischen
+Knoblauch und Benzoe. Die Pflanze war allem Anschein nach schon den Alten
+bekannt und von ihnen als Silphium bezeichnet. Das Gummiharz hiess Laser.
+Mit dem Laser wuerzte man die Speisen und die Perser benutzen es heute noch
+als Gewuerz. Auch gab es eine Zeit, wo _asa foetida_ in Frankreich beliebt
+war, und man mit derselben die Suppenteller einrieb, um die Suppe
+"schmackhafter" zu machen.
+
+Der graublaetterige, immergruene Baum, welcher "japanische Mispeln" traegt,
+die "_Eriobotria_" oder _Photinia japonica_ ist in den Gaerten der Riviera
+so verbreitet, dass man ihn in La Mortola schon als alten Bekannten
+begruesst. Die lichtgelben, saeuerlich-suessen, pflaumengrossen Fruechte hat man
+oft schon bei Mahlzeiten genossen, sie allenfalls auch schmackhaft
+gefunden, wenn sie sehr reif und frisch waren. Der Baum stammt
+urspruenglich wohl aus China. Rein's Angaben zufolge ist er 1787 mit
+anderen Ziergewaechsen und Nutzpflanzen durch Sir Joseph Banks nach England
+gebracht worden. Jetzt reicht er ueber ganz Italien und ist selbst am
+Genfer See zu finden.
+
+Diesem Baume nahe verwandt ist ein anderer von gleich geringer Hoehe, der
+in den Gaerten der Riviera sehr viel cultivirt wird und jedem
+Pflanzenfreund daher auffallen muss: die in Japan und China heimische
+_Photinia serrulata_. Ihre grossen Blaetter sehen lorbeerartig aus, zwischen
+denselben leuchten die flachen weissen Bluethenrispen hervor. Aus der Ferne
+sehen sie fast so wie die Bluethenstaende unseres Holunders aus. Die
+Photinien gehoeren zu den Rosifloren. Sie zeigen manche Uebereinstimmung mit
+den Weissdornarten, der Gattung _Crataegus_, und werden mit denselben zum
+Theil vereinigt. Im La Mortola-Garten ist die in der Naehe des Einganges
+stehende _Photinia serrulata_ daher auch mit ihrem Synonym als _Crataegus
+glabra_ bezeichnet.
+
+Mit einigem Interesse sieht man sich im Garten von La Mortola einen
+stattlichen, mit harten, kleinen Blaettern bedeckten Baum, die _Quillaja
+Saponaria_ an, der, wie die japanische Mispel, zu den rosenbluethigen
+Gewaechsen gehoert, merkwuerdig aber durch seine saponinreiche Rinde ist.
+Diese Rinde, die als Panamaholz aus Chile importirt wird, schaeumt in
+Wasser auf wie Seife, steht als solche in Chile allgemein im Gebrauch,
+dient auch bei uns zum Waschen von Wolle und Seide und zu kosmetischen
+Zwecken.
+
+Als wohl bekannte Pflanzenform begruesst man den Johannisbrodbaum oder
+Caroubier (_Ceratonia siliqua_). Man hat ihn schon in weit praechtigeren
+Exemplaren in der Umgebung von Mentone gesehen. Alte Staemme erinnern in
+der Form an unsere Eichen; an den paarig gefiederten lederartigen Blaettern
+ist aber der Johannisbrodbaum als solcher sofort zu erkennen. Die Huelsen,
+Leckerbissen, die auf keinem Jahrmarkt fehlen, und an denen sich Kinder
+allgemein erfreuen, sind im Fruehjahr noch so klein, dass man sie an den
+Zweigen suchen muss. Aus den reifen Huelsen wird ein suesser, honigaehnlicher
+Saft gepresst, der als Keratameli im Orient genossen wird. Mit diesen
+Huelsen soll, der Sage nach, Johannes der Taeufer sich in der Wueste ernaehrt
+haben und der Baum nach dem Vorlaeufer des Messias seinen Namen fuehren. Die
+reifen Samen innerhalb der Huelsen zeichnen sich durch auffallend
+uebereinstimmende Groesse aus, woraus sich erklaert, dass sie einst als
+Gewichte dienten und der kleinen Einheit im Gold- und Diamantengewicht den
+Namen gaben. Denn Karat stammt von Kerateia, dem griechischen Wort fuer
+diese Huelse. Um gute Fruechte zu tragen, muss der Baum veredelt werden, und
+es waren jedenfalls die Araber, welche die bessere Fruchtform dieses
+Baumes am Mittelmeer verbreiteten. Er ist in Sued-Arabien wohl zu Hause,
+doch an vielen Orten der Riviera jetzt verwildert.
+
+Im La Mortola-Garten werden auch der Theestrauch und Kaffeebaum im Freien
+gezogen. Der Theestrauch, der baumfoermig bis zu fuenfzehn Meter Hoehe
+emporwachsen kann, macht den Eindruck einer Camellie, und in der That
+gehoert er auch wie diese zu der Familie der Ternstroemiaceen, ja er wird
+jetzt sogar als _Camellia Thea_ mit dem Camellienbaum in derselben Gattung
+vereinigt. Der Name Camellia, den diese Pflanzengattung fuehrt, klingt so
+poetisch, vielleicht weil man an die "Camelien-Dame" bei demselben denkt;
+thatsaechlich hat er aber einen viel prosaischeren Ursprung. Er entstand
+naemlich aus Kamel, dem Familiennamen eines Jesuitenpaters, der vor mehr
+als anderthalb Jahrhunderten die Camellie aus Manilla nach Spanien
+brachte. Diesem Georg Kamel zu Ehren benannte Linne die Pflanze, er fuegte
+_japonica_ hinzu, da die Camellie in Japan zu Hause ist, und von dort aus
+auch nach Manilla gelangt war. - Die Bluethen des Theestrauches erinnern
+sehr an die ungefuellten Camellien und haben zahlreiche Staubfaeden wie
+diese. In La Mortola blueht der Theestrauch im September. Seine
+porzellanweissen, rosa angehauchten Bluethen, die sich aus den Blattachseln
+vordraengen, verbreiten einen nur schwachen Duft. Nach den Berichten des
+Rev. B. C. Henry ist die _Camellia Thea_ wild in grossen Mengen noch im
+Innern der suedchinesischen Insel Hainon zu finden. Die zahlreichen
+Theesorten verdanken der verschiedenen Zeit des Einsammelns, dem
+verschiedenen Alter der eingesammelten Blaetter und deren verschiedener
+Behandlung ihre besonderen Eigenschaften.
+
+Der arabische Kaffeebaum, die _Coffea arabica_, ist ein kleiner
+pyramidaler Baum, der bis zu fuenf oder sechs Meter Hoehe emporwaechst. Er
+traegt seine immergruenen dunklen Blaetter in gekreuzten Paaren. Die weissen,
+nach Orangen duftenden Bluethen stehen gehaeuft in den Achseln der obersten
+Blaetter. Die Fruechte, die aus diesen Bluethen hervorgehen, sind
+kirschgrosse, dunkelrothe Beeren, die zwei Samen, die sogenannten
+Kaffeebohnen, enthalten. Der Kaffeebaum fuehrt seinen Namen nach dem
+Bergland Kafa im suedlichen Abyssinien. Man hat ueberhaupt die suedlichen
+Provinzen von Hoch-Abyssinien fuer den Ursprungsort des arabischen
+Kaffeebaumes gehalten, doch ist derselbe in neuerer Zeit wild am
+Victoria-Nyansa und in Westafrika gefunden worden, so dass Centralafrika
+wohl die eigentliche Heimath dieser Culturpflanze sein duerfte. Afrika hat
+uns neuerdings auch noch eine zweite Art des Kaffeebaumes geliefert, die
+_Coffea liberica_. Sie wird in den tiefer gelegenen Theilen der tropischen
+Kuestendistricte gefunden, ist gegen Temperaturwechsel empfindlicher als
+die _Coffea arabica_, vertraegt aber besser die Seewinde. Da sie durch
+Groesse der Samen und feines Aroma derselben ausgezeichnet ist, so beginnt
+ihre Cultur sich ueber die tropischen Laender bereits auszubreiten.
+
+In den Kaffeegaerten Arabiens und Abyssiniens wird auch ein zu den
+Celastrineen gehoerender Strauch cultivirt, mit gegliederten Aestchen,
+lederartigen, lanzettfoermigen Blaettern, den man in La Mortola sehen kann
+und der _Catha edulis_ heisst. Es ist das die Khatpflanze, deren
+getrocknete Blaetter von den Arabern theils wie Tabak gekaut, theils auch
+mit Wasser aufgebrueht und als Thee genossen werden. In Suedamerika dienen
+andererseits ganz allgemein der Theebereitung die Blaetter des _Ilex
+paraguayenses_ einer dem Khatstrauch ziemlich nah verwandten Aquifoliacee,
+die in Paraguay und Brasilien zu Hause ist. Man bezeichnet diese Blaetter
+dort als _Yerba_ oder als _Mate_. Dieser Strauch wird zwar im La
+Mortola-Garten nicht cultivirt, doch sieht man dort andere immergruene
+Ilex-Arten, die ihm sehr aehneln. - Die vorhandenen Arten der
+Sterculiaceen-Gattung _Sterculia_ koennen andererseits auch das Bild der
+_Sterculia acuminata_ oder _Cola acuminata_ ersetzen, welche den
+afrikanischen Negern die "Kolanuesse" liefert. Diese Fruechte sehen wie
+Kastanien aus und haben schwach bitteren Geschmack. Die Neger wissen sie
+nicht genug zu preisen, denn sie sollen den Koerper staerken, schlechtes
+Wasser trinkbar machen, gegen allerlei Krankheiten helfen, den Hunger
+stillen und das Gemueth erheitern. Thatsaechlich enthalten auch die
+Kolanuesse Thein, aehnlich wie die Thee- und Kaffeepflanzen und ausserdem
+Theobromin wie die Chocolade. Der Genuss dieser Fruechte beginnt jetzt bis
+nach England vorzudringen.
+
+Es faellt im La Mortola-Garten wie in den anderen Gaerten der Riviera wohl
+auf, dass die Camellien, Rhododendren und Azaleen so stark gegen andere
+Pflanzen zuruecktreten. Man erblickt sie nur vereinzelt und bei weitem
+weniger schoen und kraeftig wie etwa an den italienischen Seen entwickelt.
+Das hat in der Zusammensetzung des Bodens seinen Grund. Der so ueberaus
+kalkreiche Boden der Riviera sagt diesen Pflanzen nicht zu, die
+ausgepraegte Humusbewohner sind, ausserdem reiche Bewaesserung verlangen.
+
+Einen wichtigen Handelsartikel im Alterthum und Mittelalter haben auch
+wohlriechende Balsame gebildet. Ein Baeumchen, das solchen Balsam lieferte,
+tritt uns in La Mortola in dem _Styrax officinalis_ entgegen. Dieses
+Gewaechs ist in der Belaubung einem Quittenbaum aeusserst aehnlich; es
+entfaltet in La Mortola im Mai und Juni auch seine weissen, mit goldgelben
+Staubfaeden versehenen, wohlriechenden Bluethen. Ein Haupterzeuger solcher
+Balsame, die als Parfuem, als Raeucherwerk und zu Salben dienten, war der
+Storax-Baum (_Liquidambar orientale_). Die duftende Myrrhe, die zu
+gottesdienstlichen Zwecken auch den Griechen dient, stammt andererseits
+von _Balsamodendron Myrrha_, der Weihrauch, oder das _Olibanum_, von
+Boswellia-Arten, die im aeussersten Osten von Afrika und auf dem arabischen
+Kuestenstriche wachsen.
+
+In dem Garten von La Mortola kann man auch die zu den Huelsengewaechsen
+gehoerende _Indigofera tinctoria_ sehen, eine Pflanze, die zu den
+wichtigsten der Indigo liefernden Gewaechse zaehlt. Sie stellt einen kleinen
+Strauch vor, der in Ostindien zu Hause ist, der aber jetzt in anderen
+Laendern zwischen den Wendekreisen, ja selbst an einzelnen Stellen um
+Neapel cultivirt wird. Sie traegt unpaarig gefiederte Blaetter und entsendet
+aus den Achseln derselben ihre Bluethenstaende, die mit kleinen weissen oder
+rosenrothen Bluethen besetzt sind. Ihre naechste Verwandte, die man auch in
+La Mortola sehen kann, die zierliche _Indigofera Dosua_ aus dem Himalaya,
+wird auch in unseren Gaerten gezogen. Wie in anderen Indigo liefernden
+Pflanzen, zu denen auch unser Waid (_Isatis tinctoria_) und der
+chinesische Faerber-Knoeterich (_Polygonum tinctorum_) gehoeren, ist in der
+_Indigofera tinctoria_ der Indigo nicht schon als solcher vorhanden. Die
+zerkleinerten Pflanzen muessen vielmehr erst einen Gaehrungsprocess im Wasser
+durchmachen. Dieses wird abgegossen, wenn es sich stark gruengelb faerbt und
+dann geruehrt und geschlagen, um mit dem Sauerstoff der Luft in moeglichst
+reiche Beruehrung zu kommen. Dabei scheidet sich der Indigo als unloesliches
+Pulver ab. Er bildet die "echteste" und geschaetzteste Pflanzenfarbe, die
+auch schon den Alten bekannt war und bei ihnen als Indicum hoch im Werthe
+stand. Wie in der Jetztzeit London, so bildete einst Bagdad den Weltmarkt
+fuer diesen Artikel.
+
+Aus den exotischen Pflanzenformen ragen allseitig Nadelhoelzer hervor. Sie
+stechen eigenartig von denselben ab. Wir sind mit ihren Gestalten wohl
+vertraut und selbst die so regelmaessig geformten Araucarien sehen wie etwas
+gezierte Tannen aus. In den Gewaechshaeusern der Heimath sah auch jeder
+schon die Cycadeen, die hier in einer Anzahl von Arten unter freiem Himmel
+gedeihen. Dem Laien wird es schwer, sich vorzustellen, dass die Cycadeen
+Verwandte der Nadelhoelzer sind. Scheinen sie doch mit ihrem unverzweigten
+Stamm und mit ihrer einfachen Krone aus langen gefiederten Blaettern, weit
+mehr den Palmen zu gleichen. Mit diesen haben sie aber thatsaechlich nur
+eine gewisse Aehnlichkeit gemein. Diese aeussere Aehnlichkeit der Cycasblaetter
+und der Palmenblaetter hat es aber bewirkt, dass sie oft faelschlich als
+Palmenblaetter bezeichnet werden und als solche bei Begraebnissen Verwendung
+finden. Thatsaechlich ist das aber eine arge Verwechselung. Denn
+Palmblaetter und nicht Cycaswedel sollen es, der Tradition nach, sein, die
+man den Todten auf den Sarg legt, sowie es Palmenblaetter sind, die
+christliche Maertyrer in der Hand halten und die auf den Graebern in den
+Katakomben dargestellt werden.
+
+Den Palmen werfen wir in La Mortola nur fluechtige Blicke zu, da wir sie ja
+in Bordighera schon eingehend betrachtet haben. Hingegen fesseln unsere
+Aufmerksamkeit die zahlreichen Arten von Bambusen, die hier stellenweise
+schon zu maechtiger Entwickelung gelangten. Dass diese Pflanzen, trotz ihrer
+bedeutenden Hoehe, die beim gemeinen Bambus (_Bambusa arundinacea_) oft
+dreissig Meter erreicht, zu den Graesern gehoeren, kann nur Denjenigen in
+Erstaunen versetzen, der sich die Graeser ausschliesslich als Wiesenkraeuter
+vorstellt. Thatsaechlich haben wir schon in unseren Schilfrohr-Arten
+Vertreter der Gramineen-Familie vor Augen, die zu ansehnlicher Hoehe
+emporwachsen. Die Bambusen sind unserem Schilfrohr in mancher Beziehung
+aehnlich. Waehrend letzteres aber bei uns nur eine beschraenkte Verwendung
+findet, gibt es in den heissen Laendern kaum eine Pflanze, die
+mannigfaltigeren Nutzen als der gemeine Bambus stiftet. Die jungen
+Wurzelsprosse dienen als Gemuese, vornehmlich verwenden sie aber die
+Chinesen zur Bereitung eines beliebten Confectes, das dem Ingwer oft
+zugesetzt wird. Aus juengeren Halmen stellt man in den heissen Laendern
+Waende, Zaeune und anderes Flechtwerk her; aus den Blaettern macht man Matten
+und Huete, verpackt auch oft den Thee in dieselben. Junge Blaetter dienen
+als Viehfutter. Aus den Fasern der Halme bereiten die Chinesen ihr
+beruehmtes Papier, das durch seinen Seidenglanz, seine Weichheit und seine
+geringe Dicke ausgezeichnet ist. Die hohlen Staemme sind sehr leicht,
+besitzen trotzdem einen ganz ausserordentlich hohen Grad von Festigkeit und
+werden zu Bauten verwendet, die allen aeusseren Angriffen trotzen. Die ganze
+Oberflaeche des Stammes ist verkieselt, und so kommt es, dass dieser nicht
+allein in der Luft, sondern auch im Boden sich sehr lange haelt. Daher die
+Staemme auch als Wasserleitungsroehren und Wasserrinnen dienen, nachdem man
+zuvor die Scheidewaende durchbohrte, welche das Innere des hohlen Stammes
+durchsetzen. Andererseits lassen sich die einzelnen Glieder des Stammes
+als Wassereimer und als Blumentoepfe verwenden, wenn man die Scheidewaende
+unversehrt laesst. Aus Bambus werden Bruecken und Floesse, aus Bambus Betten,
+Stuehle und Tische gefertigt, mit Bambusfasern Matratzen gefuellt und Moebel
+gepolstert. Leitern aus Bambus sind sehr beliebt. Aus Bambus stellt man
+Ess- und Trinkgefaesse, chirurgische Instrumente und selbst Haarkaemme her,
+und als ob gezeigt werden solle, dass der Bambus einer jeglichen Verwendung
+faehig sei, verfertigen die Bewohner von Borneo und Sumatra aus demselben
+sogar Lampen, in welchen Dammaraharz gebrannt wird, und mit Dammaraharz
+gefuellte Kerzen, deren Huelle zugleich mit der Fuellung in Flamme aufgeht.
+Bambusstoecke kennen auch wir: sie werden aus den zaehen, knotigen
+Wurzelauslaeufern fabricirt, denen eine innere Hoehlung abgeht. Ebenso muss
+zu Kriegszwecken der Bambus das Material hergeben: er liefert Lanzen und
+Wurfspiesse von unuebertrefflicher Leichtigkeit und Haerte. Zu gleicher Zeit
+ist der chinesische Soldat ausgeruestet mit einem Sonnenschirm aus Bambus,
+dessen Ueberzug aus gefirnisstem Maulbeerpapier besteht. Desgleichen sollen
+die hohlen Stengeltheile des Bambus als Musikinstrumente zur Verschoenerung
+des Lebens beitragen. Sie werden zu Floeten und Clarinetten verarbeitet,
+auch als Resonanzboeden und selbst in Gestalt von Saiten verwendet. Ja
+C. Schroeter berichtet, dass die Atchinesen es sogar verstanden haben, aus
+Bambus eine Art Telephon herzustellen, durch welche sie ihre Wachtposten
+in Verbindung setzen. - Die Hoehlungen junger Stammtheile enthalten meist
+klares Wasser, mit welchem in Indien und in den Bergen von Java der
+Reisende seinen Durst stillen kann. - Die Bambusen bluehen selten; stellt
+sich aber ein Bluethenjahr ein, so gibt es eine grosse Fruchternte. Die
+Fruechte werden wie Reis gegessen oder in Brot verbacken, und wiederholt
+schon, so 1812, ist durch das Bluehen der Bambusen eine Hungersnoth in
+Indien abgewendet worden. Mit Recht konnte somit Wallace, einer der besten
+Kenner der Tropen, aussprechen, dass der Bambus eines ihrer herrlichsten
+Producte sei. - Am vollkommensten haben Chinesen, Japaner und die Bewohner
+Indiens und des indischen Archipels ihn auszunutzen gewusst. In China gibt
+es ganze Doerfer, die nur aus Bambus aufgebaut sind. Einen merkwuerdigen
+Eindruck soll es machen, wenn ein solches Dorf in Brand geraeth. Die Luft
+erhitzt sich alsdann in den abgeschlossenen Gliedern der Bambusstaemme und
+sprengt dieselben mit gewaltigem Knall. Man hoert aus der Ferne wie
+Kanonendonner, in welchem die Eingeborenen der Molukken deutlich den Ruf
+"Bambu, Bambu" zu vernehmen glauben.
+
+In einer Pflanze, die so viel Nutzen stiftet, lag es dem Naturmenschen
+nahe, auch nach verborgenen Heilkraeften zu suchen. In China werden die
+Wurzelstoecke, die jungen Sprosse, der Saft, der Samen, bestimmte Auswuechse
+der Pflanze, als Medicamente verwendet. Zu besonderer Beruehmtheit gelangte
+aber als Heilmittel ein eigenthuemlicher Koerper, der sich in den hohlen
+Gliedern der Staemme findet und Tabaschier genannt wird. Schon die
+Mediciner der roemischen Kaiserzeit wandten denselben viel an, gestuetzt auf
+orientalische Traditionen. Einen Weltruf gewann der Tabaschier aber erst
+durch die arabischen Aerzte im zehnten und elften Jahrhundert, und er gilt
+immer noch als ganz hervorragendes Medicament in der ganzen orientalischen
+Welt. - Das frische, dem Bambusstengel entnommene Tabaschier bildet
+schmutzig weisse, braune bis schwarze Stuecke. Beim Gluehen werden diese weiss
+calcinirt und in einen Chalcedon-aehnlichen Koerper verwandelt, der bald
+weiss und undurchsichtig, bald blaeulich weiss, durchscheinend und
+farbenschillernd aussieht. Thatsaechlich ist der Tabaschier nichts Anderes
+als gemeine Kieselerde, die, durch etwas vegetabilische Substanz
+verunreinigt, beim Gluehen von derselben befreit wird. Statt kostspieligen
+Tabaschiers, den er in den Bazaren theuer bezahlen muss, koennte der Patient
+somit auch reinen Kieselsand zu sich nehmen. Den rechten Glauben
+vorausgesetzt, muesste die Wirkung dieselbe sein.
+
+Sehr belehrend ist es im Fruehjahr zu verfolgen, wie die jungen Knospen
+maechtiger Bambusen als ueberarmdicke, mit scheidenartigen Blaettern
+dichtbedeckte Kegel die Erde durchbrechen. Sie pressen Wasser zwischen
+ihren Blattscheiden hervor, befeuchten und erweichen damit den umgebenden
+Boden und wachsen mit solcher Schnelligkeit, dass sich die unmoeglich
+scheinende Vorstellung Gras wachsen zu sehen, bei ihnen fast in greifbare
+Wirklichkeit verwandelt. Dieses Wachsthum kann naemlich unter guenstigen
+Verhaeltnissen einen Meter taeglich betragen und ein zwanzig Meter hoher
+Spross in wenigen Wochen somit diese Hoehe erreicht haben. - Schoene Gruppen
+von Bambuspflanzen gehoeren zu den zierlichsten Erscheinungen des
+Pflanzenreiches; freilich kann man diese Pflanzen in voller
+Prachtentfaltung erst in den Tropen sehen und im La-Mortola-Garten nur
+eine annaehernde Vorstellung davon gewinnen, welche Bedeutung ihnen in der
+tropischen Landschaft zukommt.
+
+Aus den werthvollen Angaben des Geographen Ritter und den nicht minder
+werthvollen Untersuchungen des Botanikers Ferdinand Cohn geht wohl sicher
+hervor, dass diejenige Substanz, welche die Alten als Saccharum bezeichnet
+haben, nicht Rohrzucker, sondern Tabaschier gewesen sei. Nach Bopp
+bedeutet das Sanskrit-Stammwort "_carkara_" nicht etwas Suesses, sondern
+etwas Zerbrechliches und Steinartiges. Im alten Indien wurde das
+Tabaschier als Sakkar Mambu oder Bambusstein bezeichnet, und erst die
+Araber haben dieses Wort auf den spaeter dargestellten, dem Tabaschier
+aehnlichen, krystallinischen Rohrzucker uebertragen. Edmund O. von Lippmann
+kommt ebenfalls in seiner ueberaus gruendlichen und erschoepfenden
+"Geschichte des Zuckers" zu dem Ergebniss, dass der Sakcharon der antiken
+Welt nicht unser Zucker gewesen sei; er weist nach, dass der *feste* Zucker
+auch in Indien erst in der Zeit zwischen dem dritten und sechsten
+Jahrhundert n. Chr. bekannt wurde.
+
+Das Zuckerrohr (_Saccharum officinarum_) ist unserem Schilfrohr sehr
+aehnlich und wie dieses eine Grasart. Man sieht es im La Mortola-Garten in
+voller Entfaltung. Das Zuckerrohr ist eine sehr alte Culturpflanze. Da es
+ausschliesslich aus Stecklingen gezogen wurde, hat es die Faehigkeit, Samen
+zu erzeugen, fast eingebuesst. Man hat bis vor Kurzem ueberhaupt geglaubt,
+dass das Zuckerrohr nicht fructificire; doch ergaben sorgfaeltige
+Beobachtungen, vornehmlich aus Java, dass diese Unfruchtbarkeit nur eine
+relative sei. Die Heimath des Zuckerrohrs ist wahrscheinlich Bengalen,
+jene Provinz, die, ihrer unerschoepflichen Fruchtbarkeit wegen, seit jeher
+als der Garten Indiens gepriesen wurde. Wohl gegen das Ende des dritten
+Jahrhunderts ist das Zuckerrohr aus Indien nach China gelangt und
+zweihundert Jahre spaeter westlich bis Gondisapur vorgedrungen. Diese Stadt
+lag am Flusse Karon, der unweit davon sich zum Theil in den Tigris, zum
+Theil nach dem Nordrand des Persischen Meerbusens ergoss. Dorthin hatten
+sich die Nestorianer gefluechtet, als das Concil zu Ephesus 431 n. Chr.
+ihre Lehre fuer ketzerisch erklaerte. Sie fuehrten dem Orient die Keime
+klassisch-litterarischer und wissenschaftlich-medicinischer Bildung zu,
+namentlich auch die Anfangsgruende chemischer Kenntnisse. Die Beziehungen
+Gondisapurs zu Indien bewirkten zugleich, dass sich der Einfluss der
+indischen Arzneilehre dort geltend machte und eine Akademie erbluehte, die
+nicht nur die Traditionen der griechischen Medicin und Naturwissenschaften
+in sich aufnahm, sondern dieselben auch wesentlich foerderte. Hier wurde
+allem Anschein nach die Kunst der Zuckerraffinerie erfunden, daher auch
+"Kand" der persische Name fuer den gereinigten Zucker ist.
+
+Durch die Araber kam das Zuckerrohr im achten Jahrhundert nach Spanien, im
+neunten nach Sicilien. In Venedig lassen sich 1150 bereits Zuckerbaecker
+nachweisen. Die drei wichtigsten Productionsstellen des Zuckers im
+Mittelalter waren Syrien, Aegypten und Cypern. Ihre Bedeutung schwand, als
+Vasco de Gama 1498 den directen Weg nach Ostindien um das Cap der guten
+Hoffnung fand und der Handel mit indischem Zucker so in die Haende der
+Portugiesen fiel. Damit war der dominirende handelspolitische Einfluss
+Venedigs und seine Macht fuer immer gebrochen; an Stelle des Mittelmeers
+wurde der atlantische Ocean der Schauplatz des Weltverkehrs. Um 1580
+begann Sicilien seine Zuckerproduction einzustellen, da diese gegen die
+ueberseeische Concurrenz nicht mehr ankaempfen konnte. Denn um jene Zeit
+hatte auch schon der amerikanische Zucker, besonders der brasilianische,
+die Bedeutung eines Weltproductes gewonnen und gelangte bis nach Palermo.
+Der Zuckerverbrauch stieg ganz enorm in Europa, und im Jahre 1600 hatte
+auch Deutschland, nach v. Lippmann, schon mehrere Zuckerraffinerien
+aufzuweisen. Freilich scheinen dieselben nach dem dreissigjaehrigen Kriege
+sich nur noch in Hamburg gehalten zu haben. Unter Friedrich dem Grossen
+entstanden zahlreiche Zuckerraffinerien in Preussen und wurden durch
+Prohibitivzoelle geschuetzt.
+
+Die Suessigkeit des Ruebensaftes hatte den Chemiker Markgraf veranlasst,
+Zucker aus demselben darzustellen, was ihm um 1747 gelang. Doch fand das
+gewonnene Product keine Verwerthung, zum Theil schon deshalb nicht, weil
+es an genuegend zuckerreichen Rueben damals noch fehlte. Diesem Mangel wusste
+erst Achard aus seinen Guetern bei Berlin um 1786 in groesserem Massstab
+abzuhelfen. Die erste wirkliche Ruebenzuckerfabrik errichtete derselbe
+Achard, mit Unterstuetzung Friedrich Wilhelms III., zu Cunern in Schlesien.
+Es folgten alsbald andere Fabriken in Preussen und Frankreich, wo besonders
+Delessert das Darstellungsverfahren vervollkommnete. Nach Aufhebung der
+Continentalsperre gingen trotzdem die meisten Ruebenzuckerfabriken sowohl
+in Deutschland als auch in Frankreich wieder ein, und erst von 1820 etwa
+an datirt der neue Aufschwung und der schliesslich grossartige Erfolg dieser
+Industrie.
+
+Der Palazzo Orengo wird von phantastischen Pflanzenformen: saeulenfoermigen
+Opuntien, candelaberfoermigen Euphorbien, sowie von zahlreichen bluehenden
+Aloe- und Agave-Arten umgeben. Auf der Mauer oestlich vom Hause faellt eine
+kleine, mit langen weissen Dornen bewaffnete Opuntie (_Opuntia tunicata_)
+in die Augen. Ihre Dornen sind mit zarten Scheiden umhuellt und verdanken
+diesen ihre Faerbung. Man kann die Scheiden von den Dornen abziehen; doch
+gilt es vorsichtig zu sein, denn die Dornen sind aeusserst scharf und
+verwunden leicht die Hand: Sie schuetzen wirksam die Pflanze gegen den
+Angriff der Thiere. Dieser Schutz ist aber auch noethig in den duerren
+Gegenden Mexikos, in welchen die Pflanze zu Hause ist, und wo es den
+Thieren oft an pflanzlicher Nahrung fehlt. In solchen Gegenden sind
+dornige Pflanzen sehr haeufig, Pflanzen, deren Blaetter sich zum besseren
+Schutz in Dornen verwandelt haben, waehrend der Stengel sich gruen faerbte,
+so in die Functionen der Blaetter trat, zugleich anschwoll und fuer die Zeit
+der Duerre mit Wasser versorgte. Durch Hunger getrieben, pflegen wohl
+Pferde mit den Hufen die Dornen von solchen Cactusgewaechsen abzuschlagen,
+um zu dem saftigen Fleisch zu gelangen, waehrend das Rindvieh sich an
+denselben schwer verwundet. Der Angriff auf diese weissdornige _Opuntia
+tunicata_ duerfte den Thieren unter allen Umstaenden schwer fallen, sie ist
+so stark bewaffnet, dass sie ausser dem Namen _Opuntia tunicata_ auch
+denjenigen _Opuntia furiosa_ erhielt.
+
+Doch am Palazzo Orengo fesselt unseren Blick vor allem die wunderbare
+Aussicht, die sich dort entfaltet. Gewiss ein herrliches Stueck Erde, fast
+zu schoen, um dasselbe dauernd zu bewohnen! Denn wonach soll man sich dann
+noch sehnen, wo eine Steigerung des Eindrucks erhoffen? - Von ueppigem Gruen
+und buntem Bluethenschmuck sind die Bilder eingerahmt, die hier den
+Beschauer fesseln. Sein Auge folgt entzueckt der zackigen Kueste, oder es
+ruht traeumend aus der tiefen Schlucht, in der sich der Garten aufwaerts,
+ohne Ende, bis zu den Gipfeln der Berge fortzusetzen scheint. Eine hohe
+Palme neigt sich wie sinnend ueber diesem Bilde und gibt ihm ein
+maerchenhaftes Gepraege. Nach Osten decken dunkle Baummassen die Aussicht,
+doch durch eine blumenreiche Pergola gelangt man bald bis auf den freien
+Bergrand. Der Tag geht zur Neige, und es beginnt Altbordighera im rosigen
+Abendlicht zu gluehen. Welch' ein Anblick! Ich weiss ein krankes Maedchen,
+eine zu frueh aufgebluehte Knospe, das Rettung vor dem Tode in Mentone
+suchte; dem schwebte jenes goldige Bild bis zuletzt in den Fiebertraeumen
+vor. Es war wie die Verheissung einer gluecklicheren Welt! Sehnsuchtsvoll
+streckte die Sterbende ihre Arme in der nordischen Heimath aus, um es zu
+fassen, und ein seliges Laecheln verklaerte dann ihr blasses Antlitz.
+
+Die Pergola, die nach jenem Aussichtspunkt im Garten von La Mortola fuehrt,
+ist von Banksia-Rosen und anderen Schlinggewaechsen ueberwuchert, deren
+Bluethen in den Abendstunden suessen Duft verbreiten. Die _Rosa Banksiae_
+koennen wir hier in ihrer vollen Prachtentfaltung bewundern. Ueberall
+leuchten aus dem gruenen, dornenfreien Laub die zierlichen Trugdolden ihrer
+halbgefuellten, hellgelben und weissen Bluethen hervor. Um diese schoene Rose
+ist die Riviera zu beneiden; bei uns im Freien will sie nicht gedeihen.
+Auch ist es in Gewaechshaeusern nicht moeglich, sie zu ueppiger Entwickelung
+zu bewegen, ebensowenig als dies fuer die _Bougainvillea_ gelingt, jene
+praechtige Liane der Tropen, die mit ihren carmoisinrothen Hochblaettern
+ganze Gebaeude an der Riviera deckt.
+
+Die Sonne war inzwischen untergegangen, und fahle Lichter streiften die
+Kueste. Altbordighera erschien so todtenblass, als waere es inzwischen
+ausgestorben; der Rahmen aus weissen Rosen umschlang es fast wie ein
+Todtenkranz. Die bunten Bluethen im dunklen Laube begannen unsichtbar zu
+werden, und scharf stachen nur vom hellen Abendhimmel die uralten
+Cypressen ab, die, dicht aneinander gereiht, im unteren Theile des Gartens
+zum Meere absteigen. Hat dieser dunkelfarbige Baum, der in so feierlichem
+Ernst zum Himmel emporragt, wirklich ein trauriges Aussehen, oder weckt er
+in uns nur traurige Empfindungen, weil er von jeher ein Symbol der
+Todtentrauer war, und wir ihn so oft neben Graebern sehen? Hier haette er
+wohl allen Grund, duester in die Landschaft zu schauen, denn er schmueckte,
+so heisst es, vor Zeiten einen Friedhof, nach welchem der Ort heute noch
+seinen Namen "La Mortola" fuehren soll. Blumenbeete haben seitdem die
+Graeber verdeckt, ueppiger Pflanzenwuchs die Staetten verwischt, an welchen
+Menschen einst ihre Lieben beweinten, die Cypressen allein trauern noch
+ueber den Todten.
+
+ VII.
+
+Die Strada nazionale, die am Garten vorbei nach Mentone fuehrt, steigt
+zunaechst in der Schlucht empor und beginnt erst jenseits der Croce della
+Mortola sich langsam zu senken. Es ist ein unendlich schoener Weg, der im
+weiten Bogen, am Abhang der Berge, langsam gegen Mentone absteigt. Bald
+ist man in einen Olivenhain gedrungen, in dem sich das Dorf Grimaldi
+verbirgt; jenseits des Ortes steigt ueber der Strasse ein alter Thurm duester
+in die Luefte empor, neben ihm draengt ein modernes Schloss in englisch
+gothischem Geschmack sich auf. Ein schoener Garten steigt bis zum Thurm
+empor. Es war das einst die Besitzung des englischen Arztes Bennet, dessen
+Name einen ruhmvollen Klang an der Riviera besitzt. Nach dessen Tode haben
+neue Besitzer das gothische Haus erbaut. Wir erreichen das italienische
+Zollhaus. Es dunkelt schon; in Mentone, das in geringer Ferne vor unseren
+Augen aufsteigt, beginnen auf den Strassen und in den Haeusern die Lichter
+sich zu entzuenden. Eine lange Reihe flammender Punkte folgt bald dem
+Strande, als haette sich das Meer mit einer Schnur feuriger Perlen
+geschmueckt. Mir zogen die Strophen des Mignonliedes durch den Sinn, und
+das Rauschen des Meeres schien sie in den Toenen der Beethoven'schen Musik
+zu begleiten. Wie bezeichnend fuer diesen Boden mehr als
+zweitausendjaehriger Cultur, dass jene Gewaechse in dem Liede, welche das
+Bild Italiens uns so lebendig vor die Seele zaubern, diesem Lande nicht
+ureigen sind. Sie kamen aus dem Orient, wie alle die grossen Gedanken, auf
+welchen unsere Bildung ruht, entfalteten und veredelten sich aber auf
+diesem Boden. Die Citronen und Orangen erhielten die klassischen Lande von
+den Semiten, welche dieselben ihrerseits von den Indiern uebernommen
+hatten. Der Oel- und Feigenbaum, der Weinstock und die Palme standen bei
+den Semiten in Pflege, lange bevor sie als Culturpflanzen siegreich nach
+dem Westen vordrangen. Der Cultus des Lorbeers und der Myrte gelangte von
+Osten her ueber das Mittelmeer. Die Cypresse hat nicht ihre Heimath in
+Italien, sondern auf den griechischen Inseln und auf dem Libanon; ja,
+selbst von der schirmfoermig ausgebreiteten Pinie, der die Rauchwolke des
+Vesuvs wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
+bezweifelt, dass sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als wenn
+andererseits auch der grosse Culturimpuls, welcher von der Entdeckung der
+neuen Welt ausging, auf italienischem Boden in typischen Pflanzenformen
+verkoerpert werden sollte, brachte er diesem die Agave und die Opuntie. Die
+dornigen, blaugruenen Agaven, die stachligen, hellgruenen Opuntien, die so
+gut zu dem felsigen Strande Italiens passen, als waeren sie fuer ihn von
+jeher bestimmt gewesen, sind thatsaechlich erst im vierzehnten Jahrhundert
+von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag man sich ohne die "_Fichi
+d'India_", deren abgeflachte Glieder sich in wunderbaren Kruemmungen ueber
+die Mauern draengen, kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier
+eine moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn die Agaven
+und Opuntien in den Preller'schen Odysseebildern den Vordergrund der
+Landschaft schmuecken. Die Schoenheit jener Bilder wird dadurch nicht
+beeintraechtigt, und doch kann man sich bei der Betrachtung derselben einer
+gewissen fremdartigen Empfindung nicht erwehren. Das historische
+Rechtsgefuehl fuehlt sich verletzt und muss erst durch das aesthetische
+Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
+Kunstschoepfungen erwecken.
+
+Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur des Oelbaumes
+begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten und der Wohlgeruch der
+Agrumi die Luft nicht erfuellte? - Sie war bedeckt mit immergruenen
+Straeuchern, waehrend dichter Nadelwald die Hoehen kroente. Das Bild der
+Vegetation musste ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt
+durch Gesammteffecte, waehrend der Charakter jener Landschaft, die wir
+jetzt fuer die typisch italienische halten, auf dem wirksamen Hervortreten
+einzelner ausgepraegter Pflanzenformen und deren plastischer Sonderung
+beruht.
+
+Waehrend noch in den Zeiten Alexander des Grossen, also im vierten
+Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als ein Land kannten, das
+im Vergleich zu ihrem eigenen Lande und dem Orient einen ganz
+urspruenglichen Charakter trug, konnte bereits Marcus Terentius Varro im
+ersten Jahrhundert vor Christus, Italien mit einem grossen Garten
+vergleichen. Plinius klagt ein Jahrhundert spaeter ueber den Luxus, der auch
+im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemuese wurden so gross gezogen, dass sie
+der Tisch des Armen nicht mehr zu fassen vermochte. Er fuehrt als Beispiel
+die Spargeln an, von denen in Ravenna oft nur drei auf das roemische Pfund
+(ca. 300 Gramm) gingen.
+
+Dass in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt worden war und der
+orientalische Culturpflanzen vorwiegend barg, das roemische Volk sich
+verweichlichen musste, ist nur zu klar. Es war das die Schattenseite jener
+zu ueppig entwickelten Cultur, die in dem Uebermasse ihrer Entfaltung auch
+die Keime ihres Untergangs trug.
+
+Als ich Mentone naeher kam, begann der Mistral zu wehen und fegte maechtige
+Staubwolken ueber die Strasse. In Garavan, im Schutze der Altstadt, wurde es
+trotzdem fast windstill, so dass ich dort am spaeten Abend im anmuthigen
+Garten des Hotel d'Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch den
+Bergruecken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die dichten
+Haeusermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollstaendig gedeckt und mit
+Recht daher von Brustkranken bevorzugt. Seit vorigem Winter erhielt
+Garavan einen eigenen Bahnhof, der fast eine zu grosse Erleichterung des
+Verkehrs fuer diejenigen Wintergaeste schafft, die in Monte Carlo durch
+schaedliche Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefaehrden.
+
+ VIII.
+
+Fast alle wichtigen Reiz- und Genussmittel des Pflanzenreichs dankt der
+Culturmensch den wilden Voelkern. Da bei ihm selbst die Cultur das
+instinctive Empfinden ganz zurueckdraengte, so kann er sich kaum noch
+vorstellen, welche Eindruecke den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel
+geleitet haben. Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, dass der Thee der
+Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze der
+Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolanuesse der Neger im wesentlichen
+dieselben Stoffe enthalten. Im La Mortola-Garten, bei Betrachtung der
+Pflanzen, die jene Stoffe liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres
+Aussehens feststellen. Irgend welches aeussere Abzeichen, das ihnen
+gemeinsam waere, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
+somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er verfuhr
+nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und Flur seiner Nahrung
+nachgeht. Er war sich der Ursache seiner Wahl ebenso wenig bewusst.
+
+Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen, haben unsere Reiz- und
+Genussmittel eine interessante Geschichte aufzuweisen.
+
+In China ist der Theegenuss so alt, dass ein im zwoelften Jahrhundert
+verfasstes Buch "Rhya" von demselben als von etwas laengst Bekanntem
+spricht.
+
+In Europa begann sich der Theegenuss erst um 1630 zu verbreiten, unter dem
+Einfluss der hollaendisch-ostindischen Gesellschaft und der Lobpreisungen,
+welche einige hollaendischen Aerzte diesem Getraenk zu Theil werden liessen.
+Der Thee sollte die Lebenskraft steigern, das Gedaechtniss staerken, alle
+seelischen Faehigkeiten erhoehen, das Blut in willkommenster Weise
+verduennen. Gegen Fieber wurde vorgeschrieben, nicht weniger als vierzig
+bis fuenfzig Tassen hintereinander zu trinken. Zu dem interessanten Werke
+von Le Grand d'Aussy, welches 1782 zuerst erschien und die Geschichte des
+Privatlebens der Franzosen (_Histoire de la vie privee des Francois_)
+erzaehlt, ist zu lesen, dass der Thee in Paris 1636 bekannt wurde und bald
+zu Ansehen gelangte, weil ihn der Chancelier Seguier unter seine
+Protection nahm. Es scheint, dass sich in Paris einzelne Personen auch auf
+das Rauchen des Thees verlegten, so wie man Tabak raucht, und der Arzt
+Bligny ruehmt sich, aus dem Thee eine Conserve, ein destillirtes Wasser und
+zwei Arten von Syrup dargestellt zu haben. In England war das Theetrinken
+um 1700 schon allgemein verbreitet und der Thee besteuert. Deutschland
+verdankt die Bekanntschaft mit dem Thee den hollaendischen Aerzten des
+Grossen Kurfuersten. Im Jahre 1662 kostete, nach den von Flueckiger
+veroeffentlichten Documenten, eine Hand voll Thee in den Apotheken der
+Stadt Nordhausen noch fuenfzehn Gulden, doch im Jahre 1689 in Leipzig nur
+noch vier Groschen. Nach Russland gelangte der Thee nicht ueber das
+westliche Europa, sondern direct mit einer asiatischen Gesandtschaft, und
+schon in der zweiten Haelfte des siebzehnten Jahrhunderts wurde der Thee
+dort zu einem allgemein verbreiteten Getraenk. Der Thee heisst demgemaess dort
+Tschai, entsprechend der Benennung wie wir sie auch bei den Arabern im
+achten Jahrhundert schon finden, waehrend in Polen aus _herba Theae_
+"_Herbata_" gebildet worden ist.
+
+Der wichtigste Bestandtheil der Theeblaetter ist das Coffein, derselbe
+Koerper, den die Kaffeebohnen fuehren und der auch dem Theobromin der
+Cacaobohnen aeusserst nahe steht. Ebenso ist der Paraguay-Thee oder Mate
+coffeinhaltig, und denselben Stoff fuehren auch die Kola-"Nuesse".
+
+Die Kultur des Kaffeebaumes haben die Araber zuerst in grossem Massstaebe
+betrieben, waehrend Europa, die Tuerkei ausgenommen, vor Mitte des
+siebzehnten Jahrhunderts nur wenig von dem Bestehen dieses Genussmittels
+wusste. Nach Constantinopel hatte Selim I. 1517 aus Aegypten den ersten
+Kaffee gebracht, und zwanzig Jahre spaeter gab es dort bereits viele
+Kaffeehaeuser. Nach dem Westen Europas gelangte der Kaffee durch die
+Venetianer. Prosper Alpinus, der als Arzt des venetianischen Consuls in
+Aegypten lebte und von 1591 bis 1593 sein Werk ueber aegyptische Pflanzen
+veroeffentlichte, gab die erste, wenn auch wenig vollkommene botanische
+Beschreibung des Kaffeebaumes. Von Venedig aus, wo im Jahre 1645 das erste
+Kaffeehaus eroeffnet wurde, verbreitete sich die Sitte des Kaffeetrinkens
+rasch ueber ganz Italien. Wie Le Grand d'Aussy eingehend beschreibt, war es
+Marseille, das in Frankreich im Jahre 1644 mit der Errichtung von
+Kaffeehaeusern den Anfang machte. In Paris kam das Kaffeetrinken erst unter
+Ludwig XIV. auf, und zwar vornehmlich durch Soliman Aga, den Gesandten
+Mohammeds III., der, wie Le Grand d'Aussy berichtet, sich die Gunst der
+Pariserinnen in solchem Masse zu erwerben wusste, dass es Mode ward, ihm
+Besuche abzustatten. Er liess den Damen, nach orientalischer Sitte, den
+Kaffee serviren; es reichten ihn Sklaven in glaenzenden Porzellantassen auf
+goldbefranzten Servietten. Die fremdartige Einrichtung der Zimmer, das
+Sitzen auf dem Boden, die Unterhaltung, die mit Huelfe eines Dolmetschers
+gefuehrt wurde, alles das, meint Le Grand d'Aussy, musste den Kopf der
+Franzoesinnen verdrehen. Ueberall hoerte man von dem Soliman'schen Kaffee
+sprechen, und Jeder wollte davon gekostet haben. Sich Kaffeebohnen zu
+verschaffen, war bei alledem damals noch schwer: das Pfund kostete bis zu
+vierzig Thalern. Im Jahre 1672 eroeffnete ein Armenier, Namens Pascal, auf
+dem Quai de l'Ecole das erste Pariser Kaffeehaus, das nach dem Getraenk,
+welches in demselben geboten wurde, "Cafe" genannt ward. Es war eine
+"Boutique" nach Art der orientalischen und machte schlechte Geschaefte, da
+es fuer das feinere Publicum, welches allein den Kaffee damals trank, nicht
+geeignet war. Das erkannte richtig der Florentiner Procope, derselbe, der
+sich um Paris durch die Einfuehrung des Gefrorenen verdient gemacht hat; er
+richtete gegenueber der alten Comedie Francaise ein Cafe ein, welches ausser
+dem urspruenglichen Getraenk, auch Thee, Chocolade, Eis und verschiedene
+Liqueure fuehrte, und, geschmackvoll decorirt, sich alsbald des groessten
+"Succes" erfreute. Die Zahl der Nachahmer war gross, und 1676 hatte Paris
+schon eine Unmasse Cafes aufzuweisen, deren Einfluss sich als ein sehr
+guenstiger erwies, indem er der Trunksucht steuerte, und was Ludwig XIV.,
+"_ce Roi si decent_", wie sich Le Grand d'Aussy ausdrueckt, durch harte
+Strafen nicht zu erreichen vermochte, hatte man dem Florentiner Procope zu
+verdanken. Als ganz ungefaehrlich galt jedoch der Kaffee nicht, und die
+Marquise de Sevigne raeth darum ihrer Tochter in einem Brief aus dem Jahre
+1680, dem Kaffee etwas Milch zuzusetzen, "_pour en temperer le danger_".
+In England wurde der Kaffee durch Baco von Verulam schon 1624 erwaehnt. Das
+erste Kaffeehaus errichtete in London 1652 der Armenier Pasqua, Diener
+eines tuerkischen Arztes. Berlin folgte erst weit spaeter nach, denn Volz
+gibt an, dass dort das erste Kaffeehaus im Jahre 1721 eroeffnet wurde. Eine
+Anzahl deutscher Staedte war in dieser Beziehung Berlin vorangeeilt; in
+Hamburg gab es schon 1679, in Nuernberg und Regensburg 1686, in Koeln 1687
+Kaffeehaeuser. In Wien erhielt 1683 ein gewisser Kolschitzky die Erlaubniss
+zur Eroeffnung des ersten Kaffeehauses und zwar als Belohnung fuer den Muth,
+durch welchen er sich in dem gleichen Jahre, bei der Befreiung der Stadt
+von den Tuerken, ausgezeichnet hatte. Um die Mitte des achtzehnten
+Jahrhunderts war der Kaffeegenuss ueber ganz Deutschland verbreitet, und der
+Kaffee bildete einen wichtigen Handelsartikel fuer Hamburg und Bremen.
+Friedrich der Grosse versuchte es vergeblich, den Verbrauch einzuschraenken.
+In dem Bestreben, Preussen wirthschaftlich abzuschliessen und "das Geld im
+Lande zu behalten", hatte er besonders die theueren Colonialwaaren mit
+hohen Zoellen belegt; zum Theil verbot er sogar deren Einfuhr oder suchte
+sie zum Mindesten zu monopolisiren. Markgraf und andere Chemiker wurden
+beauftragt, Surrogate an Stelle des Kaffees zu schaffen, was zur
+Entstehung von Eichelkaffee, von Kaffee aus Gerste und Roggen, ja selbst
+aus Rueben und Rosskastanien fuehrte. Der Cichorienkaffee jedoch wurde um
+jene Zeit noch nicht hergestellt, vielmehr, wie ich den Angaben
+E. v. Lippmanns entnehme, erst gegen 1790. Die gebotenen Kaffeesurrogate
+erfreuten sich nicht des Beifalls beim Publicum, daher 1781 ein
+Kaffeemonopol eingefuehrt ward, das die gewoehnlichen Consumenten zwang, den
+Kaffee schon gebrannt vom Staate, vierundzwanzig Loth zu einem Thaler, zu
+kaufen, waehrend an Adlige, Geistliche und Beamten sogenannte
+"Brennscheine" abgegeben wurden.
+
+An den Thee und den Kaffee schliesst sich der Cacao fast gleichberechtigt
+an. Sein Anbau ist schwieriger als derjenige vieler anderer tropischer
+Pflanzen, da er eine sehr bestaendige, relativ hohe Temperatur neben einer
+grossen und gleichmaessigen Feuchtigkeit verlangt. Seine Heimath duerfte in
+den Laendern um den mexikanischen Meerbusen liegen, jetzt wird er ueberall
+in den Tropen, soweit es die sonstigen Bedingungen gestatten, gebaut. Die
+Cacaopflanze gehoert einer Unterabtheilung der Malvaceen an; fast aller
+Cacao des Handels stammt von der _Theobroma Cacao_ ab. Es ist ein
+dunkelbelaubter Baum, mit knorrigem Stamm und breiter Krone, der fuer
+gewoehnlich acht bis zehn Meter Hoehe erreicht. Das Charakteristische fuer
+die Pflanze ist, dass sie ihre Bluethenstaende vorwiegend am alten Holze
+traegt, so dass der Stamm und die dicken Aeste sich weiterhin mit Fruechten
+behangen zeigen. Die Bluethen sind weisslich bis roth und liefern je nachdem
+gelbe oder dunkelrothe Fruechte. Waehrend die Bluethen nur klein sind, koennen
+die cylindrischen Fruechte bis fuenfundzwanzig Centimeter Laenge erreichen.
+Der Baum blueht und fructificirt fast ohne Unterbrechung, liefert aber im
+Jahr meist nur zwei Haupternten. Die Samen sind in einem suesssaeuerlichen
+Fruchtfleisch eingebettet und bilden in der reifen Frucht fuenf
+Laengsreihen. Ihr bitterer Geschmack wird durch das sogenannte "Rotten"
+gemildert, einen Gaehrungsprocess, dem die aus der Frucht befreiten Samen
+unterworfen werden. Der Cacao war in Mexiko schon den Azteken und selbst
+den von diesen verdraengten Tolteken bekannt, und als die Spanier 1519 das
+Land eroberten, fanden sie die Cultur des Baumes vor. Aehnlich wie der
+Pfeffer einst in Europa, dienten in Mexico, ja in ganz Mittelamerika die
+Cacaobohnen als Muenze. Die Spanier sollen bei der Eroberung Mexico's im
+dortigen Staatsschatze nicht weniger als zweiundeinhalb Millionen Pfund
+solcher Bohnen vorgefunden haben. In Mexico wurden die geroesteten
+Cacaobohnen geschaelt und gestossen, mit kaltem Wasser zu Brei angeruehrt und
+mit Maismehl oder bei Vornehmeren mit Gewuerzen, Vanille, duftenden Blumen
+und Honig versetzt. Dieser Brei "_bouillie assez degoutante_", sagt Le
+Grand d'Aussy, hiess Chocolatl. Ob diese Bezeichnung von dem mexikanischen
+Namen der Pflanze Cacao oder Cacagnate, oder Choco (Schaum) und Atl
+(Wasser) abzuleiten sei, ist wohl unentschieden. Die Spanier, welche die
+Chocolade am Hofe des Montezuma kennen gelernt hatten, brachten sie bald
+nach Europa, und auch heute noch ist es Spanien, welches die groessten
+Mengen Chocolade verzehrt. Nach Florenz brachte Carletti die Chocolade
+mit, als er 1606 von weiten Reisen, die sich bis nach Westindien
+erstreckten, heimkehrte. Das warme Getraenk, das in Florenz aus Cacaomehl
+hergestellt wurde, verbreitete sich rasch ueber ganz Italien. Nach
+Frankreich kam die Chocolade 1615 mit Anna von Oesterreich, Gemahlin
+Ludwig's XIII. Zu einiger Geltung gelangte sie aber erst 1661, unter dem
+Einfluss von Maria Theresia von Spanien, Gemahlin Ludwig's XIV., die sich
+aber noch versteckte (wie die Duchesse de Montpensier in ihren Memoiren
+angibt), um ihre Chocolade zu trinken; der Genuss derselben musste somit als
+etwas Ungewohntes oder gar Verpoentes angesehen werden. Indessen schon 1671
+konnte Frau von Sevigne an ihre Tochter schreiben: "_Vous ne vous portez
+pas bien, le chocolat vous remettra._" Freilich muss die Chocolade als
+Heilmittel ihre Wirkung versagt haben, denn in einem spaeteren Briefe wird
+sie als "_source de vapeurs et de palpitations_" angegeben. Andererseits
+vertheidigte ein Pariser Arzt, Namens Bachot, 1684 vor der Fakultaet eine
+These, in welcher er gutgemachte Chocolade als eine der edelsten
+Erfindungen pries, weit mehr wuerdig, als Nectar und Ambrosia, die Speise
+der Goetter zu sein. Derselben Ansicht muss auch Linne gewesen sein, der die
+Chocolade 1769 in den "_Amoenitates academicae_" behandelte und dem
+Cacaobaum den botanischen Namen "_Theobroma_", d. h. "Goetterspeise" gab.
+In England begann sich die Chocolade um 1625, annaehernd gleichzeitig auch
+in Holland, einzubuergern. Nach Berlin brachte Bontekoe, der Leibarzt des
+Grossen Kurfuersten, den Cacao mit. Friedrich der Grosse verbot die Einfuhr
+der Chocolade und beauftragte den Chemiker Markgraf, denselben, der
+Aehnliches fuer den Kaffee schon versucht, ein Surrogat aus Lindenbluethen an
+Stelle von Chocolade herzustellen, was aber nur schlecht gelang.
+
+Als die Spanier im sechzehnten Jahrhundert nach Peru kamen, war dort ein
+anderes Reizmittel in Gebrauch, das der Instinct der Eingeborenen
+herausgefunden hatte, naemlich das Cocain. Dieser Koerper gehoert ebenso wie
+das Coffein und das Theobromin zu den pflanzlichen Alcaloiden. Die
+Bewohner des Inkareiches kauten die Cocablaetter ganz so wie die Hindus die
+Betelnuss kauen und wuerzten diese Blaetter auch mit Asche der Quinoapflanze
+(_Chenopodium quinoa_) oder mit geloeschtem Kalk, so wie es fuer die
+Betelnuesse in Indien geschieht. Bei maessigem Genuss wirken die Cocablaetter
+anregend auf das Nervensystem ein, in zu grossen Mengen und fortdauernd
+gebraucht, werden sie verderblich. Es stellt sich dann ein Verfall aller
+koerperlichen und geistigen Faehigkeiten bei dem "Coquero" ein, der zu einem
+Vergleich desselben mit unseren Alkoholikern gefuehrt hat. Den Spaniern
+fielen zunaechst nur die ueblen Folgen des Cocakauens auf, sie suchten
+dasselbe durch Verordnungen und kirchliche Verbote in Peru einzuschraenken.
+Daher wohl die Cocablaetter nicht wie andere aehnliche Reizmittel ihren
+Einzug in die alte Welt hielten. Erst die 1884 von Koller in Wien gemachte
+Entdeckung, dass eine Aufloesung von Cocain ohne ueble Folgen die Hornhaut
+und Bindehaut der Augen eine Zeitlang unempfindlich macht, richtete die
+allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Alcaloid. Die Anwendung desselben bei
+Augenoperationen wurde allgemein; sie verbreitete sich auf andere Gebiete
+der Heilkunde als auch seine Faehigkeit, leicht zugaengliche sensible Nerven
+unseres Koerpers unempfindlich zu machen, erkannt wurde.
+
+Die Cocablaetter gehoeren einem Strauche an, der unserer Schlehe aehnlich
+ist, aber bedeutendere Groesse erreicht. Diese Blaetter sind lebhaft gruen
+gefaerbt und sehr duenn; sie haben eifoermige Gestalt und laufen spitz an
+ihrem Ende aus. Die gelblich weissen Bluethen fallen wenig in die Augen, da
+sie nur geringe Groesse besitzen. Die rothen, unseren Cornelkirschen nicht
+unaehnlichen Fruechte, leuchten hingegen aus dem Laub hervor. Der botanische
+Name der Pflanze ist _Erythroxylon coca_, sie bildet eine eigene kleine
+Pflanzenfamilie, die im Wesentlichen auf die artenreiche Gattung
+_Erythroxylon_ beschraenkt ist. Die Blaetter sind schwach aromatisch und
+besitzen einen angenehm bitterlichen Geschmack. Das Alcaloid, welches man
+aus denselben gewinnt, bildet farblose Krystalle, die sich nur wenig in
+Wasser, dagegen leicht in Alcohol und noch leichter in Aether loesen.
+
+Ein ganz besonderes culturhistorisches Interesse ist an den
+Gewuerznelkenbaum geknuepft, da er eine aeusserst markirte Rolle in der
+Geschichte des Gewuerzhandels gespielt hat. Der Gewuerznelkenbaum (_Eugenia
+caryophyllata_) gehoert zu den Myrtaceen wie die Myrten, Eucalypten,
+Guaiaven und Rosenaepfel, die wir in La Mortola sahen. Er ist ein
+immergruener Baum mit wohlgeformter Krone, der ueber zehn Meter Hoehe
+erreichen kann und lederartige, glaenzende, durchscheinend punctirte
+Blaetter besitzt. Die Bluethen stehen an den Enden der Zweige in
+doldenfoermigen Bluethenstaenden. Der vierkantige Bluethenstiel breitet sich
+am oberen Rande in vier dicke, kurze Kelchlappen aus. An der
+Ursprungsstelle derselben sind die Blumenkronenblaetter und die Staubfaeden
+befestigt. Erstere werden aehnlich wie bei Eucalyptus als Kappe abgeworfen,
+wenn sich die Bluethe oeffnet. Diesen Zeitpunkt wartet man aber nicht ab,
+sammelt vielmehr kurz zuvor schon die "Gewuerznelken", indem man sie mit
+den Haenden vom Baume pflueckt oder mit Bambusstaeben abschlaegt. Sie sind
+somit noch ungeoeffnete Bluethen eines myrtenartigen Gewaechses und haben mit
+den nur aehnlich duftenden Bluethen unserer Gaerten, die wir als Nelken
+bezeichnen, den Dianthus-Arten, sonst nichts gemein. Beim Trocknen
+veraendert sich die dunkelrothe Farbe in das bekannte Braun. - Die
+Gewuerznelken waren den Chinesen schon vor unserer Zeitrechnung bekannt. Im
+vierten Jahrhundert vor Christus gelangten sie nach Europa. Man glaubte
+bis zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, dass Java oder Ceylon ihre
+Heimath sei; thatsaechlich aber waren diese Inseln nur Stationen auf dem
+Wege des Gewuerznelkenhandels. Erst die Entdeckung der Molukken durch
+Varthema 1504 klaerte Europa ueber den Ursprung der Gewuerznelken auf. Mit
+den Molukken zugleich gelangte der Gewuerzhandel jener Inseln in die Haende
+der Portugiesen, dann ein Jahrhundert spaeter an die
+hollaendisch-ostindische Compagnie, welche die Production von Gewuerznelken
+und Muskatnuessen auf jede Weise zu monopolisiren suchte, ja sogar
+dieselbe, um sie besser ueberwachen zu koennen, auf nur wenige Inseln
+einschraenkte. Auf den uebrigen Inseln liess sie die Gewuerzbaeume ausrotten.
+Um die hohen Preise zu halten, brachte die Compagnie nur begrenzte Mengen
+des Gewuerzes auf den Markt, und als in Folge guter Ernten der Vorrath
+einmal, im Jahre 1760, zu stark anwuchs, wurde ein Theil desselben bei der
+Admiralitaet in Amsterdam verbrannt. Trotz strengster Ueberwachung von
+Seiten der Hollaender gelang es dem franzoesischen Gouverneur von Mauritius
+und Bourbon 1769 in den Besitz von Gewuerznelken- und Muskatbaeumen zu
+gelangen und sie auf seiner Insel anzupflanzen. Zwischen 1795 und 1802,
+als die Englaender die Molukken besetzt hielten, sorgten sie auch dafuer,
+dass die Cultur der Gewuerzbaeume sich ueber die Grenzen dieser Inseln hinaus
+verbreite. Jetzt hat sich ihre Cultur ueber die tropischen Laender weit
+ausgedehnt, auf den Molukken selbst ging der Anbau der Gewuerznelkenbaeume
+ganz zurueck, und nur die Muskatbaeume werden dort noch im grossen Massstab
+gepflegt.
+
+Die Muskatbaeume, die mit den Gewuerznelkenbaeumen stets zusammen genannt
+werden, gehoeren zu der Gattung _Myristica_, die den Lorbeergewaechsen sehr
+nahe steht. Der wichtigste Muskatbaum ist _Myristica fragrans_, der in
+seinem Aussehen an unsere Birnbaeume erinnert. Er besitzt eine rundliche
+Krone und dichte Belaubung. Seine Bluethen sind weiss oder gelblich und
+gleichen auffallend denjenigen unserer Maiblumen. Da sie klein sind, so
+fallen sie freilich nicht in die Augen. Das thun hingegen die hellgelben,
+aprikosenaehnlichen Fruechte, die der Baum gleichzeitig traegt. Diese Fruechte
+springen bei voller Reife auf und dann leuchtet ein carmoisinrother
+Samenmantel aus ihrem Innern hervor. In Gestalt einer zerschlitzten Huelle
+umgibt er den schwarzbraunen, als Muskatnuss bekannten Samen. Er selbst
+wird faelschlich als Muskatbluethe bezeichnet.
+
+Auch der Zimmet war einst ein Monopol der Portugiesen, hierauf der
+niederlaendisch-ostindischen Compagnie und ging auf die
+englisch-ostindische ueber, als England 1796 Besitz von Ceylon ergriff.
+
+Wie Zimmet, Gewuerznelken und Muskatnuss in der niederlaendischen Geschichte,
+so spielte der ostindische Pfeffer einst eine nicht unbedeutende Rolle in
+der Geschichte Venedigs. Namentlich aus Ruecksicht auf diesen Pfeffer lag
+Venedig daran, das rothe Meer und Aegypten sich offen zu halten. Unmengen
+von Pfeffer wurden in Venedig, in dem Fondaco de' Tedeschi, an die
+Deutschen verhandelt. Im Mittelalter herrschte, wie Flueckiger besonders
+hervorhebt, eine kaum mehr verstaendliche Gier nach Pfeffer, der
+schliesslich fast die Bedeutung eines ueberall gangbaren Zahlmittels
+erlangte. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert nahm er entschieden
+den ersten Rang unter den Gewuerzen ein; er stand so hoch im Preise, dass
+aermere Klassen von dem regelmaessigen Gebrauch desselben absehen mussten und
+"_cher comme poivre_" sprichwoertlich wurde. Diese Sucht nach Gewuerzen kam,
+wie Le Grand d'Aussy erzaehlt, von den vielen schwer verdaulichen Speisen,
+welche man damals zu geniessen pflegte. Es gab raffinirte Gourmands, welche
+Gewuerze bei sich fuehrten, um nach eigenem Geschmack die Speisen bei Tische
+sich mundgerecht zu machen. Regnard bezeichnet solche Esskuenstler als
+"_Docteurs en Soupers_".
+
+Aus der Geschichte des Levantehandels im Mittelalter von Wilhelm Heyd geht
+hervor, dass zu den verbreitetesten Specereien damals auch der Ingwer
+gehoerte, und dass er fast eben so stark begehrt war wie der Pfeffer. Diese
+Pflanze, deren Heimath in Ostindien liegt, kann man im Garten von La
+Mortola sehen. Ihre bis zu einem Meter hohen gruenen Sprosse entspringen
+dem wohlriechenden Wurzelstock, der im Boden versteckt ist. Die Sprosse
+erinnern an die in unseren Gaerten cultivirten Canna-Arten und tragen wie
+diese, in zwei Reihen angeordnete, doch wesentlich schmaelere Blaetter. Am
+Gipfel schliessen sie, falls sie zur Bluethe kommen, mit dichtgedraengten
+Hochblaettern ab, aus deren Achseln gelb- und violettgefaerbte Bluethen
+entspringen. In La Mortola blueht freilich der Ingwer nicht, und auch in
+Asien kommen nur selten bluehbare Stengel zur Entwickelung. Stuecke des
+Wurzelstockes sind es, die, geschaelt oder ungeschaelt, als Ingwer in den
+Handel gelangen. Der aus China eingefuehrte in Zucker gekochte Ingwer
+stammt von zarten, sorgfaeltig geschaelten Wurzelstoecken. Eingemachter
+Ingwer wurde schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in irdenen
+Toepfen nach Italien eingefuehrt, doch war Marco Polo der erste Europaeer,
+der auf seinen Reisen in China und Indien von 1280-1290 die Pflanzen zu
+sehen bekam. Dieser mit Recht hochberuehmte Reisende des Mittelalters
+erwarb sich ueberhaupt sehr grosse Verdienste um die Erforschung von China,
+weshalb ihm der Besitzer von La Mortola, der selbst laengere Zeit im "Reich
+der Mitte" lebte, in der Eingangshalle seiner Villa ein glaenzendes, von
+Salviati in Venedig als Glasmosaik auf Goldgrund ausgefuehrtes Brustbild
+widmete. Da freilich von Marco Polo ein authentisches Bildniss nicht
+bekannt ist, blieb es der Phantasie des Kuenstlers ueberlassen, wie er sich
+ihn vorstellen wollte.
+
+ IX.
+
+Wer den Weg von Mentone nach Nizza auf der vielgeruehmten Route de la
+Corniche zuruecklegen will, sollte dies nur bei voellig klarem Wetter thun.
+Denn unter den grossen Eindruecken dieser Bergstrasse darf die Aussicht
+landeinwaerts in die schneebedeckten Seealpen nicht fehlen. Im Fruehjahr
+sind die Berge meist von Wolken bedeckt und so dem spaehenden Auge
+verborgen. Die Route de la Corniche ist an schoenen Fruehlingstagen von
+unvergleichlicher Wirkung. Sie faengt an bei Roccabruna zu steigen und
+folgt dann in unzaehligen Windungen dem Abhang. Das eine Mal wendet sie
+sich landeinwaerts, als wolle sie den Berg durchbohren, das andere Mal
+schlaegt sie die Richtung nach dem Meere ein, als stuerze sie sich in die
+Fluthen. Fort und fort wechseln die Bilder. Abwaerts taucht der Blick in
+die gruenen Thaeler und trifft immer neue Einschnitte der Kueste; aufwaerts
+wird er begrenzt durch die maechtigen Kuppen der Berge. Wo diese
+auseinandertreten, da tauchen, wie mit einem Zauberschlag, die
+schneebedeckten Haeupter der Seealpen in der Ferne auf. - Den hoechsten
+Punkt hat die Corniche bei La Tourbie, der alten _Trophea_ oder _Turris in
+via_, etwa 500 Meter ueber dem Meere erreicht. Die Corniche folgt der alten
+roemischen Strasse; Napoleon I. war es, der sie im Jahre 1805, so wie sie
+heute ist, ausbauen liess. Jetzt ist die Tourbie sogar durch eine
+Zahnradbahn mit Monte Carlo verbunden. Einst lief hier die Grenze, welche
+Gallien von Italien schied. Der weit sichtbare, aus maechtigen Truemmern
+aufsteigende Thurm, der als Thurm des Augustus bekannt ist, trotzt noch
+immer der Zeit. Mit seinen zackigen Zinnen, erst im vierzehnten
+Jahrhundert erbaut, ging er aus den Quadern des gewaltigen Denkmals
+hervor, das hier der Senat und das roemische Volk dem Octavian errichten
+liessen, als die Schlacht bei Actium ihn zum Herrn der Welt machte. Plinius
+hat uns die Inschrift bewahrt, welche das Denkmal auf seinen vier Seiten
+trug. Ausser der Widmung an den _Caesar Imperator_ standen da die Namen von
+vierundvierzig Alpenvoelkern verzeichnet, welche unter roemisches Joch
+gebeugt worden waren. Ein Standbild des Kaisers kroente das Denkmal, das,
+alter Schilderung nach zu urtheilen, grossartig gewesen sein musste.
+Trotzdem schonten es die spaeteren Zeiten nicht. Die Longobarden begannen
+seine Zerstoerung. Die Saracenen gestalteten es zur Festung. Dann schoepften
+Jahrhunderte lang die Bewohner von La Tourbie aus den Truemmern, wie aus
+einem Steinbruch, die Steine zum Bau ihrer Kirche und ihrer Haeuser. Im
+zwoelften Jahrhundert holten die Genueser hier Marmor zum Schmucke ihrer
+Bauten, und was dann noch verblieb, wurde am Hochaltar in der alten
+Kathedrale von Nizza verwandt. - Von La Tourbie aus sieht Monte Carlo mit
+all seinem Glanz und Elend nur wie ein unschuldiges Kinderspielzeug aus.
+An den Ernst des Lebens wird man aber auch in dieser Hoehe durch alle die
+Festungswerke gemahnt, welche Frankreich auf den Berggipfeln errichtet
+hat. Selbst der hoechste Berg ueber Monte Carlo, der 1150 Meter hohe
+Mont-Agel, dessen Gipfel weithin das ganze Land beherrscht, hat jetzt
+einen Kranz von Redouten erhalten.
+
+Als Glanzpunkt der Corniche erscheint mir die Stelle, an welcher Eza auf
+schroffem Fels, mitten in der Landschaft, emportaucht. Welche gewaltige
+Kraft war noethig, um in so schwindelnder Hoehe, so unvermittelt zwischen
+Himmel und Erde, aus maechtigen Quadern Burgen zu erbauen! Von Abgruenden
+umgeben, vor jeder Ueberraschung sicher, haben nach einander nizzardische
+und piemontesische Geschlechter in dieser Burg geherrscht. Armselige
+Haeuser suchten Schutz an den befestigten Mauern, und auch heut noch stehen
+sie da und draengen sich um die zerfallenen Ruinen. Die alte Pracht
+verschwand von dieser Staette: das Elend ist geblieben. Von aussen aber
+vergoldet es die strahlende Sonne des Suedens und hebt den stolzen Felsen
+majestaetisch ab gegen den blauen Hintergrund des Meeres.
+
+Nizza wird immer groesser, verliert den urspruenglichen, italienischen
+Charakter, nimmt ganz denjenigen einer eleganten, cosmopolitischen Stadt
+an und amuesirt sich ohne Unterbrechung. Endlos folgen im Winter Redouten,
+Blumenschlachten, Regatten, Pferderennen auf einander. Wie eigen dieser
+Trieb zum Vergnuegen, der sich hier auch der einheimischen Bevoelkerung
+bemaechtigt hat! Denn kaum hat ein Ort gleich schwere Schicksale im Laufe
+der Zeiten erlebt. Unzaehlige Male wurde die Stadt gepluendert und verwuestet
+durch Gothen, Longobarden, Saracenen und Provencalen. Frankreich eroberte
+sie wiederholt, um sie zu verlieren und wieder zu gewinnen. Sie wurde von
+der Pest heimgesucht, durch starke Kaelte ihrer Oliven- und Orangenbaeume
+mehrfach beraubt, von afrikanischen Heuschrecken haeufig ueberfallen. Daher
+vielleicht der Leichtsinn, der sich seiner Bevoelkerung bemaechtigt hat und
+der den Grund dazu legte, dass Nizza zu einer Metropole der schalen
+Vergnuegungen aufwuchs. Mein Ziel war Nizza nicht, vielmehr das Cap
+d'Antibes, ein Ort, den ich schon vor vielen Jahren liebgewonnen hatte.
+Ein Aufsatz von George Sand, in der "_Revue des deux mondes_" vom Jahre
+1868, machte mich mit den Schoenheiten dieses Vorgebirges zuerst bekannt.
+George Sand besuchte auf demselben den schoenen Garten des hervorragenden
+franzoesischen Botanikers Thuret und war von der Aussicht ganz hingerissen,
+die man von dort genoss. Dass das Cap trotzdem so unbeachtet blieb, haengt
+mit seiner exponirten Lage zusammen, die es zum Aufenthaltsorte fuer
+Lungenleidende wenig geeignet macht. Das Cap ist in das Meer weit
+vorgeschoben und daher den Winden ausgesetzt; auch sieht man von demselben
+die Schneealpen, und ist demgemaess auch nicht gegen den kalten Luftstrom
+geschuetzt, der von denselben kommt. Auch fehlte es am Cap bis vor Kurzem
+an einem guten Unterkommen, das den Reisenden zum laengeren Bleiben haette
+einladen koennen. - Ich halte das Cap d'Antibes fuer einen der Glanzpunkte
+der Riviera. Wer dessen Herrlichkeit in ganzer Fuelle gleich geniessen will,
+der besteige den Huegelruecken, der die Seelaterne und das bescheidene
+Kirchlein _Notre-Dame de Bon-Port_ traegt. Der Anblick, den man dort bei
+klarem, sonnigem Wetter geniesst, ist geradezu ueberwaeltigend. Das Cap
+d'Antibes setzt sich so weit fort in das offene Meer, dass man von ihm aus,
+wie von einem Schiffe, das Land ueberblickt. Es trennt den Golf Jouan von
+der Baie des Anges und beherrscht so gleichzeitig die beiden Buchten. Im
+Westen wird das Bild von dem Esterel-Gebirge abgeschlossen, das in reicher
+Gliederung ganz unvermittelt aus dem Meere aufsteigt. Das Esterel erinnert
+in seinen Umrissen an das Siebengebirge, den Stolz unseres Rheinlandes,
+was sich aus dem vulkanischen Ursprung beider Gebirgszuege erklaert. Das vom
+Cap d'Antibes eine Stunde weit entfernte Cannes wird durch die Landenge
+der Croisette verdeckt, frei liegt hingegen vor ihm im Meere die
+Lerinische Insel St. Marguerite. Deutlich erkennt man auf ihr das Fort, in
+welchem einst der mysterioese "_homme au masque de fer_" und neuerdings
+Bazaine eingekerkert waren. Es folgt an der Kueste ein Ort auf den andern.
+Zunaechst das Staedtchen Golfe Jouan, in dessen wohlgeschuetztem Hafen das
+franzoesische Mittelmeer-Geschwader liegt. Zahlreiche Villen und Gaerten
+decken die gruenen Huegel, die sanft gegen das Meer abfallen. Nach Suedwesten
+hin streckt das Cap d'Antibes noch einen Seitenarm in die Fluthen, und
+dieser traegt ein kleines Fort und das Grand Hotel. Gegen Sueden verliert
+sich der Blick in dem weiten Meer; gegen Osten kann er der Kueste bis
+jenseits Bordighera folgen, wo diese endlich in dem Blau der Ferne
+schwindet. Im Halbkreis reihen sich an der Bai des Anges die Haeuser von
+Nizza aneinander und versuchen es auch, die angrenzenden Huegel zu
+erklimmen. Im Vordergrund zeichnet sich grell das alte Antipolis, noch im
+mittelalterlichen Gewande, von steilen Mauern und Laufgraeben umgeben und
+von dem malerischen Fort Carre beherrscht, das es zu Vaubans Zeiten
+erhielt. Nach Norden thuermen sich Berge auf Berge, um endlich in den
+schneebedeckten Alpen ihren verklaerten Abschluss zu finden. So zeigt dieses
+Bild all das Erhabenste wieder vereinigt, was die Natur uns zu bieten
+vermag. Und wie wirkungsvoll zugleich ist der Gegensatz zwischen der
+unbegrenzten Flaeche des Meeres und den bewegten Umrissen der
+himmelstuermenden Bergriesen; wie zart vermittelt die azurne Farbe des
+Wassers und das matte Gruen der Kueste, wie schroff abgesetzt das glaenzende
+Weiss der Schneefelder von dem dunkeln Blau des Himmels! Wie athmet man
+frei in dem weiten Raum, welchen der Blick hier umfasst; wie fuehlt man sich
+gelaeutert durch die hehren Bilder, die sich in der Seele spiegeln!
+
+Das kleine Kirchlein Notre-Dame de Bon-Port ist mit manchem _ex voto_
+geschmueckt. Ringe und Ketten von Schiffen, kleine aus Holz geschnitzte
+Kaehne, die an den Waenden haengen, deuten den Dank Jener an, denen es
+gelang, sich aus stuermischer See zu erretten. Am 8. Juli eines jeden
+Jahres ziehen die Schiffer von Antibes barfuss den Huegel hinauf und holen
+das Standbild der Mutter Gottes herab, um es in gleichem Aufzuge am
+naechsten Sonntag von Antibes wieder hinauf zu tragen.
+
+Ueber das Grand Hotel du Cap d'Antibes bildete sich ein ganz eigener
+Mythos. Es hiess, de Villemessant, der einst so bekannte Redacteur des
+"Figaro", haette den Bau veranlasst, um ein Heim fuer Schriftsteller und
+Kuenstler zu schaffen. Dieselben sollten dort vereint ihren Arbeiten
+obliegen und durch die herrliche Umgebung zu bedeutendem Schaffen angeregt
+werden. Dieser Mythos war aber nur eine "_Blague_", durch entsprechende
+Zeitungsartikel veranlasst und durch eine "Expedition" grossgezogen, die die
+Redaction des "Figaro" in diese Gegend unternahm. Auch scheint das
+treibende Motiv nur das gewesen zu sein, eine neue Station an der Riviera
+zu entdecken, von gleicher Rentabilitaet wie das rasch aufbluehende Cannes.
+Man wollte es Lord Brougham nachmachen, von welchem der Reisebericht des
+"Figaro" vom 25. April 1867 erzaehlt, dass er die Stadt Cannes entdeckt habe
+- entdeckt insofern, als er dort Grundstuecke zu 5 Sous den Meter vorfand,
+die sich bald zu 60 Francs verkauften. Der "Figaro" liess es aber bei den
+schoenen Plaenen bewenden, und die projectirte "Villa Soleil" kam nicht zu
+Stande; wohl aber liess ein Russe, der das Cap d'Antibes schon bewohnte,
+sich bestimmen, das grosse Hotel du Cap zu erbauen. Das Unternehmen
+missglueckte, ein Paechter folgte dem andern, bis endlich das Haus
+geschlossen wurde. Erst jetzt, wo die Zahl der Reiselustigen so bedeutend
+zugenommen hat, stellen sich guenstigere Bedingungen fuer das Unternehmen
+ein. Das Hotel kam in sorgsame und geschickte Haende und wird sich
+voraussichtlich weiter gut entwickeln. Seine Lage ist einzig schoen. Aus
+den Fenstern der Vorderseite hat man den vollen Blick auf den Golfe Jouan
+und das Esterel-Gebirge, waehrend die Fenster der Rueckseite nach den
+schneebedeckten Alpen schauen. Ein grosser Garten umgibt das Gebaeude und
+reicht bis zum Meer hinab. Er verliert sich in dem duftigen mediterranen
+Gestruepp, und wo dieses aufhoert, setzen nackte, zerrissene Felsen die
+schmale Landzunge fort. Unaufhoerlich waelzt das Meer seine Wogen gegen
+diese Felsen, und heftiger Sturm jagt den Schaum der Wellen ueber dieselben
+hinweg. In tausend Klippen sind die steilen Abhaenge des Caps zerrissen,
+bilden phantastische Stufen, Grotten, Buchten und Verstecke, und zu jeder
+Tagesstunde laesst sich an dem jaehen Absturz eine Stelle finden, an der man,
+vor der Sonne und meist auch vor dem Winde geschuetzt, mit einem Buche in
+der Hand, sich niederlassen kann. Gelesen wird freilich kaum, denn die
+blauen Wellen schlagen fort und fort gegen die Steine und stoeren durch ihr
+Plaetschern. Einmal beruehren sie den Fels nur sacht, so dass man sie kaum
+hoert, dann wieder schwellen sie an und plaudern so laut, als wollten sie
+vernommen werden. Zuweilen rollt die schwellende Fluth dicht heran, dann
+flieht sie wieder, und unwillkuerlich folgt das Auge ihr nach. So lassen
+sich Stunden auf Stunden vertraeumen an dem steinigen Strande von Antibes,
+und unbemerkt verfliegt ein Tag nach dem andern. Die Nerven ruhen aus und
+sammeln neue Spannkraft fuer die gesteigerten Anforderungen der Zeit. -
+Ebenso wonnig wie auf seeumspuelten Felsen lagert es sich zwischen den
+duftenden Straeuchern des Strandes mit dem blauen Zeltdach des Himmels ueber
+dem Haupte und einem begrenzten Stuecke azurnen Meeres zur Seite. Man hat
+eine Decke ueber Myrten oder Rosmarinstraeucher ausgebreitet und ruht nun
+wie auf einem Polster. Gewiss gehoert es mit zu den hohen Reizen dieses
+bevorzugten Ortes, dass man aus dem Garten unmittelbar in die volle, reine,
+unverfaelschte Natur gelangen kann. Denn die wohlriechenden Straeucher, die
+hier den Strand bedecken, sind nicht von Menschenhand gepflanzt. Sie
+bilden einen Vegetationstypus, der fuer das Mittelmeergebiet bezeichnend
+ist und den Namen _Maquis_ fuehrt. Immer mehr weichen diese Maquis der
+Cultur, namentlich an dieser stark bevoelkerten Kueste. Ueber groessere
+Flaechen ausgedehnt, findet man sie hier noch im Esterelgebirge. In voller
+Prachtentfaltung treten sie dem Reisenden erst auf Corsica entgegen.
+
+Der Charakter dieser Maquis wird durch immergruene Straeucher bestimmt.
+Selbst eine Anzahl baumartiger Gewaechse nimmt in den Maquis Strauchform
+an. Bei der grossen Mehrzahl dieser Straeucher ist die Laubentwickelung
+eingeschraenkt worden, ja zum Theil geschwunden. Das Alles befaehigt diese
+Pflanzen, langanhaltende Duerre auszuhalten. Im Fruehjahr, wenn die noethige
+Bodenfeuchtigkeit zur Verfuegung steht, kommen sie gleichzeitig zur Bluethe
+und zaubern dann, auf sonst duerrem Boden, ueppige Gaerten hervor. Es walten
+in den Maquis die aromatischen Gewaechsarten vor. Aus jedem Strauch, den
+man streift, befreit man ganze Stroeme von Wohlgeruechen. Dem Boden, den man
+tritt, entlockt man eine Fuelle fluechtiger Essenzen: Rosmarin, Thymian,
+Lavendel, Cistusrose, Myrte und Pistacie mischen ihre Duefte und erfuellen
+mit ihnen die Luft. Die Faerbung der Maquis ist eine braeunlich-gruene, und
+erst die Bluethen beleben den einfoermigen Ton. Sie treten auf in
+massenhafter Fuelle. Das zarte Blau der Rosmarinbluethe gesellt sich dann
+dem grellen Gelb der Ginster, die helle Farbe der Cistroeschen dem dunkeln
+Violett der Lavendel. Auf Corsica scheinen die Abhaenge ein einziger
+Bluethenstrauss um jene Zeit zu sein, und der Wanderer wird von dem Duft
+berauscht, der diesem Bluethenmeer entstroemt. Nicht ohne Grund behaupten
+die Schiffer, dass man Corsica im offenen Meere schon aus weiter Ferne
+*riechen* koenne, und nach jenem wuerzigen Duft seiner Heimathsinsel sehnte
+sich auch Napoleon zurueck auf St. Helena, vor seinem Ende.
+
+Was noch von den Maquis am Cap d'Antibes erhalten blieb, ist freilich
+wenig, und doch kann man selbst auf jener kleinen Landzunge vor dem Garten
+des Grand Hotel fast alle die Arten zusammenlesen, welche den Typus der
+Maquis bestimmen. Unter den strauchartigen Formen faellt zunaechst der
+Rosmarin durch seinen Duft, seine blauen Lippenbluethen und seine steif
+linealen, unterseits weiss-filzigen Blaetter auf. Man begegnet ihm dort
+ueberall. Das wohlriechende Oel verfluechtigt sich, wenn man seine Blaetter
+zerreibt. Diese Pflanze zieht man auch bei uns in den Gaerten, besonders
+fuer die Bienen, deren Honig sie ein feines Aroma verleiht. Ihre
+Verbreitung noerdlich von den Alpen wurde durch das Capitulare Karl's des
+Grossen 812 gefoerdert, welcher die Anpflanzung des "_ros marinus_" in den
+kaiserlichen Gaerten befahl. Im Alterthum hat man den Rosmarin viel zum
+Winden von Kraenzen benutzt und schmueckte mit diesen die Bildsaeulen der
+Laren. Im Mittelalter bemaechtigte sich die Symbolik dieses immergruenen,
+duftigen Gewaechses, und es wurde zum Sinnbild der Liebe, der Treue und des
+Todes. Als Sinnbild der Treue gilt es auch bei Shakespeare, der die
+wahnsinnig gewordene Ophelia sagen laesst: "Da ist Vergissmeinnicht, das ist
+zum Andenken: ich bitte Euch, lieber Herr, gedenket meiner - und da ist
+Rosmarin, das ist fuer die Treue."
+
+Neben dem Rosmarin steht am Strande von Antibes ueberall der Thymian. Er
+haelt sich am Boden, ueber und ueber bedeckt mit kleinen rosafarbigen
+Bluethen. Etwas hoeher steigt an reich verzweigten Staemmchen ein anderer
+Lippenbluethler auf, die _Lavandula Stoechas_, und streckt ihre violetten
+Bluethenaehren zwischen den schmalen, weichfilzigen Blaettern empor. -
+Zahlreich draengen sich aneinander die Ciststraeucher. Sie erreichen hier
+kaum ueber einen halben Meter Hoehe und tragen an reich verzweigten Aesten
+ihre braeunlich-gruenen, klebrigen Blaetter. Die Art mit kleineren weissen
+Bluethen ist _Cistus monspeliensis_; die andere mit weit groesseren
+rosenrothen Bluethen, _Cistus albidus_. Die weissen wie die rosenrothen
+Cistroeschen sind aeusserst zart, in der Knospe zusammengeknittert, mit
+zahlreichen gelben Staubfaeden in der Mitte verziert. Sie welken aeusserst
+rasch, wenn man sie pflueckt, doch entfalten sich an Zweigen, die man in
+Wasser stellt, alsobald neue Bluethen. Die Ciststraeucher tragen nicht wenig
+dazu bei, den Maquis von Antibes einen charakteristischen Geruch zu
+verleihen. Das Gummiharz, welches einige suedeuropaeische Cistus-Arten
+ausschwitzen, war unter dem Namen Ladanum oder Labdanum frueher ein
+beruehmtes, von griechischen Aerzten viel benutztes Heilmittel. Heute wird
+es nur noch zum Raeuchern verwendet. - Wer aufmerksam den Boden zwischen
+den Cistroeschen durchsucht, kann ein eigenthuemliches Gewaechs dort finden,
+einen Parasiten, der aus den Wurzeln der Cistroeschen seine Nahrung zieht.
+Er faellt durch seine brennend gelb-rothe Faerbung auf und heisst _Cytinus
+hypocistis_. Gruene Blaetter fehlen ihm; er hat sie eingebuesst, da er sich
+nicht mehr selbstaendig zu ernaehren braucht. Die Rafflesiaceen, zu denen
+dieser Cytinus gehoert, sind im Uebrigen Tropenbewohner. Sie leben
+parasitisch und entwickeln dabei zum Theil riesig grosse Bluethen. Die
+groesste Bluethe der Welt wird von einer solchen Rafflesiacee, der _Rafflesia
+Arnoldi_, erzeugt, welche auf Sumatra den Wurzeln gewisser Cistus-Arten
+aufsitzt. Diese Bluethen koennen einen Meter im Durchmesser erreichen. - Den
+Cistroeschen nahe verwandt sind die Sonnenroeschen, Helianthemum-Arten, die
+auch unserer Flora nicht fehlen und in den Maquis hier und dort mit ihren
+zarten schwefelgelben Bluethen am Boden hervorschauen. - Wesentlich hoeher
+als selbst die Cistroeschen wird ein stark bewaffneter Strauch mit gelben
+Schmetterlingsbluethen, die _Calycotome spinosa_. Diese verdient es wohl,
+eine nahe Verwandte der _Genista acantoclada_, jener Tartarusgeissel zu
+sein, deren wir frueher erwaehnten. Sie ist mit dornartigen, scharfen
+Seitenaesten so dicht besetzt, dass man sie sorgfaeltig in den Maquis meiden
+muss. Weniger unzugaenglich ist die nah verwandte Besenpfrieme (_Spartium
+junceum_), ein fast blattloser Strauch mit rutenfoermigen gruenen Aesten und
+grossen gelben Bluethen. Aus diesen Binsenpfriemen werden Koerbe, Netze, ja
+selbst Schuhe geflochten, der Bast wird zum Binden benutzt, auch eine Art
+Leinwand aus ihm dargestellt.
+
+Sehr haeufig in den Maquis ist die Mastix-Pistazie (_Pistacia Lentiscus_).
+Hier tritt sie nur als Strauch auf, waehrend sie unter anderen Bedingungen
+auch zum Baume emporwachsen kann. Einen solchen schoenen Lentiskenbaum, mit
+dichter, schirmfoermiger Krone, kann man unweit vom Hotel, im Garten einer
+Villa von der Strasse aus bewundern, die nach Golfe Jouan fuehrt. Die
+dunkelgruenen, paarig gefiederten, lederartig zaehen, oberseits glaenzenden
+Blaetter sind fuer _Pistacia Lentiscus_ charakteristisch; es zeichnet sie
+ausserdem ein besonderer harziger Geruch aus. Die an sich sehr kleinen
+Bluethen fallen schon aus der Ferne auf, weil sie in dunkelrothen Trauben
+bei einander stehen. Dieses Gewaechs liefert den altberuehmten Mastix, doch
+kann derselbe nicht aus dem Strauchwerk der Maquis, sondern nur aus
+sorgsam cultivirten Mastixbaeumen gewonnen werden. Diese gedeihen am Besten
+auf der Insel Chios und haben dieser Insel sogar den Namen der
+Mastix-Insel verschafft. Das Harz, welches aus kuenstlich ausgefuehrten
+Einschnitten, doch auch von selbst aus den Zweigen hervortritt, findet
+seine hauptsaechliche Verwendung im Orient, wo es gekaut wird, aehnlich wie
+die Blaetter des Betelpfeffers in Indien. Es heisst, dass Mastix das
+Zahnfleisch festige und den Athem parfuemiere. Vornehme tuerkische Frauen
+bringen den ganzen Tag mit Mastixkauen zu. Bei uns wird wohl auch
+Zahnpulver aus dem Mastix bereitet, vornehmlich aber dient er zum Raeuchern
+und zur Firnissbereitung.
+
+Fremdartig muthet den Nordlaender das Wolfsmilchbaeumchen, _Euphorbia
+dendroides_, an, da wir doch unsere Wolfsmilcharten nur zu sehr
+bescheidener Hoehe emporwachsen sehen. Diese Euphorbia-Baeumchen koennen an
+der Riviera zwei Meter Hoehe erreichen und Staemme bilden, die man mit
+beiden Haenden kaum zu umfassen vermag. Die Pflanze gabelt sich fort und
+fort waehrend ihres Wachsthums und bildet eine gewoelbte Scheindolde, die
+durch ihre gelbe Faerbung von Weitem schon in die Augen faellt. Sie ist eine
+der eigenartigsten Pflanzenformen der Riviera. Man findet sie in den
+Maquis und auch sonst durch das Land zerstreut. Schon Dioskorides und
+Plinius war sie aufgefallen. Zur Zeit der Sommerduerre wirft sie ihre
+Blaetter ab und steht kahl da, wie unsere Gewaechse im Winter. Das Volk an
+der Riviera streut diese Wolfsmilchart ins Wasser, um die Fische zu
+betaeuben, und ueber einen aehnlichen Brauch wird auch aus Griechenland
+berichtet. - Bedeutend steht diesem Wolfsmilchbaeumchen an Groesse eine
+andere Wolfsmilchart nach, die in den Maquis sich als niedriger Busch am
+Boden haelt, die _Euphorbia spinosa_. Sie ist gelb gefaerbt, wie die grosse
+Art und fuehrt den Namen nach den abgestorbenen Zweigen, die in harte
+Spitzen auslaufen. - An ihren fleischigen, kleinen, dicht gedraengten
+Blaettern, ihren weissbehaarten, ueberhaengenden Zweigen, den kleinen, gelben,
+unscheinbaren Bluethen ist eine sonst seltene Thymelaeacee, die _Passerina
+hirsuta_, kenntlich. Auch die baumartige Heide, _Erica arborea_, fehlt
+nicht in den Maquis am Cap. Sie schmueckt im Fruehjahr ihre Zweige so dicht
+mit den kleinen glockenfoermigen Bluethen, dass sie aus der Ferne ganz weiss
+erscheint. Der Erdbeerbaum (_Arbutus Unedo_) ist hier auch, doch nicht
+zahlreich, vertreten; seine erdbeerartigen Fruechte werden auf den Maerkten
+der Riviera feil geboten. Im Aussehen gleicht er der Heide kaum, entstammt
+aber doch derselben Familie. Die Uebereinstimmung liegt nicht im Laub, wohl
+aber in den glockenfoermigen Bluethen, die im Uebrigen groesser sind und in
+roethlich weissen Rispen abwaerts haengen. Die immergruenen Blaetter sind
+eifoermig, am Rande stark gezaehnt; sie sehen wie Lorbeerblaetter aus. Die
+Fruechte reifen sehr langsam; man findet sie oft, mit neuen Bluethen
+zusammen, noch am Baume. Sie schmecken suesssaeuerlich, doch fade, daher auch
+Plinius ihren Namen "_Unedo_" von "_unum tantum edo_" (nur eine esse ich)
+ableitete. Dem roemischen Volke dienten Arbutuszweige als Zaubermittel. Mit
+ihnen wurden dreimal die Pfosten und Schwellen der Thueren beruehrt, um
+vampyraehnlichen Geschoepfen den Eingang zu wehren, die des Nachts den
+Kindern in der Wiege das Herzblut aussaugen sollten. Ein Zweig des
+glueckverheissenden Weissdorns im Fenster des Schlafgemachs hielt auch die
+Unholde ab.
+
+Ueberall draengt sich in die Maquis die immergruene Steineiche, _Quercus
+Ilex_, ein. Sie bleibt dort strauchartig. Ihre eifoermigen, vorn
+zugespitzten Blaetter sind an der Unterseite grau und an diesem Merkmal von
+den benachbarten Straeuchern zu unterscheiden. Die scharfe Zaehnelung des
+Blattrandes kann auch fehlen. Ausserhalb der Maquis ist die immergruene
+Steineiche ein maechtiger Baum. Aus ihrem Laube wurde im alten Rom die
+Buergerkrone geflochten, von der Plinius sagt, sie ueberstrahle alle anderen
+Kraenze, selbst die kostbarsten, an Wuerde. An einzelnen Straeuchern der
+Maquis klettert eine zarte Spargelart (_Asparagus acutifolius_). Der
+holzige, biegsame Stengel, der an abstehenden blattlosen Seitenaestchen
+kleine nadelfoermige Zweige traegt, welche die Stelle der Blaetter vertreten,
+wird viel zu Guirlanden benutzt, und oefters findet man an der Riviera
+Spiegel und Kronleuchter der Wohnraeume von solchem Spargelkraut umwunden.
+Die jungen Triebe dieser Asparagus-Art geniesst man wie unseren Spargel. In
+Sicilien werden in aehnlicher Weise als "Spargel" die jungen,
+wohlschmeckenden, schon im Alterthum geschaetzten Triebe des stechenden
+Maeusedorns (_Ruscus aculeatus_) verzehrt.
+
+Zu den Charakterpflanzen der Maquis gehoert ferner der Phillyreastrauch
+(_Phillyrea angustiflora_), daher ich ihn nicht uebergehen darf. Er
+erreicht ein bis zwei Meter Hoehe und ist durch seine auswaerts gerichteten,
+lineal-lanzettlichen, lederartigen Blaetter und die kleinen, weisslichen, in
+sehr kurzen Trauben zusammengedraengten Bluethen ausgezeichnet. Dieser
+Strauch gehoert zu derselben Familie wie der Oelbaum, dem er auch ein wenig
+aehnelt. - Botanisch sehr interessant als Vertreter der Cneoraceen, ist ein
+Strauch mit glaenzenden gruenen, lanzettfoermigen Blaettern und kleinen,
+gelben Bluethen, die zu zwei bis drei an den Enden der Zweige stehen:
+_Cneorum tricoccum_. Seiner eleganten Tracht wegen wird er auch in den
+Gaerten der Riviera vielfach cultivirt; man sieht ihn sogar in den so
+raffinirt gehaltenen Casinogaerten von Monte Carlo einen, wenn auch
+bescheidenen, Platz einnehmen.
+
+Die mit grossen, rothfarbigen Scheinbeeren beladene Wachholderart der
+Maquis ist _Juniperus oxycedrus_. Ihre Scheinbeeren werden im Orient und
+in Griechenland ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+Das Holz widersteht sehr gut der Luft und den Wuermern und diente im
+Alterthum vielfach zur Darstellung von Goetterbildern. - An offenen Stellen
+strebt vom Boden empor _Globularia Alypum_ und traegt an den Enden der
+Zweige schoene blaue Bluethenkoepfchen. - Wird der Boden so unfruchtbar, dass
+er andere Gewaechse nicht zu ernaehren vermag, so deckt ihn in dichtem Rasen
+die _Caldonia alciornis_, eine graue Flechte, die auch sonst ueber Europa,
+ueber Nordafrika, Nordamerika und einen Theil von Asien verbreitet ist.
+
+Ueberall in den Maquis von Antibes begegnen wir der Myrte und der
+Strauchform des Oelbaums. Der Oelbaum passte sich wie die Steineiche den
+Maquis an und wurde zum Strauch. Er veraenderte sich so stark, dass ihn
+schon die Alten in dieser Form als Oleaster unterschieden. Der Oleaster
+wie die Myrte wagen sich ganz besonders weit an dem Strande vor. Sie
+trotzen dem heftigsten Seewind und werden von ihm so abgerundet, als haette
+sie Menschenhand geformt. Ein Theil ihrer Zweige ist an der Seeseite kahl,
+zuweilen wirklich abgestorben. Die Zweige des Oelbaums, ein Sinnbild des
+Friedens, nehmen am Oleaster, in so exponirter Lage, dornartige Gestalten
+an. Sie spitzen sich zu, ragen so als scharfe Waffen an der Seeseite vor
+und machen den Strand dort unzugaenglich. An der Landseite bewahrt die
+Pflanze gleichzeitig ihren friedlichen Charakter. Dieser unmittelbare
+Einfluss der Medien kommt auch in der Ausbildung der Blaetter zum Ausdruck,
+die an der Seeseite sehr klein bleiben, an der Landseite weit bedeutendere
+Groesse erreichen. - Bis zuletzt begleitet die Straeucher der Maquis am
+Strande die "italienische Stechwinde" (_Smilax aspera_) und findet Schutz
+zwischen ihren Zweigen. Blaetter und Stengel dieser Schlingpflanze sind mit
+Stacheln besetzt, die ihr das Klettern erleichtern. Im Fruehjahr ist die
+Stechwinde mit rothen Fruchttrauben geschmueckt. Nach Bluethen muss man im
+Herbst suchen. Diese duften sehr lieblich; daher wurde bluehende Stechwinde
+im Alterthum, mit Epheu in Kraenze gewunden, oft bei Bacchusfesten
+verwendet.
+
+Diese Aufzaehlung mag genuegen, um Denjenigen, der Freude hat an den
+Erscheinungen der Pflanzenwelt, in das Leben der Maquis einzufuehren. Er
+wird bald die einzelnen Pflanzenformen unterscheiden lernen, sie beim
+Wiedersehen als alte Bekannte begruessen und innerhalb dieser duftigen
+Umgebung sich um so heimischer fuehlen.
+
+Auf dem schmalen Vorsprung, der, den Stuermen preisgegeben, hier noch
+einige hundert Meter weit das Cap fortsetzt, sieht man schliesslich alles
+Pflanzenleben schwinden. Immer haerter wird der Kampf, den die Gewaechse in
+so exponirter Lage zu bestehen haben, und sein Einfluss macht sich in ihrem
+Aussehen kenntlich. Da alle ueber die Bodenflaeche sich erhebenden Theile
+der Pflanze der Zerstoerung ausgesetzt sind, sucht diese aus jeder
+Vertiefung des Bodens Vortheil zu ziehen. Sie breitet sich flach an der
+Erde aus, erhaelt knorrige, kriechende Stengel, eine ganz abenteuerliche
+Gestalt. Auffallend aehnlich wird das Aussehen solcher Gewaechse demjenigen
+der Alpenpflanzen. Wir koennten, dem Vegetationsbilde nach, uns einige
+tausend Meter hoch ueber dem Meeresspiegel denken, reichten die blauen
+Wellen nicht fast bis an unsere Fuesse. Die verkrueppelten Gewaechse der
+Maquis weichen allmaelig den Strandpflanzen. Auch diese finden alsbald nur
+noch Schutz in Spalten oder hinter den Steinen. Dem nackten Felsen haftet
+aber noch an vielen Stellen, in Gestalt runder Flecke, eine gelbe Flechte,
+die _Lecidea_, an. Zuletzt dringt das Meer von allen Seiten zwischen die
+zerrissenen Felsen ein, und wir stehen ganz anderen Vertretern des
+Pflanzenreichs gegenueber, den form- und farbenreichen Seealgen, den
+Bewohnern des Meeres.
+
+In vollem Contrast tritt uns dann bei der Rueckkehr die Fuelle suedlicher
+Pflanzenformen in dem Garten des Hotels entgegen. Vor dem Hause stehen
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) von ganz seltener Schoenheit.
+Sie bilden kugelige Straeucher von fast zwei Meter Hoehe und sind mit
+Tausenden strahliger Bluethenkoepfchen, wie mit weissen Sternen besetzt. Ueber
+die Mauern herab haengt mit ihren dicken, fleischigen Stengeln und Blaettern
+die suedafrikanische Mittagsblume (_Mesembryanthemum acinaciforme_), die
+ihre grossen rothen Bluethen nur bei Sonnenschein entfaltet. In
+unmittelbarer Naehe des Hauses ist der so ueberaus grosse Garten wohl
+gepflegt, weiterhin aber sich selbst ueberlassen. Da entwickelt sich denn
+ein merkwuerdiger Kampf um Raum, um Licht und Nahrung zwischen den
+Gewaechsen aller Zonen, welche der Zufall hier zusammenfuehrte. Die
+australischen Casuarineen werden von dem amerikanischen Pfefferbaum
+bedraengt, das japanische Pittosporum wehrt sich gegen die mediterrane
+Tamariske. Siegreich dringen aber gegen sie alle die beiden Kieferarten
+vor, denen wir ueberall an der Riviera begegnen, die zartnadelige
+Aleppokiefer (_Pinus halepensis_) und die derbnadelige Strandkiefer
+(_Pinus Pinaster_) und vermitteln den Uebergang zu den Maquis.
+
+Zwischen den Kiefern am Cap begegnet man, wie auch sonst an der Riviera,
+nur zu haeufig einer Processionsraupe, der Raupe des
+Pinien-Processionsspinners, _Cnethocampa Pityocampa_. Diese schwarzen,
+braun gestreiften Raupen ziehen im Gaensemarsch zu Hunderten ueber die Wege.
+Die eine beruehrt die andere, und sie bilden so zusammen eine lange Schnur,
+eine lebendige Kette, die sich als Ganzes vorwaerts bewegt. Unterbricht man
+die Kette, so bleibt der vordere Abschnitt derselben stehen, der hintere
+Abschnitt rueckt nach. Hin und her tastend sucht die erste Raupe dieses
+hinteren Abschnittes wieder nach dem Anschluss. Gelang es ihr, die hintere
+Raupe des vorderen Abschnittes zu erreichen, so setzt sich die ganze Kette
+wieder in Bewegung. Diese Raupen richten grossen Schaden an Kiefern und
+auch Pinien an, sie berauben sie oft vollstaendig ihrer Nadeln. Des Tags
+halten sie sich in jenen grossen grauen Gespinnsbeuteln auf, die an Kiefern
+und Pinien so in die Augen fallen, und in der Sonne seidig glaenzen. Des
+Nachts verlassen sie das Nest, um auf Futter auszugehen. Jene Raupen,
+denen man am Boden begegnet, suchen nach einer passenden Stelle, um sich
+in der Erde zu verpuppen. Man darf weder die Raupen noch ihre Nester
+beruehren, da die in die Haut eindringenden Haare derselben gefaehrliche
+Entzuendungen veranlassen. Daher auch Leute, welche die Nester von den
+Baeumen entfernen, um sie zu verbrennen, sich gegen den Wind stellen und
+auch sonst sehr vorsichtig zu Werke gehen. Als bestes Verfahren gilt,
+Petroleum in die Nester zu giessen, ohne sie zu entfernen. - Die haengenden
+Nester dieser Raupen und ihre langen Zuege sind so auffaellig, dass sie wohl
+jeder Reisende an der Riviera bemerkte. Nur wenige werden hingegen
+Gelegenheit haben, die Spinner kennen zu lernen, die sich aus den
+verpuppten Raupen entwickeln. Sie sind auch weder auffaellig noch schoen,
+grau, mit einigen dunkleren Flecken und Streifen. Sie fliegen im
+Hochsommer, legen ihre Eier an die Unterseite der Kiefernadeln und
+bedecken sie mit duennen silbergrauen Schuppen.
+
+ X.
+
+Ein Stueck unverfaelschte Maquis bietet uns auch das weite Grundstueck,
+oestlich neben dem Hotel. An Sonntagen steht das Thor den ganzen Tag offen,
+um den Zugang zu der englischen Kapelle zu ermoeglichen, die sich innerhalb
+dieses Grundstuecks befindet. Auch sonst gestattet die Besitzerin gern den
+Besuch. Der schoene Garten, der das Wohnhaus umgibt, ist nur wenig
+ausgedehnt, der meiste Boden noch in seinem frueheren Zustand. So gelangt
+man nach Eintritt in die Besitzung durch immergruene Straeucher, ueppige
+Erica-Buesche und maechtige Euphorbien, bis zum Meeresstrande. Dieser ist
+hier besonders schoen gestaltet und hat schon manchem Maler als Vorwurf
+gedient: Steil aufsteigende und zerrissene Felsen, vom Meere umspuelt,
+vielfach an die Faraglioni von Capri erinnernd. Der Besitzer James Close
+liebte dieses Stueck Erde so sehr, dass er sich hier begraben liess. Der
+Ausblick zwischen den Felsen nach dem Esterel und ins weite Meer ist
+grossartig und entzueckend. Auch lauscht man gern dem Rauschen des Wassers,
+das sich in den tiefen Felsenspalten hebt und senkt und forscht dem bunten
+Leben nach, das hier im Schatten der Steine aus den Tiefen des Meeres zum
+Lichte emporsteigt.
+
+ XI.
+
+Wer am Cap d'Antibes einen Seesturm erlebte, wird den Eindruck nie
+vergessen. Fuer das schlechte Wetter, welches er zuvor erleiden musste, wird
+er bald durch den Anblick des entfesselten Elements entschaedigt. Ein
+starker Wind blaest zunaechst vom Meere aus; das ist Scirocco. Die Luft wird
+unendlich klar, und alle Gegenstaende ruecken in die Naehe. Die Umrisse der
+Berge sind wie mit Bleistift am Himmel gezogen. Sucht man sich vor dem
+Wind zu decken, so empfindet man beklemmende Schwuele. Dann beginnt der
+Horizont sich in rothgrauen Dunst zu huellen. Die Macht des Windes laesst
+nach, und es truebt sich der ganze Himmel. Bald hoert man grosse Regentropfen
+gegen die Scheiben schlagen. Das haelt wohl einige Tage an. Die Temperatur
+ist stark gesunken, die Luft bleibt trotzdem drueckend. In den Zimmern
+sehnt man sich nach dem warmen Ofen seiner Haeuslichkeit zurueck. Doch schon
+am naechsten Morgen wacht man auf, geblendet von dem leuchtenden Blau des
+Himmels. Man eilt hinaus und athmet mit voller Brust die erquickende Luft
+ein. Noch glaenzen alle Pflanzen von dem frischen Regen, und wie Diamanten
+fliessen funkelnde Tropfen von den Blaettern ab. Die Brandung aber stuermt
+mit Gewalt gegen die Felsen der Kueste, als wenn sie dieselben
+zerschmettern wollte. Weithin vernimmt man das donnerartige Getoese des
+Angriffs. Die Spitze des Caps ist nicht zu erreichen, denn die Wellen
+fegen darueber hinweg. Fern am Horizont steigt die Welle auf wie eine
+geschlossene Mauer; auf ihrem Wege schwellend und wachsend, waelzt sie sich
+gegen das Land, um zerschmettert und von weissem Schaum ganz bedeckt wieder
+zurueckzurollen. Sie trifft auf eine andere Welle, die ebenso drohend
+nahte, und beide sieht man verschwinden. Da wird es ploetzlich still. Ein
+Wellenberg ist auf ein Wellenthal gestossen, beide glichen sich aus. Doch
+wenn Wellenberge zusammentreffen, dann schwillt die stuermende Woge so
+maechtig an, dass sie aechzend sich ueberschlaegt und mit gewoelbtem Ruecken auf
+die Felsen wirft. Ungeheuere Wassermengen werden dann in die Luft
+geschleudert, und See und Himmel scheinen in demselben Chaos zu
+verschmelzen. Mit dumpfem Knall, wie von schwerem Geschuetz, fangen sich
+die Wellen in den Grotten, die sie selbst in den Stein sich gruben; wie
+ein Jammern und Stoehnen klingt es durch das Cap von den vielen
+Wasserfaeden, die sich in den Gaengen zwischen den Felsen verirrten und, in
+hastigem Lauf ueber die Steine stuerzend, ihren Weg nach dem Meere suchen.
+Von dem anstuermenden Element allseitig umgeben, glaubt man sich fast ins
+offene Meer versetzt und ist ganz von dem Schauder des Sturmes ergriffen.
+Wie wohlthuend wirkt da zugleich der feste Boden unter den Fuessen!
+
+Tage vergehen, bevor die Erregung des Meeres sich legt und die weite
+Wasserflaeche wieder Ruhe und Frieden athmet. Und taeglich ist es ein
+anderes, wenn auch immer das gleiche, und taeglich fesselt es uns von Neuem
+und entzueckt unser Auge, dieses goettliche Meer.
+
+ XII.
+
+Wer am Cap d'Antibes im Bergsteigen sich ueben moechte, bleibt auf den nur
+hundert Meter hohen Bergruecken angewiesen, der die Seelaterne und die
+_Notre-Dame de Bon-Port_ traegt. Doch sind die Spaziergaenge laengs der
+Buchten, an den Abhaengen der Huegel und zwischen den Gaerten so
+mannigfaltig, dass man sie taeglich aendern kann. Stets wird man durch eine
+neue Aussicht auf die Kueste, das Gebirge, die Schneegipfel der Alpen,
+durch malerische Felsgruppen am Strande oder durch besonders schoene
+Vegetationsbilder ueberrascht. Selbst die sonst so eintoenige Wanderung auf
+einer Landstrasse wird hier zum Genuss. So wenigstens auf der Landstrasse,
+die das Cap durchschneidet. Denn diese fuehrt an endlosen Pflanzungen von
+Anemonen, Ranunkeln, Goldlack, Levkojen, Tazzetten und Reseda vorbei.
+Besonders fesselt das Auge die Pracht der Ranunkeln und Anemonen, die man
+schoener und farbenreicher nirgends sehen kann, waehrend der Geruchssinn
+zugleich umfangen wird von dem Dufte, der dem uebrigen Bluethenmeer
+entstroemt. Zu jenen Bluethen im Felde gesellen sich hier in grosser Zahl
+auch die Bluethen der Luefte, die Schmetterlinge. Rothgefleckte Aurorafalter
+fliegen rasch vorueber; langsam wiegt sich hin und her der schwarz
+gestreifte, gelbe Segelfalter; am meisten faellt aber durch ihre Schoenheit
+die Cleopatra auf, ein suedeuropaeischer, schwefelgelber Citronenfalter mit
+orangeroth abgetoenten Vorderfluegeln.
+
+Das Cap von Antibes versorgt jetzt mit seinen Blumen die naechsten Maerkte
+der Riviera und versendet sie auch in grossen Mengen taeglich nach dem
+Norden. Wie gross der Verbrauch an Blumen an der Riviera selbst geworden
+ist, wird Jeder beurtheilen koennen, der die Blumenmaerkte der Staedte dort
+besuchte und einigen Blumenfesten beigewohnt hat. Die Blumenausfuhr nach
+dem Norden hat andererseits riesige Ausdehnung angenommen. Thatsaechlich
+reicht diese Art Blumencultur an der Riviera nicht ueber 1850 zurueck,
+frueher wurden die Bluethen nur zum Zwecke der Parfuemerie gezogen. In der
+naechsten Naehe von Toulon beginnen die Pflanzungen und reichen bis nach
+Genua; die franzoesische Seite der Riviera ist in einen einzigen
+Blumengarten schon verwandelt. In Ollioules bei Toulon werden Unmengen
+roemischer Hyacinthen gezogen und wandern abgeschnitten nach den nordischen
+Staedten, bevor die hollaendische Hyacinthe dort erscheint. In Ollioules
+gibt es auch Narcissen, Jonquillen, Tazzetten, weisse und rothe Nelken. In
+der Gegend von Cannes und Grasse herrschen die Anemonen und Ranunkeln vor.
+Sie zeigen ungeahnte Groesse und seltene Farbenpracht. Nicht minder staunt
+man ueber den Umfang, den Nelken, wie der _Dianthus Caryophyllus flore
+pleno, var. Marguerite_, hier erreichen koennen: manche Bluethe sieht aus,
+als wenn sie ein kleiner Blumenstrauss waere. Zu diesen Pflanzen gesellen
+sich die Theerosen. Unter ihnen herrscht die sattgelbe _Safrano_ vor, die
+auch rauhe Witterung gut vertraegt und selbst im December ihre
+Bluethenknospen treibt. Gleich genuegsam sind manche Monatsrosen, die weisse
+_Bengal-Ducher_ und die rothe _Bengal-Sanglant_, die demgemaess auch
+bevorzugt werden; doch an stark besonnten Mauern und unter Glasdaechern,
+die in Cannes und Antibes grosse Bodenflaechen decken, gedeihen die
+empfindlicheren Rosen, so auch _Marechal Niel_, _Marie van Houtte_,
+_Gloire de Dijon_, _Souvenir de la Malmaison_, _Paul Nabonnand_, _La
+France_ und wie sie sonst heissen, jene Rosen, die auch unsere Blumengaerten
+im Sommer zieren. Hunderttausende solcher Bluethen entfalten sich im
+Fruehjahr an einem und demselben Tage in Cannes und Antibes, oft ohne dass
+noch eine Moeglichkeit vorhanden waere, sie alle zu verwerthen. - In Cannes
+steht jetzt auch die _Acacia dealbata_ in schwungvoller Cultur und wandert
+nach dem Norden. Ihre runden Bluethenknaeuel, in Traubenform vereint, und
+die zart gefiederten Blaetter haben ihr im Handel den Namen Mimose
+verschafft. Der Baum waechst erstaunlich rasch, so dass er in fuenf bis sechs
+Jahren wohl zehn Meter Hoehe erreicht. Er ist dann schon im Januar mit
+gelben Bluethen ueber und ueber bedeckt. Nach Deutschland gelangt viel
+_Acacia retinoides_, die runde Bluethenknaeuel wie die andere Art besitzt,
+doch einfache lederartige lancettfoermige Blaetter traegt. Eigentlich sind
+jene Blattgebilde nicht ganze Blaetter, vielmehr hat der wissenschaftliche
+Vergleich gelehrt, dass die Blattflaeche bei diesen Acazien schwand und der
+Blattstiel sich spreitenartig erweiterte. Wir nennen solche Gebilde
+Phyllodien. Auch _Acacia longifolia_, die man viel in nordischen
+Blumenlaeden sieht, ist mit solchen Phyllodien versehen. Man erkennt sie
+leicht daran, dass ihre Bluethen nicht zu runden Knaeueln, sondern zu
+raupenfoermigen Kaetzchen vereinigt sind. Alle diese Acazien bluehen gelb,
+sie folgen in der Jahreszeit auf einander, zuletzt kommt _Acacia
+cultriformis_, die erst im Maerz an der Riviera im Bluethenschmuck prangt.
+Ihre Bluethenstaende sind wiederum rund, die Phyllodien aber kurz und breit,
+zugleich rautenfoermig. - Allen Blumensendungen nach dem Norden pflegt man
+die ueberall beliebte Reseda beizulegen. Veilchen vertragen schlecht eine
+weite Reise, werden aber an der Riviera selbst in Unmengen verbraucht,
+dort auch mit Syrup getraenkt und zu Dragee's verarbeitet. Dann versendet
+man auch blaue Kornblumen, Tuberosen, Goldlack und Levkojen, Gladiolen und
+weissbluehendes Allium, Ixien und die duftenden Freesien. An der Riviera
+selbst faellt dem Fremden in den Schaufenstern der Blumenlaeden eine grosse
+graue Iris auf, die ganz fein purpurn gesprenkelt ist, eine wahre
+Trauerblume, die _Iris Susiana_. Von den grossen weissen oder gelben
+Chrysanthemen (_Chrysanthemum frutescens_) werden die Bluethen auch viel
+verwandt, besonders die gelben, die als _Etoile d'Or_ bekannt sind. Sie
+wandern vornehmlich nach England. Die Expedition dieser Blume reicht bis
+in den Juni hinein, so lange, als in London die Saison dauert. Man hat
+berechnet, dass von allen diesen Blumen Cannes und Antibes zusammen in
+einem Winter fuer mehr als eine Million Francs nach dem Norden versenden;
+viel mehr noch wird an der Riviera selbst verkauft.
+
+Die ueberaus starke Concurrenz veranlasst strebsame Geister, nach immer
+neuen "Schoepfungen" fuer den Blumenmarkt zu sinnen. So erschienen ploetzlich
+in den Centralhallen von Paris als "Neuheit" *gruene* Nelken. Solche hatte
+man in der That bisher nicht gesehen, es sei denn auf den Bildern der
+Impressionnisten. Es ergab sich, dass auch diese gruenen Nelken nicht ganz
+unverfaelschte Naturproducte waren. Man erhaelt sie, indem man
+abgeschnittene weisse Nelken einen ganzen Tag lang, ja selbst laenger, in
+eine gruene Farbstoffloesung stellt. Soll der Versuch gut gelingen, so muss
+der Stengel innerhalb der Loesung frisch durchschnitten werden. Man kann in
+gleicher Weise die eine oder die andere Faerbung erlangen, nur gilt es,
+Farbstoffe zu waehlen, welche gut in der Pflanze aufsteigen. Am leichtesten
+gelingen Rothfaerbungen weisser Bluethen mit Eosin.
+
+Am Freitag Nachmittag beleben sich ploetzlich die Strassen am Cap. Da kommen
+von allen Seiten Equipagen und bringen Besucher nach Elen Rock, dessen
+Garten an jenem Tage geoeffnet ist. Dieser Garten nimmt einen Vorsprung ein
+oestlich vom Cap. Er liegt zum Theil auf schroffen Felsen, die senkrecht
+gegen das Meer abfallen. Stufen und Gaenge innerhalb dieser Felsen fuehren
+hinunter bis zur Meeresflaeche. Der Garten bietet herrliche Aussichtspunkte
+und ist auch reich an schoenen Pflanzen, doch macht er einen etwas
+gekuenstelten Eindruck innerhalb der so grossartigen Umgebung.
+
+Am Dienstag ist vom fruehen Morgen an der Thuret'sche Garten geoeffnet,
+derselbe, der einst George Sand so sehr entzueckte. Er dient jetzt der
+franzoesischen Regierung als Acclimatisationsgarten und enthaelt sehr viele
+werthvolle Pflanzen. Manche Arten, die wir in La Mortola schon bewundert
+haben, finden wir hier in noch groesseren Exemplaren wieder. Die beruehmte,
+von George Sand gefeierte Aussicht ist leider geschwunden, verdeckt von
+den heranwachsenden Baeumen.
+
+Von dem Thuret'schen Garten laesst sich gleich abwaerts, in westlicher
+Richtung, der Weg nach dem Golfe Jouan einschlagen, und so kann man in den
+Pinienwald gelangen, der sich laengs der Kueste dort hinzieht. Dieser
+Pinienwald war einst der Stolz des Caps, jetzt ist er nur noch in
+Ueberresten vorhanden. Eine Actiengesellschaft hat die ganze Landstrecke
+angekauft, eine breite Strasse, die Cannes mit dem Cap d'Antibes verbindet,
+durch den Pinienwald gelegt, diesen selbst parcellirt und mit Eisendraht
+umzogen. Doch steht manche maechtige Pinie noch da, und in ihrem Schatten
+gelingt es wohl, sich in die alte Herrlichkeit zurueckzutraeumen.
+
+ XIII.
+
+Die zweite Aprilhaelfte war inzwischen angebrochen, und die Pflicht rief
+mich wieder heim. Ein klarer, wundervoller Fruehlingstag ging zur Neige,
+und ich beschloss, vor Sonnenuntergang noch einmal den Leuchtthurm
+aufzusuchen. Die Sonne schickte sich an, hinter dem Esterelgebirge zu
+verschwinden und tauchte dessen dunkelblaue Gipfel in Gold und Purpur.
+Bald deuteten nur noch lange Lichtstreifen den Weg an, den sie genommen.
+Trotz seines hehren Glanzes konnte mich dieses Bild nur wehmuethig stimmen:
+es steigerte die Empfindung des Abschiedes. Ich wandte meine Blicke den
+Bergriesen zu, die mit phantastischem Umriss sich von dem oestlichen Himmel
+abhoben. Sie begannen im Abendroth zu gluehen. Es war ein Anblick, so
+erhaben, dass man sich in demselben ganz verlieren konnte, von jener
+weltumfassenden Sehnsucht ergriffen, die uns mit dem All verbindet. Jedes
+persoenliche Empfinden war gewichen vor dem maechtigen Gefuehl, sich Eins mit
+dieser goettlichen Natur zu fuehlen. - Immer weiter und weiter dehnten sich
+die Schatten aus ueber das Land: sie begannen emporzusteigen an den Huegeln,
+an den Bergen, sie drangen ein in die Tiefe der Thaeler und loeschten die
+gluehenden Lichter aus an den Huetten und Palaesten. Die ganze Natur schien
+sich in tiefen Schlaf zu versenken. Bald waren es nur noch einzelne Segel
+im weiten Meere und die schneebedeckten Gipfel der Alpen, die im rosigen
+Schimmer gluehten. Dann legte sich ein schwarzer Schatten auch ueber das
+Meer, und nur den Riesen da oben war es vergoennt, die Koenigin des Lichtes
+noch zu schauen. Wie von innerem Feuer entbrannt, schwebten sie jetzt in
+ueberirdischer Glorie.
+
+Dieses Bild wollte ich in meinem Innern festhalten als letzten Eindruck
+von der Riviera, und mit geschlossenen Augen trat ich den Rueckweg an. Als
+ich mich endlich umsah, hatten die Schatten der Nacht sich bereits ueber
+die Huegel gelagert und die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen
+verwischt. - Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Luefte. Vom
+Waechter entzuendet, strahlte er jetzt wie ein grosser Stern weit ueber Land
+und Meer, ein Ziel der Sehnsucht fuer Alle, die jenes herrliche Stueck Erde
+einmal gesehen.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRUeHJAHR 1894.
+
+
+ I.
+
+Der Fruehlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der Riviera verlebte,
+praegte sich meiner Erinnerung in besonders glaenzenden Farben ein.
+Wochenlang blieb der Himmel ohne Wolken, so dass einzelne Regentage, wenn
+sie kamen, fast willkommen erschienen. Da es an Schnee in den Bergen
+fehlte, wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flaechen der
+Alpen und Cevennen gebaeren. Das Meer blieb meist ruhig, und wenn die Nacht
+kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte sich so hell in der stillen
+See, als waere in deren Tiefen eine Saat von Sternen aufgegangen.
+
+Mitte Maerz fanden wir uns in Hyeres ein mit der Absicht, unseren Weg bald
+ostwaerts in die Berge der Mauren fortzusetzen. Es war uns, als haetten wir
+eine Entdeckungsreise angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil
+der Riviera. Und doch konnte Hyeres, neben Montpellier und
+Aix-en-Provence, sich einst ruehmen, der beruehmteste Kurort des suedlichen
+Frankreichs zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
+schien damals kaum moeglich, und erst in diesem Jahrhundert aenderten sich
+die Verhaeltnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone und Cannes als
+klimatische Stationen aufzubluehen. In dem Wettstreit, der sich nunmehr
+entspann, musste Hyeres unterliegen, denn es ist weniger gut gegen den
+Nordwind als seine Rivalinnen geschuetzt. Auch steht es ihnen nach an
+Schoenheit der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. - "Die Huegel sind
+hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das Meer zu fern,"
+rief einst George Sand aus, als sie Hyeres besuchte. Von dem Huegel, an den
+Hyeres sich lehnt, kann der Blick erst ueber eine weite Ebene das Meer
+erreichen. Auf dieser stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und
+unvermittelt gegen gelbe und gruene ab. Die rothbraunen Felder sind mit
+Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben. Auch danken
+diese Felder thatsaechlich ihre Faerbung nicht der Pracht der Bluethen,
+sondern den jungen Trieben, die ihr zartes Gruen vor der Gluth der
+suedlichen Sonne durch rothen Farbstoff schuetzen. In frueheren Zeiten mag
+der Blick auf diese Ebene lieblicher gewesen sein; vermochte sie doch das
+Auge Horace Benedict de Saussure's zu entzuecken, als er 1787 nach Hyeres
+kam. Dieser hervorragende Geologe, Vater des noch beruehmteren
+Pflanzenphysiologen Theodore de Saussure, langte hier an einem schoenen
+Aprilabend an und war von der Lage des Ortes gefesselt. Von den Fenstern
+der "Auberge du St. Esprit" blickte er hinab auf Orangengaerten, deren
+Baeume mit Fruechten und Bluethen beladen und durch unzaehlige Nachtigallen
+belebt waren. Sanft fiel, so schrieb er, das Land bis zum Meer ab, und den
+Abhang schmueckten vorne Gaerten, weiterhin Olivenhaine und in der Ferne
+Pappeln. Bewaldete Hoehen bildeten den Rahmen zu dem schoenen Bilde.
+
+Hyeres ist fuenf Kilometer vom Strande entfernt. An diesem selbst lag einst
+Olbia, das Hyeres den Ursprung gab. Von Massiliern gegruendet, ward Olbia
+von Saracenen zerstoert und baute sich dann, entfernter vom Meere, an der
+Anhoehe auf, um den Angriffen der Corsaren nicht so unmittelbar ausgesetzt
+zu sein. Der Strand, der einst Olbia trug, zeigt sich jetzt in Quadrate,
+wie ein Schachbrett getheilt. Das Seewasser fuellt diese Quadrate. Es wird
+in dieselben geleitet, um zur heissen Sommerzeit dort zu verdunsten und so
+der Salzgewinnung zu dienen. Dem Strand gegenueber tauchen aus dem Meere
+die Hyerischen Inseln empor. Sie strecken sich so lang dahin, als haetten
+sie sich in die See zu ewigem Schlaf gelegt. Einst haben die Ligurer an
+diesen Inseln die rothen Korallen gefischt, mit denen sie den Hals ihrer
+Frauen und das Wehrgehaenge ihrer Schwerter schmueckten. Weil die Inseln in
+einer Reihe angeordnet sind, hiessen sie bei den Roemern Stoechaden. Diesen
+Namen vertauschten sie im Mittelalter gegen den weit vornehmeren der
+goldenen Inseln. Waren es die goldenen Aepfel der Hesperiden, welche ihnen
+die Benennung "_Iles d'or_" verschafften, oder der goldige Schimmer ihres
+glimmerreichen Bodens - das laesst sich heute nicht sagen. Zum Marquisat der
+_Iles d'or_ von Franz I. erhoben, sahen sie einst glaenzende Zeiten. Heute
+werden sie nur von aermlichen Fischern und Gaertnern bewohnt.
+
+Jene Fruechte, nach welchen die goldenen Inseln ihren Namen fuehren sollen,
+sind jetzt hier fast voellig verschwunden. Einst aber stand die
+Orangenzucht von Hyeres in hoher Bluethe. Mehr denn zweimalhunderttausend
+Orangenbaeume deckten das Land und konnten die Bewunderung der Reisenden
+erwecken. Wie die Chronisten erzaehlen, blieb Carl IX. von Frankreich
+staunend vor dem maechtigsten dieser Baeume stehen und forderte seine beiden
+Begleiter, den Koenig von Navarra und den Herzog von Anjou auf, mit ihm den
+Stamm zu umfassen. Doch hierzu reichten, so wird weiter berichtet, die
+sechs fuerstlichen Arme nicht aus. Zur Erinnerung an diese erlauchte
+Umarmung schnitt man in die Rinde des Baumes: "_Caroli regis amplexu
+glorior_", und jene Inschrift wuchs und vergroesserte sich mit den Jahren. -
+Liegt dieser Angabe eine wirkliche Begebenheit zu Grunde? Wer kann das
+heute wissen! Sicher aber ist, dass die provencalische Phantasie der
+Chronisten sie die Masse des Stammes uebertreiben liess. Die staerksten
+Orangenbaeume, welche Europa jetzt kennt, befinden sich auf Sardinien;
+manche derselben werden auf mehr denn siebenhundert Jahre geschaetzt; ein
+einzelner Mann vermag sie alsdann nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564,
+da Carl IX. in Hyeres weilte, konnte er dort schwerlich selbst so starke
+Staemme sehen, da die Orangenbaeume erst durch die Kreuzfahrer, gegen Ende
+des elften Jahrhunderts, nach Hyeres gebracht wurden. Zunaechst muss es der
+bitterfruechtige Orangenbaum gewesen sein, der zwar kaum essbare Fruechte,
+aber sehr wohlriechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe sich
+in Hyeres mit jenem "_huile de fleurs d'orange_" versorgen konnte, "das
+sich die Frauen in die Haare einreiben und mit dem sie dort den Puder
+festhalten." Die Orangenkultur von Hyeres litt sehr stark durch die
+strenge Kaelte des Winters 1709 und durch aehnliche harte Winter, die um die
+Mitte des vorigen Jahrhunderts aufeinander folgten. Die Pflanzungen wurden
+von nun an eingeschraenkt, die bitterfruechtigen Orangenbaeume dann durch
+suessfruechtige ersetzt, da der Transport der Orangen von Hyeres aus nach dem
+Norden sich rascher vollziehen liess, als von suedlicher gelegenen Orten.
+Das kam bei den mangelhaften Verkehrsmitteln jener Zeit wohl in Betracht.
+Die Orangen mussten damals in Hyeres im Herbst gepflueckt werden, sobald an
+ihrer noch gruenen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten. Sorglich
+in Papier gewickelt, traten sie die Reise auf dem Landwege oder dem
+Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam nach und wurden erst nach
+vierzig Tagen geniessbar. Jetzt sind die Orangenbaeume fast vollstaendig aus
+Hyeres verschwunden. Sie konnten den Mitbewerb geschuetzterer Orte der
+Riviera, vor Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging
+Hyeres mit den Orangenbaeumen nicht anders, als zuvor mit dem Zuckerrohr,
+das im fuenfzehnten Jahrhundert weite Strecken des Landes deckte, dann aber
+verschwand, als der indische und der brasilianische Zucker in den
+Wettstreit eintraten.
+
+Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hyeres noch immer
+_Hyeres-les-Palmiers_ nennen! Zwar sind die Palmen heute ueber die ganze
+Riviera verbreitet, doch sieht man es den hohen Staemmen von Hyeres wohl
+an, dass in diesem alten Kurorte ihre sorgsame Pflege besonders weit
+zurueckreicht. Da streben in der _Avenue des Palmiers_ die schlanken Staemme
+besonders maechtig zu beiden Seiten der Strasse empor, gleich einer hehren
+Saeulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der blauen Luft.
+- Doch hat sich Hyeres schon seit langer Zeit auch einer zwar weniger
+vornehmen, aber eintraeglicheren Cultur zugewandt. Wir fanden dort Mitte
+Maerz ganze Felder von Veilchen in Bluethe. Das waren auch freilich nicht
+die bescheidenen, kleinbluethigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den
+Blaettern verbergen, sondern eine grossbluethige Form, das Veilchen _le
+Czar_, das an langen Stielen seine Bluethen keck ueber die Blaetter erhebt.
+Es duftet sehr stark, und gerne liessen wir uns von den Lueften anwehen, die
+ueber Veilchenfelder gestreift waren. Andere Felder sind mit "_Primeurs_"
+bedeckt. Die Artischocken von Hyeres standen schon zu Anfang dieses
+Jahrhunderts in hohem Ruf; jetzt sind es auch die gruenen Erbsen und vor
+Allem die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird. Taeglich
+geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von Hyeres ab und wird
+scherzhaft als "_Train de primeurs_" bezeichnet. Doch soll man sich nicht
+etwa denken, dass unter dem Himmel von Hyeres alle diese Culturen muehelos
+gedeihen. Auch hier verlangen sie viel Umsicht und angestrengten Fleiss.
+Den Furchen der Felder folgen niedrige Hecken, die deutlich anzeigen, von
+welcher Seite Gefahr droht. Denn, trotz gegentheiliger Versicherungen, ist
+Hyeres nicht voellig vor dem Mistral gedeckt, und mit elementarer Gewalt
+stuerzt er durch die Luecke ein, welche die Berge nach Toulon hin offen
+lassen. Anhaltende Duerre ist auch eine schwere Plage, welcher durch
+kuenstliche Bewaesserung nicht immer abgeholfen werden kann. - Immerhin
+besteht ein grosser klimatischer Unterschied zwischen Hyeres und der
+uebrigen Provence, ja selbst dem nahen Toulon, weil diese dem Mistral weit
+staerker ausgesetzt sind. Daher der Reisende, der von Westen kommend, hier
+in frueheren Zeiten zum ersten Mal Palmen und goldfruechtige Orangenbaeume
+sah, sich an die Pforten des Paradieses versetzt waehnte. Alte Reisewerke
+sind voll des Lobes von Hyeres. So das Werk von Aubin-Louis Millin,
+"_Conservateur des medailles, des pierres gravees et des antiques de la
+Bibliotheque imperiale_", der im Auftrage des Ministers Chastal 1804
+Suedfrankreich bereiste. "Ich besuchte heute", schreibt Millin, "den Garten
+des Herrn Fille. Tausende von Blumen umgeben dessen Haus. Tuberosen
+(_Polyanthes tuberosa_), Cassie (_Mimosa Farnesiana_), und Jasmin
+(_Jasminum sambac_) wuerzen die Luft mit himmlischen Dueften. Was Saenger und
+Poeten einst gepriesen, jene Gaerten der Alcine und Armide, welche der
+fruchtbare Genius des Ariost und des Tasso schuf, so glaenzend sie auch
+unserer Einbildungskraft vorgefuehrt werden, sie treten zurueck vor dem
+Garten, den wir hier vor den Augen haben. Man glaubt nicht mehr auf Erden
+zu wandeln, vielmehr in jene Laubgaenge versetzt zu sein, in welchen die
+Seelen der Gerechten ein ewiges Glueck geniessen. Die Baeume stehen so dicht
+an einander, dass man nur auf kuenstlich angebrachten Pfaden zwischen
+denselben durchdringen kann. Achtzehntausend Orangenbaeume, beladen mit
+Bluethen und Fruechten, bergen in ihrem Laube unzaehlige Nachtigallen, und
+Nachtigallengesang erschallt wie ein Hymnus an die Natur, um ihre Guete zu
+preisen, ihr fuer einen so freudigen und duftigen Schatten zu danken.
+Andere Vogelstimmen greifen in dieses glaenzende Concert ein, waehrend die
+fleissigen Bienen summend die Bluethen umschwaermen, um reiche Nahrung zu
+schoepfen aus so verschwenderischer Fuelle."
+
+Ein aehnliches Gefuehl des sinnlichen Behagens, welches ein milderes Klima
+erweckt, mag es auch gewesen sein, das einst die Massilier bestimmte, ihre
+Niederlassung an diesem Strande "Olbia", die Glueckliche, zu nennen.
+
+Mit Vorliebe schweiften wir an sonnigen Nachmittagen auf den Maurettes
+umher, jenen Hoehenzuegen, an welche Hyeres sich anlehnt. Wir suchten uns
+dort solche Orte aus, von welchen die alte Burg von Hyeres sich in schoener
+Umrahmung zeigte. Ein Stueck blaues Meer bildete den Hintergrund, waehrend
+gruene Huegel die scheckige Ebene deckten. Da lagerten wir uns auf Rosmarin,
+Myrten und Lavendel und vergassen der fliehenden Stunden. Wir suchten im
+Geiste jene Truemmer zu beleben, die so maechtig drueben auf den Felsen
+thronen. Auch heute noch werden diese Truemmer von Wachtthuermen und Mauern
+beschuetzt, die in bewegtem Umriss allen Vertiefungen des Berges folgen. -
+In dem "Chastel d'Yeres" herrschten seit dem zwoelften Jahrhundert die
+Herren de Foz, eine Nebenlinie der Vicomtes de Marseille. Manchen blutigen
+Strauss mussten sie pfluecken, um ihre Burg zu behaupten und oft rauchte aus
+den Wachtthuermen angesichts der Feinde die Lunte der Arkebusen. In
+friedlichen Zeiten, da fuellten hingegen dieses Chastel die Gesaenge des
+Troubadours, und es erklang in ihnen die sechsseitige Viola. War doch
+Mabille de Foz Praesidentin des Minnehofs von Pierrefeu, jenes Minnehofes,
+der mit Romani, Avignon und Signe, die vier vornehmsten "_cours d'amour_"
+der Provence bildete! - Im Juni 1254 gab es hohen Besuch auf der Burg; da
+kam Ludwig der Heilige, den aus Palaestina der Tod seiner Mutter nach
+Frankreich zurueckgerufen hatte. Einige Jahrhunderte spaeter wurde hier oben
+auch Franz I. empfangen, waehrend Ludwig XIII. nur noch die Ruinen der
+Veste sah: Heinrich IV. hatte deren Zerstoerung beschlossen. Heute ist das
+alte Gemaeuer in ueppiges Gruen gehuellt, und bunte Fruehlingsblumen erklimmen
+selbst die Zinnen der Thuerme. - Scharf hebt sich der dunkle Berg vom
+hellen Abendhimmel ab, wenn die provencalische Sonne sich hinter seinen
+Truemmern zur Ruhe senkt. Dann traenkt sie mit ihrem Glanze das Land und das
+Meer, umstrahlt die dunklen Felsen und bildet um die Burg einen goldenen
+Glorienschein. - Geisterhaft aber mutheten uns die Truemmer zur Nachtzeit
+an, da zur spaeten Abendstunde der Vollmond uns in die Berge gelockt hatte.
+Tief drang sein Silberschein in die Fugen und Spalten des zerkluefteten
+Gesteins und warf unheimliche Lichter in die Ruinen. Da belebten sich die
+alten Mauern und Thuerme, nahmen menschliche Form an, schienen ihre Glieder
+zu bewegen und stierten mit unheimlichen Augen in die Ferne. Ploetzlich war
+dann Alles wieder todt; eine dunkle Wolke breitete ihre Schatten ueber den
+Berg aus. Doch als der Mond wieder vortrat, da war es, als haetten die
+Thuerme in der Runde sich die Arme gereicht, und als fuehrten sie um die
+Truemmer einen infernalen Reigen aus. Da ging es bergauf, bergab ueber die
+steilen Felsen und stoehnte und pfiff es dabei durch die Luft in
+unheildrohender Begleitung. Fuer Augenblicke leuchtete die Burg so auf, als
+stuende sie in Flammen, dann wieder versank sie in das Dunkel der Nacht.
+Mit Wirbelwind und Sturm, mit Blitz und Donner zog ein Gewitter von Westen
+heran: das mochte uns diese phantastischen Bilder vorgezaubert haben.
+Rasch breitete sich Finsterniss ueber das Land aus, nur das Meer dort hinten
+war noch in Silberglanz getaucht. Ein greller Lichtstrahl durchzuckte die
+Luft, ihm folgte ein betaeubender Schlag, der die Grundvesten der Erde zu
+erschuettern schien. Wie geblendet standen wir da, waehrend das Rollen des
+Donners sich entfernte. Dumpf toente es noch fort in den nahen Bergen,
+prallte dort mit immer schwaecherem Echo von den Felsen ab, kam dann wieder
+naeher, um endlich in der Ferne zu verhallen. Hatte dieser grelle Blitz
+nicht die Burg getroffen, nicht jene schlanke Cypresse zertruemmert, die so
+stolz aus den Ruinen dem Himmel entgegenragte, als wolle sie ihm trotzen?
+- Doch dicke Regentropfen begannen zu fallen; es war hohe Zeit, den
+Rueckzug anzutreten.
+
+ II.
+
+Jenes Gebirge, das sich im Osten von Hyeres erhebt, bildete im neunten und
+zehnten Jahrhundert ein Bollwerk der Mauren. Nach ihnen fuehrt es mit Recht
+den Namen; von seinen Hoehen aus beherrschten sie die weite Kueste. In
+orographischer Beziehung bietet das Maurengebirge ein hohes Interesse. Es
+stellt ein in sich abgeschlossenes Gebirgssystem dar, dessen Granite,
+Gneisse und Schiefer von dem umgebenden Kalkgebirge durch tiefe Thaeler
+getrennt sind. Wie etwa die Alpen oder die Pyrenaeen, besitzt das
+Maurengebirge sein eigenes, wenn auch nur kleines Flusssystem, seine
+eigenen Schluchten und Thaeler. Es ist von der uebrigen Provence so
+geschieden, dass es auch, ferne von derselben, eine eigene Insel im Meere
+bilden koennte. Seit Kurzem folgt eine Eisenbahn (_Chemin de fer du Sud de
+la France_) der Kueste, an dem Gebirge entlang. Diese Bahn muendet in
+St. Raphael und schliesst dort an die grosse Linie an, die Marseille mit
+Genua verbindet. Von den Stationen der Suedbahn aus dringt man leicht in
+das Gebirge ein, und solche Ausfluege waren es, die uns in Hyeres
+festhielten. Wir wurden nicht muede, wiederholt dieselben Strecken der
+Kueste mit der Eisenbahn zu befahren; denn der Weg ist anmuthig und fuehrt
+entweder durch schoenen Wald oder am Meeresstrande entlang, mit
+fortwaehrendem Wechsel der Bilder. Der Anblick der Berge selbst bietet
+hingegen geringe Mannigfaltigkeit, da alle Kuppen abgerundet sind, nur
+wenig in ihrer Hoehe schwanken und vierhundert Meter nicht uebersteigen. Und
+doch ladet der ueppige Wald auch da zu immer neuen Ausfluegen ein. Wer
+Korkeichen zuvor nicht sah, wird freilich zunaechst ueber diese Waelder
+staunen. Er erkennt wohl die immergruene Eiche, doch ihre geschaelten Staemme
+und Aeste bieten einen ungewohnten Anblick. Die Krone der Korkeiche
+gleicht derjenigen immergruener Eichen, auch die Blaetter sind wie bei
+diesen lederartig und nur durch ihre eifoermige Gestalt und geringe
+Zaehnelung ausgezeichnet. Befremdend ist aber die rothbraune Farbe der
+abgeschaelten Theile, die fast blutroth erscheinen, dort, wo die Sonne sie
+trifft.
+
+Die ganze Bevoelkerung des Maurengebirges lebt von der Korkgewinnung. Steht
+auch der Kork, der an dieser Kueste waechst, dem spanischen und algerischen
+an Guete nach, so bleibt er doch ein geschaetzter Handelsartikel und bildet
+eine eintraegliche Quelle des Erwerbes. Die Korkeiche muss, bevor sie
+geschaelt werden kann, eine bestimmte Dicke besitzen, die sie mit fuenfzehn
+bis zwanzig Jahren erlangt. Der erste Kork ist rissig, sproede und wandert
+vorwiegend in die Gerbereien. Er wird, weil rauher und haerter, als
+maennlicher Kork bezeichnet. Dann erst bildet sich der glatte, weniger
+harte, brauchbare Kork, den man weiblichen nennt. Er wird alle acht bis
+sechzehn Jahre entfernt, je nach der Dicke, welche die Korkplatten
+erreichen sollen. Fuer gewoehnliche Stopfen reichen achtjaehrige Platten
+schon aus, waehrend noble Champagnerpfropfen weit staerkere, bis 5
+Centimeter dicke verlangen; die Schaelungen werden so lange wiederholt, bis
+der Baum ein Alter von hundertundfuenfzig, ja selbst zweihundert Jahren
+erreicht hat. Dann sinkt der Werth seiner Produkte; es gilt, ihn durch
+juengeren Nachwuchs zu ersetzen. - Hundertjaehrige Korkeichen sehen schon
+majestaetisch aus und treten mit ihren maechtigen Kronen und knorrigen
+Staemmen eindrucksvoll aus der Umgebung hervor. Besonders gerne ruht auf
+ihnen das Auge, wenn sie am Bergesabhang stehen, oft malerisch um einzelne
+Felsbloecke gruppirt. Die Korkeiche waechst mit Vorliebe auf einem Boden,
+der aus verwittertem Granit und Schiefer entstand, waehrend sie den
+Kalkstein meidet. Daher die Korkeichenwaelder des Maurengebirges eine
+Culturinsel in der Provence bilden, aehnlich wie das Gebirge selbst eine
+orographische Insel dort darstellt. In den umgebenden Kalkalpen wird man
+die Korkeiche nicht finden, nach ihr vergeblich in Mentone und in Nizza
+suchen, nur um Cannes trifft man sie noch stellenweise. Wie die
+Korkeichenwaelder des Maurengebirges das Urgestein seiner Berge verrathen,
+so zeigen Kalkpflanzen den Kalk der angrenzenden Alpen an. Unter Umstaenden
+wird ganz vereinzelt eingestreutes Gestein in solcher Weise aeusserlich
+durch den Pflanzenwuchs kenntlich. So fiel vor einigen Jahren dem
+Forstinspector de Saint-Venant in dem Walde von Orleans ein schmaler,
+kilometerlanger Streifen kalkholder Pflanzen auf, waehrend die uebrige Flora
+im Walde auf Kieselboden hinwies. Das regte ihn zu Ausgrabungen an, die in
+wechselnder Tiefe das Vorhandensein einer alten, mit Kalksteinen
+gepflasterten roemischen Strasse ergaben.
+
+Die Korkeichen werden im Maurengebirge waehrend des Sommers geschaelt. Es
+geschieht das sowohl an den Staemmen wie an dicken Aesten, doch hier wie
+dort gleichzeitig nur an einzelnen Theilen; denn es gilt als schaedlich,
+den ganzen Baum auf einmal zu entbloessen. Besonders eigenartig sehen die
+entbloessten Theile gleich nach geschehener Schaelung aus; sie zeigen die
+Farbe des menschlichen Koerpers. Erst allmaelig dunkeln sie nach. Zur
+Vornahme der Schaelung, die als "_demaclage_" bezeichnet wird, fuehrt der
+Arbeiter zunaechst zwei Schnitte rings um den Baum durch die ganze Tiefe
+der Korkschicht aus und verbindet diese Kreisschnitte durch Laengsschnitte,
+deren Zahl sich nach der Dicke des Baumes richtet. Diese Operation fuehrt
+er mit einer Axt aus, die einen keilfoermig zugeschaerften Stiel besitzt.
+Mit letzterem faehrt er dann von den Einschnitten aus unter die Korkschicht
+und hebt sie ab. Dann beschwert er die Korkplatten mit Steinen, damit sie
+ihre Rundung verlieren, haelt sie auch wohl ueber Feuer und kohlt ihre
+Oberflaeche ein wenig an. Unter allen Umstaenden muessen die Korkplatten
+trocken werden, bevor man sie versendet.
+
+Der Kork ist das natuerliche Schutzmittel der Pflanzen: sie schliessen sich
+damit gegen die Umgebung ab. Die aeltere Rinde aller unserer Straeucher und
+Baeume ist mit Kork bedeckt und dankt ihm ihre Faerbung. Der Kork laesst Gase
+und Fluessigkeiten nicht durch, ist elastisch und sehr widerstandskraeftig;
+das befaehigt ihn nicht nur zu seiner Aufgabe an der lebenden Pflanze,
+sondern bedingt auch seine technische Brauchbarkeit. Wird eine Pflanze
+verletzt, so bildet sich Kork an der Wunde und schliesst dieselbe ab: daher
+auch der neue Kork an der geschaelten Korkeiche. Wie jedes andere Gewebe
+besteht der Kork aus Zellen. Ja, ein Korkstueck war es, in welchem Robert
+Hooke im Jahre 1667 jene Kammern entdeckte, die er Zellen nannte, weil sie
+ihm den Zellen der Bienenwaben zu entsprechen schienen. Den Zellen eines
+fertigen Korkes fehlt freilich der lebendige Zellleib, jener Inhalt, der
+das Wesen einer Zelle ausmacht. Den buesst die Korkzelle bald nach ihrer
+Entstehung ein, um nur noch mit ihrer verkorkten Wandung als Schutzmittel
+der Pflanze zu dienen. Eine bestimmte lebendige Gewebeschicht innerhalb
+der Rinde, das sogenannte Korkcambium, bildet durch fortgesetzte
+Vermehrung ihrer Zellen den Kork. Juengere Korkzellen folgen in geraden
+Reihen nach innen zu auf die aelteren. Ihre Gestalt ist bei der Korkeiche
+annaehernd wuerfelfoermig: gegen Schluss jeder Vegetationsperiode flachen sie
+sich tafelfoermig ab. Der "weibliche" Kork der Korkeiche zeichnet sich
+durch die Duennwandigkeit seiner Zellen und grosse Gleichfoermigkeit in
+seinem Bau aus; nur am Schluss jeder Vegetationszeit entstehen wenige Lagen
+staerker verdickter, abgeflachter Zellen. Diese letzteren sind es, welche
+die dunklen Streifen bilden, die man in jedem Flaschenstopfen erkennen
+kann. Da die dunkleren Lagen die Grenzen des jaehrlichen Zuwachses
+anzeigen, so kann man das Alter einer jeden Korkplatte an ihnen abzaehlen,
+ganz ebenso wie sich aus der Zahl der Jahresringe im Holz dessen Alter
+bestimmen laesst.
+
+Ist eine Korkeiche geschaelt worden, so bildet sich ein neues Korkcambium
+unter den freigelegten Flaechen und hebt mit neuer Korkbildung an. Freilich
+darf die Schaelung nur den Kork entfernen, nicht den Bast oder gar den
+Holzkoerper erreichen, weil das schwere Wunden gibt, die sich nur langsam
+schliessen und lange die Korkproduction an der beschaedigten Stelle
+beeintraechtigen. Ist ein Stamm niemals geschaelt worden, so zeigt er gleich
+anderen Eichenarten eine rissige Rinde, deren aeusserste Schichten er nach
+und nach als Borke abwirft. Auch der am geschaelten Baum erzeugte Kork darf
+nicht ein gewisses Alter uebersteigen, da er sonst an der Aussenseite rissig
+und unbrauchbar wird.
+
+In den westlichen Theilen des Maurengebirges gibt es keinen schoeneren Ort
+als Bormes, von Hyeres aus mit der Bahn in einer Stunde zu erreichen. Man
+steigt dort vom Strande aus zum Huegel empor, an den das kleine Staedtchen
+amphitheatralisch sich lehnt. Seine Haeuser sind in verschiedener Hoehe
+verstreut, hier einzeln, dort in Gruppen, als haetten sie um die Wette den
+Berg zu erklimmen versucht. Den Ort beherrscht eine alte Burg, deren graue
+Ruinen sich eindrucksvoll abheben von dem dunklen Gruen des hinterliegenden
+Waldes. Der Abhang ist mit aromatischen Kraeutern bewachsen, und jeder
+Schritt befreit aus ihnen duftende Oele. Ganze Flaechen werden violett
+gefaerbt durch die wilde Lavendel (_Lavandula Stoechas_). Sie tritt hier so
+massenhaft auf, dass ein benachbarter Ort den Namen Lavandou nach ihr
+fuehrt. - Wir steigen weiter hinauf in den Wald, in Korkeichen, Kiefern und
+immergruene Straeucher. Auch da steht jetzt Alles in Bluethe. Die Luft ist
+erfuellt mit Wohlgeruechen, und den Kiefern, die man beruehrt, werden dichte
+Wolken von Bluethenstaub entlockt. - Immer grossartiger entfaltet sich die
+Aussicht auf die dunklen Ruinen, das hellglaenzende Staedtchen und das blaue
+Meer, in das eine Landzunge sich weit vor uns fortsetzt; gegen Osten
+blicken wir in die Rhede von Bormes hinein; gegen Westen zeigt sich die
+Rhede von Hyeres, und ueber eine schmale Halbinsel hinweg erreicht das Auge
+auch den Golf von Giens. In glaenzender Faerbung leuchten uns diese Buchten
+entgegen. Die oestliche Bucht toent sich jetzt ab in hellem Blau, die Rhede
+von Hyeres scheint von fluessigem Silber zu sein, waehrend die Fluthen des
+Golfs von Giens den rothen Abendhimmel widerspiegeln. Wir saettigen uns an
+dieser Farbenpracht und lassen das geblendete Auge dann auf dem dunklen
+Gruen der fernen Waelder ruhen. Sanft breitet der purpurne Schein sich aus
+ueber das ganze Meer, und in dem Glanz der Abendsonne schimmern jetzt die
+goldenen Inseln von Hyeres wirklich so, als waeren sie von Gold.
+
+In Bormes sind vor den Haeusern grosse Mengen von Kork aufgeschichtet. Wir
+treten in ein Haus ein, in dem Kork geschnitten wird, und sehen uns,
+freundlich empfangen, die Arbeit an. Der Mann macht Stopfen mit Huelfe
+einer Drehbank. Er fuegt eckige Korkstuecke in dieselbe ein, versetzt sie in
+Drehung und rueckt eine Art Hobel heran, der das Korkstueck schneidet. Grosse
+Uebung verlangt das sichere und rasche Einfuegen der Korkstuecke in die
+Drehbank, so dass sie gleich richtig centrirt sind. Ist der Arbeiter
+geschickt, so macht er Hunderte von Stopfen in der Stunde, waehrend er es
+frueher beim Schneiden aus freier Hand kaum auf tausend Stueck im ganzen Tag
+bringen konnte. Die Korkplatten muessen mit Wasser gebrueht werden, ehe man
+sie in die eckigen Stuecke zerlegt. Sie schwellen dabei nicht unwesentlich
+an. Die Laengsachse der Stopfen entspricht der Laengsrichtung der Platten;
+man muss sich somit die Stopfen in der Rinde des Baumes aufrecht stehend
+denken.
+
+Die Abfaelle beim Schneiden der Stopfen sind durchaus nicht werthlos. Sie
+koennen zum Polstern dienen und werden auch wohl verkohlt, um eine schwarze
+Farbe, das _nigrum hispanicum_, oder um Zahnpulver zu liefern. Gepulverter
+Kork, mit verdicktem Leinoel angeruehrt und auf wasserdichtes Segeltuch
+aufgetragen, gibt den als Linoleum bezeichneten Korkteppich, mit dem man
+die Fussboeden deckt.
+
+Die allgemeine Verwendung des Korkes fuer Flaschenverschluss greift nicht
+weiter als in das siebzehnte Jahrhundert zurueck. Sie faellt zusammen mit
+der Verbreitung unserer enghalsigen Glasflaschen, die man kaum vor dem
+fuenfzehnten Jahrhundert herzustellen begann. Im Mittelalter wurden kleine
+Gefaesse aus Holz, Thon oder Metall verfertigt und mit Zapfen von gleichem
+Stoff verschlossen oder auch nur mit Wachs verklebt. Die Faesser
+verspundete man mit Holzpfloecken. Die Alten benuetzten zum Verschluss ihrer
+Amphoren sowohl Holz- als auch Korkstopfen, die sie mit einem Kitt aus
+Harz, Kreide und Oel oder auch mit Pech umgaben. Haeufiger noch wurde die
+Oeffnung dieser Gefaesse nur mit Gyps, mit Harz, Pech oder Wachs
+zugeschmiert. Auf den Wein gossen sie Oel, so wie das heute noch in
+Italien geschieht, und suchten ihn so vor Luftzutritt zu schuetzen. Nach
+Plinius dienten den Roemern Korkstuecke auch schon als Schwimmer an den
+Fischnetzen und als Bojen an den Ankern; nicht minder wurden die
+Schuhsohlen fuer Frauen aus diesem Stoffe bereits hergestellt.
+
+ III.
+
+Tief in das Maurengebirge schneidet der Golf von St. Tropez, der Sinus
+Sambracitanus der Alten, ein. An seinem Ufer sieht man schon aus der Ferne
+die Haeuser von St. Tropez in bunten Farben schimmern. Von dort aus
+erscheint die Meeresbucht wie ein geschlossener See. Ihre azurnen Fluthen
+haben die Klarheit und den Schmelz eines dunklen Saphirs. Man blickt ueber
+dieselbe ins Maurengebirge hinein. Scharf stechen seine Hoehen vom
+noerdlichen Himmel ab. Im Osten wird das Bild in duftiger Ferne durch die
+zackigen Gipfel des Esterels begrenzt. Ueber diesen, hoch in den Wolken,
+glaenzt der Schnee der Alpen. Hier an dem blauen Golf hat einst die
+Heraclea Cacabaria gestanden. Ein Herculestempel, so heisst es, gab der
+Stadt den Namen. Das Land war von Camatullikern bewohnt. - Dann schildert
+die Sage, wie im Jahre 66 n. Chr. an jenen Strand der Koerper des heiligen
+Tropez gelangte. Dieser hatte unter Nero hohe Wuerden bekleidet; sein
+Vetter, Salvius Otho, wurde im Jahre 69 n. Chr. zum Kaiser proclamirt. Er
+selbst legte alle seine Aemter nieder, nachdem ihn der Apostel Paulus zum
+Christenthum bekehrt hatte, und zog sich nach Pisa zurueck. Dort liess eines
+Tages Nero unter einer ehernen Himmelsdecke mit grossem theatralischem Pomp
+Diana und Apollo anbeten. St. Tropez weigerte sich dessen, er wurde
+ergriffen, auf Befehl von Nero gemartert, enthauptet und sein Koerper dann
+auf einem schlechten Nachen in das Meer gestossen. Ein Hund und ein Hahn,
+die man zugleich in den Nachen setzte, sollten sich an dem Koerper weiden.
+Doch weder der Hund noch der Hahn beruehrten den Heiligen, sie stellten
+sich als Waechter an dessen Koerper auf. Ein Engel liess sich am Steuer
+nieder und fuehrte den Nachen sicher durch die Fluth bis nach Heraclea.
+Durch das Kraehen des Hahnes gerufen, sammelten sich dort die Christen am
+Strande und nahmen den Koerper des Heiligen mit hohen Ehren auf.
+
+Im neunten Jahrhundert wurde das alte Heraclea von den Saracenen zerstoert,
+und nur antike Mauern und Graeber zeigen den Ort noch an, auf dem es einst
+gestanden. Das heutige St. Tropez reicht nicht weiter als bis in das
+fuenfzehnte Jahrhundert zurueck. Es verdankte sein Aufbluehen genuesischen
+Familien, die sich hier niederliessen. Zahlreiche Wachtthuerme um die Stadt,
+sowie die Festungswerke ueber derselben zeigen an, dass St. Tropez sich oft
+noch gegen Seeraeuber und andere Feinde zu vertheidigen hatte. Heute wird
+es nur noch durch Zollwaechter geschuetzt, die von den Hoehen aus den Strand
+ueberwachen. So veraendern sich die Zeiten; frueher musste der Ort die
+Corsaren abwehren, die ihn berauben wollten, heute sich gegen die
+Schmuggler schuetzen, die ihn gern versorgen moechten.
+
+St. Tropez ist ein Hauptort des Korkhandels geworden; zahlreiche Schiffe
+werden mit dieser Waare beladen, die aus allen Theilen des Maurengebirges
+hier zusammenstroemt.
+
+Zum klimatischen Kurort duerfte St. Tropez wohl schwerlich jemals erhoben
+werden, denn es ist zu sehr den Winden ausgesetzt. Gegen das offene Meer
+deckt das vorspringende Cap den Hafen, doch der Mistral und der Ostwind
+treiben die Fluthen des Golfes in denselben hinein. Dass bei heftigem Sturm
+die Wellen bis auf den Uferdamm vordringen, das zeigt der eigenartige Bau
+mancher dort stehender Haeuser an. Sie sind unten ohne Fenster, nur mit
+kleinen, dicht schliessenden Thueren versehen, zugleich ausgehoehlt, so wie
+der Fuss eines Leuchtthurmes, der dem Meere trotzt. - Von den Winden
+abgesehen, besitzt das meerumspuelte Vorgebirge ein sehr mildes Klima. Der
+bekannte Geologe Elie de Baumont hat dieses Stueck Land als die Provence
+der Provence bezeichnet. Seine Vegetation ist ueppig. Kiefern und
+immergruene Eichen decken die Hoehen; die Abhaenge werden von maechtigen
+Kastanienbaeumen beschattet, deren Fruechte in ganz Frankreich als "_Marrons
+de Lyon_" beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
+schlankes Haupt ueber eine Mauer hervor; doch man sieht es ihr an, dass sie
+oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern der Baeche folgen
+Oleanderstraeucher und Vitexbuesche. Mit den schoenen Bluethen des Oleanders
+schmueckten sich und schmuecken sich heute noch in Griechenland auf dem
+Lande die Frauen, auch benutzt man bei uns Oleanderblaetter zur Verzierung
+der Speisen, waehrend thatsaechlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
+giftig ist. Von dem schmalblaetterigen Vitexstrauch hiess es einst, dass er
+die Sinnlichkeit unterdruecke, daher erhielt er seinen keuschen Namen:
+_Vitex agnus castus_. Die atheniensischen Frauen bestreuten mit
+Vitexblaettern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien, jenen mysterioesen
+Festen zu Ehren der Goettin Demeter, von denen alle Maenner ausgeschlossen
+waren. Heute scheint der _Vitex agnus castus_ seine frueheren Kraefte
+eingebuesst zu haben; nur seine scharf gewuerzhaften Steinfruechte gebraucht
+man im Sueden noch haeufig als Pfeffer. Der Oleander hat sich sogar einem
+noch weniger poetischen Verlangen anbequemen muessen, denn die Landleute um
+Nizza benuetzen seine gepulverte Rinde, um Ratten und Maeuse zu vertreiben.
+
+Im Hotel Continental zu St. Tropez wird noch nach alter Art gelebt. Guter
+Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung auf der Tafel. Man fragt den
+Nachbar erst, ob er zu trinken wuenscht, bevor man sich selbst einschenkt.
+Das Dienstpersonal wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der
+Weinkarte verlangt. - Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit ausser
+Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein europaeisch gewordenen
+Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen, den ich bisher an keiner
+regelrechten "_table d'hote_" gesehen hatte, und den ich auch gerne
+Anderen ueberlasse; er dient mir nur als Beweis, dass der Mensch das aergste
+aller Raubthiere ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen,
+aufgebrochen und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den ganzen Koerper
+fort und verzehrt nur das Bisschen Eierstoecke. Dabei wird eine ungezaehlte
+Brut zerstoert. Diesen orangerothen, faden Schleimmassen konnten wir keinen
+Geschmack abgewinnen; doch darueber laesst sich ja streiten. - In wahres
+Entzuecken wurden unsere Tischgenossen stets versetzt durch
+"_Bouillabaise_". - Nach dieser Speise sehnt sich stets der Provencale,
+auch wenn er einen anderen Theil von Frankreich bewohnt. - Die Wirthin
+suchte es ihren Gaesten an den Augen abzusehen, ob ihnen die _Bouillabaise_
+schmecke; kann diese doch allein das Renommee eines Hauses begruenden. Wie
+sie uns servirt wurde, bestand sie aus Langusten und Seefischen. Die
+Wirthin machte aus deren Zubereitung auch kein Geheimniss. Sie habe, sagte
+sie, zunaechst etwas Knoblauch, Lorbeerblaetter und weissen Pfeffer in
+Olivenoel in einer Casserolle geroestet, dann ein Glas Weisswein darauf
+gegossen, die Langusten, Fische und soviel Wasser, dass sie bedeckt waren,
+dazu gethan, Alles mit Salz und Pfeffer weiter gewuerzt, hierauf zwanzig
+Minuten lang kochen lassen und mit einer Messerspitze Safran den Schluss
+gemacht. Ihre _Bouillabaise_ war dann fertig. Die Langusten und Fische
+kamen in eine tiefe Terrine und wurden mit der Bruehe, in welcher auch
+Weissbrodschnitte geweicht hatten, uebergossen. - Die _Bouillabaise_ fand
+ungetheilten Beifall. Die Wirthin meinte, fuer Franzosen allein lohne es
+sich zu kochen, waehrend Auslaender mit demselben Gleichmuth gute und
+schlechte Speisen verschlaengen: Das sei fuer eine sorgsame Wirthin
+entmuthigend. Darauf mein Tischnachbar in laengerer Rede entwickelte, dass
+er nicht einsehen koenne, weswegen man ein Sinnesorgan gegen die anderen
+zuruecksetzen solle. Man koenne eine dumme Zunge haben, ebenso wie ein
+dummes Auge oder ein dummes Ohr. Ein Mensch, der Karpfen von Steinbutte
+nicht zu unterscheiden wisse, floesse ihm nicht mehr Ehrfurcht, als ein
+solcher ein, der Van Dyck mit Raphael oder Gounod mit Wagner verwechsle.
+
+War das Essen auch gut, der uebrige Comfort des Hauses liess doch etwas zu
+wuenschen uebrig, so dass wir, trotz solcher culinarischer Genuesse, uns
+zeitweise nach einem anderen Unterkommen sehnten.
+
+Eine Strassenbahn verbindet jetzt St. Tropez mit La Foux, einer Station der
+suedfranzoesischen Bahn. Der Weg fuehrt an dem Schlosse von Bertaud und vor
+dessen Thoren an einer maechtigen Pinie vorbei, deren Stamm wohl sechs
+Meter im Umfang misst. Es duerfte eine der groessten Pinien sein, die jetzt
+existiren, und wohl mancher Saracene hat schon in ihrem Schatten gelagert.
+Der Baum steht mitten auf der Strasse, der "_route nationale_", und es ist
+zu loben, dass ihn die Ingenieure schonten. Die Strassenbahn setzt sich ueber
+La Foux noerdlich bis Cogolin fort, und von da aus kann man auf der
+Chaussee La Garde Freinet erreichen. Dort hatten einst schon die Roemer
+einen Militaerposten errichtet, der die Verbindung zwischen dem Sinus
+Sambracitanus und der etwas noerdlicher durchs Gebirge ziehenden Via
+Aureliana ueberwachen sollte. Der Ort liegt in einem Engpass zwischen zwei
+Bergen, und dort setzten sich auch die Mauren im Jahre 850 fest, nachdem
+sie St. Tropez zerstoert hatten. Sie sicherten sich so den Zugang zum Meere
+und beherrschten zugleich das Gebirge. Die Festung, die sie erbauten,
+wurde Fraxinetum genannt, und dieser Name dann auf alle aehnlichen
+maurischen Festungen uebertragen. Hier haeuften sie die geraubten Schaetze
+an, um sie spaeter uebers Meer nach Afrika zu schaffen. Wilhelm I., Graf von
+Arles, unterstuetzt von zwei provencalischen Edelleuten, Bavon und
+Grimaldi, stuermte und eroberte im Jahre 973 die Veste. Alle Mauren, die
+dem Schwert entgingen, wurden nebst Weibern und Kindern zu Sclaven
+gemacht. Die Veste schwand von der Erde, und nur einige Mauerreste, die
+Epheu heute deckt, sowie eine tiefe, in Fels gehauene Cisterne, zeugen
+dafuer, dass sie einst gewesen.
+
+Als Preis der Tapferkeit und Lohn fuer die erwiesenen Dienste erhielt
+Grimaldi von Wilhelm I. das ganze Land, welches die Mauren am Sinus
+Sambracitanus besassen. Da ragen denn noch heute, als Wahrzeichen aus jener
+Zeit, auf dem Berge, der die Thalmuendung beherrscht, die Truemmer der Burg
+Grimaud in den Himmel. Zwei Thuerme auf steilem Abhang, durch Mauerreste
+verbunden, scheinen ueber dem Abgrunde zu schweben, die uebrige Burg ist
+zerstoert; doch unter ihr, wenn auch ihres Schutzes beraubt, in ueppiges
+Gruen gehuellt, klammert sich der kleine Ort Grimaud noch immer an den
+Felsen.
+
+Von La Foux aus oestlich folgt die Suedbahn weiter allen Ausbuchtungen der
+Kueste. Jetzt eilt sie dem Meere zu, und St. Tropez am jenseitigen Ufer
+scheint immer naeher zu ruecken; dann wendet sie sich landwaerts, und das
+Esterel taucht ploetzlich am Horizonte auf. Das Maurengebirge rueckt dicht
+ans Meer heran, der Wald erreicht die Kueste. Immer schwelgerischer
+entwickelt sich hier seine Pracht. Aus den immergruenen Eichen und
+Seestrandkiefern leuchtet die baumartige Erica mit ihren weissen
+Bluethenmassen hervor. Ueberall sieht man den Erdbeerbaum seine
+lorbeerartigen Blaetter ausbreiten. Dunkler Epheu rankt an den Staemmen in
+die Hoehe, und ueppige Waldreben verbinden die Baumkronen durch helle
+Laubguirlanden. Dieses herrliche Bild verlockt uns, die Fahrt zu
+unterbrechen; wir steigen in La Gaillarde aus und setzen unseren Weg zu
+Fuss fort. Wir folgen dem Ufer. Die Strandkiefer taucht ihre Wurzeln fast
+in die Wellen; oft neigt sie sich ueber die Fluth, als wollte sie ihr Bild
+in der spiegelnden Flaeche betrachten. Das Land wird hier geschmueckt von
+der See mit einem Saum silberschaeumender Wogen, dafuer flicht ihr das Land
+einen Kranz aus immergruenem Walde. Zerrissene Felsen springen am Strande
+vor und verlieren sich weit in den Fluthen. Das Esterel ist uns ganz nahe
+gerueckt. Es zeigt denselben reich bewegten Umriss, dem wir so gerne von
+Antibes aus folgten. Dieser Gebirgszug ist so schmal, dass die naemlichen
+Hoehen von Osten wie von Westen das Bild bestimmen. In Antibes sieht man am
+Abend die Sonne hinter dem Esterel verschwinden; dann huellen sich seine
+Gipfel in dunkelblaue Schatten und stechen mit scharfen Umrissen gegen den
+Abendhimmel ab. Hier sind sie jetzt mit Licht uebergossen; die schwindende
+Sonne senkt ihre Strahlen in die Thaeler hinein, sie gestaltet und modelt
+die einzelnen Berge, vergoldet die Gipfel, spart blaue Schlagschatten in
+den Tiefen aus, entzuendet ganze Doerfer, wirft Irrlichter in die einzelnen
+Haeuser hinein und taucht schliesslich Alles in purpurne Gluth. - Hier bei
+St. Aigulf am Strande liess sich Carolus Duran nieder, und der Ort ist wohl
+angethan, eines Malers Seele mit farbigem Glanz zu erfuellen! - Ploetzlich
+oeffnet sich vor uns das weite, von dem Fluss Argens in zahlreichen
+Windungen durchstroemte Thal, durch welches das Maurengebirge von dem
+Esterel geschieden wird. Der Teich von Villepey und die Windungen des
+Flusses glaenzen wie metallene Spiegel. In Frejus ertoenen die Abendglocken;
+vom jenseitigen Ufer des Golfs sendet uns der Leuchtthurm von St. Raphael
+einen ersten noch blassen Strahl entgegen.
+
+ IV.
+
+Wir wandern jetzt auf classischem Boden. Ist doch Frejus das alte Forum
+Julii, dem Julius Caesar den Namen gab. Augustus vollendete den Hafen, der
+die Stelle von Lagunen einnahm, und gab dem Orte einen Pharus. Agrippa
+liess einen Aquaeduct und ein Amphitheater erbauen; siedelte hier auch
+Soldaten der achten Legion an, was zu der spaeteren Benennung Colonia
+Octavanorum fuehrte. Die Stadt wuchs rasch in Groesse und Bedeutung; sie mass
+fuenftausend Schritte im Umfang. Der Hafen war so ausgedehnt, dass er im
+Jahre 31 v. Chr. die zweihundert Galeeren aufnehmen konnte, die Octavian
+in der Schlacht bei Actium Antonius abgenommen hatte. Was fuer ein
+farbenpraechtiges Bild mag das gewesen sein, als die Flotte des Antonius
+diesen Hafen fuellte, als maechtige roemische Bauten sich in seinen Wellen
+spiegelten, und weithin sichtbar durch das Thal der Aquaeduct in kuehnen
+Boegen den fernen Bergen zueilte. - Frejus blieb unter den Kaisern die
+wichtigste Flottenstation an diesem Gestade, dann aber begannen traurige
+Zeiten. Der _Amnis argenteus_, der heutige Argens, fuellte langsam den
+Hafen mit Schlamm und Erde an. Im zehnten Jahrhundert konnten nur noch
+kleine Schiffe Zuflucht in demselben finden. Dann kamen die Saracenen und
+schleiften 940 die Befestigungen der Stadt. Im fuenfzehnten Jahrhundert
+wurde Frejus von Corsaren verbrannt, dann im sechzehnten Jahrhundert
+nochmals unter Carl V. gepluendert. Der Hafen schwand allmaelig, und an
+seiner Stelle bildeten sich weite Suempfe aus, welche mit toedtlichen
+Miasmen die Gegend erfuellten. Ein Bild solchen Elends fand Aubin-Louis
+Millin im Beginn dieses Jahrhunderts hier vor. Die Strassen waren leer, die
+Haeuser unbewohnt, die wenigen Menschen, die man sah, gingen mit blassen
+fahlen Gesichtern, hohlen Wangen, eingefallenen Augen umher. Man meinte,
+in einem grossen Krankenhaus zu sein. "Wir nahmen Wohnung", schreibt
+Millin, "in der besten Herberge: es war ein verpestetes und ekelerregendes
+Haus, in dem man den Aufenthalt als Strafe betrachten musste. Schrecklicher
+Schmutz herrschte in ihm. In schlecht gespuelten Gefaessen wurde uns fauliges
+Wasser dargereicht; ganze Schwaerme von Fliegen belagerten die mit ranzigem
+Oel bereiteten Speisen. Den Suempfen entstiegene Muecken und Schnacken
+peinigten uns mit ihren Stichen; des Nachts wurden wir von nicht minder
+zudringlichen, aber noch ekelhafteren Thieren aufgezehrt. Unser Blut war
+in fortwaehrender Wallung. Es koennen hier wirklich nur solche Menschen
+leben, die an derartige Plagen gewoehnt sind; uns erschienen sie als das
+groesste Unheil, das einem menschlichen Wesen begegnen kann. Wir bedauerten,
+dass der Wissensdrang, der uns trieb, historisch beruehmte Staetten
+aufzusuchen, uns an diesen elenden Ort gefuehrt hatte, und wir wuenschten
+denselben so bald als moeglich verlassen zu koennen." - Seitdem haben sich
+die Zustaende in Frejus gebessert. Abzugscanaele sind entstanden, welche die
+Umgegend entwaessern und dadurch gesuender machen; der Ort selbst ist zwar
+auf ein Fuenftel seiner frueheren Groesse zusammengeschmolzen, sieht aber
+ziemlich freundlich aus. Wer freilich tieferen Eindruck von den
+Ueberresten aus der classischen Zeit erwartet, der wird enttaeuscht sein.
+Es blieb nur wenig davon zurueck, zu wenig, um Achtung zu gebieten oder gar
+kuenstlerisch anzuregen. Nur die zerrissenen Bogen des Aquaeducts draussen in
+den Feldern, mit ihrem Schmuck von kletternden Pflanzen, sind aesthetisch
+wirksam. Der Argens war so fleissig bei der Arbeit, dass heute eine weite
+sandige Flaeche Frejus vom Meere trennt; die Truemmer des alten roemischen
+Leuchtthurms ragen jetzt anderthalb Kilometer vom Strande entfernt aus dem
+Boden hervor. So ist der alte Glanz von Frejus fuer immer geschwunden, und
+was von demselben zurueckblieb, vermag solchen Eindruck wie die Denkmaeler
+von Nimes und von Arles auf uns nicht zu machen. Doch erhebt uns auch hier
+das Gefuehl, classischen Boden unter den Fuessen zu haben. Wir schauen dann
+hinaus in das blaue Mittelmeer, an dessen Ufern jene maechtige Cultur
+erstarkte, welche die Welt erobert hat. Wir suchen das Band mit der
+Vergangenheit enger zu knuepfen und werden uns im Geiste wieder bewusst, dass
+jene allgemein menschlichen Gedanken und Gefuehle, die hier zum ersten Mal
+zur bewussten Empfindung und Gestaltung gelangten, auch heute noch unser
+Denken und Fuehlen beherrschen.
+
+Roemische Villen fuellten jenen Strand, an dem heut St. Raphael sich erhebt.
+Die roemischen Patricier bevorzugten ueberhaupt dieses schoene Land. Es war
+das ihre Provincia Romana par excellence, diejenige, die sie meinten, wenn
+sie kurzweg von Provincia sprachen, und sie behielt den Namen der
+Provence. Am Strande von St. Raphael liessen sich nach den Roemern die
+Tempelritter nieder und bauten jenen viereckigen Thurm, der auch heute
+noch die alte Kirche zu schuetzen scheint. Im Jahre 1799 landete hier
+Bonaparte, als er von Aegypten kam, und hier auch verliess er das Land, um
+1814 nach Elba zu gehen. Es trifft somit nicht ganz zu, wenn behauptet
+wird, Alphonse Karr habe St. Raphael entdeckt: richtig aber ist, dass er
+unter den franzoesischen Schriftstellern der erste war, der sich hier
+niederliess, dass ihm bald andere Celebritaeten der Litteratur und Kunst
+folgten, und dass der neue Aufschwung von St. Raphael mit jener Zeit
+begann. Was aber alle jene Kuenstler und Schriftsteller hier suchten, das
+war der stille abgelegene Ort, an dem man Blumen, Sonne und Meer geniessen
+kann, ohne von anderen Menschen gestoert zu werden. Sie alle flohen den
+Laerm des grossstaedtischen Nizza und des uebereleganten Cannes. "Wenn ich
+eine grosse Stadt lieben moechte," pflegte Alphonse Karr zu sagen, "zoege ich
+zurueck nach Paris." Auch ist es im Sommer hier kuehler als jenseits des
+Esterel, und der sandige Strand ladet dann zum erfrischenden Bade ein;
+daher sich St. Raphael immer mehr zum sommerlichen Seebad entwickelt. Im
+Winter ist es zu sehr den Winden ausgesetzt. Das sollten auch wir noch
+erfahren. Schon am Abend bei unserer Ankunft begann sich Ostwind zu
+erheben, am naechsten Tage wehte er mit Macht und war von heftigem Regen
+begleitet. Gegen dieses Unwetter liess sich im Freien nicht ankaempfen. Der
+Wind trieb die Regentropfen fast wagrecht durch die Luft. Das dauerte so
+zwei Tage. Starker Ostwind ist hier meist mit Regen gepaart, somit
+traurig. Ganz verschieden gebaerdet sich sein Widersacher, der noerdliche
+Mistral. Er ist trocken und daher weit heiterer. Er fegt den Himmel rein
+und pfeift bei Sonnenschein. Er blaest nicht in langen Zuegen, sondern in
+abrupten Stoessen, er klingt donnerartig und ruettelt an den Gebaeuden. Der
+Ostwind hingegen blaest staerker oder schwaecher, doch ohne Unterbrechung
+fort; seine Stimme ist mehr ein Klagen, so dass man bei Nacht langgedehnte
+Schluchzer zu hoeren meint. In der zweiten Nacht, die auf unsere Ankunft
+folgte, entlud sich ein polterndes Gewitter, das mit dumpfem Droehnen die
+Thaeler erfuellte und zuckende Flammen auf die Meeresflaeche warf; als der
+Morgen aber kam, da strahlte die Sonne wieder hell in unser Zimmer hinein.
+Das Meer tobte weiter, und wir zogen hinaus, um seinen Anprall gegen die
+Felsen des Strandes zu sehen. - Zu den Wahrzeichen von St. Raphael gehoeren
+seine beiden Loewen: "_le lion de terre_" und "_le lion de mer_", zwei
+rothe Porphyrfelsen, die gleichsam Wache an dem Strande halten. Der
+Seeloewe hat sich weiter in das Wasser hinausgewagt, der Landloewe dicht am
+Ufer gelagert. Sie lauern da wie apokalyptische Thiere und trotzen seit
+Ewigkeit der nagenden Kraft der Wellen. Jetzt stuermt das Meer mit Macht
+gegen diese Felsen an, waelzt seine Wogen ueber sie hinweg und wirft mit
+Getoese schaeumenden Gischt hoch an ihnen empor. Ueber den Porphyrloewen im
+blauen Himmelsraum, da wiegen sich aber die Moeven. Wie gerne folgt ihnen
+das Auge, diesen muthigen Voegeln, wenn sie mit breitem und maechtigem
+Fluegelschlag die Luft durchschneiden. Jetzt segeln sie gegen den Wind,
+jetzt wiegen sie sich an der Stelle, jetzt schiessen sie herab in die
+Fluth, um ihre Beute zu fassen; mit ihr schwinden sie in der Ferne, oder
+sie lassen sich nieder auf der schaukelnden Welle, ein weisser Punkt mehr
+inmitten der weissen Kaemme. Da hinten in der See taucht ploetzlich eine
+Herde von Delphinen aus den Wellen hervor. Sie zeigen zuerst ihren Kopf,
+ueberschlagen sich fast in der Luft und schiessen hinunter in die Tiefe. Sie
+bringen Humor in das grossartige Schauspiel: sie sind die Clowns des
+Meeres.
+
+Die Strasse, die von St. Raphael in oestlicher Richtung dem Meeresstrande
+folgt, fuehrt an Landhaeusern vorueber, die manchen bekannten Namen tragen.
+Da ist die "_maison close_", das geschlossene Haus, welches Alphonse Karr
+sich schuf, um der aufdringlichen Welt zu entgehen. Hier in "_Oustalet dou
+Capelan_" hat Charles Gounod sich abgesondert, und ueber der Eingangsthuer
+liest man: "_L'illustre maitre, Charles Gounod composa Romeo et Juliette a
+l'Oustalet dou Capelan, au printemps de 1866_", und Jules Barbier, sein
+Librettist, der nebenan ein Landhaus besitzt, fuegte darunter hinzu: _Hic
+Divum Romeo scripsit Gounod meus 1866. Ingenio haut amicitia impar_."
+Gounod weilte mit Vorliebe in St. Raphael; "ich finde hier," meinte er
+oft, "den Golf von Neapel vor, mit der Campagna von Rom im Hintergrunde."
+
+Ist die Lage von St. Raphael wirklich so schoen, als es Gounod empfand? Ich
+kann das nicht behaupten, so wenig ich auch sonst diesem Ort den ihm
+zukommenden Reiz absprechen moechte. Mir fehlt hier der volle Blick auf das
+Esterel, und ich fuehle mich nicht hinlaenglich dafuer entschaedigt durch die
+Aussicht auf das Maurengebirge und jenes Thal des Argens, das Gounod mit
+der Campagna von Rom vergleicht. Lieber wuerde ich doch dem Beispiel von
+Carolus Duran folgen und mich dort drueben in St. Aigulf niederlassen, an
+dem waldigen Strande, von dem aus man am Abend das zackige Esterel in
+Purpur leuchten sieht.
+
+ V.
+
+Hingegen bildet St. Raphael einen vorzueglichen Standort fuer Ausfluege in
+das Esterel-Gebirge. Und dieses Gebirge ist sicher des Besuches werth; es
+gehoert zu den Juwelen der Riviera: sein malerischer Reiz wird durch die
+Porphyre bedingt, die als nackte Felsenmassen dem Boden entsteigen. Um
+diese Porphyre und anderes eruptives Gestein sind Schiefer emporgerichtet.
+Allseitig wird das Esterel durch tiefe Thaeler von den Alpen und durch das
+Thal des Argens auch von dem Maurengebirge getrennt. Noch zu Anfang dieses
+Jahrhunderts wagte man sich nur mit Schrecken in das Esterel hinein, jetzt
+wandelt man in demselben sicherer als in den Anlagen mancher grossen Stadt.
+- Unser erster Besuch sollte dem hoechsten Punkt des Gebirges, dem Mont
+Vinaigre gelten, dessen Gipfel sich 616 Meter hoch ueber den Meeresspiegel
+erhebt. Wir hofften von dieser Hoehe das ganze Esterel zu ueberblicken und
+wollten dort unseren Plan fuer weitere Ausfluege entwerfen. - Wir brachen
+von St. Raphael auf, als der Morgen graute. Der Weg fuehrte gegen Norden
+zunaechst nach Valescure. Dort am Abhang der Berge, in dem kuehlen Walde,
+pflegten schon roemische Familien den Sommer zu verbringen, wenn die Hitze
+des Tages in Forum Julii unertraeglich wurde. _Vallis curans_, das Thal,
+welches Genesung bringt, muss, wie sein Name sagt, als besonders gesunder
+Aufenthaltsort gegolten haben. Diesen alten Ruf moechte man auch heute noch
+ausnutzen und durch den verheissungsvollen Klang des Namens neue Bewohner
+hier anlocken. Man wandert in Valescure auf fertig angelegten Strassen,
+"_Grands Boulevards_" mit hochtoenenden Namen; der Wald ist in Parkanlagen
+verwandelt; grosse Hotels hoffen auf Gaeste, Musikpavillons warten auf
+Musikanten. Doch die Besucher bleiben noch aus. Woher auch sollen sie
+kommen, diese Millionaere, um allen Grundstueckspeculanten zu Gefallen die
+ganze Riviera von Toulon bis Ventimiglia mit Villen zu bedecken? Mit dem
+Augenblick, wo der Bau der Suedbahn beschlossen war, bemaechtigten sich
+Actiengesellschaften aller Punkte am Strande, die durch schoene Aussicht
+aller Punkte auf der Hoehe, die durch gesunde Lage, Kiefernadelduft, oder
+sonst welche Vorzuege sich auszeichnen. Auch in St. Aigulf drueben im
+Maurengebirge ist der Wald schon parcellirt, laufen "_Grands Boulevards_"
+durch denselben und sind nicht allein mit schoenen Namen, sondern auch mit
+Laternen versehen. Den Laternen freilich fehlen die Scheiben; gebrannt hat
+noch keine; manche warf der Sturm, manche auch Menschenhand schon um; nun
+liegen sie da und rosten, ein trauriges Bild des Todes dort, wo niemals
+Leben war. Dazwischen in moeglichst auffaelliger Stellung grosse Tafeln mit
+bunten Inschriften und Plaenen, die zum Ankauf der Grundstuecke verlocken
+sollen. - Wird Valescure jemals gedeihen? Es ist wohl moeglich - einen
+Anfang von Erfolg hat es schon zu verzeichnen: "_La nature severe et
+riante, l'odeur des pins agreable et salutaire_", wie Stephen Liegeard den
+Ort preist, hat bereits die Kuenstlerin der "_Comedie francaise_" Suzanne
+Reichemberg und die nicht minder beruehmte Saengerin der Pariser komischen
+Oper Miolan Carvalho veranlasst, sich hier anzusiedeln. Der Ort ist
+anmuthig, dicht von immergruenem Wald umhuellt, mit heiteren Ausblicken in
+das Meer und das Gebirge: trotzdem athmeten wir freier auf, als wir die
+"_Grands Boulevards_" verlassen hatten und uns in einer von der
+Speculation weniger uebertuenchten Natur bewegten. - Die Sonne ging in
+blaugrauem Nebel als rothe strahlenlose Scheibe auf; dann tauchte sie aus
+dem Nebel hervor und strahlte hell an wolkenlosem Himmel. Die Erde schien
+jetzt von Licht ueberstroemt. Bald betraten wir jene ausgedehnten Waelder,
+welche das Esterel fast ganz bedecken. Einst hatten sie oft vom Feuer zu
+leiden; statt gruener Laubkronen starrten verkohlte Skelete den Wandrer an.
+Jetzt sind die Waelder Staatseigenthum geworden und erfreuen sich so
+sorgsamer Pflege, dass sie fast den Eindruck grosser Parkanlagen machen. Die
+dunklen Strandkiefern (_Pinus Pinaster_) wiegen bei Weitem vor: sie
+schliessen ihre Kronen oft so dicht zusammen, dass kaum ein Sonnenstrahl
+durch das Dickicht dringt. Vorzuegliche Kunststrassen fuehren durch den Wald,
+und bis auf den Gipfel der Berge gelangt man auf gut gehaltenen Wegen.
+Auffallend genug sieht man eine weite Kunststrasse oft ganz ploetzlich
+enden, wenn sie die Grenzen des Gebirges erreicht. Da hoert das Departement
+der Forste naemlich auf, und es beginnt dasjenige der Bruecken und
+Chausseen. Die beiden Ministerien arbeiten sich, wie es scheint, nicht
+immer in die Haende. Nach Wegweisern sieht man sich leider vergebens im
+Esterel um, und wo mehrere Strassen sich schneiden, bleibt man auf seine
+Orientirungsgabe ganz angewiesen. Die besten Karten der Gegend, die wir
+uns zu verschaffen vermocht, Karten, welche das Ministerium des Inneren im
+Jahre 1889 veroeffentlicht hatte, reichten eben nur aus, um uns irre zu
+fuehren. Der Weg zum Mont Vinaigre war uebrigens nicht schwer zu entdecken.
+Zunaechst sahen wir ihn vor uns, dann brauchten wir im Walde nur der
+breiten Strasse zu folgen und uns nordwestlich zu halten, dort wo sich
+dieselbe mit anderen gleich breiten Strassen schnitt. Sie stieg in
+Windungen zwischen den Bergen empor. Meist war sie im Walde versteckt, und
+wir wanderten im Schatten hoher Baeume, oder sie erreichte einen steilen
+Abhang, und ueber den Gipfel der Baeume hinweg konnte der Blick dann ueber
+gruene Thaeler und Berge weithin sich verlieren. Doch kein Haus war zu
+entdecken, nirgends verrieth aufsteigender Rauch eine verborgene Huette:
+nichts als Waelder, Thaeler und Berge in endloser Einsamkeit. Seitdem wir
+das Gebirge betreten hatten, war uns kein Mensch begegnet. Wir fuehlten uns
+ganz allein: es war fast unheimlich. Nach zwei Stunden erreichten wir eine
+menschliche Behausung, das Forsthaus zu Malpay: "_M[=a]ou pays_",
+schlechte Gegend, wie es provencalisch heisst, in Erinnerung an jene Zeit,
+wo es hier nicht geheuer war, zu reisen.
+
+Die Frau Foersterin schien sichtlich erfreut, sich wieder einmal
+aussprechen zu koennen, und gab uns, waehrend wir fruehstueckten, genaue
+Auskunft ueber die Gegend. Sie zeigte uns auch in oestlicher Richtung ein
+Stueck der roemischen Strasse, die man von hier aus auf eine laengere Strecke
+hin ueberblicken kann. Rom mit Gallien verbindend, endete sie in Arelate,
+dem heutigen Arles, von wo die "_via Domitia_" nach Spanien fuehrte. Zwei
+roemische Strassen, die als aurelianische bezeichnet wurden, fuehrten durch
+das Esterel. Die aeltere folgte von Cannes aus der Kueste und erst vor der
+suedlichsten Felsengruppe des Esterel drang sie landeinwaerts, in ein Thal,
+um in westlicher Richtung Frejus zu erreichen. Spaeter legten die Roemer die
+zweite Strasse an, die, in gerader Richtung ueber die Berge laufend,
+ungefaehr der heutigen zwischen Frejus und Cannes entspricht und von der
+wir hier ein Stueck vor Augen hatten. In einer verborgenen Schlucht unfern
+derselben liegen in Malpay noch Porphyrsaeulen aus alter Zeit, unvollendete
+Arbeit der Roemer. Der violettrothe Stein hat sich seitdem freilich mit
+einer dicken schwarzen Kruste bedeckt. An die Benennung jener roemischen
+Strassen erinnern hier noch die Namen der Ufer und Berge. Dort, wo die
+aeltere der beiden Strassen das Meer verliess, heisst immer noch das Ufer
+"Plage d'Aurel", und "Pic d'Aurel" heissen die Porphyrmassen, denen sie
+dann folgte. Dieses Gebirge war spaeter von aller Cultur so abgeschnitten,
+neuen Einfluessen so entzogen, dass das Volk bis auf den heutigen Tag eine
+noch benutzte Strecke der aelteren Strasse "_lou camin Aurelian_" nennt.
+
+Man verlaesst in Malpay die breite Strasse und folgt in oestlicher Richtung
+dem Fussweg, der in zahlreichen Windungen am suedlichen Abhang des Mont
+Vinaigre aufwaerts steigt. - Wie kommt der Berg zu seinem merkwuerdigen
+Namen? Es heisst der saure Wein, der an seinen Flanken wuchs, haette ihm
+denselben verschafft. Spuren einstiger Weincultur sind freilich nicht mehr
+zu entdecken, hingegen tritt man am Abhang in die herrlichsten Maquis ein.
+Baumartige Heide, Ginster, Pistacien, Euphorbien, Asphodelen, sie alle
+bluehen zu gleicher Zeit und erfuellen die Luft mit wuerzigem Duft. Denn er
+ist kurz, der provencalische Fruehling, und die Pflanzen muessen sich
+beeilen, bevor die Duerre naht; es ist als wenn die Natur ein Fruehlingsfest
+hier feiern wollte, und unbewusst dringt etwas von diesem Fruehling auch in
+die Seele des Wandrers ein. Er vergisst alles Vergangene, ihm ist, als
+koenne er das Leben von Neuem beginnen. Warum auch nicht? Ist doch die Welt
+so alt und erwacht sie dennoch in jedem Fruehjahr zu neuem Leben. - Was
+duften nur die Heiden so schoen nach bittren Mandeln? Jeder Windhauch traegt
+uns ganze Fluthen dieses Aromas entgegen. Dieser Duft war uns frueher kaum
+aufgefallen, doch eine gleiche Fuelle von Ericabluethen hatten wir auch noch
+nie gesehen. Ein suesser Honiggeruch erfuellt jetzt die Luft: eine
+unscheinbare kleine Wolfsmilch (_Euphorbia spinosa_) ist es, die ihn
+verbreitet. Ihr fehlen auffaellige Bluethen, und da muss sie sich besonders
+bemuehen, um in so farbenreicher Umgebung nicht unbeachtet zu bleiben. Sie
+wird auch von zahlreichen Bienen besucht, waehrend die bunten
+Schmetterlinge um andere praechtigere Bluethen flattern. Hier lohnt es sich,
+Biene und Schmetterling zu sein! Aus dieser Bluethenmasse ragen dunkle
+Erdbeerbaeume, zwerghafte Kiefern, immergruene Eichen, stachelige
+Wachholderstraeucher (_Juniperus oxycedrus_) hervor. Und wo ein noch so
+kleiner Platz unbesetzt geblieben an dieser reichen Tafel der Natur, da
+draengen sich die Asphodelen (_Asphodelus cerasifer_) mit ihren weissen
+Bluethenrispen ein. Auch sie wollen ihren Antheil an Licht und Waerme haben,
+an jener Nahrung, die hier in solchem Uebermass gespendet wird.
+
+Wir steigen nur langsam in die Hoehe, bleiben vor jeder einzelnen Bluethe
+stehen, belauschen die Bienen bei der Arbeit. Erst nach einer Stunde sind
+wir oben; da liegt eine ganze Welt zu unseren Fuessen. Vor uns das gruene
+Esterel mit seinen tief eingeschnittenen Thaelern und seinen steilen Hoehen,
+wo aus dem Laub der Baeume die zackigen Porphyrfelsen in den Himmel ragen.
+Im Westen die Ebene von Frejus von ihrem Silberfluss durchstroemt; ueber
+dieser das Maurengebirge mit seinen dunklen Waeldern, und dann alle Buchten
+der Kueste, weit hin bis nach St. Tropez. Im Norden die Kalkalpen in
+perlgrauem Ton; im Osten die Seealpen mit schneebedeckten Haeuptern; davor
+ueppig gruenes Land, mit leuchtenden Staedten und Doerfern und wieder die
+Kueste, erst bei Bordighera in duftigen Nebel sich huellend. Ganz in der
+Naehe Cannes, vor ihm die Inseln von Lerins; weit vorspringend in die See
+das schmale Cap von Antibes; endlich im Sueden, scheinbar dem Himmel
+entgegenstrebend, das unbegrenzte Meer.
+
+Heute war es hier oben so windstill, dass auch die einsame Korkeiche, die
+am Gipfel steht, sich in der Sonne *waermen* konnte. Auch sie, die
+bedauernswerthe, war ihrer schuetzenden Korkhuelle beraubt worden. Zum
+grossen Theil entbloesst, musste sie an schlimmen Tagen dem Mistral hier
+trotzen. In dem friedlichen Bilde, das uns umgab, stoerte diese nackte
+Eiche wie ein Misston die Harmonie.
+
+Der Weg, den wir bei Malpay verlassen hatten, setzt sich in gerader
+Richtung am Fusse des Mont Vinaigre fort und trifft bald auf die grosse
+Strasse von Frejus und Cannes. Folgt man ihr in oestlicher Richtung, so
+gelangt man bald zu einer Haeusergruppe, der Auberge des Adrets und dem
+Gensdarmerieposten. Der Name, den das Wirthshaus fuehrt, war in Paris einst
+in Jedermanns Mund, als der beruehmte Schauspieler Frederic Lamaitre im
+Ambigu-Theater die Hauptrolle in einem Schauerdrama gab, das in einer
+"Auberge des Adrets" spielte. Das war in den vierziger Jahren, und alle
+sensationsbeduerftigen Besucher von Cannes machten Ausfluege ins Esterel, um
+in der "Auberge des Adrets" die Raeume zu sehen, in denen ein Herr Germeuil
+ermordet oder vielmehr *nicht* ermordet worden war. Denn abgesehen davon,
+ob die ganze Geschichte sich jemals zugetragen, oder ob sie nur erfunden
+war, handelte es sich thatsaechlich in dem Drama nicht um diese, sondern,
+wie das Textbuch deutlich angab, um eine Herberge gleichen Namens auf dem
+Wege von Grenoble nach Chambery. - Unter den Besuchern, die in froehlicher
+Laune von Cannes aus hierher gekommen waren, befand sich im Jahre 1868
+auch Georges Sand. Die Bewohner des Hauses wurden damals schon sehr
+ungehalten, wenn man sie ueber jenen Herrn Germeuil ausfragen wollte; sie
+glaubten, man bezichtige sie des Mordes. Richtig ist, dass vor Jahren die
+Gegend um jene "Auberge des Adrets" besonders beruechtigt war. In den
+unzugaenglichen Thaelern und Schluchten des Esterel suchten alle jene
+Verbrecher ihre Zuflucht, denen es gelungen war, aus den Galeeren von
+Toulon zu entfliehen. Sie pflegten die Reisenden unfern von diesem
+Wirthshaus anzufallen, an einer Stelle, wo die Strasse von angrenzenden
+Hoehen beherrscht ist. "Als wir vorbeifuhren," schreibt Horace Benedict de
+Saussure, "zeigte uns der Courier von Rom, der mit uns reiste, einen
+zertruemmerten Reisekoffer, der noch am Wege lag und einem Courier gehoert
+hatte, der vor einigen Tagen ausgepluendert worden war." Als hingegen der
+Erlanger Professor der Naturwissenschaften Gotthilf Heinrich Schubert 1822
+"mit der Hausfrau, die, wie gewoehnlich, als Haushofmeister und Adjutant,
+ihren alten Traeumer begleitete", die naemliche Stelle ueberschritt, hatten
+sich die Zustaende bereits geaendert. In dem Wirthshaus war ein
+Gensdarmerieposten errichtet. Doch fand er dort nur eine alte Frau und
+zwei kleine Kinder vor. Waehrend die Reisenden sich staerkten, kam die Alte
+auf die verschollenen Raeubergeschichten zu sprechen. "Wenn sich so ein
+Raeuber doch hier wieder sehen liesse," meinte die Frau, "damit unsere
+Gensdarmen zeigen koennen, dass sie ihr Brot nicht umsonst essen." - Seitdem
+die Eisenbahn Frejus mit Cannes verbindet, ist diese Strasse wie
+ausgestorben, und Raeuber wuerden ihr Auskommen da nicht mehr finden. Das
+Wirthshaus zeigt aber noch deutlich an, dass es einst darauf eingerichtet
+war, sich zu vertheidigen. Die Mauern sind ungewoehnlich dick, die Fenster
+des unteren Stockwerks mit eisernem Gitter versehen. Durch eine Oeffnung
+in der eichenen Thuer wurde der Reisende erst genau betrachtet, bevor er
+Einlass erhielt, schraege Schiessscharten in den Waenden sind gegen die Thuer
+gerichtet: das Haus gleicht einer Festung, die nur durch regelrechte
+Belagerung genommen werden konnte. Jetzt steht seine Thuer weit offen, und
+kleine Kinder spielen vor dem Hause.
+
+Wir kehrten nach Malpay zurueck und waehlten von dort einen Weg, der in
+suedoestlicher Richtung uns nach Agay fuehrte. Bald waren wir in den _Vallon
+de la Cabre_ gelangt. Dort breitete ueberall am Abhang der lorbeerartige
+Schneeball (_Viburnum Tinus_) seine weissen Bluethendolden aus. Bis auf die
+betretenen Wege wagten sich die blauen Schwertlilien (_Iris germanica_)
+hervor. Die Dichternarcisse (_Narcissus poeticus_) schaute uns aus dem
+Gebuesch mit ihren leuchtenden Blumenaugen an. Hochstengelige Tulpen
+(_Tulipa Celsiana_) gruessten uns aus der Ferne mit ihren gelben Bluethen.
+Die violetten Bluethenstaende der doldenbluethigen Schleifenblume (_Iberis
+umbellata_) ueberraschten uns durch ihre Pracht; hatten wir doch dieses
+schoene Gewaechs bisher nur in Gaerten gesehen. Bald war in unseren Haenden
+_Ophrys aranifera_, die merkwuerdige Orchidee, mit ihren spinnenartigen
+Bluethen, und zu dieser konnten wir dann auch ihre bienenaehnliche Schwester
+(_Ophrys apifera_) gesellen. Am meisten aber erfreute uns das seltene
+_Limodorum abortivum_, eine blattlose Orchidee, die in allen Theilen
+hellviolett gefaerbt, auch hellviolette Bluethen traegt. So wandelten wir im
+Thale mit grossen Blumenstraeussen in den Haenden. Da ploetzlich tauchte vor
+uns ein grosser Porphyrblock auf. Er steht auf schwachen Fuessen und neigt
+sich ueber den Bach, als wollte er stuerzen. Das Volk hat ihn den
+Taubenschlag, "_Pigeonnier_", genannt. Dann fuehrte unser Weg weiter an
+anderen phantastischen Felsen vorbei; oft schienen sie das Thal zu
+versperren und traten erst weit im Halbkreis auseinander, als wir den Fluss
+von Agay erreichten. Dem folgten wir bis an das Meer. Zackig zerrissen, in
+rothem Lichte gluehend, schaut dort das Castel d'Agay in die See hinab. Wie
+Zaehne einer Riesensaege ragen in langgedehnter Reihe die steinernen Zacken
+gegen den Himmel vor. Wir rasteten an der lieblichen Bucht von Agay, die
+der rothe Porphyr in einen farbigen Rahmen fasst. Wir sind hier zehn
+Kilometer von St. Raphael entfernt, an der Station der Mittelmeerbahn, die
+dem Seestrande folgt, um dem Gebirge auszuweichen.
+
+Unfern von Agay, am Wege nach St. Raphael, wird blauer Porphyr gebrochen.
+Grosse Bloecke sprengt man aus dem Berge heraus, schneidet sie in Platten
+und Wuerfel und verwerthet den Rest fuer Strassenbau. Der ganze Strand ist
+mit blauem Porphyr bedeckt, und zahlreiche Arbeiter sind beschaeftigt, ihn
+auf Schiffe zu laden. Der Porphyr des Esterel ist ein Quarzporphyr, der in
+dichter, mit blossem Auge nicht unterscheidbarer Grundmasse, die aus Quarz
+und Feldspath besteht, Krystalle oder crystallinische Koerner aus Quarz
+oder Feldspath fuehrt. Der Feldspath ist meist fleischroth, doch wird die
+rothe Faerbung des ganzen Gesteins vornehmlich durch Eisenoxyd bedingt, das
+als ein feiner Staub in der Grundmasse vertheilt ist. In den blauen und
+andern hellgefaerbten Porphyren tritt das Eisenoxyd gegen
+Eisenoxydulverbindungen zurueck. Der blaue Porphyr wird fuer Strassenbauten
+besonders geschaetzt und seine Gewinnung hier in grossem Massstab betrieben.
+- Dem Steinbruch gegenueber springt eine Landzunge, "_Le Piton de
+Dramont_", vor in die See und traegt auf steil abfallenden Felsen einen
+hohen Leuchtthurm. Er warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der
+Gefahr, die ihn an dieser felsigen Kueste bedroht. Die Bucht von Agay, die
+bei ruhigem Wetter still ist und leer, fuellt sich bei stuermischer See oft
+mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze der Berge, auf
+guenstigeres Wetter, und schon zur roemischen Zeit hat der Agathon Portus
+manches Schiff vor Untergang gerettet.
+
+ VI.
+
+Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein versteinertes
+Felsenmaerchen. Eine Strasse fuehrt jetzt von Agay dahin, und drei Stunden
+Wagenfahrt genuegen, um es von St. Raphael zu erreichen. Wir ziehen die
+Fusswanderung vor und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
+einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die Schienen und
+steigen am westlichen Abhang des vor uns sich erhebenden Berges in die
+Hoehe. Wir wandern in Maquis, noch ueppiger als wir sie an andern Stellen
+des Esterels gesehen. Vom suessen Honigduft der Euphorbien sind wir fast
+betaeubt. Weite Flaechen werden gelb gefaerbt von grossbluethigen
+Pfriemenstraeuchern (_Calycotome spinosa_). Cistusrosen (_Cistus albidus_)
+beginnen eben ihre grossen rothen Bluethen zu entfalten. Zunaechst sind sie
+zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der Knospenhuelle waren, doch
+breiten sie sich aus, verlieren bald alle Falten und locken nun die
+Schmetterlinge durch ihren zarten Farbenreiz. Wir pfluecken keine dieser
+Bluethen, da sie zu vergaenglich sind, der leiseste Windhauch traegt ihre
+Kronenblaetter davon. - Welche Fuelle bunter Schmetterlinge belebt hier den
+Abhang. Bluethen und Schmetterlinge gehoeren ja zusammen. Der sonst seltene
+Falter _Anthocharis Eupheno_ ist hier fast gemein. Er gleicht unserem
+Aurorafalter, ist aber schwefelgelb, nicht weiss wie jener. Dieselben
+rothen Flecken zieren seine Vorderfluegel. Unruhig und rasch fliegt er
+durch die Luefte. Ebenso behend ist der Osterluzeifalter (_Thais
+Polyxena_), dessen braeunlich gelbe Fluegel mit schwarzen Zacken sich
+umrandet zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
+Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam schweben in allen
+Richtungen die Segelfalter an uns vorueber. - Bald haben wir einen Kamm,
+den Col Lentisque erreicht, den zahlreiche Korkeichen schmuecken. Hier
+schneiden sich mehrere Wege. Wir waehlen denjenigen, der zur Rechten
+abzweigt, ueberschreiten alsbald die Passhoehe und beginnen in einem waldigen
+Thale, dem "Ravin" des Baches Escalle, der hier abwaerts fliesst, langsam
+abzusteigen. Schoene Stecheichen (_Ilex aquifolium_) ragen stellenweise aus
+dem ueppigen Dickicht hervor. Es sind das hier stattliche Baeume, waehrend
+wir sie in unseren Waeldern nur in Strauchform finden. Da faellt uns dann
+wieder auf, was einst schon Chamisso bemerkte, dass die glaenzenden,
+lederartig starren Blaetter nur in den unteren Theilen des Baumes mit
+scharfen Zaehnen besetzt sind, an den hoeher entspringenden Aesten aber
+einen fast glatten Rand haben. Nur an denjenigen Blaettern, die von den
+weidenden Thieren erreicht werden koennen, bildet zum Schutz gegen
+dieselben diese Pflanze Stacheln aus. Der Weg wendet sich ploetzlich nach
+Westen, und ganz unvermittelt stehen wir am Ausgang des Malinfernet. Da
+ragen sie nun hervor aus dem dunklen Wald, alle die rothen Felsen hier in
+der Sonne gluehend, dort in den Schatten der Berge getaucht. Sie
+verschieben sich gegeneinander bei jedem Schritt, den wir vorwaerts
+schreiten; die einen schwinden, die andern treten hervor, fast endlos. Und
+der klare Bach, der das Thal durchstroemt, rauscht entweder stark, oder
+murmelt schwach, oder donnert laut in Wasserfaellen. Einmal verbirgt er
+sich ganz im gruenen Laub der Baeume, dann tritt er wieder weit sichtbar vor
+und spiegelt mit hellem Glanze den Himmel. Und erst die Felsen! Hier
+glaubt man einen spitzen Thurm zu sehen, wie den Thurm eines gothischen
+Domes, mit steinernen Blumen und Thieren und allerhand Schnoerkeln
+verziert; dort eine Burg mit ihren Schanzen und Zinnen, dort eine Orgel
+mit riesigen Pfeifen, hier einen schlanken Kegel, dort einen kantigen
+Crystall, hier wieder ein Standbild auf hohem Postament. Ist das nicht der
+Gott Osiris, der auf diesen Felsen thront? Er traegt zwei junge Kiefern wie
+Scepter in den Haenden. Am Eingang jener Schlucht kauert eine Sphinx und
+holt aus zum Sprunge. Und dort am fernen Abhang scheint eine wilde Jagd
+den Berg hinabzurasen. Die phantastischen Thiere ragen hoch aus dem Wald
+hervor, in letztem Todeskampf zu Stein erstarrt. Da hat die Natur ihrem
+ungezuegelten Gestaltungsdrang freien Lauf gelassen; sie schuf in
+uebermuethiger Laune. Und als bereue sie nachtraeglich diesen Uebermuth,
+verbarg sie sorgsam das Thal zwischen hohen Bergen. Das Malinfernet musste
+thatsaechlich erst entdeckt werden, und noch im December 1851, nach dem
+napoleonischen Staatsstreich konnten politische Fluechtlinge sich dort
+lange Zeit verborgen halten und den Nachforschungen der Gensdarmen
+entgehen.
+
+ VII.
+
+Gegen Abend zogen wir wieder hinaus zum Strande von St. Aigulf. Wir
+wollten das Esterel noch einmal im Glanze der untergehenden Sonne gluehen
+sehen. Es war ein farbenpraechtiger Abend, still und mild, einer jener
+Abende, die das Gefuehl des Glueckes in der menschlichen Seele erwecken.
+Kein Luftzug bewegte die Blaetter der Baeume. Im See von Villepey spiegelten
+sich dunkle, goldumstrahlte Wolken. Durch unser Nahen aufgeschreckte Voegel
+flohen aus dem Dickicht des Ufers empor. Sie stiegen in die Luefte und
+schienen schwarze Furchen zu ziehen am hellen Abendhimmel. Die Wolken im
+Westen nahmen Purpurfarben an, und in ihrem Widerschein roethete sich auch
+der See. Er sah jetzt unheimlich aus, wie eine Lache von Blut; das dunkle
+Dickicht aus Rohr umfasste ihn mit schwarzem Trauerrand. Wir setzten unsern
+Weg fort zum Strande. Bald stand der Westen in voller Gluth, und das
+Maurengebirge glich einem Riesen in der Feuersbrunst. Die Baeume des Waldes
+zeichneten sich schwarz auf hellem Grund, als waere ihr Umriss mit Kohle
+gezogen. Allmaelig verblasste der Himmel. Auf den spiegelnden Wellen des
+Meeres begannen sich die weissen Strahlen der ersten Sterne mit dem rothen
+Abglanz der letzten Abendlichter zu mischen. Als wir den Strand
+erreichten, war es bereits so dunkel, dass wir den Umrissen des Meeres
+nicht mehr folgen konnten. Der Himmel spruehte von Sternen und schien auch
+ungezaehlte Lichter im Meere auszusaeen. Wir lauschten dem Stoehnen und
+Rollen der Brandung und frugen uns, warum es ewig klagt und grollt, dieses
+laenderumspuelende Meer; ist es der Schmerz ueber all' das Leid, das sich an
+seinen Ufern zugetragen? Ist doch auch dieser Ort nach jenem Heiligen
+benannt, der auf den Lerinischen Inseln gemartert ward. Manchmal glaubten
+wir nahende Schritte zu hoeren; doch nein, es war nur ein reifer
+Kieferzapfen, der vom Baum zu Boden fiel, oder eine groessere Welle, die
+sich ueber das Ufer ergoss und zischend dem Meer wieder zueilte. Die
+silberne Mondsichel, ganz schmal, tauchte hinab in die Baeume. Starr
+leuchteten uns von Osten her die Leuchtthuerme von St. Raphael und von
+Drammont entgegen; der Phar von Camarat im Westen flammte auf und nieder:
+es war, als oeffnete und schloesse er abwechselnd sein grosses Feuerauge. Im
+Meere tauchten Barken auf in gelbem Fackelschein. Das waren Fischer,
+welche mit Feuer die Tiefen erhellten, um Fische zu erspaehen. Die
+flackernden Flammen warfen lange zitternde Streifen auf die Wellen.
+Ploetzlich tauchte dicht vor unseren Augen, gespensterhaft gross, eine
+riesige Barke auf, mit ausgespannten Segeln. Sie deckte uns die Sterne und
+warf einen schwarzen Fleck ueber den funkelnden Himmel. Eben so rasch, wie
+sie kam, war sie auch verschwunden, lautlos, unvermittelt, wie ein
+Geisterschiff.
+
+ VIII.
+
+Unfern vom Bahnhofe bei le Trayas schaut aus dem dunklen Gruen der Baeume
+ein helles Haeuschen hervor. Schilder an der Station preisen es als "_Hotel
+du Trayas et restaurant de la Reserve_" an. Der Ort liegt so schoen am
+Wald, zwischen rothen Felsen, dass wir den Entschluss fassten, dort einige
+Zeit zu weilen. So fanden wir uns am naechsten Tage auf der Station von le
+Trayas mit unserem Gepaeck wieder ein. Wir frugen nach dem Wege zum
+"Hotel", und wurden auf einen Hund verwiesen, der sich in unserer Naehe
+befand. "Sie brauchen ihm nur zu folgen, er wartet auf die Gaeste". Der
+Hund hatte sich uns genaehert, als wir mit Handgepaeck beladen, aus dem
+Eisenbahnwagen stiegen und sah uns verstaendnissvoll an. Es war ein grosser
+schwarzer Vorstehhund, mit langem seidigem Haar. Wir schritten zum
+Ausgang; der Hund eilte uns voran, blickte oft sich um und wedelte dann
+mit dem Schweife. Er fuehrte uns den Weg an der Bahn entlang, hierauf in
+den Wald. Einen Augenblick war er verschwunden: es galt einen kleinen
+Pintscher im nahen Foersterhause zu besuchen, vielleicht ihm mitzutheilen,
+dass Fremde angelangt seien. Der kleine Freund kam mit bis auf den Weg, um
+uns zu betrachten, dann zog er sich zurueck. In einer Viertelstunde
+erreichten wir das Gasthaus, einen bescheidenen Bau, doch mit ziemlich
+weiter Glashalle. Augenscheinlich wurde die Restauration des "Hotels" mehr
+als seine Wohnraeume in Anspruch genommen und somit wohl die Glashalle am
+meisten benuetzt. Der Hund stellte sich vor die Eingangsthuer und bellte. Es
+war das aber nicht ein gewoehnliches Bellen, er stiess vielmehr gedaempfte,
+rasch hinter einander gedehnte Toene aus, welche die Mitte zwischen Bellen
+und Heulen hielten. Da stuerzte der geschaeftige Wirth mit seiner ganzen
+Familie aus dem Hause und bot uns seine Dienste an. Die Zimmer im Hause
+sind zwar aeusserst klein, doch ertraeglich, der Aufenthalt auf der Terrasse,
+bei so schoenem warmem Wetter, wie wir es trafen, war aber geradezu
+entzueckend. Steht doch das Haus dicht am Meere, auf einem Porphyrfelsen,
+und kann der Blick weithin der Kueste folgen, an rothen Porphyrmassen, dann
+dunkelgruenen Hoehen vorbei Cannes erreichen und auf den Lerinischen Inseln
+im Meere, oder dem weissen Schnee der Alpen ueber den Bergen, endlich ruhen.
+Vorn ist der rothe Strand in scharfe Buchten zerschnitten und zu tiefen
+Grotten ausgehoehlt; im Norden steigt, dicht ueber dem Hause, der Pic
+d'Aurelle empor, im Westen schliesst die maechtige Felsenmasse des Cap Roux
+die Landschaft ab.
+
+Viele Fremde kommen aus Cannes hierher, verweilen aber nur wenige Stunden,
+um sich in der Glasveranda an "_Bouillabaisse_", oder an den Austern und
+Hummern der "Reserve" zu laben. Hin und wieder findet sich zu mehrtaegigem
+Aufenthalt ein leidenschaftlicher Liebhaber des Fischfangs ein. Denn das
+Meer gilt fuer besonders fischreich an diesem felsigen Strande, und der
+Fischer findet vollauf Gelegenheit, seine List und seine Gewandtheit zu
+ueben. Als besonders spannend gilt der Fischfang des Nachts bei Feuer und
+verlangt, so wie er hier geuebt wird, sehr viel Geschick. Eine solche Fahrt
+muss man einmal mitgemacht haben!
+
+Das Meer war so ruhig, so einladend, dass wir einen Fischer veranlassten,
+uns am Abend zu solchem Fischfang mitzunehmen. Es dunkelte schon, als wir
+das Land verliessen. Kein Mond am Himmel, doch unendlich viel leuchtende
+Sterne, deren Zahl noch immer zu wachsen schien. Sie spiegelten sich in
+den Wellen, die wir durchschnitten. Die Umrisse der Berge schwanden immer
+mehr; bald bildeten sie nur noch einen dunklen sternenlosen Schatten am
+Himmelssaum. Im Meere war es still; wir hoerten nur den leisen Anprall der
+Wellen gegen das Boot und den regelmaessigen Schlag der Ruder ins Wasser.
+Die Brise aber, die des Nachts von den Bergen weht, trug die Stimmen des
+Landes ueber das Meer. Wir hoerten aus der Ferne die lauten Concerte der
+Laubfroschscharen, das schrille Zirpen der Heuschrecken. Zugleich brachte
+uns diese Brise alle die Wohlgerueche, welche den harzigen Kieferwaeldern
+und den wuerzigen Maquis entstroemen. Nah und fern glaenzten am Ufer, wie
+grosse Sterne, die Leuchtthuerme uns entgegen. Wir gaben uns diesen
+Eindruecken ganz hin und athmeten mit Wonne die balsamische Luft. Der eine
+Fischer beugte sich dann ueber das Boot, um das Feuer zu entzuenden. Vorn an
+einem Haken war der eiserne Gitterkorb befestigt, den er mit harzigem Holz
+der Aleppokiefer gefuellt hatte. Knisternd entflammte dasselbe und
+verbreitete ein grelleres Licht, wie Fackelschein. Dieses Licht drang in
+die Tiefen des Meeres ein, waehrend der Himmel ueber uns jetzt fast schwarz
+erschien. Wir glitten ueber Felsenmassen, auf welchen Meeresalgen wahre
+Zaubergaerten bilden. Da mischen und durchdringen sich alle Farben, von
+lebhaftestem Gruen bis zu dunklem Braun und zu leuchtendem Roth. Hier
+breite Blaetter zu Rosetten aneinander gedraengt, dort lange fluthende
+Faeden, wie aufgeloestes Haar, dort wieder rundliche Gebilde wie Muscheln.
+Dazwischen schillernde Seeanemonen mit vorgestreckten Fuehlern, rothe
+Seesterne mit ausgebreiteten Armen und stachelige Seeigel, die dunkle
+Flecke in einem bunten Teppich zu bilden scheinen. Kleine Fische fliehen
+erschreckt nach allen Seiten, groessere folgen in Scharen, wie durch das
+Licht fascinirt, unserem Boot. Spaehend steht am Vordertheil des Schiffes
+der Fischer und schaut in die Tiefe. Er haelt eine dreizinkige, an langer
+Schnur befestigte Harpune in der Hand, bereit sie abwaerts zu stossen. Jetzt
+giesst er einige Tropfen Oel auf das Wasser, um die Fluth, die der Luftzug
+kraeuselt, zu glaetten. Die Ruderschlaege verstummen. Ploetzlich faehrt der
+Wurfspeer in die Tiefe, sein mit Widerhaken versehener Dreizack durchbohrt
+einen Fisch, und zappelnd wird dieser emporgezogen, um im Boote bald zu
+verenden. - Es gehoert viel Uebung und Geschick zu einer solchen Jagd.
+Nicht nur gilt es beim Wurf die Bewegung des Fisches, sondern auch jene
+Lichtbrechung im Wasser zu beruecksichtigen, welche den Fisch an einer
+anderen Stelle zeigt, als die, an der er sich wirklich befindet. Wir gaben
+die Jagd auf, es genuegte uns dieses eine Opfer; langsam erlosch unser
+Feuer und wieder glitten wir friedlich auf der weiten See, beschienen von
+silbernen Sternen.
+
+Gegen den Mistral ist le Trayas vollstaendig gedeckt, der Cap Roux faengt
+ihn mit seinem breiten Ruecken auf. Zu gleicher Zeit, da in Cannes und
+Nizza dichte Staubwolken von den Strassen aufsteigen, merkt man hier kaum
+einen Luftzug und kann sich behaglich im Freien vor dem Hause sonnen. Doch
+darf der Ostwind nicht kommen; der rueckt hier an, mit voller Gewalt; er
+stuermt das Gebirge, das ihm Halt gebietet, prallt zurueck von den hohen
+Felsen und umwirbelt sie mit wuethendem Geheul. Das geaengstigte Meer
+scheint dann auf das feste Land sich fluechten zu wollen; mit Schaum
+bedeckt versuchen es seine Wellen, die Felsen zu erklimmen, doch sie
+zerschellen an dem harten Stein und sinken gebrochen zurueck in die Tiefe.
+In der Hoehlung der Grotten fangen sie sich aber ein, suchen dort einen
+Ausweg nach oben und schlagen mit solcher Gewalt gegen die Woelbungen an,
+dass das ganze Ufer erdroehnt. Da ist von Schlaf kaum die Rede des Nachts in
+dem kleinen Hause, - schlummert man endlich auch ein, so traeumt man
+Schauergeschichten und wacht dann ploetzlich auf mit Schrecken und
+Beklemmung. Staub gibt es freilich selbst dann nicht auf den
+Porphyrstrassen des Esterel, und in einem vom Strande entfernteren, mehr
+geschuetztem Hause, koennte daher wohl mancher Lungenkranke im Fruehjahr
+besser aufgehoben sein, als in den von Kalkstaub erfuellten Kurorten. Im
+Winter selbst wird es hier zu kalt und fehlen demgemaess auch die
+empfindlicheren Pflanzen in der Flora.
+
+ IX.
+
+Vor Allem galt es uns von hier aus den Gipfel des Cap Roux, den "Grand
+Pic" des Esterel, zu besteigen. Gleichzeitig wollten wir die Grotte Sainte
+Beaume d'Honorat besuchen und frugen nach dem Wege zu derselben. Der Wirth
+bot uns den Hund als Fuehrer an, denselben Hund, der uns am Bahnhof
+empfangen hatte. "Castor" wurde herbeigerufen. Wir hatten schon naehere
+Bekanntschaft mit ihm geschlossen, bei den Mahlzeiten seiner gedacht und
+so seine Zuneigung gewonnen. Dieser Hund hatte merkwuerdig viel Ausdruck im
+Gesicht; seine Augen blickten so klar und treu, und wenn er uns von der
+Seite ansah und das Weiss seiner Augen sichtbar wurde, da erschienen diese
+so verstaendig und nachdenklich, so ueberlegt und klug, fast wie
+Menschenaugen. Allem Anschein nach verstand Castor den Sinn vieler Worte
+und staunten wir daher auch nicht, als der Wirth den Auftrag ihm
+ertheilte, uns nach der Beaume zu fuehren und zu diesem Zwecke das Wort
+"Beaume" drei Mal mit Nachdruck wiederholte. Castor wedelte mit dem
+Schwanze zum Zeichen des Verstaendnisses, doch blieb er zunaechst noch
+stehen. Ah! sagte der Wirth, ich habe den Lohn vergessen, den er gewohnt
+ist zu erhalten: die eine Haelfte hier, die andere an der Beaume. So wurden
+denn Cakes geholt, fuer welche Castor eine besondere Vorliebe hatte. Die
+eine Haelfte verzehrte er sogleich mit sichtlichem Behagen, die andere
+Haelfte nahmen wir mit auf den Weg. Wir brachen jetzt auf, Castor voran,
+die Schnelligkeit seines Ganges nach der unserigen richtend, haeufig nach
+rueckwaerts schauend, ob wir ihm auch folgen. Wir streiften den
+Eisenbahndamm in westlicher Richtung und waren bald an die Muendung des
+Thales gelangt, das den Pic d'Aurelle von der Bergwand des Cap Roux
+scheidet. Das Meer dringt vor in dieses Thal, um eine der vielen Buchten
+zu bilden, die hier Calanques heissen. Eine Eisenbahnbruecke ueberspannt im
+Bogen die Bucht. Wir glaubten den Weg unter derselben einschlagen zu
+muessen, doch Castor fuehrt uns aufwaerts, und ohne auf die Eisendraehte zu
+achten, durchkreuzt er die Bahn. Wir glaubten seinem Beispiel folgen zu
+muessen, und in der That schliesst ja auch beiderseits der Weg an den
+Bahndamm an. Die Draehte scheinen nur da zu sein, um ueberstiegen zu werden,
+nur um die Bahn im Falle eines Ungluecks vor der Verantwortung zu schuetzen.
+Diese Einrichtung wiederholt sich hier laengs der ganzen Bahnstrecke,
+zahlreiche Wege muenden beiderseits an dieselbe, und man wird zum
+Uebersteigen der Draehte vom Bahnwaerter selbst ermuthigt, wenn man ihn nach
+dem Wege fraegt. - Castor fuehrte uns am Abhang des Cap Roux in
+nordwestlicher Richtung weiter; er kehrte sich nicht an die vielen Wege,
+die steiler am Berge aufstiegen, ging ruhig und sicher in gerader Richtung
+vor sich hin. Das Thal wendet sich dann nach Westen, und wir folgten dem
+noerdlichen Abhang des Berges. Ein gemauertes Schutzhaus steht am Wege, das
+den Forstbeamten als Zufluchtsstaette dient; nebenan entspringt am Berg
+eine Quelle. Hier bog Castor seitlich ab, waehlte den rechts aufsteigenden
+Pfad und fuehrte uns jetzt steil in die Hoehe. Zunaechst war der Weg noch
+gut, doch nach einiger Zeit gelangten wir in Geroell und Felsen. Dann
+folgten Stufen im Stein; stellenweise schwebten wir ueber dem Abgrund, doch
+da waren eiserne Staebe in den Fels geschlagen, an denen wir uns stuetzen
+konnten. Castor war augenscheinlich nicht schwindlig; er kletterte behende
+aufwaerts, schaute oft an schwierigen Stellen sich um, als wenn er unserem
+Geschicke nicht ganz traute. Vor uns auf der Felsenkante steigen die
+Truemmer eines Thurmes auf, die Reste der frueheren Einsiedelei. Ein Thorweg
+durchsetzt den Thurm; wir bleiben an dessen Eingang stehen. Der Blick
+taucht hier ueber die steilen Felsen in das ueppige Thal hinab. Gruene Berge,
+von zackigen Porphyrmassen gekroent, steigen jenseits auf; ueber dem Col
+Leveque im Osten glaenzen die Schneehaeupter der Alpen. Und im Westen, in
+blaeulichem Dunst getaucht, begrenzt das Maurengebirge den Horizont. -
+Jenseits des Thurmes ist der Eingang zur Grotte. Castor hatte sich vor
+denselben gelagert. Nicht ohne Selbstgefuehl schaute er uns an. Er hielt es
+nicht einmal fuer noethig mit dem Schweife zu wedeln, als wir ihm die Cakes
+ueberreichten. Er hatte sie verdient; Demuth war nicht am Platze. Wir
+traten in die Grotte ein. Rechts birgt sie eine Cisterne. Im Hintergrunde
+ist ein bescheidener Altar errichtet, und noch bescheidenere Standbilder
+der Heiligen zieren die Waende. Hier soll einst als Einsiedler der heilige
+Honoratus gelebt haben, jener Heilige, der um das Jahr 408 auf den
+Lerinischen Inseln ein beruehmt gewordenes Kloster gruendete. Zahlreiche
+Pilger zogen Jahrhunderte lang und ziehen auch jetzt noch am ersten
+Donnerstag im Mai den steilen Berg hinauf, um den Heiligen zu verehren.
+Eine Nische in der Grotte soll des Heiligen Lager gebildet haben. Die
+Pilger betrachten mit Andacht die Vertiefungen im Stein, die sie als
+Spuren deuten, welche der Koerper des Heiligen hinterliess.
+
+St. Honoratus stammte aus dem noerdlichen Gallien, wie es heisst aus einer
+vornehmen Familie. Noch jung zog er sich in diese Einoede zurueck. Sein
+Beispiel regte zur Nachahmung an. Es folgte ihm der heilige Eucharius, ein
+provencalischer Edelmann, Seigneur de Theol et de Mandelieu, der aber
+spaeter als der heilige Honoratus der Welt entsagte. Er mag manchen
+bitteren Kummer und manche Enttaeuschung zuvor erlebt haben. Denn, wie ich
+der Geschichte der Dioecese Frejus, die der Abbe Disdier veroeffentlicht
+hat, entnehme, war der heilige Eucharius zuvor verheirathet gewesen und
+besass zwei Soehne und zwei Toechter. Als ihm seine Frau durch den Tod
+entrissen wurde, uebergab er die Erziehung der Soehne dem heiligen Hilarius
+und zog sich zunaechst auf eine der Lerinischen Inseln und dann in die
+Einsiedelei des Cap Roux zurueck. Er bewohnte hier eine Grotte, die noch
+unzugaenglicher, noch abgeschlossener als diejenige des heiligen Honoratus
+war. Hier "von Allen getrennt, der Ruhe und der Schweigsamkeit sich
+weihend, hatte er weder den Willen noch die Gelegenheit zu suendigen". Hier
+verfasste er auch einen begeisterten Tractat zum Lob der Einsamkeit. Doch
+sollte er sein Leben nicht in dieser Einoede beschliessen. Abgesandte der
+Lyoner Gemeinde entfuehrten ihn, um ihn als Erzbischof an ihre Spitze zu
+stellen. - Schwer faellt es heute, sich in den Geist jener begeisterten
+Asketen zu versetzen, denen als Ideal der Vollkommenheit nicht die
+Erfuellung der sittlichen Pflichten des Lebens, sondern der Ertoedtung aller
+sinnlichen Gelueste vorschwebte. Doch damals waren die Zeiten anders, und
+es sah so traurig aus in der Welt, dass mancher an ihr verzweifeln konnte.
+Manch' edel angelegter Mensch mochte glauben, dass sein ethisches Ideal
+innerhalb einer solchen Welt nicht zu verwirklichen sei, und suchte es
+darum in der Weltentsagung. Solches ideale Streben, das mit dem Opfer der
+eigenen Person verbunden ist, zwingt uns Bewunderung ab; menschlicher
+muthet uns ein spaeterer Einsiedler vom Berge des Cap Roux an, Namens
+Laurentius Bonhomme, der dort die zweite Haelfte des siebenten Jahrhunderts
+verlebte. Er betrieb allerhand kleines Gewerbe, war immer fleissig bei der
+Arbeit, zuechtete Bienen, verwerthete deren Wachs und Honig, und das Geld,
+das er verdiente, vertheilte er unter die Armen. Er schloss sich von den
+Menschen nicht ab, wanderte auch nicht selten nach Frejus, gefolgt von
+einem Reh. Der Bischof liess sich das Reh von ihm schenken; es blieb in
+Frejus zurueck. Spaeter nun, als Laurentius wieder einmal in Frejus war und
+vor dem bischoeflichen Palaste sich laut unterhielt, hoerte das Reh seine
+Stimme, sprang aus einem Fenster des Palastes zu ihm hinab und leckte
+seine Haende. Da fuehlte der Mann sich gluecklich; er empfand "_le bonheur du
+parfait solitaire_", wie es in der Erzaehlung heisst. So auch war seine
+Einsiedelei stets von zahlreichen Voegeln umgeben, die er zu Zeiten der
+Duerre in den Vertiefungen der Felsen mit Wasser traenkte. Eines Tages
+ueberraschte er Diebe, die ihm seine Bienenstoecke geraubt hatten.
+Erschrocken sahen die Missethaeter ihn nahen. Er aber trug ihnen auch noch
+die uebrigen Bienenstoecke zu und rief ihnen nach, sie haetten die besten
+vergessen. Solche unerschoepfliche Guete ruehrte das Gemueth der Missethaeter:
+sie besserten sich, so heisst es, von dieser Stunde.
+
+Wir blieben nochmals vor der Grotte stehen und verloren uns im Anblick
+dieser schoenen Gegend. So mag sie auch ausgesehen haben vor anderthalb
+tausend Jahren, als der heilige Honoratus in dieselbe blickte. Auch damals
+schon glaenzten die rothen Porphyrfelsen so feurig im Sonnenschein, und
+damals schon leuchtete der ewige Schnee so blendend weiss dort jenseits auf
+den Alpen. Auch dasselbe Beduerfniss nach Idealen ist dem menschlichen
+Geiste geblieben, nur hat sich die Form derselben veraendert.
+
+Wir stiegen hinab bis zur Quelle und schlugen einen anderen Weg dann ein,
+um von Westen her den Gipfel des Berges zu erreichen. Wir suchten Castor
+zur Heimkehr zu bewegen, doch zog er es vor, bei uns zu bleiben. Freilich
+fuehlte er sich nicht mehr verpflichtet, uns den Weg zu weisen, er ging
+nicht mehr vor uns her, schweifte vielmehr ab nach allen Seiten. Oft sah
+man ihn nicht, da war er im Gebuesch, um Voegel aufzuscheuchen; er schaute
+ihnen in den Lueften nach. Einmal schien er einem groesseren Thier
+nachzujagen, vielleicht einem der vielen Fuechse, die das Esterel bewohnen.
+
+Auf dem Gipfel des Cap Roux, dem Grand Pic, der einst Vigie de Peyssarin
+genannt wurde, entfaltete sich vor uns ein Bild so herrlich, wie wir es
+kaum je gesehen. Der Eindruck, den wir empfingen, war erhaben und lieblich
+zugleich, malerisch und von maechtiger Wirkung. Waehrend vom Mont Vinaigre
+aus unser Auge erst in der Ferne ueber gruene Berge das Meer erreichen
+konnte, hatten wir hier die blauen Fluthen zu unseren Fuessen. Die gruenen
+Abhaenge des Cap Roux fallen langsam zum Meere ab; sie endigen in schroffen
+Felsen, die sich senkrecht in die Wellen stuerzen. Dort setzen sie sich
+fort mit Zacken und Rissen, schneiden ein in das Meer mit scharfem Grat,
+fassen es in ausgehoehlte Mulden, tauchen dann wieder wie steinerne Riesen
+aus der Fluth empor. Das Wasser nimmt violette Toene an auf dem purpurnen
+Grunde: es scheint fluessiger Amethyst zu sein in einem Becken von Rosso
+antico. Um uns herum gluehen die Felsen in hellem Sonnenschein. Gelbe und
+graue Anfluege, von Flechten erzeugt, toenen das satte Roth ab in unzaehligen
+Schattirungen. Gegen diesen Vordergrund hebt sich die Ferne mit ganz
+eigenem Colorit ab; man wird voellig berauscht von dieser Pracht, sie
+klingt einem wie Musik in der Seele. Zunaechst beachtet man kaum die Form
+der Gegenstaende und laesst nur ihre Farben auf sich wirken: wie sich die
+Toene mischen und wie sie einander durchdringen, wie sie hier verschmelzen,
+dort in effectvollem Contrast von einander absetzen. Wie wunderbar glueht
+dieser braunrothe Coloss auf dem blauen Hintergrunde des Meeres, das hoch
+hinter ihm am Horizonte aufzusteigen scheint! Wie hebt sich dieser andere
+Porphyrfelsen von dem perlgrauen Grunde der Kalkalpen ab; dort springen
+wieder rothe Zacken vor gegen den leuchtenden Himmel, im Osten ueber Nizza
+kroent der blendend weisse Schnee der Alpen wie ein silbernes Diadem das
+gruene Vorgebirge. Ihm wenden sich immer wieder von Neuem unsere Blicke zu.
+Unten aber schillert am Strande das blaue Meer in purpurnen Toenen auf dem
+rothen Grunde; fern im Sueden spiegelt es die Sonne wider und strahlt
+unermessliches Licht zurueck. Eine maechtige Felsenmasse im Westen deckt uns
+das Thal von Frejus, hinter ihm thuermt sich das Maurengebirge in
+sammetgruenen Farben auf. Das Auge folgt der Kueste bis zu den goldenen
+Inseln. Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes fast in
+greifbarer Naehe. Die Inseln von Lerin tauchen gruen wie Smaragde hervor aus
+der goldigen Fluth. Wir sehen sie jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe
+vereinigt, voran die Insel St. Honorat, dann St. Marguerite, und neben
+St. Honorat im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St. Fereol;
+dahinter taucht das Cap d'Antibes seine belaubten Ufer in die Fluthen; es
+springt so weit vor in die See, als wollte es dieses eine Meer in zwei
+Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges, der breiten Engelsbucht,
+glaenzt das weisse Nizza im Halbkreis an gruenen Huegelketten, und dann
+erheben sich Berge hinter Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der
+Kueste verschwimmen.
+
+Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnueffelt sorgsam die
+Steine, auf welchen, den Ueberresten nach zu schliessen, von frueheren
+Touristen manches Fruehstueck verzehrt worden ist. Sicherlich strengt er
+seine Einbildungskraft an, um die einzelnen "Menus" zu reconstruiren, -
+dann gaehnt er zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schlaeft. -
+Stunden vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
+
+ X.
+
+Den Pic d'Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn, unseren
+naechsten Nachbar. Wir mussten denselben besteigen, waere es auch nur jenem
+Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen fuehrt. Was fuer ein Aurelius
+das ist, dessen Name durch jenen Fels wie durch die alte roemische Strasse
+verewigt wird, das laesst sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die
+Wahrscheinlichkeit spricht fuer Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
+dieser grossen Strasse entwarf und deren Bau auch, von Rom aus, im Jahre 241
+vor Christus begann. Die Strasse soll er aber nur eine kurze Strecke weit
+ausgebaut haben; sie wurde dann von Aurelius Scaurus ueber Pisa und Savona
+fortgesetzt, von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles gefuehrt.
+
+Wir stiegen vom Hotel geradeaus in die Hoehe, ueberschritten in gewohnter
+Weise den Bahnkoerper und erreichten bald einen breiten Weg, der in
+westlicher Richtung den Berg umkreist. Diesem Weg mussten wir laengere Zeit
+folgen, immer das gruene Thal vor Augen, das den Pic d'Aurelle vom Cap Roux
+trennt. An dem noerdlichen Abhang des Cap Roux profiliren sich scharf die
+dunkelrothen Felsen, und deutlich ragt aus denselben der Thurm hervor, der
+vor der Grotte des heiligen Honoratus wacht. - Wir waehlen den ersten
+Fussweg, der jetzt bergauf am Pic d'Aurelle sich wendet. Der Berg ist nur
+etwa 300 Meter hoch, laesst sich somit ohne Anstrengung besteigen. Der Blick
+von demselben ist jenem vom Gipfel des Cap Roux aehnlich, doch entsprechend
+eingeschraenkt. Denn das Cap Roux deckt die ganze Kueste im Westen, und nur
+das Thal an seinem noerdlichen Abhang gestattet einen Durchblick bis zum
+Maurengebirge. Da sieht man im Thale des Argens auch Frejus liegen und
+begreift es nun wohl, warum die Roemer zunaechst dieses Thal erwaehlten, um
+ihre Strasse von der Kueste nach Forum Julii zu fuehren. In oestlicher
+Richtung schweift auch vom Pic d'Aurelle das Auge unbegrenzt ueber die
+schneebedeckten Alpen und die weite Kueste. Die nackten Porphyrfelsen, die
+den Gipfel des Berges bilden, tief zerklueftet, gleichen den Ruinen einer
+Titanenburg. Mit Vorsicht nur darf man den Felsenraendern sich naehern, denn
+ganz unvermittelt fallen sie ab in die Tiefe.
+
+Jede Wanderung im Esterel bot uns neue Reize. Mit seinem gepflegten Walde
+und seinen sorgsam unterhaltenen Wegen gleicht dieses Gebirge einem grossen
+Parke, in welchem mit Kunstsinn, Geschmack und unerhoerter Kraft die Natur
+maechtige Felsmassen zum Schmuck vertheilt haette.
+
+Castor ist unser Freund, und ungeachtet ihn Fernsichten nicht fesseln,
+begleitet er uns doch auf allen unseren Ausfluegen; auch den Pic d'Aurelle
+hatte er mit uns bestiegen.
+
+Ein Weg fuehrt an unserem Hotel vorbei und setzt sich in westlicher
+Richtung fort bis nach Agay. Auf ihm pflegen wir oft zu wandern. Er folgt
+allen Windungen der Kueste. Zerfallene Haeuser stehen an demselben. Sie
+bargen einst die Arbeiter, die beim Bau der Bahn beschaeftigt waren. Ein
+hartes Stueck Arbeit, da die ganze Strecke hier aus dem Porphyr gesprengt
+werden musste. Die verlassenen Haeuser liess man in Wind und Wetter
+zusammenstuerzen. Der an das Hotel zunaechst grenzende Strand ist wiederum
+Aurelius zu Ehren, "plage d'Aurelle" benannt. Hier war es, wo die alte
+roemische Strasse den Strand verliess, um landeinwaerts hinter dem Cap Roux im
+Thale aufzusteigen. Jenseits der Bucht, in welche dieses Thal muendet, kann
+man vom Wege aus nach Agay schon die ganze Schneekette der Alpen
+ueberblicken. Hier verlassen wir den betretenen Weg, um an dem Ufer selbst
+unsere Wanderung fortzusetzen. Da geht es bergauf und bergab nicht ohne
+Hindernisse. Einmal erklimmen wir einen steilen Fels, dann steigen wir
+wieder bis zum Meer hinab. Leise Wellen schlagen an das Ufer, kaum
+umfranst von leichtem Schaum. Durch die krystallhelle Fluth dringt unser
+Auge bis auf den tiefen Grund. Es sieht dort in purpurnen Mulden
+raethselhafte Dinge liegen, die in bunten Farben gleich Edelsteinen
+funkeln. Die provencalische Sonne uebergiesst uns mit ihrem Glanz; auch das
+Meer und die Felsen strahlen uns Licht entgegen. Die ganze Luft zittert
+ueber dem erhitzten Boden. Alles leuchtet und flimmert um uns her; die
+Ferne schwindet in goldigem Nebel, und der weisse Schnee der Alpen scheint
+wie ueber Abgruenden zu schweben.
+
+Wie kommt es nur, dass sie so rein und so klar sind, diese herrlichen
+Fluthen des Mittelmeeres? tragen doch Fluesse und Baeche fort und fort
+Schlamm und Erde dem Meere zu; nagen doch seine Wellen unaufhoerlich an dem
+weit ausgedehnten Ufer. Die Klarheit des Seewassers wird durch seinen
+Salzgehalt bedingt. Truebes Flusswasser, sich selbst ueberlassen, braucht
+sehr lange Zeit, um sich zu klaeren, doch genuegt es, eine Spur Kochsalz
+hinzuzufuegen, damit diese Klaerung aeusserst rasch erfolge. Je mehr Salz das
+Seewasser enthaelt, um so blauer pflegt es auch zu erscheinen, daher das
+salzreiche Mittelmeer durch die Intensitaet seiner Faerbung ausgezeichnet
+ist. In vierhundert Meter Tiefe erloeschen die letzten Strahlen des
+Lichtes, welches in das Seewasser dringt. Weiter hinab herrscht ewige
+Dunkelheit. Die verschiedenartigen Strahlen, welche das weisse Sonnenlicht
+zusammensetzen, und die unser Auge als verschiedene Farben empfindet,
+werden nicht gleich schnell im Meere resorbirt. In zwei Meter Tiefe ist
+schon die Haelfte der rothen und ein Drittel der orangegelben Strahlen
+verschwunden; das Licht, das tiefer dringt, ist jetzt nicht mehr weiss, es
+ist vorherrschend gruen und blau geworden. Das bedingt die Faerbung des
+Meeres. Da der Salzgehalt des Wassers auf den Vorgang der
+Strahlenabsorption einen Einfluss uebt, so beeinflusst er auch die
+Farbeneffecte. Die glatte Meeresflaeche wirft das meiste Licht unveraendert
+zurueck. Spiegelt sich in ihr die Sonne, so leuchtet sie daher in deren
+Glanz, waehrend sie der Abendhimmel in Purpurtoenen faerbt. Von den
+aufsteigenden Wellen der bewegten See wird dagegen nur wenig Licht
+zurueckgeworfen, daher uns das Meer dann besonders dunkel erscheint.
+
+Doch es gilt Abschied von Le Trayas zu nehmen. Castor begleitet uns zur
+Bahn. Wir streicheln ihn vor der Trennung. Er sieht lange dem
+Eisenbahnzuge nach, der uns davontraegt. Sein Blick truebt sich - fast
+scheint es uns, er habe Thraenen in den Augen.
+
+ XI.
+
+Bald lag das Esterelgebirge hinter uns im Westen, und wir fuhren in
+sanftem Aufstieg dem Norden zu. Der Schienenweg fuehrte im Thal der Siagne
+an Feldern von Rosen und Jonquillen, von Veilchen und von Jasmin vorbei;
+dann folgte er wieder grauen Olivenhainen. So erreichten wir Grasse, eine
+Stadt in mittelalterlichem Gewande. Sie klettert empor an den letzten
+Auslaeufern der Alpen. In Windungen fuehren die Strassen in die Hoehe; steile
+Treppen kuerzen die Wege ab, Gewoelbpfeiler verbinden in engen Gassen die
+gegenueberliegenden Haeuser, damit sie den steilen Abhang nicht abwaerts
+gleiten. Es draengen sich in solchen Gassen die Menschen an einander
+vorbei; stellenweise stockt der Verkehr. Der moderne Inhalt der
+Schaufenster an den Laeden passt nicht zu der alten Umrahmung. Manchem
+Hausgang entweicht ein fettiger Dampf, gewuerzt mit Zwiebel und Knoblauch.
+Da gibt es Fritturen, unverfaelschte mediterrane Wohlgerueche. Doch mit
+jenem Oelduft mischt sich ein anderes durchdringendes Parfuem, das an
+freieren Orten allein zur Geltung gelangt; es kommt vom Santalholz, das
+aufgeschichtet in den Parfuemfabriken liegt. Seine Verarbeitung hat jetzt
+begonnen.
+
+Grasse ist sehr alten Ursprungs, wurde aber zu wiederholten Malen
+vollstaendig zerstoert. Sein Wiederaufbau im sechsten Jahrhundert soll
+eigenartiger Weise erfolgt sein durch Juden. Es waren, so heisst es,
+Nachkommen jener Juden, die Tiberius gegen das Jahr 19 unserer
+Zeitrechnung aus Rom vertrieb. Waehrend der Judenverfolgung, die im
+sechsten Jahrhundert in der Provence ausbrach, gingen diese Juden zum
+Christenthum ueber und erhielten die Ruinen der alten roemischen Stadt dafuer
+zum Lohn. Sie sind es, die ihr den Namen "Gratia" gaben. Das Stadtwappen
+von Grasse fuehrt ein silbernes Osterlamm in azurnem Feld; man sucht dies
+in Verbindung zu bringen mit der einstigen Bekehrung seiner Wiedererbauer.
+
+Wir finden Grasse nicht schoen, und auch der Ausblick von seinen Plaetzen
+und Gaerten in das ferne Meer entzueckt uns nicht. Bilden doch den
+Vordergrund jenseits der Huegel steife und nuechterne Kasernen, die jedes
+aesthetische Empfinden stoeren. Doch anmuthig ist der Blick auf Grasse
+selbst, vom Garten des Grand Hotel, den man auf der neuen Avenue Thiers,
+oberhalb der Stadt, in zwanzig Minuten erreicht. Die Agaven und Palmen des
+Gartens rahmen da die alte Stadt in wirksamer Weise ein; sie verdecken die
+unschoenen neuen Gebaeude und zeigen nur die eckigen alten Thuerme und
+Haeuser, die sich ueber und durch einander an den Abhang draengen.
+
+Das, was uns nach Grasse gefuehrt hatte, war aber auch nicht die Hoffnung,
+die zuvor empfangenen Natureindruecke zu steigern, vielmehr der Wunsch,
+einen Einblick in die hier bluehende Parfuemherstellung zu gewinnen. Seit
+mehr als hundertundfuenfzig Jahren ist Grasse in dieser Richtung beruehmt,
+und selbst weiter noch reichen seine Erfolge auf diesem Gebiete zurueck.
+Man zeigt uns das Haus, in welchem ein Sieur Tombarelli aus Florenz schon
+in der zweiten Haelfte des sechzehnten Jahrhunderts ein Laboratorium fuer
+Parfuemerien eingerichtet hatte. Heute ist Grasse zu einem der Hauptorte
+europaeischer Parfuemfabrikation geworden. Es stellt aber nicht die fertigen
+Parfuems her, so wie sie schliesslich als sogenannte "Bouquets" zur
+Verwendung kommen, sondern die ersten Erzeugnisse fuer dieselben. Aus
+diesen einfachen Bestandtheilen mischen die eigentlichen Parfuemisten erst
+jene verschiedenen Bouquets zusammen, wie sie eben die Mode vorschreibt
+oder der Geschmack der Zeit verlangt. Grasse entnimmt seine Wohlgerueche
+fast ausschliesslich dem Pflanzenreich. Thatsaechlich sind auch die meisten
+natuerlichen Parfuems pflanzlichen Ursprungs, nur Moschus, Ambra, Bibergeil
+und Zibeth entstammen dem Thierreich. Neuerdings beginnt jedoch die
+chemische Industrie wirksam in das Parfuemgeschaeft einzugreifen, indem sie
+die wohlriechenden Stoffe in chemisch reinem Zustande darstellt. Im
+Besonderen ist es gelungen, das Cumarin, jenen Stoff, der den Geruch des
+frischen Heues bestimmt, aus Salicylaldehyd zu erzeugen. Das Verfahren ist
+ziemlich umstaendlich, der aromatisch riechende Koerper, den man in
+farblosen, glaenzenden Krystallen erhaelt, aber durchaus uebereinstimmend mit
+demjenigen, den die Tonkabohnen, die Samen des Tonkabaumes (_Dipterix
+odorata_) von Guyana und auch die Stengel der _Liatris odoratissima_,
+einer in Florida wachsenden Composite, die zum Parfuemiren des Tabaks und
+der Cigarren benutzt wird, enthalten. Mit etwa zwanzig Gramm kuenstlichen
+Cumarins erreicht man heute in der Parfuemerie ebenso viel, wie mit einem
+Kilogramm Tonkabohnen. Ebenso verhaelt es sich mit dem natuerlichen
+Wintergruenoel, das aus dem nordamerikanischen, zu den Heidengewaechsen
+gehoerenden Theebeerenstrauch (_Gaultheria procumbens_) gewonnen wird, und
+das jetzt vollstaendig durch kuenstlich erzeugten Salicylsaeure-Methylester
+ersetzt ist. Nur unvollkommen gelang es hingegen bis jetzt, das in der
+Parfuemerie vielbenutzte Bittermandeloel durch das kuenstliche Benzaldehyd zu
+verdraengen. Sehr grossen Erfolg hat die Chemie mit dem Vanillin erzielt,
+das aus dem Saft des jungen, noch in Entwickelung begriffenen Holzes der
+Nadelbaeume (Coniferen), doch auch aus dem im Nelkenoel enthaltenen Eugenol
+und verschiedenen anderen Koerpern dargestellt wird. Da die Fruechte der
+Vanille im besten Falle anderthalb bis zwei Procent Vanillin enthalten, so
+ist mit zwanzig bis fuenfundzwanzig Gramm Vanillin in der Parfuemerie
+reichlich derselbe Effect wie mit einem Kilo Vanille zu erreichen.
+Kuenstliches Heliotropin wird jetzt aus Safrol, dieses selbst aus
+japanischem Camphoroel dargestellt, ausserdem aus
+Steinkohlentheer-Derivaten. Da aus den Bluethen des Heliotrops
+(_Heliotropium peruvianum_ und _grandiflorum_) nur aeusserst wenig Parfuem
+sich gewinnen laesst, so ist dieser Ersatz sehr willkommen. Den Maigloeckchen
+ist ihr zarter Duft ueberhaupt nicht abzugewinnen, daher fuer die Parfuemerie
+sehr wichtig, dass jetzt ein aehnlich riechender Koerper sich aus dem
+Terpineol gewinnen laesst. Allgemein kommt jetzt auch krystallinisches
+Thymol, das aber nicht aus dem Thymian, sondern aus dem Samen des
+ostindischen Doldengewaechses _Ptychotis Ajowan_ abdestillirt wird, zur
+Verwendung, desgleichen Menthol, welches zwar in der eigentlichen
+Parfuemerie keine Rolle spielt, doch zur Darstellung von Migraenestiften und
+auch von Schnupfpulver dient. Neuerdings werden zwei gleich
+zusammengesetzte Koerper: das _Iron_ und _Jonon_, deren Aroma mit
+demjenigen der Veilchenbluethen fast voellig uebereinstimmt, kuenstlich
+erzeugt. Es genuegt, ein mit diesen Koerpern erfuelltes Proberoehrchen zu
+oeffnen, damit ein ganzes Zimmer mit Veilchenduft erfuellt werde.
+Merkwuerdiger Weise riechen diese Koerper nicht zu allen Zeiten gleich
+stark, und aehnliche Schwankungen im Duft zeigen auch frische Veilchen. Das
+Iron gewinnt man aus der sogenannten Veilchenwurzel, das heisst aus dem
+Wurzelstock von _Iris florentina_, doch es kommt sehr theuer zu stehen, da
+100 Kilo Iris-Wurzelstock nur 8 bis 30 Gramm Iron ergeben. Um so
+werthvoller fuer die Parfuemerie ist es, dass die Darstellung des Jonons aus
+Citral, einem im Citronenoel enthaltenen Koerper gelang. - Vor Kurzem kam zu
+diesem Allen noch die kuenstliche Darstellung des Orangenbluethenoels hinzu.
+Auch den Moschus, der von den maennlichen Moschusthieren stammt, hat man
+versucht, durch das kuenstlich erzeugte _Musc Baur_ oder _Tonquinol_ zu
+ersetzen, und es verbreitet sich dieses Product immer mehr.
+
+Sehr werthvolle Parfuems werden uns auch aus waermeren Himmelsstrichen
+zugefuehrt, so von Alters her die Balsame und in neuerer Zeit das
+Ylang-Ylang, welches aus den Bluethen eines zu den Anonaceen gehoerenden, in
+Suedasien cultivirten Baumes, _Cananga odorata_, gewonnen wird. Der
+Hauptsache nach bleibt es aber Suedeuropa, dem die Parfuemisten ihre besten
+Wohlgerueche verdanken. - Die meisten pflanzlichen Parfuems werden als
+aetherische Oele gewonnen, Oele, die im Gegensatz zu den fetten Oelen
+fluechtig sind und auf Papier einen durchscheinenden Fleck bilden, der bald
+wieder schwindet. Aetherische Oele werden von den Thieren nicht erzeugt.
+Bei den Pflanzen sind es ganz vornehmlich die Bluethen, welche den
+Riechstoff enthalten. Dort wirken ja Wohlgeruch und Farbe zusammen, um
+jene Thiere anzulocken, die den Bluethenstaub von Bluethe zu Bluethe
+uebertragen sollen. Doch kann die duftende Substanz auch in der Wurzel der
+Pflanze angesammelt sein, so das Opoponax, ein Gummiharz des
+kleinasiatischen Doldengewaechses _Opoponax Chironium_, oder es ist in dem
+Wurzelstock der Pflanze vertreten, so bei der "Veilchenwurzel" und dem
+Vetiver, welches letztere den Wurzelstock des ostindischen Grases
+_Andropogon muricatus_ bildet. Auch das Holz der Staemme kann mit Parfuem
+beladen sein, so das Holz der balsamliefernden Baeume, oder das des
+ostindischen Santalbaumes (_Santalum album_). Die Stammrinde fuehrt das
+Parfuem beim Zimmtbaum (_Cinnamomum ceylanicum_). In anderen Faellen sind es
+wieder die Blaetter, die am staerksten duften, so bei unserer Pfeffermuenze
+(_Mentha piperita_) oder Melisse (_Melissa officinalis_) und dem
+indisch-malayischen Patchuli (_Pogostemon Patchuly_); endlich koennen auch
+Fruechte und Samen den Riechstoff enthalten, so bei der Vanille oder dem
+Kuemmel.
+
+ XII.
+
+Wir hatten uns mit den noethigen Empfehlungen versehen und durften einige
+der groessten Parfuemfabriken von Grasse besichtigen. Das angewandte
+Verfahren blieb in der Hauptsache ueberall dasselbe. Ist der wohlriechende
+Stoff in bedeutender Menge in einem Pflanzentheil vertreten und in
+groesseren Druesen dort eingeschlossen, so kann er durch Auspressen befreit
+werden. In anderen Faellen wird er durch Destillation aus den
+Pflanzentheilen gewonnen, vorausgesetzt freilich, dass er bei der Erwaermung
+nicht leidet. Wo er in sehr geringen Mengen vorhanden ist, wird er von
+warmen oder kalten Fetten, in denen er loeslich ist, aufgenommen und dann
+mit Alkohol denselben entzogen.
+
+Als wir in Grasse eintrafen, ging dort die Veilchenernte zu Ende, waehrend
+die Jonquillen in voller Bluethe standen. Die Veilchen enthalten nur Spuren
+des wohlriechenden Stoffes, so wenig, dass man auf die Behandlung der
+Bluethen mit Fett angewiesen ist. Im Allgemeinen wird dabei das
+Macerationsverfahren angewandt. Das Fett muss sehr rein sein, und wir
+konnten feststellen, dass die Fabriken selbst es aus frisch geschlachteten
+Thieren gewinnen. Dann wird es geschmolzen und durch entsprechende
+Behandlung mit Kochsalz und Alaun, durch Waschen, Abschaeumen und Seihen
+durch feine Leinwand gereinigt. So nur bleibt es geruchlos und gewinnt
+eine Haltbarkeit, die man oft durch Zusatz von Benzoe, auch wohl von
+Borsaeure zu erhoehen sucht. Fuer Salben kommen auch feine Oele, besonders
+Olivenoel und Mandeloel, seltener Ricinusoel, in Betracht.
+
+Die Veilchen, die fuer die Parfuemfabrik bestimmt sind, duerfen nicht nass
+sein, wenn man sie sammelt. Diese Regel gilt auch fuer alle anderen
+Pflanzen, die mit Fett behandelt werden sollen. Man pflueckt die Veilchen
+frueh am Morgen, sobald der Thau verschwunden ist, bevor die Sonne Zeit
+hatte, staerker einzuwirken. Gleich nach dem Einsammeln gelangen sie in die
+Fabrik und werden in erwaermtes Fett geschuettet, das man fluessig bei 40-50
+Grad Celsius erhaelt. Nach einer entsprechend langen Einwirkung filtrirt
+man es von den Veilchen ab und versetzt es mit frischen Blumen. Das
+wiederholt man so lange, bis das Fett mit Veilchenduft gesaettigt ist. So
+erhaelt man Veilchenpomade, deren Geruch voellig dem der Veilchen gleicht,
+und der man den duftenden Stoff durch Weingeist oder durch sehr gut
+gereinigten, geruchlosen Kornbranntwein entzieht, mit dem man sie
+schuettelt. Da sehr grosse Mengen Veilchen noethig sind, um eine stark
+riechende Essenz zu gewinnen, so hat man von jeher schon nach einem Ersatz
+fuer Veilchen gesucht. Daher die "Veilchenwurz" statt Veilchen in Sachets
+so allgemeine Verwendung findet. Geschaelte und getrocknete Stuecke des
+naemlichen Wurzelstockes von Iris wurden auch, wie Plinius erzaehlt, schon
+zu roemischen Zeiten den zahnenden Kindern um den Hals gehaengt, so wie es
+noch heute geschieht.
+
+Jetzt wo das Jonon entdeckt ist, duerften aus der Gegend von Grasse die
+Veilchenfelder verschwinden.
+
+Der stark duftenden gelben Jonquille (_Narcissus Jonquilla_) wird das
+Aroma ebenfalls durch Fett entzogen, doch in anderer Weise, nach einem
+Verfahren, das man als "Enfleurage" bezeichnet. Wir fanden ganze Raeume in
+den Fabriken mit aufeinander gelagerten viereckigen Holzrahmen erfuellt. In
+jeden derselben ist eine Glasscheibe gefasst, die einseitig mit Fett
+ueberzogen wird, doch so, dass es nur eine ganz duenne Schicht auf dem Glase
+bildet. Auf dieses Fett legt man die Jonquillen und laesst sie so lange mit
+ihm in Beruehrung, bis aller Duft extrahirt ist. Das dichte
+Zusammenschliessen der aufeinander gelegten Rahmen verhindert ein
+Entweichen desselben in die Umgebung. Die Bluethen werden auch hier
+wiederholt erneuert, bis schliesslich die Pomade fertig ist, aus der man
+dann mit Weingeist den Jonquillen-Extract herstellt.
+
+Da die Jonquillen nicht in groesseren Mengen bei Grasse angepflanzt werden,
+stockte die Arbeit mit frischen Blumen zur Zeit in den Fabriken. Die
+Orangenbluethen, die Rosen, Heliotrop und Reseda kommen erst im Mai, daher
+man jetzt das Santalholz in Angriff genommen hatte. Wir sahen grosse Massen
+dieses kostbaren braunen Holzes in den Lagerraeumen aufgespeichert. Es
+steht hoch im Preise, denn auch in seiner ostindischen Heimath wird es
+sehr geschaetzt. Man verfertigt dort kunstvoll geschnitzte Moebel, vor Allem
+aber Schreine aus Santalholz. Denn sein Duft haelt die Insekten fern und
+verscheucht selbst die weisse, Alles zerstoerende Ameise. Die Buddhisten
+verbrennen grosse Mengen Santalholz als Raeucherwerk, und stellenweise sind
+die Santalbaeume in Folge dessen ganz ausgerottet worden. In den Fabriken
+wird das Santaloel durch die Destillation des zerkleinerten Holzes mit
+Wasser gewonnen. Das Oel geht mit dem Wasserdampf aus der Blase des
+Destillationsapparates in den Kuehler ueber und fliesst mit dem Wasser
+zusammen in die Vorlage. Aus fuenfzig Kilogramm Holz wird annaehernd ein
+Kilogramm Oel gewonnen, das dementsprechend theuer ist und nur fuer feine
+Parfuems Verwendung findet.
+
+Im Mai fuellen Orangenbluethen die Stadt Grasse mit ihrem betaeubenden Dufte.
+Zwei bis dreimal hunderttausend Kilogramm Bluethen des bitterfruechtigen
+Orangenbaumes werden hier fuer Parfuems verarbeitet. Die Bluethen riechen
+lieblicher und staerker als die der suessfruechtigen Art und werden daher fast
+ausschliesslich verwandt. Ein Baum von zwanzig bis dreissig Jahren liefert
+fuenfzehn bis zwanzig Kilogramm Bluethen. Aus hundert Kilogramm werden durch
+Destillation etwa vierzig Kilogramm Orangenbluethenwasser und etwa hundert
+Gramm Orangenbluethenoel oder Nerolioel gewonnen. Voellig unveraendert gibt die
+Orangenbluethe bei dem Macerationsverfahren oder bei der Enfleurage ihren
+Duft an das Fett ab. So erhaelt man die Orangenbluethenpomade und, nach
+Behandlung derselben mit Weingeist, die Orangenbluethenessenz. Das
+Orangenbluethenoel, sowie die Orangenbluethenessenz, sind immer noch theuer,
+weil ihre Herstellung grosse Mengen von Bluethen verlangt. Die Preise werden
+freilich jetzt auch auf diesem Gebiete, wie auf so vielen anderen, durch
+Ueberproduction gedrueckt. Es stellen sich daher Zeichen der Entmuthigung
+unter den Producenten ein, welche die Parfuemfabriken versorgen. Wie wird
+es jetzt erst werden, wo das kuenstliche Nerolioel angekuendigt ist. Wohl
+moeglich, dass ueberhaupt an manchen Orten der Riviera mit der Zeit die
+Cultur der Parfuemerie-Pflanzen ganz aufgegeben wird. Doch auch die Zucht
+von Blumen fuer den Versand weist schon Ueberfluss der Erzeugung auf. Als
+der Bedarf nach solchen Blumen stieg, beeilten sich die Landbesitzer, ihre
+Olivenbaeume zu faellen und Bluethenpflanzungen an deren Stelle anzulegen;
+jetzt wissen sie kaum, wo sie ihre Bluethen unterbringen sollen. Die hohe
+Temperatur foerderte zudem im letzten Fruehjahr die rasche Entwickelung der
+Pflanzen, und so kam es, dass man auf den Maerkten der Staedte zu einem kaum
+nennenswerthen Preise, sich mit grossen Straeussen der herrlichsten Blumen
+beladen konnte.
+
+Wesentlich billiger als Nerolioel ist begreiflicher Weise das durch
+Destillation der Blaetter oder unreifen Fruechte des bitterfruechtigen
+Orangenbaumes gewonnene Petitgrainoel. Es steht an Zartheit des Duftes dem
+Nerolioel aber bedeutend nach. Das aus den Bluethen der *suessen* Orange
+hergestellte Parfuem zeichnet sich wiederum durch besondere Eigenschaften
+aus und wird als Neroli-Portugaloel bezeichnet. - Das den frischen Schalen
+reifer Fruechte des suessfruechtigen Orangenbaumes entstammende Pomeranzenoel
+wird im Winter gewonnen. Wie viel aetherisches Oel in den Orangenschalen
+vorhanden ist, davon kann man sich ueberzeugen, wenn man eine solche Schale
+in der Naehe einer Flamme zusammendrueckt. Das leicht entzuendliche Oel
+sprueht dann entbrennend aus den Druesen hervor. Die Oeldruesen in der Schale
+erkennt man schon mit dem blossen Auge.
+
+In der Parfuemerie findet nur das Oel der suessen, nicht der bitteren
+Orangenschalen Verwendung. Das Verfahren bei der Gewinnung im Grossen ist
+das der Pressung. Entweder kommt die Schwammmethode in Anwendung, wobei
+der Arbeiter die Schalen, die er langsam unter Druck zwischen den Fingern
+durchrollt, gegen einen Schwamm presst; oder das Verfahren der sogenannten
+Ecuelle, wobei die Frucht unter bestaendigem Drehen gegen die Innenflaeche
+eines flachen Trichters, der zahlreiche Nadeln entspringen, gedrueckt wird.
+Das gewonnene Oel presst man im ersten Falle aus dem Schwamme heraus, im
+zweiten fliesst es von selbst durch die Oeffnung des Trichters ab. In ganz
+entsprechender Weise gewinnt man auch feines Bergamottoel aus den reifen
+Fruechten des Bergamottcitronenbaumes (_Citrus Bergamia_). Das weniger
+feine Bergamottoel befreit man hingegen aus den Fruechten durch
+Destillation. Feines Bergamottoel wird in der Parfuemerie sehr geschaetzt;
+die Riviera erzeugt es nur in geringer Menge; es kommt vornehmlich aus
+Reggio und Messina.
+
+Dies sind im Allgemeinen die Darstellungsarten, die bei der Gewinnung der
+Riechstoffe in Anwendung kommen. Das Verfahren wird freilich im Einzelnen
+abgeaendert. So schuettet man oft die Blumen nicht unmittelbar in das
+geschmolzene Fett, haengt sie vielmehr in Drahtkoerben in die Gefaesse, durch
+die man warmes Fett fliessen laesst. Es kann andererseits auch erwuenscht
+sein, dass die Bluethen nicht unmittelbar mit dem Fett in Beruehrung kommen,
+weil Letzteres nicht allein den Riechstoff, sondern auch andere Substanzen
+aus den Bluethen aufnimmt. Dann werden die Glasscheiben durch verzinnte
+Drahtnetze in den Holzrahmen ersetzt. Auf ein solches Drahtnetz werden die
+Bluethen gestreut, das naechste erhaelt das Fett, und so immer abwechselnd.
+Das Fett wird in diesem Fall zu nudelartigen Faeden ausgearbeitet, um
+moeglichst viel Oberflaeche zu gewinnen. Die Rahmen schiebt man in einen
+Schrank, in welchem Blasebaelge die Luft in langsamer Bewegung erhalten. So
+streicht der Duft an den feinen Fettfaeden vorueber und wird von ihnen
+absorbirt. Die Bluethen auf den Rahmen ersetzt man nach Bedarf durch neue.
+- Soll der wohlriechende Stoff durch ein Oel aufgenommen werden, so wirft
+man die Pflanzentheile in dasselbe hinein oder haengt sie in Tuechern in das
+Oel, oder breitet sie endlich auf Tuechern aus, die mit Oel getraenkt sind:
+so erhaelt man die "_huiles antiques_". Von grosser Bedeutung ist fuer die
+Parfuemindustrie das nachtraegliche Reinigen ihrer Essenzen, was meist durch
+wiederholte Destillation geschieht. Viel Umsicht und Erfahrung sind
+noethig, damit der Duft bei der Reinigung nicht leide.
+
+Es sieht uebrigens aus, als wenn der bisherigen Gewinnungsweise des Parfuems
+eine Umwandlung oder doch zum Mindesten eine Erweiterung bevorstehen
+sollte. Der Petroleumaether scheint berufen, mehr oder weniger die Fette zu
+verdraengen. Neue Fabriken werden auf dieses Verfahren bereits
+eingerichtet. Der Petroleumaether entzieht der Pflanze im Wesentlichen nur
+das Parfuem. Da er leicht siedet, laesst er sich ausserdem unschwer von dem
+Parfuem dann trennen. Ein Kilo Essenz bedeutet aber mehr als hundert Kilo
+der jetzigen Pomade. Die Zukunft muss zeigen, ob die Benutzung des
+Petroleumaethers wirklich in allen Faellen zulaessig ist.
+
+Die Moeglichkeit, den Pflanzen ihren Wohlgeruch durch Fett zu entziehen,
+gestattet es auch im Kleinen, die feinste Pomade aus Pflanzen, die sonst
+vielleicht nutzlos im Garten verbluehen wuerden, herzustellen. Moeglichst
+reines Fett, das man auf eine Scheibe streicht, und ein gut
+verschliessbarer Kasten, in den man die Scheibe legt, reichen aus, um den
+Erfolg zu sichern. Man muss die Bluethen, mit den Kronen abwaerts gekehrt,
+auf das Fett lagern, den Kasten dann verschliessen und die Bluethen
+erneuern, bevor sie welk geworden. Der Name Pomade oder vielmehr Pommade
+ruehrt von Apfel "_pomme_" her und war dadurch veranlasst, dass man frueher
+Aepfel zur Herstellung solcher duftender Fette verwandte. Ein Apfel wurde
+mit wohlriechenden Gewuerzen, vornehmlich mit Nelken, gespickt und, nachdem
+er einige Tage an der Luft gelegen, in Fett eingeschmolzen. Erschien das
+Fett durch den ersten Apfel nicht ausreichend parfuemirt, so liess man ihm
+einen zweiten folgen.
+
+Man sieht um Grasse viel Rosen, die fuer die Parfuemfabriken gezogen werden.
+Es sind das nicht solche, wie sie im Winter versandt, die Blumenlaeden ganz
+Europas jetzt schmuecken, vielmehr Centifolien und Damascenerrosen. Man
+pflueckt die im Oeffnen begriffenen Bluethen am Morgen, sobald der Thau
+verschwindet. Die Erntezeit faellt in den Mai und Juni. Jeder Rosenstock
+liefert in Grasse durchschnittlich zwei bis dreihundert Gramm Bluethen,
+doch tausend Kilogramm ergeben kaum hundertundfuenfzig Gramm Rosenoel. Da
+darf man sich nicht wundern, dass ein Kilogramm Rosenoel ueber tausend Francs
+kostet. Das Rosenoel wird durch Destillation der Blumenblaetter der Rose mit
+Wasser oder Wasserdampf gewonnen; es sammelt sich auf der Oberflaeche des
+Destillates allmaelig an. Das Rosenwasser ist das unmittelbare Product der
+Destillation einer bestimmten Menge von Rosenblumenblaettern mit Wasser.
+Die aetherischen Oele sind zwar fast unloeslich in Wasser, immerhin nimmt
+dieses hinlaenglich viel von den Oelen auf, um nach ihnen zu duften. So
+verhaelt es sich beim Rosenwasser, dem Orangenbluethenwasser und sonstigen
+aromatischen Waessern. Die Rosen von Grasse werden mehr zur Herstellung von
+Rosenpomade, als von Rosenoel und Rosenwasser verwandt. Die durch
+Maceration von Rosenblumenblaettern in Fett erhaltene Pomade besitzt den
+unveraenderten Duft der Rose, waehrend der Wohlgeruch des Rosenoels von
+demjenigen der frischen Blumen etwas abweicht. Aus der Pomade wird mit
+Alkohol das "_Esprit de Rose_" extrahirt, wohl unstreitig eines der
+feinsten Parfueme, welche existiren. Kaum ein Wohlgeruch der Welt ist so
+beliebt wie derjenige der Rosen, und wer einmal den Orient bereiste, wird
+sich des aus Rosen und Verwesung gemischten Duftes erinnern, den die
+Strassen im Sonnenlichte aushauchen. Wer da freilich meint, in den Bazaren
+des Orients reines Rosenoel in jenen langgezogenen goldverzierten
+Flaeschchen, die dort feilgeboten werden, mit nach Hause gebracht zu haben,
+der ist einer argen Taeuschung unterworfen. Tuerkisches Rosenoel ist fast
+immer verfaelscht, und zwar fuer gewoehnlich mit Palmarosaoel oder indischem
+Geraniumoel, das in Ostindien aus dem Geranium- oder Kusagras (_Andropogon
+Schoenanthus_) durch Destillation erhalten wird. Der indische Destillateur
+sorgt andererseits meist dafuer, dass auch sein Palmarosaoel schon mit einem
+anderen Oel, besonders Cocosoel, gefaelscht sei. So duerfte es in Deutschland
+zu empfehlen sein, das Flaeschchen aus dem Orient daheim erst mit echtem
+Rosenoel zu fuellen. Werden doch Rosen zum Zweck der Rosenoelgewinnung nicht
+allein in Deutschland, sondern auch in England in grossem Massstabe gezogen.
+Die um die Darstellung aetherischer Oele und Essenzen so hoch verdienten
+Gebrueder Fritzsche, Inhaber der Leipziger Firma Schimmel & Co. hatten, wie
+Georg Bornemann in seinem Werk ueber die fluechtigen Oele angibt, im Jahre
+1884 zum ersten Mal aus deutschen Rosen drei Kilogramm Rosenoel gewonnen.
+Sie legten ausgedehnte Rosenpflanzungen in Gross-Miltitz bei Leipzig an,
+und diese lieferten, ausser anderen Erzeugnissen, im letzten Jahre (1894)
+42 Kilogramm Rosenoel. Ich entnehme diese Angabe den Berichten, welche die
+genannte Firma alljaehrlich veroeffentlicht und aus denen man nicht allein
+einen Begriff von der Grossartigkeit des Betriebes in dieser Fabrik
+gewinnt, sondern auch ueber den rationellen Geist und das wissenschaftliche
+Streben, das sie bei ihren Unternehmungen leitet. Im Jahre 1893 erstreckte
+sich das Rosenfeld der Fabrik ueber zwanzig Hectare, an die sich weite
+Reseda- und Pfeffermuenzculturen anschlossen. Zu diesen haben sich seitdem
+Estragon, Wermuth, Liebstock und Angelica gesellt. Aus je hundert
+Kilogramm frischer Rosen lassen sich zwanzig Gramm Rosenoel darstellen. Es
+wurden im letzten Jahre somit nicht weniger als 200 000 Kilogramm Rosen
+auf Rosenoel verarbeitet. Das ist fuer eine einzige Fabrik schon eine sehr
+erhebliche Leistung, welche freilich gegen die Gesammtproduction des
+Rosenoels noch wenig in die Wagschale faellt. Denn das Hauptland dafuer,
+Bulgarien, liefert jaehrlich allein gegen zweitausend Kilogramm Rosenoel.
+
+Das Palmarosaoel riecht nicht rein nach Rosen, es duftet vielmehr wie ein
+Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein rosenartig ist hingegen der Duft
+des Geraniumoels, das aus den Blaettern des Rosen-Geraniums gewonnen wird.
+Davon kann man sich schon ueberzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze,
+die auch bei uns nicht selten in Toepfen cultivirt wird, zwischen den
+Fingern zerdrueckt. Streng genommen hat man es nicht mit Geranien, sondern
+mit Pelargonien dabei zu thun, und zwar mit mehreren Arten derselben,
+hauptsaechlich mit _Pelargonium capitatum_, _odoratissimum_ und _radula_.
+Die Art, welche an der Riviera gezogen wird, ist _Pelargonium capitatum_.
+Gegen frueher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen, da der
+Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man maeht an der Riviera die
+Pflanzen von Mitte August an bis Mitte September und liefert sie so frisch
+als moeglich den Fabriken ab. Die Firma Schimmel & Co. erzielt jetzt
+bedeutende Erfolge mit Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das
+sie aus Citronella-Grasoel gewinnt, so lange ueber frisch gepflueckten Rosen,
+bis es mit Rosenoel gesaettigt ist und dann in der That dem Rosenoel fast
+entspricht.
+
+In den Gaerten der Riviera begegnet man oft einer Verbene, der _Verbena
+triphylla_ oder _Lippia citriodora_, die auch als Citronelle oder
+Citronenkraut bezeichnet wird. Man findet diesen schoenen Strauch schon in
+den Gaerten an den italienischen Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst
+die Rispen seiner violett angehauchten kleinen Bluethen zu sehen. Zerreibt
+man seine Blaetter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
+Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen haelt. Dieser
+aus Persien stammende Strauch wird auch in groesserem Massstab an manchen
+Orten der Riviera gezogen und aus seinen Blaettern das echte Verbenaoel
+destillirt, das die Parfuemisten sehr schaetzen. Echtes Verbenaoel ist
+freilich sonst schwer zu haben und wird im Allgemeinen durch das
+Citronen-Grasoel ersetzt, das wir jener Grasgattung, _Andropogon_, danken,
+deren Arten so viele wohlriechende Oele liefern. Das Citronen-Grasoel wird
+von _Andropogon citratus_ gewonnen, der jetzt besonders auf Ceylon und in
+Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter betreibt man an denselben Orten
+die Cultur des _Andropogon nardus_, von dem das melissenartig riechende
+Citronella-Grasoel abstammt. Dieses findet fuer das Parfuemiren der Seifen
+jetzt sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des Parfuems
+der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasoel-Production geben die
+Berichte von Schimmel & Co. eine Vorstellung, da diese Firma auf einmal
+Sendungen von 10 000 Kilogramm dieses Oeles aus Ceylon erhaelt.
+
+Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem Thymian, der
+Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der Melisse durch Destillation.
+Salbei, Thymian, Rosmarin und Lavendel werden an der Riviera kaum
+cultivirt; man pflueckt sie an ihrem natuerlichen Standort, besonders am
+Fusse der Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns Frauen
+auf der Strasse mit grossen Ladungen Thymian auf den Koepfen. Sie hatten ihn
+an den Abhaengen des Esterel gesammelt. Der Wind blies in unserer Richtung
+und bildete einen Streifen von Duft, der sich ueber Hunderte von Schritten
+ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch vorwiegend in
+den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon im Freien, gleich beim
+Einsammeln destillirt, in Apparaten, die man von Ort zu Ort befoerdert.
+Viel Rosmarinoel wandert von hier aus nach Koeln, um bei der Darstellung von
+Koelnischem Wasser benutzt zu werden. Das _Eau de Cologne_ enthaelt geloest
+in 85 % Weinspiritus gleiche Mengen gepresstes Orangen- und
+Citronenschalenoel, fast ebenso viel Nerolioel, dann etwa halb so viel
+Bergamottoel, endlich, nochmals um die Haelfte weniger, Rosmarinoel. Man wird
+freilich nicht sofort gutes Koelnisches Wasser erhalten, auch dann nicht,
+wenn man nach bester Vorschrift die feinsten Oele in vorzueglichem
+Weinspiritus aufloest. Der Schmelz des Duftes stellt sich erst nach
+laengerer Zeit ein. Praktische Erfahrungen hatte man in dieser Richtung
+schon lange gesammelt, in wissenschaftliche Eroerterung wurde die Wirkung
+der Lagerung erst in den letzten Zeiten gezogen. Am Einfachsten zeigt sie
+sich zum Beispiel bei einem Schenkbranntwein, der durch Verduennung von
+achtzigprocentigem Spiritus auf dreissigprocentigen gewonnen wurde. Solcher
+Schenkbranntwein, frisch dargestellt, mundet dem Trinkenden nicht, selbst
+wenn dieser nicht zu den groessten Feinschmeckern gehoert. Auch der
+Schenkbranntwein muss erst gelagert haben. Dass der Wein durch Lagerung
+seine "Blume" erhaelt, ist allgemein bekannt. Es findet also sicher bei der
+Lagerung eine gegenseitige chemische Einwirkung der geloesten Bestandtheile
+auf einander statt, und es muessen neue Verbindungen entstehen. Ihre
+Bildung erfordert voellige Ruhe und kann durch anhaltende Bewegung
+verhindert werden, ja es kommt vor, dass schon erzeugte Verbindungen
+dadurch voruebergehend oder dauernd wieder zerstoert werden. Nach der
+Ansicht von Prof. Knapp schliessen diese Vorgaenge an solche an, welche die
+organische Chemie als Addition, Substitution, Spaltung und dergleichen
+bezeichnet. Es muessen somit auch in gemischten Parfuems durch Lagerung erst
+diejenigen Verbindungen entstehen, welche das erwuenschte Zusammenwirken
+der einzelnen Duefte bedingen. Der Ursprung des Koelnischen Wassers ist
+etwas fraglich; meist wird seine Erfindung Johann Maria Farina, einem
+Italiener aus Sancta Maria Maggiore bei Domo d'Ossola, zugeschrieben, der
+zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Koeln einen Handel mit Parfuems und
+Colonialwaaren betrieb. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts gelangte
+das Koelnische Wasser zu allgemeiner Verbreitung und verdraengte das "_Eau
+de la reine de Hongrie_" oder Ungarwasser, welches aehnlich zusammengesetzt
+war, aber auch Rosenoel, Citronenoel, Citronellaoel und eine Spur
+Pfeffermuenzoel enthielt.
+
+Bei unseren Wanderungen um Grasse sind wir Jasminpflanzungen am Haeufigsten
+begegnet. Das zeigt, welche hohe Bedeutung dieser Pflanze fuer die dortigen
+Parfuemfabriken zukommt. Meist waren die Jasminfelder an suedlichen Abhaengen
+terrassenfoermig angelegt. Die gegen zwei Meter hohen, reich verzweigten,
+mit zusammengesetzten, immergruenen Blaettern bedeckten Straeucher hatten
+auch vereinzelte Bluethen aufzuweisen und liessen sich als die aus Ostindien
+stammende Art _Jasminum grandiflorum_ bestimmen. Die Bluethen duften
+lieblich, sind ziemlich gross, rein weiss auf ihrer Innenseite, von Aussen
+etwas roth angehaucht. Die eigentliche Bluethenzeit beginnt erst im Juli
+und dauert bis in den Oktober. Je tausend Stoecke liefern bis fuenfzig
+Kilogramm Bluethen. Verarbeitet werden in Grasse davon bis 80 000
+Kilogramm, die einen Werth von 140 000 Francs darstellen. Man entzieht den
+Bluethen ihren Duft durch Enfleurage; die Menge des Riechstoffes, den sie
+enthalten, ist aber so gering, dass man dieselbe Fettschicht bis fuenfzig
+Mal mit neuen Bluethen bestreuen muss. Aus der Jasminpomade wird mit
+feinstem Weingeist Jasminextract gewonnen. Die geschaetztesten
+Taschentuchparfuems enthalten solchen Extract. Man stellt auch ein "_huile
+antique au Jasmin_" dar, indem man auf wollene, mit Olivenoel getraenkte
+Zeuglappen zu wiederholten Malen frische Jasminbluethen streut und dann das
+Oel aus ihnen ausdrueckt. Dieses Jasminoel ist in Frankreich sehr beliebt.
+
+Eine wichtige Rolle in der Parfuemerie spielen auch die Bluethen der _Acacia
+Farnesiana_, eines Baeumchens, das zu bewundern wir im La Mortola-Garten
+schon Gelegenheit hatten. _Acacia Farnesiana_ wird in Grasse nur in
+beschraenktem Masse angebaut, liefert aber immerhin 30-40 000 Kilogramm
+Bluethen im Jahre; grosse Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien. Die
+kugeligen, dunkelgelben Bluethenkoepfchen, die "_Cassie_", werden vom
+September bis in den December gepflueckt, wozu jedoch viel Uebung und
+Geschick gehoert, da die Pflanzen sehr dornig sind. Der zarte,
+veilchenartige Duft dieser Bluethen wird durch Enfleurage fixirt. Die
+gewonnene Essenz hat fuer die Zusammensetzung der "Bouquets" einen sehr
+hohen Werth.
+
+Endlich darf auch die Tuberose (_Polyanthes tuberosa_) nicht unerwaehnt
+bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehoerende Knollengewaechs,
+das man bei uns wegen seines starken Duftes und seiner schoenen weissen
+Bluethen so gerne auf Blumentischen und in Blumenstraeussen sieht. Die
+Pflanze stammt aus Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den
+gefuellten weissen Bluethen zu sehen, die besonders kraeftig am Abend duften,
+wie es denn ueberhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, dass Bluethen
+nicht um alle Tageszeiten gleich starken Duft verbreiten. Wer wird nicht
+bemerkt haben, dass die Daturen und Nicotianen, die Nachtviolen (_Hesperis
+matronalis_), die langblumige Wunderblume (_Mirabilis longiflora_) unserer
+Gaerten am Tage fast gar nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden
+Duft aushauchen. Umgekehrt duften Seerose (_Nymphaea alba_), die
+Kuerbisbluethe (_Cucurbita Pepo_), die Ackerwinde (_Convolvulus arvensis_)
+nur am Tage. Ein solches Verhalten hat fuer diese Pflanzen Bedeutung, sie
+duften bei Nacht oder am Tage, je nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten
+zur Uebertragung ihres Bluethenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberosebluethen
+gehoeren dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Duft zu saettigen; daher auch
+dieser Extract, wie so viele andere feine Parfuems, hoch im Preise steht.
+Bei uns koennte man den spanischen Flieder (_Syringa vulgaris_), statt der
+Tuberose verwenden, um ein sehr aehnliches Parfuem zu gewinnen, denn das
+Fett entzieht dem Flieder einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.
+
+Es sind nicht die als Parfueme anerkannten Pflanzenduefte allein, deren sich
+die Parfuemerie zu ihren Zwecken bedient. So kommt fuer manche Erzeugnisse
+auffaelliger Weise der Gurkengeruch in Betracht. Man stellt zu diesem
+Zwecke eine Essenz her, und zwar indem man ueber frisch geschnittenen
+Gurkenscheiben mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz
+wird Coldcream parfuemirt und erhaelt durch dieselbe das frische Aroma,
+welches man an dieser Salbe schaetzt.
+
+Nicht unerwaehnt moechte ich lassen, dass ein aetherisches Oel auch aus dem
+Knoblauch durch Destillation gewonnen wird. Dieses Oel dient nun freilich
+nicht zum Parfuemiren, so sehr man das auch manchmal in Suedeuropa oder im
+Orient glauben koennte; wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Wuermer
+eingenommen. Die Firma Schimmel & Co., welche dieses, sowie ueberhaupt fast
+alle fluechtigen Oele, die irgend welche Anwendung gefunden haben,
+herstellt, empfiehlt das Knoblauchoel auch als Kuechengewuerz. Von dem
+concentrirten Duft dieses lieblichen Oeles wird man sich eine Vorstellung
+machen, wenn man sein Verhaeltniss zum Knoblauch selber erwaegt: aus sechzehn
+Kilogramm Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
+
+Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist, und
+kohlensaures Ammoniak, trotz ihres aetzenden Geruchs in der Parfuemerie eine
+nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur Herstellung der parfuemirten
+Riechsalze. Auch der Geruch des Schnupftabaks ruehrt vornehmlich vom
+Ammoniak her, ausserdem werden die Schnupftabake haeufig noch mit anderen
+wohlriechenden Koerpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsaeure in der
+Parfuemerie verwendet, und ihre Eigenschaft, aetherische Oele zu loesen,
+benutzt, um parfuemirte Essige darzustellen.
+
+ XIII.
+
+Die aetherischen Oele wirken wie Gifte auf unseren Koerper ein, wenn sie
+innerlich in grossen Dosen oder zu haeufig eingenommen werden. Daher auch
+der Missbrauch mancher Liqueure nicht allein durch den Alcohol, den sie
+enthalten, sondern auch durch die fluechtigen Oele, mit denen sie parfuemirt
+sind, nachtheilige Folgen bringt. Geradezu gefaehrlich kann das Koelnische
+Wasser werden, wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft nur durch Zufall
+dahinter, dass eine solche stille, geheim gehaltene Neigung bei seiner
+Patientin die Ursache der raethselhaften Krankheitserscheinungen ist. -
+Viele, doch bei Weitem nicht alle fluechtigen Oele wirken, innerlich
+verordnet, antiseptisch, und werden besser von unserem Koerper als von den
+niederen Organismen ertragen, die es oft in unserem Koerper zu bekaempfen
+gilt. Daher die Benutzung mancher fluechtigen Oele zu aerztlichen Zwecken. -
+Die fluechtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der Luft auf und erfahren dabei
+eine Oxydation. Bei manchen dieser Oele verlaeuft der Oxydationsvorgang
+sehr rasch und zwar um so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt
+werden. Licht und Feuchtigkeit foerdern diesen Vorgang, bei welchem in der
+Luft das gasfoermige Ozon oder das gleich wirksame fluessige
+Wasserstoffsuperoxyd entstehen. Ihnen ist der belebende Einfluss
+zuzuschreiben, den weingeistige Loesungen von fluechtigen Oelen, im Zimmer
+verstaeubt auf die Athmenden ausueben. Besonders stellt sich diese Wirkung
+ein beim Verstaeuben jener fluechtigen Oele, welche die Chemie als Terpene
+zusammenfasst, weil sich diese an der Luft am schnellsten oxydiren.
+
+Physiologisch interessant ist es, an Parfuems die hohe Leistungsfaehigkeit
+unseres Geruchssinns zu erproben. Einige Milligramm Moschus reichen aus,
+um einen Raum, der haeufig gelueftet wird, Jahre lang mit Moschusduft zu
+erfuellen. Wir riechen diesen Moschus, und doch kann er in jener Luft, die
+uns umgibt, nur in unnennbar geringen Mengen vorhanden sein. Directe
+Versuche, die Passy mit alkoholischen Loesungen stark riechender Substanzen
+anstellte, haben ergeben, dass fuenfhundert Tausendstel eines Milligramms
+Vanillin ausreichen, um ein Liter Luft merklich zu parfuemiren. Derselbe
+Effect wird schon mit fuenf Tausendstel Milligramm Camphor erreicht; von
+dem kuenstlichen Moschus reichten gar fuenf Millionstel eines Tausendstels
+Milligramm aus, um wahrgenommen zu werden. Will man diese Menge in Zahlen
+ausdruecken, so ergibt das 0,000 000 000 005 Gramm. Dabei steht die
+Leistungsfaehigkeit des Geruchssinns beim Menschen gegen diejenige vieler
+Thiere noch bedeutend nach.
+
+ XIV.
+
+"_Die Toiletten-Chemie_" von Heinrich Hirzel, ein Buch, dem ich auch sonst
+noch manche Belehrung verdanke, enthaelt die Angabe, dass Europa an
+fluessigen Parfuems allein jaehrlich ueber eine Million Liter verbraucht. An
+der Deckung dieses Bedarfs ist Grasse mit etwa 100 000 Kilogramm
+Lavendeloel, halb so viel Thymianoel, 25 000 Kilogramm Rosmarinoel, 2000
+Kilogramm Nerolioel und sehr betraechtlichen Mengen anderer Oele und
+Extracte betheiligt. Nicht wenig wird Grasse in der Parfuem-Erzeugung durch
+das benachbarte Cannes unterstuetzt, das mehrere Parfuemfabriken besitzt und
+Hunderte von Arbeitern in ihnen beschaeftigt. Der Verbrauch an Parfuems in
+Europa, wiewohl immer noch gross, ist doch betraechtlich zurueckgegangen und
+wird, wenn ueberhaupt, nur in discretester Weise geuebt. So verhaelt es sich
+auch in anderen kuehlen Laendern, waehrend die heissen Erdstriche noch immer
+ein hohes Beduerfniss nach persoenlichem Parfuem bekunden. Obenan in dieser
+Beziehung steht der Orient, dessen Leistungen trotzdem noch gegen
+diejenigen des classischen Alterthums bedeutend zurueckstehen. Bezeichnend
+fuer jene Zeit ist die Erzaehlung des Plinius, dass an Lucius Plocius der
+Duft zum Verraether geworden sei. Dieser Lucius Plocius, dessen Bruder
+Lucius Plancus zweimal das Consulat bekleidet hatte, wurde von den
+Triumvirn geaechtet und musste fliehen. Er verbarg sich im Salernitanischen,
+wo man ihn entdeckte, weil er so stark nach Salben roch. Er musste den Tod
+erleiden, was Plinius nicht ohne einige Genugthuung erzaehlt, so empoerte
+ihn der Missbrauch, den man mit Parfuems damals trieb. Dass heute Jemand von
+wohlriechenden Salben und Oelen triefen sollte, wie es im Orient und in
+Griechenland zu alten Zeiten oft der Fall war, koennen wir uns kaum
+vorstellen. Wir empfinden eine entschiedene Abneigung selbst gegen fettige
+Haende und suchen solche moeglichst rasch zu saeubern. Oel oder Pomade werden
+allenfalls noch im *Haar* geduldet, sonst nur alkoholische Extracte
+benutzt. Im Alterthum parfuemirte man sich hingegen ausschliesslich mit
+duftenden Oelen. Das erste fluessige Parfuem, wie wir es jetzt benutzen,
+soll Mercutio Frangipani dargestellt haben, der ein von seinen Vorfahren
+erfundenes, aus Gewuerzen und Moschus zusammengesetztes Riechpulver mit
+starkem Weingeist extrahirte. Dieser Frangipani gehoerte einem roemischen
+Adelsgeschlecht an, das sich im zwoelften und dreizehnten Jahrhundert in
+den Kaempfen der Guelfen und Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Dass die
+Neigung, sich mit Wohlgeruechen zu beschaeftigen, in diesem Geschlechte
+fortlebte, geht aus der Angabe hervor, dass ein spaeterer Nachkomme der
+Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani, Feldmarschall unter
+Ludwig XIII., eine Art parfuemirter Handschuhe einfuehrte, die "_Gants a la
+Fragipane_" genannt wurden.
+
+Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Koerper mit duftenden
+Oelen einzusalben. Plinius moechte ohne Weiteres die Erfindung der
+wohlriechenden Salben den Persern zuschreiben. Ihr Koenig Darius soll in
+seinem Trosse nicht weniger als vierzig Salbenbereiter gefuehrt haben; sie
+geriethen in die Gewalt Alexanders. Aus der Beute, welche dieser damals
+machte, stammte, nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen
+besetzte Salbenschrein, in welchem Alexander die Werke Homers aufbewahren
+liess, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des menschlichen Geistes
+auch die kostbarste Huelle erhalte. In Griechenland galt die Benutzung
+wohlriechender Salben immerhin als Verweichlichung; der echte Mann
+verpoente sie und rieb sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.
+
+Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzaehlt, wie die
+wohlriechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden. Man mischte die
+Aromata mit den Oelen und erwaermte sie zusammen. Theophrast gab schon im
+dritten Jahrhundert v. Chr. an, man solle die Operation im Wasserbade
+vornehmen, um ein Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor
+Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte, auch aus
+noch unreifen Fruechten presste, um es moeglichst farblos zu erhalten.
+Ausserdem wurde das Oel aus suessen und bitteren Mandeln, Sesamoel, Ricinusoel
+und Behenoel benutzt. Das letztere schaetzte man ganz besonders, weil es
+geruchlos ist und nicht leicht ranzig wird. Auch heute wuerde man es zu
+Haaroelen gern verwenden, waere es nicht aus dem Handel so gut wie
+verschwunden. Der Baum, von dem man das Behenoel gewann, hiess im Alterthum
+_Balanos_ oder _Myrobalanon_, somit Salbeneichel. Es ist die in Arabien
+und Aegypten einheimische _Moringa aptera_, deren Fruechte, die Behennuesse,
+durch Auspressen das Oel liefern.
+
+Dioscorides warnt in seiner "_Materia medica_", einem Werk, das wohl um
+die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. erschien, vor jeder Spur Wasser,
+die im Oel zurueckbleibt, und raeth an, das Oel oefter umzugiessen in Gefaesse,
+die mit Honig und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles
+Waesserige dem Oele entzogen. - Myrrha und andere Balsame, Cardamomen,
+Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Bluethen und Fruechte, wohlriechende
+Kraeuter mussten ihre Aromata an die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft
+thierischer Fette, sich mit Wohlgeruechen zu beladen, schon bekannt.
+Allgemeiner Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren
+Bereitung Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben meist
+Gummi und Harz hinzu, um sie zu faerben und auch, wie es hiess, ihren Duft
+zu binden. Manche Salbe faerbte man mit Drachenblut, dem blutrothen Harz
+des Drachenbaumes (_Dracaena Draco_) oder mit _Anchusa_, wohl dem
+Farbstoff, den wir aus der Wurzel der _Anchusa tinctoria_, unserer
+Alkannawurzel, gewinnen. Letzterer wurde auch zum Faerben des Rosenoels
+empfohlen. - Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz ausserordentlich, oft
+mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen Salbe zusammen. Die
+aegyptische Salbe "_Metopium_" stellte man aus Bittermandeloel her und
+setzte "_omphalium_, _cardamomum_, _juncum_, _calamum_, _mel_, _vinum_,
+_myrrham_, _semen balsami_, _galbanum_, _resinam terebinthinam_" hinzu.
+Soweit die Bedeutung der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese
+Salbe, ausser dem Bittermandeloel, das Oel unreifer Oliven, die fluechtigen
+Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases und des Kalmus,
+dann Honig, Wein, den Balsam des nordafrikanischen Baumes _Balsamodendron
+myrrha_, Balsamkoerner, d. h. den Balsam der erbsengrossen Fruechte des
+arabischen Balsamstrauches _Balsamodendron giliadense_, das Gummiharz
+eines persischen Doldengewaechses, _Ferula galbaniflua_, endlich das
+Terpentin der _Terpentin-Pistazie_. Von dem Duft dieser Salbe kann man
+sich annaehernd eine Vorstellung machen, sie muss vorwiegend nach bitteren
+Mandeln und Balsam gerochen haben. - Man bezog die Salben von den
+verschiedensten Orten, aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia,
+Rhodos, Kypros, spaeter auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das wechselte
+je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum Theil sehr theuer und
+beschaeftigten ein ganzes Heer von Verfertigern und Verkaeufern. In den
+Laeden der Salbenhaendler hielten sich die Muessiggaenger auf. Man waehlte
+beschattete Orte zur Anlage solcher Laeden, damit die Salben, die in Gefaesse
+von Blei oder Stein eingeschlossen waren, von der Sonnengluth nicht
+litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel fuer diese Gefaesse
+verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung _Alabastron_, wie
+Reinhold Sigismund in seinem Buch ueber die Aromata nachzuweisen sucht,
+sich mehr auf die Gestalt, als auf das Material der Salbengefaesse bezogen
+zu haben.
+
+Bezeichnend fuer den Missbrauch, der mit wohlriechenden Salben in
+Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen, uns von Athenaeus
+ueberlieferten Berichte. Er erzaehlt, dass die Schwelger in Athen jeden Theil
+ihres Koerpers mit einer anderen Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente
+fuer Fuesse und Schenkel, phoenikische Salbe fuer Kinnbacken und Brust,
+_Sisymbrion_-Salbe fuer die Arme, _Armaracon_-Salbe fuer Haar und
+Augenbrauen, _Serpyllos_-Salbe fuer Kinn und Nacken. Man kann sich
+vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener Einsalbung
+geduftet haben mag. Denn die _Amaracon_-Salbe roch nach Majoran, die
+_Serpyllos_-Salbe nach Thymian, die _Sisymbrion_-Salbe wohl nach einer
+Minze, die aegyptische und phoenikische nach Bittermandeloel und Balsamen.
+Das war ein ganzer Parfuemladen! Dabei glaenzte ein solcher Mensch von Fett
+an seinem ganzen Koerper. - Ueber Demetrius Phalereus wird bei dem
+Symposion des Athenaeus berichtet, er habe sich nicht nur den ganzen Koerper
+gesalbt, sondern auch das Haupthaar noch gelb gefaerbt, um verfuehrerischer
+auszusehen. - Bei Trinkgelagen salbte man den Kopf, damit der Wein nicht
+in die Hoehe steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides
+gesagt, wandern die Duenste nach oben. Dazu kamen noch die Kraenze, welche
+den Rausch verhindern, den Kopf kuehl erhalten und den Kopfschmerz abwehren
+sollten. Das moegen die urspruenglichen Epheukraenze gethan haben, schwerlich
+die spaeter benutzten aus duftenden Blumen. Denn diese wurden aus Rosen,
+Lilien oder Violen (Goldlack und Levkoien) gewunden und von aufwartenden
+Dienern vielfach mit duftenden Salben noch besprengt. In dem Symposion des
+Athenaeus wird berichtet, dass bei den prunkvollen Aufzuegen des Koenigs
+Antiochus Epiphanes auf Daphne zahlreiche Frauen mit goldenen Gefaessen
+einherschritten und aus diesen duftende Salben auf die Menge verspritzten.
+Derselbe Koenig, den man spaeter spottweise auch Epimanes, das heisst den
+Verrueckten nannte, pflegte in oeffentlichen Baedern zu erscheinen, wenn das
+ganze Volk dort versammelt war. Er salbte sich mit den koestlichsten Oelen.
+Da sagte denn Einer: "Wie gluecklich bist Du, o Koenig, dass Du so
+wohlriechende Parfuems benutzen und ueberall einen so angenehmen Duft
+verbreiten kannst." Antiochus antwortete ihm nicht, liess ihm aber am
+naechsten Tage nach dem Bade ein grosses Gefaess mit Myrrhensalbe ueber den
+Kopf giessen. Nun waelzten sich auch Andere in dem verschuetteten Oele, viele
+glitten aus und fielen zu Boden, sogar der Koenig, was allgemeine
+Heiterkeit erregte. Dieser Antiochus muss allerdings recht excentrisch
+gewesen sein, denn auch die Geschenke, die er vertheilte, waren mehr als
+sonderbar. Dem Einen drueckte er Knoechel, dem Anderen Datteln, noch Anderen
+Gold in die Haende.
+
+Die Lacedaemonier, heisst es, haetten die Salbenhaendler und die Faerber aus
+Sparta verjagt, weil die Ersteren das Oel verdarben, die Letzteren die
+Wolle ihrer urspruenglichen Reinheit beraubten. Lykurg und Sokrates traten
+gegen den Missbrauch wohlriechender Salben auf, erreichten aber eben so
+wenig, wie spaeter in Rom die beiden Censoren Publius Licinius Crassus und
+Lucius Julius Caesar, die, wie Plinius mittheilt, im Jahre 189 v. Chr. ein
+Edict erliessen, dass Niemand "exotische" Salben verkaufen solle.
+
+Die Haare und Kleider der Roemerinnen verbreiteten, nach Plinius, so starke
+Duefte, dass sie schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Dass
+sei um so thoerichter, meint er, als dieser theuer erkaufte Genuss weit mehr
+Anderen zu Gute komme, als dem, der ihn bezahlt hat. Nicht minder beklagt
+auch Plutarch diese Salbenverschwendung. Er erzaehlt, wie bei einem
+Gastmahl, das Salvius Otto dem Nero gab, von allen Seiten her kostbare
+Salben aus goldenen und silbernen Roehren flossen und die Gaeste ganz
+durchnaessten. Juvenal spottet in seinen Satiren ueber Crispinus, den
+Guenstling Domitians, dass er schon am Morgen mehr Amomumduft als zwei
+Leichenbegaengnisse von sich aushauche. - Ein besonders lebendiges Bild aus
+Neronischer Zeit, das auch den Salbenluxus und die Vorliebe fuer
+Wohlgerueche zeigt, hat Petronius in dem Gastmahl des Trimalchio entworfen.
+Sind die Farben auch stark aufgetragen, so entspricht die Schilderung doch
+den damaligen Sitten, wie sie bei prahlerischen Emporkoemmlingen sich
+besonders geltend machten. Waehrend des ueppigen, nicht endenwollenden
+Mahles, bei welchem die seltensten Speisen in kunstvoller Zubereitung
+aufgetragen werden, folgen die mannigfaltigsten Ueberraschungen
+aufeinander. Da ploetzlich senkt sich von der Decke ein gewaltiger Reifen,
+an dem rund herum goldene Kraenze nebst Flaschen wohlriechender Essenzen
+haengen. Sie sind als Geschenke fuer die Gaeste bestimmt. Gegen Ende des
+Mahles wird die Ausgelassenheit gross, bis der trunkene Trimalchio auf den
+Einfall kommt, sich die Todtenkleider bringen zu lassen, in denen er
+wuenscht, dass man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes
+Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von jenem Wein, mit dem seine
+Gebeine gewaschen werden sollen. Er oeffnet eine Flasche Nardenessenz,
+bestrich mit derselben seine Gaeste und spricht die Hoffnung aus, dieser
+Wohlgeruch werde ihm nach dem Tode eben so gut thun, wie im Leben. -
+Petronius gehoerte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts; um die
+Mitte desselben hatte das "Gastmahl des Trimalchio", wie ich Friedlaenders
+Einleitung zum Petronius entnehme, schon sechs franzoesische Uebersetzungen
+aufzuweisen. Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde es
+sogar von fuerstlichen Darstellern aufgefuehrt. Auf Wunsch der Koenigin
+Sophie Charlotte von Preussen musste Leibniz der Fuerstin von
+Hohenzollern-Hechingen diese Auffuehrung schildern, was in einem
+franzoesisch geschriebenen Brief vom 25. Februar 1702 geschah.
+
+Gleicher Luxus mit Parfuems wie im Alterthum ist wohl zu keiner Zeit wieder
+getrieben worden, doch kamen sie an den Hoefen von Frankreich und England
+zeitweise in hohe Gunst. In Frankreich geschah das zur Zeit der
+Renaissance unter dem Einfluss der italienischen Kuenstler, die Franz I. und
+Katharina von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfuemirten Pasten,
+Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt. Die Cosmetiques
+kamen zu jener Zeit als Schoenheitsmittel auf und riefen eine besondere
+cosmetische Literatur ins Leben. Dass Diana von Poitiers bis in das hohe
+Alter sich den Reiz der Jugend zu bewahren wusste, ungeachtet sie schon mit
+dreizehn Jahren an Ludwig von Breze, Grossseneschal der Normandie, vermaehlt
+worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln zu, die ihr Paracelsus
+verrathen habe. Der Missbrauch, der unter den Valois mit cosmetischen
+Mitteln getrieben wurde, rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst
+unter Ludwig XIII. wusste die schoene Anna von Oesterreich sie wieder in die
+Gunst des Hofes zu bringen. Da kamen die Pates d'Amandes, die
+verschiedenen Cremes und Schminken auf, welche der Haut der Damen eine
+kuenstliche Faerbung verliehen. Ludwig XIV. liebte die Cosmetiques nicht:
+ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um unter der Regence einen besonderen
+Aufschwung zu erfahren. Jetzt bluehten Geheimmittel, welche die Jugend und
+Schoenheit dauernd sichern sollten. Der beruechtigte Cagliostro nahm von der
+eben so beruechtigten Dubarry und von anderen Schoenen nicht geringe Summen
+fuer solche Geheimmittel ein. Trotzdem schminkte man sich unter Ludwig XV.
+wieder weniger als zuvor und das "_rouge de Portugal en tasse_" roethete
+nicht so stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin
+auf bedeutender Hoehe, so dass im Jahre 1780 eine Gesellschaft fuenf
+Millionen Francs der Regierung fuer das Privilegium bot, ein Roth
+besonderer Guete allein verkaufen zu duerfen. Selbst mit violetter Schminke
+versuchte man es in den Gaerten des Palais Royal und hielt ganz Paris
+dadurch acht Tage lang in Aufregung. - Das hoerte gegen Ende des
+Jahrhunderts, unter dem Einfluss von Marie Antoinette auf; die schreienden
+Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor sich auch der
+Geschmack an starken Wohlgeruechen; das Zarte musste sich jetzt mit dem
+Schwermuethigen, das Keusche mit dem Gefuehlvollen im Aussehen der Frauen
+paaren: so gewann die Parfuemerie jenes discrete Gepraege, welches ihr auch
+heute noch geblieben ist. Nur voruebergehend machte sich ein
+entgegengesetzter Einfluss der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin
+die starken Parfuems liebte. Napoleon I. selbst bediente sich nur des
+Koelnischen Wassers, das er sich jeden Morgen ueber Kopf und Schultern goss.
+
+Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung in der
+Parfuemerie massgebend fuer die anderen Voelker, im siebzehnten Jahrhundert
+gelangte sie zur Alleinherrschaft zugleich mit den franzoesischen Moden.
+
+Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die Welt mit ihren
+Parfuemerien versorgten. Nur dem Koelnischen Wasser gelang es, als
+Weltparfuem gegen die Producte dieser Laender aufzukommen. Jetzt erst
+beginnt Deutschland, wenn auch noch nicht in den "Bouquets", so doch in
+den ungemischten Parfuems in die erste Stelle zu ruecken. Die Leipziger
+Erzeugnisse haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht.
+Ausserdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten, die
+heute in so entscheidender Weise in die Parfuemerie eingreifen. Ebenso
+liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch wirksamen Stoffe, welche
+die Cosmetiques verdraengt haben und allein berufen sind, die Gesundheit
+des Koerpers und damit auch die Schoenheit des "Teint" in Zukunft zu wahren.
+
+Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Waerme auf die
+Blumenpflanzungen von Grasse zurueck. Es wurde heiss in der Stadt: feiner
+Staub stieg bei jedem Windhauch in dichten Wolken auf: es roch zu stark
+nach Santalholz in den Strassen, wir fuehlten uns ploetzlich reisemuede und
+traten den Heimweg nach dem Norden an.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+FRUeHJAHR 1895.
+
+
+ I.
+
+Der Winter war so lang und so traurig im Norden gewesen, wir sehnten uns
+nach Waerme und nach Sonne. Doch auch vom Mittelmeer trafen unaufhoerlich
+Hiobsposten ein: die Kaelte hielt dort an, die Vegetation hatte gelitten,
+noch zu Anfang Maerz fiel Schnee, der viele Orte der Riviera mit einem
+weissen Gewand bedeckte. Da, endlich, siegte die Fruehlingssonne: wir
+erhielten guenstige Nachricht, und waren einige Tage spaeter in Cannes.
+Schon oben in den Alpen begruesste uns der Fruehling, mit leuchtendem
+Antlitz, mit einer Strahlenkrone ums Haupt. Die Fahrt in dieser sonnigen,
+zu neuem Leben erwachenden Natur, glich jetzt einem wahren Triumphzug. So
+kamen wir ans Mittelmeer.
+
+Im Norden schneit es noch immer, und dunkle Wolken decken dort den Himmel,
+hier aber glaenzt die Sonne am blauen Firmament, sie spiegelt sich im
+Meere, und ihre Strahlen dringen in unser Inneres ein und loesen die grauen
+Nebel auf, die sich an dunklen Tagen dort angesammelt haben. Auch an der
+Riviera di Ponente mussten Pflanzen und Menschen von der ungewohnten
+Strenge dieses Winters leiden. Die meisten Pflanzen erholen sich wieder.
+Die gebraeunten Bougainvilleen an den Haeusermauern beginnen stellenweise
+auszutreiben, sie bilden carmoisinrothe Hochblaetter in Buescheln an dem
+todten Laub. Der Heliotrop durchbricht mit seinen Sprossen den Boden, bald
+werden frische lebhaft gruene Blaetter an den Faecherpalmen die braun
+gefleckten alten ersetzen. - Auffaellig gut haben die Acacien dem Schnee
+und der Kaelte getrotzt, sie sind mit gelben Bluethen ueber und ueber bedeckt,
+wahre Blumenstraeusse in der sonst noch blumenarmen Landschaft. Denn die
+Vegetation ist gegen sonst sehr weit zurueck, die Rosenstoecke weisen nur
+geschlossene Knospen auf, waehrend sie sonst von Mitte Winter an hier im
+Bluethenschmuck prangen. Eine Rose ist in keinem der vielen Blumenlaeden von
+Cannes zu erblicken; man muesste sie wohl in den Gewaechshaeusern des Nordens
+bestellen; Weniger gut als so viele Pflanzen erholt sich der leidende
+Mensch, der hier in diesem letzten Winter Linderung, ja Genesung suchte.
+Tage lang musste er in Raeumen verweilen, die nur duerftig zu erheizen waren.
+Wie Manchem hat dieser Aufenthalt das Leben gekuerzt. Schwerkranke sollten
+hierher ueberhaupt nicht geschickt werden.
+
+ II.
+
+Wir wollten nicht unten am Meere wohnen in den staubigen Theilen von
+Cannes; wir zogen den Abhang hinauf, der im Osten die Stadt beherrscht,
+zur Californie. Ueber den schoenen Garten des Hotel Californien hinweg
+blicken wir auf die Croisette, jene schmale Landzunge, welche den Golfe de
+la Nopoule vom Golfe Jouan scheidet. Weiter trifft unser Auge die Ile
+St. Marguerite, und bei Morgenbeleuchtung zeichnet sich jedes Haus in dem
+Fort ab, das diese Insel kroent. Von der Ile St. Honorat ist nur die Kirche
+sichtbar, im uebrigen wird sie von ihrer Schwesterinsel verdeckt. Im Osten,
+ueber den bluehenden Acacien, steigt an einem Huegel die alte Stadt Cannes
+empor. Sie gipfelt in ihrem alten Schlosse und bietet dem Auge ein
+malerisch bewegtes Profil. In weniger schoener Linie folgen die neuen
+Stadttheile der Bucht, doch diese Linie wird, von hier oben aus
+betrachtet, durch ueppige Gaerten der Huegel gebrochen und belebt. Besonders
+gerne ruht aber unser Blick auf den zackigen Umrissen des Esterel. Dorthin
+wendet sich unser Auge stets zuerst am Morgen, wenn die Sonne die Gipfel
+der Berge vergoldet und jede Ortschaft sich blendend weiss am Fusse
+derselben zeichnet; dorthin schauen wir auch zuletzt am Abend, wenn die
+Sonne jenseits der langen Kette verschwindet, und ihre Strahlen sich wie
+ein leuchtender Faecher am Abendhimmel ausbreiten. Dann entzuenden sich auch
+bald die Leuchtthuerme laengs der Kueste, und schon in der Daemmerstunde
+flammt Cannes mit Tausend Lichtern auf. Dieses Schauspiel wiederholt sich
+jeden Abend, und wir wurden nicht muede, es zu betrachten.
+
+Zugleich beginnt das Concert der Laubfroesche rings um das Hotel, jenes
+Concert, das Jeder kennt, der im Fruehjahr die Riviera besuchte. In allen
+Wasserbehaeltern versammeln sich um diese Zeit jene Thierchen und locken
+sich aus der Ferne mit lauten Rufen an. Die auffallende Kraft des Tones
+wird dadurch ermoeglicht, dass das Maennchen die schwaerzliche Haut seiner
+Kehle zu einer grossen Schallblase auftreibt. Im Uebrigen leben diese
+zierlichen, lebhaft gruen gefaerbten Geschoepfe auf den Straeuchern und
+Baeumen. Es unterhielt uns, ihnen am Tage in dem Garten des Hotels
+nachzuspueren, und dann auch festzustellen, wie sehr der Ton ihrer Faerbung
+sich nach ihrer jeweiligen Umgebung richtet. Auf hellen Blaettern sind sie
+hell, auf dunklen dunkel gefaerbt und daher stets schwer zu erblicken. Es
+handelt sich auch thatsaechlich bei diesem Farbenwechsel um eine
+Schutzvorrichtung, die sie den Augen ihrer Feinde entziehen soll.
+Andererseits werden sie auch nicht von der Beute bemerkt, auf die sie
+lauern. Es ist belustigend zu sehen, wie der Laubfrosch auf Insecten jagt,
+mit welchem Geschick er sie faengt und wie hoch er springt, um sie zu
+erfassen.
+
+Ungeachtet des Regens, der vor Kurzem reichlich gefallen war und trotz des
+taeglichen Begiessens, zeichnet sich die Strasse, die von Cannes nach Antibes
+fuehrt, von hier oben gesehen, meist wie ein langer Streifen von Staub
+zwischen den gruenen Gaerten aus. Besonders hoch steigt dieser Staub an den
+Nachmittagen auf, wenn eine Equipage der anderen folgt und neue
+Staubwolken aufwirbelt. Dieser Staub, von zermalmtem Kalkstein stammend,
+ist wie Mehl so fein. Ueberall dringt er ein, er erhebt sich zu so
+bedeutender Hoehe, dass er die angrenzenden Baeume bis in ihre Gipfel grau
+faerbt. Diesen Staub athmen nun tagtaeglich die vornehmen Gaeste von Cannes
+ein, die meist nach dem Sueden reisten, um ihre Lungen zu schonen. Derselbe
+Staub herrscht nun leider an vielen Orten der Riviera, ueberall dort, wo
+das Kalkgebirge bis an die Kueste reicht. Doch wer zwingt auch den Kranken,
+sich auf den Landstrassen zu bewegen oder an denselben zu wohnen! - Ich
+kann den Staub nicht leiden, wenn ihn auch meine Lunge vertraegt;
+gluecklicher Weise ermuede ich aber auch nicht leicht beim Gehen und fuehle
+mich wohler zu Fuss, als im Wagen. So war das Hotel sehr guenstig fuer mich
+gelegen. Auf Fusswegen lassen sich von demselben schon in kurzer Zeit
+Waelder und Maquis erreichen. Dort, auf den mit Kiefern bedeckten Gipfeln
+von "_la Maure_", 250 Meter hoch ueber dem Meere, eroeffneten sich die
+herrlichsten, ueberraschendsten Blicke in ueppig gruene Thaeler, nach den
+schneebedeckten Alpen und ueber die blaue Kueste. Ganz besonders grossartig
+erschienen in diesem Fruehjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
+denselben hinab. Man waehnte oft Bilder aus dem Berner Oberland vor Augen
+zu haben, doch leuchtender, getaucht in den Glanz der italienischen Sonne.
+So weilte ich denn mit Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den
+Hoehen von "_la Maure_"; doch mied ich grundsaetzlich das "_Observatoire_",
+den officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf staubiger
+Strasse, die Wagen durch muede Pferde muehsam aufwaerts gezogen werden. Dort
+ist ein Aussichtsthurm errichtet, von dem aus, gegen Zahlung, man die
+Natur bewundern kann. Meist ist man im Gedraenge, und die Musik aus einer
+nahen Wirthschaft traegt dazu bei, die Stimmung zu erhoehen.
+
+ III.
+
+Beim Aufstieg zum "_Observatoire_" schneidet man einen Kanal, der Cannes,
+Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt. Er fuehrt das naemliche Wasser,
+das die Roemer einst in Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse
+eine Quelle der Siagne gefasst und fuehrten das Wasser nach Frejus in einem
+gedeckten Aquaeduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter langen Tunnel, den
+Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen hatte. Der moderne Wasserkanal,
+der in der Richtung von Cannes laeuft, steht der roemischen Wasserleitung
+entschieden nach, denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit
+nicht geschuetzt. Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
+Richtung meilenweit folgen. Ein Fussweg fuehrt an demselben entlang. Er
+steigt ganz unmerklich auf, so dass man fast eben zu gehen meint. In weiten
+Bogenlinien zieht er sich laengs der Berge hin und bietet wechselvolle
+Ausblicke auf Cannes und das Esterel. Alsbald befindet man sich ueber Le
+Cannet, einem Dorfe, das noerdlich von Cannes, drei Kilometer entfernt vom
+Meere liegt und durch nahe Huegel ganz besonders gut gegen Winde geschuetzt
+wird. Man schaut da auf grosse Hotels hinab, denn Le Cannet ist Station fuer
+solche Kranke, die nicht am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise
+angeblich Schaden bringt. Noch weiter gen Norden kroent Mougins einen 260
+Meter hohen, isolirten Huegel; ein malerischer Ort, dessen compacte
+Haeusermasse nur von spaerlichen Fenstern nach aussen durchbrochen wird.
+Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurueckgezogen haben, als die Roemer
+die Kueste besetzten. Nur eine halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem
+Thurme von Castellaras, der die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
+bietet.
+
+Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Huegel ersteigen, welche Le
+Cannet von Vallauris trennen. Von da oben sieht man jenseits von Mougins,
+am Fuss der grauen Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glaenzen; unten im
+Kessel, nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man Golfe
+Jouan, Antibes, Nizza, die Kueste bis in neblige Fernen und oberhalb der
+Berge die Vallauris schuetzen, als herrlichsten Abschluss des Bildes, die
+Schneemassen um den Col di Tenda. Dort baut Italien seit Jahren eine
+Eisenbahn, welche Turin mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist
+fertig von Turin bis zum noerdlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
+Unter dem Col di Tenda laeuft jetzt schon ein langer Tunnel, der den
+Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das Thal der Roja, das bei
+Ventimiglia das Meer erreicht. Der mittlere Theil dieses Thales ist im
+Besitze Frankreichs. Ihn soll die Bahn umgehen, und das verursacht
+bedeutende Kosten. Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die
+Vollendung der Bahn sich noch kaum absehen laesst. Einst wird diese Bahn ein
+herrliches Stueck Land dem Verkehr eroeffnen; denn die Gola di Gandarena, in
+welcher die Roja zwischen himmelstuermenden Felsenmauern fliesst, ist nicht
+minder grossartig wie die Via mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpass,
+einer der imposantesten der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen
+Badeort St. Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten, oder die es
+gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz, schon im Fruehjahr die Fahrt
+ueber den Col di Tenda zu unternehmen. Das haben wir einmal gethan und
+einen unvergesslichen Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von
+Cuneo bis Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die kuerzeste
+Verbindung zwischen der suedlichen Schweiz und den Kurorten der Riviera di
+Ponente. Die Strasse ueber den Col di Tenda ist aber die aelteste, die jemals
+den Gallischen Strand mit den Ebenen des noerdlichen Italien verband. Sie
+existirte schon tausend Jahre vor Christus, zaehlt somit jetzt
+achtundzwanzig Jahrhunderte und hiess die tyrrhenische Strasse.
+
+Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden, jetzt
+eine gewisse Beruehmtheit zu erlangen. Er dankt sie seinem farbigen
+Halbporzellan, seinen "_Faiences d'art_", die nicht nur an der Riviera,
+sondern in allen groesseren europaeischen Staedten jetzt die Schaufenster der
+Laeden zieren. Es sind das Thonwaaren mit Zinnglasur, die im starken Feuer
+gebrannt werden. Die Familie Massier beherrscht diese Industrie. Ueberall
+liest man diesen Namen ueber den Lagern und ueber den Fabriken. Den Fremden,
+die auf der staubigen Landstrasse zwischen Cannes und Antibes umherfahren,
+faellt das grosse Lager im Orte Golfe Jouan am meisten in die Augen durch
+seinen mit bunter Fayence verzierten oder verunzierten Garten.
+
+Bietet Vallauris als Ort auch nur wenig, so bleiben doch die Ausfluege
+anziehend, die man ueber die Hoehen in dieser Richtung unternehmen kann. Von
+Vallauris geht man durch eine anmuthige Schlucht hinab nach Golfe Jouan
+oder durch den Wald, am Abhang der Berge, ueber Cannes-Eden, unmittelbar
+nach Cannes. Vielfach begegnet man hier in den Waeldern noch Korkeichen,
+die weiter nach Osten ganz fehlen. Es haengt das mit den Bodenverhaeltnissen
+zusammen, da Glimmerschiefer und Gneis stellenweise bei Cannes noch an die
+Oberflaeche treten und dann die gleichen Vegetationsbedingungen schaffen,
+wie sie im Maurengebirge gegeben sind.
+
+ IV.
+
+Von der aeussersten Spitze der Croisette ist die Insel St. Marguerite kaum
+anderthalb Kilometer entfernt. In zwanzig Minuten kann man sie mit dem
+Boote erreichen. Zweimal am Tage verkehrt auch ein kleiner Dampfer
+zwischen dem Hafen von Cannes und den Lerinischen Inseln. Er beruehrt sie
+beide, und man kann den Ausflug ueber die Mittagsstunden ausdehnen, wenn
+man den ersten Dampfer zur Hinfahrt, den zweiten zur Rueckfahrt benutzt. -
+Wir wollten die Abendbeleuchtung der Kueste von den Lerinischen Inseln aus
+bewundern und nahmen am Nachmittag ein Boot an der Croisette. Voller
+Sonnenschein fuellte den Himmel mit einem Uebermass von Licht und liess das
+glatte Meer gleich einer metallenen Platte erglaenzen. Ein blaeulicher Dunst
+lag auf der Wasserflaeche. Die gegenueberliegende Insel rueckte immer naeher.
+Scharf zeichneten sich auf ihr die Mauern, die das Fort umgeben, welches
+einst Richelieu erbaute. Oestlich ueber den Felsen blicken aus der Mauer
+die Fenster jenes beruechtigten Gefaengnisses hervor, das sonderbarer Weise
+so oft schon die Gedanken der Menschen auf sich zu lenken wusste. Da war
+der mysterioese Gefangene eingeschlossen, der als "Mann mit der eisernen
+Maske" die Historiker und Romanschreiber oft beschaeftigt hat. Man nimmt
+jetzt meist an, es sei das Hercules Anthony Matthioli gewesen, ein
+Bologneser vom alten Geschlecht, der den Hass Ludwig XIV. sich zugezogen
+hatte. Matthioli sollte bei Ferdinand Carl IV. von Mantua, dem letzten
+Herzog aus dem Hause Gonzaga, den Verkauf der Festung Casale Monferrato an
+Frankreich vermitteln. Nach der Eroberung der Festung Pinerolo
+beherrschten die Franzosen den Zugang zum Piemont; ihnen haette der Besitz
+von Casale auch die fruchtbare Ebene von Mailand eroeffnet. Matthioli, der
+Senator von Mantua war und das Vertrauen seines Fuersten besass, liess sich
+fuer den Plan gewinnen. Ludwig XIV. empfing ihn an seinem Hofe mit grossen
+Ehren und zeichnete ihn durch ein kostbares Geschenk aus. Dessen
+ungeachtet verrieth Matthioli die franzoesischen Plaene an Oesterreich und
+brachte sie so zum Scheitern. Ludwig XIV. erfuellte das mit Zorn. Es gelang
+ihm, Matthioli ueber die Grenzen von Turin zu locken. Er wurde dort
+ueberfallen, gefangen genommen und in Fesseln gelegt. Man kerkerte ihn ein,
+zunaechst in Pinerolo, dann in jenem Gefaengniss auf St. Marguerite. Da der
+internationale Rechtsbruch geheim bleiben musste, war es dem Gefangenen
+unter Androhung des Todes verboten, sein Gesicht zu zeigen: er trug eine
+Maske, die thatsaechlich aber nicht von Eisen, sondern von schwarzem Sammet
+war. Im Jahre 1687 kam Matthioli auf die Insel, um zehn Jahre spaeter dem
+Gouverneur der Festung, dem beruechtigten St. Mars, nach der Bastille zu
+folgen. Dort starb er am 19. November 1703. - Es heisst, dass nach der
+Revocation des Edictes von Nantes durch Ludwig XIV. auch protestantische
+Geistliche in diesem Gefaengniss geschmachtet haetten. Napoleon I. setzte
+umgekehrt einen katholischen Geistlichen, de Broglie, Bischof von Gent,
+hier ein. Dann gab es weniger vornehme Gefangene, Mamelucken und
+dergleichen, erst die Einkerkerung Bazaines an dieser Stelle zog wieder
+die Blicke der Welt auf St. Marguerite. Bazaine gelang es zu entkommen.
+Seine Frau, eine noch junge Spanierin, und sein frueherer Adjutant
+Willette, der ihn nach St. Marguerite begleitet hatte, ermoeglichten seine
+Flucht. Er liess sich des Nachts am Seil laengs der Felsen nieder und
+erwartete unten in zerfetzten Kleidern, mit wunden Haenden und blutigem
+Gesicht, seine Frau. Das stuermende Meer verhinderte die Landung des
+Bootes, das ihn abholen sollte; er musste sich in das Meer werfen, um es zu
+erreichen. - Heut war es an diesen Felsen so still, wie auf einem See, und
+wir landeten ohne Muehe an dem steinigen Ufer. - Der Besuch der Festung
+lohnt kaum, will man sich nicht etwa an der ausserordentlichen Dicke der
+Mauern und an dem dreifachen Gitter des einzigen Gefaengnissfensters
+erbauen. Durch dieses Fenster haette Bazaine nicht entkommen koennen. Er
+benutzte die mangelhafte Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle
+zu verlassen. Er verbarg sich im Gefaengnisshofe, waehrend seine Zelle zur
+Nacht leer verschlossen wurde.
+
+Wir zogen in den schoenen Kiefernwald, der den groessten Theil der Insel
+deckt, und lagerten dort unter den Baeumen. Die Aussicht landeinwaerts ist
+derjenigen aehnlich, die man von Antibes aus geniesst. Nur steigt das
+Vorgebirge in groesserer Naehe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die
+grosse Naehe von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
+fast in der Luft zu schweben, gehuellt in jenen leuchtend azurenen Nebel,
+der dem provencalischen Himmel eigen ist. Von der blauen Flaeche des Meeres
+und den gruenen Huegeln der Kueste steigt so das Bild in Stufen, bis zu den
+schneebedeckten Riesen der Alpenwelt empor, in grossartig eindrucksvollem
+Contrast.
+
+Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten Seite der
+Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt liegt dicht vor uns die Ile
+St. Honorat. Es ist nur ein enger Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch
+ein Meeresarm, erfuellt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den
+Wellen des Meeres gedeckt werden.
+
+Die Ile St. Honorat hiess bei den Roemern Lerina. Der heilige Honoratus zog
+von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang des fuenften Jahrhunderts nach
+dieser Insel hin. Er fand sie, so berichtet die Sage, mit giftigen
+Schlangen erfuellt, unter denen zu leben fast unmoeglich schien. Doch der
+Heilige bestieg eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den grossen
+Bannfluch, den er ueber sie aussprach. Zu St. Honoratus gesellte sich bald
+der greise Caprasius, den spaetere Zeiten auch als Heiligen anerkannten. Es
+stroemten von allen Seiten Anhaenger herbei, und das errichtete Kloster
+hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt. Der heilige Vincenz, einer der
+hervorragendsten Moenche von Lerin, verfasste dort das Commonitorium gegen
+die Irrlehre, ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
+Unfehlbarkeitsdogma oefters citirte, im Besonderen den Satz: "Was immer,
+was ueberall, was von Allen geglaubt worden ist, das ist wahrhaft
+katholisch." Dem Kloster gehoerten auch an: St. Hilarius, der wie
+St. Honoratus spaeter Bischof von Arles wurde, ebenso St. Maximus, der den
+Bischofssitz von Frejus bestieg, dann Faustus, Bischof von Reji, der zu
+den Heiligen zwar gezaehlt, dessen Rechtglaeubigkeit aber vielfach
+angezweifelt wurde; dann St. Salvian, St. Valerian, auch die beiden Soehne
+des heiligen Eucharius: St. Veranius und St. Salonius und viele Andere.
+Von der kleinen Insel Lerina, die St. Honore nach dem Begruender ihres
+Klosters benannt wurde, gingen nicht weniger als zwoelf heilige
+Erzbischoefe, zwoelf heilige Bischoefe, zwoelf heilige Aebte und vier heilige
+Moenche hervor. "O gesegnete Einsiedelei, o dreimal glueckliche Insel, die
+du so viel Sproesslinge des Himmels erzogen hast!" _Beata et felix insula
+Lyrinensis {~HORIZONTAL ELLIPSIS~}!_ rief daher schon im Jahre 542 der Erzbischof von Arles,
+Caesarius, der Sohn des Grafen von Chalon, bei seinem Tode aus. Zu Ehren
+aller dieser Heiligen wurde am 15. Mai ein eigenes Fest, das der
+Allerheiligen von Lerina, gefeiert. Um das Jahr 690 zaehlte das Kloster
+ueber 3700 Moenche. Wie moegen sie nur alle Platz gefunden haben auf der
+kleinen Insel, die nur etwa tausend Schritte lang und vierhundert Schritte
+breit ist! Dieses rasche Aufbluehen des Klosters trug die Keime des
+Verfalles auch in sich; die asketische Lebensweise schwand immer mehr. -
+Zur Zeit, da der heilige Caesarius dem Kloster als Moench angehoerte, waren
+die Ordensregeln aeusserst streng. Jeder Moench bewohnte getrennt seine
+Zelle: es gab weder ein Schlafgemach noch eine Kueche. St. Caesarius
+ernaehrte sich von Kraeutern und von Bruehen, die er sich am Sonntag fuer den
+Bedarf der ganzen Woche kochte. Das aenderte sich spaeter, und schon zu Ende
+des siebenten Jahrhunderts mussten, wie der Abt Disdier erzaehlt, die Paepste
+eingreifen, um der Zuegellosigkeit der Sitten unter den Moenchen zu steuern.
+- Der heilige Aigulf, hieher gesandt, um strenge Zucht im Kloster
+einzufuehren und die Moenche zu besserem Lebenswandel zu bekehren, wurde von
+ihnen verstuemmelt und Seeraeubern uebergeben. - Dann aber kamen die
+Saracenen. Sie pluenderten im Jahre 732 das Kloster und mordeten alle seine
+Bewohner. Nur St. Eleutherius blieb am Leben, verborgen in einem
+unzugaenglichen Felsenspalt, in dem er acht Tage lang von Wurzeln und
+Seethieren sich naehrte. Das Kloster bluehte noch mehrfach auf, doch die
+alte Sicherheit und Ruhe waren von der Insel geschwunden, so dass der Abt
+Adalbert im Jahre 1073 einen starken viereckigen Thurm erbauen liess, der
+vom Strande aus gegen Afrika schaut und dauernd das Meer ueberwachte. Der
+Thurm war geraeumig genug, um alle Moenche aufzunehmen; sie konnten die
+Klosterschaetze darin bergen, dort auch sich wirksam gegen die alten
+Feinde, Seeraeuber und Saracenen, vertheidigen. So kam es, dass das Kloster
+nicht nur fortbestehen, sondern auch glaenzende Zeiten erleben konnte: es
+hatte noch manchen geistig hochstehenden Abt aufzuweisen. Im sechzehnten
+Jahrhundert besass es eines der reichsten Sanctuarien, und seine Bibliothek
+war weit beruehmt. Im siebzehnten Jahrhundert, unter dem Pontificat
+Gregor XV. begann es endgueltig zu verfallen. Als es im Jahre 1788
+saecularisirt wurde, zaehlte es nur noch vier Moenche. Man vertheilte die
+Klosterschaetze an die Kirchen der benachbarten Regionen. Viele
+Kostbarkeiten verschwanden waehrend der franzoesischen Revolution, so ein
+silberner Reliquienschrein, der die Ueberreste des heiligen Honoratus
+enthielt und nach Cannes gekommen war. Dieser kunstvoll gearbeitete
+Reliquienschrein stammte von Franz I., der nach der Schlacht von Pavia als
+Gefangener die Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1525 im Kloster zugebracht
+hatte. Im Jahre 1791 wurde das Kloster versteigert und ging, eigen genug,
+in den Besitz einer Schauspielerin ueber. Es war das Fraeulein Alziary de
+Roquefort, die unter dem Namen Sainval an der _Comedie francaise_
+glaenzende Triumphe gefeiert hatte.
+
+Die Insel St. Marguerite hiess bei den Roemern Lero. Strabon erzaehlt, dass
+ein Heroentempel diese Insel schmueckte und dass die Ligurischen Piraten
+dort Opfer darbrachten. Den Namen St. Marguerite, den jetzt die Insel
+fuehrt, sucht eine Sage mit dem Namen der Schwester des heiligen Honoratus
+zu verknuepfen. Von Sehnsucht getrieben, so wird erzaehlt, kam Margarethe
+nach Lerina und fiel dem Bruder zu Fuessen. Die Ordensregel schloss die
+Anwesenheit von Frauen auf Lerina aus. Daher St. Honoratus die Schwester
+nach der Insel Lero brachte, wo sie verblieb und Aebtissin wurde.
+Margarethe nahm unter einem bluehenden Kirschbaum von dem Bruder Abschied,
+und er musste ihr versprechen, dass er sie besuchen wuerde, so oft dieser
+Kirschbaum bluehe. Die Heilige erwirkte dann durch ihr Gebet, dass der
+Kirschbaum allmonatlich in Bluethenschmuck prangte.
+
+Jetzt gibt es wieder Moenche im Kloster St. Honorat. Das Bisthum von Frejus
+hat das Kloster im Jahre 1859 erworben, und zehn Jahre spaeter zogen die
+Cistercienser hierher. Im weissen Gewande, mit schwarzer Kapuze, schwarzem
+Gurt und Scapulier schreiten sie in dem Kloster einher. Frauen ist der
+Zutritt untersagt, doch viel verlieren sie nicht durch dieses Verbot, denn
+von den aelteren Theilen des Klosters blieb fast nichts erhalten, und die
+Kirche in demselben ist ganz neuen Ursprungs. Weit hoeheres Interesse
+beansprucht das ausserhalb des Klosters am Meeresstrande aufgebaute, auch
+den Frauen zugaengliche Kastell. Ein maechtiger Bau aus Quadersteinen, der
+den Angriffen der Zeit getrotzt hat. Nur von wenigen Fenstern nach aussen
+durchbrochen, mit Zinnen besetzt, traegt es deutlich seine einstige
+Bestimmung zur Schau. Besonders stimmungsvoll hebt sich dieses dunkle
+Kastell von dem blauen Hintergrund des Meeres ab, wenn es aus einiger
+Entfernung betrachtet wird, und dunkelgruene, ueber den Strand geneigte
+Kiefern dasselbe umrahmen. Im Innern birgt das Kastell alle jene Raeume,
+die zu einem laengeren Aufenthalt der Moenche nothwendig waren: zahlreiche
+Zellen und ein Refectorium, eine Capelle und eine Bibliothek, vor allem
+auch eine Cisterne. Diese Cisterne, ganz alter Construction, nimmt die
+Mitte des offenen Hofes ein; Saeulengaenge, in mehreren Stockwerken, steigen
+im Umkreis auf. Eingestuerzte Gewoelbe, halbverschuettete Raeume, verborgene
+Treppen, die in unterirdische Raeume fuehren, folgen aufeinander und
+durchschneiden sich in sinnverwirrender Weise. Die Burg ist Kloster und
+Festung zugleich, so recht ein Product jener Zeit, wo das Kreuz und das
+Schwert oft von derselben Hand gefuehrt wurden, einer leidenschaftlich
+erregten Zeit, stark und starr in ihrer Ueberzeugungskraft, der es an
+schoepferischer That und eigenartiger Poesie nicht fehlte. Auf einer
+Wendeltreppe besteigt man den Thurm, von dem aus sich eine herrliche
+Aussicht entfaltet. Man sieht hinab auf die Lerinischen Inseln, die wie
+gruene Floesse auf dem Meere schwimmen, und ueberblickt die ganze weite Kueste
+von St. Tropez bis zu den Bergen von Bordighera. Die Insel St. Honorat ist
+viel kleiner als ihre Schwester; dass der heilige Honoratus sie
+dessenungeachtet zur Anlage seines Klosters erwaehlte, war durch die Quelle
+bedingt, die sie birgt.
+
+Zerklueftete Felsen ragen in der Naehe des Kastells aus dem Meer hervor. Sie
+heissen die Moenche und bilden einen natuerlichen Schutz fuer die Insel. An
+ihnen bricht sich die Macht der Wellen, wenn der Suedsturm das Meer gegen
+die Insel treibt. Einige Capellen schmuecken den Strand, Ueberreste aus
+alter Zeit; Marmorfragmente von Saeulen und Capitaelen sind zwischen Myrten
+und Lentisken aufzufinden und mahnen an fruehere Pracht. Fuenfzehn
+Jahrhunderte lang beherrschten die Moenche diese Inseln sowie auch das
+gegenueberliegende Festland, jetzt gilt ihre Fuersorge vor allem einem
+Waisenhaus, das in dem Kloster errichtet wurde und in welchem die Knaben
+verschiedene Gewerbe erlernen. In diesem Waisenhause befindet sich auch
+eine Druckerei, in welcher alte kirchliche Werke neu edirt werden. So hat
+die Druckerei von Lerin dem Papst Leo XIII. zu seinem Jubilaeum ein reich
+verziertes Werk ueberreicht, welches das Magnificat in "hundertfuenfzig"
+Sprachen enthielt.
+
+Oestlich von der Insel St. Honorat liegt die kleine Felseninsel
+St. Fereol. Waehrend die beiden groesseren Lerinischen Inseln durch Legende
+und Geschichte wie mit einem Heiligenschein umgeben werden, bildete sich
+eine seltsame, fast daemonische Mythe um St. Fereol aus. Es hiess, und heisst
+noch vielfach, dass auf St. Fereol das Grab von Paganini sich befunden
+habe. Diese Angabe ist in franzoesischen Werken verbreitet. Sie fuehren an,
+Paganini sei in Nizza, im Mai 1840, an der Cholera verschieden; sein Sohn
+Achille habe die Leiche auf einem Schiffe nach Genua gefuehrt, um den Vater
+an dessen Geburtsorte zu bestatten. Die Geistlichkeit verweigerte aber das
+Begraebniss dem Manne, von dem es hiess, er habe sich dem Satan verschrieben.
+Auch das Municipio liess die Ausschiffung des Koerpers wegen Choleragefahr
+nicht zu. So versuchte der Sohn in Marseille zu landen, doch wieder ohne
+Erfolg. Als er auch in Cannes abgewiesen wurde, entschloss er sich, den
+Sarg des Nachts auf die kleine unbewohnte Insel zu bringen und dort, von
+Stuermen oft umbraust, hat der Todte fuenf Jahre lang gelegen. Erst im Mai
+1845 kehrte der Sohn wieder, nachdem es ihm gestattet worden war, den
+Vater zu begraben an der Kirche von Gajona bei Parma, unfern der Villa,
+die Paganini dort erworben hatte. Diese Erzaehlung kam mir schon einmal in
+den Sinn, als ich in dem herrlichen _Pallazzo Doria Tursi_, dem jetzigen
+_Palazzo del Municipio_ in Genua, die Geige Paganinis sah. Das war in den
+Tagen der Columbianischen Feste, wo die Mitglieder der wissenschaftlichen
+Congresse im Municipio durch den Sindaco empfangen wurden. Die Geige, eine
+Guarneri, der einst Paganini daemonische Toene zu entlocken gewusst, bewahrt
+man wie eine Reliquie in einem kostbaren Schrein; man hatte sie zu dem
+Feste mit seidenen Baendern in den italienischen Farben geschmueckt. Daran
+dachte ich jetzt, da ich die kleine Insel St. Fereol vor mir im Meere
+liegen sah. Die heitere Landschaft stimmte freilich nicht zu dem
+unheimlichen Geiste Paganinis. Wohl aber konnte es ihm behagen auf jenem
+einsamen Riff, wenn die entfesselten Elemente die brandenden Wogen ueber
+die Felsen trieben und der Wind klagend ueber der Meeresflaeche pfiff. Da
+war es die Natur, welche Schaudergeschichten auf ihrer _G_-Saite spielt,
+so wie er sie einst auf jener Saite seinen erregten Zuhoerern zu erzaehlen
+wusste. Ja, das Grab Paganinis passt sicherlich besser in die wilde
+Brandung, als auf einen stillen Friedhof, das ist voellig klar! - Wie
+schade, dass die Geschichte nur erdichtet ist! - In Wirklichkeit starb
+Paganini in der _Via Santa Reparata_ zu Nizza an der Kehlkopfschwindsucht
+und nicht an der Cholera. Er hatte lange zuvor schon, in Folge seines
+Leidens, die Stimme eingebuesst. Da er die Sterbesacramente nicht empfangen
+hatte, verweigerte die Geistlichkeit seine kirchliche Bestattung, und
+diese konnte erst einige Jahre spaeter erfolgen. Der Sohn Paganinis, der
+heute noch in Parma lebt, theilt mir mit, dass sein Vater dort auf dem
+grossen Friedhof _della Villetta_, nachdem er, auch im Tode unstaet, erst
+nach Villa-Franca, dann nach Genua gewandert, seit 1876 seine endliche
+Ruhe gefunden und er - der Sohn - ihm auf seinem Grabe ein wuerdiges
+Denkmal habe errichten lassen, fuer welches in Genua kein geeigneter Platz
+gewesen sei. Ueber Paganinis Leben hatten sich die merkwuerdigsten Mythen
+ausgebildet, die durch sein ungewoehnliches Aussehen, seine fast
+gespensterhafte Magerkeit und sein blasses Gesicht, auf welchem, wie Heine
+schreibt, Kummer, Genie und Hoelle ihre unverwuestlichen Zeichen eingegraben
+hatten, gefoerdert wurden. Paganini trug uebrigens durch sein excentrisches
+Benehmen selber nicht wenig zur Verbreitung dieser Mythen bei. Nur einmal,
+in Paris, fuehlte er sich veranlasst, den Fabeln, die in den Zeitungen ueber
+ihn berichtet wurden, entgegenzutreten. In einem Briefe, den er in der
+"_Revue musicale_" veroeffentlichen liess, schilderte er selbst sein Leben
+und fuehrte dort den Nachweis, dass er weder seine Geliebte ermordet noch im
+Gefaengniss gesessen, noch sich dem Teufel verschrieben habe. Er schloss mit
+der Hoffnung, man werde wohl seiner Asche einst die verdiente Ruhe goennen.
+Doch auch diese Hoffnung sollte sich nicht erfuellen! Selbst eine
+Marmorbueste, die man Paganini in der _Villetta di Negro_ zu Genua geweiht
+hatte, verschwand spurlos von jener Staette.
+
+Wir kehrten nach der Insel St. Marguerite zurueck und verweilten dort bis
+zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand der feurige Ball hinter dem
+Esterelgebirge. An den hohen Bergen im Norden trieben sich langgedehnte
+Nebelstreifen umher. Sie deckten die Einschnitte der Thaeler, stiegen dann
+empor bis zum Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
+spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer Kette
+an dem blauen Himmel. Bald roetheten sie sich auch, ergluehten in Purpur,
+erloschen allmaelig und wurden dann leichenblass. Des Tages Gluth lastete
+noch auf dem Meere; seine glatte Oberflaeche zeigte jene matten Reflexe,
+wie sie alten venetianischen Spiegeln eigen sind: dann begann sie die
+Farbe zu wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den Bergen
+schwand, legte sich ueber den Abendhimmel und ueberfluthete bald auch das
+Meer. Geheimnissvoll klagend schlugen seine scharlachrothen Wellen jetzt an
+die Felsen des Ufers. Der Himmel ueber den Alpen nahm fahlgruene Faerbung an,
+und dann wurde es dunkel. Ungezaehlte Sterne tauchten am Himmel auf, und
+ungezaehlte Lichter entflammten laengs der Kueste. Wir bestiegen jetzt wieder
+die Barke und glitten still ueber der Wasserflaeche. Eine erfrischende Luft
+umfloss unseren Koerper, drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes
+Gefuehl inneren Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
+kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an der Croisette
+gelandet waren.
+
+ V.
+
+Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin. Sie hatten dasselbe
+im zehnten Jahrhundert von Wilhelm von Gruetta, einem Sohne von Redouard,
+Grafen von Antibes, erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die
+Burg auf dem Huegel, der jetzt die Altstadt traegt, dem heutigen Mont
+Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen Gueter vor
+Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild gewesen ist. Das
+beeinflusste die Sitten und Braeuche der Uferbewohner. Waehrend jenseits des
+Esterels, wo rohe Burgherren herrschten, die Volksbelustigungen in
+Scheinkaempfen, den sogenannten "_bravades_" bestanden, waren es in Cannes,
+Vallauris und Antibes die "_romerages_", das heisst Taenze und aehnliche
+Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag haben sich die
+_bravades_ in St. Tropez, die _romerages_ in Vallauris erhalten.
+Wachtthuerme laengs der Kueste waren zum Schutz gegen die Saracenen
+aufgerichtet. Feuerzeichen des Nachts, weisse Fahnen am Tage, warnten, von
+den Lerinischen Inseln aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden.
+Cannes fuehrte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
+stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte erst
+waehrend der Kaempfe Franz I. mit Karl V. schwere Verluste zu tragen. Im
+Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus dem Orient die schwarze Pest nach
+Cannes eingeschleppt und verbreitete sich dann ueber die ganze Provence.
+Dann gab es noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
+Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische Gewalt
+geriethen, dann im achtzehnten waehrend der Invasion der Provence durch
+oesterreichische und piemontesische Truppen, besonders aber im
+oesterreichischen Erbfolgekriege, waehrend des missglueckten Angriffs der
+Oesterreicher auf die Provence. - Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an
+komischer Tragik in der Geschichte von Cannes. So berichten die
+Stadtarchive von einem wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit
+Schrecken erfuellte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
+Schliesslich wurde eine Schar muthiger Maenner bewaffnet, und es gelang
+ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier zu erlegen. Ein solches
+Thier hatte noch Niemand gesehen; man wusste es nicht zu benennen. Ein
+heftiger Streit entspann sich nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von
+Cannes, Grasse und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
+war; es drohte ein ernster Conflict, gluecklicher Weise machte der Marquis
+de Caraman, commandirender General der Provence, demselben ein Ende, indem
+er das Fell fuer sich nahm. Nunmehr wurde festgestellt, dass dieses Fell von
+einer Hyaene stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist
+unaufgeklaert geblieben.
+
+Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer ganz unbedeutenden
+Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict de Saussure sie 1787
+besuchte, fand er nur ein paar Strassen vor, die fast ausschliesslich von
+Matrosen und Fischern bewohnt waren. Die Schoenheit der Lage fiel ihm auf:
+"_C'est un site vraiment delicieux_" rief er auf dem Huegel von St. Cassien
+aus, als er den blauen Golf und die gruenen Inseln vor sich liegen sah,
+dann ueber das ueppige Thal der Siagne, gegen Grasse und die grauen
+Kalkalpen schaute. Auch die Hotels in Cannes waren damals einfacher als
+jetzt, dessen ungeachtet es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im
+Jahre 1822 in einem derselben sehr behagte. Er und "die gute Hausfrau"
+waren zu Fuss ueber das Esterel acht Stunden lang bis nach Cannes gewandert
+und kamen dort recht ermuedet in den heissen Mittagsstunden an. Darauf hin
+schreibt Schubert: "Wohler und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der
+guten Hausfrau, auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen
+und in keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem buergerlichen, fuer
+uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war das Haeuslein gleich
+eins der ersten in der Haeuserreihe am Meeresstrande hin. Zwar zu der
+oberen Etage, welche fast nur aus dem Zimmer bestand, in welchem wir assen,
+fuehrte keine Marmorstiege, sondern eine hoelzerne Treppe von aussen empor,
+es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer steinernen;
+der Balcon, an dessen geoeffnete Thuer wir uns hinsetzten, hatte zwar weder
+eiserne noch bronzene Umzaeunung, sondern nur bretterne, die Aussicht von
+ihm hinaus auf das unter uns brandende Meer war aber eben so weit und
+lieblich als von einem steinernen." "Junge Huehnlein, seit wenigen Tagen
+erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal und auf
+dem Balcon herumliefen, pickten die Kruemlein von Weissbrod zusammen, die
+ihnen die Hausfrau auf den Boden streute." Dann aber, nachdem wir uns an
+einem trefflichen Mahl gesaettigt und ausgeruht, "verliessen wir -
+Strickbeutel und Pflanzenmappe unter dem Arme - unseren Balcon mit der
+lieblichen Meeresaussicht und die gutmuethigen, billigen Wirthsleute und
+zogen unter den schattigen Baeumen der Allee, neben dem anbrandenden Meere
+hinaus auf die Strasse nach Antibes."
+
+Da war es in der That anders in Cannes als jetzt! Den Anfang zu seiner
+jetzigen Groesse verdankt Cannes einem Zufall. Im Jahre 1834, als die
+Cholera im ganzen Norden von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen
+dieselbe durch einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
+Kueste kamen, mussten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes verweilen,
+bevor sie die Grenze am Var ueberschreiten durften. Unter den Reisenden
+befand sich auch Lord Brougham, der das Amt eines Lord-Kanzlers von
+England vor Kurzem niedergelegt hatte und durch den Tod seiner geliebten
+Tochter tief gebeugt, nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er
+nun unfreiwillig verweilen musste, so sehr, dass er sich entschloss, an
+demselben zu bleiben. Er liess sich in Cannes nieder und erbaute auf seiner
+Besitzung das Schloss Eleonore Louise, das den Namen seiner Tochter traegt.
+Seinem Beispiel folgten zahlreiche seiner Landsleute, und die vornehme
+englische Gesellschaft zog sich allmaelig von Nizza nach Cannes zurueck. Ihr
+folgte die franzoesische Aristokratie, und allmaelig wuchs Cannes zu einem
+der vornehmsten Kurorte der Riviera an.
+
+ VI.
+
+Den Bewohnern des westlichen Cannes koennen die Ausfluege auf den Hoehen der
+Croix-des-Gardes diejenigen von "La Maure" zum Theil ersetzen. Die
+Aussichten sind aehnlich, doch gilt es meist so viel Staub zu schlucken,
+ehe man sie erreicht! Die Abhaenge dieses 150 Meter hohen Huegels sind mit
+den aeltesten Villen des neuen Cannes bedeckt; da lehnt sich auch jener
+Chateau d'Eleonore Louise an, der den Grund zu dem modernen Kurort legte.
+- Man darf es auch nicht unterlassen, den Garten der Villa Larochefoucauld
+zu besuchen, dessen Zutritt Fremden stets gestattet wird. Man erreicht ihn
+bald auf der Strasse von Frejus. Die Ausblicke auf das nahe Esterel
+zwischen den Palmen, Pinien und sonstigen ueppigen Gewaechsen des Gartens
+sind zum Theil von hoher malerischer Wirkung.
+
+Ueber alle moeglichen, wenn auch nicht immer empfehlenswerthen Ausfluege an
+den Kurorten der Riviera orientiren jetzt vollstaendiger wie zuvor die in
+allerletzter Zeit erschienenen "_Guides Joanne_". Es gibt jetzt solche
+"Fuehrer" fuer Cannes, fuer Nizza, Mentone, ja selbst fuer das Esterel, und
+sie sind einzeln fuer 50 Centimes oder einen Franc zu haben. Leider sind
+aber auch in diesen Fuehrern die Angaben ueber die Wege, die man bei den
+einzelnen Ausfluegen einzuschlagen hat, so mangelhaft und die beigefuegten
+Karten so unvollkommen, dass man sich nur selten zurechtfinden kann.
+
+Ich plante noch einen Ausflug nach dem Cap d'Antibes und stand mit
+Tagesanbruch auf, um moeglichst viel Zeit vor mir zu haben. Ich trat ans
+Fenster und oeffnete die Laeden: Der Himmel war mit Wolken ganz bedeckt.
+Hinter denselben im Osten musste die Sonne soeben aufgegangen sein.
+Unentschlossen blieb ich am Fenster stehen. Wird es der Sonne gelingen,
+die Wolken zu zerstreuen? Leuchtende Stellen tauchten in der Wolkenmasse
+nach einiger Zeit auf und erweckten freudige Hoffnung. Bald schwanden sie
+aber wieder, und beklommen blickte ich empor, gedrueckt von dem Gefuehl, dass
+es so trueb und traurig den ganzen Tag ueber bleiben koenne. Doch wieder
+lichten sich hier und dort die Wolken, sie wogen in schweren Massen wie
+ein bewegtes Meer; ploetzlich zerreissen sie an mehreren Stellen, und aus
+gluehendem Rahmen blickt dort der leuchtende Himmel hervor. Es ist, als
+waere in den Hoehen eine Feuersbrunst ausgebrochen, und als draengen lange
+Feuerstrahlen aus den Oeffnungen der Wolken hervor, um die See und das
+Land zu entzuenden. Jetzt sind es Stellen im Meer, welche in Flammen
+aufgehen, dann leuchten die Lerinischen Inseln im rosigen Lichte auf
+dunkler Woge, dann wieder entzuenden sich die Gipfel des Esterel, dann das
+alte Cannes. Allmaelig erblassen die Wolken, sie weichen vor der
+siegreichen Sonne; sie loesen sich auf im goldigen Nebel und schwinden. Der
+ganze Himmel erstrahlt in glaenzendem Licht.
+
+Wir folgen der Strasse von Antibes, von Licht ueberfluthet. Solche
+Lichtfuelle stimmt den Menschen freudig, erweckt neue Hoffnungen und traegt
+so sicherlich nicht wenig zur Heilung der hier weilenden Kranken bei. Es
+ist das der suggestive Einfluss des Sonnenlichtes; andererseits kommen
+demselben thatsaechlich auch antiseptische Wirkungen zu. Intensives
+Sonnenlicht toedtet die Keime jener niederen Organismen, welche Faeulniss und
+Zersetzung bewirken. Entsprechende Versuche haben gelehrt, dass eine
+Aussaat von Bacterien durch Licht sterilisirt werden kann. Setzt man eine
+solche Aussaat dem Sonnenlichte aus, haelt eine andere im Schatten, so
+werden die Keime der ersteren getoedtet und die der letzteren entwickeln
+sich weiter. Intensives Sonnenlicht sterilisirt demgemaess auch die Waesche
+und die Kleider von Kranken. Es sterilisirt auch Seen und Fluesse, falls
+ihr Wasser nicht zu trueb ist und den Lichtstrahlen das Eindringen nicht
+verwaehrt. Die in der Luft schwebenden Keime werden meist von dem
+Sonnenlicht getoedtet. Mit Recht sagt somit ein italienisches Spruechwort:
+"_Dove non entra il sole, entra il medico._" Waere jenes Spruechwort nicht
+begruendet, da muessten unausstehliche Miasmen manches suedliche Land erfuellen
+und Infectionskrankheiten ununterbrochen es verheeren. Wie wenig geschieht
+da meist fuer die Desinfection. Die moderne Hygiene ist ein Kind nordischer
+Himmelsstriche, und die peinlichsten Ansprueche an Reinlichkeit und Comfort
+sind in Laendern erwachsen, in welchen der Nebel meist das Sonnenlicht
+verhuellt. Waehrend wir unsere Wohnraeume nach Moeglichkeit saeubern, fuer
+Desinfection allerorts sorgen, oeffnet der Suedlaender weit seine Fenster und
+laesst sein ganzes Haus vom Sonnenlicht durchstrahlen. Dazu ist aber dauernd
+klarer Himmel noethig. - Bacterienkeime, die vom intensiven Sonnenlichte
+getroffen werden, halten die Wirkung desselben nur kurze Zeit aus. Die
+Keime des _Bacillus anthracis_, jenes gefaehrlichen Bacteriums, das den
+Milzbrand bei Schafen und Rindern veranlasst, sind dann schon todt nach
+wenigen Stunden. Ein englischer Botaniker, Marshall Ward, hatte den
+Einfall, diese Wirkung des Lichtes auf Bacterienkeime gewissermassen
+photographisch zu veranschaulichen. Er breitete Gelatine, die mit
+Bacterienkeimen versetzt war, auf einer Glastafel aus, stellte vor
+dieselbe eine durchbrochene Zinnplatte und liess letztere vom Sonnenlicht
+bescheinen. Nach wenigen Stunden wurde die Glastafel in einen dunklen,
+warmen Raum gelegt und dort laengere Zeit gelassen. Ueberall da, wo das
+Sonnenlicht durch die Oeffnungen der Zinnplatte die Gelatine erreicht
+hatte, blieb letztere klar, weil die Keime in derselben getoedtet waren,
+sie truebte sich an den uebrigen Stellen, weil die Keime dort unversehrt
+blieben und sich zu trueben Bacterienmassen vermehrten. So war das in die
+Zinnplatte geschnittene Bild deutlich auf der Gelatineplatte zu erkennen.
+Selbst die Negative gewoehnlicher Photographien konnten benutzt werden, um
+positive Bacterienbilder zu erhalten, wenn mit besonders empfindlichen
+Keimen operirt wurde. Ein purpurfarbiges Bacterium der Themse lieferte so
+hinter den Glas-Negativen englischer Landschaften zwar nicht scharfe, aber
+doch kenntliche Bilder derselben.
+
+Die ganze Strasse von Antibes war jetzt blendend hell von Licht, von jenem
+grellen Licht, in welches alle Dinge tauchen, wenn die Sonne hoch am
+Himmel steht. Auf der kreideweissen Strasse wurden die Schatten immer kuerzer
+und dunkler, die Halbschatten nahmen blaue Toene an. Die Palmengruppen in
+den Gaerten glaenzten so stark, dass sie fast wie fabelhafte Decorationen zu
+einem Zauberstueck erschienen. Es war Fest der Sonne ueberall in der Natur,
+und diese festliche froehliche Stimmung theilte sich uns auch mit. - Wenig
+Orte in Europa gibt es, die ueber eine gleich grosse Lichtfuelle verfuegen. An
+dieser goldigen Kueste darf sich das Mittelmeer ruehmen, Spiegel der Sonne
+zu sein. An Klarheit der Luft koennen mit der Gegend um Nizza sich nur
+Valencia und Alicante messen. Waehrend von dem Eifelthurm in Paris die
+Aussicht im guenstigsten Falle bis auf hundert Kilometer reicht, zeigt hier
+nicht selten Corsica dem erstaunten Auge seine zackigen Gipfel, die um
+mehr als 200 Kilometer von dieser Kueste entfernt sind. Daher mit vollem
+Recht der Mont Gros bei Nizza zum Bau eines astronomischen Observatoriums
+gewaehlt wurde. Auch regnet es in Nizza durchschnittlich im Jahre nur an
+67 Tagen. Der Regen dauert nicht lange, ist dafuer oft so heftig, wie in
+den Tropen. Auch in diesem Fruehjahr hatten wir waehrend unseres
+fuenfwoechentlichen Aufenthalts, von Mitte Maerz bis zur zweiten Haelfte des
+April, nur drei Tage mit anhaltendem Regen hier zu verzeichnen. Wir waren
+thatsaechlich die ganze Zeit ueber wie in ein Lichtbad getaucht.
+
+Die Strasse fuehrte uns an dem Orte Golfe Jouan vorbei nach Jouan les Pins.
+Nun folgten wir unter Pinien im weiten Bogen dem Meeresstrande. Unser
+Blick verlor sich im endlosen Meer oder er ruhte auf dem Esterel und den
+Lerinischen Inseln. Es waren das die alten, liebgewonnenen Bilder in immer
+neuer Umrahmung. Bald begruessten wir das Cap und traten in den Garten des
+Caphotels ein. Da ist Alles noch so wie es war, derselbe ueppige
+Pflanzenwuchs, derselbe Duft der Maquis. Doch fremdartig blicken uns
+merkwuerdige Bauten von der aeussersten Spitze der Landzunge an. Haben die
+Saracenen wieder das Land erobert und sich am Cap niedergelassen? Das sind
+doch maurische Bauten, die sich dort erheben, eine Moschee, die mit ihrer
+schlanken Kuppel in die Luefte ragt! Eine Mauer sperrt die Spitze des Caps
+vom Hotelgarten ab, doch gluecklicherweise ist sie schon durchbrochen und
+nichts hindert uns, weiter vorzudringen.
+
+Es war nicht ein Saracene, sondern ein Pariser, der diese Bauten errichten
+liess. Er starb ohne das Ende seiner Werke zu sehen. Sein Wunsch, hier
+begraben zu werden, konnte nicht in Erfuellung gehen. Die franzoesische
+Regierung verbot die Bestattung am Cap; die Familie gab daher die
+Besitzung auf.
+
+So wird denn dieses Stueck Orient hier wieder verschwinden, vielleicht
+Ruinen bilden, die man dermalen als saracenische deuten wird. Der Fischer
+aber, dem ein Stueck Strand nach dem andern entzogen wird, hat vom Cap
+wieder Besitz ergriffen. Mit sichtlicher Schadenfreude zerstoert er die
+Mauer, die ihm den Zugang zu den Felsen sperrte, auf denen er gewohnt war,
+von Kind auf zu fischen. Und auch der Fremde, der das Cap besucht, kann
+wieder ungehindert auf diesen zerrissenen Felsenklippen streifen und dem
+geheimnissvollen Rauschen der Wogen in den tiefen Spalten des Gesteines
+lauschen.
+
+ VII.
+
+Einige Tage spaeter verliessen wir Cannes und siedelten nach dem Cap Martin
+ueber. Eine englische Gesellschaft hat vor einiger Zeit dieses ganze Cap
+erworben und ein Hotel auf demselben errichtet, das zu den comfortabelsten
+der ganzen Riviera gehoert. Hat man es sonst zu bedauern, dass die schoensten
+Punkte dieser Kueste der Speculation zum Opfer fallen, so ist dies beim Cap
+Martin nicht der Fall. Denn mit viel Geschick und Geschmack verstand es
+die englische Gesellschaft, dem Cap seinen urspruenglichen Charakter zu
+wahren und den schoenen Wald von Aleppokiefern, mit dem das Cap bedeckt
+ist, in einen nicht minder schoenen englischen Park zu verwandeln. Sie
+schonte jeden einzelnen Baum; die Maquis am westlichen Strande hat sie in
+ihrem urspruenglichen Zustand belassen, fremdartige Gewaechse nur in
+discretester Weise angebracht. Das Hotel steht auf der Hoehe, am suedlichen
+Ende des Caps, noch in den Wald eingeschlossen, von welchem man nur so
+viel entfernte, als zum Bau des Hauses durchaus nothwendig schien. Auch
+werden die Grundstuecke am Cap von der Gesellschaft nur unter Bedingungen
+verkauft, die den neuen Besitzer zur Schonung des Waldes verpflichten. So
+merkt man nicht viel von den entstehenden Villen im Walde, und man muss auf
+die Hoehen steigen, die das Cap beherrschen, um sie zu entdecken. Der
+Strand sollte frei bleiben, daher keines der verkauften Grundstuecke bis zu
+demselben reicht. Man kann vom Hotel aus jetzt ungehindert den Wegen
+folgen, die sich um das ganze Cap ziehen. An dem oestlichen Ufer des Caps
+laeuft die Landstrasse, die nach Mentone fuehrt; sie ist staubig, und sucht
+man sie daher nach Moeglichkeit auf den Spaziergaengen zu meiden. Das kann
+man auch, wenn man die Strassen einschlaegt, die im Walde, am Ruecken des
+Caps, verlaufen. Besonders anziehend und von Staub ganz frei ist aber der
+Fussweg, der in westlicher Richtung am Cap sich hinzieht. Er folgt auf
+langer Strecke zwischen Kiefern und wuerzigen Straeuchern dem Strande. Er
+ist so schoen, bietet so mannigfaltige Ausblicke, dass man nicht muede wird,
+auf ihm zu wandern. Der Weg steigt auf und ab, immer in unmittelbarer Naehe
+des Meeres, dicht ueber zerrissene Felsenmassen. Myrten, Pistacien,
+Rosmarin umranden ihn, haeufig waechst da ausserdem der immergruene Wegedorn
+mit dunklen Beeren, der _Rhamnus alaternus_, auch das interessante
+_Cneorum tricoccum_ mit kleinen gelben Bluethen, das uns schon aus den
+Maquis von Antibes bekannt ist, und die wuerzige Weinraute (_Ruta
+bracteosa_), die um diese Zeit schon ihre gelbgruenen Bluethendolden
+entfaltet. Bei jeder Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer
+hervor, immer anders geformt, in unerschoepflichem Wechsel. Ueberall die
+anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem Blau, dort von
+hellem Gruen, dort wieder in violetten Toenen; dann ploetzlich voruebereilende
+Fischerbarken, grell beleuchtet im lichten Schein der Sonne. Die Ruder
+tauchen wie in fluessiges Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in
+das Meer zurueck. Weite Blicke oeffnen sich ueber die Kueste: hier Monte
+Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem steilen Fels,
+darueber, wie auf Wache, die riesige "Tete de Chien". Ganz in der Naehe
+liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna, in Orangenhaine gehuellt,
+umrahmt von Cypressen und Carouben. So laesst sich hier genussreich am fruehen
+Morgen wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der Baeume
+und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal dicht am Meere,
+dann ueber demselben, dann wieder am Strand, wo die Welle bis zu den Fuessen
+rollt. Doch gilt es frueh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein
+suedlich, sondern suedwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der
+Sonne auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
+erwuenschte Schatten am oestlichen Strande ein. Zwischen der staubigen
+Strasse und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf dem Kiefern wachsen,
+und wo man, von Staub nicht belaestigt, ruhen kann. Auch hier ist der
+Strand tief zerklueftet und bildet einen bewegten Vordergrund fuer das Bild,
+das sich jenseits der Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor ueber
+die Felsen, strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
+weisse Mentone, dort die hohen Gipfel ueber demselben, dort wieder La
+Mortola oder Bordighera ein in ihr gruenes Laub. Oft stundenlang sassen wir
+auf diesen Felsen, ein Buch in der Hand, blickten auch haeufig ueber
+dasselbe hinweg, hinaus in die blaue Fluth. Zeitweise waren es auch
+Fischer, die unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Sie spaeheten in der
+Naehe den Fischen nach. Einer sass oben ueber dem Felsen auf einem Gestell
+aus drei verbundenen Stangen und schaute unablaessig in die Tiefe. Andere
+lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes Zeichen die Netze zu
+heben. Die Netze waren an einem leeren, quergestellten Boote befestigt und
+bildeten ein Dreieck, das an einer Seite offen stand. Erblickte der Spaeher
+Fische, die in das Dreieck eingeschwommen waren, so zog er an einem Seil
+und dass Netz schloss sich nun auch an der freigehaltenen Seite. Rasch
+naeherte sich dass Boot dem Ufer, schnitt den Fischen jeden Rueckweg ab; die
+Netze wurden emporgezogen, und meist einige nicht eben grosse Fische, oft
+auch nur ein einziges solches zappelndes Geschoepf erkapert. Die Geduld
+dieser Menschen erweckte in mir besondere Bewunderung. Stundenlang lagen
+sie da unbeweglich im Boote; den ganzen Tag ueber hockte der Spaeher oben
+auf seiner Stangenpyramide, und die Zeit wurde ihm, wie es schien, nicht
+lang. Was fuer ein Gegensatz zu solchen Menschen wie wir, die wir uns den
+ganzen Tag ueber hetzen und aufreiben, keine Viertelstunde unbenutzt lassen
+und nun hierher kommen muessen, damit unsere Nerven sich wieder etwas
+beruhigen. Der Mann da oben auf seiner Pyramide erinnerte mich aber
+lebhaft an einen Seeadler, den ich auf einem hohen Felsen von Antibes, an
+einer einsamen Stelle des Strandes, einst sitzen sah. Auch er blickte
+starr in das Wasser, blickte lange und geduldig, ohne auch nur den Kopf zu
+bewegen, stuerzte sich dann wie ein Pfeil hinab in die Fluth und stieg auf
+in die Wolken mit einem Fisch in den Krallen.
+
+Das Hotel am Cap Martin ragt ueber die Baeume des Waldes empor. Suedwaerts
+eroeffnet es die Aussicht auf das weite Meer. Nordwaerts gestattet es, ueber
+den gewoelbten Kuppeln des Waldes, der ganzen Bergkette zu folgen, welche
+diese Kueste schuetzt. Da reihen sie sich an einander diese gewaltigen Berge
+vom Mont Agel im Osten, bis zum Berceau im Westen; die maechtigsten
+Kalkriesen liegen in der Mitte und schneiden mit scharfem Grat in den
+blauen Himmel ein. Jeden Abend waren unsere Blicke auf sie gerichtet, wenn
+die schwindende Sonne ihre Gipfel roethete, ein Gipfel nach dem andern dann
+langsam erlosch. Oefters stiegen wir auch gegen Abend zum oestlichen
+Strande hinab, um die Beleuchtung der Kueste zu schauen. Waehrend tiefer
+Schatten schon Mentone deckte, flammte im purpurnen Lichte noch
+Alt-Bordighera. Ein Liebling der Sonne an dieser goldigen Kueste, empfaengt
+es am Abend ihren letzten Gruss.
+
+Wenn es dann ganz dunkel war, zogen wir nochmals ans Meer. Es galt Mentone
+und Monte Carlo in ihrem Lichterschmuck zu betrachten. Monte Carlo im
+Besonderen sieht dann ganz feenhaft aus. Tausende von Lichtern draengen
+sich am Fusse des Berges zusammen, der einen dunklen Schatten auf den
+bestirnten Himmel wirft. Ich schaute oft in dieses Bild, und es war mir
+wohl, als haette ich es lange zuvor schon gesehen. Doch wo und wann? das
+wusste ich nicht mehr zu finden. Da ploetzlich, sah ich es ganz lebhaft
+wieder vor mir, das alte Bild, so wie ich es mit Kinderaugen geschaut
+hatte. Es war ein gemaltes Bild von Neapel in einem kleinen Panorama, das
+ich am Weihnachtsabend einst bekommen hatte. Hielt ich es gegen ein Licht,
+dann leuchteten unzaehlige Flammen in Neapel auf und erregten meine
+kindliche Phantasie. Es waren Nadelstiche, welche das Bild durchsetzten.
+Wie in jenem Bilde Camaldoli ueber Neapel, so ragte hier die Tete de Chien
+ueber Monte Carlo hervor; und wie die Lichter am Posilip, so stiegen hier
+die leuchtenden Punkte am Felsen von Monaco in die Hoehe. Wie stark sind
+doch solche Eindruecke der Kindheit! Was hat nicht Alles dieses geplagte
+Hirn seitdem in sich aufnehmen muessen, und doch war das alte Bild nur
+verdeckt, nicht ausgeloescht, und tauchte wieder auf, als ein aeusserer
+Anstoss es zum Bewusstsein brachte.
+
+Dort, wo das Cap Martin die breite Kueste erreicht, ist es mit schoenen
+alten Oelbaeumen bedeckt. Da sind sie wieder da, diese phantastisch
+verschnoerkelten Staemme, von denen keiner dem andern gleicht. Sie werden um
+so maechtiger und schoener an dieser Kueste, je weiter man sich vom Esterel
+entfernt. Welch ein Unterschied zwischen den armseligen Baeumen der
+Rhonemuendung und jenen Riesen hier, die ihre Kronen stolz in die Luefte
+erheben. So muss man sie gesehen haben, um sie zu wuerdigen und sie zu
+lieben; auch ist die Lichtfuelle dieser sonnigen Gegenden noethig, damit ihr
+Laub nicht grau und traurig, sondern silbern und leuchtend erscheine.
+Daher der Olivenwald ein hoechst stimmungsvolles Element dieser Landschaft
+bildet. Da die Blaetter des Oelbaumes nicht gross sind und seine Belaubung
+nie dicht wird, so herrscht im Olivenwalde ein Zwielicht von ganz eigenem
+Zauber. Jeder Windhauch bewegt dieses Laub, und dann zittern die einzelnen
+Lichter auf den Baeumen, sie huschen wie Leuchtkaefer ueber den Boden, und es
+belebt sich ploetzlich die Einsamkeit.
+
+Trotz seiner scheinbar exponirten Lage ist das Cap Martin gegen die
+Nordwinde und den Mistral sehr gut gedeckt und nur den Ostwinden
+preisgegeben. Dass die hohen Berge im Norden und im Westen das Cap
+erfolgreich gegen Kaelte schuetzen, hat der letzte strenge Winter gelehrt.
+Es lag fast kein Schnee auf dem Cap, waehrend er Mentone deckte, und weder
+Bougainvillea noch Heliotrop haben an dem Hotel du Cap gelitten. Die
+Pflanzen sind aber die sichersten Weiser fuer das Klima. Die Bougainvilleen
+und der Heliotrop sind an den meisten Orten der Riviera im letzten Winter
+erfroren oder buessten ihr Laub doch ein. Auch die strauchartige Wolfsmilch
+(_Euphorbia dendroides_), die ueberall am westlichen Abhange des Cap Martin
+waechst, zeigt durch ihre kraeftige Entwickelung an, wie guenstig die
+klimatischen Verhaeltnisse hier fuer sie sind. Man muss nach dem suedlichen
+Sardinien gehen, will man noch groessere Exemplare dieser Pflanze sehen. In
+dem nahen Mentone zeugen fuer das milde Klima dieser Region vor allem die
+ueppigen Citronenwaelder. Der Citronenbaum kann Temperaturen unter -5 deg. C.
+nicht vertragen. Seine Fruechte erfrieren schon bei -3 deg. C. Man denke sich
+die Aufregung der Leute in diesem letzten Winter, wo das Thermometer
+wiederholt unter 0 deg. sank. Der Besitzer eines groesseren Citronengartens
+erzaehlte mir, er habe in den kalten Naechten viele Stunden am Thermometer
+gestanden und mit Angst auf die Quecksilbersaeule gestarrt, ob sie nicht
+noch weiter falle. Noch einen halben Grad tiefer und die Einnahme des
+ganzen Jahres war verloren. Thatsaechlich sind an vielen Stellen bei
+Mentone im letzten Winter die Citronen, nicht die Baeume, wohl aber die
+Fruechte erfroren. Es geschah das besonders am Ausgang der Thaeler, wo der
+Schutz gegen Norden unvollkommen ist. Dort sollten Citronen ueberhaupt
+nicht gebaut werden; doch die Leute vergessen die Vorsicht, wenn viele
+aufeinander folgende Winter mild gewesen sind. Fuer gewoehnlich beruehren ja
+die kalten Nordwinde die Kueste nicht, sie erreichen erst in einigen
+Kilometern Entfernung das Meer, und ist es eine haeufige Erscheinung, dass
+das Meer dort stuermisch ist, waehrend volle Windstille an der Kueste
+herrscht. - Die Orangen haben bei Mentone auch in diesem Winter nicht
+gelitten. Diese Frucht kann bei bedecktem Himmel -4 deg. C. aushalten, und die
+Kaelte muss laengere Zeit -6 deg. C. betragen, damit der Baum getoedtet werde.
+Daher bei Cannes wohl Orangenbaeume, nicht aber Citronenbaeume zu sehen
+sind, und selbst an den Orangenbaeumen war bei Golfe Jouan das Laub zum
+Theil erfroren. Auch der Johannisbrotbaum ist gegen niedere Temperaturen
+sehr empfindlich, und zeugt somit, wenn stattlich entwickelt, fuer ein
+mildes Klima. Schoener und ueppiger kann man ihn aber an der Riviera nicht
+sehen, als auf der Strecke, die von Villefranche bis San Remo reicht.
+
+An schoenen, sonnenklaren Tagen pflegt an der Riviera gegen acht Uhr
+Morgens die Seebrise sich zu erheben. Dann wird es meist kuehler als zuvor.
+Nach Anbruch der Nacht faellt dann die Luft von den Bergen ab, der Landwind
+stellt sich ein. Zwischen den Zeiten der beiden Winde herrscht oft voellige
+Ruhe. Die italienischen Fischer bezeichnen sie als "_bonaccia_", weil sie
+die wenigste Gefahr in sich birgt. - Auffaellig ist es dem Fremden, wenn
+gegen das Fruehjahr der sonst so heisse Scirocco an der Riviera von Schnee
+begleitet ist. Es geschieht das freilich selten, kann aber erfolgen, wenn
+auf den hohen corsicanischen Bergen sich grosse Schneemassen anhaeuften.
+
+Auf der ganzen Strecke von Villefranche bis San Remo sieht man fast keine
+laubwerfenden Baeume. Daher man hier weit weniger an den Winter gemahnt
+wird, als weiter im Sueden, ja selbst in Neapel. Dort dominirt der
+Feigenbaum und der Weinstock, so dass der Posilip uns einmal im Maerz fast
+kahler erschien, als das Rheinthal, das wir kurz zuvor verlassen hatten.
+
+Die Naechte waren jetzt vom Mondschein erhellt, und die Berge glaenzten in
+magischer Beleuchtung: Ein maechtiges Amphitheater, dessen scharf gezaehnte
+Gipfel sich wie feine Spitzenarbeit vom Himmel abhoben, in welchem tief
+unten die Lichter von Mentone funkelten.
+
+Dieser Vollmond sollte uns Ostern bringen. Wir gingen des Abends an den
+Strand, um ihn zu erwarten. Es war ganz dunkel auf den Felsen am Meere,
+einsam und still. Flach ausgebreitet lag vor uns die weite See und schien
+fast zu schlafen. Oben breitete sich das Himmelsgewoelbe aus, fast schwarz,
+doch besaeet mit ungezaehlten Sternen, die sich mit silbernen Streifen auch
+im Meere spiegelten. Es schien, als sei die Natur gespannt auf ein
+Ereigniss, das da kommen sollte: so still und feierlich war es rings umher.
+Kein Grashalm erzitterte. Die Kiefern streckten aber ihre Kronen vor nach
+der See, als wollten sie weit ueber die Fluthen hinaus in die Ferne
+lauschen. Die wuerzigen Duefte der Maquis senkten sich langsam zur See
+hinab, wohl um ihr duftigen Weihrauch zu streuen. Vielleicht war aber nur
+unsere Seele von Erwartung voll, und wir trugen diese Empfindung hinaus in
+die weite Welt. - Ploetzlich tauchte ein rother Streifen im Osten ueber dem
+Wasser empor. Er nahm an Breite zu und bald warf er den ersten leuchtenden
+Strahl ueber die schwarze Fluth: es war, als wolle er sie liebkosen. Die
+Fluth erzitterte unter diesem Strahl und legte sich in sanfte Wellen, wohl
+um ihn einzuwiegen. Der Mond tauchte ganz aus dem Meere hervor, mit
+geroethetem Antlitz, wie verschlafen. Quer gedehnt, mit geschwollener Backe
+sah er fast laecherlich aus. Doch rasch rundete sich sein Antlitz ab, nahm
+leuchtende Silberfarbe an und schuettete Licht in Fuelle ueber die
+Meereswellen aus. Und waehrend er hoeher stieg, erblassten die Sterne. Nur
+die Groessten vermochten ihm noch ins Antlitz zu schauen, die anderen
+verloren sich in den Tiefen des Himmelsgewoelbes. Am Strand, wo sich die
+Wellen an den Felsen brachen, da funkelte und blitzte es von unendlichen
+Lichtern, als haetten alle die Sterne, die am Himmel schwanden, sich hier
+gestuerzt in die Tiefe. Ein breiter silberner Fluss zog sich vom Strande bis
+an die aeussersten Schranken des Meeres. Stellenweise war er von glatten
+Streifen unterbrochen, die wie Opal ihre Farbe wechselten. Voruebergehend
+tauchten duestere Barken in das Mondlicht ein, wie dunkle Silhouetten auf
+Silbergrund. Der Mond stieg immer hoeher ueber die Fluthen und setzte in
+weitem Bogen seinen Siegeszug am Himmelsgewoelbe fort. Bald begann sein
+Licht auch in die tiefsten Spalten des Strandes einzudringen und die
+zerrissenen Felsen traumhaft zu beleuchten. Da sah es denn aus, als waeren
+die schaumgekroenten Wellen eines erregten Meeres versteinert stehen
+geblieben, oder man meinte in einen zerkluefteten Gletscher der Alpen zu
+blicken; dort zauberten schmale Felsengrotten der Phantasie einen
+arabischen Friedhof vor, dort endlich eine Schar von Pilgern, die im
+weissen Gewande von den waldigen Hoehen gegen das Meer zu wanderten. In
+allen Buchten sprueht es aber Funken, die Lichter schwimmen an der
+Oberflaeche oder sie sinken unter; bald verschmelzen sie mit einander, bald
+trennen sie sich wieder, in endlosem Spiel.
+
+In den Ostertagen rueckte ein Nordsturm heran. Mit ungewohnter Gewalt
+stuerzte er sich auf die Felsenriesen, die Mentone schuetzen und suchte
+ihren Widerstand zu brechen. Da entspann sich ein gewaltiger Kampf
+zwischen diesen Titanen und den entfesselten Elementen: es heulte und
+zischte in den Lueften. Wir sahen den rauhen Winter ueber unseren Koepfen
+schweben, waehrend wir uns noch im milden Fruehling befanden. Der Norden
+warf seinen kalten Schnee den Felsenriesen gegen das Haupt. Sie schienen
+zeitweise zu weichen. Ein kalter Luftstrom ergoss sich ueber das Cap. Die
+aleppischen Kiefern schuettelten bedenklich ihre Haeupter, die Wellen des
+Meeres flohen wie entsetzt mit schaeumender Maehne von dem Lande. Bis in die
+Nacht hinein zitterte und bebte das Cap. Dann wurde es still, bald
+leuchteten die Sterne und am naechsten Morgen standen sie wieder da im
+goldigen Sonnenschein, die Riesen ueber Mentone, zwar mit Schnee noch
+bedeckt, doch siegesbewusst, stolz ihre Felsenhaeupter zum Himmel erhebend.
+
+Dieser Sonnenschein sollte leider nicht dauern; das Gleichgewicht in den
+Lueften war gestoert. Bald zog der Ostwind heran, und das Wetter verdarb
+sich. Das erleichterte uns die Trennung von der Riviera. Dicke
+Regentropfen fielen vom Himmel und traenkten die durstige Erde. Wir aber
+konnten von hier in dem suessen Wahne scheiden, es weine uns dieser Himmel,
+den wir so liebgewonnen, einige Thraenen zum Abschied nach.
+
+ ------------------
+
+
+
+
+
+INHALTSUeBERSICHT.
+
+
+*Vorwort **VII*
+
+*Fruehjahr 1891 **1*
+
+ Bordighera 2
+
+ Monte Nero 3
+
+ Sasso 5
+
+ Oelbaeume 6
+
+ Fruehlingsblumen 11
+
+ Weinstock 11
+
+ Palmen 15
+
+ Gorbio 23
+
+ Pont St. Louis 26
+
+ Garten von La Mortola 30
+
+ Weg nach Mentone 69
+
+ Charakterpflanzen der italienischen Landschaft 70
+
+ Reiz- und Genussmittel aus dem Pflanzenreich 72
+
+ Route de la Corniche 83
+
+ Nizza 85
+
+ Cap d'Antibes 85
+
+ Maquis 89
+
+ Garten Close 99
+
+ Seesturm am Cap 99
+
+ Blumencultur an der Riviera 101
+
+ Sonnenuntergang am Cap 105
+
+*Fruehjahr 1894 **107*
+
+ Hyeres 107
+
+ Maurengebirge 114
+
+ Korkeichen 115
+
+ St. Tropez 121
+
+ La Gaillarde 126
+
+ St. Aigulf 127
+
+ Frejus 127
+
+ St. Raphael 129
+
+ Esterel-Gebirge 132
+
+ Malinfernet 141
+
+ Abend in St. Aigulf, Le Trayas 144
+
+ Cap Roux 148
+
+ Pic d'Aurelle 154
+
+ Klarheit des Seewassers 157
+
+ Grasse 158
+
+ Ursprung der Parfueme 159
+
+ Gewinnung der Parfueme 162
+
+ Wirkungen aetherischer Oele 176
+
+ Geschichte der Parfueme 177
+
+*Fruehjahr 1895 **187*
+
+ Cannes 187
+
+ La Californie 188
+
+ La Maure 191
+
+ Lerinische Inseln 193
+
+ Geschichte von Cannes 203
+
+ Ausflug nach Antibes 207
+
+ Wirkungen des Lichtes 208
+
+ Klarheit der Luft 209
+
+ Cap Martin 211
+
+
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN DER KORREKTURLESER
+
+
+Von den Korrekturlesern des _Project Gutenberg_ wurden mehrere Aenderungen
+am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise Textzeilen im Original
+und in der vorliegenden geaenderten Fassung.
+
+
+
+ Blaettern in gleicher Weise von Lichtstahlen getroffen.
+ Blaettern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen.
+
+ mit Bambusfasern Matratzen gegefuellt und Moebel gepolstert.
+ mit Bambusfasern Matratzen gefuellt und Moebel gepolstert.
+
+ ganz wie die Scheinbeeren unsers Wachholders verwandt.
+ ganz wie die Scheinbeeren unseres Wachholders verwandt.
+
+ Die Geige, ein Guarneri, der einst Paganini daemonische Toene
+ Die Geige, eine Guarneri, der einst Paganini daemonische Toene
+
+
+
+
+
+
+***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK STREIFZUeGE AN DER RIVIERA***
+
+
+
+
+CREDITS
+
+
+September 29, 2009
+
+ Project Gutenberg TEI edition 1
+ Produced by _R. Stephan_ and the _Online Distributed
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+
+A WORD FROM PROJECT GUTENBERG
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+or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9.
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+ receipt of the work.
+
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+ distribution of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works.
+
+
+1.E.9.
+
+
+If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic
+work or group of works on different terms than are set forth in this
+agreement, you must obtain permission in writing from both the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael Hart, the owner of the
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark. Contact the Foundation as set forth in
+Section 3 below.
+
+
+1.F.
+
+
+1.F.1.
+
+
+Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to
+identify, do copyright research on, transcribe and proofread public domain
+works in creating the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection. Despite these
+efforts, Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works, and the medium on which they
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+
+
+1.F.6.
+
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+and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from
+any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of
+this or any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, (b) alteration, modification, or
+additions or deletions to any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, and (c) any Defect
+you cause.
+
+
+
+Section 2.
+
+
+ Information about the Mission of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} is synonymous with the free distribution of electronic
+works in formats readable by the widest variety of computers including
+obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the
+efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks
+of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance
+they need, is critical to reaching Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}'s goals and ensuring
+that the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection will remain freely available for
+generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation was created to provide a secure and permanent future for
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} and future generations. To learn more about the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations
+can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at
+http://www.pglaf.org.
+
+
+
+Section 3.
+
+
+ Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of
+Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service.
+The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541.
+Its 501(c)(3) letter is posted at
+http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf. Contributions to the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full
+extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr.
+S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North
+1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information
+can be found at the Foundation's web site and official page at
+http://www.pglaf.org
+
+For additional contact information:
+
+
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+
+Section 4.
+
+
+ Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive
+ Foundation
+
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} depends upon and cannot survive without wide spread
+public support and donations to carry out its mission of increasing the
+number of public domain and licensed works that can be freely distributed
+in machine readable form accessible by the widest array of equipment
+including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are
+particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United States.
+Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable
+effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these
+requirements. We do not solicit donations in locations where we have not
+received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or
+determine the status of compliance for any particular state visit
+http://www.gutenberg.org/fundraising/donate
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we have
+not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against
+accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us
+with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make any
+statements concerning tax treatment of donations received from outside the
+United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods
+and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including
+checks, online payments and credit card donations. To donate, please
+visit: http://www.gutenberg.org/fundraising/donate
+
+
+
+Section 5.
+
+
+ General Information About Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works.
+
+
+_Professor Michael S. Hart_ is the originator of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+concept of a library of electronic works that could be freely shared with
+anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}
+eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} eBooks are often created from several printed editions,
+all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright
+notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance
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