summaryrefslogtreecommitdiff
diff options
context:
space:
mode:
-rw-r--r--.gitattributes3
-rw-r--r--13732-0.txt5775
-rw-r--r--13732-h/13732-h.htm7082
-rw-r--r--13732-h/images/i002.pngbin0 -> 39020 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i002tn.pngbin0 -> 13258 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i042.pngbin0 -> 37412 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i042tn.pngbin0 -> 11969 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i080.pngbin0 -> 53126 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i080tn.pngbin0 -> 16273 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i138.pngbin0 -> 26127 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i138tn.pngbin0 -> 7291 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i194.pngbin0 -> 8588 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i194tn.pngbin0 -> 3053 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i201.pngbin0 -> 20535 bytes
-rw-r--r--13732-h/images/i201tn.pngbin0 -> 6499 bytes
-rw-r--r--LICENSE.txt11
-rw-r--r--README.md2
-rw-r--r--old/13732-8.txt6169
-rw-r--r--old/13732-8.zipbin0 -> 62608 bytes
-rw-r--r--old/13732-h.zipbin0 -> 319018 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/13732-h.htm7495
-rw-r--r--old/13732-h/images/i002.pngbin0 -> 39020 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i002tn.pngbin0 -> 13258 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i042.pngbin0 -> 37412 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i042tn.pngbin0 -> 11969 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i080.pngbin0 -> 53126 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i080tn.pngbin0 -> 16273 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i138.pngbin0 -> 26127 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i138tn.pngbin0 -> 7291 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i194.pngbin0 -> 8588 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i194tn.pngbin0 -> 3053 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i201.pngbin0 -> 20535 bytes
-rw-r--r--old/13732-h/images/i201tn.pngbin0 -> 6499 bytes
-rw-r--r--old/13732.txt6169
-rw-r--r--old/13732.zipbin0 -> 62551 bytes
35 files changed, 32706 insertions, 0 deletions
diff --git a/.gitattributes b/.gitattributes
new file mode 100644
index 0000000..6833f05
--- /dev/null
+++ b/.gitattributes
@@ -0,0 +1,3 @@
+* text=auto
+*.txt text
+*.md text
diff --git a/13732-0.txt b/13732-0.txt
new file mode 100644
index 0000000..e72fc78
--- /dev/null
+++ b/13732-0.txt
@@ -0,0 +1,5775 @@
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 13732 ***
+
+DAS LIEBE NEST
+
+
+
+
+
+
+Gesammelte Kindergedichte
+von
+Paula Dehmel
+
+
+
+
+
+
+Herausgegeben von Richard Dehmel
+mit Zeichnungen von Hans Thoma
+bei E. A. Seemann in Leipzig
+1919
+
+
+
+
+
+
+GRUSS AN DIE GROSSEN
+
+
+Aus lichtem See,
+über Sterne und Schnee,
+rauschen die Schäume,
+lauschen die Träume,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+Aus Kinderland,
+über Acker und Sand,
+wachsen die Gluten,
+die bösen, die guten,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+
+
+GRUSS AN DIE KLEINEN
+
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+auf bunten Wiesen sehn,
+bei Klarinetten und Geigen
+die Füßchen im Tanze drehn.
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+mitnehmen im Fliegerkahn,
+euch die schöne Erde zeigen,
+und was fleißige Menschen getan.
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+still führen an der Hand,
+euch heimliche Dinge sagen
+von Gott und dem Sternenland.
+
+
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+
+WUNDERCHEN
+
+
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Darf sich kein Staub, kein Krümel verstecken,
+muß alles so blank wie Ostertag sein,
+denn das Wunderchen zieht ein.
+Zieht ein--schon stimmen die Englein die Geigen;
+alle Könige werden sich neigen,
+Hirten und Könige mit dem Stern
+haben Wunderchen gern.
+ Wer soll Wunderchens Taufpate sein?
+Sieben große Meister laden wir ein;
+sieben große Helden mit Kron und Schalmein
+sollen Wunderchens Taufpaten sein.
+ Und wer ist schnell
+ sein Spielgesell?
+Da kommen gesprungen
+die reizenden jungen
+Wachholderweibchen und Fliedermännchen,
+Taunixchen mit silbernen Wasserkännchen.
+Aus Vogelnestern und Weidenkätzchen
+gucken neugierige Schelmenmätzchen:
+ Wir lachen fein,
+ wir singen fein,
+wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!
+
+
+
+GEHT LEISE
+
+
+Geht leise--
+es ist müd von der Reise.
+Es kommt weit her:
+vom Himmel übers Meer,
+vom Meer den dunklen Weg ins Land,
+bis es die kleine Wiege fand--
+Geht leise.
+
+
+
+WITTEWOLL SCHLAFEN
+
+
+Auf der Leine, auf grünem Platz
+hängen sieben Hemdchen und ein Latz;
+im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,
+liegt mit großen Augen mein Kind--
+wittewoll schlafen?
+
+Henne macht sich ein Bett im Sand,
+Fliege träumt an der Mauerwand,
+Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,
+schaukelt die Flügel auf und zu--
+wittewoll schlafen?
+
+Suselesu, der Sonnenwind
+bläst in die Augen dem müden Kind;
+es will noch blinzeln--Spinnchen hält
+den bunten Schleier vor die Welt--
+--wittewoll--schlafen-- --
+
+
+
+FRÜHSTÜCK
+
+
+So morgens um halb acht herum:
+Rumpumpel macht das Mäulchen krumm.
+Und keine fünf Minuten drauf
+wacht Rumpumpel auf.
+
+Hu! kommt der kalte Badeschwamm,
+Rumpumpel hält die Ohren stramm;
+und schlägt die Ticke-Tacke acht,
+wird ihm die Milch gebracht.
+
+Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;
+er patscht mit beiden Fäustchen drein
+und trinkt und trinkt, bis alles leer.
+Rumpumpelchen, das freut mich sehr:
+morgen gibt's gut Wetter!
+
+
+
+SEEREISE
+
+
+Pitsch--patsch--Badefaß,
+Rumpumpel plantscht die Stube naß,
+ist ein junger Wasserheld,
+segelt durch die ganze Welt,
+im Wipp--im Wapp--im Schaukelkahn
+über den großen Ozean.
+Stehn drüben alle Wilden still
+und schrein: Was bloß Rumpumpel will?
+so splitternackt und pitschenaß
+in seinem kleinen Schaukelfaß?
+Schnell das Badelaken!
+
+
+
+SO LALA
+
+
+Steht ein Töpfchen rund und nett
+unterm Bett,
+so lala, so lala.
+Reicht mir mal das Kindel her,
+das braucht jetzt keine Windel mehr,
+so lala, so lala.
+
+Rolle, rolle, ratteratt,
+rollt ein Wagen durch die Stadt;
+sind zwei blanke Pferdchen davor,
+hinten drauf ein schwarzer Mohr.
+
+Horch, er hält vor unserm Haus;
+steigen zwei feine Jungherren aus,
+mit Federbarettchen
+und goldenen Kettchen.
+Schnell das Töpfchen unters Bettchen!
+
+
+
+MEIN WAGEN
+
+
+Mein Wagen hat vier Räder,
+vier Räder hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen hat 'ne Deichsel,
+'ne Deichsel hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen hat ein Pferdchen,
+ein Pferdchen hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen fahrt nach Potsdam,
+nach Potsdam fährt mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Und wer mit mir nach Potsdam will,
+in meinem neuen Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+der braucht es bloß zu sagen.
+
+
+
+KUTSCHER AUF DEM KNIE
+
+
+Wagen im Wind.
+Wie sitzt mein Kind?
+Wie geht mein Pferd?
+Alles verkehrt.
+Holdriutsch--
+oben die Räder, unten die Kutsch!
+
+Wagen im Schnee.
+Da guckt das Reh,
+da schnuppert der Has
+mit der wackligen Nas.
+Holdriuff--
+da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!
+
+
+
+EREIGNIS
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da steht er!
+hält sich am Röckchen,
+hält sich am Stöckchen,
+grade wie 'n Licht,
+fürchtet sich nicht.
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da geht er!
+guck, ganz alleinechen
+setzt er die Beinechen!
+Aua, Geschrei--
+bautz!--vorbei.
+
+
+
+HEILSPRÜCHEL
+
+
+Kra, kra, kalter Schnee,
+dem Raben tut sein Beinchen weh,
+dem Häsechen sein Herzchen;
+die böse Zeit, die kalte Zeit,
+ein jedes hat sein Schmerzchen.
+
+Heile, Fingerchen, heile,
+es dauert noch 'ne Weile,
+es dauert noch bis Rosmarein,
+dann ist lauter Sonnenschein.
+
+
+
+SCHLIMME GESCHICHTE
+
+
+Im Stall unser Schäfchen--bäht,
+im Hof unser Hähnchen kräht,
+und der Karo an der Kette
+bellt mit Spitz um die Wette.
+Auf'm Dach unser Kätzchen--maut,
+und im Ententeich die Frösche, alle Frösche quaken laut:
+Kinder, denkt euch den Schreck,
+unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.
+
+
+
+AUSTREIBUNG
+
+
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein?
+So kann Rumpumpel doch nicht schrein?
+Seelöwen sind in unserm Haus;
+schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.
+Ich 'n Stock,
+Du 'n Stock,
+alle beide einen Stock.
+Ei der Daus,
+wollt ihr raus,
+wollt ihr in euer Seelöwenhaus!
+
+
+
+WENN RUMPUMPEL BRUMMIG IST
+
+
+Die Henne legt ein Ei,
+da ging der Mond entzwei;
+die Hälfte fiel nach Nuckenstadt
+und schlug zwei große Brummer platt.
+
+Zwei große Brummer, brumm,
+summten hier herum,
+um Rumpumpels Kopf,
+um Rumpumpels Bauch
+und um sein dickes Näschen auch.
+
+Nun sind sie tot... Aber im Ei
+pickt das Küken die Schale entzwei,
+kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz--
+--ist der Mond wieder ganz.
+
+
+
+DER PUDDING
+
+
+Rumpumpel will essen,
+nun fix gebraten:
+ein Kätzel, ein Spätzel
+und sieben Soldaten.
+
+Das gibt einen Pudding
+so groß wie ein Haus.
+Zuletzt leckt Rumpumpel
+die Kuchenschüssel aus.
+
+
+
+ZWEI MÄULCHEN
+
+
+Winkele, wankele,
+vor der Tür steht ein Bankele,
+auf der Bank sitzt mein Kindele,
+spielt mit mei'm Hündele,
+winkele, wankele.
+
+Winkele, wankele,
+ich hab ein Gedankele:
+ein Äpfle fürs Kindele,
+ein Knöchle fürs Hündele.
+Dankele.
+
+
+
+MÜCKEBOLD
+
+
+Mückchen, Mückchen, Dünnebein,
+Mückchen, laß das Stechen sein,
+Stechen tut ja weh!
+Mückchen, Mückchen, weißt du was:
+beiß doch in das grüne Gras,
+beiß doch in den Klee!
+
+
+
+DAS SCHERCHEN
+
+
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen,
+schneid mir ein Gewehrchen;
+schieß ich mir ein Häschen tot,
+brat's dem Kind zum Mittagbrot.
+Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus
+durch den Sonnenschein in des Gärtners Haus;
+der hat seine Freude dran,
+oder guckt sie gar nicht an,
+oder streut sie in den Wind,
+oder schenkt sie seinem Kind--
+schnipsel, schnipsel, Scherchen-- --
+
+
+
+GESCHICHTCHEN VOM WINDE
+
+
+ Wer kommt dort angeflogen?
+ Das ist der Wind.
+ Der Wind ist ungezogen,
+ er bläst dem Kind
+ unters Röckchen,
+ an die Söckchen,
+ um die Ohren, an die Nase;
+ solch Geblase!
+
+ Ganz zerfleddert und zerzaust
+ kommt Rumpumpel angesaust;
+ und hustet
+ und prustet,
+ das arme Tröpfchen,
+ und steckt sein Köpfchen
+ in Mutters Schoß.
+
+Und weißt du, warum der Wind so getollt?
+Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.
+
+
+
+ANZIEHLIEDCHEN
+
+
+Wer strampelt im Bettchen?
+versteckt sich wie 'n Dieb?
+Das ist der Rumpumpel,
+den haben wir lieb.
+
+Was guckt da für 'n Näschen?
+Ein Bübchen sitzt dran.
+Das ist der Rumpumpel,
+den ziehn wir jetzt an.
+
+Erst wird er gewaschen,
+vom Kopf bis zur Zeh;
+er weint nicht, er greint nicht,
+denn es tut ja nicht weh.
+
+Schnell her mit dem Hemdchen:
+da schlüpfen wir fein,
+erst rechts und dann links,
+in die Ärmelchen 'rein.
+
+Fix an noch die Strümpfchen,
+fix an auch die Schuh;
+kommts Händchen, schnürts Bändchen,
+schon sind sie zu.
+
+Nun Leibchen und Höschen,
+ein Röckchen kommt auch;
+sonst friert dem Rumpumpel
+sein kleiner runder Bauch.
+
+Das Kämmchen kämmt sachte,
+aber still muß man stehn;
+zuletzt noch das Kleidchen,
+der Tausend, wie Schön!
+Nun geht er und sagt: Guten Morgen.
+
+
+
+DAS LÄMMECHEN
+
+
+In Wolfenbüttel wohnt ein Lamm,
+das hat ganz schwarze Haare.
+Meint ihr, es brauche einen Kamm?
+I Gott bewahre!
+
+Aber mein Lämmechen
+braucht ein Kämmechen,
+braucht ein Schwämmechen,
+läßt sich nix verdrießen;
+setzt sein neues Käppechen auf,
+will mal Koppkegel schießen.
+
+
+
+DIE WILDEN BEINCHEN
+
+
+Guten Morgen, ihr Beinchen!
+Wie heißt ihr denn?
+Ich heiße Hampel,
+ich heiße Strampel;
+und das ist Füßchen Übermut,
+und das ist Füßchen Tunichtgut.
+
+Übermut und Tunichtgut
+gehn auf die Reise,
+platsch, durch alle Sümpfe,
+naß sind Schuh und Strümpfe;
+guckt die Rute um die Eck--
+laufen sie alle beide weg.
+
+
+
+DER LUMPICHTE BU
+
+
+Ka Strümpferl im Kasten,
+ka Bänderl am Schuh,
+ka Knöpferl am Wams--
+oh, der lumpichte Bu!
+
+
+
+TINTENHEINZ UND PLÄTSCHERLOTTCHEN
+
+
+Heini, Heini,
+ach, ist Heini dumm:
+stippt mit allen Fingerchen
+im Tintenfaß herum.
+
+Heini, Heini,
+kleiner dummer Mohr:
+stippt sich alle Fingerchen,
+klecks, ins Ohr.
+
+Und unten am Brunnen,
+da steht ein Faß,
+da macht sich unsre Lotte
+pitschepatschenaß.
+
+Und oben die Sonne
+hat drüber gelacht
+und hat unsre Lotte
+wieder trocken gemacht.
+
+
+
+ES REGNET
+
+
+Es regnet, es regnet
+der Kuh auf den Schwanz;
+es regnet, es regnet
+der Braut in den Kranz.
+
+Es regnet, es regnet,
+die Welt ist schon naß;
+hol 's Töpfchen,
+fang 's Tröpfchen,
+dann sag ich dir was:
+
+Wäscht du die Nase,
+bleibt sie fein grade.
+Wäscht du das Mündchen,
+bist du 'n lieb Kindchen.
+Wäscht du aber die Augen schön,
+kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn.
+
+
+
+TRÖSTERCHEN
+
+
+Blümchen hängt das Köpfchen,
+der Tau ist ihm zu schwer;
+kommt der durstige Morgenwind,
+trägt die Tropfen ins Meer.
+
+Spätzchen piepst und bettelt,
+das Kröpfchen ist ihm leer;
+Pferdchen hat die Krippe voll,
+streut Körnerchen umher.
+
+Kindchen weint noch immer,
+Böckchen stößt so sehr.
+Schenkt ihm Mutter einen Kuß:
+sieh mal, nun weint's nicht mehr.
+
+
+
+HÄSCHEN IN DER GRUBE
+
+
+(mit Benutzung des Volkspiels)
+
+
+Häschen in der Grube
+saß und schlief,
+kam der heilge Kuckdiguck
+und bracht ihm einen Brief.
+
+Häschen, bist du müde
+oder bist du krank?
+Steck doch deine Läufer raus,
+ob du noch hüpfen kannst.
+
+Und was stand geschrieben
+in Kuckdiguckens Brief?
+"Dem Kutscher, der nicht fahren kann,
+geht der Wagen schief."
+
+
+
+HASENSPIEL
+
+
+Hinter den Birken über den Rasen
+huschen drei Hasen
+an uns vorbei,
+Springen über Busch und Dorn,
+wollen ins junggrüne Winterkorn,
+hocken da,
+locken sich da,
+laufen kreuz,
+laufen quer,
+hin und her,
+als gäb's in der Welt keine Schrotflinte mehr.
+
+Warte, in der Weihnachtszeit
+kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.
+Den größten verschicken wir,
+den zweitgrößten spicken wir,
+der kleinste kommt ins Hundehaus
+und steckt hinten sein Schwänzchen raus.
+
+
+
+DREI BÄUMCHEN
+
+
+Jung jung drei Bäumchen
+wachsen im Wiesengras,
+jung jung drei Bäumchen
+sagen mir was.
+
+Das erste hat sich
+so gequält,
+hat alle seine siebentausend
+Blättchen gezählt.
+
+Das zweite trägt Pfläumchen,
+schlicker-schleckerfein;
+hätt es deine Zähnchen,
+es äße sie allein.
+
+Das dritte, das dritte
+schüttelt sich bloß:
+fallen lauter Blüten
+in meinen Schoß.
+
+Sag ich schön Dank,
+geh ich nach Haus,
+mach ich Rumpumpeln
+ein Kränzchen draus.
+
+
+
+SCHABERNACK
+
+
+Wenn ich in die Stube geh
+und den Rumpumpel seh,
+tanzen wir zwei
+Ringeldireih,
+lachen wir,
+machen wir
+Schabernack,
+Huckepack,
+Kätzchen spielt den Dudelsack,
+macht Rumpumpel Hottehüh
+nach der alten Melodie:
+Miau, miau,
+dem Kater seine Frau,
+dem Kater seine grisegrimme
+gritzegraue Frau.
+
+
+
+AM ABEND
+
+
+Still.
+Was bloß das Kätzchen will?
+Es streicht um meinen Schoß herum,
+das Schwänzchen hoch, den Buckel krumm,
+Still--
+und weißt du, was es will?
+
+Still.
+Was bloß die Glucke will?
+Sie lockt und lockt die kleine Brut
+zum warmen Stall und deckt sie gut,
+Still--
+und weißt du, was sie will?
+
+Still.
+Was bloß Rumpumpel will?
+Die Augen macht er schon ganz klein
+und gähnt und will genommen sein,
+still--
+nun weißt du, was er will.
+
+
+
+GUTENACHTLIEDCHEN
+
+
+Leise, Peterle, leise,
+der Mond geht auf die Reise;
+er hat sein weißes Pferd gezäumt,
+das geht so still, als ob es träumt,
+leise, Peterle, leise.
+
+Stille, Peterle, stille,
+der Mond hat eine Brille;
+ein graues Wölkchen schob sich vor,
+das sitzt ihm grad auf Nas' und Ohr,
+stille, Peterle, stille.
+
+Träume, Peterle, träume,
+der Mond guckt durch die Bäume;
+ich glaube gar, nun bleibt er stehn,
+um Peterle im Schlaf zu sehn--
+träume, Peterle, träume.
+
+
+
+FREUND HUSCH
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Husch, husch, husch,
+ich schlüpfe aus dem Busch;
+ich stecke mein Laternchen an,
+ich zünde uns die Sternchen an,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich putze meinen Busch.
+Der Mond ist da, der Mond ist hell;
+der Mond, der ist mein Spielgesell,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich schüttel meinen Busch.
+Die Kinderchen sind all zur Ruh,
+ich schüttel ihnen Träume zu;
+die haben wir vergangne Nacht,
+der Mond und ich, uns ausgedacht,
+husch, husch, husch,
+im Busch.
+
+
+
+RUMPUMPELS GEBURTSTAG
+
+
+Kräht der Hahn früh am Tage,
+kräht laut, kräht weit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Guckt das Eichhörnchen runter:
+Wenig Zeit, wenig Zeit!
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Kommt das Häschen gesprungen,
+macht Männchen vor Freud:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Steht der Kuchen auf dem Tische,
+macht sich dick, macht sich breit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Und Vater und Mutter,
+alle Kinder, alle Leut
+schrein: Hoch der Rumpumpel,
+sein Geburtstag ist heut!
+
+
+
+MUTTERS GEBURTSTAG
+
+
+Leises Klopfen an der Türe:
+Kann ich 'rein, Mama?
+Frisch gewaschen, frisch gebügelt
+steht Rumpumpel da.
+Rosen in beiden Händchen;
+wie der Kerl sich freut!
+Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,
+Mutti Burtstag heut.
+Vater putzt die große Stube,
+die ist mächtig schön.
+Lauter Blumen! Und die Torte!
+Komm, zu Vati gehn!
+
+
+
+RUMPUMPEL TANZT
+
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+es blitzen seine Schuh;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sehn verwundert zu.
+
+Der Kreisel pufft den Hampelmann:
+guck, Hans, was sagst du nur?
+der Junge tanzt, der Junge tanzt
+und sitzt an keiner Schnur.
+
+Der Hampelmann zieht ein Gesicht
+und schlenkert und sagt: puh,
+auch eine Peitsche braucht er nicht,
+tanzt doch so schön wie du.
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+die liebe Sonne scheint;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sind sich spinnefeind.
+
+
+
+KREISELLIEDCHEN
+
+
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+kommt die dicke Marmelkugel,
+rollt ihn um, rollt ihn um;
+paß auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+pfeift der Wind aus einer Ecke,
+pfeift ihn um, pfeift ihn um;
+steh auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein,
+peitsch di Hieb, peitsch di Hieb;
+hopp hopp, wie springt das Brüderlein,
+halt den Dieb, halt den Dieb,
+heißa, Herr Dreidel!
+
+
+
+KONZERT
+
+
+Musik, Musik, die Flöte kommt,
+Rumpumpel tut's begreifen:
+er horcht und hebt das Fingerchen,
+fängt gleich an mitzupfeifen.
+
+Musik, Musik, die Geige kommt,
+die Geige tut fein klingen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+fängt leise an zu singen.
+
+Musik, Musik, der Brummbaß kommt,
+ganz deutlich hört man's summen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+tut wie 'ne Hummel brummen.
+
+Das gibt ein herrliches Konzert,
+ihr Kinder, kommt, ich bitte!
+Drei Kirschen kost't der erste Platz,
+und eine kost't die Mitte.
+
+Hinten herum ist alles frei,
+großmütig sind wir heute;
+der Mohr, der Spitz, der Hampelmann
+sind gar zu arme Leute.
+
+
+
+DIE ERSTEN HÖSCHEN
+
+
+Der Schneidermeister Piekenich
+ist ein geschickter Mann,
+er kommt und mißt dem Peterle
+die ersten Hosen an.
+
+Er nimmt sein Buch und Metermaß,
+schreibt sich die Zahlen auf;
+und wenn der Bub nicht stille steht,
+kriegt er eins hinten drauf.
+
+"Du lieber Meister Piekenich,
+mach die Hosen recht schön!
+Ich will ja unter den Linden
+damit spazieren gehn.
+
+Und alle kleinen Jungens
+gucken nach mir hin
+und sehn an meinen Höschen,
+daß ich auch ein Junge bin."
+
+
+
+DER KLEINE SÜNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Gestern lief der Peter weg,
+spinnefix verstohlen.
+Setzt sich Mutter den Bänderhut auf:
+wart, ich will dich holen.
+Sausepeter,
+Flausepeter,
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Hahnematz steht auf der Wiese,
+"Kiek ins Grüne" kräht er;
+sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter?
+Bummelpeter,
+Schummelpeter,
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Wie sie sich im Garten umguckt,
+ist er nicht zu sehen,
+bleibt sie neben dem Spargelbeet
+unterm Pflaumbaum stehen.
+Aber Peter,
+nirgends steht er;
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Hört sie etwas lachen, horch
+oben aus dem Baume;
+sitzt der Peter seelenvergnügt,
+pflückt sich eine Pflaume.
+Wirft ein Steinchen,
+schwenkt die Beinchen,
+wupptich--: Mutter, da bin ich!
+
+
+
+FLUTSCHPETER
+
+
+Flutschpeter lief nie gradeaus;
+ja, und warum? Er lief
+getreulich seiner Nase nach,
+und die, ja die war--schief.
+
+
+
+DIE TROMMELPARTIE
+
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Kätzchen
+Mausemätzchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Hündchen
+Belleinstündchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Schweinchen
+Rosenfeinchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt der Bär
+Brummesehr,
+der will mit.
+
+So geht's im Trab,
+bergauf, bergab,
+durch Dünn und Dick,
+durch Schlamm und Schlick;
+Rumpumpel schlägt die Trommel.
+
+Das Kätzchen maut,
+das Hündchen bellt,
+das Schweinchen quiekt,
+der Bär brummt: was 'ne dumme Welt!
+Rumpumpel schlägt die Trommel.
+
+
+
+RUMPELREIM
+
+
+Ride-bide-Bummstock fing 'ne Maus,
+Ride-bide-Bummstock ließ sie wieder raus;
+Ride-bide-Bummstock, du bist dumm,
+die Mäuse sind 'n Rackerpack, das bringt man um.
+
+
+
+DAS KARNICKEL
+
+
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+was bist du heut so still?
+Sieh her, ich habe Kohl für dich,
+sitz doch nicht gar so feierlich!
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+wie kommst du mir heut vor!
+
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+ist dir dein Haus zu eng?
+Ein Weilchen darfst du aus dem Stall,
+bloß friß mir nicht die Knospen all!
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+bist mir nun wieder gut?
+
+
+
+LEKTION
+
+
+Hühner, wollt ihr wohl artig sein!
+hübsch langsam essen und nicht so schrein!
+Müßt ihr denn immer zanken und beißen?
+euch um jedes Körnchen reißen?
+Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier,
+du ißt ja für vier.
+Weg! hörst du nicht? du sollst dich trollen!
+Die niedlichen kleinen Küken wollen
+auch mal heran an das schöne Futter.
+Wenn du nicht hörst, sag ich's der Mutter;
+die fängt dich ein und macht dich tot,
+dann essen wir dich zum Mittagbrot.
+
+
+
+LIED DES HÜHNCHENS
+
+
+ Tuck--tuck--heut ist Regentag,
+ und ich muß mich plagen;
+ kratze schon acht Stunden, tuck,
+ und noch knurrt mein Magen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck die Enten, tuck die Enten,
+ Enten sind doch Narren;
+ gehn ins Wasser, tuck ins Wasser,
+ als könnte man da scharren.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Pferde, tuck tuck tuck, und Kühe
+ haben große Köpfe,
+ aber keine Kröpfe, tuck;
+ traurige Geschöpfe!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, wie war der Hahn galant,
+ suchte mir manch Krümchen;
+ heute geht er, tuck tuck tuck,
+ mit Cochinchina-Mühmchen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, du fetter Regenwurm,
+ dich muß ich noch ergattern;
+ schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck,
+ Muhmen und Gevattern!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, wär ich doch endlich satt,
+ tuck, das wär ein Segen;
+ muß Rumpumpeln, tuck tuck tuck,
+ sein Frühstücks-Ei noch legen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+ach, wann hat man wohl genug?
+
+
+
+SO SIEHT UNSRE WIRTSCHAFT AUS
+
+
+Unser Müller hat ein Mühlenhaus,
+mi-ma-Mühlenhaus,
+kommt Korn hinein und Mehl heraus,
+mi-ma-Mehl heraus;
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Bäcker, der backt weiße Wecken,
+wi-wa-weiße Wecken,
+und braunes Brot und Streußelschnecken,
+stri-stra-Streußelschnecken;
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Schlächter schlacht't ein feistes Schwein,
+fi-fa-feistes Schwein,
+und pökelt Wurst und Schinken ein,
+schi-scha-Schinken ein;
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Mutter hat 'ne bunte Kuh,
+bi-ba-bunte Kuh,
+die gibt uns Milch und Butter dazu,
+bi-ba-Butter dazu;
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Henne macht ein laut Geschrei,
+li-la-laut Geschrei,
+und legt dabei ein frisches Ei,
+fri-fra-frisches Ei;
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+[Transkriptions-Notiz: Fehlendes "aus" hinzugefügt.]
+
+Rumpumpel ist ein kluges Kind,
+kli-kla-kluges Kind,
+das fragt nicht viel und ißt geschwind,
+i-a-ißt geschwind;
+kluges Kind, ißt geschwind,
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+
+DAS HAUS
+
+
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus;
+vorne guckt ein Esel raus,
+hinten eine Kuh,
+muh.
+
+
+
+MIT TROMMEL UND TRAB
+
+
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Fäden über Land,
+über Bäume,
+über Zäune,
+um Stoppel und Dorn,
+immer von vorn.
+
+Für wen sitzen die alten Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Fäden über Land?
+Für Wildbub Kraushaar,
+kommt alle hundert Jahr
+mit Trommel und Trab
+vom Himmel herab,
+reißt alle Fäden auf einmal ab,
+macht sich ein'n Mützenpuschel draus
+und lacht die alten Weiber aus.
+
+
+
+SIEBENSCHLÄFER
+
+
+Ihr Siebenschläfer in den Höhlen,
+reckt euch, streckt euch, aufgewacht!
+Der Frühling leuchtet in den Himmel
+nach einer einzigen warmen Nacht.
+
+Schnell, schüttelt eure grauen Zotteln,
+und blinzelt in das blaue Licht;
+Herrgott, wer wird so langsam trotteln,
+ich lauf voraus, ich warte nicht.
+
+Die Amsel übt schon ihre Lieder,
+ich pfeif sie nach, ich sing sie auch;
+und denkt euch nur, der blaue Flieder
+hat Knospen, und der Haselstrauch.
+
+Der Teckel bellt vor lauter Wonne
+und wühlt die frische Erde um--
+Na? seid ihr noch nicht in der Sonne,
+ihr Siebenschläfer faul und dumm?
+
+
+
+OSTERLIED
+
+
+Has, Has, Osterhas,
+wir möchten nicht mehr warten.
+Der Krokus und das Tausendschön,
+Vergißmeinnicht und Tulpen stehn
+schon lang in unserm Garten.
+
+Has, Has, Osterhas,
+mit deinen bunten Eiern.
+Der Star lugt aus dem Kasten aus,
+Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
+wann kommst du Frühling feiern?
+
+Has, Has, Osterhas,
+ich wünsche mir das Beste:
+ein großes Ei, ein kleines Ei
+und ein lustiges Dideldumdei,
+alles in einem Neste.
+
+
+
+MAIWUNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Maikönig kommt gefahren,
+in seinem grüngoldnen Wagen,
+mit Saus und Gesinge.
+Seine Zügel sind Sonnenstrahlen,
+große blaue Schmetterlinge
+ziehn ihn über Busch und Bach,
+daß die weißen Blütenglocken
+in seinen Locken
+schwingen und springen,
+und Hans guckt ihm nach
+und hört sein Lied:
+wer zieht mit? zieht mit?
+
+Kommt das Maienweibchen,
+trägt ein weißes Kleidchen,
+trägt ein grünes Kränzchen,
+sagt zu unserm Hänschen:
+Eia, Hans,
+komm zum Tanz!
+Einen Schritt Frau Nixe,
+einen Schritt Herr Nix,
+Ringeldireih, Ringeldireih,
+Dienerchen,
+Knix!
+
+
+
+HANSEL UND GRETEL
+
+
+Hansel und Gretel stehen zu zwein,
+der Hansel ist grob,
+und die Gretel ist fein,
+der Hansel ist dick,
+und die Gretel ist dünn,
+der Hansel ist aus Birkenholz,
+die Gretel ist aus Zinn.
+Heißa, juchheißa, wer wird nun König?
+Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig.
+
+
+
+PRINZESSCHEN
+
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+ich bin so sehr allein.
+Kam da der gelbe Sonnenstrahl:
+Ich tanze Tippel-huschemal,
+willst du meine Tänzerin sein?
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Sonnenstrahl ist zu fein.
+Kam da der wilde Pustewind:
+Heidih, ich spiele Wegefind,
+lauf doch, fang mich ein!
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Wind macht mein Krönchen entzwei.
+Kam da unser brauner Junge an,
+macht 'nen Diener wie 'n Edelmann:
+Prinzeß, ich bin so frei.
+
+
+
+DAS GROSSE LOCH
+
+
+Das große Loch,
+wie kam es doch
+in Gretens neuen Schuh?
+Die ganzen Zehn
+sind ja zu sehn;
+wer macht das Loch uns zu?
+
+Drüben hinterm Rathaus
+hängt ein großes Schild raus,
+goldner Stiefel drauf.
+Da wohnt der Schuster Firlefanz,
+der macht dein Schuhchen wieder ganz;
+lauf, Grete, lauf!
+
+
+
+ZWEI GESELLEN
+
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist klug,
+und der andre, der ist dumm.
+Der eine liegt im Grase,
+der andre sitzt am Tisch;
+der eine kaut den Kanten,
+der andre ißt den Fisch
+ ißt den Fisch.
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist grad,
+und der andre, der ist krumm.
+Der eine, der bleibt mager,
+der andre, der wird fett;
+der eine kommt an'n Galgen,
+der andre stirbt im Bett.
+ Je nun, je nun,
+ was ist dabei zu tun.
+
+
+
+WENN'S PFINGSTEN REGNET
+
+
+Oben aus dem Fahnenhaus
+guckt das schwarze Wettermännchen raus,
+spreizt die Beine und grinst uns an;
+schäme dich, alter Wettermann!
+Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
+hast du dem Fritze fest versprochen,
+daß zu Pfingsten, im Monat Mai,
+das allerschönste Wetter sei.
+Und nun regnet's, liebe Not,
+alle hellen Blüten tot;
+sie liegen da wie nasser Schnee.
+Auf den Wegen steht See an See;
+ja, wenn wir noch drin baden könnten,
+wie die Spatzen oder die Enten.
+Wir dürfen aber gar nicht raus,
+sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;
+röche nicht der Kuchen so lecker her,
+wüßte man gar nicht, daß Feiertag wär.
+Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
+Schäme dich, schwarzer Wettermann!
+
+
+
+EINE HÜHNERGESCHICHTE
+
+
+Vor der Laube kräht der Hahn,
+ein rot-schwarz-gelb und grüner:
+Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,
+fix, kommt fix, ihr Hühner!
+
+Seht die Hennen,
+wie sie rennen,
+aus Verstecken,
+über Zäune, über Hecken,
+gackern, beißen sich und schrein,
+jede will die erste sein.
+Wie sie fliegen, wie sie flattern,
+um ein Plätzchen zu ergattern.
+Oben auf des Tisches Mitte
+steht Herr Hahn:
+Bitte, meine Damen, bitte,
+fangt nur an!
+Pick und schluck,
+nicht genug,
+immer mehr
+Kuchen her!
+Unser Kropf
+ist ein Topf,
+wird nicht voll,
+wird nicht leer,
+darum mehr
+Kuchen her,
+bis der Teller leckeleer!
+
+Drüben aus des Gärtners Haus
+guckt der kleine Fritz und lacht:
+Ei, wie sah das lustig aus,
+das haben die Hühner klug gemacht.
+
+
+
+MARIEKEN UND DIE KÜKEN
+
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Küken,
+was willst du tun?
+
+"Die alte Kluckenmutter ist tot,
+nun frieren die Kinder und finden kein Brot;
+ich will sie pflegen."
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Küken,
+was hast du im Sack?
+
+"Kartoffelmus und Hirsekern,
+das essen meine Kinderchen gern,
+das streu ich ihnen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+gib mir eins von deinen Küken,
+du hast noch genug.
+
+"Wenn ich meine Kinder verschenken tät,
+müßt ich weinen von früh bis spät,
+daß sollst du wissen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+Zu Hühnern werden die Küken;
+was machst du dann?
+
+"Und werden hübsch bunt und werden groß,
+fliegen mir alle um Kopf und Schoß,
+hei, alle sieben!"
+
+
+
+KINDERKÜCHE
+
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Pfanne;
+nimmt sie sich die Schiefertafel
+von klein Schwester Hanne.
+Hat sie eine Pfanne.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Butter;
+borgt sie beim Kanarienvogel
+rasch ein bißchen Futter.
+Hat sie Butter.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Kohlen;
+vor der Tür blüht roter Mohn,
+geht sie den sich holen.
+Hat sie Kohlen.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+fehlt noch das Gänschen;
+nimmt sie sich die Pudelmütze
+von klein Bruder Fränzchen.
+Hat sies Gänschen.
+
+Hei, mit diesen Wunderdingen
+muß der Braten wohlgelingen;
+bitte zu Tisch!
+
+
+
+ESSENSREGELN
+
+
+Spitzt das Ohr und merkt euch still,
+was die gute Sitte will!
+Wer die schöne Form erfaßt,
+ist ein gern gesehner Gast;
+wer sich frech und plump beträgt,
+wird ohne Besen hinausgefegt.
+
+
+--1--
+
+Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen,
+soll Mund und Hände sich sauber waschen,
+sich erst setzen, wenn die andern sitzen,
+das Mäulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen,
+nicht plappern, wenn große Leute sprechen,
+das Brot nicht zerkrümeln, zerkneten, nur Bissen abbrechen.
+
+
+--2--
+
+Rückt immer den Stuhl so dicht heran,
+daß Löffel und Gabel zum Munde kann,
+ohne das Tischtuch zu betrippen;
+und schließt beim Kauen hübsch die Lippen!
+Turnen beim Essen, das will nicht passen;
+also die Ellbogen hübsch unten lassen!
+
+
+--3--
+
+Nicht gierig stopfen! langsam essen!
+auch keinen Rest auf dem Teller vergessen!
+Nicht wie Hunde oder Katzen
+schlecken, schlürfen, schnaufen, schmatzen!
+Nicht kichern und nicht heimlich fragen,
+und immer schön bitte und danke sagen!
+
+
+--4--
+
+Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen,
+sollt ihr zuvor die Lippen wischen.
+Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden,
+das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden.
+Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen;
+auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen schälen.
+
+
+--6--
+
+Wer stochert in den Zähnen,
+nicht unterdrückt das Gähnen,
+das Messer in den Mund steckt,
+Gabel und Teller ableckt,
+zuviel packt auf den Löffel,
+gilt als Flegel und Töffel.
+
+
+
+DIE BÖSE MIES
+
+
+Es war einmal ein Kätzchen,
+ein allerliebstes Frätzchen.
+Es hatte das Mamsellchen
+ein seidenweiches Fellchen
+und einen Bart ums Schnäuzchen
+und Augen wie ein Käuzchen.
+Es machte gern den Rücken krumm
+und brachte viele Mäuse um,
+dann schlich es auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+Einst aber, oh das Kätzchen,
+was tut das liebe Frätzchen?
+Einst stand auf unserm Tische
+ein Teller Bratenfische.
+Hopp, ist das Kätzchen oben:
+die Fische muß ich loben.
+So denkt es sich und sitzt und schmaust,
+doch Mutterchen kommt angesaust,
+und gibt dem Naschmamsellchen
+--na warte--eins aufs Fellchen.
+
+Nein, unser Miesekätzchen
+war gar kein liebes Frätzchen:
+los auf die gute Mutter,
+und durch das Ärmelfutter
+--kratz--in den Ellenbogen!
+War das nicht ungezogen?
+Dann lief es voller Wut hinaus
+und kam erst abends spät nach Haus,
+und schlich sich auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+
+
+POTTKIEKER
+
+
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin?
+ "Hoppel-poppel-Appelreis,
+ mach dich weg, Naseweis,
+ kann dich hier nicht brauchen,
+ der Ofen tut rauchen,
+ muß Spähne suchen,
+ sonst brennt der Kuchen,
+ muß Gänse schlachten,
+ in sechs Wochen ist Weihnachten."
+
+Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?
+ "Ei, tanz mit dem Schimmel,
+ bohr Löcher in den Himmel,
+ lehr die Katz das Alphabet,
+ sieh nach, ob sich der Kirchturm dreht,
+ oder lauf ans Ende der Welt,
+ paß auf, daß keiner runter fällt,
+ marsch!"
+
+
+
+DER REITERSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Schimmel, willst du laufen,
+will ich uns was kaufen.
+Heißa, lauf nach Mexiko,
+da kaufe ich dir Bohnenstroh;
+laufe nach der Mongolei,
+da kauf ich mir ein Osterei,
+hopp!
+
+Eile, Schimmel, eile,
+oder du kriegst Keile.
+Hoppßa, lauf nach Hindostan,
+da kaufe ich mir Marzipan;
+laufe nach Kap Morgenrot,
+da kauf ich dir ein Dreierbrot,
+burr!
+
+
+
+DAS RICHTIGE PFERD
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd!
+Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert,
+es hat so steife Beine,
+es stampft nicht, frißt nicht, wiehert nicht,
+und macht solch ledernes Gesicht,
+und weiß nicht, was ich meine.
+
+Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,
+ein wirklich richtiges Pferd beschert,
+dann reit ich über die Brücke,
+und reite durch den Kiefernforst
+nach Vehlefanz und Haselhorst
+und noch fünf große Stücke.
+
+Dann bin ich mitten in der Welt,
+da such ich mir ein Haberfeld
+und lasse mein Pferdchen grasen.
+Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,
+wo der Riese den Regenbogen hält,
+und--schick euch 'ne Ansichtspostkarte.
+
+
+
+DER KLEINE REKRUT
+
+
+Ich hab einen Helm aus Packpapier,
+mit einem Federbusche;
+der Wilhelm malt mir 'n Adler drauf
+mit schwarz-weiß-roter Tusche.
+
+Einen hölzernen Säbel hab ich auch,
+mit einem richtgen Griffe;
+wenn nur der Scherenschleifer käm,
+daß er ihn endlich schliffe!
+
+Meine Mutter ist 'ne gute Frau,
+die schenkt mir einen Dukaten,
+dann kauf ich mir ein Schießgewehr,
+geh unter die Soldaten.
+
+
+
+DER HAUPTMANN
+
+
+Ich bin der Hauptmann,
+ihr die Soldaten;
+immer gehorsam,
+das will ich euch raten,
+hört ihr!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+Seht euch nicht um,
+seht euch nicht an,
+immer hübsch stramm,
+Mann hinter Mann,
+halt!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+
+
+ABZÄHLREIM
+
+
+Rechts, links, über Eck,
+die Henne legt die Eier weg,
+legt sie in ein Bündel Stroh,
+irgendwie, irgendwo;
+kommt der Marder Wagemut,
+jagt die Henne von der Brut,
+rechts, links, über Eck--
+ein Küken hat--er--weg.
+
+
+
+FRAGEFRITZE UND DIE PLAPPERTASCHE
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Fritz, ich möcht den Spaten haben.
+"Mutterchen, warum?"
+Möchte eine Grube graben.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Möchte drin ein Bäumchen pflanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+Wird mein Fritze drunter tanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Wird das Bäumchen Kirschen tragen.
+"Mutterchen, warum?"
+Ei, du mußt die Spatzen fragen,
+die sind nicht so dumm!--
+
+Kommt die kleine Plappertasche:
+"Mutterchen, nicht wahr,
+ich bin klüger als der Fritze,
+bin schon bald sechs Jahr.
+
+"Mutterchen, nicht wahr, der Fritze
+ist ein Schaf, o je!
+Ich kann schon bis zwanzig zählen
+und das A-B-C."
+
+I, du kleine Plappertasche,
+laß den Fritz in Ruh.
+Plappertasche, wische wasche,
+halt das Mäulchen zu.
+
+Übermorgen in vier Wochen
+kommt der Weihnachtsmann;
+wenn du dann noch immer plapperst,
+was bekommst du dann?
+
+Einen großen Maulkorb!--
+
+
+
+PLAPPERMÜNDCHEN
+
+
+In Leipzig wohnt ein Bäckermeister,
+Hans-back-die-Semmeln-größer heißt er;
+Seine Mutter, die Frau Meisterin,
+zieht den Teig wer weiß wie dünn,
+rollt ihn mit der Mangel aus,
+macht sieben bucklige Bretzeln draus,
+drei für den Vater,
+drei für die Mutter,
+eine für unser Plappermündchen,
+dann schweigt's vielleicht ein Viertelstündchen.
+
+
+
+PUPPENDOKTOR
+
+
+Lieber Doktor Pillermann,
+guck dir bloß mein Püppchen an.
+Drei Tage hat es nichts gegessen,
+hat immer so stumm dagesessen,
+es will nicht einmal Zuckerbrot,
+die Arme hängen ihr wie tot.
+Ach, lieber Doktor, sag mir ehrlich,
+ist diese Krankheit sehr gefährlich?
+
+Madam, Sie ängstigen sich noch krank;
+der Puls geht ruhig, Gott sei Dank.
+Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,
+sie muß zu Bett und tüchtig schwitzen;
+drei Kiebitzeier gebt ihr ein,
+dann wird es morgen besser sein.
+Empfehle mich.
+
+
+
+KLEINER EINKAUF
+
+
+Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau,
+Gemüse will ich kaufen,
+ich bin mit meinem Henkelkorb
+extra hergelaufen;
+auch schöne frische Eier will ich,
+hoffentlich sind sie heute billig.
+
+Die Schoten hier gefallen mir,
+zuckersüße Kerne;
+auch von den Rübchen möchte ich
+ein halbes Liter gerne.
+Kohlrüben? lieben wir nicht sehr;
+doch zeigen Sie mal die Pflaumen her!
+
+Davon will ich fünf Litermaß,
+haufenvoll gemessen!
+weil meine Kinderchen zu Haus
+alle gern Pflaumen essen.
+Geld schick ich Ihnen morgen her;
+ich denke doch, es eilt nicht sehr,
+ich hab es grad vergessen.
+
+
+
+VATERS GEBURTSTAG
+
+
+Schnell, schnell, Besen,
+feg die Stube rein;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+muß alles sauber sein.
+
+Wisch, wisch, Lappen,
+über Stuhl und Schrank;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+sind sie blitzeblank.
+
+Blüh, blüh, Blume,
+blüh recht frisch;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+Stehst du auf dem Tisch.
+
+Herz-Herz-Muttchen,
+schnell das neue Kleid;
+bis Väterchen zum Kaffee kommt,
+ist nur noch wenig Zeit.
+
+Tick, tick, Uhrchen,
+renn doch nicht so fix;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+mach ich meinen Knix.
+
+Fertig, alles fertig,
+der Kuchen auch ist da;
+der Kaffee kommt, der Vater kommt,
+mein Verschen kann ich ja:
+"Heut ist dein Geburtstag!"
+
+
+
+DAS HIMMELSPRINZESSCHEN
+
+
+Ich bin das Himmelsprinzeßchen,
+habe Flügel von blauem Duft,
+ich schlafe im Wolkenbettchen
+und bade in Licht und Luft.
+Mir gehört die silberne Schaukel
+hoch oben im Himmelssaal;
+wenn die goldenen Seile schwingen,
+blitzt es unten im Tal.
+
+Der alte Wetterriese
+donnert und schilt mich aus,
+ich flitze über die Sterne
+und lache den Brummbart aus.
+Die Mirlamein vom Monde
+webt meine Kleider und Schuh,
+die gute Mutter Sonne
+gibt goldne Spangen dazu.
+
+Der liebe Gott hat mich gerne,
+ich bin sein liebes Kind;
+er nimmt uns auf die Kniee,
+mich und den Frühlingswind.
+
+Des Abends sitzen wir stille
+bei Mirlamein im Zelt
+und spinnen Wünsche und Träume
+und streuen sie über die Welt.
+
+
+
+WINDFREUDE
+
+
+Wenn der Wind über Wiesen und Felder rennt,
+renn ich mit;
+da denk ich, daß ich fliegen kann,
+und guck mir lustig die Vögel an,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Sträucher und Bäume fegt,
+feg ich mit;
+die Blütenkätzchen feg ich zu Hauf
+und setz mir vom Ahorn ein Nasenhütchen auf,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Turmlöcher singt und pfeift,
+pfeif ich mit;
+sein Jodler wird mir gar nicht schwer,
+und den Brummbaß lern ich nebenher,
+susewitt, susewitt.
+
+
+
+LIED VOM MONDE
+
+
+Wind, Wind, sause,
+der Mond ist nicht zu Hause;
+er ist wohl hinter den Berg gegangen,
+will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,
+Wind, Wind, sause.
+
+Stern, Stern, scheine,
+der Mond, der ist noch kleine;
+er hat die Sichel in der Hand,
+er mäht das Gras am Himmelsrand,
+Stern, Stern, scheine.
+
+Singe, Vogel, singe,
+der Mond ist guter Dinge;
+er steckt den halben Taler raus,
+das sieht blank und lustig aus,
+singe, Vogel, singe.
+
+Und hell wird's, immer heller;
+der Mond, der hat 'nen Teller,
+mit allerfeinstem Silbersand,
+den streut er über Meer und Land,
+und hell wird's, immer heller.
+
+
+
+WEIHNACHTSSCHNEE
+
+
+Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
+es riecht nach Weihnachtstorten;
+Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
+und backt die feinsten Sorten.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
+sonst nehmt den Operngucker:
+die große Himmelsbüchse, seht,
+tut Ruprecht ganz voll Zucker.
+
+Er streut--die Kuchen sind schon voll--
+er streut--na, das wird munter:
+er schüttelt die Büchse und streut und streut
+den ganzen Zucker runter.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Mäulchen auf,
+schnell! Zucker schneit es heute!
+Fangt auf, holt Schüsseln!--Ihr glaubt es nicht?
+Ihr seid ungläubige Leute!
+
+
+
+KNECHT RUPRECHT IN NÖTEN
+
+
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+und rückt zurecht die Brille:
+Ihr Engelskinder, lärmt nicht so,
+seid mal ein bißchen stille!
+Kommt, rückt hübsch artig zu mir ran,
+seht euch mal das Bestellbuch an!
+
+Was steht hier auf dem ersten Blatt?
+was auf dem zweiten, dritten?
+was steht am Ende von dem Buch?
+was steht hier in der Mitten?--:
+Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,
+Schick uns doch mal das Luftschiff her!
+
+Hans möchte nach Amerika,
+und Fritz zu Tante Lotte,
+Kurt durch die Luft zu Großpapa,
+Marie zum lieben Gotte;
+Georg will bloß nach Neuruppin
+mit Zeppelin, mit Zeppelin.
+
+Ach Zeppelin, du Zaubermann,
+'s ist aus der Haut zu fahren,
+das ganze liebe kleine Pack
+will bloß noch Luftschiff fahren;
+dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,
+da gehn nicht alle Kinder 'rein.
+
+Ihr Engelskinder, helft mir doch
+in meinen Weihnachtsnöten,
+baut mir ein Luftschiff riesengroß
+mit hunderttaufend Böten,
+laßt lustig die Propeller gehn,
+da sollt ihr mal die Freude sehn!
+
+Hurra, schreit da die Engelschar,
+wir helfen alle, alle.
+Nach dreien Tagen, blitzeblank,
+stehts Luftschiff in der Halle.
+Dank schön, sagt Ruprecht, fährt hinab,
+holt alle Jungs und Mädels ab
+zur Flugfahrt durch die Welten.
+Ob sie sich nicht erkälten?
+
+
+
+FROHE BOTSCHAFT
+
+
+Früh, eh ich's konnt begreifen,
+hört ich schon etwas pfeifen,
+hört ich Schon etwas brummen,
+wie tausend Bienen summen.
+ Was ist denn los? Ach ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Die Raben und die Spatzen,
+sie müssen's weiterschwatzen;
+in alle Häuser dringt es,
+von allen Glocken klingt es.
+ Was läuten sie? O ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Mit seinem braven Esel
+zieht er von Thorn bis Wesel;
+wo Mädels sind und Buben,
+tritt er in ihre Stuben
+und langt aus Sack und Taschen
+zum Spielen was und Naschen.
+ Wo habt ihr's her? Na ja:
+ der Weihnachtsmann war da!
+
+
+
+DER LIEBE WEIHNACHTSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Der Esel, der Esel,
+wo kommt der Esel her?
+Von Wesel, von Wesel,
+er will ans schwarze Meer.
+
+Wer hat denn, wer hat denn
+den Esel so bepackt?
+Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht
+mit seinem Klappersack.
+
+Mit Nüssen, mit Äpfeln,
+mit Spielzeug allerlei,
+und Kuchen, ja Kuchen
+aus seiner Bäckerei.
+
+Wo bäckt denn, wo bäckt denn
+Knecht Ruprecht seine Speis?
+In Island, in Island,
+drum ist sein Bart so weiß.
+
+Die Rute, die Rute
+hat er dabei verbrannt;
+heut sind die Kinder artig
+im ganzen deutschen Land.
+
+Ach Ruprecht, ach Ruprecht,
+du lieber Weihnachtsmann:
+komm auch zu mir mit deinem
+Sack heran!
+
+
+
+SANKT NIKLAS' AUSZUG
+
+
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
+klopft seine lange Pfeife aus
+und sagt zur heiligen Kathrein:
+Öl mir die Wasserstiefel ein,
+bitte hol auch den Knotenstock
+vom Boden und den Fuchspelzrock,
+die Mütze lege oben drauf,
+und schütte dem Esel tüchtig auf,
+halt auch sein Sattelzeug bereit;
+wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
+Und daß ich's nicht vergeß, ein Loch
+ist vorn im Sack, das stopfe noch!
+Ich geh derweil zu Gottes Sohn
+und hol mir meine Instruktion.
+
+Die heilige Käthe, sanft und still,
+tut alles, was Sankt Niklas will.
+Der klopft indes beim Herrgott an,
+Sankt Peter hat ihm aufgetan
+und sagt: Grüß Gott! wie schaut's denn aus?
+und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
+
+Da sitzen die Englein an langen Tischen,
+ab und zu Feen dazwischen,
+die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,
+und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
+hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
+fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
+packen die Schachteln, binden sie zu
+und haben so glühende Bäckchen wie Du.
+Herr Jesus sitzt an seinem Pult
+und schreibt mit Liebe und Geduld
+eine lange Liste. Potz Element,
+wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!
+Die sollen die schönen Engelsgaben
+zu Weihnachten haben.
+
+Was fertig ist, wird eingesackt
+und auf das Eselchen gepackt.
+Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
+Kinder, er ist ein alter Mann,
+und es fängt tüchtig an zu schnein,
+da muß er schon vorsichtig sein.
+
+So geht es durch die Wälder im Schritt,
+manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
+und wo er wandert, bleibt im Schnee
+manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
+Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
+da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
+macht leise alle Türen auf,
+jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
+Sankt Niklas, Sankt Niklas,
+was hast du gebracht?
+was haben die Englein
+für uns gemacht?
+"Schön Ding, gut Ding,
+aus dem himmlischen Haus;
+langt in den Sack! holt euch was raus!"
+
+
+
+BESCHEIDENE FRAGE
+
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der flinken Grete was?
+Sie ist fast immer artig gewesen,
+hat fleißig in ihrer Fibel gelesen,
+kann das große H schon ganz richtig schreiben,
+wird Ostern gewiß nicht sitzen bleiben;
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du dem dicken Peterle was?
+Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,
+aber beten kann er schon wunderschön:
+"Lieber Dott, mach alle Menßen dut,
+nimm alle unter deinen Hut'"
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihm was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der kleinen Lene was?
+Sie gehört der armen Flick-Marie
+und hat schon lange ein schlimmes Knie;
+zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,
+sieht immer so blaß und ängstlich aus.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ich wünsch mir selber auch noch was:
+möcht in der Weihnacht mit dir gehn,
+mir all die fröhlichen Kinder besehn,
+wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken
+und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du mir das?
+
+
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+
+WIDMUNG
+
+
+Klänge wachsen auf den Wegen
+im Gebüsch, im jungen Grün;
+alle meine Melodien
+möchte ich mit leisem Segen
+abends auf dein Kissen legen.
+
+Wilde Blumen, seltne Früchte:
+was der reife Sommer bringt,
+möcht ich in dein Zimmer tragen,
+sollst mir keine Antwort sagen--
+Still--der Traum versinkt--verklingt.
+
+
+
+SONNE
+
+
+Sonne scheint draußen und scheint in die Stube,
+unten am Boden kugelt mein Bube,
+greift nach den schimmernden, flimmernden Stäubchen;
+ich sitze am Fenster und nähe ein Häubchen,
+ein ganz kleines Häubchen aus weißem Batist.
+Ob's wohl ein Mädel ist?--
+Und hat's _seine_ Augen, _seinen_ trotzfrohen Sinn,
+dann weiß kein Mensch, wie glücklich ich bin!
+Bloß Er--Er--sein liebes Gesicht-- --
+"Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?"--
+
+
+
+MARIENLIED
+
+
+Maria herzt ihr Kindlein
+und küßt sein rotes Mündlein;
+sie weiß es nicht,
+daß einst zu Golgatha
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+Der Wind mit Blumendüften
+tut des Kindes Härlein lüften;
+nicht weiß der Wind,
+daß einst zu Golgatha
+unschuldig Blut verrinnt.
+
+Sein Lämmlein kommt gesprungen,
+spielt um den holden Jungen;
+sieht nicht von fern,
+daß man zu Golgatha
+einst höhnt den lieben Herrn.
+
+Ihr sorgend Mutterherzen
+müßt es fein still verschmerzen;
+ihr wißt es nicht,
+wann eurem teuren Kindlein
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+
+
+KORSISCHES WIEGENLIED
+
+
+Schlafe, mein kleiner Wildling,
+du schlankes Reis, schlaf ein;
+draußen im Mondschein die Pappel
+sieht auf dein Bett herein.
+
+Träume, mein heißer Wildling;
+was ballst du die kleine Faust?
+Kühl geht der Wind durchs Fenster,
+die hohe Pappel braust.
+
+Wachse, mein trotziger Wildling,
+wachse dich hoch und frei,
+horch auf die herrischen Stürme
+und des Adlers stolzen Schrei!
+
+Räche mich, Sohn meiner Wildheit,
+räche den Mutterleib,
+Schärfe den Dolch und töte,
+töte das fremde Weib!
+
+
+
+KÖNIGSKIND
+
+
+--1--
+
+Schlafe ruhig, Königskind;
+wie im Traume singt der Wind,
+schweigend sitzt der Mond zu Haus,
+gießt die weißen Strahlen aus,
+gießt sie über das weite Land,
+über Wald und Hügelwand.
+
+Taube gurrt im dunklen Laub,
+Käfer surrt und fliegt auf Raub,
+Fischlein steht im Wasser still,
+weiß nicht, ob es schwimmen will.
+Was dir auch das Leben spinnt:
+träume, Königskind!
+
+
+--2--
+
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland,
+er flog wohl sieben Tage lang
+über fremde Wälder und Seen;
+da wurden ihm die Flügel lahm,
+und als er ans große Wasser kam,
+konnt er nicht weiter.
+
+Ein Mägdlein mußte von Hause fort,
+in ein fernes Land an fremden Ort,
+so bang und alleine.
+Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:
+Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,
+sonst trifft dich ein Unheil.
+
+Das Vöglein fiel aus der Höh herab,
+brach die Flügel beide und fand sein Grab
+im öden Lande;
+das Mägdlein verlor der Mutter Blut,
+verlor den Weg und verlor den Mut
+und irrt in der Fremde.
+
+
+--3--
+
+Waldtaube saß gefangen,
+Kuruh, das Vögelein,
+wohl hinter Gitter und Stangen;
+da ließ das Köpflein hangen
+Kuruh das Vögelein.
+
+Waldtaube saß am Gitter,
+Kuruh, das Vögelein,
+da kam ein blauer Ritter,
+ein Falke an ihr Gitter:
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+Und bist du auch gefangen,
+Kuruh, mein Vögelein,
+meine Liebe zerbricht die Stangen,
+zu dir will ich gelangen,
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+Mit seinen starken Fängen
+tat er das Gitter aufzwängen,
+Kuruh, mein Vögelein.
+Sie breiteten aus die Flügel,
+flogen weithin über die Hügel,
+grad in die Sonne hinein,
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+
+
+HEIMWEH
+
+
+Quellchen geht in den Rauschebach,
+Bach geht in den Fluß,
+Fluß geht vorbei am Elternhaus,
+Mütterchen hört seinen Gruß;
+grüße mir, Quellchen, grüße mir fein
+Vater und Mutter, vergiß es nicht, nein?
+
+Vater pfeift seinem Hühnerhund,
+Mutter sorgt für den Herd,
+Schwesterchen gießt ihre Tausendschön,
+Bruder zäumt sich sein Pferd;
+grüße mir, Quellchen, ich bin so allein,
+Bruder und Schwester, vergiß es nicht, nein?
+
+
+
+ELFENREIGEN
+
+
+ Eia, wir Elfen,
+ wir kommen und helfen,
+ eh du's gedacht, Kind, eh du's gedacht.
+ Wir kommen
+ im frommen
+ Geleuchte der Nacht,
+ Gewänder
+ und Bänder
+ vom Monde erdacht;
+ wir schweben
+ und heben
+ im Reigenspiel sacht
+ die Schleier
+ zur Feier
+ der freundlichen Nacht.
+ Eia, wir reichen
+ uns schmeichelnd die weichen
+ Hände im gleichen
+ lieblichen Takt, im lieblichen Takt.
+ Wir gleiten
+ durch Weiten
+ der wandernden Welt,
+ wie ziehende
+ fliehende
+ Nebel im Feld;
+ wir lauschen,
+ dem Rauschen
+ der Quellen gesellt,
+ und schauen
+ die blauen
+ Gefilde bestellt.
+ Eia, wir zeigen
+ im silbernen Reigen
+ mit Nicken und Neigen
+die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.
+
+
+
+WIEGENMÄRCHEN
+
+
+Des Mondes Tochter, Mirlamein,
+kam in die warme Welt herein,
+sie kam aus ihres Vaters Haus
+auf einer weißen Fledermaus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Da saß Prinzessin Mirlamein
+auf einem großen weißen Stein
+mitten in blühender Heide
+in ihrem milchweißen Kleide.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+In ihren Händen bleich und fein
+hielt sie die Flöte aus Elfenbein;
+sie blies--das klang so hell und hold,
+als ob ein Engel uns trösten wollt.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Gleich stecken alle Vögelein
+den Kopf in die Flügel und schlummern ein,
+die Hirsche und Rehe im tiefen Wald
+suchen ihr Lager und schlafen bald.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Glühwürmchen löscht das Lämpchen aus,
+fliegt müde in sein Blätterhaus,
+die Tauben gurren im Schlaf kuruh,
+mein Kind macht auch die Augen zu.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Die Flöte verklingt. Vom Heidestein
+wehen die Schleier der Mirlamein,
+Sie winkt der weißen Fledermaus
+und fliegt zum stillen Mond nach Haus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+
+
+TRAUMBALLADE
+
+
+Traumkönig geht durch bleiches Land,
+rings grüßen ihn verstohlen
+die braunen Nachtviolen;
+Marlenchen geht an seiner Hand,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht an den Rosmarinstrauch,
+da brennen die Lebenskerzen,
+sie brennen mit roten Herzen;
+Marlenchen fühlt ihren heißen Hauch,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht am See entlang,
+die Wasserelfen singen
+ein Lied von kühlen Dingen;
+Marlenchen überkommt es bang,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht mit leisem Schritt
+hinein in die weichen Wellen,
+die silbern im Mond aufquellen;
+Marlenchen geht in die Tiefe mit,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+
+
+MUTTER HULE
+
+
+(nach einer alten Volksdichtung)
+
+
+Die alte Mutter Hule
+kann reisen ohne Geld:
+sie setzt sich auf den Gänserich
+und reitet durch die Welt.
+
+Die alte Mutter Hule,
+die hat im Wald ein Haus;
+der Uhu sitzt als Wächter davor,
+läßt niemand 'rein und 'raus.
+
+Frau Hulens Sohn heißt Michel,
+der ist nicht grad, nicht krumm;
+am Sonntag ist er manchmal klug
+und Montags manchmal dumm.
+
+Sie schickte ihn zum Markte,
+da kauft er sich 'ne Gans;
+die flatterte und schnatterte
+und wippte mit dem Schwanz.
+
+Frau Hule holt den Ganter;
+wie liebten sie sich gleich!
+Sie fraßen zusammen aus einem Napf
+und schwammen in einem Teich.
+
+Des Morgens in der Frühe
+fand Michel ein großes Ei;
+das hatte die liebe Gans gelegt,
+der Gänserich stand dabei.
+
+Der Michel lief zur Hule:
+guck, was ich dir gebracht,
+ein goldnes Ei. Die Hule sagt:
+das hast du brav gemacht.
+
+Der Michel trug's zu Markte,
+drei Dukaten wollt er haben;
+der Jud wollt bloß die Hälfte geben,
+da schmiß er ihn in'n Graben.
+
+Er ging am Schloß vorüber,
+da stand ein Fräulein lilienschön;
+dem Michel schwoll das Herze,
+er blieb ein bißchen bei ihr stehn.
+
+Der Jude und ein Ritter
+fielen über Michel her
+von vorne und von hinten,
+da schrie der Michel sehr.
+
+Die alte Mutter Hule
+flog über Prag und Wien,
+verwandelt ihren Michel schnell
+in einen Harlekin.
+
+Und auch das Fräulein rührte sie
+mit ihrem Flederwisch,
+da stand ein Kolombinchen da
+mit Backen rot und frisch.
+
+Wo blieb das goldne Ei, huchjee?
+Das rollte weit ins Meer.
+Der Michel zog die Stiefel aus
+und sockte hinterher.
+
+Die alte Mutter Hule
+sattelt hui die große Gans
+und flog damit zum roten Mond,
+denn da war Fastnachtstanz.
+
+
+
+EIN SINGSANG VOM RHEINE
+
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brück von Köllen an!
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl über den grünen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weißen Wein,
+den hat das Schiff geladen.
+
+Zu Köllen an der Brücke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Was wollen die Herren trinken?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weißen Wein,
+den wollen die Herren trinken.
+
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl über den grünen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, blonde Jüngferlein,
+ ei, braune Jüngferlein,
+die hat das Schiff geladen.
+
+Zu Köllen an der Brücke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Wen wollen die Herren küssen?
+ Ei, blonde Jüngferlein,
+ ei, braune Jüngferlein,
+die wollen die Herren küssen.
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brück von Köllen an!
+
+
+
+BADEBALLADE
+
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+badeten im Teiche,
+strampelten, tauchten,
+plantschten und fauchten;
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Murrian Knurr, der Pudelhund,
+kam vorbei am Teiche,
+erhob ein Geschrei: Herbei! Polizei!
+da baden zwei, nackend und frei!
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+sprangen aus dem Teiche,
+faßten Murrian am Kopf, an Schwanz und Zopf,
+seiften ihn ein, trotz Bellen und Schrein,
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+baden wieder im Teiche,
+hampeln und strampeln, spritzen und tauchen,
+patschen und plantschen, prusten und fauchen,
+ --hell lacht die alte Eiche.
+
+
+
+DER TEUFEL UND DIE KATZ
+
+
+(nach Schwinds Bildern)
+
+
+Ein Kätzlein ging einst jagen,
+welch schöne Katz, welch feine Katz;
+an einer Kirchhofsmauer,
+da lag sie auf der Lauer
+und fing sich einen Ratz.
+
+"Ach Kätzlein, laß mich leben,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+will dienen deinem Willen,
+jed Wünschlein dir erfüllen
+als dein getreuer Schatz."
+
+Das Kätzlein ließ sich rühren,
+die schöne Katz, die feine Katz;
+sie ließ die Ratte leben,
+tat ihr ein Laternchen geben,
+zu leuchten bei der Hatz.
+
+"Ich tu dir wacker helfen,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+brauchst bloß die Öhrlein spitzen,
+da laufen aus Spalt und Ritzen
+Langschwänze auf den Platz."
+
+Der Ratz ward groß und größer--
+"Du schöne Katz, du feine Katz,
+wir wollen beid spazieren,
+am Arm will ich dich führen
+als dein getreuer Schatz.
+
+Dein Schwänzlein will ich kämmen,
+ei schöne Katz, ei feine Katz!"
+Er rupft sie zum Erbarmen,
+kein Mauen hilft der armen,
+vor Schmerz tut sie 'nen Satz.
+
+Hätt ich dich doch gefressen,
+ich gute Katz, ich feine Katz;
+ein Untier bist du worden,
+wirst mich gewiß noch morden,
+du Ungetüm von Ratz.
+
+Er sprang ihr auf den Rücken:
+"Hei, Schöne Katz, hei, feine Katz,
+jetzt habe _ich_ zu sagen,
+mußt mich als Reiter tragen
+auch ohne Zaum und Latz.
+
+Jetzt fahren wir zur Hölle,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+heidi, ein Katzenbraten
+wird dem Teufel schon geraten,
+ich schür den Ofen, Schatz."
+
+
+
+DER ESEL UND DIE LÖWENHAUT
+
+
+(nach der Fabel von Hans Sachs)
+
+
+Ein Müllersmann aus Oberwesel
+hatt 'nen gewitzten jungen Esel;
+der weidete auf grünem Gras
+und dachte sich so dies und das,
+wollt für sein Leben gern auf Erden
+was Bessers als ein Esel werden.
+Da fand er--und sein Herz schlug schnell--
+ein unversehrtes Löwenfell.
+Er kriecht hinein, es paßt ihm gut,
+er fühlt auch gleich des Löwen Mut
+und denkt mit innerstem Behagen:
+nun brauchst du nicht mehr Säcke tragen.
+Stolz trabt er durch den Wald daher,
+tut ganz, als ob ein Leu er wär,
+schüttelt die Mähne, schlägt mit dem Schweif
+und setzt die Tatzen breit und steif.
+Das Häslein spitzt das lange Ohr,
+die Sache kommt ihm kitzlig vor,
+es springt hinweg; das Rehlein auch.
+Wie freut sich da der eitle Gauch!
+Und als der Müller, der ihn sieht
+von weitem, auch erschrocken flieht,
+kann er vor Wonne kaum sich fassen,
+muß laut sein I-A tönen lassen.
+Da merkt der Müller, wen er hat,
+prügelt den Esel mürb und matt
+und schimpft ihn aus: du dummes Vieh!
+zum Löwen wird ein Esel nie;
+du hast mich mit dem Fell genarrt,
+das sollst du büßen, Esel, wart!
+und schlägt und pufft ihn immer mehr.
+Der Esel hängt die Ohren sehr,
+als so sein Meister ihn verbläut;
+sein Hochmut hat ihn recht gereut,
+wollt fürder Säcke tapfer tragen,
+nie mehr nach Löwenhäuten fragen.
+
+
+
+EIN SPATZENGESPRÄCH
+
+
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+und hatte einen Ring erhandelt
+mit einem seltsam geschliffenen Stein;
+sollte der Ring König Salomos sein.
+Wer ihn besäße, verstünde sofort
+zahlreicher Tiere Geberde und Wort,
+könnte das Gras beim Wachsen belauschen,
+hörte Musik aus den Quellen rauschen,
+verstünde die Sprache von Baum und Stein,
+müßte aber ein Sonntagskind sein.
+Nun, ich war zu meinem Frommen
+Beim Glockenläuten auf die Welt gekommen,
+nahm meinen Ring, bezahlte bar,
+und--war jetzt klüger, als ich war.
+
+Fröhlich ging ich zur Stadt hinaus,
+wußte da ein einsames Bauernhaus,
+warf mich glatt in die Frühlingsruh,
+kaute Halme und pfiff dazu,
+dachte an dies und dachte an das,
+wie so gedeihlich aus Ernst und Spaß
+die Welt sich verbastelt zum Gottgetriebe,
+dachte an Glauben, dachte an Liebe,
+und wie hellauf über Zacken und Kanten,
+trotz Pflichten, Gesetzen und alten Tanten,
+das Leben in neue Blüten schießt,
+in die der Saft der Zeit sich ergießt.
+Dachte und dachte, eiferbeflissen,
+glaubte den Weg aller Wege zu wissen,
+genau der Länge nach und der Breite,
+der die Welt zum Heile geleite;
+dachte-- --was man so buntes denkt,
+wenn über einem die Sonne hängt.
+
+Neben mir blühte lichtblauer Flieder;
+ein Spatzenpärlein ließ sich drin nieder,
+die plusterten zärtlich die dicken Hälschen,
+zogen sich Federchen aus den Pelzchen,
+sahen recht verliebt darein,
+mußten wohl jung verheiratet sein.
+Doch das Schweigen währte nicht lange,
+bald war eine Unterhaltung im Gange;
+ja, mein Ring kam mir trefflich zustatten,
+deutlich verstand ich das Plaudern der Gatten
+und durfte mit Vergnügen ermessen,
+sie hatten höhere Interessen.
+
+"Männe," sagte das Spatzenfrauchen
+und rückte näher an ihr Grauchen,
+"du bist so klug vom vielen Reisen,
+könntst mich ein wenig unterweisen.
+Sag mir doch, was die Menschen wollen,
+wenn sie die Erde in dicken Schollen
+aufwerfen; nie kriegen sie genug
+von ihrem Getue mit Spaten und Pflug."
+"Hm," sagte der Spatzmann mit Bedacht,
+nachdem er ein Weilchen nachgedacht,
+"Hm, in der Erde gibt's schöne Dinge,
+Zum Beispiel Käfer und Engerlinge,
+die werden sie brauchen zu Schmaus und Festen
+und werden damit ihre Jungen mästen.
+Auch Körner graben sie sehr gescheit
+in den Boden ein; und wenn's friert und schneit,
+und es ist Futtermangel im Haus,
+graben sie alle wieder aus."
+
+"Du bist doch der gescheiteste Spatz,"
+sagte die Spätzin, "mein trautester Schatz.
+Doch noch was andres wollt ich dich fragen,
+du kannst mir sicherlich auch sagen,
+warum die Sonne morgens aufsteht
+und abends wieder untergeht;
+ich habe mir seit vielen Wochen
+umsonst darüber den Kopf zerbrochen."
+Der Spatz putzt sich den Schnabel und spricht:
+"Kleines Närrchen, das weißt du nicht?
+Wie sollten wir Vögel anders wissen,
+wann wir morgens ausfliegen müssen?
+Die Sonne ist da, um uns zu wecken
+und abends uns wieder ins Nest zu stecken."
+
+"Ja, ja, nun wird mir alles klar,"
+sagte das Weibchen; "ganz offenbar
+hast du da recht. Doch in der Nacht
+der Mond? für wen ist der gemacht?"
+"Der Mond? Ach, nenn mir den Falschen nicht;
+der hält es mit dem Katzengezücht,
+lockt Marder und Eulen auf unsre Brut,
+drum hass' ich ihn mit aller Wut."
+Und zornig sträubt der kleine Mann
+die Federn und sieht sein Weibchen an.
+Das drängt sich an ihn, zärtlich, dicht,
+glättet ihm die Daunen an Hals und Gesicht
+und flüstert erschrocken: "Du hast ja recht,
+der meint es gewiß mit uns Vögeln schlecht;
+nie nenn ich ihn wieder. Doch sag mir, du Bester,
+ob nicht auch in der Menschen Nester
+die Sonne Licht und Wärme bringt,
+daß alles früh aufsteht und singt?"
+
+"Nein, Kind, für _uns_ ist die Sonne gemacht,
+uns bringt sie Tag, uns bringt sie Nacht.
+Die Menschen haben in ihren Zimmern
+ihre eignen Sonnen, ich sah sie flimmern.
+Als ich mal nachts, aus dem Schlaf geschreckt,
+an ein Fenster stieß, hab ich's entdeckt:
+sie machen bloß knips, dann haben sie Licht,
+die brauchen unsre Sonne nicht."
+
+Das Spatzenfrauchen schien ganz beglückt
+von so viel Klugheit und sah entzückt
+ihr Männchen an: "Du bist ein Genie,
+und weißt auch sicher, warum und wie
+die Menschen in ihren Steinhäusern kleben
+und nicht so frei wie wir Vögel leben?"
+
+Das Spätzchen guckte ein wenig ins Land,
+hatte aber die Antwort schnell bei der Hand:
+"Vor Mardern und Eulen und Katzengetier
+sind sie in den Häusern viel sichrer als wir,
+und, was der wichtigste Grund von allen,
+kein Junges kann aus dem Neste fallen.
+Ja, ja, die Menschen haben Geist,
+sind auch den Vögeln gefällig meist,
+haben sie doch von Land zu Land
+lauter feste Drähte gespannt,
+damit unsre Wandrer scharenweise
+sich ausruhn können auf der Reise.
+Auch Versammlungen werden von Jungen und Alten
+im Herbste darauf abgehalten;
+wir sind ihnen wirklich zu Dank verpflichtet,
+so praktisch haben sie's eingerichtet."
+
+"Glaub's schon, die Menschen sind recht klug,
+aber noch immer nicht klug genug,"
+sagte das Weibchen; "was würden sie geben,
+könnten sie frei in den Lüften schweben,
+doch sind sie zu ungeschickt zum Fliegen
+und werden niemals Flügel kriegen."
+
+"Bloß mit den dicken seidenen Bällen
+steigen sie manchmal tausend Ellen,"
+lachte das Männchen; "was nur die tollen
+Leute bei uns in den Lüften wollen?
+Jetzt baun sie sogar allerhand Gestelle
+und rasen herum mit Windesschnelle.
+Auch der Dompfaff lachte neulich
+und meinte, er fände die Dinger abscheulich;
+sinnlos wär dies Gefliege und Rattern,
+kein Mücklein könnt man dabei ergattern.
+Ernsthaft sitzen sie in dem Kahn
+und gucken die Welt durch Röhren an;
+es ist wirklich lachhaft mitanzusehn.
+Komm, Schatz, wir wollen zu Bette gehn;
+für heute hast du genug profitiert,
+morgen wird wieder ein Stündchen doziert."
+Eine Weile noch plusterte da was rum,
+dann waren die Plappermäulchen stumm.
+
+Ich aber ging übers stille Feld;
+so malt sich in Spatzenköpfen die Welt,
+dacht ich und lächelte überlegen.
+Da hört ich's in den Lüften sich regen,
+eine alte Esche rief mir zu:
+"Wieviel ist der Spatz denn beschränkter als du?
+Seid ihr Menschen nicht auch allesamt
+zu solchen unwissenden Tierlein verdammt,
+die das große Warum und das ewige Wie
+mit ihrer täppischen Kindsphantasie
+zu begreifen suchen? Dürft ihr vertraun
+dem Funken in euch und aufwärts schaun?
+Sind eure stolzesten Grübler und eifrigsten Späher
+der Gottheit nur um ein Strichelchen näher?"
+So sprach die Esche. Ich sah in die Weiten,
+sacht fühlt' ich den Ring mir vom Finger gleiten,
+scheu blickt' ich hin--er war verschwunden,
+und niemals hab ich ihn wiedergefunden.
+
+
+
+DREI KOBOLDSTREICHE
+
+
+Fixfax der arge Kobold spricht:
+die Langeweile bekommt mir nicht,
+ich will in lustigen Abenteuern
+den alten Koboldruhm erneuern,
+denn geht's den Menschen allzu glatt,
+wird ihre Seele stumpf und matt.
+Drum will ich sie in diesen Tagen
+ein wenig necken, ein wenig plagen;
+ein Kobold will doch auch mal lachen,
+sich über die Menschlein lustig machen,
+die den Kern aller Dinge glauben zu kennen
+und sich so leicht die Finger verbrennen.
+Drum, Fixfax, auf zu keckem Wagen,
+stör ein bißchen ihr Wohlbehagen,
+brauchst sie ja nicht ins Unglück zu hetzen,
+ihnen bloß ein paar sanfte Püffe versetzen.
+
+
+ERSTER STREICH
+
+Ei, wie strömen Wohlgerüche
+aus Frau Puffkes Wirtschaftsküche,
+denn für hungrige Soldaten
+will sie grad ein Ferkel braten;
+alles ist schon gut bereit
+und die Essenszeit nicht weit.
+Fixfax nun, das muntre Mätzchen,
+klettert hurtig wie ein Kätzchen
+hoch hinauf zu Schornsteins Rand,
+setzt sich listig und gewandt
+mitten auf das Loch da, schwapp,
+und nun zieht der Rauch nicht ab;
+rückwärts strömt er in die Küche,
+weg sind alle Wohlgerüche,
+und Frau Puffke steht und hustet,
+krebsrot im Gesicht, und prustet,
+kann dem dicken Rauch nicht wehren,
+sich die Sache nicht erklären.
+Rennt zum Schornsteinfeger Krause,
+aber der ist nicht zu Hause;
+niemand weiß, wo Krause schweift,
+und Frau Puffke steht und keift,
+denn die Uhr läuft immer weiter.
+Endlich kommt er mit der Leiter,
+um den Schaden zu ergründen,
+doch er kann durchaus nichts finden;
+denn der Fixfax, wohlbedacht,
+hat sich aus dem Staub gemacht,
+und Herr Krause mit dem Besen
+brummt, die Sonne sei's gewesen.
+Vier Uhr schlug's, als die Soldaten
+endlich kriegten ihren Braten.
+
+
+ZWEITER STREICH
+
+Vor dem Spiegel, kerzengrad,
+steht Herr Amtsvorsteher Plath;
+tadellos und mit Geschmack
+sitzt die Hose und der Frack,
+ausgezeichnet auch die glatte
+blütenweiße Taftkrawatte,
+Kragen, Vorhemd, _comme il faut_,
+und Herr Plath ist seelenfroh.
+Langt noch sorglich aus dem Schrank
+den Zylinder blitzeblank;
+nimmt dann Stock und Handschuh munter,
+steigt voll Stolz die Treppe runter,
+denn er ist heut eingeladen
+Zum Empfang bei ihrer Gnaden
+der Prinzessin Schneckenstein,
+und das hebt ihm Brust und Bein.
+Fixfax aber dachte gleich:
+wart, dir spiel ich einen Streich.
+Auf den Taubenboden geht er
+und nach losen Federn späht er,
+sammelt allen Flaum ins Säckchen,
+bläst verschmitzt das ganze Päckchen
+über Plathens neuen Frack
+und auf seinen _Chapeau-claque_.
+Plath sieht ganz befiedert aus,
+doch er ahnt nichts von dem Graus,
+steuert durch die Nacht geschwind,
+denkt bloß: was für'n arger Wind!
+tritt mit Würde in den Saal,
+Alle lachen--o Skandal!
+Bis er endlich sich besieht
+und geknickt von dannen flieht.
+Draußen denkt er ärgerlich:
+So ein Pech, das hab nur ich!
+
+
+DRITTER STREICH
+
+Auf des Sofas weichem Grunde
+schlummert sanft mit offnem Munde
+Pastor Pfannkuch. Nur die Fliegen
+summen sich was zum Vergnügen,
+sonst ist's muckstill. Fast erledigt
+liegt der Text der Sonntagspredigt
+auf dem Schreibtisch. Sonnenfleckchen
+spielen in den Zimmereckchen;
+nichts bedroht den tiefen Frieden,
+der dem frommen Mann beschieden.
+Doch da stiehlt sich in die Stube
+Fixfax, dieser lose Bube,
+kichert, fängt ein Dutzend Fliegen,
+die sind hier sehr rasch zu kriegen,
+tunkt sie in das Tintenfaß,
+bis sie gänzlich schwarz und naß,
+läßt sie dann gleich wieder fliegen
+und entfernt sich mit Vergnügen.
+Nach 'nem Weilchen, ach Herrjee,
+kommt Frau Pastor mit dem Tee,
+ruft voll Abscheu, Schreck und Graus:
+Berthold! Mensch, wie siehst du aus!
+bist ja wie'n Idiot beschmiert,
+Backen, Nase, schwarz karriert!
+Himmel, auch die neue Predigt
+ist beschmudelt und beschädigt,
+und auf meinen weißen Deckchen
+grinsen lauter Tintenfleckchen!
+Mann, wie hast du das getan?
+Und sie sehn sich grübelnd an...
+
+Fixfax aber, auf der Wacht,
+sitzt im Mauseloch und lacht
+sich ins Fäustchen ohne Reue,
+und--gebt Acht--er wird sich neue
+Schelmentaten ausklabuntern,
+um uns Menschen aufzumuntern.
+
+
+
+SPUK
+
+
+(nach alten Mustern)
+
+
+Der Bauer schläft im Hirsekraut;
+wer fährt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Der rote Mond guckt übern Strauch,
+der Bauer schläft und wacht nicht auf.
+
+Wer fährt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Aus ihrem Loche lugt die Maus,
+der Fuchs schleicht sacht aus seinem Bau;
+der Bauer träumt und wacht nicht auf.
+
+Der Mond scheint hell und hoch herauf,
+der Marder schleicht durchs fahle Laub,
+die Eulen huschen schwarz und grau;
+der Bauer stöhnt, doch wacht nicht auf.
+
+Husch, horch: Wer trippelt und trappelt zu Hauf?
+Wer spannt die müden Gäule aus?
+Die Gäule wissen den Weg nach Haus;
+der Bauer schläft im Hirsekraut.
+
+Wer kichert in des Wagens Bauch?
+Wohin rollen die Räder ohne Ruck, ohne Laut?
+Wer hält sie an am Garten, am Zaun?
+Wer fuhr dem Bauer sein Heu nach Haus?
+
+Der kommt verstört beim Morgengraun:
+O Frau, mein Heu! O Frau, mein Traum!
+Die Frau führt lachend ihn zum Zaun,
+da zupft die Ziege vom Wagen das Kraut.
+
+"Schlaf andermal nicht und sei nicht faul,
+wenn der Vollmond steigt übern Berg herauf;
+die Kobolde fuhren dein Heu nach Haus,
+jetzt geh und leg ihnen Speck und Kraut."
+
+
+
+DER MÄRCHENKÖNIG UND SEIN TÖCHTERLEIN
+
+
+Herbei, ihr kleinen Wichte,
+Kobold, Alraun und Wurzelmann,
+schafft hunderttausend Lichte
+und putzt damit die Bäume an!
+Bis in die höchsten Spitzen
+soll Licht bei Lichtlein blitzen.
+
+Der Mond und alle Sterne
+sind doch bloß blasser Himmelsschaum;
+mein Töchterlein will gerne
+den ganzen Wald zum Weihnachtsbaum.
+Drum macht, wie ich euch sage,
+die Nacht zum hellen Tage!
+
+Der Märchenkönig spricht's. Im Nu
+geht's an ein Lichterkneten;
+kein einziger sieht müßig zu,
+gönnt kaum sich Zeit zum Beten.
+Und als die Heilige Nacht heran,
+zünden sie alle Kerzen an.
+
+Hei, war das ein Gestrahle,
+ein Leuchten, flimmern, überhell,
+als brach mit einem Male
+von Fels zu Fels ein Feuerquell.
+Auf Zweig und Äste blicken
+die Bäume mit Entzücken.
+
+Der Meister führt sein Töchterlein
+durch diese Weihnachtspracht.
+Sie schreitet wie im Sonnenschein,
+fühlt Kälte nicht noch Nacht,
+und flüstert traumverloren:
+Die Liebe ward geboren.
+
+Da rauschte durch die Weiten
+dies wundersame Wort,
+in Erd- und Himmelsbreiten
+pflanzt es sich heilig fort.
+Mit hunderttausend Kerzen
+glüht's heut in allen Herzen,
+klingt's heut durch alle Ohren:
+Die Liebe ist geboren!
+
+
+
+WEIHNACHTSGANG
+
+
+Es war zur lieben Weihnachtszeit,
+die Wälder lagen tief verschneit,
+im Acker schlief in guter Ruh
+das Korn und träumte dem Frühling zu,
+die Winternachmittagssonne stand
+wie ein gelber Fleck an weißer Wand--
+da schritt ich hinaus in die blinkende Weite
+und summte ein Lied mir zum Geleite.
+
+Wie ich so ging auf stillen Wegen,
+kam mir ein seltsamer Zug entgegen.
+Ein Eselchen ganz vollgesackt
+mit Schachteln und allerhand Kram bepackt,
+Schritt langsam durch die Felderruh;
+Sein Führer rief ihm bisweilen zu,
+es war ein Alter in weißem Haar,
+mit Runzelgesicht und sonderbar
+altmodischem Pelzwerk, sonst gut bei Kräften,
+die Füße staken in hohen Schäften
+und kamen munter mit Hott und Hüh
+grad auf mich zu samt dem Eselsvieh.
+Potz Blitz, fällt mir auf einmal ein,
+das muß doch der Gottesknecht Ruprecht sein.
+Ich blicke scharf in das bärtge Gesicht:
+"Grüß Gott, mein Alter, kennst du mich nicht?
+Ich hab doch oft dein Loblied gesungen,
+und all die Mädels und all die Jungen,
+die noch an Mutters Rockzipfel hängen
+oder sich auf den Schulbänken drängen,
+kennen dich wie ihre großen Zehen,
+doch hat wohl noch niemand dich draußen gesehen.
+Sonst kamst du immer auf heimlichen Wegen
+uns erst in der heimlichen Stube entgegen
+mit Sack und Pack und netten Geschenken;
+was soll ich, Weihnachtsmann, von dir denken?
+Da stehst du nun mit Haut und Haar,
+bist nicht ein bißchen unsichtbar,
+wie es dir zukommt."--"So ist meine Art,"
+brummte der Alte und strich sich den Bart,
+"ich denke mir gern Überraschungen aus,
+für diesmal mach ich's außerm Haus;
+komm mit, da sollst du was erleben,
+das wird ein Extra-Vergnügen geben."
+"Topp," rief ich, "Alter, ich bin dabei,
+ich höre gern lustiges Kindergeschrei."
+
+So schritten wir rüstig zur Stadt. Am Tor
+langte Ruprecht ein hölzernes Pfeifchen hervor
+und blies. Wie konnte der Alte pfeifen!
+Jetzt lernt ich den Rattenfänger begreifen:
+aus allen Straßen, aus Tür und Tor
+--mir klingt der Lärm noch immer im Ohr--
+mit Jubeln und Lachen, in bunten Haufen
+kamen wohl hundert Kinder gelaufen.
+Sie tanzten um Ruprecht, bettelten, baten,
+eins um 'ne Kutsche, eins um Soldaten,
+eins um ein Püppchen, eins um ein Büchlein,
+eins um ein Rößlein, eins um ein Tüchlein,
+und Ruprecht langte in seinen Sack
+und gab, was es wünschte, dem kleinen Pack.
+Ja, jedes Kind durfte etwas erlangen;
+aber die übermütigen Rangen
+schrien durcheinander und wollten mehr,
+kletterten über das Eselchen her,
+zupften den Ruprecht an Bart und Kragen,
+wollten ihm gar die Säcke wegtragen.
+Da wurde es aber dem Alten zu bunt,
+er nahm sein Zauberpfeifchen, und--
+schrill kam ein Ton. Wie erschraken sie doch.
+Sie wurden ganz kleinlaut, man hörte nur noch:
+"Komm, Fritzchen--Hans, laß doch--nicht schreien, Marie--
+Knecht Ruprecht wird böse--seht ihr nicht wie?!"
+Und sie stellten sich artig um ihn herum
+und waren wie die Mäuschen stumm.
+Er kommandierte: "Linksum, kehrt,
+nun geht nach Hause, wie sich's gehört!"
+Da faßten die Großen die Kleinen an:
+"Grüß Gott und schönen Dank auch, Herr Weihnachtsmann."
+
+Und wieder tönte die Schalmei,
+die Kinder trabten zwei zu zwei
+und sangen lustig die Weise mit,
+und fern und ferner klang ihr Schritt;
+mein Blick verfolgte den kleinen Schwarm.
+Wie sind ihre Bäckchen vor Freude warm--
+so dacht ich--und Freude ist der Saft,
+den wir auf unsrer Wanderschaft
+durchs Leben aus frohen Kindertagen
+ins graue Alter mit hinübertragen
+als verjüngendes Elixier;
+ein gut Teil davon verdanken wir dir,
+du alter bärtiger Gottgeselle!
+Ich sah mich um--leer war die Stelle,
+nur fern in der dämmernden Abendluft
+verschwebte ein Wölkchen wie Weihrauchduft,
+und durch die feiernde Stille drang
+der erste hohe Glockenklang.
+
+
+
+WEIHNACHTSBESUCH
+
+
+Ländliche Straßen, dicht beschneit.
+Knirschen, Geläut,
+ein Schlitten;
+inmitten
+sitzen drei kleine Leut
+bis zu den Öhrchen vermummt.
+Es singt und summt
+von Weihnachtsglocken;
+ein paar neugierige Flocken
+lassen vom Wind sich herüberwehn,
+wollen durchaus das Mädelchen sehn
+mit den roten Kältebäckchen
+und den goldbraunen Zottellöckchen
+und das Bübchen daneben,
+das sich eben
+das immer tropfende Näschen putzt.
+Großäugig, verdutzt,
+bis zum Mäulchen zugedeckt,
+im Wollmützchen fast versteckt,
+sitzt das Kleinste auf Mutters Schoß.
+"Kutscher, ein bißchen los,
+es wird kalt;
+Sie wissen doch, drüben zum Förster am Wald."
+Der Alte schmunzelt und knallt
+mit der Peitsche, hüh, hott--
+die Gäule bleiben bei ihrem Trott.
+... Von drüben her Lichter,
+Zwei altliebe Gesichter
+hinter den Scheiben:
+"Wo sie nur bleiben?
+Ist schon die fünfte Stunde!"
+Da knurren die Hunde,
+bellen, wollen hinaus;
+Großmutter läuft vors Haus.
+Da:--Knirschen, Geläut,
+ein Schlitten,
+inmitten
+sitzen vier liebe Leut.
+Wie das Altchen sich freut!
+Unter Lachen und Weinen
+wickelt sie aus den Tüchern die Kleinen,
+küßt die Tochter, nimmt ihr das Jüngste vom Knie:
+"Ein prächtiges Kindchen! Gott schütz es, Marie!"
+Neben ihr sprudelt ein Zünglein:
+"Großmutter, komm doch 'rein!
+Großmutter, sind die Hühner noch wach?
+Großmutter, Vater kommt morgen nach,
+er läßt schön grüßen."
+... Auf bedächtigen Füßen,
+als ging ihn die Sache nichts an,
+kommt auch der Förster langsam heran.
+"Na?
+Seid ihr endlich da?"
+Gleich läuft der Fritz auf ihn zu:
+"Großvater, Du,
+guck mal drüben den roten Fleck!
+och, Großvater, nu is die Sonne weg."
+"Die Sonne? Hm, laß man; drin is noch eine,
+'ne ganze feine,
+die wird uns bald blinken--
+nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken."
+... Der Platz wird leer,
+schneestill und stumm.
+Der alte Kutscher lenkt langsam um,
+nickt vor sich her,
+gedankenschwer,
+und brummelt für sich:
+"Der oll Förster hett's gaud, manch enner hett's nich."
+
+
+
+KÖNIG KUCHEN UND KÖNIGIN SCHOKOLADE
+
+
+Bei König Kuchen und Königin Schokoladen
+war ich mit Linchen heut Nacht in Gnaden
+zu Gaste geladen.
+Ein prachtvolles Fuhrwerk, tripp, tripp, trapp,
+holte uns stolz von Hause ab.
+Vorn stampften zwei schneeweiße Vollblutjucker
+aus feinem biegsamen Lederzucker,
+auf dem Kutschbock der dicke Mohr
+kam uns marzipanisch vor,
+und neben ihm der fette Mops
+war ganz gefüllt mit englischen Drops.
+Die Kutsche, aus weißem Zuckerkant,
+erstrahlte hell wie Diamant;
+sie ging auf zierlichen Süßholzrädern,
+aus Vanille waren die Deichsel, die Federn,
+dicke Polster aus Traubenrosinen
+sollten uns als Sitze dienen,
+aber in den Bätterteig-Wagentaschen
+gab es allerhand Gutes zum Naschen.
+Ein allerliebster Praliné-Page
+dienerte neben der Equipage
+in einem rot kandierten Frack
+und öffnete uns den Wagenschlag.
+Wir stiegen ein und fuhren im Nu
+durch Rußland und Asien nach China zu.
+Bald kamen wir in jenes Land,
+wo König Kuchen, der Süße genannt,
+unumschränkt herrscht in seinen Reichen
+mit seiner Fürstin ohnegleichen,
+der herrlichen Königin Schokolade,
+die uns zum Fest befohlen in Gnade.
+
+Das goldgelb glacierte Ballfesthaus
+sah wie ein riesiger Napfkuchen aus,
+umgeben von einem Spritzkuchengitter;
+als Wache davor zwei braune Ritter
+aus Pfefferkuchen mit Gußfiligran,
+die hatten Knackmandel-Harnische an.
+Als Führer dienten mir und Linchen
+zwei allerliebste Thorner Kathrinchen;
+sie verbeugten sich höflich als wir kamen,
+und sagten: bitte, meine Damen.
+
+Ach, Kinder, wie das Herz mir lacht,
+denk ich zurück an all die Pracht!
+Die Wände waren von Makronen,
+verbrämt mit Schokoladenbohnen,
+aus grünen Bonbons die glatten Dielen,
+daß wir nachher beim Tanz fast fielen,
+die Säulen aus mächtigen Baumkuchentorten
+von den allerhöchsten und edelsten Sorten,
+die Tische aus marmoriertem Konfekt,
+mit drolligen Lutschfigürchen bedeckt,
+die Stühle Fäßchen mit Gelees,
+mit Eingemachtem und Knusperknees;
+rings auf appetitlichen Zimmetstaffeln
+lagen Biskuits und Keks und Waffeln.
+Im Hintergrunde ein Gletschersee,
+mit Vanille-Eisbergen und Schlagsahnen-Schnee,
+entsandte in doppelter Kaskade
+Zitronen- und Himbeer-Limonade;
+und hoch über allem, im glanzvollen Saal,
+strahlte eine Sonne aus Zucker-Opal.
+
+In der Mitte aber stand ein Thron,
+gebaut aus Bretzeln mit blauem Mohn,
+darauf saß liebreich in ihrer Gnade
+die herrliche Königin Schokolade.
+Sie harrte huldvoll, bis die Schar
+der Kinder ganz versammelt war,
+die sie aus kalter und warmer Zone
+herbefohlen zu ihrem Throne,
+um ihnen mit königlichen Händen
+von ihren süßen Kleinodien zu spenden;
+ihr hoher Gemahl, der König Kuchen,
+hatte Mühe, sie auszusuchen.
+Da waren Kinder aus Deutschland und Spanien,
+aus Frankreich, Chile, Mesopotamien,
+Kinder von Kaffern und Hottentotten,
+von Persern, Eskimos und Schotten,
+Kinder aus Süden und Kinder aus Norden
+von den feinsten Familien und den wildesten Horden,
+denn alle Kinder zu allen Zeiten
+essen gerne Süßigkeiten.
+
+An der Königin Seite, im leckeren Grase
+machte Männchen ein stattlicher Osterhase,
+und als die Kinder versammelt waren,
+ordnete er die bunten Scharen;
+rechts gingen die Mädchen, links die Knaben,
+so wollt es der König Kuchen haben,
+und jedes Kind in jeder Reih
+bekam ein prächtiges Osterei,
+die Mädchen blaue, rote die Jungen,
+dann ist das Häschen davongesprungen.
+
+Nun fing die Kapelle zu spielen an,
+vorn geigte ein Nürnberger Lebkuchenmann;
+ich sag euch, es war 'ne Musik für Kenner,
+und waren doch alles gebackene Männer,
+mit Rosinenaugen und Mandelnasen,
+und konnten so lieblich flöten und blasen.
+Es wurde getanzt, gespielt, gelacht,
+damit verging die schöne Nacht.
+Zuguterletzt, nicht zu vergessen,
+wurde alles aufgegessen,
+artig gedankt und Abschied genommen;
+wir fuhren heim, wie wir gekommen,
+und erwachten in unserm Bett--
+Kinder, Kinder, wie war das nett!--
+
+
+
+DER ERSTE MAI
+
+
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten,
+immer weiß man nicht neue Geschichten;
+oft sind die Märchengeister stumm,
+als wären sie wer weiß wie dumm,
+und alle Wände grinsen mich an,
+als hätt ich ihnen was angetan.
+So war's auch neulich. Bei mir zu Haus
+sah alles öde und langweilig aus,
+da bin ich in den Abend geschlendert;
+der Himmel hing rosenrot umbändert,
+die Wolken türmten sich wie ein Tor,
+plötzlich stand ich grade davor
+und sah hinein in das Himmelsschloß.
+"Na, Petrus, was ist denn hier oben los?"
+fragt ich; "hier sieht's ja munter aus."
+Da schmunzelt der alte Wächter vom Haus
+und sagt mir--aber ihr dürft nicht lachen--:
+Im Himmel wäre groß Reinemachen,
+die Jungfrau Maria tät revidieren
+und die himmlischen Scharen zum Scheuerfest führen.
+Die kleinsten Englein müßten ran,
+kriegten große Schürzen an,
+dürfte keins spielen und müßig bleiben,
+müßten fegen und wischen, seifen und reiben.
+Da würden die Sterne blitzblank geputzt,
+den kleinen Kometen die Schwänzchen gestutzt,
+der Himmel mit Wunderblau lackiert,
+der Regenbogen neu ausstaffiert;
+dem Vollmond würde, wie er sich auch steift,
+mal gründlich wieder die Glatze geseift,
+und damit am klaren Firmament
+die liebe Sonne schön leuchten könnt,
+würden die Wolken fest ausgedrückt
+und hinter den Horizont geschickt.
+Wenn alles fertig, wüschen sich
+die Englein die Flügel säuberlich--
+denn morgen sei ja der erste Mai-- --
+Ich fragte, was an dem Tage sei,
+da blitzte mich Petrus an und sprach:
+"Na, weißt du, das ist doch wirklich 'ne Schmach;
+da sieht man wieder, wie wenig ihr wißt,
+nicht mal, wann Gottes Geburtstag ist."
+Na, Kinder, ich machte ein dummes Gesicht;
+das wußt ich bei aller Gelehrsamkeit nicht.
+Doch nun wurde mir auf einmal klar:
+Darum putzt sich die Erde Jahr für Jahr
+mit Blumen und Kräutern im bunten Gemisch,
+darum grünen die Hecken, die Bäume so frisch,
+darum üben die Vögel die Festmelodie,
+und Bienen und Grillen begleiten sie,
+darum wird dem Menschen die Freude so groß,
+als säß er dem lieben Gott im Schoß,
+wenn der Maiwind kommt über Berg und Tal--
+nun begriff ich den Frühling mit einem Mal.
+Und ich fragte Petrus aus froher Seele:
+Erlaubst du, daß ich das weiter erzähle?
+"Immerzu," sagte der und strich sich den Magen;
+"kannst den neugierigen Leuten gleich noch sagen,
+daß an Gottes Geburtstag, dem ersten Mai,
+auch der Tanztag für Teufel und Hexen sei.
+Sonst dürfen sie, zu Aller Segen,
+sich keinen Schritt ohne Leine bewegen;
+doch an dem Tage sind sie frei,
+--da macht die Bande genug Geschrei,"
+entfuhr es brummend dem alten Knaben--
+"doch Gott ist der Herr und will es so haben.
+Er sieht in hoher heiliger Ruh
+dem tollen Blocksbergvergnügen zu;
+und treibt es einer zu arg von der Sippe,
+kommt er sofort wieder an die Strippe.
+Nun aber leb wohl, ich wünsch gute Nacht,
+um neun wird der Himmel zugemacht."
+Langsam schloß sich das Wolkentor;
+ich ging, ein Liedchen klang mir im Ohr.
+Zu Haus in heimlicher Abendruh
+nickt ich den Sternen fröhlich zu
+und betete: Ich bin nur ein Zwerg,
+und die herrliche Welt, sie ist dein Werk,
+o Gott; du hast alles, nichts kann man dir schenken,
+nur deiner in Freude und Demut gedenken.
+So nimm dieses Liedchen, ich hab es erdacht
+in dieser Frühlings-Geburstagsnacht.
+
+
+
+WETTERWUNSCH
+
+
+Scheine, Sonne, scheine,
+die Wäsch hängt auf der Leine;
+unsre Hemden, unsre Socken,
+mach sie uns bis Sonntag trocken,
+scheine, Sonne, scheine!
+
+Rausche, rausche, Regen,
+gib uns deinen Segen,
+wasch die armen Sünder rein,
+gib uns Brot und gib uns Wein,
+rausche, rausche, Regen!
+
+Zu best ist allerwegen
+Sonnenschein _und_ Regen;
+auch der Wind muß pfeifen,
+soll die Ernte reifen.
+Regen, Wind und Sonnenschein
+mögen bei unserm Hause sein!
+
+
+
+HAMMERLIEDCHEN
+
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+der Nagel hat 'nen Kopf;
+und wenn er keine Spitze hat,
+ist er ein armer Tropf.
+ Mein Hämmerlein du,
+ schlag zu, schlag zu!
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+hast du der Nägel zehn
+und nagelst du ein Särglein zu,
+ist's um einen geschehn.
+ Mein Feuerlein du,
+ blas zu, blas zu!
+
+
+
+IM SONNENSCHEIN
+
+
+(nach einer alten Fabel)
+
+
+Kribbel-krabbel-Käfer
+läuft hinab zum See,
+er kommt vom grünen Hügel,
+hell leuchten seine Flügel
+ im Sonnenschein.
+
+Kommt der Fisch geschwommen,
+Sperrt das Fischmaul auf,
+da ist in zwei Sekunden
+der Käfer drin verschwunden
+ im Sonnenschein.
+
+Überm See der Reiher
+sieht, wies Fischlein schnappt,
+nimmt seinen spitzen Schnabel
+und spießt es auf die Gabel
+ im Sonnenschein.
+
+Wie nun stolz der Reiher
+seine Kreise zieht
+mit leuchtendem Gefieder,
+knallt ihn der Jäger nieder
+ im Sonnenschein.
+
+
+
+WANDERLIED
+
+
+ Sonnenlichter,
+ Frühlingswichter
+spielen auf der dunkeln Wand.
+Prüfend öffne ich das Fenster;
+seht die Wolken, die Gespenster
+lösen sich am Himmelsrand.
+
+ Holla, Jungen,
+ aufgesprungen,
+schnell das Ränzel aus dem Spind!
+Kommt, wir wandern durch die feuchten
+Saaten; wie Smaragden leuchten
+Halm an Halm im Morgenwind.
+
+ Feste Schritte,
+ Männersitte;
+wie die Ferne lockt und wirbt!
+Und wir lassen sie im Schreiten
+achtlos oft vorübergleiten,
+bis sie hinter uns erstirbt.
+
+ Hohe Ziele,
+ nicht zum Spiele;
+immer steiler wächst der Paß.
+Aber oben wolln wir rasten
+nach der Arbeit, nach dem Fasten;
+Jungens, trinkt, ich komm euch was!
+
+ Hoch im Blauen
+ selig Schauen,
+unter uns der Erde Glück!
+Doch es zieht mit tausend Armen
+immer wieder zu den warmen
+Menschenstätten uns zurück.
+
+
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+
+
+SPRUCH FÜRS LEBEN
+
+
+Hinüber, hinein!
+über Wipfel und Stein!
+die Herzen zu baden
+im Goldsonnenschein!
+Auf schwierigen Pfaden
+zu lichten Gnaden!
+über Wipfel und Stein,
+hinunter, hinein!
+
+
+
+ALLERLEI RÄTSEL
+
+
+(Die Lösungen stehen im Verzeichnis der Überschriften)
+
+
+--1--
+
+Ich habe Flügel--rate, Kind--
+doch flieg ich nur im Kreise;
+und singen tu ich, wenn der Wind
+mir vorpfeift, laut und leise.
+Was ihr den Feldern abgewinnt,
+kau ich auf meine Weise;
+doch was mir durch die Kehle rinnt,
+das mundet euch als Speise.
+
+
+--2--
+
+Standen vier weiße Ritterchen
+auf einem roten Gitterchen,
+die machten alles klitzeklein
+und warfen es in ein Loch hinein.
+Als das die andern Ritter sahn,
+zogen sie neue Harnische an,
+kamen aus ihren Burgen herbei,
+stellten sich tapfer in die Reih
+und machten hack
+und sagten knack
+und warfen alles in einen Sack.
+
+
+--3--
+
+Die erste frißt,
+der zweite ißt,
+das dritte wird gefressen;
+das ganze wird zu Pökelfleisch
+und Erbsenbrei gegessen.
+
+
+--4--
+
+Mein erstes ist ein Hund,
+mein zweites ist ein Junge,
+mein ganzes ist ein Dieb,
+kein Hundejunge!
+
+
+--5--
+
+Die ersten sind ein Untertan,
+die dritte ist ein Untertan,
+das ganze ist ein Untertan,
+wird von dem andern Untertan
+unter den ersten Untertan
+ganz untertänigst untergetan.
+
+
+--6--
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+liebt man es nicht sauer;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+hüt dich vor dem Hauer!
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein Heldenname;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Waldbaumsame.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+sind es böse Leute;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+gerbt man seine Häute.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist es eine Schale;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Orientale.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein klein schwarz Luder;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+ist's von "wenn" der Bruder.
+
+
+--7--
+
+Wächst einer alten Dame
+ein Buckel kleinster Sorte,
+verwandelt sie sich augenblicks
+in ein Stück Mandeltorte.
+Doch nimmst du ihr den Rücken,
+auf dem der Buckel wächst,
+hast du die alte Dame
+zur trocknen Frucht verhext.
+
+
+--8--
+
+Ich stand begehrlich am Worte,
+umgekehrt wuchs es nicht weit;
+ein arges Diebsgelüste
+besiegte die Redlichkeit.
+Ich stahl das umgekehrte,
+kein Argus achtete drauf;
+Schmunzelnd enteilt' ich dem Worte
+und aß es umgekehrt auf.
+
+
+--9--
+
+Mein erstes ist nicht wenig,
+mein zweites ist nicht schwer;
+mein ganzes läßt dich hoffen,
+doch hoffe nicht zu sehr!
+
+
+--10--
+
+Es läuft und hat keine Beine,
+es gibt viele und doch nur eine.
+Wer zuviel hat, kann's nicht verschenken;
+wer zu wenig hat, muß es beschränken.
+Bald geht es langsam, bald schnell;
+mal ist es dunkel, mal hell.
+
+
+--11--
+
+Christkindchen lag im Stalle
+und hörte die ersten schrein;
+die zweiten tragen wir alle
+zur Weihnachtszeit am Bein.
+
+
+--12--
+
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile;
+wird es der Junge, kriegt er halt Keile.
+
+
+--13--
+
+Der Vater will's das Fritzchen
+(die erste Silbe betont)--
+jedoch die Mutter bittet,
+da ward der Schelm verschont.
+Sie sprach: Du mußt dir's, Liebster,
+(die dritte Silbe betont)--
+denn Nachsicht mit den Kleinen
+wird oft von Herzen belohnt.
+Denk doch, wie du's dem Jungen
+an Einsicht bist und Geist;
+du mußt was andres dasselbe,
+das ihn sich bessern heißt.
+
+
+--14--
+
+Klärchen nähte an dem ersten
+und war ganz die beiden zweiten,
+denn sie durfte Sonntag reiten,
+Leutnant Kurt wollt sie begleiten;
+ihre Augen wurden groß,
+müßig lag die Hand im Schoß.
+
+Mutter näht am andern Fenster,
+sah's und runzelte die Brauen:
+Höre, Kind, Luftschlösser bauen
+taugt nicht viel für fleißige Frauen,
+weil man leicht die Pflicht vergißt
+und zu sehr das Ganze ist.
+
+
+--15--
+
+Mariechen war's. Mit meinem Kuchen
+stand ich nun da und dem Bukett.
+Wo soll ich bloß das Mädel suchen?
+Wenn sie doch nur geschrieben hätt!
+
+Ja ja, ich hab sie es seit Jahren;
+ich gebe zu, das war recht dumm.
+Nein, welch ein rücksichtslos Gebaren!
+Und schwer geärgert kehrt' ich um.
+
+
+--16--
+
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+die eins-zwei früh und spat.
+Die drei wünscht jeder Jüngling sich;
+doch bricht er ab, ist's schad.
+Das Ganze war ein König, der
+lustig und unverschämt
+die stolze Prinzeß, die ihn nicht wollt,
+bestraft hat und gezähmt.
+
+
+--17--
+
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemütlich
+Herr Müller mit Herrn Schulze friedlich;
+bis Müller einst, wer hätt's gedacht,
+Anspruch auf Schulzes zwei-drei macht.
+Da hörte man ein bös Geschrei:
+So denk doch eins, mein Herr eins-zwei!
+Ich muß stets alles zwei bezahlen,
+kann nicht mit zuviel zwei-drei prahlen;
+kommst du noch mal mir drum ins Haus,
+ist's mit der guten eins-zwei-drei aus.
+
+
+--18--
+
+Er geht in sich, um sich zu pflegen,
+und ist in sich um sich verlegen.
+
+
+--19--
+
+Rate, Freund, es ist nicht schwer:
+Wer's hat, hat, was er hatte, nicht mehr.
+Wer's aber ist, den äfft des Teufels Brut;
+man sperrt ihn ein und fürchtet seine Wut.
+
+
+--20--
+
+Wer es hat, der ist betrübt;
+aber froh und stolz, wer's gibt.
+
+
+--21--
+
+Das Wort pflegt zu erhöhn
+den Glanz des Edelsteins;
+solang man es bewahrt,
+ist man der Herr des Seins.
+
+
+--22--
+
+Sind es die Feinde, muß man sich wehren;
+sind's deine Backen, mußt du sie nähren.
+Ist mir's ein Rätsel, schreib ich es nieder;
+ist es mein Haus--nun, so bau ich es wieder.
+
+
+--23--
+
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt,
+oder von dir verfaßt,
+so liebst du wohl das erste Wort;
+sonst ist es dir verhaßt.
+
+Das zweite Wort, so klug wir sind,
+machen wir Menschen viel;
+und was dich reut, oft andre freut
+im schadenfrohen Spiel.
+
+Der Schluß: gefürchtet und geneckt,
+teils boshaft und teils dumm,
+geht er als Geist des Widerspruchs
+in Schrift und Mären um.
+
+Die drei vereint: wir stehn verdutzt,
+wie Zufalls Koboldmacht
+das Wort entstellt, den Sinn verdreht--
+man ärgert sich und lacht.
+
+
+--24--
+
+Zwei Worte weiß ich, die einander feind,
+das eine sucht das andre zu verderben,
+in beiden müssen viel Geschöpfe sterben;
+und hast du sie zu einem Wort vereint,
+eint sich auch ihre zehrend böse Kraft,
+schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.
+
+
+--25--
+
+Auf der höchsten Berge Rücken
+ist es immer leicht zu finden,
+wo die kleinen Gletscherbäche
+schäumend sich zu Tale winden.
+
+Tausch die Silben--ach, verlegen
+steh ich vor gemischten Dingen,
+Chemiker und Apotheker
+mögen dir die Lösung bringen.
+
+
+--26--
+
+Ich hab keine Hände und kann doch tragen,
+hab keine Flinte und kann doch jagen;
+kann klettern und schwere Lasten heben
+und bin doch ein zartes, hinfälliges Leben.
+
+
+--27--
+
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen.
+Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade,
+doch himmelshell führ ich empor zur Gnade;
+manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen.
+
+Bist du's, so darfst du wanken nicht noch weichen;
+denn Ehre trägst du neben mancher Last,
+die arbeitsfroh du übernommen hast,
+ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade.
+
+
+--28--
+
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder;
+mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder.
+Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder,
+bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Brüder.
+
+Hitze und Kälte trag ich, hin und wider;
+übt mich der Knabe, stärkt er seine Glieder.
+Die Luft durcheil ich ohne jed' Gefieder;
+den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder.
+
+
+--29--
+
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant,
+teils nah, teils fern ihm, wie's der Himmel will.
+Bescheiden bin ich selten, niemals still;
+ja, Schweigen ist mir gänzlich unbekannt.
+
+Ein Wort füg an, das keiner gern empfängt
+und das die Kinder schreckt von Alters her;
+doch ohne es fällt manche Arbeit schwer,
+weil's feste Massen auseinander drängt.
+
+Das ganze Wort sind Steinchen unter Steinen,
+die im Geröll sich finden, glatt und spitz;
+du hebst sie auf und freust dich an dem Witz,
+den die Natur sich hat erlaubt im Kleinen.
+
+
+--30--
+
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+in meinen Kreis bis hoch ins Sternenzelt;
+dem Vorbild der Natur einst nachgeschafft
+vertiefte ich den Blick der Forschungskraft.
+Ein Wort füg an, das sich der Mensch gesetzt
+zur Ordnung gegen den, der sie verletzt;
+der Fromme fühlt es oft von Gott gesandt,
+ans Letzte, Jüngste denkt er furchtgebannt,
+an Weltkrieg, Hungersnot und Aufruhrleid--
+da ist das Ganze eine Seltenheit.
+
+
+--31--
+
+Die erste Silbe führt die krause Schar,
+die uns vertraut seit unsrer Klippschulzeit.
+Die zweite tönt durch Weiten hell und klar,
+ruft bald zur Ruhe, bald zu wildem Streit.
+Und wenn der tapfre Krieger
+sein junges Leben gab,
+fällt ihm vielleicht der Schatten
+des Ganzen auf sein Grab.
+
+
+--32--
+
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt,
+der jenes edle Tonstück uns geschenkt;
+der Vogel übt's, der seine Flügel lenkt--
+dir wünsch ich es, mein deutsches Vaterland.
+
+Was allen Flügelwesen wohlbekannt,
+was jedes Blatt, das aus der Hülle bricht,
+ersehnt; was man von Kraft und Tugend spricht--
+das wünsch ich dir, mein deutsches Vaterland.
+
+Ein Flüßchen, an der Schieferberge Rand,
+sehr vielen ist sein Name leerer Schall,
+ein kleines Wort, doch wir ersehnen's all--
+wünsch ich dir auch, mein deutsches Vaterland.
+
+Auch ihn, der tief verabscheut Mord und Brand,
+den Engel, der auf Morgenwiesen geht,
+doch oft verhüllten Hauptes abseits steht--
+ihn sende Gott dir, o mein Vaterland!
+
+
+--33--
+
+In Not und Gefahr
+greife ich ein,
+Schmerzlich willkommen
+der Angst und der Pein;
+lies mich von vorn,
+lies mich verkehrt,
+immer der gleiche,
+geschmäht und geehrt.
+
+
+--34--
+
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland,
+mit Menschen, die uns lieb und blutsverwandt,
+mit jeder Arbeit, die der Seele wert;
+der Reiter rühmt: wir sind's, ich und mein Pferd.
+
+Doch wer es ist, trägt eine schwere Last,
+er ist sich selbst ein mißgeschickter Gast;
+Statt Liebe blüht ihm Mitleid, und im Schwarm
+gesunder Jugend fühlt er doppelt Harm.
+
+
+--35--
+
+Wir sind's gewiß in vielen Dingen
+in einem sind wir's nimmermehr;
+die sind's, die wir zu Grabe bringen,
+und eben die sind's bald nicht mehr.
+ Drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ an Wesen wie Gesicht;
+ drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ zur Zeit noch nicht.
+
+
+--36--
+
+Nennst du das Ganze, tönt es uns entgegen
+von Sommernächten, wo des Mondes Horn
+verschwärmten Pärchen winkt auf lauschigen Wegen,
+und wo aus seinem wundersamen Born
+das Märchen auftaucht und in tiefem Sinnen
+uns anschaut, und verträumte Bäche rinnen.
+
+Teilst du das Wort, stellt dir zuerst sich dar
+die Stadt, die wir mit Ehrfurcht gern beschauen,
+die Heiden einst wie Christen heilig war,
+wo Pilger heut und Kenner sich erbauen;
+ein Teil der Stadt ist noch des Wortes Rest
+und hält den Glanz vergangner Zeiten fest.
+
+
+--37--
+
+Ohne Zepter, ohne Krone
+herrsche ich auf dieser Erde,
+buntes Spiel vor meinem Throne
+zaubert stets mein Wort: Es werde!
+
+Noch zwei Zeichen: Alles wich,
+Pracht und Buntheit sind verschwunden,
+und in künftigen dunklen Stunden
+werden es auch du und ich.
+
+Aber ändre den Akzent:
+sieh, schon quillt das Leben wieder,
+neue Schau und neue Lieder,
+die man gern mit mir benennt.
+
+
+--38--
+
+Mein Strom ergießt sich sickernd durch die Welt,
+ich dring in Haus und Hütte, Schloß und Zelt.
+
+Seitdem der Mensch Urkunden aufbewahrt,
+sind Geist und Wille durch mich offenbart.
+
+Ich schüre Gluten, wirke Herzeleid,
+tief wird durch mich verdammt und hoch gebenedeit.
+
+Versöhnung bring ich und entfache Streit,
+zeig manchen töricht, manchen grundgescheit.
+
+Doch sitzt du in mir, fühlst du dich geknickt;
+vielleicht, daß dir durch mich die Rettung glückt.
+
+
+--39--
+
+Ich nähre mich von fremden Stoffen,
+doch kann auch ohne sie bestehn;
+ich bin's, auf das die Weisen hoffen,
+und alle Weiten stehn mir offen,
+ihr würdet ohne mich vergehn.
+
+Am hellen Tage herrsch ich gerne,
+doch auch die Nacht ist mir vertraut;
+ich wohne auf dem kleinsten Sterne,
+mich schreckt sie nicht, die große Ferne
+die mich mit Geisterhänden baut.
+
+Ich wirke in den Himmelsblitzen,
+versteckter Tat bin ich verhaßt;
+wo grübelnd die Gelehrten sitzen
+und ratlos ob der Lösung schwitzen,
+bin ich ein hochwillkommner Gast.
+
+
+--40--
+
+In alten Zeiten
+hat mich der Mensch erdacht
+und Ordnung mit mir
+in die Dinge gebracht.
+
+Wie nötig bin ich
+der Wissenschaft,
+wie zeige ich
+der Völker Kraft!
+
+Wenn ich nicht eng
+ihm verbunden wär,
+wie würde erliegen
+das tapferste Heer!
+
+Und doch weiß jeder,
+wie schwach ich bin,
+denn erst mein Nachbar
+gibt Halt mir und Sinn.
+
+
+--41--
+
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich;
+mein Leben ging so lind wie Frühlingswellen,
+und zaghaft flossen meines Geistes Quellen,
+ eng, doch erbaulich.
+
+Ich wuchs und wuchs, es schwollen meine Adern,
+sie dehnten sich wie meine Machtgedanken;
+mein Schaffenswille türmte ohne Schranken
+ Quadern auf Quadern.
+
+Den Künsten schuf ich manche Pflegestätte,
+ich half der Wissenschaft zu vollem Wirken,
+und Geist und Arbeit gaben den Bezirken
+ die feste Kette.
+
+Doch Ruh und Frieden mußten weiterziehen;
+und meine Kinder lassen gern sich locken
+von grünen Wäldern, sanften Herdenglocken,
+ mir zu entfliehen.
+
+
+--42--
+
+Mein erstes Wort, im engen Raum genährt,
+strebt weit hinaus, daß es die Welt regiere;
+wir stäken noch im Dämmersinn der Tiere,
+hätte nicht Gott dem Menschen es gewährt.
+
+Mein zweites hat der Kaiser und der König,
+und ist es auch zumeist; fast jeder strebt
+es irgendwie zu sein, solang er lebt,
+und wer es ist, dem scheint es oft zu wenig.
+
+Der, der das Ganze ist, wirft manchen Blitz
+anfeuernd ins Gespräch und ins Gerede,
+ein wohlgelittner Schalk selbst in der Fehde;
+man lobt den Scharfsinn, freut sich an dem Witz.
+
+
+--43--
+
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln,
+so hast du eine schwere Arbeit vor,
+so leicht sie scheinen mag; doch stets erkor
+der Edle sie, wie auch die Zeiten wandeln.
+
+Das andre Wort scheint winzig und gering,
+doch schlummern in ihm unbegrenzte Kräfte;
+es schwillt und wächst, wenn es die rechten Säfte,
+die nur Natur verleihen kann, empfing.
+
+Vereint die Worte: altverbriefte Rechte,
+Gemeinden oder Ständen zuerkannt,
+beherrschten sie vor Zeiten Stadt und Land,
+doch schwinden hin im späteren Geschlechte.
+
+
+--44--
+
+Mein Reich ist unbegrenzt; bis in die fernste Zone
+flieg ich hinaus. Selbst hin zu Gottes Throne
+bahn ich den Weg mir aus der engen Zelle,
+in der ich ward. Ich liebe Klarheit, Helle.
+Dem Willen beigesellt, der Kind mir und Berater,
+bin ich--ich sag es stolz--der größten Taten Vater.
+
+Ein neues Wort schließ an: Es ist des Künstlers Ziel,
+dir zu vermitteln fremder Geister Spiel,
+das er mit seinem Lebensblute tränkt
+und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt.
+Erschrocken sieht's der Arzt, fragt: wie? woher?
+Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht wär.
+
+Vereine beide Worte: Welch ein Wissen
+von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen
+stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen,
+die unsrer Seele dunkle Träume bringen,
+und fühlen scheu des Geistes Doppelwesen.
+Du großes Rätsel, wer wird je dich lösen?
+
+
+
+POLTERABENDGEDICHT
+
+
+für ein kleines Mädchen
+
+(mit einer Schlüssel-Atrappe)
+
+
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+und rutschte herab vom Himmel
+und fiel aus der großen Milchstraße
+grad hier in das Gewimmel.
+Verwundert fragt' ich die Leute:
+Wo kommt ihr denn alle her?
+Da sagten sie mir, daß heute
+hier Polterabend wär.
+Die Ehen schließt man im Himmel,
+und Donnergepolter gibt's auch;
+da bin ich ja wie zu Hause
+und bring meine Gabe auch.
+Nehmt hier den Zauberschlüssel,
+vom Sirius bracht ich ihn mit
+in meiner Sternentasche,
+als ich herunter glitt.
+Stets häng er zu euern Häupten,
+und zieht es euch hinauf,
+schließt er zu jeder Stunde
+den ganzen Himmel auf.
+
+
+
+HOCHZEITSGEDICHT
+
+
+(mit einem Frühlingsblumenstrauß)
+
+Maienkönig schickt mich her,
+sagte, daß hier Hochzeit wär,
+sollt fein gratulieren;
+suchte einen vollen Strauß
+allerschönster Blüten aus,
+euer Haus zu zieren.
+
+Himmelschlüssel, goldig, zart,
+Blumen von besondrer Art,
+schickt er euch mit Grüßen.
+Seht, sie leuchten sonnengleich;
+Liebe heißt das Himmelreich,
+das sie euch erschließen.
+
+Dieses blaue Sternchen spricht
+frommen Sinns: Vergiß-mein-nicht,
+vergiß mir nicht die Treue!
+Treue, die zu Liebe steht,
+ist so stark wie ein Gebet,
+tröstet stets aufs neue.
+
+Hier Narzissen. Weiß und rein,
+ohne Makel sollt ihr sein,
+hütet Sinn und Herzen!
+Seht der Unschuld klares Bild;
+wer an ihm sich stärkt und stillt,
+trägt leicht Not und Schmerzen.
+
+Nehmt hin, was der Mai geschickt,
+nehmt den Strauß und seid beglückt
+für ein langes Leben!
+Unverwelklich blüh er fort,
+tief in eurer Seele Hort
+glühe göttlich Streben!
+
+
+
+NEUJAHRSSPIEL
+
+
+DAS ALTE JAHR
+
+(tritt in grauem Mantel ein)
+
+Grüß Gott, ihr Leute, ich bin das Jahr,
+das immer ist und immer war,
+das immer kommt und immer geht
+und niemals zaudernd stille steht,
+das mit geheimem Pendelschlag
+die Weltuhr regelt Tag für Tag.
+Die Würfel werf ich: Leben und Tod,
+Glück oder Unglück, Heil oder Not--
+sie fallen gewichtig und ordnen die Welt,
+einem Höheren unterstellt.
+Zwölf Kinder hab ich zur Welt gebracht,
+sie gleichen sich wenig, doch jedes hat Macht;
+sie ziehen gestaltend durch die Welt,
+eins mir immer zugesellt,
+während die andern harren und ruhn
+zu neuer Arbeit, zu frischem Tun.
+Nur heute an meinem Geburtstag sind
+sie alle gekommen, aus Regen und Wind,
+aus Sonne und Nebel, aus Tiefen und Höhn,
+ihre alte Mutter wiederzusehn.
+Herein, meine Söhne, ein Kompliment,
+und sagt den Leuten, was ihr könnt!
+
+
+JANUAR
+
+(in dickem Pelz, mit Schlittschuhen und Schellen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Januar,
+voll Schnee und Eis hängt Bart und Haar;
+der Vetter Nordwind versteht das Blasen,
+steif sind die Ohren, rot die Nasen.
+Zugefroren ist See und Fluß;
+rasch den Schlittschuh unter den Fuß!
+ Die Eisen gleiten
+ durch blitzende Weiten
+ in Bogen und Zacken,
+ das gibt rote Backen!
+Hört ihr das Schellengeläut? Meine Gäste
+sausen durch Schnee und Rauhreifgeäste.
+
+
+FEBRUAR
+
+(in Karnevalskostüm mit Pritsche)
+
+Grüß Gott! Ich heiße Februar,
+gleiche dem Bruder fast aufs Haar,
+nur trage ich gern ein Maskenröckchen,
+an meiner Kappe klingeln Glöckchen.
+Weil ich im Spiel und Tanzen tüchtig,
+schelten sie mich vergnügungssüchtig,
+spotten und lachen hinter mir her,
+weil ich zu kurz geraten wär,
+ rufen: "Prinz Karneval,
+ Narren gibt's überall!"
+Doch meinen Punsch und Pfannekuchen
+möchten Narren wie Weise versuchen.
+
+
+MÄRZ
+
+(in Landstreichertracht, mit einem Veilchensträußchen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Bruder März,
+ich habe ein wildes, stürmisches Herz.
+Kann mich nicht mit den Brüdern vertragen,
+puste ihnen den Schnee vom Kragen.
+ Säubre die Wälder,
+ fege die Felder,
+tu aus der Seele das Kalte hassen,
+muß es doch oft mir gefallen lassen;
+aber bin ich erst König ein Weilchen,
+grüßt ihr mit mir die ersten Veilchen,
+seht ihr die Spitzen an Sträuchern und Bäumen,
+die selig von künftger Entfaltung träumen.
+
+
+APRIL
+
+(in Wandervogeltracht mit Zupfgeige)
+
+Grüß Gott! Ich bin der lustge April,
+der immer tut, was er grade will.
+Mal liebe ich's naß, mal liebe ich's trocken,
+die Zugvögel tu ich nach Hause locken.
+ Schneewassergüsse
+ schwellen die Flüsse,
+ich aber streif durch den Wiesengrund,
+öffne der Obstblüte lieblichen Mund
+und nicke den närrischen Träumern zu;
+mit denen steh ich auf du und du,
+_schickt_ sie nur immer! ich lehre sie lachen
+und sich aus den Plagen der Welt nichts machen.
+
+
+MAI
+
+(in Bauerntracht mit Maiglöckchenstrauß)
+
+Grüß Gott! Der Mai darf kaum noch wagen,
+Besondres von sich auszusagen.
+Ich schäme mich wirklich; bin so bekannt
+wie ein bunter Pudel rings im Land.
+Diese sammetlockigen teutschen Tichter,
+hol der Kuckuck das Reimgelichter:
+ "--der süße Mai,
+ der entzückende Mai,
+der blütenbekränzte, der himmlische Mai--"
+mir wird ganz blümerant dabei,
+denk ich an all die Dudelei.
+Die Kinder lob ich; das lärmt und lacht
+und feiert ganz ungereimt meine Pracht.
+
+
+JUNI
+
+(in Gärtnertracht, mit Gießkanne und Rosenstrauß)
+
+Grüß Gott! Ich werde Juni genannt,
+Farben und Düfte bring ich ins Land.
+Seht, wie's im Garten knospet und quillt,
+seht, wie die Frucht sich rundet und schwillt!
+Vor allem muß ich die Rosen wecken,
+ich küsse sie wach an Stamm und Hecken.
+ Sind Regen und Wind
+ mir wohlgesinnt,
+schaff ich und wirk ich am grünen Gewande,
+halte die Hoffnung am schimmernden Bande
+und pflege das Wachstum der kommenden Zeit;
+wenn der Schnitter prüft, ist die Saat bereit.
+
+
+JULI
+
+(in Schäfertracht, mit Kornblumenstrauß)
+
+Grüß Gott! Erlaubt mir, daß ich sitze,
+ich bin der Juli; spürt ihr die Hitze?
+Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,
+die Ähren sind zum Bersten voll;
+reif sind die Beeren, die blauen und roten,
+saftig sind Möhren und Bohnen und Schoten.
+So habe ich ziemlich wenig zu tun,
+darf mich ein bißchen im Schatten ruhn.
+ Duftender Lindenbaum,
+ rausche den Sommertraum!
+Seht ihr die Wolke? fühlt ihr die Schwüle?
+Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.
+
+
+AUGUST
+
+(in Schnittertracht, mit Sichel und Harke)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Monat August,
+bin ernster Pflichten mir bewußt;
+muß Frucht und Korn zur Ernte reifen,
+meine Lieblingsmusik ist das Sensenschleifen.
+Bald kommt die Ernte; der Himmel lacht,
+der Segen wird in die Scheunen gebracht.
+ Zum fröhlichen Reigen
+ jubeln die Geigen.
+Doch mancher steht abseits vom Taumel und denkt
+des Schöpfers, der alles zum Besten lenkt,
+der Ordnung bringt in den Gang der Dinge,
+daß Schweiß und Fleiß auch Freude bringe.
+
+
+SEPTEMBER
+
+(im Touristenkostüm)
+
+Grüß Gott! Ich bin der September, ich ziere
+mit rotem Weinlaub eure Spaliere.
+Dem Wandrer lachen auf allen Wegen
+köstlich die reifenden Früchte entgegen,
+die gelben und blauen. Ich liebe die Ferne,
+am Ufer der Meere träume ich gerne,
+ wo die Welle beginnt,
+ wo die Welle zerrinnt,
+wo die Brandung braust und überschäumt
+und ein Zugvogelschwarm den Himmel säumt;
+da lieg ich und grüble und suche vergebens
+den Sinn des Sterbens, den Sinn des Lebens.
+
+
+OKTOBER
+
+(in Winzertracht mit Weinglas und Flasche)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Bruder Oktober;
+die Nase glänzt mir wie Zinnober,
+das kommt vom Gucken ins Gläschen. Vor Zeiten
+lehrt ich die Menschen Wein bereiten;
+der wurde bald ihr Lieblingsgetränke,
+jetzt kriegt man ihn in jeder Schänke.
+ Kommt mit zum Wein,
+ ich lade euch ein!
+Seht, wie die Wälder sich buntselig färben,
+sie wissen: ein Schlaf nur ist alles Sterben.
+So kommt und sinnt und fragt nicht viel;
+"das Leben ist des Lebens Ziel!"
+
+
+NOVEMBER
+
+(in Jägertracht mit Gewehr)
+
+Grüß Gott! Der November stellt sich vor.
+Mir ist ergeben der große Chor
+der Winde und Stürme, die das Gefilde
+von Unrat säubern; und auch die Gilde
+der Nebel und Wolken ist mir vertraut.
+Wer auf des Meeres Sanftmut baut,
+wagt sein Leben, wenn ich regiere;
+ich hasse den Frohsinn in meinem Reviere,
+ich hasse die Sonne, hasse die Milde,
+zerreiße im Felde das letzte Gebilde.
+Ich liebe nur eins: wenn das Jagdhorn schallt,
+hinter scheuem Wild die Büchse knallt.
+
+
+DEZEMBER
+
+(in beflittertem Pelz, mit kleinem Weihnachtsbäumchen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Dezember und flechte
+zu kurzen Tagen die langen Nächte.
+Karg ist die Sonne in meinem Gezelt,
+doch bring ich ins Haus eine schimmernde Welt.
+Wenn im Ofen die Bratäpfel schmoren,
+flüstert es leise von Mündern zu Ohren,
+gibt es ein Reden, ein Kichern und Necken,
+ein Fragen und Freuen, Pakete verstecken,
+ein "bitte, Mama", ein "sag doch, Papa,
+ists Christkindel denn noch nicht da?"
+Wenn am Heiligen Abend der Tannenbaum brennt,
+bin ich in meinem Element;
+ hell sind die Kerzen,
+ warm sind die Herzen,
+uns kümmert nicht Kälte noch Regen noch Wind.
+Und denen, die arm und traurig sind,
+und wo die Not sonst die Freude verbannt,
+geben wir gern mit Herz und Hand.
+
+
+DAS JAHR
+
+(läßt den grauen Mantel allmählich fallen, steht dann in hellem Festgewand)
+
+Wohl, meine Kinder! Jetzt aber denkt
+an den Wechsel der Dinge und Den, der sie lenkt!
+Stein wird zu Sand, Lebendges zu Stein,
+Luft wird zu Wasser, Glut zu Wein,
+Frucht wird zum Samen, Samen zum Baum,
+Raum wird zu Zeit, und Zeit zu Raum.
+Und immer rollt durchs Himmelszelt
+die Erde, unsre alte Welt,
+die stets verjüngt, in neuer Kraft,
+fruchtbar ihr prangendes Kleid sich schafft.
+Jedoch ihr Diadem und Zier,
+ihr Menschenkinder, das seid ihr!
+Drum freut euch ihrer Herrlichkeit,
+freut euch des Meeres, so stark und weit,
+freut euch der Wälder, der Blüte, der Frucht,
+freut euch der Berge mit Tal und Schlucht!
+Und freut euch eurer eignen Kraft,
+die der Erkenntnis Wunder schafft;
+seid glücklich, daß ihr Menschen seid,
+der schönste Schmuck an Gottes Kleid,
+wenn ihr euch seiner wert gestaltet,
+euch immer göttlicher entfaltet.
+Seid glaubensstark, seid willensklar,
+das wünscht das neue Erdenjahr!
+
+
+CHOR DER MONATE
+
+Seid friedensstark, seid liebesklar,
+das wünscht der Monate bunte Schaar!
+ Prosit Neujahr!
+ Nun reicht euch zur Wende
+ des Jahres die Hände
+ und grüßt euch mit Neigen
+ und schlingt einen Reigen!
+ Spiel auf, Musik, begleite sie,
+ des Jahres Schluß sei Harmonie!
+
+
+
+RÄUBER UND PRINZESSIN
+
+
+Eine Kartoffelkomödie
+
+
+EINFÜHRUNG
+
+Habt ihr schon mal was von der Kartoffelkomödie gehört? Nein? So will ich
+euch erzählen, was das ist.
+
+Die Kartoffelkomödie ist ein Theaterstück, das statt mit Puppen mit
+Kartoffeln gespielt wird. Ihr bittet um ein Paar glatte, nicht zu große
+Kartoffeln, bohrt mit dem Messer in jede ein rundes Loch, so daß ihr euern
+Zeigefinger bis zum ersten Glied hineinstecken könnt, und die Hauptsache
+ist fertig. Ein paar mit Stecknadeln angepiekte Hemdknöpfchen als Augen,
+ein Stückchen Rübe als Mund, und eins als Nase, bilden das Gesicht. Ein
+farbiger Puppenlappen wird oben mit einer Schnur zusammengezogen und um
+den Zeigefinger gebunden, nachdem zwei kleine Löcher für Daumen und
+Mittelfinger hineingeschnitten sind. Ihr werdet euch wundern, wie fein man
+die Finger als Arme und Hände benutzen kann.
+
+Natürlich muß man sich in der Kleidung ein bißchen nach den Personen des
+Stückes richten. In unsrer Komödie, die ich nach einer älteren Vorlage
+ausgebaut habe, bekommt der König eine Krone von Goldpapier und ein rotes
+oder grünes Gewand, das ihr auch etwas mit Goldstreifen besetzen könnt.
+Pumpfia trägt am besten einen kleinen Schleier mit einem Streifchen
+Silberpapier um den Kopf, Jagomir einen großen braunen oder grauen Hut
+mit einer roten Feder, der Kanzler einen schwarzen Zylinder. Natürlich
+wird all das aus Papier gemacht. Die Kleider könnt ihr euch selbst
+ausdenken, jeder Flicken ist dazu brauchbar.
+
+Wenn ihr das Stück aufführen wollt, ist es am bequemsten, ihr spannt
+irgendeine Decke oder ein Tuch in einen offenen Türrahmen, und zwar so
+hoch, daß ihr bequem mit den Händen hinauflangen könnt; eure Köpfe dürfen
+natürlich ebenso wenig zu sehen sein wie eure Füße. Einen Vorhang braucht
+man nicht; die Puppen verschwinden einfach hinter dem Tuch und kommen auch
+wieder so zum Vorschein. Jedes Kind kann zwei Puppen spielen, mit jeder
+Hand eine; bei einer muß es dann seine Stimme etwas verstellen.
+
+So, nun versucht mal euer Heil! Es wird euch viel Spaß machen; und den
+Zuschauern auch.
+
+
+PERSONEN:
+
+König Pflaumenmus.
+Prinzessin Pumpfia.
+Der Kanzler.
+Der Räuber Jagomir.
+
+
+ERSTE SZENE.
+
+Der König tritt auf, vom Kanzler begleitet.
+
+
+KÖNIG:
+
+Der Sommerabend ist so schön,
+da muß man doch spazieren gehn.
+Die Rosen duften süß, hazieh!
+Die Nachtigall singt türütü--
+--wie schmerzt mein linker großer Zeh,
+und auch der rechte tut schon weh.
+Den Schuster häng mir an den Galgen,
+(Kanzler verbeugt sich)
+denn er gehört zu den Kanallgen.
+(König schnüffelt in die Luft)
+Wie duftet's hier nach Bratkartoffeln,
+da kriegt man wirklich Appetit.
+Geh, Kanzler, hol mir die Pantoffeln,
+und bring die Abendzeitung mit.
+(Kanzler verbeugt sich und will gehn)
+Halt! hemme noch den eiligen Lauf
+und setz mir erst die Brille auf.
+(Kanzler tut's, dann ab.)
+Ein König muß sich informieren,
+es könnt doch was im Land passieren.
+(Kanzler kommt mit der Zeitung und den Pantoffeln zurück.)
+
+
+KANZLER:
+
+Hier, König, bringe ich die Zeitung,
+die allerneuste Meinungsleitung.
+Auch Schlupfschuh hier aus Woll' und Watte,
+wie Majestät befohlen hatte;
+und frage untertänigst an,
+ob ich noch sonstwie dienen kann.
+
+
+KÖNIG:
+
+Nun ja, rück mir die Krone grade;
+denn fiel sie runter, wär's doch schade.
+(Kanzler rückt die Krone zurecht.)
+Was steht denn hier im Tageblatt?
+Prinz Kasimir kommt in die Stadt?
+Da wird er uns gewiß besuchen.
+He, Kanzler, haben wir noch Kuchen?
+
+
+KANZLER:
+
+Herr, nicht 'ne einzige Butterschrippe.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, häng nicht gleich die Unterlippe;
+hol Streußelkuchen vom Konditor,
+auch Vollmilch, einen halben Litor.
+
+
+KANZLER:
+
+Ach, Herr, von Geld ist keine Spur.
+
+
+KÖNIG:
+
+Das schad't nix, Kanzler; pumpe nur.
+Wir Könige lassen uns nicht lumpen,
+und sollten wir die Welt auspumpen.
+Geh jetzt und sorge für mein Land
+mit Militär und mit Verstand!
+(Kanzler verneigt sich, tritt vor.)
+
+
+KANZLER:
+
+Was hat ein Kanzler doch für Sorgen;
+wo soll ich bloß schon wieder borgen?
+Wer schafft mir von der Deutschen Bank
+den Schlüssel zu dem Kassenschrank?
+Reichskanzler sein ist wirklich schwer;
+ich dachte nicht, daß es so wär.
+Ich annonciere in der "Quelle",
+vielleicht krieg ich 'ne andre Stelle.
+(Kanzler ab.)
+
+
+KÖNIG (lesend):
+
+Den Streik, den soll der Kuckuck holen!
+Wir haben so schon keine Kohlen,
+mein Thronsaal wird tagtäglich kälter,
+und ich--ich werde immer älter.
+Auf diese Bank will ich mich legen,
+ein Stündchen süßer Ruhe pflegen.
+(Legt sich hin und schnarcht.)
+
+
+ZWEITE SZENE.
+
+Pumpfia, König.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wo bist du denn, mein Väterchen,
+mein süßer Pumps, mein Käterchen?
+
+
+KÖNIG:
+
+Wer stört mir meine Ruh im Grase?
+Ach, _Du_ bist's, kleine Stumpelnase.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bring dein Leibgericht,
+Bratkartoffeln! riechst du's nicht?
+Ich briet sie selbst, ist das nicht nett?
+mit Liebe und mit Hammelfett;
+und machte Klopse dir zulieb,
+vom Fleisch, das gestern übrig blieb.
+
+
+KÖNIG (essend):
+
+Ich danke dir, mein Herzensmops,
+für die Kartoffeln und den Klops.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bin bald zwanzig Jahre
+und kriege nächstens graue Haare;
+ich mach mich immer wunderschön,
+allein kein Freier läßt sich sehn.
+Ich krieg am End gar keinen Mann;
+was fang ich alte Jungfer an?
+(Sie weint.)
+
+
+KÖNIG:
+
+So liebe _mich_, mein süßes Kind!
+Heiraten geht nicht so geschwind.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach doch, Papa, 's geht ganz bequem.
+Wenn doch ein Prinz, ein trauter, käm!
+(weint stärker.)
+
+
+KÖNIG:
+
+Mein Pümpfchen, tröste dich bis morgen,
+da will ich dir 'nen Mann besorgen.
+
+
+PUMPFIA
+
+(fällt ihm um den Hals):
+Du guter einziger Papa,
+ich sag gewiß zu allen ja.
+
+
+KÖNIG:
+
+Leb wohl, ich muß zur Konferenz;
+es ist nicht gut, wenn ich die schwänz.
+(König ab.)
+
+
+DRITTE SZENE.
+
+Pumpfia, nachher Jagomir.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ich arme Pumpfia und Prinzessin,
+ach könnt ich doch mein Leid vergessen!
+allein, o leider ganz allein,
+in diesem holden Mondenschein!
+Kein Jüngling liebt mich nur ein bißchen,
+kein Prinz gibt mir ein holdes Küßchen.
+Mein Herz ist leer, mein Kopf ist dumm,
+ich fall vor lauter Sehnsucht um--
+(fällt um.)
+
+
+JAGOMIR (tritt auf):
+
+Ich stahl mir heimlich hier herein,
+hier wird doch was zu mausen sein?
+(Schnüffelnd)
+Nee, wo mit Hammelfett gebraten,
+da regnet's sicher nich Dukaten.
+(Er erblickt Pumpfia )
+'ne Dame? Ei, wie wunderschön;
+die muß ich mal genau besehn.
+(Er tut's.)
+Ich nehme mir den Hochgenuß
+und geb ihr einen süßen Kuß.
+(Er tut's.)
+
+
+PUMPFIA (erwachend):
+
+Was ist das für ein schöner Mann?
+Ich wag's und red ihn lieblich an.
+Wer seid Ihr, herrlicher Genoß?
+Wie kamt Ihr her in dieses Schloß?
+Ich bin durch Euern Gruß beglückt;
+hat Euch ein Engel hergeschickt?
+
+
+JAGOMIR:
+
+'n Engel? Nee, das war der Robert;
+der hat das Ding hier ausbaldowert.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ist alles gleich; du bist mein Schätzchen,
+mein süßer Freund, mein Busenlätzchen.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Aber--was wird dein Vater sagen?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach was, wer wird den Alten fragen.
+
+
+JAGOMIR (küßt sie):
+
+Mein honigsüßer Sirupstengel,
+mein Marzipan, mein Zuckerengel!
+
+
+PUMPFIA:
+
+Welch Geist, welch Witz, welch hoher Held!
+Pumpfia geht mit dir durch die Welt!
+
+
+JAGOMIR:
+
+Mein Schätzchen, hast du auch Moneten?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Die sind hier weniger vertreten;
+an diese Frage rühre nich,
+geliebter Freund, entführe mich.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Na, denn man zu, du süße Hummel!
+(Beiseite)
+Verflixt, das wird 'n schöner Rummel.
+
+
+VIERTE SZENE.
+
+König, die Vorigen.
+
+
+KÖNIG:
+
+Prinzessin Pumpfia, Kasimir,
+wo seid ihr kleinen Schäker ihr?
+Ihr wollt euch wohl vor mir verstecken?
+Na wart't, ich werd euch gleich entdecken.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+I, du meine himmlische Güte,
+die jlooben, ick sei ein Prinz von Geblüte;
+dabei gehör ick zum Räuberstand,
+der ernährt seinen Mann besser als so'n Land.
+(Laut):
+Guten Tag, Herr König, ich habe die Ehr
+und verbeuge mir sehr.
+(Er tut's)
+
+
+KÖNIG:
+
+Mein Vaterherz hüpft froh und warm:
+mein Pümpfchen in des Prinzen Arm.
+Mein hoher Gast, Prinz Kasimir,
+wie findet meine Tochter Ihr?
+
+
+JAGOMIR:
+
+Das Mädel hier? Na, himmlisch süß,
+wie'n Engelken im Paradies.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, nimm se dir se denn se doch,
+und spanne sie ins Ehejoch;
+dann kocht dir deine kleine Braut
+Erbsen mit Speck und Sauerkraut.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ach ja, und dann Kartoffelklöße
+mit einer süßen Pflaumensöße.
+(Umarmung.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wenn man in deinen Armen ruht,
+dann kocht sich's gleich noch mal so gut.
+
+
+KÖNIG:
+
+Ich bin gerührt wie Quetschkartoffeln,
+verlier vor Rührung die Pantoffeln.
+(Er tut's; die Pantoffeln fallen in den Zuschauerraum.)
+
+
+FÜNFTE SZENE.
+
+Kanzler, die Vorigen.
+
+
+KANZLER:
+
+Der Brief kommt eben von der Post,
+der fünfundzwanzig Pfennige kost't.
+
+
+KÖNIG:
+
+Wie oft schon hab ich deklariert,
+ich nehme nichts mehr unfrankiert.
+Kommt mir noch mal so'n Ding ins Haus,
+dann fliegt es gleich zum Fenster raus.
+(Er öffnet den Umschlag)
+Laß sehn, was steht in diesem Brief.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+Na, geht die Sache doch noch schief?
+
+
+KÖNIG (liest):
+
+"Prinz Kasimir entbeut den Gruß
+dem hohen König Pflaumenmus;
+er wird ihn heute noch besuchen
+und hofft auf Kaffee und auf Kuchen."--
+Von alldem tut der Bauch mir weh;
+was nun, mein Schwiegersohn _in spe_?
+Seid Ihr denn nicht Prinz Kasimir?
+
+
+JAGOMIR (stolz):
+
+Ich bin der Räuber Jagomir!
+
+
+KÖNIG:
+
+Ein Räuber? Hu, das ist ein Graus,
+der reißt mir die Gedärme aus!
+Gewiß, er wird mich massakrieren
+und mir mein Pümpfchen dann entführen.
+(Er weint.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Was mich betrifft, ich halte still,
+wenn er nur dich verschonen will.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ich schon ihn gern, und auch sein Geld--
+(beiseite): das er nicht hat!
+Ich bin ein edler Räuberheld.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Mein süßer Schuft, mein Wonneheld,
+mit dir stehl ich die ganze Welt.
+(Umarmung.)
+
+
+JAGOMIR:
+
+Bald kommt der Kasimir ins Haus;
+komm, Pümpfchen, komm, wir rücken aus!
+Im Walde steht mein freies Schloß,
+da schläft sich's fein--auf Heu und Moos.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, dann leb wohl, mein teures Kind!
+Hier hast du noch ein Angebind
+(gibt ihr einen Zweimarkschein)
+und außerdem noch meinen Segen.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Den kannst du uns auf Zinsen legen.
+(Beide ab.)
+
+
+KÖNIG:
+
+Nun sind sie weg, o Schmerz, o Graus,
+ich weine mir ein Auge aus.
+(Er tut es, wirft den Augenknopf unter die Zuschauer.)
+O Kasimir, Prinz Kasimir,
+warum warst du nicht eher hier!
+Wirr ist mein Herz, wirr ist mein Kopf;
+die Welt, die ist ein Wackeltopf.
+Nur eins ist unverrückt und wahr,
+nur eins wie meine Pleite klar:
+Hoch herrschen über Raum und Zeit
+die Frechheit und die Dreistigkeit.
+(Vorhang.)
+
+
+
+KASPERLE UND DER KRIEG
+
+
+Ein Stückchen fürs Kasperltheater
+
+
+KASPERLE (allein, singt):
+
+ Bummvallera
+ ist nicht da;
+ wo ist Bummvallerallerallera?
+
+(Er gähnt.) Ach, ist die Welt langweilig! Vor lauter Langerweile hab ich
+schon ein paarmal meine Finger gezählt; aber komisch, es kommt immer was
+andres raus. (Er zählt an seinen Händen): 1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, 14,
+15--na ja, nun sind's wieder 15. Na, noch mal: 1, 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12,
+13, 14--komisch, nu sind's wieder 14. Mal hat der Mensch 15 und mal 14
+Finger; und dabei sehn sie immer egal aus.(Es klopft.) Ei, da kommt
+Besuch. Immer 'rein, meine Herrschaften, immer 'rein! (Polizist kommt.)
+
+
+POLIZIST:
+
+Bist du der Kasper?
+
+
+KASPERLE:
+
+Was? Kasper? Herr Kasper heißt es, geehrter Herr Kasper heißt es,
+wertgeschätzter Herr Kasper heißt es, Sie oller Helmaffe Sie, Sie
+untertänigster Rasselsäbel!
+
+
+POLIZIST:
+
+Mann, seien Sie mal etwas höflicher zur königlichen Polizei!
+
+
+KASPERLE:
+
+Höflich? Hi hi, höflich? Mit Höflichkeit fängt man nicht mal 'nen Floh.
+Oder soll man etwa sagen: bitte, Herr Floh, seien Sie so gut, Herr Floh?
+
+
+POLIZIST:
+
+Kasper, du bist ein Esel!
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Esel? Was Sie sagen! Ist 'n nettes Tierchen, so'n Esel, hihi; klettert
+auf die höchsten Stellen und fällt nicht runter. Hihi, möcht schon solch
+Tierchen sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Lirum, larum, Kasper, du mußt jetzt in den Krieg; darum bin ich
+hergekommen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Krieg? Was ist denn das? Kriecht man da rum, in dem Krieg? Ich bin doch
+kein Kriechtier!
+
+
+POLIZIST:
+
+Du dummer Kasper, du dammliger, der Krieg sind Schlachten mit Bomben und
+Kanonen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Schlachten? Ei, das kenn ich, da gibt's frische Wurst; Blut- und
+Leberwurst, hihi, das schmeckt aber fein!--Und Bomben? wissen Sie, die
+backt meine Omama mir immer zu Weihnachten; die kenn ich auch. Und
+Kanonen? ja, die stehn noch vom Großvater selig her auf'm Kramboden; der
+war Sie nämlich Mistbauer, und brauchte so'ne dicken hohen Schmierstiebeln.
+Also, dann kenn ich ja den Krieg; muß 'ne lustige Sache sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Na warte man, du Frechdachs, wirst es schon merken, wenn's dir man erst um
+die Ohren knallt.
+
+
+KASPERLE:
+
+Knallen tut's da? O jemine! Wissen Sie, Herr Kriegsminister, gegen Knallen
+hab ich von Kind auf 'ne Idiokratie.
+
+
+POLIZIST:
+
+Idio_syn_krasie meinst du wohl, dummer Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Nee, Herr Rasselsäbel, Sinn ist da nicht drin; sonst wär's ja keine
+Idiotokratie. (Er singt):
+
+ Die Welt, die haut sich tot wie nie,
+ tot wie nie, tot wie nie,
+ und füttert das Meer mit Korn und Vieh,
+ Korn und Vieh, Korn und Vieh;
+ das ist doch Idiotokratie, Tokratie, Tokratie,
+ Idiotokratie!
+
+
+POLIZIST:
+
+Halt deinen dummen Schnabel, Kasper, das verstehst du nicht; das ist die
+hohe Diplomatie. Sage mir lieber, wie dein Vater heißt, Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Das kann ich Ihnen durchaus nicht sagen, Sie neugieriger Iltis, alldieweil
+ich das selber nicht weiß. Ich glaube, ich hatte gar keinen Vater.
+
+
+POLIZIST:
+
+Und deine Mutter?
+
+
+KASPERLE:
+
+'ne Mutter? 'ne Mutter hab ich auch nicht gehabt. Bloß 'ne Großmutter und
+'ne Urmama; die haben mich zusammen zur Welt gebracht.
+
+
+POLIZIST:
+
+Du bist 'n Ochse, Kasper, oder 'n Frechdachs; jeder Mensch hat doch 'ne
+Mutter.
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Ochse? das wär was, ei der Daus! Was wär ich da wert bei den heutigen
+Fleischpreisen? wir wollen mal zusammen rechnen, Herr Kriegsminister.
+Also: ich wiege 150 Pfund, das Pfund kostet jetzt 8 Mark 50. Erst also 100
+mal 8 Mark 50--hängen wir einfach zwei Nullen an, das macht 85000 Mark;
+und dann noch 50 mal 8 Mark 50, das ist mir zu schwer, das kann ich nicht
+rechnen. Wissen Sie's vielleicht, Herr Kriegsrat?
+
+
+POLIZIST:
+
+Na, das sind ungefähr 4000 Mark, Kasperle; es ist ja auch schon lange her,
+daß ich in der Schule war.
+
+
+KASPERLE:
+
+Also, ich hatte 85000 Mark; und Ihre 4000 Mark dazu, macht 100000 Mark.
+Sehn Sie, Herr Kriegsminister, soviel ist der Kasper werf, wenn er ein
+Ochse ist; hihi, was sagen Sie nun, Herr Oberkanonenrat? Was mag man da
+erst wert sein, Sie, wenn man ein fettes Schwein ist! Wissen Sie was:
+wir wollen beide Bauern werden und fette Schweine zusammen ausbrüten.
+(Er singt):
+
+ O wär ich doch ein Öchselein,
+ Öchselein, Öchselein,
+ oder auch ein fettes Schwein,
+ fettes Schwein, fettes Schwein,
+ dann pökelt' ich mich selber ein,
+ si- sa- selber ein.
+ Da käm ich in ein großes Faß,
+ großes Faß, großes Faß,
+ da rollt' ich in das Kellergelaß,
+ Kellergelaß, Kellergelaß,
+ da hätt ich für den Winter was,
+ Wi- Wa- Winter was.
+
+
+POLIZIST (packt ihn):
+
+Ach was, vorwärts marsch mit dir in den Krieg! und hast-du-nicht-gesehn
+ins Feuer!
+
+
+KASPERLE:
+
+Ins Feuer soll ich? Ich ins Feuer? Aber ich bin doch keine Preßkohle,
+Herr Oberheizer, daß ich ins Feuer soll? (Er ruft ins Haus): Großmama,
+mein Puttchen, du alte Knochenmühle! komm doch mal her, aber putz dich
+nicht erst! man will dein Kasperle ins Feuer stecken! (Großmutter kommt.)
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+Was ist denn los? Was schreist du so, Kasperchen?
+
+
+POLIZIST:
+
+Er muß in den Krieg und will nicht, der Racker!
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+O Gott, o Gott, in den Krieg, mein Herzblatt? Da werden sie dich
+totschießen, armes Kasperchen! Ogottogottogottedoch!
+
+
+KASPERLE:
+
+Laß man, Omamachen wenn sie schießen wollen, nehm ich meine Pritsche und
+hau sie selber tot. Guck mal, so--so--haste-nich-gesehn--(er haut den
+Polizisten tot, wirft ihn über die Rampe und sagt dabei:) Ja, quiek man!
+den Kasper krigst du nicht! der lebt ewig, du oller Rasselsäbel!--
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER ÜBERSCHRIFTEN
+
+
+
+Gruß an die Großen
+Gruß an die Kleinen
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+Wunderchen
+Geht leise
+Wittewoll schlafen
+Frühstück
+Seereise
+So lala
+Mein Wagen
+Kutscher auf dem Knie
+Ereignis
+Heilsprüchel
+Schlimme Geschichte
+Austreibung
+Wenn Rumpumpel brummig ist
+Der Pudding
+Zwei Mäulchen
+Mückebold
+Das Scherchen
+Geschichtchen vom Winde
+Anziehliedchen
+Das Lämmechen
+Die wilden Beinchen
+Der lumpichte Bu
+Tintenheinz und Plätscherlottchen
+Es regnet
+Trösterchen
+Häschen in der Grube
+Hasenspiel
+Drei Bäumchen
+Schabernack
+Am Abend
+Gutenachtliedchen
+Freund Husch
+Rumpumpels Geburtstag
+Mutters Geburtstag
+Rumpumpel tanzt
+Kreiselliedchen
+Konzert
+Die ersten Höschen
+Der kleine Sünder
+Flutschpeter
+Die Trommelpartie
+Rumpelreim
+Das Karnickel
+Lektion
+Lied des Hühnchens
+So sieht unsre Wirtschaft aus
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+Das Haus
+Mit Trommel und Trab
+Siebenschläfer
+Osterlied
+Maiwunder
+Hansel und Gretel
+Prinzeßchen
+Das große Loch
+Zwei Gesellen
+Wenn's Pfingsten regnet
+Eine Hühnergeschichte
+Marieken und die Küken
+Kinderküche
+Essensregeln
+Die böse Mies
+Pottkieker
+Der Reitersmann
+Das richtige Pferd
+Der kleine Rekrut
+Der Hauptmann
+Abzählreim
+Fragefritze und die Plappertasche
+Plappermündchen
+Puppendoktor
+Kleiner Einkauf
+Vaters Geburtstag
+Das Himmelsprinzeßchen
+Windfreude
+Lied vom Monde
+Weihnachtsschnee
+Knecht Ruprecht in Nöten
+Frohe Botschaft
+Der liebe Weihnachtsmann
+Sankt Niklas' Auszug
+Bescheidene Frage
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+Widmung
+Sonne
+Marienlied
+Korsisches Wiegenlied
+Königskind
+Heimweh
+Elfenreigen
+Wiegenmärchen
+Traumballade
+Mutter Hule
+Ein Singsang vom Rheine
+Badeballade
+Der Teufel und die Katz
+Der Esel und die Löwenhaut
+Ein Spatzengespräch
+Drei Koboldstreiche
+Spuk
+Der Märchenkönig und sein Töchterlein
+Weihnachtsgang
+Weihnachtsbesuch
+König Kuchen und Königin Schokolade
+Der erste Mai
+Wetterwunsch
+Hammerliedchen
+Im Sonnenschein
+Wanderlied
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+Spruch fürs Leben
+Allerlei Rätsel:
+ 1) Windmühle
+ 2) Die ersten Zähnchen
+ 3) Sau-er-kraut
+ 4) Spitzbube
+ 5) Stiefelknecht
+ 6) Rebe--Eber; Recke--Ecker; Rotte--Otter; Rinde--Inder; Rabe--aber
+ 7) Matrone, Makrone, Marone
+ 8) Gitter, Rettig
+ 9) Vielleicht
+ 10) Zeit
+ 11) Schafwolle und Rindleder
+ 12) Versohlt
+ 13) Überlegen
+ 14) Saumselig
+ 15) Verzogen
+ 16) Drosselbart
+ 17) Nachbarschaft
+ 18) Der Rat
+ 19) Besessen
+ 20) Ausschlag
+ 21) Fassung
+ 22) Eingefallen
+ 23) Druckfehlerteufel
+ 24) Feuerwasser
+ 25) Wasserscheide, Scheiderwasser
+ 26) Winde
+ 27) Leiter
+ 28) Welle
+ 29) Donnerkeile
+ 30) Linsengericht
+ 31) A, Horn, A horn
+ 32) Aufschwung; Entfaltung; Sieg; Frieden
+ 33) Retter
+ 34) Verwachsen
+ 35) Verschieden
+ 36) Romantik
+ 37) Mode, modern
+ 38) Die Tinte
+ 39) Das Licht
+ 40) Die Zahl
+ 41) Die Stadt
+ 42) Geistreich
+ 43) Gerecht, Same, Gerechtsame
+ 44) Gedankenübertragung
+Polterabendgedicht
+Hochzeitsgedicht
+Neujahrsspiel
+Kartoffelkomödie: Räuber und Prinzessin
+Kasperle und der Krieg
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER ANFANGSZEILEN
+
+
+
+Auf der höchsten Berge Rücken
+Auf der Leine, auf grünem Platz
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich
+Aus lichtem See
+Bei König Kuchen und Königin Schokoladen
+Blümchen hängt das Köpfchen
+Bummvallera ist nicht da
+Christkindchen lag im Stalle
+Das große Loch
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein
+Das Wort pflegt zu erhöhn
+Der Bauer schläft im Hirsekraut
+Der Esel, der Esel
+Der Schneidermeister Piekenich
+Der Sommerabend ist so schön
+Der Vater will's das Fritzchen
+Des Mondes Tochter Mirlamein
+Die alte Mutter Hule
+Die erste frißt
+Die ersten sind ein Untertan
+Die erste Silbe führt die krause Schar
+Die Henne legt ein Ei
+Eia, wir Elfen
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt
+Ein Kätzlein ging einst jagen
+Ein Müllersmann aus Oberwesel
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland
+Er geht in sich, um sich zu pflegen
+Es läuft und hat keine Beine
+Es regnet, es regnet
+Es tanzen zwei Gesellen
+Es war einmal ein Kätzchen
+Es war zur lieben Weihnachtszeit
+Fixfax der arge Kobold spricht
+Flutschpeter lief nie gradeaus
+Fritz, ich möcht den Spaten haben
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+Früh, eh ich's konnt begreifen
+Geht leise
+Gestern lief der Peter weg
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder
+Grüß Gott, ihr Leut, ich bin das Jahr
+Guten Morgen, ihr Beinchen
+Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau
+Hansel und Gretel stehen zu zwein
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr
+Häschen in der Grube
+Has, Has, Osterhas
+Heini, Heini
+Herbei, ihr kleinen Wichte
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+Herr Steuermann, Herr Steuermann
+Hinter den Birken über den Rasen
+Hinüber, hinein
+Hühner, wollt ihr wohl artig sein
+Hurra, zum ersten Mal
+Husch, husch, husch
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus
+Ich bin das Himmelsprinzeßchen
+Ich bin der Hauptmann
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+Ich habe Flügel--rate, Kind
+Ich hab einen Helm aus Packpapier
+Ich hab keine Hände und kann doch tragen
+Ich möcht euch alle miteinander
+Ich nähre mich von fremden Stoffen
+Ich stand begehrlich am Worte
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf
+Ihr Siebenschläfer in den Höhlen
+Im Stall unter Schäfchen bäht
+In alten Zeiten
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemütlich
+In Leipzig wohnt ein Bäckermeister
+In Not und Gefahr
+In Wolfenbüttel wohnt ein Lamm
+Jung jung drei Bäumchen
+Ka Strümpferl im Kasten
+Klänge wachsen auf den Wegen
+Klärchen nähte an dem ersten
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+Kräht der Hahn früh am Tage
+Kra, kra, kalter Schnee
+Kribbel-krabbel-Käfer
+Ländliche Straßen, dicht beschneit
+Leise, Peterle, leise
+Leises Klopfen an der Türe
+Lieber Doktor Pillermann
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+Maienkönig schickt mich her
+Maikönig kommt gefahren
+Maria herzt ihr Kindelein
+Mariechen war's; mit meinem Kuchen
+Marie-Marei-Marieken
+Marie-Marei will Braten machen
+Mein erstes ist ein Hund
+Mein erstes ist nicht wenig
+Mein erstes Wort, im engen Raum genährt
+Mein Reich ist unbegrenzt: bis in die fernste Zone
+Mein Strom ergießt sich sickernd durch die Welt
+Mein Wagen hat vier Räder
+Mückchen, Mückchen, Dünnebein
+Musik, Musik, die Flöte kommt
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten
+Nennst du das Ganze, tönt es uns entgegen
+Oben aus dem Fahnenhaus
+Ohne Zepter, ohne Krone
+Pink, pank, Hammerschlag
+Pitsch--patsch--Badefaß
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Quellchen geht in den Rauschebach
+Rate, Freund, es ist nicht schwer
+Rechts, links, über Eck
+Ride-bide-Bummstock
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie
+Rumpumpel tanzt
+Rumpumpel will essen
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas
+Scheine, Sonne, scheine
+Schimmel, willst du laufen
+Schlafe, mein kleiner Wildling
+Schlafe ruhig, Königskind
+Schnell, schnell, Besen
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen
+Sind es die Feinde, muß man sich wehren
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand
+So morgens um halb acht herum
+Sonnenlichter, Frühlingswichter
+Sonne scheint draußen und scheint in die Grube
+Spitzt das Ohr und merkt euch still
+Standen vier weiße Ritterchen
+Steht ein Töpfchen rund und nett
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant
+Still--was bloß das Kätzchen will
+Traumkönig geht durch bleiches Land
+Tuck--tuck--heut ist Regentag
+Unser Müller hat ein Mühlenhaus
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen
+Vor der Laube kräht der Hahn
+Wächst einer alten Dame
+Wagen im Wind
+Waldtaube saß gefangen
+Wenn das R am Anfang steht
+Wenn der Wind über Wiesen und Felder rennt
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt
+Wenn ich in die Stube geh
+Wer es hat, der ist betrübt
+Wer kommt dort angeflogen
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd
+Wer strampelt im Bettchen
+Wer tanzt mit mir
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln
+Wind, Wind, sause
+Winkele, wankele
+Wir sind's gewiß in vielen Dingen
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland
+Zwei Worte weiß ich, die einander feind
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 13732 ***
diff --git a/13732-h/13732-h.htm b/13732-h/13732-h.htm
new file mode 100644
index 0000000..e88f1b2
--- /dev/null
+++ b/13732-h/13732-h.htm
@@ -0,0 +1,7082 @@
+<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
+ "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
+<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
+<head>
+<meta name="generator"
+content="HTML Tidy for Windows (vers 1st April 2002), see www.w3.org" />
+<meta http-equiv="Content-Type"
+content="text/html; charset=UTF-8" />
+<title>Das liebe Nest</title>
+
+<style type="text/css">
+/*<![CDATA[*/
+ body { margin-left: 18%; margin-right: 18% }
+ p { text-align: justify; text-indent: 1em; margin-top: 1ex; margin-bottom: 1ex }
+ p.front { text-align: center; font-size: 1.4em; text-indent: 0; margin-top: 10ex; margin-bottom: 10ex}
+ .subhead {text-align: center; margin-top: 2ex; margin-bottom: 2ex}
+ h1 {text-align: center; margin-top: 16ex; margin-bottom: 16ex}
+ h2 {text-align: center; margin-top: 16ex; margin-bottom: 8ex}
+ h3 {text-align: center; margin-top: 8ex; margin-bottom: 4ex}
+ h4 {text-align: center; margin-top: 4ex; margin-bottom: 2ex}
+ span.pgnum {position: absolute; left: 1%; right: 91%; font-size: 8pt;
+ text-indent: 0; font-weight: normal; text-align: left; visibility: visible}
+ /*
+ Set "visibility: visible" in span.pgnum above to see page numbers. Note that these cannot completely accurate due to relocation of images.
+ */
+ span.pgnum:before { content: "" }
+ .poem {margin-left:10%; margin-right:10%; margin-bottom: 2ex; margin-top: 1ex; text-align: left;}
+ .poem .stanza{margin: 0em 0em 1em 0em;}
+ .poem p { margin: 0; padding-left: 2em; text-indent: -2em; text-align: left}
+ .poem p.i {margin-left: 2em; text-align: left}
+ .poem p.i2 {margin-left: 4em; text-align: left}
+ .figure {padding: 4em; text-align: center; font-size: small; margin: auto; clear:both ; border: none}
+ .figure p { text-indent: 0; text-align: center; font-weight: bold }
+ img {border: none; margin: 0; padding: 0}
+ p.stage {text-align: center; text-indent: 0; padding-left: 0;font-style: italic}
+ span.stage { font-style: italic; font-weight: normal}
+ p.stageinit {text-align:center; text-indent: 0; margin: 0; padding-left: 0; font-style: italic}
+ p.speaker {text-align: center; text-indent: 0; margin-top: 2ex; margin-bottom:0.5ex; font-style: normal; font-weight: bold}
+ p.spoken {text-align: justify; text-indent: 0; margin-top: 0; margin-bottom: 1ex}
+ p.index {padding-left: 2em; text-indent: -2em; margin-left: 0; margin-top: 0.5ex; margin-bottom: 0.5ex; text-align: left; }
+ p.index2 {padding-left: 2em; text-indent: -2em; margin-left: 2em; text-align: left; margin-top: 0.3ex; margin-bottom: 0.3ex}
+/*]]>*/
+</style>
+</head>
+<body>
+<div>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 13732 ***</div>
+
+<h1>Das liebe Nest</h1>
+
+<p class='front'>Gesammelte Kindergedichte<br />
+von<br />
+Paula Dehmel</p>
+<p class='front'>Herausgegeben von Richard Dehmel<br />
+mit Zeichnungen von Hans Thoma<br />
+bei E. A. Seemann in Leipzig<br />
+1919</p>
+<div class='figure'><a href="images/i002.png"><img
+src="images/i002tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page7"></a>7</span>
+<h3><a id="poem001"></a>Gru&#223; an die Gro&#223;en</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Aus lichtem See,</p>
+<p>&#252;ber Sterne und Schnee,</p>
+<p>rauschen die Sch&#228;ume,</p>
+<p>lauschen die Tr&#228;ume,</p>
+<p>Himmel hinab, Himmel hinan,</p>
+<p>ewige Bahn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Aus Kinderland,</p>
+<p>&#252;ber Acker und Sand,</p>
+<p>wachsen die Gluten,</p>
+<p>die b&#246;sen, die guten,</p>
+<p>Himmel hinab, Himmel hinan,</p>
+<p>ewige Bahn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page8"></a>8</span>
+<h3><a id="poem002"></a>Gru&#223; an die Kleinen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>auf bunten Wiesen sehn,</p>
+<p>bei Klarinetten und Geigen</p>
+<p>die F&#252;&#223;chen im Tanze drehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>mitnehmen im Fliegerkahn,</p>
+<p>euch die sch&#246;ne Erde zeigen,</p>
+<p>und was flei&#223;ige Menschen getan.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>still f&#252;hren an der Hand,</p>
+<p>euch heimliche Dinge sagen</p>
+<p>von Gott und dem Sternenland.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h2><span class='pgnum'><a id="page9"></a>9</span>Erster Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page10"></a>10</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page11"></a>11</span>
+<h3><a id="poem003"></a>Wunderchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Putzt die Fenster! fegt die Ecken!</p>
+<p>Darf sich kein Staub, kein Kr&#252;mel verstecken,</p>
+<p>mu&#223; alles so blank wie Ostertag sein,</p>
+<p>denn das Wunderchen zieht ein.</p>
+<p>Zieht ein&#8212;schon stimmen die Englein die Geigen;</p>
+<p>alle K&#246;nige werden sich neigen,</p>
+<p>Hirten und K&#246;nige mit dem Stern</p>
+<p>haben Wunderchen gern.</p>
+<p class='i'>Wer soll Wunderchens Taufpate sein?</p>
+<p>Sieben gro&#223;e Meister laden wir ein;</p>
+<p>sieben gro&#223;e Helden mit Kron und Schalmein</p>
+<p>sollen Wunderchens Taufpaten sein.</p>
+<p class='i'>Und wer ist schnell</p>
+<p class='i'>sein Spielgesell?</p>
+<p>Da kommen gesprungen</p>
+<p>die reizenden jungen</p>
+<p>Wachholderweibchen und Fliederm&#228;nnchen,</p>
+<p>Taunixchen mit silbernen Wasserk&#228;nnchen.</p>
+<p>Aus Vogelnestern und Weidenk&#228;tzchen</p>
+<p>gucken neugierige Schelmenm&#228;tzchen:</p>
+<p class='i'>Wir lachen fein,</p>
+<p class='i'>wir singen fein,</p>
+<p>wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page12"></a>12</span>
+<h3><a id="poem004"></a>Geht leise</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Geht leise&#8212;</p>
+<p>es ist m&#252;d von der Reise.</p>
+<p>Es kommt weit her:</p>
+<p>vom Himmel &#252;bers Meer,</p>
+<p>vom Meer den dunklen Weg ins Land,</p>
+<p>bis es die kleine Wiege fand&#8212;</p>
+<p>Geht leise.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem005"></a>Wittewoll schlafen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf der Leine, auf gr&#252;nem Platz</p>
+<p>h&#228;ngen sieben Hemdchen und ein Latz;</p>
+<p>im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,</p>
+<p>liegt mit gro&#223;en Augen mein Kind&#8212;</p>
+<p>wittewoll schlafen?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Henne macht sich ein Bett im Sand,</p>
+<p>Fliege tr&#228;umt an der Mauerwand,</p>
+<p>Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,</p>
+<p>schaukelt die Fl&#252;gel auf und zu&#8212;</p>
+<p>wittewoll schlafen?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Suselesu, der Sonnenwind</p>
+<p>bl&#228;st in die Augen dem m&#252;den Kind;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page13"></a>13</span>es will noch
+blinzeln&#8212;Spinnchen h&#228;lt</p>
+<p>den bunten Schleier vor die Welt&#8212;</p>
+<p>&#8212;wittewoll&#8212;schlafen&#8212; &#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem006"></a>Fr&#252;hst&#252;ck</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>So morgens um halb acht herum:</p>
+<p>Rumpumpel macht das M&#228;ulchen krumm.</p>
+<p>Und keine f&#252;nf Minuten drauf</p>
+<p>wacht Rumpumpel auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hu! kommt der kalte Badeschwamm,</p>
+<p>Rumpumpel h&#228;lt die Ohren stramm;</p>
+<p>und schl&#228;gt die Ticke-Tacke acht,</p>
+<p>wird ihm die Milch gebracht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;</p>
+<p>er patscht mit beiden F&#228;ustchen drein</p>
+<p>und trinkt und trinkt, bis alles leer.</p>
+<p>Rumpumpelchen, das freut mich sehr:</p>
+<p>morgen gibt&#39;s gut Wetter!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem007"></a>Seereise</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Pitsch&#8212;patsch&#8212;Badefa&#223;,</p>
+<p>Rumpumpel plantscht die Stube na&#223;,</p>
+<p>ist ein junger Wasserheld,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page14"></a>14</span>segelt durch die
+ganze Welt,</p>
+<p>im Wipp&#8212;im Wapp&#8212;im Schaukelkahn</p>
+<p>&#252;ber den gro&#223;en Ozean.</p>
+<p>Stehn dr&#252;ben alle Wilden still</p>
+<p>und schrein: Was blo&#223; Rumpumpel will?</p>
+<p>so splitternackt und pitschena&#223;</p>
+<p>in seinem kleinen Schaukelfa&#223;?</p>
+<p>Schnell das Badelaken!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem008"></a>So lala</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Steht ein T&#246;pfchen rund und nett</p>
+<p>unterm Bett,</p>
+<p>so lala, so lala.</p>
+<p>Reicht mir mal das Kindel her,</p>
+<p>das braucht jetzt keine Windel mehr,</p>
+<p>so lala, so lala.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rolle, rolle, ratteratt,</p>
+<p>rollt ein Wagen durch die Stadt;</p>
+<p>sind zwei blanke Pferdchen davor,</p>
+<p>hinten drauf ein schwarzer Mohr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Horch, er h&#228;lt vor unserm Haus;</p>
+<p>steigen zwei feine Jungherren aus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page15"></a>15</span>mit
+Federbarettchen</p>
+<p>und goldenen Kettchen.</p>
+<p>Schnell das T&#246;pfchen unters Bettchen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem009"></a>Mein Wagen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat vier R&#228;der,</p>
+<p>vier R&#228;der hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat &#39;ne Deichsel,</p>
+<p>&#39;ne Deichsel hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat ein Pferdchen,</p>
+<p>ein Pferdchen hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen fahrt nach Potsdam,</p>
+<p>nach Potsdam f&#228;hrt mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page16"></a>16</span>Und wer mit mir nach
+Potsdam will,</p>
+<p>in meinem neuen Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>der braucht es blo&#223; zu sagen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem010"></a>Kutscher auf dem Knie</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wagen im Wind.</p>
+<p>Wie sitzt mein Kind?</p>
+<p>Wie geht mein Pferd?</p>
+<p>Alles verkehrt.</p>
+<p>Holdriutsch&#8212;</p>
+<p>oben die R&#228;der, unten die Kutsch!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wagen im Schnee.</p>
+<p>Da guckt das Reh,</p>
+<p>da schnuppert der Has</p>
+<p>mit der wackligen Nas.</p>
+<p>Holdriuff&#8212;</p>
+<p>da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem011"></a>Ereignis</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, zum ersten Mal:</p>
+<p>Mutter, der Peter,</p>
+<p>hurra, da steht er!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page17"></a>17</span>h&#228;lt sich am
+R&#246;ckchen,</p>
+<p>h&#228;lt sich am St&#246;ckchen,</p>
+<p>grade wie &#39;n Licht,</p>
+<p>f&#252;rchtet sich nicht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, zum ersten Mal:</p>
+<p>Mutter, der Peter,</p>
+<p>hurra, da geht er!</p>
+<p>guck, ganz alleinechen</p>
+<p>setzt er die Beinechen!</p>
+<p>Aua, Geschrei&#8212;</p>
+<p>bautz!&#8212;vorbei.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem012"></a>Heilspr&#252;chel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kra, kra, kalter Schnee,</p>
+<p>dem Raben tut sein Beinchen weh,</p>
+<p>dem H&#228;sechen sein Herzchen;</p>
+<p>die b&#246;se Zeit, die kalte Zeit,</p>
+<p>ein jedes hat sein Schmerzchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Heile, Fingerchen, heile,</p>
+<p>es dauert noch &#39;ne Weile,</p>
+<p>es dauert noch bis Rosmarein,</p>
+<p>dann ist lauter Sonnenschein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page18"></a>18</span>
+<h3><a id="poem013"></a>Schlimme Geschichte</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Im Stall unser Sch&#228;fchen&#8212;b&#228;ht,</p>
+<p>im Hof unser H&#228;hnchen kr&#228;ht,</p>
+<p>und der Karo an der Kette</p>
+<p>bellt mit Spitz um die Wette.</p>
+<p>Auf&#39;m Dach unser K&#228;tzchen&#8212;maut,</p>
+<p>und im Ententeich die Fr&#246;sche, alle Fr&#246;sche quaken
+laut:</p>
+<p>Kinder, denkt euch den Schreck,</p>
+<p>unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem014"></a>Austreibung</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das kann doch nicht Rumpumpel sein?</p>
+<p>So kann Rumpumpel doch nicht schrein?</p>
+<p>Seel&#246;wen sind in unserm Haus;</p>
+<p>schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.</p>
+<p>Ich &#39;n Stock,</p>
+<p>Du &#39;n Stock,</p>
+<p>alle beide einen Stock.</p>
+<p>Ei der Daus,</p>
+<p>wollt ihr raus,</p>
+<p>wollt ihr in euer Seel&#246;wenhaus!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem015"></a>Wenn Rumpumpel brummig ist</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die Henne legt ein Ei,</p>
+<p>da ging der Mond entzwei;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page19"></a>19</span>die H&#228;lfte fiel
+nach Nuckenstadt</p>
+<p>und schlug zwei gro&#223;e Brummer platt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zwei gro&#223;e Brummer, brumm,</p>
+<p>summten hier herum,</p>
+<p>um Rumpumpels Kopf,</p>
+<p>um Rumpumpels Bauch</p>
+<p>und um sein dickes N&#228;schen auch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun sind sie tot... Aber im Ei</p>
+<p>pickt das K&#252;ken die Schale entzwei,</p>
+<p>kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz&#8212;</p>
+<p>&#8212;ist der Mond wieder ganz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem016"></a>Der Pudding</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel will essen,</p>
+<p>nun fix gebraten:</p>
+<p>ein K&#228;tzel, ein Sp&#228;tzel</p>
+<p>und sieben Soldaten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das gibt einen Pudding</p>
+<p>so gro&#223; wie ein Haus.</p>
+<p>Zuletzt leckt Rumpumpel</p>
+<p>die Kuchensch&#252;ssel aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page20"></a>20</span>
+<h3><a id="poem017"></a>Zwei M&#228;ulchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Winkele, wankele,</p>
+<p>vor der T&#252;r steht ein Bankele,</p>
+<p>auf der Bank sitzt mein Kindele,</p>
+<p>spielt mit mei&#39;m H&#252;ndele,</p>
+<p>winkele, wankele.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Winkele, wankele,</p>
+<p>ich hab ein Gedankele:</p>
+<p>ein &#196;pfle f&#252;rs Kindele,</p>
+<p>ein Kn&#246;chle f&#252;rs H&#252;ndele.</p>
+<p>Dankele.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem018"></a>M&#252;ckebold</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen, D&#252;nnebein,</p>
+<p>M&#252;ckchen, la&#223; das Stechen sein,</p>
+<p>Stechen tut ja weh!</p>
+<p>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen, wei&#223;t du was:</p>
+<p>bei&#223; doch in das gr&#252;ne Gras,</p>
+<p>bei&#223; doch in den Klee!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem019"></a>Das Scherchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schnipsel, schnipsel, Scherchen,</p>
+<p>schneid mir ein Gewehrchen;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page21"></a>21</span>schie&#223; ich mir
+ein H&#228;schen tot,</p>
+<p>brat&#39;s dem Kind zum Mittagbrot.</p>
+<p>Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus</p>
+<p>durch den Sonnenschein in des G&#228;rtners Haus;</p>
+<p>der hat seine Freude dran,</p>
+<p>oder guckt sie gar nicht an,</p>
+<p>oder streut sie in den Wind,</p>
+<p>oder schenkt sie seinem Kind&#8212;</p>
+<p>schnipsel, schnipsel, Scherchen&#8212; &#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem020"></a>Geschichtchen vom Winde</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Wer kommt dort angeflogen?</p>
+<p class='i'>Das ist der Wind.</p>
+<p class='i'>Der Wind ist ungezogen,</p>
+<p class='i'>er bl&#228;st dem Kind</p>
+<p class='i'>unters R&#246;ckchen,</p>
+<p class='i'>an die S&#246;ckchen,</p>
+<p class='i'>um die Ohren, an die Nase;</p>
+<p class='i'>solch Geblase!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Ganz zerfleddert und zerzaust</p>
+<p class='i'>kommt Rumpumpel angesaust;</p>
+<p class='i'>und hustet</p>
+<p class='i'>und prustet,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page22"></a>22</span>das arme
+Tr&#246;pfchen,</p>
+<p class='i'>und steckt sein K&#246;pfchen</p>
+<p class='i'>in Mutters Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und wei&#223;t du, warum der Wind so getollt?</p>
+<p>Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem021"></a>Anziehliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer strampelt im Bettchen?</p>
+<p>versteckt sich wie &#39;n Dieb?</p>
+<p>Das ist der Rumpumpel,</p>
+<p>den haben wir lieb.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was guckt da f&#252;r &#39;n N&#228;schen?</p>
+<p>Ein B&#252;bchen sitzt dran.</p>
+<p>Das ist der Rumpumpel,</p>
+<p>den ziehn wir jetzt an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Erst wird er gewaschen,</p>
+<p>vom Kopf bis zur Zeh;</p>
+<p>er weint nicht, er greint nicht,</p>
+<p>denn es tut ja nicht weh.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell her mit dem Hemdchen:</p>
+<p>da schl&#252;pfen wir fein,</p>
+<p>erst rechts und dann links,</p>
+<p>in die &#196;rmelchen &#39;rein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page23"></a>23</span>Fix an noch die
+Str&#252;mpfchen,</p>
+<p>fix an auch die Schuh;</p>
+<p>kommts H&#228;ndchen, schn&#252;rts B&#228;ndchen,</p>
+<p>schon sind sie zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun Leibchen und H&#246;schen,</p>
+<p>ein R&#246;ckchen kommt auch;</p>
+<p>sonst friert dem Rumpumpel</p>
+<p>sein kleiner runder Bauch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;mmchen k&#228;mmt sachte,</p>
+<p>aber still mu&#223; man stehn;</p>
+<p>zuletzt noch das Kleidchen,</p>
+<p>der Tausend, wie Sch&#246;n!</p>
+<p>Nun geht er und sagt: Guten Morgen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem022"></a>Das L&#228;mmechen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Wolfenb&#252;ttel wohnt ein Lamm,</p>
+<p>das hat ganz schwarze Haare.</p>
+<p>Meint ihr, es brauche einen Kamm?</p>
+<p>I Gott bewahre!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Aber mein L&#228;mmechen</p>
+<p>braucht ein K&#228;mmechen,</p>
+<p>braucht ein Schw&#228;mmechen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page24"></a>24</span>l&#228;&#223;t sich
+nix verdrie&#223;en;</p>
+<p>setzt sein neues K&#228;ppechen auf,</p>
+<p>will mal Koppkegel schie&#223;en.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem023"></a>Die wilden Beinchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Guten Morgen, ihr Beinchen!</p>
+<p>Wie hei&#223;t ihr denn?</p>
+<p>Ich hei&#223;e Hampel,</p>
+<p>ich hei&#223;e Strampel;</p>
+<p>und das ist F&#252;&#223;chen &#220;bermut,</p>
+<p>und das ist F&#252;&#223;chen Tunichtgut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;bermut und Tunichtgut</p>
+<p>gehn auf die Reise,</p>
+<p>platsch, durch alle S&#252;mpfe,</p>
+<p>na&#223; sind Schuh und Str&#252;mpfe;</p>
+<p>guckt die Rute um die Eck&#8212;</p>
+<p>laufen sie alle beide weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem024"></a>Der lumpichte Bu</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ka Str&#252;mpferl im Kasten,</p>
+<p>ka B&#228;nderl am Schuh,</p>
+<p>ka Kn&#246;pferl am Wams&#8212;</p>
+<p>oh, der lumpichte Bu!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page25"></a>25</span>
+<h3><a id="poem025"></a>Tintenheinz und Pl&#228;tscherlottchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Heini, Heini,</p>
+<p>ach, ist Heini dumm:</p>
+<p>stippt mit allen Fingerchen</p>
+<p>im Tintenfa&#223; herum.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Heini, Heini,</p>
+<p>kleiner dummer Mohr:</p>
+<p>stippt sich alle Fingerchen,</p>
+<p>klecks, ins Ohr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und unten am Brunnen,</p>
+<p>da steht ein Fa&#223;,</p>
+<p>da macht sich unsre Lotte</p>
+<p>pitschepatschena&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und oben die Sonne</p>
+<p>hat dr&#252;ber gelacht</p>
+<p>und hat unsre Lotte</p>
+<p>wieder trocken gemacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem026"></a>Es regnet</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es regnet, es regnet</p>
+<p>der Kuh auf den Schwanz;</p>
+<p>es regnet, es regnet</p>
+<p>der Braut in den Kranz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page26"></a>26</span>Es regnet, es
+regnet,</p>
+<p>die Welt ist schon na&#223;;</p>
+<p>hol &#39;s T&#246;pfchen,</p>
+<p>fang &#39;s Tr&#246;pfchen,</p>
+<p>dann sag ich dir was:</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>W&#228;scht du die Nase,</p>
+<p>bleibt sie fein grade.</p>
+<p>W&#228;scht du das M&#252;ndchen,</p>
+<p>bist du &#39;n lieb Kindchen.</p>
+<p>W&#228;scht du aber die Augen sch&#246;n,</p>
+<p>kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem027"></a>Tr&#246;sterchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bl&#252;mchen h&#228;ngt das K&#246;pfchen,</p>
+<p>der Tau ist ihm zu schwer;</p>
+<p>kommt der durstige Morgenwind,</p>
+<p>tr&#228;gt die Tropfen ins Meer.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sp&#228;tzchen piepst und bettelt,</p>
+<p>das Kr&#246;pfchen ist ihm leer;</p>
+<p>Pferdchen hat die Krippe voll,</p>
+<p>streut K&#246;rnerchen umher.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page27"></a>27</span>Kindchen weint noch
+immer,</p>
+<p>B&#246;ckchen st&#246;&#223;t so sehr.</p>
+<p>Schenkt ihm Mutter einen Ku&#223;:</p>
+<p>sieh mal, nun weint&#39;s nicht mehr.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem028"></a>H&#228;schen in der Grube</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(mit Benutzung des Volkspiels)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;schen in der Grube</p>
+<p>sa&#223; und schlief,</p>
+<p>kam der heilge Kuckdiguck</p>
+<p>und bracht ihm einen Brief.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;schen, bist du m&#252;de</p>
+<p>oder bist du krank?</p>
+<p>Steck doch deine L&#228;ufer raus,</p>
+<p>ob du noch h&#252;pfen kannst.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und was stand geschrieben</p>
+<p>in Kuckdiguckens Brief?</p>
+<p>&quot;Dem Kutscher, der nicht fahren kann,</p>
+<p>geht der Wagen schief.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem029"></a>Hasenspiel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hinter den Birken &#252;ber den Rasen</p>
+<p>huschen drei Hasen</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page28"></a>28</span>an uns vorbei,</p>
+<p>Springen &#252;ber Busch und Dorn,</p>
+<p>wollen ins junggr&#252;ne Winterkorn,</p>
+<p>hocken da,</p>
+<p>locken sich da,</p>
+<p>laufen kreuz,</p>
+<p>laufen quer,</p>
+<p>hin und her,</p>
+<p>als g&#228;b&#39;s in der Welt keine Schrotflinte mehr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Warte, in der Weihnachtszeit</p>
+<p>kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.</p>
+<p>Den gr&#246;&#223;ten verschicken wir,</p>
+<p>den zweitgr&#246;&#223;ten spicken wir,</p>
+<p>der kleinste kommt ins Hundehaus</p>
+<p>und steckt hinten sein Schw&#228;nzchen raus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem030"></a>Drei B&#228;umchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Jung jung drei B&#228;umchen</p>
+<p>wachsen im Wiesengras,</p>
+<p>jung jung drei B&#228;umchen</p>
+<p>sagen mir was.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das erste hat sich</p>
+<p>so gequ&#228;lt,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page29"></a>29</span>hat alle seine
+siebentausend</p>
+<p>Bl&#228;ttchen gez&#228;hlt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das zweite tr&#228;gt Pfl&#228;umchen,</p>
+<p>schlicker-schleckerfein;</p>
+<p>h&#228;tt es deine Z&#228;hnchen,</p>
+<p>es &#228;&#223;e sie allein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das dritte, das dritte</p>
+<p>sch&#252;ttelt sich blo&#223;:</p>
+<p>fallen lauter Bl&#252;ten</p>
+<p>in meinen Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sag ich sch&#246;n Dank,</p>
+<p>geh ich nach Haus,</p>
+<p>mach ich Rumpumpeln</p>
+<p>ein Kr&#228;nzchen draus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem031"></a>Schabernack</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn ich in die Stube geh</p>
+<p>und den Rumpumpel seh,</p>
+<p>tanzen wir zwei</p>
+<p>Ringeldireih,</p>
+<p>lachen wir,</p>
+<p>machen wir</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page30"></a>30</span>Schabernack,</p>
+<p>Huckepack,</p>
+<p>K&#228;tzchen spielt den Dudelsack,</p>
+<p>macht Rumpumpel Hotteh&#252;h</p>
+<p>nach der alten Melodie:</p>
+<p>Miau, miau,</p>
+<p>dem Kater seine Frau,</p>
+<p>dem Kater seine grisegrimme</p>
+<p>gritzegraue Frau.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem032"></a>Am Abend</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; das K&#228;tzchen will?</p>
+<p>Es streicht um meinen Scho&#223; herum,</p>
+<p>das Schw&#228;nzchen hoch, den Buckel krumm,</p>
+<p>Still&#8212;</p>
+<p>und wei&#223;t du, was es will?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; die Glucke will?</p>
+<p>Sie lockt und lockt die kleine Brut</p>
+<p>zum warmen Stall und deckt sie gut,</p>
+<p>Still&#8212;</p>
+<p>und wei&#223;t du, was sie will?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page31"></a>31</span>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; Rumpumpel will?</p>
+<p>Die Augen macht er schon ganz klein</p>
+<p>und g&#228;hnt und will genommen sein,</p>
+<p>still&#8212;</p>
+<p>nun wei&#223;t du, was er will.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem033"></a>Gutenachtliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leise, Peterle, leise,</p>
+<p>der Mond geht auf die Reise;</p>
+<p>er hat sein wei&#223;es Pferd gez&#228;umt,</p>
+<p>das geht so still, als ob es tr&#228;umt,</p>
+<p>leise, Peterle, leise.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Stille, Peterle, stille,</p>
+<p>der Mond hat eine Brille;</p>
+<p>ein graues W&#246;lkchen schob sich vor,</p>
+<p>das sitzt ihm grad auf Nas&#39; und Ohr,</p>
+<p>stille, Peterle, stille.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tr&#228;ume, Peterle, tr&#228;ume,</p>
+<p>der Mond guckt durch die B&#228;ume;</p>
+<p>ich glaube gar, nun bleibt er stehn,</p>
+<p>um Peterle im Schlaf zu sehn&#8212;</p>
+<p>tr&#228;ume, Peterle, tr&#228;ume.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page32"></a>32</span>
+<h3><a id="poem034"></a>Freund Husch</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich schl&#252;pfe aus dem Busch;</p>
+<p>ich stecke mein Laternchen an,</p>
+<p>ich z&#252;nde uns die Sternchen an,</p>
+<p>husch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich putze meinen Busch.</p>
+<p>Der Mond ist da, der Mond ist hell;</p>
+<p>der Mond, der ist mein Spielgesell,</p>
+<p>husch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich sch&#252;ttel meinen Busch.</p>
+<p>Die Kinderchen sind all zur Ruh,</p>
+<p>ich sch&#252;ttel ihnen Tr&#228;ume zu;</p>
+<p>die haben wir vergangne Nacht,</p>
+<p>der Mond und ich, uns ausgedacht,</p>
+<p>husch, husch, husch,</p>
+<p>im Busch.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem035"></a>Rumpumpels Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kr&#228;ht der Hahn fr&#252;h am Tage,</p>
+<p>kr&#228;ht laut, kr&#228;ht weit:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page33"></a>33</span>Guten Morgen,
+Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Guckt das Eichh&#246;rnchen runter:</p>
+<p>Wenig Zeit, wenig Zeit!</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt das H&#228;schen gesprungen,</p>
+<p>macht M&#228;nnchen vor Freud:</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Steht der Kuchen auf dem Tische,</p>
+<p>macht sich dick, macht sich breit:</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und Vater und Mutter,</p>
+<p>alle Kinder, alle Leut</p>
+<p>schrein: Hoch der Rumpumpel,</p>
+<p>sein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem036"></a>Mutters Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leises Klopfen an der T&#252;re:</p>
+<p>Kann ich &#39;rein, Mama?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page34"></a>34</span>Frisch gewaschen,
+frisch geb&#252;gelt</p>
+<p>steht Rumpumpel da.</p>
+<p>Rosen in beiden H&#228;ndchen;</p>
+<p>wie der Kerl sich freut!</p>
+<p>Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,</p>
+<p>Mutti Burtstag heut.</p>
+<p>Vater putzt die gro&#223;e Stube,</p>
+<p>die ist m&#228;chtig sch&#246;n.</p>
+<p>Lauter Blumen! Und die Torte!</p>
+<p>Komm, zu Vati gehn!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem037"></a>Rumpumpel tanzt</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,</p>
+<p>es blitzen seine Schuh;</p>
+<p>der Kreisel und der Hampelmann</p>
+<p>sehn verwundert zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Kreisel pufft den Hampelmann:</p>
+<p>guck, Hans, was sagst du nur?</p>
+<p>der Junge tanzt, der Junge tanzt</p>
+<p>und sitzt an keiner Schnur.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Hampelmann zieht ein Gesicht</p>
+<p>und schlenkert und sagt: puh,</p>
+<p>auch eine Peitsche braucht er nicht,</p>
+<p>tanzt doch so sch&#246;n wie du.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page35"></a>35</span>Rumpumpel tanzt,
+Rumpumpel tanzt,</p>
+<p>die liebe Sonne scheint;</p>
+<p>der Kreisel und der Hampelmann</p>
+<p>sind sich spinnefeind.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem038"></a>Kreiselliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein</p>
+<p>rundum, rundum,</p>
+<p>kommt die dicke Marmelkugel,</p>
+<p>rollt ihn um, rollt ihn um;</p>
+<p>pa&#223; auf, Herr Dreidel!</p>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein</p>
+<p>rundum, rundum,</p>
+<p>pfeift der Wind aus einer Ecke,</p>
+<p>pfeift ihn um, pfeift ihn um;</p>
+<p>steh auf, Herr Dreidel!</p>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein,</p>
+<p>peitsch di Hieb, peitsch di Hieb;</p>
+<p>hopp hopp, wie springt das Br&#252;derlein,</p>
+<p>halt den Dieb, halt den Dieb,</p>
+<p>hei&#223;a, Herr Dreidel!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem039"></a>Konzert</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, die Fl&#246;te kommt,</p>
+<p>Rumpumpel tut&#39;s begreifen:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page36"></a>36</span>er horcht und hebt
+das Fingerchen,</p>
+<p>f&#228;ngt gleich an mitzupfeifen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, die Geige kommt,</p>
+<p>die Geige tut fein klingen;</p>
+<p>Rumpumpel hebt das Fingerchen,</p>
+<p>f&#228;ngt leise an zu singen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, der Brummba&#223; kommt,</p>
+<p>ganz deutlich h&#246;rt man&#39;s summen;</p>
+<p>Rumpumpel hebt das Fingerchen,</p>
+<p>tut wie &#39;ne Hummel brummen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das gibt ein herrliches Konzert,</p>
+<p>ihr Kinder, kommt, ich bitte!</p>
+<p>Drei Kirschen kost&#39;t der erste Platz,</p>
+<p>und eine kost&#39;t die Mitte.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hinten herum ist alles frei,</p>
+<p>gro&#223;m&#252;tig sind wir heute;</p>
+<p>der Mohr, der Spitz, der Hampelmann</p>
+<p>sind gar zu arme Leute.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem040"></a>Die ersten H&#246;schen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Schneidermeister Piekenich</p>
+<p>ist ein geschickter Mann,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page37"></a>37</span>er kommt und
+mi&#223;t dem Peterle</p>
+<p>die ersten Hosen an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er nimmt sein Buch und Meterma&#223;,</p>
+<p>schreibt sich die Zahlen auf;</p>
+<p>und wenn der Bub nicht stille steht,</p>
+<p>kriegt er eins hinten drauf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Du lieber Meister Piekenich,</p>
+<p>mach die Hosen recht sch&#246;n!</p>
+<p>Ich will ja unter den Linden</p>
+<p>damit spazieren gehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und alle kleinen Jungens</p>
+<p>gucken nach mir hin</p>
+<p>und sehn an meinen H&#246;schen,</p>
+<p>da&#223; ich auch ein Junge bin.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem041"></a>Der kleine S&#252;nder</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gestern lief der Peter weg,</p>
+<p>spinnefix verstohlen.</p>
+<p>Setzt sich Mutter den B&#228;nderhut auf:</p>
+<p>wart, ich will dich holen.</p>
+<p>Sausepeter,</p>
+<p>Flausepeter,</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page38"></a>38</span>Hahnematz steht auf
+der Wiese,</p>
+<p>&quot;Kiek ins Gr&#252;ne&quot; kr&#228;ht er;</p>
+<p>sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter?</p>
+<p>Bummelpeter,</p>
+<p>Schummelpeter,</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie sie sich im Garten umguckt,</p>
+<p>ist er nicht zu sehen,</p>
+<p>bleibt sie neben dem Spargelbeet</p>
+<p>unterm Pflaumbaum stehen.</p>
+<p>Aber Peter,</p>
+<p>nirgends steht er;</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#246;rt sie etwas lachen, horch</p>
+<p>oben aus dem Baume;</p>
+<p>sitzt der Peter seelenvergn&#252;gt,</p>
+<p>pfl&#252;ckt sich eine Pflaume.</p>
+<p>Wirft ein Steinchen,</p>
+<p>schwenkt die Beinchen,</p>
+<p>wupptich&#8212;: Mutter, da bin ich!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem042"></a>Flutschpeter</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Flutschpeter lief nie gradeaus;</p>
+<p>ja, und warum? Er lief</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page39"></a>39</span>getreulich seiner
+Nase nach,</p>
+<p>und die, ja die war&#8212;schief.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem043"></a>Die Trommelpartie</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das K&#228;tzchen</p>
+<p>Mausem&#228;tzchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das H&#252;ndchen</p>
+<p>Belleinst&#252;ndchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das Schweinchen</p>
+<p>Rosenfeinchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt der B&#228;r</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page40"></a>40</span>Brummesehr,</p>
+<p>der will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So geht&#39;s im Trab,</p>
+<p>bergauf, bergab,</p>
+<p>durch D&#252;nn und Dick,</p>
+<p>durch Schlamm und Schlick;</p>
+<p>Rumpumpel schl&#228;gt die Trommel.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;tzchen maut,</p>
+<p>das H&#252;ndchen bellt,</p>
+<p>das Schweinchen quiekt,</p>
+<p>der B&#228;r brummt: was &#39;ne dumme Welt!</p>
+<p>Rumpumpel schl&#228;gt die Trommel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem044"></a>Rumpelreim</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ride-bide-Bummstock fing &#39;ne Maus,</p>
+<p>Ride-bide-Bummstock lie&#223; sie wieder raus;</p>
+<p>Ride-bide-Bummstock, du bist dumm,</p>
+<p>die M&#228;use sind &#39;n Rackerpack, das bringt man um.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem045"></a>Das Karnickel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,</p>
+<p>was bist du heut so still?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page41"></a>41</span>Sieh her, ich habe
+Kohl f&#252;r dich,</p>
+<p>sitz doch nicht gar so feierlich!</p>
+<p>Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,</p>
+<p>wie kommst du mir heut vor!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,</p>
+<p>ist dir dein Haus zu eng?</p>
+<p>Ein Weilchen darfst du aus dem Stall,</p>
+<p>blo&#223; fri&#223; mir nicht die Knospen all!</p>
+<p>Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,</p>
+<p>bist mir nun wieder gut?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem046"></a>Lektion</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>H&#252;hner, wollt ihr wohl artig sein!</p>
+<p>h&#252;bsch langsam essen und nicht so schrein!</p>
+<p>M&#252;&#223;t ihr denn immer zanken und bei&#223;en?</p>
+<p>euch um jedes K&#246;rnchen rei&#223;en?</p>
+<p>Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier,</p>
+<p>du i&#223;t ja f&#252;r vier.</p>
+<p>Weg! h&#246;rst du nicht? du sollst dich trollen!</p>
+<p>Die niedlichen kleinen K&#252;ken wollen</p>
+<p>auch mal heran an das sch&#246;ne Futter.</p>
+<p>Wenn du nicht h&#246;rst, sag ich&#39;s der Mutter;</p>
+<p>die f&#228;ngt dich ein und macht dich tot,</p>
+<p>dann essen wir dich zum Mittagbrot.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page42"></a>42</span>
+<h3><a id="poem047"></a>Lied des H&#252;hnchens</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck&#8212;tuck&#8212;heut ist Regentag,</p>
+<p class='i'>und ich mu&#223; mich plagen;</p>
+<p class='i'>kratze schon acht Stunden, tuck,</p>
+<p class='i'>und noch knurrt mein Magen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck die Enten, tuck die Enten,</p>
+<p class='i'>Enten sind doch Narren;</p>
+<p class='i'>gehn ins Wasser, tuck ins Wasser,</p>
+<p class='i'>als k&#246;nnte man da scharren.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Pferde, tuck tuck tuck, und K&#252;he</p>
+<p class='i'>haben gro&#223;e K&#246;pfe,</p>
+<p class='i'>aber keine Kr&#246;pfe, tuck;</p>
+<p class='i'>traurige Gesch&#246;pfe!</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, wie war der Hahn galant,</p>
+<p class='i'>suchte mir manch Kr&#252;mchen;</p>
+<p class='i'>heute geht er, tuck tuck tuck,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page43"></a>43</span>mit
+Cochinchina-M&#252;hmchen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, du fetter Regenwurm,</p>
+<p class='i'>dich mu&#223; ich noch ergattern;</p>
+<p class='i'>schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck,</p>
+<p class='i'>Muhmen und Gevattern!</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, w&#228;r ich doch endlich satt,</p>
+<p class='i'>tuck, das w&#228;r ein Segen;</p>
+<p class='i'>mu&#223; Rumpumpeln, tuck tuck tuck,</p>
+<p class='i'>sein Fr&#252;hst&#252;cks-Ei noch legen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>ach, wann hat man wohl genug?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem048"></a>So sieht unsre Wirtschaft aus</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Unser M&#252;ller hat ein M&#252;hlenhaus,</p>
+<p>mi-ma-M&#252;hlenhaus,</p>
+<p>kommt Korn hinein und Mehl heraus,</p>
+<p>mi-ma-Mehl heraus;</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page44"></a>44</span>Unser B&#228;cker,
+der backt wei&#223;e Wecken,</p>
+<p>wi-wa-wei&#223;e Wecken,</p>
+<p>und braunes Brot und Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>stri-stra-Streu&#223;elschnecken;</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Unser Schl&#228;chter schlacht&#39;t ein feistes Schwein,</p>
+<p>fi-fa-feistes Schwein,</p>
+<p>und p&#246;kelt Wurst und Schinken ein,</p>
+<p>schi-scha-Schinken ein;</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Unsre Mutter hat &#39;ne bunte Kuh,</p>
+<p>bi-ba-bunte Kuh,</p>
+<p>die gibt uns Milch und Butter dazu,</p>
+<p>bi-ba-Butter dazu;</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page45"></a>45</span>Unsre Henne macht
+ein laut Geschrei,</p>
+<p>li-la-laut Geschrei,</p>
+<p>und legt dabei ein frisches Ei,</p>
+<p>fri-fra-frisches Ei;</p>
+<p>frisches Ei, laut Geschrei,</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus. [Transkriptions-Notiz: Fehlendes
+<i>aus</i> hinzugef&#252;gt.]</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel ist ein kluges Kind,</p>
+<p>kli-kla-kluges Kind,</p>
+<p>das fragt nicht viel und i&#223;t geschwind,</p>
+<p>i-a-i&#223;t geschwind;</p>
+<p>kluges Kind, i&#223;t geschwind,</p>
+<p>frisches Ei, laut Geschrei,</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page46"></a>46</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a id="page47"></a>47</span><a
+href="images/i042.png"><img src="images/i042tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page48"></a>48</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page49"></a>49</span>Zweiter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page50"></a>50</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page51"></a>51</span>
+<h3><a id="poem049"></a>Das Haus</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bau, ich bau ein steinern Haus;</p>
+<p>vorne guckt ein Esel raus,</p>
+<p>hinten eine Kuh,</p>
+<p>muh.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem050"></a>Mit Trommel und Trab</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sitzen zwei alte Weiber im Sand,</p>
+<p>spinnen viel feine F&#228;den &#252;ber Land,</p>
+<p>&#252;ber B&#228;ume,</p>
+<p>&#252;ber Z&#228;une,</p>
+<p>um Stoppel und Dorn,</p>
+<p>immer von vorn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>F&#252;r wen sitzen die alten Weiber im Sand,</p>
+<p>spinnen viel feine F&#228;den &#252;ber Land?</p>
+<p>F&#252;r Wildbub Kraushaar,</p>
+<p>kommt alle hundert Jahr</p>
+<p>mit Trommel und Trab</p>
+<p>vom Himmel herab,</p>
+<p>rei&#223;t alle F&#228;den auf einmal ab,</p>
+<p>macht sich ein&#39;n M&#252;tzenpuschel draus</p>
+<p>und lacht die alten Weiber aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page52"></a>52</span>
+<h3><a id="poem051"></a>Siebenschl&#228;fer</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Siebenschl&#228;fer in den H&#246;hlen,</p>
+<p>reckt euch, streckt euch, aufgewacht!</p>
+<p>Der Fr&#252;hling leuchtet in den Himmel</p>
+<p>nach einer einzigen warmen Nacht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell, sch&#252;ttelt eure grauen Zotteln,</p>
+<p>und blinzelt in das blaue Licht;</p>
+<p>Herrgott, wer wird so langsam trotteln,</p>
+<p>ich lauf voraus, ich warte nicht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Amsel &#252;bt schon ihre Lieder,</p>
+<p>ich pfeif sie nach, ich sing sie auch;</p>
+<p>und denkt euch nur, der blaue Flieder</p>
+<p>hat Knospen, und der Haselstrauch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Teckel bellt vor lauter Wonne</p>
+<p>und w&#252;hlt die frische Erde um&#8212;</p>
+<p>Na? seid ihr noch nicht in der Sonne,</p>
+<p>ihr Siebenschl&#228;fer faul und dumm?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem052"></a>Osterlied</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>wir m&#246;chten nicht mehr warten.</p>
+<p>Der Krokus und das Tausendsch&#246;n,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page53"></a>53</span>Vergi&#223;meinnicht
+und Tulpen stehn</p>
+<p>schon lang in unserm Garten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>mit deinen bunten Eiern.</p>
+<p>Der Star lugt aus dem Kasten aus,</p>
+<p>Bl&#252;hk&#228;tzchen sitzen um sein Haus;</p>
+<p>wann kommst du Fr&#252;hling feiern?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>ich w&#252;nsche mir das Beste:</p>
+<p>ein gro&#223;es Ei, ein kleines Ei</p>
+<p>und ein lustiges Dideldumdei,</p>
+<p>alles in einem Neste.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem053"></a>Maiwunder</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maik&#246;nig kommt gefahren,</p>
+<p>in seinem gr&#252;ngoldnen Wagen,</p>
+<p>mit Saus und Gesinge.</p>
+<p>Seine Z&#252;gel sind Sonnenstrahlen,</p>
+<p>gro&#223;e blaue Schmetterlinge</p>
+<p>ziehn ihn &#252;ber Busch und Bach,</p>
+<p>da&#223; die wei&#223;en Bl&#252;tenglocken</p>
+<p>in seinen Locken</p>
+<p>schwingen und springen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page54"></a>54</span>und Hans guckt ihm
+nach</p>
+<p>und h&#246;rt sein Lied:</p>
+<p>wer zieht mit? zieht mit?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt das Maienweibchen,</p>
+<p>tr&#228;gt ein wei&#223;es Kleidchen,</p>
+<p>tr&#228;gt ein gr&#252;nes Kr&#228;nzchen,</p>
+<p>sagt zu unserm H&#228;nschen:</p>
+<p>Eia, Hans,</p>
+<p>komm zum Tanz!</p>
+<p>Einen Schritt Frau Nixe,</p>
+<p>einen Schritt Herr Nix,</p>
+<p>Ringeldireih, Ringeldireih,</p>
+<p>Dienerchen,</p>
+<p>Knix!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem054"></a>Hansel und Gretel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hansel und Gretel stehen zu zwein,</p>
+<p>der Hansel ist grob,</p>
+<p>und die Gretel ist fein,</p>
+<p>der Hansel ist dick,</p>
+<p>und die Gretel ist d&#252;nn,</p>
+<p>der Hansel ist aus Birkenholz,</p>
+<p>die Gretel ist aus Zinn.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page55"></a>55</span>Hei&#223;a,
+juchhei&#223;a, wer wird nun K&#246;nig?</p>
+<p>Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem055"></a>Prinze&#223;chen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>ich bin so sehr allein.</p>
+<p>Kam da der gelbe Sonnenstrahl:</p>
+<p>Ich tanze Tippel-huschemal,</p>
+<p>willst du meine T&#228;nzerin sein?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>der Sonnenstrahl ist zu fein.</p>
+<p>Kam da der wilde Pustewind:</p>
+<p>Heidih, ich spiele Wegefind,</p>
+<p>lauf doch, fang mich ein!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>der Wind macht mein Kr&#246;nchen entzwei.</p>
+<p>Kam da unser brauner Junge an,</p>
+<p>macht &#39;nen Diener wie &#39;n Edelmann:</p>
+<p>Prinze&#223;, ich bin so frei.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page56"></a>56</span>
+<h3><a id="poem056"></a>Das gro&#223;e Loch</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das gro&#223;e Loch,</p>
+<p>wie kam es doch</p>
+<p>in Gretens neuen Schuh?</p>
+<p>Die ganzen Zehn</p>
+<p>sind ja zu sehn;</p>
+<p>wer macht das Loch uns zu?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dr&#252;ben hinterm Rathaus</p>
+<p>h&#228;ngt ein gro&#223;es Schild raus,</p>
+<p>goldner Stiefel drauf.</p>
+<p>Da wohnt der Schuster Firlefanz,</p>
+<p>der macht dein Schuhchen wieder ganz;</p>
+<p>lauf, Grete, lauf!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem057"></a>Zwei Gesellen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es tanzen zwei Gesellen</p>
+<p class='i'>hier herum;</p>
+<p>der eine, der ist klug,</p>
+<p>und der andre, der ist dumm.</p>
+<p>Der eine liegt im Grase,</p>
+<p>der andre sitzt am Tisch;</p>
+<p>der eine kaut den Kanten,</p>
+<p>der andre i&#223;t den Fisch</p>
+<p class='i'>i&#223;t den Fisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page57"></a>57</span>Es tanzen zwei
+Gesellen</p>
+<p class='i'>hier herum;</p>
+<p>der eine, der ist grad,</p>
+<p>und der andre, der ist krumm.</p>
+<p>Der eine, der bleibt mager,</p>
+<p>der andre, der wird fett;</p>
+<p>der eine kommt an&#39;n Galgen,</p>
+<p>der andre stirbt im Bett.</p>
+<p class='i'>Je nun, je nun,</p>
+<p class='i'>was ist dabei zu tun.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem058"></a>Wenn&#39;s Pfingsten regnet</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Oben aus dem Fahnenhaus</p>
+<p>guckt das schwarze Wetterm&#228;nnchen raus,</p>
+<p>spreizt die Beine und grinst uns an;</p>
+<p>sch&#228;me dich, alter Wettermann!</p>
+<p>Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,</p>
+<p>hast du dem Fritze fest versprochen,</p>
+<p>da&#223; zu Pfingsten, im Monat Mai,</p>
+<p>das allersch&#246;nste Wetter sei.</p>
+<p>Und nun regnet&#39;s, liebe Not,</p>
+<p>alle hellen Bl&#252;ten tot;</p>
+<p>sie liegen da wie nasser Schnee.</p>
+<p>Auf den Wegen steht See an See;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page58"></a>58</span>ja, wenn wir noch
+drin baden k&#246;nnten,</p>
+<p>wie die Spatzen oder die Enten.</p>
+<p>Wir d&#252;rfen aber gar nicht raus,</p>
+<p>sehn so mucksch wie Maulw&#252;rfe aus;</p>
+<p>r&#246;che nicht der Kuchen so lecker her,</p>
+<p>w&#252;&#223;te man gar nicht, da&#223; Feiertag w&#228;r.</p>
+<p>Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;</p>
+<p>Sch&#228;me dich, schwarzer Wettermann!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem059"></a>Eine H&#252;hnergeschichte</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Vor der Laube kr&#228;ht der Hahn,</p>
+<p>ein rot-schwarz-gelb und gr&#252;ner:</p>
+<p>Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,</p>
+<p>fix, kommt fix, ihr H&#252;hner!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Seht die Hennen,</p>
+<p>wie sie rennen,</p>
+<p>aus Verstecken,</p>
+<p>&#252;ber Z&#228;une, &#252;ber Hecken,</p>
+<p>gackern, bei&#223;en sich und schrein,</p>
+<p>jede will die erste sein.</p>
+<p>Wie sie fliegen, wie sie flattern,</p>
+<p>um ein Pl&#228;tzchen zu ergattern.</p>
+<p>Oben auf des Tisches Mitte</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page59"></a>59</span>steht Herr Hahn:</p>
+<p>Bitte, meine Damen, bitte,</p>
+<p>fangt nur an!</p>
+<p>Pick und schluck,</p>
+<p>nicht genug,</p>
+<p>immer mehr</p>
+<p>Kuchen her!</p>
+<p>Unser Kropf</p>
+<p>ist ein Topf,</p>
+<p>wird nicht voll,</p>
+<p>wird nicht leer,</p>
+<p>darum mehr</p>
+<p>Kuchen her,</p>
+<p>bis der Teller leckeleer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dr&#252;ben aus des G&#228;rtners Haus</p>
+<p>guckt der kleine Fritz und lacht:</p>
+<p>Ei, wie sah das lustig aus,</p>
+<p>das haben die H&#252;hner klug gemacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem060"></a>Marieken und die K&#252;ken</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken</p>
+<p>mit deinen sieben K&#252;ken,</p>
+<p>was willst du tun?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page60"></a>60</span>&quot;Die alte
+Kluckenmutter ist tot,</p>
+<p>nun frieren die Kinder und finden kein Brot;</p>
+<p>ich will sie pflegen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken</p>
+<p>mit deinen sieben K&#252;ken,</p>
+<p>was hast du im Sack?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Kartoffelmus und Hirsekern,</p>
+<p>das essen meine Kinderchen gern,</p>
+<p>das streu ich ihnen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken,</p>
+<p>gib mir eins von deinen K&#252;ken,</p>
+<p>du hast noch genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Wenn ich meine Kinder verschenken t&#228;t,</p>
+<p>m&#252;&#223;t ich weinen von fr&#252;h bis sp&#228;t,</p>
+<p>da&#223; sollst du wissen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken,</p>
+<p>Zu H&#252;hnern werden die K&#252;ken;</p>
+<p>was machst du dann?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Und werden h&#252;bsch bunt und werden gro&#223;,</p>
+<p>fliegen mir alle um Kopf und Scho&#223;,</p>
+<p>hei, alle sieben!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page61"></a>61</span>
+<h3><a id="poem061"></a>Kinderk&#252;che</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Pfanne;</p>
+<p>nimmt sie sich die Schiefertafel</p>
+<p>von klein Schwester Hanne.</p>
+<p>Hat sie eine Pfanne.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Butter;</p>
+<p>borgt sie beim Kanarienvogel</p>
+<p>rasch ein bi&#223;chen Futter.</p>
+<p>Hat sie Butter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Kohlen;</p>
+<p>vor der T&#252;r bl&#252;ht roter Mohn,</p>
+<p>geht sie den sich holen.</p>
+<p>Hat sie Kohlen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>fehlt noch das G&#228;nschen;</p>
+<p>nimmt sie sich die Pudelm&#252;tze</p>
+<p>von klein Bruder Fr&#228;nzchen.</p>
+<p>Hat sies G&#228;nschen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page62"></a>62</span>Hei, mit diesen
+Wunderdingen</p>
+<p>mu&#223; der Braten wohlgelingen;</p>
+<p>bitte zu Tisch!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem062"></a>Essensregeln</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Spitzt das Ohr und merkt euch still,</p>
+<p>was die gute Sitte will!</p>
+<p>Wer die sch&#246;ne Form erfa&#223;t,</p>
+<p>ist ein gern gesehner Gast;</p>
+<p>wer sich frech und plump betr&#228;gt,</p>
+<p>wird ohne Besen hinausgefegt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen,</p>
+<p>soll Mund und H&#228;nde sich sauber waschen,</p>
+<p>sich erst setzen, wenn die andern sitzen,</p>
+<p>das M&#228;ulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen,</p>
+<p>nicht plappern, wenn gro&#223;e Leute sprechen,</p>
+<p>das Brot nicht zerkr&#252;meln, zerkneten, nur Bissen abbrechen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>R&#252;ckt immer den Stuhl so dicht heran,</p>
+<p>da&#223; L&#246;ffel und Gabel zum Munde kann,</p>
+<p>ohne das Tischtuch zu betrippen;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page63"></a>63</span>und schlie&#223;t
+beim Kauen h&#252;bsch die Lippen!</p>
+<p>Turnen beim Essen, das will nicht passen;</p>
+<p>also die Ellbogen h&#252;bsch unten lassen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nicht gierig stopfen! langsam essen!</p>
+<p>auch keinen Rest auf dem Teller vergessen!</p>
+<p>Nicht wie Hunde oder Katzen</p>
+<p>schlecken, schl&#252;rfen, schnaufen, schmatzen!</p>
+<p>Nicht kichern und nicht heimlich fragen,</p>
+<p>und immer sch&#246;n bitte und danke sagen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.4'></a>&#8212;4&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen,</p>
+<p>sollt ihr zuvor die Lippen wischen.</p>
+<p>Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden,</p>
+<p>das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden.</p>
+<p>Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen;</p>
+<p>auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen sch&#228;len.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.6'></a>&#8212;6&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer stochert in den Z&#228;hnen,</p>
+<p>nicht unterdr&#252;ckt das G&#228;hnen,</p>
+<p>das Messer in den Mund steckt,</p>
+<p>Gabel und Teller ableckt,</p>
+<p>zuviel packt auf den L&#246;ffel,</p>
+<p>gilt als Flegel und T&#246;ffel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page64"></a>64</span>
+<h3><a id="poem063"></a>Die b&#246;se Mies</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es war einmal ein K&#228;tzchen,</p>
+<p>ein allerliebstes Fr&#228;tzchen.</p>
+<p>Es hatte das Mamsellchen</p>
+<p>ein seidenweiches Fellchen</p>
+<p>und einen Bart ums Schn&#228;uzchen</p>
+<p>und Augen wie ein K&#228;uzchen.</p>
+<p>Es machte gern den R&#252;cken krumm</p>
+<p>und brachte viele M&#228;use um,</p>
+<p>dann schlich es auf die Ofenbank</p>
+<p>und leckte sich die Pfoten blank.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einst aber, oh das K&#228;tzchen,</p>
+<p>was tut das liebe Fr&#228;tzchen?</p>
+<p>Einst stand auf unserm Tische</p>
+<p>ein Teller Bratenfische.</p>
+<p>Hopp, ist das K&#228;tzchen oben:</p>
+<p>die Fische mu&#223; ich loben.</p>
+<p>So denkt es sich und sitzt und schmaust,</p>
+<p>doch Mutterchen kommt angesaust,</p>
+<p>und gibt dem Naschmamsellchen</p>
+<p>&#8212;na warte&#8212;eins aufs Fellchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nein, unser Miesek&#228;tzchen</p>
+<p>war gar kein liebes Fr&#228;tzchen:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page65"></a>65</span>los auf die gute
+Mutter,</p>
+<p>und durch das &#196;rmelfutter</p>
+<p>&#8212;kratz&#8212;in den Ellenbogen!</p>
+<p>War das nicht ungezogen?</p>
+<p>Dann lief es voller Wut hinaus</p>
+<p>und kam erst abends sp&#228;t nach Haus,</p>
+<p>und schlich sich auf die Ofenbank</p>
+<p>und leckte sich die Pfoten blank.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem064"></a>Pottkieker</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mutti, Mutti, was ist denn da drin?</p>
+<p class='i'>&quot;Hoppel-poppel-Appelreis,</p>
+<p class='i'>mach dich weg, Naseweis,</p>
+<p class='i'>kann dich hier nicht brauchen,</p>
+<p class='i'>der Ofen tut rauchen,</p>
+<p class='i'>mu&#223; Sp&#228;hne suchen,</p>
+<p class='i'>sonst brennt der Kuchen,</p>
+<p class='i'>mu&#223; G&#228;nse schlachten,</p>
+<p class='i'>in sechs Wochen ist Weihnachten.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?</p>
+<p class='i'>&quot;Ei, tanz mit dem Schimmel,</p>
+<p class='i'>bohr L&#246;cher in den Himmel,</p>
+<p class='i'>lehr die Katz das Alphabet,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page66"></a>66</span>sieh nach,
+ob sich der Kirchturm dreht,</p>
+<p class='i'>oder lauf ans Ende der Welt,</p>
+<p class='i'>pa&#223; auf, da&#223; keiner runter f&#228;llt,</p>
+<p class='i'>marsch!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem065"></a>Der Reitersmann</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schimmel, willst du laufen,</p>
+<p>will ich uns was kaufen.</p>
+<p>Hei&#223;a, lauf nach Mexiko,</p>
+<p>da kaufe ich dir Bohnenstroh;</p>
+<p>laufe nach der Mongolei,</p>
+<p>da kauf ich mir ein Osterei,</p>
+<p>hopp!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eile, Schimmel, eile,</p>
+<p>oder du kriegst Keile.</p>
+<p>Hopp&#223;a, lauf nach Hindostan,</p>
+<p>da kaufe ich mir Marzipan;</p>
+<p>laufe nach Kap Morgenrot,</p>
+<p>da kauf ich dir ein Dreierbrot,</p>
+<p>burr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page67"></a>67</span>
+<h3><a id="poem066"></a>Das richtige Pferd</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd!</p>
+<p>Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert,</p>
+<p>es hat so steife Beine,</p>
+<p>es stampft nicht, fri&#223;t nicht, wiehert nicht,</p>
+<p>und macht solch ledernes Gesicht,</p>
+<p>und wei&#223; nicht, was ich meine.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,</p>
+<p>ein wirklich richtiges Pferd beschert,</p>
+<p>dann reit ich &#252;ber die Br&#252;cke,</p>
+<p>und reite durch den Kiefernforst</p>
+<p>nach Vehlefanz und Haselhorst</p>
+<p>und noch f&#252;nf gro&#223;e St&#252;cke.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dann bin ich mitten in der Welt,</p>
+<p>da such ich mir ein Haberfeld</p>
+<p>und lasse mein Pferdchen grasen.</p>
+<p>Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,</p>
+<p>wo der Riese den Regenbogen h&#228;lt,</p>
+<p>und&#8212;schick euch &#39;ne Ansichtspostkarte.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page68"></a>68</span>
+<h3><a id="poem067"></a>Der kleine Rekrut</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich hab einen Helm aus Packpapier,</p>
+<p>mit einem Federbusche;</p>
+<p>der Wilhelm malt mir &#39;n Adler drauf</p>
+<p>mit schwarz-wei&#223;-roter Tusche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einen h&#246;lzernen S&#228;bel hab ich auch,</p>
+<p>mit einem richtgen Griffe;</p>
+<p>wenn nur der Scherenschleifer k&#228;m,</p>
+<p>da&#223; er ihn endlich schliffe!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Meine Mutter ist &#39;ne gute Frau,</p>
+<p>die schenkt mir einen Dukaten,</p>
+<p>dann kauf ich mir ein Schie&#223;gewehr,</p>
+<p>geh unter die Soldaten.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem068"></a>Der Hauptmann</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin der Hauptmann,</p>
+<p>ihr die Soldaten;</p>
+<p>immer gehorsam,</p>
+<p>das will ich euch raten,</p>
+<p>h&#246;rt ihr!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eins, zwei, immer hinterher,</p>
+<p>eins, zwei, schultert das Gewehr,</p>
+<p>marsch!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page69"></a>69</span>Seht euch nicht
+um,</p>
+<p>seht euch nicht an,</p>
+<p>immer h&#252;bsch stramm,</p>
+<p>Mann hinter Mann,</p>
+<p>halt!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eins, zwei, immer hinterher,</p>
+<p>eins, zwei, schultert das Gewehr,</p>
+<p>marsch!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem069"></a>Abz&#228;hlreim</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rechts, links, &#252;ber Eck,</p>
+<p>die Henne legt die Eier weg,</p>
+<p>legt sie in ein B&#252;ndel Stroh,</p>
+<p>irgendwie, irgendwo;</p>
+<p>kommt der Marder Wagemut,</p>
+<p>jagt die Henne von der Brut,</p>
+<p>rechts, links, &#252;ber Eck&#8212;</p>
+<p>ein K&#252;ken hat&#8212;er&#8212;weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem070"></a>Fragefritze und die Plappertasche</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fritz, ich m&#246;cht den Spaten haben.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>M&#246;chte eine Grube graben.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page70"></a>70</span>M&#246;chte drin ein
+B&#228;umchen pflanzen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>Wird mein Fritze drunter tanzen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wird das B&#228;umchen Kirschen tragen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>Ei, du mu&#223;t die Spatzen fragen,</p>
+<p>die sind nicht so dumm!&#8212;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt die kleine Plappertasche:</p>
+<p>&quot;Mutterchen, nicht wahr,</p>
+<p>ich bin kl&#252;ger als der Fritze,</p>
+<p>bin schon bald sechs Jahr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Mutterchen, nicht wahr, der Fritze</p>
+<p>ist ein Schaf, o je!</p>
+<p>Ich kann schon bis zwanzig z&#228;hlen</p>
+<p>und das A-B-C.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>I, du kleine Plappertasche,</p>
+<p>la&#223; den Fritz in Ruh.</p>
+<p>Plappertasche, wische wasche,</p>
+<p>halt das M&#228;ulchen zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;bermorgen in vier Wochen</p>
+<p>kommt der Weihnachtsmann;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page71"></a>71</span>wenn du dann noch
+immer plapperst,</p>
+<p>was bekommst du dann?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einen gro&#223;en Maulkorb!&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem071"></a>Plapperm&#252;ndchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Leipzig wohnt ein B&#228;ckermeister,</p>
+<p>Hans-back-die-Semmeln-gr&#246;&#223;er hei&#223;t er;</p>
+<p>Seine Mutter, die Frau Meisterin,</p>
+<p>zieht den Teig wer wei&#223; wie d&#252;nn,</p>
+<p>rollt ihn mit der Mangel aus,</p>
+<p>macht sieben bucklige Bretzeln draus,</p>
+<p>drei f&#252;r den Vater,</p>
+<p>drei f&#252;r die Mutter,</p>
+<p>eine f&#252;r unser Plapperm&#252;ndchen,</p>
+<p>dann schweigt&#39;s vielleicht ein Viertelst&#252;ndchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem072"></a>Puppendoktor</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Lieber Doktor Pillermann,</p>
+<p>guck dir blo&#223; mein P&#252;ppchen an.</p>
+<p>Drei Tage hat es nichts gegessen,</p>
+<p>hat immer so stumm dagesessen,</p>
+<p>es will nicht einmal Zuckerbrot,</p>
+<p>die Arme h&#228;ngen ihr wie tot.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page72"></a>72</span>Ach, lieber Doktor,
+sag mir ehrlich,</p>
+<p>ist diese Krankheit sehr gef&#228;hrlich?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Madam, Sie &#228;ngstigen sich noch krank;</p>
+<p>der Puls geht ruhig, Gott sei Dank.</p>
+<p>Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,</p>
+<p>sie mu&#223; zu Bett und t&#252;chtig schwitzen;</p>
+<p>drei Kiebitzeier gebt ihr ein,</p>
+<p>dann wird es morgen besser sein.</p>
+<p>Empfehle mich.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem073"></a>Kleiner Einkauf</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Guten Tag, guten Tag, liebe Gr&#252;nkramfrau,</p>
+<p>Gem&#252;se will ich kaufen,</p>
+<p>ich bin mit meinem Henkelkorb</p>
+<p>extra hergelaufen;</p>
+<p>auch sch&#246;ne frische Eier will ich,</p>
+<p>hoffentlich sind sie heute billig.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Schoten hier gefallen mir,</p>
+<p>zuckers&#252;&#223;e Kerne;</p>
+<p>auch von den R&#252;bchen m&#246;chte ich</p>
+<p>ein halbes Liter gerne.</p>
+<p>Kohlr&#252;ben? lieben wir nicht sehr;</p>
+<p>doch zeigen Sie mal die Pflaumen her!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page73"></a>73</span>Davon will ich
+f&#252;nf Literma&#223;,</p>
+<p>haufenvoll gemessen!</p>
+<p>weil meine Kinderchen zu Haus</p>
+<p>alle gern Pflaumen essen.</p>
+<p>Geld schick ich Ihnen morgen her;</p>
+<p>ich denke doch, es eilt nicht sehr,</p>
+<p>ich hab es grad vergessen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem074"></a>Vaters Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell, schnell, Besen,</p>
+<p>feg die Stube rein;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>mu&#223; alles sauber sein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wisch, wisch, Lappen,</p>
+<p>&#252;ber Stuhl und Schrank;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>sind sie blitzeblank.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Bl&#252;h, bl&#252;h, Blume,</p>
+<p>bl&#252;h recht frisch;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>Stehst du auf dem Tisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Herz-Herz-Muttchen,</p>
+<p>schnell das neue Kleid;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page74"></a>74</span>bis V&#228;terchen
+zum Kaffee kommt,</p>
+<p>ist nur noch wenig Zeit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tick, tick, Uhrchen,</p>
+<p>renn doch nicht so fix;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>mach ich meinen Knix.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fertig, alles fertig,</p>
+<p>der Kuchen auch ist da;</p>
+<p>der Kaffee kommt, der Vater kommt,</p>
+<p>mein Verschen kann ich ja:</p>
+<p>&quot;Heut ist dein Geburtstag!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem075"></a>Das Himmelsprinze&#223;chen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin das Himmelsprinze&#223;chen,</p>
+<p>habe Fl&#252;gel von blauem Duft,</p>
+<p>ich schlafe im Wolkenbettchen</p>
+<p>und bade in Licht und Luft.</p>
+<p>Mir geh&#246;rt die silberne Schaukel</p>
+<p>hoch oben im Himmelssaal;</p>
+<p>wenn die goldenen Seile schwingen,</p>
+<p>blitzt es unten im Tal.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der alte Wetterriese</p>
+<p>donnert und schilt mich aus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page75"></a>75</span>ich flitze &#252;ber
+die Sterne</p>
+<p>und lache den Brummbart aus.</p>
+<p>Die Mirlamein vom Monde</p>
+<p>webt meine Kleider und Schuh,</p>
+<p>die gute Mutter Sonne</p>
+<p>gibt goldne Spangen dazu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der liebe Gott hat mich gerne,</p>
+<p>ich bin sein liebes Kind;</p>
+<p>er nimmt uns auf die Kniee,</p>
+<p>mich und den Fr&#252;hlingswind.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Des Abends sitzen wir stille</p>
+<p>bei Mirlamein im Zelt</p>
+<p>und spinnen W&#252;nsche und Tr&#228;ume</p>
+<p>und streuen sie &#252;ber die Welt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem076"></a>Windfreude</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind &#252;ber Wiesen und Felder rennt,</p>
+<p>renn ich mit;</p>
+<p>da denk ich, da&#223; ich fliegen kann,</p>
+<p>und guck mir lustig die V&#246;gel an,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind durch die Str&#228;ucher und B&#228;ume fegt,</p>
+<p>feg ich mit;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page76"></a>76</span>die
+Bl&#252;tenk&#228;tzchen feg ich zu Hauf</p>
+<p>und setz mir vom Ahorn ein Nasenh&#252;tchen auf,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind durch die Turml&#246;cher singt und pfeift,</p>
+<p>pfeif ich mit;</p>
+<p>sein Jodler wird mir gar nicht schwer,</p>
+<p>und den Brummba&#223; lern ich nebenher,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem077"></a>Lied vom Monde</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wind, Wind, sause,</p>
+<p>der Mond ist nicht zu Hause;</p>
+<p>er ist wohl hinter den Berg gegangen,</p>
+<p>will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,</p>
+<p>Wind, Wind, sause.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Stern, Stern, scheine,</p>
+<p>der Mond, der ist noch kleine;</p>
+<p>er hat die Sichel in der Hand,</p>
+<p>er m&#228;ht das Gras am Himmelsrand,</p>
+<p>Stern, Stern, scheine.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Singe, Vogel, singe,</p>
+<p>der Mond ist guter Dinge;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page77"></a>77</span>er steckt den halben
+Taler raus,</p>
+<p>das sieht blank und lustig aus,</p>
+<p>singe, Vogel, singe.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und hell wird&#39;s, immer heller;</p>
+<p>der Mond, der hat &#39;nen Teller,</p>
+<p>mit allerfeinstem Silbersand,</p>
+<p>den streut er &#252;ber Meer und Land,</p>
+<p>und hell wird&#39;s, immer heller.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem078"></a>Weihnachtsschnee</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Kinder, sperrt die N&#228;schen auf,</p>
+<p>es riecht nach Weihnachtstorten;</p>
+<p>Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd</p>
+<p>und backt die feinsten Sorten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,</p>
+<p>sonst nehmt den Operngucker:</p>
+<p>die gro&#223;e Himmelsb&#252;chse, seht,</p>
+<p>tut Ruprecht ganz voll Zucker.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er streut&#8212;die Kuchen sind schon voll&#8212;</p>
+<p>er streut&#8212;na, das wird munter:</p>
+<p>er sch&#252;ttelt die B&#252;chse und streut und streut</p>
+<p>den ganzen Zucker runter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page78"></a>78</span>Ihr Kinder, sperrt
+die M&#228;ulchen auf,</p>
+<p>schnell! Zucker schneit es heute!</p>
+<p>Fangt auf, holt Sch&#252;sseln!&#8212;Ihr glaubt es nicht?</p>
+<p>Ihr seid ungl&#228;ubige Leute!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem079"></a>Knecht Ruprecht in N&#246;ten</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart</p>
+<p>und r&#252;ckt zurecht die Brille:</p>
+<p>Ihr Engelskinder, l&#228;rmt nicht so,</p>
+<p>seid mal ein bi&#223;chen stille!</p>
+<p>Kommt, r&#252;ckt h&#252;bsch artig zu mir ran,</p>
+<p>seht euch mal das Bestellbuch an!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was steht hier auf dem ersten Blatt?</p>
+<p>was auf dem zweiten, dritten?</p>
+<p>was steht am Ende von dem Buch?</p>
+<p>was steht hier in der Mitten?&#8212;:</p>
+<p>Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,</p>
+<p>Schick uns doch mal das Luftschiff her!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hans m&#246;chte nach Amerika,</p>
+<p>und Fritz zu Tante Lotte,</p>
+<p>Kurt durch die Luft zu Gro&#223;papa,</p>
+<p>Marie zum lieben Gotte;</p>
+<p>Georg will blo&#223; nach Neuruppin</p>
+<p>mit Zeppelin, mit Zeppelin.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page79"></a>79</span>Ach Zeppelin, du
+Zaubermann,</p>
+<p>&#39;s ist aus der Haut zu fahren,</p>
+<p>das ganze liebe kleine Pack</p>
+<p>will blo&#223; noch Luftschiff fahren;</p>
+<p>dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,</p>
+<p>da gehn nicht alle Kinder &#39;rein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Engelskinder, helft mir doch</p>
+<p>in meinen Weihnachtsn&#246;ten,</p>
+<p>baut mir ein Luftschiff riesengro&#223;</p>
+<p>mit hunderttaufend B&#246;ten,</p>
+<p>la&#223;t lustig die Propeller gehn,</p>
+<p>da sollt ihr mal die Freude sehn!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, schreit da die Engelschar,</p>
+<p>wir helfen alle, alle.</p>
+<p>Nach dreien Tagen, blitzeblank,</p>
+<p>stehts Luftschiff in der Halle.</p>
+<p>Dank sch&#246;n, sagt Ruprecht, f&#228;hrt hinab,</p>
+<p>holt alle Jungs und M&#228;dels ab</p>
+<p>zur Flugfahrt durch die Welten.</p>
+<p>Ob sie sich nicht erk&#228;lten?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem080"></a>Frohe Botschaft</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fr&#252;h, eh ich&#39;s konnt begreifen,</p>
+<p>h&#246;rt ich schon etwas pfeifen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page80"></a>80</span>h&#246;rt ich Schon
+etwas brummen,</p>
+<p>wie tausend Bienen summen.</p>
+<p class='i'>Was ist denn los? Ach ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann ist da!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Raben und die Spatzen,</p>
+<p>sie m&#252;ssen&#39;s weiterschwatzen;</p>
+<p>in alle H&#228;user dringt es,</p>
+<p>von allen Glocken klingt es.</p>
+<p class='i'>Was l&#228;uten sie? O ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann ist da!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mit seinem braven Esel</p>
+<p>zieht er von Thorn bis Wesel;</p>
+<p>wo M&#228;dels sind und Buben,</p>
+<p>tritt er in ihre Stuben</p>
+<p>und langt aus Sack und Taschen</p>
+<p>zum Spielen was und Naschen.</p>
+<p class='i'>Wo habt ihr&#39;s her? Na ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann war da!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem081"></a>Der liebe Weihnachtsmann</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Esel, der Esel,</p>
+<p>wo kommt der Esel her?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page81"></a>81</span>Von Wesel, von
+Wesel,</p>
+<p>er will ans schwarze Meer.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer hat denn, wer hat denn</p>
+<p>den Esel so bepackt?</p>
+<p>Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht</p>
+<p>mit seinem Klappersack.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mit N&#252;ssen, mit &#196;pfeln,</p>
+<p>mit Spielzeug allerlei,</p>
+<p>und Kuchen, ja Kuchen</p>
+<p>aus seiner B&#228;ckerei.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wo b&#228;ckt denn, wo b&#228;ckt denn</p>
+<p>Knecht Ruprecht seine Speis?</p>
+<p>In Island, in Island,</p>
+<p>drum ist sein Bart so wei&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Rute, die Rute</p>
+<p>hat er dabei verbrannt;</p>
+<p>heut sind die Kinder artig</p>
+<p>im ganzen deutschen Land.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ach Ruprecht, ach Ruprecht,</p>
+<p>du lieber Weihnachtsmann:</p>
+<p>komm auch zu mir mit deinem</p>
+<p>Sack heran!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page82"></a>82</span>
+<h3><a id="poem082"></a>Sankt Niklas&#39; Auszug</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,</p>
+<p>klopft seine lange Pfeife aus</p>
+<p>und sagt zur heiligen Kathrein:</p>
+<p>&#214;l mir die Wasserstiefel ein,</p>
+<p>bitte hol auch den Knotenstock</p>
+<p>vom Boden und den Fuchspelzrock,</p>
+<p>die M&#252;tze lege oben drauf,</p>
+<p>und sch&#252;tte dem Esel t&#252;chtig auf,</p>
+<p>halt auch sein Sattelzeug bereit;</p>
+<p>wir reisen, es ist Weihnachtszeit.</p>
+<p>Und da&#223; ich&#39;s nicht verge&#223;, ein Loch</p>
+<p>ist vorn im Sack, das stopfe noch!</p>
+<p>Ich geh derweil zu Gottes Sohn</p>
+<p>und hol mir meine Instruktion.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die heilige K&#228;the, sanft und still,</p>
+<p>tut alles, was Sankt Niklas will.</p>
+<p>Der klopft indes beim Herrgott an,</p>
+<p>Sankt Peter hat ihm aufgetan</p>
+<p>und sagt: Gr&#252;&#223; Gott! wie schaut&#39;s denn aus?</p>
+<p>und f&#252;hrt ihn ins himmlische Werkst&#228;ttenhaus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da sitzen die Englein an langen Tischen,</p>
+<p>ab und zu Feen dazwischen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page83"></a>83</span>die den kleinsten
+zeigen, wie&#39;s zu machen,</p>
+<p>und weben und kleben die niedlichsten Sachen,</p>
+<p>h&#228;mmern und h&#228;keln, schnitzen und schneidern,</p>
+<p>f&#228;lteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,</p>
+<p>packen die Schachteln, binden sie zu</p>
+<p>und haben so gl&#252;hende B&#228;ckchen wie Du.</p>
+<p>Herr Jesus sitzt an seinem Pult</p>
+<p>und schreibt mit Liebe und Geduld</p>
+<p>eine lange Liste. Potz Element,</p>
+<p>wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!</p>
+<p>Die sollen die sch&#246;nen Engelsgaben</p>
+<p>zu Weihnachten haben.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was fertig ist, wird eingesackt</p>
+<p>und auf das Eselchen gepackt.</p>
+<p>Sankt Niklas zieht sich recht warm an;</p>
+<p>Kinder, er ist ein alter Mann,</p>
+<p>und es f&#228;ngt t&#252;chtig an zu schnein,</p>
+<p>da mu&#223; er schon vorsichtig sein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So geht es durch die W&#228;lder im Schritt,</p>
+<p>manch Tannenb&#228;umchen nimmt er mit;</p>
+<p>und wo er wandert, bleibt im Schnee</p>
+<p>manch Futterk&#246;rnchen f&#252;r Hase und Reh.</p>
+<p>Aus Haus und H&#252;tte strahlt es hell,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page84"></a>84</span>da hebt er dem Esel
+den Sack vom Fell,</p>
+<p>macht leise alle T&#252;ren auf,</p>
+<p>jubelnd umdr&#228;ngt ihn der kleine Hauf:</p>
+<p>Sankt Niklas, Sankt Niklas,</p>
+<p>was hast du gebracht?</p>
+<p>was haben die Englein</p>
+<p>f&#252;r uns gemacht?</p>
+<p>&quot;Sch&#246;n Ding, gut Ding,</p>
+<p>aus dem himmlischen Haus;</p>
+<p>langt in den Sack! holt euch was raus!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem083"></a>Bescheidene Frage</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du der flinken Grete was?</p>
+<p>Sie ist fast immer artig gewesen,</p>
+<p>hat flei&#223;ig in ihrer Fibel gelesen,</p>
+<p>kann das gro&#223;e H schon ganz richtig schreiben,</p>
+<p>wird Ostern gewi&#223; nicht sitzen bleiben;</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihr was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du dem dicken Peterle was?</p>
+<p>Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,</p>
+<p>aber beten kann er schon wundersch&#246;n:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page85"></a>85</span>&quot;Lieber Dott,
+mach alle Men&#223;en dut,</p>
+<p>nimm alle unter deinen Hut&#39;&quot;</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihm was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du der kleinen Lene was?</p>
+<p>Sie geh&#246;rt der armen Flick-Marie</p>
+<p>und hat schon lange ein schlimmes Knie;</p>
+<p>zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,</p>
+<p>sieht immer so bla&#223; und &#228;ngstlich aus.</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihr was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>ich w&#252;nsch mir selber auch noch was:</p>
+<p>m&#246;cht in der Weihnacht mit dir gehn,</p>
+<p>mir all die fr&#246;hlichen Kinder besehn,</p>
+<p>wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken</p>
+<p>und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du mir das?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page86"></a>86</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a id="page87"></a>87</span><a
+href="images/i080.png"><img src="images/i080tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page88"></a>88</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page89"></a>89</span>Dritter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page90"></a>90</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page91"></a>91</span>
+<h3><a id="poem084"></a>Widmung</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kl&#228;nge wachsen auf den Wegen</p>
+<p>im Geb&#252;sch, im jungen Gr&#252;n;</p>
+<p>alle meine Melodien</p>
+<p>m&#246;chte ich mit leisem Segen</p>
+<p>abends auf dein Kissen legen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wilde Blumen, seltne Fr&#252;chte:</p>
+<p>was der reife Sommer bringt,</p>
+<p>m&#246;cht ich in dein Zimmer tragen,</p>
+<p>sollst mir keine Antwort sagen&#8212;</p>
+<p>Still&#8212;der Traum versinkt&#8212;verklingt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem085"></a>Sonne</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sonne scheint drau&#223;en und scheint in die Stube,</p>
+<p>unten am Boden kugelt mein Bube,</p>
+<p>greift nach den schimmernden, flimmernden St&#228;ubchen;</p>
+<p>ich sitze am Fenster und n&#228;he ein H&#228;ubchen,</p>
+<p>ein ganz kleines H&#228;ubchen aus wei&#223;em Batist.</p>
+<p>Ob&#39;s wohl ein M&#228;del ist?&#8212;</p>
+<p>Und hat&#39;s <i>seine</i> Augen, <i>seinen</i> trotzfrohen
+Sinn,</p>
+<p>dann wei&#223; kein Mensch, wie gl&#252;cklich ich bin!</p>
+<p>Blo&#223; Er&#8212;Er&#8212;sein liebes Gesicht&#8212; &#8212;</p>
+<p>&quot;Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?&quot;&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page92"></a>92</span>
+<h3><a id="poem086"></a>Marienlied</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maria herzt ihr Kindlein</p>
+<p>und k&#252;&#223;t sein rotes M&#252;ndlein;</p>
+<p>sie wei&#223; es nicht,</p>
+<p>da&#223; einst zu Golgatha</p>
+<p>sein Kreuz wird aufgericht&#39;t.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Wind mit Blumend&#252;ften</p>
+<p>tut des Kindes H&#228;rlein l&#252;ften;</p>
+<p>nicht wei&#223; der Wind,</p>
+<p>da&#223; einst zu Golgatha</p>
+<p>unschuldig Blut verrinnt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sein L&#228;mmlein kommt gesprungen,</p>
+<p>spielt um den holden Jungen;</p>
+<p>sieht nicht von fern,</p>
+<p>da&#223; man zu Golgatha</p>
+<p>einst h&#246;hnt den lieben Herrn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr sorgend Mutterherzen</p>
+<p>m&#252;&#223;t es fein still verschmerzen;</p>
+<p>ihr wi&#223;t es nicht,</p>
+<p>wann eurem teuren Kindlein</p>
+<p>sein Kreuz wird aufgericht&#39;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page93"></a>93</span>
+<h3><a id="poem087"></a>Korsisches Wiegenlied</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schlafe, mein kleiner Wildling,</p>
+<p>du schlankes Reis, schlaf ein;</p>
+<p>drau&#223;en im Mondschein die Pappel</p>
+<p>sieht auf dein Bett herein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tr&#228;ume, mein hei&#223;er Wildling;</p>
+<p>was ballst du die kleine Faust?</p>
+<p>K&#252;hl geht der Wind durchs Fenster,</p>
+<p>die hohe Pappel braust.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wachse, mein trotziger Wildling,</p>
+<p>wachse dich hoch und frei,</p>
+<p>horch auf die herrischen St&#252;rme</p>
+<p>und des Adlers stolzen Schrei!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>R&#228;che mich, Sohn meiner Wildheit,</p>
+<p>r&#228;che den Mutterleib,</p>
+<p>Sch&#228;rfe den Dolch und t&#246;te,</p>
+<p>t&#246;te das fremde Weib!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem088"></a>K&#246;nigskind</h3>
+
+<h4><a id='poem088.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schlafe ruhig, K&#246;nigskind;</p>
+<p>wie im Traume singt der Wind,</p>
+<p>schweigend sitzt der Mond zu Haus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page94"></a>94</span>gie&#223;t die
+wei&#223;en Strahlen aus,</p>
+<p>gie&#223;t sie &#252;ber das weite Land,</p>
+<p>&#252;ber Wald und H&#252;gelwand.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Taube gurrt im dunklen Laub,</p>
+<p>K&#228;fer surrt und fliegt auf Raub,</p>
+<p>Fischlein steht im Wasser still,</p>
+<p>wei&#223; nicht, ob es schwimmen will.</p>
+<p>Was dir auch das Leben spinnt:</p>
+<p>tr&#228;ume, K&#246;nigskind!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem088.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Vogel flog aus dem Heimatland,</p>
+<p>er flog wohl sieben Tage lang</p>
+<p>&#252;ber fremde W&#228;lder und Seen;</p>
+<p>da wurden ihm die Fl&#252;gel lahm,</p>
+<p>und als er ans gro&#223;e Wasser kam,</p>
+<p>konnt er nicht weiter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein M&#228;gdlein mu&#223;te von Hause fort,</p>
+<p>in ein fernes Land an fremden Ort,</p>
+<p>so bang und alleine.</p>
+<p>Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:</p>
+<p>Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,</p>
+<p>sonst trifft dich ein Unheil.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page95"></a>95</span>Das V&#246;glein
+fiel aus der H&#246;h herab,</p>
+<p>brach die Fl&#252;gel beide und fand sein Grab</p>
+<p>im &#246;den Lande;</p>
+<p>das M&#228;gdlein verlor der Mutter Blut,</p>
+<p>verlor den Weg und verlor den Mut</p>
+<p>und irrt in der Fremde.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem088.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Waldtaube sa&#223; gefangen,</p>
+<p>Kuruh, das V&#246;gelein,</p>
+<p>wohl hinter Gitter und Stangen;</p>
+<p>da lie&#223; das K&#246;pflein hangen</p>
+<p>Kuruh das V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Waldtaube sa&#223; am Gitter,</p>
+<p>Kuruh, das V&#246;gelein,</p>
+<p>da kam ein blauer Ritter,</p>
+<p>ein Falke an ihr Gitter:</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und bist du auch gefangen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein,</p>
+<p>meine Liebe zerbricht die Stangen,</p>
+<p>zu dir will ich gelangen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page96"></a>96</span>Mit seinen starken
+F&#228;ngen</p>
+<p>tat er das Gitter aufzw&#228;ngen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+<p>Sie breiteten aus die Fl&#252;gel,</p>
+<p>flogen weithin &#252;ber die H&#252;gel,</p>
+<p>grad in die Sonne hinein,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem089"></a>Heimweh</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Quellchen geht in den Rauschebach,</p>
+<p>Bach geht in den Flu&#223;,</p>
+<p>Flu&#223; geht vorbei am Elternhaus,</p>
+<p>M&#252;tterchen h&#246;rt seinen Gru&#223;;</p>
+<p>gr&#252;&#223;e mir, Quellchen, gr&#252;&#223;e mir fein</p>
+<p>Vater und Mutter, vergi&#223; es nicht, nein?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vater pfeift seinem H&#252;hnerhund,</p>
+<p>Mutter sorgt f&#252;r den Herd,</p>
+<p>Schwesterchen gie&#223;t ihre Tausendsch&#246;n,</p>
+<p>Bruder z&#228;umt sich sein Pferd;</p>
+<p>gr&#252;&#223;e mir, Quellchen, ich bin so allein,</p>
+<p>Bruder und Schwester, vergi&#223; es nicht, nein?</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page97"></a>97</span>
+<h3><a id="poem090"></a>Elfenreigen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Eia, wir Elfen,</p>
+<p class='i'>wir kommen und helfen,</p>
+<p class='i'>eh du&#39;s gedacht, Kind, eh du&#39;s gedacht.</p>
+<p class='i2'>Wir kommen</p>
+<p class='i2'>im frommen</p>
+<p class='i2'>Geleuchte der Nacht,</p>
+<p class='i2'>Gew&#228;nder</p>
+<p class='i2'>und B&#228;nder</p>
+<p class='i2'>vom Monde erdacht;</p>
+<p class='i2'>wir schweben</p>
+<p class='i2'>und heben</p>
+<p class='i2'>im Reigenspiel sacht</p>
+<p class='i2'>die Schleier</p>
+<p class='i2'>zur Feier</p>
+<p class='i2'>der freundlichen Nacht.</p>
+<p class='i'>Eia, wir reichen</p>
+<p class='i'>uns schmeichelnd die weichen</p>
+<p class='i'>H&#228;nde im gleichen</p>
+<p class='i'>lieblichen Takt, im lieblichen Takt.</p>
+<p class='i2'>Wir gleiten</p>
+<p class='i2'>durch Weiten</p>
+<p class='i2'>der wandernden Welt,</p>
+<p class='i2'>wie ziehende</p>
+<p class='i2'><span class='pgnum'><a
+id="page98"></a>98</span>fliehende</p>
+<p class='i2'>Nebel im Feld;</p>
+<p class='i2'>wir lauschen,</p>
+<p class='i2'>dem Rauschen</p>
+<p class='i2'>der Quellen gesellt,</p>
+<p class='i2'>und schauen</p>
+<p class='i2'>die blauen</p>
+<p class='i2'>Gefilde bestellt.</p>
+<p class='i'>Eia, wir zeigen</p>
+<p class='i'>im silbernen Reigen</p>
+<p class='i'>mit Nicken und Neigen</p>
+<p>die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem091"></a>Wiegenm&#228;rchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Des Mondes Tochter, Mirlamein,</p>
+<p>kam in die warme Welt herein,</p>
+<p>sie kam aus ihres Vaters Haus</p>
+<p>auf einer wei&#223;en Fledermaus.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da sa&#223; Prinzessin Mirlamein</p>
+<p>auf einem gro&#223;en wei&#223;en Stein</p>
+<p>mitten in bl&#252;hender Heide</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page99"></a>99</span>in ihrem
+milchwei&#223;en Kleide.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>In ihren H&#228;nden bleich und fein</p>
+<p>hielt sie die Fl&#246;te aus Elfenbein;</p>
+<p>sie blies&#8212;das klang so hell und hold,</p>
+<p>als ob ein Engel uns tr&#246;sten wollt.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Gleich stecken alle V&#246;gelein</p>
+<p>den Kopf in die Fl&#252;gel und schlummern ein,</p>
+<p>die Hirsche und Rehe im tiefen Wald</p>
+<p>suchen ihr Lager und schlafen bald.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Gl&#252;hw&#252;rmchen l&#246;scht das L&#228;mpchen aus,</p>
+<p>fliegt m&#252;de in sein Bl&#228;tterhaus,</p>
+<p>die Tauben gurren im Schlaf kuruh,</p>
+<p>mein Kind macht auch die Augen zu.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Fl&#246;te verklingt. Vom Heidestein</p>
+<p>wehen die Schleier der Mirlamein,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page100"></a>100</span>Sie winkt der
+wei&#223;en Fledermaus</p>
+<p>und fliegt zum stillen Mond nach Haus.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem092"></a>Traumballade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht durch bleiches Land,</p>
+<p>rings gr&#252;&#223;en ihn verstohlen</p>
+<p>die braunen Nachtviolen;</p>
+<p>Marlenchen geht an seiner Hand,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht an den Rosmarinstrauch,</p>
+<p>da brennen die Lebenskerzen,</p>
+<p>sie brennen mit roten Herzen;</p>
+<p>Marlenchen f&#252;hlt ihren hei&#223;en Hauch,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht am See entlang,</p>
+<p>die Wasserelfen singen</p>
+<p>ein Lied von k&#252;hlen Dingen;</p>
+<p>Marlenchen &#252;berkommt es bang,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht mit leisem Schritt</p>
+<p>hinein in die weichen Wellen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page101"></a>101</span>die silbern im
+Mond aufquellen;</p>
+<p>Marlenchen geht in die Tiefe mit,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem093"></a>Mutter Hule</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach einer alten Volksdichtung)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>kann reisen ohne Geld:</p>
+<p>sie setzt sich auf den G&#228;nserich</p>
+<p>und reitet durch die Welt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule,</p>
+<p>die hat im Wald ein Haus;</p>
+<p>der Uhu sitzt als W&#228;chter davor,</p>
+<p>l&#228;&#223;t niemand &#39;rein und &#39;raus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Frau Hulens Sohn hei&#223;t Michel,</p>
+<p>der ist nicht grad, nicht krumm;</p>
+<p>am Sonntag ist er manchmal klug</p>
+<p>und Montags manchmal dumm.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sie schickte ihn zum Markte,</p>
+<p>da kauft er sich &#39;ne Gans;</p>
+<p>die flatterte und schnatterte</p>
+<p>und wippte mit dem Schwanz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page102"></a>102</span>Frau Hule holt den
+Ganter;</p>
+<p>wie liebten sie sich gleich!</p>
+<p>Sie fra&#223;en zusammen aus einem Napf</p>
+<p>und schwammen in einem Teich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Des Morgens in der Fr&#252;he</p>
+<p>fand Michel ein gro&#223;es Ei;</p>
+<p>das hatte die liebe Gans gelegt,</p>
+<p>der G&#228;nserich stand dabei.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Michel lief zur Hule:</p>
+<p>guck, was ich dir gebracht,</p>
+<p>ein goldnes Ei. Die Hule sagt:</p>
+<p>das hast du brav gemacht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Michel trug&#39;s zu Markte,</p>
+<p>drei Dukaten wollt er haben;</p>
+<p>der Jud wollt blo&#223; die H&#228;lfte geben,</p>
+<p>da schmi&#223; er ihn in&#39;n Graben.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er ging am Schlo&#223; vor&#252;ber,</p>
+<p>da stand ein Fr&#228;ulein liliensch&#246;n;</p>
+<p>dem Michel schwoll das Herze,</p>
+<p>er blieb ein bi&#223;chen bei ihr stehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Jude und ein Ritter</p>
+<p>fielen &#252;ber Michel her</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page103"></a>103</span>von vorne und von
+hinten,</p>
+<p>da schrie der Michel sehr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>flog &#252;ber Prag und Wien,</p>
+<p>verwandelt ihren Michel schnell</p>
+<p>in einen Harlekin.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und auch das Fr&#228;ulein r&#252;hrte sie</p>
+<p>mit ihrem Flederwisch,</p>
+<p>da stand ein Kolombinchen da</p>
+<p>mit Backen rot und frisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wo blieb das goldne Ei, huchjee?</p>
+<p>Das rollte weit ins Meer.</p>
+<p>Der Michel zog die Stiefel aus</p>
+<p>und sockte hinterher.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>sattelt hui die gro&#223;e Gans</p>
+<p>und flog damit zum roten Mond,</p>
+<p>denn da war Fastnachtstanz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem094"></a>Ein Singsang vom Rheine</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr Steuermann, Herr Steuermann,</p>
+<p>leg an der Br&#252;ck von K&#246;llen an!</p>
+<p>Ein Schifflein kommt gefahren</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page104"></a>104</span>wohl &#252;ber den
+gr&#252;nen Rhein.</p>
+<p>Was hat das Schiff geladen?</p>
+<p class='i'>Ei, roten Wein,</p>
+<p class='i'>ei, wei&#223;en Wein,</p>
+<p>den hat das Schiff geladen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu K&#246;llen an der Br&#252;cke,</p>
+<p>da tagt der hohe Rat am Rhein.</p>
+<p>Was wollen die Herren trinken?</p>
+<p class='i'>Ei, roten Wein,</p>
+<p class='i'>ei, wei&#223;en Wein,</p>
+<p>den wollen die Herren trinken.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Schifflein kommt gefahren</p>
+<p>wohl &#252;ber den gr&#252;nen Rhein.</p>
+<p>Was hat das Schiff geladen?</p>
+<p class='i'>Ei, blonde J&#252;ngferlein,</p>
+<p class='i'>ei, braune J&#252;ngferlein,</p>
+<p>die hat das Schiff geladen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu K&#246;llen an der Br&#252;cke,</p>
+<p>da tagt der hohe Rat am Rhein.</p>
+<p>Wen wollen die Herren k&#252;ssen?</p>
+<p class='i'>Ei, blonde J&#252;ngferlein,</p>
+<p class='i'>ei, braune J&#252;ngferlein,</p>
+<p>die wollen die Herren k&#252;ssen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page105"></a>105</span>Herr Steuermann,
+Herr Steuermann,</p>
+<p>leg an der Br&#252;ck von K&#246;llen an!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem095"></a>Badeballade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>badeten im Teiche,</p>
+<p>strampelten, tauchten,</p>
+<p>plantschten und fauchten;</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Murrian Knurr, der Pudelhund,</p>
+<p>kam vorbei am Teiche,</p>
+<p>erhob ein Geschrei: Herbei! Polizei!</p>
+<p>da baden zwei, nackend und frei!</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>sprangen aus dem Teiche,</p>
+<p>fa&#223;ten Murrian am Kopf, an Schwanz und Zopf,</p>
+<p>seiften ihn ein, trotz Bellen und Schrein,</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>baden wieder im Teiche,</p>
+<p>hampeln und strampeln, spritzen und tauchen,</p>
+<p>patschen und plantschen, prusten und fauchen,</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lacht die alte Eiche.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page106"></a>106</span>
+<h3><a id="poem096"></a>Der Teufel und die Katz</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(nach Schwinds Bildern)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein K&#228;tzlein ging einst jagen,</p>
+<p>welch sch&#246;ne Katz, welch feine Katz;</p>
+<p>an einer Kirchhofsmauer,</p>
+<p>da lag sie auf der Lauer</p>
+<p>und fing sich einen Ratz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ach K&#228;tzlein, la&#223; mich leben,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p>will dienen deinem Willen,</p>
+<p>jed W&#252;nschlein dir erf&#252;llen</p>
+<p>als dein getreuer Schatz.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;tzlein lie&#223; sich r&#252;hren,</p>
+<p>die sch&#246;ne Katz, die feine Katz;</p>
+<p>sie lie&#223; die Ratte leben,</p>
+<p>tat ihr ein Laternchen geben,</p>
+<p>zu leuchten bei der Hatz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ich tu dir wacker helfen,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p>brauchst blo&#223; die &#214;hrlein spitzen,</p>
+<p>da laufen aus Spalt und Ritzen</p>
+<p>Langschw&#228;nze auf den Platz.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page107"></a>107</span>Der Ratz ward
+gro&#223; und gr&#246;&#223;er&#8212;</p>
+<p>&quot;Du sch&#246;ne Katz, du feine Katz,</p>
+<p>wir wollen beid spazieren,</p>
+<p>am Arm will ich dich f&#252;hren</p>
+<p>als dein getreuer Schatz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dein Schw&#228;nzlein will ich k&#228;mmen,</p>
+<p>ei sch&#246;ne Katz, ei feine Katz!&quot;</p>
+<p>Er rupft sie zum Erbarmen,</p>
+<p>kein Mauen hilft der armen,</p>
+<p>vor Schmerz tut sie &#39;nen Satz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;tt ich dich doch gefressen,</p>
+<p>ich gute Katz, ich feine Katz;</p>
+<p>ein Untier bist du worden,</p>
+<p>wirst mich gewi&#223; noch morden,</p>
+<p>du Unget&#252;m von Ratz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er sprang ihr auf den R&#252;cken:</p>
+<p>&quot;Hei, Sch&#246;ne Katz, hei, feine Katz,</p>
+<p>jetzt habe <i>ich</i> zu sagen,</p>
+<p>mu&#223;t mich als Reiter tragen</p>
+<p>auch ohne Zaum und Latz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Jetzt fahren wir zur H&#246;lle,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page108"></a>108</span>heidi, ein
+Katzenbraten</p>
+<p>wird dem Teufel schon geraten,</p>
+<p>ich sch&#252;r den Ofen, Schatz.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem097"></a>Der Esel und die L&#246;wenhaut</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach der Fabel von Hans Sachs)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein M&#252;llersmann aus Oberwesel</p>
+<p>hatt &#39;nen gewitzten jungen Esel;</p>
+<p>der weidete auf gr&#252;nem Gras</p>
+<p>und dachte sich so dies und das,</p>
+<p>wollt f&#252;r sein Leben gern auf Erden</p>
+<p>was Bessers als ein Esel werden.</p>
+<p>Da fand er&#8212;und sein Herz schlug schnell&#8212;</p>
+<p>ein unversehrtes L&#246;wenfell.</p>
+<p>Er kriecht hinein, es pa&#223;t ihm gut,</p>
+<p>er f&#252;hlt auch gleich des L&#246;wen Mut</p>
+<p>und denkt mit innerstem Behagen:</p>
+<p>nun brauchst du nicht mehr S&#228;cke tragen.</p>
+<p>Stolz trabt er durch den Wald daher,</p>
+<p>tut ganz, als ob ein Leu er w&#228;r,</p>
+<p>sch&#252;ttelt die M&#228;hne, schl&#228;gt mit dem Schweif</p>
+<p>und setzt die Tatzen breit und steif.</p>
+<p>Das H&#228;slein spitzt das lange Ohr,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page109"></a>109</span>die Sache kommt
+ihm kitzlig vor,</p>
+<p>es springt hinweg; das Rehlein auch.</p>
+<p>Wie freut sich da der eitle Gauch!</p>
+<p>Und als der M&#252;ller, der ihn sieht</p>
+<p>von weitem, auch erschrocken flieht,</p>
+<p>kann er vor Wonne kaum sich fassen,</p>
+<p>mu&#223; laut sein I-A t&#246;nen lassen.</p>
+<p>Da merkt der M&#252;ller, wen er hat,</p>
+<p>pr&#252;gelt den Esel m&#252;rb und matt</p>
+<p>und schimpft ihn aus: du dummes Vieh!</p>
+<p>zum L&#246;wen wird ein Esel nie;</p>
+<p>du hast mich mit dem Fell genarrt,</p>
+<p>das sollst du b&#252;&#223;en, Esel, wart!</p>
+<p>und schl&#228;gt und pufft ihn immer mehr.</p>
+<p>Der Esel h&#228;ngt die Ohren sehr,</p>
+<p>als so sein Meister ihn verbl&#228;ut;</p>
+<p>sein Hochmut hat ihn recht gereut,</p>
+<p>wollt f&#252;rder S&#228;cke tapfer tragen,</p>
+<p>nie mehr nach L&#246;wenh&#228;uten fragen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem098"></a>Ein Spatzengespr&#228;ch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich war in Fez durch die Buden gewandelt</p>
+<p>und hatte einen Ring erhandelt</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page110"></a>110</span>mit einem seltsam
+geschliffenen Stein;</p>
+<p>sollte der Ring K&#246;nig Salomos sein.</p>
+<p>Wer ihn bes&#228;&#223;e, verst&#252;nde sofort</p>
+<p>zahlreicher Tiere Geberde und Wort,</p>
+<p>k&#246;nnte das Gras beim Wachsen belauschen,</p>
+<p>h&#246;rte Musik aus den Quellen rauschen,</p>
+<p>verst&#252;nde die Sprache von Baum und Stein,</p>
+<p>m&#252;&#223;te aber ein Sonntagskind sein.</p>
+<p>Nun, ich war zu meinem Frommen</p>
+<p>Beim Glockenl&#228;uten auf die Welt gekommen,</p>
+<p>nahm meinen Ring, bezahlte bar,</p>
+<p>und&#8212;war jetzt kl&#252;ger, als ich war.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fr&#246;hlich ging ich zur Stadt hinaus,</p>
+<p>wu&#223;te da ein einsames Bauernhaus,</p>
+<p>warf mich glatt in die Fr&#252;hlingsruh,</p>
+<p>kaute Halme und pfiff dazu,</p>
+<p>dachte an dies und dachte an das,</p>
+<p>wie so gedeihlich aus Ernst und Spa&#223;</p>
+<p>die Welt sich verbastelt zum Gottgetriebe,</p>
+<p>dachte an Glauben, dachte an Liebe,</p>
+<p>und wie hellauf &#252;ber Zacken und Kanten,</p>
+<p>trotz Pflichten, Gesetzen und alten Tanten,</p>
+<p>das Leben in neue Bl&#252;ten schie&#223;t,</p>
+<p>in die der Saft der Zeit sich ergie&#223;t.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page111"></a>111</span>Dachte und dachte,
+eiferbeflissen,</p>
+<p>glaubte den Weg aller Wege zu wissen,</p>
+<p>genau der L&#228;nge nach und der Breite,</p>
+<p>der die Welt zum Heile geleite;</p>
+<p>dachte&#8212; &#8212;was man so buntes denkt,</p>
+<p>wenn &#252;ber einem die Sonne h&#228;ngt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Neben mir bl&#252;hte lichtblauer Flieder;</p>
+<p>ein Spatzenp&#228;rlein lie&#223; sich drin nieder,</p>
+<p>die plusterten z&#228;rtlich die dicken H&#228;lschen,</p>
+<p>zogen sich Federchen aus den Pelzchen,</p>
+<p>sahen recht verliebt darein,</p>
+<p>mu&#223;ten wohl jung verheiratet sein.</p>
+<p>Doch das Schweigen w&#228;hrte nicht lange,</p>
+<p>bald war eine Unterhaltung im Gange;</p>
+<p>ja, mein Ring kam mir trefflich zustatten,</p>
+<p>deutlich verstand ich das Plaudern der Gatten</p>
+<p>und durfte mit Vergn&#252;gen ermessen,</p>
+<p>sie hatten h&#246;here Interessen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;M&#228;nne,&quot; sagte das Spatzenfrauchen</p>
+<p>und r&#252;ckte n&#228;her an ihr Grauchen,</p>
+<p>&quot;du bist so klug vom vielen Reisen,</p>
+<p>k&#246;nntst mich ein wenig unterweisen.</p>
+<p>Sag mir doch, was die Menschen wollen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page112"></a>112</span>wenn sie die Erde
+in dicken Schollen</p>
+<p>aufwerfen; nie kriegen sie genug</p>
+<p>von ihrem Getue mit Spaten und Pflug.&quot;</p>
+<p>&quot;Hm,&quot; sagte der Spatzmann mit Bedacht,</p>
+<p>nachdem er ein Weilchen nachgedacht,</p>
+<p>&quot;Hm, in der Erde gibt&#39;s sch&#246;ne Dinge,</p>
+<p>Zum Beispiel K&#228;fer und Engerlinge,</p>
+<p>die werden sie brauchen zu Schmaus und Festen</p>
+<p>und werden damit ihre Jungen m&#228;sten.</p>
+<p>Auch K&#246;rner graben sie sehr gescheit</p>
+<p>in den Boden ein; und wenn&#39;s friert und schneit,</p>
+<p>und es ist Futtermangel im Haus,</p>
+<p>graben sie alle wieder aus.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Du bist doch der gescheiteste Spatz,&quot;</p>
+<p>sagte die Sp&#228;tzin, &quot;mein trautester Schatz.</p>
+<p>Doch noch was andres wollt ich dich fragen,</p>
+<p>du kannst mir sicherlich auch sagen,</p>
+<p>warum die Sonne morgens aufsteht</p>
+<p>und abends wieder untergeht;</p>
+<p>ich habe mir seit vielen Wochen</p>
+<p>umsonst dar&#252;ber den Kopf zerbrochen.&quot;</p>
+<p>Der Spatz putzt sich den Schnabel und spricht:</p>
+<p>&quot;Kleines N&#228;rrchen, das wei&#223;t du nicht?</p>
+<p>Wie sollten wir V&#246;gel anders wissen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page113"></a>113</span>wann wir morgens
+ausfliegen m&#252;ssen?</p>
+<p>Die Sonne ist da, um uns zu wecken</p>
+<p>und abends uns wieder ins Nest zu stecken.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ja, ja, nun wird mir alles klar,&quot;</p>
+<p>sagte das Weibchen; &quot;ganz offenbar</p>
+<p>hast du da recht. Doch in der Nacht</p>
+<p>der Mond? f&#252;r wen ist der gemacht?&quot;</p>
+<p>&quot;Der Mond? Ach, nenn mir den Falschen nicht;</p>
+<p>der h&#228;lt es mit dem Katzengez&#252;cht,</p>
+<p>lockt Marder und Eulen auf unsre Brut,</p>
+<p>drum hass&#39; ich ihn mit aller Wut.&quot;</p>
+<p>Und zornig str&#228;ubt der kleine Mann</p>
+<p>die Federn und sieht sein Weibchen an.</p>
+<p>Das dr&#228;ngt sich an ihn, z&#228;rtlich, dicht,</p>
+<p>gl&#228;ttet ihm die Daunen an Hals und Gesicht</p>
+<p>und fl&#252;stert erschrocken: &quot;Du hast ja recht,</p>
+<p>der meint es gewi&#223; mit uns V&#246;geln schlecht;</p>
+<p>nie nenn ich ihn wieder. Doch sag mir, du Bester,</p>
+<p>ob nicht auch in der Menschen Nester</p>
+<p>die Sonne Licht und W&#228;rme bringt,</p>
+<p>da&#223; alles fr&#252;h aufsteht und singt?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Nein, Kind, f&#252;r <i>uns</i> ist die Sonne gemacht,</p>
+<p>uns bringt sie Tag, uns bringt sie Nacht.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page114"></a>114</span>Die Menschen haben
+in ihren Zimmern</p>
+<p>ihre eignen Sonnen, ich sah sie flimmern.</p>
+<p>Als ich mal nachts, aus dem Schlaf geschreckt,</p>
+<p>an ein Fenster stie&#223;, hab ich&#39;s entdeckt:</p>
+<p>sie machen blo&#223; knips, dann haben sie Licht,</p>
+<p>die brauchen unsre Sonne nicht.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das Spatzenfrauchen schien ganz begl&#252;ckt</p>
+<p>von so viel Klugheit und sah entz&#252;ckt</p>
+<p>ihr M&#228;nnchen an: &quot;Du bist ein Genie,</p>
+<p>und wei&#223;t auch sicher, warum und wie</p>
+<p>die Menschen in ihren Steinh&#228;usern kleben</p>
+<p>und nicht so frei wie wir V&#246;gel leben?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das Sp&#228;tzchen guckte ein wenig ins Land,</p>
+<p>hatte aber die Antwort schnell bei der Hand:</p>
+<p>&quot;Vor Mardern und Eulen und Katzengetier</p>
+<p>sind sie in den H&#228;usern viel sichrer als wir,</p>
+<p>und, was der wichtigste Grund von allen,</p>
+<p>kein Junges kann aus dem Neste fallen.</p>
+<p>Ja, ja, die Menschen haben Geist,</p>
+<p>sind auch den V&#246;geln gef&#228;llig meist,</p>
+<p>haben sie doch von Land zu Land</p>
+<p>lauter feste Dr&#228;hte gespannt,</p>
+<p>damit unsre Wandrer scharenweise</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page115"></a>115</span>sich ausruhn
+k&#246;nnen auf der Reise.</p>
+<p>Auch Versammlungen werden von Jungen und Alten</p>
+<p>im Herbste darauf abgehalten;</p>
+<p>wir sind ihnen wirklich zu Dank verpflichtet,</p>
+<p>so praktisch haben sie&#39;s eingerichtet.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Glaub&#39;s schon, die Menschen sind recht klug,</p>
+<p>aber noch immer nicht klug genug,&quot;</p>
+<p>sagte das Weibchen; &quot;was w&#252;rden sie geben,</p>
+<p>k&#246;nnten sie frei in den L&#252;ften schweben,</p>
+<p>doch sind sie zu ungeschickt zum Fliegen</p>
+<p>und werden niemals Fl&#252;gel kriegen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Blo&#223; mit den dicken seidenen B&#228;llen</p>
+<p>steigen sie manchmal tausend Ellen,&quot;</p>
+<p>lachte das M&#228;nnchen; &quot;was nur die tollen</p>
+<p>Leute bei uns in den L&#252;ften wollen?</p>
+<p>Jetzt baun sie sogar allerhand Gestelle</p>
+<p>und rasen herum mit Windesschnelle.</p>
+<p>Auch der Dompfaff lachte neulich</p>
+<p>und meinte, er f&#228;nde die Dinger abscheulich;</p>
+<p>sinnlos w&#228;r dies Gefliege und Rattern,</p>
+<p>kein M&#252;cklein k&#246;nnt man dabei ergattern.</p>
+<p>Ernsthaft sitzen sie in dem Kahn</p>
+<p>und gucken die Welt durch R&#246;hren an;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page116"></a>116</span>es ist wirklich
+lachhaft mitanzusehn.</p>
+<p>Komm, Schatz, wir wollen zu Bette gehn;</p>
+<p>f&#252;r heute hast du genug profitiert,</p>
+<p>morgen wird wieder ein St&#252;ndchen doziert.&quot;</p>
+<p>Eine Weile noch plusterte da was rum,</p>
+<p>dann waren die Plapperm&#228;ulchen stumm.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich aber ging &#252;bers stille Feld;</p>
+<p>so malt sich in Spatzenk&#246;pfen die Welt,</p>
+<p>dacht ich und l&#228;chelte &#252;berlegen.</p>
+<p>Da h&#246;rt ich&#39;s in den L&#252;ften sich regen,</p>
+<p>eine alte Esche rief mir zu:</p>
+<p>&quot;Wieviel ist der Spatz denn beschr&#228;nkter als du?</p>
+<p>Seid ihr Menschen nicht auch allesamt</p>
+<p>zu solchen unwissenden Tierlein verdammt,</p>
+<p>die das gro&#223;e Warum und das ewige Wie</p>
+<p>mit ihrer t&#228;ppischen Kindsphantasie</p>
+<p>zu begreifen suchen? D&#252;rft ihr vertraun</p>
+<p>dem Funken in euch und aufw&#228;rts schaun?</p>
+<p>Sind eure stolzesten Gr&#252;bler und eifrigsten Sp&#228;her</p>
+<p>der Gottheit nur um ein Strichelchen n&#228;her?&quot;</p>
+<p>So sprach die Esche. Ich sah in die Weiten,</p>
+<p>sacht f&#252;hlt&#39; ich den Ring mir vom Finger gleiten,</p>
+<p>scheu blickt&#39; ich hin&#8212;er war verschwunden,</p>
+<p>und niemals hab ich ihn wiedergefunden.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page117"></a>117</span>
+<h3><a id="poem099"></a>Drei Koboldstreiche</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fixfax der arge Kobold spricht:</p>
+<p>die Langeweile bekommt mir nicht,</p>
+<p>ich will in lustigen Abenteuern</p>
+<p>den alten Koboldruhm erneuern,</p>
+<p>denn geht&#39;s den Menschen allzu glatt,</p>
+<p>wird ihre Seele stumpf und matt.</p>
+<p>Drum will ich sie in diesen Tagen</p>
+<p>ein wenig necken, ein wenig plagen;</p>
+<p>ein Kobold will doch auch mal lachen,</p>
+<p>sich &#252;ber die Menschlein lustig machen,</p>
+<p>die den Kern aller Dinge glauben zu kennen</p>
+<p>und sich so leicht die Finger verbrennen.</p>
+<p>Drum, Fixfax, auf zu keckem Wagen,</p>
+<p>st&#246;r ein bi&#223;chen ihr Wohlbehagen,</p>
+<p>brauchst sie ja nicht ins Ungl&#252;ck zu hetzen,</p>
+<p>ihnen blo&#223; ein paar sanfte P&#252;ffe versetzen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Erster Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ei, wie str&#246;men Wohlger&#252;che</p>
+<p>aus Frau Puffkes Wirtschaftsk&#252;che,</p>
+<p>denn f&#252;r hungrige Soldaten</p>
+<p>will sie grad ein Ferkel braten;</p>
+<p>alles ist schon gut bereit</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page118"></a>118</span>und die Essenszeit
+nicht weit.</p>
+<p>Fixfax nun, das muntre M&#228;tzchen,</p>
+<p>klettert hurtig wie ein K&#228;tzchen</p>
+<p>hoch hinauf zu Schornsteins Rand,</p>
+<p>setzt sich listig und gewandt</p>
+<p>mitten auf das Loch da, schwapp,</p>
+<p>und nun zieht der Rauch nicht ab;</p>
+<p>r&#252;ckw&#228;rts str&#246;mt er in die K&#252;che,</p>
+<p>weg sind alle Wohlger&#252;che,</p>
+<p>und Frau Puffke steht und hustet,</p>
+<p>krebsrot im Gesicht, und prustet,</p>
+<p>kann dem dicken Rauch nicht wehren,</p>
+<p>sich die Sache nicht erkl&#228;ren.</p>
+<p>Rennt zum Schornsteinfeger Krause,</p>
+<p>aber der ist nicht zu Hause;</p>
+<p>niemand wei&#223;, wo Krause schweift,</p>
+<p>und Frau Puffke steht und keift,</p>
+<p>denn die Uhr l&#228;uft immer weiter.</p>
+<p>Endlich kommt er mit der Leiter,</p>
+<p>um den Schaden zu ergr&#252;nden,</p>
+<p>doch er kann durchaus nichts finden;</p>
+<p>denn der Fixfax, wohlbedacht,</p>
+<p>hat sich aus dem Staub gemacht,</p>
+<p>und Herr Krause mit dem Besen</p>
+<p>brummt, die Sonne sei&#39;s gewesen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page119"></a>119</span>Vier Uhr
+schlug&#39;s, als die Soldaten</p>
+<p>endlich kriegten ihren Braten.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Zweiter Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Vor dem Spiegel, kerzengrad,</p>
+<p>steht Herr Amtsvorsteher Plath;</p>
+<p>tadellos und mit Geschmack</p>
+<p>sitzt die Hose und der Frack,</p>
+<p>ausgezeichnet auch die glatte</p>
+<p>bl&#252;tenwei&#223;e Taftkrawatte,</p>
+<p>Kragen, Vorhemd, <i>comme il faut</i>,</p>
+<p>und Herr Plath ist seelenfroh.</p>
+<p>Langt noch sorglich aus dem Schrank</p>
+<p>den Zylinder blitzeblank;</p>
+<p>nimmt dann Stock und Handschuh munter,</p>
+<p>steigt voll Stolz die Treppe runter,</p>
+<p>denn er ist heut eingeladen</p>
+<p>Zum Empfang bei ihrer Gnaden</p>
+<p>der Prinzessin Schneckenstein,</p>
+<p>und das hebt ihm Brust und Bein.</p>
+<p>Fixfax aber dachte gleich:</p>
+<p>wart, dir spiel ich einen Streich.</p>
+<p>Auf den Taubenboden geht er</p>
+<p>und nach losen Federn sp&#228;ht er,</p>
+<p>sammelt allen Flaum ins S&#228;ckchen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page120"></a>120</span>bl&#228;st
+verschmitzt das ganze P&#228;ckchen</p>
+<p>&#252;ber Plathens neuen Frack</p>
+<p>und auf seinen <i>Chapeau-claque</i>.</p>
+<p>Plath sieht ganz befiedert aus,</p>
+<p>doch er ahnt nichts von dem Graus,</p>
+<p>steuert durch die Nacht geschwind,</p>
+<p>denkt blo&#223;: was f&#252;r&#39;n arger Wind!</p>
+<p>tritt mit W&#252;rde in den Saal,</p>
+<p>Alle lachen&#8212;o Skandal!</p>
+<p>Bis er endlich sich besieht</p>
+<p>und geknickt von dannen flieht.</p>
+<p>Drau&#223;en denkt er &#228;rgerlich:</p>
+<p>So ein Pech, das hab nur ich!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Dritter Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf des Sofas weichem Grunde</p>
+<p>schlummert sanft mit offnem Munde</p>
+<p>Pastor Pfannkuch. Nur die Fliegen</p>
+<p>summen sich was zum Vergn&#252;gen,</p>
+<p>sonst ist&#39;s muckstill. Fast erledigt</p>
+<p>liegt der Text der Sonntagspredigt</p>
+<p>auf dem Schreibtisch. Sonnenfleckchen</p>
+<p>spielen in den Zimmereckchen;</p>
+<p>nichts bedroht den tiefen Frieden,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page121"></a>121</span>der dem frommen
+Mann beschieden.</p>
+<p>Doch da stiehlt sich in die Stube</p>
+<p>Fixfax, dieser lose Bube,</p>
+<p>kichert, f&#228;ngt ein Dutzend Fliegen,</p>
+<p>die sind hier sehr rasch zu kriegen,</p>
+<p>tunkt sie in das Tintenfa&#223;,</p>
+<p>bis sie g&#228;nzlich schwarz und na&#223;,</p>
+<p>l&#228;&#223;t sie dann gleich wieder fliegen</p>
+<p>und entfernt sich mit Vergn&#252;gen.</p>
+<p>Nach &#39;nem Weilchen, ach Herrjee,</p>
+<p>kommt Frau Pastor mit dem Tee,</p>
+<p>ruft voll Abscheu, Schreck und Graus:</p>
+<p>Berthold! Mensch, wie siehst du aus!</p>
+<p>bist ja wie&#39;n Idiot beschmiert,</p>
+<p>Backen, Nase, schwarz karriert!</p>
+<p>Himmel, auch die neue Predigt</p>
+<p>ist beschmudelt und besch&#228;digt,</p>
+<p>und auf meinen wei&#223;en Deckchen</p>
+<p>grinsen lauter Tintenfleckchen!</p>
+<p>Mann, wie hast du das getan?</p>
+<p>Und sie sehn sich gr&#252;belnd an...</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fixfax aber, auf der Wacht,</p>
+<p>sitzt im Mauseloch und lacht</p>
+<p>sich ins F&#228;ustchen ohne Reue,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page122"></a>122</span>und&#8212;gebt
+Acht&#8212;er wird sich neue</p>
+<p>Schelmentaten ausklabuntern,</p>
+<p>um uns Menschen aufzumuntern.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem100"></a>Spuk</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach alten Mustern)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Bauer schl&#228;ft im Hirsekraut;</p>
+<p>wer f&#228;hrt dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+<p>Der rote Mond guckt &#252;bern Strauch,</p>
+<p>der Bauer schl&#228;ft und wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer f&#228;hrt dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+<p>Aus ihrem Loche lugt die Maus,</p>
+<p>der Fuchs schleicht sacht aus seinem Bau;</p>
+<p>der Bauer tr&#228;umt und wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Mond scheint hell und hoch herauf,</p>
+<p>der Marder schleicht durchs fahle Laub,</p>
+<p>die Eulen huschen schwarz und grau;</p>
+<p>der Bauer st&#246;hnt, doch wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, horch: Wer trippelt und trappelt zu Hauf?</p>
+<p>Wer spannt die m&#252;den G&#228;ule aus?</p>
+<p>Die G&#228;ule wissen den Weg nach Haus;</p>
+<p>der Bauer schl&#228;ft im Hirsekraut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page123"></a>123</span>Wer kichert in des
+Wagens Bauch?</p>
+<p>Wohin rollen die R&#228;der ohne Ruck, ohne Laut?</p>
+<p>Wer h&#228;lt sie an am Garten, am Zaun?</p>
+<p>Wer fuhr dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der kommt verst&#246;rt beim Morgengraun:</p>
+<p>O Frau, mein Heu! O Frau, mein Traum!</p>
+<p>Die Frau f&#252;hrt lachend ihn zum Zaun,</p>
+<p>da zupft die Ziege vom Wagen das Kraut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Schlaf andermal nicht und sei nicht faul,</p>
+<p>wenn der Vollmond steigt &#252;bern Berg herauf;</p>
+<p>die Kobolde fuhren dein Heu nach Haus,</p>
+<p>jetzt geh und leg ihnen Speck und Kraut.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem101"></a>Der M&#228;rchenk&#246;nig und sein
+T&#246;chterlein</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herbei, ihr kleinen Wichte,</p>
+<p>Kobold, Alraun und Wurzelmann,</p>
+<p>schafft hunderttausend Lichte</p>
+<p>und putzt damit die B&#228;ume an!</p>
+<p>Bis in die h&#246;chsten Spitzen</p>
+<p>soll Licht bei Lichtlein blitzen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Mond und alle Sterne</p>
+<p>sind doch blo&#223; blasser Himmelsschaum;</p>
+<p>mein T&#246;chterlein will gerne</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page124"></a>124</span>den ganzen Wald
+zum Weihnachtsbaum.</p>
+<p>Drum macht, wie ich euch sage,</p>
+<p>die Nacht zum hellen Tage!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der M&#228;rchenk&#246;nig spricht&#39;s. Im Nu</p>
+<p>geht&#39;s an ein Lichterkneten;</p>
+<p>kein einziger sieht m&#252;&#223;ig zu,</p>
+<p>g&#246;nnt kaum sich Zeit zum Beten.</p>
+<p>Und als die Heilige Nacht heran,</p>
+<p>z&#252;nden sie alle Kerzen an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hei, war das ein Gestrahle,</p>
+<p>ein Leuchten, flimmern, &#252;berhell,</p>
+<p>als brach mit einem Male</p>
+<p>von Fels zu Fels ein Feuerquell.</p>
+<p>Auf Zweig und &#196;ste blicken</p>
+<p>die B&#228;ume mit Entz&#252;cken.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Meister f&#252;hrt sein T&#246;chterlein</p>
+<p>durch diese Weihnachtspracht.</p>
+<p>Sie schreitet wie im Sonnenschein,</p>
+<p>f&#252;hlt K&#228;lte nicht noch Nacht,</p>
+<p>und fl&#252;stert traumverloren:</p>
+<p>Die Liebe ward geboren.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da rauschte durch die Weiten</p>
+<p>dies wundersame Wort,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page125"></a>125</span>in Erd- und
+Himmelsbreiten</p>
+<p>pflanzt es sich heilig fort.</p>
+<p>Mit hunderttausend Kerzen</p>
+<p>gl&#252;ht&#39;s heut in allen Herzen,</p>
+<p>klingt&#39;s heut durch alle Ohren:</p>
+<p>Die Liebe ist geboren!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem102"></a>Weihnachtsgang</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es war zur lieben Weihnachtszeit,</p>
+<p>die W&#228;lder lagen tief verschneit,</p>
+<p>im Acker schlief in guter Ruh</p>
+<p>das Korn und tr&#228;umte dem Fr&#252;hling zu,</p>
+<p>die Winternachmittagssonne stand</p>
+<p>wie ein gelber Fleck an wei&#223;er Wand&#8212;</p>
+<p>da schritt ich hinaus in die blinkende Weite</p>
+<p>und summte ein Lied mir zum Geleite.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie ich so ging auf stillen Wegen,</p>
+<p>kam mir ein seltsamer Zug entgegen.</p>
+<p>Ein Eselchen ganz vollgesackt</p>
+<p>mit Schachteln und allerhand Kram bepackt,</p>
+<p>Schritt langsam durch die Felderruh;</p>
+<p>Sein F&#252;hrer rief ihm bisweilen zu,</p>
+<p>es war ein Alter in wei&#223;em Haar,</p>
+<p>mit Runzelgesicht und sonderbar</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page126"></a>126</span>altmodischem
+Pelzwerk, sonst gut bei Kr&#228;ften,</p>
+<p>die F&#252;&#223;e staken in hohen Sch&#228;ften</p>
+<p>und kamen munter mit Hott und H&#252;h</p>
+<p>grad auf mich zu samt dem Eselsvieh.</p>
+<p>Potz Blitz, f&#228;llt mir auf einmal ein,</p>
+<p>das mu&#223; doch der Gottesknecht Ruprecht sein.</p>
+<p>Ich blicke scharf in das b&#228;rtge Gesicht:</p>
+<p>&quot;Gr&#252;&#223; Gott, mein Alter, kennst du mich nicht?</p>
+<p>Ich hab doch oft dein Loblied gesungen,</p>
+<p>und all die M&#228;dels und all die Jungen,</p>
+<p>die noch an Mutters Rockzipfel h&#228;ngen</p>
+<p>oder sich auf den Schulb&#228;nken dr&#228;ngen,</p>
+<p>kennen dich wie ihre gro&#223;en Zehen,</p>
+<p>doch hat wohl noch niemand dich drau&#223;en gesehen.</p>
+<p>Sonst kamst du immer auf heimlichen Wegen</p>
+<p>uns erst in der heimlichen Stube entgegen</p>
+<p>mit Sack und Pack und netten Geschenken;</p>
+<p>was soll ich, Weihnachtsmann, von dir denken?</p>
+<p>Da stehst du nun mit Haut und Haar,</p>
+<p>bist nicht ein bi&#223;chen unsichtbar,</p>
+<p>wie es dir zukommt.&quot;&#8212;&quot;So ist meine Art,&quot;</p>
+<p>brummte der Alte und strich sich den Bart,</p>
+<p>&quot;ich denke mir gern &#220;berraschungen aus,</p>
+<p>f&#252;r diesmal mach ich&#39;s au&#223;erm Haus;</p>
+<p>komm mit, da sollst du was erleben,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page127"></a>127</span>das wird ein
+Extra-Vergn&#252;gen geben.&quot;</p>
+<p>&quot;Topp,&quot; rief ich, &quot;Alter, ich bin dabei,</p>
+<p>ich h&#246;re gern lustiges Kindergeschrei.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So schritten wir r&#252;stig zur Stadt. Am Tor</p>
+<p>langte Ruprecht ein h&#246;lzernes Pfeifchen hervor</p>
+<p>und blies. Wie konnte der Alte pfeifen!</p>
+<p>Jetzt lernt ich den Rattenf&#228;nger begreifen:</p>
+<p>aus allen Stra&#223;en, aus T&#252;r und Tor</p>
+<p>&#8212;mir klingt der L&#228;rm noch immer im Ohr&#8212;</p>
+<p>mit Jubeln und Lachen, in bunten Haufen</p>
+<p>kamen wohl hundert Kinder gelaufen.</p>
+<p>Sie tanzten um Ruprecht, bettelten, baten,</p>
+<p>eins um &#39;ne Kutsche, eins um Soldaten,</p>
+<p>eins um ein P&#252;ppchen, eins um ein B&#252;chlein,</p>
+<p>eins um ein R&#246;&#223;lein, eins um ein T&#252;chlein,</p>
+<p>und Ruprecht langte in seinen Sack</p>
+<p>und gab, was es w&#252;nschte, dem kleinen Pack.</p>
+<p>Ja, jedes Kind durfte etwas erlangen;</p>
+<p>aber die &#252;berm&#252;tigen Rangen</p>
+<p>schrien durcheinander und wollten mehr,</p>
+<p>kletterten &#252;ber das Eselchen her,</p>
+<p>zupften den Ruprecht an Bart und Kragen,</p>
+<p>wollten ihm gar die S&#228;cke wegtragen.</p>
+<p>Da wurde es aber dem Alten zu bunt,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page128"></a>128</span>er nahm sein
+Zauberpfeifchen, und&#8212;</p>
+<p>schrill kam ein Ton. Wie erschraken sie doch.</p>
+<p>Sie wurden ganz kleinlaut, man h&#246;rte nur noch:</p>
+<p>&quot;Komm, Fritzchen&#8212;Hans, la&#223; doch&#8212;nicht
+schreien, Marie&#8212;</p>
+<p>Knecht Ruprecht wird b&#246;se&#8212;seht ihr nicht wie?!&quot;</p>
+<p>Und sie stellten sich artig um ihn herum</p>
+<p>und waren wie die M&#228;uschen stumm.</p>
+<p>Er kommandierte: &quot;Linksum, kehrt,</p>
+<p>nun geht nach Hause, wie sich&#39;s geh&#246;rt!&quot;</p>
+<p>Da fa&#223;ten die Gro&#223;en die Kleinen an:</p>
+<p>&quot;Gr&#252;&#223; Gott und sch&#246;nen Dank auch, Herr
+Weihnachtsmann.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und wieder t&#246;nte die Schalmei,</p>
+<p>die Kinder trabten zwei zu zwei</p>
+<p>und sangen lustig die Weise mit,</p>
+<p>und fern und ferner klang ihr Schritt;</p>
+<p>mein Blick verfolgte den kleinen Schwarm.</p>
+<p>Wie sind ihre B&#228;ckchen vor Freude warm&#8212;</p>
+<p>so dacht ich&#8212;und Freude ist der Saft,</p>
+<p>den wir auf unsrer Wanderschaft</p>
+<p>durchs Leben aus frohen Kindertagen</p>
+<p>ins graue Alter mit hin&#252;bertragen</p>
+<p>als verj&#252;ngendes Elixier;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page129"></a>129</span>ein gut Teil davon
+verdanken wir dir,</p>
+<p>du alter b&#228;rtiger Gottgeselle!</p>
+<p>Ich sah mich um&#8212;leer war die Stelle,</p>
+<p>nur fern in der d&#228;mmernden Abendluft</p>
+<p>verschwebte ein W&#246;lkchen wie Weihrauchduft,</p>
+<p>und durch die feiernde Stille drang</p>
+<p>der erste hohe Glockenklang.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem103"></a>Weihnachtsbesuch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>L&#228;ndliche Stra&#223;en, dicht beschneit.</p>
+<p>Knirschen, Gel&#228;ut,</p>
+<p>ein Schlitten;</p>
+<p>inmitten</p>
+<p>sitzen drei kleine Leut</p>
+<p>bis zu den &#214;hrchen vermummt.</p>
+<p>Es singt und summt</p>
+<p>von Weihnachtsglocken;</p>
+<p>ein paar neugierige Flocken</p>
+<p>lassen vom Wind sich her&#252;berwehn,</p>
+<p>wollen durchaus das M&#228;delchen sehn</p>
+<p>mit den roten K&#228;lteb&#228;ckchen</p>
+<p>und den goldbraunen Zottell&#246;ckchen</p>
+<p>und das B&#252;bchen daneben,</p>
+<p>das sich eben</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page130"></a>130</span>das immer
+tropfende N&#228;schen putzt.</p>
+<p>Gro&#223;&#228;ugig, verdutzt,</p>
+<p>bis zum M&#228;ulchen zugedeckt,</p>
+<p>im Wollm&#252;tzchen fast versteckt,</p>
+<p>sitzt das Kleinste auf Mutters Scho&#223;.</p>
+<p>&quot;Kutscher, ein bi&#223;chen los,</p>
+<p>es wird kalt;</p>
+<p>Sie wissen doch, dr&#252;ben zum F&#246;rster am Wald.&quot;</p>
+<p>Der Alte schmunzelt und knallt</p>
+<p>mit der Peitsche, h&#252;h, hott&#8212;</p>
+<p>die G&#228;ule bleiben bei ihrem Trott.</p>
+<p>... Von dr&#252;ben her Lichter,</p>
+<p>Zwei altliebe Gesichter</p>
+<p>hinter den Scheiben:</p>
+<p>&quot;Wo sie nur bleiben?</p>
+<p>Ist schon die f&#252;nfte Stunde!&quot;</p>
+<p>Da knurren die Hunde,</p>
+<p>bellen, wollen hinaus;</p>
+<p>Gro&#223;mutter l&#228;uft vors Haus.</p>
+<p>Da:&#8212;Knirschen, Gel&#228;ut,</p>
+<p>ein Schlitten,</p>
+<p>inmitten</p>
+<p>sitzen vier liebe Leut.</p>
+<p>Wie das Altchen sich freut!</p>
+<p>Unter Lachen und Weinen</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page131"></a>131</span>wickelt sie aus
+den T&#252;chern die Kleinen,</p>
+<p>k&#252;&#223;t die Tochter, nimmt ihr das J&#252;ngste vom Knie:</p>
+<p>&quot;Ein pr&#228;chtiges Kindchen! Gott sch&#252;tz es,
+Marie!&quot;</p>
+<p>Neben ihr sprudelt ein Z&#252;nglein:</p>
+<p>&quot;Gro&#223;mutter, komm doch &#39;rein!</p>
+<p>Gro&#223;mutter, sind die H&#252;hner noch wach?</p>
+<p>Gro&#223;mutter, Vater kommt morgen nach,</p>
+<p>er l&#228;&#223;t sch&#246;n gr&#252;&#223;en.&quot;</p>
+<p>... Auf bed&#228;chtigen F&#252;&#223;en,</p>
+<p>als ging ihn die Sache nichts an,</p>
+<p>kommt auch der F&#246;rster langsam heran.</p>
+<p>&quot;Na?</p>
+<p>Seid ihr endlich da?&quot;</p>
+<p>Gleich l&#228;uft der Fritz auf ihn zu:</p>
+<p>&quot;Gro&#223;vater, Du,</p>
+<p>guck mal dr&#252;ben den roten Fleck!</p>
+<p>och, Gro&#223;vater, nu is die Sonne weg.&quot;</p>
+<p>&quot;Die Sonne? Hm, la&#223; man; drin is noch eine,</p>
+<p>&#39;ne ganze feine,</p>
+<p>die wird uns bald blinken&#8212;</p>
+<p>nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken.&quot;</p>
+<p>... Der Platz wird leer,</p>
+<p>schneestill und stumm.</p>
+<p>Der alte Kutscher lenkt langsam um,</p>
+<p>nickt vor sich her,</p>
+<p><span class='pgnum'><a
+id="page132"></a>132</span>gedankenschwer,</p>
+<p>und brummelt f&#252;r sich:</p>
+<p>&quot;Der oll F&#246;rster hett&#39;s gaud, manch enner hett&#39;s
+nich.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem104"></a>K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin
+Schokolade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bei K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin Schokoladen</p>
+<p>war ich mit Linchen heut Nacht in Gnaden</p>
+<p>zu Gaste geladen.</p>
+<p>Ein prachtvolles Fuhrwerk, tripp, tripp, trapp,</p>
+<p>holte uns stolz von Hause ab.</p>
+<p>Vorn stampften zwei schneewei&#223;e Vollblutjucker</p>
+<p>aus feinem biegsamen Lederzucker,</p>
+<p>auf dem Kutschbock der dicke Mohr</p>
+<p>kam uns marzipanisch vor,</p>
+<p>und neben ihm der fette Mops</p>
+<p>war ganz gef&#252;llt mit englischen Drops.</p>
+<p>Die Kutsche, aus wei&#223;em Zuckerkant,</p>
+<p>erstrahlte hell wie Diamant;</p>
+<p>sie ging auf zierlichen S&#252;&#223;holzr&#228;dern,</p>
+<p>aus Vanille waren die Deichsel, die Federn,</p>
+<p>dicke Polster aus Traubenrosinen</p>
+<p>sollten uns als Sitze dienen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page133"></a>133</span>aber in den
+B&#228;tterteig-Wagentaschen</p>
+<p>gab es allerhand Gutes zum Naschen.</p>
+<p>Ein allerliebster Pralin&#233;-Page</p>
+<p>dienerte neben der Equipage</p>
+<p>in einem rot kandierten Frack</p>
+<p>und &#246;ffnete uns den Wagenschlag.</p>
+<p>Wir stiegen ein und fuhren im Nu</p>
+<p>durch Ru&#223;land und Asien nach China zu.</p>
+<p>Bald kamen wir in jenes Land,</p>
+<p>wo K&#246;nig Kuchen, der S&#252;&#223;e genannt,</p>
+<p>unumschr&#228;nkt herrscht in seinen Reichen</p>
+<p>mit seiner F&#252;rstin ohnegleichen,</p>
+<p>der herrlichen K&#246;nigin Schokolade,</p>
+<p>die uns zum Fest befohlen in Gnade.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das goldgelb glacierte Ballfesthaus</p>
+<p>sah wie ein riesiger Napfkuchen aus,</p>
+<p>umgeben von einem Spritzkuchengitter;</p>
+<p>als Wache davor zwei braune Ritter</p>
+<p>aus Pfefferkuchen mit Gu&#223;filigran,</p>
+<p>die hatten Knackmandel-Harnische an.</p>
+<p>Als F&#252;hrer dienten mir und Linchen</p>
+<p>zwei allerliebste Thorner Kathrinchen;</p>
+<p>sie verbeugten sich h&#246;flich als wir kamen,</p>
+<p>und sagten: bitte, meine Damen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page134"></a>134</span>Ach, Kinder, wie
+das Herz mir lacht,</p>
+<p>denk ich zur&#252;ck an all die Pracht!</p>
+<p>Die W&#228;nde waren von Makronen,</p>
+<p>verbr&#228;mt mit Schokoladenbohnen,</p>
+<p>aus gr&#252;nen Bonbons die glatten Dielen,</p>
+<p>da&#223; wir nachher beim Tanz fast fielen,</p>
+<p>die S&#228;ulen aus m&#228;chtigen Baumkuchentorten</p>
+<p>von den allerh&#246;chsten und edelsten Sorten,</p>
+<p>die Tische aus marmoriertem Konfekt,</p>
+<p>mit drolligen Lutschfig&#252;rchen bedeckt,</p>
+<p>die St&#252;hle F&#228;&#223;chen mit Gelees,</p>
+<p>mit Eingemachtem und Knusperknees;</p>
+<p>rings auf appetitlichen Zimmetstaffeln</p>
+<p>lagen Biskuits und Keks und Waffeln.</p>
+<p>Im Hintergrunde ein Gletschersee,</p>
+<p>mit Vanille-Eisbergen und Schlagsahnen-Schnee,</p>
+<p>entsandte in doppelter Kaskade</p>
+<p>Zitronen- und Himbeer-Limonade;</p>
+<p>und hoch &#252;ber allem, im glanzvollen Saal,</p>
+<p>strahlte eine Sonne aus Zucker-Opal.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>In der Mitte aber stand ein Thron,</p>
+<p>gebaut aus Bretzeln mit blauem Mohn,</p>
+<p>darauf sa&#223; liebreich in ihrer Gnade</p>
+<p>die herrliche K&#246;nigin Schokolade.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page135"></a>135</span>Sie harrte
+huldvoll, bis die Schar</p>
+<p>der Kinder ganz versammelt war,</p>
+<p>die sie aus kalter und warmer Zone</p>
+<p>herbefohlen zu ihrem Throne,</p>
+<p>um ihnen mit k&#246;niglichen H&#228;nden</p>
+<p>von ihren s&#252;&#223;en Kleinodien zu spenden;</p>
+<p>ihr hoher Gemahl, der K&#246;nig Kuchen,</p>
+<p>hatte M&#252;he, sie auszusuchen.</p>
+<p>Da waren Kinder aus Deutschland und Spanien,</p>
+<p>aus Frankreich, Chile, Mesopotamien,</p>
+<p>Kinder von Kaffern und Hottentotten,</p>
+<p>von Persern, Eskimos und Schotten,</p>
+<p>Kinder aus S&#252;den und Kinder aus Norden</p>
+<p>von den feinsten Familien und den wildesten Horden,</p>
+<p>denn alle Kinder zu allen Zeiten</p>
+<p>essen gerne S&#252;&#223;igkeiten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>An der K&#246;nigin Seite, im leckeren Grase</p>
+<p>machte M&#228;nnchen ein stattlicher Osterhase,</p>
+<p>und als die Kinder versammelt waren,</p>
+<p>ordnete er die bunten Scharen;</p>
+<p>rechts gingen die M&#228;dchen, links die Knaben,</p>
+<p>so wollt es der K&#246;nig Kuchen haben,</p>
+<p>und jedes Kind in jeder Reih</p>
+<p>bekam ein pr&#228;chtiges Osterei,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page136"></a>136</span>die M&#228;dchen
+blaue, rote die Jungen,</p>
+<p>dann ist das H&#228;schen davongesprungen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun fing die Kapelle zu spielen an,</p>
+<p>vorn geigte ein N&#252;rnberger Lebkuchenmann;</p>
+<p>ich sag euch, es war &#39;ne Musik f&#252;r Kenner,</p>
+<p>und waren doch alles gebackene M&#228;nner,</p>
+<p>mit Rosinenaugen und Mandelnasen,</p>
+<p>und konnten so lieblich fl&#246;ten und blasen.</p>
+<p>Es wurde getanzt, gespielt, gelacht,</p>
+<p>damit verging die sch&#246;ne Nacht.</p>
+<p>Zuguterletzt, nicht zu vergessen,</p>
+<p>wurde alles aufgegessen,</p>
+<p>artig gedankt und Abschied genommen;</p>
+<p>wir fuhren heim, wie wir gekommen,</p>
+<p>und erwachten in unserm Bett&#8212;</p>
+<p>Kinder, Kinder, wie war das nett!&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem105"></a>Der erste Mai</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten,</p>
+<p>immer wei&#223; man nicht neue Geschichten;</p>
+<p>oft sind die M&#228;rchengeister stumm,</p>
+<p>als w&#228;ren sie wer wei&#223; wie dumm,</p>
+<p>und alle W&#228;nde grinsen mich an,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page137"></a>137</span>als h&#228;tt ich
+ihnen was angetan.</p>
+<p>So war&#39;s auch neulich. Bei mir zu Haus</p>
+<p>sah alles &#246;de und langweilig aus,</p>
+<p>da bin ich in den Abend geschlendert;</p>
+<p>der Himmel hing rosenrot umb&#228;ndert,</p>
+<p>die Wolken t&#252;rmten sich wie ein Tor,</p>
+<p>pl&#246;tzlich stand ich grade davor</p>
+<p>und sah hinein in das Himmelsschlo&#223;.</p>
+<p>&quot;Na, Petrus, was ist denn hier oben los?&quot;</p>
+<p>fragt ich; &quot;hier sieht&#39;s ja munter aus.&quot;</p>
+<p>Da schmunzelt der alte W&#228;chter vom Haus</p>
+<p>und sagt mir&#8212;aber ihr d&#252;rft nicht lachen&#8212;:</p>
+<p>Im Himmel w&#228;re gro&#223; Reinemachen,</p>
+<p>die Jungfrau Maria t&#228;t revidieren</p>
+<p>und die himmlischen Scharen zum Scheuerfest f&#252;hren.</p>
+<p>Die kleinsten Englein m&#252;&#223;ten ran,</p>
+<p>kriegten gro&#223;e Sch&#252;rzen an,</p>
+<p>d&#252;rfte keins spielen und m&#252;&#223;ig bleiben,</p>
+<p>m&#252;&#223;ten fegen und wischen, seifen und reiben.</p>
+<p>Da w&#252;rden die Sterne blitzblank geputzt,</p>
+<p>den kleinen Kometen die Schw&#228;nzchen gestutzt,</p>
+<p>der Himmel mit Wunderblau lackiert,</p>
+<p>der Regenbogen neu ausstaffiert;</p>
+<p>dem Vollmond w&#252;rde, wie er sich auch steift,</p>
+<p>mal gr&#252;ndlich wieder die Glatze geseift,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page138"></a>138</span>und damit am
+klaren Firmament</p>
+<p>die liebe Sonne sch&#246;n leuchten k&#246;nnt,</p>
+<p>w&#252;rden die Wolken fest ausgedr&#252;ckt</p>
+<p>und hinter den Horizont geschickt.</p>
+<p>Wenn alles fertig, w&#252;schen sich</p>
+<p>die Englein die Fl&#252;gel s&#228;uberlich&#8212;</p>
+<p>denn morgen sei ja der erste Mai&#8212; &#8212;</p>
+<p>Ich fragte, was an dem Tage sei,</p>
+<p>da blitzte mich Petrus an und sprach:</p>
+<p>&quot;Na, wei&#223;t du, das ist doch wirklich &#39;ne Schmach;</p>
+<p>da sieht man wieder, wie wenig ihr wi&#223;t,</p>
+<p>nicht mal, wann Gottes Geburtstag ist.&quot;</p>
+<p>Na, Kinder, ich machte ein dummes Gesicht;</p>
+<p>das wu&#223;t ich bei aller Gelehrsamkeit nicht.</p>
+<p>Doch nun wurde mir auf einmal klar:</p>
+<p>Darum putzt sich die Erde Jahr f&#252;r Jahr</p>
+<p>mit Blumen und Kr&#228;utern im bunten Gemisch,</p>
+<p>darum gr&#252;nen die Hecken, die B&#228;ume so frisch,</p>
+<p>darum &#252;ben die V&#246;gel die Festmelodie,</p>
+<p>und Bienen und Grillen begleiten sie,</p>
+<p>darum wird dem Menschen die Freude so gro&#223;,</p>
+<p>als s&#228;&#223; er dem lieben Gott im Scho&#223;,</p>
+<p>wenn der Maiwind kommt &#252;ber Berg und Tal&#8212;</p>
+<p>nun begriff ich den Fr&#252;hling mit einem Mal.</p>
+<p>Und ich fragte Petrus aus froher Seele:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page139"></a>139</span>Erlaubst du,
+da&#223; ich das weiter erz&#228;hle?</p>
+<p>&quot;Immerzu,&quot; sagte der und strich sich den Magen;</p>
+<p>&quot;kannst den neugierigen Leuten gleich noch sagen,</p>
+<p>da&#223; an Gottes Geburtstag, dem ersten Mai,</p>
+<p>auch der Tanztag f&#252;r Teufel und Hexen sei.</p>
+<p>Sonst d&#252;rfen sie, zu Aller Segen,</p>
+<p>sich keinen Schritt ohne Leine bewegen;</p>
+<p>doch an dem Tage sind sie frei,</p>
+<p>&#8212;da macht die Bande genug Geschrei,&quot;</p>
+<p>entfuhr es brummend dem alten Knaben&#8212;</p>
+<p>&quot;doch Gott ist der Herr und will es so haben.</p>
+<p>Er sieht in hoher heiliger Ruh</p>
+<p>dem tollen Blocksbergvergn&#252;gen zu;</p>
+<p>und treibt es einer zu arg von der Sippe,</p>
+<p>kommt er sofort wieder an die Strippe.</p>
+<p>Nun aber leb wohl, ich w&#252;nsch gute Nacht,</p>
+<p>um neun wird der Himmel zugemacht.&quot;</p>
+<p>Langsam schlo&#223; sich das Wolkentor;</p>
+<p>ich ging, ein Liedchen klang mir im Ohr.</p>
+<p>Zu Haus in heimlicher Abendruh</p>
+<p>nickt ich den Sternen fr&#246;hlich zu</p>
+<p>und betete: Ich bin nur ein Zwerg,</p>
+<p>und die herrliche Welt, sie ist dein Werk,</p>
+<p>o Gott; du hast alles, nichts kann man dir schenken,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page140"></a>140</span>nur deiner in
+Freude und Demut gedenken.</p>
+<p>So nimm dieses Liedchen, ich hab es erdacht</p>
+<p>in dieser Fr&#252;hlings-Geburstagsnacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem106"></a>Wetterwunsch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Scheine, Sonne, scheine,</p>
+<p>die W&#228;sch h&#228;ngt auf der Leine;</p>
+<p>unsre Hemden, unsre Socken,</p>
+<p>mach sie uns bis Sonntag trocken,</p>
+<p>scheine, Sonne, scheine!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rausche, rausche, Regen,</p>
+<p>gib uns deinen Segen,</p>
+<p>wasch die armen S&#252;nder rein,</p>
+<p>gib uns Brot und gib uns Wein,</p>
+<p>rausche, rausche, Regen!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu best ist allerwegen</p>
+<p>Sonnenschein <i>und</i> Regen;</p>
+<p>auch der Wind mu&#223; pfeifen,</p>
+<p>soll die Ernte reifen.</p>
+<p>Regen, Wind und Sonnenschein</p>
+<p>m&#246;gen bei unserm Hause sein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page141"></a>141</span>
+<h3><a id="poem107"></a>Hammerliedchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Pink, pank, Hammerschlag,</p>
+<p>der Nagel hat &#39;nen Kopf;</p>
+<p>und wenn er keine Spitze hat,</p>
+<p>ist er ein armer Tropf.</p>
+<p class='i'>Mein H&#228;mmerlein du,</p>
+<p class='i'>schlag zu, schlag zu!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Pink, pank, Hammerschlag,</p>
+<p>hast du der N&#228;gel zehn</p>
+<p>und nagelst du ein S&#228;rglein zu,</p>
+<p>ist&#39;s um einen geschehn.</p>
+<p class='i'>Mein Feuerlein du,</p>
+<p class='i'>blas zu, blas zu!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem108"></a>Im Sonnenschein</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach einer alten Fabel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kribbel-krabbel-K&#228;fer</p>
+<p>l&#228;uft hinab zum See,</p>
+<p>er kommt vom gr&#252;nen H&#252;gel,</p>
+<p>hell leuchten seine Fl&#252;gel</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt der Fisch geschwommen,</p>
+<p>Sperrt das Fischmaul auf,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page142"></a>142</span>da ist in zwei
+Sekunden</p>
+<p>der K&#228;fer drin verschwunden</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;berm See der Reiher</p>
+<p>sieht, wies Fischlein schnappt,</p>
+<p>nimmt seinen spitzen Schnabel</p>
+<p>und spie&#223;t es auf die Gabel</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie nun stolz der Reiher</p>
+<p>seine Kreise zieht</p>
+<p>mit leuchtendem Gefieder,</p>
+<p>knallt ihn der J&#228;ger nieder</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem109"></a>Wanderlied</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Sonnenlichter,</p>
+<p class='i'>Fr&#252;hlingswichter</p>
+<p>spielen auf der dunkeln Wand.</p>
+<p>Pr&#252;fend &#246;ffne ich das Fenster;</p>
+<p>seht die Wolken, die Gespenster</p>
+<p>l&#246;sen sich am Himmelsrand.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Holla, Jungen,</p>
+<p class='i'>aufgesprungen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page143"></a>143</span>schnell das
+R&#228;nzel aus dem Spind!</p>
+<p>Kommt, wir wandern durch die feuchten</p>
+<p>Saaten; wie Smaragden leuchten</p>
+<p>Halm an Halm im Morgenwind.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Feste Schritte,</p>
+<p class='i'>M&#228;nnersitte;</p>
+<p>wie die Ferne lockt und wirbt!</p>
+<p>Und wir lassen sie im Schreiten</p>
+<p>achtlos oft vor&#252;bergleiten,</p>
+<p>bis sie hinter uns erstirbt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Hohe Ziele,</p>
+<p class='i'>nicht zum Spiele;</p>
+<p>immer steiler w&#228;chst der Pa&#223;.</p>
+<p>Aber oben wolln wir rasten</p>
+<p>nach der Arbeit, nach dem Fasten;</p>
+<p>Jungens, trinkt, ich komm euch was!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Hoch im Blauen</p>
+<p class='i'>selig Schauen,</p>
+<p>unter uns der Erde Gl&#252;ck!</p>
+<p>Doch es zieht mit tausend Armen</p>
+<p>immer wieder zu den warmen</p>
+<p>Menschenst&#228;tten uns zur&#252;ck.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page144"></a>144</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page145"></a>145</span><a href="images/i138.png"><img
+src="images/i138tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page146"></a>146</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page147"></a>147</span>Vierter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page148"></a>148</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page149"></a>149</span>
+<h3><a id="poem110"></a>Spruch f&#252;rs Leben</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hin&#252;ber, hinein!</p>
+<p>&#252;ber Wipfel und Stein!</p>
+<p>die Herzen zu baden</p>
+<p>im Goldsonnenschein!</p>
+<p>Auf schwierigen Pfaden</p>
+<p>zu lichten Gnaden!</p>
+<p>&#252;ber Wipfel und Stein,</p>
+<p>hinunter, hinein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem111"></a>Allerlei R&#228;tsel</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(Die L&#246;sungen stehen im Verzeichnis der
+&#220;berschriften)</h4>
+
+<h4><a id='poem111.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich habe Fl&#252;gel&#8212;rate, Kind&#8212;</p>
+<p>doch flieg ich nur im Kreise;</p>
+<p>und singen tu ich, wenn der Wind</p>
+<p>mir vorpfeift, laut und leise.</p>
+<p>Was ihr den Feldern abgewinnt,</p>
+<p>kau ich auf meine Weise;</p>
+<p>doch was mir durch die Kehle rinnt,</p>
+<p>das mundet euch als Speise.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Standen vier wei&#223;e Ritterchen</p>
+<p>auf einem roten Gitterchen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page150"></a>150</span>die machten alles
+klitzeklein</p>
+<p>und warfen es in ein Loch hinein.</p>
+<p>Als das die andern Ritter sahn,</p>
+<p>zogen sie neue Harnische an,</p>
+<p>kamen aus ihren Burgen herbei,</p>
+<p>stellten sich tapfer in die Reih</p>
+<p>und machten hack</p>
+<p>und sagten knack</p>
+<p>und warfen alles in einen Sack.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die erste fri&#223;t,</p>
+<p>der zweite i&#223;t,</p>
+<p>das dritte wird gefressen;</p>
+<p>das ganze wird zu P&#246;kelfleisch</p>
+<p>und Erbsenbrei gegessen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.4'></a>&#8212;4&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes ist ein Hund,</p>
+<p>mein zweites ist ein Junge,</p>
+<p>mein ganzes ist ein Dieb,</p>
+<p>kein Hundejunge!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.5'></a>&#8212;5&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die ersten sind ein Untertan,</p>
+<p>die dritte ist ein Untertan,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page151"></a>151</span>das ganze ist ein
+Untertan,</p>
+<p>wird von dem andern Untertan</p>
+<p>unter den ersten Untertan</p>
+<p>ganz untert&#228;nigst untergetan.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.6'></a>&#8212;6&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>liebt man es nicht sauer;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>h&#252;t dich vor dem Hauer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist&#39;s ein Heldenname;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>wird&#39;s ein Waldbaumsame.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>sind es b&#246;se Leute;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>gerbt man seine H&#228;ute.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist es eine Schale;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>wird&#39;s ein Orientale.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist&#39;s ein klein schwarz Luder;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page152"></a>152</span>wenn es bis ans
+Ende rutscht,</p>
+<p>ist&#39;s von &quot;wenn&quot; der Bruder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.7'></a>&#8212;7&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>W&#228;chst einer alten Dame</p>
+<p>ein Buckel kleinster Sorte,</p>
+<p>verwandelt sie sich augenblicks</p>
+<p>in ein St&#252;ck Mandeltorte.</p>
+<p>Doch nimmst du ihr den R&#252;cken,</p>
+<p>auf dem der Buckel w&#228;chst,</p>
+<p>hast du die alte Dame</p>
+<p>zur trocknen Frucht verhext.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.8'></a>&#8212;8&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich stand begehrlich am Worte,</p>
+<p>umgekehrt wuchs es nicht weit;</p>
+<p>ein arges Diebsgel&#252;ste</p>
+<p>besiegte die Redlichkeit.</p>
+<p>Ich stahl das umgekehrte,</p>
+<p>kein Argus achtete drauf;</p>
+<p>Schmunzelnd enteilt&#39; ich dem Worte</p>
+<p>und a&#223; es umgekehrt auf.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.9'></a>&#8212;9&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes ist nicht wenig,</p>
+<p>mein zweites ist nicht schwer;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page153"></a>153</span>mein ganzes
+l&#228;&#223;t dich hoffen,</p>
+<p>doch hoffe nicht zu sehr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.10'></a>&#8212;10&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es l&#228;uft und hat keine Beine,</p>
+<p>es gibt viele und doch nur eine.</p>
+<p>Wer zuviel hat, kann&#39;s nicht verschenken;</p>
+<p>wer zu wenig hat, mu&#223; es beschr&#228;nken.</p>
+<p>Bald geht es langsam, bald schnell;</p>
+<p>mal ist es dunkel, mal hell.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.11'></a>&#8212;11&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Christkindchen lag im Stalle</p>
+<p>und h&#246;rte die ersten schrein;</p>
+<p>die zweiten tragen wir alle</p>
+<p>zur Weihnachtszeit am Bein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.12'></a>&#8212;12&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sind es die Stiefel, halten sie &#39;ne Weile;</p>
+<p>wird es der Junge, kriegt er halt Keile.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.13'></a>&#8212;13&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Vater will&#39;s das Fritzchen</p>
+<p>(die erste Silbe betont)&#8212;</p>
+<p>jedoch die Mutter bittet,</p>
+<p>da ward der Schelm verschont.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page154"></a>154</span>Sie sprach: Du
+mu&#223;t dir&#39;s, Liebster,</p>
+<p>(die dritte Silbe betont)&#8212;</p>
+<p>denn Nachsicht mit den Kleinen</p>
+<p>wird oft von Herzen belohnt.</p>
+<p>Denk doch, wie du&#39;s dem Jungen</p>
+<p>an Einsicht bist und Geist;</p>
+<p>du mu&#223;t was andres dasselbe,</p>
+<p>das ihn sich bessern hei&#223;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.14'></a>&#8212;14&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kl&#228;rchen n&#228;hte an dem ersten</p>
+<p>und war ganz die beiden zweiten,</p>
+<p>denn sie durfte Sonntag reiten,</p>
+<p>Leutnant Kurt wollt sie begleiten;</p>
+<p>ihre Augen wurden gro&#223;,</p>
+<p>m&#252;&#223;ig lag die Hand im Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mutter n&#228;ht am andern Fenster,</p>
+<p>sah&#39;s und runzelte die Brauen:</p>
+<p>H&#246;re, Kind, Luftschl&#246;sser bauen</p>
+<p>taugt nicht viel f&#252;r flei&#223;ige Frauen,</p>
+<p>weil man leicht die Pflicht vergi&#223;t</p>
+<p>und zu sehr das Ganze ist.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.15'></a>&#8212;15&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mariechen war&#39;s. Mit meinem Kuchen</p>
+<p>stand ich nun da und dem Bukett.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page155"></a>155</span>Wo soll ich
+blo&#223; das M&#228;del suchen?</p>
+<p>Wenn sie doch nur geschrieben h&#228;tt!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ja ja, ich hab sie es seit Jahren;</p>
+<p>ich gebe zu, das war recht dumm.</p>
+<p>Nein, welch ein r&#252;cksichtslos Gebaren!</p>
+<p>Und schwer ge&#228;rgert kehrt&#39; ich um.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.16'></a>&#8212;16&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Froh singt ihr Lied am Sommertag</p>
+<p>die eins-zwei fr&#252;h und spat.</p>
+<p>Die drei w&#252;nscht jeder J&#252;ngling sich;</p>
+<p>doch bricht er ab, ist&#39;s schad.</p>
+<p>Das Ganze war ein K&#246;nig, der</p>
+<p>lustig und unversch&#228;mt</p>
+<p>die stolze Prinze&#223;, die ihn nicht wollt,</p>
+<p>bestraft hat und gez&#228;hmt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.17'></a>&#8212;17&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In eins-zwei-drei lebt ganz gem&#252;tlich</p>
+<p>Herr M&#252;ller mit Herrn Schulze friedlich;</p>
+<p>bis M&#252;ller einst, wer h&#228;tt&#39;s gedacht,</p>
+<p>Anspruch auf Schulzes zwei-drei macht.</p>
+<p>Da h&#246;rte man ein b&#246;s Geschrei:</p>
+<p>So denk doch eins, mein Herr eins-zwei!</p>
+<p>Ich mu&#223; stets alles zwei bezahlen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page156"></a>156</span>kann nicht mit
+zuviel zwei-drei prahlen;</p>
+<p>kommst du noch mal mir drum ins Haus,</p>
+<p>ist&#39;s mit der guten eins-zwei-drei aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.18'></a>&#8212;18&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Er geht in sich, um sich zu pflegen,</p>
+<p>und ist in sich um sich verlegen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.19'></a>&#8212;19&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rate, Freund, es ist nicht schwer:</p>
+<p>Wer&#39;s hat, hat, was er hatte, nicht mehr.</p>
+<p>Wer&#39;s aber ist, den &#228;fft des Teufels Brut;</p>
+<p>man sperrt ihn ein und f&#252;rchtet seine Wut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.20'></a>&#8212;20&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer es hat, der ist betr&#252;bt;</p>
+<p>aber froh und stolz, wer&#39;s gibt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.21'></a>&#8212;21&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das Wort pflegt zu erh&#246;hn</p>
+<p>den Glanz des Edelsteins;</p>
+<p>solang man es bewahrt,</p>
+<p>ist man der Herr des Seins.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.22'></a>&#8212;22&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sind es die Feinde, mu&#223; man sich wehren;</p>
+<p>sind&#39;s deine Backen, mu&#223;t du sie n&#228;hren.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page157"></a>157</span>Ist mir&#39;s ein
+R&#228;tsel, schreib ich es nieder;</p>
+<p>ist es mein Haus&#8212;nun, so bau ich es wieder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.23'></a>&#8212;23&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn es von Freund und Liebchen kommt,</p>
+<p>oder von dir verfa&#223;t,</p>
+<p>so liebst du wohl das erste Wort;</p>
+<p>sonst ist es dir verha&#223;t.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das zweite Wort, so klug wir sind,</p>
+<p>machen wir Menschen viel;</p>
+<p>und was dich reut, oft andre freut</p>
+<p>im schadenfrohen Spiel.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Schlu&#223;: gef&#252;rchtet und geneckt,</p>
+<p>teils boshaft und teils dumm,</p>
+<p>geht er als Geist des Widerspruchs</p>
+<p>in Schrift und M&#228;ren um.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die drei vereint: wir stehn verdutzt,</p>
+<p>wie Zufalls Koboldmacht</p>
+<p>das Wort entstellt, den Sinn verdreht&#8212;</p>
+<p>man &#228;rgert sich und lacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.24'></a>&#8212;24&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Zwei Worte wei&#223; ich, die einander feind,</p>
+<p>das eine sucht das andre zu verderben,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page158"></a>158</span>in beiden
+m&#252;ssen viel Gesch&#246;pfe sterben;</p>
+<p>und hast du sie zu einem Wort vereint,</p>
+<p>eint sich auch ihre zehrend b&#246;se Kraft,</p>
+<p>schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.25'></a>&#8212;25&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf der h&#246;chsten Berge R&#252;cken</p>
+<p>ist es immer leicht zu finden,</p>
+<p>wo die kleinen Gletscherb&#228;che</p>
+<p>sch&#228;umend sich zu Tale winden.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tausch die Silben&#8212;ach, verlegen</p>
+<p>steh ich vor gemischten Dingen,</p>
+<p>Chemiker und Apotheker</p>
+<p>m&#246;gen dir die L&#246;sung bringen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.26'></a>&#8212;26&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich hab keine H&#228;nde und kann doch tragen,</p>
+<p>hab keine Flinte und kann doch jagen;</p>
+<p>kann klettern und schwere Lasten heben</p>
+<p>und bin doch ein zartes, hinf&#228;lliges Leben.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.27'></a>&#8212;27&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Viel Glieder hab ich, die einander gleichen.</p>
+<p>Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade,</p>
+<p>doch himmelshell f&#252;hr ich empor zur Gnade;</p>
+<p>manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page159"></a>159</span>Bist du&#39;s, so
+darfst du wanken nicht noch weichen;</p>
+<p>denn Ehre tr&#228;gst du neben mancher Last,</p>
+<p>die arbeitsfroh du &#252;bernommen hast,</p>
+<p>ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.28'></a>&#8212;28&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder;</p>
+<p>mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder.</p>
+<p>Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder,</p>
+<p>bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Br&#252;der.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hitze und K&#228;lte trag ich, hin und wider;</p>
+<p>&#252;bt mich der Knabe, st&#228;rkt er seine Glieder.</p>
+<p>Die Luft durcheil ich ohne jed&#39; Gefieder;</p>
+<p>den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.29'></a>&#8212;29&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant,</p>
+<p>teils nah, teils fern ihm, wie&#39;s der Himmel will.</p>
+<p>Bescheiden bin ich selten, niemals still;</p>
+<p>ja, Schweigen ist mir g&#228;nzlich unbekannt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Wort f&#252;g an, das keiner gern empf&#228;ngt</p>
+<p>und das die Kinder schreckt von Alters her;</p>
+<p>doch ohne es f&#228;llt manche Arbeit schwer,</p>
+<p>weil&#39;s feste Massen auseinander dr&#228;ngt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page160"></a>160</span>Das ganze Wort
+sind Steinchen unter Steinen,</p>
+<p>die im Ger&#246;ll sich finden, glatt und spitz;</p>
+<p>du hebst sie auf und freust dich an dem Witz,</p>
+<p>den die Natur sich hat erlaubt im Kleinen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.30'></a>&#8212;30&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt</p>
+<p>in meinen Kreis bis hoch ins Sternenzelt;</p>
+<p>dem Vorbild der Natur einst nachgeschafft</p>
+<p>vertiefte ich den Blick der Forschungskraft.</p>
+<p>Ein Wort f&#252;g an, das sich der Mensch gesetzt</p>
+<p>zur Ordnung gegen den, der sie verletzt;</p>
+<p>der Fromme f&#252;hlt es oft von Gott gesandt,</p>
+<p>ans Letzte, J&#252;ngste denkt er furchtgebannt,</p>
+<p>an Weltkrieg, Hungersnot und Aufruhrleid&#8212;</p>
+<p>da ist das Ganze eine Seltenheit.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.31'></a>&#8212;31&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die erste Silbe f&#252;hrt die krause Schar,</p>
+<p>die uns vertraut seit unsrer Klippschulzeit.</p>
+<p>Die zweite t&#246;nt durch Weiten hell und klar,</p>
+<p>ruft bald zur Ruhe, bald zu wildem Streit.</p>
+<p>Und wenn der tapfre Krieger</p>
+<p>sein junges Leben gab,</p>
+<p>f&#228;llt ihm vielleicht der Schatten</p>
+<p>des Ganzen auf sein Grab.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page161"></a>161</span><a
+id='poem111.32'></a>&#8212;32&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein deutscher Meister war es, gottgesandt,</p>
+<p>der jenes edle Tonst&#252;ck uns geschenkt;</p>
+<p>der Vogel &#252;bt&#39;s, der seine Fl&#252;gel lenkt&#8212;</p>
+<p>dir w&#252;nsch ich es, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was allen Fl&#252;gelwesen wohlbekannt,</p>
+<p>was jedes Blatt, das aus der H&#252;lle bricht,</p>
+<p>ersehnt; was man von Kraft und Tugend spricht&#8212;</p>
+<p>das w&#252;nsch ich dir, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Fl&#252;&#223;chen, an der Schieferberge Rand,</p>
+<p>sehr vielen ist sein Name leerer Schall,</p>
+<p>ein kleines Wort, doch wir ersehnen&#39;s all&#8212;</p>
+<p>w&#252;nsch ich dir auch, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Auch ihn, der tief verabscheut Mord und Brand,</p>
+<p>den Engel, der auf Morgenwiesen geht,</p>
+<p>doch oft verh&#252;llten Hauptes abseits steht&#8212;</p>
+<p>ihn sende Gott dir, o mein Vaterland!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.33'></a>&#8212;33&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Not und Gefahr</p>
+<p>greife ich ein,</p>
+<p>Schmerzlich willkommen</p>
+<p>der Angst und der Pein;</p>
+<p>lies mich von vorn,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page162"></a>162</span>lies mich
+verkehrt,</p>
+<p>immer der gleiche,</p>
+<p>geschm&#228;ht und geehrt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.34'></a>&#8212;34&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wir sind&#39;s mit Stamm und Vaterland,</p>
+<p>mit Menschen, die uns lieb und blutsverwandt,</p>
+<p>mit jeder Arbeit, die der Seele wert;</p>
+<p>der Reiter r&#252;hmt: wir sind&#39;s, ich und mein Pferd.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch wer es ist, tr&#228;gt eine schwere Last,</p>
+<p>er ist sich selbst ein mi&#223;geschickter Gast;</p>
+<p>Statt Liebe bl&#252;ht ihm Mitleid, und im Schwarm</p>
+<p>gesunder Jugend f&#252;hlt er doppelt Harm.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.35'></a>&#8212;35&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wir sind&#39;s gewi&#223; in vielen Dingen</p>
+<p>in einem sind wir&#39;s nimmermehr;</p>
+<p>die sind&#39;s, die wir zu Grabe bringen,</p>
+<p>und eben die sind&#39;s bald nicht mehr.</p>
+<p class='i2'>Drum, weil wir leben,</p>
+<p class='i2'>sind wir&#39;s eben</p>
+<p class='i2'>an Wesen wie Gesicht;</p>
+<p class='i2'>drum, weil wir leben,</p>
+<p class='i2'>sind wir&#39;s eben</p>
+<p class='i2'>zur Zeit noch nicht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page163"></a>163</span><a
+id='poem111.36'></a>&#8212;36&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nennst du das Ganze, t&#246;nt es uns entgegen</p>
+<p>von Sommern&#228;chten, wo des Mondes Horn</p>
+<p>verschw&#228;rmten P&#228;rchen winkt auf lauschigen Wegen,</p>
+<p>und wo aus seinem wundersamen Born</p>
+<p>das M&#228;rchen auftaucht und in tiefem Sinnen</p>
+<p>uns anschaut, und vertr&#228;umte B&#228;che rinnen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Teilst du das Wort, stellt dir zuerst sich dar</p>
+<p>die Stadt, die wir mit Ehrfurcht gern beschauen,</p>
+<p>die Heiden einst wie Christen heilig war,</p>
+<p>wo Pilger heut und Kenner sich erbauen;</p>
+<p>ein Teil der Stadt ist noch des Wortes Rest</p>
+<p>und h&#228;lt den Glanz vergangner Zeiten fest.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.37'></a>&#8212;37&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ohne Zepter, ohne Krone</p>
+<p>herrsche ich auf dieser Erde,</p>
+<p>buntes Spiel vor meinem Throne</p>
+<p>zaubert stets mein Wort: Es werde!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Noch zwei Zeichen: Alles wich,</p>
+<p>Pracht und Buntheit sind verschwunden,</p>
+<p>und in k&#252;nftigen dunklen Stunden</p>
+<p>werden es auch du und ich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page164"></a>164</span>Aber &#228;ndre
+den Akzent:</p>
+<p>sieh, schon quillt das Leben wieder,</p>
+<p>neue Schau und neue Lieder,</p>
+<p>die man gern mit mir benennt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.38'></a>&#8212;38&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Strom ergie&#223;t sich sickernd durch die Welt,</p>
+<p>ich dring in Haus und H&#252;tte, Schlo&#223; und Zelt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Seitdem der Mensch Urkunden aufbewahrt,</p>
+<p>sind Geist und Wille durch mich offenbart.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich sch&#252;re Gluten, wirke Herzeleid,</p>
+<p>tief wird durch mich verdammt und hoch gebenedeit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vers&#246;hnung bring ich und entfache Streit,</p>
+<p>zeig manchen t&#246;richt, manchen grundgescheit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch sitzt du in mir, f&#252;hlst du dich geknickt;</p>
+<p>vielleicht, da&#223; dir durch mich die Rettung gl&#252;ckt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.39'></a>&#8212;39&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich n&#228;hre mich von fremden Stoffen,</p>
+<p>doch kann auch ohne sie bestehn;</p>
+<p>ich bin&#39;s, auf das die Weisen hoffen,</p>
+<p>und alle Weiten stehn mir offen,</p>
+<p>ihr w&#252;rdet ohne mich vergehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page165"></a>165</span>Am hellen Tage
+herrsch ich gerne,</p>
+<p>doch auch die Nacht ist mir vertraut;</p>
+<p>ich wohne auf dem kleinsten Sterne,</p>
+<p>mich schreckt sie nicht, die gro&#223;e Ferne</p>
+<p>die mich mit Geisterh&#228;nden baut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich wirke in den Himmelsblitzen,</p>
+<p>versteckter Tat bin ich verha&#223;t;</p>
+<p>wo gr&#252;belnd die Gelehrten sitzen</p>
+<p>und ratlos ob der L&#246;sung schwitzen,</p>
+<p>bin ich ein hochwillkommner Gast.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.40'></a>&#8212;40&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In alten Zeiten</p>
+<p>hat mich der Mensch erdacht</p>
+<p>und Ordnung mit mir</p>
+<p>in die Dinge gebracht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie n&#246;tig bin ich</p>
+<p>der Wissenschaft,</p>
+<p>wie zeige ich</p>
+<p>der V&#246;lker Kraft!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn ich nicht eng</p>
+<p>ihm verbunden w&#228;r,</p>
+<p>wie w&#252;rde erliegen</p>
+<p>das tapferste Heer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page166"></a>166</span>Und doch wei&#223;
+jeder,</p>
+<p>wie schwach ich bin,</p>
+<p>denn erst mein Nachbar</p>
+<p>gibt Halt mir und Sinn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.41'></a>&#8212;41&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich;</p>
+<p>mein Leben ging so lind wie Fr&#252;hlingswellen,</p>
+<p>und zaghaft flossen meines Geistes Quellen,</p>
+<p class='i2'>eng, doch erbaulich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich wuchs und wuchs, es schwollen meine Adern,</p>
+<p>sie dehnten sich wie meine Machtgedanken;</p>
+<p>mein Schaffenswille t&#252;rmte ohne Schranken</p>
+<p class='i2'>Quadern auf Quadern.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Den K&#252;nsten schuf ich manche Pflegest&#228;tte,</p>
+<p>ich half der Wissenschaft zu vollem Wirken,</p>
+<p>und Geist und Arbeit gaben den Bezirken</p>
+<p class='i2'>die feste Kette.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch Ruh und Frieden mu&#223;ten weiterziehen;</p>
+<p>und meine Kinder lassen gern sich locken</p>
+<p>von gr&#252;nen W&#228;ldern, sanften Herdenglocken,</p>
+<p class='i2'>mir zu entfliehen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page167"></a>167</span><a
+id='poem111.42'></a>&#8212;42&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes Wort, im engen Raum gen&#228;hrt,</p>
+<p>strebt weit hinaus, da&#223; es die Welt regiere;</p>
+<p>wir st&#228;ken noch im D&#228;mmersinn der Tiere,</p>
+<p>h&#228;tte nicht Gott dem Menschen es gew&#228;hrt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein zweites hat der Kaiser und der K&#246;nig,</p>
+<p>und ist es auch zumeist; fast jeder strebt</p>
+<p>es irgendwie zu sein, solang er lebt,</p>
+<p>und wer es ist, dem scheint es oft zu wenig.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der, der das Ganze ist, wirft manchen Blitz</p>
+<p>anfeuernd ins Gespr&#228;ch und ins Gerede,</p>
+<p>ein wohlgelittner Schalk selbst in der Fehde;</p>
+<p>man lobt den Scharfsinn, freut sich an dem Witz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.43'></a>&#8212;43&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Willst du das erste Wort stets sein und handeln,</p>
+<p>so hast du eine schwere Arbeit vor,</p>
+<p>so leicht sie scheinen mag; doch stets erkor</p>
+<p>der Edle sie, wie auch die Zeiten wandeln.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das andre Wort scheint winzig und gering,</p>
+<p>doch schlummern in ihm unbegrenzte Kr&#228;fte;</p>
+<p>es schwillt und w&#228;chst, wenn es die rechten S&#228;fte,</p>
+<p>die nur Natur verleihen kann, empfing.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page168"></a>168</span>Vereint die Worte:
+altverbriefte Rechte,</p>
+<p>Gemeinden oder St&#228;nden zuerkannt,</p>
+<p>beherrschten sie vor Zeiten Stadt und Land,</p>
+<p>doch schwinden hin im sp&#228;teren Geschlechte.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.44'></a>&#8212;44&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Reich ist unbegrenzt; bis in die fernste Zone</p>
+<p>flieg ich hinaus. Selbst hin zu Gottes Throne</p>
+<p>bahn ich den Weg mir aus der engen Zelle,</p>
+<p>in der ich ward. Ich liebe Klarheit, Helle.</p>
+<p>Dem Willen beigesellt, der Kind mir und Berater,</p>
+<p>bin ich&#8212;ich sag es stolz&#8212;der gr&#246;&#223;ten Taten
+Vater.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein neues Wort schlie&#223; an: Es ist des K&#252;nstlers Ziel,</p>
+<p>dir zu vermitteln fremder Geister Spiel,</p>
+<p>das er mit seinem Lebensblute tr&#228;nkt</p>
+<p>und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt.</p>
+<p>Erschrocken sieht&#39;s der Arzt, fragt: wie? woher?</p>
+<p>Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht w&#228;r.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vereine beide Worte: Welch ein Wissen</p>
+<p>von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen</p>
+<p>stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen,</p>
+<p>die unsrer Seele dunkle Tr&#228;ume bringen,</p>
+<p>und f&#252;hlen scheu des Geistes Doppelwesen.</p>
+<p>Du gro&#223;es R&#228;tsel, wer wird je dich l&#246;sen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page169"></a>169</span>
+<h3><a id="poem112"></a>Polterabendgedicht</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>f&#252;r ein kleines M&#228;dchen</h4>
+
+<p class='stage'>(mit einer Schl&#252;ssel-Atrappe)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin eine kleine Sternschnuppe</p>
+<p>und rutschte herab vom Himmel</p>
+<p>und fiel aus der gro&#223;en Milchstra&#223;e</p>
+<p>grad hier in das Gewimmel.</p>
+<p>Verwundert fragt&#39; ich die Leute:</p>
+<p>Wo kommt ihr denn alle her?</p>
+<p>Da sagten sie mir, da&#223; heute</p>
+<p>hier Polterabend w&#228;r.</p>
+<p>Die Ehen schlie&#223;t man im Himmel,</p>
+<p>und Donnergepolter gibt&#39;s auch;</p>
+<p>da bin ich ja wie zu Hause</p>
+<p>und bring meine Gabe auch.</p>
+<p>Nehmt hier den Zauberschl&#252;ssel,</p>
+<p>vom Sirius bracht ich ihn mit</p>
+<p>in meiner Sternentasche,</p>
+<p>als ich herunter glitt.</p>
+<p>Stets h&#228;ng er zu euern H&#228;upten,</p>
+<p>und zieht es euch hinauf,</p>
+<p>schlie&#223;t er zu jeder Stunde</p>
+<p>den ganzen Himmel auf.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page170"></a>170</span>
+<h3><a id="poem113"></a>Hochzeitsgedicht</h3>
+</div>
+
+<p class='stage'>(mit einem Fr&#252;hlingsblumenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maienk&#246;nig schickt mich her,</p>
+<p>sagte, da&#223; hier Hochzeit w&#228;r,</p>
+<p>sollt fein gratulieren;</p>
+<p>suchte einen vollen Strau&#223;</p>
+<p>allersch&#246;nster Bl&#252;ten aus,</p>
+<p>euer Haus zu zieren.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Himmelschl&#252;ssel, goldig, zart,</p>
+<p>Blumen von besondrer Art,</p>
+<p>schickt er euch mit Gr&#252;&#223;en.</p>
+<p>Seht, sie leuchten sonnengleich;</p>
+<p>Liebe hei&#223;t das Himmelreich,</p>
+<p>das sie euch erschlie&#223;en.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dieses blaue Sternchen spricht</p>
+<p>frommen Sinns: Vergi&#223;-mein-nicht,</p>
+<p>vergi&#223; mir nicht die Treue!</p>
+<p>Treue, die zu Liebe steht,</p>
+<p>ist so stark wie ein Gebet,</p>
+<p>tr&#246;stet stets aufs neue.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hier Narzissen. Wei&#223; und rein,</p>
+<p>ohne Makel sollt ihr sein,</p>
+<p>h&#252;tet Sinn und Herzen!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page171"></a>171</span>Seht der Unschuld
+klares Bild;</p>
+<p>wer an ihm sich st&#228;rkt und stillt,</p>
+<p>tr&#228;gt leicht Not und Schmerzen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nehmt hin, was der Mai geschickt,</p>
+<p>nehmt den Strau&#223; und seid begl&#252;ckt</p>
+<p>f&#252;r ein langes Leben!</p>
+<p>Unverwelklich bl&#252;h er fort,</p>
+<p>tief in eurer Seele Hort</p>
+<p>gl&#252;he g&#246;ttlich Streben!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem114"></a>Neujahrsspiel</h3>
+
+<h4>Das alte Jahr</h4>
+
+<p class='stage'>(tritt in grauem Mantel ein)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott, ihr Leute, ich bin das Jahr,</p>
+<p>das immer ist und immer war,</p>
+<p>das immer kommt und immer geht</p>
+<p>und niemals zaudernd stille steht,</p>
+<p>das mit geheimem Pendelschlag</p>
+<p>die Weltuhr regelt Tag f&#252;r Tag.</p>
+<p>Die W&#252;rfel werf ich: Leben und Tod,</p>
+<p>Gl&#252;ck oder Ungl&#252;ck, Heil oder Not&#8212;</p>
+<p>sie fallen gewichtig und ordnen die Welt,</p>
+<p>einem H&#246;heren unterstellt.</p>
+<p>Zw&#246;lf Kinder hab ich zur Welt gebracht,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page172"></a>172</span>sie gleichen sich
+wenig, doch jedes hat Macht;</p>
+<p>sie ziehen gestaltend durch die Welt,</p>
+<p>eins mir immer zugesellt,</p>
+<p>w&#228;hrend die andern harren und ruhn</p>
+<p>zu neuer Arbeit, zu frischem Tun.</p>
+<p>Nur heute an meinem Geburtstag sind</p>
+<p>sie alle gekommen, aus Regen und Wind,</p>
+<p>aus Sonne und Nebel, aus Tiefen und H&#246;hn,</p>
+<p>ihre alte Mutter wiederzusehn.</p>
+<p>Herein, meine S&#246;hne, ein Kompliment,</p>
+<p>und sagt den Leuten, was ihr k&#246;nnt!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Januar</h4>
+
+<p class='stage'>(in dickem Pelz, mit Schlittschuhen und Schellen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Januar,</p>
+<p>voll Schnee und Eis h&#228;ngt Bart und Haar;</p>
+<p>der Vetter Nordwind versteht das Blasen,</p>
+<p>steif sind die Ohren, rot die Nasen.</p>
+<p>Zugefroren ist See und Flu&#223;;</p>
+<p>rasch den Schlittschuh unter den Fu&#223;!</p>
+<p class='i2'>Die Eisen gleiten</p>
+<p class='i2'>durch blitzende Weiten</p>
+<p class='i2'>in Bogen und Zacken,</p>
+<p class='i2'>das gibt rote Backen!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page173"></a>173</span>H&#246;rt ihr das
+Schellengel&#228;ut? Meine G&#228;ste</p>
+<p>sausen durch Schnee und Rauhreifge&#228;ste.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Februar</h4>
+
+<p class='stage'>(in Karnevalskost&#252;m mit Pritsche)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich hei&#223;e Februar,</p>
+<p>gleiche dem Bruder fast aufs Haar,</p>
+<p>nur trage ich gern ein Maskenr&#246;ckchen,</p>
+<p>an meiner Kappe klingeln Gl&#246;ckchen.</p>
+<p>Weil ich im Spiel und Tanzen t&#252;chtig,</p>
+<p>schelten sie mich vergn&#252;gungss&#252;chtig,</p>
+<p>spotten und lachen hinter mir her,</p>
+<p>weil ich zu kurz geraten w&#228;r,</p>
+<p class='i2'>rufen: &quot;Prinz Karneval,</p>
+<p class='i2'>Narren gibt&#39;s &#252;berall!&quot;</p>
+<p>Doch meinen Punsch und Pfannekuchen</p>
+<p>m&#246;chten Narren wie Weise versuchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>M&#228;rz</h4>
+
+<p class='stage'>(in Landstreichertracht, mit einem
+Veilchenstr&#228;u&#223;chen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Bruder M&#228;rz,</p>
+<p>ich habe ein wildes, st&#252;rmisches Herz.</p>
+<p>Kann mich nicht mit den Br&#252;dern vertragen,</p>
+<p>puste ihnen den Schnee vom Kragen.</p>
+<p class='i2'>S&#228;ubre die W&#228;lder,</p>
+<p class='i2'>fege die Felder,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page174"></a>174</span>tu aus der Seele
+das Kalte hassen,</p>
+<p>mu&#223; es doch oft mir gefallen lassen;</p>
+<p>aber bin ich erst K&#246;nig ein Weilchen,</p>
+<p>gr&#252;&#223;t ihr mit mir die ersten Veilchen,</p>
+<p>seht ihr die Spitzen an Str&#228;uchern und B&#228;umen,</p>
+<p>die selig von k&#252;nftger Entfaltung tr&#228;umen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>April</h4>
+
+<p class='stage'>(in Wandervogeltracht mit Zupfgeige)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der lustge April,</p>
+<p>der immer tut, was er grade will.</p>
+<p>Mal liebe ich&#39;s na&#223;, mal liebe ich&#39;s trocken,</p>
+<p>die Zugv&#246;gel tu ich nach Hause locken.</p>
+<p class='i2'>Schneewasserg&#252;sse</p>
+<p class='i2'>schwellen die Fl&#252;sse,</p>
+<p>ich aber streif durch den Wiesengrund,</p>
+<p>&#246;ffne der Obstbl&#252;te lieblichen Mund</p>
+<p>und nicke den n&#228;rrischen Tr&#228;umern zu;</p>
+<p>mit denen steh ich auf du und du,</p>
+<p><i>schickt</i> sie nur immer! ich lehre sie lachen</p>
+<p>und sich aus den Plagen der Welt nichts machen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Mai</h4>
+
+<p class='stage'>(in Bauerntracht mit Maigl&#246;ckchenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Der Mai darf kaum noch wagen,</p>
+<p>Besondres von sich auszusagen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page175"></a>175</span>Ich sch&#228;me
+mich wirklich; bin so bekannt</p>
+<p>wie ein bunter Pudel rings im Land.</p>
+<p>Diese sammetlockigen teutschen Tichter,</p>
+<p>hol der Kuckuck das Reimgelichter:</p>
+<p class='i2'>&quot;&#8212;der s&#252;&#223;e Mai,</p>
+<p class='i2'>der entz&#252;ckende Mai,</p>
+<p>der bl&#252;tenbekr&#228;nzte, der himmlische Mai&#8212;&quot;</p>
+<p>mir wird ganz bl&#252;merant dabei,</p>
+<p>denk ich an all die Dudelei.</p>
+<p>Die Kinder lob ich; das l&#228;rmt und lacht</p>
+<p>und feiert ganz ungereimt meine Pracht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Juni</h4>
+
+<p class='stage'>(in G&#228;rtnertracht, mit Gie&#223;kanne und
+Rosenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich werde Juni genannt,</p>
+<p>Farben und D&#252;fte bring ich ins Land.</p>
+<p>Seht, wie&#39;s im Garten knospet und quillt,</p>
+<p>seht, wie die Frucht sich rundet und schwillt!</p>
+<p>Vor allem mu&#223; ich die Rosen wecken,</p>
+<p>ich k&#252;sse sie wach an Stamm und Hecken.</p>
+<p class='i2'>Sind Regen und Wind</p>
+<p class='i2'>mir wohlgesinnt,</p>
+<p>schaff ich und wirk ich am gr&#252;nen Gewande,</p>
+<p>halte die Hoffnung am schimmernden Bande</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page176"></a>176</span>und pflege das
+Wachstum der kommenden Zeit;</p>
+<p>wenn der Schnitter pr&#252;ft, ist die Saat bereit.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Juli</h4>
+
+<p class='stage'>(in Sch&#228;fertracht, mit Kornblumenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Erlaubt mir, da&#223; ich sitze,</p>
+<p>ich bin der Juli; sp&#252;rt ihr die Hitze?</p>
+<p>Kaum wei&#223; ich, was ich noch schaffen soll,</p>
+<p>die &#196;hren sind zum Bersten voll;</p>
+<p>reif sind die Beeren, die blauen und roten,</p>
+<p>saftig sind M&#246;hren und Bohnen und Schoten.</p>
+<p>So habe ich ziemlich wenig zu tun,</p>
+<p>darf mich ein bi&#223;chen im Schatten ruhn.</p>
+<p class='i2'>Duftender Lindenbaum,</p>
+<p class='i2'>rausche den Sommertraum!</p>
+<p>Seht ihr die Wolke? f&#252;hlt ihr die Schw&#252;le?</p>
+<p>Bald bringt Gewitter Regen und K&#252;hle.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>August</h4>
+
+<p class='stage'>(in Schnittertracht, mit Sichel und Harke)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Monat August,</p>
+<p>bin ernster Pflichten mir bewu&#223;t;</p>
+<p>mu&#223; Frucht und Korn zur Ernte reifen,</p>
+<p>meine Lieblingsmusik ist das Sensenschleifen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page177"></a>177</span>Bald kommt die
+Ernte; der Himmel lacht,</p>
+<p>der Segen wird in die Scheunen gebracht.</p>
+<p class='i2'>Zum fr&#246;hlichen Reigen</p>
+<p class='i2'>jubeln die Geigen.</p>
+<p>Doch mancher steht abseits vom Taumel und denkt</p>
+<p>des Sch&#246;pfers, der alles zum Besten lenkt,</p>
+<p>der Ordnung bringt in den Gang der Dinge,</p>
+<p>da&#223; Schwei&#223; und Flei&#223; auch Freude bringe.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>September</h4>
+
+<p class='stage'>(im Touristenkost&#252;m)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der September, ich ziere</p>
+<p>mit rotem Weinlaub eure Spaliere.</p>
+<p>Dem Wandrer lachen auf allen Wegen</p>
+<p>k&#246;stlich die reifenden Fr&#252;chte entgegen,</p>
+<p>die gelben und blauen. Ich liebe die Ferne,</p>
+<p>am Ufer der Meere tr&#228;ume ich gerne,</p>
+<p class='i2'>wo die Welle beginnt,</p>
+<p class='i2'>wo die Welle zerrinnt,</p>
+<p>wo die Brandung braust und &#252;bersch&#228;umt</p>
+<p>und ein Zugvogelschwarm den Himmel s&#228;umt;</p>
+<p>da lieg ich und gr&#252;ble und suche vergebens</p>
+<p>den Sinn des Sterbens, den Sinn des Lebens.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page178"></a>178</span>Oktober</h4>
+
+<p class='stage'>(in Winzertracht mit Weinglas und Flasche)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Bruder Oktober;</p>
+<p>die Nase gl&#228;nzt mir wie Zinnober,</p>
+<p>das kommt vom Gucken ins Gl&#228;schen. Vor Zeiten</p>
+<p>lehrt ich die Menschen Wein bereiten;</p>
+<p>der wurde bald ihr Lieblingsgetr&#228;nke,</p>
+<p>jetzt krigt man ihn in jeder Sch&#228;nke.</p>
+<p class='i2'>Kommt mit zum Wein,</p>
+<p class='i2'>ich lade euch ein!</p>
+<p>Seht, wie die W&#228;lder sich buntselig f&#228;rben,</p>
+<p>sie wissen: ein Schlaf nur ist alles Sterben.</p>
+<p>So kommt und sinnt und fragt nicht viel;</p>
+<p>&quot;das Leben ist des Lebens Ziel!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>November</h4>
+
+<p class='stage'>(in J&#228;gertracht mit Gewehr)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Der November stellt sich vor.</p>
+<p>Mir ist ergeben der gro&#223;e Chor</p>
+<p>der Winde und St&#252;rme, die das Gefilde</p>
+<p>von Unrat s&#228;ubern; und auch die Gilde</p>
+<p>der Nebel und Wolken ist mir vertraut.</p>
+<p>Wer auf des Meeres Sanftmut baut,</p>
+<p>wagt sein Leben, wenn ich regiere;</p>
+<p>ich hasse den Frohsinn in meinem Reviere,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page179"></a>179</span>ich hasse die
+Sonne, hasse die Milde,</p>
+<p>zerrei&#223;e im Felde das letzte Gebilde.</p>
+<p>Ich liebe nur eins: wenn das Jagdhorn schallt,</p>
+<p>hinter scheuem Wild die B&#252;chse knallt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Dezember</h4>
+
+<p class='stage'>(in beflittertem Pelz, mit kleinem
+Weihnachtsb&#228;umchen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Dezember und flechte</p>
+<p>zu kurzen Tagen die langen N&#228;chte.</p>
+<p>Karg ist die Sonne in meinem Gezelt,</p>
+<p>doch bring ich ins Haus eine schimmernde Welt.</p>
+<p>Wenn im Ofen die Brat&#228;pfel schmoren,</p>
+<p>fl&#252;stert es leise von M&#252;ndern zu Ohren,</p>
+<p>gibt es ein Reden, ein Kichern und Necken,</p>
+<p>ein Fragen und Freuen, Pakete verstecken,</p>
+<p>ein &quot;bitte, Mama&quot;, ein &quot;sag doch, Papa,</p>
+<p>ists Christkindel denn noch nicht da?&quot;</p>
+<p>Wenn am Heiligen Abend der Tannenbaum brennt,</p>
+<p>bin ich in meinem Element;</p>
+<p class='i2'>hell sind die Kerzen,</p>
+<p class='i2'>warm sind die Herzen,</p>
+<p>uns k&#252;mmert nicht K&#228;lte noch Regen noch Wind.</p>
+<p>Und denen, die arm und traurig sind,</p>
+<p>und wo die Not sonst die Freude verbannt,</p>
+<p>geben wir gern mit Herz und Hand.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page180"></a>180</span>Das Jahr</h4>
+
+<p class='stage'>(l&#228;&#223;t den grauen Mantel allm&#228;hlich
+fallen, steht dann in hellem Festgewand)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wohl, meine Kinder! Jetzt aber denkt</p>
+<p>an den Wechsel der Dinge und Den, der sie lenkt!</p>
+<p>Stein wird zu Sand, Lebendges zu Stein,</p>
+<p>Luft wird zu Wasser, Glut zu Wein,</p>
+<p>Frucht wird zum Samen, Samen zum Baum,</p>
+<p>Raum wird zu Zeit, und Zeit zu Raum.</p>
+<p>Und immer rollt durchs Himmelszelt</p>
+<p>die Erde, unsre alte Welt,</p>
+<p>die stets verj&#252;ngt, in neuer Kraft,</p>
+<p>fruchtbar ihr prangendes Kleid sich schafft.</p>
+<p>Jedoch ihr Diadem und Zier,</p>
+<p>ihr Menschenkinder, das seid ihr!</p>
+<p>Drum freut euch ihrer Herrlichkeit,</p>
+<p>freut euch des Meeres, so stark und weit,</p>
+<p>freut euch der W&#228;lder, der Bl&#252;te, der Frucht,</p>
+<p>freut euch der Berge mit Tal und Schlucht!</p>
+<p>Und freut euch eurer eignen Kraft,</p>
+<p>die der Erkenntnis Wunder schafft;</p>
+<p>seid gl&#252;cklich, da&#223; ihr Menschen seid,</p>
+<p>der sch&#246;nste Schmuck an Gottes Kleid,</p>
+<p>wenn ihr euch seiner wert gestaltet,</p>
+<p>euch immer g&#246;ttlicher entfaltet.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page181"></a>181</span>Seid
+glaubensstark, seid willensklar,</p>
+<p>das w&#252;nscht das neue Erdenjahr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Chor der Monate</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Seid friedensstark, seid liebesklar,</p>
+<p>das w&#252;nscht der Monate bunte Schaar!</p>
+<p class='i2'>Prosit Neujahr!</p>
+<p class='i'>Nun reicht euch zur Wende</p>
+<p class='i'>des Jahres die H&#228;nde</p>
+<p class='i'>und gr&#252;&#223;t euch mit Neigen</p>
+<p class='i'>und schlingt einen Reigen!</p>
+<p class='i'>Spiel auf, Musik, begleite sie,</p>
+<p class='i'>des Jahres Schlu&#223; sei Harmonie!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem115"></a>R&#228;uber und Prinzessin</h3>
+
+<h4 class='subhead'>Eine Kartoffelkom&#246;die</h4>
+
+<h4>Einf&#252;hrung</h4>
+
+<p>Habt ihr schon mal was von der Kartoffelkom&#246;die geh&#246;rt?
+Nein? So will ich euch erz&#228;hlen, was das ist.</p>
+<p>Die Kartoffelkom&#246;die ist ein Theaterst&#252;ck, das statt mit
+Puppen mit Kartoffeln gespielt wird. Ihr bittet um ein Paar glatte,
+nicht zu gro&#223;e Kartoffeln, bohrt mit dem Messer in jede ein rundes
+Loch, so da&#223; ihr euern Zeigefinger bis zum ersten Glied
+hineinstecken k&#246;nnt, und die Hauptsache ist fertig. Ein paar mit
+Stecknadeln angepiekte Hemdkn&#246;pfchen als Augen, ein St&#252;ckchen
+R&#252;be als Mund, und eins als Nase, bilden das Gesicht. Ein farbiger
+Puppenlappen wird oben mit <span class='pgnum'><a
+id="page182"></a>182</span>einer Schnur zusammengezogen und um den
+Zeigefinger gebunden, nachdem zwei kleine L&#246;cher f&#252;r Daumen
+und Mittelfinger hineingeschnitten sind. Ihr werdet euch wundern, wie
+fein man die Finger als Arme und H&#228;nde benutzen kann.</p>
+<p>Nat&#252;rlich mu&#223; man sich in der Kleidung ein bi&#223;chen
+nach den Personen des St&#252;ckes richten. In unsrer Kom&#246;die, die
+ich nach einer &#228;lteren Vorlage ausgebaut habe, bekommt der
+K&#246;nig eine Krone von Goldpapier und ein rotes oder gr&#252;nes
+Gewand, das ihr auch etwas mit Goldstreifen besetzen k&#246;nnt.
+Pumpfia tr&#228;gt am besten einen kleinen Schleier mit einem
+Streifchen Silberpapier um den Kopf, Jagomir einen gro&#223;en braunen
+oder grauen Hut mit einer roten Feder, der Kanzler einen schwarzen
+Zylinder. Nat&#252;rlich wird all das aus Papier gemacht. Die Kleider
+k&#246;nnt ihr euch selbst ausdenken, jeder Flicken ist dazu
+brauchbar.</p>
+<p>Wenn ihr das St&#252;ck auff&#252;hren wollt, ist es am bequemsten,
+ihr spannt irgendeine Decke oder ein Tuch in einen offenen
+T&#252;rrahmen, und zwar so hoch, da&#223; ihr bequem mit den
+H&#228;nden hinauflangen k&#246;nnt; eure K&#246;pfe d&#252;rfen
+nat&#252;rlich ebenso wenig zu sehen sein wie eure F&#252;&#223;e.
+Einen Vorhang braucht man nicht; die Puppen verschwinden einfach hinter
+dem Tuch und kommen auch wieder so zum Vorschein. Jedes Kind kann zwei
+Puppen spielen, mit jeder Hand eine; bei einer mu&#223; es dann seine
+Stimme etwas verstellen.</p>
+<p>So, nun versucht mal euer Heil! Es wird euch viel Spa&#223; machen;
+und den Zuschauern auch.</p>
+<h4>Personen:</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>K&#246;nig Pflaumenmus.</p>
+<p>Prinzessin Pumpfia.</p>
+<p>Der Kanzler.</p>
+<p>Der R&#228;uber Jagomir.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page183"></a>183</span>Erste Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Der K&#246;nig tritt auf, vom Kanzler
+begleitet.</p>
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Sommerabend ist so sch&#246;n,</p>
+<p>da mu&#223; man doch spazieren gehn.</p>
+<p>Die Rosen duften s&#252;&#223;, hazieh!</p>
+<p>Die Nachtigall singt t&#252;r&#252;t&#252;&#8212;</p>
+<p>&#8212;wie schmerzt mein linker gro&#223;er Zeh,</p>
+<p>und auch der rechte tut schon weh.</p>
+<p>Den Schuster h&#228;ng mir an den Galgen,</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verbeugt sich)</p>
+<p>denn er geh&#246;rt zu den Kanallgen.</p>
+<p class='stage'>(K&#246;nig schn&#252;ffelt in die Luft)</p>
+<p>Wie duftet&#39;s hier nach Bratkartoffeln,</p>
+<p>da krigt man wirklich Appetit.</p>
+<p>Geh, Kanzler, hol mir die Pantoffeln,</p>
+<p>und bring die Abendzeitung mit.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verbeugt sich und will gehn)</p>
+<p>Halt! hemme noch den eiligen Lauf</p>
+<p>und setz mir erst die Brille auf.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler tut&#39;s, dann ab.)</p>
+<p>Ein K&#246;nig mu&#223; sich informieren,</p>
+<p>es k&#246;nnt doch was im Land passieren.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler kommt mit der Zeitung und den Pantoffeln
+zur&#252;ck.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page184"></a>184</span>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hier, K&#246;nig, bringe ich die Zeitung,</p>
+<p>die allerneuste Meinungsleitung.</p>
+<p>Auch Schlupfschuh hier aus Woll&#39; und Watte,</p>
+<p>wie Majest&#228;t befohlen hatte;</p>
+<p>und frage untert&#228;nigst an,</p>
+<p>ob ich noch sonstwie dienen kann.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nun ja, r&#252;ck mir die Krone grade;</p>
+<p>denn fiel sie runter, w&#228;r&#39;s doch schade.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler r&#252;ckt die Krone zurecht.)</p>
+<p>Was steht denn hier im Tageblatt?</p>
+<p>Prinz Kasimir kommt in die Stadt?</p>
+<p>Da wird er uns gewi&#223; besuchen.</p>
+<p>He, Kanzler, haben wir noch Kuchen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr, nicht &#39;ne einzige Butterschrippe.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, h&#228;ng nicht gleich die Unterlippe;</p>
+<p>hol Streu&#223;elkuchen vom Konditor,</p>
+<p>auch Vollmilch, einen halben Litor.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach, Herr, von Geld ist keine Spur.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page185"></a>185</span>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das schad&#39;t nix, Kanzler; pumpe nur.</p>
+<p>Wir K&#246;nige lassen uns nicht lumpen,</p>
+<p>und sollten wir die Welt auspumpen.</p>
+<p>Geh jetzt und sorge f&#252;r mein Land</p>
+<p>mit Milit&#228;r und mit Verstand!</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verneigt sich, tritt vor.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was hat ein Kanzler doch f&#252;r Sorgen;</p>
+<p>wo soll ich blo&#223; schon wieder borgen?</p>
+<p>Wer schafft mir von der Deutschen Bank</p>
+<p>den Schl&#252;ssel zu dem Kassenschrank?</p>
+<p>Reichskanzler sein ist wirklich schwer;</p>
+<p>ich dachte nicht, da&#223; es so w&#228;r.</p>
+<p>Ich annonciere in der &quot;Quelle&quot;,</p>
+<p>vielleicht krieg ich &#39;ne andre Stelle.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(lesend)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Den Streik, den soll der Kuckuck holen!</p>
+<p>Wir haben so schon keine Kohlen,</p>
+<p>mein Thronsaal wird tagt&#228;glich k&#228;lter,</p>
+<p>und ich&#8212;ich werde immer &#228;lter.</p>
+<p>Auf diese Bank will ich mich legen,</p>
+<p>ein St&#252;ndchen s&#252;&#223;er Ruhe pflegen.</p>
+<p class='stage'>(Legt sich hin und schnarcht.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page186"></a>186</span>Zweite
+Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Pumpfia, K&#246;nig.</p>
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wo bist du denn, mein V&#228;terchen,</p>
+<p>mein s&#252;&#223;er Pumps, mein K&#228;terchen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer st&#246;rt mir meine Ruh im Grase?</p>
+<p>Ach, <i>Du</i> bist&#39;s, kleine Stumpelnase.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Papa, ich bring dein Leibgericht,</p>
+<p>Bratkartoffeln! riechst du&#39;s nicht?</p>
+<p>Ich briet sie selbst, ist das nicht nett?</p>
+<p>mit Liebe und mit Hammelfett;</p>
+<p>und machte Klopse dir zulieb,</p>
+<p>vom Fleisch, das gestern &#252;brig blieb.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(essend)</span></p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich danke dir, mein Herzensmops,</p>
+<p>f&#252;r die Kartoffeln und den Klops.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Papa, ich bin bald zwanzig Jahre</p>
+<p>und kriege n&#228;chstens graue Haare;</p>
+<p>ich mach mich immer wundersch&#246;n,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page187"></a>187</span>allein kein Freier
+l&#228;&#223;t sich sehn.</p>
+<p>Ich krieg am End gar keinen Mann;</p>
+<p>was fang ich alte Jungfer an?</p>
+<p class='stage'>(Sie weint.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>So liebe <i>mich</i>, mein s&#252;&#223;es Kind!</p>
+<p>Heiraten geht nicht so geschwind.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach doch, Papa, &#39;s geht ganz bequem.</p>
+<p>Wenn doch ein Prinz, ein trauter, k&#228;m!</p>
+<p class='stage'>(weint st&#228;rker.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein P&#252;mpfchen, tr&#246;ste dich bis morgen,</p>
+<p>da will ich dir &#39;nen Mann besorgen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='stage'>(f&#228;llt ihm um den Hals):</p>
+<p>Du guter einziger Papa,</p>
+<p>ich sag gewi&#223; zu allen ja.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leb wohl, ich mu&#223; zur Konferenz;</p>
+<p>es ist nicht gut, wenn ich die schw&#228;nz.</p>
+<p class='stage'>(K&#246;nig ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page188"></a>188</span>Dritte
+Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Pumpfia, nachher Jagomir.</p>
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich arme Pumpfia und Prinzessin,</p>
+<p>ach k&#246;nnt ich doch mein Leid vergessen!</p>
+<p>allein, o leider ganz allein,</p>
+<p>in diesem holden Mondenschein!</p>
+<p>Kein J&#252;ngling liebt mich nur ein bi&#223;chen,</p>
+<p>kein Prinz gibt mir ein holdes K&#252;&#223;chen.</p>
+<p>Mein Herz ist leer, mein Kopf ist dumm,</p>
+<p>ich fall vor lauter Sehnsucht um&#8212;</p>
+<p class='stage'>(f&#228;llt um.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(tritt auf)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich stahl mir heimlich hier herein,</p>
+<p>hier wird doch was zu mausen sein?</p>
+<p class='stage'>(Schn&#252;ffelnd)</p>
+<p>Nee, wo mit Hammelfett gebraten,</p>
+<p>da regnet&#39;s sicher nich Dukaten.</p>
+<p class='stage'>(Er erblickt Pumpfia )</p>
+<p>&#39;ne Dame? Ei, wie wundersch&#246;n;</p>
+<p>die mu&#223; ich mal genau besehn.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s.)</p>
+<p>Ich nehme mir den Hochgenu&#223;</p>
+<p>und geb ihr einen s&#252;&#223;en Ku&#223;.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page189"></a>189</span>Pumpfia <span
+class='stage'>(erwachend)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was ist das f&#252;r ein sch&#246;ner Mann?</p>
+<p>Ich wag&#39;s und red ihn lieblich an.</p>
+<p>Wer seid Ihr, herrlicher Geno&#223;?</p>
+<p>Wie kamt Ihr her in dieses Schlo&#223;?</p>
+<p>Ich bin durch Euern Gru&#223; begl&#252;ckt;</p>
+<p>hat Euch ein Engel hergeschickt?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>&#39;n Engel? Nee, das war der Robert;</p>
+<p>der hat das Ding hier ausbaldowert.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ist alles gleich; du bist mein Sch&#228;tzchen,</p>
+<p>mein s&#252;&#223;er Freund, mein Busenl&#228;tzchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Aber&#8212;was wird dein Vater sagen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach was, wer wird den Alten fragen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(k&#252;&#223;t
+sie)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein honigs&#252;&#223;er Sirupstengel,</p>
+<p>mein Marzipan, mein Zuckerengel!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Welch Geist, welch Witz, welch hoher Held!</p>
+<p>Pumpfia geht mit dir durch die Welt!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page190"></a>190</span>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Sch&#228;tzchen, hast du auch Moneten?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die sind hier weniger vertreten;</p>
+<p>an diese Frage r&#252;hre nich,</p>
+<p>geliebter Freund, entf&#252;hre mich.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, denn man zu, du s&#252;&#223;e Hummel!</p>
+<p class='stage'>(Beiseite)</p>
+<p>Verflixt, das wird &#39;n sch&#246;ner Rummel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Vierte Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>K&#246;nig, die Vorigen.</p>
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Prinzessin Pumpfia, Kasimir,</p>
+<p>wo seid ihr kleinen Sch&#228;ker ihr?</p>
+<p>Ihr wollt euch wohl vor mir verstecken?</p>
+<p>Na wart&#39;t, ich werd euch gleich entdecken.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(beiseite)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>I, du meine himmlische G&#252;te,</p>
+<p>die jlooben, ick sei ein Prinz von Gebl&#252;te;</p>
+<p>dabei geh&#246;r ick zum R&#228;uberstand,</p>
+<p>der ern&#228;hrt seinen Mann besser als so&#39;n Land.</p>
+<p class='i2'><span class='stage'>(<span class='pgnum'><a
+id="page191"></a>191</span>Laut)</span>:</p>
+<p>Guten Tag, Herr K&#246;nig, ich habe die Ehr</p>
+<p>und verbeuge mir sehr.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Vaterherz h&#252;pft froh und warm:</p>
+<p>mein P&#252;mpfchen in des Prinzen Arm.</p>
+<p>Mein hoher Gast, Prinz Kasimir,</p>
+<p>wie findet meine Tochter Ihr?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das M&#228;del hier? Na, himmlisch s&#252;&#223;,</p>
+<p>wie&#39;n Engelken im Paradies.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, nimm se dir se denn se doch,</p>
+<p>und spanne sie ins Ehejoch;</p>
+<p>dann kocht dir deine kleine Braut</p>
+<p>Erbsen mit Speck und Sauerkraut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach ja, und dann Kartoffelkl&#246;&#223;e</p>
+<p>mit einer s&#252;&#223;en Pflaumens&#246;&#223;e.</p>
+<p class='stage'>(Umarmung.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn man in deinen Armen ruht,</p>
+<p>dann kocht sich&#39;s gleich noch mal so gut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page192"></a>192</span>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin ger&#252;hrt wie Quetschkartoffeln,</p>
+<p>verlier vor R&#252;hrung die Pantoffeln.</p>
+<p><span class='stage'>(Er tut&#39;s; die Pantoffeln fallen in den
+Zuschauerraum.)</span></p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>F&#252;nfte Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Kanzler, die Vorigen.</p>
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Brief kommt eben von der Post,</p>
+<p>der f&#252;nfundzwanzig Pfennige kost&#39;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wie oft schon hab ich deklariert,</p>
+<p>ich nehme nichts mehr unfrankiert.</p>
+<p>Kommt mir noch mal so&#39;n Ding ins Haus,</p>
+<p>dann fliegt es gleich zum Fenster raus.</p>
+<p class='stage'>(Er &#246;ffnet den Umschlag)</p>
+<p>La&#223; sehn, was steht in diesem Brief.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(beiseite)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, geht die Sache doch noch schief?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(liest)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Prinz Kasimir entbeut den Gru&#223;</p>
+<p>dem hohen K&#246;nig Pflaumenmus;</p>
+<p>er wird ihn heute noch besuchen</p>
+<p>und hofft auf Kaffee und auf Kuchen.&quot;&#8212;</p>
+<p>Von alldem tut der Bauch mir weh;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page193"></a>193</span>was nun, mein
+Schwiegersohn <i>in spe</i>?</p>
+<p>Seid Ihr denn nicht Prinz Kasimir?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(stolz)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin der R&#228;uber Jagomir!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein R&#228;uber? Hu, das ist ein Graus,</p>
+<p>der rei&#223;t mir die Ged&#228;rme aus!</p>
+<p>Gewi&#223;, er wird mich massakrieren</p>
+<p>und mir mein P&#252;mpfchen dann entf&#252;hren.</p>
+<p class='stage'>(Er weint.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was mich betrifft, ich halte still,</p>
+<p>wenn er nur dich verschonen will.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich schon ihn gern, und auch sein Geld&#8212;</p>
+<p><span class='stage'>(beiseite)</span>: das er nicht hat!</p>
+<p>Ich bin ein edler R&#228;uberheld.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein s&#252;&#223;er Schuft, mein Wonneheld,</p>
+<p>mit dir stehl ich die ganze Welt.</p>
+<p class='stage'>(Umarmung.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bald kommt der Kasimir ins Haus;</p>
+<p>komm, P&#252;mpfchen, komm, wir r&#252;cken aus!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page194"></a>194</span>Im Walde steht
+mein freies Schlo&#223;,</p>
+<p>da schl&#228;ft sich&#39;s fein&#8212;auf Heu und Moos.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, dann leb wohl, mein teures Kind!</p>
+<p>Hier hast du noch ein Angebind</p>
+<p class='stage'>(gibt ihr einen Zweimarkschein)</p>
+<p>und au&#223;erdem noch meinen Segen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Den kannst du uns auf Zinsen legen.</p>
+<p class='stage'>(Beide ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nun sind sie weg, o Schmerz, o Graus,</p>
+<p>ich weine mir ein Auge aus.</p>
+<p class='stage'>(Er tut es, wirft den Augenknopf unter die
+Zuschauer.)</p>
+<p>O Kasimir, Prinz Kasimir,</p>
+<p>warum warst du nicht eher hier!</p>
+<p>Wirr ist mein Herz, wirr ist mein Kopf;</p>
+<p>die Welt, die ist ein Wackeltopf.</p>
+<p>Nur eins ist unverr&#252;ckt und wahr,</p>
+<p>nur eins wie meine Pleite klar:</p>
+<p>Hoch herrschen &#252;ber Raum und Zeit</p>
+<p>die Frechheit und die Dreistigkeit.</p>
+<p class='stage'>(Vorhang.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page195"></a>195</span>
+<h3><a id="poem116"></a>Kasperle und der Krieg</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>Ein St&#252;ckchen f&#252;rs Kasperltheater</h4>
+
+<p class='speaker'>Kasperle <span class='stage'>(allein,
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Bummvallera</p>
+<p class='i'>ist nicht da;</p>
+<p class='i'>wo ist Bummvallerallerallera?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='spoken'><span class='stage'>(Er g&#228;hnt.)</span> Ach, ist
+die Welt langweilig! Vor lauter Langerweile hab ich schon ein paarmal
+meine Finger gez&#228;hlt; aber komisch, es kommt immer was andres
+raus. <span class='stage'>(Er z&#228;hlt an seinen H&#228;nden)</span>:
+1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, 14, 15&#8212;na ja, nun sind&#39;s wieder 15.
+Na, noch mal: 1, 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12, 13, 14&#8212;komisch, nu
+sind&#39;s wieder 14. Mal hat der Mensch 15 und mal 14 Finger; und
+dabei sehn sie immer egal aus. <span class='stage'>(Es klopft.)</span>
+Ei, da kommt Besuch. Immer &#39;rein, meine Herrschaften, immer
+&#39;rein! <span class='stage'>(Polizist kommt.)</span></p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Bist du der Kasper?</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Was? Kasper? Herr Kasper hei&#223;t es, geehrter Herr
+Kasper hei&#223;t es, wertgesch&#228;tzter Herr Kasper hei&#223;t es,
+Sie oller Helmaffe Sie, Sie untert&#228;nigster Rassels&#228;bel!</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Mann, seien Sie mal etwas h&#246;flicher zur
+k&#246;niglichen Polizei!</p>
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page196"></a>196</span>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>H&#246;flich? Hi hi, h&#246;flich? Mit
+H&#246;flichkeit f&#228;ngt man nicht mal &#39;nen Floh. Oder soll man
+etwa sagen: bitte, Herr Floh, seien Sie so gut, Herr Floh?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Kasper, du bist ein Esel!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;n Esel? Was Sie sagen! Ist &#39;n nettes
+Tierchen, so&#39;n Esel, hihi; klettert auf die h&#246;chsten Stellen
+und f&#228;llt nicht runter. Hihi, m&#246;cht schon solch Tierchen
+sein.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Lirum, larum, Kasper, du mu&#223;t jetzt in den
+Krieg; darum bin ich hergekommen.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Krieg? Was ist denn das? Kriecht man da rum, in dem
+Krieg? Ich bin doch kein Kriechtier!</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Du dummer Kasper, du dammliger, der Krieg sind
+Schlachten mit Bomben und Kanonen.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Schlachten? Ei, das kenn ich, da gibt&#39;s frische
+Wurst; Blut- und Leberwurst, hihi, das schmeckt aber fein!&#8212;Und
+Bomben? <span class='pgnum'><a id="page197"></a>197</span>wissen Sie,
+die backt meine Omama mir immer zu Weihnachten; die kenn ich auch. Und
+Kanonen? ja, die stehn noch vom Gro&#223;vater selig her auf&#39;m
+Kramboden; der war Sie n&#228;mlich Mistbauer, und brauchte so&#39;ne
+dicken hohen Schmierstiebeln. Also, dann kenn ich ja den Krieg;
+mu&#223; &#39;ne lustige Sache sein.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Na warte man, du Frechdachs, wirst es schon merken,
+wenn&#39;s dir man erst um die Ohren knallt.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Knallen tut&#39;s da? O jemine! Wissen Sie, Herr
+Kriegsminister, gegen Knallen hab ich von Kind auf &#39;ne
+Idiokratie.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Idio<i>syn</i>krasie meinst du wohl, dummer
+Kasper.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Nee, Herr Rassels&#228;bel, Sinn ist da nicht drin;
+sonst w&#228;r&#39;s ja keine Idiotokratie. <span class='stage'>(Er
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Die Welt, die haut sich tot wie nie,</p>
+<p class='i'>tot wie nie, tot wie nie,</p>
+<p class='i'>und f&#252;ttert das Meer mit Korn und Vieh,</p>
+<p class='i'>Korn und Vieh, Korn und Vieh;</p>
+<p class='i'>das ist doch Idiotokratie, Tokratie, Tokratie,</p>
+<p class='i'>Idiotokratie!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page198"></a>198</span>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Halt deinen dummen Schnabel, Kasper, das verstehst du
+nicht; das ist die hohe Diplomatie. Sage mir lieber, wie dein Vater
+hei&#223;t, Kasper.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Das kann ich Ihnen durchaus nicht sagen, Sie
+neugieriger Iltis, alldieweil ich das selber nicht wei&#223;. Ich
+glaube, ich hatte gar keinen Vater.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Und deine Mutter?</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;ne Mutter? &#39;ne Mutter hab ich auch nicht
+gehabt. Blo&#223; &#39;ne Gro&#223;mutter und &#39;ne Urmama; die haben
+mich zusammen zur Welt gebracht.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Du bist &#39;n Ochse, Kasper, oder &#39;n Frechdachs;
+jeder Mensch hat doch &#39;ne Mutter.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;n Ochse? das w&#228;r was, ei der Daus! Was
+w&#228;r ich da wert bei den heutigen Fleischpreisen? wir wollen mal
+zusammen rechnen, Herr Kriegsminister. Also: ich wiege 150 Pfund, das
+Pfund kostet jetzt 8 Mark 50. Erst also 100 mal 8 Mark
+50&#8212;h&#228;ngen wir einfach zwei Nullen an, das macht 85000 Mark;
+<span class='pgnum'><a id="page199"></a>199</span>und dann noch 50 mal
+8 Mark 50, das ist mir zu schwer, das kann ich nicht rechnen. Wissen
+Sie&#39;s vielleicht, Herr Kriegsrat?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Na, das sind ungef&#228;hr 4000 Mark, Kasperle; es
+ist ja auch schon lange her, da&#223; ich in der Schule war.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Also, ich hatte 85000 Mark; und Ihre 4000 Mark dazu,
+macht 100000 Mark. Sehn Sie, Herr Kriegsminister, soviel ist der Kasper
+werf, wenn er ein Ochse ist; hihi, was sagen Sie nun, Herr
+Oberkanonenrat? Was mag man da erst wert sein, Sie, wenn man ein fettes
+Schwein ist! Wissen Sie was: wir wollen beide Bauern werden und fette
+Schweine zusammen ausbr&#252;ten. <span class='stage'>(Er
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>O w&#228;r ich doch ein &#214;chselein,</p>
+<p>&#214;chselein, &#214;chselein,</p>
+<p>oder auch ein fettes Schwein,</p>
+<p>fettes Schwein, fettes Schwein,</p>
+<p>dann p&#246;kelt&#39; ich mich selber ein,</p>
+<p>si- sa- selber ein.</p>
+<p>Da k&#228;m ich in ein gro&#223;es Fa&#223;,</p>
+<p>gro&#223;es Fa&#223;, gro&#223;es Fa&#223;,</p>
+<p>da rollt&#39; ich in das Kellergela&#223;,</p>
+<p>Kellergela&#223;, Kellergela&#223;,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page200"></a>200</span>da h&#228;tt ich
+f&#252;r den Winter was,</p>
+<p>Wi- Wa- Winter was.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Polizist <span class='stage'>(packt ihn)</span>:</p>
+<p class='spoken'>Ach was, vorw&#228;rts marsch mit dir in den Krieg!
+und hast-du-nicht-gesehn ins Feuer!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Ins Feuer soll ich? Ich ins Feuer? Aber ich bin doch
+keine Pre&#223;kohle, Herr Oberheizer, da&#223; ich ins Feuer soll?
+<span class='stage'>(Er ruft ins Haus)</span>: Gro&#223;mama, mein
+Puttchen, du alte Knochenm&#252;hle! komm doch mal her, aber putz dich
+nicht erst! man will dein Kasperle ins Feuer stecken! <span
+class='stage'>(Gro&#223;mutter kommt.)</span></p>
+<p class='speaker'>Gro&#223;mutter:</p>
+<p class='spoken'>Was ist denn los? Was schreist du so, Kasperchen?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Er mu&#223; in den Krieg und will nicht, der
+Racker!</p>
+<p class='speaker'>Gro&#223;mutter:</p>
+<p class='spoken'>O Gott, o Gott, in den Krieg, mein Herzblatt? Da
+werden sie dich totschie&#223;en, armes Kasperchen!
+Ogottogottogottedoch!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>La&#223; man, Omamachen wenn sie schie&#223;en
+wollen, nehm ich meine Pritsche und hau sie selber tot. Guck mal,
+so&#8212;so&#8212;haste-nich-gesehn&#8212;<span class='stage'>(er haut
+den Polizisten tot, wirft ihn &#252;ber die Rampe und sagt
+dabei:)</span> Ja, quiek man! den Kasper krigst du nicht! der lebt
+ewig, du oller Rassels&#228;bel!&#8212;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page201"></a>201</span><a href="images/i194.png"><img
+src="images/i194tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p class='spoken'><span class='pgnum'><a
+id="page202"></a>202</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page203"></a>203</span>Verzeichnis der
+&#220;berschriften</h2>
+
+<p class='index'><a href="#poem001">Gru&#223; an die
+Gro&#223;en</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem002">Gru&#223; an die Kleinen</a></p>
+<h3>Erster Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem003">Wunderchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem004">Geht leise</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem005">Wittewoll schlafen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem006">Fr&#252;hst&#252;ck</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem007">Seereise</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem008">So lala</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem009">Mein Wagen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem010">Kutscher auf dem Knie</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem011">Ereignis</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem012">Heilspr&#252;chel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem013">Schlimme Geschichte</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem014">Austreibung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem015">Wenn Rumpumpel brummig ist</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem016">Der Pudding</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem017">Zwei M&#228;ulchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem018">M&#252;ckebold</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem019">Das Scherchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem020">Geschichtchen vom Winde</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem021">Anziehliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem022">Das L&#228;mmechen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem023">Die wilden Beinchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem024">Der lumpichte Bu</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem025">Tintenheinz und
+Pl&#228;tscherlottchen</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page204"></a>204</span><a
+href="#poem026">Es regnet</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem027">Tr&#246;sterchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem028">H&#228;schen in der Grube</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem029">Hasenspiel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem030">Drei B&#228;umchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem031">Schabernack</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem032">Am Abend</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem033">Gutenachtliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem034">Freund Husch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem035">Rumpumpels Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem036">Mutters Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem037">Rumpumpel tanzt</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem038">Kreiselliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem039">Konzert</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem040">Die ersten H&#246;schen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem041">Der kleine S&#252;nder</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem042">Flutschpeter</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem043">Die Trommelpartie</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem044">Rumpelreim</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem045">Das Karnickel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem046">Lektion</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem047">Lied des H&#252;hnchens</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem048">So sieht unsre Wirtschaft
+aus</a></p>
+<h3>Zweiter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem049">Das Haus</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem050">Mit Trommel und Trab</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem051">Siebenschl&#228;fer</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem052">Osterlied</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page205"></a>205</span><a
+href="#poem053">Maiwunder</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem054">Hansel und Gretel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem055">Prinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem056">Das gro&#223;e Loch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem057">Zwei Gesellen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem058">Wenn&#39;s Pfingsten regnet</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem059">Eine H&#252;hnergeschichte</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem060">Marieken und die K&#252;ken</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem061">Kinderk&#252;che</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem062">Essensregeln</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem063">Die b&#246;se Mies</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem064">Pottkieker</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem065">Der Reitersmann</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem066">Das richtige Pferd</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem067">Der kleine Rekrut</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem068">Der Hauptmann</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem069">Abz&#228;hlreim</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem070">Fragefritze und die
+Plappertasche</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem071">Plapperm&#252;ndchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem072">Puppendoktor</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem073">Kleiner Einkauf</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem074">Vaters Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem075">Das Himmelsprinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem076">Windfreude</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem077">Lied vom Monde</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem078">Weihnachtsschnee</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem079">Knecht Ruprecht in
+N&#246;ten</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem080">Frohe Botschaft</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem081">Der liebe Weihnachtsmann</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page206"></a>206</span><a
+href="#poem082">Sankt Niklas&#39; Auszug</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem083">Bescheidene Frage</a></p>
+<h3>Dritter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem084">Widmung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem085">Sonne</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem086">Marienlied</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem087">Korsisches Wiegenlied</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem088">K&#246;nigskind</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem089">Heimweh</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem090">Elfenreigen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem091">Wiegenm&#228;rchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem092">Traumballade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem093">Mutter Hule</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem094">Ein Singsang vom Rheine</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem095">Badeballade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem096">Der Teufel und die Katz</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem097">Der Esel und die
+L&#246;wenhaut</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem098">Ein Spatzengespr&#228;ch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem099">Drei Koboldstreiche</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem100">Spuk</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem101">Der M&#228;rchenk&#246;nig und sein
+T&#246;chterlein</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem102">Weihnachtsgang</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem103">Weihnachtsbesuch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem104">K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin
+Schokolade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem105">Der erste Mai</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem106">Wetterwunsch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem107">Hammerliedchen</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page207"></a>207</span><a
+href="#poem108">Im Sonnenschein</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem109">Wanderlied</a></p>
+<h3>Vierter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem110">Spruch f&#252;rs Leben</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem111">Allerlei R&#228;tsel:</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.1'>1) Windm&#252;hle</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.2'>2) Die ersten
+Z&#228;hnchen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.3'>3) Sau-er-kraut</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.4'>4) Spitzbube</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.5'>5) Stiefelknecht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.6'>6) Rebe&#8212;Eber;
+Recke&#8212;Ecker; Rotte&#8212;Otter; Rinde&#8212;Inder;
+Rabe&#8212;aber</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.7'>7) Matrone, Makrone,
+Marone</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.8'>8) Gitter, Rettig</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.9'>9) Vielleicht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.10'>10) Zeit</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.11'>11) Schafwolle und
+Rindleder</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.12'>12) Versohlt</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.13'>13) &#220;berlegen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.14'>14) Saumselig</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.15'>15) Verzogen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.16'>16) Drosselbart</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.17'>17) Nachbarschaft</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.18'>18) Der Rat</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.19'>19) Besessen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.20'>20) Ausschlag</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.21'>21) Fassung</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.22'>22) Eingefallen</a></p>
+<p class='index2'><span class='pgnum'><a id="page208"></a>208</span><a
+href='#poem111.23'>23) Druckfehlerteufel</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.24'>24) Feuerwasser</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.25'>25) Wasserscheide,
+Scheiderwasser</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.26'>26) Winde</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.27'>27) Leiter</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.28'>28) Welle</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.29'>29) Donnerkeile</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.30'>30) Linsengericht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.31'>31) A, Horn, A horn</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.32'>32) Aufschwung; Entfaltung;
+Sieg; Frieden</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.33'>33) Retter</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.34'>34) Verwachsen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.35'>35) Verschieden</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.36'>36) Romantik</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.37'>37) Mode, modern</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.38'>38) Die Tinte</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.39'>39) Das Licht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.40'>40) Die Zahl</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.41'>41) Die Stadt</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.42'>42) Geistreich</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.43'>43) Gerecht, Same,
+Gerechtsame</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.44'>44)
+Gedanken&#252;bertragung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem112">Polterabendgedicht</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem113">Hochzeitsgedicht</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem114">Neujahrsspiel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem115">Kartoffelkom&#246;die: R&#228;uber
+und Prinzessin</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem116">Kasperle und der Krieg</a></p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page209"></a>209</span><a href="images/i201.png"><img
+src="images/i201tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<h2>Verzeichnis der Anfangszeilen</h2>
+
+<p class='index'><a href='#poem111.25'>Auf der h&#246;chsten Berge
+R&#252;cken</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem005'>Auf der Leine, auf gr&#252;nem
+Platz</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.41'>Als ich noch klein war, war ich
+recht beschaulich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem001'>Aus lichtem See</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem104'>Bei K&#246;nig Kuchen und
+K&#246;nigin Schokoladen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem027'>Bl&#252;mchen h&#228;ngt das
+K&#246;pfchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem116'>Bummvallera ist nicht da</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.11'>Christkindchen lag im
+Stalle</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem056'>Das gro&#223;e Loch</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem014'>Das kann doch nicht Rumpumpel
+sein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.21'>Das Wort pflegt zu
+erh&#246;hn</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem100'>Der Bauer schl&#228;ft im
+Hirsekraut</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page210"></a>210</span><a
+href='#poem081'>Der Esel, der Esel</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem040'>Der Schneidermeister
+Piekenich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem115'>Der Sommerabend ist so
+sch&#246;n</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.13'>Der Vater will&#39;s das
+Fritzchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem091'>Des Mondes Tochter
+Mirlamein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem093'>Die alte Mutter Hule</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.3'>Die erste fri&#223;t</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.5'>Die ersten sind ein
+Untertan</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.31'>Die erste Silbe f&#252;hrt die
+krause Schar</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem015'>Die Henne legt ein Ei</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem090'>Eia, wir Elfen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.32'>Ein deutscher Meister war es,
+gottgesandt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem096'>Ein K&#228;tzlein ging einst
+jagen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem097'>Ein M&#252;llersmann aus
+Oberwesel</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088.2'>Ein Vogel flog aus dem
+Heimatland</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.18'>Er geht in sich, um sich zu
+pflegen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.10'>Es l&#228;uft und hat keine
+Beine</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem026'>Es regnet, es regnet</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem057'>Es tanzen zwei Gesellen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem063'>Es war einmal ein
+K&#228;tzchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem102'>Es war zur lieben
+Weihnachtszeit</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem099'>Fixfax der arge Kobold
+spricht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem042'>Flutschpeter lief nie
+gradeaus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem070'>Fritz, ich m&#246;cht den Spaten
+haben</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.16'>Froh singt ihr Lied am
+Sommertag</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem080'>Fr&#252;h, eh ich&#39;s konnt
+begreifen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem004'>Geht leise</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem041'>Gestern lief der Peter weg</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page211"></a>211</span><a
+href='#poem111.28'>Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem114'>Gr&#252;&#223; Gott, ihr Leut, ich
+bin das Jahr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem023'>Guten Morgen, ihr Beinchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem073'>Guten Tag, guten Tag, liebe
+Gr&#252;nkramfrau</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem054'>Hansel und Gretel stehen zu
+zwein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem045'>Hans Wackelohr, Hans
+Wackelohr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem028'>H&#228;schen in der Grube</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem052'>Has, Has, Osterhas</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem025'>Heini, Heini</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem101'>Herbei, ihr kleinen Wichte</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem038'>Herr Dreidel tanzt auf einem
+Bein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem094'>Herr Steuermann, Herr
+Steuermann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem029'>Hinter den Birken &#252;ber den
+Rasen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem110'>Hin&#252;ber, hinein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem046'>H&#252;hner, wollt ihr wohl artig
+sein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem011'>Hurra, zum ersten Mal</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem034'>Husch, husch, husch</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem049'>Ich bau, ich bau ein steinern
+Haus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem075'>Ich bin das
+Himmelsprinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem068'>Ich bin der Hauptmann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem112'>Ich bin eine kleine
+Sternschnuppe</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.30'>Ich bin nur klein, doch banne
+ich die Welt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111'>Ich habe Fl&#252;gel&#8212;rate,
+Kind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem067'>Ich hab einen Helm aus
+Packpapier</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.26'>Ich hab keine H&#228;nde und
+kann doch tragen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem002'>Ich m&#246;cht euch alle
+miteinander</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.39'>Ich n&#228;hre mich von fremden
+Stoffen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.8'>Ich stand begehrlich am
+Worte</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page212"></a>212</span><a
+href='#poem098'>Ich war in Fez durch die Buden gewandelt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem078'>Ihr Kinder, sperrt die N&#228;schen
+auf</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem051'>Ihr Siebenschl&#228;fer in den
+H&#246;hlen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem013'>Im Stall unter Sch&#228;fchen
+b&#228;ht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.40'>In alten Zeiten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.17'>In eins-zwei-drei lebt ganz
+gem&#252;tlich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem071'>In Leipzig wohnt ein
+B&#228;ckermeister</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.33'>In Not und Gefahr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem022'>In Wolfenb&#252;ttel wohnt ein
+Lamm</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem030'>Jung jung drei
+B&#228;umchen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem024'>Ka Str&#252;mpferl im
+Kasten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem084'>Kl&#228;nge wachsen auf den
+Wegen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.14'>Kl&#228;rchen n&#228;hte an dem
+ersten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem079'>Knecht Ruprecht kratzt sich seinen
+Bart</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem035'>Kr&#228;ht der Hahn fr&#252;h am
+Tage</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem012'>Kra, kra, kalter Schnee</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem108'>Kribbel-krabbel-K&#228;fer</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem103'>L&#228;ndliche Stra&#223;en, dicht
+beschneit</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem033'>Leise, Peterle, leise</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem036'>Leises Klopfen an der
+T&#252;re</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem072'>Lieber Doktor Pillermann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem095'>Lise Nackfisch und Hans
+Pitschena&#223;</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem113'>Maienk&#246;nig schickt mich
+her</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem053'>Maik&#246;nig kommt
+gefahren</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem086'>Maria herzt ihr Kindelein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.15'>Mariechen war&#39;s; mit meinem
+Kuchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem060'>Marie-Marei-Marieken</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page213"></a>213</span><a
+href='#poem061'>Marie-Marei will Braten machen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.4'>Mein erstes ist ein Hund</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.9'>Mein erstes ist nicht
+wenig</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.42'>Mein erstes Wort, im engen Raum
+gen&#228;hrt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.44'>Mein Reich ist unbegrenzt: bis
+in die fernste Zone</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.38'>Mein Strom ergie&#223;t sich
+sickernd durch die Welt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem009'>Mein Wagen hat vier
+R&#228;der</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem018'>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen,
+D&#252;nnebein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem039'>Musik, Musik, die Fl&#246;te
+kommt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem064'>Mutti, Mutti, was ist denn da
+drin</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem105'>Nein, Kinder, immer kann man nicht
+dichten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.36'>Nennst du das Ganze, t&#246;nt
+es uns entgegen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem058'>Oben aus dem Fahnenhaus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.37'>Ohne Zepter, ohne Krone</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem107'>Pink, pank, Hammerschlag</a></p>
+<p class='index'><a
+href='#poem007'>Pitsch&#8212;patsch&#8212;Badefa&#223;</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem003'>Putzt die Fenster! fegt die
+Ecken!</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem089'>Quellchen geht in den
+Rauschebach</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.19'>Rate, Freund, es ist nicht
+schwer</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem069'>Rechts, links, &#252;ber
+Eck</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem044'>Ride-bide-Bummstock</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem043'>Rumpumpel macht &#39;ne
+Landpartie</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem037'>Rumpumpel tanzt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem016'>Rumpumpel will essen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem082'>Sankt Niklas zieht den Schlafrock
+aus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem083'>Sankt Nikolas, Sankt
+Nikolas</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page214"></a>214</span><a
+href='#poem106'>Scheine, Sonne, scheine</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem065'>Schimmel, willst du laufen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem087'>Schlafe, mein kleiner
+Wildling</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088'>Schlafe ruhig,
+K&#246;nigskind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem074'>Schnell, schnell, Besen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem019'>Schnipsel, schnipsel,
+Scherchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.22'>Sind es die Feinde, mu&#223; man
+sich wehren</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.12'>Sind es die Stiefel, halten sie
+&#39;ne Weile</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem050'>Sitzen zwei alte Weiber im
+Sand</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem006'>So morgens um halb acht
+herum</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem109'>Sonnenlichter,
+Fr&#252;hlingswichter</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem085'>Sonne scheint drau&#223;en und
+scheint in die Grube</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem062'>Spitzt das Ohr und merkt euch
+still</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.2'>Standen vier wei&#223;e
+Ritterchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem008'>Steht ein T&#246;pfchen rund und
+nett</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.29'>Stets bin ich eines Leuchtenden
+Trabant</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem032'>Still&#8212;was blo&#223; das
+K&#228;tzchen will</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem092'>Traumk&#246;nig geht durch bleiches
+Land</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem047'>Tuck&#8212;tuck&#8212;heut ist
+Regentag</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem048'>Unser M&#252;ller hat ein
+M&#252;hlenhaus</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.27'>Viel Glieder hab ich, die
+einander gleichen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem059'>Vor der Laube kr&#228;ht der
+Hahn</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.7'>W&#228;chst einer alten
+Dame</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem010'>Wagen im Wind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088.3'>Waldtaube sa&#223;
+gefangen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.6'>Wenn das R am Anfang
+steht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem076'>Wenn der Wind &#252;ber Wiesen und
+Felder rennt</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page215"></a>215</span><a
+href='#poem111.23'>Wenn es von Freund und Liebchen kommt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem031'>Wenn ich in die Stube geh</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.20'>Wer es hat, der ist
+betr&#252;bt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem020'>Wer kommt dort angeflogen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem066'>Wer schenkt mir ein lebendiges
+Pferd</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem021'>Wer strampelt im Bettchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem055'>Wer tanzt mit mir</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.43'>Willst du das erste Wort stets
+sein und handeln</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem077'>Wind, Wind, sause</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem017'>Winkele, wankele</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.35'>Wir sind&#39;s gewi&#223; in
+vielen Dingen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.34'>Wir sind&#39;s mit Stamm und
+Vaterland</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.24'>Zwei Worte wei&#223; ich, die
+einander feind</a></p>
+
+<div>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 13732 ***</div>
+</body>
+</html>
+
diff --git a/13732-h/images/i002.png b/13732-h/images/i002.png
new file mode 100644
index 0000000..63b89b0
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i002.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i002tn.png b/13732-h/images/i002tn.png
new file mode 100644
index 0000000..6b505e0
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i002tn.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i042.png b/13732-h/images/i042.png
new file mode 100644
index 0000000..beef42e
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i042.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i042tn.png b/13732-h/images/i042tn.png
new file mode 100644
index 0000000..f48927f
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i042tn.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i080.png b/13732-h/images/i080.png
new file mode 100644
index 0000000..7fd85ec
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i080.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i080tn.png b/13732-h/images/i080tn.png
new file mode 100644
index 0000000..1cd5922
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i080tn.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i138.png b/13732-h/images/i138.png
new file mode 100644
index 0000000..e268546
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i138.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i138tn.png b/13732-h/images/i138tn.png
new file mode 100644
index 0000000..65d88e5
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i138tn.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i194.png b/13732-h/images/i194.png
new file mode 100644
index 0000000..7e7d4dc
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i194.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i194tn.png b/13732-h/images/i194tn.png
new file mode 100644
index 0000000..aa8d97a
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i194tn.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i201.png b/13732-h/images/i201.png
new file mode 100644
index 0000000..fb5d618
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i201.png
Binary files differ
diff --git a/13732-h/images/i201tn.png b/13732-h/images/i201tn.png
new file mode 100644
index 0000000..cce0725
--- /dev/null
+++ b/13732-h/images/i201tn.png
Binary files differ
diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt
new file mode 100644
index 0000000..6312041
--- /dev/null
+++ b/LICENSE.txt
@@ -0,0 +1,11 @@
+This eBook, including all associated images, markup, improvements,
+metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be
+in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES.
+
+Procedures for determining public domain status are described in
+the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org.
+
+No investigation has been made concerning possible copyrights in
+jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize
+this eBook outside of the United States should confirm copyright
+status under the laws that apply to them.
diff --git a/README.md b/README.md
new file mode 100644
index 0000000..e4071cd
--- /dev/null
+++ b/README.md
@@ -0,0 +1,2 @@
+Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for
+eBook #13732 (https://www.gutenberg.org/ebooks/13732)
diff --git a/old/13732-8.txt b/old/13732-8.txt
new file mode 100644
index 0000000..68454f1
--- /dev/null
+++ b/old/13732-8.txt
@@ -0,0 +1,6169 @@
+The Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Das liebe Nest
+
+Author: Paula Dehmel
+
+Release Date: October 13, 2004 [EBook #13732]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+
+
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+DAS LIEBE NEST
+
+
+
+
+
+
+Gesammelte Kindergedichte
+von
+Paula Dehmel
+
+
+
+
+
+
+Herausgegeben von Richard Dehmel
+mit Zeichnungen von Hans Thoma
+bei E. A. Seemann in Leipzig
+1919
+
+
+
+
+
+
+GRUSS AN DIE GROSSEN
+
+
+Aus lichtem See,
+über Sterne und Schnee,
+rauschen die Schäume,
+lauschen die Träume,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+Aus Kinderland,
+über Acker und Sand,
+wachsen die Gluten,
+die bösen, die guten,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+
+
+GRUSS AN DIE KLEINEN
+
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+auf bunten Wiesen sehn,
+bei Klarinetten und Geigen
+die Füßchen im Tanze drehn.
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+mitnehmen im Fliegerkahn,
+euch die schöne Erde zeigen,
+und was fleißige Menschen getan.
+
+Ich möcht euch alle miteinander
+still führen an der Hand,
+euch heimliche Dinge sagen
+von Gott und dem Sternenland.
+
+
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+
+WUNDERCHEN
+
+
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Darf sich kein Staub, kein Krümel verstecken,
+muß alles so blank wie Ostertag sein,
+denn das Wunderchen zieht ein.
+Zieht ein--schon stimmen die Englein die Geigen;
+alle Könige werden sich neigen,
+Hirten und Könige mit dem Stern
+haben Wunderchen gern.
+ Wer soll Wunderchens Taufpate sein?
+Sieben große Meister laden wir ein;
+sieben große Helden mit Kron und Schalmein
+sollen Wunderchens Taufpaten sein.
+ Und wer ist schnell
+ sein Spielgesell?
+Da kommen gesprungen
+die reizenden jungen
+Wachholderweibchen und Fliedermännchen,
+Taunixchen mit silbernen Wasserkännchen.
+Aus Vogelnestern und Weidenkätzchen
+gucken neugierige Schelmenmätzchen:
+ Wir lachen fein,
+ wir singen fein,
+wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!
+
+
+
+GEHT LEISE
+
+
+Geht leise--
+es ist müd von der Reise.
+Es kommt weit her:
+vom Himmel übers Meer,
+vom Meer den dunklen Weg ins Land,
+bis es die kleine Wiege fand--
+Geht leise.
+
+
+
+WITTEWOLL SCHLAFEN
+
+
+Auf der Leine, auf grünem Platz
+hängen sieben Hemdchen und ein Latz;
+im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,
+liegt mit großen Augen mein Kind--
+wittewoll schlafen?
+
+Henne macht sich ein Bett im Sand,
+Fliege träumt an der Mauerwand,
+Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,
+schaukelt die Flügel auf und zu--
+wittewoll schlafen?
+
+Suselesu, der Sonnenwind
+bläst in die Augen dem müden Kind;
+es will noch blinzeln--Spinnchen hält
+den bunten Schleier vor die Welt--
+--wittewoll--schlafen-- --
+
+
+
+FRÜHSTÜCK
+
+
+So morgens um halb acht herum:
+Rumpumpel macht das Mäulchen krumm.
+Und keine fünf Minuten drauf
+wacht Rumpumpel auf.
+
+Hu! kommt der kalte Badeschwamm,
+Rumpumpel hält die Ohren stramm;
+und schlägt die Ticke-Tacke acht,
+wird ihm die Milch gebracht.
+
+Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;
+er patscht mit beiden Fäustchen drein
+und trinkt und trinkt, bis alles leer.
+Rumpumpelchen, das freut mich sehr:
+morgen gibt's gut Wetter!
+
+
+
+SEEREISE
+
+
+Pitsch--patsch--Badefaß,
+Rumpumpel plantscht die Stube naß,
+ist ein junger Wasserheld,
+segelt durch die ganze Welt,
+im Wipp--im Wapp--im Schaukelkahn
+über den großen Ozean.
+Stehn drüben alle Wilden still
+und schrein: Was bloß Rumpumpel will?
+so splitternackt und pitschenaß
+in seinem kleinen Schaukelfaß?
+Schnell das Badelaken!
+
+
+
+SO LALA
+
+
+Steht ein Töpfchen rund und nett
+unterm Bett,
+so lala, so lala.
+Reicht mir mal das Kindel her,
+das braucht jetzt keine Windel mehr,
+so lala, so lala.
+
+Rolle, rolle, ratteratt,
+rollt ein Wagen durch die Stadt;
+sind zwei blanke Pferdchen davor,
+hinten drauf ein schwarzer Mohr.
+
+Horch, er hält vor unserm Haus;
+steigen zwei feine Jungherren aus,
+mit Federbarettchen
+und goldenen Kettchen.
+Schnell das Töpfchen unters Bettchen!
+
+
+
+MEIN WAGEN
+
+
+Mein Wagen hat vier Räder,
+vier Räder hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen hat 'ne Deichsel,
+'ne Deichsel hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen hat ein Pferdchen,
+ein Pferdchen hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Mein Wagen fahrt nach Potsdam,
+nach Potsdam fährt mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloß sagen.
+
+Und wer mit mir nach Potsdam will,
+in meinem neuen Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+der braucht es bloß zu sagen.
+
+
+
+KUTSCHER AUF DEM KNIE
+
+
+Wagen im Wind.
+Wie sitzt mein Kind?
+Wie geht mein Pferd?
+Alles verkehrt.
+Holdriutsch--
+oben die Räder, unten die Kutsch!
+
+Wagen im Schnee.
+Da guckt das Reh,
+da schnuppert der Has
+mit der wackligen Nas.
+Holdriuff--
+da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!
+
+
+
+EREIGNIS
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da steht er!
+hält sich am Röckchen,
+hält sich am Stöckchen,
+grade wie 'n Licht,
+fürchtet sich nicht.
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da geht er!
+guck, ganz alleinechen
+setzt er die Beinechen!
+Aua, Geschrei--
+bautz!--vorbei.
+
+
+
+HEILSPRÜCHEL
+
+
+Kra, kra, kalter Schnee,
+dem Raben tut sein Beinchen weh,
+dem Häsechen sein Herzchen;
+die böse Zeit, die kalte Zeit,
+ein jedes hat sein Schmerzchen.
+
+Heile, Fingerchen, heile,
+es dauert noch 'ne Weile,
+es dauert noch bis Rosmarein,
+dann ist lauter Sonnenschein.
+
+
+
+SCHLIMME GESCHICHTE
+
+
+Im Stall unser Schäfchen--bäht,
+im Hof unser Hähnchen kräht,
+und der Karo an der Kette
+bellt mit Spitz um die Wette.
+Auf'm Dach unser Kätzchen--maut,
+und im Ententeich die Frösche, alle Frösche quaken laut:
+Kinder, denkt euch den Schreck,
+unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.
+
+
+
+AUSTREIBUNG
+
+
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein?
+So kann Rumpumpel doch nicht schrein?
+Seelöwen sind in unserm Haus;
+schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.
+Ich 'n Stock,
+Du 'n Stock,
+alle beide einen Stock.
+Ei der Daus,
+wollt ihr raus,
+wollt ihr in euer Seelöwenhaus!
+
+
+
+WENN RUMPUMPEL BRUMMIG IST
+
+
+Die Henne legt ein Ei,
+da ging der Mond entzwei;
+die Hälfte fiel nach Nuckenstadt
+und schlug zwei große Brummer platt.
+
+Zwei große Brummer, brumm,
+summten hier herum,
+um Rumpumpels Kopf,
+um Rumpumpels Bauch
+und um sein dickes Näschen auch.
+
+Nun sind sie tot... Aber im Ei
+pickt das Küken die Schale entzwei,
+kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz--
+--ist der Mond wieder ganz.
+
+
+
+DER PUDDING
+
+
+Rumpumpel will essen,
+nun fix gebraten:
+ein Kätzel, ein Spätzel
+und sieben Soldaten.
+
+Das gibt einen Pudding
+so groß wie ein Haus.
+Zuletzt leckt Rumpumpel
+die Kuchenschüssel aus.
+
+
+
+ZWEI MÄULCHEN
+
+
+Winkele, wankele,
+vor der Tür steht ein Bankele,
+auf der Bank sitzt mein Kindele,
+spielt mit mei'm Hündele,
+winkele, wankele.
+
+Winkele, wankele,
+ich hab ein Gedankele:
+ein Äpfle fürs Kindele,
+ein Knöchle fürs Hündele.
+Dankele.
+
+
+
+MÜCKEBOLD
+
+
+Mückchen, Mückchen, Dünnebein,
+Mückchen, laß das Stechen sein,
+Stechen tut ja weh!
+Mückchen, Mückchen, weißt du was:
+beiß doch in das grüne Gras,
+beiß doch in den Klee!
+
+
+
+DAS SCHERCHEN
+
+
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen,
+schneid mir ein Gewehrchen;
+schieß ich mir ein Häschen tot,
+brat's dem Kind zum Mittagbrot.
+Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus
+durch den Sonnenschein in des Gärtners Haus;
+der hat seine Freude dran,
+oder guckt sie gar nicht an,
+oder streut sie in den Wind,
+oder schenkt sie seinem Kind--
+schnipsel, schnipsel, Scherchen-- --
+
+
+
+GESCHICHTCHEN VOM WINDE
+
+
+ Wer kommt dort angeflogen?
+ Das ist der Wind.
+ Der Wind ist ungezogen,
+ er bläst dem Kind
+ unters Röckchen,
+ an die Söckchen,
+ um die Ohren, an die Nase;
+ solch Geblase!
+
+ Ganz zerfleddert und zerzaust
+ kommt Rumpumpel angesaust;
+ und hustet
+ und prustet,
+ das arme Tröpfchen,
+ und steckt sein Köpfchen
+ in Mutters Schoß.
+
+Und weißt du, warum der Wind so getollt?
+Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.
+
+
+
+ANZIEHLIEDCHEN
+
+
+Wer strampelt im Bettchen?
+versteckt sich wie 'n Dieb?
+Das ist der Rumpumpel,
+den haben wir lieb.
+
+Was guckt da für 'n Näschen?
+Ein Bübchen sitzt dran.
+Das ist der Rumpumpel,
+den ziehn wir jetzt an.
+
+Erst wird er gewaschen,
+vom Kopf bis zur Zeh;
+er weint nicht, er greint nicht,
+denn es tut ja nicht weh.
+
+Schnell her mit dem Hemdchen:
+da schlüpfen wir fein,
+erst rechts und dann links,
+in die Ärmelchen 'rein.
+
+Fix an noch die Strümpfchen,
+fix an auch die Schuh;
+kommts Händchen, schnürts Bändchen,
+schon sind sie zu.
+
+Nun Leibchen und Höschen,
+ein Röckchen kommt auch;
+sonst friert dem Rumpumpel
+sein kleiner runder Bauch.
+
+Das Kämmchen kämmt sachte,
+aber still muß man stehn;
+zuletzt noch das Kleidchen,
+der Tausend, wie Schön!
+Nun geht er und sagt: Guten Morgen.
+
+
+
+DAS LÄMMECHEN
+
+
+In Wolfenbüttel wohnt ein Lamm,
+das hat ganz schwarze Haare.
+Meint ihr, es brauche einen Kamm?
+I Gott bewahre!
+
+Aber mein Lämmechen
+braucht ein Kämmechen,
+braucht ein Schwämmechen,
+läßt sich nix verdrießen;
+setzt sein neues Käppechen auf,
+will mal Koppkegel schießen.
+
+
+
+DIE WILDEN BEINCHEN
+
+
+Guten Morgen, ihr Beinchen!
+Wie heißt ihr denn?
+Ich heiße Hampel,
+ich heiße Strampel;
+und das ist Füßchen Übermut,
+und das ist Füßchen Tunichtgut.
+
+Übermut und Tunichtgut
+gehn auf die Reise,
+platsch, durch alle Sümpfe,
+naß sind Schuh und Strümpfe;
+guckt die Rute um die Eck--
+laufen sie alle beide weg.
+
+
+
+DER LUMPICHTE BU
+
+
+Ka Strümpferl im Kasten,
+ka Bänderl am Schuh,
+ka Knöpferl am Wams--
+oh, der lumpichte Bu!
+
+
+
+TINTENHEINZ UND PLÄTSCHERLOTTCHEN
+
+
+Heini, Heini,
+ach, ist Heini dumm:
+stippt mit allen Fingerchen
+im Tintenfaß herum.
+
+Heini, Heini,
+kleiner dummer Mohr:
+stippt sich alle Fingerchen,
+klecks, ins Ohr.
+
+Und unten am Brunnen,
+da steht ein Faß,
+da macht sich unsre Lotte
+pitschepatschenaß.
+
+Und oben die Sonne
+hat drüber gelacht
+und hat unsre Lotte
+wieder trocken gemacht.
+
+
+
+ES REGNET
+
+
+Es regnet, es regnet
+der Kuh auf den Schwanz;
+es regnet, es regnet
+der Braut in den Kranz.
+
+Es regnet, es regnet,
+die Welt ist schon naß;
+hol 's Töpfchen,
+fang 's Tröpfchen,
+dann sag ich dir was:
+
+Wäscht du die Nase,
+bleibt sie fein grade.
+Wäscht du das Mündchen,
+bist du 'n lieb Kindchen.
+Wäscht du aber die Augen schön,
+kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn.
+
+
+
+TRÖSTERCHEN
+
+
+Blümchen hängt das Köpfchen,
+der Tau ist ihm zu schwer;
+kommt der durstige Morgenwind,
+trägt die Tropfen ins Meer.
+
+Spätzchen piepst und bettelt,
+das Kröpfchen ist ihm leer;
+Pferdchen hat die Krippe voll,
+streut Körnerchen umher.
+
+Kindchen weint noch immer,
+Böckchen stößt so sehr.
+Schenkt ihm Mutter einen Kuß:
+sieh mal, nun weint's nicht mehr.
+
+
+
+HÄSCHEN IN DER GRUBE
+
+
+(mit Benutzung des Volkspiels)
+
+
+Häschen in der Grube
+saß und schlief,
+kam der heilge Kuckdiguck
+und bracht ihm einen Brief.
+
+Häschen, bist du müde
+oder bist du krank?
+Steck doch deine Läufer raus,
+ob du noch hüpfen kannst.
+
+Und was stand geschrieben
+in Kuckdiguckens Brief?
+"Dem Kutscher, der nicht fahren kann,
+geht der Wagen schief."
+
+
+
+HASENSPIEL
+
+
+Hinter den Birken über den Rasen
+huschen drei Hasen
+an uns vorbei,
+Springen über Busch und Dorn,
+wollen ins junggrüne Winterkorn,
+hocken da,
+locken sich da,
+laufen kreuz,
+laufen quer,
+hin und her,
+als gäb's in der Welt keine Schrotflinte mehr.
+
+Warte, in der Weihnachtszeit
+kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.
+Den größten verschicken wir,
+den zweitgrößten spicken wir,
+der kleinste kommt ins Hundehaus
+und steckt hinten sein Schwänzchen raus.
+
+
+
+DREI BÄUMCHEN
+
+
+Jung jung drei Bäumchen
+wachsen im Wiesengras,
+jung jung drei Bäumchen
+sagen mir was.
+
+Das erste hat sich
+so gequält,
+hat alle seine siebentausend
+Blättchen gezählt.
+
+Das zweite trägt Pfläumchen,
+schlicker-schleckerfein;
+hätt es deine Zähnchen,
+es äße sie allein.
+
+Das dritte, das dritte
+schüttelt sich bloß:
+fallen lauter Blüten
+in meinen Schoß.
+
+Sag ich schön Dank,
+geh ich nach Haus,
+mach ich Rumpumpeln
+ein Kränzchen draus.
+
+
+
+SCHABERNACK
+
+
+Wenn ich in die Stube geh
+und den Rumpumpel seh,
+tanzen wir zwei
+Ringeldireih,
+lachen wir,
+machen wir
+Schabernack,
+Huckepack,
+Kätzchen spielt den Dudelsack,
+macht Rumpumpel Hottehüh
+nach der alten Melodie:
+Miau, miau,
+dem Kater seine Frau,
+dem Kater seine grisegrimme
+gritzegraue Frau.
+
+
+
+AM ABEND
+
+
+Still.
+Was bloß das Kätzchen will?
+Es streicht um meinen Schoß herum,
+das Schwänzchen hoch, den Buckel krumm,
+Still--
+und weißt du, was es will?
+
+Still.
+Was bloß die Glucke will?
+Sie lockt und lockt die kleine Brut
+zum warmen Stall und deckt sie gut,
+Still--
+und weißt du, was sie will?
+
+Still.
+Was bloß Rumpumpel will?
+Die Augen macht er schon ganz klein
+und gähnt und will genommen sein,
+still--
+nun weißt du, was er will.
+
+
+
+GUTENACHTLIEDCHEN
+
+
+Leise, Peterle, leise,
+der Mond geht auf die Reise;
+er hat sein weißes Pferd gezäumt,
+das geht so still, als ob es träumt,
+leise, Peterle, leise.
+
+Stille, Peterle, stille,
+der Mond hat eine Brille;
+ein graues Wölkchen schob sich vor,
+das sitzt ihm grad auf Nas' und Ohr,
+stille, Peterle, stille.
+
+Träume, Peterle, träume,
+der Mond guckt durch die Bäume;
+ich glaube gar, nun bleibt er stehn,
+um Peterle im Schlaf zu sehn--
+träume, Peterle, träume.
+
+
+
+FREUND HUSCH
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Husch, husch, husch,
+ich schlüpfe aus dem Busch;
+ich stecke mein Laternchen an,
+ich zünde uns die Sternchen an,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich putze meinen Busch.
+Der Mond ist da, der Mond ist hell;
+der Mond, der ist mein Spielgesell,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich schüttel meinen Busch.
+Die Kinderchen sind all zur Ruh,
+ich schüttel ihnen Träume zu;
+die haben wir vergangne Nacht,
+der Mond und ich, uns ausgedacht,
+husch, husch, husch,
+im Busch.
+
+
+
+RUMPUMPELS GEBURTSTAG
+
+
+Kräht der Hahn früh am Tage,
+kräht laut, kräht weit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Guckt das Eichhörnchen runter:
+Wenig Zeit, wenig Zeit!
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Kommt das Häschen gesprungen,
+macht Männchen vor Freud:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Steht der Kuchen auf dem Tische,
+macht sich dick, macht sich breit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Und Vater und Mutter,
+alle Kinder, alle Leut
+schrein: Hoch der Rumpumpel,
+sein Geburtstag ist heut!
+
+
+
+MUTTERS GEBURTSTAG
+
+
+Leises Klopfen an der Türe:
+Kann ich 'rein, Mama?
+Frisch gewaschen, frisch gebügelt
+steht Rumpumpel da.
+Rosen in beiden Händchen;
+wie der Kerl sich freut!
+Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,
+Mutti Burtstag heut.
+Vater putzt die große Stube,
+die ist mächtig schön.
+Lauter Blumen! Und die Torte!
+Komm, zu Vati gehn!
+
+
+
+RUMPUMPEL TANZT
+
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+es blitzen seine Schuh;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sehn verwundert zu.
+
+Der Kreisel pufft den Hampelmann:
+guck, Hans, was sagst du nur?
+der Junge tanzt, der Junge tanzt
+und sitzt an keiner Schnur.
+
+Der Hampelmann zieht ein Gesicht
+und schlenkert und sagt: puh,
+auch eine Peitsche braucht er nicht,
+tanzt doch so schön wie du.
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+die liebe Sonne scheint;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sind sich spinnefeind.
+
+
+
+KREISELLIEDCHEN
+
+
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+kommt die dicke Marmelkugel,
+rollt ihn um, rollt ihn um;
+paß auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+pfeift der Wind aus einer Ecke,
+pfeift ihn um, pfeift ihn um;
+steh auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein,
+peitsch di Hieb, peitsch di Hieb;
+hopp hopp, wie springt das Brüderlein,
+halt den Dieb, halt den Dieb,
+heißa, Herr Dreidel!
+
+
+
+KONZERT
+
+
+Musik, Musik, die Flöte kommt,
+Rumpumpel tut's begreifen:
+er horcht und hebt das Fingerchen,
+fängt gleich an mitzupfeifen.
+
+Musik, Musik, die Geige kommt,
+die Geige tut fein klingen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+fängt leise an zu singen.
+
+Musik, Musik, der Brummbaß kommt,
+ganz deutlich hört man's summen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+tut wie 'ne Hummel brummen.
+
+Das gibt ein herrliches Konzert,
+ihr Kinder, kommt, ich bitte!
+Drei Kirschen kost't der erste Platz,
+und eine kost't die Mitte.
+
+Hinten herum ist alles frei,
+großmütig sind wir heute;
+der Mohr, der Spitz, der Hampelmann
+sind gar zu arme Leute.
+
+
+
+DIE ERSTEN HÖSCHEN
+
+
+Der Schneidermeister Piekenich
+ist ein geschickter Mann,
+er kommt und mißt dem Peterle
+die ersten Hosen an.
+
+Er nimmt sein Buch und Metermaß,
+schreibt sich die Zahlen auf;
+und wenn der Bub nicht stille steht,
+kriegt er eins hinten drauf.
+
+"Du lieber Meister Piekenich,
+mach die Hosen recht schön!
+Ich will ja unter den Linden
+damit spazieren gehn.
+
+Und alle kleinen Jungens
+gucken nach mir hin
+und sehn an meinen Höschen,
+daß ich auch ein Junge bin."
+
+
+
+DER KLEINE SÜNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Gestern lief der Peter weg,
+spinnefix verstohlen.
+Setzt sich Mutter den Bänderhut auf:
+wart, ich will dich holen.
+Sausepeter,
+Flausepeter,
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Hahnematz steht auf der Wiese,
+"Kiek ins Grüne" kräht er;
+sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter?
+Bummelpeter,
+Schummelpeter,
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Wie sie sich im Garten umguckt,
+ist er nicht zu sehen,
+bleibt sie neben dem Spargelbeet
+unterm Pflaumbaum stehen.
+Aber Peter,
+nirgends steht er;
+kleiner Sünder, wo bist du?
+
+Hört sie etwas lachen, horch
+oben aus dem Baume;
+sitzt der Peter seelenvergnügt,
+pflückt sich eine Pflaume.
+Wirft ein Steinchen,
+schwenkt die Beinchen,
+wupptich--: Mutter, da bin ich!
+
+
+
+FLUTSCHPETER
+
+
+Flutschpeter lief nie gradeaus;
+ja, und warum? Er lief
+getreulich seiner Nase nach,
+und die, ja die war--schief.
+
+
+
+DIE TROMMELPARTIE
+
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Kätzchen
+Mausemätzchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Hündchen
+Belleinstündchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Schweinchen
+Rosenfeinchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt der Bär
+Brummesehr,
+der will mit.
+
+So geht's im Trab,
+bergauf, bergab,
+durch Dünn und Dick,
+durch Schlamm und Schlick;
+Rumpumpel schlägt die Trommel.
+
+Das Kätzchen maut,
+das Hündchen bellt,
+das Schweinchen quiekt,
+der Bär brummt: was 'ne dumme Welt!
+Rumpumpel schlägt die Trommel.
+
+
+
+RUMPELREIM
+
+
+Ride-bide-Bummstock fing 'ne Maus,
+Ride-bide-Bummstock ließ sie wieder raus;
+Ride-bide-Bummstock, du bist dumm,
+die Mäuse sind 'n Rackerpack, das bringt man um.
+
+
+
+DAS KARNICKEL
+
+
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+was bist du heut so still?
+Sieh her, ich habe Kohl für dich,
+sitz doch nicht gar so feierlich!
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+wie kommst du mir heut vor!
+
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+ist dir dein Haus zu eng?
+Ein Weilchen darfst du aus dem Stall,
+bloß friß mir nicht die Knospen all!
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+bist mir nun wieder gut?
+
+
+
+LEKTION
+
+
+Hühner, wollt ihr wohl artig sein!
+hübsch langsam essen und nicht so schrein!
+Müßt ihr denn immer zanken und beißen?
+euch um jedes Körnchen reißen?
+Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier,
+du ißt ja für vier.
+Weg! hörst du nicht? du sollst dich trollen!
+Die niedlichen kleinen Küken wollen
+auch mal heran an das schöne Futter.
+Wenn du nicht hörst, sag ich's der Mutter;
+die fängt dich ein und macht dich tot,
+dann essen wir dich zum Mittagbrot.
+
+
+
+LIED DES HÜHNCHENS
+
+
+ Tuck--tuck--heut ist Regentag,
+ und ich muß mich plagen;
+ kratze schon acht Stunden, tuck,
+ und noch knurrt mein Magen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck die Enten, tuck die Enten,
+ Enten sind doch Narren;
+ gehn ins Wasser, tuck ins Wasser,
+ als könnte man da scharren.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Pferde, tuck tuck tuck, und Kühe
+ haben große Köpfe,
+ aber keine Kröpfe, tuck;
+ traurige Geschöpfe!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, wie war der Hahn galant,
+ suchte mir manch Krümchen;
+ heute geht er, tuck tuck tuck,
+ mit Cochinchina-Mühmchen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, du fetter Regenwurm,
+ dich muß ich noch ergattern;
+ schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck,
+ Muhmen und Gevattern!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, wär ich doch endlich satt,
+ tuck, das wär ein Segen;
+ muß Rumpumpeln, tuck tuck tuck,
+ sein Frühstücks-Ei noch legen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+ach, wann hat man wohl genug?
+
+
+
+SO SIEHT UNSRE WIRTSCHAFT AUS
+
+
+Unser Müller hat ein Mühlenhaus,
+mi-ma-Mühlenhaus,
+kommt Korn hinein und Mehl heraus,
+mi-ma-Mehl heraus;
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Bäcker, der backt weiße Wecken,
+wi-wa-weiße Wecken,
+und braunes Brot und Streußelschnecken,
+stri-stra-Streußelschnecken;
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Schlächter schlacht't ein feistes Schwein,
+fi-fa-feistes Schwein,
+und pökelt Wurst und Schinken ein,
+schi-scha-Schinken ein;
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Mutter hat 'ne bunte Kuh,
+bi-ba-bunte Kuh,
+die gibt uns Milch und Butter dazu,
+bi-ba-Butter dazu;
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Henne macht ein laut Geschrei,
+li-la-laut Geschrei,
+und legt dabei ein frisches Ei,
+fri-fra-frisches Ei;
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+[Transkriptions-Notiz: Fehlendes "aus" hinzugefügt.]
+
+Rumpumpel ist ein kluges Kind,
+kli-kla-kluges Kind,
+das fragt nicht viel und ißt geschwind,
+i-a-ißt geschwind;
+kluges Kind, ißt geschwind,
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weiße Wecken, Streußelschnecken,
+Mühlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+
+DAS HAUS
+
+
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus;
+vorne guckt ein Esel raus,
+hinten eine Kuh,
+muh.
+
+
+
+MIT TROMMEL UND TRAB
+
+
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Fäden über Land,
+über Bäume,
+über Zäune,
+um Stoppel und Dorn,
+immer von vorn.
+
+Für wen sitzen die alten Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Fäden über Land?
+Für Wildbub Kraushaar,
+kommt alle hundert Jahr
+mit Trommel und Trab
+vom Himmel herab,
+reißt alle Fäden auf einmal ab,
+macht sich ein'n Mützenpuschel draus
+und lacht die alten Weiber aus.
+
+
+
+SIEBENSCHLÄFER
+
+
+Ihr Siebenschläfer in den Höhlen,
+reckt euch, streckt euch, aufgewacht!
+Der Frühling leuchtet in den Himmel
+nach einer einzigen warmen Nacht.
+
+Schnell, schüttelt eure grauen Zotteln,
+und blinzelt in das blaue Licht;
+Herrgott, wer wird so langsam trotteln,
+ich lauf voraus, ich warte nicht.
+
+Die Amsel übt schon ihre Lieder,
+ich pfeif sie nach, ich sing sie auch;
+und denkt euch nur, der blaue Flieder
+hat Knospen, und der Haselstrauch.
+
+Der Teckel bellt vor lauter Wonne
+und wühlt die frische Erde um--
+Na? seid ihr noch nicht in der Sonne,
+ihr Siebenschläfer faul und dumm?
+
+
+
+OSTERLIED
+
+
+Has, Has, Osterhas,
+wir möchten nicht mehr warten.
+Der Krokus und das Tausendschön,
+Vergißmeinnicht und Tulpen stehn
+schon lang in unserm Garten.
+
+Has, Has, Osterhas,
+mit deinen bunten Eiern.
+Der Star lugt aus dem Kasten aus,
+Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
+wann kommst du Frühling feiern?
+
+Has, Has, Osterhas,
+ich wünsche mir das Beste:
+ein großes Ei, ein kleines Ei
+und ein lustiges Dideldumdei,
+alles in einem Neste.
+
+
+
+MAIWUNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Maikönig kommt gefahren,
+in seinem grüngoldnen Wagen,
+mit Saus und Gesinge.
+Seine Zügel sind Sonnenstrahlen,
+große blaue Schmetterlinge
+ziehn ihn über Busch und Bach,
+daß die weißen Blütenglocken
+in seinen Locken
+schwingen und springen,
+und Hans guckt ihm nach
+und hört sein Lied:
+wer zieht mit? zieht mit?
+
+Kommt das Maienweibchen,
+trägt ein weißes Kleidchen,
+trägt ein grünes Kränzchen,
+sagt zu unserm Hänschen:
+Eia, Hans,
+komm zum Tanz!
+Einen Schritt Frau Nixe,
+einen Schritt Herr Nix,
+Ringeldireih, Ringeldireih,
+Dienerchen,
+Knix!
+
+
+
+HANSEL UND GRETEL
+
+
+Hansel und Gretel stehen zu zwein,
+der Hansel ist grob,
+und die Gretel ist fein,
+der Hansel ist dick,
+und die Gretel ist dünn,
+der Hansel ist aus Birkenholz,
+die Gretel ist aus Zinn.
+Heißa, juchheißa, wer wird nun König?
+Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig.
+
+
+
+PRINZESSCHEN
+
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+ich bin so sehr allein.
+Kam da der gelbe Sonnenstrahl:
+Ich tanze Tippel-huschemal,
+willst du meine Tänzerin sein?
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Sonnenstrahl ist zu fein.
+Kam da der wilde Pustewind:
+Heidih, ich spiele Wegefind,
+lauf doch, fang mich ein!
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Wind macht mein Krönchen entzwei.
+Kam da unser brauner Junge an,
+macht 'nen Diener wie 'n Edelmann:
+Prinzeß, ich bin so frei.
+
+
+
+DAS GROSSE LOCH
+
+
+Das große Loch,
+wie kam es doch
+in Gretens neuen Schuh?
+Die ganzen Zehn
+sind ja zu sehn;
+wer macht das Loch uns zu?
+
+Drüben hinterm Rathaus
+hängt ein großes Schild raus,
+goldner Stiefel drauf.
+Da wohnt der Schuster Firlefanz,
+der macht dein Schuhchen wieder ganz;
+lauf, Grete, lauf!
+
+
+
+ZWEI GESELLEN
+
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist klug,
+und der andre, der ist dumm.
+Der eine liegt im Grase,
+der andre sitzt am Tisch;
+der eine kaut den Kanten,
+der andre ißt den Fisch
+ ißt den Fisch.
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist grad,
+und der andre, der ist krumm.
+Der eine, der bleibt mager,
+der andre, der wird fett;
+der eine kommt an'n Galgen,
+der andre stirbt im Bett.
+ Je nun, je nun,
+ was ist dabei zu tun.
+
+
+
+WENN'S PFINGSTEN REGNET
+
+
+Oben aus dem Fahnenhaus
+guckt das schwarze Wettermännchen raus,
+spreizt die Beine und grinst uns an;
+schäme dich, alter Wettermann!
+Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
+hast du dem Fritze fest versprochen,
+daß zu Pfingsten, im Monat Mai,
+das allerschönste Wetter sei.
+Und nun regnet's, liebe Not,
+alle hellen Blüten tot;
+sie liegen da wie nasser Schnee.
+Auf den Wegen steht See an See;
+ja, wenn wir noch drin baden könnten,
+wie die Spatzen oder die Enten.
+Wir dürfen aber gar nicht raus,
+sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;
+röche nicht der Kuchen so lecker her,
+wüßte man gar nicht, daß Feiertag wär.
+Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
+Schäme dich, schwarzer Wettermann!
+
+
+
+EINE HÜHNERGESCHICHTE
+
+
+Vor der Laube kräht der Hahn,
+ein rot-schwarz-gelb und grüner:
+Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,
+fix, kommt fix, ihr Hühner!
+
+Seht die Hennen,
+wie sie rennen,
+aus Verstecken,
+über Zäune, über Hecken,
+gackern, beißen sich und schrein,
+jede will die erste sein.
+Wie sie fliegen, wie sie flattern,
+um ein Plätzchen zu ergattern.
+Oben auf des Tisches Mitte
+steht Herr Hahn:
+Bitte, meine Damen, bitte,
+fangt nur an!
+Pick und schluck,
+nicht genug,
+immer mehr
+Kuchen her!
+Unser Kropf
+ist ein Topf,
+wird nicht voll,
+wird nicht leer,
+darum mehr
+Kuchen her,
+bis der Teller leckeleer!
+
+Drüben aus des Gärtners Haus
+guckt der kleine Fritz und lacht:
+Ei, wie sah das lustig aus,
+das haben die Hühner klug gemacht.
+
+
+
+MARIEKEN UND DIE KÜKEN
+
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Küken,
+was willst du tun?
+
+"Die alte Kluckenmutter ist tot,
+nun frieren die Kinder und finden kein Brot;
+ich will sie pflegen."
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Küken,
+was hast du im Sack?
+
+"Kartoffelmus und Hirsekern,
+das essen meine Kinderchen gern,
+das streu ich ihnen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+gib mir eins von deinen Küken,
+du hast noch genug.
+
+"Wenn ich meine Kinder verschenken tät,
+müßt ich weinen von früh bis spät,
+daß sollst du wissen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+Zu Hühnern werden die Küken;
+was machst du dann?
+
+"Und werden hübsch bunt und werden groß,
+fliegen mir alle um Kopf und Schoß,
+hei, alle sieben!"
+
+
+
+KINDERKÜCHE
+
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Pfanne;
+nimmt sie sich die Schiefertafel
+von klein Schwester Hanne.
+Hat sie eine Pfanne.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Butter;
+borgt sie beim Kanarienvogel
+rasch ein bißchen Futter.
+Hat sie Butter.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Kohlen;
+vor der Tür blüht roter Mohn,
+geht sie den sich holen.
+Hat sie Kohlen.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+fehlt noch das Gänschen;
+nimmt sie sich die Pudelmütze
+von klein Bruder Fränzchen.
+Hat sies Gänschen.
+
+Hei, mit diesen Wunderdingen
+muß der Braten wohlgelingen;
+bitte zu Tisch!
+
+
+
+ESSENSREGELN
+
+
+Spitzt das Ohr und merkt euch still,
+was die gute Sitte will!
+Wer die schöne Form erfaßt,
+ist ein gern gesehner Gast;
+wer sich frech und plump beträgt,
+wird ohne Besen hinausgefegt.
+
+
+--1--
+
+Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen,
+soll Mund und Hände sich sauber waschen,
+sich erst setzen, wenn die andern sitzen,
+das Mäulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen,
+nicht plappern, wenn große Leute sprechen,
+das Brot nicht zerkrümeln, zerkneten, nur Bissen abbrechen.
+
+
+--2--
+
+Rückt immer den Stuhl so dicht heran,
+daß Löffel und Gabel zum Munde kann,
+ohne das Tischtuch zu betrippen;
+und schließt beim Kauen hübsch die Lippen!
+Turnen beim Essen, das will nicht passen;
+also die Ellbogen hübsch unten lassen!
+
+
+--3--
+
+Nicht gierig stopfen! langsam essen!
+auch keinen Rest auf dem Teller vergessen!
+Nicht wie Hunde oder Katzen
+schlecken, schlürfen, schnaufen, schmatzen!
+Nicht kichern und nicht heimlich fragen,
+und immer schön bitte und danke sagen!
+
+
+--4--
+
+Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen,
+sollt ihr zuvor die Lippen wischen.
+Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden,
+das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden.
+Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen;
+auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen schälen.
+
+
+--6--
+
+Wer stochert in den Zähnen,
+nicht unterdrückt das Gähnen,
+das Messer in den Mund steckt,
+Gabel und Teller ableckt,
+zuviel packt auf den Löffel,
+gilt als Flegel und Töffel.
+
+
+
+DIE BÖSE MIES
+
+
+Es war einmal ein Kätzchen,
+ein allerliebstes Frätzchen.
+Es hatte das Mamsellchen
+ein seidenweiches Fellchen
+und einen Bart ums Schnäuzchen
+und Augen wie ein Käuzchen.
+Es machte gern den Rücken krumm
+und brachte viele Mäuse um,
+dann schlich es auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+Einst aber, oh das Kätzchen,
+was tut das liebe Frätzchen?
+Einst stand auf unserm Tische
+ein Teller Bratenfische.
+Hopp, ist das Kätzchen oben:
+die Fische muß ich loben.
+So denkt es sich und sitzt und schmaust,
+doch Mutterchen kommt angesaust,
+und gibt dem Naschmamsellchen
+--na warte--eins aufs Fellchen.
+
+Nein, unser Miesekätzchen
+war gar kein liebes Frätzchen:
+los auf die gute Mutter,
+und durch das Ärmelfutter
+--kratz--in den Ellenbogen!
+War das nicht ungezogen?
+Dann lief es voller Wut hinaus
+und kam erst abends spät nach Haus,
+und schlich sich auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+
+
+POTTKIEKER
+
+
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin?
+ "Hoppel-poppel-Appelreis,
+ mach dich weg, Naseweis,
+ kann dich hier nicht brauchen,
+ der Ofen tut rauchen,
+ muß Spähne suchen,
+ sonst brennt der Kuchen,
+ muß Gänse schlachten,
+ in sechs Wochen ist Weihnachten."
+
+Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?
+ "Ei, tanz mit dem Schimmel,
+ bohr Löcher in den Himmel,
+ lehr die Katz das Alphabet,
+ sieh nach, ob sich der Kirchturm dreht,
+ oder lauf ans Ende der Welt,
+ paß auf, daß keiner runter fällt,
+ marsch!"
+
+
+
+DER REITERSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Schimmel, willst du laufen,
+will ich uns was kaufen.
+Heißa, lauf nach Mexiko,
+da kaufe ich dir Bohnenstroh;
+laufe nach der Mongolei,
+da kauf ich mir ein Osterei,
+hopp!
+
+Eile, Schimmel, eile,
+oder du kriegst Keile.
+Hoppßa, lauf nach Hindostan,
+da kaufe ich mir Marzipan;
+laufe nach Kap Morgenrot,
+da kauf ich dir ein Dreierbrot,
+burr!
+
+
+
+DAS RICHTIGE PFERD
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd!
+Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert,
+es hat so steife Beine,
+es stampft nicht, frißt nicht, wiehert nicht,
+und macht solch ledernes Gesicht,
+und weiß nicht, was ich meine.
+
+Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,
+ein wirklich richtiges Pferd beschert,
+dann reit ich über die Brücke,
+und reite durch den Kiefernforst
+nach Vehlefanz und Haselhorst
+und noch fünf große Stücke.
+
+Dann bin ich mitten in der Welt,
+da such ich mir ein Haberfeld
+und lasse mein Pferdchen grasen.
+Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,
+wo der Riese den Regenbogen hält,
+und--schick euch 'ne Ansichtspostkarte.
+
+
+
+DER KLEINE REKRUT
+
+
+Ich hab einen Helm aus Packpapier,
+mit einem Federbusche;
+der Wilhelm malt mir 'n Adler drauf
+mit schwarz-weiß-roter Tusche.
+
+Einen hölzernen Säbel hab ich auch,
+mit einem richtgen Griffe;
+wenn nur der Scherenschleifer käm,
+daß er ihn endlich schliffe!
+
+Meine Mutter ist 'ne gute Frau,
+die schenkt mir einen Dukaten,
+dann kauf ich mir ein Schießgewehr,
+geh unter die Soldaten.
+
+
+
+DER HAUPTMANN
+
+
+Ich bin der Hauptmann,
+ihr die Soldaten;
+immer gehorsam,
+das will ich euch raten,
+hört ihr!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+Seht euch nicht um,
+seht euch nicht an,
+immer hübsch stramm,
+Mann hinter Mann,
+halt!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+
+
+ABZÄHLREIM
+
+
+Rechts, links, über Eck,
+die Henne legt die Eier weg,
+legt sie in ein Bündel Stroh,
+irgendwie, irgendwo;
+kommt der Marder Wagemut,
+jagt die Henne von der Brut,
+rechts, links, über Eck--
+ein Küken hat--er--weg.
+
+
+
+FRAGEFRITZE UND DIE PLAPPERTASCHE
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Fritz, ich möcht den Spaten haben.
+"Mutterchen, warum?"
+Möchte eine Grube graben.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Möchte drin ein Bäumchen pflanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+Wird mein Fritze drunter tanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Wird das Bäumchen Kirschen tragen.
+"Mutterchen, warum?"
+Ei, du mußt die Spatzen fragen,
+die sind nicht so dumm!--
+
+Kommt die kleine Plappertasche:
+"Mutterchen, nicht wahr,
+ich bin klüger als der Fritze,
+bin schon bald sechs Jahr.
+
+"Mutterchen, nicht wahr, der Fritze
+ist ein Schaf, o je!
+Ich kann schon bis zwanzig zählen
+und das A-B-C."
+
+I, du kleine Plappertasche,
+laß den Fritz in Ruh.
+Plappertasche, wische wasche,
+halt das Mäulchen zu.
+
+Übermorgen in vier Wochen
+kommt der Weihnachtsmann;
+wenn du dann noch immer plapperst,
+was bekommst du dann?
+
+Einen großen Maulkorb!--
+
+
+
+PLAPPERMÜNDCHEN
+
+
+In Leipzig wohnt ein Bäckermeister,
+Hans-back-die-Semmeln-größer heißt er;
+Seine Mutter, die Frau Meisterin,
+zieht den Teig wer weiß wie dünn,
+rollt ihn mit der Mangel aus,
+macht sieben bucklige Bretzeln draus,
+drei für den Vater,
+drei für die Mutter,
+eine für unser Plappermündchen,
+dann schweigt's vielleicht ein Viertelstündchen.
+
+
+
+PUPPENDOKTOR
+
+
+Lieber Doktor Pillermann,
+guck dir bloß mein Püppchen an.
+Drei Tage hat es nichts gegessen,
+hat immer so stumm dagesessen,
+es will nicht einmal Zuckerbrot,
+die Arme hängen ihr wie tot.
+Ach, lieber Doktor, sag mir ehrlich,
+ist diese Krankheit sehr gefährlich?
+
+Madam, Sie ängstigen sich noch krank;
+der Puls geht ruhig, Gott sei Dank.
+Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,
+sie muß zu Bett und tüchtig schwitzen;
+drei Kiebitzeier gebt ihr ein,
+dann wird es morgen besser sein.
+Empfehle mich.
+
+
+
+KLEINER EINKAUF
+
+
+Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau,
+Gemüse will ich kaufen,
+ich bin mit meinem Henkelkorb
+extra hergelaufen;
+auch schöne frische Eier will ich,
+hoffentlich sind sie heute billig.
+
+Die Schoten hier gefallen mir,
+zuckersüße Kerne;
+auch von den Rübchen möchte ich
+ein halbes Liter gerne.
+Kohlrüben? lieben wir nicht sehr;
+doch zeigen Sie mal die Pflaumen her!
+
+Davon will ich fünf Litermaß,
+haufenvoll gemessen!
+weil meine Kinderchen zu Haus
+alle gern Pflaumen essen.
+Geld schick ich Ihnen morgen her;
+ich denke doch, es eilt nicht sehr,
+ich hab es grad vergessen.
+
+
+
+VATERS GEBURTSTAG
+
+
+Schnell, schnell, Besen,
+feg die Stube rein;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+muß alles sauber sein.
+
+Wisch, wisch, Lappen,
+über Stuhl und Schrank;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+sind sie blitzeblank.
+
+Blüh, blüh, Blume,
+blüh recht frisch;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+Stehst du auf dem Tisch.
+
+Herz-Herz-Muttchen,
+schnell das neue Kleid;
+bis Väterchen zum Kaffee kommt,
+ist nur noch wenig Zeit.
+
+Tick, tick, Uhrchen,
+renn doch nicht so fix;
+wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
+mach ich meinen Knix.
+
+Fertig, alles fertig,
+der Kuchen auch ist da;
+der Kaffee kommt, der Vater kommt,
+mein Verschen kann ich ja:
+"Heut ist dein Geburtstag!"
+
+
+
+DAS HIMMELSPRINZESSCHEN
+
+
+Ich bin das Himmelsprinzeßchen,
+habe Flügel von blauem Duft,
+ich schlafe im Wolkenbettchen
+und bade in Licht und Luft.
+Mir gehört die silberne Schaukel
+hoch oben im Himmelssaal;
+wenn die goldenen Seile schwingen,
+blitzt es unten im Tal.
+
+Der alte Wetterriese
+donnert und schilt mich aus,
+ich flitze über die Sterne
+und lache den Brummbart aus.
+Die Mirlamein vom Monde
+webt meine Kleider und Schuh,
+die gute Mutter Sonne
+gibt goldne Spangen dazu.
+
+Der liebe Gott hat mich gerne,
+ich bin sein liebes Kind;
+er nimmt uns auf die Kniee,
+mich und den Frühlingswind.
+
+Des Abends sitzen wir stille
+bei Mirlamein im Zelt
+und spinnen Wünsche und Träume
+und streuen sie über die Welt.
+
+
+
+WINDFREUDE
+
+
+Wenn der Wind über Wiesen und Felder rennt,
+renn ich mit;
+da denk ich, daß ich fliegen kann,
+und guck mir lustig die Vögel an,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Sträucher und Bäume fegt,
+feg ich mit;
+die Blütenkätzchen feg ich zu Hauf
+und setz mir vom Ahorn ein Nasenhütchen auf,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Turmlöcher singt und pfeift,
+pfeif ich mit;
+sein Jodler wird mir gar nicht schwer,
+und den Brummbaß lern ich nebenher,
+susewitt, susewitt.
+
+
+
+LIED VOM MONDE
+
+
+Wind, Wind, sause,
+der Mond ist nicht zu Hause;
+er ist wohl hinter den Berg gegangen,
+will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,
+Wind, Wind, sause.
+
+Stern, Stern, scheine,
+der Mond, der ist noch kleine;
+er hat die Sichel in der Hand,
+er mäht das Gras am Himmelsrand,
+Stern, Stern, scheine.
+
+Singe, Vogel, singe,
+der Mond ist guter Dinge;
+er steckt den halben Taler raus,
+das sieht blank und lustig aus,
+singe, Vogel, singe.
+
+Und hell wird's, immer heller;
+der Mond, der hat 'nen Teller,
+mit allerfeinstem Silbersand,
+den streut er über Meer und Land,
+und hell wird's, immer heller.
+
+
+
+WEIHNACHTSSCHNEE
+
+
+Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
+es riecht nach Weihnachtstorten;
+Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
+und backt die feinsten Sorten.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
+sonst nehmt den Operngucker:
+die große Himmelsbüchse, seht,
+tut Ruprecht ganz voll Zucker.
+
+Er streut--die Kuchen sind schon voll--
+er streut--na, das wird munter:
+er schüttelt die Büchse und streut und streut
+den ganzen Zucker runter.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Mäulchen auf,
+schnell! Zucker schneit es heute!
+Fangt auf, holt Schüsseln!--Ihr glaubt es nicht?
+Ihr seid ungläubige Leute!
+
+
+
+KNECHT RUPRECHT IN NÖTEN
+
+
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+und rückt zurecht die Brille:
+Ihr Engelskinder, lärmt nicht so,
+seid mal ein bißchen stille!
+Kommt, rückt hübsch artig zu mir ran,
+seht euch mal das Bestellbuch an!
+
+Was steht hier auf dem ersten Blatt?
+was auf dem zweiten, dritten?
+was steht am Ende von dem Buch?
+was steht hier in der Mitten?--:
+Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,
+Schick uns doch mal das Luftschiff her!
+
+Hans möchte nach Amerika,
+und Fritz zu Tante Lotte,
+Kurt durch die Luft zu Großpapa,
+Marie zum lieben Gotte;
+Georg will bloß nach Neuruppin
+mit Zeppelin, mit Zeppelin.
+
+Ach Zeppelin, du Zaubermann,
+'s ist aus der Haut zu fahren,
+das ganze liebe kleine Pack
+will bloß noch Luftschiff fahren;
+dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,
+da gehn nicht alle Kinder 'rein.
+
+Ihr Engelskinder, helft mir doch
+in meinen Weihnachtsnöten,
+baut mir ein Luftschiff riesengroß
+mit hunderttaufend Böten,
+laßt lustig die Propeller gehn,
+da sollt ihr mal die Freude sehn!
+
+Hurra, schreit da die Engelschar,
+wir helfen alle, alle.
+Nach dreien Tagen, blitzeblank,
+stehts Luftschiff in der Halle.
+Dank schön, sagt Ruprecht, fährt hinab,
+holt alle Jungs und Mädels ab
+zur Flugfahrt durch die Welten.
+Ob sie sich nicht erkälten?
+
+
+
+FROHE BOTSCHAFT
+
+
+Früh, eh ich's konnt begreifen,
+hört ich schon etwas pfeifen,
+hört ich Schon etwas brummen,
+wie tausend Bienen summen.
+ Was ist denn los? Ach ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Die Raben und die Spatzen,
+sie müssen's weiterschwatzen;
+in alle Häuser dringt es,
+von allen Glocken klingt es.
+ Was läuten sie? O ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Mit seinem braven Esel
+zieht er von Thorn bis Wesel;
+wo Mädels sind und Buben,
+tritt er in ihre Stuben
+und langt aus Sack und Taschen
+zum Spielen was und Naschen.
+ Wo habt ihr's her? Na ja:
+ der Weihnachtsmann war da!
+
+
+
+DER LIEBE WEIHNACHTSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Der Esel, der Esel,
+wo kommt der Esel her?
+Von Wesel, von Wesel,
+er will ans schwarze Meer.
+
+Wer hat denn, wer hat denn
+den Esel so bepackt?
+Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht
+mit seinem Klappersack.
+
+Mit Nüssen, mit Äpfeln,
+mit Spielzeug allerlei,
+und Kuchen, ja Kuchen
+aus seiner Bäckerei.
+
+Wo bäckt denn, wo bäckt denn
+Knecht Ruprecht seine Speis?
+In Island, in Island,
+drum ist sein Bart so weiß.
+
+Die Rute, die Rute
+hat er dabei verbrannt;
+heut sind die Kinder artig
+im ganzen deutschen Land.
+
+Ach Ruprecht, ach Ruprecht,
+du lieber Weihnachtsmann:
+komm auch zu mir mit deinem
+Sack heran!
+
+
+
+SANKT NIKLAS' AUSZUG
+
+
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
+klopft seine lange Pfeife aus
+und sagt zur heiligen Kathrein:
+Öl mir die Wasserstiefel ein,
+bitte hol auch den Knotenstock
+vom Boden und den Fuchspelzrock,
+die Mütze lege oben drauf,
+und schütte dem Esel tüchtig auf,
+halt auch sein Sattelzeug bereit;
+wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
+Und daß ich's nicht vergeß, ein Loch
+ist vorn im Sack, das stopfe noch!
+Ich geh derweil zu Gottes Sohn
+und hol mir meine Instruktion.
+
+Die heilige Käthe, sanft und still,
+tut alles, was Sankt Niklas will.
+Der klopft indes beim Herrgott an,
+Sankt Peter hat ihm aufgetan
+und sagt: Grüß Gott! wie schaut's denn aus?
+und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
+
+Da sitzen die Englein an langen Tischen,
+ab und zu Feen dazwischen,
+die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,
+und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
+hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
+fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
+packen die Schachteln, binden sie zu
+und haben so glühende Bäckchen wie Du.
+Herr Jesus sitzt an seinem Pult
+und schreibt mit Liebe und Geduld
+eine lange Liste. Potz Element,
+wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!
+Die sollen die schönen Engelsgaben
+zu Weihnachten haben.
+
+Was fertig ist, wird eingesackt
+und auf das Eselchen gepackt.
+Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
+Kinder, er ist ein alter Mann,
+und es fängt tüchtig an zu schnein,
+da muß er schon vorsichtig sein.
+
+So geht es durch die Wälder im Schritt,
+manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
+und wo er wandert, bleibt im Schnee
+manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
+Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
+da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
+macht leise alle Türen auf,
+jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
+Sankt Niklas, Sankt Niklas,
+was hast du gebracht?
+was haben die Englein
+für uns gemacht?
+"Schön Ding, gut Ding,
+aus dem himmlischen Haus;
+langt in den Sack! holt euch was raus!"
+
+
+
+BESCHEIDENE FRAGE
+
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der flinken Grete was?
+Sie ist fast immer artig gewesen,
+hat fleißig in ihrer Fibel gelesen,
+kann das große H schon ganz richtig schreiben,
+wird Ostern gewiß nicht sitzen bleiben;
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du dem dicken Peterle was?
+Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,
+aber beten kann er schon wunderschön:
+"Lieber Dott, mach alle Menßen dut,
+nimm alle unter deinen Hut'"
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihm was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der kleinen Lene was?
+Sie gehört der armen Flick-Marie
+und hat schon lange ein schlimmes Knie;
+zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,
+sieht immer so blaß und ängstlich aus.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ich wünsch mir selber auch noch was:
+möcht in der Weihnacht mit dir gehn,
+mir all die fröhlichen Kinder besehn,
+wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken
+und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du mir das?
+
+
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+
+WIDMUNG
+
+
+Klänge wachsen auf den Wegen
+im Gebüsch, im jungen Grün;
+alle meine Melodien
+möchte ich mit leisem Segen
+abends auf dein Kissen legen.
+
+Wilde Blumen, seltne Früchte:
+was der reife Sommer bringt,
+möcht ich in dein Zimmer tragen,
+sollst mir keine Antwort sagen--
+Still--der Traum versinkt--verklingt.
+
+
+
+SONNE
+
+
+Sonne scheint draußen und scheint in die Stube,
+unten am Boden kugelt mein Bube,
+greift nach den schimmernden, flimmernden Stäubchen;
+ich sitze am Fenster und nähe ein Häubchen,
+ein ganz kleines Häubchen aus weißem Batist.
+Ob's wohl ein Mädel ist?--
+Und hat's _seine_ Augen, _seinen_ trotzfrohen Sinn,
+dann weiß kein Mensch, wie glücklich ich bin!
+Bloß Er--Er--sein liebes Gesicht-- --
+"Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?"--
+
+
+
+MARIENLIED
+
+
+Maria herzt ihr Kindlein
+und küßt sein rotes Mündlein;
+sie weiß es nicht,
+daß einst zu Golgatha
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+Der Wind mit Blumendüften
+tut des Kindes Härlein lüften;
+nicht weiß der Wind,
+daß einst zu Golgatha
+unschuldig Blut verrinnt.
+
+Sein Lämmlein kommt gesprungen,
+spielt um den holden Jungen;
+sieht nicht von fern,
+daß man zu Golgatha
+einst höhnt den lieben Herrn.
+
+Ihr sorgend Mutterherzen
+müßt es fein still verschmerzen;
+ihr wißt es nicht,
+wann eurem teuren Kindlein
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+
+
+KORSISCHES WIEGENLIED
+
+
+Schlafe, mein kleiner Wildling,
+du schlankes Reis, schlaf ein;
+draußen im Mondschein die Pappel
+sieht auf dein Bett herein.
+
+Träume, mein heißer Wildling;
+was ballst du die kleine Faust?
+Kühl geht der Wind durchs Fenster,
+die hohe Pappel braust.
+
+Wachse, mein trotziger Wildling,
+wachse dich hoch und frei,
+horch auf die herrischen Stürme
+und des Adlers stolzen Schrei!
+
+Räche mich, Sohn meiner Wildheit,
+räche den Mutterleib,
+Schärfe den Dolch und töte,
+töte das fremde Weib!
+
+
+
+KÖNIGSKIND
+
+
+--1--
+
+Schlafe ruhig, Königskind;
+wie im Traume singt der Wind,
+schweigend sitzt der Mond zu Haus,
+gießt die weißen Strahlen aus,
+gießt sie über das weite Land,
+über Wald und Hügelwand.
+
+Taube gurrt im dunklen Laub,
+Käfer surrt und fliegt auf Raub,
+Fischlein steht im Wasser still,
+weiß nicht, ob es schwimmen will.
+Was dir auch das Leben spinnt:
+träume, Königskind!
+
+
+--2--
+
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland,
+er flog wohl sieben Tage lang
+über fremde Wälder und Seen;
+da wurden ihm die Flügel lahm,
+und als er ans große Wasser kam,
+konnt er nicht weiter.
+
+Ein Mägdlein mußte von Hause fort,
+in ein fernes Land an fremden Ort,
+so bang und alleine.
+Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:
+Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,
+sonst trifft dich ein Unheil.
+
+Das Vöglein fiel aus der Höh herab,
+brach die Flügel beide und fand sein Grab
+im öden Lande;
+das Mägdlein verlor der Mutter Blut,
+verlor den Weg und verlor den Mut
+und irrt in der Fremde.
+
+
+--3--
+
+Waldtaube saß gefangen,
+Kuruh, das Vögelein,
+wohl hinter Gitter und Stangen;
+da ließ das Köpflein hangen
+Kuruh das Vögelein.
+
+Waldtaube saß am Gitter,
+Kuruh, das Vögelein,
+da kam ein blauer Ritter,
+ein Falke an ihr Gitter:
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+Und bist du auch gefangen,
+Kuruh, mein Vögelein,
+meine Liebe zerbricht die Stangen,
+zu dir will ich gelangen,
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+Mit seinen starken Fängen
+tat er das Gitter aufzwängen,
+Kuruh, mein Vögelein.
+Sie breiteten aus die Flügel,
+flogen weithin über die Hügel,
+grad in die Sonne hinein,
+Kuruh, mein Vögelein.
+
+
+
+HEIMWEH
+
+
+Quellchen geht in den Rauschebach,
+Bach geht in den Fluß,
+Fluß geht vorbei am Elternhaus,
+Mütterchen hört seinen Gruß;
+grüße mir, Quellchen, grüße mir fein
+Vater und Mutter, vergiß es nicht, nein?
+
+Vater pfeift seinem Hühnerhund,
+Mutter sorgt für den Herd,
+Schwesterchen gießt ihre Tausendschön,
+Bruder zäumt sich sein Pferd;
+grüße mir, Quellchen, ich bin so allein,
+Bruder und Schwester, vergiß es nicht, nein?
+
+
+
+ELFENREIGEN
+
+
+ Eia, wir Elfen,
+ wir kommen und helfen,
+ eh du's gedacht, Kind, eh du's gedacht.
+ Wir kommen
+ im frommen
+ Geleuchte der Nacht,
+ Gewänder
+ und Bänder
+ vom Monde erdacht;
+ wir schweben
+ und heben
+ im Reigenspiel sacht
+ die Schleier
+ zur Feier
+ der freundlichen Nacht.
+ Eia, wir reichen
+ uns schmeichelnd die weichen
+ Hände im gleichen
+ lieblichen Takt, im lieblichen Takt.
+ Wir gleiten
+ durch Weiten
+ der wandernden Welt,
+ wie ziehende
+ fliehende
+ Nebel im Feld;
+ wir lauschen,
+ dem Rauschen
+ der Quellen gesellt,
+ und schauen
+ die blauen
+ Gefilde bestellt.
+ Eia, wir zeigen
+ im silbernen Reigen
+ mit Nicken und Neigen
+die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.
+
+
+
+WIEGENMÄRCHEN
+
+
+Des Mondes Tochter, Mirlamein,
+kam in die warme Welt herein,
+sie kam aus ihres Vaters Haus
+auf einer weißen Fledermaus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Da saß Prinzessin Mirlamein
+auf einem großen weißen Stein
+mitten in blühender Heide
+in ihrem milchweißen Kleide.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+In ihren Händen bleich und fein
+hielt sie die Flöte aus Elfenbein;
+sie blies--das klang so hell und hold,
+als ob ein Engel uns trösten wollt.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Gleich stecken alle Vögelein
+den Kopf in die Flügel und schlummern ein,
+die Hirsche und Rehe im tiefen Wald
+suchen ihr Lager und schlafen bald.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Glühwürmchen löscht das Lämpchen aus,
+fliegt müde in sein Blätterhaus,
+die Tauben gurren im Schlaf kuruh,
+mein Kind macht auch die Augen zu.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Die Flöte verklingt. Vom Heidestein
+wehen die Schleier der Mirlamein,
+Sie winkt der weißen Fledermaus
+und fliegt zum stillen Mond nach Haus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+
+
+TRAUMBALLADE
+
+
+Traumkönig geht durch bleiches Land,
+rings grüßen ihn verstohlen
+die braunen Nachtviolen;
+Marlenchen geht an seiner Hand,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht an den Rosmarinstrauch,
+da brennen die Lebenskerzen,
+sie brennen mit roten Herzen;
+Marlenchen fühlt ihren heißen Hauch,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht am See entlang,
+die Wasserelfen singen
+ein Lied von kühlen Dingen;
+Marlenchen überkommt es bang,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkönig geht mit leisem Schritt
+hinein in die weichen Wellen,
+die silbern im Mond aufquellen;
+Marlenchen geht in die Tiefe mit,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+
+
+MUTTER HULE
+
+
+(nach einer alten Volksdichtung)
+
+
+Die alte Mutter Hule
+kann reisen ohne Geld:
+sie setzt sich auf den Gänserich
+und reitet durch die Welt.
+
+Die alte Mutter Hule,
+die hat im Wald ein Haus;
+der Uhu sitzt als Wächter davor,
+läßt niemand 'rein und 'raus.
+
+Frau Hulens Sohn heißt Michel,
+der ist nicht grad, nicht krumm;
+am Sonntag ist er manchmal klug
+und Montags manchmal dumm.
+
+Sie schickte ihn zum Markte,
+da kauft er sich 'ne Gans;
+die flatterte und schnatterte
+und wippte mit dem Schwanz.
+
+Frau Hule holt den Ganter;
+wie liebten sie sich gleich!
+Sie fraßen zusammen aus einem Napf
+und schwammen in einem Teich.
+
+Des Morgens in der Frühe
+fand Michel ein großes Ei;
+das hatte die liebe Gans gelegt,
+der Gänserich stand dabei.
+
+Der Michel lief zur Hule:
+guck, was ich dir gebracht,
+ein goldnes Ei. Die Hule sagt:
+das hast du brav gemacht.
+
+Der Michel trug's zu Markte,
+drei Dukaten wollt er haben;
+der Jud wollt bloß die Hälfte geben,
+da schmiß er ihn in'n Graben.
+
+Er ging am Schloß vorüber,
+da stand ein Fräulein lilienschön;
+dem Michel schwoll das Herze,
+er blieb ein bißchen bei ihr stehn.
+
+Der Jude und ein Ritter
+fielen über Michel her
+von vorne und von hinten,
+da schrie der Michel sehr.
+
+Die alte Mutter Hule
+flog über Prag und Wien,
+verwandelt ihren Michel schnell
+in einen Harlekin.
+
+Und auch das Fräulein rührte sie
+mit ihrem Flederwisch,
+da stand ein Kolombinchen da
+mit Backen rot und frisch.
+
+Wo blieb das goldne Ei, huchjee?
+Das rollte weit ins Meer.
+Der Michel zog die Stiefel aus
+und sockte hinterher.
+
+Die alte Mutter Hule
+sattelt hui die große Gans
+und flog damit zum roten Mond,
+denn da war Fastnachtstanz.
+
+
+
+EIN SINGSANG VOM RHEINE
+
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brück von Köllen an!
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl über den grünen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weißen Wein,
+den hat das Schiff geladen.
+
+Zu Köllen an der Brücke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Was wollen die Herren trinken?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weißen Wein,
+den wollen die Herren trinken.
+
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl über den grünen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, blonde Jüngferlein,
+ ei, braune Jüngferlein,
+die hat das Schiff geladen.
+
+Zu Köllen an der Brücke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Wen wollen die Herren küssen?
+ Ei, blonde Jüngferlein,
+ ei, braune Jüngferlein,
+die wollen die Herren küssen.
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brück von Köllen an!
+
+
+
+BADEBALLADE
+
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+badeten im Teiche,
+strampelten, tauchten,
+plantschten und fauchten;
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Murrian Knurr, der Pudelhund,
+kam vorbei am Teiche,
+erhob ein Geschrei: Herbei! Polizei!
+da baden zwei, nackend und frei!
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+sprangen aus dem Teiche,
+faßten Murrian am Kopf, an Schwanz und Zopf,
+seiften ihn ein, trotz Bellen und Schrein,
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+baden wieder im Teiche,
+hampeln und strampeln, spritzen und tauchen,
+patschen und plantschen, prusten und fauchen,
+ --hell lacht die alte Eiche.
+
+
+
+DER TEUFEL UND DIE KATZ
+
+
+(nach Schwinds Bildern)
+
+
+Ein Kätzlein ging einst jagen,
+welch schöne Katz, welch feine Katz;
+an einer Kirchhofsmauer,
+da lag sie auf der Lauer
+und fing sich einen Ratz.
+
+"Ach Kätzlein, laß mich leben,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+will dienen deinem Willen,
+jed Wünschlein dir erfüllen
+als dein getreuer Schatz."
+
+Das Kätzlein ließ sich rühren,
+die schöne Katz, die feine Katz;
+sie ließ die Ratte leben,
+tat ihr ein Laternchen geben,
+zu leuchten bei der Hatz.
+
+"Ich tu dir wacker helfen,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+brauchst bloß die Öhrlein spitzen,
+da laufen aus Spalt und Ritzen
+Langschwänze auf den Platz."
+
+Der Ratz ward groß und größer--
+"Du schöne Katz, du feine Katz,
+wir wollen beid spazieren,
+am Arm will ich dich führen
+als dein getreuer Schatz.
+
+Dein Schwänzlein will ich kämmen,
+ei schöne Katz, ei feine Katz!"
+Er rupft sie zum Erbarmen,
+kein Mauen hilft der armen,
+vor Schmerz tut sie 'nen Satz.
+
+Hätt ich dich doch gefressen,
+ich gute Katz, ich feine Katz;
+ein Untier bist du worden,
+wirst mich gewiß noch morden,
+du Ungetüm von Ratz.
+
+Er sprang ihr auf den Rücken:
+"Hei, Schöne Katz, hei, feine Katz,
+jetzt habe _ich_ zu sagen,
+mußt mich als Reiter tragen
+auch ohne Zaum und Latz.
+
+Jetzt fahren wir zur Hölle,
+du schöne Katz, du feine Katz;
+heidi, ein Katzenbraten
+wird dem Teufel schon geraten,
+ich schür den Ofen, Schatz."
+
+
+
+DER ESEL UND DIE LÖWENHAUT
+
+
+(nach der Fabel von Hans Sachs)
+
+
+Ein Müllersmann aus Oberwesel
+hatt 'nen gewitzten jungen Esel;
+der weidete auf grünem Gras
+und dachte sich so dies und das,
+wollt für sein Leben gern auf Erden
+was Bessers als ein Esel werden.
+Da fand er--und sein Herz schlug schnell--
+ein unversehrtes Löwenfell.
+Er kriecht hinein, es paßt ihm gut,
+er fühlt auch gleich des Löwen Mut
+und denkt mit innerstem Behagen:
+nun brauchst du nicht mehr Säcke tragen.
+Stolz trabt er durch den Wald daher,
+tut ganz, als ob ein Leu er wär,
+schüttelt die Mähne, schlägt mit dem Schweif
+und setzt die Tatzen breit und steif.
+Das Häslein spitzt das lange Ohr,
+die Sache kommt ihm kitzlig vor,
+es springt hinweg; das Rehlein auch.
+Wie freut sich da der eitle Gauch!
+Und als der Müller, der ihn sieht
+von weitem, auch erschrocken flieht,
+kann er vor Wonne kaum sich fassen,
+muß laut sein I-A tönen lassen.
+Da merkt der Müller, wen er hat,
+prügelt den Esel mürb und matt
+und schimpft ihn aus: du dummes Vieh!
+zum Löwen wird ein Esel nie;
+du hast mich mit dem Fell genarrt,
+das sollst du büßen, Esel, wart!
+und schlägt und pufft ihn immer mehr.
+Der Esel hängt die Ohren sehr,
+als so sein Meister ihn verbläut;
+sein Hochmut hat ihn recht gereut,
+wollt fürder Säcke tapfer tragen,
+nie mehr nach Löwenhäuten fragen.
+
+
+
+EIN SPATZENGESPRÄCH
+
+
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+und hatte einen Ring erhandelt
+mit einem seltsam geschliffenen Stein;
+sollte der Ring König Salomos sein.
+Wer ihn besäße, verstünde sofort
+zahlreicher Tiere Geberde und Wort,
+könnte das Gras beim Wachsen belauschen,
+hörte Musik aus den Quellen rauschen,
+verstünde die Sprache von Baum und Stein,
+müßte aber ein Sonntagskind sein.
+Nun, ich war zu meinem Frommen
+Beim Glockenläuten auf die Welt gekommen,
+nahm meinen Ring, bezahlte bar,
+und--war jetzt klüger, als ich war.
+
+Fröhlich ging ich zur Stadt hinaus,
+wußte da ein einsames Bauernhaus,
+warf mich glatt in die Frühlingsruh,
+kaute Halme und pfiff dazu,
+dachte an dies und dachte an das,
+wie so gedeihlich aus Ernst und Spaß
+die Welt sich verbastelt zum Gottgetriebe,
+dachte an Glauben, dachte an Liebe,
+und wie hellauf über Zacken und Kanten,
+trotz Pflichten, Gesetzen und alten Tanten,
+das Leben in neue Blüten schießt,
+in die der Saft der Zeit sich ergießt.
+Dachte und dachte, eiferbeflissen,
+glaubte den Weg aller Wege zu wissen,
+genau der Länge nach und der Breite,
+der die Welt zum Heile geleite;
+dachte-- --was man so buntes denkt,
+wenn über einem die Sonne hängt.
+
+Neben mir blühte lichtblauer Flieder;
+ein Spatzenpärlein ließ sich drin nieder,
+die plusterten zärtlich die dicken Hälschen,
+zogen sich Federchen aus den Pelzchen,
+sahen recht verliebt darein,
+mußten wohl jung verheiratet sein.
+Doch das Schweigen währte nicht lange,
+bald war eine Unterhaltung im Gange;
+ja, mein Ring kam mir trefflich zustatten,
+deutlich verstand ich das Plaudern der Gatten
+und durfte mit Vergnügen ermessen,
+sie hatten höhere Interessen.
+
+"Männe," sagte das Spatzenfrauchen
+und rückte näher an ihr Grauchen,
+"du bist so klug vom vielen Reisen,
+könntst mich ein wenig unterweisen.
+Sag mir doch, was die Menschen wollen,
+wenn sie die Erde in dicken Schollen
+aufwerfen; nie kriegen sie genug
+von ihrem Getue mit Spaten und Pflug."
+"Hm," sagte der Spatzmann mit Bedacht,
+nachdem er ein Weilchen nachgedacht,
+"Hm, in der Erde gibt's schöne Dinge,
+Zum Beispiel Käfer und Engerlinge,
+die werden sie brauchen zu Schmaus und Festen
+und werden damit ihre Jungen mästen.
+Auch Körner graben sie sehr gescheit
+in den Boden ein; und wenn's friert und schneit,
+und es ist Futtermangel im Haus,
+graben sie alle wieder aus."
+
+"Du bist doch der gescheiteste Spatz,"
+sagte die Spätzin, "mein trautester Schatz.
+Doch noch was andres wollt ich dich fragen,
+du kannst mir sicherlich auch sagen,
+warum die Sonne morgens aufsteht
+und abends wieder untergeht;
+ich habe mir seit vielen Wochen
+umsonst darüber den Kopf zerbrochen."
+Der Spatz putzt sich den Schnabel und spricht:
+"Kleines Närrchen, das weißt du nicht?
+Wie sollten wir Vögel anders wissen,
+wann wir morgens ausfliegen müssen?
+Die Sonne ist da, um uns zu wecken
+und abends uns wieder ins Nest zu stecken."
+
+"Ja, ja, nun wird mir alles klar,"
+sagte das Weibchen; "ganz offenbar
+hast du da recht. Doch in der Nacht
+der Mond? für wen ist der gemacht?"
+"Der Mond? Ach, nenn mir den Falschen nicht;
+der hält es mit dem Katzengezücht,
+lockt Marder und Eulen auf unsre Brut,
+drum hass' ich ihn mit aller Wut."
+Und zornig sträubt der kleine Mann
+die Federn und sieht sein Weibchen an.
+Das drängt sich an ihn, zärtlich, dicht,
+glättet ihm die Daunen an Hals und Gesicht
+und flüstert erschrocken: "Du hast ja recht,
+der meint es gewiß mit uns Vögeln schlecht;
+nie nenn ich ihn wieder. Doch sag mir, du Bester,
+ob nicht auch in der Menschen Nester
+die Sonne Licht und Wärme bringt,
+daß alles früh aufsteht und singt?"
+
+"Nein, Kind, für _uns_ ist die Sonne gemacht,
+uns bringt sie Tag, uns bringt sie Nacht.
+Die Menschen haben in ihren Zimmern
+ihre eignen Sonnen, ich sah sie flimmern.
+Als ich mal nachts, aus dem Schlaf geschreckt,
+an ein Fenster stieß, hab ich's entdeckt:
+sie machen bloß knips, dann haben sie Licht,
+die brauchen unsre Sonne nicht."
+
+Das Spatzenfrauchen schien ganz beglückt
+von so viel Klugheit und sah entzückt
+ihr Männchen an: "Du bist ein Genie,
+und weißt auch sicher, warum und wie
+die Menschen in ihren Steinhäusern kleben
+und nicht so frei wie wir Vögel leben?"
+
+Das Spätzchen guckte ein wenig ins Land,
+hatte aber die Antwort schnell bei der Hand:
+"Vor Mardern und Eulen und Katzengetier
+sind sie in den Häusern viel sichrer als wir,
+und, was der wichtigste Grund von allen,
+kein Junges kann aus dem Neste fallen.
+Ja, ja, die Menschen haben Geist,
+sind auch den Vögeln gefällig meist,
+haben sie doch von Land zu Land
+lauter feste Drähte gespannt,
+damit unsre Wandrer scharenweise
+sich ausruhn können auf der Reise.
+Auch Versammlungen werden von Jungen und Alten
+im Herbste darauf abgehalten;
+wir sind ihnen wirklich zu Dank verpflichtet,
+so praktisch haben sie's eingerichtet."
+
+"Glaub's schon, die Menschen sind recht klug,
+aber noch immer nicht klug genug,"
+sagte das Weibchen; "was würden sie geben,
+könnten sie frei in den Lüften schweben,
+doch sind sie zu ungeschickt zum Fliegen
+und werden niemals Flügel kriegen."
+
+"Bloß mit den dicken seidenen Bällen
+steigen sie manchmal tausend Ellen,"
+lachte das Männchen; "was nur die tollen
+Leute bei uns in den Lüften wollen?
+Jetzt baun sie sogar allerhand Gestelle
+und rasen herum mit Windesschnelle.
+Auch der Dompfaff lachte neulich
+und meinte, er fände die Dinger abscheulich;
+sinnlos wär dies Gefliege und Rattern,
+kein Mücklein könnt man dabei ergattern.
+Ernsthaft sitzen sie in dem Kahn
+und gucken die Welt durch Röhren an;
+es ist wirklich lachhaft mitanzusehn.
+Komm, Schatz, wir wollen zu Bette gehn;
+für heute hast du genug profitiert,
+morgen wird wieder ein Stündchen doziert."
+Eine Weile noch plusterte da was rum,
+dann waren die Plappermäulchen stumm.
+
+Ich aber ging übers stille Feld;
+so malt sich in Spatzenköpfen die Welt,
+dacht ich und lächelte überlegen.
+Da hört ich's in den Lüften sich regen,
+eine alte Esche rief mir zu:
+"Wieviel ist der Spatz denn beschränkter als du?
+Seid ihr Menschen nicht auch allesamt
+zu solchen unwissenden Tierlein verdammt,
+die das große Warum und das ewige Wie
+mit ihrer täppischen Kindsphantasie
+zu begreifen suchen? Dürft ihr vertraun
+dem Funken in euch und aufwärts schaun?
+Sind eure stolzesten Grübler und eifrigsten Späher
+der Gottheit nur um ein Strichelchen näher?"
+So sprach die Esche. Ich sah in die Weiten,
+sacht fühlt' ich den Ring mir vom Finger gleiten,
+scheu blickt' ich hin--er war verschwunden,
+und niemals hab ich ihn wiedergefunden.
+
+
+
+DREI KOBOLDSTREICHE
+
+
+Fixfax der arge Kobold spricht:
+die Langeweile bekommt mir nicht,
+ich will in lustigen Abenteuern
+den alten Koboldruhm erneuern,
+denn geht's den Menschen allzu glatt,
+wird ihre Seele stumpf und matt.
+Drum will ich sie in diesen Tagen
+ein wenig necken, ein wenig plagen;
+ein Kobold will doch auch mal lachen,
+sich über die Menschlein lustig machen,
+die den Kern aller Dinge glauben zu kennen
+und sich so leicht die Finger verbrennen.
+Drum, Fixfax, auf zu keckem Wagen,
+stör ein bißchen ihr Wohlbehagen,
+brauchst sie ja nicht ins Unglück zu hetzen,
+ihnen bloß ein paar sanfte Püffe versetzen.
+
+
+ERSTER STREICH
+
+Ei, wie strömen Wohlgerüche
+aus Frau Puffkes Wirtschaftsküche,
+denn für hungrige Soldaten
+will sie grad ein Ferkel braten;
+alles ist schon gut bereit
+und die Essenszeit nicht weit.
+Fixfax nun, das muntre Mätzchen,
+klettert hurtig wie ein Kätzchen
+hoch hinauf zu Schornsteins Rand,
+setzt sich listig und gewandt
+mitten auf das Loch da, schwapp,
+und nun zieht der Rauch nicht ab;
+rückwärts strömt er in die Küche,
+weg sind alle Wohlgerüche,
+und Frau Puffke steht und hustet,
+krebsrot im Gesicht, und prustet,
+kann dem dicken Rauch nicht wehren,
+sich die Sache nicht erklären.
+Rennt zum Schornsteinfeger Krause,
+aber der ist nicht zu Hause;
+niemand weiß, wo Krause schweift,
+und Frau Puffke steht und keift,
+denn die Uhr läuft immer weiter.
+Endlich kommt er mit der Leiter,
+um den Schaden zu ergründen,
+doch er kann durchaus nichts finden;
+denn der Fixfax, wohlbedacht,
+hat sich aus dem Staub gemacht,
+und Herr Krause mit dem Besen
+brummt, die Sonne sei's gewesen.
+Vier Uhr schlug's, als die Soldaten
+endlich kriegten ihren Braten.
+
+
+ZWEITER STREICH
+
+Vor dem Spiegel, kerzengrad,
+steht Herr Amtsvorsteher Plath;
+tadellos und mit Geschmack
+sitzt die Hose und der Frack,
+ausgezeichnet auch die glatte
+blütenweiße Taftkrawatte,
+Kragen, Vorhemd, _comme il faut_,
+und Herr Plath ist seelenfroh.
+Langt noch sorglich aus dem Schrank
+den Zylinder blitzeblank;
+nimmt dann Stock und Handschuh munter,
+steigt voll Stolz die Treppe runter,
+denn er ist heut eingeladen
+Zum Empfang bei ihrer Gnaden
+der Prinzessin Schneckenstein,
+und das hebt ihm Brust und Bein.
+Fixfax aber dachte gleich:
+wart, dir spiel ich einen Streich.
+Auf den Taubenboden geht er
+und nach losen Federn späht er,
+sammelt allen Flaum ins Säckchen,
+bläst verschmitzt das ganze Päckchen
+über Plathens neuen Frack
+und auf seinen _Chapeau-claque_.
+Plath sieht ganz befiedert aus,
+doch er ahnt nichts von dem Graus,
+steuert durch die Nacht geschwind,
+denkt bloß: was für'n arger Wind!
+tritt mit Würde in den Saal,
+Alle lachen--o Skandal!
+Bis er endlich sich besieht
+und geknickt von dannen flieht.
+Draußen denkt er ärgerlich:
+So ein Pech, das hab nur ich!
+
+
+DRITTER STREICH
+
+Auf des Sofas weichem Grunde
+schlummert sanft mit offnem Munde
+Pastor Pfannkuch. Nur die Fliegen
+summen sich was zum Vergnügen,
+sonst ist's muckstill. Fast erledigt
+liegt der Text der Sonntagspredigt
+auf dem Schreibtisch. Sonnenfleckchen
+spielen in den Zimmereckchen;
+nichts bedroht den tiefen Frieden,
+der dem frommen Mann beschieden.
+Doch da stiehlt sich in die Stube
+Fixfax, dieser lose Bube,
+kichert, fängt ein Dutzend Fliegen,
+die sind hier sehr rasch zu kriegen,
+tunkt sie in das Tintenfaß,
+bis sie gänzlich schwarz und naß,
+läßt sie dann gleich wieder fliegen
+und entfernt sich mit Vergnügen.
+Nach 'nem Weilchen, ach Herrjee,
+kommt Frau Pastor mit dem Tee,
+ruft voll Abscheu, Schreck und Graus:
+Berthold! Mensch, wie siehst du aus!
+bist ja wie'n Idiot beschmiert,
+Backen, Nase, schwarz karriert!
+Himmel, auch die neue Predigt
+ist beschmudelt und beschädigt,
+und auf meinen weißen Deckchen
+grinsen lauter Tintenfleckchen!
+Mann, wie hast du das getan?
+Und sie sehn sich grübelnd an...
+
+Fixfax aber, auf der Wacht,
+sitzt im Mauseloch und lacht
+sich ins Fäustchen ohne Reue,
+und--gebt Acht--er wird sich neue
+Schelmentaten ausklabuntern,
+um uns Menschen aufzumuntern.
+
+
+
+SPUK
+
+
+(nach alten Mustern)
+
+
+Der Bauer schläft im Hirsekraut;
+wer fährt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Der rote Mond guckt übern Strauch,
+der Bauer schläft und wacht nicht auf.
+
+Wer fährt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Aus ihrem Loche lugt die Maus,
+der Fuchs schleicht sacht aus seinem Bau;
+der Bauer träumt und wacht nicht auf.
+
+Der Mond scheint hell und hoch herauf,
+der Marder schleicht durchs fahle Laub,
+die Eulen huschen schwarz und grau;
+der Bauer stöhnt, doch wacht nicht auf.
+
+Husch, horch: Wer trippelt und trappelt zu Hauf?
+Wer spannt die müden Gäule aus?
+Die Gäule wissen den Weg nach Haus;
+der Bauer schläft im Hirsekraut.
+
+Wer kichert in des Wagens Bauch?
+Wohin rollen die Räder ohne Ruck, ohne Laut?
+Wer hält sie an am Garten, am Zaun?
+Wer fuhr dem Bauer sein Heu nach Haus?
+
+Der kommt verstört beim Morgengraun:
+O Frau, mein Heu! O Frau, mein Traum!
+Die Frau führt lachend ihn zum Zaun,
+da zupft die Ziege vom Wagen das Kraut.
+
+"Schlaf andermal nicht und sei nicht faul,
+wenn der Vollmond steigt übern Berg herauf;
+die Kobolde fuhren dein Heu nach Haus,
+jetzt geh und leg ihnen Speck und Kraut."
+
+
+
+DER MÄRCHENKÖNIG UND SEIN TÖCHTERLEIN
+
+
+Herbei, ihr kleinen Wichte,
+Kobold, Alraun und Wurzelmann,
+schafft hunderttausend Lichte
+und putzt damit die Bäume an!
+Bis in die höchsten Spitzen
+soll Licht bei Lichtlein blitzen.
+
+Der Mond und alle Sterne
+sind doch bloß blasser Himmelsschaum;
+mein Töchterlein will gerne
+den ganzen Wald zum Weihnachtsbaum.
+Drum macht, wie ich euch sage,
+die Nacht zum hellen Tage!
+
+Der Märchenkönig spricht's. Im Nu
+geht's an ein Lichterkneten;
+kein einziger sieht müßig zu,
+gönnt kaum sich Zeit zum Beten.
+Und als die Heilige Nacht heran,
+zünden sie alle Kerzen an.
+
+Hei, war das ein Gestrahle,
+ein Leuchten, flimmern, überhell,
+als brach mit einem Male
+von Fels zu Fels ein Feuerquell.
+Auf Zweig und Äste blicken
+die Bäume mit Entzücken.
+
+Der Meister führt sein Töchterlein
+durch diese Weihnachtspracht.
+Sie schreitet wie im Sonnenschein,
+fühlt Kälte nicht noch Nacht,
+und flüstert traumverloren:
+Die Liebe ward geboren.
+
+Da rauschte durch die Weiten
+dies wundersame Wort,
+in Erd- und Himmelsbreiten
+pflanzt es sich heilig fort.
+Mit hunderttausend Kerzen
+glüht's heut in allen Herzen,
+klingt's heut durch alle Ohren:
+Die Liebe ist geboren!
+
+
+
+WEIHNACHTSGANG
+
+
+Es war zur lieben Weihnachtszeit,
+die Wälder lagen tief verschneit,
+im Acker schlief in guter Ruh
+das Korn und träumte dem Frühling zu,
+die Winternachmittagssonne stand
+wie ein gelber Fleck an weißer Wand--
+da schritt ich hinaus in die blinkende Weite
+und summte ein Lied mir zum Geleite.
+
+Wie ich so ging auf stillen Wegen,
+kam mir ein seltsamer Zug entgegen.
+Ein Eselchen ganz vollgesackt
+mit Schachteln und allerhand Kram bepackt,
+Schritt langsam durch die Felderruh;
+Sein Führer rief ihm bisweilen zu,
+es war ein Alter in weißem Haar,
+mit Runzelgesicht und sonderbar
+altmodischem Pelzwerk, sonst gut bei Kräften,
+die Füße staken in hohen Schäften
+und kamen munter mit Hott und Hüh
+grad auf mich zu samt dem Eselsvieh.
+Potz Blitz, fällt mir auf einmal ein,
+das muß doch der Gottesknecht Ruprecht sein.
+Ich blicke scharf in das bärtge Gesicht:
+"Grüß Gott, mein Alter, kennst du mich nicht?
+Ich hab doch oft dein Loblied gesungen,
+und all die Mädels und all die Jungen,
+die noch an Mutters Rockzipfel hängen
+oder sich auf den Schulbänken drängen,
+kennen dich wie ihre großen Zehen,
+doch hat wohl noch niemand dich draußen gesehen.
+Sonst kamst du immer auf heimlichen Wegen
+uns erst in der heimlichen Stube entgegen
+mit Sack und Pack und netten Geschenken;
+was soll ich, Weihnachtsmann, von dir denken?
+Da stehst du nun mit Haut und Haar,
+bist nicht ein bißchen unsichtbar,
+wie es dir zukommt."--"So ist meine Art,"
+brummte der Alte und strich sich den Bart,
+"ich denke mir gern Überraschungen aus,
+für diesmal mach ich's außerm Haus;
+komm mit, da sollst du was erleben,
+das wird ein Extra-Vergnügen geben."
+"Topp," rief ich, "Alter, ich bin dabei,
+ich höre gern lustiges Kindergeschrei."
+
+So schritten wir rüstig zur Stadt. Am Tor
+langte Ruprecht ein hölzernes Pfeifchen hervor
+und blies. Wie konnte der Alte pfeifen!
+Jetzt lernt ich den Rattenfänger begreifen:
+aus allen Straßen, aus Tür und Tor
+--mir klingt der Lärm noch immer im Ohr--
+mit Jubeln und Lachen, in bunten Haufen
+kamen wohl hundert Kinder gelaufen.
+Sie tanzten um Ruprecht, bettelten, baten,
+eins um 'ne Kutsche, eins um Soldaten,
+eins um ein Püppchen, eins um ein Büchlein,
+eins um ein Rößlein, eins um ein Tüchlein,
+und Ruprecht langte in seinen Sack
+und gab, was es wünschte, dem kleinen Pack.
+Ja, jedes Kind durfte etwas erlangen;
+aber die übermütigen Rangen
+schrien durcheinander und wollten mehr,
+kletterten über das Eselchen her,
+zupften den Ruprecht an Bart und Kragen,
+wollten ihm gar die Säcke wegtragen.
+Da wurde es aber dem Alten zu bunt,
+er nahm sein Zauberpfeifchen, und--
+schrill kam ein Ton. Wie erschraken sie doch.
+Sie wurden ganz kleinlaut, man hörte nur noch:
+"Komm, Fritzchen--Hans, laß doch--nicht schreien, Marie--
+Knecht Ruprecht wird böse--seht ihr nicht wie?!"
+Und sie stellten sich artig um ihn herum
+und waren wie die Mäuschen stumm.
+Er kommandierte: "Linksum, kehrt,
+nun geht nach Hause, wie sich's gehört!"
+Da faßten die Großen die Kleinen an:
+"Grüß Gott und schönen Dank auch, Herr Weihnachtsmann."
+
+Und wieder tönte die Schalmei,
+die Kinder trabten zwei zu zwei
+und sangen lustig die Weise mit,
+und fern und ferner klang ihr Schritt;
+mein Blick verfolgte den kleinen Schwarm.
+Wie sind ihre Bäckchen vor Freude warm--
+so dacht ich--und Freude ist der Saft,
+den wir auf unsrer Wanderschaft
+durchs Leben aus frohen Kindertagen
+ins graue Alter mit hinübertragen
+als verjüngendes Elixier;
+ein gut Teil davon verdanken wir dir,
+du alter bärtiger Gottgeselle!
+Ich sah mich um--leer war die Stelle,
+nur fern in der dämmernden Abendluft
+verschwebte ein Wölkchen wie Weihrauchduft,
+und durch die feiernde Stille drang
+der erste hohe Glockenklang.
+
+
+
+WEIHNACHTSBESUCH
+
+
+Ländliche Straßen, dicht beschneit.
+Knirschen, Geläut,
+ein Schlitten;
+inmitten
+sitzen drei kleine Leut
+bis zu den Öhrchen vermummt.
+Es singt und summt
+von Weihnachtsglocken;
+ein paar neugierige Flocken
+lassen vom Wind sich herüberwehn,
+wollen durchaus das Mädelchen sehn
+mit den roten Kältebäckchen
+und den goldbraunen Zottellöckchen
+und das Bübchen daneben,
+das sich eben
+das immer tropfende Näschen putzt.
+Großäugig, verdutzt,
+bis zum Mäulchen zugedeckt,
+im Wollmützchen fast versteckt,
+sitzt das Kleinste auf Mutters Schoß.
+"Kutscher, ein bißchen los,
+es wird kalt;
+Sie wissen doch, drüben zum Förster am Wald."
+Der Alte schmunzelt und knallt
+mit der Peitsche, hüh, hott--
+die Gäule bleiben bei ihrem Trott.
+... Von drüben her Lichter,
+Zwei altliebe Gesichter
+hinter den Scheiben:
+"Wo sie nur bleiben?
+Ist schon die fünfte Stunde!"
+Da knurren die Hunde,
+bellen, wollen hinaus;
+Großmutter läuft vors Haus.
+Da:--Knirschen, Geläut,
+ein Schlitten,
+inmitten
+sitzen vier liebe Leut.
+Wie das Altchen sich freut!
+Unter Lachen und Weinen
+wickelt sie aus den Tüchern die Kleinen,
+küßt die Tochter, nimmt ihr das Jüngste vom Knie:
+"Ein prächtiges Kindchen! Gott schütz es, Marie!"
+Neben ihr sprudelt ein Zünglein:
+"Großmutter, komm doch 'rein!
+Großmutter, sind die Hühner noch wach?
+Großmutter, Vater kommt morgen nach,
+er läßt schön grüßen."
+... Auf bedächtigen Füßen,
+als ging ihn die Sache nichts an,
+kommt auch der Förster langsam heran.
+"Na?
+Seid ihr endlich da?"
+Gleich läuft der Fritz auf ihn zu:
+"Großvater, Du,
+guck mal drüben den roten Fleck!
+och, Großvater, nu is die Sonne weg."
+"Die Sonne? Hm, laß man; drin is noch eine,
+'ne ganze feine,
+die wird uns bald blinken--
+nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken."
+... Der Platz wird leer,
+schneestill und stumm.
+Der alte Kutscher lenkt langsam um,
+nickt vor sich her,
+gedankenschwer,
+und brummelt für sich:
+"Der oll Förster hett's gaud, manch enner hett's nich."
+
+
+
+KÖNIG KUCHEN UND KÖNIGIN SCHOKOLADE
+
+
+Bei König Kuchen und Königin Schokoladen
+war ich mit Linchen heut Nacht in Gnaden
+zu Gaste geladen.
+Ein prachtvolles Fuhrwerk, tripp, tripp, trapp,
+holte uns stolz von Hause ab.
+Vorn stampften zwei schneeweiße Vollblutjucker
+aus feinem biegsamen Lederzucker,
+auf dem Kutschbock der dicke Mohr
+kam uns marzipanisch vor,
+und neben ihm der fette Mops
+war ganz gefüllt mit englischen Drops.
+Die Kutsche, aus weißem Zuckerkant,
+erstrahlte hell wie Diamant;
+sie ging auf zierlichen Süßholzrädern,
+aus Vanille waren die Deichsel, die Federn,
+dicke Polster aus Traubenrosinen
+sollten uns als Sitze dienen,
+aber in den Bätterteig-Wagentaschen
+gab es allerhand Gutes zum Naschen.
+Ein allerliebster Praliné-Page
+dienerte neben der Equipage
+in einem rot kandierten Frack
+und öffnete uns den Wagenschlag.
+Wir stiegen ein und fuhren im Nu
+durch Rußland und Asien nach China zu.
+Bald kamen wir in jenes Land,
+wo König Kuchen, der Süße genannt,
+unumschränkt herrscht in seinen Reichen
+mit seiner Fürstin ohnegleichen,
+der herrlichen Königin Schokolade,
+die uns zum Fest befohlen in Gnade.
+
+Das goldgelb glacierte Ballfesthaus
+sah wie ein riesiger Napfkuchen aus,
+umgeben von einem Spritzkuchengitter;
+als Wache davor zwei braune Ritter
+aus Pfefferkuchen mit Gußfiligran,
+die hatten Knackmandel-Harnische an.
+Als Führer dienten mir und Linchen
+zwei allerliebste Thorner Kathrinchen;
+sie verbeugten sich höflich als wir kamen,
+und sagten: bitte, meine Damen.
+
+Ach, Kinder, wie das Herz mir lacht,
+denk ich zurück an all die Pracht!
+Die Wände waren von Makronen,
+verbrämt mit Schokoladenbohnen,
+aus grünen Bonbons die glatten Dielen,
+daß wir nachher beim Tanz fast fielen,
+die Säulen aus mächtigen Baumkuchentorten
+von den allerhöchsten und edelsten Sorten,
+die Tische aus marmoriertem Konfekt,
+mit drolligen Lutschfigürchen bedeckt,
+die Stühle Fäßchen mit Gelees,
+mit Eingemachtem und Knusperknees;
+rings auf appetitlichen Zimmetstaffeln
+lagen Biskuits und Keks und Waffeln.
+Im Hintergrunde ein Gletschersee,
+mit Vanille-Eisbergen und Schlagsahnen-Schnee,
+entsandte in doppelter Kaskade
+Zitronen- und Himbeer-Limonade;
+und hoch über allem, im glanzvollen Saal,
+strahlte eine Sonne aus Zucker-Opal.
+
+In der Mitte aber stand ein Thron,
+gebaut aus Bretzeln mit blauem Mohn,
+darauf saß liebreich in ihrer Gnade
+die herrliche Königin Schokolade.
+Sie harrte huldvoll, bis die Schar
+der Kinder ganz versammelt war,
+die sie aus kalter und warmer Zone
+herbefohlen zu ihrem Throne,
+um ihnen mit königlichen Händen
+von ihren süßen Kleinodien zu spenden;
+ihr hoher Gemahl, der König Kuchen,
+hatte Mühe, sie auszusuchen.
+Da waren Kinder aus Deutschland und Spanien,
+aus Frankreich, Chile, Mesopotamien,
+Kinder von Kaffern und Hottentotten,
+von Persern, Eskimos und Schotten,
+Kinder aus Süden und Kinder aus Norden
+von den feinsten Familien und den wildesten Horden,
+denn alle Kinder zu allen Zeiten
+essen gerne Süßigkeiten.
+
+An der Königin Seite, im leckeren Grase
+machte Männchen ein stattlicher Osterhase,
+und als die Kinder versammelt waren,
+ordnete er die bunten Scharen;
+rechts gingen die Mädchen, links die Knaben,
+so wollt es der König Kuchen haben,
+und jedes Kind in jeder Reih
+bekam ein prächtiges Osterei,
+die Mädchen blaue, rote die Jungen,
+dann ist das Häschen davongesprungen.
+
+Nun fing die Kapelle zu spielen an,
+vorn geigte ein Nürnberger Lebkuchenmann;
+ich sag euch, es war 'ne Musik für Kenner,
+und waren doch alles gebackene Männer,
+mit Rosinenaugen und Mandelnasen,
+und konnten so lieblich flöten und blasen.
+Es wurde getanzt, gespielt, gelacht,
+damit verging die schöne Nacht.
+Zuguterletzt, nicht zu vergessen,
+wurde alles aufgegessen,
+artig gedankt und Abschied genommen;
+wir fuhren heim, wie wir gekommen,
+und erwachten in unserm Bett--
+Kinder, Kinder, wie war das nett!--
+
+
+
+DER ERSTE MAI
+
+
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten,
+immer weiß man nicht neue Geschichten;
+oft sind die Märchengeister stumm,
+als wären sie wer weiß wie dumm,
+und alle Wände grinsen mich an,
+als hätt ich ihnen was angetan.
+So war's auch neulich. Bei mir zu Haus
+sah alles öde und langweilig aus,
+da bin ich in den Abend geschlendert;
+der Himmel hing rosenrot umbändert,
+die Wolken türmten sich wie ein Tor,
+plötzlich stand ich grade davor
+und sah hinein in das Himmelsschloß.
+"Na, Petrus, was ist denn hier oben los?"
+fragt ich; "hier sieht's ja munter aus."
+Da schmunzelt der alte Wächter vom Haus
+und sagt mir--aber ihr dürft nicht lachen--:
+Im Himmel wäre groß Reinemachen,
+die Jungfrau Maria tät revidieren
+und die himmlischen Scharen zum Scheuerfest führen.
+Die kleinsten Englein müßten ran,
+kriegten große Schürzen an,
+dürfte keins spielen und müßig bleiben,
+müßten fegen und wischen, seifen und reiben.
+Da würden die Sterne blitzblank geputzt,
+den kleinen Kometen die Schwänzchen gestutzt,
+der Himmel mit Wunderblau lackiert,
+der Regenbogen neu ausstaffiert;
+dem Vollmond würde, wie er sich auch steift,
+mal gründlich wieder die Glatze geseift,
+und damit am klaren Firmament
+die liebe Sonne schön leuchten könnt,
+würden die Wolken fest ausgedrückt
+und hinter den Horizont geschickt.
+Wenn alles fertig, wüschen sich
+die Englein die Flügel säuberlich--
+denn morgen sei ja der erste Mai-- --
+Ich fragte, was an dem Tage sei,
+da blitzte mich Petrus an und sprach:
+"Na, weißt du, das ist doch wirklich 'ne Schmach;
+da sieht man wieder, wie wenig ihr wißt,
+nicht mal, wann Gottes Geburtstag ist."
+Na, Kinder, ich machte ein dummes Gesicht;
+das wußt ich bei aller Gelehrsamkeit nicht.
+Doch nun wurde mir auf einmal klar:
+Darum putzt sich die Erde Jahr für Jahr
+mit Blumen und Kräutern im bunten Gemisch,
+darum grünen die Hecken, die Bäume so frisch,
+darum üben die Vögel die Festmelodie,
+und Bienen und Grillen begleiten sie,
+darum wird dem Menschen die Freude so groß,
+als säß er dem lieben Gott im Schoß,
+wenn der Maiwind kommt über Berg und Tal--
+nun begriff ich den Frühling mit einem Mal.
+Und ich fragte Petrus aus froher Seele:
+Erlaubst du, daß ich das weiter erzähle?
+"Immerzu," sagte der und strich sich den Magen;
+"kannst den neugierigen Leuten gleich noch sagen,
+daß an Gottes Geburtstag, dem ersten Mai,
+auch der Tanztag für Teufel und Hexen sei.
+Sonst dürfen sie, zu Aller Segen,
+sich keinen Schritt ohne Leine bewegen;
+doch an dem Tage sind sie frei,
+--da macht die Bande genug Geschrei,"
+entfuhr es brummend dem alten Knaben--
+"doch Gott ist der Herr und will es so haben.
+Er sieht in hoher heiliger Ruh
+dem tollen Blocksbergvergnügen zu;
+und treibt es einer zu arg von der Sippe,
+kommt er sofort wieder an die Strippe.
+Nun aber leb wohl, ich wünsch gute Nacht,
+um neun wird der Himmel zugemacht."
+Langsam schloß sich das Wolkentor;
+ich ging, ein Liedchen klang mir im Ohr.
+Zu Haus in heimlicher Abendruh
+nickt ich den Sternen fröhlich zu
+und betete: Ich bin nur ein Zwerg,
+und die herrliche Welt, sie ist dein Werk,
+o Gott; du hast alles, nichts kann man dir schenken,
+nur deiner in Freude und Demut gedenken.
+So nimm dieses Liedchen, ich hab es erdacht
+in dieser Frühlings-Geburstagsnacht.
+
+
+
+WETTERWUNSCH
+
+
+Scheine, Sonne, scheine,
+die Wäsch hängt auf der Leine;
+unsre Hemden, unsre Socken,
+mach sie uns bis Sonntag trocken,
+scheine, Sonne, scheine!
+
+Rausche, rausche, Regen,
+gib uns deinen Segen,
+wasch die armen Sünder rein,
+gib uns Brot und gib uns Wein,
+rausche, rausche, Regen!
+
+Zu best ist allerwegen
+Sonnenschein _und_ Regen;
+auch der Wind muß pfeifen,
+soll die Ernte reifen.
+Regen, Wind und Sonnenschein
+mögen bei unserm Hause sein!
+
+
+
+HAMMERLIEDCHEN
+
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+der Nagel hat 'nen Kopf;
+und wenn er keine Spitze hat,
+ist er ein armer Tropf.
+ Mein Hämmerlein du,
+ schlag zu, schlag zu!
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+hast du der Nägel zehn
+und nagelst du ein Särglein zu,
+ist's um einen geschehn.
+ Mein Feuerlein du,
+ blas zu, blas zu!
+
+
+
+IM SONNENSCHEIN
+
+
+(nach einer alten Fabel)
+
+
+Kribbel-krabbel-Käfer
+läuft hinab zum See,
+er kommt vom grünen Hügel,
+hell leuchten seine Flügel
+ im Sonnenschein.
+
+Kommt der Fisch geschwommen,
+Sperrt das Fischmaul auf,
+da ist in zwei Sekunden
+der Käfer drin verschwunden
+ im Sonnenschein.
+
+Überm See der Reiher
+sieht, wies Fischlein schnappt,
+nimmt seinen spitzen Schnabel
+und spießt es auf die Gabel
+ im Sonnenschein.
+
+Wie nun stolz der Reiher
+seine Kreise zieht
+mit leuchtendem Gefieder,
+knallt ihn der Jäger nieder
+ im Sonnenschein.
+
+
+
+WANDERLIED
+
+
+ Sonnenlichter,
+ Frühlingswichter
+spielen auf der dunkeln Wand.
+Prüfend öffne ich das Fenster;
+seht die Wolken, die Gespenster
+lösen sich am Himmelsrand.
+
+ Holla, Jungen,
+ aufgesprungen,
+schnell das Ränzel aus dem Spind!
+Kommt, wir wandern durch die feuchten
+Saaten; wie Smaragden leuchten
+Halm an Halm im Morgenwind.
+
+ Feste Schritte,
+ Männersitte;
+wie die Ferne lockt und wirbt!
+Und wir lassen sie im Schreiten
+achtlos oft vorübergleiten,
+bis sie hinter uns erstirbt.
+
+ Hohe Ziele,
+ nicht zum Spiele;
+immer steiler wächst der Paß.
+Aber oben wolln wir rasten
+nach der Arbeit, nach dem Fasten;
+Jungens, trinkt, ich komm euch was!
+
+ Hoch im Blauen
+ selig Schauen,
+unter uns der Erde Glück!
+Doch es zieht mit tausend Armen
+immer wieder zu den warmen
+Menschenstätten uns zurück.
+
+
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+
+
+SPRUCH FÜRS LEBEN
+
+
+Hinüber, hinein!
+über Wipfel und Stein!
+die Herzen zu baden
+im Goldsonnenschein!
+Auf schwierigen Pfaden
+zu lichten Gnaden!
+über Wipfel und Stein,
+hinunter, hinein!
+
+
+
+ALLERLEI RÄTSEL
+
+
+(Die Lösungen stehen im Verzeichnis der Überschriften)
+
+
+--1--
+
+Ich habe Flügel--rate, Kind--
+doch flieg ich nur im Kreise;
+und singen tu ich, wenn der Wind
+mir vorpfeift, laut und leise.
+Was ihr den Feldern abgewinnt,
+kau ich auf meine Weise;
+doch was mir durch die Kehle rinnt,
+das mundet euch als Speise.
+
+
+--2--
+
+Standen vier weiße Ritterchen
+auf einem roten Gitterchen,
+die machten alles klitzeklein
+und warfen es in ein Loch hinein.
+Als das die andern Ritter sahn,
+zogen sie neue Harnische an,
+kamen aus ihren Burgen herbei,
+stellten sich tapfer in die Reih
+und machten hack
+und sagten knack
+und warfen alles in einen Sack.
+
+
+--3--
+
+Die erste frißt,
+der zweite ißt,
+das dritte wird gefressen;
+das ganze wird zu Pökelfleisch
+und Erbsenbrei gegessen.
+
+
+--4--
+
+Mein erstes ist ein Hund,
+mein zweites ist ein Junge,
+mein ganzes ist ein Dieb,
+kein Hundejunge!
+
+
+--5--
+
+Die ersten sind ein Untertan,
+die dritte ist ein Untertan,
+das ganze ist ein Untertan,
+wird von dem andern Untertan
+unter den ersten Untertan
+ganz untertänigst untergetan.
+
+
+--6--
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+liebt man es nicht sauer;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+hüt dich vor dem Hauer!
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein Heldenname;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Waldbaumsame.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+sind es böse Leute;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+gerbt man seine Häute.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist es eine Schale;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Orientale.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein klein schwarz Luder;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+ist's von "wenn" der Bruder.
+
+
+--7--
+
+Wächst einer alten Dame
+ein Buckel kleinster Sorte,
+verwandelt sie sich augenblicks
+in ein Stück Mandeltorte.
+Doch nimmst du ihr den Rücken,
+auf dem der Buckel wächst,
+hast du die alte Dame
+zur trocknen Frucht verhext.
+
+
+--8--
+
+Ich stand begehrlich am Worte,
+umgekehrt wuchs es nicht weit;
+ein arges Diebsgelüste
+besiegte die Redlichkeit.
+Ich stahl das umgekehrte,
+kein Argus achtete drauf;
+Schmunzelnd enteilt' ich dem Worte
+und aß es umgekehrt auf.
+
+
+--9--
+
+Mein erstes ist nicht wenig,
+mein zweites ist nicht schwer;
+mein ganzes läßt dich hoffen,
+doch hoffe nicht zu sehr!
+
+
+--10--
+
+Es läuft und hat keine Beine,
+es gibt viele und doch nur eine.
+Wer zuviel hat, kann's nicht verschenken;
+wer zu wenig hat, muß es beschränken.
+Bald geht es langsam, bald schnell;
+mal ist es dunkel, mal hell.
+
+
+--11--
+
+Christkindchen lag im Stalle
+und hörte die ersten schrein;
+die zweiten tragen wir alle
+zur Weihnachtszeit am Bein.
+
+
+--12--
+
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile;
+wird es der Junge, kriegt er halt Keile.
+
+
+--13--
+
+Der Vater will's das Fritzchen
+(die erste Silbe betont)--
+jedoch die Mutter bittet,
+da ward der Schelm verschont.
+Sie sprach: Du mußt dir's, Liebster,
+(die dritte Silbe betont)--
+denn Nachsicht mit den Kleinen
+wird oft von Herzen belohnt.
+Denk doch, wie du's dem Jungen
+an Einsicht bist und Geist;
+du mußt was andres dasselbe,
+das ihn sich bessern heißt.
+
+
+--14--
+
+Klärchen nähte an dem ersten
+und war ganz die beiden zweiten,
+denn sie durfte Sonntag reiten,
+Leutnant Kurt wollt sie begleiten;
+ihre Augen wurden groß,
+müßig lag die Hand im Schoß.
+
+Mutter näht am andern Fenster,
+sah's und runzelte die Brauen:
+Höre, Kind, Luftschlösser bauen
+taugt nicht viel für fleißige Frauen,
+weil man leicht die Pflicht vergißt
+und zu sehr das Ganze ist.
+
+
+--15--
+
+Mariechen war's. Mit meinem Kuchen
+stand ich nun da und dem Bukett.
+Wo soll ich bloß das Mädel suchen?
+Wenn sie doch nur geschrieben hätt!
+
+Ja ja, ich hab sie es seit Jahren;
+ich gebe zu, das war recht dumm.
+Nein, welch ein rücksichtslos Gebaren!
+Und schwer geärgert kehrt' ich um.
+
+
+--16--
+
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+die eins-zwei früh und spat.
+Die drei wünscht jeder Jüngling sich;
+doch bricht er ab, ist's schad.
+Das Ganze war ein König, der
+lustig und unverschämt
+die stolze Prinzeß, die ihn nicht wollt,
+bestraft hat und gezähmt.
+
+
+--17--
+
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemütlich
+Herr Müller mit Herrn Schulze friedlich;
+bis Müller einst, wer hätt's gedacht,
+Anspruch auf Schulzes zwei-drei macht.
+Da hörte man ein bös Geschrei:
+So denk doch eins, mein Herr eins-zwei!
+Ich muß stets alles zwei bezahlen,
+kann nicht mit zuviel zwei-drei prahlen;
+kommst du noch mal mir drum ins Haus,
+ist's mit der guten eins-zwei-drei aus.
+
+
+--18--
+
+Er geht in sich, um sich zu pflegen,
+und ist in sich um sich verlegen.
+
+
+--19--
+
+Rate, Freund, es ist nicht schwer:
+Wer's hat, hat, was er hatte, nicht mehr.
+Wer's aber ist, den äfft des Teufels Brut;
+man sperrt ihn ein und fürchtet seine Wut.
+
+
+--20--
+
+Wer es hat, der ist betrübt;
+aber froh und stolz, wer's gibt.
+
+
+--21--
+
+Das Wort pflegt zu erhöhn
+den Glanz des Edelsteins;
+solang man es bewahrt,
+ist man der Herr des Seins.
+
+
+--22--
+
+Sind es die Feinde, muß man sich wehren;
+sind's deine Backen, mußt du sie nähren.
+Ist mir's ein Rätsel, schreib ich es nieder;
+ist es mein Haus--nun, so bau ich es wieder.
+
+
+--23--
+
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt,
+oder von dir verfaßt,
+so liebst du wohl das erste Wort;
+sonst ist es dir verhaßt.
+
+Das zweite Wort, so klug wir sind,
+machen wir Menschen viel;
+und was dich reut, oft andre freut
+im schadenfrohen Spiel.
+
+Der Schluß: gefürchtet und geneckt,
+teils boshaft und teils dumm,
+geht er als Geist des Widerspruchs
+in Schrift und Mären um.
+
+Die drei vereint: wir stehn verdutzt,
+wie Zufalls Koboldmacht
+das Wort entstellt, den Sinn verdreht--
+man ärgert sich und lacht.
+
+
+--24--
+
+Zwei Worte weiß ich, die einander feind,
+das eine sucht das andre zu verderben,
+in beiden müssen viel Geschöpfe sterben;
+und hast du sie zu einem Wort vereint,
+eint sich auch ihre zehrend böse Kraft,
+schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.
+
+
+--25--
+
+Auf der höchsten Berge Rücken
+ist es immer leicht zu finden,
+wo die kleinen Gletscherbäche
+schäumend sich zu Tale winden.
+
+Tausch die Silben--ach, verlegen
+steh ich vor gemischten Dingen,
+Chemiker und Apotheker
+mögen dir die Lösung bringen.
+
+
+--26--
+
+Ich hab keine Hände und kann doch tragen,
+hab keine Flinte und kann doch jagen;
+kann klettern und schwere Lasten heben
+und bin doch ein zartes, hinfälliges Leben.
+
+
+--27--
+
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen.
+Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade,
+doch himmelshell führ ich empor zur Gnade;
+manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen.
+
+Bist du's, so darfst du wanken nicht noch weichen;
+denn Ehre trägst du neben mancher Last,
+die arbeitsfroh du übernommen hast,
+ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade.
+
+
+--28--
+
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder;
+mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder.
+Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder,
+bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Brüder.
+
+Hitze und Kälte trag ich, hin und wider;
+übt mich der Knabe, stärkt er seine Glieder.
+Die Luft durcheil ich ohne jed' Gefieder;
+den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder.
+
+
+--29--
+
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant,
+teils nah, teils fern ihm, wie's der Himmel will.
+Bescheiden bin ich selten, niemals still;
+ja, Schweigen ist mir gänzlich unbekannt.
+
+Ein Wort füg an, das keiner gern empfängt
+und das die Kinder schreckt von Alters her;
+doch ohne es fällt manche Arbeit schwer,
+weil's feste Massen auseinander drängt.
+
+Das ganze Wort sind Steinchen unter Steinen,
+die im Geröll sich finden, glatt und spitz;
+du hebst sie auf und freust dich an dem Witz,
+den die Natur sich hat erlaubt im Kleinen.
+
+
+--30--
+
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+in meinen Kreis bis hoch ins Sternenzelt;
+dem Vorbild der Natur einst nachgeschafft
+vertiefte ich den Blick der Forschungskraft.
+Ein Wort füg an, das sich der Mensch gesetzt
+zur Ordnung gegen den, der sie verletzt;
+der Fromme fühlt es oft von Gott gesandt,
+ans Letzte, Jüngste denkt er furchtgebannt,
+an Weltkrieg, Hungersnot und Aufruhrleid--
+da ist das Ganze eine Seltenheit.
+
+
+--31--
+
+Die erste Silbe führt die krause Schar,
+die uns vertraut seit unsrer Klippschulzeit.
+Die zweite tönt durch Weiten hell und klar,
+ruft bald zur Ruhe, bald zu wildem Streit.
+Und wenn der tapfre Krieger
+sein junges Leben gab,
+fällt ihm vielleicht der Schatten
+des Ganzen auf sein Grab.
+
+
+--32--
+
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt,
+der jenes edle Tonstück uns geschenkt;
+der Vogel übt's, der seine Flügel lenkt--
+dir wünsch ich es, mein deutsches Vaterland.
+
+Was allen Flügelwesen wohlbekannt,
+was jedes Blatt, das aus der Hülle bricht,
+ersehnt; was man von Kraft und Tugend spricht--
+das wünsch ich dir, mein deutsches Vaterland.
+
+Ein Flüßchen, an der Schieferberge Rand,
+sehr vielen ist sein Name leerer Schall,
+ein kleines Wort, doch wir ersehnen's all--
+wünsch ich dir auch, mein deutsches Vaterland.
+
+Auch ihn, der tief verabscheut Mord und Brand,
+den Engel, der auf Morgenwiesen geht,
+doch oft verhüllten Hauptes abseits steht--
+ihn sende Gott dir, o mein Vaterland!
+
+
+--33--
+
+In Not und Gefahr
+greife ich ein,
+Schmerzlich willkommen
+der Angst und der Pein;
+lies mich von vorn,
+lies mich verkehrt,
+immer der gleiche,
+geschmäht und geehrt.
+
+
+--34--
+
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland,
+mit Menschen, die uns lieb und blutsverwandt,
+mit jeder Arbeit, die der Seele wert;
+der Reiter rühmt: wir sind's, ich und mein Pferd.
+
+Doch wer es ist, trägt eine schwere Last,
+er ist sich selbst ein mißgeschickter Gast;
+Statt Liebe blüht ihm Mitleid, und im Schwarm
+gesunder Jugend fühlt er doppelt Harm.
+
+
+--35--
+
+Wir sind's gewiß in vielen Dingen
+in einem sind wir's nimmermehr;
+die sind's, die wir zu Grabe bringen,
+und eben die sind's bald nicht mehr.
+ Drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ an Wesen wie Gesicht;
+ drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ zur Zeit noch nicht.
+
+
+--36--
+
+Nennst du das Ganze, tönt es uns entgegen
+von Sommernächten, wo des Mondes Horn
+verschwärmten Pärchen winkt auf lauschigen Wegen,
+und wo aus seinem wundersamen Born
+das Märchen auftaucht und in tiefem Sinnen
+uns anschaut, und verträumte Bäche rinnen.
+
+Teilst du das Wort, stellt dir zuerst sich dar
+die Stadt, die wir mit Ehrfurcht gern beschauen,
+die Heiden einst wie Christen heilig war,
+wo Pilger heut und Kenner sich erbauen;
+ein Teil der Stadt ist noch des Wortes Rest
+und hält den Glanz vergangner Zeiten fest.
+
+
+--37--
+
+Ohne Zepter, ohne Krone
+herrsche ich auf dieser Erde,
+buntes Spiel vor meinem Throne
+zaubert stets mein Wort: Es werde!
+
+Noch zwei Zeichen: Alles wich,
+Pracht und Buntheit sind verschwunden,
+und in künftigen dunklen Stunden
+werden es auch du und ich.
+
+Aber ändre den Akzent:
+sieh, schon quillt das Leben wieder,
+neue Schau und neue Lieder,
+die man gern mit mir benennt.
+
+
+--38--
+
+Mein Strom ergießt sich sickernd durch die Welt,
+ich dring in Haus und Hütte, Schloß und Zelt.
+
+Seitdem der Mensch Urkunden aufbewahrt,
+sind Geist und Wille durch mich offenbart.
+
+Ich schüre Gluten, wirke Herzeleid,
+tief wird durch mich verdammt und hoch gebenedeit.
+
+Versöhnung bring ich und entfache Streit,
+zeig manchen töricht, manchen grundgescheit.
+
+Doch sitzt du in mir, fühlst du dich geknickt;
+vielleicht, daß dir durch mich die Rettung glückt.
+
+
+--39--
+
+Ich nähre mich von fremden Stoffen,
+doch kann auch ohne sie bestehn;
+ich bin's, auf das die Weisen hoffen,
+und alle Weiten stehn mir offen,
+ihr würdet ohne mich vergehn.
+
+Am hellen Tage herrsch ich gerne,
+doch auch die Nacht ist mir vertraut;
+ich wohne auf dem kleinsten Sterne,
+mich schreckt sie nicht, die große Ferne
+die mich mit Geisterhänden baut.
+
+Ich wirke in den Himmelsblitzen,
+versteckter Tat bin ich verhaßt;
+wo grübelnd die Gelehrten sitzen
+und ratlos ob der Lösung schwitzen,
+bin ich ein hochwillkommner Gast.
+
+
+--40--
+
+In alten Zeiten
+hat mich der Mensch erdacht
+und Ordnung mit mir
+in die Dinge gebracht.
+
+Wie nötig bin ich
+der Wissenschaft,
+wie zeige ich
+der Völker Kraft!
+
+Wenn ich nicht eng
+ihm verbunden wär,
+wie würde erliegen
+das tapferste Heer!
+
+Und doch weiß jeder,
+wie schwach ich bin,
+denn erst mein Nachbar
+gibt Halt mir und Sinn.
+
+
+--41--
+
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich;
+mein Leben ging so lind wie Frühlingswellen,
+und zaghaft flossen meines Geistes Quellen,
+ eng, doch erbaulich.
+
+Ich wuchs und wuchs, es schwollen meine Adern,
+sie dehnten sich wie meine Machtgedanken;
+mein Schaffenswille türmte ohne Schranken
+ Quadern auf Quadern.
+
+Den Künsten schuf ich manche Pflegestätte,
+ich half der Wissenschaft zu vollem Wirken,
+und Geist und Arbeit gaben den Bezirken
+ die feste Kette.
+
+Doch Ruh und Frieden mußten weiterziehen;
+und meine Kinder lassen gern sich locken
+von grünen Wäldern, sanften Herdenglocken,
+ mir zu entfliehen.
+
+
+--42--
+
+Mein erstes Wort, im engen Raum genährt,
+strebt weit hinaus, daß es die Welt regiere;
+wir stäken noch im Dämmersinn der Tiere,
+hätte nicht Gott dem Menschen es gewährt.
+
+Mein zweites hat der Kaiser und der König,
+und ist es auch zumeist; fast jeder strebt
+es irgendwie zu sein, solang er lebt,
+und wer es ist, dem scheint es oft zu wenig.
+
+Der, der das Ganze ist, wirft manchen Blitz
+anfeuernd ins Gespräch und ins Gerede,
+ein wohlgelittner Schalk selbst in der Fehde;
+man lobt den Scharfsinn, freut sich an dem Witz.
+
+
+--43--
+
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln,
+so hast du eine schwere Arbeit vor,
+so leicht sie scheinen mag; doch stets erkor
+der Edle sie, wie auch die Zeiten wandeln.
+
+Das andre Wort scheint winzig und gering,
+doch schlummern in ihm unbegrenzte Kräfte;
+es schwillt und wächst, wenn es die rechten Säfte,
+die nur Natur verleihen kann, empfing.
+
+Vereint die Worte: altverbriefte Rechte,
+Gemeinden oder Ständen zuerkannt,
+beherrschten sie vor Zeiten Stadt und Land,
+doch schwinden hin im späteren Geschlechte.
+
+
+--44--
+
+Mein Reich ist unbegrenzt; bis in die fernste Zone
+flieg ich hinaus. Selbst hin zu Gottes Throne
+bahn ich den Weg mir aus der engen Zelle,
+in der ich ward. Ich liebe Klarheit, Helle.
+Dem Willen beigesellt, der Kind mir und Berater,
+bin ich--ich sag es stolz--der größten Taten Vater.
+
+Ein neues Wort schließ an: Es ist des Künstlers Ziel,
+dir zu vermitteln fremder Geister Spiel,
+das er mit seinem Lebensblute tränkt
+und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt.
+Erschrocken sieht's der Arzt, fragt: wie? woher?
+Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht wär.
+
+Vereine beide Worte: Welch ein Wissen
+von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen
+stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen,
+die unsrer Seele dunkle Träume bringen,
+und fühlen scheu des Geistes Doppelwesen.
+Du großes Rätsel, wer wird je dich lösen?
+
+
+
+POLTERABENDGEDICHT
+
+
+für ein kleines Mädchen
+
+(mit einer Schlüssel-Atrappe)
+
+
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+und rutschte herab vom Himmel
+und fiel aus der großen Milchstraße
+grad hier in das Gewimmel.
+Verwundert fragt' ich die Leute:
+Wo kommt ihr denn alle her?
+Da sagten sie mir, daß heute
+hier Polterabend wär.
+Die Ehen schließt man im Himmel,
+und Donnergepolter gibt's auch;
+da bin ich ja wie zu Hause
+und bring meine Gabe auch.
+Nehmt hier den Zauberschlüssel,
+vom Sirius bracht ich ihn mit
+in meiner Sternentasche,
+als ich herunter glitt.
+Stets häng er zu euern Häupten,
+und zieht es euch hinauf,
+schließt er zu jeder Stunde
+den ganzen Himmel auf.
+
+
+
+HOCHZEITSGEDICHT
+
+
+(mit einem Frühlingsblumenstrauß)
+
+Maienkönig schickt mich her,
+sagte, daß hier Hochzeit wär,
+sollt fein gratulieren;
+suchte einen vollen Strauß
+allerschönster Blüten aus,
+euer Haus zu zieren.
+
+Himmelschlüssel, goldig, zart,
+Blumen von besondrer Art,
+schickt er euch mit Grüßen.
+Seht, sie leuchten sonnengleich;
+Liebe heißt das Himmelreich,
+das sie euch erschließen.
+
+Dieses blaue Sternchen spricht
+frommen Sinns: Vergiß-mein-nicht,
+vergiß mir nicht die Treue!
+Treue, die zu Liebe steht,
+ist so stark wie ein Gebet,
+tröstet stets aufs neue.
+
+Hier Narzissen. Weiß und rein,
+ohne Makel sollt ihr sein,
+hütet Sinn und Herzen!
+Seht der Unschuld klares Bild;
+wer an ihm sich stärkt und stillt,
+trägt leicht Not und Schmerzen.
+
+Nehmt hin, was der Mai geschickt,
+nehmt den Strauß und seid beglückt
+für ein langes Leben!
+Unverwelklich blüh er fort,
+tief in eurer Seele Hort
+glühe göttlich Streben!
+
+
+
+NEUJAHRSSPIEL
+
+
+DAS ALTE JAHR
+
+(tritt in grauem Mantel ein)
+
+Grüß Gott, ihr Leute, ich bin das Jahr,
+das immer ist und immer war,
+das immer kommt und immer geht
+und niemals zaudernd stille steht,
+das mit geheimem Pendelschlag
+die Weltuhr regelt Tag für Tag.
+Die Würfel werf ich: Leben und Tod,
+Glück oder Unglück, Heil oder Not--
+sie fallen gewichtig und ordnen die Welt,
+einem Höheren unterstellt.
+Zwölf Kinder hab ich zur Welt gebracht,
+sie gleichen sich wenig, doch jedes hat Macht;
+sie ziehen gestaltend durch die Welt,
+eins mir immer zugesellt,
+während die andern harren und ruhn
+zu neuer Arbeit, zu frischem Tun.
+Nur heute an meinem Geburtstag sind
+sie alle gekommen, aus Regen und Wind,
+aus Sonne und Nebel, aus Tiefen und Höhn,
+ihre alte Mutter wiederzusehn.
+Herein, meine Söhne, ein Kompliment,
+und sagt den Leuten, was ihr könnt!
+
+
+JANUAR
+
+(in dickem Pelz, mit Schlittschuhen und Schellen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Januar,
+voll Schnee und Eis hängt Bart und Haar;
+der Vetter Nordwind versteht das Blasen,
+steif sind die Ohren, rot die Nasen.
+Zugefroren ist See und Fluß;
+rasch den Schlittschuh unter den Fuß!
+ Die Eisen gleiten
+ durch blitzende Weiten
+ in Bogen und Zacken,
+ das gibt rote Backen!
+Hört ihr das Schellengeläut? Meine Gäste
+sausen durch Schnee und Rauhreifgeäste.
+
+
+FEBRUAR
+
+(in Karnevalskostüm mit Pritsche)
+
+Grüß Gott! Ich heiße Februar,
+gleiche dem Bruder fast aufs Haar,
+nur trage ich gern ein Maskenröckchen,
+an meiner Kappe klingeln Glöckchen.
+Weil ich im Spiel und Tanzen tüchtig,
+schelten sie mich vergnügungssüchtig,
+spotten und lachen hinter mir her,
+weil ich zu kurz geraten wär,
+ rufen: "Prinz Karneval,
+ Narren gibt's überall!"
+Doch meinen Punsch und Pfannekuchen
+möchten Narren wie Weise versuchen.
+
+
+MÄRZ
+
+(in Landstreichertracht, mit einem Veilchensträußchen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Bruder März,
+ich habe ein wildes, stürmisches Herz.
+Kann mich nicht mit den Brüdern vertragen,
+puste ihnen den Schnee vom Kragen.
+ Säubre die Wälder,
+ fege die Felder,
+tu aus der Seele das Kalte hassen,
+muß es doch oft mir gefallen lassen;
+aber bin ich erst König ein Weilchen,
+grüßt ihr mit mir die ersten Veilchen,
+seht ihr die Spitzen an Sträuchern und Bäumen,
+die selig von künftger Entfaltung träumen.
+
+
+APRIL
+
+(in Wandervogeltracht mit Zupfgeige)
+
+Grüß Gott! Ich bin der lustge April,
+der immer tut, was er grade will.
+Mal liebe ich's naß, mal liebe ich's trocken,
+die Zugvögel tu ich nach Hause locken.
+ Schneewassergüsse
+ schwellen die Flüsse,
+ich aber streif durch den Wiesengrund,
+öffne der Obstblüte lieblichen Mund
+und nicke den närrischen Träumern zu;
+mit denen steh ich auf du und du,
+_schickt_ sie nur immer! ich lehre sie lachen
+und sich aus den Plagen der Welt nichts machen.
+
+
+MAI
+
+(in Bauerntracht mit Maiglöckchenstrauß)
+
+Grüß Gott! Der Mai darf kaum noch wagen,
+Besondres von sich auszusagen.
+Ich schäme mich wirklich; bin so bekannt
+wie ein bunter Pudel rings im Land.
+Diese sammetlockigen teutschen Tichter,
+hol der Kuckuck das Reimgelichter:
+ "--der süße Mai,
+ der entzückende Mai,
+der blütenbekränzte, der himmlische Mai--"
+mir wird ganz blümerant dabei,
+denk ich an all die Dudelei.
+Die Kinder lob ich; das lärmt und lacht
+und feiert ganz ungereimt meine Pracht.
+
+
+JUNI
+
+(in Gärtnertracht, mit Gießkanne und Rosenstrauß)
+
+Grüß Gott! Ich werde Juni genannt,
+Farben und Düfte bring ich ins Land.
+Seht, wie's im Garten knospet und quillt,
+seht, wie die Frucht sich rundet und schwillt!
+Vor allem muß ich die Rosen wecken,
+ich küsse sie wach an Stamm und Hecken.
+ Sind Regen und Wind
+ mir wohlgesinnt,
+schaff ich und wirk ich am grünen Gewande,
+halte die Hoffnung am schimmernden Bande
+und pflege das Wachstum der kommenden Zeit;
+wenn der Schnitter prüft, ist die Saat bereit.
+
+
+JULI
+
+(in Schäfertracht, mit Kornblumenstrauß)
+
+Grüß Gott! Erlaubt mir, daß ich sitze,
+ich bin der Juli; spürt ihr die Hitze?
+Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,
+die Ähren sind zum Bersten voll;
+reif sind die Beeren, die blauen und roten,
+saftig sind Möhren und Bohnen und Schoten.
+So habe ich ziemlich wenig zu tun,
+darf mich ein bißchen im Schatten ruhn.
+ Duftender Lindenbaum,
+ rausche den Sommertraum!
+Seht ihr die Wolke? fühlt ihr die Schwüle?
+Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.
+
+
+AUGUST
+
+(in Schnittertracht, mit Sichel und Harke)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Monat August,
+bin ernster Pflichten mir bewußt;
+muß Frucht und Korn zur Ernte reifen,
+meine Lieblingsmusik ist das Sensenschleifen.
+Bald kommt die Ernte; der Himmel lacht,
+der Segen wird in die Scheunen gebracht.
+ Zum fröhlichen Reigen
+ jubeln die Geigen.
+Doch mancher steht abseits vom Taumel und denkt
+des Schöpfers, der alles zum Besten lenkt,
+der Ordnung bringt in den Gang der Dinge,
+daß Schweiß und Fleiß auch Freude bringe.
+
+
+SEPTEMBER
+
+(im Touristenkostüm)
+
+Grüß Gott! Ich bin der September, ich ziere
+mit rotem Weinlaub eure Spaliere.
+Dem Wandrer lachen auf allen Wegen
+köstlich die reifenden Früchte entgegen,
+die gelben und blauen. Ich liebe die Ferne,
+am Ufer der Meere träume ich gerne,
+ wo die Welle beginnt,
+ wo die Welle zerrinnt,
+wo die Brandung braust und überschäumt
+und ein Zugvogelschwarm den Himmel säumt;
+da lieg ich und grüble und suche vergebens
+den Sinn des Sterbens, den Sinn des Lebens.
+
+
+OKTOBER
+
+(in Winzertracht mit Weinglas und Flasche)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Bruder Oktober;
+die Nase glänzt mir wie Zinnober,
+das kommt vom Gucken ins Gläschen. Vor Zeiten
+lehrt ich die Menschen Wein bereiten;
+der wurde bald ihr Lieblingsgetränke,
+jetzt kriegt man ihn in jeder Schänke.
+ Kommt mit zum Wein,
+ ich lade euch ein!
+Seht, wie die Wälder sich buntselig färben,
+sie wissen: ein Schlaf nur ist alles Sterben.
+So kommt und sinnt und fragt nicht viel;
+"das Leben ist des Lebens Ziel!"
+
+
+NOVEMBER
+
+(in Jägertracht mit Gewehr)
+
+Grüß Gott! Der November stellt sich vor.
+Mir ist ergeben der große Chor
+der Winde und Stürme, die das Gefilde
+von Unrat säubern; und auch die Gilde
+der Nebel und Wolken ist mir vertraut.
+Wer auf des Meeres Sanftmut baut,
+wagt sein Leben, wenn ich regiere;
+ich hasse den Frohsinn in meinem Reviere,
+ich hasse die Sonne, hasse die Milde,
+zerreiße im Felde das letzte Gebilde.
+Ich liebe nur eins: wenn das Jagdhorn schallt,
+hinter scheuem Wild die Büchse knallt.
+
+
+DEZEMBER
+
+(in beflittertem Pelz, mit kleinem Weihnachtsbäumchen)
+
+Grüß Gott! Ich bin der Dezember und flechte
+zu kurzen Tagen die langen Nächte.
+Karg ist die Sonne in meinem Gezelt,
+doch bring ich ins Haus eine schimmernde Welt.
+Wenn im Ofen die Bratäpfel schmoren,
+flüstert es leise von Mündern zu Ohren,
+gibt es ein Reden, ein Kichern und Necken,
+ein Fragen und Freuen, Pakete verstecken,
+ein "bitte, Mama", ein "sag doch, Papa,
+ists Christkindel denn noch nicht da?"
+Wenn am Heiligen Abend der Tannenbaum brennt,
+bin ich in meinem Element;
+ hell sind die Kerzen,
+ warm sind die Herzen,
+uns kümmert nicht Kälte noch Regen noch Wind.
+Und denen, die arm und traurig sind,
+und wo die Not sonst die Freude verbannt,
+geben wir gern mit Herz und Hand.
+
+
+DAS JAHR
+
+(läßt den grauen Mantel allmählich fallen, steht dann in hellem Festgewand)
+
+Wohl, meine Kinder! Jetzt aber denkt
+an den Wechsel der Dinge und Den, der sie lenkt!
+Stein wird zu Sand, Lebendges zu Stein,
+Luft wird zu Wasser, Glut zu Wein,
+Frucht wird zum Samen, Samen zum Baum,
+Raum wird zu Zeit, und Zeit zu Raum.
+Und immer rollt durchs Himmelszelt
+die Erde, unsre alte Welt,
+die stets verjüngt, in neuer Kraft,
+fruchtbar ihr prangendes Kleid sich schafft.
+Jedoch ihr Diadem und Zier,
+ihr Menschenkinder, das seid ihr!
+Drum freut euch ihrer Herrlichkeit,
+freut euch des Meeres, so stark und weit,
+freut euch der Wälder, der Blüte, der Frucht,
+freut euch der Berge mit Tal und Schlucht!
+Und freut euch eurer eignen Kraft,
+die der Erkenntnis Wunder schafft;
+seid glücklich, daß ihr Menschen seid,
+der schönste Schmuck an Gottes Kleid,
+wenn ihr euch seiner wert gestaltet,
+euch immer göttlicher entfaltet.
+Seid glaubensstark, seid willensklar,
+das wünscht das neue Erdenjahr!
+
+
+CHOR DER MONATE
+
+Seid friedensstark, seid liebesklar,
+das wünscht der Monate bunte Schaar!
+ Prosit Neujahr!
+ Nun reicht euch zur Wende
+ des Jahres die Hände
+ und grüßt euch mit Neigen
+ und schlingt einen Reigen!
+ Spiel auf, Musik, begleite sie,
+ des Jahres Schluß sei Harmonie!
+
+
+
+RÄUBER UND PRINZESSIN
+
+
+Eine Kartoffelkomödie
+
+
+EINFÜHRUNG
+
+Habt ihr schon mal was von der Kartoffelkomödie gehört? Nein? So will ich
+euch erzählen, was das ist.
+
+Die Kartoffelkomödie ist ein Theaterstück, das statt mit Puppen mit
+Kartoffeln gespielt wird. Ihr bittet um ein Paar glatte, nicht zu große
+Kartoffeln, bohrt mit dem Messer in jede ein rundes Loch, so daß ihr euern
+Zeigefinger bis zum ersten Glied hineinstecken könnt, und die Hauptsache
+ist fertig. Ein paar mit Stecknadeln angepiekte Hemdknöpfchen als Augen,
+ein Stückchen Rübe als Mund, und eins als Nase, bilden das Gesicht. Ein
+farbiger Puppenlappen wird oben mit einer Schnur zusammengezogen und um
+den Zeigefinger gebunden, nachdem zwei kleine Löcher für Daumen und
+Mittelfinger hineingeschnitten sind. Ihr werdet euch wundern, wie fein man
+die Finger als Arme und Hände benutzen kann.
+
+Natürlich muß man sich in der Kleidung ein bißchen nach den Personen des
+Stückes richten. In unsrer Komödie, die ich nach einer älteren Vorlage
+ausgebaut habe, bekommt der König eine Krone von Goldpapier und ein rotes
+oder grünes Gewand, das ihr auch etwas mit Goldstreifen besetzen könnt.
+Pumpfia trägt am besten einen kleinen Schleier mit einem Streifchen
+Silberpapier um den Kopf, Jagomir einen großen braunen oder grauen Hut
+mit einer roten Feder, der Kanzler einen schwarzen Zylinder. Natürlich
+wird all das aus Papier gemacht. Die Kleider könnt ihr euch selbst
+ausdenken, jeder Flicken ist dazu brauchbar.
+
+Wenn ihr das Stück aufführen wollt, ist es am bequemsten, ihr spannt
+irgendeine Decke oder ein Tuch in einen offenen Türrahmen, und zwar so
+hoch, daß ihr bequem mit den Händen hinauflangen könnt; eure Köpfe dürfen
+natürlich ebenso wenig zu sehen sein wie eure Füße. Einen Vorhang braucht
+man nicht; die Puppen verschwinden einfach hinter dem Tuch und kommen auch
+wieder so zum Vorschein. Jedes Kind kann zwei Puppen spielen, mit jeder
+Hand eine; bei einer muß es dann seine Stimme etwas verstellen.
+
+So, nun versucht mal euer Heil! Es wird euch viel Spaß machen; und den
+Zuschauern auch.
+
+
+PERSONEN:
+
+König Pflaumenmus.
+Prinzessin Pumpfia.
+Der Kanzler.
+Der Räuber Jagomir.
+
+
+ERSTE SZENE.
+
+Der König tritt auf, vom Kanzler begleitet.
+
+
+KÖNIG:
+
+Der Sommerabend ist so schön,
+da muß man doch spazieren gehn.
+Die Rosen duften süß, hazieh!
+Die Nachtigall singt türütü--
+--wie schmerzt mein linker großer Zeh,
+und auch der rechte tut schon weh.
+Den Schuster häng mir an den Galgen,
+(Kanzler verbeugt sich)
+denn er gehört zu den Kanallgen.
+(König schnüffelt in die Luft)
+Wie duftet's hier nach Bratkartoffeln,
+da kriegt man wirklich Appetit.
+Geh, Kanzler, hol mir die Pantoffeln,
+und bring die Abendzeitung mit.
+(Kanzler verbeugt sich und will gehn)
+Halt! hemme noch den eiligen Lauf
+und setz mir erst die Brille auf.
+(Kanzler tut's, dann ab.)
+Ein König muß sich informieren,
+es könnt doch was im Land passieren.
+(Kanzler kommt mit der Zeitung und den Pantoffeln zurück.)
+
+
+KANZLER:
+
+Hier, König, bringe ich die Zeitung,
+die allerneuste Meinungsleitung.
+Auch Schlupfschuh hier aus Woll' und Watte,
+wie Majestät befohlen hatte;
+und frage untertänigst an,
+ob ich noch sonstwie dienen kann.
+
+
+KÖNIG:
+
+Nun ja, rück mir die Krone grade;
+denn fiel sie runter, wär's doch schade.
+(Kanzler rückt die Krone zurecht.)
+Was steht denn hier im Tageblatt?
+Prinz Kasimir kommt in die Stadt?
+Da wird er uns gewiß besuchen.
+He, Kanzler, haben wir noch Kuchen?
+
+
+KANZLER:
+
+Herr, nicht 'ne einzige Butterschrippe.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, häng nicht gleich die Unterlippe;
+hol Streußelkuchen vom Konditor,
+auch Vollmilch, einen halben Litor.
+
+
+KANZLER:
+
+Ach, Herr, von Geld ist keine Spur.
+
+
+KÖNIG:
+
+Das schad't nix, Kanzler; pumpe nur.
+Wir Könige lassen uns nicht lumpen,
+und sollten wir die Welt auspumpen.
+Geh jetzt und sorge für mein Land
+mit Militär und mit Verstand!
+(Kanzler verneigt sich, tritt vor.)
+
+
+KANZLER:
+
+Was hat ein Kanzler doch für Sorgen;
+wo soll ich bloß schon wieder borgen?
+Wer schafft mir von der Deutschen Bank
+den Schlüssel zu dem Kassenschrank?
+Reichskanzler sein ist wirklich schwer;
+ich dachte nicht, daß es so wär.
+Ich annonciere in der "Quelle",
+vielleicht krieg ich 'ne andre Stelle.
+(Kanzler ab.)
+
+
+KÖNIG (lesend):
+
+Den Streik, den soll der Kuckuck holen!
+Wir haben so schon keine Kohlen,
+mein Thronsaal wird tagtäglich kälter,
+und ich--ich werde immer älter.
+Auf diese Bank will ich mich legen,
+ein Stündchen süßer Ruhe pflegen.
+(Legt sich hin und schnarcht.)
+
+
+ZWEITE SZENE.
+
+Pumpfia, König.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wo bist du denn, mein Väterchen,
+mein süßer Pumps, mein Käterchen?
+
+
+KÖNIG:
+
+Wer stört mir meine Ruh im Grase?
+Ach, _Du_ bist's, kleine Stumpelnase.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bring dein Leibgericht,
+Bratkartoffeln! riechst du's nicht?
+Ich briet sie selbst, ist das nicht nett?
+mit Liebe und mit Hammelfett;
+und machte Klopse dir zulieb,
+vom Fleisch, das gestern übrig blieb.
+
+
+KÖNIG (essend):
+
+Ich danke dir, mein Herzensmops,
+für die Kartoffeln und den Klops.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bin bald zwanzig Jahre
+und kriege nächstens graue Haare;
+ich mach mich immer wunderschön,
+allein kein Freier läßt sich sehn.
+Ich krieg am End gar keinen Mann;
+was fang ich alte Jungfer an?
+(Sie weint.)
+
+
+KÖNIG:
+
+So liebe _mich_, mein süßes Kind!
+Heiraten geht nicht so geschwind.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach doch, Papa, 's geht ganz bequem.
+Wenn doch ein Prinz, ein trauter, käm!
+(weint stärker.)
+
+
+KÖNIG:
+
+Mein Pümpfchen, tröste dich bis morgen,
+da will ich dir 'nen Mann besorgen.
+
+
+PUMPFIA
+
+(fällt ihm um den Hals):
+Du guter einziger Papa,
+ich sag gewiß zu allen ja.
+
+
+KÖNIG:
+
+Leb wohl, ich muß zur Konferenz;
+es ist nicht gut, wenn ich die schwänz.
+(König ab.)
+
+
+DRITTE SZENE.
+
+Pumpfia, nachher Jagomir.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ich arme Pumpfia und Prinzessin,
+ach könnt ich doch mein Leid vergessen!
+allein, o leider ganz allein,
+in diesem holden Mondenschein!
+Kein Jüngling liebt mich nur ein bißchen,
+kein Prinz gibt mir ein holdes Küßchen.
+Mein Herz ist leer, mein Kopf ist dumm,
+ich fall vor lauter Sehnsucht um--
+(fällt um.)
+
+
+JAGOMIR (tritt auf):
+
+Ich stahl mir heimlich hier herein,
+hier wird doch was zu mausen sein?
+(Schnüffelnd)
+Nee, wo mit Hammelfett gebraten,
+da regnet's sicher nich Dukaten.
+(Er erblickt Pumpfia )
+'ne Dame? Ei, wie wunderschön;
+die muß ich mal genau besehn.
+(Er tut's.)
+Ich nehme mir den Hochgenuß
+und geb ihr einen süßen Kuß.
+(Er tut's.)
+
+
+PUMPFIA (erwachend):
+
+Was ist das für ein schöner Mann?
+Ich wag's und red ihn lieblich an.
+Wer seid Ihr, herrlicher Genoß?
+Wie kamt Ihr her in dieses Schloß?
+Ich bin durch Euern Gruß beglückt;
+hat Euch ein Engel hergeschickt?
+
+
+JAGOMIR:
+
+'n Engel? Nee, das war der Robert;
+der hat das Ding hier ausbaldowert.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ist alles gleich; du bist mein Schätzchen,
+mein süßer Freund, mein Busenlätzchen.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Aber--was wird dein Vater sagen?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach was, wer wird den Alten fragen.
+
+
+JAGOMIR (küßt sie):
+
+Mein honigsüßer Sirupstengel,
+mein Marzipan, mein Zuckerengel!
+
+
+PUMPFIA:
+
+Welch Geist, welch Witz, welch hoher Held!
+Pumpfia geht mit dir durch die Welt!
+
+
+JAGOMIR:
+
+Mein Schätzchen, hast du auch Moneten?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Die sind hier weniger vertreten;
+an diese Frage rühre nich,
+geliebter Freund, entführe mich.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Na, denn man zu, du süße Hummel!
+(Beiseite)
+Verflixt, das wird 'n schöner Rummel.
+
+
+VIERTE SZENE.
+
+König, die Vorigen.
+
+
+KÖNIG:
+
+Prinzessin Pumpfia, Kasimir,
+wo seid ihr kleinen Schäker ihr?
+Ihr wollt euch wohl vor mir verstecken?
+Na wart't, ich werd euch gleich entdecken.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+I, du meine himmlische Güte,
+die jlooben, ick sei ein Prinz von Geblüte;
+dabei gehör ick zum Räuberstand,
+der ernährt seinen Mann besser als so'n Land.
+(Laut):
+Guten Tag, Herr König, ich habe die Ehr
+und verbeuge mir sehr.
+(Er tut's)
+
+
+KÖNIG:
+
+Mein Vaterherz hüpft froh und warm:
+mein Pümpfchen in des Prinzen Arm.
+Mein hoher Gast, Prinz Kasimir,
+wie findet meine Tochter Ihr?
+
+
+JAGOMIR:
+
+Das Mädel hier? Na, himmlisch süß,
+wie'n Engelken im Paradies.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, nimm se dir se denn se doch,
+und spanne sie ins Ehejoch;
+dann kocht dir deine kleine Braut
+Erbsen mit Speck und Sauerkraut.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ach ja, und dann Kartoffelklöße
+mit einer süßen Pflaumensöße.
+(Umarmung.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wenn man in deinen Armen ruht,
+dann kocht sich's gleich noch mal so gut.
+
+
+KÖNIG:
+
+Ich bin gerührt wie Quetschkartoffeln,
+verlier vor Rührung die Pantoffeln.
+(Er tut's; die Pantoffeln fallen in den Zuschauerraum.)
+
+
+FÜNFTE SZENE.
+
+Kanzler, die Vorigen.
+
+
+KANZLER:
+
+Der Brief kommt eben von der Post,
+der fünfundzwanzig Pfennige kost't.
+
+
+KÖNIG:
+
+Wie oft schon hab ich deklariert,
+ich nehme nichts mehr unfrankiert.
+Kommt mir noch mal so'n Ding ins Haus,
+dann fliegt es gleich zum Fenster raus.
+(Er öffnet den Umschlag)
+Laß sehn, was steht in diesem Brief.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+Na, geht die Sache doch noch schief?
+
+
+KÖNIG (liest):
+
+"Prinz Kasimir entbeut den Gruß
+dem hohen König Pflaumenmus;
+er wird ihn heute noch besuchen
+und hofft auf Kaffee und auf Kuchen."--
+Von alldem tut der Bauch mir weh;
+was nun, mein Schwiegersohn _in spe_?
+Seid Ihr denn nicht Prinz Kasimir?
+
+
+JAGOMIR (stolz):
+
+Ich bin der Räuber Jagomir!
+
+
+KÖNIG:
+
+Ein Räuber? Hu, das ist ein Graus,
+der reißt mir die Gedärme aus!
+Gewiß, er wird mich massakrieren
+und mir mein Pümpfchen dann entführen.
+(Er weint.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Was mich betrifft, ich halte still,
+wenn er nur dich verschonen will.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ich schon ihn gern, und auch sein Geld--
+(beiseite): das er nicht hat!
+Ich bin ein edler Räuberheld.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Mein süßer Schuft, mein Wonneheld,
+mit dir stehl ich die ganze Welt.
+(Umarmung.)
+
+
+JAGOMIR:
+
+Bald kommt der Kasimir ins Haus;
+komm, Pümpfchen, komm, wir rücken aus!
+Im Walde steht mein freies Schloß,
+da schläft sich's fein--auf Heu und Moos.
+
+
+KÖNIG:
+
+Na, dann leb wohl, mein teures Kind!
+Hier hast du noch ein Angebind
+(gibt ihr einen Zweimarkschein)
+und außerdem noch meinen Segen.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Den kannst du uns auf Zinsen legen.
+(Beide ab.)
+
+
+KÖNIG:
+
+Nun sind sie weg, o Schmerz, o Graus,
+ich weine mir ein Auge aus.
+(Er tut es, wirft den Augenknopf unter die Zuschauer.)
+O Kasimir, Prinz Kasimir,
+warum warst du nicht eher hier!
+Wirr ist mein Herz, wirr ist mein Kopf;
+die Welt, die ist ein Wackeltopf.
+Nur eins ist unverrückt und wahr,
+nur eins wie meine Pleite klar:
+Hoch herrschen über Raum und Zeit
+die Frechheit und die Dreistigkeit.
+(Vorhang.)
+
+
+
+KASPERLE UND DER KRIEG
+
+
+Ein Stückchen fürs Kasperltheater
+
+
+KASPERLE (allein, singt):
+
+ Bummvallera
+ ist nicht da;
+ wo ist Bummvallerallerallera?
+
+(Er gähnt.) Ach, ist die Welt langweilig! Vor lauter Langerweile hab ich
+schon ein paarmal meine Finger gezählt; aber komisch, es kommt immer was
+andres raus. (Er zählt an seinen Händen): 1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, 14,
+15--na ja, nun sind's wieder 15. Na, noch mal: 1, 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12,
+13, 14--komisch, nu sind's wieder 14. Mal hat der Mensch 15 und mal 14
+Finger; und dabei sehn sie immer egal aus.(Es klopft.) Ei, da kommt
+Besuch. Immer 'rein, meine Herrschaften, immer 'rein! (Polizist kommt.)
+
+
+POLIZIST:
+
+Bist du der Kasper?
+
+
+KASPERLE:
+
+Was? Kasper? Herr Kasper heißt es, geehrter Herr Kasper heißt es,
+wertgeschätzter Herr Kasper heißt es, Sie oller Helmaffe Sie, Sie
+untertänigster Rasselsäbel!
+
+
+POLIZIST:
+
+Mann, seien Sie mal etwas höflicher zur königlichen Polizei!
+
+
+KASPERLE:
+
+Höflich? Hi hi, höflich? Mit Höflichkeit fängt man nicht mal 'nen Floh.
+Oder soll man etwa sagen: bitte, Herr Floh, seien Sie so gut, Herr Floh?
+
+
+POLIZIST:
+
+Kasper, du bist ein Esel!
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Esel? Was Sie sagen! Ist 'n nettes Tierchen, so'n Esel, hihi; klettert
+auf die höchsten Stellen und fällt nicht runter. Hihi, möcht schon solch
+Tierchen sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Lirum, larum, Kasper, du mußt jetzt in den Krieg; darum bin ich
+hergekommen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Krieg? Was ist denn das? Kriecht man da rum, in dem Krieg? Ich bin doch
+kein Kriechtier!
+
+
+POLIZIST:
+
+Du dummer Kasper, du dammliger, der Krieg sind Schlachten mit Bomben und
+Kanonen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Schlachten? Ei, das kenn ich, da gibt's frische Wurst; Blut- und
+Leberwurst, hihi, das schmeckt aber fein!--Und Bomben? wissen Sie, die
+backt meine Omama mir immer zu Weihnachten; die kenn ich auch. Und
+Kanonen? ja, die stehn noch vom Großvater selig her auf'm Kramboden; der
+war Sie nämlich Mistbauer, und brauchte so'ne dicken hohen Schmierstiebeln.
+Also, dann kenn ich ja den Krieg; muß 'ne lustige Sache sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Na warte man, du Frechdachs, wirst es schon merken, wenn's dir man erst um
+die Ohren knallt.
+
+
+KASPERLE:
+
+Knallen tut's da? O jemine! Wissen Sie, Herr Kriegsminister, gegen Knallen
+hab ich von Kind auf 'ne Idiokratie.
+
+
+POLIZIST:
+
+Idio_syn_krasie meinst du wohl, dummer Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Nee, Herr Rasselsäbel, Sinn ist da nicht drin; sonst wär's ja keine
+Idiotokratie. (Er singt):
+
+ Die Welt, die haut sich tot wie nie,
+ tot wie nie, tot wie nie,
+ und füttert das Meer mit Korn und Vieh,
+ Korn und Vieh, Korn und Vieh;
+ das ist doch Idiotokratie, Tokratie, Tokratie,
+ Idiotokratie!
+
+
+POLIZIST:
+
+Halt deinen dummen Schnabel, Kasper, das verstehst du nicht; das ist die
+hohe Diplomatie. Sage mir lieber, wie dein Vater heißt, Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Das kann ich Ihnen durchaus nicht sagen, Sie neugieriger Iltis, alldieweil
+ich das selber nicht weiß. Ich glaube, ich hatte gar keinen Vater.
+
+
+POLIZIST:
+
+Und deine Mutter?
+
+
+KASPERLE:
+
+'ne Mutter? 'ne Mutter hab ich auch nicht gehabt. Bloß 'ne Großmutter und
+'ne Urmama; die haben mich zusammen zur Welt gebracht.
+
+
+POLIZIST:
+
+Du bist 'n Ochse, Kasper, oder 'n Frechdachs; jeder Mensch hat doch 'ne
+Mutter.
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Ochse? das wär was, ei der Daus! Was wär ich da wert bei den heutigen
+Fleischpreisen? wir wollen mal zusammen rechnen, Herr Kriegsminister.
+Also: ich wiege 150 Pfund, das Pfund kostet jetzt 8 Mark 50. Erst also 100
+mal 8 Mark 50--hängen wir einfach zwei Nullen an, das macht 85000 Mark;
+und dann noch 50 mal 8 Mark 50, das ist mir zu schwer, das kann ich nicht
+rechnen. Wissen Sie's vielleicht, Herr Kriegsrat?
+
+
+POLIZIST:
+
+Na, das sind ungefähr 4000 Mark, Kasperle; es ist ja auch schon lange her,
+daß ich in der Schule war.
+
+
+KASPERLE:
+
+Also, ich hatte 85000 Mark; und Ihre 4000 Mark dazu, macht 100000 Mark.
+Sehn Sie, Herr Kriegsminister, soviel ist der Kasper werf, wenn er ein
+Ochse ist; hihi, was sagen Sie nun, Herr Oberkanonenrat? Was mag man da
+erst wert sein, Sie, wenn man ein fettes Schwein ist! Wissen Sie was:
+wir wollen beide Bauern werden und fette Schweine zusammen ausbrüten.
+(Er singt):
+
+ O wär ich doch ein Öchselein,
+ Öchselein, Öchselein,
+ oder auch ein fettes Schwein,
+ fettes Schwein, fettes Schwein,
+ dann pökelt' ich mich selber ein,
+ si- sa- selber ein.
+ Da käm ich in ein großes Faß,
+ großes Faß, großes Faß,
+ da rollt' ich in das Kellergelaß,
+ Kellergelaß, Kellergelaß,
+ da hätt ich für den Winter was,
+ Wi- Wa- Winter was.
+
+
+POLIZIST (packt ihn):
+
+Ach was, vorwärts marsch mit dir in den Krieg! und hast-du-nicht-gesehn
+ins Feuer!
+
+
+KASPERLE:
+
+Ins Feuer soll ich? Ich ins Feuer? Aber ich bin doch keine Preßkohle,
+Herr Oberheizer, daß ich ins Feuer soll? (Er ruft ins Haus): Großmama,
+mein Puttchen, du alte Knochenmühle! komm doch mal her, aber putz dich
+nicht erst! man will dein Kasperle ins Feuer stecken! (Großmutter kommt.)
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+Was ist denn los? Was schreist du so, Kasperchen?
+
+
+POLIZIST:
+
+Er muß in den Krieg und will nicht, der Racker!
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+O Gott, o Gott, in den Krieg, mein Herzblatt? Da werden sie dich
+totschießen, armes Kasperchen! Ogottogottogottedoch!
+
+
+KASPERLE:
+
+Laß man, Omamachen wenn sie schießen wollen, nehm ich meine Pritsche und
+hau sie selber tot. Guck mal, so--so--haste-nich-gesehn--(er haut den
+Polizisten tot, wirft ihn über die Rampe und sagt dabei:) Ja, quiek man!
+den Kasper krigst du nicht! der lebt ewig, du oller Rasselsäbel!--
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER ÜBERSCHRIFTEN
+
+
+
+Gruß an die Großen
+Gruß an die Kleinen
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+Wunderchen
+Geht leise
+Wittewoll schlafen
+Frühstück
+Seereise
+So lala
+Mein Wagen
+Kutscher auf dem Knie
+Ereignis
+Heilsprüchel
+Schlimme Geschichte
+Austreibung
+Wenn Rumpumpel brummig ist
+Der Pudding
+Zwei Mäulchen
+Mückebold
+Das Scherchen
+Geschichtchen vom Winde
+Anziehliedchen
+Das Lämmechen
+Die wilden Beinchen
+Der lumpichte Bu
+Tintenheinz und Plätscherlottchen
+Es regnet
+Trösterchen
+Häschen in der Grube
+Hasenspiel
+Drei Bäumchen
+Schabernack
+Am Abend
+Gutenachtliedchen
+Freund Husch
+Rumpumpels Geburtstag
+Mutters Geburtstag
+Rumpumpel tanzt
+Kreiselliedchen
+Konzert
+Die ersten Höschen
+Der kleine Sünder
+Flutschpeter
+Die Trommelpartie
+Rumpelreim
+Das Karnickel
+Lektion
+Lied des Hühnchens
+So sieht unsre Wirtschaft aus
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+Das Haus
+Mit Trommel und Trab
+Siebenschläfer
+Osterlied
+Maiwunder
+Hansel und Gretel
+Prinzeßchen
+Das große Loch
+Zwei Gesellen
+Wenn's Pfingsten regnet
+Eine Hühnergeschichte
+Marieken und die Küken
+Kinderküche
+Essensregeln
+Die böse Mies
+Pottkieker
+Der Reitersmann
+Das richtige Pferd
+Der kleine Rekrut
+Der Hauptmann
+Abzählreim
+Fragefritze und die Plappertasche
+Plappermündchen
+Puppendoktor
+Kleiner Einkauf
+Vaters Geburtstag
+Das Himmelsprinzeßchen
+Windfreude
+Lied vom Monde
+Weihnachtsschnee
+Knecht Ruprecht in Nöten
+Frohe Botschaft
+Der liebe Weihnachtsmann
+Sankt Niklas' Auszug
+Bescheidene Frage
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+Widmung
+Sonne
+Marienlied
+Korsisches Wiegenlied
+Königskind
+Heimweh
+Elfenreigen
+Wiegenmärchen
+Traumballade
+Mutter Hule
+Ein Singsang vom Rheine
+Badeballade
+Der Teufel und die Katz
+Der Esel und die Löwenhaut
+Ein Spatzengespräch
+Drei Koboldstreiche
+Spuk
+Der Märchenkönig und sein Töchterlein
+Weihnachtsgang
+Weihnachtsbesuch
+König Kuchen und Königin Schokolade
+Der erste Mai
+Wetterwunsch
+Hammerliedchen
+Im Sonnenschein
+Wanderlied
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+Spruch fürs Leben
+Allerlei Rätsel:
+ 1) Windmühle
+ 2) Die ersten Zähnchen
+ 3) Sau-er-kraut
+ 4) Spitzbube
+ 5) Stiefelknecht
+ 6) Rebe--Eber; Recke--Ecker; Rotte--Otter; Rinde--Inder; Rabe--aber
+ 7) Matrone, Makrone, Marone
+ 8) Gitter, Rettig
+ 9) Vielleicht
+ 10) Zeit
+ 11) Schafwolle und Rindleder
+ 12) Versohlt
+ 13) Überlegen
+ 14) Saumselig
+ 15) Verzogen
+ 16) Drosselbart
+ 17) Nachbarschaft
+ 18) Der Rat
+ 19) Besessen
+ 20) Ausschlag
+ 21) Fassung
+ 22) Eingefallen
+ 23) Druckfehlerteufel
+ 24) Feuerwasser
+ 25) Wasserscheide, Scheiderwasser
+ 26) Winde
+ 27) Leiter
+ 28) Welle
+ 29) Donnerkeile
+ 30) Linsengericht
+ 31) A, Horn, A horn
+ 32) Aufschwung; Entfaltung; Sieg; Frieden
+ 33) Retter
+ 34) Verwachsen
+ 35) Verschieden
+ 36) Romantik
+ 37) Mode, modern
+ 38) Die Tinte
+ 39) Das Licht
+ 40) Die Zahl
+ 41) Die Stadt
+ 42) Geistreich
+ 43) Gerecht, Same, Gerechtsame
+ 44) Gedankenübertragung
+Polterabendgedicht
+Hochzeitsgedicht
+Neujahrsspiel
+Kartoffelkomödie: Räuber und Prinzessin
+Kasperle und der Krieg
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER ANFANGSZEILEN
+
+
+
+Auf der höchsten Berge Rücken
+Auf der Leine, auf grünem Platz
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich
+Aus lichtem See
+Bei König Kuchen und Königin Schokoladen
+Blümchen hängt das Köpfchen
+Bummvallera ist nicht da
+Christkindchen lag im Stalle
+Das große Loch
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein
+Das Wort pflegt zu erhöhn
+Der Bauer schläft im Hirsekraut
+Der Esel, der Esel
+Der Schneidermeister Piekenich
+Der Sommerabend ist so schön
+Der Vater will's das Fritzchen
+Des Mondes Tochter Mirlamein
+Die alte Mutter Hule
+Die erste frißt
+Die ersten sind ein Untertan
+Die erste Silbe führt die krause Schar
+Die Henne legt ein Ei
+Eia, wir Elfen
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt
+Ein Kätzlein ging einst jagen
+Ein Müllersmann aus Oberwesel
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland
+Er geht in sich, um sich zu pflegen
+Es läuft und hat keine Beine
+Es regnet, es regnet
+Es tanzen zwei Gesellen
+Es war einmal ein Kätzchen
+Es war zur lieben Weihnachtszeit
+Fixfax der arge Kobold spricht
+Flutschpeter lief nie gradeaus
+Fritz, ich möcht den Spaten haben
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+Früh, eh ich's konnt begreifen
+Geht leise
+Gestern lief der Peter weg
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder
+Grüß Gott, ihr Leut, ich bin das Jahr
+Guten Morgen, ihr Beinchen
+Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau
+Hansel und Gretel stehen zu zwein
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr
+Häschen in der Grube
+Has, Has, Osterhas
+Heini, Heini
+Herbei, ihr kleinen Wichte
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+Herr Steuermann, Herr Steuermann
+Hinter den Birken über den Rasen
+Hinüber, hinein
+Hühner, wollt ihr wohl artig sein
+Hurra, zum ersten Mal
+Husch, husch, husch
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus
+Ich bin das Himmelsprinzeßchen
+Ich bin der Hauptmann
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+Ich habe Flügel--rate, Kind
+Ich hab einen Helm aus Packpapier
+Ich hab keine Hände und kann doch tragen
+Ich möcht euch alle miteinander
+Ich nähre mich von fremden Stoffen
+Ich stand begehrlich am Worte
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf
+Ihr Siebenschläfer in den Höhlen
+Im Stall unter Schäfchen bäht
+In alten Zeiten
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemütlich
+In Leipzig wohnt ein Bäckermeister
+In Not und Gefahr
+In Wolfenbüttel wohnt ein Lamm
+Jung jung drei Bäumchen
+Ka Strümpferl im Kasten
+Klänge wachsen auf den Wegen
+Klärchen nähte an dem ersten
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+Kräht der Hahn früh am Tage
+Kra, kra, kalter Schnee
+Kribbel-krabbel-Käfer
+Ländliche Straßen, dicht beschneit
+Leise, Peterle, leise
+Leises Klopfen an der Türe
+Lieber Doktor Pillermann
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenaß
+Maienkönig schickt mich her
+Maikönig kommt gefahren
+Maria herzt ihr Kindelein
+Mariechen war's; mit meinem Kuchen
+Marie-Marei-Marieken
+Marie-Marei will Braten machen
+Mein erstes ist ein Hund
+Mein erstes ist nicht wenig
+Mein erstes Wort, im engen Raum genährt
+Mein Reich ist unbegrenzt: bis in die fernste Zone
+Mein Strom ergießt sich sickernd durch die Welt
+Mein Wagen hat vier Räder
+Mückchen, Mückchen, Dünnebein
+Musik, Musik, die Flöte kommt
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten
+Nennst du das Ganze, tönt es uns entgegen
+Oben aus dem Fahnenhaus
+Ohne Zepter, ohne Krone
+Pink, pank, Hammerschlag
+Pitsch--patsch--Badefaß
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Quellchen geht in den Rauschebach
+Rate, Freund, es ist nicht schwer
+Rechts, links, über Eck
+Ride-bide-Bummstock
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie
+Rumpumpel tanzt
+Rumpumpel will essen
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas
+Scheine, Sonne, scheine
+Schimmel, willst du laufen
+Schlafe, mein kleiner Wildling
+Schlafe ruhig, Königskind
+Schnell, schnell, Besen
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen
+Sind es die Feinde, muß man sich wehren
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand
+So morgens um halb acht herum
+Sonnenlichter, Frühlingswichter
+Sonne scheint draußen und scheint in die Grube
+Spitzt das Ohr und merkt euch still
+Standen vier weiße Ritterchen
+Steht ein Töpfchen rund und nett
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant
+Still--was bloß das Kätzchen will
+Traumkönig geht durch bleiches Land
+Tuck--tuck--heut ist Regentag
+Unser Müller hat ein Mühlenhaus
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen
+Vor der Laube kräht der Hahn
+Wächst einer alten Dame
+Wagen im Wind
+Waldtaube saß gefangen
+Wenn das R am Anfang steht
+Wenn der Wind über Wiesen und Felder rennt
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt
+Wenn ich in die Stube geh
+Wer es hat, der ist betrübt
+Wer kommt dort angeflogen
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd
+Wer strampelt im Bettchen
+Wer tanzt mit mir
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln
+Wind, Wind, sause
+Winkele, wankele
+Wir sind's gewiß in vielen Dingen
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland
+Zwei Worte weiß ich, die einander feind
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+***** This file should be named 13732-8.txt or 13732-8.zip *****
+This and all associated files of various formats will be found in:
+ https://www.gutenberg.org/1/3/7/3/13732/
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+Updated editions will replace the previous one--the old editions
+will be renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no
+one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
+(and you!) can copy and distribute it in the United States without
+permission and without paying copyright royalties. Special rules,
+set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
+copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
+protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
+Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
+charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
+do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
+rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
+such as creation of derivative works, reports, performances and
+research. They may be modified and printed and given away--you may do
+practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
+subject to the trademark license, especially commercial
+redistribution.
+
+
+
+*** START: FULL LICENSE ***
+
+THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
+PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
+
+To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
+distribution of electronic works, by using or distributing this work
+(or any other work associated in any way with the phrase "Project
+Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
+Gutenberg-tm License (available with this file or online at
+https://gutenberg.org/license).
+
+
+Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
+electronic works
+
+1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
+electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
+and accept all the terms of this license and intellectual property
+(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
+the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
+all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
+If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
+Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
+terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
+entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
+
+1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
+used on or associated in any way with an electronic work by people who
+agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
+things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
+even without complying with the full terms of this agreement. See
+paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
+Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
+and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
+works. See paragraph 1.E below.
+
+1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
+or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an
+individual work is in the public domain in the United States and you are
+located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
+copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
+works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
+are removed. Of course, we hope that you will support the Project
+Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
+freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
+this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
+the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
+keeping this work in the same format with its attached full Project
+Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
+
+1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
+what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
+a constant state of change. If you are outside the United States, check
+the laws of your country in addition to the terms of this agreement
+before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
+creating derivative works based on this work or any other Project
+Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
+the copyright status of any work in any country outside the United
+States.
+
+1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
+
+1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
+access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
+whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
+phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
+Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
+copied or distributed:
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
+from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
+posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
+and distributed to anyone in the United States without paying any fees
+or charges. If you are redistributing or providing access to a work
+with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
+work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
+through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
+Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
+1.E.9.
+
+1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
+with the permission of the copyright holder, your use and distribution
+must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
+terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
+to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
+permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
+
+1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
+License terms from this work, or any files containing a part of this
+work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
+
+1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
+electronic work, or any part of this electronic work, without
+prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
+active links or immediate access to the full terms of the Project
+Gutenberg-tm License.
+
+1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
+compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
+word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
+distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
+"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
+posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
+you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
+copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
+request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
+form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
+License as specified in paragraph 1.E.1.
+
+1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
+performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
+unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
+
+1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
+access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
+that
+
+- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
+ you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
+ owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
+ has agreed to donate royalties under this paragraph to the
+ Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
+ must be paid within 60 days following each date on which you
+ prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
+ returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
+ sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
+ address specified in Section 4, "Information about donations to
+ the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
+ you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
+ does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
+ License. You must require such a user to return or
+ destroy all copies of the works possessed in a physical medium
+ and discontinue all use of and all access to other copies of
+ Project Gutenberg-tm works.
+
+- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
+ money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
+ electronic work is discovered and reported to you within 90 days
+ of receipt of the work.
+
+- You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg-tm works.
+
+1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
+electronic work or group of works on different terms than are set
+forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
+both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
+Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
+Foundation as set forth in Section 3 below.
+
+1.F.
+
+1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
+effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
+public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
+collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
+works, and the medium on which they may be stored, may contain
+"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
+property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
+computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
+your equipment.
+
+1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
+of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
+Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
+Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
+liability to you for damages, costs and expenses, including legal
+fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
+LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
+PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
+TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
+LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
+INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
+DAMAGE.
+
+1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
+defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
+receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
+written explanation to the person you received the work from. If you
+received the work on a physical medium, you must return the medium with
+your written explanation. The person or entity that provided you with
+the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
+refund. If you received the work electronically, the person or entity
+providing it to you may choose to give you a second opportunity to
+receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
+is also defective, you may demand a refund in writing without further
+opportunities to fix the problem.
+
+1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
+in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
+WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
+
+1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
+warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
+If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
+law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
+interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
+the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
+provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
+
+1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
+trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
+providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
+with this agreement, and any volunteers associated with the production,
+promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
+harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
+that arise directly or indirectly from any of the following which you do
+or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
+work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
+Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
+
+
+Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at https://pglaf.org
+
+For additional contact information:
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+with these requirements. We do not solicit donations in locations
+where we have not received written confirmation of compliance. To
+SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
+particular state visit https://pglaf.org
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+approach us with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including including checks, online payments and credit card
+donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate
+
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
+works.
+
+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
+concept of a library of electronic works that could be freely shared
+with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
+Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+
+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
+unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
+
+ https://www.gutenberg.org
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
diff --git a/old/13732-8.zip b/old/13732-8.zip
new file mode 100644
index 0000000..bd6838a
--- /dev/null
+++ b/old/13732-8.zip
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h.zip b/old/13732-h.zip
new file mode 100644
index 0000000..fcc2cac
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h.zip
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/13732-h.htm b/old/13732-h/13732-h.htm
new file mode 100644
index 0000000..7375106
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/13732-h.htm
@@ -0,0 +1,7495 @@
+<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
+ "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
+<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
+<head>
+<meta name="generator"
+content="HTML Tidy for Windows (vers 1st April 2002), see www.w3.org" />
+<meta http-equiv="Content-Type"
+content="text/html; charset=iso-8859-1" />
+<title>Das liebe Nest</title>
+
+<style type="text/css">
+/*<![CDATA[*/
+ body { margin-left: 18%; margin-right: 18% }
+ p { text-align: justify; text-indent: 1em; margin-top: 1ex; margin-bottom: 1ex }
+ p.front { text-align: center; font-size: 1.4em; text-indent: 0; margin-top: 10ex; margin-bottom: 10ex}
+ .subhead {text-align: center; margin-top: 2ex; margin-bottom: 2ex}
+ h1 {text-align: center; margin-top: 16ex; margin-bottom: 16ex}
+ h2 {text-align: center; margin-top: 16ex; margin-bottom: 8ex}
+ h3 {text-align: center; margin-top: 8ex; margin-bottom: 4ex}
+ h4 {text-align: center; margin-top: 4ex; margin-bottom: 2ex}
+ span.pgnum {position: absolute; left: 1%; right: 91%; font-size: 8pt;
+ text-indent: 0; font-weight: normal; text-align: left; visibility: visible}
+ /*
+ Set "visibility: visible" in span.pgnum above to see page numbers. Note that these cannot completely accurate due to relocation of images.
+ */
+ span.pgnum:before { content: "" }
+ .poem {margin-left:10%; margin-right:10%; margin-bottom: 2ex; margin-top: 1ex; text-align: left;}
+ .poem .stanza{margin: 0em 0em 1em 0em;}
+ .poem p { margin: 0; padding-left: 2em; text-indent: -2em; text-align: left}
+ .poem p.i {margin-left: 2em; text-align: left}
+ .poem p.i2 {margin-left: 4em; text-align: left}
+ .figure {padding: 4em; text-align: center; font-size: small; margin: auto; clear:both ; border: none}
+ .figure p { text-indent: 0; text-align: center; font-weight: bold }
+ img {border: none; margin: 0; padding: 0}
+ p.stage {text-align: center; text-indent: 0; padding-left: 0;font-style: italic}
+ span.stage { font-style: italic; font-weight: normal}
+ p.stageinit {text-align:center; text-indent: 0; margin: 0; padding-left: 0; font-style: italic}
+ p.speaker {text-align: center; text-indent: 0; margin-top: 2ex; margin-bottom:0.5ex; font-style: normal; font-weight: bold}
+ p.spoken {text-align: justify; text-indent: 0; margin-top: 0; margin-bottom: 1ex}
+ p.index {padding-left: 2em; text-indent: -2em; margin-left: 0; margin-top: 0.5ex; margin-bottom: 0.5ex; text-align: left; }
+ p.index2 {padding-left: 2em; text-indent: -2em; margin-left: 2em; text-align: left; margin-top: 0.3ex; margin-bottom: 0.3ex}
+/*]]>*/
+</style>
+</head>
+<body>
+
+
+<pre>
+
+The Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Das liebe Nest
+
+Author: Paula Dehmel
+
+Release Date: October 13, 2004 [EBook #13732]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+
+
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+
+
+
+
+</pre>
+
+<h1>Das liebe Nest</h1>
+
+<p class='front'>Gesammelte Kindergedichte<br />
+von<br />
+Paula Dehmel</p>
+<p class='front'>Herausgegeben von Richard Dehmel<br />
+mit Zeichnungen von Hans Thoma<br />
+bei E. A. Seemann in Leipzig<br />
+1919</p>
+<div class='figure'><a href="images/i002.png"><img
+src="images/i002tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page7"></a>7</span>
+<h3><a id="poem001"></a>Gru&#223; an die Gro&#223;en</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Aus lichtem See,</p>
+<p>&#252;ber Sterne und Schnee,</p>
+<p>rauschen die Sch&#228;ume,</p>
+<p>lauschen die Tr&#228;ume,</p>
+<p>Himmel hinab, Himmel hinan,</p>
+<p>ewige Bahn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Aus Kinderland,</p>
+<p>&#252;ber Acker und Sand,</p>
+<p>wachsen die Gluten,</p>
+<p>die b&#246;sen, die guten,</p>
+<p>Himmel hinab, Himmel hinan,</p>
+<p>ewige Bahn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page8"></a>8</span>
+<h3><a id="poem002"></a>Gru&#223; an die Kleinen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>auf bunten Wiesen sehn,</p>
+<p>bei Klarinetten und Geigen</p>
+<p>die F&#252;&#223;chen im Tanze drehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>mitnehmen im Fliegerkahn,</p>
+<p>euch die sch&#246;ne Erde zeigen,</p>
+<p>und was flei&#223;ige Menschen getan.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich m&#246;cht euch alle miteinander</p>
+<p>still f&#252;hren an der Hand,</p>
+<p>euch heimliche Dinge sagen</p>
+<p>von Gott und dem Sternenland.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h2><span class='pgnum'><a id="page9"></a>9</span>Erster Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page10"></a>10</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page11"></a>11</span>
+<h3><a id="poem003"></a>Wunderchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Putzt die Fenster! fegt die Ecken!</p>
+<p>Darf sich kein Staub, kein Kr&#252;mel verstecken,</p>
+<p>mu&#223; alles so blank wie Ostertag sein,</p>
+<p>denn das Wunderchen zieht ein.</p>
+<p>Zieht ein&#8212;schon stimmen die Englein die Geigen;</p>
+<p>alle K&#246;nige werden sich neigen,</p>
+<p>Hirten und K&#246;nige mit dem Stern</p>
+<p>haben Wunderchen gern.</p>
+<p class='i'>Wer soll Wunderchens Taufpate sein?</p>
+<p>Sieben gro&#223;e Meister laden wir ein;</p>
+<p>sieben gro&#223;e Helden mit Kron und Schalmein</p>
+<p>sollen Wunderchens Taufpaten sein.</p>
+<p class='i'>Und wer ist schnell</p>
+<p class='i'>sein Spielgesell?</p>
+<p>Da kommen gesprungen</p>
+<p>die reizenden jungen</p>
+<p>Wachholderweibchen und Fliederm&#228;nnchen,</p>
+<p>Taunixchen mit silbernen Wasserk&#228;nnchen.</p>
+<p>Aus Vogelnestern und Weidenk&#228;tzchen</p>
+<p>gucken neugierige Schelmenm&#228;tzchen:</p>
+<p class='i'>Wir lachen fein,</p>
+<p class='i'>wir singen fein,</p>
+<p>wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page12"></a>12</span>
+<h3><a id="poem004"></a>Geht leise</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Geht leise&#8212;</p>
+<p>es ist m&#252;d von der Reise.</p>
+<p>Es kommt weit her:</p>
+<p>vom Himmel &#252;bers Meer,</p>
+<p>vom Meer den dunklen Weg ins Land,</p>
+<p>bis es die kleine Wiege fand&#8212;</p>
+<p>Geht leise.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem005"></a>Wittewoll schlafen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf der Leine, auf gr&#252;nem Platz</p>
+<p>h&#228;ngen sieben Hemdchen und ein Latz;</p>
+<p>im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,</p>
+<p>liegt mit gro&#223;en Augen mein Kind&#8212;</p>
+<p>wittewoll schlafen?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Henne macht sich ein Bett im Sand,</p>
+<p>Fliege tr&#228;umt an der Mauerwand,</p>
+<p>Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,</p>
+<p>schaukelt die Fl&#252;gel auf und zu&#8212;</p>
+<p>wittewoll schlafen?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Suselesu, der Sonnenwind</p>
+<p>bl&#228;st in die Augen dem m&#252;den Kind;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page13"></a>13</span>es will noch
+blinzeln&#8212;Spinnchen h&#228;lt</p>
+<p>den bunten Schleier vor die Welt&#8212;</p>
+<p>&#8212;wittewoll&#8212;schlafen&#8212; &#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem006"></a>Fr&#252;hst&#252;ck</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>So morgens um halb acht herum:</p>
+<p>Rumpumpel macht das M&#228;ulchen krumm.</p>
+<p>Und keine f&#252;nf Minuten drauf</p>
+<p>wacht Rumpumpel auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hu! kommt der kalte Badeschwamm,</p>
+<p>Rumpumpel h&#228;lt die Ohren stramm;</p>
+<p>und schl&#228;gt die Ticke-Tacke acht,</p>
+<p>wird ihm die Milch gebracht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;</p>
+<p>er patscht mit beiden F&#228;ustchen drein</p>
+<p>und trinkt und trinkt, bis alles leer.</p>
+<p>Rumpumpelchen, das freut mich sehr:</p>
+<p>morgen gibt&#39;s gut Wetter!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem007"></a>Seereise</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Pitsch&#8212;patsch&#8212;Badefa&#223;,</p>
+<p>Rumpumpel plantscht die Stube na&#223;,</p>
+<p>ist ein junger Wasserheld,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page14"></a>14</span>segelt durch die
+ganze Welt,</p>
+<p>im Wipp&#8212;im Wapp&#8212;im Schaukelkahn</p>
+<p>&#252;ber den gro&#223;en Ozean.</p>
+<p>Stehn dr&#252;ben alle Wilden still</p>
+<p>und schrein: Was blo&#223; Rumpumpel will?</p>
+<p>so splitternackt und pitschena&#223;</p>
+<p>in seinem kleinen Schaukelfa&#223;?</p>
+<p>Schnell das Badelaken!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem008"></a>So lala</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Steht ein T&#246;pfchen rund und nett</p>
+<p>unterm Bett,</p>
+<p>so lala, so lala.</p>
+<p>Reicht mir mal das Kindel her,</p>
+<p>das braucht jetzt keine Windel mehr,</p>
+<p>so lala, so lala.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rolle, rolle, ratteratt,</p>
+<p>rollt ein Wagen durch die Stadt;</p>
+<p>sind zwei blanke Pferdchen davor,</p>
+<p>hinten drauf ein schwarzer Mohr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Horch, er h&#228;lt vor unserm Haus;</p>
+<p>steigen zwei feine Jungherren aus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page15"></a>15</span>mit
+Federbarettchen</p>
+<p>und goldenen Kettchen.</p>
+<p>Schnell das T&#246;pfchen unters Bettchen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem009"></a>Mein Wagen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat vier R&#228;der,</p>
+<p>vier R&#228;der hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat &#39;ne Deichsel,</p>
+<p>&#39;ne Deichsel hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen hat ein Pferdchen,</p>
+<p>ein Pferdchen hat mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Wagen fahrt nach Potsdam,</p>
+<p>nach Potsdam f&#228;hrt mein Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>das wollt ich euch blo&#223; sagen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page16"></a>16</span>Und wer mit mir nach
+Potsdam will,</p>
+<p>in meinem neuen Wagen,</p>
+<p>rolle, rolle, rummerjan,</p>
+<p>der braucht es blo&#223; zu sagen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem010"></a>Kutscher auf dem Knie</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wagen im Wind.</p>
+<p>Wie sitzt mein Kind?</p>
+<p>Wie geht mein Pferd?</p>
+<p>Alles verkehrt.</p>
+<p>Holdriutsch&#8212;</p>
+<p>oben die R&#228;der, unten die Kutsch!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wagen im Schnee.</p>
+<p>Da guckt das Reh,</p>
+<p>da schnuppert der Has</p>
+<p>mit der wackligen Nas.</p>
+<p>Holdriuff&#8212;</p>
+<p>da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem011"></a>Ereignis</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, zum ersten Mal:</p>
+<p>Mutter, der Peter,</p>
+<p>hurra, da steht er!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page17"></a>17</span>h&#228;lt sich am
+R&#246;ckchen,</p>
+<p>h&#228;lt sich am St&#246;ckchen,</p>
+<p>grade wie &#39;n Licht,</p>
+<p>f&#252;rchtet sich nicht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, zum ersten Mal:</p>
+<p>Mutter, der Peter,</p>
+<p>hurra, da geht er!</p>
+<p>guck, ganz alleinechen</p>
+<p>setzt er die Beinechen!</p>
+<p>Aua, Geschrei&#8212;</p>
+<p>bautz!&#8212;vorbei.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem012"></a>Heilspr&#252;chel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kra, kra, kalter Schnee,</p>
+<p>dem Raben tut sein Beinchen weh,</p>
+<p>dem H&#228;sechen sein Herzchen;</p>
+<p>die b&#246;se Zeit, die kalte Zeit,</p>
+<p>ein jedes hat sein Schmerzchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Heile, Fingerchen, heile,</p>
+<p>es dauert noch &#39;ne Weile,</p>
+<p>es dauert noch bis Rosmarein,</p>
+<p>dann ist lauter Sonnenschein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page18"></a>18</span>
+<h3><a id="poem013"></a>Schlimme Geschichte</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Im Stall unser Sch&#228;fchen&#8212;b&#228;ht,</p>
+<p>im Hof unser H&#228;hnchen kr&#228;ht,</p>
+<p>und der Karo an der Kette</p>
+<p>bellt mit Spitz um die Wette.</p>
+<p>Auf&#39;m Dach unser K&#228;tzchen&#8212;maut,</p>
+<p>und im Ententeich die Fr&#246;sche, alle Fr&#246;sche quaken
+laut:</p>
+<p>Kinder, denkt euch den Schreck,</p>
+<p>unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem014"></a>Austreibung</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das kann doch nicht Rumpumpel sein?</p>
+<p>So kann Rumpumpel doch nicht schrein?</p>
+<p>Seel&#246;wen sind in unserm Haus;</p>
+<p>schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.</p>
+<p>Ich &#39;n Stock,</p>
+<p>Du &#39;n Stock,</p>
+<p>alle beide einen Stock.</p>
+<p>Ei der Daus,</p>
+<p>wollt ihr raus,</p>
+<p>wollt ihr in euer Seel&#246;wenhaus!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem015"></a>Wenn Rumpumpel brummig ist</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die Henne legt ein Ei,</p>
+<p>da ging der Mond entzwei;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page19"></a>19</span>die H&#228;lfte fiel
+nach Nuckenstadt</p>
+<p>und schlug zwei gro&#223;e Brummer platt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zwei gro&#223;e Brummer, brumm,</p>
+<p>summten hier herum,</p>
+<p>um Rumpumpels Kopf,</p>
+<p>um Rumpumpels Bauch</p>
+<p>und um sein dickes N&#228;schen auch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun sind sie tot... Aber im Ei</p>
+<p>pickt das K&#252;ken die Schale entzwei,</p>
+<p>kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz&#8212;</p>
+<p>&#8212;ist der Mond wieder ganz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem016"></a>Der Pudding</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel will essen,</p>
+<p>nun fix gebraten:</p>
+<p>ein K&#228;tzel, ein Sp&#228;tzel</p>
+<p>und sieben Soldaten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das gibt einen Pudding</p>
+<p>so gro&#223; wie ein Haus.</p>
+<p>Zuletzt leckt Rumpumpel</p>
+<p>die Kuchensch&#252;ssel aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page20"></a>20</span>
+<h3><a id="poem017"></a>Zwei M&#228;ulchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Winkele, wankele,</p>
+<p>vor der T&#252;r steht ein Bankele,</p>
+<p>auf der Bank sitzt mein Kindele,</p>
+<p>spielt mit mei&#39;m H&#252;ndele,</p>
+<p>winkele, wankele.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Winkele, wankele,</p>
+<p>ich hab ein Gedankele:</p>
+<p>ein &#196;pfle f&#252;rs Kindele,</p>
+<p>ein Kn&#246;chle f&#252;rs H&#252;ndele.</p>
+<p>Dankele.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem018"></a>M&#252;ckebold</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen, D&#252;nnebein,</p>
+<p>M&#252;ckchen, la&#223; das Stechen sein,</p>
+<p>Stechen tut ja weh!</p>
+<p>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen, wei&#223;t du was:</p>
+<p>bei&#223; doch in das gr&#252;ne Gras,</p>
+<p>bei&#223; doch in den Klee!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem019"></a>Das Scherchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schnipsel, schnipsel, Scherchen,</p>
+<p>schneid mir ein Gewehrchen;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page21"></a>21</span>schie&#223; ich mir
+ein H&#228;schen tot,</p>
+<p>brat&#39;s dem Kind zum Mittagbrot.</p>
+<p>Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus</p>
+<p>durch den Sonnenschein in des G&#228;rtners Haus;</p>
+<p>der hat seine Freude dran,</p>
+<p>oder guckt sie gar nicht an,</p>
+<p>oder streut sie in den Wind,</p>
+<p>oder schenkt sie seinem Kind&#8212;</p>
+<p>schnipsel, schnipsel, Scherchen&#8212; &#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem020"></a>Geschichtchen vom Winde</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Wer kommt dort angeflogen?</p>
+<p class='i'>Das ist der Wind.</p>
+<p class='i'>Der Wind ist ungezogen,</p>
+<p class='i'>er bl&#228;st dem Kind</p>
+<p class='i'>unters R&#246;ckchen,</p>
+<p class='i'>an die S&#246;ckchen,</p>
+<p class='i'>um die Ohren, an die Nase;</p>
+<p class='i'>solch Geblase!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Ganz zerfleddert und zerzaust</p>
+<p class='i'>kommt Rumpumpel angesaust;</p>
+<p class='i'>und hustet</p>
+<p class='i'>und prustet,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page22"></a>22</span>das arme
+Tr&#246;pfchen,</p>
+<p class='i'>und steckt sein K&#246;pfchen</p>
+<p class='i'>in Mutters Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und wei&#223;t du, warum der Wind so getollt?</p>
+<p>Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem021"></a>Anziehliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer strampelt im Bettchen?</p>
+<p>versteckt sich wie &#39;n Dieb?</p>
+<p>Das ist der Rumpumpel,</p>
+<p>den haben wir lieb.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was guckt da f&#252;r &#39;n N&#228;schen?</p>
+<p>Ein B&#252;bchen sitzt dran.</p>
+<p>Das ist der Rumpumpel,</p>
+<p>den ziehn wir jetzt an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Erst wird er gewaschen,</p>
+<p>vom Kopf bis zur Zeh;</p>
+<p>er weint nicht, er greint nicht,</p>
+<p>denn es tut ja nicht weh.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell her mit dem Hemdchen:</p>
+<p>da schl&#252;pfen wir fein,</p>
+<p>erst rechts und dann links,</p>
+<p>in die &#196;rmelchen &#39;rein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page23"></a>23</span>Fix an noch die
+Str&#252;mpfchen,</p>
+<p>fix an auch die Schuh;</p>
+<p>kommts H&#228;ndchen, schn&#252;rts B&#228;ndchen,</p>
+<p>schon sind sie zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun Leibchen und H&#246;schen,</p>
+<p>ein R&#246;ckchen kommt auch;</p>
+<p>sonst friert dem Rumpumpel</p>
+<p>sein kleiner runder Bauch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;mmchen k&#228;mmt sachte,</p>
+<p>aber still mu&#223; man stehn;</p>
+<p>zuletzt noch das Kleidchen,</p>
+<p>der Tausend, wie Sch&#246;n!</p>
+<p>Nun geht er und sagt: Guten Morgen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem022"></a>Das L&#228;mmechen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Wolfenb&#252;ttel wohnt ein Lamm,</p>
+<p>das hat ganz schwarze Haare.</p>
+<p>Meint ihr, es brauche einen Kamm?</p>
+<p>I Gott bewahre!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Aber mein L&#228;mmechen</p>
+<p>braucht ein K&#228;mmechen,</p>
+<p>braucht ein Schw&#228;mmechen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page24"></a>24</span>l&#228;&#223;t sich
+nix verdrie&#223;en;</p>
+<p>setzt sein neues K&#228;ppechen auf,</p>
+<p>will mal Koppkegel schie&#223;en.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem023"></a>Die wilden Beinchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Guten Morgen, ihr Beinchen!</p>
+<p>Wie hei&#223;t ihr denn?</p>
+<p>Ich hei&#223;e Hampel,</p>
+<p>ich hei&#223;e Strampel;</p>
+<p>und das ist F&#252;&#223;chen &#220;bermut,</p>
+<p>und das ist F&#252;&#223;chen Tunichtgut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;bermut und Tunichtgut</p>
+<p>gehn auf die Reise,</p>
+<p>platsch, durch alle S&#252;mpfe,</p>
+<p>na&#223; sind Schuh und Str&#252;mpfe;</p>
+<p>guckt die Rute um die Eck&#8212;</p>
+<p>laufen sie alle beide weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem024"></a>Der lumpichte Bu</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ka Str&#252;mpferl im Kasten,</p>
+<p>ka B&#228;nderl am Schuh,</p>
+<p>ka Kn&#246;pferl am Wams&#8212;</p>
+<p>oh, der lumpichte Bu!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page25"></a>25</span>
+<h3><a id="poem025"></a>Tintenheinz und Pl&#228;tscherlottchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Heini, Heini,</p>
+<p>ach, ist Heini dumm:</p>
+<p>stippt mit allen Fingerchen</p>
+<p>im Tintenfa&#223; herum.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Heini, Heini,</p>
+<p>kleiner dummer Mohr:</p>
+<p>stippt sich alle Fingerchen,</p>
+<p>klecks, ins Ohr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und unten am Brunnen,</p>
+<p>da steht ein Fa&#223;,</p>
+<p>da macht sich unsre Lotte</p>
+<p>pitschepatschena&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und oben die Sonne</p>
+<p>hat dr&#252;ber gelacht</p>
+<p>und hat unsre Lotte</p>
+<p>wieder trocken gemacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem026"></a>Es regnet</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es regnet, es regnet</p>
+<p>der Kuh auf den Schwanz;</p>
+<p>es regnet, es regnet</p>
+<p>der Braut in den Kranz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page26"></a>26</span>Es regnet, es
+regnet,</p>
+<p>die Welt ist schon na&#223;;</p>
+<p>hol &#39;s T&#246;pfchen,</p>
+<p>fang &#39;s Tr&#246;pfchen,</p>
+<p>dann sag ich dir was:</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>W&#228;scht du die Nase,</p>
+<p>bleibt sie fein grade.</p>
+<p>W&#228;scht du das M&#252;ndchen,</p>
+<p>bist du &#39;n lieb Kindchen.</p>
+<p>W&#228;scht du aber die Augen sch&#246;n,</p>
+<p>kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem027"></a>Tr&#246;sterchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bl&#252;mchen h&#228;ngt das K&#246;pfchen,</p>
+<p>der Tau ist ihm zu schwer;</p>
+<p>kommt der durstige Morgenwind,</p>
+<p>tr&#228;gt die Tropfen ins Meer.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sp&#228;tzchen piepst und bettelt,</p>
+<p>das Kr&#246;pfchen ist ihm leer;</p>
+<p>Pferdchen hat die Krippe voll,</p>
+<p>streut K&#246;rnerchen umher.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page27"></a>27</span>Kindchen weint noch
+immer,</p>
+<p>B&#246;ckchen st&#246;&#223;t so sehr.</p>
+<p>Schenkt ihm Mutter einen Ku&#223;:</p>
+<p>sieh mal, nun weint&#39;s nicht mehr.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem028"></a>H&#228;schen in der Grube</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(mit Benutzung des Volkspiels)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;schen in der Grube</p>
+<p>sa&#223; und schlief,</p>
+<p>kam der heilge Kuckdiguck</p>
+<p>und bracht ihm einen Brief.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;schen, bist du m&#252;de</p>
+<p>oder bist du krank?</p>
+<p>Steck doch deine L&#228;ufer raus,</p>
+<p>ob du noch h&#252;pfen kannst.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und was stand geschrieben</p>
+<p>in Kuckdiguckens Brief?</p>
+<p>&quot;Dem Kutscher, der nicht fahren kann,</p>
+<p>geht der Wagen schief.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem029"></a>Hasenspiel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hinter den Birken &#252;ber den Rasen</p>
+<p>huschen drei Hasen</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page28"></a>28</span>an uns vorbei,</p>
+<p>Springen &#252;ber Busch und Dorn,</p>
+<p>wollen ins junggr&#252;ne Winterkorn,</p>
+<p>hocken da,</p>
+<p>locken sich da,</p>
+<p>laufen kreuz,</p>
+<p>laufen quer,</p>
+<p>hin und her,</p>
+<p>als g&#228;b&#39;s in der Welt keine Schrotflinte mehr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Warte, in der Weihnachtszeit</p>
+<p>kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.</p>
+<p>Den gr&#246;&#223;ten verschicken wir,</p>
+<p>den zweitgr&#246;&#223;ten spicken wir,</p>
+<p>der kleinste kommt ins Hundehaus</p>
+<p>und steckt hinten sein Schw&#228;nzchen raus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem030"></a>Drei B&#228;umchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Jung jung drei B&#228;umchen</p>
+<p>wachsen im Wiesengras,</p>
+<p>jung jung drei B&#228;umchen</p>
+<p>sagen mir was.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das erste hat sich</p>
+<p>so gequ&#228;lt,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page29"></a>29</span>hat alle seine
+siebentausend</p>
+<p>Bl&#228;ttchen gez&#228;hlt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das zweite tr&#228;gt Pfl&#228;umchen,</p>
+<p>schlicker-schleckerfein;</p>
+<p>h&#228;tt es deine Z&#228;hnchen,</p>
+<p>es &#228;&#223;e sie allein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das dritte, das dritte</p>
+<p>sch&#252;ttelt sich blo&#223;:</p>
+<p>fallen lauter Bl&#252;ten</p>
+<p>in meinen Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sag ich sch&#246;n Dank,</p>
+<p>geh ich nach Haus,</p>
+<p>mach ich Rumpumpeln</p>
+<p>ein Kr&#228;nzchen draus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem031"></a>Schabernack</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn ich in die Stube geh</p>
+<p>und den Rumpumpel seh,</p>
+<p>tanzen wir zwei</p>
+<p>Ringeldireih,</p>
+<p>lachen wir,</p>
+<p>machen wir</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page30"></a>30</span>Schabernack,</p>
+<p>Huckepack,</p>
+<p>K&#228;tzchen spielt den Dudelsack,</p>
+<p>macht Rumpumpel Hotteh&#252;h</p>
+<p>nach der alten Melodie:</p>
+<p>Miau, miau,</p>
+<p>dem Kater seine Frau,</p>
+<p>dem Kater seine grisegrimme</p>
+<p>gritzegraue Frau.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem032"></a>Am Abend</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; das K&#228;tzchen will?</p>
+<p>Es streicht um meinen Scho&#223; herum,</p>
+<p>das Schw&#228;nzchen hoch, den Buckel krumm,</p>
+<p>Still&#8212;</p>
+<p>und wei&#223;t du, was es will?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; die Glucke will?</p>
+<p>Sie lockt und lockt die kleine Brut</p>
+<p>zum warmen Stall und deckt sie gut,</p>
+<p>Still&#8212;</p>
+<p>und wei&#223;t du, was sie will?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page31"></a>31</span>Still.</p>
+<p>Was blo&#223; Rumpumpel will?</p>
+<p>Die Augen macht er schon ganz klein</p>
+<p>und g&#228;hnt und will genommen sein,</p>
+<p>still&#8212;</p>
+<p>nun wei&#223;t du, was er will.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem033"></a>Gutenachtliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leise, Peterle, leise,</p>
+<p>der Mond geht auf die Reise;</p>
+<p>er hat sein wei&#223;es Pferd gez&#228;umt,</p>
+<p>das geht so still, als ob es tr&#228;umt,</p>
+<p>leise, Peterle, leise.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Stille, Peterle, stille,</p>
+<p>der Mond hat eine Brille;</p>
+<p>ein graues W&#246;lkchen schob sich vor,</p>
+<p>das sitzt ihm grad auf Nas&#39; und Ohr,</p>
+<p>stille, Peterle, stille.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tr&#228;ume, Peterle, tr&#228;ume,</p>
+<p>der Mond guckt durch die B&#228;ume;</p>
+<p>ich glaube gar, nun bleibt er stehn,</p>
+<p>um Peterle im Schlaf zu sehn&#8212;</p>
+<p>tr&#228;ume, Peterle, tr&#228;ume.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page32"></a>32</span>
+<h3><a id="poem034"></a>Freund Husch</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich schl&#252;pfe aus dem Busch;</p>
+<p>ich stecke mein Laternchen an,</p>
+<p>ich z&#252;nde uns die Sternchen an,</p>
+<p>husch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich putze meinen Busch.</p>
+<p>Der Mond ist da, der Mond ist hell;</p>
+<p>der Mond, der ist mein Spielgesell,</p>
+<p>husch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, husch, husch,</p>
+<p>ich sch&#252;ttel meinen Busch.</p>
+<p>Die Kinderchen sind all zur Ruh,</p>
+<p>ich sch&#252;ttel ihnen Tr&#228;ume zu;</p>
+<p>die haben wir vergangne Nacht,</p>
+<p>der Mond und ich, uns ausgedacht,</p>
+<p>husch, husch, husch,</p>
+<p>im Busch.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem035"></a>Rumpumpels Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kr&#228;ht der Hahn fr&#252;h am Tage,</p>
+<p>kr&#228;ht laut, kr&#228;ht weit:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page33"></a>33</span>Guten Morgen,
+Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Guckt das Eichh&#246;rnchen runter:</p>
+<p>Wenig Zeit, wenig Zeit!</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt das H&#228;schen gesprungen,</p>
+<p>macht M&#228;nnchen vor Freud:</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Steht der Kuchen auf dem Tische,</p>
+<p>macht sich dick, macht sich breit:</p>
+<p>Guten Morgen, Rumpumpel,</p>
+<p>dein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und Vater und Mutter,</p>
+<p>alle Kinder, alle Leut</p>
+<p>schrein: Hoch der Rumpumpel,</p>
+<p>sein Geburtstag ist heut!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem036"></a>Mutters Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leises Klopfen an der T&#252;re:</p>
+<p>Kann ich &#39;rein, Mama?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page34"></a>34</span>Frisch gewaschen,
+frisch geb&#252;gelt</p>
+<p>steht Rumpumpel da.</p>
+<p>Rosen in beiden H&#228;ndchen;</p>
+<p>wie der Kerl sich freut!</p>
+<p>Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,</p>
+<p>Mutti Burtstag heut.</p>
+<p>Vater putzt die gro&#223;e Stube,</p>
+<p>die ist m&#228;chtig sch&#246;n.</p>
+<p>Lauter Blumen! Und die Torte!</p>
+<p>Komm, zu Vati gehn!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem037"></a>Rumpumpel tanzt</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,</p>
+<p>es blitzen seine Schuh;</p>
+<p>der Kreisel und der Hampelmann</p>
+<p>sehn verwundert zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Kreisel pufft den Hampelmann:</p>
+<p>guck, Hans, was sagst du nur?</p>
+<p>der Junge tanzt, der Junge tanzt</p>
+<p>und sitzt an keiner Schnur.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Hampelmann zieht ein Gesicht</p>
+<p>und schlenkert und sagt: puh,</p>
+<p>auch eine Peitsche braucht er nicht,</p>
+<p>tanzt doch so sch&#246;n wie du.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page35"></a>35</span>Rumpumpel tanzt,
+Rumpumpel tanzt,</p>
+<p>die liebe Sonne scheint;</p>
+<p>der Kreisel und der Hampelmann</p>
+<p>sind sich spinnefeind.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem038"></a>Kreiselliedchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein</p>
+<p>rundum, rundum,</p>
+<p>kommt die dicke Marmelkugel,</p>
+<p>rollt ihn um, rollt ihn um;</p>
+<p>pa&#223; auf, Herr Dreidel!</p>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein</p>
+<p>rundum, rundum,</p>
+<p>pfeift der Wind aus einer Ecke,</p>
+<p>pfeift ihn um, pfeift ihn um;</p>
+<p>steh auf, Herr Dreidel!</p>
+<p>Herr Dreidel tanzt auf einem Bein,</p>
+<p>peitsch di Hieb, peitsch di Hieb;</p>
+<p>hopp hopp, wie springt das Br&#252;derlein,</p>
+<p>halt den Dieb, halt den Dieb,</p>
+<p>hei&#223;a, Herr Dreidel!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem039"></a>Konzert</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, die Fl&#246;te kommt,</p>
+<p>Rumpumpel tut&#39;s begreifen:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page36"></a>36</span>er horcht und hebt
+das Fingerchen,</p>
+<p>f&#228;ngt gleich an mitzupfeifen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, die Geige kommt,</p>
+<p>die Geige tut fein klingen;</p>
+<p>Rumpumpel hebt das Fingerchen,</p>
+<p>f&#228;ngt leise an zu singen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Musik, Musik, der Brummba&#223; kommt,</p>
+<p>ganz deutlich h&#246;rt man&#39;s summen;</p>
+<p>Rumpumpel hebt das Fingerchen,</p>
+<p>tut wie &#39;ne Hummel brummen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das gibt ein herrliches Konzert,</p>
+<p>ihr Kinder, kommt, ich bitte!</p>
+<p>Drei Kirschen kost&#39;t der erste Platz,</p>
+<p>und eine kost&#39;t die Mitte.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hinten herum ist alles frei,</p>
+<p>gro&#223;m&#252;tig sind wir heute;</p>
+<p>der Mohr, der Spitz, der Hampelmann</p>
+<p>sind gar zu arme Leute.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem040"></a>Die ersten H&#246;schen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Schneidermeister Piekenich</p>
+<p>ist ein geschickter Mann,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page37"></a>37</span>er kommt und
+mi&#223;t dem Peterle</p>
+<p>die ersten Hosen an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er nimmt sein Buch und Meterma&#223;,</p>
+<p>schreibt sich die Zahlen auf;</p>
+<p>und wenn der Bub nicht stille steht,</p>
+<p>kriegt er eins hinten drauf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Du lieber Meister Piekenich,</p>
+<p>mach die Hosen recht sch&#246;n!</p>
+<p>Ich will ja unter den Linden</p>
+<p>damit spazieren gehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und alle kleinen Jungens</p>
+<p>gucken nach mir hin</p>
+<p>und sehn an meinen H&#246;schen,</p>
+<p>da&#223; ich auch ein Junge bin.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem041"></a>Der kleine S&#252;nder</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gestern lief der Peter weg,</p>
+<p>spinnefix verstohlen.</p>
+<p>Setzt sich Mutter den B&#228;nderhut auf:</p>
+<p>wart, ich will dich holen.</p>
+<p>Sausepeter,</p>
+<p>Flausepeter,</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page38"></a>38</span>Hahnematz steht auf
+der Wiese,</p>
+<p>&quot;Kiek ins Gr&#252;ne&quot; kr&#228;ht er;</p>
+<p>sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter?</p>
+<p>Bummelpeter,</p>
+<p>Schummelpeter,</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie sie sich im Garten umguckt,</p>
+<p>ist er nicht zu sehen,</p>
+<p>bleibt sie neben dem Spargelbeet</p>
+<p>unterm Pflaumbaum stehen.</p>
+<p>Aber Peter,</p>
+<p>nirgends steht er;</p>
+<p>kleiner S&#252;nder, wo bist du?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#246;rt sie etwas lachen, horch</p>
+<p>oben aus dem Baume;</p>
+<p>sitzt der Peter seelenvergn&#252;gt,</p>
+<p>pfl&#252;ckt sich eine Pflaume.</p>
+<p>Wirft ein Steinchen,</p>
+<p>schwenkt die Beinchen,</p>
+<p>wupptich&#8212;: Mutter, da bin ich!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem042"></a>Flutschpeter</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Flutschpeter lief nie gradeaus;</p>
+<p>ja, und warum? Er lief</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page39"></a>39</span>getreulich seiner
+Nase nach,</p>
+<p>und die, ja die war&#8212;schief.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem043"></a>Die Trommelpartie</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das K&#228;tzchen</p>
+<p>Mausem&#228;tzchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das H&#252;ndchen</p>
+<p>Belleinst&#252;ndchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt das Schweinchen</p>
+<p>Rosenfeinchen,</p>
+<p>das will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel macht &#39;ne Landpartie,</p>
+<p>er trommelt: wer will mit?</p>
+<p>Kommt der B&#228;r</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page40"></a>40</span>Brummesehr,</p>
+<p>der will mit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So geht&#39;s im Trab,</p>
+<p>bergauf, bergab,</p>
+<p>durch D&#252;nn und Dick,</p>
+<p>durch Schlamm und Schlick;</p>
+<p>Rumpumpel schl&#228;gt die Trommel.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;tzchen maut,</p>
+<p>das H&#252;ndchen bellt,</p>
+<p>das Schweinchen quiekt,</p>
+<p>der B&#228;r brummt: was &#39;ne dumme Welt!</p>
+<p>Rumpumpel schl&#228;gt die Trommel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem044"></a>Rumpelreim</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ride-bide-Bummstock fing &#39;ne Maus,</p>
+<p>Ride-bide-Bummstock lie&#223; sie wieder raus;</p>
+<p>Ride-bide-Bummstock, du bist dumm,</p>
+<p>die M&#228;use sind &#39;n Rackerpack, das bringt man um.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem045"></a>Das Karnickel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,</p>
+<p>was bist du heut so still?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page41"></a>41</span>Sieh her, ich habe
+Kohl f&#252;r dich,</p>
+<p>sitz doch nicht gar so feierlich!</p>
+<p>Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,</p>
+<p>wie kommst du mir heut vor!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,</p>
+<p>ist dir dein Haus zu eng?</p>
+<p>Ein Weilchen darfst du aus dem Stall,</p>
+<p>blo&#223; fri&#223; mir nicht die Knospen all!</p>
+<p>Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,</p>
+<p>bist mir nun wieder gut?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem046"></a>Lektion</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>H&#252;hner, wollt ihr wohl artig sein!</p>
+<p>h&#252;bsch langsam essen und nicht so schrein!</p>
+<p>M&#252;&#223;t ihr denn immer zanken und bei&#223;en?</p>
+<p>euch um jedes K&#246;rnchen rei&#223;en?</p>
+<p>Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier,</p>
+<p>du i&#223;t ja f&#252;r vier.</p>
+<p>Weg! h&#246;rst du nicht? du sollst dich trollen!</p>
+<p>Die niedlichen kleinen K&#252;ken wollen</p>
+<p>auch mal heran an das sch&#246;ne Futter.</p>
+<p>Wenn du nicht h&#246;rst, sag ich&#39;s der Mutter;</p>
+<p>die f&#228;ngt dich ein und macht dich tot,</p>
+<p>dann essen wir dich zum Mittagbrot.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page42"></a>42</span>
+<h3><a id="poem047"></a>Lied des H&#252;hnchens</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck&#8212;tuck&#8212;heut ist Regentag,</p>
+<p class='i'>und ich mu&#223; mich plagen;</p>
+<p class='i'>kratze schon acht Stunden, tuck,</p>
+<p class='i'>und noch knurrt mein Magen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck die Enten, tuck die Enten,</p>
+<p class='i'>Enten sind doch Narren;</p>
+<p class='i'>gehn ins Wasser, tuck ins Wasser,</p>
+<p class='i'>als k&#246;nnte man da scharren.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Pferde, tuck tuck tuck, und K&#252;he</p>
+<p class='i'>haben gro&#223;e K&#246;pfe,</p>
+<p class='i'>aber keine Kr&#246;pfe, tuck;</p>
+<p class='i'>traurige Gesch&#246;pfe!</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, wie war der Hahn galant,</p>
+<p class='i'>suchte mir manch Kr&#252;mchen;</p>
+<p class='i'>heute geht er, tuck tuck tuck,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page43"></a>43</span>mit
+Cochinchina-M&#252;hmchen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, du fetter Regenwurm,</p>
+<p class='i'>dich mu&#223; ich noch ergattern;</p>
+<p class='i'>schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck,</p>
+<p class='i'>Muhmen und Gevattern!</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>hab noch immer nicht genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Tuck, w&#228;r ich doch endlich satt,</p>
+<p class='i'>tuck, das w&#228;r ein Segen;</p>
+<p class='i'>mu&#223; Rumpumpeln, tuck tuck tuck,</p>
+<p class='i'>sein Fr&#252;hst&#252;cks-Ei noch legen.</p>
+<p>Tuck tuck tuck, pick und schluck,</p>
+<p>ach, wann hat man wohl genug?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem048"></a>So sieht unsre Wirtschaft aus</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Unser M&#252;ller hat ein M&#252;hlenhaus,</p>
+<p>mi-ma-M&#252;hlenhaus,</p>
+<p>kommt Korn hinein und Mehl heraus,</p>
+<p>mi-ma-Mehl heraus;</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page44"></a>44</span>Unser B&#228;cker,
+der backt wei&#223;e Wecken,</p>
+<p>wi-wa-wei&#223;e Wecken,</p>
+<p>und braunes Brot und Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>stri-stra-Streu&#223;elschnecken;</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Unser Schl&#228;chter schlacht&#39;t ein feistes Schwein,</p>
+<p>fi-fa-feistes Schwein,</p>
+<p>und p&#246;kelt Wurst und Schinken ein,</p>
+<p>schi-scha-Schinken ein;</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Unsre Mutter hat &#39;ne bunte Kuh,</p>
+<p>bi-ba-bunte Kuh,</p>
+<p>die gibt uns Milch und Butter dazu,</p>
+<p>bi-ba-Butter dazu;</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page45"></a>45</span>Unsre Henne macht
+ein laut Geschrei,</p>
+<p>li-la-laut Geschrei,</p>
+<p>und legt dabei ein frisches Ei,</p>
+<p>fri-fra-frisches Ei;</p>
+<p>frisches Ei, laut Geschrei,</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus. [Transkriptions-Notiz: Fehlendes
+<i>aus</i> hinzugef&#252;gt.]</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rumpumpel ist ein kluges Kind,</p>
+<p>kli-kla-kluges Kind,</p>
+<p>das fragt nicht viel und i&#223;t geschwind,</p>
+<p>i-a-i&#223;t geschwind;</p>
+<p>kluges Kind, i&#223;t geschwind,</p>
+<p>frisches Ei, laut Geschrei,</p>
+<p>bunte Kuh, Butter dazu,</p>
+<p>feistes Schwein, Schinken ein,</p>
+<p>wei&#223;e Wecken, Streu&#223;elschnecken,</p>
+<p>M&#252;hlenhaus, Mehl heraus,</p>
+<p>so sieht unsre Wirtschaft aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page46"></a>46</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a id="page47"></a>47</span><a
+href="images/i042.png"><img src="images/i042tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page48"></a>48</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page49"></a>49</span>Zweiter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page50"></a>50</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page51"></a>51</span>
+<h3><a id="poem049"></a>Das Haus</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bau, ich bau ein steinern Haus;</p>
+<p>vorne guckt ein Esel raus,</p>
+<p>hinten eine Kuh,</p>
+<p>muh.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem050"></a>Mit Trommel und Trab</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sitzen zwei alte Weiber im Sand,</p>
+<p>spinnen viel feine F&#228;den &#252;ber Land,</p>
+<p>&#252;ber B&#228;ume,</p>
+<p>&#252;ber Z&#228;une,</p>
+<p>um Stoppel und Dorn,</p>
+<p>immer von vorn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>F&#252;r wen sitzen die alten Weiber im Sand,</p>
+<p>spinnen viel feine F&#228;den &#252;ber Land?</p>
+<p>F&#252;r Wildbub Kraushaar,</p>
+<p>kommt alle hundert Jahr</p>
+<p>mit Trommel und Trab</p>
+<p>vom Himmel herab,</p>
+<p>rei&#223;t alle F&#228;den auf einmal ab,</p>
+<p>macht sich ein&#39;n M&#252;tzenpuschel draus</p>
+<p>und lacht die alten Weiber aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page52"></a>52</span>
+<h3><a id="poem051"></a>Siebenschl&#228;fer</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Siebenschl&#228;fer in den H&#246;hlen,</p>
+<p>reckt euch, streckt euch, aufgewacht!</p>
+<p>Der Fr&#252;hling leuchtet in den Himmel</p>
+<p>nach einer einzigen warmen Nacht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell, sch&#252;ttelt eure grauen Zotteln,</p>
+<p>und blinzelt in das blaue Licht;</p>
+<p>Herrgott, wer wird so langsam trotteln,</p>
+<p>ich lauf voraus, ich warte nicht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Amsel &#252;bt schon ihre Lieder,</p>
+<p>ich pfeif sie nach, ich sing sie auch;</p>
+<p>und denkt euch nur, der blaue Flieder</p>
+<p>hat Knospen, und der Haselstrauch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Teckel bellt vor lauter Wonne</p>
+<p>und w&#252;hlt die frische Erde um&#8212;</p>
+<p>Na? seid ihr noch nicht in der Sonne,</p>
+<p>ihr Siebenschl&#228;fer faul und dumm?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem052"></a>Osterlied</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>wir m&#246;chten nicht mehr warten.</p>
+<p>Der Krokus und das Tausendsch&#246;n,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page53"></a>53</span>Vergi&#223;meinnicht
+und Tulpen stehn</p>
+<p>schon lang in unserm Garten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>mit deinen bunten Eiern.</p>
+<p>Der Star lugt aus dem Kasten aus,</p>
+<p>Bl&#252;hk&#228;tzchen sitzen um sein Haus;</p>
+<p>wann kommst du Fr&#252;hling feiern?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Has, Has, Osterhas,</p>
+<p>ich w&#252;nsche mir das Beste:</p>
+<p>ein gro&#223;es Ei, ein kleines Ei</p>
+<p>und ein lustiges Dideldumdei,</p>
+<p>alles in einem Neste.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem053"></a>Maiwunder</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maik&#246;nig kommt gefahren,</p>
+<p>in seinem gr&#252;ngoldnen Wagen,</p>
+<p>mit Saus und Gesinge.</p>
+<p>Seine Z&#252;gel sind Sonnenstrahlen,</p>
+<p>gro&#223;e blaue Schmetterlinge</p>
+<p>ziehn ihn &#252;ber Busch und Bach,</p>
+<p>da&#223; die wei&#223;en Bl&#252;tenglocken</p>
+<p>in seinen Locken</p>
+<p>schwingen und springen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page54"></a>54</span>und Hans guckt ihm
+nach</p>
+<p>und h&#246;rt sein Lied:</p>
+<p>wer zieht mit? zieht mit?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt das Maienweibchen,</p>
+<p>tr&#228;gt ein wei&#223;es Kleidchen,</p>
+<p>tr&#228;gt ein gr&#252;nes Kr&#228;nzchen,</p>
+<p>sagt zu unserm H&#228;nschen:</p>
+<p>Eia, Hans,</p>
+<p>komm zum Tanz!</p>
+<p>Einen Schritt Frau Nixe,</p>
+<p>einen Schritt Herr Nix,</p>
+<p>Ringeldireih, Ringeldireih,</p>
+<p>Dienerchen,</p>
+<p>Knix!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem054"></a>Hansel und Gretel</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hansel und Gretel stehen zu zwein,</p>
+<p>der Hansel ist grob,</p>
+<p>und die Gretel ist fein,</p>
+<p>der Hansel ist dick,</p>
+<p>und die Gretel ist d&#252;nn,</p>
+<p>der Hansel ist aus Birkenholz,</p>
+<p>die Gretel ist aus Zinn.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page55"></a>55</span>Hei&#223;a,
+juchhei&#223;a, wer wird nun K&#246;nig?</p>
+<p>Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem055"></a>Prinze&#223;chen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>ich bin so sehr allein.</p>
+<p>Kam da der gelbe Sonnenstrahl:</p>
+<p>Ich tanze Tippel-huschemal,</p>
+<p>willst du meine T&#228;nzerin sein?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>der Sonnenstrahl ist zu fein.</p>
+<p>Kam da der wilde Pustewind:</p>
+<p>Heidih, ich spiele Wegefind,</p>
+<p>lauf doch, fang mich ein!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer tanzt mit mir?</p>
+<p>wer spielt mit mir?</p>
+<p>der Wind macht mein Kr&#246;nchen entzwei.</p>
+<p>Kam da unser brauner Junge an,</p>
+<p>macht &#39;nen Diener wie &#39;n Edelmann:</p>
+<p>Prinze&#223;, ich bin so frei.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page56"></a>56</span>
+<h3><a id="poem056"></a>Das gro&#223;e Loch</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das gro&#223;e Loch,</p>
+<p>wie kam es doch</p>
+<p>in Gretens neuen Schuh?</p>
+<p>Die ganzen Zehn</p>
+<p>sind ja zu sehn;</p>
+<p>wer macht das Loch uns zu?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dr&#252;ben hinterm Rathaus</p>
+<p>h&#228;ngt ein gro&#223;es Schild raus,</p>
+<p>goldner Stiefel drauf.</p>
+<p>Da wohnt der Schuster Firlefanz,</p>
+<p>der macht dein Schuhchen wieder ganz;</p>
+<p>lauf, Grete, lauf!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem057"></a>Zwei Gesellen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es tanzen zwei Gesellen</p>
+<p class='i'>hier herum;</p>
+<p>der eine, der ist klug,</p>
+<p>und der andre, der ist dumm.</p>
+<p>Der eine liegt im Grase,</p>
+<p>der andre sitzt am Tisch;</p>
+<p>der eine kaut den Kanten,</p>
+<p>der andre i&#223;t den Fisch</p>
+<p class='i'>i&#223;t den Fisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page57"></a>57</span>Es tanzen zwei
+Gesellen</p>
+<p class='i'>hier herum;</p>
+<p>der eine, der ist grad,</p>
+<p>und der andre, der ist krumm.</p>
+<p>Der eine, der bleibt mager,</p>
+<p>der andre, der wird fett;</p>
+<p>der eine kommt an&#39;n Galgen,</p>
+<p>der andre stirbt im Bett.</p>
+<p class='i'>Je nun, je nun,</p>
+<p class='i'>was ist dabei zu tun.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem058"></a>Wenn&#39;s Pfingsten regnet</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Oben aus dem Fahnenhaus</p>
+<p>guckt das schwarze Wetterm&#228;nnchen raus,</p>
+<p>spreizt die Beine und grinst uns an;</p>
+<p>sch&#228;me dich, alter Wettermann!</p>
+<p>Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,</p>
+<p>hast du dem Fritze fest versprochen,</p>
+<p>da&#223; zu Pfingsten, im Monat Mai,</p>
+<p>das allersch&#246;nste Wetter sei.</p>
+<p>Und nun regnet&#39;s, liebe Not,</p>
+<p>alle hellen Bl&#252;ten tot;</p>
+<p>sie liegen da wie nasser Schnee.</p>
+<p>Auf den Wegen steht See an See;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page58"></a>58</span>ja, wenn wir noch
+drin baden k&#246;nnten,</p>
+<p>wie die Spatzen oder die Enten.</p>
+<p>Wir d&#252;rfen aber gar nicht raus,</p>
+<p>sehn so mucksch wie Maulw&#252;rfe aus;</p>
+<p>r&#246;che nicht der Kuchen so lecker her,</p>
+<p>w&#252;&#223;te man gar nicht, da&#223; Feiertag w&#228;r.</p>
+<p>Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;</p>
+<p>Sch&#228;me dich, schwarzer Wettermann!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem059"></a>Eine H&#252;hnergeschichte</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Vor der Laube kr&#228;ht der Hahn,</p>
+<p>ein rot-schwarz-gelb und gr&#252;ner:</p>
+<p>Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,</p>
+<p>fix, kommt fix, ihr H&#252;hner!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Seht die Hennen,</p>
+<p>wie sie rennen,</p>
+<p>aus Verstecken,</p>
+<p>&#252;ber Z&#228;une, &#252;ber Hecken,</p>
+<p>gackern, bei&#223;en sich und schrein,</p>
+<p>jede will die erste sein.</p>
+<p>Wie sie fliegen, wie sie flattern,</p>
+<p>um ein Pl&#228;tzchen zu ergattern.</p>
+<p>Oben auf des Tisches Mitte</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page59"></a>59</span>steht Herr Hahn:</p>
+<p>Bitte, meine Damen, bitte,</p>
+<p>fangt nur an!</p>
+<p>Pick und schluck,</p>
+<p>nicht genug,</p>
+<p>immer mehr</p>
+<p>Kuchen her!</p>
+<p>Unser Kropf</p>
+<p>ist ein Topf,</p>
+<p>wird nicht voll,</p>
+<p>wird nicht leer,</p>
+<p>darum mehr</p>
+<p>Kuchen her,</p>
+<p>bis der Teller leckeleer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dr&#252;ben aus des G&#228;rtners Haus</p>
+<p>guckt der kleine Fritz und lacht:</p>
+<p>Ei, wie sah das lustig aus,</p>
+<p>das haben die H&#252;hner klug gemacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem060"></a>Marieken und die K&#252;ken</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken</p>
+<p>mit deinen sieben K&#252;ken,</p>
+<p>was willst du tun?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page60"></a>60</span>&quot;Die alte
+Kluckenmutter ist tot,</p>
+<p>nun frieren die Kinder und finden kein Brot;</p>
+<p>ich will sie pflegen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken</p>
+<p>mit deinen sieben K&#252;ken,</p>
+<p>was hast du im Sack?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Kartoffelmus und Hirsekern,</p>
+<p>das essen meine Kinderchen gern,</p>
+<p>das streu ich ihnen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken,</p>
+<p>gib mir eins von deinen K&#252;ken,</p>
+<p>du hast noch genug.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Wenn ich meine Kinder verschenken t&#228;t,</p>
+<p>m&#252;&#223;t ich weinen von fr&#252;h bis sp&#228;t,</p>
+<p>da&#223; sollst du wissen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie, Marei, Marieken,</p>
+<p>Zu H&#252;hnern werden die K&#252;ken;</p>
+<p>was machst du dann?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Und werden h&#252;bsch bunt und werden gro&#223;,</p>
+<p>fliegen mir alle um Kopf und Scho&#223;,</p>
+<p>hei, alle sieben!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page61"></a>61</span>
+<h3><a id="poem061"></a>Kinderk&#252;che</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Pfanne;</p>
+<p>nimmt sie sich die Schiefertafel</p>
+<p>von klein Schwester Hanne.</p>
+<p>Hat sie eine Pfanne.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Butter;</p>
+<p>borgt sie beim Kanarienvogel</p>
+<p>rasch ein bi&#223;chen Futter.</p>
+<p>Hat sie Butter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>hat keine Kohlen;</p>
+<p>vor der T&#252;r bl&#252;ht roter Mohn,</p>
+<p>geht sie den sich holen.</p>
+<p>Hat sie Kohlen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Marie-Marei will Braten machen,</p>
+<p>fehlt noch das G&#228;nschen;</p>
+<p>nimmt sie sich die Pudelm&#252;tze</p>
+<p>von klein Bruder Fr&#228;nzchen.</p>
+<p>Hat sies G&#228;nschen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page62"></a>62</span>Hei, mit diesen
+Wunderdingen</p>
+<p>mu&#223; der Braten wohlgelingen;</p>
+<p>bitte zu Tisch!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem062"></a>Essensregeln</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Spitzt das Ohr und merkt euch still,</p>
+<p>was die gute Sitte will!</p>
+<p>Wer die sch&#246;ne Form erfa&#223;t,</p>
+<p>ist ein gern gesehner Gast;</p>
+<p>wer sich frech und plump betr&#228;gt,</p>
+<p>wird ohne Besen hinausgefegt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen,</p>
+<p>soll Mund und H&#228;nde sich sauber waschen,</p>
+<p>sich erst setzen, wenn die andern sitzen,</p>
+<p>das M&#228;ulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen,</p>
+<p>nicht plappern, wenn gro&#223;e Leute sprechen,</p>
+<p>das Brot nicht zerkr&#252;meln, zerkneten, nur Bissen abbrechen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>R&#252;ckt immer den Stuhl so dicht heran,</p>
+<p>da&#223; L&#246;ffel und Gabel zum Munde kann,</p>
+<p>ohne das Tischtuch zu betrippen;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page63"></a>63</span>und schlie&#223;t
+beim Kauen h&#252;bsch die Lippen!</p>
+<p>Turnen beim Essen, das will nicht passen;</p>
+<p>also die Ellbogen h&#252;bsch unten lassen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nicht gierig stopfen! langsam essen!</p>
+<p>auch keinen Rest auf dem Teller vergessen!</p>
+<p>Nicht wie Hunde oder Katzen</p>
+<p>schlecken, schl&#252;rfen, schnaufen, schmatzen!</p>
+<p>Nicht kichern und nicht heimlich fragen,</p>
+<p>und immer sch&#246;n bitte und danke sagen!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.4'></a>&#8212;4&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen,</p>
+<p>sollt ihr zuvor die Lippen wischen.</p>
+<p>Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden,</p>
+<p>das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden.</p>
+<p>Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen;</p>
+<p>auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen sch&#228;len.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem062.6'></a>&#8212;6&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer stochert in den Z&#228;hnen,</p>
+<p>nicht unterdr&#252;ckt das G&#228;hnen,</p>
+<p>das Messer in den Mund steckt,</p>
+<p>Gabel und Teller ableckt,</p>
+<p>zuviel packt auf den L&#246;ffel,</p>
+<p>gilt als Flegel und T&#246;ffel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page64"></a>64</span>
+<h3><a id="poem063"></a>Die b&#246;se Mies</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es war einmal ein K&#228;tzchen,</p>
+<p>ein allerliebstes Fr&#228;tzchen.</p>
+<p>Es hatte das Mamsellchen</p>
+<p>ein seidenweiches Fellchen</p>
+<p>und einen Bart ums Schn&#228;uzchen</p>
+<p>und Augen wie ein K&#228;uzchen.</p>
+<p>Es machte gern den R&#252;cken krumm</p>
+<p>und brachte viele M&#228;use um,</p>
+<p>dann schlich es auf die Ofenbank</p>
+<p>und leckte sich die Pfoten blank.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einst aber, oh das K&#228;tzchen,</p>
+<p>was tut das liebe Fr&#228;tzchen?</p>
+<p>Einst stand auf unserm Tische</p>
+<p>ein Teller Bratenfische.</p>
+<p>Hopp, ist das K&#228;tzchen oben:</p>
+<p>die Fische mu&#223; ich loben.</p>
+<p>So denkt es sich und sitzt und schmaust,</p>
+<p>doch Mutterchen kommt angesaust,</p>
+<p>und gibt dem Naschmamsellchen</p>
+<p>&#8212;na warte&#8212;eins aufs Fellchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nein, unser Miesek&#228;tzchen</p>
+<p>war gar kein liebes Fr&#228;tzchen:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page65"></a>65</span>los auf die gute
+Mutter,</p>
+<p>und durch das &#196;rmelfutter</p>
+<p>&#8212;kratz&#8212;in den Ellenbogen!</p>
+<p>War das nicht ungezogen?</p>
+<p>Dann lief es voller Wut hinaus</p>
+<p>und kam erst abends sp&#228;t nach Haus,</p>
+<p>und schlich sich auf die Ofenbank</p>
+<p>und leckte sich die Pfoten blank.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem064"></a>Pottkieker</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mutti, Mutti, was ist denn da drin?</p>
+<p class='i'>&quot;Hoppel-poppel-Appelreis,</p>
+<p class='i'>mach dich weg, Naseweis,</p>
+<p class='i'>kann dich hier nicht brauchen,</p>
+<p class='i'>der Ofen tut rauchen,</p>
+<p class='i'>mu&#223; Sp&#228;hne suchen,</p>
+<p class='i'>sonst brennt der Kuchen,</p>
+<p class='i'>mu&#223; G&#228;nse schlachten,</p>
+<p class='i'>in sechs Wochen ist Weihnachten.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?</p>
+<p class='i'>&quot;Ei, tanz mit dem Schimmel,</p>
+<p class='i'>bohr L&#246;cher in den Himmel,</p>
+<p class='i'>lehr die Katz das Alphabet,</p>
+<p class='i'><span class='pgnum'><a id="page66"></a>66</span>sieh nach,
+ob sich der Kirchturm dreht,</p>
+<p class='i'>oder lauf ans Ende der Welt,</p>
+<p class='i'>pa&#223; auf, da&#223; keiner runter f&#228;llt,</p>
+<p class='i'>marsch!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem065"></a>Der Reitersmann</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schimmel, willst du laufen,</p>
+<p>will ich uns was kaufen.</p>
+<p>Hei&#223;a, lauf nach Mexiko,</p>
+<p>da kaufe ich dir Bohnenstroh;</p>
+<p>laufe nach der Mongolei,</p>
+<p>da kauf ich mir ein Osterei,</p>
+<p>hopp!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eile, Schimmel, eile,</p>
+<p>oder du kriegst Keile.</p>
+<p>Hopp&#223;a, lauf nach Hindostan,</p>
+<p>da kaufe ich mir Marzipan;</p>
+<p>laufe nach Kap Morgenrot,</p>
+<p>da kauf ich dir ein Dreierbrot,</p>
+<p>burr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page67"></a>67</span>
+<h3><a id="poem066"></a>Das richtige Pferd</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd!</p>
+<p>Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert,</p>
+<p>es hat so steife Beine,</p>
+<p>es stampft nicht, fri&#223;t nicht, wiehert nicht,</p>
+<p>und macht solch ledernes Gesicht,</p>
+<p>und wei&#223; nicht, was ich meine.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,</p>
+<p>ein wirklich richtiges Pferd beschert,</p>
+<p>dann reit ich &#252;ber die Br&#252;cke,</p>
+<p>und reite durch den Kiefernforst</p>
+<p>nach Vehlefanz und Haselhorst</p>
+<p>und noch f&#252;nf gro&#223;e St&#252;cke.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dann bin ich mitten in der Welt,</p>
+<p>da such ich mir ein Haberfeld</p>
+<p>und lasse mein Pferdchen grasen.</p>
+<p>Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,</p>
+<p>wo der Riese den Regenbogen h&#228;lt,</p>
+<p>und&#8212;schick euch &#39;ne Ansichtspostkarte.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page68"></a>68</span>
+<h3><a id="poem067"></a>Der kleine Rekrut</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich hab einen Helm aus Packpapier,</p>
+<p>mit einem Federbusche;</p>
+<p>der Wilhelm malt mir &#39;n Adler drauf</p>
+<p>mit schwarz-wei&#223;-roter Tusche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einen h&#246;lzernen S&#228;bel hab ich auch,</p>
+<p>mit einem richtgen Griffe;</p>
+<p>wenn nur der Scherenschleifer k&#228;m,</p>
+<p>da&#223; er ihn endlich schliffe!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Meine Mutter ist &#39;ne gute Frau,</p>
+<p>die schenkt mir einen Dukaten,</p>
+<p>dann kauf ich mir ein Schie&#223;gewehr,</p>
+<p>geh unter die Soldaten.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem068"></a>Der Hauptmann</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin der Hauptmann,</p>
+<p>ihr die Soldaten;</p>
+<p>immer gehorsam,</p>
+<p>das will ich euch raten,</p>
+<p>h&#246;rt ihr!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eins, zwei, immer hinterher,</p>
+<p>eins, zwei, schultert das Gewehr,</p>
+<p>marsch!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page69"></a>69</span>Seht euch nicht
+um,</p>
+<p>seht euch nicht an,</p>
+<p>immer h&#252;bsch stramm,</p>
+<p>Mann hinter Mann,</p>
+<p>halt!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Eins, zwei, immer hinterher,</p>
+<p>eins, zwei, schultert das Gewehr,</p>
+<p>marsch!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem069"></a>Abz&#228;hlreim</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rechts, links, &#252;ber Eck,</p>
+<p>die Henne legt die Eier weg,</p>
+<p>legt sie in ein B&#252;ndel Stroh,</p>
+<p>irgendwie, irgendwo;</p>
+<p>kommt der Marder Wagemut,</p>
+<p>jagt die Henne von der Brut,</p>
+<p>rechts, links, &#252;ber Eck&#8212;</p>
+<p>ein K&#252;ken hat&#8212;er&#8212;weg.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem070"></a>Fragefritze und die Plappertasche</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fritz, ich m&#246;cht den Spaten haben.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>M&#246;chte eine Grube graben.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page70"></a>70</span>M&#246;chte drin ein
+B&#228;umchen pflanzen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>Wird mein Fritze drunter tanzen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wird das B&#228;umchen Kirschen tragen.</p>
+<p>&quot;Mutterchen, warum?&quot;</p>
+<p>Ei, du mu&#223;t die Spatzen fragen,</p>
+<p>die sind nicht so dumm!&#8212;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt die kleine Plappertasche:</p>
+<p>&quot;Mutterchen, nicht wahr,</p>
+<p>ich bin kl&#252;ger als der Fritze,</p>
+<p>bin schon bald sechs Jahr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Mutterchen, nicht wahr, der Fritze</p>
+<p>ist ein Schaf, o je!</p>
+<p>Ich kann schon bis zwanzig z&#228;hlen</p>
+<p>und das A-B-C.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>I, du kleine Plappertasche,</p>
+<p>la&#223; den Fritz in Ruh.</p>
+<p>Plappertasche, wische wasche,</p>
+<p>halt das M&#228;ulchen zu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;bermorgen in vier Wochen</p>
+<p>kommt der Weihnachtsmann;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page71"></a>71</span>wenn du dann noch
+immer plapperst,</p>
+<p>was bekommst du dann?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Einen gro&#223;en Maulkorb!&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem071"></a>Plapperm&#252;ndchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Leipzig wohnt ein B&#228;ckermeister,</p>
+<p>Hans-back-die-Semmeln-gr&#246;&#223;er hei&#223;t er;</p>
+<p>Seine Mutter, die Frau Meisterin,</p>
+<p>zieht den Teig wer wei&#223; wie d&#252;nn,</p>
+<p>rollt ihn mit der Mangel aus,</p>
+<p>macht sieben bucklige Bretzeln draus,</p>
+<p>drei f&#252;r den Vater,</p>
+<p>drei f&#252;r die Mutter,</p>
+<p>eine f&#252;r unser Plapperm&#252;ndchen,</p>
+<p>dann schweigt&#39;s vielleicht ein Viertelst&#252;ndchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem072"></a>Puppendoktor</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Lieber Doktor Pillermann,</p>
+<p>guck dir blo&#223; mein P&#252;ppchen an.</p>
+<p>Drei Tage hat es nichts gegessen,</p>
+<p>hat immer so stumm dagesessen,</p>
+<p>es will nicht einmal Zuckerbrot,</p>
+<p>die Arme h&#228;ngen ihr wie tot.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page72"></a>72</span>Ach, lieber Doktor,
+sag mir ehrlich,</p>
+<p>ist diese Krankheit sehr gef&#228;hrlich?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Madam, Sie &#228;ngstigen sich noch krank;</p>
+<p>der Puls geht ruhig, Gott sei Dank.</p>
+<p>Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,</p>
+<p>sie mu&#223; zu Bett und t&#252;chtig schwitzen;</p>
+<p>drei Kiebitzeier gebt ihr ein,</p>
+<p>dann wird es morgen besser sein.</p>
+<p>Empfehle mich.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem073"></a>Kleiner Einkauf</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Guten Tag, guten Tag, liebe Gr&#252;nkramfrau,</p>
+<p>Gem&#252;se will ich kaufen,</p>
+<p>ich bin mit meinem Henkelkorb</p>
+<p>extra hergelaufen;</p>
+<p>auch sch&#246;ne frische Eier will ich,</p>
+<p>hoffentlich sind sie heute billig.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Schoten hier gefallen mir,</p>
+<p>zuckers&#252;&#223;e Kerne;</p>
+<p>auch von den R&#252;bchen m&#246;chte ich</p>
+<p>ein halbes Liter gerne.</p>
+<p>Kohlr&#252;ben? lieben wir nicht sehr;</p>
+<p>doch zeigen Sie mal die Pflaumen her!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page73"></a>73</span>Davon will ich
+f&#252;nf Literma&#223;,</p>
+<p>haufenvoll gemessen!</p>
+<p>weil meine Kinderchen zu Haus</p>
+<p>alle gern Pflaumen essen.</p>
+<p>Geld schick ich Ihnen morgen her;</p>
+<p>ich denke doch, es eilt nicht sehr,</p>
+<p>ich hab es grad vergessen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem074"></a>Vaters Geburtstag</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schnell, schnell, Besen,</p>
+<p>feg die Stube rein;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>mu&#223; alles sauber sein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wisch, wisch, Lappen,</p>
+<p>&#252;ber Stuhl und Schrank;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>sind sie blitzeblank.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Bl&#252;h, bl&#252;h, Blume,</p>
+<p>bl&#252;h recht frisch;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>Stehst du auf dem Tisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Herz-Herz-Muttchen,</p>
+<p>schnell das neue Kleid;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page74"></a>74</span>bis V&#228;terchen
+zum Kaffee kommt,</p>
+<p>ist nur noch wenig Zeit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tick, tick, Uhrchen,</p>
+<p>renn doch nicht so fix;</p>
+<p>wenn V&#228;terchen zum Kaffee kommt,</p>
+<p>mach ich meinen Knix.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fertig, alles fertig,</p>
+<p>der Kuchen auch ist da;</p>
+<p>der Kaffee kommt, der Vater kommt,</p>
+<p>mein Verschen kann ich ja:</p>
+<p>&quot;Heut ist dein Geburtstag!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem075"></a>Das Himmelsprinze&#223;chen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin das Himmelsprinze&#223;chen,</p>
+<p>habe Fl&#252;gel von blauem Duft,</p>
+<p>ich schlafe im Wolkenbettchen</p>
+<p>und bade in Licht und Luft.</p>
+<p>Mir geh&#246;rt die silberne Schaukel</p>
+<p>hoch oben im Himmelssaal;</p>
+<p>wenn die goldenen Seile schwingen,</p>
+<p>blitzt es unten im Tal.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der alte Wetterriese</p>
+<p>donnert und schilt mich aus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page75"></a>75</span>ich flitze &#252;ber
+die Sterne</p>
+<p>und lache den Brummbart aus.</p>
+<p>Die Mirlamein vom Monde</p>
+<p>webt meine Kleider und Schuh,</p>
+<p>die gute Mutter Sonne</p>
+<p>gibt goldne Spangen dazu.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der liebe Gott hat mich gerne,</p>
+<p>ich bin sein liebes Kind;</p>
+<p>er nimmt uns auf die Kniee,</p>
+<p>mich und den Fr&#252;hlingswind.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Des Abends sitzen wir stille</p>
+<p>bei Mirlamein im Zelt</p>
+<p>und spinnen W&#252;nsche und Tr&#228;ume</p>
+<p>und streuen sie &#252;ber die Welt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem076"></a>Windfreude</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind &#252;ber Wiesen und Felder rennt,</p>
+<p>renn ich mit;</p>
+<p>da denk ich, da&#223; ich fliegen kann,</p>
+<p>und guck mir lustig die V&#246;gel an,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind durch die Str&#228;ucher und B&#228;ume fegt,</p>
+<p>feg ich mit;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page76"></a>76</span>die
+Bl&#252;tenk&#228;tzchen feg ich zu Hauf</p>
+<p>und setz mir vom Ahorn ein Nasenh&#252;tchen auf,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn der Wind durch die Turml&#246;cher singt und pfeift,</p>
+<p>pfeif ich mit;</p>
+<p>sein Jodler wird mir gar nicht schwer,</p>
+<p>und den Brummba&#223; lern ich nebenher,</p>
+<p>susewitt, susewitt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem077"></a>Lied vom Monde</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wind, Wind, sause,</p>
+<p>der Mond ist nicht zu Hause;</p>
+<p>er ist wohl hinter den Berg gegangen,</p>
+<p>will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,</p>
+<p>Wind, Wind, sause.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Stern, Stern, scheine,</p>
+<p>der Mond, der ist noch kleine;</p>
+<p>er hat die Sichel in der Hand,</p>
+<p>er m&#228;ht das Gras am Himmelsrand,</p>
+<p>Stern, Stern, scheine.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Singe, Vogel, singe,</p>
+<p>der Mond ist guter Dinge;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page77"></a>77</span>er steckt den halben
+Taler raus,</p>
+<p>das sieht blank und lustig aus,</p>
+<p>singe, Vogel, singe.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und hell wird&#39;s, immer heller;</p>
+<p>der Mond, der hat &#39;nen Teller,</p>
+<p>mit allerfeinstem Silbersand,</p>
+<p>den streut er &#252;ber Meer und Land,</p>
+<p>und hell wird&#39;s, immer heller.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem078"></a>Weihnachtsschnee</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Kinder, sperrt die N&#228;schen auf,</p>
+<p>es riecht nach Weihnachtstorten;</p>
+<p>Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd</p>
+<p>und backt die feinsten Sorten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,</p>
+<p>sonst nehmt den Operngucker:</p>
+<p>die gro&#223;e Himmelsb&#252;chse, seht,</p>
+<p>tut Ruprecht ganz voll Zucker.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er streut&#8212;die Kuchen sind schon voll&#8212;</p>
+<p>er streut&#8212;na, das wird munter:</p>
+<p>er sch&#252;ttelt die B&#252;chse und streut und streut</p>
+<p>den ganzen Zucker runter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page78"></a>78</span>Ihr Kinder, sperrt
+die M&#228;ulchen auf,</p>
+<p>schnell! Zucker schneit es heute!</p>
+<p>Fangt auf, holt Sch&#252;sseln!&#8212;Ihr glaubt es nicht?</p>
+<p>Ihr seid ungl&#228;ubige Leute!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem079"></a>Knecht Ruprecht in N&#246;ten</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart</p>
+<p>und r&#252;ckt zurecht die Brille:</p>
+<p>Ihr Engelskinder, l&#228;rmt nicht so,</p>
+<p>seid mal ein bi&#223;chen stille!</p>
+<p>Kommt, r&#252;ckt h&#252;bsch artig zu mir ran,</p>
+<p>seht euch mal das Bestellbuch an!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was steht hier auf dem ersten Blatt?</p>
+<p>was auf dem zweiten, dritten?</p>
+<p>was steht am Ende von dem Buch?</p>
+<p>was steht hier in der Mitten?&#8212;:</p>
+<p>Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,</p>
+<p>Schick uns doch mal das Luftschiff her!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hans m&#246;chte nach Amerika,</p>
+<p>und Fritz zu Tante Lotte,</p>
+<p>Kurt durch die Luft zu Gro&#223;papa,</p>
+<p>Marie zum lieben Gotte;</p>
+<p>Georg will blo&#223; nach Neuruppin</p>
+<p>mit Zeppelin, mit Zeppelin.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page79"></a>79</span>Ach Zeppelin, du
+Zaubermann,</p>
+<p>&#39;s ist aus der Haut zu fahren,</p>
+<p>das ganze liebe kleine Pack</p>
+<p>will blo&#223; noch Luftschiff fahren;</p>
+<p>dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,</p>
+<p>da gehn nicht alle Kinder &#39;rein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr Engelskinder, helft mir doch</p>
+<p>in meinen Weihnachtsn&#246;ten,</p>
+<p>baut mir ein Luftschiff riesengro&#223;</p>
+<p>mit hunderttaufend B&#246;ten,</p>
+<p>la&#223;t lustig die Propeller gehn,</p>
+<p>da sollt ihr mal die Freude sehn!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hurra, schreit da die Engelschar,</p>
+<p>wir helfen alle, alle.</p>
+<p>Nach dreien Tagen, blitzeblank,</p>
+<p>stehts Luftschiff in der Halle.</p>
+<p>Dank sch&#246;n, sagt Ruprecht, f&#228;hrt hinab,</p>
+<p>holt alle Jungs und M&#228;dels ab</p>
+<p>zur Flugfahrt durch die Welten.</p>
+<p>Ob sie sich nicht erk&#228;lten?</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem080"></a>Frohe Botschaft</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fr&#252;h, eh ich&#39;s konnt begreifen,</p>
+<p>h&#246;rt ich schon etwas pfeifen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page80"></a>80</span>h&#246;rt ich Schon
+etwas brummen,</p>
+<p>wie tausend Bienen summen.</p>
+<p class='i'>Was ist denn los? Ach ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann ist da!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Raben und die Spatzen,</p>
+<p>sie m&#252;ssen&#39;s weiterschwatzen;</p>
+<p>in alle H&#228;user dringt es,</p>
+<p>von allen Glocken klingt es.</p>
+<p class='i'>Was l&#228;uten sie? O ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann ist da!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mit seinem braven Esel</p>
+<p>zieht er von Thorn bis Wesel;</p>
+<p>wo M&#228;dels sind und Buben,</p>
+<p>tritt er in ihre Stuben</p>
+<p>und langt aus Sack und Taschen</p>
+<p>zum Spielen was und Naschen.</p>
+<p class='i'>Wo habt ihr&#39;s her? Na ja:</p>
+<p class='i'>der Weihnachtsmann war da!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem081"></a>Der liebe Weihnachtsmann</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(von Paula und Richard Dehmel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Esel, der Esel,</p>
+<p>wo kommt der Esel her?</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page81"></a>81</span>Von Wesel, von
+Wesel,</p>
+<p>er will ans schwarze Meer.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer hat denn, wer hat denn</p>
+<p>den Esel so bepackt?</p>
+<p>Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht</p>
+<p>mit seinem Klappersack.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mit N&#252;ssen, mit &#196;pfeln,</p>
+<p>mit Spielzeug allerlei,</p>
+<p>und Kuchen, ja Kuchen</p>
+<p>aus seiner B&#228;ckerei.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wo b&#228;ckt denn, wo b&#228;ckt denn</p>
+<p>Knecht Ruprecht seine Speis?</p>
+<p>In Island, in Island,</p>
+<p>drum ist sein Bart so wei&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Rute, die Rute</p>
+<p>hat er dabei verbrannt;</p>
+<p>heut sind die Kinder artig</p>
+<p>im ganzen deutschen Land.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ach Ruprecht, ach Ruprecht,</p>
+<p>du lieber Weihnachtsmann:</p>
+<p>komm auch zu mir mit deinem</p>
+<p>Sack heran!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page82"></a>82</span>
+<h3><a id="poem082"></a>Sankt Niklas&#39; Auszug</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,</p>
+<p>klopft seine lange Pfeife aus</p>
+<p>und sagt zur heiligen Kathrein:</p>
+<p>&#214;l mir die Wasserstiefel ein,</p>
+<p>bitte hol auch den Knotenstock</p>
+<p>vom Boden und den Fuchspelzrock,</p>
+<p>die M&#252;tze lege oben drauf,</p>
+<p>und sch&#252;tte dem Esel t&#252;chtig auf,</p>
+<p>halt auch sein Sattelzeug bereit;</p>
+<p>wir reisen, es ist Weihnachtszeit.</p>
+<p>Und da&#223; ich&#39;s nicht verge&#223;, ein Loch</p>
+<p>ist vorn im Sack, das stopfe noch!</p>
+<p>Ich geh derweil zu Gottes Sohn</p>
+<p>und hol mir meine Instruktion.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die heilige K&#228;the, sanft und still,</p>
+<p>tut alles, was Sankt Niklas will.</p>
+<p>Der klopft indes beim Herrgott an,</p>
+<p>Sankt Peter hat ihm aufgetan</p>
+<p>und sagt: Gr&#252;&#223; Gott! wie schaut&#39;s denn aus?</p>
+<p>und f&#252;hrt ihn ins himmlische Werkst&#228;ttenhaus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da sitzen die Englein an langen Tischen,</p>
+<p>ab und zu Feen dazwischen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page83"></a>83</span>die den kleinsten
+zeigen, wie&#39;s zu machen,</p>
+<p>und weben und kleben die niedlichsten Sachen,</p>
+<p>h&#228;mmern und h&#228;keln, schnitzen und schneidern,</p>
+<p>f&#228;lteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,</p>
+<p>packen die Schachteln, binden sie zu</p>
+<p>und haben so gl&#252;hende B&#228;ckchen wie Du.</p>
+<p>Herr Jesus sitzt an seinem Pult</p>
+<p>und schreibt mit Liebe und Geduld</p>
+<p>eine lange Liste. Potz Element,</p>
+<p>wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!</p>
+<p>Die sollen die sch&#246;nen Engelsgaben</p>
+<p>zu Weihnachten haben.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was fertig ist, wird eingesackt</p>
+<p>und auf das Eselchen gepackt.</p>
+<p>Sankt Niklas zieht sich recht warm an;</p>
+<p>Kinder, er ist ein alter Mann,</p>
+<p>und es f&#228;ngt t&#252;chtig an zu schnein,</p>
+<p>da mu&#223; er schon vorsichtig sein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So geht es durch die W&#228;lder im Schritt,</p>
+<p>manch Tannenb&#228;umchen nimmt er mit;</p>
+<p>und wo er wandert, bleibt im Schnee</p>
+<p>manch Futterk&#246;rnchen f&#252;r Hase und Reh.</p>
+<p>Aus Haus und H&#252;tte strahlt es hell,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page84"></a>84</span>da hebt er dem Esel
+den Sack vom Fell,</p>
+<p>macht leise alle T&#252;ren auf,</p>
+<p>jubelnd umdr&#228;ngt ihn der kleine Hauf:</p>
+<p>Sankt Niklas, Sankt Niklas,</p>
+<p>was hast du gebracht?</p>
+<p>was haben die Englein</p>
+<p>f&#252;r uns gemacht?</p>
+<p>&quot;Sch&#246;n Ding, gut Ding,</p>
+<p>aus dem himmlischen Haus;</p>
+<p>langt in den Sack! holt euch was raus!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem083"></a>Bescheidene Frage</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du der flinken Grete was?</p>
+<p>Sie ist fast immer artig gewesen,</p>
+<p>hat flei&#223;ig in ihrer Fibel gelesen,</p>
+<p>kann das gro&#223;e H schon ganz richtig schreiben,</p>
+<p>wird Ostern gewi&#223; nicht sitzen bleiben;</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihr was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du dem dicken Peterle was?</p>
+<p>Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,</p>
+<p>aber beten kann er schon wundersch&#246;n:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page85"></a>85</span>&quot;Lieber Dott,
+mach alle Men&#223;en dut,</p>
+<p>nimm alle unter deinen Hut&#39;&quot;</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihm was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>bringst du der kleinen Lene was?</p>
+<p>Sie geh&#246;rt der armen Flick-Marie</p>
+<p>und hat schon lange ein schlimmes Knie;</p>
+<p>zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,</p>
+<p>sieht immer so bla&#223; und &#228;ngstlich aus.</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du ihr was?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p>ich w&#252;nsch mir selber auch noch was:</p>
+<p>m&#246;cht in der Weihnacht mit dir gehn,</p>
+<p>mir all die fr&#246;hlichen Kinder besehn,</p>
+<p>wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken</p>
+<p>und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.</p>
+<p class='i'>Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,</p>
+<p class='i'>schenkst du mir das?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page86"></a>86</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a id="page87"></a>87</span><a
+href="images/i080.png"><img src="images/i080tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page88"></a>88</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page89"></a>89</span>Dritter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page90"></a>90</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page91"></a>91</span>
+<h3><a id="poem084"></a>Widmung</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kl&#228;nge wachsen auf den Wegen</p>
+<p>im Geb&#252;sch, im jungen Gr&#252;n;</p>
+<p>alle meine Melodien</p>
+<p>m&#246;chte ich mit leisem Segen</p>
+<p>abends auf dein Kissen legen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wilde Blumen, seltne Fr&#252;chte:</p>
+<p>was der reife Sommer bringt,</p>
+<p>m&#246;cht ich in dein Zimmer tragen,</p>
+<p>sollst mir keine Antwort sagen&#8212;</p>
+<p>Still&#8212;der Traum versinkt&#8212;verklingt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem085"></a>Sonne</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sonne scheint drau&#223;en und scheint in die Stube,</p>
+<p>unten am Boden kugelt mein Bube,</p>
+<p>greift nach den schimmernden, flimmernden St&#228;ubchen;</p>
+<p>ich sitze am Fenster und n&#228;he ein H&#228;ubchen,</p>
+<p>ein ganz kleines H&#228;ubchen aus wei&#223;em Batist.</p>
+<p>Ob&#39;s wohl ein M&#228;del ist?&#8212;</p>
+<p>Und hat&#39;s <i>seine</i> Augen, <i>seinen</i> trotzfrohen
+Sinn,</p>
+<p>dann wei&#223; kein Mensch, wie gl&#252;cklich ich bin!</p>
+<p>Blo&#223; Er&#8212;Er&#8212;sein liebes Gesicht&#8212; &#8212;</p>
+<p>&quot;Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?&quot;&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page92"></a>92</span>
+<h3><a id="poem086"></a>Marienlied</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maria herzt ihr Kindlein</p>
+<p>und k&#252;&#223;t sein rotes M&#252;ndlein;</p>
+<p>sie wei&#223; es nicht,</p>
+<p>da&#223; einst zu Golgatha</p>
+<p>sein Kreuz wird aufgericht&#39;t.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Wind mit Blumend&#252;ften</p>
+<p>tut des Kindes H&#228;rlein l&#252;ften;</p>
+<p>nicht wei&#223; der Wind,</p>
+<p>da&#223; einst zu Golgatha</p>
+<p>unschuldig Blut verrinnt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sein L&#228;mmlein kommt gesprungen,</p>
+<p>spielt um den holden Jungen;</p>
+<p>sieht nicht von fern,</p>
+<p>da&#223; man zu Golgatha</p>
+<p>einst h&#246;hnt den lieben Herrn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ihr sorgend Mutterherzen</p>
+<p>m&#252;&#223;t es fein still verschmerzen;</p>
+<p>ihr wi&#223;t es nicht,</p>
+<p>wann eurem teuren Kindlein</p>
+<p>sein Kreuz wird aufgericht&#39;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page93"></a>93</span>
+<h3><a id="poem087"></a>Korsisches Wiegenlied</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schlafe, mein kleiner Wildling,</p>
+<p>du schlankes Reis, schlaf ein;</p>
+<p>drau&#223;en im Mondschein die Pappel</p>
+<p>sieht auf dein Bett herein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tr&#228;ume, mein hei&#223;er Wildling;</p>
+<p>was ballst du die kleine Faust?</p>
+<p>K&#252;hl geht der Wind durchs Fenster,</p>
+<p>die hohe Pappel braust.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wachse, mein trotziger Wildling,</p>
+<p>wachse dich hoch und frei,</p>
+<p>horch auf die herrischen St&#252;rme</p>
+<p>und des Adlers stolzen Schrei!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>R&#228;che mich, Sohn meiner Wildheit,</p>
+<p>r&#228;che den Mutterleib,</p>
+<p>Sch&#228;rfe den Dolch und t&#246;te,</p>
+<p>t&#246;te das fremde Weib!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem088"></a>K&#246;nigskind</h3>
+
+<h4><a id='poem088.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Schlafe ruhig, K&#246;nigskind;</p>
+<p>wie im Traume singt der Wind,</p>
+<p>schweigend sitzt der Mond zu Haus,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page94"></a>94</span>gie&#223;t die
+wei&#223;en Strahlen aus,</p>
+<p>gie&#223;t sie &#252;ber das weite Land,</p>
+<p>&#252;ber Wald und H&#252;gelwand.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Taube gurrt im dunklen Laub,</p>
+<p>K&#228;fer surrt und fliegt auf Raub,</p>
+<p>Fischlein steht im Wasser still,</p>
+<p>wei&#223; nicht, ob es schwimmen will.</p>
+<p>Was dir auch das Leben spinnt:</p>
+<p>tr&#228;ume, K&#246;nigskind!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem088.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Vogel flog aus dem Heimatland,</p>
+<p>er flog wohl sieben Tage lang</p>
+<p>&#252;ber fremde W&#228;lder und Seen;</p>
+<p>da wurden ihm die Fl&#252;gel lahm,</p>
+<p>und als er ans gro&#223;e Wasser kam,</p>
+<p>konnt er nicht weiter.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein M&#228;gdlein mu&#223;te von Hause fort,</p>
+<p>in ein fernes Land an fremden Ort,</p>
+<p>so bang und alleine.</p>
+<p>Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:</p>
+<p>Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,</p>
+<p>sonst trifft dich ein Unheil.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page95"></a>95</span>Das V&#246;glein
+fiel aus der H&#246;h herab,</p>
+<p>brach die Fl&#252;gel beide und fand sein Grab</p>
+<p>im &#246;den Lande;</p>
+<p>das M&#228;gdlein verlor der Mutter Blut,</p>
+<p>verlor den Weg und verlor den Mut</p>
+<p>und irrt in der Fremde.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem088.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Waldtaube sa&#223; gefangen,</p>
+<p>Kuruh, das V&#246;gelein,</p>
+<p>wohl hinter Gitter und Stangen;</p>
+<p>da lie&#223; das K&#246;pflein hangen</p>
+<p>Kuruh das V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Waldtaube sa&#223; am Gitter,</p>
+<p>Kuruh, das V&#246;gelein,</p>
+<p>da kam ein blauer Ritter,</p>
+<p>ein Falke an ihr Gitter:</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und bist du auch gefangen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein,</p>
+<p>meine Liebe zerbricht die Stangen,</p>
+<p>zu dir will ich gelangen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page96"></a>96</span>Mit seinen starken
+F&#228;ngen</p>
+<p>tat er das Gitter aufzw&#228;ngen,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+<p>Sie breiteten aus die Fl&#252;gel,</p>
+<p>flogen weithin &#252;ber die H&#252;gel,</p>
+<p>grad in die Sonne hinein,</p>
+<p>Kuruh, mein V&#246;gelein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem089"></a>Heimweh</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Quellchen geht in den Rauschebach,</p>
+<p>Bach geht in den Flu&#223;,</p>
+<p>Flu&#223; geht vorbei am Elternhaus,</p>
+<p>M&#252;tterchen h&#246;rt seinen Gru&#223;;</p>
+<p>gr&#252;&#223;e mir, Quellchen, gr&#252;&#223;e mir fein</p>
+<p>Vater und Mutter, vergi&#223; es nicht, nein?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vater pfeift seinem H&#252;hnerhund,</p>
+<p>Mutter sorgt f&#252;r den Herd,</p>
+<p>Schwesterchen gie&#223;t ihre Tausendsch&#246;n,</p>
+<p>Bruder z&#228;umt sich sein Pferd;</p>
+<p>gr&#252;&#223;e mir, Quellchen, ich bin so allein,</p>
+<p>Bruder und Schwester, vergi&#223; es nicht, nein?</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page97"></a>97</span>
+<h3><a id="poem090"></a>Elfenreigen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Eia, wir Elfen,</p>
+<p class='i'>wir kommen und helfen,</p>
+<p class='i'>eh du&#39;s gedacht, Kind, eh du&#39;s gedacht.</p>
+<p class='i2'>Wir kommen</p>
+<p class='i2'>im frommen</p>
+<p class='i2'>Geleuchte der Nacht,</p>
+<p class='i2'>Gew&#228;nder</p>
+<p class='i2'>und B&#228;nder</p>
+<p class='i2'>vom Monde erdacht;</p>
+<p class='i2'>wir schweben</p>
+<p class='i2'>und heben</p>
+<p class='i2'>im Reigenspiel sacht</p>
+<p class='i2'>die Schleier</p>
+<p class='i2'>zur Feier</p>
+<p class='i2'>der freundlichen Nacht.</p>
+<p class='i'>Eia, wir reichen</p>
+<p class='i'>uns schmeichelnd die weichen</p>
+<p class='i'>H&#228;nde im gleichen</p>
+<p class='i'>lieblichen Takt, im lieblichen Takt.</p>
+<p class='i2'>Wir gleiten</p>
+<p class='i2'>durch Weiten</p>
+<p class='i2'>der wandernden Welt,</p>
+<p class='i2'>wie ziehende</p>
+<p class='i2'><span class='pgnum'><a
+id="page98"></a>98</span>fliehende</p>
+<p class='i2'>Nebel im Feld;</p>
+<p class='i2'>wir lauschen,</p>
+<p class='i2'>dem Rauschen</p>
+<p class='i2'>der Quellen gesellt,</p>
+<p class='i2'>und schauen</p>
+<p class='i2'>die blauen</p>
+<p class='i2'>Gefilde bestellt.</p>
+<p class='i'>Eia, wir zeigen</p>
+<p class='i'>im silbernen Reigen</p>
+<p class='i'>mit Nicken und Neigen</p>
+<p>die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem091"></a>Wiegenm&#228;rchen</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Des Mondes Tochter, Mirlamein,</p>
+<p>kam in die warme Welt herein,</p>
+<p>sie kam aus ihres Vaters Haus</p>
+<p>auf einer wei&#223;en Fledermaus.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da sa&#223; Prinzessin Mirlamein</p>
+<p>auf einem gro&#223;en wei&#223;en Stein</p>
+<p>mitten in bl&#252;hender Heide</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page99"></a>99</span>in ihrem
+milchwei&#223;en Kleide.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>In ihren H&#228;nden bleich und fein</p>
+<p>hielt sie die Fl&#246;te aus Elfenbein;</p>
+<p>sie blies&#8212;das klang so hell und hold,</p>
+<p>als ob ein Engel uns tr&#246;sten wollt.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Gleich stecken alle V&#246;gelein</p>
+<p>den Kopf in die Fl&#252;gel und schlummern ein,</p>
+<p>die Hirsche und Rehe im tiefen Wald</p>
+<p>suchen ihr Lager und schlafen bald.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Gl&#252;hw&#252;rmchen l&#246;scht das L&#228;mpchen aus,</p>
+<p>fliegt m&#252;de in sein Bl&#228;tterhaus,</p>
+<p>die Tauben gurren im Schlaf kuruh,</p>
+<p>mein Kind macht auch die Augen zu.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die Fl&#246;te verklingt. Vom Heidestein</p>
+<p>wehen die Schleier der Mirlamein,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page100"></a>100</span>Sie winkt der
+wei&#223;en Fledermaus</p>
+<p>und fliegt zum stillen Mond nach Haus.</p>
+<p>Mirlama, Mirlamein,</p>
+<p>schlaf ein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem092"></a>Traumballade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht durch bleiches Land,</p>
+<p>rings gr&#252;&#223;en ihn verstohlen</p>
+<p>die braunen Nachtviolen;</p>
+<p>Marlenchen geht an seiner Hand,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht an den Rosmarinstrauch,</p>
+<p>da brennen die Lebenskerzen,</p>
+<p>sie brennen mit roten Herzen;</p>
+<p>Marlenchen f&#252;hlt ihren hei&#223;en Hauch,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht am See entlang,</p>
+<p>die Wasserelfen singen</p>
+<p>ein Lied von k&#252;hlen Dingen;</p>
+<p>Marlenchen &#252;berkommt es bang,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Traumk&#246;nig geht mit leisem Schritt</p>
+<p>hinein in die weichen Wellen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page101"></a>101</span>die silbern im
+Mond aufquellen;</p>
+<p>Marlenchen geht in die Tiefe mit,</p>
+<p>Marlenchen, jung Marlenchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem093"></a>Mutter Hule</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach einer alten Volksdichtung)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>kann reisen ohne Geld:</p>
+<p>sie setzt sich auf den G&#228;nserich</p>
+<p>und reitet durch die Welt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule,</p>
+<p>die hat im Wald ein Haus;</p>
+<p>der Uhu sitzt als W&#228;chter davor,</p>
+<p>l&#228;&#223;t niemand &#39;rein und &#39;raus.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Frau Hulens Sohn hei&#223;t Michel,</p>
+<p>der ist nicht grad, nicht krumm;</p>
+<p>am Sonntag ist er manchmal klug</p>
+<p>und Montags manchmal dumm.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Sie schickte ihn zum Markte,</p>
+<p>da kauft er sich &#39;ne Gans;</p>
+<p>die flatterte und schnatterte</p>
+<p>und wippte mit dem Schwanz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page102"></a>102</span>Frau Hule holt den
+Ganter;</p>
+<p>wie liebten sie sich gleich!</p>
+<p>Sie fra&#223;en zusammen aus einem Napf</p>
+<p>und schwammen in einem Teich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Des Morgens in der Fr&#252;he</p>
+<p>fand Michel ein gro&#223;es Ei;</p>
+<p>das hatte die liebe Gans gelegt,</p>
+<p>der G&#228;nserich stand dabei.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Michel lief zur Hule:</p>
+<p>guck, was ich dir gebracht,</p>
+<p>ein goldnes Ei. Die Hule sagt:</p>
+<p>das hast du brav gemacht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Michel trug&#39;s zu Markte,</p>
+<p>drei Dukaten wollt er haben;</p>
+<p>der Jud wollt blo&#223; die H&#228;lfte geben,</p>
+<p>da schmi&#223; er ihn in&#39;n Graben.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er ging am Schlo&#223; vor&#252;ber,</p>
+<p>da stand ein Fr&#228;ulein liliensch&#246;n;</p>
+<p>dem Michel schwoll das Herze,</p>
+<p>er blieb ein bi&#223;chen bei ihr stehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Jude und ein Ritter</p>
+<p>fielen &#252;ber Michel her</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page103"></a>103</span>von vorne und von
+hinten,</p>
+<p>da schrie der Michel sehr.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>flog &#252;ber Prag und Wien,</p>
+<p>verwandelt ihren Michel schnell</p>
+<p>in einen Harlekin.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und auch das Fr&#228;ulein r&#252;hrte sie</p>
+<p>mit ihrem Flederwisch,</p>
+<p>da stand ein Kolombinchen da</p>
+<p>mit Backen rot und frisch.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wo blieb das goldne Ei, huchjee?</p>
+<p>Das rollte weit ins Meer.</p>
+<p>Der Michel zog die Stiefel aus</p>
+<p>und sockte hinterher.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die alte Mutter Hule</p>
+<p>sattelt hui die gro&#223;e Gans</p>
+<p>und flog damit zum roten Mond,</p>
+<p>denn da war Fastnachtstanz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem094"></a>Ein Singsang vom Rheine</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr Steuermann, Herr Steuermann,</p>
+<p>leg an der Br&#252;ck von K&#246;llen an!</p>
+<p>Ein Schifflein kommt gefahren</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page104"></a>104</span>wohl &#252;ber den
+gr&#252;nen Rhein.</p>
+<p>Was hat das Schiff geladen?</p>
+<p class='i'>Ei, roten Wein,</p>
+<p class='i'>ei, wei&#223;en Wein,</p>
+<p>den hat das Schiff geladen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu K&#246;llen an der Br&#252;cke,</p>
+<p>da tagt der hohe Rat am Rhein.</p>
+<p>Was wollen die Herren trinken?</p>
+<p class='i'>Ei, roten Wein,</p>
+<p class='i'>ei, wei&#223;en Wein,</p>
+<p>den wollen die Herren trinken.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Schifflein kommt gefahren</p>
+<p>wohl &#252;ber den gr&#252;nen Rhein.</p>
+<p>Was hat das Schiff geladen?</p>
+<p class='i'>Ei, blonde J&#252;ngferlein,</p>
+<p class='i'>ei, braune J&#252;ngferlein,</p>
+<p>die hat das Schiff geladen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu K&#246;llen an der Br&#252;cke,</p>
+<p>da tagt der hohe Rat am Rhein.</p>
+<p>Wen wollen die Herren k&#252;ssen?</p>
+<p class='i'>Ei, blonde J&#252;ngferlein,</p>
+<p class='i'>ei, braune J&#252;ngferlein,</p>
+<p>die wollen die Herren k&#252;ssen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page105"></a>105</span>Herr Steuermann,
+Herr Steuermann,</p>
+<p>leg an der Br&#252;ck von K&#246;llen an!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem095"></a>Badeballade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>badeten im Teiche,</p>
+<p>strampelten, tauchten,</p>
+<p>plantschten und fauchten;</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Murrian Knurr, der Pudelhund,</p>
+<p>kam vorbei am Teiche,</p>
+<p>erhob ein Geschrei: Herbei! Polizei!</p>
+<p>da baden zwei, nackend und frei!</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>sprangen aus dem Teiche,</p>
+<p>fa&#223;ten Murrian am Kopf, an Schwanz und Zopf,</p>
+<p>seiften ihn ein, trotz Bellen und Schrein,</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lachte die alte Eiche.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Lise Nackfisch und Hans Pitschena&#223;</p>
+<p>baden wieder im Teiche,</p>
+<p>hampeln und strampeln, spritzen und tauchen,</p>
+<p>patschen und plantschen, prusten und fauchen,</p>
+<p class='i'>&#8212;hell lacht die alte Eiche.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page106"></a>106</span>
+<h3><a id="poem096"></a>Der Teufel und die Katz</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>(nach Schwinds Bildern)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein K&#228;tzlein ging einst jagen,</p>
+<p>welch sch&#246;ne Katz, welch feine Katz;</p>
+<p>an einer Kirchhofsmauer,</p>
+<p>da lag sie auf der Lauer</p>
+<p>und fing sich einen Ratz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ach K&#228;tzlein, la&#223; mich leben,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p>will dienen deinem Willen,</p>
+<p>jed W&#252;nschlein dir erf&#252;llen</p>
+<p>als dein getreuer Schatz.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das K&#228;tzlein lie&#223; sich r&#252;hren,</p>
+<p>die sch&#246;ne Katz, die feine Katz;</p>
+<p>sie lie&#223; die Ratte leben,</p>
+<p>tat ihr ein Laternchen geben,</p>
+<p>zu leuchten bei der Hatz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ich tu dir wacker helfen,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p>brauchst blo&#223; die &#214;hrlein spitzen,</p>
+<p>da laufen aus Spalt und Ritzen</p>
+<p>Langschw&#228;nze auf den Platz.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page107"></a>107</span>Der Ratz ward
+gro&#223; und gr&#246;&#223;er&#8212;</p>
+<p>&quot;Du sch&#246;ne Katz, du feine Katz,</p>
+<p>wir wollen beid spazieren,</p>
+<p>am Arm will ich dich f&#252;hren</p>
+<p>als dein getreuer Schatz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dein Schw&#228;nzlein will ich k&#228;mmen,</p>
+<p>ei sch&#246;ne Katz, ei feine Katz!&quot;</p>
+<p>Er rupft sie zum Erbarmen,</p>
+<p>kein Mauen hilft der armen,</p>
+<p>vor Schmerz tut sie &#39;nen Satz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>H&#228;tt ich dich doch gefressen,</p>
+<p>ich gute Katz, ich feine Katz;</p>
+<p>ein Untier bist du worden,</p>
+<p>wirst mich gewi&#223; noch morden,</p>
+<p>du Unget&#252;m von Ratz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Er sprang ihr auf den R&#252;cken:</p>
+<p>&quot;Hei, Sch&#246;ne Katz, hei, feine Katz,</p>
+<p>jetzt habe <i>ich</i> zu sagen,</p>
+<p>mu&#223;t mich als Reiter tragen</p>
+<p>auch ohne Zaum und Latz.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Jetzt fahren wir zur H&#246;lle,</p>
+<p>du sch&#246;ne Katz, du feine Katz;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page108"></a>108</span>heidi, ein
+Katzenbraten</p>
+<p>wird dem Teufel schon geraten,</p>
+<p>ich sch&#252;r den Ofen, Schatz.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem097"></a>Der Esel und die L&#246;wenhaut</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach der Fabel von Hans Sachs)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein M&#252;llersmann aus Oberwesel</p>
+<p>hatt &#39;nen gewitzten jungen Esel;</p>
+<p>der weidete auf gr&#252;nem Gras</p>
+<p>und dachte sich so dies und das,</p>
+<p>wollt f&#252;r sein Leben gern auf Erden</p>
+<p>was Bessers als ein Esel werden.</p>
+<p>Da fand er&#8212;und sein Herz schlug schnell&#8212;</p>
+<p>ein unversehrtes L&#246;wenfell.</p>
+<p>Er kriecht hinein, es pa&#223;t ihm gut,</p>
+<p>er f&#252;hlt auch gleich des L&#246;wen Mut</p>
+<p>und denkt mit innerstem Behagen:</p>
+<p>nun brauchst du nicht mehr S&#228;cke tragen.</p>
+<p>Stolz trabt er durch den Wald daher,</p>
+<p>tut ganz, als ob ein Leu er w&#228;r,</p>
+<p>sch&#252;ttelt die M&#228;hne, schl&#228;gt mit dem Schweif</p>
+<p>und setzt die Tatzen breit und steif.</p>
+<p>Das H&#228;slein spitzt das lange Ohr,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page109"></a>109</span>die Sache kommt
+ihm kitzlig vor,</p>
+<p>es springt hinweg; das Rehlein auch.</p>
+<p>Wie freut sich da der eitle Gauch!</p>
+<p>Und als der M&#252;ller, der ihn sieht</p>
+<p>von weitem, auch erschrocken flieht,</p>
+<p>kann er vor Wonne kaum sich fassen,</p>
+<p>mu&#223; laut sein I-A t&#246;nen lassen.</p>
+<p>Da merkt der M&#252;ller, wen er hat,</p>
+<p>pr&#252;gelt den Esel m&#252;rb und matt</p>
+<p>und schimpft ihn aus: du dummes Vieh!</p>
+<p>zum L&#246;wen wird ein Esel nie;</p>
+<p>du hast mich mit dem Fell genarrt,</p>
+<p>das sollst du b&#252;&#223;en, Esel, wart!</p>
+<p>und schl&#228;gt und pufft ihn immer mehr.</p>
+<p>Der Esel h&#228;ngt die Ohren sehr,</p>
+<p>als so sein Meister ihn verbl&#228;ut;</p>
+<p>sein Hochmut hat ihn recht gereut,</p>
+<p>wollt f&#252;rder S&#228;cke tapfer tragen,</p>
+<p>nie mehr nach L&#246;wenh&#228;uten fragen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem098"></a>Ein Spatzengespr&#228;ch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich war in Fez durch die Buden gewandelt</p>
+<p>und hatte einen Ring erhandelt</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page110"></a>110</span>mit einem seltsam
+geschliffenen Stein;</p>
+<p>sollte der Ring K&#246;nig Salomos sein.</p>
+<p>Wer ihn bes&#228;&#223;e, verst&#252;nde sofort</p>
+<p>zahlreicher Tiere Geberde und Wort,</p>
+<p>k&#246;nnte das Gras beim Wachsen belauschen,</p>
+<p>h&#246;rte Musik aus den Quellen rauschen,</p>
+<p>verst&#252;nde die Sprache von Baum und Stein,</p>
+<p>m&#252;&#223;te aber ein Sonntagskind sein.</p>
+<p>Nun, ich war zu meinem Frommen</p>
+<p>Beim Glockenl&#228;uten auf die Welt gekommen,</p>
+<p>nahm meinen Ring, bezahlte bar,</p>
+<p>und&#8212;war jetzt kl&#252;ger, als ich war.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fr&#246;hlich ging ich zur Stadt hinaus,</p>
+<p>wu&#223;te da ein einsames Bauernhaus,</p>
+<p>warf mich glatt in die Fr&#252;hlingsruh,</p>
+<p>kaute Halme und pfiff dazu,</p>
+<p>dachte an dies und dachte an das,</p>
+<p>wie so gedeihlich aus Ernst und Spa&#223;</p>
+<p>die Welt sich verbastelt zum Gottgetriebe,</p>
+<p>dachte an Glauben, dachte an Liebe,</p>
+<p>und wie hellauf &#252;ber Zacken und Kanten,</p>
+<p>trotz Pflichten, Gesetzen und alten Tanten,</p>
+<p>das Leben in neue Bl&#252;ten schie&#223;t,</p>
+<p>in die der Saft der Zeit sich ergie&#223;t.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page111"></a>111</span>Dachte und dachte,
+eiferbeflissen,</p>
+<p>glaubte den Weg aller Wege zu wissen,</p>
+<p>genau der L&#228;nge nach und der Breite,</p>
+<p>der die Welt zum Heile geleite;</p>
+<p>dachte&#8212; &#8212;was man so buntes denkt,</p>
+<p>wenn &#252;ber einem die Sonne h&#228;ngt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Neben mir bl&#252;hte lichtblauer Flieder;</p>
+<p>ein Spatzenp&#228;rlein lie&#223; sich drin nieder,</p>
+<p>die plusterten z&#228;rtlich die dicken H&#228;lschen,</p>
+<p>zogen sich Federchen aus den Pelzchen,</p>
+<p>sahen recht verliebt darein,</p>
+<p>mu&#223;ten wohl jung verheiratet sein.</p>
+<p>Doch das Schweigen w&#228;hrte nicht lange,</p>
+<p>bald war eine Unterhaltung im Gange;</p>
+<p>ja, mein Ring kam mir trefflich zustatten,</p>
+<p>deutlich verstand ich das Plaudern der Gatten</p>
+<p>und durfte mit Vergn&#252;gen ermessen,</p>
+<p>sie hatten h&#246;here Interessen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;M&#228;nne,&quot; sagte das Spatzenfrauchen</p>
+<p>und r&#252;ckte n&#228;her an ihr Grauchen,</p>
+<p>&quot;du bist so klug vom vielen Reisen,</p>
+<p>k&#246;nntst mich ein wenig unterweisen.</p>
+<p>Sag mir doch, was die Menschen wollen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page112"></a>112</span>wenn sie die Erde
+in dicken Schollen</p>
+<p>aufwerfen; nie kriegen sie genug</p>
+<p>von ihrem Getue mit Spaten und Pflug.&quot;</p>
+<p>&quot;Hm,&quot; sagte der Spatzmann mit Bedacht,</p>
+<p>nachdem er ein Weilchen nachgedacht,</p>
+<p>&quot;Hm, in der Erde gibt&#39;s sch&#246;ne Dinge,</p>
+<p>Zum Beispiel K&#228;fer und Engerlinge,</p>
+<p>die werden sie brauchen zu Schmaus und Festen</p>
+<p>und werden damit ihre Jungen m&#228;sten.</p>
+<p>Auch K&#246;rner graben sie sehr gescheit</p>
+<p>in den Boden ein; und wenn&#39;s friert und schneit,</p>
+<p>und es ist Futtermangel im Haus,</p>
+<p>graben sie alle wieder aus.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Du bist doch der gescheiteste Spatz,&quot;</p>
+<p>sagte die Sp&#228;tzin, &quot;mein trautester Schatz.</p>
+<p>Doch noch was andres wollt ich dich fragen,</p>
+<p>du kannst mir sicherlich auch sagen,</p>
+<p>warum die Sonne morgens aufsteht</p>
+<p>und abends wieder untergeht;</p>
+<p>ich habe mir seit vielen Wochen</p>
+<p>umsonst dar&#252;ber den Kopf zerbrochen.&quot;</p>
+<p>Der Spatz putzt sich den Schnabel und spricht:</p>
+<p>&quot;Kleines N&#228;rrchen, das wei&#223;t du nicht?</p>
+<p>Wie sollten wir V&#246;gel anders wissen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page113"></a>113</span>wann wir morgens
+ausfliegen m&#252;ssen?</p>
+<p>Die Sonne ist da, um uns zu wecken</p>
+<p>und abends uns wieder ins Nest zu stecken.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Ja, ja, nun wird mir alles klar,&quot;</p>
+<p>sagte das Weibchen; &quot;ganz offenbar</p>
+<p>hast du da recht. Doch in der Nacht</p>
+<p>der Mond? f&#252;r wen ist der gemacht?&quot;</p>
+<p>&quot;Der Mond? Ach, nenn mir den Falschen nicht;</p>
+<p>der h&#228;lt es mit dem Katzengez&#252;cht,</p>
+<p>lockt Marder und Eulen auf unsre Brut,</p>
+<p>drum hass&#39; ich ihn mit aller Wut.&quot;</p>
+<p>Und zornig str&#228;ubt der kleine Mann</p>
+<p>die Federn und sieht sein Weibchen an.</p>
+<p>Das dr&#228;ngt sich an ihn, z&#228;rtlich, dicht,</p>
+<p>gl&#228;ttet ihm die Daunen an Hals und Gesicht</p>
+<p>und fl&#252;stert erschrocken: &quot;Du hast ja recht,</p>
+<p>der meint es gewi&#223; mit uns V&#246;geln schlecht;</p>
+<p>nie nenn ich ihn wieder. Doch sag mir, du Bester,</p>
+<p>ob nicht auch in der Menschen Nester</p>
+<p>die Sonne Licht und W&#228;rme bringt,</p>
+<p>da&#223; alles fr&#252;h aufsteht und singt?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Nein, Kind, f&#252;r <i>uns</i> ist die Sonne gemacht,</p>
+<p>uns bringt sie Tag, uns bringt sie Nacht.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page114"></a>114</span>Die Menschen haben
+in ihren Zimmern</p>
+<p>ihre eignen Sonnen, ich sah sie flimmern.</p>
+<p>Als ich mal nachts, aus dem Schlaf geschreckt,</p>
+<p>an ein Fenster stie&#223;, hab ich&#39;s entdeckt:</p>
+<p>sie machen blo&#223; knips, dann haben sie Licht,</p>
+<p>die brauchen unsre Sonne nicht.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das Spatzenfrauchen schien ganz begl&#252;ckt</p>
+<p>von so viel Klugheit und sah entz&#252;ckt</p>
+<p>ihr M&#228;nnchen an: &quot;Du bist ein Genie,</p>
+<p>und wei&#223;t auch sicher, warum und wie</p>
+<p>die Menschen in ihren Steinh&#228;usern kleben</p>
+<p>und nicht so frei wie wir V&#246;gel leben?&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das Sp&#228;tzchen guckte ein wenig ins Land,</p>
+<p>hatte aber die Antwort schnell bei der Hand:</p>
+<p>&quot;Vor Mardern und Eulen und Katzengetier</p>
+<p>sind sie in den H&#228;usern viel sichrer als wir,</p>
+<p>und, was der wichtigste Grund von allen,</p>
+<p>kein Junges kann aus dem Neste fallen.</p>
+<p>Ja, ja, die Menschen haben Geist,</p>
+<p>sind auch den V&#246;geln gef&#228;llig meist,</p>
+<p>haben sie doch von Land zu Land</p>
+<p>lauter feste Dr&#228;hte gespannt,</p>
+<p>damit unsre Wandrer scharenweise</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page115"></a>115</span>sich ausruhn
+k&#246;nnen auf der Reise.</p>
+<p>Auch Versammlungen werden von Jungen und Alten</p>
+<p>im Herbste darauf abgehalten;</p>
+<p>wir sind ihnen wirklich zu Dank verpflichtet,</p>
+<p>so praktisch haben sie&#39;s eingerichtet.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Glaub&#39;s schon, die Menschen sind recht klug,</p>
+<p>aber noch immer nicht klug genug,&quot;</p>
+<p>sagte das Weibchen; &quot;was w&#252;rden sie geben,</p>
+<p>k&#246;nnten sie frei in den L&#252;ften schweben,</p>
+<p>doch sind sie zu ungeschickt zum Fliegen</p>
+<p>und werden niemals Fl&#252;gel kriegen.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Blo&#223; mit den dicken seidenen B&#228;llen</p>
+<p>steigen sie manchmal tausend Ellen,&quot;</p>
+<p>lachte das M&#228;nnchen; &quot;was nur die tollen</p>
+<p>Leute bei uns in den L&#252;ften wollen?</p>
+<p>Jetzt baun sie sogar allerhand Gestelle</p>
+<p>und rasen herum mit Windesschnelle.</p>
+<p>Auch der Dompfaff lachte neulich</p>
+<p>und meinte, er f&#228;nde die Dinger abscheulich;</p>
+<p>sinnlos w&#228;r dies Gefliege und Rattern,</p>
+<p>kein M&#252;cklein k&#246;nnt man dabei ergattern.</p>
+<p>Ernsthaft sitzen sie in dem Kahn</p>
+<p>und gucken die Welt durch R&#246;hren an;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page116"></a>116</span>es ist wirklich
+lachhaft mitanzusehn.</p>
+<p>Komm, Schatz, wir wollen zu Bette gehn;</p>
+<p>f&#252;r heute hast du genug profitiert,</p>
+<p>morgen wird wieder ein St&#252;ndchen doziert.&quot;</p>
+<p>Eine Weile noch plusterte da was rum,</p>
+<p>dann waren die Plapperm&#228;ulchen stumm.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich aber ging &#252;bers stille Feld;</p>
+<p>so malt sich in Spatzenk&#246;pfen die Welt,</p>
+<p>dacht ich und l&#228;chelte &#252;berlegen.</p>
+<p>Da h&#246;rt ich&#39;s in den L&#252;ften sich regen,</p>
+<p>eine alte Esche rief mir zu:</p>
+<p>&quot;Wieviel ist der Spatz denn beschr&#228;nkter als du?</p>
+<p>Seid ihr Menschen nicht auch allesamt</p>
+<p>zu solchen unwissenden Tierlein verdammt,</p>
+<p>die das gro&#223;e Warum und das ewige Wie</p>
+<p>mit ihrer t&#228;ppischen Kindsphantasie</p>
+<p>zu begreifen suchen? D&#252;rft ihr vertraun</p>
+<p>dem Funken in euch und aufw&#228;rts schaun?</p>
+<p>Sind eure stolzesten Gr&#252;bler und eifrigsten Sp&#228;her</p>
+<p>der Gottheit nur um ein Strichelchen n&#228;her?&quot;</p>
+<p>So sprach die Esche. Ich sah in die Weiten,</p>
+<p>sacht f&#252;hlt&#39; ich den Ring mir vom Finger gleiten,</p>
+<p>scheu blickt&#39; ich hin&#8212;er war verschwunden,</p>
+<p>und niemals hab ich ihn wiedergefunden.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page117"></a>117</span>
+<h3><a id="poem099"></a>Drei Koboldstreiche</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Fixfax der arge Kobold spricht:</p>
+<p>die Langeweile bekommt mir nicht,</p>
+<p>ich will in lustigen Abenteuern</p>
+<p>den alten Koboldruhm erneuern,</p>
+<p>denn geht&#39;s den Menschen allzu glatt,</p>
+<p>wird ihre Seele stumpf und matt.</p>
+<p>Drum will ich sie in diesen Tagen</p>
+<p>ein wenig necken, ein wenig plagen;</p>
+<p>ein Kobold will doch auch mal lachen,</p>
+<p>sich &#252;ber die Menschlein lustig machen,</p>
+<p>die den Kern aller Dinge glauben zu kennen</p>
+<p>und sich so leicht die Finger verbrennen.</p>
+<p>Drum, Fixfax, auf zu keckem Wagen,</p>
+<p>st&#246;r ein bi&#223;chen ihr Wohlbehagen,</p>
+<p>brauchst sie ja nicht ins Ungl&#252;ck zu hetzen,</p>
+<p>ihnen blo&#223; ein paar sanfte P&#252;ffe versetzen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Erster Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ei, wie str&#246;men Wohlger&#252;che</p>
+<p>aus Frau Puffkes Wirtschaftsk&#252;che,</p>
+<p>denn f&#252;r hungrige Soldaten</p>
+<p>will sie grad ein Ferkel braten;</p>
+<p>alles ist schon gut bereit</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page118"></a>118</span>und die Essenszeit
+nicht weit.</p>
+<p>Fixfax nun, das muntre M&#228;tzchen,</p>
+<p>klettert hurtig wie ein K&#228;tzchen</p>
+<p>hoch hinauf zu Schornsteins Rand,</p>
+<p>setzt sich listig und gewandt</p>
+<p>mitten auf das Loch da, schwapp,</p>
+<p>und nun zieht der Rauch nicht ab;</p>
+<p>r&#252;ckw&#228;rts str&#246;mt er in die K&#252;che,</p>
+<p>weg sind alle Wohlger&#252;che,</p>
+<p>und Frau Puffke steht und hustet,</p>
+<p>krebsrot im Gesicht, und prustet,</p>
+<p>kann dem dicken Rauch nicht wehren,</p>
+<p>sich die Sache nicht erkl&#228;ren.</p>
+<p>Rennt zum Schornsteinfeger Krause,</p>
+<p>aber der ist nicht zu Hause;</p>
+<p>niemand wei&#223;, wo Krause schweift,</p>
+<p>und Frau Puffke steht und keift,</p>
+<p>denn die Uhr l&#228;uft immer weiter.</p>
+<p>Endlich kommt er mit der Leiter,</p>
+<p>um den Schaden zu ergr&#252;nden,</p>
+<p>doch er kann durchaus nichts finden;</p>
+<p>denn der Fixfax, wohlbedacht,</p>
+<p>hat sich aus dem Staub gemacht,</p>
+<p>und Herr Krause mit dem Besen</p>
+<p>brummt, die Sonne sei&#39;s gewesen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page119"></a>119</span>Vier Uhr
+schlug&#39;s, als die Soldaten</p>
+<p>endlich kriegten ihren Braten.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Zweiter Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Vor dem Spiegel, kerzengrad,</p>
+<p>steht Herr Amtsvorsteher Plath;</p>
+<p>tadellos und mit Geschmack</p>
+<p>sitzt die Hose und der Frack,</p>
+<p>ausgezeichnet auch die glatte</p>
+<p>bl&#252;tenwei&#223;e Taftkrawatte,</p>
+<p>Kragen, Vorhemd, <i>comme il faut</i>,</p>
+<p>und Herr Plath ist seelenfroh.</p>
+<p>Langt noch sorglich aus dem Schrank</p>
+<p>den Zylinder blitzeblank;</p>
+<p>nimmt dann Stock und Handschuh munter,</p>
+<p>steigt voll Stolz die Treppe runter,</p>
+<p>denn er ist heut eingeladen</p>
+<p>Zum Empfang bei ihrer Gnaden</p>
+<p>der Prinzessin Schneckenstein,</p>
+<p>und das hebt ihm Brust und Bein.</p>
+<p>Fixfax aber dachte gleich:</p>
+<p>wart, dir spiel ich einen Streich.</p>
+<p>Auf den Taubenboden geht er</p>
+<p>und nach losen Federn sp&#228;ht er,</p>
+<p>sammelt allen Flaum ins S&#228;ckchen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page120"></a>120</span>bl&#228;st
+verschmitzt das ganze P&#228;ckchen</p>
+<p>&#252;ber Plathens neuen Frack</p>
+<p>und auf seinen <i>Chapeau-claque</i>.</p>
+<p>Plath sieht ganz befiedert aus,</p>
+<p>doch er ahnt nichts von dem Graus,</p>
+<p>steuert durch die Nacht geschwind,</p>
+<p>denkt blo&#223;: was f&#252;r&#39;n arger Wind!</p>
+<p>tritt mit W&#252;rde in den Saal,</p>
+<p>Alle lachen&#8212;o Skandal!</p>
+<p>Bis er endlich sich besieht</p>
+<p>und geknickt von dannen flieht.</p>
+<p>Drau&#223;en denkt er &#228;rgerlich:</p>
+<p>So ein Pech, das hab nur ich!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Dritter Streich</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf des Sofas weichem Grunde</p>
+<p>schlummert sanft mit offnem Munde</p>
+<p>Pastor Pfannkuch. Nur die Fliegen</p>
+<p>summen sich was zum Vergn&#252;gen,</p>
+<p>sonst ist&#39;s muckstill. Fast erledigt</p>
+<p>liegt der Text der Sonntagspredigt</p>
+<p>auf dem Schreibtisch. Sonnenfleckchen</p>
+<p>spielen in den Zimmereckchen;</p>
+<p>nichts bedroht den tiefen Frieden,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page121"></a>121</span>der dem frommen
+Mann beschieden.</p>
+<p>Doch da stiehlt sich in die Stube</p>
+<p>Fixfax, dieser lose Bube,</p>
+<p>kichert, f&#228;ngt ein Dutzend Fliegen,</p>
+<p>die sind hier sehr rasch zu kriegen,</p>
+<p>tunkt sie in das Tintenfa&#223;,</p>
+<p>bis sie g&#228;nzlich schwarz und na&#223;,</p>
+<p>l&#228;&#223;t sie dann gleich wieder fliegen</p>
+<p>und entfernt sich mit Vergn&#252;gen.</p>
+<p>Nach &#39;nem Weilchen, ach Herrjee,</p>
+<p>kommt Frau Pastor mit dem Tee,</p>
+<p>ruft voll Abscheu, Schreck und Graus:</p>
+<p>Berthold! Mensch, wie siehst du aus!</p>
+<p>bist ja wie&#39;n Idiot beschmiert,</p>
+<p>Backen, Nase, schwarz karriert!</p>
+<p>Himmel, auch die neue Predigt</p>
+<p>ist beschmudelt und besch&#228;digt,</p>
+<p>und auf meinen wei&#223;en Deckchen</p>
+<p>grinsen lauter Tintenfleckchen!</p>
+<p>Mann, wie hast du das getan?</p>
+<p>Und sie sehn sich gr&#252;belnd an...</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Fixfax aber, auf der Wacht,</p>
+<p>sitzt im Mauseloch und lacht</p>
+<p>sich ins F&#228;ustchen ohne Reue,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page122"></a>122</span>und&#8212;gebt
+Acht&#8212;er wird sich neue</p>
+<p>Schelmentaten ausklabuntern,</p>
+<p>um uns Menschen aufzumuntern.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem100"></a>Spuk</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach alten Mustern)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Bauer schl&#228;ft im Hirsekraut;</p>
+<p>wer f&#228;hrt dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+<p>Der rote Mond guckt &#252;bern Strauch,</p>
+<p>der Bauer schl&#228;ft und wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wer f&#228;hrt dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+<p>Aus ihrem Loche lugt die Maus,</p>
+<p>der Fuchs schleicht sacht aus seinem Bau;</p>
+<p>der Bauer tr&#228;umt und wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Mond scheint hell und hoch herauf,</p>
+<p>der Marder schleicht durchs fahle Laub,</p>
+<p>die Eulen huschen schwarz und grau;</p>
+<p>der Bauer st&#246;hnt, doch wacht nicht auf.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Husch, horch: Wer trippelt und trappelt zu Hauf?</p>
+<p>Wer spannt die m&#252;den G&#228;ule aus?</p>
+<p>Die G&#228;ule wissen den Weg nach Haus;</p>
+<p>der Bauer schl&#228;ft im Hirsekraut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page123"></a>123</span>Wer kichert in des
+Wagens Bauch?</p>
+<p>Wohin rollen die R&#228;der ohne Ruck, ohne Laut?</p>
+<p>Wer h&#228;lt sie an am Garten, am Zaun?</p>
+<p>Wer fuhr dem Bauer sein Heu nach Haus?</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der kommt verst&#246;rt beim Morgengraun:</p>
+<p>O Frau, mein Heu! O Frau, mein Traum!</p>
+<p>Die Frau f&#252;hrt lachend ihn zum Zaun,</p>
+<p>da zupft die Ziege vom Wagen das Kraut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Schlaf andermal nicht und sei nicht faul,</p>
+<p>wenn der Vollmond steigt &#252;bern Berg herauf;</p>
+<p>die Kobolde fuhren dein Heu nach Haus,</p>
+<p>jetzt geh und leg ihnen Speck und Kraut.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem101"></a>Der M&#228;rchenk&#246;nig und sein
+T&#246;chterlein</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herbei, ihr kleinen Wichte,</p>
+<p>Kobold, Alraun und Wurzelmann,</p>
+<p>schafft hunderttausend Lichte</p>
+<p>und putzt damit die B&#228;ume an!</p>
+<p>Bis in die h&#246;chsten Spitzen</p>
+<p>soll Licht bei Lichtlein blitzen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Mond und alle Sterne</p>
+<p>sind doch blo&#223; blasser Himmelsschaum;</p>
+<p>mein T&#246;chterlein will gerne</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page124"></a>124</span>den ganzen Wald
+zum Weihnachtsbaum.</p>
+<p>Drum macht, wie ich euch sage,</p>
+<p>die Nacht zum hellen Tage!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der M&#228;rchenk&#246;nig spricht&#39;s. Im Nu</p>
+<p>geht&#39;s an ein Lichterkneten;</p>
+<p>kein einziger sieht m&#252;&#223;ig zu,</p>
+<p>g&#246;nnt kaum sich Zeit zum Beten.</p>
+<p>Und als die Heilige Nacht heran,</p>
+<p>z&#252;nden sie alle Kerzen an.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hei, war das ein Gestrahle,</p>
+<p>ein Leuchten, flimmern, &#252;berhell,</p>
+<p>als brach mit einem Male</p>
+<p>von Fels zu Fels ein Feuerquell.</p>
+<p>Auf Zweig und &#196;ste blicken</p>
+<p>die B&#228;ume mit Entz&#252;cken.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Meister f&#252;hrt sein T&#246;chterlein</p>
+<p>durch diese Weihnachtspracht.</p>
+<p>Sie schreitet wie im Sonnenschein,</p>
+<p>f&#252;hlt K&#228;lte nicht noch Nacht,</p>
+<p>und fl&#252;stert traumverloren:</p>
+<p>Die Liebe ward geboren.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Da rauschte durch die Weiten</p>
+<p>dies wundersame Wort,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page125"></a>125</span>in Erd- und
+Himmelsbreiten</p>
+<p>pflanzt es sich heilig fort.</p>
+<p>Mit hunderttausend Kerzen</p>
+<p>gl&#252;ht&#39;s heut in allen Herzen,</p>
+<p>klingt&#39;s heut durch alle Ohren:</p>
+<p>Die Liebe ist geboren!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem102"></a>Weihnachtsgang</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es war zur lieben Weihnachtszeit,</p>
+<p>die W&#228;lder lagen tief verschneit,</p>
+<p>im Acker schlief in guter Ruh</p>
+<p>das Korn und tr&#228;umte dem Fr&#252;hling zu,</p>
+<p>die Winternachmittagssonne stand</p>
+<p>wie ein gelber Fleck an wei&#223;er Wand&#8212;</p>
+<p>da schritt ich hinaus in die blinkende Weite</p>
+<p>und summte ein Lied mir zum Geleite.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie ich so ging auf stillen Wegen,</p>
+<p>kam mir ein seltsamer Zug entgegen.</p>
+<p>Ein Eselchen ganz vollgesackt</p>
+<p>mit Schachteln und allerhand Kram bepackt,</p>
+<p>Schritt langsam durch die Felderruh;</p>
+<p>Sein F&#252;hrer rief ihm bisweilen zu,</p>
+<p>es war ein Alter in wei&#223;em Haar,</p>
+<p>mit Runzelgesicht und sonderbar</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page126"></a>126</span>altmodischem
+Pelzwerk, sonst gut bei Kr&#228;ften,</p>
+<p>die F&#252;&#223;e staken in hohen Sch&#228;ften</p>
+<p>und kamen munter mit Hott und H&#252;h</p>
+<p>grad auf mich zu samt dem Eselsvieh.</p>
+<p>Potz Blitz, f&#228;llt mir auf einmal ein,</p>
+<p>das mu&#223; doch der Gottesknecht Ruprecht sein.</p>
+<p>Ich blicke scharf in das b&#228;rtge Gesicht:</p>
+<p>&quot;Gr&#252;&#223; Gott, mein Alter, kennst du mich nicht?</p>
+<p>Ich hab doch oft dein Loblied gesungen,</p>
+<p>und all die M&#228;dels und all die Jungen,</p>
+<p>die noch an Mutters Rockzipfel h&#228;ngen</p>
+<p>oder sich auf den Schulb&#228;nken dr&#228;ngen,</p>
+<p>kennen dich wie ihre gro&#223;en Zehen,</p>
+<p>doch hat wohl noch niemand dich drau&#223;en gesehen.</p>
+<p>Sonst kamst du immer auf heimlichen Wegen</p>
+<p>uns erst in der heimlichen Stube entgegen</p>
+<p>mit Sack und Pack und netten Geschenken;</p>
+<p>was soll ich, Weihnachtsmann, von dir denken?</p>
+<p>Da stehst du nun mit Haut und Haar,</p>
+<p>bist nicht ein bi&#223;chen unsichtbar,</p>
+<p>wie es dir zukommt.&quot;&#8212;&quot;So ist meine Art,&quot;</p>
+<p>brummte der Alte und strich sich den Bart,</p>
+<p>&quot;ich denke mir gern &#220;berraschungen aus,</p>
+<p>f&#252;r diesmal mach ich&#39;s au&#223;erm Haus;</p>
+<p>komm mit, da sollst du was erleben,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page127"></a>127</span>das wird ein
+Extra-Vergn&#252;gen geben.&quot;</p>
+<p>&quot;Topp,&quot; rief ich, &quot;Alter, ich bin dabei,</p>
+<p>ich h&#246;re gern lustiges Kindergeschrei.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>So schritten wir r&#252;stig zur Stadt. Am Tor</p>
+<p>langte Ruprecht ein h&#246;lzernes Pfeifchen hervor</p>
+<p>und blies. Wie konnte der Alte pfeifen!</p>
+<p>Jetzt lernt ich den Rattenf&#228;nger begreifen:</p>
+<p>aus allen Stra&#223;en, aus T&#252;r und Tor</p>
+<p>&#8212;mir klingt der L&#228;rm noch immer im Ohr&#8212;</p>
+<p>mit Jubeln und Lachen, in bunten Haufen</p>
+<p>kamen wohl hundert Kinder gelaufen.</p>
+<p>Sie tanzten um Ruprecht, bettelten, baten,</p>
+<p>eins um &#39;ne Kutsche, eins um Soldaten,</p>
+<p>eins um ein P&#252;ppchen, eins um ein B&#252;chlein,</p>
+<p>eins um ein R&#246;&#223;lein, eins um ein T&#252;chlein,</p>
+<p>und Ruprecht langte in seinen Sack</p>
+<p>und gab, was es w&#252;nschte, dem kleinen Pack.</p>
+<p>Ja, jedes Kind durfte etwas erlangen;</p>
+<p>aber die &#252;berm&#252;tigen Rangen</p>
+<p>schrien durcheinander und wollten mehr,</p>
+<p>kletterten &#252;ber das Eselchen her,</p>
+<p>zupften den Ruprecht an Bart und Kragen,</p>
+<p>wollten ihm gar die S&#228;cke wegtragen.</p>
+<p>Da wurde es aber dem Alten zu bunt,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page128"></a>128</span>er nahm sein
+Zauberpfeifchen, und&#8212;</p>
+<p>schrill kam ein Ton. Wie erschraken sie doch.</p>
+<p>Sie wurden ganz kleinlaut, man h&#246;rte nur noch:</p>
+<p>&quot;Komm, Fritzchen&#8212;Hans, la&#223; doch&#8212;nicht
+schreien, Marie&#8212;</p>
+<p>Knecht Ruprecht wird b&#246;se&#8212;seht ihr nicht wie?!&quot;</p>
+<p>Und sie stellten sich artig um ihn herum</p>
+<p>und waren wie die M&#228;uschen stumm.</p>
+<p>Er kommandierte: &quot;Linksum, kehrt,</p>
+<p>nun geht nach Hause, wie sich&#39;s geh&#246;rt!&quot;</p>
+<p>Da fa&#223;ten die Gro&#223;en die Kleinen an:</p>
+<p>&quot;Gr&#252;&#223; Gott und sch&#246;nen Dank auch, Herr
+Weihnachtsmann.&quot;</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Und wieder t&#246;nte die Schalmei,</p>
+<p>die Kinder trabten zwei zu zwei</p>
+<p>und sangen lustig die Weise mit,</p>
+<p>und fern und ferner klang ihr Schritt;</p>
+<p>mein Blick verfolgte den kleinen Schwarm.</p>
+<p>Wie sind ihre B&#228;ckchen vor Freude warm&#8212;</p>
+<p>so dacht ich&#8212;und Freude ist der Saft,</p>
+<p>den wir auf unsrer Wanderschaft</p>
+<p>durchs Leben aus frohen Kindertagen</p>
+<p>ins graue Alter mit hin&#252;bertragen</p>
+<p>als verj&#252;ngendes Elixier;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page129"></a>129</span>ein gut Teil davon
+verdanken wir dir,</p>
+<p>du alter b&#228;rtiger Gottgeselle!</p>
+<p>Ich sah mich um&#8212;leer war die Stelle,</p>
+<p>nur fern in der d&#228;mmernden Abendluft</p>
+<p>verschwebte ein W&#246;lkchen wie Weihrauchduft,</p>
+<p>und durch die feiernde Stille drang</p>
+<p>der erste hohe Glockenklang.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem103"></a>Weihnachtsbesuch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>L&#228;ndliche Stra&#223;en, dicht beschneit.</p>
+<p>Knirschen, Gel&#228;ut,</p>
+<p>ein Schlitten;</p>
+<p>inmitten</p>
+<p>sitzen drei kleine Leut</p>
+<p>bis zu den &#214;hrchen vermummt.</p>
+<p>Es singt und summt</p>
+<p>von Weihnachtsglocken;</p>
+<p>ein paar neugierige Flocken</p>
+<p>lassen vom Wind sich her&#252;berwehn,</p>
+<p>wollen durchaus das M&#228;delchen sehn</p>
+<p>mit den roten K&#228;lteb&#228;ckchen</p>
+<p>und den goldbraunen Zottell&#246;ckchen</p>
+<p>und das B&#252;bchen daneben,</p>
+<p>das sich eben</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page130"></a>130</span>das immer
+tropfende N&#228;schen putzt.</p>
+<p>Gro&#223;&#228;ugig, verdutzt,</p>
+<p>bis zum M&#228;ulchen zugedeckt,</p>
+<p>im Wollm&#252;tzchen fast versteckt,</p>
+<p>sitzt das Kleinste auf Mutters Scho&#223;.</p>
+<p>&quot;Kutscher, ein bi&#223;chen los,</p>
+<p>es wird kalt;</p>
+<p>Sie wissen doch, dr&#252;ben zum F&#246;rster am Wald.&quot;</p>
+<p>Der Alte schmunzelt und knallt</p>
+<p>mit der Peitsche, h&#252;h, hott&#8212;</p>
+<p>die G&#228;ule bleiben bei ihrem Trott.</p>
+<p>... Von dr&#252;ben her Lichter,</p>
+<p>Zwei altliebe Gesichter</p>
+<p>hinter den Scheiben:</p>
+<p>&quot;Wo sie nur bleiben?</p>
+<p>Ist schon die f&#252;nfte Stunde!&quot;</p>
+<p>Da knurren die Hunde,</p>
+<p>bellen, wollen hinaus;</p>
+<p>Gro&#223;mutter l&#228;uft vors Haus.</p>
+<p>Da:&#8212;Knirschen, Gel&#228;ut,</p>
+<p>ein Schlitten,</p>
+<p>inmitten</p>
+<p>sitzen vier liebe Leut.</p>
+<p>Wie das Altchen sich freut!</p>
+<p>Unter Lachen und Weinen</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page131"></a>131</span>wickelt sie aus
+den T&#252;chern die Kleinen,</p>
+<p>k&#252;&#223;t die Tochter, nimmt ihr das J&#252;ngste vom Knie:</p>
+<p>&quot;Ein pr&#228;chtiges Kindchen! Gott sch&#252;tz es,
+Marie!&quot;</p>
+<p>Neben ihr sprudelt ein Z&#252;nglein:</p>
+<p>&quot;Gro&#223;mutter, komm doch &#39;rein!</p>
+<p>Gro&#223;mutter, sind die H&#252;hner noch wach?</p>
+<p>Gro&#223;mutter, Vater kommt morgen nach,</p>
+<p>er l&#228;&#223;t sch&#246;n gr&#252;&#223;en.&quot;</p>
+<p>... Auf bed&#228;chtigen F&#252;&#223;en,</p>
+<p>als ging ihn die Sache nichts an,</p>
+<p>kommt auch der F&#246;rster langsam heran.</p>
+<p>&quot;Na?</p>
+<p>Seid ihr endlich da?&quot;</p>
+<p>Gleich l&#228;uft der Fritz auf ihn zu:</p>
+<p>&quot;Gro&#223;vater, Du,</p>
+<p>guck mal dr&#252;ben den roten Fleck!</p>
+<p>och, Gro&#223;vater, nu is die Sonne weg.&quot;</p>
+<p>&quot;Die Sonne? Hm, la&#223; man; drin is noch eine,</p>
+<p>&#39;ne ganze feine,</p>
+<p>die wird uns bald blinken&#8212;</p>
+<p>nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken.&quot;</p>
+<p>... Der Platz wird leer,</p>
+<p>schneestill und stumm.</p>
+<p>Der alte Kutscher lenkt langsam um,</p>
+<p>nickt vor sich her,</p>
+<p><span class='pgnum'><a
+id="page132"></a>132</span>gedankenschwer,</p>
+<p>und brummelt f&#252;r sich:</p>
+<p>&quot;Der oll F&#246;rster hett&#39;s gaud, manch enner hett&#39;s
+nich.&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem104"></a>K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin
+Schokolade</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bei K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin Schokoladen</p>
+<p>war ich mit Linchen heut Nacht in Gnaden</p>
+<p>zu Gaste geladen.</p>
+<p>Ein prachtvolles Fuhrwerk, tripp, tripp, trapp,</p>
+<p>holte uns stolz von Hause ab.</p>
+<p>Vorn stampften zwei schneewei&#223;e Vollblutjucker</p>
+<p>aus feinem biegsamen Lederzucker,</p>
+<p>auf dem Kutschbock der dicke Mohr</p>
+<p>kam uns marzipanisch vor,</p>
+<p>und neben ihm der fette Mops</p>
+<p>war ganz gef&#252;llt mit englischen Drops.</p>
+<p>Die Kutsche, aus wei&#223;em Zuckerkant,</p>
+<p>erstrahlte hell wie Diamant;</p>
+<p>sie ging auf zierlichen S&#252;&#223;holzr&#228;dern,</p>
+<p>aus Vanille waren die Deichsel, die Federn,</p>
+<p>dicke Polster aus Traubenrosinen</p>
+<p>sollten uns als Sitze dienen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page133"></a>133</span>aber in den
+B&#228;tterteig-Wagentaschen</p>
+<p>gab es allerhand Gutes zum Naschen.</p>
+<p>Ein allerliebster Pralin&#233;-Page</p>
+<p>dienerte neben der Equipage</p>
+<p>in einem rot kandierten Frack</p>
+<p>und &#246;ffnete uns den Wagenschlag.</p>
+<p>Wir stiegen ein und fuhren im Nu</p>
+<p>durch Ru&#223;land und Asien nach China zu.</p>
+<p>Bald kamen wir in jenes Land,</p>
+<p>wo K&#246;nig Kuchen, der S&#252;&#223;e genannt,</p>
+<p>unumschr&#228;nkt herrscht in seinen Reichen</p>
+<p>mit seiner F&#252;rstin ohnegleichen,</p>
+<p>der herrlichen K&#246;nigin Schokolade,</p>
+<p>die uns zum Fest befohlen in Gnade.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das goldgelb glacierte Ballfesthaus</p>
+<p>sah wie ein riesiger Napfkuchen aus,</p>
+<p>umgeben von einem Spritzkuchengitter;</p>
+<p>als Wache davor zwei braune Ritter</p>
+<p>aus Pfefferkuchen mit Gu&#223;filigran,</p>
+<p>die hatten Knackmandel-Harnische an.</p>
+<p>Als F&#252;hrer dienten mir und Linchen</p>
+<p>zwei allerliebste Thorner Kathrinchen;</p>
+<p>sie verbeugten sich h&#246;flich als wir kamen,</p>
+<p>und sagten: bitte, meine Damen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page134"></a>134</span>Ach, Kinder, wie
+das Herz mir lacht,</p>
+<p>denk ich zur&#252;ck an all die Pracht!</p>
+<p>Die W&#228;nde waren von Makronen,</p>
+<p>verbr&#228;mt mit Schokoladenbohnen,</p>
+<p>aus gr&#252;nen Bonbons die glatten Dielen,</p>
+<p>da&#223; wir nachher beim Tanz fast fielen,</p>
+<p>die S&#228;ulen aus m&#228;chtigen Baumkuchentorten</p>
+<p>von den allerh&#246;chsten und edelsten Sorten,</p>
+<p>die Tische aus marmoriertem Konfekt,</p>
+<p>mit drolligen Lutschfig&#252;rchen bedeckt,</p>
+<p>die St&#252;hle F&#228;&#223;chen mit Gelees,</p>
+<p>mit Eingemachtem und Knusperknees;</p>
+<p>rings auf appetitlichen Zimmetstaffeln</p>
+<p>lagen Biskuits und Keks und Waffeln.</p>
+<p>Im Hintergrunde ein Gletschersee,</p>
+<p>mit Vanille-Eisbergen und Schlagsahnen-Schnee,</p>
+<p>entsandte in doppelter Kaskade</p>
+<p>Zitronen- und Himbeer-Limonade;</p>
+<p>und hoch &#252;ber allem, im glanzvollen Saal,</p>
+<p>strahlte eine Sonne aus Zucker-Opal.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>In der Mitte aber stand ein Thron,</p>
+<p>gebaut aus Bretzeln mit blauem Mohn,</p>
+<p>darauf sa&#223; liebreich in ihrer Gnade</p>
+<p>die herrliche K&#246;nigin Schokolade.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page135"></a>135</span>Sie harrte
+huldvoll, bis die Schar</p>
+<p>der Kinder ganz versammelt war,</p>
+<p>die sie aus kalter und warmer Zone</p>
+<p>herbefohlen zu ihrem Throne,</p>
+<p>um ihnen mit k&#246;niglichen H&#228;nden</p>
+<p>von ihren s&#252;&#223;en Kleinodien zu spenden;</p>
+<p>ihr hoher Gemahl, der K&#246;nig Kuchen,</p>
+<p>hatte M&#252;he, sie auszusuchen.</p>
+<p>Da waren Kinder aus Deutschland und Spanien,</p>
+<p>aus Frankreich, Chile, Mesopotamien,</p>
+<p>Kinder von Kaffern und Hottentotten,</p>
+<p>von Persern, Eskimos und Schotten,</p>
+<p>Kinder aus S&#252;den und Kinder aus Norden</p>
+<p>von den feinsten Familien und den wildesten Horden,</p>
+<p>denn alle Kinder zu allen Zeiten</p>
+<p>essen gerne S&#252;&#223;igkeiten.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>An der K&#246;nigin Seite, im leckeren Grase</p>
+<p>machte M&#228;nnchen ein stattlicher Osterhase,</p>
+<p>und als die Kinder versammelt waren,</p>
+<p>ordnete er die bunten Scharen;</p>
+<p>rechts gingen die M&#228;dchen, links die Knaben,</p>
+<p>so wollt es der K&#246;nig Kuchen haben,</p>
+<p>und jedes Kind in jeder Reih</p>
+<p>bekam ein pr&#228;chtiges Osterei,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page136"></a>136</span>die M&#228;dchen
+blaue, rote die Jungen,</p>
+<p>dann ist das H&#228;schen davongesprungen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nun fing die Kapelle zu spielen an,</p>
+<p>vorn geigte ein N&#252;rnberger Lebkuchenmann;</p>
+<p>ich sag euch, es war &#39;ne Musik f&#252;r Kenner,</p>
+<p>und waren doch alles gebackene M&#228;nner,</p>
+<p>mit Rosinenaugen und Mandelnasen,</p>
+<p>und konnten so lieblich fl&#246;ten und blasen.</p>
+<p>Es wurde getanzt, gespielt, gelacht,</p>
+<p>damit verging die sch&#246;ne Nacht.</p>
+<p>Zuguterletzt, nicht zu vergessen,</p>
+<p>wurde alles aufgegessen,</p>
+<p>artig gedankt und Abschied genommen;</p>
+<p>wir fuhren heim, wie wir gekommen,</p>
+<p>und erwachten in unserm Bett&#8212;</p>
+<p>Kinder, Kinder, wie war das nett!&#8212;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem105"></a>Der erste Mai</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten,</p>
+<p>immer wei&#223; man nicht neue Geschichten;</p>
+<p>oft sind die M&#228;rchengeister stumm,</p>
+<p>als w&#228;ren sie wer wei&#223; wie dumm,</p>
+<p>und alle W&#228;nde grinsen mich an,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page137"></a>137</span>als h&#228;tt ich
+ihnen was angetan.</p>
+<p>So war&#39;s auch neulich. Bei mir zu Haus</p>
+<p>sah alles &#246;de und langweilig aus,</p>
+<p>da bin ich in den Abend geschlendert;</p>
+<p>der Himmel hing rosenrot umb&#228;ndert,</p>
+<p>die Wolken t&#252;rmten sich wie ein Tor,</p>
+<p>pl&#246;tzlich stand ich grade davor</p>
+<p>und sah hinein in das Himmelsschlo&#223;.</p>
+<p>&quot;Na, Petrus, was ist denn hier oben los?&quot;</p>
+<p>fragt ich; &quot;hier sieht&#39;s ja munter aus.&quot;</p>
+<p>Da schmunzelt der alte W&#228;chter vom Haus</p>
+<p>und sagt mir&#8212;aber ihr d&#252;rft nicht lachen&#8212;:</p>
+<p>Im Himmel w&#228;re gro&#223; Reinemachen,</p>
+<p>die Jungfrau Maria t&#228;t revidieren</p>
+<p>und die himmlischen Scharen zum Scheuerfest f&#252;hren.</p>
+<p>Die kleinsten Englein m&#252;&#223;ten ran,</p>
+<p>kriegten gro&#223;e Sch&#252;rzen an,</p>
+<p>d&#252;rfte keins spielen und m&#252;&#223;ig bleiben,</p>
+<p>m&#252;&#223;ten fegen und wischen, seifen und reiben.</p>
+<p>Da w&#252;rden die Sterne blitzblank geputzt,</p>
+<p>den kleinen Kometen die Schw&#228;nzchen gestutzt,</p>
+<p>der Himmel mit Wunderblau lackiert,</p>
+<p>der Regenbogen neu ausstaffiert;</p>
+<p>dem Vollmond w&#252;rde, wie er sich auch steift,</p>
+<p>mal gr&#252;ndlich wieder die Glatze geseift,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page138"></a>138</span>und damit am
+klaren Firmament</p>
+<p>die liebe Sonne sch&#246;n leuchten k&#246;nnt,</p>
+<p>w&#252;rden die Wolken fest ausgedr&#252;ckt</p>
+<p>und hinter den Horizont geschickt.</p>
+<p>Wenn alles fertig, w&#252;schen sich</p>
+<p>die Englein die Fl&#252;gel s&#228;uberlich&#8212;</p>
+<p>denn morgen sei ja der erste Mai&#8212; &#8212;</p>
+<p>Ich fragte, was an dem Tage sei,</p>
+<p>da blitzte mich Petrus an und sprach:</p>
+<p>&quot;Na, wei&#223;t du, das ist doch wirklich &#39;ne Schmach;</p>
+<p>da sieht man wieder, wie wenig ihr wi&#223;t,</p>
+<p>nicht mal, wann Gottes Geburtstag ist.&quot;</p>
+<p>Na, Kinder, ich machte ein dummes Gesicht;</p>
+<p>das wu&#223;t ich bei aller Gelehrsamkeit nicht.</p>
+<p>Doch nun wurde mir auf einmal klar:</p>
+<p>Darum putzt sich die Erde Jahr f&#252;r Jahr</p>
+<p>mit Blumen und Kr&#228;utern im bunten Gemisch,</p>
+<p>darum gr&#252;nen die Hecken, die B&#228;ume so frisch,</p>
+<p>darum &#252;ben die V&#246;gel die Festmelodie,</p>
+<p>und Bienen und Grillen begleiten sie,</p>
+<p>darum wird dem Menschen die Freude so gro&#223;,</p>
+<p>als s&#228;&#223; er dem lieben Gott im Scho&#223;,</p>
+<p>wenn der Maiwind kommt &#252;ber Berg und Tal&#8212;</p>
+<p>nun begriff ich den Fr&#252;hling mit einem Mal.</p>
+<p>Und ich fragte Petrus aus froher Seele:</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page139"></a>139</span>Erlaubst du,
+da&#223; ich das weiter erz&#228;hle?</p>
+<p>&quot;Immerzu,&quot; sagte der und strich sich den Magen;</p>
+<p>&quot;kannst den neugierigen Leuten gleich noch sagen,</p>
+<p>da&#223; an Gottes Geburtstag, dem ersten Mai,</p>
+<p>auch der Tanztag f&#252;r Teufel und Hexen sei.</p>
+<p>Sonst d&#252;rfen sie, zu Aller Segen,</p>
+<p>sich keinen Schritt ohne Leine bewegen;</p>
+<p>doch an dem Tage sind sie frei,</p>
+<p>&#8212;da macht die Bande genug Geschrei,&quot;</p>
+<p>entfuhr es brummend dem alten Knaben&#8212;</p>
+<p>&quot;doch Gott ist der Herr und will es so haben.</p>
+<p>Er sieht in hoher heiliger Ruh</p>
+<p>dem tollen Blocksbergvergn&#252;gen zu;</p>
+<p>und treibt es einer zu arg von der Sippe,</p>
+<p>kommt er sofort wieder an die Strippe.</p>
+<p>Nun aber leb wohl, ich w&#252;nsch gute Nacht,</p>
+<p>um neun wird der Himmel zugemacht.&quot;</p>
+<p>Langsam schlo&#223; sich das Wolkentor;</p>
+<p>ich ging, ein Liedchen klang mir im Ohr.</p>
+<p>Zu Haus in heimlicher Abendruh</p>
+<p>nickt ich den Sternen fr&#246;hlich zu</p>
+<p>und betete: Ich bin nur ein Zwerg,</p>
+<p>und die herrliche Welt, sie ist dein Werk,</p>
+<p>o Gott; du hast alles, nichts kann man dir schenken,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page140"></a>140</span>nur deiner in
+Freude und Demut gedenken.</p>
+<p>So nimm dieses Liedchen, ich hab es erdacht</p>
+<p>in dieser Fr&#252;hlings-Geburstagsnacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem106"></a>Wetterwunsch</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Scheine, Sonne, scheine,</p>
+<p>die W&#228;sch h&#228;ngt auf der Leine;</p>
+<p>unsre Hemden, unsre Socken,</p>
+<p>mach sie uns bis Sonntag trocken,</p>
+<p>scheine, Sonne, scheine!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Rausche, rausche, Regen,</p>
+<p>gib uns deinen Segen,</p>
+<p>wasch die armen S&#252;nder rein,</p>
+<p>gib uns Brot und gib uns Wein,</p>
+<p>rausche, rausche, Regen!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Zu best ist allerwegen</p>
+<p>Sonnenschein <i>und</i> Regen;</p>
+<p>auch der Wind mu&#223; pfeifen,</p>
+<p>soll die Ernte reifen.</p>
+<p>Regen, Wind und Sonnenschein</p>
+<p>m&#246;gen bei unserm Hause sein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page141"></a>141</span>
+<h3><a id="poem107"></a>Hammerliedchen</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Pink, pank, Hammerschlag,</p>
+<p>der Nagel hat &#39;nen Kopf;</p>
+<p>und wenn er keine Spitze hat,</p>
+<p>ist er ein armer Tropf.</p>
+<p class='i'>Mein H&#228;mmerlein du,</p>
+<p class='i'>schlag zu, schlag zu!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Pink, pank, Hammerschlag,</p>
+<p>hast du der N&#228;gel zehn</p>
+<p>und nagelst du ein S&#228;rglein zu,</p>
+<p>ist&#39;s um einen geschehn.</p>
+<p class='i'>Mein Feuerlein du,</p>
+<p class='i'>blas zu, blas zu!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem108"></a>Im Sonnenschein</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(nach einer alten Fabel)</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kribbel-krabbel-K&#228;fer</p>
+<p>l&#228;uft hinab zum See,</p>
+<p>er kommt vom gr&#252;nen H&#252;gel,</p>
+<p>hell leuchten seine Fl&#252;gel</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Kommt der Fisch geschwommen,</p>
+<p>Sperrt das Fischmaul auf,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page142"></a>142</span>da ist in zwei
+Sekunden</p>
+<p>der K&#228;fer drin verschwunden</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>&#220;berm See der Reiher</p>
+<p>sieht, wies Fischlein schnappt,</p>
+<p>nimmt seinen spitzen Schnabel</p>
+<p>und spie&#223;t es auf die Gabel</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie nun stolz der Reiher</p>
+<p>seine Kreise zieht</p>
+<p>mit leuchtendem Gefieder,</p>
+<p>knallt ihn der J&#228;ger nieder</p>
+<p class='i'>im Sonnenschein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem109"></a>Wanderlied</h3>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Sonnenlichter,</p>
+<p class='i'>Fr&#252;hlingswichter</p>
+<p>spielen auf der dunkeln Wand.</p>
+<p>Pr&#252;fend &#246;ffne ich das Fenster;</p>
+<p>seht die Wolken, die Gespenster</p>
+<p>l&#246;sen sich am Himmelsrand.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Holla, Jungen,</p>
+<p class='i'>aufgesprungen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page143"></a>143</span>schnell das
+R&#228;nzel aus dem Spind!</p>
+<p>Kommt, wir wandern durch die feuchten</p>
+<p>Saaten; wie Smaragden leuchten</p>
+<p>Halm an Halm im Morgenwind.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Feste Schritte,</p>
+<p class='i'>M&#228;nnersitte;</p>
+<p>wie die Ferne lockt und wirbt!</p>
+<p>Und wir lassen sie im Schreiten</p>
+<p>achtlos oft vor&#252;bergleiten,</p>
+<p>bis sie hinter uns erstirbt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Hohe Ziele,</p>
+<p class='i'>nicht zum Spiele;</p>
+<p>immer steiler w&#228;chst der Pa&#223;.</p>
+<p>Aber oben wolln wir rasten</p>
+<p>nach der Arbeit, nach dem Fasten;</p>
+<p>Jungens, trinkt, ich komm euch was!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Hoch im Blauen</p>
+<p class='i'>selig Schauen,</p>
+<p>unter uns der Erde Gl&#252;ck!</p>
+<p>Doch es zieht mit tausend Armen</p>
+<p>immer wieder zu den warmen</p>
+<p>Menschenst&#228;tten uns zur&#252;ck.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page144"></a>144</span>&#160;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page145"></a>145</span><a href="images/i138.png"><img
+src="images/i138tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page146"></a>146</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page147"></a>147</span>Vierter Teil</h2>
+
+<p><span class='pgnum'><a id="page148"></a>148</span>&#160;</p>
+<div><span class='pgnum'><a id="page149"></a>149</span>
+<h3><a id="poem110"></a>Spruch f&#252;rs Leben</h3>
+</div>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hin&#252;ber, hinein!</p>
+<p>&#252;ber Wipfel und Stein!</p>
+<p>die Herzen zu baden</p>
+<p>im Goldsonnenschein!</p>
+<p>Auf schwierigen Pfaden</p>
+<p>zu lichten Gnaden!</p>
+<p>&#252;ber Wipfel und Stein,</p>
+<p>hinunter, hinein!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem111"></a>Allerlei R&#228;tsel</h3>
+
+<h4 class='subhead'>(Die L&#246;sungen stehen im Verzeichnis der
+&#220;berschriften)</h4>
+
+<h4><a id='poem111.1'></a>&#8212;1&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich habe Fl&#252;gel&#8212;rate, Kind&#8212;</p>
+<p>doch flieg ich nur im Kreise;</p>
+<p>und singen tu ich, wenn der Wind</p>
+<p>mir vorpfeift, laut und leise.</p>
+<p>Was ihr den Feldern abgewinnt,</p>
+<p>kau ich auf meine Weise;</p>
+<p>doch was mir durch die Kehle rinnt,</p>
+<p>das mundet euch als Speise.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.2'></a>&#8212;2&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Standen vier wei&#223;e Ritterchen</p>
+<p>auf einem roten Gitterchen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page150"></a>150</span>die machten alles
+klitzeklein</p>
+<p>und warfen es in ein Loch hinein.</p>
+<p>Als das die andern Ritter sahn,</p>
+<p>zogen sie neue Harnische an,</p>
+<p>kamen aus ihren Burgen herbei,</p>
+<p>stellten sich tapfer in die Reih</p>
+<p>und machten hack</p>
+<p>und sagten knack</p>
+<p>und warfen alles in einen Sack.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.3'></a>&#8212;3&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die erste fri&#223;t,</p>
+<p>der zweite i&#223;t,</p>
+<p>das dritte wird gefressen;</p>
+<p>das ganze wird zu P&#246;kelfleisch</p>
+<p>und Erbsenbrei gegessen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.4'></a>&#8212;4&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes ist ein Hund,</p>
+<p>mein zweites ist ein Junge,</p>
+<p>mein ganzes ist ein Dieb,</p>
+<p>kein Hundejunge!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.5'></a>&#8212;5&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die ersten sind ein Untertan,</p>
+<p>die dritte ist ein Untertan,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page151"></a>151</span>das ganze ist ein
+Untertan,</p>
+<p>wird von dem andern Untertan</p>
+<p>unter den ersten Untertan</p>
+<p>ganz untert&#228;nigst untergetan.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.6'></a>&#8212;6&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>liebt man es nicht sauer;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>h&#252;t dich vor dem Hauer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist&#39;s ein Heldenname;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>wird&#39;s ein Waldbaumsame.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>sind es b&#246;se Leute;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>gerbt man seine H&#228;ute.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist es eine Schale;</p>
+<p>wenn es bis ans Ende rutscht,</p>
+<p>wird&#39;s ein Orientale.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn das R am Anfang steht,</p>
+<p>ist&#39;s ein klein schwarz Luder;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page152"></a>152</span>wenn es bis ans
+Ende rutscht,</p>
+<p>ist&#39;s von &quot;wenn&quot; der Bruder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.7'></a>&#8212;7&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>W&#228;chst einer alten Dame</p>
+<p>ein Buckel kleinster Sorte,</p>
+<p>verwandelt sie sich augenblicks</p>
+<p>in ein St&#252;ck Mandeltorte.</p>
+<p>Doch nimmst du ihr den R&#252;cken,</p>
+<p>auf dem der Buckel w&#228;chst,</p>
+<p>hast du die alte Dame</p>
+<p>zur trocknen Frucht verhext.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.8'></a>&#8212;8&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich stand begehrlich am Worte,</p>
+<p>umgekehrt wuchs es nicht weit;</p>
+<p>ein arges Diebsgel&#252;ste</p>
+<p>besiegte die Redlichkeit.</p>
+<p>Ich stahl das umgekehrte,</p>
+<p>kein Argus achtete drauf;</p>
+<p>Schmunzelnd enteilt&#39; ich dem Worte</p>
+<p>und a&#223; es umgekehrt auf.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.9'></a>&#8212;9&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes ist nicht wenig,</p>
+<p>mein zweites ist nicht schwer;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page153"></a>153</span>mein ganzes
+l&#228;&#223;t dich hoffen,</p>
+<p>doch hoffe nicht zu sehr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.10'></a>&#8212;10&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Es l&#228;uft und hat keine Beine,</p>
+<p>es gibt viele und doch nur eine.</p>
+<p>Wer zuviel hat, kann&#39;s nicht verschenken;</p>
+<p>wer zu wenig hat, mu&#223; es beschr&#228;nken.</p>
+<p>Bald geht es langsam, bald schnell;</p>
+<p>mal ist es dunkel, mal hell.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.11'></a>&#8212;11&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Christkindchen lag im Stalle</p>
+<p>und h&#246;rte die ersten schrein;</p>
+<p>die zweiten tragen wir alle</p>
+<p>zur Weihnachtszeit am Bein.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.12'></a>&#8212;12&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sind es die Stiefel, halten sie &#39;ne Weile;</p>
+<p>wird es der Junge, kriegt er halt Keile.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.13'></a>&#8212;13&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Vater will&#39;s das Fritzchen</p>
+<p>(die erste Silbe betont)&#8212;</p>
+<p>jedoch die Mutter bittet,</p>
+<p>da ward der Schelm verschont.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page154"></a>154</span>Sie sprach: Du
+mu&#223;t dir&#39;s, Liebster,</p>
+<p>(die dritte Silbe betont)&#8212;</p>
+<p>denn Nachsicht mit den Kleinen</p>
+<p>wird oft von Herzen belohnt.</p>
+<p>Denk doch, wie du&#39;s dem Jungen</p>
+<p>an Einsicht bist und Geist;</p>
+<p>du mu&#223;t was andres dasselbe,</p>
+<p>das ihn sich bessern hei&#223;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.14'></a>&#8212;14&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Kl&#228;rchen n&#228;hte an dem ersten</p>
+<p>und war ganz die beiden zweiten,</p>
+<p>denn sie durfte Sonntag reiten,</p>
+<p>Leutnant Kurt wollt sie begleiten;</p>
+<p>ihre Augen wurden gro&#223;,</p>
+<p>m&#252;&#223;ig lag die Hand im Scho&#223;.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mutter n&#228;ht am andern Fenster,</p>
+<p>sah&#39;s und runzelte die Brauen:</p>
+<p>H&#246;re, Kind, Luftschl&#246;sser bauen</p>
+<p>taugt nicht viel f&#252;r flei&#223;ige Frauen,</p>
+<p>weil man leicht die Pflicht vergi&#223;t</p>
+<p>und zu sehr das Ganze ist.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.15'></a>&#8212;15&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mariechen war&#39;s. Mit meinem Kuchen</p>
+<p>stand ich nun da und dem Bukett.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page155"></a>155</span>Wo soll ich
+blo&#223; das M&#228;del suchen?</p>
+<p>Wenn sie doch nur geschrieben h&#228;tt!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ja ja, ich hab sie es seit Jahren;</p>
+<p>ich gebe zu, das war recht dumm.</p>
+<p>Nein, welch ein r&#252;cksichtslos Gebaren!</p>
+<p>Und schwer ge&#228;rgert kehrt&#39; ich um.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.16'></a>&#8212;16&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Froh singt ihr Lied am Sommertag</p>
+<p>die eins-zwei fr&#252;h und spat.</p>
+<p>Die drei w&#252;nscht jeder J&#252;ngling sich;</p>
+<p>doch bricht er ab, ist&#39;s schad.</p>
+<p>Das Ganze war ein K&#246;nig, der</p>
+<p>lustig und unversch&#228;mt</p>
+<p>die stolze Prinze&#223;, die ihn nicht wollt,</p>
+<p>bestraft hat und gez&#228;hmt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.17'></a>&#8212;17&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In eins-zwei-drei lebt ganz gem&#252;tlich</p>
+<p>Herr M&#252;ller mit Herrn Schulze friedlich;</p>
+<p>bis M&#252;ller einst, wer h&#228;tt&#39;s gedacht,</p>
+<p>Anspruch auf Schulzes zwei-drei macht.</p>
+<p>Da h&#246;rte man ein b&#246;s Geschrei:</p>
+<p>So denk doch eins, mein Herr eins-zwei!</p>
+<p>Ich mu&#223; stets alles zwei bezahlen,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page156"></a>156</span>kann nicht mit
+zuviel zwei-drei prahlen;</p>
+<p>kommst du noch mal mir drum ins Haus,</p>
+<p>ist&#39;s mit der guten eins-zwei-drei aus.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.18'></a>&#8212;18&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Er geht in sich, um sich zu pflegen,</p>
+<p>und ist in sich um sich verlegen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.19'></a>&#8212;19&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Rate, Freund, es ist nicht schwer:</p>
+<p>Wer&#39;s hat, hat, was er hatte, nicht mehr.</p>
+<p>Wer&#39;s aber ist, den &#228;fft des Teufels Brut;</p>
+<p>man sperrt ihn ein und f&#252;rchtet seine Wut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.20'></a>&#8212;20&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer es hat, der ist betr&#252;bt;</p>
+<p>aber froh und stolz, wer&#39;s gibt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.21'></a>&#8212;21&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das Wort pflegt zu erh&#246;hn</p>
+<p>den Glanz des Edelsteins;</p>
+<p>solang man es bewahrt,</p>
+<p>ist man der Herr des Seins.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.22'></a>&#8212;22&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Sind es die Feinde, mu&#223; man sich wehren;</p>
+<p>sind&#39;s deine Backen, mu&#223;t du sie n&#228;hren.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page157"></a>157</span>Ist mir&#39;s ein
+R&#228;tsel, schreib ich es nieder;</p>
+<p>ist es mein Haus&#8212;nun, so bau ich es wieder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.23'></a>&#8212;23&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn es von Freund und Liebchen kommt,</p>
+<p>oder von dir verfa&#223;t,</p>
+<p>so liebst du wohl das erste Wort;</p>
+<p>sonst ist es dir verha&#223;t.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das zweite Wort, so klug wir sind,</p>
+<p>machen wir Menschen viel;</p>
+<p>und was dich reut, oft andre freut</p>
+<p>im schadenfrohen Spiel.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der Schlu&#223;: gef&#252;rchtet und geneckt,</p>
+<p>teils boshaft und teils dumm,</p>
+<p>geht er als Geist des Widerspruchs</p>
+<p>in Schrift und M&#228;ren um.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Die drei vereint: wir stehn verdutzt,</p>
+<p>wie Zufalls Koboldmacht</p>
+<p>das Wort entstellt, den Sinn verdreht&#8212;</p>
+<p>man &#228;rgert sich und lacht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.24'></a>&#8212;24&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Zwei Worte wei&#223; ich, die einander feind,</p>
+<p>das eine sucht das andre zu verderben,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page158"></a>158</span>in beiden
+m&#252;ssen viel Gesch&#246;pfe sterben;</p>
+<p>und hast du sie zu einem Wort vereint,</p>
+<p>eint sich auch ihre zehrend b&#246;se Kraft,</p>
+<p>schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.25'></a>&#8212;25&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Auf der h&#246;chsten Berge R&#252;cken</p>
+<p>ist es immer leicht zu finden,</p>
+<p>wo die kleinen Gletscherb&#228;che</p>
+<p>sch&#228;umend sich zu Tale winden.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Tausch die Silben&#8212;ach, verlegen</p>
+<p>steh ich vor gemischten Dingen,</p>
+<p>Chemiker und Apotheker</p>
+<p>m&#246;gen dir die L&#246;sung bringen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.26'></a>&#8212;26&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich hab keine H&#228;nde und kann doch tragen,</p>
+<p>hab keine Flinte und kann doch jagen;</p>
+<p>kann klettern und schwere Lasten heben</p>
+<p>und bin doch ein zartes, hinf&#228;lliges Leben.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.27'></a>&#8212;27&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Viel Glieder hab ich, die einander gleichen.</p>
+<p>Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade,</p>
+<p>doch himmelshell f&#252;hr ich empor zur Gnade;</p>
+<p>manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page159"></a>159</span>Bist du&#39;s, so
+darfst du wanken nicht noch weichen;</p>
+<p>denn Ehre tr&#228;gst du neben mancher Last,</p>
+<p>die arbeitsfroh du &#252;bernommen hast,</p>
+<p>ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.28'></a>&#8212;28&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder;</p>
+<p>mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder.</p>
+<p>Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder,</p>
+<p>bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Br&#252;der.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hitze und K&#228;lte trag ich, hin und wider;</p>
+<p>&#252;bt mich der Knabe, st&#228;rkt er seine Glieder.</p>
+<p>Die Luft durcheil ich ohne jed&#39; Gefieder;</p>
+<p>den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.29'></a>&#8212;29&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant,</p>
+<p>teils nah, teils fern ihm, wie&#39;s der Himmel will.</p>
+<p>Bescheiden bin ich selten, niemals still;</p>
+<p>ja, Schweigen ist mir g&#228;nzlich unbekannt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Wort f&#252;g an, das keiner gern empf&#228;ngt</p>
+<p>und das die Kinder schreckt von Alters her;</p>
+<p>doch ohne es f&#228;llt manche Arbeit schwer,</p>
+<p>weil&#39;s feste Massen auseinander dr&#228;ngt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page160"></a>160</span>Das ganze Wort
+sind Steinchen unter Steinen,</p>
+<p>die im Ger&#246;ll sich finden, glatt und spitz;</p>
+<p>du hebst sie auf und freust dich an dem Witz,</p>
+<p>den die Natur sich hat erlaubt im Kleinen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.30'></a>&#8212;30&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt</p>
+<p>in meinen Kreis bis hoch ins Sternenzelt;</p>
+<p>dem Vorbild der Natur einst nachgeschafft</p>
+<p>vertiefte ich den Blick der Forschungskraft.</p>
+<p>Ein Wort f&#252;g an, das sich der Mensch gesetzt</p>
+<p>zur Ordnung gegen den, der sie verletzt;</p>
+<p>der Fromme f&#252;hlt es oft von Gott gesandt,</p>
+<p>ans Letzte, J&#252;ngste denkt er furchtgebannt,</p>
+<p>an Weltkrieg, Hungersnot und Aufruhrleid&#8212;</p>
+<p>da ist das Ganze eine Seltenheit.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.31'></a>&#8212;31&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die erste Silbe f&#252;hrt die krause Schar,</p>
+<p>die uns vertraut seit unsrer Klippschulzeit.</p>
+<p>Die zweite t&#246;nt durch Weiten hell und klar,</p>
+<p>ruft bald zur Ruhe, bald zu wildem Streit.</p>
+<p>Und wenn der tapfre Krieger</p>
+<p>sein junges Leben gab,</p>
+<p>f&#228;llt ihm vielleicht der Schatten</p>
+<p>des Ganzen auf sein Grab.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page161"></a>161</span><a
+id='poem111.32'></a>&#8212;32&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein deutscher Meister war es, gottgesandt,</p>
+<p>der jenes edle Tonst&#252;ck uns geschenkt;</p>
+<p>der Vogel &#252;bt&#39;s, der seine Fl&#252;gel lenkt&#8212;</p>
+<p>dir w&#252;nsch ich es, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Was allen Fl&#252;gelwesen wohlbekannt,</p>
+<p>was jedes Blatt, das aus der H&#252;lle bricht,</p>
+<p>ersehnt; was man von Kraft und Tugend spricht&#8212;</p>
+<p>das w&#252;nsch ich dir, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein Fl&#252;&#223;chen, an der Schieferberge Rand,</p>
+<p>sehr vielen ist sein Name leerer Schall,</p>
+<p>ein kleines Wort, doch wir ersehnen&#39;s all&#8212;</p>
+<p>w&#252;nsch ich dir auch, mein deutsches Vaterland.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Auch ihn, der tief verabscheut Mord und Brand,</p>
+<p>den Engel, der auf Morgenwiesen geht,</p>
+<p>doch oft verh&#252;llten Hauptes abseits steht&#8212;</p>
+<p>ihn sende Gott dir, o mein Vaterland!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.33'></a>&#8212;33&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In Not und Gefahr</p>
+<p>greife ich ein,</p>
+<p>Schmerzlich willkommen</p>
+<p>der Angst und der Pein;</p>
+<p>lies mich von vorn,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page162"></a>162</span>lies mich
+verkehrt,</p>
+<p>immer der gleiche,</p>
+<p>geschm&#228;ht und geehrt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.34'></a>&#8212;34&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wir sind&#39;s mit Stamm und Vaterland,</p>
+<p>mit Menschen, die uns lieb und blutsverwandt,</p>
+<p>mit jeder Arbeit, die der Seele wert;</p>
+<p>der Reiter r&#252;hmt: wir sind&#39;s, ich und mein Pferd.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch wer es ist, tr&#228;gt eine schwere Last,</p>
+<p>er ist sich selbst ein mi&#223;geschickter Gast;</p>
+<p>Statt Liebe bl&#252;ht ihm Mitleid, und im Schwarm</p>
+<p>gesunder Jugend f&#252;hlt er doppelt Harm.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.35'></a>&#8212;35&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wir sind&#39;s gewi&#223; in vielen Dingen</p>
+<p>in einem sind wir&#39;s nimmermehr;</p>
+<p>die sind&#39;s, die wir zu Grabe bringen,</p>
+<p>und eben die sind&#39;s bald nicht mehr.</p>
+<p class='i2'>Drum, weil wir leben,</p>
+<p class='i2'>sind wir&#39;s eben</p>
+<p class='i2'>an Wesen wie Gesicht;</p>
+<p class='i2'>drum, weil wir leben,</p>
+<p class='i2'>sind wir&#39;s eben</p>
+<p class='i2'>zur Zeit noch nicht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page163"></a>163</span><a
+id='poem111.36'></a>&#8212;36&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nennst du das Ganze, t&#246;nt es uns entgegen</p>
+<p>von Sommern&#228;chten, wo des Mondes Horn</p>
+<p>verschw&#228;rmten P&#228;rchen winkt auf lauschigen Wegen,</p>
+<p>und wo aus seinem wundersamen Born</p>
+<p>das M&#228;rchen auftaucht und in tiefem Sinnen</p>
+<p>uns anschaut, und vertr&#228;umte B&#228;che rinnen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Teilst du das Wort, stellt dir zuerst sich dar</p>
+<p>die Stadt, die wir mit Ehrfurcht gern beschauen,</p>
+<p>die Heiden einst wie Christen heilig war,</p>
+<p>wo Pilger heut und Kenner sich erbauen;</p>
+<p>ein Teil der Stadt ist noch des Wortes Rest</p>
+<p>und h&#228;lt den Glanz vergangner Zeiten fest.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.37'></a>&#8212;37&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ohne Zepter, ohne Krone</p>
+<p>herrsche ich auf dieser Erde,</p>
+<p>buntes Spiel vor meinem Throne</p>
+<p>zaubert stets mein Wort: Es werde!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Noch zwei Zeichen: Alles wich,</p>
+<p>Pracht und Buntheit sind verschwunden,</p>
+<p>und in k&#252;nftigen dunklen Stunden</p>
+<p>werden es auch du und ich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page164"></a>164</span>Aber &#228;ndre
+den Akzent:</p>
+<p>sieh, schon quillt das Leben wieder,</p>
+<p>neue Schau und neue Lieder,</p>
+<p>die man gern mit mir benennt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.38'></a>&#8212;38&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Strom ergie&#223;t sich sickernd durch die Welt,</p>
+<p>ich dring in Haus und H&#252;tte, Schlo&#223; und Zelt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Seitdem der Mensch Urkunden aufbewahrt,</p>
+<p>sind Geist und Wille durch mich offenbart.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich sch&#252;re Gluten, wirke Herzeleid,</p>
+<p>tief wird durch mich verdammt und hoch gebenedeit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vers&#246;hnung bring ich und entfache Streit,</p>
+<p>zeig manchen t&#246;richt, manchen grundgescheit.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch sitzt du in mir, f&#252;hlst du dich geknickt;</p>
+<p>vielleicht, da&#223; dir durch mich die Rettung gl&#252;ckt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.39'></a>&#8212;39&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich n&#228;hre mich von fremden Stoffen,</p>
+<p>doch kann auch ohne sie bestehn;</p>
+<p>ich bin&#39;s, auf das die Weisen hoffen,</p>
+<p>und alle Weiten stehn mir offen,</p>
+<p>ihr w&#252;rdet ohne mich vergehn.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page165"></a>165</span>Am hellen Tage
+herrsch ich gerne,</p>
+<p>doch auch die Nacht ist mir vertraut;</p>
+<p>ich wohne auf dem kleinsten Sterne,</p>
+<p>mich schreckt sie nicht, die gro&#223;e Ferne</p>
+<p>die mich mit Geisterh&#228;nden baut.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich wirke in den Himmelsblitzen,</p>
+<p>versteckter Tat bin ich verha&#223;t;</p>
+<p>wo gr&#252;belnd die Gelehrten sitzen</p>
+<p>und ratlos ob der L&#246;sung schwitzen,</p>
+<p>bin ich ein hochwillkommner Gast.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.40'></a>&#8212;40&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>In alten Zeiten</p>
+<p>hat mich der Mensch erdacht</p>
+<p>und Ordnung mit mir</p>
+<p>in die Dinge gebracht.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wie n&#246;tig bin ich</p>
+<p>der Wissenschaft,</p>
+<p>wie zeige ich</p>
+<p>der V&#246;lker Kraft!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn ich nicht eng</p>
+<p>ihm verbunden w&#228;r,</p>
+<p>wie w&#252;rde erliegen</p>
+<p>das tapferste Heer!</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page166"></a>166</span>Und doch wei&#223;
+jeder,</p>
+<p>wie schwach ich bin,</p>
+<p>denn erst mein Nachbar</p>
+<p>gibt Halt mir und Sinn.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.41'></a>&#8212;41&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich;</p>
+<p>mein Leben ging so lind wie Fr&#252;hlingswellen,</p>
+<p>und zaghaft flossen meines Geistes Quellen,</p>
+<p class='i2'>eng, doch erbaulich.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ich wuchs und wuchs, es schwollen meine Adern,</p>
+<p>sie dehnten sich wie meine Machtgedanken;</p>
+<p>mein Schaffenswille t&#252;rmte ohne Schranken</p>
+<p class='i2'>Quadern auf Quadern.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Den K&#252;nsten schuf ich manche Pflegest&#228;tte,</p>
+<p>ich half der Wissenschaft zu vollem Wirken,</p>
+<p>und Geist und Arbeit gaben den Bezirken</p>
+<p class='i2'>die feste Kette.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Doch Ruh und Frieden mu&#223;ten weiterziehen;</p>
+<p>und meine Kinder lassen gern sich locken</p>
+<p>von gr&#252;nen W&#228;ldern, sanften Herdenglocken,</p>
+<p class='i2'>mir zu entfliehen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page167"></a>167</span><a
+id='poem111.42'></a>&#8212;42&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein erstes Wort, im engen Raum gen&#228;hrt,</p>
+<p>strebt weit hinaus, da&#223; es die Welt regiere;</p>
+<p>wir st&#228;ken noch im D&#228;mmersinn der Tiere,</p>
+<p>h&#228;tte nicht Gott dem Menschen es gew&#228;hrt.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Mein zweites hat der Kaiser und der K&#246;nig,</p>
+<p>und ist es auch zumeist; fast jeder strebt</p>
+<p>es irgendwie zu sein, solang er lebt,</p>
+<p>und wer es ist, dem scheint es oft zu wenig.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Der, der das Ganze ist, wirft manchen Blitz</p>
+<p>anfeuernd ins Gespr&#228;ch und ins Gerede,</p>
+<p>ein wohlgelittner Schalk selbst in der Fehde;</p>
+<p>man lobt den Scharfsinn, freut sich an dem Witz.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.43'></a>&#8212;43&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Willst du das erste Wort stets sein und handeln,</p>
+<p>so hast du eine schwere Arbeit vor,</p>
+<p>so leicht sie scheinen mag; doch stets erkor</p>
+<p>der Edle sie, wie auch die Zeiten wandeln.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Das andre Wort scheint winzig und gering,</p>
+<p>doch schlummern in ihm unbegrenzte Kr&#228;fte;</p>
+<p>es schwillt und w&#228;chst, wenn es die rechten S&#228;fte,</p>
+<p>die nur Natur verleihen kann, empfing.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p><span class='pgnum'><a id="page168"></a>168</span>Vereint die Worte:
+altverbriefte Rechte,</p>
+<p>Gemeinden oder St&#228;nden zuerkannt,</p>
+<p>beherrschten sie vor Zeiten Stadt und Land,</p>
+<p>doch schwinden hin im sp&#228;teren Geschlechte.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><a id='poem111.44'></a>&#8212;44&#8212;</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Reich ist unbegrenzt; bis in die fernste Zone</p>
+<p>flieg ich hinaus. Selbst hin zu Gottes Throne</p>
+<p>bahn ich den Weg mir aus der engen Zelle,</p>
+<p>in der ich ward. Ich liebe Klarheit, Helle.</p>
+<p>Dem Willen beigesellt, der Kind mir und Berater,</p>
+<p>bin ich&#8212;ich sag es stolz&#8212;der gr&#246;&#223;ten Taten
+Vater.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Ein neues Wort schlie&#223; an: Es ist des K&#252;nstlers Ziel,</p>
+<p>dir zu vermitteln fremder Geister Spiel,</p>
+<p>das er mit seinem Lebensblute tr&#228;nkt</p>
+<p>und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt.</p>
+<p>Erschrocken sieht&#39;s der Arzt, fragt: wie? woher?</p>
+<p>Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht w&#228;r.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Vereine beide Worte: Welch ein Wissen</p>
+<p>von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen</p>
+<p>stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen,</p>
+<p>die unsrer Seele dunkle Tr&#228;ume bringen,</p>
+<p>und f&#252;hlen scheu des Geistes Doppelwesen.</p>
+<p>Du gro&#223;es R&#228;tsel, wer wird je dich l&#246;sen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page169"></a>169</span>
+<h3><a id="poem112"></a>Polterabendgedicht</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>f&#252;r ein kleines M&#228;dchen</h4>
+
+<p class='stage'>(mit einer Schl&#252;ssel-Atrappe)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin eine kleine Sternschnuppe</p>
+<p>und rutschte herab vom Himmel</p>
+<p>und fiel aus der gro&#223;en Milchstra&#223;e</p>
+<p>grad hier in das Gewimmel.</p>
+<p>Verwundert fragt&#39; ich die Leute:</p>
+<p>Wo kommt ihr denn alle her?</p>
+<p>Da sagten sie mir, da&#223; heute</p>
+<p>hier Polterabend w&#228;r.</p>
+<p>Die Ehen schlie&#223;t man im Himmel,</p>
+<p>und Donnergepolter gibt&#39;s auch;</p>
+<p>da bin ich ja wie zu Hause</p>
+<p>und bring meine Gabe auch.</p>
+<p>Nehmt hier den Zauberschl&#252;ssel,</p>
+<p>vom Sirius bracht ich ihn mit</p>
+<p>in meiner Sternentasche,</p>
+<p>als ich herunter glitt.</p>
+<p>Stets h&#228;ng er zu euern H&#228;upten,</p>
+<p>und zieht es euch hinauf,</p>
+<p>schlie&#223;t er zu jeder Stunde</p>
+<p>den ganzen Himmel auf.</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page170"></a>170</span>
+<h3><a id="poem113"></a>Hochzeitsgedicht</h3>
+</div>
+
+<p class='stage'>(mit einem Fr&#252;hlingsblumenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Maienk&#246;nig schickt mich her,</p>
+<p>sagte, da&#223; hier Hochzeit w&#228;r,</p>
+<p>sollt fein gratulieren;</p>
+<p>suchte einen vollen Strau&#223;</p>
+<p>allersch&#246;nster Bl&#252;ten aus,</p>
+<p>euer Haus zu zieren.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Himmelschl&#252;ssel, goldig, zart,</p>
+<p>Blumen von besondrer Art,</p>
+<p>schickt er euch mit Gr&#252;&#223;en.</p>
+<p>Seht, sie leuchten sonnengleich;</p>
+<p>Liebe hei&#223;t das Himmelreich,</p>
+<p>das sie euch erschlie&#223;en.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Dieses blaue Sternchen spricht</p>
+<p>frommen Sinns: Vergi&#223;-mein-nicht,</p>
+<p>vergi&#223; mir nicht die Treue!</p>
+<p>Treue, die zu Liebe steht,</p>
+<p>ist so stark wie ein Gebet,</p>
+<p>tr&#246;stet stets aufs neue.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Hier Narzissen. Wei&#223; und rein,</p>
+<p>ohne Makel sollt ihr sein,</p>
+<p>h&#252;tet Sinn und Herzen!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page171"></a>171</span>Seht der Unschuld
+klares Bild;</p>
+<p>wer an ihm sich st&#228;rkt und stillt,</p>
+<p>tr&#228;gt leicht Not und Schmerzen.</p>
+</div>
+
+<div class='stanza'>
+<p>Nehmt hin, was der Mai geschickt,</p>
+<p>nehmt den Strau&#223; und seid begl&#252;ckt</p>
+<p>f&#252;r ein langes Leben!</p>
+<p>Unverwelklich bl&#252;h er fort,</p>
+<p>tief in eurer Seele Hort</p>
+<p>gl&#252;he g&#246;ttlich Streben!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem114"></a>Neujahrsspiel</h3>
+
+<h4>Das alte Jahr</h4>
+
+<p class='stage'>(tritt in grauem Mantel ein)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott, ihr Leute, ich bin das Jahr,</p>
+<p>das immer ist und immer war,</p>
+<p>das immer kommt und immer geht</p>
+<p>und niemals zaudernd stille steht,</p>
+<p>das mit geheimem Pendelschlag</p>
+<p>die Weltuhr regelt Tag f&#252;r Tag.</p>
+<p>Die W&#252;rfel werf ich: Leben und Tod,</p>
+<p>Gl&#252;ck oder Ungl&#252;ck, Heil oder Not&#8212;</p>
+<p>sie fallen gewichtig und ordnen die Welt,</p>
+<p>einem H&#246;heren unterstellt.</p>
+<p>Zw&#246;lf Kinder hab ich zur Welt gebracht,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page172"></a>172</span>sie gleichen sich
+wenig, doch jedes hat Macht;</p>
+<p>sie ziehen gestaltend durch die Welt,</p>
+<p>eins mir immer zugesellt,</p>
+<p>w&#228;hrend die andern harren und ruhn</p>
+<p>zu neuer Arbeit, zu frischem Tun.</p>
+<p>Nur heute an meinem Geburtstag sind</p>
+<p>sie alle gekommen, aus Regen und Wind,</p>
+<p>aus Sonne und Nebel, aus Tiefen und H&#246;hn,</p>
+<p>ihre alte Mutter wiederzusehn.</p>
+<p>Herein, meine S&#246;hne, ein Kompliment,</p>
+<p>und sagt den Leuten, was ihr k&#246;nnt!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Januar</h4>
+
+<p class='stage'>(in dickem Pelz, mit Schlittschuhen und Schellen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Januar,</p>
+<p>voll Schnee und Eis h&#228;ngt Bart und Haar;</p>
+<p>der Vetter Nordwind versteht das Blasen,</p>
+<p>steif sind die Ohren, rot die Nasen.</p>
+<p>Zugefroren ist See und Flu&#223;;</p>
+<p>rasch den Schlittschuh unter den Fu&#223;!</p>
+<p class='i2'>Die Eisen gleiten</p>
+<p class='i2'>durch blitzende Weiten</p>
+<p class='i2'>in Bogen und Zacken,</p>
+<p class='i2'>das gibt rote Backen!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page173"></a>173</span>H&#246;rt ihr das
+Schellengel&#228;ut? Meine G&#228;ste</p>
+<p>sausen durch Schnee und Rauhreifge&#228;ste.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Februar</h4>
+
+<p class='stage'>(in Karnevalskost&#252;m mit Pritsche)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich hei&#223;e Februar,</p>
+<p>gleiche dem Bruder fast aufs Haar,</p>
+<p>nur trage ich gern ein Maskenr&#246;ckchen,</p>
+<p>an meiner Kappe klingeln Gl&#246;ckchen.</p>
+<p>Weil ich im Spiel und Tanzen t&#252;chtig,</p>
+<p>schelten sie mich vergn&#252;gungss&#252;chtig,</p>
+<p>spotten und lachen hinter mir her,</p>
+<p>weil ich zu kurz geraten w&#228;r,</p>
+<p class='i2'>rufen: &quot;Prinz Karneval,</p>
+<p class='i2'>Narren gibt&#39;s &#252;berall!&quot;</p>
+<p>Doch meinen Punsch und Pfannekuchen</p>
+<p>m&#246;chten Narren wie Weise versuchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>M&#228;rz</h4>
+
+<p class='stage'>(in Landstreichertracht, mit einem
+Veilchenstr&#228;u&#223;chen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Bruder M&#228;rz,</p>
+<p>ich habe ein wildes, st&#252;rmisches Herz.</p>
+<p>Kann mich nicht mit den Br&#252;dern vertragen,</p>
+<p>puste ihnen den Schnee vom Kragen.</p>
+<p class='i2'>S&#228;ubre die W&#228;lder,</p>
+<p class='i2'>fege die Felder,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page174"></a>174</span>tu aus der Seele
+das Kalte hassen,</p>
+<p>mu&#223; es doch oft mir gefallen lassen;</p>
+<p>aber bin ich erst K&#246;nig ein Weilchen,</p>
+<p>gr&#252;&#223;t ihr mit mir die ersten Veilchen,</p>
+<p>seht ihr die Spitzen an Str&#228;uchern und B&#228;umen,</p>
+<p>die selig von k&#252;nftger Entfaltung tr&#228;umen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>April</h4>
+
+<p class='stage'>(in Wandervogeltracht mit Zupfgeige)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der lustge April,</p>
+<p>der immer tut, was er grade will.</p>
+<p>Mal liebe ich&#39;s na&#223;, mal liebe ich&#39;s trocken,</p>
+<p>die Zugv&#246;gel tu ich nach Hause locken.</p>
+<p class='i2'>Schneewasserg&#252;sse</p>
+<p class='i2'>schwellen die Fl&#252;sse,</p>
+<p>ich aber streif durch den Wiesengrund,</p>
+<p>&#246;ffne der Obstbl&#252;te lieblichen Mund</p>
+<p>und nicke den n&#228;rrischen Tr&#228;umern zu;</p>
+<p>mit denen steh ich auf du und du,</p>
+<p><i>schickt</i> sie nur immer! ich lehre sie lachen</p>
+<p>und sich aus den Plagen der Welt nichts machen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Mai</h4>
+
+<p class='stage'>(in Bauerntracht mit Maigl&#246;ckchenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Der Mai darf kaum noch wagen,</p>
+<p>Besondres von sich auszusagen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page175"></a>175</span>Ich sch&#228;me
+mich wirklich; bin so bekannt</p>
+<p>wie ein bunter Pudel rings im Land.</p>
+<p>Diese sammetlockigen teutschen Tichter,</p>
+<p>hol der Kuckuck das Reimgelichter:</p>
+<p class='i2'>&quot;&#8212;der s&#252;&#223;e Mai,</p>
+<p class='i2'>der entz&#252;ckende Mai,</p>
+<p>der bl&#252;tenbekr&#228;nzte, der himmlische Mai&#8212;&quot;</p>
+<p>mir wird ganz bl&#252;merant dabei,</p>
+<p>denk ich an all die Dudelei.</p>
+<p>Die Kinder lob ich; das l&#228;rmt und lacht</p>
+<p>und feiert ganz ungereimt meine Pracht.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Juni</h4>
+
+<p class='stage'>(in G&#228;rtnertracht, mit Gie&#223;kanne und
+Rosenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich werde Juni genannt,</p>
+<p>Farben und D&#252;fte bring ich ins Land.</p>
+<p>Seht, wie&#39;s im Garten knospet und quillt,</p>
+<p>seht, wie die Frucht sich rundet und schwillt!</p>
+<p>Vor allem mu&#223; ich die Rosen wecken,</p>
+<p>ich k&#252;sse sie wach an Stamm und Hecken.</p>
+<p class='i2'>Sind Regen und Wind</p>
+<p class='i2'>mir wohlgesinnt,</p>
+<p>schaff ich und wirk ich am gr&#252;nen Gewande,</p>
+<p>halte die Hoffnung am schimmernden Bande</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page176"></a>176</span>und pflege das
+Wachstum der kommenden Zeit;</p>
+<p>wenn der Schnitter pr&#252;ft, ist die Saat bereit.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Juli</h4>
+
+<p class='stage'>(in Sch&#228;fertracht, mit Kornblumenstrau&#223;)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Erlaubt mir, da&#223; ich sitze,</p>
+<p>ich bin der Juli; sp&#252;rt ihr die Hitze?</p>
+<p>Kaum wei&#223; ich, was ich noch schaffen soll,</p>
+<p>die &#196;hren sind zum Bersten voll;</p>
+<p>reif sind die Beeren, die blauen und roten,</p>
+<p>saftig sind M&#246;hren und Bohnen und Schoten.</p>
+<p>So habe ich ziemlich wenig zu tun,</p>
+<p>darf mich ein bi&#223;chen im Schatten ruhn.</p>
+<p class='i2'>Duftender Lindenbaum,</p>
+<p class='i2'>rausche den Sommertraum!</p>
+<p>Seht ihr die Wolke? f&#252;hlt ihr die Schw&#252;le?</p>
+<p>Bald bringt Gewitter Regen und K&#252;hle.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>August</h4>
+
+<p class='stage'>(in Schnittertracht, mit Sichel und Harke)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Monat August,</p>
+<p>bin ernster Pflichten mir bewu&#223;t;</p>
+<p>mu&#223; Frucht und Korn zur Ernte reifen,</p>
+<p>meine Lieblingsmusik ist das Sensenschleifen.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page177"></a>177</span>Bald kommt die
+Ernte; der Himmel lacht,</p>
+<p>der Segen wird in die Scheunen gebracht.</p>
+<p class='i2'>Zum fr&#246;hlichen Reigen</p>
+<p class='i2'>jubeln die Geigen.</p>
+<p>Doch mancher steht abseits vom Taumel und denkt</p>
+<p>des Sch&#246;pfers, der alles zum Besten lenkt,</p>
+<p>der Ordnung bringt in den Gang der Dinge,</p>
+<p>da&#223; Schwei&#223; und Flei&#223; auch Freude bringe.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>September</h4>
+
+<p class='stage'>(im Touristenkost&#252;m)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der September, ich ziere</p>
+<p>mit rotem Weinlaub eure Spaliere.</p>
+<p>Dem Wandrer lachen auf allen Wegen</p>
+<p>k&#246;stlich die reifenden Fr&#252;chte entgegen,</p>
+<p>die gelben und blauen. Ich liebe die Ferne,</p>
+<p>am Ufer der Meere tr&#228;ume ich gerne,</p>
+<p class='i2'>wo die Welle beginnt,</p>
+<p class='i2'>wo die Welle zerrinnt,</p>
+<p>wo die Brandung braust und &#252;bersch&#228;umt</p>
+<p>und ein Zugvogelschwarm den Himmel s&#228;umt;</p>
+<p>da lieg ich und gr&#252;ble und suche vergebens</p>
+<p>den Sinn des Sterbens, den Sinn des Lebens.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page178"></a>178</span>Oktober</h4>
+
+<p class='stage'>(in Winzertracht mit Weinglas und Flasche)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Bruder Oktober;</p>
+<p>die Nase gl&#228;nzt mir wie Zinnober,</p>
+<p>das kommt vom Gucken ins Gl&#228;schen. Vor Zeiten</p>
+<p>lehrt ich die Menschen Wein bereiten;</p>
+<p>der wurde bald ihr Lieblingsgetr&#228;nke,</p>
+<p>jetzt krigt man ihn in jeder Sch&#228;nke.</p>
+<p class='i2'>Kommt mit zum Wein,</p>
+<p class='i2'>ich lade euch ein!</p>
+<p>Seht, wie die W&#228;lder sich buntselig f&#228;rben,</p>
+<p>sie wissen: ein Schlaf nur ist alles Sterben.</p>
+<p>So kommt und sinnt und fragt nicht viel;</p>
+<p>&quot;das Leben ist des Lebens Ziel!&quot;</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>November</h4>
+
+<p class='stage'>(in J&#228;gertracht mit Gewehr)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Der November stellt sich vor.</p>
+<p>Mir ist ergeben der gro&#223;e Chor</p>
+<p>der Winde und St&#252;rme, die das Gefilde</p>
+<p>von Unrat s&#228;ubern; und auch die Gilde</p>
+<p>der Nebel und Wolken ist mir vertraut.</p>
+<p>Wer auf des Meeres Sanftmut baut,</p>
+<p>wagt sein Leben, wenn ich regiere;</p>
+<p>ich hasse den Frohsinn in meinem Reviere,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page179"></a>179</span>ich hasse die
+Sonne, hasse die Milde,</p>
+<p>zerrei&#223;e im Felde das letzte Gebilde.</p>
+<p>Ich liebe nur eins: wenn das Jagdhorn schallt,</p>
+<p>hinter scheuem Wild die B&#252;chse knallt.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Dezember</h4>
+
+<p class='stage'>(in beflittertem Pelz, mit kleinem
+Weihnachtsb&#228;umchen)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Gr&#252;&#223; Gott! Ich bin der Dezember und flechte</p>
+<p>zu kurzen Tagen die langen N&#228;chte.</p>
+<p>Karg ist die Sonne in meinem Gezelt,</p>
+<p>doch bring ich ins Haus eine schimmernde Welt.</p>
+<p>Wenn im Ofen die Brat&#228;pfel schmoren,</p>
+<p>fl&#252;stert es leise von M&#252;ndern zu Ohren,</p>
+<p>gibt es ein Reden, ein Kichern und Necken,</p>
+<p>ein Fragen und Freuen, Pakete verstecken,</p>
+<p>ein &quot;bitte, Mama&quot;, ein &quot;sag doch, Papa,</p>
+<p>ists Christkindel denn noch nicht da?&quot;</p>
+<p>Wenn am Heiligen Abend der Tannenbaum brennt,</p>
+<p>bin ich in meinem Element;</p>
+<p class='i2'>hell sind die Kerzen,</p>
+<p class='i2'>warm sind die Herzen,</p>
+<p>uns k&#252;mmert nicht K&#228;lte noch Regen noch Wind.</p>
+<p>Und denen, die arm und traurig sind,</p>
+<p>und wo die Not sonst die Freude verbannt,</p>
+<p>geben wir gern mit Herz und Hand.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page180"></a>180</span>Das Jahr</h4>
+
+<p class='stage'>(l&#228;&#223;t den grauen Mantel allm&#228;hlich
+fallen, steht dann in hellem Festgewand)</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wohl, meine Kinder! Jetzt aber denkt</p>
+<p>an den Wechsel der Dinge und Den, der sie lenkt!</p>
+<p>Stein wird zu Sand, Lebendges zu Stein,</p>
+<p>Luft wird zu Wasser, Glut zu Wein,</p>
+<p>Frucht wird zum Samen, Samen zum Baum,</p>
+<p>Raum wird zu Zeit, und Zeit zu Raum.</p>
+<p>Und immer rollt durchs Himmelszelt</p>
+<p>die Erde, unsre alte Welt,</p>
+<p>die stets verj&#252;ngt, in neuer Kraft,</p>
+<p>fruchtbar ihr prangendes Kleid sich schafft.</p>
+<p>Jedoch ihr Diadem und Zier,</p>
+<p>ihr Menschenkinder, das seid ihr!</p>
+<p>Drum freut euch ihrer Herrlichkeit,</p>
+<p>freut euch des Meeres, so stark und weit,</p>
+<p>freut euch der W&#228;lder, der Bl&#252;te, der Frucht,</p>
+<p>freut euch der Berge mit Tal und Schlucht!</p>
+<p>Und freut euch eurer eignen Kraft,</p>
+<p>die der Erkenntnis Wunder schafft;</p>
+<p>seid gl&#252;cklich, da&#223; ihr Menschen seid,</p>
+<p>der sch&#246;nste Schmuck an Gottes Kleid,</p>
+<p>wenn ihr euch seiner wert gestaltet,</p>
+<p>euch immer g&#246;ttlicher entfaltet.</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page181"></a>181</span>Seid
+glaubensstark, seid willensklar,</p>
+<p>das w&#252;nscht das neue Erdenjahr!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Chor der Monate</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Seid friedensstark, seid liebesklar,</p>
+<p>das w&#252;nscht der Monate bunte Schaar!</p>
+<p class='i2'>Prosit Neujahr!</p>
+<p class='i'>Nun reicht euch zur Wende</p>
+<p class='i'>des Jahres die H&#228;nde</p>
+<p class='i'>und gr&#252;&#223;t euch mit Neigen</p>
+<p class='i'>und schlingt einen Reigen!</p>
+<p class='i'>Spiel auf, Musik, begleite sie,</p>
+<p class='i'>des Jahres Schlu&#223; sei Harmonie!</p>
+</div>
+</div>
+
+<h3><a id="poem115"></a>R&#228;uber und Prinzessin</h3>
+
+<h4 class='subhead'>Eine Kartoffelkom&#246;die</h4>
+
+<h4>Einf&#252;hrung</h4>
+
+<p>Habt ihr schon mal was von der Kartoffelkom&#246;die geh&#246;rt?
+Nein? So will ich euch erz&#228;hlen, was das ist.</p>
+<p>Die Kartoffelkom&#246;die ist ein Theaterst&#252;ck, das statt mit
+Puppen mit Kartoffeln gespielt wird. Ihr bittet um ein Paar glatte,
+nicht zu gro&#223;e Kartoffeln, bohrt mit dem Messer in jede ein rundes
+Loch, so da&#223; ihr euern Zeigefinger bis zum ersten Glied
+hineinstecken k&#246;nnt, und die Hauptsache ist fertig. Ein paar mit
+Stecknadeln angepiekte Hemdkn&#246;pfchen als Augen, ein St&#252;ckchen
+R&#252;be als Mund, und eins als Nase, bilden das Gesicht. Ein farbiger
+Puppenlappen wird oben mit <span class='pgnum'><a
+id="page182"></a>182</span>einer Schnur zusammengezogen und um den
+Zeigefinger gebunden, nachdem zwei kleine L&#246;cher f&#252;r Daumen
+und Mittelfinger hineingeschnitten sind. Ihr werdet euch wundern, wie
+fein man die Finger als Arme und H&#228;nde benutzen kann.</p>
+<p>Nat&#252;rlich mu&#223; man sich in der Kleidung ein bi&#223;chen
+nach den Personen des St&#252;ckes richten. In unsrer Kom&#246;die, die
+ich nach einer &#228;lteren Vorlage ausgebaut habe, bekommt der
+K&#246;nig eine Krone von Goldpapier und ein rotes oder gr&#252;nes
+Gewand, das ihr auch etwas mit Goldstreifen besetzen k&#246;nnt.
+Pumpfia tr&#228;gt am besten einen kleinen Schleier mit einem
+Streifchen Silberpapier um den Kopf, Jagomir einen gro&#223;en braunen
+oder grauen Hut mit einer roten Feder, der Kanzler einen schwarzen
+Zylinder. Nat&#252;rlich wird all das aus Papier gemacht. Die Kleider
+k&#246;nnt ihr euch selbst ausdenken, jeder Flicken ist dazu
+brauchbar.</p>
+<p>Wenn ihr das St&#252;ck auff&#252;hren wollt, ist es am bequemsten,
+ihr spannt irgendeine Decke oder ein Tuch in einen offenen
+T&#252;rrahmen, und zwar so hoch, da&#223; ihr bequem mit den
+H&#228;nden hinauflangen k&#246;nnt; eure K&#246;pfe d&#252;rfen
+nat&#252;rlich ebenso wenig zu sehen sein wie eure F&#252;&#223;e.
+Einen Vorhang braucht man nicht; die Puppen verschwinden einfach hinter
+dem Tuch und kommen auch wieder so zum Vorschein. Jedes Kind kann zwei
+Puppen spielen, mit jeder Hand eine; bei einer mu&#223; es dann seine
+Stimme etwas verstellen.</p>
+<p>So, nun versucht mal euer Heil! Es wird euch viel Spa&#223; machen;
+und den Zuschauern auch.</p>
+<h4>Personen:</h4>
+
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>K&#246;nig Pflaumenmus.</p>
+<p>Prinzessin Pumpfia.</p>
+<p>Der Kanzler.</p>
+<p>Der R&#228;uber Jagomir.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page183"></a>183</span>Erste Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Der K&#246;nig tritt auf, vom Kanzler
+begleitet.</p>
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Sommerabend ist so sch&#246;n,</p>
+<p>da mu&#223; man doch spazieren gehn.</p>
+<p>Die Rosen duften s&#252;&#223;, hazieh!</p>
+<p>Die Nachtigall singt t&#252;r&#252;t&#252;&#8212;</p>
+<p>&#8212;wie schmerzt mein linker gro&#223;er Zeh,</p>
+<p>und auch der rechte tut schon weh.</p>
+<p>Den Schuster h&#228;ng mir an den Galgen,</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verbeugt sich)</p>
+<p>denn er geh&#246;rt zu den Kanallgen.</p>
+<p class='stage'>(K&#246;nig schn&#252;ffelt in die Luft)</p>
+<p>Wie duftet&#39;s hier nach Bratkartoffeln,</p>
+<p>da krigt man wirklich Appetit.</p>
+<p>Geh, Kanzler, hol mir die Pantoffeln,</p>
+<p>und bring die Abendzeitung mit.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verbeugt sich und will gehn)</p>
+<p>Halt! hemme noch den eiligen Lauf</p>
+<p>und setz mir erst die Brille auf.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler tut&#39;s, dann ab.)</p>
+<p>Ein K&#246;nig mu&#223; sich informieren,</p>
+<p>es k&#246;nnt doch was im Land passieren.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler kommt mit der Zeitung und den Pantoffeln
+zur&#252;ck.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page184"></a>184</span>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Hier, K&#246;nig, bringe ich die Zeitung,</p>
+<p>die allerneuste Meinungsleitung.</p>
+<p>Auch Schlupfschuh hier aus Woll&#39; und Watte,</p>
+<p>wie Majest&#228;t befohlen hatte;</p>
+<p>und frage untert&#228;nigst an,</p>
+<p>ob ich noch sonstwie dienen kann.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nun ja, r&#252;ck mir die Krone grade;</p>
+<p>denn fiel sie runter, w&#228;r&#39;s doch schade.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler r&#252;ckt die Krone zurecht.)</p>
+<p>Was steht denn hier im Tageblatt?</p>
+<p>Prinz Kasimir kommt in die Stadt?</p>
+<p>Da wird er uns gewi&#223; besuchen.</p>
+<p>He, Kanzler, haben wir noch Kuchen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Herr, nicht &#39;ne einzige Butterschrippe.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, h&#228;ng nicht gleich die Unterlippe;</p>
+<p>hol Streu&#223;elkuchen vom Konditor,</p>
+<p>auch Vollmilch, einen halben Litor.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach, Herr, von Geld ist keine Spur.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page185"></a>185</span>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das schad&#39;t nix, Kanzler; pumpe nur.</p>
+<p>Wir K&#246;nige lassen uns nicht lumpen,</p>
+<p>und sollten wir die Welt auspumpen.</p>
+<p>Geh jetzt und sorge f&#252;r mein Land</p>
+<p>mit Milit&#228;r und mit Verstand!</p>
+<p class='stage'>(Kanzler verneigt sich, tritt vor.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was hat ein Kanzler doch f&#252;r Sorgen;</p>
+<p>wo soll ich blo&#223; schon wieder borgen?</p>
+<p>Wer schafft mir von der Deutschen Bank</p>
+<p>den Schl&#252;ssel zu dem Kassenschrank?</p>
+<p>Reichskanzler sein ist wirklich schwer;</p>
+<p>ich dachte nicht, da&#223; es so w&#228;r.</p>
+<p>Ich annonciere in der &quot;Quelle&quot;,</p>
+<p>vielleicht krieg ich &#39;ne andre Stelle.</p>
+<p class='stage'>(Kanzler ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(lesend)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Den Streik, den soll der Kuckuck holen!</p>
+<p>Wir haben so schon keine Kohlen,</p>
+<p>mein Thronsaal wird tagt&#228;glich k&#228;lter,</p>
+<p>und ich&#8212;ich werde immer &#228;lter.</p>
+<p>Auf diese Bank will ich mich legen,</p>
+<p>ein St&#252;ndchen s&#252;&#223;er Ruhe pflegen.</p>
+<p class='stage'>(Legt sich hin und schnarcht.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page186"></a>186</span>Zweite
+Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Pumpfia, K&#246;nig.</p>
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wo bist du denn, mein V&#228;terchen,</p>
+<p>mein s&#252;&#223;er Pumps, mein K&#228;terchen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wer st&#246;rt mir meine Ruh im Grase?</p>
+<p>Ach, <i>Du</i> bist&#39;s, kleine Stumpelnase.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Papa, ich bring dein Leibgericht,</p>
+<p>Bratkartoffeln! riechst du&#39;s nicht?</p>
+<p>Ich briet sie selbst, ist das nicht nett?</p>
+<p>mit Liebe und mit Hammelfett;</p>
+<p>und machte Klopse dir zulieb,</p>
+<p>vom Fleisch, das gestern &#252;brig blieb.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(essend)</span></p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich danke dir, mein Herzensmops,</p>
+<p>f&#252;r die Kartoffeln und den Klops.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Papa, ich bin bald zwanzig Jahre</p>
+<p>und kriege n&#228;chstens graue Haare;</p>
+<p>ich mach mich immer wundersch&#246;n,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page187"></a>187</span>allein kein Freier
+l&#228;&#223;t sich sehn.</p>
+<p>Ich krieg am End gar keinen Mann;</p>
+<p>was fang ich alte Jungfer an?</p>
+<p class='stage'>(Sie weint.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>So liebe <i>mich</i>, mein s&#252;&#223;es Kind!</p>
+<p>Heiraten geht nicht so geschwind.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach doch, Papa, &#39;s geht ganz bequem.</p>
+<p>Wenn doch ein Prinz, ein trauter, k&#228;m!</p>
+<p class='stage'>(weint st&#228;rker.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein P&#252;mpfchen, tr&#246;ste dich bis morgen,</p>
+<p>da will ich dir &#39;nen Mann besorgen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='stage'>(f&#228;llt ihm um den Hals):</p>
+<p>Du guter einziger Papa,</p>
+<p>ich sag gewi&#223; zu allen ja.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Leb wohl, ich mu&#223; zur Konferenz;</p>
+<p>es ist nicht gut, wenn ich die schw&#228;nz.</p>
+<p class='stage'>(K&#246;nig ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4><span class='pgnum'><a id="page188"></a>188</span>Dritte
+Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Pumpfia, nachher Jagomir.</p>
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich arme Pumpfia und Prinzessin,</p>
+<p>ach k&#246;nnt ich doch mein Leid vergessen!</p>
+<p>allein, o leider ganz allein,</p>
+<p>in diesem holden Mondenschein!</p>
+<p>Kein J&#252;ngling liebt mich nur ein bi&#223;chen,</p>
+<p>kein Prinz gibt mir ein holdes K&#252;&#223;chen.</p>
+<p>Mein Herz ist leer, mein Kopf ist dumm,</p>
+<p>ich fall vor lauter Sehnsucht um&#8212;</p>
+<p class='stage'>(f&#228;llt um.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(tritt auf)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich stahl mir heimlich hier herein,</p>
+<p>hier wird doch was zu mausen sein?</p>
+<p class='stage'>(Schn&#252;ffelnd)</p>
+<p>Nee, wo mit Hammelfett gebraten,</p>
+<p>da regnet&#39;s sicher nich Dukaten.</p>
+<p class='stage'>(Er erblickt Pumpfia )</p>
+<p>&#39;ne Dame? Ei, wie wundersch&#246;n;</p>
+<p>die mu&#223; ich mal genau besehn.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s.)</p>
+<p>Ich nehme mir den Hochgenu&#223;</p>
+<p>und geb ihr einen s&#252;&#223;en Ku&#223;.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page189"></a>189</span>Pumpfia <span
+class='stage'>(erwachend)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was ist das f&#252;r ein sch&#246;ner Mann?</p>
+<p>Ich wag&#39;s und red ihn lieblich an.</p>
+<p>Wer seid Ihr, herrlicher Geno&#223;?</p>
+<p>Wie kamt Ihr her in dieses Schlo&#223;?</p>
+<p>Ich bin durch Euern Gru&#223; begl&#252;ckt;</p>
+<p>hat Euch ein Engel hergeschickt?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>&#39;n Engel? Nee, das war der Robert;</p>
+<p>der hat das Ding hier ausbaldowert.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ist alles gleich; du bist mein Sch&#228;tzchen,</p>
+<p>mein s&#252;&#223;er Freund, mein Busenl&#228;tzchen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Aber&#8212;was wird dein Vater sagen?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach was, wer wird den Alten fragen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(k&#252;&#223;t
+sie)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein honigs&#252;&#223;er Sirupstengel,</p>
+<p>mein Marzipan, mein Zuckerengel!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Welch Geist, welch Witz, welch hoher Held!</p>
+<p>Pumpfia geht mit dir durch die Welt!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page190"></a>190</span>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Sch&#228;tzchen, hast du auch Moneten?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Die sind hier weniger vertreten;</p>
+<p>an diese Frage r&#252;hre nich,</p>
+<p>geliebter Freund, entf&#252;hre mich.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, denn man zu, du s&#252;&#223;e Hummel!</p>
+<p class='stage'>(Beiseite)</p>
+<p>Verflixt, das wird &#39;n sch&#246;ner Rummel.</p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>Vierte Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>K&#246;nig, die Vorigen.</p>
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Prinzessin Pumpfia, Kasimir,</p>
+<p>wo seid ihr kleinen Sch&#228;ker ihr?</p>
+<p>Ihr wollt euch wohl vor mir verstecken?</p>
+<p>Na wart&#39;t, ich werd euch gleich entdecken.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(beiseite)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>I, du meine himmlische G&#252;te,</p>
+<p>die jlooben, ick sei ein Prinz von Gebl&#252;te;</p>
+<p>dabei geh&#246;r ick zum R&#228;uberstand,</p>
+<p>der ern&#228;hrt seinen Mann besser als so&#39;n Land.</p>
+<p class='i2'><span class='stage'>(<span class='pgnum'><a
+id="page191"></a>191</span>Laut)</span>:</p>
+<p>Guten Tag, Herr K&#246;nig, ich habe die Ehr</p>
+<p>und verbeuge mir sehr.</p>
+<p class='stage'>(Er tut&#39;s)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein Vaterherz h&#252;pft froh und warm:</p>
+<p>mein P&#252;mpfchen in des Prinzen Arm.</p>
+<p>Mein hoher Gast, Prinz Kasimir,</p>
+<p>wie findet meine Tochter Ihr?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Das M&#228;del hier? Na, himmlisch s&#252;&#223;,</p>
+<p>wie&#39;n Engelken im Paradies.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, nimm se dir se denn se doch,</p>
+<p>und spanne sie ins Ehejoch;</p>
+<p>dann kocht dir deine kleine Braut</p>
+<p>Erbsen mit Speck und Sauerkraut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ach ja, und dann Kartoffelkl&#246;&#223;e</p>
+<p>mit einer s&#252;&#223;en Pflaumens&#246;&#223;e.</p>
+<p class='stage'>(Umarmung.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wenn man in deinen Armen ruht,</p>
+<p>dann kocht sich&#39;s gleich noch mal so gut.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page192"></a>192</span>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin ger&#252;hrt wie Quetschkartoffeln,</p>
+<p>verlier vor R&#252;hrung die Pantoffeln.</p>
+<p><span class='stage'>(Er tut&#39;s; die Pantoffeln fallen in den
+Zuschauerraum.)</span></p>
+</div>
+</div>
+
+<h4>F&#252;nfte Szene.</h4>
+
+<p class='stageinit'>Kanzler, die Vorigen.</p>
+<p class='speaker'>Kanzler:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Der Brief kommt eben von der Post,</p>
+<p>der f&#252;nfundzwanzig Pfennige kost&#39;t.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Wie oft schon hab ich deklariert,</p>
+<p>ich nehme nichts mehr unfrankiert.</p>
+<p>Kommt mir noch mal so&#39;n Ding ins Haus,</p>
+<p>dann fliegt es gleich zum Fenster raus.</p>
+<p class='stage'>(Er &#246;ffnet den Umschlag)</p>
+<p>La&#223; sehn, was steht in diesem Brief.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(beiseite)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, geht die Sache doch noch schief?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig <span class='stage'>(liest)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>&quot;Prinz Kasimir entbeut den Gru&#223;</p>
+<p>dem hohen K&#246;nig Pflaumenmus;</p>
+<p>er wird ihn heute noch besuchen</p>
+<p>und hofft auf Kaffee und auf Kuchen.&quot;&#8212;</p>
+<p>Von alldem tut der Bauch mir weh;</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page193"></a>193</span>was nun, mein
+Schwiegersohn <i>in spe</i>?</p>
+<p>Seid Ihr denn nicht Prinz Kasimir?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir <span class='stage'>(stolz)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich bin der R&#228;uber Jagomir!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ein R&#228;uber? Hu, das ist ein Graus,</p>
+<p>der rei&#223;t mir die Ged&#228;rme aus!</p>
+<p>Gewi&#223;, er wird mich massakrieren</p>
+<p>und mir mein P&#252;mpfchen dann entf&#252;hren.</p>
+<p class='stage'>(Er weint.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Was mich betrifft, ich halte still,</p>
+<p>wenn er nur dich verschonen will.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Ich schon ihn gern, und auch sein Geld&#8212;</p>
+<p><span class='stage'>(beiseite)</span>: das er nicht hat!</p>
+<p>Ich bin ein edler R&#228;uberheld.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Mein s&#252;&#223;er Schuft, mein Wonneheld,</p>
+<p>mit dir stehl ich die ganze Welt.</p>
+<p class='stage'>(Umarmung.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Jagomir:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Bald kommt der Kasimir ins Haus;</p>
+<p>komm, P&#252;mpfchen, komm, wir r&#252;cken aus!</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page194"></a>194</span>Im Walde steht
+mein freies Schlo&#223;,</p>
+<p>da schl&#228;ft sich&#39;s fein&#8212;auf Heu und Moos.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Na, dann leb wohl, mein teures Kind!</p>
+<p>Hier hast du noch ein Angebind</p>
+<p class='stage'>(gibt ihr einen Zweimarkschein)</p>
+<p>und au&#223;erdem noch meinen Segen.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Pumpfia:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Den kannst du uns auf Zinsen legen.</p>
+<p class='stage'>(Beide ab.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>K&#246;nig:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>Nun sind sie weg, o Schmerz, o Graus,</p>
+<p>ich weine mir ein Auge aus.</p>
+<p class='stage'>(Er tut es, wirft den Augenknopf unter die
+Zuschauer.)</p>
+<p>O Kasimir, Prinz Kasimir,</p>
+<p>warum warst du nicht eher hier!</p>
+<p>Wirr ist mein Herz, wirr ist mein Kopf;</p>
+<p>die Welt, die ist ein Wackeltopf.</p>
+<p>Nur eins ist unverr&#252;ckt und wahr,</p>
+<p>nur eins wie meine Pleite klar:</p>
+<p>Hoch herrschen &#252;ber Raum und Zeit</p>
+<p>die Frechheit und die Dreistigkeit.</p>
+<p class='stage'>(Vorhang.)</p>
+</div>
+</div>
+
+<div><span class='pgnum'><a id="page195"></a>195</span>
+<h3><a id="poem116"></a>Kasperle und der Krieg</h3>
+</div>
+
+<h4 class='subhead'>Ein St&#252;ckchen f&#252;rs Kasperltheater</h4>
+
+<p class='speaker'>Kasperle <span class='stage'>(allein,
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Bummvallera</p>
+<p class='i'>ist nicht da;</p>
+<p class='i'>wo ist Bummvallerallerallera?</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='spoken'><span class='stage'>(Er g&#228;hnt.)</span> Ach, ist
+die Welt langweilig! Vor lauter Langerweile hab ich schon ein paarmal
+meine Finger gez&#228;hlt; aber komisch, es kommt immer was andres
+raus. <span class='stage'>(Er z&#228;hlt an seinen H&#228;nden)</span>:
+1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, 14, 15&#8212;na ja, nun sind&#39;s wieder 15.
+Na, noch mal: 1, 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12, 13, 14&#8212;komisch, nu
+sind&#39;s wieder 14. Mal hat der Mensch 15 und mal 14 Finger; und
+dabei sehn sie immer egal aus. <span class='stage'>(Es klopft.)</span>
+Ei, da kommt Besuch. Immer &#39;rein, meine Herrschaften, immer
+&#39;rein! <span class='stage'>(Polizist kommt.)</span></p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Bist du der Kasper?</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Was? Kasper? Herr Kasper hei&#223;t es, geehrter Herr
+Kasper hei&#223;t es, wertgesch&#228;tzter Herr Kasper hei&#223;t es,
+Sie oller Helmaffe Sie, Sie untert&#228;nigster Rassels&#228;bel!</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Mann, seien Sie mal etwas h&#246;flicher zur
+k&#246;niglichen Polizei!</p>
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page196"></a>196</span>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>H&#246;flich? Hi hi, h&#246;flich? Mit
+H&#246;flichkeit f&#228;ngt man nicht mal &#39;nen Floh. Oder soll man
+etwa sagen: bitte, Herr Floh, seien Sie so gut, Herr Floh?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Kasper, du bist ein Esel!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;n Esel? Was Sie sagen! Ist &#39;n nettes
+Tierchen, so&#39;n Esel, hihi; klettert auf die h&#246;chsten Stellen
+und f&#228;llt nicht runter. Hihi, m&#246;cht schon solch Tierchen
+sein.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Lirum, larum, Kasper, du mu&#223;t jetzt in den
+Krieg; darum bin ich hergekommen.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Krieg? Was ist denn das? Kriecht man da rum, in dem
+Krieg? Ich bin doch kein Kriechtier!</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Du dummer Kasper, du dammliger, der Krieg sind
+Schlachten mit Bomben und Kanonen.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Schlachten? Ei, das kenn ich, da gibt&#39;s frische
+Wurst; Blut- und Leberwurst, hihi, das schmeckt aber fein!&#8212;Und
+Bomben? <span class='pgnum'><a id="page197"></a>197</span>wissen Sie,
+die backt meine Omama mir immer zu Weihnachten; die kenn ich auch. Und
+Kanonen? ja, die stehn noch vom Gro&#223;vater selig her auf&#39;m
+Kramboden; der war Sie n&#228;mlich Mistbauer, und brauchte so&#39;ne
+dicken hohen Schmierstiebeln. Also, dann kenn ich ja den Krieg;
+mu&#223; &#39;ne lustige Sache sein.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Na warte man, du Frechdachs, wirst es schon merken,
+wenn&#39;s dir man erst um die Ohren knallt.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Knallen tut&#39;s da? O jemine! Wissen Sie, Herr
+Kriegsminister, gegen Knallen hab ich von Kind auf &#39;ne
+Idiokratie.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Idio<i>syn</i>krasie meinst du wohl, dummer
+Kasper.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Nee, Herr Rassels&#228;bel, Sinn ist da nicht drin;
+sonst w&#228;r&#39;s ja keine Idiotokratie. <span class='stage'>(Er
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p class='i'>Die Welt, die haut sich tot wie nie,</p>
+<p class='i'>tot wie nie, tot wie nie,</p>
+<p class='i'>und f&#252;ttert das Meer mit Korn und Vieh,</p>
+<p class='i'>Korn und Vieh, Korn und Vieh;</p>
+<p class='i'>das ist doch Idiotokratie, Tokratie, Tokratie,</p>
+<p class='i'>Idiotokratie!</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'><span class='pgnum'><a
+id="page198"></a>198</span>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Halt deinen dummen Schnabel, Kasper, das verstehst du
+nicht; das ist die hohe Diplomatie. Sage mir lieber, wie dein Vater
+hei&#223;t, Kasper.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Das kann ich Ihnen durchaus nicht sagen, Sie
+neugieriger Iltis, alldieweil ich das selber nicht wei&#223;. Ich
+glaube, ich hatte gar keinen Vater.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Und deine Mutter?</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;ne Mutter? &#39;ne Mutter hab ich auch nicht
+gehabt. Blo&#223; &#39;ne Gro&#223;mutter und &#39;ne Urmama; die haben
+mich zusammen zur Welt gebracht.</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Du bist &#39;n Ochse, Kasper, oder &#39;n Frechdachs;
+jeder Mensch hat doch &#39;ne Mutter.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>&#39;n Ochse? das w&#228;r was, ei der Daus! Was
+w&#228;r ich da wert bei den heutigen Fleischpreisen? wir wollen mal
+zusammen rechnen, Herr Kriegsminister. Also: ich wiege 150 Pfund, das
+Pfund kostet jetzt 8 Mark 50. Erst also 100 mal 8 Mark
+50&#8212;h&#228;ngen wir einfach zwei Nullen an, das macht 85000 Mark;
+<span class='pgnum'><a id="page199"></a>199</span>und dann noch 50 mal
+8 Mark 50, das ist mir zu schwer, das kann ich nicht rechnen. Wissen
+Sie&#39;s vielleicht, Herr Kriegsrat?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Na, das sind ungef&#228;hr 4000 Mark, Kasperle; es
+ist ja auch schon lange her, da&#223; ich in der Schule war.</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Also, ich hatte 85000 Mark; und Ihre 4000 Mark dazu,
+macht 100000 Mark. Sehn Sie, Herr Kriegsminister, soviel ist der Kasper
+werf, wenn er ein Ochse ist; hihi, was sagen Sie nun, Herr
+Oberkanonenrat? Was mag man da erst wert sein, Sie, wenn man ein fettes
+Schwein ist! Wissen Sie was: wir wollen beide Bauern werden und fette
+Schweine zusammen ausbr&#252;ten. <span class='stage'>(Er
+singt)</span>:</p>
+<div class='poem'>
+<div class='stanza'>
+<p>O w&#228;r ich doch ein &#214;chselein,</p>
+<p>&#214;chselein, &#214;chselein,</p>
+<p>oder auch ein fettes Schwein,</p>
+<p>fettes Schwein, fettes Schwein,</p>
+<p>dann p&#246;kelt&#39; ich mich selber ein,</p>
+<p>si- sa- selber ein.</p>
+<p>Da k&#228;m ich in ein gro&#223;es Fa&#223;,</p>
+<p>gro&#223;es Fa&#223;, gro&#223;es Fa&#223;,</p>
+<p>da rollt&#39; ich in das Kellergela&#223;,</p>
+<p>Kellergela&#223;, Kellergela&#223;,</p>
+<p><span class='pgnum'><a id="page200"></a>200</span>da h&#228;tt ich
+f&#252;r den Winter was,</p>
+<p>Wi- Wa- Winter was.</p>
+</div>
+</div>
+
+<p class='speaker'>Polizist <span class='stage'>(packt ihn)</span>:</p>
+<p class='spoken'>Ach was, vorw&#228;rts marsch mit dir in den Krieg!
+und hast-du-nicht-gesehn ins Feuer!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>Ins Feuer soll ich? Ich ins Feuer? Aber ich bin doch
+keine Pre&#223;kohle, Herr Oberheizer, da&#223; ich ins Feuer soll?
+<span class='stage'>(Er ruft ins Haus)</span>: Gro&#223;mama, mein
+Puttchen, du alte Knochenm&#252;hle! komm doch mal her, aber putz dich
+nicht erst! man will dein Kasperle ins Feuer stecken! <span
+class='stage'>(Gro&#223;mutter kommt.)</span></p>
+<p class='speaker'>Gro&#223;mutter:</p>
+<p class='spoken'>Was ist denn los? Was schreist du so, Kasperchen?</p>
+<p class='speaker'>Polizist:</p>
+<p class='spoken'>Er mu&#223; in den Krieg und will nicht, der
+Racker!</p>
+<p class='speaker'>Gro&#223;mutter:</p>
+<p class='spoken'>O Gott, o Gott, in den Krieg, mein Herzblatt? Da
+werden sie dich totschie&#223;en, armes Kasperchen!
+Ogottogottogottedoch!</p>
+<p class='speaker'>Kasperle:</p>
+<p class='spoken'>La&#223; man, Omamachen wenn sie schie&#223;en
+wollen, nehm ich meine Pritsche und hau sie selber tot. Guck mal,
+so&#8212;so&#8212;haste-nich-gesehn&#8212;<span class='stage'>(er haut
+den Polizisten tot, wirft ihn &#252;ber die Rampe und sagt
+dabei:)</span> Ja, quiek man! den Kasper krigst du nicht! der lebt
+ewig, du oller Rassels&#228;bel!&#8212;</p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page201"></a>201</span><a href="images/i194.png"><img
+src="images/i194tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<p class='spoken'><span class='pgnum'><a
+id="page202"></a>202</span>&#160;</p>
+<h2><span class='pgnum'><a id="page203"></a>203</span>Verzeichnis der
+&#220;berschriften</h2>
+
+<p class='index'><a href="#poem001">Gru&#223; an die
+Gro&#223;en</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem002">Gru&#223; an die Kleinen</a></p>
+<h3>Erster Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem003">Wunderchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem004">Geht leise</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem005">Wittewoll schlafen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem006">Fr&#252;hst&#252;ck</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem007">Seereise</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem008">So lala</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem009">Mein Wagen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem010">Kutscher auf dem Knie</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem011">Ereignis</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem012">Heilspr&#252;chel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem013">Schlimme Geschichte</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem014">Austreibung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem015">Wenn Rumpumpel brummig ist</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem016">Der Pudding</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem017">Zwei M&#228;ulchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem018">M&#252;ckebold</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem019">Das Scherchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem020">Geschichtchen vom Winde</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem021">Anziehliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem022">Das L&#228;mmechen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem023">Die wilden Beinchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem024">Der lumpichte Bu</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem025">Tintenheinz und
+Pl&#228;tscherlottchen</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page204"></a>204</span><a
+href="#poem026">Es regnet</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem027">Tr&#246;sterchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem028">H&#228;schen in der Grube</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem029">Hasenspiel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem030">Drei B&#228;umchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem031">Schabernack</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem032">Am Abend</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem033">Gutenachtliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem034">Freund Husch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem035">Rumpumpels Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem036">Mutters Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem037">Rumpumpel tanzt</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem038">Kreiselliedchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem039">Konzert</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem040">Die ersten H&#246;schen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem041">Der kleine S&#252;nder</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem042">Flutschpeter</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem043">Die Trommelpartie</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem044">Rumpelreim</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem045">Das Karnickel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem046">Lektion</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem047">Lied des H&#252;hnchens</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem048">So sieht unsre Wirtschaft
+aus</a></p>
+<h3>Zweiter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem049">Das Haus</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem050">Mit Trommel und Trab</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem051">Siebenschl&#228;fer</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem052">Osterlied</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page205"></a>205</span><a
+href="#poem053">Maiwunder</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem054">Hansel und Gretel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem055">Prinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem056">Das gro&#223;e Loch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem057">Zwei Gesellen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem058">Wenn&#39;s Pfingsten regnet</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem059">Eine H&#252;hnergeschichte</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem060">Marieken und die K&#252;ken</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem061">Kinderk&#252;che</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem062">Essensregeln</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem063">Die b&#246;se Mies</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem064">Pottkieker</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem065">Der Reitersmann</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem066">Das richtige Pferd</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem067">Der kleine Rekrut</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem068">Der Hauptmann</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem069">Abz&#228;hlreim</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem070">Fragefritze und die
+Plappertasche</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem071">Plapperm&#252;ndchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem072">Puppendoktor</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem073">Kleiner Einkauf</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem074">Vaters Geburtstag</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem075">Das Himmelsprinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem076">Windfreude</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem077">Lied vom Monde</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem078">Weihnachtsschnee</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem079">Knecht Ruprecht in
+N&#246;ten</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem080">Frohe Botschaft</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem081">Der liebe Weihnachtsmann</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page206"></a>206</span><a
+href="#poem082">Sankt Niklas&#39; Auszug</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem083">Bescheidene Frage</a></p>
+<h3>Dritter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem084">Widmung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem085">Sonne</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem086">Marienlied</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem087">Korsisches Wiegenlied</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem088">K&#246;nigskind</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem089">Heimweh</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem090">Elfenreigen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem091">Wiegenm&#228;rchen</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem092">Traumballade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem093">Mutter Hule</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem094">Ein Singsang vom Rheine</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem095">Badeballade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem096">Der Teufel und die Katz</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem097">Der Esel und die
+L&#246;wenhaut</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem098">Ein Spatzengespr&#228;ch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem099">Drei Koboldstreiche</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem100">Spuk</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem101">Der M&#228;rchenk&#246;nig und sein
+T&#246;chterlein</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem102">Weihnachtsgang</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem103">Weihnachtsbesuch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem104">K&#246;nig Kuchen und K&#246;nigin
+Schokolade</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem105">Der erste Mai</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem106">Wetterwunsch</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem107">Hammerliedchen</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page207"></a>207</span><a
+href="#poem108">Im Sonnenschein</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem109">Wanderlied</a></p>
+<h3>Vierter Teil</h3>
+
+<p class='index'><a href="#poem110">Spruch f&#252;rs Leben</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem111">Allerlei R&#228;tsel:</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.1'>1) Windm&#252;hle</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.2'>2) Die ersten
+Z&#228;hnchen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.3'>3) Sau-er-kraut</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.4'>4) Spitzbube</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.5'>5) Stiefelknecht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.6'>6) Rebe&#8212;Eber;
+Recke&#8212;Ecker; Rotte&#8212;Otter; Rinde&#8212;Inder;
+Rabe&#8212;aber</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.7'>7) Matrone, Makrone,
+Marone</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.8'>8) Gitter, Rettig</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.9'>9) Vielleicht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.10'>10) Zeit</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.11'>11) Schafwolle und
+Rindleder</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.12'>12) Versohlt</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.13'>13) &#220;berlegen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.14'>14) Saumselig</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.15'>15) Verzogen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.16'>16) Drosselbart</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.17'>17) Nachbarschaft</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.18'>18) Der Rat</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.19'>19) Besessen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.20'>20) Ausschlag</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.21'>21) Fassung</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.22'>22) Eingefallen</a></p>
+<p class='index2'><span class='pgnum'><a id="page208"></a>208</span><a
+href='#poem111.23'>23) Druckfehlerteufel</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.24'>24) Feuerwasser</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.25'>25) Wasserscheide,
+Scheiderwasser</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.26'>26) Winde</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.27'>27) Leiter</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.28'>28) Welle</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.29'>29) Donnerkeile</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.30'>30) Linsengericht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.31'>31) A, Horn, A horn</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.32'>32) Aufschwung; Entfaltung;
+Sieg; Frieden</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.33'>33) Retter</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.34'>34) Verwachsen</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.35'>35) Verschieden</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.36'>36) Romantik</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.37'>37) Mode, modern</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.38'>38) Die Tinte</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.39'>39) Das Licht</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.40'>40) Die Zahl</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.41'>41) Die Stadt</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.42'>42) Geistreich</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.43'>43) Gerecht, Same,
+Gerechtsame</a></p>
+<p class='index2'><a href='#poem111.44'>44)
+Gedanken&#252;bertragung</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem112">Polterabendgedicht</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem113">Hochzeitsgedicht</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem114">Neujahrsspiel</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem115">Kartoffelkom&#246;die: R&#228;uber
+und Prinzessin</a></p>
+<p class='index'><a href="#poem116">Kasperle und der Krieg</a></p>
+<div class='figure'><span class='pgnum'><a
+id="page209"></a>209</span><a href="images/i201.png"><img
+src="images/i201tn.png" alt="" /></a></div>
+
+<h2>Verzeichnis der Anfangszeilen</h2>
+
+<p class='index'><a href='#poem111.25'>Auf der h&#246;chsten Berge
+R&#252;cken</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem005'>Auf der Leine, auf gr&#252;nem
+Platz</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.41'>Als ich noch klein war, war ich
+recht beschaulich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem001'>Aus lichtem See</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem104'>Bei K&#246;nig Kuchen und
+K&#246;nigin Schokoladen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem027'>Bl&#252;mchen h&#228;ngt das
+K&#246;pfchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem116'>Bummvallera ist nicht da</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.11'>Christkindchen lag im
+Stalle</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem056'>Das gro&#223;e Loch</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem014'>Das kann doch nicht Rumpumpel
+sein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.21'>Das Wort pflegt zu
+erh&#246;hn</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem100'>Der Bauer schl&#228;ft im
+Hirsekraut</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page210"></a>210</span><a
+href='#poem081'>Der Esel, der Esel</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem040'>Der Schneidermeister
+Piekenich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem115'>Der Sommerabend ist so
+sch&#246;n</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.13'>Der Vater will&#39;s das
+Fritzchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem091'>Des Mondes Tochter
+Mirlamein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem093'>Die alte Mutter Hule</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.3'>Die erste fri&#223;t</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.5'>Die ersten sind ein
+Untertan</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.31'>Die erste Silbe f&#252;hrt die
+krause Schar</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem015'>Die Henne legt ein Ei</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem090'>Eia, wir Elfen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.32'>Ein deutscher Meister war es,
+gottgesandt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem096'>Ein K&#228;tzlein ging einst
+jagen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem097'>Ein M&#252;llersmann aus
+Oberwesel</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088.2'>Ein Vogel flog aus dem
+Heimatland</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.18'>Er geht in sich, um sich zu
+pflegen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.10'>Es l&#228;uft und hat keine
+Beine</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem026'>Es regnet, es regnet</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem057'>Es tanzen zwei Gesellen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem063'>Es war einmal ein
+K&#228;tzchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem102'>Es war zur lieben
+Weihnachtszeit</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem099'>Fixfax der arge Kobold
+spricht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem042'>Flutschpeter lief nie
+gradeaus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem070'>Fritz, ich m&#246;cht den Spaten
+haben</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.16'>Froh singt ihr Lied am
+Sommertag</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem080'>Fr&#252;h, eh ich&#39;s konnt
+begreifen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem004'>Geht leise</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem041'>Gestern lief der Peter weg</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page211"></a>211</span><a
+href='#poem111.28'>Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem114'>Gr&#252;&#223; Gott, ihr Leut, ich
+bin das Jahr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem023'>Guten Morgen, ihr Beinchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem073'>Guten Tag, guten Tag, liebe
+Gr&#252;nkramfrau</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem054'>Hansel und Gretel stehen zu
+zwein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem045'>Hans Wackelohr, Hans
+Wackelohr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem028'>H&#228;schen in der Grube</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem052'>Has, Has, Osterhas</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem025'>Heini, Heini</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem101'>Herbei, ihr kleinen Wichte</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem038'>Herr Dreidel tanzt auf einem
+Bein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem094'>Herr Steuermann, Herr
+Steuermann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem029'>Hinter den Birken &#252;ber den
+Rasen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem110'>Hin&#252;ber, hinein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem046'>H&#252;hner, wollt ihr wohl artig
+sein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem011'>Hurra, zum ersten Mal</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem034'>Husch, husch, husch</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem049'>Ich bau, ich bau ein steinern
+Haus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem075'>Ich bin das
+Himmelsprinze&#223;chen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem068'>Ich bin der Hauptmann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem112'>Ich bin eine kleine
+Sternschnuppe</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.30'>Ich bin nur klein, doch banne
+ich die Welt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111'>Ich habe Fl&#252;gel&#8212;rate,
+Kind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem067'>Ich hab einen Helm aus
+Packpapier</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.26'>Ich hab keine H&#228;nde und
+kann doch tragen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem002'>Ich m&#246;cht euch alle
+miteinander</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.39'>Ich n&#228;hre mich von fremden
+Stoffen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.8'>Ich stand begehrlich am
+Worte</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page212"></a>212</span><a
+href='#poem098'>Ich war in Fez durch die Buden gewandelt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem078'>Ihr Kinder, sperrt die N&#228;schen
+auf</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem051'>Ihr Siebenschl&#228;fer in den
+H&#246;hlen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem013'>Im Stall unter Sch&#228;fchen
+b&#228;ht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.40'>In alten Zeiten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.17'>In eins-zwei-drei lebt ganz
+gem&#252;tlich</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem071'>In Leipzig wohnt ein
+B&#228;ckermeister</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.33'>In Not und Gefahr</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem022'>In Wolfenb&#252;ttel wohnt ein
+Lamm</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem030'>Jung jung drei
+B&#228;umchen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem024'>Ka Str&#252;mpferl im
+Kasten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem084'>Kl&#228;nge wachsen auf den
+Wegen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.14'>Kl&#228;rchen n&#228;hte an dem
+ersten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem079'>Knecht Ruprecht kratzt sich seinen
+Bart</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem035'>Kr&#228;ht der Hahn fr&#252;h am
+Tage</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem012'>Kra, kra, kalter Schnee</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem108'>Kribbel-krabbel-K&#228;fer</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem103'>L&#228;ndliche Stra&#223;en, dicht
+beschneit</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem033'>Leise, Peterle, leise</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem036'>Leises Klopfen an der
+T&#252;re</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem072'>Lieber Doktor Pillermann</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem095'>Lise Nackfisch und Hans
+Pitschena&#223;</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem113'>Maienk&#246;nig schickt mich
+her</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem053'>Maik&#246;nig kommt
+gefahren</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem086'>Maria herzt ihr Kindelein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.15'>Mariechen war&#39;s; mit meinem
+Kuchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem060'>Marie-Marei-Marieken</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page213"></a>213</span><a
+href='#poem061'>Marie-Marei will Braten machen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.4'>Mein erstes ist ein Hund</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.9'>Mein erstes ist nicht
+wenig</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.42'>Mein erstes Wort, im engen Raum
+gen&#228;hrt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.44'>Mein Reich ist unbegrenzt: bis
+in die fernste Zone</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.38'>Mein Strom ergie&#223;t sich
+sickernd durch die Welt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem009'>Mein Wagen hat vier
+R&#228;der</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem018'>M&#252;ckchen, M&#252;ckchen,
+D&#252;nnebein</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem039'>Musik, Musik, die Fl&#246;te
+kommt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem064'>Mutti, Mutti, was ist denn da
+drin</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem105'>Nein, Kinder, immer kann man nicht
+dichten</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.36'>Nennst du das Ganze, t&#246;nt
+es uns entgegen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem058'>Oben aus dem Fahnenhaus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.37'>Ohne Zepter, ohne Krone</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem107'>Pink, pank, Hammerschlag</a></p>
+<p class='index'><a
+href='#poem007'>Pitsch&#8212;patsch&#8212;Badefa&#223;</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem003'>Putzt die Fenster! fegt die
+Ecken!</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem089'>Quellchen geht in den
+Rauschebach</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.19'>Rate, Freund, es ist nicht
+schwer</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem069'>Rechts, links, &#252;ber
+Eck</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem044'>Ride-bide-Bummstock</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem043'>Rumpumpel macht &#39;ne
+Landpartie</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem037'>Rumpumpel tanzt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem016'>Rumpumpel will essen</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem082'>Sankt Niklas zieht den Schlafrock
+aus</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem083'>Sankt Nikolas, Sankt
+Nikolas</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page214"></a>214</span><a
+href='#poem106'>Scheine, Sonne, scheine</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem065'>Schimmel, willst du laufen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem087'>Schlafe, mein kleiner
+Wildling</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088'>Schlafe ruhig,
+K&#246;nigskind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem074'>Schnell, schnell, Besen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem019'>Schnipsel, schnipsel,
+Scherchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.22'>Sind es die Feinde, mu&#223; man
+sich wehren</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.12'>Sind es die Stiefel, halten sie
+&#39;ne Weile</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem050'>Sitzen zwei alte Weiber im
+Sand</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem006'>So morgens um halb acht
+herum</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem109'>Sonnenlichter,
+Fr&#252;hlingswichter</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem085'>Sonne scheint drau&#223;en und
+scheint in die Grube</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem062'>Spitzt das Ohr und merkt euch
+still</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.2'>Standen vier wei&#223;e
+Ritterchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem008'>Steht ein T&#246;pfchen rund und
+nett</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.29'>Stets bin ich eines Leuchtenden
+Trabant</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem032'>Still&#8212;was blo&#223; das
+K&#228;tzchen will</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem092'>Traumk&#246;nig geht durch bleiches
+Land</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem047'>Tuck&#8212;tuck&#8212;heut ist
+Regentag</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem048'>Unser M&#252;ller hat ein
+M&#252;hlenhaus</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.27'>Viel Glieder hab ich, die
+einander gleichen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem059'>Vor der Laube kr&#228;ht der
+Hahn</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.7'>W&#228;chst einer alten
+Dame</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem010'>Wagen im Wind</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem088.3'>Waldtaube sa&#223;
+gefangen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.6'>Wenn das R am Anfang
+steht</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem076'>Wenn der Wind &#252;ber Wiesen und
+Felder rennt</a></p>
+<p class='index'><span class='pgnum'><a id="page215"></a>215</span><a
+href='#poem111.23'>Wenn es von Freund und Liebchen kommt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem031'>Wenn ich in die Stube geh</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.20'>Wer es hat, der ist
+betr&#252;bt</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem020'>Wer kommt dort angeflogen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem066'>Wer schenkt mir ein lebendiges
+Pferd</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem021'>Wer strampelt im Bettchen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem055'>Wer tanzt mit mir</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.43'>Willst du das erste Wort stets
+sein und handeln</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem077'>Wind, Wind, sause</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem017'>Winkele, wankele</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.35'>Wir sind&#39;s gewi&#223; in
+vielen Dingen</a></p>
+<p class='index'><a href='#poem111.34'>Wir sind&#39;s mit Stamm und
+Vaterland</a></p>
+<p>&#160;</p>
+<p class='index'><a href='#poem111.24'>Zwei Worte wei&#223; ich, die
+einander feind</a></p>
+
+
+
+
+
+
+
+<pre>
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+***** This file should be named 13732-h.htm or 13732-h.zip *****
+This and all associated files of various formats will be found in:
+ https://www.gutenberg.org/1/3/7/3/13732/
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+Updated editions will replace the previous one--the old editions
+will be renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no
+one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
+(and you!) can copy and distribute it in the United States without
+permission and without paying copyright royalties. Special rules,
+set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
+copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
+protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
+Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
+charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
+do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
+rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
+such as creation of derivative works, reports, performances and
+research. They may be modified and printed and given away--you may do
+practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
+subject to the trademark license, especially commercial
+redistribution.
+
+
+
+*** START: FULL LICENSE ***
+
+THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
+PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
+
+To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
+distribution of electronic works, by using or distributing this work
+(or any other work associated in any way with the phrase "Project
+Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
+Gutenberg-tm License (available with this file or online at
+https://gutenberg.org/license).
+
+
+Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
+electronic works
+
+1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
+electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
+and accept all the terms of this license and intellectual property
+(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
+the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
+all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
+If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
+Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
+terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
+entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
+
+1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
+used on or associated in any way with an electronic work by people who
+agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
+things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
+even without complying with the full terms of this agreement. See
+paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
+Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
+and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
+works. See paragraph 1.E below.
+
+1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
+or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an
+individual work is in the public domain in the United States and you are
+located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
+copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
+works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
+are removed. Of course, we hope that you will support the Project
+Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
+freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
+this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
+the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
+keeping this work in the same format with its attached full Project
+Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
+
+1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
+what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
+a constant state of change. If you are outside the United States, check
+the laws of your country in addition to the terms of this agreement
+before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
+creating derivative works based on this work or any other Project
+Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
+the copyright status of any work in any country outside the United
+States.
+
+1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
+
+1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
+access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
+whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
+phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
+Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
+copied or distributed:
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
+from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
+posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
+and distributed to anyone in the United States without paying any fees
+or charges. If you are redistributing or providing access to a work
+with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
+work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
+through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
+Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
+1.E.9.
+
+1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
+with the permission of the copyright holder, your use and distribution
+must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
+terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
+to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
+permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
+
+1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
+License terms from this work, or any files containing a part of this
+work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
+
+1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
+electronic work, or any part of this electronic work, without
+prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
+active links or immediate access to the full terms of the Project
+Gutenberg-tm License.
+
+1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
+compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
+word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
+distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
+"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
+posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
+you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
+copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
+request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
+form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
+License as specified in paragraph 1.E.1.
+
+1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
+performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
+unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
+
+1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
+access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
+that
+
+- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
+ you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
+ owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
+ has agreed to donate royalties under this paragraph to the
+ Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
+ must be paid within 60 days following each date on which you
+ prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
+ returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
+ sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
+ address specified in Section 4, "Information about donations to
+ the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
+ you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
+ does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
+ License. You must require such a user to return or
+ destroy all copies of the works possessed in a physical medium
+ and discontinue all use of and all access to other copies of
+ Project Gutenberg-tm works.
+
+- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
+ money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
+ electronic work is discovered and reported to you within 90 days
+ of receipt of the work.
+
+- You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg-tm works.
+
+1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
+electronic work or group of works on different terms than are set
+forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
+both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
+Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
+Foundation as set forth in Section 3 below.
+
+1.F.
+
+1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
+effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
+public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
+collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
+works, and the medium on which they may be stored, may contain
+"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
+property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
+computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
+your equipment.
+
+1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
+of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
+Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
+Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
+liability to you for damages, costs and expenses, including legal
+fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
+LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
+PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
+TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
+LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
+INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
+DAMAGE.
+
+1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
+defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
+receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
+written explanation to the person you received the work from. If you
+received the work on a physical medium, you must return the medium with
+your written explanation. The person or entity that provided you with
+the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
+refund. If you received the work electronically, the person or entity
+providing it to you may choose to give you a second opportunity to
+receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
+is also defective, you may demand a refund in writing without further
+opportunities to fix the problem.
+
+1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
+in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
+WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
+
+1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
+warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
+If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
+law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
+interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
+the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
+provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
+
+1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
+trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
+providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
+with this agreement, and any volunteers associated with the production,
+promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
+harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
+that arise directly or indirectly from any of the following which you do
+or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
+work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
+Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
+
+
+Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at https://pglaf.org
+
+For additional contact information:
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+with these requirements. We do not solicit donations in locations
+where we have not received written confirmation of compliance. To
+SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
+particular state visit https://pglaf.org
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+approach us with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including including checks, online payments and credit card
+donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate
+
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
+works.
+
+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
+concept of a library of electronic works that could be freely shared
+with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
+Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+
+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
+unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
+
+ https://www.gutenberg.org
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
+
+
+</pre>
+
+</body>
+</html>
+
diff --git a/old/13732-h/images/i002.png b/old/13732-h/images/i002.png
new file mode 100644
index 0000000..63b89b0
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i002.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i002tn.png b/old/13732-h/images/i002tn.png
new file mode 100644
index 0000000..6b505e0
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i002tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i042.png b/old/13732-h/images/i042.png
new file mode 100644
index 0000000..beef42e
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i042.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i042tn.png b/old/13732-h/images/i042tn.png
new file mode 100644
index 0000000..f48927f
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i042tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i080.png b/old/13732-h/images/i080.png
new file mode 100644
index 0000000..7fd85ec
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i080.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i080tn.png b/old/13732-h/images/i080tn.png
new file mode 100644
index 0000000..1cd5922
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i080tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i138.png b/old/13732-h/images/i138.png
new file mode 100644
index 0000000..e268546
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i138.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i138tn.png b/old/13732-h/images/i138tn.png
new file mode 100644
index 0000000..65d88e5
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i138tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i194.png b/old/13732-h/images/i194.png
new file mode 100644
index 0000000..7e7d4dc
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i194.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i194tn.png b/old/13732-h/images/i194tn.png
new file mode 100644
index 0000000..aa8d97a
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i194tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i201.png b/old/13732-h/images/i201.png
new file mode 100644
index 0000000..fb5d618
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i201.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732-h/images/i201tn.png b/old/13732-h/images/i201tn.png
new file mode 100644
index 0000000..cce0725
--- /dev/null
+++ b/old/13732-h/images/i201tn.png
Binary files differ
diff --git a/old/13732.txt b/old/13732.txt
new file mode 100644
index 0000000..b6677df
--- /dev/null
+++ b/old/13732.txt
@@ -0,0 +1,6169 @@
+The Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Das liebe Nest
+
+Author: Paula Dehmel
+
+Release Date: October 13, 2004 [EBook #13732]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ASCII
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+
+
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+DAS LIEBE NEST
+
+
+
+
+
+
+Gesammelte Kindergedichte
+von
+Paula Dehmel
+
+
+
+
+
+
+Herausgegeben von Richard Dehmel
+mit Zeichnungen von Hans Thoma
+bei E. A. Seemann in Leipzig
+1919
+
+
+
+
+
+
+GRUSS AN DIE GROSSEN
+
+
+Aus lichtem See,
+ueber Sterne und Schnee,
+rauschen die Schaeume,
+lauschen die Traeume,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+Aus Kinderland,
+ueber Acker und Sand,
+wachsen die Gluten,
+die boesen, die guten,
+Himmel hinab, Himmel hinan,
+ewige Bahn.
+
+
+
+GRUSS AN DIE KLEINEN
+
+
+Ich moecht euch alle miteinander
+auf bunten Wiesen sehn,
+bei Klarinetten und Geigen
+die Fuesschen im Tanze drehn.
+
+Ich moecht euch alle miteinander
+mitnehmen im Fliegerkahn,
+euch die schoene Erde zeigen,
+und was fleissige Menschen getan.
+
+Ich moecht euch alle miteinander
+still fuehren an der Hand,
+euch heimliche Dinge sagen
+von Gott und dem Sternenland.
+
+
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+
+WUNDERCHEN
+
+
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Darf sich kein Staub, kein Kruemel verstecken,
+muss alles so blank wie Ostertag sein,
+denn das Wunderchen zieht ein.
+Zieht ein--schon stimmen die Englein die Geigen;
+alle Koenige werden sich neigen,
+Hirten und Koenige mit dem Stern
+haben Wunderchen gern.
+ Wer soll Wunderchens Taufpate sein?
+Sieben grosse Meister laden wir ein;
+sieben grosse Helden mit Kron und Schalmein
+sollen Wunderchens Taufpaten sein.
+ Und wer ist schnell
+ sein Spielgesell?
+Da kommen gesprungen
+die reizenden jungen
+Wachholderweibchen und Fliedermaennchen,
+Taunixchen mit silbernen Wasserkaennchen.
+Aus Vogelnestern und Weidenkaetzchen
+gucken neugierige Schelmenmaetzchen:
+ Wir lachen fein,
+ wir singen fein,
+wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein!
+
+
+
+GEHT LEISE
+
+
+Geht leise--
+es ist mued von der Reise.
+Es kommt weit her:
+vom Himmel uebers Meer,
+vom Meer den dunklen Weg ins Land,
+bis es die kleine Wiege fand--
+Geht leise.
+
+
+
+WITTEWOLL SCHLAFEN
+
+
+Auf der Leine, auf gruenem Platz
+haengen sieben Hemdchen und ein Latz;
+im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt,
+liegt mit grossen Augen mein Kind--
+wittewoll schlafen?
+
+Henne macht sich ein Bett im Sand,
+Fliege traeumt an der Mauerwand,
+Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,
+schaukelt die Fluegel auf und zu--
+wittewoll schlafen?
+
+Suselesu, der Sonnenwind
+blaest in die Augen dem mueden Kind;
+es will noch blinzeln--Spinnchen haelt
+den bunten Schleier vor die Welt--
+--wittewoll--schlafen-- --
+
+
+
+FRUeHSTUeCK
+
+
+So morgens um halb acht herum:
+Rumpumpel macht das Maeulchen krumm.
+Und keine fuenf Minuten drauf
+wacht Rumpumpel auf.
+
+Hu! kommt der kalte Badeschwamm,
+Rumpumpel haelt die Ohren stramm;
+und schlaegt die Ticke-Tacke acht,
+wird ihm die Milch gebracht.
+
+Die schmeckt Rumpumpeln aber fein;
+er patscht mit beiden Faeustchen drein
+und trinkt und trinkt, bis alles leer.
+Rumpumpelchen, das freut mich sehr:
+morgen gibt's gut Wetter!
+
+
+
+SEEREISE
+
+
+Pitsch--patsch--Badefass,
+Rumpumpel plantscht die Stube nass,
+ist ein junger Wasserheld,
+segelt durch die ganze Welt,
+im Wipp--im Wapp--im Schaukelkahn
+ueber den grossen Ozean.
+Stehn drueben alle Wilden still
+und schrein: Was bloss Rumpumpel will?
+so splitternackt und pitschenass
+in seinem kleinen Schaukelfass?
+Schnell das Badelaken!
+
+
+
+SO LALA
+
+
+Steht ein Toepfchen rund und nett
+unterm Bett,
+so lala, so lala.
+Reicht mir mal das Kindel her,
+das braucht jetzt keine Windel mehr,
+so lala, so lala.
+
+Rolle, rolle, ratteratt,
+rollt ein Wagen durch die Stadt;
+sind zwei blanke Pferdchen davor,
+hinten drauf ein schwarzer Mohr.
+
+Horch, er haelt vor unserm Haus;
+steigen zwei feine Jungherren aus,
+mit Federbarettchen
+und goldenen Kettchen.
+Schnell das Toepfchen unters Bettchen!
+
+
+
+MEIN WAGEN
+
+
+Mein Wagen hat vier Raeder,
+vier Raeder hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloss sagen.
+
+Mein Wagen hat 'ne Deichsel,
+'ne Deichsel hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloss sagen.
+
+Mein Wagen hat ein Pferdchen,
+ein Pferdchen hat mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloss sagen.
+
+Mein Wagen fahrt nach Potsdam,
+nach Potsdam faehrt mein Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+das wollt ich euch bloss sagen.
+
+Und wer mit mir nach Potsdam will,
+in meinem neuen Wagen,
+rolle, rolle, rummerjan,
+der braucht es bloss zu sagen.
+
+
+
+KUTSCHER AUF DEM KNIE
+
+
+Wagen im Wind.
+Wie sitzt mein Kind?
+Wie geht mein Pferd?
+Alles verkehrt.
+Holdriutsch--
+oben die Raeder, unten die Kutsch!
+
+Wagen im Schnee.
+Da guckt das Reh,
+da schnuppert der Has
+mit der wackligen Nas.
+Holdriuff--
+da sitzt unser Kutscher wieder oben uff!
+
+
+
+EREIGNIS
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da steht er!
+haelt sich am Roeckchen,
+haelt sich am Stoeckchen,
+grade wie 'n Licht,
+fuerchtet sich nicht.
+
+Hurra, zum ersten Mal:
+Mutter, der Peter,
+hurra, da geht er!
+guck, ganz alleinechen
+setzt er die Beinechen!
+Aua, Geschrei--
+bautz!--vorbei.
+
+
+
+HEILSPRUeCHEL
+
+
+Kra, kra, kalter Schnee,
+dem Raben tut sein Beinchen weh,
+dem Haesechen sein Herzchen;
+die boese Zeit, die kalte Zeit,
+ein jedes hat sein Schmerzchen.
+
+Heile, Fingerchen, heile,
+es dauert noch 'ne Weile,
+es dauert noch bis Rosmarein,
+dann ist lauter Sonnenschein.
+
+
+
+SCHLIMME GESCHICHTE
+
+
+Im Stall unser Schaefchen--baeht,
+im Hof unser Haehnchen kraeht,
+und der Karo an der Kette
+bellt mit Spitz um die Wette.
+Auf'm Dach unser Kaetzchen--maut,
+und im Ententeich die Froesche, alle Froesche quaken laut:
+Kinder, denkt euch den Schreck,
+unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg.
+
+
+
+AUSTREIBUNG
+
+
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein?
+So kann Rumpumpel doch nicht schrein?
+Seeloewen sind in unserm Haus;
+schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus.
+Ich 'n Stock,
+Du 'n Stock,
+alle beide einen Stock.
+Ei der Daus,
+wollt ihr raus,
+wollt ihr in euer Seeloewenhaus!
+
+
+
+WENN RUMPUMPEL BRUMMIG IST
+
+
+Die Henne legt ein Ei,
+da ging der Mond entzwei;
+die Haelfte fiel nach Nuckenstadt
+und schlug zwei grosse Brummer platt.
+
+Zwei grosse Brummer, brumm,
+summten hier herum,
+um Rumpumpels Kopf,
+um Rumpumpels Bauch
+und um sein dickes Naeschen auch.
+
+Nun sind sie tot... Aber im Ei
+pickt das Kueken die Schale entzwei,
+kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz--
+--ist der Mond wieder ganz.
+
+
+
+DER PUDDING
+
+
+Rumpumpel will essen,
+nun fix gebraten:
+ein Kaetzel, ein Spaetzel
+und sieben Soldaten.
+
+Das gibt einen Pudding
+so gross wie ein Haus.
+Zuletzt leckt Rumpumpel
+die Kuchenschuessel aus.
+
+
+
+ZWEI MAeULCHEN
+
+
+Winkele, wankele,
+vor der Tuer steht ein Bankele,
+auf der Bank sitzt mein Kindele,
+spielt mit mei'm Huendele,
+winkele, wankele.
+
+Winkele, wankele,
+ich hab ein Gedankele:
+ein Aepfle fuers Kindele,
+ein Knoechle fuers Huendele.
+Dankele.
+
+
+
+MUeCKEBOLD
+
+
+Mueckchen, Mueckchen, Duennebein,
+Mueckchen, lass das Stechen sein,
+Stechen tut ja weh!
+Mueckchen, Mueckchen, weisst du was:
+beiss doch in das gruene Gras,
+beiss doch in den Klee!
+
+
+
+DAS SCHERCHEN
+
+
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen,
+schneid mir ein Gewehrchen;
+schiess ich mir ein Haeschen tot,
+brat's dem Kind zum Mittagbrot.
+Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus
+durch den Sonnenschein in des Gaertners Haus;
+der hat seine Freude dran,
+oder guckt sie gar nicht an,
+oder streut sie in den Wind,
+oder schenkt sie seinem Kind--
+schnipsel, schnipsel, Scherchen-- --
+
+
+
+GESCHICHTCHEN VOM WINDE
+
+
+ Wer kommt dort angeflogen?
+ Das ist der Wind.
+ Der Wind ist ungezogen,
+ er blaest dem Kind
+ unters Roeckchen,
+ an die Soeckchen,
+ um die Ohren, an die Nase;
+ solch Geblase!
+
+ Ganz zerfleddert und zerzaust
+ kommt Rumpumpel angesaust;
+ und hustet
+ und prustet,
+ das arme Troepfchen,
+ und steckt sein Koepfchen
+ in Mutters Schoss.
+
+Und weisst du, warum der Wind so getollt?
+Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt.
+
+
+
+ANZIEHLIEDCHEN
+
+
+Wer strampelt im Bettchen?
+versteckt sich wie 'n Dieb?
+Das ist der Rumpumpel,
+den haben wir lieb.
+
+Was guckt da fuer 'n Naeschen?
+Ein Buebchen sitzt dran.
+Das ist der Rumpumpel,
+den ziehn wir jetzt an.
+
+Erst wird er gewaschen,
+vom Kopf bis zur Zeh;
+er weint nicht, er greint nicht,
+denn es tut ja nicht weh.
+
+Schnell her mit dem Hemdchen:
+da schluepfen wir fein,
+erst rechts und dann links,
+in die Aermelchen 'rein.
+
+Fix an noch die Struempfchen,
+fix an auch die Schuh;
+kommts Haendchen, schnuerts Baendchen,
+schon sind sie zu.
+
+Nun Leibchen und Hoeschen,
+ein Roeckchen kommt auch;
+sonst friert dem Rumpumpel
+sein kleiner runder Bauch.
+
+Das Kaemmchen kaemmt sachte,
+aber still muss man stehn;
+zuletzt noch das Kleidchen,
+der Tausend, wie Schoen!
+Nun geht er und sagt: Guten Morgen.
+
+
+
+DAS LAeMMECHEN
+
+
+In Wolfenbuettel wohnt ein Lamm,
+das hat ganz schwarze Haare.
+Meint ihr, es brauche einen Kamm?
+I Gott bewahre!
+
+Aber mein Laemmechen
+braucht ein Kaemmechen,
+braucht ein Schwaemmechen,
+laesst sich nix verdriessen;
+setzt sein neues Kaeppechen auf,
+will mal Koppkegel schiessen.
+
+
+
+DIE WILDEN BEINCHEN
+
+
+Guten Morgen, ihr Beinchen!
+Wie heisst ihr denn?
+Ich heisse Hampel,
+ich heisse Strampel;
+und das ist Fuesschen Uebermut,
+und das ist Fuesschen Tunichtgut.
+
+Uebermut und Tunichtgut
+gehn auf die Reise,
+platsch, durch alle Suempfe,
+nass sind Schuh und Struempfe;
+guckt die Rute um die Eck--
+laufen sie alle beide weg.
+
+
+
+DER LUMPICHTE BU
+
+
+Ka Struempferl im Kasten,
+ka Baenderl am Schuh,
+ka Knoepferl am Wams--
+oh, der lumpichte Bu!
+
+
+
+TINTENHEINZ UND PLAeTSCHERLOTTCHEN
+
+
+Heini, Heini,
+ach, ist Heini dumm:
+stippt mit allen Fingerchen
+im Tintenfass herum.
+
+Heini, Heini,
+kleiner dummer Mohr:
+stippt sich alle Fingerchen,
+klecks, ins Ohr.
+
+Und unten am Brunnen,
+da steht ein Fass,
+da macht sich unsre Lotte
+pitschepatschenass.
+
+Und oben die Sonne
+hat drueber gelacht
+und hat unsre Lotte
+wieder trocken gemacht.
+
+
+
+ES REGNET
+
+
+Es regnet, es regnet
+der Kuh auf den Schwanz;
+es regnet, es regnet
+der Braut in den Kranz.
+
+Es regnet, es regnet,
+die Welt ist schon nass;
+hol 's Toepfchen,
+fang 's Troepfchen,
+dann sag ich dir was:
+
+Waescht du die Nase,
+bleibt sie fein grade.
+Waescht du das Muendchen,
+bist du 'n lieb Kindchen.
+Waescht du aber die Augen schoen,
+kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn.
+
+
+
+TROeSTERCHEN
+
+
+Bluemchen haengt das Koepfchen,
+der Tau ist ihm zu schwer;
+kommt der durstige Morgenwind,
+traegt die Tropfen ins Meer.
+
+Spaetzchen piepst und bettelt,
+das Kroepfchen ist ihm leer;
+Pferdchen hat die Krippe voll,
+streut Koernerchen umher.
+
+Kindchen weint noch immer,
+Boeckchen stoesst so sehr.
+Schenkt ihm Mutter einen Kuss:
+sieh mal, nun weint's nicht mehr.
+
+
+
+HAeSCHEN IN DER GRUBE
+
+
+(mit Benutzung des Volkspiels)
+
+
+Haeschen in der Grube
+sass und schlief,
+kam der heilge Kuckdiguck
+und bracht ihm einen Brief.
+
+Haeschen, bist du muede
+oder bist du krank?
+Steck doch deine Laeufer raus,
+ob du noch huepfen kannst.
+
+Und was stand geschrieben
+in Kuckdiguckens Brief?
+"Dem Kutscher, der nicht fahren kann,
+geht der Wagen schief."
+
+
+
+HASENSPIEL
+
+
+Hinter den Birken ueber den Rasen
+huschen drei Hasen
+an uns vorbei,
+Springen ueber Busch und Dorn,
+wollen ins junggruene Winterkorn,
+hocken da,
+locken sich da,
+laufen kreuz,
+laufen quer,
+hin und her,
+als gaeb's in der Welt keine Schrotflinte mehr.
+
+Warte, in der Weihnachtszeit
+kommen die drei Hasen ins Haus geschneit.
+Den groessten verschicken wir,
+den zweitgroessten spicken wir,
+der kleinste kommt ins Hundehaus
+und steckt hinten sein Schwaenzchen raus.
+
+
+
+DREI BAeUMCHEN
+
+
+Jung jung drei Baeumchen
+wachsen im Wiesengras,
+jung jung drei Baeumchen
+sagen mir was.
+
+Das erste hat sich
+so gequaelt,
+hat alle seine siebentausend
+Blaettchen gezaehlt.
+
+Das zweite traegt Pflaeumchen,
+schlicker-schleckerfein;
+haett es deine Zaehnchen,
+es aesse sie allein.
+
+Das dritte, das dritte
+schuettelt sich bloss:
+fallen lauter Blueten
+in meinen Schoss.
+
+Sag ich schoen Dank,
+geh ich nach Haus,
+mach ich Rumpumpeln
+ein Kraenzchen draus.
+
+
+
+SCHABERNACK
+
+
+Wenn ich in die Stube geh
+und den Rumpumpel seh,
+tanzen wir zwei
+Ringeldireih,
+lachen wir,
+machen wir
+Schabernack,
+Huckepack,
+Kaetzchen spielt den Dudelsack,
+macht Rumpumpel Hottehueh
+nach der alten Melodie:
+Miau, miau,
+dem Kater seine Frau,
+dem Kater seine grisegrimme
+gritzegraue Frau.
+
+
+
+AM ABEND
+
+
+Still.
+Was bloss das Kaetzchen will?
+Es streicht um meinen Schoss herum,
+das Schwaenzchen hoch, den Buckel krumm,
+Still--
+und weisst du, was es will?
+
+Still.
+Was bloss die Glucke will?
+Sie lockt und lockt die kleine Brut
+zum warmen Stall und deckt sie gut,
+Still--
+und weisst du, was sie will?
+
+Still.
+Was bloss Rumpumpel will?
+Die Augen macht er schon ganz klein
+und gaehnt und will genommen sein,
+still--
+nun weisst du, was er will.
+
+
+
+GUTENACHTLIEDCHEN
+
+
+Leise, Peterle, leise,
+der Mond geht auf die Reise;
+er hat sein weisses Pferd gezaeumt,
+das geht so still, als ob es traeumt,
+leise, Peterle, leise.
+
+Stille, Peterle, stille,
+der Mond hat eine Brille;
+ein graues Woelkchen schob sich vor,
+das sitzt ihm grad auf Nas' und Ohr,
+stille, Peterle, stille.
+
+Traeume, Peterle, traeume,
+der Mond guckt durch die Baeume;
+ich glaube gar, nun bleibt er stehn,
+um Peterle im Schlaf zu sehn--
+traeume, Peterle, traeume.
+
+
+
+FREUND HUSCH
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Husch, husch, husch,
+ich schluepfe aus dem Busch;
+ich stecke mein Laternchen an,
+ich zuende uns die Sternchen an,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich putze meinen Busch.
+Der Mond ist da, der Mond ist hell;
+der Mond, der ist mein Spielgesell,
+husch.
+
+Husch, husch, husch,
+ich schuettel meinen Busch.
+Die Kinderchen sind all zur Ruh,
+ich schuettel ihnen Traeume zu;
+die haben wir vergangne Nacht,
+der Mond und ich, uns ausgedacht,
+husch, husch, husch,
+im Busch.
+
+
+
+RUMPUMPELS GEBURTSTAG
+
+
+Kraeht der Hahn frueh am Tage,
+kraeht laut, kraeht weit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Guckt das Eichhoernchen runter:
+Wenig Zeit, wenig Zeit!
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Kommt das Haeschen gesprungen,
+macht Maennchen vor Freud:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Steht der Kuchen auf dem Tische,
+macht sich dick, macht sich breit:
+Guten Morgen, Rumpumpel,
+dein Geburtstag ist heut!
+
+Und Vater und Mutter,
+alle Kinder, alle Leut
+schrein: Hoch der Rumpumpel,
+sein Geburtstag ist heut!
+
+
+
+MUTTERS GEBURTSTAG
+
+
+Leises Klopfen an der Tuere:
+Kann ich 'rein, Mama?
+Frisch gewaschen, frisch gebuegelt
+steht Rumpumpel da.
+Rosen in beiden Haendchen;
+wie der Kerl sich freut!
+Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,
+Mutti Burtstag heut.
+Vater putzt die grosse Stube,
+die ist maechtig schoen.
+Lauter Blumen! Und die Torte!
+Komm, zu Vati gehn!
+
+
+
+RUMPUMPEL TANZT
+
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+es blitzen seine Schuh;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sehn verwundert zu.
+
+Der Kreisel pufft den Hampelmann:
+guck, Hans, was sagst du nur?
+der Junge tanzt, der Junge tanzt
+und sitzt an keiner Schnur.
+
+Der Hampelmann zieht ein Gesicht
+und schlenkert und sagt: puh,
+auch eine Peitsche braucht er nicht,
+tanzt doch so schoen wie du.
+
+Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt,
+die liebe Sonne scheint;
+der Kreisel und der Hampelmann
+sind sich spinnefeind.
+
+
+
+KREISELLIEDCHEN
+
+
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+kommt die dicke Marmelkugel,
+rollt ihn um, rollt ihn um;
+pass auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+rundum, rundum,
+pfeift der Wind aus einer Ecke,
+pfeift ihn um, pfeift ihn um;
+steh auf, Herr Dreidel!
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein,
+peitsch di Hieb, peitsch di Hieb;
+hopp hopp, wie springt das Bruederlein,
+halt den Dieb, halt den Dieb,
+heissa, Herr Dreidel!
+
+
+
+KONZERT
+
+
+Musik, Musik, die Floete kommt,
+Rumpumpel tut's begreifen:
+er horcht und hebt das Fingerchen,
+faengt gleich an mitzupfeifen.
+
+Musik, Musik, die Geige kommt,
+die Geige tut fein klingen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+faengt leise an zu singen.
+
+Musik, Musik, der Brummbass kommt,
+ganz deutlich hoert man's summen;
+Rumpumpel hebt das Fingerchen,
+tut wie 'ne Hummel brummen.
+
+Das gibt ein herrliches Konzert,
+ihr Kinder, kommt, ich bitte!
+Drei Kirschen kost't der erste Platz,
+und eine kost't die Mitte.
+
+Hinten herum ist alles frei,
+grossmuetig sind wir heute;
+der Mohr, der Spitz, der Hampelmann
+sind gar zu arme Leute.
+
+
+
+DIE ERSTEN HOeSCHEN
+
+
+Der Schneidermeister Piekenich
+ist ein geschickter Mann,
+er kommt und misst dem Peterle
+die ersten Hosen an.
+
+Er nimmt sein Buch und Metermass,
+schreibt sich die Zahlen auf;
+und wenn der Bub nicht stille steht,
+kriegt er eins hinten drauf.
+
+"Du lieber Meister Piekenich,
+mach die Hosen recht schoen!
+Ich will ja unter den Linden
+damit spazieren gehn.
+
+Und alle kleinen Jungens
+gucken nach mir hin
+und sehn an meinen Hoeschen,
+dass ich auch ein Junge bin."
+
+
+
+DER KLEINE SUeNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Gestern lief der Peter weg,
+spinnefix verstohlen.
+Setzt sich Mutter den Baenderhut auf:
+wart, ich will dich holen.
+Sausepeter,
+Flausepeter,
+kleiner Suender, wo bist du?
+
+Hahnematz steht auf der Wiese,
+"Kiek ins Gruene" kraeht er;
+sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter?
+Bummelpeter,
+Schummelpeter,
+kleiner Suender, wo bist du?
+
+Wie sie sich im Garten umguckt,
+ist er nicht zu sehen,
+bleibt sie neben dem Spargelbeet
+unterm Pflaumbaum stehen.
+Aber Peter,
+nirgends steht er;
+kleiner Suender, wo bist du?
+
+Hoert sie etwas lachen, horch
+oben aus dem Baume;
+sitzt der Peter seelenvergnuegt,
+pflueckt sich eine Pflaume.
+Wirft ein Steinchen,
+schwenkt die Beinchen,
+wupptich--: Mutter, da bin ich!
+
+
+
+FLUTSCHPETER
+
+
+Flutschpeter lief nie gradeaus;
+ja, und warum? Er lief
+getreulich seiner Nase nach,
+und die, ja die war--schief.
+
+
+
+DIE TROMMELPARTIE
+
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Kaetzchen
+Mausemaetzchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Huendchen
+Belleinstuendchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt das Schweinchen
+Rosenfeinchen,
+das will mit.
+
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie,
+er trommelt: wer will mit?
+Kommt der Baer
+Brummesehr,
+der will mit.
+
+So geht's im Trab,
+bergauf, bergab,
+durch Duenn und Dick,
+durch Schlamm und Schlick;
+Rumpumpel schlaegt die Trommel.
+
+Das Kaetzchen maut,
+das Huendchen bellt,
+das Schweinchen quiekt,
+der Baer brummt: was 'ne dumme Welt!
+Rumpumpel schlaegt die Trommel.
+
+
+
+RUMPELREIM
+
+
+Ride-bide-Bummstock fing 'ne Maus,
+Ride-bide-Bummstock liess sie wieder raus;
+Ride-bide-Bummstock, du bist dumm,
+die Maeuse sind 'n Rackerpack, das bringt man um.
+
+
+
+DAS KARNICKEL
+
+
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+was bist du heut so still?
+Sieh her, ich habe Kohl fuer dich,
+sitz doch nicht gar so feierlich!
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr,
+wie kommst du mir heut vor!
+
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+ist dir dein Haus zu eng?
+Ein Weilchen darfst du aus dem Stall,
+bloss friss mir nicht die Knospen all!
+Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut,
+bist mir nun wieder gut?
+
+
+
+LEKTION
+
+
+Huehner, wollt ihr wohl artig sein!
+huebsch langsam essen und nicht so schrein!
+Muesst ihr denn immer zanken und beissen?
+euch um jedes Koernchen reissen?
+Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier,
+du isst ja fuer vier.
+Weg! hoerst du nicht? du sollst dich trollen!
+Die niedlichen kleinen Kueken wollen
+auch mal heran an das schoene Futter.
+Wenn du nicht hoerst, sag ich's der Mutter;
+die faengt dich ein und macht dich tot,
+dann essen wir dich zum Mittagbrot.
+
+
+
+LIED DES HUeHNCHENS
+
+
+ Tuck--tuck--heut ist Regentag,
+ und ich muss mich plagen;
+ kratze schon acht Stunden, tuck,
+ und noch knurrt mein Magen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck die Enten, tuck die Enten,
+ Enten sind doch Narren;
+ gehn ins Wasser, tuck ins Wasser,
+ als koennte man da scharren.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Pferde, tuck tuck tuck, und Kuehe
+ haben grosse Koepfe,
+ aber keine Kroepfe, tuck;
+ traurige Geschoepfe!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, wie war der Hahn galant,
+ suchte mir manch Kruemchen;
+ heute geht er, tuck tuck tuck,
+ mit Cochinchina-Muehmchen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, du fetter Regenwurm,
+ dich muss ich noch ergattern;
+ schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck,
+ Muhmen und Gevattern!
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+hab noch immer nicht genug.
+
+ Tuck, waer ich doch endlich satt,
+ tuck, das waer ein Segen;
+ muss Rumpumpeln, tuck tuck tuck,
+ sein Fruehstuecks-Ei noch legen.
+Tuck tuck tuck, pick und schluck,
+ach, wann hat man wohl genug?
+
+
+
+SO SIEHT UNSRE WIRTSCHAFT AUS
+
+
+Unser Mueller hat ein Muehlenhaus,
+mi-ma-Muehlenhaus,
+kommt Korn hinein und Mehl heraus,
+mi-ma-Mehl heraus;
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Baecker, der backt weisse Wecken,
+wi-wa-weisse Wecken,
+und braunes Brot und Streusselschnecken,
+stri-stra-Streusselschnecken;
+weisse Wecken, Streusselschnecken,
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unser Schlaechter schlacht't ein feistes Schwein,
+fi-fa-feistes Schwein,
+und poekelt Wurst und Schinken ein,
+schi-scha-Schinken ein;
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weisse Wecken, Streusselschnecken,
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Mutter hat 'ne bunte Kuh,
+bi-ba-bunte Kuh,
+die gibt uns Milch und Butter dazu,
+bi-ba-Butter dazu;
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weisse Wecken, Streusselschnecken,
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+Unsre Henne macht ein laut Geschrei,
+li-la-laut Geschrei,
+und legt dabei ein frisches Ei,
+fri-fra-frisches Ei;
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weisse Wecken, Streusselschnecken,
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+[Transkriptions-Notiz: Fehlendes "aus" hinzugefuegt.]
+
+Rumpumpel ist ein kluges Kind,
+kli-kla-kluges Kind,
+das fragt nicht viel und isst geschwind,
+i-a-isst geschwind;
+kluges Kind, isst geschwind,
+frisches Ei, laut Geschrei,
+bunte Kuh, Butter dazu,
+feistes Schwein, Schinken ein,
+weisse Wecken, Streusselschnecken,
+Muehlenhaus, Mehl heraus,
+so sieht unsre Wirtschaft aus.
+
+
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+
+DAS HAUS
+
+
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus;
+vorne guckt ein Esel raus,
+hinten eine Kuh,
+muh.
+
+
+
+MIT TROMMEL UND TRAB
+
+
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Faeden ueber Land,
+ueber Baeume,
+ueber Zaeune,
+um Stoppel und Dorn,
+immer von vorn.
+
+Fuer wen sitzen die alten Weiber im Sand,
+spinnen viel feine Faeden ueber Land?
+Fuer Wildbub Kraushaar,
+kommt alle hundert Jahr
+mit Trommel und Trab
+vom Himmel herab,
+reisst alle Faeden auf einmal ab,
+macht sich ein'n Muetzenpuschel draus
+und lacht die alten Weiber aus.
+
+
+
+SIEBENSCHLAeFER
+
+
+Ihr Siebenschlaefer in den Hoehlen,
+reckt euch, streckt euch, aufgewacht!
+Der Fruehling leuchtet in den Himmel
+nach einer einzigen warmen Nacht.
+
+Schnell, schuettelt eure grauen Zotteln,
+und blinzelt in das blaue Licht;
+Herrgott, wer wird so langsam trotteln,
+ich lauf voraus, ich warte nicht.
+
+Die Amsel uebt schon ihre Lieder,
+ich pfeif sie nach, ich sing sie auch;
+und denkt euch nur, der blaue Flieder
+hat Knospen, und der Haselstrauch.
+
+Der Teckel bellt vor lauter Wonne
+und wuehlt die frische Erde um--
+Na? seid ihr noch nicht in der Sonne,
+ihr Siebenschlaefer faul und dumm?
+
+
+
+OSTERLIED
+
+
+Has, Has, Osterhas,
+wir moechten nicht mehr warten.
+Der Krokus und das Tausendschoen,
+Vergissmeinnicht und Tulpen stehn
+schon lang in unserm Garten.
+
+Has, Has, Osterhas,
+mit deinen bunten Eiern.
+Der Star lugt aus dem Kasten aus,
+Bluehkaetzchen sitzen um sein Haus;
+wann kommst du Fruehling feiern?
+
+Has, Has, Osterhas,
+ich wuensche mir das Beste:
+ein grosses Ei, ein kleines Ei
+und ein lustiges Dideldumdei,
+alles in einem Neste.
+
+
+
+MAIWUNDER
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Maikoenig kommt gefahren,
+in seinem gruengoldnen Wagen,
+mit Saus und Gesinge.
+Seine Zuegel sind Sonnenstrahlen,
+grosse blaue Schmetterlinge
+ziehn ihn ueber Busch und Bach,
+dass die weissen Bluetenglocken
+in seinen Locken
+schwingen und springen,
+und Hans guckt ihm nach
+und hoert sein Lied:
+wer zieht mit? zieht mit?
+
+Kommt das Maienweibchen,
+traegt ein weisses Kleidchen,
+traegt ein gruenes Kraenzchen,
+sagt zu unserm Haenschen:
+Eia, Hans,
+komm zum Tanz!
+Einen Schritt Frau Nixe,
+einen Schritt Herr Nix,
+Ringeldireih, Ringeldireih,
+Dienerchen,
+Knix!
+
+
+
+HANSEL UND GRETEL
+
+
+Hansel und Gretel stehen zu zwein,
+der Hansel ist grob,
+und die Gretel ist fein,
+der Hansel ist dick,
+und die Gretel ist duenn,
+der Hansel ist aus Birkenholz,
+die Gretel ist aus Zinn.
+Heissa, juchheissa, wer wird nun Koenig?
+Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig.
+
+
+
+PRINZESSCHEN
+
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+ich bin so sehr allein.
+Kam da der gelbe Sonnenstrahl:
+Ich tanze Tippel-huschemal,
+willst du meine Taenzerin sein?
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Sonnenstrahl ist zu fein.
+Kam da der wilde Pustewind:
+Heidih, ich spiele Wegefind,
+lauf doch, fang mich ein!
+
+Wer tanzt mit mir?
+wer spielt mit mir?
+der Wind macht mein Kroenchen entzwei.
+Kam da unser brauner Junge an,
+macht 'nen Diener wie 'n Edelmann:
+Prinzess, ich bin so frei.
+
+
+
+DAS GROSSE LOCH
+
+
+Das grosse Loch,
+wie kam es doch
+in Gretens neuen Schuh?
+Die ganzen Zehn
+sind ja zu sehn;
+wer macht das Loch uns zu?
+
+Drueben hinterm Rathaus
+haengt ein grosses Schild raus,
+goldner Stiefel drauf.
+Da wohnt der Schuster Firlefanz,
+der macht dein Schuhchen wieder ganz;
+lauf, Grete, lauf!
+
+
+
+ZWEI GESELLEN
+
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist klug,
+und der andre, der ist dumm.
+Der eine liegt im Grase,
+der andre sitzt am Tisch;
+der eine kaut den Kanten,
+der andre isst den Fisch
+ isst den Fisch.
+
+Es tanzen zwei Gesellen
+ hier herum;
+der eine, der ist grad,
+und der andre, der ist krumm.
+Der eine, der bleibt mager,
+der andre, der wird fett;
+der eine kommt an'n Galgen,
+der andre stirbt im Bett.
+ Je nun, je nun,
+ was ist dabei zu tun.
+
+
+
+WENN'S PFINGSTEN REGNET
+
+
+Oben aus dem Fahnenhaus
+guckt das schwarze Wettermaennchen raus,
+spreizt die Beine und grinst uns an;
+schaeme dich, alter Wettermann!
+Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
+hast du dem Fritze fest versprochen,
+dass zu Pfingsten, im Monat Mai,
+das allerschoenste Wetter sei.
+Und nun regnet's, liebe Not,
+alle hellen Blueten tot;
+sie liegen da wie nasser Schnee.
+Auf den Wegen steht See an See;
+ja, wenn wir noch drin baden koennten,
+wie die Spatzen oder die Enten.
+Wir duerfen aber gar nicht raus,
+sehn so mucksch wie Maulwuerfe aus;
+roeche nicht der Kuchen so lecker her,
+wuesste man gar nicht, dass Feiertag waer.
+Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
+Schaeme dich, schwarzer Wettermann!
+
+
+
+EINE HUeHNERGESCHICHTE
+
+
+Vor der Laube kraeht der Hahn,
+ein rot-schwarz-gelb und gruener:
+Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch,
+fix, kommt fix, ihr Huehner!
+
+Seht die Hennen,
+wie sie rennen,
+aus Verstecken,
+ueber Zaeune, ueber Hecken,
+gackern, beissen sich und schrein,
+jede will die erste sein.
+Wie sie fliegen, wie sie flattern,
+um ein Plaetzchen zu ergattern.
+Oben auf des Tisches Mitte
+steht Herr Hahn:
+Bitte, meine Damen, bitte,
+fangt nur an!
+Pick und schluck,
+nicht genug,
+immer mehr
+Kuchen her!
+Unser Kropf
+ist ein Topf,
+wird nicht voll,
+wird nicht leer,
+darum mehr
+Kuchen her,
+bis der Teller leckeleer!
+
+Drueben aus des Gaertners Haus
+guckt der kleine Fritz und lacht:
+Ei, wie sah das lustig aus,
+das haben die Huehner klug gemacht.
+
+
+
+MARIEKEN UND DIE KUeKEN
+
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Kueken,
+was willst du tun?
+
+"Die alte Kluckenmutter ist tot,
+nun frieren die Kinder und finden kein Brot;
+ich will sie pflegen."
+
+Marie, Marei, Marieken
+mit deinen sieben Kueken,
+was hast du im Sack?
+
+"Kartoffelmus und Hirsekern,
+das essen meine Kinderchen gern,
+das streu ich ihnen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+gib mir eins von deinen Kueken,
+du hast noch genug.
+
+"Wenn ich meine Kinder verschenken taet,
+muesst ich weinen von frueh bis spaet,
+dass sollst du wissen."
+
+Marie, Marei, Marieken,
+Zu Huehnern werden die Kueken;
+was machst du dann?
+
+"Und werden huebsch bunt und werden gross,
+fliegen mir alle um Kopf und Schoss,
+hei, alle sieben!"
+
+
+
+KINDERKUeCHE
+
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Pfanne;
+nimmt sie sich die Schiefertafel
+von klein Schwester Hanne.
+Hat sie eine Pfanne.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Butter;
+borgt sie beim Kanarienvogel
+rasch ein bisschen Futter.
+Hat sie Butter.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+hat keine Kohlen;
+vor der Tuer blueht roter Mohn,
+geht sie den sich holen.
+Hat sie Kohlen.
+
+Marie-Marei will Braten machen,
+fehlt noch das Gaenschen;
+nimmt sie sich die Pudelmuetze
+von klein Bruder Fraenzchen.
+Hat sies Gaenschen.
+
+Hei, mit diesen Wunderdingen
+muss der Braten wohlgelingen;
+bitte zu Tisch!
+
+
+
+ESSENSREGELN
+
+
+Spitzt das Ohr und merkt euch still,
+was die gute Sitte will!
+Wer die schoene Form erfasst,
+ist ein gern gesehner Gast;
+wer sich frech und plump betraegt,
+wird ohne Besen hinausgefegt.
+
+
+--1--
+
+Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen,
+soll Mund und Haende sich sauber waschen,
+sich erst setzen, wenn die andern sitzen,
+das Maeulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen,
+nicht plappern, wenn grosse Leute sprechen,
+das Brot nicht zerkruemeln, zerkneten, nur Bissen abbrechen.
+
+
+--2--
+
+Rueckt immer den Stuhl so dicht heran,
+dass Loeffel und Gabel zum Munde kann,
+ohne das Tischtuch zu betrippen;
+und schliesst beim Kauen huebsch die Lippen!
+Turnen beim Essen, das will nicht passen;
+also die Ellbogen huebsch unten lassen!
+
+
+--3--
+
+Nicht gierig stopfen! langsam essen!
+auch keinen Rest auf dem Teller vergessen!
+Nicht wie Hunde oder Katzen
+schlecken, schluerfen, schnaufen, schmatzen!
+Nicht kichern und nicht heimlich fragen,
+und immer schoen bitte und danke sagen!
+
+
+--4--
+
+Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen,
+sollt ihr zuvor die Lippen wischen.
+Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden,
+das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden.
+Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen;
+auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen schaelen.
+
+
+--6--
+
+Wer stochert in den Zaehnen,
+nicht unterdrueckt das Gaehnen,
+das Messer in den Mund steckt,
+Gabel und Teller ableckt,
+zuviel packt auf den Loeffel,
+gilt als Flegel und Toeffel.
+
+
+
+DIE BOeSE MIES
+
+
+Es war einmal ein Kaetzchen,
+ein allerliebstes Fraetzchen.
+Es hatte das Mamsellchen
+ein seidenweiches Fellchen
+und einen Bart ums Schnaeuzchen
+und Augen wie ein Kaeuzchen.
+Es machte gern den Ruecken krumm
+und brachte viele Maeuse um,
+dann schlich es auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+Einst aber, oh das Kaetzchen,
+was tut das liebe Fraetzchen?
+Einst stand auf unserm Tische
+ein Teller Bratenfische.
+Hopp, ist das Kaetzchen oben:
+die Fische muss ich loben.
+So denkt es sich und sitzt und schmaust,
+doch Mutterchen kommt angesaust,
+und gibt dem Naschmamsellchen
+--na warte--eins aufs Fellchen.
+
+Nein, unser Miesekaetzchen
+war gar kein liebes Fraetzchen:
+los auf die gute Mutter,
+und durch das Aermelfutter
+--kratz--in den Ellenbogen!
+War das nicht ungezogen?
+Dann lief es voller Wut hinaus
+und kam erst abends spaet nach Haus,
+und schlich sich auf die Ofenbank
+und leckte sich die Pfoten blank.
+
+
+
+POTTKIEKER
+
+
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin?
+ "Hoppel-poppel-Appelreis,
+ mach dich weg, Naseweis,
+ kann dich hier nicht brauchen,
+ der Ofen tut rauchen,
+ muss Spaehne suchen,
+ sonst brennt der Kuchen,
+ muss Gaense schlachten,
+ in sechs Wochen ist Weihnachten."
+
+Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin?
+ "Ei, tanz mit dem Schimmel,
+ bohr Loecher in den Himmel,
+ lehr die Katz das Alphabet,
+ sieh nach, ob sich der Kirchturm dreht,
+ oder lauf ans Ende der Welt,
+ pass auf, dass keiner runter faellt,
+ marsch!"
+
+
+
+DER REITERSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Schimmel, willst du laufen,
+will ich uns was kaufen.
+Heissa, lauf nach Mexiko,
+da kaufe ich dir Bohnenstroh;
+laufe nach der Mongolei,
+da kauf ich mir ein Osterei,
+hopp!
+
+Eile, Schimmel, eile,
+oder du kriegst Keile.
+Hoppssa, lauf nach Hindostan,
+da kaufe ich mir Marzipan;
+laufe nach Kap Morgenrot,
+da kauf ich dir ein Dreierbrot,
+burr!
+
+
+
+DAS RICHTIGE PFERD
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd!
+Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert,
+es hat so steife Beine,
+es stampft nicht, frisst nicht, wiehert nicht,
+und macht solch ledernes Gesicht,
+und weiss nicht, was ich meine.
+
+Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd,
+ein wirklich richtiges Pferd beschert,
+dann reit ich ueber die Bruecke,
+und reite durch den Kiefernforst
+nach Vehlefanz und Haselhorst
+und noch fuenf grosse Stuecke.
+
+Dann bin ich mitten in der Welt,
+da such ich mir ein Haberfeld
+und lasse mein Pferdchen grasen.
+Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt,
+wo der Riese den Regenbogen haelt,
+und--schick euch 'ne Ansichtspostkarte.
+
+
+
+DER KLEINE REKRUT
+
+
+Ich hab einen Helm aus Packpapier,
+mit einem Federbusche;
+der Wilhelm malt mir 'n Adler drauf
+mit schwarz-weiss-roter Tusche.
+
+Einen hoelzernen Saebel hab ich auch,
+mit einem richtgen Griffe;
+wenn nur der Scherenschleifer kaem,
+dass er ihn endlich schliffe!
+
+Meine Mutter ist 'ne gute Frau,
+die schenkt mir einen Dukaten,
+dann kauf ich mir ein Schiessgewehr,
+geh unter die Soldaten.
+
+
+
+DER HAUPTMANN
+
+
+Ich bin der Hauptmann,
+ihr die Soldaten;
+immer gehorsam,
+das will ich euch raten,
+hoert ihr!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+Seht euch nicht um,
+seht euch nicht an,
+immer huebsch stramm,
+Mann hinter Mann,
+halt!
+
+Eins, zwei, immer hinterher,
+eins, zwei, schultert das Gewehr,
+marsch!
+
+
+
+ABZAeHLREIM
+
+
+Rechts, links, ueber Eck,
+die Henne legt die Eier weg,
+legt sie in ein Buendel Stroh,
+irgendwie, irgendwo;
+kommt der Marder Wagemut,
+jagt die Henne von der Brut,
+rechts, links, ueber Eck--
+ein Kueken hat--er--weg.
+
+
+
+FRAGEFRITZE UND DIE PLAPPERTASCHE
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Fritz, ich moecht den Spaten haben.
+"Mutterchen, warum?"
+Moechte eine Grube graben.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Moechte drin ein Baeumchen pflanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+Wird mein Fritze drunter tanzen.
+"Mutterchen, warum?"
+
+Wird das Baeumchen Kirschen tragen.
+"Mutterchen, warum?"
+Ei, du musst die Spatzen fragen,
+die sind nicht so dumm!--
+
+Kommt die kleine Plappertasche:
+"Mutterchen, nicht wahr,
+ich bin klueger als der Fritze,
+bin schon bald sechs Jahr.
+
+"Mutterchen, nicht wahr, der Fritze
+ist ein Schaf, o je!
+Ich kann schon bis zwanzig zaehlen
+und das A-B-C."
+
+I, du kleine Plappertasche,
+lass den Fritz in Ruh.
+Plappertasche, wische wasche,
+halt das Maeulchen zu.
+
+Uebermorgen in vier Wochen
+kommt der Weihnachtsmann;
+wenn du dann noch immer plapperst,
+was bekommst du dann?
+
+Einen grossen Maulkorb!--
+
+
+
+PLAPPERMUeNDCHEN
+
+
+In Leipzig wohnt ein Baeckermeister,
+Hans-back-die-Semmeln-groesser heisst er;
+Seine Mutter, die Frau Meisterin,
+zieht den Teig wer weiss wie duenn,
+rollt ihn mit der Mangel aus,
+macht sieben bucklige Bretzeln draus,
+drei fuer den Vater,
+drei fuer die Mutter,
+eine fuer unser Plappermuendchen,
+dann schweigt's vielleicht ein Viertelstuendchen.
+
+
+
+PUPPENDOKTOR
+
+
+Lieber Doktor Pillermann,
+guck dir bloss mein Pueppchen an.
+Drei Tage hat es nichts gegessen,
+hat immer so stumm dagesessen,
+es will nicht einmal Zuckerbrot,
+die Arme haengen ihr wie tot.
+Ach, lieber Doktor, sag mir ehrlich,
+ist diese Krankheit sehr gefaehrlich?
+
+Madam, Sie aengstigen sich noch krank;
+der Puls geht ruhig, Gott sei Dank.
+Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen,
+sie muss zu Bett und tuechtig schwitzen;
+drei Kiebitzeier gebt ihr ein,
+dann wird es morgen besser sein.
+Empfehle mich.
+
+
+
+KLEINER EINKAUF
+
+
+Guten Tag, guten Tag, liebe Gruenkramfrau,
+Gemuese will ich kaufen,
+ich bin mit meinem Henkelkorb
+extra hergelaufen;
+auch schoene frische Eier will ich,
+hoffentlich sind sie heute billig.
+
+Die Schoten hier gefallen mir,
+zuckersuesse Kerne;
+auch von den Ruebchen moechte ich
+ein halbes Liter gerne.
+Kohlrueben? lieben wir nicht sehr;
+doch zeigen Sie mal die Pflaumen her!
+
+Davon will ich fuenf Litermass,
+haufenvoll gemessen!
+weil meine Kinderchen zu Haus
+alle gern Pflaumen essen.
+Geld schick ich Ihnen morgen her;
+ich denke doch, es eilt nicht sehr,
+ich hab es grad vergessen.
+
+
+
+VATERS GEBURTSTAG
+
+
+Schnell, schnell, Besen,
+feg die Stube rein;
+wenn Vaeterchen zum Kaffee kommt,
+muss alles sauber sein.
+
+Wisch, wisch, Lappen,
+ueber Stuhl und Schrank;
+wenn Vaeterchen zum Kaffee kommt,
+sind sie blitzeblank.
+
+Blueh, blueh, Blume,
+blueh recht frisch;
+wenn Vaeterchen zum Kaffee kommt,
+Stehst du auf dem Tisch.
+
+Herz-Herz-Muttchen,
+schnell das neue Kleid;
+bis Vaeterchen zum Kaffee kommt,
+ist nur noch wenig Zeit.
+
+Tick, tick, Uhrchen,
+renn doch nicht so fix;
+wenn Vaeterchen zum Kaffee kommt,
+mach ich meinen Knix.
+
+Fertig, alles fertig,
+der Kuchen auch ist da;
+der Kaffee kommt, der Vater kommt,
+mein Verschen kann ich ja:
+"Heut ist dein Geburtstag!"
+
+
+
+DAS HIMMELSPRINZESSCHEN
+
+
+Ich bin das Himmelsprinzesschen,
+habe Fluegel von blauem Duft,
+ich schlafe im Wolkenbettchen
+und bade in Licht und Luft.
+Mir gehoert die silberne Schaukel
+hoch oben im Himmelssaal;
+wenn die goldenen Seile schwingen,
+blitzt es unten im Tal.
+
+Der alte Wetterriese
+donnert und schilt mich aus,
+ich flitze ueber die Sterne
+und lache den Brummbart aus.
+Die Mirlamein vom Monde
+webt meine Kleider und Schuh,
+die gute Mutter Sonne
+gibt goldne Spangen dazu.
+
+Der liebe Gott hat mich gerne,
+ich bin sein liebes Kind;
+er nimmt uns auf die Kniee,
+mich und den Fruehlingswind.
+
+Des Abends sitzen wir stille
+bei Mirlamein im Zelt
+und spinnen Wuensche und Traeume
+und streuen sie ueber die Welt.
+
+
+
+WINDFREUDE
+
+
+Wenn der Wind ueber Wiesen und Felder rennt,
+renn ich mit;
+da denk ich, dass ich fliegen kann,
+und guck mir lustig die Voegel an,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Straeucher und Baeume fegt,
+feg ich mit;
+die Bluetenkaetzchen feg ich zu Hauf
+und setz mir vom Ahorn ein Nasenhuetchen auf,
+susewitt, susewitt.
+
+Wenn der Wind durch die Turmloecher singt und pfeift,
+pfeif ich mit;
+sein Jodler wird mir gar nicht schwer,
+und den Brummbass lern ich nebenher,
+susewitt, susewitt.
+
+
+
+LIED VOM MONDE
+
+
+Wind, Wind, sause,
+der Mond ist nicht zu Hause;
+er ist wohl hinter den Berg gegangen,
+will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,
+Wind, Wind, sause.
+
+Stern, Stern, scheine,
+der Mond, der ist noch kleine;
+er hat die Sichel in der Hand,
+er maeht das Gras am Himmelsrand,
+Stern, Stern, scheine.
+
+Singe, Vogel, singe,
+der Mond ist guter Dinge;
+er steckt den halben Taler raus,
+das sieht blank und lustig aus,
+singe, Vogel, singe.
+
+Und hell wird's, immer heller;
+der Mond, der hat 'nen Teller,
+mit allerfeinstem Silbersand,
+den streut er ueber Meer und Land,
+und hell wird's, immer heller.
+
+
+
+WEIHNACHTSSCHNEE
+
+
+Ihr Kinder, sperrt die Naeschen auf,
+es riecht nach Weihnachtstorten;
+Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
+und backt die feinsten Sorten.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
+sonst nehmt den Operngucker:
+die grosse Himmelsbuechse, seht,
+tut Ruprecht ganz voll Zucker.
+
+Er streut--die Kuchen sind schon voll--
+er streut--na, das wird munter:
+er schuettelt die Buechse und streut und streut
+den ganzen Zucker runter.
+
+Ihr Kinder, sperrt die Maeulchen auf,
+schnell! Zucker schneit es heute!
+Fangt auf, holt Schuesseln!--Ihr glaubt es nicht?
+Ihr seid unglaeubige Leute!
+
+
+
+KNECHT RUPRECHT IN NOeTEN
+
+
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+und rueckt zurecht die Brille:
+Ihr Engelskinder, laermt nicht so,
+seid mal ein bisschen stille!
+Kommt, rueckt huebsch artig zu mir ran,
+seht euch mal das Bestellbuch an!
+
+Was steht hier auf dem ersten Blatt?
+was auf dem zweiten, dritten?
+was steht am Ende von dem Buch?
+was steht hier in der Mitten?--:
+Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,
+Schick uns doch mal das Luftschiff her!
+
+Hans moechte nach Amerika,
+und Fritz zu Tante Lotte,
+Kurt durch die Luft zu Grosspapa,
+Marie zum lieben Gotte;
+Georg will bloss nach Neuruppin
+mit Zeppelin, mit Zeppelin.
+
+Ach Zeppelin, du Zaubermann,
+'s ist aus der Haut zu fahren,
+das ganze liebe kleine Pack
+will bloss noch Luftschiff fahren;
+dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,
+da gehn nicht alle Kinder 'rein.
+
+Ihr Engelskinder, helft mir doch
+in meinen Weihnachtsnoeten,
+baut mir ein Luftschiff riesengross
+mit hunderttaufend Boeten,
+lasst lustig die Propeller gehn,
+da sollt ihr mal die Freude sehn!
+
+Hurra, schreit da die Engelschar,
+wir helfen alle, alle.
+Nach dreien Tagen, blitzeblank,
+stehts Luftschiff in der Halle.
+Dank schoen, sagt Ruprecht, faehrt hinab,
+holt alle Jungs und Maedels ab
+zur Flugfahrt durch die Welten.
+Ob sie sich nicht erkaelten?
+
+
+
+FROHE BOTSCHAFT
+
+
+Frueh, eh ich's konnt begreifen,
+hoert ich schon etwas pfeifen,
+hoert ich Schon etwas brummen,
+wie tausend Bienen summen.
+ Was ist denn los? Ach ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Die Raben und die Spatzen,
+sie muessen's weiterschwatzen;
+in alle Haeuser dringt es,
+von allen Glocken klingt es.
+ Was laeuten sie? O ja:
+ der Weihnachtsmann ist da!
+
+Mit seinem braven Esel
+zieht er von Thorn bis Wesel;
+wo Maedels sind und Buben,
+tritt er in ihre Stuben
+und langt aus Sack und Taschen
+zum Spielen was und Naschen.
+ Wo habt ihr's her? Na ja:
+ der Weihnachtsmann war da!
+
+
+
+DER LIEBE WEIHNACHTSMANN
+
+
+(von Paula und Richard Dehmel)
+
+
+Der Esel, der Esel,
+wo kommt der Esel her?
+Von Wesel, von Wesel,
+er will ans schwarze Meer.
+
+Wer hat denn, wer hat denn
+den Esel so bepackt?
+Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht
+mit seinem Klappersack.
+
+Mit Nuessen, mit Aepfeln,
+mit Spielzeug allerlei,
+und Kuchen, ja Kuchen
+aus seiner Baeckerei.
+
+Wo baeckt denn, wo baeckt denn
+Knecht Ruprecht seine Speis?
+In Island, in Island,
+drum ist sein Bart so weiss.
+
+Die Rute, die Rute
+hat er dabei verbrannt;
+heut sind die Kinder artig
+im ganzen deutschen Land.
+
+Ach Ruprecht, ach Ruprecht,
+du lieber Weihnachtsmann:
+komm auch zu mir mit deinem
+Sack heran!
+
+
+
+SANKT NIKLAS' AUSZUG
+
+
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
+klopft seine lange Pfeife aus
+und sagt zur heiligen Kathrein:
+Oel mir die Wasserstiefel ein,
+bitte hol auch den Knotenstock
+vom Boden und den Fuchspelzrock,
+die Muetze lege oben drauf,
+und schuette dem Esel tuechtig auf,
+halt auch sein Sattelzeug bereit;
+wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
+Und dass ich's nicht vergess, ein Loch
+ist vorn im Sack, das stopfe noch!
+Ich geh derweil zu Gottes Sohn
+und hol mir meine Instruktion.
+
+Die heilige Kaethe, sanft und still,
+tut alles, was Sankt Niklas will.
+Der klopft indes beim Herrgott an,
+Sankt Peter hat ihm aufgetan
+und sagt: Gruess Gott! wie schaut's denn aus?
+und fuehrt ihn ins himmlische Werkstaettenhaus.
+
+Da sitzen die Englein an langen Tischen,
+ab und zu Feen dazwischen,
+die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,
+und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
+haemmern und haekeln, schnitzen und schneidern,
+faelteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
+packen die Schachteln, binden sie zu
+und haben so gluehende Baeckchen wie Du.
+Herr Jesus sitzt an seinem Pult
+und schreibt mit Liebe und Geduld
+eine lange Liste. Potz Element,
+wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!
+Die sollen die schoenen Engelsgaben
+zu Weihnachten haben.
+
+Was fertig ist, wird eingesackt
+und auf das Eselchen gepackt.
+Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
+Kinder, er ist ein alter Mann,
+und es faengt tuechtig an zu schnein,
+da muss er schon vorsichtig sein.
+
+So geht es durch die Waelder im Schritt,
+manch Tannenbaeumchen nimmt er mit;
+und wo er wandert, bleibt im Schnee
+manch Futterkoernchen fuer Hase und Reh.
+Aus Haus und Huette strahlt es hell,
+da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
+macht leise alle Tueren auf,
+jubelnd umdraengt ihn der kleine Hauf:
+Sankt Niklas, Sankt Niklas,
+was hast du gebracht?
+was haben die Englein
+fuer uns gemacht?
+"Schoen Ding, gut Ding,
+aus dem himmlischen Haus;
+langt in den Sack! holt euch was raus!"
+
+
+
+BESCHEIDENE FRAGE
+
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der flinken Grete was?
+Sie ist fast immer artig gewesen,
+hat fleissig in ihrer Fibel gelesen,
+kann das grosse H schon ganz richtig schreiben,
+wird Ostern gewiss nicht sitzen bleiben;
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du dem dicken Peterle was?
+Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,
+aber beten kann er schon wunderschoen:
+"Lieber Dott, mach alle Menssen dut,
+nimm alle unter deinen Hut'"
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihm was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+bringst du der kleinen Lene was?
+Sie gehoert der armen Flick-Marie
+und hat schon lange ein schlimmes Knie;
+zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,
+sieht immer so blass und aengstlich aus.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du ihr was?
+
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ich wuensch mir selber auch noch was:
+moecht in der Weihnacht mit dir gehn,
+mir all die froehlichen Kinder besehn,
+wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken
+und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.
+ Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
+ schenkst du mir das?
+
+
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+
+WIDMUNG
+
+
+Klaenge wachsen auf den Wegen
+im Gebuesch, im jungen Gruen;
+alle meine Melodien
+moechte ich mit leisem Segen
+abends auf dein Kissen legen.
+
+Wilde Blumen, seltne Fruechte:
+was der reife Sommer bringt,
+moecht ich in dein Zimmer tragen,
+sollst mir keine Antwort sagen--
+Still--der Traum versinkt--verklingt.
+
+
+
+SONNE
+
+
+Sonne scheint draussen und scheint in die Stube,
+unten am Boden kugelt mein Bube,
+greift nach den schimmernden, flimmernden Staeubchen;
+ich sitze am Fenster und naehe ein Haeubchen,
+ein ganz kleines Haeubchen aus weissem Batist.
+Ob's wohl ein Maedel ist?--
+Und hat's _seine_ Augen, _seinen_ trotzfrohen Sinn,
+dann weiss kein Mensch, wie gluecklich ich bin!
+Bloss Er--Er--sein liebes Gesicht-- --
+"Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?"--
+
+
+
+MARIENLIED
+
+
+Maria herzt ihr Kindlein
+und kuesst sein rotes Muendlein;
+sie weiss es nicht,
+dass einst zu Golgatha
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+Der Wind mit Blumendueften
+tut des Kindes Haerlein lueften;
+nicht weiss der Wind,
+dass einst zu Golgatha
+unschuldig Blut verrinnt.
+
+Sein Laemmlein kommt gesprungen,
+spielt um den holden Jungen;
+sieht nicht von fern,
+dass man zu Golgatha
+einst hoehnt den lieben Herrn.
+
+Ihr sorgend Mutterherzen
+muesst es fein still verschmerzen;
+ihr wisst es nicht,
+wann eurem teuren Kindlein
+sein Kreuz wird aufgericht't.
+
+
+
+KORSISCHES WIEGENLIED
+
+
+Schlafe, mein kleiner Wildling,
+du schlankes Reis, schlaf ein;
+draussen im Mondschein die Pappel
+sieht auf dein Bett herein.
+
+Traeume, mein heisser Wildling;
+was ballst du die kleine Faust?
+Kuehl geht der Wind durchs Fenster,
+die hohe Pappel braust.
+
+Wachse, mein trotziger Wildling,
+wachse dich hoch und frei,
+horch auf die herrischen Stuerme
+und des Adlers stolzen Schrei!
+
+Raeche mich, Sohn meiner Wildheit,
+raeche den Mutterleib,
+Schaerfe den Dolch und toete,
+toete das fremde Weib!
+
+
+
+KOeNIGSKIND
+
+
+--1--
+
+Schlafe ruhig, Koenigskind;
+wie im Traume singt der Wind,
+schweigend sitzt der Mond zu Haus,
+giesst die weissen Strahlen aus,
+giesst sie ueber das weite Land,
+ueber Wald und Huegelwand.
+
+Taube gurrt im dunklen Laub,
+Kaefer surrt und fliegt auf Raub,
+Fischlein steht im Wasser still,
+weiss nicht, ob es schwimmen will.
+Was dir auch das Leben spinnt:
+traeume, Koenigskind!
+
+
+--2--
+
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland,
+er flog wohl sieben Tage lang
+ueber fremde Waelder und Seen;
+da wurden ihm die Fluegel lahm,
+und als er ans grosse Wasser kam,
+konnt er nicht weiter.
+
+Ein Maegdlein musste von Hause fort,
+in ein fernes Land an fremden Ort,
+so bang und alleine.
+Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:
+Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,
+sonst trifft dich ein Unheil.
+
+Das Voeglein fiel aus der Hoeh herab,
+brach die Fluegel beide und fand sein Grab
+im oeden Lande;
+das Maegdlein verlor der Mutter Blut,
+verlor den Weg und verlor den Mut
+und irrt in der Fremde.
+
+
+--3--
+
+Waldtaube sass gefangen,
+Kuruh, das Voegelein,
+wohl hinter Gitter und Stangen;
+da liess das Koepflein hangen
+Kuruh das Voegelein.
+
+Waldtaube sass am Gitter,
+Kuruh, das Voegelein,
+da kam ein blauer Ritter,
+ein Falke an ihr Gitter:
+Kuruh, mein Voegelein.
+
+Und bist du auch gefangen,
+Kuruh, mein Voegelein,
+meine Liebe zerbricht die Stangen,
+zu dir will ich gelangen,
+Kuruh, mein Voegelein.
+
+Mit seinen starken Faengen
+tat er das Gitter aufzwaengen,
+Kuruh, mein Voegelein.
+Sie breiteten aus die Fluegel,
+flogen weithin ueber die Huegel,
+grad in die Sonne hinein,
+Kuruh, mein Voegelein.
+
+
+
+HEIMWEH
+
+
+Quellchen geht in den Rauschebach,
+Bach geht in den Fluss,
+Fluss geht vorbei am Elternhaus,
+Muetterchen hoert seinen Gruss;
+gruesse mir, Quellchen, gruesse mir fein
+Vater und Mutter, vergiss es nicht, nein?
+
+Vater pfeift seinem Huehnerhund,
+Mutter sorgt fuer den Herd,
+Schwesterchen giesst ihre Tausendschoen,
+Bruder zaeumt sich sein Pferd;
+gruesse mir, Quellchen, ich bin so allein,
+Bruder und Schwester, vergiss es nicht, nein?
+
+
+
+ELFENREIGEN
+
+
+ Eia, wir Elfen,
+ wir kommen und helfen,
+ eh du's gedacht, Kind, eh du's gedacht.
+ Wir kommen
+ im frommen
+ Geleuchte der Nacht,
+ Gewaender
+ und Baender
+ vom Monde erdacht;
+ wir schweben
+ und heben
+ im Reigenspiel sacht
+ die Schleier
+ zur Feier
+ der freundlichen Nacht.
+ Eia, wir reichen
+ uns schmeichelnd die weichen
+ Haende im gleichen
+ lieblichen Takt, im lieblichen Takt.
+ Wir gleiten
+ durch Weiten
+ der wandernden Welt,
+ wie ziehende
+ fliehende
+ Nebel im Feld;
+ wir lauschen,
+ dem Rauschen
+ der Quellen gesellt,
+ und schauen
+ die blauen
+ Gefilde bestellt.
+ Eia, wir zeigen
+ im silbernen Reigen
+ mit Nicken und Neigen
+die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.
+
+
+
+WIEGENMAeRCHEN
+
+
+Des Mondes Tochter, Mirlamein,
+kam in die warme Welt herein,
+sie kam aus ihres Vaters Haus
+auf einer weissen Fledermaus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Da sass Prinzessin Mirlamein
+auf einem grossen weissen Stein
+mitten in bluehender Heide
+in ihrem milchweissen Kleide.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+In ihren Haenden bleich und fein
+hielt sie die Floete aus Elfenbein;
+sie blies--das klang so hell und hold,
+als ob ein Engel uns troesten wollt.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Gleich stecken alle Voegelein
+den Kopf in die Fluegel und schlummern ein,
+die Hirsche und Rehe im tiefen Wald
+suchen ihr Lager und schlafen bald.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Gluehwuermchen loescht das Laempchen aus,
+fliegt muede in sein Blaetterhaus,
+die Tauben gurren im Schlaf kuruh,
+mein Kind macht auch die Augen zu.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+Die Floete verklingt. Vom Heidestein
+wehen die Schleier der Mirlamein,
+Sie winkt der weissen Fledermaus
+und fliegt zum stillen Mond nach Haus.
+Mirlama, Mirlamein,
+schlaf ein.
+
+
+
+TRAUMBALLADE
+
+
+Traumkoenig geht durch bleiches Land,
+rings gruessen ihn verstohlen
+die braunen Nachtviolen;
+Marlenchen geht an seiner Hand,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkoenig geht an den Rosmarinstrauch,
+da brennen die Lebenskerzen,
+sie brennen mit roten Herzen;
+Marlenchen fuehlt ihren heissen Hauch,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkoenig geht am See entlang,
+die Wasserelfen singen
+ein Lied von kuehlen Dingen;
+Marlenchen ueberkommt es bang,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+Traumkoenig geht mit leisem Schritt
+hinein in die weichen Wellen,
+die silbern im Mond aufquellen;
+Marlenchen geht in die Tiefe mit,
+Marlenchen, jung Marlenchen.
+
+
+
+MUTTER HULE
+
+
+(nach einer alten Volksdichtung)
+
+
+Die alte Mutter Hule
+kann reisen ohne Geld:
+sie setzt sich auf den Gaenserich
+und reitet durch die Welt.
+
+Die alte Mutter Hule,
+die hat im Wald ein Haus;
+der Uhu sitzt als Waechter davor,
+laesst niemand 'rein und 'raus.
+
+Frau Hulens Sohn heisst Michel,
+der ist nicht grad, nicht krumm;
+am Sonntag ist er manchmal klug
+und Montags manchmal dumm.
+
+Sie schickte ihn zum Markte,
+da kauft er sich 'ne Gans;
+die flatterte und schnatterte
+und wippte mit dem Schwanz.
+
+Frau Hule holt den Ganter;
+wie liebten sie sich gleich!
+Sie frassen zusammen aus einem Napf
+und schwammen in einem Teich.
+
+Des Morgens in der Fruehe
+fand Michel ein grosses Ei;
+das hatte die liebe Gans gelegt,
+der Gaenserich stand dabei.
+
+Der Michel lief zur Hule:
+guck, was ich dir gebracht,
+ein goldnes Ei. Die Hule sagt:
+das hast du brav gemacht.
+
+Der Michel trug's zu Markte,
+drei Dukaten wollt er haben;
+der Jud wollt bloss die Haelfte geben,
+da schmiss er ihn in'n Graben.
+
+Er ging am Schloss vorueber,
+da stand ein Fraeulein lilienschoen;
+dem Michel schwoll das Herze,
+er blieb ein bisschen bei ihr stehn.
+
+Der Jude und ein Ritter
+fielen ueber Michel her
+von vorne und von hinten,
+da schrie der Michel sehr.
+
+Die alte Mutter Hule
+flog ueber Prag und Wien,
+verwandelt ihren Michel schnell
+in einen Harlekin.
+
+Und auch das Fraeulein ruehrte sie
+mit ihrem Flederwisch,
+da stand ein Kolombinchen da
+mit Backen rot und frisch.
+
+Wo blieb das goldne Ei, huchjee?
+Das rollte weit ins Meer.
+Der Michel zog die Stiefel aus
+und sockte hinterher.
+
+Die alte Mutter Hule
+sattelt hui die grosse Gans
+und flog damit zum roten Mond,
+denn da war Fastnachtstanz.
+
+
+
+EIN SINGSANG VOM RHEINE
+
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brueck von Koellen an!
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl ueber den gruenen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weissen Wein,
+den hat das Schiff geladen.
+
+Zu Koellen an der Bruecke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Was wollen die Herren trinken?
+ Ei, roten Wein,
+ ei, weissen Wein,
+den wollen die Herren trinken.
+
+Ein Schifflein kommt gefahren
+wohl ueber den gruenen Rhein.
+Was hat das Schiff geladen?
+ Ei, blonde Juengferlein,
+ ei, braune Juengferlein,
+die hat das Schiff geladen.
+
+Zu Koellen an der Bruecke,
+da tagt der hohe Rat am Rhein.
+Wen wollen die Herren kuessen?
+ Ei, blonde Juengferlein,
+ ei, braune Juengferlein,
+die wollen die Herren kuessen.
+
+Herr Steuermann, Herr Steuermann,
+leg an der Brueck von Koellen an!
+
+
+
+BADEBALLADE
+
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenass
+badeten im Teiche,
+strampelten, tauchten,
+plantschten und fauchten;
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Murrian Knurr, der Pudelhund,
+kam vorbei am Teiche,
+erhob ein Geschrei: Herbei! Polizei!
+da baden zwei, nackend und frei!
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenass
+sprangen aus dem Teiche,
+fassten Murrian am Kopf, an Schwanz und Zopf,
+seiften ihn ein, trotz Bellen und Schrein,
+ --hell lachte die alte Eiche.
+
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenass
+baden wieder im Teiche,
+hampeln und strampeln, spritzen und tauchen,
+patschen und plantschen, prusten und fauchen,
+ --hell lacht die alte Eiche.
+
+
+
+DER TEUFEL UND DIE KATZ
+
+
+(nach Schwinds Bildern)
+
+
+Ein Kaetzlein ging einst jagen,
+welch schoene Katz, welch feine Katz;
+an einer Kirchhofsmauer,
+da lag sie auf der Lauer
+und fing sich einen Ratz.
+
+"Ach Kaetzlein, lass mich leben,
+du schoene Katz, du feine Katz;
+will dienen deinem Willen,
+jed Wuenschlein dir erfuellen
+als dein getreuer Schatz."
+
+Das Kaetzlein liess sich ruehren,
+die schoene Katz, die feine Katz;
+sie liess die Ratte leben,
+tat ihr ein Laternchen geben,
+zu leuchten bei der Hatz.
+
+"Ich tu dir wacker helfen,
+du schoene Katz, du feine Katz;
+brauchst bloss die Oehrlein spitzen,
+da laufen aus Spalt und Ritzen
+Langschwaenze auf den Platz."
+
+Der Ratz ward gross und groesser--
+"Du schoene Katz, du feine Katz,
+wir wollen beid spazieren,
+am Arm will ich dich fuehren
+als dein getreuer Schatz.
+
+Dein Schwaenzlein will ich kaemmen,
+ei schoene Katz, ei feine Katz!"
+Er rupft sie zum Erbarmen,
+kein Mauen hilft der armen,
+vor Schmerz tut sie 'nen Satz.
+
+Haett ich dich doch gefressen,
+ich gute Katz, ich feine Katz;
+ein Untier bist du worden,
+wirst mich gewiss noch morden,
+du Ungetuem von Ratz.
+
+Er sprang ihr auf den Ruecken:
+"Hei, Schoene Katz, hei, feine Katz,
+jetzt habe _ich_ zu sagen,
+musst mich als Reiter tragen
+auch ohne Zaum und Latz.
+
+Jetzt fahren wir zur Hoelle,
+du schoene Katz, du feine Katz;
+heidi, ein Katzenbraten
+wird dem Teufel schon geraten,
+ich schuer den Ofen, Schatz."
+
+
+
+DER ESEL UND DIE LOeWENHAUT
+
+
+(nach der Fabel von Hans Sachs)
+
+
+Ein Muellersmann aus Oberwesel
+hatt 'nen gewitzten jungen Esel;
+der weidete auf gruenem Gras
+und dachte sich so dies und das,
+wollt fuer sein Leben gern auf Erden
+was Bessers als ein Esel werden.
+Da fand er--und sein Herz schlug schnell--
+ein unversehrtes Loewenfell.
+Er kriecht hinein, es passt ihm gut,
+er fuehlt auch gleich des Loewen Mut
+und denkt mit innerstem Behagen:
+nun brauchst du nicht mehr Saecke tragen.
+Stolz trabt er durch den Wald daher,
+tut ganz, als ob ein Leu er waer,
+schuettelt die Maehne, schlaegt mit dem Schweif
+und setzt die Tatzen breit und steif.
+Das Haeslein spitzt das lange Ohr,
+die Sache kommt ihm kitzlig vor,
+es springt hinweg; das Rehlein auch.
+Wie freut sich da der eitle Gauch!
+Und als der Mueller, der ihn sieht
+von weitem, auch erschrocken flieht,
+kann er vor Wonne kaum sich fassen,
+muss laut sein I-A toenen lassen.
+Da merkt der Mueller, wen er hat,
+pruegelt den Esel muerb und matt
+und schimpft ihn aus: du dummes Vieh!
+zum Loewen wird ein Esel nie;
+du hast mich mit dem Fell genarrt,
+das sollst du buessen, Esel, wart!
+und schlaegt und pufft ihn immer mehr.
+Der Esel haengt die Ohren sehr,
+als so sein Meister ihn verblaeut;
+sein Hochmut hat ihn recht gereut,
+wollt fuerder Saecke tapfer tragen,
+nie mehr nach Loewenhaeuten fragen.
+
+
+
+EIN SPATZENGESPRAeCH
+
+
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+und hatte einen Ring erhandelt
+mit einem seltsam geschliffenen Stein;
+sollte der Ring Koenig Salomos sein.
+Wer ihn besaesse, verstuende sofort
+zahlreicher Tiere Geberde und Wort,
+koennte das Gras beim Wachsen belauschen,
+hoerte Musik aus den Quellen rauschen,
+verstuende die Sprache von Baum und Stein,
+muesste aber ein Sonntagskind sein.
+Nun, ich war zu meinem Frommen
+Beim Glockenlaeuten auf die Welt gekommen,
+nahm meinen Ring, bezahlte bar,
+und--war jetzt klueger, als ich war.
+
+Froehlich ging ich zur Stadt hinaus,
+wusste da ein einsames Bauernhaus,
+warf mich glatt in die Fruehlingsruh,
+kaute Halme und pfiff dazu,
+dachte an dies und dachte an das,
+wie so gedeihlich aus Ernst und Spass
+die Welt sich verbastelt zum Gottgetriebe,
+dachte an Glauben, dachte an Liebe,
+und wie hellauf ueber Zacken und Kanten,
+trotz Pflichten, Gesetzen und alten Tanten,
+das Leben in neue Blueten schiesst,
+in die der Saft der Zeit sich ergiesst.
+Dachte und dachte, eiferbeflissen,
+glaubte den Weg aller Wege zu wissen,
+genau der Laenge nach und der Breite,
+der die Welt zum Heile geleite;
+dachte-- --was man so buntes denkt,
+wenn ueber einem die Sonne haengt.
+
+Neben mir bluehte lichtblauer Flieder;
+ein Spatzenpaerlein liess sich drin nieder,
+die plusterten zaertlich die dicken Haelschen,
+zogen sich Federchen aus den Pelzchen,
+sahen recht verliebt darein,
+mussten wohl jung verheiratet sein.
+Doch das Schweigen waehrte nicht lange,
+bald war eine Unterhaltung im Gange;
+ja, mein Ring kam mir trefflich zustatten,
+deutlich verstand ich das Plaudern der Gatten
+und durfte mit Vergnuegen ermessen,
+sie hatten hoehere Interessen.
+
+"Maenne," sagte das Spatzenfrauchen
+und rueckte naeher an ihr Grauchen,
+"du bist so klug vom vielen Reisen,
+koenntst mich ein wenig unterweisen.
+Sag mir doch, was die Menschen wollen,
+wenn sie die Erde in dicken Schollen
+aufwerfen; nie kriegen sie genug
+von ihrem Getue mit Spaten und Pflug."
+"Hm," sagte der Spatzmann mit Bedacht,
+nachdem er ein Weilchen nachgedacht,
+"Hm, in der Erde gibt's schoene Dinge,
+Zum Beispiel Kaefer und Engerlinge,
+die werden sie brauchen zu Schmaus und Festen
+und werden damit ihre Jungen maesten.
+Auch Koerner graben sie sehr gescheit
+in den Boden ein; und wenn's friert und schneit,
+und es ist Futtermangel im Haus,
+graben sie alle wieder aus."
+
+"Du bist doch der gescheiteste Spatz,"
+sagte die Spaetzin, "mein trautester Schatz.
+Doch noch was andres wollt ich dich fragen,
+du kannst mir sicherlich auch sagen,
+warum die Sonne morgens aufsteht
+und abends wieder untergeht;
+ich habe mir seit vielen Wochen
+umsonst darueber den Kopf zerbrochen."
+Der Spatz putzt sich den Schnabel und spricht:
+"Kleines Naerrchen, das weisst du nicht?
+Wie sollten wir Voegel anders wissen,
+wann wir morgens ausfliegen muessen?
+Die Sonne ist da, um uns zu wecken
+und abends uns wieder ins Nest zu stecken."
+
+"Ja, ja, nun wird mir alles klar,"
+sagte das Weibchen; "ganz offenbar
+hast du da recht. Doch in der Nacht
+der Mond? fuer wen ist der gemacht?"
+"Der Mond? Ach, nenn mir den Falschen nicht;
+der haelt es mit dem Katzengezuecht,
+lockt Marder und Eulen auf unsre Brut,
+drum hass' ich ihn mit aller Wut."
+Und zornig straeubt der kleine Mann
+die Federn und sieht sein Weibchen an.
+Das draengt sich an ihn, zaertlich, dicht,
+glaettet ihm die Daunen an Hals und Gesicht
+und fluestert erschrocken: "Du hast ja recht,
+der meint es gewiss mit uns Voegeln schlecht;
+nie nenn ich ihn wieder. Doch sag mir, du Bester,
+ob nicht auch in der Menschen Nester
+die Sonne Licht und Waerme bringt,
+dass alles frueh aufsteht und singt?"
+
+"Nein, Kind, fuer _uns_ ist die Sonne gemacht,
+uns bringt sie Tag, uns bringt sie Nacht.
+Die Menschen haben in ihren Zimmern
+ihre eignen Sonnen, ich sah sie flimmern.
+Als ich mal nachts, aus dem Schlaf geschreckt,
+an ein Fenster stiess, hab ich's entdeckt:
+sie machen bloss knips, dann haben sie Licht,
+die brauchen unsre Sonne nicht."
+
+Das Spatzenfrauchen schien ganz beglueckt
+von so viel Klugheit und sah entzueckt
+ihr Maennchen an: "Du bist ein Genie,
+und weisst auch sicher, warum und wie
+die Menschen in ihren Steinhaeusern kleben
+und nicht so frei wie wir Voegel leben?"
+
+Das Spaetzchen guckte ein wenig ins Land,
+hatte aber die Antwort schnell bei der Hand:
+"Vor Mardern und Eulen und Katzengetier
+sind sie in den Haeusern viel sichrer als wir,
+und, was der wichtigste Grund von allen,
+kein Junges kann aus dem Neste fallen.
+Ja, ja, die Menschen haben Geist,
+sind auch den Voegeln gefaellig meist,
+haben sie doch von Land zu Land
+lauter feste Draehte gespannt,
+damit unsre Wandrer scharenweise
+sich ausruhn koennen auf der Reise.
+Auch Versammlungen werden von Jungen und Alten
+im Herbste darauf abgehalten;
+wir sind ihnen wirklich zu Dank verpflichtet,
+so praktisch haben sie's eingerichtet."
+
+"Glaub's schon, die Menschen sind recht klug,
+aber noch immer nicht klug genug,"
+sagte das Weibchen; "was wuerden sie geben,
+koennten sie frei in den Lueften schweben,
+doch sind sie zu ungeschickt zum Fliegen
+und werden niemals Fluegel kriegen."
+
+"Bloss mit den dicken seidenen Baellen
+steigen sie manchmal tausend Ellen,"
+lachte das Maennchen; "was nur die tollen
+Leute bei uns in den Lueften wollen?
+Jetzt baun sie sogar allerhand Gestelle
+und rasen herum mit Windesschnelle.
+Auch der Dompfaff lachte neulich
+und meinte, er faende die Dinger abscheulich;
+sinnlos waer dies Gefliege und Rattern,
+kein Muecklein koennt man dabei ergattern.
+Ernsthaft sitzen sie in dem Kahn
+und gucken die Welt durch Roehren an;
+es ist wirklich lachhaft mitanzusehn.
+Komm, Schatz, wir wollen zu Bette gehn;
+fuer heute hast du genug profitiert,
+morgen wird wieder ein Stuendchen doziert."
+Eine Weile noch plusterte da was rum,
+dann waren die Plappermaeulchen stumm.
+
+Ich aber ging uebers stille Feld;
+so malt sich in Spatzenkoepfen die Welt,
+dacht ich und laechelte ueberlegen.
+Da hoert ich's in den Lueften sich regen,
+eine alte Esche rief mir zu:
+"Wieviel ist der Spatz denn beschraenkter als du?
+Seid ihr Menschen nicht auch allesamt
+zu solchen unwissenden Tierlein verdammt,
+die das grosse Warum und das ewige Wie
+mit ihrer taeppischen Kindsphantasie
+zu begreifen suchen? Duerft ihr vertraun
+dem Funken in euch und aufwaerts schaun?
+Sind eure stolzesten Gruebler und eifrigsten Spaeher
+der Gottheit nur um ein Strichelchen naeher?"
+So sprach die Esche. Ich sah in die Weiten,
+sacht fuehlt' ich den Ring mir vom Finger gleiten,
+scheu blickt' ich hin--er war verschwunden,
+und niemals hab ich ihn wiedergefunden.
+
+
+
+DREI KOBOLDSTREICHE
+
+
+Fixfax der arge Kobold spricht:
+die Langeweile bekommt mir nicht,
+ich will in lustigen Abenteuern
+den alten Koboldruhm erneuern,
+denn geht's den Menschen allzu glatt,
+wird ihre Seele stumpf und matt.
+Drum will ich sie in diesen Tagen
+ein wenig necken, ein wenig plagen;
+ein Kobold will doch auch mal lachen,
+sich ueber die Menschlein lustig machen,
+die den Kern aller Dinge glauben zu kennen
+und sich so leicht die Finger verbrennen.
+Drum, Fixfax, auf zu keckem Wagen,
+stoer ein bisschen ihr Wohlbehagen,
+brauchst sie ja nicht ins Unglueck zu hetzen,
+ihnen bloss ein paar sanfte Pueffe versetzen.
+
+
+ERSTER STREICH
+
+Ei, wie stroemen Wohlgerueche
+aus Frau Puffkes Wirtschaftskueche,
+denn fuer hungrige Soldaten
+will sie grad ein Ferkel braten;
+alles ist schon gut bereit
+und die Essenszeit nicht weit.
+Fixfax nun, das muntre Maetzchen,
+klettert hurtig wie ein Kaetzchen
+hoch hinauf zu Schornsteins Rand,
+setzt sich listig und gewandt
+mitten auf das Loch da, schwapp,
+und nun zieht der Rauch nicht ab;
+rueckwaerts stroemt er in die Kueche,
+weg sind alle Wohlgerueche,
+und Frau Puffke steht und hustet,
+krebsrot im Gesicht, und prustet,
+kann dem dicken Rauch nicht wehren,
+sich die Sache nicht erklaeren.
+Rennt zum Schornsteinfeger Krause,
+aber der ist nicht zu Hause;
+niemand weiss, wo Krause schweift,
+und Frau Puffke steht und keift,
+denn die Uhr laeuft immer weiter.
+Endlich kommt er mit der Leiter,
+um den Schaden zu ergruenden,
+doch er kann durchaus nichts finden;
+denn der Fixfax, wohlbedacht,
+hat sich aus dem Staub gemacht,
+und Herr Krause mit dem Besen
+brummt, die Sonne sei's gewesen.
+Vier Uhr schlug's, als die Soldaten
+endlich kriegten ihren Braten.
+
+
+ZWEITER STREICH
+
+Vor dem Spiegel, kerzengrad,
+steht Herr Amtsvorsteher Plath;
+tadellos und mit Geschmack
+sitzt die Hose und der Frack,
+ausgezeichnet auch die glatte
+bluetenweisse Taftkrawatte,
+Kragen, Vorhemd, _comme il faut_,
+und Herr Plath ist seelenfroh.
+Langt noch sorglich aus dem Schrank
+den Zylinder blitzeblank;
+nimmt dann Stock und Handschuh munter,
+steigt voll Stolz die Treppe runter,
+denn er ist heut eingeladen
+Zum Empfang bei ihrer Gnaden
+der Prinzessin Schneckenstein,
+und das hebt ihm Brust und Bein.
+Fixfax aber dachte gleich:
+wart, dir spiel ich einen Streich.
+Auf den Taubenboden geht er
+und nach losen Federn spaeht er,
+sammelt allen Flaum ins Saeckchen,
+blaest verschmitzt das ganze Paeckchen
+ueber Plathens neuen Frack
+und auf seinen _Chapeau-claque_.
+Plath sieht ganz befiedert aus,
+doch er ahnt nichts von dem Graus,
+steuert durch die Nacht geschwind,
+denkt bloss: was fuer'n arger Wind!
+tritt mit Wuerde in den Saal,
+Alle lachen--o Skandal!
+Bis er endlich sich besieht
+und geknickt von dannen flieht.
+Draussen denkt er aergerlich:
+So ein Pech, das hab nur ich!
+
+
+DRITTER STREICH
+
+Auf des Sofas weichem Grunde
+schlummert sanft mit offnem Munde
+Pastor Pfannkuch. Nur die Fliegen
+summen sich was zum Vergnuegen,
+sonst ist's muckstill. Fast erledigt
+liegt der Text der Sonntagspredigt
+auf dem Schreibtisch. Sonnenfleckchen
+spielen in den Zimmereckchen;
+nichts bedroht den tiefen Frieden,
+der dem frommen Mann beschieden.
+Doch da stiehlt sich in die Stube
+Fixfax, dieser lose Bube,
+kichert, faengt ein Dutzend Fliegen,
+die sind hier sehr rasch zu kriegen,
+tunkt sie in das Tintenfass,
+bis sie gaenzlich schwarz und nass,
+laesst sie dann gleich wieder fliegen
+und entfernt sich mit Vergnuegen.
+Nach 'nem Weilchen, ach Herrjee,
+kommt Frau Pastor mit dem Tee,
+ruft voll Abscheu, Schreck und Graus:
+Berthold! Mensch, wie siehst du aus!
+bist ja wie'n Idiot beschmiert,
+Backen, Nase, schwarz karriert!
+Himmel, auch die neue Predigt
+ist beschmudelt und beschaedigt,
+und auf meinen weissen Deckchen
+grinsen lauter Tintenfleckchen!
+Mann, wie hast du das getan?
+Und sie sehn sich gruebelnd an...
+
+Fixfax aber, auf der Wacht,
+sitzt im Mauseloch und lacht
+sich ins Faeustchen ohne Reue,
+und--gebt Acht--er wird sich neue
+Schelmentaten ausklabuntern,
+um uns Menschen aufzumuntern.
+
+
+
+SPUK
+
+
+(nach alten Mustern)
+
+
+Der Bauer schlaeft im Hirsekraut;
+wer faehrt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Der rote Mond guckt uebern Strauch,
+der Bauer schlaeft und wacht nicht auf.
+
+Wer faehrt dem Bauer sein Heu nach Haus?
+Aus ihrem Loche lugt die Maus,
+der Fuchs schleicht sacht aus seinem Bau;
+der Bauer traeumt und wacht nicht auf.
+
+Der Mond scheint hell und hoch herauf,
+der Marder schleicht durchs fahle Laub,
+die Eulen huschen schwarz und grau;
+der Bauer stoehnt, doch wacht nicht auf.
+
+Husch, horch: Wer trippelt und trappelt zu Hauf?
+Wer spannt die mueden Gaeule aus?
+Die Gaeule wissen den Weg nach Haus;
+der Bauer schlaeft im Hirsekraut.
+
+Wer kichert in des Wagens Bauch?
+Wohin rollen die Raeder ohne Ruck, ohne Laut?
+Wer haelt sie an am Garten, am Zaun?
+Wer fuhr dem Bauer sein Heu nach Haus?
+
+Der kommt verstoert beim Morgengraun:
+O Frau, mein Heu! O Frau, mein Traum!
+Die Frau fuehrt lachend ihn zum Zaun,
+da zupft die Ziege vom Wagen das Kraut.
+
+"Schlaf andermal nicht und sei nicht faul,
+wenn der Vollmond steigt uebern Berg herauf;
+die Kobolde fuhren dein Heu nach Haus,
+jetzt geh und leg ihnen Speck und Kraut."
+
+
+
+DER MAeRCHENKOeNIG UND SEIN TOeCHTERLEIN
+
+
+Herbei, ihr kleinen Wichte,
+Kobold, Alraun und Wurzelmann,
+schafft hunderttausend Lichte
+und putzt damit die Baeume an!
+Bis in die hoechsten Spitzen
+soll Licht bei Lichtlein blitzen.
+
+Der Mond und alle Sterne
+sind doch bloss blasser Himmelsschaum;
+mein Toechterlein will gerne
+den ganzen Wald zum Weihnachtsbaum.
+Drum macht, wie ich euch sage,
+die Nacht zum hellen Tage!
+
+Der Maerchenkoenig spricht's. Im Nu
+geht's an ein Lichterkneten;
+kein einziger sieht muessig zu,
+goennt kaum sich Zeit zum Beten.
+Und als die Heilige Nacht heran,
+zuenden sie alle Kerzen an.
+
+Hei, war das ein Gestrahle,
+ein Leuchten, flimmern, ueberhell,
+als brach mit einem Male
+von Fels zu Fels ein Feuerquell.
+Auf Zweig und Aeste blicken
+die Baeume mit Entzuecken.
+
+Der Meister fuehrt sein Toechterlein
+durch diese Weihnachtspracht.
+Sie schreitet wie im Sonnenschein,
+fuehlt Kaelte nicht noch Nacht,
+und fluestert traumverloren:
+Die Liebe ward geboren.
+
+Da rauschte durch die Weiten
+dies wundersame Wort,
+in Erd- und Himmelsbreiten
+pflanzt es sich heilig fort.
+Mit hunderttausend Kerzen
+glueht's heut in allen Herzen,
+klingt's heut durch alle Ohren:
+Die Liebe ist geboren!
+
+
+
+WEIHNACHTSGANG
+
+
+Es war zur lieben Weihnachtszeit,
+die Waelder lagen tief verschneit,
+im Acker schlief in guter Ruh
+das Korn und traeumte dem Fruehling zu,
+die Winternachmittagssonne stand
+wie ein gelber Fleck an weisser Wand--
+da schritt ich hinaus in die blinkende Weite
+und summte ein Lied mir zum Geleite.
+
+Wie ich so ging auf stillen Wegen,
+kam mir ein seltsamer Zug entgegen.
+Ein Eselchen ganz vollgesackt
+mit Schachteln und allerhand Kram bepackt,
+Schritt langsam durch die Felderruh;
+Sein Fuehrer rief ihm bisweilen zu,
+es war ein Alter in weissem Haar,
+mit Runzelgesicht und sonderbar
+altmodischem Pelzwerk, sonst gut bei Kraeften,
+die Fuesse staken in hohen Schaeften
+und kamen munter mit Hott und Hueh
+grad auf mich zu samt dem Eselsvieh.
+Potz Blitz, faellt mir auf einmal ein,
+das muss doch der Gottesknecht Ruprecht sein.
+Ich blicke scharf in das baertge Gesicht:
+"Gruess Gott, mein Alter, kennst du mich nicht?
+Ich hab doch oft dein Loblied gesungen,
+und all die Maedels und all die Jungen,
+die noch an Mutters Rockzipfel haengen
+oder sich auf den Schulbaenken draengen,
+kennen dich wie ihre grossen Zehen,
+doch hat wohl noch niemand dich draussen gesehen.
+Sonst kamst du immer auf heimlichen Wegen
+uns erst in der heimlichen Stube entgegen
+mit Sack und Pack und netten Geschenken;
+was soll ich, Weihnachtsmann, von dir denken?
+Da stehst du nun mit Haut und Haar,
+bist nicht ein bisschen unsichtbar,
+wie es dir zukommt."--"So ist meine Art,"
+brummte der Alte und strich sich den Bart,
+"ich denke mir gern Ueberraschungen aus,
+fuer diesmal mach ich's ausserm Haus;
+komm mit, da sollst du was erleben,
+das wird ein Extra-Vergnuegen geben."
+"Topp," rief ich, "Alter, ich bin dabei,
+ich hoere gern lustiges Kindergeschrei."
+
+So schritten wir ruestig zur Stadt. Am Tor
+langte Ruprecht ein hoelzernes Pfeifchen hervor
+und blies. Wie konnte der Alte pfeifen!
+Jetzt lernt ich den Rattenfaenger begreifen:
+aus allen Strassen, aus Tuer und Tor
+--mir klingt der Laerm noch immer im Ohr--
+mit Jubeln und Lachen, in bunten Haufen
+kamen wohl hundert Kinder gelaufen.
+Sie tanzten um Ruprecht, bettelten, baten,
+eins um 'ne Kutsche, eins um Soldaten,
+eins um ein Pueppchen, eins um ein Buechlein,
+eins um ein Roesslein, eins um ein Tuechlein,
+und Ruprecht langte in seinen Sack
+und gab, was es wuenschte, dem kleinen Pack.
+Ja, jedes Kind durfte etwas erlangen;
+aber die uebermuetigen Rangen
+schrien durcheinander und wollten mehr,
+kletterten ueber das Eselchen her,
+zupften den Ruprecht an Bart und Kragen,
+wollten ihm gar die Saecke wegtragen.
+Da wurde es aber dem Alten zu bunt,
+er nahm sein Zauberpfeifchen, und--
+schrill kam ein Ton. Wie erschraken sie doch.
+Sie wurden ganz kleinlaut, man hoerte nur noch:
+"Komm, Fritzchen--Hans, lass doch--nicht schreien, Marie--
+Knecht Ruprecht wird boese--seht ihr nicht wie?!"
+Und sie stellten sich artig um ihn herum
+und waren wie die Maeuschen stumm.
+Er kommandierte: "Linksum, kehrt,
+nun geht nach Hause, wie sich's gehoert!"
+Da fassten die Grossen die Kleinen an:
+"Gruess Gott und schoenen Dank auch, Herr Weihnachtsmann."
+
+Und wieder toente die Schalmei,
+die Kinder trabten zwei zu zwei
+und sangen lustig die Weise mit,
+und fern und ferner klang ihr Schritt;
+mein Blick verfolgte den kleinen Schwarm.
+Wie sind ihre Baeckchen vor Freude warm--
+so dacht ich--und Freude ist der Saft,
+den wir auf unsrer Wanderschaft
+durchs Leben aus frohen Kindertagen
+ins graue Alter mit hinuebertragen
+als verjuengendes Elixier;
+ein gut Teil davon verdanken wir dir,
+du alter baertiger Gottgeselle!
+Ich sah mich um--leer war die Stelle,
+nur fern in der daemmernden Abendluft
+verschwebte ein Woelkchen wie Weihrauchduft,
+und durch die feiernde Stille drang
+der erste hohe Glockenklang.
+
+
+
+WEIHNACHTSBESUCH
+
+
+Laendliche Strassen, dicht beschneit.
+Knirschen, Gelaeut,
+ein Schlitten;
+inmitten
+sitzen drei kleine Leut
+bis zu den Oehrchen vermummt.
+Es singt und summt
+von Weihnachtsglocken;
+ein paar neugierige Flocken
+lassen vom Wind sich herueberwehn,
+wollen durchaus das Maedelchen sehn
+mit den roten Kaeltebaeckchen
+und den goldbraunen Zottelloeckchen
+und das Buebchen daneben,
+das sich eben
+das immer tropfende Naeschen putzt.
+Grossaeugig, verdutzt,
+bis zum Maeulchen zugedeckt,
+im Wollmuetzchen fast versteckt,
+sitzt das Kleinste auf Mutters Schoss.
+"Kutscher, ein bisschen los,
+es wird kalt;
+Sie wissen doch, drueben zum Foerster am Wald."
+Der Alte schmunzelt und knallt
+mit der Peitsche, hueh, hott--
+die Gaeule bleiben bei ihrem Trott.
+... Von drueben her Lichter,
+Zwei altliebe Gesichter
+hinter den Scheiben:
+"Wo sie nur bleiben?
+Ist schon die fuenfte Stunde!"
+Da knurren die Hunde,
+bellen, wollen hinaus;
+Grossmutter laeuft vors Haus.
+Da:--Knirschen, Gelaeut,
+ein Schlitten,
+inmitten
+sitzen vier liebe Leut.
+Wie das Altchen sich freut!
+Unter Lachen und Weinen
+wickelt sie aus den Tuechern die Kleinen,
+kuesst die Tochter, nimmt ihr das Juengste vom Knie:
+"Ein praechtiges Kindchen! Gott schuetz es, Marie!"
+Neben ihr sprudelt ein Zuenglein:
+"Grossmutter, komm doch 'rein!
+Grossmutter, sind die Huehner noch wach?
+Grossmutter, Vater kommt morgen nach,
+er laesst schoen gruessen."
+... Auf bedaechtigen Fuessen,
+als ging ihn die Sache nichts an,
+kommt auch der Foerster langsam heran.
+"Na?
+Seid ihr endlich da?"
+Gleich laeuft der Fritz auf ihn zu:
+"Grossvater, Du,
+guck mal drueben den roten Fleck!
+och, Grossvater, nu is die Sonne weg."
+"Die Sonne? Hm, lass man; drin is noch eine,
+'ne ganze feine,
+die wird uns bald blinken--
+nu aber, bitte, kommt Kaffee trinken."
+... Der Platz wird leer,
+schneestill und stumm.
+Der alte Kutscher lenkt langsam um,
+nickt vor sich her,
+gedankenschwer,
+und brummelt fuer sich:
+"Der oll Foerster hett's gaud, manch enner hett's nich."
+
+
+
+KOeNIG KUCHEN UND KOeNIGIN SCHOKOLADE
+
+
+Bei Koenig Kuchen und Koenigin Schokoladen
+war ich mit Linchen heut Nacht in Gnaden
+zu Gaste geladen.
+Ein prachtvolles Fuhrwerk, tripp, tripp, trapp,
+holte uns stolz von Hause ab.
+Vorn stampften zwei schneeweisse Vollblutjucker
+aus feinem biegsamen Lederzucker,
+auf dem Kutschbock der dicke Mohr
+kam uns marzipanisch vor,
+und neben ihm der fette Mops
+war ganz gefuellt mit englischen Drops.
+Die Kutsche, aus weissem Zuckerkant,
+erstrahlte hell wie Diamant;
+sie ging auf zierlichen Suessholzraedern,
+aus Vanille waren die Deichsel, die Federn,
+dicke Polster aus Traubenrosinen
+sollten uns als Sitze dienen,
+aber in den Baetterteig-Wagentaschen
+gab es allerhand Gutes zum Naschen.
+Ein allerliebster Praline-Page
+dienerte neben der Equipage
+in einem rot kandierten Frack
+und oeffnete uns den Wagenschlag.
+Wir stiegen ein und fuhren im Nu
+durch Russland und Asien nach China zu.
+Bald kamen wir in jenes Land,
+wo Koenig Kuchen, der Suesse genannt,
+unumschraenkt herrscht in seinen Reichen
+mit seiner Fuerstin ohnegleichen,
+der herrlichen Koenigin Schokolade,
+die uns zum Fest befohlen in Gnade.
+
+Das goldgelb glacierte Ballfesthaus
+sah wie ein riesiger Napfkuchen aus,
+umgeben von einem Spritzkuchengitter;
+als Wache davor zwei braune Ritter
+aus Pfefferkuchen mit Gussfiligran,
+die hatten Knackmandel-Harnische an.
+Als Fuehrer dienten mir und Linchen
+zwei allerliebste Thorner Kathrinchen;
+sie verbeugten sich hoeflich als wir kamen,
+und sagten: bitte, meine Damen.
+
+Ach, Kinder, wie das Herz mir lacht,
+denk ich zurueck an all die Pracht!
+Die Waende waren von Makronen,
+verbraemt mit Schokoladenbohnen,
+aus gruenen Bonbons die glatten Dielen,
+dass wir nachher beim Tanz fast fielen,
+die Saeulen aus maechtigen Baumkuchentorten
+von den allerhoechsten und edelsten Sorten,
+die Tische aus marmoriertem Konfekt,
+mit drolligen Lutschfiguerchen bedeckt,
+die Stuehle Faesschen mit Gelees,
+mit Eingemachtem und Knusperknees;
+rings auf appetitlichen Zimmetstaffeln
+lagen Biskuits und Keks und Waffeln.
+Im Hintergrunde ein Gletschersee,
+mit Vanille-Eisbergen und Schlagsahnen-Schnee,
+entsandte in doppelter Kaskade
+Zitronen- und Himbeer-Limonade;
+und hoch ueber allem, im glanzvollen Saal,
+strahlte eine Sonne aus Zucker-Opal.
+
+In der Mitte aber stand ein Thron,
+gebaut aus Bretzeln mit blauem Mohn,
+darauf sass liebreich in ihrer Gnade
+die herrliche Koenigin Schokolade.
+Sie harrte huldvoll, bis die Schar
+der Kinder ganz versammelt war,
+die sie aus kalter und warmer Zone
+herbefohlen zu ihrem Throne,
+um ihnen mit koeniglichen Haenden
+von ihren suessen Kleinodien zu spenden;
+ihr hoher Gemahl, der Koenig Kuchen,
+hatte Muehe, sie auszusuchen.
+Da waren Kinder aus Deutschland und Spanien,
+aus Frankreich, Chile, Mesopotamien,
+Kinder von Kaffern und Hottentotten,
+von Persern, Eskimos und Schotten,
+Kinder aus Sueden und Kinder aus Norden
+von den feinsten Familien und den wildesten Horden,
+denn alle Kinder zu allen Zeiten
+essen gerne Suessigkeiten.
+
+An der Koenigin Seite, im leckeren Grase
+machte Maennchen ein stattlicher Osterhase,
+und als die Kinder versammelt waren,
+ordnete er die bunten Scharen;
+rechts gingen die Maedchen, links die Knaben,
+so wollt es der Koenig Kuchen haben,
+und jedes Kind in jeder Reih
+bekam ein praechtiges Osterei,
+die Maedchen blaue, rote die Jungen,
+dann ist das Haeschen davongesprungen.
+
+Nun fing die Kapelle zu spielen an,
+vorn geigte ein Nuernberger Lebkuchenmann;
+ich sag euch, es war 'ne Musik fuer Kenner,
+und waren doch alles gebackene Maenner,
+mit Rosinenaugen und Mandelnasen,
+und konnten so lieblich floeten und blasen.
+Es wurde getanzt, gespielt, gelacht,
+damit verging die schoene Nacht.
+Zuguterletzt, nicht zu vergessen,
+wurde alles aufgegessen,
+artig gedankt und Abschied genommen;
+wir fuhren heim, wie wir gekommen,
+und erwachten in unserm Bett--
+Kinder, Kinder, wie war das nett!--
+
+
+
+DER ERSTE MAI
+
+
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten,
+immer weiss man nicht neue Geschichten;
+oft sind die Maerchengeister stumm,
+als waeren sie wer weiss wie dumm,
+und alle Waende grinsen mich an,
+als haett ich ihnen was angetan.
+So war's auch neulich. Bei mir zu Haus
+sah alles oede und langweilig aus,
+da bin ich in den Abend geschlendert;
+der Himmel hing rosenrot umbaendert,
+die Wolken tuermten sich wie ein Tor,
+ploetzlich stand ich grade davor
+und sah hinein in das Himmelsschloss.
+"Na, Petrus, was ist denn hier oben los?"
+fragt ich; "hier sieht's ja munter aus."
+Da schmunzelt der alte Waechter vom Haus
+und sagt mir--aber ihr duerft nicht lachen--:
+Im Himmel waere gross Reinemachen,
+die Jungfrau Maria taet revidieren
+und die himmlischen Scharen zum Scheuerfest fuehren.
+Die kleinsten Englein muessten ran,
+kriegten grosse Schuerzen an,
+duerfte keins spielen und muessig bleiben,
+muessten fegen und wischen, seifen und reiben.
+Da wuerden die Sterne blitzblank geputzt,
+den kleinen Kometen die Schwaenzchen gestutzt,
+der Himmel mit Wunderblau lackiert,
+der Regenbogen neu ausstaffiert;
+dem Vollmond wuerde, wie er sich auch steift,
+mal gruendlich wieder die Glatze geseift,
+und damit am klaren Firmament
+die liebe Sonne schoen leuchten koennt,
+wuerden die Wolken fest ausgedrueckt
+und hinter den Horizont geschickt.
+Wenn alles fertig, wueschen sich
+die Englein die Fluegel saeuberlich--
+denn morgen sei ja der erste Mai-- --
+Ich fragte, was an dem Tage sei,
+da blitzte mich Petrus an und sprach:
+"Na, weisst du, das ist doch wirklich 'ne Schmach;
+da sieht man wieder, wie wenig ihr wisst,
+nicht mal, wann Gottes Geburtstag ist."
+Na, Kinder, ich machte ein dummes Gesicht;
+das wusst ich bei aller Gelehrsamkeit nicht.
+Doch nun wurde mir auf einmal klar:
+Darum putzt sich die Erde Jahr fuer Jahr
+mit Blumen und Kraeutern im bunten Gemisch,
+darum gruenen die Hecken, die Baeume so frisch,
+darum ueben die Voegel die Festmelodie,
+und Bienen und Grillen begleiten sie,
+darum wird dem Menschen die Freude so gross,
+als saess er dem lieben Gott im Schoss,
+wenn der Maiwind kommt ueber Berg und Tal--
+nun begriff ich den Fruehling mit einem Mal.
+Und ich fragte Petrus aus froher Seele:
+Erlaubst du, dass ich das weiter erzaehle?
+"Immerzu," sagte der und strich sich den Magen;
+"kannst den neugierigen Leuten gleich noch sagen,
+dass an Gottes Geburtstag, dem ersten Mai,
+auch der Tanztag fuer Teufel und Hexen sei.
+Sonst duerfen sie, zu Aller Segen,
+sich keinen Schritt ohne Leine bewegen;
+doch an dem Tage sind sie frei,
+--da macht die Bande genug Geschrei,"
+entfuhr es brummend dem alten Knaben--
+"doch Gott ist der Herr und will es so haben.
+Er sieht in hoher heiliger Ruh
+dem tollen Blocksbergvergnuegen zu;
+und treibt es einer zu arg von der Sippe,
+kommt er sofort wieder an die Strippe.
+Nun aber leb wohl, ich wuensch gute Nacht,
+um neun wird der Himmel zugemacht."
+Langsam schloss sich das Wolkentor;
+ich ging, ein Liedchen klang mir im Ohr.
+Zu Haus in heimlicher Abendruh
+nickt ich den Sternen froehlich zu
+und betete: Ich bin nur ein Zwerg,
+und die herrliche Welt, sie ist dein Werk,
+o Gott; du hast alles, nichts kann man dir schenken,
+nur deiner in Freude und Demut gedenken.
+So nimm dieses Liedchen, ich hab es erdacht
+in dieser Fruehlings-Geburstagsnacht.
+
+
+
+WETTERWUNSCH
+
+
+Scheine, Sonne, scheine,
+die Waesch haengt auf der Leine;
+unsre Hemden, unsre Socken,
+mach sie uns bis Sonntag trocken,
+scheine, Sonne, scheine!
+
+Rausche, rausche, Regen,
+gib uns deinen Segen,
+wasch die armen Suender rein,
+gib uns Brot und gib uns Wein,
+rausche, rausche, Regen!
+
+Zu best ist allerwegen
+Sonnenschein _und_ Regen;
+auch der Wind muss pfeifen,
+soll die Ernte reifen.
+Regen, Wind und Sonnenschein
+moegen bei unserm Hause sein!
+
+
+
+HAMMERLIEDCHEN
+
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+der Nagel hat 'nen Kopf;
+und wenn er keine Spitze hat,
+ist er ein armer Tropf.
+ Mein Haemmerlein du,
+ schlag zu, schlag zu!
+
+Pink, pank, Hammerschlag,
+hast du der Naegel zehn
+und nagelst du ein Saerglein zu,
+ist's um einen geschehn.
+ Mein Feuerlein du,
+ blas zu, blas zu!
+
+
+
+IM SONNENSCHEIN
+
+
+(nach einer alten Fabel)
+
+
+Kribbel-krabbel-Kaefer
+laeuft hinab zum See,
+er kommt vom gruenen Huegel,
+hell leuchten seine Fluegel
+ im Sonnenschein.
+
+Kommt der Fisch geschwommen,
+Sperrt das Fischmaul auf,
+da ist in zwei Sekunden
+der Kaefer drin verschwunden
+ im Sonnenschein.
+
+Ueberm See der Reiher
+sieht, wies Fischlein schnappt,
+nimmt seinen spitzen Schnabel
+und spiesst es auf die Gabel
+ im Sonnenschein.
+
+Wie nun stolz der Reiher
+seine Kreise zieht
+mit leuchtendem Gefieder,
+knallt ihn der Jaeger nieder
+ im Sonnenschein.
+
+
+
+WANDERLIED
+
+
+ Sonnenlichter,
+ Fruehlingswichter
+spielen auf der dunkeln Wand.
+Pruefend oeffne ich das Fenster;
+seht die Wolken, die Gespenster
+loesen sich am Himmelsrand.
+
+ Holla, Jungen,
+ aufgesprungen,
+schnell das Raenzel aus dem Spind!
+Kommt, wir wandern durch die feuchten
+Saaten; wie Smaragden leuchten
+Halm an Halm im Morgenwind.
+
+ Feste Schritte,
+ Maennersitte;
+wie die Ferne lockt und wirbt!
+Und wir lassen sie im Schreiten
+achtlos oft voruebergleiten,
+bis sie hinter uns erstirbt.
+
+ Hohe Ziele,
+ nicht zum Spiele;
+immer steiler waechst der Pass.
+Aber oben wolln wir rasten
+nach der Arbeit, nach dem Fasten;
+Jungens, trinkt, ich komm euch was!
+
+ Hoch im Blauen
+ selig Schauen,
+unter uns der Erde Glueck!
+Doch es zieht mit tausend Armen
+immer wieder zu den warmen
+Menschenstaetten uns zurueck.
+
+
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+
+
+SPRUCH FUeRS LEBEN
+
+
+Hinueber, hinein!
+ueber Wipfel und Stein!
+die Herzen zu baden
+im Goldsonnenschein!
+Auf schwierigen Pfaden
+zu lichten Gnaden!
+ueber Wipfel und Stein,
+hinunter, hinein!
+
+
+
+ALLERLEI RAeTSEL
+
+
+(Die Loesungen stehen im Verzeichnis der Ueberschriften)
+
+
+--1--
+
+Ich habe Fluegel--rate, Kind--
+doch flieg ich nur im Kreise;
+und singen tu ich, wenn der Wind
+mir vorpfeift, laut und leise.
+Was ihr den Feldern abgewinnt,
+kau ich auf meine Weise;
+doch was mir durch die Kehle rinnt,
+das mundet euch als Speise.
+
+
+--2--
+
+Standen vier weisse Ritterchen
+auf einem roten Gitterchen,
+die machten alles klitzeklein
+und warfen es in ein Loch hinein.
+Als das die andern Ritter sahn,
+zogen sie neue Harnische an,
+kamen aus ihren Burgen herbei,
+stellten sich tapfer in die Reih
+und machten hack
+und sagten knack
+und warfen alles in einen Sack.
+
+
+--3--
+
+Die erste frisst,
+der zweite isst,
+das dritte wird gefressen;
+das ganze wird zu Poekelfleisch
+und Erbsenbrei gegessen.
+
+
+--4--
+
+Mein erstes ist ein Hund,
+mein zweites ist ein Junge,
+mein ganzes ist ein Dieb,
+kein Hundejunge!
+
+
+--5--
+
+Die ersten sind ein Untertan,
+die dritte ist ein Untertan,
+das ganze ist ein Untertan,
+wird von dem andern Untertan
+unter den ersten Untertan
+ganz untertaenigst untergetan.
+
+
+--6--
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+liebt man es nicht sauer;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+huet dich vor dem Hauer!
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein Heldenname;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Waldbaumsame.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+sind es boese Leute;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+gerbt man seine Haeute.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist es eine Schale;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+wird's ein Orientale.
+
+Wenn das R am Anfang steht,
+ist's ein klein schwarz Luder;
+wenn es bis ans Ende rutscht,
+ist's von "wenn" der Bruder.
+
+
+--7--
+
+Waechst einer alten Dame
+ein Buckel kleinster Sorte,
+verwandelt sie sich augenblicks
+in ein Stueck Mandeltorte.
+Doch nimmst du ihr den Ruecken,
+auf dem der Buckel waechst,
+hast du die alte Dame
+zur trocknen Frucht verhext.
+
+
+--8--
+
+Ich stand begehrlich am Worte,
+umgekehrt wuchs es nicht weit;
+ein arges Diebsgelueste
+besiegte die Redlichkeit.
+Ich stahl das umgekehrte,
+kein Argus achtete drauf;
+Schmunzelnd enteilt' ich dem Worte
+und ass es umgekehrt auf.
+
+
+--9--
+
+Mein erstes ist nicht wenig,
+mein zweites ist nicht schwer;
+mein ganzes laesst dich hoffen,
+doch hoffe nicht zu sehr!
+
+
+--10--
+
+Es laeuft und hat keine Beine,
+es gibt viele und doch nur eine.
+Wer zuviel hat, kann's nicht verschenken;
+wer zu wenig hat, muss es beschraenken.
+Bald geht es langsam, bald schnell;
+mal ist es dunkel, mal hell.
+
+
+--11--
+
+Christkindchen lag im Stalle
+und hoerte die ersten schrein;
+die zweiten tragen wir alle
+zur Weihnachtszeit am Bein.
+
+
+--12--
+
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile;
+wird es der Junge, kriegt er halt Keile.
+
+
+--13--
+
+Der Vater will's das Fritzchen
+(die erste Silbe betont)--
+jedoch die Mutter bittet,
+da ward der Schelm verschont.
+Sie sprach: Du musst dir's, Liebster,
+(die dritte Silbe betont)--
+denn Nachsicht mit den Kleinen
+wird oft von Herzen belohnt.
+Denk doch, wie du's dem Jungen
+an Einsicht bist und Geist;
+du musst was andres dasselbe,
+das ihn sich bessern heisst.
+
+
+--14--
+
+Klaerchen naehte an dem ersten
+und war ganz die beiden zweiten,
+denn sie durfte Sonntag reiten,
+Leutnant Kurt wollt sie begleiten;
+ihre Augen wurden gross,
+muessig lag die Hand im Schoss.
+
+Mutter naeht am andern Fenster,
+sah's und runzelte die Brauen:
+Hoere, Kind, Luftschloesser bauen
+taugt nicht viel fuer fleissige Frauen,
+weil man leicht die Pflicht vergisst
+und zu sehr das Ganze ist.
+
+
+--15--
+
+Mariechen war's. Mit meinem Kuchen
+stand ich nun da und dem Bukett.
+Wo soll ich bloss das Maedel suchen?
+Wenn sie doch nur geschrieben haett!
+
+Ja ja, ich hab sie es seit Jahren;
+ich gebe zu, das war recht dumm.
+Nein, welch ein ruecksichtslos Gebaren!
+Und schwer geaergert kehrt' ich um.
+
+
+--16--
+
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+die eins-zwei frueh und spat.
+Die drei wuenscht jeder Juengling sich;
+doch bricht er ab, ist's schad.
+Das Ganze war ein Koenig, der
+lustig und unverschaemt
+die stolze Prinzess, die ihn nicht wollt,
+bestraft hat und gezaehmt.
+
+
+--17--
+
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemuetlich
+Herr Mueller mit Herrn Schulze friedlich;
+bis Mueller einst, wer haett's gedacht,
+Anspruch auf Schulzes zwei-drei macht.
+Da hoerte man ein boes Geschrei:
+So denk doch eins, mein Herr eins-zwei!
+Ich muss stets alles zwei bezahlen,
+kann nicht mit zuviel zwei-drei prahlen;
+kommst du noch mal mir drum ins Haus,
+ist's mit der guten eins-zwei-drei aus.
+
+
+--18--
+
+Er geht in sich, um sich zu pflegen,
+und ist in sich um sich verlegen.
+
+
+--19--
+
+Rate, Freund, es ist nicht schwer:
+Wer's hat, hat, was er hatte, nicht mehr.
+Wer's aber ist, den aefft des Teufels Brut;
+man sperrt ihn ein und fuerchtet seine Wut.
+
+
+--20--
+
+Wer es hat, der ist betruebt;
+aber froh und stolz, wer's gibt.
+
+
+--21--
+
+Das Wort pflegt zu erhoehn
+den Glanz des Edelsteins;
+solang man es bewahrt,
+ist man der Herr des Seins.
+
+
+--22--
+
+Sind es die Feinde, muss man sich wehren;
+sind's deine Backen, musst du sie naehren.
+Ist mir's ein Raetsel, schreib ich es nieder;
+ist es mein Haus--nun, so bau ich es wieder.
+
+
+--23--
+
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt,
+oder von dir verfasst,
+so liebst du wohl das erste Wort;
+sonst ist es dir verhasst.
+
+Das zweite Wort, so klug wir sind,
+machen wir Menschen viel;
+und was dich reut, oft andre freut
+im schadenfrohen Spiel.
+
+Der Schluss: gefuerchtet und geneckt,
+teils boshaft und teils dumm,
+geht er als Geist des Widerspruchs
+in Schrift und Maeren um.
+
+Die drei vereint: wir stehn verdutzt,
+wie Zufalls Koboldmacht
+das Wort entstellt, den Sinn verdreht--
+man aergert sich und lacht.
+
+
+--24--
+
+Zwei Worte weiss ich, die einander feind,
+das eine sucht das andre zu verderben,
+in beiden muessen viel Geschoepfe sterben;
+und hast du sie zu einem Wort vereint,
+eint sich auch ihre zehrend boese Kraft,
+schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.
+
+
+--25--
+
+Auf der hoechsten Berge Ruecken
+ist es immer leicht zu finden,
+wo die kleinen Gletscherbaeche
+schaeumend sich zu Tale winden.
+
+Tausch die Silben--ach, verlegen
+steh ich vor gemischten Dingen,
+Chemiker und Apotheker
+moegen dir die Loesung bringen.
+
+
+--26--
+
+Ich hab keine Haende und kann doch tragen,
+hab keine Flinte und kann doch jagen;
+kann klettern und schwere Lasten heben
+und bin doch ein zartes, hinfaelliges Leben.
+
+
+--27--
+
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen.
+Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade,
+doch himmelshell fuehr ich empor zur Gnade;
+manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen.
+
+Bist du's, so darfst du wanken nicht noch weichen;
+denn Ehre traegst du neben mancher Last,
+die arbeitsfroh du uebernommen hast,
+ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade.
+
+
+--28--
+
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder;
+mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder.
+Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder,
+bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Brueder.
+
+Hitze und Kaelte trag ich, hin und wider;
+uebt mich der Knabe, staerkt er seine Glieder.
+Die Luft durcheil ich ohne jed' Gefieder;
+den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder.
+
+
+--29--
+
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant,
+teils nah, teils fern ihm, wie's der Himmel will.
+Bescheiden bin ich selten, niemals still;
+ja, Schweigen ist mir gaenzlich unbekannt.
+
+Ein Wort fueg an, das keiner gern empfaengt
+und das die Kinder schreckt von Alters her;
+doch ohne es faellt manche Arbeit schwer,
+weil's feste Massen auseinander draengt.
+
+Das ganze Wort sind Steinchen unter Steinen,
+die im Geroell sich finden, glatt und spitz;
+du hebst sie auf und freust dich an dem Witz,
+den die Natur sich hat erlaubt im Kleinen.
+
+
+--30--
+
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+in meinen Kreis bis hoch ins Sternenzelt;
+dem Vorbild der Natur einst nachgeschafft
+vertiefte ich den Blick der Forschungskraft.
+Ein Wort fueg an, das sich der Mensch gesetzt
+zur Ordnung gegen den, der sie verletzt;
+der Fromme fuehlt es oft von Gott gesandt,
+ans Letzte, Juengste denkt er furchtgebannt,
+an Weltkrieg, Hungersnot und Aufruhrleid--
+da ist das Ganze eine Seltenheit.
+
+
+--31--
+
+Die erste Silbe fuehrt die krause Schar,
+die uns vertraut seit unsrer Klippschulzeit.
+Die zweite toent durch Weiten hell und klar,
+ruft bald zur Ruhe, bald zu wildem Streit.
+Und wenn der tapfre Krieger
+sein junges Leben gab,
+faellt ihm vielleicht der Schatten
+des Ganzen auf sein Grab.
+
+
+--32--
+
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt,
+der jenes edle Tonstueck uns geschenkt;
+der Vogel uebt's, der seine Fluegel lenkt--
+dir wuensch ich es, mein deutsches Vaterland.
+
+Was allen Fluegelwesen wohlbekannt,
+was jedes Blatt, das aus der Huelle bricht,
+ersehnt; was man von Kraft und Tugend spricht--
+das wuensch ich dir, mein deutsches Vaterland.
+
+Ein Fluesschen, an der Schieferberge Rand,
+sehr vielen ist sein Name leerer Schall,
+ein kleines Wort, doch wir ersehnen's all--
+wuensch ich dir auch, mein deutsches Vaterland.
+
+Auch ihn, der tief verabscheut Mord und Brand,
+den Engel, der auf Morgenwiesen geht,
+doch oft verhuellten Hauptes abseits steht--
+ihn sende Gott dir, o mein Vaterland!
+
+
+--33--
+
+In Not und Gefahr
+greife ich ein,
+Schmerzlich willkommen
+der Angst und der Pein;
+lies mich von vorn,
+lies mich verkehrt,
+immer der gleiche,
+geschmaeht und geehrt.
+
+
+--34--
+
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland,
+mit Menschen, die uns lieb und blutsverwandt,
+mit jeder Arbeit, die der Seele wert;
+der Reiter ruehmt: wir sind's, ich und mein Pferd.
+
+Doch wer es ist, traegt eine schwere Last,
+er ist sich selbst ein missgeschickter Gast;
+Statt Liebe blueht ihm Mitleid, und im Schwarm
+gesunder Jugend fuehlt er doppelt Harm.
+
+
+--35--
+
+Wir sind's gewiss in vielen Dingen
+in einem sind wir's nimmermehr;
+die sind's, die wir zu Grabe bringen,
+und eben die sind's bald nicht mehr.
+ Drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ an Wesen wie Gesicht;
+ drum, weil wir leben,
+ sind wir's eben
+ zur Zeit noch nicht.
+
+
+--36--
+
+Nennst du das Ganze, toent es uns entgegen
+von Sommernaechten, wo des Mondes Horn
+verschwaermten Paerchen winkt auf lauschigen Wegen,
+und wo aus seinem wundersamen Born
+das Maerchen auftaucht und in tiefem Sinnen
+uns anschaut, und vertraeumte Baeche rinnen.
+
+Teilst du das Wort, stellt dir zuerst sich dar
+die Stadt, die wir mit Ehrfurcht gern beschauen,
+die Heiden einst wie Christen heilig war,
+wo Pilger heut und Kenner sich erbauen;
+ein Teil der Stadt ist noch des Wortes Rest
+und haelt den Glanz vergangner Zeiten fest.
+
+
+--37--
+
+Ohne Zepter, ohne Krone
+herrsche ich auf dieser Erde,
+buntes Spiel vor meinem Throne
+zaubert stets mein Wort: Es werde!
+
+Noch zwei Zeichen: Alles wich,
+Pracht und Buntheit sind verschwunden,
+und in kuenftigen dunklen Stunden
+werden es auch du und ich.
+
+Aber aendre den Akzent:
+sieh, schon quillt das Leben wieder,
+neue Schau und neue Lieder,
+die man gern mit mir benennt.
+
+
+--38--
+
+Mein Strom ergiesst sich sickernd durch die Welt,
+ich dring in Haus und Huette, Schloss und Zelt.
+
+Seitdem der Mensch Urkunden aufbewahrt,
+sind Geist und Wille durch mich offenbart.
+
+Ich schuere Gluten, wirke Herzeleid,
+tief wird durch mich verdammt und hoch gebenedeit.
+
+Versoehnung bring ich und entfache Streit,
+zeig manchen toericht, manchen grundgescheit.
+
+Doch sitzt du in mir, fuehlst du dich geknickt;
+vielleicht, dass dir durch mich die Rettung glueckt.
+
+
+--39--
+
+Ich naehre mich von fremden Stoffen,
+doch kann auch ohne sie bestehn;
+ich bin's, auf das die Weisen hoffen,
+und alle Weiten stehn mir offen,
+ihr wuerdet ohne mich vergehn.
+
+Am hellen Tage herrsch ich gerne,
+doch auch die Nacht ist mir vertraut;
+ich wohne auf dem kleinsten Sterne,
+mich schreckt sie nicht, die grosse Ferne
+die mich mit Geisterhaenden baut.
+
+Ich wirke in den Himmelsblitzen,
+versteckter Tat bin ich verhasst;
+wo gruebelnd die Gelehrten sitzen
+und ratlos ob der Loesung schwitzen,
+bin ich ein hochwillkommner Gast.
+
+
+--40--
+
+In alten Zeiten
+hat mich der Mensch erdacht
+und Ordnung mit mir
+in die Dinge gebracht.
+
+Wie noetig bin ich
+der Wissenschaft,
+wie zeige ich
+der Voelker Kraft!
+
+Wenn ich nicht eng
+ihm verbunden waer,
+wie wuerde erliegen
+das tapferste Heer!
+
+Und doch weiss jeder,
+wie schwach ich bin,
+denn erst mein Nachbar
+gibt Halt mir und Sinn.
+
+
+--41--
+
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich;
+mein Leben ging so lind wie Fruehlingswellen,
+und zaghaft flossen meines Geistes Quellen,
+ eng, doch erbaulich.
+
+Ich wuchs und wuchs, es schwollen meine Adern,
+sie dehnten sich wie meine Machtgedanken;
+mein Schaffenswille tuermte ohne Schranken
+ Quadern auf Quadern.
+
+Den Kuensten schuf ich manche Pflegestaette,
+ich half der Wissenschaft zu vollem Wirken,
+und Geist und Arbeit gaben den Bezirken
+ die feste Kette.
+
+Doch Ruh und Frieden mussten weiterziehen;
+und meine Kinder lassen gern sich locken
+von gruenen Waeldern, sanften Herdenglocken,
+ mir zu entfliehen.
+
+
+--42--
+
+Mein erstes Wort, im engen Raum genaehrt,
+strebt weit hinaus, dass es die Welt regiere;
+wir staeken noch im Daemmersinn der Tiere,
+haette nicht Gott dem Menschen es gewaehrt.
+
+Mein zweites hat der Kaiser und der Koenig,
+und ist es auch zumeist; fast jeder strebt
+es irgendwie zu sein, solang er lebt,
+und wer es ist, dem scheint es oft zu wenig.
+
+Der, der das Ganze ist, wirft manchen Blitz
+anfeuernd ins Gespraech und ins Gerede,
+ein wohlgelittner Schalk selbst in der Fehde;
+man lobt den Scharfsinn, freut sich an dem Witz.
+
+
+--43--
+
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln,
+so hast du eine schwere Arbeit vor,
+so leicht sie scheinen mag; doch stets erkor
+der Edle sie, wie auch die Zeiten wandeln.
+
+Das andre Wort scheint winzig und gering,
+doch schlummern in ihm unbegrenzte Kraefte;
+es schwillt und waechst, wenn es die rechten Saefte,
+die nur Natur verleihen kann, empfing.
+
+Vereint die Worte: altverbriefte Rechte,
+Gemeinden oder Staenden zuerkannt,
+beherrschten sie vor Zeiten Stadt und Land,
+doch schwinden hin im spaeteren Geschlechte.
+
+
+--44--
+
+Mein Reich ist unbegrenzt; bis in die fernste Zone
+flieg ich hinaus. Selbst hin zu Gottes Throne
+bahn ich den Weg mir aus der engen Zelle,
+in der ich ward. Ich liebe Klarheit, Helle.
+Dem Willen beigesellt, der Kind mir und Berater,
+bin ich--ich sag es stolz--der groessten Taten Vater.
+
+Ein neues Wort schliess an: Es ist des Kuenstlers Ziel,
+dir zu vermitteln fremder Geister Spiel,
+das er mit seinem Lebensblute traenkt
+und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt.
+Erschrocken sieht's der Arzt, fragt: wie? woher?
+Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht waer.
+
+Vereine beide Worte: Welch ein Wissen
+von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen
+stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen,
+die unsrer Seele dunkle Traeume bringen,
+und fuehlen scheu des Geistes Doppelwesen.
+Du grosses Raetsel, wer wird je dich loesen?
+
+
+
+POLTERABENDGEDICHT
+
+
+fuer ein kleines Maedchen
+
+(mit einer Schluessel-Atrappe)
+
+
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+und rutschte herab vom Himmel
+und fiel aus der grossen Milchstrasse
+grad hier in das Gewimmel.
+Verwundert fragt' ich die Leute:
+Wo kommt ihr denn alle her?
+Da sagten sie mir, dass heute
+hier Polterabend waer.
+Die Ehen schliesst man im Himmel,
+und Donnergepolter gibt's auch;
+da bin ich ja wie zu Hause
+und bring meine Gabe auch.
+Nehmt hier den Zauberschluessel,
+vom Sirius bracht ich ihn mit
+in meiner Sternentasche,
+als ich herunter glitt.
+Stets haeng er zu euern Haeupten,
+und zieht es euch hinauf,
+schliesst er zu jeder Stunde
+den ganzen Himmel auf.
+
+
+
+HOCHZEITSGEDICHT
+
+
+(mit einem Fruehlingsblumenstrauss)
+
+Maienkoenig schickt mich her,
+sagte, dass hier Hochzeit waer,
+sollt fein gratulieren;
+suchte einen vollen Strauss
+allerschoenster Blueten aus,
+euer Haus zu zieren.
+
+Himmelschluessel, goldig, zart,
+Blumen von besondrer Art,
+schickt er euch mit Gruessen.
+Seht, sie leuchten sonnengleich;
+Liebe heisst das Himmelreich,
+das sie euch erschliessen.
+
+Dieses blaue Sternchen spricht
+frommen Sinns: Vergiss-mein-nicht,
+vergiss mir nicht die Treue!
+Treue, die zu Liebe steht,
+ist so stark wie ein Gebet,
+troestet stets aufs neue.
+
+Hier Narzissen. Weiss und rein,
+ohne Makel sollt ihr sein,
+huetet Sinn und Herzen!
+Seht der Unschuld klares Bild;
+wer an ihm sich staerkt und stillt,
+traegt leicht Not und Schmerzen.
+
+Nehmt hin, was der Mai geschickt,
+nehmt den Strauss und seid beglueckt
+fuer ein langes Leben!
+Unverwelklich blueh er fort,
+tief in eurer Seele Hort
+gluehe goettlich Streben!
+
+
+
+NEUJAHRSSPIEL
+
+
+DAS ALTE JAHR
+
+(tritt in grauem Mantel ein)
+
+Gruess Gott, ihr Leute, ich bin das Jahr,
+das immer ist und immer war,
+das immer kommt und immer geht
+und niemals zaudernd stille steht,
+das mit geheimem Pendelschlag
+die Weltuhr regelt Tag fuer Tag.
+Die Wuerfel werf ich: Leben und Tod,
+Glueck oder Unglueck, Heil oder Not--
+sie fallen gewichtig und ordnen die Welt,
+einem Hoeheren unterstellt.
+Zwoelf Kinder hab ich zur Welt gebracht,
+sie gleichen sich wenig, doch jedes hat Macht;
+sie ziehen gestaltend durch die Welt,
+eins mir immer zugesellt,
+waehrend die andern harren und ruhn
+zu neuer Arbeit, zu frischem Tun.
+Nur heute an meinem Geburtstag sind
+sie alle gekommen, aus Regen und Wind,
+aus Sonne und Nebel, aus Tiefen und Hoehn,
+ihre alte Mutter wiederzusehn.
+Herein, meine Soehne, ein Kompliment,
+und sagt den Leuten, was ihr koennt!
+
+
+JANUAR
+
+(in dickem Pelz, mit Schlittschuhen und Schellen)
+
+Gruess Gott! Ich bin der Januar,
+voll Schnee und Eis haengt Bart und Haar;
+der Vetter Nordwind versteht das Blasen,
+steif sind die Ohren, rot die Nasen.
+Zugefroren ist See und Fluss;
+rasch den Schlittschuh unter den Fuss!
+ Die Eisen gleiten
+ durch blitzende Weiten
+ in Bogen und Zacken,
+ das gibt rote Backen!
+Hoert ihr das Schellengelaeut? Meine Gaeste
+sausen durch Schnee und Rauhreifgeaeste.
+
+
+FEBRUAR
+
+(in Karnevalskostuem mit Pritsche)
+
+Gruess Gott! Ich heisse Februar,
+gleiche dem Bruder fast aufs Haar,
+nur trage ich gern ein Maskenroeckchen,
+an meiner Kappe klingeln Gloeckchen.
+Weil ich im Spiel und Tanzen tuechtig,
+schelten sie mich vergnuegungssuechtig,
+spotten und lachen hinter mir her,
+weil ich zu kurz geraten waer,
+ rufen: "Prinz Karneval,
+ Narren gibt's ueberall!"
+Doch meinen Punsch und Pfannekuchen
+moechten Narren wie Weise versuchen.
+
+
+MAeRZ
+
+(in Landstreichertracht, mit einem Veilchenstraeusschen)
+
+Gruess Gott! Ich bin der Bruder Maerz,
+ich habe ein wildes, stuermisches Herz.
+Kann mich nicht mit den Bruedern vertragen,
+puste ihnen den Schnee vom Kragen.
+ Saeubre die Waelder,
+ fege die Felder,
+tu aus der Seele das Kalte hassen,
+muss es doch oft mir gefallen lassen;
+aber bin ich erst Koenig ein Weilchen,
+gruesst ihr mit mir die ersten Veilchen,
+seht ihr die Spitzen an Straeuchern und Baeumen,
+die selig von kuenftger Entfaltung traeumen.
+
+
+APRIL
+
+(in Wandervogeltracht mit Zupfgeige)
+
+Gruess Gott! Ich bin der lustge April,
+der immer tut, was er grade will.
+Mal liebe ich's nass, mal liebe ich's trocken,
+die Zugvoegel tu ich nach Hause locken.
+ Schneewasserguesse
+ schwellen die Fluesse,
+ich aber streif durch den Wiesengrund,
+oeffne der Obstbluete lieblichen Mund
+und nicke den naerrischen Traeumern zu;
+mit denen steh ich auf du und du,
+_schickt_ sie nur immer! ich lehre sie lachen
+und sich aus den Plagen der Welt nichts machen.
+
+
+MAI
+
+(in Bauerntracht mit Maigloeckchenstrauss)
+
+Gruess Gott! Der Mai darf kaum noch wagen,
+Besondres von sich auszusagen.
+Ich schaeme mich wirklich; bin so bekannt
+wie ein bunter Pudel rings im Land.
+Diese sammetlockigen teutschen Tichter,
+hol der Kuckuck das Reimgelichter:
+ "--der suesse Mai,
+ der entzueckende Mai,
+der bluetenbekraenzte, der himmlische Mai--"
+mir wird ganz bluemerant dabei,
+denk ich an all die Dudelei.
+Die Kinder lob ich; das laermt und lacht
+und feiert ganz ungereimt meine Pracht.
+
+
+JUNI
+
+(in Gaertnertracht, mit Giesskanne und Rosenstrauss)
+
+Gruess Gott! Ich werde Juni genannt,
+Farben und Duefte bring ich ins Land.
+Seht, wie's im Garten knospet und quillt,
+seht, wie die Frucht sich rundet und schwillt!
+Vor allem muss ich die Rosen wecken,
+ich kuesse sie wach an Stamm und Hecken.
+ Sind Regen und Wind
+ mir wohlgesinnt,
+schaff ich und wirk ich am gruenen Gewande,
+halte die Hoffnung am schimmernden Bande
+und pflege das Wachstum der kommenden Zeit;
+wenn der Schnitter prueft, ist die Saat bereit.
+
+
+JULI
+
+(in Schaefertracht, mit Kornblumenstrauss)
+
+Gruess Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze,
+ich bin der Juli; spuert ihr die Hitze?
+Kaum weiss ich, was ich noch schaffen soll,
+die Aehren sind zum Bersten voll;
+reif sind die Beeren, die blauen und roten,
+saftig sind Moehren und Bohnen und Schoten.
+So habe ich ziemlich wenig zu tun,
+darf mich ein bisschen im Schatten ruhn.
+ Duftender Lindenbaum,
+ rausche den Sommertraum!
+Seht ihr die Wolke? fuehlt ihr die Schwuele?
+Bald bringt Gewitter Regen und Kuehle.
+
+
+AUGUST
+
+(in Schnittertracht, mit Sichel und Harke)
+
+Gruess Gott! Ich bin der Monat August,
+bin ernster Pflichten mir bewusst;
+muss Frucht und Korn zur Ernte reifen,
+meine Lieblingsmusik ist das Sensenschleifen.
+Bald kommt die Ernte; der Himmel lacht,
+der Segen wird in die Scheunen gebracht.
+ Zum froehlichen Reigen
+ jubeln die Geigen.
+Doch mancher steht abseits vom Taumel und denkt
+des Schoepfers, der alles zum Besten lenkt,
+der Ordnung bringt in den Gang der Dinge,
+dass Schweiss und Fleiss auch Freude bringe.
+
+
+SEPTEMBER
+
+(im Touristenkostuem)
+
+Gruess Gott! Ich bin der September, ich ziere
+mit rotem Weinlaub eure Spaliere.
+Dem Wandrer lachen auf allen Wegen
+koestlich die reifenden Fruechte entgegen,
+die gelben und blauen. Ich liebe die Ferne,
+am Ufer der Meere traeume ich gerne,
+ wo die Welle beginnt,
+ wo die Welle zerrinnt,
+wo die Brandung braust und ueberschaeumt
+und ein Zugvogelschwarm den Himmel saeumt;
+da lieg ich und grueble und suche vergebens
+den Sinn des Sterbens, den Sinn des Lebens.
+
+
+OKTOBER
+
+(in Winzertracht mit Weinglas und Flasche)
+
+Gruess Gott! Ich bin der Bruder Oktober;
+die Nase glaenzt mir wie Zinnober,
+das kommt vom Gucken ins Glaeschen. Vor Zeiten
+lehrt ich die Menschen Wein bereiten;
+der wurde bald ihr Lieblingsgetraenke,
+jetzt kriegt man ihn in jeder Schaenke.
+ Kommt mit zum Wein,
+ ich lade euch ein!
+Seht, wie die Waelder sich buntselig faerben,
+sie wissen: ein Schlaf nur ist alles Sterben.
+So kommt und sinnt und fragt nicht viel;
+"das Leben ist des Lebens Ziel!"
+
+
+NOVEMBER
+
+(in Jaegertracht mit Gewehr)
+
+Gruess Gott! Der November stellt sich vor.
+Mir ist ergeben der grosse Chor
+der Winde und Stuerme, die das Gefilde
+von Unrat saeubern; und auch die Gilde
+der Nebel und Wolken ist mir vertraut.
+Wer auf des Meeres Sanftmut baut,
+wagt sein Leben, wenn ich regiere;
+ich hasse den Frohsinn in meinem Reviere,
+ich hasse die Sonne, hasse die Milde,
+zerreisse im Felde das letzte Gebilde.
+Ich liebe nur eins: wenn das Jagdhorn schallt,
+hinter scheuem Wild die Buechse knallt.
+
+
+DEZEMBER
+
+(in beflittertem Pelz, mit kleinem Weihnachtsbaeumchen)
+
+Gruess Gott! Ich bin der Dezember und flechte
+zu kurzen Tagen die langen Naechte.
+Karg ist die Sonne in meinem Gezelt,
+doch bring ich ins Haus eine schimmernde Welt.
+Wenn im Ofen die Brataepfel schmoren,
+fluestert es leise von Muendern zu Ohren,
+gibt es ein Reden, ein Kichern und Necken,
+ein Fragen und Freuen, Pakete verstecken,
+ein "bitte, Mama", ein "sag doch, Papa,
+ists Christkindel denn noch nicht da?"
+Wenn am Heiligen Abend der Tannenbaum brennt,
+bin ich in meinem Element;
+ hell sind die Kerzen,
+ warm sind die Herzen,
+uns kuemmert nicht Kaelte noch Regen noch Wind.
+Und denen, die arm und traurig sind,
+und wo die Not sonst die Freude verbannt,
+geben wir gern mit Herz und Hand.
+
+
+DAS JAHR
+
+(laesst den grauen Mantel allmaehlich fallen, steht dann in hellem Festgewand)
+
+Wohl, meine Kinder! Jetzt aber denkt
+an den Wechsel der Dinge und Den, der sie lenkt!
+Stein wird zu Sand, Lebendges zu Stein,
+Luft wird zu Wasser, Glut zu Wein,
+Frucht wird zum Samen, Samen zum Baum,
+Raum wird zu Zeit, und Zeit zu Raum.
+Und immer rollt durchs Himmelszelt
+die Erde, unsre alte Welt,
+die stets verjuengt, in neuer Kraft,
+fruchtbar ihr prangendes Kleid sich schafft.
+Jedoch ihr Diadem und Zier,
+ihr Menschenkinder, das seid ihr!
+Drum freut euch ihrer Herrlichkeit,
+freut euch des Meeres, so stark und weit,
+freut euch der Waelder, der Bluete, der Frucht,
+freut euch der Berge mit Tal und Schlucht!
+Und freut euch eurer eignen Kraft,
+die der Erkenntnis Wunder schafft;
+seid gluecklich, dass ihr Menschen seid,
+der schoenste Schmuck an Gottes Kleid,
+wenn ihr euch seiner wert gestaltet,
+euch immer goettlicher entfaltet.
+Seid glaubensstark, seid willensklar,
+das wuenscht das neue Erdenjahr!
+
+
+CHOR DER MONATE
+
+Seid friedensstark, seid liebesklar,
+das wuenscht der Monate bunte Schaar!
+ Prosit Neujahr!
+ Nun reicht euch zur Wende
+ des Jahres die Haende
+ und gruesst euch mit Neigen
+ und schlingt einen Reigen!
+ Spiel auf, Musik, begleite sie,
+ des Jahres Schluss sei Harmonie!
+
+
+
+RAeUBER UND PRINZESSIN
+
+
+Eine Kartoffelkomoedie
+
+
+EINFUeHRUNG
+
+Habt ihr schon mal was von der Kartoffelkomoedie gehoert? Nein? So will ich
+euch erzaehlen, was das ist.
+
+Die Kartoffelkomoedie ist ein Theaterstueck, das statt mit Puppen mit
+Kartoffeln gespielt wird. Ihr bittet um ein Paar glatte, nicht zu grosse
+Kartoffeln, bohrt mit dem Messer in jede ein rundes Loch, so dass ihr euern
+Zeigefinger bis zum ersten Glied hineinstecken koennt, und die Hauptsache
+ist fertig. Ein paar mit Stecknadeln angepiekte Hemdknoepfchen als Augen,
+ein Stueckchen Ruebe als Mund, und eins als Nase, bilden das Gesicht. Ein
+farbiger Puppenlappen wird oben mit einer Schnur zusammengezogen und um
+den Zeigefinger gebunden, nachdem zwei kleine Loecher fuer Daumen und
+Mittelfinger hineingeschnitten sind. Ihr werdet euch wundern, wie fein man
+die Finger als Arme und Haende benutzen kann.
+
+Natuerlich muss man sich in der Kleidung ein bisschen nach den Personen des
+Stueckes richten. In unsrer Komoedie, die ich nach einer aelteren Vorlage
+ausgebaut habe, bekommt der Koenig eine Krone von Goldpapier und ein rotes
+oder gruenes Gewand, das ihr auch etwas mit Goldstreifen besetzen koennt.
+Pumpfia traegt am besten einen kleinen Schleier mit einem Streifchen
+Silberpapier um den Kopf, Jagomir einen grossen braunen oder grauen Hut
+mit einer roten Feder, der Kanzler einen schwarzen Zylinder. Natuerlich
+wird all das aus Papier gemacht. Die Kleider koennt ihr euch selbst
+ausdenken, jeder Flicken ist dazu brauchbar.
+
+Wenn ihr das Stueck auffuehren wollt, ist es am bequemsten, ihr spannt
+irgendeine Decke oder ein Tuch in einen offenen Tuerrahmen, und zwar so
+hoch, dass ihr bequem mit den Haenden hinauflangen koennt; eure Koepfe duerfen
+natuerlich ebenso wenig zu sehen sein wie eure Fuesse. Einen Vorhang braucht
+man nicht; die Puppen verschwinden einfach hinter dem Tuch und kommen auch
+wieder so zum Vorschein. Jedes Kind kann zwei Puppen spielen, mit jeder
+Hand eine; bei einer muss es dann seine Stimme etwas verstellen.
+
+So, nun versucht mal euer Heil! Es wird euch viel Spass machen; und den
+Zuschauern auch.
+
+
+PERSONEN:
+
+Koenig Pflaumenmus.
+Prinzessin Pumpfia.
+Der Kanzler.
+Der Raeuber Jagomir.
+
+
+ERSTE SZENE.
+
+Der Koenig tritt auf, vom Kanzler begleitet.
+
+
+KOeNIG:
+
+Der Sommerabend ist so schoen,
+da muss man doch spazieren gehn.
+Die Rosen duften suess, hazieh!
+Die Nachtigall singt tueruetue--
+--wie schmerzt mein linker grosser Zeh,
+und auch der rechte tut schon weh.
+Den Schuster haeng mir an den Galgen,
+(Kanzler verbeugt sich)
+denn er gehoert zu den Kanallgen.
+(Koenig schnueffelt in die Luft)
+Wie duftet's hier nach Bratkartoffeln,
+da kriegt man wirklich Appetit.
+Geh, Kanzler, hol mir die Pantoffeln,
+und bring die Abendzeitung mit.
+(Kanzler verbeugt sich und will gehn)
+Halt! hemme noch den eiligen Lauf
+und setz mir erst die Brille auf.
+(Kanzler tut's, dann ab.)
+Ein Koenig muss sich informieren,
+es koennt doch was im Land passieren.
+(Kanzler kommt mit der Zeitung und den Pantoffeln zurueck.)
+
+
+KANZLER:
+
+Hier, Koenig, bringe ich die Zeitung,
+die allerneuste Meinungsleitung.
+Auch Schlupfschuh hier aus Woll' und Watte,
+wie Majestaet befohlen hatte;
+und frage untertaenigst an,
+ob ich noch sonstwie dienen kann.
+
+
+KOeNIG:
+
+Nun ja, rueck mir die Krone grade;
+denn fiel sie runter, waer's doch schade.
+(Kanzler rueckt die Krone zurecht.)
+Was steht denn hier im Tageblatt?
+Prinz Kasimir kommt in die Stadt?
+Da wird er uns gewiss besuchen.
+He, Kanzler, haben wir noch Kuchen?
+
+
+KANZLER:
+
+Herr, nicht 'ne einzige Butterschrippe.
+
+
+KOeNIG:
+
+Na, haeng nicht gleich die Unterlippe;
+hol Streusselkuchen vom Konditor,
+auch Vollmilch, einen halben Litor.
+
+
+KANZLER:
+
+Ach, Herr, von Geld ist keine Spur.
+
+
+KOeNIG:
+
+Das schad't nix, Kanzler; pumpe nur.
+Wir Koenige lassen uns nicht lumpen,
+und sollten wir die Welt auspumpen.
+Geh jetzt und sorge fuer mein Land
+mit Militaer und mit Verstand!
+(Kanzler verneigt sich, tritt vor.)
+
+
+KANZLER:
+
+Was hat ein Kanzler doch fuer Sorgen;
+wo soll ich bloss schon wieder borgen?
+Wer schafft mir von der Deutschen Bank
+den Schluessel zu dem Kassenschrank?
+Reichskanzler sein ist wirklich schwer;
+ich dachte nicht, dass es so waer.
+Ich annonciere in der "Quelle",
+vielleicht krieg ich 'ne andre Stelle.
+(Kanzler ab.)
+
+
+KOeNIG (lesend):
+
+Den Streik, den soll der Kuckuck holen!
+Wir haben so schon keine Kohlen,
+mein Thronsaal wird tagtaeglich kaelter,
+und ich--ich werde immer aelter.
+Auf diese Bank will ich mich legen,
+ein Stuendchen suesser Ruhe pflegen.
+(Legt sich hin und schnarcht.)
+
+
+ZWEITE SZENE.
+
+Pumpfia, Koenig.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wo bist du denn, mein Vaeterchen,
+mein suesser Pumps, mein Kaeterchen?
+
+
+KOeNIG:
+
+Wer stoert mir meine Ruh im Grase?
+Ach, _Du_ bist's, kleine Stumpelnase.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bring dein Leibgericht,
+Bratkartoffeln! riechst du's nicht?
+Ich briet sie selbst, ist das nicht nett?
+mit Liebe und mit Hammelfett;
+und machte Klopse dir zulieb,
+vom Fleisch, das gestern uebrig blieb.
+
+
+KOeNIG (essend):
+
+Ich danke dir, mein Herzensmops,
+fuer die Kartoffeln und den Klops.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Papa, ich bin bald zwanzig Jahre
+und kriege naechstens graue Haare;
+ich mach mich immer wunderschoen,
+allein kein Freier laesst sich sehn.
+Ich krieg am End gar keinen Mann;
+was fang ich alte Jungfer an?
+(Sie weint.)
+
+
+KOeNIG:
+
+So liebe _mich_, mein suesses Kind!
+Heiraten geht nicht so geschwind.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach doch, Papa, 's geht ganz bequem.
+Wenn doch ein Prinz, ein trauter, kaem!
+(weint staerker.)
+
+
+KOeNIG:
+
+Mein Puempfchen, troeste dich bis morgen,
+da will ich dir 'nen Mann besorgen.
+
+
+PUMPFIA
+
+(faellt ihm um den Hals):
+Du guter einziger Papa,
+ich sag gewiss zu allen ja.
+
+
+KOeNIG:
+
+Leb wohl, ich muss zur Konferenz;
+es ist nicht gut, wenn ich die schwaenz.
+(Koenig ab.)
+
+
+DRITTE SZENE.
+
+Pumpfia, nachher Jagomir.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ich arme Pumpfia und Prinzessin,
+ach koennt ich doch mein Leid vergessen!
+allein, o leider ganz allein,
+in diesem holden Mondenschein!
+Kein Juengling liebt mich nur ein bisschen,
+kein Prinz gibt mir ein holdes Kuesschen.
+Mein Herz ist leer, mein Kopf ist dumm,
+ich fall vor lauter Sehnsucht um--
+(faellt um.)
+
+
+JAGOMIR (tritt auf):
+
+Ich stahl mir heimlich hier herein,
+hier wird doch was zu mausen sein?
+(Schnueffelnd)
+Nee, wo mit Hammelfett gebraten,
+da regnet's sicher nich Dukaten.
+(Er erblickt Pumpfia )
+'ne Dame? Ei, wie wunderschoen;
+die muss ich mal genau besehn.
+(Er tut's.)
+Ich nehme mir den Hochgenuss
+und geb ihr einen suessen Kuss.
+(Er tut's.)
+
+
+PUMPFIA (erwachend):
+
+Was ist das fuer ein schoener Mann?
+Ich wag's und red ihn lieblich an.
+Wer seid Ihr, herrlicher Genoss?
+Wie kamt Ihr her in dieses Schloss?
+Ich bin durch Euern Gruss beglueckt;
+hat Euch ein Engel hergeschickt?
+
+
+JAGOMIR:
+
+'n Engel? Nee, das war der Robert;
+der hat das Ding hier ausbaldowert.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ist alles gleich; du bist mein Schaetzchen,
+mein suesser Freund, mein Busenlaetzchen.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Aber--was wird dein Vater sagen?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Ach was, wer wird den Alten fragen.
+
+
+JAGOMIR (kuesst sie):
+
+Mein honigsuesser Sirupstengel,
+mein Marzipan, mein Zuckerengel!
+
+
+PUMPFIA:
+
+Welch Geist, welch Witz, welch hoher Held!
+Pumpfia geht mit dir durch die Welt!
+
+
+JAGOMIR:
+
+Mein Schaetzchen, hast du auch Moneten?
+
+
+PUMPFIA:
+
+Die sind hier weniger vertreten;
+an diese Frage ruehre nich,
+geliebter Freund, entfuehre mich.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Na, denn man zu, du suesse Hummel!
+(Beiseite)
+Verflixt, das wird 'n schoener Rummel.
+
+
+VIERTE SZENE.
+
+Koenig, die Vorigen.
+
+
+KOeNIG:
+
+Prinzessin Pumpfia, Kasimir,
+wo seid ihr kleinen Schaeker ihr?
+Ihr wollt euch wohl vor mir verstecken?
+Na wart't, ich werd euch gleich entdecken.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+I, du meine himmlische Guete,
+die jlooben, ick sei ein Prinz von Gebluete;
+dabei gehoer ick zum Raeuberstand,
+der ernaehrt seinen Mann besser als so'n Land.
+(Laut):
+Guten Tag, Herr Koenig, ich habe die Ehr
+und verbeuge mir sehr.
+(Er tut's)
+
+
+KOeNIG:
+
+Mein Vaterherz huepft froh und warm:
+mein Puempfchen in des Prinzen Arm.
+Mein hoher Gast, Prinz Kasimir,
+wie findet meine Tochter Ihr?
+
+
+JAGOMIR:
+
+Das Maedel hier? Na, himmlisch suess,
+wie'n Engelken im Paradies.
+
+
+KOeNIG:
+
+Na, nimm se dir se denn se doch,
+und spanne sie ins Ehejoch;
+dann kocht dir deine kleine Braut
+Erbsen mit Speck und Sauerkraut.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ach ja, und dann Kartoffelkloesse
+mit einer suessen Pflaumensoesse.
+(Umarmung.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Wenn man in deinen Armen ruht,
+dann kocht sich's gleich noch mal so gut.
+
+
+KOeNIG:
+
+Ich bin geruehrt wie Quetschkartoffeln,
+verlier vor Ruehrung die Pantoffeln.
+(Er tut's; die Pantoffeln fallen in den Zuschauerraum.)
+
+
+FUeNFTE SZENE.
+
+Kanzler, die Vorigen.
+
+
+KANZLER:
+
+Der Brief kommt eben von der Post,
+der fuenfundzwanzig Pfennige kost't.
+
+
+KOeNIG:
+
+Wie oft schon hab ich deklariert,
+ich nehme nichts mehr unfrankiert.
+Kommt mir noch mal so'n Ding ins Haus,
+dann fliegt es gleich zum Fenster raus.
+(Er oeffnet den Umschlag)
+Lass sehn, was steht in diesem Brief.
+
+
+JAGOMIR (beiseite):
+
+Na, geht die Sache doch noch schief?
+
+
+KOeNIG (liest):
+
+"Prinz Kasimir entbeut den Gruss
+dem hohen Koenig Pflaumenmus;
+er wird ihn heute noch besuchen
+und hofft auf Kaffee und auf Kuchen."--
+Von alldem tut der Bauch mir weh;
+was nun, mein Schwiegersohn _in spe_?
+Seid Ihr denn nicht Prinz Kasimir?
+
+
+JAGOMIR (stolz):
+
+Ich bin der Raeuber Jagomir!
+
+
+KOeNIG:
+
+Ein Raeuber? Hu, das ist ein Graus,
+der reisst mir die Gedaerme aus!
+Gewiss, er wird mich massakrieren
+und mir mein Puempfchen dann entfuehren.
+(Er weint.)
+
+
+PUMPFIA:
+
+Was mich betrifft, ich halte still,
+wenn er nur dich verschonen will.
+
+
+JAGOMIR:
+
+Ich schon ihn gern, und auch sein Geld--
+(beiseite): das er nicht hat!
+Ich bin ein edler Raeuberheld.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Mein suesser Schuft, mein Wonneheld,
+mit dir stehl ich die ganze Welt.
+(Umarmung.)
+
+
+JAGOMIR:
+
+Bald kommt der Kasimir ins Haus;
+komm, Puempfchen, komm, wir ruecken aus!
+Im Walde steht mein freies Schloss,
+da schlaeft sich's fein--auf Heu und Moos.
+
+
+KOeNIG:
+
+Na, dann leb wohl, mein teures Kind!
+Hier hast du noch ein Angebind
+(gibt ihr einen Zweimarkschein)
+und ausserdem noch meinen Segen.
+
+
+PUMPFIA:
+
+Den kannst du uns auf Zinsen legen.
+(Beide ab.)
+
+
+KOeNIG:
+
+Nun sind sie weg, o Schmerz, o Graus,
+ich weine mir ein Auge aus.
+(Er tut es, wirft den Augenknopf unter die Zuschauer.)
+O Kasimir, Prinz Kasimir,
+warum warst du nicht eher hier!
+Wirr ist mein Herz, wirr ist mein Kopf;
+die Welt, die ist ein Wackeltopf.
+Nur eins ist unverrueckt und wahr,
+nur eins wie meine Pleite klar:
+Hoch herrschen ueber Raum und Zeit
+die Frechheit und die Dreistigkeit.
+(Vorhang.)
+
+
+
+KASPERLE UND DER KRIEG
+
+
+Ein Stueckchen fuers Kasperltheater
+
+
+KASPERLE (allein, singt):
+
+ Bummvallera
+ ist nicht da;
+ wo ist Bummvallerallerallera?
+
+(Er gaehnt.) Ach, ist die Welt langweilig! Vor lauter Langerweile hab ich
+schon ein paarmal meine Finger gezaehlt; aber komisch, es kommt immer was
+andres raus. (Er zaehlt an seinen Haenden): 1, 2, 3, 5, 7, 8, 10, 12, 14,
+15--na ja, nun sind's wieder 15. Na, noch mal: 1, 2, 3, 5, 7, 9, 10, 12,
+13, 14--komisch, nu sind's wieder 14. Mal hat der Mensch 15 und mal 14
+Finger; und dabei sehn sie immer egal aus.(Es klopft.) Ei, da kommt
+Besuch. Immer 'rein, meine Herrschaften, immer 'rein! (Polizist kommt.)
+
+
+POLIZIST:
+
+Bist du der Kasper?
+
+
+KASPERLE:
+
+Was? Kasper? Herr Kasper heisst es, geehrter Herr Kasper heisst es,
+wertgeschaetzter Herr Kasper heisst es, Sie oller Helmaffe Sie, Sie
+untertaenigster Rasselsaebel!
+
+
+POLIZIST:
+
+Mann, seien Sie mal etwas hoeflicher zur koeniglichen Polizei!
+
+
+KASPERLE:
+
+Hoeflich? Hi hi, hoeflich? Mit Hoeflichkeit faengt man nicht mal 'nen Floh.
+Oder soll man etwa sagen: bitte, Herr Floh, seien Sie so gut, Herr Floh?
+
+
+POLIZIST:
+
+Kasper, du bist ein Esel!
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Esel? Was Sie sagen! Ist 'n nettes Tierchen, so'n Esel, hihi; klettert
+auf die hoechsten Stellen und faellt nicht runter. Hihi, moecht schon solch
+Tierchen sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Lirum, larum, Kasper, du musst jetzt in den Krieg; darum bin ich
+hergekommen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Krieg? Was ist denn das? Kriecht man da rum, in dem Krieg? Ich bin doch
+kein Kriechtier!
+
+
+POLIZIST:
+
+Du dummer Kasper, du dammliger, der Krieg sind Schlachten mit Bomben und
+Kanonen.
+
+
+KASPERLE:
+
+Schlachten? Ei, das kenn ich, da gibt's frische Wurst; Blut- und
+Leberwurst, hihi, das schmeckt aber fein!--Und Bomben? wissen Sie, die
+backt meine Omama mir immer zu Weihnachten; die kenn ich auch. Und
+Kanonen? ja, die stehn noch vom Grossvater selig her auf'm Kramboden; der
+war Sie naemlich Mistbauer, und brauchte so'ne dicken hohen Schmierstiebeln.
+Also, dann kenn ich ja den Krieg; muss 'ne lustige Sache sein.
+
+
+POLIZIST:
+
+Na warte man, du Frechdachs, wirst es schon merken, wenn's dir man erst um
+die Ohren knallt.
+
+
+KASPERLE:
+
+Knallen tut's da? O jemine! Wissen Sie, Herr Kriegsminister, gegen Knallen
+hab ich von Kind auf 'ne Idiokratie.
+
+
+POLIZIST:
+
+Idio_syn_krasie meinst du wohl, dummer Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Nee, Herr Rasselsaebel, Sinn ist da nicht drin; sonst waer's ja keine
+Idiotokratie. (Er singt):
+
+ Die Welt, die haut sich tot wie nie,
+ tot wie nie, tot wie nie,
+ und fuettert das Meer mit Korn und Vieh,
+ Korn und Vieh, Korn und Vieh;
+ das ist doch Idiotokratie, Tokratie, Tokratie,
+ Idiotokratie!
+
+
+POLIZIST:
+
+Halt deinen dummen Schnabel, Kasper, das verstehst du nicht; das ist die
+hohe Diplomatie. Sage mir lieber, wie dein Vater heisst, Kasper.
+
+
+KASPERLE:
+
+Das kann ich Ihnen durchaus nicht sagen, Sie neugieriger Iltis, alldieweil
+ich das selber nicht weiss. Ich glaube, ich hatte gar keinen Vater.
+
+
+POLIZIST:
+
+Und deine Mutter?
+
+
+KASPERLE:
+
+'ne Mutter? 'ne Mutter hab ich auch nicht gehabt. Bloss 'ne Grossmutter und
+'ne Urmama; die haben mich zusammen zur Welt gebracht.
+
+
+POLIZIST:
+
+Du bist 'n Ochse, Kasper, oder 'n Frechdachs; jeder Mensch hat doch 'ne
+Mutter.
+
+
+KASPERLE:
+
+'n Ochse? das waer was, ei der Daus! Was waer ich da wert bei den heutigen
+Fleischpreisen? wir wollen mal zusammen rechnen, Herr Kriegsminister.
+Also: ich wiege 150 Pfund, das Pfund kostet jetzt 8 Mark 50. Erst also 100
+mal 8 Mark 50--haengen wir einfach zwei Nullen an, das macht 85000 Mark;
+und dann noch 50 mal 8 Mark 50, das ist mir zu schwer, das kann ich nicht
+rechnen. Wissen Sie's vielleicht, Herr Kriegsrat?
+
+
+POLIZIST:
+
+Na, das sind ungefaehr 4000 Mark, Kasperle; es ist ja auch schon lange her,
+dass ich in der Schule war.
+
+
+KASPERLE:
+
+Also, ich hatte 85000 Mark; und Ihre 4000 Mark dazu, macht 100000 Mark.
+Sehn Sie, Herr Kriegsminister, soviel ist der Kasper werf, wenn er ein
+Ochse ist; hihi, was sagen Sie nun, Herr Oberkanonenrat? Was mag man da
+erst wert sein, Sie, wenn man ein fettes Schwein ist! Wissen Sie was:
+wir wollen beide Bauern werden und fette Schweine zusammen ausbrueten.
+(Er singt):
+
+ O waer ich doch ein Oechselein,
+ Oechselein, Oechselein,
+ oder auch ein fettes Schwein,
+ fettes Schwein, fettes Schwein,
+ dann poekelt' ich mich selber ein,
+ si- sa- selber ein.
+ Da kaem ich in ein grosses Fass,
+ grosses Fass, grosses Fass,
+ da rollt' ich in das Kellergelass,
+ Kellergelass, Kellergelass,
+ da haett ich fuer den Winter was,
+ Wi- Wa- Winter was.
+
+
+POLIZIST (packt ihn):
+
+Ach was, vorwaerts marsch mit dir in den Krieg! und hast-du-nicht-gesehn
+ins Feuer!
+
+
+KASPERLE:
+
+Ins Feuer soll ich? Ich ins Feuer? Aber ich bin doch keine Presskohle,
+Herr Oberheizer, dass ich ins Feuer soll? (Er ruft ins Haus): Grossmama,
+mein Puttchen, du alte Knochenmuehle! komm doch mal her, aber putz dich
+nicht erst! man will dein Kasperle ins Feuer stecken! (Grossmutter kommt.)
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+Was ist denn los? Was schreist du so, Kasperchen?
+
+
+POLIZIST:
+
+Er muss in den Krieg und will nicht, der Racker!
+
+
+GROSSMUTTER:
+
+O Gott, o Gott, in den Krieg, mein Herzblatt? Da werden sie dich
+totschiessen, armes Kasperchen! Ogottogottogottedoch!
+
+
+KASPERLE:
+
+Lass man, Omamachen wenn sie schiessen wollen, nehm ich meine Pritsche und
+hau sie selber tot. Guck mal, so--so--haste-nich-gesehn--(er haut den
+Polizisten tot, wirft ihn ueber die Rampe und sagt dabei:) Ja, quiek man!
+den Kasper krigst du nicht! der lebt ewig, du oller Rasselsaebel!--
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER UeBERSCHRIFTEN
+
+
+
+Gruss an die Grossen
+Gruss an die Kleinen
+
+
+
+ERSTER TEIL
+
+
+Wunderchen
+Geht leise
+Wittewoll schlafen
+Fruehstueck
+Seereise
+So lala
+Mein Wagen
+Kutscher auf dem Knie
+Ereignis
+Heilspruechel
+Schlimme Geschichte
+Austreibung
+Wenn Rumpumpel brummig ist
+Der Pudding
+Zwei Maeulchen
+Mueckebold
+Das Scherchen
+Geschichtchen vom Winde
+Anziehliedchen
+Das Laemmechen
+Die wilden Beinchen
+Der lumpichte Bu
+Tintenheinz und Plaetscherlottchen
+Es regnet
+Troesterchen
+Haeschen in der Grube
+Hasenspiel
+Drei Baeumchen
+Schabernack
+Am Abend
+Gutenachtliedchen
+Freund Husch
+Rumpumpels Geburtstag
+Mutters Geburtstag
+Rumpumpel tanzt
+Kreiselliedchen
+Konzert
+Die ersten Hoeschen
+Der kleine Suender
+Flutschpeter
+Die Trommelpartie
+Rumpelreim
+Das Karnickel
+Lektion
+Lied des Huehnchens
+So sieht unsre Wirtschaft aus
+
+
+
+ZWEITER TEIL
+
+
+Das Haus
+Mit Trommel und Trab
+Siebenschlaefer
+Osterlied
+Maiwunder
+Hansel und Gretel
+Prinzesschen
+Das grosse Loch
+Zwei Gesellen
+Wenn's Pfingsten regnet
+Eine Huehnergeschichte
+Marieken und die Kueken
+Kinderkueche
+Essensregeln
+Die boese Mies
+Pottkieker
+Der Reitersmann
+Das richtige Pferd
+Der kleine Rekrut
+Der Hauptmann
+Abzaehlreim
+Fragefritze und die Plappertasche
+Plappermuendchen
+Puppendoktor
+Kleiner Einkauf
+Vaters Geburtstag
+Das Himmelsprinzesschen
+Windfreude
+Lied vom Monde
+Weihnachtsschnee
+Knecht Ruprecht in Noeten
+Frohe Botschaft
+Der liebe Weihnachtsmann
+Sankt Niklas' Auszug
+Bescheidene Frage
+
+
+
+DRITTER TEIL
+
+
+Widmung
+Sonne
+Marienlied
+Korsisches Wiegenlied
+Koenigskind
+Heimweh
+Elfenreigen
+Wiegenmaerchen
+Traumballade
+Mutter Hule
+Ein Singsang vom Rheine
+Badeballade
+Der Teufel und die Katz
+Der Esel und die Loewenhaut
+Ein Spatzengespraech
+Drei Koboldstreiche
+Spuk
+Der Maerchenkoenig und sein Toechterlein
+Weihnachtsgang
+Weihnachtsbesuch
+Koenig Kuchen und Koenigin Schokolade
+Der erste Mai
+Wetterwunsch
+Hammerliedchen
+Im Sonnenschein
+Wanderlied
+
+
+
+VIERTER TEIL
+
+Spruch fuers Leben
+Allerlei Raetsel:
+ 1) Windmuehle
+ 2) Die ersten Zaehnchen
+ 3) Sau-er-kraut
+ 4) Spitzbube
+ 5) Stiefelknecht
+ 6) Rebe--Eber; Recke--Ecker; Rotte--Otter; Rinde--Inder; Rabe--aber
+ 7) Matrone, Makrone, Marone
+ 8) Gitter, Rettig
+ 9) Vielleicht
+ 10) Zeit
+ 11) Schafwolle und Rindleder
+ 12) Versohlt
+ 13) Ueberlegen
+ 14) Saumselig
+ 15) Verzogen
+ 16) Drosselbart
+ 17) Nachbarschaft
+ 18) Der Rat
+ 19) Besessen
+ 20) Ausschlag
+ 21) Fassung
+ 22) Eingefallen
+ 23) Druckfehlerteufel
+ 24) Feuerwasser
+ 25) Wasserscheide, Scheiderwasser
+ 26) Winde
+ 27) Leiter
+ 28) Welle
+ 29) Donnerkeile
+ 30) Linsengericht
+ 31) A, Horn, A horn
+ 32) Aufschwung; Entfaltung; Sieg; Frieden
+ 33) Retter
+ 34) Verwachsen
+ 35) Verschieden
+ 36) Romantik
+ 37) Mode, modern
+ 38) Die Tinte
+ 39) Das Licht
+ 40) Die Zahl
+ 41) Die Stadt
+ 42) Geistreich
+ 43) Gerecht, Same, Gerechtsame
+ 44) Gedankenuebertragung
+Polterabendgedicht
+Hochzeitsgedicht
+Neujahrsspiel
+Kartoffelkomoedie: Raeuber und Prinzessin
+Kasperle und der Krieg
+
+
+
+
+
+VERZEICHNIS DER ANFANGSZEILEN
+
+
+
+Auf der hoechsten Berge Ruecken
+Auf der Leine, auf gruenem Platz
+Als ich noch klein war, war ich recht beschaulich
+Aus lichtem See
+Bei Koenig Kuchen und Koenigin Schokoladen
+Bluemchen haengt das Koepfchen
+Bummvallera ist nicht da
+Christkindchen lag im Stalle
+Das grosse Loch
+Das kann doch nicht Rumpumpel sein
+Das Wort pflegt zu erhoehn
+Der Bauer schlaeft im Hirsekraut
+Der Esel, der Esel
+Der Schneidermeister Piekenich
+Der Sommerabend ist so schoen
+Der Vater will's das Fritzchen
+Des Mondes Tochter Mirlamein
+Die alte Mutter Hule
+Die erste frisst
+Die ersten sind ein Untertan
+Die erste Silbe fuehrt die krause Schar
+Die Henne legt ein Ei
+Eia, wir Elfen
+Ein deutscher Meister war es, gottgesandt
+Ein Kaetzlein ging einst jagen
+Ein Muellersmann aus Oberwesel
+Ein Vogel flog aus dem Heimatland
+Er geht in sich, um sich zu pflegen
+Es laeuft und hat keine Beine
+Es regnet, es regnet
+Es tanzen zwei Gesellen
+Es war einmal ein Kaetzchen
+Es war zur lieben Weihnachtszeit
+Fixfax der arge Kobold spricht
+Flutschpeter lief nie gradeaus
+Fritz, ich moecht den Spaten haben
+Froh singt ihr Lied am Sommertag
+Frueh, eh ich's konnt begreifen
+Geht leise
+Gestern lief der Peter weg
+Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder
+Gruess Gott, ihr Leut, ich bin das Jahr
+Guten Morgen, ihr Beinchen
+Guten Tag, guten Tag, liebe Gruenkramfrau
+Hansel und Gretel stehen zu zwein
+Hans Wackelohr, Hans Wackelohr
+Haeschen in der Grube
+Has, Has, Osterhas
+Heini, Heini
+Herbei, ihr kleinen Wichte
+Herr Dreidel tanzt auf einem Bein
+Herr Steuermann, Herr Steuermann
+Hinter den Birken ueber den Rasen
+Hinueber, hinein
+Huehner, wollt ihr wohl artig sein
+Hurra, zum ersten Mal
+Husch, husch, husch
+Ich bau, ich bau ein steinern Haus
+Ich bin das Himmelsprinzesschen
+Ich bin der Hauptmann
+Ich bin eine kleine Sternschnuppe
+Ich bin nur klein, doch banne ich die Welt
+Ich habe Fluegel--rate, Kind
+Ich hab einen Helm aus Packpapier
+Ich hab keine Haende und kann doch tragen
+Ich moecht euch alle miteinander
+Ich naehre mich von fremden Stoffen
+Ich stand begehrlich am Worte
+Ich war in Fez durch die Buden gewandelt
+Ihr Kinder, sperrt die Naeschen auf
+Ihr Siebenschlaefer in den Hoehlen
+Im Stall unter Schaefchen baeht
+In alten Zeiten
+In eins-zwei-drei lebt ganz gemuetlich
+In Leipzig wohnt ein Baeckermeister
+In Not und Gefahr
+In Wolfenbuettel wohnt ein Lamm
+Jung jung drei Baeumchen
+Ka Struempferl im Kasten
+Klaenge wachsen auf den Wegen
+Klaerchen naehte an dem ersten
+Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
+Kraeht der Hahn frueh am Tage
+Kra, kra, kalter Schnee
+Kribbel-krabbel-Kaefer
+Laendliche Strassen, dicht beschneit
+Leise, Peterle, leise
+Leises Klopfen an der Tuere
+Lieber Doktor Pillermann
+Lise Nackfisch und Hans Pitschenass
+Maienkoenig schickt mich her
+Maikoenig kommt gefahren
+Maria herzt ihr Kindelein
+Mariechen war's; mit meinem Kuchen
+Marie-Marei-Marieken
+Marie-Marei will Braten machen
+Mein erstes ist ein Hund
+Mein erstes ist nicht wenig
+Mein erstes Wort, im engen Raum genaehrt
+Mein Reich ist unbegrenzt: bis in die fernste Zone
+Mein Strom ergiesst sich sickernd durch die Welt
+Mein Wagen hat vier Raeder
+Mueckchen, Mueckchen, Duennebein
+Musik, Musik, die Floete kommt
+Mutti, Mutti, was ist denn da drin
+Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten
+Nennst du das Ganze, toent es uns entgegen
+Oben aus dem Fahnenhaus
+Ohne Zepter, ohne Krone
+Pink, pank, Hammerschlag
+Pitsch--patsch--Badefass
+Putzt die Fenster! fegt die Ecken!
+Quellchen geht in den Rauschebach
+Rate, Freund, es ist nicht schwer
+Rechts, links, ueber Eck
+Ride-bide-Bummstock
+Rumpumpel macht 'ne Landpartie
+Rumpumpel tanzt
+Rumpumpel will essen
+Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus
+Sankt Nikolas, Sankt Nikolas
+Scheine, Sonne, scheine
+Schimmel, willst du laufen
+Schlafe, mein kleiner Wildling
+Schlafe ruhig, Koenigskind
+Schnell, schnell, Besen
+Schnipsel, schnipsel, Scherchen
+Sind es die Feinde, muss man sich wehren
+Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile
+Sitzen zwei alte Weiber im Sand
+So morgens um halb acht herum
+Sonnenlichter, Fruehlingswichter
+Sonne scheint draussen und scheint in die Grube
+Spitzt das Ohr und merkt euch still
+Standen vier weisse Ritterchen
+Steht ein Toepfchen rund und nett
+Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant
+Still--was bloss das Kaetzchen will
+Traumkoenig geht durch bleiches Land
+Tuck--tuck--heut ist Regentag
+Unser Mueller hat ein Muehlenhaus
+Viel Glieder hab ich, die einander gleichen
+Vor der Laube kraeht der Hahn
+Waechst einer alten Dame
+Wagen im Wind
+Waldtaube sass gefangen
+Wenn das R am Anfang steht
+Wenn der Wind ueber Wiesen und Felder rennt
+Wenn es von Freund und Liebchen kommt
+Wenn ich in die Stube geh
+Wer es hat, der ist betruebt
+Wer kommt dort angeflogen
+Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd
+Wer strampelt im Bettchen
+Wer tanzt mit mir
+Willst du das erste Wort stets sein und handeln
+Wind, Wind, sause
+Winkele, wankele
+Wir sind's gewiss in vielen Dingen
+Wir sind's mit Stamm und Vaterland
+Zwei Worte weiss ich, die einander feind
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Das liebe Nest, by Paula Dehmel
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS LIEBE NEST ***
+
+***** This file should be named 13732.txt or 13732.zip *****
+This and all associated files of various formats will be found in:
+ https://www.gutenberg.org/1/3/7/3/13732/
+
+Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online
+Distributed Proofreading Team.
+
+
+Updated editions will replace the previous one--the old editions
+will be renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no
+one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
+(and you!) can copy and distribute it in the United States without
+permission and without paying copyright royalties. Special rules,
+set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
+copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
+protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
+Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
+charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
+do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
+rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
+such as creation of derivative works, reports, performances and
+research. They may be modified and printed and given away--you may do
+practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
+subject to the trademark license, especially commercial
+redistribution.
+
+
+
+*** START: FULL LICENSE ***
+
+THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
+PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
+
+To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
+distribution of electronic works, by using or distributing this work
+(or any other work associated in any way with the phrase "Project
+Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
+Gutenberg-tm License (available with this file or online at
+https://gutenberg.org/license).
+
+
+Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
+electronic works
+
+1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
+electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
+and accept all the terms of this license and intellectual property
+(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
+the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
+all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
+If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
+Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
+terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
+entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
+
+1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
+used on or associated in any way with an electronic work by people who
+agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
+things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
+even without complying with the full terms of this agreement. See
+paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
+Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
+and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
+works. See paragraph 1.E below.
+
+1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
+or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an
+individual work is in the public domain in the United States and you are
+located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
+copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
+works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
+are removed. Of course, we hope that you will support the Project
+Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
+freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
+this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
+the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
+keeping this work in the same format with its attached full Project
+Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
+
+1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
+what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
+a constant state of change. If you are outside the United States, check
+the laws of your country in addition to the terms of this agreement
+before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
+creating derivative works based on this work or any other Project
+Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
+the copyright status of any work in any country outside the United
+States.
+
+1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
+
+1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
+access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
+whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
+phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
+Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
+copied or distributed:
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
+from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
+posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
+and distributed to anyone in the United States without paying any fees
+or charges. If you are redistributing or providing access to a work
+with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
+work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
+through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
+Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
+1.E.9.
+
+1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
+with the permission of the copyright holder, your use and distribution
+must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
+terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
+to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
+permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
+
+1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
+License terms from this work, or any files containing a part of this
+work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
+
+1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
+electronic work, or any part of this electronic work, without
+prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
+active links or immediate access to the full terms of the Project
+Gutenberg-tm License.
+
+1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
+compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
+word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
+distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
+"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
+posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
+you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
+copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
+request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
+form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
+License as specified in paragraph 1.E.1.
+
+1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
+performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
+unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
+
+1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
+access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
+that
+
+- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
+ you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
+ owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
+ has agreed to donate royalties under this paragraph to the
+ Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
+ must be paid within 60 days following each date on which you
+ prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
+ returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
+ sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
+ address specified in Section 4, "Information about donations to
+ the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
+ you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
+ does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
+ License. You must require such a user to return or
+ destroy all copies of the works possessed in a physical medium
+ and discontinue all use of and all access to other copies of
+ Project Gutenberg-tm works.
+
+- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
+ money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
+ electronic work is discovered and reported to you within 90 days
+ of receipt of the work.
+
+- You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg-tm works.
+
+1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
+electronic work or group of works on different terms than are set
+forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
+both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
+Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
+Foundation as set forth in Section 3 below.
+
+1.F.
+
+1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
+effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
+public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
+collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
+works, and the medium on which they may be stored, may contain
+"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
+property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
+computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
+your equipment.
+
+1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
+of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
+Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
+Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
+liability to you for damages, costs and expenses, including legal
+fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
+LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
+PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
+TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
+LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
+INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
+DAMAGE.
+
+1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
+defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
+receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
+written explanation to the person you received the work from. If you
+received the work on a physical medium, you must return the medium with
+your written explanation. The person or entity that provided you with
+the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
+refund. If you received the work electronically, the person or entity
+providing it to you may choose to give you a second opportunity to
+receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
+is also defective, you may demand a refund in writing without further
+opportunities to fix the problem.
+
+1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
+in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
+WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
+
+1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
+warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
+If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
+law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
+interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
+the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
+provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
+
+1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
+trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
+providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
+with this agreement, and any volunteers associated with the production,
+promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
+harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
+that arise directly or indirectly from any of the following which you do
+or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
+work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
+Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
+
+
+Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at https://pglaf.org
+
+For additional contact information:
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+with these requirements. We do not solicit donations in locations
+where we have not received written confirmation of compliance. To
+SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
+particular state visit https://pglaf.org
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+approach us with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including including checks, online payments and credit card
+donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate
+
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
+works.
+
+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
+concept of a library of electronic works that could be freely shared
+with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
+Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+
+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
+unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
+
+ https://www.gutenberg.org
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
diff --git a/old/13732.zip b/old/13732.zip
new file mode 100644
index 0000000..c7a353d
--- /dev/null
+++ b/old/13732.zip
Binary files differ