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| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 05:32:46 -0700 |
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If you are not located in the United States, you'll have +to check the laws of the country where you are located before using this ebook. + +Title: Philotas + +Author: Gotthold Ephraim Lessing + +Posting Date: October 12, 2014 [EBook #9159] +Release Date: October, 2005 +First Posted: September 9, 2003 + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS *** + + + + +Produced by Delphine Lettau, from files obtained from +Gutenberg Projekt-DE. + + + + + + + + + + +Philotas + +Gotthold Ephraim Lessing + +Ein Trauerspiel + + +Personen: + +Aridäus, König. +Strato, Feldherr des Aridäus. +Philotas, gefangen. +Parmenio, Soldat. + +Die Szene ist ein Zelt in dem Lager des Aridäus. + + + +Erster Auftritt. + +Philotas. + +So bin ich wirklich gefangen?--Gefangen!--Ein würdiger Anfang meiner +kriegerischen Lehrjahre!--O ihr Götter! O mein Vater!--Wie gern +überredte ich mich, daß alles ein Traum sei! Meine frühste Kindheit +hat nie etwas anders, als Waffen, und Läger, und Schlachten und Stürme +geträumet. Könnte der Jüngling nicht von Verlust und Entwaffnung +träumen?--Schmeichle dir nur, Philotas! Wenn ich sie nicht sähe, +nicht fühlte, die Wunde, durch die der erstarrten Hand das Schwert +entsank!--Man hat sie mir wider Willen verbunden. O der grausamen +Barmherzigkeit eines listigen Feindes! Sie ist nicht tödlich, sagte +der Arzt, und glaubte mich zu trösten.--Nichtswürdiger, sie sollte +tödlich sein!--Und nur eine Wunde, nur eine!--Wüßte ich, daß ich sie +tödlich machte, wenn ich sie wieder aufriss', und wieder verbinden +ließ', und wieder aufriss'--Ich rase, ich Unglücklicher!--Und was für +ein höhnisches Gesicht--itzt fällt mir es ein--mir der alte Krieger +machte, der mich vom Pferde riß! Er nannte mich: Kind!--Auch sein +König muß mich für ein Kind, für ein verzärteltes Kind halten. In was +für ein Zelt hat er mich bringen lassen! Aufgeputzt, mit allen +Bequemlichkeiten versehen! Es muß einer von seinen Beischläferinnen +gehören. Ein ekler Aufenthalt für einen Soldaten! Und anstatt +bewacht zu werden, werde ich bedienet. Hohnsprechende Höflichkeit!-- + + + +Zweiter Auftritt. + +Strato. Philotas. + + +Strato. Prinz-- + +Philotas. Schon wieder ein Besuch? Alter, ich bin gern allein. + +Strato. Prinz, ich komme auf Befehl des Königs-- + +Philotas. Ich verstehe dich! Es ist wahr, ich bin deines Königs +Gefangener, und es stehet bei ihm, wie er mir will begegnen lassen-- +Aber höre, wenn du der bist, dessen Miene du trägst--bist du ein alter +ehrlicher Kriegsmann, so nimm dich meiner an, und bitte den König, daß +er mir als einem Soldaten, und nicht als einem Weibe begegnen lasse. + +Strato. Er wird gleich bei dir sein; ich komme, ihn zu melden. + +Philotas. Der König bei mir? und du kömmst, ihn zu melden?--Ich will +nicht, daß er mir eine von den Erniedrigungen erspare, die sich ein +Gefangener muß gefallen lassen.--Komm, führe mich zu ihm! Nach dem +Schimpfe, entwaffnet zu sein, ist mir nichts mehr schimpflich. + +Strato. Prinz, deine Bildung, voll jugendlicher Anmut, verspricht ein +sanftres Gemüt. + +Philotas. Laß meine Bildung unverspottet! Dein Gesicht voll Narben +ist freilich ein schöners Gesicht-- + +Strato. Bei den Göttern! eine große Antwort! Ich muß dich bewundern +und lieben. + +Philotas. Möchtest du doch, wenn du mich nur erst gefürchtet hättest. + + +Strato. Immer heldenmütiger! Wir haben den schrecklichsten Feind vor +uns, wenn unter seiner Jugend der Philotas viel sind. + +Philotas. Schmeichle mir nicht!--Euch schrecklich zu werden, müssen +sie mit meinen Gesinnungen größre Taten verbinden. Darf ich deinen +Namen wissen? + +Strato. Strato. + +Philotas. Strato? Der tapfre Strato, der meinen Vater am Lykus +schlug?-- + +Strato. Gedenke mir dieses zweideutigen Sieges nicht! Und wie blutig +rächte sich dein Vater in der Ebene Methymna! So ein Vater muß so +einen Sohn haben. + +Philotas. O dir darf ich es klagen, du würdigster der Feinde meines +Vaters, dir darf ich mein Schicksal klagen.--Nur du kannst mich ganz +verstehen; denn auch dich, auch dich hat das herrschende Feuer der +Ehre, der Ehre fürs Vaterland zu bluten, in deiner Jugend verzehrt. +Wärest du sonst, was du bist?--Wie habe ich ihn nicht, meinen Vater, +seit sieben Tagen--denn erst sieben Tage kleidet mich die männliche +Toga--wie habe ich ihn nicht gebeten, gefleht, beschworen, siebenmal +alle sieben Tage auf den Knieen beschworen, zu verstatten, daß ich +nicht umsonst der Kindheit entwachsen sei, und mich mit seinen +Streitern ausziehen zu lassen, die mir schon längst so manche Träne +der Nacheiferung gekostet. Gestern bewegte ich ihn, den besten Vater, +denn Aristodem half mir bitten.--Du kennst ihn, den Aristodem; er ist +meines Vaters Strato.--"Gib mir, König, den Jüngling morgen mit," +sprach Aristodem; "ich will das Gebirge durchstreifen, um den Weg nach +Cäsarea offen zu halten."--"Wenn ich euch nur begleiten könnte", +seufzte mein Vater.--Er liegt noch an seinen Wunden krank.--"Doch es +sei!" und hiermit umarmte mich mein Vater. O was fühlte der +glückliche Sohn in dieser Umarmung!--Und die Nacht, die darauf folgte! +Ich schloß kein Auge; doch verweilten mich Träume der Ehre und des +Sieges bis zur zweiten Nachtwache auf dem Lager.--Da sprang ich auf, +warf mich in den neuen Panzer, strich die ungelockten Haare unter den +Helm, wählte unter den Schwertern meines Vaters, dem ich gewachsen zu +sein glaubte, stieg zu Pferde; und hatte ein Roß schon müde gespornt, +noch ehe die silberne Drommete die befohlne Mannschaft weckte. Sie +kamen, und ich sprach mit jedem meiner Begleiter, und da drückte mich +mancher wackere Krieger an seine narbigte Brust! Nur mit meinem Vater +sprach ich nicht; denn ich zitterte, wenn er mich noch einmal sähe, er +möchte sein Wort widerrufen.--Nun zogen wir aus! An der Seite der +unsterblichen Götter kann man nicht glücklicher sein, als ich an der +Seite Aristodems mich fühlte! Auf jeden seiner anfeuernden Blicke +hätte ich, ich allein, ein Heer angegriffen und mich in der +feindlichen Eisen gewissesten Tod gestürzet. In stiller +Entschlossenheit freute ich mich auf jeden Hügel, von dem ich in der +Ebene Feinde zu entdecken hoffte; auf jede Krümmung des Tals, hinter +der ich auf sie zu stoßen mir schmeichelte. Und da ich sie endlich +von der waldigten Höhe auf uns stürzen sahe; ihnen bergan entgegen +flog--rufe dir, ruhmvoller Greis, die seligste deiner jugendlichen +Entzückungen zurück--du konntest nie entzückter sein!--Aber nun, nun +sieh mich, Strato, sieh mich von dem Gipfel meiner hohen Erwartungen +schimpflich herabstürzen! O wie schaudert mich, diesen Fall in +Gedanken noch einmal zu stürzen!--Ich war zu weit vorausgeeilt; ich +ward verwundet und--gefangen! Armseliger Jüngling, nur auf Wunden +hieltest du dich, nur auf den Tod gefaßt,--und wirst gefangen. So +schicken die strengen Götter, unsere Fassung zu vereiteln, nur immer +unvorhergesehenes Übel?--Ich weine; ich muß weinen, ob ich mich schon, +von dir darum verachtet zu werden, scheue. Aber verachte mich nicht!-- +Du wendest dich weg? + +Strato. Ich bin unwillig; du hättest mich nicht so bewegen sollen.-- +Ich werde mit dir zum Kinde-- + +Philotas. Nein; höre, warum ich weine! Es ist kein kindisches Weinen, +das du mit deiner männlichen Träne zu begleiten würdigest--Was ich +für mein größtes Glück hielt, die zärtliche Liebe, mit der mich mein +Vater liebt, wird mein größtes Unglück. Ich fürchte, ich fürchte; er +liebt mich mehr, als er sein Reich liebt! Wozu wird er sich nicht +verstehen, was wird ihm dein König nicht abdringen, mich aus der +Gefangenschaft zu retten! Durch mich Elenden wird er an einem Tage +mehr verlieren, als er in drei langen mühsamen Jahren, durch das Blut +seiner Edeln, durch sein eignes Blut gewonnen hat. Mit was für einem +Angesichte soll ich wieder vor ihm erscheinen; ich, sein schlimmster +Feind? Und meines Vaters Untertanen--künftig einmal die meinigen, +wenn ich sie zu regieren mich würdig gemacht hätte--wie werden sie den +ausgelösten Prinzen ohne die spöttischste Verachtung unter sich dulden +können? Wann ich denn vor Scham sterbe und unbedauert hinab zu den +Schatten schleiche, wie finster und stolz werden die Seelen der Helden +bei mir vorbeiziehen, die dem Könige die Vorteile mit ihrem Leben +erkaufen mußten, deren er sich als Vater für einen unwürdigen Sohn +begibt.--O das ist mehr, als eine fühlende Seele ertragen kann! + +Strato. Fasse dich, lieber Prinz! Es ist der Fehler des Jünglings, +sich immer für glücklicher, oder unglücklicher zu halten, als er ist. +Dein Schicksal ist so grausam noch nicht; der König nähert sich, und +du wirst aus seinem Munde mehr Trost hören. + + + +Dritter Auftritt. + +König Aridäus. Philotas. Strato. + + +Aridäus. Kriege, die Könige unter sich zu führen gezwungen werden, +sind keine persönliche Feindschaften.--Laß dich umarmen, mein Prinz! +O welcher glücklichen Tage erinnert mich deine blühende Jugend! So +blühte die Jugend deines Vaters! Dies war sein offenes, sprechendes +Auge; dies seine ernste, redliche Miene; dies sein edler Anstand!-- +Noch einmal laß dich umarmen; ich umarme deinen jüngern Vater in dir. +--Hast du es nie von ihm gehört, Prinz, wie vertraute Freunde wir in +deinem Alter waren? Das war das selige Alter, da wir uns noch ganz +unserm Herzen überlassen durften. Bald aber wurden wir beide zum +Throne gerufen, und der sorgende König, der eifersüchtige Nachbar +unterdrückte, leider! den gefälligen Freund.-- + +Philotas. Verzeih, o König, wenn du mich in Erwiderung so süßer Worte +zu kalt findest. Man hat meine Jugend denken, aber nicht reden +gelehrt.--Was kann es mir itzt helfen, daß du und mein Vater einst +Freunde waren? Waren: so sagst du selbst. Der Haß, den man auf +verloschne Freundschaft pfropfet, muß, unter allen, die tödlichsten +Früchte bringen;--oder ich kenne das menschliche Herz zu wenig.-- +Verzögere daher, König, verzögere meine Verzweiflung nur nicht. Du +hast als der höfliche Staatsmann gesprochen; sprich nun als der +Monarch, der den Nebenbuhler seiner Größe ganz in seiner Gewalt hat. + +Strato. O laß ihn, König, die Ungewißheit seines Schicksals nicht +länger peinigen.-- + +Philotas. Ich danke, Strato!--Ja, laß mich es nur gleich hören, wie +verabscheuungswürdig du einen unglücklichen Sohn seinem Vater machen +willst. Mit welchem schimpflichen Frieden, mit welchen Ländern soll +er ihn erkaufen? Wie klein und verächtlich soll er werden, um nicht +verwaist zu bleiben?--O mein Vater!-- + +Aridäus. Auch diese frühe, männliche Sprache, Prinz, war deines +Vaters! So höre ich dich gern! Und möchte, meiner nicht minder +würdig, auch mein Sohn itzt vor deinem Vater so sprechen!-- + +Philotas. Wie meinst du das?-- + +Aridäus. Die Götter--ich bin es überzeugt--wachen für unsere Tugend, +wie sie für unser Leben wachen. Die so lang als mögliche Erhaltung +beider ist ihr geheimes, ewiges Geschäft. Wo weiß ein Sterblicher, +wie böse er im Grunde ist, wie schlecht er handeln würde, ließen sie +jeden verführerischen Anlaß, sich durch kleine Taten zu beschimpfen, +ganz auf ihn wirken?--Ja, Prinz, vielleicht wäre ich der, den du mich +glaubst; vielleicht hätte ich nicht edel genug gedacht, das +wunderliche Kriegesglück, das dich mir in die Hände liefert, +bescheiden zu nützen; vielleicht würde ich durch dich ertrotzt haben, +was ich zu erfechten nicht länger wagen mögen; vielleicht--Doch +fürchte nichts; allen diesen "Vielleicht" hat eine höhere Macht +vorgebauet; ich kann deinen Vater seinen Sohn nicht teurer erkaufen +lassen als--durch den meinigen. + +Philotas. Ich erstaune! Du gibst mir zu verstehen-- + +Aridäus. Daß mein Sohn deines Vaters Gefangener ist, wie du meiner.-- + +Philotas. Dein Sohn meines Vaters? Dein Polytimet?--Seit wenn? Wie? +Wo? + +Aridäus. So wollt' es das Schicksal! Aus gleichen Wagschalen nahm es +auf einmal gleiche Gewichte, und die Schalen blieben noch gleich. + +Strato. Du willst nähere Umstände wissen.--Eben dasselbe Geschwader, +dem du zu hitzig entgegen eiltest, führte Polytimet; und als dich die +Deinigen verloren erblickten, erhob sie Wut und Verzweiflung über alle +menschliche Stärke. Sie brachen ein, und alle stürmten sie auf den +einen, in welchem sie ihres Verlustes Ersetzung sahen. Das Ende weißt +du.--Nun nimm noch von einem alten Soldaten die Lehre an: Der Angriff +ist kein Wettrennen; nicht der, welcher zuerst, sondern welcher zum +sichersten auf den Feind trifft, hat sich dem Siege genähert. Das +merke dir, zu feuriger Prinz; sonst möchte der werdende Held im ersten +Keime ersticken. + +Aridäus. Strato, du machst den Prinzen durch deine, zwar +freundschaftliche, Warnung verdrießlich. Wie finster er da steht!-- + +Philotas. Nicht das! Aber laß mich; in tiefe Anbetung der Vorsicht +verloren-- + +Aridäus. Die beste Anbetung, Prinz, ist dankbare Freude. Ermuntere +dich! Wir Väter wollen uns unsere Söhne nicht lange vorenthalten. +Mein Herold hält sich bereits fertig; er soll gehen und die +Auswechselung beschleunigen. Aber du weißt wohl, freudige Nachrichten, +die wir allein vom Feinde erfahren, scheinen Fallstricke. Man könnte +argwohnen, du seist vielleicht an deiner Wunde gestorben. Es wird +daher nötig sein, daß du selbst mit dem Herolde einen unverdächtigen +Boten an deinen Vater sendest. Komm mit mir! Suche dir einen unter +den Gefangenen, den du deines Vertrauens würdigen kannst.-- + +Philotas. So willst du, daß ich mich vervielfältiget verabscheuen +soll? In jedem der Gefangenen werde ich mich selbst erblicken.-- +Schenke mir diese Verwirrung. + +Aridäus. Aber-- + +Philotas. Unter den Gefangenen muß sich Parmenio befinden. Den +schicke mir her; ich will ihn abfertigen. + +Aridäus. Wohl; auch so! Komm, Strato! Prinz wir sehen uns bald +wieder. + + + +Vierter Auftritt. + +Philotas. + + +Götter! Näher konnte der Blitz, ohne mich ganz zu zerschmettern, +nicht vor mir niederschlagen. Wunderbare Götter! Die Flamme kehrt +zurück; der Dampf verfliegt, und ich war nur betäubt.--So war das mein +ganzes Elend, zu sehen, wie elend ich hätte werden können? Wie elend +mein Vater durch mich!--Nun darf ich wieder vor dir erscheinen, mein +Vater! Zwar noch mit niedergeschlagenen Augen; doch nur die Scham +wird sie niederschlagen, nicht das brennende Bewußtsein, dich mit mir +ins Verderben gerissen zu haben. Nun darf ich nichts von dir fürchten, +als einen Verweis mit Lächeln; kein stummes Trauren; keine, durch die +stärkere Gewalt der väterlichen Liebe erstickte Verwünschungen.-- + +Aber--ja, bei dem Himmel! ich bin zu gütig gegen mich. Darf ich mir +alle Fehler vergeben, die mir die Vorsicht zu vergeben scheinet? Soll +ich mich nicht strenger richten, als sie und mein Vater mich richten? +Die allzugütigen!--Sonst jede der traurigen Folgen meiner +Gefangenschaft konnten die Götter vernichten; nur eine konnten sie +nicht: die Schande! Zwar jene leicht verfliegende wohl, die von der +Zunge des Pöbels strömt; aber nicht die wahre dauernde Schande, die +hier der innere Richter, mein unparteiisches Selbst, über mich +ausspricht!-- + +Und wie leicht ich mich verblende! Verlieret mein Vater durch mich +nichts? Der Ausschlag, den der gefangene Polytimet,--wenn ich nicht +gefangen wäre,--auf seine Seite brächte, der ist nichts!--Nur durch +mich wird er nichts!--Das Glück hätte sich erkläret, für wen es sich +erklären sollte; das Recht meines Vaters triumphierte, wäre Polytimet, +nicht Philotas und Polytimet gefangen!-- + +Und nun--welcher Gedanke war es, den ich itzt dachte? Nein; den ein +Gott in mir dachte--Ich muß ihm nachhängen! Laß dich fesseln, +flüchtiger Gedanke!--Itzt denke ich ihn wieder! Wie weit er sich +verbreitet, und immer weiter; und nun durchstrahlt er meine ganze +Seele!-- + +Was sagte der König? Warum wollte er, daß ich zugleich selbst einen +unverdächtigen Boten an meinen Vater schicken sollte? Damit mein +Vater nicht argwohne--wo waren ja seine eigne Worte--, ich sei bereits +an meiner Wunde gestorben.--Also meint er doch, wenn ich bereits an +meiner Wunde gestorben wäre, so würde die Sache ein ganz anders Ansehn +gewinnen? Würde sie das? Tausend Dank für diese Nachricht! Tausend +Dank!--Und freilich! Denn mein Vater hätte alsdenn einen gefangenen +Prinzen, für den er sich alles bedingen könnte; und der König, sein +Feind, hätte--den Leichnam eines gefangenen Prinzen, für den er nichts +fordern könnte; den er--müßte begraben oder verbrennen lassen, wenn er +ihm nicht zum Abscheu werden sollte. + +Gut! das begreif' ich! Folglich, wenn ich, ich elender Gefangener, +meinem Vater den Sieg noch in die Hände spielen will, worauf kömmt es +an? Aufs Sterben. Auf weiter nichts?--O fürwahr; der Mensch ist +mächtiger, als er glaubt, der Mensch, der zu sterben weiß! + +Aber ich? ich, der Keim, die Knospe eines Menschen, weiß ich zu +sterben? Nicht der Mensch, der vollendete Mensch allein, muß es +wissen; auch der Jüngling, auch der Knabe; oder er weiß gar nichts. +Wer zehn Jahre gelebt hat, hat zehn Jahre Zeit gehabt, sterben zu +lernen; und was man in zehn Jahren nicht lernt, das lernt man auch in +zwanzig, in dreißig und mehrern nicht. + +Alles, was ich werden können, muß ich durch das zeigen, was ich schon +bin. Und was könnte ich, was wollte ich werden? Ein Held.--Wer ist +ein Held?--O mein abwesender vortrefflicher Vater, itzt sei ganz in +meiner Seele gegenwärtig!--Hast du mich nicht gelehrt, ein Held sei +ein Mann, der höhere Güter kennt als das Leben? Ein Mann, der sein +Leben dem Wohle des Staats geweihet; sich, den einzeln, dem Wohle +vieler? Ein Held sei ein Mann--Ein Mann? Also kein Jüngling, mein +Vater?--Seltsame Frage! Gut, daß sie mein Vater nicht gehöret hat! +Er müßte glauben, ich sähe es gern, wenn er Nein darauf antwortete.-- +Wie alt muß die Fichte sein, die zum Maste dienen soll? Wie alt? Sie +muß hoch genug, und muß stark genug sein. + +Jedes Ding, sagte der Weltweise, der mich erzog, ist vollkommen, wenn +es seinen Zweck erfüllen kann. Ich kann meinen Zweck erfüllen, ich +kann zum Besten des Staats sterben: ich bin vollkommen also, ich bin +ein Mann. Ein Mann, ob ich gleich noch vor wenig Tagen ein Knabe war. + + +Welch Feuer tobt in meinen Adern? Welche Begeisterung befällt mich? +Die Brust wird dem Herzen zu eng!--Geduld, mein Herz! Bald will ich +dir Luft machen! Bald will ich dich deines einförmigen langweiligen +Dienstes erlassen! Bald sollst du ruhen, und lange ruhen-- + +Wer kömmt? Es ist Parmenio.--Geschwind entschlossen!--Was muß ich zu +ihm sagen? Was muß ich durch ihn meinem Vater sagen lassen?--Recht! +das muß ich sagen, das muß ich sagen lassen. + + + +Fünfter Auftritt. + +Parmenio. Philotas. + + +Philotas. Tritt näher, Parmenio.--Nun? warum so schüchtern? So +voller Scham? Wessen schämst du dich? Deiner, oder meiner? + +Parmenio: Unser beider, Prinz. + +Philotas. Immer sprich, wie du denkst. Freilich, Parmenio, müssen +wir beide nicht viel taugen, weil wir uns hier befinden. Hast du +meine Geschichte bereits gehört? + +Parmenio. Leider! + +Philotas. Und als du sie hörtest?-- + +Parmenio. Ich bedauerte dich, ich bewunderte dich, ich verwünschte +dich, ich weiß selbst nicht, was ich alles tat. + +Philotas. Ja, ja! Nun aber, da du doch wohl auch erfahren, daß das +Unglück so groß nicht ist, weil gleich darauf Polytimet von den +Unserigen-- + +Parmenio. Ja nun; nun möchte ich fast lachen. Ich finde, daß das +Glück zu einem kleinen Schlage, den es uns versetzen will, oft +erschrecklich weit ausholt. Man sollte glauben, es wolle uns +zerschmettern, und hat uns am Ende nichts, als eine Mücke auf der +Stirne totgeschlagen. + +Philotas. Zur Sache!--Ich soll dich mit dem Herolde des Königs zu +meinem Vater schicken. + +Parmenio. Gut! So wird deine Gefangenschaft der meinigen das Wort +sprechen. Ohne die gute Nachricht, die ich ihm von dir bringen werde, +und die eine freundliche Miene wohl wert ist, hätte ich mir eine +ziemlich frostige von ihm versprechen müssen. + +Philotas. Nein, ehrlicher Parmenio; nun im Ernst! Mein Vater weiß es, +daß dich der Feind verblutet und schon halb erstarrt von der Walstatt +aufgehoben. Laß prahlen, wer prahlen will; der ist leicht gefangen zu +nehmen, den der nahende Tod schon entwaffnet hat.--Wie viele Wunden +hast du nun, alter Knecht?-- + +Parmenio. O, davon konnte ich sonst eine lange Liste hersagen. Itzt +aber habe ich sie um ein gut Teil verkürzt. + +Philotas. Wie das? + +Parmenio. Ha! Ich rechne nun nicht mehr die Glieder, an welchen ich +verwundet bin; Zeit und Atem zu ersparen, zähle ich die, an welchen +ich es nicht bin.--Kleinigkeiten bei dem allem! Wozu hat man die +Knochen anders, als daß sich die feindlichen Eisen darauf schartig +hauen sollen? + +Philotas. Das ist wacker!--Aber nun--was willst du meinem Vater +sagen? + +Parmenio. Was ich sehe; daß du dich wohl befindest. Denn deine Wunde, +wenn man mir anders die Wahrheit gesagt hat,-- + +Philotas. Ist so gut als keine. + +Parmenio. Ein kleines liebes Andenken. Dergleichen uns ein +inbrünstiges Mädchen in die Lippe beißt. Nicht wahr, Prinz? + +Philotas. Was weiß ich davon? + +Parmenio. Nu, nu; kömmt Zeit, kömmt Erfahrung.--Ferner will ich +deinem Vater sagen, was ich glaube, daß du wünschest-- + +Philotas. Und was ist das? + +Parmenio. Je eher, je lieber wieder bei ihm zu sein. Deine kindliche +Sehnsucht, deine bange Ungeduld-- + +Philotas. Mein Heimweh lieber gar. Schalk! warte, ich will dich +anders denken lehren! + +Parmenio. Bei dem Himmel, das mußt du nicht! Mein lieber +frühzeitiger Held, laß dir das sagen: Du bist noch Kind! Gib nicht zu, +daß der rauhe Soldat das zärtliche Kind so bald in dir ersticke. Man +möchte sonst von deinem Herzen nicht zum besten denken; man möchte +deine Tapferkeit für angeborne Wildheit halten. Ich bin auch Vater, +Vater eines einzigen Sohnes, der nur wenig älter als du, mit gleicher +Hitze--du kennst ihn ja. + +Philotas. Ich kenne ihn. Er verspricht alles, was sein Vater +geleistet hat. + +Parmenio. Aber wüßte ich, daß sich der junge Wildfang nicht in allen +Augenblicken, die ihm der Dienst frei läßt, nach seinem Vater sehnte, +und sich nicht so nach ihm sehnte, wie sich ein Lamm nach seiner +Mutter sehnet: so möchte ich ihn gleich--siehst du!--nicht erzeugt +haben. Itzt muß er mich noch mehr lieben, als ehren. Mit dem Ehren +werde ich mich so Zeit genug müssen begnügen lassen; wenn nämlich die +Natur den Strom seiner Zärtlichkeit einen andern Weg leitet; wenn er +selbst Vater wird.--Werde nicht ungehalten, Prinz. + +Philotas. Wer kann auf dich ungehalten werden?--Du hast recht! Sage +meinem Vater alles, was du glaubest, daß ihm ein zärtlicher Sohn bei +dieser Gelegenheit muß sagen lassen. Entschuldige meine jugendliche +Unbedachtsamkeit, die ihn und sein Reich fast ins Verderben gestürzt +hätte. Bitte ihn, mir meinen Fehler zu vergeben. Versichere ihn, daß +ich ihn nie durch einen ähnlichen Fehler wieder daran erinnern will; +daß ich alles tun will, damit er ihn auch vergessen kann. Beschwöre +ihn-- + +Parmenio. Laß mich nur machen! So etwas können wir Soldaten recht +gut sagen.--Und besser als ein gelehrter Schwätzer; denn wir sagen es +treuherziger.--Laß mich nur machen! Ich weiß schon alles.--Lebe wohl, +Prinz; ich eile-- + +Philotas. Verzieh! + +Parmenio. Nun?--Und welch feierliches Ansehen gibst du dir auf +einmal? + +Philotas. Der Sohn hat dich abgefertiget, aber noch nicht der Prinz.-- +Jener mußte fühlen; dieser muß überlegen. Wie gern wollte der Sohn +gleich itzt, wie gern wollte er noch eher, als möglich, wieder um +seinen Vater, um seinen geliebten Vater sein; aber der Prinz--der +Prinz kann nicht.--Höre! + +Parmenio. Der Prinz kann nicht? + +Philotas. Und will nicht. + +Parmenio. Will nicht? + +Philotas. Höre! + +Parmenio. Ich erstaune-- + +Philotas. Ich sage, du sollst hören und nicht erstaunen. Höre! + +Parmenio. Ich erstaune, weil ich höre. Es hat geblitzt, und ich +erwarte den Schlag.--Rede!--Aber, junger Prinz, keine zweite +Übereilung!-- + +Philotas. Aber, Soldat, kein Vernünfteln!--Höre! Ich habe meine +Ursachen, nicht eher ausgelöset zu sein, als morgen. Nicht eher als +morgen! Hörst du?--Sage also unserm Könige, daß er sich an die +Eilfertigkeit des feindlichen Herolds nicht kehre. Eine gewisse +Bedenklichkeit, ein gewisser Anschlag nötige den Philotas zu dieser +Verzögerung.--Hast du mich verstanden? + +Parmenio. Nein! + +Philotas. Nicht? Verräter!-- + +Parmenio. Sachte, Prinz! Ein Papagei versteht nicht, aber er behält, +was man ihm vorsagt. Sei unbesorgt. Ich will deinem Vater alles +wieder herplappern, was ich von dir höre. + +Philotas. Ha! ich untersagte dir, zu vernünfteln, und das verdreußt +dich. Aber wie bist denn du so verwöhnt? Haben dir alle deine +Befehlshaber Gründe gesagt?-- + +Parmenio. Alle, Prinz; ausgenommen die jungen. + +Philotas. Vortrefflich! Parmenio, wenn ich so empfindlich wäre, als +du-- + +Parmenio. Und doch kann nur derjenige meinen blinden Gehorsam +heischen, dem die Erfahrung doppelte Augen gegeben. + +Philotas. Bald werde ich dich also um Verzeihung bitten müssen.--Nun +wohl, ich bitte dich um Verzeihung, Parmenio. Murre nicht, Alter! +Sei wieder gut, alter Vater!--Du bist freilich klüger, als ich. Aber +nicht die Klügsten allein haben die besten Einfälle. Gute Einfälle +sind Geschenke des Glückes; und das Glück, weißt du wohl, beschenkt +den Jüngling oft lieber, als den Greis. Denn das Glück ist blind. +Blind, Parmenio; stockblind gegen alles Verdienst. Wenn es das nicht +wäre, müßtest du nicht schon lange Feldherr sein? + +Parmenio. Sieh, wie du zu schmeicheln weißt, Prinz--Aber im Vertrauen, +lieber Prinz! Willst du mich nicht etwa bestechen? mit +Schmeicheleien bestechen? + +Philotas. Ich, schmeicheln! Und dich bestechen! Du bist der Mann, +der sich bestechen läßt! + +Parmenio. Wenn du so fortfährest, so kann ich es werden. Schon traue +ich mir selbst nicht mehr recht! + +Philotas. Was wollte ich also sagen?--So einen guten Einfall nun, +wollte ich sagen, als das Glück oft in das albernste Gehirn wirft, so +einen habe ich itzo ertappt. Bloß ertappt; von dem Meinigen ist nicht +das geringste dazugekommen. Denn hätte mein Verstand, meine +Erfindungskraft einigen Anteil daran; würde ich ihn nicht gern mit dir +überlegen wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit dir überlegen; er +verschwindet, wenn ich ihn mitteile; so zärtlich, so fein ist er, ich +getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie mich +der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs höchste könnte ich +dir nur sagen, was er nicht ist--Möglich zwar genug, daß es im Grunde +ein kindischer Einfall ist; ein Einfall, den ich für einen glücklichen +Einfall halte, weil ich noch keinen glücklichern gehabt habe. Aber +mag er doch; kann er nichts nützen, so kann er doch auch nichts +schaden. Das weiß ich gewiß; es ist der unschädlichste Einfall von +der Welt; so unschädlich als--als ein Gebet. Wirst du deswegen zu +beten unterlassen, weil du nicht ganz gewiß weißt, ob dir das Gebet +helfen wird?--Verdirb mir immer also meine Freude nicht, Parmenio, +ehrlicher Parmenio! Ich bitte dich, ich umarme dich--Wenn du mich nur +ein klein wenig lieb hast--Willst du? Kann ich mich darauf verlassen? +Willst du machen, daß ich erst morgen ausgewechselt werde? Willst +du? + +Parmenio. Ob ich will? Muß ich nicht? muß ich nicht?--Höre, Prinz, +wenn du einmal König wirst, gib dich nicht mit dem Befehlen ab. +Befehlen ist ein unsicheres Mittel, befolgt zu werden. Wem du etwas +recht Schweres aufzulegen hast, mit dem mache es, wie du es itzt mit +mir gemacht hast, und wenn er dir alsdenn seinen Gehorsam verweigert-- +Unmöglich! Er kann dir ihn nicht verweigern! Ich muß auch wissen, +was ein Mann verweigern kann. + +Philotas. Was Gehorsam? Was hat die Freundschaft, die du mir +erweisest, mit dem Gehorsam zu tun? Willst du, mein Freund?-- + +Parmenio. Hör' auf! hör' auf! Du hast mich schon ganz. Ja doch, +ich will alles. Ich will es, ich will es deinem Vater sagen, daß er +dich erst morgen auslösen soll. Warum zwar erst morgen,--das weiß ich +nicht! Das brauch' ich nicht zu wissen! Das braucht auch er nicht zu +wissen. Genug, ich weiß, daß du es willst. Und ich will alles, was +du willst. Willst du sonst nichts? Soll ich sonst nichts tun? Soll +ich für dich durchs Feuer rennen? Mich für dich vom Felsen +herabstürzen? Befiehl nur, mein lieber kleiner Freund, befiehl! Itzt +tu' ich dir alles! Sogar--sage ein Wort, und ich will für dich ein +Verbrechen, ein Bubenstück begehen! Die Haut schaudert mir zwar; aber +doch Prinz, wenn du willst, ich will, ich will-- + +Philotas. O mein bester, feuriger Freund! O du--wie soll ich dich +nennen?--du Schöpfer meines künftigen Ruhmes! Dir schwöre ich bei +allem, was mir heilig ist, bei der Ehre meines Vaters, bei dem Glücke +seiner Waffen, bei der Wohlfahrt seines Landes schwöre ich dir, nie in +meinem Leben diese deine Bereitwilligkeit, deinen Eifer zu vergessen! +Möchte ich ihn auch würdig genug belohnen können!--Höret, ihr Götter, +meinen Schwur!--Und nun Parmenio, schwöre auch du! Schwöre mir, dein +Wort treulich zu halten.-- + +Parmenio. Ich schwören? Ich bin zu alt zum Schwören. + +Philotas. Und ich bin zu jung, dir ohne Schwur zu trauen. Schwöre +mir! Ich habe dir bei meinem Vater geschworen, schwöre du mir bei +deinem Sohne. Du liebst ihn doch, deinen Sohn? Du liebst ihn doch +recht herzlich? + +Parmenio. So herzlich, wie dich!--Du willst es, und ich schwöre. Ich +schwöre dir, bei meinem einzigen Sohne, bei meinem Blute, das in +seinen Adern wallet, bei dem Blute, das ich gern für deinen Vater +geblutet, das auch er gern für dich einst bluten wird, bei diesem +Blute schwöre ich dir, mein Wort zu halten! Und wenn ich es nicht +halte, so falle mein Sohn in seiner ersten Schlacht, und erlebe sie +nicht, die glorreichen Tage deiner Regierung!--Höret, ihr Götter, +meinen Schwur-- + +Philotas. Höret ihn noch nicht, ihr Götter!--Du hast mich zum besten, +Alter. In der ersten Schlacht fallen; meine Regierung nicht erleben: +ist das ein Unglück? Ist früh sterben ein Unglück? + +Parmenio. Das sag' ich nicht. Doch nur deswegen, um dich auf dem +Throne zu sehen, um dir zu dienen, möchte ich--was ich sonst durchaus +nicht möchte--noch einmal junge werden--Dein Vater ist gut; aber du +wirst besser, als er. + +Philotas. Kein Lob zum Nachteile meines Vaters!--Ändere deinen Schwur! +Komm, ändere ihn so: Wenn du dein Wort nicht hältst, so möge dein +Sohn ein Feiger, ein Nichtswürdiger werden; er möge, wenn er zwischen +Tod und Schande zu wählen hat, die Schande wählen; er möge neunzig +Jahre ein Spott der Weiber leben, und noch im neunzigsten Jahre ungern +sterben. + +Parmenio. Ich entsetze mich--doch schwöre ich: das mög' er!--Höret +den gräßlichsten der Schwüre, ihr Götter! + +Philotas. Höret ihn!--Nun gut, nun kannst du gehen, Parmenio. Wir +haben einander lange genug aufgehalten, und fast zu viel Umstände über +eine Kleinigkeit gemacht. Denn ist es nicht eine wahre Kleinigkeit, +meinem Vater zu sagen, ihn zu überreden, daß er mich nicht eher als +morgen auswechsle? Und wenn er ja die Ursache wissen will; wohl, so +erdenke dir unter Weges eine Ursache. + +Parmenio. Das will ich auch! Ich habe zwar, so alt ich geworden bin, +noch nie eine Unwahrheit gesonnen. Aber doch, dir zuliebe, Prinz--Laß +mich nur; das Böse lernt sich auch noch im Alter.--Lebe wohl! + +Philotas. Umarme mich!--Geh! + + + +Sechster Auftritt. + +Philotas. + + +Es soll so viele Betrüger in der Welt geben, und das Betrügen ist doch +so schwer, wenn es auch in der besten Absicht geschieht.--Habe ich +mich nicht wenden und winden müssen!--Mache nur, guter Parmenio, daß +mich mein Vater erst morgen auslöset, und er soll mich gar nicht +auszulösen brauchen.--Nun habe ich Zeit genug gewonnen! Zeit genug, +mich in meinem Vorsatze zu bestärken--Zeit genug, die sichersten +Mittel zu wählen.--Mich in meinem Vorsatze zu bestärken?--Wehe mir, +wenn ich dessen bedarf!--Standhaftigkeit des Alters, wenn du mein Teil +nicht bist, o so stehe du mir bei, Hartnäckigkeit des Jünglings! + +Ja, es bleibt dabei! es bleibt fest dabei!--Ich fühl' es, ich werde +ruhig,--ich bin ruhig!--Der du itzt da stehest, Philotas--(indem er +sich selbst betrachtet)--Ha! es muß ein trefflicher, ein großer +Anblick sein: ein Jüngling gestreckt auf den Boden, das Schwert in der +Brust!-- + +Das Schwert? Götter! o ich Elender! ich Ärmster!--Und itzt erst +werde ich es gewahr? Ich habe kein Schwert; ich habe nichts! Es ward +die Beute des Kriegers, der mich gefangen nahm.--Vielleicht hätte er +es mir gelassen, aber Gold war der Heft.--Unseliges Gold, bist du denn +immer das Verderben der Tugend! + +Kein Schwert? Ich kein Schwert?--Götter, barmherzige Götter, dies +einzige schenket mir! Mächtige Götter, die ihr Erde und Himmel +erschaffen, ihr könntet mir kein Schwert schaffen,--wenn ihr wolltet?-- +Was ist nun mein großer, schimmernder Entschluß? Ich werde mir selbst +ein bitteres Gelächter-- + +Und da kömmt er auch schon wieder, der König.--Still! Wenn ich das +Kind spielte?--Dieser Gedanke verspricht etwas.--Ja! Vielleicht bin +ich glücklich-- + + + +Siebenter Auftritt. + +Aridäus. Philotas. + + +Aridäus. Nun sind die Boten fort, mein Prinz. Sie sind auf den +schnellesten Pferden abgegangen, und das Hauptlager deines Vaters ist +so nahe, daß wir in wenig Stunden Antwort erhalten können. + +Philotas. Du bist also, König, wohl sehr ungeduldig, deinen Sohn +wieder zu umarmen? + +Aridäus. Wird es dein Vater weniger sein, dich wieder an seine Brust +zu drücken?--Laß mich aber, liebster Prinz, deine Gesellschaft +genießen. In ihr wird mir die Zeit schneller verschwinden; und +vielleicht, daß es auch sonst glückliche Folgen hat, wenn wir uns +näher kennen. Liebenswürdige Kinder sind schon oft die +Mittelspersonen zwischen veruneinigten Vätern gewesen. Folge mir also +in mein Zelt, wo die besten meiner Befehlshaber deiner warten. Sie +brennen vor Begierde, dich zu sehen und zu bewundern. + +Philotas. Männer, König, müssen kein Kind bewundern. Laß mich also +nur immer hier. Scham und Ärgernis würden mich eine sehr einfältige +Person spielen lassen. Und was deine Unterredung mit mir anbelangt-- +da seh' ich vollends nicht, was daraus kommen könnte. Ich weiß weiter +nichts, als daß du und mein Vater in Krieg verwickelt sind; und das +Recht--das Recht, glaub' ich, ist auf seiten meines Vaters. Das +glaub' ich, König, und will es nun einmal glauben--wenn du mir auch +das Gegenteil unwidersprechlich zeigen könntest. Ich bin Sohn und +Soldat, und habe weiter keine Einsicht, als die Einsicht meines Vaters +und meines Feldherrn. + +Aridäus. Prinz, es zeiget einen großen Verstand, seinen Verstand so +zu verleugnen. Doch tut es mir leid, daß ich mich also auch vor dir +nicht soll rechtfertigen können.--Unseliger Krieg!-- + +Philotas. Jawohl, unseliger Krieg!--Und wehe seinem Urheber! + +Aridäus. Prinz! Prinz! erinnere dich, daß dein Vater das Schwert +zuerst gezogen. Ich mag in deine Verwünschung nicht einstimmen. Er +hatte sich übereilt, er war zu argwöhnisch-- + +Philotas. Nun ja; mein Vater hat das Schwert zuerst gezogen. Aber +entsteht die Feuersbrunst erst dann, wenn die lichte Flamme durch das +Dach schlägt? Wo ist das geduldige, gallose, unempfindliche Geschöpf, +das durch unaufhörliches Necken nicht zu erbittern wäre?--Bedenke,-- +denn du zwingst mich mit aller Gewalt von Dingen zu reden, die mir +nicht zukommen--bedenke, welch eine stolze, verächtliche Antwort du +ihm erteiltest, als er--Doch du sollst mich nicht zwingen; ich will +nicht davon sprechen! Unsere Schuld und Unschuld sind unendlicher +Mißdeutungen, unendlicher Beschönigungen fähig. Nur dem untrüglichen +Auge der Götter erscheinen wir, wie wir sind; nur das kann uns richten. +Die Götter aber, du weißt es, König, sprechen ihr Urteil durch das +Schwert des Tapfersten. Laß uns den blutigen Spruch aushören! Warum +wollen wir uns kleinmütig von diesem höchsten Gerichte wieder zu den +niedrigern wenden? Sind unsere Fäuste schon so müde, daß die +geschmeidige Zunge sie ablösen müsse? + +Aridäus. Prinz, ich höre dich mit Erstaunen-- + +Philotas. Ach!--Auch ein Weib kann man mit Erstaunen hören! + +Aridäus. Mit Erstaunen, Prinz, und nicht ohne Jammer!--Dich hat das +Schicksal zur Krone bestimmt, dich!--Dir will es die Glückseligkeit +eines ganzen, mächtigen, edeln Volkes anvertrauen; dir!--Welch eine +schreckliche Zukunft enthüllt sich mir! Du wirst dein Volk mit +Lorbeern und Elend überhäufen. Du wirst mehr Siege, als glückliche +Untertanen zählen.--Wohl mir, daß meine Tage in die deinigen nicht +reichen werden! Aber wehe meinem Sohne, meinem redlichen Sohne! Du +wirst es ihm schwerlich vergönnen, den Harnisch abzulegen-- + +Philotas. Beruhige den Vater, o König! Ich werde deinem Sohne weit +mehr vergönnen! weit mehr! + +Aridäus. Weit mehr? Erkläre dich-- + +Philotas. Habe ich ein Rätsel gesprochen?--O verlange nicht, König, +daß ein Jüngling, wie ich, alles mit Bedacht und Absicht sprechen soll. +--Ich wollte nur sagen: Die Frucht ist oft ganz anders, als die Blüte +sie verspricht. Ein weibischer Prinz, hat mich die Geschichte gelehrt, +ward oft ein kriegerischer König. Könnte mit mir sich nicht das +Gegenteil zutragen?--Oder vielleicht war auch diese meine Meinung, daß +ich noch einen weiten und gefährlichen Weg zum Throne habe. Wer weiß, +ob die Götter mich ihn vollenden lassen?--Und laß mich ihn nicht +vollenden, Vater der Götter und Menschen, wenn du in der Zukunft mich +als einen Verschwender des Kostbarsten, was du mir anvertrauet, des +Blutes meiner Untertanen, siehest!-- + +Aridäus. Ja, Prinz; was ist ein König, wenn er kein Vater ist! Was +ist ein Held ohne Menschenliebe! Nun erkenne ich auch diese in dir, +und bin wieder ganz dein Freund!--Aber komm, komm; wir müssen hier +nicht allein bleiben. Wir sind einer dem andern zu ernsthaft. Folge +mir! + +Philotas. Verzeih, König-- + +Aridäus. Weigere dich nicht! + +Philotas. So wie ich bin, mich vor vielen sehen zu lassen?-- + +Aridäus. Warum nicht? + +Philotas. Ich kann nicht, König; ich kann nicht. + +Aridäus. Und die Ursache? + +Philotas. O die Ursache!--Sie würde dich zum Lachen bewegen. + +Aridäus. Um so viel lieber laß sie mich hören. Ich bin ein Mensch, +und weine und lache gern. + +Philotas. Nun so lache denn!--Sieh, König, ich habe kein Schwert, und +ich möchte nicht gern, ohne dieses Kennzeichen des Soldaten, unter +Soldaten erscheinen. + +Aridäus. Mein Lachen wird zur Freude. Ich habe in voraus hierauf +gedacht, und du wirst sogleich befriediget werden. Strato hat Befehl, +dir dein Schwert wieder zu schaffen. + +Philotas. Also laß uns ihn hier erwarten. + +Aridäus. Und alsdenn begleitest du mich doch?-- + +Philotas. Alsdenn werde ich dir auf dem Fuße nachfolgen. + +Aridäus. Gewünscht! da kömmt er! Nun, Strato-- + + + +Achter Auftritt. + +Strato (mit einem Schwerte in der Hand). Aridäus. Philotas. + + +Strato. König, ich kam zu dem Soldaten, der den Prinzen gefangen +genommen, und forderte des Prinzen Schwert in deinem Namen von ihm +zurück. Aber höre, wie edel sich der Soldat weigerte. "Der König", +sprach er, "muß mir das Schwert nicht nehmen. Es ist ein gutes +Schwert, und ich werde es für ihn brauchen. Auch muß ich ein Andenken +von dieser meiner Tat behalten. Bei den Göttern, sie war keine von +meinen geringsten! Der Prinz ist ein kleiner Dämon. Vielleicht aber +ist es euch nur um den kostbaren Heft zu tun--" Und hiermit, ehe ich +es verhindern konnte, hatte seine starke Hand den Heft abgewunden, und +warf mir ihn verächtlich zu Füßen--"Da ist er!" fuhr er fort. "Was +kümmert mich euer Gold?" + +Aridäus. O Strato, mache mir den Mann wieder gut!-- + +Strato. Ich tat es. Und hier ist eines von deinen Schwertern! + +Aridäus. Gibt her!--Willst du es, Prinz, für das deinige annehmen? + +Philotas. Laß sehen!--Ha!--(Beiseite.) Habet Dank, ihr Götter! +(Indem er es lange und ernsthaft betrachtet.)--Ein Schwert! + +Strato. Habe ich nicht gut gewählet, Prinz? + +Aridäus. Was findest du deiner tiefsinnigen Aufmerksamkeit so wert +daran? + +Philotas. Daß es ein Schwert ist!--(Indem er wieder zu sich kömmt.) +Und ein schönes Schwert! Ich werde bei diesem Tausche nichts +verlieren.--Ein Schwert! + +Aridäus. Du zitterst, Prinz. + +Philotas. Vor Freuden!--Ein wenig zu kurz scheinet es mir bei alledem. +Aber was zu kurz? Ein Schritt näher auf den Feind ersetzt, was ihm +am Eisen abgehet.--Liebes Schwert! Welche eine schöne Sache ist ein +Schwert, zum Spiele und zum Gebrauche! Ich habe nie mit etwas andern +gespielt.-- + +Aridäus (zum Strato). O der wunderbaren Vermischung von Kind und Held! + + +Philotas (beiseite). Liebes Schwert! Wer doch bald mit dir allein +wäre!--Aber, gewagt! + +Aridäus. Nun lege das Schwert an, Prinz; und folge mir. + +Philotas. Sogleich!--Doch seinen Freund und sein Schwert muß man +nicht bloß von außen kennen. (Er zieht es, und Strato tritt zwischen +ihn und den König.) + +Strato. Ich verstehe mich mehr auf den Stahl, als auf die Arbeit. +Glaube mir Prinz; der Stahl ist gut. Der König hat, in seinen +männlichen Jahren, mehr als einen Helm damit gespalten. + +Philotas. So stark werde ich nicht werden! Immerhin!--Tritt mir +nicht so nahe, Strato. + +Strato. Warum nicht? + +Philotas. So! (Indem er zurückspringt, und mit dem Schwerte einen +Streich durch die Luft tut.) Es hat den Zug, wie es ihn haben muß. + +Aridäus. Prinz, schone deines verwundeten Armes! Du wirst dich +erhitzen!-- + +Philotas. Woran erinnerst du mich, König?--An mein Unglück; nein, an +meine Schande! Ich ward verwundet und gefangen! Ja! Aber ich will +es nie wieder werden! Bei diesem meinem Schwerte, ich will es nie +wieder werden! Nein, mein Vater, nein! Heut sparet dir ein Wunder +das schimpfliche Lösegeld für deinen Sohn; künftig spar' es dir sein +Tor! Sein gewisser Tod, wenn er sich wieder umringt siehet!--Wieder +umringt?--Entsetzen!--Ich bin es! Ich bin umringt! Was nun? +Gefährte! Freunde! Brüder! Wo seid ihr? Alle tot? Überall Feinde?-- +Überall! Hier durch, Philotas! Ha! Nimm das, Verwegner!--Und du +das!--Und du das! (Um sich hauend.) + +Strato. Prinz! was geschieht dir? Fasse dich! (Geht auf ihn zu.) + +Philotas (sich von ihm entfernend). Auch du, Strato? auch du?--O +Feind, sei großmütig! Töte mich! Nimm mich nicht gefangen!--Nein, +ich gebe mich nicht gefangen! Und wenn ihr alle Stratos wäret, die +ihr mich umringet! Doch will ich mich gegen euch alle, gegen eine +Welt will ich mich wehren!--Tut euer Bestes, Feinde!--Aber ihr wollt +nicht? Ihr wollt mich nicht töten, Grausame? Ihr wollt mich mit +Gewalt lebendig?--Ich lache nur! Mich lebendig gefangen? Mich?--Eher +will ich dieses mein Schwert, will ich--in diese meine Brust--eher-- +(Er durchsticht sich.) + +Aridäus. Götter! Strato! + +Strato. König! + +Philotas. Das wollt' ich! (Zurücksinkend.) + +Aridäus. Halt ihn, Strato!--Hilfe! dem Prinzen zur Hilfe!--Prinz, +welche wütende Schwermut-- + +Philotas. Vergib mir, König! ich habe dir einen tödlichern Streich +versetzt, als mir!--Ich sterbe; und bald werden beruhigte Länder die +Frucht meines Todes genießen.--Dein Sohn, König, ist gefangen; und der +Sohn meines Vaters ist frei-- + +Aridäus. Was hör' ich? + +Strato. So war es Vorsatz, Prinz?--Aber als unser Gefangener hattest +du kein Recht über dich selbst. + +Philotas. Sage das nicht, Strato!--Sollte die Freiheit zu sterben, +die uns die Götter in allen Umständen des Lebens gelassen haben, +sollte diese ein Mensch dem andern verkümmern können?-- + +Strato. O König!--Das Schrecken hat ihn versteinert!--König! + +Aridäus. Wer ruft? + +Strato. König! + +Aridäus. Schweig! + +Strato. Der Krieg ist aus, König! + +Aridäus. Aus? Das leugst du, Strato!--Der Krieg ist nicht aus, Prinz! +--Stirb nur! stirb! Aber nimm das mit, nimm den quälenden Gedanken +mit: Als ein wahrer unerfahrner Knabe hast du geglaubt, daß die Väter +alle von einer Art, alle von der weichlichen, weiblichen Art deines +Vaters sind.--Sie sind es nicht alle! Ich bin es nicht! Was liegt +mir an meinem Sohne? Und denkst du, daß er nicht ebensowohl zum +Besten seines Vaters sterben kann, als du zum Besten des deinigen?--Er +sterbe! Auch sein Tod erspare mir das schimpfliche Lösegeld!--Strato, +ich bin nun verwaiset, ich armer Mann!--Du hast einen Sohn; er sei der +meinige!--Denn einen Sohn muß man doch haben.--Glücklicher Strato! + +Philotas. Noch lebt auch dein Sohn, König! Und wird leben! Ich hör' +es! + +Aridäus. Lebt er noch?--So muß ich ihn wieder haben. Stirb du nur! +Ich will ihn doch wieder haben! Und für dich!--Oder ich will deinem +toten Körper so viel Unehre, so viel Schmach erzeigen lassen!--Ich +will ihn-- + +Philotas. Den toten Körper!--Wenn du dich rächen willst, König, so +erwecke ihn wieder!-- + +Aridäus. Ach!--Wo gerat' ich hin! + +Philotas. Du daurest mich!--Lebe wohl, Strato! Dort, wo alle +Tugendhafte Freunde, und alle Tapfere Glieder eines seligen Staates +sind, im Elysium sehen wir uns wieder!--Auch wir, König, sehen uns +wieder-- + +Aridäus. Und versöhnt!--Prinz!-- + +Philotas. O so empfanget meine triumphierende Seele, ihr Götter; und +dein Opfer, Göttin des Friedens! + +Aridäus. Höre mich, Prinz!-- + +Strato. Er stirbt!--Bin ich ein Verräter, König, wenn ich deinen +Feind beweine? Ich kann mich nicht halten. Ein wunderbarer Jüngling! + + +Aridäus. Beweine ihn nur!--Auch ich!--Komm! Ich muß meinen Sohn +wieder haben! Aber rede mir nicht ein, wenn ich ihn zu teuer erkaufe!-- +Umsonst haben wir Ströme Bluts vergossen; umsonst Länder erobert. Da +zieht er mit unserer Beute davon, der größere Sieger!--Komm! Schaffe +mir meinen Sohn! Und wenn ich ihn habe, will ich nicht mehr König +sein. Glaubt ihr Menschen, daß man es nicht satt wird?--(Gehen ab.) + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Philotas, von Gotthold Ephraim +Lessing. + + + + + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Philotas, by Gotthold Ephraim Lessing + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS *** + +***** This file should be named 9159-8.txt or 9159-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/9/1/5/9159/ + +Produced by Delphine Lettau, from files obtained from +Gutenberg Projekt-DE. + +Updated editions will replace the previous one--the old editions will +be renamed. + +Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright +law means that no one owns a United States copyright in these works, +so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United +States without permission and without paying copyright +royalties. 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Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. + + + + +Philotas + +Gotthold Ephraim Lessing + +Ein Trauerspiel + + +Personen: + +Aridaeus, Koenig. +Strato, Feldherr des Aridaeus. +Philotas, gefangen. +Parmenio, Soldat. + +Die Szene ist ein Zelt in dem Lager des Aridaeus. + + + +Erster Auftritt. + +Philotas. + +So bin ich wirklich gefangen?--Gefangen!--Ein wuerdiger Anfang meiner +kriegerischen Lehrjahre!--O ihr Goetter! O mein Vater!--Wie gern +ueberredte ich mich, dass alles ein Traum sei! Meine fruehste Kindheit +hat nie etwas anders, als Waffen, und Laeger, und Schlachten und Stuerme +getraeumet. Koennte der Juengling nicht von Verlust und Entwaffnung +traeumen?--Schmeichle dir nur, Philotas! Wenn ich sie nicht saehe, +nicht fuehlte, die Wunde, durch die der erstarrten Hand das Schwert +entsank!--Man hat sie mir wider Willen verbunden. O der grausamen +Barmherzigkeit eines listigen Feindes! Sie ist nicht toedlich, sagte +der Arzt, und glaubte mich zu troesten.--Nichtswuerdiger, sie sollte +toedlich sein!--Und nur eine Wunde, nur eine!--Wuesste ich, dass ich sie +toedlich machte, wenn ich sie wieder aufriss', und wieder verbinden +liess', und wieder aufriss'--Ich rase, ich Ungluecklicher!--Und was fuer +ein hoehnisches Gesicht--itzt faellt mir es ein--mir der alte Krieger +machte, der mich vom Pferde riss! Er nannte mich: Kind!--Auch sein +Koenig muss mich fuer ein Kind, fuer ein verzaerteltes Kind halten. In was +fuer ein Zelt hat er mich bringen lassen! Aufgeputzt, mit allen +Bequemlichkeiten versehen! Es muss einer von seinen Beischlaeferinnen +gehoeren. Ein ekler Aufenthalt fuer einen Soldaten! Und anstatt +bewacht zu werden, werde ich bedienet. Hohnsprechende Hoeflichkeit!-- + + + +Zweiter Auftritt. + +Strato. Philotas. + + +Strato. Prinz-- + +Philotas. Schon wieder ein Besuch? Alter, ich bin gern allein. + +Strato. Prinz, ich komme auf Befehl des Koenigs-- + +Philotas. Ich verstehe dich! Es ist wahr, ich bin deines Koenigs +Gefangener, und es stehet bei ihm, wie er mir will begegnen lassen-- +Aber hoere, wenn du der bist, dessen Miene du traegst--bist du ein alter +ehrlicher Kriegsmann, so nimm dich meiner an, und bitte den Koenig, dass +er mir als einem Soldaten, und nicht als einem Weibe begegnen lasse. + +Strato. Er wird gleich bei dir sein; ich komme, ihn zu melden. + +Philotas. Der Koenig bei mir? und du koemmst, ihn zu melden?--Ich will +nicht, dass er mir eine von den Erniedrigungen erspare, die sich ein +Gefangener muss gefallen lassen.--Komm, fuehre mich zu ihm! Nach dem +Schimpfe, entwaffnet zu sein, ist mir nichts mehr schimpflich. + +Strato. Prinz, deine Bildung, voll jugendlicher Anmut, verspricht ein +sanftres Gemuet. + +Philotas. Lass meine Bildung unverspottet! Dein Gesicht voll Narben +ist freilich ein schoeners Gesicht-- + +Strato. Bei den Goettern! eine grosse Antwort! Ich muss dich bewundern +und lieben. + +Philotas. Moechtest du doch, wenn du mich nur erst gefuerchtet haettest. + + +Strato. Immer heldenmuetiger! Wir haben den schrecklichsten Feind vor +uns, wenn unter seiner Jugend der Philotas viel sind. + +Philotas. Schmeichle mir nicht!--Euch schrecklich zu werden, muessen +sie mit meinen Gesinnungen groessre Taten verbinden. Darf ich deinen +Namen wissen? + +Strato. Strato. + +Philotas. Strato? Der tapfre Strato, der meinen Vater am Lykus +schlug?-- + +Strato. Gedenke mir dieses zweideutigen Sieges nicht! Und wie blutig +raechte sich dein Vater in der Ebene Methymna! So ein Vater muss so +einen Sohn haben. + +Philotas. O dir darf ich es klagen, du wuerdigster der Feinde meines +Vaters, dir darf ich mein Schicksal klagen.--Nur du kannst mich ganz +verstehen; denn auch dich, auch dich hat das herrschende Feuer der +Ehre, der Ehre fuers Vaterland zu bluten, in deiner Jugend verzehrt. +Waerest du sonst, was du bist?--Wie habe ich ihn nicht, meinen Vater, +seit sieben Tagen--denn erst sieben Tage kleidet mich die maennliche +Toga--wie habe ich ihn nicht gebeten, gefleht, beschworen, siebenmal +alle sieben Tage auf den Knieen beschworen, zu verstatten, dass ich +nicht umsonst der Kindheit entwachsen sei, und mich mit seinen +Streitern ausziehen zu lassen, die mir schon laengst so manche Traene +der Nacheiferung gekostet. Gestern bewegte ich ihn, den besten Vater, +denn Aristodem half mir bitten.--Du kennst ihn, den Aristodem; er ist +meines Vaters Strato.--"Gib mir, Koenig, den Juengling morgen mit," +sprach Aristodem; "ich will das Gebirge durchstreifen, um den Weg nach +Caesarea offen zu halten."--"Wenn ich euch nur begleiten koennte", +seufzte mein Vater.--Er liegt noch an seinen Wunden krank.--"Doch es +sei!" und hiermit umarmte mich mein Vater. O was fuehlte der +glueckliche Sohn in dieser Umarmung!--Und die Nacht, die darauf folgte! +Ich schloss kein Auge; doch verweilten mich Traeume der Ehre und des +Sieges bis zur zweiten Nachtwache auf dem Lager.--Da sprang ich auf, +warf mich in den neuen Panzer, strich die ungelockten Haare unter den +Helm, waehlte unter den Schwertern meines Vaters, dem ich gewachsen zu +sein glaubte, stieg zu Pferde; und hatte ein Ross schon muede gespornt, +noch ehe die silberne Drommete die befohlne Mannschaft weckte. Sie +kamen, und ich sprach mit jedem meiner Begleiter, und da drueckte mich +mancher wackere Krieger an seine narbigte Brust! Nur mit meinem Vater +sprach ich nicht; denn ich zitterte, wenn er mich noch einmal saehe, er +moechte sein Wort widerrufen.--Nun zogen wir aus! An der Seite der +unsterblichen Goetter kann man nicht gluecklicher sein, als ich an der +Seite Aristodems mich fuehlte! Auf jeden seiner anfeuernden Blicke +haette ich, ich allein, ein Heer angegriffen und mich in der +feindlichen Eisen gewissesten Tod gestuerzet. In stiller +Entschlossenheit freute ich mich auf jeden Huegel, von dem ich in der +Ebene Feinde zu entdecken hoffte; auf jede Kruemmung des Tals, hinter +der ich auf sie zu stossen mir schmeichelte. Und da ich sie endlich +von der waldigten Hoehe auf uns stuerzen sahe; ihnen bergan entgegen +flog--rufe dir, ruhmvoller Greis, die seligste deiner jugendlichen +Entzueckungen zurueck--du konntest nie entzueckter sein!--Aber nun, nun +sieh mich, Strato, sieh mich von dem Gipfel meiner hohen Erwartungen +schimpflich herabstuerzen! O wie schaudert mich, diesen Fall in +Gedanken noch einmal zu stuerzen!--Ich war zu weit vorausgeeilt; ich +ward verwundet und--gefangen! Armseliger Juengling, nur auf Wunden +hieltest du dich, nur auf den Tod gefasst,--und wirst gefangen. So +schicken die strengen Goetter, unsere Fassung zu vereiteln, nur immer +unvorhergesehenes Uebel?--Ich weine; ich muss weinen, ob ich mich schon, +von dir darum verachtet zu werden, scheue. Aber verachte mich nicht!-- +Du wendest dich weg? + +Strato. Ich bin unwillig; du haettest mich nicht so bewegen sollen.-- +Ich werde mit dir zum Kinde-- + +Philotas. Nein; hoere, warum ich weine! Es ist kein kindisches Weinen, +das du mit deiner maennlichen Traene zu begleiten wuerdigest--Was ich +fuer mein groesstes Glueck hielt, die zaertliche Liebe, mit der mich mein +Vater liebt, wird mein groesstes Unglueck. Ich fuerchte, ich fuerchte; er +liebt mich mehr, als er sein Reich liebt! Wozu wird er sich nicht +verstehen, was wird ihm dein Koenig nicht abdringen, mich aus der +Gefangenschaft zu retten! Durch mich Elenden wird er an einem Tage +mehr verlieren, als er in drei langen muehsamen Jahren, durch das Blut +seiner Edeln, durch sein eignes Blut gewonnen hat. Mit was fuer einem +Angesichte soll ich wieder vor ihm erscheinen; ich, sein schlimmster +Feind? Und meines Vaters Untertanen--kuenftig einmal die meinigen, +wenn ich sie zu regieren mich wuerdig gemacht haette--wie werden sie den +ausgeloesten Prinzen ohne die spoettischste Verachtung unter sich dulden +koennen? Wann ich denn vor Scham sterbe und unbedauert hinab zu den +Schatten schleiche, wie finster und stolz werden die Seelen der Helden +bei mir vorbeiziehen, die dem Koenige die Vorteile mit ihrem Leben +erkaufen mussten, deren er sich als Vater fuer einen unwuerdigen Sohn +begibt.--O das ist mehr, als eine fuehlende Seele ertragen kann! + +Strato. Fasse dich, lieber Prinz! Es ist der Fehler des Juenglings, +sich immer fuer gluecklicher, oder ungluecklicher zu halten, als er ist. +Dein Schicksal ist so grausam noch nicht; der Koenig naehert sich, und +du wirst aus seinem Munde mehr Trost hoeren. + + + +Dritter Auftritt. + +Koenig Aridaeus. Philotas. Strato. + + +Aridaeus. Kriege, die Koenige unter sich zu fuehren gezwungen werden, +sind keine persoenliche Feindschaften.--Lass dich umarmen, mein Prinz! +O welcher gluecklichen Tage erinnert mich deine bluehende Jugend! So +bluehte die Jugend deines Vaters! Dies war sein offenes, sprechendes +Auge; dies seine ernste, redliche Miene; dies sein edler Anstand!-- +Noch einmal lass dich umarmen; ich umarme deinen juengern Vater in dir. +--Hast du es nie von ihm gehoert, Prinz, wie vertraute Freunde wir in +deinem Alter waren? Das war das selige Alter, da wir uns noch ganz +unserm Herzen ueberlassen durften. Bald aber wurden wir beide zum +Throne gerufen, und der sorgende Koenig, der eifersuechtige Nachbar +unterdrueckte, leider! den gefaelligen Freund.-- + +Philotas. Verzeih, o Koenig, wenn du mich in Erwiderung so suesser Worte +zu kalt findest. Man hat meine Jugend denken, aber nicht reden +gelehrt.--Was kann es mir itzt helfen, dass du und mein Vater einst +Freunde waren? Waren: so sagst du selbst. Der Hass, den man auf +verloschne Freundschaft pfropfet, muss, unter allen, die toedlichsten +Fruechte bringen;--oder ich kenne das menschliche Herz zu wenig.-- +Verzoegere daher, Koenig, verzoegere meine Verzweiflung nur nicht. Du +hast als der hoefliche Staatsmann gesprochen; sprich nun als der +Monarch, der den Nebenbuhler seiner Groesse ganz in seiner Gewalt hat. + +Strato. O lass ihn, Koenig, die Ungewissheit seines Schicksals nicht +laenger peinigen.-- + +Philotas. Ich danke, Strato!--Ja, lass mich es nur gleich hoeren, wie +verabscheuungswuerdig du einen ungluecklichen Sohn seinem Vater machen +willst. Mit welchem schimpflichen Frieden, mit welchen Laendern soll +er ihn erkaufen? Wie klein und veraechtlich soll er werden, um nicht +verwaist zu bleiben?--O mein Vater!-- + +Aridaeus. Auch diese fruehe, maennliche Sprache, Prinz, war deines +Vaters! So hoere ich dich gern! Und moechte, meiner nicht minder +wuerdig, auch mein Sohn itzt vor deinem Vater so sprechen!-- + +Philotas. Wie meinst du das?-- + +Aridaeus. Die Goetter--ich bin es ueberzeugt--wachen fuer unsere Tugend, +wie sie fuer unser Leben wachen. Die so lang als moegliche Erhaltung +beider ist ihr geheimes, ewiges Geschaeft. Wo weiss ein Sterblicher, +wie boese er im Grunde ist, wie schlecht er handeln wuerde, liessen sie +jeden verfuehrerischen Anlass, sich durch kleine Taten zu beschimpfen, +ganz auf ihn wirken?--Ja, Prinz, vielleicht waere ich der, den du mich +glaubst; vielleicht haette ich nicht edel genug gedacht, das +wunderliche Kriegesglueck, das dich mir in die Haende liefert, +bescheiden zu nuetzen; vielleicht wuerde ich durch dich ertrotzt haben, +was ich zu erfechten nicht laenger wagen moegen; vielleicht--Doch +fuerchte nichts; allen diesen "Vielleicht" hat eine hoehere Macht +vorgebauet; ich kann deinen Vater seinen Sohn nicht teurer erkaufen +lassen als--durch den meinigen. + +Philotas. Ich erstaune! Du gibst mir zu verstehen-- + +Aridaeus. Dass mein Sohn deines Vaters Gefangener ist, wie du meiner.-- + +Philotas. Dein Sohn meines Vaters? Dein Polytimet?--Seit wenn? Wie? +Wo? + +Aridaeus. So wollt' es das Schicksal! Aus gleichen Wagschalen nahm es +auf einmal gleiche Gewichte, und die Schalen blieben noch gleich. + +Strato. Du willst naehere Umstaende wissen.--Eben dasselbe Geschwader, +dem du zu hitzig entgegen eiltest, fuehrte Polytimet; und als dich die +Deinigen verloren erblickten, erhob sie Wut und Verzweiflung ueber alle +menschliche Staerke. Sie brachen ein, und alle stuermten sie auf den +einen, in welchem sie ihres Verlustes Ersetzung sahen. Das Ende weisst +du.--Nun nimm noch von einem alten Soldaten die Lehre an: Der Angriff +ist kein Wettrennen; nicht der, welcher zuerst, sondern welcher zum +sichersten auf den Feind trifft, hat sich dem Siege genaehert. Das +merke dir, zu feuriger Prinz; sonst moechte der werdende Held im ersten +Keime ersticken. + +Aridaeus. Strato, du machst den Prinzen durch deine, zwar +freundschaftliche, Warnung verdriesslich. Wie finster er da steht!-- + +Philotas. Nicht das! Aber lass mich; in tiefe Anbetung der Vorsicht +verloren-- + +Aridaeus. Die beste Anbetung, Prinz, ist dankbare Freude. Ermuntere +dich! Wir Vaeter wollen uns unsere Soehne nicht lange vorenthalten. +Mein Herold haelt sich bereits fertig; er soll gehen und die +Auswechselung beschleunigen. Aber du weisst wohl, freudige Nachrichten, +die wir allein vom Feinde erfahren, scheinen Fallstricke. Man koennte +argwohnen, du seist vielleicht an deiner Wunde gestorben. Es wird +daher noetig sein, dass du selbst mit dem Herolde einen unverdaechtigen +Boten an deinen Vater sendest. Komm mit mir! Suche dir einen unter +den Gefangenen, den du deines Vertrauens wuerdigen kannst.-- + +Philotas. So willst du, dass ich mich vervielfaeltiget verabscheuen +soll? In jedem der Gefangenen werde ich mich selbst erblicken.-- +Schenke mir diese Verwirrung. + +Aridaeus. Aber-- + +Philotas. Unter den Gefangenen muss sich Parmenio befinden. Den +schicke mir her; ich will ihn abfertigen. + +Aridaeus. Wohl; auch so! Komm, Strato! Prinz wir sehen uns bald +wieder. + + + +Vierter Auftritt. + +Philotas. + + +Goetter! Naeher konnte der Blitz, ohne mich ganz zu zerschmettern, +nicht vor mir niederschlagen. Wunderbare Goetter! Die Flamme kehrt +zurueck; der Dampf verfliegt, und ich war nur betaeubt.--So war das mein +ganzes Elend, zu sehen, wie elend ich haette werden koennen? Wie elend +mein Vater durch mich!--Nun darf ich wieder vor dir erscheinen, mein +Vater! Zwar noch mit niedergeschlagenen Augen; doch nur die Scham +wird sie niederschlagen, nicht das brennende Bewusstsein, dich mit mir +ins Verderben gerissen zu haben. Nun darf ich nichts von dir fuerchten, +als einen Verweis mit Laecheln; kein stummes Trauren; keine, durch die +staerkere Gewalt der vaeterlichen Liebe erstickte Verwuenschungen.-- + +Aber--ja, bei dem Himmel! ich bin zu guetig gegen mich. Darf ich mir +alle Fehler vergeben, die mir die Vorsicht zu vergeben scheinet? Soll +ich mich nicht strenger richten, als sie und mein Vater mich richten? +Die allzuguetigen!--Sonst jede der traurigen Folgen meiner +Gefangenschaft konnten die Goetter vernichten; nur eine konnten sie +nicht: die Schande! Zwar jene leicht verfliegende wohl, die von der +Zunge des Poebels stroemt; aber nicht die wahre dauernde Schande, die +hier der innere Richter, mein unparteiisches Selbst, ueber mich +ausspricht!-- + +Und wie leicht ich mich verblende! Verlieret mein Vater durch mich +nichts? Der Ausschlag, den der gefangene Polytimet,--wenn ich nicht +gefangen waere,--auf seine Seite braechte, der ist nichts!--Nur durch +mich wird er nichts!--Das Glueck haette sich erklaeret, fuer wen es sich +erklaeren sollte; das Recht meines Vaters triumphierte, waere Polytimet, +nicht Philotas und Polytimet gefangen!-- + +Und nun--welcher Gedanke war es, den ich itzt dachte? Nein; den ein +Gott in mir dachte--Ich muss ihm nachhaengen! Lass dich fesseln, +fluechtiger Gedanke!--Itzt denke ich ihn wieder! Wie weit er sich +verbreitet, und immer weiter; und nun durchstrahlt er meine ganze +Seele!-- + +Was sagte der Koenig? Warum wollte er, dass ich zugleich selbst einen +unverdaechtigen Boten an meinen Vater schicken sollte? Damit mein +Vater nicht argwohne--wo waren ja seine eigne Worte--, ich sei bereits +an meiner Wunde gestorben.--Also meint er doch, wenn ich bereits an +meiner Wunde gestorben waere, so wuerde die Sache ein ganz anders Ansehn +gewinnen? Wuerde sie das? Tausend Dank fuer diese Nachricht! Tausend +Dank!--Und freilich! Denn mein Vater haette alsdenn einen gefangenen +Prinzen, fuer den er sich alles bedingen koennte; und der Koenig, sein +Feind, haette--den Leichnam eines gefangenen Prinzen, fuer den er nichts +fordern koennte; den er--muesste begraben oder verbrennen lassen, wenn er +ihm nicht zum Abscheu werden sollte. + +Gut! das begreif' ich! Folglich, wenn ich, ich elender Gefangener, +meinem Vater den Sieg noch in die Haende spielen will, worauf koemmt es +an? Aufs Sterben. Auf weiter nichts?--O fuerwahr; der Mensch ist +maechtiger, als er glaubt, der Mensch, der zu sterben weiss! + +Aber ich? ich, der Keim, die Knospe eines Menschen, weiss ich zu +sterben? Nicht der Mensch, der vollendete Mensch allein, muss es +wissen; auch der Juengling, auch der Knabe; oder er weiss gar nichts. +Wer zehn Jahre gelebt hat, hat zehn Jahre Zeit gehabt, sterben zu +lernen; und was man in zehn Jahren nicht lernt, das lernt man auch in +zwanzig, in dreissig und mehrern nicht. + +Alles, was ich werden koennen, muss ich durch das zeigen, was ich schon +bin. Und was koennte ich, was wollte ich werden? Ein Held.--Wer ist +ein Held?--O mein abwesender vortrefflicher Vater, itzt sei ganz in +meiner Seele gegenwaertig!--Hast du mich nicht gelehrt, ein Held sei +ein Mann, der hoehere Gueter kennt als das Leben? Ein Mann, der sein +Leben dem Wohle des Staats geweihet; sich, den einzeln, dem Wohle +vieler? Ein Held sei ein Mann--Ein Mann? Also kein Juengling, mein +Vater?--Seltsame Frage! Gut, dass sie mein Vater nicht gehoeret hat! +Er muesste glauben, ich saehe es gern, wenn er Nein darauf antwortete.-- +Wie alt muss die Fichte sein, die zum Maste dienen soll? Wie alt? Sie +muss hoch genug, und muss stark genug sein. + +Jedes Ding, sagte der Weltweise, der mich erzog, ist vollkommen, wenn +es seinen Zweck erfuellen kann. Ich kann meinen Zweck erfuellen, ich +kann zum Besten des Staats sterben: ich bin vollkommen also, ich bin +ein Mann. Ein Mann, ob ich gleich noch vor wenig Tagen ein Knabe war. + + +Welch Feuer tobt in meinen Adern? Welche Begeisterung befaellt mich? +Die Brust wird dem Herzen zu eng!--Geduld, mein Herz! Bald will ich +dir Luft machen! Bald will ich dich deines einfoermigen langweiligen +Dienstes erlassen! Bald sollst du ruhen, und lange ruhen-- + +Wer koemmt? Es ist Parmenio.--Geschwind entschlossen!--Was muss ich zu +ihm sagen? Was muss ich durch ihn meinem Vater sagen lassen?--Recht! +das muss ich sagen, das muss ich sagen lassen. + + + +Fuenfter Auftritt. + +Parmenio. Philotas. + + +Philotas. Tritt naeher, Parmenio.--Nun? warum so schuechtern? So +voller Scham? Wessen schaemst du dich? Deiner, oder meiner? + +Parmenio: Unser beider, Prinz. + +Philotas. Immer sprich, wie du denkst. Freilich, Parmenio, muessen +wir beide nicht viel taugen, weil wir uns hier befinden. Hast du +meine Geschichte bereits gehoert? + +Parmenio. Leider! + +Philotas. Und als du sie hoertest?-- + +Parmenio. Ich bedauerte dich, ich bewunderte dich, ich verwuenschte +dich, ich weiss selbst nicht, was ich alles tat. + +Philotas. Ja, ja! Nun aber, da du doch wohl auch erfahren, dass das +Unglueck so gross nicht ist, weil gleich darauf Polytimet von den +Unserigen-- + +Parmenio. Ja nun; nun moechte ich fast lachen. Ich finde, dass das +Glueck zu einem kleinen Schlage, den es uns versetzen will, oft +erschrecklich weit ausholt. Man sollte glauben, es wolle uns +zerschmettern, und hat uns am Ende nichts, als eine Muecke auf der +Stirne totgeschlagen. + +Philotas. Zur Sache!--Ich soll dich mit dem Herolde des Koenigs zu +meinem Vater schicken. + +Parmenio. Gut! So wird deine Gefangenschaft der meinigen das Wort +sprechen. Ohne die gute Nachricht, die ich ihm von dir bringen werde, +und die eine freundliche Miene wohl wert ist, haette ich mir eine +ziemlich frostige von ihm versprechen muessen. + +Philotas. Nein, ehrlicher Parmenio; nun im Ernst! Mein Vater weiss es, +dass dich der Feind verblutet und schon halb erstarrt von der Walstatt +aufgehoben. Lass prahlen, wer prahlen will; der ist leicht gefangen zu +nehmen, den der nahende Tod schon entwaffnet hat.--Wie viele Wunden +hast du nun, alter Knecht?-- + +Parmenio. O, davon konnte ich sonst eine lange Liste hersagen. Itzt +aber habe ich sie um ein gut Teil verkuerzt. + +Philotas. Wie das? + +Parmenio. Ha! Ich rechne nun nicht mehr die Glieder, an welchen ich +verwundet bin; Zeit und Atem zu ersparen, zaehle ich die, an welchen +ich es nicht bin.--Kleinigkeiten bei dem allem! Wozu hat man die +Knochen anders, als dass sich die feindlichen Eisen darauf schartig +hauen sollen? + +Philotas. Das ist wacker!--Aber nun--was willst du meinem Vater +sagen? + +Parmenio. Was ich sehe; dass du dich wohl befindest. Denn deine Wunde, +wenn man mir anders die Wahrheit gesagt hat,-- + +Philotas. Ist so gut als keine. + +Parmenio. Ein kleines liebes Andenken. Dergleichen uns ein +inbruenstiges Maedchen in die Lippe beisst. Nicht wahr, Prinz? + +Philotas. Was weiss ich davon? + +Parmenio. Nu, nu; koemmt Zeit, koemmt Erfahrung.--Ferner will ich +deinem Vater sagen, was ich glaube, dass du wuenschest-- + +Philotas. Und was ist das? + +Parmenio. Je eher, je lieber wieder bei ihm zu sein. Deine kindliche +Sehnsucht, deine bange Ungeduld-- + +Philotas. Mein Heimweh lieber gar. Schalk! warte, ich will dich +anders denken lehren! + +Parmenio. Bei dem Himmel, das musst du nicht! Mein lieber +fruehzeitiger Held, lass dir das sagen: Du bist noch Kind! Gib nicht zu, +dass der rauhe Soldat das zaertliche Kind so bald in dir ersticke. Man +moechte sonst von deinem Herzen nicht zum besten denken; man moechte +deine Tapferkeit fuer angeborne Wildheit halten. Ich bin auch Vater, +Vater eines einzigen Sohnes, der nur wenig aelter als du, mit gleicher +Hitze--du kennst ihn ja. + +Philotas. Ich kenne ihn. Er verspricht alles, was sein Vater +geleistet hat. + +Parmenio. Aber wuesste ich, dass sich der junge Wildfang nicht in allen +Augenblicken, die ihm der Dienst frei laesst, nach seinem Vater sehnte, +und sich nicht so nach ihm sehnte, wie sich ein Lamm nach seiner +Mutter sehnet: so moechte ich ihn gleich--siehst du!--nicht erzeugt +haben. Itzt muss er mich noch mehr lieben, als ehren. Mit dem Ehren +werde ich mich so Zeit genug muessen begnuegen lassen; wenn naemlich die +Natur den Strom seiner Zaertlichkeit einen andern Weg leitet; wenn er +selbst Vater wird.--Werde nicht ungehalten, Prinz. + +Philotas. Wer kann auf dich ungehalten werden?--Du hast recht! Sage +meinem Vater alles, was du glaubest, dass ihm ein zaertlicher Sohn bei +dieser Gelegenheit muss sagen lassen. Entschuldige meine jugendliche +Unbedachtsamkeit, die ihn und sein Reich fast ins Verderben gestuerzt +haette. Bitte ihn, mir meinen Fehler zu vergeben. Versichere ihn, dass +ich ihn nie durch einen aehnlichen Fehler wieder daran erinnern will; +dass ich alles tun will, damit er ihn auch vergessen kann. Beschwoere +ihn-- + +Parmenio. Lass mich nur machen! So etwas koennen wir Soldaten recht +gut sagen.--Und besser als ein gelehrter Schwaetzer; denn wir sagen es +treuherziger.--Lass mich nur machen! Ich weiss schon alles.--Lebe wohl, +Prinz; ich eile-- + +Philotas. Verzieh! + +Parmenio. Nun?--Und welch feierliches Ansehen gibst du dir auf +einmal? + +Philotas. Der Sohn hat dich abgefertiget, aber noch nicht der Prinz.-- +Jener musste fuehlen; dieser muss ueberlegen. Wie gern wollte der Sohn +gleich itzt, wie gern wollte er noch eher, als moeglich, wieder um +seinen Vater, um seinen geliebten Vater sein; aber der Prinz--der +Prinz kann nicht.--Hoere! + +Parmenio. Der Prinz kann nicht? + +Philotas. Und will nicht. + +Parmenio. Will nicht? + +Philotas. Hoere! + +Parmenio. Ich erstaune-- + +Philotas. Ich sage, du sollst hoeren und nicht erstaunen. Hoere! + +Parmenio. Ich erstaune, weil ich hoere. Es hat geblitzt, und ich +erwarte den Schlag.--Rede!--Aber, junger Prinz, keine zweite +Uebereilung!-- + +Philotas. Aber, Soldat, kein Vernuenfteln!--Hoere! Ich habe meine +Ursachen, nicht eher ausgeloeset zu sein, als morgen. Nicht eher als +morgen! Hoerst du?--Sage also unserm Koenige, dass er sich an die +Eilfertigkeit des feindlichen Herolds nicht kehre. Eine gewisse +Bedenklichkeit, ein gewisser Anschlag noetige den Philotas zu dieser +Verzoegerung.--Hast du mich verstanden? + +Parmenio. Nein! + +Philotas. Nicht? Verraeter!-- + +Parmenio. Sachte, Prinz! Ein Papagei versteht nicht, aber er behaelt, +was man ihm vorsagt. Sei unbesorgt. Ich will deinem Vater alles +wieder herplappern, was ich von dir hoere. + +Philotas. Ha! ich untersagte dir, zu vernuenfteln, und das verdreusst +dich. Aber wie bist denn du so verwoehnt? Haben dir alle deine +Befehlshaber Gruende gesagt?-- + +Parmenio. Alle, Prinz; ausgenommen die jungen. + +Philotas. Vortrefflich! Parmenio, wenn ich so empfindlich waere, als +du-- + +Parmenio. Und doch kann nur derjenige meinen blinden Gehorsam +heischen, dem die Erfahrung doppelte Augen gegeben. + +Philotas. Bald werde ich dich also um Verzeihung bitten muessen.--Nun +wohl, ich bitte dich um Verzeihung, Parmenio. Murre nicht, Alter! +Sei wieder gut, alter Vater!--Du bist freilich klueger, als ich. Aber +nicht die Kluegsten allein haben die besten Einfaelle. Gute Einfaelle +sind Geschenke des Glueckes; und das Glueck, weisst du wohl, beschenkt +den Juengling oft lieber, als den Greis. Denn das Glueck ist blind. +Blind, Parmenio; stockblind gegen alles Verdienst. Wenn es das nicht +waere, muesstest du nicht schon lange Feldherr sein? + +Parmenio. Sieh, wie du zu schmeicheln weisst, Prinz--Aber im Vertrauen, +lieber Prinz! Willst du mich nicht etwa bestechen? mit +Schmeicheleien bestechen? + +Philotas. Ich, schmeicheln! Und dich bestechen! Du bist der Mann, +der sich bestechen laesst! + +Parmenio. Wenn du so fortfaehrest, so kann ich es werden. Schon traue +ich mir selbst nicht mehr recht! + +Philotas. Was wollte ich also sagen?--So einen guten Einfall nun, +wollte ich sagen, als das Glueck oft in das albernste Gehirn wirft, so +einen habe ich itzo ertappt. Bloss ertappt; von dem Meinigen ist nicht +das geringste dazugekommen. Denn haette mein Verstand, meine +Erfindungskraft einigen Anteil daran; wuerde ich ihn nicht gern mit dir +ueberlegen wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit dir ueberlegen; er +verschwindet, wenn ich ihn mitteile; so zaertlich, so fein ist er, ich +getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie mich +der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs hoechste koennte ich +dir nur sagen, was er nicht ist--Moeglich zwar genug, dass es im Grunde +ein kindischer Einfall ist; ein Einfall, den ich fuer einen gluecklichen +Einfall halte, weil ich noch keinen gluecklichern gehabt habe. Aber +mag er doch; kann er nichts nuetzen, so kann er doch auch nichts +schaden. Das weiss ich gewiss; es ist der unschaedlichste Einfall von +der Welt; so unschaedlich als--als ein Gebet. Wirst du deswegen zu +beten unterlassen, weil du nicht ganz gewiss weisst, ob dir das Gebet +helfen wird?--Verdirb mir immer also meine Freude nicht, Parmenio, +ehrlicher Parmenio! Ich bitte dich, ich umarme dich--Wenn du mich nur +ein klein wenig lieb hast--Willst du? Kann ich mich darauf verlassen? +Willst du machen, dass ich erst morgen ausgewechselt werde? Willst +du? + +Parmenio. Ob ich will? Muss ich nicht? muss ich nicht?--Hoere, Prinz, +wenn du einmal Koenig wirst, gib dich nicht mit dem Befehlen ab. +Befehlen ist ein unsicheres Mittel, befolgt zu werden. Wem du etwas +recht Schweres aufzulegen hast, mit dem mache es, wie du es itzt mit +mir gemacht hast, und wenn er dir alsdenn seinen Gehorsam verweigert-- +Unmoeglich! Er kann dir ihn nicht verweigern! Ich muss auch wissen, +was ein Mann verweigern kann. + +Philotas. Was Gehorsam? Was hat die Freundschaft, die du mir +erweisest, mit dem Gehorsam zu tun? Willst du, mein Freund?-- + +Parmenio. Hoer' auf! hoer' auf! Du hast mich schon ganz. Ja doch, +ich will alles. Ich will es, ich will es deinem Vater sagen, dass er +dich erst morgen ausloesen soll. Warum zwar erst morgen,--das weiss ich +nicht! Das brauch' ich nicht zu wissen! Das braucht auch er nicht zu +wissen. Genug, ich weiss, dass du es willst. Und ich will alles, was +du willst. Willst du sonst nichts? Soll ich sonst nichts tun? Soll +ich fuer dich durchs Feuer rennen? Mich fuer dich vom Felsen +herabstuerzen? Befiehl nur, mein lieber kleiner Freund, befiehl! Itzt +tu' ich dir alles! Sogar--sage ein Wort, und ich will fuer dich ein +Verbrechen, ein Bubenstueck begehen! Die Haut schaudert mir zwar; aber +doch Prinz, wenn du willst, ich will, ich will-- + +Philotas. O mein bester, feuriger Freund! O du--wie soll ich dich +nennen?--du Schoepfer meines kuenftigen Ruhmes! Dir schwoere ich bei +allem, was mir heilig ist, bei der Ehre meines Vaters, bei dem Gluecke +seiner Waffen, bei der Wohlfahrt seines Landes schwoere ich dir, nie in +meinem Leben diese deine Bereitwilligkeit, deinen Eifer zu vergessen! +Moechte ich ihn auch wuerdig genug belohnen koennen!--Hoeret, ihr Goetter, +meinen Schwur!--Und nun Parmenio, schwoere auch du! Schwoere mir, dein +Wort treulich zu halten.-- + +Parmenio. Ich schwoeren? Ich bin zu alt zum Schwoeren. + +Philotas. Und ich bin zu jung, dir ohne Schwur zu trauen. Schwoere +mir! Ich habe dir bei meinem Vater geschworen, schwoere du mir bei +deinem Sohne. Du liebst ihn doch, deinen Sohn? Du liebst ihn doch +recht herzlich? + +Parmenio. So herzlich, wie dich!--Du willst es, und ich schwoere. Ich +schwoere dir, bei meinem einzigen Sohne, bei meinem Blute, das in +seinen Adern wallet, bei dem Blute, das ich gern fuer deinen Vater +geblutet, das auch er gern fuer dich einst bluten wird, bei diesem +Blute schwoere ich dir, mein Wort zu halten! Und wenn ich es nicht +halte, so falle mein Sohn in seiner ersten Schlacht, und erlebe sie +nicht, die glorreichen Tage deiner Regierung!--Hoeret, ihr Goetter, +meinen Schwur-- + +Philotas. Hoeret ihn noch nicht, ihr Goetter!--Du hast mich zum besten, +Alter. In der ersten Schlacht fallen; meine Regierung nicht erleben: +ist das ein Unglueck? Ist frueh sterben ein Unglueck? + +Parmenio. Das sag' ich nicht. Doch nur deswegen, um dich auf dem +Throne zu sehen, um dir zu dienen, moechte ich--was ich sonst durchaus +nicht moechte--noch einmal junge werden--Dein Vater ist gut; aber du +wirst besser, als er. + +Philotas. Kein Lob zum Nachteile meines Vaters!--Aendere deinen Schwur! +Komm, aendere ihn so: Wenn du dein Wort nicht haeltst, so moege dein +Sohn ein Feiger, ein Nichtswuerdiger werden; er moege, wenn er zwischen +Tod und Schande zu waehlen hat, die Schande waehlen; er moege neunzig +Jahre ein Spott der Weiber leben, und noch im neunzigsten Jahre ungern +sterben. + +Parmenio. Ich entsetze mich--doch schwoere ich: das moeg' er!--Hoeret +den graesslichsten der Schwuere, ihr Goetter! + +Philotas. Hoeret ihn!--Nun gut, nun kannst du gehen, Parmenio. Wir +haben einander lange genug aufgehalten, und fast zu viel Umstaende ueber +eine Kleinigkeit gemacht. Denn ist es nicht eine wahre Kleinigkeit, +meinem Vater zu sagen, ihn zu ueberreden, dass er mich nicht eher als +morgen auswechsle? Und wenn er ja die Ursache wissen will; wohl, so +erdenke dir unter Weges eine Ursache. + +Parmenio. Das will ich auch! Ich habe zwar, so alt ich geworden bin, +noch nie eine Unwahrheit gesonnen. Aber doch, dir zuliebe, Prinz--Lass +mich nur; das Boese lernt sich auch noch im Alter.--Lebe wohl! + +Philotas. Umarme mich!--Geh! + + + +Sechster Auftritt. + +Philotas. + + +Es soll so viele Betrueger in der Welt geben, und das Betruegen ist doch +so schwer, wenn es auch in der besten Absicht geschieht.--Habe ich +mich nicht wenden und winden muessen!--Mache nur, guter Parmenio, dass +mich mein Vater erst morgen ausloeset, und er soll mich gar nicht +auszuloesen brauchen.--Nun habe ich Zeit genug gewonnen! Zeit genug, +mich in meinem Vorsatze zu bestaerken--Zeit genug, die sichersten +Mittel zu waehlen.--Mich in meinem Vorsatze zu bestaerken?--Wehe mir, +wenn ich dessen bedarf!--Standhaftigkeit des Alters, wenn du mein Teil +nicht bist, o so stehe du mir bei, Hartnaeckigkeit des Juenglings! + +Ja, es bleibt dabei! es bleibt fest dabei!--Ich fuehl' es, ich werde +ruhig,--ich bin ruhig!--Der du itzt da stehest, Philotas--(indem er +sich selbst betrachtet)--Ha! es muss ein trefflicher, ein grosser +Anblick sein: ein Juengling gestreckt auf den Boden, das Schwert in der +Brust!-- + +Das Schwert? Goetter! o ich Elender! ich Aermster!--Und itzt erst +werde ich es gewahr? Ich habe kein Schwert; ich habe nichts! Es ward +die Beute des Kriegers, der mich gefangen nahm.--Vielleicht haette er +es mir gelassen, aber Gold war der Heft.--Unseliges Gold, bist du denn +immer das Verderben der Tugend! + +Kein Schwert? Ich kein Schwert?--Goetter, barmherzige Goetter, dies +einzige schenket mir! Maechtige Goetter, die ihr Erde und Himmel +erschaffen, ihr koenntet mir kein Schwert schaffen,--wenn ihr wolltet?-- +Was ist nun mein grosser, schimmernder Entschluss? Ich werde mir selbst +ein bitteres Gelaechter-- + +Und da koemmt er auch schon wieder, der Koenig.--Still! Wenn ich das +Kind spielte?--Dieser Gedanke verspricht etwas.--Ja! Vielleicht bin +ich gluecklich-- + + + +Siebenter Auftritt. + +Aridaeus. Philotas. + + +Aridaeus. Nun sind die Boten fort, mein Prinz. Sie sind auf den +schnellesten Pferden abgegangen, und das Hauptlager deines Vaters ist +so nahe, dass wir in wenig Stunden Antwort erhalten koennen. + +Philotas. Du bist also, Koenig, wohl sehr ungeduldig, deinen Sohn +wieder zu umarmen? + +Aridaeus. Wird es dein Vater weniger sein, dich wieder an seine Brust +zu druecken?--Lass mich aber, liebster Prinz, deine Gesellschaft +geniessen. In ihr wird mir die Zeit schneller verschwinden; und +vielleicht, dass es auch sonst glueckliche Folgen hat, wenn wir uns +naeher kennen. Liebenswuerdige Kinder sind schon oft die +Mittelspersonen zwischen veruneinigten Vaetern gewesen. Folge mir also +in mein Zelt, wo die besten meiner Befehlshaber deiner warten. Sie +brennen vor Begierde, dich zu sehen und zu bewundern. + +Philotas. Maenner, Koenig, muessen kein Kind bewundern. Lass mich also +nur immer hier. Scham und Aergernis wuerden mich eine sehr einfaeltige +Person spielen lassen. Und was deine Unterredung mit mir anbelangt-- +da seh' ich vollends nicht, was daraus kommen koennte. Ich weiss weiter +nichts, als dass du und mein Vater in Krieg verwickelt sind; und das +Recht--das Recht, glaub' ich, ist auf seiten meines Vaters. Das +glaub' ich, Koenig, und will es nun einmal glauben--wenn du mir auch +das Gegenteil unwidersprechlich zeigen koenntest. Ich bin Sohn und +Soldat, und habe weiter keine Einsicht, als die Einsicht meines Vaters +und meines Feldherrn. + +Aridaeus. Prinz, es zeiget einen grossen Verstand, seinen Verstand so +zu verleugnen. Doch tut es mir leid, dass ich mich also auch vor dir +nicht soll rechtfertigen koennen.--Unseliger Krieg!-- + +Philotas. Jawohl, unseliger Krieg!--Und wehe seinem Urheber! + +Aridaeus. Prinz! Prinz! erinnere dich, dass dein Vater das Schwert +zuerst gezogen. Ich mag in deine Verwuenschung nicht einstimmen. Er +hatte sich uebereilt, er war zu argwoehnisch-- + +Philotas. Nun ja; mein Vater hat das Schwert zuerst gezogen. Aber +entsteht die Feuersbrunst erst dann, wenn die lichte Flamme durch das +Dach schlaegt? Wo ist das geduldige, gallose, unempfindliche Geschoepf, +das durch unaufhoerliches Necken nicht zu erbittern waere?--Bedenke,-- +denn du zwingst mich mit aller Gewalt von Dingen zu reden, die mir +nicht zukommen--bedenke, welch eine stolze, veraechtliche Antwort du +ihm erteiltest, als er--Doch du sollst mich nicht zwingen; ich will +nicht davon sprechen! Unsere Schuld und Unschuld sind unendlicher +Missdeutungen, unendlicher Beschoenigungen faehig. Nur dem untrueglichen +Auge der Goetter erscheinen wir, wie wir sind; nur das kann uns richten. +Die Goetter aber, du weisst es, Koenig, sprechen ihr Urteil durch das +Schwert des Tapfersten. Lass uns den blutigen Spruch aushoeren! Warum +wollen wir uns kleinmuetig von diesem hoechsten Gerichte wieder zu den +niedrigern wenden? Sind unsere Faeuste schon so muede, dass die +geschmeidige Zunge sie abloesen muesse? + +Aridaeus. Prinz, ich hoere dich mit Erstaunen-- + +Philotas. Ach!--Auch ein Weib kann man mit Erstaunen hoeren! + +Aridaeus. Mit Erstaunen, Prinz, und nicht ohne Jammer!--Dich hat das +Schicksal zur Krone bestimmt, dich!--Dir will es die Glueckseligkeit +eines ganzen, maechtigen, edeln Volkes anvertrauen; dir!--Welch eine +schreckliche Zukunft enthuellt sich mir! Du wirst dein Volk mit +Lorbeern und Elend ueberhaeufen. Du wirst mehr Siege, als glueckliche +Untertanen zaehlen.--Wohl mir, dass meine Tage in die deinigen nicht +reichen werden! Aber wehe meinem Sohne, meinem redlichen Sohne! Du +wirst es ihm schwerlich vergoennen, den Harnisch abzulegen-- + +Philotas. Beruhige den Vater, o Koenig! Ich werde deinem Sohne weit +mehr vergoennen! weit mehr! + +Aridaeus. Weit mehr? Erklaere dich-- + +Philotas. Habe ich ein Raetsel gesprochen?--O verlange nicht, Koenig, +dass ein Juengling, wie ich, alles mit Bedacht und Absicht sprechen soll. +--Ich wollte nur sagen: Die Frucht ist oft ganz anders, als die Bluete +sie verspricht. Ein weibischer Prinz, hat mich die Geschichte gelehrt, +ward oft ein kriegerischer Koenig. Koennte mit mir sich nicht das +Gegenteil zutragen?--Oder vielleicht war auch diese meine Meinung, dass +ich noch einen weiten und gefaehrlichen Weg zum Throne habe. Wer weiss, +ob die Goetter mich ihn vollenden lassen?--Und lass mich ihn nicht +vollenden, Vater der Goetter und Menschen, wenn du in der Zukunft mich +als einen Verschwender des Kostbarsten, was du mir anvertrauet, des +Blutes meiner Untertanen, siehest!-- + +Aridaeus. Ja, Prinz; was ist ein Koenig, wenn er kein Vater ist! Was +ist ein Held ohne Menschenliebe! Nun erkenne ich auch diese in dir, +und bin wieder ganz dein Freund!--Aber komm, komm; wir muessen hier +nicht allein bleiben. Wir sind einer dem andern zu ernsthaft. Folge +mir! + +Philotas. Verzeih, Koenig-- + +Aridaeus. Weigere dich nicht! + +Philotas. So wie ich bin, mich vor vielen sehen zu lassen?-- + +Aridaeus. Warum nicht? + +Philotas. Ich kann nicht, Koenig; ich kann nicht. + +Aridaeus. Und die Ursache? + +Philotas. O die Ursache!--Sie wuerde dich zum Lachen bewegen. + +Aridaeus. Um so viel lieber lass sie mich hoeren. Ich bin ein Mensch, +und weine und lache gern. + +Philotas. Nun so lache denn!--Sieh, Koenig, ich habe kein Schwert, und +ich moechte nicht gern, ohne dieses Kennzeichen des Soldaten, unter +Soldaten erscheinen. + +Aridaeus. Mein Lachen wird zur Freude. Ich habe in voraus hierauf +gedacht, und du wirst sogleich befriediget werden. Strato hat Befehl, +dir dein Schwert wieder zu schaffen. + +Philotas. Also lass uns ihn hier erwarten. + +Aridaeus. Und alsdenn begleitest du mich doch?-- + +Philotas. Alsdenn werde ich dir auf dem Fusse nachfolgen. + +Aridaeus. Gewuenscht! da koemmt er! Nun, Strato-- + + + +Achter Auftritt. + +Strato (mit einem Schwerte in der Hand). Aridaeus. Philotas. + + +Strato. Koenig, ich kam zu dem Soldaten, der den Prinzen gefangen +genommen, und forderte des Prinzen Schwert in deinem Namen von ihm +zurueck. Aber hoere, wie edel sich der Soldat weigerte. "Der Koenig", +sprach er, "muss mir das Schwert nicht nehmen. Es ist ein gutes +Schwert, und ich werde es fuer ihn brauchen. Auch muss ich ein Andenken +von dieser meiner Tat behalten. Bei den Goettern, sie war keine von +meinen geringsten! Der Prinz ist ein kleiner Daemon. Vielleicht aber +ist es euch nur um den kostbaren Heft zu tun--" Und hiermit, ehe ich +es verhindern konnte, hatte seine starke Hand den Heft abgewunden, und +warf mir ihn veraechtlich zu Fuessen--"Da ist er!" fuhr er fort. "Was +kuemmert mich euer Gold?" + +Aridaeus. O Strato, mache mir den Mann wieder gut!-- + +Strato. Ich tat es. Und hier ist eines von deinen Schwertern! + +Aridaeus. Gibt her!--Willst du es, Prinz, fuer das deinige annehmen? + +Philotas. Lass sehen!--Ha!--(Beiseite.) Habet Dank, ihr Goetter! +(Indem er es lange und ernsthaft betrachtet.)--Ein Schwert! + +Strato. Habe ich nicht gut gewaehlet, Prinz? + +Aridaeus. Was findest du deiner tiefsinnigen Aufmerksamkeit so wert +daran? + +Philotas. Dass es ein Schwert ist!--(Indem er wieder zu sich koemmt.) +Und ein schoenes Schwert! Ich werde bei diesem Tausche nichts +verlieren.--Ein Schwert! + +Aridaeus. Du zitterst, Prinz. + +Philotas. Vor Freuden!--Ein wenig zu kurz scheinet es mir bei alledem. +Aber was zu kurz? Ein Schritt naeher auf den Feind ersetzt, was ihm +am Eisen abgehet.--Liebes Schwert! Welche eine schoene Sache ist ein +Schwert, zum Spiele und zum Gebrauche! Ich habe nie mit etwas andern +gespielt.-- + +Aridaeus (zum Strato). O der wunderbaren Vermischung von Kind und Held! + + +Philotas (beiseite). Liebes Schwert! Wer doch bald mit dir allein +waere!--Aber, gewagt! + +Aridaeus. Nun lege das Schwert an, Prinz; und folge mir. + +Philotas. Sogleich!--Doch seinen Freund und sein Schwert muss man +nicht bloss von aussen kennen. (Er zieht es, und Strato tritt zwischen +ihn und den Koenig.) + +Strato. Ich verstehe mich mehr auf den Stahl, als auf die Arbeit. +Glaube mir Prinz; der Stahl ist gut. Der Koenig hat, in seinen +maennlichen Jahren, mehr als einen Helm damit gespalten. + +Philotas. So stark werde ich nicht werden! Immerhin!--Tritt mir +nicht so nahe, Strato. + +Strato. Warum nicht? + +Philotas. So! (Indem er zurueckspringt, und mit dem Schwerte einen +Streich durch die Luft tut.) Es hat den Zug, wie es ihn haben muss. + +Aridaeus. Prinz, schone deines verwundeten Armes! Du wirst dich +erhitzen!-- + +Philotas. Woran erinnerst du mich, Koenig?--An mein Unglueck; nein, an +meine Schande! Ich ward verwundet und gefangen! Ja! Aber ich will +es nie wieder werden! Bei diesem meinem Schwerte, ich will es nie +wieder werden! Nein, mein Vater, nein! Heut sparet dir ein Wunder +das schimpfliche Loesegeld fuer deinen Sohn; kuenftig spar' es dir sein +Tor! Sein gewisser Tod, wenn er sich wieder umringt siehet!--Wieder +umringt?--Entsetzen!--Ich bin es! Ich bin umringt! Was nun? +Gefaehrte! Freunde! Brueder! Wo seid ihr? Alle tot? Ueberall Feinde?-- +Ueberall! Hier durch, Philotas! Ha! Nimm das, Verwegner!--Und du +das!--Und du das! (Um sich hauend.) + +Strato. Prinz! was geschieht dir? Fasse dich! (Geht auf ihn zu.) + +Philotas (sich von ihm entfernend). Auch du, Strato? auch du?--O +Feind, sei grossmuetig! Toete mich! Nimm mich nicht gefangen!--Nein, +ich gebe mich nicht gefangen! Und wenn ihr alle Stratos waeret, die +ihr mich umringet! Doch will ich mich gegen euch alle, gegen eine +Welt will ich mich wehren!--Tut euer Bestes, Feinde!--Aber ihr wollt +nicht? Ihr wollt mich nicht toeten, Grausame? Ihr wollt mich mit +Gewalt lebendig?--Ich lache nur! Mich lebendig gefangen? Mich?--Eher +will ich dieses mein Schwert, will ich--in diese meine Brust--eher-- +(Er durchsticht sich.) + +Aridaeus. Goetter! Strato! + +Strato. Koenig! + +Philotas. Das wollt' ich! (Zuruecksinkend.) + +Aridaeus. Halt ihn, Strato!--Hilfe! dem Prinzen zur Hilfe!--Prinz, +welche wuetende Schwermut-- + +Philotas. Vergib mir, Koenig! ich habe dir einen toedlichern Streich +versetzt, als mir!--Ich sterbe; und bald werden beruhigte Laender die +Frucht meines Todes geniessen.--Dein Sohn, Koenig, ist gefangen; und der +Sohn meines Vaters ist frei-- + +Aridaeus. Was hoer' ich? + +Strato. So war es Vorsatz, Prinz?--Aber als unser Gefangener hattest +du kein Recht ueber dich selbst. + +Philotas. Sage das nicht, Strato!--Sollte die Freiheit zu sterben, +die uns die Goetter in allen Umstaenden des Lebens gelassen haben, +sollte diese ein Mensch dem andern verkuemmern koennen?-- + +Strato. O Koenig!--Das Schrecken hat ihn versteinert!--Koenig! + +Aridaeus. Wer ruft? + +Strato. Koenig! + +Aridaeus. Schweig! + +Strato. Der Krieg ist aus, Koenig! + +Aridaeus. Aus? Das leugst du, Strato!--Der Krieg ist nicht aus, Prinz! +--Stirb nur! stirb! Aber nimm das mit, nimm den quaelenden Gedanken +mit: Als ein wahrer unerfahrner Knabe hast du geglaubt, dass die Vaeter +alle von einer Art, alle von der weichlichen, weiblichen Art deines +Vaters sind.--Sie sind es nicht alle! Ich bin es nicht! Was liegt +mir an meinem Sohne? Und denkst du, dass er nicht ebensowohl zum +Besten seines Vaters sterben kann, als du zum Besten des deinigen?--Er +sterbe! Auch sein Tod erspare mir das schimpfliche Loesegeld!--Strato, +ich bin nun verwaiset, ich armer Mann!--Du hast einen Sohn; er sei der +meinige!--Denn einen Sohn muss man doch haben.--Gluecklicher Strato! + +Philotas. Noch lebt auch dein Sohn, Koenig! Und wird leben! Ich hoer' +es! + +Aridaeus. Lebt er noch?--So muss ich ihn wieder haben. Stirb du nur! +Ich will ihn doch wieder haben! Und fuer dich!--Oder ich will deinem +toten Koerper so viel Unehre, so viel Schmach erzeigen lassen!--Ich +will ihn-- + +Philotas. Den toten Koerper!--Wenn du dich raechen willst, Koenig, so +erwecke ihn wieder!-- + +Aridaeus. Ach!--Wo gerat' ich hin! + +Philotas. Du daurest mich!--Lebe wohl, Strato! Dort, wo alle +Tugendhafte Freunde, und alle Tapfere Glieder eines seligen Staates +sind, im Elysium sehen wir uns wieder!--Auch wir, Koenig, sehen uns +wieder-- + +Aridaeus. Und versoehnt!--Prinz!-- + +Philotas. O so empfanget meine triumphierende Seele, ihr Goetter; und +dein Opfer, Goettin des Friedens! + +Aridaeus. Hoere mich, Prinz!-- + +Strato. Er stirbt!--Bin ich ein Verraeter, Koenig, wenn ich deinen +Feind beweine? Ich kann mich nicht halten. Ein wunderbarer Juengling! + + +Aridaeus. Beweine ihn nur!--Auch ich!--Komm! Ich muss meinen Sohn +wieder haben! Aber rede mir nicht ein, wenn ich ihn zu teuer erkaufe!-- +Umsonst haben wir Stroeme Bluts vergossen; umsonst Laender erobert. Da +zieht er mit unserer Beute davon, der groessere Sieger!--Komm! Schaffe +mir meinen Sohn! Und wenn ich ihn habe, will ich nicht mehr Koenig +sein. Glaubt ihr Menschen, dass man es nicht satt wird?--(Gehen ab.) + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Philotas, von Gotthold Ephraim +Lessing. + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Philotas, by Gotthold Ephraim Lessing + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS *** + +This file should be named 7phts10.txt or 7phts10.zip +Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7phts11.txt +VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7phts10a.txt + +Produced by Delphine Letttau The book content was graciously +contributed by the Gutenberg Projekt-DE + +Project Gutenberg eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US +unless a copyright notice is included. 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You can also find out about how to make a +donation to Project Gutenberg, and how to get involved. + + +**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** + +**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** + +*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** + + +Title: Philotas + +Author: Gotthold Ephraim Lessing + +Release Date: October, 2005 [EBook #9159] +[Yes, we are more than one year ahead of schedule] +[This file was first posted on September 9, 2003] + +Edition: 10 + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS *** + + + + +Produced by Delphine Letttau The book content was graciously +contributed by the Gutenberg Projekt-DE + + + + +This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. +That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. + + + + +Philotas + +Gotthold Ephraim Lessing + +Ein Trauerspiel + + +Personen: + +Aridäus, König. +Strato, Feldherr des Aridäus. +Philotas, gefangen. +Parmenio, Soldat. + +Die Szene ist ein Zelt in dem Lager des Aridäus. + + + +Erster Auftritt. + +Philotas. + +So bin ich wirklich gefangen?--Gefangen!--Ein würdiger Anfang meiner +kriegerischen Lehrjahre!--O ihr Götter! O mein Vater!--Wie gern +überredte ich mich, daß alles ein Traum sei! Meine frühste Kindheit +hat nie etwas anders, als Waffen, und Läger, und Schlachten und Stürme +geträumet. Könnte der Jüngling nicht von Verlust und Entwaffnung +träumen?--Schmeichle dir nur, Philotas! Wenn ich sie nicht sähe, +nicht fühlte, die Wunde, durch die der erstarrten Hand das Schwert +entsank!--Man hat sie mir wider Willen verbunden. O der grausamen +Barmherzigkeit eines listigen Feindes! Sie ist nicht tödlich, sagte +der Arzt, und glaubte mich zu trösten.--Nichtswürdiger, sie sollte +tödlich sein!--Und nur eine Wunde, nur eine!--Wüßte ich, daß ich sie +tödlich machte, wenn ich sie wieder aufriss', und wieder verbinden +ließ', und wieder aufriss'--Ich rase, ich Unglücklicher!--Und was für +ein höhnisches Gesicht--itzt fällt mir es ein--mir der alte Krieger +machte, der mich vom Pferde riß! Er nannte mich: Kind!--Auch sein +König muß mich für ein Kind, für ein verzärteltes Kind halten. In was +für ein Zelt hat er mich bringen lassen! Aufgeputzt, mit allen +Bequemlichkeiten versehen! Es muß einer von seinen Beischläferinnen +gehören. Ein ekler Aufenthalt für einen Soldaten! Und anstatt +bewacht zu werden, werde ich bedienet. Hohnsprechende Höflichkeit!-- + + + +Zweiter Auftritt. + +Strato. Philotas. + + +Strato. Prinz-- + +Philotas. Schon wieder ein Besuch? Alter, ich bin gern allein. + +Strato. Prinz, ich komme auf Befehl des Königs-- + +Philotas. Ich verstehe dich! Es ist wahr, ich bin deines Königs +Gefangener, und es stehet bei ihm, wie er mir will begegnen lassen-- +Aber höre, wenn du der bist, dessen Miene du trägst--bist du ein alter +ehrlicher Kriegsmann, so nimm dich meiner an, und bitte den König, daß +er mir als einem Soldaten, und nicht als einem Weibe begegnen lasse. + +Strato. Er wird gleich bei dir sein; ich komme, ihn zu melden. + +Philotas. Der König bei mir? und du kömmst, ihn zu melden?--Ich will +nicht, daß er mir eine von den Erniedrigungen erspare, die sich ein +Gefangener muß gefallen lassen.--Komm, führe mich zu ihm! Nach dem +Schimpfe, entwaffnet zu sein, ist mir nichts mehr schimpflich. + +Strato. Prinz, deine Bildung, voll jugendlicher Anmut, verspricht ein +sanftres Gemüt. + +Philotas. Laß meine Bildung unverspottet! Dein Gesicht voll Narben +ist freilich ein schöners Gesicht-- + +Strato. Bei den Göttern! eine große Antwort! Ich muß dich bewundern +und lieben. + +Philotas. Möchtest du doch, wenn du mich nur erst gefürchtet hättest. + + +Strato. Immer heldenmütiger! Wir haben den schrecklichsten Feind vor +uns, wenn unter seiner Jugend der Philotas viel sind. + +Philotas. Schmeichle mir nicht!--Euch schrecklich zu werden, müssen +sie mit meinen Gesinnungen größre Taten verbinden. Darf ich deinen +Namen wissen? + +Strato. Strato. + +Philotas. Strato? Der tapfre Strato, der meinen Vater am Lykus +schlug?-- + +Strato. Gedenke mir dieses zweideutigen Sieges nicht! Und wie blutig +rächte sich dein Vater in der Ebene Methymna! So ein Vater muß so +einen Sohn haben. + +Philotas. O dir darf ich es klagen, du würdigster der Feinde meines +Vaters, dir darf ich mein Schicksal klagen.--Nur du kannst mich ganz +verstehen; denn auch dich, auch dich hat das herrschende Feuer der +Ehre, der Ehre fürs Vaterland zu bluten, in deiner Jugend verzehrt. +Wärest du sonst, was du bist?--Wie habe ich ihn nicht, meinen Vater, +seit sieben Tagen--denn erst sieben Tage kleidet mich die männliche +Toga--wie habe ich ihn nicht gebeten, gefleht, beschworen, siebenmal +alle sieben Tage auf den Knieen beschworen, zu verstatten, daß ich +nicht umsonst der Kindheit entwachsen sei, und mich mit seinen +Streitern ausziehen zu lassen, die mir schon längst so manche Träne +der Nacheiferung gekostet. Gestern bewegte ich ihn, den besten Vater, +denn Aristodem half mir bitten.--Du kennst ihn, den Aristodem; er ist +meines Vaters Strato.--"Gib mir, König, den Jüngling morgen mit," +sprach Aristodem; "ich will das Gebirge durchstreifen, um den Weg nach +Cäsarea offen zu halten."--"Wenn ich euch nur begleiten könnte", +seufzte mein Vater.--Er liegt noch an seinen Wunden krank.--"Doch es +sei!" und hiermit umarmte mich mein Vater. O was fühlte der +glückliche Sohn in dieser Umarmung!--Und die Nacht, die darauf folgte! +Ich schloß kein Auge; doch verweilten mich Träume der Ehre und des +Sieges bis zur zweiten Nachtwache auf dem Lager.--Da sprang ich auf, +warf mich in den neuen Panzer, strich die ungelockten Haare unter den +Helm, wählte unter den Schwertern meines Vaters, dem ich gewachsen zu +sein glaubte, stieg zu Pferde; und hatte ein Roß schon müde gespornt, +noch ehe die silberne Drommete die befohlne Mannschaft weckte. Sie +kamen, und ich sprach mit jedem meiner Begleiter, und da drückte mich +mancher wackere Krieger an seine narbigte Brust! Nur mit meinem Vater +sprach ich nicht; denn ich zitterte, wenn er mich noch einmal sähe, er +möchte sein Wort widerrufen.--Nun zogen wir aus! An der Seite der +unsterblichen Götter kann man nicht glücklicher sein, als ich an der +Seite Aristodems mich fühlte! Auf jeden seiner anfeuernden Blicke +hätte ich, ich allein, ein Heer angegriffen und mich in der +feindlichen Eisen gewissesten Tod gestürzet. In stiller +Entschlossenheit freute ich mich auf jeden Hügel, von dem ich in der +Ebene Feinde zu entdecken hoffte; auf jede Krümmung des Tals, hinter +der ich auf sie zu stoßen mir schmeichelte. Und da ich sie endlich +von der waldigten Höhe auf uns stürzen sahe; ihnen bergan entgegen +flog--rufe dir, ruhmvoller Greis, die seligste deiner jugendlichen +Entzückungen zurück--du konntest nie entzückter sein!--Aber nun, nun +sieh mich, Strato, sieh mich von dem Gipfel meiner hohen Erwartungen +schimpflich herabstürzen! O wie schaudert mich, diesen Fall in +Gedanken noch einmal zu stürzen!--Ich war zu weit vorausgeeilt; ich +ward verwundet und--gefangen! Armseliger Jüngling, nur auf Wunden +hieltest du dich, nur auf den Tod gefaßt,--und wirst gefangen. So +schicken die strengen Götter, unsere Fassung zu vereiteln, nur immer +unvorhergesehenes Übel?--Ich weine; ich muß weinen, ob ich mich schon, +von dir darum verachtet zu werden, scheue. Aber verachte mich nicht!-- +Du wendest dich weg? + +Strato. Ich bin unwillig; du hättest mich nicht so bewegen sollen.-- +Ich werde mit dir zum Kinde-- + +Philotas. Nein; höre, warum ich weine! Es ist kein kindisches Weinen, +das du mit deiner männlichen Träne zu begleiten würdigest--Was ich +für mein größtes Glück hielt, die zärtliche Liebe, mit der mich mein +Vater liebt, wird mein größtes Unglück. Ich fürchte, ich fürchte; er +liebt mich mehr, als er sein Reich liebt! Wozu wird er sich nicht +verstehen, was wird ihm dein König nicht abdringen, mich aus der +Gefangenschaft zu retten! Durch mich Elenden wird er an einem Tage +mehr verlieren, als er in drei langen mühsamen Jahren, durch das Blut +seiner Edeln, durch sein eignes Blut gewonnen hat. Mit was für einem +Angesichte soll ich wieder vor ihm erscheinen; ich, sein schlimmster +Feind? Und meines Vaters Untertanen--künftig einmal die meinigen, +wenn ich sie zu regieren mich würdig gemacht hätte--wie werden sie den +ausgelösten Prinzen ohne die spöttischste Verachtung unter sich dulden +können? Wann ich denn vor Scham sterbe und unbedauert hinab zu den +Schatten schleiche, wie finster und stolz werden die Seelen der Helden +bei mir vorbeiziehen, die dem Könige die Vorteile mit ihrem Leben +erkaufen mußten, deren er sich als Vater für einen unwürdigen Sohn +begibt.--O das ist mehr, als eine fühlende Seele ertragen kann! + +Strato. Fasse dich, lieber Prinz! Es ist der Fehler des Jünglings, +sich immer für glücklicher, oder unglücklicher zu halten, als er ist. +Dein Schicksal ist so grausam noch nicht; der König nähert sich, und +du wirst aus seinem Munde mehr Trost hören. + + + +Dritter Auftritt. + +König Aridäus. Philotas. Strato. + + +Aridäus. Kriege, die Könige unter sich zu führen gezwungen werden, +sind keine persönliche Feindschaften.--Laß dich umarmen, mein Prinz! +O welcher glücklichen Tage erinnert mich deine blühende Jugend! So +blühte die Jugend deines Vaters! Dies war sein offenes, sprechendes +Auge; dies seine ernste, redliche Miene; dies sein edler Anstand!-- +Noch einmal laß dich umarmen; ich umarme deinen jüngern Vater in dir. +--Hast du es nie von ihm gehört, Prinz, wie vertraute Freunde wir in +deinem Alter waren? Das war das selige Alter, da wir uns noch ganz +unserm Herzen überlassen durften. Bald aber wurden wir beide zum +Throne gerufen, und der sorgende König, der eifersüchtige Nachbar +unterdrückte, leider! den gefälligen Freund.-- + +Philotas. Verzeih, o König, wenn du mich in Erwiderung so süßer Worte +zu kalt findest. Man hat meine Jugend denken, aber nicht reden +gelehrt.--Was kann es mir itzt helfen, daß du und mein Vater einst +Freunde waren? Waren: so sagst du selbst. Der Haß, den man auf +verloschne Freundschaft pfropfet, muß, unter allen, die tödlichsten +Früchte bringen;--oder ich kenne das menschliche Herz zu wenig.-- +Verzögere daher, König, verzögere meine Verzweiflung nur nicht. Du +hast als der höfliche Staatsmann gesprochen; sprich nun als der +Monarch, der den Nebenbuhler seiner Größe ganz in seiner Gewalt hat. + +Strato. O laß ihn, König, die Ungewißheit seines Schicksals nicht +länger peinigen.-- + +Philotas. Ich danke, Strato!--Ja, laß mich es nur gleich hören, wie +verabscheuungswürdig du einen unglücklichen Sohn seinem Vater machen +willst. Mit welchem schimpflichen Frieden, mit welchen Ländern soll +er ihn erkaufen? Wie klein und verächtlich soll er werden, um nicht +verwaist zu bleiben?--O mein Vater!-- + +Aridäus. Auch diese frühe, männliche Sprache, Prinz, war deines +Vaters! So höre ich dich gern! Und möchte, meiner nicht minder +würdig, auch mein Sohn itzt vor deinem Vater so sprechen!-- + +Philotas. Wie meinst du das?-- + +Aridäus. Die Götter--ich bin es überzeugt--wachen für unsere Tugend, +wie sie für unser Leben wachen. Die so lang als mögliche Erhaltung +beider ist ihr geheimes, ewiges Geschäft. Wo weiß ein Sterblicher, +wie böse er im Grunde ist, wie schlecht er handeln würde, ließen sie +jeden verführerischen Anlaß, sich durch kleine Taten zu beschimpfen, +ganz auf ihn wirken?--Ja, Prinz, vielleicht wäre ich der, den du mich +glaubst; vielleicht hätte ich nicht edel genug gedacht, das +wunderliche Kriegesglück, das dich mir in die Hände liefert, +bescheiden zu nützen; vielleicht würde ich durch dich ertrotzt haben, +was ich zu erfechten nicht länger wagen mögen; vielleicht--Doch +fürchte nichts; allen diesen "Vielleicht" hat eine höhere Macht +vorgebauet; ich kann deinen Vater seinen Sohn nicht teurer erkaufen +lassen als--durch den meinigen. + +Philotas. Ich erstaune! Du gibst mir zu verstehen-- + +Aridäus. Daß mein Sohn deines Vaters Gefangener ist, wie du meiner.-- + +Philotas. Dein Sohn meines Vaters? Dein Polytimet?--Seit wenn? Wie? +Wo? + +Aridäus. So wollt' es das Schicksal! Aus gleichen Wagschalen nahm es +auf einmal gleiche Gewichte, und die Schalen blieben noch gleich. + +Strato. Du willst nähere Umstände wissen.--Eben dasselbe Geschwader, +dem du zu hitzig entgegen eiltest, führte Polytimet; und als dich die +Deinigen verloren erblickten, erhob sie Wut und Verzweiflung über alle +menschliche Stärke. Sie brachen ein, und alle stürmten sie auf den +einen, in welchem sie ihres Verlustes Ersetzung sahen. Das Ende weißt +du.--Nun nimm noch von einem alten Soldaten die Lehre an: Der Angriff +ist kein Wettrennen; nicht der, welcher zuerst, sondern welcher zum +sichersten auf den Feind trifft, hat sich dem Siege genähert. Das +merke dir, zu feuriger Prinz; sonst möchte der werdende Held im ersten +Keime ersticken. + +Aridäus. Strato, du machst den Prinzen durch deine, zwar +freundschaftliche, Warnung verdrießlich. Wie finster er da steht!-- + +Philotas. Nicht das! Aber laß mich; in tiefe Anbetung der Vorsicht +verloren-- + +Aridäus. Die beste Anbetung, Prinz, ist dankbare Freude. Ermuntere +dich! Wir Väter wollen uns unsere Söhne nicht lange vorenthalten. +Mein Herold hält sich bereits fertig; er soll gehen und die +Auswechselung beschleunigen. Aber du weißt wohl, freudige Nachrichten, +die wir allein vom Feinde erfahren, scheinen Fallstricke. Man könnte +argwohnen, du seist vielleicht an deiner Wunde gestorben. Es wird +daher nötig sein, daß du selbst mit dem Herolde einen unverdächtigen +Boten an deinen Vater sendest. Komm mit mir! Suche dir einen unter +den Gefangenen, den du deines Vertrauens würdigen kannst.-- + +Philotas. So willst du, daß ich mich vervielfältiget verabscheuen +soll? In jedem der Gefangenen werde ich mich selbst erblicken.-- +Schenke mir diese Verwirrung. + +Aridäus. Aber-- + +Philotas. Unter den Gefangenen muß sich Parmenio befinden. Den +schicke mir her; ich will ihn abfertigen. + +Aridäus. Wohl; auch so! Komm, Strato! Prinz wir sehen uns bald +wieder. + + + +Vierter Auftritt. + +Philotas. + + +Götter! Näher konnte der Blitz, ohne mich ganz zu zerschmettern, +nicht vor mir niederschlagen. Wunderbare Götter! Die Flamme kehrt +zurück; der Dampf verfliegt, und ich war nur betäubt.--So war das mein +ganzes Elend, zu sehen, wie elend ich hätte werden können? Wie elend +mein Vater durch mich!--Nun darf ich wieder vor dir erscheinen, mein +Vater! Zwar noch mit niedergeschlagenen Augen; doch nur die Scham +wird sie niederschlagen, nicht das brennende Bewußtsein, dich mit mir +ins Verderben gerissen zu haben. Nun darf ich nichts von dir fürchten, +als einen Verweis mit Lächeln; kein stummes Trauren; keine, durch die +stärkere Gewalt der väterlichen Liebe erstickte Verwünschungen.-- + +Aber--ja, bei dem Himmel! ich bin zu gütig gegen mich. Darf ich mir +alle Fehler vergeben, die mir die Vorsicht zu vergeben scheinet? Soll +ich mich nicht strenger richten, als sie und mein Vater mich richten? +Die allzugütigen!--Sonst jede der traurigen Folgen meiner +Gefangenschaft konnten die Götter vernichten; nur eine konnten sie +nicht: die Schande! Zwar jene leicht verfliegende wohl, die von der +Zunge des Pöbels strömt; aber nicht die wahre dauernde Schande, die +hier der innere Richter, mein unparteiisches Selbst, über mich +ausspricht!-- + +Und wie leicht ich mich verblende! Verlieret mein Vater durch mich +nichts? Der Ausschlag, den der gefangene Polytimet,--wenn ich nicht +gefangen wäre,--auf seine Seite brächte, der ist nichts!--Nur durch +mich wird er nichts!--Das Glück hätte sich erkläret, für wen es sich +erklären sollte; das Recht meines Vaters triumphierte, wäre Polytimet, +nicht Philotas und Polytimet gefangen!-- + +Und nun--welcher Gedanke war es, den ich itzt dachte? Nein; den ein +Gott in mir dachte--Ich muß ihm nachhängen! Laß dich fesseln, +flüchtiger Gedanke!--Itzt denke ich ihn wieder! Wie weit er sich +verbreitet, und immer weiter; und nun durchstrahlt er meine ganze +Seele!-- + +Was sagte der König? Warum wollte er, daß ich zugleich selbst einen +unverdächtigen Boten an meinen Vater schicken sollte? Damit mein +Vater nicht argwohne--wo waren ja seine eigne Worte--, ich sei bereits +an meiner Wunde gestorben.--Also meint er doch, wenn ich bereits an +meiner Wunde gestorben wäre, so würde die Sache ein ganz anders Ansehn +gewinnen? Würde sie das? Tausend Dank für diese Nachricht! Tausend +Dank!--Und freilich! Denn mein Vater hätte alsdenn einen gefangenen +Prinzen, für den er sich alles bedingen könnte; und der König, sein +Feind, hätte--den Leichnam eines gefangenen Prinzen, für den er nichts +fordern könnte; den er--müßte begraben oder verbrennen lassen, wenn er +ihm nicht zum Abscheu werden sollte. + +Gut! das begreif' ich! Folglich, wenn ich, ich elender Gefangener, +meinem Vater den Sieg noch in die Hände spielen will, worauf kömmt es +an? Aufs Sterben. Auf weiter nichts?--O fürwahr; der Mensch ist +mächtiger, als er glaubt, der Mensch, der zu sterben weiß! + +Aber ich? ich, der Keim, die Knospe eines Menschen, weiß ich zu +sterben? Nicht der Mensch, der vollendete Mensch allein, muß es +wissen; auch der Jüngling, auch der Knabe; oder er weiß gar nichts. +Wer zehn Jahre gelebt hat, hat zehn Jahre Zeit gehabt, sterben zu +lernen; und was man in zehn Jahren nicht lernt, das lernt man auch in +zwanzig, in dreißig und mehrern nicht. + +Alles, was ich werden können, muß ich durch das zeigen, was ich schon +bin. Und was könnte ich, was wollte ich werden? Ein Held.--Wer ist +ein Held?--O mein abwesender vortrefflicher Vater, itzt sei ganz in +meiner Seele gegenwärtig!--Hast du mich nicht gelehrt, ein Held sei +ein Mann, der höhere Güter kennt als das Leben? Ein Mann, der sein +Leben dem Wohle des Staats geweihet; sich, den einzeln, dem Wohle +vieler? Ein Held sei ein Mann--Ein Mann? Also kein Jüngling, mein +Vater?--Seltsame Frage! Gut, daß sie mein Vater nicht gehöret hat! +Er müßte glauben, ich sähe es gern, wenn er Nein darauf antwortete.-- +Wie alt muß die Fichte sein, die zum Maste dienen soll? Wie alt? Sie +muß hoch genug, und muß stark genug sein. + +Jedes Ding, sagte der Weltweise, der mich erzog, ist vollkommen, wenn +es seinen Zweck erfüllen kann. Ich kann meinen Zweck erfüllen, ich +kann zum Besten des Staats sterben: ich bin vollkommen also, ich bin +ein Mann. Ein Mann, ob ich gleich noch vor wenig Tagen ein Knabe war. + + +Welch Feuer tobt in meinen Adern? Welche Begeisterung befällt mich? +Die Brust wird dem Herzen zu eng!--Geduld, mein Herz! Bald will ich +dir Luft machen! Bald will ich dich deines einförmigen langweiligen +Dienstes erlassen! Bald sollst du ruhen, und lange ruhen-- + +Wer kömmt? Es ist Parmenio.--Geschwind entschlossen!--Was muß ich zu +ihm sagen? Was muß ich durch ihn meinem Vater sagen lassen?--Recht! +das muß ich sagen, das muß ich sagen lassen. + + + +Fünfter Auftritt. + +Parmenio. Philotas. + + +Philotas. Tritt näher, Parmenio.--Nun? warum so schüchtern? So +voller Scham? Wessen schämst du dich? Deiner, oder meiner? + +Parmenio: Unser beider, Prinz. + +Philotas. Immer sprich, wie du denkst. Freilich, Parmenio, müssen +wir beide nicht viel taugen, weil wir uns hier befinden. Hast du +meine Geschichte bereits gehört? + +Parmenio. Leider! + +Philotas. Und als du sie hörtest?-- + +Parmenio. Ich bedauerte dich, ich bewunderte dich, ich verwünschte +dich, ich weiß selbst nicht, was ich alles tat. + +Philotas. Ja, ja! Nun aber, da du doch wohl auch erfahren, daß das +Unglück so groß nicht ist, weil gleich darauf Polytimet von den +Unserigen-- + +Parmenio. Ja nun; nun möchte ich fast lachen. Ich finde, daß das +Glück zu einem kleinen Schlage, den es uns versetzen will, oft +erschrecklich weit ausholt. Man sollte glauben, es wolle uns +zerschmettern, und hat uns am Ende nichts, als eine Mücke auf der +Stirne totgeschlagen. + +Philotas. Zur Sache!--Ich soll dich mit dem Herolde des Königs zu +meinem Vater schicken. + +Parmenio. Gut! So wird deine Gefangenschaft der meinigen das Wort +sprechen. Ohne die gute Nachricht, die ich ihm von dir bringen werde, +und die eine freundliche Miene wohl wert ist, hätte ich mir eine +ziemlich frostige von ihm versprechen müssen. + +Philotas. Nein, ehrlicher Parmenio; nun im Ernst! Mein Vater weiß es, +daß dich der Feind verblutet und schon halb erstarrt von der Walstatt +aufgehoben. Laß prahlen, wer prahlen will; der ist leicht gefangen zu +nehmen, den der nahende Tod schon entwaffnet hat.--Wie viele Wunden +hast du nun, alter Knecht?-- + +Parmenio. O, davon konnte ich sonst eine lange Liste hersagen. Itzt +aber habe ich sie um ein gut Teil verkürzt. + +Philotas. Wie das? + +Parmenio. Ha! Ich rechne nun nicht mehr die Glieder, an welchen ich +verwundet bin; Zeit und Atem zu ersparen, zähle ich die, an welchen +ich es nicht bin.--Kleinigkeiten bei dem allem! Wozu hat man die +Knochen anders, als daß sich die feindlichen Eisen darauf schartig +hauen sollen? + +Philotas. Das ist wacker!--Aber nun--was willst du meinem Vater +sagen? + +Parmenio. Was ich sehe; daß du dich wohl befindest. Denn deine Wunde, +wenn man mir anders die Wahrheit gesagt hat,-- + +Philotas. Ist so gut als keine. + +Parmenio. Ein kleines liebes Andenken. Dergleichen uns ein +inbrünstiges Mädchen in die Lippe beißt. Nicht wahr, Prinz? + +Philotas. Was weiß ich davon? + +Parmenio. Nu, nu; kömmt Zeit, kömmt Erfahrung.--Ferner will ich +deinem Vater sagen, was ich glaube, daß du wünschest-- + +Philotas. Und was ist das? + +Parmenio. Je eher, je lieber wieder bei ihm zu sein. Deine kindliche +Sehnsucht, deine bange Ungeduld-- + +Philotas. Mein Heimweh lieber gar. Schalk! warte, ich will dich +anders denken lehren! + +Parmenio. Bei dem Himmel, das mußt du nicht! Mein lieber +frühzeitiger Held, laß dir das sagen: Du bist noch Kind! Gib nicht zu, +daß der rauhe Soldat das zärtliche Kind so bald in dir ersticke. Man +möchte sonst von deinem Herzen nicht zum besten denken; man möchte +deine Tapferkeit für angeborne Wildheit halten. Ich bin auch Vater, +Vater eines einzigen Sohnes, der nur wenig älter als du, mit gleicher +Hitze--du kennst ihn ja. + +Philotas. Ich kenne ihn. Er verspricht alles, was sein Vater +geleistet hat. + +Parmenio. Aber wüßte ich, daß sich der junge Wildfang nicht in allen +Augenblicken, die ihm der Dienst frei läßt, nach seinem Vater sehnte, +und sich nicht so nach ihm sehnte, wie sich ein Lamm nach seiner +Mutter sehnet: so möchte ich ihn gleich--siehst du!--nicht erzeugt +haben. Itzt muß er mich noch mehr lieben, als ehren. Mit dem Ehren +werde ich mich so Zeit genug müssen begnügen lassen; wenn nämlich die +Natur den Strom seiner Zärtlichkeit einen andern Weg leitet; wenn er +selbst Vater wird.--Werde nicht ungehalten, Prinz. + +Philotas. Wer kann auf dich ungehalten werden?--Du hast recht! Sage +meinem Vater alles, was du glaubest, daß ihm ein zärtlicher Sohn bei +dieser Gelegenheit muß sagen lassen. Entschuldige meine jugendliche +Unbedachtsamkeit, die ihn und sein Reich fast ins Verderben gestürzt +hätte. Bitte ihn, mir meinen Fehler zu vergeben. Versichere ihn, daß +ich ihn nie durch einen ähnlichen Fehler wieder daran erinnern will; +daß ich alles tun will, damit er ihn auch vergessen kann. Beschwöre +ihn-- + +Parmenio. Laß mich nur machen! So etwas können wir Soldaten recht +gut sagen.--Und besser als ein gelehrter Schwätzer; denn wir sagen es +treuherziger.--Laß mich nur machen! Ich weiß schon alles.--Lebe wohl, +Prinz; ich eile-- + +Philotas. Verzieh! + +Parmenio. Nun?--Und welch feierliches Ansehen gibst du dir auf +einmal? + +Philotas. Der Sohn hat dich abgefertiget, aber noch nicht der Prinz.-- +Jener mußte fühlen; dieser muß überlegen. Wie gern wollte der Sohn +gleich itzt, wie gern wollte er noch eher, als möglich, wieder um +seinen Vater, um seinen geliebten Vater sein; aber der Prinz--der +Prinz kann nicht.--Höre! + +Parmenio. Der Prinz kann nicht? + +Philotas. Und will nicht. + +Parmenio. Will nicht? + +Philotas. Höre! + +Parmenio. Ich erstaune-- + +Philotas. Ich sage, du sollst hören und nicht erstaunen. Höre! + +Parmenio. Ich erstaune, weil ich höre. Es hat geblitzt, und ich +erwarte den Schlag.--Rede!--Aber, junger Prinz, keine zweite +Übereilung!-- + +Philotas. Aber, Soldat, kein Vernünfteln!--Höre! Ich habe meine +Ursachen, nicht eher ausgelöset zu sein, als morgen. Nicht eher als +morgen! Hörst du?--Sage also unserm Könige, daß er sich an die +Eilfertigkeit des feindlichen Herolds nicht kehre. Eine gewisse +Bedenklichkeit, ein gewisser Anschlag nötige den Philotas zu dieser +Verzögerung.--Hast du mich verstanden? + +Parmenio. Nein! + +Philotas. Nicht? Verräter!-- + +Parmenio. Sachte, Prinz! Ein Papagei versteht nicht, aber er behält, +was man ihm vorsagt. Sei unbesorgt. Ich will deinem Vater alles +wieder herplappern, was ich von dir höre. + +Philotas. Ha! ich untersagte dir, zu vernünfteln, und das verdreußt +dich. Aber wie bist denn du so verwöhnt? Haben dir alle deine +Befehlshaber Gründe gesagt?-- + +Parmenio. Alle, Prinz; ausgenommen die jungen. + +Philotas. Vortrefflich! Parmenio, wenn ich so empfindlich wäre, als +du-- + +Parmenio. Und doch kann nur derjenige meinen blinden Gehorsam +heischen, dem die Erfahrung doppelte Augen gegeben. + +Philotas. Bald werde ich dich also um Verzeihung bitten müssen.--Nun +wohl, ich bitte dich um Verzeihung, Parmenio. Murre nicht, Alter! +Sei wieder gut, alter Vater!--Du bist freilich klüger, als ich. Aber +nicht die Klügsten allein haben die besten Einfälle. Gute Einfälle +sind Geschenke des Glückes; und das Glück, weißt du wohl, beschenkt +den Jüngling oft lieber, als den Greis. Denn das Glück ist blind. +Blind, Parmenio; stockblind gegen alles Verdienst. Wenn es das nicht +wäre, müßtest du nicht schon lange Feldherr sein? + +Parmenio. Sieh, wie du zu schmeicheln weißt, Prinz--Aber im Vertrauen, +lieber Prinz! Willst du mich nicht etwa bestechen? mit +Schmeicheleien bestechen? + +Philotas. Ich, schmeicheln! Und dich bestechen! Du bist der Mann, +der sich bestechen läßt! + +Parmenio. Wenn du so fortfährest, so kann ich es werden. Schon traue +ich mir selbst nicht mehr recht! + +Philotas. Was wollte ich also sagen?--So einen guten Einfall nun, +wollte ich sagen, als das Glück oft in das albernste Gehirn wirft, so +einen habe ich itzo ertappt. Bloß ertappt; von dem Meinigen ist nicht +das geringste dazugekommen. Denn hätte mein Verstand, meine +Erfindungskraft einigen Anteil daran; würde ich ihn nicht gern mit dir +überlegen wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit dir überlegen; er +verschwindet, wenn ich ihn mitteile; so zärtlich, so fein ist er, ich +getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie mich +der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs höchste könnte ich +dir nur sagen, was er nicht ist--Möglich zwar genug, daß es im Grunde +ein kindischer Einfall ist; ein Einfall, den ich für einen glücklichen +Einfall halte, weil ich noch keinen glücklichern gehabt habe. Aber +mag er doch; kann er nichts nützen, so kann er doch auch nichts +schaden. Das weiß ich gewiß; es ist der unschädlichste Einfall von +der Welt; so unschädlich als--als ein Gebet. Wirst du deswegen zu +beten unterlassen, weil du nicht ganz gewiß weißt, ob dir das Gebet +helfen wird?--Verdirb mir immer also meine Freude nicht, Parmenio, +ehrlicher Parmenio! Ich bitte dich, ich umarme dich--Wenn du mich nur +ein klein wenig lieb hast--Willst du? Kann ich mich darauf verlassen? +Willst du machen, daß ich erst morgen ausgewechselt werde? Willst +du? + +Parmenio. Ob ich will? Muß ich nicht? muß ich nicht?--Höre, Prinz, +wenn du einmal König wirst, gib dich nicht mit dem Befehlen ab. +Befehlen ist ein unsicheres Mittel, befolgt zu werden. Wem du etwas +recht Schweres aufzulegen hast, mit dem mache es, wie du es itzt mit +mir gemacht hast, und wenn er dir alsdenn seinen Gehorsam verweigert-- +Unmöglich! Er kann dir ihn nicht verweigern! Ich muß auch wissen, +was ein Mann verweigern kann. + +Philotas. Was Gehorsam? Was hat die Freundschaft, die du mir +erweisest, mit dem Gehorsam zu tun? Willst du, mein Freund?-- + +Parmenio. Hör' auf! hör' auf! Du hast mich schon ganz. Ja doch, +ich will alles. Ich will es, ich will es deinem Vater sagen, daß er +dich erst morgen auslösen soll. Warum zwar erst morgen,--das weiß ich +nicht! Das brauch' ich nicht zu wissen! Das braucht auch er nicht zu +wissen. Genug, ich weiß, daß du es willst. Und ich will alles, was +du willst. Willst du sonst nichts? Soll ich sonst nichts tun? Soll +ich für dich durchs Feuer rennen? Mich für dich vom Felsen +herabstürzen? Befiehl nur, mein lieber kleiner Freund, befiehl! Itzt +tu' ich dir alles! Sogar--sage ein Wort, und ich will für dich ein +Verbrechen, ein Bubenstück begehen! Die Haut schaudert mir zwar; aber +doch Prinz, wenn du willst, ich will, ich will-- + +Philotas. O mein bester, feuriger Freund! O du--wie soll ich dich +nennen?--du Schöpfer meines künftigen Ruhmes! Dir schwöre ich bei +allem, was mir heilig ist, bei der Ehre meines Vaters, bei dem Glücke +seiner Waffen, bei der Wohlfahrt seines Landes schwöre ich dir, nie in +meinem Leben diese deine Bereitwilligkeit, deinen Eifer zu vergessen! +Möchte ich ihn auch würdig genug belohnen können!--Höret, ihr Götter, +meinen Schwur!--Und nun Parmenio, schwöre auch du! Schwöre mir, dein +Wort treulich zu halten.-- + +Parmenio. Ich schwören? Ich bin zu alt zum Schwören. + +Philotas. Und ich bin zu jung, dir ohne Schwur zu trauen. Schwöre +mir! Ich habe dir bei meinem Vater geschworen, schwöre du mir bei +deinem Sohne. Du liebst ihn doch, deinen Sohn? Du liebst ihn doch +recht herzlich? + +Parmenio. So herzlich, wie dich!--Du willst es, und ich schwöre. Ich +schwöre dir, bei meinem einzigen Sohne, bei meinem Blute, das in +seinen Adern wallet, bei dem Blute, das ich gern für deinen Vater +geblutet, das auch er gern für dich einst bluten wird, bei diesem +Blute schwöre ich dir, mein Wort zu halten! Und wenn ich es nicht +halte, so falle mein Sohn in seiner ersten Schlacht, und erlebe sie +nicht, die glorreichen Tage deiner Regierung!--Höret, ihr Götter, +meinen Schwur-- + +Philotas. Höret ihn noch nicht, ihr Götter!--Du hast mich zum besten, +Alter. In der ersten Schlacht fallen; meine Regierung nicht erleben: +ist das ein Unglück? Ist früh sterben ein Unglück? + +Parmenio. Das sag' ich nicht. Doch nur deswegen, um dich auf dem +Throne zu sehen, um dir zu dienen, möchte ich--was ich sonst durchaus +nicht möchte--noch einmal junge werden--Dein Vater ist gut; aber du +wirst besser, als er. + +Philotas. Kein Lob zum Nachteile meines Vaters!--Ändere deinen Schwur! +Komm, ändere ihn so: Wenn du dein Wort nicht hältst, so möge dein +Sohn ein Feiger, ein Nichtswürdiger werden; er möge, wenn er zwischen +Tod und Schande zu wählen hat, die Schande wählen; er möge neunzig +Jahre ein Spott der Weiber leben, und noch im neunzigsten Jahre ungern +sterben. + +Parmenio. Ich entsetze mich--doch schwöre ich: das mög' er!--Höret +den gräßlichsten der Schwüre, ihr Götter! + +Philotas. Höret ihn!--Nun gut, nun kannst du gehen, Parmenio. Wir +haben einander lange genug aufgehalten, und fast zu viel Umstände über +eine Kleinigkeit gemacht. Denn ist es nicht eine wahre Kleinigkeit, +meinem Vater zu sagen, ihn zu überreden, daß er mich nicht eher als +morgen auswechsle? Und wenn er ja die Ursache wissen will; wohl, so +erdenke dir unter Weges eine Ursache. + +Parmenio. Das will ich auch! Ich habe zwar, so alt ich geworden bin, +noch nie eine Unwahrheit gesonnen. Aber doch, dir zuliebe, Prinz--Laß +mich nur; das Böse lernt sich auch noch im Alter.--Lebe wohl! + +Philotas. Umarme mich!--Geh! + + + +Sechster Auftritt. + +Philotas. + + +Es soll so viele Betrüger in der Welt geben, und das Betrügen ist doch +so schwer, wenn es auch in der besten Absicht geschieht.--Habe ich +mich nicht wenden und winden müssen!--Mache nur, guter Parmenio, daß +mich mein Vater erst morgen auslöset, und er soll mich gar nicht +auszulösen brauchen.--Nun habe ich Zeit genug gewonnen! Zeit genug, +mich in meinem Vorsatze zu bestärken--Zeit genug, die sichersten +Mittel zu wählen.--Mich in meinem Vorsatze zu bestärken?--Wehe mir, +wenn ich dessen bedarf!--Standhaftigkeit des Alters, wenn du mein Teil +nicht bist, o so stehe du mir bei, Hartnäckigkeit des Jünglings! + +Ja, es bleibt dabei! es bleibt fest dabei!--Ich fühl' es, ich werde +ruhig,--ich bin ruhig!--Der du itzt da stehest, Philotas--(indem er +sich selbst betrachtet)--Ha! es muß ein trefflicher, ein großer +Anblick sein: ein Jüngling gestreckt auf den Boden, das Schwert in der +Brust!-- + +Das Schwert? Götter! o ich Elender! ich Ärmster!--Und itzt erst +werde ich es gewahr? Ich habe kein Schwert; ich habe nichts! Es ward +die Beute des Kriegers, der mich gefangen nahm.--Vielleicht hätte er +es mir gelassen, aber Gold war der Heft.--Unseliges Gold, bist du denn +immer das Verderben der Tugend! + +Kein Schwert? Ich kein Schwert?--Götter, barmherzige Götter, dies +einzige schenket mir! Mächtige Götter, die ihr Erde und Himmel +erschaffen, ihr könntet mir kein Schwert schaffen,--wenn ihr wolltet?-- +Was ist nun mein großer, schimmernder Entschluß? Ich werde mir selbst +ein bitteres Gelächter-- + +Und da kömmt er auch schon wieder, der König.--Still! Wenn ich das +Kind spielte?--Dieser Gedanke verspricht etwas.--Ja! Vielleicht bin +ich glücklich-- + + + +Siebenter Auftritt. + +Aridäus. Philotas. + + +Aridäus. Nun sind die Boten fort, mein Prinz. Sie sind auf den +schnellesten Pferden abgegangen, und das Hauptlager deines Vaters ist +so nahe, daß wir in wenig Stunden Antwort erhalten können. + +Philotas. Du bist also, König, wohl sehr ungeduldig, deinen Sohn +wieder zu umarmen? + +Aridäus. Wird es dein Vater weniger sein, dich wieder an seine Brust +zu drücken?--Laß mich aber, liebster Prinz, deine Gesellschaft +genießen. In ihr wird mir die Zeit schneller verschwinden; und +vielleicht, daß es auch sonst glückliche Folgen hat, wenn wir uns +näher kennen. Liebenswürdige Kinder sind schon oft die +Mittelspersonen zwischen veruneinigten Vätern gewesen. Folge mir also +in mein Zelt, wo die besten meiner Befehlshaber deiner warten. Sie +brennen vor Begierde, dich zu sehen und zu bewundern. + +Philotas. Männer, König, müssen kein Kind bewundern. Laß mich also +nur immer hier. Scham und Ärgernis würden mich eine sehr einfältige +Person spielen lassen. Und was deine Unterredung mit mir anbelangt-- +da seh' ich vollends nicht, was daraus kommen könnte. Ich weiß weiter +nichts, als daß du und mein Vater in Krieg verwickelt sind; und das +Recht--das Recht, glaub' ich, ist auf seiten meines Vaters. Das +glaub' ich, König, und will es nun einmal glauben--wenn du mir auch +das Gegenteil unwidersprechlich zeigen könntest. Ich bin Sohn und +Soldat, und habe weiter keine Einsicht, als die Einsicht meines Vaters +und meines Feldherrn. + +Aridäus. Prinz, es zeiget einen großen Verstand, seinen Verstand so +zu verleugnen. Doch tut es mir leid, daß ich mich also auch vor dir +nicht soll rechtfertigen können.--Unseliger Krieg!-- + +Philotas. Jawohl, unseliger Krieg!--Und wehe seinem Urheber! + +Aridäus. Prinz! Prinz! erinnere dich, daß dein Vater das Schwert +zuerst gezogen. Ich mag in deine Verwünschung nicht einstimmen. Er +hatte sich übereilt, er war zu argwöhnisch-- + +Philotas. Nun ja; mein Vater hat das Schwert zuerst gezogen. Aber +entsteht die Feuersbrunst erst dann, wenn die lichte Flamme durch das +Dach schlägt? Wo ist das geduldige, gallose, unempfindliche Geschöpf, +das durch unaufhörliches Necken nicht zu erbittern wäre?--Bedenke,-- +denn du zwingst mich mit aller Gewalt von Dingen zu reden, die mir +nicht zukommen--bedenke, welch eine stolze, verächtliche Antwort du +ihm erteiltest, als er--Doch du sollst mich nicht zwingen; ich will +nicht davon sprechen! Unsere Schuld und Unschuld sind unendlicher +Mißdeutungen, unendlicher Beschönigungen fähig. Nur dem untrüglichen +Auge der Götter erscheinen wir, wie wir sind; nur das kann uns richten. +Die Götter aber, du weißt es, König, sprechen ihr Urteil durch das +Schwert des Tapfersten. Laß uns den blutigen Spruch aushören! Warum +wollen wir uns kleinmütig von diesem höchsten Gerichte wieder zu den +niedrigern wenden? Sind unsere Fäuste schon so müde, daß die +geschmeidige Zunge sie ablösen müsse? + +Aridäus. Prinz, ich höre dich mit Erstaunen-- + +Philotas. Ach!--Auch ein Weib kann man mit Erstaunen hören! + +Aridäus. Mit Erstaunen, Prinz, und nicht ohne Jammer!--Dich hat das +Schicksal zur Krone bestimmt, dich!--Dir will es die Glückseligkeit +eines ganzen, mächtigen, edeln Volkes anvertrauen; dir!--Welch eine +schreckliche Zukunft enthüllt sich mir! Du wirst dein Volk mit +Lorbeern und Elend überhäufen. Du wirst mehr Siege, als glückliche +Untertanen zählen.--Wohl mir, daß meine Tage in die deinigen nicht +reichen werden! Aber wehe meinem Sohne, meinem redlichen Sohne! Du +wirst es ihm schwerlich vergönnen, den Harnisch abzulegen-- + +Philotas. Beruhige den Vater, o König! Ich werde deinem Sohne weit +mehr vergönnen! weit mehr! + +Aridäus. Weit mehr? Erkläre dich-- + +Philotas. Habe ich ein Rätsel gesprochen?--O verlange nicht, König, +daß ein Jüngling, wie ich, alles mit Bedacht und Absicht sprechen soll. +--Ich wollte nur sagen: Die Frucht ist oft ganz anders, als die Blüte +sie verspricht. Ein weibischer Prinz, hat mich die Geschichte gelehrt, +ward oft ein kriegerischer König. Könnte mit mir sich nicht das +Gegenteil zutragen?--Oder vielleicht war auch diese meine Meinung, daß +ich noch einen weiten und gefährlichen Weg zum Throne habe. Wer weiß, +ob die Götter mich ihn vollenden lassen?--Und laß mich ihn nicht +vollenden, Vater der Götter und Menschen, wenn du in der Zukunft mich +als einen Verschwender des Kostbarsten, was du mir anvertrauet, des +Blutes meiner Untertanen, siehest!-- + +Aridäus. Ja, Prinz; was ist ein König, wenn er kein Vater ist! Was +ist ein Held ohne Menschenliebe! Nun erkenne ich auch diese in dir, +und bin wieder ganz dein Freund!--Aber komm, komm; wir müssen hier +nicht allein bleiben. Wir sind einer dem andern zu ernsthaft. Folge +mir! + +Philotas. Verzeih, König-- + +Aridäus. Weigere dich nicht! + +Philotas. So wie ich bin, mich vor vielen sehen zu lassen?-- + +Aridäus. Warum nicht? + +Philotas. Ich kann nicht, König; ich kann nicht. + +Aridäus. Und die Ursache? + +Philotas. O die Ursache!--Sie würde dich zum Lachen bewegen. + +Aridäus. Um so viel lieber laß sie mich hören. Ich bin ein Mensch, +und weine und lache gern. + +Philotas. Nun so lache denn!--Sieh, König, ich habe kein Schwert, und +ich möchte nicht gern, ohne dieses Kennzeichen des Soldaten, unter +Soldaten erscheinen. + +Aridäus. Mein Lachen wird zur Freude. Ich habe in voraus hierauf +gedacht, und du wirst sogleich befriediget werden. Strato hat Befehl, +dir dein Schwert wieder zu schaffen. + +Philotas. Also laß uns ihn hier erwarten. + +Aridäus. Und alsdenn begleitest du mich doch?-- + +Philotas. Alsdenn werde ich dir auf dem Fuße nachfolgen. + +Aridäus. Gewünscht! da kömmt er! Nun, Strato-- + + + +Achter Auftritt. + +Strato (mit einem Schwerte in der Hand). Aridäus. Philotas. + + +Strato. König, ich kam zu dem Soldaten, der den Prinzen gefangen +genommen, und forderte des Prinzen Schwert in deinem Namen von ihm +zurück. Aber höre, wie edel sich der Soldat weigerte. "Der König", +sprach er, "muß mir das Schwert nicht nehmen. Es ist ein gutes +Schwert, und ich werde es für ihn brauchen. Auch muß ich ein Andenken +von dieser meiner Tat behalten. Bei den Göttern, sie war keine von +meinen geringsten! Der Prinz ist ein kleiner Dämon. Vielleicht aber +ist es euch nur um den kostbaren Heft zu tun--" Und hiermit, ehe ich +es verhindern konnte, hatte seine starke Hand den Heft abgewunden, und +warf mir ihn verächtlich zu Füßen--"Da ist er!" fuhr er fort. "Was +kümmert mich euer Gold?" + +Aridäus. O Strato, mache mir den Mann wieder gut!-- + +Strato. Ich tat es. Und hier ist eines von deinen Schwertern! + +Aridäus. Gibt her!--Willst du es, Prinz, für das deinige annehmen? + +Philotas. Laß sehen!--Ha!--(Beiseite.) Habet Dank, ihr Götter! +(Indem er es lange und ernsthaft betrachtet.)--Ein Schwert! + +Strato. Habe ich nicht gut gewählet, Prinz? + +Aridäus. Was findest du deiner tiefsinnigen Aufmerksamkeit so wert +daran? + +Philotas. Daß es ein Schwert ist!--(Indem er wieder zu sich kömmt.) +Und ein schönes Schwert! Ich werde bei diesem Tausche nichts +verlieren.--Ein Schwert! + +Aridäus. Du zitterst, Prinz. + +Philotas. Vor Freuden!--Ein wenig zu kurz scheinet es mir bei alledem. +Aber was zu kurz? Ein Schritt näher auf den Feind ersetzt, was ihm +am Eisen abgehet.--Liebes Schwert! Welche eine schöne Sache ist ein +Schwert, zum Spiele und zum Gebrauche! Ich habe nie mit etwas andern +gespielt.-- + +Aridäus (zum Strato). O der wunderbaren Vermischung von Kind und Held! + + +Philotas (beiseite). Liebes Schwert! Wer doch bald mit dir allein +wäre!--Aber, gewagt! + +Aridäus. Nun lege das Schwert an, Prinz; und folge mir. + +Philotas. Sogleich!--Doch seinen Freund und sein Schwert muß man +nicht bloß von außen kennen. (Er zieht es, und Strato tritt zwischen +ihn und den König.) + +Strato. Ich verstehe mich mehr auf den Stahl, als auf die Arbeit. +Glaube mir Prinz; der Stahl ist gut. Der König hat, in seinen +männlichen Jahren, mehr als einen Helm damit gespalten. + +Philotas. So stark werde ich nicht werden! Immerhin!--Tritt mir +nicht so nahe, Strato. + +Strato. Warum nicht? + +Philotas. So! (Indem er zurückspringt, und mit dem Schwerte einen +Streich durch die Luft tut.) Es hat den Zug, wie es ihn haben muß. + +Aridäus. Prinz, schone deines verwundeten Armes! Du wirst dich +erhitzen!-- + +Philotas. Woran erinnerst du mich, König?--An mein Unglück; nein, an +meine Schande! Ich ward verwundet und gefangen! Ja! Aber ich will +es nie wieder werden! Bei diesem meinem Schwerte, ich will es nie +wieder werden! Nein, mein Vater, nein! Heut sparet dir ein Wunder +das schimpfliche Lösegeld für deinen Sohn; künftig spar' es dir sein +Tor! Sein gewisser Tod, wenn er sich wieder umringt siehet!--Wieder +umringt?--Entsetzen!--Ich bin es! Ich bin umringt! Was nun? +Gefährte! Freunde! Brüder! Wo seid ihr? Alle tot? Überall Feinde?-- +Überall! Hier durch, Philotas! Ha! Nimm das, Verwegner!--Und du +das!--Und du das! (Um sich hauend.) + +Strato. Prinz! was geschieht dir? Fasse dich! (Geht auf ihn zu.) + +Philotas (sich von ihm entfernend). Auch du, Strato? auch du?--O +Feind, sei großmütig! Töte mich! Nimm mich nicht gefangen!--Nein, +ich gebe mich nicht gefangen! Und wenn ihr alle Stratos wäret, die +ihr mich umringet! Doch will ich mich gegen euch alle, gegen eine +Welt will ich mich wehren!--Tut euer Bestes, Feinde!--Aber ihr wollt +nicht? Ihr wollt mich nicht töten, Grausame? Ihr wollt mich mit +Gewalt lebendig?--Ich lache nur! Mich lebendig gefangen? Mich?--Eher +will ich dieses mein Schwert, will ich--in diese meine Brust--eher-- +(Er durchsticht sich.) + +Aridäus. Götter! Strato! + +Strato. König! + +Philotas. Das wollt' ich! (Zurücksinkend.) + +Aridäus. Halt ihn, Strato!--Hilfe! dem Prinzen zur Hilfe!--Prinz, +welche wütende Schwermut-- + +Philotas. Vergib mir, König! ich habe dir einen tödlichern Streich +versetzt, als mir!--Ich sterbe; und bald werden beruhigte Länder die +Frucht meines Todes genießen.--Dein Sohn, König, ist gefangen; und der +Sohn meines Vaters ist frei-- + +Aridäus. Was hör' ich? + +Strato. So war es Vorsatz, Prinz?--Aber als unser Gefangener hattest +du kein Recht über dich selbst. + +Philotas. Sage das nicht, Strato!--Sollte die Freiheit zu sterben, +die uns die Götter in allen Umständen des Lebens gelassen haben, +sollte diese ein Mensch dem andern verkümmern können?-- + +Strato. O König!--Das Schrecken hat ihn versteinert!--König! + +Aridäus. Wer ruft? + +Strato. König! + +Aridäus. Schweig! + +Strato. Der Krieg ist aus, König! + +Aridäus. Aus? Das leugst du, Strato!--Der Krieg ist nicht aus, Prinz! +--Stirb nur! stirb! Aber nimm das mit, nimm den quälenden Gedanken +mit: Als ein wahrer unerfahrner Knabe hast du geglaubt, daß die Väter +alle von einer Art, alle von der weichlichen, weiblichen Art deines +Vaters sind.--Sie sind es nicht alle! Ich bin es nicht! Was liegt +mir an meinem Sohne? Und denkst du, daß er nicht ebensowohl zum +Besten seines Vaters sterben kann, als du zum Besten des deinigen?--Er +sterbe! Auch sein Tod erspare mir das schimpfliche Lösegeld!--Strato, +ich bin nun verwaiset, ich armer Mann!--Du hast einen Sohn; er sei der +meinige!--Denn einen Sohn muß man doch haben.--Glücklicher Strato! + +Philotas. Noch lebt auch dein Sohn, König! Und wird leben! Ich hör' +es! + +Aridäus. Lebt er noch?--So muß ich ihn wieder haben. Stirb du nur! +Ich will ihn doch wieder haben! Und für dich!--Oder ich will deinem +toten Körper so viel Unehre, so viel Schmach erzeigen lassen!--Ich +will ihn-- + +Philotas. Den toten Körper!--Wenn du dich rächen willst, König, so +erwecke ihn wieder!-- + +Aridäus. Ach!--Wo gerat' ich hin! + +Philotas. Du daurest mich!--Lebe wohl, Strato! Dort, wo alle +Tugendhafte Freunde, und alle Tapfere Glieder eines seligen Staates +sind, im Elysium sehen wir uns wieder!--Auch wir, König, sehen uns +wieder-- + +Aridäus. Und versöhnt!--Prinz!-- + +Philotas. O so empfanget meine triumphierende Seele, ihr Götter; und +dein Opfer, Göttin des Friedens! + +Aridäus. Höre mich, Prinz!-- + +Strato. Er stirbt!--Bin ich ein Verräter, König, wenn ich deinen +Feind beweine? Ich kann mich nicht halten. Ein wunderbarer Jüngling! + + +Aridäus. Beweine ihn nur!--Auch ich!--Komm! Ich muß meinen Sohn +wieder haben! Aber rede mir nicht ein, wenn ich ihn zu teuer erkaufe!-- +Umsonst haben wir Ströme Bluts vergossen; umsonst Länder erobert. Da +zieht er mit unserer Beute davon, der größere Sieger!--Komm! Schaffe +mir meinen Sohn! Und wenn ich ihn habe, will ich nicht mehr König +sein. Glaubt ihr Menschen, daß man es nicht satt wird?--(Gehen ab.) + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Philotas, von Gotthold Ephraim +Lessing. + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Philotas, by Gotthold Ephraim Lessing + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PHILOTAS *** + +This file should be named 8phts10.txt or 8phts10.zip +Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8phts11.txt +VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8phts10a.txt + +Produced by Delphine Letttau The book content was graciously +contributed by the Gutenberg Projekt-DE + +Project Gutenberg eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US +unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +We are now trying to release all our eBooks one year in advance +of the official release dates, leaving time for better editing. +Please be encouraged to tell us about any error or corrections, +even years after the official publication date. + +Please note neither this listing nor its contents are final til +midnight of the last day of the month of any such announcement. +The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at +Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. 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If the value +per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 +million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text +files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ +We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 +If they reach just 1-2% of the world's population then the total +will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. + +The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! +This is ten thousand titles each to one hundred million readers, +which is only about 4% of the present number of computer users. + +Here is the briefest record of our progress (* means estimated): + +eBooks Year Month + + 1 1971 July + 10 1991 January + 100 1994 January + 1000 1997 August + 1500 1998 October + 2000 1999 December + 2500 2000 December + 3000 2001 November + 4000 2001 October/November + 6000 2002 December* + 9000 2003 November* +10000 2004 January* + + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created +to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. + +We need your donations more than ever! + +As of February, 2002, contributions are being solicited from people +and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, +Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, +Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, +Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New +Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, +Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South +Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West +Virginia, Wisconsin, and Wyoming. + +We have filed in all 50 states now, but these are the only ones +that have responded. + +As the requirements for other states are met, additions to this list +will be made and fund raising will begin in the additional states. +Please feel free to ask to check the status of your state. + +In answer to various questions we have received on this: + +We are constantly working on finishing the paperwork to legally +request donations in all 50 states. 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