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Und doch bietet dieses Thema +nicht allein vom ethnographischen und allgemein kulturhistorischen +Standpunkte aus ein hohes Interesse; auch bei der Beurteilung +prähistorischer Fragen ist es von Wichtigkeit zu wissen, wie +die primitiven Völker zur Kenntnis der Metalle gelangen, wie +sie dieselben erschmelzen und benutzen, denn hier eröffnet sich +die Aussicht, auf dem Wege der Analogie wertvolle Ergebnisse zu +gewinnen. + +Wie bei so vielen ethnographischen Dingen, ist es auch auf diesem +Gebiete die höchste Zeit, zu sammeln und zu retten, was noch +vorhanden ist. Europäische und amerikanische Metalle dringen +bei erleichtertem Verkehr bis in die fernsten Erdenwinkel und +vernichten altheimische Industrien der Naturvölker. Schon erlegt +der centralafrikanische Schwarze den Elefanten mit dem Hinterlader +und die weltberühmten Damaszenerklingen von Schiras und Meschhed +in Persien werden nur noch aus russischem Eisen geschmiedet. Die +einheimische Metallindustrie der meisten Naturvölker ist auf +den Aussterbestand gesetzt, sie ist den billigeren und besseren +europäischen Erzeugnissen gegenüber nicht mehr konkurrenzfähig, die +letzte Stunde naht für sie und noch, so fürchten wir, ist manche +wichtige Thatsache nicht eingeheimst, die uns Aufschluß zu geben +vermöchte über das ursprüngliche Verfahren in diesem oder jenem +Zweige der Metalltechnik. Von den Reisenden, auf deren Berichte +wir zum großen Teile angewiesen sind, ist im allgemeinen wenig +Aufmerksamkeit dem uns hier interessierenden Gegenstande zugewendet +worden, einmal, weil die hüttenmännische Einsicht den meisten +mangelt und dann, weil die Wichtigkeit der Sache für prähistorische +Fragen erst neuerdings erkannt wurde, zumal seit CHRISTIAN HOSTMANN +in seiner vernichtenden Kritik der Dreiperiodenteilung mit Erfolg +auf die Bedeutung der Metallurgie bei den Naturvölkern hinwies. +Wenige Ausnahmen abgerechnet, unter denen einer der genialsten +Reisenden der Gegenwart, GEORG SCHWEINFURTH, hervorragt, sind +wir meist auf dürftige Berichte angewiesen, die uns das Bild der +Darstellung und Benutzung der Metalle bei den Naturvölkern liefern +müssen. Wünschenswerte Ergänzungen bringen die in unseren Museen +aufgestapelten Schätze. + +Sehr wohl ist der Verfasser sich bewußt gewesen, daß bei der +Behandlung der so weitschichtigen und in die verschiedensten +Wissensgebiete eingreifenden Aufgabe eigentlich nur mit vereinten +Kräften etwas vollständiges zu erreichen ist und daß ein einzelner +hier nicht zum Abschluß gelangen kann. Geognosie und Geographie, +Ethnographie, Hüttenkunde, Chemie, Prähistorie und Linguistik +-- alle diese Wissenschaften verlangen Berücksichtigung bei der +Bearbeitung unseres Themas, und wo wäre der Mann, der von sich +sagen dürfte, er beherrsche sie gleichmäßig? Da wird jeder nach +seinem Wissensstandpunkte auf Lücken stoßen. Aber doch mußte der +Anfang gemacht und das Gebäude wenigstens aus dem Rohen heraus +gestaltet werden. So gebe ich denn, was ich fand, als Beiträge, +Stoff und Grundlage für den weiteren Ausbau. + +Der europäische und der semitische Kulturkreis sind in der +vorliegenden Arbeit ausgeschlossen. Was die Metalle innerhalb +derselben betrifft, so haben so zahlreiche Gelehrte sich damit +beschäftigt und die interessierenden Fragen der Lösung nahe +gebracht, daß auch nicht einmal von einer Rekapitulation die Rede +sein konnte; auch wird sich im Verlaufe der Darstellung zeigen, daß +die Einwirkung jener wichtigsten Kulturkreise unserer Erde auf die +Metallindustrie der Naturvölker eine kaum nennenswerte war, ja, +daß die letzteren, bis auf die neue, umgestaltende Zeit, fast ganz +unberührt von jenen blieben. Dagegen war es des Vergleiches wegen +geboten, die ostasiatischen und amerikanischen Kulturvölker in die +Betrachtung einzubeziehen und zu fragen, ob sie von Einfluß auf die +Metallurgie benachbarter Naturvölker waren: aber auch jene zeigen +in bezug auf die Metalle abgeschlossene Reiche mit geringen oder +gar keinen Ausstrahlungen auf die Nachbarn. + +Die Metalle, welche wesentlich ins Auge zu fassen waren, sind +Eisen, Kupfer, Zinn und die Legierung aus den beiden letzteren, +die Bronze. Um diese drehen sich wichtige wissenschaftliche +Streitfragen, sie sind es, die in kultureller Beziehung vor +allen anderen in Betracht kommen, während die edlen Metalle eine +geringere Rolle spielen, auch bei ihnen sich noch kein Streit +um »Entlehnung der Kenntnis« erhoben hat, ihr Vorkommen im +augenfälligen gediegenen Zustande einen solchen auch unnötig machte. + +Geographisch vorschreitend, beginne ich den Rundgang mit den +alten Ägyptern, denen neben der Bronze in den ältesten Zeiten +zweifellos das Eisen bekannt war. Daß von ihnen die Eisenkenntnis +zu den benachbarten Nigritiern gelangte, läßt sich keineswegs +mit Bestimmtheit behaupten, eher neige ich der Ansicht zu, +daß die Eisenbearbeitung ein durchaus ursprüngliches Gewerbe +der Neger ist, die ein »Eisenreich« für sich bilden, von so +ausgeprägter Entwickelung, daß neuerdings ein durch wenig Kritik +ausgezeichneter Kopf alle Eisenindustrie von den Schwarzen +abzuleiten versucht.[1] In Afrika folgte das Eisen direkt auf den +Stein und zwar entwickelte sich die Eisendarstellung im Nordosten +oder in Centralafrika, von wo sie erst spät nach dem Süden +gelangte. Kupfer, wiewohl es auch von den Negern erschmolzen wird, +ist nur auf wenige Gebiete beschränkt, von denen aus es auf dem +Handelswege verbreitet wird. Es ist höchstens gleichalterig mit dem +Eisen bei den Nigritiern, und von einer dem Eisen vorangehenden +»Kupferperiode«, geschweige denn von einer »Bronzeperiode« kann in +Afrika keine Rede sein. + +Vorderindien bietet ein abgeschlossenes Reich für sich. Auch hier +ist eine Steinzeit nachweisbar und eine Einführung der Metalle +von außen her nicht zu erkennen. Daß Vorderindien das Stammland +aller Bronze gewesen sein soll (WORSAAE), erweist sich als eine +willkürliche Annahme. Alte Bronzen gehören dort zu den größten +Seltenheiten; sie sind von ganz anderer Zusammensetzung als +unsere Bronzen und kommen zusammen mit Eisen vor. Vorderindien +war in alter Zeit kein »Bronzeland«, es bezog selbst im Altertum +sein Zinn aus dem fernen Abendlande, denn die reichen und näher +liegenden hinterindischen Zinnvorkommnisse waren damals wohl noch +kaum erschlossen. Dagegen deuten häufige alte Kupferfunde auf das +hohe Alter dieses Metalles in Indien, das heute dort, ebenso wie +das Eisen, noch nach uralter Art erschmolzen wird nach Methoden, +die in mancher Beziehung an jene der Nigritier erinnern, ohne daß +dabei an Entlehnung gedacht zu werden braucht. Ob Eisen, ob Kupfer +das ältere Metall in Vorderindien war -- wer vermag das heute mit +Sicherheit zu entscheiden? Zwar spricht sich die vergleichende +Sprachforschung zu Gunsten des Kupfers aus, aber die Sicherheit +ihrer Entscheidung läßt manches zu wünschen übrig. Als ein Ausfluß +der indischen Metallarbeit ragen in unser europäisches Kulturleben +die konservativen Zigeunerschmiede hinein mit uralten Methoden +und Instrumenten; ihnen ist eine besondere Betrachtung gewidmet, +welche allerdings von des sonst verdienten BATAILLARD's Phantasien, +daß nämlich die Zigeuner die Verbreiter der alten Bronzekultur in +Europa waren, nichts wissen mag. + +Abermals ein selbständiges metallurgisches Reich bilden die +malayischen Völker. Ihr wohlcharakterisiertes, seit uralter Zeit +bei ihnen heimisches Verfahren der Eisenbereitung reicht von +Madagaskar bis Neuguinea und im Norden bis zu den Philippinen. +Eisen ist ihr ältestes Metall. Kupfer, das sie gleichfalls, aber +weniger darstellen, erscheint später und ebenso die Bronze. + +Hinterindien, von wo die uns angehenden Nachrichten spärlich +fließen und wo das Studium der Metalle bei den hochinteressanten +Aboriginern des Innern eine dankbare Aufgabe bilden würde, +tritt uns mit prähistorischen Zeugen der jüngeren Steinzeit +in Gesellschaft von Bronzen entgegen und deutet durch die +Verschiedenartigkeit der Methoden, nach denen seine Urvölker (in +Kambodja und Birma) das Eisen gewinnen, auf eine selbständige +und ursprüngliche Darstellung desselben, ohne erkennbare fremde +Einflüsse. + +Für das in seiner Kultur völlig isoliert dastehende China wird +bereits vor 3500 Jahren eine hochentwickelte Bronzeindustrie +bezeugt und Sinologen sind geneigt, der Bronze dort die Priorität +vor dem Eisen zuzuerkennen -- ob aber nicht unter dem Einflusse +skandinavischer Anschauungen? Eisen ist in der älteren chinesischen +Litteratur neben Zinn und Kupfer gleichfalls ein durchaus bekanntes +Metall und die chinesische Eisendarstellung erscheint uns noch +jetzt als eine ganz eigentümliche, von der aller übrigen Völker +völlig geschiedene und selbständige. Daß aber die Chinesen, die in +so vielen Dingen die Lehrmeister der Japaner gewesen, letzteren +auch die Eisenkenntnis übermittelt haben sollten, läßt sich kaum +annehmen: denn Japan zeigt in dieser Richtung ein ganz anderes +Verfahren als China, nämlich die Eisenschmelzung in Öfen, während +China bis zum heutigen Tage nur in kleinen Schmelztiegeln sein +Eisen gewinnt. Für China sind die prähistorischen Verhältnisse +noch wenig oder gar nicht studiert, wiewohl wir wissen, daß auch +dieses Land seine Steinzeit hatte; in Japan aber, wo Europäer +einflußreich wirken und Gelegenheit zu Studien haben, erkannte man +die große Ähnlichkeit der dortigen vorgeschichtlichen Funde mit +jenen Europas, die Übereinstimmung der zugehauenen und polierten +Steingeräte, gesellt mit Bronzen, welche letztere man auch in Japan +für älter als das Eisen anspricht. + +Licht beginnt sich zu verbreiten über den Norden Asiens in +prähistorischer Zeit. Nicht alle sibirischen Völkerschaften +befanden sich, als die russischen Entdecker in das Land kamen, +im Zustande der Steinzeit; einzelne Stämme verstanden es +bereits, das Eisen zu reduzieren und zu schmieden, wohl als ein +Erbteil türkischer Völker, die, aus Centralasien kommend und als +Eroberer eindringend, die Eisenkunde mitbrachten. Aber lange +vor den eisenkundigen Türkvölkern hatten vom Ural bis zum Altai +finnische Stämme, die in der Tradition als »Tschuden« fortleben, +eifrig Bergbau und Metallschmelzerei betrieben. Kupfer war ihr +Hauptmetall, das sie zu schmelzen und gießen verstanden. Neben dem +Kupfer der Tschuden und dem Eisen der Türken erhielt sich aber im +fernen Osten der alten Welt, da, wo diese sich Amerika nähert, +die Steinzeit, welche erst den erobernden Russen wich und bei den +Tschuktschen in ihren letzten Ausläufern heute vor unseren Augen +dahinsiecht. + +Nicht geleugnet kann werden die Einheit des Menschen in der alten +und neuen Welt. Aber die Differenzierung beider liegt so weit +zurück, daß von einer gemeinsamen Quelle ihrer beiderseitigen +Metallkenntnisse keine Rede sein kann. Oder, wenn man grundlos +diese Kenntnis von der alten nach der neuen Welt gelangen ließ, +warum dreht man, mit gleich gutem Grunde, die Sache nicht einmal +um und läßt die Inkaperuaner die Bronzelehrmeister der Asiaten +werden? Das gäbe doch Abwechselung. Auch in der neuen Welt zeigen +sich die »Metallreiche« unabhängig von einander. Eisen kannte +man im vorkolumbischen Amerika nicht, wenigstens kein künstlich +dargestelltes; aber Meteoreisen wurde wiederholt, so namentlich +von den Eskimos, benutzt und auf ähnlicher Stufe stand auch die +Anwendung des gediegenen Kupfers in Nordamerika. Es wird von +den Indianern wie weicher Stein verarbeitet und kennzeichnet +höchstens die Grenze zwischen Stein- und Metallzeit. Der große +Kulturfortschritt, die Erze mit Kohlen zu reduzieren und die +Metalle im Feuer zu behandeln, ist dreimal in Amerika gemacht +worden: in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets aber +selbständig und unabhängig von einander. In Mexiko war Kupfer +das Hauptmetall, seltener war Bronze und beide wurden noch +neben dem Stein benutzt, im ganzen auch, wie die spärlichen +Funde beweisen, nicht häufig. Weiter war man in bezug auf die +Bronze in Peru, wo umgekehrt die Kupfergeräte seltener sind. +Alle metallurgischen Arbeiten dieser amerikanischen Kulturvölker +wurden ohne Gebläse ausgeführt. Die Analysen der Bronzen +ergeben eine große Verschiedenheit in der Zusammensetzung und +keinerlei Übereinstimmung zwischen mexikanischen und peruanischen +Erzeugnissen. + +In alle die hier aufgezählten Länder, den größeren Teil unserer +Erde, brauchten die Europäer nicht erst die Metalle zu bringen, +weil sie selbständig dort entdeckt und verarbeitet worden waren. +Das Eisen freilich haben sie in Amerika eingeführt; der Nordwesten +erhielt es ziemlich spät durch die Russen, in die übrigen Gebiete +hatten sich Spanier, Portugiesen und Briten geteilt. Den Peruanern +und Mexikanern war dasselbe nur »schwarzes Kupfer«. Metalllos war +die Südsee, deren zahlreiche Inselfluren sich über ein Gebiet von +hundert Längengraden erstrecken und wo zunächst die Spanier mit +der Verbreitung des Eisens begannen. Aber volle drei Jahrhunderte +hat hier der Prozeß der Metallverbreitung in Anspruch genommen, +denn erst das achte Jahrzehnt unseres Säkulums sah den Abschluß auf +Neuguinea, dessen Bewohner die letzten unseres Erdballes waren, +welche in die Metallkenntnis eingeführt wurden. + +Überblicken wir alle Gebiete, die wir mit Rücksicht auf die +Metalle durchwandert haben, so vermögen wir wohl eine große +Abwechselung, nirgends aber die »gesetzmäßige Reihenfolge« von +Stein, Bronze, Eisen zu entdecken. Bei den Naturvölkern, die +wir jetzt in ihrem Verhalten zur Metalldarstellung zu übersehen +vermögen, ist kein Grund für die Anlegung einer solchen Zwangsjacke +vorhanden. Die thatsächlichen Verhältnisse lassen da nichts +Schablonenhaftes erkennen. Hat es doch schon an und für sich +wenig Wahrscheinlichkeit, daß alle Völker in den verschiedensten +Ländern und ganz unabhängig, ohne Verkehr mit einander, zu +derselben Reihenfolge in der Erfindung der Metalle gelangt sein +sollen: Kupfer, Zinn, Bronze, Eisen. Wir werden im Verlaufe der +Darstellung sehen, daß gediegenes Kupfer, wo es vorhanden, von +Naturvölkern im kalten Zustande zu Waffen und Geräten gehämmert +wird; auch metallisches Zinn ist durch zufälliges Ausschmelzen +bekannt geworden. Doch zur Mischung der beiden räumlich getrennten +und nur durch den Verkehr zusammengeführten Metalle, zu ihrem +kunstreichen Formen und Gießen gehört mehr, als im Durchschnitt +bei Naturvölkern verlangt werden kann. Die Bronzedarstellung ist +nicht so einfach und leicht, wie jene des Eisens, welches die +primitivsten Völker zu erschmelzen wissen, während Bronze stets mit +einem höheren Kulturgrad verknüpft ist. Daraus mag man sich die +Parallele für unsere europäischen Vorfahren ziehen, die in ihrem +primitiven Zustande sicher eher auf die Eisendarstellung, als auf +das Komponieren und Formen der Bronze verfielen. + +Eine zweite Lehre, die wir aus dem Verhalten der Naturvölker +gegenüber den Metallen zu ziehen vermögen, betrifft die so +beliebten Entlehnungstheorien. Wieviel Mühe und Gelehrsamkeit +ist nicht aufgewendet worden, um die Metallkenntnis von einem +Mittelpunkt gleichsam konzentrisch ausgehen, sie durch ein Volk +zum anderen verbreiten zu lassen! Man braucht nur einmal die +verschiedenen nach und nach aufgestellten »Ursprungsquellen« +und »Lehrmeister« zusammenzustellen und man wird da auf eine +beträchtliche Anzahl Konkurrenten und auf die wunderlichsten +Widersprüche stoßen. Ich glaube, daß auf die Entlehnung und +das Übergehen der Metallkenntnis von einem Volke auf das +andere noch zuviel Gewicht gelegt wird und daß dadurch weit +schwierigere Verhältnisse künstlich geschaffen werden, als in der +That vorliegen. Ohne für viele Fälle das Entlehnen und Lernen +auszuschließen -- sie liegen zu häufig offenkundig zu Tage --, +meine ich doch, daß uns ein gesunder Polygenismus weiter bringt, +der die Metalle auch da erfunden sein läßt, wo sie in selbständiger +Weise uns entgegentreten. + + ~Leipzig~, im Februar 1884. + + =Dr. R. Andree.= + + +Fußnoten: + +[1] _Le fer, comme emploi industriel, est originaire d'Afrique. +En effet, c'est en Afrique seulement (!!) que nous rencontrons +des peuples sauvages, connaissant l'emploi du fer, sachant le +produire et travailler._ Dieser Satz des Herrn GABRIEL DE MORTILLET +(Bulletins de la soc. d'Anthropol. 1883. 562) zeigt wiederum die +große Oberflächlichkeit des bei uns noch ernst genommenen Mannes. + + + + +Inhalt. + + + Seite + + ~Vorwort und Einleitung.~ + + ~Das Eisen bei den Nigritiern~ 1 + + Eisen den Altägyptern bekannt 1. -- Älteste ägyptische + Eisenfunde 1. -- Das Eisen in den Inschriften 2. -- + Meteoreisen führt nicht zur Kenntnis des künstlichen + Eisens 2. -- Ausbreitung der Eisenkenntnis in Afrika von + Nord nach Süd 3. -- Kulturbeziehungen zwischen Negern und + Altägyptern 3. -- Altägyptische Blasebälge 4. -- Die Steinzeit + Afrikas 4. -- Historische Nachrichten über dieselbe 5. -- + Traditionen aus derselben 6. -- Funde aus der Steinzeit 6. + -- Späte Eisenkenntnis in Südafrika 7. und auf Fernando Po + 8. -- Eisenindustrie im Nilgebiete bei den Bari 8. -- Bei + den Djur 10. -- Schmelzöfen der Djur 11. -- Eisen bei den + Bongo 12. -- Eisenindustrie in Centralafrika 15. -- Bei den + Monbuttu 15. -- In Uganda 16. -- Am Kongo 16. -- Manjema, + das centralafrikanische Eisenland 17. -- Die Metalle in + Lunda 19. -- Bei den Ganguellas 19. -- Eisenindustrie in + Ostafrika 20. -- Die Raseneisenerze 20. -- Rohe Art der + Verhüttung in Ostafrika 21. -- Kunstfertige Schmiede und + Drahtziehen am Kilimandscharo 21. -- Eisengewinnung der + Waitumba 23. -- Eisenindustrie am Njassasee 24. -- Steinhämmer + 25. -- Eisenmangel bei den Masai 25. -- Eisenindustrie + im äquatorialen Westafrika 26. -- Bei den Fan 26. -- + Eisenindustrie in Nordwestafrika 27. -- Fremde Einflüsse in + diesem Teile des Kontinentes 27. -- Eisen als Geld 27. -- + Eisen in Tibesti 28. -- In Bornu und Sokoto 29. -- In Futa + Djallon 29. -- Bei den Mandingo 30. -- Goldarbeiter der + Mandingo 32. -- Eisenindustrie in Südafrika 33. -- Mangelnde + Kenntnis bei den Buschmännern 33. -- Eisengewinnung der + Hottentotten 33. -- Eisenindustrie der Kaffern 34. -- Der + Marutse 35. -- Gesamtbild der afrikanischen Eisenindustrie 35. + -- Uralte bodenständige Industrie 36. -- Das Rohmaterial, der + Laterit 37. -- Rösten der Erze, Zuschläge, Köhlerei 37. -- + Arten des Ausbringens 38. -- Die Gebläse 38. -- Das Produkt + 39. -- Die Schmiedearbeit 39. -- Fremde Einflüsse 40. -- + Die Stellung der Schmiede in Afrika 40. -- Zauberkraft des + Eisens 41. -- Die europäische Parallele 43. -- Reste der alten + Eisendarstellung in Europa 44. + + ~Das Kupfer bei den Nigritiern~ 45 + + Vorkommen und Darstellung 45. -- Hofrat e Nahhas und seine + Kupferhütten 46. -- Das Katangakupfer 47. -- Weite Verbreitung + desselben 48. -- Kupfer am Binué, in Angola, Namaqualand und + Transvaal 48. -- Verbreitung des Kupfers auf dem Handelswege + 49. -- Kupferlegierungen in Afrika 50. -- Die Bronze der + Ägypter 50. -- Alter derselben 50. -- Zinndarstellung bei den + Negern 51. -- Einfuhr von Messing 51. -- Bronzedarstellung bei + den Kaffern 52. -- Drahtziehen der Neger 53. -- Goldarbeiten + an der Goldküste 53. -- Formen und Gießen in Guinea 54. -- + Priorität des Eisens 55. -- Kupferhandel 56. -- Gegenseitige + Wertstellung des Eisens und Kupfers 56. + + ~Das Kupfer in Vorderindien~ 58 + + Die Steinzeit in Vorderindien 58. -- Das Alter indischer + Bronzen 58. -- Die Quellen des Zinnhandels 59. -- Nur eine + Fundstätte von Zinn in Vorderindien 59. -- Vorderindien + bezog sein Zinn aus dem Abendlande 59. -- Zinn in Drangiana, + Chorassan 60. -- Seltenheit alter indischer Bronzen 61. -- + Alte Kupfergeräte in Vorderindien 62. -- Bergbau auf Kupfer in + Indien 63. -- Die Kupferhütten von Chetri 64. + + ~Das Eisen in Vorderindien~ 66 + + Alte Eisenfunde in Vorderindien 66. -- Eisen aus den + megalithischen Denkmälern in Malabar 66. -- Die Tumuli von + Oapur 67. -- Ausgrabungen in den Barrows der Centralprovinzen + 67. -- Gegenwärtige Eisenproduktion in Indien 69. -- Vorkommen + der Eisenerze 69. -- Verschiedene Schmelzmethoden 69. -- Der + Eisenhüttenbetrieb in Orissa 70. -- In Katak 72. -- In Alwar + 72. -- In Firospur 73. -- In Kamaon 73. -- Eisenschmelzen der + Khasias 74. -- Eisendarstellung auf Ceylon 75. -- Priorität + des Kupfers oder Eisens in Indien 76. -- Sprachliche Gründe + für das höhere Alter des Kupfers 77. -- Der indische Stahl + (Wootz) 78. -- Alte Nachrichten über das Eisen 78. -- + Eisenbenutzung auf den Andamanen 79. + + ~Die Zigeuner als Metallarbeiter~ 79 + + Indische Schmiede 79. -- Zigeunerschmiede 80. -- Schmelzöfen + der schottischen Zigeuner 81. -- Die Calderari 81. -- Die + Malkotsch 81. -- Bataillard's Ansichten über die Bronze 82. -- + Die Zlotari oder Gelbgießer in Galizien 82. -- Ihre Bälge 83. + + ~Die Metallurgie der Malayen~ 84 + + Alter der Metallkenntnis bei den Malayen 84. -- Stellung + der Schmiede 85. -- Die malayischen Gebläse auf Sumatra 86. + -- Eisenschmelzen der Dajaks 87. -- Die Gebläse auf den + Philippinen und in Pegu 88. -- Schmiede der Igorroten 89. -- + Schmiede auf Neuguinea 89. -- Malayisches Schmelzverfahren + und Gebläse auf Madagaskar 90. -- Kupfer bei den Malayen 91. + -- Kupferindustrie der Igorroten 92. -- Zinn bei den Malayen + 95. -- Vorkommen der Zinnerze in Hinterindien 95. -- Alter der + Zinnkenntnis in Hinterindien 96. -- Zinngruben von Malakka 96. + -- Von Bangka 97. + + ~Die Metalle in Hinterindien~ 98 + + Die jüngere Steinzeit in Kambodja 98. -- Alte Bronzen in + Kambodja 98. -- Die Eisengewinnung der Cuois in Hinterindien + 99. -- Eisenschmelzen in Birma 101. + + ~Die Metalle in China und Japan~ 103 + + Steinzeit in China 103. -- Alte Bronzen in China 104. -- + Ting-Urnen 104. -- Shang-Vasen 105. -- Zusammensetzung der + chinesischen Bronzen 106. -- Alter der Bronze und des Eisens + in China 106. -- Die eiserne Pagode von Tai-ngan-fu 107. -- + Gegenwärtige Eisenindustrie Chinas 107. -- Die Eisenschmelzen + von Schansi 108. -- Prähistorisches aus Japan 110. -- Die + Muschelhaufen von Omori 110. -- Japanische Steingeräte 111. -- + Heutiger Bergbau der Japaner 111. -- Aufbereiten der Erze 112. + -- Eisenschmelzöfen in Japan 113. -- Verhältnis von Kupfer und + Eisen in Japan 114. + + ~Die Metalle im Norden Asiens~ 114 + + Die Ostjaken als Eisenschmelzer 114. -- Jakutische + Eisenindustrie 115. -- Steinzeit Sibiriens 116. -- Steinzeit + in Kamtschatka 117. -- Einführung des Eisens durch die Russen + 117. -- Steinzeit und Eisen bei den Tschuktschen 118. -- Die + alten Tschudenbergbaue im Ural 119. -- Dergleichen im Altai + 120. -- Wer waren die Tschuden? 121. -- Kurgane und alte + Gräber in Sibirien 122. -- Bronzefunde von Krasnojarsk 122. + -- Die Kurgane am oberen Jenisei 123. -- Jüngere und ältere + Gräber 124. -- Die Türkstämme führten das Eisen ein 126. -- + Sprachliche Gründe dafür 127. + + ~Das Bekanntwerden der Amerikaner mit dem Eisen~ 128 + + Eisen im vorkolumbischen Amerika unbekannt 128. -- Verwendung + von Meteoreisen bei den Eskimos 129.-- Meteoreisen in den + Mounds 132. -- Einführung des europäischen Eisens in Grönland + 132. -- Nordwestamerika erhielt das Eisen von Asien 133. + -- Japanische Dschonken vom Kuro Siwo verschlagen 133. -- + Der Tabak in Nordwestamerika durch die Russen eingeführt + 134. -- Eiseneinführung in Unalaschka, am Nutkasunde, + in Britisch Kolumbia 134. -- Europäisches Eisen in + kalifornischen Indianergräbern 135. -- In Gräbern in Yukatan + 136. -- Die Patagonier als Eisenarbeiter 136. -- Schmiede + in Nordwestamerika 137. -- Tradition der Tinné 137. -- + Sprachliche Bezeichnungen für Eisen bei den Amerikanern 137. + + ~Das Kupfer bei den Nordamerikanern~ 139 + + Kupfergerät der Eskimos 139. -- Der Kupferminenfluß 139. -- + Kupfergeräte der Tinné 140. -- Der Athna oder Kupferfluß 140. + -- Die alten Kupferbergwerke am Oberen See 140. -- Verfall + derselben 141. -- Verbreitung der Kupfergeräte vom Oberen See + 142. -- Funde in den Mounds 142. -- Beschaffenheit der alten + Kupfergeräte 144. + + ~Kupfer und Bronze in Mexiko~ 145 + + Die Bronzegebiete Amerikas 146. -- Kultur der Mexikaner 147. + -- Kupfergeräte der Mexikaner 148. -- Die Zinngruben von Tasco + 150. -- Bronze der Mexikaner 150. -- Die Metalltechnik in + Mexiko 151. -- Bergbau in Mexiko 152. -- Kupfer in Nikaragua + 153. + + ~Die Metalle bei den Chibchas~ 153 + + Isolierte Kultur der Chibchas 153. -- Gold- und Bronzeobjekte + der Chibchas 154. -- Goldarbeiten von Antioquia 154. + + ~Kupfer und Bronze in Peru~ 155 + + Metallgeräte der Inkaperuaner 156. -- Kupfer 156. -- + Kupfergeräte in Chile 156. -- Analysen peruanischer + Bronzesachen 157. -- Die Bronzen von Chimu 158. + + ~Die Verbreitung des Eisens auf den Südseeinseln~ 160 + + Bekanntwerden der Insulaner mit dem Eisen 160. -- + Wertschätzung desselben 160. -- Eisen auf Neuguinea 162. + -- Abschluß der Eisenverbreitung über den Globus 162. + -- Archaistische Formung der neuen Eisengeräte bei den + Naturvölkern 163 -- und in prähistorischer Zeit 164. -- + Sprachliche Anpassung 164. -- Wirkungen des Eisens auf die + Ozeanier 165. + + + + +Verzeichnis der Abbildungen. + + + Seite + + Fig. 1. Altägyptische Blasebälge. Nach WILKINSON 4 + + Fig. 2. Schmiede im Barilande. Nach V. HARNIER 9 + + Fig. 3. Tundsch, Schmelzofen der Djur. Nach SCHWEINFURTH 11 + + Fig. 4. Durchschnitt desselben 11 + + Fig. 5. Grundriß desselben 11 + + Fig. 6. Berr, Schmelzofen der Bongo. Nach SCHWEINFURTH 12 + + Fig. 7. Grundriß desselben 12 + + Fig. 8. Borro, Blasebalg der Bongo. Nach SCHWEINFURTH 13 + + Fig. 9. Zange der Bongo. Nach SCHWEINFURTH 14 + + Fig. 10. Bongolanzen. Nach SCHWEINFURTH 14 + + Fig. 11. Hammerstein der Mangandscha. Nach LIVINGSTONE 25 + + Fig. 12. Schmelzofen in Futa Djallon. Nach LAMBERT 30 + + Fig. 13. Blasebalg der Marutse. Nach HOLUB 35 + + Fig. 14. Zange der Marutse. Nach HOLUB 35 + + Fig. 15. Handakupferbarre. Nach CAMERON 47 + + Fig. 16. Kupferschmelze in Chetri. Nach BROOKE 64 + + Fig. 17. Eisenofen in Orissa. Durchschnitt. Nach BLANFORD 70 + + Fig. 18. Seitenansicht desselben 70 + + Fig. 19. Obere Ansicht desselben 71 + + Fig. 20. Aufgeblasener Balg in Orissa. Nach BLANFORD 71 + + Fig. 21. Ausgepreßter Balg in Orissa. Nach demselben 71 + + Fig. 22. Eisengewinnung in den Khasiabergen. Nach HOOKER 73 + + Fig. 23. Blasebalg der Zlotars. Nach KOPERNICKI 83 + + Fig. 24. Eisenschmelze der Dajaks. Nach TEMMINCK 87 + + Fig. 25. Malayisches Gebläse. Sammlung RIEBECK 88 + + Fig. 26. Eisenschmelze auf Madagaskar. Nach ELLIS 91 + + Fig. 27. Eisenschmelze der Cuois. Nach MOURA 100 + + Fig. 28. 29. Eisenschmelzofen aus Birma. Nach BLANFORD 102 + + Fig. 30. Chinesische Ting-Urne aus der Shang-Dynastie. + Nach V. RICHTHOFEN 104 + + Fig. 30a. Chinesisches Gefäß aus der Tschóu-Dynastie. + Nach V. RICHTHOFEN 105 + + Fig. 31. Eskimomesser mit Meteoreisen. Nach SABINE 130 + + Fig. 32. Europäisches Eisen von Indianern nach Art der + Feuersteinspitzen in Holz gefaßt. Nach U. S. + Geogr. Surveys, west of 100th meridian 135 + + Fig. 33-43. Nordamerikanische gehämmerte Kupfergeräte. + Nach SHORTT 143 + + Fig. 44. Kupfergerät von Zocho-Xocotlan. Nach DUPAIX 148 + + Fig. 45. Kupferaxt von Venis Meicis. Nach PUTNAM 149 + + Fig. 46. Kupferaxt von Tlacolula. Nach PUTNAM 149 + + Fig. 47. Kupfergerät von Teotitlan del Valle. Nach PUTNAM 149 + + Fig. 48. Bronzefigur der Chibchas. Nach LEEMANNS 154 + + Fig. 49. Gegossener Kupferhammer aus Chile. Nach EWBANK 156 + + Fig. 50-53. Peruanische Ackergeräte. Nach SQUIER 159 + + Fig. 54. Peruanische Maurerkelle. Nach demselben 159 + + Fig. 55-56. Peruanische Bronzemesser. Nach demselben 159 + + Fig. 57. Peruanischer Morgenstern. Nach demselben 159 + + + + +Das Eisen bei den Nigritiern. + + +~Eisen den Altägyptern bekannt.~ Wenn auch neuerdings Zweifel +geäußert worden sind, ob die alten Ägypter das Eisen gekannt +hätten[2], so sind doch solche Zweifel hinfällig gegenüber den +thatsächlichen Funden von altem Eisen in den Monumenten jenes +Volkes. Eisen existierte bereits vor 5000 Jahren, zur Zeit als die +große Pyramide gebaut wurde; ja, es war damals, wie LEPSIUS sagt, +»im gewöhnlichen Gebrauche«. Ein Stück davon, das beim Bau jener +Pyramide verwendet wurde, ist 1835 aufgefunden worden, eine 14 cm +lange und 5 cm breite Schabklinge, welche, luftdicht verschlossen, +sich bis auf unsere Tage erhalten hat.[3] Schon WILKINSON hat +darauf hingewiesen[4], daß in den Gräbern von Theben Fleischer +dargestellt sind, die ihre Messer an einem runden Metallstabe +schärfen, der an ihrer Schürze hängt; die blaue Farbe der Klingen +und die Unterscheidung von Bronze- und Stahlwaffen im Grabe RAMSES' +III., die einen rot, die anderen blau gemalt, lassen wenig Zweifel +darüber, daß die Ägypter der frühen pharaonischen Zeit mit dem +Gebrauche des Eisens vertraut waren, eine Beobachtung, welche in +bezug auf die polychrome Behandlung der die Metalle darstellenden +Hieroglyphen (rot = Kupfer, grün = Bronze, blau = Eisen) von +EBERS[5] und LEPSIUS bestätigt wird. + +Die Inschriften belehren uns vollkommen über das Vorkommen und +den Gebrauch des Eisens in der ältesten Zeit in Ägypten. Die +Reihenfolge der Metalle und einiger Mineralien, die auf den +Denkmälern befolgt wird, ist dort: Gold, Silber, Lasurstein, +Malachit, Kupfer und Men. Dieses Men nun ist, wie Lepsius gezeigt +hat[6], die älteste Bezeichnung für Eisen. Es werden daraus Geräte +gefertigt, Helme und Panzer wenigstens teilweise, auch Waffen. +In der späteren Zeit wird das Eisen dann _tehset_ genannt und zu +Thürschlössern, Beschlägen und ähnlichen Geräten verwendet. Man +erhielt es aus Persien, von einer Insel Mas und einem Orte Bektot. +Trotzdem meint LEPSIUS, daß die Entdeckung der Eisengewinnung sehr +wohl von Ägypten ausgegangen sein könne, da das Material dazu +genügend vorkomme und auch eine alte Eisenerzmine nachgewiesen +worden sei.[7] + +Eisen war ja außerordentlich früh auch bei den Nachbarvölkern der +Ägypter im Gebrauch und »es ist klar, daß auch die Ägypter es noch +viel früher, als bei jenen nachzuweisen ist, gekannt und allgemein +angewandt haben werden«. LEPSIUS sieht auch im gehärteten Eisen den +Stoff, mit welchem die Ägypter den Granit bearbeiteten, »doch ist +es sehr bemerkenswert, daß in allen Darstellungen des alten Reiches +blau gemalte Instrumente kaum nachzuweisen sein dürften«. Daraus +geht, nach ihm, wenigstens hervor, daß das Eisen im alten Reiche +sehr viel weniger im Gebrauche war und überall, wo es nicht wegen +seiner Härte unentbehrlich war, durch das Erz ersetzt wurde.[8] + +Über die Prioritätsfrage zwischen Eisen und Kupfer, resp. Bronze +in Ägypten läßt sich LEPSIUS nicht näher aus, wiewohl er geneigt +scheint, das Kupfer für älter anzusehen, was auch dadurch +Bestätigung erhält, daß das Wort für Eisen durch das Zeichen für +Kupfer, einen Schmelztiegel, determiniert wird. + +Die alten Ägypter kannten also das Eisen, wiewohl die meisten +Dinge des täglichen Gebrauches, die sich massenhaft in unseren +Museen befinden, von ihnen aus Bronze dargestellt wurden. Von +LAUTH ist die Ansicht aufgestellt worden, daß das erste Eisen, +welches die Ägypter zu Geräten verarbeiteten, ~meteorischen~ +Ursprungs gewesen sei. Mit Anlehnung an das koptische _benipe_ +(_ferrum_), in dem der erste Bestandteil das altägyptische _ba_ +ist, sucht er nachzuweisen, daß letzteres Eisen bedeutet. Er +fand es mit dem Zusätze _ne-pe_, des Himmels, somit Metall des +Himmels, meteorisches Eisen.[9] So verführerisch dieses aber auch +klingt, so läßt sich hiergegen doch manches einwenden, wie denn +andere Völker, die das Meteoreisen zu Messern etc. verwendeten +(z. B. die Eskimo) dadurch auch nicht zur Gewinnung desselben +geführt wurden. Was an sonstigen Gründen gegen die Ansicht, der +Mensch sei durch die Benutzung des Meteoreisens zur Fabrikation +des künstlichen Eisens gelangt, gesagt werden kann, hat L. BECK +zusammengestellt[10] und mag hier einfach darauf verwiesen werden. + +~Ausbreitung der Eisenkenntnis in Afrika von Nord nach Süd.~ +Es liegt nahe die Frage aufzuwerfen: Haben die Neger von den +Altägyptern die Darstellung des Eisens erlernt? Wir wollen dieselbe +nicht absolut bejahen, da es uns ganz denkbar erscheint, daß die +schwarzen Afrikaner selbständig auf diese Entdeckung gekommen sind, +wofür die große Verbreitung und Bodenständigkeit dieses Zweiges +der Metallurgie bei ihnen spricht; aber es sind trotzdem Anzeichen +vorhanden, welche einen uralten Einfluß der ägyptischen Kultur +und damit der Eisenkenntnis auf die südlicher wohnenden Nigritier +glaubhaft machen. Wer die Abbildungen in SCHWEINFURTHs Reisewerk +und in dessen Artes africanae aufmerksam betrachtet, wird betroffen +werden über die Übereinstimmung mancher Geräte und Waffen der +Neger mit jenen der Altägypter. Da finden wir die Nugaratrommeln +bei den Dinka genau so wie auf den Monumenten; Haarnadeln und +Löffel der Bongo und der Altägypter sind fast identisch und +wie diese ehemals die Schalen der Anodontamuschel als Löffel +benutzten, so jene noch heute. Im hohen Grade auffallend ist die +Übereinstimmung eines Kundih genannten Saiteninstrumentes bei den +Niam-Niam mit einem ganz gleichen Instrumente, einem Mittelding +zwischen Harfe und Laute, bei den Ägyptern. Der guitarreartige +Resonanzboden, die harfenartig gespannten Saiten, die Wirbel, alles +ist hier wie da.[11] Harfen und Lauten stimmen ja in ihrer Form +bei verschiedenen Völkern und in verschiedenen Zeiten recht gut +miteinander überein -- das merkwürdige ist aber hier die identische +Wiederholung eines alten zwitterhaften ägyptischen Instrumentes +bei den menschenfressenden Niam-Niam von heute und es wird schwer, +hier von dem Gedanken einer Entlehnung in alter Zeit abzusehen. +Demgegenüber muß aber auch nachdrücklich hervorgehoben werden, daß +eine Menge Kultureinrichtungen, die den Negern bei den Altägyptern +zu Gebote standen, nicht adoptiert wurden; ich erinnere nur an +die Drehscheibe, die in Ägypten bekannt, bei den Negern fehlt, wie +wohl letztere aus freier Hand Thongefäße von schönster Symmetrie +bilden. Dagegen deuten wieder auf eine Anlehnung an Ägypten die +altägyptischen ~Blasebälge~, die in ähnlicher Form noch heute +über ganz Afrika verbreitet sind. Solche Blasebälge aus der +Zeit des PHARAO THUTMES III. haben sich in Abbildungen (Fig. 1) +erhalten[12]; sie wurden paarweise abwechselnd mit den Füßen +getreten und dann mit den Händen wieder aufgezogen und waren auch +bei den Hebräern im Gebrauche.[13] Die Pfeifen und Düsen daran, +sowie die einfache Herstellung aus Lederschläuchen entsprechen +ganz den weiter unten noch häufig zu erwähnenden Negerblasebälgen. +Auch bei den Schmieden im heutigen Ägypten sind sie noch im +Gebrauche.[14] + +[Illustration: Fig. 1. Altägyptische Blasebälge. Nach WILKINSON.] + +~Die Steinzeit Afrikas.~ Will man für die Nigritier annehmen, +daß sie nicht selbständig die Kunst, das Eisen herzustellen, +erfunden, so lassen sich für eine Einführung dieser Kunst noch die +Phönizier als Lehrherren oder später die Alexandriner annehmen, +welche die Ostküste und die Häfen am Roten Meere beschifften. +Wie wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres ersehen[15], +wurden im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung (in welche der +Periplus gesetzt wird) in Adulis und anderen Küstenplätzen neben +anderen Waren eingeführt Messing (+oreichalkos+), das man zum +Schmuck und zerschnitten statt Münze gebrauchte, Kupferbarren, +»sowohl zum weiteren Schmelzen, als auch zum Zerschneiden für +Arm- und Schenkelbänder für manche Frauen« und Eisen, das zu +Lanzen gegen die Elefanten und andere wilde Tiere, wie gegen +die Feinde verwendet wird. Ebenso importierte man kleine Beile, +Holzäxte, Dolche etc., wofür dann im Tausch Elfenbein, Schildkrot +und Rhinozeroshorn gegeben wurden. Daraus ergiebt sich, daß +zu jener Periode die Metallindustrie bei den nordöstlichen +Afrikanern, den heutigen Nubiern und Abessiniern, noch nicht so +vorgeschritten sein konnte, daß sie den einheimischen Bedarf an +Metallgegenständen deckte. Daß in jenen früheren Perioden aber noch +Steingeräte bei den Afrikanern im Gebrauch waren, läßt sich aus +historischen Quellen nur spärlich belegen. DIODOROS SICULUS[16] +(erstes Jahrhundert vor Chr.) spricht von Schleudersteinen der +Libyer. Ob die Lanzen, welche dieser Schriftsteller an der +genannten Stelle erwähnt, eiserne oder steinerne Spitzen hatten, +ist nicht ersichtlich. Dagegen findet sich beim AGATHARCHIDES eine +Stelle[17], in welcher Pfeile mit steinernen Spitzen sehr genau +geschildert sind. Sie lautet: »Es bedienen sich in Kriegsgefahren +die Athioper großer Bogen, aber kurzer Pfeile; an der Spitze +des Rohrstabes ist anstatt des Eisens ein seiner Gestalt nach +länglicher Stein befestigt, der durch Sehnen festgebunden ist, +übermäßig spitz und in tödliches Gift getaucht.« STRABO erzählt +von den Sumpfbewohnern am Weißen Nil, daß sie sich »angesengter +Pfeile« bedienen, worunter wohl solche von Holz zu verstehen, die +durch Ankohlen der Spitze gehärtet sind, und von den »plattnasigen +Äthiopiern« sagt er, daß sie die Antilopenhörner als Waffen +gebrauchen.[18] + +Die Steinzeit der Afrikaner läßt sich, abgesehen von diesen +historischen Nachrichten, noch auf zweierlei Art beweisen: erstens +durch die Überlebsel aus derselben, zweitens durch die Funde von +alten Steingeräten. + +Zu den Überlebseln rechne ich die Kornreibsteine, die noch überall +im Gebrauche sind, die Verwendung von Steinen zu Hammer und Ambos +beim Schmieden, die Verwendung von Knochen zu Pfeilspitzen bei +den Buschmännern, die Benutzung knöcherner Schaufeln (aus dem +Schulterblatte des Elefanten) zum Ackerbau bei den Jangbara im +Westen von Gondokoro[19], die Pfeilspitzen aus hartem Holze neben +solchen aus Eisen im Reiche des Muata Jamwo.[20] + +Auch Traditionen aus der Steinzeit sind noch vorhanden. In einem +Hereromärchen, das unserem deutschen »Was geschenkt ist, bleibt +geschenkt« entspricht, hat das kleine Mädchen vom Vater ein Beil +geschenkt erhalten. Damit geht es aus und trifft Burschen, die +damit beschäftigt sind, Honig auszunehmen, »und um dieses thun zu +können, mußten sie ~die Bäume mit Steinen fällen~. Und es sprach +zu ihnen: Ihr Söhne unseres Hauses, warum gebraucht ihr doch +Steine, um den Honig herauszunehmen? Weshalb sagt ihr denn nicht, +unsere Erstgeborene, gieb uns das Beil?«[21] Eine Geschichte, die +sicherlich eine Erinnerung an die Steinzeit der Herero bewahrt. + +Was zweitens die Funde aus der Steinzeit selbst betrifft, so +habe ich ein reichliches Material zusammengestellt[22], welches +deren einstige Verbreitung über den ganzen Kontinent darthut. Die +Steinzeit läßt sich auch für Ägypten nicht mehr leugnen. Der ganze +Norden von der Oase Kufra im Osten bis zu der großen von Marokko +nach Timbuktu führenden Karawanenstraße im Westen weist Funde von +Steinwaffen und Geräten auf. Algerien, Marokko sind reich daran. +Sie sind aus Oberguinea, sehr reichlich aus Südafrika, aus dem +Somalland und Centralafrika bekannt, wiewohl die Berichte aus dem +letzteren noch spärlich lauten, selbstverständlich aus Mangel an +Beobachtung.[23] + +Wie bei uns in Europa zeigen die Funde der Steinzeit Afrikas auch +Entstehung in verschiedenen Epochen; alte Geräte vom Typus der +Driftfunde und neuere, polierte aus anscheinend späterer Zeit +mit verschiedenen Übergängen sind vertreten. Wunderbar ist die +Übereinstimmung nach Material und Form der afrikanischen mit +den europäischen Geräten und Waffen; dieselben Äxte, Schaber, +Meißel, Speer- und Pfeilspitzen, die Sägen, Späne und Nuclei +werden gefunden; auch »Ateliers« sind vorhanden und vom Material +wird, wie anderwärts, der Feuerstein bevorzugt wegen seiner Härte +und leichten Bruchfähigkeit. Daneben sind Basalte, Grünstein, +kieselreiche Sandsteine u. s. w. benutzt. + +Am allerreichlichsten sind die Steinobjekte aber in Südafrika +vertreten; hier haben wir auch die lebendige Tradition aus der +Steinzeit gefunden, hier benutzt der Buschmann noch Steingeräte +beim Ackerbau; nach allem zu schließen, hat gerade in Südafrika +die Steinzeit am längsten gedauert, ist hier am spätesten die +Kunst, das Eisen zu schmelzen, zur Ausübung gekommen. Zwar meint +O. SCHRADER[24]: »Jedenfalls muß das Eisen im südlichen Afrika am +ersten bekannt gewesen sein«, allein er weiß dafür keinen anderen +Beweis anzuführen, als daß die Bachapin, ein Kaffernstamm, alle +Metalle vom Standpunkte des Eisens _tsipi_ aus benennen, nämlich +Gold _tsipi e tseka_ gelbes Eisen, Silber _tsipi e shu_ weißes +Eisen, Kupfer _tsipi e kubila_ rotes Eisen. Dieses zeigt jedoch +nur, daß ihnen unter den Metallen das Eisen am frühesten bekannt +war, beweist aber nichts dafür, daß zuerst Südafrika das Eisen +kannte. + +Gerade das Gegenteil war der Fall, wofür außer den in Südafrika +am lebendigsten vorhandenen Traditionen aus der Steinzeit und +den reichsten Funden aus derselben noch die Berichte der ersten +europäischen Händler sprechen. Die am Kap und überhaupt im Süden +wohnenden Stämme warfen sich nämlich mit Begierde auf das ihnen +zugeführte europäische Eisen, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn +die heimische Eisenindustrie irgendwie entwickelt gewesen wäre. +An der Westküste, nördlich vom Kap, traf 1598 JOHN DAVIS (an der +Saldanha Bai) auf viehzüchtende Hottentotten. Für ein Stück von +einer alten eisernen Schaufel erhielt er ein fettes Schaf oder +einen Ochsen; doch bereits sechs Jahre später, 1604, klagt NICHOLAS +DAUNTON, Kapitän des Schiffes »Pepper Corne«, daß dieser schöne +Zustand der Dinge, der Verkauf eines _beife for a piece of an iron +hoope of fourteen inches long and a sheepe for a lesser piece_ zu +Ende sei, da die Holländer _by their ouer much liberalitie_ den +Markt verdorben hätten.[25] + +Das deutet doch alles auf eine späte Einführung der +Eisenschmelzkunst im Süden. Dazu nehme man die lebendige Tradition, +in der selbst von Messern aus der Rinde des Zuckerrohres die Rede +ist, welche ähnlich wie Bambussplitter benutzt wurden.[26] + +Auch auf der Insel Fernando Po ist das Eisen erst durch die +Europäer (entdeckt 1471 durch FERNAO DO PO) bekannt geworden. +»Mir wurde mitgeteilt,« erzählt Konsul HUTCHINSON, »daß an einem +Orte mit Namen Bassakatu, bei Ballilipa, der König noch Steinäxte +aufbewahre. Mit diesen Geräten spaltete man Holz oder hieb die +Palmnußbündel von den Bäumen ab, ehe man dort das Eisen kannte. +Dieses Metall lernten sie zuerst im Austausch von Früchten und +Vieh gegen unsere Schaufeln kennen bei den frühesten Besuchen +europäischer Händler auf ihrer Insel. Jetzt sind sie zur Kultur +der Birminghamäxte, Messer und Beile vorgeschritten, welche sie im +Tauschhandel gegen Yams und Palmöl erhalten.«[27] Dabei hat aber +der Kontinent seit langem das Eisen gekannt. + +Aus allem diesem scheint mir soviel hervorzugehen, daß die Kenntnis +der Eisengewinnung in Afrika von Nordosten nach Süden und Westen +vorrückte und ohne irgend eine Zwischenperiode der Steinzeit +folgte. In der That treffen wir auch bei den Völkern im Gebiet +des Nil und bei den benachbarten Stämmen die Eisenindustrie am +höchsten entwickelt, weil dort wohl am ältesten. Ich will es nun +versuchen, einen Überblick über den Stand und die Ausbreitung +der Eisenfabrikation in ganz Afrika zu geben, wobei ich in +geographischer Reihenfolge verfahre. Wiederholungen lassen sich +dabei nicht vermeiden, aber es liegt mir daran, das Material +zusammenzubringen, um damit auch anderen zu einem möglichst +genauen Einblick zu verhelfen. Vorausgeschickt werde mögen, daß +Eisenerze, die bei niedriger Temperatur geschmolzen werden, kein +Gußeisen liefern, sondern ein unreines Schmiedeeisen. In unseren +europäischen Hochöfen, wo eine große Hitze erzeugt wird, sickert +das ausgeschmolzene gekohlte Eisen im dünnflüssigen Zustande in +den Herd des Ofens und wird hier »abgestochen«, d. h. es läuft, +nachdem das Öffnungsloch des Herdes frei gelegt ist, in einem +Strome heraus. Das so gewonnene und in Sandformen abgekühlte Eisen +ist sprödes, nicht schmiedebares Gußeisen (Roheisen). Anders bei +dem ursprünglichen und von den Naturvölkern angewendeten Verfahren, +wo nicht so große Hitze erzeugt wird und eine andere Art Eisen +entsteht, ein nur weiches, nicht flüssiges Schmiedeeisen, das am +Grunde des Ofens mit Schlacke und Kohle vermischt als »Stück«, +»Luppe« oder »Wolf« sich absetzt und das dort herausgenommen werden +muß. + +~Eisenindustrie im Gebiete des Nil.~ Den Schmied bei der Arbeit +am blauen Nil in Sennar hat MARNO abgebildet[28], doch lassen die +Zange und die Form des Hammers, beide europäischer Gestalt, hier +bereits auf fremden Einfluß schließen, da der Afrikaner sonst +erstere durch ein Stück gespaltenes Holz ersetzt und an Stelle +des Hammers einen Stein oder ein konisches Stück Eisen ohne Stiel +anwendet. Nach der von MARNO gegebenen Abbildung schließen die +Blasebälge hinten mit einer Klappe. + +[Illustration: Fig. 2. Schmiede im Barilande. Nach V. HARNIER.] + +Bei den Bari unter 5° nördl. Br. am Weißen Nil sind die +Wanderschmiede eine verachtete Pariakaste, dennoch aber den +Schwarzen unentbehrlich. »Aus eisenhaltigem Kies, der vielfach +in diesen Ländern oberflächlich zu finden ist, wird das Roheisen +auf höchst einfache Art gewonnen; sehr primitiver Art sind auch +die Blasebälge, deren sich die Schmiede bedienen. Zwei thönerne +Gefäße, ähnlich einem Trichter, dessen sich verengernder Hals +seitwärts gebogen ist, werden auf dem Boden so aufgestellt, daß +die beiden Mündungen gegen die Feuerstelle gerichtet sind; ihre +obere breite Öffnung wird mit einem Stück durch Anfeuchten dehnbar +gemachter Tierhaut, in der Mitte mit einer Handhabe versehen, fest +zugebunden. Durch rasches Auf- und Niederbewegen dieser Haut und +das dadurch entstellende Ein- und Ausströmen der Luft durch die +Mündung am Feuer wird ein doppeltes Gebläse und die nötige Hitze +bewirkt. Das von Natur äußerst weiche, so glühend gemachte Eisen +wird von dem Schmiede auf einem als Ambos dienenden Stein mit +einem den Hammer ersetzenden zweiten Stein geschmiedet, indem er +es mit einer leichten Zange handhabt (Fig. 2). Das Stählen und +Schweißen des Eisens ist nicht bekannt.«[29] Genau so sind die +Schmiedevorrichtungen weiter östlich bei der Latuka.[30] + +Hochentwickelt ist die Eisenindustrie im Bar-el-Ghasalgebiete +an den westlichen Zuflüssen des Weißen Nil, zwischen 3° und 8° +nördl. Br. und 26° und 30° östl. L. v. Gr., wo wir auf fast +durchweg eisenhaltigem Boden uns befinden. Hier läßt sich mit +einigen geringen Abwechselungen bei bald größerer, bald geringerer +Geschicklichkeit eine vorgeschrittene und im ganzen sich gleich +bleibende Weise der Eisengewinnung nach Art der alten Rennarbeit +nachweisen. + +Zwischen 7° und 8° nördl. Br. und 28° und 29° östl. L. v. Gr. +wohnt das Volk der Djur. Ihr Land ist die unterste Terrasse des +eisenhaltigen ostafrikanischen Felsbodens; auf Hunderte von Meilen +ist dort der Raseneisenstein verbreitet, doch nur an einzelnen +Stellen sind die Brauneisensteinaggregate genügend zur Verhüttung +vorhanden. An der Hauptseriba Kurschuk Alis sah SCHWEINFURTH bei +einer solchen ausgiebigen Stelle ausgedehnte Gruben von drei +Meter Tiefe angelegt, aus welchen die Djur ein Material zu tage +förderten, welches der bei uns Rogenstein genannten Varietät am +meisten gleicht. Große Mengen von Eisenocker finden sich dazwischen +überall eingesprengt; diesen werfen die Djur weg, da sie ihn bei +ihrer Behandlungsmanier nicht zu verwerten wissen. Im März, kurz +vor Beginn der Aussaat, verlassen die Djur ihre Hütten, um teils +zum Fischfang an die Ufer der Flüsse zu ziehen, teils um sich +mit Erzschmelzen im Walde zu beschäftigen. Inmitten eines recht +holzreichen Platzes formt man die Schmelzöfen aus reiner Thonerde +und gruppiert sie nach der Zahl der sich beteiligenden Arbeiter bis +zu einem Dutzend hintereinander an schattigen, von Strauchhecken +und Dornumfriedigungen umgebenen Stellen. Das Ausschmelzen des +Erzes erfolgt mit Holzkohlen. Allein auf Kohlenbrennen verstehen +sich die Djur ebensowenig als die Bongo, weder wissen sie den Brand +unter Abschluß der Luft in Gruben, noch in regelrechten Meilern zu +bewerkstelligen; ihr ganzes Verfahren besteht darin, kleingehauene +Holzstücke schnell in Brand zu stecken und in vollen Flammen +auseinanderzuwerfen, bis das Feuer erstickt, oder sie dämpfen +das Feuer nur durch Aufgießen von Wasser; das werden dann die +Kohlen. »Mir ist nicht bekannt,« sagt SCHWEINFURTH, dem wir obige +Nachrichten über die Eisengewinnung der Djur verdanken, »ob andere +Negervölker hinter die Geheimnisse der Kohlenbrennerei gelangt +sind. Sollte das von den Djur gesagte für ganz Afrika gelten, so +könnte man hierin leicht eine Erklärung finden für die merkwürdige +Erscheinung, daß das Eisen trotz seiner ungeheuren Massenhaftigkeit +in Afrika bisher noch von keinem Volke daselbst im großen gewonnen +wurde. Allerdings fehlt es an Kalk, um steinerne Bauten aufführen +zu können.«[31] Wir werden jedoch weiter unten sehen, daß +regelrechte Meiler bei den Negern vorkommen. + +[Illustration: Fig. 3. Tundsch, Schmelzofen der Djur. Nach +SCHWEINFURTH.] + +[Illustration: Fig. 4. Durchschnitt desselben. Nach SCHWEINFURTH.] + +[Illustration: Fig. 5. Grundriß desselben. Nach SCHWEINFURTH.] + +Fig. 5 zeigt den Grundriß des Schmelzofens der Djur mit vier +Zuglöchern zur Einfügung der Düsen, durch welche ein starker +Luftzug dem Boden des Ofens zugeführt wird. Vor der einen +Öffnung befindet sich die zur Ansammlung der Schlacken dienende +Grube. Fig. 4 zeigt den Ofen im Längsdurchschnitt mit der +becherförmigen Erweiterung am oberen Ende, welche zur Aufnahme des +feinzerstückelten Brauneisensteins dient, wie er in diesem Lande +massenhaft aller Orten zu tage gefördert zu werden vermag. Der +Schacht wird bis zur erweiterten Stelle mit Holzkohlen aufgefüllt +und von unten auf in Brand gesetzt. Zuletzt ist der Brand so +vollständig, daß man die Flamme hoch zur oberen Öffnung durch +die Erzmasse hindurch emporzüngeln sieht. Nach Verlauf von 40 +Stunden beginnen die Eisenpartikelchen in tropfbarer Form durch +die glühende Kohlenmasse hindurchzusickern, um sich in der Grube +auf dem Boden des Gestelles zu sammeln. Die Masse wird aus einer +der Düsenöffnungen hervorgeholt und später durch wiederholtes +Hämmern mit Steinen und wiederholtes Erhitzen im Feuer im +Schmiedeofen in dem Grade von jeder Mineralbeimengung gereinigt, +bis alle Eisentropfen zu einer homogenen Masse zusammengeschweißt +erscheinen, woraus ein vorzügliches Schmiedeeisen erzielt werden +kann. Dieser thönerne Schmelzofen ist 1,3 m hoch und heißt Tundsch +(Fig. 3). Die einzelne Düse wird Atschu genannt.[32] PETHERICK, +der den Prozeß in gleicher Weise schildert, fügt hinzu, daß die +Schlacken noch gepocht und durch Waschen daraus die kleinen +Eisenkügelchen gewonnen werden. In einem Schmelztiegel werden sie +dann im Schmiedefeuer zusammengeschmolzen.[33] + +Südliche Nachbarn der Djur sind die Bongo oder Dor, bei denen die +Eisenindustrie noch höher als bei jenen entwickelt ist. Ihre ganze +Kunstfertigkeit konzentriert sich auf die Gewinnung und Bearbeitung +dieses wichtigen Metalles, dessen Besitz ihnen eine gewisse +Überlegenheit über die nicht Eisen erzeugenden Dinka erteilt zu +haben scheint. Wenn die Feldgeschäfte beendigt sind, betreiben die +Bongo Eisenindustrie. Erzreicher Boden findet sich im ganzen Lande; +die Eisenarbeiter suchen vornehmlich diejenigen losen Eisenthone +auf, welche durch Hochwasser etwas gereinigt und in muldenartigen +Vertiefungen mit Humus und Thon angeschwemmt vorkommen. Diese haben +auch die zweckdienlichste Form, da es meist Körner von Eigröße bis +zu der einer Bohne sind.[34] Die Öfen der Bongo, welche sie zur +Ausbringung der Eisenerze benutzen, sind von zweierlei Art; die +eine schildert uns SCHWEINFURTH, die andere TH. V. HEUGLIN. + +[Illustration: Fig. 6. Berr, Schmelzofen der Bongo. Nach +SCHWEINFURTH.] + +[Illustration: Fig. 7. Grundriß desselben.] + +SCHWEINFURTH schreibt: »Bei den Bongo heißt der thönerne, zur +Gewinnung des Eisens dienende Schmelzofen Berr; er ist nur 1,5 +bis 1,7 m hoch und ganz aus Thon; denn zu mauern verstehen diese +Völker nicht, auch gebricht es ihnen hierzu an Kalk. Fig. 6 +zeigt einen Längsdurchschnitt durch den in Gestalt einer Glocke +aufgeführten Schmelzofen. Im Innern desselben nimmt man drei +Abteilungen wahr, von denen die mittelste zur Aufnahme von +Eisenmineral und Holzkohle in abwechselnder Schichtung bestimmt +ist, die obere und die untere Abteilung dagegen mit reiner Kohle +gefüllt werden. Von der untersten, das Gestell darstellenden +Zelle ist die mittlere durch eine ringartige Verdickung an der +Innenwandung des Ofens abgegrenzt, letztere dient als Rast. Die +oberste kugelrunde Zelle steht mit der mittleren nur durch eine +zur Vermehrung des Luftzuges sehr verengte Öffnung in Verbindung. +Am Fuße des Ofens sind vier Öffnungen angebracht, durch welche die +Düsen eingeführt werden; eine fünfte ist nach Belieben mit Thon +zu verschmieren, um durch sie die in der Bodengrube angesammelten +Schlacken herauszuschaffen.« Fig. 7 zeigt den Ofen im Grundriß; +die vier eingesetzten Düsenrohre werden mit ebenso vielen +Blasebälgen in Verbindung gesetzt, um einen sehr starken, den +Verbrennungsprozeß beschleunigenden Luftdurchzug durch den Ofen zu +treiben. Das Gebläse, Borro, Fig. 8, besteht aus zwei mit Häuten +überspannten Thongefäßen. Die in den nebeneinander gestellten +Gefäßen befindliche Luft wird durch das Niederdrücken der über +ihre obere Öffnung gespannten Häute hinausgestoßen und in dem +röhrenförmigen Gefäße zu einem Strom vereinigt. Die Vereinigung der +beiden alternierenden Luftströme soll dem Mangel einer Ventilklappe +abhelfen, welche Einrichtung den Negervölkern unbekannt geblieben +ist. + +[Illustration: Fig. 8. Borro, Blasebalg der Bongo. Nach +SCHWEINFURTH.] + +Gewöhnlich bedienen sich die Bongoschmiede als Ambos sowohl als +auch als Hammer eines glatten Gneis-Steines oder Kiesels. Zuweilen +dient statt deren ein viereckiger 0,2 m langer Eisenblock. In +jedem Falle ist die sehnige Hand des Negers der einzige Stiel +dieses plumpen Werkzeuges. Als Zange dient, wie Fig. 9 zeigt, +ein gespaltenes Stück grünen Holzes, das durch einen Ring +zusammengehalten wird. Dasselbe ermöglicht das Hervorholen der +rotglühenden Masse aus dem Schmiedefeuer und das Festhalten +derselben während des Hämmerns. Abgesehen von kleinen Meißeln, +zur Hervorbringung feinerer Stacheln und Widerhaken, fehlen den +Bongoschmieden andere Werkzeuge. Ihre mit zahlreichen Stacheln +und Widerhaken versehenen Lanzen (Fig. 10) erregten SCHWEINFURTHs +höchste Bewunderung. »Kein anderes Erzeugnis centralafrikanischer +Eisenarbeit kann diesen Meisterwerken an die Seite gestellt +werden.«[35] + +[Illustration: Fig. 9. Zange der Bongo. Nach SCHWEINFURTH.] + +[Illustration: Fig. 10. Bongolanzen. Nach SCHWEINFURTH.] + +HEUGLIN[36] schildert einen einfacheren Ofen, welcher mehr jenem +der Djur entspricht, aber ohne die kelchartige obere Ausbauchung +derselben. Man gräbt in die Erde ein Loch von 2/3 bis 1 m Tiefe +und 2/3 m Durchmesser, kleidet es mit Thon aus und läßt diesen +vollkommen trocknen. Dann füllt der Schmied die Grube mit Kohle +aus hartem Holz, welche er auch in Thongruben gebrannt hat, +und giebt obenauf einen Satz gut gereinigtes Erz ohne weiteren +Zuschlag von Kalk oder Quarz, welche Gesteine hier überhaupt gar +nicht vorkommen. Über den Herd, wenn man die Grube so nennen kann, +stellt man eine trichterförmige 1-2 m hohe Esse, gleichfalls von +gebranntem Thon. In den Herd führen überdies vier bis sechs schräg +angebrachte Öffnungen, in welche ebenso viele thönerne Röhren oder +Düsen eingeführt werden. Ist die Esse gehörig auf den Herd gepaßt, +sind die Fugen mit Thon verstrichen und letzterer abgetrocknet, so +giebt man von unten Feuer. Auf jedem Düsenrohr ist ein lederner +Sack befestigt, welcher als Blasebalg dient und beständig mit +der Hand oder mittels eines kleinen Stockes aufgezogen und +zusammengedrückt wird. Der Satz geht binnen weniger als einer +Stunde nieder und auf dem Grund des Ofens bleibt ein durch +Schlacken etwas verunreinigtes, stahlartiges Schmiedeeisen, welches +dann auf einem steinernen oder eisernen Ambos ausgehämmert und zu +runden Platten (Melót) oder zu Lanzen verarbeitet wird. Häufig ist +dieses Produkt aber noch nicht gar und rein genug und enthält noch +zu viel Kohlenstoff. In diesem Falle und überhaupt, wenn etwas +feinere Ware dargestellt werden soll, muß ersteres noch eine Art +Frischprozeß durchmachen. Dieses geschieht wieder in einer Grube, +die jedoch kleiner und flacher ist, als die, in welcher geschmolzen +wurde, auch fehlt hier die Esse. In diesen Frischherd münden zwei +sich gegenüberliegende Doppeldüsen, welche auch etwas Steigung +nach der Mitte des Herdes haben. Das zu reinigende Eisen liegt, in +Kohlen eingehüllt, im Herd und nun wird wieder gefeuert und mit +Handblasebälgen beständig Wind gegeben, bis die nötige Entkohlung +stattfindet und das Eisen zu schweißen beginnt. Die Eisenmenge, +welche durch einen Satz gewonnen wird, beträgt nicht über einige +Pfund, das Erz dürfte kaum 15-18% Metall enthalten. Das Erzeugnis +selbst ist gerne rotbrüchig, die Arbeit trotzdem jedoch sauber. + +~Eisenindustrie in Centralafrika.~ Noch südlicher, zwischen +3° und 4° nördl. Br., wohnen die Monbuttu, das kunstfertigste +centralafrikanische Volk. Da sie Bewohner derselben roten Eisenerde +sind, welche sich vom Gazellenflusse aus über einen großen Teil von +Centralafrika zu erstrecken scheint, so nimmt das Schmiedehandwerk +unter ihren Kunstfertigkeiten eine hervorragende Stellung ein und +sie übertreffen darin alle übrigen Völker des von SCHWEINFURTH +bereisten Gebietes. Die Gewinnung des Materiales, die ventillosen +Blasebälge sind so, wie sie eben bei Djur und Bongo geschildert +wurden. Statt der Häute aber, welche die Thongefäße der Blasebälge +zum Luftpumpen abschließen, bedecken sie dieselben mit abgebrühtem +Bananenlaub, welches durch derartige Behandlung mit heißem Wasser +eine seidenartige Geschmeidigkeit annimmt. Kneifzange, Feilen und +Hämmer fehlen auch bei ihnen, doch haben sie statt des steinernen +einen eisernen Ambos. Um die geschmiedeten Waffen zu wetzen und zu +schärfen, bedienen sie sich eines feinkörnigen Sandsteines oder +einer Gneisplatte. Faustgroße Eisenklumpen bilden das Rohmaterial, +aus welchem der Künstler seine Waffen formt. »Ihre Geschicklichkeit +ist bewundernswürdig und ihre Gewandtheit, in kürzester Frist aus +solchen Klumpen Spaten und Lanzen zu formen, ohne Beispiel. Das +Meisterstück des Monbuttuschmiedes sind die feinen Eisenketten, die +als Schmuck getragen werden und welche, was Formvollendung und +Feinheit anbelangt, mit unseren besten Stahlketten konkurrieren +können. Der Prozeß des Stählens ist ihnen natürlich unbekannt und +die Härtung wird durch fortgesetztes Hämmern erzielt.«[37] + +Im äquatorialen Centralafrika wiederholt sich der Eisenreichtum +und die kunstfertige Verarbeitung dieses nützlichen Metalles in +gleicher Weise, wie bei den oben in Betracht gezogenen Völkern. In +Uganda, dem Reich des Königs Mtesa, ist die Eisengewinnung samt den +nötigen Apparaten dieselbe, wie bei den eben erwähnten Nilvölkern, +doch sind von Sansibar aus hier bereits eiserne Hämmer, Zangen und +Feilen (durch die Araber) in das Land gebracht worden.[38] Schnell +greifen in Uganda, das zuerst vor 20 Jahren durch SPEKE bekannt +wurde, europäische Methoden um sich und die Waganda verstehen es +jetzt schon, Flintschloß- in Perkussionsgewehre zu verändern und +Patronenhülsen aus Messing zu gießen.[39] In der Rüstkammer des +Königs Rumanika von Karagwé, im Westen des Victoriasees, fand +STANLEY »eiserne Streitäxte von wirklich bewundernswerter Arbeit, +Speere mit doppelten Klingen, mehrere gewaltig große Klingen +mit außerordentlich scharfer Schneide, 19 cm querüber und 42 cm +lang, vorzüglich gute Speere, einige mit Klingen und Schäften +von zusammengeschmiedetem Eisen, andere mit einem kettenförmigen +Schaft und andere mit Massen kleiner starrer und scharfer Ringe, +die unten an der Klinge und am Ende des Stabes kugelähnlich +zusammengeballt sind. Es waren ferner aufgestellt: große in Eisen +gefaßte Fliegenwedel, deren Griffe bewundernswerte Probestücke +einheimischer Kunst waren, massive Messer, den Hackemessern der +Fleischer ähnlich, mit polierten Klingen«.[40] + +Im Lande Uregga am Kongo, unter dem Äquator, fand derselbe Reisende +eine hochentwickelte Eisenindustrie mitten im Urwalde. Ein +Schmelzofen war errichtet und dabei eine Schmiede, in welcher etwa +ein Dutzend Leute arbeiteten. Das Eisenerz ist sehr rein. »Hier +sah ich die Speere von Süd-Uregga mit breiter Klinge und ebenfalls +breite Messer von allen Größen, vom kleinen, drei Centimeter langen +Taschenmesser an bis zum schweren, einem altrömischen Schwerte +ähnlichen Hackmesser.« Der Schmelzofen aus Lehm, die Blasebälge, +deren »Brausen man fast eine halbe englische Meile weit hört«, +die thönernen Düsen, das alles ist ungefähr so, wie auch weiter +oben geschildert. Dicht neben dem Schmelzofen standen aus Matten +verfertigte Säcke mit Holzkohle aufgeschichtet und dabei ein paar +Knaben, welche das Feuerungsmaterial herbeitrugen; ungefähr 2 m +weiterhin war eine kleine Schmiede hergerichtet, wo das Eisen +zu Hämmern, Beilen, Streitäxten, Spießen, Messern, Schwertern, +Draht, eisernen Kugeln mit Spitzen, Bein- und Armbändern, eisernen +Knöpfchen, Perlen etc. geformt wurde. »Die Kunst dieser Schmiede +steht in diesen Wäldern, wenn man die Abgeschiedenheit der Bewohner +in Betracht zieht, auf einer hohen Stufe der Ausbildung. Die Leute +zeigen viel durch Überlieferung fortgepflanzte Fertigkeit.«[41] Und +so ähnlich den Kongo weiter abwärts, wie aus verschiedenen Stellen +bei STANLEY ersichtlich. + +In den südlich vom Kongo gelegenen Landschaften und an den +Zuflüssen dieses Riesenstromes finden wir gleichfalls eine rege +Eisengewinnung und Verarbeitung. Von Manjema sagt der Reisende +CAMERON: »_In fact this country may be called >the black country< +of Africa. I have seen foundries 50 feet long by 30 feet wide. As +many as twenty bellows are worked at one time and 150 to 200 pounds +of metal are frequently obtained in one smelting._«[42] + +Das Erz wird in diesen Gegenden aus tiefen Gruben gewonnen und +ist »eine Art Hämatit«. Zerstörte alte Schmelzwerke trifft man +vielfach.[43] + +Was die Einrichtung der Hütten, die Gebläse und die Schmiedearbeit +in Manjema betrifft, so gebe ich hier CAMERON's Bericht vollständig +wieder: »Jedes dieser Dörfer,« sagt er, »besaß zwei oder drei +Schmelzhütten bis zu 9 m lang und 6 m breit, mit niedrigen Mauern +und sehr hohem Dache, in der Mitte mit einer Grube von 1,5 m +Breite, 1 m Tiefe und 5,5 m Länge, an dem einen Ende etwas flacher +als am anderen und mit einem quer über letzterem, etwa 2 m von +dem flachen Ende stehenden thönernen Ofen von 1 m im Durchmesser. +Die kleinere von den beiden Abteilungen der Grube diente als +Feuerstatt, die andere als Reservoir, in welches das Erz und die +Schlacken abflossen, während kleine Abteilungen um den Rand herum +Holzkohlen und Eisenerze enthielten. Um Luftzug hervorzubringen, +wird oft ein Dutzend Paar Blasebälge gleichzeitig in Thätigkeit +gesetzt; sie bestehen aus zwei vertikal nebeneinander laufenden +Holzcylindern mit Ventilen, die alle in ein einziges, vor der +Einwirkung des Feuers durch einen Lehmüberzug geschütztes Blaserohr +münden. Die Cylinder sind mit Zeug umwickelt und mit einer in der +Mitte befestigten 80 cm langen Stange versehen; ihre Thätigkeit +wird dadurch bewirkt, daß man, mit jeder Hand eine der beiden +Stangen erfassend, diese abwechselnd so schnell als möglich auf +und ab bewegt. Auf diese Weise erzeugt man einen ausreichenden und +beständigen Luftstrom.«[44] + +Da ich das CAMERONsche Originalwerk nicht besitze, vermag ich +die Übersetzung an dieser Stelle nicht zu controllieren. Höchst +auffallend ist die Erwähnung von »Ventilen«, die sonst in ganz +Afrika nicht vorkommen und die durch Entlehnung wohl schwerlich +nach dem so abgelegenen, erst neuerdings von Europäern entdeckten +und besuchten Lande (LIVINGSTONE 1871, CAMERON 1874, STANLEY 1876, +WISSMANN und POGGE 1881) gelangt sein können. Ich bin geneigt, +hier ein Versehen anzunehmen. Wenn es ferner bei CAMERON heißt: +»Die Cylinder sind mit Zeug umwickelt«, so müssen darunter die +elastischen Häute verstanden werden, mit welchen, wie anderwärts, +die Cylinder oben geschlossen sind. + +Was das Schmiedeverfahren in Manjema betrifft, so wird das +erschmolzene Eisen in etwa 1 Kilo schwere Stücken gehämmert, welche +die Form von zwei, an ihrer Basis mit einander verbundenen Kugeln +haben und an deren beiden Enden ein Stift vom Umfang einer dicken +Stricknadel hervorragt. In solcher Gestalt kommt das Metall in den +Handel. Als Schmiedewerkstätten dienen offene kleine Schuppen. Die +Ambosse und die schweren Hämmer sind von Stein, die leichteren +Hämmer von Eisen; an jene ist ein Strick mit zwei Schlingen +befestigt, durch welche sie gehandhabt werden; die eisernen Hämmer +aber haben gar keinen Stiel, sondern werden einfach mit der Hand +gepackt.[45] + +Weiter im südlichen Kongobecken ist Urua ein Eisenland, wo +CAMERON häufig »rauchende Kohlenmeiler« und bei einigen Dörfern +Eisenschmelzen sah, die er nicht näher schildert. Das Erz wurde aus +5-9 m tiefen Gruben gefördert.[46] + +Südwestlich von Urua ist Lovale, ein anderes centralafrikanisches +Eisenland, zwischen 11° und 12° südl. Br. und 20° und 21° östl. L. +v. Gr. CAMERON sah dort »einen Schmelzofen von merkwürdiger Form«, +die er leider nicht näher schildert. Das Erz findet sich in großen +Klumpen auf dem Grunde der Flüsse, von wo man es gegen Ende der +trockenen Jahreszeit mit Schleppnetzen herausholt.[47] + +Von Lunda, dem angrenzenden Reiche des Muata Jamwo, erzählt uns +POGGE, daß das Eisen dort vielfach aus Kioko (weiter westlich +gelegen) eingeführt, aber auch im Lande selbst gewonnen wird. Außer +Eisen, Kupfer und dem von der Westküste kommenden Messingdraht sind +keine Metalle im Lande bekannt. Das Schmiedehandwerk in Mussumba, +der Hauptstadt Muata Jamwos, befindet sich vielfach in den Händen +eingewanderter Kiokoschmiede.[48] OTTO SCHÜTT ist bei den berühmten +Eisenerzgruben der Kioko vorbeigekommen; sie liegen am Bache +Cavemba, einem Nebengewässer des Kuilu, etwa unter 20° 25´ östl. L. +und 10° südl. Br. v. Gr., also westlich von Kimbundo. Ein dem Dorfe +Camba Humbo gegenüber befindlicher Riß enthält die Grube. Die Neger +gewinnen die aus dem Boden ragenden Blöcke oder die fast zu tage +tretenden Stücke, also auch hier wohl Raseneisensteine. Die Hütte +soll ein mehr als primitiver Frischofen sein.[49] + +Daß auch in den Kimbundaländern Eisen nicht fehlt, sehen wir aus +der Notiz bei LADISLAUS MAGYAR, daß bei Kibala und Ganda dasselbe +in guter Qualität vorkommt.[50] + +Im östlichen Teile des portugiesischen Westafrika und in den +Landschaften am oberen Sambesistrome nebst dessen Zuflüssen haben +wir die Nachrichten SERPA PINTOs, welche uns beweisen, daß auch +dort eine ausgedehnte heimische Eisenindustrie angesessen ist. Die +Hüttenleute der Ganguellas (Gonzellos), südlich von Bihé, wandern +in den »kalten« Monaten Juni und Juli nach den Eisenminen und +schlagen dort ausgedehnte Lager auf. Um das Erz zu gewinnen, graben +sie Schachte von 3-3,5 m Durchmesser, nie aber tiefer als 1,5-2 m, +»höchstwahrscheinlich, weil sie kein Mittel besitzen, das Erz höher +zu heben«. Sobald sie genügend Erz zu tage gefördert haben, um für +die Arbeit des ganzen Jahres genug zu haben, beginnen sie das Eisen +auszuschmelzen. Dieses geschieht in nicht sehr tiefen Löchern, +in denen das Erz mit Holzkohle vermischt und die Temperatur +vermittels ihres primitiven Blasebalges erhöht wird, der aus zwei +30 cm breiten und 9 cm tief ausgehöhlten Holzcylindern besteht, +über welchen je ein Stück gegerbtes Ziegenfell angebracht und an +denen je ein 50 cm langer und 1 cm dicker Handgriff befestigt ist. +Der Luftstrom wird durch zwei Holzröhren in eine thönerne Düse +geleitet. Das gewonnene Eisen wird in Schaufeln, Kriegsbeile, +Pfeilspitzen, Assagais, Nägel, Messer und Kugeln für Feuerwaffen +umgewandelt, »ja sie fertigen gelegentlich selbst Feuerwaffen an, +wobei sie das Eisen mit Ochsenfett und Salz weich machen«. Sobald +das Metall in Handelsartikel umgewandelt ist, kehren die Arbeiter +mit diesen Gegenständen beladen wieder nach Hause zurück.[51] + +So ist es auch bei den Luchazes zwischen 12° und 13° südl. Br. und +unter 18° östl. L. v. Gr. und bei den Luinas am oberen Zambesi.[52] + +~Eisenindustrie in Ostafrika.~ Durch Ostafrika, zwischen den großen +Seen und dem Indischen Ozean, ist das Eisen in gleicher Menge wie +im Gazellenflußgebiete verbreitet, doch steht die Industrie hier +keineswegs auf der hohen Stufe wie dort. THOMSON giebt an, daß +das Erz in Ostafrika, welches verarbeitet wird, nicht in Lagern, +Adern oder Gruben vorkommt; er fand es nur in einzelnen Klumpen im +Boden oder kleine Mengen Raseneisenerz. Reichlich war letzteres +namentlich bei Muluchuchu, zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee, +vorhanden. »Alles im östlichen Centralafrika von den Schwarzen +erschmolzene Eisen stammt aus solcher Sumpferzquelle.«[53] Nach R. +BURTON ist auf der Route Sansibar-Tanganjikasee das Eisenerz unter +dem Namen Utundwe oder Gangue bekannt; es wird an den Flanken der +niedrigen Sandsteinhügel in Klumpen und Knollen aus metertiefen +Löchern ergraben.[54] + +Anders liegen die Verhältnisse im Ugonogebirge südlich vom +Kilimandscharo, der Heimat eines vortrefflichen Eisens, welches +durch einen großen Teil von Ostafrika verbreitet ist und »höher +geschätzt wird, als das beste schwedische«. Gewonnen wird es +namentlich in dem Landstriche Usanga und zwar aus Eisensand, +der magnetischer Natur zu sein scheint. Man wäscht ihn aus den +Bächen und V. D. DECKEN glaubt, daß er aus der Zersetzung eines +eisenglimmerhaltigen Gneises entstanden sei.[55] + +Die Verhüttung ist in diesem Teile Ostafrikas eine weit rohere als +im Gazellenstromgebiet. Nach BURTON ist der Schmelzofen ein Loch +in der Erde, das mit brennender Holzkohle gefüllt wird, auf welche +man das Erz legt, dann wieder eine Schicht Kohle und so fort. Das +Gebläse wird durch die bekannten Blasebälge (Mafukutu) erzeugt, +deren Düsen aus Thon sind. Zuweilen werden fünf Paar derselben +angewendet, um eine tüchtige Hitze zu erzeugen.[56] Im Eisenlande +Usanga schichtet man den Eisensand in tiefen Gruben gar nur mit +Holz, zündet den Brand an und unterhält das Feuer fünf Tage lang. +Nach dem Erkalten der Glut findet das zusammengefrittete und mit +Schlacken gemengte Eisen sich auf der Sohle des Herdes, dieses +rohe Eisen wird im Schmiedefeuer zu kleinen Hacken verarbeitet, in +welcher Gestalt es auch in den Handel kommt.[57] Auf so niedrigem +Standpunkte nun auch hier die Gewinnung des Rohmaterials steht, +um so höher ist die Schmiedekunst im Gebiete des Kilimandscharo +entwickelt, worüber wir eine sehr genaue Schilderung des Geologen +THORNTON, Begleiter V. D. DECKEN's, besitzen. Er schreibt: »Wir +trafen den Meister innerhalb eines länglichrunden, von hoher, +lebendiger Hecke umschlossenen Hofes bei seiner Arbeit. Er zeigte +uns der Reihe nach alle seine Künste. Zuerst führte er uns zu +der außerhalb des Zaunes gelegenen Schmiede, welche in ihrer +Einrichtung wesentlich mit den Suaheliwerkstätten Sansibars +übereinstimmt. Seine Hämmer sahen aus, als ob sie von Europa +her eingeführt wären, doch versicherte uns der Mann, daß er sie +selbst gefertigt habe. Als Amboß dienten einige harte, glatte +Steine. Das Gebläse ist doppelt wirkend und besteht aus zwei +gegerbten, in Form von Säcken hergerichteten Fellen, deren jedes +an seinem unteren Ende an der Gabel eines ausgehöhlten, mit +einem Steine beschwerten Baumastes festgebunden ist, während das +obere Ende einen langen Schlitz zeigt, längs dessen zwei flache +Stöcke befestigt sind; indem man die Bälge mit der Hand öffnet +und emporhebt, schließt und niederdrückt, erzeugt man einen +Luftstrom, welcher durch die Gabelröhre vereinigt und in einen +Herd einfachster Art geleitet wird. Der Meister trug ein wenig +Feuer zum Ofen, legte Holzkohlen darauf und fachte die Glut kräftig +an. Dann erhitzte er mehrere Stücke altes Eisen und schweißte sie +mit Zuhilfenahme eines Schweißmittels, bestehend aus den Brocken +einer großen Muschel, zusammen. Ebenso vereinigte er mehrere alte +Messer in kleine Barren und hämmerte diese zu längeren Stücken von +vierkantigem Querschnitte aus. Zwei solche Stäbchen, an einem Ende +zusammengeschweißt, am anderen etwas auseinander gebogen und mit +einem darübergleitenden Ringe versehen, bilden eine sehr wirksame +Zange, welche zum Drahtziehen benutzt wird, wie wir sogleich sehen +sollten.« + +»Der Schmied erhitzte eine Rolle dicken Draht in einem leichten +Feuer von Blättern und Stroh zu dunkler Rotglut. Während dieses +langsam brannte, richtete er sein Zieheisen her, eine weiche +Eisenplatte, deren Löcher je nach Bedürfnis durch Hammerschläge +verengt oder durch Eintreiben eines glatten Domes erweitert wurden. +Dann hämmerte er den Draht am Ende dünner, fettete ihn gehörig ein, +steckte ihn in das Zieheisen, spannte das durchgekommene Stück in +die Zange, setzte sich auf den Boden, legte die Ziehplatte zwischen +seine Füße, zog einen langen Lederstreifen durch die Zange, faßte +diesen mit der Hand an und beugte sich schnell rückwärts, so daß +der Draht ein kleines Stück verlängert ward. Als durch mehrmaliges +Wiederholen derselben Arbeit etwa eine Fußlänge des Drahtes +verdünnt worden, stand unser geschickter Freund auf, ging an eine +zwischen Pfählen befestigte, mit zahlreichen Löchern durchbohrte +Pfoste, legte das Zieheisen in eine Kerbe hinter dieser, steckte +den Draht durch das Loch, befestigte die Zange wieder am spitzen +Ende und zog nun ein größeres Stück aus. Begreiflicherweise +erweiterte sich das Loch in der ungehärteten Ziehplatte ziemlich +schnell, und der letzte Teil des Drahtes ging mit Leichtigkeit +hindurch; es gehört also nicht wenig Mühe dazu, um eine ganze Rolle +gleichmäßig zu ziemlicher Feinheit auszustrecken.« + +»Darauf sahen wir uns den feinen, auf diese Weise gewonnenen Draht +an, aus welchem die hier so beliebten Schmuckkettchen bereitet +werden. Der gefällige Künstler befriedigte unsere Neugierde, indem +er auch noch an einer solchen Kette zu arbeiten begann. Er wickelte +den feineren Draht um ein dickeres, stricknadelförmiges Eisen und +schnitt längs desselben hin die ganze Schneckenwindung mit einem +scharfen Meißel in kleinere Ringe, von denen jeder ein Gliedchen +bildet -- ganz in derselben Art, wie dies auch unsere Handwerker +thun.« + +»Wir blieben wohl anderthalb Stunden bei dem geschickten Manne. Der +Baron bestellte beim Weggehen einige Kettchen, ein Schwert, ein +Paar Messer und Lanzenklingen; der Schmied nahm jedoch nur ersteren +Auftrag an und weigerte sich entschieden, Waffen zu fertigen oder +zu verkaufen.«[58] + +Hier treffen wir also auf das Schweißen, das sonst wenig bei den +Negern bekannt ist; auch die Art des Drahtziehens erregt unsere +Aufmerksamkeit. Die Zange, im Prinzip dieselbe wie die Holzzange +der Bongo (Fig. 9), zeigt einen Fortschritt, indem sie aus Eisen +hergestellt ist. Was aber stark abweicht, sind die Blasebälge, +denen der trichterförmige untere Fortsatz aus Thon fehlt und die +nur aus Lederschläuchen bestehen, welche mit flachen Holzstäben, +die aneinanderpassen, am Schlitz versehen, beim Einlassen der Luft +geöffnet, beim Ausdrücken derselben geschlossen werden. Es ist +dieses eine Variation des afrikanischen Blasebalges, die nicht +vereinzelt dasteht, da MARNO aus Sennâr[59] und LIVINGSTONE[60] +aus den Hochlanden am südlichen Njassasee dieselbe abbilden. Die +Übereinstimmung mit indischen Bälgen werden wir kennen lernen. + +Eine ziemlich eingehende Schilderung der lebhaften Eisenindustrie +des Volkes der Waitumba besitzen wir durch J. T. LAST.[61] Sie +wohnen in den Humbabergen zwischen 6° und 7° südl. Breite und 36° +und 37° östl. L. v. Gr. Das Ausgraben der Eisenerze und Waschen +derselben wird von Weibern besorgt, die an den Abhängen der Berge +etwa 60 cm tiefe Löcher graben, um auf einen roten thonigen Sand +zu stoßen, in welchem das Eisenerz in kleinen Stücken verteilt +liegt; es macht etwa fünf Prozent des Sandes aus. Dieser Sand +wird zu einem kleinen Bache gebracht, der über terrassenförmig +angelegte große Löcher geführt wird, die er eines nach dem anderen +durchläuft. In diese Löcher wird der erzhaltige Sand geschüttet, +um von seinen feineren Teilen durch successives Auswaschen in +denselben befreit zu werden. Es bleiben nur grober Kies und die +Erzstücke zurück, die, nachdem sie in der Sonne getrocknet sind, +mit einer Worfelschaufel (_ungo_) von einander getrennt werden. +Das so erhaltene Eisenerz (_mudapu_) wird in Säcken aus Palmfaser +an die Schmelzer verkauft. Die Stelle, wo das Erz vorkommt, ist +Eigentum des Distriktshäuptlings, der sie durch seine Leute +ausbeuten läßt. Bezahlt wird das Erz durch ein gleiches Volumen +Korn. + +Die Schmelzer schlagen nun zunächst Holz, spalten dasselbe in +1,3-1,6 m lange Scheiter und häufen dieselben zu einer 1,6 m hohen, +etwa 2,7 m im Gevierte haltenden Pyramide auf, die in Brand gesetzt +und zu Kohlen gebrannt wird. Von einer meilerartigen Bedeckung +mit Erde berichtet LAST nichts. Die abgekühlten Kohlen werden +mit Binsen zu Bündeln zusammengeschnürt und so zum Schmelzplatze +gebracht. Nachdem Erz und Holzkohle (_makala_) bereit, werden die +Luftröhren (_kelwa_) und Bälge (_nuvukuto_) fabriziert; erstere +werden aus Thon über Bambus modelliert; sie sind 1,4 m lang, haben +einen Durchmesser von 6 cm und am Ende eine verstärkte Schnauze. +Der Blasebalg besteht aus einem Holzcylinder mit Röhre aus dem +gleichen Material; er ist oben mit einem Stück Leder geschlossen, +aus dem ein Stock als Handhabe hervorragt. Nun wird Feuer in einer +Grube entzündet und wenn dieses lustig brennt, wird eine doppelte +Handvoll Erz, gefolgt von Holzkohle, hineingeworfen, und so fort +unter gleichzeitigem Blasen von drei Paar Bälgen, die je von +einem Mann und Burschen abwechselnd bedient werden. Gegen Ende +des Schmelzganges wird das Erz vermindert und Kohle in größerem +Maßstabe gegeben; ist alles durchgeschmolzen, so bleibt die Masse +eine halbe Stunde ruhig stehen und alsdann werden drei Töpfe voll +Wasser über dieselbe ausgegossen. Der Prozeß ist jetzt beendigt +und der erhaltene Eisenklumpen wird mit einem dicken Seile von +Kongigras aus der Grube herausgezogen, um gänzlich abzukühlen. Der +Klumpen hat gewöhnlich 35-40 cm Durchmesser bei 50-70 cm Länge. Man +bereitet sich einen Vorrat solcher Klumpen, zerschlägt sie dann +mit einem eisernen Hammer in wallnußgroße Schirbeln und schmilzt +diese abermals mit Holzkohle, jedoch nur unter Anwendung von ~ein~ +paar Blasebälgen, in einer Grube um. Die so erhaltene Luppe wird +mit einer Zange aus dem Loche gezogen und mit schweren Hämmern +auf einem Amboß aus Stein zu einer soliden viereckigen Masse +zusammengehämmert. Doch ist diese immer noch sehr porös, so daß dem +Schmiede, der dieses Eisen zu Hacken formt, noch viel Arbeit übrig +bleibt. + +Auch am Njassasee, der noch in diese ostafrikanische Region gehört, +hat sich eine sehr ausgebreitete Eisenindustrie entwickelt. +Westlich von demselben »muß das Eisengewerbe schon sehr lange +betrieben worden sein, denn man kann nicht eine Viertelstunde +weit gehen, ohne auf Schlacken und zerbrochene Töpfe, oxydierte +Röhren und Reste der Schmelzöfen zu stoßen, die durch das Feuer in +Ziegelsteine verwandelt sind.«[62] Das Erz -- wahrscheinlich das +schwarze Oxyd, schreibt LIVINGSTONE -- sah wie Sand aus und wurde +durch die Öffnung in der Spitze des Schmelzofens hineingeschüttet, +vermischt mit Holzkohle. In den südlichen Hochlanden am Njassa +wird das Eisenerz »aus den Bergen« gegraben. Jedes Dorf hat dort +sein Schmelzfeuer, seine Holzkohlenbrenner, seine Schmiede. Die +Äxte, Speere, Nadeln, Pfeilspitzen, Arm- und Beinringe sind in +Betracht der einfachen Werkzeuge, welche dabei angewendet werden, +recht gut und sehr billig. Eine Hacke im Gewicht von 1 kg wird +für Kaliko im Werte von vier Pence verkauft.[63] Über die Art +des Schmiedens bei den hier wohnenden Mangandscha berichtet +LIVINGSTONE[64] ferner: »Der Hammer ist ein großer Stein, umschnürt +mit starken Bastseilen, woran Öhsen gelassen sind, welche Handhaben +bilden (Fig. 11). Zwei Stücke Rinde bilden die Zange und ein großer +in den Boden eingelassener Stein den Ambos. Der offene Blasebalg +besteht aus zwei Ziegenfellen, mit Stöcken an den Enden, welche +sich bei jedem Luftstrome öffnen und schließen.« + +[Illustration: Fig. 11. Hammerstein der Mangandscha. Nach +LIVINGSTONE.] + +Geographisch anschließend sind hier die Marawi zu erwähnen, deren +Land 1830 Monteiro und Gamitto durchzogen. Sie sammeln das Eisenerz +an der Oberfläche. »Man thut das Eisenerz in ein Thonrohr von 7 m +(40 Palmos) Höhe und 20 cm Breite, dessen untere weitere Basis +mit Kohlen angefüllt ist.« Hier liegt entschieden ein Fehler vor, +denn eine 7 m lange und nur 20 cm breite Thonröhre von Negern +hergestellt und zur Eisengewinnung dienend, wäre ein Wunder. Es +wird hier wohl ein thönerner Schmelzofen gemeint sein, wie wir +ihn schon mehrfach kennen lernten. Über dem Fußboden sind Löcher +angebracht, in welche die einfachen Fellblasebälge ihren Windstrom +ergießen. Beim Ausschmieden dienen Steine als Ambos und Hammer, +zwei Stücken Holz als Zange.[65] + +Ein ostafrikanisches Volk, welches das Eisen kennt und reichlich +benutzt, aber nicht selbst darstellt, sind die Masai. T. T. LAST +berichtet von ihnen: »_There is no iron in the country, nor do the +Masai know how to work it. I have been told that formerly the Masai +used wooden swords and spears made from hard wood, but when they +came to Ugogo they laid aside their wooden arms and took those of +the Wagogo._«[66] + +~Eisenindustrie im äquatorialen Westafrika.~ Aus dem Innern Afrikas +sind bis an die Westküste unter dem Äquator die kannibalischen +Gewohnheiten ergebenen Fan vorgedrungen. Sie werden wegen +vieler Übereinstimmungen in Sitten und Gebräuchen mit den durch +SCHWEINFURTH geschilderten Monbuttu in Zusammenhang gebracht. Geht +man auf ihre Eisenindustrie ein, so läßt sich diese Übereinstimmung +jedoch nur teilweise konstatieren. + +Die in der Nähe der Küste ansässigen Fan haben die Eisenproduktion +jetzt schon aufgegeben, da sie das Eisen aus den europäischen +Faktoreien erhalten. Die weiter im Innern wohnenden aber wissen +dasselbe aus einem überall massenhaft vorkommenden thonigen +Brauneisenstein herzustellen. Sie graben nicht nach demselben, +sondern suchen denselben an der Oberfläche zusammen. Der Prozeß +ist ein äußerst roher und wird ohne jede Art von Ofen betrieben. +Man stapelt einfach einen großen Holzstoß auf und schüttet darauf +eine Menge des zerkleinerten Erzes; darunter legt man abermals Holz +und dann zündet man den Haufen an. Brennt der Stoß nieder, so wird +neues Holz zugeführt, bis man den Reduktionsprozeß beendigt glaubt. + +Die Ausschmiedung des so erhaltenen Rohproduktes ist natürlich +eine höchst langwierige Operation. Doch die Fan sind weit +bessere Schmiede als Hüttenleute. Die Blasebälge sind nach dem +allgemein afrikanischen Prinzipe geformt, nur werden zum unteren +Teil Holzcylinder statt der Thongefäße angewendet. Die Cylinder +sind oben mit genau passenden Häuten geschlossen, an denen sich +Handhaben befinden, welche der die zwei Blasebälge Bedienende sehr +schnell auf- und abzieht. Die Luft wird durch enge Holzröhren +mit eisernen Düsen dem Schmiedefeuer zugeführt. Der Ambos der +Fanschmiede ist ein solides, in den Boden eingelassenes Eisenstück. +Statt eines Hammers, den die Fan nicht kennen, bedienen sie sich +eines 1-1/2 bis 3 Kilo schweren konischen Eisenstückes, wie die +Bongo etc. Das durch wiederholtes Durchschmieden erhaltene Eisen +ist von vorzüglicher Güte und wird von ihnen dem europäischen +vorgezogen. Die Schwerter, Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen der +Fan zeugen von vorzüglicher Arbeit. Worin aber die Fan noch +hervorragen, das ist die Bereitung der Holzkohlen zum Schmieden in +Meilern, die mit Erde bedeckt sind, so daß darin das Holz langsam +verkohlt.[67] + +Auch die Osaka weiter aufwärts am Ogowé sind gute Eisenarbeiter, +kennen die Meiler, die eisernen Amboße und die doppelten Blasebälge +genau wie die Fan. Die Schmelzöfen sind auch ihnen unbekannt. Das +Eisen gewinnen sie aus den roten thonigen Eisensteinkonkretionen, +die überall in der alles überziehenden Lehmdecke stecken.[68] + +~Eisenindustrie in Nordwestafrika.~ Dieses hat verhältnismäßig +am intensivsten und längsten unter fremdem Einflüsse gestanden. +Von Norden her drang der Islam vor und er ist nun fast an der +Guineaküste angelangt; seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts reihte +sich eine Faktorei der Europäer nach der anderen vom Senegal bis +zur Goldküste aneinander und damit wurden fremde Handelsprodukte +in das Land der Schwarzen gebracht. Der uralte Karawanenverkehr +vom Mittelmeer nach dem Sudan hat wohl frühzeitig auch Eisenwaren +und Waffen bis zum Niger und Tsadsee gebracht, so daß seit langem +schon in dieser Region die heimische Eisenindustrie der fremden +Konkurrenz weichen mußte. Das europäische Eisen in Stabform wurde +Wertmesser in den Senegalländern. »In ihrem früheren Handel mit +den Europäern,« sagt MUNGO PARK von den Einwohnern derselben, »war +Eisen die von ihnen am meisten geachtete Ware. Durch dessen Nutzen, +da es die Werkzeuge des Krieges und Ackerbaues giebt, wurde ihm +vor allem anderen der Vorzug erteilt. Eisen wurde daher bald der +Maßstab, nach dem sich der Wert aller anderen Waren bestimmt.«[69] +Eisenstücke sind südlich von Wandala (11° nördl. Br.) als Münze im +Verkehr und in Bagirmi sah NACHTIGAL, wie Wurfeisen gegen Getreide +eingetauscht wurden; dieses war nämlich die einzige Münzsorte, +welche die Eingeborenen für Getreide annahmen.[70] Eisengeld, das +in Korórofa am Binué gilt, lernte FLEGEL in Danzufa kennen. Er +schildert dasselbe als eine eiserne Erdhacke ohne Stiel.[71] Es ist +gerade so, wie in dem Gebiete der westlichen Nilzuflüsse, wo bei +den Djur Lanzenspitzen, bei den Bongo tellergroße Eisenplatten die +Rolle gemünzten Geldes spielen.[72] In Boni an der Nigermündung +dient ein hufeisenförmiges Eisenstück, Igbi oder Manilla genannt, +als Münze[73]; daß dieses hufeisenförmige Eisengeld bis zum Gabon +reicht und dort bei den Mpongwe in Bündeln von acht bis zehn Stück +umläuft, wissen wir durch WILSON, der hinzufügt, es sei nicht bloß +Tauschmittel, sondern _real currency_.[74] + +Wie sehr Afrika von Norden her mit europäischen Eisenwaren +überschwemmt wird, ersehen wir z. B. aus den Schilderungen des +Marktes in Kano, wo Schwertklingen aus Solingen und Rasiermesser +aus Steiermark einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen. Mit den +Solinger Klingen werden die Tuareg der Wüste, die Haussaua, die +Fulbe, Nyffaua und Bornuaner von Kano aus versorgt. BARTH schätzt +ihre Einfuhr auf jährlich 50000 Stück, und ähnlich verhält es sich +mit den ordinären steirischen Rasiermessern.[75] + +Es ist begreiflich, daß unter solchen Umständen die einheimische +Eisenindustrie leiden und allmählich verkümmern mußte. Der +Neger vermochte nicht mit der billigen ausländischen Ware zu +konkurrieren, die er mit seinen Naturprodukten ohnedies leicht +bezahlen konnte. So finden wir denn auch in Nordwestafrika +gegenüber den centralafrikanischen Ländern eine weit weniger +ausgedehnte heimische Eisenindustrie, deren Produkte sich auch +nicht in bezug auf Güte und Kunstfertigkeit mit jenen der +centralafrikanischen Neger messen können. Immerhin ist aber die +heimische Eisenindustrie in Nordwestafrika noch ausgebreitet +genug, um zu zeigen, daß sie hier so selbständig wie in anderen +Negerländern von Anfang an war. Selbst in dem mitten in der +Wüste gelegenen Lande Tibesti oder Tu wird Eisen, wenn auch in +unzureichender Menge, gewonnen und die Einwohner (Tibbu oder Teda) +verfertigen sich ihre Waffen wenigstens teilweise selbst, doch +werden die Lanzen meist aus den umliegenden Ländern eingeführt.[76] +Bornu ist seiner geologischen Beschaffenheit nach kein Land der +Eisenerzeugung; doch arbeiten dort die Schmiede ganz so wie bei +den übrigen Afrikanern und ihre primitiven Blasebälge sind aus +einem Ziegen- oder Schaffell hergestellt, dessen hintere Enden +sich beim Drucke durch Klappen schließen.[77] Dagegen ist +Mandara oder Wandala südlich von Bornu ein Hauptsitz vorzüglicher +Eisenindustrie, von wo schöne Sachen in den Handel kommen, +ebenso Gurgara im südlichen Bagirmi.[78] Im Reiche Sokoto finden +sich Eisenminen bei Schiri, eine Tagereise nördlich von Garo N +Bautschi, bei Fagam, zwei Tagereisen nordwestlich von der eben +genannten Stadt, bei Kirfi am rechten Ufer des Gombe, bei Bele und +Fali, sechs bis acht Stunden östlich von Kirfi; andere Orte der +Eisenerzeugung sind noch Baura, Gulda, Muta, Kagalám, Mia Biri, +Kaatana[79], doch fehlen alle näheren Angaben über die Art der +Gewinnung etc. + +Nordwestafrika, zumal in den Gebieten am Senegal, dem Casamance +und Rio Grande, ist nach den Berichten der verschiedenen Reisenden +reich an Eisenerzen und an Gold. Allein die Eisenerze bilden +hier (wie anderwärts in Afrika) keine fortlaufenden Lagerstätten +in unserem Sinne, sondern sind in der eisenführenden Formation, +die sich weit über das Land erstreckt, verteilt. Die meisten +Erze gehören zum Laterit. Oft finden sich darin kleinere oder +größere Parteien, in denen das Erz, Brauneisen oder auch Roteisen +konzentriert ist und die bis 60% Eisenoxyd enthalten. Alle Erze +finden sich auf sekundärer oberflächlicher Lagerstätte, weshalb +auch von einem eigentlichen Bergbau hier schon deshalb nicht +die Rede sein kann, weil es keinen Sinn hätte, in die tieferen +Schichten zu gehen. Alles von den Eingeborenen gesammelte Erz +stammt von der Oberfläche.[80] + +Die westlichen Fulbe sind gute Eisenarbeiter. LAMBERT, welcher 1860 +bis Timbo in Futa Djallon vordrang, bildet aus diesem Lande einen +_Fonte du minerai de fer_ ab (Fig. 12), welcher die Form eines +kleinen Hochofens hat, giebt aber keine Beschreibung. Die Schmiede +arbeiten dort mit den Blasebälgen aus Fellen.[81] + +Von den aus Serracoletts bestehenden Einwohnern des Dorfes +Langebane in Futa Djallon bemerkt MOLLIEN, daß sie alle Besitzer +von Eisenschmelzöfen seien. Er schildert aber die Öfen und +den Prozeß der Gewinnung nicht, sondern sagt nur, daß man, um +das fertige Metall zu hämmern, sich eines rundlich geformten +Granitblockes bediene. Diesen umfassen die Schmiede mit einem +Streifen Leder und an diesem Streifen sind wieder lederne Riemen +befestigt, welche der Arbeiter in die Hand nimmt; so hebt er nun +den Stein in die Höhe und läßt ihn auf das Eisen, welches auf einem +niedrigen, in der Erde stehenden Amboß liegt, herabfallen.[82] + +[Illustration: Fig. 12. Schmelzofen in Futa Djallon. Nach LAMBERT.] + +Über das Schmelzverfahren der Mandingo sind wir durch MUNGO PARK +unterrichtet worden.[83] »Während meiner Anwesenheit zu Kamalia,« +schreibt er, »war ein Schmelzofen in geringer Entfernung von der +Hütte, wo ich wohnte, und der Eigentümer sowohl als seine Arbeiter +machten kein Geheimnis aus der Art ihres Verfahrens und erlaubten +mir recht gern, den Ofen zu untersuchen und ihnen zu helfen, den +Eisenstein zu zerstoßen. Der Schmelzofen war ein zirkelförmiger +Turm von Lehm, 3 m hoch und 1 m im Durchmesser. Er war an zwei +Orten mit einem Geflechte eingefaßt, um den Lehm zu verhindern +durch die Hitze des Feuers zu bersten und auseinander zu fallen. +Rund um den unteren Teil, mit dem Boden gleich, aber nicht so +tief als der Boden des Ofens, der ein wenig höher war, hatte man +sieben Öffnungen angebracht, in deren jede man drei Röhren von +Lehm gesteckt und die Öffnungen wieder so verklebt hatte, daß +keine Luft in den Ofen als nur durch diese Röhren dringen konnte, +durch deren Öffnung und Zuschließung sie das Feuer leiteten. Diese +Röhren wurden gemacht, indem man ein Gemisch von Lehm und Gras +um ein glattes Rollholz klebte, welches, sobald der Lehm hart +wurde, herausgezogen und die Röhre in der Sonne getrocknet wurde. +Der Eisenstein, den ich sah, war sehr schwer und von einer matten +roten Farbe mit grauen Flecken. Er wurde in Stücken ungefähr von +der Größe eines Hühnereies zerbrochen. Ein Bündel Holz, welches +sehr trocken war, wurde zuerst in den Ofen gelegt und mit vielen +Holzkohlen bedeckt, die man fertig gebrannt aus dem Walde brachte. +Hierüber wurde wieder eine Schicht Eisenstein gelegt und dann +wieder eine andere von Holzkohlen und so fort, bis der Ofen ganz +voll war. Das Feuer wurde durch eine der Röhren entzündet und +während einiger Zeit mit Blasebälgen, die man aus Ziegenhaut +gemacht hatte, angefacht. Die Operation ging vorerst sehr langsam +fort und es vergingen einige Stunden, ehe die Flamme über den Ofen +hinausschlug. Nach diesem aber brannte es mit großer Heftigkeit +während der ganzen ersten Nacht; und die dabei stehenden Leute +warfen von Zeit zu Zeit mehr Holzkohlen hinein. + +»Am folgenden Tage war das Feuer nicht so wild, und in der zweiten +Nacht wurden einige Röhren herausgezogen und mehr Luft in den Ofen +gelassen. Die Hitze war indessen noch immer sehr gewaltig, und eine +blaue Flamme schlug einen halben Meter über die Spitze des Ofens +hinaus. + +»Am dritten Tage vom Anfang der Operation wurden alle Röhren +herausgenommen, da dann die Enden mehrerer derselben zu Glas durch +die Hitze gebrannt worden; das Metall wurde aber nicht eher, als +einige Tage nachher gerührt, als das Ganze vollkommen abgekühlt +war. Ein Teil des Ofens wurde dann niedergerissen und das Eisen +lag da in Form einer großen unregelmäßigen Masse mit Stücken +Holzkohlen, welche daran festklebten. Es war klingend, und wenn +irgend ein Teil davon abgebrochen war, so sah es bei dem Bruche +körnig aus wie zerbrochener Stahl. Der Eigentümer sagte mir, +daß viele Teile dieses Kuchens nichts taugten, daß aber dennoch +hinlänglich gutes Eisen übrig war, um ihn für seine Mühe zu +entschädigen. + +»Dieses Eisen oder vielmehr Stahl wird zu mannigfachen Werkzeugen +verarbeitet, indem man es wiederholt in einer Schmiede heiß +macht, deren Hitze durch ein paar doppelte Blasebälge, von sehr +einfacher Zusammensetzung unterhalten wird. Sie werden aus zwei +Ziegenhäuten gemacht, deren Röhren zusammenstoßen, ehe sie in +die Schmiede kommen und ein unaufhörliches und sehr regelmäßiges +Blasen unterhalten. Hammer, Zange und Amboß sind alle sehr einfach +und die Arbeit -- sonderlich in der Verfertigung von Messern und +Speeren -- ist nicht ohne alles Verdienst. Das Eisen ist in der +That hart und bröcklich und erfordert viel Arbeit, ehe man es +soweit tauglich machen kann, daß es dem Endzwecke entspricht. + +»Die meisten afrikanischen Eisenschmiede sind auch mit der Art zu +schmelzen bekannt, in welchem Prozeß sie von einem alkalischen +Salze Gebrauch machen, welches man von der Lauge verbrannter +Maisstengel erhält, die man bis zum Trocknen hat verdunsten lassen.« + +Nach dieser Schilderung ist der Ofen ähnlich dem von LAMBERT +abgebildeten. Interessant ist der von MUNGO PARK erwähnte +alkalische Zuschlag aus Maisasche, welcher dazu dient, das Eisenerz +leichtflüssiger beim Schmelzen zu machen; es ist dieses das einzige +mir bekannt gewordene Beispiel dieser Art in Afrika. + +Die Mandingo gelten für die vorzüglichsten Metallarbeiter in +Nordwestafrika. Häufig lassen sie sich als Schmiede unter anderen +Völkern nieder und bei den Fullahs werden Metallarbeiten meist +durch Mandingosklaven verrichtet. Sie sind auch gute Goldschmiede. +»Das Schmelzen des Goldes oder Silbers geschieht gewöhnlich in +einem thönernen Tiegel, welcher nach dem Hineinlegen des Goldsandes +ganz mit Kohlen bedeckt wird. Die Schmelze wird dann in ein anderes +irdenes Gefäß oder in ein Loch in der Erde gegossen und erst später +durch neuerliches Erhitzen geformt. Manche dieser Goldgegenstände +bestehen aus reinem natürlichen Gold, während bei anderen etwas +Bronze beigegeben wird. Die Goldsorten haben eine etwas blasse +Farbe, ungefähr so, wie die der englischen Münzen ist. Die Form der +Gold- und Silberringe ist in den meisten Fällen die spiralförmig +gewundene, wie die der Armbänder, seltener sind flache Ringe +mit eingravirten Verzierungen.«[84] Woher »die Bronze«, welche +als Zusatz verwendet wird, stamme, sagt unsere Quelle nicht. +Ist es wirkliche Bronze, kein Messing, so wird sie wohl auf dem +Handelswege von der Küste zu den Mandingos gelangt sein. + +Von den Aschanti wissen wir, daß sie vortreffliche Schmiede und +Gießer sind, aber das Eisen nicht aus den Erzen zu erschmelzen +verstehen.[85] + +~Eisenindustrie in Südafrika.~ Betrachten wir zum Schluß die +Eisengewinnung bei den Südafrikanern. Es sind drei verschiedene +Völker oder Stämme, mit denen wir uns hier zu beschäftigen haben: +die Buschmänner, die Hottentotten und die Kaffern nebst Verwandten. + +Die Buschmänner, am tiefsten auf der Skala der Afrikaner stehend, +kennen die Bearbeitung der Metalle in der Glühhitze nicht, +geschweige denn die Darstellung des Eisens. Das Rohmaterial zu +ihren eisernen Pfeilspitzen erhalten sie von auswärts und es +ist dabei charakteristisch, daß sie die Spitzen ihrer Pfeile +»mit unendlicher Mühe fast nur mittels einiger geeigneter Steine +herstellen«.[86] Sie behandeln also das Metall selbst als Stein. + +Den Hottentotten ist dagegen die Bearbeitung des Eisens bekannt, +wiewohl es gerade bei ihnen (siehe oben S. 7) am spätesten +selbst dargestellt wurde und beim Auftreten der Europäer noch +verhältnismäßig selten war. Europäisches Eisen tauschten sie gern +ein, doch stellten sie, wie wir durch KOLBEN u. a. wissen, auch +solches selbst dar; unter allen Handwerkern giebt der Hottentott +den Schmieden den Vorzug. »Ich kann versichern,« sagt KOLBEN, +»daß ihre Arbeit, so wie sie selbige verfertigen, keine geringe +Geschicklichkeit erfordert. Man muß das Eisenerz suchen, schmelzen, +bearbeiten und das alles mit Steinen, statt alles Werkzeuges. Es +wird jedermann gestehen, daß die Sache nicht einmal leicht zu +begreifen ist. Wollen sie das Erz schmelzen, so graben sie ein +großes Loch in die Erde, worin man eine große Menge schütten kann. +Dieses Loch erhitzen sie, indem sie viel Holz darin verbrennen. +Hernach werfen sie das Erz hinein, viel Holz darüber her und +zünden dieses an. Aus diesem Loche geht ein unterirdischer Gang +oder Röhre in ein anderes niedrigeres Loch, worin das geschmolzene +Eisen läuft(?). Wenn es erkaltet, schlagen sie es mit Steinen zu +Stücken und schmieden hernach ebenfalls mit Steinen ihr Gewehr +daraus, ihre Pfeilspitzen, Assagaien und Angeln.«[87] So kurz und +roh die Beschreibung, läßt sich doch ungefähr der Prozeß verfolgen, +aber von einem »Laufen« des geschmolzenen Eisens kann keine Rede +sein, hier muß sich KOLBEN geirrt haben, auch werden wohl den +Hottentotten damals schon die Blasebälge nicht gefehlt haben. + +Was die eigentlichen Kaffern, also die südlichsten der Abantu, +betrifft, so giebt FRITSCH an, daß sie das rohe Eisen aus dem +Innern, also zivilisierteren Gegenden, bezogen und daß wohl nur +ein sehr kleiner Teil bei ihnen selbst gewonnen wurde[88], was +wieder dafür sprechen dürfte, daß die Kenntnis des Eisenschmelzens +von Nord nach Süd vorrückte. Dagegen sind die Kaffern geschickte +Schmiede, deren Blasebälge nach der Beschreibung, die FRITSCH +giebt, mit jenen der weiter unten zu erwähnenden Barotse +übereinstimmen. Das Schmieden geschieht mit entsprechend geformten +Steinen, die einfach in der rechten Hand gehalten werden, auf +einem flachen Stein als Amboß, was natürlich eine unendlich +mühsame Arbeit ist. Die geschmiedeten Produkte sind sehr weich +und geschmeidig, so daß man eine dünne Assagaiklinge aufrollen +kann, ohne daß sie bricht. Das Geheimnis der geringen Neigung +zum Rosten im Vergleich mit europäischem Metall beruht einfach +darin, daß das Kafferneisen anhaltend gehämmert und dabei +angelassen ist, wodurch ein sehr widerstandsfähiges Häutchen von +einer niedrigen Oxydationsstufe auf demselben entsteht, während +europäisches Material stark erhitzt, mäßig gehämmert, dann mit der +Feile bearbeitet und vielleicht auch noch poliert wird, so daß es +eines ähnlichen Schutzes entbehrt. Die afrikanischen Waffen sind +demgemäß auch nicht blank, sondern von einer bräunlich grauen +Färbung.[89] Von den benachbarten Zulu berichtet KRANZ, daß sie +allerdings das rohe Eisen aus den Erzen darstellen, wobei sie +Blasebälge von der gewöhnlichen Form und beim Ausschmieden Steine +benutzen[90] und so auch bei den Betschuanen, die ihr Rohmaterial +aus Raseneisenstein erhalten. »Sie bauen einen Meiler(!) von Kohlen +auf ebener Erde oder in einer Vertiefung, von wo thönerne Röhren in +radiärer Richtung nach außen führen, um von allen Seiten mittels +Blasebälgen einen starken Luftstrom hineintreiben zu können. Wenige +zerkleinerte Erzstücke, welche in der Mitte aufgehäuft sind, kommen +so durch andauerndes Erhitzen allmählich zum Schmelzen und werden +in ein unreines Roheisen(!) verwandelt, welches nachher durch +Hämmern und wiederholtes Erhitzen weiter gereinigt wird.«[91] +Die Speerspitzen der Betschuanen zeigen dieselben feinen und +künstlichen Widerhaken und Ansätze, wie die der Monbuttu und +Bongo. Am höchsten stehen aber, nach HOLUB's Urteile, unter den +Südafrikanern in der Eisenbearbeitung die Völker des Marutsereiches +am mittleren Sambesi. HOLUB, der uns allerdings nicht sagt, ob +sie das rohe Material aus den Erzen erschmelzen, beobachtete bei +ihnen Blasebälge, drei Arten von Hämmern, Werkzeuge um Löcher ins +Eisen zu schlagen, Bohrer für Metall und Holz, Zangen, Amboße, +Meißel.[92] Die Form der Hämmer gleicht der europäischen; da aber +die südlicheren Völker, welche weit mehr dem europäischen Einflusse +ausgesetzt waren, solche Geräte nicht kennen und das Land am +mittleren Sambesi überhaupt erst durch LIVINGSTONE erschlossen +wurde, so würde hier kaum auf Entlehnung zu schließen sein, wenn +nicht HOLUB ausdrücklich berichtete, daß die Barotse unsere +Kugelzieher und Schrauben bereits nachahmten. Die Zange (Fig. 14) +ist dagegen wieder echt afrikanisch, wiewohl auch einen Fortschritt +aufweisend: ihr zu Grunde liegt das gespaltene durch einen +laufenden Ring weit und eng stellbare Stück Holz, doch ist sie +aus Eisen. Die Blasebälge (Fig. 13) sind zwei hölzerne Schüsseln, +oben mit Leder überzogen, von denen zwei Holzröhren ausgehen, +die zunächst in zwei Hornröhren, aus den Hörnern der Säbel- oder +Gemsbockantilope, führen und dann in eine thönerne Düse münden. Das +ganze Instrument ist 1-1-1/4 m lang. + +[Illustration: Fig. 13. Blasebalg der Marutse. Nach HOLUB.] + +[Illustration: Fig. 14. Zange der Marutse. Nach HOLUB.] + +~Gesamtbild der afrikanischen Eisenindustrie.~ Versuchen wir es, +nach den mitgeteilten Einzelheiten ein Gesamtbild der afrikanischen +Eisenindustrie zu entwerfen, so müssen wir zunächst die Verbreitung +derselben über den ganzen Kontinent hervorheben. Der Norden kommt +für uns nicht in Betracht; hier wirkten von den Tagen des Altertums +an die Kulturvölker am Mittelmeer auf die Libyer und wurden später +mohamedanische Einflüsse geltend. Von den Ägyptern haben wir +gesehen, daß sie früh, bei ihrem Eintreten in die Geschichte, mit +dem Eisen vertraut waren, wiewohl Bronze bei ihnen das herrschende +Metall war; auch ist es nicht unmöglich, daß von ihnen die Kenntnis +der Eisenbereitung zu den Schwarzen überging, wofür oben einige +Gründe hervorgehoben wurden, auf die wir indessen nicht allzugroßen +Wert legen, da wir den Neger für vollkommen fähig halten, selbst +auf die Eisenreduktion zu verfallen, zumal sein Land weit und +breit dazu ein gutes, leichtflüssiges Material in den weichen +Raseneisensteinen liefert. Die Annahme, daß ein Fortschreiten der +afrikanischen Eisenkenntnis von Nordosten nach Süden zu stattfand, +wird gestützt durch die hohe Entwickelung des Eisenhüttenwesens bei +den Völkern am Bahr el Ghazal und die lange Zeitdauer der Steinzeit +im Süden, wo selbst noch die europäischen Entdecker begierige +Abnehmer ihres Eisens fanden und einzelne Stämme, wie z. B. die +auf der tiefsten Stufe der afrikanischen Völkerskala stehenden +Buschmänner, überhaupt die Eisenbereitung und die Schmiedekunst +noch heute nicht kennen. Im allgemeinen sind aber alle Afrikaner +wenigstens mit der letzteren vertraut und in manchen Ländern hat +sich die Eisenindustrie vergleichsweise großartig entwickelt, so +daß sie weit über den heimischen Bedarf arbeitet und im reichlichen +Maßstabe exportiert, wie in Manjema, das von CAMERON _the black +country of Africa_ genannt wird. Deutlich läßt sich in Afrika +verfolgen, wie mit der Kenntnis und der Darstellung des Eisens +das Bedürfnis nach Arbeitsteilung erwacht und verknüpft ist. Hier +entwickelt sich ein wirkliches, fast zünftiges Schmiedegewerbe, +mit großer Fertigkeit meist von besonderen Klassen oder Familien +ausgeübt, während die Töpferei, die Weberei etc. von allen +Stammesgliedern betrieben werden. Der Schmied stellt aber überall +eine besondere Klasse vor.[93] + +Wenn es nun auch scheint, daß eine ungeheuere Menge Eisen in Afrika +produziert wird, so darf man doch nicht vergessen, daß dieselbe +fast nur zu Waffen und Geräten verwendet wird und »daß ein Stamm +von mehreren tausend Menschen im Laufe des Jahres noch nicht eine +Tonne Eisen verbraucht«.[94] Überall aber erkennen wir, daß diese +Industrie uralt und bodenständig, daß sie die Metallindustrie der +Afrikaner _par excellence_ ist und jedes andere Metall neben dem +Eisen zurücktritt. + +Das Rohmaterial zur Eisenerzeugung ist im größten Teile des +Kontinentes leicht zur Hand. »Die rote Eisenerde«, welche in den +Berichten vieler Reisenden eine Rolle spielt, ist über ungeheuere +Strecken Afrikas verbreitet. SCHWEINFURTH schildert sie aus +dem Gebiete des weißen Nil; am Ogowé wird der »Laterit« von +LENZ erwähnt, der die weite Verbreitung dieser Gesteinsart in +Westafrika auf seiner geologischen Karte[95] darstellt. M. BUCHNER +fand diese ziegelrote, die Oberfläche der Hochplateaus bildende +Erde im Innern ganz Südwestafrikas, an den südlichen Zuflüssen des +Kongo. Nach ihm ist sie wahrscheinlich ein Verwitterungsprodukt +_in situ_, aus älteren krystallinischen Gesteinen entstanden. +Der Eisengehalt, der dem Laterit die Färbung erteilt, rührt von +Eisenglanz her. Die Zusammensetzung dieses Laterits ist 80,5 +Kieselsäure, 11,0 Thonerde und 4,0 Eisenoxyd.[96] DOELTER, der den +Laterit am Rio Grande studierte, giebt an, er sei Detritusmaterial, +aber ~nicht~ _in situ_ gebildet. Er hat nachgewiesen, daß unter +diesem Namen sehr verschiedene Gesteinsarten verstanden werden und +identifiziert den nordwestafrikanischen teilweise mit dem indischen +Laterit als eine braune, sehr eisenreiche, dichte, an der Luft +vollkommen harte Masse, mit eingestreuten Quarzkörnchen, welche +abgerollt sind, und eingeschlossener weißer, lehmiger Substanz.[97] + +Die im Laterit eingebetteten leichtflüssigen Brauneisensteine +bilden das gewöhnliche Material. Man liest sie meist an der +Oberfläche, in Flüssen und Regenschluchten auf oder schürft nur +leicht nach ihnen. Doch sind auch Gruben bekannt, die ohne jede +bergmännische Geschicklichkeit angelegt werden und in Urua bis +10 m tief sein sollen. In Usanga am Kilimandscharo verarbeitet man +magnetischen Eisensand. + +Ein Rösten dieser Erze vor dem Reduktionsprozeß ist nirgends +erwähnt und im allgemeinen sind Zuschläge zur Beschickung, wie +Kalk etc., unbekannt; nur bei den Mandingo wird ein Zuschlag von +Alkali, aus Pflanzenasche gewonnen, erwähnt. Der Neger reduziert +seine leichtflüssigen Erze einfach durch Kohlen oder gar Holz (wie +in Usanga). Die Köhlerei ist verschieden entwickelt. Bei Bongo und +Djur, die sonst sehr hoch in der Eisenindustrie dastehen, findet +eine sehr unvollkommene Verkohlung des Holzes statt. Klein gehackte +Holzstücke werden schnell in Brand gesteckt, in vollen Flammen +auseinandergeworfen und dann gelöscht. Dagegen sah CAMERON in +Urua »rauchende Kohlenmeiler« und LENZ war erstaunt, bei den Fan +und Osaka im äquatorialen Westafrika gut hergestellte, mit Erde +gedeckte Meiler zu finden, wiewohl sie die erzeugten Kohlen auch +nicht zum Ausschmelzen der Erze, sondern nur zum Schmiedefeuer +benutzen. Die Betschuanen in Südafrika brennen aber die +Holzkohlen, die sie zum Eisenschmelzen gebrauchen, in förmlichen +Meilern.[98] + +Dieselben Fan, welche regelrechte Meiler bauen, reduzieren das +Eisen nach der allerrohesten, primitivsten Weise, indem sie das +Erz in immer erneuten flammenden Holzstößen ausschmelzen, wobei +ein Produkt erhalten wird, bei dem die nachfolgende Schmiedearbeit +das beste noch thun muß. Eine Stufe höher steht das Verfahren +der Ganguellas und Ostafrikaner (nach BURTON), bei denen das +Erz in Gruben, mit Kohlen und Holz gemischt, einem Gebläsestrom +ausgesetzt ist. Zu regelrechten Schmelzöfen aus Thon -- gemauerte +Öfen kommen nirgends vor -- haben sich endlich manche Völker +emporgeschwungen, Schmelzöfen mit Rasten und Herd, von 1-1/2 m, +ja bei den Serrakoletts bis 4 m Höhe. Die Reduktion geht überall, +wie die Schilderungen ergeben, sehr leicht und verhältnismäßig +schnell vor sich; das Eisenerz formt sich unter dem Einflüsse der +reduzierenden Holzkohle und der Gebläseluft zu einem weichen, wenn +auch nicht flüssigen, zusammengeschweißten Klumpen. Das Eisen ist +nicht flüssig und kann nicht »abgestochen« werden, wie das Roheisen +unserer Hochöfen. + +Die Gebläse sind allerdings sehr einfacher Natur, aber doch +stark genug, um, wenn wir STANLEY glauben sollen, ein Brausen +hervorzubringen, das eine halbe englische Meile weit hörbar ist. +Ganz Afrika kennt die Blasebälge und sie werden beim Ausschmelzen +des Eisens wie beim Schmieden von derselben fast überall gleichen, +nur wenig abweichenden Form angewendet, die ähnlich schon auf den +altägyptischen Monumenten erscheint. Die verbreitetste Form, die +vom Weißen Nil bis zu den Betschuanen im Süden reicht, besteht aus +zwei thönernen oder hölzernen cylinder- oder trichterförmigen, nach +unten zu verjüngten Gefäßen, welche in zwei Luftröhren auslaufen, +vor welche noch eine thönerne, seltener hörnerne oder eiserne +Düse gelegt ist. Überzogen sind diese Gefäße an ihrem oberen Ende +mit elastischen Häuten (oder selbst Bananenblättern), welche +abwechselnd auf- und abgezogen werden, um einen alternierenden +Luftstrom zu erzeugen. Ventile, wie bei unseren Blasebälgen, +sind in ganz Afrika unbekannt und ich lege der ganz isolierten +oberflächlichen Erwähnung derselben bei CAMERON nicht den +geringsten Wert bei. Blasebälge einer etwas anderen Art werden aus +Bornu und vom Njassasee, sowie vom Kilimandscharo erwähnt. Die +Ledersäcke derselben zeigen am oberen, mit den Händen gefaßten +Teile einen Schlitz, längs dessen zwei flache Stöcke befestigt +sind; indem man die Bälge mit der Hand öffnet und emporhebt, dann +schließt und niederdrückt, erzeugt man den gewünschten Luftstrom. +Solche Bälge kommen auch in Indien vor. + +Das erschmolzene, weiche Eisen ist fast überall dasselbe und wird +gewöhnlich gleich von den Schmieden durch fortgesetztes Hämmern +weiter verarbeitet und gereinigt. Die Bongo unterwerfen das +kohlenstoffreiche Produkt noch einer Art von Frischprozeß und die +Luchazes im Gebiete des oberen Cubango sollen es sogar verstehen, +Stahl herzustellen. Um Feuer zu machen, verwendet merkwürdigerweise +dieser Stamm Stahl, Zunder und Feuerstein. Letzteren beziehen die +Luchazes durch die Kioko auf dem Handelswege, »während sie den +Stahl selbst aus Schmiedeeisen herstellen, das in rotglühendem +Zustande in kaltes Wasser geworfen und dadurch gehärtet wird«.[99] +Es fehlt auch nicht an einer gewissen Ökonomie beim Eisenschmelzen +der Schwarzen, wie denn von den Djur bekannt ist, daß sie durch +Pochen und Waschen der Schlacken die noch darin enthaltenen +Eisenteilchen zu gewinnen trachten. + +Der Schmied, oft noch der Wanderschmied, der durch eifriges +Hämmern das unrein erhaltene Produkt dieses primitiven Prozesses +weiter verarbeitet, bedient sich gleichfalls nur höchst einfacher +Werkzeuge. Aber gerade dadurch erregt er unsere Bewunderung, da die +von ihm hergestellten Erzeugnisse im umgekehrten Verhältnisse zu +seinen elenden Werkzeugen stehen. Die Lanzenspitzen der Bongo und +Monbuttu sind von solcher Feinheit, daß sie mit jeder europäischen +Schmiedearbeit den Wettbewerb aushalten. Den Blasebalg kennen +wir schon; er ist beim Schmiede derselbe wie beim Hüttenmann. +Der Amboß ist meist noch ein Stein, seltener ein Stück in den +Boden gelassenes Eisen; ebenso der Hammer.[100] Wir können den +letzteren in drei Stadien der Entwickelung verfolgen. Er tritt +zunächst auf als einfacher, länglicher Stein, der mit der sehnigen +Faust erfaßt wird; ein Fortschritt ist es schon, wenn er durch ein +konisches Eisenstück ersetzt und gleichfalls mit der Hand bewegt +wird. Zum Hammerstiel hat der Neger sich nirgends aus eigenem +Triebe emporgeschwungen, wohl aber lernen wir bei ihm einen nicht +uninteressanten Übergang kennen, indem der schwere Schlag- oder +Hammerstein mit einem Lederriemen umfaßt wird, an welchem wieder +Schlingen für die Hand befestigt sind (bei Serracolletts etc.) oder +mit Bastseilen, wie bei den Mangandscha. Zum Schneiden, Formen, +Spalten und Modellieren feiner Teile des rotglühenden Metalles +benutzt man einen einfachen Meißel oder in Ermangelung eines +solchen eine Lanzenspitze. Die Zange besteht im primitivsten Falle +aus ein paar Rindenstücken oder sie ist ein gespaltenes Stück +frisches Holz mit einem laufenden Ringe darüber zum Enger- oder +Weiterstellen dieser Klammer. Einen Fortschritt deutet es an, wenn +dieselbe (wie bei den Barotse) aus Eisen hergestellt wird, doch +noch genau nach dem Modell der hölzernen Zange. Das Drahtziehen +ist bei vielen Negerstämmen bekannt und hier und da wird auch das +Schweißen erwähnt. + +Heute noch steht die afrikanische Eisenindustrie in ihrer alten +urtümlichen Form vor uns, doch dürften ihre Tage gezählt sein, +je mehr der schwarze Kontinent erschlossen und dem weißen +Händler zugängig gemacht wird. Sobald Berührungen mit Europäern +stattfinden, beginnen sich europäische Einwirkungen auf die +Eisenindustrie der Schwarzen einzustellen, so daß man, will +man letztere in ihrer Ursprünglichkeit kennen lernen, sich an +unberührte Stämme halten muß. Die Schmiede in Sennar haben +bereits europäische Hämmer und Zangen angenommen, und die Barotse +am mittleren Zambesi, in einer Gegend, die erst vor dreißig +Jahren bekannt wurde, kennen schon unsere Bohrer, Kugelzieher, +Feilen und Hämmer. Geht so die Ursprünglichkeit im Gewerbe durch +Fremderlerntes zu Grunde, so ist die afrikanische Eisenindustrie +an sich selbst in Frage gestellt durch das Einströmen billiger +europäischer Produkte, mit denen die heimischen Erzeugnisse nicht +zu konkurrieren vermögen. + +~Die Stellung der Schmiede in Afrika.~ Wo das Eisen im Volksmunde +auftritt und Traditionen von seinem Ursprunge erzählen, sind häufig +sonderbare Vorstellungen mit demselben verknüpft: dem Schmiede +haftet etwas geheimnisvolles an. Das neue Metall, welches bestimmt +war, den Stein zu ersetzen, ist den alten Geistern, den Elfen +und Nixen, die dem Steinalter entstammen, verhaßt und wird ihnen +gefährlich, daher man denn auch zum Schutze gegen jene Hufeisen +an die Stallthüren nagelt, was in England »noch bei der Hälfte +der Stallthüren« der Fall ist.[101] Ein Messer in den Wirbelwind +geworfen, ist in Deutschland ein Mittel, den in der Windsbraut +einherfahrenden Dämon zu verwunden.[102] Nach dem Glauben der +ägyptischen Fellahs haben die Dschinnen großen Respekt vor dem +Eisen. Sehen sie eine Sandhose kommen, so rufen sie dem darin +sitzenden Geiste zu: _Chadid ya maschun_, Eisen, o Unseliger! +und glauben sich dadurch geschützt.[103] Umgekehrt wird es in +hieratischen Dingen damit gehalten: der steinerne Altar wird aus +unbehauenen Steinen errichtet, denn das Eisen entweiht ihn.[104] +Und so ähnlich noch vielfach. + +Einheimische Traditionen, welche auf den Ursprung des Eisens in +Afrika hinweisen, sind bisher wenig bekannt geworden, doch dürften +dieselben gewiß nicht fehlen. Während, namentlich in Südafrika, +sich in Sagen und Märchen noch Erinnerungen an die Steinzeit +erhalten haben[105], ist mir nur eine Stelle aufgestoßen, die vom +Ursprunge des Eisens redet. »Die Leute (im Westen des Njassasees) +sagen, die Kunst, das Eisen zu schmelzen, sei ihnen von Chisumpi +gelehrt worden, welches der Name von Mulungu (Gott) ist.«[106] Hier +weist also die Tradition auf einen höheren, göttlichen Ursprung +des nützlichen Metalles hin, wie dieses auch bei anderen Völkern +der Fall ist. Damit wird zugleich die afrikanische Eisenkenntnis +in ein hohes Alter hinaufgerückt, wofür auch andererseits die +besondere Stellung, welche die Schmiede einnehmen, spricht. +Es ist dieses jedoch nicht etwa eine spezifisch afrikanische +Erscheinung, sondern bei allen Völkern, wo es Schmiede giebt, +tritt derselbe Fall ein.[107] Die afrikanischen Schmiede sind, +unabhängig von geographischer oder ethnographischer Gruppierung, +bald verachtet, bald hochgeehrt und stets klebt ihrer Beschäftigung +etwas geheimnisvolles an, so sehr, daß sie auch, wo sie eine +Pariastellung einnehmen, mit einer gewissen Scheu betrachtet +werden. Die Erklärung, daß die Schmiede, als eine besondere Kaste +bildend, von anderer Abstammung als die übrigen Mitbewohner +eines Landes seien, wird hier nicht immer ausreichen, wennschon +dieselbe sehr oft zutrifft. Wenn ein eroberndes Volk, welches +das Schmiedehandwerk nicht kennt, in dem von ihm besetzten +Lande bereits Schmiede vorfand, welche das Metall zu bearbeiten +verstanden, so mußte es natürlich die ihm fremde, geheimnisvolle +Kunst bewundern, aber auch fürchten. Wegen der augenscheinlichen +Nützlichkeit ließ es aber die Unterjochten bei ihrem Gewerbe, zog +daraus die nötigen Vorteile, verachtete aber die Träger der ihm +ursprünglich fremden Kunst und betrachtete sie gleichsam mit Scheu +als Zauberer und Träger überirdischer Kräfte. Andererseits aber, +wenn die nützliche Kunst ein tiefer stehendes Volk von einem höher +stehenden erlernt hatte, so blieb sie und diejenigen, welche sie +erlernt, in besonderer Gunst und Verehrung; die Schmiede wurden der +bevorzugte Stand.[108] + +Hoch in Ehren steht der afrikanische Schmied in Congo, wo er +königlicher Abkunft sein soll. Bei den Fan ist der Schmied +zugleich Priester und Medizinmann, und die kleinen, kein Eisen +produzierenden Völker am Ogowé verehren die Blasebälge der Fan in +ihren Fetischhäusern.[109] In den Kimbundaländern ist der Schmied +(Kangula) der vornehmste Handwerker; der Schmiedeobermeister +oder »Fürst der Eisenarbeiter« hat bei Hofe in Bautschi eine +der höchsten Stellen. Dagegen tritt uns die entgegengesetzte +Anschauung, welche einer Pariastellung der Schmiede gleichkommt, +bei mindestens ebensoviel afrikanischen Völkern entgegen. Der +Eisenschmied ist bei den Bari am Weißen Nil verachtet. Ausgestoßen +und verachtet sind die Schmiede (Adschwôn) bei den Dinka; diese +Verachtung ist bei den Dscholofs so groß, daß nicht einmal ein +Sklave in eine Schmiedefamilie hineinheiratet. Ausgeschlossen +aus der Gesellschaft sind die Schmiede bei den Tibbu. Jemanden +dort einen Schmied nennen ist eine Beleidigung, die nur mit +Blut abgewaschen werden kann. Das Handwerk erbt dort innerhalb +der streng geschiedenen Kaste vom Vater auf den Sohn. Der Grund +dieser Pariastellung ist hier um so schwerer zu ergründen, als, +wie NACHTIGAL ausdrücklich hervorhebt, die Schmiede mit ihren +übrigen Landsleuten desselben Ursprunges sind. Auch in Wadai nimmt +der Schmied diese Stellung ein, trotzdem ist ihr »Sultan« ein +höchst angesehener Mann, der Zutritt zum Harem des Herrschers hat +und bei dessen Thronbesteigung dessen Verwandten verschneidet. +Unter den Somal ist es die Pariakaste der Tumalod, welche das +Schmiedehandwerk betreibt.[110] + +~Die europäische Parallele.~ Man mag die sogenannte Bronzeperiode +so hoch in die Zeit zurückschieben, wie man will, so wird sie doch +bei den indogermanischen Völkern Europas nicht bis in eine Periode +hineinragen, welche unsere Völker oder deren damaliges Äquivalent +auf einer niedrigeren Kulturstufe antrifft, als die Afrikaner von +heute zeigen. In vielen Stücken, das beweist die vergleichende +Sprachwissenschaft, standen sie entschieden höher als die +gegenwärtigen Neger und es liegt kein innerlicher Grund vor, daß +bei ihnen, wo Feuer und Kohle bekannt und Raseneisenerz vorhanden +war, nicht jener allereinfachste Verhüttungsprozeß stattgefunden +hat, der bis ins vorige Jahrhundert noch in Deutschland ausgeübt +wurde und in Catalonien erst vor nicht langer Zeit verschwand. Die +alte Luppenfrischerei und Stückofenarbeit ist die echte Parallele +zu dem Eisenhüttenwesen der Naturvölker. + +Wenn auch bei HOMER das Eisen als mühsam dargestellt -- ++poluchmêtos sidêros+ -- bezeichnet wird und nicht gediegen, wie +Gold, Silber, Kupfer, vorkommt, so ist doch seine Erschmelzung +keine mit besonderer Schwierigkeit verknüpfte Arbeit, wie die +afrikanische Eisenindustrie uns bewiesen hat. Während die Bronze, +eine Legierung aus zwei Metallen, die in den seltensten Fällen +nebeneinander vorkommen, eine weit höhere metallurgische Kunst und +die Kenntnis des Gießens und Formens erfordert, ergeben weiche +Brauneisensteine in heftigem Kohlenfeuer behandelt schon ein +schmiedbares Eisen. Zu dieser Entdeckung kann der Zufall geführt +haben, was bei der Bronze kaum denkbar ist. + +Bei unseren europäischen Vorfahren müssen wir uns die älteste +Darstellung des Eisens gerade so vorstellen, wie wir dieselbe bei +den Negern kennen gelernt haben, und dieses älteste Verfahren +reichte bis in die Neuzeit unverändert herein. Die Geschichte +unseres Eisenhüttenwesens beginnt mit den Luppenfeuern, dem +Schmelzprozeß in Gruben und geht über zu den bis ins vorige +Jahrhundert gebräuchlichen Wolfs- oder Stücköfen, die von +entwickelteren afrikanischen Öfen nicht sehr verschieden waren und +gleich diesen kein flüssiges Roheisen, sondern ein ungeschmolzenes, +stahlartiges Eisen lieferten. + +Die Überreste des alten Eisenhüttenbetriebes in Deutschland sind +gar nicht so selten; sie werden mehr und mehr aufgefunden, seit +man seine Aufmerksamkeit darauf wendet. Am Hüttenberger Erzberge +in Steiermark deuten alte Halden und Schmelzgruben auf derartige +Eisenindustrie. Erst wenige Jahrhunderte sind darüber verflossen, +daß in der dortigen Gegend noch jeder einzelne Grundbesitzer +und Höfler bei seinem Hause am Erzberge kleine 2-3 m hohe Öfen +besaß, in denen mit Kohlen die den alten Erzgängen geraubten +Erze verhüttet wurden. Noch sind die alten Ofenruinen zahlreich +vorhanden. Älter als diese sind die gleichfalls vorhandenen +Gruben, die einfach in den ebenen Thalboden gegraben, mit Lehm +ausgeschlagen sind und keinen Luftkanal an der unteren Bodenfläche +zeigen. Graf WURMBRAND fand in solchen wenig reduzierten +Eisenstein, Schlacken und rohe Topfscherben.[111] Auch ganz +ähnlich gestaltete römische Schmelzgruben hat Graf WURMBRAND in +der dortigen Gegend nachgewiesen und schließlich hat derselbe +Forscher das alte Schmelzverfahren in Gruben unter Zuhilfenahme +eines einfachen Blasebalges nachgeahmt, wobei Holzkohle und +geröstetes Erz schichtenweise gelagert wurde. In 48 Stunden +reduzierte er 12,5 kg Eisen, das nach seiner Abkühlung sich gleich +zu Lanzenspitzen verarbeiten ließ.[112] + +Über alte Eisenschmelzen im Posenschen, wo in der primitivsten +Weise Raseneisensteine ausgeschmolzen wurden, berichtet W. +SCHWARTZ[113], über ganz ähnliche in der Lausitz und Westfalen +Bergrat VIEDENZ[114]; ungeheuere Schlackenhaufen, Reste +prähistorischer Eisenwerke bei Ramsen in der Pfalz, fand C. +MEHLIS[115], sehr große alte Schlackenhalden, die Reste eines etwas +komplizierteren Schmelzverfahrens (mit Tiegeln), entdeckte H. +WANKEL nördlich von Brünn bei Ruditz und Habruwka.[116] MEHLIS hat +endlich auch die altrömischen Eisenwerke von Rufiana (Eisenberg) in +der Pfalz mit ihren Öfen, Düsen und Luppen wieder an das Tageslicht +gezogen.[117] + +Überall war zu jenen Zeiten die Eisendarstellung in Europa nur ein +Handwerk, wie es bei den Negern betrieben wurde, keineswegs eine +Fabrikation. Die ganzen notwendigen mechanischen Leistungen, wie +die Windgebung und das Aushämmern der mit Schlacken verunreinigten, +im primitiven Schmelzofen erhaltenen Eisenluppen, wurden durch der +Hände Arbeit besorgt; von irgend welchen Maschinen ist bei unseren +Vorfahren so wenig wie bei den Negern die Rede gewesen. + + +Fußnoten: + +[2] SOLDI in Bull. soc. d'Anthropol. 1881. 34 ff. + +[3] LEPSIUS in Verhandl. Berliner Anthropol. Ges. 1873. 63. 64. + +[4] Manners and Customs of the ancient Egyptians. III. 247. + +[5] Zeitschrift f. ägyptische Sprache 1871. 19. + +[6] Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. 102. Abhandlungen +der Berl. Akad. der Wissenschaften 1871. + +[7] WILKINSON, Manners and Customs. III. 246. It lies in the +eastern desert, between the Nile and the Red Sea, at a place called +Hammámi, and was discovered by my friend Mr. Burton, who visited it +in 1822 and found the metal to be in the form of specular and red +iron ore. + +[8] LEPSIUS a. a. O. 107. 112. + +[9] »Altes Eisen.« Allgemeine Zeitung, 12. Januar 1868. + +[10] Das Meteoreisen in technischer und kulturhistorischer +Beziehung. Arch. f. Anthropol. XII. 297 (1880). + +[11] SCHWEINFURTH, Artes africanae Taf. XIV. Fig. 5-7 und +WILKINSON, Ancient Egyptians II. 287. + +[12] WILKINSON a. a. O. III. 339. + +[13] Jeremias 6, 20. + +[14] KLUNZINGER, Bilder aus Oberägypten. Stuttg. 1877. 13. + +[15] Editio FABRICIUS. Leipzig 1883. 42. + +[16] III. 49, 4. + +[17] II. 19 in KARL MÜLLER's Geographi graeci minores. Par. 1855. + +[18] STRABO 771. 772. ed. CASAUB. + +[19] MORLANG, in PETERMANN's Mittheil. Ergänzungsband II. (122). + +[20] POGGE, Muata Jamwo. Berlin 1880. 238. + +[21] BLEEK, Reinecke Fuchs in Afrika. Weimar 1870. 71. + +[22] Die Steinzeit Afrikas. Globus XLI. 169 ff. + +[23] Durchbohrte Steine vom Tanganjikasee beschreibt HORE in +Proc. Roy. geogr. Soc., 1882. 7. Durchbohrte Porphyrsteine, die +Zauberkraft besitzen sollen und deren ursprüngliche Verwendung den +Leuten bereits unbekannt war, LIVINGSTONE in Centralafrika. (Letzte +Reise, deutsche Ausgabe I. 271.) + +[24] Sprachvergleichung und Urgeschichte. Jena 1883. 218 Anm. + +[25] PURCHAS, Pilgrims I. 118. 133. 275. 417. + +[26] SANDERSON im Journ. Anthropol. Instit. VIII. 17 (1879). + +[27] HUTCHINSON, Western Africa. London 1858. 192. + +[28] Reise im Gebiete des Blauen und Weißen Nil. Wien 1874. 33, +Taf. 2. + +[29] WILHELM V. HARNIER's Reise am oberen Nil. Darmstadt 1866. Taf. +XIX. + +[30] S. W. BAKER, Der Albert Nyanza. Jena 1867. I. 182. + +[31] SCHWEINFURTH, Im Herzen von Afrika. I. 224. 227. + +[32] SCHWEINFURTH, Artes africanae. Leipzig 1875. Taf. II. + +[33] JOHN PETHERICK, Egypt, the Soudan and Central-Africa. Edinburg +1861. 396. + +[34] TH. V. HEUGLIN, Reise in das Gebiet des Weißen Nil. Leipzig +und Heidelberg 1869. 196. + +[35] Artes africanae taf. V. + +[36] A. a. O. 197. + +[37] SCHWEINFURTH, Im Herzen von Afrika. II. 116. + +[38] WILSON und FELKIN, Uganda, deutsch. Stuttgart 1883. I. 73. + +[39] A. a. O. I. 89. + +[40] STANLEY, Durch den dunklen Weltteil. I. 514. + +[41] STANLEY a. a. O. II. 156. + +[42] Journal Anthropol. Instit. VI. 170. LIVINGSTONE (Letzte Reise +II. 174) kam in dieser Gegend an 30 Schmelzhütten vorüber. + +[43] CAMERON, Quer durch Afrika. I. 291. 293. + +[44] CAMERON a. a. O. I. 319. + +[45] CAMERON a. a. O. I. 320. + +[46] CAMERON a. a. O. II. 44. + +[47] CAMERON a. a. O. II. 157. + +[48] POGGE, Im Reiche des Muata Jamwo. Berlin 1880. 238. + +[49] O. SCHÜTT, Reisen im südwestlichen Becken des Kongo. Berlin +1881. 128. + +[50] Reisen in Südafrika. Pest und Leipzig 1859. 384. 376. + +[51] SERPA PINTO's Wanderung quer durch Afrika. Leipzig 1881. I. +118. + +[52] SERPA PINTO I. 236. II. 31. + +[53] JOS. THOMSON, Expedition nach den Seen von Centralafrika. Jena +1882. II. 209. I. 227. + +[54] BURTON, Lake Regions of Central Africa. London 1860. II. 312. + +[55] V. D. DECKENs Reisen II. 17. 19. + +[56] BURTON a. a. O. II. 312. + +[57] V. D. DECKEN a. a. O. II. 19. + +[58] V. D. DECKEN II. 19. + +[59] Blauer und Weißer Nil. Taf. II. + +[60] Expedition to the Zambezi. 113. + +[61] Proceedings R. Geogr. Soc. 1883. 586. + +[62] DAVID LIVINGSTONE's Letzte Reise, deutsch. Hamburg 1875. I. +183. + +[63] LIVINGSTONE, Expedition to the Zambezi. London 1865. 113. + +[64] Letzte Reise I. 180. + +[65] MONTEIRO, Der Muata Cazembe. Deutsch von W. PETERS in +Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. VI. 268. Berlin 1856. + +[66] Proceed. R. Geogr. Soc. 1883. 531. + +[67] DU CHAILLU, Equatorial Africa. London 1861. 90. -- O. LENZ, +Skizzen aus Westafrika. Berlin 1878. 85. + +[68] LENZ a. a. O. 274. + +[69] MUNGO PARK's Reise in das Innere von Afrika. Deutsch. Hamburg +1799. 32. + +[70] ROHLFS, Quer durch Afrika. II. 62. -- NACHTIGAL im Globus +XXIV. 231. + +[71] Mitt. Hamburg. Geogr. Ges. 1878-79. 316. Tafel 8, Fig. 9. + +[72] SCHWEINFURTH, Im Herzen von Afrika. I. 224. 306. + +[73] BASTIAN, Geogr. und ethnolog. Bilder. Jena 1873. 171. + +[74] L. WILSON, Western Africa. London 1856. 304. + +[75] H. BARTH, Reisen. II. 154. 157. 158. + +[76] NACHTIGAL, Sahara und Sudan. I. 457. 451. + +[77] NACHTIGAL a. a. O. I. 680. Der Blasebalg wird in Bornu durch +ein Onomatopoeon: _bubutu_ bezeichnet (BARTH, Reisen II. 458). + +[78] BARTH a. a. O. II. 645. III. 400. + +[79] ROHLFS, Quer durch Afrika. II. 207. + +[80] DOELTER, Über die Capverden nach dem Rio Grande. Leipzig 1884. +224. + +[81] Tour du Monde. III. 388 (1861). + +[82] MOLLIEN, Reise in das Innere von Afrika. Weimar 1820. 226. + +[83] MUNGO PARK's Reise in das Innere von Afrika. Hamburg 1799. 332. + +[84] DOELTER, Über die Capverden nach dem Rio Grande. Leipzig 1884. +178. + +[85] BOWDICH, Mission nach Ashantee. Weimar 1820. S. 417. + +[86] FRITSCH, Eingeborene Südafrikas. 434. + +[87] PETER KOLBEN's Beschreibung des Vorgebirges der guten +Hoffnung. Frankfurt und Leipzig 1745. 177. + +[88] FRITSCH a. a. O. 72. + +[89] FRITSCH a. a. O. 71. 72. + +[90] KRANZ, Natur- und Kulturleben der Zulus. Wiesbaden 1880. 66. + +[91] FRITSCH a. a. O. 172. + +[92] HOLUB in den Mitt. der Wiener geograph. Ges. 1879. 321. 322. + +[93] Nur noch die Gerberei wird bei den Mandingo von den von Stadt +zu Stadt reisenden Karrankea oder Gaungay zünftig betrieben, +während die übrigen Einwohner sich nicht damit abgeben (MUNGO +PARK's Reise in das Innere von Afrika. Hamburg 1799. 330). + +[94] THOMSON, Expedition nach den Seen von Centralafrika. II. 209. + +[95] PETERMANN's Geographische Mitteilungen. 1882. Taf. 1. + +[96] Ausland. 1883. S. 850. + +[97] DOELTER, Über die Capverden nach dem Rio Grande. Leipzig 1884. +220 ff. + +[98] LICHTENSTEIN, Reise im südlichen Afrika. Berlin 1812. 523. + +[99] SERPA PINTO a. a. O. I. 236. Diese Art des Härtens war schon +zur Homerischen Zeit bekannt, wie aus der Stelle hervorgeht, wo +Odysseus den Polyphem blendet, Odyssee IX. 393-395: + + So wie der Erzarbeiter die Holzaxt oder das Schlichtbeil + In abkühlendes Wasser mit mächtigem Zischen hinabtaucht, + Um es zu härten mit Kunst; das giebt ja dem Eisen die Stärke. + +[100] Auch bei unseren indogermanischen Vorfahren bestanden die +ursprünglichen Schmiedewerkzeuge aus Stein; Beweis dafür die +Häufigkeit der Namen dieser Werkzeuge, welche aus dem Worte für +Stein (Sanskrit _áçman_ = Altslavisch _kamen_) hervorgehen. Hierher +gehören im Germanischen altnordisch _hamarr_ = althochdeutsch +_hamar_ und griechisch _+kaminos+_, Ofen. Im Sanskrit _áçman_ +Hammer und Amboß. + +[101] TYLOR, Anfänge der Kultur. I. 140. + +[102] SCHÖNWERTH, Aus der Oberpfalz. II. 113. + +[103] MANNHARDT, Baumkultus. Berlin 1875. 132. + +[104] 2 Mos. 20, 25. + +[105] Vergl. das Hereromärchen in BLEEK, Reinecke Fuchs in Afrika. +Weimar 1870. 71. + +[106] D. LIVINGSTONE's Letzte Reise. Deutsch. Hamburg 1875. I. 183. + +[107] R. ANDREE, Ethnographische Parallelen. Stuttgart 1878. 153. +»Der Schmied.« + +[108] Es läßt sich historisch nachweisen, wie Schmiede und +Metallarbeiter von den Siegern in deren Land verpflanzt wurden, +wo sie, dem besiegten Stamme angehörig, nun eine Kaste bildeten. +Nebukadnezar führte die Schmiede aus Juda nach Babel (2 Kön. 24, +14) und der Inka Yupanqui brachte die Metallarbeiter des von ihm +eroberten Reiches Chimu nach seiner Hauptstadt Cuzco (SQUIER, Peru. +London 1877. 170). + +[109] Es möge hierzu eine indische Parallele Platz finden. Bei +den Bhils, einem der wilden Urstämme Vorderindiens, steht das +Eisen in hoher Verehrung. Lanzenspitzen oder Pflugscharen werden +an Baumzweige gehängt und diesem Eisen widmet der Bhil die +Erstlingsfrüchte der Ernte oder Teile seiner Beute. Der Ursprung +dieses Brauches soll in die Zeit der Einführung des Eisens bei den +Bhils zurückreichen. L. ROUSSELET, Revue d'Anthropol. II. 61. 1873. + +[110] BASTIAN, San Salvador. 161. -- LENZ, Skizzen aus Westafrika. +85. -- MAGYAR, Reisen in Südafrika. I. 338. -- ROHLFS, Quer durch +Afrika. II. 156. -- V. HARNIER in PETERMANN's Ergänzungsheft No. +10. 133. -- PRUYSSENAERE daselbst No. 50. 25. -- MOLLIEN, Reise in +das Innere von Afrika. 49. -- NACHTIGAL, Sahara und Sudan. I. 443. +-- Derselbe in Zeitschrift der Ges. f. Erdkunde zu Berlin. VI. 533 +und XII. 43. -- HILDEBRANDT in Zeitschrift für Ethnologie. 1875. 4. + +[111] Arch. f. Anthropologie. XI. 401. + +[112] Korrespondenzblatt d. deutsch. Anthropol. Ges. 1877. 151. + +[113] Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1881. 88. + +[114] Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1881. 133. + +[115] Korrespondenzblatt. 1878. 73. + +[116] Mitt. d. Wiener Anthropol. Ges. VIII. 312. + +[117] Korrespondenzblatt. 1883. 147. + + + + +Das Kupfer bei den Nigritiern. + + +~Vorkommen und Darstellung.~ Kupfer gehört in Afrika zu den nicht +selten vorkommenden, in der Ausbeute aber auf einige wenige +Lokalitäten beschränkten Metallen. Seit alter Zeit wird es im +Norden wie im Süden von den Eingeborenen erschmolzen und in den +Handel gebracht. Daß es als gediegenes Metall zur direkten kalten +Verarbeitung gelange, ist mir für Afrika nicht bekannt geworden. +Die Hauptvorkommnisse, von denen aus es auf Handelswegen weit und +breit über den Kontinent verbreitet wird, sind folgende: + +Zunächst die vielfach genannte Hofrat e Nahhas im Süden von +Darfur. RUSSEGGER, der zuerst diese Kupferbergwerke erwähnt, +gab an, daß das Metall dort gediegen in Form feiner Gräupchen +vorkomme.[118] Indessen dieses beruht auf falschen Erkundigungen. +Nach den von V. HEUGLIN eingezogenen Nachrichten wird das Kupfer +dort metallurgisch gewonnen. »Die Kupfererze werden an Schluchten +gebrochen, gewaschen und in einer Vertiefung mit Kohle geschichtet. +Zwei bis drei Schafhäute dienen den Arbeitern als Blasebälge. Beim +Niedergehen des Satzes entwickelt sich eine giftige grüne Flamme. +Das Ausbringen eines Schmelzprozesses beträgt zwischen 12 bis 15 +Rottel schönes Rotkupfer.«[119] + +SCHWEINFURTH sah das Kupfer von Hofrat e Nahhas im Handel in der +Form geschmiedeter kantiger, sehr plumper Ringe von 2-1/2 bis 25 kg +Gewicht und in 1/2 oder 1 kg schweren, länglich ovalen Barren oder +Kuchen von ziemlich unreiner Gußmasse. Er zahlte für 40 kg 75 +Mariatheresiathaler. Auch von dem kupferhaltigen Mineral erhielt +SCHWEINFURTH Proben; es bestand aus Kies- und Quarzstücken mit +Malachitbeschlag.[120] Wie weit dieses Kupfer von Hofrat in Afrika +durch den Handel verbreitet wird, erkennen wir aus der Angabe von +HEINRICH BARTH[121], daß es, über Wadai kommend, auf dem Markte von +Kano den hauptsächlichsten Vorrat ausmacht und hier in Konkurrenz +mit dem europäischen, über Tripolis importierten Kupfer tritt. + +Hofrat e Nahhas ist zum ersten Male im Jahre 1876 von dem +Amerikaner PURDY besucht worden, dessen Bericht[122] ich +vollständig hier wiedergeben will. »Heufrah,« schreibt er, +»liegt auf dem rechten Ufer des Bahr-el-Fertit, einem Zuflusse +des Bahr-el-Arab. Das Dorf ist von dem Flusse eine halbe Meile +(_mille_) entfernt und die im Sudan so berühmten Kupferwerke +liegen einen Kilometer südwestlich vom Dorfe. Die Mineralader ist +schon in weiter Entfernung sichtbar; sie tritt etwa 50 cm über +die Oberfläche des Bodens hervor und verläuft von Nordwest nach +Südost. Man hat hier eine etwa 140 m lange, 14 m breite und 2-3 m +tiefe Ausgrabung gemacht. Aus dieser Aushöhlung ist eine große +Menge Mineral herausgefördert worden; etwas weiter westlich hat man +einen 8,5 m tiefen Schacht abgeteuft, der eine weißliche Thonmasse +durchsetzt. Die Arbeiter benutzen nicht das ganze Mineral, sondern +nur den kupferreichsten Teil desselben, ein fast reines Karbonat +oder Bikarbonat. Die Ausschmelzung erfolgt in einfachen Thonöfen. +Die gemachten Beobachtungen berechtigen zu dem Glauben, daß man +hier eine große Menge dieses guten Minerals finden kann. Die +Minen liegen etwa 28 m über dem Hochwasser des Bahr-el-Fertit. Die +oben erwähnte Erzader ist die einzige, welche heute bearbeitet +wird. Doch findet man in einem Umkreise von 500 m unzählige +alte Schächte. Heufrah liegt unter 9° 48´ 24´´ nördl. Br. und +24° 05´ 38´´ östl. L. v. Gr. Das Land ist ringsum durchaus eben und +der Horizont nirgends von Bergen begrenzt.« + +Leider erfahren wir von diesem einzigen Augenzeugen gar nichts +näheres über den eigentlichen metallurgischen Prozeß. Es wäre aber +gerade sehr wünschenswert, daß über diese primitive Ausbringung +der Kupfererze uns Kunde würde, da das Kupfer denn doch nicht +so einfach wie das Eisen darzustellen ist, wenigstens nicht das +»gare«, für die Technik verwendbare Kupfer, welches erst eine +Raffinierung durchgemacht haben muß, wie dieselbe auch in Indien +ausgeführt wird. + +[Illustration: Fig. 15. Handakupferbarre. Nach CAMERON.] + +Ein zweites und für die Verbreitung des Kupfers in Afrika wichtiges +Vorkommen ist jenes von Katanga, welches nach CAMERON's Karte etwa +unter 10° südl. Br. und 26° östl. L. liegt. Es wird hier in großen +Mengen gewonnen und zu Stücken von 1-1/4 bis 1-1/2 kg Schwere +geformt, welche den Namen Handa führen. Sie haben die Gestalt +eines roh geformten Andreaskreuzes und messen in der Diagonale +33-35 cm, während die Arme etwa 4-1/2 cm breit und 1 cm dick +sind. Bei manchen läuft oben an den Armen ein erhabener Streifen +hin (Fig. 15). Diese Kupferminen sind noch von keinem Europäer +besucht worden, sondern nur durch Erkundigungen und durch das +Vorkommen ihres Produktes im Handel bekannt geworden. CAMERON traf +die kreuzförmigen Kupferstücke zuerst in Uguhha, westlich vom +Tanganjikasee. Je neun bis zehn Stücken davon werden übereinander +gelegt, zusammengebunden und an die beiden Enden einer Stange +gebunden, um so eine Traglast zu bilden. Während das Kupfer so +weit nach Osten geht, erreicht es umgekehrt die Westküste, wo es +nach Lux in 1-1/2-2 kg schweren Stücken in den Handel kommt. In +Kimbundu heißen diese kreuzförmigen Stücke »Uwanda«, offenbar +derselbe Name wie Handa.[123] LIVINGSTONE fand Katangakupfer +beim Cazembe. Es hatte die Form wie ein großes I; ein Barren wog +25-50 kg. In Uniamwesi (Tabora oder Kaseh, zwischen dem Tanganjika +und der Ostküste) sah derselbe Reisende das gleiche Kupfer; es hieß +dort Vigera. Daneben war aber auch das in Kreuzesform gegossene +zu finden und es wurde dort Handiplé Mahandi genannt.[124] Im +letzteren Worte haben wir das »Handa« CAMERON's wieder. Dieses +Katangakupfer ist dasjenige, welches am weitesten durch Afrika +verbreitet ist. + +Von geringerer Bedeutung scheint das Kupfervorkommen und die +Kupfergewinnung im Gebiete des Binué, des großen östlichen +Zuflusses des Nigers, zu sein. ROBERT FLEGEL schreibt[125], daß +Kupfer in größeren Mengen vorkomme und verarbeitet werde in der +Gegend von Gazza, einer Stadt etwa drei Tagereisen südlich von +Ngaundere gelegen. »Ich habe selbst verschiedene Gegenstände, nach +Aussagen aus jenem Kupfer gefertigt, erworben und man erzählt, daß +zwei ganz aus Kupfer bestehende große menschliche Figuren dem Ardo +Isa, früheren Herrn von Ngaundere, als Kriegsbeute in die Hände +gefallen seien.« + +Im portugiesischen Westafrika werden durch Europäer die großen +Kupferminen von Pembe in Angola ausgebeutet, die ausführlich von A. +BASTIAN geschildert sind.[126] + +Großartig und seit altersher bekannt ist der Kupferreichtum von +Klein-Namaqualand, wo die Kupferminen sich über einen Flächenraum +von 8000-9000 englischen Quadratmeilen ausdehnen und wo das Erz +sich nicht nur in den Schichten der Erde, sondern reichlich an der +Oberfläche findet. Zahlreiche Aktiengesellschaften beuten dasselbe +aus. + +In Transvaal findet sich häufig Buntkupfererz und Kupferlehm und +es ist von Wichtigkeit zu hören, daß hier alte Gruben in Menge +vorkommen, die früher von den Kaffern ausgebeutet wurden[127], +denn keineswegs ist die Kupferindustrie in Südafrika erst durch +die Europäer eingeführt worden. Selbst die Hottentotten stellten +dieses Metall (wie das Eisen) durch Ausschmelzen der Erze mit +Holz in Gruben dar. »Sie graben, schmelzen und polieren es mit +unglaublicher Kunst und bereiten die kleinen Zieraten davon, womit +sie sich schmücken,« sagt der alte Peter Kolben.[128] + +~Verbreitung des Kupfers auf dem Handelswege.~ Dieses sind die +wichtigsten Vorkommnisse des Kupfers in Afrika, soweit bekannt, +und von hier hat dasselbe sich auf dem Handelswege zu den Völkern +verbreitet, die es nicht selbst erschmelzen, wohl aber, bei +der bekannten Schmiedegeschicklichkeit der Schwarzen, gut zu +verarbeiten verstanden. Die Monbuttu in Centralafrika kannten +das Kupfer bereits, ehe sie mit den von Norden vorrückenden +Mohamedanern in Berührung kamen und ihr König besaß große Massen +davon. Es stammte aus dem südwestlichen Afrika, ja vielleicht, +wie SCHWEINFURTH vermutet, aus Angola. Doch dürften die Minen von +Katanga wohl auch hierbei in Betracht zu ziehen sein. Bei diesem +Volke sind fast alle künstlichen Zieraten aus diesem Metalle +gearbeitet, welches (außer Eisen) das einzige ihnen bekannte ist. +Am häufigsten wird es in Gestalt klafterlanger, ausgezogener und +flach geschlagener Drähte angewendet, um die Handhaben an Säbeln +und Messern, die Lanzenschäfte, Bogen etc. zu umwickeln. Von +Kupfer und Eisen sind auch die agraffenartigen Klammern, welche +zur Zier an den Holzschilden angebracht sind. Lange Halsketten von +Kupfer sieht man häufig und Kupferbeschlag fehlt weder an den aus +Büffelhaut geschnittenen Ringen, noch an den dicken Gürtelriemen. +Jeder Schmuck, an dem sich Kupfer anbringen läßt, ist damit +versehen. Vornehme bestellen sich eigens aus Kupfer geschmiedete +Prunkwaffen.[129] + +Und noch weit tiefer im Innern Afrikas, bei den Wavinzu am +mittleren Congo, fand STANLEY, der als der erste Weiße zu ihnen +kam, Kupfer im Überfluß. »Es war um die Speerschäfte gewunden und +umgab in Ringen ihre Beine und Arme, die Griffe ihrer Messer, +ihre Spazierstöcke und hing in Perlenform von ihren Hälsen herab, +während schrotförmige Kügelchen desselben an ihren Haaren befestigt +waren.«[130] + +Wie massenhaft Kupfer- und Messingringe oft zu Zieraten verwendet +werden, erkennt man an dem Hauptweibe des Häuptlings Sescheke am +mittleren Sambesi. LIVINGSTONE schreibt: »Sie trug achtzehn massive +fingerdicke Messingringe an jedem Bein und drei Kupferringe unter +dem Knie; neunzehn Messingringe am linken und acht Messing- und +Kupferringe am rechten Arm. Das Gewicht derselben behinderte ihr +Gehen.«[131] + +~Kupferlegierungen in Afrika.~ Bei den Altägyptern hieß das +Kupfer Chomt; es erscheint wie Silber und Blei in großen +aneinandergelehnten Platten abgebildet in der Schatzkammer Ramses +III. im Tempel zu Medinet Habu. Unter den Tributgaben, welche die +Völker Syriens und Assyriens, die Rotennu, Anaukasa, Asi u. a. +Thutmosis III. bringen, wird vorzüglich auch Kupfer in rohen +Klumpen, massiv, aber nicht raffiniert, erwähnt, welches nach Tob, +d. i. Ziegeln von ca. 2 kg, gemessen wurde. + +Chomt bezeichnete aber nicht bloß das Kupfer, sondern auch +die verschiedenen Mischungen von Bronze, wie sie häufig bei +der Verarbeitung zu Gefäßen, Instrumenten und kleinen Statuen +angewendet wurden. In der That bestehen viele Gegenstände in +den europäischen Museen, die hierher gehören, nicht aus reinem +Kupfer, das sich namentlich für den Guß weniger eignet, sondern +aus mannigfaltigen Legierungen, an denen man ohne Zweifel auch die +helleren Farben schätzte. Einzelne Stücke des Berliner Museums sind +von VAUGUELIN analysiert worden. Ein Spiegel, den er untersuchte, +enthielt 85% Kupfer, 14% Zinn und 1% Eisen. Wenig verschieden +sind die Kompositionen anderer Spiegel und Instrumente; ein Dolch +enthielt »wenig Zinn«. Götter, heilige Tiere, Embleme wurden aus +Bronze dargestellt. Das Berliner Museum besitzt eine besonders +interessante Bronzestatuette des Königs Ramses II. in Osirisform +von feinster Arbeit, welche hohl gegossen ist, wohl das früheste +Beispiel von Hohlguß, da sie aus dem 14. Jahrhundert vor Christus +stammt. Außerdem finden sich in den Museen noch Instrumente +aller Art, wie Sistren, Schlüssel, Löffel, Nägel, chirurgische +Instrumente; Waffen, wie Dolche, Beile, Messer, Lanzenspitzen; +ferner Spiegel, Spangen, Gefäße, namentlich heilige Schöpfgefäße +mit ihren langstieligen Löffeln, Schalen, Näpfe und vieles +andere.[132] + +Was das Alter der Bronze in Ägypten betrifft, so ist sie schon in +den frühesten Zeiten konstatiert worden. Es würde genügend sein, +sich auf die im britischen Museum noch vorhandene Zwinge des +szepterartigen Stabes Pepis, eines Königs der sechsten Dynastie +(3233 v. Chr.), zu berufen. Auch hat CHABAS bereits hervorgehoben, +daß man Gegenstände aus Bronze in Texten erwähnt findet, die man +in vor der Errichtung der großen Pyramiden liegende Zeiten setzen +darf. Sehr schöne Bronzestatuetten der POSNO'schen Sammlung werden +bis in die Zeit der sechsten Dynastie zurückversetzt; sie sind, bis +auf die angesetzten Arme, im Ganzen geformt, der Guß hohl und der +Sandkern steckt noch darinnen. Im Gießen von Bronzefiguren scheint +danach Ägypten die Priorität zu behaupten.[133] + +So verhält es sich mit dem thatsächlichen Vorkommen. Dem gegenüber +aber muß hervorgehoben werden, daß in den alten Inschriften Kupfer +und Kupfergerät als aus Asien stammend, von asiatischen Völkern +gebracht, erwähnt wird, was wieder auf asiatischen Ursprung der +Bronze deuten könnte, eine Ansicht, die dadurch bestärkt wird, daß +Zinn auf den ägyptischen Denkmälern nicht nachzuweisen ist, wiewohl +es, als zur Bronze dienend, den Ägyptern bekannt sein mußte.[134] + +An ~Zinn~, um Bronze darzustellen, fehlt es übrigens in Afrika +nicht und es wird sogar von den Schwarzen gewonnen. »Ein sehr +ergiebiges Zinnbergwerk ist bei Rirué (in Sokoto) im Betrieb, +von wo das geförderte Metall nach Wukari und Adamaua, sowie nach +Kano und Sokoto verführt wird.«[135] Legierungen von Kupfer +und einem anderen Metall sind erst spät von Norden her zu den +Völkern am Weißen Nil gelangt, durch die Baggara, welche das +Messing den Negern jener Gegenden zuführten, die es höher als das +selbstbereitete Kupfer schätzten. Zu SCHWEINFURTH's Zeit (1870) +war das Messing erst bis zu den Djur (zwischen 9° und 12° nördl. +Br.) vorgedrungen, bei den südlicher wohnenden Völkern aber noch +ziemlich unbekannt.[136] Nirgends aber findet sich in diesen +Gegenden eine Spur, daß ihre Bewohner die Bronze gekannt oder +dargestellt hätten. Wenn LIVINGSTONE[137] erwähnt, daß er von +einem Häuptling am Südende des Tanganjikasees »zum Andenken ein +Messer aus Bronze mit elfenbeinerner Scheide« erhalten habe, so +ist dieses eine isolierte, ohne jede Analogie dastehende Äußerung, +die auf einer Verwechselung beruhen kann, und der ich keinen Wert +beilegen möchte, wenigstens insoweit es sich um die Darstellung von +Bronze bei den Eingeborenen handelt. Die Ausnahme, welche ich oben +andeutete, ist aber folgende. + +Als HEINRICH LICHTENSTEIN im Anfange unseres Jahrhunderts seine +südafrikanische Reise machte, kam er auch zu den südlichen +Bedschuanenstämmen, bei denen er Ringe aus Kupferdraht, wie er +sagt, fand, die durch langes Hämmern selbst hergestellt worden +waren, wie ihm halbfertige Stücke bewiesen. Das Metall dieser +Ringe aber bestand nach einer Analyse KLAPROTH's aus 93% Kupfer +und 7% Zinn. »Da nun bis jetzt,« fügt LICHTENSTEIN hinzu, »noch +kein zinnhaltiges Mineral im südlichen Afrika gefunden worden ist, +so ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Ringe noch weiter von +Norden herstammen und vielleicht von den Kaffervölkern auf ihren +Wanderungen von Alters her aufbewahrt worden sind.«[138] + +Nach unserer jetzigen Kenntnis der Verhältnisse ist es jedoch +nicht notwendig, das letztere anzunehmen, denn Zinn kommt in +Südafrika vor, MERENSKY kennt zwei Fundstellen in Transvaal[139], +doch ist über die Darstellung des Metalles durch die Eingeborenen +noch nichts bekannt geworden und es muß die Quelle des Zinns +zu jener Bronzedarstellung noch erforscht werden. Dieses von +LICHTENSTEIN mitgeteilte Beispiel des Vorkommens von Bronze bei den +Südafrikanern ist nicht das einzige, da dieselbe auch bei den Zulu +beobachtet worden ist. + +Dr. KRANZ, auf den ich mich wegen der Thatsache beziehe[140], nennt +die Legierung »Messing«, jedenfalls eine falsche Bezeichnung, da +es sich um ein Gemenge von Zinn und Kupfer handelt. Das Kupfer, +sagt er, verstehen die Zulu selbst aus den Erzen zu reduzieren +-- woher aber das Zinn stammt, darüber berichtet er kein Wort +und doch wäre dieses von größter Wichtigkeit zu erfahren. Wäre +dasselbe europäischen Ursprunges, dann würde diese Bronzebereitung +der Zulu auch keinesfalls als autochthone Kunst aufzufassen sein. +Den Prozeß selbst stellt unser Gewährsmann folgendermaßen dar: +»In einem zerbrochenen irdenen Topf als Schmelztiegel wird ein +wenig Kupfer und Zinn mitten in einem Holzkohlenfeuer geschmolzen. +Vorher werden nach Art spielender Kinder Haufen oder Häufchen von +feinem Sand gemacht und mit einem dünnen Stock Löcher in schiefer +Richtung hineingebohrt, wohinein das geschmolzene Metall nachher +gegossen wird. Die so entstandenen dünnen Messingstöcke (sic!) +werden dann mit einem kleinen Hammer auf einem Stein gehämmert und +zwischendurch wieder im Feuer erweicht, bis dieselben beinahe 3 mm +dick sind. Das eine Ende wird dann durch Reiben auf einem Steine +zugespitzt und durch die auch in Europa bekannte eiserne Platte +gezogen und immer dünner, bis der Messingdraht ungefähr wie dicker +Sattlerzwirn ist.« Genau so wird der Prozeß von dem bekannten +Missionar MOFFAT, LIVINGSTONE's Schwiegervater, geschildert. Die +Ziehplatten sind sehr roh geformt aus weichem Eisen, die Löcher +sind ungleich und so wird auch der Draht sehr unregelmäßig.[141] + +~Drahtziehen und Gießen in Afrika.~ Auch südlich vom Tanganjikasee +verstehen es die Neger Kupferdraht zu ziehen, zu welchem das Kupfer +aus Katanga kommt, »indem sich die Drahtzieher zu einem Teil des +Herstellungsverfahrens eines siebenzölligen Kabels bedienen«, +was eine sehr unklare Beschreibung ist. »Sie machen sehr schönen +Draht und dieser wird hauptsächlich zu Knöchel- und Beinringen +verarbeitet.«[142] + +Mit dem oben geschilderten Verfahren des Tiegelschmelzens und +Barrengießens der Zulu vor Augen, wird uns auch die nachstehende, +sonst wenig klare Schilderung LIVINGSTONE's verständlich, welche +sich auf eingewanderte, am Nordgestade des Bangweolosees wohnende +Wanjamwesi bezieht. Mit den gewöhnlichen afrikanischen Gebläsen +schmelzen sie »Stücke der großen Kupferstangen in einem Tiegel, +nahezu gefüllt mit Holzasche. Das Feuer ist angemacht inmitten +vieler Ameisenhügel, in welche Höhlungen gebrochen sind zur +Aufnahme des geschmolzenen Kupfers; beim Ausgießen des Metalls +wird der Tiegel in der Hand gehalten, die durch nasse Lumpen +geschützt ist«.[143] Letzteres, weil eine Zange in unserem Sinne +den Afrikanern unbekannt ist; was die Ameisenhügel betrifft, +so scheinen sie die Rolle zu spielen wie die oben erwähnten +Sandhäufchen der Zulu. + +Zur Charakterisierung der Metallindustrie Afrikas mag hier +noch erwähnt werden, daß die Neger es im Formen und Gießen zu +einer vergleichsweisen hohen Stufe gebracht haben, wenn auch +nicht in Eisen (da sie kein Roheisen darstellen) und selten in +Kupfer, sondern in Gold. Von den Negern an der Goldküste sagt +CRUICKSHANK[144]: »Sie sind erfinderische Goldarbeiter und machen +Ringe, Ketten und Broschen, welche einem europäischen Künstler +nicht zur Unehre gereichen würden. Sie formen das Gold in jederlei +Gestalt, als Tiere, Vögel, kriechende Geschöpfe und schmücken ihre +Person mit solchen Zieraten.« Den Prozeß finden wir bei BOWDICH +geschildert, der sich auf die Bewohner von Dagwumba (Dagomba, +nördlich vom Rio Volta unter 0° L. und 9° nördl. Br.) bezieht. »Um +das Modell zu machen, streicht man Wachs über ein glattes Stück +Holz neben einem Feuer, worauf ein Topf mit Wasser steht; nun +taucht man einen hölzernen Leisten hinein und macht damit das Wachs +gehörig weich. Sie brauchen ungefähr eine Viertelstunde, um das +Modell zu einem Ringe zu machen. Ist dieses fertig, so umgiebt man +es mit einer Masse von nassem Thon und Kohle, welche man ringsherum +fest andrückt, um so die Form zu bekommen, trocknet es in der +Sonne und bringt eine Art von Trichter von derselben Masse an, der +mit dem Modell durch eine kleine Öffnung in Verbindung steht, um +das Gold hineinzugießen. Ist nun das Ganze fertig, und das Gold +sorgfältig in dem Trichter verwahrt, so wird es, der Trichter nach +unten, über ein Steinkohlen(?)feuer gehalten. Denkt man, daß das +Gold gehörig geschmolzen ist, so kehrt man das Ganze um, damit +das Gold an die Stelle des geschmolzenen Wachses hereinfließt und +bricht den Thon herunter, sobald es kühl geworden, wo dann mit dem +nicht gelungenen der ganze Prozeß noch einmal vorgenommen wird. +Um dem Golde seine eigentümliche Farbe zu geben, umgeben sie es +mit einer Lage von feingemahlenem Ocker, den sie _Inchuma_ nennen, +und tauchen es in siedendes Wasser, worin ebenfalls Ocker und +ein wenig Salz gethan wird; hierin siedet es eine halbe Stunde, +wird dann herausgenommen und sorgfältig von allem gereinigt, was +noch daran hängen könnte.«[145] Die Schilderung ist nicht ganz +klar, was an der unbeholfenen Übersetzung liegen mag. Sehr schöne +Exemplare solcher Goldgießereien aus Aschanti besitzt das Berliner +ethnographische Museum. + +Gegossen scheinen auch die seltsamen Figuren gewesen zu sein, +die STANLEY in der Schatzkammer des Königs Rumanika von Karagwé +(westlich vom Victoria Nyanza) sah. Er berichtet darüber: +»Es befanden sich daselbst ungefähr sechzehn roh aus Messing +gearbeitete Figuren von Enten mit Kupferflügeln, zehn sonderbare +Dinge aus demselben Metall, welche Elenantilopen darstellen +sollten, und zehn Kühe von Kupfer ohne Kopf.«[146] Weiteres giebt +STANLEY nicht an; jedenfalls handelt es sich hier um einheimische +Arbeit, zu der das »Messing« wohl importiert sein dürfte. -- Von +den Mpongwe am Gabon sagt WILSON[147]: _They show a good deal of +mechanical ingenuity in casting copperrings._ + +~Verhältnis von Eisen und Kupfer. Prioritätserwägungen.~ Ist das +Kupfer in Afrika auch nicht gerade selten zu nennen, so ist seine +Darstellung im großen doch nur auf wenige Gegenden beschränkt, +von denen aus es auf dem Handelswege über den größten Teil des +Kontinentes verbreitet wird. Hofrat e Nahhas, Katanga, Angola, +Namaqualand sind diese Hauptcentren der Kupfergewinnung. Mag das +Kupfer auch im gediegenen Zustande in Afrika vorkommen, so haben +wir doch kein Zeugnis dafür, daß es in dieser Form direkt von den +Negern verarbeitet und wie bei den nordamerikanischen Indianern +als »weicher Stein« gehandhabt wird. Im Gegenteil, überall ist +die Gewinnung des Kupfers bei den Negern eine metallurgische, +durch Reduktion aus den Erzen mittels Kohlen bewirkte. Im +allgemeinen wird dieser Prozeß, soweit er uns bekannt wurde, +gerade wie derjenige der Eisengewinnung und mit den gleichen Öfen +und Instrumenten betrieben. Das Verfahren erscheint überall so +ursprünglich und in den fernsten Gegenden gleichartig, daß an eine +Entlehnung von auswärts nicht leicht gedacht werden kann. + +Aus der ganz gleichen Behandlung der Kupfererze und der weichen +Brauneisensteine läßt sich eher auf eine gleichalterige Entstehung +der Kupfer- und der Eisengewinnung schließen als darauf, daß +das eine Metall vor dem anderen im Gebrauche gewesen sei. Es +deuten aber manche Umstände darauf hin, daß das Eisen in Afrika +doch früher und jedenfalls allgemeiner im Gebrauche als das +Kupfer war. Überall erscheint das Eisen durchaus urwüchsig und +Dutzende von afrikanischen Vokabularien, welche ich auf seine +Benennung durchging, zeigen echt heimische Namen. Die Geräte bei +der Darstellung sind meist ursprüngliche und in ihren primitiven +Formen auf eigene Erfindung deutend. Sind auch, wie wir gesehen +haben, »alte« Kupferwerke in Südafrika vorhanden, so fehlen doch +andererseits alte Kupfergeräte gänzlich; von Funden derselben ist +gar nichts bekannt geworden, wiewohl gerade sie -- gegenüber altem +Eisen -- sich vortrefflich erhalten. Alte Steingeräte sind aber +durch ganz Afrika nachgewiesen worden. Auf die Steinzeit dürfte +direkt die Metallzeit, eine Zeit gefolgt sein, in der ungefähr +gleichzeitig Eisen und Kupfer geschmolzen und verarbeitet wurde. +Eine besondere »Kupferperiode« vor der Eisenzeit erscheint schon +wegen der durchaus lokalen Verbreitung des Kupfers gegenüber der +ganz allgemeinen des Eisens nicht wahrscheinlich. Das Eisen wird +fast überall an Ort und Stelle gewonnen und ist in weit geringerem +Maße Handelsgegenstand als das Kupfer. + +Das Kupfer dagegen findet in Afrika seine Verbreitung wesentlich +durch den Handel. Von den oben angeführten Mittelpunkten seiner +Gewinnung verbreitet es sich fast über den ganzen Kontinent, +meist aber im rohen Zustande, in Barrenform, indem die weitere +Ausarbeitung den allenthalben schmiedekundigen Völkern überlassen +bleibt, die es zu Draht ausziehen, zu den verschiedensten +Zieraten und Prunkwaffen verarbeiten, ja zu gießen verstehen, +wenn auch diese Kunst selten ist und sich zumeist auf die +Westküste beschränkt, wo sie jedoch (in Gold) anerkennenswertes +leistet. Das von Hofrat e Nahhas kommende Kupfer geht über Wadai +bis Kano, dasjenige von Katanga in Centralafrika bildet einen +höchst wichtigen Handelsartikel, der sowohl nach der Ost- als der +Westküste verführt wird. Zu LIVINGSTONE's Zeit hatten arabische +Händler in Lunda den Kupferhandel in der Hand. Ein gewisser Said +bin Habib hatte dort neben 150 Farsilahs (2625 kg) Elfenbein 300 +Farsilahs (5250 kg) aus Katanga stammendes Kupfer zusammengebracht, +das weiter nach Udschidschi transportiert werden sollte. »Mit +hundert Trägern muß er vier Ablösungen haben zu einer Reise, sonst +aber die ganze Reise viermal machen.«[148] Dieses giebt eine Idee +von der verhältnismäßigen Großartigkeit des centralafrikanischen +Kupferhandels und seiner Ausdehnung. + +Über die gegenseitige Wertstellung des Eisens und des Kupfers in +Afrika besitzen wir einige Andeutungen. SCHWEINFURTH[149] sagt: +»Im Verhältnis zu anderen Werten des täglichen Lebens beansprucht +das Eisen in Afrika überall einen Wert, der mindestens demjenigen +des Kupfers bei uns gleich zu achten wäre, das Kupfer daselbst +würde an Wert unserem Silber entsprechen.« LIVINGSTONE, als er in +Manjema in Centralafrika war, ließ sich durch seine Schmiede aus +Kupfer große kupferne Armbänder machen, »denn sie werden als sehr +wertvoll betrachtet und haben die eisernen Armbänder ganz aus der +Mode gebracht«.[150] In Uganda dürfen nur der König und die Großen +Speere mit Kupferspitzen tragen.[151] Und so ist es im ganzen +Kontinente ähnlich.[152] + +Daß Kupfer das teurere, geschätztere Metall ist, liegt wesentlich +aber an seiner größeren Seltenheit und daran, daß es im größten +Teile des Kontinentes erst durch den Handel bezogen werden muß. +Eisen ist nur wegen seines massenhaften Vorkommens billiger in +Afrika, nicht wegen leichterer Arbeit. In dieser Beziehung mag +der Wert beider Metalle ursprünglich derselbe gewesen sein. Viel +Arbeit und wenig Produkt heißt es hier wie da. Es läßt sich hieraus +eine allgemeine Anschauung ableiten, die für unsere europäischen +Prioritätsfragen wohl nicht ohne Interesse ist. Das Eisen ist bei +uns überhaupt erst infolge der technischen Fortschritte in der +Neuzeit billig geworden, seit die kontinuierlich wirkenden Hochöfen +ein gießbares Roheisen liefern. Ursprünglich war es auch bei uns +so teuer wie Kupfer, vielleicht nicht viel billiger als Bronze. +Unter gleichen oder fast gleichen Preisverhältnissen wurde aber die +letztere, weil sie nicht rostete und eine schönere Farbe hatte, dem +Eisen vorgezogen. Dieses mag das häufigere Vorkommen von Bronze in +alten Funden, gegenüber den Eisensachen, teilweise mit erklären. + +Wollte man die Darstellung des Kupfers und kupferner Geräte, das +Gießen und Formen, wie es in einzelnen Fällen für Afrika von uns +nachgewiesen wurde, für eine Art »Bronzezeit« dieses Kontinentes +im Sinne der skandinavischen Archäologen ansehen, so geben wir +zu bedenken, daß es bei dem primitiven Stande der afrikanischen +Kupferindustrie sich höchstens um einen ersten Akt, um die +Uranfänge einer solchen »Periode« handeln kann, abgesehen davon, +daß diese »Kupferzeit« höchst wahrscheinlich, ja fast sicher später +als die »Eisenzeit« auf afrikanischem Boden erscheint. Zur Annahme +einer »Bronzezeit«, repräsentiert durch die erwähnten Kupfergeräte, +können wir für Afrika aber auch darum nicht gelangen, weil jene +höhere Kultur und künstlerische Ausbildung bei den Negern fehlt, +die überall die entwickelte Bronzezeit -- sei es in Ägypten oder +China, in Mexiko oder Peru -- charakterisiert. + + +Fußnoten: + +[118] HARTMANN, Skizze der Nilländer. Berlin 1865. 64. + +[119] V. HEUGLIN im Ergänzungsheft No. 10 zu PETERMANN's +Mitteilungen. Gotha 1862. 107. + +[120] SCHWEINFURTH, Im Herzen von Afrika. II. 389. + +[121] Reisen in Nord- und Centralafrika. II. 159. + +[122] Bulletin de la société Khédivale de Géographie No. 8. Mai +1880. 9 und 10. + +[123] CAMERON, Quer durch Afrika. I. 275. II. 121. 128. -- Lux, Von +Loanda nach Kimbundu. Wien 1880. 123. + +[124] DAVID LIVINGSTONE's Letzte Reise. I. 319. II. 216. + +[125] Ausland. 1883. 955. + +[126] San Salvador. Bremen 1859. 215. + +[127] MERENSKY, Beiträge zur Kenntnis Südafrikas. Berlin 1875. 6. + +[128] Beschreibung des Vorgebirges der Guten Hoffnung. Frankfurt +und Leipzig 1745. 178. + +[129] SCHWEINFURTH, Im Herzen von Afrika. II. 117. + +[130] STANLEY, Durch den dunklen Weltteil. II. 160. + +[131] LIVINGSTONE, Exped. to the Zambesi. London 1865. 184. + +[132] LEPSIUS, Die Metalle in den ägypt. Inschriften. Berlin 1871. +91-102. + +[133] PERROT und CHIPIEZ, Gesch. d. Kunst im Altertum. Ägypten. +Deutsch von PIETSCHMANN. 590 ff. + +[134] LEPSIUS a. a. O. 114. + +[135] ROHLFS, Quer durch Afrika. II. 207. + +[136] Artes africanae unter Djur. + +[137] Letzte Reise. I. 237. + +[138] LICHTENSTEIN, Reisen im südlichen Afrika. Berlin 1812. II. +537. + +[139] Beiträge zur Kenntnis Südafrikas. Berlin 1875. 6. + +[140] KRANZ, Natur- und Kulturleben der Zulus. Wiesbaden 1880. 67. + +[141] WOOD, Natural History of Man. London 1868. Africa. 100. + +[142] LIVINGSTONE, Letzte Reise. I. 241. + +[143] LIVINGSTONE a. a. O. I. 381. + +[144] Eighteen years on the Gold Coast. London 1853. II. 269. + +[145] E. BOWDICH, Mission von Cape Coast Castle nach Ashantee. +Deutsch von LEIDENFROST. Weimar 1820. 415. + +[146] Durch den dunklen Weltteil. I. 514. + +[147] Western Africa. 304. + +[148] LIVINGSTONE's Letzte Reise. I. 395. + +[149] Im Herzen von Afrika. I. 228. + +[150] D. LIVINGSTONE's Letzte Reise. II. 43. + +[151] WILSON und FELKIN, Uganda. Deutsche Ausgabe. I. 101. + +[152] LUX (Von Loanda nach Kimbundu. Wien 1880. 122) erzählt, +daß die Kalunda in Centralafrika dem Eisen unbedingt den Rang +vor dem Kupfer einräumen. Eiserne Armringe dürfe bloß der Muata +Jamwo (König) tragen, während der kupfernen sich jeder Eingeborene +bedienen dürfe. Daraus könnte man wohl schließen wollen, daß das +Eisen hier später als das Kupfer aufgetreten sei. Aber LUX war +nicht in Lunda und seine Bemerkung ist unrichtig. POGGE (Im Reiche +des Muata Jamwo. Berlin 1880. 145) sagt ausdrücklich, daß der Muata +Jamwo Kupfer- und Messingspangen trug, von Eisen ist keine Rede. +Eine Prinzessin (S. 140) trug Eisen- und Kupferringe. + + + + +Das Kupfer in Vorderindien. + + +~Die Steinzeit in Vorderindien.~ Auch Indien hatte seine Steinzeit. +Steinwerkzeuge, die mehr oder weniger unseren paläolithischen +Charakter tragen, sind von BRUCE FOOT beschrieben worden. Sie +sind in den Bezirken von Madras und Nord-Arcot gefunden, bestehen +aus Quarzit und wurden mehreremal in einer Tiefe von 1-3 m _in +situ_ angetroffen. Abbildungen veranschaulichen ihre ungemeine +Ähnlichkeit mit unseren europäischen. Auch bearbeitete Achate haben +sich in den Ablagerungen der Nerbada und in den Knochenlagern des +oberen Godavery gefunden, gleichalterig mit _Elephas insignis_, +_Hippopotamus palaeindicus_ etc.[153] + +Deuten diese und andere ähnliche Funde auf ein hohes Alter des +Menschengeschlechtes in Vorderindien, so müssen die wörtlich zu +tausenden vorkommenden Cairns, Cromlechs, Kistvaens und verwandte +Steinbauten zum großen Teil in eine weit jüngere Periode gesetzt +werden. Die in ihnen beigesetzten Leichen sind teils in Skeletten +erhalten, teils verbrannt und in Urnen aufbewahrt. Grabbeigaben +kommen in beiden Fällen vor[154], und hier treffen wir sowohl auf +Eisen als auf Bronze, teils jedes Metall für sich, teils beide +vereinigt. + +~Das Alter indischer Bronzen.~ Bei einem der Hauptvertreter +der Dreiperiodenteilung, bei WORSAAE, finden wir die Ansicht +ausgesprochen, daß Indien, das »an Kupfer und Zinn so reiche«, der +wahrscheinliche Ausgangspunkt der Bronzekultur überhaupt gewesen +sei. Bronze, ein künstlich geschaffenes Metall, mußte in einem an +Zinn und Kupfer reichen Lande wie Indien erfunden sein und von hier +aus läßt dann WORSAAE die Erfindung nach den übrigen asiatischen +Ländern und weiter nach Europa wandern. In Indien, so nimmt der +dänische Forscher an, seien zahlreiche durch Guß hergestellte +Geräte und Waffen aus Bronze von sehr primitiver Form gefunden +worden mit den Spuren einer an Ort und Stelle stattgehabten +Fabrikation.[155] + +Allein die »zahlreichen« alten Bronzen, die in Indien gefunden +worden sein sollen, führt WORSAAE nicht an und wir möchten sehr +bezweifeln, daß sie überhaupt zahlreich vorhanden sind; auch +für die Wanderung der Bronzeerfindung von dem Centrum Indiens +über die halbe Welt (ja nach Neuguinea!!) giebt uns WORSAAE +keinerlei Beweise, und die zahlreichen »vielleicht«, »scheint« und +»möglicherweise« in seiner Auseinandersetzung bieten dafür keinen +Ersatz. + +~Quellen des Zinnhandels.~ Zunächst ist hervorzuheben, daß +Vorderindien fast ganz entblößt von Zinn ist, ja, daß dieses +Metall seit den ältesten Zeiten dort importiert wird.[156] Es ist +nur eine Fundstätte von Zinnerzen in Ostindien bekannt, und zwar +in Mewar (Udaipur in Radschputana), zwischen der Parnassa und +ihrem Nordzuflusse Kotasari[157], und daß von dieser Stätte aus +frühzeitig ein Zinnexport stattgefunden, ja, daß die Zinnwerke +überhaupt dort früh betrieben worden seien, dafür liegt keinerlei +Anzeichen vor. Damit fällt eine der von WORSAAE angeführten +Bedingungen weg, daß gerade Indien das Mutterland der Bronze +gewesen sein soll. Was die hinterindische Halbinsel betrifft, so +ist diese allerdings eine der ergiebigsten Zinnquellen, doch erst, +wie wir sehen werden, in verhältnismäßig junger Zeit. Vorderindien +aber, das reiche Kulturland, bezog, wie historisch sich nachweisen +läßt, seinen Zinnbedarf aus dem Abendlande. + +Der von einem Anonymus herrührende Periplus des erythräischen +Meeres -- höchst wahrscheinlich aus dem ersten Jahrhundert unserer +Zeitrechnung stammend -- führt an, daß zu Aualites am arabischen +Busen (Seïla an der Tadschurabai) +kassiteros oligos+ neben anderen +Waren eingeführt worden sei.[158] Dieses »wenig Zinn« soll nun, +so hat man vielfach angenommen, aus Indien gekommen sein. Schon +LASSEN[159] hatte das Zinn, welches frühzeitig im Abendlande +gebraucht wurde, aus Indien stammen lassen und dafür als Hauptgrund +angeführt, daß das homerische +kassiteros+ von dem Sanskritworte +_kastira_ stamme. Danach wären also schon zur homerischen Zeit +die Hellenen mit dem indischen Zinn vertraut gewesen. Allein +es scheint alles dafür zu sprechen, daß die Sache sich gerade +umgekehrt verhält und daß das griechische Wort mit der Sache nach +Vorderindien gewandert sei.[160] Das Zinn der Mittelmeerländer +und Vorderasiens stammte im Altertum nur aus dem phönizischen +Handel, der in den britischen und iberischen Zinnwerken seine +Quelle hatte. »Zinn aus Indien ist aber im vorderasiatischen +Handel nicht nur unerweislich, sondern es ist auch bekannt, daß +noch in jüngerer Zeit Indien kein Zinn produzierte und daß es +aus den Westländern dahin ausgeführt wurde.« MOVERS, der diesen +Ausspruch thut[161], beruft sich dabei auf PLINIUS[162], welcher, +nachdem er vom _plumbum album_ oder Zinn und vom _plumbum nigrum_ +oder Blei gehandelt, schreibt: »_India neque aes neque plumbum +habet, gemmisque suis ac margaritis haec permutat._« Nun hatte +Indien allerdings Kupfer (_aes_), und wollte man danach die Stelle +bei PLINIUS anfechten und nicht gelten lassen, so liegen aus dem +bereits angeführten Periplus noch einige Stellen vor, die uns den +direkten Import von +kassiteros+ und zwar von Alexandrien, einmal +nach Kane in Arabien und zweimal nach der indischen Westküste +(Barygaza und Bakare), neben Kupfer (+chalkos+) anführen.[163] Als +phönizischer Monopolgegenstand hatte das Zinn einen hohen Wert +erreicht und wurde, wie PLINIUS uns erzählt, gegen Edelsteine und +Perlen in Vorderindien vertauscht. Dieses hätte aber nicht der Fall +sein können, wenn um jene Zeit bereits die reichen hinterindischen +Zinngruben im Betriebe gewesen wären. + +Möglich, daß für Vorderasien noch eine andere Zinnquelle +von Bedeutung war, aus der vielleicht das Material zu den +altassyrischen Bronzen geflossen sein kann. STRABO erzählt von dem +am Paropamisus angesessenen Volke der Drangen, daß sie »Mangel an +Wein leiden, aber Zinn findet sich bei ihnen«.[164] Beglaubigung +erhält diese Nachricht durch das neuerdings bestätigte Vorkommen +von Zinn in Chorassan, das auf K. E. V. BAER's Anregung hin +dort von OGORODNIKOW erkundigt wurde. Zwanzig Farasangen (à 7 +Werst) von der Stadt Utschan Mion Abot befinden sich reiche Lager +von Zinn, Eisen, Kupfer und sechs Farasangen von Meschhed ein +Zinnbergwerk, das sogenannte Rabotje Alokaband. Zinnerne Krüge und +Waschschüsseln, aus dem Zinn dieser Bergwerke verfertigt, sind in +Meschhed im Überfluß vorhanden.[165] + +~Vorkommen indischer Bronzen.~ Wie steht es nun mit den Funden +alter indischer Bronzen? Zunächst ist hervorzuheben, daß die +typische Bronze, wie sie vom Kaukasus an und von Kleinasien bis +nach England und Skandinavien vorkommt, eine ganz bestimmte +Mischung ist, welche (kleine Schwankungen abgerechnet) durchgängig +9 Kupfer und 1 Zinn enthält, woraus auf einen gemeinsamen Ursprung +für diese abendländische Bronze geschlossen werden kann. Vielleicht +reicht diese bestimmte Bronze bis Persien[166], weiter nach Osten +ist sie aber nicht nachgewiesen, wie wir an den Analysen indischer +Bronzen sehen werden. + +Alte Bronzen sind in Indien nicht häufig und es ist +charakteristisch für die wenigen Bronzefunde, daß sie mehr Schmuck- +und Luxusgegenstände, als solche zum täglichen Gebrauch, wie Messer +u. dgl., darstellen. »_Dans la péninsule indienne les instruments +en bronze sont des plus rares et l'on ne peut guére citer que la +découverte faite dans les environs de Jabalpur; les instruments +exhumés dans cette localité avaient comme composition suivant M. +Twean: cuivre 86,7; étain 13,3._«[167] Es ist dieses also eine von +unserer typischen Bronze abweichende Komposition. + +Indessen liegen doch noch mehr alte Bronzefunde aus Vorderindien +vor. Im Nilgirigebirge und im Coimbatoredistrikt (Südindien) +sind Schalen und gerippte Armbänder ausgegraben worden, die +sich teilweise jetzt im königlichen Museum zu Berlin befinden +und die aus Steinkreisen jüngerer Zeit stammen. Die Armbänder +waren eine Zink-Kupferlegierung; der Zinn- und Kupfergehalt +der Schalen schwankte sehr beträchtlich (8,52; 9,45; 14,74 und +25,23% Zinn).[168] -- Bei der Stadt Hyderabad im Dominion Nizam's +befinden sich zahlreiche Gruppen von Cairns, in denen Ausgrabungen +unternommen wurden; es zeigten sich dabei zwei Glocken, die eine +aus Bronze, die andere aus Kupfer, zusammen mit Töpfergeschirr, +sowie Speer- und Pfeilspitzen.[169] Ob letztere von Eisen +oder Bronze waren, ist nicht gesagt, doch ist -- wie aus dem +nachfolgenden Funde hervorgeht -- wohl das erstere anzunehmen. +Diese Gegenstände befinden sich im Asiatic Society-Museum zu +Bombay. -- Im Jahre 1867 grub MEADOWS TAYLOR einen Cairn bei Hyat +Nugger, etwa zehn Miles südöstlich von Hyderabad, aus, dessen +Inhalt sich jetzt im Museum der Irischen Akademie befindet. Das +bemerkenswertheste Stück unter den Funden war ein Deckel, wie +es scheint zu einer Schüssel gehörig, oben mit der Figur eines +Schafes oder Hirsches geziert. Der Durchmesser betrug 25 cm und die +Wölbung erhob sich 8,5 cm über den Rand. Das Metall war gleichmäßig +25 mm stark, sorgfältig gegossen und poliert. »_This, with the +exception of a bell and a small drinking cup_ (der eben angeführte +Fall ist gemeint) _are the only bronze articles, which have been +found in the Hyderabad cairns and I found none in the cairns of +Sorapoor._« In dem gleichen Cairn wurden mehrere Exemplare von +_Turbinella pyrum_ und ein Halsband aus den gleichen Schnecken, +einiges rohe Töpfergeschirr und einige eiserne verrostete Speer- +und Pfeilspitzen gefunden.[170] + +Bronze ist also selten in Indien zusammen mit Eisen und außerdem +in meist jüngeren Gräbern und von anderer Komposition als +unsere abendländische gefunden worden. Das in Indien noch jetzt +vielfach erzeugte ~Kupfer~ ist dagegen weit häufiger in alten +Grabstätten entdeckt worden. Beile, eine Lanzenspitze und Armbänder +aus diesem Metall sind bei Mainpur in den Nordwestprovinzen +ausgegraben worden; die Beile gleichen europäischen Formen und +die Lanzenspitzen zeigen Widerhaken. Ein größerer Fund von +404 Kupfergeräten und 102 Silberstücken wurde bei dem Dorfe +Gangaria im Distrikte Balaghat, Centralprovinzen, gemacht. Diese +Kupferinstrumente bestanden in langen Meißeln; die Silberstückchen +hatten als Schmuck gedient. Bei Pachumla im Distrikt Hazaribagh hat +man eine dicke Kupferaxt und in Sind einen 20 cm langen Kupfercelt +ausgegraben.[171] + +Auch in früher historischer Zeit tritt uns eher Kupfer als Bronze +in Indien bei Gebrauchsgegenständen entgegen, wie denn NEARCHOS +berichtet, daß die Inder sich der Gefäße aus geschmolzenem, +nicht getriebenem Kupfer bedienten, und KLEITARCHOS, daß sie +aus demselben Metalle Tische, Sessel, Becher und Wassergefäße +verfertigten.[172] + +Die Seltenheit der Bronze- und die Häufigkeit der alten +Kupfergeräte, zusammengenommen mit dem häufigen Vorkommen von +alten Eisenfunden, deuten keineswegs darauf, daß in Indien eine +Bronzezeit der Eisenzeit voranging. + +~Gegenwärtige Kupfererzeugung in Indien.~ Eine zum Teil sehr +altertümliche und hochinteressante Kupferproduktion, welche in +ihrem ganzen Wesen einen primitiven Charakter trägt, hat sich +zu Chetri am Fuße der Arvaliberge in der Radschputana erhalten. +Glücklicherweise sind wir durch einen eingehenden Bericht des +Colonel J. C. BROOKE über dieselben genau unterrichtet[173], so daß +wir uns eine vollständige Vorstellung von dieser Industrie machen +können. + +In den Ausläufern des Gebirges sind reiche Eisen-, Kupfer-, Alaun- +und Kobaltgruben und von den Einwohnern der 1000 bis 1500 Häuser +zählenden Stadt lebt ein großer Teil, namentlich die ärmere +Klasse, vom Bergbau und Hüttenwesen. Hindus sind in den Alaun- und +Kupfervitriolwerken thätig, während Mohamedaner in den Gruben und +Schmelzhütten arbeiten. + +Die Bergwerke liegen etwa 80 m über der Ebene und die Schächte +führen in einem Winkel von 60 Grad im Zickzack, doch sehr +unregelmäßig und oft abzweigend, in die Tiefe. Manchmal sind die +Gänge so niedrig, daß ein Mann nur liegend durch dieselben gelangen +kann, oft erweitern sie sich zu Kammern, aus denen durch Raubbau +das Kupfererz gewonnen wird. Je tiefer, desto reicher sind die +Erze, doch ist denselben wegen des Wassers nicht beizukommen, denn +die Bewältigung der Wässer ist eine außerordentlich primitive. Die +Leute bilden eine Kette vom Mundloche bis zum Wasser und reichen +sich so von Hand zu Hand Thongefäße (Ghurrahs) mit dem geschöpften +Wasser oder taubem Gestein gefüllt -- ein kostspieliges und +langsames Verfahren. In einem Schachte des Kulhanwerkes fand BROOKE +27 Leute mit dieser Arbeit beschäftigt und da jeder derselben einen +Raum von etwa 2 m beherrschte, so ergiebt sich daraus die Tiefe der +Mine mit 54 m. + +Diese Kupferbergwerke werden teils von den Eigentümern bearbeitet, +teils an Meistbietende versteigert. Die genannte Kulhanmine +hat sechs oder sieben Schachte, von denen jeder mit 50 bis 100 +Rupien jährlich bezahlt wird; eine geringe Summe, wenn man den +großen Reichtum an oft 75% Metall haltenden Kupfererzen bedenkt. +Die Bergleute arbeiten in Abteilungen von je acht Mann. Die +Schicht dauert von früh acht Uhr bis zum Abend und in dieser Zeit +fördern sie etwa 2-1/2-3 Maunds Erz. Das Erz wird in kleinen +3 kg haltenden Körben emporgebracht und in der Stadt Chetri an +mohamedanische Borahs versteigert. Gutes schwarzes Schwefelkupfer +wird mit zehn Rupien, Pyrit mit 4-5 Rupien per Maund verkauft. + +Der Borah mietet sich nun Arbeiter, die monatlich drei Rupien +erhalten und mit kleinen Hämmern das Erz zerschlagen und vom tauben +Gestein sondern. Dann wird das Erz zerstampft. Dieses geschieht +mit Ghuns, 16 kg schweren Hämmern von eigentümlicher Form, ähnlich +den Stampfen der Pflasterer. Es sind cylindrische Eisenstücke, an +welchen horizontal angebrachte Stäbe als Handhaben sitzen und die +mit beiden Händen gestoßen werden. Dabei schiebt der Arbeiter das +Erz mit den Füßen zusammen, indem er die Zehen wie Finger gebraucht. + +[Illustration: Fig. 16. Kupferschmelze in Chetri. Nach BROOKE.] + +Das mehremal so durchstampfte feine Erz wird nun mit Kuhmist +vermischt und in 2 cm lange Rollen geformt, die erst an der Sonne +getrocknet und dann in einem Feuer aus Kuhdünger an der offenen +Luft geröstet werden. Jetzt ist das Erz fertig zum Schmelzen. Um +den Ofen zu errichten, werden Kumhars oder Töpfer geholt. Der Ofen +ist 1 m hoch, hat 28 cm Durchmesser und besteht aus Schlacken, die +mit Thon verkittet werden. Die »Düsen« (Mündungen) der Blasebälge +werden gleich mit unten eingebaut. Diese Düsen sind irdene Röhren, +die nach dem Ofen zu dicker werden und hier ein Luftloch haben, +das mit einem nassen Lappen zugestopft ist, der von Zeit zu +Zeit herausgenommen wird, um die Düsen zu reinigen. Das andere +dünnere Ende der Düse ist mit dem Schlauchblasebalg verbunden. Die +Luftklappe der Schläuche ist durch zwei Stöcke am Ende derselben +gebildet, welche der Arbeiter öffnet, wenn der Schlauch für die +Zulassung der Luft emporgezogen wird und die er schließt, wenn +der Schlauch zur Auspressung der Luft niedergedrückt wird. Der +obere Teil des Ofens ist aus Ringen von feuerfestem Thon, etwa +25 cm hoch, gebildet. Im ganzen wendet man drei Blasebälge an; an +der vierten Seite des Ofens liegt die Öffnung desselben mit einer +Tümpelplatte aus feuerfestem Thon. Am Grunde derselben ist ein +Loch, um das geschmolzene Metall abzulassen. (Fig. 16). + +Der Ofen wird täglich frisch beschickt; jede Schmelzung dauert +12-14 Stunden. Das geröstete Erz wird schichtweise mit Holzkohle in +den Ofen gethan, auch ein Zuschlag beigefügt, welcher _Rit_ genannt +wird. Letzterer besteht aus Abfall (_refuse_) von alten Eisenöfen, +der in ganzen Halden noch vorhanden ist, denn das Eisen wurde lange +vorher hier schon verarbeitet, ehe das Kupfererz entdeckt war. +Auf jede Beschickung des Ofens kommen fünf Maunds geröstetes Erz, +ebensoviel Zuschlag (_Rit_) und vier Maunds Holzkohle. + +Da das erschmolzene Metall schwefelhaltig ist, muß es raffiniert +werden. Dieses geschieht dadurch, daß ein Strom erhitzter Luft +über das flüssige Metall getrieben und dieses fortwährend dabei +abgeschäumt wird. Der Luftstrom wird durch einen einzigen Blasebalg +erzeugt, welchen ein Mann aufzieht, während zwei andere ihn dann +wieder niedertreten. + +So schildert BROOKE das Verfahren, aus dem wir deutlich die +beiden bei der Darstellung des Kupfers stattfindenden Prozesse +erkennen können: einmal die Niederschmelzung des rohen mit Schwefel +etc. verunreinigten Schwarzkupfers und dann dessen Raffinierung +(Garmachen), indem das letztere einem neuen Gebläsestrom ausgesetzt +wird. Dadurch erst wird das reine, gare, zur weiteren Verarbeitung +brauchbare Kupfer gewonnen. Es liegen also hier zwei Prozesse vor, +während bei der primitiven Eisengewinnung, wie wir sie bei den +Negern kennen lernten, nur ein Prozeß nöthig ist, was doch darauf +schließen läßt, daß zunächst dieses letztere Verfahren, nämlich die +Eisendarstellung bekannt sein mußte, ehe zu dem komplizierteren, +der Kupferreduktion und Raffination, Übergegangen werden konnte. + + +Fußnoten: + +[153] LUBBOCK, Vorgeschichtliche Zeit. Jena 1874. II. 57. + +[154] MEADOWS TAYLOR, On prehistoric Archaeology of India. Journ. +of the Ethnological Society. I. 157-181 (1869). + +[155] WORSAAE, Vorgeschichte des Nordens. Hamburg 1878. 48 ff. und +Arch. f. Anthropol. XII. 518. + +[156] CRAWFURD in Transact. Ethnolog. Soc. New Series. IV. 9. + +[157] Zeitschrift für allgem. Erdkunde. I. 133. + +[158] Editio FABRICIUS. Leipzig 1883. 44. + +[159] Indische Altertumskunde. I. 239. + +[160] Siehe die Beweise bei MOVERS, Phönizier. II. Bd. III. T. 63. + +[161] A. a. O. + +[162] Hist. nat. XXXIV. 48. + +[163] Ed. FABRICIUS. 64. 90. 96. + +[164] STRABO. 724 ed. CASAUB. + +[165] V. BAER, Von wo das Zinn zu den ganz alten Bronzen gekommen +sein mag? Archiv für Anthropologie. IX. 265. + +[166] VIRCHOW im Korrespondenzblatt 1883. 81. + +[167] Revue d'Anthropologie. 1880. 299. + +[168] JAGOR in Verhandl. Berlin. Anthropol. Ges. 1877. 206. + +[169] Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 169. + +[170] Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 176. + +[171] Revue d'Anthropologie. 1880. 299 nach Proceed. Asiatic +Society of Bengal. 1870. + +[172] LASSEN, Indische Altertumskunde. II. 726. + +[173] The mines of Khetree in Rajpootana. Journ. Asiat. Soc. +Bengal. Calcutta 1864. 519-529. (New Series No. CXXIII). + + + + +Das Eisen in Vorderindien. + + +~Alte Eisenfunde in Vorderindien.~ Bei der leichten Zerstörbarkeit +des Eisens ist das häufige Vorkommen von prähistorischen +Eisenfunden in altindischen Gräbern und Steindenkmälern sehr +beachtenswert, wobei aber -- was schon bei der Bronze betont wurde +-- nicht zu übersehen ist, daß viele jener Steindenkmale jüngeren +Datums sind. Dagegen sollen die »_Korumba rings_« in Südindien aus +einer Zeit datieren, die noch vor der arischen Einwanderung in jene +Lande liegt; man hält sie für gleichalterig mit den megalithischen +Bauten Europas. Während nun letztere meist mit Bronzesachen +associiert sind, findet man bei und unter den indischen +Steindenkmälern vorzugsweise Eisengeräte. MADLICOT und BLANFORD +in ihrem Werke über die posttertiären Gebilde und das Alter des +Menschen auf der indischen Halbinsel (Kalkutta 1879) bemerken, +daß das Eisen höchstwahrscheinlich viel früher in Indien als in +Europa bearbeitet wurde[174], wofür denn auch die verhältnismäßig +zahlreichen »prähistorischen« Eisenfunde sprechen. Bereits im Jahre +1820 hat BABINGTON die pilz- oder schirmförmigen megalithischen +Denkmäler in Malabar, die man Topie-Kulls oder Pandu-Kulies +nennt, untersucht und außer Urnen darin eiserne Geräte und Waffen +verschiedener Art gefunden, darunter einen eisernen Dreifuß und +eine eiserne Lampe.[175] Ganz die gleichen eisernen Gegenstände: +Lanzenspitzen, Speerspitzen, Fragmente von Schwertern, Dreifuße und +Lampen entdeckte MEADOWS TAYLOR[176] in den alten Kistvaens von +Sorapur, zusammen mit glasierten und unglasierten Urnen. Dr. BELL, +welcher die Narkael-pulli-Cairns zwischen Hyderabad und Masulipatam +untersuchte, fand darin neben einem Skelett ein Stück Eisen.[177] + +Die Tumuli in den Bergen von Oapur (Mysore bei Bangalore), +welche W. DENISON öffnete, zeigten im Innern Gräber, bedeckt mit +ungeheueren Gneisplatten (5,30 m lang, 3,50 m breit, 1,40 m dick +und 20 Tonnen wiegend!), deren Transport unerklärlich erscheint. +Sie deckten eine Steinkiste, welche im Innern irdene Tschattis +oder Töpfe enthielt, genau von der Form, wie sie jetzt noch in +jener Gegend im Gebrauch. Die Töpfe enthielten Asche und eiserne +Pfeilspitzen, in der Kiste selbst lagen die verrosteten Reste von +eisernen Schwertklingen.[178] + +Noch andere Eisenfunde sind zahlreich in den Steinkreisen oder +Barrows der Centralprovinzen in der Umgegend von Nagpur gemacht +worden. »_The barrows in the Hingnah plains are countless: one +gazes on them in mute astonishment._« Die ersten dort von dem +Schotten HYSLOP und später von RIVETT-CARNAC gemachten Ausgrabungen +befinden sich im Museum zu Nagpur; es sind Bruchstücke von +Töpferwaren; kleine steinerne Wassertröge und verschiedene +Geräte aus Eisen und Stahl -- nichts von Knochen, Horn, Stein, +Feuerstein oder Bronze. Im Jahre 1867 unternahm Major G. G. +PEARSE die Ausgrabung eines dortigen Barrow, desjenigen von +Warrigaon, welcher von den Hindu mit einer mythischen Rasse von +Kuhhirten in Verbindung gebracht wird. Der Barrow hat 75 Yards +Umfang, ist eiförmig, enthält 9800 qm Erde und ist mit einem +stellenweise doppelten Kreise von 0,30-1,10 m hohen Steinen +versehen. Die Ausgrabung wurde im Centrum begonnen und hier stieß, +1,40 m unter der Oberfläche, PEARSE auf reihenweise gestellte +schwarze und braune irdene, mit der Drehscheibe hergestellte +Gefäße; die schwarzen zerfielen zu Staub, sie hatten kegelförmige +Deckel und breite Böden. Die braunen, wiewohl auch zerfallend, +waren aus dauerhafterem Material. Alle diese Gefäße hatten +eine durchaus verschiedene Form von den jetzt in jener Gegend +üblichen thönernen Ghurras. Bei dem ferneren Graben wurden gut +erhaltene, aber ebenholzschwarze Kokosnußschalen entdeckt; dann +kam in 1,60 m Tiefe und 30 cm unter den Thongefäßen das eiserne +verstählte Ende eines Pfluges zum Vorschein, ein noch jetzt bei +den Eingeborenen benutztes und unter dem Namen _Nangur ke oolie_ +bekanntes Ackergerät. Noch etwas tiefer folgte das Skelett eines +starkknochigen, 1,68 m großen Menschen, von dem nur wenig erhalten +blieb. Auf der rechten Seite des Skeletts wurde eine verstählte +Pflugschar und ein anderes Stahlgerät, auf der linken verschiedene +Eisen- und Stahlgeräte gefunden, die nicht näher in unserer Quelle +beschrieben sind, sich aber im British-Museum befinden. Auf der +Brust lagen Kupfergefäße, die bei Berührung zerfielen. Auf dem +Deckel eines der 12 cm im Durchmesser haltenden Kupfergefäße +befanden sich in Hochrelief Figuren, welche Gänse, eine Schlange +und einen Vogel darstellten. Bei einem zweiten Skelette wurde eine +»Bratpfanne«, ähnlich den noch jetzt bei den dortigen Eingeborenen +gebrauchten und _Kurraie_ genannten, gefunden; ferner ein großer +goldener Ring, Löffel, Messer, Pflugenden, Spatel von Eisen und +Stahl. Auch dieses Skelett, welches gleichfalls zerfiel, hatte +ebenfalls zerbrechende Kupfergefäße auf der Brust liegen. Im Innern +eines der Kupfergefäße befand sich ein kleines Kupferornament, +geziert mit Gänsen[179]; es scheint ein Schalenhalter für eine +Öllampe gewesen zu sein, und wenn dieses der Fall, das Vorbild für +die großen Messinglampen mit Figuren aus Vögeln, die jetzt in den +Bazars der großen indischen Städte verkauft werden. PEARSE grub bis +zu 3,30 m Tiefe, ohne weitere Funde in dem Barrow zu machen. + +Die Schlüsse, die PEARSE aus seiner Ausgrabung zieht, sind +folgende. Die Erbauer des Barrow waren weder Buddhisten noch +Hindu, denn sonst würden sie ihre Toten verbrannt haben. Es war +ein starkes, kräftiges Volk, welches vortrefflichen Stahl kannte, +Ackerbau trieb, Öl brannte, die Töpferscheibe kannte, Kupfer +schmolz, Tier- und andere Ornamente darstellte und wohl auch +Handel trieb, worauf die aus weiter Ferne stammenden Kokosschalen +hindeuten. Manche der aufgefundenen Geräte scheinen Vorläufer der +heute in Indien gebrauchten zu sein. Trotz der uralt erscheinenden +Bestattungsweise unter einem mit Steinen umkreisten Tumulus und der +Beigabe von Ackergeräten ist aber PEARSE wegen der Bratpfannen und +modern gestalteten Löffel doch abgeneigt, die Barrows von Nagpur +einer alten prähistorischen Rasse zuzuschreiben.[180] Und damit +thut er wohl recht, da der bis heute in Indien fortdauernde Brauch +der Errichtung von Steinpfeilern, die nicht selten vorkommende +Vereinigung uralter und sehr moderner Bräuche die größte Vorsicht +in der Altersbeurteilung derartiger Funde erheischen. + +~Gegenwärtige einheimische Eisenproduktion Indiens.~ Die +systematische Durchforschung Vorderindiens, welche in der neuesten +Zeit von der Regierung angestellt wurde, hat reiche Kohlen- und +Eisenerzstätten ergeben. Das Wardhathal in den Centralprovinzen +wird als eine der reichsten Eisenerzstätten der Welt geschildert. +Ein nicht minder reicher Distrikt, Ranigunge, liegt in der Nähe +von Kalkutta; im Salemdistrikt tritt der Magneteisenstein in +meilenlangen Lagern von 15-30 m Mächtigkeit auf; ein zwei Miles +langer und eine halbe Mile breiter Berg in Lohara besteht ganz aus +Magneteisenstein und reinem Eisenglanz. + +Vorderindien ist also reich an Eisenerzen, darunter ganz +vorzügliche Sorten Magneteisen und Hämatite, auch sind titanhaltige +Eisensande häufig. Auf der Weltausstellung zu London im Jahre +1862 waren indische Eisenerze und Hüttenprodukte reichlich +vertreten.[181] + +In der einheimischen, uralt bodenständigen Eisenindustrie werden +Magneteisensteine, roter und brauner Glaskopf, Eisenglanz, +namentlich aber Brauneisenerze verwendet. Zur Holzkohle bedient +man sich des Teakholzes, der Akazie und besonders des Salbaumes +(_Shorea robusta_). Auch in Vorderindien ist der Schmelzprozeß die +alte Rennarbeit, die unmittelbare Gewinnung des schmiedbaren Eisens +aus dem Erze, mit niedrigen Öfen und einfachen Gebläsen betrieben, +wobei das schmiedbare Eisen, eine Mischung von Schmiedeeisen und +Stahl, als Frischstück oder Luppe erhalten wird. + +Die in Indien angewandten Öfen, wiewohl einander nahe stehend, +zeigen doch lokale Verschiedenheiten und werden nach PERCY[182] +in drei verschiedene Arten eingeteilt. An der Westküste, +den westlichen Ghats, dann im Deccan und Carnatic ist die +roheste Form vorhanden, welche namentlich bei den halbwilden +Bergstämmen angewendet wird. Die anderen beiden Arten kommen in +Mittelindien und dem Nordwesten vor; es gleicht davon die eine den +catalonischen Feuern, die andere den Stücköfen Europas. Sie zeigen +gegenüber der ersten Form einen Fortschritt, namentlich was die +Produktionsfähigkeit betrifft. + +In denjenigen Gegenden, wo die einfachste Methode betrieben wird, +ist an Arbeitsteilung nicht zu denken. Hier sammelt dieselbe +Familie das Erz, brennt die Holzkohle und macht das Eisen, +welches sie nachher auch in solche Artikel verarbeitet, wie +die Dorfbewohner verlangen. Oft ziehen die Schmelzer im Lande +umher und bauen da ihre Öfen, wo ein Begehr nach Eisen und Erz +und Holzkohle in genügender Menge vorhanden. Die in Orissa +gebräuchliche primitive Art ist von M. T. BLANFORD[183] mitgeteilt +worden; wir reproduzieren dieselbe hier auszugsweise. Die Form des +Ofens wird aus den Figg. 17 und 18 ersichtlich; sie ist typisch +für Niederbengalen. BLANFORD zeichnete sie im Dorfe Kunkerai, +dessen elende und schmutzige Bewohner Tamulen sind, also zu der +sogenannten Drawidarasse gehören. Die Leute ziehen von Ort zu Ort +und bleiben dort, so lange Erz und Holz vorhanden sind. Beginnen +diese zu fehlen oder ereignet sich ein böses Omen, so wandern sie +weiter und nur große Schlackenhalden zeugen von ihrer ehemaligen +Anwesenheit. + +[Illustration: Fig. 17. Eisenofen in Orissa, Durchschnitt. Nach +BLANFORD.] + +[Illustration: Fig. 18. Seitenansicht desselben.] + +[Illustration: Fig. 19. Eisenofen in Orissa. Obere Ansicht.] + +Die wesentlichen Teile des Ofens sind der cylindrische Schacht +und das Gebläse. An den oben offenen Schacht schließt sich ein +geneigter thönerner Trog (_c_ in Fig. 17-19), der zum Aufgeben +der Beschickung dient und von einem Holzgerüste getragen wird. +Dieser Trog findet sich nur in wenigen Dörfern. Der Ofen selbst +ist roh aus thonigem Sand cylindrisch oder kegelförmig mit 7 cm +dicken Wandungen, 85 cm hoch und im Durchmesser 28 cm haltend, +hergestellt. Am unteren Teil befinden sich zwei Öffnungen, eine +vorn zur Einsetzung der Form (für die Düse), aus der auch später +das schwammige Eisen herausgezogen wird und die während des Ganges +verschmiert ist; die zweite Öffnung (_b_ in Fig. 18. 19) im +rechten Winkel zur vorigen, unter der Oberfläche des Erdbodens, +mündet in einen geneigten kleinen Graben, in welchen die Schlacke +absickert; wenn letztere erstarrt ist, wird sie gelegentlich von +einem Arbeiter mit einer Zange entfernt. »Das in Orissa angewendete +Gebläse,« sagt BLANFORD, »ist sehr sinnreich und vielleicht +ökonomischer für menschliche Arbeit als irgend eine andere Form +von Handbalgen. Die Figuren 20 und 21 zeigen Durchschnitte davon, +ersterer, wie das Gefäß mit Luft gefüllt, letzterer, wie die Luft +ausgepreßt ist. Es besteht aus einem kreisförmigen Stück von hartem +Holz, meist Mangoholz, welches roh ausgehöhlt und mit einem Stück +Büffelhaut überzogen ist, in deren Mitte sich ein kleines Loch +befindet. Durch dieses Loch ist ein starker Strick gezogen, welcher +an der Innenseite des Balges mit einem Holzknebel versehen ist, um +sein Herausgleiten zu verhindern, während das andere Ende an eine +gebogene, fest im Boden neben dem Ofen befestigte Bambusstange +gebunden ist. Dies Bambusrohr wirkt als Feder und zieht den Strick +und folglich die Hautbedeckung des Balges so hoch als möglich, +während die Luft neben dem Stricke durch das Loch in den Hohlraum +tritt. Ist der Balg so gefüllt, so stellt der Arbeiter seinen +Fuß auf die Haut, schließt dabei mit der Ferse das Loch in deren +Mitte und preßt mit dem ganzen Gewichte seines Körpers die Haut +hinab und die Luft hinaus. Letztere nimmt ihren Weg durch das +Bambusrohr, welches den Balg mit der Form des Ofens in Verbindung +setzt. Zugleich zieht er den Bambusstock an derselben Seite mit +dem Arme nieder. Es sind nun zwei derartige Bälge nebeneinander +aufgestellt, welche, vermittels Bambusröhren mit derselben Form in +Verbindung gesetzt, die Luft beim Drucke des einen oder anderen +Fußes abwechselnd und ziemlich ununterbrochen in den Ofen liefern.« + +[Illustration: Fig. 20. Aufgeblasener Balg in Orissa. Nach +BLANFORD.] + +[Illustration: Fig. 21. Ausgepresster Balg in Orissa. Nach +demselben.] + +Man wird aus dieser Schilderung BLANFORD's, sowie aus den +Abbildungen sofort die große Ähnlichkeit, ja Übereinstimmung dieses +Gebläses mit dem altägyptischen und vielen afrikanischen Gebläsen +erkennen. Die federnden Bambusstöcke sind jedoch speciell indische +Zuthat. + +FORBES WATSON, der ganz ähnliche Schilderungen von dem +Eisenhüttenwesen in Katak und Dependenzen (Orissa) entwirft, giebt +an, daß namentlich die Gegend von Talchir, Dhenkanal, Pal Lahara, +Ungul und Sambhalpur reich an Eisen sei. Das rohe einheimische +Metall wird dort zu einem Anna per Seer verkauft, was etwa acht +Pfennigen per halbes Kilogramm entspricht. Nach Dr. SHORTT ist +das in jenen Gegenden verwendete Erz ein roter Oker, mit 46% +metallischem Eisen; die Holzkohle stellt man aus Sal (_Shorea +robusta_) her. Der erhaltene Eisenklumpen wird nach dem Aufbrechen +des unteren Ofenteils (bei der Form) noch glühend mit eisernen +Zangen hervorgezogen und auf einem Ambos aus Stein (seltener aus +Eisen) ausgehämmert.[184] + +Eine höher entwickelte Eisenindustrie finden wir in Alwar in der +Radschputana, südwestlich von Dehli, wo jährlich über 500 Tons +gutes Eisen von den Eingeborenen dargestellt werden. Die Öfen +sind 1,10 m hoch und werden mit 13 Maunds (260 kg) Eisenerz und +elf Maunds (220 kg) Kohlen in abwechselnden Lagen beschickt. Zwei +von Kindern und Frauen bediente Blasebälge bilden das Gebläse. +Die Düse, durch welche die Luft zuströmt, ist von Thon und heißt +»Twyere«; ist sie bis auf 5 cm Länge abgeschmolzen, so ist +dieses ein Zeichen, daß das Eisen heruntergegangen ist und sich +als Klumpen (Schori) im Herde gesammelt hat. Man bricht nun den +unteren Teil des Ofens auf und der noch rotglühende »Schori« wird +mit Keilen in zwei Hälften von je 50-70 kg zerschlagen. Diese +zwei Hälften bringt man nun nochmals in einen Ofen, wo sie zur +Weißglühhitze gebracht und dann zu Stücken gehämmert werden.[185] + +Anschließend an den Eisendistrikt von Alwar ist jener von Firospur +südlich von Dehli zu erwähnen. Hier wird in Gruben von 1,70 m Tiefe +der Hämatit, Bura genannt, gewonnen. Das Erz wird mit Steinen +in kleine Stückchen zerschlagen und dann in den Naudri oder +Schmelzofen gebracht. Dieser ist rund, kegelförmig, 2,5 m hoch, +oben spitz, unten weit. Er wird mit 13 Maunds Erz und 12 Maunds +Holzkohle in Wechsellagen beschickt. Jeder Ofen hat zwei Paar +Blasebälge, welche 18 Stunden lang kontinuierlich in Thätigkeit +sind. Dann wird der Prozeß eingestellt und am Boden des Ofens +finden sich drei Maunds unreines Eisen. Dieses wird nun wiederholt +erhitzt und gehämmert bis 1-1/2 Maund reines Eisen (_loha pakka_) +das Endresultat sind. Zum wiederholten Erhitzen braucht man noch +fünf Maunds Holzkohle.[186] + +In Kamaon (Nordindien, am Fuße des Himalaya) benutzt man zur +Darstellung des Eisens einen niedrigen Herd von 56 cm Durchmesser +und lederne Schlauchblasebälge. SOWERBY, der diese Nachricht +giebt, meint, die Eisenindustrie sei hier unabhängig von Südindien +entstanden.[187] + +[Illustration: Fig. 22. Eisengewinnung in den Khasiabergen. Nach +HOOKER.] + +Wie die Gebirgsbewohner Assams sich noch durch Ursprünglichkeit +der Sitten und Gebräuche auszeichnen und bei ihnen noch +heute megalithische Male errichtet werden, so ist auch die +Eisendarstellung bei ihnen noch eine höchst primitive, wie aus +zwei vorliegenden Berichten hervorgeht. + +HOOKER hat über die Eisenschmelzen im Nonkreemthale der Khasiaberge +berichtet.[188] Danach ist das von den dortigen Ureinwohnern +verhüttete Erz Eisensand, der durch Auswaschen aus einem +Granitsande gewonnen wird. Das Erz muß sehr reichlich vorhanden +sein, da das Land überall von Waschgräben durchzogen ist und einige +große Teiche nur für diesen Zweck aufgestaut sind. Das Schmelzen +wird in sehr primitiv angelegten Holzkohlenfeuern vollführt, die +ihren Wind aus kolossalen, doppelt wirkenden Bälgen erhalten. +Diese letzteren werden von je zwei Personen getreten, wie es Fig. +22 veranschaulicht. Weder Öfen noch Flußmittel werden bei der +Reduktion angewendet. Das Feuer wird an der einen Seite eines +aufrecht stehenden Steines (ähnlich einem Grabstein) angezündet. +Durch diesen geht unten ein halbrundes Loch, in welches die Düse +mündet, welche durch ein gegabeltes Bambusrohr den Wind der beiden +Bälge empfängt, die HOOKER leider nicht näher schildert. Das Erz +wird zu zweifaustgroßen Metallstücken mit runzliger Oberfläche +verblasen. + +Dieselben Gebläse kommen bei einer zweiten abweichenden +Schmelzmethode zur Verwendung, die gleichfalls von den Khasias +angewendet, und von W. CRACROFT beschrieben wird.[189] »Man hat +große Rasenhütten gegen 7 m hoch und mit einem ringsum bis zur Erde +reichenden Strohdache. Das Innere von ovaler Form, 4,5 m und 6 m +den Durchmessern, ist in drei Abteilungen geteilt, deren mittlerer +der Schmelzraum ist. Zwei große Doppelbälge, deren Düsen abwärts +gehen, sind an der einen Seite dieser Abteilung aufgestellt; auf +denselben steht ein Mann, mit einem Fuß auf jedem, seinen Rücken +unterstützt durch zwei Bretter. In seiner linken Hand hält er einen +Stecken, welcher am Dach aufgehängt und mit zwei an den Bälgen +befestigten Stricken nach unten zu versehen ist. Die Bälge werden +sehr schnell durch eine schaukelnde Bewegung der Lenden und die +Gewalt des Beines bewegt. Die Düsen vereinigen sich zu einer Röhre, +welche unterhalb des Erdbodens von einer Art Windsammler zu dem +etwa 1 m davon angelegten Ofenherd läuft. Über dem Herde ist ein +mit Eisenbändern versehener Rauchfang von Pfeifenthon mit 56 cm +Durchmesser und etwa 1,70 m Höhe angebracht. Die untere Mündung +befindet sich an der von den Bälgen abliegenden Seite und die Esse +ist in entgegengesetzter Richtung geneigt, um die heiße Luft vom +Schmelzer ab und nach einer Öffnung im Dache zu führen. Rechts +von dem Gebläse und in gleicher Höhe mit dem obersten Teil des +Rauchfanges befindet sich ein Trog, welcher feuchte Holzkohle und +Eisensand enthält. Bei jeder Bewegung seines Körpers greift der +Arbeiter mit einem langen Löffel ein Stück Holzkohle und wirft es +samt dem anhängenden Eisensand durch die Esse des Ofens. Sobald +eine Masse geschmolzenen oder besser erweichten Eisens sich in dem +Herde gebildet hat, wird sie mit Zangen herausgeholt und mit einem +schweren hölzernen Schlägel auf einem großen als Amboß dienenden +Stein bearbeitet. Das Eisen wird dann in diesem Zustande in die +Ebenen hinabgesendet, teils zum Verkauf, teils zum Tausch.« + +Dieses sind die wesentlichen primitiven Methoden der Eisenerzeugung +bei den Hindu, den Drawida und assamesischen Bergvölkern in +Vorderindien. Das Produkt ist für den Bedarf genügend und wohl +geeignet zu allen heimischen Geräten und Waffen. Ohne alle +mechanische Hilfsmittel, von den Bälgen abgesehen, wird es, nach +BLACKWELL, dem Mineral Viewer für Bombay, billiger dargestellt, +als es in Europa mit all seinen Maschinen der Fall ist. Freilich +besteht das indische Eisen nur aus kleinen Stäben. + +~Eisendarstellung auf Ceylon.~ Eisenhaltige Erze sind auf Ceylon +vorhanden, nämlich rote und braune Eisensteine. Es wird jedoch +kein Bergbau darauf getrieben, sondern die Erze werden nach +Bedarf von der Oberfläche gesammelt und von Zeit zu Zeit auf sehr +einfache Weise ausgebracht. Doch hat diese einfache Eisenerzeugung +der Singalesen in der letzten Zeit sehr abgenommen, da das +englische eingeführte Eisen weit billiger zu stehen kommt, als das +einheimische. L. SCHMARDA hat die singalesische Eisengewinnung +in der Umgegend Radnapuras kennen gelernt und folgendermaßen +geschildert[190]: »Unter einem leichten Dache waren zwei Herde aus +Thon, ganz in der Form der hessischen Tiegel und auch nicht viel +größer. Durch eine Lehmwand waren sie von dem Gebläse, welches +höchst originell ist, getrennt. Ein hölzernes Gefäß ist mit einer +nassen Tierhaut, die in der Mitte ein Loch hat, zugebunden. Ein +dünner Baumstamm, ungefähr 5 cm dick, ist mit dem einen Ende an +einen Querbalken befestigt und hat an seinem freien Ende einen +Strick, welcher durch das Loch in die Haut geht und durch ein am +Ende befestigtes Stückchen Holz diese gespannt erhält. Für jeden +Herd sind zwei solcher Bälge nebeneinander, die nicht durch ein +Windrohr, sondern durch eine oben offene Rinne in den Grund des +Herdes münden. Die Blasebälge werden durch einen mit den Füßen +arbeitenden Mann in Bewegung gesetzt, indem er abwechselnd die +gespannte Haut niedertritt, wobei er mit seiner Fußsohle wie mit +einem Ventil die Öffnung des Balges schließt. Durch die allerdings +geringe Elastizität des dünnen Baumstammes, der aus der gebogenen +Lage in seine normale zurückzukehren strebt, wird die Haut wieder +in die gespannte Lage gebracht. Das Treten der Bälge geht rasch vor +sich und ist sehr anstrengend, daher sich die Arbeiter dabei alle +Viertelstunden ablösen. Die Zuschickung des Herdes war folgende: +Mit einer aus Palmblättern geflochtenen Schaufel werden glühende +Kohlen in den Grund des Herdes gebracht und mit einer Lage anderer +Kohlen bedeckt. Der übrige Raum wird durch eine Matte in zwei +Kammern geteilt; in die hintere werden Kohlen, in die vordere +die gerösteten Erze geschüttet; die Röstung derselben geschieht +im Freien durch Holzfeuer. Darauf wird nun angeblasen, indem der +Arbeiter bald den einen, bald den anderen Blasebalg niedertritt. +Die hintere Kammer wird mit kleinen Quantitäten Kohle fortwährend +gespeist und von Zeit zu Zeit mit einem Stück Holz durchstoßen, +um einen größeren Zug zu erzeugen. Am Ende der Feuerung, die 15 +singalesische Stunden à 20 Minuten dauert, wird die Schlacke +entfernt und das Eisen bleibt als großer Klumpen im Grunde des +Herdes zurück. Die auf einmal in einen Herd gebrachte Erzmasse +enthält 20-25 kg, die gewonnene Eisenmasse 10-12 kg. Die Erze mögen +also 50-60prozentig sein. Das Eisen ist weich und gut und hat alle +Eigenschaften des Stabeisens, daher können die Schmiede es auch +unmittelbar verarbeiten.« + +Der Prozeß, wie er hier geschildert wird, zeigt Ähnlichkeit mit +jenem in Orissa, namentlich ist die Art des Tretens der Blasebälge +und die Form der letzteren übereinstimmend mit dem durch BLANFORD +weiter oben beschriebenen. + +~Priorität des Kupfers oder Eisens in Indien.~ Weder die heute +heimische Kupfer- und Eisengewinnung, noch die Funde aus den +vorgeschichtlichen Grabstätten in Vorderindien geben uns sichere +Antwort auf die Frage nach der Priorität des Kupfers oder des +Eisens in diesem Lande. Die Altersbestimmung der verschiedenartigen +Gräber, sowie ihre ethnographische Zuteilung in einem Lande, +das so viele Völkerstürme gesehen hat, lassen viel zu wünschen +übrig. Es bleibt somit noch die Sprache übrig, an welche die Frage +nach der Priorität und dem Alter des einen oder anderen Metalles +gerichtet werden kann. Soviel wir jetzt sagen können, ist sie noch +das relativ sicherste Auskunftsmittel, wiewohl es immer etwas +mißliches hat, daß ein einziges Wort und seine Geschichte uns für +die Aufhellung einer wichtigen kulturgeschichtlichen Thatsache +genügen sollen, für eine Thatsache, zu deren Beurteilung sonst +eine ganze Reihe von Wissenschaften herangezogen werden muß. Und +wie schwankend das Ergebnis gerade in dem hier interessierenden +Falle sein kann, darüber möge uns das nachstehende belehren: »Will +man sich,« sagt O. SCHRADER, »durch ein praktisches Beispiel davon +überzeugen, wie überaus unsicher die nur auf Etymologien beruhenden +Schlüsse über die Kultur der Indogermanen zu sein pflegen, so +stelle man sich die Urteile zusammen, welche die namhaftesten +Sprachforscher, Männer wie PICTET, SCHLEICHER, M. MÜLLER, L. +GEIGER, HEHN, BENFEY und andere, über die Bekanntschaft oder +Nichtbekanntschaft der Indogermanen mit den Metallen ausgesprochen +haben. Man wird dann finden, daß in dieser Frage nur eins sicher +ist, daß nämlich das Vorhandensein keines Metalles für die Urzeit +sicher, d. h. von allen oder den meisten Gelehrten gebilligt ist. +Alle Metalle werden, eins wie das andere, für die Urzeit behauptet +und geleugnet, obgleich doch die sprachlichen Thatsachen dieselben +sind und obgleich wir es hier nicht mit Dilettanten, sondern mit +bewährten Meistern der Sprachforschung zu thun haben.«[191] + +MAX MÜLLER[192] ist dafür, daß in Indien das Kupfer resp. die +Bronze vor dem Eisen bekannt war. Im Sanskrit nämlich bedeutet +_ayas_, welches mit lateinisch _aes_ und gothisch _aiz_ dasselbe +Wort ist, ausschließlich Eisen. MÜLLER vermutet jedoch, daß auch +im Sanskrit _ayas_ ursprünglich Metall (= Kupfer) bedeutete und +daß diese Bedeutung von _ayas_ verändert und spezialisiert wurde, +als das Eisen an die Stelle des Kupfers trat. In Athara-Veda- und +Vajasaneyi-sanhita-Stellen wird ein Unterschied zwischen _syamam +ayas_, dunkelbraunem Metall, und _lohitam ayas_, glänzendem Metall, +gemacht, indem das erstere Kupfer, das letztere Eisen bedeutet. +Das Fleisch eines Tieres wird mit dem Kupfer, sein Blut mit dem +Eisen verglichen. »Dies zeigt, daß die ausschließliche Bedeutung +Eisen für _ayas_ erst später sich festsetzte und macht es mehr als +wahrscheinlich, daß die Hindu, wie die Römer und Deutschen, dem +Worte _ayas_ (_aes_ und _aiz_) ursprünglich die Bedeutung Metall +_par excellence_, d. i. Kupfer, beilegten.«[193] + +So läßt sich also Eisen in Vorderindien gegen den Ausgang +der vedischen Periode mit Sicherheit nachweisen, dann aber +ist auch sein weitgehender Gebrauch durch die litterarischen +Quellen bestätigt. Es wird in den Vedas häufig und wie ein ganz +gewöhnlicher Gegenstand erwähnt und es scheint auch, daß die Inder +zuerst den Stahl darzustellen verstanden. Der Name des sehr frühe +bekannten Stahles Wutz (Wootz) ist aus dem Sanskrit _vadschra_, +Diamant und Donnerkeil, entstanden.[194] Bekannt ist, daß PORUS dem +ALEXANDER 15 kg Stahl, als das beste Geschenk, das er zu bieten +vermochte, übergab.[195] Wir lesen in den Vedas von Panzern aus +Eisenstahl, von glänzenden Lanzen und Helmen, von Schwertern und +Speeren, von Pfeilen mit Stahlspitzen, kurz wir sehen hier das +Eisen vor 3000 Jahren in verschiedenen Formen allgemein angewendet. +Neben der Erzeugung im eigenen Lande läßt sich auch in den ältesten +Zeiten Import und Export von Eisen in Indien nachweisen. Mit den +nördlichen Ländern stand Indien frühzeitig in regem Verkehr. Auf +dem Wege über Khotan erhielten die Inder aus dem oberen Gebiete +des Jaxartes und aus Baktrien Seide und seidene Zeuge, Gold, +Edelsteine, Pferde, Esel, Felle und Eisenwaren, trotzdem sie nicht +nur selbst vortreffliches Eisen besaßen, sondern frühe die Kunst, +es zu verarbeiten, ausgebildet hatten. Von Khotan berichten die +Chinesen, daß seine Bewohner es verstanden, das Eisen zu gießen; +ein Schreibzeug aus blauem Eisen wurde von einem Beherrscher des +Landes einem ihrer Kaiser zugesandt.[196] Auch im Mahabharata, +in dem aber Eisen selten erwähnt wird, ist die Rede von eisernen +Pfeilen (_naraka_), die aus den östlichen Ländern nach Indien +importiert wurden.[197] Vom Export vortrefflicher eiserner +Schwerter nach den westlichen Ländern hören wir beim Ktesias +(400 v. Chr.); in seiner bekannten Weise berichtet er, daß jene +Schwerter, in die Erde gepflanzt, Gewölk, Hagel und Blitzstrahlen +abwendeten und daß das Eisen dazu aus einem tiefen Brunnen +geschöpft werde, der sich jedes Jahr mit flüssigem Golde füllte etc. + +~Eisenbenutzung auf den Andamanen.~ Im Anhange zu Indien möge +hier der Behandlungsweise des Eisens auf den Andamaneninseln im +bengalischen Busen gedacht werden. Irgendwelche metallurgische +Kenntnisse besitzen die Eingeborenen, die sogenannten Mincopies, +welche man mit den Negritos zusammengestellt hat, nicht. Noch +in der Mitte unseres Jahrhunderts verharrten sie völlig im +Steinzeitalter und bedienten sich zur Herstellung ihrer Messer und +sonstiger Geräte des Quarzes. Ihr Eisen haben sie zunächst durch +Schiffbrüche und dann mit Gründung der englischen Strafkolonie +(1784) erhalten, doch wurde es kaum benutzt und Quarzinstrumente +blieben bis auf unsere Tage im Gebrauch. Auch jetzt verstehen die +Eingeborenen noch nicht, es zu schmieden, sondern sie behandeln +dasselbe ganz wie den Stein, d. h. sie hämmern es mit Steinen zu +Pfeilspitzen und schleifen es zu Messern.[198] + + +Fußnoten: + +[174] Revue d'Anthropologie. 1880. 299. + +[175] Journ. Ethnol. Soc. New Series. I. 160 und 178 nach Transact. +Literary Soc. of Bombay. 1820. vol. III. + +[176] A. a. O. I. 160. + +[177] A. a. O. I. 170. + +[178] Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 198 (1869). + +[179] »_The goose_,« sagt PEARSE, »_was sacred to the early +Buddhists of India; but it is not therefore necessary to be +inferred that this barrow was erected over Buddhists. The contra +argument is just as probable, viz. that when Buddhism arose in +India the goose was then venerated._« + +[180] On the excavation of a large raised Stone Circle near +Wurreegaon. Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 207-217. + +[181] FORBES WATSON, A classified and descriptive catalogue of the +Indian Departement (London 1862) No. 16-123. + +[182] Die Metallurgie. Deutsch von KNAPP und WEDDING. II. 490 ff. + +[183] Bei PERCY a. a. O. II. 493. + +[184] FORBES WATSON a. a. O. 5 unter No. 96. + +[185] POWLETT, Gazetteer of Ulwur. London 1878. 81. + +[186] POWELL, Economic Products of the Punjab. Roorkee 1868. I. 2. + +[187] The Annals of Indian Administration. Serampore 1860. IV. 69. + +[188] Himalayan Journals. London 1854. II. 310. Citiert bei PERCY +a. a. O. II. 501. + +[189] Smelting of iron in the Kasya-Hills. Journal of the Asiatic +Soc. of Bengal. 1832. I. 150. Citiert bei PERCY a. a. O. II. 502. + +[190] LUDWIG K. SCHMARDA's Reise um die Erde. Braunschweig 1861. +421 bis 424. + +[191] O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte. 208. + +[192] Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Leipzig 1866. +I. 220. + +[193] Vergl. auch O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte. +266, nach welchem Kupfer, nach den sprachlichen Beweisen zu +schließen, bereits in der proethnischen Epoche der gesamten +europäisch-asiatischen Menschheit bekannt war. + +[194] LASSEN, Indische Altertumskunde. I. 238. + +[195] Stahlfabrikation wird in Indien auch jetzt noch vielfach +erwähnt, selbst auf Ceylon, bei Ballangodde in der Gegend von +Radnapura wird Gußstahl, in kurze Thonröhren gegossen, dargestellt +(SCHMARDA's Reise um die Erde. I. 424). Wie dieser und andere +Stahlsorten indessen genauer beschaffen sind, ist bei dem jetzt +nach seinen Grenzen hin flüssig gewordenen Begriffe des Stahl, +nicht näher zu sagen. Erwähnenswert ist noch folgendes Urteil +POWELL's (Economic products of the Punjab. Roorkee 1868. I. 1): +»_Nowhere within British Territory_ (Indiens) _is indigenous steel +procurable, at all events such steel as would be of any use in the +finer classes of manufacture. The cutlery of Nizambad and Gujrat is +exclusively manufactured with imported steel, while the interior +kinds are not steel at all, but merely polished iron._« + +[196] LASSEN II. 566. 567. RITTER, Asien. V. 645. 737. 746. + +[197] LASSEN II. 550. + +[198] LANE FOX in Journ. Anthropol. Institut. VII. 443. -- A. DE +ROEPSTORFF in Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin. 1879. 11. + + + + +Die Zigeuner als Metallarbeiter. + + +Es ist als ob wir das Seitenstück zu den Schmieden Afrikas kennen +lernten, wenn wir die Beschreibungen der Schmiede Indiens lesen; +beide stehen auf derselben primitiven Stufe. SONNERAT schreibt: +»Der (indische) Schmied führt sein Werkzeug, seine Schmiede und +seine Esse stets mit sich und arbeitet überall, wo man ihn brauchen +will. Die Schmiede richtet er vor dem Hause desjenigen auf, der +ihn berufen hat. Aus zerriebener Erde führt er eine kleine Mauer +auf, vor der er seinen Herd anlegt: hinter dieser Mauer sind zwei +lederne Blasebälge angebracht, die sein Lehrbursche wechselweise +drückt und damit das Feuer anbläßt. Statt des Amboßes nimmt er +einen Stein und sein ganzes Werkzeug besteht in einer Zange, einem +Hammer, einem Schlägel und einer Feile.«[199] + +Und so wie diese indischen Schmiede, so sind ihre Abkömmlinge, +wenn man so sagen darf, unsere Zigeuner noch heute; sie ragen mit +der Art und Weise ihres Schmiedebetriebes als ein Überlebsel in +unsere Zeit herein, merkwürdig konservativ, unverändert durch die +umgebende Kultur und unbeleckt davon. Überall in Europa betreibt +der Zigeunerschmied noch heute ~sitzend~ sein Gewerbe[200], das +Handwerkszeug ist bei allen das nämliche, höchst einfache, doch +sind oft schon an die Stelle der Lederschläuche zwei europäische +alternierend benutzte Handblasebälge getreten. »Unter allen +Nahrungsarten der Zigeuner,« sagt GRELLMANN, »ist Schlosser- +und Schmiedearbeit die gemeinste, so daß man ein ungarisches +Sprichwort hat: soviel Zigeuner, soviel Schmiede, und bereits in +einer Urkunde des ungarischen Königs Ladislaus vom Jahre 1496 +werden Zigeunerschmiede erwähnt. Große, schwere Dinge schmieden sie +nicht, sondern nur Kleinigkeiten: Hufeisen, Ringe, Maultrommeln, +Nägel, Messer.« Nirgends schmelzen die Zigeuner das Eisen aus, +sondern sie verarbeiten nur altes, bereits vorhandenes. »Ihr Amboß +ist ein Stein und was sie weiter gebrauchen, besteht in ein Paar +Handbälgen, einer Zange, einem Hammer, Schraubstock und einer +Feile.« Kohlen brennen sie selbst in kleinen Meilern. »Er schmiedet +nicht stehend, sondern sitzt dabei mit übereinandergeschlagenen +Beinen auf der Erde; und das darum, weil sowohl die Einrichtung +seiner Werkstatt, als seine Gewohnheit diese Stellung erfordert. +Sein Weib sitzt ihm zur Seite und bewegt die Blasebälge.«[201] + +Die Zigeuner außereuropäischer Länder sind gleichfalls Schmiede +in der angegebenen Weise; so z. B. die persischen (Kauli oder +Karatschi genannt), welche außer dem Schmiedehandwerk und +der Verfertigung schöner Ketten sich auf das Verzieren der +Gerätschaften verstehen.[202] + +Auch Schmelzöfen verstehen die europäischen Zigeuner in höchst +ursprünglicher Weise herzustellen, wenigstens ist dieses von +SIMSON[203] für die schottischen Zigeuner in Tweeddale und +Clydesdale dargethan worden. Die Art, wie sie Eisen zu Pflugscharen +und Bügeleisen aus solchen Öfen gießen, ist höchst einfach. +Der Stamm wählt sich einen geschützten Ort, wo er aus Steinen, +Rasenstücken und Thon einen runden Ofen von 80 cm Höhe und 40 cm +Durchmesser herstellt, der auf der Außenseite bis oben hin +sorgfältig mit einem Mörtel aus Thon verkleidet wird. Am Boden wird +die Erde im Ofen etwas ausgehöhlt, um ihm größere Tiefe zu geben; +dann wird er mit Kohlen oder verkohltem Torfe gefüllt und das +Eisen, welches umgeschmolzen werden soll, in kleinen Stücken oben +aufgegeben. Unten ist eine Öffnung gelassen, groß genug, um einen +auf der Innenseite mit Thon ausgeschlagenen eisernen Schöpflöffel +einzuführen. Durch eine andere kleine, wenig über dem Boden +angelegte Öffnung wird die nötige Luft mit einem großen, von einem +Weibe bedienten Handblasebalg gegeben. Schmilzt das Eisen nieder, +so wird es unten in dem Schöpflöffel aufgefangen und in die bereit +gehaltenen Sandformen gegossen. SIMSON sagt ausdrücklich, daß mit +Eisen (_iron_) beschickt wird, doch ließe sich aus leichtflüssigen +Erzen gerade so gut auf solche Weise das Metall herstellen, wenn +auch nicht zum Gießen. Ob der Prozeß ein ursprünglicher bei diesen +Zigeunern oder nur ein abgelernter ist, kann nicht mehr entschieden +werden; wohl letzteres. + +Eisenschmiede, Wahrsager und Musikanten sind die Zigeuner +überall; mit dem Kupfer befaßt sich aber nur eine bestimmte +Gruppe derselben in Südosteuropa, es sind dieses die (rumänisch) +Calderari genannten, also Keßler, welche von der Türkei und unteren +Donau durch Siebenbürgen und Ungarn bis zu den Karpaten und nach +Böhmen kommen. Auch das Verzinnen verstehen sie und die damit +Beschäftigten nennt man in Rumänien Spoïtori, ein Wort, dem wohl +das deutsche »Spiauter« zu Grunde liegt. Daß sie Goldwäscher (in +Siebenbürgen, der Walachei) und auch Goldschmiede sind, ist bekannt. + +Von einer Gruppe kleinasiatischer Zigeuner, den Malkotsch, sagt +PASPATI[204], daß sie meistens Christen seien und sowohl in Eisen +als in Bronze zu arbeiten verständen. P. BATAILLARD, einer der +größten Kenner der Zigeuner, hat diese Notiz aufgegriffen und, +unterstützt von einigen Scheingründen, sie weiter dahin ausgebaut, +daß die Zigeuner dasjenige Volk waren, welches in Europa die Bronze +einführte. Indien allein habe Kupfer und Zinn gemeinsam, dort wäre +die Bronze entdeckt und von zigeunerischen _Commis voyageurs_ über +Europa verbreitet worden. Um diese Ansicht durchführen zu können, +läßt BATAILLARD die Zigeuner seit Urzeiten in Europa auftreten; +für ihn ist es keinem Zweifel unterworfen, daß sie die Sigynen des +Herodot sind etc.[205] + +Andere Gründe -- als etwa noch die Kleinheit der Zigeunerhände +und die auf kleine Hände deutenden Griffe der Bronzeschwerter -- +weiß BATAILLARD nicht beizubringen und er muß ebenso wie jene +auf Abwege geraten, welche die Bronze, wie die Metalltechnik +überhaupt, aus einer einzigen Quelle abzuleiten und mit Hilfe +von Wandervölkern über den Globus verbreiten wollen, statt einen +gesunden Polygenismus auch auf diesem Gebiete anzunehmen. Ob etwa +unsere Bronzen in ihrem Stil mit indischen übereinstimmen, an eine +so untergeordnete Frage hat der sonst hochverdiente Forscher nicht +gedacht und seine Hypothese dürfte wohl kaum zu erwähnen gewesen +sein, wenn nicht im Verfolge derselben die interessante Thatsache +zu Tage getreten wäre, daß es auch noch in Europa Zigeuner giebt, +die in Bronze arbeiten. + +Wir verdanken diese Entdeckung dem verdienten polnischen +Anthropologen J. KOPERNICKI, welcher zigeunerische Gelbgießer im +südöstlichen Galizien an der Grenze der Bukowina auffand und ihre +Technik studierte.[206] Man nennt sie Zlotari (Plural von Zlotar, +vom slavischen _zloto_, Gold), Goldarbeiter, oder Dzvonkari (von +_dzvon_, Glocke), Glockengießer, weil sie Glocken von verschiedener +Größe für das Weidevieh gießen. Ferner stellen sie aus Bronze oder +Messing die Beile her, welche von den Ruthenen an ihren Stöcken +getragen werden, Buckeln für Gürtel, Agraffen, kleine Kreuze, +mit denen Bauermädchen am Halse sich schmücken, nadelförmige +Pfeifenräumer u. dgl. Waffen fabrizieren sie nicht, ja es fehlen in +ihrer Sprache die Namen dafür. Die Hauptsitze der zigeunerischen +Gelbgießer sind Hlinnitza am rechten Ufer des Pruth und Sadogora +bei Czernowitz. Im ersteren Orte hat KOPERNICKI sie besucht und sie +bei der Arbeit gesehen. + +[Illustration: Fig. 23. Blasebalg der Zlotars. Nach KOPERNICKI.] + +Zur Fabrikation benutzen sie, wie erwähnt, Bronze (_tscharkom_) +und Messing (_galbeni tscharkom_), sowie Packfong. Die Bronze +wird ausschließlich zu den Glocken verwendet. In ihrer Sprache +besitzen sie Ausdrücke für schmelzen (_te bilbel_ oder _te +bilarel_) und gießen (_te sorel_); benutzt wird altes Messing, +das sie umschmelzen und dem sie nach Bedarf Kupfer (_tscharkom_) +oder Zinn (_artschitsch_) zusetzen; Zink (_sperton_, Lehnwort) +wird wenig benutzt, dagegen ist Borax (_poroska_, also Lehnwort) +ihnen unentbehrlich. Alle diese Materialien kaufen sie in kleinen +Städten. Ihre Geräte und Werkzeuge bestehen in Graphittiegeln +(_kutschi_) und Blasebälgen (_pischod_), welche letztere nach der +Beschreibung und Abbildung (Fig. 23), die KOPERNICKI giebt, eine +durchaus altertümliche und mit der indischen übereinstimmende +Form haben. Dieser Blasebalg dient zugleich, wenn die Zlotari +ihr Gewerbe an einem anderen Orte ausüben wollen, als Reisesack. +»Dieser Sack,« berichtet KOPERNICKI, »besteht aus einem einzigen +Stücke: man zieht ein Kalb oder einen Hammel ab, indem man einen +Rundschnitt um den Körper gerade hinter den Achseln macht.[207] +Ohne die Haut zu verletzen, zieht man das Fell bis zu den Knieen +und soweit als möglich bis zum Schwanze ab. Nachdem dies Fell +so gut es angeht, gegerbt worden, um es geschmeidig zu machen, +verschließt man hermetisch die beiden Öffnungen am Eingange +der Beine, welche nun zwei seitliche Anhängsel (~cc~) bilden, +setzt eine Röhre an der Stelle des Schwanzes ein und bringt zwei +Stäbe (~bb~) am Eingange des Sackes an -- und der Blasebalg ist +fertig.« Die absolute Übereinstimmung dieses Blasebalges mit +verschiedenen in Afrika und Indien benutzten liegt auf der Hand; +er ist uraltes Besitztum dieser Zigeuner und, wie ich glaube, fast +das einzige bei dem Prozesse der Zlotari gebrauchte ursprüngliche +Stück. Was aber dann KOPERNICKI uns über das Formen und Gießen +berichtet, stimmt zugleich mit den in allen europäischen Gießereien +beobachteten Methoden überein; namentlich tragen die sogenannten +Gußkästen durchaus den Charakter wie in unseren Fabriken und +die dargestellten Glocken und Christusbilder etc. zeigen ganz +offenbar entlehnte Gestaltung. Hier ist nichts ursprünglich +zigeunerisches[208]; echt dagegen ist wieder, daß der Zlotar +sitzend arbeitet, wie dieses schon von den Zigeunerschmieden +hervorgehoben wurde. + +Es ist wohl zu beachten, daß die (deutschen) Zigeuner die Metalle +vom Standpunkte des Eisens aus benennen. Eisen, _saster_, ist aus +dem Sanskrit _çastra_, einer späten Bezeichnung für dieses Metall, +entstanden; Kupfer ist ihnen _lolo saster_, rotes, und Messing +_dscheldo saster_, gelbes Eisen. Danach wäre ihnen das Eisen am +frühesten und ursprünglich bekannt gewesen. Kupfer und Messing +haben sie wohl erst in Europa kennen gelernt. + + +Fußnoten: + +[199] SONNERAT, Reise nach Ostindien, citiert bei GRELLMANN, Die +Zigeuner. Göttingen 1787. 323. + +[200] Siehe die Abbildungen bosnischer Zigeunerschmiede Tour du +Monde 1870. I. 284 und kaukasischer daselbst 1868. I. 189. + +[201] GRELLMANN a. a. O. 80-84. + +[202] POLAK, Persien. I. 33. + +[203] History of the Gipsies. London 1865. 234. + +[204] Les Tschinghianés de l'empire ottoman. 346. + +[205] BATAILLARD, Sur les origines des Bohémiens und Les Tsiganes +de l'âge du bronze. Bullet. soc. d'Anthropol. 1875. 546 und 563. + +[206] KOPERNICKI's ausführlicher Bericht ist mitgeteilt und mit +Bemerkungen versehen von BATAILLARD unter dem Titel Les Zlotars, +dits aussi Dzvonkars in Mém. soc. d'Anthropol. Deuxième serie. I. +499-566 und Tafel 17. + +[207] Wie unser deutsches Wort »Balg« in Blasebalg bezeugt, sind +diese Instrumente bei uns auch ursprünglich nichts anderes gewesen +als die abgezogenen Tierhäute. Und so ist es auch im Russischen, wo +auch das Wort für Haut (_mjech_) dieses Gerät bezeichnet. + +[208] KOPERNICKI führt die einfachen, wertvollen Thatsachen an. -- +Die unhaltbare Hypothese von der Einführung der Bronze in Europa +durch die Zigeuner ist lediglich BATAILLARD's Eigentum. + + + + +Die Metallurgie der Malayen. + + +~Malayische Eisenbereitung.~ Die Malayen und ihnen nahe stehende +Völker sind seit sehr alter Zeit mit der Eisenschmelzung vertraut +gewesen, wie sie denn überhaupt vortreffliche Metallarbeiter sind. +Einheimischen, malayischen Ursprunges, sind die Bezeichnungen für +Gold, Eisen und Zinn in den verschiedenen Idiomen dieser Rasse, so +daß man annehmen kann, die Darstellung dieser Metalle entstamme +ursprünglich heimischer Kenntnis. Silber, Bronze und Kupfer dagegen +werden mit Sanskritnamen auf den ostasiatischen Inseln bezeichnet, +was auf Einführung dieser beiden Metalle aus Indien deutet. Doch +giebt es auf Sumatra eine heimische Bezeichnung für Kupfer, nicht +aber auf den übrigen Eilanden.[209] Die Einführung jener Metalle +aber darf in die Zeit gesetzt werden, als von Indien aus der +Brahmanismus nach Java vordrang und dort seine riesigen Tempel +errichtete, in deren Ruinen man wohl Götzenbilder, Opferschalen +etc. aus Bronze, aber keinerlei schneidende Werkzeuge und Geräte +aus dieser Legierung fand, weil letztere wohl bereits aus dem +heimischen Eisen von den Eingeborenen verfertigt worden waren. +Alles deutet darauf hin, daß Eisen früher als Bronze im malayischen +Archipel bekannt und gebraucht wurde. + +Bei den verschiedenen malayischen Völkern, zumal den Javanen, gilt +das Handwerk eines Schmiedes als ein höchst ehrenvolles; in der +alten Geschichte werden die Schmiede als hoch im Ansehen stehend +und reich mit Ländereien belohnt erwähnt. So schon im elften +Jahrhundert, zur Zeit des Reiches Pajajaran, nach dessen Verfalle +800 Schmiedefamilien sich in das Reich Majapahit wandten. Nach +dessen Zerstörung im 15. Jahrhundert zerstreuten sich die Schmiede +über ganz Java, wo sie heute unter dem Namen _pandi_ bekannt sind. +Die charakteristischen malayischen Gebläse, welche wir gleich näher +schildern werden, waren in jener Zeit schon im Gebrauche, wie die +Steinskulpturen in den alten Ruinen von Suku beweisen, auf denen +die Gebläse dargestellt sind.[210] Für das hohe Ansehen, in welchem +die Schmiede standen, spricht das Wort _pandi_, welches zugleich +den kundigen und gelehrten Mann bedeutet, entstanden wohl durch +die Wertschätzung, welche man dem Eisen beilegte, als es noch neu +war. Diese Schätzung hat sich lange erhalten, da bis in unsere Tage +das Eisen vielfach Geld und Wertmesser in den malayischen Ländern +blieb. In Bruni (Borneo) liefen in der Mitte unseres Jahrhunderts +neben Shirtingstreifen noch zolllange Eisenstückchen (englischen +Ursprunges) um, die jetzt aber durch englische und chinesische +Kupfermünzen ersetzt sind.[211] + +In der malayischen und javanischen Sprache stimmen die Wörter für +Eisen, Amboß, Hammer, Zange, Feile, Meißel, Messer, Dolch, Schwert +überein; dieselben sind auch bei den Dajaks von Borneo gebräuchlich +und vereinzelt bis zu den Philippinen mit der malayischen Invasion +vorgedrungen.[212] Alle Mythen und Traditionen der malayischen +Völker deuten auf die Halbinsel Malakka und die Insel Sumatra +als Ausgangspunkt ihrer Rasse und da nun Sumatra sehr reich an +Eisen ist und alte Eisenschmelzen dort wiederholt, so in der +Nähe des Merapi, gefunden worden sind, auch die Eisenindustrie +dort eine alt bodenständige ist, so kann man annehmen, daß von +hier aus dieselbe sich über die Inselwelt verbreitete und zwar +bis Neuguinea im Osten, bis zu den Philippinen im Norden und +Madagaskar im Westen.[213] Es giebt für den Zusammenhang und den +gemeinschaftlichen Ursprung der Eisenindustrie innerhalb des eben +bezeichneten Raumes ein untrügliches Kennzeichen, nämlich die Art +der eigentümlichen angewandten Gebläse, welche eine Doppelpumpe +mit Stempeln darstellen, die entweder aus zwei Bambusröhren oder +zwei ausgehöhlten Baumstämmen besteht und die wir überall in den +nachfolgenden Einzelschilderungen wiedertreffen werden. + +Die Eingeborenen Sumatras bedienen sich bei ihren Schmiedearbeiten +des Holzkohlenfeuers. Die Gebläse schildert MARSDEN[214] +folgendermaßen: »Zwei Bambus, etwa 10 cm im Durchmesser und 1,5 m +lang, stehen senkrecht neben dem Feuer und sind oben offen, unten +aber verstopft. Ungefähr 3-5 cm vom Boden wird in jedes ein kleines +Stück Bambus eingesetzt, welches auf das Feuer zugeht und die +Stelle der Nase vertritt. Um einen Luftstrom zu bekommen, werden +Bündel von Federn oder anderen weichen Körpern an langen Stielen +in den senkrechten Röhren auf- und niedergestoßen, wie der Stempel +in einer Pumpe. Wenn sie niederwärts gestoßen werden, so treiben +sie die Luft durch die kleinen horizontalen Röhren und da jede +derselben wechselweise auf- und niedergestoßen wird, so wird ein +beständiger Wind erhalten. Es wird dies gemeiniglich von einem +Knaben verrichtet, welcher auf einem erhöhten Gestell steht.« + +Völlig gleich diesen Gebläsen, oder nur in kleinen Einzelheiten +abweichend, sind jene, welche von den Dajaks, den Eingeborenen +Borneos, benutzt werden und deren auf die einfachste Weise +hergestelltes stahlartiges Eisen _is preferred to that of European +make_.[215] Während in Sawarak der Stamm der Kayan als der +erfahrenste im Eisenschmelzen gilt, haben diesen Ruf im Südosten +die Bewohner des Distrikts Dusun Ulu, welche nach SCHWANER's +Bericht Thoneisensteine der Braunkohlenformation verhütten. Die +cylindrischen Schmelzöfen werden über einem Holzkern in einer +Form aus Rinde von Thon gestampft; sie sind 90 cm hoch und rings +von Bambusstreifen zusammengehalten. Das Innere ist gleichmäßig +cylindrisch, der Herd aber rechteckig, 40 cm breit, 60 cm lang und +20 cm tief. + +Jeder Ofen hat ein oder mehrere Öffnungen mit Thonformen für den +Wind und eine für den Schlackenabfluß. Der Wind wird vom Boden +des Cylinders durch Bambusröhren zu den Formen geführt. Die Art, +wie der Gebläsestempel in Bewegung gesetzt wird, ist aus der +Abbildung Fig. 24 ersichtlich. Das Erz wird vor dem Aufgeben mit +Holz geröstet, in kleine Stücken zerschlagen, mit der zehnfachen +Menge Holzkohlen gemischt und so in den bereits zu zwei Dritteln +mit Holzkohlen gefüllten Ofen gebracht. Das Gebläse wird dann mit +40 Hüben pro Minute angelassen. Die Schlacken sticht man von 20 zu +20 Minuten ab und unterbricht währenddem den Wind. Gegen Ende der +Operation steigert man den Wind. Es resultiert schließlich eine +Eisenluppe von 45 kg. Dieselbe wird am Boden des Ofen vermittels +hölzerner Zangen herausgeholt und mit hölzernen Schlägeln +bearbeitet. An einem solchen Stück arbeiten vier Mann einen Tag +lang. Sein Handelswert ist 3-1/2 Mark.[216] + +[Illustration: Fig. 24. Eisenschmelze der Dajaks. Nach TEMMINCK.] + +Daß auch auf den Philippinen, die von den Malayen besiedelt +wurden, durch dieses Volk die Eisenschmelzung eingeführt wurde -- +während die eingeborenen Negritos nicht zur Metallindustrie sich +aufschwangen -- geht aus der Schilderung des alten DAMPIER[217] +hervor, dem sofort die eigentümlichen Gebläse auffielen. »_Their +bellows are much different from ours. They are made of a wooden +cylinder, the trunk of a tree, about three feet long, bored +hollow like a pump, and set upright on the ground, on which the +fire itself is made. Near the lower end there is a small hole, +in the side of the trunk next the fire, made to receive a pipe, +through which the wind is driven to the fire by a great bunch of +fine feathers, fastened to one end of the stick, which, closing +up the inside of the cylinder, drives the air out of the cylinder +through the pipe. Two of these trunks or cylinders are placed so +nigh together, that a man standing between them may work them +both alternately, one with each hand._« Als Amboß dient ihnen ein +harter Stein, das Feuer wird mit Holzkohlen genährt; mit ihren +einfachen Instrumenten arbeiten sie aber, wie DAMPIER sagt, »_to +admiration_«. Sägen waren unbekannt und Bretter wurden durch +Behauen mit der Axt hergestellt. + +Eine sinnreiche Abänderung, um beide Stempel durch eine Person +bewegen zu können, findet sich an den Luftpumpen, die von den +Schmieden in Rangun (Pegu) benutzt werden, wie an einem von +Dr. RIEBECK (Nr. 3709 seiner Sammlung) mitgebrachten Exemplare +ersichtlich (Fig. 25). Die Stempelstangen _aa_ sind durch einen +als Doppelhebel wirkenden, mit einfacher Schnitzerei verzierten +Querbalken _bb_ verbunden, der durch ein bei _c_ in der Mitte +angebrachtes Querholz mit einer hinter dem Gebläse stehenden festen +Wand verbunden ist. Durch Auf- und Abziehen der Stange _d_ wird die +alternierende Bewegung der Stempel bewirkt. + +[Illustration: Fig. 25. Malayisches Gebläse. Sammlung RIEBECK.] + +Wenden wir uns noch weiter nach Norden, so treffen wir auf die +Igorroten im Innern der Insel Luzon, welche gleichfalls das Eisen +nach der allgemeinen malayischen Art darstellen, wie aus den +Schilderungen von Dr. HANS MEYER[218] hervorgeht. + +»Im ganzen Distrikt hat Bugias einen Ruf wegen seiner +Eisenschmiede. Aber die Leute, die ihre Kunst als Geheimnis +bewahren, sind bisher noch von keinem Reisenden zu bewegen gewesen, +einen Einblick in ihr Schmiedehandwerk zu gestatten. Mir gelang es +nach vielem Zureden und Versprechen. Sie führten uns nach einem +Hügel abseits der Rancheria, wo unter einem Schilfdache Schmiede +bei der Arbeit waren. Nebeneinander in den Boden gerammt stehen +zwei etwa 1 m hohe ausgehöhlte Baumstämme, in die unten unmittelbar +über dem Erdboden je ein Loch gebohrt ist, groß genug, daß zwei +Bambusrohre hineingefügt werden können, die ihrerseits nach einem +ebenfalls auf der Erde liegenden Thonrohre konvergieren und durch +dieses das nötige Gebläse dem Kohlenfeuer zuführen, das vor der +anderen Öffnung des Thonrohres brennt. Das Gebläse wird durch zwei +Holzscheiben hervorgebracht, die, des dichteren Schlusses wegen, +mit Federn gefüttert in die beiden Baumstämme eingelassen sind und +an zwei Stäben als Handhaben von einem Igorroten abwechselnd auf +und ab bewegt werden, wie die Stempel zweier Dampfcylinder. Das +Gußeisen (soll wohl heißen das rohe Frischeisen?), das sie oben in +den Bergen angeblich durch denselben Mechanismus aus dem dortigen +Erz gewinnen, verwandeln sie hier durch nichts als aufeinander +folgendes Glühen, Schmieden und Kühlen in Schmiedeeisen, und dies +verarbeiten sie durch Schmieden auf Quarzsteinblöcken mit Hämmern +aus Basalt oder Quarz zu Waffen und Geräten. Die Schmiede sind +das erste mir bisher vorkommende Beispiel einer eigentlichen +Handwerkerklasse unter den Igorroten.« + +Haben wir hier die malayische Art der Eisengewinnung und +Verarbeitung bis zu ihrer nördlichsten Grenze verfolgt, so finden +wir die östlichste Ausdehnung derselben in Neuguinea und zwar im +westlichsten Teile dieser großen Insel bei Doreh. Die Gebläse sind +dort identisch mit den schon geschilderten und von den Malayen +auf ihren Raubzügen nach dem westlichen Neuguinea eingeführt, +worauf auch die Sitte der Schmiede von Doreh deutet, daß sie kein +Schweinefleisch essen, was sie von den Mohamedanern annahmen. »Ihre +Schmiedekunst ist aber nicht groß und besteht hauptsächlich darin, +daß sie von eisernen Stangen Hackemesser arbeiten. Auch verstehen +sie das Eisen mit Stahl zu vermischen.«[219] Danach scheint es, +als ob sie bloß Schmiede sind, nicht aber das Metall aus den Erzen +ausbringen. + +Von besonderem Interesse ist es, daß die Verbreitung der malayischen +Art der Eisengewinnung bis auf die Afrika vorgelagerte Insel +Madagaskar nachgewiesen werden kann. Sprache und Körperbeschaffenheit +der Bewohner Madagaskars deuten auf malayische Abkunft hin; aber +das Eisen heißt in der Howasprache _vi_, in den malayischen Idiomen +_besi_ -- dadurch würden wir also keine Aufklärung erhalten, wenn +nicht wieder die höchst eigentümlichen Gebläse uns durch ihre Form +belehrten, daß sie malayischen Ursprunges wären, während sie von den +afrikanischen Schlauchblasebälgen durchaus verschieden sind. Aus +diesem Vorkommen der Gebläsepumpe läßt sich aber schließen, daß die +Besiedelung Madagaskars erst stattfand, als schon das Eisengewerbe +auf den Sundainseln bekannt war. Die Gebläse sind uns hier ein +sicherer Führer als die Sprache. + +Über die Einzelheiten belehrt uns ELLIS. Eisen von vorzüglicher +Beschaffenheit kommt in den Centralprovinzen rings um die +Hauptstadt vor, wo es nahe an der Oberfläche gefunden wird. Das +Ambohimiangavorgebirge ist so reich daran, daß es geradezu das +»Eisengebirge« heißt. Man hat dort selten mehr als 1/2 m tief zu +graben, um auf Eisen zu stoßen. + +Die Schmelzöfen der Eingeborenen (Fig. 26), welche sehr roh und +primitiv gearbeitet sind, liegen stets in der Nähe eines Stromes. +Das gesammelte Erz wird in kleine Stückchen geschlagen und dann +durch Waschen von Erde gereinigt. Die Öfen werden 60-80 cm tief in +den Boden gegraben und die Seiten mit Steinen ausgelegt, die dann +mit Thon überschlagen werden. Auf den Boden wird alsdann Brennstoff +gelegt und darüber Erz mit Holzkohle in Wechselschichten. Das Ganze +wird oben mit einer dicken Thonlage geschlossen(?). Das Gebläse +wird mit zwei Paar Stempeln betrieben, die in hölzernen Cylindern +gehen, gewöhnlich sind letztere ausgehöhlte Baumstämme. Vom Boden +dieser Cylinder erstrecken sich Röhren aus Bambus oder aus alten +Flintenläufen in den Ofen hinein. Nachdem der Inhalt des letzteren +eine Zeitlang in Weißglut erhalten, wird er erkalten gelassen, und +aufgebrochen findet man das Eisen in Klumpen am Boden. So oder zu +Barren geschmiedet kommt es in den Handel. Der einheimische Schmied +errichtet seinen Feuerherd auf dem Flur des Hauses und benutzt dazu +die gleichen, nur kleineren Gebläse wie beim Hüttenprozeß. Der +eiserne Amboß, 14 cm im Geviert und 14 cm hoch, steckt in einem +dicken Holzblocke; Hämmer, Zangen etc. sind von Eisen.[220] + +[Illustration: Fig. 26. Eisenschmelze auf Madagaskar. Nach ELLIS.] + +Eine Schließung des Ofens, wie ELLIS sie anführt, ist einfach +unrichtig; seine Abbildung selbst zeigt ein kleines Rohr, durch +welches die Ofengase abziehen; von wo der »Ofen« beschickt wird, +ist weder aus der Abbildung, noch Beschreibung ersichtlich; +vermutlich handelt es sich nur um eine einmalige Füllung der Grube. + +~Kupfer bei den Malayen.~ Kupfer ist teils gediegen, teils in +Erzen auf verschiedenen Inseln des Archipelagus vorhanden. Die +Kupferminen von Limun auf Sumatra sind seit sehr alter Zeit +betrieben worden, auch kommt es dort und auf Timor gediegen vor, +kann daher dort auch in den frühesten Zeiten kalt zu Geräten +verarbeitet worden sein. Mit Ausnahme von Sumatra, wo ein +einheimischer Name für Kupfer existiert, gilt im ganzen Archipel +das aus dem Sanskrit stammende _tambaga_ (_tamra_, _tamraka_ +bedeutet dort das dunkle Metall, es ist ein späterer Sanskritname +des Kupfers) und hieraus kann man schließen, daß die Kunst, das +Kupfer zu schmelzen und zu gießen, eine aus Vorderindien zu den +malayischen Völkern gelangte sei. + +Fast alle die gegossenen Hindugötzenbilder und andere in Java +gefundenen Gegenstände bestehen aus einer Kupfer-Eisenmischung; +Waffen und Geräte für den häuslichen Bedarf wurden aber nicht +unter den javanischen Altertümern aus Kupfer gefunden. Zinn und +Zink kommen in den Mischungen nicht vor, waren auch wohl den alten +Javanern unbekannt[221], was mit der Annahme von einem späteren +Bekanntwerden des Zinnes auf Malakka stimmen würde. + +Eine ausgedehnte, höchst beachtenswerte Kupferindustrie treffen +wir bei einem der nördlichsten malayischen Völker, den auch +in der Eisenbereitung erfahrenen Igorroten im Innern der +Philippineninsel Luzon. Luzon hat gediegenes Kupfer und sehr +beträchtliche Lagerstätten von Kupfererzen bei Mancayan im +Distrikte Lepanto, sowie im Centralgebirge zwischen Cagayan und +Ilocos. Die europäischen Unternehmungen auf Kupfer sind hier +erfolglos geblieben, dagegen haben die wilden Igorroten, die jenes +Gebirge bewohnen, schon seit Jahrhunderten und in verhältnismäßig +großer Ausdehnung den Kupferbergbau und die Kupferverhüttung hier +betrieben, was um so bemerkenswerter ist, als das Metall in jenen +Gegenden fast nur in der Form von Kiesen vorkommt, die auch in +Europa nur durch umständliches Verfahren und nicht ohne Zuschlag +verwertet werden können. + +Nach JAGOR, dem wir die Nachrichten über das Kupferhüttenwesen +der Igorroten verdanken[222], brachten dieselben in der letzten +Zeit jährlich 300 picos (à 63-1/4 kg) Kupfer, teils roh, teils +verarbeitet, in den Handel. Die Ausdehnung der unterirdischen +Erdarbeiten und die bedeutende Menge vorhandener Schlacken +weisen auf einen lange bestehenden beträchtlichen Betrieb. Die +Kupfergeräte der Igorroten waren jahrhundertelang bei den Spaniern +Manilas in Gebrauch, ohne daß diese über den Ursprung genau +unterrichtet waren[223]; höchst wahrscheinlich übten die Igorroten +schon vor der Ankunft der Spanier die Kunst, aus den Kiesen Kupfer +zu gewinnen. Man vermutet, daß Chinesen oder Japanesen ihre +Lehrmeister gewesen; jedenfalls aber ist die Thatsache, daß ein +wildes, isoliert im Gebirge wohnendes Volk in der Hüttenkunde so +weit vorgeschritten ist, von großem Interesse. + +Nach den Mitteilungen des von JAGOR angeführten Oberingenieurs +SANTOS war das erzführende Gebiet von Mancayan bei den Igorroten +in größere oder kleinere Parzellen, je nach der Volkszahl der +anliegenden Dorfschaften, eingeteilt, deren Grenzen eifersüchtig +gehütet wurden. Das Besitztum eines jeden Dorfes war wiederum +unter bestimmte Familien verteilt, weshalb jene Bergdistrikte +noch heute den Anblick von Honigwaben darbieten. Zur Förderung +des Erzes bedienten sie sich des Feuersetzens, indem sie an +geeigneten Stellen Feuer anzündeten, um durch die Spannkraft des +in den Spalten enthaltenen erhitzten Wassers mit Zuhilfenahme +eiserner Werkzeuge den Fels zu zerkleinern. Die erste Scheidung +des Erzes wurde in dem Stollen selbst vorgenommen, das taube +Gestein blieb liegen und höhete den Boden auf, so daß bei späterem +Feuersetzen die Flamme der Holzstöße stets die Decke traf. Wegen +der Beschaffenheit des Gesteins und der Unvollkommenheiten des +Verfahrens fanden häufig sehr bedeutende Einstürze statt. Die Erze +wurden in reiche und quarzhaltige geschieden, jene ohne weiteres +verschmolzen, diese einer sehr starken und anhaltenden Röstung +unterworfen, wobei, nachdem sich ein Teil des Schwefels, Antimons +und Arsens verflüchtigt, eine Art Destillation von Schwefelkupfer +und Schwefeleisen stattfand, die sich als »Stein« oder in Kugeln +an der Oberfläche des Quarzes festsetzten und zum größten Teil +abgelöst werden konnten. Die Öfen oder Schmelzvorrichtungen +bestanden aus einer runden Vertiefung in thonigem Boden und hatten +30 cm Durchmesser bei 15 cm Tiefe. Eine damit in Verbindung +stehende 30° gegen die Vertiefung geneigte konische Röhre (Düse) +von feuerfestem Gestein nahm zwei Bambusrohre auf, die in die +unteren Enden zweier ausgehöhlter Fichtenstämme eingepaßt waren, in +denen sich zwei an ihrem Umfange mit trockenem Grase oder Federn +bekleidete Scheiben abwechselnd auf und ab bewegten und die für das +Schmelzen erforderliche Luft zuführten. + +Wenn die Igorroten Schwarzkupfer oder gediegenes Kupfer erblasen +hatten, so beugten sie dem Verlust (durch Oxydation) vor, indem +sie einen Tiegel aus gutem feuerfestem Thon in Gestalt eines +Helmes aufsetzten, wodurch es ihnen leichter ward, das Metall +in Formen zu gießen, die aus demselben Thone bestanden. Nachdem +der Ofen hergerichtet, beschickten sie ihn mit 18-20 kg reichen +oder gerösteten Erzes und verfuhren dabei ganz wissenschaftlich, +indem sie das Erz stets an der Mündung der Düse, also dem Luftzuge +ausgesetzt, die Kohlen aber an den Wänden des Ofens aufgaben, die +aus losen, zur Höhe von 50 cm übereinander geschichteten Steinen +bestanden. Nachdem das Feuer angezündet und das beschriebene +Gebläse in Gang gesetzt war, entwickelten sich dichte gelbe, weiße +und orangengelbe, von der teilweisen Verflüchtigung des Schwefels, +Arsens und Antimons herrührende Rauchwolken, bis nach Verlauf einer +Stunde, sobald sich nur durchsichtige schweflige Säure bildete und +die Hitze den höchsten bei diesem Verfahren möglichen Grad erreicht +hatte, das Blasen eingestellt und das Produkt herausgenommen wurde. +Dies bestand aus einer Schlacke oder vielmehr aus den eingetragenen +Erzstücken selbst, die wegen des Kieselgehaltes des Ganggesteines +sich bei der Zersetzung des Schwefelmetalles in eine poröse +Masse verwandelten (und sich nicht verschlacken und kieselsaure +Verbindungen eingehen konnten, weil es sowohl an Basen, als an +der erforderlichen Hitze gebrach); ferner aus einem sehr unreinen +»Stein« von 4-5 kg Gewicht und etwa 50-60% Kupfergehalt. + +Mehrere solcher »Steine« wurden zusammen 12-15 Stunden lang in +starkem Feuer niedergeschmolzen und dadurch abermals ein großer +Teil der genannten drei flüchtigen Körper entfernt. In denselben +Ofen stellten sie die schon geglühten »Steine« aufrecht, und +zwar ebenfalls so, daß sie sich im Kontakt mit der Luft, die +Kohlen dagegen an den Wänden des Ofens befanden, und erhielten, +nachdem sie eine ganze oder halbe Stunde geblasen, als Schlacken +ein Silikat von Eisen und Antimon und Spuren von Arsen, einen +»Stein« von 70-75% Kupfergehalt, den sie in sehr dünnen Scheiben +abhoben (Konzentrationsstein), indem sie die Abkühlungsflächen +benutzten. Im Boden der Vertiefung blieb, jenachdem die Masse +mehr oder weniger entschwefelt war, eine größere oder geringere +Menge (stets aber unreines) Schwarzkupfer zurück. Die durch diesen +zweiten Prozeß gewonnenen Konzentrationssteine wurden abermals +geglüht, indem man sie durch Holzschichten trennte, damit sie +nicht aneinander schmelzen konnten, bevor sie das Feuer von den +Unreinigkeiten befreit hatte. Das bei der zweiten Beschickung +erhaltene Schwarzkupfer und die bei eben dieser Operation +niedergeschmolzenen Steine wurden in demselben (durch Bruchsteine +verengten und mit einem Schmelztiegel versehenen) Ofen einer +dritten Operation unterworfen, die eine Schlacke von kieselsaurem +Eisen und ein Schwarzkupfer erzeugte, das in Thonformen ausgegossen +wurde und in dieser Gestalt in den Handel kam. Dieses Schwarzkupfer +enthielt 92-94% Kupfer und war verunreinigt mit einer, durch ihre +gelbe Farbe gekennzeichneten Kohlenstoffverbindung desselben +Metalls, und das durch langsame Abkühlung an der Oberfläche +entstandene Oxyd, das sich stets bildete, trotz der angewandten +Vorsichtsmaßregeln, die der Oxydation ausgesetzte Oberfläche mit +grünen Zweigen zu peitschen. Wenn das Kupfer zur Anfertigung von +Kesseln, Pfeifen und anderem häuslichen Gerät oder Schmuck dienen +sollte, die von den Igorroten mit so großer Geschicklichkeit +und Geduld ausgeführt werden, so wurde es dem Läuterungsprozeß +unterworfen, der sich nur dadurch von dem vorhergehenden +unterschied, daß man die Kohlenmenge verringerte und den Luftstrom +vermehrte, in dem Maße, als der Schmelzprozeß sich seinem Ende +näherte, was die Fortschaffung der Kohlenstoffverbindung durch +Oxydation zur Folge hatte. + +~Zinn bei den Malayen.~ Bei allen Völkern des Archipelagus +wird Zinn mit dem malayischen Worte _timah_ benannt, was auf +eine gemeinsame Ursprungsquelle hindeutet. Als solche dürfte +die hinterindische Halbinsel mit den Inseln, die sich südlich +vorlagern, zu betrachten sein. Wie überall, wo Zinnerze gefunden +werden, haben dieselben auch hier eine beschränkte geographische +Verbreitung, sind aber dafür an dem Orte ihres Vorkommens ungemein +häufig. + +In Hinterindien kommen die Zinnerze von 10° nördl. Br., also von +dem bekannten Isthmus von Krah an[224], bis 3° südl. Br., somit bis +zur Insel Billiton, in einem fortlaufenden Zuge vor, in welchem +die berühmten Zinnvorkommnisse von Malakka und Bangka liegen. +Gerade wie in Europa, in Cornwall, Devonshire, der Bretagne, +dem Erzgebirge und dem spanischen Galizien, sind auch auf der +hinterindischen Halbinsel die Zinnerze an den Granit gebunden. +Gold, sowie Zinn kommen dort ursprünglich in Quarzadern vor, +welche zwischen Granit auf der einen und Glimmerschiefer auf der +anderen Seite eingebettet sind. Aus diesen Originalstätten sind +sie herausgewaschen und in die Alluvionen übergegangen, die sich +zu beiden Seiten des Gebirges erstrecken, welches das Rückgrat der +malayischen Halbinsel ausmacht.[225] + +Über das Alter der Ausbeutung sind wir im Unklaren. Wir haben +gesehen, daß Vorderindien im Altertum abendländisches Zinn bezog +(S. 60), daß also bis zum ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, +in dem die Alexandriner dieses Metall nach Barygaza brachten, +es schwerlich schon in Hinterindien gewonnen wurde, daß es aber +keineswegs um jene Zeit Exportgegenstand dieses Landes war. +Aber trotzdem zwingt uns das Vorkommen hinterindischer, mit +Steingeräten vergesellschafteter Bronzen (siehe unten), ein +relativ hohes Alter für die dortige Zinnproduktion anzunehmen. +Zinn, das möge hervorgehoben werden, ist dasjenige Metall, welches +am allerleichtesten aus den Erzen reduziert werden kann. Daß +der Zufall hier der Lehrmeister gewesen sein könne, ist nicht +auszuschließen, wie wir an dem bestimmten Beispiel des Zinnes von +Bangka zeigen können. Im Beginn des vorigen Jahrhunderts herrschte +über Bangka der Sultan Badur U'din von Palembang (auf Sumatra), +unter dessen Regierung die Entdeckung stattfand, welche Kapitän +HAMILTON[226] folgendermaßen erzählt: »Im Jahre 1710 war ein Sohn +des Königs von Pullamban (Palembang) Herrscher (über Bangka), als +zufällig ein Feuer in einem Dorfe entstand; als das Feuer gelöscht +war, fand man viel geschmolzenes Metall unter dem Schutte und +dieses Metall war Zinn. Der Herrscher befahl seinem Volke, etwas in +den Boden zu graben, wo sie viel Erz fanden, das er nun mit gutem +Vorteil ausbeutete.« + +So mögen die Anfänge der Zinngewinnung auch an anderen Orten +gewesen sein. Indessen fehlen mir alte Nachrichten über das +hinterindische Zinn gänzlich und erst im Mittelalter treten +bestimmte Zeugnisse über seine Verbreitung im Handel auf. So +erwähnt es der arabische Schriftsteller ABU ZEID[227] und ferner +der bekannte AL WARDI CASDIR. Im Beginne des 16. Jahrhunderts +sprechen dann LUDWIG BARTHEMA[228] und der abenteuerliche FERNAN +MENDEZ PINTO von Malakkas Zinnreichtum. + +Die gegenwärtige Darstellung von Zinn ist überall da, wo Malayen +die Sache betreiben, noch eine höchst einfache, während anderwärts +durch Europäer und Chinesen hüttenmännische Verbesserungen +eingeführt wurden. Die berühmten Zinngruben von Malakka liegen bei +dem Dorfe Kassang und werden von tausenden von Chinesen bearbeitet. +Der Grund ist hier weit und breit aufgerissen, Schächte sind +nirgends getrieben. Die zinnführende Schicht (_wash dirt_) liegt +5,5-7 m unter der Oberfläche und soll 1,10 m mächtig sein. Ist eine +große Menge des _wash-dirt_ zusammengebracht, so wird derselbe +mit Schleußen (_by means of sluices_) ausgewaschen. Es erfolgt +das Ausschmelzen auf höchst primitive Weise. Öfen aus Thon werden +errichtet und vermittels Ruten zusammengebunden. Am Fuße jedes +Ofens befinden sich zwei, etwa 5 cm Durchmesser haltende Löcher, +durch deren eines das geschmolzene Metall abfließt, während das +andere die Zugluft -- ohne künstliche Windzuführung -- vermittelt. +Das Erz wird einfach mit Holzkohle geschichtet und dann Feuer +gegeben. Das durch die kleine Öffnung abtropfende Metall wird in +einer Erdhöhlung aufgefangen, dort ausgeschöpft und in Formen +gegossen, worauf man es nach Malakka sendet.[229] + +Nach Kapitän BURN dagegen werden in den Zinnwerken von Tringanu, +Pattani, Dschohor, Lanwan, Lingie, Pahang und auch bei dem oben +erwähnten Kassang die bekannten cylinderförmigen malayischen +Gebläse angewendet, was auch annehmbar erscheint. Die Holzkohle +stammt vom Gompoßbaume, die Hochöfen sind 1,5 m hoch und aus Thon +geschlagen. Das reduzierte Metall fließt konstant in einen Trog vor +dem Ofen ab und wird dort ausgeschöpft und in Sandformen gegossen. +Das Ausbringen beträgt, je nach der Güte des Erzes, 45-60% +Zinn.[230] + +Die Zinnproduktion von Bangka ist wesentlich in den Händen von +Chinesen, die unter europäischem Einflusse allerlei verbesserte +Aufbereitungs- und Verhüttungsmethoden eingeführt haben, die uns +hier nicht interessieren können.[231] Auf dem ebenso zinnreichen +Biliton begann die Ausbeute erst 1851, auch auf den Karimoninseln +bei Singapur ist sie neueren Datums.[232] + +Neben dem chinesischen Betrieb der Zinngruben auf Bangka fand +früher noch ein sehr primitiver der Eingeborenen statt; sie teuften +enge cylindrische Schächte ab, gerade groß genug, um eine Person +einzulassen. Fanden sie das Zinnerzlager ergiebig, so verfolgten +sie mit Lebensgefahr dasselbe unter dem hangenden Alluvium. Da sie +die Wässer nicht zu bewältigen verstanden, legten sie ihre Schächte +nur an Abhängen an, wo keine Wasseransammlungen stattfinden +konnten. Das Ausbringen der gewaschenen Erze war so, wie es weiter +oben geschildert wurde.[233] + + +Fußnoten: + +[209] CRAWFURD, Hist. Indian Archipelago. I. 182 und Transactions +Ethnolog. Soc. New Series. IV. 4 (1866). + +[210] STAMFORD RAFFLES, History of Java. London 1830. I. 192. + +[211] SPENSER ST. JOHN, Life in the far east. II. 277. + +[212] CRAWFURD in Transact. Ethnolog. Soc. New Series. IV. 4. + +[213] Es mag hier an einem Beispiel gezeigt werden, wie innerhalb +eines durchaus metallkundigen Volkes sich Oasen erhalten, welche +im alten Zustande vormetallischer Zeit beharren. Der metallreichen +Insel Sumatra ist westlich vorgelagert das Eiland Engano. Die +Eingeborenen lebten dort bis vor kurzem noch in der Steinperiode. +Die Schmiedekunst, sonst bei allen Malayen verbreitet, war ihnen +fremd. Seit ihnen Eisen zugeführt wird, verfertigen sie ihre +Lanzenspitzen auf kaltem Wege durch Klopfen und Schleifen aus +gewöhnlichen Messern. (V. ROSENBERG, Der malayische Archipel. +Leipzig 1878. 210.) Es zeigt dieses, wie bei demselben Volke in +unmittelbarer Nachbarschaft zwei sogenannte Kulturperioden in +derselben Zeit nebeneinander bestehen können, ein Wink, der für +die Bestimmung mancher prähistorischen Funde nicht aus den Augen +gelassen werden mag. + +[214] Beschreibung der Insel Sumatra. Leipzig 1785. 190. + +[215] H. EVERETT, Useful minerals of Sarawak in Journ. of the +Straits Branch of the R. As. Soc. I. 20 (1878). + +[216] Nach Dr. SCHWANER's Reisen in Borneo bei PERCY a. a. O. I. +512. Die Abbildung nach TEMMINCK im Globus. XXX. 40. + +[217] Voyages. London 1703. I. 331. + +[218] Blätter aus meinem Reisetagebuche. Als Manuskript gedruckt. +Leipzig 1883. 275. + +[219] G. WINDSOR EARL, Papuans. London 1853. 76. -- VAN HASSELT in +Zeitschrift f. Ethnologie. 1876. 171. + +[220] W. ELLIS, Three visits to Madagascar. London 1858. 264. + +[221] CRAWFURD, Malayan Archipelago. III. 491. + +[222] F. JAGOR, Reisen in den Philippinen. Berlin 1873. 145-149. + +[223] Ein von MEYEN mitgebrachter und dem Berliner Museum +übergebener, getriebener Kupferkessel der Igorroten ist bei JAGOR +a. a. O. 146 abgebildet. + +[224] Nach MC CLELLAND im Journ. Asiat. Soc. of Bengal. 1842. XI. +25. + +[225] DALY, The metalliferous formation of the Peninsula. Journ. +Straits Branch. Asiat. Soc. II. 194. + +[226] New Account of the East Indies. II. 120. -- CRAWFURD, History +Malay. Archip. III. 451. + +[227] RENAUDOT, Voyage des deux pélérins arabes. Paris 1838. + +[228] RAMUSIO, Viaggi. 1613. I. 166a. + +[229] J. CAMERON, Our tropical possessions in Malayan India. London +1865. 387. + +[230] Kapt. BURN im Catalogue of the Indian Departement (The +international exhibition of 1862). 9 unter Nr. 162. + +[231] Über die Zinnminen von Bangka vgl. CRAWFURD, Indian +Archipelago. III. 453-458. Tijdschr. vor Neêrl. Indie 1843. II. +392-419. Sehr ausführliche Schilderung, auch des chinesischen +Schmelzverfahrens in MOHNIKE, Banka und Palembang. Münster 1874. +24-49. + +[232] Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. I. 134 ff. + +[233] CRAWFURD a. a. O. III. 458. + + + + +Die Metalle in Hinterindien. + + +~Prähistorisches.~ Für Hinterindien liegen uns angehende +Nachrichten besonders aus dem unter französischer Oberhoheit +stehenden Königreiche Kambodja vor. Hier sind die prähistorischen +Zeugen einer jüngeren Steinzeit zusammen mit Bronzefunden +nachgewiesen und von hier kennen wir auch die Darstellung des +Eisens bei den wilden und halbkultivierten Völkern im Innern. + +Die ersten prähistorischen Funde in Kambodja, welche dort eine +neolithische und eine »Bronzezeit« darthaten, stammen aus dem +Jahre 1879. Sie wurden durch den Marinearzt Dr. CORRE in den +Muschelhaufen von Som-ron-Sen gemacht und sind seitdem von Dr. +MOURA und anderen weiter verfolgt worden.[234] Som-ron-Sen +liegt an den Ufern des Stung Chinit, eines Zuflusses des großen +Tonli-Sapsees, und die Muschelhaufen sind namentlich aus Paludina-, +Corbicula- und Unioarten gebildet. Die Steingeräte, Beile, Meißel, +Kelte, Ringe etc. aus einer Art Amphibol sind poliert und gleichen +den verwandten europäischen Instrumenten dieser Art. Mit und +zwischen diesen Steingeräten und in denselben Muschelhaufen sind +nun auch Bronzegeräte gefunden worden: große Ringe, eine Axt mit +Dille, Pfeilspitzen, Angelhaken, Scheiben, alles dieses von ganz +verwandtem Charakter wie die europäischen prähistorischen Bronzen. +Wie man aber in Europa auch beides, die Geräte aus Stein und +diejenigen aus Bronze, oft nebeneinander findet, so ist dieses +auch hier der Fall gewesen. Indo-China war bereits im Besitze des +Kupfers und der Bronze, als man noch fortfuhr, den Stein zu Geräten +zu gestalten und zu polieren. + +Von wo die Bronzen kamen und ob sie älter als das Eisen hier +in Hinterindien sind, wird nicht gesagt. Doch läßt der bloße +Mangel des letzteren in den Muschelhaufen und das Vorhandensein +der ersteren noch keineswegs den Schluß zu, daß in Hinterindien +die Bronze älter als das Eisen sei. Wie die ganze Kultur der +hinterindischen Halbinsel unter dem Einflusse Chinas steht und +gestanden ist, so mag auch in früher Zeit aus diesem Lande die +Bronze nach Kambodja gekommen sein, wenn es überhaupt nötig ist, +einen Import aus der Fremde anzunehmen. Eisen wird seit »Urzeiten« +in Hinterindien dargestellt. + +~Eisengewinnung in Kambodja.~ Über die Darstellung des Eisens bei +den wilden Völkern Hinterindiens besitzen wir gleichfalls einen +Bericht von J. MOURA, der sich auf Kambodja bezieht.[235] »In +den >Eisenbergen< der Provinz Compong-Soai,« sagt MOURA, »kommen +zwei Arten Eisenerz vor, welche die wilden Cuois als schweren +und leichten Stein bezeichnen. Die erste Sorte ist ergiebiger +an Eisen als die zweite, ist aber weniger geschätzt, da das +daraus erzielte Produkt unrein und zur Herstellung von Waffen +und Geräten wenig geeignet ist. Das leichte Erz ist dagegen von +besserer Beschaffenheit. Direkt mit Holzkohle in einem einfachen +Schmelzofen behandelt, giebt es eine Art von natürlichem Stahl +oder ein Gut, welches die Eigenschaften des Zementstahles besitzt. +Es wird von den Eingeborenen zur Herstellung von Beilen, Messern, +landwirtschaftlichen Geräten, Feuerstahl und sehr guten Sägen +benutzt.« + +Dieses »leichte« Mineral ist ein sehr reiches Eisenoxydul mit +65-70% Metall. Die Gegend, wo die Schmelzen der Cuois stehen, ist +außerordentlich waldreich, so daß es an Brennstoff zur Fabrikation +nicht fehlt. Wenn sie eine gewisse Menge Erz gewonnen haben, +werfen sie dasselbe, um es zu rösten, in ein großes Holzfeuer und +zerklopfen es alsdann in nußgroße Stücke. Gleichzeitig brennen sie +Holzkohle (wie, wird nicht gesagt) und nun ist alles zum Schmelzen +bereit. Die Schilderung des Schmelzofens und seiner Zubehöre lassen +wir in der Originalsprache hier folgen: + +»_L'appareil employé pour la fusion est des plus simples; il laisse +perdre une très grande partie de la chaleur développée et donne +comme rendement à peu près la moitié de ce qu'on obtient en Europe +avec les hauts-fourneaux perfectionnés. Cet appareil_ (Fig. 27) _se +compose d'un fourneau en terre glaise de forme parallélipipède, +ouvert par le haut. Il est percé au bas des grandes faces latérales +d'une série de trous situés sur la même ligne horizontale et dans +lesquels on passe des bouts de bambous creux disposés comme les +tuyaux de flûte de Pan. Ces tuyaux correspondent, un par un, avec +ceux d'une trompe ou machine soufflante placée de chaque côté des +grandes faces du fourneau et composée d'un cylindre creux en terre +glaise, coiffé d'un cône en cuir faisant office de piston ou de +soufflet, que trois hommes aplatissent en sautant dessus pour +refouler l'air, et qui se relève par l'effet de la détente d'un +levier en bois flexible relié an sommet du cône à l'aide d'une +corde. Ces trois hommes se tiennent debout sur une petite estrade +en bois élevée à côté du soufflet; ils sautent sur le cône ou +reviennent sur l'estrade, suivant qu'il s'agit de refouler l'air ou +de l'aspirer._« + +[Illustration: Fig. 27. Eisenschmelze der Cuois. Nach MOURA.] + +Nach dieser Schilderung des Gebläses hat dasselbe mit den +malayischen Gebläsen, die durch den auf und ab gehenden +Stempel charakterisiert werden, keine Ähnlichkeit, was bei +der geographischen Lage Kambodjas zu den Malayenländern wohl +zu beachten ist und darauf hindeutet, daß den Cuois die +Eisenfabrikation nicht aus dem malayischen Kulturkreise überkommen +sein kann. Ihre Gebläse sind eher nach dem Prinzipe der indischen +hergestellt, die bei Orissa beschrieben wurden; nur sind sie +größer. MOURA führt in seiner Schilderung fort: + +»_Lorsque le piston descend, c'est-à-dire lorsque le cône est +aplati, l'air est refoulé par les trous du bas du cylindre et +passe dans les tuyères du fourneau. Ces tuyaux, ainsi que nous +venons de le dire, se correspondent, mais ne se touchent pas, ils +sont même distants les uns des autres de plusieurs centimètres. Le +fond du fourneau, situé en contre-bas de la ligne des trous, est +destiné à recevoir le fer en fusion. On remarque au bas de chacune +des petites faces du fourneau un trou que l'on bouche ou que l'on +dégage an moyen d'une longue tape en bois. C'est par ces trous, que +l'on débouche opportunément, que s'en va, disent les Khmers, le +>ach-dec< (ordure de fer), c'est à dire le mâchefer, la scorie._« + +Auf jeder Seite des Ofens erheben sich, nach oben zu sich +ausdehnend, zwei große Schirme aus geflochtenen Bambuslatten, +welche nur dazu dienen, um die an den Gebläsen Arbeitenden vor der +Glut zu schützen. Der Ofen steht unter einem großen Schirmdach, in +welchem der »Fabrikdirektor« seine Wohnung hat. Auch steht unter +demselben ein kleiner Altar, auf welchem der Götze Visvacarma +thront, der göttliche Baumeister, und ein großer, fest in den Boden +gefügter Pfahl, dessen Spitze wie ein Feuerbüschel gestaltet ist. +Die Verehrung, die ihm gezollt wird, erinnert an den Feuerkultus, +dessen Spuren man durch ganz Indo-China findet. + +Da wenige Cuois reich genug sind, um für sich allein eine solche +Eisenschmelze zu unterhalten, so vereinigt sich zu diesem Zwecke +ein ganzes Dorf oder mehrere Dörfer. + +Die an den Breitseiten des Ofens angebrachten Löcher liegen hoch +genug über dem Boden des Ofens, um nicht durch die im Schmelzen +befindliche Masse verstopft zu werden; doch kommt es zuweilen +vor, daß man aus ihnen kleine Rundstücke von Eisen herauszieht, +welchen der Aberglaube der Eingeborenen ungewöhnliche Eigenschaften +zuschreibt. Die Cuois zerschneiden diese Barren und machen daraus +Amulette, die sie um den Hals oder am Handgelenk tragen, wodurch +sie sich gegen Verwundungen sicher glauben. + +Die mit solchem Eisen in Saigon angestellten Versuche haben +ergeben, daß es sich gut schweißen und hämmern läßt. Der Bruch +ist feinkörnig und zackig. Es ist rein und liefert guten Stahl. +Phosphor und Arsenik kommen darin nicht vor. + +~Die Eisenerzeugung in Birma~ ist von W. T. BLANFORD eingehend +beschrieben worden. Aus seinem Berichte[236] teilen wir das +Folgende auszugsweise mit. Der Beobachtungsort war Puppa (Paopa), +6-1/2 Miles östlich vom Irawadi, unter 19° 50´ nördl. Br. und +95° 20´ östl. L. v. Gr. Der Prozeß unterscheidet sich wesentlich +dadurch von den in Vorderindien angewendeten Methoden, daß +kein künstlicher Windstrom benutzt wird. Das Erz besteht aus +Brauneisensteinkonkretionen, die in den das Land bedeckenden Kiesen +gesammelt und zu haselnußgroßen Stücken zerschlagen werden. Als +Brennmaterial dient Holzkohle, besonders von dem schon wiederholt +erwähnten Salbaume. Das Holz wird in leidlich konstruierten, mit +Erde überdeckten Meilern von 4 m im Quadrat und 2 m Höhe, welche +20-30 Tage schwelen, zu Kohlen gebrannt. »Es ist auffallend, +ein so gutes Verkohlungssystem bei einer so rohen Methode der +Eisenerzeugung zu finden.« + +[Illustration: Fig. 28. 29. Eisenschmelzofen aus Birma. Nach +BLANFORD.] + +Ebensowenig wie ein Windstrom wird ein Zuschlag benutzt. Die +Beschreibung der Schmelzstätte ist folgende: Ein steiler Abhang +sandigen Thonbodens von 3 bis 3,5 m Höhe wird für den Ofen gewählt, +welcher, einfach aus einem Loche besonderer Form bestehend, in den +Boden 60-80 cm von der oberen Kante entfernt angelegt, während +die Böschung hier zu einer vertikalen Fläche verhauen ist. Oft +umgeben auch drei oder vier Öfen einen kleinen Schacht. Sie sind +etwa 3 m tief und von ungleichem trapezoidalem Querschnitt, da +die Breite der Vorderwand von 50 cm an der Gicht auf 1,20 m +auf dem Boden, die der Rückwand von 30 cm auf 1,50 m anwächst, +während die Tiefe zwischen Vorder- und Rückwand von 50 cm an der +Gicht auf etwa 55 cm in halber Höhe wächst und dann schnell bis +zu 30 cm am Boden abnimmt. Die Figg. 28 und 29 sind im Maßstabe +von 1:40 nach BLANFORD's Aufnahme angefertigt. Die Vorderwand +des Ofens wird durch kreuzweis angebrachte Holzstücke gehalten, +welche ihrerseits wieder durch zwei starke senkrechte Pfähle +gestützt werden. Der untere Teil der Vorderwand ist fortgenommen, +wie dieses die Durchschnitte zeigen. Die so gebildete Öffnung +mündet in den Ofen mit einer Höhe von etwa 30 cm und in der ganzen +Breite des inneren Raumes und dient zum Austragen der Schlacke +und des fertigen Eisens. Wenn der Ofen im Gange ist, so wird diese +Öffnung mit feuchtem Thon verschlossen, in welchem etwa 20 kleine +Thonröhren (Formen) eingelegt sind. Diese Röhren werden über +runden Holzstämmchen aus feuchtem Thon geformt, dann in Stücke +von etwa 10 cm Länge geschnitten und gebrannt. Ihre Durchmesser +betragen etwa 5 cm. Sie werden in einer Linie nebeneinander, +etwa in halber Höhe der erwähnten Öffnung, angebracht. Ist der +Ofen so geschlossen, so wird brennendes Holz hineingeworfen und +darauf zwei Schwingen Holzkohle von je 25 Viss (à 1-3/4 kg) oder +39-3/8 kg geschüttet, dann folgen drei kleine Schwingen von je 10 +Viss oder 15-3/4 kg. Hierauf kommt wieder eine Schwinge Holzkohlen, +dann sechs kleine Schwingen Erz, noch eine Schwinge Holzkohlen, +abermals drei Schwingen Erz und schließlich eine fünfte Schwinge +Holzkohlen. Ist das Ganze gut durchgebrannt und der die untere +Öffnung füllende Thon ganz und gar getrocknet, was etwa acht oder +neun Stunden nach Anfang der Fall ist, so wird der den Herd des +Ofens bildende Sand fortgekratzt und ein Loch von etwa 10 cm Höhe +und in der Breite des Ofens gemacht, um die Schlacke zu entfernen. +Hierauf schließt man dieses Loch wieder und öffnet es alle halbe +Stunden und wenn nötig häufiger, bis keine Schlacke mehr erfolgt. +Nach 24 Stunden ist das Schmelzen vollendet. Jetzt wird der Thon +aus der unteren Ofenöffnung ganz fortgebrochen und die Eisenmasse +entfernt. Sie hat die Form des Herdes, 1,10-1,40 m Länge, aber +geringe Breite, wiegt durchschnittlich 25 Viss, also etwa 40 kg. +Das Eisen ist außerordentlich unrein, mit Schlacke, Stücken +unverbrannter Kohle, Sand und anderen Unreinigkeiten vermischt, +wird aber nichtsdestoweniger für etwa 14 Mark pr. 150 kg verkauft. +Zu Messern u. dgl. verarbeitet, zeigt dieses Eisen ausgezeichnete +Eigenschaften. Drei Arbeiter bedienen den Ofen. Dem Ende jeder +Charge folgt sogleich eine neue, so daß gewöhnlich alle Tage ein +Eisenstück gewonnen wird. + + +Fußnoten: + +[234] Sur les instruments de l'âge de pierre au Cambodge, par M. +CORRE. Bullet. soc. d'Anthropol. 1880. 532. -- L'âge de la pierre +polie et du bronze au Cambodge par J. NAULET. Toulouse 1879 und +Revue d'Anthropologie 1882. 676. -- Le Cambodge préhistorique par +J. MOURA. Revue d'ethnographie 1882. 505. + +[235] Fabrication du fer chez les Cuois du Compong-Soai. Revue +d'Ethnographie. I. 435 (1882). + +[236] Bei PERCY a. a. O. II. 508. + + + + +Die Metalle in China und Japan. + + +~Alter der Bronze und des Eisens in China.~ So früh und +hochentwickelt uns auch bei den Chinesen die Kenntnis der Metalle +entgegentritt, hat dieses Volk doch keine Ausnahme gemacht und +gleich allen anderen Völkern eine Steinzeit gekannt, ja es scheint, +als ob in einigen Provinzen in verhältnismäßig neuer Zeit noch +Steingeräte im Gebrauche waren. Mit Bezug auf Nan-hiu-fu in der +Provinz Kwan-tung im südlichen China heißt es: »Sie finden in den +Bergen und Felsen der Umgebung einen schweren Stein, so hart, daß +sie Beile und schneidende Instrumente aus demselben machen.«[237] +Man muß sich erinnern, daß China nicht von einer homogenen Rasse +bewohnt wird, sondern daß namentlich im Süden und Südwesten noch +verschiedene kleinere und auf tieferer Kulturstufe stehende +Völker (wie z. B. die Miaotse) eingesprenkelt sind, welche dort +als Aboriginer gelten. Unter diesen können die Steingeräte am +längsten im Gebrauche gewesen sein. Außerdem sprechen chinesische +Traditionen von dem früheren Gebrauche der Steinwaffen und +Instrumente. Fuhi, so sagen sie, machte Waffen; diese waren von +Holz. Dann kam Schinnung, der solche aus Stein machte, und endlich +Tschi-yu, der metallene darstellte.[238] + +[Illustration: Fig. 30. Chinesische Ting-Urne aus der +Shang-Dynastie. Nach V. RICHTHOFEN.] + +Was die Bronze betrifft, so tritt dieselbe uns in ihren frühesten, +an sich uralten Formen bereits so hoch entwickelt entgegen, daß ihr +ein sehr hohes Alter zugeschrieben werden muß. Neben schriftlichen +Aufzeichnungen sind Bronzegeräte die kostbarsten Reliquien des +hohen Altertums und unter diesen besonders die Ting, Urnen mit +drei Füßen und zwei Henkeln. »Die alte Bronzeindustrie,« sagt V. +RICHTHOFEN[239], »blühte insbesondere während zweier Perioden, +nämlich in den ersten Jahrhunderten der Shang- und unter den ersten +Kaisern der Tschóu-Dynastie (1766-1496 und 1100-900 v. Chr.), +soweit man die auf vielen derselben befindlichen Inschriften zu +entziffern vermocht hat.« Die Gegenstände sind ausschließlich +Gefäße, niemals tierische oder menschliche Darstellungen für +sich allein. Doch sind phantastische Anklänge an menschliche +Gesichtsbildung und an Tiergestalten in der Ornamentik deutlich +zu erkennen, wenn auch ein großer Teil der letzteren aus +Linienkombinationen hervorgeht. Die erstere Art der Verzierung +herrscht neben der zweiten in den Shang-Vasen (Fig. 30), während +in denjenigen der Tschóu-Dynastie (Fig. 30a) die letztere Form +bedeutend vorwaltet. Die ergiebigste Fundstelle der alten Bronzen +ist der Löß des Wéithales, wo man sie bei Erdarbeiten findet. Sie +sind mit einer dicken Schicht von Grünspan durchdrungenem und +dadurch gehärtetem Löß umgeben und haben die Gestalt unförmlicher +Lehmklumpen. Der Wert richtet sich nach dem Alter, der Art der +Ornamentik, der Deutlichkeit und Länge der Inschrift. Zuweilen +findet man auch goldene Gefäße. Bis hinauf in die Zeit der +Shang-Dynastie hat man das Alter einer größeren Zahl von Gefäßen +mit Sicherheit feststellen können. Weiter zurück wagt man in der +Bestimmung nicht zu gehen, wiewohl bei einigen Gefäßen ein noch +höheres Alter vermutet wird. + +[Illustration: Fig. 30a. Chinesisches Gefäß aus der +Tschóu-Dynastie. Nach V. RICHTHOFEN.] + +Nicht nur nach der Seite der Ornamentik hin stand die +Bronzeindustrie zur Zeit jener alten Herrscher schon auf einer +sehr hohen Stufe, auch auf die Zusammensetzung derselben +wurde, je nach der verschiedenen Art des Gebrauches, große +Aufmerksamkeit verwendet. Zur Zeit der Tschóu-Dynastie gab es +sechs Mischungsverhältnisse für Bronze, welche in folgender Weise +verwendet wurden: 5 Teile Kupfer und 1 Teil Zinn für Glocken und +Kessel; 4 Kupfer und 1 Zinn für große und kleine Beile; 3 Kupfer +und 1 Zinn für Lanzen und Piken; 2 Kupfer und 1 Zinn für große +Messer und Säbel; 4 Kupfer und 1 Zinn (wahrscheinlich 3 Zinn) für +Messer zum Schreiben auf Bambus und Pfeilspitzen; 1 Kupfer und +1 Zinn für Metallspiegel.[240] Diese also um das Jahr 1000 v. +Chr. geltenden Verhältnisse der Bronzelegierung sind deshalb von +Interesse, weil sich unter ihnen kein einziges findet, welches +unserer eigentlichen Bronze (9 Kupfer und 1 Zinn) entspricht +und weil schon hieraus die Selbständigkeit des chinesischen +Bronzereiches erhellt, was sich auch dadurch schließen ließ, daß +die chinesische Kultur eine selbständig erwachsene, von außen her +in keiner Weise beeinflußte von Anfang an gewesen ist. + +Für die Priorität der Bronze in China gegenüber dem Eisen hat sich +PFITZMAYER ausgesprochen. »In den ältesten chinesischen Werken,« +sagt er, »giebt es kein Wort für Bronze, da dieser Gegenstand durch +das allgemeine Wort _kin_, Metall, bezeichnet wird. _Thie_, Eisen, +kommt das erste Mal in dem Schu-king, Tribut des Yü (etwa 2200 +v. Chr.) vor. Es findet sich unter den Gegenständen des Tributs +einer einzigen Gegend; man hält es für weiches Eisen, über dessen +Verwendung nichts angegeben wird, während von dem harten Eisen +gesagt wird, daß es zu Meißeln dient und nützlicher als Silber +ist. »Daß das Eisen,« fährt PFITZMAYER fort, »in ältester Zeit +zu Waffen oder Geräten verwendet wurde, ist mir nicht bekannt +geworden. Es scheint wie bei HOMER zu sein, wo Eisen zwar erwähnt +wird, aber fast alle in dem trojanischen Kriege gebrauchten Waffen +als kupferne (eherne) bezeichnet werden. Im Jahre 475 v. Chr. +schenkte Fu-tscha, König von U, seinem Minister U-tse-tsin ein +Schwert von Stahl und hieß ihn damit sich den Hals abschneiden. +Chinesische Nachrichten besagen: Im Altertum verfertigte man die +Waffen aus Kupfer. Zu den Zeiten des Thsin (drittes Jahrhundert v. +Chr.) ersetzte man das Kupfer durch Eisen. Alles zusammen genommen +kann ich für vollkommen gewiß halten, daß in China der Gebrauch +des Kupfers oder der Bronze demjenigen des Eisens vorangegangen +ist.«[241] + +Jedenfalls wird in der älteren chinesischen Litteratur das Eisen, +neben Zinn und Kupfer, als durchaus bekanntes Metall erwähnt. +Was alte Eisenfunde betrifft, so ist mir darüber nichts bekannt +geworden. Doch möge hier der Bericht des englischen Konsuls +MARKHAM über einen alten chinesischen Eisenbau stehen, den wir mit +möglichst kritischen Augen zu lesen bitten. + +MARKHAM, welcher von Tschifu aus die Provinz Shantung bereiste, +erzählt bei seinem Besuche der Stadt Tai-ngau-fu folgendes: +»_Outside the west gate of the city is a cast-iron pagoda in the +midst of the ruins of a temple. I was told this pagoda was erected +in honor of the empress Min, wife of the emperor Seang, 5th of +the Hea Dynasty B. C. 2146, by a succeeding emperor Shuo-kang +B. C. 2074. It is a curious old structure, 40 feet in height, and +apparently one solid piece._«[242] + +Es ist diese 11 m hohe Pagode, wenn sie wirklich aus einem Stück +Gußeisen besteht, eine großartige Leistung der Technik, und würde +sich das hohe Alter, welches MARKHAM angegeben, bestätigen, so +repräsentierte dieser Bau mit der in der großen ägyptischen +Pyramide gefundenen Klinge das älteste bekannte Eisen! Mag auch +die Pagode vielleicht aus mehreren Teilen zusammengesetzt sein und +ihr Alter nicht so hoch hinaufreichen, wie dem englischen Konsul +angegeben wurde, so wird sie immerhin als ein uralter Zeuge der +chinesischen Metallindustrie dastehen. Wer die alten chinesischen +Metallarbeiten, wie sie zahlreich in unseren Museen sich befinden, +betrachtet, der erhält sofort den Eindruck, daß dieses Volk in +der Metallurgie uns bis zum vorigen Jahrhundert ebenbürtig oder +überlegen war. Sie trieben Bergbau auf Eisen, Gold, Silber, Kupfer, +Zinn, Blei und Zink. Letzteres wurde metallisch weit früher in +China als in Europa gewonnen und gegen Ende des 16. Jahrhunderts +von dort zu uns eingeführt. + +~Chinesische Eisenindustrie.~ China hat noch gegenwärtig, wiewohl +ihm das Abendland vielfach Eisenwaren sendet, eine noch sehr +ausgebreitete und alte Eisenindustrie, die bei dem Reichtum an +Eisenerzen und Steinkohlen sich ganz naturgemäß entwickelt hat. +Sie ist eigentümlich durch und durch, wie fast alles chinesische, +und entbehrt bei der Herstellung des Rohmateriales der Öfen, +benutzt vielmehr dazu Schmelztiegel, wie aus den im nachstehenden +reproduzierten Beschreibungen V. RICHTHOFEN's hervorgeht, der +namentlich die Eisenwerke der Provinz Schansi studiert hat. + +Schansi produziert ungefähr jährlich 1700000 Tonnen Steinkohlen, +die hier schon vor Jahrtausenden im großen Maßstabe gewonnen +wurden. Die mächtigen Kohlenfelder dieser Provinz erhalten einen +besonderen Wert durch die sie begleitenden ausgezeichneten +Eisenerze, welche man früh mit Steinkohlen verhüttete. Seit alter +Zeit ist der größere Teil von China von dieser Provinz aus mit +Roheisen und Schmiedeeisen versorgt worden und die Nachbarprovinzen +bezogen von ihr einen Teil ihres Bedarfes an Gußwaren. In den +Handel kommt das Eisen von Schansi unter dem Namen Pingeisen +und Lueisen. Die jährliche Produktion an Roh-, Schmiede- und +Gußeisen schätzt V. RICHTHOFEN auf ungefähr 160000 Tonnen im +Gesamtwert von 18 Millionen Mark. Diese Produktion ist auf einige +Plätze beschränkt, welche reiche Erze und gute Verkehrswege +besitzen, wo auch das Eisengewerbe von altersher festen Fuß faßte. +Gegenwärtig beschränkt sich diese Industrie in Schansi auf das +Verbreitungsgebiet des Anthracits, welcher für die chinesische +Schmelzmethode sich geeigneter erweist als Coaks.[243] + +Bei dem volkreichen Städtchen Tai-yang ist die Oberfläche des +Dolomits voll von regellosen Aushöhlungen und in diesen finden +sich die Eisenerze angehäuft, ein Gemenge von Brauneisenstein, +Roteisenstein, Thoneisenstein und Spateisenstein. »Wohl hundert +Millionen Menschen mögen, ehe der europäische Import störend +eingriff, ihren Bedarf an Eisen aus dem Gebiet des Kreises +Föng-tai-hsiën (zu dem der Ort gehört) bezogen haben.« Dafür zeugen +denn auch die imponirenden, gigantischen Haufwerke zerschlagener, +verbrauchter Schmelztiegel. + +Die Eisenerze werden meist in Tagbauen gewonnen und auch der +Anthracit ist leicht zugängig, so daß für die Gewinnung des +Lueisens sehr günstige Bedingungen vorliegen. »Die Schmelzung +geschieht in einer großen Zahl kleiner Werkstätten. Ein +ausgeebneter und ein wenig geneigter Platz von 2,25 m Länge und +1,40 m Breite ist wie eine Tenne ausgestampft. An den beiden +Langseiten wird er von Lehmmauern begrenzt. Die vordere Seite, +nach welcher die Fläche sich senkt, ist offen, während die +vierte durch die Lehmwand einer kleinen Hütte geschlossen ist, +in welcher sich der von zwei bis vier Mann getriebene Blasebalg +befindet. (Letzterer ist nicht näher geschildert.) Der Boden ist +mit faustgroßen Stücken von Anthracit belegt. Darauf stellt man +ungefähr 150 Schmelztiegel von feuerfestem Thon, welche 35 cm hoch +sind und oben 15 cm Durchmesser haben. Die Tiegel werden mit +einem Gemenge gefüllt, das in folgender Weise bereitet wird. Das +Erz wird mit der Hand klein geschlagen und das gröbere durch ein +Sieb abgeschieden. Das feine wird mit Grubenklein von Anthracit +und kleinen Stücken eisenreicher Schlacken vermengt. Dies wird nun +in den Tiegel geschüttet. Den Raum zwischen den Tiegeln füllt man +sorgfältig mit Anthracit aus und zuletzt breitet man eine Lage des +letzteren über die Tiegelschicht aus. Darauf stellt man dann eine +zweite Schicht von 150 angefüllten Tiegeln, die auch mit Kohle +bedeckt wird. Obenauf werden alte, unbrauchbare Tiegel gelegt und +ebenso wird vorn eine Wand von horizontal liegenden alten Tiegeln +aufgesetzt. Nun wird Feuer gemacht und Luft eingeblasen. Sobald +die Hitze groß genug ist, hört man auf zu blasen, da die frei +hindurchstreifende Luft hinreichend ist, die Glut zu erhalten. Die +weitere Behandlung richtet sich danach, ob das Metall zur Bereitung +von Gußware oder von Schmiedeeisen dienen soll. Für den ersteren +Zweck werden die Tiegel aus der Glut genommen und der flüssige +Inhalt auf eine ebene Fläche ausgegossen. Man erhält dadurch ein +weißes sprödes Eisen in dünnen Scheiben. Will man Schmiedeeisen +haben, so läßt man den Haufen durch vier Tage langsam abkühlen. +Die Tiegel werden dann zerschlagen; an ihrem Boden befindet sich +das Eisen in halbkugeligen Stücken. Der Preis des so dargestellten +Eisens von beiden Arten ist etwas über drei Mark pro 50 kg. + +Ein anderer berühmter Ort Schansis für Eisenindustrie ist Nantsun, +wo Gießereien, Nagelschmiede, Frischfeuer, Drahtziehereien +bestehen. Um Gußwaren herzustellen, verfährt man gerade so +wie bei der Bereitung des Roheisens, die plattenförmigen +Stücken des letzteren werden zerschlagen und mit Anthracit und +Frischschlacken gemengt, in Tiegel gefüllt, die in zwei Reihen +von je 150 übereinander gestellt werden. Ist alles in Glut, so +faßt man die Tiegel mit eisernen Zangen und gießt ihren Inhalt +in Formen. Vorwaltend verfertigt man große eiserne Kessel von +0,50-1 m Durchmesser und 15-30 cm Tiefe, die sich durch Dünne +des Metalls und Haltbarkeit auszeichnen. Außerdem wird eine +große Anzahl anderer Gegenstände für Haushalt und Landwirtschaft +hergestellt. Man wendet für sie je nach den Anforderungen an die +Eigenschaften des Eisens verschiedene Mischungen und Methoden an. +Diese sind das lange vererbte Geheimnis der einzelnen Fabriken. +Die Darstellung des Schmiedeeisens konnte V. RICHTHOFEN nicht +sehen; es wird dazu nur das langsam gekühlte Roheisen verwendet. +Das Produkt ist so vorzüglich, daß die Chinesen es bei gleichem +Preise dem importierten europäischen vorziehen. Drahtzieherei +und Nagelschmieden ist Hausindustrie. Die Eisenindustrie von +Nantsun muß sehr alt sein, denn das Thal ist voll von sehr großen +Schlackenhalden, zwischen denen die Straße oft mehrere Li (à 556 m) +weit hindurchführt. + +Ein dritter wichtiger Eisenindustrieplatz in Schansi ist +Shwo-fàng-tsun, wo alle Materialien billig zur Hand sind und das +Terrain sich in bester Weise für die Anlage der Eisenwerke eignet. +Das Erz, ein Gemenge von Brauneisenstein und Spateisenstein wird in +kleinen Gruben gewonnen; einige werden durch Tagebau betrieben, in +anderen erreicht man das Erz durch einen kurzen Stollen und nicht +selten sind Schachte 6-9 m tief gesenkt. Der Bauer gräbt das Erz +auf seinem eigenen Felde und verkauft es an eines der zahlreichen +Schmelzwerke. Die Hüttenwerke, nach Art der oben beschriebenen +eingerichtet, sind in Lösterrassen angelegt; nur stellt man die +Tiegel in 30 Reihen von je 11 Stück, die 60 cm hoch sind und +beinahe 15 cm Durchmesser haben. Die Beschickung und Schmelzmethode +sind wie oben angegeben.[244] + +Bei Lang-tiën in der Provinz Honan wurde in früherer Zeit Eisen +geschmolzen, wie die Überreste der Schmelzwerke und die erstaunlich +großen Schlackenhalden beweisen. Sie sollen aus der Zeit der +Ming-Dynastie (14.-17. Jahrhundert) stammen. Jetzt verstehen die +Einwohner die Kunst des Schmelzens nicht mehr.[245] + +~Prähistorisches aus Japan.~ Die prähistorischen Verhältnisse +Japans zeigen in vielen Beziehungen überraschende Ähnlichkeit mit +den unsrigen. Hat man auch noch keine Pfahlbauten entdeckt, so +sind doch Tumuli, Steingräber, Kjökkenmöddings, zugehauene und +polierte Steine, Bronzen und Thongefäße gefunden worden; auch +fehlen Knochen- und Horngeräte nicht. Die Funde werden meist in +den Küstenprovinzen, sowie auf den Inseln, selbst den Liukiu- +und Bonininseln, gemacht und zeigen auch in ihren Formen eine +überraschende Ähnlichkeit mit unseren europäischen Geräten und +Waffen. Besondere Aufmerksamkeit haben in der letzten Zeit die +Muschelhaufen von Omori an der Bucht von Jedo erregt, die vielfach +untersucht sind und über die wir schon eine eigene Litteratur +besitzen. Hier sind die rohesten, behauenen Formen der Steingeräte +vertreten und Metallbeigaben fehlen. Man schreibt diese Funde +der japanischen Urbevölkerung, den Ebisu, zu, Vorfahren der +heutigen Ainos, welche nach dem Norden zurückgedrängt wurden. +Dafür spricht die Ornamentierung der Thonscherben und Thongefäße +in den Muschelhaufen, welche nach MILNE _is very like that of the +modern Aino_. Eine zweite Gruppe von Funden zeigt nach HEINRICH +VON SIEBOLD weit höhere Formen. Das verwendete Gestein kommt in +Japan gar nicht oder nur spärlich vor, um so häufiger aber auf +den malayischen Inseln, in Korea und China. Die Stücke sind meist +poliert, oft auch verziert und werden in Gemeinschaft mit Bronze +angetroffen. Man nimmt an, daß sie von Djimo-tenno herrührten, +dessen Krieger Waffen aus Stein und Bronze führten und der die Aino +besiegte und nach Norden drängte.[246] Das alles erscheint wie +Ausläufer der chinesischen Kultur. + +Bereits der ältere V. SIEBOLD hatte uns in seinem klassischen +Werke über Japan mit jenen alten Steingeräten bekannt gemacht +und auf deren Übereinstimmung mit den europäischen Pfeilspitzen +etc. hingewiesen. Nach den japanischen Traditionen fielen die +alten Steinwaffen vom Himmel, wenn ein wütendes Heer von Geistern +in Sturm und Hagel dahinbrauste. Nachdem der Himmel wieder klar +geworden, zogen die Leute aufs Feld und fanden dort die Waffen und +Geräte, welche schon vor Zeiten in Raritätenkabinetten aufbewahrt +wurden und als _Rai fu seki_, Donnerkeile, bekannt waren, wie die +gleichen Steinbeile in Europa und anderwärts, von denen derselbe +Aberglaube herrscht. In den Tempeln wurden die ausgegrabenen +Steinobjekte als Überbleibsel der _Kami_, der Geister, von denen +die Japanesen abzustammen glauben, aufbewahrt.[247] Was Symmetrie +und Politur betrifft, sind diese japanischen Steingeräte noch +vollkommener, als die schönsten neolithischen Exemplare Europas. + +~Heutige Metallurgie der Japaner.~ Wie bekannt, sind Bergbau und +Hüttenwesen heute in Japan hochentwickelt und in einzelnen Zweigen +der Metalltechnik ist das merkwürdige Volk des Sonnenaufganglandes +uns Europäern entschieden voraus. Zur Vervollständigung unserer +Angaben möge hier noch ein kurzer Bericht über das japanische +Montanwesen Platz finden, nach den Mitteilungen, welche GÜMBEL +gelegentlich der Weltausstellung in Philadelphia gegeben hat.[248] +Danach war zu Ende des achten Jahrhunderts der ~Bergbau~ in Japan +schon lebhaft im Betriebe, wie dieses auch durch zahlreiche +auflässige alte Baue bewiesen wird. Man trieb Stollen, einen unter +dem anderen, so weit es Wetter und Wasserzudrang gestatteten; die +Wasserhebungsvorrichtungen waren aber stets unvollkommen. Die +Stollen sind oft von so geringer Höhe, daß sie nur von Jungen +befahren werden konnten, die das zu fördernde Material in Säcken +zu Tage brachten. Die Fahrten bestehen aus einfachen Baumstämmen +mit eingeschnittenen Stufen. In der Gesteinsarbeit bediente man +sich der einfachsten Gezähe: Keilhammer, Schaufel, Hammer und +Meißel; zur Wasserhaltung benutzte man kleine hölzerne Handpumpen +und Kübel. Die Ventilierung war eine vorgeschrittenere, indem man, +um die Luftcirkulation herzustellen, die in verschiedener Höhe +angelegten Stollen vertikal verband und auch Wetterlutten anlegte, +die, aus hölzernen Dielen hergestellt, durch die Stollen geführt +wurden. Späne oder Lampen mit Fischöl und Docht aus Binsen dienten +zur Beleuchtung. + +Uns interessieren hier die alten einheimischen metallurgischen +Prozesse, welche neuerdings den europäischen Methoden weichen +müssen. Aufbereitung und Herstellung der Edelmetalle war sehr +einfach. Die Erze wurden zuerst von Weibern auf der Grube +zerschlagen, sortiert und die haltigen Stücke zur Hütte gebracht, +hier das Erz weiter mit Hämmern auf geneigten Steinplatten in +Pulverform verwandelt und geschlämmt, wohl auch durch Handmühlen +verfeinert und verwaschen. Die erhaltenen Goldteilchen schmilzt +man in kleinen Schmelztiegeln auf offenem Holzkohlenfeuer, dessen +Intensität durch Handblasebälge verstärkt wird. Beim Silber +bediente man sich bisher der Schmelz- und Abtreibemethode, wie in +anderen Ländern, während man zur Scheidung von Gold und Silber das +Zusammenschmelzen mit Schwefel in Anwendung brachte. + +Zur Darstellung von Gußeisen und Stahl bediente man sich bis in +die neueste Zeit ausschließlich des Magneteisens in Form kompakter +Massen oder von Sand, wie dieses Mineral im Gneis, granathaltigem +Diorit und Hornblendegestein reichlich vorzukommen pflegt. +Besonders reich an solchen Erzen ist die Provinz Rikuckiu, wo zu +Heigori die erzführenden Lagerzüge sich meilenweit fortsetzen. +Ähnliche Lager finden sich auch im kalkigen Schiefer der Provinz +Iwaki. Der Gehalt der Erze beträgt durchschnittlich 62 bis 65%. +Eisenglanz und Brauneisensteine wurden nicht benutzt. + +Diese Magneteisenerze werden nach der alten Methode in kleinen +Öfen von rektangulärem Querschnitt nach Art der Stücköfen von +3,5-4,5 m Höhe verschmolzen. Zum Ofenbau benutzt man feuerfesten +Thon, den man für die Herstellung des Herdes mit Holzkohlenpulver +vermengt. Als Gebläse dienen hölzerne, mit der Hand in Bewegung +gesetzte gewöhnliche Blasebälge oder auch ganz eigentümlich +konstruierte, aus zwei liegenden cylindrischen Sektoren bestehende +blasebalgähnliche Maschinen, in welchen durch eine oszillierende +Auf- und Niederbewegung zweier an einer Achse befestigter Bretter +ein Luftstrom erzeugt wird. Ventile regulieren das Aus- und +Einströmen der Luft, während die Bewegung durch das Herüber- und +Hinübertreten von zwei oder drei Menschen bewirkt wird. + +Wendet man Magneteisen in Sandform an, so stellt man eine Grube von +3,5-4,5 m Weite und 3 m Tiefe im Boden her, füllt diese lagerweise +mit Holzkohlenstaub und feuerfestem Thon, den man durch Entzünden +der Kohle brennt und härtet, um auf diese Weise den Unterbau zu +gewinnen, auf dem man den eigentlichen Ofen an der Basis 2-3/4 m +auf 1-1/2 m breit und 1 m hoch mit einem keilförmigen Hohlraume +errichtet. Beim Beginne des Schmelzens wird der Ofen mit Holzkohle +gefüllt, das Gebläse angelassen und sobald die Füllung sich +setzt, nach etwa zwölf Stunden, Magneteisensand gegen 3750 kg und +gleichviel Kohle nachgefüllt. Der Schmelzprozeß dauert zwei Tage +und drei Nächte und man erzeugt gegen 45% Roheisen und 1% Stahl, +der, nachdem das Eisen abgelassen ist, als eine an den Wänden +hängenbleibende Luppe herausgenommen wird. Die ganze Manipulation, +vom Ofenbau bis zum Wegbringen des Produktes, nimmt acht Tage in +Anspruch. + +Zinnerze kommen in Satsuma, Suwo und Bingo vor; die Zinnproduktion +ist aber nicht bedeutend. Das Kupfer, so heißt es bei GÜMBEL, sei +in Japan zuerst im Jahre 684 unserer Zeitrechnung entdeckt worden, +was jedenfalls zu spät angesetzt ist. Die Art seiner Darstellung +ist ähnlich wie in Europa. Bekannt sind die vielen schönen farbigen +Legierungen, zu denen man es benutzt. + +Da die Bronzen, welche mit Steingeräten zusammen in Japan gefunden +werden, im strengsten Sinne prähistorisch sind, so muß das Kupfer +auch zu jener Zeit in Japan bekannt gewesen und nicht erst vor +1200 Jahren entdeckt worden sein. Zur Zeit, als unser Landsmann E. +KÄMPFER (1690) Japan bereiste[249], war Kupfer das gewöhnlichste +unter allen Metallen des Landes. Messing war aber selten und teurer +als Kupfer, da man das hierzu nötige Galmei aus Tonkin beziehen +mußte. Eisen aber war, was uns interessiert, mit Kupfer im gleichen +Preise und eiserne Werkzeuge waren teurer als solche aus Kupfer +oder Messing. Nägel, Klammern, Haken, welche anderwärts aus Eisen +hergestellt wurden, machte man zu KÄMPFER's Zeit aus Kupfer. Sehr +feines Zinn wurde damals in der Provinz Bongo gewonnen, aber wenig +gebraucht. Bronze wird von KÄMPFER nicht erwähnt, wiewohl man +sie vortrefflich zu bereiten wußte und daraus die herrlichsten +kunstgewerblichen Gegenstände herstellte. Mag man auch eine +»Kupferzeit« in Japan annehmen, eine »Bronzeperiode« in dem Sinne, +daß die Bronze das Material zur Herstellung der gewöhnlichen +Gebrauchsgegenstände war, hat es in Japan nicht gegeben. + +China sowohl als Japan zeigen die Metalltechnik seit der ältesten +Zeit und unabhängig vom Abendlande. Sie bilden ein abgeschlossenes +Reich für sich, von dem aber, bei geographischem Zusammenhange ganz +naturgemäß, Ausstrahlungen nach Nordwest und Norden, zu türkischen, +finnischen und hyperboräischen Völkern stattfinden mußten. + + +Fußnoten: + +[237] GROSIER, De la Chine. Paris 1818. I. 191. + +[238] GOGUET, III. 331 citiert bei TYLOR, Early history of mankind. +208. + +[239] China. I. 369 ff. + +[240] V. RICHTHOFEN a. a. O. I. 373. + +[241] Mitteil. der Anthropol. Ges. in Wien. IX. 218. + +[242] J. MARKHAM, Notes on a journey through Shantung. Journ. R. +Geogr. Soc. vol. 40. 217 (1870). + +[243] V. RICHTHOFEN, China. II. 477. + +[244] V. RICHTHOFEN, China II. 411. 412. 436. + +[245] A. a. O. II. 500. + +[246] V. SIEBOLD in Verhandl. Berlin. Anthropol. Ges. 1878. 429. +-- MORSE, Traces of an early race in Japan. New-York 1879. -- J. +MILNE, The stone age in Japan. Journ. Anthropol. Inst. X. 389. + +[247] PH. FR. V. SIEBOLD, Nippon, Archiv zur Beschreibung von +Japan. II. 45 ff. Taf. 11-13. + +[248] Das Ausland. Nr. 37. 1877. + +[249] Geschichte und Beschreibung von Japan. Lemgo 1777. + + + + +Die Metalle im Norden Asiens. + + +~Das Eisen bei den sibirischen Völkerschaften.~ Als die Russen +über den Ural gingen und im 17. Jahrhundert erobernd Sibirien +durchzogen, trafen sie neben den Gerätschaften und Waffen aus Stein +und Knochen bei den dortigen Stämmen wenige eiserne Werkzeuge, die +auf dem Handelswege dorthin gelangt waren, jedoch nur einzelne +Völker, welche mit der Darstellung und Bearbeitung des Eisens +vertraut waren. + +Daß die Ostjaken bei der Ankunft der Russen Eisen schmolzen und +Schmiedearbeiten ausführten, erwähnt J. G. MÜLLER[250], doch +ist diese Kunst jetzt bei ihnen verloren gegangen, wie POLJAKOW +angiebt[251], wohl infolge der russischen Eiseneinfuhr. Die Tataren +am Tom wurden von den Russen bei ihrem Vordringen nach Sibirien +als Kusnezi (Schmiede) bezeichnet, »weil in ihrer Gegend viel +Eisenerz fällt, woraus sie Eisen schmelzen und dasselbe zum Haus- +und Jagdgebrauche verarbeiteten«.[252] + +Auf das eisenkundigste sibirische Volk trafen die Russen aber erst, +als sie bis zur Lena vorgedrungen waren. Hier saßen die Jakuten, +türkischen Stammes, welche Waffen, wie Messer, Beile, Lanzen, +Pfeile, Streitäxte und Kurjaks, d. h. Lederpanzer mit kleinen +eisernen Platten benäht, Helme etc., verfertigten. Von den Jakuten +lernten ihre nächsten Nachbarn, die Tungusen und Lamuten, den +Gebrauch des Eisens kennen, denn bereits 1652 trafen die Russen +die Lamuten an der Ochota mit ganz gleichen Waffen wie die Jakuten +versehen.[253] + +Trotzdem in Sibirien russische Eisenwaren den Markt behaupten, +bereiten die Jakuten noch jetzt in der primitivsten Weise ihr +Eisen selbst aus den Erzen. Das Eisenerz gewinnt man in zwei +jakutischen Bezirken, dem Chatschikat- und dem Schemkonbezirke. Im +erstgenannten, am Flusse Botama, werden in Darkylach, Schestakowsk +und Kürtägija jährlich über 25000 kg, im Schamkonbezirke, am Bache +Lütäga, über 3500 kg Eisen gewonnen (zu V. MIDDENDORFF's Zeit). Als +Blasebälge dienen beim Ausbringen zwei lederne Butterschläuche. +Ein solcher »Simirj« wird aus halbgegerbten, geräucherten Fellen +zusammengenäht und ist sackartig geformt. Die obere Öffnung »wird +durch zwei Stöcke geschlossen, gleich einem Portemonnaie«. Dieser +Verschluß ist so luftdicht, daß es genügt, eine Röhre (am unteren +Ende) einzufügen, zwei Säcke nebeneinander zu stellen und durch +abwechselndes Ausdrücken der Luft einen Blasebalg zu ersetzen. Beim +Emporziehen des Sackes wird momentan die Mundöffnung gelüftet.[254] +Es ist dieses also dieselbe Art von Blasebalg, wie wir sie bei +den Zigeunern, in Indien und teilweise in Afrika kennen gelernt +haben.[255] Näheres über die Eisendarstellung giebt unsere Quelle +nicht an, aber sie erwähnt, daß die aus dem gewonnenen Eisen +hergestellten jakutischen Schmiedearbeiten vorzüglich sind, +namentlich die Messer. Die Klinge ist ähnlich wie die Schneide +unserer Hobeleisen gebildet, indem die eine Fläche der Klinge +im spitzen, die andere im rechten Winkel zum Rücken derselben +gerichtet ist. Der Holzgriff ist mit eingelegten Messingstreifen +verziert, Umgüsse von Blei festigen die Klinge im Griffe. Diese +Klingen sind außerordentlich biegsam, so daß der Jakut sie im +Halbkreis biegen kann, um damit aus freier Hand zu drechseln. +Außerordentlich geschickt in der Metallbearbeitung, fertigen sie +noch Äxte, Bärenspieße, Sicheln, Scheren, alle verziert und oft +mit Silber tauschiert. Noch jetzt stehen die Eisenarbeiter bei den +Jakuten in hohem Ansehen, wie z. B. TEMIR JEGOR, der eiserne Jegor, +den F. MÜLLER[256] am Olenek unter 69° nördl. Br. traf und der dort +seine Kunstfertigkeit ausübte. Die Eisenbereitung bei den Jakuten +ist um deswillen von Interesse, weil sie einmal uns zeigt, wie +weit dieselbe nach Norden hin vorgedrungen ist und andererseits, +wie dieselbe mit dem Charakter eines nomadischen Volkes nicht +unverträglich ist; ursprünglich Schafzüchter, sind die Jakuten +zur Pferdezucht übergegangen und, allmählich ihre Weidegründe +erweiternd, bis zur Eismeerküste vorgerückt. + +Die übrigen Völker Sibiriens befanden sich beim Einrücken der +Russen noch in der Steinzeit und stürzten sich, gerade so wie es +von den Südseeinsulanern bekannt ist, auf das neue Metall, das +neben Tabak und Branntwein ihnen der begehrteste Tauschartikel +wurde, so daß für ein gewöhnliches Messer ein Zobelfell gegeben +wurde.[257] + +Ausgeschlossen ist nicht, daß bei den östlichen, Japan und China +zugewandten Völkern hin und wieder Eisen, aus ostasiatischer Quelle +stammend, vorkommt, doch war diese Einwirkung nur eine höchst +untergeordnete und keinen durchgreifenden Einfluß ausübende. Nach +STELLER[258] lernten die Kamtschadalen das Eisen erst durch die +Russen kennen; sie besaßen im Anfange des 18. Jahrhunderts fast nur +Gerätschaften aus Stein oder Knochen. Noch eingehender als unser +Landsmann behandelt die hier interessierenden Verhältnisse der +Russe KRASCHENINNIKOW. »Aus Knochen und Stein,« sagt er, »waren der +Kamtschadalen Äxte, Wurfpfeile, Nadeln, Spieße. Die Äxte bestanden +aus den Knochen der Walfische oder Rentiere, zuweilen aus Achat +und Kieselstein. Sie hatten die Gestalt eines Keiles und waren +an gekrümmte Handhaben befestigt. Damit höhlten sie ihre Kanoes, +Schalen und Tröge aus; allein mit so viel Mühe und Zeitaufwand, +daß ein Kahn drei Jahre und eine große Schale wohl ein Jahr Zeit +erforderte. Natürlich erhielten dadurch diese Gegenstände einen +hohen Wert. Auch sehr feine Arbeiten konnten die Kamtschadalen mit +ihren einfachen Werkzeugen ausführen. So sah KRASCHENINNIKOW eine +Kette aus Walroßzahn mit den feinsten Gliedern, wie gedrechselt. +Sie war 40 cm lang, aus einem Stück geschnitten und »ein Kunststück +des größten Meisters würdig«. Die Ansicht, daß die Kamtschadalen +vor Ankunft der Russen durch die Japanesen (via Kurilen) das Eisen +kennen gelernt, weist KRASCHENINNIKOW nicht zurück[259], doch fand +der Import jedenfalls nur im geringen Maße statt. + +Die nördlichen Nachbarn der Kamtschadalen, die Koriäken, erhielten +dagegen das Eisen sicher erst durch die Russen, verstanden es aber +bald, dasselbe in meisterlicher Weise zu bewältigen, wenn sie +es auch nicht aus den Erzen darstellen lernten. »Messer, Beile, +Piken, Ringe für die Rentier- und Hundegespanne, Armspangen von +eigener Arbeit sieht man überall bei diesen Nomaden. Besonders +aber zeichnen sich Messer und Piken durch Zierlichkeit aus, +indem sie meist von ausgelegter Arbeit sind. Arabesken aller +Art werden tief in das Eisen eingraviert und in die Einschnitte +feine Kupferstreifen eingehämmert. Es ist oft erstaunlich, +wie diese Leute mit so sehr mangelhaften Instrumenten die +regelmäßigsten Formen den Messern und Piken geben und diese auf das +geschmackvollste verzieren können.«[260] + +Noch weiter nördlich uns wendend, treffen wir auf die Tschuktschen, +bei denen nach KARL VON NEUMANN, der sie 1869 besuchte, die +Einführung des Eisens durch den Engländer BILLINGS am Ende des +vorigen Jahrhunderts erfolgte, ohne die geringste Änderung in +den Lebensgewohnheiten dieses Volkes hervorzubringen.[261] Sie +sind noch heute, wie wir durch NORDENSKIÖLD erfahren, ein Volk, +bei dem der Übergang vom Gebrauche des Steines und Knochens zum +Eisen sich studieren läßt, da mehr und mehr europäische und +amerikanische Eisenwaren bei ihnen zur Verwendung kommen, ohne +jedoch jene soziale und kulturelle Umwälzung hervorzurufen, die +wir gewöhnlich mit der Einführung des Eisens verknüpft wähnen. +Das Material wechselt, aber sonst bleibt alles beim alten. Zur +Ausrüstung der Schlitten gehört jetzt ein Stab mit Eisenbeschlag +und einer Menge Eisenringe. Ihre Pfeile sind noch teils mit +Holz- und Knochenspitzen, teils mit Eisenspitzen versehen, die +Angelhaken aus Knochen oder Eisen, die Löffel aus Knochen, Kupfer +oder (eingeführt) Eisenblech; die Hämmer zum Zermalmen der Knochen +aber -- echt prähistorischer Form! -- aus Stein. Neben dem alten +Drillbohrer zum Feuermachen benutzen die Tschuktschen schon Stahl, +Feuer und Zunder. »Der Feuerstahl besteht oft aus einer Pfeilspitze +oder einem anderen alten Stahlgerät oder auch aus extra für diesen +Zweck geschmiedeten Eisen- und Stahlstücken. Gewöhnlich verrät die +Form dieser Geräte einen europäischen oder russisch-sibirischen +Ursprung, doch erwarb ich mir auch plump gehämmerte Eisenstücke, +welche Proben einheimischer Schmiedegeschicklichkeit zu sein +schienen. Ein Tschuktsche zeigte mir einen großen Feuerstahl +letztgenannter Art, welcher mit einem kupfernen Griff für den +Finger versehen und durch lange Benutzung hübsch geglättet war.« +Das Eisen zu diesen Feuerstählen war nicht meteorisch, mußte daher +eingeführt und jedenfalls kalt geschmiedet sein.[262] + +Was die vielbesprochenen Onkilon jener Gegend betrifft, so lieferte +die Untersuchung ihrer Gräber nur Gerätschaften von Knochen und +Stein, nichts von Metall.[263] + +~Die alten Bergbaue der Tschuden.~ So sind die Beziehungen der +nordsibirischen Völker zu den Metallen in historischer Zeit und in +der Gegenwart. Nordasien hat aber auch seine Völkerverschiebungen +und Wanderungen gehabt und alte Funde in den erzführenden +Gebirgen, wie in den Ebenen deuten auf vergangene Stämme, welche +mit der Bearbeitung der Metalle wohl vertraut waren, ja hierin +relativ Hervorragendes leisteten. In Bergbauen und Gräbern haben +sich die Schätze jener prähistorischen Zeit erhalten, die zusammen +mit der Linguistik uns Aufschlüsse über die vorgeschichtlichen +Metallarbeiter geben. + +Vom Ural bis zum Altai und wieder bis Transbaikalien werden die +alten Bergbaue und Gräber vom Volke den Tschuden oder Tschudaki +zugeschrieben. Daß es sich auf dieser weiten Ausdehnung um ein Volk +gehandelt habe, läßt sich nicht annehmen, wie denn auch die große +Verschiedenartigkeit der Grabfunde auf verschiedene Völker deutet +und ihre Beschaffenheit und ihr Stil verschiedene Zeitperioden +erkennen läßt. Die Wogulen, die jetzigen Bewohner des Ural, wußten, +als die Russen zu ihnen kamen, nicht mehr, von wem die alten Halden +und Schürfe herrührten, auch betrieben sie selbst keinen Bergbau, +sondern wiesen auf die Tschuden hin. Die alten Minen selbst, die +sich im Ural erhalten haben, schildert PALLAS folgendermaßen: + +»Auf allen erzreichen Strecken am uralischen Gebirge finden sich +alte, von einer uns unbekannten Nation, welche den Bergbau sehr +fleißig getrieben haben muß, herrührende, oft ziemlich tief +getriebene Schachte, Stollen und Schürfe; ja die besten heutigen +Bergwerke im Orenburgischen haben ihre Entdeckung diesen alten +Spuren, welche unter dem Namen Starie- oder Tschudskie-Kopi +bekannt sind, zu danken. Sie sind um desto merkwürdiger, weil sie +gemeiniglich bloß in runden Kanälen und Gängen bestehen, welche +weder ausgezimmert, noch gestützt sind. Selbige sind zuweilen so +enge, daß die Arbeit darin höchst beschwerlich muß gewesen sein, +weil man in den getriebenen Örtern oft nicht einmal aufrecht +stehen kann. Bei der Saigatschi Rudnik (bei Orenburg) ist außer +vielen Schürfen ein außerordentlich geräumiger und mit vielen +Örtern ausgetriebener Stollen noch im besten Stande gefunden +worden, bei dessen Ausräumung man nicht nur geschmolzenes Kupfer in +runden Kuchen, sondern auch viele runde, aus weißem Thon gemachte +Töpfe, worin die Schmelzung verrichtet worden, ja auch Gebeine +von verschütteten Arbeitern beisammen gefunden, von Herden oder +Schmelzöfen aber nicht die geringste Spur bemerkt haben soll.«[264] + +Als 1573 die Russen begannen, den Metallschätzen im Salairgebirge +und dem Kusnezkischen Alatau -- beides Ausläufer des Altai +-- Aufmerksamkeit zuzuwenden, waren die wichtigsten Gruben +bereits 10-15 m tief ausgebeutet und verschüttet und alte +Schlackenhaufen, aus denen man noch zwei Prozent Kupfer gewann, +enthielten Schmelztiegel und kupferne Waffen. Außerdem bewiesen +verschieden gestaltete Keile, Hacken und Hämmer mit Stiellöchern +aus geschliffenem Diorit, Trapp und Sandstein das hohe Alter dieser +Baue. Dagegen fehlten steinerne Geräte für die Bedürfnisse des +täglichen Lebens.[265] + +Ganz besonders entwickelt sind die alten Bergbaue am Schlangenberge +im Altai, wo »die Tschuden« die reichen und milden ockerigen Erze +mit tiefen Schürfen und selbst Schächten von zehn und mehr Meter +förderten. In die festen Erze einzudringen, haben ihnen die Mittel +gefehlt, wiewohl man Spuren davon gefunden, daß sie in dieser +Richtung wenigstens Versuche gemacht haben. Über die Art, wie jene +Alten den Bergbau betrieben, lassen sich einige Andeutungen geben. +Ihre Keilhauen und andere Gezähe waren aus Kupfer gegossen, wie +die gemachten Funde beweisen; statt der Fäustel aber benutzten +sie länglichrunde, sehr harte Steine, um welche in der Mitte eine +Vertiefung ausgeschliffen ist, die zur Befestigung des Steines mit +einem Riemen diente. Die Erze förderten sie in Ledersäcken an die +Oberfläche, wie ein solcher mit reichem Ocker bei einem Skelett +aufgefundener Sack beweist. Dieser goldhaltige Ocker war das +Hauptziel des Bergbaues, wie auch die alten goldhaltigen Geschütte +an den Bachufern darthun, wo der Goldschlich ausgewaschen wurde. +Von Eisenwerkzeugen ist keine Spur gefunden worden.[266] Auch in +der Gegend von Nertschinsk entdeckten die Russen alte Schürfe und +Bingen, sowie alte verwachsene Schmelzherde und von Blei- und +Kupferarbeit zeugende Schlacken und Glätten[267], und auch diese +wurden den Tschuden zugeschrieben. + +Wer waren nun jene Tschuden, durch die die alten Bergbaue im Ural +und Altai angelegt wurden, Bergbaue, die viel gemeinschaftliches +in der Art und Weise ihrer Anlage zeigen und an beiden, wiewohl +weit von einander entfernten Orten, durch das Vorhandensein von +Kupfergeräten, sowie die Abwesenheit von Eisen charakterisiert +werden? + +Es sind viele Mutmaßungen darüber aufgestellt worden. Vor hundert +Jahren bereits identifizierte der Petersburger Akademiker BAYER +die Tschuden mit den Skythen, die ja einen großen Teil Rußlands +bewohnten. Dieser Ansicht hat sich später ED. V. EICHWALD +angeschlossen, indem er die Skythen für die Vorfahren der heutigen +finnischen Völker ansah. + +Bekanntlich werden die Skythen noch als Vorfahren einer Reihe +anderer Völker in Beschlag genommen und wir wollen die Ansicht V. +EICHWALD's dahingestellt sein lassen; daß aber die Tschuden -- +deren Namen unter den westlichen Finnen noch fortlebt -- Finnen +gewesen sein können, dafür sprechen noch andere Gründe. Die +älteste Schmiedekunst der Finnen, als sie noch ungeteilt am Ural +und in Sibirien beisammen saßen, muß nach AHLQVIST[268] auf das +Kupfer bezogen werden; die Sprache legt hierfür Zeugnis ab, daß +die Bekanntschaft der Finnen mit dem Kupfer eine sehr frühzeitige +war, die Namen für dieses Metall sind in den finnischen Sprachen +genuin. Bronze aber kannten sie wahrscheinlich nicht, da in ihrer +Sprache sich keine Benennung für dieses Mischmetall vorfindet und +da sie für das Zinn, welches zu einer solchen Bereitung nötig, den +Namen erst aus den germanischen Sprachen entlehnt, also erst nach +ihrer Ankunft an der Ostsee dieses Metall kennen gelernt.[269] +Dort auch erhielten die baltischen Finnen von indogermanischen +Völkern die Bezeichnung für Eisen, während die östlichen, den +Ursitzen näher gebliebenen Finnen (Wogulen, Ostjaken, Wotjaken, +Syrjänen, Tscheremissen) für dieses Metall einen gemeinsamen, nicht +entlehnten Namen haben, der folglich erst entstanden sein kann, +nachdem Ost- und Westfinnen sich getrennt hatten.[270] + +Kupfer also ist das älteste Metall der Finnen und auf Kupfer +und mit Kupfergezähen wurden die alten Bergbaue betrieben; die +ursprünglichen Sitze der Finnen lagen gleichfalls am Ural und in +Westsibirien, wo ja noch ein Teil dieses Volkes wohnt; endlich +ist der Name der Tschuden, welcher den alten Bergleuten und +Metallschmelzern Sibiriens traditionell gegeben wird, ein noch +teilweise auf die heutigen Finnen angewandter. Auch A. ERMAN ist +nicht abgeneigt, in den Tschuden finnische Völker, Vorfahren +der jetzigen Ostjaken zu sehen, deren Name aus dem tartarischen +_Uschstjak_ entstanden ist.[271] Dieses alles scheint darauf zu +deuten, daß jene alten Metallurgen finnischen Stammes waren, +wiewohl die Gründe nicht stark genug sind, um diese Mutmaßung zur +Gewißheit zu erheben. + +~Kurgane und Gräber in Sibirien.~ Abgesehen von den alten Bergbauen +finden sich im westlichen und südlichen Sibirien zahlreiche Gräber +sehr verschiedener Art und, nach den reichen Grabbeigaben zu +schließen, von sehr verschiedenen Völkern und aus verschiedenen +Perioden herrührend. Sie fesselten frühzeitig die Aufmerksamkeit +der Reisenden und auch der Schatzgräber, die, nach Gold wühlend, +manches kostbare Denkmal vorgeschichtlicher Zeit zerstörten. +STRAHLENBERG, PALLAS, GMELIN, EICHWALD, RADLOFF, POGOW, MEYNIER +und EICHTHAL, DESOR und andere haben sich mit diesen Gräbern und +ihrem Inhalte beschäftigt; es existiert darüber in russischen +Fachschriften eine reiche Litteratur, die ich zu meinem Bedauern +aus Unkenntnis der russischen Sprache nicht benutzen konnte. Es +mögen daher die nachfolgenden Mitteilungen unter dem Gesichtspunkte +der Unvollständigkeit beurteilt werden. + +Das Centrum der Verbreitung dieser Gräber liegt am oberen Jenisei +und seinen Nebenflüssen im Kreise Minusinsk, da wo dieser große +Fluß aus der Mongolei nach Sibirien übertritt. Entlang dem +Jenisei haben die Metallerzeugnisse jenes alten Kulturvolkes oder +jener alten Kulturvölker sich gegen Norden hin verbreitet, denn +tatarische Hirten finden in den Steppen bei Krasnojarsk am Jenisei +beim Weiden hin und wieder Bronzegegenstände mit Tierbildern, +welche in ihrer Ausführung eine weit höhere Kultur voraussetzen, +als sie unter den dortigen, jetzt bekannten Eingeborenen besteht +oder bestanden hat und die gleichfalls mit den »Tschuden« in +Zusammenhang gebracht wird. Derartige Bronzemesser zeigen am Griffe +nach DESOR[272] sehr gut ausgeführte Steinböcke, Wölfe, Elentiere, +ja Tiger oder Löwinnen, aber mit einer Art von Elefantenrüssel. + +Die Gegenstände, auf denen solche Ornamente vorkommen, sind Dolche, +Beile, Piken, Meißel, gewöhnlich mit brauner, seltener mit grüner +Patina überzogen. Die Formen werden von DESOR, dem die Bronzen von +dem Entdecker, dem russischen Ingenieur LAPATIN zugeschickt wurden, +für schön und elegant erklärt.[273] + +Diese Funde, welche nach ihrer artistischen Ausgestaltung auf eine +höhere Kultur schließen lassen, können nicht von den Vorfahren der +heutigen Eingeborenen jener Gegenden herrühren und wohl auch kaum +in diesen Gegenden entstanden sein, die mit einer Wintertemperatur, +in der häufig das Thermometer bis auf -40° R. sinkt, dem Aufblühen +der Künste und Gewerbe wenig förderlich waren. Sie weisen nach +Süden, nach dem Grenzgebiete gegen die Mongolei hin, wo in der That +ein schöneres Klima herrscht und die zahlreichen Gräber als Quelle +jener Funde von Krasnojarsk zu erkennen sind. + +Übersicht und System in die Gräber am oberen Jenisei hat W. RADLOFF +gebracht, der die zahlreichen, verschiedenartigen Grabstätten im +Kreise Minusinsk, an dem Ufer des Jenisei, in den Steppen des +Abakan und Jüs untersuchte, sowie an den Strömen, die östlich vom +Altai herabkommen. Tumuli und Steingräber liegen unregelmäßig +zerstreut in den Uferlandschaften und begleiten in ununterbrochener +Reihe die Gestade der Flüsse. Schon ihre große Anzahl zeugt von +einem langjährigen Aufenthalte eines zahlreichen Volkes in diesen +Gegenden. + +Wohl auszuscheiden von den alten Gräbern dortiger Gegend, die +gleich näher charakterisiert werden sollen, sind die jüngeren, +nicht auf der Steppenfläche verteilten, sondern entfernt von den +Flüssen in den Vorgebirgen gelegenen Gräber, die oft zu 60 bis 80 +an einer Stelle sich beisammen finden und von Kirgisen herrühren. +Sie enthalten neben Skeletten Eisengerät, Kessel, auch aus Kupfer, +Messer und Pfeile aus Metall und selbst aus Knochen, kurz, eine +Sammlung verschiedenartiger Kulturgegenstände, neben welchen auch +russische Münzen aus dem 17. Jahrhundert nicht fehlen.[274] + +In den älteren, an den Flüssen gelegenen Grabstätten mit +Steinsetzungen fand aber RADLOFF fast durchweg nur Kupfergeräte und +er sieht in ihnen den Nachlaß der ältesten Bewohner jener Gegenden. +Es sind dieses die bereits von PALLAS erwähnten Erdhügel oder +Kurgane, teilweise mit Steinsetzungen, welche dieser gründliche +Beobachter bereits vor hundert Jahren folgendermaßen schildert: + +»Man findet in solchen durchgängig ganz deutliches und oft +noch ziemlich unverbrochenes Zimmerwerk von sehr verwestem +Lerchenholz, aus dessen Lage man sieht, daß vor die Leiche aus +ziemlich dicken, übereinander liegenden Balken, fast nach Art +der russischen Bauernstuben, ein kleines, länglich viereckiges +Behältnis zusammengefügt und mit Erde überschüttet worden ist. +Gemeiniglich findet man über der von dicken Bohlen gezimmerten +Decke des Grabkellers entweder ausgebreitete Birkenrinden, welche, +wie bekannt, schwer verwesen, oder Steinfließen, welche die +morsche Decke eingedrückt haben. Der Boden des Behältnisses ist +gleichfalls mit Brettern gedielt. In solchen Behältnissen findet +man gemeiniglich die Knochen von zweien, auch wohl nur von einer +Leiche, und in einem Hügel oft mehrere, durch hölzerne Scheidewände +oder auch gänzlich durch Erdräume von einander abgesonderte +Behältnisse nebeneinander. Am Fußende findet man verschiedene mit +der Leiche beerdigte Kleinigkeiten, irdene oder auch kupferne +Kessel und Töpfchen, Überbleibsel hölzerner Geschirre und +Schöpfkellen, kupferne Werkzeuge von allerlei Art. In der Gegend +des Gürtels pflegen hirschförmige und andere Bleche des Beschlages, +die Dolche und Messer mit Spuren einer Scheide und andere kleine +Gegenstände zu liegen. Um den Kopf finden sich mit Gold überzogene +Knöpfe, Spangen und andere Spuren der beigelegten Kleidung. Man +soll sogar noch zuweilen sichtbare Stücke von golddurchwirkten +Seidenzeugen und übergebliebene Haare von Zobel- und anderen Pelzen +in den wohlerhaltensten Grabkellern angetroffen haben. Bei einigen +hat man eine Menge Hackenknochen von großen und kleinen Tieren, +die durchlöchert und abwechselnd nebeneinander gelegen, als ob +sie aneinander gereiht gewesen, oder auch viele kleine eckige +Pyramiden von verschiedener Gestalt aus Gußkupfer, die vielleicht +ein Brettspiel oder etwas ähnliches vorgestellt, gefunden. Die +Spuren der Lanzen oder auch der Ehrenstäbe, die bei männlichen +Leichen oft gefunden werden und mit Krücken von Gußkupfer +geziert zu sein pflegen, sind zuweilen mit schmalen Streifen von +geschlagenem Golde schlangenweise umschlungen. Noch finden sich +zuweilen echte Goldblättchen, die zur Zierat um den Hals oder die +Ärmel mögen gelegt gewesen sein oder womit auch die Griffe der +Dolche und die Zieratsbleche der Gürtel gleichsam nur umwickelt +scheinen. Zuweilen sind in einem Behältnisse bei ganzen Leichen +auch verbrannte beigesetzt, deren Knochen in einem Haufen beisammen +gemeiniglich nahe an den Wänden des hölzernen Grabes liegen; +auf solchen Aschenhaufen sind die Goldblättchen und andere mit +beigesetzte Kleinigkeiten zu oberst gelegt. -- Alles Kupfergerät +ist Gußwerk; von Eisen fehlen zwar in dergleichen Gräbern nicht +alle Spuren, aber es ist doch eine sehr große Seltenheit. Nur habe +ich von einem kleinen verrosteten Beile, die man sonst aus Kupfer +nicht so selten findet, und von einer Keilhaue gehört, welche +in Gestalt den jetzt bei unseren Bergleuten gebräuchlichen ganz +ähnlich gewesen seien. -- In großen Kurganen werden Pferdegerippe +mit Spuren von Sattel und Zeug über den Grabkellern in der bloßen +Erde gefunden.«[275] + +Diese letzteren gehören aber offenbar in eine ganz andere Kategorie +von Gräbern, wie wir aus den Forschungen RADLOFF's erkennen. In +den Gräbern mit Kupfer- und Bronzegegenständen fand dieser nämlich +niemals Pferdeknochen in größerer Anzahl, während in den späteren +Steingräbern mit Eisen sich Pferdeskelette in Menge zeigten. Die +Steingräber mit Eisenwerkzeugen zeigten in der Form der letzteren +deutliche Nachbildungen alter kupferner Werkzeuge und Waffen. +Diese Gräber stellt RADLOFF an die »Grenze zwischen Bronze- +und Eisenperiode«. Es sind solche Gräber, wie sie PALLAS[276] +gleichfalls erwähnt, als Bestattungsplätze Vornehmer mit +zierlichem Silbergeschirre, Gold in Blechen, Knöpfen und anderen +Zieraten, mit Steigbügeln und anderem Pferdegeschirre von Eisen +mit Silber und Gold eingelegt oder überzogen und nur mit wenig +Kupfergerät. RADLOFF nimmt an, daß diese Gräber mit Eisen, mit den +seidenüberzogenen Pelzgewändern, wie er eines von 28 m Durchmesser +an der Katanda öffnete, von einem eingerückten Reitervolke +türkischen Stammes herrühren, von einem Volke, welches die älteren +Kupfer- und Bronzearbeiter vertrieb.[277] + +Hierhin gehören auch die von STRAHLENBERG[278] aufgefundenen +kleinen gegossenen Götzenbilderchen von Erz, Kupfer, Messing, +Zinn, Silber und Gold, die zu tausenden in den »alten tatarischen +Gräbern oder _tumulis sepulchralibus_« zu seiner Zeit enthalten +waren und von denen er Abbildungen giebt; dahin gehören die +Pferdezaumbuckeln, Glöckchen, die »Degen, Pfeile, Dolche und mehr +dergleichen Dinge, welche die Russen ausgegraben und die nicht +geschmiedet, sondern von Kupfer gegossen sind«. Jüngerer Zeit +gehören dann wieder jene Gräber an, aus denen Medaillen von Gold +und Silber, ganze Schachspiele von Gold und große goldene Bleche, +worauf der Tote gelegen, polierte Metallspiegel etc. ans Licht +gefördert wurden. Auf den südlichen mohamedanischen Kulturkreis +weisen ornamentierte Schalen mit kufischen Inschriften, schön +ziselierte Bronzegefäße mit darauf dargestellten Falkenjagden +hin, andere zeigen chinesischen Charakter, jedenfalls importierte +Gegenstände, während die älteren Gräber höchst wahrscheinlich +heimisches Metallgerät zeigen. MEYNIER und V. EICHTHAL, welche +die Kurgane von Gonba bei Barnaul öffneten, die gleichfalls +vom Volke den Tschuden zugeschrieben werden, sprechen sich aus +anthropologischen Gründen, zumal auf die brachykephalen Schädel der +Skelette jener Gräber sich stützend, dahin aus, daß jene Kurgane +von einem türktatarischen Volke stammen. Sie fanden Eisen und +Stoffe, wie PALLAS und RADLOFF, während Bronze vollständig fehlte +und die Zieraten aus gegossenem Kupfer bestanden.[279] + +Denn das alte Volk, von dem die zahlreichen Gräber stammen, +muß massenhaft hier gesessen und seine Metallsachen an Ort und +Stelle gefertigt haben, wofür noch andere Anzeichen sprechen. Der +Mineralreichtum des dortigen Gebirges, die alten, weithin sich +ziehenden Schürfe und Baue, die Schlacken und Glätten sprechen +dafür, daß am Jenisei ein metallkundiges Volk wohnte. Doch ist der +Bergbau nur oberflächlich betrieben worden und die Gruben hören +gewöhnlich da auf, wo hartes Gestein anfängt. POPOW hat gezeigt, +daß das alte Kulturvolk am Jenisei das Schmelzen der Metalle in +kleinen Öfen ausführte, daß es das Legieren der Metalle (z. B. von +Kupfer und Silber) verstand, mit der Abscheidung des Silbers aus +dem Kupfer aber unbekannt war.[280] + +Die Vermutung RADLOFF's, daß die Türken oder ein Volk türkischen +Stammes das Eisen im Altai schmolz und in Sibirien diese Kunst +verbreitete, erhält mehrfache Bestätigung. Die alten chinesischen +Geschichtswerke erzählen, daß das Eisenschmelzen im Kinschan +(Altai) durch die Türken eingeführt wurde[281], und die Sprache +zeigt uns gleichfalls die uralte Bekanntschaft der Türken mit +dem Eisen, wiewohl auch andere Metalle ihnen frühzeitig bekannt +waren. Vergleichen wir die turkotatarischen Idiome, so finden wir +bei allen gleichlautend und gleichbedeutend _temir_ für Eisen, +ein Wort, das somit einem vordialektischen Zeitalter entsprungen +und seit den ältesten Zeiten bekannt gewesen sein muß. Es geht +ohne Zweifel auf die Stammsilbe _tim, tem_, fest, dicht, stark +zurück. Aber ganz ähnlich verhält es sich mit dem Kupfer, _bakir_, +_pakir_, dem die Stammsilbe _bak_, _pak_ zu Grunde liegt, +welche gleichfalls fest, hart bedeutet. Bei solcher Sachlage +läßt sich auf sprachlichem Wege die Frage, welches das erste, +dem turkotatarischen Urmenschen bekannte Metall gewesen, nicht +entscheiden. + +Können wir danach Eisen und Kupfer als gleichalterig vermuten, +so läßt sich für die Bronze nachweisen, daß sie im frühesten +Kulturstadium der Türken unbekannt war und ihnen erst von +benachbarten Völkern zugeführt wurde. Das tschagataische _[vz]es_, +altaische _jes_, stammt vom mongolischen _dzes_, wobei jedoch +hervorgehoben werden muß, daß, während mit diesem tschagataischen +Worte heute Bronze bezeichnet wird, dasselbe im Altaischen und +Mongolischen entschieden Messing und Kupfer bedeutet. Diese +schwankende Definition des fraglichen Begriffes ist an und für sich +hinreichend, um das Fremdartige dieses Metalles bei den Türken +außer Zweifel zu stellen. Ein solches Schwanken ist nicht der +Fall, wo die Wortbildung auf heimischem, festem Boden sich bewegt. +Es ist, so rekapituliert VAMBÉRY, unmöglich, bei den primitiven +Turkotataren sprachlich ein Stein-, Bronze- und Eisenalter +nachzuweisen.[282] + + +Fußnoten: + +[250] Sammlung Russischer Geschichte. St. Petersburg 1763. VIII. +101. 188. + +[251] Archiv f. Anthropol. XI. 323. + +[252] J. G. MÜLLER a. a. O. VI. 540. + +[253] POPOW in Zeitschr. für Ethnologie 1878. 461. + +[254] V. MIDDENDORFF, Sibirische Reise. IV. 1557. + +[255] Dieser Blasebalg erscheint auch bei den Völkern im +europäischen Rußland, so bei den nomadisierenden Kalmüken am +Uralflusse, die kleine Eisenarbeiten und Waffen -- trotz ihrer +nomadisierenden Lebensweise -- zu verfertigen verstehen. »Ihr +Blasebalg besteht bloß in einem ledernen Sack mit einer Röhre in +einer zwischen zwei glatten Hölzlein gefaßten Öffnung, welche sie +mit der Hand ergreifen und, indem der Sack aufgehoben wird, öffnen, +darauf schließen und den Sack zugleich niederdrücken.« (PALLAS, +Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches. St. +Petersburg 1771. I. 324.) + +[256] Unter Tungusen und Jakuten. Leipzig 1882. 143. + +[257] »Vor Alters war alle Gerätschaft von Eisen und anderem +Metall in Sibirien sehr kostbar. Wenn man (die Russen) zu einem +neubezwungenen Volke kam, welches entweder gar nicht oder noch +nicht zu Genüge damit versehen war, so bekam man für einen eisernen +oder kupfernen Kessel so viel Zobel und schwarze Füchse, als sich +dahinein packen ließen.« MÜLLER, Sammlung Russ. Geschichte. St. +Petersburg 1758. III. 485. + +[258] Kamtschatka. 247. 320. + +[259] KRASCHENINNIKOW, Kamtschatka. Lemgo 1766. 223. 225. -- ERMAN +(Reise um die Erde. III. 454) fand einen Obsidiannucleus, von +dem Spähne abgeschlagen waren, zu Maschura in Kamtschatka. Die +Bestimmung desselben war den Eingeborenen unbekannt. Er schloß +daraus, daß infolge des Verkehrs mit den metallreichen Japanern +»das sogenannte steinerne Zeitalter für Kamtschatka schon sehr +früh seine Endschaft erreicht hätte. Namentlich aber weit vor der +Ankunft der Russen«. Das steht aber im direkten Widerspruch zu +STELLER's Angabe. + +[260] V. DITMAR, Über die Koriäken. Melanges russes. Tome III. +1./13. Juni 1855. + +[261] Globus XXVI. 347 (1874). + +[262] NORDENSKIÖLD, Umsegelung Asiens und Europas auf der Vega. II. +93. 106. 108. 110. 111. 117. + +[263] NORDENSKIÖLD. I. 405. + +[264] PALLAS, Reise durch verschiedene Provinzen des russischen +Reiches. St. Petersburg 1771. I. 246. + +[265] BUTENEW im Archiv f. Wissenschaftl. Kunde von Rußland. XXIV. +509. + +[266] PALLAS a. a. O. II. 608. + +[267] PALLAS, Neue nordische Beyträge. St. Petersburg und Leipzig +1783. IV. 207. + +[268] Die Kulturwörter in den westfinnischen Sprachen. 63. + +[269] AHLQVIST a. a. O. 66. + +[270] AHLQVIST a. a. O. 67. 70. + +[271] Reise um die Erde. Berlin 1838. II. 38. + +[272] Journ. Anthropol. Instit. III. 175. + +[273] Bull. soc. d'Anthropologie 1873. 441 ff. + +[274] RADLOFF in Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1871. 83 ff. + +[275] PALLAS, Reise durch verschiedene Provinzen des russischen +Reiches. III. 386 und Tafel VII. Der hier abgebildete »Ehrenstab« +und die Glocken sind mit ziemlich gut ausgeführten Steinböcken +versehen -- alle Gußwaren zeigen eine vorgeschrittene Technik. +Diese Steinböcke (wohl Argali) sind charakteristisch für die +gegossenen Kupferobjekte der Gräber am Jenisei. Man braucht +sie aber nicht in eine wohlfeile Parallele mit Ziegen- und +Antilopenbildern auf altgriechischen Vasen und Schwertbeschlägen +der la Tène-Periode zu bringen, um ein Hauptargument dafür zu +gewinnen, daß jene Tschuden die Lehrmeister der Urindogermanen in +der Metalltechnik waren, wie dieses Prof. UNGER thut (Mitteil. +aus dem Göttinger Anthropol. Verein. 1874. I. 25). Eine solche +Analogie hat keine Beweiskraft, ebensowenig wie die hier angezogene +Spirale, da beides sich von selbst ergebende Darstellungen bei den +verschiedensten Völkern des Erdballes sind. + +[276] A. a. O. II. 360-362. 384. + +[277] Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1882. 430 ff. -- Vergl. +den Bericht von HAWELKA über die Ausgrabungen der k. archäolog. +Kommission in Sibirien. Mitteil. Wiener Anthropol. Ges. VII. 221 ff. + +[278] PH. J. VON STRAHLENBERG, Das Nord- und östliche Teil von +Europa und Asia. Stockholm 1730. 313. 317. 356. 359. 399 und Taf. +III. IV und XX. + +[279] MEYNIER et L. D'EICHTHAL, Les Tumuli des anciens habitants de +la Sibérie, Revue d'Anthropol. 1874. 270. 274. + +[280] Mitteil. der sibirischen Abteilung der russ. geogr. Ges. II. +Heft 4 u. 5. 1872. -- Arch. f. Anthropologie. XI. 318. + +[281] SCHOTT in Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1883. 242. + +[282] H. VAMBÉRY, Die primitive Kultur des turko-tatarischen +Volkes. Leipzig 1879. 174-177. + + + + +Das Bekanntwerden der Amerikaner mit dem Eisen. + + +~Eisen im vorkolumbischen Amerika unbekannt.~ Sir JOHN LUBBOCK +erzählt, daß bei der Entdeckung Amerikas am La Plata eine +Völkerschaft gewohnt habe, welche mit Eisen beschlagene Pfeile +besaß; die Beschläge wurden, wie man glaubt, aus Klumpen +gediegenen Eisens gewonnen.[283] LUBBOCK führt keine Quelle für +diese Angabe an; bestätigt sich dieselbe, so kann es sich nur um +Meteoreisen handeln, das von jenen Indianern etwa ähnlich wie +von den Eskimos verwendet wurde. Dahin gehört wohl auch, was +ACOSTA von eisernen Keilen (_cuños de hierro_) berichtet, die in +Paraguay als Münze umliefen.[284] Es läßt sich sonst keine Spur von +Eisenverwendung im vorkolumbischen Amerika nachweisen. Die Mounds +des Mississippithales enthalten nach SQUIER Silber-, Kupfer-, +Stein- und Knochengeräte, aber kein Eisen ist -- von einem einzigen +Meteoreisenfunde abgesehen -- gefunden worden.[285] Nirgends +weist die Sprache der alten Kulturvölker Amerikas auf das Eisen +hin, und wo Spanier, Portugiesen, Engländer mit den Eingeborenen +in Berührung kamen, bestätigen sie überall die Unbekanntschaft +derselben mit dem Eisen. Von den Cariben schrieb 1494 KOLUMBUS, daß +sie, weil sie kein Eisen besäßen, ihre Pfeilspitzen aus Schildpatt +oder Fischstacheln herstellten.[286] Der Eindruck, welchen die +Unbekanntschaft der Eingeborenen der neuen Welt mit dem Eisen auf +die ersten Entdecker hervorbrachte, war ein tiefer, und zwei Jahre +nach der Auffindung Amerikas durch KOLUMBUS schrieb Dr. CHANCA +an das Domkapitel zu Sevilla: »_Tienen muchas ferramientas, ansi +como hachas e azuelas hechas de piedra tan gentiles é tan labradas +que es maravilla como sin fierro se pueden hacer._« Mit ihren +trostlosen Werkzeugen aus Stein und Muschelschalen verfertigten +sie Skulpturen aus Holz, Götzenbilder, kunstreich geschnitzte +Sessel und Zieraten für die Schnäbel der Schiffe. Am besten geriet +diese Industrie den kunstsinnigen Bewohnern der Insel Guanaba im +Westen von Haiti. Gold wurde als Schmuck geschätzt und in der Nase +getragen; auf Haiti verarbeitete man es zu Stangen und mancherlei +anderen Dingen, namentlich zu Marken, die mit guten Steinen besetzt +waren; auch von goldenen Kronen der Kaziken ist die Rede; doch +verstanden sie -- worauf in kulturhistorischer Beziehung viel +ankommt -- es nicht zu schmelzen, sondern nur zu hämmern.[287] Wie +findig aber die Eingeborenen Kubas sich dem neuen Metall gegenüber +zeigten, erkennen wir daraus, daß sie, wie OVIEDO (lib. VII. cap. +8) bezeugt, es verstanden, sich der eisernen Fesseln in spanischen +Gefängnissen zu entledigen, indem sie Schnüre aus den Fasern des +Henequenhanfes mit feinem Sande bestreuten und die Ketten so +durchfeilten[288] -- ein Fingerzeig dafür, wie auch manche Steine +bearbeitet wurden. + +~Verwendung von Meteoreisen bei den Eskimos.~ Meteorisches Eisen +war bei den Amerikanern früh im Gebrauche und es wird namentlich +bei den Grönländern und Eskimos von verschiedenen Reisenden +erwähnt. In bezug auf den Kulturfortschritt, das Eisen aus den +Erzen geschmolzen zu haben, ist dieses Vorkommen des gediegenen +Metalles bei jenen Nordländern aber ohne alle Bedeutung. Sie +haben heute noch nicht, wiewohl sie mit dem europäischen Eisen +nun lange bekannt sind, die Darstellung desselben erlernt und es +liegt hierzu bei ihnen auch keine Veranlassung vor, abgesehen +davon, daß die Rohmaterialien, Eisenerz und Kohlen, meist fehlen. +Das Meteoreisen aber, welches die Eskimos zu Messern, Pfeilspitzen +etc. verwerteten, wird von ihnen wie der Stein gehandhabt und +verarbeitet durch einfaches Zuschleifen und Fassen in Holz oder +Knochen, gerade so wie das gediegene Kupfer bei südlicher wohnenden +Indianerstämmen. + +Als 1823 CLAVERING und SABINE den nördlichsten Teil Ostgrönlands +entdeckten, trafen sie dort unter 75° nördl. Br. noch einige, +seitdem ausgestorbene Eskimos, die zum erstenmale weiße Menschen +sahen und die auch mit den Grönländern der Westküste in keinerlei +Beziehungen standen. Dieser abgeschiedene Posten besaß Harpunen und +Speere mit Knochenspitzen, doch waren einige Spitzen von Eisen, +welches allem Anscheine nach meteorischen Ursprunges war.[289] + +[Illustration: Fig. 31. Eskimomesser mit Meteoreisen. Nach SABINE.] + +Von der Westküste Grönlands kennen wir durch denselben SABINE +auch verarbeitetes Meteoreisen. Als er 1818 mit JOHN ROSS den +kleinen Eskimostamm am Kap York (am Eingange des Smithsundes) +entdeckte, fielen ihm sogleich die Messer dieser Polarmenschen +auf. Er berichtet[290]: »Jeder der uns am 10. August besuchenden +Eskimos, und ich glaube jeder der uns später besuchenden, besaß +ein roh gearbeitetes Instrument, welches die Stelle eines Messers +vertrat. Der Griff war aus Knochen von 23-28 cm lang und dem +Handgriffe eines Einschlagemessers ähnlich gearbeitet; in einem +auf der Kante entlang laufenden Einschnitte sind dann eine Anzahl +plattgeschlagener Eisenstückchen, von drei bis zu sieben Stück +bei einzelnen Messern und gewöhnlich bis zur halben Länge des +Messers, eingefügt. Keines dieser Stücke war an dem Handgriffe +besonders befestigt, mit Ausnahme des die Spitze bildenden, +welches in der Regel zweischneidig und roh vernietet war (Fig. +31). In der ersten Antwort auf unsere Frage, woher sie das Eisen +erhalten hätten, wurde uns zu verstehen gegeben, sie hätten es +am Meeresufer gefunden, und wir vermuteten, es stamme von den +Beschlägen gelegentlich an die Küste getriebener Tonnen. Nur +wunderten wir uns über die Leichtigkeit, mit welcher sie ihre +Messer hergaben; sie erhielten allerdings unendlich viel bessere +Messer im Austausche gegen die ihrigen, es schien uns aber doch, +als ob sie das so zufällig erhaltene Eisen nicht so hoch schätzten, +als wir erwarten konnten. Das veranlaßte eine Diskussion unter +uns, bei welcher einige der bei der Befragung der Eskimos in der +Kajüte zugegen gewesene Offiziere bezweifelten, daß der Dolmetscher +ZACHEUS richtig verstanden worden sei; er wurde also wieder +herbeigeholt und ihm gesagt, man wünsche zu wissen, was über das +Eisen an den Messern, von denen eins auf dem Tische lag, gesagt +worden sei, worauf man ihm das, was er anzugeben hatte, ohne ihn +zu unterbrechen oder ihm einzuhelfen, sagen ließ. Er erklärte, es +sei kein englisches oder dänisches, sondern Eskimoeisen; es komme +von zwei großen Steinen auf einem Hügel, nahe an einer Gegend der +Küste, an der wir kürzlich vorbeigefahren und die jetzt noch in +Sicht sei. Die Steine seien sehr hart; kleine Stücke würden davon +ab- und zwischen anderen Steinen plattgeschlagen. Diesen Bericht +wiederholte er gleichmäßig mehrere Mal, so daß der Sinn desselben +nicht zweifelhaft bleiben konnte. Ferner brachten wir von ihm +heraus, daß er von dem Vorkommen solcher Steine in Südgrönland +nie gehört habe, daß die Eskimos ausgesagt hätten, sie wüßten von +keinen anderen Steinen außer diesen beiden und endlich, daß das +Eisen, so wie es von dem Steine losgebrochen werde, unverändert +vor uns liege und im kalten Zustande platt gehämmert worden sei. +Unsere späteren Besucher bestätigten obigen Bericht mit dem +Hinzufügen eines merkwürdigen Umstandes, nämlich, daß die beiden +Steine nicht gleichartig seien. Der eine nämlich bestehe ganz +und gar aus Eisen und sei so hart und schwierig zu zerschlagen, +daß sie das nötige Metall lediglich aus dem anderen, in der +Hauptsache aus einer harten, dunklen Gesteinsart bestehenden Blocke +entnähmen.[291] Aus den abgeschlagenen Bruchstücken gewännen sie +dann kleine Eisenstückchen, welche sie so flach schlügen, wie wir +sie vor uns sähen. Der Hügel, wo das Meteoreisen vorkommt, wird +von den Eingeborenen _Sowilie_ (_Sauwilie_) genannt, abgeleitet +von _Sowie_ (_Sauwie_), dem bei den Grönländern gebräuchlichen +Namen für Eisen. ZACHEUS sagte mir, das Wort bedeute eigentlich +einen »harten, schwarzen Stein«, aus dem die Eskimos Eisen zu ihren +Messern gewannen, ehe die Dänen Eisen bei ihnen einführten, und daß +nun das Eisen, als zu gleichem Zwecke dienend, auch denselben Namen +bekommen habe. Ich meine nun, daß die nördlichen Eskimos den Namen +in ähnlicher Weise für das so zufällig von ihnen gefundene Eisen +benutzten. Der Bericht über Kapitän COOK's dritte Reise belehrt +uns, daß die Bewohner des in unmittelbarer Nachbarschaft der +Beringstraße belegenen Nortonsundes ihr von den Russen bezogenes +Eisen _Shawie_ nannten, was offenbar dasselbe Wort ist. Die +eigentümliche Farbe dieser Eisenstücke, ihre Weichheit und Freiheit +von Rost ließen es als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß sie aus +Meteoreisen beständen, wie auch seitdem die Analyse nachgewiesen +hat.« + +Soweit der interessante Bericht SABINE's, der uns die nördlichen, +1818 entdeckten Eskimos im Besitze von Meteoreisenmessern zeigt, +über deren Herstellung wir genau unterrichtet werden. Würden +wir noch Zweifel hegen an der meteorischen Natur des Eisens der +Eskimomesser, so würden dieselben zerstört durch die 1870 erfolgten +riesigen Meteoreisenfunde im nördlichen Westgrönland durch +NORDENSKIÖLD, sowie das anderweitig konstatierte Vorkommen von +Meteoreisenmessern bei Eskimos. + +Es scheint in diese Kategorie auch das Eisen zu gehören, welches +S. HEARNE 1772 in einem Eskimolager am Kupferminenflusse fand, +bei einem Stamme, der sonst gediegenes Kupfer zu Waffen und +Geräten benutzte. Es waren zwei kleine Stückchen, »eins 3,5 cm +lang und 90 mm breit, welches ein Weibermesser vorstellte, das +andere war nur 2,5 cm lang und 60 mm breit. Dieses letztere war +in ein Stück Elfenbein (Walroßzahn) befestigt, so daß es ein +Mannsmesser ausmachte, dergleichen in der Hudsonsbai unter dem +Namen _Mokeatoggen_ bekannt und das einzige Werkzeug sind, dessen +sie sich zur Verfertigung ihrer Holzarbeiten bedienen.«[292] + +Daß die sogenannten Moundbuilder im Bereiche der Vereinigten +Staaten neben den verschiedenen oben erwähnten Metallen auch +selten das Meteoreisen benutzten, dieses zu konstatieren ist +erst in der allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor des +Peabody-Museums, PUTNAM, gelungen. Er fand in einem Mound am Little +Miami (Distrikt Anderson, Ohio) eine Kupferscheibe mit Eisen +überzogen, dessen Nickelgehalt und Hämmerbarkeit den meteorischen +Ursprung bezeugten.[293] + +Unser Eisen wurde in Grönland erst durch die Dänen verbreitet, +wenn auch in geringerem Maße solches den Eingeborenen schon durch +die alten normannischen Besiedler des Landes zugegangen sein kann. +Es ist dabei aber nicht zu übersehen, daß erst von der Mitte des +14. Jahrhunderts an die Eskimos von der Westküste der Davisstraße +via Smithsund nach Grönland vorrückten und mit den Normännern in +feindliche Berührung (als Skrälingar) gerieten, deren dunkle Farbe, +breite Backenknochen, Pelzkleider, Lederbote, Gerätschaften aus +Stein oder Zahn und Unbekanntschaft mit dem Eisen in den Quellen +geschildert werden.[294] Gelegentlicher Tauschverkehr brachte +im 17. Jahrhundert -- lange nach dem Eingehen der normannischen +Kolonien -- den Grönländern einiges Eisen, dessen Wert man bald +erkannte, wie denn die durch DANELL 1654 nach Dänemark gebrachten +Grönländer, welche OLEARIUS in Flensburg kennen lernte, stets +begierig nach Eisen und Messern griffen, Geld aber und andere +Dinge, wenn ihnen die Wahl gestattet war, liegen ließen.[295] +Noch zu EGEDE's Zeit (1721) waren die Pfeil- und Lanzenspitzen der +Grönländer teilweise aus Knochen und Stein und nur teilweise aus +Eisen.[296] + +~Nordwestamerika erhielt das Eisen von Asien.~ Den westlichen +Eskimos an der Beringstraße und den ihnen benachbarten Indianern +kam die Kunde des Eisens von Asien her und zwar vereinzelt schon +vor der Ankunft der Russen am östlichen Ende der alten Welt. + +Die Berührungen zwischen der alten und neuen Welt sind, da wo beide +sich am meisten nähern, immer sehr mannigfaltiger Art gewesen. +Der Tauschverkehr zwischen den zu beiden Seiten der schmalen +Beringstraße angesessenen Völkern ist ein lebhafter; Lebensart und +Sitten zeigen bei den Tschuktschen der alten Welt und den Eskimos +der neuen ungemein viel Übereinstimmendes bis in die geringsten +Kleinigkeiten. »Die Amerikaner, welche wir bei Schumachins Insel +auf Amerika gesehen, sind den hiesigen Völkern (Kamtschadalen etc.) +so gleich, als ein Ei dem anderen«, schreibt der alte STELLER[297], +und der Verständigung der Asiaten und Amerikaner untereinander +steht in diesem Erdwinkel nichts entgegen. Aber auch die weiter +südlich gelegenen Küsten Nordamerikas, bis nach Kalifornien hin, +haben nachweisbar asiatische Einflüsse, wenn auch in einem weit +geringeren und keineswegs nachhaltigen Maße, erhalten. Wir meinen +die mit dem Kuro Siwo oder schwarzen Strome von Japan nach Amerika +hinübergetriebenen schiffbrüchigen Dschonken. Es sind aus dem +vorigen und diesem Jahrhundert eine große Anzahl festgestellter +Fälle dieser Art bekannt; japanische Dschonken scheiterten an den +Alëuten, ja auf den Sandwichinseln, und mit ihnen wurde stets +Eisen nach der neuen Welt gebracht. So ist es ohne Zweifel auch +in der Zeit gewesen, als Europäer noch nicht nach Nordwestamerika +gelangt waren. Hieraus erklärt sich vielleicht teilweise die +Bekanntschaft der Bewohner Kaliforniens, Oregons und der weiter +nördlich wohnenden Völker mit dem Eisen, als ihre Küsten im vorigen +Jahrhundert zuerst von europäischen Schiffen besucht wurden. +Anderseits aber, und wohl vorwiegend, kam ihnen dasselbe von Norden +her, von den Russen, welche im vorigen Jahrhundert die Länder an +der Beringsee in Besitz nahmen. Eine merkwürdige Thatsache bleibt +es auch, daß die Konjagen, eines der dort wohnenden Völker, zu +jener Zeit durch die Russen den Tabak kennen lernten[298], welcher +somit auf einem Gange rund um den Globus zu ihnen, den Amerikanern, +gelangte. Es ist aber der Tabak ein Genußmittel, das noch schneller +als das Eisen sich verbreitete, hier aber gleichzeitig mit diesem +seinen Einzug hielt. In dieser Thatsache sehen wir aber auch eine +Bestätigung dafür, daß nicht von Osten oder Süden her das Eisen +nach dem Nordwesten Amerikas gelangt sein kann; denn die Völker in +den Vereinigten Staaten, wie die Tolteken-Azteken im Süden waren +große Raucher und durch Angelsachsen wie Spanier mit dem Eisen +schon vertraut, als der Nordwesten letzteres noch nicht kannte. +Wäre das Eisen von Osten oder Süden gekommen, sicher wäre dabei +auch dem Tabakrauchen die Bahn gebrochen worden. + +Die Expedition BERING's, auf welcher Amerika von Kamtschatka +aus entdeckt wurde, fällt in das Jahr 1741 und sehr bald darauf +begannen die Züge der russischen Pelzjäger nach den Alëuten und +dem amerikanischen Festlande. Aber nur langsam verbreiteten sich +Eisengeräte. BILLINGS fand 1790 auf Unalaschka noch Nähnadeln +aus den Flügelknochen der Möve gearbeitet und Speere mit +Knochenspitzen; ebenso auf Kadjak. Im Prinz Williamssund, wo er +ankerte, bezeugten die Eingeborenen eine starke Neigung, alles, +was von Eisen war, zu stehlen.[299] Trotzdem war hier, wie wir +erwähnten, das Eisen schon vor der Ankunft der Weißen bekannt, +wiewohl die alten Steinwerkzeuge noch vorherrschten und die +Modelle für die neuen eisernen abgaben, zu denen der Stoff von den +Bestandteilen verunglückter Schiffe entnommen wurde.[300] + +Alle Stämme an der Westküste Nordamerikas zwischen 40° und 60° +nördl. Br. waren in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit dem +Eisen wenigstens vertraut, so fand es COOK 1778 am Nutkasund +im Gebrauche, da die Haidas es von Norden oder von japanischen +Schiffbrüchigen erhalten hatten. _It was certainly used in +British Columbia for various purposes before the coming of the +whites._[301] VANCOUVER, dessen Reise etwas später fällt, sah +bei den Indianern am Discoveryhafen der Juan de Fuca Einfahrt +Speere, Pfeile und Fischhaken von Achat oder Knochen, »doch hatten +auch einige Pfeile eine Spitze von dünnem glatten Eisen«. An der +Johnstonestraße zwischen der Vancouverinsel und dem Festlande, +fand er bei den Indianern »viele Speere mit eisernen Spitzen«, +und auch am Nutkasunde traf er 5-6 m lange Speere, die »oben eine +lange polierte eiserne Spitze« hatten; anderseits aber traf er +in derselben Region noch Lanzen mit Schieferspitzen.[302] Diesen +Übergangszustand charakterisiert auch MAURELLE, der Steuermann +BODEGA's, welcher 1775 nach Kap Mendocino an der nordkalifornischen +Küste kam. Die Waffen der Indianer »waren hauptsächlich Pfeile mit +Spitzen von Feuerstein, auch Kupfer und Eisen, welches sie, soviel +wir verstanden, von Norden her bekommen und worauf wir, an einem +Pfeil, das Zeichen G bemerkten. Den größten Wert setzten sie auf +Eisen, besonders Messerklingen und alte Faßringe«.[303] + +~Eisen in Kalifornien.~ Bis hierher reicht der russische Einfluß. +Südkalifornien dagegen erhielt sein erstes Eisen aus dem spanischen +Kulturkreise, worauf noch jetzt die Funde von Eisen in alten +Gräbern deuten. CABRILLO hatte 1542 im Auftrage des Vicekönigs +von Mexiko die kalifornischen Küsten aufgesucht und damit treten +spanische Metallwaren und Waffen bei den Eingeborenen auf. Die +südkalifornischen Indianergräber bergen dieselben in Menge neben +silbernen Löffeln, Porzellantassen und Pistolenläufen, so daß über +die Herkunft kein Zweifel entstehen kann. Es ist aber aus den +Grabfunden, namentlich jenen des Isthmus von Santa Catalina, die +hohe Wertschätzung zu ersehen, welche die kalifornischen Indianer +dem neuen Metall zu Teil werden ließen. Selbst kleine Stückchen +Eisen schliff man zu in der Form wie die alten Feuersteingeräte und +befestigte sie in hölzerne Hefte, ganz nach Art dieser (Fig. 32), +wie ein Fund von Santa Cruz Island beweist; andere Eisenstücke, die +als Grabbeigaben gefunden wurden, sind höchst sorgfältig in Stoffe +oder pelzbesetzte Scheiden eingewickelt worden, deren Spuren bei +den Funden der Gräber von La Patera sich noch deutlich erhalten +haben.[304] + +[Illustration: Fig. 32. Europäisches Eisen von Indianern nach Art +der Feuersteinspitzen in Holz gefaßt. Nach U. S. Geogr. Surveys, +west of 100th meridian.] + +Auch anderwärts dieselbe Wertschätzung der ersten zugeführten +Eisenstückchen und deren Mitgabe in Gräber! In den alten +Indianergräbern von Kantunile in Yukatan fand man neben Perlen, +geschnitzten Muschelschalen, auch thönerne Vasen bis zum Rande +gefüllt mit Pfeilspitzen aus Obsidian und dazwischen ein +Federmesser mit Hornschale in höchst zerfressenem Zustande. _At +the time of the conquest it was doubtless considered precious, +worthy of being buried with the heirlooms of its owner, and of +accompanying him to the world of spirits._[305] + +So geht naturgemäß die Ausbreitung der Kenntnis des Eisens bei +den amerikanischen Eingeborenen mit der Entdeckungsgeschichte +Hand in Hand, sie läßt sich mit Hilfe derselben leicht weiter +verfolgen. Es erscheint hierbei aber als eine Thatsache, daß +die Eingeborenen, wiewohl sie das neue Metall kennen lernten, +nur in den seltensten Fällen selbst zur Darstellung desselben +schritten. Europa führte es ihnen in genügender Menge und billig +zu im Austausche gegen die leicht zu erhaltenden heimischen +Naturprodukte, deren schnelle und einfache Gewinnung den Antrieb +zur Selbstbereitung des Eisen hinfällig machen mußte. Es erscheint +daher auffallend und als Ausnahme, wenn MUSTERS berichtet, daß +die Patagonier es gelernt hätten, Eisenerz zu reduzieren und das +gewonnene Eisen zu Bolaskugeln zu schmieden. Diese Südamerikaner +sind nach ihm geschickte Eisenarbeiter; sie verfertigen aus jedem +Stückchen Metall, das sie durch Diebstahl, Handel oder Wraks +von der Küste bekommen, ein Messer oder Beil. Aber auf kaltem +Wege, denn sie benutzen dazu onomatopoetisch _Kikerki_ genannte +Feilen, die sie auf dem Handelswege erhalten.[306] Die Indianer +der Vereinigten Staaten haben sich nirgends -- es sei denn da, +wo sie ansässig in den Reservationen wurden -- zum Schmieden, +geschweige denn zur Herstellung des Eisens bequemt. Die _Wihinkpi_ +oder Pfeile der Dakota sind jetzt mit eisernen Spitzen statt +solcher von Feuerstein versehen. Aber dieses Eisen ist europäisches +(oder nordamerikanisches) Bandeisen, einfach kalt auf Steinen +zugeschliffen.[307] + +Nach ~Traditionen~ und ~Sagen~ in bezug auf das Eisen bei den +Amerikanern zu forschen, erscheint bei der Sachlage nicht am +Platze, es sei denn, daß man die Frage erweiterte und nach der +Herkunft der Metalle frage. Es fehlt nicht an Andeutungen, daß +die Metallarbeiter in ähnlicher Weise hoch geschätzt wurden, wie +in anderen Ländern. Einer alten Tradition zufolge soll bei den +Thlinkithen in Nordwestamerika ein Weib die Kunst, zu schmieden, +erfunden haben, weshalb ihr auch eine fast göttliche Verehrung zu +teil wurde. Noch zu HOLMBERG's Zeit wurde diese Kunst als Geheimnis +bewahrt und lebte als Erbteil in gewissen Familien fort.[308] +Als KITTLITZ in Sitcha war, stand eine Frau an der Chathamstreet +im besonderen Rufe als Waffenschmiedin.[309] Zwei schiffbrüchige +Seeleute wurden noch in diesem Jahrhundert von den Klatsopindianern +an der Mündung des Columbia als Sklaven gehalten _until it was +found, that one was a worker in iron, of which the Indians began to +see the value, when they made him a chief_.[310] + +Ich will hier, wo ich die Darstellung der Einführung des Eisens +bei den Indianern verlasse, noch auf eine Tradition hinweisen, die +ich bei Abbé PETITOT[311] finde und die auf die Entdeckung und +Ausarbeitung des Eisens aus _fer oligiste_ durch die Tinnéindianer +hinweist. Ich kann mich indessen einiger Zweifel über diese +Darstellung nicht erwehren und glaube, daß hier »Kupfer« statt +Eisen zu lesen ist, worauf die _substance dure et rouge_ hinweist. +Die Tinné erzählen also: Einer der ihrigen gelangte an den +Lé-kota-la-délin, einen Zufluß des Mackenzie. _Il apperçut une +substance dure et rouge, semblable à la fiente de l'ours noir +frugivore; c'est pourquoi il l'appela sa-tsonne (fumées d'ours). +C'était du fer oligiste. Jusqu'alors les Dènè s'étaient servis +d'armes et d'outils de pierre; toutefois ils devaient connaître +le métal, car leur tradition dit que jusqu'à la trouvaille du +vieillard, ils n'en avaient point vu sur le nouveau continent. De +ce fer ils se fabriquèrent des aiguillettes ou alènes de la longeur +du petit doigt, qu'ils vendaient pour dix peaux d'orignal aux +Esba-t'a-ottiné de la rivière des Liards._ + +~Sprachliche Bezeichnungen für Eisen bei den Amerikanern.~ Die +Völker Amerikas, welche durch die Spanier das Eisen kennen +lernten, nahmen mit der fremden Sache keineswegs den fremden +Namen an, sondern bildeten aus dem heimischen Wortvorrat mit +Anlehnung an die eigenen Bezeichnungen für Metall und Kupfer eine +neue zusammengesetzte Bezeichnung. In MOLINA's _Vocabulario de +la lengua Mexicana_, Mexico 1571, ist _hierro metal_ mit _tlitic +tepuztli_ wiedergegeben. _Tlitic_ wird als _cosa negra_ erklärt +und _tepuztli_ als _cobre o hierro_; wir hätten danach bei den +Mexikanern ein »schwarzes Kupfer« für Eisen. + +Die Völker des südlichen Kulturkreises verfuhren in ähnlicher +Weise; hier erscheint das Wort _qquillay_, _cquellay_, _quellaya_ +für Eisen. Im ältesten Wörterbuche der Quichuasprache[312] ist aber +_quillay_ zugleich mit _hierro_ und _metal_ erklärt, so daß wir +auch in der Quichuasprache eine Übertragung des Begriffes Metall +auf Eisen annehmen dürfen. Freilich giebt HOLGUIN[313] _qquillay_ +einfach als _hierro_ und hat für _metal o cobre_ das Wort _anta_ +und _puca anta_ (rotes _anta_); daß aber in dem Worte _qquillay_ +nur die Bedeutung Metall zu suchen ist, beweist uns das Aymara, +denn hier heißt[314] _hierro_ = _yauri_ und _quellaya yauri_. +_Yauri_ aber wird als _cobre_ erklärt und _quellaya_ als _hierro de +Castilla_. So ist es auch im Araukanischen[315], wo _hierro_ und +_metal_ = _pañilhue_ heißen und Kupfer speziell als _cum-pañilhue_ +(rotes _pañilhue_) erklärt wird, und im _Moxa_[316], wo es heißt +_hierro_ = _tumore_; _tumore_ aber wird durch _todo genero de +metal_ erläutert. + +Die Arowaken in Guiana nennen das Eisen _siparalli_ und den Stein +_siba_, woraus sich leicht das erstere ableiten läßt; wenn nun +die benachbarten Galibi für Eisen dasselbe Wort wie die Arowaken, +nämlich _siparali_ und _sibarari_ gebrauchen, für Stein aber +_topu_ haben, so erklärt sich dieses sicher dadurch, daß sie +durch die Arowaken das fremde Metall kennen lernten und dabei den +arowakischen Namen annahmen.[317] + +Noch ein paar Beispiele. Der Indianer Costaricas bezeichnet +Eisen und alles, was daraus bereitet ist, mit dem Worte für +Messer, _tabé_. Danach ist ein eiserner Topf _tabé-ung_, wörtlich +Messerthongefäß.[318] + +Einfacher noch behelfen sich die Tsimsian, ein Stamm der +Thlinkithen im Washington Territory, welche das Eisen mit ihrem +Worte für schwarz, _tuts_, benannten.[319] + + +Fußnoten: + +[283] LUBBOCK, Die vorgeschichtliche Zeit. Jena 1874. I. 244. + +[284] ACOSTA, Historia natural y moral de las Indias. Sevilla 1590. +199. + +[285] Transact. Americ. Ethnolog. Soc. II. 164. New-York 1848. + +[286] BASTIAN, Kulturländer des alten Amerika. II. 677. + +[287] NAVARRETE, Coleccion de los viages etc. Madrid 1825. I. 98. +115. 118. -- WAITZ, Anthropologie. IV. 325. + +[288] PESCHEL, Zeitalter der Entdeckungen. 179. 182. + +[289] PETERMANN's Mitteilungen. 1870. 326. + +[290] Quarterly Journal of Science. 1819. vol. VII. 79. + +[291] Hier handelt es sich also wohl um Meteoreisen und +Meteorstein, letzterer mit eingesprengten Eisenpartikeln, die von +den Eskimos benutzt wurden. + +[292] HEARNE's Reisen nach dem nördlichen Weltmeer. Halle 1797. 118. + +[293] Bullet. soc. d'Anthrop. 1883. 438. + +[294] KONRAD MAURER in Zweite deutsche Nordpolfahrt. Leipzig 1873. +I. 234. + +[295] ADAMI OLEARII, Persianische Reisebeschreibung. Hamburg 1696. +88. + +[296] HANS EGEDE's Beschreibung von Grönland. Berlin 1763. 124. 125. + +[297] STELLER, Kamtschatka. 251. + +[298] HOLMBERG, Völker des russ. Amerika. I. 132. + +[299] SAUER, BILLINGS' Reise nach dem russ. Asien und Amerika. +Weimar 1803. 161. 179. 190. + +[300] HOLMBERG a. a. O. I. 101. + +[301] BANCROFT, Native Races of the Pacific States. I. 164. + +[302] VANCOUVER's Reise. Berlin 1799. I. 181. II. 233. 251. 283. + +[303] PALLAS, Neue nordische Beyträge. St. Petersburg und Leipzig +1782. III. 223. + +[304] Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th +Meridian. vol. VII. Archaeology. Wash. 1879. 273. Plate XV. und +Plate IV. Fig. 8. + +[305] STEPHENS, Incidents of travel in Yucatan. II. 344. + +[306] MUSTERS, Unter den Patagoniern. Jena 1873. 177. 183. + +[307] Nach Exemplaren im Leipziger Museum für Völkerkunde. + +[308] HOLMBERG a. a. O. I. 28. + +[309] Denkwürdigkeiten einer Reise etc. I. 214. + +[310] GIBBS in Contribut. to North Americ. Ethnology. Wash. 1877. +I. 237. + +[311] Dictionnaire de la langue Dènè-Dindjiè. Paris 1876. XXVIII. + +[312] THOMAS, Grammatica de la lengua del Peru. Valladolid (1560). + +[313] Vocabulario de lengua Quichua. Lima 1608. + +[314] BERTONIO, Arte y grammatica de la lengva Aymara. Roma 1603. + +[315] FEBRES, Arte de la lengua general del regno de Chile. Lima +1765. + +[316] MARBAN, Arte de la lengua Moxa (Lima 1701). + +[317] MARTIUS, Glossaria linguarum brasiliensium. Erlangen 1863. +308. 309. 342. 350. + +[318] GABB, Indian tribes of Costarica. In Americ. Philosoph. Soc. +vol. XIV. 556. 565. Philadelphia 1875. + +[319] Contributions to North Americ. Ethnology. I. 148. + + + + +Das Kupfer bei den Nordamerikanern. + + +Ebenso wie die Eskimos das meteorische Eisen im kalten Zustande +verarbeiteten, hämmerten und meißelten, ohne daß sie es verstanden, +es zu schmieden oder gar zu gießen, so benutzten sie auch das +Kupfer; es war ihnen gleichsam ein weicher, formbarer Stein, ein +Gegenstand, der nach unserer Anschauung etwa das Übergangsstadium +von der Stein- zur Metallbenutzung fixiert. Die Eskimopfeile, +die HEARNE 1772 an der Mündung des Kupferminenflusses bei den +Eingeborenen fand, waren mit Spitzen aus Stein oder Kupfer +versehen. »Ihre Beile,« schreibt er, »verfertigen sie aus einem +dicken 10-15 cm langen und 2-7 cm breiten Klumpen Kupfer. Sie +sind an ein 30-35 cm langes Stück Holz mit Schnüren festgebunden +und werden wie ein Meißel gebraucht, indem man mit einer schweren +Keule darauf schlägt, sind aber zu leicht und stumpf, um wie +ein Beil gebraucht zu werden.« Auch »Bajonette« in Spatenform +und in Hirschhorn gefaßt, sowie Weibermesser aus Kupfer erwähnt +HEARNE.[320] Dasselbe berichtet RAE von den weiter östlich an der +Repulsebai wohnenden Eskimos. »Fast alle Geräte und Waffen dieses +Volkes waren aus heimischem Kupfer geformt, welches sie hübsch +in Messer, Dolche, Speere, Lanzen- und Pfeilspitzen gehämmert +hatten.«[321] Wahrscheinlich stammte dieses Kupfer auch vom +Kupferminenfluß, von wo es auf dem Handelswege an die Repulsebai +gelangte. + +Ehe die Hudsonsbaicompagnie ihre Faktorei am Churchillflusse +anlegte (ungefähr 1720), gebrauchten die nördlichen Indianer kein +anderes Metall als das Kupfer, einzelnes Eisenwerk ausgenommen, +welches etwa am Fort York (seit 1713) von ihnen eingetauscht +wurde. Alljährlich zogen sie in großer Anzahl an die Mündung +des Kupferminenflusses, um das dort gediegen vorkommende Metall +zu suchen, aus dem sie Beile, Eishacken, Lanzenspitzen, Messer, +Pfriemen, Pfeilspitzen verfertigten. »Die vielen auf diesen Reisen +ausgetretenen Fußsteige, welche an manchen Orten auf den trockenen +Steinklippen und Bergen sichtbar sind, erregen wirklich ihrer +Anzahl wegen Erstaunen.« Noch zu HEARNE's Zeit (1772) zogen diese +nördlichen (Tinné-) Indianer das Kupfer »beinahe für jedes Werkzeug +dem Eisen vor, Beile etwa oder Eishacken und Pfriemen ausgenommen. +Zu diesen drei notwendigen Stücken aber läßt sich das Kupfer nicht +gut benutzen.« Im Tauschhandel gaben sie gleichgroße Stücken Kupfer +für Eisen.[322] + +Eine zweite wichtige Kupferquelle für die Indianer war der +Kupferfluß oder Athna, der sich unter 60° nördl. Br. in den Stillen +Ozean ergießt und eine Menge gediegenes Kupfer auswirft, das +wegen seiner Geschmeidigkeit bei allen Stämmen der Nordwestküste +im hohen Ansehen stand. Die Anwohner desselben hämmerten es; +überall an der Nordwestküste trafen die Entdecker kupferne Lanzen- +und Pfeilspitzen bei den Indianern, und wenn HOLMBERG sagt, daß +die Thlinklithen dieses Kupfer zu »schmieden« verstanden, so +ist darunter doch wohl nur ein kaltes Hämmern zu verstehen, da +die Bearbeitung der Metalle im Feuer bei allen hier in Betracht +kommenden Völkern unbekannt war.[323] + +Die dritte und bedeutendste Quelle des gediegenen Kupfers, das von +den Indianern Nordamerikas verarbeitet wurde, zugleich das reichste +Kupfervorkommen der Erde, ist der Native-Copperdistrikt am Oberen +See auf einem Teile der oberen Halbinsel Michigan, doch gehört hier +die Verarbeitung bereits der vorkolumbischen Zeit an.[324] + +Die Auffindung der alten Kupferbergwerke am Oberen See erfolgte +1847 durch den Ingenieur S. O. KNAPP. Einer der Schachte, welchen +er untersuchte, war 8,5 m tief und mit Erde und vegetabilischer +Masse erfüllt. 5 m von der Oberfläche stieß er auf einen 2,80 m +langen Kupferklumpen, der 85 cm hoch und 60 cm dick war und über 6 +Tonnen wog. Derselbe ruhte auf einem Pfahlwerk von Holzbalken, das +indessen ganz vermorscht war. Kolossale Steinschlägel, bis 18 kg +schwer, und kleine Hämmer aus Grünstein und Porphyr, die Geräte +der ehemaligen Bergleute, lagen dabei. Auch eine roh gearbeitete +Leiter aus Eichenholz und einen auf kaltem Wege hergestellten 10 kg +schweren Schlägel aus Kupfer fand KNAPP, desgleichen Holzschalen, +die bei der Entwässerung des Schachtes gedient hatten. Alle +Anzeichen, namentlich die großartigen auf den Halden wachsenden +Bäume deuteten an, daß dieses Werk schon seit langem verlassen sein +mußte. Ähnliche, bis 14 m tiefe Schachte wurden auf Isle Royal im +Oberen See entdeckt, und in der Ontonagongegend kann man auf 30 +englische Meilen Entfernung die Spuren der alten Kupferbergleute +verfolgen.[325] + +Wenn es auch auf den ersten Blick scheinen mag, als ob ein anderes +Volk als die Vorfahren der heutigen Indianer die Kupferbergwerke +am Oberen See betrieb und diese Ansicht in Amerika selbst die +herrschende ist[326] -- wo man ein besonderes, verschwundenes Volk +der Moundbuilders konstruiert hat --, so scheinen mir doch die von +Dr. E. SCHMIDT, der sich eingehend mit dieser Frage beschäftigte, +angeführten Gründe durchschlagend, daß es die Vorfahren der +jetzigen Indianer waren, welche die Kupfergruben am Lake superior +bearbeiteten, und daß der Kupferbergbau erst nach dem Erscheinen +der Weißen (infolge auftretender Seuchen etc.) rasch einging.[327] + +Dieser Verfall ist äußerst schnell eingetreten und bei den +Chippewäs der Gegenwart, die am Oberen See wohnen, ist außer +dem Wort für Kupfer (_pewabic_) nichts von dem Bergbau ihrer +Vorfahren übrig geblieben. Schon im 17. Jahrhundert, als die alten +Jesuitenväter in die Region der Seen vordrangen, betrachteten die +Indianer das Kupfer als eine Art von heiligem Stoff. »_Instead of +viewing copper as an object of every day use, they regarded it as +a sacred Manitou and carefully preserved pieces of it wrapped up +in skin in their lodges for many years and this custom has been +continued to modern times._«[328] Sehr anschaulich hat dieses +der Jesuit ALLOUEZ in seiner Relation geschildert: »_L'on trouve +souvent au fond de l'eau des pièces de cuivre tout formé, de la +pesanteur de dix et vingt livres; i'en ay veu plusieurs fois entre +les mains des sauvages et comme ils sont superstitieux, ils les +gardent comme autant de divinités, ou comme des presents que les +dieux qui sont au fond de l'eau leur on faits pour estre la cause +de leur bonheur; c'est pour cela, qu'ils conservent ces morceaux de +cuivre envelopés parmi leurs meubles les plus pretieux; il y en a +qui les gardent depuis plus de cinquante ans; d'autres les ont dans +leurs familles du temps immemorial, et les cherissent comme des +dieux domestiques._«[329] + +KARL RAU hat in seiner wertvollen Abhandlung über die +Tauschverhältnisse der Eingeborenen Nordamerikas[330] auch das +Kupfer behandelt und wir ersehen daraus, daß das ästige oder +zackige gediegene Metall vom Oberen See niemals von den Indianern +geschmolzen, sondern nur gehämmert wurde; auch verstanden sie es +nicht, dasselbe mit Zinn zu legieren und so Bronze herzustellen, +einen Fortschritt, welchen die alten Peruaner und Mexikaner +kannten. Trotzdem hatten sie in der Bearbeitung des Kupfers, wie +die daraus dargestellten und erhaltenen Gegenstände bezeugen, eine +nicht geringe Geschicklichkeit erlangt (Figg. 33-44). Bereits +die ersten Reisenden, welche Nordamerika besuchten, fanden +Kupferzieraten bei den Indianern, z. B. kupferne Ohrringe. So 1524 +VERAZZANO; auf DE SOTO's Zuge sah man kupferne Äxte (1539 bis 1543) +und HENRY HUDSON fand, als er 1609 den nach ihm benannten Strom +entdeckte, daß die Indianer Pfeifen aus rotem Kupfer hatten. Als +Quelle dieser Kupfersachen wurde aber stets die Gegend im Inneren +bezeichnet, von wo aus das Metall auf dem Handelswege gekommen war. + +In den Mounds sind altindianische Kunsterzeugnisse aus Kupfer +gefunden worden, welches seiner eigentümlichen Beschaffenheit nach +-- es enthält kleine Partien gediegenen Silbers -- vom Oberen See +stammen muß. Namentlich SQUIER und DAVIS[331] haben dieselben +beschrieben und abgebildet. Es sind keltartige Äxte, Meißel, +spitze Grabstichel, Armringe, Schmucksachen. Während die ersteren +alle gehämmert sind, befinden sich unter den letzteren 3-5 cm im +Durchmesser haltende runde Scheiben, sowie kleine Metallknöpfe, die +geprägt sind. Dr. RAU führt an, daß die aus Kupfer gearbeiteten +Gegenstände in den Vereinigten Staaten übrigens ziemlich selten +sind und daß auf tausende von indianischen Steingeräten kaum einige +Kupfererzeugnisse kommen. »Ihr Vorkommen erstreckt sich von den +Großen Seen bis zu den Golfstaaten und von der atlantischen Küste +bis an den Mississippi und vielleicht noch über denselben hinaus. +Nimmt man, wozu man vollständig berechtigt ist, den nördlichen +Teil von Michigan als den Punkt an, von wo aus das Metall über +diesen Flächenraum verbreitet wurde, so stellt sich die Ausdehnung +des Kupferhandels als ziemlich bedeutend dar. Die Schwierigkeiten, +welche mit der Gewinnung des Kupfers verknüpft waren, machten +dasselbe zu einem wertvollen Gegenstande, der vielleicht in +ähnlicher Weise geschätzt wurde, wie in Europa die Bronze in der +ersten Periode ihrer Anwendung.«[332] + +[Illustration: Figg. 33-43. Nordamerikanische gehämmerte +Kupfergeräte. Nach SHORTT.] + +Dr. E. SCHMIDT, welcher sich am eingehendsten mit den +prähistorischen Kupfergeräten Nordamerikas beschäftigt hat[333], +zeigt, daß die Verbreitung derselben eine ungleiche ist: je näher +der großen Seenregion, desto häufiger werden sie gefunden, je +ferner, also nach den Küsten des Atlantischen Meeres und des +Mexikanischen Golfes zu, desto seltener werden sie. Im Innern des +Landes findet man vorzugsweise Beile, Lanzen- und Pfeilspitzen, +Messer und Pfriemen, nach der Peripherie hin überwiegen +Schmuckgegenstände, Platten, Perlen etc. Den Erhaltungszustand +schildert Dr. SCHMIDT als einen meist guten, da das Kupfer +zerstörenden äußeren Einflüssen leicht widersteht und die rotbraune +Oxydul- oder schwarze Oxydschicht es vor weiterer Zerstörung +schützen. Die Geräte bestehen aus fast chemisch reinem Kupfer, +dem nur Silber und zwar mechanisch in Schuppen- oder Körnerform +beigemischt ist. »Die Verbindung beider Metalle ist so fest, daß +es gelingt, beide zusammen zu silberplattierten Kupferplatten +auszurecken.« Daß die Geräte stets nur gehämmert und niemals +gegossen sind, wurde schon hervorgehoben, und ebensowenig war +den alten amerikanischen Kupferschmieden das Löten bekannt. Die +Versuche, welche Dr. SCHMIDT mit den alten Kupfermessern, Lanzen +und Beilen in bezug auf ihre Brauchbarkeit anstellte, ergaben sehr +günstige Resultate. Mit einem 10 mm dicken Kupferbeile bearbeitete +er Buchen- und Tannenholz, aber nach viertelstündigem Gebrauche war +nicht die geringste Scharte daran wahrzunehmen. »Als ich dasselbe +Beil dagegen an ganz weichem Stein (pariser Grobkalk) versuchte, +machte jeder Hieb starke, rauhe Scharten.«[334] + +»Prähistorisch« sind diese Kupfergeräte aber nur mit Einschränkung +zu nennen. Sie sind in ihrer ganzen Art zu sehr mit jenen verwandt, +welche wir bei den weiter nördlicher wohnenden Indianern oben +kennen lernten, als daß wir auf ein weit rückwärts entlegenes Volk +schließen sollten, von dem sie stammen dürften. + +Wir sehen also die Kupfergeräte und Waffen der nordamerikanischen +Indianer wesentlich aus drei verschiedenen Quellen stammen und jede +dieser Quellen beherrschte einen geographisch abgegrenzten Bezirk. +1. Vom Kupferminenflusse bezogen die Eskimos und die nördlichen +Indianer ihr Kupfer; 2. vom Athna- oder Kupferflusse die Anwohner +der pazifischen Küste von der Beringstraße bis Kalifornien; 3. vom +Oberen See die Bewohner der heutigen Vereinigten Staaten bis zum +Atlantischen Ozean und Mexikanischen Golf. Nach Westen zu scheinen +aber die Kupfergegenstände aus dieser Quelle nicht allzuweit +vorgedrungen zu sein. In der »Archäology« der _U. S. Geographical +Surveys west of the 100th Meridian_ ist nirgends von aufgefundenen +alten Kupfergeräten oder Waffen die Rede. + +Soviel vom Gebrauche des Kupfers bei den nordamerikanischen +Völkern. Aber benutzten sie auch das Kupfer, so waren sie darum +doch noch nicht in die Metallzeit eingetreten, denn das Material +wurde von ihnen wie Stein behandelt. Der große Kulturfortschritt +der Behandlung der Erze mit Feuer und die Reduktion derselben durch +Kohlen, das Gießen, Schmieden, Löten war den Indianern Nordamerikas +unbekannt. Diesen finden wir aber bei den südlicher wohnenden +ackerbauenden Völkern, welche bei Ankunft der Europäer in der +»Bronzezeit« standen. + + +Fußnoten: + +[320] S. HEARNE's Reise nach dem nördlichen Weltmeer. Halle 1797. +117. + +[321] RAE in Transact. Ethnolog. Soc. New Series. IV. 148 (1866). + +[322] HEARNE a. a. O. 122. 123. + +[323] BANCROFT, Native Races of the Pacific States. I. 135. -- +HOLMBERG, Völker d. russ. Amerika. I. 27. + +[324] Die geologischen Verhältnisse des Kupferdistrikts sind +geschildert im Geological Survey of Michigan. Upper Peninsula +1869-73. Part. II. Copper bearing rocks, by R. PUMPELLY. Danach der +Auszug von Dr. E. SCHMIDT im Archiv f. Anthropologie. XI. 91. + +[325] CH. WHITTLESEY, Ancient mining on the shores of Lake +superior. Smithson. Contr. to Knowledge, vol. XIII. 1863. + +[326] _The idea that the Indians formerly worked these mines +was abandoned shortly after their discovery. They possess no +tradition of copper mines, nor did their ancestors visited by the +Jesuit fathers in the early part of the 17th century obtain any +intelligence of mines._ SHORT, The North Americans of Antiquity. +New York 1880. 91. + +[327] E. SCHMIDT, Die prähistorischen Kupfergeräte Nordamerikas. +Arch. f. Anthropologie. XI. 105. + +[328] WHITTLESEY a. a. O. 2. + +[329] Relations des Jésuits. Année 1667. Tome III. 8. Quebecker +Wiederabdruck von 1858. + +[330] Archiv für Anthropologie. V. 1 (1872). + +[331] Ancient Monuments of the Mississippi Valley. Washington 1848. +196 bis 207. + +[332] RAU a. a. O. 7. Neuere Funde lassen die Geräte indessen nicht +mehr selten erscheinen. + +[333] Archiv für Anthropologie. XI. 65 ff. + +[334] A. a. O. 75. + + + + +Kupfer und Bronze in Mexiko. + + +In der geographischen Verbreitung der zu Geräten und Waffen von den +Amerikanern benutzten Stoffe lassen sich ganz bestimmte und genau +geschiedene Bezirke unterscheiden, bei denen die Kulturstufe und +das verwendete Material (je nach Ausbildung und Zeit) sich einander +decken. Im Norden, also im Gebiete der heutigen Vereinigten Staaten +und im britischen Nordamerika, herrschten in der vorkolumbischen +Zeit und darüber hinaus die Geräte und Waffen aus Stein und +Knochen. Von Metallen verwendete man daneben, aber stets ohne +Anwendung von Feuer, Kupfer und meteorisches Eisen. Diese beiden +wurden, wie zuerst DANA bemerkte, wesentlich wie weiche Steine +angesehen. Von einer Feuerbearbeitung der Metalle, von einem +Vorkommen von Bronze, geschweige denn von der Herstellung von +Legierungen und künstlerischer Bearbeitung des Metalles ist keine +Rede. + +Südlich von diesem eben abgegrenzten Gebiete, dessen Bewohner +unkultivierte Jäger- und Fischernomaden waren, dehnt sich das +Gebiet der Bronze aus, welches mit dem Territorium der Kulturvölker +Amerikas zusammenfällt. Die Bronze herrschte, wenn auch keineswegs +ausschließlich und im Parallelgebrauch mit anderen Materialien, +südlich von 30° nördl. Br. durch das heutige Mexiko, teilweise +Centralamerika und dann auf der Südhälfte des Kontinentes in dessen +andinischem Westen bis abermals zum 30° südl. Br. Es umfaßte +dieses Gebiet die alten Kulturstaaten Mexikos, Kolumbiens und +Perus. Was östlich und südlich von diesen lag, nahm wiederum eine +ähnliche Stellung in bezug auf die zu Waffen und Geräten verwandten +Materialien ein wie der Norden, ja stand noch tiefer als derselbe. +Die Jägernomaden des westlichen Südamerika erhoben sich niemals +über den Gebrauch der Steine und Knochen. Anfänge des Ackerbaues +waren allerdings hier (wie in Nordamerika) vorhanden[335], was sie +aber etwa an Metallen besaßen, war wenig und ihnen vom Westen auf +dem Wege entlang der großen Flüsse zugeführt. ORELLANA fand auf +seiner Fahrt den Amazonas abwärts bei den Omaguas eine kupferne +Axt, wie sie in Peru gebräuchlich war; die Guarani aus der Gegend +vom heutigen Assuncion am Paraguay führten an der Stirn einen +glänzenden Metallschmuck, als sich 1540 ALVAR NUNEZ CABEÇA DE +VACA mit einer Expedition zur Aufsuchung einer Verbindung mit dem +Hochlande der Anden in ihrem Lande befand[336], und auch dieser +Metallschmuck ist zweifelsohne aus dem Westen bezogen worden. + +Auch ohne das Eisen zu kennen, waren die mexikanischen und +peruanischen Kulturvölker zu einer vergleichsweise hohen Stufe +emporgestiegen. Das Kupfer, welches sie zu härten verstanden +und die Bronze, welche sie darstellten, lieferten ihnen Ersatz +und genügten ihnen, um jene Kunstwerke zu schaffen, welche das +Erstaunen aller Konquistadoren waren. CORTEZ, in einem seiner +Berichte an Kaiser Karl V., ruft aus: »Was kann großartiger sein, +als daß ein Barbarenfürst (Montezuma) wie dieser, Nachbildungen +in Gold, Silber, Edelsteinen und Federn besaß, von allen Dingen, +die unter dem Himmel seines Gebietes zu finden sind; und zwar so +natürlich in Gold und Silber, daß es keinen Goldschmied in der Welt +giebt, der sie besser machen könnte, und die in Edelsteinen von der +Art, daß die Vernunft nicht ausreicht, zu begreifen, mit welchen +Instrumenten eine so vollkommene Arbeit gemacht sei.«[337] Im +alten Mexiko wurde der Ackerbau mit Hilfe von Bewässerungsanlagen +betrieben, alle Künste und Gewerbe blühten, Weberei, Färberei, +Malerei, Bilderschrift zeigten einen verhältnismäßigen Grad +von Vollendung; die Ruinen der alten Bauten beweisen uns, daß +Meister in der Architektur hier hausten, die Verwaltung war eine +geregelte, das Hofzeremoniell ein fein durchgebildetes, und wer +an der Civilisation des alten Mexiko zweifeln wollte, den werden +die von CORTEZ mit Auffallen bemerkten Bettlergilden eines anderen +belehren, denn Bettelei kann nur da existieren, wo eine hohe +Kultur sich entwickelt hat. Die Bronzeindustrie, wie sie in Mexiko +uns entgegentritt, erscheint uns mit ihren schönen Formen, mit +ihrer guten Technik erst als ein Ausfluß der hohen Gesamtkultur +dieses Volkes. Nicht die geringste Spur und Ursache liegt aber +vor, anzunehmen, daß den Mexikanern, wie den amerikanischen +Kulturvölkern überhaupt, die Kenntnis der Bronze und ihrer +Darstellung von außen her geworden sei. Es ist ganz haltlos, wenn +WORSAAE[338] die Äußerung thut, daß bei Mexikanern und Peruanern +die gegossenen Metallgeräte »durch fremden Einfluß entstanden sein +mögen«. Es paßt ihm das Vorkommen der Bronzen in Amerika nicht +in seine unbegründete Hypothese von dem Ursprunge der Bronze in +Indien, von wo aus ihre Kenntnis in alle Welt gewandert sein soll. + +Die Schilderung der Darstellung und Verwendung der Bronze bei den +Mexikanern fällt außerhalb der Grenzen, die wir uns für diese +Abhandlung gezogen haben, da wir wesentlich die sogenannten +Naturvölker beachten, und es müssen hier einige kurze Andeutungen +genügen, die zur Charakteristik der amerikanischen Metalltechnik +noch von nöten sind. Die Metalle, welche zur Zeit der Entdeckung +im alten Mexiko benutzt wurden, finden wir aufgeführt bei BERNAL +DIAZ[339]; es sind dieses Gold, Silber, Kupfer und Blei, die teils +in rohem Zustande, teils zu Schmuck geformt, unter den Marktwaren +feilgehalten wurden. Zur Herstellung von Waffen wurden aber die +Metalle nicht häufig benutzt, wiewohl solche aus Kupfer und Bronze +vorhanden sind, auch giebt es knöcherne. Die Hauptrolle spielte +hier der Obsidian, _iztli_, aus dem Schwerter, Sägen, Lanzen- und +Dolchspitzen verfertigt wurden[340], so daß hier »Steinzeit« und +»Metallzeit« zusammenfielen. + +[Illustration: Fig. 44. Kupfergerät von Zocho-Xocotlan. Nach +DUPAIX.] + +Was das Kupfer betrifft, so erwähnen verschiedene spanische +Geschichtsschreiber, daß dasselbe von den Mexikanern sowohl zu +Zieraten, als zu Werkzeugen verwendet wurde und als Bezugsquelle +werden die Gebirge von Zacotollan angegeben.[341] Es war nicht +nötig, dies Metall aus dem Norden, von den großen Vorkommnissen +gediegenen Kupfers am Lake superior zu beziehen, wiewohl wir +durch CH. RAU wissen, daß es von dort aus auf dem Handelswege +sehr weit verbreitet wurde. Die Mexikaner verstanden es, ihr +Kupfer derart zu härten, daß sie mit den daraus dargestellten +Beilen Bäume fällten[342], ja, man benutzte solche Beile nach +HERRERA zu Bergwerksarbeiten _en lugar del hierro, porque corta +como acero_.[343] Der Mexikaner J. SANCHEZ hat neuerdings eine +ganze Reihe altmexikanischer Kupfergeräte zusammengestellt.[344] +Die Coatl, heute _coa_ genannt, mit welcher man die Erde umgrub, +bestand aus Kupfer und hatte (nach CLAVIGERO) einen Holzstiel. +Ein kupferner Discus von 28 cm Durchmesser wurde zu Zapotlan +(Jalisco) entdeckt. _Es una pieza trabajada á martillo y cincel._ +Mit letzterem war wohl die menschliche Figur in der Mitte, ein +Götzenbild mit Strahlenkrone, eingraviert. Aufsehen hat der Fund +des Kapitän DUPAIX im Anfange unseres Jahrhunderts zu Zocho +Xocotlan (Oajaca) gemacht; er entdeckte zwei große irdene Gefäße, +die 276 Stück Tförmige Kupfergeräte von 11 cm Länge und 15 cm +Breite enthielten (Fig. 44). _Este instrumenta antiguo de cobre +rojo y muy fino es de fundicion y no de martillo._ Sind es die +von TORQUEMADA erwähnten Tförmigen Münzen? Letzterer schreibt: +_En otras (partes) usaban mucho de unas monedas de cobre casi +de hechura de Tau._[345] Andere halten diese Objekte für kleine +Beile. Wie Sanchez anführt, besitzt das Museum in Mexiko auch +einige kupferne Nadeln aus alten Gräbern, kupferne Ringe und aus +einem Tumulus in Huasteca Schildkröten aus Kupfer, _formadas de +varias piezas_. Von den von verschiedenen alten spanischen Autoren +erwähnten kupfernen Lanzenspitzen der Mexikaner findet sich im +Museum aber kein einziges Exemplar.[346] + +[Illustration: Fig. 45. Kupferaxt von Venis Meicis. Nach PUTNAM.] + +[Illustration: Fig. 46. Kupferaxt von Tlacolula. Nach PUTNAM.] + +Die im Peabody-Museum befindlichen gegossenen Kupferbeile aus +Mexiko sind von J. W. PUTNAM beschrieben worden.[347] Das älteste +Stück ist eine etwa centimeterdicke Axt, 7,4 cm lang und 4 cm +breit, welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate S. Luis +Potosi stammt (Fig. 45). Diese Axt ist in einer Form gegossen und +durch Hämmerung vollendet. Mit ihr zusammen wurden Figürchen aus +Thon, zahlreiche Spinnwirtel, drei Vasen, Obsidiansplitter und ein +Steinmörser gefunden. + +Einen zweiten Typus vertreten die 1881 zu Tlacolula im Staate +Oajaca gefundenen, aus sehr reinem Kupfer bestehenden Äxte, von +denen sechs Stück in das Peabody-Museum gelangten, die größte mißt +15 cm in der Länge und 6 cm in der Breite. Die Stärke übersteigt +nicht 8 mm, wechselt jedoch sehr, namentlich nach der durch +Hämmerung verdünnten Schneide zu, während die Axt sonst gegossen +ist (Fig. 46). + +[Illustration: Fig. 47. Kupfergerät von Teotitlan del Valle. Nach +PUTNAM.] + +Die dritte Form, welche mit den Tförmigen Äxten von DUPAIX, +die oben erwähnt wurden, übereinstimmt, wurde zu Teotitlan +del Valle zwischen Oajaca und Mitla gefunden (Fig. 47). Es +erscheint dieser Typus als Ackerbauinstrument.[348] Die konvexe +Schneide ist 14, die Länge (mit dem Stiel aus Kupfer) 16 cm -- +immerhin für eine Schaufel etwas klein und eher den Schabemessern +der Gerber entsprechend. Vier, nicht näher beschriebene, von +CHARNAY mitgebrachte Kupferäxte aus Mexiko, sind im Pariser +ethnographischen Museum.[349] Letzteres besitzt auch aus der +Kollection PINART sehr hübsche mexikanische Schellen aus +Kupfer.[350] Die Kleinheit aller bisher gefundenen mexikanischen +Kupfer- und Bronzegeräte weist darauf hin, daß diese Metalle bei +den Mexikanern immerhin noch verhältnismäßig wenig häufig waren, +was auch mit der relativen Seltenheit der Funde im Zusammenhang +steht. + +Als CORTEZ im Jahre 1524 dazu schritt, sich in Mexiko selbst +Geschütze zu gießen, fand er zu diesem Zwecke wohl Kupfer vor, +»aber kein Zinn, ohne welches die Stückgießerei unmöglich ist«. Nur +schwierig trieb er zu diesem Zwecke (europäische) Zinnteller und +sonstige Gefäße zusammen, aber dieser Vorrat war bald erschöpft. +Doch bald fand er unter den Eingeborenen der Provinz Tachco +(Tasco) Stückchen davon »nach Art sehr dünner Münzen«, die dort +als Geld cirkulierten und daselbst gewonnen wurden. Kurz darauf +hatte CORTEZ die Zinngruben entdeckt, die er nun von Spaniern mit +eisernen Werkzeugen bearbeiten ließ.[351] So waren also die Stoffe +zur Bronzebereitung vorhanden. Die mexikanischen Bronzen enthalten +im Durchschnitte 9-10% Zinn und sind wohl geeignet, die härtesten +Stoffe zu bearbeiten, doch sind sie nur selten, auch wurde +Bronze wenig zu Waffen benutzt. Sehr schöne, in der Stadt Mexiko +ausgegrabene Bronzebeile (neben Glöckchen und Nadeln aus dieser +Legierung) besitzt die Christy Collection.[352] Ein 98 mm langer, +oben cylindrischer, nach unten zu prismatischer, an der Schneide +schräg abgeschnittener Bronzemeißel liegt im Nationalmuseum zu +Mexiko. Die Legierung besteht aus 97,9% Kupfer, etwas über 2% Zinn +und geringen Mengen Gold und Zink. Die Anwesenheit des letzteren +Metalls läßt das Alter des Instrumentes zweifelhaft erscheinen.[353] + +Als KOLUMBUS auf seiner vierten Reise 1502 bei der Insel Guanaja +(Isla de Pinos) landete, traf er auf eine yukatekische, 2 m +breite und aus einem Baumstamme hergestellte Galeere, deren +Ladung aus verschiedenen Produkten heimischer Industrie bestand, +darunter wieder eherne Glöckchen und Äxte, Tiegel mit Deckeln zum +Schmelzen des Kupfers und daneben hölzerne Schwerter mit Zähnen +von Feuerstein (Obsidian) besetzt.[354] Stein- und Metallzeit +waren hier also gleichsam an Bord vereinigt und die ausdrücklich +erwähnten Schmelztiegel für Kupfer lassen uns wenigstens einiges +von den metallurgischen Prozessen der Mexikaner ahnen. + +Wohl erzählen die alten Autoren, daß die Mexikaner die Metalle +mit Feuer bearbeiteten und die erhaltenen Werke bestätigen dieses +durch den Augenschein; über die Methode und die dabei angewendeten +Geräte bleiben wir aber im Unklaren, doch dürfen wir etwa annehmen, +daß das Ausschmelzen des Kupfers in derselben primitiven Weise +erfolgte, wie sie etwa heute bei den Negern ausgeübt wird. +Die alten Mexikaner verstanden es zu schmelzen, zu gießen, zu +treiben; gelötete Metallsachen sind mir nicht bekannt geworden. +Einige Andeutungen über die Art, wie die Indianer die Metalle +behandelten, giebt uns AUGUSTIN DE ZEVALLOS, der 1614 aus Granada +in Nicaragua einen Brief an König Philipp III. sandte, welcher sich +mit dem damaligen Zustande des heutigen Costarica befaßte, wo die +Eingeborenen noch in ziemlich ungebrochenem Zustande lebten. Sie +gaben im Tausch die Produkte ihres Landes, unter denen ZEVALLOS +erwähnt »Stücke Goldes in Form von Adlern, Schlangen, Kröten, +Spinnen, Medaillen, Schaumünzen und andere Machwerke, die sie in +den verschiedensten Formen anfertigen, indem sie das in Thonpfannen +geschmolzene Gold in Formen gießen«. Das Gold wurde, wie ZEVALLOS +hervorhebt, mit Kupfer legiert und die Schaumünzen (_patenas_) +wurden durch Hämmern erzeugt.[355] + +Daß wir so dürftig über die Metalltechnik dieses alten +amerikanischen Kulturvolkes unterrichtet sind, liegt auch +wesentlich mit darin, daß nach der Ankunft der Spanier und nach +der Einführung des Eisens eine schnelle Vernichtung der heimischen +Metallindustrie eintrat. CORTEZ hebt selbst in seinen Berichten an +KARL V. hervor, daß nach der Konquista die Künste und bewunderten +Kunstprodukte der Eingeborenen schnell verschwanden. Diesem bald +vollständigen Verfall haben wir es auch zuzuschreiben, daß der +verspäteten Aufmerksamkeit der Beobachter vieles und wichtiges auf +dem uns interessierenden Felde entgehen mußte. + +Die zuerst nach Mexiko gelangten Spanier, welche die dortigen +Gußwerke sahen, waren erstaunt darüber, und die europäischen +Goldschmiede konnten nicht genug die Arbeiten ihrer mexikanischen +Genossen bewundern, welche CORTEZ an KARL V. gesandt hatte. Die +Nachbildungen nach der Natur galten als außerordentlich treu; +gegossen waren ein Fisch, dessen Schuppen abwechselnd aus Gold +und Silber bestanden, ein Papagei mit beweglichem Kopfe und +beweglichen Flügeln; ein Affe, dessen Kopf und Füße beweglich +waren. Diese Kunst, deren Erfindung man dem Gotte Quetzalcoatl +zuschrieb, ist den späteren Indianern verloren gegangen. Auch das +Treiben mit dem Hammer verstand man, wenn auch in dieser Beziehung +die Arbeiten mit den gleichartigen europäischen keinen Vergleich +aushielten; das Kupfer wurde mit Steinen gehämmert. Gießer und +Goldschmiede bildeten in Mexiko eine angesehene Korporation, deren +Schutzgott Xipe war. Zu seinen Ehren wird im zweiten Monat ein Fest +abgehalten, bei dem man Menschenopfer darbrachte.[356] + +Wenig ist, was wir vom Bergbau wissen. In Michoacan soll derselbe +sehr primitiv gewesen sein. Weiter war man im eigentlichen Mexiko, +wo die Azteken es verstanden, Stollen mit Galerien zu schlagen +und Schachte zur Kommunikation wie zur Lüftung anzulegen. Das +zerkleinerte Erz wurde, wie SAHAGUN erzählt, mit drei verschiedenen +Arten von Kräutern gemischt(!) und dann in Öfen geschmolzen.[357] +Als im Jahre 1873 SANCHEZ Nachforschungen nach der _veta de Cobre_ +(Kupferader) im Cerro del Aguila im Staate Guerrero anstellte, +durchstieß ein Peon mit seiner Stange den Boden dergestalt, daß +sie völlig verschwand. Man entdeckte infolge dessen eine alte 3 m +breite und 1,50 m tiefe Aushöhlung, auf deren Boden eine reiche +Kupferader verlief. Es zeigte sich, daß man es mit einem alten +Bergbau zu thun hatte; am Hangenden entdeckte man Spuren von der +Wirkung des Feuers und 142 Schlägel aus Stein von verschiedener +Form und aus einem der Grube fremden Gesteine zeigten, womit das +Erz abgebaut worden war.[358] + +In den südlichen und östlichen Nachbarländern Mexikos scheint das +Kupfer keine große Rolle gespielt zu haben. In Yukatan werden keine +Metalle gefunden und wenn dort bei den Mayas neben Pfeilspitzen +aus Feuerstein und Fischgräten solche aus Kupfer vorkamen, so muß +hierbei an den Import von Mexiko gedacht werden.[359] + +Dagegen ist Nicaragua reich an Kupfer und die Insel Ometepec im +Nicaraguasee ist als der Fundort kleiner, gutgearbeiteter Goldidole +und von Figürchen aus Terracotta bekannt geworden. Auch hat man +einzelne Kupfergeräte dort gefunden; SQUIER erhielt eine Maske aus +Kupfer, welche einen Tigerkopf darstellt.[360] Aber der Ursprung +dieser Maske erscheint _extremely problematical_[361], da sie als +einziges Kunstwerk ihrer Art in dem kupferreichen Lande auftritt +und nichts anderes ihr nach Stil und Stoff verwandtes dort gefunden +worden ist. + + +Fußnoten: + +[335] »Es ist ein in Europa weitverbreiteter Irrtum, alle +nicht bekehrten Indianer als Nomaden und Jäger anzusehen. Der +Ackerbau ist lange vor der Ankunft der Europäer in der neuen Welt +betrieben worden und ist noch zu finden zwischen dem Orinoko und +Amazonas unter den Waldschlägern, bis zu denen die Missionare +nun vorgedrungen sind.« HUMBOLDT et BONPLAND, Voyage. Relation +historique. Paris 1814. I. 460. + +[336] CABEÇA DE VACA, Commentaires Cap. 44. In TERNAUX-COMPANS, +Voyages etc. pour servir à l'histoire de l'Amérique. 140. _Les +naturels -- portaient de nombreuses plaques de cuivre, qui, lorsque +de soleil frappait dessus, réfléchissaient une si vive lumière, que +cela produisait un coup d'oeil merveilleux._ + +[337] Drei Berichte des F. CORTEZ etc. Deutsch. Berlin 1834. 112. + +[338] Die Vorgeschichte des Nordens. Hamburg 1878. 49. + +[339] Hist. de los sucesos de la conquista etc. Madrid 1852. 89. + +[340] CLAVIGERO, History of Mexico. Translated by CULLEN. London +1787. II. 368. + +[341] CLAVIGERO a. a. O. + +[342] PETR. MARTYR, Dec. V. Lib. X. + +[343] BASTIAN, Kulturländer des alten Amerika. II. 663. + +[344] El congresso internacional de Americanistas y el cobre entre +los Aztecas. Anales del Museo nacional de México. I. 387 (1879). + +[345] Monarquia Indiana. II. 560. + +[346] SANCHEZ a. a. O. 394. + +[347] Notes on copper implements from Mexico. Proceedings of the +Americ. Antiqu. Soc. October 1882. + +[348] Nur der spätere CLAVIGERO erwähnt das oben schon +beschriebene, _coatl_ genannte Ackerinstrument aus Kupfer mit +Holzstiel. STEFFEN (Die Landwirtschaft bei den altamerikanischen +Kulturvölkern. Leipzig 1883. 22) hebt hervor, daß die alten Quellen +hiervon nichts sagen, sondern nur von Holzschaufeln sprechen. Bis +jetzt seien noch keine Funde von anderen Ackerbauinstrumenten +gemacht worden. + +[349] Revue d'Ethnographie. II. 367. + +[350] Daselbst. II. 441 nebst Abbildung. + +[351] Drei Berichte von F. CORTEZ an Karl V. Berlin 1834. 471. + +[352] TYLOR, Anahuac. 138. + +[353] G. MENDOZA, Un cincel de bronce de los antiguos Aztecas. +Anales del Museo nacional de Méjico. I. 117. + +[354] PESCHEL, Zeitalter der Entdeckungen. 369. + +[355] POLAKOWSKY, Bericht des Franziskanermönchs A. DE CEBALLOS +über die Provinz Costarica. Jahresbericht d. Ver. f. Erdkunde zu +Dresden. 1883. 123. + +[356] CLAVIGERO, History of Mexico. Translated by CULLEN. London +1787. I. 413. + +[357] WAITZ, Anthropologie der Naturvölker. IV. 104. + +[358] J. SANCHEZ a. a. O. + +[359] BANCROFT a. a. O. II. 742. 743. + +[360] SQUIER, Nicaragua. New York 1852. II. 87. 89. + +[361] BANCROFT a. a. O. IV. 67. + + + + +Die Metalle bei den Chibchas. + + +Jener Teil der Kordillere, dessen westlichen Fuß der Rio Magdalena +bespült und der, in nordöstlicher Richtung streichend, die +Hochebenen von Bogotá und Tunja bildet, südlicher aber in den +einsam stillen Regionen des _Paramo de la suma Paz_ gipfelt, wurde +zur Zeit der spanischen Konquista von dem Chibchavolke bewohnt, +welches die Spanier irrtümlich Muyscas genannt haben. Die Kultur, +welche die Konquistadoren bei ihnen antrafen, war selbständig +entstanden, nicht in Abhängigkeit von jener Mexikos. Gold, Silber, +Kupfer und Bronze waren in beiden Hälften Amerikas unabhängig von +einander dargestellt worden. Die mexikanische Metallurgie läßt sich +vielleicht bis Nicaragua oder zum Isthmus von Panama verfolgen -- +hier aber hören aztekische Einflüsse auf und ein neues Kulturreich +beginnt. So war es zur Zeit der Eroberung, doch würde es wohl nur +noch kurzer Zeit bedurft haben und die nördlichen und südlichen +Kulturvölker wären in Austausch getreten, wenn nicht die Hand +der Konquistadoren sich vernichtend und eine fremde Kultur an die +Stelle setzend, schwer auf sie gelegt hätte. Von einer Verbindung +der Chibchas und Peruaner mit den Mexikanern ist uns nichts bekannt +geworden. Die Metalle sind, das Eisen ausgenommen, hier wie da +selbständig dargestellt worden und hier wie da mehr ausnahmsweise +und neben dem die Hauptgeräte und Hauptwaffen bildenden Steine im +Gebrauche gewesen. + +Zur Zeit der Konquista lebten die Chibchas in einer relativ +vorgeschrittenen Kultur, die indessen nicht auf die Höhe der +mexikanischen oder peruanischen Gesittung hinaufreichte. Ihre +Kulturstufe lag zwischen jener des polierten Steines und der ihnen +bekannten Bronze. In einem an Metallen reichen Lande wohnend, wo +das Gold sich ihnen im gediegenen Zustande leicht offenbarte, +haben die Chibchas frühzeitig die Bearbeitung der Metalle gelernt, +wie die noch erhaltenen Gegenstände beweisen. Eigentümlich im +Stile sind namentlich die häufigen Goldfigürchen, während die +Bronzen weit seltener sind. Eine solche (Fig. 48), eine rohe +menschliche Figur, in dem bekannten Stile jenes Landes ausgeführt, +12,50 cm lang, mit über der Brust gekreuzten Armen und männlichem +Geschlechtsteile, befindet sich als die einzige ihrer Art neben 13 +ähnlichen Goldfiguren im Leidener Museum.[362] + +LEEMANNS sagt, diese Bronzefigur sei von gleich roher Arbeit, wie +die von ihm geschilderten Goldfigürchen, und die Abbildung deutet +auf gleiche Technik. Nach LEEMANNS sind die Figuren teils mit dem +Hammer und dem Lötrohr hergestellt, teils in Formen gegossen. Die +ersteren bestehen aus einer Platte, der man die allgemeinen Formen +gegeben hat und auf welche man dann die einzelnen Körperteile und +Details aus Metallfäden aufgelötet hat. + +[Illustration: Fig. 48. Bronzefigur der Chibchas. Nach LEEMANNS.] + +Von den den Chibchas verwandten und auf einer ähnlichen +Gesittungsstufe stehenden Eingeborenen des heutigen kolumbischen +Staates Antioquia wissen wir, daß sie zur Zeit der Entdeckung sehr +verschiedene Geräte und Waffen aus Stein besaßen, daß daneben aber +auch die Metallindustrie es zu einer nicht unerheblichen Ausdehnung +gebracht hatte. Man hat die gravierten Steinformen gefunden, +in denen Goldblättchen geschlagen wurden, und Meißel aus einer +Goldkupferlegierung, die hart genug zur Bearbeitung des Steines +waren. In dem goldreichen Staate sind zahlreiche Gegenstände und +charakteristische Figürchen aus Gold gefunden worden, und die +heutigen Bewohner erzählen sich, die alten Indianer hätten es +verstanden, mittels Kräutern das Gold zu erweichen und dann wie +Wachs mit der Hand zu formen. In der That verstanden sie es, das +Gold im Feuer zu bearbeiten, nicht bloß zu hämmern und zu treiben, +wie die Guß- und Lötstellen an den Figürchen deutlich zeigen; auch +wissen wir, daß VADILLO in Buritica bei den Indianern kleine Öfen, +Formen und andere Werkzeuge, um das Gold zu verarbeiten, antraf. +Bei Santa Marta hat man eine ganze Bevölkerung von Goldschmieden +getroffen, welche als _tairona_, d. h. die Schmiede, bezeichnet +wurde. Die Indianer konnten also das Gold schmelzen und gießen, +ziselieren und löten; die Geräte, welche sie hierzu benutzten, +bestanden teils aus einer Goldkupferlegierung, teils aus Stein. + +Das Gold, dessen sie sich zu ihren Werken bedienten, war 12- +oder 14karätig. Die dargestellten Gegenstände sind meistens +Schmucksachen, Ohrringe und Nasenanhängsel von sehr verschiedenen +Formen und teilweise aus Filigran, sehr biegsame Gürtel, +Brustplatten, Vasen, Kelche, Haken und namentlich Figuren von +Menschen und Tieren, zumal Kröten, Eidechsen, Vögel und Fische, +niemals aber Früchte oder Blumen.[363] + + +Fußnoten: + +[362] LEEMANNS, Congrès des Americanistes. Luxembourg 1877. II. +286. Fig. 14. + +[363] Dr. POSADA ARANGO in Mém. d. l. soc. d'Anthropol. 2. série. +I. 211. + + + + +Kupfer und Bronze in Peru. + + +»_No tenian herramientas de hierro ni azero_«, berichtet ONDEGARDO +von den Inkaperuanern, wiewohl ihr Boden ungemein reich an Eisen +ist. Dagegen waren sie in der Kunst, andere Metalle darzustellen, +zu schmieden, zu gießen, ja selbst zu löten, weit vorgeschritten. +Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn waren im metallischen Zustande +bekannt. + +Da für uns hier dieselben Gesichtspunkte bei der Beurteilung der +Metallkenntnisse dieses altamerikanischen Kulturvolkes maßgebend +sind, wie bei den Mexikanern, so vermögen wir auch hier nur einen +kurzen Überblick zu geben. Bergbau, wie derselbe heute noch auf den +peruanischen Kordilleren in der Nähe von Yauri, 4000 m über dem +Meere, viele tausende von Indianern beschäftigt, und zwar nach den +von ihren Voreltern vererbten Methoden, war die Hauptbeschäftigung +eines großen Teiles der Eingeborenen. Sie förderten das Erz aus +Schachten, die noch erhalten sind und bauten Öfen (_guairas_) +aus Thon, um es mit Holz und Holzkohlen zu schmelzen. Diese Öfen +hatten einfache Luftzüge, denn Blasebälge waren den Inkaperuanern +unbekannt und wurden erst durch die Spanier eingeführt.[364] Die +peruanischen Goldschmiede arbeiteten ebenso kunstvoll wie die +mexikanischen. Ihre Gußmodelle waren aus Wachs und die getriebenen +Arbeiten zeichnen sich durch große Sauberkeit und Kunstfertigkeit +aus. Die Gräber der Inkas, ebenso deren Schatzkammern, lieferten +zahlreiche Beweise künstlerischer Thätigkeit in der feineren +Bearbeitung edler Metalle, wie Halsschmucke, Armspangen, Vasen aus +reinem Gold, Spiegel aus poliertem Silber, sehr empfindliche Wagen +aus Silber, zierliche Glocken aus Silber und Bronze, gewöhnlichere +Geräte aus Kupfer und Bronze -- sie alle geben Zeugnis von der +erlangten Fertigkeit der alten Peruaner in der Metalltechnik. + +[Illustration: Fig. 49. Gegossener Kupferhammer aus Chile. Nach +EWBANK.] + +Wie das Kupfer dargestellt wurde, wissen wir nicht, und im +gediegenen Zustande kommt es im Lande nicht vor. Möglicherweise +reduzierten sie dasselbe in einem der oben angeführten Öfen oder +sie importierten dasselbe aus Chile.[365] Bis vor nicht langer +Zeit waren überhaupt nur wenige, im Museum zu Lima befindliche +Gegenstände aus Kupfer in Peru gefunden worden, einige Idole, +Stäbe von Meterlänge und Schlangen[366]; seitdem sind aber weit +mehr Kupferobjekte entdeckt worden, wie deren denn die MACEDO'sche +Sammlung, jetzt im Berliner ethnographischen Museum befindlich, +allein 48 aufweist, darunter Beile, Morgensterne, Idole, +Tierfiguren, Scheiben, Halbmonde etc.[367] + +Mit ihren Eroberungen trugen die Inkaperuaner ihre Kultur auch +weiter nach Süden und auf sie dürfen auch die alten Kupfergeräte +zurückgeführt werden, welche in Chile gefunden wurden. Ein 1,60 kg +schwerer gegossener Kupferhammer (Fig. 49) stammt aus einer +Quebrada der Provinz Atacama, gelegen unter 26° 42´ südl. Br., +nicht fern vom Camino de los Incas. Er ist viel gebraucht und, wie +Schlagmarken beweisen, durch Hämmern wieder geschärft, nachdem +die Schneide abgenutzt war.[368] Da die Peruaner das Zinn und +seine Legierung mit Kupfer, sowie die daraus für das letztere sich +ergebende Härtung kannten, so ist anzunehmen, daß die Kupfergeräte +älter als jene aus Bronze sind. Nachdem jener Fortschritt einmal +erkannt war, mußte die Herstellung von Kupferbeilen etc. von selbst +fortfallen. + +In der That ist die Bronze weit häufiger verbreitet unter den +alten Funden in Peru als Kupfer und man verstand sie von so +vortrefflicher Härte darzustellen, daß sie zur Anfertigung der +schwierigen unter den Inkas ausgeführten Bauten genügte. Ein in +den alten, zur Inkazeit bearbeiteten Silbergruben in der Nähe +Cuzcos gefundener Bronzemeißel, welchen HUMBOLDT nach Europa +brachte, enthielt nach VAUQUELIN's Analyse 96 Teile Kupfer und 4 +Teile Zinn.[369] Etwas anderer Art ist die Zusammensetzung des +»Morgensterns« beschaffen, den DAVID FORBES analysieren ließ und +der bei Sorata gefunden wurde. Er enthielt 88% Kupfer und 11,4% +Zinn, sowie Eisen und Silber in geringer Menge.[370] Peruanische, +aber in Chile am Flusse Maypa gefundene Bronzen enthielten +dagegen wieder, ähnlich wie der Bronzemeißel HUMBOLDT's, 6% und +5% Zinn.[371] Ein von BOUSSIGNAULT analysierter Bronzemeißel aus +Steinbrüchen, welche zum Teil das Plattenmaterial der langen +Straße von Quito nach Cuzco lieferten, bestand aus 95% Kupfer und +4,5% Zinn, sowie etwas Blei, Eisen und Spuren von Silber.[372] +Eine konstante Mischung von Zinn und Kupfer, wie wir sie als +maßgebend für Bronze ansehen (9 Kupfer, 1 Zinn), ist daher in Peru +nicht vorhanden gewesen. Die mexikanischen Bronzen zeigen eine +andere Zusammensetzung als die peruanischen, was wieder für die +Unabhängigkeit beider Bronzereiche spricht. + +Eine der Hauptfundstätten für peruanische Bronzen ist Chimu +an der Küste bei Truxillo gewesen, wo Waffen und Geräte so +massenhaft vorkamen, daß sie zentnerweise verkauft wurden. Viele +derselben gleichen in der Form europäischen Bronzekelten und +wurden wohl ähnlich wie diese benutzt. Die Abbildung Fig. 50 ist +ein Durchschnittstypus dieser Art und 22 cm lang; ganz gleiche +Ackerwerkzeuge werden heute noch in Nicaragua gebraucht, nur ist +Eisen an die Stelle der Bronze getreten; man benutzt sie zum +Umgraben des Bodens. Doch der Peruaner hatte Ackerwerkzeuge, welche +unserem Spaten in der Form näher kamen, wie Figg. 51 und 52 zeigen. +Der glatte Spaten ist 25 cm lang und 10 cm breit, der ornamentierte +30 cm lang und 10 cm breit. Auch ein Ackerwerkzeug mit gekrümmter +Schaufel (Fig. 53) ist in Chimu gefunden worden. Es ist 25 cm lang. + +In großer Anzahl sind in Peru eigentümlich gestaltete Geräte +gefunden worden, welche in der Form sich stets gleich bleiben, +in der Größe aber von wenigen Centimetern bis zu einer Länge von +fast 60 cm wechseln und scheinbar aus einer dünnen, aber festen +Bronzeplatte geschlagen sind. Das untere, halbmondförmige Ende +ist stets zugeschärft, das obere, gerade abgeschnittene aber +nur gelegentlich. SQUIER hält dieses Instrument (Fig. 54) für +eine Kelle, welche bei der Anwendung des Thones beim Bau oder +in der Töpferei Verwendung fand. Als Messer der Peruaner werden +eigentümlich halbmondförmige und mit einem zuweilen ornamentierten +Stiele versehene Geräte aus Bronze bezeichnet, welche die Gestalt +von Figg. 55 und 56 zeigen. + +Die häufigsten Bronzegeräte der Peruaner sind Lanzenspitzen +verschiedener Form, breit und schwer oder zierlich schlank und +leicht. Sie sind bis 50 cm lang gefunden worden, während die +Bronzepfeilspitzen 5-10 cm lang waren. Auch Morgensterne oder +Cassetêtes von der Form wie Fig. 57 haben die Peruaner aus Bronze +hergestellt.[373] Daß die Peruaner ihre Bronzekultur nach Süden +ausbreiteten, wurde bereits erwähnt. Doch sind die Bronzefunde +aus Chile, dessen Eroberung in der Mitte des 15. Jahrhunderts +durch den Inka Yupanki erfolgte, nicht häufig. Ihr Typus ist rein +peruanisch.[374] + +[Illustration: Fig. 50-53. Peruanische Ackergeräte aus Bronze. Nach +SQUIER.] + +[Illustration: Fig. 54. Peruanische Maurerkelle. Nach demselben.] + +[Illustration: Fig. 55. Peruanisches Bronzemesser. Nach demselben.] + +[Illustration: Fig. 56. Peruanisches Bronzemesser. Nach demselben.] + +[Illustration: Fig. 57. Peruanischer Morgenstern. Nach demselben.] + +Auf dem berühmten peruanischen Friedhofe von Ancon bei Lima wurden +im Jahre 1877 von dem Reisenden LEON DE CESSAC fünf Metallbänder +gefunden, die um die Schädel dort Begrabener gewickelt waren. Zum +Teil bestanden sie aus einem Gemisch von Kupfer und Gold, oder +Kupfer, Gold und Silber; eins derselben aber bestand aus Messing, +denn es enthielt 62,90% Kupfer und 32,04% Zink. Zink fehlt aber +in Peru; das Messing kann also nur durch die Spanier in das Land +gekommen sein.[375] + + +Fußnoten: + +[364] WAITZ, Anthropologie der Naturvölker. IV. 444. + +[365] RIVERO and TSCHUDI, Peruvian Antiquities. New York 1853. 215. + +[366] RIVERO and TSCHUDI a. a. O. 222. + +[367] Catalogue d'objets archéologiques du Perou. Paris 1881. + +[368] THOMAS EWBANK in U. S. Naval astronomical expedition. +Washington 1855. II. 112 und Taf. VIII. + +[369] Vue des Cordillères. 117. + +[370] Journ. Ethnolog. Soc. New Series. II. 261 (1870). + +[371] EWBANK a. a. O. II. 114. + +[372] Acad. des sciences de Paris. Séance du 26. Fevr. 1883. + +[373] G. SQUIER, Peru. London 1877. 174 ff. + +[374] MEDINA, Los Aboríjenes de Chile. Santiago 1882. 333-413. + +[375] Revue d'Ethnographie. I. 74 (1882). Das große und kostbare +Werk von REISS und STÜBEL über das Todtenfeld von Ancon vermochte +ich mir nicht zu verschaffen. + + + + +Die Verbreitung des Eisens über die Südseeinseln. + + +DAS BEKANNTWERDEN MIT DEM EISEN. Auf den Südseeinseln verbreiteten +zunächst die Spanier das Eisen. Das tahitische Wort für dieses +Metall, welches die Eingeborenen bei COOK's Anwesenheit +gebrauchten, nämlich _yuri_, ist aus _hierro_ entstanden. Als +OLIVIER VAN NOORT im Jahre 1600 nach der Insel Guaham (Ladronen) +kam, verlangten die Eingeborenen für ihre Landesprodukte von +ihm _hierro_. Als ROGGEWEEN 1727 auf dem flachen Eilande O-Anna +eins seiner Schiffe verlor, erhielten die Südseeinsulaner +neue Eisenvorräte. So gelang es ihnen auch, die Anker, welche +BOUGAINVILLE im Hafen O-Hiddia (Tahiti) zurückgelassen, vom Grunde +des Meeres aufzufischen, und der König von Tahiti schickte ein +Stück derselben dem Könige Opuni von Borabora, als eine Seltenheit, +zum Geschenke. Die englischen Entdecker brachten große Massen Eisen +auf die Südseeinseln. Selbst die kleinsten Stückchen des wertvollen +Metalles wurden von den Insulanern mit der größten Sorgfalt +aufgehoben. Als J. R. FORSTER nach Tongatabu kam, verkaufte man ihm +einen ganz kleinen, sorgfältig in ein Heft gefaßten Nagel, der ohne +Zweifel von TASMAN (1643) stammte und sich 130 Jahre lang erhalten +hatte. FORSTER übergab ihn dem britischen Museum.[376] + +Auf Neuseeland wurde das Eisen durch COOK eingeführt. Schon bei +seinem zweiten Besuche 1773 machten sich die Maori am Charlottesund +nichts mehr aus Korallen, Bändern, Papier und ähnlichen Dingen, da +sie den Wert des Eisens erkannt hatten; sie wollten Nägel und Beile +haben, die sie nun durch die Erfahrung hatten schätzen lernen. +Bei der ersten Anwesenheit COOK's dagegen hatten sie sich gegen +Eisen ganz gleichgültig gezeigt, da sie von dessen Nutzen damals +noch keinen Begriff hatten. Ebenso war es an der Duskybai, wo die +Eingeborenen Beile und Nägel, die man ihnen gab, nicht wieder aus +den Händen ließen, während sie sich aus anderen Dingen nichts +machten. Der Mann, dem COOK damals 9 oder 10 Beile und 40 große +Nägel schenkte, war »der reichste in ganz Neuseeland«.[377] Überall +stand bald das schwarze Metall in hohem Werte und auf Huaheine +erhielt COOK für wenig Eisen ganz ungeheuere Vorräte von Schweinen, +Hunden und Hühnern.[378] + +Daß einzelne Stückchen Eisen auf Handelswegen sich weit über den +ozeanischen Archipel vor der Ankunft der Europäer verbreitet +hatten, wird mehrfach bestätigt. Als 1783 das Schiff »Antilope«, +Kapitän WILSON, auf den Palauinseln strandete, stahlen die +Eingeborenen, die hier zuerst mit Europäern in direkte Berührung +kamen, sofort das Eisen und setzten es an die Stelle ihrer +Muschelschneiden an den Äxten; doch ein Zeichen, daß sie den Wert +dieses Metalles schon zu würdigen wußten. Das Eisen war in der That +schon früher, wiewohl als große Seltenheit und auf unbekannten +Wegen nach den Inseln gebracht worden, denn der Fürst von Korror +trug auf der Schulter ein Beil mit eiserner Schneide, »worüber sich +unsere Leute sehr wunderten, da man hierzulande gewöhnlich Stücken +von Muscheln dazu braucht«.[379] + +Für die übrigen Karolinen lassen sich die ersten Decennien +unseres Jahrhunderts als die Periode der Ausbreitung des Eisens +bezeichnen. »Eiserne Beile galten zu unserer Zeit (1827) bei allen +Karolinenbewohnern als das Wünschenswerteste, was sie bei uns +erhalten konnten,« schreibt V. KITTLITZ, der mit LÜTKE dort war. +Auf Ualan fand derselbe Gewährsmann Muschelbeile noch allgemein im +Gebrauche, doch waren einzelne eiserne Werkzeuge bereits vorhanden, +die wahrscheinlich von dem französischen Schiffe Coquille stammten, +dem Augenschein nach Hobeleisen, die man der passenden Form +wegen gleich zu Beilen verwendete.[380] Der russische Reisende +MIKLUCHO-MACLAY erfuhr auf Yap von einem 50jährigen Eingeborenen, +daß zu dessen Jugendzeit schon vorwiegend eiserne Werkzeuge im +Gebrauche gewesen seien -- also in den dreißiger Jahren, während +zur Jugendzeit des Vaters des Erzählers Steinbeile allgemein +benutzt wurden.[381] + +Die Schiffahrt erwies sich in Polynesien der Ausbreitung des Eisens +ungemein günstig und war die Ursache, daß das nützliche Metall +bald auf allen Inselgruppen bekannt war. Wir finden dagegen, daß +in Ländern, wo unter den Bewohnern kein erleichterter Verkehr +stattfand, der eine Teil derselben lange mit dem Eisen vertraut +sein konnte, während der andere noch absolut im Steinzeitalter +verharrte. Ein solches Land ist Neuguinea. + +Seit altersher sind die Malayen mit der Darstellung des Eisens +vertraut und durch ihre Handelszüge gelangte die Kunst, es +zu gewinnen, zu den Papuas an der Westspitze von Neuguinea. +Die Schmiede bilden dort eine bestimmte Zunft, die sich des +Schweinefleisches enthält[382], ein Zeichen, daß mohamedanischer +Einfluß bei ihnen wirksam war. Ein fernerer Beweis dafür, daß sie +von den Malayen die Kunst, das Eisen zu verarbeiten, lernten, ist +die Art ihrer Windpumpen, welche ganz die charakteristische Form +haben, die von Madagaskar bis Neuguinea reicht. Während nun hier +im Westen der Insel schon lange die Eisenindustrie sich entwickelt +hatte, blieb das Metall im Osten derselben bis auf unsere Tage +vollkommen unbekannt. Dr. COMRIE, welcher 1874 auf dem »Basilisk« +das Ostkap Neuguineas besuchte, wo bis dahin die Eingeborenen noch +keinerlei Verkehr mit den Europäern gehabt hatten, fand jene noch +vollständig im Steinzeitalter. »_Iron up to our arrival being +unknown._« Sie erkannten aber bald den Vorzug der europäischen +Geräte und waren sehr begierig auf Eisen.[383] Eine Bestätigung +erhalten wir durch den Italiener BECCARI, der 1876 die Humboldtbai +im Norden der Insel besuchte, die allerdings schon früher durch +europäische Schiffe angelaufen war. Eiserne Geräte waren in den +Augen der dortigen Papuas von höherem Werte, als in den unserigen +Gold. »Ein einziges Stückchen Eisen, in eine rohe, doch für sie +furchtbare Waffe geformt, genügte, um das Ansehen eines ganzen +Stammes zu erhöhen.«[384] + +In Neuguinea ist das letzte größere Land unserer Erde zu sehen, +welches mit dem Eisen bekannt wurde, und mit dem in unsere Zeit +fallenden Vertrautwerden seiner Eingeborenen mit dem wertvollen +Metalle ~findet die Verbreitung des Eisens über den Globus seinen +Abschluß~. Im tiefen vorgeschichtlichen Dunkel ruhen die Anfänge +-- den Abschluß können wir aber mit dem achten Jahrzehnt unseres +Jahrhunderts genau bezeichnen. Wie Neuguinea, so verhalten sich +auch die vorgelagerten, erst jetzt näher bekannt werdenden Inseln +Neubritannien und Neuirland. WILFRED POWELL[385], der an der +Spaciousbai auf Neubritannien Tauschhandel trieb, fand, daß dort +die Eingeborenen die auf Neuguinea jetzt so geschätzten eisernen +Hacken nicht kannten; sie kümmerten sich nicht um die ihnen +gezeigten eisernen Beile, da sie selbst steinerne noch benutzten; +nur nach Perlen und rotem Zeug stand ihr Verlangen. + +~Archaistische Formung der neuen Eisengeräte.~ Mit einer +Übereinstimmung, die ein psychisches Gesetz offenbart, verfuhren +überall die Südseeinsulaner mit dem ihnen neuen Metall in der +ganz gleichen Weise. Sie behandelten dasselbe nämlich völlig nach +Art ihrer alten Stein- und Muschelgeräte und formten es diesen +gleich. Auf den Fidschiinseln bedient man sich jetzt zum Bearbeiten +des Holzes ganz allgemein unserer europäischen Beile, die jedoch +noch immer in der alten Weise, wie ehemals die Steinäxte, an den +Stiel befestigt werden, nämlich die Schneide nicht, wie bei uns, +parallel, sondern quer zum Griff.[386] MIKLUCHO-MACLAY sagt von +den Yapern: »Charakteristisch ist, daß sie die neuen Eisenbeile, +zu denen man Stahlmeißel benutzt, ganz so wie die alten Beile +aus Stein oder Muscheln am Stiele befestigten«[387], und an der +Ostspitze Neuguineas nahmen die Papuas das erste Eisen, welches sie +erhielten, z. B. Stücke von Schaufeln, schärften es und _hafted it +in the same way as their stone tools_.[388] + +Dieses Verfahren läßt sich übrigens auch bei anderen Naturvölkern +nachweisen, die zum erstenmale mit dem Eisen vertraut wurden. +Die eisernen Pfeilspitzen auf den Andamanen werden jetzt genau +so in der Form aus Eisen geschliffen, wie die alten aus Knochen +und Schweinszähnen hergestellten, die man in den Küchenabfällen +findet.[389] HANS STADEN aus Homberg in Hessen schildert uns den +Übergang der brasilianischen Tupis aus der Stein- in die Eisenzeit; +er berichtet, wie sie vordem überall und zu seiner Zeit teilweise +noch da, wo keine europäischen Schiffe hinkommen, Steingeräte +hatten und zwar »ein Art schwarzblauer Stein, machen ihnen wie ein +Keil und den breitesten Ort (des Steines) machen sie stumpf scharf, +ist wohl einer Spannen lang, zweier Finger dick, einer Hand breit, +etliche sein größer, etliche kleiner. Danach nehmen sie ein schmal +reidelin (eine Gerte) und beugen es oben drum her, bindens mit Bast +zusammen. Dieselbige Figur haben nun auch die eisern Keil, so ihnen +die Christen geben auf etlichen Orten«.[390] Die eisernen Beile der +Patagonier sind jetzt ganz nach Art der alten Steinäxte gestaltet +und an die Handhabe befestigt.[391] Die eisernen Beile, welche die +Konjagen in Nordwestamerika machten, wurden ganz nach dem Modelle +der alten Steinwerkzeuge hergestellt.[392] Die gewöhnliche Axt der +Grönländer besteht aus einem breiten Meißel in einer hölzernen +Handhabe _apparently in the same way as the stone chisels from the +prehistoric age have been fitted for use_.[393] Und so zeigten auch +die Hallstätter prähistorischen Eisenwaffen die für Bronzewaffen +charakteristischen Formen.[394] Wir haben selbst direkte Beweise +dafür, daß in vorgeschichtlicher Zeit in der gleichen Weise beim +Übergange vom Stein zum Metall verfahren wurde. Graf G. WURMBRAND +hat bei den Funden in den Pfahlbauten des Attersees nachgewiesen, +daß Lehmformen über Steinbeilen angefertigt und darin Metallbeile +gegossen wurden.[395] Nach dem gleichen Gesetze haben sich bis zum +heutigen Tage im Taunus Äxte, Meißel, Beile, Schlüssel bei der +ländlichen Bevölkerung im Gebrauche erhalten, welche durch ihre +Formen beweisen, daß sie nach römischen Mustern gearbeitet sind, da +die Originale in den Funden des römischen Kastells Saalburg sich +nachweisen lassen.[396] + +~Sprachliche Anpassung.~ Die Südseeinsulaner hatten sich zunächst +auch sprachlich mit dem neuen Metalle auseinander zu setzen und es +ist lehrreich, zu beachten, wie sie dabei verfuhren. In fast allen +den zahlreichen melanesischen Sprachen finden wir heute Wörter +für Eisen[397], in denen wir aber weder einen Anklang an _iron_, +_hierro_, noch an das malayische _besi_ entdecken können und die +auf anderweitigen, einheimischen und übertragenen Begriffen zu +beruhen scheinen. Es läßt sich dieses wenigstens aus dem auf den +Admiralitätsinseln für Eisen gebrauchten Worte _laban_ schließen, +das nicht etwa die Verstümmelung eines europäischen Wortes ist, +welches den Eingeborenen bei dem Bekanntwerden mit dem Metalle +übermittelt wurde, sondern das einheimische für Manganerz übliche, +denn mit diesem pflegen sie ihren Körper zu schwärzen. Sie hatten +für Eisen keine ähnliche Substanz und übertrugen daher diesen Namen +auf dasselbe.[398] + +Im westlichen Polynesien und östlichen Melanesien finden wir +für Eisen ein Wort im Gebrauch, welches in den Wörterbüchern +übereinstimmend als gleichwertig mit »Metall« gegeben wird, wie +wohl Metalle den Südseeinsulanern unbekannt waren. Es lautet +_ukamea_ auf Tonga, _kaukamea_ auf Fidschi, _hackoumea_ auf der zu +den Salomonen gehörigen Kokosinsel. Auf Samoa ist die Bezeichnung +_uamea_ und hier giebt das Lexikon[399] den Schlüssel, denn +mit _uamea_ bezeichnet man dort »alles, was gut ist«. In dem +neuseeländischen _rino_ und dem auf Fidschi auch gebräuchlichen +_aironi_ ist unschwer das englische _iron_ zu erkennen, wie das +_aúri_ der Markesasinsulaner auf _hierro_ zurückzuführen sein +dürfte. Dann würde dieses Wort bis zum Jahre 1595 zurückreichen und +entstanden sein, als damals ALVARO MENDANA die Inseln entdeckte. + +~Wirkungen des Eisens auf die Ozeanier.~ Die Wirkungen, welche +die Einführung des neuen Metalles auf die Eingeborenen der Südsee +hervorbrachte, sind keineswegs als günstige aufzufassen. Wie das +Gold, wenn es einer Bevölkerung zuströmt, auch Laster im Gefolge +hat, so das Eisen bei den Polynesiern. Für einen eisernen Nagel +war den Maori Neuseelands die Keuschheit einer Frau feil und für +eisernes Geräte boten die Männer ihre Töchter und Schwestern +ohne Unterschied an. Wie die offen stehenden, riegellosen Häuser +zeigten, kannten die Tahitier vor der Ankunft der Europäer den +Diebstahl nicht: aber der verführerische Reiz des Eisens brachte +sie dazu, daß sie dasselbe von den europäischen Schiffen +stahlen.[400] Als die Südseeinsulaner noch in der Steinperiode +standen, mußten sie mit ihren geringen Geräten verhältnismäßig +hart arbeiten, um sich ihre Bedürfnisse zu erringen. Es verlangte +Ausdauer und Zeit, um einen Baum mit einem Muschelbeil zu fällen, +ein Kanoe mit einem Steine zu zimmern. Mit den Waffen und Beilen +aus Stein und Fischknochen haben wir Europäer ihnen das einzige +Mittel genommen, sich des schädlichen Einflusses ihrer natürlichen +Faulheit zu erwehren: das Bewußtsein, leicht etwas erreichen zu +können, er tötet nicht bloß bei Wilden die Begierde nach dem +Besitz. »Das Eisen des Europäers folgte zu rasch auf den Stein des +Wilden; so mußte notwendig das, was für sie angeblich ein Segen +werden sollte, sie krank machen und hinsiechen lassen an Leib und +Seele.«[401] Es ist das plötzliche Hereinbrechen der neuen Kultur, +das Unvermittelte derselben, welches, mit dem Eisen eine gänzliche +Umwälzung der Lebensgewohnheiten bringend, so gefährlich für die +Südseeinsulaner wurde und nicht wenig dazu beitrug, daß sie in der +bekannten Weise sich verminderten. + + +Fußnoten: + +[376] J. R. FORSTER's Bemerk. auf seiner Reise um die Welt. Berlin +1783. 321. + +[377] GEORG FORSTER, Sämmtliche Schriften. I. 178. 147. 154. + +[378] Das. I. 313. + +[379] KEATE, Nachrichten von den Pelewinseln. Deutsch. Hamburg +1789. 46. 412. 74. + +[380] V. KITTLITZ, Denkwürdigkeiten einer Reise etc. Gotha 1858. +II. 2. I. 376. + +[381] Archiv für Anthropologie. XI. 337. + +[382] VAN HASSELT in Zeitschrift für Ethnologie. 1876. 171. + +[383] Journ. Anthropol. Instit. VI. 111 (1871). + +[384] Geograph. Magazine. 1876. 213. + +[385] Wanderings in a wild country. London 1883. 111. + +[386] M. BUCHNER, Reise durch den Stillen Ozean. Breslau 1878. 237. + +[387] Archiv f. Anthropol. XI. 337. + +[388] Journ. Anthropol. Instit. VI. 111. + +[389] A. DE ROEPSTORFF in Zeitschr. d. Ges. für Erdkunde zu Berlin. +1879. 11. -- MAN im Journ. Anthropol. Inst XII. 379 giebt an, daß +sie das Eisen zu diesem Zwecke kalt mit Steinen hämmern. + +[390] HANS STADEN, Wahrhaftige Beschreibung etc. Kap. X der zweiten +Abteilung. Marburg 1557. + +[391] MUSTERS, Unter den Patagoniern. 180. Fig. 6. + +[392] HOLMBERG, Völker des russischen Amerika. Helsingfors 1855. +I. 101. Und so auch die benachbarten Thlinkithen. KRAUSE in +Verhandlungen der Berl. Anthropol. Ges. 1883. 207. + +[393] H. RINK, Danish Greenland. London 1877. 271. + +[394] UNDSET, Eisen in Nordeuropa. 14. 333. + +[395] Mitteil. Wiener Anthropol. Ges. V. 131. + +[396] Korrespondenzblatt der deutschen anthropol. Ges. 1882. 225. + +[397] G. V. D. GABELENTZ und A. B. MEYER, Beiträge zur Kenntnis der +melanesischen Sprachen. Leipzig 1882. No. 98. + +[398] MOSELEY im Journ. Anthropol. Instit. VI. 395 (1877). + +[399] VIOLETTE, Dictionnaire samoa-français. Paris 1880. s. v. + +[400] G. FORSTER, Sämmtliche Schriften. I. 182. 183. 282. + +[401] SEMPER, Die Palauinseln. Leipzig 1873. 355. + + + + +Verlag von VEIT & COMP. in Leipzig. + + + =du Bois-Reymond, Emil=, =Dr. Carl Sachs' Untersuchungen am + Zitteraal= -- Gymnotus electricus. -- Nach seinem Tode bearbeitet. + Mit zwei Abhandlungen von ~Gustav Fritsch~. Mit 49 Abbildungen + im Text und 7 Tafeln. Roy.-8. 1881. geh. M 26.-- + + + =Fürst, Livius=, =Die Maass- und Neigungverhältnisse des Beckens=. + Nach Profil-Durchschnitten gefrorener Leichen. Mit 7 lithographirten + Tafeln. 4. 1875. cart. M 10.-- + + + =Groddeck, Albrecht von=, =Die Lehre von den Lagerstätten der Erze=. + Ein Zweig der Geologie. Mit 119 Abbildungen in Holzschnitt. gr. 8. + 1879. geh. M 8.-- + + + =Hartmann, Robert=, =Der Gorilla=. Zoologisch-zootomische + Untersuchungen. Mit XIII in den Text gedruckten Holzschnitten und + XXI Tafeln. 4. 1880. geh. M 30.-- + + + =Hoernes, R.=, =Elemente der Palaeontologie=. Mit gegen 700 in den + Text eingedruckten Holzschnitten, gr. 8. 1884. geh. ca. M 14.-- + + + =Magnus, Hugo=, =Die Anatomie des Auges= bei den Griechen und Römern, + gr. 8. 1878. geh. M 2.40 + + ---- =Die geschichtliche Entwickelung des Farbensinnes.= + gr. 8. 1877. geh. M 1.40 + + ---- =Geschichte des grauen Staares.= Mit 1 lithographirten + Tafel. gr. 8. 1876. geh. M 8.-- + + + =Ploss, H. H.=, =Ueber die Lage und Stellung der Frau während der + Geburt bei verschiedenen Völkern=. Eine anthropologische Studie. Mit + 6 Holzschnitten, gr. 8. 1872. geh. M 1.50 + + ---- =Zur Geschichte, Verbreitung und Methodik der + Fruchtabtreibung.= Culturgesch.-mediz. Skizze. gr. 8. + 1883. geh. M 1.40 + + + =Ribot, Th.=, =Die Erblichkeit=. Eine psychologische Untersuchung + ihrer Erscheinungen, Gesetze, Ursachen und Folgen. Deutsch von Dr. + med. ~Otto Hotzen~, gr. 8. 1876. geh. M 7.-- + + Eine umfassende Darstellung und Verarbeitung der + wichtigsten über die Vererbung bekannten Thatsachen. + Die körperliche Vererbung wird als Grundlage des + ganzen Gebietes in der Einleitung behandelt, des + Werk selbst ist dagegen hauptsächlich den hierher + gehörigen psychologischen Erscheinungen gewidmet. Der + erste Abschnitt enthält eine Zusammenstellung des + Thatsächlichen, der zweite die Gesetze der Vererbung, der + dritte deren Ursachen und der vierte deren Folgen. + + + =Stannius, H.=, =Handbuch der Anatomie der Wirbelthiere=. Zweite Aufl. + + Erstes Heft: ~Zootomie der Fische~, gr. 8. 1854. geh. M 6.-- + Zweites Heft: ~Zootomie der Amphibien~, gr. 8. 1856. geh. M 6.-- + + + =Hahn, F. G.=, =Insel-Studien=. Versuch einer auf orographische und + geologische Verhältnisse gegründeten Eintheilung der Inseln. Mit + einer Karte in Farbendruck, gr. 8. 1883. geh. M 7.20 + + + =Kohl, J. G.=, =Die geographische Lage der Hauptstädte Europa's=. + gr. 8. 1874. geh. M 10.-- + + Der Verfasser schildert die Ursachen der Lage und + Weltstellung der namhaften Hauptstädte Europa's. Er + behandelt die Richtung der auf sie zielenden Flussläufe + und Thalbecken oder der bei ihnen zusammentreffenden + Küstenlinien und entwickelt daraus, wie der lebendige + Verkehr das Emporblühen der einzelnen Plätze herbeigeführt + hat. + + + =Der Periplus des Erythräischen Meeres= von einem Unbekannten. + Griechisch und deutsch mit kritischen und erklärenden Anmerkungen + nebst vollständigem Wörterverzeichniss von =B. Fabricius=. gr. 8. + 1883. geh. M 6.-- + + Ein ägyptischer Kaufmann schildert im Periplus seine + im letzten Drittel des ersten Jahrhunderts unserer + Zeitrechnung unternommenen Fahrten an der Westseite des + rothen Meeres mit der sich anschliessenden Ostküste + Afrika's und an der Ostküste des rothen Meeres hin bis + nach Indien, um Vorderindien herum, an Ceylon vorüber bis + an die Mündung des Ganges. Zum ersten Male werden diese + für die Culturgeschichte so wichtigen Aufzeichnungen + in deutscher Uebersetzung mit ausführlichem Commentar + veröffentlicht. + + + =Petermann, J. H.=, =Reisen im Orient=. Mit Titelbild und + Uebersichtskarte der Reisen 1852-1855. Zweite Ausgabe. Zwei Bände + in einem Band. gr. 8. 1865. geh. M 9.-- + + + =Richthofen, Ferd.= Freiherr von, =Aufgaben und Methoden der heutigen + Geographie=. Akademische Antrittsrede gehalten in der Aula der + Universität Leipzig am 27. April 1883. gr. 8. geh. M 1.80 + + + =Sachs, Carl=, =Aus den Llanos=. Schilderung einer + naturwissenschaftlichen Reise nach Venezuela. Mit Abbildungen im + Text und einem Titelbilde. gr. 8. 1879. geh. M 9.-- + + Das Werk des in den Tiroler Alpen verunglückten + hoffnungsvollen jungen Gelehrten ist eine der + besten Erscheinungen auf dem Gebiete der neueren + Reisebeschreibung. Es schildert in lebendiger und + anziehender Weise die Erlebnisse und Eindrücke des + Verfassers auf einer im Auftrage der Berliner Akademie + der Wissenschaften auf Kosten der Humboldtstiftung in den + Jahren 1876-1877 ausgeführten Reise nach Venezuela. + + + =Schultze, Victor=, =Die Katakomben=. Die altchristlichen Grabstätten. + Ihre Geschichte und Monumente. Mit 52 Abbildungen im Text und einem + Titelbilde. Roy.-8. 1882. geh. M 10.-- + + Wohl selten verlässt ein Reisender Rom, ohne in die + Katakomben hinabgestiegen zu sein und die grosse + unterirdische Todtenstadt besichtigt zu haben. Die Anlage, + die Inschriften und Embleme, die Wand- und Deckenmalereien + sind für die Erkenntniss christlicher Anschauung, für + die Gefühle und Ausdrucksweise der ersten christlichen + Jahrhunderte von grösster Wichtigkeit, und das Interesse + dafür tritt in immer weiteren Kreisen hervor. Zum ersten + Male in deutscher Sprache werden im Schultze'schen Werke + die Resultate der ~gesammten~ Katakombenforschung auf + Grund selbständiger Forschung dargestellt. Nicht nur die + Katakomben zu Rom, sondern auch diejenigen in Sicilien, + Griechenland u. s. w. finden eingehende Berücksichtigung. + + + =Supan, A.=, =Grundzüge der physischen Erdkunde=. Mit 139 Abbildungen + im Text u. 20 Karten in Farbendruck, gr. 8. 1884. geh. M 10.-- + + + + +Anmerkungen zur Transkription 2: + + +Im Original _kursiv_ gesetzter Text wurde mit _ markiert. + +Im Original ~gesperrt~ gesetzter Text wurde mit ~ markiert. + +Im Original =fett= gesetzter Text wurde mit = markiert. + +Im Original +griechisch+ gesetzter Text wurde mit + markiert. + +Überschriften wurden im Schriftbild vereinheitlicht. + +Bildunterschriften wurden weitesgehend vereinheitlicht. + +Abbildungen wurden innerhalb des Textes an den Beginn oder das +Ende von Absätzen verschoben und entsprechend ihrer Nummerierung +reorganisiert. + +Brüche werden folgendermaßen dargestellt: 1 Viertel = 1/4, 1 Achtel = +1/8 u. s. w., die volle Zahl wird durch - vom Bruch separiert, d. h. +eineinhalb = 1-1/2. + +Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; +lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Bis +auf offensichtliche Druckfehler wurde vom Haupttext abweichende +Schreibweise innerhalb der Zitate beibehalten. Die Punktuation in +Referenzen, Inhaltsverzeichnis, Tabellen und Abbildungen wurde +weitestgehend egalisiert. Die Angaben im Inhalsverzeichnis wurde zu einer +chronologischen Darstellung korrigiert und Formatierungen egalisiert. +Fehlende Seitenzahlen im Inhalsverzeichnis auf Seite XII wurden eingefügt. +Referenzen zu Abbildungen werden im Text normalerweise wie folgt +dargestellt: (Fig. xyz). + + +Übernommen wurden: + + Binué statt Binuë (Inhaltsverzeichnis, Seiten 27 und 48) + + Bruce Foot, wahrscheinlich ist Robert Bruce Foote (22 September + 1834 - 29 Dezember 1912) gemeint, ein britischer Geologe und + Archäologe, der oft als Gründer der prähistorischen Studien + von Indien bezeichnet wird (Encyclopedia Britannica: + www.Britannica.com). (Seite 58) + + Bugias statt Buguias (Seite 89) + + Camba Humbo statt Camba Huambo (Seite 19) + + Fernao do Po statt Ferñao do Pó (Seite 7) + + Fluß Botama statt Fluß Buotama (Seite 115) + + Futa Djallon statt Fouta Djallon (Inhaltsverzeichnis, + Abbildungsverzeichnis, Seite 29 und Abbildung 12) + + Hlinnitza statt Hlinitza (Seite 82) + + Hofrat e Nahhas statt Hofrat En Nahas (Inhaltsverzeichnis, + Seiten 45, 46, 55 und 56) + + Insel Ometepec im Nicaraguasee statt Insel Ometepe im + Nicaraguasee (Seite 153) + + König Mtesa statt König Mutesa (Seite 16) + + König Rumanika von Karagwé statt König Rumanyika von Karagwé + (Seiten 16 und 54) + + Lake superior statt Lake Superior (Seiten 141 und 148, sowie + Fußnote 325) + + Maypa statt Maipo River (Seite 157) + + Madlicot statt Henry Benedict Medlicott, ein irischer Geologe, + der oft als Coautor in Texten über die Geologie in Indien + zitiert wird (Seite 66) + + Michoacan statt Michoacán (Seite 152) + + pariser Grobkalk statt Pariser Grobkalk (Seite 144) + + Pharao Thutmes III, welcher wahrscheinlich Pharao Thutmosis + (Seite 5)/Thutmose III (Seite 4) war. + + Roggeween statt Roggeveen (Seite 160) + + Schildkrot (Seite 5 Tausch Elfenbein, Schildkrot und + Rhinozeroshorn gegeben wurden.), möglicherweise meinte man + Schildkröte. Der Text wurde im Original beibehalten. + + Shwo-fàng-tsun statt evt. Shwo-fang-tsun (Seite 110) + + Sorapur (Seite 66) und Sorapoor (Seite 62), wahrscheinlich ist + die indische Stadt Shorapur/Surapura im Yadgir Distrikt gemeint. + + Teotitlan del Valle statt Teotitlán del Valle + (Abbildungsverzeichnis, Abbildung 47 und Seite 149) + + Tonli-Sapsees statt Tonle-Sapsees (Seite 98) + + Tongatabu statt Tongatapu (Seite 160) + + Visvacarma statt Vishwakarma (Seite 101) + + Wraks statt Wracks (Seite 136) + + +Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen: + + Amboss, Ambosse und Amboß, Amboße (verschiedene Textstellen) + + Äthiopiern (Seite 5) und Athiopier (Seite 5) + + Ausgepresster (Abbildung 21) und Ausgepreßter + (Abbildungsverzeichnis) + + Ghurras (Seite 67) und Ghurrahs (Seite 63) + + mehreremal (Seite 58) und mehrere Mal (Seite 131) + + Njassasee, Nyasa-See, Malawi See und Abwandlungen (verschiedene + Textstellen) + + Oker (Seite 72) und Ocker (Seiten 54 und 120) + + Sambesi und Wortkombinationen (Seiten 19, 34, 35 und 49), + Zambesi (Seiten 20, 40 und 50) und Zambezi (Fußnoten 60 und 63) + + Schachte (Seiten 19, 63, 110, 119, 140, 141 und 152) und + Schächte (Seiten 47, 63, 96 und 97) + + Schamkonbezirke und Schemkonbezirke (beide Seite 115) + + schmiedbare (Seite 69), schmiedbaren (Seite 69), schmiedbares + (Seite 44) und schmiedebares (Seite 8) + + Serracoletts (Seite 29) und Serracolletts (Seite 40) + + speziell (Seite 138) und speciell (Seite 72) + + Tai-ngan-fu (Inhaltsverzeichnis) und Tai-ngau-fu (Seite 107) + + ungeheuren (Seite 11) und ungeheueren (Seite 67) + + wie wohl (Seite IV) und wiewohl (ca. 28 Textstellen) + + zum ersten Male (Seite 46 und 2x Werbeseiten am Ende) und zum + erstenmale (Seiten 129 und 163) + + +Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert: + + geändert wurde "auf eine selbständige und ursprüngliche Darstellnng + desselben, ohne erkennbare fremde Einflüsse." + in "auf eine selbständige und ursprüngliche Darstellung + desselben, ohne erkennbare fremde Einflüsse." + (Seite VI) + + geändert wurde "gesellt mit Bronzen; welche letztere man auch" + in "gesellt mit Bronzen, welche letztere man auch" + (Seite VII) + + geändert wurde "in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets aber + selbstständig und unabhängig von einander." + in "in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets aber + selbständig und unabhängig von einander." + (Seite VIII) + + geändert wurde "Chinesisches Gefäß aus der Tschou-Dynastie." + in "Chinesisches Gefäß aus der Tschóu-Dynastie." + (Seite XV Abbildungsverzeichnis) + + geändert wurde "Peruanische Mauerkelle. Nach demselben" + in "Peruanische Maurerkelle. Nach demselben" + (Seite XVI Abbildungsverzeichnis) + + geändert wurde "Wie wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres + ersehen[14], wurden im ersten" + in "Wie wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres + ersehen[15], wurden im ersten" + (Seite 4 Fußnotenanker vom [14] auf [15] geändert) + + geändert wurde "in Kriegsgefahren die Athioper grosser Bogen, aber + kurzer Pfeile;" + in "in Kriegsgefahren die Athioper großer Bogen, aber + kurzer Pfeile;" + (Seite 5) + + geändert wurde "spitz und in tötliches Gift getaucht." + in "spitz und in tödliches Gift getaucht." + (Seite 5) + + geändert wurde "dennoch aber den Schwarzen unentbehrlieh." + in "dennoch aber den Schwarzen unentbehrlich." + (Seite 9) + + geändert wurde "die Eisenindustrie im Bar el Ghasalgebiete an den" + in "die Eisenindustrie im Bahr-el-Ghasalgebiete an den" + (Seite 10) + + geändert wurde "haben wir die Nachrichten SERPA PINTOS, welche uns" + in "haben wir die Nachrichten SERPA PINTOs, welche uns" + (Seite 19) + + geändert wurde "Beinringe sind in betracht der einfachen Werkzeuge," + in "Beinringe sind in Betracht der einfachen Werkzeuge," + (Seite 25) + + geändert wurde "Oft finden sich darin kleinere oder größere Partieen, + in denen das Erz," + in "Oft finden sich darin kleinere oder größere Partien, + in denen das Erz," + (Seite 29) + + geändert wurde "selbst auf die Eisenreduction zu verfallen," + in "selbst auf die Eisenreduktion zu verfallen," + (Seite 36) + + geändert wurde "Rolle zu spielen wie die obenerwähnten Sandhäufchen + der Zulu." + in "Rolle zu spielen wie die oben erwähnten Sandhäufchen + der Zulu." + (Seite 53) + + geändert wurde "Eisenerzeugung bei den Hindu, den Drawida nnd + assamesischen Bergvölkern in Vorderindien." + in "Eisenerzeugung bei den Hindu, den Drawida und + assamesischen Bergvölkern in Vorderindien." + (Seite 75) + + geändert wurde "Hufeisen, Ringe, Maultrommeden, Nägel, Messer." + in "Hufeisen, Ringe, Maultrommeln, Nägel, Messer." + (Seite 80) + + geändert wurde "welche von der Türkei und untern Donau durch" + in "welche von der Türkei und unteren Donau durch" + (Seite 81) + + geändert wurde "may work them both alternetely, one with each hand." + in "may work them both alternately, one with each hand." + (Seite 88) + + geändert wurde "Das Ambohimiangavogebirge ist so reich daran," + in "Das Ambohimiangavorgebirge ist so reich daran," + (Seite 90) + + geändert wurde "Kupfererzen bei Mancayan im Districte Lepanto, + sowie im" + in "Kupfererzen bei Mancayan im Distrikte Lepanto, + sowie im" + (Seite 92) + + geändert wurde "eines das geschmolzene Metall abfließt. während das + andere" + in "eines das geschmolzene Metall abfließt, während das + andere" + (Seite 96) + + geändert wurde "Som-ron-sen liegt an den Ufern des Sung Chinit, + eines Zuflusses des" + in "Som-Ron-Sen liegt an den Ufern des Stung Chinit, + eines Zuflusses des" + (Seite 98) + + geändert wurde "_by a succeding emperor Shuo-kang_" + in "_by a succeeding emperor Shuo-kang_" + (Seite 107) + + geändert wurde "sehr alt sein, Denn das Thal ist voll von sehr" + in "sehr alt sein, denn das Thal ist voll von sehr" + (Seite 110) + + geändert wurde "allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor + des Peabodymuseums," + in "allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor des + Peabody-Museums," + (Seite 132) + + geändert wurde "mit Pfeilspitzen aus Obsidien und dazwischen + ein Federmesser" + in "mit Pfeilspitzen aus Obsidian und dazwischen + ein Federmesser" + (Seite 136) + + geändert wurde "_toutefois ils devaient connaitre le métal, car leur + tradition dit que jusqu'a la trouvaille du vieillard,_" + in "_toutefois ils devaient connaître le métal, car leur + tradition dit que jusqu'à la trouvaille du vieillard,_" + (Seite 137) + + geändert wurde "doch gehört hier die Verarbeitung bereit der + vorkolumbischen Zeit an." + in "doch gehört hier die Verarbeitung bereits der + vorkolumbischen Zeit an." + (Seite 140) + + geändert wurde "und Gewerbe blüten, Weberei, Färberei, Malerei, + Bilderschrift zeigten" + in "und Gewerbe blühten, Weberei, Färberei, Malerei, + Bilderschrift zeigten" + (Seite 147) + + geändert wurde "welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate + S. Luiz Potosi stammt (Fig. 45)." + in "welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate + S. Luis Potosi stammt (Fig. 45)." + (Seite 149) + + geändert wurde "das letztere sich erergebende Härtung kannten," + in "das letztere sich ergebende Härtung kannten," + (Seite 157) + + geändert wurde "GOGUET, III. 331 citiert bei TYLOR, Eearly history + of mankind. 208." + in "GOGUET, III. 331 citiert bei TYLOR, Early history + of mankind. 208." + (Fußnote 238) + + geändert wurde "VANCOUVER's Reise. Berlin 1799. I. 181. II. 233. + 251. 233." + in "VANCOUVER's Reise. Berlin 1799. I. 181. II. 233. + 251. 283." + (Fußnote 302) + + geändert wurde "Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th + Meridian. vol. VII. Archäology. Wash. 1879. 273. + Plate XV. und Plate IV. Fig. 8." + in "Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th + Meridian. vol. VII. Archaeology. Wash. 1879. 273. + Plate XV. und Plate IV. Fig. 8." + (Fußnote 304) + + geändert wurde "Notes on copper implements from Mexico. Proceedings + of the Americ. Antiqu. Soc. Octobre 1882." + in "Notes on copper implements from Mexico. Proceedings + of the Americ. Antiqu. Soc. October 1882." + (Fußnote 347) + + + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75891 *** diff --git a/75891-h/75891-h.htm b/75891-h/75891-h.htm new file mode 100644 index 0000000..c8424a3 --- /dev/null +++ b/75891-h/75891-h.htm @@ -0,0 +1,9213 @@ +<!DOCTYPE html> +<html lang="de"> +<head> +<meta charset="UTF-8"> +<title>Die Metalle Bei Den Naturvölkern Mit Berücksichtigung Prähistorischer Verhältnisse | Project Gutenberg</title> +<link rel="icon" href="images/cover.jpg" type="image/x-cover"> +<style> +<!-- + + +body {font-size: 1em; text-align: justify; margin-left: 10%; margin-right: 10%;} +h1 {font-size: 135%; text-align: center; margin-top: 4em; margin-bottom: 2em;} +h2 {font-size: 125%; text-align: center; margin-top: 5em; margin-bottom: 1em;} +h3 {font-size: 120%; text-align: center; margin-top: 2em; margin-bottom: 1em;} +a:focus, a:active {outline:#ffee66 solid 2px; background-color:#ffee66;} +a:focus img, a:active img {outline: #ffee66 solid 2px;} +ul {list-style-type: none;} +ul.tn {list-style-type: disc;} +table {border-collapse: collapse; table-layout: fixed; + width: 95%; margin-left: 5%; margin-top: 1em; margin-bottom: 1em;} +p {text-indent: 1em;} +em.gesperrt {font-style: normal; font-weight: normal; + letter-spacing: 0.2em; padding-left: 0.2em; margin-right: -0.2em;} +.smcap {font-variant: small-caps; font-size: 95%;} +.box {border-style: solid; border-width: 1px; + margin: 1em 17% 1em 17%; padding: 0.5em; + background-color: #F0F0F0;} +.pagenum {visibility: visible; + position: absolute; right: 10px; text-align: right; + font-size: 9px; + font-weight: normal; font-variant: normal; + font-style: normal; letter-spacing: normal; + color: #C0C0C0; background-color: inherit;} +.pagenum1 {visibility: hidden; + position: absolute; right: 10px; text-align: right; + font-size: 9px; + font-weight: normal; font-variant: normal; + font-style: normal; letter-spacing: normal; + color: #C0C0C0; background-color: inherit;} +.center {text-align: center;} +.footnote {margin-left: 2.5%; margin-right: 2.5%; font-size: 0.9em;} +.footnote.label {position: absolute; right: 88%; text-align: right;} +.fnanchor {font-size: .7em; text-decoration: none;} +.poetry-container {text-align: center;} +.poetry {display: inline-block; text-align: left;} +.poetry.indent2 {text-indent: -2em;} +.poetry.verse {text-indent: -3em; padding-left: 3em;} +.poetry.stanza {margin: 1em auto;} +.indent03 {text-indent: 0.1em;} +.indent2 {text-indent: 2em;} +.indentneg2 {text-indent: -2em;} +.marbot3 {margin-bottom: 3em;} +.martop05 {margin-top: 0.5em;} +.martop4 {margin-top: 4em;} +.figcenter1 {margin: auto; text-align: center; margin-top: 1em;} +.floatleft {float: left; clear: left; text-align: center; + padding: 1px; margin: 0 10px 0 0;} +.floatright {float: right; clear: right; text-align: center; + padding: 10px; margin: 0 0 0 10px;} +.nofloat {clear: both;} +.lihei2 {line-height: 250%;} +.ralign1 {position: absolute; right: 10%; top: auto;} +.ftsize110 {font-size: 110%;} +.ftsize105 {font-size: 105%;} +.ftsize90 {font-size: 90%;} +.ftsize85 {font-size: 85%;} +.ftsize75 {font-size: 75%;} +.ftsize65 {font-size: 65%;} +.ftsizexs {font-size: 20%;} +.ftsize115ad {font-size: 115%; text-decoration-line: underline; text-underline-offset: 30%;} +.ftsizead2 {font-size: 105%; font-weight: bolder;} +.width500 {width: 500px;} +.width400 {width: 400px;} +.width300 {width: 300px;} +.width275 {width: 275px;} +.width250 {width: 250px;} +.poetry .indent2 {text-indent: -2em;} + +--> +</style> +</head> + +<body> +<div style='text-align:center'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75891 ***</div> + + + + + <h1 class="lihei2"><span class="pagenum1"><a id="pageI"></a>Seite I</span> DIE METALLE + + BEI DEN NATURVÖLKERN<br> + + <span class="ftsize75">MIT BERÜCKSICHTIGUNG</span><br> + + <span class="ftsize90">PRÄHISTORISCHER VERHÄLTNISSE</span></h1> + + <div class="center"> + <p class="ftsize75">VON</p> + <p> </p> + <p class="ftsize110"><b>RICHARD ANDREE.</b></p> + <p> </p> + <p class="ftsize85 martop4">MIT 57 ABBILDUNGEN IM TEXT.</p> + <p> </p> + </div> + +<div class="figcenter1"> +<a id="img001"></a> +<img src="images/img001.jpg" width="100" height="105" alt="Dekoration"> +</div> + + <div class="center"> + <p> </p> + <p class="ftsize110">LEIPZIG,</p> + <p>VERLAG VON VEIT & COMP.</p> + <p class="ftsize85">1884.</p> + </div> + +<div class="center"> + <p> </p> + <p><span class="pagenum1"><a id="pageII"></a>Seite II</span> Das Recht der Herausgabe von Übersetzungen vorbehalten.</p> + <p> </p> + <p class="ftsize65">Druck von <em class="gesperrt">Metzger</em> & <em class="gesperrt">Wittig</em> in Leipzig.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="pageIII"></a>Seite III</span> Vorwort und Einleitung.</h2> + + +<p>Die Darstellung und Benutzung der Metalle bei den sogenannten +Naturvölkern ist noch nicht im Zusammenhange und mit Rücksicht +auf den Vergleich behandelt worden. Und doch bietet dieses Thema +nicht allein vom ethnographischen und allgemein kulturhistorischen +Standpunkte aus ein hohes Interesse; auch bei der Beurteilung +prähistorischer Fragen ist es von Wichtigkeit zu wissen, wie +die primitiven Völker zur Kenntnis der Metalle gelangen, wie +sie dieselben erschmelzen und benutzen, denn hier eröffnet sich +die Aussicht, auf dem Wege der Analogie wertvolle Ergebnisse zu +gewinnen.</p> + +<p>Wie bei so vielen ethnographischen Dingen, ist es auch auf diesem +Gebiete die höchste Zeit, zu sammeln und zu retten, was noch +vorhanden ist. Europäische und amerikanische Metalle dringen +bei erleichtertem Verkehr bis in die fernsten Erdenwinkel und +vernichten altheimische Industrien der Naturvölker. Schon erlegt +der centralafrikanische Schwarze den Elefanten mit dem Hinterlader +und die weltberühmten Damaszenerklingen von Schiras und Meschhed +in Persien werden nur noch aus russischem Eisen geschmiedet. Die +einheimische Metallindustrie der meisten Naturvölker ist auf +den Aussterbestand gesetzt, sie ist den billigeren und besseren +europäischen Erzeugnissen gegenüber nicht mehr konkurrenzfähig, die +letzte Stunde naht für sie und noch, so fürchten wir, ist manche +wichtige Thatsache nicht eingeheimst, die uns Aufschluß zu geben +vermöchte über das ursprüngliche Verfahren in diesem oder jenem +Zweige der Metalltechnik. Von den Reisenden, auf deren Berichte wir +zum großen Teile angewiesen sind, ist im allgemeinen <span class="pagenum"><a id="pageIV"></a>Seite IV</span> nur +wenig Aufmerksamkeit dem uns hier interessierenden Gegenstande +zugewendet worden, einmal, weil die hüttenmännische Einsicht den +meisten mangelt und dann, weil die Wichtigkeit der Sache für +prähistorische Fragen erst neuerdings erkannt wurde, zumal seit +<span class="smcap">Christian Hostmann</span> in seiner vernichtenden Kritik der +Dreiperiodenteilung mit Erfolg auf die Bedeutung der Metallurgie +bei den Naturvölkern hinwies. Wenige Ausnahmen abgerechnet, unter +denen einer der genialsten Reisenden der Gegenwart, <span class="smcap">Georg +Schweinfurth</span>, hervorragt, sind wir meist auf dürftige Berichte +angewiesen, die uns das Bild der Darstellung und Benutzung der +Metalle bei den Naturvölkern liefern müssen. Wünschenswerte +Ergänzungen bringen die in unseren Museen aufgestapelten Schätze.</p> + +<p>Sehr wohl ist der Verfasser sich bewußt gewesen, daß bei der +Behandlung der so weitschichtigen und in die verschiedensten +Wissensgebiete eingreifenden Aufgabe eigentlich nur mit vereinten +Kräften etwas vollständiges zu erreichen ist und daß ein einzelner +hier nicht zum Abschluß gelangen kann. Geognosie und Geographie, +Ethnographie, Hüttenkunde, Chemie, Prähistorie und Linguistik +— alle diese Wissenschaften verlangen Berücksichtigung bei der +Bearbeitung unseres Themas, und wo wäre der Mann, der von sich +sagen dürfte, er beherrsche sie gleichmäßig? Da wird jeder nach +seinem Wissensstandpunkte auf Lücken stoßen. Aber doch mußte der +Anfang gemacht und das Gebäude wenigstens aus dem Rohen heraus +gestaltet werden. So gebe ich denn, was ich fand, als Beiträge, +Stoff und Grundlage für den weiteren Ausbau.</p> + +<p>Der europäische und der semitische Kulturkreis sind in der +vorliegenden Arbeit ausgeschlossen. Was die Metalle innerhalb +derselben betrifft, so haben so zahlreiche Gelehrte sich damit +beschäftigt und die interessierenden Fragen der Lösung nahe +gebracht, daß auch nicht einmal von einer Rekapitulation die Rede +sein konnte; auch wird sich im Verlaufe der Darstellung zeigen, daß +die Einwirkung jener wichtigsten Kulturkreise unserer Erde auf die +Metallindustrie der Naturvölker eine kaum nennenswerte war, ja, +daß die letzteren, bis auf die neue, umgestaltende Zeit, fast ganz +unberührt von jenen blieben. Dagegen war es des Vergleiches wegen +geboten, die ostasiatischen und amerikanischen Kulturvölker in die +<span class="pagenum"><a id="pageV"></a>Seite V</span> Betrachtung einzubeziehen und zu fragen, ob sie von Einfluß +auf die Metallurgie benachbarter Naturvölker waren: aber auch jene +zeigen in bezug auf die Metalle abgeschlossene Reiche mit geringen +oder gar keinen Ausstrahlungen auf die Nachbarn.</p> + +<p>Die Metalle, welche wesentlich ins Auge zu fassen waren, sind +Eisen, Kupfer, Zinn und die Legierung aus den beiden letzteren, +die Bronze. Um diese drehen sich wichtige wissenschaftliche +Streitfragen, sie sind es, die in kultureller Beziehung vor +allen anderen in Betracht kommen, während die edlen Metalle eine +geringere Rolle spielen, auch bei ihnen sich noch kein Streit +um „Entlehnung der Kenntnis“ erhoben hat, ihr Vorkommen im +augenfälligen gediegenen Zustande einen solchen auch unnötig machte.</p> + +<p>Geographisch vorschreitend, beginne ich den Rundgang mit den +alten Ägyptern, denen neben der Bronze in den ältesten Zeiten +zweifellos das Eisen bekannt war. Daß von ihnen die Eisenkenntnis +zu den benachbarten Nigritiern gelangte, läßt sich keineswegs +mit Bestimmtheit behaupten, eher neige ich der Ansicht zu, +daß die Eisenbearbeitung ein durchaus ursprüngliches Gewerbe +der Neger ist, die ein „Eisenreich“ für sich bilden, von so +ausgeprägter Entwickelung, daß neuerdings ein durch wenig Kritik +ausgezeichneter Kopf alle Eisenindustrie von den Schwarzen +abzuleiten versucht.<a id="FNanchor_A_1"></a><a href="#Footnote_A_1" class="fnanchor">[1]</a> In Afrika folgte das Eisen direkt auf den +Stein und zwar entwickelte sich die Eisendarstellung im Nordosten +oder in Centralafrika, von wo sie erst spät nach dem Süden +gelangte. Kupfer, wiewohl es auch von den Negern erschmolzen wird, +ist nur auf wenige Gebiete beschränkt, von denen aus es auf dem +Handelswege verbreitet wird. Es ist höchstens gleichalterig mit dem +Eisen bei den Nigritiern, und von einer dem Eisen vorangehenden +„Kupferperiode“, geschweige denn von einer „Bronzeperiode“ kann in +Afrika keine Rede sein.</p> + +<p>Vorderindien bietet ein abgeschlossenes Reich für sich. Auch hier +ist eine Steinzeit nachweisbar und eine Einführung der Metalle +<span class="pagenum"><a id="pageVI"></a>Seite VI</span> von außen her nicht zu erkennen. Daß Vorderindien das +Stammland aller Bronze gewesen sein soll (<span class="smcap">Worsaae</span>), +erweist sich als eine willkürliche Annahme. Alte Bronzen gehören +dort zu den größten Seltenheiten; sie sind von ganz anderer +Zusammensetzung als unsere Bronzen und kommen zusammen mit Eisen +vor. Vorderindien war in alter Zeit kein „Bronzeland“, es bezog +selbst im Altertum sein Zinn aus dem fernen Abendlande, denn die +reichen und näher liegenden hinterindischen Zinnvorkommnisse waren +damals wohl noch kaum erschlossen. Dagegen deuten häufige alte +Kupferfunde auf das hohe Alter dieses Metalles in Indien, das heute +dort, ebenso wie das Eisen, noch nach uralter Art erschmolzen wird +nach Methoden, die in mancher Beziehung an jene der Nigritier +erinnern, ohne daß dabei an Entlehnung gedacht zu werden braucht. +Ob Eisen, ob Kupfer das ältere Metall in Vorderindien war — wer +vermag das heute mit Sicherheit zu entscheiden? Zwar spricht sich +die vergleichende Sprachforschung zu Gunsten des Kupfers aus, +aber die Sicherheit ihrer Entscheidung läßt manches zu wünschen +übrig. Als ein Ausfluß der indischen Metallarbeit ragen in unser +europäisches Kulturleben die konservativen Zigeunerschmiede hinein +mit uralten Methoden und Instrumenten; ihnen ist eine besondere +Betrachtung gewidmet, welche allerdings von des sonst verdienten +<span class="smcap">Bataillard</span>'s Phantasien, daß nämlich die Zigeuner die +Verbreiter der alten Bronzekultur in Europa waren, nichts wissen +mag.</p> + +<p>Abermals ein selbständiges metallurgisches Reich bilden die +malayischen Völker. Ihr wohlcharakterisiertes, seit uralter Zeit +bei ihnen heimisches Verfahren der Eisenbereitung reicht von +Madagaskar bis Neuguinea und im Norden bis zu den Philippinen. +Eisen ist ihr ältestes Metall. Kupfer, das sie gleichfalls, aber +weniger darstellen, erscheint später und ebenso die Bronze.</p> + +<p>Hinterindien, von wo die uns angehenden Nachrichten spärlich +fließen und wo das Studium der Metalle bei den hochinteressanten +Aboriginern des Innern eine dankbare Aufgabe bilden würde, +tritt uns mit prähistorischen Zeugen der jüngeren Steinzeit +in Gesellschaft von Bronzen entgegen und deutet durch die +Verschiedenartigkeit der Methoden, nach denen seine Urvölker (in +Kambodja und Birma) das Eisen gewinnen, auf eine selbständige +und ursprüngliche Darstellung desselben, ohne erkennbare fremde +Einflüsse.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="pageVII"></a>Seite VII</span> Für das in seiner Kultur völlig isoliert dastehende China +wird bereits vor 3500 Jahren eine hochentwickelte Bronzeindustrie +bezeugt und Sinologen sind geneigt, der Bronze dort die Priorität +vor dem Eisen zuzuerkennen — ob aber nicht unter dem Einflusse +skandinavischer Anschauungen? Eisen ist in der älteren chinesischen +Litteratur neben Zinn und Kupfer gleichfalls ein durchaus bekanntes +Metall und die chinesische Eisendarstellung erscheint uns noch +jetzt als eine ganz eigentümliche, von der aller übrigen Völker +völlig geschiedene und selbständige. Daß aber die Chinesen, die in +so vielen Dingen die Lehrmeister der Japaner gewesen, letzteren +auch die Eisenkenntnis übermittelt haben sollten, läßt sich kaum +annehmen: denn Japan zeigt in dieser Richtung ein ganz anderes +Verfahren als China, nämlich die Eisenschmelzung in Öfen, während +China bis zum heutigen Tage nur in kleinen Schmelztiegeln sein +Eisen gewinnt. Für China sind die prähistorischen Verhältnisse +noch wenig oder gar nicht studiert, wiewohl wir wissen, daß auch +dieses Land seine Steinzeit hatte; in Japan aber, wo Europäer +einflußreich wirken und Gelegenheit zu Studien haben, erkannte man +die große Ähnlichkeit der dortigen vorgeschichtlichen Funde mit +jenen Europas, die Übereinstimmung der zugehauenen und polierten +Steingeräte, gesellt mit Bronzen, welche letztere man auch in Japan +für älter als das Eisen anspricht.</p> + +<p>Licht beginnt sich zu verbreiten über den Norden Asiens in +prähistorischer Zeit. Nicht alle sibirischen Völkerschaften +befanden sich, als die russischen Entdecker in das Land kamen, +im Zustande der Steinzeit; einzelne Stämme verstanden es +bereits, das Eisen zu reduzieren und zu schmieden, wohl als ein +Erbteil türkischer Völker, die, aus Centralasien kommend und als +Eroberer eindringend, die Eisenkunde mitbrachten. Aber lange +vor den eisenkundigen Türkvölkern hatten vom Ural bis zum Altai +finnische Stämme, die in der Tradition als „Tschuden“ fortleben, +eifrig Bergbau und Metallschmelzerei betrieben. Kupfer war ihr +Hauptmetall, das sie zu schmelzen und gießen verstanden. Neben dem +Kupfer der Tschuden und dem Eisen der Türken erhielt sich aber im +fernen Osten der alten Welt, da, wo diese sich Amerika nähert, +die Steinzeit, welche erst den erobernden Russen wich und bei den +Tschuktschen in ihren letzten Ausläufern heute vor unseren Augen +dahinsiecht.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="pageVIII"></a>Seite VIII</span> Nicht geleugnet kann werden die Einheit des Menschen +in der alten und neuen Welt. Aber die Differenzierung beider +liegt so weit zurück, daß von einer gemeinsamen Quelle ihrer +beiderseitigen Metallkenntnisse keine Rede sein kann. Oder, wenn +man grundlos diese Kenntnis von der alten nach der neuen Welt +gelangen ließ, warum dreht man, mit gleich gutem Grunde, die Sache +nicht einmal um und läßt die Inkaperuaner die Bronzelehrmeister +der Asiaten werden? Das gäbe doch Abwechselung. Auch in der neuen +Welt zeigen sich die „Metallreiche“ unabhängig von einander. +Eisen kannte man im vorkolumbischen Amerika nicht, wenigstens +kein künstlich dargestelltes; aber Meteoreisen wurde wiederholt, +so namentlich von den Eskimos, benutzt und auf ähnlicher Stufe +stand auch die Anwendung des gediegenen Kupfers in Nordamerika. +Es wird von den Indianern wie weicher Stein verarbeitet und +kennzeichnet höchstens die Grenze zwischen Stein- und Metallzeit. +Der große Kulturfortschritt, die Erze mit Kohlen zu reduzieren +und die Metalle im Feuer zu behandeln, ist dreimal in Amerika +gemacht worden: in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets +aber selbständig und unabhängig von einander. In Mexiko war +Kupfer das Hauptmetall, seltener war Bronze und beide wurden +noch neben dem Stein benutzt, im ganzen auch, wie die spärlichen +Funde beweisen, nicht häufig. Weiter war man in bezug auf die +Bronze in Peru, wo umgekehrt die Kupfergeräte seltener sind. +Alle metallurgischen Arbeiten dieser amerikanischen Kulturvölker +wurden ohne Gebläse ausgeführt. Die Analysen der Bronzen +ergeben eine große Verschiedenheit in der Zusammensetzung und +keinerlei Übereinstimmung zwischen mexikanischen und peruanischen +Erzeugnissen.</p> + +<p>In alle die hier aufgezählten Länder, den größeren Teil unserer +Erde, brauchten die Europäer nicht erst die Metalle zu bringen, +weil sie selbständig dort entdeckt und verarbeitet worden waren. +Das Eisen freilich haben sie in Amerika eingeführt; der Nordwesten +erhielt es ziemlich spät durch die Russen, in die übrigen Gebiete +hatten sich Spanier, Portugiesen und Briten geteilt. Den Peruanern +und Mexikanern war dasselbe nur „schwarzes Kupfer“. Metalllos war +die Südsee, deren zahlreiche Inselfluren sich über ein Gebiet von +hundert Längengraden erstrecken und wo zunächst die Spanier mit +der Verbreitung des Eisens begannen. Aber volle drei Jahrhunderte +<span class="pagenum"><a id="pageIX"></a>Seite IX</span> hat hier der Prozeß der Metallverbreitung in Anspruch +genommen, denn erst das achte Jahrzehnt unseres Säkulums sah +den Abschluß auf Neuguinea, dessen Bewohner die letzten unseres +Erdballes waren, welche in die Metallkenntnis eingeführt wurden.</p> + +<p>Überblicken wir alle Gebiete, die wir mit Rücksicht auf die +Metalle durchwandert haben, so vermögen wir wohl eine große +Abwechselung, nirgends aber die „gesetzmäßige Reihenfolge“ von +Stein, Bronze, Eisen zu entdecken. Bei den Naturvölkern, die +wir jetzt in ihrem Verhalten zur Metalldarstellung zu übersehen +vermögen, ist kein Grund für die Anlegung einer solchen Zwangsjacke +vorhanden. Die thatsächlichen Verhältnisse lassen da nichts +Schablonenhaftes erkennen. Hat es doch schon an und für sich +wenig Wahrscheinlichkeit, daß alle Völker in den verschiedensten +Ländern und ganz unabhängig, ohne Verkehr mit einander, zu +derselben Reihenfolge in der Erfindung der Metalle gelangt sein +sollen: Kupfer, Zinn, Bronze, Eisen. Wir werden im Verlaufe der +Darstellung sehen, daß gediegenes Kupfer, wo es vorhanden, von +Naturvölkern im kalten Zustande zu Waffen und Geräten gehämmert +wird; auch metallisches Zinn ist durch zufälliges Ausschmelzen +bekannt geworden. Doch zur Mischung der beiden räumlich getrennten +und nur durch den Verkehr zusammengeführten Metalle, zu ihrem +kunstreichen Formen und Gießen gehört mehr, als im Durchschnitt +bei Naturvölkern verlangt werden kann. Die Bronzedarstellung ist +nicht so einfach und leicht, wie jene des Eisens, welches die +primitivsten Völker zu erschmelzen wissen, während Bronze stets mit +einem höheren Kulturgrad verknüpft ist. Daraus mag man sich die +Parallele für unsere europäischen Vorfahren ziehen, die in ihrem +primitiven Zustande sicher eher auf die Eisendarstellung, als auf +das Komponieren und Formen der Bronze verfielen.</p> + +<p>Eine zweite Lehre, die wir aus dem Verhalten der Naturvölker +gegenüber den Metallen zu ziehen vermögen, betrifft die so +beliebten Entlehnungstheorien. Wieviel Mühe und Gelehrsamkeit +ist nicht aufgewendet worden, um die Metallkenntnis von einem +Mittelpunkt gleichsam konzentrisch ausgehen, sie durch ein Volk +zum anderen verbreiten zu lassen! Man braucht nur einmal die +verschiedenen nach und nach aufgestellten „Ursprungsquellen“ +und „Lehrmeister“ zusammenzustellen und man wird da auf eine +beträchtliche Anzahl <span class="pagenum"><a id="pageX"></a>Seite X</span> Konkurrenten und auf die wunderlichsten +Widersprüche stoßen. Ich glaube, daß auf die Entlehnung und +das Übergehen der Metallkenntnis von einem Volke auf das +andere noch zuviel Gewicht gelegt wird und daß dadurch weit +schwierigere Verhältnisse künstlich geschaffen werden, als in der +That vorliegen. Ohne für viele Fälle das Entlehnen und Lernen +auszuschließen — sie liegen zu häufig offenkundig zu Tage —, +meine ich doch, daß uns ein gesunder Polygenismus weiter bringt, +der die Metalle auch da erfunden sein läßt, wo sie in selbständiger +Weise uns entgegentreten.</p> + +<p><em class="gesperrt">Leipzig</em>, im Februar 1884.</p> + +<p class="ralign1 marbot3"><b>Dr. R. Andree.</b></p> +<p> </p> + + + +<h3>Fußnote:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_A_1"></a><a href="#FNanchor_A_1"><span class="label">1</span></a> <i>Le fer, comme emploi industriel, est originaire +d'Afrique. En effet, c'est en Afrique seulement (!!) que nous +rencontrons des peuples sauvages, connaissant l'emploi du fer, +sachant le produire et travailler.</i> Dieser Satz des Herrn +<span class="smcap">Gabriel de Mortillet</span> (Bulletins de la soc. d'Anthropol. +1883. 562) zeigt wiederum die große Oberflächlichkeit des bei uns +noch ernst genommenen Mannes.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="pageXI"></a>Seite XI</span> Inhalt.</h2> + + +<table> +<colgroup> + <col style="width: 5%"> + <col style="width: 70%"> + <col style="width: 5%"> + <col style="width: 20%"> +</colgroup> + + <tr> + <td colspan="3"> </td> + <td class="ftsize75">Seite</td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Vorwort und Einleitung.</em></td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Eisen bei den Nigritiern</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page1">1</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Eisen den Altägyptern bekannt <a href="#page1">1</a>. — Älteste ägyptische Eisenfunde <a href="#page1">1</a>. + — Das Eisen in den Inschriften <a href="#page2">2</a>. — Meteoreisen führt nicht zur + Kenntnis des künstlichen Eisens <a href="#page2">2</a>. — Ausbreitung der Eisenkenntnis in + Afrika von Nord nach Süd <a href="#page3">3</a>. — Kulturbeziehungen zwischen Negern + und Altägyptern <a href="#page3">3</a>. — Altägyptische Blasebälge <a href="#page4">4</a>. — Die Steinzeit + Afrikas <a href="#page4">4</a>. — Historische Nachrichten über dieselbe <a href="#page5">5</a>. — Traditionen + aus derselben <a href="#page6">6</a>. — Funde aus der Steinzeit <a href="#page6">6</a>. — Späte Eisenkenntnis + in Südafrika <a href="#page7">7</a>. und auf Fernando Po <a href="#page8">8</a>. — Eisenindustrie im Nilgebiete + bei den Bari <a href="#page8">8</a>. — Bei den Djur <a href="#page10">10</a>. — Schmelzöfen der Djur <a href="#page11">11</a>. — + Eisen bei den Bongo <a href="#page12">12</a>. — Eisenindustrie in Centralafrika <a href="#page15">15</a>. — Bei + den Monbuttu <a href="#page15">15</a>. — In Uganda <a href="#page16">16</a>. — Am Kongo <a href="#page16">16</a>. — Manjema, + das centralafrikanische Eisenland <a href="#page17">17</a>. — Die Metalle in Lunda <a href="#page19">19</a>. — + Bei den Ganguellas <a href="#page19">19</a>. — Eisenindustrie in Ostafrika <a href="#page20">20</a>. — Die + Raseneisenerze <a href="#page20">20</a>. — Rohe Art der Verhüttung in Ostafrika <a href="#page21">21</a>. — + Kunstfertige Schmiede und Drahtziehen am Kilimandscharo <a href="#page21">21</a>. — + Eisengewinnung der Waitumba <a href="#page23">23</a>. — Eisenindustrie am Njassasee <a href="#page24">24</a>. — + Steinhämmer <a href="#page25">25</a>. — Eisenmangel bei den Masai <a href="#page25">25</a>. — Eisenindustrie + im äquatorialen Westafrika <a href="#page26">26</a>. — Bei den Fan <a href="#page26">26</a>. — Eisenindustrie in + Nordwestafrika <a href="#page27">27</a>. — Fremde Einflüsse in diesem Teile des Kontinentes + <a href="#page27">27</a>. — Eisen als Geld <a href="#page27">27</a>. — Eisen in Tibesti <a href="#page28">28</a>. — In Bornu und + Sokoto <a href="#page29">29</a>. — In Futa Djallon <a href="#page29">29</a>. — Bei den Mandingo <a href="#page30">30</a>. — Goldarbeiter + der Mandingo <a href="#page32">32</a>. — Eisenindustrie in Südafrika <a href="#page33">33</a>. — Mangelnde + Kenntnis bei den Buschmännern <a href="#page33">33</a>. — Eisengewinnung der + Hottentotten <a href="#page33">33</a>. — Eisenindustrie der Kaffern <a href="#page34">34</a>. — Der Marutse <a href="#page35">35</a>. + — Gesamtbild der afrikanischen Eisenindustrie <a href="#page35">35</a>. — Uralte + bodenständige Industrie <a href="#page36">36</a>. — Das Rohmaterial, der Laterit <a href="#page37">37</a>. — + Rösten der Erze, Zuschläge, Köhlerei <a href="#page37">37</a>. — Arten des Ausbringens <a href="#page38">38</a>. + — Die Gebläse <a href="#page38">38</a>. — Das Produkt <a href="#page39">39</a>. — Die Schmiedearbeit <a href="#page39">39</a>. — + Fremde Einflüsse <a href="#page40">40.</a> — Die Stellung der Schmiede in Afrika <a href="#page40">40</a>. — + Zauberkraft des Eisens <a href="#page41">41</a>. — Die europäische Parallele <a href="#page43">43</a>. — Reste + der alten Eisendarstellung in Europa <a href="#page44">44</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Kupfer bei den Nigritiern</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page45">45</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Vorkommen und Darstellung <a href="#page45">45</a>. — Hofrat e Nahhas und seine + Kupferhütten <a href="#page46">46</a>. — Das Katangakupfer <a href="#page47">47</a>. — Weite Verbreitung + desselben <a href="#page48">48</a>. <span class="pagenum"><a id="pageXII"></a>Seite XII</span> + — Kupfer am Binué, in Angola, Namaqualand und Transvaal <a href="#page48">48</a>. — + Verbreitung des Kupfers auf dem Handelswege <a href="#page49">49</a>. — Kupferlegierungen + in Afrika <a href="#page50">50</a>. — Die Bronze der Ägypter <a href="#page50">50</a>. — Alter derselben <a href="#page50">50</a>. + — Zinndarstellung bei den Negern <a href="#page51">51</a>. — Einfuhr von Messing <a href="#page51">51</a>. + — Bronzedarstellung bei den Kaffern <a href="#page52">52</a>. — Drahtziehen der Neger <a href="#page53">53</a>. + — Goldarbeiten an der Goldküste <a href="#page53">53</a>. — Formen und Gießen in Guinea + <a href="#page54">54</a>. — Priorität des Eisens <a href="#page55">55</a>. — Kupferhandel <a href="#page56">56</a>. — Gegenseitige + Wertstellung des Eisens und Kupfers <a href="#page56">56</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Kupfer in Vorderindien</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page58">58</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Die Steinzeit in Vorderindien <a href="#page58">58</a>. — Das Alter indischer Bronzen + <a href="#page58">58</a>. — Die Quellen des Zinnhandels <a href="#page59">59</a>. — Nur eine Fundstätte von + Zinn in Vorderindien <a href="#page59">59</a>. — Vorderindien bezog sein Zinn aus dem + Abendlande <a href="#page59">59</a>. — Zinn in Drangiana, Chorassan <a href="#page60">60</a>. — Seltenheit + alter indischer Bronzen <a href="#page61">61</a>. — Alte Kupfergeräte in Vorderindien + <a href="#page62">62</a>. — Bergbau auf Kupfer in Indien <a href="#page63">63</a>. — Die Kupferhütten von + Chetri <a href="#page64">64</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Eisen in Vorderindien</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page66">66</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Alte Eisenfunde in Vorderindien <a href="#page66">66</a>. — Eisen aus den + megalithischen Denkmälern in Malabar <a href="#page66">66</a>. — Die Tumuli von + Oapur <a href="#page67">67</a>. — Ausgrabungen in den Barrows der Centralprovinzen <a href="#page67">67</a>. + — Gegenwärtige Eisenproduktion in Indien <a href="#page69">69</a>. — Vorkommen der + Eisenerze <a href="#page69">69</a>. — Verschiedene Schmelzmethoden <a href="#page69">69</a>. — Der + Eisenhüttenbetrieb in Orissa <a href="#page70">70</a>. — In Katak <a href="#page72">72</a>. — In Alwar <a href="#page72">72</a>. + — In Firospur <a href="#page73">73</a>. — In Kamaon <a href="#page73">73</a>. — Eisenschmelzen der Khasias + <a href="#page74">74</a>. — Eisendarstellung auf Ceylon <a href="#page75">75</a>. — Priorität des Kupfers + oder Eisens in Indien <a href="#page76">76</a>. — Sprachliche Gründe für das höhere + Alter des Kupfers <a href="#page77">77</a>. — Der indische Stahl (Wootz) <a href="#page78">78</a>. — Alte + Nachrichten über das Eisen <a href="#page78">78</a>. — Eisenbenutzung auf den + Andamanen <a href="#page79">79</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Die Zigeuner als Metallarbeiter</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page79">79</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Indische Schmiede <a href="#page79">79</a>. — Zigeunerschmiede <a href="#page80">80</a>. — Schmelzöfen der + schottischen Zigeuner <a href="#page81">81</a>. — Die Calderari <a href="#page81">81</a>. — Die Malkotsch <a href="#page81">81</a>. + — Bataillard's Ansichten über die Bronze <a href="#page82">82</a>. — Die Zlotari oder + Gelbgießer in Galizien <a href="#page82">82</a>. — Ihre Bälge <a href="#page83">83</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Die Metallurgie der Malayen</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page84">84</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Alter der Metallkenntnis bei den Malayen <a href="#page84">84</a>. — Stellung der + Schmiede <a href="#page85">85</a>. — Die malayischen Gebläse auf Sumatra <a href="#page86">86</a>. — + Eisenschmelzen der Dajaks <a href="#page87">87</a>. — Die Gebläse auf den Philippinen + und in Pegu <a href="#page88">88</a>. — Schmiede der Igorroten <a href="#page89">89</a>. — Schmiede auf + Neuguinea <a href="#page89">89</a>. — Malayisches Schmelzverfahren und Gebläse auf + Madagaskar <a href="#page90">90</a>. — Kupfer bei den Malayen <a href="#page91">91</a>. — Kupferindustrie + der Igorroten <a href="#page92">92</a>. — Zinn bei den Malayen <a href="#page95">95</a>. — Vorkommen der + Zinnerze in Hinterindien <a href="#page95">95</a>. — Alter der Zinnkenntnis in + Hinterindien <a href="#page96">96</a>. — Zinngruben von Malakka <a href="#page96">96</a>. — Von Bangka <a href="#page97">97</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Die Metalle in Hinterindien</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page98">98</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Die jüngere Steinzeit in Kambodja <a href="#page98">98</a>. — Alte Bronzen in + Kambodja <a href="#page98">98</a>. — Die Eisengewinnung der Cuois in Hinterindien <a href="#page99">99</a>. + — Eisenschmelzen in Birma <a href="#page101">101</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><span class="pagenum"><a id="pageXIII"></a>Seite XIII</span> <em class="gesperrt">Die Metalle in China und Japan</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page103">103</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Steinzeit in China <a href="#page103">103</a>. — Alte Bronzen in China <a href="#page104">104</a>. — + Ting-Urnen <a href="#page104">104</a>. — Shang-Vasen <a href="#page105">105</a>. — Zusammensetzung der + chinesischen Bronzen <a href="#page106">106</a>. — Alter der Bronze und des Eisens in + China <a href="#page106">106</a>. — Die eiserne Pagode von Tai-ngan-fu <a href="#page107">107</a>. — + Gegenwärtige Eisenindustrie Chinas <a href="#page107">107</a>. — Die Eisenschmelzen von + Schansi <a href="#page108">108</a>. — Prähistorisches aus Japan <a href="#page110">110</a>. — Die Muschelhaufen + von Omori <a href="#page110">110</a>. — Japanische Steingeräte <a 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href="#page121">121</a>. — Kurgane und alte Gräber in Sibirien + <a href="#page122">122</a>. — Bronzefunde von Krasnojarsk <a href="#page122">122</a>. — Die Kurgane am oberen + Jenisei <a href="#page123">123</a>. — Jüngere und ältere Gräber <a href="#page124">124</a>. — Die Türkstämme + führten das Eisen ein <a href="#page126">126</a>. — Sprachliche Gründe dafür <a href="#page127">127</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Bekanntwerden der Amerikaner mit dem Eisen</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page128">128</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Eisen im vorkolumbischen Amerika unbekannt <a href="#page128">128</a>. — Verwendung + von Meteoreisen bei den Eskimos <a href="#page129">129</a>.— Meteoreisen in den Mounds + <a href="#page132">132</a>. — Einführung des europäischen Eisens in Grönland <a href="#page132">132</a>. — + Nordwestamerika erhielt das Eisen von Asien <a href="#page133">133</a>. — Japanische + Dschonken vom Kuro Siwo verschlagen <a href="#page133">133</a>. — Der Tabak in + Nordwestamerika durch die Russen eingeführt <a href="#page134">134</a>. — Eiseneinführung + in Unalaschka, am Nutkasunde, in Britisch Kolumbia <a href="#page134">134</a>. — + Europäisches Eisen in kalifornischen Indianergräbern <a href="#page135">135</a>. — In + Gräbern in Yukatan <a href="#page136">136</a>. — Die Patagonier als Eisenarbeiter <a href="#page136">136</a>. + — Schmiede in Nordwestamerika <a href="#page137">137</a>. — Tradition der Tinné <a href="#page137">137</a>. + — Sprachliche Bezeichnungen für Eisen bei den Amerikanern <a href="#page137">137</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Das Kupfer bei den Nordamerikanern</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page139">139</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Kupfergerät der Eskimos <a href="#page139">139</a>. — Der Kupferminenfluß <a href="#page139">139</a>. — + Kupfergeräte der Tinné <a href="#page140">140</a>. — Der Athna oder Kupferfluß <a href="#page140">140</a>. — + Die alten Kupferbergwerke am Oberen See <a href="#page140">140</a>. — Verfall derselben + <a href="#page141">141</a>. — Verbreitung der Kupfergeräte vom Oberen See <a href="#page142">142</a>. — Funde + in den Mounds <a href="#page142">142</a>. — Beschaffenheit der alten Kupfergeräte <a href="#page144">144</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Kupfer und Bronze in Mexiko</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page145">145</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Die Bronzegebiete Amerikas <a href="#page146">146</a>. — Kultur der Mexikaner <a href="#page147">147</a>. — + Kupfergeräte der Mexikaner <a href="#page148">148</a>. — Die Zinngruben von Tasco <a href="#page150">150</a>. + — Bronze der Mexikaner <a href="#page150">150</a>. — Die Metalltechnik in Mexiko <a href="#page151">151</a>. + — Bergbau in Mexiko <a href="#page152">152</a>. — Kupfer in Nikaragua <a href="#page153">153</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Die Metalle bei den Chibchas</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page153">153</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Isolierte Kultur der Chibchas <a href="#page153">153</a>. — Gold- und Bronzeobjekte + der Chibchas <a href="#page154">154</a>. — Goldarbeiten von Antioquia <a href="#page154">154</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><span class="pagenum"><a id="pageXIV"></a>Seite XIV</span> <em class="gesperrt">Kupfer und Bronze in Peru</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page155">155</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Metallgeräte der Inkaperuaner <a href="#page156">156</a>. — Kupfer <a href="#page156">156</a>. — + Kupfergeräte in Chile <a href="#page156">156</a>. — Analysen peruanischer Bronzesachen + <a href="#page157">157</a>. — Die Bronzen von Chimu <a href="#page158">158</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> + + <tr> + <td colspan="2"><em class="gesperrt">Die Verbreitung des Eisens auf den Südseeinseln</em></td> + <td> </td> + <td><a href="#page160">160</a></td> + </tr> + + <tr> + <td> </td> + <td>Bekanntwerden der Insulaner mit dem Eisen <a href="#page160">160</a>. — Wertschätzung + desselben <a href="#page160">160</a>. — Eisen auf Neuguinea <a href="#page162">162</a>. — Abschluß der + Eisenverbreitung über den Globus <a href="#page162">162</a>. — Archaistische Formung + der neuen Eisengeräte bei den Naturvölkern <a href="#page163">163</a> — und in + prähistorischer Zeit <a href="#page164">164</a>. — Sprachliche Anpassung <a href="#page164">164</a>. — + Wirkungen des Eisens auf die Ozeanier <a href="#page165">165</a>.</td> + <td colspan="2"> </td> + </tr> +</table> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="pageXV"></a>Seite XV</span> Verzeichnis der Abbildungen.</h2> + + +<table> +<colgroup> + <col style="width: 15%"> + <col style="width: 60%"> + <col style="width: 5%"> + <col style="width: 20%"> +</colgroup> + + <tr> + <td colspan="3"> </td> + <td class="ftsize75">Seite</td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img002">1</a>.</td> + <td>Altägyptische Blasebälge. Nach <span class="smcap">Wilkinson</span></td> + <td rowspan="43"> </td> + <td><a href="#page4">4</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img003">2</a>.</td> + <td>Schmiede im Barilande. Nach <span class="smcap">v. Harnier</span></td> + <td><a href="#page9">9</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img004">3</a>.</td> + <td>Tundsch, Schmelzofen der Djur. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span></td> + <td><a href="#page11">11</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img005">4</a>.</td> + <td>Durchschnitt desselben</td> + <td><a href="#page11">11</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img006">5</a>.</td> + <td>Grundriß desselben</td> + <td><a href="#page11">11</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img007">6</a>.</td> + <td>Berr, Schmelzofen der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span></td> + <td><a href="#page12">12</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img008">7</a>.</td> + <td>Grundriß desselben</td> + <td><a href="#page12">12</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img009">8</a>.</td> + <td>Borro, Blasebalg der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span></td> + <td><a href="#page13">13</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img010">9</a>.</td> + <td>Zange der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span></td> + <td><a href="#page14">14</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img011">10</a>.</td> + <td>Bongolanzen. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span></td> + <td><a href="#page14">14</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img012">11</a>.</td> + <td>Hammerstein der Mangandscha. Nach <span class="smcap">Livingstone</span></td> + <td><a href="#page25">25</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img013">12</a>.</td> + <td>Schmelzofen in Futa Djallon. Nach <span class="smcap">Lambert</span></td> + <td><a href="#page30">30</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img014">13</a>.</td> + <td>Blasebalg der Marutse. Nach <span class="smcap">Holub</span></td> + <td><a href="#page35">35</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img015">14</a>.</td> + <td>Zange der Marutse. Nach <span class="smcap">Holub</span></td> + <td><a href="#page35">35</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img016">15</a>.</td> + <td>Handakupferbarre. Nach <span class="smcap">Cameron</span></td> + <td><a href="#page47">47</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img017">16</a>.</td> + <td>Kupferschmelze in Chetri. Nach <span class="smcap">Brooke</span></td> + <td><a href="#page64">64</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img018">17</a>.</td> + <td>Eisenofen in Orissa. Durchschnitt. Nach <span class="smcap">Blanford</span></td> + <td><a href="#page70">70</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img019">18</a>.</td> + <td>Seitenansicht desselben</td> + <td><a href="#page70">70</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img020">19</a>.</td> + <td>Obere Ansicht desselben</td> + <td><a href="#page70">71</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img021">20</a>.</td> + <td>Aufgeblasener Balg in Orissa. Nach <span class="smcap">Blanford</span></td> + <td><a href="#page72">71</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img022">21</a>.</td> + <td>Ausgepreßter Balg in Orissa. Nach demselben</td> + <td><a href="#page72">71</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img023">22</a>.</td> + <td>Eisengewinnung in den Khasiabergen. Nach <span class="smcap">Hooker</span></td> + <td><a href="#page73">73</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img024">23</a>.</td> + <td>Blasebalg der Zlotars. Nach <span class="smcap">Kopernicki</span></td> + <td><a href="#page83">83</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img025">24</a>.</td> + <td>Eisenschmelze der Dajaks. Nach <span class="smcap">Temminck</span></td> + <td><a href="#page87">87</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img026">25</a>.</td> + <td>Malayisches Gebläse. Sammlung <span class="smcap">Riebeck</span></td> + <td><a href="#page88">88</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img027">26</a>.</td> + <td>Eisenschmelze auf Madagaskar. Nach <span class="smcap">Ellis</span></td> + <td><a href="#page91">91</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img028">27</a>.</td> + <td>Eisenschmelze der Cuois. Nach <span class="smcap">Moura</span></td> + <td><a href="#page100">100</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img029">28. 29</a>.</td> + <td>Eisenschmelzofen aus Birma. Nach <span class="smcap">Blanford</span></td> + <td><a href="#page102">102</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img030">30</a>.</td> + <td>Chinesische Ting-Urne aus der Shang-Dynastie. Nach <span class="smcap">v. + Richthofen</span></td> + <td><a href="#page104">104</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img031">30a</a>.</td> + <td>Chinesisches Gefäß aus der Tschóu-Dynastie. Nach <span class="smcap">v. + Richthofen</span></td> + <td><a href="#page105">105</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img032">31</a>.</td> + <td>Eskimomesser mit Meteoreisen. Nach <span class="smcap">Sabine</span></td> + <td><a href="#page129">130</a></td> + </tr> + + <tr> + <td><span class="pagenum"><a id="pageXVI"></a>Seite XVI</span> Fig. <a href="#img033">32</a>.</td> + <td>Europäisches Eisen von Indianern nach Art der Feuersteinspitzen + in Holz gefaßt. Nach U. S. Geogr. Surveys, west of 100th meridian</td> + <td><a href="#page135">135</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img034">33-43.</a></td> + <td>Nordamerikanische gehämmerte Kupfergeräte. Nach + <span class="smcap">Shortt</span></td> + <td><a href="#page144">143</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img035">44</a>.</td> + <td>Kupfergerät von Zocho-Xocotlan. Nach <span class="smcap">Dupaix</span></td> + <td><a href="#page148">148</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img036">45</a>.</td> + <td>Kupferaxt von Venis Meicis. Nach <span class="smcap">Putnam</span></td> + <td><a href="#page149">149</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img037">46</a>.</td> + <td>Kupferaxt von Tlacolula. Nach <span class="smcap">Putnam</span></td> + <td><a href="#page149">149</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img038">47</a>.</td> + <td>Kupfergerät von Teotitlan del Valle. Nach <span class="smcap">Putnam</span></td> + <td><a href="#page149">149</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img039">48</a>.</td> + <td>Bronzefigur der Chibchas. Nach <span class="smcap">Leemanns</span></td> + <td><a href="#page154">154</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img040">49</a>.</td> + <td>Gegossener Kupferhammer aus Chile. Nach <span class="smcap">Ewbank</span></td> + <td><a href="#page156">156</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img041">50-53</a>.</td> + <td>Peruanische Ackergeräte. Nach <span class="smcap">Squier</span></td> + <td><a href="#page159">159</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img042">54</a>.</td> + <td>Peruanische Maurerkelle. Nach demselben</td> + <td><a href="#page159">159</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img043">55</a>-<a href="#img044">56</a>.</td> + <td>Peruanische Bronzemesser. Nach demselben</td> + <td><a href="#page159">159</a></td> + </tr> + + <tr> + <td>Fig. <a href="#img045">57</a>.</td> + <td>Peruanischer Morgenstern. Nach demselben</td> + <td><a href="#page159">159</a></td> + </tr> +</table> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="page1"></a>Seite 1</span> Das Eisen bei den Nigritiern.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Eisen den Altägyptern bekannt.</em> Wenn auch neuerdings Zweifel +geäußert worden sind, ob die alten Ägypter das Eisen gekannt +hätten<a id="FNanchor_B_1"></a><a href="#Footnote_B_1" class="fnanchor">[2]</a>, so sind doch solche Zweifel hinfällig gegenüber den +thatsächlichen Funden von altem Eisen in den Monumenten jenes +Volkes. Eisen existierte bereits vor 5000 Jahren, zur Zeit +als die große Pyramide gebaut wurde; ja, es war damals, wie +<span class="smcap">Lepsius</span> sagt, „im gewöhnlichen Gebrauche“. Ein Stück +davon, das beim Bau jener Pyramide verwendet wurde, ist 1835 +aufgefunden worden, eine 14 cm lange und 5 cm breite Schabklinge, +welche, luftdicht verschlossen, sich bis auf unsere Tage erhalten +hat.<a id="FNanchor_B_2"></a><a href="#Footnote_B_2" class="fnanchor">[3]</a> Schon <span class="smcap">Wilkinson</span> hat darauf hingewiesen<a id="FNanchor_B_3"></a><a href="#Footnote_B_3" class="fnanchor">[4]</a>, daß +in den Gräbern von Theben Fleischer dargestellt sind, die ihre +Messer an einem runden Metallstabe schärfen, der an ihrer Schürze +hängt; die blaue Farbe der Klingen und die Unterscheidung von +Bronze- und Stahlwaffen im Grabe <span class="smcap">Ramses</span>' III., die einen +rot, die anderen blau gemalt, lassen wenig Zweifel darüber, daß +die Ägypter der frühen pharaonischen Zeit mit dem Gebrauche des +Eisens vertraut waren, eine Beobachtung, welche in bezug auf die +polychrome Behandlung der die Metalle darstellenden Hieroglyphen +(rot = Kupfer, grün = Bronze, blau = Eisen) von <span class="smcap">Ebers</span><a id="FNanchor_B_4"></a><a href="#Footnote_B_4" class="fnanchor">[5]</a> +und <span class="smcap">Lepsius</span> bestätigt wird.</p> + +<p>Die Inschriften belehren uns vollkommen über das Vorkommen und +den Gebrauch des Eisens in der ältesten Zeit in Ägypten. Die +Reihenfolge der Metalle und einiger Mineralien, die auf den +Denkmälern befolgt wird, ist dort: Gold, Silber, Lasurstein, +Malachit, Kupfer und Men. Dieses Men nun ist, wie Lepsius gezeigt +hat<a id="FNanchor_B_5"></a><a href="#Footnote_B_5" class="fnanchor">[6]</a>, <span class="pagenum"><a id="page2"></a>Seite 2</span> die älteste Bezeichnung für Eisen. Es werden daraus +Geräte gefertigt, Helme und Panzer wenigstens teilweise, auch +Waffen. In der späteren Zeit wird das Eisen dann <i>tehset</i> +genannt und zu Thürschlössern, Beschlägen und ähnlichen Geräten +verwendet. Man erhielt es aus Persien, von einer Insel Mas und +einem Orte Bektot. Trotzdem meint <span class="smcap">Lepsius</span>, daß die +Entdeckung der Eisengewinnung sehr wohl von Ägypten ausgegangen +sein könne, da das Material dazu genügend vorkomme und auch eine +alte Eisenerzmine nachgewiesen worden sei.<a id="FNanchor_B_6"></a><a href="#Footnote_B_6" class="fnanchor">[7]</a></p> + +<p>Eisen war ja außerordentlich früh auch bei den Nachbarvölkern der +Ägypter im Gebrauch und „es ist klar, daß auch die Ägypter es noch +viel früher, als bei jenen nachzuweisen ist, gekannt und allgemein +angewandt haben werden“. <span class="smcap">Lepsius</span> sieht auch im gehärteten +Eisen den Stoff, mit welchem die Ägypter den Granit bearbeiteten, +„doch ist es sehr bemerkenswert, daß in allen Darstellungen des +alten Reiches blau gemalte Instrumente kaum nachzuweisen sein +dürften“. Daraus geht, nach ihm, wenigstens hervor, daß das Eisen +im alten Reiche sehr viel weniger im Gebrauche war und überall, +wo es nicht wegen seiner Härte unentbehrlich war, durch das Erz +ersetzt wurde.<a id="FNanchor_B_7"></a><a href="#Footnote_B_7" class="fnanchor">[8]</a></p> + +<p>Über die Prioritätsfrage zwischen Eisen und Kupfer, resp. Bronze +in Ägypten läßt sich <span class="smcap">Lepsius</span> nicht näher aus, wiewohl er +geneigt scheint, das Kupfer für älter anzusehen, was auch dadurch +Bestätigung erhält, daß das Wort für Eisen durch das Zeichen für +Kupfer, einen Schmelztiegel, determiniert wird.</p> + +<p>Die alten Ägypter kannten also das Eisen, wiewohl die meisten +Dinge des täglichen Gebrauches, die sich massenhaft in unseren +Museen befinden, von ihnen aus Bronze dargestellt wurden. Von +<span class="smcap">Lauth</span> ist die Ansicht aufgestellt worden, daß das +erste Eisen, welches die Ägypter zu Geräten verarbeiteten, +<em class="gesperrt">meteorischen</em> Ursprungs gewesen sei. Mit Anlehnung an +das koptische <i>benipe</i> (<i>ferrum</i>), in dem der erste +Bestandteil das altägyptische <i>ba</i> ist, sucht er nachzuweisen, +daß letzteres Eisen bedeutet. Er fand es mit dem Zusätze +<i>ne-pe</i>, des Himmels, somit Metall des Himmels, meteorisches +Eisen.<a id="FNanchor_B_8"></a><a href="#Footnote_B_8" class="fnanchor">[9]</a> So verführerisch dieses aber auch klingt, so läßt sich +hiergegen <span class="pagenum"><a id="page3"></a>Seite 3</span> doch manches einwenden, wie denn andere Völker, +die das Meteoreisen zu Messern etc. verwendeten (z. B. die Eskimo) +dadurch auch nicht zur Gewinnung desselben geführt wurden. Was +an sonstigen Gründen gegen die Ansicht, der Mensch sei durch +die Benutzung des Meteoreisens zur Fabrikation des künstlichen +Eisens gelangt, gesagt werden kann, hat <span class="smcap">L. Beck</span> +zusammengestellt<a id="FNanchor_B_9"></a><a href="#Footnote_B_9" class="fnanchor">[10]</a> und mag hier einfach darauf verwiesen werden.</p> + +<p><em class="gesperrt">Ausbreitung der Eisenkenntnis in Afrika von Nord nach Süd.</em> +Es liegt nahe die Frage aufzuwerfen: Haben die Neger von den +Altägyptern die Darstellung des Eisens erlernt? Wir wollen dieselbe +nicht absolut bejahen, da es uns ganz denkbar erscheint, daß die +schwarzen Afrikaner selbständig auf diese Entdeckung gekommen sind, +wofür die große Verbreitung und Bodenständigkeit dieses Zweiges +der Metallurgie bei ihnen spricht; aber es sind trotzdem Anzeichen +vorhanden, welche einen uralten Einfluß der ägyptischen Kultur +und damit der Eisenkenntnis auf die südlicher wohnenden Nigritier +glaubhaft machen. Wer die Abbildungen in <span class="smcap">Schweinfurth</span>s +Reisewerk und in dessen Artes africanae aufmerksam betrachtet, +wird betroffen werden über die Übereinstimmung mancher Geräte +und Waffen der Neger mit jenen der Altägypter. Da finden wir die +Nugaratrommeln bei den Dinka genau so wie auf den Monumenten; +Haarnadeln und Löffel der Bongo und der Altägypter sind fast +identisch und wie diese ehemals die Schalen der Anodontamuschel als +Löffel benutzten, so jene noch heute. Im hohen Grade auffallend ist +die Übereinstimmung eines Kundih genannten Saiteninstrumentes bei +den Niam-Niam mit einem ganz gleichen Instrumente, einem Mittelding +zwischen Harfe und Laute, bei den Ägyptern. Der guitarreartige +Resonanzboden, die harfenartig gespannten Saiten, die Wirbel, alles +ist hier wie da.<a id="FNanchor_B_10"></a><a href="#Footnote_B_10" class="fnanchor">[11]</a> Harfen und Lauten stimmen ja in ihrer Form +bei verschiedenen Völkern und in verschiedenen Zeiten recht gut +miteinander überein — das merkwürdige ist aber hier die identische +Wiederholung eines alten zwitterhaften ägyptischen Instrumentes +bei den menschenfressenden Niam-Niam von heute und es wird schwer, +hier von dem Gedanken einer Entlehnung in alter Zeit abzusehen. +Demgegenüber muß aber auch nachdrücklich hervorgehoben werden, daß +eine Menge Kultureinrichtungen, die den Negern bei den Altägyptern +zu Gebote standen, nicht adoptiert wurden; <span class="pagenum"><a id="page4"></a>Seite 4</span> ich erinnere +nur an die Drehscheibe, die in Ägypten bekannt, bei den Negern +fehlt, wie wohl letztere aus freier Hand Thongefäße von schönster +Symmetrie bilden. Dagegen deuten wieder auf eine Anlehnung an +Ägypten die altägyptischen <em class="gesperrt">Blasebälge</em>, die in ähnlicher Form +noch heute über ganz Afrika verbreitet sind. Solche Blasebälge aus +der Zeit des <span class="smcap">Pharao Thutmes</span> III. haben sich in Abbildungen +(Fig. <a href="#img002">1</a>) erhalten<a id="FNanchor_B_11"></a><a href="#Footnote_B_11" class="fnanchor">[12]</a>; sie wurden paarweise abwechselnd mit den +Füßen getreten und dann mit den Händen wieder aufgezogen und +waren auch bei den Hebräern im Gebrauche.<a id="FNanchor_B_12"></a><a href="#Footnote_B_12" class="fnanchor">[13]</a> Die Pfeifen und +Düsen daran, sowie die einfache Herstellung aus Lederschläuchen +entsprechen ganz den weiter unten noch häufig zu erwähnenden +Negerblasebälgen. Auch bei den Schmieden im heutigen Ägypten sind +sie noch im Gebrauche.<a id="FNanchor_B_13"></a><a href="#Footnote_B_13" class="fnanchor">[14]</a></p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img002"></a> +<img src="images/img002.jpg" width="450" height="328" alt="Fig. 1."> +<p>Fig. 1. Altägyptische Blasebälge. Nach <span class="smcap">Wilkinson</span>.</p> +</div> + +<p><em class="gesperrt">Die Steinzeit Afrikas.</em> Will man für die Nigritier annehmen, +daß sie nicht selbständig die Kunst, das Eisen herzustellen, +erfunden, so lassen sich für eine Einführung dieser Kunst noch die +Phönizier als Lehrherren oder später die Alexandriner annehmen, +welche die Ostküste und die Häfen am Roten Meere beschifften. Wie +wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres ersehen<a id="FNanchor_B_14"></a><a href="#Footnote_B_14" class="fnanchor">[15]</a>, wurden +im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung (in welche der Periplus +gesetzt wird) <span class="pagenum"><a id="page5"></a>Seite 5</span> in Adulis und anderen Küstenplätzen neben +anderen Waren eingeführt Messing (ὁρεἱχαλκος), das man +zum Schmuck und zerschnitten statt Münze gebrauchte, Kupferbarren, +„sowohl zum weiteren Schmelzen, als auch zum Zerschneiden für Arm- +und Schenkelbänder für manche Frauen“ und Eisen, das zu Lanzen +gegen die Elefanten und andere wilde Tiere, wie gegen die Feinde +verwendet wird. Ebenso importierte man kleine Beile, Holzäxte, +Dolche etc., wofür dann im Tausch Elfenbein, Schildkrot und +Rhinozeroshorn gegeben wurden. Daraus ergiebt sich, daß zu jener +Periode die Metallindustrie bei den nordöstlichen Afrikanern, den +heutigen Nubiern und Abessiniern, noch nicht so vorgeschritten sein +konnte, daß sie den einheimischen Bedarf an Metallgegenständen +deckte. Daß in jenen früheren Perioden aber noch Steingeräte bei +den Afrikanern im Gebrauch waren, läßt sich aus historischen +Quellen nur spärlich belegen. <span class="smcap">Diodoros Siculus</span><a id="FNanchor_B_15"></a><a href="#Footnote_B_15" class="fnanchor">[16]</a> (erstes +Jahrhundert vor Chr.) spricht von Schleudersteinen der Libyer. +Ob die Lanzen, welche dieser Schriftsteller an der genannten +Stelle erwähnt, eiserne oder steinerne Spitzen hatten, ist nicht +ersichtlich. Dagegen findet sich beim <span class="smcap">Agatharchides</span> eine +Stelle<a id="FNanchor_B_16"></a><a href="#Footnote_B_16" class="fnanchor">[17]</a>, in welcher Pfeile mit steinernen Spitzen sehr genau +geschildert sind. Sie lautet: „Es bedienen sich in Kriegsgefahren +die Athioper großer Bogen, aber kurzer Pfeile; an der Spitze +des Rohrstabes ist anstatt des Eisens ein seiner Gestalt nach +länglicher Stein befestigt, der durch Sehnen festgebunden ist, +übermäßig spitz und in tödliches Gift getaucht.“ <span class="smcap">Strabo</span> +erzählt von den Sumpfbewohnern am Weißen Nil, daß sie sich +„angesengter Pfeile“ bedienen, worunter wohl solche von Holz zu +verstehen, die durch Ankohlen der Spitze gehärtet sind, und von den +„plattnasigen Äthiopiern“ sagt er, daß sie die Antilopenhörner als +Waffen gebrauchen.<a id="FNanchor_B_17"></a><a href="#Footnote_B_17" class="fnanchor">[18]</a></p> + +<p>Die Steinzeit der Afrikaner läßt sich, abgesehen von diesen +historischen Nachrichten, noch auf zweierlei Art beweisen: erstens +durch die Überlebsel aus derselben, zweitens durch die Funde von +alten Steingeräten.</p> + +<p>Zu den Überlebseln rechne ich die Kornreibsteine, die noch überall +im Gebrauche sind, die Verwendung von Steinen zu Hammer und +Ambos beim Schmieden, die Verwendung von Knochen zu Pfeilspitzen +bei den Buschmännern, die Benutzung knöcherner Schaufeln (aus +dem Schulterblatte des Elefanten) zum Ackerbau bei den Jangbara +<span class="pagenum"><a id="page6"></a>Seite 6</span> im Westen von +Gondokoro<a id="FNanchor_B_18"></a><a href="#Footnote_B_18" class="fnanchor">[19]</a>, die Pfeilspitzen aus hartem +Holze neben solchen aus Eisen im Reiche des Muata Jamwo.<a id="FNanchor_B_19"></a><a href="#Footnote_B_19" class="fnanchor">[20]</a></p> + +<p>Auch Traditionen aus der Steinzeit sind noch vorhanden. In einem +Hereromärchen, das unserem deutschen „Was geschenkt ist, bleibt +geschenkt“ entspricht, hat das kleine Mädchen vom Vater ein Beil +geschenkt erhalten. Damit geht es aus und trifft Burschen, die +damit beschäftigt sind, Honig auszunehmen, „und um dieses thun zu +können, mußten sie <em class="gesperrt">die Bäume mit Steinen fällen</em>. Und es +sprach zu ihnen: Ihr Söhne unseres Hauses, warum gebraucht ihr doch +Steine, um den Honig herauszunehmen? Weshalb sagt ihr denn nicht, +unsere Erstgeborene, gieb uns das Beil?“<a id="FNanchor_B_20"></a><a href="#Footnote_B_20" class="fnanchor">[21]</a> Eine Geschichte, die +sicherlich eine Erinnerung an die Steinzeit der Herero bewahrt.</p> + +<p>Was zweitens die Funde aus der Steinzeit selbst betrifft, so +habe ich ein reichliches Material zusammengestellt<a id="FNanchor_B_21"></a><a href="#Footnote_B_21" class="fnanchor">[22]</a>, welches +deren einstige Verbreitung über den ganzen Kontinent darthut. Die +Steinzeit läßt sich auch für Ägypten nicht mehr leugnen. Der ganze +Norden von der Oase Kufra im Osten bis zu der großen von Marokko +nach Timbuktu führenden Karawanenstraße im Westen weist Funde von +Steinwaffen und Geräten auf. Algerien, Marokko sind reich daran. +Sie sind aus Oberguinea, sehr reichlich aus Südafrika, aus dem +Somalland und Centralafrika bekannt, wiewohl die Berichte aus dem +letzteren noch spärlich lauten, selbstverständlich aus Mangel an +Beobachtung.<a id="FNanchor_B_22"></a><a href="#Footnote_B_22" class="fnanchor">[23]</a></p> + +<p>Wie bei uns in Europa zeigen die Funde der Steinzeit Afrikas auch +Entstehung in verschiedenen Epochen; alte Geräte vom Typus der +Driftfunde und neuere, polierte aus anscheinend späterer Zeit +mit verschiedenen Übergängen sind vertreten. Wunderbar ist die +Übereinstimmung nach Material und Form der afrikanischen mit +den europäischen Geräten und Waffen; dieselben Äxte, Schaber, +Meißel, Speer- und Pfeilspitzen, die Sägen, Späne und Nuclei +werden gefunden; auch „Ateliers“ sind vorhanden und vom Material +wird, wie anderwärts, der Feuerstein bevorzugt wegen seiner Härte +und leichten Bruchfähigkeit. Daneben sind Basalte, Grünstein, +kieselreiche Sandsteine u. s. w. benutzt.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page7"></a>Seite 7</span> Am allerreichlichsten sind die Steinobjekte aber in Südafrika +vertreten; hier haben wir auch die lebendige Tradition aus der +Steinzeit gefunden, hier benutzt der Buschmann noch Steingeräte +beim Ackerbau; nach allem zu schließen, hat gerade in Südafrika +die Steinzeit am längsten gedauert, ist hier am spätesten die +Kunst, das Eisen zu schmelzen, zur Ausübung gekommen. Zwar meint +<span class="smcap">O. Schrader</span><a id="FNanchor_B_23"></a><a href="#Footnote_B_23" class="fnanchor">[24]</a>: „Jedenfalls muß das Eisen im südlichen +Afrika am ersten bekannt gewesen sein“, allein er weiß dafür keinen +anderen Beweis anzuführen, als daß die Bachapin, ein Kaffernstamm, +alle Metalle vom Standpunkte des Eisens <i>tsipi</i> aus benennen, +nämlich Gold <i>tsipi e tseka</i> gelbes Eisen, Silber <i>tsipi e +shu</i> weißes Eisen, Kupfer <i>tsipi e kubila</i> rotes Eisen. +Dieses zeigt jedoch nur, daß ihnen unter den Metallen das Eisen +am frühesten bekannt war, beweist aber nichts dafür, daß zuerst +Südafrika das Eisen kannte.</p> + +<p>Gerade das Gegenteil war der Fall, wofür außer den in Südafrika +am lebendigsten vorhandenen Traditionen aus der Steinzeit und +den reichsten Funden aus derselben noch die Berichte der ersten +europäischen Händler sprechen. Die am Kap und überhaupt im Süden +wohnenden Stämme warfen sich nämlich mit Begierde auf das ihnen +zugeführte europäische Eisen, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn +die heimische Eisenindustrie irgendwie entwickelt gewesen wäre. An +der Westküste, nördlich vom Kap, traf 1598 <span class="smcap">John Davis</span> (an +der Saldanha Bai) auf viehzüchtende Hottentotten. Für ein Stück +von einer alten eisernen Schaufel erhielt er ein fettes Schaf +oder einen Ochsen; doch bereits sechs Jahre später, 1604, klagt +<span class="smcap">Nicholas Daunton</span>, Kapitän des Schiffes „Pepper Corne“, daß +dieser schöne Zustand der Dinge, der Verkauf eines <i>beife for a +piece of an iron hoope of fourteen inches long and a sheepe for a +lesser piece</i> zu Ende sei, da die Holländer <i>by their ouer +much liberalitie</i> den Markt verdorben hätten.<a id="FNanchor_B_24"></a><a href="#Footnote_B_24" class="fnanchor">[25]</a></p> + +<p>Das deutet doch alles auf eine späte Einführung der +Eisenschmelzkunst im Süden. Dazu nehme man die lebendige Tradition, +in der selbst von Messern aus der Rinde des Zuckerrohres die Rede +ist, welche ähnlich wie Bambussplitter benutzt wurden.<a id="FNanchor_B_25"></a><a href="#Footnote_B_25" class="fnanchor">[26]</a></p> + +<p>Auch auf der Insel Fernando Po ist das Eisen erst durch +die Europäer (entdeckt 1471 durch <span class="smcap">Fernao do Po</span>) +bekannt geworden. „Mir wurde mitgeteilt,“ erzählt Konsul +<span class="smcap">Hutchinson</span>, „daß an einem <span class="pagenum"><a id="page8"></a>Seite 8</span> Orte mit Namen Bassakatu, +bei Ballilipa, der König noch Steinäxte aufbewahre. Mit diesen +Geräten spaltete man Holz oder hieb die Palmnußbündel von den +Bäumen ab, ehe man dort das Eisen kannte. Dieses Metall lernten sie +zuerst im Austausch von Früchten und Vieh gegen unsere Schaufeln +kennen bei den frühesten Besuchen europäischer Händler auf ihrer +Insel. Jetzt sind sie zur Kultur der Birminghamäxte, Messer und +Beile vorgeschritten, welche sie im Tauschhandel gegen Yams und +Palmöl erhalten.“<a id="FNanchor_B_26"></a><a href="#Footnote_B_26" class="fnanchor">[27]</a> Dabei hat aber der Kontinent seit langem das +Eisen gekannt.</p> + +<p>Aus allem diesem scheint mir soviel hervorzugehen, daß die Kenntnis +der Eisengewinnung in Afrika von Nordosten nach Süden und Westen +vorrückte und ohne irgend eine Zwischenperiode der Steinzeit +folgte. In der That treffen wir auch bei den Völkern im Gebiet +des Nil und bei den benachbarten Stämmen die Eisenindustrie am +höchsten entwickelt, weil dort wohl am ältesten. Ich will es nun +versuchen, einen Überblick über den Stand und die Ausbreitung +der Eisenfabrikation in ganz Afrika zu geben, wobei ich in +geographischer Reihenfolge verfahre. Wiederholungen lassen sich +dabei nicht vermeiden, aber es liegt mir daran, das Material +zusammenzubringen, um damit auch anderen zu einem möglichst +genauen Einblick zu verhelfen. Vorausgeschickt werde mögen, daß +Eisenerze, die bei niedriger Temperatur geschmolzen werden, kein +Gußeisen liefern, sondern ein unreines Schmiedeeisen. In unseren +europäischen Hochöfen, wo eine große Hitze erzeugt wird, sickert +das ausgeschmolzene gekohlte Eisen im dünnflüssigen Zustande in +den Herd des Ofens und wird hier „abgestochen“, d. h. es läuft, +nachdem das Öffnungsloch des Herdes frei gelegt ist, in einem +Strome heraus. Das so gewonnene und in Sandformen abgekühlte Eisen +ist sprödes, nicht schmiedebares Gußeisen (Roheisen). Anders bei +dem ursprünglichen und von den Naturvölkern angewendeten Verfahren, +wo nicht so große Hitze erzeugt wird und eine andere Art Eisen +entsteht, ein nur weiches, nicht flüssiges Schmiedeeisen, das am +Grunde des Ofens mit Schlacke und Kohle vermischt als „Stück“, +„Luppe“ oder „Wolf“ sich absetzt und das dort herausgenommen werden +muß.</p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenindustrie im Gebiete des Nil.</em> Den Schmied bei der +Arbeit am blauen Nil in Sennar hat <span class="smcap">Marno</span> abgebildet<a id="FNanchor_B_27"></a><a href="#Footnote_B_27" class="fnanchor">[28]</a>, +doch lassen die Zange und die Form des Hammers, beide europäischer +Gestalt, hier bereits auf fremden Einfluß schließen, da der +Afrikaner sonst <span class="pagenum"><a id="page9"></a>Seite 9</span> erstere durch ein Stück gespaltenes Holz +ersetzt und an Stelle des Hammers einen Stein oder ein konisches +Stück Eisen ohne Stiel anwendet. Nach der von <span class="smcap">Marno</span> +gegebenen Abbildung schließen die Blasebälge hinten mit einer +Klappe.</p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img003"></a> +<img src="images/img003.jpg" width="500" height="352" alt="Fig. 2."> +<p>Fig. 2. Schmiede im Barilande. Nach <span class="smcap">v. Harnier</span>.</p> +</div> + +<p>Bei den Bari unter 5° nördl. Br. am Weißen Nil sind die +Wanderschmiede eine verachtete Pariakaste, dennoch aber den +Schwarzen unentbehrlich. „Aus eisenhaltigem Kies, der vielfach +in diesen Ländern oberflächlich zu finden ist, wird das Roheisen +auf höchst einfache Art gewonnen; sehr primitiver Art sind auch +die Blasebälge, deren sich die Schmiede bedienen. Zwei thönerne +Gefäße, ähnlich einem Trichter, dessen sich verengernder Hals +seitwärts gebogen ist, werden auf dem Boden so aufgestellt, daß +die beiden Mündungen gegen die Feuerstelle gerichtet sind; ihre +obere breite Öffnung wird mit einem Stück durch Anfeuchten dehnbar +gemachter Tierhaut, in der Mitte mit einer Handhabe versehen, fest +zugebunden. Durch rasches Auf- und Niederbewegen dieser Haut und +das dadurch entstellende Ein- und Ausströmen der Luft durch die +Mündung am Feuer wird ein doppeltes Gebläse und die nötige Hitze +bewirkt. Das von Natur äußerst weiche, so glühend gemachte Eisen +wird von dem Schmiede auf einem als Ambos dienenden Stein mit einem +den Hammer ersetzenden zweiten Stein geschmiedet, indem er es mit +einer leichten Zange handhabt (Fig. <a href="#img003">2</a>). Das Stählen und Schweißen +<span class="pagenum"><a id="page10"></a>Seite 10</span> des Eisens ist +nicht bekannt.“<a id="FNanchor_B_28"></a><a href="#Footnote_B_28" class="fnanchor">[29]</a> Genau so sind die +Schmiedevorrichtungen weiter östlich bei der Latuka.<a id="FNanchor_B_29"></a><a href="#Footnote_B_29" class="fnanchor">[30]</a></p> + +<p>Hochentwickelt ist die Eisenindustrie im Bar-el-Ghasalgebiete +an den westlichen Zuflüssen des Weißen Nil, zwischen 3° und 8° +nördl. Br. und 26° und 30° östl. L. v. Gr., wo wir auf fast +durchweg eisenhaltigem Boden uns befinden. Hier läßt sich mit +einigen geringen Abwechselungen bei bald größerer, bald geringerer +Geschicklichkeit eine vorgeschrittene und im ganzen sich gleich +bleibende Weise der Eisengewinnung nach Art der alten Rennarbeit +nachweisen.</p> + +<p>Zwischen 7° und 8° nördl. Br. und 28° und 29° östl. L. v. Gr. +wohnt das Volk der Djur. Ihr Land ist die unterste Terrasse des +eisenhaltigen ostafrikanischen Felsbodens; auf Hunderte von +Meilen ist dort der Raseneisenstein verbreitet, doch nur an +einzelnen Stellen sind die Brauneisensteinaggregate genügend +zur Verhüttung vorhanden. An der Hauptseriba Kurschuk Alis sah +<span class="smcap">Schweinfurth</span> bei einer solchen ausgiebigen Stelle +ausgedehnte Gruben von drei Meter Tiefe angelegt, aus welchen die +Djur ein Material zu tage förderten, welches der bei uns Rogenstein +genannten Varietät am meisten gleicht. Große Mengen von Eisenocker +finden sich dazwischen überall eingesprengt; diesen werfen die Djur +weg, da sie ihn bei ihrer Behandlungsmanier nicht zu verwerten +wissen. Im März, kurz vor Beginn der Aussaat, verlassen die Djur +ihre Hütten, um teils zum Fischfang an die Ufer der Flüsse zu +ziehen, teils um sich mit Erzschmelzen im Walde zu beschäftigen. +Inmitten eines recht holzreichen Platzes formt man die Schmelzöfen +aus reiner Thonerde und gruppiert sie nach der Zahl der sich +beteiligenden Arbeiter bis zu einem Dutzend hintereinander an +schattigen, von Strauchhecken und Dornumfriedigungen umgebenen +Stellen. Das Ausschmelzen des Erzes erfolgt mit Holzkohlen. +Allein auf Kohlenbrennen verstehen sich die Djur ebensowenig als +die Bongo, weder wissen sie den Brand unter Abschluß der Luft +in Gruben, noch in regelrechten Meilern zu bewerkstelligen; ihr +ganzes Verfahren besteht darin, kleingehauene Holzstücke schnell +in Brand zu stecken und in vollen Flammen auseinanderzuwerfen, +bis das Feuer erstickt, oder sie dämpfen das Feuer nur durch +Aufgießen von Wasser; das werden dann die Kohlen. „Mir ist nicht +bekannt,“ sagt <span class="smcap">Schweinfurth</span>, dem wir obige Nachrichten +über die Eisengewinnung der Djur verdanken, „ob andere Negervölker +hinter die Geheimnisse der Kohlenbrennerei <span class="pagenum"><a id="page11"></a>Seite 11</span> gelangt sind. +Sollte das von den Djur gesagte für ganz Afrika gelten, so könnte +man hierin leicht eine Erklärung finden für die merkwürdige +Erscheinung, daß das Eisen trotz seiner ungeheuren Massenhaftigkeit +in Afrika bisher noch von keinem Volke daselbst im großen gewonnen +wurde. Allerdings fehlt es an Kalk, um steinerne Bauten aufführen +zu können.“<a id="FNanchor_B_30"></a><a href="#Footnote_B_30" class="fnanchor">[31]</a> Wir werden jedoch weiter unten sehen, daß +regelrechte Meiler bei den Negern vorkommen.</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img004"></a> +<img src="images/img004.jpg" width="250" height="316" alt="Fig. 3."> +<p>Fig. 3. Tundsch, Schmelzofen der Djur. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img005"></a> +<img src="images/img005.jpg" width="250" height="283" alt="Fig. 4."> +<p>Fig. 4. Durchschnitt desselben. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 floatleft width250"> +<a id="img006"></a> +<img src="images/img006.jpg" width="150" height="164" alt="Fig. 5."> +<p>Fig. 5. Grundriß desselben. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<p>Fig. <a href="#img006">5</a> zeigt den Grundriß des Schmelzofens der Djur mit vier +Zuglöchern zur Einfügung der Düsen, durch welche ein starker +Luftzug dem Boden des Ofens zugeführt wird. Vor der einen +Öffnung befindet sich die zur Ansammlung der Schlacken dienende +Grube. Fig. <a href="#img005">4</a> zeigt den Ofen im Längsdurchschnitt mit der +becherförmigen Erweiterung am oberen Ende, welche zur Aufnahme +des feinzerstückelten Brauneisensteins dient, wie er in diesem +Lande massenhaft aller Orten zu tage gefördert zu werden vermag. +Der Schacht wird bis zur erweiterten Stelle mit Holzkohlen +aufgefüllt und von unten auf in Brand gesetzt. Zuletzt ist der +Brand so vollständig, daß man die Flamme hoch zur oberen Öffnung +durch die Erzmasse hindurch emporzüngeln sieht. Nach Verlauf +von 40 Stunden beginnen die Eisenpartikelchen in tropfbarer +Form durch die glühende Kohlenmasse hindurchzusickern, um sich +in der Grube auf dem Boden des Gestelles zu sammeln. Die Masse +wird aus einer der Düsenöffnungen hervorgeholt und später durch +wiederholtes Hämmern mit Steinen und wiederholtes Erhitzen im Feuer +im <span class="pagenum"><a id="page12"></a>Seite 12</span> Schmiedeofen in dem Grade von jeder Mineralbeimengung +gereinigt, bis alle Eisentropfen zu einer homogenen Masse +zusammengeschweißt erscheinen, woraus ein vorzügliches +Schmiedeeisen erzielt werden kann. Dieser thönerne Schmelzofen +ist 1,3 m hoch und heißt Tundsch (Fig. <a href="#img004">3</a>). Die einzelne Düse wird +Atschu genannt.<a id="FNanchor_B_31"></a><a href="#Footnote_B_31" class="fnanchor">[32]</a> <span class="smcap">Petherick</span>, der den Prozeß in gleicher +Weise schildert, fügt hinzu, daß die Schlacken noch gepocht +und durch Waschen daraus die kleinen Eisenkügelchen gewonnen +werden. In einem Schmelztiegel werden sie dann im Schmiedefeuer +zusammengeschmolzen.<a id="FNanchor_B_32"></a><a href="#Footnote_B_32" class="fnanchor">[33]</a></p> + +<p>Südliche Nachbarn der Djur sind die Bongo oder Dor, bei denen die +Eisenindustrie noch höher als bei jenen entwickelt ist. Ihre ganze +Kunstfertigkeit konzentriert sich auf die Gewinnung und Bearbeitung +dieses wichtigen Metalles, dessen Besitz ihnen eine gewisse +Überlegenheit über die nicht Eisen erzeugenden Dinka erteilt zu +haben scheint. Wenn die Feldgeschäfte beendigt sind, betreiben die +Bongo Eisenindustrie. Erzreicher Boden findet sich im ganzen Lande; +die Eisenarbeiter suchen vornehmlich diejenigen losen Eisenthone +auf, welche durch Hochwasser etwas gereinigt und in muldenartigen +Vertiefungen mit Humus und Thon angeschwemmt vorkommen. Diese haben +auch die zweckdienlichste Form, da es meist Körner von Eigröße bis +zu der einer Bohne sind.<a id="FNanchor_B_33"></a><a href="#Footnote_B_33" class="fnanchor">[34]</a> Die Öfen der Bongo, welche sie zur +Ausbringung der Eisenerze benutzen, sind von zweierlei Art; die +eine schildert uns <span class="smcap">Schweinfurth</span>, die andere <span class="smcap">Th. v. +Heuglin</span>.</p> + +<div class="figcenter1 nofloat width400"> +<a id="img007"></a> +<img src="images/img007.jpg" width="200" height="330" alt="Fig. 6."> +<p>Fig. 6. Berr, Schmelzofen der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img008"></a> +<img src="images/img008.jpg" width="200" height="201" alt="Fig. 7."> +<p>Fig. 7. Grundriß desselben.</p> +</div> + +<p><span class="smcap">Schweinfurth</span> schreibt: „Bei den Bongo heißt der thönerne, +zur Gewinnung des Eisens dienende Schmelzofen Berr; er ist nur +<span class="pagenum"><a id="page13"></a>Seite 13</span> 1,5 bis 1,7 m hoch und ganz aus Thon; denn zu mauern +verstehen diese Völker nicht, auch gebricht es ihnen hierzu an +Kalk. Fig. <a href="#img007">6</a> zeigt einen Längsdurchschnitt durch den in Gestalt +einer Glocke aufgeführten Schmelzofen. Im Innern desselben nimmt +man drei Abteilungen wahr, von denen die mittelste zur Aufnahme von +Eisenmineral und Holzkohle in abwechselnder Schichtung bestimmt +ist, die obere und die untere Abteilung dagegen mit reiner Kohle +gefüllt werden. Von der untersten, das Gestell darstellenden +Zelle ist die mittlere durch eine ringartige Verdickung an der +Innenwandung des Ofens abgegrenzt, letztere dient als Rast. Die +oberste kugelrunde Zelle steht mit der mittleren nur durch eine +zur Vermehrung des Luftzuges sehr verengte Öffnung in Verbindung. +Am Fuße des Ofens sind vier Öffnungen angebracht, durch welche die +Düsen eingeführt werden; eine fünfte ist nach Belieben mit Thon +zu verschmieren, um durch sie die in der Bodengrube angesammelten +Schlacken herauszuschaffen.“ Fig. <a href="#img008">7</a> zeigt den Ofen im Grundriß; +die vier eingesetzten Düsenrohre werden mit ebenso vielen +Blasebälgen in Verbindung gesetzt, um einen sehr starken, den +Verbrennungsprozeß beschleunigenden Luftdurchzug durch den Ofen zu +treiben. Das Gebläse, Borro, Fig. <a href="#img009">8</a>, besteht aus zwei mit Häuten +überspannten Thongefäßen. Die in den nebeneinander gestellten +Gefäßen befindliche Luft wird durch das Niederdrücken der über +ihre obere Öffnung gespannten Häute hinausgestoßen und in dem +röhrenförmigen Gefäße zu einem Strom vereinigt. Die Vereinigung der +beiden alternierenden Luftströme soll dem Mangel einer Ventilklappe +abhelfen, welche Einrichtung den Negervölkern unbekannt geblieben +ist.</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img009"></a> +<img src="images/img009.jpg" width="350" height="198" alt="Fig. 8."> +<p>Fig. 8. Borro, Blasebalg der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<p>Gewöhnlich bedienen sich die Bongoschmiede als Ambos sowohl als +auch als Hammer eines glatten Gneis-Steines oder Kiesels. Zuweilen +dient statt deren ein viereckiger 0,2 m langer Eisenblock. +In jedem Falle ist die sehnige Hand des Negers der einzige +Stiel dieses plumpen Werkzeuges. Als Zange dient, wie Fig. <a href="#img010">9</a> +zeigt, ein gespaltenes Stück grünen Holzes, das durch einen +Ring zusammengehalten <span class="pagenum"><a id="page14"></a>Seite 14</span> wird. Dasselbe ermöglicht das +Hervorholen der rotglühenden Masse aus dem Schmiedefeuer und das +Festhalten derselben während des Hämmerns. Abgesehen von kleinen +Meißeln, zur Hervorbringung feinerer Stacheln und Widerhaken, +fehlen den Bongoschmieden andere Werkzeuge. Ihre mit zahlreichen +Stacheln und Widerhaken versehenen Lanzen (Fig. <a href="#img011">10</a>) erregten +<span class="smcap">Schweinfurth</span>s höchste Bewunderung. „Kein anderes Erzeugnis +centralafrikanischer Eisenarbeit kann diesen Meisterwerken an die +Seite gestellt werden.“<a id="FNanchor_B_34"></a><a href="#Footnote_B_34" class="fnanchor">[35]</a></p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img010"></a> +<img src="images/img010.jpg" width="150" height="214" alt="Fig. 9."> +<p>Fig. 9. Zange der Bongo. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img011"></a> +<img src="images/img011.jpg" width="400" height="144" alt="Fig. 10."> +<p>Fig. 10. Bongolanzen. Nach <span class="smcap">Schweinfurth</span>.</p> +</div> + +<p><span class="smcap">Heuglin</span><a id="FNanchor_B_35"></a><a href="#Footnote_B_35" class="fnanchor">[36]</a> schildert einen einfacheren Ofen, welcher +mehr jenem der Djur entspricht, aber ohne die kelchartige obere +Ausbauchung derselben. Man gräbt in die Erde ein Loch von <sup>2</sup>/<sub>3</sub> bis +1 m Tiefe und <sup>2</sup>/<sub>3</sub> m Durchmesser, kleidet es mit Thon aus und läßt +diesen vollkommen trocknen. Dann füllt der Schmied die Grube mit +Kohle aus hartem Holz, welche er auch in Thongruben gebrannt hat, +und giebt obenauf einen Satz gut gereinigtes Erz ohne weiteren +Zuschlag von Kalk oder Quarz, welche Gesteine hier überhaupt gar +nicht vorkommen. Über den Herd, wenn man die Grube so nennen kann, +stellt man eine trichterförmige 1-2 m hohe Esse, gleichfalls von +gebranntem Thon. In den Herd führen überdies vier bis sechs schräg +angebrachte Öffnungen, in welche ebenso viele thönerne Röhren oder +Düsen eingeführt werden. Ist die Esse gehörig auf den Herd gepaßt, +sind die Fugen mit Thon verstrichen und letzterer abgetrocknet, so +giebt man von unten Feuer. Auf jedem Düsenrohr ist ein lederner +Sack befestigt, welcher als Blasebalg dient und beständig mit +der Hand oder mittels eines kleinen Stockes aufgezogen und +zusammengedrückt wird. Der Satz geht binnen weniger <span class="pagenum"><a id="page15"></a>Seite 15</span> als +einer Stunde nieder und auf dem Grund des Ofens bleibt ein durch +Schlacken etwas verunreinigtes, stahlartiges Schmiedeeisen, welches +dann auf einem steinernen oder eisernen Ambos ausgehämmert und zu +runden Platten (Melót) oder zu Lanzen verarbeitet wird. Häufig ist +dieses Produkt aber noch nicht gar und rein genug und enthält noch +zu viel Kohlenstoff. In diesem Falle und überhaupt, wenn etwas +feinere Ware dargestellt werden soll, muß ersteres noch eine Art +Frischprozeß durchmachen. Dieses geschieht wieder in einer Grube, +die jedoch kleiner und flacher ist, als die, in welcher geschmolzen +wurde, auch fehlt hier die Esse. In diesen Frischherd münden zwei +sich gegenüberliegende Doppeldüsen, welche auch etwas Steigung +nach der Mitte des Herdes haben. Das zu reinigende Eisen liegt, in +Kohlen eingehüllt, im Herd und nun wird wieder gefeuert und mit +Handblasebälgen beständig Wind gegeben, bis die nötige Entkohlung +stattfindet und das Eisen zu schweißen beginnt. Die Eisenmenge, +welche durch einen Satz gewonnen wird, beträgt nicht über einige +Pfund, das Erz dürfte kaum 15-18% Metall enthalten. Das Erzeugnis +selbst ist gerne rotbrüchig, die Arbeit trotzdem jedoch sauber.</p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenindustrie in Centralafrika.</em> Noch südlicher, zwischen +3° und 4° nördl. Br., wohnen die Monbuttu, das kunstfertigste +centralafrikanische Volk. Da sie Bewohner derselben roten +Eisenerde sind, welche sich vom Gazellenflusse aus über einen +großen Teil von Centralafrika zu erstrecken scheint, so nimmt das +Schmiedehandwerk unter ihren Kunstfertigkeiten eine hervorragende +Stellung ein und sie übertreffen darin alle übrigen Völker des +von <span class="smcap">Schweinfurth</span> bereisten Gebietes. Die Gewinnung des +Materiales, die ventillosen Blasebälge sind so, wie sie eben bei +Djur und Bongo geschildert wurden. Statt der Häute aber, welche +die Thongefäße der Blasebälge zum Luftpumpen abschließen, bedecken +sie dieselben mit abgebrühtem Bananenlaub, welches durch derartige +Behandlung mit heißem Wasser eine seidenartige Geschmeidigkeit +annimmt. Kneifzange, Feilen und Hämmer fehlen auch bei ihnen, +doch haben sie statt des steinernen einen eisernen Ambos. Um die +geschmiedeten Waffen zu wetzen und zu schärfen, bedienen sie sich +eines feinkörnigen Sandsteines oder einer Gneisplatte. Faustgroße +Eisenklumpen bilden das Rohmaterial, aus welchem der Künstler +seine Waffen formt. „Ihre Geschicklichkeit ist bewundernswürdig +und ihre Gewandtheit, in kürzester Frist aus solchen Klumpen +Spaten und Lanzen zu formen, ohne Beispiel. Das Meisterstück des +Monbuttuschmiedes sind die feinen Eisenketten, die als Schmuck +<span class="pagenum"><a id="page16"></a>Seite 16</span> getragen werden und welche, was Formvollendung und Feinheit +anbelangt, mit unseren besten Stahlketten konkurrieren können. Der +Prozeß des Stählens ist ihnen natürlich unbekannt und die Härtung +wird durch fortgesetztes Hämmern erzielt.“<a id="FNanchor_B_36"></a><a href="#Footnote_B_36" class="fnanchor">[37]</a></p> + +<p>Im äquatorialen Centralafrika wiederholt sich der Eisenreichtum +und die kunstfertige Verarbeitung dieses nützlichen Metalles in +gleicher Weise, wie bei den oben in Betracht gezogenen Völkern. +In Uganda, dem Reich des Königs Mtesa, ist die Eisengewinnung +samt den nötigen Apparaten dieselbe, wie bei den eben erwähnten +Nilvölkern, doch sind von Sansibar aus hier bereits eiserne +Hämmer, Zangen und Feilen (durch die Araber) in das Land gebracht +worden.<a id="FNanchor_B_37"></a><a href="#Footnote_B_37" class="fnanchor">[38]</a> Schnell greifen in Uganda, das zuerst vor 20 Jahren +durch <span class="smcap">Speke</span> bekannt wurde, europäische Methoden um +sich und die Waganda verstehen es jetzt schon, Flintschloß- in +Perkussionsgewehre zu verändern und Patronenhülsen aus Messing zu +gießen.<a id="FNanchor_B_38"></a><a href="#Footnote_B_38" class="fnanchor">[39]</a> In der Rüstkammer des Königs Rumanika von Karagwé, im +Westen des Victoriasees, fand <span class="smcap">Stanley</span> „eiserne Streitäxte +von wirklich bewundernswerter Arbeit, Speere mit doppelten Klingen, +mehrere gewaltig große Klingen mit außerordentlich scharfer +Schneide, 19 cm querüber und 42 cm lang, vorzüglich gute Speere, +einige mit Klingen und Schäften von zusammengeschmiedetem Eisen, +andere mit einem kettenförmigen Schaft und andere mit Massen +kleiner starrer und scharfer Ringe, die unten an der Klinge und am +Ende des Stabes kugelähnlich zusammengeballt sind. Es waren ferner +aufgestellt: große in Eisen gefaßte Fliegenwedel, deren Griffe +bewundernswerte Probestücke einheimischer Kunst waren, massive +Messer, den Hackemessern der Fleischer ähnlich, mit polierten +Klingen“.<a id="FNanchor_B_39"></a><a href="#Footnote_B_39" class="fnanchor">[40]</a></p> + +<p>Im Lande Uregga am Kongo, unter dem Äquator, fand derselbe Reisende +eine hochentwickelte Eisenindustrie mitten im Urwalde. Ein +Schmelzofen war errichtet und dabei eine Schmiede, in welcher etwa +ein Dutzend Leute arbeiteten. Das Eisenerz ist sehr rein. „Hier +sah ich die Speere von Süd-Uregga mit breiter Klinge und ebenfalls +breite Messer von allen Größen, vom kleinen, drei Centimeter langen +Taschenmesser an bis zum schweren, einem altrömischen Schwerte +ähnlichen Hackmesser.“ Der Schmelzofen aus Lehm, die Blasebälge, +deren „Brausen man fast eine halbe englische <span class="pagenum"><a id="page17"></a>Seite 17</span> Meile weit +hört“, die thönernen Düsen, das alles ist ungefähr so, wie auch +weiter oben geschildert. Dicht neben dem Schmelzofen standen aus +Matten verfertigte Säcke mit Holzkohle aufgeschichtet und dabei ein +paar Knaben, welche das Feuerungsmaterial herbeitrugen; ungefähr +2 m weiterhin war eine kleine Schmiede hergerichtet, wo das Eisen +zu Hämmern, Beilen, Streitäxten, Spießen, Messern, Schwertern, +Draht, eisernen Kugeln mit Spitzen, Bein- und Armbändern, eisernen +Knöpfchen, Perlen etc. geformt wurde. „Die Kunst dieser Schmiede +steht in diesen Wäldern, wenn man die Abgeschiedenheit der Bewohner +in Betracht zieht, auf einer hohen Stufe der Ausbildung. Die Leute +zeigen viel durch Überlieferung fortgepflanzte Fertigkeit.“<a id="FNanchor_B_40"></a><a href="#Footnote_B_40" class="fnanchor">[41]</a> Und +so ähnlich den Kongo weiter abwärts, wie aus verschiedenen Stellen +bei <span class="smcap">Stanley</span> ersichtlich.</p> + +<p>In den südlich vom Kongo gelegenen Landschaften und an den +Zuflüssen dieses Riesenstromes finden wir gleichfalls eine rege +Eisengewinnung und Verarbeitung. Von Manjema sagt der Reisende +<span class="smcap">Cameron</span>: „<i>In fact this country may be called ‛the +black country‘ of Africa. I have seen foundries 50 feet long by +30 feet wide. As many as twenty bellows are worked at one time +and 150 to 200 pounds of metal are frequently obtained in one +smelting.</i>“<a id="FNanchor_B_41"></a><a href="#Footnote_B_41" class="fnanchor">[42]</a></p> + +<p>Das Erz wird in diesen Gegenden aus tiefen Gruben gewonnen und +ist „eine Art Hämatit“. Zerstörte alte Schmelzwerke trifft man +vielfach.<a id="FNanchor_B_42"></a><a href="#Footnote_B_42" class="fnanchor">[43]</a></p> + +<p>Was die Einrichtung der Hütten, die Gebläse und die Schmiedearbeit +in Manjema betrifft, so gebe ich hier <span class="smcap">Cameron</span>'s Bericht +vollständig wieder: „Jedes dieser Dörfer,“ sagt er, „besaß zwei +oder drei Schmelzhütten bis zu 9 m lang und 6 m breit, mit +niedrigen Mauern und sehr hohem Dache, in der Mitte mit einer Grube +von 1,5 m Breite, 1 m Tiefe und 5,5 m Länge, an dem einen Ende +etwas flacher als am anderen und mit einem quer über letzterem, +etwa 2 m von dem flachen Ende stehenden thönernen Ofen von 1 m im +Durchmesser. Die kleinere von den beiden Abteilungen der Grube +diente als Feuerstatt, die andere als Reservoir, in welches das +Erz und die Schlacken abflossen, während kleine Abteilungen um +den Rand herum Holzkohlen und Eisenerze enthielten. Um Luftzug +hervorzubringen, wird oft ein Dutzend Paar Blasebälge gleichzeitig +<span class="pagenum"><a id="page18"></a>Seite 18</span> in Thätigkeit gesetzt; sie bestehen aus zwei vertikal +nebeneinander laufenden Holzcylindern mit Ventilen, die alle in ein +einziges, vor der Einwirkung des Feuers durch einen Lehmüberzug +geschütztes Blaserohr münden. Die Cylinder sind mit Zeug umwickelt +und mit einer in der Mitte befestigten 80 cm langen Stange +versehen; ihre Thätigkeit wird dadurch bewirkt, daß man, mit jeder +Hand eine der beiden Stangen erfassend, diese abwechselnd so +schnell als möglich auf und ab bewegt. Auf diese Weise erzeugt man +einen ausreichenden und beständigen Luftstrom.“<a id="FNanchor_B_43"></a><a href="#Footnote_B_43" class="fnanchor">[44]</a></p> + +<p>Da ich das <span class="smcap">Cameron</span>sche Originalwerk nicht besitze, vermag +ich die Übersetzung an dieser Stelle nicht zu controllieren. Höchst +auffallend ist die Erwähnung von „Ventilen“, die sonst in ganz +Afrika nicht vorkommen und die durch Entlehnung wohl schwerlich +nach dem so abgelegenen, erst neuerdings von Europäern entdeckten +und besuchten Lande (<span class="smcap">Livingstone</span> 1871, <span class="smcap">Cameron</span> +1874, <span class="smcap">Stanley</span> 1876, <span class="smcap">Wissmann</span> und <span class="smcap">Pogge</span> +1881) gelangt sein können. Ich bin geneigt, hier ein Versehen +anzunehmen. Wenn es ferner bei <span class="smcap">Cameron</span> heißt: „Die +Cylinder sind mit Zeug umwickelt“, so müssen darunter die +elastischen Häute verstanden werden, mit welchen, wie anderwärts, +die Cylinder oben geschlossen sind.</p> + +<p>Was das Schmiedeverfahren in Manjema betrifft, so wird das +erschmolzene Eisen in etwa 1 Kilo schwere Stücken gehämmert, welche +die Form von zwei, an ihrer Basis mit einander verbundenen Kugeln +haben und an deren beiden Enden ein Stift vom Umfang einer dicken +Stricknadel hervorragt. In solcher Gestalt kommt das Metall in den +Handel. Als Schmiedewerkstätten dienen offene kleine Schuppen. Die +Ambosse und die schweren Hämmer sind von Stein, die leichteren +Hämmer von Eisen; an jene ist ein Strick mit zwei Schlingen +befestigt, durch welche sie gehandhabt werden; die eisernen Hämmer +aber haben gar keinen Stiel, sondern werden einfach mit der Hand +gepackt.<a id="FNanchor_B_44"></a><a href="#Footnote_B_44" class="fnanchor">[45]</a></p> + +<p>Weiter im südlichen Kongobecken ist Urua ein Eisenland, wo +<span class="smcap">Cameron</span> häufig „rauchende Kohlenmeiler“ und bei einigen +Dörfern Eisenschmelzen sah, die er nicht näher schildert. Das Erz +wurde aus 5-9 m tiefen Gruben gefördert.<a id="FNanchor_B_45"></a><a href="#Footnote_B_45" class="fnanchor">[46]</a></p> + +<p>Südwestlich von Urua ist Lovale, ein anderes centralafrikanisches +Eisenland, zwischen 11° und 12° südl. Br. und 20° und 21° östl. +L. v. Gr. <span class="smcap">Cameron</span> sah dort „einen Schmelzofen von +merkwürdiger <span class="pagenum"><a id="page19"></a>Seite 19</span> Form“, die er leider nicht näher schildert. +Das Erz findet sich in großen Klumpen auf dem Grunde der Flüsse, +von wo man es gegen Ende der trockenen Jahreszeit mit Schleppnetzen +herausholt.<a id="FNanchor_B_46"></a><a href="#Footnote_B_46" class="fnanchor">[47]</a></p> + +<p>Von Lunda, dem angrenzenden Reiche des Muata Jamwo, erzählt +uns <span class="smcap">Pogge</span>, daß das Eisen dort vielfach aus Kioko +(weiter westlich gelegen) eingeführt, aber auch im Lande selbst +gewonnen wird. Außer Eisen, Kupfer und dem von der Westküste +kommenden Messingdraht sind keine Metalle im Lande bekannt. Das +Schmiedehandwerk in Mussumba, der Hauptstadt Muata Jamwos, befindet +sich vielfach in den Händen eingewanderter Kiokoschmiede.<a id="FNanchor_B_47"></a><a href="#Footnote_B_47" class="fnanchor">[48]</a> +<span class="smcap">Otto Schütt</span> ist bei den berühmten Eisenerzgruben der Kioko +vorbeigekommen; sie liegen am Bache Cavemba, einem Nebengewässer +des Kuilu, etwa unter 20° 25´ östl. L. und 10° südl. Br. v. Gr., +also westlich von Kimbundo. Ein dem Dorfe Camba Humbo gegenüber +befindlicher Riß enthält die Grube. Die Neger gewinnen die aus +dem Boden ragenden Blöcke oder die fast zu tage tretenden Stücke, +also auch hier wohl Raseneisensteine. Die Hütte soll ein mehr als +primitiver Frischofen sein.<a id="FNanchor_B_48"></a><a href="#Footnote_B_48" class="fnanchor">[49]</a></p> + +<p>Daß auch in den Kimbundaländern Eisen nicht fehlt, sehen wir aus +der Notiz bei <span class="smcap">Ladislaus Magyar</span>, daß bei Kibala und Ganda +dasselbe in guter Qualität vorkommt.<a id="FNanchor_B_49"></a><a href="#Footnote_B_49" class="fnanchor">[50]</a></p> + +<p>Im östlichen Teile des portugiesischen Westafrika und in den +Landschaften am oberen Sambesistrome nebst dessen Zuflüssen haben +wir die Nachrichten <span class="smcap">Serpa Pinto</span>s, welche uns beweisen, +daß auch dort eine ausgedehnte heimische Eisenindustrie angesessen +ist. Die Hüttenleute der Ganguellas (Gonzellos), südlich von +Bihé, wandern in den „kalten“ Monaten Juni und Juli nach den +Eisenminen und schlagen dort ausgedehnte Lager auf. Um das Erz +zu gewinnen, graben sie Schachte von 3-3,5 m Durchmesser, nie +aber tiefer als 1,5-2 m, „höchstwahrscheinlich, weil sie kein +Mittel besitzen, das Erz höher zu heben“. Sobald sie genügend +Erz zu tage gefördert haben, um für die Arbeit des ganzen Jahres +genug zu haben, beginnen sie das Eisen auszuschmelzen. Dieses +geschieht in nicht sehr tiefen Löchern, in denen das Erz mit +Holzkohle vermischt und die Temperatur vermittels ihres primitiven +Blasebalges erhöht wird, <span class="pagenum"><a id="page20"></a>Seite 20</span> der aus zwei 30 cm breiten und +9 cm tief ausgehöhlten Holzcylindern besteht, über welchen je ein +Stück gegerbtes Ziegenfell angebracht und an denen je ein 50 cm +langer und 1 cm dicker Handgriff befestigt ist. Der Luftstrom +wird durch zwei Holzröhren in eine thönerne Düse geleitet. Das +gewonnene Eisen wird in Schaufeln, Kriegsbeile, Pfeilspitzen, +Assagais, Nägel, Messer und Kugeln für Feuerwaffen umgewandelt, +„ja sie fertigen gelegentlich selbst Feuerwaffen an, wobei sie das +Eisen mit Ochsenfett und Salz weich machen“. Sobald das Metall in +Handelsartikel umgewandelt ist, kehren die Arbeiter mit diesen +Gegenständen beladen wieder nach Hause zurück.<a id="FNanchor_B_50"></a><a href="#Footnote_B_50" class="fnanchor">[51]</a></p> + +<p>So ist es auch bei den Luchazes zwischen 12° und 13° südl. Br. und +unter 18° östl. L. v. Gr. und bei den Luinas am oberen Zambesi.<a id="FNanchor_B_51"></a><a href="#Footnote_B_51" class="fnanchor">[52]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenindustrie in Ostafrika.</em> Durch Ostafrika, zwischen +den großen Seen und dem Indischen Ozean, ist das Eisen in +gleicher Menge wie im Gazellenflußgebiete verbreitet, doch steht +die Industrie hier keineswegs auf der hohen Stufe wie dort. +<span class="smcap">Thomson</span> giebt an, daß das Erz in Ostafrika, welches +verarbeitet wird, nicht in Lagern, Adern oder Gruben vorkommt; +er fand es nur in einzelnen Klumpen im Boden oder kleine Mengen +Raseneisenerz. Reichlich war letzteres namentlich bei Muluchuchu, +zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee, vorhanden. „Alles im +östlichen Centralafrika von den Schwarzen erschmolzene Eisen stammt +aus solcher Sumpferzquelle.“<a id="FNanchor_B_52"></a><a href="#Footnote_B_52" class="fnanchor">[53]</a> Nach <span class="smcap">R. Burton</span> ist auf +der Route Sansibar-Tanganjikasee das Eisenerz unter dem Namen +Utundwe oder Gangue bekannt; es wird an den Flanken der niedrigen +Sandsteinhügel in Klumpen und Knollen aus metertiefen Löchern +ergraben.<a id="FNanchor_B_53"></a><a href="#Footnote_B_53" class="fnanchor">[54]</a></p> + +<p>Anders liegen die Verhältnisse im Ugonogebirge südlich vom +Kilimandscharo, der Heimat eines vortrefflichen Eisens, welches +durch einen großen Teil von Ostafrika verbreitet ist und „höher +geschätzt wird, als das beste schwedische“. Gewonnen wird es +namentlich in dem Landstriche Usanga und zwar aus Eisensand, der +magnetischer Natur zu sein scheint. Man wäscht ihn aus den Bächen +und <span class="smcap">v. d. Decken</span> glaubt, daß er aus der Zersetzung eines +eisenglimmerhaltigen Gneises entstanden sei.<a id="FNanchor_B_54"></a><a href="#Footnote_B_54" class="fnanchor">[55]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page21"></a>Seite 21</span> Die Verhüttung ist in diesem Teile Ostafrikas eine weit +rohere als im Gazellenstromgebiet. Nach <span class="smcap">Burton</span> ist der +Schmelzofen ein Loch in der Erde, das mit brennender Holzkohle +gefüllt wird, auf welche man das Erz legt, dann wieder eine +Schicht Kohle und so fort. Das Gebläse wird durch die bekannten +Blasebälge (Mafukutu) erzeugt, deren Düsen aus Thon sind. Zuweilen +werden fünf Paar derselben angewendet, um eine tüchtige Hitze zu +erzeugen.<a id="FNanchor_B_55"></a><a href="#Footnote_B_55" class="fnanchor">[56]</a> Im Eisenlande Usanga schichtet man den Eisensand in +tiefen Gruben gar nur mit Holz, zündet den Brand an und unterhält +das Feuer fünf Tage lang. Nach dem Erkalten der Glut findet das +zusammengefrittete und mit Schlacken gemengte Eisen sich auf der +Sohle des Herdes, dieses rohe Eisen wird im Schmiedefeuer zu +kleinen Hacken verarbeitet, in welcher Gestalt es auch in den +Handel kommt.<a id="FNanchor_B_56"></a><a href="#Footnote_B_56" class="fnanchor">[57]</a> Auf so niedrigem Standpunkte nun auch hier die +Gewinnung des Rohmaterials steht, um so höher ist die Schmiedekunst +im Gebiete des Kilimandscharo entwickelt, worüber wir eine sehr +genaue Schilderung des Geologen <span class="smcap">Thornton</span>, Begleiter +<span class="smcap">v. d. Decken</span>'s, besitzen. Er schreibt: „Wir trafen den +Meister innerhalb eines länglichrunden, von hoher, lebendiger Hecke +umschlossenen Hofes bei seiner Arbeit. Er zeigte uns der Reihe nach +alle seine Künste. Zuerst führte er uns zu der außerhalb des Zaunes +gelegenen Schmiede, welche in ihrer Einrichtung wesentlich mit den +Suaheliwerkstätten Sansibars übereinstimmt. Seine Hämmer sahen +aus, als ob sie von Europa her eingeführt wären, doch versicherte +uns der Mann, daß er sie selbst gefertigt habe. Als Amboß dienten +einige harte, glatte Steine. Das Gebläse ist doppelt wirkend und +besteht aus zwei gegerbten, in Form von Säcken hergerichteten +Fellen, deren jedes an seinem unteren Ende an der Gabel eines +ausgehöhlten, mit einem Steine beschwerten Baumastes festgebunden +ist, während das obere Ende einen langen Schlitz zeigt, längs +dessen zwei flache Stöcke befestigt sind; indem man die Bälge mit +der Hand öffnet und emporhebt, schließt und niederdrückt, erzeugt +man einen Luftstrom, welcher durch die Gabelröhre vereinigt und +in einen Herd einfachster Art geleitet wird. Der Meister trug +ein wenig Feuer zum Ofen, legte Holzkohlen darauf und fachte die +Glut kräftig an. Dann erhitzte er mehrere Stücke altes Eisen und +schweißte sie mit Zuhilfenahme eines Schweißmittels, bestehend +aus den Brocken einer großen Muschel, zusammen. Ebenso vereinigte +er mehrere alte Messer in kleine Barren und hämmerte diese zu +längeren Stücken von vierkantigem <span class="pagenum"><a id="page22"></a>Seite 22</span> Querschnitte aus. Zwei +solche Stäbchen, an einem Ende zusammengeschweißt, am anderen etwas +auseinander gebogen und mit einem darübergleitenden Ringe versehen, +bilden eine sehr wirksame Zange, welche zum Drahtziehen benutzt +wird, wie wir sogleich sehen sollten.“</p> + +<p>„Der Schmied erhitzte eine Rolle dicken Draht in einem leichten +Feuer von Blättern und Stroh zu dunkler Rotglut. Während dieses +langsam brannte, richtete er sein Zieheisen her, eine weiche +Eisenplatte, deren Löcher je nach Bedürfnis durch Hammerschläge +verengt oder durch Eintreiben eines glatten Domes erweitert wurden. +Dann hämmerte er den Draht am Ende dünner, fettete ihn gehörig ein, +steckte ihn in das Zieheisen, spannte das durchgekommene Stück in +die Zange, setzte sich auf den Boden, legte die Ziehplatte zwischen +seine Füße, zog einen langen Lederstreifen durch die Zange, faßte +diesen mit der Hand an und beugte sich schnell rückwärts, so daß +der Draht ein kleines Stück verlängert ward. Als durch mehrmaliges +Wiederholen derselben Arbeit etwa eine Fußlänge des Drahtes +verdünnt worden, stand unser geschickter Freund auf, ging an eine +zwischen Pfählen befestigte, mit zahlreichen Löchern durchbohrte +Pfoste, legte das Zieheisen in eine Kerbe hinter dieser, steckte +den Draht durch das Loch, befestigte die Zange wieder am spitzen +Ende und zog nun ein größeres Stück aus. Begreiflicherweise +erweiterte sich das Loch in der ungehärteten Ziehplatte ziemlich +schnell, und der letzte Teil des Drahtes ging mit Leichtigkeit +hindurch; es gehört also nicht wenig Mühe dazu, um eine ganze Rolle +gleichmäßig zu ziemlicher Feinheit auszustrecken.“</p> + +<p>„Darauf sahen wir uns den feinen, auf diese Weise gewonnenen Draht +an, aus welchem die hier so beliebten Schmuckkettchen bereitet +werden. Der gefällige Künstler befriedigte unsere Neugierde, indem +er auch noch an einer solchen Kette zu arbeiten begann. Er wickelte +den feineren Draht um ein dickeres, stricknadelförmiges Eisen und +schnitt längs desselben hin die ganze Schneckenwindung mit einem +scharfen Meißel in kleinere Ringe, von denen jeder ein Gliedchen +bildet — ganz in derselben Art, wie dies auch unsere Handwerker +thun.“</p> + +<p>„Wir blieben wohl anderthalb Stunden bei dem geschickten Manne. Der +Baron bestellte beim Weggehen einige Kettchen, ein Schwert, ein +Paar Messer und Lanzenklingen; der Schmied nahm jedoch nur ersteren +Auftrag an und weigerte sich entschieden, Waffen zu fertigen oder +zu verkaufen.“<a id="FNanchor_B_57"></a><a href="#Footnote_B_57" class="fnanchor">[58]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page23"></a>Seite 23</span> Hier treffen wir also auf das Schweißen, das sonst wenig bei +den Negern bekannt ist; auch die Art des Drahtziehens erregt unsere +Aufmerksamkeit. Die Zange, im Prinzip dieselbe wie die Holzzange +der Bongo (Fig. <a href="#img010">9</a>), zeigt einen Fortschritt, indem sie aus Eisen +hergestellt ist. Was aber stark abweicht, sind die Blasebälge, +denen der trichterförmige untere Fortsatz aus Thon fehlt und die +nur aus Lederschläuchen bestehen, welche mit flachen Holzstäben, +die aneinanderpassen, am Schlitz versehen, beim Einlassen der +Luft geöffnet, beim Ausdrücken derselben geschlossen werden. Es +ist dieses eine Variation des afrikanischen Blasebalges, die +nicht vereinzelt dasteht, da <span class="smcap">Marno</span> aus Sennâr<a id="FNanchor_B_58"></a><a href="#Footnote_B_58" class="fnanchor">[59]</a> und +<span class="smcap">Livingstone</span><a id="FNanchor_B_59"></a><a href="#Footnote_B_59" class="fnanchor">[60]</a> aus den Hochlanden am südlichen Njassasee +dieselbe abbilden. Die Übereinstimmung mit indischen Bälgen werden +wir kennen lernen.</p> + +<p>Eine ziemlich eingehende Schilderung der lebhaften Eisenindustrie +des Volkes der Waitumba besitzen wir durch <span class="smcap">J. T. Last</span>.<a id="FNanchor_B_60"></a><a href="#Footnote_B_60" class="fnanchor">[61]</a> +Sie wohnen in den Humbabergen zwischen 6° und 7° südl. Breite und +36° und 37° östl. L. v. Gr. Das Ausgraben der Eisenerze und Waschen +derselben wird von Weibern besorgt, die an den Abhängen der Berge +etwa 60 cm tiefe Löcher graben, um auf einen roten thonigen Sand +zu stoßen, in welchem das Eisenerz in kleinen Stücken verteilt +liegt; es macht etwa fünf Prozent des Sandes aus. Dieser Sand +wird zu einem kleinen Bache gebracht, der über terrassenförmig +angelegte große Löcher geführt wird, die er eines nach dem anderen +durchläuft. In diese Löcher wird der erzhaltige Sand geschüttet, +um von seinen feineren Teilen durch successives Auswaschen in +denselben befreit zu werden. Es bleiben nur grober Kies und die +Erzstücke zurück, die, nachdem sie in der Sonne getrocknet sind, +mit einer Worfelschaufel (<i>ungo</i>) von einander getrennt +werden. Das so erhaltene Eisenerz (<i>mudapu</i>) wird in Säcken +aus Palmfaser an die Schmelzer verkauft. Die Stelle, wo das Erz +vorkommt, ist Eigentum des Distriktshäuptlings, der sie durch seine +Leute ausbeuten läßt. Bezahlt wird das Erz durch ein gleiches +Volumen Korn.</p> + +<p>Die Schmelzer schlagen nun zunächst Holz, spalten dasselbe in +1,3-1,6 m lange Scheiter und häufen dieselben zu einer 1,6 m +hohen, etwa 2,7 m im Gevierte haltenden Pyramide auf, die in Brand +gesetzt und zu Kohlen gebrannt wird. Von einer meilerartigen +Bedeckung mit Erde berichtet <span class="smcap">Last</span> nichts. Die abgekühlten +Kohlen <span class="pagenum"><a id="page24"></a>Seite 24</span> werden mit Binsen zu Bündeln zusammengeschnürt +und so zum Schmelzplatze gebracht. Nachdem Erz und Holzkohle +(<i>makala</i>) bereit, werden die Luftröhren (<i>kelwa</i>) und +Bälge (<i>nuvukuto</i>) fabriziert; erstere werden aus Thon über +Bambus modelliert; sie sind 1,4 m lang, haben einen Durchmesser von +6 cm und am Ende eine verstärkte Schnauze. Der Blasebalg besteht +aus einem Holzcylinder mit Röhre aus dem gleichen Material; er +ist oben mit einem Stück Leder geschlossen, aus dem ein Stock als +Handhabe hervorragt. Nun wird Feuer in einer Grube entzündet und +wenn dieses lustig brennt, wird eine doppelte Handvoll Erz, gefolgt +von Holzkohle, hineingeworfen, und so fort unter gleichzeitigem +Blasen von drei Paar Bälgen, die je von einem Mann und Burschen +abwechselnd bedient werden. Gegen Ende des Schmelzganges wird das +Erz vermindert und Kohle in größerem Maßstabe gegeben; ist alles +durchgeschmolzen, so bleibt die Masse eine halbe Stunde ruhig +stehen und alsdann werden drei Töpfe voll Wasser über dieselbe +ausgegossen. Der Prozeß ist jetzt beendigt und der erhaltene +Eisenklumpen wird mit einem dicken Seile von Kongigras aus der +Grube herausgezogen, um gänzlich abzukühlen. Der Klumpen hat +gewöhnlich 35-40 cm Durchmesser bei 50-70 cm Länge. Man bereitet +sich einen Vorrat solcher Klumpen, zerschlägt sie dann mit einem +eisernen Hammer in wallnußgroße Schirbeln und schmilzt diese +abermals mit Holzkohle, jedoch nur unter Anwendung von <em class="gesperrt">ein</em> +paar Blasebälgen, in einer Grube um. Die so erhaltene Luppe wird +mit einer Zange aus dem Loche gezogen und mit schweren Hämmern +auf einem Amboß aus Stein zu einer soliden viereckigen Masse +zusammengehämmert. Doch ist diese immer noch sehr porös, so daß dem +Schmiede, der dieses Eisen zu Hacken formt, noch viel Arbeit übrig +bleibt.</p> + +<p>Auch am Njassasee, der noch in diese ostafrikanische Region gehört, +hat sich eine sehr ausgebreitete Eisenindustrie entwickelt. +Westlich von demselben „muß das Eisengewerbe schon sehr lange +betrieben worden sein, denn man kann nicht eine Viertelstunde +weit gehen, ohne auf Schlacken und zerbrochene Töpfe, oxydierte +Röhren und Reste der Schmelzöfen zu stoßen, die durch das Feuer +in Ziegelsteine verwandelt sind.“<a id="FNanchor_B_61"></a><a href="#Footnote_B_61" class="fnanchor">[62]</a> Das Erz — wahrscheinlich +das schwarze Oxyd, schreibt <span class="smcap">Livingstone</span> — sah wie Sand +aus und wurde durch die Öffnung in der Spitze des Schmelzofens +hineingeschüttet, vermischt mit Holzkohle. In den südlichen +Hochlanden <span class="pagenum"><a id="page25"></a>Seite 25</span> am Njassa wird das Eisenerz „aus den +Bergen“ gegraben. Jedes Dorf hat dort sein Schmelzfeuer, seine +Holzkohlenbrenner, seine Schmiede. Die Äxte, Speere, Nadeln, +Pfeilspitzen, Arm- und Beinringe sind in Betracht der einfachen +Werkzeuge, welche dabei angewendet werden, recht gut und sehr +billig. Eine Hacke im Gewicht von 1 kg wird für Kaliko im Werte von +vier Pence verkauft.<a id="FNanchor_B_62"></a><a href="#Footnote_B_62" class="fnanchor">[63]</a> Über die Art des Schmiedens bei den hier +wohnenden Mangandscha berichtet <span class="smcap">Livingstone</span><a id="FNanchor_B_63"></a><a href="#Footnote_B_63" class="fnanchor">[64]</a> ferner: +„Der Hammer ist ein großer Stein, umschnürt mit starken Bastseilen, +woran Öhsen gelassen sind, welche Handhaben bilden (Fig. <a href="#img012">11</a>). +Zwei Stücke Rinde bilden die Zange und ein großer in den Boden +eingelassener Stein den Ambos. Der offene Blasebalg besteht aus +zwei Ziegenfellen, mit Stöcken an den Enden, welche sich bei jedem +Luftstrome öffnen und schließen.“</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img012"></a> +<img src="images/img012.jpg" width="250" height="277" alt="Fig. 11."> +<p>Fig. 11. Hammerstein der Mangandscha. Nach <span class="smcap">Livingstone</span>.</p> +</div> + +<p>Geographisch anschließend sind hier die Marawi zu erwähnen, deren +Land 1830 Monteiro und Gamitto durchzogen. Sie sammeln das Eisenerz +an der Oberfläche. „Man thut das Eisenerz in ein Thonrohr von 7 m +(40 Palmos) Höhe und 20 cm Breite, dessen untere weitere Basis +mit Kohlen angefüllt ist.“ Hier liegt entschieden ein Fehler vor, +denn eine 7 m lange und nur 20 cm breite Thonröhre von Negern +hergestellt und zur Eisengewinnung dienend, wäre ein Wunder. Es +wird hier wohl ein thönerner Schmelzofen gemeint sein, wie wir +ihn schon mehrfach kennen lernten. Über dem Fußboden sind Löcher +angebracht, in welche die einfachen Fellblasebälge ihren Windstrom +ergießen. Beim Ausschmieden dienen Steine als Ambos und Hammer, +zwei Stücken Holz als Zange.<a id="FNanchor_B_64"></a><a href="#Footnote_B_64" class="fnanchor">[65]</a></p> + +<p>Ein ostafrikanisches Volk, welches das Eisen kennt und reichlich +benutzt, aber nicht selbst darstellt, sind die Masai. <span class="smcap">T. T. +Last</span> berichtet von ihnen: „<i>There is no iron in the country, +nor do the Masai know how to work it. I have been told that +formerly the Masai used wooden swords and spears made from hard +wood, but when they <span class="pagenum"><a id="page26"></a>Seite 26</span> came to Ugogo they laid aside their +wooden arms and took those of the Wagogo.</i>“<a id="FNanchor_B_65"></a><a href="#Footnote_B_65" class="fnanchor">[66]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenindustrie im äquatorialen Westafrika.</em> Aus dem +Innern Afrikas sind bis an die Westküste unter dem Äquator die +kannibalischen Gewohnheiten ergebenen Fan vorgedrungen. Sie werden +wegen vieler Übereinstimmungen in Sitten und Gebräuchen mit den +durch <span class="smcap">Schweinfurth</span> geschilderten Monbuttu in Zusammenhang +gebracht. Geht man auf ihre Eisenindustrie ein, so läßt sich diese +Übereinstimmung jedoch nur teilweise konstatieren.</p> + +<p>Die in der Nähe der Küste ansässigen Fan haben die Eisenproduktion +jetzt schon aufgegeben, da sie das Eisen aus den europäischen +Faktoreien erhalten. Die weiter im Innern wohnenden aber wissen +dasselbe aus einem überall massenhaft vorkommenden thonigen +Brauneisenstein herzustellen. Sie graben nicht nach demselben, +sondern suchen denselben an der Oberfläche zusammen. Der Prozeß +ist ein äußerst roher und wird ohne jede Art von Ofen betrieben. +Man stapelt einfach einen großen Holzstoß auf und schüttet darauf +eine Menge des zerkleinerten Erzes; darunter legt man abermals Holz +und dann zündet man den Haufen an. Brennt der Stoß nieder, so wird +neues Holz zugeführt, bis man den Reduktionsprozeß beendigt glaubt.</p> + +<p>Die Ausschmiedung des so erhaltenen Rohproduktes ist natürlich +eine höchst langwierige Operation. Doch die Fan sind weit +bessere Schmiede als Hüttenleute. Die Blasebälge sind nach dem +allgemein afrikanischen Prinzipe geformt, nur werden zum unteren +Teil Holzcylinder statt der Thongefäße angewendet. Die Cylinder +sind oben mit genau passenden Häuten geschlossen, an denen sich +Handhaben befinden, welche der die zwei Blasebälge Bedienende sehr +schnell auf- und abzieht. Die Luft wird durch enge Holzröhren +mit eisernen Düsen dem Schmiedefeuer zugeführt. Der Ambos der +Fanschmiede ist ein solides, in den Boden eingelassenes Eisenstück. +Statt eines Hammers, den die Fan nicht kennen, bedienen sie sich +eines 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> bis 3 Kilo schweren konischen Eisenstückes, wie die +Bongo etc. Das durch wiederholtes Durchschmieden erhaltene Eisen +ist von vorzüglicher Güte und wird von ihnen dem europäischen +vorgezogen. Die Schwerter, Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen der +Fan zeugen von vorzüglicher Arbeit. Worin aber die Fan noch +hervorragen, das ist die Bereitung der Holzkohlen zum Schmieden +<span class="pagenum"><a id="page27"></a>Seite 27</span> in Meilern, die mit Erde bedeckt sind, so daß darin das +Holz langsam verkohlt.<a id="FNanchor_B_66"></a><a href="#Footnote_B_66" class="fnanchor">[67]</a></p> + +<p>Auch die Osaka weiter aufwärts am Ogowé sind gute Eisenarbeiter, +kennen die Meiler, die eisernen Amboße und die doppelten Blasebälge +genau wie die Fan. Die Schmelzöfen sind auch ihnen unbekannt. Das +Eisen gewinnen sie aus den roten thonigen Eisensteinkonkretionen, +die überall in der alles überziehenden Lehmdecke stecken.<a id="FNanchor_B_67"></a><a href="#Footnote_B_67" class="fnanchor">[68]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenindustrie in Nordwestafrika.</em> Dieses hat verhältnismäßig +am intensivsten und längsten unter fremdem Einflüsse gestanden. +Von Norden her drang der Islam vor und er ist nun fast an der +Guineaküste angelangt; seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts reihte +sich eine Faktorei der Europäer nach der anderen vom Senegal bis +zur Goldküste aneinander und damit wurden fremde Handelsprodukte +in das Land der Schwarzen gebracht. Der uralte Karawanenverkehr +vom Mittelmeer nach dem Sudan hat wohl frühzeitig auch Eisenwaren +und Waffen bis zum Niger und Tsadsee gebracht, so daß seit langem +schon in dieser Region die heimische Eisenindustrie der fremden +Konkurrenz weichen mußte. Das europäische Eisen in Stabform wurde +Wertmesser in den Senegalländern. „In ihrem früheren Handel mit den +Europäern,“ sagt <span class="smcap">Mungo Park</span> von den Einwohnern derselben, +„war Eisen die von ihnen am meisten geachtete Ware. Durch dessen +Nutzen, da es die Werkzeuge des Krieges und Ackerbaues giebt, +wurde ihm vor allem anderen der Vorzug erteilt. Eisen wurde daher +bald der Maßstab, nach dem sich der Wert aller anderen Waren +bestimmt.“<a id="FNanchor_B_68"></a><a href="#Footnote_B_68" class="fnanchor">[69]</a> Eisenstücke sind südlich von Wandala (11° nördl. +Br.) als Münze im Verkehr und in Bagirmi sah <span class="smcap">Nachtigal</span>, +wie Wurfeisen gegen Getreide eingetauscht wurden; dieses war +nämlich die einzige Münzsorte, welche die Eingeborenen für Getreide +annahmen.<a id="FNanchor_B_69"></a><a href="#Footnote_B_69" class="fnanchor">[70]</a> Eisengeld, das in Korórofa am Binué gilt, lernte +<span class="smcap">Flegel</span> in Danzufa kennen. Er schildert dasselbe als +eine eiserne Erdhacke ohne Stiel.<a id="FNanchor_B_70"></a><a href="#Footnote_B_70" class="fnanchor">[71]</a> Es ist gerade so, wie in +dem Gebiete der westlichen Nilzuflüsse, wo bei <span class="pagenum"><a id="page28"></a>Seite 28</span> den Djur +Lanzenspitzen, bei den Bongo tellergroße Eisenplatten die Rolle +gemünzten Geldes spielen.<a id="FNanchor_B_71"></a><a href="#Footnote_B_71" class="fnanchor">[72]</a> In Boni an der Nigermündung dient +ein hufeisenförmiges Eisenstück, Igbi oder Manilla genannt, als +Münze<a id="FNanchor_B_72"></a><a href="#Footnote_B_72" class="fnanchor">[73]</a>; daß dieses hufeisenförmige Eisengeld bis zum Gabon +reicht und dort bei den Mpongwe in Bündeln von acht bis zehn Stück +umläuft, wissen wir durch <span class="smcap">Wilson</span>, der hinzufügt, es sei +nicht bloß Tauschmittel, sondern <i>real currency</i>.<a id="FNanchor_B_73"></a><a href="#Footnote_B_73" class="fnanchor">[74]</a></p> + +<p>Wie sehr Afrika von Norden her mit europäischen Eisenwaren +überschwemmt wird, ersehen wir z. B. aus den Schilderungen des +Marktes in Kano, wo Schwertklingen aus Solingen und Rasiermesser +aus Steiermark einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen. Mit den +Solinger Klingen werden die Tuareg der Wüste, die Haussaua, die +Fulbe, Nyffaua und Bornuaner von Kano aus versorgt. <span class="smcap">Barth</span> +schätzt ihre Einfuhr auf jährlich 50000 Stück, und ähnlich verhält +es sich mit den ordinären steirischen Rasiermessern.<a id="FNanchor_B_74"></a><a href="#Footnote_B_74" class="fnanchor">[75]</a></p> + +<p>Es ist begreiflich, daß unter solchen Umständen die einheimische +Eisenindustrie leiden und allmählich verkümmern mußte. Der +Neger vermochte nicht mit der billigen ausländischen Ware zu +konkurrieren, die er mit seinen Naturprodukten ohnedies leicht +bezahlen konnte. So finden wir denn auch in Nordwestafrika +gegenüber den centralafrikanischen Ländern eine weit weniger +ausgedehnte heimische Eisenindustrie, deren Produkte sich auch +nicht in bezug auf Güte und Kunstfertigkeit mit jenen der +centralafrikanischen Neger messen können. Immerhin ist aber die +heimische Eisenindustrie in Nordwestafrika noch ausgebreitet +genug, um zu zeigen, daß sie hier so selbständig wie in anderen +Negerländern von Anfang an war. Selbst in dem mitten in der +Wüste gelegenen Lande Tibesti oder Tu wird Eisen, wenn auch in +unzureichender Menge, gewonnen und die Einwohner (Tibbu oder Teda) +verfertigen sich ihre Waffen wenigstens teilweise selbst, doch +werden die Lanzen meist aus den umliegenden Ländern eingeführt.<a id="FNanchor_B_75"></a><a href="#Footnote_B_75" class="fnanchor">[76]</a> +Bornu ist seiner geologischen Beschaffenheit nach kein Land der +Eisenerzeugung; doch arbeiten dort die Schmiede ganz so wie bei +den übrigen Afrikanern und ihre primitiven Blasebälge sind aus +einem Ziegen- oder Schaffell hergestellt, dessen hintere Enden +sich beim Drucke durch <span class="pagenum"><a id="page29"></a>Seite 29</span> Klappen schließen.<a id="FNanchor_B_76"></a><a href="#Footnote_B_76" class="fnanchor">[77]</a> Dagegen ist +Mandara oder Wandala südlich von Bornu ein Hauptsitz vorzüglicher +Eisenindustrie, von wo schöne Sachen in den Handel kommen, +ebenso Gurgara im südlichen Bagirmi.<a id="FNanchor_B_77"></a><a href="#Footnote_B_77" class="fnanchor">[78]</a> Im Reiche Sokoto finden +sich Eisenminen bei Schiri, eine Tagereise nördlich von Garo N +Bautschi, bei Fagam, zwei Tagereisen nordwestlich von der eben +genannten Stadt, bei Kirfi am rechten Ufer des Gombe, bei Bele und +Fali, sechs bis acht Stunden östlich von Kirfi; andere Orte der +Eisenerzeugung sind noch Baura, Gulda, Muta, Kagalám, Mia Biri, +Kaatana<a id="FNanchor_B_78"></a><a href="#Footnote_B_78" class="fnanchor">[79]</a>, doch fehlen alle näheren Angaben über die Art der +Gewinnung etc.</p> + +<p>Nordwestafrika, zumal in den Gebieten am Senegal, dem Casamance +und Rio Grande, ist nach den Berichten der verschiedenen Reisenden +reich an Eisenerzen und an Gold. Allein die Eisenerze bilden +hier (wie anderwärts in Afrika) keine fortlaufenden Lagerstätten +in unserem Sinne, sondern sind in der eisenführenden Formation, +die sich weit über das Land erstreckt, verteilt. Die meisten +Erze gehören zum Laterit. Oft finden sich darin kleinere oder +größere Parteien, in denen das Erz, Brauneisen oder auch Roteisen +konzentriert ist und die bis 60% Eisenoxyd enthalten. Alle Erze +finden sich auf sekundärer oberflächlicher Lagerstätte, weshalb +auch von einem eigentlichen Bergbau hier schon deshalb nicht +die Rede sein kann, weil es keinen Sinn hätte, in die tieferen +Schichten zu gehen. Alles von den Eingeborenen gesammelte Erz +stammt von der Oberfläche.<a id="FNanchor_B_79"></a><a href="#Footnote_B_79" class="fnanchor">[80]</a></p> + +<p>Die westlichen Fulbe sind gute Eisenarbeiter. <span class="smcap">Lambert</span>, +welcher 1860 bis Timbo in Futa Djallon vordrang, bildet aus +diesem Lande einen <i>Fonte du minerai de fer</i> ab (Fig. <a href="#img013">12</a>), +welcher die Form eines kleinen Hochofens hat, giebt aber keine +Beschreibung. Die Schmiede arbeiten dort mit den Blasebälgen aus +Fellen.<a id="FNanchor_B_80"></a><a href="#Footnote_B_80" class="fnanchor">[81]</a></p> + +<p>Von den aus Serracoletts bestehenden Einwohnern des Dorfes +Langebane in Futa Djallon bemerkt <span class="smcap">Mollien</span>, daß sie alle +Besitzer von Eisenschmelzöfen seien. Er schildert aber die Öfen +und den Prozeß der Gewinnung nicht, sondern sagt nur, daß man, +um das fertige Metall zu hämmern, sich eines rundlich geformten +Granitblockes <span class="pagenum"><a id="page30"></a>Seite 30</span> bediene. Diesen umfassen die Schmiede mit +einem Streifen Leder und an diesem Streifen sind wieder lederne +Riemen befestigt, welche der Arbeiter in die Hand nimmt; so hebt er +nun den Stein in die Höhe und läßt ihn auf das Eisen, welches auf +einem niedrigen, in der Erde stehenden Amboß liegt, herabfallen.<a id="FNanchor_B_81"></a><a href="#Footnote_B_81" class="fnanchor">[82]</a></p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img013"></a> +<img src="images/img013.jpg" width="500" height="310" alt="Fig. 12."> +<p>Fig. 12. Schmelzofen in Futa Djallon. Nach <span class="smcap">Lambert</span>.</p> +</div> + +<p>Über das Schmelzverfahren der Mandingo sind wir durch <span class="smcap">Mungo +Park</span> unterrichtet worden.<a id="FNanchor_B_82"></a><a href="#Footnote_B_82" class="fnanchor">[83]</a> „Während meiner Anwesenheit zu +Kamalia,“ schreibt er, „war ein Schmelzofen in geringer Entfernung +von der Hütte, wo ich wohnte, und der Eigentümer sowohl als seine +Arbeiter machten kein Geheimnis aus der Art ihres Verfahrens +und erlaubten mir recht gern, den Ofen zu untersuchen und ihnen +zu helfen, den Eisenstein zu zerstoßen. Der Schmelzofen war ein +zirkelförmiger Turm von Lehm, 3 m hoch und 1 m im Durchmesser. Er +war an zwei Orten mit einem Geflechte eingefaßt, um den Lehm zu +verhindern durch die Hitze des Feuers zu bersten und auseinander zu +fallen. Rund um den unteren Teil, mit dem Boden gleich, aber nicht +so tief als der Boden des Ofens, der ein wenig höher war, hatte +man sieben Öffnungen angebracht, in deren jede man drei Röhren +von Lehm gesteckt und die Öffnungen wieder so verklebt hatte, daß +keine Luft in den Ofen als nur durch diese Röhren dringen konnte, +durch deren Öffnung und Zuschließung sie das Feuer leiteten. Diese +Röhren wurden gemacht, indem man ein <span class="pagenum"><a id="page31"></a>Seite 31</span> Gemisch von Lehm und +Gras um ein glattes Rollholz klebte, welches, sobald der Lehm hart +wurde, herausgezogen und die Röhre in der Sonne getrocknet wurde. +Der Eisenstein, den ich sah, war sehr schwer und von einer matten +roten Farbe mit grauen Flecken. Er wurde in Stücken ungefähr von +der Größe eines Hühnereies zerbrochen. Ein Bündel Holz, welches +sehr trocken war, wurde zuerst in den Ofen gelegt und mit vielen +Holzkohlen bedeckt, die man fertig gebrannt aus dem Walde brachte. +Hierüber wurde wieder eine Schicht Eisenstein gelegt und dann +wieder eine andere von Holzkohlen und so fort, bis der Ofen ganz +voll war. Das Feuer wurde durch eine der Röhren entzündet und +während einiger Zeit mit Blasebälgen, die man aus Ziegenhaut +gemacht hatte, angefacht. Die Operation ging vorerst sehr langsam +fort und es vergingen einige Stunden, ehe die Flamme über den Ofen +hinausschlug. Nach diesem aber brannte es mit großer Heftigkeit +während der ganzen ersten Nacht; und die dabei stehenden Leute +warfen von Zeit zu Zeit mehr Holzkohlen hinein.</p> + +<p>„Am folgenden Tage war das Feuer nicht so wild, und in der zweiten +Nacht wurden einige Röhren herausgezogen und mehr Luft in den Ofen +gelassen. Die Hitze war indessen noch immer sehr gewaltig, und eine +blaue Flamme schlug einen halben Meter über die Spitze des Ofens +hinaus.</p> + +<p>„Am dritten Tage vom Anfang der Operation wurden alle Röhren +herausgenommen, da dann die Enden mehrerer derselben zu Glas durch +die Hitze gebrannt worden; das Metall wurde aber nicht eher, als +einige Tage nachher gerührt, als das Ganze vollkommen abgekühlt +war. Ein Teil des Ofens wurde dann niedergerissen und das Eisen +lag da in Form einer großen unregelmäßigen Masse mit Stücken +Holzkohlen, welche daran festklebten. Es war klingend, und wenn +irgend ein Teil davon abgebrochen war, so sah es bei dem Bruche +körnig aus wie zerbrochener Stahl. Der Eigentümer sagte mir, +daß viele Teile dieses Kuchens nichts taugten, daß aber dennoch +hinlänglich gutes Eisen übrig war, um ihn für seine Mühe zu +entschädigen.</p> + +<p>„Dieses Eisen oder vielmehr Stahl wird zu mannigfachen Werkzeugen +verarbeitet, indem man es wiederholt in einer Schmiede heiß +macht, deren Hitze durch ein paar doppelte Blasebälge, von sehr +einfacher Zusammensetzung unterhalten wird. Sie werden aus zwei +Ziegenhäuten gemacht, deren Röhren zusammenstoßen, ehe sie in die +Schmiede kommen und ein unaufhörliches und sehr regelmäßiges Blasen +unterhalten. Hammer, Zange und Amboß sind alle <span class="pagenum"><a id="page32"></a>Seite 32</span> sehr einfach +und die Arbeit — sonderlich in der Verfertigung von Messern und +Speeren — ist nicht ohne alles Verdienst. Das Eisen ist in der +That hart und bröcklich und erfordert viel Arbeit, ehe man es +soweit tauglich machen kann, daß es dem Endzwecke entspricht.</p> + +<p>„Die meisten afrikanischen Eisenschmiede sind auch mit der Art zu +schmelzen bekannt, in welchem Prozeß sie von einem alkalischen +Salze Gebrauch machen, welches man von der Lauge verbrannter +Maisstengel erhält, die man bis zum Trocknen hat verdunsten lassen.“</p> + +<p>Nach dieser Schilderung ist der Ofen ähnlich dem von +<span class="smcap">Lambert</span> abgebildeten. Interessant ist der von <span class="smcap">Mungo +Park</span> erwähnte alkalische Zuschlag aus Maisasche, welcher dazu +dient, das Eisenerz leichtflüssiger beim Schmelzen zu machen; es +ist dieses das einzige mir bekannt gewordene Beispiel dieser Art in +Afrika.</p> + +<p>Die Mandingo gelten für die vorzüglichsten Metallarbeiter in +Nordwestafrika. Häufig lassen sie sich als Schmiede unter anderen +Völkern nieder und bei den Fullahs werden Metallarbeiten meist +durch Mandingosklaven verrichtet. Sie sind auch gute Goldschmiede. +„Das Schmelzen des Goldes oder Silbers geschieht gewöhnlich in +einem thönernen Tiegel, welcher nach dem Hineinlegen des Goldsandes +ganz mit Kohlen bedeckt wird. Die Schmelze wird dann in ein anderes +irdenes Gefäß oder in ein Loch in der Erde gegossen und erst später +durch neuerliches Erhitzen geformt. Manche dieser Goldgegenstände +bestehen aus reinem natürlichen Gold, während bei anderen etwas +Bronze beigegeben wird. Die Goldsorten haben eine etwas blasse +Farbe, ungefähr so, wie die der englischen Münzen ist. Die Form der +Gold- und Silberringe ist in den meisten Fällen die spiralförmig +gewundene, wie die der Armbänder, seltener sind flache Ringe +mit eingravirten Verzierungen.“<a id="FNanchor_B_83"></a><a href="#Footnote_B_83" class="fnanchor">[84]</a> Woher „die Bronze“, welche +als Zusatz verwendet wird, stamme, sagt unsere Quelle nicht. +Ist es wirkliche Bronze, kein Messing, so wird sie wohl auf dem +Handelswege von der Küste zu den Mandingos gelangt sein.</p> + +<p>Von den Aschanti wissen wir, daß sie vortreffliche Schmiede und +Gießer sind, aber das Eisen nicht aus den Erzen zu erschmelzen +verstehen.<a id="FNanchor_B_84"></a><a href="#Footnote_B_84" class="fnanchor">[85]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page33"></a>Seite 33</span> <em class="gesperrt">Eisenindustrie in Südafrika.</em> Betrachten wir zum +Schluß die Eisengewinnung bei den Südafrikanern. Es sind drei +verschiedene Völker oder Stämme, mit denen wir uns hier zu +beschäftigen haben: die Buschmänner, die Hottentotten und die +Kaffern nebst Verwandten.</p> + +<p>Die Buschmänner, am tiefsten auf der Skala der Afrikaner stehend, +kennen die Bearbeitung der Metalle in der Glühhitze nicht, +geschweige denn die Darstellung des Eisens. Das Rohmaterial zu +ihren eisernen Pfeilspitzen erhalten sie von auswärts und es +ist dabei charakteristisch, daß sie die Spitzen ihrer Pfeile +„mit unendlicher Mühe fast nur mittels einiger geeigneter Steine +herstellen“.<a id="FNanchor_B_85"></a><a href="#Footnote_B_85" class="fnanchor">[86]</a> Sie behandeln also das Metall selbst als Stein.</p> + +<p>Den Hottentotten ist dagegen die Bearbeitung des Eisens bekannt, +wiewohl es gerade bei ihnen (siehe oben S. <a href="#page7">7</a>) am spätesten +selbst dargestellt wurde und beim Auftreten der Europäer noch +verhältnismäßig selten war. Europäisches Eisen tauschten sie +gern ein, doch stellten sie, wie wir durch <span class="smcap">Kolben</span> u. a. +wissen, auch solches selbst dar; unter allen Handwerkern giebt der +Hottentott den Schmieden den Vorzug. „Ich kann versichern,“ sagt +<span class="smcap">Kolben</span>, „daß ihre Arbeit, so wie sie selbige verfertigen, +keine geringe Geschicklichkeit erfordert. Man muß das Eisenerz +suchen, schmelzen, bearbeiten und das alles mit Steinen, statt +alles Werkzeuges. Es wird jedermann gestehen, daß die Sache nicht +einmal leicht zu begreifen ist. Wollen sie das Erz schmelzen, so +graben sie ein großes Loch in die Erde, worin man eine große Menge +schütten kann. Dieses Loch erhitzen sie, indem sie viel Holz darin +verbrennen. Hernach werfen sie das Erz hinein, viel Holz darüber +her und zünden dieses an. Aus diesem Loche geht ein unterirdischer +Gang oder Röhre in ein anderes niedrigeres Loch, worin das +geschmolzene Eisen läuft(?). Wenn es erkaltet, schlagen sie es mit +Steinen zu Stücken und schmieden hernach ebenfalls mit Steinen ihr +Gewehr daraus, ihre Pfeilspitzen, Assagaien und Angeln.“<a id="FNanchor_B_86"></a><a href="#Footnote_B_86" class="fnanchor">[87]</a> So +kurz und roh die Beschreibung, läßt sich doch ungefähr der Prozeß +verfolgen, aber von einem „Laufen“ des geschmolzenen Eisens kann +keine Rede sein, hier muß sich <span class="smcap">Kolben</span> geirrt haben, auch +werden wohl den Hottentotten damals schon die Blasebälge nicht +gefehlt haben.</p> + +<p>Was die eigentlichen Kaffern, also die südlichsten der Abantu, +betrifft, so giebt <span class="smcap">Fritsch</span> an, daß sie das rohe Eisen +aus dem Innern, <span class="pagenum"><a id="page34"></a>Seite 34</span> also zivilisierteren Gegenden, bezogen +und daß wohl nur ein sehr kleiner Teil bei ihnen selbst gewonnen +wurde<a id="FNanchor_B_87"></a><a href="#Footnote_B_87" class="fnanchor">[88]</a>, was wieder dafür sprechen dürfte, daß die Kenntnis +des Eisenschmelzens von Nord nach Süd vorrückte. Dagegen sind +die Kaffern geschickte Schmiede, deren Blasebälge nach der +Beschreibung, die <span class="smcap">Fritsch</span> giebt, mit jenen der weiter +unten zu erwähnenden Barotse übereinstimmen. Das Schmieden +geschieht mit entsprechend geformten Steinen, die einfach in +der rechten Hand gehalten werden, auf einem flachen Stein als +Amboß, was natürlich eine unendlich mühsame Arbeit ist. Die +geschmiedeten Produkte sind sehr weich und geschmeidig, so daß +man eine dünne Assagaiklinge aufrollen kann, ohne daß sie bricht. +Das Geheimnis der geringen Neigung zum Rosten im Vergleich mit +europäischem Metall beruht einfach darin, daß das Kafferneisen +anhaltend gehämmert und dabei angelassen ist, wodurch ein sehr +widerstandsfähiges Häutchen von einer niedrigen Oxydationsstufe auf +demselben entsteht, während europäisches Material stark erhitzt, +mäßig gehämmert, dann mit der Feile bearbeitet und vielleicht auch +noch poliert wird, so daß es eines ähnlichen Schutzes entbehrt. +Die afrikanischen Waffen sind demgemäß auch nicht blank, sondern +von einer bräunlich grauen Färbung.<a id="FNanchor_B_88"></a><a href="#Footnote_B_88" class="fnanchor">[89]</a> Von den benachbarten Zulu +berichtet <span class="smcap">Kranz</span>, daß sie allerdings das rohe Eisen aus +den Erzen darstellen, wobei sie Blasebälge von der gewöhnlichen +Form und beim Ausschmieden Steine benutzen<a id="FNanchor_B_89"></a><a href="#Footnote_B_89" class="fnanchor">[90]</a> und so auch bei den +Betschuanen, die ihr Rohmaterial aus Raseneisenstein erhalten. +„Sie bauen einen Meiler(!) von Kohlen auf ebener Erde oder in +einer Vertiefung, von wo thönerne Röhren in radiärer Richtung +nach außen führen, um von allen Seiten mittels Blasebälgen einen +starken Luftstrom hineintreiben zu können. Wenige zerkleinerte +Erzstücke, welche in der Mitte aufgehäuft sind, kommen so durch +andauerndes Erhitzen allmählich zum Schmelzen und werden in ein +unreines Roheisen(!) verwandelt, welches nachher durch Hämmern und +wiederholtes Erhitzen weiter gereinigt wird.“<a id="FNanchor_B_90"></a><a href="#Footnote_B_90" class="fnanchor">[91]</a> Die Speerspitzen +der Betschuanen zeigen dieselben feinen und künstlichen Widerhaken +und Ansätze, wie die der Monbuttu und Bongo. Am höchsten stehen +aber, nach <span class="smcap">Holub</span>'s Urteile, unter den Südafrikanern in +der Eisenbearbeitung die Völker des Marutsereiches am mittleren +Sambesi. <span class="smcap">Holub</span>, der uns allerdings nicht sagt, ob sie +das rohe Material aus den Erzen erschmelzen, beobachtete bei +ihnen Blasebälge, drei <span class="pagenum"><a id="page35"></a>Seite 35</span> Arten von Hämmern, Werkzeuge um +Löcher ins Eisen zu schlagen, Bohrer für Metall und Holz, Zangen, +Amboße, Meißel.<a id="FNanchor_B_91"></a><a href="#Footnote_B_91" class="fnanchor">[92]</a> Die Form der Hämmer gleicht der europäischen; +da aber die südlicheren Völker, welche weit mehr dem europäischen +Einflusse ausgesetzt waren, solche Geräte nicht kennen und das Land +am mittleren Sambesi überhaupt erst durch <span class="smcap">Livingstone</span> +erschlossen wurde, so würde hier kaum auf Entlehnung zu schließen +sein, wenn nicht <span class="smcap">Holub</span> ausdrücklich berichtete, daß die +Barotse unsere Kugelzieher und Schrauben bereits nachahmten. Die +Zange (Fig. <a href="#img015">14</a>) ist dagegen wieder echt afrikanisch, wiewohl auch +einen Fortschritt aufweisend: ihr zu Grunde liegt das gespaltene +durch einen laufenden Ring weit und eng stellbare Stück Holz, doch +ist sie aus Eisen. Die Blasebälge (Fig. <a href="#img014">13</a>) sind zwei hölzerne +Schüsseln, oben mit Leder überzogen, von denen zwei Holzröhren +ausgehen, die zunächst in zwei Hornröhren, aus den Hörnern der +Säbel- oder Gemsbockantilope, führen und dann in eine thönerne Düse +münden. Das ganze Instrument ist 1-1<sup>1</sup>/<sub>4</sub> m lang.</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img014"></a> +<img src="images/img014.jpg" width="350" height="169" alt="Fig. 13."> +<p>Fig. 13. Blasebalg der Marutse. Nach <span class="smcap">Holub</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img015"></a> +<img src="images/img015.jpg" width="250" height="48" alt="Fig. 14."> +<p>Fig. 14. Zange der Marutse. Nach <span class="smcap">Holub</span>.</p> +</div> + +<p><em class="gesperrt">Gesamtbild der afrikanischen Eisenindustrie.</em> Versuchen +wir es, nach den mitgeteilten Einzelheiten ein Gesamtbild der +afrikanischen Eisenindustrie zu entwerfen, so müssen wir zunächst +die Verbreitung derselben über den ganzen Kontinent hervorheben. +Der Norden kommt für uns nicht in Betracht; hier wirkten von den +Tagen des Altertums an die Kulturvölker am Mittelmeer auf die +Libyer und wurden später mohamedanische Einflüsse geltend. Von den +Ägyptern haben wir gesehen, daß sie früh, bei ihrem Eintreten in +die Geschichte, mit dem Eisen vertraut waren, wiewohl Bronze bei +ihnen das herrschende Metall war; auch ist es nicht unmöglich, +daß von ihnen die Kenntnis der Eisenbereitung zu den Schwarzen +überging, wofür oben einige Gründe hervorgehoben wurden, auf die +wir indessen nicht allzugroßen Wert <span class="pagenum"><a id="page36"></a>Seite 36</span> legen, da wir den +Neger für vollkommen fähig halten, selbst auf die Eisenreduktion +zu verfallen, zumal sein Land weit und breit dazu ein gutes, +leichtflüssiges Material in den weichen Raseneisensteinen liefert. +Die Annahme, daß ein Fortschreiten der afrikanischen Eisenkenntnis +von Nordosten nach Süden zu stattfand, wird gestützt durch die +hohe Entwickelung des Eisenhüttenwesens bei den Völkern am Bahr el +Ghazal und die lange Zeitdauer der Steinzeit im Süden, wo selbst +noch die europäischen Entdecker begierige Abnehmer ihres Eisens +fanden und einzelne Stämme, wie z. B. die auf der tiefsten Stufe +der afrikanischen Völkerskala stehenden Buschmänner, überhaupt die +Eisenbereitung und die Schmiedekunst noch heute nicht kennen. Im +allgemeinen sind aber alle Afrikaner wenigstens mit der letzteren +vertraut und in manchen Ländern hat sich die Eisenindustrie +vergleichsweise großartig entwickelt, so daß sie weit über den +heimischen Bedarf arbeitet und im reichlichen Maßstabe exportiert, +wie in Manjema, das von <span class="smcap">Cameron</span> <i>the black country of +Africa</i> genannt wird. Deutlich läßt sich in Afrika verfolgen, +wie mit der Kenntnis und der Darstellung des Eisens das Bedürfnis +nach Arbeitsteilung erwacht und verknüpft ist. Hier entwickelt +sich ein wirkliches, fast zünftiges Schmiedegewerbe, mit großer +Fertigkeit meist von besonderen Klassen oder Familien ausgeübt, +während die Töpferei, die Weberei etc. von allen Stammesgliedern +betrieben werden. Der Schmied stellt aber überall eine besondere +Klasse vor.<a id="FNanchor_B_92"></a><a href="#Footnote_B_92" class="fnanchor">[93]</a></p> + +<p>Wenn es nun auch scheint, daß eine ungeheuere Menge Eisen in Afrika +produziert wird, so darf man doch nicht vergessen, daß dieselbe +fast nur zu Waffen und Geräten verwendet wird und „daß ein Stamm +von mehreren tausend Menschen im Laufe des Jahres noch nicht eine +Tonne Eisen verbraucht“.<a id="FNanchor_B_93"></a><a href="#Footnote_B_93" class="fnanchor">[94]</a> Überall aber erkennen wir, daß diese +Industrie uralt und bodenständig, daß sie die Metallindustrie der +Afrikaner <i>par excellence</i> ist und jedes andere Metall neben +dem Eisen zurücktritt.</p> + +<p>Das Rohmaterial zur Eisenerzeugung ist im größten Teile des +Kontinentes leicht zur Hand. „Die rote Eisenerde“, welche in den +Berichten vieler Reisenden eine Rolle spielt, ist über ungeheuere +Strecken Afrikas verbreitet. <span class="smcap">Schweinfurth</span> schildert +sie aus dem Gebiete des weißen Nil; am Ogowé wird der „Laterit“ +von <span class="smcap">Lenz</span> <span class="pagenum"><a id="page37"></a>Seite 37</span> erwähnt, der die weite Verbreitung +dieser Gesteinsart in Westafrika auf seiner geologischen +Karte<a id="FNanchor_B_94"></a><a href="#Footnote_B_94" class="fnanchor">[95]</a> darstellt. <span class="smcap">M. Buchner</span> fand diese ziegelrote, +die Oberfläche der Hochplateaus bildende Erde im Innern ganz +Südwestafrikas, an den südlichen Zuflüssen des Kongo. Nach ihm ist +sie wahrscheinlich ein Verwitterungsprodukt <i>in situ</i>, aus +älteren krystallinischen Gesteinen entstanden. Der Eisengehalt, +der dem Laterit die Färbung erteilt, rührt von Eisenglanz her. +Die Zusammensetzung dieses Laterits ist 80,5 Kieselsäure, 11,0 +Thonerde und 4,0 Eisenoxyd.<a id="FNanchor_B_95"></a><a href="#Footnote_B_95" class="fnanchor">[96]</a> <span class="smcap">Doelter</span>, der den Laterit +am Rio Grande studierte, giebt an, er sei Detritusmaterial, aber +<em class="gesperrt">nicht</em> <i>in situ</i> gebildet. Er hat nachgewiesen, daß +unter diesem Namen sehr verschiedene Gesteinsarten verstanden +werden und identifiziert den nordwestafrikanischen teilweise mit +dem indischen Laterit als eine braune, sehr eisenreiche, dichte, an +der Luft vollkommen harte Masse, mit eingestreuten Quarzkörnchen, +welche abgerollt sind, und eingeschlossener weißer, lehmiger +Substanz.<a id="FNanchor_B_96"></a><a href="#Footnote_B_96" class="fnanchor">[97]</a></p> + +<p>Die im Laterit eingebetteten leichtflüssigen Brauneisensteine +bilden das gewöhnliche Material. Man liest sie meist an der +Oberfläche, in Flüssen und Regenschluchten auf oder schürft nur +leicht nach ihnen. Doch sind auch Gruben bekannt, die ohne jede +bergmännische Geschicklichkeit angelegt werden und in Urua bis +10 m tief sein sollen. In Usanga am Kilimandscharo verarbeitet man +magnetischen Eisensand.</p> + +<p>Ein Rösten dieser Erze vor dem Reduktionsprozeß ist nirgends +erwähnt und im allgemeinen sind Zuschläge zur Beschickung, wie +Kalk etc., unbekannt; nur bei den Mandingo wird ein Zuschlag von +Alkali, aus Pflanzenasche gewonnen, erwähnt. Der Neger reduziert +seine leichtflüssigen Erze einfach durch Kohlen oder gar Holz (wie +in Usanga). Die Köhlerei ist verschieden entwickelt. Bei Bongo +und Djur, die sonst sehr hoch in der Eisenindustrie dastehen, +findet eine sehr unvollkommene Verkohlung des Holzes statt. +Klein gehackte Holzstücke werden schnell in Brand gesteckt, in +vollen Flammen auseinandergeworfen und dann gelöscht. Dagegen sah +<span class="smcap">Cameron</span> in Urua „rauchende Kohlenmeiler“ und <span class="smcap">Lenz</span> +war erstaunt, bei den Fan und Osaka im äquatorialen Westafrika gut +hergestellte, mit Erde gedeckte Meiler zu finden, wiewohl sie die +erzeugten Kohlen auch nicht zum Ausschmelzen der Erze, sondern +nur zum Schmiedefeuer benutzen. Die Betschuanen in Südafrika +<span class="pagenum"><a id="page38"></a>Seite 38</span> brennen aber die Holzkohlen, die sie zum Eisenschmelzen +gebrauchen, in förmlichen Meilern.<a id="FNanchor_B_97"></a><a href="#Footnote_B_97" class="fnanchor">[98]</a></p> + +<p>Dieselben Fan, welche regelrechte Meiler bauen, reduzieren das +Eisen nach der allerrohesten, primitivsten Weise, indem sie das +Erz in immer erneuten flammenden Holzstößen ausschmelzen, wobei +ein Produkt erhalten wird, bei dem die nachfolgende Schmiedearbeit +das beste noch thun muß. Eine Stufe höher steht das Verfahren der +Ganguellas und Ostafrikaner (nach <span class="smcap">Burton</span>), bei denen das +Erz in Gruben, mit Kohlen und Holz gemischt, einem Gebläsestrom +ausgesetzt ist. Zu regelrechten Schmelzöfen aus Thon — gemauerte +Öfen kommen nirgends vor — haben sich endlich manche Völker +emporgeschwungen, Schmelzöfen mit Rasten und Herd, von 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m, +ja bei den Serrakoletts bis 4 m Höhe. Die Reduktion geht überall, +wie die Schilderungen ergeben, sehr leicht und verhältnismäßig +schnell vor sich; das Eisenerz formt sich unter dem Einflüsse der +reduzierenden Holzkohle und der Gebläseluft zu einem weichen, wenn +auch nicht flüssigen, zusammengeschweißten Klumpen. Das Eisen ist +nicht flüssig und kann nicht „abgestochen“ werden, wie das Roheisen +unserer Hochöfen.</p> + +<p>Die Gebläse sind allerdings sehr einfacher Natur, aber doch +stark genug, um, wenn wir <span class="smcap">Stanley</span> glauben sollen, ein +Brausen hervorzubringen, das eine halbe englische Meile weit +hörbar ist. Ganz Afrika kennt die Blasebälge und sie werden beim +Ausschmelzen des Eisens wie beim Schmieden von derselben fast +überall gleichen, nur wenig abweichenden Form angewendet, die +ähnlich schon auf den altägyptischen Monumenten erscheint. Die +verbreitetste Form, die vom Weißen Nil bis zu den Betschuanen im +Süden reicht, besteht aus zwei thönernen oder hölzernen cylinder- +oder trichterförmigen, nach unten zu verjüngten Gefäßen, welche +in zwei Luftröhren auslaufen, vor welche noch eine thönerne, +seltener hörnerne oder eiserne Düse gelegt ist. Überzogen sind +diese Gefäße an ihrem oberen Ende mit elastischen Häuten (oder +selbst Bananenblättern), welche abwechselnd auf- und abgezogen +werden, um einen alternierenden Luftstrom zu erzeugen. Ventile, +wie bei unseren Blasebälgen, sind in ganz Afrika unbekannt und ich +lege der ganz isolierten oberflächlichen Erwähnung derselben bei +<span class="smcap">Cameron</span> nicht den geringsten Wert bei. Blasebälge einer +etwas anderen Art werden aus Bornu und vom Njassasee, sowie vom +Kilimandscharo erwähnt. Die Ledersäcke derselben zeigen am oberen, +mit den <span class="pagenum"><a id="page39"></a>Seite 39</span> Händen gefaßten Teile einen Schlitz, längs dessen +zwei flache Stöcke befestigt sind; indem man die Bälge mit der Hand +öffnet und emporhebt, dann schließt und niederdrückt, erzeugt man +den gewünschten Luftstrom. Solche Bälge kommen auch in Indien vor.</p> + +<p>Das erschmolzene, weiche Eisen ist fast überall dasselbe und wird +gewöhnlich gleich von den Schmieden durch fortgesetztes Hämmern +weiter verarbeitet und gereinigt. Die Bongo unterwerfen das +kohlenstoffreiche Produkt noch einer Art von Frischprozeß und die +Luchazes im Gebiete des oberen Cubango sollen es sogar verstehen, +Stahl herzustellen. Um Feuer zu machen, verwendet merkwürdigerweise +dieser Stamm Stahl, Zunder und Feuerstein. Letzteren beziehen die +Luchazes durch die Kioko auf dem Handelswege, „während sie den +Stahl selbst aus Schmiedeeisen herstellen, das in rotglühendem +Zustande in kaltes Wasser geworfen und dadurch gehärtet wird“.<a id="FNanchor_B_98"></a><a href="#Footnote_B_98" class="fnanchor">[99]</a> +Es fehlt auch nicht an einer gewissen Ökonomie beim Eisenschmelzen +der Schwarzen, wie denn von den Djur bekannt ist, daß sie durch +Pochen und Waschen der Schlacken die noch darin enthaltenen +Eisenteilchen zu gewinnen trachten.</p> + +<p>Der Schmied, oft noch der Wanderschmied, der durch eifriges +Hämmern das unrein erhaltene Produkt dieses primitiven Prozesses +weiter verarbeitet, bedient sich gleichfalls nur höchst einfacher +Werkzeuge. Aber gerade dadurch erregt er unsere Bewunderung, da die +von ihm hergestellten Erzeugnisse im umgekehrten Verhältnisse zu +seinen elenden Werkzeugen stehen. Die Lanzenspitzen der Bongo und +Monbuttu sind von solcher Feinheit, daß sie mit jeder europäischen +Schmiedearbeit den Wettbewerb aushalten. Den Blasebalg kennen wir +schon; er ist beim Schmiede derselbe wie beim Hüttenmann. Der +Amboß ist meist noch ein Stein, seltener ein Stück in den Boden +gelassenes Eisen; ebenso der Hammer.<a id="FNanchor_B_99"></a><a href="#Footnote_B_99" class="fnanchor">[100]</a> Wir können <span class="pagenum"><a id="page40"></a>Seite 40</span> den +letzteren in drei Stadien der Entwickelung verfolgen. Er tritt +zunächst auf als einfacher, länglicher Stein, der mit der sehnigen +Faust erfaßt wird; ein Fortschritt ist es schon, wenn er durch ein +konisches Eisenstück ersetzt und gleichfalls mit der Hand bewegt +wird. Zum Hammerstiel hat der Neger sich nirgends aus eigenem +Triebe emporgeschwungen, wohl aber lernen wir bei ihm einen nicht +uninteressanten Übergang kennen, indem der schwere Schlag- oder +Hammerstein mit einem Lederriemen umfaßt wird, an welchem wieder +Schlingen für die Hand befestigt sind (bei Serracolletts etc.) oder +mit Bastseilen, wie bei den Mangandscha. Zum Schneiden, Formen, +Spalten und Modellieren feiner Teile des rotglühenden Metalles +benutzt man einen einfachen Meißel oder in Ermangelung eines +solchen eine Lanzenspitze. Die Zange besteht im primitivsten Falle +aus ein paar Rindenstücken oder sie ist ein gespaltenes Stück +frisches Holz mit einem laufenden Ringe darüber zum Enger- oder +Weiterstellen dieser Klammer. Einen Fortschritt deutet es an, wenn +dieselbe (wie bei den Barotse) aus Eisen hergestellt wird, doch +noch genau nach dem Modell der hölzernen Zange. Das Drahtziehen +ist bei vielen Negerstämmen bekannt und hier und da wird auch das +Schweißen erwähnt.</p> + +<p>Heute noch steht die afrikanische Eisenindustrie in ihrer alten +urtümlichen Form vor uns, doch dürften ihre Tage gezählt sein, +je mehr der schwarze Kontinent erschlossen und dem weißen +Händler zugängig gemacht wird. Sobald Berührungen mit Europäern +stattfinden, beginnen sich europäische Einwirkungen auf die +Eisenindustrie der Schwarzen einzustellen, so daß man, will +man letztere in ihrer Ursprünglichkeit kennen lernen, sich an +unberührte Stämme halten muß. Die Schmiede in Sennar haben +bereits europäische Hämmer und Zangen angenommen, und die Barotse +am mittleren Zambesi, in einer Gegend, die erst vor dreißig +Jahren bekannt wurde, kennen schon unsere Bohrer, Kugelzieher, +Feilen und Hämmer. Geht so die Ursprünglichkeit im Gewerbe durch +Fremderlerntes zu Grunde, so ist die afrikanische Eisenindustrie +an sich selbst in Frage gestellt durch das Einströmen billiger +europäischer Produkte, mit denen die heimischen Erzeugnisse nicht +zu konkurrieren vermögen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Die Stellung der Schmiede in Afrika.</em> Wo das Eisen im +Volksmunde auftritt und Traditionen von seinem Ursprunge +erzählen, sind häufig sonderbare Vorstellungen mit demselben +verknüpft: dem Schmiede haftet etwas geheimnisvolles an. Das +neue Metall, welches bestimmt war, den Stein zu ersetzen, +ist den alten <span class="pagenum"><a id="page41"></a>Seite 41</span> Geistern, den Elfen und Nixen, die dem +Steinalter entstammen, verhaßt und wird ihnen gefährlich, daher +man denn auch zum Schutze gegen jene Hufeisen an die Stallthüren +nagelt, was in England „noch bei der Hälfte der Stallthüren“ der +Fall ist.<a id="FNanchor_B_100"></a><a href="#Footnote_B_100" class="fnanchor">[101]</a> Ein Messer in den Wirbelwind geworfen, ist in +Deutschland ein Mittel, den in der Windsbraut einherfahrenden +Dämon zu verwunden.<a id="FNanchor_B_101"></a><a href="#Footnote_B_101" class="fnanchor">[102]</a> Nach dem Glauben der ägyptischen Fellahs +haben die Dschinnen großen Respekt vor dem Eisen. Sehen sie eine +Sandhose kommen, so rufen sie dem darin sitzenden Geiste zu: +<i>Chadid ya maschun</i>, Eisen, o Unseliger! und glauben sich +dadurch geschützt.<a id="FNanchor_B_102"></a><a href="#Footnote_B_102" class="fnanchor">[103]</a> Umgekehrt wird es in hieratischen Dingen +damit gehalten: der steinerne Altar wird aus unbehauenen Steinen +errichtet, denn das Eisen entweiht ihn.<a id="FNanchor_B_103"></a><a href="#Footnote_B_103" class="fnanchor">[104]</a> Und so ähnlich noch +vielfach.</p> + +<p>Einheimische Traditionen, welche auf den Ursprung des Eisens in +Afrika hinweisen, sind bisher wenig bekannt geworden, doch dürften +dieselben gewiß nicht fehlen. Während, namentlich in Südafrika, +sich in Sagen und Märchen noch Erinnerungen an die Steinzeit +erhalten haben<a id="FNanchor_B_104"></a><a href="#Footnote_B_104" class="fnanchor">[105]</a>, ist mir nur eine Stelle aufgestoßen, die vom +Ursprunge des Eisens redet. „Die Leute (im Westen des Njassasees) +sagen, die Kunst, das Eisen zu schmelzen, sei ihnen von Chisumpi +gelehrt worden, welches der Name von Mulungu (Gott) ist.“<a id="FNanchor_B_105"></a><a href="#Footnote_B_105" class="fnanchor">[106]</a> Hier +weist also die Tradition auf einen höheren, göttlichen Ursprung +des nützlichen Metalles hin, wie dieses auch bei anderen Völkern +der Fall ist. Damit wird zugleich die afrikanische Eisenkenntnis +in ein hohes Alter hinaufgerückt, wofür auch andererseits die +besondere Stellung, welche die Schmiede einnehmen, spricht. +Es ist dieses jedoch nicht etwa eine spezifisch afrikanische +Erscheinung, sondern bei allen Völkern, wo es Schmiede giebt, +tritt derselbe Fall ein.<a id="FNanchor_B_106"></a><a href="#Footnote_B_106" class="fnanchor">[107]</a> Die afrikanischen Schmiede sind, +unabhängig von geographischer oder ethnographischer Gruppierung, +bald verachtet, bald hochgeehrt und stets klebt ihrer Beschäftigung +etwas geheimnisvolles an, so sehr, daß sie auch, wo sie eine +Pariastellung einnehmen, <span class="pagenum"><a id="page42"></a>Seite 42</span> mit einer gewissen Scheu +betrachtet werden. Die Erklärung, daß die Schmiede, als eine +besondere Kaste bildend, von anderer Abstammung als die übrigen +Mitbewohner eines Landes seien, wird hier nicht immer ausreichen, +wennschon dieselbe sehr oft zutrifft. Wenn ein eroberndes Volk, +welches das Schmiedehandwerk nicht kennt, in dem von ihm besetzten +Lande bereits Schmiede vorfand, welche das Metall zu bearbeiten +verstanden, so mußte es natürlich die ihm fremde, geheimnisvolle +Kunst bewundern, aber auch fürchten. Wegen der augenscheinlichen +Nützlichkeit ließ es aber die Unterjochten bei ihrem Gewerbe, zog +daraus die nötigen Vorteile, verachtete aber die Träger der ihm +ursprünglich fremden Kunst und betrachtete sie gleichsam mit Scheu +als Zauberer und Träger überirdischer Kräfte. Andererseits aber, +wenn die nützliche Kunst ein tiefer stehendes Volk von einem höher +stehenden erlernt hatte, so blieb sie und diejenigen, welche sie +erlernt, in besonderer Gunst und Verehrung; die Schmiede wurden der +bevorzugte Stand.<a id="FNanchor_B_107"></a><a href="#Footnote_B_107" class="fnanchor">[108]</a></p> + +<p>Hoch in Ehren steht der afrikanische Schmied in Congo, wo er +königlicher Abkunft sein soll. Bei den Fan ist der Schmied +zugleich Priester und Medizinmann, und die kleinen, kein Eisen +produzierenden Völker am Ogowé verehren die Blasebälge der Fan in +ihren Fetischhäusern.<a id="FNanchor_B_108"></a><a href="#Footnote_B_108" class="fnanchor">[109]</a> In den Kimbundaländern ist der Schmied +(Kangula) der vornehmste Handwerker; der Schmiedeobermeister +oder „Fürst der Eisenarbeiter“ hat bei Hofe in Bautschi eine +der höchsten Stellen. Dagegen tritt uns die entgegengesetzte +Anschauung, welche einer Pariastellung der Schmiede gleichkommt, +bei mindestens ebensoviel afrikanischen Völkern entgegen. Der +Eisenschmied ist bei den Bari am Weißen Nil verachtet. Ausgestoßen +und verachtet sind die Schmiede (Adschwôn) bei den Dinka; diese +Verachtung ist bei den Dscholofs so groß, daß nicht einmal +ein Sklave in eine <span class="pagenum"><a id="page43"></a>Seite 43</span> Schmiedefamilie hineinheiratet. +Ausgeschlossen aus der Gesellschaft sind die Schmiede bei den +Tibbu. Jemanden dort einen Schmied nennen ist eine Beleidigung, +die nur mit Blut abgewaschen werden kann. Das Handwerk erbt dort +innerhalb der streng geschiedenen Kaste vom Vater auf den Sohn. Der +Grund dieser Pariastellung ist hier um so schwerer zu ergründen, +als, wie <span class="smcap">Nachtigal</span> ausdrücklich hervorhebt, die Schmiede +mit ihren übrigen Landsleuten desselben Ursprunges sind. Auch +in Wadai nimmt der Schmied diese Stellung ein, trotzdem ist ihr +„Sultan“ ein höchst angesehener Mann, der Zutritt zum Harem des +Herrschers hat und bei dessen Thronbesteigung dessen Verwandten +verschneidet. Unter den Somal ist es die Pariakaste der Tumalod, +welche das Schmiedehandwerk betreibt.<a id="FNanchor_B_109"></a><a href="#Footnote_B_109" class="fnanchor">[110]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Die europäische Parallele.</em> Man mag die sogenannte +Bronzeperiode so hoch in die Zeit zurückschieben, wie man will, +so wird sie doch bei den indogermanischen Völkern Europas nicht +bis in eine Periode hineinragen, welche unsere Völker oder deren +damaliges Äquivalent auf einer niedrigeren Kulturstufe antrifft, +als die Afrikaner von heute zeigen. In vielen Stücken, das beweist +die vergleichende Sprachwissenschaft, standen sie entschieden höher +als die gegenwärtigen Neger und es liegt kein innerlicher Grund +vor, daß bei ihnen, wo Feuer und Kohle bekannt und Raseneisenerz +vorhanden war, nicht jener allereinfachste Verhüttungsprozeß +stattgefunden hat, der bis ins vorige Jahrhundert noch in +Deutschland ausgeübt wurde und in Catalonien erst vor nicht langer +Zeit verschwand. Die alte Luppenfrischerei und Stückofenarbeit ist +die echte Parallele zu dem Eisenhüttenwesen der Naturvölker.</p> + +<p>Wenn auch bei <span class="smcap">Homer</span> das Eisen als mühsam dargestellt — +πολὑχμἡτος σἱδηρος — bezeichnet wird und nicht gediegen, +wie Gold, Silber, Kupfer, vorkommt, so ist doch seine Erschmelzung +keine mit besonderer Schwierigkeit verknüpfte Arbeit, wie die +afrikanische Eisenindustrie uns bewiesen hat. Während die Bronze, +eine Legierung aus zwei Metallen, die in den seltensten Fällen +nebeneinander vorkommen, eine weit höhere metallurgische Kunst +<span class="pagenum"><a id="page44"></a>Seite 44</span> und die Kenntnis des Gießens und Formens erfordert, ergeben +weiche Brauneisensteine in heftigem Kohlenfeuer behandelt schon ein +schmiedbares Eisen. Zu dieser Entdeckung kann der Zufall geführt +haben, was bei der Bronze kaum denkbar ist.</p> + +<p>Bei unseren europäischen Vorfahren müssen wir uns die älteste +Darstellung des Eisens gerade so vorstellen, wie wir dieselbe bei +den Negern kennen gelernt haben, und dieses älteste Verfahren +reichte bis in die Neuzeit unverändert herein. Die Geschichte +unseres Eisenhüttenwesens beginnt mit den Luppenfeuern, dem +Schmelzprozeß in Gruben und geht über zu den bis ins vorige +Jahrhundert gebräuchlichen Wolfs- oder Stücköfen, die von +entwickelteren afrikanischen Öfen nicht sehr verschieden waren und +gleich diesen kein flüssiges Roheisen, sondern ein ungeschmolzenes, +stahlartiges Eisen lieferten.</p> + +<p>Die Überreste des alten Eisenhüttenbetriebes in Deutschland sind +gar nicht so selten; sie werden mehr und mehr aufgefunden, seit +man seine Aufmerksamkeit darauf wendet. Am Hüttenberger Erzberge +in Steiermark deuten alte Halden und Schmelzgruben auf derartige +Eisenindustrie. Erst wenige Jahrhunderte sind darüber verflossen, +daß in der dortigen Gegend noch jeder einzelne Grundbesitzer +und Höfler bei seinem Hause am Erzberge kleine 2-3 m hohe Öfen +besaß, in denen mit Kohlen die den alten Erzgängen geraubten +Erze verhüttet wurden. Noch sind die alten Ofenruinen zahlreich +vorhanden. Älter als diese sind die gleichfalls vorhandenen +Gruben, die einfach in den ebenen Thalboden gegraben, mit Lehm +ausgeschlagen sind und keinen Luftkanal an der unteren Bodenfläche +zeigen. Graf <span class="smcap">Wurmbrand</span> fand in solchen wenig reduzierten +Eisenstein, Schlacken und rohe Topfscherben.<a id="FNanchor_B_110"></a><a href="#Footnote_B_110" class="fnanchor">[111]</a> Auch ganz ähnlich +gestaltete römische Schmelzgruben hat Graf <span class="smcap">Wurmbrand</span> in +der dortigen Gegend nachgewiesen und schließlich hat derselbe +Forscher das alte Schmelzverfahren in Gruben unter Zuhilfenahme +eines einfachen Blasebalges nachgeahmt, wobei Holzkohle und +geröstetes Erz schichtenweise gelagert wurde. In 48 Stunden +reduzierte er 12,5 kg Eisen, das nach seiner Abkühlung sich gleich +zu Lanzenspitzen verarbeiten ließ.<a id="FNanchor_B_111"></a><a href="#Footnote_B_111" class="fnanchor">[112]</a></p> + +<p>Über alte Eisenschmelzen im Posenschen, wo in der primitivsten +Weise Raseneisensteine ausgeschmolzen wurden, berichtet <span class="smcap">W. +Schwartz</span><a id="FNanchor_B_112"></a><a href="#Footnote_B_112" class="fnanchor">[113]</a>, über ganz ähnliche in der Lausitz und Westfalen +<span class="pagenum"><a id="page45"></a>Seite 45</span> Bergrat <span class="smcap">Viedenz</span><a id="FNanchor_B_113"></a><a href="#Footnote_B_113" class="fnanchor">[114]</a>; ungeheuere Schlackenhaufen, +Reste prähistorischer Eisenwerke bei Ramsen in der Pfalz, fand +<span class="smcap">C. Mehlis</span><a id="FNanchor_B_114"></a><a href="#Footnote_B_114" class="fnanchor">[115]</a>, sehr große alte Schlackenhalden, die +Reste eines etwas komplizierteren Schmelzverfahrens (mit Tiegeln), +entdeckte <span class="smcap">H. Wankel</span> nördlich von Brünn bei Ruditz und +Habruwka.<a id="FNanchor_B_115"></a><a href="#Footnote_B_115" class="fnanchor">[116]</a> <span class="smcap">Mehlis</span> hat endlich auch die altrömischen +Eisenwerke von Rufiana (Eisenberg) in der Pfalz mit ihren Öfen, +Düsen und Luppen wieder an das Tageslicht gezogen.<a id="FNanchor_B_116"></a><a href="#Footnote_B_116" class="fnanchor">[117]</a></p> + +<p>Überall war zu jenen Zeiten die Eisendarstellung in Europa nur ein +Handwerk, wie es bei den Negern betrieben wurde, keineswegs eine +Fabrikation. Die ganzen notwendigen mechanischen Leistungen, wie +die Windgebung und das Aushämmern der mit Schlacken verunreinigten, +im primitiven Schmelzofen erhaltenen Eisenluppen, wurden durch der +Hände Arbeit besorgt; von irgend welchen Maschinen ist bei unseren +Vorfahren so wenig wie bei den Negern die Rede gewesen.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_B_1"></a><a href="#FNanchor_B_1"><span class="label">2</span></a> <span class="smcap">Soldi</span> in Bull. soc. d'Anthropol. 1881. 34 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_B_2"></a><a href="#FNanchor_B_2"><span class="label">3</span></a> <span class="smcap">Lepsius</span> in Verhandl. Berliner Anthropol. Ges. +1873. 63. 64.</p> + +<p><a id="Footnote_B_3"></a><a href="#FNanchor_B_3"><span class="label">4</span></a> Manners and Customs of the ancient Egyptians. III. +247.</p> + +<p><a id="Footnote_B_4"></a><a href="#FNanchor_B_4"><span class="label">5</span></a> Zeitschrift f. ägyptische Sprache 1871. 19.</p> + +<p><a id="Footnote_B_5"></a><a href="#FNanchor_B_5"><span class="label">6</span></a> Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. 102. +Abhandlungen der Berl. Akad. der Wissenschaften 1871.</p> + +<p><a id="Footnote_B_6"></a><a href="#FNanchor_B_6"><span class="label">7</span></a> <span class="smcap">Wilkinson</span>, Manners and Customs. III. 246. It +lies in the eastern desert, between the Nile and the Red Sea, at a +place called Hammámi, and was discovered by my friend Mr. Burton, +who visited it in 1822 and found the metal to be in the form of +specular and red iron ore.</p> + +<p><a id="Footnote_B_7"></a><a href="#FNanchor_B_7"><span class="label">8</span></a> <span class="smcap">Lepsius</span> a. a. O. 107. 112.</p> + +<p><a id="Footnote_B_8"></a><a href="#FNanchor_B_8"><span class="label">9</span></a> „Altes Eisen.“ Allgemeine Zeitung, 12. Januar 1868.</p> + +<p><a id="Footnote_B_9"></a><a href="#FNanchor_B_9"><span class="label">10</span></a> Das Meteoreisen in technischer und kulturhistorischer +Beziehung. Arch. f. Anthropol. XII. 297 (1880).</p> + +<p><a id="Footnote_B_10"></a><a href="#FNanchor_B_10"><span class="label">11</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Artes africanae Taf. XIV. Fig. +5-7 und <span class="smcap">Wilkinson</span>, Ancient Egyptians II. 287.</p> + +<p><a id="Footnote_B_11"></a><a href="#FNanchor_B_11"><span class="label">12</span></a> <span class="smcap">Wilkinson</span> a. a. O. III. 339.</p> + +<p><a id="Footnote_B_12"></a><a href="#FNanchor_B_12"><span class="label">13</span></a> Jeremias 6, 20.</p> + +<p><a id="Footnote_B_13"></a><a href="#FNanchor_B_13"><span class="label">14</span></a> <span class="smcap">Klunzinger</span>, Bilder aus Oberägypten. Stuttg. +1877. 13.</p> + +<p><a id="Footnote_B_14"></a><a href="#FNanchor_B_14"><span class="label">15</span></a> Editio <span class="smcap">Fabricius</span>. Leipzig 1883. 42.</p> + +<p><a id="Footnote_B_15"></a><a href="#FNanchor_B_15"><span class="label">16</span></a> III. 49, 4.</p> + +<p><a id="Footnote_B_16"></a><a href="#FNanchor_B_16"><span class="label">17</span></a> II. 19 in <span class="smcap">Karl Müller</span>'s Geographi graeci +minores. Par. 1855.</p> + +<p><a id="Footnote_B_17"></a><a href="#FNanchor_B_17"><span class="label">18</span></a> <span class="smcap">Strabo</span> 771. 772. ed. <span class="smcap">Casaub</span>.</p> + +<p><a id="Footnote_B_18"></a><a href="#FNanchor_B_18"><span class="label">19</span></a> <span class="smcap">Morlang</span>, in <span class="smcap">Petermann</span>'s Mittheil. +Ergänzungsband II. (122).</p> + +<p><a id="Footnote_B_19"></a><a href="#FNanchor_B_19"><span class="label">20</span></a> <span class="smcap">Pogge</span>, Muata Jamwo. Berlin 1880. 238.</p> + +<p><a id="Footnote_B_20"></a><a href="#FNanchor_B_20"><span class="label">21</span></a> <span class="smcap">Bleek</span>, Reinecke Fuchs in Afrika. Weimar +1870. 71.</p> + +<p><a id="Footnote_B_21"></a><a href="#FNanchor_B_21"><span class="label">22</span></a> Die Steinzeit Afrikas. Globus XLI. 169 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_B_22"></a><a href="#FNanchor_B_22"><span class="label">23</span></a> Durchbohrte Steine vom Tanganjikasee beschreibt +<span class="smcap">Hore</span> in Proc. Roy. geogr. Soc., 1882. 7. Durchbohrte +Porphyrsteine, die Zauberkraft besitzen sollen und deren +ursprüngliche Verwendung den Leuten bereits unbekannt war, +<span class="smcap">Livingstone</span> in Centralafrika. (Letzte Reise, deutsche +Ausgabe I. 271.)</p> + +<p><a id="Footnote_B_23"></a><a href="#FNanchor_B_23"><span class="label">24</span></a> Sprachvergleichung und Urgeschichte. Jena 1883. 218 +Anm.</p> + +<p><a id="Footnote_B_24"></a><a href="#FNanchor_B_24"><span class="label">25</span></a> <span class="smcap">Purchas</span>, Pilgrims I. 118. 133. 275. 417.</p> + +<p><a id="Footnote_B_25"></a><a href="#FNanchor_B_25"><span class="label">26</span></a> <span class="smcap">Sanderson</span> im Journ. Anthropol. Instit. VIII. +17 (1879).</p> + +<p><a id="Footnote_B_26"></a><a href="#FNanchor_B_26"><span class="label">27</span></a> <span class="smcap">Hutchinson</span>, Western Africa. London 1858. +192.</p> + +<p><a id="Footnote_B_27"></a><a href="#FNanchor_B_27"><span class="label">28</span></a> Reise im Gebiete des Blauen und Weißen Nil. Wien +1874. 33, Taf. 2.</p> + +<p><a id="Footnote_B_28"></a><a href="#FNanchor_B_28"><span class="label">29</span></a> <span class="smcap">Wilhelm v. Harnier</span>'s Reise am oberen Nil. +Darmstadt 1866. Taf. XIX.</p> + +<p><a id="Footnote_B_29"></a><a href="#FNanchor_B_29"><span class="label">30</span></a> <span class="smcap">S. W. Baker</span>, Der Albert Nyanza. Jena 1867. +I. 182.</p> + +<p><a id="Footnote_B_30"></a><a href="#FNanchor_B_30"><span class="label">31</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Im Herzen von Afrika. I. 224. +227.</p> + +<p><a id="Footnote_B_31"></a><a href="#FNanchor_B_31"><span class="label">32</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Artes africanae. Leipzig 1875. +Taf. II.</p> + +<p><a id="Footnote_B_32"></a><a href="#FNanchor_B_32"><span class="label">33</span></a> <span class="smcap">John Petherick</span>, Egypt, the Soudan and +Central-Africa. Edinburg 1861. 396.</p> + +<p><a id="Footnote_B_33"></a><a href="#FNanchor_B_33"><span class="label">34</span></a> <span class="smcap">Th. v. Heuglin</span>, Reise in das Gebiet des +Weißen Nil. Leipzig und Heidelberg 1869. 196.</p> + +<p><a id="Footnote_B_34"></a><a href="#FNanchor_B_34"><span class="label">35</span></a> Artes africanae taf. V.</p> + +<p><a id="Footnote_B_35"></a><a href="#FNanchor_B_35"><span class="label">36</span></a> A. a. O. 197.</p> + +<p><a id="Footnote_B_36"></a><a href="#FNanchor_B_36"><span class="label">37</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Im Herzen von Afrika. II. 116.</p> + +<p><a id="Footnote_B_37"></a><a href="#FNanchor_B_37"><span class="label">38</span></a> <span class="smcap">Wilson</span> und <span class="smcap">Felkin</span>, Uganda, deutsch. +Stuttgart 1883. I. 73.</p> + +<p><a id="Footnote_B_38"></a><a href="#FNanchor_B_38"><span class="label">39</span></a> A. a. O. I. 89.</p> + +<p><a id="Footnote_B_39"></a><a href="#FNanchor_B_39"><span class="label">40</span></a> <span class="smcap">Stanley</span>, Durch den dunklen Weltteil. I. 514.</p> + +<p><a id="Footnote_B_40"></a><a href="#FNanchor_B_40"><span class="label">41</span></a> <span class="smcap">Stanley</span> a. a. O. II. 156.</p> + +<p><a id="Footnote_B_41"></a><a href="#FNanchor_B_41"><span class="label">42</span></a> Journal Anthropol. Instit. VI. 170. +<span class="smcap">Livingstone</span> (Letzte Reise II. 174) kam in dieser Gegend an +30 Schmelzhütten vorüber.</p> + +<p><a id="Footnote_B_42"></a><a href="#FNanchor_B_42"><span class="label">43</span></a> <span class="smcap">Cameron</span>, Quer durch Afrika. I. 291. 293.</p> + +<p><a id="Footnote_B_43"></a><a href="#FNanchor_B_43"><span class="label">44</span></a> <span class="smcap">Cameron</span> a. a. O. I. 319.</p> + +<p><a id="Footnote_B_44"></a><a href="#FNanchor_B_44"><span class="label">45</span></a> <span class="smcap">Cameron</span> a. a. O. I. 320.</p> + +<p><a id="Footnote_B_45"></a><a href="#FNanchor_B_45"><span class="label">46</span></a> <span class="smcap">Cameron</span> a. a. O. II. 44.</p> + +<p><a id="Footnote_B_46"></a><a href="#FNanchor_B_46"><span class="label">47</span></a> <span class="smcap">Cameron</span> a. a. O. II. 157.</p> + +<p><a id="Footnote_B_47"></a><a href="#FNanchor_B_47"><span class="label">48</span></a> <span class="smcap">Pogge</span>, Im Reiche des Muata Jamwo. Berlin +1880. 238.</p> + +<p><a id="Footnote_B_48"></a><a href="#FNanchor_B_48"><span class="label">49</span></a> <span class="smcap">O. Schütt</span>, Reisen im südwestlichen Becken +des Kongo. Berlin 1881. 128.</p> + +<p><a id="Footnote_B_49"></a><a href="#FNanchor_B_49"><span class="label">50</span></a> Reisen in Südafrika. Pest und Leipzig 1859. 384. 376.</p> + +<p><a id="Footnote_B_50"></a><a href="#FNanchor_B_50"><span class="label">51</span></a> <span class="smcap">Serpa Pinto</span>'s Wanderung quer durch Afrika. +Leipzig 1881. I. 118.</p> + +<p><a id="Footnote_B_51"></a><a href="#FNanchor_B_51"><span class="label">52</span></a> <span class="smcap">Serpa Pinto</span> I. 236. II. 31.</p> + +<p><a id="Footnote_B_52"></a><a href="#FNanchor_B_52"><span class="label">53</span></a> <span class="smcap">Jos. Thomson</span>, Expedition nach den Seen von +Centralafrika. Jena 1882. II. 209. I. 227.</p> + +<p><a id="Footnote_B_53"></a><a href="#FNanchor_B_53"><span class="label">54</span></a> <span class="smcap">Burton</span>, Lake Regions of Central Africa. +London 1860. II. 312.</p> + +<p><a id="Footnote_B_54"></a><a href="#FNanchor_B_54"><span class="label">55</span></a> <span class="smcap">v. d. Decken</span>s Reisen II. 17. 19.</p> + +<p><a id="Footnote_B_55"></a><a href="#FNanchor_B_55"><span class="label">56</span></a> <span class="smcap">Burton</span> a. a. O. II. 312.</p> + +<p><a id="Footnote_B_56"></a><a href="#FNanchor_B_56"><span class="label">57</span></a> <span class="smcap">v. d. Decken</span> a. a. O. II. 19.</p> + +<p><a id="Footnote_B_57"></a><a href="#FNanchor_B_57"><span class="label">58</span></a> <span class="smcap">v. d. Decken</span> II. 19.</p> + +<p><a id="Footnote_B_58"></a><a href="#FNanchor_B_58"><span class="label">59</span></a> Blauer und Weißer Nil. Taf. II.</p> + +<p><a id="Footnote_B_59"></a><a href="#FNanchor_B_59"><span class="label">60</span></a> <a id="FN60">Expedition</a> to the Zambezi. 113.</p> + +<p><a id="Footnote_B_60"></a><a href="#FNanchor_B_60"><span class="label">61</span></a> Proceedings R. Geogr. Soc. 1883. 586.</p> + +<p><a id="Footnote_B_61"></a><a href="#FNanchor_B_61"><span class="label">62</span></a> <span class="smcap">David Livingstone</span>'s Letzte Reise, deutsch. +Hamburg 1875. I. 183.</p> + +<p><a id="Footnote_B_62"></a><a href="#FNanchor_B_62"><span class="label">63</span></a> +<span class="smcap">Livingstone</span>, <a id="FN63">Expedition</a> to the Zambezi. +London 1865. 113.</p> + +<p><a id="Footnote_B_63"></a><a href="#FNanchor_B_63"><span class="label">64</span></a> Letzte Reise I. 180.</p> + +<p><a id="Footnote_B_64"></a><a href="#FNanchor_B_64"><span class="label">65</span></a> <span class="smcap">Monteiro</span>, Der Muata Cazembe. Deutsch von +<span class="smcap">W. Peters</span> in Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. VI. 268. +Berlin 1856.</p> + +<p><a id="Footnote_B_65"></a><a href="#FNanchor_B_65"><span class="label">66</span></a> Proceed. R. Geogr. Soc. 1883. 531.</p> + +<p><a id="Footnote_B_66"></a><a href="#FNanchor_B_66"><span class="label">67</span></a> <span class="smcap">Du Chaillu</span>, Equatorial Africa. London 1861. +90. — <span class="smcap">O. Lenz</span>, Skizzen aus Westafrika. Berlin 1878. 85.</p> + +<p><a id="Footnote_B_67"></a><a href="#FNanchor_B_67"><span class="label">68</span></a> <span class="smcap">Lenz</span> a. a. O. 274.</p> + +<p><a id="Footnote_B_68"></a><a href="#FNanchor_B_68"><span class="label">69</span></a> <span class="smcap">Mungo Park</span>'s Reise in das Innere von Afrika. +Deutsch. Hamburg 1799. 32.</p> + +<p><a id="Footnote_B_69"></a><a href="#FNanchor_B_69"><span class="label">70</span></a> <span class="smcap">Rohlfs</span>, Quer durch Afrika. II. 62. — +<span class="smcap">Nachtigal</span> im Globus XXIV. 231.</p> + +<p><a id="Footnote_B_70"></a><a href="#FNanchor_B_70"><span class="label">71</span></a> Mitt. Hamburg. Geogr. Ges. 1878-79. 316. Tafel 8, +Fig. 9.</p> + +<p><a id="Footnote_B_71"></a><a href="#FNanchor_B_71"><span class="label">72</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Im Herzen von Afrika. I. 224. +306.</p> + +<p><a id="Footnote_B_72"></a><a href="#FNanchor_B_72"><span class="label">73</span></a> <span class="smcap">Bastian</span>, Geogr. und ethnolog. Bilder. Jena +1873. 171.</p> + +<p><a id="Footnote_B_73"></a><a href="#FNanchor_B_73"><span class="label">74</span></a> <span class="smcap">L. Wilson</span>, Western Africa. London 1856. 304.</p> + +<p><a id="Footnote_B_74"></a><a href="#FNanchor_B_74"><span class="label">75</span></a> <span class="smcap">H. Barth</span>, Reisen. II. 154. 157. 158.</p> + +<p><a id="Footnote_B_75"></a><a href="#FNanchor_B_75"><span class="label">76</span></a> <span class="smcap">Nachtigal</span>, Sahara und Sudan. I. 457. 451.</p> + +<p><a id="Footnote_B_76"></a><a href="#FNanchor_B_76"><span class="label">77</span></a> <span class="smcap">Nachtigal</span> a. a. O. I. 680. Der Blasebalg +wird in Bornu durch ein Onomatopoeon: <i>bubutu</i> bezeichnet +(<span class="smcap">Barth</span>, Reisen II. 458).</p> + +<p><a id="Footnote_B_77"></a><a href="#FNanchor_B_77"><span class="label">78</span></a> <span class="smcap">Barth</span> a. a. O. II. 645. III. 400.</p> + +<p><a id="Footnote_B_78"></a><a href="#FNanchor_B_78"><span class="label">79</span></a> <span class="smcap">Rohlfs</span>, Quer durch Afrika. II. 207.</p> + +<p><a id="Footnote_B_79"></a><a href="#FNanchor_B_79"><span class="label">80</span></a> <span class="smcap">Doelter</span>, Über die Capverden nach dem Rio +Grande. Leipzig 1884. 224.</p> + +<p><a id="Footnote_B_80"></a><a href="#FNanchor_B_80"><span class="label">81</span></a> Tour du Monde. III. 388 (1861).</p> + +<p><a id="Footnote_B_81"></a><a href="#FNanchor_B_81"><span class="label">82</span></a> <span class="smcap">Mollien</span>, Reise in das Innere von Afrika. +Weimar 1820. 226.</p> + +<p><a id="Footnote_B_82"></a><a href="#FNanchor_B_82"><span class="label">83</span></a> <span class="smcap">Mungo Park</span>'s Reise in das Innere von Afrika. +Hamburg 1799. 332.</p> + +<p><a id="Footnote_B_83"></a><a href="#FNanchor_B_83"><span class="label">84</span></a> <span class="smcap">Doelter</span>, Über die Capverden nach dem Rio +Grande. Leipzig 1884. 178.</p> + +<p><a id="Footnote_B_84"></a><a href="#FNanchor_B_84"><span class="label">85</span></a> <span class="smcap">Bowdich</span>, Mission nach Ashantee. Weimar 1820. +S. 417.</p> + +<p><a id="Footnote_B_85"></a><a href="#FNanchor_B_85"><span class="label">86</span></a> <span class="smcap">Fritsch</span>, Eingeborene Südafrikas. 434.</p> + +<p><a id="Footnote_B_86"></a><a href="#FNanchor_B_86"><span class="label">87</span></a> <span class="smcap">Peter Kolben</span>'s Beschreibung des Vorgebirges +der guten Hoffnung. Frankfurt und Leipzig 1745. 177.</p> + +<p><a id="Footnote_B_87"></a><a href="#FNanchor_B_87"><span class="label">88</span></a> <span class="smcap">Fritsch</span> a. a. O. 72.</p> + +<p><a id="Footnote_B_88"></a><a href="#FNanchor_B_88"><span class="label">89</span></a> <span class="smcap">Fritsch</span> a. a. O. 71. 72.</p> + +<p><a id="Footnote_B_89"></a><a href="#FNanchor_B_89"><span class="label">90</span></a> <span class="smcap">Kranz</span>, Natur- und Kulturleben der Zulus. +Wiesbaden 1880. 66.</p> + +<p><a id="Footnote_B_90"></a><a href="#FNanchor_B_90"><span class="label">91</span></a> <span class="smcap">Fritsch</span> a. a. O. 172.</p> + +<p><a id="Footnote_B_91"></a><a href="#FNanchor_B_91"><span class="label">92</span></a> <span class="smcap">Holub</span> in den Mitt. der Wiener geograph. Ges. +1879. 321. 322.</p> + +<p><a id="Footnote_B_92"></a><a href="#FNanchor_B_92"><span class="label">93</span></a> Nur noch die Gerberei wird bei den Mandingo von +den von Stadt zu Stadt reisenden Karrankea oder Gaungay zünftig +betrieben, während die übrigen Einwohner sich nicht damit abgeben +(<span class="smcap">Mungo Park</span>'s Reise in das Innere von Afrika. Hamburg +1799. 330).</p> + +<p><a id="Footnote_B_93"></a><a href="#FNanchor_B_93"><span class="label">94</span></a> <span class="smcap">Thomson</span>, Expedition nach den Seen von +Centralafrika. II. 209.</p> + +<p><a id="Footnote_B_94"></a><a href="#FNanchor_B_94"><span class="label">95</span></a> <span class="smcap">Petermann</span>'s Geographische Mitteilungen. +1882. Taf. 1.</p> + +<p><a id="Footnote_B_95"></a><a href="#FNanchor_B_95"><span class="label">96</span></a> Ausland. 1883. S. 850.</p> + +<p><a id="Footnote_B_96"></a><a href="#FNanchor_B_96"><span class="label">97</span></a> <span class="smcap">Doelter</span>, Über die Capverden nach dem Rio +Grande. Leipzig 1884. 220 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_B_97"></a><a href="#FNanchor_B_97"><span class="label">98</span></a> <span class="smcap">Lichtenstein</span>, Reise im südlichen Afrika. +Berlin 1812. 523.</p> + +<p><a id="Footnote_B_98"></a><a href="#FNanchor_B_98"><span class="label">99</span></a> <span class="smcap">Serpa Pinto</span> a. a. O. I. 236. Diese Art des +Härtens war schon zur Homerischen Zeit bekannt, wie aus der Stelle +hervorgeht, wo Odysseus den Polyphem blendet, Odyssee IX. 393-395:</p> + +<div class="poetry-container"> +<div class="poetry"> + <div class="stanza"> + <div class="verse indent2">So wie der Erzarbeiter die Holzaxt oder das Schlichtbeil</div> + <div class="verse indent2">In abkühlendes Wasser mit mächtigem Zischen hinabtaucht,</div> + <div class="verse indent2">Um es zu härten mit Kunst; das giebt ja dem Eisen die Stärke.</div> + </div> +</div> +</div> + +<p><a id="Footnote_B_99"></a><a href="#FNanchor_B_99"><span class="label">100</span></a> Auch bei unseren indogermanischen Vorfahren +bestanden die ursprünglichen Schmiedewerkzeuge aus Stein; Beweis +dafür die Häufigkeit der Namen dieser Werkzeuge, welche aus dem +Worte für Stein (Sanskrit <i>áçman</i> = Altslavisch <i>kamen</i>) +hervorgehen. Hierher gehören im Germanischen altnordisch +<i>hamarr</i> = althochdeutsch <i>hamar</i> und griechisch <i>κἁμινος</i> +, Ofen. Im Sanskrit <i>áçman</i> Hammer und Amboß.</p> + +<p><a id="Footnote_B_100"></a><a href="#FNanchor_B_100"><span class="label">101</span></a> <span class="smcap">Tylor</span>, Anfänge der Kultur. I. 140.</p> + +<p><a id="Footnote_B_101"></a><a href="#FNanchor_B_101"><span class="label">102</span></a> <span class="smcap">Schönwerth</span>, Aus der Oberpfalz. II. 113.</p> + +<p><a id="Footnote_B_102"></a><a href="#FNanchor_B_102"><span class="label">103</span></a> <span class="smcap">Mannhardt</span>, Baumkultus. Berlin 1875. 132.</p> + +<p><a id="Footnote_B_103"></a><a href="#FNanchor_B_103"><span class="label">104</span></a> 2 Mos. 20, 25.</p> + +<p><a id="Footnote_B_104"></a><a href="#FNanchor_B_104"><span class="label">105</span></a> Vergl. das Hereromärchen in <span class="smcap">Bleek</span>, Reinecke +Fuchs in Afrika. Weimar 1870. 71.</p> + +<p><a id="Footnote_B_105"></a><a href="#FNanchor_B_105"><span class="label">106</span></a> <span class="smcap">D. Livingstone</span>'s Letzte Reise. Deutsch. +Hamburg 1875. I. 183.</p> + +<p><a id="Footnote_B_106"></a><a href="#FNanchor_B_106"><span class="label">107</span></a> <span class="smcap">R. Andree</span>, Ethnographische Parallelen. +Stuttgart 1878. 153. „Der Schmied.“</p> + +<p><a id="Footnote_B_107"></a><a href="#FNanchor_B_107"><span class="label">108</span></a> Es läßt sich historisch nachweisen, wie Schmiede +und Metallarbeiter von den Siegern in deren Land verpflanzt +wurden, wo sie, dem besiegten Stamme angehörig, nun eine Kaste +bildeten. Nebukadnezar führte die Schmiede aus Juda nach Babel +(2 Kön. 24, 14) und der Inka Yupanqui brachte die Metallarbeiter +des von ihm eroberten Reiches Chimu nach seiner Hauptstadt Cuzco +(<span class="smcap">Squier</span>, Peru. London 1877. 170).</p> + +<p><a id="Footnote_B_108"></a><a href="#FNanchor_B_108"><span class="label">109</span></a> Es möge hierzu eine indische Parallele Platz finden. +Bei den Bhils, einem der wilden Urstämme Vorderindiens, steht +das Eisen in hoher Verehrung. Lanzenspitzen oder Pflugscharen +werden an Baumzweige gehängt und diesem Eisen widmet der Bhil die +Erstlingsfrüchte der Ernte oder Teile seiner Beute. Der Ursprung +dieses Brauches soll in die Zeit der Einführung des Eisens bei den +Bhils zurückreichen. <span class="smcap">L. Rousselet</span>, Revue d'Anthropol. II. +61. 1873.</p> + +<p><a id="Footnote_B_109"></a><a href="#FNanchor_B_109"><span class="label">110</span></a> <span class="smcap">Bastian</span>, San Salvador. 161. — +<span class="smcap">Lenz</span>, Skizzen aus Westafrika. 85. — <span class="smcap">Magyar</span>, +Reisen in Südafrika. I. 338. — <span class="smcap">Rohlfs</span>, Quer durch +Afrika. II. 156. — <span class="smcap">v. Harnier</span> in <span class="smcap">Petermann</span>'s +Ergänzungsheft No. 10. 133. — <span class="smcap">Pruyssenaere</span> daselbst No. +50. 25. — <span class="smcap">Mollien</span>, Reise in das Innere von Afrika. 49. +— <span class="smcap">Nachtigal</span>, Sahara und Sudan. I. 443. — Derselbe in +Zeitschrift der Ges. f. Erdkunde zu Berlin. VI. 533 und XII. 43. — +<span class="smcap">Hildebrandt</span> in Zeitschrift für Ethnologie. 1875. 4.</p> + +<p><a id="Footnote_B_110"></a><a href="#FNanchor_B_110"><span class="label">111</span></a> Arch. f. Anthropologie. XI. 401.</p> + +<p><a id="Footnote_B_111"></a><a href="#FNanchor_B_111"><span class="label">112</span></a> Korrespondenzblatt d. deutsch. Anthropol. Ges. 1877. +151.</p> + +<p><a id="Footnote_B_112"></a><a href="#FNanchor_B_112"><span class="label">113</span></a> Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1881. 88.</p> + +<p><a id="Footnote_B_113"></a><a href="#FNanchor_B_113"><span class="label">114</span></a> Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1881. 133.</p> + +<p><a id="Footnote_B_114"></a><a href="#FNanchor_B_114"><span class="label">115</span></a> Korrespondenzblatt. 1878. 73.</p> + +<p><a id="Footnote_B_115"></a><a href="#FNanchor_B_115"><span class="label">116</span></a> Mitt. d. Wiener Anthropol. Ges. VIII. 312.</p> + +<p><a id="Footnote_B_116"></a><a href="#FNanchor_B_116"><span class="label">117</span></a> Korrespondenzblatt. 1883. 147.</p> +</div> + + + + +<h2>Das Kupfer bei den Nigritiern.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Vorkommen und Darstellung.</em> Kupfer gehört in Afrika zu den +nicht selten vorkommenden, in der Ausbeute aber auf einige wenige +Lokalitäten beschränkten Metallen. Seit alter Zeit wird es im +Norden wie im Süden von den Eingeborenen erschmolzen und in den +Handel gebracht. Daß es als gediegenes Metall zur direkten kalten +Verarbeitung gelange, ist mir für Afrika nicht bekannt geworden. +Die Hauptvorkommnisse, von denen aus es auf Handelswegen weit und +breit über den Kontinent verbreitet wird, sind folgende:</p> + +<p>Zunächst die vielfach genannte Hofrat e Nahhas im Süden von Darfur. +<span class="smcap">Russegger</span>, der zuerst diese Kupferbergwerke erwähnt, +gab an, daß das Metall dort gediegen in Form feiner Gräupchen +vorkomme.<a id="FNanchor_C_1"></a><a href="#Footnote_C_1" class="fnanchor">[118]</a> Indessen dieses beruht auf falschen Erkundigungen. +Nach den von <span class="smcap">v. Heuglin</span> eingezogenen Nachrichten wird das +Kupfer <span class="pagenum"><a id="page46"></a>Seite 46</span> dort metallurgisch gewonnen. „Die Kupfererze werden +an Schluchten gebrochen, gewaschen und in einer Vertiefung mit +Kohle geschichtet. Zwei bis drei Schafhäute dienen den Arbeitern +als Blasebälge. Beim Niedergehen des Satzes entwickelt sich eine +giftige grüne Flamme. Das Ausbringen eines Schmelzprozesses beträgt +zwischen 12 bis 15 Rottel schönes Rotkupfer.“<a id="FNanchor_C_2"></a><a href="#Footnote_C_2" class="fnanchor">[119]</a></p> + +<p><span class="smcap">Schweinfurth</span> sah das Kupfer von Hofrat e Nahhas im Handel +in der Form geschmiedeter kantiger, sehr plumper Ringe von 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub> +bis 25 kg Gewicht und in <sup>1</sup>/<sub>2</sub> oder 1 kg schweren, länglich ovalen +Barren oder Kuchen von ziemlich unreiner Gußmasse. Er zahlte für +40 kg 75 Mariatheresiathaler. Auch von dem kupferhaltigen Mineral +erhielt <span class="smcap">Schweinfurth</span> Proben; es bestand aus Kies- und +Quarzstücken mit Malachitbeschlag.<a id="FNanchor_C_3"></a><a href="#Footnote_C_3" class="fnanchor">[120]</a> Wie weit dieses Kupfer +von Hofrat in Afrika durch den Handel verbreitet wird, erkennen +wir aus der Angabe von <span class="smcap">Heinrich Barth</span><a id="FNanchor_C_4"></a><a href="#Footnote_C_4" class="fnanchor">[121]</a>, daß es, über +Wadai kommend, auf dem Markte von Kano den hauptsächlichsten Vorrat +ausmacht und hier in Konkurrenz mit dem europäischen, über Tripolis +importierten Kupfer tritt.</p> + +<p>Hofrat e Nahhas ist zum ersten Male im Jahre 1876 von dem +Amerikaner <span class="smcap">Purdy</span> besucht worden, dessen Bericht<a id="FNanchor_C_5"></a><a href="#Footnote_C_5" class="fnanchor">[122]</a> +ich vollständig hier wiedergeben will. „Heufrah,“ schreibt er, +„liegt auf dem rechten Ufer des Bahr-el-Fertit, einem Zuflusse +des Bahr-el-Arab. Das Dorf ist von dem Flusse eine halbe Meile +(<i>mille</i>) entfernt und die im Sudan so berühmten Kupferwerke +liegen einen Kilometer südwestlich vom Dorfe. Die Mineralader ist +schon in weiter Entfernung sichtbar; sie tritt etwa 50 cm über +die Oberfläche des Bodens hervor und verläuft von Nordwest nach +Südost. Man hat hier eine etwa 140 m lange, 14 m breite und 2-3 m +tiefe Ausgrabung gemacht. Aus dieser Aushöhlung ist eine große +Menge Mineral herausgefördert worden; etwas weiter westlich hat man +einen 8,5 m tiefen Schacht abgeteuft, der eine weißliche Thonmasse +durchsetzt. Die Arbeiter benutzen nicht das ganze Mineral, sondern +nur den kupferreichsten Teil desselben, ein fast reines Karbonat +oder Bikarbonat. Die Ausschmelzung erfolgt in einfachen Thonöfen. +Die gemachten Beobachtungen berechtigen zu dem Glauben, daß man +<span class="pagenum"><a id="page47"></a>Seite 47</span> hier eine große Menge dieses guten Minerals finden kann. +Die Minen liegen etwa 28 m über dem Hochwasser des Bahr-el-Fertit. +Die oben erwähnte Erzader ist die einzige, welche heute bearbeitet +wird. Doch findet man in einem Umkreise von 500 m unzählige +alte Schächte. Heufrah liegt unter 9° 48´ 24´´ nördl. Br. und +24° 05´ 38´´ östl. L. v. Gr. Das Land ist ringsum durchaus eben und +der Horizont nirgends von Bergen begrenzt.“</p> + +<p>Leider erfahren wir von diesem einzigen Augenzeugen gar nichts +näheres über den eigentlichen metallurgischen Prozeß. Es wäre aber +gerade sehr wünschenswert, daß über diese primitive Ausbringung +der Kupfererze uns Kunde würde, da das Kupfer denn doch nicht +so einfach wie das Eisen darzustellen ist, wenigstens nicht das +„gare“, für die Technik verwendbare Kupfer, welches erst eine +Raffinierung durchgemacht haben muß, wie dieselbe auch in Indien +ausgeführt wird.</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img016"></a> +<img src="images/img016.jpg" width="300" height="206" alt="Fig. 15."> +<p>Fig. 15. Handakupferbarre. Nach <span class="smcap">Cameron</span>.</p> +</div> + +<p>Ein zweites und für die Verbreitung des Kupfers in Afrika wichtiges +Vorkommen ist jenes von Katanga, welches nach <span class="smcap">Cameron</span>'s +Karte etwa unter 10° südl. Br. und 26° östl. L. liegt. Es wird +hier in großen Mengen gewonnen und zu Stücken von 1<sup>1</sup>/<sub>4</sub> bis +1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> kg Schwere geformt, welche den Namen Handa führen. Sie haben +die Gestalt eines roh geformten Andreaskreuzes und messen in der +Diagonale 33-35 cm, während die Arme etwa 4<sup>1</sup>/<sub>2</sub> cm breit und 1 cm +dick sind. Bei manchen läuft oben an den Armen ein erhabener +Streifen hin (Fig. <a href="#img016">15</a>). Diese Kupferminen sind noch von keinem +Europäer besucht worden, sondern nur durch Erkundigungen und +durch das Vorkommen ihres Produktes im Handel bekannt geworden. +<span class="smcap">Cameron</span> traf die kreuzförmigen Kupferstücke zuerst in +Uguhha, westlich vom Tanganjikasee. Je neun bis zehn Stücken +davon werden übereinander gelegt, zusammengebunden und an die +beiden Enden einer Stange gebunden, um so eine Traglast zu bilden. +Während das Kupfer so weit nach Osten geht, erreicht es umgekehrt +die Westküste, wo es nach Lux in 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub>-2 kg schweren Stücken +in den Handel kommt. In Kimbundu heißen diese kreuzförmigen +Stücke „Uwanda“, offenbar derselbe Name wie <span class="pagenum"><a id="page48"></a>Seite 48</span> Handa.<a id="FNanchor_C_6"></a><a href="#Footnote_C_6" class="fnanchor">[123]</a> +<span class="smcap">Livingstone</span> fand Katangakupfer beim Cazembe. Es hatte +die Form wie ein großes I; ein Barren wog 25-50 kg. In Uniamwesi +(Tabora oder Kaseh, zwischen dem Tanganjika und der Ostküste) sah +derselbe Reisende das gleiche Kupfer; es hieß dort Vigera. Daneben +war aber auch das in Kreuzesform gegossene zu finden und es wurde +dort Handiplé Mahandi genannt.<a id="FNanchor_C_7"></a><a href="#Footnote_C_7" class="fnanchor">[124]</a> Im letzteren Worte haben wir +das „Handa“ <span class="smcap">Cameron</span>'s wieder. Dieses Katangakupfer ist +dasjenige, welches am weitesten durch Afrika verbreitet ist.</p> + +<p>Von geringerer Bedeutung scheint das Kupfervorkommen und die +Kupfergewinnung im Gebiete des Binué, des großen östlichen +Zuflusses des Nigers, zu sein. <span class="smcap">Robert Flegel</span> +schreibt<a id="FNanchor_C_8"></a><a href="#Footnote_C_8" class="fnanchor">[125]</a>, daß Kupfer in größeren Mengen vorkomme und +verarbeitet werde in der Gegend von Gazza, einer Stadt etwa +drei Tagereisen südlich von Ngaundere gelegen. „Ich habe selbst +verschiedene Gegenstände, nach Aussagen aus jenem Kupfer gefertigt, +erworben und man erzählt, daß zwei ganz aus Kupfer bestehende große +menschliche Figuren dem Ardo Isa, früheren Herrn von Ngaundere, als +Kriegsbeute in die Hände gefallen seien.“</p> + +<p>Im portugiesischen Westafrika werden durch Europäer die großen +Kupferminen von Pembe in Angola ausgebeutet, die ausführlich von +<span class="smcap">A. Bastian</span> geschildert sind.<a id="FNanchor_C_9"></a><a href="#Footnote_C_9" class="fnanchor">[126]</a></p> + +<p>Großartig und seit altersher bekannt ist der Kupferreichtum von +Klein-Namaqualand, wo die Kupferminen sich über einen Flächenraum +von 8000-9000 englischen Quadratmeilen ausdehnen und wo das Erz +sich nicht nur in den Schichten der Erde, sondern reichlich an der +Oberfläche findet. Zahlreiche Aktiengesellschaften beuten dasselbe +aus.</p> + +<p>In Transvaal findet sich häufig Buntkupfererz und Kupferlehm und +es ist von Wichtigkeit zu hören, daß hier alte Gruben in Menge +vorkommen, die früher von den Kaffern ausgebeutet wurden<a id="FNanchor_C_10"></a><a href="#Footnote_C_10" class="fnanchor">[127]</a>, +denn keineswegs ist die Kupferindustrie in Südafrika erst durch +die Europäer eingeführt worden. Selbst die Hottentotten stellten +dieses Metall (wie das Eisen) durch Ausschmelzen der Erze mit +Holz in Gruben dar. „Sie graben, schmelzen und polieren es mit +unglaublicher <span class="pagenum"><a id="page49"></a>Seite 49</span> Kunst und bereiten die kleinen Zieraten +davon, womit sie sich schmücken,“ sagt der alte Peter Kolben.<a id="FNanchor_C_11"></a><a href="#Footnote_C_11" class="fnanchor">[128]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Verbreitung des Kupfers auf dem Handelswege.</em> Dieses sind +die wichtigsten Vorkommnisse des Kupfers in Afrika, soweit +bekannt, und von hier hat dasselbe sich auf dem Handelswege zu den +Völkern verbreitet, die es nicht selbst erschmelzen, wohl aber, +bei der bekannten Schmiedegeschicklichkeit der Schwarzen, gut zu +verarbeiten verstanden. Die Monbuttu in Centralafrika kannten +das Kupfer bereits, ehe sie mit den von Norden vorrückenden +Mohamedanern in Berührung kamen und ihr König besaß große Massen +davon. Es stammte aus dem südwestlichen Afrika, ja vielleicht, +wie <span class="smcap">Schweinfurth</span> vermutet, aus Angola. Doch dürften die +Minen von Katanga wohl auch hierbei in Betracht zu ziehen sein. Bei +diesem Volke sind fast alle künstlichen Zieraten aus diesem Metalle +gearbeitet, welches (außer Eisen) das einzige ihnen bekannte ist. +Am häufigsten wird es in Gestalt klafterlanger, ausgezogener und +flach geschlagener Drähte angewendet, um die Handhaben an Säbeln +und Messern, die Lanzenschäfte, Bogen etc. zu umwickeln. Von +Kupfer und Eisen sind auch die agraffenartigen Klammern, welche +zur Zier an den Holzschilden angebracht sind. Lange Halsketten von +Kupfer sieht man häufig und Kupferbeschlag fehlt weder an den aus +Büffelhaut geschnittenen Ringen, noch an den dicken Gürtelriemen. +Jeder Schmuck, an dem sich Kupfer anbringen läßt, ist damit +versehen. Vornehme bestellen sich eigens aus Kupfer geschmiedete +Prunkwaffen.<a id="FNanchor_C_12"></a><a href="#Footnote_C_12" class="fnanchor">[129]</a></p> + +<p>Und noch weit tiefer im Innern Afrikas, bei den Wavinzu am +mittleren Congo, fand <span class="smcap">Stanley</span>, der als der erste Weiße zu +ihnen kam, Kupfer im Überfluß. „Es war um die Speerschäfte gewunden +und umgab in Ringen ihre Beine und Arme, die Griffe ihrer Messer, +ihre Spazierstöcke und hing in Perlenform von ihren Hälsen herab, +während schrotförmige Kügelchen desselben an ihren Haaren befestigt +waren.“<a id="FNanchor_C_13"></a><a href="#Footnote_C_13" class="fnanchor">[130]</a></p> + +<p>Wie massenhaft Kupfer- und Messingringe oft zu Zieraten verwendet +werden, erkennt man an dem Hauptweibe des Häuptlings Sescheke +am mittleren Sambesi. <span class="smcap">Livingstone</span> schreibt: „Sie trug +achtzehn massive fingerdicke Messingringe an jedem Bein und drei +Kupferringe unter dem Knie; neunzehn Messingringe am linken und +<span class="pagenum"><a id="page50"></a>Seite 50</span> acht Messing- und Kupferringe am rechten Arm. Das Gewicht +derselben behinderte ihr Gehen.“<a id="FNanchor_C_14"></a><a href="#Footnote_C_14" class="fnanchor">[131]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Kupferlegierungen in Afrika.</em> Bei den Altägyptern hieß +das Kupfer Chomt; es erscheint wie Silber und Blei in großen +aneinandergelehnten Platten abgebildet in der Schatzkammer Ramses +III. im Tempel zu Medinet Habu. Unter den Tributgaben, welche die +Völker Syriens und Assyriens, die Rotennu, Anaukasa, Asi u. a. +Thutmosis III. bringen, wird vorzüglich auch Kupfer in rohen +Klumpen, massiv, aber nicht raffiniert, erwähnt, welches nach Tob, +d. i. Ziegeln von ca. 2 kg, gemessen wurde.</p> + +<p>Chomt bezeichnete aber nicht bloß das Kupfer, sondern auch +die verschiedenen Mischungen von Bronze, wie sie häufig bei +der Verarbeitung zu Gefäßen, Instrumenten und kleinen Statuen +angewendet wurden. In der That bestehen viele Gegenstände in +den europäischen Museen, die hierher gehören, nicht aus reinem +Kupfer, das sich namentlich für den Guß weniger eignet, sondern +aus mannigfaltigen Legierungen, an denen man ohne Zweifel auch die +helleren Farben schätzte. Einzelne Stücke des Berliner Museums +sind von <span class="smcap">Vauguelin</span> analysiert worden. Ein Spiegel, den +er untersuchte, enthielt 85% Kupfer, 14% Zinn und 1% Eisen. Wenig +verschieden sind die Kompositionen anderer Spiegel und Instrumente; +ein Dolch enthielt „wenig Zinn“. Götter, heilige Tiere, Embleme +wurden aus Bronze dargestellt. Das Berliner Museum besitzt eine +besonders interessante Bronzestatuette des Königs Ramses II. in +Osirisform von feinster Arbeit, welche hohl gegossen ist, wohl +das früheste Beispiel von Hohlguß, da sie aus dem 14. Jahrhundert +vor Christus stammt. Außerdem finden sich in den Museen noch +Instrumente aller Art, wie Sistren, Schlüssel, Löffel, Nägel, +chirurgische Instrumente; Waffen, wie Dolche, Beile, Messer, +Lanzenspitzen; ferner Spiegel, Spangen, Gefäße, namentlich heilige +Schöpfgefäße mit ihren langstieligen Löffeln, Schalen, Näpfe und +vieles andere.<a id="FNanchor_C_15"></a><a href="#Footnote_C_15" class="fnanchor">[132]</a></p> + +<p>Was das Alter der Bronze in Ägypten betrifft, so ist sie schon in +den frühesten Zeiten konstatiert worden. Es würde genügend sein, +sich auf die im britischen Museum noch vorhandene Zwinge des +szepterartigen Stabes Pepis, eines Königs der sechsten Dynastie +(3233 v. Chr.), zu berufen. Auch hat <span class="smcap">Chabas</span> bereits +hervorgehoben, daß man Gegenstände aus Bronze in Texten erwähnt +findet, die <span class="pagenum"><a id="page51"></a>Seite 51</span> man in vor der Errichtung der großen Pyramiden +liegende Zeiten setzen darf. Sehr schöne Bronzestatuetten der +<span class="smcap">Posno</span>'schen Sammlung werden bis in die Zeit der sechsten +Dynastie zurückversetzt; sie sind, bis auf die angesetzten Arme, im +Ganzen geformt, der Guß hohl und der Sandkern steckt noch darinnen. +Im Gießen von Bronzefiguren scheint danach Ägypten die Priorität zu +behaupten.<a id="FNanchor_C_16"></a><a href="#Footnote_C_16" class="fnanchor">[133]</a></p> + +<p>So verhält es sich mit dem thatsächlichen Vorkommen. Dem gegenüber +aber muß hervorgehoben werden, daß in den alten Inschriften Kupfer +und Kupfergerät als aus Asien stammend, von asiatischen Völkern +gebracht, erwähnt wird, was wieder auf asiatischen Ursprung der +Bronze deuten könnte, eine Ansicht, die dadurch bestärkt wird, daß +Zinn auf den ägyptischen Denkmälern nicht nachzuweisen ist, wiewohl +es, als zur Bronze dienend, den Ägyptern bekannt sein mußte.<a id="FNanchor_C_17"></a><a href="#Footnote_C_17" class="fnanchor">[134]</a></p> + +<p>An <em class="gesperrt">Zinn</em>, um Bronze darzustellen, fehlt es übrigens in +Afrika nicht und es wird sogar von den Schwarzen gewonnen. +„Ein sehr ergiebiges Zinnbergwerk ist bei Rirué (in Sokoto) im +Betrieb, von wo das geförderte Metall nach Wukari und Adamaua, +sowie nach Kano und Sokoto verführt wird.“<a id="FNanchor_C_18"></a><a href="#Footnote_C_18" class="fnanchor">[135]</a> Legierungen von +Kupfer und einem anderen Metall sind erst spät von Norden her zu +den Völkern am Weißen Nil gelangt, durch die Baggara, welche das +Messing den Negern jener Gegenden zuführten, die es höher als das +selbstbereitete Kupfer schätzten. Zu <span class="smcap">Schweinfurth</span>'s Zeit +(1870) war das Messing erst bis zu den Djur (zwischen 9° und 12° +nördl. Br.) vorgedrungen, bei den südlicher wohnenden Völkern aber +noch ziemlich unbekannt.<a id="FNanchor_C_19"></a><a href="#Footnote_C_19" class="fnanchor">[136]</a> Nirgends aber findet sich in diesen +Gegenden eine Spur, daß ihre Bewohner die Bronze gekannt oder +dargestellt hätten. Wenn <span class="smcap">Livingstone</span><a id="FNanchor_C_20"></a><a href="#Footnote_C_20" class="fnanchor">[137]</a> erwähnt, daß er +von einem Häuptling am Südende des Tanganjikasees „zum Andenken ein +Messer aus Bronze mit elfenbeinerner Scheide“ erhalten habe, so +ist dieses eine isolierte, ohne jede Analogie dastehende Äußerung, +die auf einer Verwechselung beruhen kann, und der ich keinen Wert +beilegen möchte, wenigstens insoweit es sich um die Darstellung von +Bronze bei den Eingeborenen handelt. Die Ausnahme, welche ich oben +andeutete, ist aber folgende.</p> + +<p>Als <span class="smcap">Heinrich Lichtenstein</span> im Anfange unseres Jahrhunderts +seine südafrikanische Reise machte, kam er auch zu den südlichen +<span class="pagenum"><a id="page52"></a>Seite 52</span> Bedschuanenstämmen, bei denen er Ringe aus Kupferdraht, wie +er sagt, fand, die durch langes Hämmern selbst hergestellt worden +waren, wie ihm halbfertige Stücke bewiesen. Das Metall dieser Ringe +aber bestand nach einer Analyse <span class="smcap">Klaproth</span>'s aus 93% Kupfer +und 7% Zinn. „Da nun bis jetzt,“ fügt <span class="smcap">Lichtenstein</span> hinzu, +„noch kein zinnhaltiges Mineral im südlichen Afrika gefunden worden +ist, so ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Ringe noch weiter von +Norden herstammen und vielleicht von den Kaffervölkern auf ihren +Wanderungen von Alters her aufbewahrt worden sind.“<a id="FNanchor_C_21"></a><a href="#Footnote_C_21" class="fnanchor">[138]</a></p> + +<p>Nach unserer jetzigen Kenntnis der Verhältnisse ist es jedoch nicht +notwendig, das letztere anzunehmen, denn Zinn kommt in Südafrika +vor, <span class="smcap">Merensky</span> kennt zwei Fundstellen in Transvaal<a id="FNanchor_C_22"></a><a href="#Footnote_C_22" class="fnanchor">[139]</a>, +doch ist über die Darstellung des Metalles durch die Eingeborenen +noch nichts bekannt geworden und es muß die Quelle des Zinns +zu jener Bronzedarstellung noch erforscht werden. Dieses von +<span class="smcap">Lichtenstein</span> mitgeteilte Beispiel des Vorkommens von +Bronze bei den Südafrikanern ist nicht das einzige, da dieselbe +auch bei den Zulu beobachtet worden ist.</p> + +<p>Dr. <span class="smcap">Kranz</span>, auf den ich mich wegen der Thatsache +beziehe<a id="FNanchor_C_23"></a><a href="#Footnote_C_23" class="fnanchor">[140]</a>, nennt die Legierung „Messing“, jedenfalls eine +falsche Bezeichnung, da es sich um ein Gemenge von Zinn und +Kupfer handelt. Das Kupfer, sagt er, verstehen die Zulu selbst +aus den Erzen zu reduzieren — woher aber das Zinn stammt, +darüber berichtet er kein Wort und doch wäre dieses von größter +Wichtigkeit zu erfahren. Wäre dasselbe europäischen Ursprunges, +dann würde diese Bronzebereitung der Zulu auch keinesfalls als +autochthone Kunst aufzufassen sein. Den Prozeß selbst stellt unser +Gewährsmann folgendermaßen dar: „In einem zerbrochenen irdenen Topf +als Schmelztiegel wird ein wenig Kupfer und Zinn mitten in einem +Holzkohlenfeuer geschmolzen. Vorher werden nach Art spielender +Kinder Haufen oder Häufchen von feinem Sand gemacht und mit einem +dünnen Stock Löcher in schiefer Richtung hineingebohrt, wohinein +das geschmolzene Metall nachher gegossen wird. Die so entstandenen +dünnen Messingstöcke (sic!) werden dann mit einem kleinen Hammer +auf einem Stein gehämmert und zwischendurch wieder im Feuer +erweicht, bis dieselben beinahe 3 mm dick sind. Das eine Ende wird +dann durch Reiben auf einem Steine zugespitzt <span class="pagenum"><a id="page53"></a>Seite 53</span> und durch die +auch in Europa bekannte eiserne Platte gezogen und immer dünner, +bis der Messingdraht ungefähr wie dicker Sattlerzwirn ist.“ Genau +so wird der Prozeß von dem bekannten Missionar <span class="smcap">Moffat</span>, +<span class="smcap">Livingstone</span>'s Schwiegervater, geschildert. Die Ziehplatten +sind sehr roh geformt aus weichem Eisen, die Löcher sind ungleich +und so wird auch der Draht sehr unregelmäßig.<a id="FNanchor_C_24"></a><a href="#Footnote_C_24" class="fnanchor">[141]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Drahtziehen und Gießen in Afrika.</em> Auch südlich vom +Tanganjikasee verstehen es die Neger Kupferdraht zu ziehen, zu +welchem das Kupfer aus Katanga kommt, „indem sich die Drahtzieher +zu einem Teil des Herstellungsverfahrens eines siebenzölligen +Kabels bedienen“, was eine sehr unklare Beschreibung ist. „Sie +machen sehr schönen Draht und dieser wird hauptsächlich zu Knöchel- +und Beinringen verarbeitet.“<a id="FNanchor_C_25"></a><a href="#Footnote_C_25" class="fnanchor">[142]</a></p> + +<p>Mit dem oben geschilderten Verfahren des Tiegelschmelzens und +Barrengießens der Zulu vor Augen, wird uns auch die nachstehende, +sonst wenig klare Schilderung <span class="smcap">Livingstone</span>'s verständlich, +welche sich auf eingewanderte, am Nordgestade des Bangweolosees +wohnende Wanjamwesi bezieht. Mit den gewöhnlichen afrikanischen +Gebläsen schmelzen sie „Stücke der großen Kupferstangen in einem +Tiegel, nahezu gefüllt mit Holzasche. Das Feuer ist angemacht +inmitten vieler Ameisenhügel, in welche Höhlungen gebrochen sind +zur Aufnahme des geschmolzenen Kupfers; beim Ausgießen des Metalls +wird der Tiegel in der Hand gehalten, die durch nasse Lumpen +geschützt ist“.<a id="FNanchor_C_26"></a><a href="#Footnote_C_26" class="fnanchor">[143]</a> Letzteres, weil eine Zange in unserem Sinne +den Afrikanern unbekannt ist; was die Ameisenhügel betrifft, +so scheinen sie die Rolle zu spielen wie die oben erwähnten +Sandhäufchen der Zulu.</p> + +<p>Zur Charakterisierung der Metallindustrie Afrikas mag hier +noch erwähnt werden, daß die Neger es im Formen und Gießen zu +einer vergleichsweisen hohen Stufe gebracht haben, wenn auch +nicht in Eisen (da sie kein Roheisen darstellen) und selten in +Kupfer, sondern in Gold. Von den Negern an der Goldküste sagt +<span class="smcap">Cruickshank</span><a id="FNanchor_C_27"></a><a href="#Footnote_C_27" class="fnanchor">[144]</a>: „Sie sind erfinderische Goldarbeiter +und machen Ringe, Ketten und Broschen, welche einem europäischen +Künstler nicht zur Unehre gereichen würden. Sie formen das Gold +in jederlei Gestalt, als Tiere, Vögel, kriechende Geschöpfe und +schmücken ihre Person mit solchen Zieraten.“ Den Prozeß finden wir +bei <span class="smcap">Bowdich</span> geschildert, <span class="pagenum"><a id="page54"></a>Seite 54</span> der sich auf die Bewohner +von Dagwumba (Dagomba, nördlich vom Rio Volta unter 0° L. und 9° +nördl. Br.) bezieht. „Um das Modell zu machen, streicht man Wachs +über ein glattes Stück Holz neben einem Feuer, worauf ein Topf +mit Wasser steht; nun taucht man einen hölzernen Leisten hinein +und macht damit das Wachs gehörig weich. Sie brauchen ungefähr +eine Viertelstunde, um das Modell zu einem Ringe zu machen. Ist +dieses fertig, so umgiebt man es mit einer Masse von nassem Thon +und Kohle, welche man ringsherum fest andrückt, um so die Form zu +bekommen, trocknet es in der Sonne und bringt eine Art von Trichter +von derselben Masse an, der mit dem Modell durch eine kleine +Öffnung in Verbindung steht, um das Gold hineinzugießen. Ist nun +das Ganze fertig, und das Gold sorgfältig in dem Trichter verwahrt, +so wird es, der Trichter nach unten, über ein Steinkohlen(?)feuer +gehalten. Denkt man, daß das Gold gehörig geschmolzen ist, so kehrt +man das Ganze um, damit das Gold an die Stelle des geschmolzenen +Wachses hereinfließt und bricht den Thon herunter, sobald es +kühl geworden, wo dann mit dem nicht gelungenen der ganze Prozeß +noch einmal vorgenommen wird. Um dem Golde seine eigentümliche +Farbe zu geben, umgeben sie es mit einer Lage von feingemahlenem +Ocker, den sie <i>Inchuma</i> nennen, und tauchen es in siedendes +Wasser, worin ebenfalls Ocker und ein wenig Salz gethan wird; +hierin siedet es eine halbe Stunde, wird dann herausgenommen +und sorgfältig von allem gereinigt, was noch daran hängen +könnte.“<a id="FNanchor_C_28"></a><a href="#Footnote_C_28" class="fnanchor">[145]</a> Die Schilderung ist nicht ganz klar, was an der +unbeholfenen Übersetzung liegen mag. Sehr schöne Exemplare solcher +Goldgießereien aus Aschanti besitzt das Berliner ethnographische +Museum.</p> + +<p>Gegossen scheinen auch die seltsamen Figuren gewesen zu sein, +die <span class="smcap">Stanley</span> in der Schatzkammer des Königs Rumanika von +Karagwé (westlich vom Victoria Nyanza) sah. Er berichtet darüber: +„Es befanden sich daselbst ungefähr sechzehn roh aus Messing +gearbeitete Figuren von Enten mit Kupferflügeln, zehn sonderbare +Dinge aus demselben Metall, welche Elenantilopen darstellen +sollten, und zehn Kühe von Kupfer ohne Kopf.“<a id="FNanchor_C_29"></a><a href="#Footnote_C_29" class="fnanchor">[146]</a> Weiteres giebt +<span class="smcap">Stanley</span> nicht an; jedenfalls handelt es sich hier um +einheimische Arbeit, zu der das „Messing“ wohl importiert sein +dürfte. — Von den Mpongwe am Gabon sagt <span class="smcap">Wilson</span><a id="FNanchor_C_30"></a><a href="#Footnote_C_30" class="fnanchor">[147]</a>: +<i>They show a good deal of mechanical ingenuity in casting +copperrings.</i></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page55"></a>Seite 55</span> <em class="gesperrt">Verhältnis von Eisen und Kupfer. +Prioritätserwägungen.</em> Ist das Kupfer in Afrika auch nicht +gerade selten zu nennen, so ist seine Darstellung im großen doch +nur auf wenige Gegenden beschränkt, von denen aus es auf dem +Handelswege über den größten Teil des Kontinentes verbreitet +wird. Hofrat e Nahhas, Katanga, Angola, Namaqualand sind diese +Hauptcentren der Kupfergewinnung. Mag das Kupfer auch im gediegenen +Zustande in Afrika vorkommen, so haben wir doch kein Zeugnis dafür, +daß es in dieser Form direkt von den Negern verarbeitet und wie bei +den nordamerikanischen Indianern als „weicher Stein“ gehandhabt +wird. Im Gegenteil, überall ist die Gewinnung des Kupfers bei den +Negern eine metallurgische, durch Reduktion aus den Erzen mittels +Kohlen bewirkte. Im allgemeinen wird dieser Prozeß, soweit er uns +bekannt wurde, gerade wie derjenige der Eisengewinnung und mit den +gleichen Öfen und Instrumenten betrieben. Das Verfahren erscheint +überall so ursprünglich und in den fernsten Gegenden gleichartig, +daß an eine Entlehnung von auswärts nicht leicht gedacht werden +kann.</p> + +<p>Aus der ganz gleichen Behandlung der Kupfererze und der weichen +Brauneisensteine läßt sich eher auf eine gleichalterige Entstehung +der Kupfer- und der Eisengewinnung schließen als darauf, daß +das eine Metall vor dem anderen im Gebrauche gewesen sei. Es +deuten aber manche Umstände darauf hin, daß das Eisen in Afrika +doch früher und jedenfalls allgemeiner im Gebrauche als das +Kupfer war. Überall erscheint das Eisen durchaus urwüchsig und +Dutzende von afrikanischen Vokabularien, welche ich auf seine +Benennung durchging, zeigen echt heimische Namen. Die Geräte bei +der Darstellung sind meist ursprüngliche und in ihren primitiven +Formen auf eigene Erfindung deutend. Sind auch, wie wir gesehen +haben, „alte“ Kupferwerke in Südafrika vorhanden, so fehlen doch +andererseits alte Kupfergeräte gänzlich; von Funden derselben ist +gar nichts bekannt geworden, wiewohl gerade sie — gegenüber altem +Eisen — sich vortrefflich erhalten. Alte Steingeräte sind aber +durch ganz Afrika nachgewiesen worden. Auf die Steinzeit dürfte +direkt die Metallzeit, eine Zeit gefolgt sein, in der ungefähr +gleichzeitig Eisen und Kupfer geschmolzen und verarbeitet wurde. +Eine besondere „Kupferperiode“ vor der Eisenzeit erscheint schon +wegen der durchaus lokalen Verbreitung des Kupfers gegenüber der +ganz allgemeinen des Eisens nicht wahrscheinlich. Das Eisen wird +fast überall an Ort und Stelle gewonnen und ist in weit geringerem +Maße Handelsgegenstand als das Kupfer.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page56"></a>Seite 56</span> Das Kupfer dagegen findet in Afrika seine Verbreitung +wesentlich durch den Handel. Von den oben angeführten Mittelpunkten +seiner Gewinnung verbreitet es sich fast über den ganzen Kontinent, +meist aber im rohen Zustande, in Barrenform, indem die weitere +Ausarbeitung den allenthalben schmiedekundigen Völkern überlassen +bleibt, die es zu Draht ausziehen, zu den verschiedensten +Zieraten und Prunkwaffen verarbeiten, ja zu gießen verstehen, +wenn auch diese Kunst selten ist und sich zumeist auf die +Westküste beschränkt, wo sie jedoch (in Gold) anerkennenswertes +leistet. Das von Hofrat e Nahhas kommende Kupfer geht über Wadai +bis Kano, dasjenige von Katanga in Centralafrika bildet einen +höchst wichtigen Handelsartikel, der sowohl nach der Ost- als der +Westküste verführt wird. Zu <span class="smcap">Livingstone</span>'s Zeit hatten +arabische Händler in Lunda den Kupferhandel in der Hand. Ein +gewisser Said bin Habib hatte dort neben 150 Farsilahs (2625 kg) +Elfenbein 300 Farsilahs (5250 kg) aus Katanga stammendes Kupfer +zusammengebracht, das weiter nach Udschidschi transportiert +werden sollte. „Mit hundert Trägern muß er vier Ablösungen haben +zu einer Reise, sonst aber die ganze Reise viermal machen.“<a id="FNanchor_C_31"></a><a href="#Footnote_C_31" class="fnanchor">[148]</a> +Dieses giebt eine Idee von der verhältnismäßigen Großartigkeit des +centralafrikanischen Kupferhandels und seiner Ausdehnung.</p> + +<p>Über die gegenseitige Wertstellung des Eisens und des Kupfers in +Afrika besitzen wir einige Andeutungen. <span class="smcap">Schweinfurth</span><a id="FNanchor_C_32"></a><a href="#Footnote_C_32" class="fnanchor">[149]</a> +sagt: „Im Verhältnis zu anderen Werten des täglichen Lebens +beansprucht das Eisen in Afrika überall einen Wert, der +mindestens demjenigen des Kupfers bei uns gleich zu achten wäre, +das Kupfer daselbst würde an Wert unserem Silber entsprechen.“ +<span class="smcap">Livingstone</span>, als er in Manjema in Centralafrika war, ließ +sich durch seine Schmiede aus Kupfer große kupferne Armbänder +machen, „denn sie werden als sehr wertvoll betrachtet und haben +die eisernen Armbänder ganz aus der Mode gebracht“.<a id="FNanchor_C_33"></a><a href="#Footnote_C_33" class="fnanchor">[150]</a> In Uganda +dürfen nur der König und die Großen Speere mit Kupferspitzen +tragen.<a id="FNanchor_C_34"></a><a href="#Footnote_C_34" class="fnanchor">[151]</a> Und +so ist es im ganzen Kontinente ähnlich.<a id="FNanchor_C_35"></a><a href="#Footnote_C_35" class="fnanchor">[152]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page57"></a>Seite 57</span> Daß Kupfer das teurere, geschätztere Metall ist, liegt +wesentlich aber an seiner größeren Seltenheit und daran, daß es im +größten Teile des Kontinentes erst durch den Handel bezogen werden +muß. Eisen ist nur wegen seines massenhaften Vorkommens billiger +in Afrika, nicht wegen leichterer Arbeit. In dieser Beziehung mag +der Wert beider Metalle ursprünglich derselbe gewesen sein. Viel +Arbeit und wenig Produkt heißt es hier wie da. Es läßt sich hieraus +eine allgemeine Anschauung ableiten, die für unsere europäischen +Prioritätsfragen wohl nicht ohne Interesse ist. Das Eisen ist bei +uns überhaupt erst infolge der technischen Fortschritte in der +Neuzeit billig geworden, seit die kontinuierlich wirkenden Hochöfen +ein gießbares Roheisen liefern. Ursprünglich war es auch bei uns +so teuer wie Kupfer, vielleicht nicht viel billiger als Bronze. +Unter gleichen oder fast gleichen Preisverhältnissen wurde aber die +letztere, weil sie nicht rostete und eine schönere Farbe hatte, dem +Eisen vorgezogen. Dieses mag das häufigere Vorkommen von Bronze in +alten Funden, gegenüber den Eisensachen, teilweise mit erklären.</p> + +<p>Wollte man die Darstellung des Kupfers und kupferner Geräte, das +Gießen und Formen, wie es in einzelnen Fällen für Afrika von uns +nachgewiesen wurde, für eine Art „Bronzezeit“ dieses Kontinentes +im Sinne der skandinavischen Archäologen ansehen, so geben wir +zu bedenken, daß es bei dem primitiven Stande der afrikanischen +Kupferindustrie sich höchstens um einen ersten Akt, um die +Uranfänge einer solchen „Periode“ handeln kann, abgesehen davon, +daß diese „Kupferzeit“ höchst wahrscheinlich, ja fast sicher später +als die „Eisenzeit“ auf afrikanischem Boden erscheint. Zur Annahme +einer „Bronzezeit“, repräsentiert durch die erwähnten Kupfergeräte, +können wir für Afrika aber auch darum nicht gelangen, weil jene +höhere Kultur und künstlerische Ausbildung bei den Negern fehlt, +die überall die entwickelte Bronzezeit — sei es in Ägypten oder +China, in Mexiko oder Peru — charakterisiert.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_C_1"></a><a href="#FNanchor_C_1"><span class="label">118</span></a> <span class="smcap">Hartmann</span>, Skizze der Nilländer. Berlin +1865. 64.</p> + +<p><a id="Footnote_C_2"></a><a href="#FNanchor_C_2"><span class="label">119</span></a> <span class="smcap">v. Heuglin</span> im Ergänzungsheft No. 10 zu +<span class="smcap">Petermann</span>'s Mitteilungen. Gotha 1862. 107.</p> + +<p><a id="Footnote_C_3"></a><a href="#FNanchor_C_3"><span class="label">120</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Im Herzen von Afrika. II. +389.</p> + +<p><a id="Footnote_C_4"></a><a href="#FNanchor_C_4"><span class="label">121</span></a> Reisen in Nord- und Centralafrika. II. 159.</p> + +<p><a id="Footnote_C_5"></a><a href="#FNanchor_C_5"><span class="label">122</span></a> Bulletin de la société Khédivale de Géographie No. +8. Mai 1880. 9 und 10.</p> + +<p><a id="Footnote_C_6"></a><a href="#FNanchor_C_6"><span class="label">123</span></a> <span class="smcap">Cameron</span>, Quer durch Afrika. I. 275. II. +121. 128. — Lux, Von Loanda nach Kimbundu. Wien 1880. 123.</p> + +<p><a id="Footnote_C_7"></a><a href="#FNanchor_C_7"><span class="label">124</span></a> <span class="smcap">David Livingstone</span>'s Letzte Reise. I. 319. +II. 216.</p> + +<p><a id="Footnote_C_8"></a><a href="#FNanchor_C_8"><span class="label">125</span></a> Ausland. 1883. 955.</p> + +<p><a id="Footnote_C_9"></a><a href="#FNanchor_C_9"><span class="label">126</span></a> San Salvador. Bremen 1859. 215.</p> + +<p><a id="Footnote_C_10"></a><a href="#FNanchor_C_10"><span class="label">127</span></a> <span class="smcap">Merensky</span>, Beiträge zur Kenntnis Südafrikas. +Berlin 1875. 6.</p> + +<p><a id="Footnote_C_11"></a><a href="#FNanchor_C_11"><span class="label">128</span></a> Beschreibung des Vorgebirges der Guten Hoffnung. +Frankfurt und Leipzig 1745. 178.</p> + +<p><a id="Footnote_C_12"></a><a href="#FNanchor_C_12"><span class="label">129</span></a> <span class="smcap">Schweinfurth</span>, Im Herzen von Afrika. II. +117.</p> + +<p><a id="Footnote_C_13"></a><a href="#FNanchor_C_13"><span class="label">130</span></a> <span class="smcap">Stanley</span>, Durch den dunklen Weltteil. II. +160.</p> + +<p><a id="Footnote_C_14"></a><a href="#FNanchor_C_14"><span class="label">131</span></a> <span class="smcap">Livingstone</span>, Exped. to the Zambesi. London +1865. 184.</p> + +<p><a id="Footnote_C_15"></a><a href="#FNanchor_C_15"><span class="label">132</span></a> <span class="smcap">Lepsius</span>, Die Metalle in den ägypt. +Inschriften. Berlin 1871. 91-102.</p> + +<p><a id="Footnote_C_16"></a><a href="#FNanchor_C_16"><span class="label">133</span></a> <span class="smcap">Perrot</span> und <span class="smcap">Chipiez</span>, Gesch. d. +Kunst im Altertum. Ägypten. Deutsch von <span class="smcap">Pietschmann</span>. 590 +ff.</p> + +<p><a id="Footnote_C_17"></a><a href="#FNanchor_C_17"><span class="label">134</span></a> <span class="smcap">Lepsius</span> a. a. O. 114.</p> + +<p><a id="Footnote_C_18"></a><a href="#FNanchor_C_18"><span class="label">135</span></a> <span class="smcap">Rohlfs</span>, Quer durch Afrika. II. 207.</p> + +<p><a id="Footnote_C_19"></a><a href="#FNanchor_C_19"><span class="label">136</span></a> Artes africanae unter Djur.</p> + +<p><a id="Footnote_C_20"></a><a href="#FNanchor_C_20"><span class="label">137</span></a> Letzte Reise. I. 237.</p> + +<p><a id="Footnote_C_21"></a><a href="#FNanchor_C_21"><span class="label">138</span></a> <span class="smcap">Lichtenstein</span>, Reisen im südlichen Afrika. +Berlin 1812. II. 537.</p> + +<p><a id="Footnote_C_22"></a><a href="#FNanchor_C_22"><span class="label">139</span></a> Beiträge zur Kenntnis Südafrikas. Berlin 1875. 6.</p> + +<p><a id="Footnote_C_23"></a><a href="#FNanchor_C_23"><span class="label">140</span></a> <span class="smcap">Kranz</span>, Natur- und Kulturleben der Zulus. +Wiesbaden 1880. 67.</p> + +<p><a id="Footnote_C_24"></a><a href="#FNanchor_C_24"><span class="label">141</span></a> <span class="smcap">Wood</span>, Natural History of Man. London 1868. +Africa. 100.</p> + +<p><a id="Footnote_C_25"></a><a href="#FNanchor_C_25"><span class="label">142</span></a> <span class="smcap">Livingstone</span>, Letzte Reise. I. 241.</p> + +<p><a id="Footnote_C_26"></a><a href="#FNanchor_C_26"><span class="label">143</span></a> <span class="smcap">Livingstone</span> a. a. O. I. 381.</p> + +<p><a id="Footnote_C_27"></a><a href="#FNanchor_C_27"><span class="label">144</span></a> Eighteen years on the Gold Coast. London 1853. II. +269.</p> + +<p><a id="Footnote_C_28"></a><a href="#FNanchor_C_28"><span class="label">145</span></a> <span class="smcap">E. Bowdich</span>, Mission von Cape Coast Castle +nach Ashantee. Deutsch von <span class="smcap">Leidenfrost</span>. Weimar 1820. 415.</p> + +<p><a id="Footnote_C_29"></a><a href="#FNanchor_C_29"><span class="label">146</span></a> Durch den dunklen Weltteil. I. 514.</p> + +<p><a id="Footnote_C_30"></a><a href="#FNanchor_C_30"><span class="label">147</span></a> Western Africa. 304.</p> + +<p><a id="Footnote_C_31"></a><a href="#FNanchor_C_31"><span class="label">148</span></a> <span class="smcap">Livingstone</span>'s Letzte Reise. I. 395.</p> + +<p><a id="Footnote_C_32"></a><a href="#FNanchor_C_32"><span class="label">149</span></a> Im Herzen von Afrika. I. 228.</p> + +<p><a id="Footnote_C_33"></a><a href="#FNanchor_C_33"><span class="label">150</span></a> <span class="smcap">D. Livingstone</span>'s Letzte Reise. II. 43.</p> + +<p><a id="Footnote_C_34"></a><a href="#FNanchor_C_34"><span class="label">151</span></a> <span class="smcap">Wilson</span> und <span class="smcap">Felkin</span>, Uganda. +Deutsche Ausgabe. I. 101.</p> + +<p><a id="Footnote_C_35"></a><a href="#FNanchor_C_35"><span class="label">152</span></a> <span class="smcap">Lux</span> (Von Loanda nach Kimbundu. Wien 1880. +122) erzählt, daß die Kalunda in Centralafrika dem Eisen unbedingt +den Rang vor dem Kupfer einräumen. Eiserne Armringe dürfe bloß +der Muata Jamwo (König) tragen, während der kupfernen sich jeder +Eingeborene bedienen dürfe. Daraus könnte man wohl schließen +wollen, daß das Eisen hier später als das Kupfer aufgetreten +sei. Aber <span class="smcap">Lux</span> war nicht in Lunda und seine Bemerkung +ist unrichtig. <span class="smcap">Pogge</span> (Im Reiche des Muata Jamwo. Berlin +1880. 145) sagt ausdrücklich, daß der Muata Jamwo Kupfer- und +Messingspangen trug, von Eisen ist keine Rede. Eine Prinzessin (S. +140) trug Eisen- und Kupferringe.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="page58"></a>Seite 58</span> Das Kupfer in Vorderindien.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Die Steinzeit in Vorderindien.</em> Auch Indien hatte seine +Steinzeit. Steinwerkzeuge, die mehr oder weniger unseren +paläolithischen Charakter tragen, sind von <span class="smcap">Bruce Foot</span> +beschrieben worden. Sie sind in den Bezirken von Madras +und Nord-Arcot gefunden, bestehen aus Quarzit und wurden +mehreremal in einer Tiefe von 1-3 m <i>in situ</i> angetroffen. +Abbildungen veranschaulichen ihre ungemeine Ähnlichkeit mit +unseren europäischen. Auch bearbeitete Achate haben sich in den +Ablagerungen der Nerbada und in den Knochenlagern des oberen +Godavery gefunden, gleichalterig mit <i>Elephas insignis</i>, +<i>Hippopotamus palaeindicus</i> etc.<a id="FNanchor_D_1"></a><a href="#Footnote_D_1" class="fnanchor">[153]</a></p> + +<p>Deuten diese und andere ähnliche Funde auf ein hohes Alter des +Menschengeschlechtes in Vorderindien, so müssen die wörtlich zu +tausenden vorkommenden Cairns, Cromlechs, Kistvaens und verwandte +Steinbauten zum großen Teil in eine weit jüngere Periode gesetzt +werden. Die in ihnen beigesetzten Leichen sind teils in Skeletten +erhalten, teils verbrannt und in Urnen aufbewahrt. Grabbeigaben +kommen in beiden Fällen vor<a id="FNanchor_D_2"></a><a href="#Footnote_D_2" class="fnanchor">[154]</a>, und hier treffen wir sowohl auf +Eisen als auf Bronze, teils jedes Metall für sich, teils beide +vereinigt.</p> + +<p><em class="gesperrt">Das Alter indischer Bronzen.</em> Bei einem der Hauptvertreter +der Dreiperiodenteilung, bei <span class="smcap">Worsaae</span>, finden wir die +Ansicht ausgesprochen, daß Indien, das „an Kupfer und Zinn so +reiche“, der wahrscheinliche Ausgangspunkt der Bronzekultur +überhaupt gewesen sei. Bronze, ein künstlich geschaffenes Metall, +mußte in einem an Zinn und Kupfer reichen Lande wie Indien erfunden +sein und von hier aus läßt dann <span class="smcap">Worsaae</span> die Erfindung nach +den übrigen asiatischen Ländern und weiter nach Europa wandern. In +Indien, so nimmt der dänische Forscher an, seien zahlreiche durch +Guß hergestellte Geräte und Waffen aus Bronze von sehr primitiver +Form gefunden worden mit den Spuren einer an Ort und Stelle +stattgehabten Fabrikation.<a id="FNanchor_D_3"></a><a href="#Footnote_D_3" class="fnanchor">[155]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page59"></a>Seite 59</span> Allein die „zahlreichen“ alten Bronzen, die in Indien +gefunden worden sein sollen, führt <span class="smcap">Worsaae</span> nicht an +und wir möchten sehr bezweifeln, daß sie überhaupt zahlreich +vorhanden sind; auch für die Wanderung der Bronzeerfindung von +dem Centrum Indiens über die halbe Welt (ja nach Neuguinea!!) +giebt uns <span class="smcap">Worsaae</span> keinerlei Beweise, und die zahlreichen +„vielleicht“, „scheint“ und „möglicherweise“ in seiner +Auseinandersetzung bieten dafür keinen Ersatz.</p> + +<p><em class="gesperrt">Quellen des Zinnhandels.</em> Zunächst ist hervorzuheben, daß +Vorderindien fast ganz entblößt von Zinn ist, ja, daß dieses +Metall seit den ältesten Zeiten dort importiert wird.<a id="FNanchor_D_4"></a><a href="#Footnote_D_4" class="fnanchor">[156]</a> Es +ist nur eine Fundstätte von Zinnerzen in Ostindien bekannt, +und zwar in Mewar (Udaipur in Radschputana), zwischen der +Parnassa und ihrem Nordzuflusse Kotasari<a id="FNanchor_D_5"></a><a href="#Footnote_D_5" class="fnanchor">[157]</a>, und daß von +dieser Stätte aus frühzeitig ein Zinnexport stattgefunden, ja, +daß die Zinnwerke überhaupt dort früh betrieben worden seien, +dafür liegt keinerlei Anzeichen vor. Damit fällt eine der von +<span class="smcap">Worsaae</span> angeführten Bedingungen weg, daß gerade Indien das +Mutterland der Bronze gewesen sein soll. Was die hinterindische +Halbinsel betrifft, so ist diese allerdings eine der ergiebigsten +Zinnquellen, doch erst, wie wir sehen werden, in verhältnismäßig +junger Zeit. Vorderindien aber, das reiche Kulturland, bezog, +wie historisch sich nachweisen läßt, seinen Zinnbedarf aus dem +Abendlande.</p> + +<p>Der von einem Anonymus herrührende Periplus des erythräischen +Meeres — höchst wahrscheinlich aus dem ersten Jahrhundert unserer +Zeitrechnung stammend — führt an, daß zu Aualites am arabischen +Busen (Seïla an der Tadschurabai) κασσἱτερος ὁλἱγος neben +anderen Waren eingeführt worden sei.<a id="FNanchor_D_6"></a><a href="#Footnote_D_6" class="fnanchor">[158]</a> Dieses „wenig Zinn“ soll +nun, so hat man vielfach angenommen, aus Indien gekommen sein. +Schon <span class="smcap">Lassen</span><a id="FNanchor_D_7"></a><a href="#Footnote_D_7" class="fnanchor">[159]</a> hatte das Zinn, welches frühzeitig im +Abendlande gebraucht wurde, aus Indien stammen lassen und dafür +als Hauptgrund angeführt, daß das homerische κασσἱτερος +von dem Sanskritworte <i>kastira</i> stamme. Danach wären also +schon zur homerischen Zeit die Hellenen mit dem indischen Zinn +vertraut gewesen. Allein es scheint alles dafür zu sprechen, daß +die Sache sich gerade umgekehrt verhält und daß das griechische +Wort mit <span class="pagenum"><a id="page60"></a>Seite 60</span> der Sache nach Vorderindien gewandert sei.<a id="FNanchor_D_8"></a><a href="#Footnote_D_8" class="fnanchor">[160]</a> +Das Zinn der Mittelmeerländer und Vorderasiens stammte im Altertum +nur aus dem phönizischen Handel, der in den britischen und +iberischen Zinnwerken seine Quelle hatte. „Zinn aus Indien ist +aber im vorderasiatischen Handel nicht nur unerweislich, sondern +es ist auch bekannt, daß noch in jüngerer Zeit Indien kein Zinn +produzierte und daß es aus den Westländern dahin ausgeführt +wurde.“ <span class="smcap">Movers</span>, der diesen Ausspruch thut<a id="FNanchor_D_9"></a><a href="#Footnote_D_9" class="fnanchor">[161]</a>, beruft +sich dabei auf <span class="smcap">Plinius</span><a id="FNanchor_D_10"></a><a href="#Footnote_D_10" class="fnanchor">[162]</a>, welcher, nachdem er vom +<i>plumbum album</i> oder Zinn und vom <i>plumbum nigrum</i> +oder Blei gehandelt, schreibt: „<i>India neque aes neque plumbum +habet, gemmisque suis ac margaritis haec permutat.</i>“ Nun hatte +Indien allerdings Kupfer (<i>aes</i>), und wollte man danach die +Stelle bei <span class="smcap">Plinius</span> anfechten und nicht gelten lassen, so +liegen aus dem bereits angeführten Periplus noch einige Stellen +vor, die uns den direkten Import von κασσἱτερος und zwar +von Alexandrien, einmal nach Kane in Arabien und zweimal nach der +indischen Westküste (Barygaza und Bakare), neben Kupfer (χαλκὁς) +anführen.<a id="FNanchor_D_11"></a><a href="#Footnote_D_11" class="fnanchor">[163]</a> Als phönizischer Monopolgegenstand hatte +das Zinn einen hohen Wert erreicht und wurde, wie <span class="smcap">Plinius</span> +uns erzählt, gegen Edelsteine und Perlen in Vorderindien +vertauscht. Dieses hätte aber nicht der Fall sein können, wenn +um jene Zeit bereits die reichen hinterindischen Zinngruben im +Betriebe gewesen wären.</p> + +<p>Möglich, daß für Vorderasien noch eine andere Zinnquelle +von Bedeutung war, aus der vielleicht das Material zu den +altassyrischen Bronzen geflossen sein kann. <span class="smcap">Strabo</span> erzählt +von dem am Paropamisus angesessenen Volke der Drangen, daß sie +„Mangel an Wein leiden, aber Zinn findet sich bei ihnen“.<a id="FNanchor_D_12"></a><a href="#Footnote_D_12" class="fnanchor">[164]</a> +Beglaubigung erhält diese Nachricht durch das neuerdings bestätigte +Vorkommen von Zinn in Chorassan, das auf <span class="smcap">K. E. v. Baer</span>'s +Anregung hin dort von <span class="smcap">Ogorodnikow</span> erkundigt wurde. Zwanzig +Farasangen (à 7 Werst) von der Stadt Utschan Mion Abot befinden +sich reiche Lager von Zinn, Eisen, Kupfer und sechs Farasangen +von Meschhed ein Zinnbergwerk, das sogenannte Rabotje Alokaband. +Zinnerne Krüge und Waschschüsseln, aus dem Zinn dieser Bergwerke +verfertigt, sind in Meschhed im Überfluß vorhanden.<a id="FNanchor_D_13"></a><a href="#Footnote_D_13" class="fnanchor">[165]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page61"></a>Seite 61</span> <em class="gesperrt">Vorkommen indischer Bronzen.</em> Wie steht es nun mit den +Funden alter indischer Bronzen? Zunächst ist hervorzuheben, daß +die typische Bronze, wie sie vom Kaukasus an und von Kleinasien +bis nach England und Skandinavien vorkommt, eine ganz bestimmte +Mischung ist, welche (kleine Schwankungen abgerechnet) durchgängig +9 Kupfer und 1 Zinn enthält, woraus auf einen gemeinsamen Ursprung +für diese abendländische Bronze geschlossen werden kann. Vielleicht +reicht diese bestimmte Bronze bis Persien<a id="FNanchor_D_14"></a><a href="#Footnote_D_14" class="fnanchor">[166]</a>, weiter nach Osten +ist sie aber nicht nachgewiesen, wie wir an den Analysen indischer +Bronzen sehen werden.</p> + +<p>Alte Bronzen sind in Indien nicht häufig und es ist +charakteristisch für die wenigen Bronzefunde, daß sie mehr Schmuck- +und Luxusgegenstände, als solche zum täglichen Gebrauch, wie Messer +u. dgl., darstellen. „<i>Dans la péninsule indienne les instruments +en bronze sont des plus rares et l'on ne peut guére citer que la +découverte faite dans les environs de Jabalpur; les instruments +exhumés dans cette localité avaient comme composition suivant M. +Twean: cuivre 86,7; étain 13,3.</i>“<a id="FNanchor_D_15"></a><a href="#Footnote_D_15" class="fnanchor">[167]</a> Es ist dieses also eine +von unserer typischen Bronze abweichende Komposition.</p> + +<p>Indessen liegen doch noch mehr alte Bronzefunde aus Vorderindien +vor. Im Nilgirigebirge und im Coimbatoredistrikt (Südindien) +sind Schalen und gerippte Armbänder ausgegraben worden, die +sich teilweise jetzt im königlichen Museum zu Berlin befinden +und die aus Steinkreisen jüngerer Zeit stammen. Die Armbänder +waren eine Zink-Kupferlegierung; der Zinn- und Kupfergehalt +der Schalen schwankte sehr beträchtlich (8,52; 9,45; 14,74 und +25,23% Zinn).<a id="FNanchor_D_16"></a><a href="#Footnote_D_16" class="fnanchor">[168]</a> — Bei der Stadt Hyderabad im Dominion Nizam's +befinden sich zahlreiche Gruppen von Cairns, in denen Ausgrabungen +unternommen wurden; es zeigten sich dabei zwei Glocken, die eine +aus Bronze, die andere aus Kupfer, zusammen mit Töpfergeschirr, +sowie Speer- und Pfeilspitzen.<a id="FNanchor_D_17"></a><a href="#Footnote_D_17" class="fnanchor">[169]</a> Ob letztere von Eisen +oder Bronze waren, ist nicht gesagt, doch ist — wie aus dem +nachfolgenden Funde hervorgeht — wohl das erstere anzunehmen. +Diese Gegenstände befinden sich im Asiatic Society-Museum zu +Bombay. — Im Jahre 1867 grub <span class="smcap">Meadows Taylor</span> einen Cairn +bei Hyat Nugger, etwa zehn Miles südöstlich von Hyderabad, aus, +dessen Inhalt sich jetzt im Museum der Irischen Akademie befindet. +Das bemerkenswertheste <span class="pagenum"><a id="page62"></a>Seite 62</span> Stück unter den Funden war ein +Deckel, wie es scheint zu einer Schüssel gehörig, oben mit der +Figur eines Schafes oder Hirsches geziert. Der Durchmesser betrug +25 cm und die Wölbung erhob sich 8,5 cm über den Rand. Das Metall +war gleichmäßig 25 mm stark, sorgfältig gegossen und poliert. +„<i>This, with the exception of a bell and a small drinking cup</i> +(der eben angeführte Fall ist gemeint) <i>are the only bronze +articles, which have been found in the Hyderabad cairns and I found +none in the cairns of Sorapoor.</i>“ In dem gleichen Cairn wurden +mehrere Exemplare von <i>Turbinella pyrum</i> und ein Halsband aus +den gleichen Schnecken, einiges rohe Töpfergeschirr und einige +eiserne verrostete Speer- und Pfeilspitzen gefunden.<a id="FNanchor_D_18"></a><a href="#Footnote_D_18" class="fnanchor">[170]</a></p> + +<p>Bronze ist also selten in Indien zusammen mit Eisen und außerdem +in meist jüngeren Gräbern und von anderer Komposition als unsere +abendländische gefunden worden. Das in Indien noch jetzt vielfach +erzeugte <em class="gesperrt">Kupfer</em> ist dagegen weit häufiger in alten +Grabstätten entdeckt worden. Beile, eine Lanzenspitze und Armbänder +aus diesem Metall sind bei Mainpur in den Nordwestprovinzen +ausgegraben worden; die Beile gleichen europäischen Formen und +die Lanzenspitzen zeigen Widerhaken. Ein größerer Fund von +404 Kupfergeräten und 102 Silberstücken wurde bei dem Dorfe +Gangaria im Distrikte Balaghat, Centralprovinzen, gemacht. Diese +Kupferinstrumente bestanden in langen Meißeln; die Silberstückchen +hatten als Schmuck gedient. Bei Pachumla im Distrikt Hazaribagh hat +man eine dicke Kupferaxt und in Sind einen 20 cm langen Kupfercelt +ausgegraben.<a id="FNanchor_D_19"></a><a href="#Footnote_D_19" class="fnanchor">[171]</a></p> + +<p>Auch in früher historischer Zeit tritt uns eher Kupfer als +Bronze in Indien bei Gebrauchsgegenständen entgegen, wie denn +<span class="smcap">Nearchos</span> berichtet, daß die Inder sich der Gefäße +aus geschmolzenem, nicht getriebenem Kupfer bedienten, und +<span class="smcap">Kleitarchos</span>, daß sie aus demselben Metalle Tische, Sessel, +Becher und Wassergefäße verfertigten.<a id="FNanchor_D_20"></a><a href="#Footnote_D_20" class="fnanchor">[172]</a></p> + +<p>Die Seltenheit der Bronze- und die Häufigkeit der alten +Kupfergeräte, zusammengenommen mit dem häufigen Vorkommen von +alten Eisenfunden, deuten keineswegs darauf, daß in Indien eine +Bronzezeit der Eisenzeit voranging.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page63"></a>Seite 63</span> <em class="gesperrt">Gegenwärtige Kupfererzeugung in Indien.</em> Eine zum +Teil sehr altertümliche und hochinteressante Kupferproduktion, +welche in ihrem ganzen Wesen einen primitiven Charakter trägt, +hat sich zu Chetri am Fuße der Arvaliberge in der Radschputana +erhalten. Glücklicherweise sind wir durch einen eingehenden +Bericht des Colonel <span class="smcap">J. C. Brooke</span> über dieselben genau +unterrichtet<a id="FNanchor_D_21"></a><a href="#Footnote_D_21" class="fnanchor">[173]</a>, so daß wir uns eine vollständige Vorstellung von +dieser Industrie machen können.</p> + +<p>In den Ausläufern des Gebirges sind reiche Eisen-, Kupfer-, Alaun- +und Kobaltgruben und von den Einwohnern der 1000 bis 1500 Häuser +zählenden Stadt lebt ein großer Teil, namentlich die ärmere +Klasse, vom Bergbau und Hüttenwesen. Hindus sind in den Alaun- und +Kupfervitriolwerken thätig, während Mohamedaner in den Gruben und +Schmelzhütten arbeiten.</p> + +<p>Die Bergwerke liegen etwa 80 m über der Ebene und die Schächte +führen in einem Winkel von 60 Grad im Zickzack, doch sehr +unregelmäßig und oft abzweigend, in die Tiefe. Manchmal sind die +Gänge so niedrig, daß ein Mann nur liegend durch dieselben gelangen +kann, oft erweitern sie sich zu Kammern, aus denen durch Raubbau +das Kupfererz gewonnen wird. Je tiefer, desto reicher sind die +Erze, doch ist denselben wegen des Wassers nicht beizukommen, denn +die Bewältigung der Wässer ist eine außerordentlich primitive. +Die Leute bilden eine Kette vom Mundloche bis zum Wasser und +reichen sich so von Hand zu Hand Thongefäße (Ghurrahs) mit dem +geschöpften Wasser oder taubem Gestein gefüllt — ein kostspieliges +und langsames Verfahren. In einem Schachte des Kulhanwerkes fand +<span class="smcap">Brooke</span> 27 Leute mit dieser Arbeit beschäftigt und da jeder +derselben einen Raum von etwa 2 m beherrschte, so ergiebt sich +daraus die Tiefe der Mine mit 54 m.</p> + +<p>Diese Kupferbergwerke werden teils von den Eigentümern bearbeitet, +teils an Meistbietende versteigert. Die genannte Kulhanmine hat +sechs oder sieben Schachte, von denen jeder mit 50 bis 100 Rupien +jährlich bezahlt wird; eine geringe Summe, wenn man den großen +Reichtum an oft 75% Metall haltenden Kupfererzen bedenkt. Die +Bergleute arbeiten in Abteilungen von je acht Mann. Die Schicht +dauert von früh acht Uhr bis zum Abend und in dieser Zeit fördern +sie etwa 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub>-3 Maunds Erz. Das Erz wird in kleinen <span class="pagenum"><a id="page64"></a>Seite 64</span> 3 kg +haltenden Körben emporgebracht und in der Stadt Chetri an +mohamedanische Borahs versteigert. Gutes schwarzes Schwefelkupfer +wird mit zehn Rupien, Pyrit mit 4-5 Rupien per Maund verkauft.</p> + +<p>Der Borah mietet sich nun Arbeiter, die monatlich drei Rupien +erhalten und mit kleinen Hämmern das Erz zerschlagen und vom tauben +Gestein sondern. Dann wird das Erz zerstampft. Dieses geschieht +mit Ghuns, 16 kg schweren Hämmern von eigentümlicher Form, ähnlich +den Stampfen der Pflasterer. Es sind cylindrische Eisenstücke, an +welchen horizontal angebrachte Stäbe als Handhaben sitzen und die +mit beiden Händen gestoßen werden. Dabei schiebt der Arbeiter das +Erz mit den Füßen zusammen, indem er die Zehen wie Finger gebraucht.</p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img017"></a> +<img src="images/img017.jpg" width="500" height="218" alt="Fig. 16."> +<p>Fig. 16. Kupferschmelze in Chetri. Nach <span class="smcap">Brooke</span>.</p> +</div> + +<p>Das mehremal so durchstampfte feine Erz wird nun mit Kuhmist +vermischt und in 2 cm lange Rollen geformt, die erst an der +Sonne getrocknet und dann in einem Feuer aus Kuhdünger an der +offenen Luft geröstet werden. Jetzt ist das Erz fertig zum +Schmelzen. <span class="pagenum"><a id="page65"></a>Seite 65</span> Um den Ofen zu errichten, werden Kumhars oder +Töpfer geholt. Der Ofen ist 1 m hoch, hat 28 cm Durchmesser und +besteht aus Schlacken, die mit Thon verkittet werden. Die „Düsen“ +(Mündungen) der Blasebälge werden gleich mit unten eingebaut. +Diese Düsen sind irdene Röhren, die nach dem Ofen zu dicker +werden und hier ein Luftloch haben, das mit einem nassen Lappen +zugestopft ist, der von Zeit zu Zeit herausgenommen wird, um die +Düsen zu reinigen. Das andere dünnere Ende der Düse ist mit dem +Schlauchblasebalg verbunden. Die Luftklappe der Schläuche ist +durch zwei Stöcke am Ende derselben gebildet, welche der Arbeiter +öffnet, wenn der Schlauch für die Zulassung der Luft emporgezogen +wird und die er schließt, wenn der Schlauch zur Auspressung der +Luft niedergedrückt wird. Der obere Teil des Ofens ist aus Ringen +von feuerfestem Thon, etwa 25 cm hoch, gebildet. Im ganzen wendet +man drei Blasebälge an; an der vierten Seite des Ofens liegt die +Öffnung desselben mit einer Tümpelplatte aus feuerfestem Thon. +Am Grunde derselben ist ein Loch, um das geschmolzene Metall +abzulassen. (Fig. <a href="#img017">16</a>).</p> + +<p>Der Ofen wird täglich frisch beschickt; jede Schmelzung dauert +12-14 Stunden. Das geröstete Erz wird schichtweise mit Holzkohle in +den Ofen gethan, auch ein Zuschlag beigefügt, welcher <i>Rit</i> +genannt wird. Letzterer besteht aus Abfall (<i>refuse</i>) von +alten Eisenöfen, der in ganzen Halden noch vorhanden ist, denn das +Eisen wurde lange vorher hier schon verarbeitet, ehe das Kupfererz +entdeckt war. Auf jede Beschickung des Ofens kommen fünf Maunds +geröstetes Erz, ebensoviel Zuschlag (<i>Rit</i>) und vier Maunds +Holzkohle.</p> + +<p>Da das erschmolzene Metall schwefelhaltig ist, muß es raffiniert +werden. Dieses geschieht dadurch, daß ein Strom erhitzter Luft +über das flüssige Metall getrieben und dieses fortwährend dabei +abgeschäumt wird. Der Luftstrom wird durch einen einzigen Blasebalg +erzeugt, welchen ein Mann aufzieht, während zwei andere ihn dann +wieder niedertreten.</p> + +<p>So schildert <span class="smcap">Brooke</span> das Verfahren, aus dem wir deutlich +die beiden bei der Darstellung des Kupfers stattfindenden Prozesse +erkennen können: einmal die Niederschmelzung des rohen mit Schwefel +etc. verunreinigten Schwarzkupfers und dann dessen Raffinierung +(Garmachen), indem das letztere einem neuen Gebläsestrom ausgesetzt +wird. Dadurch erst wird das reine, gare, zur weiteren Verarbeitung +brauchbare Kupfer gewonnen. Es liegen also hier zwei Prozesse +vor, während bei der primitiven Eisengewinnung, wie wir sie bei +<span class="pagenum"><a id="page66"></a>Seite 66</span> den Negern kennen lernten, nur ein Prozeß nöthig ist, was +doch darauf schließen läßt, daß zunächst dieses letztere Verfahren, +nämlich die Eisendarstellung bekannt sein mußte, ehe zu dem +komplizierteren, der Kupferreduktion und Raffination, Übergegangen +werden konnte.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_D_1"></a><a href="#FNanchor_D_1"><span class="label">153</span></a> <span class="smcap">Lubbock</span>, Vorgeschichtliche Zeit. Jena 1874. +II. 57.</p> + +<p><a id="Footnote_D_2"></a><a href="#FNanchor_D_2"><span class="label">154</span></a> <span class="smcap">Meadows Taylor</span>, On prehistoric Archaeology +of India. Journ. of the Ethnological Society. I. 157-181 (1869).</p> + +<p><a id="Footnote_D_3"></a><a href="#FNanchor_D_3"><span class="label">155</span></a> <span class="smcap">Worsaae</span>, Vorgeschichte des Nordens. Hamburg +1878. 48 ff. und Arch. f. Anthropol. XII. 518.</p> + +<p><a id="Footnote_D_4"></a><a href="#FNanchor_D_4"><span class="label">156</span></a> <span class="smcap">Crawfurd</span> in Transact. Ethnolog. Soc. New +Series. IV. 9.</p> + +<p><a id="Footnote_D_5"></a><a href="#FNanchor_D_5"><span class="label">157</span></a> Zeitschrift für allgem. Erdkunde. I. 133.</p> + +<p><a id="Footnote_D_6"></a><a href="#FNanchor_D_6"><span class="label">158</span></a> Editio <span class="smcap">Fabricius</span>. Leipzig 1883. 44.</p> + +<p><a id="Footnote_D_7"></a><a href="#FNanchor_D_7"><span class="label">159</span></a> Indische Altertumskunde. I. 239.</p> + +<p><a id="Footnote_D_8"></a><a href="#FNanchor_D_8"><span class="label">160</span></a> Siehe die Beweise bei <span class="smcap">Movers</span>, Phönizier. +II. Bd. III. T. 63.</p> + +<p><a id="Footnote_D_9"></a><a href="#FNanchor_D_9"><span class="label">161</span></a> A. a. O.</p> + +<p><a id="Footnote_D_10"></a><a href="#FNanchor_D_10"><span class="label">162</span></a> Hist. nat. XXXIV. 48.</p> + +<p><a id="Footnote_D_11"></a><a href="#FNanchor_D_11"><span class="label">163</span></a> Ed. <span class="smcap">Fabricius</span>. 64. 90. 96.</p> + +<p><a id="Footnote_D_12"></a><a href="#FNanchor_D_12"><span class="label">164</span></a> <span class="smcap">Strabo.</span> 724 ed. <span class="smcap">Casaub</span>.</p> + +<p><a id="Footnote_D_13"></a><a href="#FNanchor_D_13"><span class="label">165</span></a> <span class="smcap">v. Baer</span>, Von wo das Zinn zu den ganz alten +Bronzen gekommen sein mag? Archiv für Anthropologie. IX. 265.</p> + +<p><a id="Footnote_D_14"></a><a href="#FNanchor_D_14"><span class="label">166</span></a> <span class="smcap">Virchow</span> im Korrespondenzblatt 1883. 81.</p> + +<p><a id="Footnote_D_15"></a><a href="#FNanchor_D_15"><span class="label">167</span></a> Revue d'Anthropologie. 1880. 299.</p> + +<p><a id="Footnote_D_16"></a><a href="#FNanchor_D_16"><span class="label">168</span></a> <span class="smcap">Jagor</span> in Verhandl. Berlin. Anthropol. Ges. +1877. 206.</p> + +<p><a id="Footnote_D_17"></a><a href="#FNanchor_D_17"><span class="label">169</span></a> Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 169.</p> + +<p><a id="Footnote_D_18"></a><a href="#FNanchor_D_18"><span class="label">170</span></a> Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 176.</p> + +<p><a id="Footnote_D_19"></a><a href="#FNanchor_D_19"><span class="label">171</span></a> Revue d'Anthropologie. 1880. 299 nach Proceed. +Asiatic Society of Bengal. 1870.</p> + +<p><a id="Footnote_D_20"></a><a href="#FNanchor_D_20"><span class="label">172</span></a> <span class="smcap">Lassen</span>, Indische Altertumskunde. II. 726.</p> + +<p><a id="Footnote_D_21"></a><a href="#FNanchor_D_21"><span class="label">173</span></a> The mines of Khetree in Rajpootana. Journ. Asiat. +Soc. Bengal. Calcutta 1864. 519-529. (New Series No. CXXIII).</p> +</div> + + + + +<h2>Das Eisen in Vorderindien.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Alte Eisenfunde in Vorderindien.</em> Bei der leichten +Zerstörbarkeit des Eisens ist das häufige Vorkommen von +prähistorischen Eisenfunden in altindischen Gräbern und +Steindenkmälern sehr beachtenswert, wobei aber — was schon bei +der Bronze betont wurde — nicht zu übersehen ist, daß viele jener +Steindenkmale jüngeren Datums sind. Dagegen sollen die „<i>Korumba +rings</i>“ in Südindien aus einer Zeit datieren, die noch vor +der arischen Einwanderung in jene Lande liegt; man hält sie für +gleichalterig mit den megalithischen Bauten Europas. Während nun +letztere meist mit Bronzesachen associiert sind, findet man bei +und unter den indischen Steindenkmälern vorzugsweise Eisengeräte. +<span class="smcap">Madlicot</span> und <span class="smcap">Blanford</span> in ihrem Werke über +die posttertiären Gebilde und das Alter des Menschen auf der +indischen Halbinsel (Kalkutta 1879) bemerken, daß das Eisen +höchstwahrscheinlich viel früher in Indien als in Europa bearbeitet +wurde<a id="FNanchor_E_1"></a><a href="#Footnote_E_1" class="fnanchor">[174]</a>, wofür denn auch die verhältnismäßig zahlreichen +„prähistorischen“ Eisenfunde sprechen. Bereits im Jahre 1820 hat +<span class="smcap">Babington</span> die pilz- oder schirmförmigen megalithischen +Denkmäler in Malabar, die man Topie-Kulls oder Pandu-Kulies +nennt, untersucht und außer Urnen darin eiserne Geräte und Waffen +verschiedener Art gefunden, darunter einen eisernen Dreifuß und +eine eiserne Lampe.<a id="FNanchor_E_2"></a><a href="#Footnote_E_2" class="fnanchor">[175]</a> Ganz die gleichen eisernen Gegenstände: +Lanzenspitzen, Speerspitzen, Fragmente von Schwertern, Dreifuße +und Lampen entdeckte <span class="smcap">Meadows Taylor</span><a id="FNanchor_E_3"></a><a href="#Footnote_E_3" class="fnanchor">[176]</a> in den alten +Kistvaens von Sorapur, zusammen mit glasierten und unglasierten +Urnen. Dr. <span class="smcap">Bell</span>, welcher die Narkael-pulli-Cairns zwischen +Hyderabad und Masulipatam untersuchte, fand darin neben einem +Skelett ein Stück Eisen.<a id="FNanchor_E_4"></a><a href="#Footnote_E_4" class="fnanchor">[177]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page67"></a>Seite 67</span> Die Tumuli in den Bergen von Oapur (Mysore bei Bangalore), +welche <span class="smcap">W. Denison</span> öffnete, zeigten im Innern Gräber, +bedeckt mit ungeheueren Gneisplatten (5,30 m lang, 3,50 m breit, +1,40 m dick und 20 Tonnen wiegend!), deren Transport unerklärlich +erscheint. Sie deckten eine Steinkiste, welche im Innern irdene +Tschattis oder Töpfe enthielt, genau von der Form, wie sie jetzt +noch in jener Gegend im Gebrauch. Die Töpfe enthielten Asche und +eiserne Pfeilspitzen, in der Kiste selbst lagen die verrosteten +Reste von eisernen Schwertklingen.<a id="FNanchor_E_5"></a><a href="#Footnote_E_5" class="fnanchor">[178]</a></p> + +<p>Noch andere Eisenfunde sind zahlreich in den Steinkreisen oder +Barrows der Centralprovinzen in der Umgegend von Nagpur gemacht +worden. „<i>The barrows in the Hingnah plains are countless: one +gazes on them in mute astonishment.</i>“ Die ersten dort von dem +Schotten <span class="smcap">Hyslop</span> und später von <span class="smcap">Rivett-Carnac</span> +gemachten Ausgrabungen befinden sich im Museum zu Nagpur; es sind +Bruchstücke von Töpferwaren; kleine steinerne Wassertröge und +verschiedene Geräte aus Eisen und Stahl — nichts von Knochen, +Horn, Stein, Feuerstein oder Bronze. Im Jahre 1867 unternahm +Major <span class="smcap">G. G. Pearse</span> die Ausgrabung eines dortigen Barrow, +desjenigen von Warrigaon, welcher von den Hindu mit einer +mythischen Rasse von Kuhhirten in Verbindung gebracht wird. Der +Barrow hat 75 Yards Umfang, ist eiförmig, enthält 9800 qm Erde +und ist mit einem stellenweise doppelten Kreise von 0,30-1,10 m +hohen Steinen versehen. Die Ausgrabung wurde im Centrum begonnen +und hier stieß, 1,40 m unter der Oberfläche, <span class="smcap">Pearse</span> +auf reihenweise gestellte schwarze und braune irdene, mit der +Drehscheibe hergestellte Gefäße; die schwarzen zerfielen zu Staub, +sie hatten kegelförmige Deckel und breite Böden. Die braunen, +wiewohl auch zerfallend, waren aus dauerhafterem Material. Alle +diese Gefäße hatten eine durchaus verschiedene Form von den jetzt +in jener Gegend üblichen thönernen Ghurras. Bei dem ferneren +Graben wurden gut erhaltene, aber ebenholzschwarze Kokosnußschalen +entdeckt; dann kam in 1,60 m Tiefe und 30 cm unter den Thongefäßen +das eiserne verstählte Ende eines Pfluges zum Vorschein, ein noch +jetzt bei den Eingeborenen benutztes und unter dem Namen <i>Nangur +ke oolie</i> bekanntes Ackergerät. Noch etwas tiefer folgte das +Skelett eines starkknochigen, 1,68 m großen Menschen, von dem nur +wenig erhalten blieb. Auf der rechten Seite des Skeletts wurde +eine verstählte Pflugschar und ein anderes Stahlgerät, <span class="pagenum"><a id="page68"></a>Seite 68</span> auf +der linken verschiedene Eisen- und Stahlgeräte gefunden, die +nicht näher in unserer Quelle beschrieben sind, sich aber im +British-Museum befinden. Auf der Brust lagen Kupfergefäße, die bei +Berührung zerfielen. Auf dem Deckel eines der 12 cm im Durchmesser +haltenden Kupfergefäße befanden sich in Hochrelief Figuren, welche +Gänse, eine Schlange und einen Vogel darstellten. Bei einem +zweiten Skelette wurde eine „Bratpfanne“, ähnlich den noch jetzt +bei den dortigen Eingeborenen gebrauchten und <i>Kurraie</i> +genannten, gefunden; ferner ein großer goldener Ring, Löffel, +Messer, Pflugenden, Spatel von Eisen und Stahl. Auch dieses +Skelett, welches gleichfalls zerfiel, hatte ebenfalls zerbrechende +Kupfergefäße auf der Brust liegen. Im Innern eines der Kupfergefäße +befand sich ein kleines Kupferornament, geziert mit Gänsen<a id="FNanchor_E_6"></a><a href="#Footnote_E_6" class="fnanchor">[179]</a>; +es scheint ein Schalenhalter für eine Öllampe gewesen zu sein, und +wenn dieses der Fall, das Vorbild für die großen Messinglampen mit +Figuren aus Vögeln, die jetzt in den Bazars der großen indischen +Städte verkauft werden. <span class="smcap">Pearse</span> grub bis zu 3,30 m Tiefe, +ohne weitere Funde in dem Barrow zu machen.</p> + +<p>Die Schlüsse, die <span class="smcap">Pearse</span> aus seiner Ausgrabung zieht, +sind folgende. Die Erbauer des Barrow waren weder Buddhisten noch +Hindu, denn sonst würden sie ihre Toten verbrannt haben. Es war +ein starkes, kräftiges Volk, welches vortrefflichen Stahl kannte, +Ackerbau trieb, Öl brannte, die Töpferscheibe kannte, Kupfer +schmolz, Tier- und andere Ornamente darstellte und wohl auch +Handel trieb, worauf die aus weiter Ferne stammenden Kokosschalen +hindeuten. Manche der aufgefundenen Geräte scheinen Vorläufer der +heute in Indien gebrauchten zu sein. Trotz der uralt erscheinenden +Bestattungsweise unter einem mit Steinen umkreisten Tumulus und +der Beigabe von Ackergeräten ist aber <span class="smcap">Pearse</span> wegen +der Bratpfannen und modern gestalteten Löffel doch abgeneigt, +die Barrows von Nagpur einer alten prähistorischen Rasse +zuzuschreiben.<a id="FNanchor_E_7"></a><a href="#Footnote_E_7" class="fnanchor">[180]</a> Und damit thut er wohl recht, da der bis heute +in Indien fortdauernde Brauch der Errichtung von Steinpfeilern, +die nicht selten vorkommende Vereinigung uralter und sehr moderner +Bräuche die größte Vorsicht in der Altersbeurteilung derartiger +Funde erheischen.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page69"></a>Seite 69</span> <em class="gesperrt">Gegenwärtige einheimische Eisenproduktion Indiens.</em> +Die systematische Durchforschung Vorderindiens, welche in der +neuesten Zeit von der Regierung angestellt wurde, hat reiche +Kohlen- und Eisenerzstätten ergeben. Das Wardhathal in den +Centralprovinzen wird als eine der reichsten Eisenerzstätten der +Welt geschildert. Ein nicht minder reicher Distrikt, Ranigunge, +liegt in der Nähe von Kalkutta; im Salemdistrikt tritt der +Magneteisenstein in meilenlangen Lagern von 15-30 m Mächtigkeit +auf; ein zwei Miles langer und eine halbe Mile breiter Berg in +Lohara besteht ganz aus Magneteisenstein und reinem Eisenglanz.</p> + +<p>Vorderindien ist also reich an Eisenerzen, darunter ganz +vorzügliche Sorten Magneteisen und Hämatite, auch sind titanhaltige +Eisensande häufig. Auf der Weltausstellung zu London im Jahre +1862 waren indische Eisenerze und Hüttenprodukte reichlich +vertreten.<a id="FNanchor_E_8"></a><a href="#Footnote_E_8" class="fnanchor">[181]</a></p> + +<p>In der einheimischen, uralt bodenständigen Eisenindustrie werden +Magneteisensteine, roter und brauner Glaskopf, Eisenglanz, +namentlich aber Brauneisenerze verwendet. Zur Holzkohle bedient +man sich des Teakholzes, der Akazie und besonders des Salbaumes +(<i>Shorea robusta</i>). Auch in Vorderindien ist der Schmelzprozeß +die alte Rennarbeit, die unmittelbare Gewinnung des schmiedbaren +Eisens aus dem Erze, mit niedrigen Öfen und einfachen Gebläsen +betrieben, wobei das schmiedbare Eisen, eine Mischung von +Schmiedeeisen und Stahl, als Frischstück oder Luppe erhalten wird.</p> + +<p>Die in Indien angewandten Öfen, wiewohl einander nahe +stehend, zeigen doch lokale Verschiedenheiten und werden nach +<span class="smcap">Percy</span><a id="FNanchor_E_9"></a><a href="#Footnote_E_9" class="fnanchor">[182]</a> in drei verschiedene Arten eingeteilt. An der +Westküste, den westlichen Ghats, dann im Deccan und Carnatic ist +die roheste Form vorhanden, welche namentlich bei den halbwilden +Bergstämmen angewendet wird. Die anderen beiden Arten kommen in +Mittelindien und dem Nordwesten vor; es gleicht davon die eine den +catalonischen Feuern, die andere den Stücköfen Europas. Sie zeigen +gegenüber der ersten Form einen Fortschritt, namentlich was die +Produktionsfähigkeit betrifft.</p> + +<p>In denjenigen Gegenden, wo die einfachste Methode betrieben wird, +ist an Arbeitsteilung nicht zu denken. Hier sammelt dieselbe +Familie das Erz, brennt die Holzkohle und macht das Eisen, +<span class="pagenum"><a id="page70"></a>Seite 70</span> welches sie nachher auch in solche Artikel verarbeitet, +wie die Dorfbewohner verlangen. Oft ziehen die Schmelzer im +Lande umher und bauen da ihre Öfen, wo ein Begehr nach Eisen und +Erz und Holzkohle in genügender Menge vorhanden. Die in Orissa +gebräuchliche primitive Art ist von <span class="smcap">M. T. Blanford</span><a id="FNanchor_E_10"></a><a href="#Footnote_E_10" class="fnanchor">[183]</a> +mitgeteilt worden; wir reproduzieren dieselbe hier auszugsweise. +Die Form des Ofens wird aus den Figg. <a href="#img018">17</a> und <a href="#img019">18</a> ersichtlich; sie +ist typisch für Niederbengalen. <span class="smcap">Blanford</span> zeichnete sie im +Dorfe Kunkerai, dessen elende und schmutzige Bewohner Tamulen sind, +also zu der sogenannten Drawidarasse gehören. Die Leute ziehen von +Ort zu Ort und bleiben dort, so lange Erz und Holz vorhanden sind. +Beginnen diese zu fehlen oder ereignet sich ein böses Omen, so +wandern sie weiter und nur große Schlackenhalden zeugen von ihrer +ehemaligen Anwesenheit.</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img018"></a> +<img src="images/img018.jpg" width="300" height="215" alt="Fig. 17."> +<p>Fig. 17. Eisenofen in Orissa, Durchschnitt. Nach <span class="smcap">Blanford</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img019"></a> +<img src="images/img019.jpg" width="350" height="255" alt="Fig. 18."> +<p>Fig. 18. Seitenansicht desselben.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img020"></a> +<img src="images/img020.jpg" width="300" height="458" alt="Fig. 19."> +<p>Fig. 19. Eisenofen in Orissa. Obere Ansicht.</p> +</div> + +<p>Die wesentlichen Teile des Ofens sind der cylindrische Schacht +und das Gebläse. An den oben offenen Schacht schließt sich ein +geneigter thönerner Trog (<i>c</i> in Fig. <a href="#img018">17</a><a href="#img019">-</a><a href="#img020">19</a>), der zum Aufgeben +der Beschickung dient und von einem Holzgerüste getragen wird. +Dieser Trog findet sich nur in wenigen Dörfern. Der Ofen selbst +ist roh aus thonigem Sand cylindrisch oder kegelförmig mit 7 cm +dicken Wandungen, 85 cm hoch und im Durchmesser 28 cm haltend, +hergestellt. Am <span class="pagenum"><a id="page71"></a>Seite 71</span> unteren Teil befinden sich zwei Öffnungen, +eine vorn zur Einsetzung der Form (für die Düse), aus der auch +später das schwammige Eisen herausgezogen wird und die während +des Ganges verschmiert ist; die zweite Öffnung (<i>b</i> in Fig. +<a href="#img019">18</a>. <a href="#img020">19</a>) im rechten Winkel zur vorigen, unter der Oberfläche des +Erdbodens, mündet in einen geneigten kleinen Graben, in welchen +die Schlacke absickert; wenn letztere erstarrt ist, wird sie +gelegentlich von einem Arbeiter mit einer Zange entfernt. „Das in +Orissa angewendete Gebläse,“ sagt <span class="smcap">Blanford</span>, „ist sehr +sinnreich und vielleicht ökonomischer für menschliche Arbeit +als irgend eine andere Form von Handbalgen. Die Figuren <a href="#img021">20</a> und +<a href="#img022">21</a> zeigen Durchschnitte davon, ersterer, wie das Gefäß mit Luft +gefüllt, letzterer, wie die Luft ausgepreßt ist. Es besteht aus +einem kreisförmigen Stück von hartem Holz, meist Mangoholz, welches +roh ausgehöhlt und mit einem Stück Büffelhaut überzogen ist, in +deren Mitte sich ein kleines Loch befindet. Durch dieses Loch +ist ein starker Strick gezogen, welcher an der Innenseite des +Balges mit einem Holzknebel versehen ist, um sein Herausgleiten +zu verhindern, während das andere Ende an eine gebogene, fest im +Boden neben dem Ofen befestigte Bambusstange gebunden ist. Dies +Bambusrohr wirkt als Feder und zieht den Strick und folglich die +Hautbedeckung des Balges so hoch als möglich, während die Luft +neben dem Stricke durch das Loch in den Hohlraum tritt. Ist der +Balg so gefüllt, so stellt der Arbeiter <span class="pagenum"><a id="page72"></a>Seite 72</span> seinen Fuß auf die +Haut, schließt dabei mit der Ferse das Loch in deren Mitte und +preßt mit dem ganzen Gewichte seines Körpers die Haut hinab und die +Luft hinaus. Letztere nimmt ihren Weg durch das Bambusrohr, welches +den Balg mit der Form des Ofens in Verbindung setzt. Zugleich zieht +er den Bambusstock an derselben Seite mit dem Arme nieder. Es +sind nun zwei derartige Bälge nebeneinander aufgestellt, welche, +vermittels Bambusröhren mit derselben Form in Verbindung gesetzt, +die Luft beim Drucke des einen oder anderen Fußes abwechselnd und +ziemlich ununterbrochen in den Ofen liefern.“</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img021"></a> +<img src="images/img021.jpg" width="200" height="190" alt="Fig. 20."> +<p>Fig. 20. Aufgeblasener Balg in Orissa. Nach <span class="smcap">Blanford</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 floatright width275"> +<a id="img022"></a> +<img src="images/img022.jpg" width="200" height="194" alt="Fig. 21."> +<p>Fig. 21. Ausgepresster Balg in Orissa. Nach demselben.</p> +</div> + +<p>Man wird aus dieser Schilderung <span class="smcap">Blanford</span>'s, sowie aus den +Abbildungen sofort die große Ähnlichkeit, ja Übereinstimmung dieses +Gebläses mit dem altägyptischen und vielen afrikanischen Gebläsen +erkennen. Die federnden Bambusstöcke sind jedoch speciell indische +Zuthat.</p> + +<p><span class="smcap">Forbes Watson</span>, der ganz ähnliche Schilderungen von dem +Eisenhüttenwesen in Katak und Dependenzen (Orissa) entwirft, +giebt an, daß namentlich die Gegend von Talchir, Dhenkanal, +Pal Lahara, Ungul und Sambhalpur reich an Eisen sei. Das rohe +einheimische Metall wird dort zu einem Anna per Seer verkauft, +was etwa acht Pfennigen per halbes Kilogramm entspricht. Nach Dr. +<span class="smcap">Shortt</span> ist das in jenen Gegenden verwendete Erz ein roter +Oker, mit 46% metallischem Eisen; die Holzkohle stellt man aus Sal +(<i>Shorea robusta</i>) her. Der erhaltene Eisenklumpen wird nach +dem Aufbrechen des unteren Ofenteils (bei der Form) noch glühend +mit eisernen Zangen hervorgezogen und auf einem Ambos aus Stein +(seltener aus Eisen) ausgehämmert.<a id="FNanchor_E_11"></a><a href="#Footnote_E_11" class="fnanchor">[184]</a></p> + +<p>Eine höher entwickelte Eisenindustrie finden wir in Alwar in der +Radschputana, südwestlich von Dehli, wo jährlich über 500 Tons +gutes Eisen von den Eingeborenen dargestellt werden. Die Öfen +sind 1,10 m hoch und werden mit 13 Maunds (260 kg) Eisenerz und +elf Maunds (220 kg) Kohlen in abwechselnden Lagen beschickt. Zwei +von Kindern und Frauen bediente Blasebälge bilden das Gebläse. +Die Düse, durch welche die Luft zuströmt, ist von Thon und heißt +„Twyere“; ist sie bis auf 5 cm Länge abgeschmolzen, so ist dieses +ein Zeichen, daß das Eisen heruntergegangen ist und sich als +Klumpen (Schori) im Herde gesammelt hat. Man bricht nun den unteren +Teil des Ofens auf und der noch rotglühende „Schori“ wird mit +Keilen in zwei Hälften von je 50-70 kg zerschlagen. Diese zwei +<span class="pagenum"><a id="page73"></a>Seite 73</span> Hälften bringt man nun nochmals in einen Ofen, wo sie zur +Weißglühhitze gebracht und dann zu Stücken gehämmert werden.<a id="FNanchor_E_12"></a><a href="#Footnote_E_12" class="fnanchor">[185]</a></p> + +<p>Anschließend an den Eisendistrikt von Alwar ist jener von Firospur +südlich von Dehli zu erwähnen. Hier wird in Gruben von 1,70 m Tiefe +der Hämatit, Bura genannt, gewonnen. Das Erz wird mit Steinen +in kleine Stückchen zerschlagen und dann in den Naudri oder +Schmelzofen gebracht. Dieser ist rund, kegelförmig, 2,5 m hoch, +oben spitz, unten weit. Er wird mit 13 Maunds Erz und 12 Maunds +Holzkohle in Wechsellagen beschickt. Jeder Ofen hat zwei Paar +Blasebälge, welche 18 Stunden lang kontinuierlich in Thätigkeit +sind. Dann wird der Prozeß eingestellt und am Boden des Ofens +finden sich drei Maunds unreines Eisen. Dieses wird nun wiederholt +erhitzt und gehämmert bis 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Maund reines Eisen (<i>loha +pakka</i>) das Endresultat sind. Zum wiederholten Erhitzen braucht +man noch fünf Maunds Holzkohle.<a id="FNanchor_E_13"></a><a href="#Footnote_E_13" class="fnanchor">[186]</a></p> + +<p>In Kamaon (Nordindien, am Fuße des Himalaya) benutzt man zur +Darstellung des Eisens einen niedrigen Herd von 56 cm Durchmesser +und lederne Schlauchblasebälge. <span class="smcap">Sowerby</span>, der diese +Nachricht giebt, meint, die Eisenindustrie sei hier unabhängig von +Südindien entstanden.<a id="FNanchor_E_14"></a><a href="#Footnote_E_14" class="fnanchor">[187]</a></p> + +<div class="figcenter1 nofloat width400"> +<a id="img023"></a> +<img src="images/img023.jpg" width="350" height="510" alt="Fig. 22."> +<p>Fig. 22. Eisengewinnung in den Khasiabergen. Nach <span class="smcap">Hooker</span>.</p> +</div> + +<p>Wie die Gebirgsbewohner Assams sich noch durch Ursprünglichkeit +der Sitten und Gebräuche auszeichnen und bei ihnen noch +heute megalithische Male errichtet werden, so ist auch die +Eisendarstellung <span class="pagenum"><a id="page74"></a>Seite 74</span> bei ihnen noch eine höchst primitive, wie +aus zwei vorliegenden Berichten hervorgeht.</p> + +<p><span class="smcap">Hooker</span> hat über die Eisenschmelzen im Nonkreemthale +der Khasiaberge berichtet.<a id="FNanchor_E_15"></a><a href="#Footnote_E_15" class="fnanchor">[188]</a> Danach ist das von den dortigen +Ureinwohnern verhüttete Erz Eisensand, der durch Auswaschen aus +einem Granitsande gewonnen wird. Das Erz muß sehr reichlich +vorhanden sein, da das Land überall von Waschgräben durchzogen +ist und einige große Teiche nur für diesen Zweck aufgestaut sind. +Das Schmelzen wird in sehr primitiv angelegten Holzkohlenfeuern +vollführt, die ihren Wind aus kolossalen, doppelt wirkenden Bälgen +erhalten. Diese letzteren werden von je zwei Personen getreten, wie +es Fig. <a href="#img023">22</a> veranschaulicht. Weder Öfen noch Flußmittel werden bei +der Reduktion angewendet. Das Feuer wird an der einen Seite eines +aufrecht stehenden Steines (ähnlich einem Grabstein) angezündet. +Durch diesen geht unten ein halbrundes Loch, in welches die Düse +mündet, welche durch ein gegabeltes Bambusrohr den Wind der beiden +Bälge empfängt, die <span class="smcap">Hooker</span> leider nicht näher schildert. +Das Erz wird zu zweifaustgroßen Metallstücken mit runzliger +Oberfläche verblasen.</p> + +<p>Dieselben Gebläse kommen bei einer zweiten abweichenden +Schmelzmethode zur Verwendung, die gleichfalls von den Khasias +angewendet, und von <span class="smcap">W. Cracroft</span> beschrieben wird.<a id="FNanchor_E_16"></a><a href="#Footnote_E_16" class="fnanchor">[189]</a> +„Man hat große Rasenhütten gegen 7 m hoch und mit einem ringsum +bis zur Erde reichenden Strohdache. Das Innere von ovaler Form, +4,5 m und 6 m den Durchmessern, ist in drei Abteilungen geteilt, +deren mittlerer der Schmelzraum ist. Zwei große Doppelbälge, deren +Düsen abwärts gehen, sind an der einen Seite dieser Abteilung +aufgestellt; auf denselben steht ein Mann, mit einem Fuß auf jedem, +seinen Rücken unterstützt durch zwei Bretter. In seiner linken +Hand hält er einen Stecken, welcher am Dach aufgehängt und mit +zwei an den Bälgen befestigten Stricken nach unten zu versehen +ist. Die Bälge werden sehr schnell durch eine schaukelnde Bewegung +der Lenden und die Gewalt des Beines bewegt. Die Düsen vereinigen +sich zu einer Röhre, welche unterhalb des Erdbodens von einer +Art Windsammler zu dem etwa 1 m davon angelegten Ofenherd läuft. +Über dem Herde ist ein mit Eisenbändern versehener Rauchfang von +Pfeifenthon mit 56 cm Durchmesser und etwa 1,70 m <span class="pagenum"><a id="page75"></a>Seite 75</span> Höhe +angebracht. Die untere Mündung befindet sich an der von den Bälgen +abliegenden Seite und die Esse ist in entgegengesetzter Richtung +geneigt, um die heiße Luft vom Schmelzer ab und nach einer Öffnung +im Dache zu führen. Rechts von dem Gebläse und in gleicher Höhe +mit dem obersten Teil des Rauchfanges befindet sich ein Trog, +welcher feuchte Holzkohle und Eisensand enthält. Bei jeder Bewegung +seines Körpers greift der Arbeiter mit einem langen Löffel ein +Stück Holzkohle und wirft es samt dem anhängenden Eisensand durch +die Esse des Ofens. Sobald eine Masse geschmolzenen oder besser +erweichten Eisens sich in dem Herde gebildet hat, wird sie mit +Zangen herausgeholt und mit einem schweren hölzernen Schlägel auf +einem großen als Amboß dienenden Stein bearbeitet. Das Eisen wird +dann in diesem Zustande in die Ebenen hinabgesendet, teils zum +Verkauf, teils zum Tausch.“</p> + +<p>Dieses sind die wesentlichen primitiven Methoden der Eisenerzeugung +bei den Hindu, den Drawida und assamesischen Bergvölkern in +Vorderindien. Das Produkt ist für den Bedarf genügend und wohl +geeignet zu allen heimischen Geräten und Waffen. Ohne alle +mechanische Hilfsmittel, von den Bälgen abgesehen, wird es, nach +<span class="smcap">Blackwell</span>, dem Mineral Viewer für Bombay, billiger +dargestellt, als es in Europa mit all seinen Maschinen der Fall +ist. Freilich besteht das indische Eisen nur aus kleinen Stäben.</p> + +<p><em class="gesperrt">Eisendarstellung auf Ceylon.</em> Eisenhaltige Erze sind auf +Ceylon vorhanden, nämlich rote und braune Eisensteine. Es wird +jedoch kein Bergbau darauf getrieben, sondern die Erze werden +nach Bedarf von der Oberfläche gesammelt und von Zeit zu Zeit +auf sehr einfache Weise ausgebracht. Doch hat diese einfache +Eisenerzeugung der Singalesen in der letzten Zeit sehr abgenommen, +da das englische eingeführte Eisen weit billiger zu stehen kommt, +als das einheimische. <span class="smcap">L. Schmarda</span> hat die singalesische +Eisengewinnung in der Umgegend Radnapuras kennen gelernt und +folgendermaßen geschildert<a id="FNanchor_E_17"></a><a href="#Footnote_E_17" class="fnanchor">[190]</a>: „Unter einem leichten Dache waren +zwei Herde aus Thon, ganz in der Form der hessischen Tiegel und +auch nicht viel größer. Durch eine Lehmwand waren sie von dem +Gebläse, welches höchst originell ist, getrennt. Ein hölzernes +Gefäß ist mit einer nassen Tierhaut, die in der Mitte ein Loch +hat, zugebunden. Ein dünner Baumstamm, ungefähr 5 cm dick, ist +mit dem einen Ende an einen Querbalken befestigt und hat an +seinem <span class="pagenum"><a id="page76"></a>Seite 76</span> freien Ende einen Strick, welcher durch das Loch +in die Haut geht und durch ein am Ende befestigtes Stückchen Holz +diese gespannt erhält. Für jeden Herd sind zwei solcher Bälge +nebeneinander, die nicht durch ein Windrohr, sondern durch eine +oben offene Rinne in den Grund des Herdes münden. Die Blasebälge +werden durch einen mit den Füßen arbeitenden Mann in Bewegung +gesetzt, indem er abwechselnd die gespannte Haut niedertritt, +wobei er mit seiner Fußsohle wie mit einem Ventil die Öffnung des +Balges schließt. Durch die allerdings geringe Elastizität des +dünnen Baumstammes, der aus der gebogenen Lage in seine normale +zurückzukehren strebt, wird die Haut wieder in die gespannte Lage +gebracht. Das Treten der Bälge geht rasch vor sich und ist sehr +anstrengend, daher sich die Arbeiter dabei alle Viertelstunden +ablösen. Die Zuschickung des Herdes war folgende: Mit einer +aus Palmblättern geflochtenen Schaufel werden glühende Kohlen +in den Grund des Herdes gebracht und mit einer Lage anderer +Kohlen bedeckt. Der übrige Raum wird durch eine Matte in zwei +Kammern geteilt; in die hintere werden Kohlen, in die vordere +die gerösteten Erze geschüttet; die Röstung derselben geschieht +im Freien durch Holzfeuer. Darauf wird nun angeblasen, indem der +Arbeiter bald den einen, bald den anderen Blasebalg niedertritt. +Die hintere Kammer wird mit kleinen Quantitäten Kohle fortwährend +gespeist und von Zeit zu Zeit mit einem Stück Holz durchstoßen, +um einen größeren Zug zu erzeugen. Am Ende der Feuerung, die 15 +singalesische Stunden à 20 Minuten dauert, wird die Schlacke +entfernt und das Eisen bleibt als großer Klumpen im Grunde des +Herdes zurück. Die auf einmal in einen Herd gebrachte Erzmasse +enthält 20-25 kg, die gewonnene Eisenmasse 10-12 kg. Die Erze mögen +also 50-60prozentig sein. Das Eisen ist weich und gut und hat alle +Eigenschaften des Stabeisens, daher können die Schmiede es auch +unmittelbar verarbeiten.“</p> + +<p>Der Prozeß, wie er hier geschildert wird, zeigt Ähnlichkeit +mit jenem in Orissa, namentlich ist die Art des Tretens der +Blasebälge und die Form der letzteren übereinstimmend mit dem durch +<span class="smcap">Blanford</span> weiter oben beschriebenen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Priorität des Kupfers oder Eisens in Indien.</em> Weder die +heute heimische Kupfer- und Eisengewinnung, noch die Funde aus +den vorgeschichtlichen Grabstätten in Vorderindien geben uns +sichere Antwort auf die Frage nach der Priorität des Kupfers +oder des Eisens in diesem Lande. Die Altersbestimmung der +verschiedenartigen Gräber, sowie ihre ethnographische Zuteilung +in einem <span class="pagenum"><a id="page77"></a>Seite 77</span> Lande, das so viele Völkerstürme gesehen hat, +lassen viel zu wünschen übrig. Es bleibt somit noch die Sprache +übrig, an welche die Frage nach der Priorität und dem Alter des +einen oder anderen Metalles gerichtet werden kann. Soviel wir jetzt +sagen können, ist sie noch das relativ sicherste Auskunftsmittel, +wiewohl es immer etwas mißliches hat, daß ein einziges Wort +und seine Geschichte uns für die Aufhellung einer wichtigen +kulturgeschichtlichen Thatsache genügen sollen, für eine Thatsache, +zu deren Beurteilung sonst eine ganze Reihe von Wissenschaften +herangezogen werden muß. Und wie schwankend das Ergebnis gerade in +dem hier interessierenden Falle sein kann, darüber möge uns das +nachstehende belehren: „Will man sich,“ sagt <span class="smcap">O. Schrader</span>, +„durch ein praktisches Beispiel davon überzeugen, wie überaus +unsicher die nur auf Etymologien beruhenden Schlüsse über die +Kultur der Indogermanen zu sein pflegen, so stelle man sich die +Urteile zusammen, welche die namhaftesten Sprachforscher, Männer +wie <span class="smcap">Pictet</span>, <span class="smcap">Schleicher</span>, <span class="smcap">M. Müller</span>, +<span class="smcap">L. Geiger</span>, <span class="smcap">Hehn</span>, <span class="smcap">Benfey</span> und andere, +über die Bekanntschaft oder Nichtbekanntschaft der Indogermanen +mit den Metallen ausgesprochen haben. Man wird dann finden, daß in +dieser Frage nur eins sicher ist, daß nämlich das Vorhandensein +keines Metalles für die Urzeit sicher, d. h. von allen oder den +meisten Gelehrten gebilligt ist. Alle Metalle werden, eins wie +das andere, für die Urzeit behauptet und geleugnet, obgleich doch +die sprachlichen Thatsachen dieselben sind und obgleich wir es +hier nicht mit Dilettanten, sondern mit bewährten Meistern der +Sprachforschung zu thun haben.“<a id="FNanchor_E_18"></a><a href="#Footnote_E_18" class="fnanchor">[191]</a></p> + +<p><span class="smcap">Max Müller</span><a id="FNanchor_E_19"></a><a href="#Footnote_E_19" class="fnanchor">[192]</a> ist dafür, daß in Indien das Kupfer resp. +die Bronze vor dem Eisen bekannt war. Im Sanskrit nämlich bedeutet +<i>ayas</i>, welches mit lateinisch <i>aes</i> und gothisch +<i>aiz</i> dasselbe Wort ist, ausschließlich Eisen. <span class="smcap">Müller</span> +vermutet jedoch, daß auch im Sanskrit <i>ayas</i> ursprünglich +Metall (= Kupfer) bedeutete und daß diese Bedeutung von <i>ayas</i> +verändert und spezialisiert wurde, als das Eisen an die Stelle +des Kupfers trat. In Athara-Veda- und Vajasaneyi-sanhita-Stellen +wird ein Unterschied zwischen <i>syamam ayas</i>, dunkelbraunem +Metall, und <i>lohitam ayas</i>, glänzendem Metall, gemacht, indem +das erstere Kupfer, das letztere Eisen bedeutet. Das Fleisch eines +Tieres wird mit dem Kupfer, sein Blut mit dem Eisen verglichen. +„Dies zeigt, daß die ausschließliche Bedeutung Eisen für +<span class="pagenum"><a id="page78"></a>Seite 78</span> <i>ayas</i> erst später sich festsetzte und macht es mehr +als wahrscheinlich, daß die Hindu, wie die Römer und Deutschen, +dem Worte <i>ayas</i> (<i>aes</i> und <i>aiz</i>) ursprünglich +die Bedeutung Metall <i>par excellence</i>, d. i. Kupfer, +beilegten.“<a id="FNanchor_E_20"></a><a href="#Footnote_E_20" class="fnanchor">[193]</a></p> + +<p>So läßt sich also Eisen in Vorderindien gegen den Ausgang +der vedischen Periode mit Sicherheit nachweisen, dann aber +ist auch sein weitgehender Gebrauch durch die litterarischen +Quellen bestätigt. Es wird in den Vedas häufig und wie ein ganz +gewöhnlicher Gegenstand erwähnt und es scheint auch, daß die +Inder zuerst den Stahl darzustellen verstanden. Der Name des +sehr frühe bekannten Stahles Wutz (Wootz) ist aus dem Sanskrit +<i>vadschra</i>, Diamant und Donnerkeil, entstanden.<a id="FNanchor_E_21"></a><a href="#Footnote_E_21" class="fnanchor">[194]</a> Bekannt +ist, daß <span class="smcap">Porus</span> dem <span class="smcap">Alexander</span> 15 kg Stahl, als das +beste Geschenk, das er zu bieten vermochte, übergab.<a id="FNanchor_E_22"></a><a href="#Footnote_E_22" class="fnanchor">[195]</a> Wir lesen +in den Vedas von Panzern aus Eisenstahl, von glänzenden Lanzen und +Helmen, von Schwertern und Speeren, von Pfeilen mit Stahlspitzen, +kurz wir sehen hier das Eisen vor 3000 Jahren in verschiedenen +Formen allgemein angewendet. Neben der Erzeugung im eigenen Lande +läßt sich auch in den ältesten Zeiten Import und Export von Eisen +in Indien nachweisen. Mit den nördlichen Ländern stand Indien +frühzeitig in regem Verkehr. Auf dem Wege über Khotan erhielten +die Inder aus dem oberen Gebiete des Jaxartes und aus Baktrien +Seide und seidene Zeuge, Gold, Edelsteine, Pferde, Esel, Felle und +Eisenwaren, trotzdem sie nicht nur selbst vortreffliches Eisen +besaßen, sondern frühe die Kunst, es zu verarbeiten, ausgebildet +hatten. Von Khotan berichten die Chinesen, daß seine Bewohner es +verstanden, das Eisen zu gießen; ein Schreibzeug aus blauem Eisen +<span class="pagenum"><a id="page79"></a>Seite 79</span> wurde von einem Beherrscher des Landes einem ihrer Kaiser +zugesandt.<a id="FNanchor_E_23"></a><a href="#Footnote_E_23" class="fnanchor">[196]</a> Auch im Mahabharata, in dem aber Eisen selten +erwähnt wird, ist die Rede von eisernen Pfeilen (<i>naraka</i>), +die aus den östlichen Ländern nach Indien importiert wurden.<a id="FNanchor_E_24"></a><a href="#Footnote_E_24" class="fnanchor">[197]</a> +Vom Export vortrefflicher eiserner Schwerter nach den westlichen +Ländern hören wir beim Ktesias (400 v. Chr.); in seiner bekannten +Weise berichtet er, daß jene Schwerter, in die Erde gepflanzt, +Gewölk, Hagel und Blitzstrahlen abwendeten und daß das Eisen dazu +aus einem tiefen Brunnen geschöpft werde, der sich jedes Jahr mit +flüssigem Golde füllte etc.</p> + +<p><em class="gesperrt">Eisenbenutzung auf den Andamanen.</em> Im Anhange zu Indien möge +hier der Behandlungsweise des Eisens auf den Andamaneninseln im +bengalischen Busen gedacht werden. Irgendwelche metallurgische +Kenntnisse besitzen die Eingeborenen, die sogenannten Mincopies, +welche man mit den Negritos zusammengestellt hat, nicht. Noch +in der Mitte unseres Jahrhunderts verharrten sie völlig im +Steinzeitalter und bedienten sich zur Herstellung ihrer Messer und +sonstiger Geräte des Quarzes. Ihr Eisen haben sie zunächst durch +Schiffbrüche und dann mit Gründung der englischen Strafkolonie +(1784) erhalten, doch wurde es kaum benutzt und Quarzinstrumente +blieben bis auf unsere Tage im Gebrauch. Auch jetzt verstehen die +Eingeborenen noch nicht, es zu schmieden, sondern sie behandeln +dasselbe ganz wie den Stein, d. h. sie hämmern es mit Steinen zu +Pfeilspitzen und schleifen es zu Messern.<a id="FNanchor_E_25"></a><a href="#Footnote_E_25" class="fnanchor">[198]</a></p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_E_1"></a><a href="#FNanchor_E_1"><span class="label">174</span></a> Revue d'Anthropologie. 1880. 299.</p> + +<p><a id="Footnote_E_2"></a><a href="#FNanchor_E_2"><span class="label">175</span></a> Journ. Ethnol. Soc. New Series. I. 160 und 178 nach +Transact. Literary Soc. of Bombay. 1820. vol. III.</p> + +<p><a id="Footnote_E_3"></a><a href="#FNanchor_E_3"><span class="label">176</span></a> A. a. O. I. 160.</p> + +<p><a id="Footnote_E_4"></a><a href="#FNanchor_E_4"><span class="label">177</span></a> A. a. O. I. 170.</p> + +<p><a id="Footnote_E_5"></a><a href="#FNanchor_E_5"><span class="label">178</span></a> Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 198 (1869).</p> + +<p><a id="Footnote_E_6"></a><a href="#FNanchor_E_6"><span class="label">179</span></a> „<i>The goose</i>,“ sagt <span class="smcap">Pearse</span>, „<i>was +sacred to the early Buddhists of India; but it is not therefore +necessary to be inferred that this barrow was erected over +Buddhists. The contra argument is just as probable, viz. that when +Buddhism arose in India the goose was then venerated.</i>“</p> + +<p><a id="Footnote_E_7"></a><a href="#FNanchor_E_7"><span class="label">180</span></a> On the excavation of a large raised Stone Circle +near Wurreegaon. Journ. Ethnolog. Soc. New Series. I. 207-217.</p> + +<p><a id="Footnote_E_8"></a><a href="#FNanchor_E_8"><span class="label">181</span></a> <span class="smcap">Forbes Watson</span>, A classified and descriptive +catalogue of the Indian Departement (London 1862) No. 16-123.</p> + +<p><a id="Footnote_E_9"></a><a href="#FNanchor_E_9"><span class="label">182</span></a> Die Metallurgie. Deutsch von <span class="smcap">Knapp</span> und +<span class="smcap">Wedding</span>. II. 490 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_E_10"></a><a href="#FNanchor_E_10"><span class="label">183</span></a> Bei <span class="smcap">Percy</span> a. a. O. II. 493.</p> + +<p><a id="Footnote_E_11"></a><a href="#FNanchor_E_11"><span class="label">184</span></a> <span class="smcap">Forbes Watson</span> a. a. O. 5 unter No. 96.</p> + +<p><a id="Footnote_E_12"></a><a href="#FNanchor_E_12"><span class="label">185</span></a> <span class="smcap">Powlett</span>, Gazetteer of Ulwur. London 1878. +81.</p> + +<p><a id="Footnote_E_13"></a><a href="#FNanchor_E_13"><span class="label">186</span></a> <span class="smcap">Powell</span>, Economic Products of the Punjab. +Roorkee 1868. I. 2.</p> + +<p><a id="Footnote_E_14"></a><a href="#FNanchor_E_14"><span class="label">187</span></a> The Annals of Indian Administration. Serampore 1860. +IV. 69.</p> + +<p><a id="Footnote_E_15"></a><a href="#FNanchor_E_15"><span class="label">188</span></a> Himalayan Journals. London 1854. II. 310. Citiert +bei <span class="smcap">Percy</span> a. a. O. II. 501.</p> + +<p><a id="Footnote_E_16"></a><a href="#FNanchor_E_16"><span class="label">189</span></a> Smelting of iron in the Kasya-Hills. Journal of the +Asiatic Soc. of Bengal. 1832. I. 150. Citiert bei <span class="smcap">Percy</span> a. +a. O. II. 502.</p> + +<p><a id="Footnote_E_17"></a><a href="#FNanchor_E_17"><span class="label">190</span></a> <span class="smcap">Ludwig K. Schmarda</span>'s Reise um die Erde. +Braunschweig 1861. 421 bis 424.</p> + +<p><a id="Footnote_E_18"></a><a href="#FNanchor_E_18"><span class="label">191</span></a> <span class="smcap">O. Schrader</span>, Sprachvergleichung und +Urgeschichte. 208.</p> + +<p><a id="Footnote_E_19"></a><a href="#FNanchor_E_19"><span class="label">192</span></a> Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. +Leipzig 1866. I. 220.</p> + +<p><a id="Footnote_E_20"></a><a href="#FNanchor_E_20"><span class="label">193</span></a> Vergl. auch <span class="smcap">O. Schrader</span>, Sprachvergleichung +und Urgeschichte. 266, nach welchem Kupfer, nach den sprachlichen +Beweisen zu schließen, bereits in der proethnischen Epoche der +gesamten europäisch-asiatischen Menschheit bekannt war.</p> + +<p><a id="Footnote_E_21"></a><a href="#FNanchor_E_21"><span class="label">194</span></a> <span class="smcap">Lassen</span>, Indische Altertumskunde. I. 238.</p> + +<p><a id="Footnote_E_22"></a><a href="#FNanchor_E_22"><span class="label">195</span></a> Stahlfabrikation wird in Indien auch jetzt noch +vielfach erwähnt, selbst auf Ceylon, bei Ballangodde in der +Gegend von Radnapura wird Gußstahl, in kurze Thonröhren gegossen, +dargestellt (<span class="smcap">Schmarda</span>'s Reise um die Erde. I. 424). Wie +dieser und andere Stahlsorten indessen genauer beschaffen sind, ist +bei dem jetzt nach seinen Grenzen hin flüssig gewordenen Begriffe +des Stahl, nicht näher zu sagen. Erwähnenswert ist noch folgendes +Urteil <span class="smcap">Powell</span>'s (Economic products of the Punjab. Roorkee +1868. I. 1): „<i>Nowhere within British Territory</i> (Indiens) +<i>is indigenous steel procurable, at all events such steel as +would be of any use in the finer classes of manufacture. The +cutlery of Nizambad and Gujrat is exclusively manufactured with +imported steel, while the interior kinds are not steel at all, but +merely polished iron.</i>“</p> + +<p><a id="Footnote_E_23"></a><a href="#FNanchor_E_23"><span class="label">196</span></a> <span class="smcap">Lassen</span> II. 566. 567. <span class="smcap">Ritter</span>, +Asien. V. 645. 737. 746.</p> + +<p><a id="Footnote_E_24"></a><a href="#FNanchor_E_24"><span class="label">197</span></a> <span class="smcap">Lassen</span> II. 550.</p> + +<p><a id="Footnote_E_25"></a><a href="#FNanchor_E_25"><span class="label">198</span></a> <span class="smcap">Lane Fox</span> in Journ. Anthropol. Institut. +VII. 443. — <span class="smcap">A. de Roepstorff</span> in Zeitschrift d. Ges. f. +Erdkunde zu Berlin. 1879. 11.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Zigeuner als Metallarbeiter.</h2> + + +<p>Es ist als ob wir das Seitenstück zu den Schmieden Afrikas kennen +lernten, wenn wir die Beschreibungen der Schmiede Indiens lesen; +beide stehen auf derselben primitiven Stufe. <span class="smcap">Sonnerat</span> +schreibt: „Der (indische) Schmied führt sein Werkzeug, seine +Schmiede und seine Esse stets mit sich und arbeitet überall, wo +man ihn brauchen will. Die Schmiede richtet er vor dem Hause +<span class="pagenum"><a id="page80"></a>Seite 80</span> desjenigen auf, der ihn berufen hat. Aus zerriebener Erde +führt er eine kleine Mauer auf, vor der er seinen Herd anlegt: +hinter dieser Mauer sind zwei lederne Blasebälge angebracht, die +sein Lehrbursche wechselweise drückt und damit das Feuer anbläßt. +Statt des Amboßes nimmt er einen Stein und sein ganzes Werkzeug +besteht in einer Zange, einem Hammer, einem Schlägel und einer +Feile.“<a id="FNanchor_F_1"></a><a href="#Footnote_F_1" class="fnanchor">[199]</a></p> + +<p>Und so wie diese indischen Schmiede, so sind ihre Abkömmlinge, +wenn man so sagen darf, unsere Zigeuner noch heute; sie ragen +mit der Art und Weise ihres Schmiedebetriebes als ein Überlebsel +in unsere Zeit herein, merkwürdig konservativ, unverändert durch +die umgebende Kultur und unbeleckt davon. Überall in Europa +betreibt der Zigeunerschmied noch heute <em class="gesperrt">sitzend</em> sein +Gewerbe<a id="FNanchor_F_2"></a><a href="#Footnote_F_2" class="fnanchor">[200]</a>, das Handwerkszeug ist bei allen das nämliche, höchst +einfache, doch sind oft schon an die Stelle der Lederschläuche +zwei europäische alternierend benutzte Handblasebälge getreten. +„Unter allen Nahrungsarten der Zigeuner,“ sagt <span class="smcap">Grellmann</span>, +„ist Schlosser- und Schmiedearbeit die gemeinste, so daß man ein +ungarisches Sprichwort hat: soviel Zigeuner, soviel Schmiede, +und bereits in einer Urkunde des ungarischen Königs Ladislaus +vom Jahre 1496 werden Zigeunerschmiede erwähnt. Große, schwere +Dinge schmieden sie nicht, sondern nur Kleinigkeiten: Hufeisen, +Ringe, Maultrommeln, Nägel, Messer.“ Nirgends schmelzen die +Zigeuner das Eisen aus, sondern sie verarbeiten nur altes, +bereits vorhandenes. „Ihr Amboß ist ein Stein und was sie weiter +gebrauchen, besteht in ein Paar Handbälgen, einer Zange, einem +Hammer, Schraubstock und einer Feile.“ Kohlen brennen sie selbst in +kleinen Meilern. „Er schmiedet nicht stehend, sondern sitzt dabei +mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Erde; und das darum, +weil sowohl die Einrichtung seiner Werkstatt, als seine Gewohnheit +diese Stellung erfordert. Sein Weib sitzt ihm zur Seite und bewegt +die Blasebälge.“<a id="FNanchor_F_3"></a><a href="#Footnote_F_3" class="fnanchor">[201]</a></p> + +<p>Die Zigeuner außereuropäischer Länder sind gleichfalls Schmiede +in der angegebenen Weise; so z. B. die persischen (Kauli oder +Karatschi genannt), welche außer dem Schmiedehandwerk und der +<span class="pagenum"><a id="page81"></a>Seite 81</span> Verfertigung schöner Ketten sich auf das Verzieren der +Gerätschaften verstehen.<a id="FNanchor_F_4"></a><a href="#Footnote_F_4" class="fnanchor">[202]</a></p> + +<p>Auch Schmelzöfen verstehen die europäischen Zigeuner in höchst +ursprünglicher Weise herzustellen, wenigstens ist dieses von +<span class="smcap">Simson</span><a id="FNanchor_F_5"></a><a href="#Footnote_F_5" class="fnanchor">[203]</a> für die schottischen Zigeuner in Tweeddale +und Clydesdale dargethan worden. Die Art, wie sie Eisen zu +Pflugscharen und Bügeleisen aus solchen Öfen gießen, ist höchst +einfach. Der Stamm wählt sich einen geschützten Ort, wo er aus +Steinen, Rasenstücken und Thon einen runden Ofen von 80 cm Höhe +und 40 cm Durchmesser herstellt, der auf der Außenseite bis oben +hin sorgfältig mit einem Mörtel aus Thon verkleidet wird. Am Boden +wird die Erde im Ofen etwas ausgehöhlt, um ihm größere Tiefe zu +geben; dann wird er mit Kohlen oder verkohltem Torfe gefüllt und +das Eisen, welches umgeschmolzen werden soll, in kleinen Stücken +oben aufgegeben. Unten ist eine Öffnung gelassen, groß genug, +um einen auf der Innenseite mit Thon ausgeschlagenen eisernen +Schöpflöffel einzuführen. Durch eine andere kleine, wenig über dem +Boden angelegte Öffnung wird die nötige Luft mit einem großen, von +einem Weibe bedienten Handblasebalg gegeben. Schmilzt das Eisen +nieder, so wird es unten in dem Schöpflöffel aufgefangen und in +die bereit gehaltenen Sandformen gegossen. <span class="smcap">Simson</span> sagt +ausdrücklich, daß mit Eisen (<i>iron</i>) beschickt wird, doch +ließe sich aus leichtflüssigen Erzen gerade so gut auf solche Weise +das Metall herstellen, wenn auch nicht zum Gießen. Ob der Prozeß +ein ursprünglicher bei diesen Zigeunern oder nur ein abgelernter +ist, kann nicht mehr entschieden werden; wohl letzteres.</p> + +<p>Eisenschmiede, Wahrsager und Musikanten sind die Zigeuner +überall; mit dem Kupfer befaßt sich aber nur eine bestimmte +Gruppe derselben in Südosteuropa, es sind dieses die (rumänisch) +Calderari genannten, also Keßler, welche von der Türkei und unteren +Donau durch Siebenbürgen und Ungarn bis zu den Karpaten und nach +Böhmen kommen. Auch das Verzinnen verstehen sie und die damit +Beschäftigten nennt man in Rumänien Spoïtori, ein Wort, dem wohl +das deutsche „Spiauter“ zu Grunde liegt. Daß sie Goldwäscher (in +Siebenbürgen, der Walachei) und auch Goldschmiede sind, ist bekannt.</p> + +<p>Von einer Gruppe kleinasiatischer Zigeuner, den Malkotsch, sagt +<span class="smcap">Paspati</span><a id="FNanchor_F_6"></a><a href="#Footnote_F_6" class="fnanchor">[204]</a>, daß sie meistens Christen seien und sowohl +in Eisen <span class="pagenum"><a id="page82"></a>Seite 82</span> als in Bronze zu arbeiten verständen. <span class="smcap">P. +Bataillard</span>, einer der größten Kenner der Zigeuner, hat diese +Notiz aufgegriffen und, unterstützt von einigen Scheingründen, +sie weiter dahin ausgebaut, daß die Zigeuner dasjenige Volk +waren, welches in Europa die Bronze einführte. Indien allein +habe Kupfer und Zinn gemeinsam, dort wäre die Bronze entdeckt +und von zigeunerischen <i>Commis voyageurs</i> über Europa +verbreitet worden. Um diese Ansicht durchführen zu können, läßt +<span class="smcap">Bataillard</span> die Zigeuner seit Urzeiten in Europa auftreten; +für ihn ist es keinem Zweifel unterworfen, daß sie die Sigynen des +Herodot sind etc.<a id="FNanchor_F_7"></a><a href="#Footnote_F_7" class="fnanchor">[205]</a></p> + +<p>Andere Gründe — als etwa noch die Kleinheit der Zigeunerhände +und die auf kleine Hände deutenden Griffe der Bronzeschwerter — +weiß <span class="smcap">Bataillard</span> nicht beizubringen und er muß ebenso wie +jene auf Abwege geraten, welche die Bronze, wie die Metalltechnik +überhaupt, aus einer einzigen Quelle abzuleiten und mit Hilfe +von Wandervölkern über den Globus verbreiten wollen, statt einen +gesunden Polygenismus auch auf diesem Gebiete anzunehmen. Ob etwa +unsere Bronzen in ihrem Stil mit indischen übereinstimmen, an eine +so untergeordnete Frage hat der sonst hochverdiente Forscher nicht +gedacht und seine Hypothese dürfte wohl kaum zu erwähnen gewesen +sein, wenn nicht im Verfolge derselben die interessante Thatsache +zu Tage getreten wäre, daß es auch noch in Europa Zigeuner giebt, +die in Bronze arbeiten.</p> + +<p>Wir verdanken diese Entdeckung dem verdienten polnischen +Anthropologen <span class="smcap">J. Kopernicki</span>, welcher zigeunerische +Gelbgießer im südöstlichen Galizien an der Grenze der Bukowina +auffand und ihre Technik studierte.<a id="FNanchor_F_8"></a><a href="#Footnote_F_8" class="fnanchor">[206]</a> Man nennt sie Zlotari +(Plural von Zlotar, vom slavischen <i>zloto</i>, Gold), +Goldarbeiter, oder Dzvonkari (von <i>dzvon</i>, Glocke), +Glockengießer, weil sie Glocken von verschiedener Größe für das +Weidevieh gießen. Ferner stellen sie aus Bronze oder Messing die +Beile her, welche von den Ruthenen an ihren Stöcken getragen +werden, Buckeln für Gürtel, Agraffen, kleine Kreuze, mit denen +Bauermädchen am Halse sich schmücken, nadelförmige Pfeifenräumer +u. dgl. Waffen fabrizieren sie nicht, ja es fehlen in ihrer Sprache +die Namen dafür. Die Hauptsitze der zigeunerischen Gelbgießer +sind Hlinnitza am rechten Ufer des Pruth <span class="pagenum"><a id="page83"></a>Seite 83</span> und Sadogora bei +Czernowitz. Im ersteren Orte hat <span class="smcap">Kopernicki</span> sie besucht +und sie bei der Arbeit gesehen.</p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img024"></a> +<img src="images/img024.jpg" width="500" height="173" alt="Fig. 23."> +<p>Fig. 23. Blasebalg der Zlotars. Nach <span class="smcap">Kopernicki</span>.</p> +</div> + +<p>Zur Fabrikation benutzen sie, wie erwähnt, Bronze +(<i>tscharkom</i>) und Messing (<i>galbeni tscharkom</i>), +sowie Packfong. Die Bronze wird ausschließlich zu den Glocken +verwendet. In ihrer Sprache besitzen sie Ausdrücke für schmelzen +(<i>te bilbel</i> oder <i>te bilarel</i>) und gießen (<i>te +sorel</i>); benutzt wird altes Messing, das sie umschmelzen +und dem sie nach Bedarf Kupfer (<i>tscharkom</i>) oder Zinn +(<i>artschitsch</i>) zusetzen; Zink (<i>sperton</i>, Lehnwort) +wird wenig benutzt, dagegen ist Borax (<i>poroska</i>, also +Lehnwort) ihnen unentbehrlich. Alle diese Materialien kaufen +sie in kleinen Städten. Ihre Geräte und Werkzeuge bestehen in +Graphittiegeln (<i>kutschi</i>) und Blasebälgen (<i>pischod</i>), +welche letztere nach der Beschreibung und Abbildung (Fig. <a href="#img024">23</a>), +die <span class="smcap">Kopernicki</span> giebt, eine durchaus altertümliche und +mit der indischen übereinstimmende Form haben. Dieser Blasebalg +dient zugleich, wenn die Zlotari ihr Gewerbe an einem anderen +Orte ausüben wollen, als Reisesack. „Dieser Sack,“ berichtet +<span class="smcap">Kopernicki</span>, „besteht aus einem einzigen Stücke: man zieht +ein Kalb oder einen Hammel ab, indem man einen Rundschnitt um +den Körper gerade hinter den Achseln macht.<a id="FNanchor_F_9"></a><a href="#Footnote_F_9" class="fnanchor">[207]</a> Ohne die Haut +zu verletzen, zieht man das Fell bis zu den Knieen und soweit +als möglich bis zum Schwanze ab. Nachdem dies Fell so gut es +angeht, gegerbt worden, um es geschmeidig zu machen, verschließt +man hermetisch die beiden Öffnungen am Eingange der Beine, +welche nun zwei seitliche Anhängsel (<em class="gesperrt">cc</em>) bilden, setzt +eine Röhre an der Stelle des Schwanzes ein und bringt zwei Stäbe +(<em class="gesperrt">bb</em>) am Eingange des Sackes an — und der Blasebalg ist +fertig.“ Die absolute Übereinstimmung <span class="pagenum"><a id="page84"></a>Seite 84</span> dieses Blasebalges +mit verschiedenen in Afrika und Indien benutzten liegt auf der +Hand; er ist uraltes Besitztum dieser Zigeuner und, wie ich +glaube, fast das einzige bei dem Prozesse der Zlotari gebrauchte +ursprüngliche Stück. Was aber dann <span class="smcap">Kopernicki</span> uns über +das Formen und Gießen berichtet, stimmt zugleich mit den in allen +europäischen Gießereien beobachteten Methoden überein; namentlich +tragen die sogenannten Gußkästen durchaus den Charakter wie in +unseren Fabriken und die dargestellten Glocken und Christusbilder +etc. zeigen ganz offenbar entlehnte Gestaltung. Hier ist nichts +ursprünglich zigeunerisches<a id="FNanchor_F_10"></a><a href="#Footnote_F_10" class="fnanchor">[208]</a>; echt dagegen ist wieder, daß der +Zlotar sitzend arbeitet, wie dieses schon von den Zigeunerschmieden +hervorgehoben wurde.</p> + +<p>Es ist wohl zu beachten, daß die (deutschen) Zigeuner die Metalle +vom Standpunkte des Eisens aus benennen. Eisen, <i>saster</i>, ist +aus dem Sanskrit <i>çastra</i>, einer späten Bezeichnung für dieses +Metall, entstanden; Kupfer ist ihnen <i>lolo saster</i>, rotes, und +Messing <i>dscheldo saster</i>, gelbes Eisen. Danach wäre ihnen das +Eisen am frühesten und ursprünglich bekannt gewesen. Kupfer und +Messing haben sie wohl erst in Europa kennen gelernt.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_F_1"></a><a href="#FNanchor_F_1"><span class="label">199</span></a> <span class="smcap">Sonnerat</span>, Reise nach Ostindien, citiert bei +<span class="smcap">Grellmann</span>, Die Zigeuner. Göttingen 1787. 323.</p> + +<p><a id="Footnote_F_2"></a><a href="#FNanchor_F_2"><span class="label">200</span></a> Siehe die Abbildungen bosnischer Zigeunerschmiede +Tour du Monde 1870. I. 284 und kaukasischer daselbst 1868. I. 189.</p> + +<p><a id="Footnote_F_3"></a><a href="#FNanchor_F_3"><span class="label">201</span></a> <span class="smcap">Grellmann</span> a. a. O. 80-84.</p> + +<p><a id="Footnote_F_4"></a><a href="#FNanchor_F_4"><span class="label">202</span></a> <span class="smcap">Polak</span>, Persien. I. 33.</p> + +<p><a id="Footnote_F_5"></a><a href="#FNanchor_F_5"><span class="label">203</span></a> History of the Gipsies. London 1865. 234.</p> + +<p><a id="Footnote_F_6"></a><a href="#FNanchor_F_6"><span class="label">204</span></a> Les Tschinghianés de l'empire ottoman. 346.</p> + +<p><a id="Footnote_F_7"></a><a href="#FNanchor_F_7"><span class="label">205</span></a> <span class="smcap">Bataillard</span>, Sur les origines des Bohémiens +und Les Tsiganes de l'âge du bronze. Bullet. soc. d'Anthropol. +1875. 546 und 563.</p> + +<p><a id="Footnote_F_8"></a><a href="#FNanchor_F_8"><span class="label">206</span></a> <span class="smcap">Kopernicki</span>'s ausführlicher Bericht ist +mitgeteilt und mit Bemerkungen versehen von <span class="smcap">Bataillard</span> +unter dem Titel Les Zlotars, dits aussi Dzvonkars in Mém. soc. +d'Anthropol. Deuxième serie. I. 499-566 und Tafel 17.</p> + +<p><a id="Footnote_F_9"></a><a href="#FNanchor_F_9"><span class="label">207</span></a> Wie unser deutsches Wort „Balg“ in Blasebalg +bezeugt, sind diese Instrumente bei uns auch ursprünglich nichts +anderes gewesen als die abgezogenen Tierhäute. Und so ist es auch +im Russischen, wo auch das Wort für Haut (<i>mjech</i>) dieses +Gerät bezeichnet.</p> + +<p><a id="Footnote_F_10"></a><a href="#FNanchor_F_10"><span class="label">208</span></a> <span class="smcap">Kopernicki</span> führt die einfachen, +wertvollen Thatsachen an. — Die unhaltbare Hypothese von der +Einführung der Bronze in Europa durch die Zigeuner ist lediglich +<span class="smcap">Bataillard</span>'s Eigentum.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Metallurgie der Malayen.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Malayische Eisenbereitung.</em> Die Malayen und ihnen nahe +stehende Völker sind seit sehr alter Zeit mit der Eisenschmelzung +vertraut gewesen, wie sie denn überhaupt vortreffliche +Metallarbeiter sind. Einheimischen, malayischen Ursprunges, sind +die Bezeichnungen für Gold, Eisen und Zinn in den verschiedenen +Idiomen dieser Rasse, so daß man annehmen kann, die Darstellung +dieser Metalle entstamme ursprünglich heimischer Kenntnis. Silber, +Bronze und Kupfer dagegen werden mit Sanskritnamen auf den +ostasiatischen Inseln bezeichnet, was auf Einführung dieser beiden +Metalle aus Indien deutet. Doch giebt es auf Sumatra eine heimische +Bezeichnung für Kupfer, nicht aber auf den übrigen Eilanden.<a id="FNanchor_G_1"></a><a href="#Footnote_G_1" class="fnanchor">[209]</a> +Die Einführung <span class="pagenum"><a id="page85"></a>Seite 85</span> jener Metalle aber darf in die Zeit gesetzt +werden, als von Indien aus der Brahmanismus nach Java vordrang +und dort seine riesigen Tempel errichtete, in deren Ruinen man +wohl Götzenbilder, Opferschalen etc. aus Bronze, aber keinerlei +schneidende Werkzeuge und Geräte aus dieser Legierung fand, weil +letztere wohl bereits aus dem heimischen Eisen von den Eingeborenen +verfertigt worden waren. Alles deutet darauf hin, daß Eisen früher +als Bronze im malayischen Archipel bekannt und gebraucht wurde.</p> + +<p>Bei den verschiedenen malayischen Völkern, zumal den Javanen, +gilt das Handwerk eines Schmiedes als ein höchst ehrenvolles; +in der alten Geschichte werden die Schmiede als hoch im Ansehen +stehend und reich mit Ländereien belohnt erwähnt. So schon im +elften Jahrhundert, zur Zeit des Reiches Pajajaran, nach dessen +Verfalle 800 Schmiedefamilien sich in das Reich Majapahit wandten. +Nach dessen Zerstörung im 15. Jahrhundert zerstreuten sich die +Schmiede über ganz Java, wo sie heute unter dem Namen <i>pandi</i> +bekannt sind. Die charakteristischen malayischen Gebläse, welche +wir gleich näher schildern werden, waren in jener Zeit schon im +Gebrauche, wie die Steinskulpturen in den alten Ruinen von Suku +beweisen, auf denen die Gebläse dargestellt sind.<a id="FNanchor_G_2"></a><a href="#Footnote_G_2" class="fnanchor">[210]</a> Für das +hohe Ansehen, in welchem die Schmiede standen, spricht das Wort +<i>pandi</i>, welches zugleich den kundigen und gelehrten Mann +bedeutet, entstanden wohl durch die Wertschätzung, welche man dem +Eisen beilegte, als es noch neu war. Diese Schätzung hat sich +lange erhalten, da bis in unsere Tage das Eisen vielfach Geld und +Wertmesser in den malayischen Ländern blieb. In Bruni (Borneo) +liefen in der Mitte unseres Jahrhunderts neben Shirtingstreifen +noch zolllange Eisenstückchen (englischen Ursprunges) um, die jetzt +aber durch englische und chinesische Kupfermünzen ersetzt sind.<a id="FNanchor_G_3"></a><a href="#Footnote_G_3" class="fnanchor">[211]</a></p> + +<p>In der malayischen und javanischen Sprache stimmen die Wörter für +Eisen, Amboß, Hammer, Zange, Feile, Meißel, Messer, Dolch, Schwert +überein; dieselben sind auch bei den Dajaks von Borneo gebräuchlich +und vereinzelt bis zu den Philippinen mit der malayischen Invasion +vorgedrungen.<a id="FNanchor_G_4"></a><a href="#Footnote_G_4" class="fnanchor">[212]</a> Alle Mythen und Traditionen der malayischen +Völker deuten auf die Halbinsel Malakka und die Insel Sumatra als +Ausgangspunkt ihrer Rasse und da nun Sumatra sehr reich an Eisen +ist und alte Eisenschmelzen dort wiederholt, so in <span class="pagenum"><a id="page86"></a>Seite 86</span> der +Nähe des Merapi, gefunden worden sind, auch die Eisenindustrie +dort eine alt bodenständige ist, so kann man annehmen, daß von +hier aus dieselbe sich über die Inselwelt verbreitete und zwar +bis Neuguinea im Osten, bis zu den Philippinen im Norden und +Madagaskar im Westen.<a id="FNanchor_G_5"></a><a href="#Footnote_G_5" class="fnanchor">[213]</a> Es giebt für den Zusammenhang und den +gemeinschaftlichen Ursprung der Eisenindustrie innerhalb des eben +bezeichneten Raumes ein untrügliches Kennzeichen, nämlich die Art +der eigentümlichen angewandten Gebläse, welche eine Doppelpumpe +mit Stempeln darstellen, die entweder aus zwei Bambusröhren oder +zwei ausgehöhlten Baumstämmen besteht und die wir überall in den +nachfolgenden Einzelschilderungen wiedertreffen werden.</p> + +<p>Die Eingeborenen Sumatras bedienen sich bei ihren Schmiedearbeiten +des Holzkohlenfeuers. Die Gebläse schildert <span class="smcap">Marsden</span><a id="FNanchor_G_6"></a><a href="#Footnote_G_6" class="fnanchor">[214]</a> +folgendermaßen: „Zwei Bambus, etwa 10 cm im Durchmesser und 1,5 m +lang, stehen senkrecht neben dem Feuer und sind oben offen, unten +aber verstopft. Ungefähr 3-5 cm vom Boden wird in jedes ein kleines +Stück Bambus eingesetzt, welches auf das Feuer zugeht und die +Stelle der Nase vertritt. Um einen Luftstrom zu bekommen, werden +Bündel von Federn oder anderen weichen Körpern an langen Stielen +in den senkrechten Röhren auf- und niedergestoßen, wie der Stempel +in einer Pumpe. Wenn sie niederwärts gestoßen werden, so treiben +sie die Luft durch die kleinen horizontalen Röhren und da jede +derselben wechselweise auf- und niedergestoßen wird, so wird ein +beständiger Wind erhalten. Es wird dies gemeiniglich von einem +Knaben verrichtet, welcher auf einem erhöhten Gestell steht.“</p> + +<p>Völlig gleich diesen Gebläsen, oder nur in kleinen Einzelheiten +abweichend, sind jene, welche von den Dajaks, den Eingeborenen +Borneos, benutzt werden und deren auf die einfachste Weise +hergestelltes <span class="pagenum"><a id="page87"></a>Seite 87</span> stahlartiges Eisen <i>is preferred to +that of European make</i>.<a id="FNanchor_G_7"></a><a href="#Footnote_G_7" class="fnanchor">[215]</a> Während in Sawarak der Stamm +der Kayan als der erfahrenste im Eisenschmelzen gilt, haben +diesen Ruf im Südosten die Bewohner des Distrikts Dusun Ulu, +welche nach <span class="smcap">Schwaner</span>'s Bericht Thoneisensteine der +Braunkohlenformation verhütten. Die cylindrischen Schmelzöfen +werden über einem Holzkern in einer Form aus Rinde von Thon +gestampft; sie sind 90 cm hoch und rings von Bambusstreifen +zusammengehalten. Das Innere ist gleichmäßig cylindrisch, der Herd +aber rechteckig, 40 cm breit, 60 cm lang und 20 cm tief.</p> + +<p>Jeder Ofen hat ein oder mehrere Öffnungen mit Thonformen für den +Wind und eine für den Schlackenabfluß. Der Wind wird vom Boden +des Cylinders durch Bambusröhren zu den Formen geführt. Die Art, +wie der Gebläsestempel in Bewegung gesetzt wird, ist aus der +Abbildung Fig. <a href="#img025">24</a> ersichtlich. Das Erz wird vor dem Aufgeben mit +Holz geröstet, in kleine Stücken zerschlagen, mit der zehnfachen +Menge Holzkohlen gemischt und so in den bereits zu zwei Dritteln +mit Holzkohlen gefüllten Ofen gebracht. Das Gebläse wird dann mit +40 Hüben pro Minute angelassen. Die Schlacken sticht man von 20 zu +20 Minuten ab und unterbricht währenddem den Wind. Gegen Ende der +Operation steigert man den Wind. Es resultiert schließlich eine +Eisenluppe von 45 kg. Dieselbe wird am Boden des Ofen vermittels +hölzerner Zangen herausgeholt und mit hölzernen Schlägeln +bearbeitet. An einem solchen Stück arbeiten vier Mann einen Tag +lang. Sein Handelswert ist 3<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Mark.<a id="FNanchor_G_8"></a><a href="#Footnote_G_8" class="fnanchor">[216]</a></p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img025"></a> +<img src="images/img025.jpg" width="400" height="359" alt="Fig. 24."> +<p>Fig. 24. Eisenschmelze der Dajaks. Nach <span class="smcap">Temminck</span>.</p> +</div> + +<p><span class="pagenum"><a id="page88"></a>Seite 88</span> Daß auch auf den Philippinen, die von den Malayen besiedelt +wurden, durch dieses Volk die Eisenschmelzung eingeführt wurde +— während die eingeborenen Negritos nicht zur Metallindustrie +sich aufschwangen — geht aus der Schilderung des alten +<span class="smcap">Dampier</span><a id="FNanchor_G_9"></a><a href="#Footnote_G_9" class="fnanchor">[217]</a> hervor, dem sofort die eigentümlichen Gebläse +auffielen. „<i>Their bellows are much different from ours. They are +made of a wooden cylinder, the trunk of a tree, about three feet +long, bored hollow like a pump, and set upright on the ground, on +which the fire itself is made. Near the lower end there is a small +hole, in the side of the trunk next the fire, made to receive a +pipe, through which the wind is driven to the fire by a great bunch +of fine feathers, fastened to one end of the stick, which, closing +up the inside of the cylinder, drives the air out of the cylinder +through the pipe. Two of these trunks or cylinders are placed so +nigh together, that a man standing between them may work them both +alternately, one with each hand.</i>“ Als Amboß dient ihnen ein +harter Stein, das Feuer wird mit Holzkohlen genährt; mit ihren +einfachen Instrumenten arbeiten sie aber, wie <span class="smcap">Dampier</span> +sagt, „<i>to admiration</i>“. Sägen waren unbekannt und Bretter +wurden durch Behauen mit der Axt hergestellt.</p> + +<p>Eine sinnreiche Abänderung, um beide Stempel durch eine Person +bewegen zu können, findet sich an den Luftpumpen, die von den +Schmieden in Rangun (Pegu) benutzt werden, wie an einem von +Dr. <span class="smcap">Riebeck</span> (Nr. 3709 seiner Sammlung) mitgebrachten +Exemplare ersichtlich (Fig. <a href="#img026">25</a>). Die Stempelstangen <i>aa</i> sind +durch einen als Doppelhebel wirkenden, mit einfacher Schnitzerei +verzierten Querbalken <i>bb</i> verbunden, der durch ein bei +<i>c</i> in der Mitte angebrachtes Querholz mit einer hinter +dem Gebläse stehenden festen Wand verbunden ist. Durch Auf- und +Abziehen der Stange <i>d</i> wird die alternierende Bewegung der +Stempel bewirkt.</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width250"> +<a id="img026"></a> +<img src="images/img026.jpg" width="200" height="374" alt="Fig. 25."> +<p>Fig. 25. Malayisches Gebläse. Sammlung <span class="smcap">Riebeck</span>.</p> +</div> + +<p>Wenden wir uns noch weiter nach Norden, so treffen wir auf +<span class="pagenum"><a id="page89"></a>Seite 89</span> die Igorroten im Innern der Insel Luzon, welche gleichfalls +das Eisen nach der allgemeinen malayischen Art darstellen, wie aus +den Schilderungen von Dr. <span class="smcap">Hans Meyer</span><a id="FNanchor_G_10"></a><a href="#Footnote_G_10" class="fnanchor">[218]</a> hervorgeht.</p> + +<p>„Im ganzen Distrikt hat Bugias einen Ruf wegen seiner +Eisenschmiede. Aber die Leute, die ihre Kunst als Geheimnis +bewahren, sind bisher noch von keinem Reisenden zu bewegen gewesen, +einen Einblick in ihr Schmiedehandwerk zu gestatten. Mir gelang es +nach vielem Zureden und Versprechen. Sie führten uns nach einem +Hügel abseits der Rancheria, wo unter einem Schilfdache Schmiede +bei der Arbeit waren. Nebeneinander in den Boden gerammt stehen +zwei etwa 1 m hohe ausgehöhlte Baumstämme, in die unten unmittelbar +über dem Erdboden je ein Loch gebohrt ist, groß genug, daß zwei +Bambusrohre hineingefügt werden können, die ihrerseits nach einem +ebenfalls auf der Erde liegenden Thonrohre konvergieren und durch +dieses das nötige Gebläse dem Kohlenfeuer zuführen, das vor der +anderen Öffnung des Thonrohres brennt. Das Gebläse wird durch zwei +Holzscheiben hervorgebracht, die, des dichteren Schlusses wegen, +mit Federn gefüttert in die beiden Baumstämme eingelassen sind und +an zwei Stäben als Handhaben von einem Igorroten abwechselnd auf +und ab bewegt werden, wie die Stempel zweier Dampfcylinder. Das +Gußeisen (soll wohl heißen das rohe Frischeisen?), das sie oben in +den Bergen angeblich durch denselben Mechanismus aus dem dortigen +Erz gewinnen, verwandeln sie hier durch nichts als aufeinander +folgendes Glühen, Schmieden und Kühlen in Schmiedeeisen, und dies +verarbeiten sie durch Schmieden auf Quarzsteinblöcken mit Hämmern +aus Basalt oder Quarz zu Waffen und Geräten. Die Schmiede sind +das erste mir bisher vorkommende Beispiel einer eigentlichen +Handwerkerklasse unter den Igorroten.“</p> + +<p>Haben wir hier die malayische Art der Eisengewinnung und +Verarbeitung bis zu ihrer nördlichsten Grenze verfolgt, so finden +wir die östlichste Ausdehnung derselben in Neuguinea und zwar im +westlichsten Teile dieser großen Insel bei Doreh. Die Gebläse sind +dort identisch mit den schon geschilderten und von den Malayen +auf ihren Raubzügen nach dem westlichen Neuguinea eingeführt, +worauf auch die Sitte der Schmiede von Doreh deutet, daß sie kein +Schweinefleisch essen, was sie von den Mohamedanern annahmen. „Ihre +Schmiedekunst ist aber nicht groß und besteht <span class="pagenum"><a id="page90"></a>Seite 90</span> hauptsächlich +darin, daß sie von eisernen Stangen Hackemesser arbeiten. Auch +verstehen sie das Eisen mit Stahl zu vermischen.“<a id="FNanchor_G_11"></a><a href="#Footnote_G_11" class="fnanchor">[219]</a> Danach +scheint es, als ob sie bloß Schmiede sind, nicht aber das Metall +aus den Erzen ausbringen.</p> + +<p>Von besonderem Interesse ist es, daß die Verbreitung der +malayischen Art der Eisengewinnung bis auf die Afrika vorgelagerte +Insel Madagaskar nachgewiesen werden kann. Sprache und +Körperbeschaffenheit der Bewohner Madagaskars deuten auf malayische +Abkunft hin; aber das Eisen heißt in der Howasprache <i>vi</i>, +in den malayischen Idiomen <i>besi</i> — dadurch würden wir +also keine Aufklärung erhalten, wenn nicht wieder die höchst +eigentümlichen Gebläse uns durch ihre Form belehrten, daß sie +malayischen Ursprunges wären, während sie von den afrikanischen +Schlauchblasebälgen durchaus verschieden sind. Aus diesem Vorkommen +der Gebläsepumpe läßt sich aber schließen, daß die Besiedelung +Madagaskars erst stattfand, als schon das Eisengewerbe auf den +Sundainseln bekannt war. Die Gebläse sind uns hier ein sicherer +Führer als die Sprache.</p> + +<p>Über die Einzelheiten belehrt uns <span class="smcap">Ellis</span>. Eisen von +vorzüglicher Beschaffenheit kommt in den Centralprovinzen rings um +die Hauptstadt vor, wo es nahe an der Oberfläche gefunden wird. +Das Ambohimiangavorgebirge ist so reich daran, daß es geradezu das +„Eisengebirge“ heißt. Man hat dort selten mehr als <sup>1</sup>/<sub>2</sub> m tief zu +graben, um auf Eisen zu stoßen.</p> + +<p>Die Schmelzöfen der Eingeborenen (Fig. <a href="#img027">26</a>), welche sehr roh und +primitiv gearbeitet sind, liegen stets in der Nähe eines Stromes. +Das gesammelte Erz wird in kleine Stückchen geschlagen und dann +durch Waschen von Erde gereinigt. Die Öfen werden 60-80 cm tief in +den Boden gegraben und die Seiten mit Steinen ausgelegt, die dann +mit Thon überschlagen werden. Auf den Boden wird alsdann Brennstoff +gelegt und darüber Erz mit Holzkohle in Wechselschichten. Das +Ganze wird oben mit einer dicken Thonlage geschlossen(?). Das +Gebläse wird mit zwei Paar Stempeln betrieben, die in hölzernen +Cylindern gehen, gewöhnlich sind letztere ausgehöhlte Baumstämme. +Vom Boden dieser Cylinder erstrecken sich Röhren aus Bambus oder +aus alten Flintenläufen in den Ofen hinein. Nachdem der Inhalt des +letzteren eine Zeitlang in Weißglut erhalten, wird er erkalten +gelassen, und aufgebrochen findet man <span class="pagenum"><a id="page91"></a>Seite 91</span> das Eisen in Klumpen +am Boden. So oder zu Barren geschmiedet kommt es in den Handel. Der +einheimische Schmied errichtet seinen Feuerherd auf dem Flur des +Hauses und benutzt dazu die gleichen, nur kleineren Gebläse wie +beim Hüttenprozeß. Der eiserne Amboß, 14 cm im Geviert und 14 cm +hoch, steckt in einem dicken Holzblocke; Hämmer, Zangen etc. sind +von Eisen.<a id="FNanchor_G_12"></a><a href="#Footnote_G_12" class="fnanchor">[220]</a></p> + +<div class="figcenter1 nofloat width500"> +<a id="img027"></a> +<img src="images/img027.jpg" width="450" height="334" alt="Fig. 26."> +<p>Fig. 26. Eisenschmelze auf Madagaskar. Nach <span class="smcap">Ellis</span>.</p> +</div> + +<p>Eine Schließung des Ofens, wie <span class="smcap">Ellis</span> sie anführt, ist +einfach unrichtig; seine Abbildung selbst zeigt ein kleines Rohr, +durch welches die Ofengase abziehen; von wo der „Ofen“ beschickt +wird, ist weder aus der Abbildung, noch Beschreibung ersichtlich; +vermutlich handelt es sich nur um eine einmalige Füllung der Grube.</p> + +<p><em class="gesperrt">Kupfer bei den Malayen.</em> Kupfer ist teils gediegen, teils +in Erzen auf verschiedenen Inseln des Archipelagus vorhanden. +Die Kupferminen von Limun auf Sumatra sind seit sehr alter Zeit +betrieben worden, auch kommt es dort und auf Timor gediegen vor, +kann daher dort auch in den frühesten Zeiten kalt zu Geräten +verarbeitet worden sein. Mit Ausnahme von Sumatra, wo ein +einheimischer Name für Kupfer existiert, gilt im ganzen Archipel +das aus dem Sanskrit stammende <i>tambaga</i> (<i>tamra</i>, +<i>tamraka</i> bedeutet dort das dunkle Metall, es ist ein späterer +Sanskritname des Kupfers) und hieraus kann man schließen, daß die +Kunst, das Kupfer zu schmelzen und zu gießen, eine aus Vorderindien +zu den malayischen Völkern gelangte sei.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page92"></a>Seite 92</span> Fast alle die gegossenen Hindugötzenbilder und +andere in Java gefundenen Gegenstände bestehen aus einer +Kupfer-Eisenmischung; Waffen und Geräte für den häuslichen Bedarf +wurden aber nicht unter den javanischen Altertümern aus Kupfer +gefunden. Zinn und Zink kommen in den Mischungen nicht vor, waren +auch wohl den alten Javanern unbekannt<a id="FNanchor_G_13"></a><a href="#Footnote_G_13" class="fnanchor">[221]</a>, was mit der Annahme +von einem späteren Bekanntwerden des Zinnes auf Malakka stimmen +würde.</p> + +<p>Eine ausgedehnte, höchst beachtenswerte Kupferindustrie treffen +wir bei einem der nördlichsten malayischen Völker, den auch +in der Eisenbereitung erfahrenen Igorroten im Innern der +Philippineninsel Luzon. Luzon hat gediegenes Kupfer und sehr +beträchtliche Lagerstätten von Kupfererzen bei Mancayan im +Distrikte Lepanto, sowie im Centralgebirge zwischen Cagayan und +Ilocos. Die europäischen Unternehmungen auf Kupfer sind hier +erfolglos geblieben, dagegen haben die wilden Igorroten, die jenes +Gebirge bewohnen, schon seit Jahrhunderten und in verhältnismäßig +großer Ausdehnung den Kupferbergbau und die Kupferverhüttung hier +betrieben, was um so bemerkenswerter ist, als das Metall in jenen +Gegenden fast nur in der Form von Kiesen vorkommt, die auch in +Europa nur durch umständliches Verfahren und nicht ohne Zuschlag +verwertet werden können.</p> + +<p>Nach <span class="smcap">Jagor</span>, dem wir die Nachrichten über das +Kupferhüttenwesen der Igorroten verdanken<a id="FNanchor_G_14"></a><a href="#Footnote_G_14" class="fnanchor">[222]</a>, brachten dieselben +in der letzten Zeit jährlich 300 picos (à 63<sup>1</sup>/<sub>4</sub> kg) Kupfer, +teils roh, teils verarbeitet, in den Handel. Die Ausdehnung der +unterirdischen Erdarbeiten und die bedeutende Menge vorhandener +Schlacken weisen auf einen lange bestehenden beträchtlichen +Betrieb. Die Kupfergeräte der Igorroten waren jahrhundertelang +bei den Spaniern Manilas in Gebrauch, ohne daß diese über den +Ursprung genau unterrichtet waren<a id="FNanchor_G_15"></a><a href="#Footnote_G_15" class="fnanchor">[223]</a>; höchst wahrscheinlich +übten die Igorroten schon vor der Ankunft der Spanier die Kunst, +aus den Kiesen Kupfer zu gewinnen. Man vermutet, daß Chinesen +oder Japanesen ihre Lehrmeister gewesen; jedenfalls aber ist die +Thatsache, daß ein wildes, isoliert im Gebirge wohnendes Volk in +der Hüttenkunde so weit vorgeschritten ist, von großem Interesse.</p> + +<p>Nach den Mitteilungen des von <span class="smcap">Jagor</span> angeführten +Oberingenieurs <span class="smcap">Santos</span> war das erzführende Gebiet von +Mancayan bei den <span class="pagenum"><a id="page93"></a>Seite 93</span> Igorroten in größere oder kleinere +Parzellen, je nach der Volkszahl der anliegenden Dorfschaften, +eingeteilt, deren Grenzen eifersüchtig gehütet wurden. Das +Besitztum eines jeden Dorfes war wiederum unter bestimmte Familien +verteilt, weshalb jene Bergdistrikte noch heute den Anblick von +Honigwaben darbieten. Zur Förderung des Erzes bedienten sie +sich des Feuersetzens, indem sie an geeigneten Stellen Feuer +anzündeten, um durch die Spannkraft des in den Spalten enthaltenen +erhitzten Wassers mit Zuhilfenahme eiserner Werkzeuge den Fels zu +zerkleinern. Die erste Scheidung des Erzes wurde in dem Stollen +selbst vorgenommen, das taube Gestein blieb liegen und höhete den +Boden auf, so daß bei späterem Feuersetzen die Flamme der Holzstöße +stets die Decke traf. Wegen der Beschaffenheit des Gesteins und der +Unvollkommenheiten des Verfahrens fanden häufig sehr bedeutende +Einstürze statt. Die Erze wurden in reiche und quarzhaltige +geschieden, jene ohne weiteres verschmolzen, diese einer sehr +starken und anhaltenden Röstung unterworfen, wobei, nachdem sich +ein Teil des Schwefels, Antimons und Arsens verflüchtigt, eine +Art Destillation von Schwefelkupfer und Schwefeleisen stattfand, +die sich als „Stein“ oder in Kugeln an der Oberfläche des Quarzes +festsetzten und zum größten Teil abgelöst werden konnten. Die Öfen +oder Schmelzvorrichtungen bestanden aus einer runden Vertiefung in +thonigem Boden und hatten 30 cm Durchmesser bei 15 cm Tiefe. Eine +damit in Verbindung stehende 30° gegen die Vertiefung geneigte +konische Röhre (Düse) von feuerfestem Gestein nahm zwei Bambusrohre +auf, die in die unteren Enden zweier ausgehöhlter Fichtenstämme +eingepaßt waren, in denen sich zwei an ihrem Umfange mit trockenem +Grase oder Federn bekleidete Scheiben abwechselnd auf und ab +bewegten und die für das Schmelzen erforderliche Luft zuführten.</p> + +<p>Wenn die Igorroten Schwarzkupfer oder gediegenes Kupfer erblasen +hatten, so beugten sie dem Verlust (durch Oxydation) vor, indem +sie einen Tiegel aus gutem feuerfestem Thon in Gestalt eines +Helmes aufsetzten, wodurch es ihnen leichter ward, das Metall +in Formen zu gießen, die aus demselben Thone bestanden. Nachdem +der Ofen hergerichtet, beschickten sie ihn mit 18-20 kg reichen +oder gerösteten Erzes und verfuhren dabei ganz wissenschaftlich, +indem sie das Erz stets an der Mündung der Düse, also dem Luftzuge +ausgesetzt, die Kohlen aber an den Wänden des Ofens aufgaben, die +aus losen, zur Höhe von 50 cm übereinander geschichteten Steinen +bestanden. Nachdem das Feuer angezündet und das beschriebene +Gebläse in Gang gesetzt war, entwickelten <span class="pagenum"><a id="page94"></a>Seite 94</span> sich dichte +gelbe, weiße und orangengelbe, von der teilweisen Verflüchtigung +des Schwefels, Arsens und Antimons herrührende Rauchwolken, bis +nach Verlauf einer Stunde, sobald sich nur durchsichtige schweflige +Säure bildete und die Hitze den höchsten bei diesem Verfahren +möglichen Grad erreicht hatte, das Blasen eingestellt und das +Produkt herausgenommen wurde. Dies bestand aus einer Schlacke +oder vielmehr aus den eingetragenen Erzstücken selbst, die wegen +des Kieselgehaltes des Ganggesteines sich bei der Zersetzung des +Schwefelmetalles in eine poröse Masse verwandelten (und sich nicht +verschlacken und kieselsaure Verbindungen eingehen konnten, weil es +sowohl an Basen, als an der erforderlichen Hitze gebrach); ferner +aus einem sehr unreinen „Stein“ von 4-5 kg Gewicht und etwa 50-60% +Kupfergehalt.</p> + +<p>Mehrere solcher „Steine“ wurden zusammen 12-15 Stunden lang in +starkem Feuer niedergeschmolzen und dadurch abermals ein großer +Teil der genannten drei flüchtigen Körper entfernt. In denselben +Ofen stellten sie die schon geglühten „Steine“ aufrecht, und +zwar ebenfalls so, daß sie sich im Kontakt mit der Luft, die +Kohlen dagegen an den Wänden des Ofens befanden, und erhielten, +nachdem sie eine ganze oder halbe Stunde geblasen, als Schlacken +ein Silikat von Eisen und Antimon und Spuren von Arsen, einen +„Stein“ von 70-75% Kupfergehalt, den sie in sehr dünnen Scheiben +abhoben (Konzentrationsstein), indem sie die Abkühlungsflächen +benutzten. Im Boden der Vertiefung blieb, jenachdem die Masse +mehr oder weniger entschwefelt war, eine größere oder geringere +Menge (stets aber unreines) Schwarzkupfer zurück. Die durch +diesen zweiten Prozeß gewonnenen Konzentrationssteine wurden +abermals geglüht, indem man sie durch Holzschichten trennte, +damit sie nicht aneinander schmelzen konnten, bevor sie das +Feuer von den Unreinigkeiten befreit hatte. Das bei der zweiten +Beschickung erhaltene Schwarzkupfer und die bei eben dieser +Operation niedergeschmolzenen Steine wurden in demselben (durch +Bruchsteine verengten und mit einem Schmelztiegel versehenen) +Ofen einer dritten Operation unterworfen, die eine Schlacke +von kieselsaurem Eisen und ein Schwarzkupfer erzeugte, das +in Thonformen ausgegossen wurde und in dieser Gestalt in den +Handel kam. Dieses Schwarzkupfer enthielt 92-94% Kupfer und war +verunreinigt mit einer, durch ihre gelbe Farbe gekennzeichneten +Kohlenstoffverbindung desselben Metalls, und das durch langsame +Abkühlung an der Oberfläche entstandene Oxyd, das sich stets +bildete, trotz der angewandten Vorsichtsmaßregeln, die der +Oxydation ausgesetzte Oberfläche <span class="pagenum"><a id="page95"></a>Seite 95</span> mit grünen Zweigen zu +peitschen. Wenn das Kupfer zur Anfertigung von Kesseln, Pfeifen +und anderem häuslichen Gerät oder Schmuck dienen sollte, die von +den Igorroten mit so großer Geschicklichkeit und Geduld ausgeführt +werden, so wurde es dem Läuterungsprozeß unterworfen, der sich nur +dadurch von dem vorhergehenden unterschied, daß man die Kohlenmenge +verringerte und den Luftstrom vermehrte, in dem Maße, als der +Schmelzprozeß sich seinem Ende näherte, was die Fortschaffung der +Kohlenstoffverbindung durch Oxydation zur Folge hatte.</p> + +<p><em class="gesperrt">Zinn bei den Malayen.</em> Bei allen Völkern des Archipelagus +wird Zinn mit dem malayischen Worte <i>timah</i> benannt, was +auf eine gemeinsame Ursprungsquelle hindeutet. Als solche dürfte +die hinterindische Halbinsel mit den Inseln, die sich südlich +vorlagern, zu betrachten sein. Wie überall, wo Zinnerze gefunden +werden, haben dieselben auch hier eine beschränkte geographische +Verbreitung, sind aber dafür an dem Orte ihres Vorkommens ungemein +häufig.</p> + +<p>In Hinterindien kommen die Zinnerze von 10° nördl. Br., also von +dem bekannten Isthmus von Krah an<a id="FNanchor_G_16"></a><a href="#Footnote_G_16" class="fnanchor">[224]</a>, bis 3° südl. Br., somit bis +zur Insel Billiton, in einem fortlaufenden Zuge vor, in welchem +die berühmten Zinnvorkommnisse von Malakka und Bangka liegen. +Gerade wie in Europa, in Cornwall, Devonshire, der Bretagne, +dem Erzgebirge und dem spanischen Galizien, sind auch auf der +hinterindischen Halbinsel die Zinnerze an den Granit gebunden. +Gold, sowie Zinn kommen dort ursprünglich in Quarzadern vor, +welche zwischen Granit auf der einen und Glimmerschiefer auf der +anderen Seite eingebettet sind. Aus diesen Originalstätten sind +sie herausgewaschen und in die Alluvionen übergegangen, die sich +zu beiden Seiten des Gebirges erstrecken, welches das Rückgrat der +malayischen Halbinsel ausmacht.<a id="FNanchor_G_17"></a><a href="#Footnote_G_17" class="fnanchor">[225]</a></p> + +<p>Über das Alter der Ausbeutung sind wir im Unklaren. Wir haben +gesehen, daß Vorderindien im Altertum abendländisches Zinn bezog +(S. <a href="#page60">60</a>), daß also bis zum ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, +in dem die Alexandriner dieses Metall nach Barygaza brachten, +es schwerlich schon in Hinterindien gewonnen wurde, daß es aber +keineswegs um jene Zeit Exportgegenstand dieses Landes war. +Aber trotzdem zwingt uns das Vorkommen hinterindischer, mit +Steingeräten vergesellschafteter Bronzen (siehe unten), ein relativ +<span class="pagenum"><a id="page96"></a>Seite 96</span> hohes Alter für die dortige Zinnproduktion anzunehmen. +Zinn, das möge hervorgehoben werden, ist dasjenige Metall, welches +am allerleichtesten aus den Erzen reduziert werden kann. Daß +der Zufall hier der Lehrmeister gewesen sein könne, ist nicht +auszuschließen, wie wir an dem bestimmten Beispiel des Zinnes von +Bangka zeigen können. Im Beginn des vorigen Jahrhunderts herrschte +über Bangka der Sultan Badur U'din von Palembang (auf Sumatra), +unter dessen Regierung die Entdeckung stattfand, welche Kapitän +<span class="smcap">Hamilton</span><a id="FNanchor_G_18"></a><a href="#Footnote_G_18" class="fnanchor">[226]</a> folgendermaßen erzählt: „Im Jahre 1710 war +ein Sohn des Königs von Pullamban (Palembang) Herrscher (über +Bangka), als zufällig ein Feuer in einem Dorfe entstand; als das +Feuer gelöscht war, fand man viel geschmolzenes Metall unter dem +Schutte und dieses Metall war Zinn. Der Herrscher befahl seinem +Volke, etwas in den Boden zu graben, wo sie viel Erz fanden, das er +nun mit gutem Vorteil ausbeutete.“</p> + +<p>So mögen die Anfänge der Zinngewinnung auch an anderen Orten +gewesen sein. Indessen fehlen mir alte Nachrichten über das +hinterindische Zinn gänzlich und erst im Mittelalter treten +bestimmte Zeugnisse über seine Verbreitung im Handel auf. So +erwähnt es der arabische Schriftsteller <span class="smcap">Abu Zeid</span><a id="FNanchor_G_19"></a><a href="#Footnote_G_19" class="fnanchor">[227]</a> +und ferner der bekannte <span class="smcap">Al Wardi Casdir</span>. Im Beginne des +16. Jahrhunderts sprechen dann <span class="smcap">Ludwig Barthema</span><a id="FNanchor_G_20"></a><a href="#Footnote_G_20" class="fnanchor">[228]</a> und +der abenteuerliche <span class="smcap">Fernan Mendez Pinto</span> von Malakkas +Zinnreichtum.</p> + +<p>Die gegenwärtige Darstellung von Zinn ist überall da, wo Malayen +die Sache betreiben, noch eine höchst einfache, während anderwärts +durch Europäer und Chinesen hüttenmännische Verbesserungen +eingeführt wurden. Die berühmten Zinngruben von Malakka liegen bei +dem Dorfe Kassang und werden von tausenden von Chinesen bearbeitet. +Der Grund ist hier weit und breit aufgerissen, Schächte sind +nirgends getrieben. Die zinnführende Schicht (<i>wash dirt</i>) +liegt 5,5-7 m unter der Oberfläche und soll 1,10 m mächtig sein. +Ist eine große Menge des <i>wash-dirt</i> zusammengebracht, so wird +derselbe mit Schleußen (<i>by means of sluices</i>) ausgewaschen. +Es erfolgt das Ausschmelzen auf höchst primitive Weise. Öfen aus +Thon werden errichtet und vermittels Ruten zusammengebunden. +Am Fuße jedes Ofens befinden sich zwei, etwa 5 cm Durchmesser +haltende Löcher, durch deren eines das geschmolzene Metall +abfließt, <span class="pagenum"><a id="page97"></a>Seite 97</span> während das andere die Zugluft — ohne künstliche +Windzuführung — vermittelt. Das Erz wird einfach mit Holzkohle +geschichtet und dann Feuer gegeben. Das durch die kleine Öffnung +abtropfende Metall wird in einer Erdhöhlung aufgefangen, dort +ausgeschöpft und in Formen gegossen, worauf man es nach Malakka +sendet.<a id="FNanchor_G_21"></a><a href="#Footnote_G_21" class="fnanchor">[229]</a></p> + +<p>Nach Kapitän <span class="smcap">Burn</span> dagegen werden in den Zinnwerken von +Tringanu, Pattani, Dschohor, Lanwan, Lingie, Pahang und auch +bei dem oben erwähnten Kassang die bekannten cylinderförmigen +malayischen Gebläse angewendet, was auch annehmbar erscheint. Die +Holzkohle stammt vom Gompoßbaume, die Hochöfen sind 1,5 m hoch und +aus Thon geschlagen. Das reduzierte Metall fließt konstant in einen +Trog vor dem Ofen ab und wird dort ausgeschöpft und in Sandformen +gegossen. Das Ausbringen beträgt, je nach der Güte des Erzes, +45-60% Zinn.<a id="FNanchor_G_22"></a><a href="#Footnote_G_22" class="fnanchor">[230]</a></p> + +<p>Die Zinnproduktion von Bangka ist wesentlich in den Händen von +Chinesen, die unter europäischem Einflusse allerlei verbesserte +Aufbereitungs- und Verhüttungsmethoden eingeführt haben, die uns +hier nicht interessieren können.<a id="FNanchor_G_23"></a><a href="#Footnote_G_23" class="fnanchor">[231]</a> Auf dem ebenso zinnreichen +Biliton begann die Ausbeute erst 1851, auch auf den Karimoninseln +bei Singapur ist sie neueren Datums.<a id="FNanchor_G_24"></a><a href="#Footnote_G_24" class="fnanchor">[232]</a></p> + +<p>Neben dem chinesischen Betrieb der Zinngruben auf Bangka fand +früher noch ein sehr primitiver der Eingeborenen statt; sie teuften +enge cylindrische Schächte ab, gerade groß genug, um eine Person +einzulassen. Fanden sie das Zinnerzlager ergiebig, so verfolgten +sie mit Lebensgefahr dasselbe unter dem hangenden Alluvium. Da sie +die Wässer nicht zu bewältigen verstanden, legten sie ihre Schächte +nur an Abhängen an, wo keine Wasseransammlungen stattfinden +konnten. Das Ausbringen der gewaschenen Erze war so, wie es weiter +oben geschildert wurde.<a id="FNanchor_G_25"></a><a href="#Footnote_G_25" class="fnanchor">[233]</a></p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_G_1"></a><a href="#FNanchor_G_1"><span class="label">209</span></a> <span class="smcap">Crawfurd</span>, Hist. Indian Archipelago. I. 182 +und Transactions Ethnolog. Soc. New Series. IV. 4 (1866).</p> + +<p><a id="Footnote_G_2"></a><a href="#FNanchor_G_2"><span class="label">210</span></a> <span class="smcap">Stamford Raffles</span>, History of Java. London +1830. I. 192.</p> + +<p><a id="Footnote_G_3"></a><a href="#FNanchor_G_3"><span class="label">211</span></a> <span class="smcap">Spenser St. John</span>, Life in the far east. II. +277.</p> + +<p><a id="Footnote_G_4"></a><a href="#FNanchor_G_4"><span class="label">212</span></a> <span class="smcap">Crawfurd</span> in Transact. Ethnolog. Soc. New +Series. IV. 4.</p> + +<p><a id="Footnote_G_5"></a><a href="#FNanchor_G_5"><span class="label">213</span></a> Es mag hier an einem Beispiel gezeigt werden, +wie innerhalb eines durchaus metallkundigen Volkes sich Oasen +erhalten, welche im alten Zustande vormetallischer Zeit beharren. +Der metallreichen Insel Sumatra ist westlich vorgelagert das +Eiland Engano. Die Eingeborenen lebten dort bis vor kurzem noch +in der Steinperiode. Die Schmiedekunst, sonst bei allen Malayen +verbreitet, war ihnen fremd. Seit ihnen Eisen zugeführt wird, +verfertigen sie ihre Lanzenspitzen auf kaltem Wege durch Klopfen +und Schleifen aus gewöhnlichen Messern. (<span class="smcap">v. Rosenberg</span>, +Der malayische Archipel. Leipzig 1878. 210.) Es zeigt dieses, wie +bei demselben Volke in unmittelbarer Nachbarschaft zwei sogenannte +Kulturperioden in derselben Zeit nebeneinander bestehen können, ein +Wink, der für die Bestimmung mancher prähistorischen Funde nicht +aus den Augen gelassen werden mag.</p> + +<p><a id="Footnote_G_6"></a><a href="#FNanchor_G_6"><span class="label">214</span></a> Beschreibung der Insel Sumatra. Leipzig 1785. 190.</p> + +<p><a id="Footnote_G_7"></a><a href="#FNanchor_G_7"><span class="label">215</span></a> <span class="smcap">H. Everett</span>, Useful minerals of Sarawak in +Journ. of the Straits Branch of the R. As. Soc. I. 20 (1878).</p> + +<p><a id="Footnote_G_8"></a><a href="#FNanchor_G_8"><span class="label">216</span></a> Nach Dr. <span class="smcap">Schwaner</span>'s Reisen in Borneo +bei <span class="smcap">Percy</span> a. a. O. I. 512. Die Abbildung nach +<span class="smcap">Temminck</span> im Globus. XXX. 40.</p> + +<p><a id="Footnote_G_9"></a><a href="#FNanchor_G_9"><span class="label">217</span></a> Voyages. London 1703. I. 331.</p> + +<p><a id="Footnote_G_10"></a><a href="#FNanchor_G_10"><span class="label">218</span></a> Blätter aus meinem Reisetagebuche. Als Manuskript +gedruckt. Leipzig 1883. 275.</p> + +<p><a id="Footnote_G_11"></a><a href="#FNanchor_G_11"><span class="label">219</span></a> <span class="smcap">G. Windsor Earl</span>, Papuans. London 1853. 76. +— <span class="smcap">van Hasselt</span> in Zeitschrift f. Ethnologie. 1876. 171.</p> + +<p><a id="Footnote_G_12"></a><a href="#FNanchor_G_12"><span class="label">220</span></a> <span class="smcap">W. Ellis</span>, Three visits to Madagascar. +London 1858. 264.</p> + +<p><a id="Footnote_G_13"></a><a href="#FNanchor_G_13"><span class="label">221</span></a> <span class="smcap">Crawfurd</span>, Malayan Archipelago. III. 491.</p> + +<p><a id="Footnote_G_14"></a><a href="#FNanchor_G_14"><span class="label">222</span></a> <span class="smcap">F. Jagor</span>, Reisen in den Philippinen. Berlin +1873. 145-149.</p> + +<p><a id="Footnote_G_15"></a><a href="#FNanchor_G_15"><span class="label">223</span></a> Ein von <span class="smcap">Meyen</span> mitgebrachter und dem +Berliner Museum übergebener, getriebener Kupferkessel der Igorroten +ist bei <span class="smcap">Jagor</span> a. a. O. 146 abgebildet.</p> + +<p><a id="Footnote_G_16"></a><a href="#FNanchor_G_16"><span class="label">224</span></a> Nach <span class="smcap">Mc Clelland</span> im Journ. Asiat. Soc. of +Bengal. 1842. XI. 25.</p> + +<p><a id="Footnote_G_17"></a><a href="#FNanchor_G_17"><span class="label">225</span></a> <span class="smcap">Daly</span>, The metalliferous formation of the +Peninsula. Journ. Straits Branch. Asiat. Soc. II. 194.</p> + +<p><a id="Footnote_G_18"></a><a href="#FNanchor_G_18"><span class="label">226</span></a> New Account of the East Indies. II. 120. — +<span class="smcap">Crawfurd</span>, History Malay. Archip. III. 451.</p> + +<p><a id="Footnote_G_19"></a><a href="#FNanchor_G_19"><span class="label">227</span></a> <span class="smcap">Renaudot</span>, Voyage des deux pélérins arabes. +Paris 1838.</p> + +<p><a id="Footnote_G_20"></a><a href="#FNanchor_G_20"><span class="label">228</span></a> <span class="smcap">Ramusio</span>, Viaggi. 1613. I. 166a.</p> + +<p><a id="Footnote_G_21"></a><a href="#FNanchor_G_21"><span class="label">229</span></a> <span class="smcap">J. Cameron</span>, Our tropical possessions in +Malayan India. London 1865. 387.</p> + +<p><a id="Footnote_G_22"></a><a href="#FNanchor_G_22"><span class="label">230</span></a> Kapt. <span class="smcap">Burn</span> im Catalogue of the Indian +Departement (The international exhibition of 1862). 9 unter Nr. +162.</p> + +<p><a id="Footnote_G_23"></a><a href="#FNanchor_G_23"><span class="label">231</span></a> Über die Zinnminen von Bangka vgl. +<span class="smcap">Crawfurd</span>, Indian Archipelago. III. 453-458. Tijdschr. vor +Neêrl. Indie 1843. II. 392-419. Sehr ausführliche Schilderung, auch +des chinesischen Schmelzverfahrens in <span class="smcap">Mohnike</span>, Banka und +Palembang. Münster 1874. 24-49.</p> + +<p><a id="Footnote_G_24"></a><a href="#FNanchor_G_24"><span class="label">232</span></a> Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. I. 134 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_G_25"></a><a href="#FNanchor_G_25"><span class="label">233</span></a> <span class="smcap">Crawfurd</span> a. a. O. III. 458.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="page98"></a>Seite 98</span> Die Metalle in Hinterindien.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Prähistorisches.</em> Für Hinterindien liegen uns angehende +Nachrichten besonders aus dem unter französischer Oberhoheit +stehenden Königreiche Kambodja vor. Hier sind die prähistorischen +Zeugen einer jüngeren Steinzeit zusammen mit Bronzefunden +nachgewiesen und von hier kennen wir auch die Darstellung des +Eisens bei den wilden und halbkultivierten Völkern im Innern.</p> + +<p>Die ersten prähistorischen Funde in Kambodja, welche dort eine +neolithische und eine „Bronzezeit“ darthaten, stammen aus dem Jahre +1879. Sie wurden durch den Marinearzt Dr. <span class="smcap">Corre</span> in den +Muschelhaufen von Som-ron-Sen gemacht und sind seitdem von Dr. +<span class="smcap">Moura</span> und anderen weiter verfolgt worden.<a id="FNanchor_H_1"></a><a href="#Footnote_H_1" class="fnanchor">[234]</a> Som-ron-Sen +liegt an den Ufern des Stung Chinit, eines Zuflusses des großen +Tonli-Sapsees, und die Muschelhaufen sind namentlich aus Paludina-, +Corbicula- und Unioarten gebildet. Die Steingeräte, Beile, Meißel, +Kelte, Ringe etc. aus einer Art Amphibol sind poliert und gleichen +den verwandten europäischen Instrumenten dieser Art. Mit und +zwischen diesen Steingeräten und in denselben Muschelhaufen sind +nun auch Bronzegeräte gefunden worden: große Ringe, eine Axt mit +Dille, Pfeilspitzen, Angelhaken, Scheiben, alles dieses von ganz +verwandtem Charakter wie die europäischen prähistorischen Bronzen. +Wie man aber in Europa auch beides, die Geräte aus Stein und +diejenigen aus Bronze, oft nebeneinander findet, so ist dieses +auch hier der Fall gewesen. Indo-China war bereits im Besitze des +Kupfers und der Bronze, als man noch fortfuhr, den Stein zu Geräten +zu gestalten und zu polieren.</p> + +<p>Von wo die Bronzen kamen und ob sie älter als das Eisen hier +in Hinterindien sind, wird nicht gesagt. Doch läßt der bloße +Mangel des letzteren in den Muschelhaufen und das Vorhandensein +der ersteren noch keineswegs den Schluß zu, daß in Hinterindien +die Bronze älter als das Eisen sei. Wie die ganze Kultur der +hinterindischen Halbinsel unter dem Einflusse Chinas steht und +gestanden ist, so mag auch in früher Zeit aus diesem Lande die +Bronze nach Kambodja gekommen sein, wenn es überhaupt nötig +<span class="pagenum"><a id="page99"></a>Seite 99</span> ist, einen Import aus der Fremde anzunehmen. Eisen wird +seit „Urzeiten“ in Hinterindien dargestellt.</p> + +<p><em class="gesperrt">Eisengewinnung in Kambodja.</em> Über die Darstellung des Eisens +bei den wilden Völkern Hinterindiens besitzen wir gleichfalls +einen Bericht von <span class="smcap">J. Moura</span>, der sich auf Kambodja +bezieht.<a id="FNanchor_H_2"></a><a href="#Footnote_H_2" class="fnanchor">[235]</a> „In den +‚Eisenbergen‛ der Provinz Compong-Soai,“ sagt +<span class="smcap">Moura</span>, „kommen zwei Arten Eisenerz vor, welche die wilden +Cuois als schweren und leichten Stein bezeichnen. Die erste Sorte +ist ergiebiger an Eisen als die zweite, ist aber weniger geschätzt, +da das daraus erzielte Produkt unrein und zur Herstellung von +Waffen und Geräten wenig geeignet ist. Das leichte Erz ist dagegen +von besserer Beschaffenheit. Direkt mit Holzkohle in einem +einfachen Schmelzofen behandelt, giebt es eine Art von natürlichem +Stahl oder ein Gut, welches die Eigenschaften des Zementstahles +besitzt. Es wird von den Eingeborenen zur Herstellung von Beilen, +Messern, landwirtschaftlichen Geräten, Feuerstahl und sehr guten +Sägen benutzt.“</p> + +<p>Dieses „leichte“ Mineral ist ein sehr reiches Eisenoxydul mit +65-70% Metall. Die Gegend, wo die Schmelzen der Cuois stehen, ist +außerordentlich waldreich, so daß es an Brennstoff zur Fabrikation +nicht fehlt. Wenn sie eine gewisse Menge Erz gewonnen haben, +werfen sie dasselbe, um es zu rösten, in ein großes Holzfeuer und +zerklopfen es alsdann in nußgroße Stücke. Gleichzeitig brennen sie +Holzkohle (wie, wird nicht gesagt) und nun ist alles zum Schmelzen +bereit. Die Schilderung des Schmelzofens und seiner Zubehöre lassen +wir in der Originalsprache hier folgen:</p> + +<p>„<i>L'appareil employé pour la fusion est des plus simples; il +laisse perdre une très grande partie de la chaleur développée et +donne comme rendement à peu près la moitié de ce qu'on obtient en +Europe avec les hauts-fourneaux perfectionnés. Cet appareil</i> +(Fig. <a href="#img028">27</a>) <i>se compose d'un fourneau en terre glaise de forme +parallélipipède, ouvert par le haut. Il est percé au bas des +grandes faces latérales d'une série de trous situés sur la même +ligne horizontale et dans lesquels on passe des bouts de bambous +creux disposés comme les tuyaux de flûte de Pan. Ces tuyaux +correspondent, un par un, avec ceux d'une trompe ou machine +soufflante placée de chaque côté des grandes faces du fourneau et +composée d'un cylindre creux en terre glaise, coiffé d'un cône en +cuir faisant office de piston ou de soufflet, que trois hommes +aplatissent en <span class="pagenum"><a id="page100"></a>Seite 100</span> sautant dessus pour refouler l'air, et qui +se relève par l'effet de la détente d'un levier en bois flexible +relié an sommet du cône à l'aide d'une corde. Ces trois hommes se +tiennent debout sur une petite estrade en bois élevée à côté du +soufflet; ils sautent sur le cône ou reviennent sur l'estrade, +suivant qu'il s'agit de refouler l'air ou de l'aspirer.</i>“</p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img028"></a> +<img src="images/img028.jpg" width="500" height="538" alt="Fig. 27."> +<p>Fig. 27. Eisenschmelze der Cuois. Nach <span class="smcap">Moura</span>.</p> +</div> + +<p>Nach dieser Schilderung des Gebläses hat dasselbe mit den +malayischen Gebläsen, die durch den auf und ab gehenden +Stempel charakterisiert werden, keine Ähnlichkeit, was bei +der geographischen Lage Kambodjas zu den Malayenländern wohl +zu beachten ist und darauf hindeutet, daß den Cuois die +Eisenfabrikation nicht aus dem malayischen Kulturkreise überkommen +sein kann. Ihre Gebläse sind eher nach dem Prinzipe der indischen +hergestellt, die bei Orissa beschrieben wurden; nur sind sie +größer. <span class="smcap">Moura</span> führt in seiner Schilderung fort:</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page101"></a>Seite 101</span> „<i>Lorsque le piston descend, c'est-à-dire lorsque le cône +est aplati, l'air est refoulé par les trous du bas du cylindre et +passe dans les tuyères du fourneau. Ces tuyaux, ainsi que nous +venons de le dire, se correspondent, mais ne se touchent pas, ils +sont même distants les uns des autres de plusieurs centimètres. Le +fond du fourneau, situé en contre-bas de la ligne des trous, est +destiné à recevoir le fer en fusion. On remarque au bas de chacune +des petites faces du fourneau un trou que l'on bouche ou que l'on +dégage an moyen d'une longue tape en bois. C'est par ces trous, que +l'on débouche opportunément, que s'en va, disent les Khmers, le +‚ach-dec‘ (ordure de fer), c'est à dire le mâchefer, la scorie.</i>“</p> + +<p>Auf jeder Seite des Ofens erheben sich, nach oben zu sich +ausdehnend, zwei große Schirme aus geflochtenen Bambuslatten, +welche nur dazu dienen, um die an den Gebläsen Arbeitenden vor der +Glut zu schützen. Der Ofen steht unter einem großen Schirmdach, in +welchem der „Fabrikdirektor“ seine Wohnung hat. Auch steht unter +demselben ein kleiner Altar, auf welchem der Götze Visvacarma +thront, der göttliche Baumeister, und ein großer, fest in den Boden +gefügter Pfahl, dessen Spitze wie ein Feuerbüschel gestaltet ist. +Die Verehrung, die ihm gezollt wird, erinnert an den Feuerkultus, +dessen Spuren man durch ganz Indo-China findet.</p> + +<p>Da wenige Cuois reich genug sind, um für sich allein eine solche +Eisenschmelze zu unterhalten, so vereinigt sich zu diesem Zwecke +ein ganzes Dorf oder mehrere Dörfer.</p> + +<p>Die an den Breitseiten des Ofens angebrachten Löcher liegen hoch +genug über dem Boden des Ofens, um nicht durch die im Schmelzen +befindliche Masse verstopft zu werden; doch kommt es zuweilen +vor, daß man aus ihnen kleine Rundstücke von Eisen herauszieht, +welchen der Aberglaube der Eingeborenen ungewöhnliche Eigenschaften +zuschreibt. Die Cuois zerschneiden diese Barren und machen daraus +Amulette, die sie um den Hals oder am Handgelenk tragen, wodurch +sie sich gegen Verwundungen sicher glauben.</p> + +<p>Die mit solchem Eisen in Saigon angestellten Versuche haben +ergeben, daß es sich gut schweißen und hämmern läßt. Der Bruch +ist feinkörnig und zackig. Es ist rein und liefert guten Stahl. +Phosphor und Arsenik kommen darin nicht vor.</p> + +<p><em class="gesperrt">Die Eisenerzeugung in Birma</em> ist von <span class="smcap">W. T. Blanford</span> +eingehend beschrieben worden. Aus seinem Berichte<a id="FNanchor_H_3"></a><a href="#Footnote_H_3" class="fnanchor">[236]</a> teilen wir +<span class="pagenum"><a id="page102"></a>Seite 102</span> das Folgende auszugsweise mit. Der Beobachtungsort war +Puppa (Paopa), 6<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Miles östlich vom Irawadi, unter 19° 50´ +nördl. Br. und 95° 20´ östl. L. v. Gr. Der Prozeß unterscheidet +sich wesentlich dadurch von den in Vorderindien angewendeten +Methoden, daß kein künstlicher Windstrom benutzt wird. Das Erz +besteht aus Brauneisensteinkonkretionen, die in den das Land +bedeckenden Kiesen gesammelt und zu haselnußgroßen Stücken +zerschlagen werden. Als Brennmaterial dient Holzkohle, besonders +von dem schon wiederholt erwähnten Salbaume. Das Holz wird in +leidlich konstruierten, mit Erde überdeckten Meilern von 4 m +im Quadrat und 2 m Höhe, welche 20-30 Tage schwelen, zu Kohlen +gebrannt. „Es ist auffallend, ein so gutes Verkohlungssystem bei +einer so rohen Methode der Eisenerzeugung zu finden.“</p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img029"></a> +<img src="images/img029.jpg" width="350" height="227" alt="Fig. 28. 29."> +<p>Fig. 28. 29. Eisenschmelzofen aus Birma. Nach <span class="smcap">Blanford</span>.</p> +</div> + +<p>Ebensowenig wie ein Windstrom wird ein Zuschlag benutzt. Die +Beschreibung der Schmelzstätte ist folgende: Ein steiler Abhang +sandigen Thonbodens von 3 bis 3,5 m Höhe wird für den Ofen gewählt, +welcher, einfach aus einem Loche besonderer Form bestehend, in den +Boden 60-80 cm von der oberen Kante entfernt angelegt, während +die Böschung hier zu einer vertikalen Fläche verhauen ist. Oft +umgeben auch drei oder vier Öfen einen kleinen Schacht. Sie sind +etwa 3 m tief und von ungleichem trapezoidalem Querschnitt, da die +Breite der Vorderwand von 50 cm an der Gicht auf 1,20 m auf dem +Boden, die der Rückwand von 30 cm auf 1,50 m anwächst, während die +Tiefe zwischen Vorder- und Rückwand von 50 cm an der Gicht auf +etwa 55 cm in halber Höhe wächst und dann schnell bis zu 30 cm +am Boden abnimmt. Die Figg. <a href="#img029">28 und 29</a> sind im Maßstabe von 1:40 +nach <span class="smcap">Blanford</span>'s Aufnahme angefertigt. Die Vorderwand des +Ofens wird durch kreuzweis angebrachte Holzstücke gehalten, welche +ihrerseits wieder durch zwei starke senkrechte Pfähle gestützt +werden. Der untere Teil der Vorderwand ist fortgenommen, wie dieses +die Durchschnitte zeigen. Die so gebildete Öffnung mündet in den +Ofen mit einer Höhe von etwa 30 cm und in der ganzen Breite des +inneren Raumes und dient zum Austragen <span class="pagenum"><a id="page103"></a>Seite 103</span> der Schlacke und +des fertigen Eisens. Wenn der Ofen im Gange ist, so wird diese +Öffnung mit feuchtem Thon verschlossen, in welchem etwa 20 kleine +Thonröhren (Formen) eingelegt sind. Diese Röhren werden über +runden Holzstämmchen aus feuchtem Thon geformt, dann in Stücke +von etwa 10 cm Länge geschnitten und gebrannt. Ihre Durchmesser +betragen etwa 5 cm. Sie werden in einer Linie nebeneinander, +etwa in halber Höhe der erwähnten Öffnung, angebracht. Ist der +Ofen so geschlossen, so wird brennendes Holz hineingeworfen und +darauf zwei Schwingen Holzkohle von je 25 Viss (à 1<sup>3</sup>/<sub>4</sub> kg) oder +39<sup>3</sup>/<sub>8</sub> kg geschüttet, dann folgen drei kleine Schwingen von je 10 +Viss oder 15<sup>3</sup>/<sub>4</sub> kg. Hierauf kommt wieder eine Schwinge Holzkohlen, +dann sechs kleine Schwingen Erz, noch eine Schwinge Holzkohlen, +abermals drei Schwingen Erz und schließlich eine fünfte Schwinge +Holzkohlen. Ist das Ganze gut durchgebrannt und der die untere +Öffnung füllende Thon ganz und gar getrocknet, was etwa acht oder +neun Stunden nach Anfang der Fall ist, so wird der den Herd des +Ofens bildende Sand fortgekratzt und ein Loch von etwa 10 cm Höhe +und in der Breite des Ofens gemacht, um die Schlacke zu entfernen. +Hierauf schließt man dieses Loch wieder und öffnet es alle halbe +Stunden und wenn nötig häufiger, bis keine Schlacke mehr erfolgt. +Nach 24 Stunden ist das Schmelzen vollendet. Jetzt wird der Thon +aus der unteren Ofenöffnung ganz fortgebrochen und die Eisenmasse +entfernt. Sie hat die Form des Herdes, 1,10-1,40 m Länge, aber +geringe Breite, wiegt durchschnittlich 25 Viss, also etwa 40 kg. +Das Eisen ist außerordentlich unrein, mit Schlacke, Stücken +unverbrannter Kohle, Sand und anderen Unreinigkeiten vermischt, +wird aber nichtsdestoweniger für etwa 14 Mark pr. 150 kg verkauft. +Zu Messern u. dgl. verarbeitet, zeigt dieses Eisen ausgezeichnete +Eigenschaften. Drei Arbeiter bedienen den Ofen. Dem Ende jeder +Charge folgt sogleich eine neue, so daß gewöhnlich alle Tage ein +Eisenstück gewonnen wird.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_H_1"></a><a href="#FNanchor_H_1"><span class="label">234</span></a> Sur les instruments de l'âge de pierre au Cambodge, +par <span class="smcap">M. Corre</span>. Bullet. soc. d'Anthropol. 1880. 532. — +L'âge de la pierre polie et du bronze au Cambodge par <span class="smcap">J. +Naulet</span>. Toulouse 1879 und Revue d'Anthropologie 1882. +676. — Le Cambodge préhistorique par <span class="smcap">J. Moura</span>. Revue +d'ethnographie 1882. 505.</p> + +<p><a id="Footnote_H_2"></a><a href="#FNanchor_H_2"><span class="label">235</span></a> Fabrication du fer chez les Cuois du Compong-Soai. +Revue d'Ethnographie. I. 435 (1882).</p> + +<p><a id="Footnote_H_3"></a><a href="#FNanchor_H_3"><span class="label">236</span></a> Bei <span class="smcap">Percy</span> a. a. O. II. 508.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Metalle in China und Japan.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Alter der Bronze und des Eisens in China.</em> So früh und +hochentwickelt uns auch bei den Chinesen die Kenntnis der Metalle +entgegentritt, hat dieses Volk doch keine Ausnahme gemacht und +gleich allen anderen Völkern eine Steinzeit gekannt, ja es scheint, +<span class="pagenum"><a id="page104"></a>Seite 104</span> als ob in einigen Provinzen in verhältnismäßig neuer Zeit +noch Steingeräte im Gebrauche waren. Mit Bezug auf Nan-hiu-fu in +der Provinz Kwan-tung im südlichen China heißt es: „Sie finden +in den Bergen und Felsen der Umgebung einen schweren Stein, so +hart, daß sie Beile und schneidende Instrumente aus demselben +machen.“<a id="FNanchor_I_1"></a><a href="#Footnote_I_1" class="fnanchor">[237]</a> Man muß sich erinnern, daß China nicht von einer +homogenen Rasse bewohnt wird, sondern daß namentlich im Süden und +Südwesten noch verschiedene kleinere und auf tieferer Kulturstufe +stehende Völker (wie z. B. die Miaotse) eingesprenkelt sind, welche +dort als Aboriginer gelten. Unter diesen können die Steingeräte am +längsten im Gebrauche gewesen sein. Außerdem sprechen chinesische +Traditionen von dem früheren Gebrauche der Steinwaffen und +Instrumente. Fuhi, so sagen sie, machte Waffen; diese waren von +Holz. Dann kam Schinnung, der solche aus Stein machte, und endlich +Tschi-yu, der metallene darstellte.<a id="FNanchor_I_2"></a><a href="#Footnote_I_2" class="fnanchor">[238]</a></p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img030"></a> +<img src="images/img030.jpg" width="300" height="435" alt="Fig. 30."> +<p>Fig. 30. Chinesische Ting-Urne aus der Shang-Dynastie. Nach <span class="smcap">v. +Richthofen</span>.</p> +</div> + +<p>Was die Bronze betrifft, so tritt dieselbe uns in ihren frühesten, +an sich uralten Formen bereits so hoch entwickelt entgegen, +daß ihr ein sehr hohes Alter zugeschrieben werden muß. Neben +schriftlichen Aufzeichnungen sind Bronzegeräte die kostbarsten +Reliquien des hohen Altertums und unter diesen besonders die Ting, +Urnen mit drei Füßen und zwei Henkeln. „Die alte Bronzeindustrie,“ +sagt <span class="smcap">v. Richthofen</span><a id="FNanchor_I_3"></a><a href="#Footnote_I_3" class="fnanchor">[239]</a>, „blühte insbesondere während +zweier Perioden, nämlich in den ersten Jahrhunderten der Shang- +und unter den ersten Kaisern der Tschóu-Dynastie (1766-1496 und +1100-900 v. Chr.), soweit man die auf vielen derselben befindlichen +Inschriften zu entziffern vermocht hat.“ Die Gegenstände sind +ausschließlich <span class="pagenum"><a id="page105"></a>Seite 105</span> Gefäße, niemals tierische oder menschliche +Darstellungen für sich allein. Doch sind phantastische Anklänge an +menschliche Gesichtsbildung und an Tiergestalten in der Ornamentik +deutlich zu erkennen, wenn auch ein großer Teil der letzteren aus +Linienkombinationen hervorgeht. Die erstere Art der Verzierung +herrscht neben der zweiten in den Shang-Vasen (Fig. <a href="#img030">30</a>), während +in denjenigen der Tschóu-Dynastie (Fig. <a href="#img031">30a</a>) die letztere Form +bedeutend vorwaltet. Die ergiebigste Fundstelle der alten Bronzen +ist der Löß des Wéithales, wo man sie bei Erdarbeiten findet. Sie +sind mit einer dicken Schicht von Grünspan durchdrungenem und +dadurch gehärtetem Löß umgeben und haben die Gestalt unförmlicher +Lehmklumpen. Der Wert richtet sich nach dem Alter, der Art der +Ornamentik, der Deutlichkeit und Länge der Inschrift. Zuweilen +findet man auch goldene Gefäße. Bis hinauf in die Zeit der +Shang-Dynastie hat man das Alter einer größeren Zahl von Gefäßen +mit Sicherheit feststellen können. Weiter zurück wagt man in der +Bestimmung nicht zu gehen, wiewohl bei einigen Gefäßen ein noch +höheres Alter vermutet wird.</p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img031"></a> +<img src="images/img031.jpg" width="450" height="367" alt="Fig. 30a."> +<p>Fig. 30a. Chinesisches Gefäß aus der Tschóu-Dynastie. Nach +<span class="smcap">v. Richthofen</span>.</p> +</div> + +<p>Nicht nur nach der Seite der Ornamentik hin stand die +Bronzeindustrie zur Zeit jener alten Herrscher schon auf einer +sehr hohen Stufe, auch auf die Zusammensetzung derselben +wurde, je nach der verschiedenen Art des Gebrauches, große +Aufmerksamkeit verwendet. Zur Zeit der Tschóu-Dynastie gab es sechs +Mischungsverhältnisse <span class="pagenum"><a id="page106"></a>Seite 106</span> für Bronze, welche in folgender +Weise verwendet wurden: 5 Teile Kupfer und 1 Teil Zinn für Glocken +und Kessel; 4 Kupfer und 1 Zinn für große und kleine Beile; 3 +Kupfer und 1 Zinn für Lanzen und Piken; 2 Kupfer und 1 Zinn für +große Messer und Säbel; 4 Kupfer und 1 Zinn (wahrscheinlich 3 Zinn) +für Messer zum Schreiben auf Bambus und Pfeilspitzen; 1 Kupfer +und 1 Zinn für Metallspiegel.<a id="FNanchor_I_4"></a><a href="#Footnote_I_4" class="fnanchor">[240]</a> Diese also um das Jahr 1000 v. +Chr. geltenden Verhältnisse der Bronzelegierung sind deshalb von +Interesse, weil sich unter ihnen kein einziges findet, welches +unserer eigentlichen Bronze (9 Kupfer und 1 Zinn) entspricht +und weil schon hieraus die Selbständigkeit des chinesischen +Bronzereiches erhellt, was sich auch dadurch schließen ließ, daß +die chinesische Kultur eine selbständig erwachsene, von außen her +in keiner Weise beeinflußte von Anfang an gewesen ist.</p> + +<p>Für die Priorität der Bronze in China gegenüber dem Eisen hat sich +<span class="smcap">Pfitzmayer</span> ausgesprochen. „In den ältesten chinesischen +Werken,“ sagt er, „giebt es kein Wort für Bronze, da dieser +Gegenstand durch das allgemeine Wort <i>kin</i>, Metall, bezeichnet +wird. <i>Thie</i>, Eisen, kommt das erste Mal in dem Schu-king, +Tribut des Yü (etwa 2200 v. Chr.) vor. Es findet sich unter den +Gegenständen des Tributs einer einzigen Gegend; man hält es für +weiches Eisen, über dessen Verwendung nichts angegeben wird, +während von dem harten Eisen gesagt wird, daß es zu Meißeln +dient und nützlicher als Silber ist. „Daß das Eisen,“ fährt +<span class="smcap">Pfitzmayer</span> fort, „in ältester Zeit zu Waffen oder Geräten +verwendet wurde, ist mir nicht bekannt geworden. Es scheint wie +bei <span class="smcap">Homer</span> zu sein, wo Eisen zwar erwähnt wird, aber fast +alle in dem trojanischen Kriege gebrauchten Waffen als kupferne +(eherne) bezeichnet werden. Im Jahre 475 v. Chr. schenkte Fu-tscha, +König von U, seinem Minister U-tse-tsin ein Schwert von Stahl und +hieß ihn damit sich den Hals abschneiden. Chinesische Nachrichten +besagen: Im Altertum verfertigte man die Waffen aus Kupfer. Zu den +Zeiten des Thsin (drittes Jahrhundert v. Chr.) ersetzte man das +Kupfer durch Eisen. Alles zusammen genommen kann ich für vollkommen +gewiß halten, daß in China der Gebrauch des Kupfers oder der Bronze +demjenigen des Eisens vorangegangen ist.“<a id="FNanchor_I_5"></a><a href="#Footnote_I_5" class="fnanchor">[241]</a></p> + +<p>Jedenfalls wird in der älteren chinesischen Litteratur das +Eisen, neben Zinn und Kupfer, als durchaus bekanntes Metall +<span class="pagenum"><a id="page107"></a>Seite 107</span> erwähnt. Was alte Eisenfunde betrifft, so ist mir darüber +nichts bekannt geworden. Doch möge hier der Bericht des englischen +Konsuls <span class="smcap">Markham</span> über einen alten chinesischen Eisenbau +stehen, den wir mit möglichst kritischen Augen zu lesen bitten.</p> + +<p><span class="smcap">Markham</span>, welcher von Tschifu aus die Provinz Shantung +bereiste, erzählt bei seinem Besuche der Stadt Tai-ngau-fu +folgendes: „<i>Outside the west gate of the city is a cast-iron +pagoda in the midst of the ruins of a temple. I was told this +pagoda was erected in honor of the empress Min, wife of the emperor +Seang, 5th of the Hea Dynasty B. C. 2146, by a succeeding emperor +Shuo-kang B. C. 2074. It is a curious old structure, 40 feet in +height, and apparently one solid piece.</i>“<a id="FNanchor_I_6"></a><a href="#Footnote_I_6" class="fnanchor">[242]</a></p> + +<p>Es ist diese 11 m hohe Pagode, wenn sie wirklich aus einem Stück +Gußeisen besteht, eine großartige Leistung der Technik, und +würde sich das hohe Alter, welches <span class="smcap">Markham</span> angegeben, +bestätigen, so repräsentierte dieser Bau mit der in der großen +ägyptischen Pyramide gefundenen Klinge das älteste bekannte Eisen! +Mag auch die Pagode vielleicht aus mehreren Teilen zusammengesetzt +sein und ihr Alter nicht so hoch hinaufreichen, wie dem englischen +Konsul angegeben wurde, so wird sie immerhin als ein uralter +Zeuge der chinesischen Metallindustrie dastehen. Wer die alten +chinesischen Metallarbeiten, wie sie zahlreich in unseren Museen +sich befinden, betrachtet, der erhält sofort den Eindruck, daß +dieses Volk in der Metallurgie uns bis zum vorigen Jahrhundert +ebenbürtig oder überlegen war. Sie trieben Bergbau auf Eisen, Gold, +Silber, Kupfer, Zinn, Blei und Zink. Letzteres wurde metallisch +weit früher in China als in Europa gewonnen und gegen Ende des 16. +Jahrhunderts von dort zu uns eingeführt.</p> + +<p><em class="gesperrt">Chinesische Eisenindustrie.</em> China hat noch gegenwärtig, +wiewohl ihm das Abendland vielfach Eisenwaren sendet, eine noch +sehr ausgebreitete und alte Eisenindustrie, die bei dem Reichtum +an Eisenerzen und Steinkohlen sich ganz naturgemäß entwickelt hat. +Sie ist eigentümlich durch und durch, wie fast alles chinesische, +und entbehrt bei der Herstellung des Rohmateriales der Öfen, +benutzt vielmehr dazu Schmelztiegel, wie aus den im nachstehenden +reproduzierten Beschreibungen <span class="smcap">v. Richthofen</span>'s hervorgeht, +der namentlich die Eisenwerke der Provinz Schansi studiert hat.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page108"></a>Seite 108</span> Schansi produziert ungefähr jährlich 1700000 Tonnen +Steinkohlen, die hier schon vor Jahrtausenden im großen Maßstabe +gewonnen wurden. Die mächtigen Kohlenfelder dieser Provinz erhalten +einen besonderen Wert durch die sie begleitenden ausgezeichneten +Eisenerze, welche man früh mit Steinkohlen verhüttete. Seit alter +Zeit ist der größere Teil von China von dieser Provinz aus mit +Roheisen und Schmiedeeisen versorgt worden und die Nachbarprovinzen +bezogen von ihr einen Teil ihres Bedarfes an Gußwaren. In den +Handel kommt das Eisen von Schansi unter dem Namen Pingeisen und +Lueisen. Die jährliche Produktion an Roh-, Schmiede- und Gußeisen +schätzt <span class="smcap">v. Richthofen</span> auf ungefähr 160000 Tonnen im +Gesamtwert von 18 Millionen Mark. Diese Produktion ist auf einige +Plätze beschränkt, welche reiche Erze und gute Verkehrswege +besitzen, wo auch das Eisengewerbe von altersher festen Fuß faßte. +Gegenwärtig beschränkt sich diese Industrie in Schansi auf das +Verbreitungsgebiet des Anthracits, welcher für die chinesische +Schmelzmethode sich geeigneter erweist als Coaks.<a id="FNanchor_I_7"></a><a href="#Footnote_I_7" class="fnanchor">[243]</a></p> + +<p>Bei dem volkreichen Städtchen Tai-yang ist die Oberfläche des +Dolomits voll von regellosen Aushöhlungen und in diesen finden +sich die Eisenerze angehäuft, ein Gemenge von Brauneisenstein, +Roteisenstein, Thoneisenstein und Spateisenstein. „Wohl hundert +Millionen Menschen mögen, ehe der europäische Import störend +eingriff, ihren Bedarf an Eisen aus dem Gebiet des Kreises +Föng-tai-hsiën (zu dem der Ort gehört) bezogen haben.“ Dafür zeugen +denn auch die imponirenden, gigantischen Haufwerke zerschlagener, +verbrauchter Schmelztiegel.</p> + +<p>Die Eisenerze werden meist in Tagbauen gewonnen und auch der +Anthracit ist leicht zugängig, so daß für die Gewinnung des +Lueisens sehr günstige Bedingungen vorliegen. „Die Schmelzung +geschieht in einer großen Zahl kleiner Werkstätten. Ein +ausgeebneter und ein wenig geneigter Platz von 2,25 m Länge und +1,40 m Breite ist wie eine Tenne ausgestampft. An den beiden +Langseiten wird er von Lehmmauern begrenzt. Die vordere Seite, +nach welcher die Fläche sich senkt, ist offen, während die +vierte durch die Lehmwand einer kleinen Hütte geschlossen ist, +in welcher sich der von zwei bis vier Mann getriebene Blasebalg +befindet. (Letzterer ist nicht näher geschildert.) Der Boden ist +mit faustgroßen Stücken von Anthracit belegt. Darauf stellt man +ungefähr 150 Schmelztiegel von feuerfestem Thon, welche 35 cm hoch +sind und oben 15 cm <span class="pagenum"><a id="page109"></a>Seite 109</span> Durchmesser haben. Die Tiegel werden +mit einem Gemenge gefüllt, das in folgender Weise bereitet wird. +Das Erz wird mit der Hand klein geschlagen und das gröbere durch +ein Sieb abgeschieden. Das feine wird mit Grubenklein von Anthracit +und kleinen Stücken eisenreicher Schlacken vermengt. Dies wird nun +in den Tiegel geschüttet. Den Raum zwischen den Tiegeln füllt man +sorgfältig mit Anthracit aus und zuletzt breitet man eine Lage des +letzteren über die Tiegelschicht aus. Darauf stellt man dann eine +zweite Schicht von 150 angefüllten Tiegeln, die auch mit Kohle +bedeckt wird. Obenauf werden alte, unbrauchbare Tiegel gelegt und +ebenso wird vorn eine Wand von horizontal liegenden alten Tiegeln +aufgesetzt. Nun wird Feuer gemacht und Luft eingeblasen. Sobald +die Hitze groß genug ist, hört man auf zu blasen, da die frei +hindurchstreifende Luft hinreichend ist, die Glut zu erhalten. Die +weitere Behandlung richtet sich danach, ob das Metall zur Bereitung +von Gußware oder von Schmiedeeisen dienen soll. Für den ersteren +Zweck werden die Tiegel aus der Glut genommen und der flüssige +Inhalt auf eine ebene Fläche ausgegossen. Man erhält dadurch ein +weißes sprödes Eisen in dünnen Scheiben. Will man Schmiedeeisen +haben, so läßt man den Haufen durch vier Tage langsam abkühlen. +Die Tiegel werden dann zerschlagen; an ihrem Boden befindet sich +das Eisen in halbkugeligen Stücken. Der Preis des so dargestellten +Eisens von beiden Arten ist etwas über drei Mark pro 50 kg.</p> + +<p>Ein anderer berühmter Ort Schansis für Eisenindustrie ist Nantsun, +wo Gießereien, Nagelschmiede, Frischfeuer, Drahtziehereien +bestehen. Um Gußwaren herzustellen, verfährt man gerade so +wie bei der Bereitung des Roheisens, die plattenförmigen +Stücken des letzteren werden zerschlagen und mit Anthracit und +Frischschlacken gemengt, in Tiegel gefüllt, die in zwei Reihen +von je 150 übereinander gestellt werden. Ist alles in Glut, so +faßt man die Tiegel mit eisernen Zangen und gießt ihren Inhalt +in Formen. Vorwaltend verfertigt man große eiserne Kessel von +0,50-1 m Durchmesser und 15-30 cm Tiefe, die sich durch Dünne +des Metalls und Haltbarkeit auszeichnen. Außerdem wird eine +große Anzahl anderer Gegenstände für Haushalt und Landwirtschaft +hergestellt. Man wendet für sie je nach den Anforderungen an die +Eigenschaften des Eisens verschiedene Mischungen und Methoden an. +Diese sind das lange vererbte Geheimnis der einzelnen Fabriken. +Die Darstellung des Schmiedeeisens konnte <span class="smcap">v. Richthofen</span> +nicht sehen; es wird dazu nur das langsam gekühlte Roheisen +verwendet. Das <span class="pagenum"><a id="page110"></a>Seite 110</span> Produkt ist so vorzüglich, daß die +Chinesen es bei gleichem Preise dem importierten europäischen +vorziehen. Drahtzieherei und Nagelschmieden ist Hausindustrie. Die +Eisenindustrie von Nantsun muß sehr alt sein, denn das Thal ist +voll von sehr großen Schlackenhalden, zwischen denen die Straße oft +mehrere Li (à 556 m) weit hindurchführt.</p> + +<p>Ein dritter wichtiger Eisenindustrieplatz in Schansi ist +Shwo-fàng-tsun, wo alle Materialien billig zur Hand sind und das +Terrain sich in bester Weise für die Anlage der Eisenwerke eignet. +Das Erz, ein Gemenge von Brauneisenstein und Spateisenstein wird in +kleinen Gruben gewonnen; einige werden durch Tagebau betrieben, in +anderen erreicht man das Erz durch einen kurzen Stollen und nicht +selten sind Schachte 6-9 m tief gesenkt. Der Bauer gräbt das Erz +auf seinem eigenen Felde und verkauft es an eines der zahlreichen +Schmelzwerke. Die Hüttenwerke, nach Art der oben beschriebenen +eingerichtet, sind in Lösterrassen angelegt; nur stellt man die +Tiegel in 30 Reihen von je 11 Stück, die 60 cm hoch sind und +beinahe 15 cm Durchmesser haben. Die Beschickung und Schmelzmethode +sind wie oben angegeben.<a id="FNanchor_I_8"></a><a href="#Footnote_I_8" class="fnanchor">[244]</a></p> + +<p>Bei Lang-tiën in der Provinz Honan wurde in früherer Zeit Eisen +geschmolzen, wie die Überreste der Schmelzwerke und die erstaunlich +großen Schlackenhalden beweisen. Sie sollen aus der Zeit der +Ming-Dynastie (14.-17. Jahrhundert) stammen. Jetzt verstehen die +Einwohner die Kunst des Schmelzens nicht mehr.<a id="FNanchor_I_9"></a><a href="#Footnote_I_9" class="fnanchor">[245]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Prähistorisches aus Japan.</em> Die prähistorischen Verhältnisse +Japans zeigen in vielen Beziehungen überraschende Ähnlichkeit mit +den unsrigen. Hat man auch noch keine Pfahlbauten entdeckt, so +sind doch Tumuli, Steingräber, Kjökkenmöddings, zugehauene und +polierte Steine, Bronzen und Thongefäße gefunden worden; auch +fehlen Knochen- und Horngeräte nicht. Die Funde werden meist in +den Küstenprovinzen, sowie auf den Inseln, selbst den Liukiu- +und Bonininseln, gemacht und zeigen auch in ihren Formen eine +überraschende Ähnlichkeit mit unseren europäischen Geräten und +Waffen. Besondere Aufmerksamkeit haben in der letzten Zeit die +Muschelhaufen von Omori an der Bucht von Jedo erregt, die vielfach +untersucht sind und über die wir schon eine eigene Litteratur +besitzen. Hier sind die rohesten, behauenen Formen der Steingeräte +vertreten und Metallbeigaben fehlen. Man schreibt diese Funde der +japanischen Urbevölkerung, den Ebisu, <span class="pagenum"><a id="page111"></a>Seite 111</span> zu, Vorfahren der +heutigen Ainos, welche nach dem Norden zurückgedrängt wurden. Dafür +spricht die Ornamentierung der Thonscherben und Thongefäße in den +Muschelhaufen, welche nach <span class="smcap">Milne</span> <i>is very like that +of the modern Aino</i>. Eine zweite Gruppe von Funden zeigt nach +<span class="smcap">Heinrich von Siebold</span> weit höhere Formen. Das verwendete +Gestein kommt in Japan gar nicht oder nur spärlich vor, um so +häufiger aber auf den malayischen Inseln, in Korea und China. +Die Stücke sind meist poliert, oft auch verziert und werden in +Gemeinschaft mit Bronze angetroffen. Man nimmt an, daß sie von +Djimo-tenno herrührten, dessen Krieger Waffen aus Stein und Bronze +führten und der die Aino besiegte und nach Norden drängte.<a id="FNanchor_I_10"></a><a href="#Footnote_I_10" class="fnanchor">[246]</a> Das +alles erscheint wie Ausläufer der chinesischen Kultur.</p> + +<p>Bereits der ältere <span class="smcap">v. Siebold</span> hatte uns in seinem +klassischen Werke über Japan mit jenen alten Steingeräten bekannt +gemacht und auf deren Übereinstimmung mit den europäischen +Pfeilspitzen etc. hingewiesen. Nach den japanischen Traditionen +fielen die alten Steinwaffen vom Himmel, wenn ein wütendes +Heer von Geistern in Sturm und Hagel dahinbrauste. Nachdem der +Himmel wieder klar geworden, zogen die Leute aufs Feld und +fanden dort die Waffen und Geräte, welche schon vor Zeiten in +Raritätenkabinetten aufbewahrt wurden und als <i>Rai fu seki</i>, +Donnerkeile, bekannt waren, wie die gleichen Steinbeile in Europa +und anderwärts, von denen derselbe Aberglaube herrscht. In den +Tempeln wurden die ausgegrabenen Steinobjekte als Überbleibsel +der <i>Kami</i>, der Geister, von denen die Japanesen abzustammen +glauben, aufbewahrt.<a id="FNanchor_I_11"></a><a href="#Footnote_I_11" class="fnanchor">[247]</a> Was Symmetrie und Politur betrifft, sind +diese japanischen Steingeräte noch vollkommener, als die schönsten +neolithischen Exemplare Europas.</p> + +<p><em class="gesperrt">Heutige Metallurgie der Japaner.</em> Wie bekannt, sind +Bergbau und Hüttenwesen heute in Japan hochentwickelt und in +einzelnen Zweigen der Metalltechnik ist das merkwürdige Volk +des Sonnenaufganglandes uns Europäern entschieden voraus. Zur +Vervollständigung unserer Angaben möge hier noch ein kurzer +Bericht über das japanische Montanwesen Platz finden, nach +den Mitteilungen, welche <span class="smcap">Gümbel</span> gelegentlich der +Weltausstellung in Philadelphia <span class="pagenum"><a id="page112"></a>Seite 112</span> gegeben hat.<a id="FNanchor_I_12"></a><a href="#Footnote_I_12" class="fnanchor">[248]</a> Danach +war zu Ende des achten Jahrhunderts der <em class="gesperrt">Bergbau</em> in Japan +schon lebhaft im Betriebe, wie dieses auch durch zahlreiche +auflässige alte Baue bewiesen wird. Man trieb Stollen, einen unter +dem anderen, so weit es Wetter und Wasserzudrang gestatteten; die +Wasserhebungsvorrichtungen waren aber stets unvollkommen. Die +Stollen sind oft von so geringer Höhe, daß sie nur von Jungen +befahren werden konnten, die das zu fördernde Material in Säcken +zu Tage brachten. Die Fahrten bestehen aus einfachen Baumstämmen +mit eingeschnittenen Stufen. In der Gesteinsarbeit bediente man +sich der einfachsten Gezähe: Keilhammer, Schaufel, Hammer und +Meißel; zur Wasserhaltung benutzte man kleine hölzerne Handpumpen +und Kübel. Die Ventilierung war eine vorgeschrittenere, indem man, +um die Luftcirkulation herzustellen, die in verschiedener Höhe +angelegten Stollen vertikal verband und auch Wetterlutten anlegte, +die, aus hölzernen Dielen hergestellt, durch die Stollen geführt +wurden. Späne oder Lampen mit Fischöl und Docht aus Binsen dienten +zur Beleuchtung.</p> + +<p>Uns interessieren hier die alten einheimischen metallurgischen +Prozesse, welche neuerdings den europäischen Methoden weichen +müssen. Aufbereitung und Herstellung der Edelmetalle war sehr +einfach. Die Erze wurden zuerst von Weibern auf der Grube +zerschlagen, sortiert und die haltigen Stücke zur Hütte gebracht, +hier das Erz weiter mit Hämmern auf geneigten Steinplatten in +Pulverform verwandelt und geschlämmt, wohl auch durch Handmühlen +verfeinert und verwaschen. Die erhaltenen Goldteilchen schmilzt +man in kleinen Schmelztiegeln auf offenem Holzkohlenfeuer, dessen +Intensität durch Handblasebälge verstärkt wird. Beim Silber +bediente man sich bisher der Schmelz- und Abtreibemethode, wie in +anderen Ländern, während man zur Scheidung von Gold und Silber das +Zusammenschmelzen mit Schwefel in Anwendung brachte.</p> + +<p>Zur Darstellung von Gußeisen und Stahl bediente man sich bis in +die neueste Zeit ausschließlich des Magneteisens in Form kompakter +Massen oder von Sand, wie dieses Mineral im Gneis, granathaltigem +Diorit und Hornblendegestein reichlich vorzukommen pflegt. +Besonders reich an solchen Erzen ist die Provinz Rikuckiu, wo zu +Heigori die erzführenden Lagerzüge sich meilenweit fortsetzen. +Ähnliche Lager finden sich auch im kalkigen Schiefer der Provinz +Iwaki. Der Gehalt der Erze beträgt durchschnittlich 62 bis 65%. +Eisenglanz und Brauneisensteine wurden nicht benutzt.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page113"></a>Seite 113</span> Diese Magneteisenerze werden nach der alten Methode +in kleinen Öfen von rektangulärem Querschnitt nach Art der +Stücköfen von 3,5-4,5 m Höhe verschmolzen. Zum Ofenbau benutzt +man feuerfesten Thon, den man für die Herstellung des Herdes +mit Holzkohlenpulver vermengt. Als Gebläse dienen hölzerne, mit +der Hand in Bewegung gesetzte gewöhnliche Blasebälge oder auch +ganz eigentümlich konstruierte, aus zwei liegenden cylindrischen +Sektoren bestehende blasebalgähnliche Maschinen, in welchen durch +eine oszillierende Auf- und Niederbewegung zweier an einer Achse +befestigter Bretter ein Luftstrom erzeugt wird. Ventile regulieren +das Aus- und Einströmen der Luft, während die Bewegung durch das +Herüber- und Hinübertreten von zwei oder drei Menschen bewirkt wird.</p> + +<p>Wendet man Magneteisen in Sandform an, so stellt man eine Grube von +3,5-4,5 m Weite und 3 m Tiefe im Boden her, füllt diese lagerweise +mit Holzkohlenstaub und feuerfestem Thon, den man durch Entzünden +der Kohle brennt und härtet, um auf diese Weise den Unterbau zu +gewinnen, auf dem man den eigentlichen Ofen an der Basis 2<sup>3</sup>/<sub>4</sub> m +auf 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m breit und 1 m hoch mit einem keilförmigen Hohlraume +errichtet. Beim Beginne des Schmelzens wird der Ofen mit Holzkohle +gefüllt, das Gebläse angelassen und sobald die Füllung sich +setzt, nach etwa zwölf Stunden, Magneteisensand gegen 3750 kg und +gleichviel Kohle nachgefüllt. Der Schmelzprozeß dauert zwei Tage +und drei Nächte und man erzeugt gegen 45% Roheisen und 1% Stahl, +der, nachdem das Eisen abgelassen ist, als eine an den Wänden +hängenbleibende Luppe herausgenommen wird. Die ganze Manipulation, +vom Ofenbau bis zum Wegbringen des Produktes, nimmt acht Tage in +Anspruch.</p> + +<p>Zinnerze kommen in Satsuma, Suwo und Bingo vor; die Zinnproduktion +ist aber nicht bedeutend. Das Kupfer, so heißt es bei +<span class="smcap">Gümbel</span>, sei in Japan zuerst im Jahre 684 unserer +Zeitrechnung entdeckt worden, was jedenfalls zu spät angesetzt ist. +Die Art seiner Darstellung ist ähnlich wie in Europa. Bekannt sind +die vielen schönen farbigen Legierungen, zu denen man es benutzt.</p> + +<p>Da die Bronzen, welche mit Steingeräten zusammen in Japan gefunden +werden, im strengsten Sinne prähistorisch sind, so muß das Kupfer +auch zu jener Zeit in Japan bekannt gewesen und nicht erst vor 1200 +Jahren entdeckt worden sein. Zur Zeit, als unser Landsmann <span class="smcap">E. +Kämpfer</span> (1690) Japan bereiste<a id="FNanchor_I_13"></a><a href="#Footnote_I_13" class="fnanchor">[249]</a>, +war Kupfer <span class="pagenum"><a id="page114"></a>Seite 114</span> das +gewöhnlichste unter allen Metallen des Landes. Messing war aber +selten und teurer als Kupfer, da man das hierzu nötige Galmei +aus Tonkin beziehen mußte. Eisen aber war, was uns interessiert, +mit Kupfer im gleichen Preise und eiserne Werkzeuge waren teurer +als solche aus Kupfer oder Messing. Nägel, Klammern, Haken, +welche anderwärts aus Eisen hergestellt wurden, machte man zu +<span class="smcap">Kämpfer</span>'s Zeit aus Kupfer. Sehr feines Zinn wurde damals +in der Provinz Bongo gewonnen, aber wenig gebraucht. Bronze wird +von <span class="smcap">Kämpfer</span> nicht erwähnt, wiewohl man sie vortrefflich +zu bereiten wußte und daraus die herrlichsten kunstgewerblichen +Gegenstände herstellte. Mag man auch eine „Kupferzeit“ in Japan +annehmen, eine „Bronzeperiode“ in dem Sinne, daß die Bronze das +Material zur Herstellung der gewöhnlichen Gebrauchsgegenstände war, +hat es in Japan nicht gegeben.</p> + +<p>China sowohl als Japan zeigen die Metalltechnik seit der ältesten +Zeit und unabhängig vom Abendlande. Sie bilden ein abgeschlossenes +Reich für sich, von dem aber, bei geographischem Zusammenhange ganz +naturgemäß, Ausstrahlungen nach Nordwest und Norden, zu türkischen, +finnischen und hyperboräischen Völkern stattfinden mußten.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_I_1"></a><a href="#FNanchor_I_1"><span class="label">237</span></a> <span class="smcap">Grosier</span>, De la Chine. Paris 1818. I. 191.</p> + +<p><a id="Footnote_I_2"></a><a href="#FNanchor_I_2"><span class="label">238</span></a> <span class="smcap">Goguet</span>, III. 331 citiert bei +<span class="smcap">Tylor</span>, <a id="FN238">Early</a> history of mankind. 208.</p> + +<p><a id="Footnote_I_3"></a><a href="#FNanchor_I_3"><span class="label">239</span></a> China. I. 369 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_I_4"></a><a href="#FNanchor_I_4"><span class="label">240</span></a> <span class="smcap">v. Richthofen</span> a. a. O. I. 373.</p> + +<p><a id="Footnote_I_5"></a><a href="#FNanchor_I_5"><span class="label">241</span></a> Mitteil. der Anthropol. Ges. in Wien. IX. 218.</p> + +<p><a id="Footnote_I_6"></a><a href="#FNanchor_I_6"><span class="label">242</span></a> <span class="smcap">J. Markham</span>, Notes on a journey through +Shantung. Journ. R. Geogr. Soc. vol. 40. 217 (1870).</p> + +<p><a id="Footnote_I_7"></a><a href="#FNanchor_I_7"><span class="label">243</span></a> <span class="smcap">v. Richthofen</span>, China. II. 477.</p> + +<p><a id="Footnote_I_8"></a><a href="#FNanchor_I_8"><span class="label">244</span></a> <span class="smcap">v. Richthofen</span>, China II. 411. 412. 436.</p> + +<p><a id="Footnote_I_9"></a><a href="#FNanchor_I_9"><span class="label">245</span></a> A. a. O. II. 500.</p> + +<p><a id="Footnote_I_10"></a><a href="#FNanchor_I_10"><span class="label">246</span></a> <span class="smcap">v. Siebold</span> in Verhandl. Berlin. Anthropol. +Ges. 1878. 429. — <span class="smcap">Morse</span>, Traces of an early race in +Japan. New-York 1879. — <span class="smcap">J. Milne</span>, The stone age in Japan. +Journ. Anthropol. Inst. X. 389.</p> + +<p><a id="Footnote_I_11"></a><a href="#FNanchor_I_11"><span class="label">247</span></a> <span class="smcap">Ph. Fr. v. Siebold</span>, Nippon, Archiv zur +Beschreibung von Japan. II. 45 ff. Taf. 11-13.</p> + +<p><a id="Footnote_I_12"></a><a href="#FNanchor_I_12"><span class="label">248</span></a> Das Ausland. Nr. 37. 1877.</p> + +<p><a id="Footnote_I_13"></a><a href="#FNanchor_I_13"><span class="label">249</span></a> Geschichte und Beschreibung von Japan. Lemgo 1777.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Metalle im Norden Asiens.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Das Eisen bei den sibirischen Völkerschaften.</em> Als die Russen +über den Ural gingen und im 17. Jahrhundert erobernd Sibirien +durchzogen, trafen sie neben den Gerätschaften und Waffen aus Stein +und Knochen bei den dortigen Stämmen wenige eiserne Werkzeuge, die +auf dem Handelswege dorthin gelangt waren, jedoch nur einzelne +Völker, welche mit der Darstellung und Bearbeitung des Eisens +vertraut waren.</p> + +<p>Daß die Ostjaken bei der Ankunft der Russen Eisen schmolzen und +Schmiedearbeiten ausführten, erwähnt <span class="smcap">J. G. Müller</span><a id="FNanchor_J_1"></a><a href="#Footnote_J_1" class="fnanchor">[250]</a>, +doch ist diese Kunst jetzt bei ihnen verloren gegangen, wie +<span class="smcap">Poljakow</span> angiebt<a id="FNanchor_J_2"></a><a href="#Footnote_J_2" class="fnanchor">[251]</a>, wohl infolge der russischen +Eiseneinfuhr. Die Tataren am Tom wurden von den Russen bei +ihrem Vordringen nach Sibirien <span class="pagenum"><a id="page115"></a>Seite 115</span> als Kusnezi (Schmiede) +bezeichnet, „weil in ihrer Gegend viel Eisenerz fällt, woraus +sie Eisen schmelzen und dasselbe zum Haus- und Jagdgebrauche +verarbeiteten“.<a id="FNanchor_J_3"></a><a href="#Footnote_J_3" class="fnanchor">[252]</a></p> + +<p>Auf das eisenkundigste sibirische Volk trafen die Russen aber erst, +als sie bis zur Lena vorgedrungen waren. Hier saßen die Jakuten, +türkischen Stammes, welche Waffen, wie Messer, Beile, Lanzen, +Pfeile, Streitäxte und Kurjaks, d. h. Lederpanzer mit kleinen +eisernen Platten benäht, Helme etc., verfertigten. Von den Jakuten +lernten ihre nächsten Nachbarn, die Tungusen und Lamuten, den +Gebrauch des Eisens kennen, denn bereits 1652 trafen die Russen +die Lamuten an der Ochota mit ganz gleichen Waffen wie die Jakuten +versehen.<a id="FNanchor_J_4"></a><a href="#Footnote_J_4" class="fnanchor">[253]</a></p> + +<p>Trotzdem in Sibirien russische Eisenwaren den Markt behaupten, +bereiten die Jakuten noch jetzt in der primitivsten Weise ihr +Eisen selbst aus den Erzen. Das Eisenerz gewinnt man in zwei +jakutischen Bezirken, dem Chatschikat- und dem Schemkonbezirke. Im +erstgenannten, am Flusse Botama, werden in Darkylach, Schestakowsk +und Kürtägija jährlich über 25000 kg, im Schamkonbezirke, am Bache +Lütäga, über 3500 kg Eisen gewonnen (zu <span class="smcap">v. Middendorff</span>'s +Zeit). Als Blasebälge dienen beim Ausbringen zwei lederne +Butterschläuche. Ein solcher „Simirj“ wird aus halbgegerbten, +geräucherten Fellen zusammengenäht und ist sackartig geformt. Die +obere Öffnung „wird durch zwei Stöcke geschlossen, gleich einem +Portemonnaie“. Dieser Verschluß ist so luftdicht, daß es genügt, +eine Röhre (am unteren Ende) einzufügen, zwei Säcke nebeneinander +zu stellen und durch abwechselndes Ausdrücken der Luft einen +Blasebalg zu ersetzen. Beim Emporziehen des Sackes wird momentan +die Mundöffnung gelüftet.<a id="FNanchor_J_5"></a><a href="#Footnote_J_5" class="fnanchor">[254]</a> Es ist dieses also dieselbe Art +von Blasebalg, wie wir sie bei den Zigeunern, in Indien und +teilweise in Afrika kennen gelernt haben.<a id="FNanchor_J_6"></a><a href="#Footnote_J_6" class="fnanchor">[255]</a> Näheres über die +Eisendarstellung giebt unsere Quelle nicht an, aber sie erwähnt, +daß die <span class="pagenum"><a id="page116"></a>Seite 116</span> aus dem gewonnenen Eisen hergestellten jakutischen +Schmiedearbeiten vorzüglich sind, namentlich die Messer. Die Klinge +ist ähnlich wie die Schneide unserer Hobeleisen gebildet, indem die +eine Fläche der Klinge im spitzen, die andere im rechten Winkel zum +Rücken derselben gerichtet ist. Der Holzgriff ist mit eingelegten +Messingstreifen verziert, Umgüsse von Blei festigen die Klinge im +Griffe. Diese Klingen sind außerordentlich biegsam, so daß der +Jakut sie im Halbkreis biegen kann, um damit aus freier Hand zu +drechseln. Außerordentlich geschickt in der Metallbearbeitung, +fertigen sie noch Äxte, Bärenspieße, Sicheln, Scheren, alle +verziert und oft mit Silber tauschiert. Noch jetzt stehen die +Eisenarbeiter bei den Jakuten in hohem Ansehen, wie z. B. <span class="smcap">Temir +Jegor</span>, der eiserne Jegor, den <span class="smcap">F. Müller</span><a id="FNanchor_J_7"></a><a href="#Footnote_J_7" class="fnanchor">[256]</a> am +Olenek unter 69° nördl. Br. traf und der dort seine Kunstfertigkeit +ausübte. Die Eisenbereitung bei den Jakuten ist um deswillen von +Interesse, weil sie einmal uns zeigt, wie weit dieselbe nach +Norden hin vorgedrungen ist und andererseits, wie dieselbe mit +dem Charakter eines nomadischen Volkes nicht unverträglich ist; +ursprünglich Schafzüchter, sind die Jakuten zur Pferdezucht +übergegangen und, allmählich ihre Weidegründe erweiternd, bis zur +Eismeerküste vorgerückt.</p> + +<p>Die übrigen Völker Sibiriens befanden sich beim Einrücken der +Russen noch in der Steinzeit und stürzten sich, gerade so wie es +von den Südseeinsulanern bekannt ist, auf das neue Metall, das +neben Tabak und Branntwein ihnen der begehrteste Tauschartikel +wurde, so daß für ein gewöhnliches Messer ein Zobelfell gegeben +wurde.<a id="FNanchor_J_8"></a><a href="#Footnote_J_8" class="fnanchor">[257]</a></p> + +<p>Ausgeschlossen ist nicht, daß bei den östlichen, Japan und China +zugewandten Völkern hin und wieder Eisen, aus ostasiatischer Quelle +stammend, vorkommt, doch war diese Einwirkung nur eine höchst +untergeordnete und keinen durchgreifenden Einfluß ausübende. +Nach <span class="smcap">Steller</span><a id="FNanchor_J_9"></a><a href="#Footnote_J_9" class="fnanchor">[258]</a> lernten die Kamtschadalen das Eisen +erst durch die Russen kennen; sie besaßen im Anfange des 18. +Jahrhunderts fast nur Gerätschaften aus Stein <span class="pagenum"><a id="page117"></a>Seite 117</span> oder +Knochen. Noch eingehender als unser Landsmann behandelt die hier +interessierenden Verhältnisse der Russe <span class="smcap">Krascheninnikow</span>. +„Aus Knochen und Stein,“ sagt er, „waren der Kamtschadalen Äxte, +Wurfpfeile, Nadeln, Spieße. Die Äxte bestanden aus den Knochen der +Walfische oder Rentiere, zuweilen aus Achat und Kieselstein. Sie +hatten die Gestalt eines Keiles und waren an gekrümmte Handhaben +befestigt. Damit höhlten sie ihre Kanoes, Schalen und Tröge aus; +allein mit so viel Mühe und Zeitaufwand, daß ein Kahn drei Jahre +und eine große Schale wohl ein Jahr Zeit erforderte. Natürlich +erhielten dadurch diese Gegenstände einen hohen Wert. Auch sehr +feine Arbeiten konnten die Kamtschadalen mit ihren einfachen +Werkzeugen ausführen. So sah <span class="smcap">Krascheninnikow</span> eine Kette +aus Walroßzahn mit den feinsten Gliedern, wie gedrechselt. Sie war +40 cm lang, aus einem Stück geschnitten und „ein Kunststück des +größten Meisters würdig“. Die Ansicht, daß die Kamtschadalen vor +Ankunft der Russen durch die Japanesen (via Kurilen) das Eisen +kennen gelernt, weist <span class="smcap">Krascheninnikow</span> nicht zurück<a id="FNanchor_J_10"></a><a href="#Footnote_J_10" class="fnanchor">[259]</a>, +doch fand der Import jedenfalls nur im geringen Maße statt.</p> + +<p>Die nördlichen Nachbarn der Kamtschadalen, die Koriäken, erhielten +dagegen das Eisen sicher erst durch die Russen, verstanden es aber +bald, dasselbe in meisterlicher Weise zu bewältigen, wenn sie +es auch nicht aus den Erzen darstellen lernten. „Messer, Beile, +Piken, Ringe für die Rentier- und Hundegespanne, Armspangen von +eigener Arbeit sieht man überall bei diesen Nomaden. Besonders +aber zeichnen sich Messer und Piken durch Zierlichkeit aus, +indem sie meist von ausgelegter Arbeit sind. Arabesken aller +Art werden tief in das Eisen eingraviert und in die Einschnitte +feine Kupferstreifen eingehämmert. Es ist oft erstaunlich, +wie diese Leute mit so sehr mangelhaften Instrumenten die +regelmäßigsten Formen den Messern und Piken geben und diese auf das +geschmackvollste verzieren können.“<a id="FNanchor_J_11"></a><a href="#Footnote_J_11" class="fnanchor">[260]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page118"></a>Seite 118</span> Noch weiter nördlich uns wendend, treffen wir auf die +Tschuktschen, bei denen nach <span class="smcap">Karl von Neumann</span>, der sie +1869 besuchte, die Einführung des Eisens durch den Engländer +<span class="smcap">Billings</span> am Ende des vorigen Jahrhunderts erfolgte, +ohne die geringste Änderung in den Lebensgewohnheiten dieses +Volkes hervorzubringen.<a id="FNanchor_J_12"></a><a href="#Footnote_J_12" class="fnanchor">[261]</a> Sie sind noch heute, wie wir durch +<span class="smcap">Nordenskiöld</span> erfahren, ein Volk, bei dem der Übergang vom +Gebrauche des Steines und Knochens zum Eisen sich studieren läßt, +da mehr und mehr europäische und amerikanische Eisenwaren bei ihnen +zur Verwendung kommen, ohne jedoch jene soziale und kulturelle +Umwälzung hervorzurufen, die wir gewöhnlich mit der Einführung des +Eisens verknüpft wähnen. Das Material wechselt, aber sonst bleibt +alles beim alten. Zur Ausrüstung der Schlitten gehört jetzt ein +Stab mit Eisenbeschlag und einer Menge Eisenringe. Ihre Pfeile sind +noch teils mit Holz- und Knochenspitzen, teils mit Eisenspitzen +versehen, die Angelhaken aus Knochen oder Eisen, die Löffel aus +Knochen, Kupfer oder (eingeführt) Eisenblech; die Hämmer zum +Zermalmen der Knochen aber — echt prähistorischer Form! — aus +Stein. Neben dem alten Drillbohrer zum Feuermachen benutzen die +Tschuktschen schon Stahl, Feuer und Zunder. „Der Feuerstahl besteht +oft aus einer Pfeilspitze oder einem anderen alten Stahlgerät +oder auch aus extra für diesen Zweck geschmiedeten Eisen- und +Stahlstücken. Gewöhnlich verrät die Form dieser Geräte einen +europäischen oder russisch-sibirischen Ursprung, doch erwarb ich +mir auch plump gehämmerte Eisenstücke, welche Proben einheimischer +Schmiedegeschicklichkeit zu sein schienen. Ein Tschuktsche zeigte +mir einen großen Feuerstahl letztgenannter Art, welcher mit einem +kupfernen Griff für den Finger versehen und durch lange Benutzung +hübsch geglättet war.“ Das Eisen zu diesen Feuerstählen war nicht +meteorisch, mußte daher eingeführt und jedenfalls kalt geschmiedet +sein.<a id="FNanchor_J_13"></a><a href="#Footnote_J_13" class="fnanchor">[262]</a></p> + +<p>Was die vielbesprochenen Onkilon jener Gegend betrifft, so lieferte +die Untersuchung ihrer Gräber nur Gerätschaften von Knochen und +Stein, nichts von Metall.<a id="FNanchor_J_14"></a><a href="#Footnote_J_14" class="fnanchor">[263]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Die alten Bergbaue der Tschuden.</em> So sind die Beziehungen der +nordsibirischen Völker zu den Metallen in historischer Zeit und in +der Gegenwart. Nordasien hat aber auch seine Völkerverschiebungen +und Wanderungen gehabt und alte Funde in den <span class="pagenum"><a id="page119"></a>Seite 119</span> erzführenden +Gebirgen, wie in den Ebenen deuten auf vergangene Stämme, welche +mit der Bearbeitung der Metalle wohl vertraut waren, ja hierin +relativ Hervorragendes leisteten. In Bergbauen und Gräbern haben +sich die Schätze jener prähistorischen Zeit erhalten, die zusammen +mit der Linguistik uns Aufschlüsse über die vorgeschichtlichen +Metallarbeiter geben.</p> + +<p>Vom Ural bis zum Altai und wieder bis Transbaikalien werden die +alten Bergbaue und Gräber vom Volke den Tschuden oder Tschudaki +zugeschrieben. Daß es sich auf dieser weiten Ausdehnung um ein Volk +gehandelt habe, läßt sich nicht annehmen, wie denn auch die große +Verschiedenartigkeit der Grabfunde auf verschiedene Völker deutet +und ihre Beschaffenheit und ihr Stil verschiedene Zeitperioden +erkennen läßt. Die Wogulen, die jetzigen Bewohner des Ural, wußten, +als die Russen zu ihnen kamen, nicht mehr, von wem die alten +Halden und Schürfe herrührten, auch betrieben sie selbst keinen +Bergbau, sondern wiesen auf die Tschuden hin. Die alten Minen +selbst, die sich im Ural erhalten haben, schildert <span class="smcap">Pallas</span> +folgendermaßen:</p> + +<p>„Auf allen erzreichen Strecken am uralischen Gebirge finden sich +alte, von einer uns unbekannten Nation, welche den Bergbau sehr +fleißig getrieben haben muß, herrührende, oft ziemlich tief +getriebene Schachte, Stollen und Schürfe; ja die besten heutigen +Bergwerke im Orenburgischen haben ihre Entdeckung diesen alten +Spuren, welche unter dem Namen Starie- oder Tschudskie-Kopi +bekannt sind, zu danken. Sie sind um desto merkwürdiger, weil sie +gemeiniglich bloß in runden Kanälen und Gängen bestehen, welche +weder ausgezimmert, noch gestützt sind. Selbige sind zuweilen so +enge, daß die Arbeit darin höchst beschwerlich muß gewesen sein, +weil man in den getriebenen Örtern oft nicht einmal aufrecht +stehen kann. Bei der Saigatschi Rudnik (bei Orenburg) ist außer +vielen Schürfen ein außerordentlich geräumiger und mit vielen +Örtern ausgetriebener Stollen noch im besten Stande gefunden +worden, bei dessen Ausräumung man nicht nur geschmolzenes Kupfer in +runden Kuchen, sondern auch viele runde, aus weißem Thon gemachte +Töpfe, worin die Schmelzung verrichtet worden, ja auch Gebeine +von verschütteten Arbeitern beisammen gefunden, von Herden oder +Schmelzöfen aber nicht die geringste Spur bemerkt haben soll.“<a id="FNanchor_J_15"></a><a href="#Footnote_J_15" class="fnanchor">[264]</a></p> + +<p>Als 1573 die Russen begannen, den Metallschätzen im Salairgebirge +<span class="pagenum"><a id="page120"></a>Seite 120</span> und dem Kusnezkischen Alatau — beides Ausläufer des +Altai — Aufmerksamkeit zuzuwenden, waren die wichtigsten Gruben +bereits 10-15 m tief ausgebeutet und verschüttet und alte +Schlackenhaufen, aus denen man noch zwei Prozent Kupfer gewann, +enthielten Schmelztiegel und kupferne Waffen. Außerdem bewiesen +verschieden gestaltete Keile, Hacken und Hämmer mit Stiellöchern +aus geschliffenem Diorit, Trapp und Sandstein das hohe Alter dieser +Baue. Dagegen fehlten steinerne Geräte für die Bedürfnisse des +täglichen Lebens.<a id="FNanchor_J_16"></a><a href="#Footnote_J_16" class="fnanchor">[265]</a></p> + +<p>Ganz besonders entwickelt sind die alten Bergbaue am Schlangenberge +im Altai, wo „die Tschuden“ die reichen und milden ockerigen Erze +mit tiefen Schürfen und selbst Schächten von zehn und mehr Meter +förderten. In die festen Erze einzudringen, haben ihnen die Mittel +gefehlt, wiewohl man Spuren davon gefunden, daß sie in dieser +Richtung wenigstens Versuche gemacht haben. Über die Art, wie jene +Alten den Bergbau betrieben, lassen sich einige Andeutungen geben. +Ihre Keilhauen und andere Gezähe waren aus Kupfer gegossen, wie +die gemachten Funde beweisen; statt der Fäustel aber benutzten +sie länglichrunde, sehr harte Steine, um welche in der Mitte eine +Vertiefung ausgeschliffen ist, die zur Befestigung des Steines mit +einem Riemen diente. Die Erze förderten sie in Ledersäcken an die +Oberfläche, wie ein solcher mit reichem Ocker bei einem Skelett +aufgefundener Sack beweist. Dieser goldhaltige Ocker war das +Hauptziel des Bergbaues, wie auch die alten goldhaltigen Geschütte +an den Bachufern darthun, wo der Goldschlich ausgewaschen wurde. +Von Eisenwerkzeugen ist keine Spur gefunden worden.<a id="FNanchor_J_17"></a><a href="#Footnote_J_17" class="fnanchor">[266]</a> Auch in +der Gegend von Nertschinsk entdeckten die Russen alte Schürfe und +Bingen, sowie alte verwachsene Schmelzherde und von Blei- und +Kupferarbeit zeugende Schlacken und Glätten<a id="FNanchor_J_18"></a><a href="#Footnote_J_18" class="fnanchor">[267]</a>, und auch diese +wurden den Tschuden zugeschrieben.</p> + +<p>Wer waren nun jene Tschuden, durch die die alten Bergbaue im Ural +und Altai angelegt wurden, Bergbaue, die viel gemeinschaftliches +in der Art und Weise ihrer Anlage zeigen und an beiden, wiewohl +weit von einander entfernten Orten, durch das Vorhandensein von +Kupfergeräten, sowie die Abwesenheit von Eisen charakterisiert +werden?</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page121"></a>Seite 121</span> Es sind viele Mutmaßungen darüber aufgestellt worden. Vor +hundert Jahren bereits identifizierte der Petersburger Akademiker +<span class="smcap">Bayer</span> die Tschuden mit den Skythen, die ja einen großen +Teil Rußlands bewohnten. Dieser Ansicht hat sich später <span class="smcap">Ed. v. +Eichwald</span> angeschlossen, indem er die Skythen für die Vorfahren +der heutigen finnischen Völker ansah.</p> + +<p>Bekanntlich werden die Skythen noch als Vorfahren einer Reihe +anderer Völker in Beschlag genommen und wir wollen die Ansicht +<span class="smcap">v. Eichwald</span>'s dahingestellt sein lassen; daß aber +die Tschuden — deren Namen unter den westlichen Finnen noch +fortlebt — Finnen gewesen sein können, dafür sprechen noch +andere Gründe. Die älteste Schmiedekunst der Finnen, als sie +noch ungeteilt am Ural und in Sibirien beisammen saßen, muß nach +<span class="smcap">Ahlqvist</span><a id="FNanchor_J_19"></a><a href="#Footnote_J_19" class="fnanchor">[268]</a> auf das Kupfer bezogen werden; die Sprache +legt hierfür Zeugnis ab, daß die Bekanntschaft der Finnen mit dem +Kupfer eine sehr frühzeitige war, die Namen für dieses Metall +sind in den finnischen Sprachen genuin. Bronze aber kannten sie +wahrscheinlich nicht, da in ihrer Sprache sich keine Benennung für +dieses Mischmetall vorfindet und da sie für das Zinn, welches zu +einer solchen Bereitung nötig, den Namen erst aus den germanischen +Sprachen entlehnt, also erst nach ihrer Ankunft an der Ostsee +dieses Metall kennen gelernt.<a id="FNanchor_J_20"></a><a href="#Footnote_J_20" class="fnanchor">[269]</a> Dort auch erhielten die +baltischen Finnen von indogermanischen Völkern die Bezeichnung +für Eisen, während die östlichen, den Ursitzen näher gebliebenen +Finnen (Wogulen, Ostjaken, Wotjaken, Syrjänen, Tscheremissen) für +dieses Metall einen gemeinsamen, nicht entlehnten Namen haben, der +folglich erst entstanden sein kann, nachdem Ost- und Westfinnen +sich getrennt hatten.<a id="FNanchor_J_21"></a><a href="#Footnote_J_21" class="fnanchor">[270]</a></p> + +<p>Kupfer also ist das älteste Metall der Finnen und auf Kupfer +und mit Kupfergezähen wurden die alten Bergbaue betrieben; +die ursprünglichen Sitze der Finnen lagen gleichfalls am Ural +und in Westsibirien, wo ja noch ein Teil dieses Volkes wohnt; +endlich ist der Name der Tschuden, welcher den alten Bergleuten +und Metallschmelzern Sibiriens traditionell gegeben wird, ein +noch teilweise auf die heutigen Finnen angewandter. Auch <span class="smcap">A. +Erman</span> ist nicht abgeneigt, in den Tschuden finnische Völker, +Vorfahren der jetzigen Ostjaken zu sehen, deren Name aus dem +tartarischen <i>Uschstjak</i> entstanden ist.<a id="FNanchor_J_22"></a><a href="#Footnote_J_22" class="fnanchor">[271]</a> Dieses alles +scheint darauf zu deuten, daß jene <span class="pagenum"><a id="page122"></a>Seite 122</span> alten Metallurgen +finnischen Stammes waren, wiewohl die Gründe nicht stark genug +sind, um diese Mutmaßung zur Gewißheit zu erheben.</p> + +<p><em class="gesperrt">Kurgane und Gräber in Sibirien.</em> Abgesehen von den alten +Bergbauen finden sich im westlichen und südlichen Sibirien +zahlreiche Gräber sehr verschiedener Art und, nach den reichen +Grabbeigaben zu schließen, von sehr verschiedenen Völkern und +aus verschiedenen Perioden herrührend. Sie fesselten frühzeitig +die Aufmerksamkeit der Reisenden und auch der Schatzgräber, die, +nach Gold wühlend, manches kostbare Denkmal vorgeschichtlicher +Zeit zerstörten. <span class="smcap">Strahlenberg</span>, <span class="smcap">Pallas</span>, +<span class="smcap">Gmelin</span>, <span class="smcap">Eichwald</span>, <span class="smcap">Radloff</span>, +<span class="smcap">Pogow</span>, <span class="smcap">Meynier</span> und <span class="smcap">Eichthal</span>, +<span class="smcap">Desor</span> und andere haben sich mit diesen Gräbern und +ihrem Inhalte beschäftigt; es existiert darüber in russischen +Fachschriften eine reiche Litteratur, die ich zu meinem Bedauern +aus Unkenntnis der russischen Sprache nicht benutzen konnte. Es +mögen daher die nachfolgenden Mitteilungen unter dem Gesichtspunkte +der Unvollständigkeit beurteilt werden.</p> + +<p>Das Centrum der Verbreitung dieser Gräber liegt am oberen Jenisei +und seinen Nebenflüssen im Kreise Minusinsk, da wo dieser große +Fluß aus der Mongolei nach Sibirien übertritt. Entlang dem +Jenisei haben die Metallerzeugnisse jenes alten Kulturvolkes oder +jener alten Kulturvölker sich gegen Norden hin verbreitet, denn +tatarische Hirten finden in den Steppen bei Krasnojarsk am Jenisei +beim Weiden hin und wieder Bronzegegenstände mit Tierbildern, +welche in ihrer Ausführung eine weit höhere Kultur voraussetzen, +als sie unter den dortigen, jetzt bekannten Eingeborenen besteht +oder bestanden hat und die gleichfalls mit den „Tschuden“ in +Zusammenhang gebracht wird. Derartige Bronzemesser zeigen am +Griffe nach <span class="smcap">Desor</span><a id="FNanchor_J_23"></a><a href="#Footnote_J_23" class="fnanchor">[272]</a> sehr gut ausgeführte Steinböcke, +Wölfe, Elentiere, ja Tiger oder Löwinnen, aber mit einer Art von +Elefantenrüssel.</p> + +<p>Die Gegenstände, auf denen solche Ornamente vorkommen, sind +Dolche, Beile, Piken, Meißel, gewöhnlich mit brauner, seltener mit +grüner Patina überzogen. Die Formen werden von <span class="smcap">Desor</span>, +dem die Bronzen von dem Entdecker, dem russischen Ingenieur +<span class="smcap">Lapatin</span> zugeschickt wurden, für schön und elegant +erklärt.<a id="FNanchor_J_24"></a><a href="#Footnote_J_24" class="fnanchor">[273]</a></p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page123"></a>Seite 123</span> Diese Funde, welche nach ihrer artistischen Ausgestaltung +auf eine höhere Kultur schließen lassen, können nicht von den +Vorfahren der heutigen Eingeborenen jener Gegenden herrühren und +wohl auch kaum in diesen Gegenden entstanden sein, die mit einer +Wintertemperatur, in der häufig das Thermometer bis auf -40° R. +sinkt, dem Aufblühen der Künste und Gewerbe wenig förderlich +waren. Sie weisen nach Süden, nach dem Grenzgebiete gegen die +Mongolei hin, wo in der That ein schöneres Klima herrscht und +die zahlreichen Gräber als Quelle jener Funde von Krasnojarsk zu +erkennen sind.</p> + +<p>Übersicht und System in die Gräber am oberen Jenisei hat <span class="smcap">W. +Radloff</span> gebracht, der die zahlreichen, verschiedenartigen +Grabstätten im Kreise Minusinsk, an dem Ufer des Jenisei, in den +Steppen des Abakan und Jüs untersuchte, sowie an den Strömen, +die östlich vom Altai herabkommen. Tumuli und Steingräber liegen +unregelmäßig zerstreut in den Uferlandschaften und begleiten in +ununterbrochener Reihe die Gestade der Flüsse. Schon ihre große +Anzahl zeugt von einem langjährigen Aufenthalte eines zahlreichen +Volkes in diesen Gegenden.</p> + +<p>Wohl auszuscheiden von den alten Gräbern dortiger Gegend, die +gleich näher charakterisiert werden sollen, sind die jüngeren, +nicht auf der Steppenfläche verteilten, sondern entfernt von den +Flüssen in den Vorgebirgen gelegenen Gräber, die oft zu 60 bis 80 +an einer Stelle sich beisammen finden und von Kirgisen herrühren. +Sie enthalten neben Skeletten Eisengerät, Kessel, auch aus Kupfer, +Messer und Pfeile aus Metall und selbst aus Knochen, kurz, eine +Sammlung verschiedenartiger Kulturgegenstände, neben welchen auch +russische Münzen aus dem 17. Jahrhundert nicht fehlen.<a id="FNanchor_J_25"></a><a href="#Footnote_J_25" class="fnanchor">[274]</a></p> + +<p>In den älteren, an den Flüssen gelegenen Grabstätten mit +Steinsetzungen fand aber <span class="smcap">Radloff</span> fast durchweg nur +Kupfergeräte und er sieht in ihnen den Nachlaß der ältesten +Bewohner jener Gegenden. Es sind dieses die bereits von +<span class="smcap">Pallas</span> erwähnten Erdhügel oder Kurgane, teilweise mit +Steinsetzungen, welche dieser gründliche Beobachter bereits vor +hundert Jahren folgendermaßen schildert:</p> + +<p>„Man findet in solchen durchgängig ganz deutliches und oft +noch ziemlich unverbrochenes Zimmerwerk von sehr verwestem +Lerchenholz, aus dessen Lage man sieht, daß vor die Leiche aus +ziemlich dicken, übereinander liegenden Balken, fast nach Art der +<span class="pagenum"><a id="page124"></a>Seite 124</span> russischen Bauernstuben, ein kleines, länglich viereckiges +Behältnis zusammengefügt und mit Erde überschüttet worden ist. +Gemeiniglich findet man über der von dicken Bohlen gezimmerten +Decke des Grabkellers entweder ausgebreitete Birkenrinden, welche, +wie bekannt, schwer verwesen, oder Steinfließen, welche die +morsche Decke eingedrückt haben. Der Boden des Behältnisses ist +gleichfalls mit Brettern gedielt. In solchen Behältnissen findet +man gemeiniglich die Knochen von zweien, auch wohl nur von einer +Leiche, und in einem Hügel oft mehrere, durch hölzerne Scheidewände +oder auch gänzlich durch Erdräume von einander abgesonderte +Behältnisse nebeneinander. Am Fußende findet man verschiedene mit +der Leiche beerdigte Kleinigkeiten, irdene oder auch kupferne +Kessel und Töpfchen, Überbleibsel hölzerner Geschirre und +Schöpfkellen, kupferne Werkzeuge von allerlei Art. In der Gegend +des Gürtels pflegen hirschförmige und andere Bleche des Beschlages, +die Dolche und Messer mit Spuren einer Scheide und andere kleine +Gegenstände zu liegen. Um den Kopf finden sich mit Gold überzogene +Knöpfe, Spangen und andere Spuren der beigelegten Kleidung. Man +soll sogar noch zuweilen sichtbare Stücke von golddurchwirkten +Seidenzeugen und übergebliebene Haare von Zobel- und anderen Pelzen +in den wohlerhaltensten Grabkellern angetroffen haben. Bei einigen +hat man eine Menge Hackenknochen von großen und kleinen Tieren, +die durchlöchert und abwechselnd nebeneinander gelegen, als ob sie +aneinander gereiht gewesen, oder auch viele kleine eckige Pyramiden +von verschiedener Gestalt aus Gußkupfer, die vielleicht ein +Brettspiel oder etwas ähnliches vorgestellt, gefunden. Die Spuren +der Lanzen oder auch der Ehrenstäbe, die bei männlichen Leichen +oft gefunden werden und mit Krücken von Gußkupfer geziert zu sein +pflegen, sind zuweilen mit schmalen Streifen von geschlagenem +Golde schlangenweise umschlungen. Noch finden sich zuweilen echte +Goldblättchen, die zur Zierat um den Hals oder die Ärmel mögen +gelegt gewesen sein oder womit auch die Griffe der Dolche und die +Zieratsbleche der Gürtel gleichsam nur umwickelt scheinen. Zuweilen +sind in einem Behältnisse bei ganzen Leichen auch verbrannte +beigesetzt, deren Knochen in einem Haufen beisammen gemeiniglich +nahe an den Wänden des hölzernen Grabes liegen; auf solchen +Aschenhaufen sind die Goldblättchen und andere mit beigesetzte +Kleinigkeiten zu oberst gelegt. — Alles Kupfergerät ist Gußwerk; +von Eisen fehlen zwar in dergleichen Gräbern nicht alle Spuren, +aber es ist doch eine sehr große Seltenheit. Nur habe ich von einem +kleinen verrosteten Beile, die man sonst aus Kupfer <span class="pagenum"><a id="page125"></a>Seite 125</span> nicht +so selten findet, und von einer Keilhaue gehört, welche in Gestalt +den jetzt bei unseren Bergleuten gebräuchlichen ganz ähnlich +gewesen seien. — In großen Kurganen werden Pferdegerippe mit +Spuren von Sattel und Zeug über den Grabkellern in der bloßen Erde +gefunden.“<a id="FNanchor_J_26"></a><a href="#Footnote_J_26" class="fnanchor">[275]</a></p> + +<p>Diese letzteren gehören aber offenbar in eine ganz andere Kategorie +von Gräbern, wie wir aus den Forschungen <span class="smcap">Radloff</span>'s +erkennen. In den Gräbern mit Kupfer- und Bronzegegenständen fand +dieser nämlich niemals Pferdeknochen in größerer Anzahl, während in +den späteren Steingräbern mit Eisen sich Pferdeskelette in Menge +zeigten. Die Steingräber mit Eisenwerkzeugen zeigten in der Form +der letzteren deutliche Nachbildungen alter kupferner Werkzeuge +und Waffen. Diese Gräber stellt <span class="smcap">Radloff</span> an die „Grenze +zwischen Bronze- und Eisenperiode“. Es sind solche Gräber, wie sie +<span class="smcap">Pallas</span><a id="FNanchor_J_27"></a><a href="#Footnote_J_27" class="fnanchor">[276]</a> gleichfalls erwähnt, als Bestattungsplätze +Vornehmer mit zierlichem Silbergeschirre, Gold in Blechen, Knöpfen +und anderen Zieraten, mit Steigbügeln und anderem Pferdegeschirre +von Eisen mit Silber und Gold eingelegt oder überzogen und nur mit +wenig Kupfergerät. <span class="smcap">Radloff</span> nimmt an, daß diese Gräber mit +Eisen, mit den seidenüberzogenen Pelzgewändern, wie er eines von +28 m Durchmesser an der Katanda öffnete, von einem eingerückten +Reitervolke türkischen Stammes herrühren, von einem Volke, welches +die älteren Kupfer- und Bronzearbeiter vertrieb.<a id="FNanchor_J_28"></a><a href="#Footnote_J_28" class="fnanchor">[277]</a></p> + +<p>Hierhin gehören auch die von <span class="smcap">Strahlenberg</span><a id="FNanchor_J_29"></a><a href="#Footnote_J_29" class="fnanchor">[278]</a> +aufgefundenen <span class="pagenum"><a id="page126"></a>Seite 126</span> kleinen gegossenen Götzenbilderchen von +Erz, Kupfer, Messing, Zinn, Silber und Gold, die zu tausenden in +den „alten tatarischen Gräbern oder <i>tumulis sepulchralibus</i>“ +zu seiner Zeit enthalten waren und von denen er Abbildungen +giebt; dahin gehören die Pferdezaumbuckeln, Glöckchen, die +„Degen, Pfeile, Dolche und mehr dergleichen Dinge, welche die +Russen ausgegraben und die nicht geschmiedet, sondern von Kupfer +gegossen sind“. Jüngerer Zeit gehören dann wieder jene Gräber an, +aus denen Medaillen von Gold und Silber, ganze Schachspiele von +Gold und große goldene Bleche, worauf der Tote gelegen, polierte +Metallspiegel etc. ans Licht gefördert wurden. Auf den südlichen +mohamedanischen Kulturkreis weisen ornamentierte Schalen mit +kufischen Inschriften, schön ziselierte Bronzegefäße mit darauf +dargestellten Falkenjagden hin, andere zeigen chinesischen +Charakter, jedenfalls importierte Gegenstände, während die älteren +Gräber höchst wahrscheinlich heimisches Metallgerät zeigen. +<span class="smcap">Meynier</span> und <span class="smcap">v. Eichthal</span>, welche die Kurgane von +Gonba bei Barnaul öffneten, die gleichfalls vom Volke den Tschuden +zugeschrieben werden, sprechen sich aus anthropologischen Gründen, +zumal auf die brachykephalen Schädel der Skelette jener Gräber sich +stützend, dahin aus, daß jene Kurgane von einem türktatarischen +Volke stammen. Sie fanden Eisen und Stoffe, wie <span class="smcap">Pallas</span> +und <span class="smcap">Radloff</span>, während Bronze vollständig fehlte und die +Zieraten aus gegossenem Kupfer bestanden.<a id="FNanchor_J_30"></a><a href="#Footnote_J_30" class="fnanchor">[279]</a></p> + +<p>Denn das alte Volk, von dem die zahlreichen Gräber stammen, +muß massenhaft hier gesessen und seine Metallsachen an Ort und +Stelle gefertigt haben, wofür noch andere Anzeichen sprechen. Der +Mineralreichtum des dortigen Gebirges, die alten, weithin sich +ziehenden Schürfe und Baue, die Schlacken und Glätten sprechen +dafür, daß am Jenisei ein metallkundiges Volk wohnte. Doch ist der +Bergbau nur oberflächlich betrieben worden und die Gruben hören +gewöhnlich da auf, wo hartes Gestein anfängt. <span class="smcap">Popow</span> hat +gezeigt, daß das alte Kulturvolk am Jenisei das Schmelzen der +Metalle in kleinen Öfen ausführte, daß es das Legieren der Metalle +(z. B. von Kupfer und Silber) verstand, mit der Abscheidung des +Silbers aus dem Kupfer aber unbekannt war.<a id="FNanchor_J_31"></a><a href="#Footnote_J_31" class="fnanchor">[280]</a></p> + +<p>Die Vermutung <span class="smcap">Radloff</span>'s, daß die Türken oder ein Volk +türkischen Stammes das Eisen im Altai schmolz und in Sibirien diese +<span class="pagenum"><a id="page127"></a>Seite 127</span> Kunst verbreitete, erhält mehrfache Bestätigung. Die alten +chinesischen Geschichtswerke erzählen, daß das Eisenschmelzen +im Kinschan (Altai) durch die Türken eingeführt wurde<a id="FNanchor_J_32"></a><a href="#Footnote_J_32" class="fnanchor">[281]</a>, und +die Sprache zeigt uns gleichfalls die uralte Bekanntschaft der +Türken mit dem Eisen, wiewohl auch andere Metalle ihnen frühzeitig +bekannt waren. Vergleichen wir die turkotatarischen Idiome, so +finden wir bei allen gleichlautend und gleichbedeutend <i>temir</i> +für Eisen, ein Wort, das somit einem vordialektischen Zeitalter +entsprungen und seit den ältesten Zeiten bekannt gewesen sein muß. +Es geht ohne Zweifel auf die Stammsilbe <i>tim, tem</i>, fest, +dicht, stark zurück. Aber ganz ähnlich verhält es sich mit dem +Kupfer, <i>bakir</i>, <i>pakir</i>, dem die Stammsilbe <i>bak</i>, +<i>pak</i> zu Grunde liegt, welche gleichfalls fest, hart bedeutet. +Bei solcher Sachlage läßt sich auf sprachlichem Wege die Frage, +welches das erste, dem turkotatarischen Urmenschen bekannte Metall +gewesen, nicht entscheiden.</p> + +<p>Können wir danach Eisen und Kupfer als gleichalterig vermuten, +so läßt sich für die Bronze nachweisen, daß sie im frühesten +Kulturstadium der Türken unbekannt war und ihnen erst von +benachbarten Völkern zugeführt wurde. Das tschagataische +<i>žes</i>, altaische <i>jes</i>, stammt vom mongolischen +<i>dzes</i>, wobei jedoch hervorgehoben werden muß, daß, während +mit diesem tschagataischen Worte heute Bronze bezeichnet wird, +dasselbe im Altaischen und Mongolischen entschieden Messing und +Kupfer bedeutet. Diese schwankende Definition des fraglichen +Begriffes ist an und für sich hinreichend, um das Fremdartige +dieses Metalles bei den Türken außer Zweifel zu stellen. Ein +solches Schwanken ist nicht der Fall, wo die Wortbildung auf +heimischem, festem Boden sich bewegt. Es ist, so rekapituliert +<span class="smcap">Vambéry</span>, unmöglich, bei den primitiven Turkotataren +sprachlich ein Stein-, Bronze- und Eisenalter nachzuweisen.<a id="FNanchor_J_33"></a><a href="#Footnote_J_33" class="fnanchor">[282]</a></p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_J_1"></a><a href="#FNanchor_J_1"><span class="label">250</span></a> Sammlung Russischer Geschichte. St. Petersburg 1763. +VIII. 101. 188.</p> + +<p><a id="Footnote_J_2"></a><a href="#FNanchor_J_2"><span class="label">251 </span></a>Archiv f. Anthropol. XI. 323.</p> + +<p><a id="Footnote_J_3"></a><a href="#FNanchor_J_3"><span class="label">252</span></a> <span class="smcap">J. G. Müller</span> a. a. O. VI. 540.</p> + +<p><a id="Footnote_J_4"></a><a href="#FNanchor_J_4"><span class="label">253</span></a> <span class="smcap">Popow</span> in Zeitschr. für Ethnologie 1878. +461.</p> + +<p><a id="Footnote_J_5"></a><a href="#FNanchor_J_5"><span class="label">254</span></a> <span class="smcap">v. Middendorff</span>, Sibirische Reise. IV. 1557.</p> + +<p><a id="Footnote_J_6"></a><a href="#FNanchor_J_6"><span class="label">255</span></a> Dieser Blasebalg erscheint auch bei den Völkern +im europäischen Rußland, so bei den nomadisierenden Kalmüken am +Uralflusse, die kleine Eisenarbeiten und Waffen — trotz ihrer +nomadisierenden Lebensweise — zu verfertigen verstehen. „Ihr +Blasebalg besteht bloß in einem ledernen Sack mit einer Röhre in +einer zwischen zwei glatten Hölzlein gefaßten Öffnung, welche +sie mit der Hand ergreifen und, indem der Sack aufgehoben wird, +öffnen, darauf schließen und den Sack zugleich niederdrücken.“ +(<span class="smcap">Pallas</span>, Reise durch verschiedene Provinzen des russischen +Reiches. St. Petersburg 1771. I. 324.)</p> + +<p><a id="Footnote_J_7"></a><a href="#FNanchor_J_7"><span class="label">256</span></a> Unter Tungusen und Jakuten. Leipzig 1882. 143.</p> + +<p><a id="Footnote_J_8"></a><a href="#FNanchor_J_8"><span class="label">257</span></a> „Vor Alters war alle Gerätschaft von Eisen und +anderem Metall in Sibirien sehr kostbar. Wenn man (die Russen) zu +einem neubezwungenen Volke kam, welches entweder gar nicht oder +noch nicht zu Genüge damit versehen war, so bekam man für einen +eisernen oder kupfernen Kessel so viel Zobel und schwarze Füchse, +als sich dahinein packen ließen.“ <span class="smcap">Müller</span>, Sammlung Russ. +Geschichte. St. Petersburg 1758. III. 485.</p> + +<p><a id="Footnote_J_9"></a><a href="#FNanchor_J_9"><span class="label">258</span></a> Kamtschatka. 247. 320.</p> + +<p><a id="Footnote_J_10"></a><a href="#FNanchor_J_10"><span class="label">259</span></a> <span class="smcap">Krascheninnikow</span>, Kamtschatka. Lemgo +1766. 223. 225. — <span class="smcap">Erman</span> (Reise um die Erde. III. 454) +fand einen Obsidiannucleus, von dem Spähne abgeschlagen waren, +zu Maschura in Kamtschatka. Die Bestimmung desselben war den +Eingeborenen unbekannt. Er schloß daraus, daß infolge des Verkehrs +mit den metallreichen Japanern „das sogenannte steinerne Zeitalter +für Kamtschatka schon sehr früh seine Endschaft erreicht hätte. +Namentlich aber weit vor der Ankunft der Russen“. Das steht aber im +direkten Widerspruch zu <span class="smcap">Steller</span>'s Angabe.</p> + +<p><a id="Footnote_J_11"></a><a href="#FNanchor_J_11"><span class="label">260</span></a> <span class="smcap">v. Ditmar</span>, Über die Koriäken. Melanges +russes. Tome III. 1./13. Juni 1855.</p> + +<p><a id="Footnote_J_12"></a><a href="#FNanchor_J_12"><span class="label">261</span></a> Globus XXVI. 347 (1874).</p> + +<p><a id="Footnote_J_13"></a><a href="#FNanchor_J_13"><span class="label">262</span></a> <span class="smcap">Nordenskiöld</span>, Umsegelung Asiens und Europas +auf der Vega. II. 93. 106. 108. 110. 111. 117.</p> + +<p><a id="Footnote_J_14"></a><a href="#FNanchor_J_14"><span class="label">263</span></a> <span class="smcap">Nordenskiöld</span>. I. 405.</p> + +<p><a id="Footnote_J_15"></a><a href="#FNanchor_J_15"><span class="label">264</span></a> <span class="smcap">Pallas</span>, Reise durch verschiedene Provinzen +des russischen Reiches. St. Petersburg 1771. I. 246.</p> + +<p><a id="Footnote_J_16"></a><a href="#FNanchor_J_16"><span class="label">265</span></a> <span class="smcap">Butenew</span> im Archiv f. Wissenschaftl. Kunde +von Rußland. XXIV. 509.</p> + +<p><a id="Footnote_J_17"></a><a href="#FNanchor_J_17"><span class="label">266</span></a> <span class="smcap">Pallas</span> a. a. O. II. 608.</p> + +<p><a id="Footnote_J_18"></a><a href="#FNanchor_J_18"><span class="label">267</span></a> <span class="smcap">Pallas</span>, Neue nordische Beyträge. St. +Petersburg und Leipzig 1783. IV. 207.</p> + +<p><a id="Footnote_J_19"></a><a href="#FNanchor_J_19"><span class="label">268</span></a> Die Kulturwörter in den westfinnischen Sprachen. 63.</p> + +<p><a id="Footnote_J_20"></a><a href="#FNanchor_J_20"><span class="label">269</span></a> <span class="smcap">Ahlqvist</span> a. a. O. 66.</p> + +<p><a id="Footnote_J_21"></a><a href="#FNanchor_J_21"><span class="label">270</span></a> <span class="smcap">Ahlqvist</span> a. a. O. 67. 70.</p> + +<p><a id="Footnote_J_22"></a><a href="#FNanchor_J_22"><span class="label">271</span></a> Reise um die Erde. Berlin 1838. II. 38.</p> + +<p><a id="Footnote_J_23"></a><a href="#FNanchor_J_23"><span class="label">272</span></a> Journ. Anthropol. Instit. III. 175.</p> + +<p><a id="Footnote_J_24"></a><a href="#FNanchor_J_24"><span class="label">273</span></a> Bull. soc. d'Anthropologie 1873. 441 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_J_25"></a><a href="#FNanchor_J_25"><span class="label">274</span></a> <span class="smcap">Radloff</span> in Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. +1871. 83 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_J_26"></a><a href="#FNanchor_J_26"><span class="label">275</span></a> <span class="smcap">Pallas</span>, Reise durch verschiedene +Provinzen des russischen Reiches. III. 386 und Tafel VII. Der +hier abgebildete „Ehrenstab“ und die Glocken sind mit ziemlich +gut ausgeführten Steinböcken versehen — alle Gußwaren zeigen +eine vorgeschrittene Technik. Diese Steinböcke (wohl Argali) sind +charakteristisch für die gegossenen Kupferobjekte der Gräber am +Jenisei. Man braucht sie aber nicht in eine wohlfeile Parallele +mit Ziegen- und Antilopenbildern auf altgriechischen Vasen +und Schwertbeschlägen der la Tène-Periode zu bringen, um ein +Hauptargument dafür zu gewinnen, daß jene Tschuden die Lehrmeister +der Urindogermanen in der Metalltechnik waren, wie dieses Prof. +<span class="smcap">Unger</span> thut (Mitteil. aus dem Göttinger Anthropol. +Verein. 1874. I. 25). Eine solche Analogie hat keine Beweiskraft, +ebensowenig wie die hier angezogene Spirale, da beides sich von +selbst ergebende Darstellungen bei den verschiedensten Völkern des +Erdballes sind.</p> + +<p><a id="Footnote_J_27"></a><a href="#FNanchor_J_27"><span class="label">276</span></a> A. a. O. II. 360-362. 384.</p> + +<p><a id="Footnote_J_28"></a><a href="#FNanchor_J_28"><span class="label">277</span></a> Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. 1882. 430 ff. — +Vergl. den Bericht von <span class="smcap">Hawelka</span> über die Ausgrabungen der +k. archäolog. Kommission in Sibirien. Mitteil. Wiener Anthropol. +Ges. VII. 221 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_J_29"></a><a href="#FNanchor_J_29"><span class="label">278</span></a> <span class="smcap">Ph. J. von Strahlenberg</span>, Das Nord- und +östliche Teil von Europa und Asia. Stockholm 1730. 313. 317. 356. +359. 399 und Taf. III. IV und XX.</p> + +<p><a id="Footnote_J_30"></a><a href="#FNanchor_J_30"><span class="label">279</span></a> <span class="smcap">Meynier</span> et <span class="smcap">L. d'Eichthal</span>, Les +Tumuli des anciens habitants de la Sibérie, Revue d'Anthropol. +1874. 270. 274.</p> + +<p><a id="Footnote_J_31"></a><a href="#FNanchor_J_31"><span class="label">280</span></a> Mitteil. der sibirischen Abteilung der russ. geogr. +Ges. II. Heft 4 u. 5. 1872. — Arch. f. Anthropologie. XI. 318.</p> + +<p><a id="Footnote_J_32"></a><a href="#FNanchor_J_32"><span class="label">281</span></a> <span class="smcap">Schott</span> in Verhandl. Berl. Anthropol. Ges. +1883. 242.</p> + +<p><a id="Footnote_J_33"></a><a href="#FNanchor_J_33"><span class="label">282</span></a> <span class="smcap">H. Vambéry</span>, Die primitive Kultur des +turko-tatarischen Volkes. Leipzig 1879. 174-177.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="page128"></a>Seite 128</span> Das Bekanntwerden der Amerikaner mit dem Eisen.</h2> + + +<p><em class="gesperrt">Eisen im vorkolumbischen Amerika unbekannt.</em> Sir <span class="smcap">John +Lubbock</span> erzählt, daß bei der Entdeckung Amerikas am La Plata +eine Völkerschaft gewohnt habe, welche mit Eisen beschlagene +Pfeile besaß; die Beschläge wurden, wie man glaubt, aus Klumpen +gediegenen Eisens gewonnen.<a id="FNanchor_K_1"></a><a href="#Footnote_K_1" class="fnanchor">[283]</a> <span class="smcap">Lubbock</span> führt keine +Quelle für diese Angabe an; bestätigt sich dieselbe, so kann +es sich nur um Meteoreisen handeln, das von jenen Indianern +etwa ähnlich wie von den Eskimos verwendet wurde. Dahin gehört +wohl auch, was <span class="smcap">Acosta</span> von eisernen Keilen (<i>cuños de +hierro</i>) berichtet, die in Paraguay als Münze umliefen.<a id="FNanchor_K_2"></a><a href="#Footnote_K_2" class="fnanchor">[284]</a> Es +läßt sich sonst keine Spur von Eisenverwendung im vorkolumbischen +Amerika nachweisen. Die Mounds des Mississippithales enthalten +nach <span class="smcap">Squier</span> Silber-, Kupfer-, Stein- und Knochengeräte, +aber kein Eisen ist — von einem einzigen Meteoreisenfunde +abgesehen — gefunden worden.<a id="FNanchor_K_3"></a><a href="#Footnote_K_3" class="fnanchor">[285]</a> Nirgends weist die Sprache der +alten Kulturvölker Amerikas auf das Eisen hin, und wo Spanier, +Portugiesen, Engländer mit den Eingeborenen in Berührung kamen, +bestätigen sie überall die Unbekanntschaft derselben mit dem +Eisen. Von den Cariben schrieb 1494 <span class="smcap">Kolumbus</span>, daß sie, +weil sie kein Eisen besäßen, ihre Pfeilspitzen aus Schildpatt +oder Fischstacheln herstellten.<a id="FNanchor_K_4"></a><a href="#Footnote_K_4" class="fnanchor">[286]</a> Der Eindruck, welchen die +Unbekanntschaft der Eingeborenen der neuen Welt mit dem Eisen +auf die ersten Entdecker hervorbrachte, war ein tiefer, und zwei +Jahre nach der Auffindung Amerikas durch <span class="smcap">Kolumbus</span> schrieb +Dr. <span class="smcap">Chanca</span> an das Domkapitel zu Sevilla: „<i>Tienen +muchas ferramientas, ansi como hachas e azuelas hechas de piedra +tan gentiles é tan labradas que es maravilla como sin fierro se +pueden hacer.</i>“ Mit ihren trostlosen Werkzeugen aus Stein und +Muschelschalen verfertigten sie Skulpturen aus Holz, Götzenbilder, +kunstreich geschnitzte Sessel und Zieraten für die Schnäbel der +Schiffe. Am besten geriet diese Industrie den kunstsinnigen +Bewohnern der Insel Guanaba im Westen von Haiti. Gold wurde als +Schmuck geschätzt und in der Nase getragen; auf Haiti verarbeitete +man es zu <span class="pagenum"><a id="page129"></a>Seite 129</span> Stangen und mancherlei anderen Dingen, +namentlich zu Marken, die mit guten Steinen besetzt waren; auch +von goldenen Kronen der Kaziken ist die Rede; doch verstanden +sie — worauf in kulturhistorischer Beziehung viel ankommt — es +nicht zu schmelzen, sondern nur zu hämmern.<a id="FNanchor_K_5"></a><a href="#Footnote_K_5" class="fnanchor">[287]</a> Wie findig aber +die Eingeborenen Kubas sich dem neuen Metall gegenüber zeigten, +erkennen wir daraus, daß sie, wie <span class="smcap">Oviedo</span> (lib. VII. cap. +8) bezeugt, es verstanden, sich der eisernen Fesseln in spanischen +Gefängnissen zu entledigen, indem sie Schnüre aus den Fasern des +Henequenhanfes mit feinem Sande bestreuten und die Ketten so +durchfeilten<a id="FNanchor_K_6"></a><a href="#Footnote_K_6" class="fnanchor">[288]</a> — ein Fingerzeig dafür, wie auch manche Steine +bearbeitet wurden.</p> + +<p><em class="gesperrt">Verwendung von Meteoreisen bei den Eskimos.</em> Meteorisches +Eisen war bei den Amerikanern früh im Gebrauche und es wird +namentlich bei den Grönländern und Eskimos von verschiedenen +Reisenden erwähnt. In bezug auf den Kulturfortschritt, das Eisen +aus den Erzen geschmolzen zu haben, ist dieses Vorkommen des +gediegenen Metalles bei jenen Nordländern aber ohne alle Bedeutung. +Sie haben heute noch nicht, wiewohl sie mit dem europäischen Eisen +nun lange bekannt sind, die Darstellung desselben erlernt und es +liegt hierzu bei ihnen auch keine Veranlassung vor, abgesehen +davon, daß die Rohmaterialien, Eisenerz und Kohlen, meist fehlen. +Das Meteoreisen aber, welches die Eskimos zu Messern, Pfeilspitzen +etc. verwerteten, wird von ihnen wie der Stein gehandhabt und +verarbeitet durch einfaches Zuschleifen und Fassen in Holz oder +Knochen, gerade so wie das gediegene Kupfer bei südlicher wohnenden +Indianerstämmen.</p> + +<p>Als 1823 <span class="smcap">Clavering</span> und <span class="smcap">Sabine</span> den nördlichsten +Teil Ostgrönlands entdeckten, trafen sie dort unter 75° nördl. Br. +noch einige, seitdem ausgestorbene Eskimos, die zum erstenmale +weiße Menschen sahen und die auch mit den Grönländern der Westküste +in keinerlei Beziehungen standen. Dieser abgeschiedene Posten besaß +Harpunen und Speere mit Knochenspitzen, doch waren einige Spitzen +von Eisen, welches allem Anscheine nach meteorischen Ursprunges +war.<a id="FNanchor_K_7"></a><a href="#Footnote_K_7" class="fnanchor">[289]</a></p> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img032"></a> +<img src="images/img032.jpg" width="350" height="45" alt="Fig. 31."> +<p>Fig. 31. Eskimomesser mit Meteoreisen. Nach <span class="smcap">Sabine</span>.</p> +</div> + +<p>Von der Westküste Grönlands kennen wir durch denselben +<span class="smcap">Sabine</span> auch verarbeitetes Meteoreisen. Als er 1818 mit +<span class="smcap">John Ross</span> den kleinen Eskimostamm am Kap York (am Eingange +des Smithsundes) <span class="pagenum"><a id="page130"></a>Seite 130</span> entdeckte, fielen ihm sogleich die +Messer dieser Polarmenschen auf. Er berichtet<a id="FNanchor_K_8"></a><a href="#Footnote_K_8" class="fnanchor">[290]</a>: „Jeder der uns +am 10. August besuchenden Eskimos, und ich glaube jeder der uns +später besuchenden, besaß ein roh gearbeitetes Instrument, welches +die Stelle eines Messers vertrat. Der Griff war aus Knochen von +23-28 cm lang und dem Handgriffe eines Einschlagemessers ähnlich +gearbeitet; in einem auf der Kante entlang laufenden Einschnitte +sind dann eine Anzahl plattgeschlagener Eisenstückchen, von drei +bis zu sieben Stück bei einzelnen Messern und gewöhnlich bis zur +halben Länge des Messers, eingefügt. Keines dieser Stücke war an +dem Handgriffe besonders befestigt, mit Ausnahme des die Spitze +bildenden, welches in der Regel zweischneidig und roh vernietet +war (Fig. <a href="#img032">31</a>). In der ersten Antwort auf unsere Frage, woher sie +das Eisen erhalten hätten, wurde uns zu verstehen gegeben, sie +hätten es am Meeresufer gefunden, und wir vermuteten, es stamme +von den Beschlägen gelegentlich an die Küste getriebener Tonnen. +Nur wunderten wir uns über die Leichtigkeit, mit welcher sie ihre +Messer hergaben; sie erhielten allerdings unendlich viel bessere +Messer im Austausche gegen die ihrigen, es schien uns aber doch, +als ob sie das so zufällig erhaltene Eisen nicht so hoch schätzten, +als wir erwarten konnten. Das veranlaßte eine Diskussion unter +uns, bei welcher einige der bei der Befragung der Eskimos in der +Kajüte zugegen gewesene Offiziere bezweifelten, daß der Dolmetscher +<span class="smcap">Zacheus</span> richtig verstanden worden sei; er wurde also +wieder herbeigeholt und ihm gesagt, man wünsche zu wissen, was über +das Eisen an den Messern, von denen eins auf dem Tische lag, gesagt +worden sei, worauf man ihm das, was er anzugeben hatte, ohne ihn +zu unterbrechen oder ihm einzuhelfen, sagen ließ. Er erklärte, es +sei kein englisches oder dänisches, sondern Eskimoeisen; es komme +von zwei großen Steinen auf einem Hügel, nahe an einer Gegend +der Küste, an der wir kürzlich vorbeigefahren und die jetzt noch +in Sicht sei. Die Steine seien sehr hart; kleine Stücke würden +davon ab- und zwischen anderen Steinen plattgeschlagen. Diesen +<span class="pagenum"><a id="page131"></a>Seite 131</span> Bericht wiederholte er gleichmäßig mehrere Mal, so daß der +Sinn desselben nicht zweifelhaft bleiben konnte. Ferner brachten +wir von ihm heraus, daß er von dem Vorkommen solcher Steine in +Südgrönland nie gehört habe, daß die Eskimos ausgesagt hätten, +sie wüßten von keinen anderen Steinen außer diesen beiden und +endlich, daß das Eisen, so wie es von dem Steine losgebrochen +werde, unverändert vor uns liege und im kalten Zustande platt +gehämmert worden sei. Unsere späteren Besucher bestätigten obigen +Bericht mit dem Hinzufügen eines merkwürdigen Umstandes, nämlich, +daß die beiden Steine nicht gleichartig seien. Der eine nämlich +bestehe ganz und gar aus Eisen und sei so hart und schwierig zu +zerschlagen, daß sie das nötige Metall lediglich aus dem anderen, +in der Hauptsache aus einer harten, dunklen Gesteinsart bestehenden +Blocke entnähmen.<a id="FNanchor_K_9"></a><a href="#Footnote_K_9" class="fnanchor">[291]</a> Aus den abgeschlagenen Bruchstücken gewännen +sie dann kleine Eisenstückchen, welche sie so flach schlügen, wie +wir sie vor uns sähen. Der Hügel, wo das Meteoreisen vorkommt, +wird von den Eingeborenen <i>Sowilie</i> (<i>Sauwilie</i>) +genannt, abgeleitet von <i>Sowie</i> (<i>Sauwie</i>), dem bei den +Grönländern gebräuchlichen Namen für Eisen. <span class="smcap">Zacheus</span> sagte +mir, das Wort bedeute eigentlich einen „harten, schwarzen Stein“, +aus dem die Eskimos Eisen zu ihren Messern gewannen, ehe die Dänen +Eisen bei ihnen einführten, und daß nun das Eisen, als zu gleichem +Zwecke dienend, auch denselben Namen bekommen habe. Ich meine nun, +daß die nördlichen Eskimos den Namen in ähnlicher Weise für das +so zufällig von ihnen gefundene Eisen benutzten. Der Bericht über +Kapitän <span class="smcap">Cook</span>'s dritte Reise belehrt uns, daß die Bewohner +des in unmittelbarer Nachbarschaft der Beringstraße belegenen +Nortonsundes ihr von den Russen bezogenes Eisen <i>Shawie</i> +nannten, was offenbar dasselbe Wort ist. Die eigentümliche Farbe +dieser Eisenstücke, ihre Weichheit und Freiheit von Rost ließen +es als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß sie aus Meteoreisen +beständen, wie auch seitdem die Analyse nachgewiesen hat.“</p> + +<p>Soweit der interessante Bericht <span class="smcap">Sabine</span>'s, der uns +die nördlichen, 1818 entdeckten Eskimos im Besitze von +Meteoreisenmessern zeigt, über deren Herstellung wir genau +unterrichtet werden. Würden wir noch Zweifel hegen an der +meteorischen Natur des Eisens der Eskimomesser, so würden dieselben +zerstört durch die 1870 erfolgten riesigen Meteoreisenfunde im +nördlichen Westgrönland <span class="pagenum"><a id="page132"></a>Seite 132</span> durch <span class="smcap">Nordenskiöld</span>, sowie +das anderweitig konstatierte Vorkommen von Meteoreisenmessern bei +Eskimos.</p> + +<p>Es scheint in diese Kategorie auch das Eisen zu gehören, welches +<span class="smcap">S. Hearne</span> 1772 in einem Eskimolager am Kupferminenflusse +fand, bei einem Stamme, der sonst gediegenes Kupfer zu Waffen und +Geräten benutzte. Es waren zwei kleine Stückchen, „eins 3,5 cm +lang und 90 mm breit, welches ein Weibermesser vorstellte, das +andere war nur 2,5 cm lang und 60 mm breit. Dieses letztere war +in ein Stück Elfenbein (Walroßzahn) befestigt, so daß es ein +Mannsmesser ausmachte, dergleichen in der Hudsonsbai unter dem +Namen <i>Mokeatoggen</i> bekannt und das einzige Werkzeug sind, +dessen sie sich zur Verfertigung ihrer Holzarbeiten bedienen.“<a id="FNanchor_K_10"></a><a href="#Footnote_K_10" class="fnanchor">[292]</a></p> + +<p>Daß die sogenannten Moundbuilder im Bereiche der Vereinigten +Staaten neben den verschiedenen oben erwähnten Metallen auch +selten das Meteoreisen benutzten, dieses zu konstatieren ist +erst in der allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor des +Peabody-Museums, <span class="smcap">Putnam</span>, gelungen. Er fand in einem Mound +am Little Miami (Distrikt Anderson, Ohio) eine Kupferscheibe +mit Eisen überzogen, dessen Nickelgehalt und Hämmerbarkeit den +meteorischen Ursprung bezeugten.<a id="FNanchor_K_11"></a><a href="#Footnote_K_11" class="fnanchor">[293]</a></p> + +<p>Unser Eisen wurde in Grönland erst durch die Dänen verbreitet, +wenn auch in geringerem Maße solches den Eingeborenen schon durch +die alten normannischen Besiedler des Landes zugegangen sein kann. +Es ist dabei aber nicht zu übersehen, daß erst von der Mitte des +14. Jahrhunderts an die Eskimos von der Westküste der Davisstraße +via Smithsund nach Grönland vorrückten und mit den Normännern in +feindliche Berührung (als Skrälingar) gerieten, deren dunkle Farbe, +breite Backenknochen, Pelzkleider, Lederbote, Gerätschaften aus +Stein oder Zahn und Unbekanntschaft mit dem Eisen in den Quellen +geschildert werden.<a id="FNanchor_K_12"></a><a href="#Footnote_K_12" class="fnanchor">[294]</a> Gelegentlicher Tauschverkehr brachte +im 17. Jahrhundert — lange nach dem Eingehen der normannischen +Kolonien — den Grönländern einiges Eisen, dessen Wert man bald +erkannte, wie denn die durch <span class="smcap">Danell</span> 1654 nach Dänemark +gebrachten Grönländer, welche <span class="smcap">Olearius</span> in Flensburg kennen +lernte, stets begierig nach Eisen und Messern griffen, Geld aber +und andere Dinge, wenn ihnen die Wahl gestattet <span class="pagenum"><a id="page133"></a>Seite 133</span> war, +liegen ließen.<a id="FNanchor_K_13"></a><a href="#Footnote_K_13" class="fnanchor">[295]</a> Noch zu <span class="smcap">Egede</span>'s Zeit (1721) waren die +Pfeil- und Lanzenspitzen der Grönländer teilweise aus Knochen und +Stein und nur teilweise aus Eisen.<a id="FNanchor_K_14"></a><a href="#Footnote_K_14" class="fnanchor">[296]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Nordwestamerika erhielt das Eisen von Asien.</em> Den westlichen +Eskimos an der Beringstraße und den ihnen benachbarten Indianern +kam die Kunde des Eisens von Asien her und zwar vereinzelt schon +vor der Ankunft der Russen am östlichen Ende der alten Welt.</p> + +<p>Die Berührungen zwischen der alten und neuen Welt sind, da wo beide +sich am meisten nähern, immer sehr mannigfaltiger Art gewesen. +Der Tauschverkehr zwischen den zu beiden Seiten der schmalen +Beringstraße angesessenen Völkern ist ein lebhafter; Lebensart und +Sitten zeigen bei den Tschuktschen der alten Welt und den Eskimos +der neuen ungemein viel Übereinstimmendes bis in die geringsten +Kleinigkeiten. „Die Amerikaner, welche wir bei Schumachins Insel +auf Amerika gesehen, sind den hiesigen Völkern (Kamtschadalen +etc.) so gleich, als ein Ei dem anderen“, schreibt der alte +<span class="smcap">Steller</span><a id="FNanchor_K_15"></a><a href="#Footnote_K_15" class="fnanchor">[297]</a>, und der Verständigung der Asiaten und +Amerikaner untereinander steht in diesem Erdwinkel nichts entgegen. +Aber auch die weiter südlich gelegenen Küsten Nordamerikas, bis +nach Kalifornien hin, haben nachweisbar asiatische Einflüsse, +wenn auch in einem weit geringeren und keineswegs nachhaltigen +Maße, erhalten. Wir meinen die mit dem Kuro Siwo oder schwarzen +Strome von Japan nach Amerika hinübergetriebenen schiffbrüchigen +Dschonken. Es sind aus dem vorigen und diesem Jahrhundert eine +große Anzahl festgestellter Fälle dieser Art bekannt; japanische +Dschonken scheiterten an den Alëuten, ja auf den Sandwichinseln, +und mit ihnen wurde stets Eisen nach der neuen Welt gebracht. So +ist es ohne Zweifel auch in der Zeit gewesen, als Europäer noch +nicht nach Nordwestamerika gelangt waren. Hieraus erklärt sich +vielleicht teilweise die Bekanntschaft der Bewohner Kaliforniens, +Oregons und der weiter nördlich wohnenden Völker mit dem Eisen, +als ihre Küsten im vorigen Jahrhundert zuerst von europäischen +Schiffen besucht wurden. Anderseits aber, und wohl vorwiegend, +kam ihnen dasselbe von Norden her, von den Russen, welche im +vorigen Jahrhundert die Länder an der Beringsee in Besitz nahmen. +Eine merkwürdige Thatsache bleibt es auch, daß die Konjagen, +<span class="pagenum"><a id="page134"></a>Seite 134</span> eines der dort wohnenden Völker, zu jener Zeit durch die +Russen den Tabak kennen lernten<a id="FNanchor_K_16"></a><a href="#Footnote_K_16" class="fnanchor">[298]</a>, welcher somit auf einem Gange +rund um den Globus zu ihnen, den Amerikanern, gelangte. Es ist aber +der Tabak ein Genußmittel, das noch schneller als das Eisen sich +verbreitete, hier aber gleichzeitig mit diesem seinen Einzug hielt. +In dieser Thatsache sehen wir aber auch eine Bestätigung dafür, +daß nicht von Osten oder Süden her das Eisen nach dem Nordwesten +Amerikas gelangt sein kann; denn die Völker in den Vereinigten +Staaten, wie die Tolteken-Azteken im Süden waren große Raucher und +durch Angelsachsen wie Spanier mit dem Eisen schon vertraut, als +der Nordwesten letzteres noch nicht kannte. Wäre das Eisen von +Osten oder Süden gekommen, sicher wäre dabei auch dem Tabakrauchen +die Bahn gebrochen worden.</p> + +<p>Die Expedition <span class="smcap">Bering</span>'s, auf welcher Amerika von +Kamtschatka aus entdeckt wurde, fällt in das Jahr 1741 und sehr +bald darauf begannen die Züge der russischen Pelzjäger nach +den Alëuten und dem amerikanischen Festlande. Aber nur langsam +verbreiteten sich Eisengeräte. <span class="smcap">Billings</span> fand 1790 auf +Unalaschka noch Nähnadeln aus den Flügelknochen der Möve gearbeitet +und Speere mit Knochenspitzen; ebenso auf Kadjak. Im Prinz +Williamssund, wo er ankerte, bezeugten die Eingeborenen eine starke +Neigung, alles, was von Eisen war, zu stehlen.<a id="FNanchor_K_17"></a><a href="#Footnote_K_17" class="fnanchor">[299]</a> Trotzdem war +hier, wie wir erwähnten, das Eisen schon vor der Ankunft der Weißen +bekannt, wiewohl die alten Steinwerkzeuge noch vorherrschten und +die Modelle für die neuen eisernen abgaben, zu denen der Stoff von +den Bestandteilen verunglückter Schiffe entnommen wurde.<a id="FNanchor_K_18"></a><a href="#Footnote_K_18" class="fnanchor">[300]</a></p> + +<p>Alle Stämme an der Westküste Nordamerikas zwischen 40° und 60° +nördl. Br. waren in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit dem +Eisen wenigstens vertraut, so fand es <span class="smcap">Cook</span> 1778 am +Nutkasund im Gebrauche, da die Haidas es von Norden oder von +japanischen Schiffbrüchigen erhalten hatten. <i>It was certainly +used in British Columbia for various purposes before the coming +of the whites.</i><a id="FNanchor_K_19"></a><a href="#Footnote_K_19" class="fnanchor">[301]</a> <span class="smcap">Vancouver</span>, dessen Reise etwas +später fällt, sah bei den Indianern am Discoveryhafen der Juan +de Fuca Einfahrt Speere, Pfeile und Fischhaken von Achat oder +Knochen, „doch hatten auch einige Pfeile eine Spitze von dünnem +glatten Eisen“. An der Johnstonestraße <span class="pagenum"><a id="page135"></a>Seite 135</span> zwischen der +Vancouverinsel und dem Festlande, fand er bei den Indianern „viele +Speere mit eisernen Spitzen“, und auch am Nutkasunde traf er +5-6 m lange Speere, die „oben eine lange polierte eiserne Spitze“ +hatten; anderseits aber traf er in derselben Region noch Lanzen +mit Schieferspitzen.<a id="FNanchor_K_20"></a><a href="#Footnote_K_20" class="fnanchor">[302]</a> Diesen Übergangszustand charakterisiert +auch <span class="smcap">Maurelle</span>, der Steuermann <span class="smcap">Bodega</span>'s, welcher +1775 nach Kap Mendocino an der nordkalifornischen Küste kam. +Die Waffen der Indianer „waren hauptsächlich Pfeile mit Spitzen +von Feuerstein, auch Kupfer und Eisen, welches sie, soviel wir +verstanden, von Norden her bekommen und worauf wir, an einem Pfeil, +das Zeichen G bemerkten. Den größten Wert setzten sie auf Eisen, +besonders Messerklingen und alte Faßringe“.<a id="FNanchor_K_21"></a><a href="#Footnote_K_21" class="fnanchor">[303]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Eisen in Kalifornien.</em> Bis hierher reicht der russische +Einfluß. Südkalifornien dagegen erhielt sein erstes Eisen aus dem +spanischen Kulturkreise, worauf noch jetzt die Funde von Eisen in +alten Gräbern deuten. <span class="smcap">Cabrillo</span> hatte 1542 im Auftrage des +Vicekönigs von Mexiko die kalifornischen Küsten aufgesucht und +damit treten spanische Metallwaren und Waffen bei den Eingeborenen +auf. Die südkalifornischen Indianergräber bergen dieselben in Menge +neben silbernen Löffeln, Porzellantassen und Pistolenläufen, so daß +über die Herkunft kein Zweifel entstehen kann. Es ist aber aus den +Grabfunden, namentlich jenen des Isthmus von Santa Catalina, die +hohe Wertschätzung zu ersehen, welche die kalifornischen Indianer +dem neuen Metall zu Teil werden ließen. Selbst kleine Stückchen +Eisen schliff man zu in der Form wie die alten Feuersteingeräte und +befestigte sie in hölzerne Hefte, ganz nach Art dieser (Fig. <a href="#img033">32</a>), +wie ein Fund von Santa Cruz Island beweist; andere Eisenstücke, die +als Grabbeigaben gefunden wurden, sind höchst sorgfältig in Stoffe +oder pelzbesetzte Scheiden eingewickelt worden, deren Spuren bei +den Funden der Gräber von La Patera sich noch deutlich erhalten +haben.<a id="FNanchor_K_22"></a><a href="#Footnote_K_22" class="fnanchor">[304]</a></p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img033"></a> +<img src="images/img033.jpg" width="250" height="88" alt="Fig. 32."> +<p>Fig. 32. Europäisches Eisen von Indianern nach Art der +Feuersteinspitzen in Holz gefaßt. Nach U. S. Geogr. Surveys, +west of 100th meridian.</p> +</div> + +<p><span class="pagenum"><a id="page136"></a>Seite 136</span> Auch anderwärts dieselbe Wertschätzung der ersten +zugeführten Eisenstückchen und deren Mitgabe in Gräber! In den +alten Indianergräbern von Kantunile in Yukatan fand man neben +Perlen, geschnitzten Muschelschalen, auch thönerne Vasen bis zum +Rande gefüllt mit Pfeilspitzen aus Obsidian und dazwischen ein +Federmesser mit Hornschale in höchst zerfressenem Zustande. <i>At +the time of the conquest it was doubtless considered precious, +worthy of being buried with the heirlooms of its owner, and of +accompanying him to the world of spirits.</i><a id="FNanchor_K_23"></a><a href="#Footnote_K_23" class="fnanchor">[305]</a></p> + +<p>So geht naturgemäß die Ausbreitung der Kenntnis des Eisens bei den +amerikanischen Eingeborenen mit der Entdeckungsgeschichte Hand in +Hand, sie läßt sich mit Hilfe derselben leicht weiter verfolgen. Es +erscheint hierbei aber als eine Thatsache, daß die Eingeborenen, +wiewohl sie das neue Metall kennen lernten, nur in den seltensten +Fällen selbst zur Darstellung desselben schritten. Europa führte +es ihnen in genügender Menge und billig zu im Austausche gegen die +leicht zu erhaltenden heimischen Naturprodukte, deren schnelle +und einfache Gewinnung den Antrieb zur Selbstbereitung des Eisen +hinfällig machen mußte. Es erscheint daher auffallend und als +Ausnahme, wenn <span class="smcap">Musters</span> berichtet, daß die Patagonier es +gelernt hätten, Eisenerz zu reduzieren und das gewonnene Eisen +zu Bolaskugeln zu schmieden. Diese Südamerikaner sind nach ihm +geschickte Eisenarbeiter; sie verfertigen aus jedem Stückchen +Metall, das sie durch Diebstahl, Handel oder Wraks von der Küste +bekommen, ein Messer oder Beil. Aber auf kaltem Wege, denn sie +benutzen dazu onomatopoetisch <i>Kikerki</i> genannte Feilen, +die sie auf dem Handelswege erhalten.<a id="FNanchor_K_24"></a><a href="#Footnote_K_24" class="fnanchor">[306]</a> Die Indianer der +Vereinigten Staaten haben sich nirgends — es sei denn da, wo sie +ansässig in den Reservationen wurden — zum Schmieden, geschweige +denn zur Herstellung des Eisens bequemt. Die <i>Wihinkpi</i> oder +Pfeile der Dakota sind jetzt mit eisernen Spitzen statt solcher +von Feuerstein versehen. Aber dieses Eisen ist europäisches +(oder nordamerikanisches) Bandeisen, einfach kalt auf Steinen +zugeschliffen.<a id="FNanchor_K_25"></a><a href="#Footnote_K_25" class="fnanchor">[307]</a></p> + +<p>Nach <em class="gesperrt">Traditionen</em> und <em class="gesperrt">Sagen</em> in bezug auf das Eisen +bei den Amerikanern zu forschen, erscheint bei der Sachlage nicht +am Platze, es sei denn, daß man die Frage erweiterte und nach der +Herkunft der Metalle frage. Es fehlt nicht an Andeutungen, daß die +Metallarbeiter <span class="pagenum"><a id="page137"></a>Seite 137</span> in ähnlicher Weise hoch geschätzt wurden, +wie in anderen Ländern. Einer alten Tradition zufolge soll bei den +Thlinkithen in Nordwestamerika ein Weib die Kunst, zu schmieden, +erfunden haben, weshalb ihr auch eine fast göttliche Verehrung zu +teil wurde. Noch zu <span class="smcap">Holmberg</span>'s Zeit wurde diese Kunst +als Geheimnis bewahrt und lebte als Erbteil in gewissen Familien +fort.<a id="FNanchor_K_26"></a><a href="#Footnote_K_26" class="fnanchor">[308]</a> Als <span class="smcap">Kittlitz</span> in Sitcha war, stand eine Frau an +der Chathamstreet im besonderen Rufe als Waffenschmiedin.<a id="FNanchor_K_27"></a><a href="#Footnote_K_27" class="fnanchor">[309]</a> Zwei +schiffbrüchige Seeleute wurden noch in diesem Jahrhundert von den +Klatsopindianern an der Mündung des Columbia als Sklaven gehalten +<i>until it was found, that one was a worker in iron, of which the +Indians began to see the value, when they made him a chief</i>.<a id="FNanchor_K_28"></a><a href="#Footnote_K_28" class="fnanchor">[310]</a></p> + +<p>Ich will hier, wo ich die Darstellung der Einführung des Eisens bei +den Indianern verlasse, noch auf eine Tradition hinweisen, die ich +bei Abbé <span class="smcap">Petitot</span><a id="FNanchor_K_29"></a><a href="#Footnote_K_29" class="fnanchor">[311]</a> finde und die auf die Entdeckung +und Ausarbeitung des Eisens aus <i>fer oligiste</i> durch die +Tinnéindianer hinweist. Ich kann mich indessen einiger Zweifel über +diese Darstellung nicht erwehren und glaube, daß hier „Kupfer“ +statt Eisen zu lesen ist, worauf die <i>substance dure et rouge</i> +hinweist. Die Tinné erzählen also: Einer der ihrigen gelangte an +den Lé-kota-la-délin, einen Zufluß des Mackenzie. <i>Il apperçut +une substance dure et rouge, semblable à la fiente de l'ours noir +frugivore; c'est pourquoi il l'appela sa-tsonne (fumées d'ours). +C'était du fer oligiste. Jusqu'alors les Dènè s'étaient servis +d'armes et d'outils de pierre; toutefois ils devaient connaître +le métal, car leur tradition dit que jusqu'à la trouvaille du +vieillard, ils n'en avaient point vu sur le nouveau continent. De +ce fer ils se fabriquèrent des aiguillettes ou alènes de la longeur +du petit doigt, qu'ils vendaient pour dix peaux d'orignal aux +Esba-t'a-ottiné de la rivière des Liards.</i></p> + +<p><em class="gesperrt">Sprachliche Bezeichnungen für Eisen bei den Amerikanern.</em> +Die Völker Amerikas, welche durch die Spanier das Eisen kennen +lernten, nahmen mit der fremden Sache keineswegs den fremden Namen +an, sondern bildeten aus dem heimischen Wortvorrat mit Anlehnung +an die eigenen Bezeichnungen für Metall und Kupfer eine neue +zusammengesetzte Bezeichnung. In <span class="smcap">Molina</span>'s <i>Vocabulario +de la lengua Mexicana</i>, Mexico 1571, ist <i>hierro metal</i> +mit <i>tlitic tepuztli</i> wiedergegeben. <i>Tlitic</i> wird als +<i>cosa negra</i> erklärt und <span class="pagenum"><a id="page138"></a>Seite 138</span> <i>tepuztli</i> als <i>cobre +o hierro</i>; wir hätten danach bei den Mexikanern ein „schwarzes +Kupfer“ für Eisen.</p> + +<p>Die Völker des südlichen Kulturkreises verfuhren in ähnlicher +Weise; hier erscheint das Wort <i>qquillay</i>, <i>cquellay</i>, +<i>quellaya</i> für Eisen. Im ältesten Wörterbuche der +Quichuasprache<a id="FNanchor_K_30"></a><a href="#Footnote_K_30" class="fnanchor">[312]</a> ist aber <i>quillay</i> zugleich mit +<i>hierro</i> und <i>metal</i> erklärt, so daß wir auch in +der Quichuasprache eine Übertragung des Begriffes Metall auf +Eisen annehmen dürfen. Freilich giebt <span class="smcap">Holguin</span><a id="FNanchor_K_31"></a><a href="#Footnote_K_31" class="fnanchor">[313]</a> +<i>qquillay</i> einfach als <i>hierro</i> und hat für <i>metal +o cobre</i> das Wort <i>anta</i> und <i>puca anta</i> (rotes +<i>anta</i>); daß aber in dem Worte <i>qquillay</i> nur die +Bedeutung Metall zu suchen ist, beweist uns das Aymara, denn +hier heißt<a id="FNanchor_K_32"></a><a href="#Footnote_K_32" class="fnanchor">[314]</a> <i>hierro</i> = <i>yauri</i> und <i>quellaya +yauri</i>. <i>Yauri</i> aber wird als <i>cobre</i> erklärt und +<i>quellaya</i> als <i>hierro de Castilla</i>. So ist es auch +im Araukanischen<a id="FNanchor_K_33"></a><a href="#Footnote_K_33" class="fnanchor">[315]</a>, wo <i>hierro</i> und <i>metal</i> = +<i>pañilhue</i> heißen und Kupfer speziell als <i>cum-pañilhue</i> +(rotes <i>pañilhue</i>) erklärt wird, und im <i>Moxa</i><a id="FNanchor_K_34"></a><a href="#Footnote_K_34" class="fnanchor">[316]</a>, wo +es heißt <i>hierro</i> = <i>tumore</i>; <i>tumore</i> aber wird +durch <i>todo genero de metal</i> erläutert.</p> + +<p>Die Arowaken in Guiana nennen das Eisen <i>siparalli</i> und den +Stein <i>siba</i>, woraus sich leicht das erstere ableiten läßt; +wenn nun die benachbarten Galibi für Eisen dasselbe Wort wie die +Arowaken, nämlich <i>siparali</i> und <i>sibarari</i> gebrauchen, +für Stein aber <i>topu</i> haben, so erklärt sich dieses sicher +dadurch, daß sie durch die Arowaken das fremde Metall kennen +lernten und dabei den arowakischen Namen annahmen.<a id="FNanchor_K_35"></a><a href="#Footnote_K_35" class="fnanchor">[317]</a></p> + +<p>Noch ein paar Beispiele. Der Indianer Costaricas bezeichnet Eisen +und alles, was daraus bereitet ist, mit dem Worte für Messer, +<i>tabé</i>. Danach ist ein eiserner Topf <i>tabé-ung</i>, wörtlich +Messerthongefäß.<a id="FNanchor_K_36"></a><a href="#Footnote_K_36" class="fnanchor">[318]</a></p> + +<p>Einfacher noch behelfen sich die Tsimsian, ein Stamm der +Thlinkithen im Washington Territory, welche das Eisen mit ihrem +Worte für schwarz, <i>tuts</i>, benannten.<a id="FNanchor_K_37"></a><a href="#Footnote_K_37" class="fnanchor">[319]</a></p> + + +<h3 class="nofloat">Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_K_1"></a><a href="#FNanchor_K_1"><span class="label">283</span></a> <span class="smcap">Lubbock</span>, Die vorgeschichtliche Zeit. Jena +1874. I. 244.</p> + +<p><a id="Footnote_K_2"></a><a href="#FNanchor_K_2"><span class="label">284</span></a> <span class="smcap">Acosta</span>, Historia natural y moral de las +Indias. Sevilla 1590. 199.</p> + +<p><a id="Footnote_K_3"></a><a href="#FNanchor_K_3"><span class="label">285</span></a> Transact. Americ. Ethnolog. Soc. II. 164. New-York +1848.</p> + +<p><a id="Footnote_K_4"></a><a href="#FNanchor_K_4"><span class="label">286</span></a> <span class="smcap">Bastian</span>, Kulturländer des alten Amerika. +II. 677.</p> + +<p><a id="Footnote_K_5"></a><a href="#FNanchor_K_5"><span class="label">287</span></a> <span class="smcap">Navarrete</span>, Coleccion de los viages etc. +Madrid 1825. I. 98. 115. 118. — <span class="smcap">Waitz</span>, Anthropologie. IV. +325.</p> + +<p><a id="Footnote_K_6"></a><a href="#FNanchor_K_6"><span class="label">288</span></a> <span class="smcap">Peschel</span>, Zeitalter der Entdeckungen. 179. +182.</p> + +<p><a id="Footnote_K_7"></a><a href="#FNanchor_K_7"><span class="label">289</span></a> <span class="smcap">Petermann</span>'s Mitteilungen. 1870. 326.</p> + +<p><a id="Footnote_K_8"></a><a href="#FNanchor_K_8"><span class="label">290</span></a> Quarterly Journal of Science. 1819. vol. VII. 79.</p> + +<p><a id="Footnote_K_9"></a><a href="#FNanchor_K_9"><span class="label">291</span></a> Hier handelt es sich also wohl um Meteoreisen und +Meteorstein, letzterer mit eingesprengten Eisenpartikeln, die von +den Eskimos benutzt wurden.</p> + +<p><a id="Footnote_K_10"></a><a href="#FNanchor_K_10"><span class="label">292</span></a> <span class="smcap">Hearne</span>'s Reisen nach dem nördlichen +Weltmeer. Halle 1797. 118.</p> + +<p><a id="Footnote_K_11"></a><a href="#FNanchor_K_11"><span class="label">293</span></a> Bullet. soc. d'Anthrop. 1883. 438.</p> + +<p><a id="Footnote_K_12"></a><a href="#FNanchor_K_12"><span class="label">294</span></a> <span class="smcap">Konrad Maurer</span> in Zweite deutsche +Nordpolfahrt. Leipzig 1873. I. 234.</p> + +<p><a id="Footnote_K_13"></a><a href="#FNanchor_K_13"><span class="label">295</span></a> <span class="smcap">Adami Olearii</span>, Persianische +Reisebeschreibung. Hamburg 1696. 88.</p> + +<p><a id="Footnote_K_14"></a><a href="#FNanchor_K_14"><span class="label">296</span></a> <span class="smcap">Hans Egede</span>'s Beschreibung von Grönland. +Berlin 1763. 124. 125.</p> + +<p><a id="Footnote_K_15"></a><a href="#FNanchor_K_15"><span class="label">297</span></a> <span class="smcap">Steller</span>, Kamtschatka. 251.</p> + +<p><a id="Footnote_K_16"></a><a href="#FNanchor_K_16"><span class="label">298</span></a> <span class="smcap">Holmberg</span>, Völker des russ. Amerika. I. 132.</p> + +<p><a id="Footnote_K_17"></a><a href="#FNanchor_K_17"><span class="label">299</span></a> <span class="smcap">Sauer</span>, <span class="smcap">Billings</span>' Reise nach dem +russ. Asien und Amerika. Weimar 1803. 161. 179. 190.</p> + +<p><a id="Footnote_K_18"></a><a href="#FNanchor_K_18"><span class="label">300</span></a> <span class="smcap">Holmberg</span> a. a. O. I. 101.</p> + +<p><a id="Footnote_K_19"></a><a href="#FNanchor_K_19"><span class="label">301</span></a> <span class="smcap">Bancroft</span>, Native Races of the Pacific +States. I. 164.</p> + +<p><a id="Footnote_K_20"></a><a href="#FNanchor_K_20"><span class="label">302</span></a> <span class="smcap">Vancouver</span>'s +<a id="FN302">Reise.</a> Berlin 1799. I. 181. II. +233. 251. 283.</p> + +<p><a id="Footnote_K_21"></a><a href="#FNanchor_K_21"><span class="label">303</span></a> <span class="smcap">Pallas</span>, Neue nordische Beyträge. St. +Petersburg und Leipzig 1782. III. 223.</p> + +<p><a id="Footnote_K_22"></a><a href="#FNanchor_K_22"><span class="label">304</span></a> Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th +<a id="FN304">Meridian.</a> vol. VII. Archaeology. Wash. 1879. 273. Plate XV. und +Plate IV. Fig. 8.</p> + +<p><a id="Footnote_K_23"></a><a href="#FNanchor_K_23"><span class="label">305</span></a> <span class="smcap">Stephens</span>, Incidents of travel in Yucatan. +II. 344.</p> + +<p><a id="Footnote_K_24"></a><a href="#FNanchor_K_24"><span class="label">306</span></a> <span class="smcap">Musters</span>, Unter den Patagoniern. Jena 1873. +177. 183.</p> + +<p><a id="Footnote_K_25"></a><a href="#FNanchor_K_25"><span class="label">307</span></a> Nach Exemplaren im Leipziger Museum für Völkerkunde.</p> + +<p><a id="Footnote_K_26"></a><a href="#FNanchor_K_26"><span class="label">308</span></a> <span class="smcap">Holmberg</span> a. a. O. I. 28.</p> + +<p><a id="Footnote_K_27"></a><a href="#FNanchor_K_27"><span class="label">309</span></a> Denkwürdigkeiten einer Reise etc. I. 214.</p> + +<p><a id="Footnote_K_28"></a><a href="#FNanchor_K_28"><span class="label">310</span></a> <span class="smcap">Gibbs</span> in Contribut. to North Americ. +Ethnology. Wash. 1877. I. 237.</p> + +<p><a id="Footnote_K_29"></a><a href="#FNanchor_K_29"><span class="label">311</span></a> Dictionnaire de la langue Dènè-Dindjiè. Paris 1876. +XXVIII.</p> + +<p><a id="Footnote_K_30"></a><a href="#FNanchor_K_30"><span class="label">312</span></a> <span class="smcap">Thomas</span>, Grammatica de la lengua del Peru. +Valladolid (1560).</p> + +<p><a id="Footnote_K_31"></a><a href="#FNanchor_K_31"><span class="label">313</span></a> Vocabulario de lengua Quichua. Lima 1608.</p> + +<p><a id="Footnote_K_32"></a><a href="#FNanchor_K_32"><span class="label">314</span></a> <span class="smcap">Bertonio</span>, Arte y grammatica de la lengva +Aymara. Roma 1603.</p> + +<p><a id="Footnote_K_33"></a><a href="#FNanchor_K_33"><span class="label">315</span></a> <span class="smcap">Febres</span>, Arte de la lengua general del regno +de Chile. Lima 1765.</p> + +<p><a id="Footnote_K_34"></a><a href="#FNanchor_K_34"><span class="label">316</span></a> <span class="smcap">Marban</span>, Arte de la lengua Moxa (Lima 1701).</p> + +<p><a id="Footnote_K_35"></a><a href="#FNanchor_K_35"><span class="label">317</span></a> <span class="smcap">Martius</span>, Glossaria linguarum brasiliensium. +Erlangen 1863. 308. 309. 342. 350.</p> + +<p><a id="Footnote_K_36"></a><a href="#FNanchor_K_36"><span class="label">318</span></a> <span class="smcap">Gabb</span>, Indian tribes of Costarica. In +Americ. Philosoph. Soc. vol. XIV. 556. 565. Philadelphia 1875.</p> + +<p><a id="Footnote_K_37"></a><a href="#FNanchor_K_37"><span class="label">319</span></a> Contributions to North Americ. Ethnology. I. 148.</p> +</div> + + + + +<h2><span class="pagenum"><a id="page139"></a>Seite 139</span> Das Kupfer bei den Nordamerikanern.</h2> + + +<p>Ebenso wie die Eskimos das meteorische Eisen im kalten Zustande +verarbeiteten, hämmerten und meißelten, ohne daß sie es verstanden, +es zu schmieden oder gar zu gießen, so benutzten sie auch das +Kupfer; es war ihnen gleichsam ein weicher, formbarer Stein, ein +Gegenstand, der nach unserer Anschauung etwa das Übergangsstadium +von der Stein- zur Metallbenutzung fixiert. Die Eskimopfeile, die +<span class="smcap">Hearne</span> 1772 an der Mündung des Kupferminenflusses bei +den Eingeborenen fand, waren mit Spitzen aus Stein oder Kupfer +versehen. „Ihre Beile,“ schreibt er, „verfertigen sie aus einem +dicken 10-15 cm langen und 2-7 cm breiten Klumpen Kupfer. Sie +sind an ein 30-35 cm langes Stück Holz mit Schnüren festgebunden +und werden wie ein Meißel gebraucht, indem man mit einer schweren +Keule darauf schlägt, sind aber zu leicht und stumpf, um wie +ein Beil gebraucht zu werden.“ Auch „Bajonette“ in Spatenform +und in Hirschhorn gefaßt, sowie Weibermesser aus Kupfer erwähnt +<span class="smcap">Hearne</span>.<a id="FNanchor_L_1"></a><a href="#Footnote_L_1" class="fnanchor">[320]</a> Dasselbe berichtet <span class="smcap">Rae</span> von den +weiter östlich an der Repulsebai wohnenden Eskimos. „Fast alle +Geräte und Waffen dieses Volkes waren aus heimischem Kupfer +geformt, welches sie hübsch in Messer, Dolche, Speere, Lanzen- und +Pfeilspitzen gehämmert hatten.“<a id="FNanchor_L_2"></a><a href="#Footnote_L_2" class="fnanchor">[321]</a> Wahrscheinlich stammte dieses +Kupfer auch vom Kupferminenfluß, von wo es auf dem Handelswege an +die Repulsebai gelangte.</p> + +<p>Ehe die Hudsonsbaicompagnie ihre Faktorei am Churchillflusse +anlegte (ungefähr 1720), gebrauchten die nördlichen Indianer kein +anderes Metall als das Kupfer, einzelnes Eisenwerk ausgenommen, +welches etwa am Fort York (seit 1713) von ihnen eingetauscht +wurde. Alljährlich zogen sie in großer Anzahl an die Mündung +des Kupferminenflusses, um das dort gediegen vorkommende Metall +zu suchen, aus dem sie Beile, Eishacken, Lanzenspitzen, Messer, +Pfriemen, Pfeilspitzen verfertigten. „Die vielen auf diesen Reisen +ausgetretenen Fußsteige, welche an manchen Orten auf den trockenen +Steinklippen und Bergen sichtbar sind, erregen wirklich ihrer +Anzahl wegen Erstaunen.“ Noch zu <span class="smcap">Hearne</span>'s Zeit (1772) +zogen diese nördlichen (Tinné-) Indianer das Kupfer „beinahe für +jedes Werkzeug <span class="pagenum"><a id="page140"></a>Seite 140</span> dem Eisen vor, Beile etwa oder Eishacken +und Pfriemen ausgenommen. Zu diesen drei notwendigen Stücken aber +läßt sich das Kupfer nicht gut benutzen.“ Im Tauschhandel gaben sie +gleichgroße Stücken Kupfer für Eisen.<a id="FNanchor_L_3"></a><a href="#Footnote_L_3" class="fnanchor">[322]</a></p> + +<p>Eine zweite wichtige Kupferquelle für die Indianer war der +Kupferfluß oder Athna, der sich unter 60° nördl. Br. in den Stillen +Ozean ergießt und eine Menge gediegenes Kupfer auswirft, das wegen +seiner Geschmeidigkeit bei allen Stämmen der Nordwestküste im +hohen Ansehen stand. Die Anwohner desselben hämmerten es; überall +an der Nordwestküste trafen die Entdecker kupferne Lanzen- und +Pfeilspitzen bei den Indianern, und wenn <span class="smcap">Holmberg</span> sagt, +daß die Thlinklithen dieses Kupfer zu „schmieden“ verstanden, so +ist darunter doch wohl nur ein kaltes Hämmern zu verstehen, da +die Bearbeitung der Metalle im Feuer bei allen hier in Betracht +kommenden Völkern unbekannt war.<a id="FNanchor_L_4"></a><a href="#Footnote_L_4" class="fnanchor">[323]</a></p> + +<p>Die dritte und bedeutendste Quelle des gediegenen Kupfers, das von +den Indianern Nordamerikas verarbeitet wurde, zugleich das reichste +Kupfervorkommen der Erde, ist der Native-Copperdistrikt am Oberen +See auf einem Teile der oberen Halbinsel Michigan, doch gehört hier +die Verarbeitung bereits der vorkolumbischen Zeit an.<a id="FNanchor_L_5"></a><a href="#Footnote_L_5" class="fnanchor">[324]</a></p> + +<p>Die Auffindung der alten Kupferbergwerke am Oberen See erfolgte +1847 durch den Ingenieur <span class="smcap">S. O. Knapp</span>. Einer der +Schachte, welchen er untersuchte, war 8,5 m tief und mit Erde +und vegetabilischer Masse erfüllt. 5 m von der Oberfläche stieß +er auf einen 2,80 m langen Kupferklumpen, der 85 cm hoch und +60 cm dick war und über 6 Tonnen wog. Derselbe ruhte auf einem +Pfahlwerk von Holzbalken, das indessen ganz vermorscht war. +Kolossale Steinschlägel, bis 18 kg schwer, und kleine Hämmer +aus Grünstein und Porphyr, die Geräte der ehemaligen Bergleute, +lagen dabei. Auch eine roh gearbeitete Leiter aus Eichenholz und +einen auf kaltem Wege hergestellten 10 kg schweren Schlägel aus +Kupfer fand <span class="smcap">Knapp</span>, desgleichen Holzschalen, die bei +der Entwässerung des Schachtes gedient hatten. Alle Anzeichen, +namentlich die großartigen auf den <span class="pagenum"><a id="page141"></a>Seite 141</span> Halden wachsenden Bäume +deuteten an, daß dieses Werk schon seit langem verlassen sein +mußte. Ähnliche, bis 14 m tiefe Schachte wurden auf Isle Royal im +Oberen See entdeckt, und in der Ontonagongegend kann man auf 30 +englische Meilen Entfernung die Spuren der alten Kupferbergleute +verfolgen.<a id="FNanchor_L_6"></a><a href="#Footnote_L_6" class="fnanchor">[325]</a></p> + +<p>Wenn es auch auf den ersten Blick scheinen mag, als ob ein anderes +Volk als die Vorfahren der heutigen Indianer die Kupferbergwerke +am Oberen See betrieb und diese Ansicht in Amerika selbst die +herrschende ist<a id="FNanchor_L_7"></a><a href="#Footnote_L_7" class="fnanchor">[326]</a> — wo man ein besonderes, verschwundenes +Volk der Moundbuilders konstruiert hat —, so scheinen mir doch +die von Dr. <span class="smcap">E. Schmidt</span>, der sich eingehend mit dieser +Frage beschäftigte, angeführten Gründe durchschlagend, daß es die +Vorfahren der jetzigen Indianer waren, welche die Kupfergruben am +Lake superior bearbeiteten, und daß der Kupferbergbau erst nach dem +Erscheinen der Weißen (infolge auftretender Seuchen etc.) rasch +einging.<a id="FNanchor_L_8"></a><a href="#Footnote_L_8" class="fnanchor">[327]</a></p> + +<p>Dieser Verfall ist äußerst schnell eingetreten und bei den +Chippewäs der Gegenwart, die am Oberen See wohnen, ist außer +dem Wort für Kupfer (<i>pewabic</i>) nichts von dem Bergbau +ihrer Vorfahren übrig geblieben. Schon im 17. Jahrhundert, als +die alten Jesuitenväter in die Region der Seen vordrangen, +betrachteten die Indianer das Kupfer als eine Art von heiligem +Stoff. „<i>Instead of viewing copper as an object of every day +use, they regarded it as a sacred Manitou and carefully preserved +pieces of it wrapped up in skin in their lodges for many years +and this custom has been continued to modern times.</i>“<a id="FNanchor_L_9"></a><a href="#Footnote_L_9" class="fnanchor">[328]</a> +Sehr anschaulich hat dieses der Jesuit <span class="smcap">Allouez</span> in seiner +Relation geschildert: „<i>L'on trouve souvent au fond de l'eau +des pièces de cuivre tout formé, de la pesanteur de dix et vingt +livres; i'en ay veu plusieurs fois entre les mains des sauvages +et comme ils sont superstitieux, ils les gardent comme autant +de divinités, ou comme des presents que les dieux qui sont au +fond de l'eau leur <span class="pagenum"><a id="page142"></a>Seite 142</span> on faits pour estre la cause de leur +bonheur; c'est pour cela, qu'ils conservent ces morceaux de cuivre +envelopés parmi leurs meubles les plus pretieux; il y en a qui les +gardent depuis plus de cinquante ans; d'autres les ont dans leurs +familles du temps immemorial, et les cherissent comme des dieux +domestiques.</i>“<a id="FNanchor_L_10"></a><a href="#Footnote_L_10" class="fnanchor">[329]</a></p> + +<p><span class="smcap">Karl Rau</span> hat in seiner wertvollen Abhandlung über die +Tauschverhältnisse der Eingeborenen Nordamerikas<a id="FNanchor_L_11"></a><a href="#Footnote_L_11" class="fnanchor">[330]</a> auch das +Kupfer behandelt und wir ersehen daraus, daß das ästige oder +zackige gediegene Metall vom Oberen See niemals von den Indianern +geschmolzen, sondern nur gehämmert wurde; auch verstanden sie es +nicht, dasselbe mit Zinn zu legieren und so Bronze herzustellen, +einen Fortschritt, welchen die alten Peruaner und Mexikaner +kannten. Trotzdem hatten sie in der Bearbeitung des Kupfers, wie +die daraus dargestellten und erhaltenen Gegenstände bezeugen, eine +nicht geringe Geschicklichkeit erlangt (Figg. <a href="#img034">33</a>-<a href="#img035">44</a>). Bereits +die ersten Reisenden, welche Nordamerika besuchten, fanden +Kupferzieraten bei den Indianern, z. B. kupferne Ohrringe. So 1524 +<span class="smcap">Verazzano</span>; auf <span class="smcap">de Soto</span>'s Zuge sah man kupferne +Äxte (1539 bis 1543) und <span class="smcap">Henry Hudson</span> fand, als er 1609 +den nach ihm benannten Strom entdeckte, daß die Indianer Pfeifen +aus rotem Kupfer hatten. Als Quelle dieser Kupfersachen wurde aber +stets die Gegend im Inneren bezeichnet, von wo aus das Metall auf +dem Handelswege gekommen war.</p> + +<p>In den Mounds sind altindianische Kunsterzeugnisse aus Kupfer +gefunden worden, welches seiner eigentümlichen Beschaffenheit nach +— es enthält kleine Partien gediegenen Silbers — vom Oberen See +stammen muß. Namentlich <span class="smcap">Squier</span> und <span class="smcap">Davis</span><a id="FNanchor_L_12"></a><a href="#Footnote_L_12" class="fnanchor">[331]</a> +haben dieselben beschrieben und abgebildet. Es sind keltartige +Äxte, Meißel, spitze Grabstichel, Armringe, Schmucksachen. +Während die ersteren alle gehämmert sind, befinden sich unter den +letzteren 3-5 cm im Durchmesser haltende runde Scheiben, sowie +kleine Metallknöpfe, die geprägt sind. Dr. <span class="smcap">Rau</span> führt an, +daß die aus Kupfer gearbeiteten Gegenstände in den Vereinigten +Staaten übrigens ziemlich selten sind und daß auf tausende von +indianischen Steingeräten kaum einige Kupfererzeugnisse kommen. +„Ihr Vorkommen erstreckt sich von den Großen Seen bis zu den +Golfstaaten und von der <span class="pagenum"><a id="page143"></a>Seite 143</span> atlantischen Küste bis an den +Mississippi und vielleicht noch über denselben hinaus. Nimmt man, +wozu man vollständig berechtigt ist, den nördlichen Teil von +Michigan als den Punkt an, von wo <span class="pagenum"><a id="page144"></a>Seite 144</span> aus das Metall über +diesen Flächenraum verbreitet wurde, so stellt sich die Ausdehnung +des Kupferhandels als ziemlich bedeutend dar. Die Schwierigkeiten, +welche mit der Gewinnung des Kupfers verknüpft waren, machten +dasselbe zu einem wertvollen Gegenstande, der vielleicht in +ähnlicher Weise geschätzt wurde, wie in Europa die Bronze in der +ersten Periode ihrer Anwendung.“<a id="FNanchor_L_13"></a><a href="#Footnote_L_13" class="fnanchor">[332]</a></p> + +<div class="figcenter1 width500"> +<a id="img034"></a> +<img src="images/img034.jpg" width="500" height="800" alt="Figg. 33-43."> +<p>Figg. 33-43. Nordamerikanische gehämmerte +Kupfergeräte. Nach <span class="smcap">Shortt</span>.</p> +</div> + +<p>Dr. <span class="smcap">E. Schmidt</span>, welcher sich am eingehendsten mit den +prähistorischen Kupfergeräten Nordamerikas beschäftigt hat<a id="FNanchor_L_14"></a><a href="#Footnote_L_14" class="fnanchor">[333]</a>, +zeigt, daß die Verbreitung derselben eine ungleiche ist: je näher +der großen Seenregion, desto häufiger werden sie gefunden, je +ferner, also nach den Küsten des Atlantischen Meeres und des +Mexikanischen Golfes zu, desto seltener werden sie. Im Innern des +Landes findet man vorzugsweise Beile, Lanzen- und Pfeilspitzen, +Messer und Pfriemen, nach der Peripherie hin überwiegen +Schmuckgegenstände, Platten, Perlen etc. Den Erhaltungszustand +schildert Dr. <span class="smcap">Schmidt</span> als einen meist guten, da das Kupfer +zerstörenden äußeren Einflüssen leicht widersteht und die rotbraune +Oxydul- oder schwarze Oxydschicht es vor weiterer Zerstörung +schützen. Die Geräte bestehen aus fast chemisch reinem Kupfer, +dem nur Silber und zwar mechanisch in Schuppen- oder Körnerform +beigemischt ist. „Die Verbindung beider Metalle ist so fest, daß +es gelingt, beide zusammen zu silberplattierten Kupferplatten +auszurecken.“ Daß die Geräte stets nur gehämmert und niemals +gegossen sind, wurde schon hervorgehoben, und ebensowenig war +den alten amerikanischen Kupferschmieden das Löten bekannt. Die +Versuche, welche Dr. <span class="smcap">Schmidt</span> mit den alten Kupfermessern, +Lanzen und Beilen in bezug auf ihre Brauchbarkeit anstellte, +ergaben sehr günstige Resultate. Mit einem 10 mm dicken Kupferbeile +bearbeitete er Buchen- und Tannenholz, aber nach viertelstündigem +Gebrauche war nicht die geringste Scharte daran wahrzunehmen. „Als +ich dasselbe Beil dagegen an ganz weichem Stein (pariser Grobkalk) +versuchte, machte jeder Hieb starke, rauhe Scharten.“<a id="FNanchor_L_15"></a><a href="#Footnote_L_15" class="fnanchor">[334]</a></p> + +<p>„Prähistorisch“ sind diese Kupfergeräte aber nur mit Einschränkung +zu nennen. Sie sind in ihrer ganzen Art zu sehr mit jenen verwandt, +welche wir bei den weiter nördlicher wohnenden Indianern oben +kennen lernten, als daß wir auf ein weit rückwärts entlegenes Volk +schließen sollten, von dem sie stammen dürften.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page145"></a>Seite 145</span> Wir sehen also die Kupfergeräte und Waffen der +nordamerikanischen Indianer wesentlich aus drei verschiedenen +Quellen stammen und jede dieser Quellen beherrschte einen +geographisch abgegrenzten Bezirk. 1. Vom Kupferminenflusse +bezogen die Eskimos und die nördlichen Indianer ihr Kupfer; 2. +vom Athna- oder Kupferflusse die Anwohner der pazifischen Küste +von der Beringstraße bis Kalifornien; 3. vom Oberen See die +Bewohner der heutigen Vereinigten Staaten bis zum Atlantischen +Ozean und Mexikanischen Golf. Nach Westen zu scheinen aber die +Kupfergegenstände aus dieser Quelle nicht allzuweit vorgedrungen zu +sein. In der „Archäology“ der <i>U. S. Geographical Surveys west +of the 100th Meridian</i> ist nirgends von aufgefundenen alten +Kupfergeräten oder Waffen die Rede.</p> + +<p>Soviel vom Gebrauche des Kupfers bei den nordamerikanischen +Völkern. Aber benutzten sie auch das Kupfer, so waren sie darum +doch noch nicht in die Metallzeit eingetreten, denn das Material +wurde von ihnen wie Stein behandelt. Der große Kulturfortschritt +der Behandlung der Erze mit Feuer und die Reduktion derselben durch +Kohlen, das Gießen, Schmieden, Löten war den Indianern Nordamerikas +unbekannt. Diesen finden wir aber bei den südlicher wohnenden +ackerbauenden Völkern, welche bei Ankunft der Europäer in der +„Bronzezeit“ standen.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_L_1"></a><a href="#FNanchor_L_1"><span class="label">320</span></a> <span class="smcap">S. Hearne</span>'s Reise nach dem nördlichen +Weltmeer. Halle 1797. 117.</p> + +<p><a id="Footnote_L_2"></a><a href="#FNanchor_L_2"><span class="label">321</span></a> <span class="smcap">Rae</span> in Transact. Ethnolog. Soc. New Series. +IV. 148 (1866).</p> + +<p><a id="Footnote_L_3"></a><a href="#FNanchor_L_3"><span class="label">322</span></a> <span class="smcap">Hearne</span> a. a. O. 122. 123.</p> + +<p><a id="Footnote_L_4"></a><a href="#FNanchor_L_4"><span class="label">323</span></a> <span class="smcap">Bancroft</span>, Native Races of the Pacific +States. I. 135. — <span class="smcap">Holmberg</span>, Völker d. russ. Amerika. I. +27.</p> + +<p><a id="Footnote_L_5"></a><a href="#FNanchor_L_5"><span class="label">324</span></a> Die geologischen Verhältnisse des Kupferdistrikts +sind geschildert im Geological Survey of Michigan. Upper Peninsula +1869-73. Part. II. Copper bearing rocks, by <span class="smcap">R. Pumpelly</span>. +Danach der Auszug von Dr. <span class="smcap">E. Schmidt</span> im Archiv f. +Anthropologie. XI. 91.</p> + +<p><a id="Footnote_L_6"></a><a href="#FNanchor_L_6"><span class="label">325</span></a> +<span class="smcap">Ch. Whittlesey</span>, Ancient <a id="FN325">mining</a> on the +shores of Lake superior. Smithson. Contr. to Knowledge, vol. XIII. +1863.</p> + +<p><a id="Footnote_L_7"></a><a href="#FNanchor_L_7"><span class="label">326</span></a> <i>The idea that the Indians formerly worked these +mines was abandoned shortly after their discovery. They possess no +tradition of copper mines, nor did their ancestors visited by the +Jesuit fathers in the early part of the 17th century obtain any +intelligence of mines.</i> <span class="smcap">Short</span>, The North Americans of +Antiquity. New York 1880. 91.</p> + +<p><a id="Footnote_L_8"></a><a href="#FNanchor_L_8"><span class="label">327</span></a> <span class="smcap">E. Schmidt</span>, Die prähistorischen +Kupfergeräte Nordamerikas. Arch. f. Anthropologie. XI. 105.</p> + +<p><a id="Footnote_L_9"></a><a href="#FNanchor_L_9"><span class="label">328</span></a> <span class="smcap">Whittlesey</span> a. a. O. 2.</p> + +<p><a id="Footnote_L_10"></a><a href="#FNanchor_L_10"><span class="label">329</span></a> Relations des Jésuits. Année 1667. Tome III. 8. +Quebecker Wiederabdruck von 1858.</p> + +<p><a id="Footnote_L_11"></a><a href="#FNanchor_L_11"><span class="label">330</span></a> Archiv für Anthropologie. V. 1 (1872).</p> + +<p><a id="Footnote_L_12"></a><a href="#FNanchor_L_12"><span class="label">331</span></a> Ancient Monuments of the Mississippi Valley. +Washington 1848. 196 bis 207.</p> + +<p><a id="Footnote_L_13"></a><a href="#FNanchor_L_13"><span class="label">332</span></a> <span class="smcap">Rau</span> a. a. O. 7. Neuere Funde lassen die +Geräte indessen nicht mehr selten erscheinen.</p> + +<p><a id="Footnote_L_14"></a><a href="#FNanchor_L_14"><span class="label">333</span></a> Archiv für Anthropologie. XI. 65 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_L_15"></a><a href="#FNanchor_L_15"><span class="label">334</span></a> A. a. O. 75.</p> +</div> + + + + +<h2>Kupfer und Bronze in Mexiko.</h2> + + +<p>In der geographischen Verbreitung der zu Geräten und Waffen von den +Amerikanern benutzten Stoffe lassen sich ganz bestimmte und genau +geschiedene Bezirke unterscheiden, bei denen die Kulturstufe und +das verwendete Material (je nach Ausbildung und Zeit) sich einander +decken. Im Norden, also im Gebiete der heutigen Vereinigten Staaten +und im britischen Nordamerika, herrschten in der vorkolumbischen +Zeit und darüber hinaus die Geräte und Waffen aus Stein und +Knochen. Von Metallen verwendete man daneben, aber stets ohne +Anwendung von Feuer, Kupfer und meteorisches Eisen. Diese beiden +wurden, wie zuerst <span class="smcap">Dana</span> bemerkte, wesentlich wie weiche +Steine angesehen. Von einer Feuerbearbeitung der Metalle, von einem +Vorkommen von Bronze, geschweige <span class="pagenum"><a id="page146"></a>Seite 146</span> denn von der Herstellung +von Legierungen und künstlerischer Bearbeitung des Metalles ist +keine Rede.</p> + +<p>Südlich von diesem eben abgegrenzten Gebiete, dessen Bewohner +unkultivierte Jäger- und Fischernomaden waren, dehnt sich das +Gebiet der Bronze aus, welches mit dem Territorium der Kulturvölker +Amerikas zusammenfällt. Die Bronze herrschte, wenn auch keineswegs +ausschließlich und im Parallelgebrauch mit anderen Materialien, +südlich von 30° nördl. Br. durch das heutige Mexiko, teilweise +Centralamerika und dann auf der Südhälfte des Kontinentes in dessen +andinischem Westen bis abermals zum 30° südl. Br. Es umfaßte +dieses Gebiet die alten Kulturstaaten Mexikos, Kolumbiens und +Perus. Was östlich und südlich von diesen lag, nahm wiederum eine +ähnliche Stellung in bezug auf die zu Waffen und Geräten verwandten +Materialien ein wie der Norden, ja stand noch tiefer als derselbe. +Die Jägernomaden des westlichen Südamerika erhoben sich niemals +über den Gebrauch der Steine und Knochen. Anfänge des Ackerbaues +waren allerdings hier (wie in Nordamerika) vorhanden<a id="FNanchor_M_1"></a><a href="#Footnote_M_1" class="fnanchor">[335]</a>, was sie +aber etwa an Metallen besaßen, war wenig und ihnen vom Westen auf +dem Wege entlang der großen Flüsse zugeführt. <span class="smcap">Orellana</span> +fand auf seiner Fahrt den Amazonas abwärts bei den Omaguas eine +kupferne Axt, wie sie in Peru gebräuchlich war; die Guarani aus +der Gegend vom heutigen Assuncion am Paraguay führten an der Stirn +einen glänzenden Metallschmuck, als sich 1540 <span class="smcap">Alvar Nunez +Cabeça de Vaca</span> mit einer Expedition zur Aufsuchung einer +Verbindung mit dem Hochlande der Anden in ihrem Lande befand<a id="FNanchor_M_2"></a><a href="#Footnote_M_2" class="fnanchor">[336]</a>, +und auch dieser Metallschmuck ist zweifelsohne aus dem Westen +bezogen worden.</p> + +<p>Auch ohne das Eisen zu kennen, waren die mexikanischen und +peruanischen Kulturvölker zu einer vergleichsweise hohen Stufe +emporgestiegen. Das Kupfer, welches sie zu härten verstanden +und die Bronze, welche sie darstellten, lieferten ihnen Ersatz +und genügten ihnen, um jene Kunstwerke zu schaffen, welche das +Erstaunen <span class="pagenum"><a id="page147"></a>Seite 147</span> aller Konquistadoren waren. <span class="smcap">Cortez</span>, +in einem seiner Berichte an Kaiser Karl V., ruft aus: „Was kann +großartiger sein, als daß ein Barbarenfürst (Montezuma) wie +dieser, Nachbildungen in Gold, Silber, Edelsteinen und Federn +besaß, von allen Dingen, die unter dem Himmel seines Gebietes +zu finden sind; und zwar so natürlich in Gold und Silber, daß +es keinen Goldschmied in der Welt giebt, der sie besser machen +könnte, und die in Edelsteinen von der Art, daß die Vernunft +nicht ausreicht, zu begreifen, mit welchen Instrumenten eine so +vollkommene Arbeit gemacht sei.“<a id="FNanchor_M_3"></a><a href="#Footnote_M_3" class="fnanchor">[337]</a> Im alten Mexiko wurde der +Ackerbau mit Hilfe von Bewässerungsanlagen betrieben, alle Künste +und Gewerbe blühten, Weberei, Färberei, Malerei, Bilderschrift +zeigten einen verhältnismäßigen Grad von Vollendung; die Ruinen +der alten Bauten beweisen uns, daß Meister in der Architektur hier +hausten, die Verwaltung war eine geregelte, das Hofzeremoniell ein +fein durchgebildetes, und wer an der Civilisation des alten Mexiko +zweifeln wollte, den werden die von <span class="smcap">Cortez</span> mit Auffallen +bemerkten Bettlergilden eines anderen belehren, denn Bettelei kann +nur da existieren, wo eine hohe Kultur sich entwickelt hat. Die +Bronzeindustrie, wie sie in Mexiko uns entgegentritt, erscheint +uns mit ihren schönen Formen, mit ihrer guten Technik erst als ein +Ausfluß der hohen Gesamtkultur dieses Volkes. Nicht die geringste +Spur und Ursache liegt aber vor, anzunehmen, daß den Mexikanern, +wie den amerikanischen Kulturvölkern überhaupt, die Kenntnis der +Bronze und ihrer Darstellung von außen her geworden sei. Es ist +ganz haltlos, wenn <span class="smcap">Worsaae</span><a id="FNanchor_M_4"></a><a href="#Footnote_M_4" class="fnanchor">[338]</a> die Äußerung thut, daß bei +Mexikanern und Peruanern die gegossenen Metallgeräte „durch fremden +Einfluß entstanden sein mögen“. Es paßt ihm das Vorkommen der +Bronzen in Amerika nicht in seine unbegründete Hypothese von dem +Ursprunge der Bronze in Indien, von wo aus ihre Kenntnis in alle +Welt gewandert sein soll.</p> + +<p>Die Schilderung der Darstellung und Verwendung der Bronze bei den +Mexikanern fällt außerhalb der Grenzen, die wir uns für diese +Abhandlung gezogen haben, da wir wesentlich die sogenannten +Naturvölker beachten, und es müssen hier einige kurze Andeutungen +genügen, die zur Charakteristik der amerikanischen Metalltechnik +noch von nöten sind. Die Metalle, welche zur Zeit der Entdeckung im +alten Mexiko benutzt wurden, finden wir aufgeführt bei <span class="smcap">Bernal +Diaz</span><a id="FNanchor_M_5"></a><a href="#Footnote_M_5" class="fnanchor">[339]</a>; es sind dieses Gold, Silber, Kupfer und Blei, die +teils in <span class="pagenum"><a id="page148"></a>Seite 148</span> rohem Zustande, teils zu Schmuck geformt, unter +den Marktwaren feilgehalten wurden. Zur Herstellung von Waffen +wurden aber die Metalle nicht häufig benutzt, wiewohl solche +aus Kupfer und Bronze vorhanden sind, auch giebt es knöcherne. +Die Hauptrolle spielte hier der Obsidian, <i>iztli</i>, aus dem +Schwerter, Sägen, Lanzen- und Dolchspitzen verfertigt wurden<a id="FNanchor_M_6"></a><a href="#Footnote_M_6" class="fnanchor">[340]</a>, +so daß hier „Steinzeit“ und „Metallzeit“ zusammenfielen.</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width250"> +<a id="img035"></a> +<img src="images/img035.jpg" width="150" height="134" alt="Fig. 44."> +<p>Fig. 44. Kupfergerät von Zocho-Xocotlan. Nach <span class="smcap">Dupaix</span>.</p> +</div> + +<p>Was das Kupfer betrifft, so erwähnen verschiedene spanische +Geschichtsschreiber, daß dasselbe von den Mexikanern sowohl zu +Zieraten, als zu Werkzeugen verwendet wurde und als Bezugsquelle +werden die Gebirge von Zacotollan angegeben.<a id="FNanchor_M_7"></a><a href="#Footnote_M_7" class="fnanchor">[341]</a> Es war nicht +nötig, dies Metall aus dem Norden, von den großen Vorkommnissen +gediegenen Kupfers am Lake superior zu beziehen, wiewohl wir durch +<span class="smcap">Ch. Rau</span> wissen, daß es von dort aus auf dem Handelswege +sehr weit verbreitet wurde. Die Mexikaner verstanden es, ihr +Kupfer derart zu härten, daß sie mit den daraus dargestellten +Beilen Bäume fällten<a id="FNanchor_M_8"></a><a href="#Footnote_M_8" class="fnanchor">[342]</a>, ja, man benutzte solche Beile nach +<span class="smcap">Herrera</span> zu Bergwerksarbeiten <i>en lugar del hierro, +porque corta como acero</i>.<a id="FNanchor_M_9"></a><a href="#Footnote_M_9" class="fnanchor">[343]</a> Der Mexikaner <span class="smcap">J. Sanchez</span> +hat neuerdings eine ganze Reihe altmexikanischer Kupfergeräte +zusammengestellt.<a id="FNanchor_M_10"></a><a href="#Footnote_M_10" class="fnanchor">[344]</a> Die Coatl, heute <i>coa</i> genannt, mit +welcher man die Erde umgrub, bestand aus Kupfer und hatte (nach +<span class="smcap">Clavigero</span>) einen Holzstiel. Ein kupferner Discus von +28 cm Durchmesser wurde zu Zapotlan (Jalisco) entdeckt. <i>Es +una pieza trabajada á martillo y cincel.</i> Mit letzterem war +wohl die menschliche Figur in der Mitte, ein Götzenbild mit +Strahlenkrone, eingraviert. Aufsehen hat der Fund des Kapitän +<span class="smcap">Dupaix</span> im Anfange unseres Jahrhunderts zu Zocho Xocotlan +(Oajaca) gemacht; er entdeckte zwei große irdene Gefäße, die 276 +Stück Tförmige Kupfergeräte von 11 cm Länge und 15 cm Breite +enthielten (Fig. <a href="#img035">44</a>). <i>Este instrumenta antiguo de cobre rojo +y muy fino es de fundicion y no de martillo.</i> Sind es die von +<span class="smcap">Torquemada</span> erwähnten Tförmigen Münzen? Letzterer schreibt: +<i>En <span class="pagenum"><a id="page149"></a>Seite 149</span> otras (partes) usaban mucho de unas monedas de cobre +casi de hechura de Tau.</i><a id="FNanchor_M_11"></a><a href="#Footnote_M_11" class="fnanchor">[345]</a> Andere halten diese Objekte für +kleine Beile. Wie Sanchez anführt, besitzt das Museum in Mexiko +auch einige kupferne Nadeln aus alten Gräbern, kupferne Ringe und +aus einem Tumulus in Huasteca Schildkröten aus Kupfer, <i>formadas +de varias piezas</i>. Von den von verschiedenen alten spanischen +Autoren erwähnten kupfernen Lanzenspitzen der Mexikaner findet sich +im Museum aber kein einziges Exemplar.<a id="FNanchor_M_12"></a><a href="#Footnote_M_12" class="fnanchor">[346]</a></p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img036"></a> +<img src="images/img036.jpg" width="250" height="134" alt="Fig. 45."> +<p>Fig. 45. Kupferaxt von Venis Meicis. Nach <span class="smcap">Putnam</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 floatright width250"> +<a id="img037"></a> +<img src="images/img037.jpg" width="250" height="133" alt="Fig. 46."> +<p>Fig. 46. Kupferaxt von Tlacolula. Nach <span class="smcap">Putnam</span>.</p> +</div> + +<p>Die im Peabody-Museum befindlichen gegossenen Kupferbeile aus +Mexiko sind von <span class="smcap">J. W. Putnam</span> beschrieben worden.<a id="FNanchor_M_13"></a><a href="#Footnote_M_13" class="fnanchor">[347]</a> Das +älteste Stück ist eine etwa centimeterdicke Axt, 7,4 cm lang und +4 cm breit, welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate S. +Luis Potosi stammt (Fig. <a href="#img036">45</a>). Diese Axt ist in einer Form gegossen +und durch Hämmerung vollendet. Mit ihr zusammen wurden Figürchen +aus Thon, zahlreiche Spinnwirtel, drei Vasen, Obsidiansplitter und +ein Steinmörser gefunden.</p> + +<p>Einen zweiten Typus vertreten die 1881 zu Tlacolula im Staate +Oajaca gefundenen, aus sehr reinem Kupfer bestehenden Äxte, von +denen sechs Stück in das Peabody-Museum gelangten, die größte mißt +15 cm in der Länge und 6 cm in der Breite. Die Stärke übersteigt +nicht 8 mm, wechselt jedoch sehr, namentlich nach der durch +Hämmerung verdünnten Schneide zu, während die Axt sonst gegossen +ist (Fig. <a href="#img037">46</a>).</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img038"></a> +<img src="images/img038.jpg" width="200" height="211" alt="Fig. 47."> +<p>Fig. 47. Kupfergerät von Teotitlan del Valle. Nach <span class="smcap">Putnam</span>.</p> +</div> + +<p>Die dritte Form, welche mit den Tförmigen Äxten von +<span class="smcap">Dupaix</span>, die oben erwähnt wurden, übereinstimmt, wurde zu +Teotitlan del <span class="pagenum"><a id="page150"></a>Seite 150</span> Valle zwischen Oajaca und Mitla gefunden +(Fig. <a href="#img038">47</a>). Es erscheint dieser Typus als Ackerbauinstrument.<a id="FNanchor_M_14"></a><a href="#Footnote_M_14" class="fnanchor">[348]</a> +Die konvexe Schneide ist 14, die Länge (mit dem Stiel aus +Kupfer) 16 cm — immerhin für eine Schaufel etwas klein und eher +den Schabemessern der Gerber entsprechend. Vier, nicht näher +beschriebene, von <span class="smcap">Charnay</span> mitgebrachte Kupferäxte aus +Mexiko, sind im Pariser ethnographischen Museum.<a id="FNanchor_M_15"></a><a href="#Footnote_M_15" class="fnanchor">[349]</a> Letzteres +besitzt auch aus der Kollection <span class="smcap">Pinart</span> sehr hübsche +mexikanische Schellen aus Kupfer.<a id="FNanchor_M_16"></a><a href="#Footnote_M_16" class="fnanchor">[350]</a> Die Kleinheit aller bisher +gefundenen mexikanischen Kupfer- und Bronzegeräte weist darauf hin, +daß diese Metalle bei den Mexikanern immerhin noch verhältnismäßig +wenig häufig waren, was auch mit der relativen Seltenheit der Funde +im Zusammenhang steht.</p> + +<p>Als <span class="smcap">Cortez</span> im Jahre 1524 dazu schritt, sich in Mexiko +selbst Geschütze zu gießen, fand er zu diesem Zwecke wohl Kupfer +vor, „aber kein Zinn, ohne welches die Stückgießerei unmöglich +ist“. Nur schwierig trieb er zu diesem Zwecke (europäische) +Zinnteller und sonstige Gefäße zusammen, aber dieser Vorrat war +bald erschöpft. Doch bald fand er unter den Eingeborenen der +Provinz Tachco (Tasco) Stückchen davon „nach Art sehr dünner +Münzen“, die dort als Geld cirkulierten und daselbst gewonnen +wurden. Kurz darauf hatte <span class="smcap">Cortez</span> die Zinngruben entdeckt, +die er nun von Spaniern mit eisernen Werkzeugen bearbeiten +ließ.<a id="FNanchor_M_17"></a><a href="#Footnote_M_17" class="fnanchor">[351]</a> So waren also die Stoffe zur Bronzebereitung vorhanden. +Die mexikanischen Bronzen enthalten im Durchschnitte 9-10% Zinn +und sind wohl geeignet, die härtesten Stoffe zu bearbeiten, doch +sind sie nur selten, auch wurde Bronze wenig zu Waffen benutzt. +Sehr schöne, in der Stadt Mexiko ausgegrabene Bronzebeile (neben +Glöckchen und Nadeln aus dieser Legierung) besitzt die Christy +Collection.<a id="FNanchor_M_18"></a><a href="#Footnote_M_18" class="fnanchor">[352]</a> Ein 98 mm langer, oben cylindrischer, nach +unten zu prismatischer, an der Schneide schräg abgeschnittener +Bronzemeißel liegt im Nationalmuseum zu Mexiko. Die Legierung +besteht aus 97,9% Kupfer, etwas über 2% Zinn und geringen Mengen +Gold und Zink. Die <span class="pagenum"><a id="page151"></a>Seite 151</span> Anwesenheit des letzteren Metalls läßt +das Alter des Instrumentes zweifelhaft erscheinen.<a id="FNanchor_M_19"></a><a href="#Footnote_M_19" class="fnanchor">[353]</a></p> + +<p>Als <span class="smcap">Kolumbus</span> auf seiner vierten Reise 1502 bei der Insel +Guanaja (Isla de Pinos) landete, traf er auf eine yukatekische, +2 m breite und aus einem Baumstamme hergestellte Galeere, deren +Ladung aus verschiedenen Produkten heimischer Industrie bestand, +darunter wieder eherne Glöckchen und Äxte, Tiegel mit Deckeln zum +Schmelzen des Kupfers und daneben hölzerne Schwerter mit Zähnen +von Feuerstein (Obsidian) besetzt.<a id="FNanchor_M_20"></a><a href="#Footnote_M_20" class="fnanchor">[354]</a> Stein- und Metallzeit +waren hier also gleichsam an Bord vereinigt und die ausdrücklich +erwähnten Schmelztiegel für Kupfer lassen uns wenigstens einiges +von den metallurgischen Prozessen der Mexikaner ahnen.</p> + +<p>Wohl erzählen die alten Autoren, daß die Mexikaner die Metalle +mit Feuer bearbeiteten und die erhaltenen Werke bestätigen dieses +durch den Augenschein; über die Methode und die dabei angewendeten +Geräte bleiben wir aber im Unklaren, doch dürfen wir etwa annehmen, +daß das Ausschmelzen des Kupfers in derselben primitiven Weise +erfolgte, wie sie etwa heute bei den Negern ausgeübt wird. +Die alten Mexikaner verstanden es zu schmelzen, zu gießen, zu +treiben; gelötete Metallsachen sind mir nicht bekannt geworden. +Einige Andeutungen über die Art, wie die Indianer die Metalle +behandelten, giebt uns <span class="smcap">Augustin de Zevallos</span>, der 1614 aus +Granada in Nicaragua einen Brief an König Philipp III. sandte, +welcher sich mit dem damaligen Zustande des heutigen Costarica +befaßte, wo die Eingeborenen noch in ziemlich ungebrochenem +Zustande lebten. Sie gaben im Tausch die Produkte ihres Landes, +unter denen <span class="smcap">Zevallos</span> erwähnt „Stücke Goldes in Form von +Adlern, Schlangen, Kröten, Spinnen, Medaillen, Schaumünzen und +andere Machwerke, die sie in den verschiedensten Formen anfertigen, +indem sie das in Thonpfannen geschmolzene Gold in Formen gießen“. +Das Gold wurde, wie <span class="smcap">Zevallos</span> hervorhebt, mit Kupfer +legiert und die Schaumünzen (<i>patenas</i>) wurden durch Hämmern +erzeugt.<a id="FNanchor_M_21"></a><a href="#Footnote_M_21" class="fnanchor">[355]</a></p> + +<p>Daß wir so dürftig über die Metalltechnik dieses alten +amerikanischen Kulturvolkes unterrichtet sind, liegt auch +wesentlich mit darin, daß nach der Ankunft der Spanier und nach +der Einführung des Eisens eine schnelle Vernichtung der heimischen +Metallindustrie <span class="pagenum"><a id="page152"></a>Seite 152</span> eintrat. <span class="smcap">Cortez</span> hebt selbst in +seinen Berichten an <span class="smcap">Karl</span> V. hervor, daß nach der Konquista +die Künste und bewunderten Kunstprodukte der Eingeborenen schnell +verschwanden. Diesem bald vollständigen Verfall haben wir es auch +zuzuschreiben, daß der verspäteten Aufmerksamkeit der Beobachter +vieles und wichtiges auf dem uns interessierenden Felde entgehen +mußte.</p> + +<p>Die zuerst nach Mexiko gelangten Spanier, welche die dortigen +Gußwerke sahen, waren erstaunt darüber, und die europäischen +Goldschmiede konnten nicht genug die Arbeiten ihrer mexikanischen +Genossen bewundern, welche <span class="smcap">Cortez</span> an <span class="smcap">Karl</span> +V. gesandt hatte. Die Nachbildungen nach der Natur galten als +außerordentlich treu; gegossen waren ein Fisch, dessen Schuppen +abwechselnd aus Gold und Silber bestanden, ein Papagei mit +beweglichem Kopfe und beweglichen Flügeln; ein Affe, dessen +Kopf und Füße beweglich waren. Diese Kunst, deren Erfindung man +dem Gotte Quetzalcoatl zuschrieb, ist den späteren Indianern +verloren gegangen. Auch das Treiben mit dem Hammer verstand man, +wenn auch in dieser Beziehung die Arbeiten mit den gleichartigen +europäischen keinen Vergleich aushielten; das Kupfer wurde mit +Steinen gehämmert. Gießer und Goldschmiede bildeten in Mexiko +eine angesehene Korporation, deren Schutzgott Xipe war. Zu seinen +Ehren wird im zweiten Monat ein Fest abgehalten, bei dem man +Menschenopfer darbrachte.<a id="FNanchor_M_22"></a><a href="#Footnote_M_22" class="fnanchor">[356]</a></p> + +<p>Wenig ist, was wir vom Bergbau wissen. In Michoacan soll derselbe +sehr primitiv gewesen sein. Weiter war man im eigentlichen +Mexiko, wo die Azteken es verstanden, Stollen mit Galerien zu +schlagen und Schachte zur Kommunikation wie zur Lüftung anzulegen. +Das zerkleinerte Erz wurde, wie <span class="smcap">Sahagun</span> erzählt, mit +drei verschiedenen Arten von Kräutern gemischt(!) und dann +in Öfen geschmolzen.<a id="FNanchor_M_23"></a><a href="#Footnote_M_23" class="fnanchor">[357]</a> Als im Jahre 1873 <span class="smcap">Sanchez</span> +Nachforschungen nach der <i>veta de Cobre</i> (Kupferader) im Cerro +del Aguila im Staate Guerrero anstellte, durchstieß ein Peon mit +seiner Stange den Boden dergestalt, daß sie völlig verschwand. Man +entdeckte infolge dessen eine alte 3 m breite und 1,50 m tiefe +Aushöhlung, auf deren Boden eine reiche Kupferader verlief. Es +zeigte sich, daß man es mit einem alten Bergbau zu thun hatte; am +Hangenden entdeckte man Spuren von der Wirkung des Feuers und 142 +Schlägel aus <span class="pagenum"><a id="page153"></a>Seite 153</span> Stein von verschiedener Form und aus einem +der Grube fremden Gesteine zeigten, womit das Erz abgebaut worden +war.<a id="FNanchor_M_24"></a><a href="#Footnote_M_24" class="fnanchor">[358]</a></p> + +<p>In den südlichen und östlichen Nachbarländern Mexikos scheint das +Kupfer keine große Rolle gespielt zu haben. In Yukatan werden keine +Metalle gefunden und wenn dort bei den Mayas neben Pfeilspitzen +aus Feuerstein und Fischgräten solche aus Kupfer vorkamen, so muß +hierbei an den Import von Mexiko gedacht werden.<a id="FNanchor_M_25"></a><a href="#Footnote_M_25" class="fnanchor">[359]</a></p> + +<p>Dagegen ist Nicaragua reich an Kupfer und die Insel Ometepec im +Nicaraguasee ist als der Fundort kleiner, gutgearbeiteter Goldidole +und von Figürchen aus Terracotta bekannt geworden. Auch hat man +einzelne Kupfergeräte dort gefunden; <span class="smcap">Squier</span> erhielt +eine Maske aus Kupfer, welche einen Tigerkopf darstellt.<a id="FNanchor_M_26"></a><a href="#Footnote_M_26" class="fnanchor">[360]</a> +Aber der Ursprung dieser Maske erscheint <i>extremely +problematical</i><a id="FNanchor_M_27"></a><a href="#Footnote_M_27" class="fnanchor">[361]</a>, da sie als einziges Kunstwerk ihrer Art in +dem kupferreichen Lande auftritt und nichts anderes ihr nach Stil +und Stoff verwandtes dort gefunden worden ist.</p> + + +<h3 class="nofloat">Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_M_1"></a><a href="#FNanchor_M_1"><span class="label">335</span></a> „Es ist ein in Europa weitverbreiteter Irrtum, alle +nicht bekehrten Indianer als Nomaden und Jäger anzusehen. Der +Ackerbau ist lange vor der Ankunft der Europäer in der neuen Welt +betrieben worden und ist noch zu finden zwischen dem Orinoko und +Amazonas unter den Waldschlägern, bis zu denen die Missionare nun +vorgedrungen sind.“ <span class="smcap">Humboldt</span> et <span class="smcap">Bonpland</span>, Voyage. +Relation historique. Paris 1814. I. 460.</p> + +<p><a id="Footnote_M_2"></a><a href="#FNanchor_M_2"><span class="label">336</span></a> <span class="smcap">Cabeça de Vaca</span>, Commentaires Cap. 44. In +<span class="smcap">Ternaux-Compans</span>, <a id="FN336">Voyages</a> etc. pour servir à l'histoire de +l'Amérique. 140. <i>Les naturels — portaient de nombreuses plaques +de cuivre, qui, lorsque de soleil frappait dessus, réfléchissaient +une si vive lumière, que cela produisait un coup d'œil +merveilleux.</i></p> + +<p><a id="Footnote_M_3"></a><a href="#FNanchor_M_3"><span class="label">337</span></a> Drei Berichte des <span class="smcap">F. Cortez</span> etc. Deutsch. +Berlin 1834. 112.</p> + +<p><a id="Footnote_M_4"></a><a href="#FNanchor_M_4"><span class="label">338</span></a> Die Vorgeschichte des Nordens. Hamburg 1878. 49.</p> + +<p><a id="Footnote_M_5"></a><a href="#FNanchor_M_5"><span class="label">339</span></a> Hist. de los sucesos de la conquista etc. Madrid +1852. 89.</p> + +<p><a id="Footnote_M_6"></a><a href="#FNanchor_M_6"><span class="label">340</span></a> <span class="smcap">Clavigero</span>, History of Mexico. Translated by +<span class="smcap">Cullen</span>. London 1787. II. 368.</p> + +<p><a id="Footnote_M_7"></a><a href="#FNanchor_M_7"><span class="label">341</span></a> <span class="smcap">Clavigero</span> a. a. O.</p> + +<p><a id="Footnote_M_8"></a><a href="#FNanchor_M_8"><span class="label">342</span></a> <span class="smcap">Petr. Martyr</span>, Dec. V. Lib. X.</p> + +<p><a id="Footnote_M_9"></a><a href="#FNanchor_M_9"><span class="label">343</span></a> <span class="smcap">Bastian</span>, Kulturländer des alten Amerika. +II. 663.</p> + +<p><a id="Footnote_M_10"></a><a href="#FNanchor_M_10"><span class="label">344</span></a> El congresso internacional de Americanistas y el +cobre entre los Aztecas. Anales del Museo nacional de México. I. +387 (1879).</p> + +<p><a id="Footnote_M_11"></a><a href="#FNanchor_M_11"><span class="label">345</span></a> Monarquia Indiana. II. 560.</p> + +<p><a id="Footnote_M_12"></a><a href="#FNanchor_M_12"><span class="label">346</span></a> <span class="smcap">Sanchez</span> a. a. O. 394.</p> + +<p><a id="Footnote_M_13"></a><a href="#FNanchor_M_13"><span class="label">347</span></a> +<a id="FN347">Notes</a> on copper implements from Mexico. Proceedings +of the Americ. Antiqu. Soc. October 1882.</p> + +<p><a id="Footnote_M_14"></a><a href="#FNanchor_M_14"><span class="label">348</span></a> Nur der spätere <span class="smcap">Clavigero</span> erwähnt das +oben schon beschriebene, <i>coatl</i> genannte Ackerinstrument +aus Kupfer mit Holzstiel. <span class="smcap">Steffen</span> (Die Landwirtschaft +bei den altamerikanischen Kulturvölkern. Leipzig 1883. 22) hebt +hervor, daß die alten Quellen hiervon nichts sagen, sondern nur +von Holzschaufeln sprechen. Bis jetzt seien noch keine Funde von +anderen Ackerbauinstrumenten gemacht worden.</p> + +<p><a id="Footnote_M_15"></a><a href="#FNanchor_M_15"><span class="label">349</span></a> Revue d'Ethnographie. II. 367.</p> + +<p><a id="Footnote_M_16"></a><a href="#FNanchor_M_16"><span class="label">350</span></a> Daselbst. II. 441 nebst Abbildung.</p> + +<p><a id="Footnote_M_17"></a><a href="#FNanchor_M_17"><span class="label">351</span></a> Drei Berichte von <span class="smcap">F. Cortez</span> an Karl V. +Berlin 1834. 471.</p> + +<p><a id="Footnote_M_18"></a><a href="#FNanchor_M_18"><span class="label">352</span></a> <span class="smcap">Tylor</span>, Anahuac. 138.</p> + +<p><a id="Footnote_M_19"></a><a href="#FNanchor_M_19"><span class="label">353</span></a> G. <span class="smcap">Mendoza</span>, Un cincel de bronce de los +antiguos Aztecas. Anales del Museo nacional de Méjico. I. 117.</p> + +<p><a id="Footnote_M_20"></a><a href="#FNanchor_M_20"><span class="label">354</span></a> <span class="smcap">Peschel</span>, Zeitalter der Entdeckungen. 369.</p> + +<p><a id="Footnote_M_21"></a><a href="#FNanchor_M_21"><span class="label">355</span></a> <span class="smcap">Polakowsky</span>, Bericht des Franziskanermönchs +<span class="smcap">A. de Ceballos</span> über die Provinz Costarica. Jahresbericht +d. Ver. f. Erdkunde zu Dresden. 1883. 123.</p> + +<p><a id="Footnote_M_22"></a><a href="#FNanchor_M_22"><span class="label">356</span></a> <span class="smcap">Clavigero</span>, History of Mexico. Translated by +<span class="smcap">Cullen</span>. London 1787. I. 413.</p> + +<p><a id="Footnote_M_23"></a><a href="#FNanchor_M_23"><span class="label">357</span></a> <span class="smcap">Waitz</span>, Anthropologie der Naturvölker. IV. +104.</p> + +<p><a id="Footnote_M_24"></a><a href="#FNanchor_M_24"><span class="label">358</span></a> <span class="smcap">J. Sanchez</span> a. a. O.</p> + +<p><a id="Footnote_M_25"></a><a href="#FNanchor_M_25"><span class="label">359</span></a> <span class="smcap">Bancroft</span> a. a. O. II. 742. 743.</p> + +<p><a id="Footnote_M_26"></a><a href="#FNanchor_M_26"><span class="label">360</span></a> <span class="smcap">Squier</span>, Nicaragua. New York 1852. II. 87. +89.</p> + +<p><a id="Footnote_M_27"></a><a href="#FNanchor_M_27"><span class="label">361</span></a> <span class="smcap">Bancroft</span> a. a. O. IV. 67.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Metalle bei den Chibchas.</h2> + + +<p>Jener Teil der Kordillere, dessen westlichen Fuß der Rio Magdalena +bespült und der, in nordöstlicher Richtung streichend, die +Hochebenen von Bogotá und Tunja bildet, südlicher aber in den +einsam stillen Regionen des <i>Paramo de la suma Paz</i> gipfelt, +wurde zur Zeit der spanischen Konquista von dem Chibchavolke +bewohnt, welches die Spanier irrtümlich Muyscas genannt haben. +Die Kultur, welche die Konquistadoren bei ihnen antrafen, war +selbständig entstanden, nicht in Abhängigkeit von jener Mexikos. +Gold, Silber, Kupfer und Bronze waren in beiden Hälften Amerikas +unabhängig von einander dargestellt worden. Die mexikanische +Metallurgie läßt sich vielleicht bis Nicaragua oder zum Isthmus +von Panama verfolgen — hier aber hören aztekische Einflüsse +auf und ein neues Kulturreich beginnt. So war es zur Zeit der +Eroberung, doch würde es wohl nur noch kurzer Zeit bedurft haben +und die nördlichen und südlichen Kulturvölker wären in Austausch +<span class="pagenum"><a id="page154"></a>Seite 154</span> getreten, wenn nicht die Hand der Konquistadoren sich +vernichtend und eine fremde Kultur an die Stelle setzend, schwer +auf sie gelegt hätte. Von einer Verbindung der Chibchas und +Peruaner mit den Mexikanern ist uns nichts bekannt geworden. Die +Metalle sind, das Eisen ausgenommen, hier wie da selbständig +dargestellt worden und hier wie da mehr ausnahmsweise und neben +dem die Hauptgeräte und Hauptwaffen bildenden Steine im Gebrauche +gewesen.</p> + +<p>Zur Zeit der Konquista lebten die Chibchas in einer relativ +vorgeschrittenen Kultur, die indessen nicht auf die Höhe der +mexikanischen oder peruanischen Gesittung hinaufreichte. Ihre +Kulturstufe lag zwischen jener des polierten Steines und der ihnen +bekannten Bronze. In einem an Metallen reichen Lande wohnend, wo +das Gold sich ihnen im gediegenen Zustande leicht offenbarte, +haben die Chibchas frühzeitig die Bearbeitung der Metalle gelernt, +wie die noch erhaltenen Gegenstände beweisen. Eigentümlich im +Stile sind namentlich die häufigen Goldfigürchen, während die +Bronzen weit seltener sind. Eine solche (Fig. <a href="#img039">48</a>), eine rohe +menschliche Figur, in dem bekannten Stile jenes Landes ausgeführt, +12,50 cm lang, mit über der Brust gekreuzten Armen und männlichem +Geschlechtsteile, befindet sich als die einzige ihrer Art neben 13 +ähnlichen Goldfiguren im Leidener Museum.<a id="FNanchor_N_1"></a><a href="#Footnote_N_1" class="fnanchor">[362]</a></p> + +<p><span class="smcap">Leemanns</span> sagt, diese Bronzefigur sei von gleich roher +Arbeit, wie die von ihm geschilderten Goldfigürchen, und die +Abbildung deutet auf gleiche Technik. Nach <span class="smcap">Leemanns</span> sind +die Figuren teils mit dem Hammer und dem Lötrohr hergestellt, teils +in Formen gegossen. Die ersteren bestehen aus einer Platte, der +man die allgemeinen Formen gegeben hat und auf welche man dann die +einzelnen Körperteile und Details aus Metallfäden aufgelötet hat.</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img039"></a> +<img src="images/img039.jpg" width="150" height="502" alt="Fig. 48."> +<p>Fig. 48. Bronzefigur der Chibchas. Nach <span class="smcap">Leemanns</span>.</p> +</div> + +<p>Von den den Chibchas verwandten und auf einer ähnlichen +Gesittungsstufe stehenden Eingeborenen des heutigen kolumbischen +Staates Antioquia wissen wir, daß sie zur Zeit der Entdeckung +<span class="pagenum"><a id="page155"></a>Seite 155</span> sehr verschiedene Geräte und Waffen aus Stein besaßen, +daß daneben aber auch die Metallindustrie es zu einer nicht +unerheblichen Ausdehnung gebracht hatte. Man hat die gravierten +Steinformen gefunden, in denen Goldblättchen geschlagen wurden, +und Meißel aus einer Goldkupferlegierung, die hart genug zur +Bearbeitung des Steines waren. In dem goldreichen Staate sind +zahlreiche Gegenstände und charakteristische Figürchen aus Gold +gefunden worden, und die heutigen Bewohner erzählen sich, die +alten Indianer hätten es verstanden, mittels Kräutern das Gold zu +erweichen und dann wie Wachs mit der Hand zu formen. In der That +verstanden sie es, das Gold im Feuer zu bearbeiten, nicht bloß +zu hämmern und zu treiben, wie die Guß- und Lötstellen an den +Figürchen deutlich zeigen; auch wissen wir, daß <span class="smcap">Vadillo</span> +in Buritica bei den Indianern kleine Öfen, Formen und andere +Werkzeuge, um das Gold zu verarbeiten, antraf. Bei Santa Marta hat +man eine ganze Bevölkerung von Goldschmieden getroffen, welche als +<i>tairona</i>, d. h. die Schmiede, bezeichnet wurde. Die Indianer +konnten also das Gold schmelzen und gießen, ziselieren und löten; +die Geräte, welche sie hierzu benutzten, bestanden teils aus einer +Goldkupferlegierung, teils aus Stein.</p> + +<p>Das Gold, dessen sie sich zu ihren Werken bedienten, war 12- +oder 14karätig. Die dargestellten Gegenstände sind meistens +Schmucksachen, Ohrringe und Nasenanhängsel von sehr verschiedenen +Formen und teilweise aus Filigran, sehr biegsame Gürtel, +Brustplatten, Vasen, Kelche, Haken und namentlich Figuren von +Menschen und Tieren, zumal Kröten, Eidechsen, Vögel und Fische, +niemals aber Früchte oder Blumen.<a id="FNanchor_N_2"></a><a href="#Footnote_N_2" class="fnanchor">[363]</a></p> + + +<h3 class="nofloat">Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_N_1"></a><a href="#FNanchor_N_1"><span class="label">362</span></a> <span class="smcap">Leemanns</span>, Congrès des Americanistes. +Luxembourg 1877. II. 286. Fig. 14.</p> + +<p><a id="Footnote_N_2"></a><a href="#FNanchor_N_2"><span class="label">363</span></a> Dr. <span class="smcap">Posada Arango</span> in Mém. d. l. soc. +d'Anthropol. 2. série. I. 211.</p> +</div> + + + + +<h2>Kupfer und Bronze in Peru.</h2> + + +<p>„<i>No tenian herramientas de hierro ni azero</i>“, berichtet +<span class="smcap">Ondegardo</span> von den Inkaperuanern, wiewohl ihr Boden +ungemein reich an Eisen ist. Dagegen waren sie in der Kunst, andere +Metalle darzustellen, zu schmieden, zu gießen, ja selbst zu löten, +weit vorgeschritten. Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn waren im +metallischen Zustande bekannt.</p> + +<p><span class="pagenum"><a id="page156"></a>Seite 156</span> Da für uns hier dieselben Gesichtspunkte bei der +Beurteilung der Metallkenntnisse dieses altamerikanischen +Kulturvolkes maßgebend sind, wie bei den Mexikanern, so vermögen +wir auch hier nur einen kurzen Überblick zu geben. Bergbau, wie +derselbe heute noch auf den peruanischen Kordilleren in der Nähe +von Yauri, 4000 m über dem Meere, viele tausende von Indianern +beschäftigt, und zwar nach den von ihren Voreltern vererbten +Methoden, war die Hauptbeschäftigung eines großen Teiles der +Eingeborenen. Sie förderten das Erz aus Schachten, die noch +erhalten sind und bauten Öfen (<i>guairas</i>) aus Thon, um es +mit Holz und Holzkohlen zu schmelzen. Diese Öfen hatten einfache +Luftzüge, denn Blasebälge waren den Inkaperuanern unbekannt und +wurden erst durch die Spanier eingeführt.<a id="FNanchor_O_1"></a><a href="#Footnote_O_1" class="fnanchor">[364]</a> Die peruanischen +Goldschmiede arbeiteten ebenso kunstvoll wie die mexikanischen. +Ihre Gußmodelle waren aus Wachs und die getriebenen Arbeiten +zeichnen sich durch große Sauberkeit und Kunstfertigkeit aus. Die +Gräber der Inkas, ebenso deren Schatzkammern, lieferten zahlreiche +Beweise künstlerischer Thätigkeit in der feineren Bearbeitung edler +Metalle, wie Halsschmucke, Armspangen, Vasen aus reinem Gold, +Spiegel aus poliertem Silber, sehr empfindliche Wagen aus Silber, +zierliche Glocken aus Silber und Bronze, gewöhnlichere Geräte aus +Kupfer und Bronze — sie alle geben Zeugnis von der erlangten +Fertigkeit der alten Peruaner in der Metalltechnik.</p> + +<div class="figcenter1 floatleft width300"> +<a id="img040"></a> +<img src="images/img040.jpg" width="200" height="304" alt="Fig. 49."> +<p>Fig. 49. Gegossener Kupferhammer aus Chile. Nach <span class="smcap">Ewbank</span>.</p> +</div> + +<p>Wie das Kupfer dargestellt wurde, wissen wir nicht, und im +gediegenen Zustande kommt es im Lande nicht vor. Möglicherweise +reduzierten sie dasselbe in einem der oben angeführten Öfen oder +sie importierten dasselbe aus Chile.<a id="FNanchor_O_2"></a><a href="#Footnote_O_2" class="fnanchor">[365]</a> Bis vor nicht langer +Zeit waren überhaupt nur wenige, im Museum zu Lima befindliche +Gegenstände aus Kupfer in Peru gefunden worden, einige Idole, +Stäbe von Meterlänge und Schlangen<a id="FNanchor_O_3"></a><a href="#Footnote_O_3" class="fnanchor">[366]</a>; seitdem sind aber +weit mehr Kupferobjekte entdeckt worden, wie deren denn die +<span class="smcap">Macedo</span>'sche Sammlung, jetzt im Berliner ethnographischen +Museum befindlich, <span class="pagenum"><a id="page157"></a>Seite 157</span> allein 48 aufweist, darunter Beile, +Morgensterne, Idole, Tierfiguren, Scheiben, Halbmonde etc.<a id="FNanchor_O_4"></a><a href="#Footnote_O_4" class="fnanchor">[367]</a></p> + +<p>Mit ihren Eroberungen trugen die Inkaperuaner ihre Kultur auch +weiter nach Süden und auf sie dürfen auch die alten Kupfergeräte +zurückgeführt werden, welche in Chile gefunden wurden. Ein 1,60 kg +schwerer gegossener Kupferhammer (Fig. <a href="#img040">49</a>) stammt aus einer +Quebrada der Provinz Atacama, gelegen unter 26° 42´ südl. Br., +nicht fern vom Camino de los Incas. Er ist viel gebraucht und, wie +Schlagmarken beweisen, durch Hämmern wieder geschärft, nachdem +die Schneide abgenutzt war.<a id="FNanchor_O_5"></a><a href="#Footnote_O_5" class="fnanchor">[368]</a> Da die Peruaner das Zinn und +seine Legierung mit Kupfer, sowie die daraus für das letztere sich +ergebende Härtung kannten, so ist anzunehmen, daß die Kupfergeräte +älter als jene aus Bronze sind. Nachdem jener Fortschritt einmal +erkannt war, mußte die Herstellung von Kupferbeilen etc. von selbst +fortfallen.</p> + +<p>In der That ist die Bronze weit häufiger verbreitet unter den +alten Funden in Peru als Kupfer und man verstand sie von so +vortrefflicher Härte darzustellen, daß sie zur Anfertigung der +schwierigen unter den Inkas ausgeführten Bauten genügte. Ein in +den alten, zur Inkazeit bearbeiteten Silbergruben in der Nähe +Cuzcos gefundener Bronzemeißel, welchen <span class="smcap">Humboldt</span> nach +Europa brachte, enthielt nach <span class="smcap">Vauquelin</span>'s Analyse 96 +Teile Kupfer und 4 Teile Zinn.<a id="FNanchor_O_6"></a><a href="#Footnote_O_6" class="fnanchor">[369]</a> Etwas anderer Art ist die +Zusammensetzung des „Morgensterns“ beschaffen, den <span class="smcap">David +Forbes</span> analysieren ließ und der bei Sorata gefunden wurde. +Er enthielt 88% Kupfer und 11,4% Zinn, sowie Eisen und Silber in +geringer Menge.<a id="FNanchor_O_7"></a><a href="#Footnote_O_7" class="fnanchor">[370]</a> Peruanische, aber in Chile am Flusse Maypa +gefundene Bronzen enthielten dagegen wieder, ähnlich wie der +Bronzemeißel <span class="smcap">Humboldt</span>'s, 6% und 5% Zinn.<a id="FNanchor_O_8"></a><a href="#Footnote_O_8" class="fnanchor">[371]</a> Ein von +<span class="smcap">Boussignault</span> analysierter Bronzemeißel aus Steinbrüchen, +welche zum Teil das Plattenmaterial der langen Straße von Quito +nach Cuzco lieferten, bestand aus 95% Kupfer und 4,5% Zinn, sowie +etwas Blei, Eisen und Spuren von Silber.<a id="FNanchor_O_9"></a><a href="#Footnote_O_9" class="fnanchor">[372]</a> Eine konstante +Mischung von Zinn und Kupfer, wie wir sie als maßgebend für +Bronze ansehen (9 Kupfer, 1 Zinn), ist daher in Peru nicht +<span class="pagenum"><a id="page158"></a>Seite 158</span> vorhanden gewesen. Die mexikanischen Bronzen zeigen eine +andere Zusammensetzung als die peruanischen, was wieder für die +Unabhängigkeit beider Bronzereiche spricht.</p> + +<p>Eine der Hauptfundstätten für peruanische Bronzen ist Chimu +an der Küste bei Truxillo gewesen, wo Waffen und Geräte so +massenhaft vorkamen, daß sie zentnerweise verkauft wurden. Viele +derselben gleichen in der Form europäischen Bronzekelten und +wurden wohl ähnlich wie diese benutzt. Die Abbildung Fig. <a href="#img041">50</a> ist +ein Durchschnittstypus dieser Art und 22 cm lang; ganz gleiche +Ackerwerkzeuge werden heute noch in Nicaragua gebraucht, nur ist +Eisen an die Stelle der Bronze getreten; man benutzt sie zum +Umgraben des Bodens. Doch der Peruaner hatte Ackerwerkzeuge, welche +unserem Spaten in der Form näher kamen, wie Figg. <a href="#img041">51</a> und <a href="#img041">52</a> zeigen. +Der glatte Spaten ist 25 cm lang und 10 cm breit, der ornamentierte +30 cm lang und 10 cm breit. Auch ein Ackerwerkzeug mit gekrümmter +Schaufel (Fig. <a href="#img041">53</a>) ist in Chimu gefunden worden. Es ist 25 cm lang.</p> + +<p>In großer Anzahl sind in Peru eigentümlich gestaltete Geräte +gefunden worden, welche in der Form sich stets gleich bleiben, +in der Größe aber von wenigen Centimetern bis zu einer Länge von +fast 60 cm wechseln und scheinbar aus einer dünnen, aber festen +Bronzeplatte geschlagen sind. Das untere, halbmondförmige Ende +ist stets zugeschärft, das obere, gerade abgeschnittene aber nur +gelegentlich. <span class="smcap">Squier</span> hält dieses Instrument (Fig. <a href="#img042">54</a>) +für eine Kelle, welche bei der Anwendung des Thones beim Bau oder +in der Töpferei Verwendung fand. Als Messer der Peruaner werden +eigentümlich halbmondförmige und mit einem zuweilen ornamentierten +Stiele versehene Geräte aus Bronze bezeichnet, welche die Gestalt +von Figg. <a href="#img043">55</a> und <a href="#img044">56</a> zeigen.</p> + +<p>Die häufigsten Bronzegeräte der Peruaner sind Lanzenspitzen +verschiedener Form, breit und schwer oder zierlich schlank und +leicht. Sie sind bis 50 cm lang gefunden worden, während die +Bronzepfeilspitzen 5-10 cm lang waren. Auch Morgensterne oder +Cassetêtes von der Form wie Fig. <a href="#img045">57</a> haben die Peruaner aus Bronze +hergestellt.<a id="FNanchor_O_10"></a><a href="#Footnote_O_10" class="fnanchor">[373]</a> Daß die Peruaner ihre Bronzekultur nach Süden +ausbreiteten, wurde bereits erwähnt. Doch sind die Bronzefunde +aus Chile, dessen Eroberung in der Mitte des 15. Jahrhunderts +durch den Inka Yupanki erfolgte, nicht häufig. Ihr Typus ist rein +peruanisch.<a id="FNanchor_O_11"></a><a href="#Footnote_O_11" class="fnanchor">[374]</a></p> + +<div class="figcenter1 nofloat width500"> +<a id="img041"></a> +<img src="images/img041.jpg" width="500" height="313" alt="Fig. 50-53."> +<p><span class="pagenum"><a id="page159"></a>Seite 159</span> Fig. 50-53. +Peruanische Ackergeräte aus Bronze. Nach <span class="smcap">Squier</span>.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img042"></a> +<img src="images/img042.jpg" width="250" height="445" alt="Fig. 54."> +<p>Fig. 54. Peruanische Maurerkelle. Nach demselben.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img043"></a> +<img src="images/img043.jpg" width="300" height="332" alt="Fig. 55."> +<p>Fig. 55. Peruanisches Bronzemesser. Nach demselben.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img044"></a> +<img src="images/img044.jpg" width="300" height="238" alt="Fig. 56."> +<p>Fig. 56. Peruanisches Bronzemesser. Nach demselben.</p> +</div> + +<div class="figcenter1 width400"> +<a id="img045"></a> +<img src="images/img045.jpg" width="300" height="265" alt="Fig. 57."> +<p>Fig. 57. Peruanischer Morgenstern. Nach demselben.</p> +</div> + +<p><span class="pagenum"><a id="page160"></a>Seite 160</span> Auf dem berühmten peruanischen Friedhofe von Ancon bei Lima +wurden im Jahre 1877 von dem Reisenden <span class="smcap">Leon de Cessac</span> fünf +Metallbänder gefunden, die um die Schädel dort Begrabener gewickelt +waren. Zum Teil bestanden sie aus einem Gemisch von Kupfer und +Gold, oder Kupfer, Gold und Silber; eins derselben aber bestand aus +Messing, denn es enthielt 62,90% Kupfer und 32,04% Zink. Zink fehlt +aber in Peru; das Messing kann also nur durch die Spanier in das +Land gekommen sein.<a id="FNanchor_O_12"></a><a href="#Footnote_O_12" class="fnanchor">[375]</a></p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_O_1"></a><a href="#FNanchor_O_1"><span class="label">364</span></a> <span class="smcap">Waitz</span>, Anthropologie der Naturvölker. IV. +444.</p> + +<p><a id="Footnote_O_2"></a><a href="#FNanchor_O_2"><span class="label">365</span></a> <span class="smcap">Rivero</span> and <span class="smcap">Tschudi</span>, Peruvian +Antiquities. New York 1853. 215.</p> + +<p><a id="Footnote_O_3"></a><a href="#FNanchor_O_3"><span class="label">366</span></a> <span class="smcap">Rivero</span> and <span class="smcap">Tschudi</span> a. a. O. 222.</p> + +<p><a id="Footnote_O_4"></a><a href="#FNanchor_O_4"><span class="label">367</span></a> Catalogue d'objets archéologiques du Perou. Paris +1881.</p> + +<p><a id="Footnote_O_5"></a><a href="#FNanchor_O_5"><span class="label">368</span></a> <span class="smcap">Thomas Ewbank</span> in U. S. Naval astronomical +expedition. Washington 1855. II. 112 und Taf. VIII.</p> + +<p><a id="Footnote_O_6"></a><a href="#FNanchor_O_6"><span class="label">369</span></a> Vue des Cordillères. 117.</p> + +<p><a id="Footnote_O_7"></a><a href="#FNanchor_O_7"><span class="label">370</span></a> Journ. Ethnolog. Soc. New Series. II. 261 (1870).</p> + +<p><a id="Footnote_O_8"></a><a href="#FNanchor_O_8"><span class="label">371</span></a> <span class="smcap">Ewbank</span> a. a. O. II. 114.</p> + +<p><a id="Footnote_O_9"></a><a href="#FNanchor_O_9"><span class="label">372</span></a> Acad. des sciences de Paris. Séance du 26. Fevr. +1883.</p> + +<p><a id="Footnote_O_10"></a><a href="#FNanchor_O_10"><span class="label">373</span></a> <span class="smcap">G. Squier</span>, Peru. London 1877. 174 ff.</p> + +<p><a id="Footnote_O_11"></a><a href="#FNanchor_O_11"><span class="label">374</span></a> <span class="smcap">Medina</span>, Los Aboríjenes de Chile. Santiago +1882. 333-413.</p> + +<p><a id="Footnote_O_12"></a><a href="#FNanchor_O_12"><span class="label">375</span></a> Revue d'Ethnographie. I. 74 (1882). Das große und +kostbare Werk von <span class="smcap">Reiss</span> und <span class="smcap">Stübel</span> über das +Todtenfeld von Ancon vermochte ich mir nicht zu verschaffen.</p> +</div> + + + + +<h2>Die Verbreitung des Eisens über die Südseeinseln.</h2> + + +<p><span class="smcap">Das Bekanntwerden mit dem Eisen.</span> Auf den Südseeinseln +verbreiteten zunächst die Spanier das Eisen. Das tahitische Wort +für dieses Metall, welches die Eingeborenen bei <span class="smcap">Cook</span>'s +Anwesenheit gebrauchten, nämlich <i>yuri</i>, ist aus <i>hierro</i> +entstanden. Als <span class="smcap">Olivier van Noort</span> im Jahre 1600 nach +der Insel Guaham (Ladronen) kam, verlangten die Eingeborenen für +ihre Landesprodukte von ihm <i>hierro</i>. Als <span class="smcap">Roggeween</span> +1727 auf dem flachen Eilande O-Anna eins seiner Schiffe verlor, +erhielten die Südseeinsulaner neue Eisenvorräte. So gelang es ihnen +auch, die Anker, welche <span class="smcap">Bougainville</span> im Hafen O-Hiddia +(Tahiti) zurückgelassen, vom Grunde des Meeres aufzufischen, und +der König von Tahiti schickte ein Stück derselben dem Könige Opuni +von Borabora, als eine Seltenheit, zum Geschenke. Die englischen +Entdecker brachten große Massen Eisen auf die Südseeinseln. Selbst +die kleinsten Stückchen des wertvollen Metalles wurden von den +Insulanern mit der größten Sorgfalt aufgehoben. Als <span class="smcap">J. R. +Forster</span> nach Tongatabu kam, verkaufte man ihm einen ganz +kleinen, sorgfältig in ein Heft gefaßten Nagel, der ohne Zweifel +von <span class="smcap">Tasman</span> (1643) stammte und sich 130 Jahre lang erhalten +hatte. <span class="smcap">Forster</span> übergab ihn dem britischen Museum.<a id="FNanchor_P_1"></a><a href="#Footnote_P_1" class="fnanchor">[376]</a></p> + +<p>Auf Neuseeland wurde das Eisen durch <span class="smcap">Cook</span> eingeführt. +Schon bei seinem zweiten Besuche 1773 machten sich die Maori +am Charlottesund nichts mehr aus Korallen, Bändern, Papier und +<span class="pagenum"><a id="page161"></a>Seite 161</span> ähnlichen Dingen, da sie den Wert des Eisens erkannt +hatten; sie wollten Nägel und Beile haben, die sie nun durch die +Erfahrung hatten schätzen lernen. Bei der ersten Anwesenheit +<span class="smcap">Cook</span>'s dagegen hatten sie sich gegen Eisen ganz +gleichgültig gezeigt, da sie von dessen Nutzen damals noch keinen +Begriff hatten. Ebenso war es an der Duskybai, wo die Eingeborenen +Beile und Nägel, die man ihnen gab, nicht wieder aus den Händen +ließen, während sie sich aus anderen Dingen nichts machten. Der +Mann, dem <span class="smcap">Cook</span> damals 9 oder 10 Beile und 40 große Nägel +schenkte, war „der reichste in ganz Neuseeland“.<a id="FNanchor_P_2"></a><a href="#Footnote_P_2" class="fnanchor">[377]</a> Überall +stand bald das schwarze Metall in hohem Werte und auf Huaheine +erhielt <span class="smcap">Cook</span> für wenig Eisen ganz ungeheuere Vorräte von +Schweinen, Hunden und Hühnern.<a id="FNanchor_P_3"></a><a href="#Footnote_P_3" class="fnanchor">[378]</a></p> + +<p>Daß einzelne Stückchen Eisen auf Handelswegen sich weit über den +ozeanischen Archipel vor der Ankunft der Europäer verbreitet +hatten, wird mehrfach bestätigt. Als 1783 das Schiff „Antilope“, +Kapitän <span class="smcap">Wilson</span>, auf den Palauinseln strandete, stahlen die +Eingeborenen, die hier zuerst mit Europäern in direkte Berührung +kamen, sofort das Eisen und setzten es an die Stelle ihrer +Muschelschneiden an den Äxten; doch ein Zeichen, daß sie den Wert +dieses Metalles schon zu würdigen wußten. Das Eisen war in der That +schon früher, wiewohl als große Seltenheit und auf unbekannten +Wegen nach den Inseln gebracht worden, denn der Fürst von Korror +trug auf der Schulter ein Beil mit eiserner Schneide, „worüber sich +unsere Leute sehr wunderten, da man hierzulande gewöhnlich Stücken +von Muscheln dazu braucht“.<a id="FNanchor_P_4"></a><a href="#Footnote_P_4" class="fnanchor">[379]</a></p> + +<p>Für die übrigen Karolinen lassen sich die ersten Decennien +unseres Jahrhunderts als die Periode der Ausbreitung des Eisens +bezeichnen. „Eiserne Beile galten zu unserer Zeit (1827) bei +allen Karolinenbewohnern als das Wünschenswerteste, was sie bei +uns erhalten konnten,“ schreibt <span class="smcap">v. Kittlitz</span>, der mit +<span class="smcap">Lütke</span> dort war. Auf Ualan fand derselbe Gewährsmann +Muschelbeile noch allgemein im Gebrauche, doch waren einzelne +eiserne Werkzeuge bereits vorhanden, die wahrscheinlich von dem +französischen Schiffe Coquille stammten, dem Augenschein nach +Hobeleisen, die man der passenden Form wegen gleich zu Beilen +verwendete.<a id="FNanchor_P_5"></a><a href="#Footnote_P_5" class="fnanchor">[380]</a> Der russische Reisende <span class="smcap">Miklucho-Maclay</span> +erfuhr auf Yap von einem 50jährigen <span class="pagenum"><a id="page162"></a>Seite 162</span> Eingeborenen, daß zu +dessen Jugendzeit schon vorwiegend eiserne Werkzeuge im Gebrauche +gewesen seien — also in den dreißiger Jahren, während zur +Jugendzeit des Vaters des Erzählers Steinbeile allgemein benutzt +wurden.<a id="FNanchor_P_6"></a><a href="#Footnote_P_6" class="fnanchor">[381]</a></p> + +<p>Die Schiffahrt erwies sich in Polynesien der Ausbreitung des Eisens +ungemein günstig und war die Ursache, daß das nützliche Metall +bald auf allen Inselgruppen bekannt war. Wir finden dagegen, daß +in Ländern, wo unter den Bewohnern kein erleichterter Verkehr +stattfand, der eine Teil derselben lange mit dem Eisen vertraut +sein konnte, während der andere noch absolut im Steinzeitalter +verharrte. Ein solches Land ist Neuguinea.</p> + +<p>Seit altersher sind die Malayen mit der Darstellung des Eisens +vertraut und durch ihre Handelszüge gelangte die Kunst, es +zu gewinnen, zu den Papuas an der Westspitze von Neuguinea. +Die Schmiede bilden dort eine bestimmte Zunft, die sich des +Schweinefleisches enthält<a id="FNanchor_P_7"></a><a href="#Footnote_P_7" class="fnanchor">[382]</a>, ein Zeichen, daß mohamedanischer +Einfluß bei ihnen wirksam war. Ein fernerer Beweis dafür, daß sie +von den Malayen die Kunst, das Eisen zu verarbeiten, lernten, +ist die Art ihrer Windpumpen, welche ganz die charakteristische +Form haben, die von Madagaskar bis Neuguinea reicht. Während nun +hier im Westen der Insel schon lange die Eisenindustrie sich +entwickelt hatte, blieb das Metall im Osten derselben bis auf +unsere Tage vollkommen unbekannt. Dr. <span class="smcap">Comrie</span>, welcher +1874 auf dem „Basilisk“ das Ostkap Neuguineas besuchte, wo bis +dahin die Eingeborenen noch keinerlei Verkehr mit den Europäern +gehabt hatten, fand jene noch vollständig im Steinzeitalter. +„<i>Iron up to our arrival being unknown.</i>“ Sie erkannten +aber bald den Vorzug der europäischen Geräte und waren sehr +begierig auf Eisen.<a id="FNanchor_P_8"></a><a href="#Footnote_P_8" class="fnanchor">[383]</a> Eine Bestätigung erhalten wir durch den +Italiener <span class="smcap">Beccari</span>, der 1876 die Humboldtbai im Norden +der Insel besuchte, die allerdings schon früher durch europäische +Schiffe angelaufen war. Eiserne Geräte waren in den Augen der +dortigen Papuas von höherem Werte, als in den unserigen Gold. „Ein +einziges Stückchen Eisen, in eine rohe, doch für sie furchtbare +Waffe geformt, genügte, um das Ansehen eines ganzen Stammes zu +erhöhen.“<a id="FNanchor_P_9"></a><a href="#Footnote_P_9" class="fnanchor">[384]</a></p> + +<p>In Neuguinea ist das letzte größere Land unserer Erde zu sehen, +welches mit dem Eisen bekannt wurde, und mit dem in <span class="pagenum"><a id="page163"></a>Seite 163</span> unsere +Zeit fallenden Vertrautwerden seiner Eingeborenen mit dem +wertvollen Metalle <em class="gesperrt">findet die Verbreitung des Eisens über den +Globus seinen Abschluß</em>. Im tiefen vorgeschichtlichen Dunkel +ruhen die Anfänge — den Abschluß können wir aber mit dem achten +Jahrzehnt unseres Jahrhunderts genau bezeichnen. Wie Neuguinea, +so verhalten sich auch die vorgelagerten, erst jetzt näher +bekannt werdenden Inseln Neubritannien und Neuirland. <span class="smcap">Wilfred +Powell</span><a id="FNanchor_P_10"></a><a href="#Footnote_P_10" class="fnanchor">[385]</a>, der an der Spaciousbai auf Neubritannien +Tauschhandel trieb, fand, daß dort die Eingeborenen die auf +Neuguinea jetzt so geschätzten eisernen Hacken nicht kannten; sie +kümmerten sich nicht um die ihnen gezeigten eisernen Beile, da sie +selbst steinerne noch benutzten; nur nach Perlen und rotem Zeug +stand ihr Verlangen.</p> + +<p><em class="gesperrt">Archaistische Formung der neuen Eisengeräte.</em> Mit einer +Übereinstimmung, die ein psychisches Gesetz offenbart, verfuhren +überall die Südseeinsulaner mit dem ihnen neuen Metall in der +ganz gleichen Weise. Sie behandelten dasselbe nämlich völlig nach +Art ihrer alten Stein- und Muschelgeräte und formten es diesen +gleich. Auf den Fidschiinseln bedient man sich jetzt zum Bearbeiten +des Holzes ganz allgemein unserer europäischen Beile, die jedoch +noch immer in der alten Weise, wie ehemals die Steinäxte, an den +Stiel befestigt werden, nämlich die Schneide nicht, wie bei uns, +parallel, sondern quer zum Griff.<a id="FNanchor_P_11"></a><a href="#Footnote_P_11" class="fnanchor">[386]</a> <span class="smcap">Miklucho-Maclay</span> +sagt von den Yapern: „Charakteristisch ist, daß sie die neuen +Eisenbeile, zu denen man Stahlmeißel benutzt, ganz so wie die +alten Beile aus Stein oder Muscheln am Stiele befestigten“<a id="FNanchor_P_12"></a><a href="#Footnote_P_12" class="fnanchor">[387]</a>, +und an der Ostspitze Neuguineas nahmen die Papuas das erste Eisen, +welches sie erhielten, z. B. Stücke von Schaufeln, schärften es und +<i>hafted it in the same way as their stone tools</i>.<a id="FNanchor_P_13"></a><a href="#Footnote_P_13" class="fnanchor">[388]</a></p> + +<p>Dieses Verfahren läßt sich übrigens auch bei anderen Naturvölkern +nachweisen, die zum erstenmale mit dem Eisen vertraut wurden. +Die eisernen Pfeilspitzen auf den Andamanen werden jetzt genau +so in der Form aus Eisen geschliffen, wie die alten aus Knochen +und Schweinszähnen hergestellten, die man in den Küchenabfällen +findet.<a id="FNanchor_P_14"></a><a href="#Footnote_P_14" class="fnanchor">[389]</a> <span class="smcap">Hans Staden</span> aus Homberg in Hessen schildert +<span class="pagenum"><a id="page164"></a>Seite 164</span> uns den Übergang der brasilianischen Tupis aus der +Stein- in die Eisenzeit; er berichtet, wie sie vordem überall und +zu seiner Zeit teilweise noch da, wo keine europäischen Schiffe +hinkommen, Steingeräte hatten und zwar „ein Art schwarzblauer +Stein, machen ihnen wie ein Keil und den breitesten Ort (des +Steines) machen sie stumpf scharf, ist wohl einer Spannen lang, +zweier Finger dick, einer Hand breit, etliche sein größer, etliche +kleiner. Danach nehmen sie ein schmal reidelin (eine Gerte) und +beugen es oben drum her, bindens mit Bast zusammen. Dieselbige +Figur haben nun auch die eisern Keil, so ihnen die Christen geben +auf etlichen Orten“.<a id="FNanchor_P_15"></a><a href="#Footnote_P_15" class="fnanchor">[390]</a> Die eisernen Beile der Patagonier sind +jetzt ganz nach Art der alten Steinäxte gestaltet und an die +Handhabe befestigt.<a id="FNanchor_P_16"></a><a href="#Footnote_P_16" class="fnanchor">[391]</a> Die eisernen Beile, welche die Konjagen +in Nordwestamerika machten, wurden ganz nach dem Modelle der +alten Steinwerkzeuge hergestellt.<a id="FNanchor_P_17"></a><a href="#Footnote_P_17" class="fnanchor">[392]</a> Die gewöhnliche Axt der +Grönländer besteht aus einem breiten Meißel in einer hölzernen +Handhabe <i>apparently in the same way as the stone chisels from +the prehistoric age have been fitted for use</i>.<a id="FNanchor_P_18"></a><a href="#Footnote_P_18" class="fnanchor">[393]</a> Und so +zeigten auch die Hallstätter prähistorischen Eisenwaffen die für +Bronzewaffen charakteristischen Formen.<a id="FNanchor_P_19"></a><a href="#Footnote_P_19" class="fnanchor">[394]</a> Wir haben selbst +direkte Beweise dafür, daß in vorgeschichtlicher Zeit in der +gleichen Weise beim Übergange vom Stein zum Metall verfahren wurde. +Graf <span class="smcap">G. Wurmbrand</span> hat bei den Funden in den Pfahlbauten +des Attersees nachgewiesen, daß Lehmformen über Steinbeilen +angefertigt und darin Metallbeile gegossen wurden.<a id="FNanchor_P_20"></a><a href="#Footnote_P_20" class="fnanchor">[395]</a> Nach +dem gleichen Gesetze haben sich bis zum heutigen Tage im Taunus +Äxte, Meißel, Beile, Schlüssel bei der ländlichen Bevölkerung im +Gebrauche erhalten, welche durch ihre Formen beweisen, daß sie nach +römischen Mustern gearbeitet sind, da die Originale in den Funden +des römischen Kastells Saalburg sich nachweisen lassen.<a id="FNanchor_P_21"></a><a href="#Footnote_P_21" class="fnanchor">[396]</a></p> + +<p><em class="gesperrt">Sprachliche Anpassung.</em> Die Südseeinsulaner hatten sich +zunächst auch sprachlich mit dem neuen Metalle auseinander zu +setzen und es ist lehrreich, zu beachten, wie sie dabei verfuhren. +<span class="pagenum"><a id="page165"></a>Seite 165</span> In fast allen den zahlreichen melanesischen Sprachen +finden wir heute Wörter für Eisen<a id="FNanchor_P_22"></a><a href="#Footnote_P_22" class="fnanchor">[397]</a>, in denen wir aber +weder einen Anklang an <i>iron</i>, <i>hierro</i>, noch an das +malayische <i>besi</i> entdecken können und die auf anderweitigen, +einheimischen und übertragenen Begriffen zu beruhen scheinen. Es +läßt sich dieses wenigstens aus dem auf den Admiralitätsinseln +für Eisen gebrauchten Worte <i>laban</i> schließen, das nicht +etwa die Verstümmelung eines europäischen Wortes ist, welches den +Eingeborenen bei dem Bekanntwerden mit dem Metalle übermittelt +wurde, sondern das einheimische für Manganerz übliche, denn mit +diesem pflegen sie ihren Körper zu schwärzen. Sie hatten für Eisen +keine ähnliche Substanz und übertrugen daher diesen Namen auf +dasselbe.<a id="FNanchor_P_23"></a><a href="#Footnote_P_23" class="fnanchor">[398]</a></p> + +<p>Im westlichen Polynesien und östlichen Melanesien finden wir +für Eisen ein Wort im Gebrauch, welches in den Wörterbüchern +übereinstimmend als gleichwertig mit „Metall“ gegeben wird, +wie wohl Metalle den Südseeinsulanern unbekannt waren. Es +lautet <i>ukamea</i> auf Tonga, <i>kaukamea</i> auf Fidschi, +<i>hackoumea</i> auf der zu den Salomonen gehörigen Kokosinsel. +Auf Samoa ist die Bezeichnung <i>uamea</i> und hier giebt das +Lexikon<a id="FNanchor_P_24"></a><a href="#Footnote_P_24" class="fnanchor">[399]</a> den Schlüssel, denn mit <i>uamea</i> bezeichnet man +dort „alles, was gut ist“. In dem neuseeländischen <i>rino</i> und +dem auf Fidschi auch gebräuchlichen <i>aironi</i> ist unschwer +das englische <i>iron</i> zu erkennen, wie das <i>aúri</i> der +Markesasinsulaner auf <i>hierro</i> zurückzuführen sein dürfte. +Dann würde dieses Wort bis zum Jahre 1595 zurückreichen und +entstanden sein, als damals <span class="smcap">Alvaro Mendana</span> die Inseln +entdeckte.</p> + +<p><em class="gesperrt">Wirkungen des Eisens auf die Ozeanier.</em> Die Wirkungen, +welche die Einführung des neuen Metalles auf die Eingeborenen der +Südsee hervorbrachte, sind keineswegs als günstige aufzufassen. +Wie das Gold, wenn es einer Bevölkerung zuströmt, auch Laster im +Gefolge hat, so das Eisen bei den Polynesiern. Für einen eisernen +Nagel war den Maori Neuseelands die Keuschheit einer Frau feil und +für eisernes Geräte boten die Männer ihre Töchter und Schwestern +ohne Unterschied an. Wie die offen stehenden, riegellosen Häuser +zeigten, kannten die Tahitier vor der Ankunft der Europäer den +Diebstahl nicht: aber der verführerische Reiz des Eisens brachte +sie dazu, daß sie dasselbe von den europäischen <span class="pagenum"><a id="page166"></a>Seite 166</span> Schiffen +stahlen.<a id="FNanchor_P_25"></a><a href="#Footnote_P_25" class="fnanchor">[400]</a> Als die Südseeinsulaner noch in der Steinperiode +standen, mußten sie mit ihren geringen Geräten verhältnismäßig +hart arbeiten, um sich ihre Bedürfnisse zu erringen. Es verlangte +Ausdauer und Zeit, um einen Baum mit einem Muschelbeil zu fällen, +ein Kanoe mit einem Steine zu zimmern. Mit den Waffen und Beilen +aus Stein und Fischknochen haben wir Europäer ihnen das einzige +Mittel genommen, sich des schädlichen Einflusses ihrer natürlichen +Faulheit zu erwehren: das Bewußtsein, leicht etwas erreichen zu +können, er tötet nicht bloß bei Wilden die Begierde nach dem +Besitz. „Das Eisen des Europäers folgte zu rasch auf den Stein des +Wilden; so mußte notwendig das, was für sie angeblich ein Segen +werden sollte, sie krank machen und hinsiechen lassen an Leib und +Seele.“<a id="FNanchor_P_26"></a><a href="#Footnote_P_26" class="fnanchor">[401]</a> Es ist das plötzliche Hereinbrechen der neuen Kultur, +das Unvermittelte derselben, welches, mit dem Eisen eine gänzliche +Umwälzung der Lebensgewohnheiten bringend, so gefährlich für die +Südseeinsulaner wurde und nicht wenig dazu beitrug, daß sie in der +bekannten Weise sich verminderten.</p> + + +<h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote indent03"> +<p><a id="Footnote_P_1"></a><a href="#FNanchor_P_1"><span class="label">376</span></a> <span class="smcap">J. R. Forster</span>'s Bemerk. auf seiner Reise um +die Welt. Berlin 1783. 321.</p> + +<p><a id="Footnote_P_2"></a><a href="#FNanchor_P_2"><span class="label">377</span></a> <span class="smcap">Georg Forster</span>, Sämmtliche Schriften. I. +178. 147. 154.</p> + +<p><a id="Footnote_P_3"></a><a href="#FNanchor_P_3"><span class="label">378</span></a> Das. I. 313.</p> + +<p><a id="Footnote_P_4"></a><a href="#FNanchor_P_4"><span class="label">379</span></a> <span class="smcap">Keate</span>, Nachrichten von den Pelewinseln. +Deutsch. Hamburg 1789. 46. 412. 74.</p> + +<p><a id="Footnote_P_5"></a><a href="#FNanchor_P_5"><span class="label">380</span></a> <span class="smcap">v. Kittlitz</span>, Denkwürdigkeiten einer Reise +etc. Gotha 1858. II. 2. I. 376.</p> + +<p><a id="Footnote_P_6"></a><a href="#FNanchor_P_6"><span class="label">381</span></a> Archiv für Anthropologie. XI. 337.</p> + +<p><a id="Footnote_P_7"></a><a href="#FNanchor_P_7"><span class="label">382</span></a> <span class="smcap">van Hasselt</span> in Zeitschrift für Ethnologie. +1876. 171.</p> + +<p><a id="Footnote_P_8"></a><a href="#FNanchor_P_8"><span class="label">383</span></a> Journ. Anthropol. Instit. VI. 111 (1871).</p> + +<p><a id="Footnote_P_9"></a><a href="#FNanchor_P_9"><span class="label">384</span></a> Geograph. Magazine. 1876. 213.</p> + +<p><a id="Footnote_P_10"></a><a href="#FNanchor_P_10"><span class="label">385</span></a> Wanderings in a wild country. London 1883. 111.</p> + +<p><a id="Footnote_P_11"></a><a href="#FNanchor_P_11"><span class="label">386</span></a> <span class="smcap">M. Buchner</span>, Reise durch den Stillen Ozean. +Breslau 1878. 237.</p> + +<p><a id="Footnote_P_12"></a><a href="#FNanchor_P_12"><span class="label">387</span></a> Archiv f. Anthropol. XI. 337.</p> + +<p><a id="Footnote_P_13"></a><a href="#FNanchor_P_13"><span class="label">388</span></a> Journ. Anthropol. Instit. VI. 111.</p> + +<p><a id="Footnote_P_14"></a><a href="#FNanchor_P_14"><span class="label">389</span></a> <span class="smcap">A. de Roepstorff</span> in Zeitschr. d. Ges. für +Erdkunde zu Berlin. 1879. 11. — <span class="smcap">Man</span> im Journ. Anthropol. +Inst XII. 379 giebt an, daß sie das Eisen zu diesem Zwecke kalt mit +Steinen hämmern.</p> + +<p><a id="Footnote_P_15"></a><a href="#FNanchor_P_15"><span class="label">390</span></a> <span class="smcap">Hans Staden</span>, Wahrhaftige Beschreibung etc. +Kap. X der zweiten Abteilung. Marburg 1557.</p> + +<p><a id="Footnote_P_16"></a><a href="#FNanchor_P_16"><span class="label">391</span></a> <span class="smcap">Musters</span>, Unter den Patagoniern. 180. Fig. +6.</p> + +<p><a id="Footnote_P_17"></a><a href="#FNanchor_P_17"><span class="label">392</span></a> <span class="smcap">Holmberg</span>, Völker des russischen Amerika. +Helsingfors 1855. I. 101. Und so auch die benachbarten Thlinkithen. +<span class="smcap">Krause</span> in Verhandlungen der Berl. Anthropol. Ges. 1883. +207.</p> + +<p><a id="Footnote_P_18"></a><a href="#FNanchor_P_18"><span class="label">393</span></a> <span class="smcap">H. Rink</span>, Danish Greenland. London 1877. +271.</p> + +<p><a id="Footnote_P_19"></a><a href="#FNanchor_P_19"><span class="label">394</span></a> <span class="smcap">Undset</span>, Eisen in Nordeuropa. 14. 333.</p> + +<p><a id="Footnote_P_20"></a><a href="#FNanchor_P_20"><span class="label">395</span></a> Mitteil. Wiener Anthropol. Ges. V. 131.</p> + +<p><a id="Footnote_P_21"></a><a href="#FNanchor_P_21"><span class="label">396</span></a> Korrespondenzblatt der deutschen anthropol. Ges. +1882. 225.</p> + +<p><a id="Footnote_P_22"></a><a href="#FNanchor_P_22"><span class="label">397</span></a> <span class="smcap">G. v. d. Gabelentz</span> und <span class="smcap">A. B. +Meyer</span>, Beiträge zur Kenntnis der melanesischen Sprachen. +Leipzig 1882. No. 98.</p> + +<p><a id="Footnote_P_23"></a><a href="#FNanchor_P_23"><span class="label">398</span></a> <span class="smcap">Moseley</span> im Journ. Anthropol. Instit. VI. +395 (1877).</p> + +<p><a id="Footnote_P_24"></a><a href="#FNanchor_P_24"><span class="label">399</span></a> <span class="smcap">Violette</span>, Dictionnaire samoa-français. +Paris 1880. s. v.</p> + +<p><a id="Footnote_P_25"></a><a href="#FNanchor_P_25"><span class="label">400</span></a> <span class="smcap">G. Forster</span>, Sämmtliche Schriften. I. 182. +183. 282.</p> + +<p><a id="Footnote_P_26"></a><a href="#FNanchor_P_26"><span class="label">401</span></a> <span class="smcap">Semper</span>, Die Palauinseln. Leipzig 1873. +355.</p> +</div> + + + + +<p class="center ftsize115ad martop4"><span class="pagenum1"><a id="page167"></a>Seite 167</span> Verlag von VEIT & COMP. in Leipzig.</p> + +<ul class="indentneg2"> + <li><span class="ftsizead2">du Bois-Reymond, Emil</span>, <b>Dr. Carl Sachs' Untersuchungen + am Zitteraal</b> — Gymnotus electricus. — Nach seinem Tode + bearbeitet. Mit zwei Abhandlungen von <em class="gesperrt">Gustav Fritsch</em>. + Mit 49 Abbildungen im Text und 7 Tafeln. Roy.-8. 1881. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 26.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Fürst, Livius</span>, <b>Die Maass- und Neigungverhältnisse des + Beckens</b>. Nach Profil-Durchschnitten gefrorener Leichen. Mit + 7 lithographirten Tafeln. 4. 1875. cart.<br> + <span class="ralign1">ℳ 10.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Groddeck, Albrecht von</span>, <b>Die Lehre von den + Lagerstätten der Erze</b>. Ein Zweig der Geologie. Mit 119 + Abbildungen in Holzschnitt. gr. 8. 1879. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 8.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Hartmann, Robert</span>, <b>Der Gorilla</b>. + Zoologisch-zootomische Untersuchungen. Mit XIII in den Text + gedruckten Holzschnitten und XXI Tafeln. 4. 1880. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 30.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Hoernes, R.</span>, <b>Elemente der Palaeontologie</b>. Mit + gegen 700 in den Text eingedruckten Holzschnitten, gr. 8. 1884. geh.<br> + <span class="ralign1">ca. ℳ 14.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Magnus, Hugo</span>, <b>Die Anatomie des Auges</b> bei den + Griechen und Römern, gr. 8. 1878. geh. <br><span class="ralign1">ℳ 2.40</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05">—— <b>Die geschichtliche Entwickelung des Farbensinnes.</b> + gr. 8. 1877. geh. <br><span class="ralign1">ℳ 1.40</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05">—— <b>Geschichte des grauen Staares.</b> Mit 1 + lithographirten Tafel. gr. 8. 1876. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 8.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Ploss, H. H.</span>, <b>Ueber die Lage + und Stellung der Frau während der Geburt bei verschiedenen Völkern</b>. Eine + anthropologische Studie. Mit 6 Holzschnitten, gr. 8. 1872. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 1.50</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05">—— <b>Zur Geschichte, Verbreitung und Methodik der + Fruchtabtreibung.</b> Culturgesch.-mediz. Skizze. gr. 8. 1883. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 1.40</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Ribot, Th.</span>, <b>Die Erblichkeit</b>. + Eine psychologische Untersuchung ihrer Erscheinungen, Gesetze, Ursachen und Folgen. + Deutsch von Dr. med. <em class="gesperrt">Otto Hotzen</em>, gr. 8. 1876. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 7.—</span></li> + + <li> </li> + + <li class="ftsize75 indent03 martop05">Eine umfassende Darstellung und Verarbeitung der wichtigsten + über die Vererbung bekannten Thatsachen. Die körperliche + Vererbung wird als Grundlage des ganzen Gebietes in der + Einleitung behandelt, des Werk selbst ist dagegen hauptsächlich + den hierher gehörigen psychologischen Erscheinungen gewidmet. + Der erste Abschnitt enthält eine Zusammenstellung des + Thatsächlichen, der zweite die Gesetze der Vererbung, der + dritte deren Ursachen und der vierte deren Folgen.</li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Stannius, H.</span>, <b>Handbuch der Anatomie der + Wirbelthiere</b>. Zweite Aufl.<br> + Erstes Heft: <em class="gesperrt">Zootomie der Fische</em>, gr. 8. 1854. geh. + <span class="ralign1">ℳ 6.—</span><br> + Zweites Heft: <em class="gesperrt">Zootomie der Amphibien</em>, gr. 8. 1856. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 6.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="pagenum1"><a id="page168"></a>Seite 168</span> + <span class="ftsizead2">Hahn, F. G.</span>, <b>Insel-Studien</b>. Versuch einer + auf orographische und geologische Verhältnisse gegründeten + Eintheilung der Inseln. Mit einer Karte in Farbendruck, gr. 8. + 1883. geh. <br><span class="ralign1">ℳ 7.20</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Kohl, J. G.</span>, <b>Die + geographische Lage der Hauptstädte Europa's</b>. gr. 8. 1874. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 10.—</span></li> + + <li> </li> + + <li class="ftsize75 indent03">Der Verfasser schildert die Ursachen der Lage und Weltstellung + der namhaften Hauptstädte Europa's. Er behandelt die Richtung + der auf sie zielenden Flussläufe und Thalbecken oder der bei + ihnen zusammentreffenden Küstenlinien und entwickelt daraus, + wie der lebendige Verkehr das Emporblühen der einzelnen Plätze + herbeigeführt hat.</li> + + <li class="martop05"><b>Der Periplus des Erythräischen Meeres</b> von einem + Unbekannten. Griechisch und deutsch mit kritischen und + erklärenden Anmerkungen nebst vollständigem Wörterverzeichniss + von <b>B. Fabricius</b>. gr. 8. 1883. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 6.—</span></li> + + <li> </li> + + <li class="ftsize75 indent03">Ein ägyptischer Kaufmann schildert im Periplus seine im + letzten Drittel des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung + unternommenen Fahrten an der Westseite des rothen Meeres mit + der sich anschliessenden Ostküste Afrika's und an der Ostküste + des rothen Meeres hin bis nach Indien, um Vorderindien herum, + an Ceylon vorüber bis an die Mündung des Ganges. Zum ersten + Male werden diese für die Culturgeschichte so wichtigen + Aufzeichnungen in deutscher Uebersetzung mit ausführlichem + Commentar veröffentlicht.</li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Petermann, J. H.</span>, + <b>Reisen im Orient</b>. Mit Titelbild und Uebersichtskarte der + Reisen 1852-1855. Zweite Ausgabe. Zwei Bände in einem Band. gr. 8. 1865. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 9.—</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Richthofen, Ferd.</span> + Freiherr von, <b>Aufgaben und Methoden der heutigen Geographie</b>. + Akademische Antrittsrede gehalten in der Aula der Universität Leipzig + am 27. April 1883. gr. 8. geh. <span class="ralign1">ℳ 1.80</span></li> + + <li class="ftsizexs"> </li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Sachs, Carl</span>, <b>Aus + den Llanos</b>. Schilderung einer naturwissenschaftlichen Reise + nach Venezuela. Mit Abbildungen im Text und einem Titelbilde. gr. 8. 1879. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 9.—</span></li> + + <li> </li> + + <li class="ftsize75 indent03">Das Werk des in den Tiroler Alpen verunglückten hoffnungsvollen + jungen Gelehrten ist eine der besten Erscheinungen auf dem + Gebiete der neueren Reisebeschreibung. Es schildert in + lebendiger und anziehender Weise die Erlebnisse und Eindrücke + des Verfassers auf einer im Auftrage der Berliner Akademie der + Wissenschaften auf Kosten der Humboldtstiftung in den Jahren + 1876-1877 ausgeführten Reise nach Venezuela.</li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Schultze, Victor</span>, + <b>Die Katakomben</b>. Die altchristlichen Grabstätten. Ihre Geschichte + und Monumente. Mit 52 Abbildungen im Text und einem Titelbilde. Roy.-8. 1882. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 10.—</span></li> + + <li> </li> + + <li class="ftsize75 indent03">Wohl selten verlässt ein Reisender Rom, ohne in die Katakomben + hinabgestiegen zu sein und die grosse unterirdische Todtenstadt + besichtigt zu haben. Die Anlage, die Inschriften und Embleme, + die Wand- und Deckenmalereien sind für die Erkenntniss + christlicher Anschauung, für die Gefühle und Ausdrucksweise der + ersten christlichen Jahrhunderte von grösster Wichtigkeit, und + das Interesse dafür tritt in immer weiteren Kreisen hervor. + Zum ersten Male in deutscher Sprache werden im Schultze'schen + Werke die Resultate der <em class="gesperrt">gesammten</em> Katakombenforschung + auf Grund selbständiger Forschung dargestellt. Nicht nur + die Katakomben zu Rom, sondern auch diejenigen in Sicilien, + Griechenland u. s. w. finden eingehende Berücksichtigung.</li> + + <li class="martop05"><span class="ftsizead2">Supan, A.</span>, + <b>Grundzüge der physischen Erdkunde</b>. Mit 139 Abbildungen im + Text u. 20 Karten in Farbendruck, gr. 8. 1884. geh.<br> + <span class="ralign1">ℳ 10.—</span></li> +</ul> + + +<div class="box martop4"> +<h3>Anmerkungen zur Transkription:</h3> + +<p>Überschriften wurden im Schriftbild vereinheitlicht.</p> + +<p>Bildunterschriften wurden weitesgehend vereinheitlicht.</p> + +<p>Abbildungen wurden innerhalb des Textes an den Beginn oder das +Ende von Absätzen verschoben und entsprechend ihrer Nummerierung +reorganisiert.</p> + +<p>Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; +lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Bis +auf offensichtliche Druckfehler wurde vom Haupttext abweichende +Schreibweise innerhalb der Zitate beibehalten. Die Punktuation in +Referenzen, Inhaltsverzeichnis, Tabellen und Abbildungen wurde +weitestgehend egalisiert. Die Angaben im Inhalsverzeichnis wurde zu einer +chronologischen Darstellung korrigiert und Formatierungen egalisiert. +Fehlende Seitenzahlen im Inhalsverzeichnis auf Seite <a href="#pageXII">XII</a> wurden eingefügt. +Referenzen zu Abbildungen werden im Text normalerweise wie folgt +dargestellt: (Fig. xyz).</p> + + +<p>Übernommen wurden:</p> + +<ul class="tn"> + <li>Binué statt Binuë (<a href="#pageXII">Inhaltsverzeichnis</a>, Seiten <a href="#page27">27</a> und <a href="#page48">48</a>)</li> + + <li>Bruce Foot, wahrscheinlich ist Robert Bruce Foote (22 September + 1834 - 29 Dezember 1912) gemeint, ein britischer Geologe und + Archäologe, der oft als Gründer der prähistorischen Studien + von Indien bezeichnet wird (Encyclopedia Britannica: + www.Britannica.com). (Seite <a href="#page58">58</a>)</li> + + <li>Bugias statt Buguias (Seite <a href="#page89">89</a>)</li> + + <li>Camba Humbo statt Camba Huambo (Seite <a href="#page19">19</a>)</li> + + <li>Fernao do Po statt Ferñao do Pó (Seite <a href="#page7">7</a>)</li> + + <li>Fluß Botama statt Fluß Buotama (Seite <a href="#page115">115</a>)</li> + + <li>Futa Djallon statt Fouta Djallon (Inhaltsverzeichnis, + <a href="#pageXV">Abbildungsverzeichnis</a>, Seite <a href="#page29">29</a> und Abbildung <a href="#img013">12</a>)</li> + + <li>Hlinnitza statt Hlinitza (Seite <a href="#page82">82</a>)</li> + + <li>Hofrat e Nahhas statt Hofrat En Nahas (<a href="#pageXI">Inhaltsverzeichnis</a>, + Seiten <a href="#page45">45</a>, <a href="#page46">46</a>, <a href="#page55">55</a> und <a href="#page56">56</a>)</li> + + <li>Insel Ometepec im Nicaraguasee statt Insel Ometepe im + Nicaraguasee (Seite <a href="#page153">153</a>)</li> + + <li>König Mtesa statt König Mutesa (Seite <a href="#page16">16</a>)</li> + + <li>König Rumanika von Karagwé statt König Rumanyika von Karagwé + (Seiten <a href="#page16">16</a> und <a href="#page54">54</a>)</li> + + <li>Lake superior statt Lake Superior (Seiten <a href="#page141">141</a> und <a href="#page148">148</a>, sowie + Fußnote <a href="#FN325">325</a>)</li> + + <li>Maypa statt Maipo River (Seite <a href="#page157">157</a>)</li> + + <li>Madlicot statt Henry Benedict Medlicott, ein irischer Geologe, + der oft als Coautor in Texten über die Geologie in Indien + zitiert wird (Seite <a href="#page66">66</a>)</li> + + <li>Michoacan statt Michoacán (Seite <a href="#page152">152</a>)</li> + + <li>pariser Grobkalk statt Pariser Grobkalk (Seite <a href="#page144">144</a>)</li> + + <li>Pharao Thutmes III, welcher wahrscheinlich Pharao Thutmosis + (Seite <a href="#page5">5</a>)/Thutmose III (Seite <a href="#page4">4</a>) war.</li> + + <li>Roggeween statt Roggeveen (Seite <a href="#page160">160</a>)</li> + + <li>Schildkrot (Seite <a href="#page5">5</a> Tausch Elfenbein, Schildkrot und + Rhinozeroshorn gegeben wurden.), möglicherweise meinte man + Schildkröte. Der Text wurde im Original beibehalten.</li> + + <li>Shwo-fàng-tsun statt evt. Shwo-fang-tsun (Seite <a href="#page110">110</a>)</li> + + <li>Sorapur (Seite <a href="#page66">66</a>) und Sorapoor (Seite <a href="#page62">62</a>), wahrscheinlich ist + die indische Stadt Shorapur/Surapura im Yadgir Distrikt gemeint.</li> + + <li>Teotitlan del Valle statt Teotitlán del Valle + (<a href="#pageXVI">Abbildungsverzeichnis</a>, Abbildung <a href="#img038">47</a> und Seite <a href="#page149">149</a>)</li> + + <li>Tonli-Sapsees statt Tonle-Sapsees (Seite <a href="#page98">98</a>)</li> + + <li>Tongatabu statt Tongatapu (Seite <a href="#page160">160</a>)</li> + + <li>Visvacarma statt Vishwakarma (Seite <a href="#page101">101</a>)</li> + + <li>Wraks statt Wracks (Seite <a href="#page136">136</a>)</li> +</ul> + +<p>Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen:</p> + +<ul class="tn"> + <li>Amboss, Ambosse und Amboß, Amboße (verschiedene Textstellen)</li> + + <li>Äthiopiern (Seite <a href="#page5">5</a>) und Athiopier (Seite <a href="#page5">5</a>)</li> + + <li>Ausgepresster (Abbildung <a href="#img022">21</a>) und Ausgepreßter + (<a href="#pageXV">Abbildungsverzeichnis</a>)</li> + + <li>Ghurras (Seite <a href="#page67">67</a>) und Ghurrahs (Seite <a href="#page63">63</a>)</li> + + <li>mehreremal (Seite <a href="#page58">58</a>) und mehrere Mal (Seite <a href="#page131">131</a>)</li> + + <li>Njassasee, Nyasa-See, Malawi See und Abwandlungen (verschiedene + Textstellen)</li> + + <li>Oker (Seite <a href="#page72">72</a>) und Ocker (Seiten <a href="#page54">54</a> und <a href="#page120">120</a>)</li> + + <li>Sambesi und Wortkombinationen (Seiten <a href="#page19">19</a>, <a href="#page34">34</a>, <a href="#page35">35</a> und <a href="#page49">49</a>), + Zambesi (Seiten <a href="#page20">20</a>, <a href="#page40">40</a> und <a href="#page50">50</a>) und Zambezi (Fußnoten <a href="#FN60">60</a> und <a href="#FN63">63</a>)</li> + + <li>Schachte (Seiten <a href="#page19">19</a>, <a href="#page63">63</a>, <a href="#page110">110</a>, <a href="#page119">119</a>, <a href="#page140">140</a>, <a href="#page141">141</a> und <a href="#page152">152</a>) und + Schächte (Seiten <a href="#page47">47</a>, <a href="#page63">63</a>, <a href="#page96">96</a> und <a href="#page97">97</a>)</li> + + <li>Schamkonbezirke und Schemkonbezirke (beide Seite <a href="#page115">115</a>)</li> + + <li>schmiedbare (Seite <a href="#page69">69</a>), schmiedbaren (Seite <a href="#page69">69</a>), schmiedbares + (Seite <a href="#page44">44</a>) und schmiedebares (Seite <a href="#page8">8</a>)</li> + + <li>Serracoletts (Seite <a href="#page29">29</a>) und Serracolletts (Seite <a href="#page40">40</a>)</li> + + <li>speziell (Seite <a href="#page138">138</a>) und speciell (Seite <a href="#page72">72</a>)</li> + + <li>Tai-ngan-fu (<a href="#pageXIII">Inhaltsverzeichnis</a>) und Tai-ngau-fu (Seite <a href="#page107">107</a>)</li> + + <li>ungeheuren (Seite <a href="#page11">11</a>) und ungeheueren (Seite <a href="#page67">67</a>)</li> + + <li>wie wohl (Seite <a href="#pageIV">IV</a>) und wiewohl (ca. 28 Textstellen)</li> + + <li>zum ersten Male (Seite <a href="#page46">46</a> und 2x <a href="#page167">Werbeseiten</a> am Ende) und zum + erstenmale (Seiten <a href="#page129">129</a> und <a href="#page163">163</a>)</li> +</ul> + +<p>Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:</p> + +<ul class="tn"> + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"auf eine selbständige und ursprüngliche Darstellnng + desselben, ohne erkennbare fremde Einflüsse."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"auf eine selbständige und ursprüngliche Darstellung + desselben, ohne erkennbare fremde Einflüsse."</span> + (Seite <a href="#pageVI">VI</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"gesellt mit Bronzen; welche letztere man auch"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"gesellt mit Bronzen, welche letztere man auch"</span> + (Seite <a href="#pageVII">VII</a>)</li> + + <li>geändert wurde<span class="ftsize105">"in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets aber + selbstständig und unabhängig von einander."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"in Mexiko, in Cundinamarca und in Peru, stets aber + selbständig und unabhängig von einander."</span> + (Seite <a href="#pageVIII">VIII</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Chinesisches Gefäß aus der Tschou-Dynastie."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Chinesisches Gefäß aus der Tschóu-Dynastie."</span> + (Seite <a href="#pageXV">XV</a> Abbildungsverzeichnis)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Peruanische Mauerkelle. Nach demselben"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Peruanische Maurerkelle. Nach demselben"</span> + (Seite <a href="#pageXVI">XVI</a> Abbildungsverzeichnis)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Wie wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres + ersehen[14], wurden im ersten"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Wie wir aus dem Periplus des Erythräischen Meeres + ersehen[15], wurden im ersten"</span> + (Seite <a href="#page4">4</a> Fußnotenanker vom [14] auf [15] geändert)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"in Kriegsgefahren die Athioper grosser Bogen, aber + kurzer Pfeile;"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"in Kriegsgefahren die Athioper großer Bogen, aber + kurzer Pfeile;"</span> + (Seite <a href="#page5">5</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"spitz und in tötliches Gift getaucht."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"spitz und in tödliches Gift getaucht."</span> + (Seite <a href="#page5">5</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"dennoch aber den Schwarzen unentbehrlieh."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"dennoch aber den Schwarzen unentbehrlich."</span> + (Seite <a href="#page9">9</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"die Eisenindustrie im Bar el Ghasalgebiete an den"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"die Eisenindustrie im Bahr-el-Ghasalgebiete an den"</span> + (Seite <a href="#page10">10</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"haben wir die Nachrichten <span class="smcap">Serpa pintos</span>, welche uns"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"haben wir die Nachrichten <span class="smcap">Serpa pinto</span>s, welche uns"</span> + (Seite <a href="#page19">19</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Beinringe sind in betracht der einfachen Werkzeuge,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Beinringe sind in Betracht der einfachen Werkzeuge,"</span> + (Seite <a href="#page25">25</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Oft finden sich darin kleinere oder größere Partieen, + in denen das Erz,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Oft finden sich darin kleinere oder größere Partien, + in denen das Erz,"</span> + (Seite <a href="#page29">29</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"selbst auf die Eisenreduction zu verfallen,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"selbst auf die Eisenreduktion zu verfallen,"</span> + (Seite <a href="#page36">36</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Rolle zu spielen wie die obenerwähnten Sandhäufchen + der Zulu."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Rolle zu spielen wie die oben erwähnten Sandhäufchen + der Zulu."</span> + (Seite <a href="#page53">53</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Eisenerzeugung bei den Hindu, den Drawida nnd + assamesischen Bergvölkern in Vorderindien."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Eisenerzeugung bei den Hindu, den Drawida und + assamesischen Bergvölkern in Vorderindien."</span> + (Seite <a href="#page75">75</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Hufeisen, Ringe, Maultrommeden, Nägel, Messer."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Hufeisen, Ringe, Maultrommeln, Nägel, Messer."</span> + (Seite <a href="#page80">80</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"welche von der Türkei und untern Donau durch"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"welche von der Türkei und unteren Donau durch"</span> + (Seite <a href="#page81">81</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"may work them both alternetely, one with each hand."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"may work them both alternately, one with each hand."</span> + (Seite <a href="#page88">88</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Das Ambohimiangavogebirge ist so reich daran,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Das Ambohimiangavorgebirge ist so reich daran,"</span> + (Seite <a href="#page90">90</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Kupfererzen bei Mancayan im Districte Lepanto, + sowie im"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Kupfererzen bei Mancayan im Distrikte Lepanto, + sowie im"</span> + (Seite <a href="#page92">92</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"eines das geschmolzene Metall abfließt. während das + andere"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"eines das geschmolzene Metall abfließt, während das + andere"</span> + (Seite <a href="#page96">96</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Som-ron-sen liegt an den Ufern des Sung Chinit, + eines Zuflusses des"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Som-Ron-Sen liegt an den Ufern des Stung Chinit, + eines Zuflusses des"</span> + (Seite <a href="#page98">98</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"<i>by a succeding emperor Shuo-kang</i>"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"<i>by a succeeding emperor Shuo-kang</i>"</span> + (Seite <a href="#page107">107</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"sehr alt sein, Denn das Thal ist voll von sehr"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"sehr alt sein, denn das Thal ist voll von sehr"</span> + (Seite <a href="#page110">110</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor + des Peabodymuseums,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"allerneuesten Zeit dem verdienstvollen Direktor des + Peabody-Museums,"</span> + (Seite <a href="#page132">132</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"mit Pfeilspitzen aus Obsidien und dazwischen + ein Federmesser"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"mit Pfeilspitzen aus Obsidian und dazwischen + ein Federmesser"</span> + (Seite <a href="#page136">136</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"<i>toutefois ils devaient connaitre le métal, car leur + tradition dit que jusqu'a la trouvaille du vieillard,</i>"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"<i>toutefois ils devaient connaître le métal, car leur + tradition dit que jusqu'à la trouvaille du vieillard,</i>"</span> + (Seite <a href="#page137">137</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"doch gehört hier die Verarbeitung bereit der + vorkolumbischen Zeit an."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"doch gehört hier die Verarbeitung bereits der + vorkolumbischen Zeit an."</span> + (Seite <a href="#page140">140</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"und Gewerbe blüten, Weberei, Färberei, Malerei, + Bilderschrift zeigten"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"und Gewerbe blühten, Weberei, Färberei, Malerei, + Bilderschrift zeigten"</span> + (Seite <a href="#page147">147</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate + S. Luiz Potosi stammt (Fig. <a href="#img036">45</a>)."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"welche aus einem Tumulus von Venis Meicis im Staate + S. Luis Potosi stammt (Fig. <a href="#img036">45</a>)."</span> + (Seite <a href="#page149">149</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"das letztere sich erergebende Härtung kannten,"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"das letztere sich ergebende Härtung kannten,"</span> + (Seite <a href="#page157">157</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"<span class="smcap">Goguet</span>, III. 331 citiert bei <span class="smcap">Tylor</span>, Eearly history + of mankind. 208."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"<span class="smcap">Goguet</span>, III. 331 citiert bei <span class="smcap">Tylor</span>, Early history + of mankind. 208."</span> + (Fußnote <a href="#FN238">238</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"<span class="smcap">Vancouver</span>'s Reise. Berlin 1799. I. 181. II. 233. + 251. 233."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"<span class="smcap">Vancouver</span>'s Reise. Berlin 1799. I. 181. II. 233. + 251. 283."</span> + (Fußnote <a href="#FN302">302</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th + Meridian. vol. VII. Archäology. Wash. 1879. 273. + Plate XV. und Plate IV. Fig. 8."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Report upon U. S. Geograph. Survey west of the 100th + Meridian. vol. VII. Archaeology. Wash. 1879. 273. + Plate XV. und Plate IV. Fig. 8."</span> + (Fußnote <a href="#FN304">304</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"<i>que cela produisait un coup d'oeil merveilleux.</i>"</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"<i>que cela produisait un coup d'œil merveilleux.</i>"</span> + (Fußnote <a href="#FN336">336</a>)</li> + + <li>geändert wurde<br><span class="ftsize105">"Notes on copper implements from Mexico. Proceedings + of the Americ. Antiqu. Soc. Octobre 1882."</span> + <br>in<br><span class="ftsize105">"Notes on copper implements from Mexico. Proceedings + of the Americ. Antiqu. Soc. October 1882."</span> + (Fußnote <a href="#FN347">347</a>)</li> +</ul> +</div> +<div style='text-align:center'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75891 ***</div> +</body> +</html> + diff --git a/75891-h/images/cover.jpg b/75891-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ff3a8fd --- /dev/null +++ b/75891-h/images/cover.jpg diff --git a/75891-h/images/img001.jpg b/75891-h/images/img001.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..cfe19fe --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img001.jpg diff --git a/75891-h/images/img002.jpg b/75891-h/images/img002.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f840f89 --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img002.jpg diff --git a/75891-h/images/img003.jpg b/75891-h/images/img003.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..3eca5ce --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img003.jpg diff --git a/75891-h/images/img004.jpg b/75891-h/images/img004.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..775fafd --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img004.jpg diff --git a/75891-h/images/img005.jpg b/75891-h/images/img005.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..12aac35 --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img005.jpg diff --git a/75891-h/images/img006.jpg b/75891-h/images/img006.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..bcd15a2 --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img006.jpg diff --git a/75891-h/images/img007.jpg b/75891-h/images/img007.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..26c3594 --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img007.jpg diff --git a/75891-h/images/img008.jpg b/75891-h/images/img008.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..64af1ee --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img008.jpg diff --git a/75891-h/images/img009.jpg b/75891-h/images/img009.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..39ff9f3 --- /dev/null +++ b/75891-h/images/img009.jpg diff --git a/75891-h/images/img010.jpg 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