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If you are not located in the United States, you'll -have to check the laws of the country where you are located before using -this ebook. - - - -Title: Komet und Weltuntergang - -Author: Wilhelm Bölsche - -Release Date: April 25, 2020 [EBook #61928] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KOMET UND WELTUNTERGANG *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was -produced from images made available by the HathiTrust -Digital Library.) - - - - - - - - - - Anmerkungen zur Transkription - - - Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter Text - ist _so ausgezeichnet_. - - Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des - Buches. - - - - - Wilhelm Bölsche - - Komet und Weltuntergang - - [Illustration] - - Erstes bis siebentes Tausend - - Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1910 - - - - -Vorwort - - -Es besteht das Bedürfnis, in diesem Frühjahr den Weltuntergang -infolge eines Zusammenstoßes der Erde mit dem Halleyschen Kometen zu -proklamieren. Mehrere Menschen empfinden daraufhin den Wunsch, durchaus -ethisch zu werden; andere meinen, daß nunmehr aller gute Wein, den -die Menschheit auf Reserve angesammelt hat, ausgetrunken und alle -schönen Mädchen abgeküßt werden müßten. Für diese an sich löblichen -Bestrebungen können streng wissenschaftliche Grundlagen aus Anlaß -vorliegender Kometentheorien zurzeit noch nicht in ausreichendem Maße -gegeben werden. Das zu untersuchen und zu klären ist der Zweck des -vorliegenden Büchleins, das übrigens auch _nach_ dem Weltuntergang noch -mit Nutzen gelesen werden kann. - - _Wilhelm Bölsche_ - - _Friedrichshagen_ - Ostern 1910 - - - - -Der Himmel rötet sich von einer nordlichtartigen Glut. In sprachloser -Erstarrung stehen die Menschen. Es ist kein Nordlicht: es ist der -Weltbrand. Walhalla brennt, und nun muß alles mit. - -Wir alle kennen die Gewalt dieses Schlußbildes in Wagners Dichtung. -Es ist der höchste Abschluß, den die Tragödie erreichen kann. Das -Schicksal siegt, und mit dem Vorhang fällt die Welt. - -Die Götter haben Schuld begangen, sie haben die heiligen Verträge -gebrochen. Nun zieht der unerbittliche Urgrund der Dinge den logischen -Schluß. Die Schuld muß gesühnt werden, also muß Walhalla brennen. Da -unten aber steht das arme Häuflein Menschen und weiß: die da droben -fallen, so müssen auch wir kleinen Kerle nach in den Weltenbrand. Die -Walküre hat ihnen noch von der Seligkeit der Liebe gesungen. Aber -das galt schon einem späteren, einem vielleicht einmal bleibenden -Geschlecht. Was heute Mensch heißt, das muß mit in den schauerlichen -Hochofen, der da oben zu glühen beginnt. Götterdämmerung! Die -Menschendämmerung ist dann nur noch ein Anhängsel. - -Immer, wenn ich das sah, haben mir diese Menschen leid getan, die -mit als Opfer fallen, weil das Schicksal den Schluß zieht aus der -Schuld derer da oben. Schon in der Ilias hat das so ergreifenden -Ausdruck gefunden. Die da oben wirtschaften ins Tolle; sie haben einen -ungeheuren Krieg inszeniert; die hier unten müssen bluten, und all ihr -Heldenmut erreicht zuletzt doch nur, daß Patroklus sinkt und Hektor und -schließlich auch Achilles. - -Es ist aber ein eigentümliches Ding in der Welt: die Namen wechseln, -aber die Mächte und die Nöte bleiben immer wieder die gleichen. - -Im alten Babylon sind einst aus den Sternen Götter geworden. Für uns -heute sind die antiken Götter wieder in Sterne eingegangen. Und doch -hat sich die Situation wenig geändert. - -Auch für uns, naturwissenschaftlich geschulte Menschen, Bewohner des -fern im Sonnenraum mit dreißig Kilometer Geschwindigkeit in der -Sekunde dahinsausenden Planeten Erde, moderne Menschen von heute, -auch für uns bewegen sich auf der Weltenbühne immer wieder die drei -Mitspielenden. - -In der Tiefe das unergründliche Geheimnis der Natur. Diese dunkle Macht -hinter Leben und Tod, der wir verdanken, daß überhaupt etwas ist; aus -der wir aufblühen, in der wir versinken, wir, Sterne wie Menschen; -die nicht lobt und nicht anklagt, die überhaupt nicht redet, die, -wie Angelus Silesius singt, »ein ew'ge Stille« ist; aber die aus dem -Unnahbaren dieser ewigen Stille vollzieht, und deren unerbittliche -Waffe die ewige Logik ist, das ewige Kausalgesetz. Was getan ist, das -zieht seine Folgen nach, unabänderlich. - -Vor diesem absoluten Naturgrunde aber spielen sich zwei engere Szenen -ab. - -Im Raume schweben Gestirne. Sonnen um die Planeten kreisen. Unfaßbar -lange Zeiten hindurch halten sie sich in geregelten Bahnen ohne -Zusammenstöße. Auf uralten Verträgen scheint ihr Dasein über Äonen -fort aufgebaut. Will man es weniger vermenschlicht ausdrücken, so mag -man es Balancen nennen. Vielleicht sind sie in ganz grauen Tagen erst -selber mühsam erworben worden, die Balanceverhältnisse etwa unseres -Planetensystems. Als Ergebnisse unendlicher Kämpfe. Bis alles sich in -natürlicher Auslese des Passendsten, des Harmonischsten endlich so -zurechtgesetzt hatte, daß es nun auf lange Zeiträume hin wirklich hielt -wie in einem ehernen Garantievertrag. - -Erst jenseits dieser kosmischen Garantien tauchen dann die -Menschen auf. Entwickelt in der Ruhe eines solchen Planeten, -der jahrmilliardenlang ohne Stoß, ohne Katastrophe um seinen -Sonnenschwerpunkt, seinen Vertragsmittelpunkt, jahraus jahrein -friedlich kreiste. In gewissem Sinne selbständig, sind diese Menschen -doch unlösbar gekettet an diesen oberen Zusammenhang. Mit ihrem Stern -hängen sie in der großen Sternenbalance. Unablässig rollt die Erde -sich mit ihnen um sich selbst, um die Sonne, mit dieser Sonne auf -das Sternbild des Herkules los. Von überall her starren die Augen -der anderen Oberwelten sie leuchtend an, wenn ihr Blick zum Himmel -geht. Sie mögen für sich treiben, was sie wollen, diese Menschen da -unten, kleine Götter spielen, gut sein oder schlecht; immer ist all -ihr Spiel nur garantiert durch die Vertragstreue, die Harmonie, die -Balancesicherheit derer da oben. - -Und nun die alte Angst: wenn die dort einmal ihre Verträge -brächen. Wenn Sterne gegeneinander liefen. Wenn unserer Erde -kosmische Katastrophen drohten. Wenn diese heilige Himmelsruhe sich -lockerte, sich löste. Das unerbittliche Schicksal der Logik, der -Naturgesetzlichkeit würde auch hier den Schluß ziehen, ohne mit -der Wimper seines schwarzen Rätselauges zu zucken. Seht ihr, wie -der Himmel sich rötet. Ein Weltensturz kommt, eine Sternen-, eine -Planetendämmerung. Ein kosmischer Störenfried bricht den uralten -Erdvertrag. Weltbrand, und was seid ihr Menschen plötzlich da unten, -mit müßt ihr in die Hölle, in den planetarischen Hochofen. Der Krieg -der Götter ist entbrannt, und ihr müßt mit, der Held bei euch wie der -Feigling, unerbittlich. - -Andere Zeiten, andere Worte. Aber das gleiche Spiel, die gleiche Angst, -das gleiche Mitleid bleibt mit den armen Menschen. Die Himmlischen -inszenieren Troja und wir müssen brennen. - -Eines ist aber doch nicht mehr gleich heute. Seit den Tagen Homers -oder der Edda sind wir Menschen hier auf unserm irdischen Posten der -großen Mysterienbühne unvergleichlich viel kühner, viel stolzer, viel -selbstbewußter geworden. - -In der Zwischenzeit liegt unsere eigentliche große Mündigerklärung -zur technischen Erdherrschaft. Eine ganze Masse Dinge, die hier unten -damals noch kleine Götter spielten, haben wir selber in die Hand -genommen als gereifte, diesen Gewalten endgültig gewachsene Titanen. -Poseidon wird in unserer Kultur ein derber Arbeiter, der Blitz muß -unsere Apparate treiben. Wenn die Pest wütet, so zittern wir nicht mehr -vor den Pfeilen Apollons, sondern wir wenden mit Erfolg Bakteriologie -und Antiseptik an. Es ist auf dem Punkt, daß wir wirklich hier auf -dieser Erdoberfläche mit dem, was hier noch an »Oberen« spukte, -endgültig fertig werden. Prometheus siegt hier, wer kann daran nach den -letzten Jahrhunderten der Technik noch zweifeln. Es ist eine heillose -Arbeit gewesen und fordert noch eine heillose. Aber die entscheidende -Wende ist überschritten. Es hat doch etwas wie ein Symbol (wenn es -auch, das gehört zu den Resignationen des Lebens, im Moment der -Lächerlichkeit ausgeliefert ist), daß der Fuß des Menschen sich jetzt -auf den Pol setzt. Wenn das lenkbare Luftschiff darüber weg steuert, -so wird auch die letzte Lächerlichkeit des »Objektteufels« vor der -heiligen Stunde kapitulieren, wie immer. - -Kleine Schlappen, die wir auf diesen Gebieten noch erleiden, zählen -nicht. Gewiß: wir machen noch Dummheiten; wir bauen eine Stadt auf die -Zuglinie sich verschiebender Landmassen und sie stürzt im Erdbeben -ein; wir regulieren einen Strom nicht ausreichend und Paris steht -unter Wasser. Das sind aber keine Weltuntergänge, sondern wir wissen -eigentlich schon selber recht genau, worin wir es dabei versehen -haben und wie es künftig besser zu machen wäre. Es ist alles eher -als eine Utopie, daß wir zuletzt alle Ströme, die an Kulturstädten -vorbeifließen, wirklich ausreichend regulieren werden, daß wir die -besonders durch Erdbeben bedrohten Erdstellen abschätzen lernen und -eventuell Häuser konstruieren werden, die auch einen derben Stoß -aushalten. - -Und noch um ein Schwereres ringen wir: das Raubtier Mensch zu zähmen -in uns selber, Mensch mit Mensch uns zu vertragen (wir sind doch nun -einmal die Brüder von der gleichen Schicht des großen Mysteriendramas), -den heillos simpeln Gedanken uns endlich einzuprägen, den uns schon die -ganze niedere Lebensentwicklung zuschreit, daß man sich besser liebt -als frißt. Auch das geht noch durch seine Momente der Müdigkeit (die -ethische Resignation kommt sooft wie die technische), aber durch bricht -es doch zuletzt. - -Was wir in all dieser heißen, inbrünstigen Arbeit brauchen, das ist -bloß noch Zeit, noch Fortsetzung der Dinge bei uns, noch Folgen von -Generationen, die weiter schaffen, wo wir die Axt sinken lassen. Der -Einzelne: ja da muß auch manches resignieren; mindestens müssen wir -ihn dem Geheimnis zuletzt überlassen. Aber das ist doch das immer -wieder Befreiende, Erhebende, daß auch dieser Einzelne in seinen -paar Lebensjahren immerzu in seinen besten Momenten in größeren -Zusammenhängen der Menschheit wirken und gestalten darf, auf Dinge -hin, die ihn überleben sollen, die fortleben sollen bei wieder jungen, -wieder frischen, wieder neu blühenden Menschen. Ein Rächer soll aus -unsern Knochen auferstehen, lautete das alte Wort; uns ist Rache nicht -mehr so wichtig; wir erwarten einen Fortsetzer, einen Vollender, einen -Benutzer unserer Arbeit. - -Und doch sind wir Titanen der Erde machtlos gegen die da oben! - -Wir haben ja angefangen, auch sie zu studieren, wie der kluge -Odysseus anfängt, seine Götter etwas mit Schläue zu sondieren, -zu diplomatisieren. Wir haben begonnen, die Sternverträge selber -zu prüfen, die Balancen ängstlich durchzurechnen. Wir haben die -Erde gewogen, ihre Schwungkraft gemessen, Sonnen- und Siriusweiten -festgestellt, das himmlische Billardspiel der ganzen Planetenbahnen -durchgeprobt auf seine Garantien. Aber eine unermeßliche Kluft trennt -uns von jeder Möglichkeit, deshalb nun da oben selber mitzuspielen, -selber einzugreifen. - -Wenn sich da oben etwas verschiebt, das alle planetarischen -Sicherheitsverträge zu bedrohen beginnt, so können wir's gerade zur -Not kommen sehen: ändern aber können wir's nicht. Wenn die Erde in ihr -Verderben rennt: _wir_ haben keine Macht, sie zu hemmen. - -Es gibt eine höchst amüsante, wenn auch wissenschaftlich nicht gerade -sehr tiefe Geschichte von Jules Verne, in der drei Menschen in einer -Bombe aus Aluminium zum Mond sausen; aus Langeweile gehen sie während -der Fahrt die Rechnungen vom Observatorium zu Cambridge noch einmal -durch, die ihnen die Ankunft auf dem Mond garantieren sollen, und dabei -stellen sie einen Fehler fest, der alles umschmeißt und ihnen Rücksturz -und Verderben bedeutet; angenehme Entdeckung, während sie schon -fliegen! Aber ganz genau so fliegen wir alle längst durch den Raum, und -wenn irgendeine schauerliche Rechnung uns heute beweisen sollte, daß -ein fremder Weltkörper sich geradlinig auf uns los bewegt mit einer -Bahnlage, die absolut notwendig zu einer entsetzlichen Katastrophe -führen muß, so sitzen wir zugleich genau so hilflos eingeschlossen in -unserem Gehäuse wie die Helden Jules Vernes und müssen wahllos in unser -Verderben fliegen. - -Unsere wissenschaftliche Phantasie kann sich dabei heute schon recht -reinlich vorstellen, was geschehen müßte, wenn ein einigermaßen großer -und schwerer Weltkörper auch nur ganz nahe an uns herankommen würde. - -Durch die Anziehung müßte eine unglaublich hohe Springflut bei uns -entstehen, deren doppelter Wasserberg mit der Erddrehung rasch um -unsern ganzen Planeten wanderte, alles in einer katastrophalen Sintflut -ersäufend. Gleichzeitig würden alle unsere Vulkane in tobenden -Eruptionen ausbrechen, da die vom Druck jäh entlasteten Lavaherde und -Dämpfe der Tiefe alle zugleich hochquellen müßten. Das Einströmen der -Flutwasser in diese Feueressen aber müßte Explosionen erzeugen, bei -denen weite Landgebiete wie Trümmer eines platzenden Dampfkessels -in die Luft flögen; die berühmte Explosion des Krakatau von 1883 an -der Sundastraße, bei der auch der Ozean in den ausbrechenden Krater -geflossen zu sein scheint und eine Dampfsäule von fünfzig Kilometer -Höhe entstand, in deren Gefolge längere Zeit Änderungen der gesamten -Erdatmosphäre (abnorme Dämmerungsfarben durch Beimischung feiner -Vulkanasche) eintraten, wäre ein harmloses Kinderspiel dagegen. - -Bei noch weiter fortschreitender Entlastung würden aber allmählich -auch die tieferen Massen des Erdinnern unruhig werden. Man nimmt -heute ziemlich allgemein an, daß der eigentliche Sitz des Magmas, das -in unseren Vulkanen aufquillt, noch nicht in sehr großer Tiefe der -Erdrinde sei. Was noch tiefer liegt, das wird durch den wachsenden -ungeheuerlichen Druck der auflastenden Massen normalerweise so -gebändigt, daß es gar nicht mehr bis zu uns aufbegehren kann. Nach -gangbarer Hypothese liegen der Temperatur nach eigentlich gasförmige -Stoffe gegen den Erdkern zu infolge des Drucks in einem Stadium, -das sehr nahe der äußeren Erscheinungsform des Flüssigen oder gar -Festen kommt. Eine plötzliche Erregung dieser sonst heilsam gedeckten -Innensubstanzen würde erst das wirklich Grauenhafteste auslösen. - -Man kennt ja die Geschichte jener kleinen Fische, die in der Tiefsee -unter einem beständigen Wasserdruck bis zu tausend Atmosphären -leben; in ihrer Tiefe sind sie hübsch körperlich auf diesen Druck -eingestellt; wenn man sie aber plötzlich im Netz an die Oberfläche -bringt, platzen sie jämmerlich auseinander. Jener Inhalt des Erdkerns -würde entlastet sich ebenfalls als titanischer Explosivstoff bewähren -müssen. Mit unhemmbarer Gewalt würde er losbrechen, die Erde würde -statt einfacher Vulkanausbrüche Protuberanzen entwickeln nach Art -jener fürchterlichen roten Eruptionen von glühendem Wasserstoff und -Calcium, die viele Tausende von Kilometern hoch über die Oberfläche der -Sonne emporzuspritzen pflegen. Eine wirkliche Berührung der Erde mit -jenem zweiten Weltkörper würde, abgesehen von der dabei entstehenden -mechanischen Umsatzwärme, durch direktes Zertrümmern der schützenden -Deckschale der Erde endlich eine Gesamtexplosion dieser Kernsubstanz -mit ihrer so lange verhaltenen Energie hervorrufen, die für unsere -irdischen Verhältnisse geradezu als Götterdämmerung bezeichnet werden -könnte. - -Schon ein geringer Teil dieser Ereignisse würde aber genügt haben, das -dünne schillernde Schleimhäutchen von der Erdrinde fortzusterilisieren, -das wir (mit Einschluß des Menschendaseins) Leben nennen. Dieses -Häutchen, in mancherlei Gestalt von Schleimtröpfchen protoplasmatischer -Art über eine geringe Schicht der Erdoberfläche lose verteilt, ist -seinem innersten Wesen nach zwar seit alters ein wahrer Ahasver und -Proteus zugleich an Zähigkeit, wenn man ihm Zeit läßt, sich gegen -äußere Bedingungen langsam einzustellen und raffinierteste Anpassungen -fertigzubekommen. Es ist aber ebenso schwach, wehrlos, hinschmelzend -wie eine Qualle in der grellen Sonne, hinsprühend wie eine Hand voll -Spreu in der Flamme gegenüber jeder katastrophalen Bedrohung. - -Ein paar Stichflammen, wie jene schauerliche von Martinique, die in -einem Moment über dreißigtausend Menschen vernichtete, durch die -Kontinente rasend, würden das Land sofort veröden, eine auch nur -momentane Erhöhung der Meerestemperatur auf Siedehitze die Ozeane. -Als letzte Überlebende dürften noch Sporen von Milzbrandbakterien, -die hundert Grad trockener Hitze aushalten, und gewisse Algenpflanzen -der heißen Quellen des Yellowstoneparks in Nordamerika eine Weile -ausdauern, binnen kurzem aber natürlich auch ohne Erfolg. Der Mensch -mit heutiger Technik wäre jedenfalls längst vorausgegangen im Tode. - -Unwillkürlich verweilt der Gedanke auf dem Antlitz dieser Menschheit -bei sich nähernder Gewißheit eines solchen Endes. - -Es wäre eine letzte, furchtbar ernste Probe auf unsere geistige Kraft, -auf den letzten Stärkeschatz, der sich angesammelt im Verlauf dieses -wunderbaren, unwahrscheinlichen Märchens, das wir als Entwickelung der -Menschheit und Menschenintelligenz auf dieser Erde haben. - -Noch einmal würden sie wohl beide in letzter Kraft erscheinen, die -beiden Gestalten, die um diesen Menschen immer wieder gerungen haben -in all den Jahrtausenden seiner Geschichte: das alte Raubtier, -das mit allen Mitteln die Erdherrschaft an sich riß, das von dem -alten Kannibalenhügel von Krapina, wo sie noch Neandertalmenschen -geschlachtet haben, bis auf unsere Zeiten immer auf einer roten -Spur von Blut durch diese Geschichte gewandelt ist; und das ewige -Sonnenkind, das aus der anderen Tiefe der Natur, aus der schon der -Paradiesvogel den Sinn nahm, spielend seine Hochzeitslaube mit -bunten Federn und Beeren zu schmücken, die Kunst zog, das auf Denken -und hingebende Forschung, auf Weltanschauung, auf Liebe und Ethik -loswanderte, als die großen Neuländer, die mehr waren als alle noch so -hoch gesteigerte Raubtierkraft. - -Die Energie brutaler Rücksichtslosigkeit würde sich noch einmal -ausleben wollen, fast glücklich, daß sie endlich noch einmal alle -Fesseln brechen kann, mit denen sie wenigstens die Kritik des -verfeinerten Menschentums heute überall eingeengt hat; wie eine kleine -Explosion notdürftig gebändigter, unter den Kulturdruck gestellter -Innengewalten und Urgewalten des Menschen selber würde das schon bei -dem Gedanken an den Untergang entlastet vorbrechen, ehe noch jene -zerstörende Entlastung des Planetenkerns der Erde begönne. - -Aus einer andern wieder entlasteten Schicht würde über Tausende und -Tausende von uns die Gedankenwelt sich noch einmal als zäher Lavastrom -ausbreiten, wie sie in ihrem typischsten noch lebenden Beispiel Sven -Hedin kürzlich so anschaulich aus den Klosterstädten Tibets geschildert -hat: jene absolute Einstellung des ganzen wirklichen Lebens auf die -Welt eines geglaubten anderen, nachkommenden. Der Glaube, der Menschen -veranlaßt, viele Jahre ihres Lebens in einer bis auf einen schmalen -Spalt zugemauerten Zelle freiwillig zu verbringen und tagaus tagein, ob -nun die Sonne draußen scheint oder Wolken die Dinge verfinstern, den -ganzen Inhalt dieses Lebens auf das ewig gleiche mechanische Drehen -einer Gebetmühle zu verwenden, im felsenfesten Vertrauen, daß so eine -bestimmte Suggestion auf dieses Jenseits ausgeübt werde! - -Umgekehrt würde für diesen fieberhaften letzten Moment aber zweifellos -auch noch einmal das wie eine wirkliche Lösung, ein wirklicher Trost -hervorblühen, was dem armen, ringenden, blutenden Einzelmenschen -so unzählige Male immer wieder schon in diesem Leben geholfen hat: -der göttliche Leichtsinn des Menschen mit all seiner Grazie und -Liebenswürdigkeit; der heilige Leichtsinn, der sich, wenn unten die -Pest als Schnitter durch die Garben geht und uns alle mähen wird, in -eine lustige Halle setzt und Boccacciosche Märchen erzählt, dem Tode -einen goldenen Becher zutrinkt aus dem Wein, den sonst erst die Enkel -haben sollten, und von der heißen Lippe des schönen Mädchens geküßt -wird, von dem ihn sonst alle heiligen und profanen Wasser dieser Erde -auf ewig hätten trennen müssen. - -Schließlich glaube ich aber doch auch noch an ein letztes kleines -Häufchen von Menschen (Fazit des reinsten Entwicklungsgoldes der -Menschheit heute schon, wenn es auch nur eine kleine Schar ist), die im -Anblick des rot aufstrahlenden Himmels der Götterdämmerung das Beste -aus all diesen wechselnden Zügen der Kraft nach bewähren würden ohne -die Schlacken; die aus der eisernen Stärke des wilden Kämpfers, aus dem -tiefsten Sehnen und Resignieren des echten religiösen Kerngehalts, wie -aus dem sprühenden Trotz, der dem Tode zutrinkt, endlich den Heldenmut -der freien Seele in diesem letzten Scheidefeuer sich schmieden würden, -von dem des Dichters Wort gilt: - - »Wenn etwas ist, gewalt'ger als das Schicksal, - So ist's der Mut, der's unerschüttert trägt.« - -... Auch ein solcher Mensch würde aber doch die ganze Trauer empfinden, -die uns beim Tode eines Jünglings ergreift. Die Mummelgreise des -blasierten Denkens lügen ja: die Menschheit ist noch nicht alt. Sie ist -noch jung bis zur grünsten Dummheit. Sie wollte erst anfangen, wollte -erst beginnen, etwas zu leisten. Erst eben fing eine endlose dunkle -Naturarbeit an, in ihr einen Sinn zu bekommen. Nun ein glühender Hauch, -und das alles soll wieder umsonst gewesen sein. - -Vielleicht registrieren sie das Aufflammen der Erde auf einem andern -Stern. Einmal wieder eine kleine kosmische Veränderung. Wer weiß, nach -wieviel Zeit erst. Das Licht nimmt ja vierzigtausend Meilen in der -Sekunde und braucht doch Jahrtausende bis zu den entfernteren Sternen -unseres Milchstraßensystems. Dort schieben sich die Geschehnisse durch -die verspätete Lichtpost immer weiter und weiter zurück. Wenn die Welt -wirklich, wie der Kalender will, erst um 3761 v. Chr. erschaffen worden -wäre, so müßte dieses merkwürdige Ereignis für unsere Gegend schon auf -Sternen von mittlerer Entfernung jetzt noch unmittelbar beobachtet -werden. - -Nehmen wir an, es sei nicht zu einer vollkommenen Explosion des -Erdinnern gekommen, sondern es hätten bloß die Springfluten -und Basaltergüsse beim nahen Vorbeipassieren eines himmlischen -Störenfriedes die Menschheit vernichtet, so wäre es denkbar, daß nach -Äonen andere, mit weit erhöhter Technik wandernde Intelligenzwesen -diesen toten Ball besuchten. Vielleicht, daß sie bei künstlichem -Licht durch Schachte in die rätselhafte ungeheure Erstarrungsdecke -des ehemals glühend ausgeströmten Basalts eindrängen, wie wir heute -uns mit Fackeln hinableuchten lassen in die gespenstischen Räume des -Theaters von Herkulaneum, über das einst die heißen Schlammströme des -neu explodierenden Vesuv geflossen sind. Wie in jenem verschütteten -Theater würde da und dort eine Stufe, ein Säulenrest, eine geköpfte -Statue, eine Inschrift von der toten Menschheit zeugen und staunende -Neugier, gemischt mit einem Gefühl des Grauens, wecken. Ein -verklungenes Märchen, in der Nacht, der Tiefe versunken. Wie Atlantis, -wie Vineta der Sage. Nicht einmal seine Glocken klingen mehr. Lava -hält energischer im Bann als Wasser. Das ausgeträumte Märchen der -Menschheit ... - - * * * * * - -Lassen wir die Grauen und nehmen ein ganz aktuelles, überaus anmutiges -Naturbild. - -Die meisten von uns haben es in den letzten Tagen des Januar dieses -Jahres genossen. - -Nicht als Götterdämmerung, sondern in ihren gewohnten roten Abendfeuern -ging die Sonne zur Rüste. In dem zauberhaften Farbenbogen, der aus -duftigstem, durchsichtigstem Orangegelb, Mattgrün und ganz oben -Violettblau sich noch eine Weile leise abklingend im Westen hielt, trat -plötzlich hineinblitzend und dann rasch im eigenen Weißfeuer wachsend, -bis sie als neuer Mittelpunkt das Ganze beherrschte, die Venus vor. -Dieser schöne schneeweiße Planet, der uns so nahe ist und von dem wir -doch so rein gar nichts wissen, weil ein ewiger dichter Wolkenschleier -zäh das Geheimnis seiner Oberflächengestalt hütet. - -Dann aber, rechts von dem strahlenden Auge des Abendsterns, jetzt -ein zweites, ganz feines Himmelsgebilde. Wie ein phosphoreszierendes -Federchen eben hingehaucht vor den blassen Kristall des abdunkelnden -Himmels. Ein schwaches Sternchen, das aussah, als sei es an der -freien Wölbung da oben ein Stückchen weit auf die Sonne zugekrochen -und habe dabei eine feine Silberspur auf dem Untergrunde hinterlassen. -Im Fernrohr erschien ein goldener Kern in einer weißlich verwaschenen -Nebelhülle, nicht unähnlich einem ausgeschütteten rohen Ei; von dem -floß jene Silberspur dann als langer Schweif aus, mit der starren -Geradlinigkeit nicht eines Körpers, sondern viel eher eines breiten -weißlichen Lichtstrahls. Nahm man den Kern als ein gelbes Schiffchen, -das in einer Nebelwolke fuhr, so ergab sich mit großer Anschaulichkeit -auch das Bild eines Scheinwerfers, mit dessen langem schleppenden -Lichtbande die Gegend jenseits der Sonne von Bord aus abgesucht wurde. - -Dieses höchst eigenartige Gebilde, das ein paar klare Abende lang -die allgemeinste Aufmerksamkeit auf sich zog, um dann still wieder -zu verschwinden, wie es gekommen, war der sogenannte Komet von -Johannesburg. Bahnschaffner im fernen Kapland, wo Johannesburg mit -Kapstadt durch eine Schienenlinie verknüpft ist, hatten von einem -andern kommenden Kometen gehört und zuerst die Kunde verbreitet, daß -jetzt wirklich ein Komet am Westhimmel glänze; es war aber nicht der -erwartete, sondern ein ganz neuer. - -Aus den ungeheuren Raumesfernen zwischen der Sonne und den nächsten -Fixsternen kam dieser Komet herangewandert, wie ein Zugvogel in -den Schleiern der Nacht kommt. Wie solchen Vogel wohl die jäh -auftauchende Flamme eines Leuchtturms auf einer einsamen Klippe über -den nachtverhangenen Wassern ablenkt, daß er sich wie gebannt vom -Licht ihr nähern muß, so wirkte bei einer gewissen Nähe mit bestimmtem -Zuge auch unsere Sonne auf den kosmischen Wanderer. Er stürzte nicht -mehr geradlinig fort wie ein Stein, der in den unendlichen Brunnen der -Raumesewigkeit geworfen war. Er bog aus, beschrieb eine Kurve um den -Sonnenleuchtturm. - -Im Ganzen war es nur eine kurze Episode. Eine Verbeugung ohne -Verweilen. Sehr bald sollte ihn wieder die alte ungestüme Kraft des -freifallenden Körpers in der offenen Raumesöde packen und davonstürzen -lassen in den Brunnengrund des Alls. Aber in der kurzen Spanne, da -der kosmische Zugvogel in einem raschen Bogen an der strahlenden -Leuchtturmkuppel näher hinglitt, als wolle er sie wirklich einmal -ganz umkreisen: in diesem flüchtigen Moment geschah es, daß von einer -kleineren einsamen Klippe in der Nähe der großen der vorbeischwebende -Vogel _gesehen_ wurde. - -Diese Klippe empfing ihr Licht ganz von dem Leuchtturm. Auf ihr aber -standen Hütten; Menschen wohnten dort. Und diese Menschen beobachteten -vorübergehend den seltsamen Wanderer. Die Gelehrten erkannten in ihm -etwas wieder, was man schon öfter beobachtet hatte, eine besondere -Spezies kosmischer »Vögel«. Komet nannte man solche Gebilde seit -alters; das Wort heißt Haarstern; also ein Stern, der hinter sich her -ein langes silbernes Gelocke wallen läßt: den Schweif. - -Es ist aber ein recht sonderbares Ding gerade um dieses Sternenhaar. - -Wenn der Komet einsam da draußen, sonnenfern durch den unermeßlichen -Brunnen des Raumes einfach fällt und fällt, besitzt er keinen Schweif. -Er gleicht dann wirklich einem kleinen Sternchen gewöhnlicher Art, nur -blasser, verwaschener. Etwas von einem Wölkchen hat er wohl immer, -nur daß es jetzt noch ein rundes punkthaftes Wölkchen in kompaktester -Zusammenziehung ist. Aber indem die engere Kurve an der Sonne vorbei -beginnt, ändert sich da etwas. - -Das Kernköpfchen hat sich im Bann dieser Sonne, wie gesagt, bequemt, -eine kleine Reverenz zu machen. Aber dabei ist es jetzt vielfach -wirklich, als werde etwas in seiner Frisur unruhig. Wie Haar, das -sich sträubt, wogt seine Nebelhülle von dem eigentlichen Sternkopf -empor. Erst ist es, als fasse die Magie der nahen Sonne sie stärker. -Auf wallt sie gegen die Sonne hin. Aber alsbald auch scheint die -Sonnenhand wieder abzuwinken. In der gesträubten Masse über dem -Kometenhaupt entsteht ein Scheitel: rechts, links fließen für unsern -Anblick die Nebelhaare des wunderlichen kosmischen Gesellen rückwärts -gegen sein Hinterhaupt, entgegengesetzt zur Sonne, ab. Dort aber -entfalten sie jetzt, als löse sich nochmals ein engeres Gewebe, erst -ihre ganze Länge. Wie mit einem unsichtbaren Kamm strähnt die Sonne -sie weit, immer weiter von dem Kometenkopf fort, bis sie als endloser -Nebelschweif hinauswallen in den Raum, der die Sonnenklippe von den -andern Klippen des Systems trennt. Immer aber weht dieser Schweif fort -von der Sonne, so lange der Komet im ganzen seine Sonnenreverenz macht. - -So entsteht jenes famose Bild eines kolossalen Scheinwerfers, -der nach zähestem Gesetz nie auf die Sonne selber, sondern immer -entgegengesetzt gerichtet werden muß. Und das eigentlich ist es, was -für uns auf der fernen Erdenklippe die größeren Kometen zu einem so -wunderbaren Schauspiel macht: dieser erst sich entwickelnde Schweif -in der Sonnennähe, dieses plötzlich erst losgebundene und wie in -einem magischen Sturm von der Sonne weggewehte Lockenhaar gerade in -der Zeit, da doch im ganzen die anziehende Kraft dieser Sonne diesen -Gesamtkometen so gepackt hat, daß er in kühnster Schwenkung ganz nahe -an ihr vorbei muß; so nahe, daß dem Rechner bangt, ob es dem Kopf -nicht gehen werde wie so manchem Zugvogel auf unserem Helgoland, der -direkt auf Tod und Verderben bei zu kurzer Kurve wider die Kuppel des -Leuchtturms selber prallt. - -Der Komet von Johannesburg trat erst in unsere Schau, als er bereits -in voller Pracht seines weithin wallenden Schweifes florierte. Wir -hatten von unserm Klippenstande aus sein Herankommen zur Sonne und die -Schweifentwickelung also selbst nicht beobachten können. Erst als die -ganze Locke längst majestätisch dahinwogte, glänzte er plötzlich vor -uns auf. Schon aber ging auch sein ganzes Sonnengastspiel damit zu -Ende. Keinerlei wirkliche engere Gemeinschaft fesselte diesen Wanderer -dauernd an unsern Leuchtturm. Frei sollte er jetzt wieder hinausfallen -in den Brunnen der Unendlichkeit. Mit der Sonnennähe muß aber zugleich -auch sein »Haarsträuben« wieder abnehmen, die erregten Nebellocken -werden wie ermattet wieder sinken, der geheimnisvolle Zug, der die -langen Strähnen von der Sonne fortjagte, muß im gleichen Verhältnis -schwächer werden, wie der ganze Kometenkopf die Sonnenanziehung -verläßt und selber wieder auf eigene Faust in die dunkle Weite strebt. -Als wieder beruhigtes, gleichsam wieder ganz eingerolltes, ringsum -geglättetes Sternköpfchen würden wir das seltsame Gebilde endlich -verschwinden sehen, wenn wir ihm so lange mit unserm freien Blick -folgen könnten. - -Das Erlebnis dieses Johannesburger Kometen ist, wie gesagt, nur eines -unter vielen. Wenn noch einmal das Gleichnis des Zugvogels gelten -soll, so muß aus den Tiefen des Raumes zu unserer Sonne herauf ein -unablässiger Wanderstrom solcher Vögel erfolgen. In dichtem Zuge -kommen sie, schweben an, umkreisen die Leuchtklippe unseres Systems -halb und entschweben wieder, einer nicht endenden Kette himmlischer -Wildgänse gleich, in deren beständigem Zuge durch die Äonen der Zeit -das momentane Abbiegen, die kleine Halbkurve vor dem Hemmnis der -Sonnenklippe durchweg nur ein winzigstes Intermezzo ist. - -Durchweg; doch nicht immer. Es gibt Fälle, wo der Wanderer dauernd -gefesselt wird. - -Denken wir uns im Bilde der Wildgans einen Vogel, der bei zu tiefem -Fluge nicht einer einzelnen Klippe begegnet, der er in einer Kurve -ausweichen kann. Er soll in ein Gewirre himmelhoher Schären geraten; -wo er hin will, sperren ihm neue Klippenzacken den geraden Weg; ratlos -beginnt er um die Hauptklippe zu kreisen. Das ist nach Lebensanalogie -gedacht. Streng bloß auf Schwereverhältnisse umgesehen, bedeutet -es für den Kometen, daß er bei seiner Kurve zu eng in die gesamten -Anziehungslinien eines Systems, wie es unser Sonnensystem darstellt, -sich hineinverheddert hat. Dieses System ist ja ein unendlich -verwickelter Zugapparat. Von allen Seiten zerrt und drängelt es da. -Eine gewisse zu kühne Kurvenwendung zur Sonne: und der Komet rollt -nicht mehr über sie hinaus, sondern muß auch auf der andern Seite in -eine Kurvenbiegung hinein. Die Halbkurven schließen sich aneinander zum -gestreckten Kreis: der Komet ist gefangen von der Sonne. - -Nun muß er dauernd gleich den schon vorhandenen Planeten um die große -Leuchtklippe kreisen. Die alten Planeten selber helfen ihn dabei -gründlich abfangen. Speziell unser System ist darin bedenklich für -solche Eindringlinge, daß es eine leise Neigung zu dem hat, was bei -andern am Fixsternhimmel sichtbaren vielfach offen proklamiert ist, -nämlich zur Bildung eines Doppelstern-Systems. Der Planet Jupiter vor -allem ist so groß, daß er neben der Sonne wirklich schon fast eine Art -Nebensonne spielt, mit der zusammen im Kräftespiel die Zugverhältnisse -eines Doppelsterns beginnen. Der Jupiter wird, sobald ihm ein Komet -zu nahe kommt, auch schon zum gefährlichsten Beuger und Ablenker. Im -Engeren wie als Gesamtaddition wirken aber auch alle andern Planeten -schon mit. Kurz: in so und so viel Fällen wird es dem Kometen -unmöglich, wieder loszukommen. Aus der flüchtigen Reverenz wird eine -Vasallenschaft. Mag er noch so regellos, ohne allen Anschluß an die -alten Verträge der Glieder gerade dieses Systems hineingeplatzt sein; -mag er rückwärts laufen in der Richtung, wo alle Planeten vorwärts -gehen; mag er mit seiner Bahn sozusagen auf dem Kopf der andern stehen; -mag er in der Not einen Kreis zur Sonne als Bahn bekommen haben, der -das schier unmöglichste an Kreisstreckung duldet; mag er bei jedem -Sonnenumlauf alle Planetenbahnen schneiden mit einer Kühnheit, die alle -Urverträge hier geradezu zum Spott macht: mitlaufen muß er zunächst auf -gut Glück um die Sonne, wie die Planeten es allgemein vertragsmäßig -tun. In geschlossener Bahn, die nach gewisser Zeit allemal wieder in -sich selbst zurückführt. - -Ein solcher Komet, den die Sonne zu irgendeiner Zeit einmal aus dem -großen Brunnenabgrund des freien Raumes eingefangen hat, ist nicht der -Johannesburger; wohl aber ist es der andere, der seit kurzem in aller -Welt Munde ist, der berühmteste, denkwürdigste Haarstern unserer ganzen -menschlichen Kultur überhaupt: _der Halleysche Komet_; benannt nach dem -großen englischen Mathematiker und Astronomen Edmund Halley, geboren zu -Haggerston bei London 1656, nach einem Leben voll intensivster Arbeit -und glänzendstem Erfolge als Beobachter, als Rechner, als Weltreisender -im Dienste astronomischer und magnetischer Spezialuntersuchungen, -zuletzt als Direktor der weltberühmten Sternwarte zu Greenwich -gestorben 1742. - -Als jene schlichten Entdecker im Januar den Johannesburger Kometen -auffanden, meinten sie, er sei selber der Halleysche. Bis dorthin also -war bereits die große Sensation gedrungen, die gegenwärtig bei uns die -breitesten Wellen schlägt. Etwas ganz Ungeheuerliches, so hören wir, -soll sich nämlich in diesem Jahre (1910) mit dem Halleyschen Kometen -zutragen. - -Der Separatvertrag, zu dem dieser Halleysche Komet seit seiner Aufnahme -in unser System vom Gesetz der Schwere gezwungen wurde, lautete auf -eine Umkreisung der Sonne in (rund gerechnet) je 76 Jahren. Umkreisung -ist dabei aber nicht so zu verstehen, daß der Komet in einem echten -mathematischen Kreise laufen müßte. Er verfolgt nur eine Bahn, die nach -Art des Kreises wieder in sich selbst zuletzt zurückläuft. Im übrigen -hat sie die Gestalt eines langgestreckten Eies. Ihre eine Ecke ragt bis -über die Bahn des äußersten uns bekannten Planeten, des Neptun, vor, -ihre andere biegt dagegen noch weit innerhalb unserer Erdbahn ganz nahe -um die Sonne herum. Alle 76 Jahre muß der Komet also einmal bis über -die Neptunbahn hinaus und einmal zwischen dem Abstande der Erdbahn und -der Sonne durchschweifen. Da er immer langsamer bummelt, je mehr er -sich in dieser Zeit von der Sonne entfernt, bleibt er aber den größten -Teil der 76 Jahre in den entlegeneren Regionen, so fern von uns, daß -wir ihn von der Erde aus gar nicht wahrnehmen können. Wie ein Rennpferd -in einer ungeheuer ausgedehnten Arena entzieht er sich selbst dem mit -Ferngläsern bewaffneten Blick der Insassen unserer Erdenloge, die so -relativ nahe dem einen Ende des Zirkus, der Sonne, liegt. Und erst -ganz dicht vor dem Termin, da für die Sonnenecke die 76 Jahre wieder -einmal abgelaufen sind, sehen wir ihn jedesmal plötzlich auftauchen. -In rasendem Tempo stürmt er dann daher, um in vollem Galopp die -Sonnensäule zu nehmen. - -Seit man die Ziffer seines Umlaufs im Ganzen kennt, ist es diese -kurze Spanne je im 76. Sonnenjahre, wo man die Ferngläser nach der -Gegend, von wo er kommen kann, zu richten beginnt. Und man wußte nun -längst schon, daß mit der Wende von 1909 zu 1910 dieser Termin wieder -einmal eingetreten sei. Das wilde Roß mußte auftauchen. Und es ist -aufgetaucht, programmäßig wie je. - -Zuerst nur im stärksten Fernrohr; dann bereits im schwächeren; -endlich an der Grenze des bloßen Auges; binnen kurzem wird es jeder -mit freiem Blick genießen können, obwohl innerhalb gewisser Grenzen -der Pracht; denn gerade der Halleysche Komet ist zwar, wie gesagt, -der denkwürdigste aller Kometen, aber er hat deshalb nie zu denen -allerersten Ranges an Schönheit der himmlischen Entfaltung gehört. - -Aber eine andere Kunde sichert ihm dafür gerade diesmal das allergrößte -Interesse in der ganzen Kulturbreite des Menschenvolkes, das die -Erdenloge füllt. - -Bleiben wir einmal einen Moment bei dem Bilde des Zirkus. Hier sitzen -wir in der Loge. Nahe vor uns steigt in strahlender Pracht die eine -goldene Meta auf, die ragende Säule des diesseitigen Eckziels, um das -der Renner oder das Gespann, was es nun sei, herumsausen müssen. Lange -harren wir. Da endlich dampft eine dicke Staubwolke auf, es kommt, -es kommt. Aber auf der goldenen Metasäule wird gleichzeitig etwas -Besonderes inszeniert. Ein großer Ventilator ist dort in Kraft gesetzt, -dessen schwirrende Drehräder den Staub des Wettrenners beständig von -der blanken Meta selber wegblasen, daß er jenseits in weitem Zipfel -in die Arena hinausschatten muß. Jetzt der höchste Moment: der Renner -umsaust die Metaecke. Im Moment aber, da er unter brausendem Jubel -genau zwischen der Goldsäule und unserer Loge durchpassiert, geht -über uns die äußerste Ecke des senkrecht von der Meta fortgetriebenen -Staubzipfels als flüchtiger Schleier weg. - -Der Renner, der sich in rasendem Laufe heranstürzt, ist der Halleysche -Komet. Die goldene Meta, die er nehmen muß, ist (nach Ablauf wiederum -von 76 Jahren) die Sonne. Die Loge voll gespannter Beobachter nahe -dieser Meta ist die Erde. Dicht gedrängt stehen sie in höchster -Erwartung, viele mit Gläsern vor den Augen. Der Komet ist aufgetaucht, -in eine geheimnisvolle Nebelwolke gehüllt. Je mehr er sich der -strahlenden Sonne nähert, desto deutlicher ist es aber, als blase -von dieser Sonne irgendwie etwas in den Dunst hinein und jage ihn in -langem staubartigem Schweif beständig senkrecht von der Sonne selber -fort weit in die Planetenarena hinaus. Und nun ein höchster Moment -auch hier: der Komet passiert für eine kurze Spanne genau zwischen der -umbogenen Sonnensäule und unserer Erdenloge hindurch. Jenes Etwas, das -den Schweif des Kometen senkrecht von der Sonne abpustet, richtet seine -Kraft für einen flüchtigen Moment genau auf uns. Und der Schweif ist so -lang, daß er durch die ganze Arenabreite von dem dampfenden Renner aus -bis zu uns tatsächlich herüberschleift: seine äußerste Spitze erreicht -uns, streift uns, fegt über uns fort ... - -Im Zirkus gibt es etwas Staubschlucken, Knirschen auf den Zähnen, -Streichen mit dem Taschentuch. Die allgemeine Begeisterung über das -große Schauspiel reißt rasch darüber fort. Wie aber wird das Bild -hier weiter passen? Wie wird es werden, wenn der Schweif des Kometen -wirklich über unsere Erde fegt? - -Als Datum, an dem der Halleysche Komet eine Stunde lang zwischen Sonne -und Erde durchpassiert, ist (falls nicht noch unberechnete Störungen -der Bahn eintreten) die Nacht vom 18. zum 19. Mai dieses Jahres -angesetzt. - -Kurz vorher, um den 1. Mai, fegt der Kometenschweif aus viel größerer -Nähe über die Venus. Falls den planetarischen Logen durch den -kometarischen Staubwirbel ernsthaft ein Schaden geschehen sollte, -würden wir also schon zu diesem früheren Termin den Effekt an der -Venus studieren können. Wenn die Loge dort in äußerlich sehr grober -Weise unter einem Sandsturm einstürzen oder durch sprühende Funken -in Brand gesetzt werden sollte, so werden wir das auf jeden Fall -mit ansehen, ehe es uns selber noch entsprechend geht. Feinere -Wirkungen, die speziell nur das zarte planetarische Häutchen des -Lebens betreffen würden (ob es ein solches auch auf der Venus gibt, -wissen wir unmittelbar überhaupt noch nicht), ließen sich allerdings -auch so nicht ablesen. Zum Beispiel, wenn der Staub so dick wäre, -daß die Logeninsassen rein an ihm erstickten, ohne daß die Loge im -Ganzen zusammenstürzte. Oder gar, wenn es sich um eine Art kosmischen -Auto-Wettrennens handelte, bei dem die Schweifwolke, die über die -Loge fortginge, aus derartig konzentrierten Giftgasen im Sinne -hochgesteigerten Benzingestanks bestände, daß sie alle Zuschauer -vergiftete. - -Durch den realen Schweif eines fremden Weltkörpers, eines Kometen, soll -die Erde gehen! Stoff eines weithin sichtbaren, offenbar riesengroßen -kosmischen Gebildes soll von außen unsere Erde berühren. Es liegt -doch eine seltsame Stimmung über diesem Moment. Wer hat das Gefühl -nicht einmal gehabt: man geht in der vollkommenen Dunkelheit und -zuckt plötzlich zusammen, aus dem Unsichtbaren scheint einen etwas -zu berühren, eine Hand. Eine solche dunkle Hand aus dem All rührt an -uns mit dem Kometenschweif. Wenn in der Nacht der Himmel sich rötete! -Götterdämmerung ... - -Wenn man die Garantien sich vergegenwärtigt, die sonst unsere -Menschenloge im All schützen, so liegt die stärkste in den gewaltigen -Entfernungen, die im allgemeinen die großen Weltkörper voneinander -trennen. In rascher Bewegung, mit explosibeln Substanzen innerlich -geladen wie Bomben, bildete jeder für den andern eine beständig -brennende Gefahr, wenn eben nicht diese starken Abstände wären. - -Scheiner, der ausgezeichnete Astrophysiker, hat das gelegentlich in -ein anschauliches Bild gebracht. Denken wir uns die Sonne in den -Größenverhältnissen der Domkuppel zu Berlin. Dann liefe der nächste -Planet durch das Berliner Reichstagsgebäude. Die Venus schnitte durch -Tiergarten und Humboldthain. Die Erde berührte den Bahnhof Tiergarten. -Die Bahn des Mars läge bei Tempelhof, die des Jupiter über Spandau und -jenseits Erkner. Saturn kreuzte Liebenwalde und Nauen, Uranus schon -Wittenberg und Frankfurt a. O. Für den Neptun reichte Preußen nicht -mehr überall. Er kreiste dicht vor Leipzig und schnitte Stettin und -Magdeburg. - -Nehmen wir in diesen Abständen Eisenbahn- oder Hochbahnlinien, so -wird keiner an Zusammenstöße denken; es gibt keine Weichen, keine -bedrohlichen Gleisdreiecke. Nun aber gar in dem gleichen Bilde die -Entfernung der Sonne und dieses ganzen Systems bis zum nächsten -Fixstern. Wenn der Blick das Firmament sucht mit seinem Sterngewimmel -und man hört, daß der einheitliche bleiche Schein der Milchstraße -bloß für unser Auge entstehe durch die Zusammendrängung unendlicher -Sternmassen auf diesem Fleck, so kann die Frage kommen, ob in diesem -rinnenden Silbersande nicht beständig Sternenstäubchen gegeneinander -prallen müssen. Aber was für Räume liegen in Wahrheit zwischen diesen -Punkten, die für uns wie wehender Silberstaub durch die Himmelsweite -regnen! Wenn die Domkuppel die Sonne ist und der Neptun durch Magdeburg -passiert, so ist der schöne Doppelstern Alpha im Sternbild des -Centauren, unser nächster Fixstern, nahezu um das Doppelte der wahren -Entfernung des Mondes von der Erde von dieser Domkuppel entfernt, also -fast zweimal 51000 Meilen. Es hat etwas Schauriges, sich die lieben -Lichtpünktchen da oben, die so dicht gereiht glänzen und vereint die -hübschesten Sternbilder formen, gesondert zu denken durch solche kalten -Abgründe des Raumes, in denen den Wanderer das entsetzlichste Gefühl -der absoluten Öde ergreifen müßte. Und doch liegt eben in dieser Öde -die große Garantie für uns. Sie ist der heilige Grenzrain, der die -Karambolagen verhütet, sie schützt den Frieden der Gestirne. - -Keine der Bahnen unserer großen Planeten kreuzt eine andere. Nur -bei den kleinsten Körpern des Systems, wie den durchweg winzigen -Planetoiden, kommen Schnittpunkte der Bahnen vor; der eine oder andere -solcher Zwerge durchbricht die Jupiterbahn, einer, der Eros, schneidet -weit in die Marsbahn hinein. Aber gerade dieses unruhige Kleinvolk -liegt doch wie im Ganzen gebändigt und in eine ungefährliche Ecke -zusammengestrudelt an einer bestimmten Stelle des Systems aufgehäuft, -anstatt frei zu schwärmen; speziell unsere Erde wandelt ihm schon -sehr fern im wieder gereinigten Feld. Eine überaus günstige Stellung -für die Balance des ganzen Riesenapparats nehmen umgekehrt die beiden -Kolosse darin ein, Saturn und vor allem der Jupiter, der, wie gesagt, -dem Ganzen fast den Charakter eines Doppelstern-Systems gibt. Man kann -das ohne direkte Teleologie so ausdrücken, daß man sagt: die Balance -des Ganzen war eben nur möglich bei solcher Einstellung, und nur als -diese Lage sich endlich fand, erhielt das System endlich Dauer; das -entspricht dem Darwinschen Gedanken von der Erhaltung des Passendsten -aus vielen durchgeprobten Möglichkeiten; so lange sind die Dinge in -Urzeiten vielleicht immer wieder zusammengebrochen, bis sich die einzig -mögliche Dauerform endlich in dieser Anordnung herausgelesen hatte. -Gegen die geschichtliche Deutung in diesem Sinne ist gar nichts zu -sagen, aber das Resultat, das uns heute die glücklichste Stabilität der -ganzen Flugmaschine unseres Systems garantiert, bleibt das gleiche für -uns. - -Alfred Russel Wallace, der alte Mitstreiter Darwins, hat gelegentlich -ein dickes Buch darüber geschrieben, wie ausgesucht sicher für -eine lange ungestörte Fortexistenz intelligenter Wesen doch gerade -unsere Erde inmitten all dieser kosmischen Garantien sei. Mit den -sinnreichsten astronomischen Einfällen und Aussichten hat er das -durchgeführt. Herr Wallace ist, obwohl er selber seinerzeit der -Mitbegründer jener Theorie der natürlichen Zuchtwahl war, heute -der wunderlichen Ansicht, in uns Menschen steckten nicht nur -höchstentwickelte Intelligenztiere unseres Planeten selbst, entwickelt -hier in der jahrmillionenlangen ungestörten Ruhe dieses Planeten. Ihm -sind die menschlichen Gehirne vielmehr Wohnstätten fernher gewanderter -kosmischer Geister; aber diese Geister sollen sich eben die Erde -ausgesucht haben als gesichertste Wohnstätte im All. Eine spaßhafte -Idee an sich, die aber doch in der Phantasie eines kenntnisreichen und -geistvollen Forscherkopfes dafür zeugt, _wie_ sehr sich die glückliche -Raumlage der _Erde_ aufdrängt, von wo immer man an sie herangehe. - -Auch wer in die Zukunft spekulieren will, sich denkt, daß dort einmal -die Planetenbahnen sich änderten, daß die Sonne erkalten könnte, daß -nach Tausenden vielleicht von Billionen von Jahren die Eigenbewegung -der Sonne und der nächsten Fixsterne doch einmal zu einer uns -mitreißenden Fixstern-Karambolage führen könnte (Dinge, die notabene -alle heute nicht etwa bewiesen werden können, sondern im breitesten -Spielraum des reinen Spekulationsvergnügens liegen), wird aus dieser -bestehenden Lage doch mindestens noch eine Zukunftsgarantie für Frieden -ohne Katastrophe auf viele Jahrmillionen hinaus zugeben müssen. - -Auch daß der Raum, durch den wir alljährlich einmal mit der Erde -wandern, normalerweise niemals absolut leer ist, liegt aller bisherigen -Erfahrung nach nicht in der Linie ernsthafter Gefahr. Feine, unsere -Bahn kreuzende Stoffteilchen verpuffen schon an den obersten Schichten -des großen Deck- und Puffermantels, den unsere Atmosphäre bildet, -allnächtlich zu völlig harmlosen Sternschnuppen. Mikroskopischer -kosmischer Staub, der sich da und dort auch aus solcher Quelle bei -uns anhäuft (z. B. in der Tiefsee), geniert niemand. Einzelne größere -meteorische Metall- oder Steinbrocken, die gelegentlich doch noch in -einer gewissen derben Greifbarkeit zu uns herunterkommen, haben eine -eigentlich verderbliche Rolle auch noch nie gespielt. An sich sind sie -so selten und meist so unauffällig, daß lange genug wissenschaftlicher -Streit sein konnte, ob sie überhaupt vorkämen. Das ist nun zwar heute -erledigt, aber die Wahrscheinlichkeit, daß auch nur ein Einzelmensch -gerade von einem Meteorstein vernichtet werden solle, liegt weit -unter der, daß der Betreffende zweimal hintereinander das große Los -gewinnen solle. Selbst einzelne größere Blöcke, die man nachträglich -gefunden und mit mehr oder weniger Sicherheit als meteorisch bestimmt -hat, können nur so minimalen Schaden auf winzigem Fleck getan haben, -daß die geringste irdische Vulkaneruption als wahre Riesenkatastrophe -dagegen erscheint. - -Alle diese normalen Verträge aber, darüber ist nun wirklich kein -Zweifel, bricht der Komet. Er rennt unter Umständen nicht nur senkrecht -in die Planetenkreise hinein, sondern er entwickelt auch aus sich -heraus körperliche Größenverhältnisse, die jene planetarischen -Zwischenräume belanglos machen. Es gibt Kometen, die in der Sonnennähe -Schwänze von zwanzig Millionen Meilen Länge entwickelt haben. Das ist -nahezu das Dreifache unserer kleinsten Erdentfernung vom Mars und fast -das Vierfache von der Venus. Wenn ein solcher Komet beinahe viermal -so weit wie die Venus von uns entfernt stände und seinen Schweif auf -uns eingestellt hätte, müßte dieser Schweif uns noch energisch über -den Kopf schlagen, angenommen, daß er die Beschaffenheit einer harten -Pritsche hätte. Er könnte dabei auf der Sonne sitzen und uns doch über -den ganzen Zwischenraum hindurch, quer durch Merkurbahn und Venusbahn, -einen Stüber versetzen. Wenn der Komet wirklich mit einer Pritsche -hauen kann oder wenn er uns in seinem Schweif mit etwas anpustet, das -uns versengen oder vergiften muß, so sind wir bei solcher Sachlage -einfach verloren. Das Damoklesschwert hängt bei der notorischen Menge -der Kometen immerfort über uns. Das Unheil, das uns jetzt in der Nacht -vom 18. zum 19. Mai drohen soll, ist nur die Krisis eines chronischen -Leidens, das auch außerhalb des angesagten Termins jeden Tag ausbrechen -kann. Der Halleysche Komet ist ja einer der wenigen in ihrem Lauf -sicher berechneten. Andere kommen beständig unverhofft; so eben der -Johannesburger. Wenn ihre Pritsche zufällig so liegt, daß sie zu uns -heranlangt, kann täglich, stündlich die große Katastrophe eintreten. -Die offene kosmische Garantielosigkeit ist hier proklamiert. - -Wenn ... ja, wenn der Komet eine Pritsche oder sonst irgend etwas -Gefährliches hat. Das ist die entscheidende Frage. Was ist ein Komet? - -Von den Planeten wissen wir, daß sie Lokomotiven sind. Ein -Zusammenprall bedeutete eine entsetzliche Katastrophe. Aber wenn -von der Lokomotive eine lange Dampfwolke in die grüne Wiese hinein -verloren wird und dieser Dampfschwaden einen Spaziergänger für einen -Moment einhüllt, so ist das keine Katastrophe. Wenn auf dieser Wiese -im Herbstabend Erlkönig seine Nebelschleier spinnt und die Lokomotive -durch diese Schleier saust, so ist das keine Katastrophe. Ist der -Komet eine kraftzitternde ungeheure Lokomotive ... oder ist er eine -harmlose Rauchsäule, ein Nebelstreif aus den Wiesen des Alls? Sein oder -Nichtsein für uns, das ist hier die Frage. - - * * * * * - -Still glänzt das silberne Wölkchen da oben, das jetzt nachweisbar seit -rund zwei Jahrtausenden alle sechsundsiebzig Jahre immer einmal wieder -in unser Menschenwesen hineingeschaut hat. Immer wieder hat es uns -dabei in neuen Stadien dieser Frage gefunden. Wenn der Halleysche Komet -ein Geschöpf wäre wie wir, das Erinnerungen sammeln und wiedererzählen -könnte, so würde er uns ein merkwürdiges Buch schreiben können von Wahn -und Hoffnung der Menschen, wie sie in diesen Abständen auch gravitiert -haben um das dunkle Zentrum jener Frage. Zweimal tausend Jahre hat er -uns Zeit gelassen, endlich Stellung zu ihm zu nehmen. - -Das Jahr 11 vor Christi Geburt ist das älteste Datum, bis zu dem man -ihn ziemlich sicher verfolgen kann. Wenn man die je 76 Jahre nur als -runden Wert nimmt, bedeutet das für heute also gerade das Jubiläum -seiner fünfundzwanzigsten Wiederkehr. - -In Bezug auf Störungen wie Zerstörungen (wir haben von diesem Begriff -bei Kometen gleich noch zu reden) muß er in dieser langen Zeit eine -relativ recht glückliche Lage gehabt haben, es steht also nichts im -Wege, sich zu denken, er komme in Wahrheit sogar schon viel länger. - -So mag er schon in die Zeiten der alten Babylonier hineingeleuchtet -haben, in jenen ersten Frühling astronomischer Forschung, aus dem uns -gerade über Kometen schon eine Meinung und zwar eine gleich zu Anfang -überraschend treffende überliefert ist. Wie Fische, hieß es, tauchten -sie ab und zu in die Tiefen ihres Meeres, der fernen Himmelsräume, so -daß man sie nicht mehr sehen könne; zu ihrer Zeit kehrten sie aber -wieder aufsteigend in unsere Nähe zurück. Der Begriff des wandernden -Weltkörpers, der gleich den Planeten in einer Bahn lief, war damit zum -erstenmal gefaßt. Und diese Ansicht sollte in der ganzen Antike bis zu -ihrem Schluß nie mehr ganz verloren gehen. - -Als der Komet in die Glanztage von Hellas hineinleuchtete, war sie die -Lehrmeinung der Pythagoreer, die sogar direkt annahmen, im Kometen -stecke eine Art Planet. Als er aber wiederkam kurz nach dem Tode des -Aristoteles, hatte sich eine zweite Deutung entgegengestellt, die nun -auch ein zähes Leben haben sollte, obwohl sie den verhängnisvollsten -Irrtum enthielt. - -Aristoteles lehrte, ein solcher Komet sei alles andere eher als ein -frei kreisender Weltkörper. Eine flüchtige Erscheinung unseres engeren -Luftkreises sei er nur; ein vom Erdboden aufgedunstetes leuchtendes -Wölkchen also, das sich bildete und zerfloß; wir heute würden sagen: -etwa wie ein Nordlicht, das man damals auch für brennenden Nebel hielt. -In dieser Zeit war zwar noch nicht abzusehen, was Aristoteles für -eine Macht werden sollte weit über die ganze Antike hinaus. Aber zwei -Meinungen gingen fortan durch diese Antike selbst, die sich gegenseitig -grell ausschlossen. - -Die erste historisch bezeugte Wiederkehr des Kometen nach Christi -Geburt, um das Jahr 65, fiel in das Todesjahr des geistvollen -Römers Seneca. In einem liebenswürdigen kleinen Plauderbuche über -naturwissenschaftliche Fragen, das man vielleicht als die früheste -erhaltene populärwissenschaftliche Feuilletonsammlung bezeichnen kann, -bekannte sich Seneca durchaus noch zu der pythagoreischen Idee. Die -Kometen sind ihm Gestirne wie Sonne und Mond, in festen Bahnen laufend; -eine Zeit werde kommen, da man diese Bahnen sicher berechnen werde; -eine erste gute Prophezeiung, die von einem feinen Kopf vor Kometen -gewagt wurde. - -Aber eben in diesen Tagen lebte auch der dicke Admiral Plinius, der -eine Art Konversationslexikon des damaligen Wissens zusammenstoppelte, -in seiner Art ein grandioses Werk, das uns unendlich viel gerettet hat. -Herr Plinius, der »große Meyer« also jener Zeit, urteilt selten, meist -kompiliert er verschiedene Ansichten. Auch von den Kometen weiß er, -daß die einen sie für echte Gestirne halten, die andern für brennenden -Qualm, der aus Feuchtigkeit und Feuerstoff entsteht und sich bald -wieder auflöst. - -Aber dazu bringt er nun einen aparten Qualm, aus dem plötzlich deutlich -wird, was für eine dritte Meinung sich allmählich im Volk und speziell -bei den Kulturrömern durchgekämpft hatte und zur Stunde unabhängig von -aller Wissenschaft sozusagen auch offizielle Hof- und Staatsräson des -römischen Cäsarenhauses war. Die Kometen hatten nicht nur allerhand -seltsame Gestalten; Plinius unterscheidet Bartsterne, Schießsterne, -Schwertsterne, Scheibensterne, Tonnensterne, Hornsterne und -Lampensterne. Sie erschienen auch nicht nur ab und zu ganz plötzlich. -Sondern sie _bedeuteten_ etwas. Sie selber taten uns nichts, aber sie -verkündeten, daß etwas geschehen werde. Sie hatten sozusagen einen -moralischen Sinn außerhalb aller unmittelbaren Naturerklärung. - -Diese Vorstellung führte aus allem naturwissenschaftlichen Denken -heraus, sie war der einfache Bankerott jeglicher Wissenschaft -überhaupt. Aber in der breiten Volksmasse jener Zeit war sie -offenbar damals bereits längst die beliebteste, und es war bloß -charakteristisch, daß sie jetzt auch nach oben zu sich anschickte, das -Denken zu erobern und die dort gefundene Logik wieder zu entthronen. - -Charakteristisch ist aber zugleich, wie der menschliche Pessimismus -sich mit ihr der Sache bemächtigte. An sich ist eine moralische -Vorbedeutung doch indifferent, sie könnte auch Gutes bedeuten. Plinius -selbst erzählt von Augustus, dem schlauen Herrschaftskünstler, der -sich alles mit Geschick zurechtzulegen wußte, wie er einen herrlichen -Kometen seiner Zeit, der »in allen Ländern gesehen wurde«, als -Glückszeichen seines Regimentsantritts nahm und ihm sogar einen -besonderen Tempelkultus weihte. Aber dieser Optimismus hielt nicht -stand. - -Von allen andern Kometen weiß der große Kompilator nur Schauderhaftes -an Vorbedeutung zu berichten, Bürgerkrieg und Blut und Gift. Mit -einem Kometen kommt der böse Nero zur Regierung, und mitten in seinen -Greueln taucht schon wieder einer auf, der »lange sichtbar und von sehr -schlimmem Einfluß war«. Über den letzteren kann kaum ein Zweifel sein: -es ist eben unser Halleyscher von Senecas Todesjahr. Also er selber -jetzt Unglücksprophet! - -Alles an den Kometen dient nun dieser amtlichen Magie, selbst das -Sternbild, vor dem sie erscheinen; geschieht es im Gestirn der -Schlange, so bedeutet das nach Plinius Vergiftung; trifft es auf -gewisse Leibesstellen der imaginären Sternbilderhelden, so kommen -skandalöse Sittenzustände. Zu diesen Dingen hatte das finsterste -Mittelalter und Nachmittelalter wenig hinzuzufügen: das ganze Rezept -ist schon bei Plinius fertig. - -Viermal hat der Halleysche Komet darum doch noch in den großen -Abendglanz der echten freien Antike hineinleuchten dürfen. Als er 373 -n. Chr. wieder in seine Sonnennähe kam, lehrte zu Alexandria noch -der Mathematiker Theon (ein Zeitgenosse des bekannten Pappus), und -er lehrte, wohl im letzten verglühenden Rot des Pythagoreertums, daß -die Kometen reisende Lichtwolken seien. Dieses liebenswürdigen Mannes -geniale Tochter Hypatia bestieg selber einen Lehrstuhl der Astronomie -und Mathematik. Sie aber wurde, zum vollgültigen Beweise, daß die große -Weihezeit des antiken Gedankens nun wirklich zu Ende sei, folgerichtig -von fanatischen Mönchen auf offener Straße zu Tode mißhandelt; -der Halleysche Komet befand sich zu dieser Zeit in der Gegend der -Neptunbahn. - -Mehr als ein dutzendmal mochte er aber jetzt wiederkehren, ohne daß die -endgültig festgefahrene Sache sich rückte und regte. - -Für die Wissenschaftler des Abendlandes wurde Aristoteles zur -naturgeschichtlichen Bibel, im besten Falle blieben die Kometen also -für mehr als tausend Jahre Kulturdenken jetzt durchaus nur brennende -atmosphärische Dünste; kein Araber ist zum Beispiel darüber mehr -hinausgegangen. An Stelle der Kausalerklärung für diese Qualmphänomene, -wie sie Aristoteles selber noch gefordert hätte, trat aber in ganzer -Breite, im Volk, bei Hof und amtlich und schließlich auch auf weitaus -den meisten Professorenstühlen die einfache rohe Moraldeutung: der -Brandqualm war von Gott als Fackel entzündet, damit wir aufmerksam -wurden, es kam etwas, und zwar natürlich etwas Unangenehmes. Auf der -katholischen wie später der reformierten Kanzel sah man im Kometen -ein Bußzeichen. Fatales hatten die Zeiten ja genug, Pest, Hungersnot, -Wasserfluten, Hunnen und Türken, böses Regiment und streitenden -Glauben. In der Menge gingen Verschen um, daß ein Komet am Himmel acht -Hauptstücke bedeute: »Wind, Teurung, Pest, Krieg, Wassersnot, Erdbeben, -Ändrung, eines Herren Tod.« Die armen Menschenkinder hatten sozusagen -zum Schaden den Spott. Nach ließ das Schicksal ihnen nichts, und aus -eigener Kraft konnten sie's so rasch auch nicht andern; so stand die -Kometenprophezeiung am Himmel wie ein Tort, bloß damit man sich auch -schon vorher ängstige. Mit mehr Haß sind die »Lichtwolken« Theons wohl -nie angeschaut worden als damals, wie denn sogar eine launige Sage -einen resoluten Papst, Calixtus III., gegen unsern Halleyschen Kometen -bei seiner Wiederkehr von 1456 den Kirchenbann schleudern läßt wegen -ungehöriger Beunruhigung der Christenheit. - -Der Komet wanderte nach diesem luftigen Intermezzo abermals auf -seine Neptunsecke zu, als zu Thorn Kopernikus geboren wurde. -Kopernikus lebte noch, als er 1531 wiederkam. Die größte Tat -der Astronomie war aber bereits geschehen, die neue Ansicht vom -Bau unseres Sonnensystems handschriftlich niedergelegt und im -engsten Freundeskreise bekanntgegeben. Sie bedeutete auch für die -alte babylonisch-pythagoreische Lehre, nach der die Kometen in -planetenhaften Bahnen liefen, den großen Fortschritt, daß jetzt Planet -wie Komet ausschließlich um die Sonne statt um die Erde gingen; eine -Ahnung dieses Sachverhalts hatte freilich in ihrer besten Zeit auch die -Antike selber schon einmal gehabt. - -Gerade die Kometentheorie war aber inzwischen so verbaut worden, daß -die Halleysche Lichtwolke noch gut zweimal wandern konnte, ehe man nur -so weit war, den antiken Obergedanken für sie aus all dem Wust wieder -zurückzufinden. Verlangte man doch lange nach Kopernikus noch vielfach -bei der Zulassung eines Professors das ausdrückliche Zeugnis, daß er -nicht nur überhaupt mit Aristoteles, sondern auch speziell mit seiner -Kometenerklärung als brennendem Luftqualm einverstanden sei. - -Rücken mußten die Dinge indessen endlich doch. Die Hochflut -astronomischer Ketzerei, die der sanfte Domherr zu Frauenburg angeregt, -ließ sich dauernd nicht mehr eindämmen. Als der Komet 1607 wiederkam, -bereitete sich gerade der Hauptschlag bei Galilei vor: das Fernrohr war -erfunden worden, und wenig später kamen jene heiligen Entdeckernächte, -da zum erstenmal ein brennendes Menschenauge die Monde des Jupiter, die -Bergschatten auf dem Monde, die Sichelgestalt der Venus, den Saturnring -und die Sternmyriaden in der Milchstraße sah. In diesen Nächten tagte -es für den Geist unaufhaltsam. - -Der Halleysche Komet war noch nicht zwanzig Jahre wieder auf der -Neptunfahrt, da sprach Kepler aus (was schon Tycho de Brahe vermutet -hatte): die Kometen könnten nicht Gebilde unseres Luftkreises -sein, denn sie ständen laut simpler Messung von zwei verschiedenen -Beobachterposten aus mindestens höher am Himmel als der Mond. Damit -war die Natur als »Gestirne« wenigstens wiederhergestellt, der Komet -aus Moralqualm und aristotelischem Luftqualm neu für die Astronomie -gerettet. Kepler selbst glaubte dabei noch an lauter fast geradlinige -Bahnen neben der Sonne hin, so daß also niemals der gleiche Komet -wieder zu uns zurückkehren könnte. Die Kugel begann aber zu rollen. -Das ungeheuer beschleunigte Tempo erneut freien wissenschaftlichen -Forschens, das sich bis heute hält, hatte eingesetzt, und vor ihm -bedeuteten 76 Jahre, die man früher hatte verzehnfachen müssen, um -über das einförmige Denken einer Epoche zu kommen, auf einmal einzeln -sehr viel. - -Nur noch viermal ist der Halleysche Wanderer seitdem wiedergekommen, -jede Rückkehr gab aber jetzt einen geradezu kolossalen Einschlag. - -Als er 1682 seine goldene Sonnenmeta nahm und dabei neu auch in -Menschenaugen glänzte, schrieben zwar eifrige Theologen noch -Traktätchen über die Zauberkraft des Gestirns, aus Rom berichtete man -von einem wunderbaren, mit dem Bilde eines Kometen versehenen Ei, das -eine Henne in solcher Kometenstunde gelegt haben sollte, und in Glarus -exemplifizierte jemand eben an Halleys Komet noch einmal mustergültig -hübsch in einer besonderen Schrift die vorsätzliche Zuchtruten-Natur -aller Kometen, womit Gott den Menschen zu verstehen geben wolle, »daß -sie sich des Rutenschlagens öfters sollten erinnern«. - -Aber in der ernsten Gelehrtenzelle gingen Dörfel und Bernoulli -zur gleichen Stunde schon unbeirrt an die Bahnberechnung dieser -Eierzauberer und Gottesruten. - -Dörfel erfaßte das Gesetz der großen Bahnbiegung, die auch ein -ursprünglich geradlinig wandernder Komet in der Sonnennähe erleiden -müsse, er faßte also endgültig etwa das, was uns heute der -Johannesburger Komet, den die Sonne zwar zu sich heranbiegt, aber nicht -dauernd fangen kann, vormacht. - -Bernoulli träumte (im Kern auch mit einem richtigen Ansatz) von der -engeren Vasallenschaft der Kometen zu unbekannten Planeten jenseits der -Saturnbahn; wenn aber irgendwo eine solche Vasallenschaft »gefangener« -Kometen schon existierte, so mußte sich auch für sie eine dauernd -zurückführende Bahn berechnen lassen: ihre periodische Wiederkehr zur -Sonne mußte sich vorher verkündigen lassen. - -Aus allem Wust und Nebel blödsinniger Prophezeiungen, die der -Komet selber tun sollte, hob sich endlich wieder die alte Form -wissenschaftlicher Prophezeiung vom Menschenstandpunkt aus gegenüber -dem Kometen, wie sie Seneca schon verkündet hatte, indem er -prophezeite, man werde noch einmal in dieser Form prophezeien können. - -Es war das Problem des Halleyschen Kometen jetzt selber, das erste -Gestalt annahm, obwohl noch niemand direkt an ihn dabei dachte. - -1759 war nach seinem kosmischen Vertrage das nächste Jahr seiner -Wiederkehr. Als diesmal der Termin kam, schauten vollkommen neue Augen -auf ihn. Das Größte war inzwischen wirklich getan. Menschengeist hatte -diesen Vertrag begriffen. Und auf Grund dieses Vertrages war die -Wiederkehr des Kometen zu diesem Jahr auf Grund wissenschaftlicher -Rechnungen tatsächlich prophezeit worden. - -Halley hatte die Tat getan. Noch einmal stand ein überragender Genius, -einer der ganz Großen, zwischen der letzten und dieser Kometennähe: -Newton. Seine Methode himmlischer Rechnung war für Halley schon -maßgebend, als er 1705 eine der scheinbar einfachsten und doch damals -noch kühnsten Vergleichungsarbeiten der ganzen Astronomie unternahm. Er -verglich die von ihm errechneten Bahnen von drei Kometen der letzten -beiden Jahrhunderte, von 1531, 1607 und 1682. Und aus den gleichmäßigen -Ziffern zog er den Schluß, daß es sich um ein und denselben Kometen -handeln müsse, der in rund gerechnet 76 Jahren je einmal in -geschlossener Bahn die Sonne umkreise, also alle 76 Jahre auch einmal -so in unsere Erdnähe kommen müsse, daß wir ihn sehen könnten. - -Damit war der Vertrag dieses Kometen in Halleys Hand. Er konnte nach -drei sicheren Vergangenheitsziffern wagen, auch eine Zukunftsziffer -aus ihm herauszulesen. Auf der Wende von 1758 zu 1759 mußte der Komet -wiederum sichtbar werden. - -Menschengeist dringt über Äonen der Zeit, über unermeßliche Weiten -des Raumes. Aber die enge Schale, aus der diese wunderbare Flamme -lodert, verzehrt sich rasch selbst. Hier gilt es resignieren. Als -Halley seine grandiose Prophezeiung wagte, stand er bereits dicht vor -dem fünfzigsten eigenen Lebensjahr. Mehr als fünfzig Jahre sollten -noch einmal darüber hingehen, ehe sein Komet wiederkam. Er hat ihn -selber nicht mehr erlebt. Aber als er wirklich kam, unter höchster -Spannung aller Wissenden genau zu dem Termin erschien: da erinnerte -man sich, daß es »sein Komet« für alle Zeiten bleiben müßte. Statt -einer Jahresziffer erhielt zum erstenmal ein Komet einen Menschennamen: -Halleys Komet nannte man ihn. - -Einer jener glücklichen Autodidakten, wie sie in der Geschichte der -Wissenschaft immer wiederkehren, ein Bauersmann bei Dresden, der hinter -seinem Pfluge ging, dabei aber Botanik und Trigonometrie, Physik und -Philosophie auf eigene Faust bis zu gründlichster Tiefe studierte, -Johann Georg Palitzsch, hatte um Weihnachten 1758 den großen Fund -gemacht und als erster im Fernrohr den _erwarteten_ Kometen gesehen. - -Das Symbol der unberechenbaren Weltordnung, die mit dem Wunder des -Kometen das Wunder irdischer Schrecken ansagte, besiegt durch die -Ziffern wissenschaftlicher Rechnung! Diese Wiederkehr von 1758/59, -die in das Zeitalter Friedrichs des Großen und Voltaires fiel, zehn -Jahre nach Goethes Geburt, ist ein Weltanschauungswert für unsere -ganze Kultur geworden weit über alle engere Kometentheorie hinaus. Mit -unerwartet andersartigen Zinsen zahlte sich jetzt der kühne Streich -aus, der aus solchem himmlischen Lichtwölkchen einen _moralischen_ Wert -gemacht hatte. - -Inzwischen ging der Komet selber, der jetzt an einer Stelle seines -Systems, dem er angehörte, einen Namen besaß, wieder ungestört auf -seine Neptunswanderung. Er überschlug die ganze Epoche Goethes und -fand sich erst, übrigens durchaus programmäßig, im August 1835 bei uns -wieder ein. - -Im ganzen war die Luft jetzt gereinigt; wir wollen milde sagen, noch -nicht auf der ganzen Linie der Weltanschauung, aber doch zweifellos -in der Kometentheorie. Die Kometen gehörten selbst im weiteren Kreise -nicht mehr der überweltlichen Pädagogik, sondern dem Gravitationsgesetz -an. - -Im Jahre 1770 hatte Herr Semmler, Mathematikprofessor zu Halle, schon -als Friedensweg vorgeschlagen, es könne nichts schaden, beim Anblick -der Kometen jedesmal an die sittliche Besserung zu denken, aber einen -wirklichen Einfluß »in die sichtbare Körperwelt, in die Reiche, -Republiken und Regierungen der Menschen, könne man den Kometen nicht -zuschreiben, weil sie so weit von der Erde entfernt bleiben, daß sie -nicht das Geringste in derselben wirken können«. Die Welt war aber -infolge von Spinoza, Voltaire, Goethe und andern inzwischen so verderbt -geworden, daß sie sogar über Herrn Semmler eine stille Heiterkeit nicht -ganz unterdrücken konnte. - -Indessen, seltsam genug, der Halleysche Komet fand eine neue Stimmung -vor, die doch in einem Punkte wiederum gegen die offene und helle -Entdeckerfreude von 1759 bedenklich abstach. - -Gerade die damals so wundervoll bestätigte Idee, daß also wirklich -Kometen wie echte planetarische Vasallen regelmäßig um die Sonne laufen -könnten, hatte sich in der Zwischenzeit so fest eingebürgert, daß -sie auch die phantasiefrohen, zu weitesten Spekulationen aufgelegten -Elemente der Denkerwelt notwendig umfassen und anregen mußte. Nachdem -in der jäh eingetretenen Sintflut neuer und freier Ideen die alte -biblische Schöpfungslegende arg verschwemmt worden war, hatten sich -alle möglichen kühnen Weltbau-Spekulationen vorgewagt. Buffon, Kant, -Laplace hatten das Sternsystem nach natürlichen Prinzipien entstehen -lassen. Dabei konnten zumeist doch auch die Kometen jetzt nicht aus -dem Spiel gelassen werden. Buffon besonders baute eine grandiose -Spekulation auf, wie ansausende Kometen in Urtagen die Sonne geradezu -angerempelt, wie sie glühende Brocken von ihr abgerissen und in weiter -Schwungbahn hinausgeschleudert hätten; aus solchen Sonnenbrocken -seien die Planeten geworden. Der Komet erschien in solchem Falle -wenigstens in seinem Kern als ein wahres Ungetüm, das über alle -Planeten selber ging, ein rasender Stoßwidder, vor dem selbst die Sonne -Fetzen lassen mußte. Die kosmogonischen Ideen von Kant und Laplace -haben später diesen kühnen Weltentraum des genialen Mannes in den -Hintergrund gedrängt; längere Zeit aber galt er als wahre »natürliche -Schöpfungsgeschichte«, und wer sich heute die Mühe macht, ihn zu -lesen, staunt noch immer über die Schärfe der Gedanken (mit damaligem -Wissensmaterial natürlich) und die Herrlichkeit der Schilderung. - -Die Kehrseite aber war, daß die Leute den wirklich sehr nahe liegenden -Schluß zogen, so etwas könne »rein natürlich« doch auch heute noch -geschehen. Die Kometen passierten nicht nur heute noch höchst -bedenklich dicht die Sonne, sondern sie durchschnitten, wenn sie -selber periodische Sonnenvasallen geworden waren, wie der Halleysche, -fortgesetzt Planetenbahnen. Warum also nicht auch aktuelle Gefahr -der fürchterlichsten Karambolagen mit den Planeten? Die Erde war nur -ein Planet ... warum nicht auch mit ihr? Kein besonderer Zorn Gottes -... aber eine ganz reale astronomische und eben deshalb auch dem -Nüchternsten äußerst fatal plausible Möglichkeit! - -Und ganz still, aber treffsicher kroch von hier das Gespenst einer -neuen Angst in die breite Masse hinein. Nicht weil man den rechnenden -Astronomen diesmal ablehnte, sondern gerade weil man ihm glaubte, aus -diesem Glauben aber dann gewisse Schlüsse zog, die wieder einmal nichts -weniger als angenehm sein konnten. - -Das Jahr 1835 bedeutete in dem Punkte eine wahre erste Krisis. Einmal, -1773, war die Sache schon in Frankreich etwas akut geworden. Es hieß, -die Fachastronomie habe bestimmt _ausgerechnet_, daß die Erde am 12. -Mai durch einen Kometenstoß untergehen werde. Sie halte es nur geheim -auf Wunsch der hochwohllöblichen Polizei. Ausgerechnet! Das Wort hatte -auf einmal einen scheußlichen Klang. Kometen ließen sich errechnen. -Kometen »bedeuteten« nicht mehr das Eintreten anderer Übel. Sie »waren« -selber etwas. Aber dieses Etwas war nun selbst am Ende gefährlich. Und -so stand schließlich gerade in der Rechnung diesmal der Weltuntergang! -Der angesetzte Termin war indessen ohne Krach verlaufen und das -hatte zunächst genügt; es scheint sogar nicht, daß kometarisch viel -überflüssiger Wein vorher ausgetrunken und viel überflüssig geküßt -worden ist; ein sehr realer Krach, nämlich die große französische -Revolution, lag schon zu sehr in der Luft, und wer reserveküßte, tat -es auf diesen »Weltuntergang«. Dagegen soll die Geistlichkeit großen -Zuspruch gehabt haben. - -Gerade im Anfang der Dreißiger des neuen Jahrhunderts war aber nun die -Sensationsbombe bei uns in Deutschland erst recht eigentlich geplatzt. - -Einige Jahre vorher hatte ein österreichischer Hauptmann, Wilhelm -von Biela, festgestellt, daß ein schon mehrfach früher beobachteter -Komet periodisch sei und zu bestimmten, diesmal sehr kurzen Terminen -wiederkehre. Als dieser nach ihm benannte Bielasche Komet für 1832 -wieder fällig war, hieß es (ganz korrekt) aus astronomischen Kreisen, -er habe eine so eigentümliche Bahn, daß er am 29. Oktober des Jahres -mit seinem Kopf die Erdbahn streifen werde. Wohlverstanden: die -Erdbahn. Das große Publikum mit Einschluß der Zeitungsredaktionen -verstand aber nicht wohl, sondern las: die Erde. In Wahrheit war die -Erde selbst damals gerade 11 Millionen Meilen von der kritischen -Schnittstelle ihrer Bahn entfernt. Der bekannte Astronom Littrow mußte -mit einer wahren Proklamation eingreifen, um eine allgemeine Panik zu -verhüten. - -Aber die Angst war nun einmal eingeimpft und wollte nicht mehr zu Ruhe -kommen. Und im Grunde hatten auch die Fachastronomen kein so ganz -reines Gewissen beim Beruhigen. Gewiß: es lag zurzeit keine bekannte -Kometenbahn so, daß ein Zusammenstoß unvermeidlich war. Aber eine -Garantie gab das noch lange nicht. Entscheiden konnte nur, wenn einer -nachwies, ein solcher Zusammenstoß sei für die Erde ungefährlich. Würde -man das aber einmal beweisen können? - -Nicht seine Bahn, sondern seine Beschaffenheit war in diesem Sinne das -eigentliche Wissens- wie Angstproblem, als der Halleysche Komet auch -1835 pünktlich erschien. - -Bessel nahm ihn besonders aufs Korn, ein Mann, gleich stark als -Theoretiker wie als Beobachter. Zum erstenmal wurde jenes erwähnte -Phänomen sehr im Detail gesehen: wie der Komet in der Sonnennähe -seine Hülle erst gegen die Sonne wolkenhaft hebt, dann aber ebenso -energisch rückwärts als Schweif von der Sonne fortfließen läßt. Daß -die Entstehung dieses Schweifs den Angelpunkt aller Theorien über die -innere Natur der Kometenkörper bilden müsse, hatte man früh begriffen. -Schon Kepler hatte sich daran versucht. So setzte auch Bessel hier ein -und wagte Vermutungen. Aber noch blieb alles in der Schwebe, als der -Halleysche Komet schon wieder in seinem entfernteren Bahnabschnitt -verschwand. Zunächst schien er diesmal nur neue und zum Teil bange -Rätselfragen hinterlassen zu haben. - -Es war sein letztes Verschwinden vor dem heutigen Termin. Noch einmal -waren 76 Jahre Frist gegeben, um sich durch Nachdenken und Vergleichen -mit andern inzwischen auftauchenden Kometen in der Beschaffenheitsfrage -schlüssig zu werden. - -Die Rechnung selbst war allerdings nicht mehr rückgängig zu machen. Sie -lief und läuft, und sie läuft heute auf das wirkliche und wahrhaftige -Zusammentreffen von Erde und Kometenschweif. Diesmal ist es keine -Verwechslung und keine Zeitungsente. Es fragt sich also doppelt -brennend, was die letzten 76 Jahre noch hinzugetan haben, uns zu -wappnen; denn der Streich wird diesmal (falls die Bahn sich nicht noch -ändert) vollführt, das bleibt fest. - -Und da ist es denn doch noch einmal sehr viel, was wir hinzubekommen -haben. Ja es ist das wirklich Entscheidende erst. - - * * * * * - -Zunächst haben wir einen geradezu durchschlagenden Indizienbeweis -in diesen letzten siebeneinhalb Jahrzehnten bekommen, einen -Indizienbeweis: daß die Begegnung mit Kometen unmöglich so gefährlich -sein kann, wie die nächste Phantasie sie sich ausgemalt hatte. -Folgendes der einfache Gedankengang, dessen Logik auch jeder Laie -nachprüfen kann. - -Man kennt gegenwärtig etwa achthundert ungefähr beglaubigte -Kometenerscheinungen. Dabei haben wir erst seit dreihundert Jahren -Fernrohre und kaum viel länger ernsthafte astronomische Aufzeichnungen -zum Zweck. Wie rasch sich bei systematischem Suchen mit dem Rohr -die Zahl vermehren läßt, zeigen einzelne fleißige Beobachter, die -als professionierte »Kometenjäger« allein ein bis drei Dutzend -aufgefunden haben. Dabei kann es sich aber stets und auch bei emsigster -Jagd nur um die Kometen des Systems handeln, die uns überhaupt so -nahe kommen, daß man sie von der Erde sehen kann. Eine sehr mäßige -Wahrscheinlichkeitsschätzung würde für unser ganzes Planetenbereich -jederzeit etwa rund 6000 als vorhanden aus jener Sichtbarkeitsziffer -für unsere zufällige Erdlage ableiten. - -Die Wahrscheinlichkeitsziffer der fremden Passanten, die in unser -System hineinsausen, um es bloß einmal zu schneiden und gleich wieder -zu verlassen, kommt schon bei noch nicht zehntausend Jahren auf eine -volle Million. - -Bei solcher Sachlage ist es nicht mehr nur eine Möglichkeit, sondern -es ist einfach eine Forderung, daß im Laufe auch nur kurzer Zeiträume -Planeten mit Kometen zusammentreffen _müssen_. - -Bei den inneren Planeten muß das Durchpassieren durch die ungeheuren -Schwänze schlechterdings etwas Gewöhnliches sein, sobald wir den Dingen -auch nur etwas Geschichtsperspektive geben. - -Und auch die Erde kann sich dieser schlichten Ziffernotwendigkeit -nicht entziehen. Wie sie heute eine Schwanzberührung erlebt, so muß -sie es historisch schon soundso oft erlebt haben. Schon für die -letzten hundert Jahre ist es bei der Bahnlage einzelner Kometen und -der Riesigkeit ihrer um die Sonne geschleiften Schwänze fast nicht -zu glauben, daß die Sache selbst da schon ohne Schwanzkarambolage -abgegangen sein solle. Was sind aber hundert und tausend, was sind -selbst zehntausend Jahre in der Erdgeschichte! - -Man ist noch nicht einmal aus der zusammenhängenden orientalischen -Kultur damit. Dahinter aber kommen erst die eigentlichen -Geschichtsziffern, die imponieren. Ein mehrfaches jener zehn -führt erst etwa auf die prähistorischen Magdalenier im Vezère-Tal -in Südfrankreich, die schon eine hohe Kunstblüte hatten. -Jahrhunderttausende kommen mindestens auf die Eiszeit, die damals -schon zu Ende ging. Wenn der Mensch, wie gewisse bearbeitete Steine -(Eolithen) noch zu beweisen scheinen, mit Anfängen der Kultur bis in -die mittlere Tertiärzeit reicht, so gibt das mehr als eine Million -Jahre gesamtes Kulturalter. Das wahre Entstehungsalter des Menschen -wird dann bei zwei Millionen liegen. Die geringste Schätzung für das -Gesamtalter der geologischen Schichten unserer Erdrinde, aus denen -wir noch erhaltene Lebensspuren entnehmen können, ergibt aber hundert -Millionen Jahre. An ihrem Ausgangspunkt, in den algonkisch-kambrischen -Schichten, tauchen jedoch schon so hohe Lebensformen auf, daß wir noch -einen vielleicht ebenso langen Zeitraum davor annehmen müssen. - -In diesen ganzen ungeheuren Geschichtsräumen fehlt uns nun aber _jede_ -Andeutung einer _Katastrophe_ der früher geschilderten Art, wie sie aus -dem Zusammenstoß der Erde mit einem umfangreichen anderen Weltkörper -notwendig hervorgehen müßte. - -Niemals ist die Erdoberfläche darin ganz von Wassern überflutet, -niemals mit kompaktem Basalt übergossen, niemals durch plötzliche -Gluthitze sterilisiert worden, und niemals ist die Atmosphäre -vergiftet worden, so daß das zarte Häutchen des Lebens eingehen mußte. -Kontinuierlich vielmehr ist dieses Leben in all jenen Jahrmillionen! - -Unablässig hat es sich durch die Geschlechterfolgen weitergegeben, ohne -Riß im ganzen. - -Ein ununterbrochener Stammbaum der Entwicklung verknüpft die Tier- und -Pflanzenformen. Gewisse ältere Formen sind gelegentlich ausgestorben, -aber niemals durch allgemein vernichtende Katastrophen, sondern langsam -durch besondere irdische Einzelursachen. - -Einzelne unserer bekanntesten Tiergattungen, zum Beispiel der Igel, -leben heute schon mindestens zwei Millionen Jahre lang unverändert auf -der Erde fort, in ungezählten gleichzeitigen Exemplaren und unfaßbar -vielen einander folgenden Generationen, auf Riesengebieten dieser Erde. -Der Mensch selber ist offenbar eine solche zähe Gattung. Auf einigen -Klippen der neuseeländischen Küste haust aber gegenwärtig sogar noch -einer der alten Saurier der Triaszeit, die sogenannte Brückeneidechse; -sein Alter muß nach Dutzenden von Millionen eingeschätzt werden. -Ebenso alt ist der australische Molchfisch Ceratodus. Das wurmähnliche -Schaltier Lingula aber lebte in gleicher Gattung schon in jener -algonkisch-kambrischen Urepoche, die hundert Millionen Jahre hinter uns -zurückliegt. - -In der ungestörten Ruhe dieser geologischen Epochen von schier -endloser Ausdehnung haben jene Steinkohlenwälder und später jene -Braunkohlenwälder in unendlicher Generationenfolge gegrünt, deren -Reste wir heute als Brennmaterial verwerten: sie alle sind nicht -durch Kometen verbrannt worden, sondern am Fleck selbst vertorft und -versteint in reinen Friedensprozessen. Korallentiere und Kalkalgen -haben in absoluter Friedensarbeit Riffe aufgehäuft, die wir jetzt als -die Dolomitalpen bestaunen. - -Hundert und mehr Millionen Jahre! Eine so ungeheure, erdrückende -Wahrscheinlichkeit von Kometen-Karambolagen in solcher Zeit! Und dann -doch keine leiseste Spur einer störenden, katastrophenhaften Wirkung im -feinsten, zartesten Erdleben in all diesen Zeiträumen!! - -Dieser Indizienbeweis ist erst unser heutiger Besitz. In jenem letzten -Halley-Jahre 1835 glaubten noch fast alle Geologen tatsächlich an eine -ganze Reihe periodisch wiederholter, entsetzlicher Katastrophen in der -Erdgeschichte. - -Immer einmal wieder alle paar tausend Jahre sollte die gesamte -Erdoberfläche einen entsetzlichen Chok durchgemacht haben. Alle -Lebewesen waren dabei vertilgt worden. Auf dem durch und durch -gereinigten, sterilisierten Plan hatte dann eine unbegreifliche -Neuschöpfung stattgefunden. Nie hatte eine Tier- oder Pflanzenform sich -lebend über eine solche Katastrophe fort in die nächste geologische -Epoche gerettet. Das letzte große Reinmachen dieser Art hatte die -Mammute vernichtet. Menschen konnte es mit denen zugleich also -noch nicht gegeben haben, denn der Mensch lebte ja noch. Er war -ein erst einige Jahrtausende altes fix und fertiges Neuprodukt des -nachdiluvialen Schöpfungstages. - -Wie nahe lag es bei solchen Annahmen (die, wie gesagt, um 1835 noch von -fast allen Fachautoritäten auf allen Lehrstühlen der Geologie vertreten -wurden) an wirkliche Kometenstöße zu denken. Was konnte billiger die -lebentötenden Sintfluten, Feuerschrecken, Giftgase hergeben, die der -Geolog so verschwenderisch brauchte! - -Heute klingt uns das alles aber nur noch wie ein amüsantes Märchen. -Die neuerwachende Geologie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat -mit all dem Spuk mehr als gründlich aufgeräumt. Die Entwicklungslehre -Darwins hat sich mit ihr verbündet, die Gespenster jener Katastrophen -auszuräuchern bis zum letzten Schatten. Von hier ist kein Material mehr -zu holen, nie mehr. - -Geschweige, daß Kometen dem Leben auf den Kopf gefallen sind und etwa -die Mammute totgeschlagen haben (die der Mensch selber in Masse gejagt, -gegessen, abgezeichnet hat, die Bilder besitzen wir noch von seiner -Hand), läßt sich nicht einmal geologisch in all den Zeiten auch nur ein -verstärktes Fallen jener kleinen gelegentlichen Meteorsteine irgendwo -nachweisen. Einmal hat es in junger geologischer Epoche an mehreren -Orten kleine meteorische Glassplitter geregnet, die wir als sogenannte -Moldavite dort finden. Vielleicht ist ein größerer Glasmeteorit damals -an unserer Erdatmosphäre zerplatzt. Aber er ist eben zerplatzt ohne -irgendeinen Stoßschaden zu tun; mit ein paar Glasscherben schlägt man -das irdische Leben nicht entzwei, das so viel Vulkanausbrüchen unserer -Erde selber ruhig getrotzt hat in den Jahrmillionen seiner Existenz. - -Für mein Gefühl ist dieser Indizienbeweis gegen die Gefährlichkeit der -Kometen _allein genügend_, um das ganze Spiel im wesentlichsten für -_gewonnen_ zu erklären. - -Wenn von diesen reisenden Lichtwolken wirklich harte Pritschen uns -über den Kopf schlagen könnten, wenn glühende oder vergiftende Dämpfe -uns bei ihrer Berührung einhüllen müßten, so wären wir dem längst alle -erlegen. Wir wären ihm erlegen schon in Urweltstagen, als der Mensch -noch im Tier steckte. Es gäbe keine organische Entwicklung auf Erden, -keinen Menschen, keine Kultur. - -Das Schwert des Damokles, das an einem Haar hing, ist eine sehr nette -Geschichte. Aber wenn wir hören, daß es hundert Millionen Jahre lang -über etwas geschwebt haben soll, ohne Schaden zu tun: so werden wir -uns zuletzt doch wohl sagen, daß kein Haar so lange hält, daß aber, -wenn wirklich kein Schaden geschehen ist, das Schwert wohl nur ein -Strohwisch war. - -Auf jeden Fall steht die himmlische Schachpartie längst nicht mehr -gleich für Optimismus und Pessimismus. Der Optimismus ist mit der -Logik dieses Indizienbeweises ein geradezu ungeheueres Stück voraus. -Von diesem Boden aus lassen sich jetzt aber auch eine ganze Reihe -wirklicher Beweisstücke, die nicht bloß auf Indizien gehen, aus dem -_Tatsachen_-Arsenal der besagten letzten 76 Jahre heranholen. - - * * * * * - -Zunächst hat in der Zwischenzeit jene Geschichte vom Bielaschen -Kometen, dem Angstkometen von 1832, noch ein bedeutsames Nachspiel -bekommen. - -Dieser Komet lief in einer ganz kurzen Bahn (noch nicht sieben Jahre -lang hin und zurück), und diese Bahn kreuzte dabei nicht nur die Bahn -eines anderen Kometen, sondern jedesmal ausgespart auch gerade unsere -Erdbahn. Damals, 1832, hatte es damit, wie gesagt, nichts Schlimmes -auf sich gehabt, denn der Komet ging durch den kritischen Punkt einen -ganzen Monat früher als wir. Aber mit Behagen konnte doch kein Astronom -die weitere Entwicklung dieser kuriosen Sachlage ansehen. Ein solches -Ungeheuer alle paar Jahre so dicht vor oder hinter uns und das bei den -bekannten Schwankungen solcher Bahnen: was für Eventualitäten! - -Das Ungeheuer wurde ganz besonders genau aufs Korn genommen, es -war aber auch, als wenn es sich dafür erkenntlich erweisen wollte. -Als es 1845 wiederkehrte, bekam es sozusagen vor den Augen der -Astronomen Junge. Wie jene einzelligen Urtiere, deren Fortpflanzung -einfach darin besteht, daß sie sich in zwei Stücke teilen, von denen -jedes selbständig weiterlebt, so sonderte sich auch das rätselhafte -Kometenwesen in zwei Teile auseinander. Aus dem Kern wurden in ganz -ruhiger Lösung zwei Kerne, die sich zunehmend voneinander entfernten. -Jeder Teilkern entsandte sein Schwänzchen. Statt des einen Ungeheuers -hatte man jetzt in paralleler Bewegung zwei. Da das etwas kleinere Kind -eine Weile an Helligkeit zunahm, durfte man der Vermutung Raum geben, -jedes der Stücke werde sich wieder zur ganzen Vatersgröße auswachsen, -womit dann die Gefahr also gründlich verdoppelt war. Doch zeigte die -Wiederkehr 1852 davon nichts; nur der Abstand der Zwillinge war immer -größer geworden; über dreihunderttausend geographische Meilen lagen -nun schon zwischen ihnen. Das Publikum kümmerte sich jetzt wenig um -diese interne Sache, und doch wäre, wenn je, vor dieser unberechenbaren -Entwickelung der Dinge ein leiser Schauder am Platze gewesen. - -1859 konnte man den Kometen wegen zu ungünstiger Lage von der Erde aus -nicht fassen. Dagegen war er 1866 mit Glanz fällig. Man wußte genau, wo -seine Stücke zu stehen hatten. Verlorene Liebesmühe. Sie kamen nicht -wieder! - -In den sieben Jahren war ihnen irgend etwas so Gründliches weiter -passiert, daß man aus unserer Entfernung überhaupt nichts mehr sah. -Waren weitere Teilungen erfolgt, ohne daß die Teilkinder wuchsen? Dann -mußten die Einzelstücke natürlich bald wirklich so klein werden, daß -wir sie aus unserer Ferne überhaupt nicht mehr erblicken konnten. Ein -ganzer Haufen solcher kleinen Wölkchen trieb sich dann in der Nähe der -unangenehmen alten Bahnstelle herum. - -Gelöst war das Fatale so für uns jedenfalls noch lange nicht. Wir -liefen jetzt aufs ungewisse einer Kreuzungsstelle, wo, allerdings -zunächst unsichtbar, eventuell ein ganzer Kometenschwarm sich, -Gott wußte wie verzettelt und die Karambolagengefahr durch breite -Schlachtlinie vermehrend, herumtrieb. Und nur eins war allerdings -merkwürdig. - -Ein Haufen Wölkchen, sagte ich. Ja, wie eine Art Wolke, wenn -auch eine kosmische und nicht eine atmosphärische, hatte sich -dieses Bielaungeheuer wirklich benommen bei dem Ganzen. Nicht im -Schweif, sondern gerade im Kernteil, im Kopf. Nicht das mindeste -hatte darauf hingewiesen, daß eine Stoßkatastrophe, irgendein -Zusammenprall, es auseinander gespalten hätte. Ganz genau so hatte -die Geschichte ausgesehen, als sei, entweder durch die äußeren -planetarischen Zugkräfte von fern her oder durch geheimnisvolle -innere Abstoßungskräfte, ganz, ganz gemächlich eine eigentlich und -ursprünglich schon wolkenhaft lose Masse bloß auseinandergetrieben -worden. Wie voneinander schwimmend waren die Kinderstücke -dahingeflossen. - -Es ging wirklich nicht gut an, man mochte die Sache drehen und wenden -so viel man wollte: daß ein in sich solider, etwa bloß mit einer -eigenen Dunstatmosphäre umhüllter, aber in Herz und Kern planetenhaft -steinharter kosmischer Klotz gerade dieses Spiel vollführt haben -sollte, nicht aufzustoßen, zu platzen, zu explodieren, sondern -wirklich im Bilde wie eine weiche lebendige Amöbe bei uns, die mit -ihrem Zell-Leibe in Selbstteilung tritt, ganz sanft, langsam, aber -unaufhaltsam auseinander zu fließen, also daß zuletzt zwei Kerne, jeder -nach außen nebelig verschwimmend und hinten geschwänzt, vorhanden waren. - -Der Kometenkopf mußte ernstlich eine Art Wolkennatur besitzen. Fragte -sich nur, was der Begriff »Wolke« bei einem Gebilde, fern einsam -zwischen die Planetenbahnen hinausgestreut, selber besagen sollte. - -Aus was für Stoff sollte diese leuchtende Wolke, die zerfließen, sich -auflösen konnte, wie eine irdische, und sicherlich doch keine Luftwolke -in unserm Erdensinne war, bestehen? - -Der Bielasche Komet, den man nach 1866 bereits aufgegeben hatte, war so -freundlich, uns auf diese Frage noch zu antworten. - -Nach der alten Rechnung hätte er 1872 wiederkehren sollen, es geschah -aber für unsere Augen konsequent so wenig mehr wie 1866. Dagegen -schnitten wir mit der Erde am 27. November auch dieses Jahres seine -alte Bahn, und zwar an einer Stelle, die er nach dem Brauch vor -seiner Zerstückelung schon einige Zeit vorher passiert haben müßte. -Wenn man sich dachte, daß in dieser Bahn am alten Fleck jetzt nicht -mehr ein einzelner Komet lief, sondern möglicherweise ein ganzer -Trupp kometarischen Kleinzeugs mit eigenen Köpfen herumbummelte, und -wenn man sich vergegenwärtigte, daß schon die Zwillinge von 1852 -sich Hunderttausende von Meilen voneinander entfernt hatten, so war -immerhin eins von neuem bedenklich. Es konnte sich irgendeiner der -kleinen Bummler auf der Hauptbahn so verspätet und über Monate zurück -verzettelt haben, daß wir (blind wie wir jetzt auch im Sinne unserer -Astronomen vor dem Ganzen standen) doch an dem Tage ihm begegneten. - -Und nun in der Tat ging in dieser kritischen Novembernacht ein -ungeheures Ereignis los. - -Der Himmel erstrahlte aus einer ganz bestimmten Richtung (vom -Sternbild der Andromeda her) im Feuerwerk eines märchenhaft schönen -Sternschnuppenregens. In Göttingen beispielsweise gab es in noch nicht -drei Stunden 7651 Sternschnuppen, also rund eine pro Sekunde. - -Sternschnuppen gehören zu den himmlischen Gebilden, vor denen die große -Menge von je am wenigsten Angst gehabt hat, und das aller Erfahrung -nach mit Recht. Ältere Ansicht sah auch in ihnen nur atmosphärische -Fünkchen, die man mit den Irrlichtern verglich, aber nicht mit so -bösen Sagen zu umgeben pflegte. Heute ist man sich sicher, daß zu -jeder Sternschnuppe ein kleines, sehr rasch bewegtes kosmisches -Staubteilchen gehört, das bei der Reibung an dem dicken Erdenpolster -unserer Atmosphäre aufglimmt und verpufft. In der Regel ist damit auch -schon alles zu Ende. Ist die Masse etwas größer, so daß sie nicht bloß -auf diesem Wege verflüchtigt werden kann, so kommen, durchweg nach -sichtbarlich heftiger Explosion, auch wohl einzelne Bruchstücke in -Gestalt sogenannter Meteorsteine herunter. Wie selten dieser letztere -Fall gerade auf menschliche Beobachter stößt und relativ überhaupt -sein muß, erhellt am besten aus der Seltenheit und Kostbarkeit solcher -Himmelsgeschenke in unsern Museen. In der Regel wird man bei der -echten Sternschnuppe durchaus nur von einem ganz flüchtigen Aufglühen -meteorischen Staubes reden können. - -Von Zeit zu Zeit gibt es nun auch sonst einmal eine Nacht, in der -Sternschnuppen zahlreicher fallen als gewöhnlich. Gewisse Augustnächte -sind zum Beispiel dafür berühmt. Die Leuchtfunken pflegen auch dann -von ein und der gleichen Stelle am Himmel auszustrahlen, die irgendein -Sternbild für uns markiert. Natürlich kommen sie aber nicht von diesen -Sternen selbst, sondern es handelt sich nur um ein kleines kosmisches -Staubwölkchen, das unsere Erdbahn gerade so schneidet, daß die -Schnittstelle sich auf jene Gegend projiziert. - -Ab und zu geht das aber nochmals ins Große. Dann kommt mit dem einen -oder andern Jahr ein Lichtregen, bei dem die Schnuppen fallen wie -Hagel. Das heißt: auch dann nur fürs Auge. Echter Hagel wäre schon -mißlicher. Denn gerade aus solchem Schnuppengewimmel heraus ist noch -nie etwa ein wirklicher Meteoritenregen herunter gekommen: gerade diese -dichteren kosmischen Staubwirbel scheinen ganz besonders energisch -schon in den oberen Atmosphäreschichten zu verpuffen ohne derberen -Rückstand. - -Wiederholt hatte man aber schon beobachtet, daß solcher Schnuppenregen -in periodischen Abständen sich mehrfach wiederholte. Die Idee lag -nahe, daß unsere Erde gelegentlich immer wieder da ein größeres -kosmisches Staubgewölk passiere, das sich selber um die Sonne bewege -und bei jeder Kreuzung den luftigen Feuerzauber erneue. Lose wie -solche Wolke sein mußte und selber bei jedem Durchgang um ein gut Teil -ihrer Staubpartikelchen geschmälert, konnte man natürlich hier keine -so sichere Gewähr erwarten, wie bei anderen Himmelsgebilden; wie denn -wirklich eine Wolke der Art, die im 19. Jahrhundert dreimal in ziemlich -genauen Abständen von je 33 Jahren die Himmelsfreunde ergötzt hat, -zuletzt, beim vierten Mal, so gut wie ganz wieder ausgeblieben ist. -Die Wölkchen von fern schon im ganzen zu sehen und so etwas schärfer zu -kontrollieren, dazu waren sie offenbar auch durchweg zu dünn; es ging -uns eben wie dem einzelnen mit einem Mückenschwarm, den man zumeist -auch erst summen hört, wenn man mit dem Kopf durchgeht. - -Kein Zweifel jetzt: eine solche ebenso amüsante, wie harmlose -Staubwolke hatte uns auch in dem Moment eingehüllt, da wir die alte -Bahn des Bielaschen Ungeheuers schnitten und die Gefahr bestand, -daß wir eines der »Jungen«, in die sich sein Kern aufgelöst, in der -Schnittstelle anrempeln könnten. Ein Beobachter glaubte sogar die -in der Kometenbahn weiterziehende Wolke noch auf einen Moment als -Ganzes in direkter Kometengestalt gesehen zu haben, doch ist das -strittig geblieben. Daß aber eine kosmische Wolke, die sich als -Sternschnuppenregen äußerte, im Moment in der Kometenbahn gestanden -hatte, konnte nicht strittig sein. - -Die Sache war wirklich sehr eindeutig. - -Der Kopf des Bielaschen Kometen hatte sich vor uns wolkenhaft -aufgelöst. Im Moment, da wir hinter ihm durchschnitten, gerieten wir -in eine kosmische Sternschnuppen-Wolke. Wir hatten einfach einen der -Fetzen des Biela-Kerns passiert! - -Ganz dem Bilde entsprechend, das die Auflösung früher geboten hatte, -war dieser Fetzen loses Material. Da es sich bei jener Auflösung um -echte Kerntrennung gehandelt hatte und nicht etwa bloß um Verlieren -von Hüllnebeln oder Schwanzmaterial, mußte es Kernmaterial sein. -Kometenschwänze liefen ja auch nicht in der Bahnlinie von Kometen -selber, sondern nur Kernköpfe; in der Bahnlinie aber hatten wir die -Wolke getroffen. Wir hatten also Kometen-Kernmasse erlebt, einen -»Zusammenstoß« mit ihr erlebt, und es war ein absolut harmloser -Sternschnuppenregen geworden! - -Es gibt wenige astronomische Wahrscheinlichkeitsschlüsse, bei denen -alle Teile so glatt ineinander passen, wie hier. - -Die Sache hat aber noch eine Probe auf ihr Exempel erfahren. Am 27. -November 1885 berührte die Erde abermals die alte Biela-Bahn an einer -Stelle, die der Komet im alten Sinne diesmal einige Zeit nachher hätte -durchsausen müssen. - -Und wiederum ging eine ungeheure Sternschnuppenwolke gerade über den -Fleck. - -Wieder regnete es stundenlang in pompösestem Schauspiel bei uns -Sternschnuppen. Aus dem Scheitelpunkt der Andromedagegend flammten -den Berichten nach ganze »Raketengarben« nieder. An einzelnen Orten -zählte man über 40000 Schnuppen in einer knappen Stunde, zeitweise fünf -pro Sekunde und mehr. Feuerkugeln in allen Farben waren dabei, die -Lichtstreifen blieben vielfach längere Zeit hell stehen, sich wirbelnd -windende und zerreißende Schnuppen wurden beobachtet. Es war eine -Pracht über alle Maßen. - -Und wieder »passierte« dabei nichts; auch nicht ein Stück Meteorstoff -ist nachweislich dabei bis zu uns heruntergestürzt, alles flammte auf -und starb zugleich wieder im Feuerwerk. - -Zum zweitenmal hatten wir ein Stück Kometenkern erlebt und wieder -gefahrlos. Das Ungeheuer, das uns fressen sollte, war ein brillanter -Feuerwerker, sonst nichts. - -Seither scheint es, als habe selbst diese größere Wolkenbildung in -der Bielabahn ganz aufgehört, das Sternschnuppenmaterial scheint sich -mehr oder minder regellos verzettelt zu haben. Damit standen wir -möglicherweise jetzt wirklich auch bei einem realen Kometentod. - -Das gibt aber bei diesem wunderbaren »Fall Biela« noch wieder für sich -zu denken. - -Kometenkerne sind also nichts Ewiges. Eben weil sie wolkenhaft lose -Gebilde sind, können sie nicht nur in ihrem wilden Lauf zwischen den -Planeten im ganzen bald so, bald so abgelenkt, sondern sie können auch -bei dieser Gelegenheit (zum Beispiel durch Macht des Riesen Jupiter -oder auch sonst) in sich selbst angebrochen, zerstückelt, ja endlich -völlig verpulvert werden. Je verwickelter ihre Bahn besonders in die -engeren Planetenbahnen hinein verknotet ist, desto wahrscheinlicher -muß solches Los (Biela ist redendes Exempel) werden. Je größer das -Stadium der Materieverzettelung, desto harmloser müssen sie aber für -diese Planeten selbst werden. Es erscheint da etwas wie der Schatten -einer am Ende seit alters fortgesetzt tätigen Regulierungsmaschine. Die -Planeten machen immerzu frisch eintretende Kometen ungefährlich, um sie -endlich ganz aufzureiben, zu töten, und diese Selbstregulierung wächst -im gleichen Maße rein mechanisch, je enger ein solcher Komet ihnen auf -den Hals rückt und mit verhedderten, gekreuzten Bahnen droht. Die Sache -sieht wie eine doppelte Versicherung aus, wobei aber die überhaupt -und zu Beginn doch schon lose Wolkennatur der Kometenköpfe allgemeine -Voraussetzung auf beiden Seiten bleibt. - -Die Idee, daß alle Kometen sich zuletzt auflösen müßten, hatte -übrigens schon Kepler zu einer Zeit, da er noch gar nicht an wirkliche -geschlossene Kometenbahnen zwischen den Planeten dachte. Er ging dabei -vom Schweif aus, den die Kometenkerne in der Sonnennähe entwickelten. -Auch hier schon schien ihm durch jene eigenartige Sonnenkraft, die -abstoßend wirkte, fortgesetzt Materie des Kerns auf Niemehrwiederkommen -in den offenen Raum hinausgeblasen zu werden, und das mußte doch -endlich die Quelle erschöpfen. »Ich halte dafür,« sagt der immer -vorahnend scharfsinnige Mann wörtlich, »daß der Kometenkörper sich -verwasche, verändere, auseinandergezogen und zuletzt vernichtet werde, -und daß, wie die Seidenwürmer durch das Herausspinnen ihres Fadens, -so auch die Kometen durch das Ausströmen ihres Schweifes aufgezehrt -und endlich dem Tode überliefert werden.« Der Gedanke ist an sich ein -durchaus folgerichtiger und würde erst recht gut gerade zu dem passen, -was der »Fall Biela« lehrt. Dabei mag er uns aber überhaupt auf das -Problem des Schwanzes zurückführen. - -Wenn der Kometenkern wirklich nur aus mehr oder minder losem -Meteoritenstoff in wolkenhafter Anhäufung besteht: was ist dann der -Kometenschwanz? - -Tatsächlich läßt ihn die Nähe der Sonne erst aus dieser Wolke -herauswirbeln, wie Staub unter einem blasenden Luftzug wirbelt. Der -nächstliegende Gedanke wäre also gewiß, wenn man von der Bielawolke -kommt: auch er ist bloß feinstes Sternschnuppenmaterial, das irgend -eine Sonnenkraft noch einmal besonders aus der Kernwolke fortpafft. -Natürlich, wenn es so ist, muß diese Wolke sich in Keplers Sinn auch -davon schon bei jedem Sonnenumlauf etwas mehr verzetteln und verlieren, -diesmal meist direkt abseits von ihrer Bahn, also wohl gänzlich auf -Niemehrwiederfinden. - -Für uns heute wäre aber aktuell gerade diese Erklärung das -allerwichtigste. Denn wir hängen für die kritische Nacht vom 18. zum -19. Mai ja nicht an Biela, sondern an Halley. Und das bedeutet: nicht -Kopf, sondern Schwanz. - -Der Halleysche Komet liegt ganz offenbar seit langer Zeit so, daß er -mit seinem Kopf gerade _nicht_ allzu eng ins Gedränge der mittleren -Planetenbahnen kommt. Deshalb würden sie ihn in jenem Sinne auch -seit mindestens zweitausend Jahren noch nicht in diesem Kopfteil -auseinandergerissen haben. Was an ihm aber, eben wegen dieser dauernden -Kopfstärke, nun für uns momentan bedenklich wird, das ist die -Produktivität dieses Kopfes in der Schwanzbildung. Dieser Schwanz und -nicht der Kopf soll zum Termin über uns wegfegen. Nach dem Fall Biela -erscheint es aber so gut wie unmöglich, daß der Kopf eine kompakte -harte Stoßmasse ist, wie viel weniger also der Schweif. Was wir auch -hier erwarten müßten, wäre fortgewirbelte Sternschnuppenmaterie, -die, in unsere Erdbahn übertretend und uns umwirbelnd, tatsächlich -auch eine Art »Fall Biela« schüfe: einen mehr oder minder starken -Sternschnuppenregen ohne alle Gefahr. - -Unsere Erfahrungen seit 1835 widersprechen aber selbst dem bei dem -Schweif noch als »zuviel«. Dazu sind allerdings wieder weitere -Tatsachen auch über den Fall Biela hinaus nötig, Tatsachen, die -zuallernächst noch einmal mitten in den großen Chok und Schreck vor -jeglicher Kometenbegegnung gerade hineinführen. - -In die letzten sechsundsiebzig Halley-Jahre fällt die Entdeckung der -Spektralanalyse. - -Wir haben mit ihr bekanntlich eine Methode gewonnen, die uns unter -Umständen aus dem Licht direkt ablesen läßt, was für ein Stoff in -der Lichtquelle brennt. Das Licht wird mit Hilfe eines mehrseitig -geschliffenen Glases, eines Prisma, zerlegt und in dem entstehenden -Farbenbande (Spektrum) zeigen sich gewisse charakteristische -Unterschiede je nach den verschiedenen leuchtenden Substanzen, die -ein solches Urteil in sehr vielen Fällen ermöglichen. Auf diesem Wege -haben wir Aufschluß gewonnen über die Gase, die in der äußeren Hülle -der Sonne und der anderen Fixsterne glühen, wie über den leuchtenden -Stoffinhalt ferner Nebelflecke. Wir können aus dem Spektrum entnehmen, -ob auf solchem entlegenen Weltkörper glühende Gase leuchten oder -festere Stoffe in Weißglut. Die Gase sind dann infolge ihrer in allen -Einzelfällen höchst charakteristisch angeordneten bunten Linien im -Spektrum meist aufs treffsicherste mit irdischen, uns direkt zum -Vergleich zugänglichen zu identifizieren. - -Diese sinnreiche Methode wurde nun auch auf die Kometen angewandt, -soweit solche in der Zeit disponibel waren. - -Das erste feste Resultat war, daß vom Kometen bei seiner -Sonnenannäherung nicht bloß einfaches Sonnenlicht zu uns herüberglänzt, -das er zurückwirft wie unsere Erde oder die Venus oder der Mars, ohne -selber etwas dazu zu tun. Außer solchem reflektierten Licht leuchtet -der Komet durchweg noch mit etwas Besonderem, etwas Eigenem. Aus diesem -Eigenlicht würde sich also eventuell etwas über seine stoffliche -Beschaffenheit ablesen lassen, und in der Tat glückt das. - -Im Kometen leuchten Gase, und zwar in immer verstärktem Maße, je -näher er der Sonne kommt. Und zwar sind es Gase, deren Spektrum eine -Identifizierung mit bestimmten, uns auf der Erde gut bekannten Stoffen -ebenfalls möglich macht. - -In erster Linie kommt der Stoff in Betracht, der in unserm irdischen -Petroleum brennt, nämlich Kohlenwasserstoff. Ferner konnten Kohlenoxyd, -Cyan und reiner Wasserstoff nachgewiesen werden. Endlich zeigten -einige Kometenköpfe in den Momenten, da sie außerordentlich nah an -der Glutoberfläche der Sonne vorüberglitten, unverkennbar deutlich -das gelbe Licht des Natriums, also des verdampfenden Kochsalzes, und -merkbar zuletzt auch Eisendämpfe. - -An sich können diese Befunde nicht überraschen. - -Wenn der Kometenkopf eine Wolke aus Meteorsubstanz ist, so muß diese -Substanz unter der Einwirkung der Sonnenglut notwendig anfangen, Gase -auszuhauchen, ja in nächster Sonnenbegegnung geradezu bis auf ihren -schwersten Metallgehalt (Eisen) zu verdampfen. - -Die Stoffe, die sich dabei zeigen, vor allem Kohlenwasserstoff und -Natrium, treten mit ihrem charakteristischen Spektrum genau so hervor, -wenn man einen zu uns herabgefallenen Meteorstein künstlich erhitzt. -Auch wenn man den spektroskopischen Apparat auf unsere allnächtlichen -Sternschnuppen richtet, kann man öfter die unverkennbare gelbe Linie -des Natriums aufleuchten sehen, die vorblitzt im Moment, da der feine -Meteorstaub in solcher Schnuppe völlig verdampft. - -Die engere Art allerdings, wie in der Sonnennähe des Kometenkopfes das -Kohlenwasserstofflicht gelegentlich von dem Natriumlicht ausgelöscht -wird, kann man nur nachmachen, wenn man in geschlossener erhitzter -Glasröhre durch ein Gemisch von Kohlenwasserstoff und verdampfendem -Natrium einen elektrischen Strom leitet. Man muß also noch die -Hilfserklärung machen, daß auch in dem Kometen elektrische Prozesse -tätig sind. - -Und das gibt sogar wieder eine sehr gute Ergänzung ab zur Erklärung des -sonst seltsamen Umstandes, daß Kometen sich schon bei einer Entfernung -von der Sonne wenigstens schwach selbstleuchtend zeigen, wo eine -wirkliche Erhitzung ihrer Substanz bis zum eigentlichen Glühen von -seiten der Sonne höchst unwahrscheinlich wird; hier wirken in ihnen -eben rein elektrische Entladungen, die als solche schon Licht erzeugen. - -So zwanglos nun alle diese Dinge sich in jenes andere Bild fügen, so -steckt in ihnen doch plötzlich auch ein neues Angstmotiv. - -Wenn aus dem Kometenkern Kohlenwasserstoff, Kohlenoxyd, Wasserstoff, -Natrium, Cyan, Eisen verdampfen, so würden wohl auch im Schweif ganz -besonders solche Dämpfe abqualmen müssen. Unter den genannten Stoffen -sind aber böse Sachen für den Fall, daß dadurch eine derbe Erdberührung -statthätte. - -Kohlenoxyd und Cyan sind hochgradig giftig und würden, in -größeren Massen plötzlich in unsere Erdatmosphäre hineingedampft, -schlechterdings alles organische Leben vernichten. - -Ein Petroleumregen würde sich augenblicklich an der ersten Flamme -hier unten zur fürchterlichsten Explosion entzünden und auch die -Erde veröden; eine Feuerwelle wie im kleinen eine der brennenden -Erdgasquellen von Baku müßte um unsern ganzen Planeten schlagen. - -Eine hochgradige Erdversalzung würde ebenfalls ein schlechter -Spaß sein. Eine Weile hielten vielleicht noch gewisse salzfestere -Steppenpflanzen und jene Artemia-Krebschen, die in eingedickter -Salzsohle leben können, stand; aber zuletzt würden auch sie in der -allgemeinen Pökelrinde der armen Erde eingehen. - -Dazu noch zwei weitere Möglichkeiten. - -Entweder kämen im Kometenschweif noch direkt heißglühende Dämpfe zu -uns, zum Beispiel ein konzentrierter Strahl Eisendampf aus dem in der -Sonnennähe geschmolzenen und verdampften Meteoritenmaterial. - -Oder es schlügen entsetzliche elektrische Entladungen mit -allverheerenden Blitzen aus dem Schweif zu uns nieder, die der -Menschheit im ganzen das Los eines jener Opfer auf den bekannten -elektrischen Hinrichtungsstühlen der Nordamerikaner schüfen. - -In allen Formen laufen gerade diese bösen Hypothesen heute wieder -herum. Der Halleyschweif soll uns in der kritischen Stunde mit Cyan -vergiften oder versengen oder zerblitzen, auch wenn sonst nur ein -Sternschnuppenregen durch seine eigentliche Stoßsubstanz entstände. - -Wir hätten die Wahl wie die Leute in Pompeji und Martinique. Der -dicke Plinius selber erstickte bekanntlich bei jenem schrecklichen -Vesuvausbruch, auch ohne einen Stein dabei an den Kopf zu bekommen; in -Martinique gab es eine versengende Stichflamme alle Häuser entlang, die -schnell wie ein Blitz zuckte; auch echte Blitze schlagen aber aus jeder -Vulkanwolke. Eine angenehme Wahl um den gleichen Preis! - -So hübsch auch das aber wieder einmal ausgedacht ist, um uns durchaus -kometarisch tot zu kriegen: es hapert auch hier. - -Jene Funde der Spektralanalyse sind an sich auf jeden Fall wichtig. In -ihnen selbst steckt aber bereits ein merkwürdiger Fingerzeig nach ganz -bestimmter Seite. - -Der spektroskopische Nachweis gewisser Substanzen, wie Kohlenoxyd oder -Natrium, in einer solchen fernen Lichtwolke gibt für sich noch keinen -direkten Anhalt, wie _dicht_ der betreffende Stoff in der gesamten, -doch offenbar so ungeheuerlich weit ausgedehnten kometarischen Wolke -enthalten sei; er kann enorm verdünnt sein. Wenn der Stoff, wie zum -Beispiel das Natrium, sich im Kometenkern bei dessen Sonnennähe erst -sichtbarlich entwickelt und dann in einem Schweif von da abdampft, -der mehrere Millionen Meilen lang und entsprechend als breites -Lichtband ungeheuerlich dick in die Weite geht, so wird die stärkste -Verdünnung, zumal gegen das Ende des Schweifs (also das, was uns bei -dem Halleyschen Ungeheuer allein packen kann), die wahrscheinlichere -werden. Wie weit wir das aber treiben wollen, dafür wird zunächst jene -elektrische Erwägung schon bedeutsam. - -Elektrische Leuchtprozesse der bezeichneten Art werden wir uns im -allgemeinen nur bei einem Gebilde vorstellen können, dessen Substanz -sich mindestens in den hierfür in Betracht kommenden Partikelchen in -einem Stadium höchst beträchtlicher Verdünnung befindet. Gerade solche -feinsten und allerfeinsten Partikelchen werden wir uns aber bei der -allgemeinen Sachlage doch am liebsten im Schweif ausströmend denken. - -Schon sehr frühen Beobachtern und späteren, kritischeren immer mehr -ist nämlich aufgefallen, wie dünn doch dem reinen Anblick nach schon -die Schweifmaterie aussehe. Seneca wußte schon (und es werden es also -wahrscheinlich schon die Pythagoreer und die alten Babylonier gewußt -haben), daß man durch diese ungeheuren Leuchtbänder durch und durch -sehen könne bis auf die dahinter schimmernden Sterne. Bessel und -Struve haben das mit den feinsten Messungen dahin präzisiert, daß man -faktisch auch nicht die geringste Ablenkung des Lichts bei solchen -durchscheinenden Sternen im Kometenschweif nachweisen könne. - -Das ist gewiß eine ganz außerordentlich frappante Sache. Bei unserem -Erdmond vermißt man, wenn ein Stern seinem Rand nahe kommt, ebenfalls -jede Spur einer solchen Lichtbrechung, und man zieht den Schluß -daraus, daß der Mond noch keine Atmosphäre haben könne, die auch nur -ein Tausendstel von der Dichtigkeit unserer irdischen besitze. Die -allgemein auch in Laienkreisen verbreitete Annahme, daß der Mond -absolut »luftlos« sei, gründet sich auf diesen Schluß. Ein Mensch würde -also, in solchen Kometenschweif versetzt, zunächst überhaupt wegen -kompletten Luftmangels für seine Lunge _ersticken_. - -Dabei sieht man aber in den dickeren Kometenschweifen ganz bestimmt -durch eine Lichtwolke von vielen tausenden (bis zwanzigtausend) Meilen -Tiefe. Zwanzigtausend Meilen tief ein dauerndes Lichtglimmen, durch -das für uns der Anblick der Schweifdicke entsteht: und doch auf dieser -ganzen Strecke kein Stoff, der auch nur dem Tausendstel unserer Erdluft -entspräche! Man ahnt, um was für homöopathische Verdünnungen der -Stoffe es sich hier handeln muß, einerlei, ob das nun gefährliche oder -ungefährliche Stoffe für unsere Lebensprozesse sein sollen. - -Schon der französische Akademiker Babinet hat also auch das Wort -geprägt vom »sichtbaren Nichts«, als das solcher Kometenschweif sich -allen gröberen chemischen Sondierungen gegenüberstellen müsse. - -Olbers dachte sich die einzelnen Schweifteilchen so weit und einzeln -zerstreut im allgemeinen Äther der Planetenräume herumschwirrend, wie -auf unserer Erde unendlich feine Wasserteilchen in gewissen von fern -glänzenden Nebeln weit getrennt schweben, Nebeln, die doch in Hinsicht -der Strahlenbrechung des Lichts und anderer Wirkungen sich nicht im -mindesten anders verhalten als pure Luft. Als eine Art Äthernebel ginge -der Kometenschwanz vor uns dahin, nur von weitem wie ein neckendes -Phantom dem Auge sichtbar, beim Versuch des Ergreifens aber (und wäre -die greifende Hand auch nur der Lichtstrahl) völlig unfaßbar gleich den -Gespenstern des Märchens. - -Hier aber muß sich jetzt noch ein Gedanke einmischen, der von einer -dritten Seite in die gleiche Richtung lenkt. - -Was treibt denn überhaupt die Schweifmaterie von der Sonne fort? - -Was bewirkt eben das, was uns heute mit dem Halleyschen Kometen in -Berührung bringen soll, wenn sein Kopf zwischen uns und der Sonne steht? - -Der Kometenkopf, mag er selber auch ein noch so leichtes -Meteoritenwölkchen sein, dessen Stoff auch bereits in sehr weiter -Zerstreuung schwebt, folgt als Ganzes doch unabänderlich noch dem -allwaltenden Gesetz der Schwere, der Riesin Gravitation. Jedes -beliebige meteorische Einzelstäubchen, das als Sternschnuppe bei uns -verpufft, tut das ja noch, warum nicht er? Wäre es nicht der Fall, so -hätte die Sonne ja nie über ihn Macht gewinnen, seine Bahn zu sich -heranbeugen, ja ihn unter Umständen (wie bei dem Halleyschen Gebilde) -in die Verträge ihrer festen Vasallen mit hinein schmieden können. Als -absoluter Gravitationssklave stürzt solch ein gefangener Kern wie der -Halleysche allemal wieder in seinem 76. Jahr an uns vorbei zur Sonne -hin und in wirbelnder Jagd ganz nahe um sie herum. - -Aber gleichzeitig macht sich mit dieser seiner Sonnenannäherung auch -etwas von hier aus schlechterdings Rätselhaftes geltend, nämlich eben -das Abströmen des Schweifes vom Kern direkt von der Sonne fort. - -Die Schweifmaterie _widersteht_ der Gravitation! - -Auf sie wirkt die Sonne nicht ziehend, wie auf den Kern, sondern -umgekehrt abstoßend. - -Treibt den Kern die Gravitation wie ein unhemmbarer Sturm so nah -wie seine Eigenbewegung nur irgend zuläßt an die Sonne heran, so -wirkt diese gleiche Sonne auf den Schweif wie ein Gegenwind, der ihn -senkrecht fortwirbelt! - -Schon eine ganze Weile, ehe der Kometenkopf seine größte -Sonnenannäherung erreicht hat, macht sich dieser Gegenwind, wie bereits -erzählt ist, geltend, der Schweif beginnt von ihm abzuwehen, wie Korn -aus einem undichten Sack, der als Ganzes senkrecht nach der Schwere -fällt, dessen ausfliegende Frucht aber zugleich ein Konträrwind lang -hinter ihm fortwirbelt. - -Dieses Abströmen ist auch mit der Hitze, die in Sonnennähe auf die -Meteoritenwolke des Kerns wirkt, nicht erklärt. Mag diese Hitze -Kohlenwasserstoffe aus den einzelnen Meteorteilchen vorlocken, mag -sie auch allmählich einen Teil ihres Salzinhalts verflüchtigen und -in gelben Flammen verbrennen, mag sie endlich gar Eisenteile dort so -verdampfen, daß wir es dicht an der Verdampfungsstelle spektroskopisch -wahrnehmen können, obwohl der Kern in solchem höchsten Moment selber -stets weit, weit von uns entfernt ist und Sonnennähen erlebt, die -wir niemals mitmachen können: das alles kann bei ihm jedenfalls -nur aufsteigende Wolken auf seiner Sonnenseite erzeugen, wie wir -sie ja auch tatsächlich dann sehen. Daß aber schon ganz früh eine -gewisse Kernmaterie sich sonnenabgekehrt einem phosphoreszierenden -Schatten gleich von diesem Kern hinterwärts über Millionen von Meilen -auszugießen beginnt; daß selbst jene Hitzewolken immerfort eine -Tendenz zeigen, fontänenhaft rückwärts mit gewissen ihrer Teile auch -in diesen Ausguß wieder abzufließen: das erklärt an sich die Hitze so -wenig wie die Gravitation. Auf diese »gewissen Teile«, diese »gewisse -Kernmaterie« muß noch ein aparter Bann für sich wirken. - -Ein Bann, der der Gravitation entkommt: es liegt wahrlich schon -für die allgemeinste theoretische Erwägung nahe, auch hier nur an -_allerfeinste_ Teilchen zu denken, Teilchen, für die das Bild auch -nur eines meteorischen Staubkorns, das einzeln an unserer Atmosphäre -bei der Berührung als helle Sternschnuppe aufglänzen könnte, -_außerordentlich viel zu derb_ wird. - -Eine erste Theorie hat auch hier an elektrische Wirkungen gedacht. - -Bessel, als er 1835 eben bei dem vorletzten Erscheinen des Halleyschen -Kometen das Wunder der Wolkenbildung und Schweifablenkung dort zum -erstenmal genau studierte, war schon darauf gekommen. Er sowohl wie -sein Freund Olbers und ihr gemeinsamer großer mathematischer Berater -Gauß sahen klärlich ein, daß es sich um eine Abstoßungskraft zwischen -gewissen feinsten Kometenteilchen und der Sonne handeln müsse, und man -hatte für solche Abstoßung zunächst nur eine einzige Naturwirkung zur -Verfügung, nämlich die bekannten Abstoßungserscheinungen gleichartiger -Elektrizitäten. - -Wenn der Komet der Schauplatz eigener intensiver elektrischer Prozesse -war; wenn in der Sonnennähe außer der wachsenden Sonnengravitation auch -die eigenen elektrischen Wirkungen der Sonne sich immer mehr merkbar -machten; wenn die Kometenelektrizität und die Sonnenelektrizität -gleichartig waren und somit dem Gesetz unterlagen, daß gleichartige -Elektrizitäten sich abstoßen: so erhielt man zunächst als Basis -überhaupt eine abstoßende Macht. Nahm man nun Kometenteilchen von einer -Feinheit der Stoffzerstreuung an, daß diese elektrische Abstoßung die -Gravitation in ihnen überbieten mußte, so ließ sich eine abstoßende -Fortbewegung im Gegensatz zur Schwererichtung konstruieren, die diese -Teilchen als »Schweif« senkrecht von der Sonne aus dem Kern und seinen -Wolken in die Planetenräume hinausjagte. - -Zöllner hat ähnliche Gedanken später zu einer großen Theorie ausgebaut. -Heute kann man sie in der veränderten Symbolsprache moderner -Elektrizitätsanschauungen ausdrücken, ohne daß doch das Grundbild, -scheint es, dabei ein wesentlich anderes würde. Gewisse leise -Schwierigkeiten sind stets in der Art geblieben, wie man sich die volle -Übermacht der elektrischen Abstoßung über die Gravitation denken sollte. - -Inzwischen ist in neuester Zeit aber noch eine andere sinnreiche -Erklärung aufgetaucht, wie man sich bei Annahme ungemein winziger und -zerstreuter Teilchen eine solche Abstoßung auch in größter Sonnennähe -vorstellen könnte. - -Die Schweifmaterie, sagte ich, erscheint so fein und so weitmaschig -verpulvert, daß sie durchströmendes Sternenlicht für uns nicht -ablenken kann. Aber es fragt sich, ob sie selber gerade in solchem -Zustande nicht durch das Licht, das Sonnenlicht in ihrer Sonnennähe, -dahingetrieben werden müßte. - -Ein ganz alter Kometengedanke kommt hier noch einmal zu Ehren, den fast -drei Jahrhunderte Physik verschüttet hatten. Der Satz, den Seneca schon -schreibt: »Die Kometenschweife fliehen vor den Sonnenstrahlen«, hatte -dem großen Kepler zu denken gegeben. Konnten es nicht die Lichtstrahlen -der Sonne selber sein, die den Schweif vor sich herjagten? - -Nach der Physik jener Zeit war das »Licht« etwas Körperliches in dem -Sinne, daß von der Lichtquelle aus dabei beständig wirkliche winzige -Körperchen in den Raum hinausgeschleudert wurden. Jede Kerzenflamme -bombardierte uns so mit ihren Lichtkörperchen. Die große Sonne aber -entsandte fortgesetzt einen wahren Hagel dieser Art um sich her. Wo -diese Körperchen auf einen Widerstand, auf andere, entgegenstehende -Körper stießen, da mußten sie prallend einen Stoß, einen Druck ausüben. - -Nun, sie waren winzig. Bei irgendwie größeren Dingen im Raum konnte -dieses liliputanische Lichthändchen nicht viel wollen. Wenn ich meine -Hand einer Kerzenflamme näherte, so fühlte ich den Lichtgegendruck gar -nicht, geschweige denn, daß er meine Hand beiseite drücken könnte. -Aber wenn man sich entsprechend winzige Einzelkörperchen, etwa ganz, -ganz feinen Staub, dachte, auf die einzeln grade so ein Lichtteilchen -anprallen konnte, so war doch recht gut denkbar, daß diesmal das -Stäubchen vor dem Stäubchen wirklich etwas rückwärts wich. - -Nun hielt Kepler zwar den Kometen schon für ein kosmisches Gebilde, -aber doch für eine recht lose Wolke. Und wenn nun von dieser Wolke ein -Teil im Schweif wirklich gerade vor den Sonnenlichtstrahlen zu fliehen -begann: warum sollte es sich da nicht um allerfeinste Teilchen dieser -Kometenwolke handeln, die wirklich und wahrhaftig von dem feinen Hagel -der Lichtkörperchen dieser Sonne in die Flucht geschlagen wurden? -Klein, sehr klein müßten die Kometenteilchen ja dann wohl sein; aber -sonst ging die Sache unverkennbar nett, vorausgesetzt, die Lichttheorie -mit ihren Körperchen war richtig. - -Allerdings war die Gravitationslehre damals noch nicht wissenschaftlich -scharf entwickelt, man übersah die Macht selbst noch nicht genügend, -der diese Wirkung die Stange halten sollte. Das sollte erst Newton -nachholen. Newton selbst aber war wieder der Keplerschen Idee nicht -hold, obwohl er an der Lichttheorie in dieser Form noch festhielt. - -Wenig später fiel aber dann auch diese ganze Lichttheorie dahin: man -faßte das Licht jetzt überhaupt nicht mehr als ein Aussprudeln eigener -Lichtkörperchen, sondern entschied sich für eine Wellenbewegung im -Äther. Und damit schien der alte Gedanke völlig antiquiert. Ein solches -Wellenschaukeln konnte wohl nichts von der Stelle rücken, auch das -kleinste Stäubchen nicht. - -Euler war der einzige, der im 18. Jahrhundert warnte. _Irgend_einen -Druck, meinte er, müßten doch auch solche Lichtwellen ausüben. Es -sollte aber noch weit über hundert Jahre dauern, bis einer auch nur -darauf wieder zurückkam. - -Maxwell tat es tief im 19. Jahrhundert, bei Gelegenheit seiner Revision -der ganzen Wellenlehre. Auch ihm schien die Annahme eines solchen -»Strahlungsdrucks« wieder unvermeidlich, doch hielt er ihn noch für -unmeßbar winzig, so daß auch jetzt die alten Fragen noch nicht wieder -eigentlich akut wurden. - -Wider Erwarten ließ sich die Messung indessen nachher bewerkstelligen. -Für entgegenstehende Stäubchen oder Tröpfchen von gewisser Größe konnte -der Strahlungsdruck (der des Lichtes, wie der jeder andern Strahlung) -wirklich nicht belanglos sein. - -Der bekannte schwedische Physiker Svante Arrhenius legte sich in diesem -Punkte dann endlich auf genaues Rechnen. - -Er kam zu dem Resultat, daß ein solches Stoffteilchen in der Nähe -der Sonne bei dem Gewicht etwa von Wasser einen Durchmesser von rund -dem Sechshundertstel eines Millimeters haben müsse, um vom reinen -Strahlungsdruck so in seinem Fall nach der Schwere (also auf die Sonne -los) gehemmt zu werden, daß es frei und einsam schwebend still stand. -Das kleine Händchen der Strahlung hielt in dem Falle der Riesenfaust -der Gravitation, die sonst alles zur Sonne riß, mitten im offenen Raum -die Wage! - -Ging man von da ab dann bei solchem Gegenstäubchen noch im Durchmesser -herunter, so begann der Strahlungsdruck allen Ernstes das Stäubchen der -Gravitation zum Trotz von der Sonne fortzutreiben. - -Bei dem Sechstausendstel eines Millimeters war dieser Gegendruck unter -Umständen schon zehnmal so stark wie die Gravitation. Unaufhaltsam -wurde das winzige Stäubchen in die Planetenräume hineingetrieben. - -Arrhenius hat sehr hübsch ausgemalt, wie das weitere Schicksal eines -solchen Schiffleins, das der Lichtdruck dahinbewegt, bei ungestörten -Verhältnissen verlaufen müßte. - -Das Licht fließt und fließt und drängelt sein Schifflein unaufhaltsam -weiter. Wenn ein solches Stäubchen die Erdbahn passierte, so würde es -durch den Lichtdruck der Sonne noch immer so bewegt werden, daß es -schon nach 20 Tagen den Zwischenraum, der die Erdbahn von der Bahn -des Mars trennt, durchschwommen hätte. Nach 80 Tagen überschritte -es die Jupiterbahn, nach 14 Monaten die des Neptun. Wenn fremder -Strahlungsdruck es nicht in Windstillen und Gegenwind seiner Richtkraft -brächte, müßte es nach 9000 Jahren das nächste Fixsternsystem bei -jenem Doppelstern Alpha im Sternbilde des Zentauren erreichen. - -Der Gedanke hat an sich seine Größe. Er lehrt, wie Materie in -stäubchenhaft winzigster Zerstreuung beständig von unserer Sonne zu -allen ihren Planeten, ja in ferne Fixsternsysteme getrieben werden -könnte. - -Wenn ein Planet wie unsere Erde feinsten Staub irgendeiner Art -gelegentlich selber aus seiner Atmosphäre verlöre, so müßte auch er an -solchen Weltfahrten teilnehmen, einfach, weil das Sonnenlicht auf ihn -scheint. - -Mancherlei Perspektiven könnten hier auftauchen, die trotz der -grenzenlosen Raumesöden, die Sonne und Planeten, Sonnen und andere -Sonnen trennen, ein beständiges geheimes Hin- und Herfluten kleinster -Stoffteilchen denkbar machen. - -Immer freilich gilt die Transportmöglichkeit nur von _sehr_ kleinen -Stäubchen. Durch Verminderung des Gewichts (z. B. für allerzarteste -Rußflöckchen) könnte man sie noch beweglicher machen. Aber der minimale -Durchmesser müßte bleiben. An Körperchen vom Durchmesser eines solchen -Sechstausendstels eines Millimeters wären 470 Billionen nötig, um auch -nur ein Kubikzentimeter Wasser zu bilden. Immerhin wäre man noch nicht -auf der Grenze der Moleküle. So weit dürfte man aber auch gar nicht -gehen. Denn ein Molekül ist _so_ winzig, daß das Händchen des Lichtes -(bildlich gesprochen) es gar nicht mehr umfassen kann. Dort versagt -also der Strahlungsdruck von neuem: reine Moleküle fallen nach der -Gravitation genau so wie schwerere Staubteilchen. - -Von hier ist nun bloß ein einfacher Schritt (und Arrhenius hat ihn -sofort selbst getan), um auf die alte Grundidee Keplers vor den -Kometenschweifen zurückzukommen. - -Die meteorische Kernwolke des Kometen folgt der Gravitation, stürzt -also gegen die Sonne. Eine gewisse Auslese ihrer losen Stoffteilchen -aber, die gerade jener kritischen Größe entspricht, wird, je näher das -Ganze der Sonne kommt, immer energischer vom Strahlungsdruck dieser -Sonne erfaßt und als Schweif umgekehrt aus der Hauptmasse fortgetrieben -werden müssen. - -Arrhenius denkt in der größeren Kernnähe und bei den kürzeren Schweifen -besonders an vereinzelt schwebende Kohlenwasserstofftröpfchen der -angesetzten Größe. Bei ihrer Kondensierung sollen elektrische -Prozesse, die als solche wieder die Sonne in der Kometenwolke erzeugt, -mitwirken, also die gleichen Vorgänge, in deren Gefolge dann auch die -abwirbelnde Schweifmaterie noch auf weite, weite Strecken hin wie -phosphoreszierend aufglimmt. Für die ganz langen, schier endlosen -Schweife dagegen nimmt er nur noch feinste Rußteilchen als eigentliches -Objekt des Strahlungsdruckes an, die durch Verkohlung solcher -Kohlenwasserstofftröpfchen entstanden sind und bei einem überaus -geringen Gewicht mit einer Abstoßungskraft dahinbewegt werden können, -die die Schwerewirkung der Sonne um das Vierzigfache übertrifft. - -Vor Jahren schon und ohne jede Rücksicht auf die Idee des -Strahlungsdrucks hatte nämlich der Astronom Bredichin aus den -verschiedenen Schweiflängen der einzelnen Kometen verschiedene Grade -der dabei wirkenden Abstoßungskraft zu errechnen gesucht und war dabei -für die längsten, am geradlinigsten von der Sonne abgekehrten Schweife -auf weit höhere Ziffern als für die kurzen, dicken und sozusagen nur -widerwillig gekrümmten gekommen. Ganz folgerichtig riet auch er dabei -schon auf verschiedene Substanzen in diesen Abstoßungsklassen, und -wenn (wie es wiederholt beobachtet worden ist) ein und derselbe Komet -(z. B. der herrliche Donatische von 1858) mehrere ungleich lange und -ungleich gerade Schwänze in der Sonnennähe von sich abwirbeln ließ, so -schloß er, daß hier verschiedene disponible Kernmaterien sich je nach -ihrer verschiedenen Schwere bald mehr, bald weniger dem Abstoßungsdruck -entsprechend angeordnet hätten. Das fügte sich jetzt sehr hübsch in -Arrhenius' Erklärung ein. - -Für unsern praktischen Fall mit dem Halleyschen Kometenschwanz im Mai -aber würde es gerade das Entscheidende werden; geht doch hier nicht ein -kurzer Kernschweif, sondern gerade recht das fernste Ende eines langen -Millionenmeilenschwanzes über uns fort; im Sinne von Arrhenius bekämen -wir also wohl nur noch solche allerfeinsten Rußpartikelchen wie vom -Schlotqualm eines endlos fern an uns vorbeifahrenden Dampfschiffs ab. - -Wie Arrhenius sich die Sache denkt, kann man sich direkt im Experiment -vormachen. - -In einer nach unsern Kräften luftleer gepumpten Sanduhr (einem alten -Stundenglase) läßt man etwas Schmirgelpulver, vermischt mit in Rotglut -vorher verkohlten Sporen eines Bovistpilzes von oben nach unten -durchlaufen. Gegen den niederrieselnden feinen Staubstrahl richtet -man jetzt von der Seite her das durch eine Linse konzentrierte Licht -einer elektrischen Bogenlampe. Das schwerere Schmirgelpulver fällt -einfach der Gravitation nach abwärts, ohne sich um den Lichtdruck -zu kümmern. Die absinkenden Kohlestäubchen dagegen werden eben von -diesem Lichtdruck abgelenkt und in langem Schweif zur Seite getrieben. -Im engen Bilde erscheint, was der Komet als _ungeheures kosmisches -Experiment_ in seinem luftleeren Weltraum uns nach Arrhenius auch -nur vormacht! Dem Schmirgel gleich fällt die meteorische Staubmasse -des Kernes nach dem Gravitationsgesetz zur Sonne. Die feinen -Rußpartikelchen fliehen dagegen unter dem Lichtdruck dieser Sonne als -Millionen Meilen langer Schweif dahin. - -Auf jeden Fall führen die verschiedensten Wege, wie man sich die -Abstoßung denken mag, alle unerläßlich auf eine Schweifmaterie von ganz -außerordentlicher Winzigkeit und Zerstreuung des Inhalts. - -Keine leiseste Theorie existiert, die solche Abstoßung, sei sie nun -elektrischer Natur oder Strahlungsdruck, auch nur noch auf solchen -feinen Meteorstaub, wie er in unsern Sternschnuppen verpufft, anwendbar -dächte. Es muß sich um eine noch viel, viel minutiösere Stoffauslese -handeln. - -Kein Gedanke, daß sich etwa ein einheitlicher dicker Giftqualm -einschmuggeln könnte, der unsere ungeheure, rasend schnell -vorbeibewegte und in ihren tieferen, dichteren Schichten, in denen wir -atmen, wie eine Art hygienischen Watteschutzes um die Erde gewundene -Atmosphäre völlig durchsetzen könnte. - -Keine entfernteste Möglichkeit heißer Dampfstrahlen etwa aus -glühendem Wasserstoff oder Eisendämpfen, die der Komet nach Art -der Sonnenprotuberanzen zu uns herüberschleudern könnte. Der -ungeheure Sonnenball selbst hat wahrlich andere Explosivmittel und -Stoffmaterialien als solches Kometenwölkchen zur Verfügung, er wirft -unter Umständen wirklich glühende (wenn auch stofflich sehr dünne) -Wasserstoffgarben in die Höhe, die siebzigtausend Meilen ansteigen -können; keine dieser Sonnenprotuberanzen könnte aber auch nur die Bahn -des innersten Planeten, des Merkur, bedrohen, der immer noch rund -sieben Millionen Meilen über der höchsten Protuberanz dahinzieht. -Um aus einem Kometenschweif eine glühende Wasserstoffprotuberanz zu -machen, müßte man den zur Sonne so schwachen Kometenkern aber Garben -werfen lassen bis zu zwanzig Millionen Meilen. Das Unsinnige liegt -schon so zutage, abgesehen von all den andern Gegengründen. - -Das elektrische Glühen der unendlich feinen Schweifmaterie wird man -sich auch nur als einen beständigen schwachen Ausgleich zwischen den -winzigen Einzelteilchen denken müssen im Sinne des Aufleuchtens der -außerordentlich verdünnten Materie in unsern Geißlerschen Röhren. - -Es ist ja erstaunlich, in was für Stadien der Verdünnung sich kosmische -Körper offenbar befinden können, ohne doch die Fähigkeit des Leuchtens -und die Wirksamkeit für unsere Spektralapparate zu verlieren. - -Jeder hat von den echten Nebelflecken gehört, ungeheuren Gebilden, -in denen leuchtende Gasmassen sich über unfaßbar riesige Gebiete -des Raumes ausdehnen. Diese Nebelflecken geben trotz ihrer enormen -Entfernung so viel Licht, daß wir sie photographieren können; einzelne, -wie der Orionnebel, erscheinen schon in kleinen Fernrohren als -imposantes Objekt. Im Spektroskop erkennt man sehr gut auch noch die -hellen Linien der Gassubstanzen, die da glühen, und man darf daraus -mit Sicherheit auf Wasserstoff, Stickstoff und Helium schließen. - -Die ältere Annahme hielt nun auch solchen Nebelfleck für ein echtes -höllenhaftes Glutmeer, in dem unsere Erde augenblicklich verpuffen -würde wie eine Sternschnuppe. Neuere Astronomen denken dagegen genau -umgekehrt an Gase, die leuchten, weil sie so außerordentlich _verdünnt_ -sind und bei sehr _niedrigen_ Temperaturen im kalten Raume schweben. -Auch hier mag man irgendein elektrisches Glühen vermuten, für das Gase -gerade in diesem Zustande besonders geeignet erscheinen. Über die -wirklich kolossale Verdünnung kann aber bei den Raumverhältnissen in -diesem Falle kein Zweifel sein. - -Arrhenius berechnet in einem Nebelfleck, dessen Gas den vielfachen Raum -der Neptunbahn einnähme, die Dichte des Gases nur auf ein Billionstel -der Dichte unserer Luft. Und doch erscheint der Nebel, in fernen -Fixsternräumen schwebend, noch als Lichtgebilde für uns und gibt -Stofflinien im Spektralapparat ganz wie ein Komet, der relativ dicht -neben uns um unsere Sonne geht! - -Dem Laien pflegt durch die allgemein verbreitete Kant-Laplacesche -Bildungstheorie die Vorstellung ganz besonders geläufig zu sein, daß -unser eigenes Sonnensystem mit all seinen Planeten und Monden einst -auch eine einheitliche gashafte Nebelmasse dieser Art gebildet habe, -wobei die jetzt zur Sonne und ihren Planeten und Monden geballte -Materie sich bis über die Neptunsbahn einheitlich lose ausgedehnt -hätte. Scheiner hat gerade das aber gelegentlich auch einmal exakt -durchgerechnet, und er hat als Resultat bekommen, daß unsere Atemluft -an der Erdoberfläche 240000 Millionen mal so dicht sei, als diese -anfängliche Nebelmaterie höchstens gewesen sein könne. Das sogenannte -Vakuum unter unsern Luftpumpen, das wir gern stolz als »leeren Raum« -bezeichnen, stellt im guten Falle erst ein Hunderttausendstel unserer -Luftdichte dar. Man bekommt hier einen Begriff, was wirklich leerer -Raum hieße. - -Bei jenem 240000 Millionstel unserer Luft stehen wir tatsächlich noch -bei realen Körpern, die selbständig leuchten und ein Lichtspektrum -geben, das ihre Elemente verrät! Erst weit jenseits dieser Werte würde -aber die Welt des Lichtäthers selbst beginnen, auf deren Wellendruck -Arrhenius seine Kometenteilchen in den Schweifen dahinsegeln läßt. - -Man muß diese Vergleichsbilder kennen, wenn auf der einen Seite ein -Forscher sagt, ein Kometenschweif erscheine ihm wie ein »leuchtendes -Nichts« ... und auf der anderen Weltuntergangsängste umlaufen, die -unter dem gleichen Gebilde sich ein Ding etwa wie eine weißglühende -Stange vorstellen, die mit zerschmetternder Vehemenz gegen unsere Erde -schlagen wird ... - - * * * * * - -Resümieren wir also noch einmal unser Los in der kritischen Nacht vom -18. zum 19. Mai. - -Nach der vorläufig besten und neuesten Berechnung liegt die eigentlich -bedeutsame Nachtstunde für uns in Deutschland _genau zwischen morgens -3 Uhr 22 Minuten und 4 Uhr 22 Minuten_. Sie gehört also nach unserer -bürgerlichen Datierung bereits dem 19. Mai an, während der Astronom -sie nach seiner Berechnungsart noch zum 18. Mai zählt. Über eventuelle -Verschiebungen des engeren Termins werden im letzten Momente ja noch -alle Zeitungen wie bei einer wichtigen Theaterpremiere berichten. - -In dieser Stunde also geht der Komet genau zwischen der Sonne und -unserer Erde durch. In Australien, in der Südsee und in Ostasien -wird man direkt beobachten können, wie der Kometenkopf scheinbar in -die Sonnenscheibe eintritt, um sie erst nach einer ganzen Stunde des -Vorbeipassierens wieder zu verlassen. - -Während dieser Stunde aber wird die Erde selbst durch den -Kometenschweif gehen, und wenn dieser Schweif angetan wäre, wirklich -unsere Atmosphäre mit irgend etwas Schrecklichem zu versetzen, so -würde sich dieses Schreckliche dann alsbald unaufhaltsam durch unsern -gesamten Luftkreis verbreiten müssen. - -Was ist nun in Wahrheit zu erwarten? - -Da uns nicht ein Kometenkopf berührt, sondern nur der Ausläufer -eines Kometenschweifs, ist es nicht wahrscheinlich, daß wir -direkt noch meteorischen Staub von der Stärke in unseren obersten -Atmosphäreschichten erhalten, daß ein Sternschnuppenregen auftritt; -schade, denn dieses Schauspiel wäre ebenso ungefährlich wie schön, und -es lohnte, daß man eine Nacht darum aufbliebe. - -Ausgeschlossen sind nach aller bestehenden Theorie sowohl -katastrophenhafte Stoßerscheinungen, wie Gefahren durch explosible oder -giftige Stoffe. - -Denkbar wäre dagegen zu dem kritischen Termin eine bestimmte Sorte -irdischer Feinwirkung, die wir diesmal zum erstenmal genau feststellen -könnten, weil wir zum erstenmal die nötigen Apparate dafür zur -Verfügung haben. Auch ihr geht jeder katastrophenhafte, uns und -unsere Technik gefährdende Charakter ab, dagegen handelt es sich um -die Möglichkeit von sowohl wissenschaftlich wie technisch wertvollen -Feststellungen. - -Es wäre nämlich immerhin möglich, daß der Kometenschweif gewisse feine -_elektromagnetische Störungen_ auf unserer Erde hervorriefe. - -Bekanntlich gibt es auf unserm Planeten höchst eigentümliche zeitweise -Störungen und Stürme innerhalb der geheimnisvollen Kraftbetätigungen, -die wir elektromagnetische nennen und deren Wirksamkeit wir erst in -neuerer Zeit genauer zu erforschen und zu verwerten begonnen haben. -Unsere Magnetnadeln geraten dabei in mehr oder minder lebhafte -Unruhe. In stärkeren Fällen durchsausen gewaltige elektrische -Erdströme die Oberflächenschicht des Planeten und bringen alle unsere -Telegraphenleitungen für eine kurze Weile in heillose Unordnung, ja -außer jeglicher brauchbaren Funktion. Zugleich wird bis in Gegenden, -wo man an dergleichen nicht gewöhnt ist, eine völlig ungefährliche, -aber sehr auffällige Lichterscheinung unserer Atmosphäre merkbar, -die sich sonst auf eine gewisse Nähe der magnetischen Pole unserer -Erde beschränkt: nämlich das sogenannte Polarlicht oder (für unsere -Nordhalbkugel) Nordlicht. - -Obwohl diese oft plötzlichen und für unsere modernen Verkehrsapparate -mindestens momentan lästigen elektromagnetischen »Unwetter« zunächst -durchaus irdische Phänomene sind (auch mit Einschluß des Nordlichts), -so hat man doch allmählich gelernt, daß bei ihnen irgendein weiterer -kosmischer Zusammenhang zweifellos auch noch besteht. - -Sie fallen nämlich durchweg zeitlich genau zusammen mit bestimmten -Erscheinungen auf der Sonne. - -Die Sonne zeigt an ihrer Oberfläche gelegentlich gewisse Anzeichen, -die auf eine lebhaftere eruptive Tätigkeit schließen lassen. Als -sichtbarlichstes Gebilde gehören (in irgendeinem Zusammenhang, der an -sich noch nicht völlig geklärt ist) hierher die Sonnenflecken. Diese -Sonnenflecken treten in bestimmten Perioden stärker und dann wieder -schwächer auf; bald ist die Sonnenscheibe von ihnen fast bedrohlich -besetzt, bald wieder scheinen sie so gut wie ganz zu verschwinden. - -Mit großer Sicherheit hat man nun eine elfjährige Periode dieser Art -feststellen können, in der einmal eine Steigerung bis zu einem Maximum -eintritt, dann aber wieder ein ebenso konsequentes Sinken folgt. - -Ganz genau die gleiche elfjährige Periode beobachtet man aber auch -in einem bestimmten Schwanken unserer Magnetnadeln. Hier _muß_ ein -Zusammenhang bestehen. - -Bei bestimmter Häufung und Größe einzelner Sonnenflecken wird dann auch -eine unmittelbare Wirkung deutlich. Mit dem Auftreten des Fleckenfeldes -auf der Sonne, ja noch enger genau mit dem Moment, da es sich innerhalb -der Sonnenrotation gerade unserer Erde senkrecht gegenüberstellt, -pflegt bei uns ein erhöhtes elektromagnetisches Gewitter (mit wilden -Magnetnadel-Ausschlägen, abnormen elektrischen Erdströmen und starken -Nordlichtern) einzutreten. - -Die Sonne ist von uns rund 20 Millionen Meilen entfernt. Trotzdem ist -es, als greife von ihr in solchem Moment etwas Unsichtbares wie ein -Scheinwerferstrahl bis zu uns herüber und störe unsere Apparate. - -Man hat wirklich an solche Wurfstrahlen gedacht. Bei den -Sonnenfinsternissen sieht man einen sonst unsichtbaren Kranz ungeheurer -Stoffstrahlen, die leuchtend weithin von der Sonne auszufließen -scheinen, die sogenannte Korona. Es könnte sein, daß bei großen -Eruptionen dort solche Strahlen stärker aufschießen und bei bestimmter -Einstellung bis zu uns kommen. Unendlich feine Materie jedenfalls, -haben sie nichts zu tun mit jenen erwähnten wirklichen glühenden -Wasserstoff-Protuberanzen der Sonne, die nie entfernt so weit -reichen könnten. Ihre einzige Wirkung, die sie bei uns tun können, -ist offenbar nur eben jene ganz feine elektromagnetische, die sich -in Magnetnadelschwankungen, Nordlichtern und (nur in unsern feinen -Apparaten merkbaren) Erdströmen andeutet. Arrhenius denkt auch hier -an feinste Stoffteilchen jener kritischen Größe, die, durch engere -Sonneneruptionen zunächst hochgeschleudert und verstreut, dann zum Teil -vom Strahlungsdruck bis in die Planetenräume hinausgetrieben und so -auch bis zu uns gebracht würden. Die elektrische Ladung dieser Teilchen -würde dann die Erdphänomene erklären. - -Wie man sich das nun im einzelnen ausmalen mag: jedenfalls gibt diese -Kette offensichtlicher elektromagnetischer Zusammenhänge zwischen Sonne -und Erde und ihre Wirkung bei uns einen _vagen_ Anhalt, was auch ein -Kometenschweif als irgendwie elektrisch tätiger »Scheinwerfer« bei uns -erzeugen _könnte_. - -Nehmen wir an, auch er enthält elektrisch erregte Teilchen, so wäre -es immerhin denkbar, daß auch sie bei ihrer Mischung mit unserer -Erdatmosphäre, wenn denn sonst bei ihrer Winzigkeit absolut nichts, so -doch einen gewissen »elektromagnetischen Sturm« erregten, also unsere -Magnetnadeln ausschlagen ließen, unsern elektrischen Betrieb momentan -durch unkontrollierbare Erdströme störten und (als sinnfälligsten -Effekt) vielleicht bis in unsere dichtesten Kulturbreiten hinein -brillante bunte Nordlichter aufflammen ließen. - -Wenn ein besonders großer Sonnenfleck das kann, indem er uns -vielleicht über zwanzig Millionen Meilen fort einen besonders langen -elektromagnetisch geladenen, aber sonst für uns ganz unsichtbaren -Koronastreifen zuschickt, bei dessen Berührung hier unten alles dieser -Kraft speziell Untertane zittert, wie toll verkehrt klingelt und -endlich den Himmel mit zuckenden magnetischen Strahlen rötet: warum -soll _das_ nicht der Komet auch vielleicht vollbringen? Vielleicht! -Bewiesen ist es natürlich nicht. - -Möglich ist ja, daß solcher Komet in seiner Sonnennähe wie eine Art -Konzentrierer und Kondensator der ausfließenden Sonnenkraft selber -wirkt. Nach Arrhenius würde er massenhaft in nächster Sonnennähe -elektrisch geladenen Koronastaub der Sonne direkt an sich ziehen und -nachher im Strahlungsdruck konzentriert wieder auspulvern gegen die -Planeten hin: hier wirkte er also tatsächlich wie eine Art Scheinwerfer -für Sonnenenergie. - -Es ist auch bereits behauptet worden, daß die Kometenschweife sich -stärker entwickelten in Jahren der Sonnenflecken-Maxima, sei es, daß -sie dann mehr direkten Eruptionsstaub der Sonne zu ihrem Eigenmaterial -noch hinzuerhielten, sei es, daß die dann ohnehin stärker ausströmende -elektrische Wirkung sie bloß auf stärkere Strecken hin zum elektrischen -Leuchten brächte und so den Schweif größer erscheinen ließe. - -Ein Grund aber, sich diese problematische elektromagnetische Wirkung -abnorm groß vorzustellen, liegt jedenfalls wieder nicht in dem ganzen -Sachverhalt. - -Wenn es im höchsten Grade wahrscheinlich, ja so gut wie gewiß ist, daß -wir früher schon so und so oft durch Kometenschweife hindurchgegangen -sind (_jeder_ Komet, der für uns _vor_ der Sonne herging und einen -_langen_ Schweif hatte, kommt ja historisch dafür in Betracht), -so haben wir damals eben überhaupt nie etwas gemerkt (es sei denn -Nordlichter, die man früher aber nirgendwo einzuregistrieren wußte und -deshalb durchweg überhaupt nicht registrierte), einfach, weil unsere -Technik noch nicht mit elektromagnetischen Feinapparaten arbeitete. -Wie jung diese Arbeit ist, lehrt klärlich wohl die kleine Reminiszenz, -daß bei der vorigen Wiederkehr des Halley-Kometen, 1835, eben zwei -Jahre verflossen waren, seit zum erstenmal und zunächst rein als -Privatexperiment zwei Göttinger Gelehrte, Gauß und Weber, zwischen -der Sternwarte und dem physikalischen Kabinett ihres Göttingen eine -elektrische Telegraphenverbindung primitivsten Stils hergestellt hatten. - -Wichtig ist aber auf _jeden_ Fall, daß auf diese Symptome, und seien -sie noch so geringfügig, _geachtet_ werde. Nicht als Angstobjekt, -sondern als willkommenes kosmisches Experiment sollen wir diese -Kometennacht verstehen und werten. - -Von der schönen Treptower Volkssternwarte, die gewiß zu den edelsten -Errungenschaften kulturell ersprießlicher Wissenschaft gehört, die wir -in den 76 Jahren seit dem letzten Halley-Termin gewonnen haben, wird -dabei besonders aufgefordert, es möchten doch in der Nacht vom 18. zum -19. Mai und tunlichst schon etwas vorher auf der Erde alle Versuche mit -den Apparaten der elektrischen Wellentelegraphie unterbleiben, damit -sich eventuelle elektrische Wirkungen des Kometen als solche von den -fein gestimmten Empfangsapparaten ablesen ließen. - -Und so gibt es noch mehrere andere Punkte, auf die auch gerade von dort -her besonders aufmerksam gemacht worden ist als auf Dinge, die sorgsam -zu beachten wären. - -Ob eine abnorme Aufhellung des Himmels einträte. - -Ob sich besondere bunte Dämmerungserscheinungen hinterher geltend -machten, die auf das Eindringen allerfeinster Staubteilchen in unsere -oberen Luftschichten deuten könnten. - -Ob Änderungen an dem sogenannten Zodiakallicht, einem für gewöhnlich -schon recht rätselhaften Lichtkegel, der sich gelegentlich am Abend- -oder Morgenhimmel zeigt, merkbar würden. - -Ob »leuchtende Nachtwolken«, d. h. ungewöhnlich silberglänzendes -Cirrusgewölk, das in außerordentlichen Höhen schwebt und mit dem es -auch irgend eine ganz aparte Bewandtnis zu haben scheint, sich gerade -jetzt wieder sehen ließen. - -Bei fast allen diesen Dingen kann auch jeder Laie registrieren helfen. - -Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist, daß der Kometenschweif selber -diesmal vermehrtes Sternschnuppenmaterial liefert, so sollten doch auch -Sternschnuppen und größere meteorische Feuerkugeln mit größter Sorgfalt -nach Zeit und Ort aufgezeichnet werden, und es sollte das Material, -auch wenn es wirklich noch so geringfügig erscheint, einer Sternwarte -zugesandt werden. - -Arbeit, kleine Arbeit gilt es da mitzutun. Aber aus solcher Arbeit, -Stein um Stein und seien sie klein wie Meteorstäubchen, baut sich die -Forschung, -- nicht aus vergänglichen Sensationen. - -Ob ein vielleicht zu erwartender elektromagnetischer Kleinsturm auch -auf unsere Witterung einen bescheidenen Einfluß haben könnte? Ob -eine bestimmte jähe barometrische Luftdrucksänderung wenigstens ein -_schwacher_ Hilfsanlaß zu dem einen oder andern etwas intensiveren -lokalen Vulkanausbruch oder Erdbeben werden könnte? - -Anhalt haben wir gerade dafür _nicht_. - -Ein Einfluß jener elfjährigen Sonnenfleckenperiode auf unsere irdischen -Witterungsverhältnisse ist _bisher_ nicht sicher nachgewiesen. Daß -wir im ganzen heute auf eine Epoche stärkeren Vulkanismus wie (im -Zusammenhang mit vielleicht wieder einsetzender Gebirgsbildung) -stärkerer Erdbeben losgehen, ist an sich wahrscheinlich (daher -Martinique, Messina und so weiter), es fragt sich aber durchaus, ob -da der Barometerstand des Augenblicks wirklich im größeren Sinne -mitspielen kann, und abermals fragt sich, ob elektromagnetische -Erdstörungen nun wieder diesen Barometerstand beeinflussen. - -Schließlich: hier überall könnten wir nur lernen, und wir _wollen_ -lernen. Gibt die Kometenkrisis einen besonders heftigen Wettersturz, -so wäre das eine lehrreiche Tatsache. Wahrscheinlich nach dem bisher -Vorliegenden ist sie nicht, aber dieses »Vorliegende« ist stets nur ein -»Vorbericht«. Unfehlbar ist sein Votum nie. - -Ja: unfehlbar! - -Hier wollen wir natürlich nicht ins Übertriebene fallen. - -Alle Forschungsergebnisse bis heute sind nur ein Annäherungswert. - -Es kann schlechterdings Unbekanntes geben, das die Erde, das -Sonnensystem, die ganze Fixsternwelt in diesem Moment, da diese Zeile -gelesen wird, in unfaßbaren Hitzegraden zu Gas verflüchtigt. Es kann. -Die Forschung gibt ihre Argumente, zu mehr ist sie nicht verpflichtet. -Der Arzt kann einen Menschen untersuchen und für kerngesund erklären -und er kann im nächsten Moment am Herzschlag sterben. Die Erde kann im -Moment, da wir auf den Kometen warten, durch eine unzusammenhängende -Katastrophe, die von Alpha Zentauri über acht oder zehn Billionen -Meilen zu uns herübergreift, vernichtet werden. Jeder von uns kann -in Monte Carlo die Bank sprengen; damit zu rechnen ist aber nicht -empfehlenswert, obwohl diese Wahrscheinlichkeit sicherlich sehr -viel geringer ist, als daß eine Welt, die seit hundert und mehr -Jahrmillionen ohne kosmische Katastrophe sich glatt weiterentwickelt -hat, gerade uns Eintagsfliegen dieser lebenden Menschengeneration den -Gefallen tun sollte, unterzugehen. - - * * * * * - -Herr Professor Semmler zu Halle um 1770 betonte (es ist erzählt), -daß Kometen keinen direkten physischen Einfluß auf unsere Reiche, -Republiken und Regierungen hätten, daß es hingegen dem beschaulichen -Menschen frei stehe, sich bei ihnen das eine oder andere Erbauliche -auch ohne besonderen Zusammenhang ins Gedächtnis zu rufen. Der Mann hat -in einem Punkte recht. - -Wenn wir heute beinah etwas betrübt hinzufügen müssen, daß es auch -mit der neueren Sensation des Versengens, Vergiftens, Versalzens -und Bombardierens seitens des Kometenschweifs aller menschlichen -Voraussetzung nach nichts ist, so muß uns doch unbenommen bleiben, in -der kommenden Kometenstunde das eine oder andere zu denken, das zwar -keinerlei Zusammenhang mit dem Kometen da oben hat, aber an sich hübsch -und nützlich zu denken ist in allen ernsten und guten Stunden. - -Mögen wir ein Glas weihen in jenem Moment eben der rastlosen Arbeit, -wie sie auch in diesem Ringen des Forschergeistes um die Kometenfrage -so denkwürdig zum Ausdruck kommt. - -Schließlich ist es doch diese Arbeit selbst, die auch in die dunkelsten -Träume eines physikalischen Weltuntergangs den letzten Trost bringen -würde. - -Denken wir uns, daß ein solcher Untergang in unendlichen Fernen der -Zeit, in Billionen oder Trillionen von Jahren, einmal eintreten -könnte; nicht durch einen Kometen; aber vielleicht weil die Sonne in -ihrem Lauf endlich den ungeheuren Raum doch durchmessen hätte, der -sie heute von den nächsten Fixsternen trennt, und einen Zusammenstoß -dort erlebte. Wenn wir sehen, was menschliche Geistesarbeit heute -schon geleistet hat, so ließe sich, bei gleicher Weiterarbeit, wohl -die Frage aufwerfen, was für Intelligenzwesen in jener fernen Zeit -unsern Planeten oder unser ganzes System bewohnen würden, Wesen, die -aus uns geworden wären, wie wir einst aus Amöben des Urstrandes uns -heraufentwickelt haben, aber Wesen, deren Intelligenz und Technik so -hoch über unserer heutigen ständen, wie ein Mensch heute über der Amöbe -steht. Und es ließe sich fragen, ob diesen fernen Wesen ein solcher -Zusammenstoß noch gefährlich werden könnte; ob sie nicht wirklich -längst in realer Erfüllung jenes Wallaceschen Märchens vorher Mittel -und Wege gefunden hätten, sich, wie vor der Erkaltung dieser Sonne, so -auch vor ihrem berechneten Zusammenstoß irgend sonst wohin im All in -Sicherheit zu bringen. - -Der Gedanke läßt sich aber noch steigern. Sollte solche Möglichkeit -nicht gegeben sein oder sollte lange vorher schon die Schicksalsparze -den Sonnenfaden oder Erdenfaden abschneiden: auch dann hat die Idee der -rastlosen Arbeit etwas Befreiendes. - -Wohl wäre _unsere_ Arbeit zunächst zu Ende. Aber nicht die Arbeit der -Entwicklung. Aus dem eingestampften, vielleicht wieder zum Nebelfleck -verflüchtigten System würde neue rastlos wühlende Naturarbeit sich von -neuem stufenweise emporringen, wieder bis zu Leben, bis zu Intelligenz. -Und vielleicht würde dieses neue System auf sichereren Verträgen -inmitten einer abermals gereinigteren Auslese des Harmonischeren, -Passenderen, Angepaßteren beruhen und so eine längere Entwicklungsdauer -haben als unseres. - -Auch der wildeste Götterdämmerungstraum der Sage schloß immer wieder -mit diesem ganz fernen, ganz blassen, aber doch wieder lichteren Bilde. -Aus der Asche des Weltenbrandes stieg endlich, endlich doch wieder eine -grüne Wiese, wo neue Götter, neue Menschen, gereinigt von der alten -Schuld, die goldenen Kugeln wieder fanden und weiterspielten. Auch dem -Blick des Naturforschers müßten sich die goldenen Kugeln im All immer -wieder fügen aus jedem Zusammenbruch. - -Denn das Naturgesetz und die Logik der Werdearbeit stürben in keinem -dieser Brände mit. - -Und auch ihm bleibt der große Gedanke Darwins, auf alles Kosmische -erhöht, daß jeder Einsturz nur eine Stufe der Unvollkommenheit -beseitigt, herausreinigt aus der unablässig wachsenden -Allgemeinbalance, Allgemeinanpassung, Allgemeinharmonie. - -Sie werden aber nichts mehr von uns wissen, diese Kommenden, diese -Besseren, diese Geklärteren: so raunt der trübe Gedanke. Die jungen -Götter der Sage, die wieder mit neuen goldenen Kugeln spielen, -erzählen sich die Geschichte der alten Schuld, die im Weltenbrande -gesühnt wurde, als ein wunderbares Märchen. Von uns wird nie wieder -einer erzählen; von den eingestampften Opfern eines kosmischen -Fortschrittsexperiments. - -Vielleicht gibt es aber doch All-Träume, die selbst dem standhalten, -wenn auch wir zu träumen wagen. - -Im All geht in Wahrheit nichts verloren. Auch keine Form. Nichts, was -einmal war. Unser Bild wandert noch nach Äonen mit Lichtpost zu fernen -Sternen. Aber es lebt auch verborgen in allem folgenden fort. Wer die -Formel weiß, kann es ewig aus seinen Wirkungen wieder zusammensetzen. -Nur darum ist ja schon bei uns eigentlich Geschichte möglich. Darum -beleben sich die alten Ichthyosaurier wieder vor unserm Blick. -Geschichte ist der Triumph der geheimen Allgegenwart aller Dinge. - -Auch Sehnsucht nach Geschichte, nach Aufdecken, Wiederfinden der -Vergangenheit liegt aber von gewisser Stufe ab in aller Arbeit der -Natur. Intelligenz muß immer wieder hierher lenken. Nun denken wir uns -Intelligenz unendlich über unserer, die aus wenigen Formeln das ganze -Farbenbild der Vergangenheit wieder ablesen, wieder erwecken könnte. -Unendliche Zukunftsarbeit würde in diesem Sinne auch eine unendliche -Rückwärtsarbeit werden. Ein unendliches Wiederfinden aller abgerissenen -Fäden über noch so viel Weltenbrände hinaus. Was haben aber auch wir -eigentlich schon mehr als das in unserm individuellen Leben, jeder von -uns, innerhalb unserer eigenen Kultur: als ein rastloses Arbeiten im -Augenblick, in dem gerade bei uns die große Naturflamme lodert; und -ein Hörensagen von andern vor uns, die keiner mehr direkt sieht, eine -Geschichtstradition von früheren, toten Generationen, denen die Fackel -aus der müden Hand gesunken ist; das muß uns genügen und genügt uns -doch zu frohem Tagesschaffen. Ob die Nacht zwischen dir und diesem oder -jenem alten Forscher und Denker nun nicht bloß durch Menschengräber -und Kinderlachen, sondern wirklich durch Weltenstürze und neue goldene -Weltkugeln geht: was würde es ändern? - -Hinter allem aber (darauf weihe auch dein Glas, sei es nun wirklicher -Goldwein oder bloß Geistestrank) muß zuletzt doch das große -Naturgeheimnis bleiben, mit seinem dunkeln Auge, das immer gleichmäßig -auf uns weilt, das nie zuckt, was sich auch vollziehe. Es muß jeden -einzelnen von uns über kurz oder lang aufnehmen. Stellen wir ihm auch -die Menschheit anheim. _Wenn_ einer es je einmal zur Antwort bringt, -kann das auch nur in der Linie unendlicher rastloser Arbeit geschehen. -Dann löst diese Arbeit es aber rückwärts für uns alle mit. In diesem -dunkeln Auge des Geheimnisses finden wir uns alle wieder ... - -Das sind Gedanken, die jetzt mit dem Kometen wirklich nicht mehr zu tun -haben, als daß auch sie etwas durch Neptunsweiten schweifen. - -Bleiben wir näher. Sagen wir uns, daß dieses silberne Wölkchen da oben -nun abermals seine 76 Jahre von uns fern weilen wird, uns so lange aus -dem Gesichtskreise verlieren wird. - -Nehmen wir ihn als alten Menschenfreund und alten Menschenkenner, -diesen einsamen Weltenwanderer da droben, der schon so viel mit -uns durchgemacht hat, so viel Menschenglauben und Menschentand hat -zerschellen und immer doch (wir hoffen es) etwas saure Menschenarbeit -hat triumphieren sehen. Was wird er finden, wenn er nach seinen 76 -Jahren wiederkehrt? - -Ein Glas dem Problematischen, das doch noch in all unserer Wissenschaft -steckt. Ein Klang der einen großen Wahrheit, daß noch niemand ganz -recht hat; daß noch keine unserer Weltanschauungen ganz recht haben -_kann_; und daß zum _Glück_ noch keine ganz recht hat. Was wird er -finden? - -Wird unsere Naturforschung in 76 Jahren ganz zur äußerlichen Technik -geworden sein, die sich von allen _tiefsten_ Denkwerten abgelöst hat? -Oder wird sie den Anschluß gefunden haben, der für ihren höheren -Menschheitswert der entscheidende sein muß: an eine echte idealistische -Weltansicht? Oder ist das noch zu früh? - -Werden wir einen neuen Humanismus erhalten, in dem auch die -Naturforschung, die einst vergessen worden war, ihre Stätte findet, -nicht als verrohende Macht, sondern veredelt, geläutert vom -humanistischen Gedanken? - -Und wird dieser erweiterte, verklärte Humanismus nicht beschränkt -bleiben auf die Gelehrtenzelle, sondern eine wärmende Sonne werden für -das ganze Volk? - -Wird in 76 Jahren die Sternwarte, zu der wir jetzt wandern, um dieses -kleine unheimliche Silberfederchen, das da im eisigen Raum treibt, -anzustarren, eine ethische Erziehungsstätte sein? - -Es ist die letzte Strandwelle des alten Glaubens, daß der Komet etwas -prophezeien könne, was in solchen Fragen lebt. Er prophezeit aber -nichts. Nur die Kraft und die Tat und die Arbeit prophezeien. Als die -Menschheit _seine_ Wiederkehr prophezeite, da war sie bei der Arbeit, -da taten die Dinge einen Ruck, da wurden sie größer. - -Weltuntergang! Wir wollten trinken und küssen, alle Reserven auftrinken -und aufküssen. Es braucht keine Reserven mehr, morgen ist Weltfeiertag. - -Und nun soll das alles wieder nichts sein. - -Ja wäre es nicht eigentlich doch eine Wohltat gewesen, diese Stimmung -in der scheußlichen Langeweile unserer Zeit? - -Wir arbeiten so heillos viel, wir haben das Recht, das Arbeiten auch -einmal für einen Greuel zu erklären, zwischendurch. - -Nun will uns die grämliche Wissenschaft auch das wieder nicht erlauben. - -Im elenden Trott sollen wir wieder weiterschuften, immer mit kleinen -Sparrationen, wie Südpolfahrer; Vorsicht, morgen ist noch ein Tag und -die Woche hat noch fünf, hebt Reserven auf, Reserven für die Enkel und -Urenkel. - -Gewiß, auch das läßt sich sagen. Aber zuletzt ist es auch nur der -uralte Kometen-Pessimismus, der selbst damit nicht zufrieden ist, daß -die Welt _nicht_ untergeht ... - -Und schließlich glauben wir doch alle nicht daran, wir Menschen von -1910, mit unserer Kraft und unserer Sehnsucht. - -Nein. Laßt uns die heilige Kometenstunde (um denn endlich das darin zu -finden, was von je wirklich das Grundgegenteil aller Kometengedanken -gewesen ist) mit einem stillen Glas und vielleicht einem stillen Kuß -auf schöne Lippen dem ewigen Wunder des Gedankens, der Liebe und der -Schönheit weihen, dem unbesiegbaren Sonnenzauber dieser alten Welt, den -keine kalten Sterne jemals haben bedrohen können. - -Und dann ...? - -»Worauf«, spricht ein alter Chronikschreiber, der das letzte Wort haben -mag, (nachdem sie nämlich wieder einmal vergebens auf den Weltuntergang -gewartet hatten) »Worauf alle wieder an ihre Arbeit gingen, als wenn -garnichts geschehen wäre.« - - - - -Von _Wilhelm Bölsche_ erschien im gleichen Verlage - - -W. Bölsche, Das Liebesleben in der Natur. Eine Entwickelungsgeschichte -der Liebe. Stark vermehrte und umgearbeitete Ausgabe. 2 Bde. 30.-35. -Tausend. br. à M. 6.--, geb. à M. 7.50 - -_Neue Weltanschauung_: Das bekannteste Werk Bölsches erscheint -jetzt in einer neuen zweibändigen Ausgabe und zu einem wesentlich -_ermäßigten_ Preise, so daß es auch Kreisen zugänglich wird, denen -die dreibändige Ausgabe zu teuer war. Daß der Verfasser bei der -Neuausgabe alle Fortschritte der Wissenschaft berücksichtigt hat, -braucht kaum bemerkt zu werden. Im Mittelpunkt der ganzen Darstellung -steht der Grundgedanke, daß der Mensch mit seinem ganzen Wesen im -Tierreich wurzelt, daß er ein Teil desselben ist, sich aus ihm im Laufe -ungezählter Millionen Jahre historisch entwickelt hat. Der eigentliche -Gegenstand des Buches ist eine allgemeinverständliche Darstellung der -Zeugungs- und Entwickelungsverhältnisse im Tierreich mit Einschluß -des Menschen. Bölsche beschränkt sich dabei nicht darauf, aus der -umfangreichen Fachliteratur die einschlägigen Tatsachen herauszusuchen -und zusammenzustellen, sondern er betrachtet diese Tatsachen lediglich -als ein Gerüst, das seine oft weit ausgreifenden naturphilosophischen, -künstlerischen und ästhetischen Ausführungen stützen soll. Da, wo -mitunter -- nach Ansicht gewisser Leute -- sogar heikle Dinge berührt -werden mußten, läßt der Verfasser auch den Humor zur Geltung kommen. -Es ist gewiß keine leichte Aufgabe, für ein Laienpublikum eine solche -Entwicklungsgeschichte der Fortpflanzung zu schreiben, und gar ohne -Abbildungen. - - -W. Bölsche, Die Mittagsgöttin. Roman. 2 Bände. 4. Aufl. br. M. 7.--, -geb. M. 9.-- - -_Velhagen & Klasings Monatshefte_: Ein Werk, reich wie das Leben -selbst, vom frischesten Wirklichkeitshauch durchweht und doch -zugleich von hoher Idealität erfüllt, eine Weltanschauungsdichtung im -großen Stil. Humor und Tragik, Pathos und Pikanterie, Realistik und -Romantik, Zartes und Derbes in buntem Gemenge, in sprießender Fülle. -Charakterzeichnungen von einer Schärfe und Deutlichkeit in jeder Linie -und psychologisch so vertieft, daß sie den Vergleich mit keinen anderen -Gebilden der neueren Literatur zu scheuen haben. Und als Untergrund -ein Mosaik von Großstadt- und Landschaftsschilderungen, in denen sich -ebenso glänzend die Akribie des Naturforschers wie die Stimmungsgewalt -des Lyrikers offenbart. Die Farbenpracht dieser Schilderungen hat -etwas Berauschendes; nur hier und da wirkt die Überfülle des Details -ermüdend und verwirrend. Berlin und der Spreewald bilden den Schauplatz -des Romans; was diese packenden Gegensätze an Reiz und Inhalt bieten, -das hat der Dichter so gut wie ausgeschöpft. Inhaltlich führt der -Roman mitten in die Geisteskämpfe der Gegenwart. Seinen Stoff entnimmt -er dem spiritistischen Treiben unserer Tage, aber Bölsche erfaßt den -Gegenstand tief genug, um in dem Werke die gesamten Gegensätze des -heutigen Weltanschauungskampfes widerzuspiegeln. Und dieser Kampf -vollzieht sich nicht in einem Für und Wider von abstrakten Deduktionen, -sondern in der Seele einer bedeutenden Persönlichkeit, die ein -leidenschaftliches Streben nach Wahrheit erfüllt. - - - - -Essaybände von Wilhelm Bölsche - - -W. Bölsche, Naturgeheimnis. 8. Tausend. br. M. 5.--, geb. M. 6.50 - -_Weserzeitung_: Goethe und Haeckel -- wie oft hat Bölsche diese beiden -großen Pioniere schon in seiner eigenartigen geistreichen Weise -behandelt und auch im »Naturgeheimnis« bringt er sie wieder zusammen -und läßt uns den Gleichklang vernehmen, der durch das Leben und -Streben der beiden Forscher gegangen. Diesen volltönenden harmonischen -Gleichklang, der aus einer großen Wahrheit hervorschauerte und -ständig das Streben der beiden in wundervollen Rhythmen durchklang --- aus der »Grundwahrheit Goethes von der Einheit der Natur«. »Und -in dieser Einheit liegt alles, auch das Schöne«. Zu neuen Welten -sucht Bölsche neue Wege. In jenem selten gefundenen Gleichbesitz von -naturwissenschaftlicher und dichterischer Befähigung erschließen -sich ihm unendliche Weiten zu jenen fernen Weihnachtsinseln einer -glücklicheren Zukunft, wie in den »Visionen auf dem Palatin«, oder in -dem grandiosen »Gespräch mit der Peterskuppel«. Wie die Geheimnisse -ihn dort umstellen, dort »wo so unsagbar viel Menschensehnsucht -sich verblutet« und er sich dann durch alle die Weltirrungen und -Wirrungen hindurchfindet an der Hand der großen Weltlogik und der -Naturgesetzlichkeit. So weiht er schließlich die schönste Kuppel der -Erde »einer lichteren Zeit, freieren Menschen mit reinerem Sinn«, einer -ferneren Zeit, da die Forschung eine religiöse Tat und jeder echte -Forscher ein Priester sein wird. - - -W. Bölsche, Vom Bazillus zum Affenmenschen. 10. Tausend. br. M. 5.--, -geb. M. 6.-- - -_Aus dem Inhalt_: Bazillus-Gedanken -- Wenn der Komet kommt -- Das -Geheimnis des Südpols -- Die Urgeschichte des Magens -- Ein lebendes -Tier aus der Urwelt -- Der Affenmensch von Java -- Das Märchen des Mars. - -_Deutsche Rundschau_: Gleicht die wissenschaftliche Forschung dem Abbau -eines Bergwerkes mit edlen Metallen, so entspricht die Arbeit der -Popularisierung derjenigen der Hüttenwerke, in denen man das Metall -befreit von den umgebenden Gestein. Da ist es denn sehr erfreulich, -in Wilhelm Bölsche bei jener vermittelnden Arbeit einen Mann tätig zu -wissen, der als der Freund solcher Gelehrter wie Haeckel nicht nur -des Vertrauens, sondern als Publizist von seltenen Fähigkeiten auch -der Liebe seines Publikums jeder Zeit sicher ist. Der Titel deutet -an, in welcher Richtung sich die Ausführungen bewegen. Den Gedanken -einer natürlichen Entwicklung, die in ununterbrochener Arbeit die -höheren Arten langsam aus den niederen entstehen ließ, jenen großen -Gedanken, auf dem unsere gesamte moderne Naturwissenschaft basiert, -möchte auch das vorliegende Buch Wilhelm Bölsches einem weiteren Kreise -verständlich machen. Hier soll gezeigt werden, daß die ewigen Gesetze -des Werdens sich an kleinen und kleinsten Fällen ebensogut beobachten -lassen wie an den gewaltigsten. - - - - -Essaybände von Wilhelm Bölsche. Wille. Emerson - - -W. Bölsche, Hinter der Weltstadt. Friedrichshagener Gedanken zur -ästhetischen Kultur. 4. Taus. br. M. 5.--, geb. M. 6.-- - -_Deutsche Rundschau_: Dieser Band gesammelter Aufsätze und -Betrachtungen beschäftigt sich mit bedeutenden Männern und -Erscheinungen des 19. Jahrhunderts, in dem sichtlichen Bestreben, aus -der gesamten Natur- und Geisteswissenschaft dasjenige herauszustellen, -was für das 20. Jahrhundert noch fortwirkende und vielleicht neu -begründende Kraft haben dürfte. Das, worauf der Autor über ähnliche -Bestrebungen weg hinaus will, bezeichnet er als ästhetische Kultur. -Ein Zug von Nichtbefriedigtsein mit der Gegenwart, aber auch von -Unverzagtsein der Zukunft gegenüber geht durch die aus diesem Buche -zu uns sprechende Weltanschauung. Der Autor hat sich, wie er im -Vorwort erzählt, aus dem Lärm der Hauptstadt Berlin in die Ruhe -des weit draußen gelegenen Vorortes Friedrichshagen geflüchtet und -überschaut nun von da aus auf seine Weise die Erträge des abgelaufenen -Jahrhunderts. Er beginnt mit Novalis und endet die Reihe mit Fechner, -den er gleichsam als naturwissenschaftliche und naturphilosophische -Ergänzung des Dichters Novalis betrachtet. Dazwischen erscheinen -Fontane, Heine, die Gebrüder Hart, Gerhart Hauptmann, Herman Grimm und -die Ebner-Eschenbach. Seine März-Träumerei und der, wie mir scheint, -sehr bemerkenswerte Aufsatz über die Freien Universitäten zeigen -Bölsche in Ideen lebend, die weit verschieden von denen waren, welche -ein Teil der von ihm behandelten Männer vertrat. Reicher Inhalt und -anregende Kraft wohnen den »Friedrichshagener Gedanken« inne. - - -Bruno Wille, Offenbarungen des Wacholderbaums. Roman eines Allsehers. -5. Tausend. 2 Bände. br. M. 8.--, geb. M. 10.-- - -_Friedr. Paulsen_: In Goethe waren Philosophie und Poesie eins, ihn -verehrt darum auch unser Verfasser als seinen Schutzpatron. Ich -erblicke in dieser Dichtung ein Anzeichen, daß die neue Fechnersche -Naturphilosophie, wie sie mit der mathematischen Naturwissenschaft in -enger Beziehung steht, so auch mehr ein dauerndes Bündnis zwischen -Philosophie und Poesie bedeutet, als die alte, dem Namen nach -spekulative, dem Wesen nach logisch-schematische Naturphilosophie. - - -Ralph Waldo Emerson, Natur und Geist. 2. Tausend. br. M. 3.--, geb. -M. 4.-- - -_Pädagogisches Jahrbuch_: Emerson will, daß wir »uns die Freuden eines -ursprünglichen Verkehrs mit dem Universum sichern«, er möchte uns zum -inneren Schauen verhelfen, und das innere Auge für die Natur öffnen. -Überall wird hinter der Natur und durch die Natur der Geist, das -eigentlich Schöpferische, sichtbar. Mit reichem Tatsachenmaterial sucht -er die Zusammenhänge zwischen realen Dingen und menschlichen Gedanken, -die unmittelbare Abhängigkeit der urwüchsigen Sprache von der Natur, -die Umbildung der Lebenserscheinungen draußen zu Typen des inneren -Erlebens nachzuweisen. - - - - -Neue naturwissenschaftlich-philosophische Anschauungen - - -Georg Rothe, Die Wünschelrute. Historisch-theoretische Studie. br. -M. 2.--, geb. M. 2.80 - -Georg Rothe zeigt auf Grund historischer und wissenschaftlicher -Forschungen, daß das Phänomen der Wünschelrute nichts Übernatürliches -an sich hat, sondern lediglich ein Stück Natur ist, dessen Gebiet -infolge der ablehnenden Haltung der Schulwissenschaft noch -nicht genügend erforscht ist. Gleichwie der Hypnotismus heute -wissenschaftlich anerkannt und zu Heilzwecken verwendet wird, so sollte -auch die Wünschelrute den Physikern, Physiologen und Psychologen als -Untersuchungsobjekt geeignet erscheinen, um ihre sehr wesentlichen -Erfolge zu erklären und weiter ausnutzen zu können. Rothe gibt die -erste wissenschaftliche Erklärung. - - -Wilhelm Fließ, Vom Leben und vom Tod. Biologische Vorträge. br. -M. 2.--, geb. M. 3.-- - -Hans Schlieper, Der Rhythmus des Lebendigen. br. M. 2.50, geb. M. 3.50 - -Wilhelm Fließ hat auf rein wissenschaftlicher Grundlage zwei neue -Naturgesetze entdeckt, nämlich das Gesetz der zweifachen Periodizität, -sowie das der Doppelgeschlechtigkeit aller Menschen. Sie erklären -überzeugend, woher z. B. das konstante Verhältnis der Überzahl -männlicher Geburten kommt, sie weisen nach, warum Krankheitsbazillen -plötzlich erlöschen, z. B. bei Pest und Cholera. Fast klingt es wie -ein Märchen, die neue Entdeckung führt den Nachweis, daß die Geburten -innerhalb einer Familie in engem Zusammenhange mit den Todestagen der -Vorfahren stehen. Schlieper führt die Untersuchungen im Tierreich -weiter. - - -Maurice Maeterlinck, Die Intelligenz der Blumen. 3. Taus. br. M. 4.50, -geb. M. 5.50 - -_Über Land und Meer_: Der tief in die Geheimnisse der Natur eingeweihte -Dichter legt uns hier mit ebensoviel Liebe und Innigkeit wie Geist und -scharfer Beobachtungsgabe an einer Reihe der merkwürdigsten, erst in -unserer Zeit recht gewürdigten Tatsachen dar, welch ungeheures Maß von -Klugheit, Erfindungsgabe, List, Mut und andern seelischen Eigenschaften -in der ganzen Pflanzenwelt fortwährend gegen die zahlreichen -feindlichen Mächte aufgeboten und betätigt wird, um die Erhaltung der -einzelnen Arten durchzusetzen. Er zeigt uns, daß jede Blume »ihre Idee, -ihr System, ihre erworbene Erfahrung« hat und daß sie zuweilen irre -geht in ihren Bestrebungen, genau wie der menschliche Geist. - - -Maurice Maeterlinck, Das Leben der Bienen. 13. Tausend. br. M. 4.50, -geb. M. 5.50 - - -Gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig - - - - - Weitere Anmerkungen zur Transkription - - Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. - - Korrekturen: - - S. 21: Menschenlage → Menschenloge - sonst unsere {Menschenloge} im All schützen - - - - - -End of Project Gutenberg's Komet und Weltuntergang, by Wilhelm Bölsche - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KOMET UND WELTUNTERGANG *** - -***** This file should be named 61928-0.txt or 61928-0.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/6/1/9/2/61928/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was -produced from images made available by the HathiTrust -Digital Library.) - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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You may copy it, give it away or re-use it under the terms -of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll -have to check the laws of the country where you are located before using -this ebook. - - - -Title: Komet und Weltuntergang - -Author: Wilhelm Bölsche - -Release Date: April 25, 2020 [EBook #61928] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KOMET UND WELTUNTERGANG *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was -produced from images made available by the HathiTrust -Digital Library.) - - - - - - -</pre> - - -<div class="transnote"> -<p class="h2">Anmerkungen zur Transkription</p> - -<p>Das Original ist in Fraktur gesetzt. -Im Original gesperrter Text ist <em class="gesperrt">so ausgezeichnet</em>.</p> - -<p>Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich -am <a href="#tnextra">Ende des Buches</a>. -</p></div> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/cover.jpg" alt="Cover" /> -</div> - -<div class="chapter"> -<p class="h2">Wilhelm Bölsche</p> - -<h1>Komet und Weltuntergang</h1> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/logo.png" alt="Signet" /> -</div> - -<p class="center">Erstes bis siebentes Tausend</p> - -<p class="center">Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1910 -</p> - -<hr class="chap" /> -</div> - -<div class="chapter"> -<p><span class="pagenum"><a id="Page_1">[1]</a></span></p> - -<h2 id="Vorwort">Vorwort</h2> -</div> - -<p>Es besteht das Bedürfnis, in diesem Frühjahr den Weltuntergang -infolge eines Zusammenstoßes der Erde mit -dem Halleyschen Kometen zu proklamieren. Mehrere -Menschen empfinden daraufhin den Wunsch, durchaus -ethisch zu werden; andere meinen, daß nunmehr aller gute -Wein, den die Menschheit auf Reserve angesammelt hat, -ausgetrunken und alle schönen Mädchen abgeküßt werden -müßten. Für diese an sich löblichen Bestrebungen können -streng wissenschaftliche Grundlagen aus Anlaß vorliegender -Kometentheorien zurzeit noch nicht in ausreichendem -Maße gegeben werden. Das zu untersuchen und zu klären -ist der Zweck des vorliegenden Büchleins, das übrigens -auch <em class="gesperrt">nach</em> dem Weltuntergang noch mit Nutzen gelesen -werden kann.</p> - -<p class="right"> -<em class="gesperrt">Wilhelm Bölsche</em> -</p> -<p class="noind"> -<em class="gesperrt">Friedrichshagen</em><br /> -Ostern 1910 -</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p><span class="pagenum"><a id="Page_2">[2]</a></span></p> - -<p class="drop">Der Himmel rötet sich von einer nordlichtartigen Glut. -In sprachloser Erstarrung stehen die Menschen. Es ist -kein Nordlicht: es ist der Weltbrand. Walhalla brennt, -und nun muß alles mit.</p> -</div> - -<p>Wir alle kennen die Gewalt dieses Schlußbildes in Wagners Dichtung. -Es ist der höchste Abschluß, den die Tragödie erreichen kann. -Das Schicksal siegt, und mit dem Vorhang fällt die Welt.</p> - -<p>Die Götter haben Schuld begangen, sie haben die heiligen Verträge -gebrochen. Nun zieht der unerbittliche Urgrund der Dinge den -logischen Schluß. Die Schuld muß gesühnt werden, also muß Walhalla -brennen. Da unten aber steht das arme Häuflein Menschen -und weiß: die da droben fallen, so müssen auch wir kleinen Kerle nach -in den Weltenbrand. Die Walküre hat ihnen noch von der Seligkeit -der Liebe gesungen. Aber das galt schon einem späteren, einem -vielleicht einmal bleibenden Geschlecht. Was heute Mensch heißt, -das muß mit in den schauerlichen Hochofen, der da oben zu glühen -beginnt. Götterdämmerung! Die Menschendämmerung ist dann -nur noch ein Anhängsel.</p> - -<p>Immer, wenn ich das sah, haben mir diese Menschen leid getan, -die mit als Opfer fallen, weil das Schicksal den Schluß zieht aus der -Schuld derer da oben. Schon in der Ilias hat das so ergreifenden -Ausdruck gefunden. Die da oben wirtschaften ins Tolle; sie haben -einen ungeheuren Krieg inszeniert; die hier unten müssen bluten, -und all ihr Heldenmut erreicht zuletzt doch nur, daß Patroklus sinkt -und Hektor und schließlich auch Achilles.</p> - -<p>Es ist aber ein eigentümliches Ding in der Welt: die Namen wechseln, -aber die Mächte und die Nöte bleiben immer wieder die gleichen.</p> - -<p>Im alten Babylon sind einst aus den Sternen Götter geworden. -Für uns heute sind die antiken Götter wieder in Sterne eingegangen. -Und doch hat sich die Situation wenig geändert.</p> - -<p>Auch für uns, naturwissenschaftlich geschulte Menschen, Bewohner -des fern im Sonnenraum mit dreißig Kilometer Geschwindigkeit<span class="pagenum"><a id="Page_3">[3]</a></span> -in der Sekunde dahinsausenden Planeten Erde, moderne Menschen -von heute, auch für uns bewegen sich auf der Weltenbühne -immer wieder die drei Mitspielenden.</p> - -<p>In der Tiefe das unergründliche Geheimnis der Natur. Diese -dunkle Macht hinter Leben und Tod, der wir verdanken, daß überhaupt -etwas ist; aus der wir aufblühen, in der wir versinken, wir, -Sterne wie Menschen; die nicht lobt und nicht anklagt, die überhaupt -nicht redet, die, wie Angelus Silesius singt, »ein ew'ge Stille« -ist; aber die aus dem Unnahbaren dieser ewigen Stille vollzieht, und -deren unerbittliche Waffe die ewige Logik ist, das ewige Kausalgesetz. -Was getan ist, das zieht seine Folgen nach, unabänderlich.</p> - -<p>Vor diesem absoluten Naturgrunde aber spielen sich zwei engere -Szenen ab.</p> - -<p>Im Raume schweben Gestirne. Sonnen um die Planeten kreisen. -Unfaßbar lange Zeiten hindurch halten sie sich in geregelten -Bahnen ohne Zusammenstöße. Auf uralten Verträgen scheint ihr -Dasein über Äonen fort aufgebaut. Will man es weniger vermenschlicht -ausdrücken, so mag man es Balancen nennen. Vielleicht sind -sie in ganz grauen Tagen erst selber mühsam erworben worden, die -Balanceverhältnisse etwa unseres Planetensystems. Als Ergebnisse -unendlicher Kämpfe. Bis alles sich in natürlicher Auslese des Passendsten, -des Harmonischsten endlich so zurechtgesetzt hatte, daß es -nun auf lange Zeiträume hin wirklich hielt wie in einem ehernen -Garantievertrag.</p> - -<p>Erst jenseits dieser kosmischen Garantien tauchen dann die Menschen -auf. Entwickelt in der Ruhe eines solchen Planeten, der jahrmilliardenlang -ohne Stoß, ohne Katastrophe um seinen Sonnenschwerpunkt, -seinen Vertragsmittelpunkt, jahraus jahrein friedlich -kreiste. In gewissem Sinne selbständig, sind diese Menschen doch -unlösbar gekettet an diesen oberen Zusammenhang. Mit ihrem -Stern hängen sie in der großen Sternenbalance. Unablässig rollt -die Erde sich mit ihnen um sich selbst, um die Sonne, mit dieser -Sonne auf das Sternbild des Herkules los. Von überall her starren<span class="pagenum"><a id="Page_4">[4]</a></span> -die Augen der anderen Oberwelten sie leuchtend an, wenn ihr Blick -zum Himmel geht. Sie mögen für sich treiben, was sie wollen, diese -Menschen da unten, kleine Götter spielen, gut sein oder schlecht; immer -ist all ihr Spiel nur garantiert durch die Vertragstreue, die Harmonie, -die Balancesicherheit derer da oben.</p> - -<p>Und nun die alte Angst: wenn die dort einmal ihre Verträge brächen. -Wenn Sterne gegeneinander liefen. Wenn unserer Erde kosmische -Katastrophen drohten. Wenn diese heilige Himmelsruhe sich -lockerte, sich löste. Das unerbittliche Schicksal der Logik, der Naturgesetzlichkeit -würde auch hier den Schluß ziehen, ohne mit der Wimper -seines schwarzen Rätselauges zu zucken. Seht ihr, wie der Himmel -sich rötet. Ein Weltensturz kommt, eine Sternen-, eine Planetendämmerung. -Ein kosmischer Störenfried bricht den uralten Erdvertrag. -Weltbrand, und was seid ihr Menschen plötzlich da unten, -mit müßt ihr in die Hölle, in den planetarischen Hochofen. Der Krieg -der Götter ist entbrannt, und ihr müßt mit, der Held bei euch wie der -Feigling, unerbittlich.</p> - -<p>Andere Zeiten, andere Worte. Aber das gleiche Spiel, die gleiche -Angst, das gleiche Mitleid bleibt mit den armen Menschen. Die -Himmlischen inszenieren Troja und wir müssen brennen.</p> - -<p>Eines ist aber doch nicht mehr gleich heute. Seit den Tagen Homers -oder der Edda sind wir Menschen hier auf unserm irdischen -Posten der großen Mysterienbühne unvergleichlich viel kühner, viel -stolzer, viel selbstbewußter geworden.</p> - -<p>In der Zwischenzeit liegt unsere eigentliche große Mündigerklärung -zur technischen Erdherrschaft. Eine ganze Masse Dinge, die -hier unten damals noch kleine Götter spielten, haben wir selber in -die Hand genommen als gereifte, diesen Gewalten endgültig gewachsene -Titanen. Poseidon wird in unserer Kultur ein derber -Arbeiter, der Blitz muß unsere Apparate treiben. Wenn die Pest -wütet, so zittern wir nicht mehr vor den Pfeilen Apollons, sondern -wir wenden mit Erfolg Bakteriologie und Antiseptik an. Es ist auf -dem Punkt, daß wir wirklich hier auf dieser Erdoberfläche mit dem,<span class="pagenum"><a id="Page_5">[5]</a></span> -was hier noch an »Oberen« spukte, endgültig fertig werden. Prometheus -siegt hier, wer kann daran nach den letzten Jahrhunderten -der Technik noch zweifeln. Es ist eine heillose Arbeit gewesen und -fordert noch eine heillose. Aber die entscheidende Wende ist überschritten. -Es hat doch etwas wie ein Symbol (wenn es auch, das -gehört zu den Resignationen des Lebens, im Moment der Lächerlichkeit -ausgeliefert ist), daß der Fuß des Menschen sich jetzt auf den -Pol setzt. Wenn das lenkbare Luftschiff darüber weg steuert, so wird -auch die letzte Lächerlichkeit des »Objektteufels« vor der heiligen -Stunde kapitulieren, wie immer.</p> - -<p>Kleine Schlappen, die wir auf diesen Gebieten noch erleiden, -zählen nicht. Gewiß: wir machen noch Dummheiten; wir bauen -eine Stadt auf die Zuglinie sich verschiebender Landmassen und sie -stürzt im Erdbeben ein; wir regulieren einen Strom nicht ausreichend -und Paris steht unter Wasser. Das sind aber keine Weltuntergänge, -sondern wir wissen eigentlich schon selber recht genau, worin -wir es dabei versehen haben und wie es künftig besser zu machen -wäre. Es ist alles eher als eine Utopie, daß wir zuletzt alle Ströme, -die an Kulturstädten vorbeifließen, wirklich ausreichend regulieren -werden, daß wir die besonders durch Erdbeben bedrohten Erdstellen -abschätzen lernen und eventuell Häuser konstruieren werden, die auch -einen derben Stoß aushalten.</p> - -<p>Und noch um ein Schwereres ringen wir: das Raubtier Mensch zu -zähmen in uns selber, Mensch mit Mensch uns zu vertragen (wir sind -doch nun einmal die Brüder von der gleichen Schicht des großen -Mysteriendramas), den heillos simpeln Gedanken uns endlich einzuprägen, -den uns schon die ganze niedere Lebensentwicklung zuschreit, -daß man sich besser liebt als frißt. Auch das geht noch durch seine Momente -der Müdigkeit (die ethische Resignation kommt sooft wie die -technische), aber durch bricht es doch zuletzt.</p> - -<p>Was wir in all dieser heißen, inbrünstigen Arbeit brauchen, das ist -bloß noch Zeit, noch Fortsetzung der Dinge bei uns, noch Folgen von -Generationen, die weiter schaffen, wo wir die Axt sinken lassen. Der<span class="pagenum"><a id="Page_6">[6]</a></span> -Einzelne: ja da muß auch manches resignieren; mindestens müssen -wir ihn dem Geheimnis zuletzt überlassen. Aber das ist doch das -immer wieder Befreiende, Erhebende, daß auch dieser Einzelne in -seinen paar Lebensjahren immerzu in seinen besten Momenten in -größeren Zusammenhängen der Menschheit wirken und gestalten -darf, auf Dinge hin, die ihn überleben sollen, die fortleben sollen -bei wieder jungen, wieder frischen, wieder neu blühenden Menschen. -Ein Rächer soll aus unsern Knochen auferstehen, lautete das alte -Wort; uns ist Rache nicht mehr so wichtig; wir erwarten einen Fortsetzer, -einen Vollender, einen Benutzer unserer Arbeit.</p> - -<p>Und doch sind wir Titanen der Erde machtlos gegen die da oben!</p> - -<p>Wir haben ja angefangen, auch sie zu studieren, wie der kluge -Odysseus anfängt, seine Götter etwas mit Schläue zu sondieren, zu -diplomatisieren. Wir haben begonnen, die Sternverträge selber zu -prüfen, die Balancen ängstlich durchzurechnen. Wir haben die Erde -gewogen, ihre Schwungkraft gemessen, Sonnen- und Siriusweiten -festgestellt, das himmlische Billardspiel der ganzen Planetenbahnen -durchgeprobt auf seine Garantien. Aber eine unermeßliche Kluft -trennt uns von jeder Möglichkeit, deshalb nun da oben selber mitzuspielen, -selber einzugreifen.</p> - -<p>Wenn sich da oben etwas verschiebt, das alle planetarischen Sicherheitsverträge -zu bedrohen beginnt, so können wir's gerade zur Not -kommen sehen: ändern aber können wir's nicht. Wenn die Erde in -ihr Verderben rennt: <em class="gesperrt">wir</em> haben keine Macht, sie zu hemmen.</p> - -<p>Es gibt eine höchst amüsante, wenn auch wissenschaftlich nicht gerade -sehr tiefe Geschichte von Jules Verne, in der drei Menschen in -einer Bombe aus Aluminium zum Mond sausen; aus Langeweile -gehen sie während der Fahrt die Rechnungen vom Observatorium -zu Cambridge noch einmal durch, die ihnen die Ankunft auf dem -Mond garantieren sollen, und dabei stellen sie einen Fehler fest, der -alles umschmeißt und ihnen Rücksturz und Verderben bedeutet; angenehme -Entdeckung, während sie schon fliegen! Aber ganz genau -so fliegen wir alle längst durch den Raum, und wenn irgendeine<span class="pagenum"><a id="Page_7">[7]</a></span> -schauerliche Rechnung uns heute beweisen sollte, daß ein fremder -Weltkörper sich geradlinig auf uns los bewegt mit einer Bahnlage, -die absolut notwendig zu einer entsetzlichen Katastrophe führen muß, -so sitzen wir zugleich genau so hilflos eingeschlossen in unserem Gehäuse -wie die Helden Jules Vernes und müssen wahllos in unser -Verderben fliegen.</p> - -<p>Unsere wissenschaftliche Phantasie kann sich dabei heute schon -recht reinlich vorstellen, was geschehen müßte, wenn ein einigermaßen -großer und schwerer Weltkörper auch nur ganz nahe an uns -herankommen würde.</p> - -<p>Durch die Anziehung müßte eine unglaublich hohe Springflut bei -uns entstehen, deren doppelter Wasserberg mit der Erddrehung -rasch um unsern ganzen Planeten wanderte, alles in einer katastrophalen -Sintflut ersäufend. Gleichzeitig würden alle unsere Vulkane -in tobenden Eruptionen ausbrechen, da die vom Druck jäh entlasteten -Lavaherde und Dämpfe der Tiefe alle zugleich hochquellen -müßten. Das Einströmen der Flutwasser in diese Feueressen aber -müßte Explosionen erzeugen, bei denen weite Landgebiete wie -Trümmer eines platzenden Dampfkessels in die Luft flögen; die -berühmte Explosion des Krakatau von 1883 an der Sundastraße, -bei der auch der Ozean in den ausbrechenden Krater geflossen zu -sein scheint und eine Dampfsäule von fünfzig Kilometer Höhe entstand, -in deren Gefolge längere Zeit Änderungen der gesamten -Erdatmosphäre (abnorme Dämmerungsfarben durch Beimischung -feiner Vulkanasche) eintraten, wäre ein harmloses Kinderspiel dagegen.</p> - -<p>Bei noch weiter fortschreitender Entlastung würden aber allmählich -auch die tieferen Massen des Erdinnern unruhig werden. Man -nimmt heute ziemlich allgemein an, daß der eigentliche Sitz des Magmas, -das in unseren Vulkanen aufquillt, noch nicht in sehr großer -Tiefe der Erdrinde sei. Was noch tiefer liegt, das wird durch den -wachsenden ungeheuerlichen Druck der auflastenden Massen normalerweise -so gebändigt, daß es gar nicht mehr bis zu uns aufbegehren<span class="pagenum"><a id="Page_8">[8]</a></span> -kann. Nach gangbarer Hypothese liegen der Temperatur -nach eigentlich gasförmige Stoffe gegen den Erdkern zu infolge des -Drucks in einem Stadium, das sehr nahe der äußeren Erscheinungsform -des Flüssigen oder gar Festen kommt. Eine plötzliche Erregung -dieser sonst heilsam gedeckten Innensubstanzen würde erst das wirklich -Grauenhafteste auslösen.</p> - -<p>Man kennt ja die Geschichte jener kleinen Fische, die in der Tiefsee -unter einem beständigen Wasserdruck bis zu tausend Atmosphären -leben; in ihrer Tiefe sind sie hübsch körperlich auf diesen Druck eingestellt; -wenn man sie aber plötzlich im Netz an die Oberfläche bringt, -platzen sie jämmerlich auseinander. Jener Inhalt des Erdkerns -würde entlastet sich ebenfalls als titanischer Explosivstoff bewähren -müssen. Mit unhemmbarer Gewalt würde er losbrechen, die Erde -würde statt einfacher Vulkanausbrüche Protuberanzen entwickeln -nach Art jener fürchterlichen roten Eruptionen von glühendem -Wasserstoff und Calcium, die viele Tausende von Kilometern hoch -über die Oberfläche der Sonne emporzuspritzen pflegen. Eine wirkliche -Berührung der Erde mit jenem zweiten Weltkörper würde, abgesehen -von der dabei entstehenden mechanischen Umsatzwärme, -durch direktes Zertrümmern der schützenden Deckschale der Erde endlich -eine Gesamtexplosion dieser Kernsubstanz mit ihrer so lange verhaltenen -Energie hervorrufen, die für unsere irdischen Verhältnisse -geradezu als Götterdämmerung bezeichnet werden könnte.</p> - -<p>Schon ein geringer Teil dieser Ereignisse würde aber genügt haben, -das dünne schillernde Schleimhäutchen von der Erdrinde fortzusterilisieren, -das wir (mit Einschluß des Menschendaseins) Leben -nennen. Dieses Häutchen, in mancherlei Gestalt von Schleimtröpfchen -protoplasmatischer Art über eine geringe Schicht der Erdoberfläche -lose verteilt, ist seinem innersten Wesen nach zwar seit alters -ein wahrer Ahasver und Proteus zugleich an Zähigkeit, wenn man -ihm Zeit läßt, sich gegen äußere Bedingungen langsam einzustellen -und raffinierteste Anpassungen fertigzubekommen. Es ist aber -ebenso schwach, wehrlos, hinschmelzend wie eine Qualle in der grellen<span class="pagenum"><a id="Page_9">[9]</a></span> -Sonne, hinsprühend wie eine Hand voll Spreu in der Flamme -gegenüber jeder katastrophalen Bedrohung.</p> - -<p>Ein paar Stichflammen, wie jene schauerliche von Martinique, -die in einem Moment über dreißigtausend Menschen vernichtete, -durch die Kontinente rasend, würden das Land sofort veröden, eine -auch nur momentane Erhöhung der Meerestemperatur auf Siedehitze -die Ozeane. Als letzte Überlebende dürften noch Sporen von -Milzbrandbakterien, die hundert Grad trockener Hitze aushalten, und -gewisse Algenpflanzen der heißen Quellen des Yellowstoneparks in -Nordamerika eine Weile ausdauern, binnen kurzem aber natürlich -auch ohne Erfolg. Der Mensch mit heutiger Technik wäre jedenfalls -längst vorausgegangen im Tode.</p> - -<p>Unwillkürlich verweilt der Gedanke auf dem Antlitz dieser Menschheit -bei sich nähernder Gewißheit eines solchen Endes.</p> - -<p>Es wäre eine letzte, furchtbar ernste Probe auf unsere geistige Kraft, -auf den letzten Stärkeschatz, der sich angesammelt im Verlauf dieses -wunderbaren, unwahrscheinlichen Märchens, das wir als Entwickelung -der Menschheit und Menschenintelligenz auf dieser Erde haben.</p> - -<p>Noch einmal würden sie wohl beide in letzter Kraft erscheinen, die -beiden Gestalten, die um diesen Menschen immer wieder gerungen -haben in all den Jahrtausenden seiner Geschichte: das alte Raubtier, -das mit allen Mitteln die Erdherrschaft an sich riß, das von dem alten -Kannibalenhügel von Krapina, wo sie noch Neandertalmenschen geschlachtet -haben, bis auf unsere Zeiten immer auf einer roten Spur -von Blut durch diese Geschichte gewandelt ist; und das ewige Sonnenkind, -das aus der anderen Tiefe der Natur, aus der schon der -Paradiesvogel den Sinn nahm, spielend seine Hochzeitslaube mit -bunten Federn und Beeren zu schmücken, die Kunst zog, das auf -Denken und hingebende Forschung, auf Weltanschauung, auf Liebe -und Ethik loswanderte, als die großen Neuländer, die mehr waren -als alle noch so hoch gesteigerte Raubtierkraft.</p> - -<p>Die Energie brutaler Rücksichtslosigkeit würde sich noch einmal -ausleben wollen, fast glücklich, daß sie endlich noch einmal alle Fesseln<span class="pagenum"><a id="Page_10">[10]</a></span> -brechen kann, mit denen sie wenigstens die Kritik des verfeinerten -Menschentums heute überall eingeengt hat; wie eine kleine Explosion -notdürftig gebändigter, unter den Kulturdruck gestellter Innengewalten -und Urgewalten des Menschen selber würde das schon -bei dem Gedanken an den Untergang entlastet vorbrechen, ehe noch -jene zerstörende Entlastung des Planetenkerns der Erde begönne.</p> - -<p>Aus einer andern wieder entlasteten Schicht würde über Tausende -und Tausende von uns die Gedankenwelt sich noch einmal als -zäher Lavastrom ausbreiten, wie sie in ihrem typischsten noch lebenden -Beispiel Sven Hedin kürzlich so anschaulich aus den Klosterstädten -Tibets geschildert hat: jene absolute Einstellung des ganzen -wirklichen Lebens auf die Welt eines geglaubten anderen, nachkommenden. -Der Glaube, der Menschen veranlaßt, viele Jahre ihres -Lebens in einer bis auf einen schmalen Spalt zugemauerten Zelle -freiwillig zu verbringen und tagaus tagein, ob nun die Sonne draußen -scheint oder Wolken die Dinge verfinstern, den ganzen Inhalt -dieses Lebens auf das ewig gleiche mechanische Drehen einer Gebetmühle -zu verwenden, im felsenfesten Vertrauen, daß so eine bestimmte -Suggestion auf dieses Jenseits ausgeübt werde!</p> - -<p>Umgekehrt würde für diesen fieberhaften letzten Moment aber -zweifellos auch noch einmal das wie eine wirkliche Lösung, ein wirklicher -Trost hervorblühen, was dem armen, ringenden, blutenden -Einzelmenschen so unzählige Male immer wieder schon in diesem -Leben geholfen hat: der göttliche Leichtsinn des Menschen mit all -seiner Grazie und Liebenswürdigkeit; der heilige Leichtsinn, der sich, -wenn unten die Pest als Schnitter durch die Garben geht und uns -alle mähen wird, in eine lustige Halle setzt und Boccacciosche Märchen -erzählt, dem Tode einen goldenen Becher zutrinkt aus dem Wein, -den sonst erst die Enkel haben sollten, und von der heißen Lippe -des schönen Mädchens geküßt wird, von dem ihn sonst alle heiligen -und profanen Wasser dieser Erde auf ewig hätten trennen müssen.</p> - -<p>Schließlich glaube ich aber doch auch noch an ein letztes kleines -Häufchen von Menschen (Fazit des reinsten Entwicklungsgoldes der<span class="pagenum"><a id="Page_11">[11]</a></span> -Menschheit heute schon, wenn es auch nur eine kleine Schar ist), die -im Anblick des rot aufstrahlenden Himmels der Götterdämmerung -das Beste aus all diesen wechselnden Zügen der Kraft nach bewähren -würden ohne die Schlacken; die aus der eisernen Stärke des -wilden Kämpfers, aus dem tiefsten Sehnen und Resignieren des -echten religiösen Kerngehalts, wie aus dem sprühenden Trotz, der -dem Tode zutrinkt, endlich den Heldenmut der freien Seele in diesem -letzten Scheidefeuer sich schmieden würden, von dem des Dichters -Wort gilt:</p> - -<div class="poem"><div class="stanza"> -<span class="i0">»Wenn etwas ist, gewalt'ger als das Schicksal,<br /></span> -<span class="i0">So ist's der Mut, der's unerschüttert trägt.«<br /></span> -</div></div> - -<p>… Auch ein solcher Mensch würde aber doch die ganze Trauer -empfinden, die uns beim Tode eines Jünglings ergreift. Die Mummelgreise -des blasierten Denkens lügen ja: die Menschheit ist noch -nicht alt. Sie ist noch jung bis zur grünsten Dummheit. Sie wollte -erst anfangen, wollte erst beginnen, etwas zu leisten. Erst eben fing -eine endlose dunkle Naturarbeit an, in ihr einen Sinn zu bekommen. -Nun ein glühender Hauch, und das alles soll wieder umsonst gewesen -sein.</p> - -<p>Vielleicht registrieren sie das Aufflammen der Erde auf einem andern -Stern. Einmal wieder eine kleine kosmische Veränderung. -Wer weiß, nach wieviel Zeit erst. Das Licht nimmt ja vierzigtausend -Meilen in der Sekunde und braucht doch Jahrtausende bis zu -den entfernteren Sternen unseres Milchstraßensystems. Dort schieben -sich die Geschehnisse durch die verspätete Lichtpost immer weiter -und weiter zurück. Wenn die Welt wirklich, wie der Kalender will, -erst um 3761 v. Chr. erschaffen worden wäre, so müßte dieses merkwürdige -Ereignis für unsere Gegend schon auf Sternen von mittlerer -Entfernung jetzt noch unmittelbar beobachtet werden.</p> - -<p>Nehmen wir an, es sei nicht zu einer vollkommenen Explosion des -Erdinnern gekommen, sondern es hätten bloß die Springfluten und -Basaltergüsse beim nahen Vorbeipassieren eines himmlischen Störenfriedes -die Menschheit vernichtet, so wäre es denkbar, daß nach<span class="pagenum"><a id="Page_12">[12]</a></span> -Äonen andere, mit weit erhöhter Technik wandernde Intelligenzwesen -diesen toten Ball besuchten. Vielleicht, daß sie bei künstlichem -Licht durch Schachte in die rätselhafte ungeheure Erstarrungsdecke -des ehemals glühend ausgeströmten Basalts eindrängen, wie wir -heute uns mit Fackeln hinableuchten lassen in die gespenstischen -Räume des Theaters von Herkulaneum, über das einst die heißen -Schlammströme des neu explodierenden Vesuv geflossen sind. Wie -in jenem verschütteten Theater würde da und dort eine Stufe, ein -Säulenrest, eine geköpfte Statue, eine Inschrift von der toten -Menschheit zeugen und staunende Neugier, gemischt mit einem Gefühl -des Grauens, wecken. Ein verklungenes Märchen, in der Nacht, -der Tiefe versunken. Wie Atlantis, wie Vineta der Sage. Nicht einmal -seine Glocken klingen mehr. Lava hält energischer im Bann als -Wasser. Das ausgeträumte Märchen der Menschheit …</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Lassen wir die Grauen und nehmen ein ganz aktuelles, überaus -anmutiges Naturbild.</p> -</div> - -<p>Die meisten von uns haben es in den letzten Tagen des -Januar dieses Jahres genossen.</p> - -<p>Nicht als Götterdämmerung, sondern in ihren gewohnten roten -Abendfeuern ging die Sonne zur Rüste. In dem zauberhaften Farbenbogen, -der aus duftigstem, durchsichtigstem Orangegelb, Mattgrün -und ganz oben Violettblau sich noch eine Weile leise abklingend -im Westen hielt, trat plötzlich hineinblitzend und dann rasch im eigenen -Weißfeuer wachsend, bis sie als neuer Mittelpunkt das Ganze -beherrschte, die Venus vor. Dieser schöne schneeweiße Planet, der -uns so nahe ist und von dem wir doch so rein gar nichts wissen, weil -ein ewiger dichter Wolkenschleier zäh das Geheimnis seiner Oberflächengestalt -hütet.</p> - -<p>Dann aber, rechts von dem strahlenden Auge des Abendsterns, -jetzt ein zweites, ganz feines Himmelsgebilde. Wie ein phosphoreszierendes -Federchen eben hingehaucht vor den blassen Kristall des -abdunkelnden Himmels. Ein schwaches Sternchen, das aussah, als<span class="pagenum"><a id="Page_13">[13]</a></span> -sei es an der freien Wölbung da oben ein Stückchen weit auf die -Sonne zugekrochen und habe dabei eine feine Silberspur auf dem -Untergrunde hinterlassen. Im Fernrohr erschien ein goldener Kern -in einer weißlich verwaschenen Nebelhülle, nicht unähnlich einem -ausgeschütteten rohen Ei; von dem floß jene Silberspur dann als -langer Schweif aus, mit der starren Geradlinigkeit nicht eines Körpers, -sondern viel eher eines breiten weißlichen Lichtstrahls. Nahm -man den Kern als ein gelbes Schiffchen, das in einer Nebelwolke -fuhr, so ergab sich mit großer Anschaulichkeit auch das Bild eines -Scheinwerfers, mit dessen langem schleppenden Lichtbande die Gegend -jenseits der Sonne von Bord aus abgesucht wurde.</p> - -<p>Dieses höchst eigenartige Gebilde, das ein paar klare Abende lang -die allgemeinste Aufmerksamkeit auf sich zog, um dann still wieder -zu verschwinden, wie es gekommen, war der sogenannte Komet von -Johannesburg. Bahnschaffner im fernen Kapland, wo Johannesburg -mit Kapstadt durch eine Schienenlinie verknüpft ist, hatten von -einem andern kommenden Kometen gehört und zuerst die Kunde -verbreitet, daß jetzt wirklich ein Komet am Westhimmel glänze; es -war aber nicht der erwartete, sondern ein ganz neuer.</p> - -<p>Aus den ungeheuren Raumesfernen zwischen der Sonne und den -nächsten Fixsternen kam dieser Komet herangewandert, wie ein Zugvogel -in den Schleiern der Nacht kommt. Wie solchen Vogel wohl -die jäh auftauchende Flamme eines Leuchtturms auf einer einsamen -Klippe über den nachtverhangenen Wassern ablenkt, daß er -sich wie gebannt vom Licht ihr nähern muß, so wirkte bei einer gewissen -Nähe mit bestimmtem Zuge auch unsere Sonne auf den kosmischen -Wanderer. Er stürzte nicht mehr geradlinig fort wie ein -Stein, der in den unendlichen Brunnen der Raumesewigkeit geworfen -war. Er bog aus, beschrieb eine Kurve um den Sonnenleuchtturm.</p> - -<p>Im Ganzen war es nur eine kurze Episode. Eine Verbeugung -ohne Verweilen. Sehr bald sollte ihn wieder die alte ungestüme -Kraft des freifallenden Körpers in der offenen Raumesöde packen<span class="pagenum"><a id="Page_14">[14]</a></span> -und davonstürzen lassen in den Brunnengrund des Alls. Aber in -der kurzen Spanne, da der kosmische Zugvogel in einem raschen -Bogen an der strahlenden Leuchtturmkuppel näher hinglitt, als -wolle er sie wirklich einmal ganz umkreisen: in diesem flüchtigen -Moment geschah es, daß von einer kleineren einsamen Klippe in der -Nähe der großen der vorbeischwebende Vogel <em class="gesperrt">gesehen</em> wurde.</p> - -<p>Diese Klippe empfing ihr Licht ganz von dem Leuchtturm. Auf -ihr aber standen Hütten; Menschen wohnten dort. Und diese Menschen -beobachteten vorübergehend den seltsamen Wanderer. Die -Gelehrten erkannten in ihm etwas wieder, was man schon öfter beobachtet -hatte, eine besondere Spezies kosmischer »Vögel«. Komet -nannte man solche Gebilde seit alters; das Wort heißt Haarstern; -also ein Stern, der hinter sich her ein langes silbernes Gelocke wallen -läßt: den Schweif.</p> - -<p>Es ist aber ein recht sonderbares Ding gerade um dieses Sternenhaar.</p> - -<p>Wenn der Komet einsam da draußen, sonnenfern durch den unermeßlichen -Brunnen des Raumes einfach fällt und fällt, besitzt er -keinen Schweif. Er gleicht dann wirklich einem kleinen Sternchen -gewöhnlicher Art, nur blasser, verwaschener. Etwas von einem -Wölkchen hat er wohl immer, nur daß es jetzt noch ein rundes punkthaftes -Wölkchen in kompaktester Zusammenziehung ist. Aber indem -die engere Kurve an der Sonne vorbei beginnt, ändert sich da etwas.</p> - -<p>Das Kernköpfchen hat sich im Bann dieser Sonne, wie gesagt, -bequemt, eine kleine Reverenz zu machen. Aber dabei ist es jetzt -vielfach wirklich, als werde etwas in seiner Frisur unruhig. Wie -Haar, das sich sträubt, wogt seine Nebelhülle von dem eigentlichen -Sternkopf empor. Erst ist es, als fasse die Magie der nahen Sonne -sie stärker. Auf wallt sie gegen die Sonne hin. Aber alsbald auch -scheint die Sonnenhand wieder abzuwinken. In der gesträubten -Masse über dem Kometenhaupt entsteht ein Scheitel: rechts, links -fließen für unsern Anblick die Nebelhaare des wunderlichen kosmischen -Gesellen rückwärts gegen sein Hinterhaupt, entgegengesetzt zur<span class="pagenum"><a id="Page_15">[15]</a></span> -Sonne, ab. Dort aber entfalten sie jetzt, als löse sich nochmals ein -engeres Gewebe, erst ihre ganze Länge. Wie mit einem unsichtbaren -Kamm strähnt die Sonne sie weit, immer weiter von dem Kometenkopf -fort, bis sie als endloser Nebelschweif hinauswallen in den -Raum, der die Sonnenklippe von den andern Klippen des Systems -trennt. Immer aber weht dieser Schweif fort von der Sonne, so -lange der Komet im ganzen seine Sonnenreverenz macht.</p> - -<p>So entsteht jenes famose Bild eines kolossalen Scheinwerfers, der -nach zähestem Gesetz nie auf die Sonne selber, sondern immer entgegengesetzt -gerichtet werden muß. Und das eigentlich ist es, was -für uns auf der fernen Erdenklippe die größeren Kometen zu einem -so wunderbaren Schauspiel macht: dieser erst sich entwickelnde -Schweif in der Sonnennähe, dieses plötzlich erst losgebundene und -wie in einem magischen Sturm von der Sonne weggewehte Lockenhaar -gerade in der Zeit, da doch im ganzen die anziehende Kraft -dieser Sonne diesen Gesamtkometen so gepackt hat, daß er in kühnster -Schwenkung ganz nahe an ihr vorbei muß; so nahe, daß dem -Rechner bangt, ob es dem Kopf nicht gehen werde wie so manchem -Zugvogel auf unserem Helgoland, der direkt auf Tod und Verderben -bei zu kurzer Kurve wider die Kuppel des Leuchtturms selber prallt.</p> - -<p>Der Komet von Johannesburg trat erst in unsere Schau, als er -bereits in voller Pracht seines weithin wallenden Schweifes florierte. -Wir hatten von unserm Klippenstande aus sein Herankommen -zur Sonne und die Schweifentwickelung also selbst nicht beobachten -können. Erst als die ganze Locke längst majestätisch dahinwogte, -glänzte er plötzlich vor uns auf. Schon aber ging auch sein -ganzes Sonnengastspiel damit zu Ende. Keinerlei wirkliche engere -Gemeinschaft fesselte diesen Wanderer dauernd an unsern Leuchtturm. -Frei sollte er jetzt wieder hinausfallen in den Brunnen der -Unendlichkeit. Mit der Sonnennähe muß aber zugleich auch sein -»Haarsträuben« wieder abnehmen, die erregten Nebellocken werden -wie ermattet wieder sinken, der geheimnisvolle Zug, der die langen -Strähnen von der Sonne fortjagte, muß im gleichen Verhältnis<span class="pagenum"><a id="Page_16">[16]</a></span> -schwächer werden, wie der ganze Kometenkopf die Sonnenanziehung -verläßt und selber wieder auf eigene Faust in die dunkle Weite -strebt. Als wieder beruhigtes, gleichsam wieder ganz eingerolltes, -ringsum geglättetes Sternköpfchen würden wir das seltsame Gebilde -endlich verschwinden sehen, wenn wir ihm so lange mit unserm -freien Blick folgen könnten.</p> - -<p>Das Erlebnis dieses Johannesburger Kometen ist, wie gesagt, nur -eines unter vielen. Wenn noch einmal das Gleichnis des Zugvogels -gelten soll, so muß aus den Tiefen des Raumes zu unserer Sonne -herauf ein unablässiger Wanderstrom solcher Vögel erfolgen. In -dichtem Zuge kommen sie, schweben an, umkreisen die Leuchtklippe -unseres Systems halb und entschweben wieder, einer nicht endenden -Kette himmlischer Wildgänse gleich, in deren beständigem Zuge -durch die Äonen der Zeit das momentane Abbiegen, die kleine Halbkurve -vor dem Hemmnis der Sonnenklippe durchweg nur ein winzigstes -Intermezzo ist.</p> - -<p>Durchweg; doch nicht immer. Es gibt Fälle, wo der Wanderer -dauernd gefesselt wird.</p> - -<p>Denken wir uns im Bilde der Wildgans einen Vogel, der bei zu -tiefem Fluge nicht einer einzelnen Klippe begegnet, der er in einer -Kurve ausweichen kann. Er soll in ein Gewirre himmelhoher Schären -geraten; wo er hin will, sperren ihm neue Klippenzacken den geraden -Weg; ratlos beginnt er um die Hauptklippe zu kreisen. Das ist -nach Lebensanalogie gedacht. Streng bloß auf Schwereverhältnisse -umgesehen, bedeutet es für den Kometen, daß er bei seiner Kurve zu -eng in die gesamten Anziehungslinien eines Systems, wie es unser -Sonnensystem darstellt, sich hineinverheddert hat. Dieses System -ist ja ein unendlich verwickelter Zugapparat. Von allen Seiten -zerrt und drängelt es da. Eine gewisse zu kühne Kurvenwendung -zur Sonne: und der Komet rollt nicht mehr über sie hinaus, sondern -muß auch auf der andern Seite in eine Kurvenbiegung hinein. Die -Halbkurven schließen sich aneinander zum gestreckten Kreis: der Komet -ist gefangen von der Sonne.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_17">[17]</a></span></p> - -<p>Nun muß er dauernd gleich den schon vorhandenen Planeten -um die große Leuchtklippe kreisen. Die alten Planeten selber helfen -ihn dabei gründlich abfangen. Speziell unser System ist darin bedenklich -für solche Eindringlinge, daß es eine leise Neigung zu dem -hat, was bei andern am Fixsternhimmel sichtbaren vielfach offen -proklamiert ist, nämlich zur Bildung eines Doppelstern-Systems. -Der Planet Jupiter vor allem ist so groß, daß er neben der Sonne -wirklich schon fast eine Art Nebensonne spielt, mit der zusammen im -Kräftespiel die Zugverhältnisse eines Doppelsterns beginnen. Der -Jupiter wird, sobald ihm ein Komet zu nahe kommt, auch schon -zum gefährlichsten Beuger und Ablenker. Im Engeren wie als Gesamtaddition -wirken aber auch alle andern Planeten schon mit. -Kurz: in so und so viel Fällen wird es dem Kometen unmöglich, -wieder loszukommen. Aus der flüchtigen Reverenz wird eine Vasallenschaft. -Mag er noch so regellos, ohne allen Anschluß an die alten -Verträge der Glieder gerade dieses Systems hineingeplatzt sein; -mag er rückwärts laufen in der Richtung, wo alle Planeten vorwärts -gehen; mag er mit seiner Bahn sozusagen auf dem Kopf der -andern stehen; mag er in der Not einen Kreis zur Sonne als Bahn -bekommen haben, der das schier unmöglichste an Kreisstreckung duldet; -mag er bei jedem Sonnenumlauf alle Planetenbahnen schneiden -mit einer Kühnheit, die alle Urverträge hier geradezu zum Spott -macht: mitlaufen muß er zunächst auf gut Glück um die Sonne, wie -die Planeten es allgemein vertragsmäßig tun. In geschlossener -Bahn, die nach gewisser Zeit allemal wieder in sich selbst zurückführt.</p> - -<p>Ein solcher Komet, den die Sonne zu irgendeiner Zeit einmal -aus dem großen Brunnenabgrund des freien Raumes eingefangen -hat, ist nicht der Johannesburger; wohl aber ist es der andere, der -seit kurzem in aller Welt Munde ist, der berühmteste, denkwürdigste -Haarstern unserer ganzen menschlichen Kultur überhaupt: <em class="gesperrt">der -Halleysche Komet</em>; benannt nach dem großen englischen Mathematiker -und Astronomen Edmund Halley, geboren zu Haggerston<span class="pagenum"><a id="Page_18">[18]</a></span> -bei London 1656, nach einem Leben voll intensivster Arbeit und -glänzendstem Erfolge als Beobachter, als Rechner, als Weltreisender -im Dienste astronomischer und magnetischer Spezialuntersuchungen, -zuletzt als Direktor der weltberühmten Sternwarte zu Greenwich -gestorben 1742.</p> - -<p>Als jene schlichten Entdecker im Januar den Johannesburger Kometen -auffanden, meinten sie, er sei selber der Halleysche. Bis dorthin -also war bereits die große Sensation gedrungen, die gegenwärtig -bei uns die breitesten Wellen schlägt. Etwas ganz Ungeheuerliches, -so hören wir, soll sich nämlich in diesem Jahre (1910) mit dem -Halleyschen Kometen zutragen.</p> - -<p>Der Separatvertrag, zu dem dieser Halleysche Komet seit seiner -Aufnahme in unser System vom Gesetz der Schwere gezwungen -wurde, lautete auf eine Umkreisung der Sonne in (rund gerechnet) -je 76 Jahren. Umkreisung ist dabei aber nicht so zu verstehen, daß -der Komet in einem echten mathematischen Kreise laufen müßte. -Er verfolgt nur eine Bahn, die nach Art des Kreises wieder in sich -selbst zuletzt zurückläuft. Im übrigen hat sie die Gestalt eines langgestreckten -Eies. Ihre eine Ecke ragt bis über die Bahn des äußersten -uns bekannten Planeten, des Neptun, vor, ihre andere biegt dagegen -noch weit innerhalb unserer Erdbahn ganz nahe um die Sonne -herum. Alle 76 Jahre muß der Komet also einmal bis über die Neptunbahn -hinaus und einmal zwischen dem Abstande der Erdbahn -und der Sonne durchschweifen. Da er immer langsamer bummelt, -je mehr er sich in dieser Zeit von der Sonne entfernt, bleibt er aber -den größten Teil der 76 Jahre in den entlegeneren Regionen, so -fern von uns, daß wir ihn von der Erde aus gar nicht wahrnehmen -können. Wie ein Rennpferd in einer ungeheuer ausgedehnten -Arena entzieht er sich selbst dem mit Ferngläsern bewaffneten Blick -der Insassen unserer Erdenloge, die so relativ nahe dem einen Ende -des Zirkus, der Sonne, liegt. Und erst ganz dicht vor dem Termin, -da für die Sonnenecke die 76 Jahre wieder einmal abgelaufen sind, -sehen wir ihn jedesmal plötzlich auftauchen. In rasendem Tempo<span class="pagenum"><a id="Page_19">[19]</a></span> -stürmt er dann daher, um in vollem Galopp die Sonnensäule zu -nehmen.</p> - -<p>Seit man die Ziffer seines Umlaufs im Ganzen kennt, ist es diese -kurze Spanne je im 76. Sonnenjahre, wo man die Ferngläser nach -der Gegend, von wo er kommen kann, zu richten beginnt. Und man -wußte nun längst schon, daß mit der Wende von 1909 zu 1910 dieser -Termin wieder einmal eingetreten sei. Das wilde Roß mußte auftauchen. -Und es ist aufgetaucht, programmäßig wie je.</p> - -<p>Zuerst nur im stärksten Fernrohr; dann bereits im schwächeren; -endlich an der Grenze des bloßen Auges; binnen kurzem wird es -jeder mit freiem Blick genießen können, obwohl innerhalb gewisser -Grenzen der Pracht; denn gerade der Halleysche Komet ist zwar, -wie gesagt, der denkwürdigste aller Kometen, aber er hat deshalb -nie zu denen allerersten Ranges an Schönheit der himmlischen Entfaltung -gehört.</p> - -<p>Aber eine andere Kunde sichert ihm dafür gerade diesmal das -allergrößte Interesse in der ganzen Kulturbreite des Menschenvolkes, -das die Erdenloge füllt.</p> - -<p>Bleiben wir einmal einen Moment bei dem Bilde des Zirkus. -Hier sitzen wir in der Loge. Nahe vor uns steigt in strahlender Pracht -die eine goldene Meta auf, die ragende Säule des diesseitigen Eckziels, -um das der Renner oder das Gespann, was es nun sei, herumsausen -müssen. Lange harren wir. Da endlich dampft eine dicke -Staubwolke auf, es kommt, es kommt. Aber auf der goldenen Metasäule -wird gleichzeitig etwas Besonderes inszeniert. Ein großer -Ventilator ist dort in Kraft gesetzt, dessen schwirrende Drehräder den -Staub des Wettrenners beständig von der blanken Meta selber wegblasen, -daß er jenseits in weitem Zipfel in die Arena hinausschatten -muß. Jetzt der höchste Moment: der Renner umsaust die Metaecke. -Im Moment aber, da er unter brausendem Jubel genau zwischen -der Goldsäule und unserer Loge durchpassiert, geht über uns die -äußerste Ecke des senkrecht von der Meta fortgetriebenen Staubzipfels -als flüchtiger Schleier weg.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_20">[20]</a></span></p> - -<p>Der Renner, der sich in rasendem Laufe heranstürzt, ist der Halleysche -Komet. Die goldene Meta, die er nehmen muß, ist (nach -Ablauf wiederum von 76 Jahren) die Sonne. Die Loge voll gespannter -Beobachter nahe dieser Meta ist die Erde. Dicht gedrängt -stehen sie in höchster Erwartung, viele mit Gläsern vor den Augen. -Der Komet ist aufgetaucht, in eine geheimnisvolle Nebelwolke gehüllt. -Je mehr er sich der strahlenden Sonne nähert, desto deutlicher -ist es aber, als blase von dieser Sonne irgendwie etwas in den Dunst -hinein und jage ihn in langem staubartigem Schweif beständig senkrecht -von der Sonne selber fort weit in die Planetenarena hinaus. -Und nun ein höchster Moment auch hier: der Komet passiert für eine -kurze Spanne genau zwischen der umbogenen Sonnensäule und -unserer Erdenloge hindurch. Jenes Etwas, das den Schweif des -Kometen senkrecht von der Sonne abpustet, richtet seine Kraft für -einen flüchtigen Moment genau auf uns. Und der Schweif ist so -lang, daß er durch die ganze Arenabreite von dem dampfenden -Renner aus bis zu uns tatsächlich herüberschleift: seine äußerste -Spitze erreicht uns, streift uns, fegt über uns fort …</p> - -<p>Im Zirkus gibt es etwas Staubschlucken, Knirschen auf den Zähnen, -Streichen mit dem Taschentuch. Die allgemeine Begeisterung -über das große Schauspiel reißt rasch darüber fort. Wie aber wird -das Bild hier weiter passen? Wie wird es werden, wenn der Schweif -des Kometen wirklich über unsere Erde fegt?</p> - -<p>Als Datum, an dem der Halleysche Komet eine Stunde lang zwischen -Sonne und Erde durchpassiert, ist (falls nicht noch unberechnete -Störungen der Bahn eintreten) die Nacht vom 18. zum 19. Mai -dieses Jahres angesetzt.</p> - -<p>Kurz vorher, um den 1. Mai, fegt der Kometenschweif aus viel -größerer Nähe über die Venus. Falls den planetarischen Logen -durch den kometarischen Staubwirbel ernsthaft ein Schaden geschehen -sollte, würden wir also schon zu diesem früheren Termin den -Effekt an der Venus studieren können. Wenn die Loge dort in äußerlich -sehr grober Weise unter einem Sandsturm einstürzen oder durch<span class="pagenum"><a id="Page_21">[21]</a></span> -sprühende Funken in Brand gesetzt werden sollte, so werden wir das -auf jeden Fall mit ansehen, ehe es uns selber noch entsprechend geht. -Feinere Wirkungen, die speziell nur das zarte planetarische Häutchen -des Lebens betreffen würden (ob es ein solches auch auf der -Venus gibt, wissen wir unmittelbar überhaupt noch nicht), ließen -sich allerdings auch so nicht ablesen. Zum Beispiel, wenn der Staub -so dick wäre, daß die Logeninsassen rein an ihm erstickten, ohne daß -die Loge im Ganzen zusammenstürzte. Oder gar, wenn es sich um -eine Art kosmischen Auto-Wettrennens handelte, bei dem die -Schweifwolke, die über die Loge fortginge, aus derartig konzentrierten -Giftgasen im Sinne hochgesteigerten Benzingestanks bestände, -daß sie alle Zuschauer vergiftete.</p> - -<p>Durch den realen Schweif eines fremden Weltkörpers, eines Kometen, -soll die Erde gehen! Stoff eines weithin sichtbaren, offenbar -riesengroßen kosmischen Gebildes soll von außen unsere Erde berühren. -Es liegt doch eine seltsame Stimmung über diesem Moment. -Wer hat das Gefühl nicht einmal gehabt: man geht in der -vollkommenen Dunkelheit und zuckt plötzlich zusammen, aus dem -Unsichtbaren scheint einen etwas zu berühren, eine Hand. Eine solche -dunkle Hand aus dem All rührt an uns mit dem Kometenschweif. -Wenn in der Nacht der Himmel sich rötete! Götterdämmerung …</p> - -<p>Wenn man die Garantien sich vergegenwärtigt, die sonst unsere -<span id="corr021">Menschenloge</span> im All schützen, so liegt die stärkste in den gewaltigen -Entfernungen, die im allgemeinen die großen Weltkörper voneinander -trennen. In rascher Bewegung, mit explosibeln Substanzen -innerlich geladen wie Bomben, bildete jeder für den andern eine -beständig brennende Gefahr, wenn eben nicht diese starken Abstände -wären.</p> - -<p>Scheiner, der ausgezeichnete Astrophysiker, hat das gelegentlich -in ein anschauliches Bild gebracht. Denken wir uns die Sonne in -den Größenverhältnissen der Domkuppel zu Berlin. Dann liefe der -nächste Planet durch das Berliner Reichstagsgebäude. Die Venus -schnitte durch Tiergarten und Humboldthain. Die Erde berührte<span class="pagenum"><a id="Page_22">[22]</a></span> -den Bahnhof Tiergarten. Die Bahn des Mars läge bei Tempelhof, -die des Jupiter über Spandau und jenseits Erkner. Saturn kreuzte -Liebenwalde und Nauen, Uranus schon Wittenberg und Frankfurt -a. O. Für den Neptun reichte Preußen nicht mehr überall. Er -kreiste dicht vor Leipzig und schnitte Stettin und Magdeburg.</p> - -<p>Nehmen wir in diesen Abständen Eisenbahn- oder Hochbahnlinien, -so wird keiner an Zusammenstöße denken; es gibt keine Weichen, -keine bedrohlichen Gleisdreiecke. Nun aber gar in dem gleichen -Bilde die Entfernung der Sonne und dieses ganzen Systems bis -zum nächsten Fixstern. Wenn der Blick das Firmament sucht mit -seinem Sterngewimmel und man hört, daß der einheitliche bleiche -Schein der Milchstraße bloß für unser Auge entstehe durch die Zusammendrängung -unendlicher Sternmassen auf diesem Fleck, so -kann die Frage kommen, ob in diesem rinnenden Silbersande nicht -beständig Sternenstäubchen gegeneinander prallen müssen. Aber -was für Räume liegen in Wahrheit zwischen diesen Punkten, die für -uns wie wehender Silberstaub durch die Himmelsweite regnen! -Wenn die Domkuppel die Sonne ist und der Neptun durch Magdeburg -passiert, so ist der schöne Doppelstern Alpha im Sternbild des -Centauren, unser nächster Fixstern, nahezu um das Doppelte der -wahren Entfernung des Mondes von der Erde von dieser Domkuppel -entfernt, also fast zweimal 51 000 Meilen. Es hat etwas -Schauriges, sich die lieben Lichtpünktchen da oben, die so dicht gereiht -glänzen und vereint die hübschesten Sternbilder formen, gesondert -zu denken durch solche kalten Abgründe des Raumes, in denen -den Wanderer das entsetzlichste Gefühl der absoluten Öde ergreifen -müßte. Und doch liegt eben in dieser Öde die große Garantie -für uns. Sie ist der heilige Grenzrain, der die Karambolagen -verhütet, sie schützt den Frieden der Gestirne.</p> - -<p>Keine der Bahnen unserer großen Planeten kreuzt eine andere. -Nur bei den kleinsten Körpern des Systems, wie den durchweg winzigen -Planetoiden, kommen Schnittpunkte der Bahnen vor; der -eine oder andere solcher Zwerge durchbricht die Jupiterbahn, einer,<span class="pagenum"><a id="Page_23">[23]</a></span> -der Eros, schneidet weit in die Marsbahn hinein. Aber gerade dieses -unruhige Kleinvolk liegt doch wie im Ganzen gebändigt und in eine -ungefährliche Ecke zusammengestrudelt an einer bestimmten Stelle -des Systems aufgehäuft, anstatt frei zu schwärmen; speziell unsere -Erde wandelt ihm schon sehr fern im wieder gereinigten Feld. Eine -überaus günstige Stellung für die Balance des ganzen Riesenapparats -nehmen umgekehrt die beiden Kolosse darin ein, Saturn und -vor allem der Jupiter, der, wie gesagt, dem Ganzen fast den Charakter -eines Doppelstern-Systems gibt. Man kann das ohne direkte -Teleologie so ausdrücken, daß man sagt: die Balance des Ganzen -war eben nur möglich bei solcher Einstellung, und nur als diese Lage -sich endlich fand, erhielt das System endlich Dauer; das entspricht -dem Darwinschen Gedanken von der Erhaltung des Passendsten aus -vielen durchgeprobten Möglichkeiten; so lange sind die Dinge in Urzeiten -vielleicht immer wieder zusammengebrochen, bis sich die einzig -mögliche Dauerform endlich in dieser Anordnung herausgelesen -hatte. Gegen die geschichtliche Deutung in diesem Sinne ist gar -nichts zu sagen, aber das Resultat, das uns heute die glücklichste Stabilität -der ganzen Flugmaschine unseres Systems garantiert, bleibt -das gleiche für uns.</p> - -<p>Alfred Russel Wallace, der alte Mitstreiter Darwins, hat gelegentlich -ein dickes Buch darüber geschrieben, wie ausgesucht sicher für -eine lange ungestörte Fortexistenz intelligenter Wesen doch gerade -unsere Erde inmitten all dieser kosmischen Garantien sei. Mit den -sinnreichsten astronomischen Einfällen und Aussichten hat er das -durchgeführt. Herr Wallace ist, obwohl er selber seinerzeit der -Mitbegründer jener Theorie der natürlichen Zuchtwahl war, heute -der wunderlichen Ansicht, in uns Menschen steckten nicht nur höchstentwickelte -Intelligenztiere unseres Planeten selbst, entwickelt hier -in der jahrmillionenlangen ungestörten Ruhe dieses Planeten. Ihm -sind die menschlichen Gehirne vielmehr Wohnstätten fernher gewanderter -kosmischer Geister; aber diese Geister sollen sich eben die -Erde ausgesucht haben als gesichertste Wohnstätte im All. Eine<span class="pagenum"><a id="Page_24">[24]</a></span> -spaßhafte Idee an sich, die aber doch in der Phantasie eines kenntnisreichen -und geistvollen Forscherkopfes dafür zeugt, <em class="gesperrt">wie</em> sehr sich -die glückliche Raumlage der <em class="gesperrt">Erde</em> aufdrängt, von wo immer man -an sie herangehe.</p> - -<p>Auch wer in die Zukunft spekulieren will, sich denkt, daß dort einmal -die Planetenbahnen sich änderten, daß die Sonne erkalten -könnte, daß nach Tausenden vielleicht von Billionen von Jahren die -Eigenbewegung der Sonne und der nächsten Fixsterne doch einmal -zu einer uns mitreißenden Fixstern-Karambolage führen könnte -(Dinge, die notabene alle heute nicht etwa bewiesen werden können, -sondern im breitesten Spielraum des reinen Spekulationsvergnügens -liegen), wird aus dieser bestehenden Lage doch mindestens noch -eine Zukunftsgarantie für Frieden ohne Katastrophe auf viele Jahrmillionen -hinaus zugeben müssen.</p> - -<p>Auch daß der Raum, durch den wir alljährlich einmal mit der Erde -wandern, normalerweise niemals absolut leer ist, liegt aller bisherigen -Erfahrung nach nicht in der Linie ernsthafter Gefahr. -Feine, unsere Bahn kreuzende Stoffteilchen verpuffen schon an den -obersten Schichten des großen Deck- und Puffermantels, den unsere -Atmosphäre bildet, allnächtlich zu völlig harmlosen Sternschnuppen. -Mikroskopischer kosmischer Staub, der sich da und dort auch aus -solcher Quelle bei uns anhäuft (z. B. in der Tiefsee), geniert niemand. -Einzelne größere meteorische Metall- oder Steinbrocken, die gelegentlich -doch noch in einer gewissen derben Greifbarkeit zu uns -herunterkommen, haben eine eigentlich verderbliche Rolle auch noch -nie gespielt. An sich sind sie so selten und meist so unauffällig, daß -lange genug wissenschaftlicher Streit sein konnte, ob sie überhaupt -vorkämen. Das ist nun zwar heute erledigt, aber die Wahrscheinlichkeit, -daß auch nur ein Einzelmensch gerade von einem Meteorstein -vernichtet werden solle, liegt weit unter der, daß der Betreffende -zweimal hintereinander das große Los gewinnen solle. Selbst -einzelne größere Blöcke, die man nachträglich gefunden und mit -mehr oder weniger Sicherheit als meteorisch bestimmt hat, können<span class="pagenum"><a id="Page_25">[25]</a></span> -nur so minimalen Schaden auf winzigem Fleck getan haben, daß die -geringste irdische Vulkaneruption als wahre Riesenkatastrophe dagegen -erscheint.</p> - -<p>Alle diese normalen Verträge aber, darüber ist nun wirklich kein -Zweifel, bricht der Komet. Er rennt unter Umständen nicht nur -senkrecht in die Planetenkreise hinein, sondern er entwickelt auch aus -sich heraus körperliche Größenverhältnisse, die jene planetarischen -Zwischenräume belanglos machen. Es gibt Kometen, die in der -Sonnennähe Schwänze von zwanzig Millionen Meilen Länge entwickelt -haben. Das ist nahezu das Dreifache unserer kleinsten Erdentfernung -vom Mars und fast das Vierfache von der Venus. Wenn -ein solcher Komet beinahe viermal so weit wie die Venus von uns -entfernt stände und seinen Schweif auf uns eingestellt hätte, müßte -dieser Schweif uns noch energisch über den Kopf schlagen, angenommen, -daß er die Beschaffenheit einer harten Pritsche hätte. Er -könnte dabei auf der Sonne sitzen und uns doch über den ganzen -Zwischenraum hindurch, quer durch Merkurbahn und Venusbahn, -einen Stüber versetzen. Wenn der Komet wirklich mit einer Pritsche -hauen kann oder wenn er uns in seinem Schweif mit etwas anpustet, -das uns versengen oder vergiften muß, so sind wir bei solcher Sachlage -einfach verloren. Das Damoklesschwert hängt bei der notorischen -Menge der Kometen immerfort über uns. Das Unheil, das uns -jetzt in der Nacht vom 18. zum 19. Mai drohen soll, ist nur die Krisis -eines chronischen Leidens, das auch außerhalb des angesagten Termins -jeden Tag ausbrechen kann. Der Halleysche Komet ist ja einer -der wenigen in ihrem Lauf sicher berechneten. Andere kommen beständig -unverhofft; so eben der Johannesburger. Wenn ihre Pritsche -zufällig so liegt, daß sie zu uns heranlangt, kann täglich, stündlich -die große Katastrophe eintreten. Die offene kosmische Garantielosigkeit -ist hier proklamiert.</p> - -<p>Wenn … ja, wenn der Komet eine Pritsche oder sonst irgend etwas -Gefährliches hat. Das ist die entscheidende Frage. Was ist ein -Komet?</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_26">[26]</a></span></p> - -<p>Von den Planeten wissen wir, daß sie Lokomotiven sind. Ein -Zusammenprall bedeutete eine entsetzliche Katastrophe. Aber wenn -von der Lokomotive eine lange Dampfwolke in die grüne Wiese -hinein verloren wird und dieser Dampfschwaden einen Spaziergänger -für einen Moment einhüllt, so ist das keine Katastrophe. -Wenn auf dieser Wiese im Herbstabend Erlkönig seine Nebelschleier -spinnt und die Lokomotive durch diese Schleier saust, so ist das keine -Katastrophe. Ist der Komet eine kraftzitternde ungeheure Lokomotive -… oder ist er eine harmlose Rauchsäule, ein Nebelstreif aus den -Wiesen des Alls? Sein oder Nichtsein für uns, das ist hier die Frage.</p> - -<hr class="chap" /> -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Still glänzt das silberne Wölkchen da oben, das jetzt nachweisbar -seit rund zwei Jahrtausenden alle sechsundsiebzig Jahre -immer einmal wieder in unser Menschenwesen hineingeschaut -hat. Immer wieder hat es uns dabei in neuen Stadien dieser -Frage gefunden. Wenn der Halleysche Komet ein Geschöpf wäre wie -wir, das Erinnerungen sammeln und wiedererzählen könnte, so würde -er uns ein merkwürdiges Buch schreiben können von Wahn und -Hoffnung der Menschen, wie sie in diesen Abständen auch gravitiert -haben um das dunkle Zentrum jener Frage. Zweimal tausend Jahre -hat er uns Zeit gelassen, endlich Stellung zu ihm zu nehmen.</p> -</div> - -<p>Das Jahr 11 vor Christi Geburt ist das älteste Datum, bis zu dem -man ihn ziemlich sicher verfolgen kann. Wenn man die je 76 Jahre -nur als runden Wert nimmt, bedeutet das für heute also gerade das -Jubiläum seiner fünfundzwanzigsten Wiederkehr.</p> - -<p>In Bezug auf Störungen wie Zerstörungen (wir haben von -diesem Begriff bei Kometen gleich noch zu reden) muß er in dieser -langen Zeit eine relativ recht glückliche Lage gehabt haben, es steht -also nichts im Wege, sich zu denken, er komme in Wahrheit sogar -schon viel länger.</p> - -<p>So mag er schon in die Zeiten der alten Babylonier hineingeleuchtet -haben, in jenen ersten Frühling astronomischer Forschung, aus -dem uns gerade über Kometen schon eine Meinung und zwar eine<span class="pagenum"><a id="Page_27">[27]</a></span> -gleich zu Anfang überraschend treffende überliefert ist. Wie Fische, -hieß es, tauchten sie ab und zu in die Tiefen ihres Meeres, der fernen -Himmelsräume, so daß man sie nicht mehr sehen könne; zu ihrer -Zeit kehrten sie aber wieder aufsteigend in unsere Nähe zurück. Der -Begriff des wandernden Weltkörpers, der gleich den Planeten in -einer Bahn lief, war damit zum erstenmal gefaßt. Und diese Ansicht -sollte in der ganzen Antike bis zu ihrem Schluß nie mehr ganz -verloren gehen.</p> - -<p>Als der Komet in die Glanztage von Hellas hineinleuchtete, war -sie die Lehrmeinung der Pythagoreer, die sogar direkt annahmen, im -Kometen stecke eine Art Planet. Als er aber wiederkam kurz nach -dem Tode des Aristoteles, hatte sich eine zweite Deutung entgegengestellt, -die nun auch ein zähes Leben haben sollte, obwohl sie den -verhängnisvollsten Irrtum enthielt.</p> - -<p>Aristoteles lehrte, ein solcher Komet sei alles andere eher als ein -frei kreisender Weltkörper. Eine flüchtige Erscheinung unseres engeren -Luftkreises sei er nur; ein vom Erdboden aufgedunstetes leuchtendes -Wölkchen also, das sich bildete und zerfloß; wir heute würden -sagen: etwa wie ein Nordlicht, das man damals auch für brennenden -Nebel hielt. In dieser Zeit war zwar noch nicht abzusehen, was Aristoteles -für eine Macht werden sollte weit über die ganze Antike hinaus. -Aber zwei Meinungen gingen fortan durch diese Antike selbst, -die sich gegenseitig grell ausschlossen.</p> - -<p>Die erste historisch bezeugte Wiederkehr des Kometen nach Christi -Geburt, um das Jahr 65, fiel in das Todesjahr des geistvollen -Römers Seneca. In einem liebenswürdigen kleinen Plauderbuche -über naturwissenschaftliche Fragen, das man vielleicht als die früheste -erhaltene populärwissenschaftliche Feuilletonsammlung bezeichnen -kann, bekannte sich Seneca durchaus noch zu der pythagoreischen -Idee. Die Kometen sind ihm Gestirne wie Sonne und Mond, in -festen Bahnen laufend; eine Zeit werde kommen, da man diese Bahnen -sicher berechnen werde; eine erste gute Prophezeiung, die von -einem feinen Kopf vor Kometen gewagt wurde.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_28">[28]</a></span></p> - -<p>Aber eben in diesen Tagen lebte auch der dicke Admiral Plinius, -der eine Art Konversationslexikon des damaligen Wissens zusammenstoppelte, -in seiner Art ein grandioses Werk, das uns unendlich viel -gerettet hat. Herr Plinius, der »große Meyer« also jener Zeit, urteilt -selten, meist kompiliert er verschiedene Ansichten. Auch von den -Kometen weiß er, daß die einen sie für echte Gestirne halten, die -andern für brennenden Qualm, der aus Feuchtigkeit und Feuerstoff -entsteht und sich bald wieder auflöst.</p> - -<p>Aber dazu bringt er nun einen aparten Qualm, aus dem plötzlich -deutlich wird, was für eine dritte Meinung sich allmählich im Volk -und speziell bei den Kulturrömern durchgekämpft hatte und zur -Stunde unabhängig von aller Wissenschaft sozusagen auch offizielle -Hof- und Staatsräson des römischen Cäsarenhauses war. Die Kometen -hatten nicht nur allerhand seltsame Gestalten; Plinius unterscheidet -Bartsterne, Schießsterne, Schwertsterne, Scheibensterne, -Tonnensterne, Hornsterne und Lampensterne. Sie erschienen auch -nicht nur ab und zu ganz plötzlich. Sondern sie <em class="gesperrt">bedeuteten</em> etwas. -Sie selber taten uns nichts, aber sie verkündeten, daß etwas geschehen -werde. Sie hatten sozusagen einen moralischen Sinn außerhalb -aller unmittelbaren Naturerklärung.</p> - -<p>Diese Vorstellung führte aus allem naturwissenschaftlichen Denken -heraus, sie war der einfache Bankerott jeglicher Wissenschaft überhaupt. -Aber in der breiten Volksmasse jener Zeit war sie offenbar -damals bereits längst die beliebteste, und es war bloß charakteristisch, -daß sie jetzt auch nach oben zu sich anschickte, das Denken zu erobern -und die dort gefundene Logik wieder zu entthronen.</p> - -<p>Charakteristisch ist aber zugleich, wie der menschliche Pessimismus -sich mit ihr der Sache bemächtigte. An sich ist eine moralische Vorbedeutung -doch indifferent, sie könnte auch Gutes bedeuten. Plinius -selbst erzählt von Augustus, dem schlauen Herrschaftskünstler, der sich -alles mit Geschick zurechtzulegen wußte, wie er einen herrlichen -Kometen seiner Zeit, der »in allen Ländern gesehen wurde«, als -Glückszeichen seines Regimentsantritts nahm und ihm sogar einen<span class="pagenum"><a id="Page_29">[29]</a></span> -besonderen Tempelkultus weihte. Aber dieser Optimismus hielt -nicht stand.</p> - -<p>Von allen andern Kometen weiß der große Kompilator nur -Schauderhaftes an Vorbedeutung zu berichten, Bürgerkrieg und -Blut und Gift. Mit einem Kometen kommt der böse Nero zur -Regierung, und mitten in seinen Greueln taucht schon wieder -einer auf, der »lange sichtbar und von sehr schlimmem Einfluß -war«. Über den letzteren kann kaum ein Zweifel sein: es ist eben -unser Halleyscher von Senecas Todesjahr. Also er selber jetzt Unglücksprophet!</p> - -<p>Alles an den Kometen dient nun dieser amtlichen Magie, selbst das -Sternbild, vor dem sie erscheinen; geschieht es im Gestirn der -Schlange, so bedeutet das nach Plinius Vergiftung; trifft es auf gewisse -Leibesstellen der imaginären Sternbilderhelden, so kommen -skandalöse Sittenzustände. Zu diesen Dingen hatte das finsterste -Mittelalter und Nachmittelalter wenig hinzuzufügen: das ganze Rezept -ist schon bei Plinius fertig.</p> - -<p>Viermal hat der Halleysche Komet darum doch noch in den großen -Abendglanz der echten freien Antike hineinleuchten dürfen. Als er -373 n. Chr. wieder in seine Sonnennähe kam, lehrte zu Alexandria -noch der Mathematiker Theon (ein Zeitgenosse des bekannten Pappus), -und er lehrte, wohl im letzten verglühenden Rot des Pythagoreertums, -daß die Kometen reisende Lichtwolken seien. Dieses -liebenswürdigen Mannes geniale Tochter Hypatia bestieg selber -einen Lehrstuhl der Astronomie und Mathematik. Sie aber wurde, -zum vollgültigen Beweise, daß die große Weihezeit des antiken Gedankens -nun wirklich zu Ende sei, folgerichtig von fanatischen Mönchen -auf offener Straße zu Tode mißhandelt; der Halleysche Komet -befand sich zu dieser Zeit in der Gegend der Neptunbahn.</p> - -<p>Mehr als ein dutzendmal mochte er aber jetzt wiederkehren, ohne -daß die endgültig festgefahrene Sache sich rückte und regte.</p> - -<p>Für die Wissenschaftler des Abendlandes wurde Aristoteles zur -naturgeschichtlichen Bibel, im besten Falle blieben die Kometen also<span class="pagenum"><a id="Page_30">[30]</a></span> -für mehr als tausend Jahre Kulturdenken jetzt durchaus nur brennende -atmosphärische Dünste; kein Araber ist zum Beispiel darüber -mehr hinausgegangen. An Stelle der Kausalerklärung für diese -Qualmphänomene, wie sie Aristoteles selber noch gefordert hätte, -trat aber in ganzer Breite, im Volk, bei Hof und amtlich und schließlich -auch auf weitaus den meisten Professorenstühlen die einfache -rohe Moraldeutung: der Brandqualm war von Gott als Fackel entzündet, -damit wir aufmerksam wurden, es kam etwas, und zwar -natürlich etwas Unangenehmes. Auf der katholischen wie später der -reformierten Kanzel sah man im Kometen ein Bußzeichen. Fatales -hatten die Zeiten ja genug, Pest, Hungersnot, Wasserfluten, Hunnen -und Türken, böses Regiment und streitenden Glauben. In der -Menge gingen Verschen um, daß ein Komet am Himmel acht Hauptstücke -bedeute: »Wind, Teurung, Pest, Krieg, Wassersnot, Erdbeben, -Ändrung, eines Herren Tod.« Die armen Menschenkinder hatten -sozusagen zum Schaden den Spott. Nach ließ das Schicksal ihnen -nichts, und aus eigener Kraft konnten sie's so rasch auch nicht andern; -so stand die Kometenprophezeiung am Himmel wie ein Tort, -bloß damit man sich auch schon vorher ängstige. Mit mehr Haß sind -die »Lichtwolken« Theons wohl nie angeschaut worden als damals, -wie denn sogar eine launige Sage einen resoluten Papst, Calixtus -III., gegen unsern Halleyschen Kometen bei seiner Wiederkehr -von 1456 den Kirchenbann schleudern läßt wegen ungehöriger Beunruhigung -der Christenheit.</p> - -<p>Der Komet wanderte nach diesem luftigen Intermezzo abermals -auf seine Neptunsecke zu, als zu Thorn Kopernikus geboren wurde. -Kopernikus lebte noch, als er 1531 wiederkam. Die größte Tat der -Astronomie war aber bereits geschehen, die neue Ansicht vom Bau -unseres Sonnensystems handschriftlich niedergelegt und im engsten -Freundeskreise bekanntgegeben. Sie bedeutete auch für die alte -babylonisch-pythagoreische Lehre, nach der die Kometen in planetenhaften -Bahnen liefen, den großen Fortschritt, daß jetzt Planet wie -Komet ausschließlich um die Sonne statt um die Erde gingen; eine<span class="pagenum"><a id="Page_31">[31]</a></span> -Ahnung dieses Sachverhalts hatte freilich in ihrer besten Zeit auch -die Antike selber schon einmal gehabt.</p> - -<p>Gerade die Kometentheorie war aber inzwischen so verbaut worden, -daß die Halleysche Lichtwolke noch gut zweimal wandern konnte, -ehe man nur so weit war, den antiken Obergedanken für sie aus all -dem Wust wieder zurückzufinden. Verlangte man doch lange nach -Kopernikus noch vielfach bei der Zulassung eines Professors das ausdrückliche -Zeugnis, daß er nicht nur überhaupt mit Aristoteles, sondern -auch speziell mit seiner Kometenerklärung als brennendem -Luftqualm einverstanden sei.</p> - -<p>Rücken mußten die Dinge indessen endlich doch. Die Hochflut -astronomischer Ketzerei, die der sanfte Domherr zu Frauenburg angeregt, -ließ sich dauernd nicht mehr eindämmen. Als der Komet -1607 wiederkam, bereitete sich gerade der Hauptschlag bei Galilei vor: -das Fernrohr war erfunden worden, und wenig später kamen jene -heiligen Entdeckernächte, da zum erstenmal ein brennendes Menschenauge -die Monde des Jupiter, die Bergschatten auf dem Monde, -die Sichelgestalt der Venus, den Saturnring und die Sternmyriaden -in der Milchstraße sah. In diesen Nächten tagte es für den Geist -unaufhaltsam.</p> - -<p>Der Halleysche Komet war noch nicht zwanzig Jahre wieder auf -der Neptunfahrt, da sprach Kepler aus (was schon Tycho de Brahe -vermutet hatte): die Kometen könnten nicht Gebilde unseres Luftkreises -sein, denn sie ständen laut simpler Messung von zwei verschiedenen -Beobachterposten aus mindestens höher am Himmel als -der Mond. Damit war die Natur als »Gestirne« wenigstens wiederhergestellt, -der Komet aus Moralqualm und aristotelischem Luftqualm -neu für die Astronomie gerettet. Kepler selbst glaubte dabei -noch an lauter fast geradlinige Bahnen neben der Sonne hin, so daß -also niemals der gleiche Komet wieder zu uns zurückkehren könnte. -Die Kugel begann aber zu rollen. Das ungeheuer beschleunigte -Tempo erneut freien wissenschaftlichen Forschens, das sich bis heute -hält, hatte eingesetzt, und vor ihm bedeuteten 76 Jahre, die man<span class="pagenum"><a id="Page_32">[32]</a></span> -früher hatte verzehnfachen müssen, um über das einförmige Denken -einer Epoche zu kommen, auf einmal einzeln sehr viel.</p> - -<p>Nur noch viermal ist der Halleysche Wanderer seitdem wiedergekommen, -jede Rückkehr gab aber jetzt einen geradezu kolossalen -Einschlag.</p> - -<p>Als er 1682 seine goldene Sonnenmeta nahm und dabei neu auch -in Menschenaugen glänzte, schrieben zwar eifrige Theologen noch -Traktätchen über die Zauberkraft des Gestirns, aus Rom berichtete -man von einem wunderbaren, mit dem Bilde eines Kometen versehenen -Ei, das eine Henne in solcher Kometenstunde gelegt haben -sollte, und in Glarus exemplifizierte jemand eben an Halleys Komet -noch einmal mustergültig hübsch in einer besonderen Schrift die vorsätzliche -Zuchtruten-Natur aller Kometen, womit Gott den Menschen -zu verstehen geben wolle, »daß sie sich des Rutenschlagens öfters -sollten erinnern«.</p> - -<p>Aber in der ernsten Gelehrtenzelle gingen Dörfel und Bernoulli -zur gleichen Stunde schon unbeirrt an die Bahnberechnung dieser -Eierzauberer und Gottesruten.</p> - -<p>Dörfel erfaßte das Gesetz der großen Bahnbiegung, die auch ein -ursprünglich geradlinig wandernder Komet in der Sonnennähe erleiden -müsse, er faßte also endgültig etwa das, was uns heute der -Johannesburger Komet, den die Sonne zwar zu sich heranbiegt, aber -nicht dauernd fangen kann, vormacht.</p> - -<p>Bernoulli träumte (im Kern auch mit einem richtigen Ansatz) von -der engeren Vasallenschaft der Kometen zu unbekannten Planeten -jenseits der Saturnbahn; wenn aber irgendwo eine solche Vasallenschaft -»gefangener« Kometen schon existierte, so mußte sich auch für -sie eine dauernd zurückführende Bahn berechnen lassen: ihre periodische -Wiederkehr zur Sonne mußte sich vorher verkündigen lassen.</p> - -<p>Aus allem Wust und Nebel blödsinniger Prophezeiungen, die der -Komet selber tun sollte, hob sich endlich wieder die alte Form wissenschaftlicher -Prophezeiung vom Menschenstandpunkt aus gegenüber -dem Kometen, wie sie Seneca schon verkündet hatte, indem er prophezeite,<span class="pagenum"><a id="Page_33">[33]</a></span> -man werde noch einmal in dieser Form prophezeien -können.</p> - -<p>Es war das Problem des Halleyschen Kometen jetzt selber, das -erste Gestalt annahm, obwohl noch niemand direkt an ihn dabei -dachte.</p> - -<p>1759 war nach seinem kosmischen Vertrage das nächste Jahr seiner -Wiederkehr. Als diesmal der Termin kam, schauten vollkommen -neue Augen auf ihn. Das Größte war inzwischen wirklich getan. -Menschengeist hatte diesen Vertrag begriffen. Und auf Grund dieses -Vertrages war die Wiederkehr des Kometen zu diesem Jahr auf -Grund wissenschaftlicher Rechnungen tatsächlich prophezeit worden.</p> - -<p>Halley hatte die Tat getan. Noch einmal stand ein überragender -Genius, einer der ganz Großen, zwischen der letzten und dieser Kometennähe: -Newton. Seine Methode himmlischer Rechnung war -für Halley schon maßgebend, als er 1705 eine der scheinbar einfachsten -und doch damals noch kühnsten Vergleichungsarbeiten der ganzen -Astronomie unternahm. Er verglich die von ihm errechneten -Bahnen von drei Kometen der letzten beiden Jahrhunderte, von -1531, 1607 und 1682. Und aus den gleichmäßigen Ziffern zog er den -Schluß, daß es sich um ein und denselben Kometen handeln müsse, -der in rund gerechnet 76 Jahren je einmal in geschlossener Bahn die -Sonne umkreise, also alle 76 Jahre auch einmal so in unsere Erdnähe -kommen müsse, daß wir ihn sehen könnten.</p> - -<p>Damit war der Vertrag dieses Kometen in Halleys Hand. Er -konnte nach drei sicheren Vergangenheitsziffern wagen, auch eine -Zukunftsziffer aus ihm herauszulesen. Auf der Wende von 1758 zu -1759 mußte der Komet wiederum sichtbar werden.</p> - -<p>Menschengeist dringt über Äonen der Zeit, über unermeßliche -Weiten des Raumes. Aber die enge Schale, aus der diese wunderbare -Flamme lodert, verzehrt sich rasch selbst. Hier gilt es resignieren. -Als Halley seine grandiose Prophezeiung wagte, stand er -bereits dicht vor dem fünfzigsten eigenen Lebensjahr. Mehr als -fünfzig Jahre sollten noch einmal darüber hingehen, ehe sein Komet<span class="pagenum"><a id="Page_34">[34]</a></span> -wiederkam. Er hat ihn selber nicht mehr erlebt. Aber als er wirklich -kam, unter höchster Spannung aller Wissenden genau zu dem Termin -erschien: da erinnerte man sich, daß es »sein Komet« für alle -Zeiten bleiben müßte. Statt einer Jahresziffer erhielt zum erstenmal -ein Komet einen Menschennamen: Halleys Komet nannte -man ihn.</p> - -<p>Einer jener glücklichen Autodidakten, wie sie in der Geschichte der -Wissenschaft immer wiederkehren, ein Bauersmann bei Dresden, -der hinter seinem Pfluge ging, dabei aber Botanik und Trigonometrie, -Physik und Philosophie auf eigene Faust bis zu gründlichster -Tiefe studierte, Johann Georg Palitzsch, hatte um Weihnachten 1758 -den großen Fund gemacht und als erster im Fernrohr den <em class="gesperrt">erwarteten</em> -Kometen gesehen.</p> - -<p>Das Symbol der unberechenbaren Weltordnung, die mit dem -Wunder des Kometen das Wunder irdischer Schrecken ansagte, besiegt -durch die Ziffern wissenschaftlicher Rechnung! Diese Wiederkehr -von 1758/59, die in das Zeitalter Friedrichs des Großen und -Voltaires fiel, zehn Jahre nach Goethes Geburt, ist ein Weltanschauungswert -für unsere ganze Kultur geworden weit über alle -engere Kometentheorie hinaus. Mit unerwartet andersartigen Zinsen -zahlte sich jetzt der kühne Streich aus, der aus solchem himmlischen -Lichtwölkchen einen <em class="gesperrt">moralischen</em> Wert gemacht hatte.</p> - -<p>Inzwischen ging der Komet selber, der jetzt an einer Stelle seines -Systems, dem er angehörte, einen Namen besaß, wieder ungestört -auf seine Neptunswanderung. Er überschlug die ganze Epoche -Goethes und fand sich erst, übrigens durchaus programmäßig, im -August 1835 bei uns wieder ein.</p> - -<p>Im ganzen war die Luft jetzt gereinigt; wir wollen milde sagen, -noch nicht auf der ganzen Linie der Weltanschauung, aber doch -zweifellos in der Kometentheorie. Die Kometen gehörten selbst im -weiteren Kreise nicht mehr der überweltlichen Pädagogik, sondern -dem Gravitationsgesetz an.</p> - -<p>Im Jahre 1770 hatte Herr Semmler, Mathematikprofessor zu<span class="pagenum"><a id="Page_35">[35]</a></span> -Halle, schon als Friedensweg vorgeschlagen, es könne nichts schaden, -beim Anblick der Kometen jedesmal an die sittliche Besserung zu -denken, aber einen wirklichen Einfluß »in die sichtbare Körperwelt, -in die Reiche, Republiken und Regierungen der Menschen, könne man -den Kometen nicht zuschreiben, weil sie so weit von der Erde entfernt -bleiben, daß sie nicht das Geringste in derselben wirken können«. -Die Welt war aber infolge von Spinoza, Voltaire, Goethe und andern -inzwischen so verderbt geworden, daß sie sogar über Herrn -Semmler eine stille Heiterkeit nicht ganz unterdrücken konnte.</p> - -<p>Indessen, seltsam genug, der Halleysche Komet fand eine neue -Stimmung vor, die doch in einem Punkte wiederum gegen die -offene und helle Entdeckerfreude von 1759 bedenklich abstach.</p> - -<p>Gerade die damals so wundervoll bestätigte Idee, daß also wirklich -Kometen wie echte planetarische Vasallen regelmäßig um die -Sonne laufen könnten, hatte sich in der Zwischenzeit so fest eingebürgert, -daß sie auch die phantasiefrohen, zu weitesten Spekulationen -aufgelegten Elemente der Denkerwelt notwendig umfassen und -anregen mußte. Nachdem in der jäh eingetretenen Sintflut neuer -und freier Ideen die alte biblische Schöpfungslegende arg verschwemmt -worden war, hatten sich alle möglichen kühnen Weltbau-Spekulationen -vorgewagt. Buffon, Kant, Laplace hatten das Sternsystem -nach natürlichen Prinzipien entstehen lassen. Dabei konnten -zumeist doch auch die Kometen jetzt nicht aus dem Spiel gelassen -werden. Buffon besonders baute eine grandiose Spekulation auf, -wie ansausende Kometen in Urtagen die Sonne geradezu angerempelt, -wie sie glühende Brocken von ihr abgerissen und in weiter -Schwungbahn hinausgeschleudert hätten; aus solchen Sonnenbrocken -seien die Planeten geworden. Der Komet erschien in solchem -Falle wenigstens in seinem Kern als ein wahres Ungetüm, das -über alle Planeten selber ging, ein rasender Stoßwidder, vor dem -selbst die Sonne Fetzen lassen mußte. Die kosmogonischen Ideen -von Kant und Laplace haben später diesen kühnen Weltentraum des -genialen Mannes in den Hintergrund gedrängt; längere Zeit aber<span class="pagenum"><a id="Page_36">[36]</a></span> -galt er als wahre »natürliche Schöpfungsgeschichte«, und wer sich -heute die Mühe macht, ihn zu lesen, staunt noch immer über die -Schärfe der Gedanken (mit damaligem Wissensmaterial natürlich) -und die Herrlichkeit der Schilderung.</p> - -<p>Die Kehrseite aber war, daß die Leute den wirklich sehr nahe -liegenden Schluß zogen, so etwas könne »rein natürlich« doch auch -heute noch geschehen. Die Kometen passierten nicht nur heute noch -höchst bedenklich dicht die Sonne, sondern sie durchschnitten, wenn -sie selber periodische Sonnenvasallen geworden waren, wie der Halleysche, -fortgesetzt Planetenbahnen. Warum also nicht auch aktuelle -Gefahr der fürchterlichsten Karambolagen mit den Planeten? Die -Erde war nur ein Planet … warum nicht auch mit ihr? Kein besonderer -Zorn Gottes … aber eine ganz reale astronomische und -eben deshalb auch dem Nüchternsten äußerst fatal plausible Möglichkeit!</p> - -<p>Und ganz still, aber treffsicher kroch von hier das Gespenst einer -neuen Angst in die breite Masse hinein. Nicht weil man den rechnenden -Astronomen diesmal ablehnte, sondern gerade weil man -ihm glaubte, aus diesem Glauben aber dann gewisse Schlüsse zog, -die wieder einmal nichts weniger als angenehm sein konnten.</p> - -<p>Das Jahr 1835 bedeutete in dem Punkte eine wahre erste Krisis. -Einmal, 1773, war die Sache schon in Frankreich etwas akut geworden. -Es hieß, die Fachastronomie habe bestimmt <em class="gesperrt">ausgerechnet</em>, -daß die Erde am 12. Mai durch einen Kometenstoß untergehen -werde. Sie halte es nur geheim auf Wunsch der hochwohllöblichen -Polizei. Ausgerechnet! Das Wort hatte auf einmal einen scheußlichen -Klang. Kometen ließen sich errechnen. Kometen »bedeuteten« -nicht mehr das Eintreten anderer Übel. Sie »waren« selber etwas. -Aber dieses Etwas war nun selbst am Ende gefährlich. Und so stand -schließlich gerade in der Rechnung diesmal der Weltuntergang! Der -angesetzte Termin war indessen ohne Krach verlaufen und das hatte -zunächst genügt; es scheint sogar nicht, daß kometarisch viel überflüssiger -Wein vorher ausgetrunken und viel überflüssig geküßt worden<span class="pagenum"><a id="Page_37">[37]</a></span> -ist; ein sehr realer Krach, nämlich die große französische Revolution, -lag schon zu sehr in der Luft, und wer reserveküßte, tat es auf -diesen »Weltuntergang«. Dagegen soll die Geistlichkeit großen Zuspruch -gehabt haben.</p> - -<p>Gerade im Anfang der Dreißiger des neuen Jahrhunderts war -aber nun die Sensationsbombe bei uns in Deutschland erst recht eigentlich -geplatzt.</p> - -<p>Einige Jahre vorher hatte ein österreichischer Hauptmann, Wilhelm -von Biela, festgestellt, daß ein schon mehrfach früher beobachteter -Komet periodisch sei und zu bestimmten, diesmal sehr kurzen -Terminen wiederkehre. Als dieser nach ihm benannte Bielasche -Komet für 1832 wieder fällig war, hieß es (ganz korrekt) aus astronomischen -Kreisen, er habe eine so eigentümliche Bahn, daß er am -29. Oktober des Jahres mit seinem Kopf die Erdbahn streifen werde. -Wohlverstanden: die Erdbahn. Das große Publikum mit Einschluß -der Zeitungsredaktionen verstand aber nicht wohl, sondern las: die -Erde. In Wahrheit war die Erde selbst damals gerade 11 Millionen -Meilen von der kritischen Schnittstelle ihrer Bahn entfernt. Der -bekannte Astronom Littrow mußte mit einer wahren Proklamation -eingreifen, um eine allgemeine Panik zu verhüten.</p> - -<p>Aber die Angst war nun einmal eingeimpft und wollte nicht mehr -zu Ruhe kommen. Und im Grunde hatten auch die Fachastronomen -kein so ganz reines Gewissen beim Beruhigen. Gewiß: es lag zurzeit -keine bekannte Kometenbahn so, daß ein Zusammenstoß unvermeidlich -war. Aber eine Garantie gab das noch lange nicht. -Entscheiden konnte nur, wenn einer nachwies, ein solcher Zusammenstoß -sei für die Erde ungefährlich. Würde man das aber einmal -beweisen können?</p> - -<p>Nicht seine Bahn, sondern seine Beschaffenheit war in diesem -Sinne das eigentliche Wissens- wie Angstproblem, als der Halleysche -Komet auch 1835 pünktlich erschien.</p> - -<p>Bessel nahm ihn besonders aufs Korn, ein Mann, gleich stark als -Theoretiker wie als Beobachter. Zum erstenmal wurde jenes erwähnte<span class="pagenum"><a id="Page_38">[38]</a></span> -Phänomen sehr im Detail gesehen: wie der Komet in der -Sonnennähe seine Hülle erst gegen die Sonne wolkenhaft hebt, -dann aber ebenso energisch rückwärts als Schweif von der Sonne -fortfließen läßt. Daß die Entstehung dieses Schweifs den Angelpunkt -aller Theorien über die innere Natur der Kometenkörper bilden -müsse, hatte man früh begriffen. Schon Kepler hatte sich daran -versucht. So setzte auch Bessel hier ein und wagte Vermutungen. -Aber noch blieb alles in der Schwebe, als der Halleysche Komet schon -wieder in seinem entfernteren Bahnabschnitt verschwand. Zunächst -schien er diesmal nur neue und zum Teil bange Rätselfragen hinterlassen -zu haben.</p> - -<p>Es war sein letztes Verschwinden vor dem heutigen Termin. Noch -einmal waren 76 Jahre Frist gegeben, um sich durch Nachdenken -und Vergleichen mit andern inzwischen auftauchenden Kometen in -der Beschaffenheitsfrage schlüssig zu werden.</p> - -<p>Die Rechnung selbst war allerdings nicht mehr rückgängig zu -machen. Sie lief und läuft, und sie läuft heute auf das wirkliche und -wahrhaftige Zusammentreffen von Erde und Kometenschweif. Diesmal -ist es keine Verwechslung und keine Zeitungsente. Es fragt sich -also doppelt brennend, was die letzten 76 Jahre noch hinzugetan -haben, uns zu wappnen; denn der Streich wird diesmal (falls die -Bahn sich nicht noch ändert) vollführt, das bleibt fest.</p> - -<p>Und da ist es denn doch noch einmal sehr viel, was wir hinzubekommen -haben. Ja es ist das wirklich Entscheidende erst.</p> - -<hr class="chap" /> -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Zunächst haben wir einen geradezu durchschlagenden Indizienbeweis -in diesen letzten siebeneinhalb Jahrzehnten bekommen, -einen Indizienbeweis: daß die Begegnung mit -Kometen unmöglich so gefährlich sein kann, wie die nächste -Phantasie sie sich ausgemalt hatte. Folgendes der einfache Gedankengang, -dessen Logik auch jeder Laie nachprüfen kann.</p> -</div> - -<p>Man kennt gegenwärtig etwa achthundert ungefähr beglaubigte -Kometenerscheinungen. Dabei haben wir erst seit dreihundert Jahren<span class="pagenum"><a id="Page_39">[39]</a></span> -Fernrohre und kaum viel länger ernsthafte astronomische Aufzeichnungen -zum Zweck. Wie rasch sich bei systematischem Suchen -mit dem Rohr die Zahl vermehren läßt, zeigen einzelne fleißige Beobachter, -die als professionierte »Kometenjäger« allein ein bis drei -Dutzend aufgefunden haben. Dabei kann es sich aber stets und auch -bei emsigster Jagd nur um die Kometen des Systems handeln, die -uns überhaupt so nahe kommen, daß man sie von der Erde sehen -kann. Eine sehr mäßige Wahrscheinlichkeitsschätzung würde für -unser ganzes Planetenbereich jederzeit etwa rund 6000 als vorhanden -aus jener Sichtbarkeitsziffer für unsere zufällige Erdlage -ableiten.</p> - -<p>Die Wahrscheinlichkeitsziffer der fremden Passanten, die in unser -System hineinsausen, um es bloß einmal zu schneiden und gleich -wieder zu verlassen, kommt schon bei noch nicht zehntausend Jahren -auf eine volle Million.</p> - -<p>Bei solcher Sachlage ist es nicht mehr nur eine Möglichkeit, sondern -es ist einfach eine Forderung, daß im Laufe auch nur kurzer Zeiträume -Planeten mit Kometen zusammentreffen <em class="gesperrt">müssen</em>.</p> - -<p>Bei den inneren Planeten muß das Durchpassieren durch die ungeheuren -Schwänze schlechterdings etwas Gewöhnliches sein, sobald -wir den Dingen auch nur etwas Geschichtsperspektive geben.</p> - -<p>Und auch die Erde kann sich dieser schlichten Ziffernotwendigkeit -nicht entziehen. Wie sie heute eine Schwanzberührung erlebt, so -muß sie es historisch schon soundso oft erlebt haben. Schon für die -letzten hundert Jahre ist es bei der Bahnlage einzelner Kometen und -der Riesigkeit ihrer um die Sonne geschleiften Schwänze fast nicht -zu glauben, daß die Sache selbst da schon ohne Schwanzkarambolage -abgegangen sein solle. Was sind aber hundert und tausend, was -sind selbst zehntausend Jahre in der Erdgeschichte!</p> - -<p>Man ist noch nicht einmal aus der zusammenhängenden orientalischen -Kultur damit. Dahinter aber kommen erst die eigentlichen Geschichtsziffern, -die imponieren. Ein mehrfaches jener zehn führt -erst etwa auf die prähistorischen Magdalenier im Vezère-Tal in Südfrankreich,<span class="pagenum"><a id="Page_40">[40]</a></span> -die schon eine hohe Kunstblüte hatten. Jahrhunderttausende -kommen mindestens auf die Eiszeit, die damals schon zu -Ende ging. Wenn der Mensch, wie gewisse bearbeitete Steine (Eolithen) -noch zu beweisen scheinen, mit Anfängen der Kultur bis in -die mittlere Tertiärzeit reicht, so gibt das mehr als eine Million Jahre -gesamtes Kulturalter. Das wahre Entstehungsalter des Menschen -wird dann bei zwei Millionen liegen. Die geringste Schätzung für -das Gesamtalter der geologischen Schichten unserer Erdrinde, aus -denen wir noch erhaltene Lebensspuren entnehmen können, ergibt -aber hundert Millionen Jahre. An ihrem Ausgangspunkt, in den -algonkisch-kambrischen Schichten, tauchen jedoch schon so hohe Lebensformen -auf, daß wir noch einen vielleicht ebenso langen Zeitraum -davor annehmen müssen.</p> - -<p>In diesen ganzen ungeheuren Geschichtsräumen fehlt uns nun -aber <em class="gesperrt">jede</em> Andeutung einer <em class="gesperrt">Katastrophe</em> der früher geschilderten -Art, wie sie aus dem Zusammenstoß der Erde mit einem umfangreichen -anderen Weltkörper notwendig hervorgehen müßte.</p> - -<p>Niemals ist die Erdoberfläche darin ganz von Wassern überflutet, -niemals mit kompaktem Basalt übergossen, niemals durch plötzliche -Gluthitze sterilisiert worden, und niemals ist die Atmosphäre vergiftet -worden, so daß das zarte Häutchen des Lebens eingehen mußte. -Kontinuierlich vielmehr ist dieses Leben in all jenen Jahrmillionen!</p> - -<p>Unablässig hat es sich durch die Geschlechterfolgen weitergegeben, -ohne Riß im ganzen.</p> - -<p>Ein ununterbrochener Stammbaum der Entwicklung verknüpft die -Tier- und Pflanzenformen. Gewisse ältere Formen sind gelegentlich -ausgestorben, aber niemals durch allgemein vernichtende Katastrophen, -sondern langsam durch besondere irdische Einzelursachen.</p> - -<p>Einzelne unserer bekanntesten Tiergattungen, zum Beispiel der -Igel, leben heute schon mindestens zwei Millionen Jahre lang unverändert -auf der Erde fort, in ungezählten gleichzeitigen Exemplaren -und unfaßbar vielen einander folgenden Generationen, auf -Riesengebieten dieser Erde. Der Mensch selber ist offenbar eine<span class="pagenum"><a id="Page_41">[41]</a></span> -solche zähe Gattung. Auf einigen Klippen der neuseeländischen -Küste haust aber gegenwärtig sogar noch einer der alten Saurier -der Triaszeit, die sogenannte Brückeneidechse; sein Alter muß nach -Dutzenden von Millionen eingeschätzt werden. Ebenso alt ist der -australische Molchfisch Ceratodus. Das wurmähnliche Schaltier Lingula -aber lebte in gleicher Gattung schon in jener algonkisch-kambrischen -Urepoche, die hundert Millionen Jahre hinter uns zurückliegt.</p> - -<p>In der ungestörten Ruhe dieser geologischen Epochen von schier -endloser Ausdehnung haben jene Steinkohlenwälder und später jene -Braunkohlenwälder in unendlicher Generationenfolge gegrünt, deren -Reste wir heute als Brennmaterial verwerten: sie alle sind nicht -durch Kometen verbrannt worden, sondern am Fleck selbst vertorft -und versteint in reinen Friedensprozessen. Korallentiere und Kalkalgen -haben in absoluter Friedensarbeit Riffe aufgehäuft, die wir -jetzt als die Dolomitalpen bestaunen.</p> - -<p>Hundert und mehr Millionen Jahre! Eine so ungeheure, erdrückende -Wahrscheinlichkeit von Kometen-Karambolagen in solcher -Zeit! Und dann doch keine leiseste Spur einer störenden, katastrophenhaften -Wirkung im feinsten, zartesten Erdleben in all diesen -Zeiträumen!!</p> - -<p>Dieser Indizienbeweis ist erst unser heutiger Besitz. In jenem -letzten Halley-Jahre 1835 glaubten noch fast alle Geologen tatsächlich -an eine ganze Reihe periodisch wiederholter, entsetzlicher Katastrophen -in der Erdgeschichte.</p> - -<p>Immer einmal wieder alle paar tausend Jahre sollte die gesamte -Erdoberfläche einen entsetzlichen Chok durchgemacht haben. Alle -Lebewesen waren dabei vertilgt worden. Auf dem durch und durch -gereinigten, sterilisierten Plan hatte dann eine unbegreifliche Neuschöpfung -stattgefunden. Nie hatte eine Tier- oder Pflanzenform -sich lebend über eine solche Katastrophe fort in die nächste geologische -Epoche gerettet. Das letzte große Reinmachen dieser Art hatte die -Mammute vernichtet. Menschen konnte es mit denen zugleich also -noch nicht gegeben haben, denn der Mensch lebte ja noch. Er war<span class="pagenum"><a id="Page_42">[42]</a></span> -ein erst einige Jahrtausende altes fix und fertiges Neuprodukt des -nachdiluvialen Schöpfungstages.</p> - -<p>Wie nahe lag es bei solchen Annahmen (die, wie gesagt, um 1835 -noch von fast allen Fachautoritäten auf allen Lehrstühlen der Geologie -vertreten wurden) an wirkliche Kometenstöße zu denken. Was -konnte billiger die lebentötenden Sintfluten, Feuerschrecken, Giftgase -hergeben, die der Geolog so verschwenderisch brauchte!</p> - -<p>Heute klingt uns das alles aber nur noch wie ein amüsantes Märchen. -Die neuerwachende Geologie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts -hat mit all dem Spuk mehr als gründlich aufgeräumt. Die -Entwicklungslehre Darwins hat sich mit ihr verbündet, die Gespenster -jener Katastrophen auszuräuchern bis zum letzten Schatten. -Von hier ist kein Material mehr zu holen, nie mehr.</p> - -<p>Geschweige, daß Kometen dem Leben auf den Kopf gefallen sind -und etwa die Mammute totgeschlagen haben (die der Mensch selber -in Masse gejagt, gegessen, abgezeichnet hat, die Bilder besitzen wir -noch von seiner Hand), läßt sich nicht einmal geologisch in all den -Zeiten auch nur ein verstärktes Fallen jener kleinen gelegentlichen -Meteorsteine irgendwo nachweisen. Einmal hat es in junger geologischer -Epoche an mehreren Orten kleine meteorische Glassplitter -geregnet, die wir als sogenannte Moldavite dort finden. Vielleicht -ist ein größerer Glasmeteorit damals an unserer Erdatmosphäre -zerplatzt. Aber er ist eben zerplatzt ohne irgendeinen Stoßschaden -zu tun; mit ein paar Glasscherben schlägt man das irdische Leben -nicht entzwei, das so viel Vulkanausbrüchen unserer Erde selber ruhig -getrotzt hat in den Jahrmillionen seiner Existenz.</p> - -<p>Für mein Gefühl ist dieser Indizienbeweis gegen die Gefährlichkeit -der Kometen <em class="gesperrt">allein genügend</em>, um das ganze Spiel im wesentlichsten -für <em class="gesperrt">gewonnen</em> zu erklären.</p> - -<p>Wenn von diesen reisenden Lichtwolken wirklich harte Pritschen -uns über den Kopf schlagen könnten, wenn glühende oder vergiftende -Dämpfe uns bei ihrer Berührung einhüllen müßten, so wären -wir dem längst alle erlegen. Wir wären ihm erlegen schon in Urweltstagen,<span class="pagenum"><a id="Page_43">[43]</a></span> -als der Mensch noch im Tier steckte. Es gäbe keine organische -Entwicklung auf Erden, keinen Menschen, keine Kultur.</p> - -<p>Das Schwert des Damokles, das an einem Haar hing, ist eine -sehr nette Geschichte. Aber wenn wir hören, daß es hundert Millionen -Jahre lang über etwas geschwebt haben soll, ohne Schaden zu -tun: so werden wir uns zuletzt doch wohl sagen, daß kein Haar so -lange hält, daß aber, wenn wirklich kein Schaden geschehen ist, das -Schwert wohl nur ein Strohwisch war.</p> - -<p>Auf jeden Fall steht die himmlische Schachpartie längst nicht mehr -gleich für Optimismus und Pessimismus. Der Optimismus ist mit -der Logik dieses Indizienbeweises ein geradezu ungeheueres Stück -voraus. Von diesem Boden aus lassen sich jetzt aber auch eine ganze -Reihe wirklicher Beweisstücke, die nicht bloß auf Indizien gehen, -aus dem <em class="gesperrt">Tatsachen</em>-Arsenal der besagten letzten 76 Jahre heranholen.</p> - -<hr class="chap" /> -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Zunächst hat in der Zwischenzeit jene Geschichte vom Bielaschen -Kometen, dem Angstkometen von 1832, noch ein bedeutsames -Nachspiel bekommen.</p> -</div> - -<p>Dieser Komet lief in einer ganz kurzen Bahn (noch nicht sieben -Jahre lang hin und zurück), und diese Bahn kreuzte dabei nicht nur -die Bahn eines anderen Kometen, sondern jedesmal ausgespart auch -gerade unsere Erdbahn. Damals, 1832, hatte es damit, wie gesagt, -nichts Schlimmes auf sich gehabt, denn der Komet ging durch den -kritischen Punkt einen ganzen Monat früher als wir. Aber mit Behagen -konnte doch kein Astronom die weitere Entwicklung dieser -kuriosen Sachlage ansehen. Ein solches Ungeheuer alle paar Jahre -so dicht vor oder hinter uns und das bei den bekannten Schwankungen -solcher Bahnen: was für Eventualitäten!</p> - -<p>Das Ungeheuer wurde ganz besonders genau aufs Korn genommen, -es war aber auch, als wenn es sich dafür erkenntlich erweisen -wollte. Als es 1845 wiederkehrte, bekam es sozusagen vor den Augen -der Astronomen Junge. Wie jene einzelligen Urtiere, deren Fortpflanzung<span class="pagenum"><a id="Page_44">[44]</a></span> -einfach darin besteht, daß sie sich in zwei Stücke teilen, von -denen jedes selbständig weiterlebt, so sonderte sich auch das rätselhafte -Kometenwesen in zwei Teile auseinander. Aus dem Kern -wurden in ganz ruhiger Lösung zwei Kerne, die sich zunehmend voneinander -entfernten. Jeder Teilkern entsandte sein Schwänzchen. -Statt des einen Ungeheuers hatte man jetzt in paralleler Bewegung -zwei. Da das etwas kleinere Kind eine Weile an Helligkeit zunahm, -durfte man der Vermutung Raum geben, jedes der Stücke werde -sich wieder zur ganzen Vatersgröße auswachsen, womit dann die -Gefahr also gründlich verdoppelt war. Doch zeigte die Wiederkehr -1852 davon nichts; nur der Abstand der Zwillinge war immer größer -geworden; über dreihunderttausend geographische Meilen lagen -nun schon zwischen ihnen. Das Publikum kümmerte sich jetzt wenig -um diese interne Sache, und doch wäre, wenn je, vor dieser unberechenbaren -Entwickelung der Dinge ein leiser Schauder am Platze -gewesen.</p> - -<p>1859 konnte man den Kometen wegen zu ungünstiger Lage von -der Erde aus nicht fassen. Dagegen war er 1866 mit Glanz fällig. -Man wußte genau, wo seine Stücke zu stehen hatten. Verlorene -Liebesmühe. Sie kamen nicht wieder!</p> - -<p>In den sieben Jahren war ihnen irgend etwas so Gründliches weiter -passiert, daß man aus unserer Entfernung überhaupt nichts -mehr sah. Waren weitere Teilungen erfolgt, ohne daß die Teilkinder -wuchsen? Dann mußten die Einzelstücke natürlich bald wirklich -so klein werden, daß wir sie aus unserer Ferne überhaupt nicht -mehr erblicken konnten. Ein ganzer Haufen solcher kleinen Wölkchen -trieb sich dann in der Nähe der unangenehmen alten Bahnstelle herum.</p> - -<p>Gelöst war das Fatale so für uns jedenfalls noch lange nicht. Wir -liefen jetzt aufs ungewisse einer Kreuzungsstelle, wo, allerdings zunächst -unsichtbar, eventuell ein ganzer Kometenschwarm sich, Gott -wußte wie verzettelt und die Karambolagengefahr durch breite -Schlachtlinie vermehrend, herumtrieb. Und nur eins war allerdings -merkwürdig.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_45">[45]</a></span></p> - -<p>Ein Haufen Wölkchen, sagte ich. Ja, wie eine Art Wolke, wenn -auch eine kosmische und nicht eine atmosphärische, hatte sich dieses -Bielaungeheuer wirklich benommen bei dem Ganzen. Nicht im -Schweif, sondern gerade im Kernteil, im Kopf. Nicht das mindeste -hatte darauf hingewiesen, daß eine Stoßkatastrophe, irgendein Zusammenprall, -es auseinander gespalten hätte. Ganz genau so hatte -die Geschichte ausgesehen, als sei, entweder durch die äußeren planetarischen -Zugkräfte von fern her oder durch geheimnisvolle innere -Abstoßungskräfte, ganz, ganz gemächlich eine eigentlich und ursprünglich -schon wolkenhaft lose Masse bloß auseinandergetrieben -worden. Wie voneinander schwimmend waren die Kinderstücke dahingeflossen.</p> - -<p>Es ging wirklich nicht gut an, man mochte die Sache drehen und -wenden so viel man wollte: daß ein in sich solider, etwa bloß mit -einer eigenen Dunstatmosphäre umhüllter, aber in Herz und Kern -planetenhaft steinharter kosmischer Klotz gerade dieses Spiel vollführt -haben sollte, nicht aufzustoßen, zu platzen, zu explodieren, sondern -wirklich im Bilde wie eine weiche lebendige Amöbe bei uns, -die mit ihrem Zell-Leibe in Selbstteilung tritt, ganz sanft, langsam, -aber unaufhaltsam auseinander zu fließen, also daß zuletzt zwei -Kerne, jeder nach außen nebelig verschwimmend und hinten geschwänzt, -vorhanden waren.</p> - -<p>Der Kometenkopf mußte ernstlich eine Art Wolkennatur besitzen. -Fragte sich nur, was der Begriff »Wolke« bei einem Gebilde, fern -einsam zwischen die Planetenbahnen hinausgestreut, selber besagen -sollte.</p> - -<p>Aus was für Stoff sollte diese leuchtende Wolke, die zerfließen, -sich auflösen konnte, wie eine irdische, und sicherlich doch keine Luftwolke -in unserm Erdensinne war, bestehen?</p> - -<p>Der Bielasche Komet, den man nach 1866 bereits aufgegeben -hatte, war so freundlich, uns auf diese Frage noch zu antworten.</p> - -<p>Nach der alten Rechnung hätte er 1872 wiederkehren sollen, es -geschah aber für unsere Augen konsequent so wenig mehr wie 1866.<span class="pagenum"><a id="Page_46">[46]</a></span> -Dagegen schnitten wir mit der Erde am 27. November auch dieses -Jahres seine alte Bahn, und zwar an einer Stelle, die er nach dem -Brauch vor seiner Zerstückelung schon einige Zeit vorher passiert haben -müßte. Wenn man sich dachte, daß in dieser Bahn am alten -Fleck jetzt nicht mehr ein einzelner Komet lief, sondern möglicherweise -ein ganzer Trupp kometarischen Kleinzeugs mit eigenen Köpfen -herumbummelte, und wenn man sich vergegenwärtigte, daß schon -die Zwillinge von 1852 sich Hunderttausende von Meilen voneinander -entfernt hatten, so war immerhin eins von neuem bedenklich. -Es konnte sich irgendeiner der kleinen Bummler auf der Hauptbahn -so verspätet und über Monate zurück verzettelt haben, daß wir (blind -wie wir jetzt auch im Sinne unserer Astronomen vor dem Ganzen -standen) doch an dem Tage ihm begegneten.</p> - -<p>Und nun in der Tat ging in dieser kritischen Novembernacht ein -ungeheures Ereignis los.</p> - -<p>Der Himmel erstrahlte aus einer ganz bestimmten Richtung (vom -Sternbild der Andromeda her) im Feuerwerk eines märchenhaft -schönen Sternschnuppenregens. In Göttingen beispielsweise gab es -in noch nicht drei Stunden 7651 Sternschnuppen, also rund eine -pro Sekunde.</p> - -<p>Sternschnuppen gehören zu den himmlischen Gebilden, vor denen -die große Menge von je am wenigsten Angst gehabt hat, und das -aller Erfahrung nach mit Recht. Ältere Ansicht sah auch in ihnen -nur atmosphärische Fünkchen, die man mit den Irrlichtern verglich, -aber nicht mit so bösen Sagen zu umgeben pflegte. Heute ist man -sich sicher, daß zu jeder Sternschnuppe ein kleines, sehr rasch bewegtes -kosmisches Staubteilchen gehört, das bei der Reibung an dem -dicken Erdenpolster unserer Atmosphäre aufglimmt und verpufft. -In der Regel ist damit auch schon alles zu Ende. Ist die Masse etwas -größer, so daß sie nicht bloß auf diesem Wege verflüchtigt werden -kann, so kommen, durchweg nach sichtbarlich heftiger Explosion, auch -wohl einzelne Bruchstücke in Gestalt sogenannter Meteorsteine herunter. -Wie selten dieser letztere Fall gerade auf menschliche Beobachter<span class="pagenum"><a id="Page_47">[47]</a></span> -stößt und relativ überhaupt sein muß, erhellt am besten aus -der Seltenheit und Kostbarkeit solcher Himmelsgeschenke in unsern -Museen. In der Regel wird man bei der echten Sternschnuppe -durchaus nur von einem ganz flüchtigen Aufglühen meteorischen -Staubes reden können.</p> - -<p>Von Zeit zu Zeit gibt es nun auch sonst einmal eine Nacht, in der -Sternschnuppen zahlreicher fallen als gewöhnlich. Gewisse Augustnächte -sind zum Beispiel dafür berühmt. Die Leuchtfunken pflegen -auch dann von ein und der gleichen Stelle am Himmel auszustrahlen, -die irgendein Sternbild für uns markiert. Natürlich kommen -sie aber nicht von diesen Sternen selbst, sondern es handelt sich nur -um ein kleines kosmisches Staubwölkchen, das unsere Erdbahn -gerade so schneidet, daß die Schnittstelle sich auf jene Gegend projiziert.</p> - -<p>Ab und zu geht das aber nochmals ins Große. Dann kommt mit -dem einen oder andern Jahr ein Lichtregen, bei dem die Schnuppen -fallen wie Hagel. Das heißt: auch dann nur fürs Auge. Echter Hagel -wäre schon mißlicher. Denn gerade aus solchem Schnuppengewimmel -heraus ist noch nie etwa ein wirklicher Meteoritenregen herunter -gekommen: gerade diese dichteren kosmischen Staubwirbel -scheinen ganz besonders energisch schon in den oberen Atmosphäreschichten -zu verpuffen ohne derberen Rückstand.</p> - -<p>Wiederholt hatte man aber schon beobachtet, daß solcher Schnuppenregen -in periodischen Abständen sich mehrfach wiederholte. Die -Idee lag nahe, daß unsere Erde gelegentlich immer wieder da ein -größeres kosmisches Staubgewölk passiere, das sich selber um die -Sonne bewege und bei jeder Kreuzung den luftigen Feuerzauber erneue. -Lose wie solche Wolke sein mußte und selber bei jedem Durchgang -um ein gut Teil ihrer Staubpartikelchen geschmälert, konnte -man natürlich hier keine so sichere Gewähr erwarten, wie bei anderen -Himmelsgebilden; wie denn wirklich eine Wolke der Art, die im -19. Jahrhundert dreimal in ziemlich genauen Abständen von je 33 -Jahren die Himmelsfreunde ergötzt hat, zuletzt, beim vierten Mal, so<span class="pagenum"><a id="Page_48">[48]</a></span> -gut wie ganz wieder ausgeblieben ist. Die Wölkchen von fern schon -im ganzen zu sehen und so etwas schärfer zu kontrollieren, dazu waren -sie offenbar auch durchweg zu dünn; es ging uns eben wie dem -einzelnen mit einem Mückenschwarm, den man zumeist auch erst -summen hört, wenn man mit dem Kopf durchgeht.</p> - -<p>Kein Zweifel jetzt: eine solche ebenso amüsante, wie harmlose -Staubwolke hatte uns auch in dem Moment eingehüllt, da wir die -alte Bahn des Bielaschen Ungeheuers schnitten und die Gefahr bestand, -daß wir eines der »Jungen«, in die sich sein Kern aufgelöst, in -der Schnittstelle anrempeln könnten. Ein Beobachter glaubte sogar -die in der Kometenbahn weiterziehende Wolke noch auf einen Moment -als Ganzes in direkter Kometengestalt gesehen zu haben, doch -ist das strittig geblieben. Daß aber eine kosmische Wolke, die sich als -Sternschnuppenregen äußerte, im Moment in der Kometenbahn -gestanden hatte, konnte nicht strittig sein.</p> - -<p>Die Sache war wirklich sehr eindeutig.</p> - -<p>Der Kopf des Bielaschen Kometen hatte sich vor uns wolkenhaft -aufgelöst. Im Moment, da wir hinter ihm durchschnitten, gerieten -wir in eine kosmische Sternschnuppen-Wolke. Wir hatten einfach -einen der Fetzen des Biela-Kerns passiert!</p> - -<p>Ganz dem Bilde entsprechend, das die Auflösung früher geboten -hatte, war dieser Fetzen loses Material. Da es sich bei jener Auflösung -um echte Kerntrennung gehandelt hatte und nicht etwa bloß -um Verlieren von Hüllnebeln oder Schwanzmaterial, mußte es -Kernmaterial sein. Kometenschwänze liefen ja auch nicht in der -Bahnlinie von Kometen selber, sondern nur Kernköpfe; in der Bahnlinie -aber hatten wir die Wolke getroffen. Wir hatten also Kometen-Kernmasse -erlebt, einen »Zusammenstoß« mit ihr erlebt, und es war -ein absolut harmloser Sternschnuppenregen geworden!</p> - -<p>Es gibt wenige astronomische Wahrscheinlichkeitsschlüsse, bei denen -alle Teile so glatt ineinander passen, wie hier.</p> - -<p>Die Sache hat aber noch eine Probe auf ihr Exempel erfahren. -Am 27. November 1885 berührte die Erde abermals die alte Biela-Bahn<span class="pagenum"><a id="Page_49">[49]</a></span> -an einer Stelle, die der Komet im alten Sinne diesmal einige -Zeit nachher hätte durchsausen müssen.</p> - -<p>Und wiederum ging eine ungeheure Sternschnuppenwolke gerade -über den Fleck.</p> - -<p>Wieder regnete es stundenlang in pompösestem Schauspiel bei -uns Sternschnuppen. Aus dem Scheitelpunkt der Andromedagegend -flammten den Berichten nach ganze »Raketengarben« nieder. -An einzelnen Orten zählte man über 40 000 Schnuppen in einer -knappen Stunde, zeitweise fünf pro Sekunde und mehr. Feuerkugeln -in allen Farben waren dabei, die Lichtstreifen blieben vielfach -längere Zeit hell stehen, sich wirbelnd windende und zerreißende -Schnuppen wurden beobachtet. Es war eine Pracht über alle -Maßen.</p> - -<p>Und wieder »passierte« dabei nichts; auch nicht ein Stück Meteorstoff -ist nachweislich dabei bis zu uns heruntergestürzt, alles flammte -auf und starb zugleich wieder im Feuerwerk.</p> - -<p>Zum zweitenmal hatten wir ein Stück Kometenkern erlebt und -wieder gefahrlos. Das Ungeheuer, das uns fressen sollte, war ein -brillanter Feuerwerker, sonst nichts.</p> - -<p>Seither scheint es, als habe selbst diese größere Wolkenbildung in -der Bielabahn ganz aufgehört, das Sternschnuppenmaterial scheint -sich mehr oder minder regellos verzettelt zu haben. Damit standen -wir möglicherweise jetzt wirklich auch bei einem realen Kometentod.</p> - -<p>Das gibt aber bei diesem wunderbaren »Fall Biela« noch wieder -für sich zu denken.</p> - -<p>Kometenkerne sind also nichts Ewiges. Eben weil sie wolkenhaft -lose Gebilde sind, können sie nicht nur in ihrem wilden Lauf zwischen -den Planeten im ganzen bald so, bald so abgelenkt, sondern sie -können auch bei dieser Gelegenheit (zum Beispiel durch Macht des -Riesen Jupiter oder auch sonst) in sich selbst angebrochen, zerstückelt, -ja endlich völlig verpulvert werden. Je verwickelter ihre Bahn besonders -in die engeren Planetenbahnen hinein verknotet ist, desto -wahrscheinlicher muß solches Los (Biela ist redendes Exempel)<span class="pagenum"><a id="Page_50">[50]</a></span> -werden. Je größer das Stadium der Materieverzettelung, desto -harmloser müssen sie aber für diese Planeten selbst werden. Es erscheint -da etwas wie der Schatten einer am Ende seit alters fortgesetzt -tätigen Regulierungsmaschine. Die Planeten machen immerzu -frisch eintretende Kometen ungefährlich, um sie endlich ganz aufzureiben, -zu töten, und diese Selbstregulierung wächst im gleichen -Maße rein mechanisch, je enger ein solcher Komet ihnen auf den -Hals rückt und mit verhedderten, gekreuzten Bahnen droht. Die -Sache sieht wie eine doppelte Versicherung aus, wobei aber die überhaupt -und zu Beginn doch schon lose Wolkennatur der Kometenköpfe -allgemeine Voraussetzung auf beiden Seiten bleibt.</p> - -<p>Die Idee, daß alle Kometen sich zuletzt auflösen müßten, hatte -übrigens schon Kepler zu einer Zeit, da er noch gar nicht an wirkliche -geschlossene Kometenbahnen zwischen den Planeten dachte. -Er ging dabei vom Schweif aus, den die Kometenkerne in der Sonnennähe -entwickelten. Auch hier schon schien ihm durch jene eigenartige -Sonnenkraft, die abstoßend wirkte, fortgesetzt Materie des -Kerns auf Niemehrwiederkommen in den offenen Raum hinausgeblasen -zu werden, und das mußte doch endlich die Quelle erschöpfen. -»Ich halte dafür,« sagt der immer vorahnend scharfsinnige -Mann wörtlich, »daß der Kometenkörper sich verwasche, verändere, -auseinandergezogen und zuletzt vernichtet werde, und daß, wie die -Seidenwürmer durch das Herausspinnen ihres Fadens, so auch die -Kometen durch das Ausströmen ihres Schweifes aufgezehrt und -endlich dem Tode überliefert werden.« Der Gedanke ist an sich ein -durchaus folgerichtiger und würde erst recht gut gerade zu dem passen, -was der »Fall Biela« lehrt. Dabei mag er uns aber überhaupt -auf das Problem des Schwanzes zurückführen.</p> - -<p>Wenn der Kometenkern wirklich nur aus mehr oder minder losem -Meteoritenstoff in wolkenhafter Anhäufung besteht: was ist dann -der Kometenschwanz?</p> - -<p>Tatsächlich läßt ihn die Nähe der Sonne erst aus dieser Wolke -herauswirbeln, wie Staub unter einem blasenden Luftzug wirbelt.<span class="pagenum"><a id="Page_51">[51]</a></span> -Der nächstliegende Gedanke wäre also gewiß, wenn man von der -Bielawolke kommt: auch er ist bloß feinstes Sternschnuppenmaterial, -das irgend eine Sonnenkraft noch einmal besonders aus der Kernwolke -fortpafft. Natürlich, wenn es so ist, muß diese Wolke sich in -Keplers Sinn auch davon schon bei jedem Sonnenumlauf etwas -mehr verzetteln und verlieren, diesmal meist direkt abseits von ihrer -Bahn, also wohl gänzlich auf Niemehrwiederfinden.</p> - -<p>Für uns heute wäre aber aktuell gerade diese Erklärung das allerwichtigste. -Denn wir hängen für die kritische Nacht vom 18. zum -19. Mai ja nicht an Biela, sondern an Halley. Und das bedeutet: -nicht Kopf, sondern Schwanz.</p> - -<p>Der Halleysche Komet liegt ganz offenbar seit langer Zeit so, daß -er mit seinem Kopf gerade <em class="gesperrt">nicht</em> allzu eng ins Gedränge der mittleren -Planetenbahnen kommt. Deshalb würden sie ihn in jenem -Sinne auch seit mindestens zweitausend Jahren noch nicht in diesem -Kopfteil auseinandergerissen haben. Was an ihm aber, eben wegen -dieser dauernden Kopfstärke, nun für uns momentan bedenklich wird, -das ist die Produktivität dieses Kopfes in der Schwanzbildung. -Dieser Schwanz und nicht der Kopf soll zum Termin über uns wegfegen. -Nach dem Fall Biela erscheint es aber so gut wie unmöglich, -daß der Kopf eine kompakte harte Stoßmasse ist, wie viel -weniger also der Schweif. Was wir auch hier erwarten müßten, -wäre fortgewirbelte Sternschnuppenmaterie, die, in unsere Erdbahn -übertretend und uns umwirbelnd, tatsächlich auch eine Art »Fall -Biela« schüfe: einen mehr oder minder starken Sternschnuppenregen -ohne alle Gefahr.</p> - -<p>Unsere Erfahrungen seit 1835 widersprechen aber selbst dem bei -dem Schweif noch als »zuviel«. Dazu sind allerdings wieder weitere -Tatsachen auch über den Fall Biela hinaus nötig, Tatsachen, die zuallernächst -noch einmal mitten in den großen Chok und Schreck vor -jeglicher Kometenbegegnung gerade hineinführen.</p> - -<p>In die letzten sechsundsiebzig Halley-Jahre fällt die Entdeckung -der Spektralanalyse.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_52">[52]</a></span></p> - -<p>Wir haben mit ihr bekanntlich eine Methode gewonnen, die uns -unter Umständen aus dem Licht direkt ablesen läßt, was für ein -Stoff in der Lichtquelle brennt. Das Licht wird mit Hilfe eines -mehrseitig geschliffenen Glases, eines Prisma, zerlegt und in dem -entstehenden Farbenbande (Spektrum) zeigen sich gewisse charakteristische -Unterschiede je nach den verschiedenen leuchtenden Substanzen, -die ein solches Urteil in sehr vielen Fällen ermöglichen. Auf -diesem Wege haben wir Aufschluß gewonnen über die Gase, die in -der äußeren Hülle der Sonne und der anderen Fixsterne glühen, -wie über den leuchtenden Stoffinhalt ferner Nebelflecke. Wir können -aus dem Spektrum entnehmen, ob auf solchem entlegenen -Weltkörper glühende Gase leuchten oder festere Stoffe in Weißglut. -Die Gase sind dann infolge ihrer in allen Einzelfällen höchst charakteristisch -angeordneten bunten Linien im Spektrum meist aufs treffsicherste -mit irdischen, uns direkt zum Vergleich zugänglichen zu -identifizieren.</p> - -<p>Diese sinnreiche Methode wurde nun auch auf die Kometen angewandt, -soweit solche in der Zeit disponibel waren.</p> - -<p>Das erste feste Resultat war, daß vom Kometen bei seiner Sonnenannäherung -nicht bloß einfaches Sonnenlicht zu uns herüberglänzt, -das er zurückwirft wie unsere Erde oder die Venus oder der -Mars, ohne selber etwas dazu zu tun. Außer solchem reflektierten -Licht leuchtet der Komet durchweg noch mit etwas Besonderem, -etwas Eigenem. Aus diesem Eigenlicht würde sich also eventuell -etwas über seine stoffliche Beschaffenheit ablesen lassen, und in der -Tat glückt das.</p> - -<p>Im Kometen leuchten Gase, und zwar in immer verstärktem -Maße, je näher er der Sonne kommt. Und zwar sind es Gase, deren -Spektrum eine Identifizierung mit bestimmten, uns auf der Erde -gut bekannten Stoffen ebenfalls möglich macht.</p> - -<p>In erster Linie kommt der Stoff in Betracht, der in unserm irdischen -Petroleum brennt, nämlich Kohlenwasserstoff. Ferner konnten -Kohlenoxyd, Cyan und reiner Wasserstoff nachgewiesen werden.<span class="pagenum"><a id="Page_53">[53]</a></span> -Endlich zeigten einige Kometenköpfe in den Momenten, da sie außerordentlich -nah an der Glutoberfläche der Sonne vorüberglitten, -unverkennbar deutlich das gelbe Licht des Natriums, also des verdampfenden -Kochsalzes, und merkbar zuletzt auch Eisendämpfe.</p> - -<p>An sich können diese Befunde nicht überraschen.</p> - -<p>Wenn der Kometenkopf eine Wolke aus Meteorsubstanz ist, so -muß diese Substanz unter der Einwirkung der Sonnenglut notwendig -anfangen, Gase auszuhauchen, ja in nächster Sonnenbegegnung -geradezu bis auf ihren schwersten Metallgehalt (Eisen) zu verdampfen.</p> - -<p>Die Stoffe, die sich dabei zeigen, vor allem Kohlenwasserstoff und -Natrium, treten mit ihrem charakteristischen Spektrum genau so -hervor, wenn man einen zu uns herabgefallenen Meteorstein künstlich -erhitzt. Auch wenn man den spektroskopischen Apparat auf unsere -allnächtlichen Sternschnuppen richtet, kann man öfter die unverkennbare -gelbe Linie des Natriums aufleuchten sehen, die vorblitzt -im Moment, da der feine Meteorstaub in solcher Schnuppe völlig -verdampft.</p> - -<p>Die engere Art allerdings, wie in der Sonnennähe des Kometenkopfes -das Kohlenwasserstofflicht gelegentlich von dem Natriumlicht -ausgelöscht wird, kann man nur nachmachen, wenn man in geschlossener -erhitzter Glasröhre durch ein Gemisch von Kohlenwasserstoff -und verdampfendem Natrium einen elektrischen Strom leitet. -Man muß also noch die Hilfserklärung machen, daß auch in dem Kometen -elektrische Prozesse tätig sind.</p> - -<p>Und das gibt sogar wieder eine sehr gute Ergänzung ab zur Erklärung -des sonst seltsamen Umstandes, daß Kometen sich schon bei -einer Entfernung von der Sonne wenigstens schwach selbstleuchtend -zeigen, wo eine wirkliche Erhitzung ihrer Substanz bis zum eigentlichen -Glühen von seiten der Sonne höchst unwahrscheinlich wird; -hier wirken in ihnen eben rein elektrische Entladungen, die als solche -schon Licht erzeugen.</p> - -<p>So zwanglos nun alle diese Dinge sich in jenes andere Bild fügen, -so steckt in ihnen doch plötzlich auch ein neues Angstmotiv.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_54">[54]</a></span></p> - -<p>Wenn aus dem Kometenkern Kohlenwasserstoff, Kohlenoxyd, -Wasserstoff, Natrium, Cyan, Eisen verdampfen, so würden wohl -auch im Schweif ganz besonders solche Dämpfe abqualmen müssen. -Unter den genannten Stoffen sind aber böse Sachen für den Fall, -daß dadurch eine derbe Erdberührung statthätte.</p> - -<p>Kohlenoxyd und Cyan sind hochgradig giftig und würden, in größeren -Massen plötzlich in unsere Erdatmosphäre hineingedampft, -schlechterdings alles organische Leben vernichten.</p> - -<p>Ein Petroleumregen würde sich augenblicklich an der ersten -Flamme hier unten zur fürchterlichsten Explosion entzünden und -auch die Erde veröden; eine Feuerwelle wie im kleinen eine der -brennenden Erdgasquellen von Baku müßte um unsern ganzen -Planeten schlagen.</p> - -<p>Eine hochgradige Erdversalzung würde ebenfalls ein schlechter -Spaß sein. Eine Weile hielten vielleicht noch gewisse salzfestere -Steppenpflanzen und jene Artemia-Krebschen, die in eingedickter -Salzsohle leben können, stand; aber zuletzt würden auch sie in der -allgemeinen Pökelrinde der armen Erde eingehen.</p> - -<p>Dazu noch zwei weitere Möglichkeiten.</p> - -<p>Entweder kämen im Kometenschweif noch direkt heißglühende -Dämpfe zu uns, zum Beispiel ein konzentrierter Strahl Eisendampf -aus dem in der Sonnennähe geschmolzenen und verdampften Meteoritenmaterial.</p> - -<p>Oder es schlügen entsetzliche elektrische Entladungen mit allverheerenden -Blitzen aus dem Schweif zu uns nieder, die der Menschheit -im ganzen das Los eines jener Opfer auf den bekannten elektrischen -Hinrichtungsstühlen der Nordamerikaner schüfen.</p> - -<p>In allen Formen laufen gerade diese bösen Hypothesen heute wieder -herum. Der Halleyschweif soll uns in der kritischen Stunde mit -Cyan vergiften oder versengen oder zerblitzen, auch wenn sonst nur ein -Sternschnuppenregen durch seine eigentliche Stoßsubstanz entstände.</p> - -<p>Wir hätten die Wahl wie die Leute in Pompeji und Martinique. -Der dicke Plinius selber erstickte bekanntlich bei jenem schrecklichen<span class="pagenum"><a id="Page_55">[55]</a></span> -Vesuvausbruch, auch ohne einen Stein dabei an den Kopf zu bekommen; -in Martinique gab es eine versengende Stichflamme alle -Häuser entlang, die schnell wie ein Blitz zuckte; auch echte Blitze schlagen -aber aus jeder Vulkanwolke. Eine angenehme Wahl um den -gleichen Preis!</p> - -<p>So hübsch auch das aber wieder einmal ausgedacht ist, um uns -durchaus kometarisch tot zu kriegen: es hapert auch hier.</p> - -<p>Jene Funde der Spektralanalyse sind an sich auf jeden Fall wichtig. -In ihnen selbst steckt aber bereits ein merkwürdiger Fingerzeig -nach ganz bestimmter Seite.</p> - -<p>Der spektroskopische Nachweis gewisser Substanzen, wie Kohlenoxyd -oder Natrium, in einer solchen fernen Lichtwolke gibt für sich -noch keinen direkten Anhalt, wie <em class="gesperrt">dicht</em> der betreffende Stoff in der -gesamten, doch offenbar so ungeheuerlich weit ausgedehnten kometarischen -Wolke enthalten sei; er kann enorm verdünnt sein. Wenn -der Stoff, wie zum Beispiel das Natrium, sich im Kometenkern bei -dessen Sonnennähe erst sichtbarlich entwickelt und dann in einem -Schweif von da abdampft, der mehrere Millionen Meilen lang und -entsprechend als breites Lichtband ungeheuerlich dick in die Weite -geht, so wird die stärkste Verdünnung, zumal gegen das Ende des -Schweifs (also das, was uns bei dem Halleyschen Ungeheuer allein -packen kann), die wahrscheinlichere werden. Wie weit wir das aber -treiben wollen, dafür wird zunächst jene elektrische Erwägung schon -bedeutsam.</p> - -<p>Elektrische Leuchtprozesse der bezeichneten Art werden wir uns -im allgemeinen nur bei einem Gebilde vorstellen können, dessen -Substanz sich mindestens in den hierfür in Betracht kommenden -Partikelchen in einem Stadium höchst beträchtlicher Verdünnung -befindet. Gerade solche feinsten und allerfeinsten Partikelchen werden -wir uns aber bei der allgemeinen Sachlage doch am liebsten im -Schweif ausströmend denken.</p> - -<p>Schon sehr frühen Beobachtern und späteren, kritischeren immer -mehr ist nämlich aufgefallen, wie dünn doch dem reinen Anblick nach<span class="pagenum"><a id="Page_56">[56]</a></span> -schon die Schweifmaterie aussehe. Seneca wußte schon (und es -werden es also wahrscheinlich schon die Pythagoreer und die alten -Babylonier gewußt haben), daß man durch diese ungeheuren Leuchtbänder -durch und durch sehen könne bis auf die dahinter schimmernden -Sterne. Bessel und Struve haben das mit den feinsten Messungen -dahin präzisiert, daß man faktisch auch nicht die geringste Ablenkung -des Lichts bei solchen durchscheinenden Sternen im Kometenschweif -nachweisen könne.</p> - -<p>Das ist gewiß eine ganz außerordentlich frappante Sache. Bei -unserem Erdmond vermißt man, wenn ein Stern seinem Rand nahe -kommt, ebenfalls jede Spur einer solchen Lichtbrechung, und man -zieht den Schluß daraus, daß der Mond noch keine Atmosphäre haben -könne, die auch nur ein Tausendstel von der Dichtigkeit unserer -irdischen besitze. Die allgemein auch in Laienkreisen verbreitete -Annahme, daß der Mond absolut »luftlos« sei, gründet sich auf diesen -Schluß. Ein Mensch würde also, in solchen Kometenschweif versetzt, -zunächst überhaupt wegen kompletten Luftmangels für seine -Lunge <em class="gesperrt">ersticken</em>.</p> - -<p>Dabei sieht man aber in den dickeren Kometenschweifen ganz bestimmt -durch eine Lichtwolke von vielen tausenden (bis zwanzigtausend) -Meilen Tiefe. Zwanzigtausend Meilen tief ein dauerndes -Lichtglimmen, durch das für uns der Anblick der Schweifdicke entsteht: -und doch auf dieser ganzen Strecke kein Stoff, der auch nur -dem Tausendstel unserer Erdluft entspräche! Man ahnt, um was für -homöopathische Verdünnungen der Stoffe es sich hier handeln muß, -einerlei, ob das nun gefährliche oder ungefährliche Stoffe für unsere -Lebensprozesse sein sollen.</p> - -<p>Schon der französische Akademiker Babinet hat also auch das -Wort geprägt vom »sichtbaren Nichts«, als das solcher Kometenschweif -sich allen gröberen chemischen Sondierungen gegenüberstellen -müsse.</p> - -<p>Olbers dachte sich die einzelnen Schweifteilchen so weit und einzeln -zerstreut im allgemeinen Äther der Planetenräume herumschwirrend,<span class="pagenum"><a id="Page_57">[57]</a></span> -wie auf unserer Erde unendlich feine Wasserteilchen in -gewissen von fern glänzenden Nebeln weit getrennt schweben, Nebeln, -die doch in Hinsicht der Strahlenbrechung des Lichts und anderer -Wirkungen sich nicht im mindesten anders verhalten als pure -Luft. Als eine Art Äthernebel ginge der Kometenschwanz vor uns -dahin, nur von weitem wie ein neckendes Phantom dem Auge sichtbar, -beim Versuch des Ergreifens aber (und wäre die greifende Hand -auch nur der Lichtstrahl) völlig unfaßbar gleich den Gespenstern des -Märchens.</p> - -<p>Hier aber muß sich jetzt noch ein Gedanke einmischen, der von einer -dritten Seite in die gleiche Richtung lenkt.</p> - -<p>Was treibt denn überhaupt die Schweifmaterie von der Sonne -fort?</p> - -<p>Was bewirkt eben das, was uns heute mit dem Halleyschen Kometen -in Berührung bringen soll, wenn sein Kopf zwischen uns und -der Sonne steht?</p> - -<p>Der Kometenkopf, mag er selber auch ein noch so leichtes Meteoritenwölkchen -sein, dessen Stoff auch bereits in sehr weiter Zerstreuung -schwebt, folgt als Ganzes doch unabänderlich noch dem allwaltenden -Gesetz der Schwere, der Riesin Gravitation. Jedes beliebige -meteorische Einzelstäubchen, das als Sternschnuppe bei uns -verpufft, tut das ja noch, warum nicht er? Wäre es nicht der Fall, -so hätte die Sonne ja nie über ihn Macht gewinnen, seine Bahn zu -sich heranbeugen, ja ihn unter Umständen (wie bei dem Halleyschen -Gebilde) in die Verträge ihrer festen Vasallen mit hinein schmieden -können. Als absoluter Gravitationssklave stürzt solch ein gefangener -Kern wie der Halleysche allemal wieder in seinem 76. Jahr an uns -vorbei zur Sonne hin und in wirbelnder Jagd ganz nahe um sie -herum.</p> - -<p>Aber gleichzeitig macht sich mit dieser seiner Sonnenannäherung -auch etwas von hier aus schlechterdings Rätselhaftes geltend, nämlich -eben das Abströmen des Schweifes vom Kern direkt von der -Sonne fort.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_58">[58]</a></span></p> - -<p>Die Schweifmaterie <em class="gesperrt">widersteht</em> der Gravitation!</p> - -<p>Auf sie wirkt die Sonne nicht ziehend, wie auf den Kern, sondern -umgekehrt abstoßend.</p> - -<p>Treibt den Kern die Gravitation wie ein unhemmbarer Sturm -so nah wie seine Eigenbewegung nur irgend zuläßt an die Sonne -heran, so wirkt diese gleiche Sonne auf den Schweif wie ein Gegenwind, -der ihn senkrecht fortwirbelt!</p> - -<p>Schon eine ganze Weile, ehe der Kometenkopf seine größte Sonnenannäherung -erreicht hat, macht sich dieser Gegenwind, wie bereits -erzählt ist, geltend, der Schweif beginnt von ihm abzuwehen, -wie Korn aus einem undichten Sack, der als Ganzes senkrecht nach -der Schwere fällt, dessen ausfliegende Frucht aber zugleich ein Konträrwind -lang hinter ihm fortwirbelt.</p> - -<p>Dieses Abströmen ist auch mit der Hitze, die in Sonnennähe auf -die Meteoritenwolke des Kerns wirkt, nicht erklärt. Mag diese Hitze -Kohlenwasserstoffe aus den einzelnen Meteorteilchen vorlocken, mag -sie auch allmählich einen Teil ihres Salzinhalts verflüchtigen und in -gelben Flammen verbrennen, mag sie endlich gar Eisenteile dort so -verdampfen, daß wir es dicht an der Verdampfungsstelle spektroskopisch -wahrnehmen können, obwohl der Kern in solchem höchsten -Moment selber stets weit, weit von uns entfernt ist und Sonnennähen -erlebt, die wir niemals mitmachen können: das alles kann -bei ihm jedenfalls nur aufsteigende Wolken auf seiner Sonnenseite -erzeugen, wie wir sie ja auch tatsächlich dann sehen. Daß aber -schon ganz früh eine gewisse Kernmaterie sich sonnenabgekehrt einem -phosphoreszierenden Schatten gleich von diesem Kern hinterwärts -über Millionen von Meilen auszugießen beginnt; daß selbst jene -Hitzewolken immerfort eine Tendenz zeigen, fontänenhaft rückwärts -mit gewissen ihrer Teile auch in diesen Ausguß wieder abzufließen: -das erklärt an sich die Hitze so wenig wie die Gravitation. Auf diese -»gewissen Teile«, diese »gewisse Kernmaterie« muß noch ein aparter -Bann für sich wirken.</p> - -<p>Ein Bann, der der Gravitation entkommt: es liegt wahrlich schon<span class="pagenum"><a id="Page_59">[59]</a></span> -für die allgemeinste theoretische Erwägung nahe, auch hier nur an -<em class="gesperrt">allerfeinste</em> Teilchen zu denken, Teilchen, für die das Bild auch nur -eines meteorischen Staubkorns, das einzeln an unserer Atmosphäre -bei der Berührung als helle Sternschnuppe aufglänzen könnte, -<em class="gesperrt">außerordentlich viel zu derb</em> wird.</p> - -<p>Eine erste Theorie hat auch hier an elektrische Wirkungen gedacht.</p> - -<p>Bessel, als er 1835 eben bei dem vorletzten Erscheinen des Halleyschen -Kometen das Wunder der Wolkenbildung und Schweifablenkung -dort zum erstenmal genau studierte, war schon darauf gekommen. -Er sowohl wie sein Freund Olbers und ihr gemeinsamer großer -mathematischer Berater Gauß sahen klärlich ein, daß es sich um eine -Abstoßungskraft zwischen gewissen feinsten Kometenteilchen und der -Sonne handeln müsse, und man hatte für solche Abstoßung zunächst -nur eine einzige Naturwirkung zur Verfügung, nämlich die bekannten -Abstoßungserscheinungen gleichartiger Elektrizitäten.</p> - -<p>Wenn der Komet der Schauplatz eigener intensiver elektrischer -Prozesse war; wenn in der Sonnennähe außer der wachsenden -Sonnengravitation auch die eigenen elektrischen Wirkungen der -Sonne sich immer mehr merkbar machten; wenn die Kometenelektrizität -und die Sonnenelektrizität gleichartig waren und somit dem -Gesetz unterlagen, daß gleichartige Elektrizitäten sich abstoßen: so -erhielt man zunächst als Basis überhaupt eine abstoßende Macht. -Nahm man nun Kometenteilchen von einer Feinheit der Stoffzerstreuung -an, daß diese elektrische Abstoßung die Gravitation in ihnen -überbieten mußte, so ließ sich eine abstoßende Fortbewegung im -Gegensatz zur Schwererichtung konstruieren, die diese Teilchen als -»Schweif« senkrecht von der Sonne aus dem Kern und seinen -Wolken in die Planetenräume hinausjagte.</p> - -<p>Zöllner hat ähnliche Gedanken später zu einer großen Theorie -ausgebaut. Heute kann man sie in der veränderten Symbolsprache -moderner Elektrizitätsanschauungen ausdrücken, ohne daß doch das -Grundbild, scheint es, dabei ein wesentlich anderes würde. Gewisse<span class="pagenum"><a id="Page_60">[60]</a></span> -leise Schwierigkeiten sind stets in der Art geblieben, wie man sich -die volle Übermacht der elektrischen Abstoßung über die Gravitation -denken sollte.</p> - -<p>Inzwischen ist in neuester Zeit aber noch eine andere sinnreiche -Erklärung aufgetaucht, wie man sich bei Annahme ungemein winziger -und zerstreuter Teilchen eine solche Abstoßung auch in größter -Sonnennähe vorstellen könnte.</p> - -<p>Die Schweifmaterie, sagte ich, erscheint so fein und so weitmaschig -verpulvert, daß sie durchströmendes Sternenlicht für uns nicht ablenken -kann. Aber es fragt sich, ob sie selber gerade in solchem Zustande -nicht durch das Licht, das Sonnenlicht in ihrer Sonnennähe, -dahingetrieben werden müßte.</p> - -<p>Ein ganz alter Kometengedanke kommt hier noch einmal zu Ehren, -den fast drei Jahrhunderte Physik verschüttet hatten. Der Satz, den -Seneca schon schreibt: »Die Kometenschweife fliehen vor den Sonnenstrahlen«, -hatte dem großen Kepler zu denken gegeben. Konnten -es nicht die Lichtstrahlen der Sonne selber sein, die den Schweif vor -sich herjagten?</p> - -<p>Nach der Physik jener Zeit war das »Licht« etwas Körperliches -in dem Sinne, daß von der Lichtquelle aus dabei beständig wirkliche -winzige Körperchen in den Raum hinausgeschleudert wurden. Jede -Kerzenflamme bombardierte uns so mit ihren Lichtkörperchen. Die -große Sonne aber entsandte fortgesetzt einen wahren Hagel dieser -Art um sich her. Wo diese Körperchen auf einen Widerstand, auf -andere, entgegenstehende Körper stießen, da mußten sie prallend -einen Stoß, einen Druck ausüben.</p> - -<p>Nun, sie waren winzig. Bei irgendwie größeren Dingen im -Raum konnte dieses liliputanische Lichthändchen nicht viel wollen. -Wenn ich meine Hand einer Kerzenflamme näherte, so fühlte ich den -Lichtgegendruck gar nicht, geschweige denn, daß er meine Hand beiseite -drücken könnte. Aber wenn man sich entsprechend winzige -Einzelkörperchen, etwa ganz, ganz feinen Staub, dachte, auf die -einzeln grade so ein Lichtteilchen anprallen konnte, so war doch recht<span class="pagenum"><a id="Page_61">[61]</a></span> -gut denkbar, daß diesmal das Stäubchen vor dem Stäubchen wirklich -etwas rückwärts wich.</p> - -<p>Nun hielt Kepler zwar den Kometen schon für ein kosmisches Gebilde, -aber doch für eine recht lose Wolke. Und wenn nun von dieser -Wolke ein Teil im Schweif wirklich gerade vor den Sonnenlichtstrahlen -zu fliehen begann: warum sollte es sich da nicht um allerfeinste -Teilchen dieser Kometenwolke handeln, die wirklich und wahrhaftig -von dem feinen Hagel der Lichtkörperchen dieser Sonne in -die Flucht geschlagen wurden? Klein, sehr klein müßten die Kometenteilchen -ja dann wohl sein; aber sonst ging die Sache unverkennbar -nett, vorausgesetzt, die Lichttheorie mit ihren Körperchen -war richtig.</p> - -<p>Allerdings war die Gravitationslehre damals noch nicht wissenschaftlich -scharf entwickelt, man übersah die Macht selbst noch nicht -genügend, der diese Wirkung die Stange halten sollte. Das sollte -erst Newton nachholen. Newton selbst aber war wieder der Keplerschen -Idee nicht hold, obwohl er an der Lichttheorie in dieser Form -noch festhielt.</p> - -<p>Wenig später fiel aber dann auch diese ganze Lichttheorie dahin: -man faßte das Licht jetzt überhaupt nicht mehr als ein Aussprudeln -eigener Lichtkörperchen, sondern entschied sich für eine Wellenbewegung -im Äther. Und damit schien der alte Gedanke völlig antiquiert. -Ein solches Wellenschaukeln konnte wohl nichts von der Stelle rücken, -auch das kleinste Stäubchen nicht.</p> - -<p>Euler war der einzige, der im 18. Jahrhundert warnte. <em class="gesperrt">Irgend</em>einen -Druck, meinte er, müßten doch auch solche Lichtwellen ausüben. -Es sollte aber noch weit über hundert Jahre dauern, bis einer -auch nur darauf wieder zurückkam.</p> - -<p>Maxwell tat es tief im 19. Jahrhundert, bei Gelegenheit seiner -Revision der ganzen Wellenlehre. Auch ihm schien die Annahme -eines solchen »Strahlungsdrucks« wieder unvermeidlich, doch hielt -er ihn noch für unmeßbar winzig, so daß auch jetzt die alten Fragen -noch nicht wieder eigentlich akut wurden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_62">[62]</a></span></p> - -<p>Wider Erwarten ließ sich die Messung indessen nachher bewerkstelligen. -Für entgegenstehende Stäubchen oder Tröpfchen von gewisser -Größe konnte der Strahlungsdruck (der des Lichtes, wie der -jeder andern Strahlung) wirklich nicht belanglos sein.</p> - -<p>Der bekannte schwedische Physiker Svante Arrhenius legte sich in -diesem Punkte dann endlich auf genaues Rechnen.</p> - -<p>Er kam zu dem Resultat, daß ein solches Stoffteilchen in der Nähe -der Sonne bei dem Gewicht etwa von Wasser einen Durchmesser -von rund dem Sechshundertstel eines Millimeters haben müsse, um -vom reinen Strahlungsdruck so in seinem Fall nach der Schwere -(also auf die Sonne los) gehemmt zu werden, daß es frei und einsam -schwebend still stand. Das kleine Händchen der Strahlung hielt in -dem Falle der Riesenfaust der Gravitation, die sonst alles zur Sonne -riß, mitten im offenen Raum die Wage!</p> - -<p>Ging man von da ab dann bei solchem Gegenstäubchen noch im -Durchmesser herunter, so begann der Strahlungsdruck allen Ernstes -das Stäubchen der Gravitation zum Trotz von der Sonne fortzutreiben.</p> - -<p>Bei dem Sechstausendstel eines Millimeters war dieser Gegendruck -unter Umständen schon zehnmal so stark wie die Gravitation. -Unaufhaltsam wurde das winzige Stäubchen in die Planetenräume -hineingetrieben.</p> - -<p>Arrhenius hat sehr hübsch ausgemalt, wie das weitere Schicksal -eines solchen Schiffleins, das der Lichtdruck dahinbewegt, bei ungestörten -Verhältnissen verlaufen müßte.</p> - -<p>Das Licht fließt und fließt und drängelt sein Schifflein unaufhaltsam -weiter. Wenn ein solches Stäubchen die Erdbahn passierte, so -würde es durch den Lichtdruck der Sonne noch immer so bewegt -werden, daß es schon nach 20 Tagen den Zwischenraum, der die -Erdbahn von der Bahn des Mars trennt, durchschwommen hätte. -Nach 80 Tagen überschritte es die Jupiterbahn, nach 14 Monaten -die des Neptun. Wenn fremder Strahlungsdruck es nicht in Windstillen -und Gegenwind seiner Richtkraft brächte, müßte es nach<span class="pagenum"><a id="Page_63">[63]</a></span> -9000 Jahren das nächste Fixsternsystem bei jenem Doppelstern -Alpha im Sternbilde des Zentauren erreichen.</p> - -<p>Der Gedanke hat an sich seine Größe. Er lehrt, wie Materie in -stäubchenhaft winzigster Zerstreuung beständig von unserer Sonne -zu allen ihren Planeten, ja in ferne Fixsternsysteme getrieben werden -könnte.</p> - -<p>Wenn ein Planet wie unsere Erde feinsten Staub irgendeiner -Art gelegentlich selber aus seiner Atmosphäre verlöre, so müßte auch -er an solchen Weltfahrten teilnehmen, einfach, weil das Sonnenlicht -auf ihn scheint.</p> - -<p>Mancherlei Perspektiven könnten hier auftauchen, die trotz der -grenzenlosen Raumesöden, die Sonne und Planeten, Sonnen und -andere Sonnen trennen, ein beständiges geheimes Hin- und Herfluten -kleinster Stoffteilchen denkbar machen.</p> - -<p>Immer freilich gilt die Transportmöglichkeit nur von <em class="gesperrt">sehr</em> kleinen -Stäubchen. Durch Verminderung des Gewichts (z. B. für allerzarteste -Rußflöckchen) könnte man sie noch beweglicher machen. Aber -der minimale Durchmesser müßte bleiben. An Körperchen vom -Durchmesser eines solchen Sechstausendstels eines Millimeters wären -470 Billionen nötig, um auch nur ein Kubikzentimeter Wasser zu -bilden. Immerhin wäre man noch nicht auf der Grenze der Moleküle. -So weit dürfte man aber auch gar nicht gehen. Denn ein -Molekül ist <em class="gesperrt">so</em> winzig, daß das Händchen des Lichtes (bildlich gesprochen) -es gar nicht mehr umfassen kann. Dort versagt also der -Strahlungsdruck von neuem: reine Moleküle fallen nach der Gravitation -genau so wie schwerere Staubteilchen.</p> - -<p>Von hier ist nun bloß ein einfacher Schritt (und Arrhenius hat ihn -sofort selbst getan), um auf die alte Grundidee Keplers vor den Kometenschweifen -zurückzukommen.</p> - -<p>Die meteorische Kernwolke des Kometen folgt der Gravitation, -stürzt also gegen die Sonne. Eine gewisse Auslese ihrer losen Stoffteilchen -aber, die gerade jener kritischen Größe entspricht, wird, je -näher das Ganze der Sonne kommt, immer energischer vom Strahlungsdruck<span class="pagenum"><a id="Page_64">[64]</a></span> -dieser Sonne erfaßt und als Schweif umgekehrt aus der -Hauptmasse fortgetrieben werden müssen.</p> - -<p>Arrhenius denkt in der größeren Kernnähe und bei den kürzeren -Schweifen besonders an vereinzelt schwebende Kohlenwasserstofftröpfchen -der angesetzten Größe. Bei ihrer Kondensierung sollen -elektrische Prozesse, die als solche wieder die Sonne in der Kometenwolke -erzeugt, mitwirken, also die gleichen Vorgänge, in deren Gefolge -dann auch die abwirbelnde Schweifmaterie noch auf weite, -weite Strecken hin wie phosphoreszierend aufglimmt. Für die ganz -langen, schier endlosen Schweife dagegen nimmt er nur noch feinste -Rußteilchen als eigentliches Objekt des Strahlungsdruckes an, die -durch Verkohlung solcher Kohlenwasserstofftröpfchen entstanden sind -und bei einem überaus geringen Gewicht mit einer Abstoßungskraft -dahinbewegt werden können, die die Schwerewirkung der Sonne -um das Vierzigfache übertrifft.</p> - -<p>Vor Jahren schon und ohne jede Rücksicht auf die Idee des Strahlungsdrucks -hatte nämlich der Astronom Bredichin aus den verschiedenen -Schweiflängen der einzelnen Kometen verschiedene Grade der -dabei wirkenden Abstoßungskraft zu errechnen gesucht und war dabei -für die längsten, am geradlinigsten von der Sonne abgekehrten -Schweife auf weit höhere Ziffern als für die kurzen, dicken und sozusagen -nur widerwillig gekrümmten gekommen. Ganz folgerichtig -riet auch er dabei schon auf verschiedene Substanzen in diesen Abstoßungsklassen, -und wenn (wie es wiederholt beobachtet worden ist) -ein und derselbe Komet (z. B. der herrliche Donatische von 1858) -mehrere ungleich lange und ungleich gerade Schwänze in der Sonnennähe -von sich abwirbeln ließ, so schloß er, daß hier verschiedene -disponible Kernmaterien sich je nach ihrer verschiedenen Schwere bald -mehr, bald weniger dem Abstoßungsdruck entsprechend angeordnet -hätten. Das fügte sich jetzt sehr hübsch in Arrhenius' Erklärung ein.</p> - -<p>Für unsern praktischen Fall mit dem Halleyschen Kometenschwanz -im Mai aber würde es gerade das Entscheidende werden; geht doch -hier nicht ein kurzer Kernschweif, sondern gerade recht das fernste<span class="pagenum"><a id="Page_65">[65]</a></span> -Ende eines langen Millionenmeilenschwanzes über uns fort; im -Sinne von Arrhenius bekämen wir also wohl nur noch solche allerfeinsten -Rußpartikelchen wie vom Schlotqualm eines endlos fern -an uns vorbeifahrenden Dampfschiffs ab.</p> - -<p>Wie Arrhenius sich die Sache denkt, kann man sich direkt im -Experiment vormachen.</p> - -<p>In einer nach unsern Kräften luftleer gepumpten Sanduhr (einem -alten Stundenglase) läßt man etwas Schmirgelpulver, vermischt -mit in Rotglut vorher verkohlten Sporen eines Bovistpilzes von -oben nach unten durchlaufen. Gegen den niederrieselnden feinen -Staubstrahl richtet man jetzt von der Seite her das durch eine Linse -konzentrierte Licht einer elektrischen Bogenlampe. Das schwerere -Schmirgelpulver fällt einfach der Gravitation nach abwärts, ohne -sich um den Lichtdruck zu kümmern. Die absinkenden Kohlestäubchen -dagegen werden eben von diesem Lichtdruck abgelenkt und in langem -Schweif zur Seite getrieben. Im engen Bilde erscheint, was der -Komet als <em class="gesperrt">ungeheures kosmisches Experiment</em> in seinem -luftleeren Weltraum uns nach Arrhenius auch nur vormacht! -Dem Schmirgel gleich fällt die meteorische Staubmasse des Kernes -nach dem Gravitationsgesetz zur Sonne. Die feinen Rußpartikelchen -fliehen dagegen unter dem Lichtdruck dieser Sonne als Millionen -Meilen langer Schweif dahin.</p> - -<p>Auf jeden Fall führen die verschiedensten Wege, wie man sich die -Abstoßung denken mag, alle unerläßlich auf eine Schweifmaterie -von ganz außerordentlicher Winzigkeit und Zerstreuung des Inhalts.</p> - -<p>Keine leiseste Theorie existiert, die solche Abstoßung, sei sie nun -elektrischer Natur oder Strahlungsdruck, auch nur noch auf solchen -feinen Meteorstaub, wie er in unsern Sternschnuppen verpufft, anwendbar -dächte. Es muß sich um eine noch viel, viel minutiösere -Stoffauslese handeln.</p> - -<p>Kein Gedanke, daß sich etwa ein einheitlicher dicker Giftqualm -einschmuggeln könnte, der unsere ungeheure, rasend schnell vorbeibewegte -und in ihren tieferen, dichteren Schichten, in denen<span class="pagenum"><a id="Page_66">[66]</a></span> -wir atmen, wie eine Art hygienischen Watteschutzes um die Erde -gewundene Atmosphäre völlig durchsetzen könnte.</p> - -<p>Keine entfernteste Möglichkeit heißer Dampfstrahlen etwa aus -glühendem Wasserstoff oder Eisendämpfen, die der Komet nach Art -der Sonnenprotuberanzen zu uns herüberschleudern könnte. Der -ungeheure Sonnenball selbst hat wahrlich andere Explosivmittel und -Stoffmaterialien als solches Kometenwölkchen zur Verfügung, er -wirft unter Umständen wirklich glühende (wenn auch stofflich sehr -dünne) Wasserstoffgarben in die Höhe, die siebzigtausend Meilen -ansteigen können; keine dieser Sonnenprotuberanzen könnte aber -auch nur die Bahn des innersten Planeten, des Merkur, bedrohen, -der immer noch rund sieben Millionen Meilen über der höchsten -Protuberanz dahinzieht. Um aus einem Kometenschweif eine glühende -Wasserstoffprotuberanz zu machen, müßte man den zur Sonne -so schwachen Kometenkern aber Garben werfen lassen bis zu zwanzig -Millionen Meilen. Das Unsinnige liegt schon so zutage, abgesehen -von all den andern Gegengründen.</p> - -<p>Das elektrische Glühen der unendlich feinen Schweifmaterie wird -man sich auch nur als einen beständigen schwachen Ausgleich zwischen -den winzigen Einzelteilchen denken müssen im Sinne des Aufleuchtens -der außerordentlich verdünnten Materie in unsern Geißlerschen -Röhren.</p> - -<p>Es ist ja erstaunlich, in was für Stadien der Verdünnung sich -kosmische Körper offenbar befinden können, ohne doch die Fähigkeit -des Leuchtens und die Wirksamkeit für unsere Spektralapparate -zu verlieren.</p> - -<p>Jeder hat von den echten Nebelflecken gehört, ungeheuren Gebilden, -in denen leuchtende Gasmassen sich über unfaßbar riesige -Gebiete des Raumes ausdehnen. Diese Nebelflecken geben trotz -ihrer enormen Entfernung so viel Licht, daß wir sie photographieren -können; einzelne, wie der Orionnebel, erscheinen schon in kleinen -Fernrohren als imposantes Objekt. Im Spektroskop erkennt man -sehr gut auch noch die hellen Linien der Gassubstanzen, die da glühen,<span class="pagenum"><a id="Page_67">[67]</a></span> -und man darf daraus mit Sicherheit auf Wasserstoff, Stickstoff und -Helium schließen.</p> - -<p>Die ältere Annahme hielt nun auch solchen Nebelfleck für ein echtes -höllenhaftes Glutmeer, in dem unsere Erde augenblicklich verpuffen -würde wie eine Sternschnuppe. Neuere Astronomen denken dagegen -genau umgekehrt an Gase, die leuchten, weil sie so außerordentlich -<em class="gesperrt">verdünnt</em> sind und bei sehr <em class="gesperrt">niedrigen</em> Temperaturen -im kalten Raume schweben. Auch hier mag man irgendein elektrisches -Glühen vermuten, für das Gase gerade in diesem Zustande besonders -geeignet erscheinen. Über die wirklich kolossale Verdünnung kann -aber bei den Raumverhältnissen in diesem Falle kein Zweifel sein.</p> - -<p>Arrhenius berechnet in einem Nebelfleck, dessen Gas den vielfachen -Raum der Neptunbahn einnähme, die Dichte des Gases nur -auf ein Billionstel der Dichte unserer Luft. Und doch erscheint der -Nebel, in fernen Fixsternräumen schwebend, noch als Lichtgebilde -für uns und gibt Stofflinien im Spektralapparat ganz wie ein -Komet, der relativ dicht neben uns um unsere Sonne geht!</p> - -<p>Dem Laien pflegt durch die allgemein verbreitete Kant-Laplacesche -Bildungstheorie die Vorstellung ganz besonders geläufig zu sein, -daß unser eigenes Sonnensystem mit all seinen Planeten und Monden -einst auch eine einheitliche gashafte Nebelmasse dieser Art gebildet -habe, wobei die jetzt zur Sonne und ihren Planeten und Monden -geballte Materie sich bis über die Neptunsbahn einheitlich lose -ausgedehnt hätte. Scheiner hat gerade das aber gelegentlich auch -einmal exakt durchgerechnet, und er hat als Resultat bekommen, daß -unsere Atemluft an der Erdoberfläche 240 000 Millionen mal so dicht -sei, als diese anfängliche Nebelmaterie höchstens gewesen sein könne. -Das sogenannte Vakuum unter unsern Luftpumpen, das wir gern -stolz als »leeren Raum« bezeichnen, stellt im guten Falle erst ein -Hunderttausendstel unserer Luftdichte dar. Man bekommt hier einen -Begriff, was wirklich leerer Raum hieße.</p> - -<p>Bei jenem 240 000 Millionstel unserer Luft stehen wir tatsächlich -noch bei realen Körpern, die selbständig leuchten und ein Lichtspektrum<span class="pagenum"><a id="Page_68">[68]</a></span> -geben, das ihre Elemente verrät! Erst weit jenseits dieser -Werte würde aber die Welt des Lichtäthers selbst beginnen, auf -deren Wellendruck Arrhenius seine Kometenteilchen in den Schweifen -dahinsegeln läßt.</p> - -<p>Man muß diese Vergleichsbilder kennen, wenn auf der einen -Seite ein Forscher sagt, ein Kometenschweif erscheine ihm wie ein -»leuchtendes Nichts« … und auf der anderen Weltuntergangsängste -umlaufen, die unter dem gleichen Gebilde sich ein Ding etwa wie -eine weißglühende Stange vorstellen, die mit zerschmetternder Vehemenz -gegen unsere Erde schlagen wird …</p> - -<hr class="chap" /> -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Resümieren wir also noch einmal unser Los in der kritischen -Nacht vom 18. zum 19. Mai.</p> -</div> -<p>Nach der vorläufig besten und neuesten Berechnung liegt -die eigentlich bedeutsame Nachtstunde für uns in Deutschland <em class="gesperrt">genau -zwischen morgens 3 Uhr 22 Minuten und 4 Uhr 22 Minuten</em>. -Sie gehört also nach unserer bürgerlichen Datierung bereits dem -19. Mai an, während der Astronom sie nach seiner Berechnungsart -noch zum 18. Mai zählt. Über eventuelle Verschiebungen des -engeren Termins werden im letzten Momente ja noch alle Zeitungen -wie bei einer wichtigen Theaterpremiere berichten.</p> - -<p>In dieser Stunde also geht der Komet genau zwischen der Sonne -und unserer Erde durch. In Australien, in der Südsee und in Ostasien -wird man direkt beobachten können, wie der Kometenkopf -scheinbar in die Sonnenscheibe eintritt, um sie erst nach einer ganzen -Stunde des Vorbeipassierens wieder zu verlassen.</p> - -<p>Während dieser Stunde aber wird die Erde selbst durch den Kometenschweif -gehen, und wenn dieser Schweif angetan wäre, wirklich -unsere Atmosphäre mit irgend etwas Schrecklichem zu versetzen, so -würde sich dieses Schreckliche dann alsbald unaufhaltsam durch -unsern gesamten Luftkreis verbreiten müssen.</p> - -<p>Was ist nun in Wahrheit zu erwarten?</p> - -<p>Da uns nicht ein Kometenkopf berührt, sondern nur der Ausläufer<span class="pagenum"><a id="Page_69">[69]</a></span> -eines Kometenschweifs, ist es nicht wahrscheinlich, daß wir -direkt noch meteorischen Staub von der Stärke in unseren obersten -Atmosphäreschichten erhalten, daß ein Sternschnuppenregen auftritt; -schade, denn dieses Schauspiel wäre ebenso ungefährlich wie -schön, und es lohnte, daß man eine Nacht darum aufbliebe.</p> - -<p>Ausgeschlossen sind nach aller bestehenden Theorie sowohl katastrophenhafte -Stoßerscheinungen, wie Gefahren durch explosible -oder giftige Stoffe.</p> - -<p>Denkbar wäre dagegen zu dem kritischen Termin eine bestimmte -Sorte irdischer Feinwirkung, die wir diesmal zum erstenmal genau -feststellen könnten, weil wir zum erstenmal die nötigen Apparate dafür -zur Verfügung haben. Auch ihr geht jeder katastrophenhafte, -uns und unsere Technik gefährdende Charakter ab, dagegen handelt -es sich um die Möglichkeit von sowohl wissenschaftlich wie technisch -wertvollen Feststellungen.</p> - -<p>Es wäre nämlich immerhin möglich, daß der Kometenschweif gewisse -feine <em class="gesperrt">elektromagnetische Störungen</em> auf unserer Erde -hervorriefe.</p> - -<p>Bekanntlich gibt es auf unserm Planeten höchst eigentümliche -zeitweise Störungen und Stürme innerhalb der geheimnisvollen -Kraftbetätigungen, die wir elektromagnetische nennen und deren -Wirksamkeit wir erst in neuerer Zeit genauer zu erforschen und zu -verwerten begonnen haben. Unsere Magnetnadeln geraten dabei in -mehr oder minder lebhafte Unruhe. In stärkeren Fällen durchsausen -gewaltige elektrische Erdströme die Oberflächenschicht des -Planeten und bringen alle unsere Telegraphenleitungen für eine -kurze Weile in heillose Unordnung, ja außer jeglicher brauchbaren -Funktion. Zugleich wird bis in Gegenden, wo man an dergleichen -nicht gewöhnt ist, eine völlig ungefährliche, aber sehr auffällige Lichterscheinung -unserer Atmosphäre merkbar, die sich sonst auf eine gewisse -Nähe der magnetischen Pole unserer Erde beschränkt: nämlich -das sogenannte Polarlicht oder (für unsere Nordhalbkugel) Nordlicht.</p> - -<p>Obwohl diese oft plötzlichen und für unsere modernen Verkehrsapparate<span class="pagenum"><a id="Page_70">[70]</a></span> -mindestens momentan lästigen elektromagnetischen »Unwetter« -zunächst durchaus irdische Phänomene sind (auch mit Einschluß -des Nordlichts), so hat man doch allmählich gelernt, daß bei -ihnen irgendein weiterer kosmischer Zusammenhang zweifellos auch -noch besteht.</p> - -<p>Sie fallen nämlich durchweg zeitlich genau zusammen mit bestimmten -Erscheinungen auf der Sonne.</p> - -<p>Die Sonne zeigt an ihrer Oberfläche gelegentlich gewisse Anzeichen, -die auf eine lebhaftere eruptive Tätigkeit schließen lassen. -Als sichtbarlichstes Gebilde gehören (in irgendeinem Zusammenhang, -der an sich noch nicht völlig geklärt ist) hierher die Sonnenflecken. -Diese Sonnenflecken treten in bestimmten Perioden stärker und dann -wieder schwächer auf; bald ist die Sonnenscheibe von ihnen fast bedrohlich -besetzt, bald wieder scheinen sie so gut wie ganz zu verschwinden.</p> - -<p>Mit großer Sicherheit hat man nun eine elfjährige Periode dieser -Art feststellen können, in der einmal eine Steigerung bis zu einem -Maximum eintritt, dann aber wieder ein ebenso konsequentes -Sinken folgt.</p> - -<p>Ganz genau die gleiche elfjährige Periode beobachtet man aber -auch in einem bestimmten Schwanken unserer Magnetnadeln. Hier -<em class="gesperrt">muß</em> ein Zusammenhang bestehen.</p> - -<p>Bei bestimmter Häufung und Größe einzelner Sonnenflecken wird -dann auch eine unmittelbare Wirkung deutlich. Mit dem Auftreten -des Fleckenfeldes auf der Sonne, ja noch enger genau mit dem Moment, -da es sich innerhalb der Sonnenrotation gerade unserer Erde -senkrecht gegenüberstellt, pflegt bei uns ein erhöhtes elektromagnetisches -Gewitter (mit wilden Magnetnadel-Ausschlägen, abnormen -elektrischen Erdströmen und starken Nordlichtern) einzutreten.</p> - -<p>Die Sonne ist von uns rund 20 Millionen Meilen entfernt. Trotzdem -ist es, als greife von ihr in solchem Moment etwas Unsichtbares -wie ein Scheinwerferstrahl bis zu uns herüber und störe unsere -Apparate.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_71">[71]</a></span></p> - -<p>Man hat wirklich an solche Wurfstrahlen gedacht. Bei den Sonnenfinsternissen -sieht man einen sonst unsichtbaren Kranz ungeheurer -Stoffstrahlen, die leuchtend weithin von der Sonne auszufließen -scheinen, die sogenannte Korona. Es könnte sein, daß bei großen -Eruptionen dort solche Strahlen stärker aufschießen und bei bestimmter -Einstellung bis zu uns kommen. Unendlich feine Materie -jedenfalls, haben sie nichts zu tun mit jenen erwähnten wirklichen -glühenden Wasserstoff-Protuberanzen der Sonne, die nie entfernt -so weit reichen könnten. Ihre einzige Wirkung, die sie bei uns tun -können, ist offenbar nur eben jene ganz feine elektromagnetische, -die sich in Magnetnadelschwankungen, Nordlichtern und (nur in unsern -feinen Apparaten merkbaren) Erdströmen andeutet. Arrhenius -denkt auch hier an feinste Stoffteilchen jener kritischen Größe, die, -durch engere Sonneneruptionen zunächst hochgeschleudert und verstreut, -dann zum Teil vom Strahlungsdruck bis in die Planetenräume -hinausgetrieben und so auch bis zu uns gebracht würden. -Die elektrische Ladung dieser Teilchen würde dann die Erdphänomene -erklären.</p> - -<p>Wie man sich das nun im einzelnen ausmalen mag: jedenfalls -gibt diese Kette offensichtlicher elektromagnetischer Zusammenhänge -zwischen Sonne und Erde und ihre Wirkung bei uns einen <em class="gesperrt">vagen</em> -Anhalt, was auch ein Kometenschweif als irgendwie elektrisch tätiger -»Scheinwerfer« bei uns erzeugen <em class="gesperrt">könnte</em>.</p> - -<p>Nehmen wir an, auch er enthält elektrisch erregte Teilchen, so wäre -es immerhin denkbar, daß auch sie bei ihrer Mischung mit unserer -Erdatmosphäre, wenn denn sonst bei ihrer Winzigkeit absolut nichts, -so doch einen gewissen »elektromagnetischen Sturm« erregten, also -unsere Magnetnadeln ausschlagen ließen, unsern elektrischen Betrieb -momentan durch unkontrollierbare Erdströme störten und (als -sinnfälligsten Effekt) vielleicht bis in unsere dichtesten Kulturbreiten -hinein brillante bunte Nordlichter aufflammen ließen.</p> - -<p>Wenn ein besonders großer Sonnenfleck das kann, indem er uns -vielleicht über zwanzig Millionen Meilen fort einen besonders langen<span class="pagenum"><a id="Page_72">[72]</a></span> -elektromagnetisch geladenen, aber sonst für uns ganz unsichtbaren -Koronastreifen zuschickt, bei dessen Berührung hier unten alles -dieser Kraft speziell Untertane zittert, wie toll verkehrt klingelt und -endlich den Himmel mit zuckenden magnetischen Strahlen rötet: -warum soll <em class="gesperrt">das</em> nicht der Komet auch vielleicht vollbringen? Vielleicht! -Bewiesen ist es natürlich nicht.</p> - -<p>Möglich ist ja, daß solcher Komet in seiner Sonnennähe wie eine -Art Konzentrierer und Kondensator der ausfließenden Sonnenkraft -selber wirkt. Nach Arrhenius würde er massenhaft in nächster -Sonnennähe elektrisch geladenen Koronastaub der Sonne direkt an -sich ziehen und nachher im Strahlungsdruck konzentriert wieder auspulvern -gegen die Planeten hin: hier wirkte er also tatsächlich wie -eine Art Scheinwerfer für Sonnenenergie.</p> - -<p>Es ist auch bereits behauptet worden, daß die Kometenschweife -sich stärker entwickelten in Jahren der Sonnenflecken-Maxima, sei -es, daß sie dann mehr direkten Eruptionsstaub der Sonne zu ihrem -Eigenmaterial noch hinzuerhielten, sei es, daß die dann ohnehin -stärker ausströmende elektrische Wirkung sie bloß auf stärkere Strecken -hin zum elektrischen Leuchten brächte und so den Schweif größer erscheinen -ließe.</p> - -<p>Ein Grund aber, sich diese problematische elektromagnetische Wirkung -abnorm groß vorzustellen, liegt jedenfalls wieder nicht in dem -ganzen Sachverhalt.</p> - -<p>Wenn es im höchsten Grade wahrscheinlich, ja so gut wie gewiß ist, -daß wir früher schon so und so oft durch Kometenschweife hindurchgegangen -sind (<em class="gesperrt">jeder</em> Komet, der für uns <em class="gesperrt">vor</em> der Sonne herging -und einen <em class="gesperrt">langen</em> Schweif hatte, kommt ja historisch dafür in Betracht), -so haben wir damals eben überhaupt nie etwas gemerkt (es -sei denn Nordlichter, die man früher aber nirgendwo einzuregistrieren -wußte und deshalb durchweg überhaupt nicht registrierte), einfach, -weil unsere Technik noch nicht mit elektromagnetischen Feinapparaten -arbeitete. Wie jung diese Arbeit ist, lehrt klärlich wohl -die kleine Reminiszenz, daß bei der vorigen Wiederkehr des Halley-Kometen,<span class="pagenum"><a id="Page_73">[73]</a></span> -1835, eben zwei Jahre verflossen waren, seit zum erstenmal -und zunächst rein als Privatexperiment zwei Göttinger Gelehrte, -Gauß und Weber, zwischen der Sternwarte und dem physikalischen -Kabinett ihres Göttingen eine elektrische Telegraphenverbindung -primitivsten Stils hergestellt hatten.</p> - -<p>Wichtig ist aber auf <em class="gesperrt">jeden</em> Fall, daß auf diese Symptome, und -seien sie noch so geringfügig, <em class="gesperrt">geachtet</em> werde. Nicht als Angstobjekt, -sondern als willkommenes kosmisches Experiment sollen wir diese -Kometennacht verstehen und werten.</p> - -<p>Von der schönen Treptower Volkssternwarte, die gewiß zu den -edelsten Errungenschaften kulturell ersprießlicher Wissenschaft gehört, -die wir in den 76 Jahren seit dem letzten Halley-Termin gewonnen -haben, wird dabei besonders aufgefordert, es möchten doch -in der Nacht vom 18. zum 19. Mai und tunlichst schon etwas vorher -auf der Erde alle Versuche mit den Apparaten der elektrischen -Wellentelegraphie unterbleiben, damit sich eventuelle elektrische -Wirkungen des Kometen als solche von den fein gestimmten Empfangsapparaten -ablesen ließen.</p> - -<p>Und so gibt es noch mehrere andere Punkte, auf die auch gerade -von dort her besonders aufmerksam gemacht worden ist als auf -Dinge, die sorgsam zu beachten wären.</p> - -<p>Ob eine abnorme Aufhellung des Himmels einträte.</p> - -<p>Ob sich besondere bunte Dämmerungserscheinungen hinterher -geltend machten, die auf das Eindringen allerfeinster Staubteilchen -in unsere oberen Luftschichten deuten könnten.</p> - -<p>Ob Änderungen an dem sogenannten Zodiakallicht, einem für -gewöhnlich schon recht rätselhaften Lichtkegel, der sich gelegentlich -am Abend- oder Morgenhimmel zeigt, merkbar würden.</p> - -<p>Ob »leuchtende Nachtwolken«, d. h. ungewöhnlich silberglänzendes -Cirrusgewölk, das in außerordentlichen Höhen schwebt und mit dem -es auch irgend eine ganz aparte Bewandtnis zu haben scheint, sich -gerade jetzt wieder sehen ließen.</p> - -<p>Bei fast allen diesen Dingen kann auch jeder Laie registrieren helfen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_74">[74]</a></span></p> - -<p>Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist, daß der Kometenschweif -selber diesmal vermehrtes Sternschnuppenmaterial liefert, so sollten -doch auch Sternschnuppen und größere meteorische Feuerkugeln -mit größter Sorgfalt nach Zeit und Ort aufgezeichnet werden, und -es sollte das Material, auch wenn es wirklich noch so geringfügig -erscheint, einer Sternwarte zugesandt werden.</p> - -<p>Arbeit, kleine Arbeit gilt es da mitzutun. Aber aus solcher Arbeit, -Stein um Stein und seien sie klein wie Meteorstäubchen, baut sich -die Forschung, – nicht aus vergänglichen Sensationen.</p> - -<p>Ob ein vielleicht zu erwartender elektromagnetischer Kleinsturm -auch auf unsere Witterung einen bescheidenen Einfluß haben könnte? -Ob eine bestimmte jähe barometrische Luftdrucksänderung wenigstens -ein <em class="gesperrt">schwacher</em> Hilfsanlaß zu dem einen oder andern etwas intensiveren -lokalen Vulkanausbruch oder Erdbeben werden könnte?</p> - -<p>Anhalt haben wir gerade dafür <em class="gesperrt">nicht</em>.</p> - -<p>Ein Einfluß jener elfjährigen Sonnenfleckenperiode auf unsere -irdischen Witterungsverhältnisse ist <em class="gesperrt">bisher</em> nicht sicher nachgewiesen. -Daß wir im ganzen heute auf eine Epoche stärkeren Vulkanismus -wie (im Zusammenhang mit vielleicht wieder einsetzender Gebirgsbildung) -stärkerer Erdbeben losgehen, ist an sich wahrscheinlich (daher -Martinique, Messina und so weiter), es fragt sich aber durchaus, -ob da der Barometerstand des Augenblicks wirklich im größeren Sinne -mitspielen kann, und abermals fragt sich, ob elektromagnetische Erdstörungen -nun wieder diesen Barometerstand beeinflussen.</p> - -<p>Schließlich: hier überall könnten wir nur lernen, und wir <em class="gesperrt">wollen</em> -lernen. Gibt die Kometenkrisis einen besonders heftigen Wettersturz, -so wäre das eine lehrreiche Tatsache. Wahrscheinlich nach dem -bisher Vorliegenden ist sie nicht, aber dieses »Vorliegende« ist stets -nur ein »Vorbericht«. Unfehlbar ist sein Votum nie.</p> - -<p>Ja: unfehlbar!</p> - -<p>Hier wollen wir natürlich nicht ins Übertriebene fallen.</p> - -<p>Alle Forschungsergebnisse bis heute sind nur ein Annäherungswert.</p> - -<p>Es kann schlechterdings Unbekanntes geben, das die Erde, das<span class="pagenum"><a id="Page_75">[75]</a></span> -Sonnensystem, die ganze Fixsternwelt in diesem Moment, da diese -Zeile gelesen wird, in unfaßbaren Hitzegraden zu Gas verflüchtigt. -Es kann. Die Forschung gibt ihre Argumente, zu mehr ist sie nicht -verpflichtet. Der Arzt kann einen Menschen untersuchen und für -kerngesund erklären und er kann im nächsten Moment am Herzschlag -sterben. Die Erde kann im Moment, da wir auf den Kometen warten, -durch eine unzusammenhängende Katastrophe, die von Alpha -Zentauri über acht oder zehn Billionen Meilen zu uns herübergreift, -vernichtet werden. Jeder von uns kann in Monte Carlo die Bank -sprengen; damit zu rechnen ist aber nicht empfehlenswert, obwohl -diese Wahrscheinlichkeit sicherlich sehr viel geringer ist, als daß eine -Welt, die seit hundert und mehr Jahrmillionen ohne kosmische Katastrophe -sich glatt weiterentwickelt hat, gerade uns Eintagsfliegen -dieser lebenden Menschengeneration den Gefallen tun sollte, unterzugehen.</p> - -<hr class="chap" /> -<div class="chapter"> -<p class="drop p2">Herr Professor Semmler zu Halle um 1770 betonte (es ist erzählt), -daß Kometen keinen direkten physischen Einfluß auf -unsere Reiche, Republiken und Regierungen hätten, daß es -hingegen dem beschaulichen Menschen frei stehe, sich bei ihnen -das eine oder andere Erbauliche auch ohne besonderen Zusammenhang -ins Gedächtnis zu rufen. Der Mann hat in einem Punkte recht.</p> -</div> - -<p>Wenn wir heute beinah etwas betrübt hinzufügen müssen, daß -es auch mit der neueren Sensation des Versengens, Vergiftens, -Versalzens und Bombardierens seitens des Kometenschweifs aller -menschlichen Voraussetzung nach nichts ist, so muß uns doch unbenommen -bleiben, in der kommenden Kometenstunde das eine oder -andere zu denken, das zwar keinerlei Zusammenhang mit dem Kometen -da oben hat, aber an sich hübsch und nützlich zu denken ist in -allen ernsten und guten Stunden.</p> - -<p>Mögen wir ein Glas weihen in jenem Moment eben der rastlosen -Arbeit, wie sie auch in diesem Ringen des Forschergeistes um die -Kometenfrage so denkwürdig zum Ausdruck kommt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_76">[76]</a></span></p> - -<p>Schließlich ist es doch diese Arbeit selbst, die auch in die dunkelsten -Träume eines physikalischen Weltuntergangs den letzten Trost bringen -würde.</p> - -<p>Denken wir uns, daß ein solcher Untergang in unendlichen Fernen -der Zeit, in Billionen oder Trillionen von Jahren, einmal eintreten -könnte; nicht durch einen Kometen; aber vielleicht weil die Sonne -in ihrem Lauf endlich den ungeheuren Raum doch durchmessen hätte, -der sie heute von den nächsten Fixsternen trennt, und einen Zusammenstoß -dort erlebte. Wenn wir sehen, was menschliche Geistesarbeit -heute schon geleistet hat, so ließe sich, bei gleicher Weiterarbeit, -wohl die Frage aufwerfen, was für Intelligenzwesen in jener fernen -Zeit unsern Planeten oder unser ganzes System bewohnen -würden, Wesen, die aus uns geworden wären, wie wir einst aus -Amöben des Urstrandes uns heraufentwickelt haben, aber Wesen, -deren Intelligenz und Technik so hoch über unserer heutigen ständen, -wie ein Mensch heute über der Amöbe steht. Und es ließe sich fragen, -ob diesen fernen Wesen ein solcher Zusammenstoß noch gefährlich -werden könnte; ob sie nicht wirklich längst in realer Erfüllung jenes -Wallaceschen Märchens vorher Mittel und Wege gefunden hätten, sich, -wie vor der Erkaltung dieser Sonne, so auch vor ihrem berechneten -Zusammenstoß irgend sonst wohin im All in Sicherheit zu bringen.</p> - -<p>Der Gedanke läßt sich aber noch steigern. Sollte solche Möglichkeit -nicht gegeben sein oder sollte lange vorher schon die Schicksalsparze -den Sonnenfaden oder Erdenfaden abschneiden: auch dann -hat die Idee der rastlosen Arbeit etwas Befreiendes.</p> - -<p>Wohl wäre <em class="gesperrt">unsere</em> Arbeit zunächst zu Ende. Aber nicht die Arbeit -der Entwicklung. Aus dem eingestampften, vielleicht wieder zum -Nebelfleck verflüchtigten System würde neue rastlos wühlende Naturarbeit -sich von neuem stufenweise emporringen, wieder bis zu Leben, -bis zu Intelligenz. Und vielleicht würde dieses neue System auf -sichereren Verträgen inmitten einer abermals gereinigteren Auslese -des Harmonischeren, Passenderen, Angepaßteren beruhen und so -eine längere Entwicklungsdauer haben als unseres.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_77">[77]</a></span></p> - -<p>Auch der wildeste Götterdämmerungstraum der Sage schloß immer -wieder mit diesem ganz fernen, ganz blassen, aber doch wieder -lichteren Bilde. Aus der Asche des Weltenbrandes stieg endlich, endlich -doch wieder eine grüne Wiese, wo neue Götter, neue Menschen, -gereinigt von der alten Schuld, die goldenen Kugeln wieder fanden -und weiterspielten. Auch dem Blick des Naturforschers müßten sich -die goldenen Kugeln im All immer wieder fügen aus jedem Zusammenbruch.</p> - -<p>Denn das Naturgesetz und die Logik der Werdearbeit stürben in -keinem dieser Brände mit.</p> - -<p>Und auch ihm bleibt der große Gedanke Darwins, auf alles Kosmische -erhöht, daß jeder Einsturz nur eine Stufe der Unvollkommenheit -beseitigt, herausreinigt aus der unablässig wachsenden Allgemeinbalance, -Allgemeinanpassung, Allgemeinharmonie.</p> - -<p>Sie werden aber nichts mehr von uns wissen, diese Kommenden, -diese Besseren, diese Geklärteren: so raunt der trübe Gedanke. Die -jungen Götter der Sage, die wieder mit neuen goldenen Kugeln -spielen, erzählen sich die Geschichte der alten Schuld, die im Weltenbrande -gesühnt wurde, als ein wunderbares Märchen. Von uns -wird nie wieder einer erzählen; von den eingestampften Opfern -eines kosmischen Fortschrittsexperiments.</p> - -<p>Vielleicht gibt es aber doch All-Träume, die selbst dem standhalten, -wenn auch wir zu träumen wagen.</p> - -<p>Im All geht in Wahrheit nichts verloren. Auch keine Form. -Nichts, was einmal war. Unser Bild wandert noch nach Äonen mit -Lichtpost zu fernen Sternen. Aber es lebt auch verborgen in allem -folgenden fort. Wer die Formel weiß, kann es ewig aus seinen Wirkungen -wieder zusammensetzen. Nur darum ist ja schon bei uns -eigentlich Geschichte möglich. Darum beleben sich die alten Ichthyosaurier -wieder vor unserm Blick. Geschichte ist der Triumph der geheimen -Allgegenwart aller Dinge.</p> - -<p>Auch Sehnsucht nach Geschichte, nach Aufdecken, Wiederfinden -der Vergangenheit liegt aber von gewisser Stufe ab in aller Arbeit<span class="pagenum"><a id="Page_78">[78]</a></span> -der Natur. Intelligenz muß immer wieder hierher lenken. Nun -denken wir uns Intelligenz unendlich über unserer, die aus wenigen -Formeln das ganze Farbenbild der Vergangenheit wieder ablesen, -wieder erwecken könnte. Unendliche Zukunftsarbeit würde in diesem -Sinne auch eine unendliche Rückwärtsarbeit werden. Ein unendliches Wiederfinden -aller abgerissenen Fäden über noch so viel Weltenbrände -hinaus. Was haben aber auch wir eigentlich schon mehr als -das in unserm individuellen Leben, jeder von uns, innerhalb unserer -eigenen Kultur: als ein rastloses Arbeiten im Augenblick, in -dem gerade bei uns die große Naturflamme lodert; und ein Hörensagen -von andern vor uns, die keiner mehr direkt sieht, eine Geschichtstradition -von früheren, toten Generationen, denen die Fackel -aus der müden Hand gesunken ist; das muß uns genügen und genügt -uns doch zu frohem Tagesschaffen. Ob die Nacht zwischen dir und -diesem oder jenem alten Forscher und Denker nun nicht bloß durch -Menschengräber und Kinderlachen, sondern wirklich durch Weltenstürze -und neue goldene Weltkugeln geht: was würde es ändern?</p> - -<p>Hinter allem aber (darauf weihe auch dein Glas, sei es nun wirklicher -Goldwein oder bloß Geistestrank) muß zuletzt doch das große -Naturgeheimnis bleiben, mit seinem dunkeln Auge, das immer gleichmäßig -auf uns weilt, das nie zuckt, was sich auch vollziehe. Es muß -jeden einzelnen von uns über kurz oder lang aufnehmen. Stellen -wir ihm auch die Menschheit anheim. <em class="gesperrt">Wenn</em> einer es je einmal zur -Antwort bringt, kann das auch nur in der Linie unendlicher rastloser -Arbeit geschehen. Dann löst diese Arbeit es aber rückwärts für uns -alle mit. In diesem dunkeln Auge des Geheimnisses finden wir uns -alle wieder …</p> - -<p>Das sind Gedanken, die jetzt mit dem Kometen wirklich nicht mehr -zu tun haben, als daß auch sie etwas durch Neptunsweiten schweifen.</p> - -<p>Bleiben wir näher. Sagen wir uns, daß dieses silberne Wölkchen -da oben nun abermals seine 76 Jahre von uns fern weilen wird, uns -so lange aus dem Gesichtskreise verlieren wird.</p> - -<p>Nehmen wir ihn als alten Menschenfreund und alten Menschenkenner,<span class="pagenum"><a id="Page_79">[79]</a></span> -diesen einsamen Weltenwanderer da droben, der schon so viel -mit uns durchgemacht hat, so viel Menschenglauben und Menschentand -hat zerschellen und immer doch (wir hoffen es) etwas saure -Menschenarbeit hat triumphieren sehen. Was wird er finden, wenn -er nach seinen 76 Jahren wiederkehrt?</p> - -<p>Ein Glas dem Problematischen, das doch noch in all unserer -Wissenschaft steckt. Ein Klang der einen großen Wahrheit, daß noch -niemand ganz recht hat; daß noch keine unserer Weltanschauungen -ganz recht haben <em class="gesperrt">kann</em>; und daß zum <em class="gesperrt">Glück</em> noch keine ganz recht -hat. Was wird er finden?</p> - -<p>Wird unsere Naturforschung in 76 Jahren ganz zur äußerlichen -Technik geworden sein, die sich von allen <em class="gesperrt">tiefsten</em> Denkwerten abgelöst -hat? Oder wird sie den Anschluß gefunden haben, der für -ihren höheren Menschheitswert der entscheidende sein muß: an eine -echte idealistische Weltansicht? Oder ist das noch zu früh?</p> - -<p>Werden wir einen neuen Humanismus erhalten, in dem auch die -Naturforschung, die einst vergessen worden war, ihre Stätte findet, -nicht als verrohende Macht, sondern veredelt, geläutert vom humanistischen -Gedanken?</p> - -<p>Und wird dieser erweiterte, verklärte Humanismus nicht beschränkt -bleiben auf die Gelehrtenzelle, sondern eine wärmende Sonne werden -für das ganze Volk?</p> - -<p>Wird in 76 Jahren die Sternwarte, zu der wir jetzt wandern, um -dieses kleine unheimliche Silberfederchen, das da im eisigen Raum -treibt, anzustarren, eine ethische Erziehungsstätte sein?</p> - -<p>Es ist die letzte Strandwelle des alten Glaubens, daß der Komet -etwas prophezeien könne, was in solchen Fragen lebt. Er prophezeit -aber nichts. Nur die Kraft und die Tat und die Arbeit prophezeien. -Als die Menschheit <em class="gesperrt">seine</em> Wiederkehr prophezeite, da war sie bei der -Arbeit, da taten die Dinge einen Ruck, da wurden sie größer.</p> - -<p>Weltuntergang! Wir wollten trinken und küssen, alle Reserven -auftrinken und aufküssen. Es braucht keine Reserven mehr, morgen -ist Weltfeiertag.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Page_80">[80]</a></span></p> - -<p>Und nun soll das alles wieder nichts sein.</p> - -<p>Ja wäre es nicht eigentlich doch eine Wohltat gewesen, diese Stimmung -in der scheußlichen Langeweile unserer Zeit?</p> - -<p>Wir arbeiten so heillos viel, wir haben das Recht, das Arbeiten -auch einmal für einen Greuel zu erklären, zwischendurch.</p> - -<p>Nun will uns die grämliche Wissenschaft auch das wieder nicht erlauben.</p> - -<p>Im elenden Trott sollen wir wieder weiterschuften, immer mit -kleinen Sparrationen, wie Südpolfahrer; Vorsicht, morgen ist noch -ein Tag und die Woche hat noch fünf, hebt Reserven auf, Reserven -für die Enkel und Urenkel.</p> - -<p>Gewiß, auch das läßt sich sagen. Aber zuletzt ist es auch nur der -uralte Kometen-Pessimismus, der selbst damit nicht zufrieden ist, -daß die Welt <em class="gesperrt">nicht</em> untergeht …</p> - -<p>Und schließlich glauben wir doch alle nicht daran, wir Menschen -von 1910, mit unserer Kraft und unserer Sehnsucht.</p> - -<p>Nein. Laßt uns die heilige Kometenstunde (um denn endlich das -darin zu finden, was von je wirklich das Grundgegenteil aller Kometengedanken -gewesen ist) mit einem stillen Glas und vielleicht -einem stillen Kuß auf schöne Lippen dem ewigen Wunder des Gedankens, -der Liebe und der Schönheit weihen, dem unbesiegbaren -Sonnenzauber dieser alten Welt, den keine kalten Sterne jemals -haben bedrohen können.</p> - -<p>Und dann …?</p> - -<p>»Worauf«, spricht ein alter Chronikschreiber, der das letzte Wort -haben mag, (nachdem sie nämlich wieder einmal vergebens auf den -Weltuntergang gewartet hatten) »Worauf alle wieder an ihre -Arbeit gingen, als wenn garnichts geschehen wäre.«</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="h2">Von <em class="gesperrt">Wilhelm Bölsche</em> erschien im gleichen Verlage</p> -</div> - -<p class="title"><span class="title">W. Bölsche, Das Liebesleben in der Natur.</span> Eine Entwickelungsgeschichte -der Liebe. Stark vermehrte und umgearbeitete -Ausgabe. 2 Bde. 30.-35. Tausend. br. à M. 6.–, geb. à M. 7.50</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Neue Weltanschauung</em>: Das bekannteste Werk Bölsches erscheint jetzt -in einer neuen zweibändigen Ausgabe und zu einem wesentlich <em class="gesperrt">ermäßigten</em> -Preise, so daß es auch Kreisen zugänglich wird, denen die dreibändige Ausgabe -zu teuer war. Daß der Verfasser bei der Neuausgabe alle Fortschritte -der Wissenschaft berücksichtigt hat, braucht kaum bemerkt zu werden. Im -Mittelpunkt der ganzen Darstellung steht der Grundgedanke, daß der Mensch -mit seinem ganzen Wesen im Tierreich wurzelt, daß er ein Teil desselben -ist, sich aus ihm im Laufe ungezählter Millionen Jahre historisch entwickelt -hat. Der eigentliche Gegenstand des Buches ist eine allgemeinverständliche -Darstellung der Zeugungs- und Entwickelungsverhältnisse im Tierreich mit -Einschluß des Menschen. Bölsche beschränkt sich dabei nicht darauf, aus der -umfangreichen Fachliteratur die einschlägigen Tatsachen herauszusuchen und -zusammenzustellen, sondern er betrachtet diese Tatsachen lediglich als ein -Gerüst, das seine oft weit ausgreifenden naturphilosophischen, künstlerischen -und ästhetischen Ausführungen stützen soll. Da, wo mitunter – nach Ansicht -gewisser Leute – sogar heikle Dinge berührt werden mußten, läßt der Verfasser -auch den Humor zur Geltung kommen. Es ist gewiß keine leichte -Aufgabe, für ein Laienpublikum eine solche Entwicklungsgeschichte der Fortpflanzung -zu schreiben, und gar ohne Abbildungen.</p> - -<p class="title"><span class="title">W. Bölsche, Die Mittagsgöttin.</span> Roman. 2 Bände. 4. Aufl. -br. M. 7.–, geb. M. 9.–</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Velhagen & Klasings Monatshefte</em>: Ein Werk, reich wie das -Leben selbst, vom frischesten Wirklichkeitshauch durchweht und doch zugleich -von hoher Idealität erfüllt, eine Weltanschauungsdichtung im großen Stil. -Humor und Tragik, Pathos und Pikanterie, Realistik und Romantik, Zartes -und Derbes in buntem Gemenge, in sprießender Fülle. Charakterzeichnungen -von einer Schärfe und Deutlichkeit in jeder Linie und psychologisch so vertieft, -daß sie den Vergleich mit keinen anderen Gebilden der neueren Literatur -zu scheuen haben. Und als Untergrund ein Mosaik von Großstadt- und -Landschaftsschilderungen, in denen sich ebenso glänzend die Akribie des Naturforschers -wie die Stimmungsgewalt des Lyrikers offenbart. Die Farbenpracht -dieser Schilderungen hat etwas Berauschendes; nur hier und da wirkt die -Überfülle des Details ermüdend und verwirrend. Berlin und der Spreewald -bilden den Schauplatz des Romans; was diese packenden Gegensätze an Reiz -und Inhalt bieten, das hat der Dichter so gut wie ausgeschöpft. Inhaltlich -führt der Roman mitten in die Geisteskämpfe der Gegenwart. Seinen Stoff -entnimmt er dem spiritistischen Treiben unserer Tage, aber Bölsche erfaßt den -Gegenstand tief genug, um in dem Werke die gesamten Gegensätze des heutigen -Weltanschauungskampfes widerzuspiegeln. Und dieser Kampf vollzieht sich nicht -in einem Für und Wider von abstrakten Deduktionen, sondern in der Seele einer -bedeutenden Persönlichkeit, die ein leidenschaftliches Streben nach Wahrheit erfüllt.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="h2">Essaybände von Wilhelm Bölsche</p> -</div> - -<p class="title"><span class="title">W. Bölsche, Naturgeheimnis.</span> 8. Tausend. br. M. 5.–, geb. -M. 6.50</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Weserzeitung</em>: Goethe und Haeckel – wie oft hat Bölsche diese beiden -großen Pioniere schon in seiner eigenartigen geistreichen Weise behandelt -und auch im »Naturgeheimnis« bringt er sie wieder zusammen und läßt -uns den Gleichklang vernehmen, der durch das Leben und Streben der -beiden Forscher gegangen. Diesen volltönenden harmonischen Gleichklang, -der aus einer großen Wahrheit hervorschauerte und ständig das Streben der -beiden in wundervollen Rhythmen durchklang – aus der »Grundwahrheit -Goethes von der Einheit der Natur«. »Und in dieser Einheit liegt alles, -auch das Schöne«. Zu neuen Welten sucht Bölsche neue Wege. In jenem -selten gefundenen Gleichbesitz von naturwissenschaftlicher und dichterischer Befähigung -erschließen sich ihm unendliche Weiten zu jenen fernen Weihnachtsinseln -einer glücklicheren Zukunft, wie in den »Visionen auf dem Palatin«, -oder in dem grandiosen »Gespräch mit der Peterskuppel«. Wie die Geheimnisse -ihn dort umstellen, dort »wo so unsagbar viel Menschensehnsucht sich -verblutet« und er sich dann durch alle die Weltirrungen und Wirrungen hindurchfindet -an der Hand der großen Weltlogik und der Naturgesetzlichkeit. -So weiht er schließlich die schönste Kuppel der Erde »einer lichteren Zeit, -freieren Menschen mit reinerem Sinn«, einer ferneren Zeit, da die Forschung -eine religiöse Tat und jeder echte Forscher ein Priester sein wird.</p> - -<p class="title"><span class="title">W. Bölsche, Vom Bazillus zum Affenmenschen.</span> 10. Tausend. -br. M. 5.–, geb. M. 6.–</p> - -<p class="noind"><em class="gesperrt">Aus dem Inhalt</em>: Bazillus-Gedanken – Wenn der Komet -kommt – Das Geheimnis des Südpols – Die Urgeschichte -des Magens – Ein lebendes Tier aus der Urwelt – Der -Affenmensch von Java – Das Märchen des Mars.</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Deutsche Rundschau</em>: Gleicht die wissenschaftliche Forschung dem Abbau -eines Bergwerkes mit edlen Metallen, so entspricht die Arbeit der Popularisierung -derjenigen der Hüttenwerke, in denen man das Metall befreit -von den umgebenden Gestein. Da ist es denn sehr erfreulich, in Wilhelm -Bölsche bei jener vermittelnden Arbeit einen Mann tätig zu wissen, der als -der Freund solcher Gelehrter wie Haeckel nicht nur des Vertrauens, sondern -als Publizist von seltenen Fähigkeiten auch der Liebe seines Publikums -jeder Zeit sicher ist. Der Titel deutet an, in welcher Richtung sich die -Ausführungen bewegen. Den Gedanken einer natürlichen Entwicklung, die -in ununterbrochener Arbeit die höheren Arten langsam aus den niederen -entstehen ließ, jenen großen Gedanken, auf dem unsere gesamte moderne -Naturwissenschaft basiert, möchte auch das vorliegende Buch Wilhelm Bölsches -einem weiteren Kreise verständlich machen. Hier soll gezeigt werden, daß -die ewigen Gesetze des Werdens sich an kleinen und kleinsten Fällen ebensogut -beobachten lassen wie an den gewaltigsten.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="h2">Essaybände von Wilhelm Bölsche. Wille. Emerson</p> -</div> - -<p class="title"><span class="title">W. Bölsche, Hinter der Weltstadt.</span> Friedrichshagener Gedanken -zur ästhetischen Kultur. 4. Taus. br. M. 5.–, geb. M. 6.–</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Deutsche Rundschau</em>: Dieser Band gesammelter Aufsätze und Betrachtungen -beschäftigt sich mit bedeutenden Männern und Erscheinungen des -19. Jahrhunderts, in dem sichtlichen Bestreben, aus der gesamten Natur- -und Geisteswissenschaft dasjenige herauszustellen, was für das 20. Jahrhundert -noch fortwirkende und vielleicht neu begründende Kraft haben dürfte. Das, -worauf der Autor über ähnliche Bestrebungen weg hinaus will, bezeichnet -er als ästhetische Kultur. Ein Zug von Nichtbefriedigtsein mit der Gegenwart, -aber auch von Unverzagtsein der Zukunft gegenüber geht durch die aus diesem -Buche zu uns sprechende Weltanschauung. Der Autor hat sich, wie er im -Vorwort erzählt, aus dem Lärm der Hauptstadt Berlin in die Ruhe des -weit draußen gelegenen Vorortes Friedrichshagen geflüchtet und überschaut -nun von da aus auf seine Weise die Erträge des abgelaufenen Jahrhunderts. -Er beginnt mit Novalis und endet die Reihe mit Fechner, den er gleichsam -als naturwissenschaftliche und naturphilosophische Ergänzung des Dichters -Novalis betrachtet. Dazwischen erscheinen Fontane, Heine, die Gebrüder -Hart, Gerhart Hauptmann, Herman Grimm und die Ebner-Eschenbach. -Seine März-Träumerei und der, wie mir scheint, sehr bemerkenswerte -Aufsatz über die Freien Universitäten zeigen Bölsche in Ideen lebend, die -weit verschieden von denen waren, welche ein Teil der von ihm behandelten -Männer vertrat. Reicher Inhalt und anregende Kraft wohnen den »Friedrichshagener -Gedanken« inne.</p> - -<p class="title"><span class="title">Bruno Wille, Offenbarungen des Wacholderbaums.</span> -Roman eines Allsehers. 5. Tausend. 2 Bände. br. M. 8.–, -geb. M. 10.–</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Friedr. Paulsen</em>: In Goethe waren Philosophie und Poesie eins, ihn -verehrt darum auch unser Verfasser als seinen Schutzpatron. Ich erblicke in -dieser Dichtung ein Anzeichen, daß die neue Fechnersche Naturphilosophie, -wie sie mit der mathematischen Naturwissenschaft in enger Beziehung steht, -so auch mehr ein dauerndes Bündnis zwischen Philosophie und Poesie bedeutet, -als die alte, dem Namen nach spekulative, dem Wesen nach logisch-schematische -Naturphilosophie.</p> - -<p class="title"><span class="title">Ralph Waldo Emerson, Natur und Geist.</span> 2. Tausend. br. -M. 3.–, geb. M. 4.–</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Pädagogisches Jahrbuch</em>: Emerson will, daß wir »uns die Freuden -eines ursprünglichen Verkehrs mit dem Universum sichern«, er möchte uns -zum inneren Schauen verhelfen, und das innere Auge für die Natur öffnen. -Überall wird hinter der Natur und durch die Natur der Geist, das eigentlich -Schöpferische, sichtbar. Mit reichem Tatsachenmaterial sucht er die Zusammenhänge -zwischen realen Dingen und menschlichen Gedanken, die unmittelbare -Abhängigkeit der urwüchsigen Sprache von der Natur, die Umbildung der -Lebenserscheinungen draußen zu Typen des inneren Erlebens nachzuweisen.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="h2">Neue naturwissenschaftlich-philosophische Anschauungen</p> -</div> - -<p class="title"><span class="title">Georg Rothe, Die Wünschelrute.</span> Historisch-theoretische Studie. -br. M. 2.–, geb. M. 2.80</p> - -<p class="recension">Georg Rothe zeigt auf Grund historischer und wissenschaftlicher Forschungen, -daß das Phänomen der Wünschelrute nichts Übernatürliches an sich hat, sondern -lediglich ein Stück Natur ist, dessen Gebiet infolge der ablehnenden -Haltung der Schulwissenschaft noch nicht genügend erforscht ist. Gleichwie -der Hypnotismus heute wissenschaftlich anerkannt und zu Heilzwecken verwendet -wird, so sollte auch die Wünschelrute den Physikern, Physiologen und Psychologen -als Untersuchungsobjekt geeignet erscheinen, um ihre sehr wesentlichen -Erfolge zu erklären und weiter ausnutzen zu können. Rothe gibt die erste -wissenschaftliche Erklärung.</p> - -<p class="title"><span class="title">Wilhelm Fließ, Vom Leben und vom Tod.</span> Biologische -Vorträge. br. M. 2.–, geb. M. 3.–</p> - -<p class="noind"><span class="title">Hans Schlieper, Der Rhythmus des Lebendigen.</span> -br. M. 2.50, geb. M. 3.50</p> - -<p class="recension">Wilhelm Fließ hat auf rein wissenschaftlicher Grundlage zwei neue Naturgesetze -entdeckt, nämlich das Gesetz der zweifachen Periodizität, sowie das der -Doppelgeschlechtigkeit aller Menschen. Sie erklären überzeugend, woher z. B. -das konstante Verhältnis der Überzahl männlicher Geburten kommt, sie weisen -nach, warum Krankheitsbazillen plötzlich erlöschen, z. B. bei Pest und Cholera. -Fast klingt es wie ein Märchen, die neue Entdeckung führt den Nachweis, -daß die Geburten innerhalb einer Familie in engem Zusammenhange mit -den Todestagen der Vorfahren stehen. Schlieper führt die Untersuchungen -im Tierreich weiter.</p> - -<p class="title"><span class="title">Maurice Maeterlinck, Die Intelligenz der Blumen.</span> 3. Taus. -br. M. 4.50, geb. M. 5.50</p> - -<p class="recension"><em class="gesperrt">Über Land und Meer</em>: Der tief in die Geheimnisse der Natur eingeweihte -Dichter legt uns hier mit ebensoviel Liebe und Innigkeit wie Geist -und scharfer Beobachtungsgabe an einer Reihe der merkwürdigsten, erst in -unserer Zeit recht gewürdigten Tatsachen dar, welch ungeheures Maß von -Klugheit, Erfindungsgabe, List, Mut und andern seelischen Eigenschaften in -der ganzen Pflanzenwelt fortwährend gegen die zahlreichen feindlichen Mächte -aufgeboten und betätigt wird, um die Erhaltung der einzelnen Arten durchzusetzen. -Er zeigt uns, daß jede Blume »ihre Idee, ihr System, ihre erworbene -Erfahrung« hat und daß sie zuweilen irre geht in ihren Bestrebungen, -genau wie der menschliche Geist.</p> - -<p class="title"><span class="title">Maurice Maeterlinck, Das Leben der Bienen.</span> 13. Tausend. -br. M. 4.50, geb. M. 5.50</p> - -<hr class="chap" /> - -<p class="center">Gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter transnote" id="tnextra"> - -<p class="h2">Weitere Anmerkungen zur Transkription</p> - -<p>Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.</p> - -<p>Korrekturen:</p> -<div class="corr"> -<p> -S. 21: Menschenlage → Menschenloge<br /> -sonst unsere <a href="#corr021">Menschenloge</a> im All schützen</p> -</div> -</div> - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of Project Gutenberg's Komet und Weltuntergang, by Wilhelm Bölsche - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KOMET UND WELTUNTERGANG *** - -***** This file should be named 61928-h.htm or 61928-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/6/1/9/2/61928/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was -produced from images made available by the HathiTrust -Digital Library.) - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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Information about the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the -mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its -volunteers and employees are scattered throughout numerous -locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt -Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. 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